Filmpodium Programmheft Juli – September 2019 / Programme issue July – September 2019

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1. Juli – 26. September 2019

Billy Wilder Toshiro Mifune

: -Abo o r e m Som chen Kin o 12 W Filme en! 74 k n a 5 Fr für 9


Das Jahresabo für alle in Ausbildung.

RUND 60 FILME FÜR 50 FRANKEN. «Das erste Jahrhundert des Films» im Filmpodium.

Filmstill: Ava, 2017

T 2019 S U G U A . 7 1 13. JULI –


01 Editorial

Wilder Sommer Billy Wilders Karriere begann in Deutschlands Stummfilmära, führte ihn nach der Machtübernahme der Nazis nach Paris und schliesslich nach Hollywood. Er war einer der zahlreichen deutschen und österreichischen Filmschaffenden, die nach dem Zweiten Weltkrieg auch wieder nach Deutschland zurückkehrten oder zumindest -blickten. Mit 32 Titeln ist die Wilder-Retrospektive, die das Filmpodium diesen Sommer zeigt, umfangreich, aber immer noch nicht ganz adäquat. Dass The Emperor Waltz fehlt, in dem Bing Crosby sich als amerikanischer Grammophon-Vertreter durch die Tiroler Alpen jodelt, ist zu verschmerzen. Es gäbe aber noch viele weitere Frühwerke, bei denen Wilder als Koautor mitgewirkt hat, darunter die pfiffige Kästner-Adaption Emil und die Detektive und die Dreieckskomödie Ein blonder Traum, die wir beide unlängst gezeigt haben, sowie Der Teufelsreporter, den Drehbucherstling des ehemaligen Journalisten Wilder, die muntere Filmoperette Ihre Hoheit befiehlt und das teilweise in der U-Bahn angesiedelte Musical Das Blaue vom Himmel; auf diese kommen wir vielleicht ein andermal zurück. Unser zweiter wilder Star des Sommers, Toshiro Mifune, fordert schliess­ lich auch den ihm gebührenden Platz ein. Japans bedeutendster Schauspieler ficht, springt, schiesst und raucht sich bei uns durch 17 Filme, wobei der ­Löwenanteil von Akira Kurosawa stammt; aus verleihrechtlichen und finanziellen Gründen kommen die meisten seiner anderen japanischen Filme – etwa Hiroshi Inagakis Samurai-Trilogie oder Kihachi Okamotos Sword of Doom – für unser Programm leider nicht in Frage. Immerhin beweist Mifune seine schauspielerischen und kampfkünstlerischen Fähigkeiten auch in Terence Youngs Red Sun und John Boormans Hell in the Pacific, und wir zeigen als Premiere seine einzige Regiearbeit, L’héritage des 500 000. Die Dokumentation Mifune: The Last Samurai gibt eine Ahnung von seinen weiteren Filmen, von denen immerhin manche auf Blu-ray oder DVD verfügbar sind. Verfügbarkeit ist auch das Prinzip der Initiative filmo, die im Juni lanciert wurde: Die Solothurner Filmtage und Engagement Migros sind die treibenden Kräfte, die im Verbund mit der Cinémathèque suisse herausragende Schweizer Filme in restaurierter Form und drei Sprachfassungen bereitstellen, damit sie in bestmöglicher Qualität auf VoD-Plattformen oder auch im Kino genossen werden können. Mit Les petites fugues ist diesen Sommer ein erstes Highlight dieses Projekts bei uns zu sehen. Michel Bodmer Titelbild: Some Like It Hot von Billy Wilder


02 INHALT

Billy Wilder

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Five Graves to Cairo (1943), Double Indemnity (1944), Sunset Boulevard (1950), The Big Carnival (1951), The Seven Year Itch (1955), Witness for the Prosecution (1958), Some Like It Hot (1959), The Apartment (1960), One, Two, Three (1961), Irma la Douce (1963), The Front Page (1974) – Billy Wilders stilistisches Repertoire reichte von Siodmak über Lubitsch und Hawks bis zu Hitchcock. Viele seiner Lieblingsthemen hatte er bereits in seinen Drehbüchern zu deutschen Filmen wie Menschen am Sonntag (1930), Der Mann, der seinen Mörder sucht und Der falsche Ehemann (1931) oder Was Frauen träumen (1933) sowie Hollywoodklassikern wie Bluebeard’s Eighth Wife (1938), Midnight (1939) und Ninotchka (1939) angelegt. Eine umfassende Retrospektive. Bild: A Foreign Affair

Toshiro Mifune

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Zum Glück erfüllte sich sein eigent­ licher Berufswunsch nicht, Kameramann zu werden, und so wurde Toshiro Mifune (1920–1997) ab den späten 1940-er Jahren durch seine Leinwandpräsenz, durch seine ausgeprägte Mimik und Gestik und nicht zuletzt durch seine athletische Kampfkunst zum wohl berühmtesten japanischen Schauspieler. Legendär wurde er als Samurai, sein Rollenspektrum war aber viel breiter und reichte vom Geschäftsmann über den Gangster bis zum abgeklärten Arzt. Wir zeigen die schönsten seiner sechzehn Filme unter der Regie von Akira Kurosawa, ausgewählte Filme mit westlichen Regisseuren, aber auch seine einzige eigene Regiearbeit L’héritage des 500 000 und den reich illustrierten Dokumentarfilm Mifune: The Last Samurai. Bild: Mifune: The Last Samurai


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Das erste Jahrhundert des Films: 1969 & 1979

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1969: Dennis Hoppers Easy Rider und John Schlesingers Midnight ­Cowboy hinterfragen den American Dream; Z von Costa-Gavras begründet den modernen Politthriller. Toshio Matsumoto schafft mit Funeral Parade of Roses einen Queer-CinemaKlassiker und Ken Loach wird mit Kes zum Vorkämpfer des britischen Sozial­ realismus. 1979: Ridley Scotts Alien und George Millers Mad Max malen die Zukunft schwarz; Woody Allen erklärt Manhattan seine Liebe und Clemens Klopfenstein in Geschichte der Nacht allen nächtlichen Städten. Volker Schlöndorffs Die Blechtrommel und Monty Python’s Life of Brian kratzen an Mythen und in Yves Yersins Les petites fugues hebt ein kleiner Knecht ab. Bild: Alien

Keller im Kino

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Zum 200. Geburtstag von Gottfried Keller vier sehr unterschiedliche Verfilmungen und eine Komödie über einen Keller-Fan auf Abwegen.

Filmpodium für Kinder: Arrietty 44 Mit lebensechten Figuren und wunderbar detaillierten Hintergründen erschafft Hiromasa Yonebayashi eine fantastische Welt, in der sich ein winziges Mädchen und ein Menschenjunge anfreunden. Bild: Arrietty

Einzelvorstellungen 30 J. Seminar für Filmwissenschaft: 41 Palaver, Palaver und Auf Streife Zwei Blicke auf Theo Angelopoulos: Die Ewigkeit und ein Tag 42 Geschichten vom Kübelkind 43



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Billy Wilder Billy Wilder, 1906 als Samuel Wilder in Galizien geboren und von seiner anglophilen Mutter zunächst «Billie» gerufen, hatte sich schon in Deutsch­­land einen Namen als Drehbuchautor zahlreicher Filmoperetten, Schwänke und Komödien gemacht, ehe er nach der Machtüber­nahme der Nazis via Frankreich in die USA emigrierte und in Hollywood eine neue Karriere begann. Ob Screwball Comedy oder Film noir, Melodrama oder Satire, Wilders Werke zeichneten sich stets durch Scharfsinn, Witz und einen illusionslosen Blick auf seine Mitmenschen aus. In Interviews erzählte Billy Wilder oft, wie lange er und seine Koautoren an den Dialogen feilten, damit sie präzise zur Abmessung der Räume passten, in denen die jeweilige Szene gedreht wurde. Die Frage, ob eine Figur fünf oder sechs Schritte brauchte, um bis zum Tisch oder zur Tür zu gelangen, bestimmte darüber, wo die Pointen gesetzt wurden. Auch kurze Pausen für die Lacher plante dieser Feinmechaniker des sarkastischen Humors bereits akribisch ein. Komik war bei ihm jedoch nicht nur eine Frage der Technik, sondern des Temperaments. Wilder schien nie um ein Bonmot, um die treffende Replik verlegen. Kein anderer Filmemacher besass wie er die Gabe, aus dem Stegreif witzig zu sein. Im Leben stellte er zuverlässig jene Schlagfertigkeit unter Beweis, mit der er insbesondere die Nebenfiguren seiner Filme grosszügig ausstattete. Nach dem Krieg war er in Deutschland als Colonel der Abteilung für Psychologische Kriegsführung für die Umerziehung der einstigen «Herrenrasse» zuständig. Als er die Aufführung der Passionsspiele in Oberammergau freigeben sollte, stellte er eine Bedingung: «Aber nur, wenn Sie echte Nägel verwenden!» Dieser agile Spott sollte ihn, dessen Angehörige in Auschwitz ermordet wurden, auch nicht verlassen, als er sich 1948 in A Foreign Affair mit den Altlasten des Dritten Reichs auseinandersetzte. Und als im August 1961, mitten während der Dreharbeiten zu One, Two, Three, in Berlin die Mauer errichtet wurde, reagierten er und sein Koautor I. A. L. Diamond stehenden Fusses und entwickelten zündende Gags aus der neu entstandenen geopolitischen Situation. Der legendäre Stakkato-Rhythmus des Films verrät, wie bereitwillig sich der Filmexilant Wilder, schon aus Furcht vor Langeweile, dem amerikanischen Mobilitätsdrang unterwerfen konnte.

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Spannend: Double Indemnity > Ätzend: Sunset Boulevard Reizend: The Seven Year Itch


06 Amüsierte Assimilation Sein Kino ist unerbittlich geistesgegenwärtig. Es war für ihn eine Überlebenskunst. Wilder, im damals österreichischen Sucha aufgewachsen, wurde geprägt vom Klima moralischer und politischer Ungewissheit, das im Wien der Vorkriegszeit und im Berlin der Weimarer Republik herrschte. Er fing als Journalist an und zeigte sich in seinen frühen Drehbüchern als wacher Zeitgenosse. In rastlosem Tempo schrieb er Reporterfilme, Verwechslungskomödien, Filmoperetten und Grotesken, deren Rhythmus von der Grossstadt Berlin vorgegeben wird. In Menschen am Sonntag verdichten Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer und er den Trubel der Metropole auf einen einzigen Tag. Der halbdokumentarische Erzählstil nimmt den italienischen Neorealismus um gut ein Jahrzehnt vorweg. Auch auf Wilders Hollywoodarbeiten weisen diese Drehbücher voraus: Sein erster Tonfilm Der Mann, der seinen Mörder sucht liefert einen flotten Vorgeschmack auf die Gangsterkomödie Some Like It Hot und zugleich auf Double Indemnity und The Fortune Cookie, wo er den Versicherungsbetrug zur schönen Kunst erhebt. Als das Lachen aus Deutschland vertrieben wurde, brauchte Wilder nicht lange, um in den USA seinen Witz in angelsächsischen «wit» zu verwandeln. Die neue, unbekannte Sprache meisterte Wilder wie kein zweiter Film­ emigrant. Während Fritz Lang aus den Comic Strips Englisch lernte, sog er es wie ein trockener Schwamm aus dem Radio auf. Eine amüsierte Neugierde gegenüber amerikanischen Sprachmustern sollte er nie ganz ablegen. Im Gegenzug war der Argwohn seiner neuen Landsleute gegenüber Raffinement und Kultiviertheit eine Herausforderung, die er vergnügt annahm. Die Dialoge, die er mit seinen besten Koautoren, dem Ostküsten-Literaten Charles Brackett und dem aus Rumänien stammenden I. A. L. Diamond, schrieb, sind derart geschliffen, dass sie sich sogar gegen die Widrigkeiten der Synchronisation gefeit erweisen sollten. Die Komik entsteht bei ihm nicht aus der Tücke des Objekts, sondern aus der Pfiffigkeit, mit der sich seine Figuren diese zunutze machen. Die Frage der Identität hängt bei Wilder stets von den passenden Requisiten ab. Was Jack Lemmon in The Apartment allein mit einem Nasenspray anfängt, ist ein Kabinettstück erzählerischer Ökonomie. Über Jahrzehnte hinweg entwickelte Wilder die Erzählmöglichkeiten gewisser Accessoires kontinuierlich weiter – man denke nur an die zahllosen Diktiergeräte in seinen Filmen oder an das aufreizende Fusskettchen Barbara Stanwycks aus Double Indemnity, das später Audrey Hepburn in Love in the Afternoon als Instrument der Verführung dienen wird. Dieser variationsreiche Einfallsreichtum hebt sie über den Status reiner Selbstzitate hinaus: Sie werden zu Koordinaten eines filmischen Universums mit denkbar vielen Berührungspunkten zur Wirklichkeit.


07 Korrumpierte Arglosigkeit Schon seine ersten Drehbücher in Hollywood zeigen, wie fasziniert Wilder von der Unbekümmertheit seiner neuen Heimat ist. Er unterzieht die Ideale und das Demokratieverständnis seiner Landsleute einer burlesken Revision. Beim Sezieren amerikanischer Sitten lässt er allerdings bemerkenswerte Nachsicht walten angesichts von Korruption, Opportunismus und Schwindelei. Der muntere Eifer seiner Helden scheint ihm tugendhaft genug. Das atem­ beraubende Tempo lässt ohnehin wenig Zeit für Skrupel. Die Mischung aus Entlarvung und Komplizenschaft macht Wilder neben Preston Sturges zur unentbehrlichen Opposition gegen den Patriotismus Frank Capras. Listig kehrt er dessen ethische Topografie um: Während Capra aufrechte, vertrauensselige Kleinstädter antreten lässt gegen Zynismus und Verworfenheit der Grossstadt, gibt es bei Wilder für Naivität kein Pardon. Zumeist hintergehen seine Protagonisten die anderen; ohne moralische Maskerade lässt sich die Erfolgsleiter nicht erklimmen. Die vorgetäuschten Gefühle entpuppen sich indes oft als wahrhaftig, das Leben in der Lüge mündet im Entdecken einer verleugneten Sehnsucht. Wilders Betrüger wachsen auf tragikomische Weise in ihre Rolle hinein. Diese Läuterung vollzieht sich meist über die Demütigung, oft aber auch als märchenhafte Verwandlung – ein romantischer Zug, der sich von ­Ninotchka und Midnight über Sabrina bis Avanti! durch sein ganzes Werk zieht. Nicht von ungefähr kehrt er dabei wie sein Lehrmeister Ernst Lubitsch regelmässig an europäische Schauplätze zurück. Dort erlöst er die Puritaner, indem er ihnen Lektionen in Leichtlebigkeit und Unmoral erteilt. Fast jede seiner Komödien handelt von Untreue. Der alte Kontinent ist in seinen Komödien ein Garant der romantischen Rehabilitierung. Auf die verzückte Ent­ deckung «Italien ist kein Land, sondern ein Gefühl!» weiss der bigotte Industriellensohn Jack Lemmon in Avanti! bald kein Gegenargument mehr. Seine späten Meisterwerke The Private Life of Sherlock Holmes und Avanti! sind vergnügt-melancholische Studien über Diskretion und Takt. Mit ihnen tritt er endgültig das Erbe Lubitschs an, für den Manieren, Anmut und Stil stets auch moralische Kategorien waren. Wilder misstraute den Gereimtheiten der Happy Ends. Seine besten Komödien schlagen auch nach der Abblende noch ironische Widerhaken: Unweigerlich fragt man sich, welch böses Erwachen es am Morgen danach geben könnte. Gerhard Midding

Gerhard Midding arbeitet als freier Filmjournalist in Berlin.


> Was Frauen träumen.

> Midnight.

> Der Mann, der seinen Mörder sucht.

> Bluebeard’s Eighth Wife.

> Mauvaise graine.

> The Major and the Minor.


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Billy Wilder

MENSCHEN AM SONNTAG Deutschland 1930

DER MANN, DER SEINEN MÖRDER SUCHT Deutschland 1931

«Eines der zauberhaftesten ‹Kollektivdebüts› der Filmgeschichte: Edgar G. Ulmer, Fred Zinnemann, Robert Siodmak und sein später als Szenarist hervortretender Bruder Curt führten zu unterschiedlichen Anteilen Regie, die Siodmak-Brüder zeichneten zusammen mit dem 23-jährigen Billie (später: Billy) Wilder für das Drehbuch. Beschrieben wird die wunderbare Leichtigkeit eines Ber­ liner Sonntags im Hochsommer, an dem zwei Freunde und zwei Freundinnen, von Kopf bis Fuss auf Vergnügen eingestellt, zum Baden an den Wannsee fahren. Die Kamera beobachtet die Techtelmechtel (und vieles mehr) mit dokumentarischer Lust, die Stimmung ist bald ausgelassen, bald melancholisch. » (Andreas Furler, Filmpodium, April/Mai 2007)

Hans Herfort will Selbstmord begehen, bringt es jedoch nicht über sich. Da kommt ihm der Einbrecher Kuttlapp gerade recht. Der schliesst mit ihm einen Mordvertrag ab und will ihn bis zum nächsten Mittag abmurksen. Diverse Versuche schlagen aber fehl; Herfort verliebt sich inzwischen in die fesche Kitty und will nun nicht mehr sterben. «Was für ein frecher, kecker, dreister Film! (...) Dieses Thema des vergeblichen Selbstmordes hat Billy Wilder in seinen Filmen immer wieder abgewandelt (z. B. The Apartment, Buddy Buddy). Eine turbulente Kriminalgroteske, bei der das Lachen allerdings im Halse stecken bleibt.» (Falk Schwarz, filmportal.de, 23.3.2017) Erhalten ist nur die Kurzfassung des Films mit dem Titel Jim, der Mann mit der Narbe.

74 Min / sw / DCP / Stummfilm, d Zw’titel // REGIE Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer, Curt Siodmak, Fred Zinnemann //

53 Min / sw / DCP / D // REGIE Robert Siodmak // DREHBUCH

DREHBUCH Billy Wilder // KAMERA Eugen Schüfftan //

Billy Wilder, Ludwig Hirschfeld, Curt Siodmak, Robert Siod-

SCHNITT Robert Siodmak // MIT Erwin Splettstösser (Taxi-

mak, nach einem Bühnenstück von Ernst Neubach // KA-

fahrer), Brigitte Borchert (Schallplattenverkäuferin), Wolf-

MERA Konstantin Tschet, Otto Baecker // MUSIK Friedrich

gang von Waltershausen (Weinhändler), Christl Ehlers (Man-

Hollaender, Franz Waxman // SCHNITT Viktor Gertler // MIT

nequin), Annie Schreyer (Annie, die Daheimgebliebene).

Heinz Rühmann (Hans Herfort), Lien Deyers (Kitty), Raimund Janitschek (Otto Kuttlapp).

SO, 7. JULI | 18.15 UHR LIVE-BEGLEITUNG: GÜNTER A. BUCHWALD, FREIBURG

WAS FRAUEN TRÄUMEN Deutschland 1933

DER FALSCHE EHEMANN Deutschland 1931 Peter Hannemann, Hersteller und glückloser Verkäufer des Schlafmittels «Somnolin», ist ein lethargischer Langweiler, dessen frustrierte Frau Ruth mit dem exotischen Geiger Tartakoff lieb­ äugelt; sein Zwillingsbruder Paul ist ein wirbliger Weltbürger, der im Engadin das Hotel Helvetia führt. Als Paul von einem überheblichen Millionär um seine Stelle gebracht wird, fährt er nach Berlin, um Peters Leben und Ehe auf Zack zu bringen. Schon bald finden sich alle Akteure in St. Moritz wieder, wo sich die Ereignisse überstürzen. Rollentausch, Verwechslungen, (möglicher) Ehebruch über Kreuz, Kapitalismussatire – viele Motive, die in Wilders späteren Filmen wiederkehren, sind hier schon angelegt. (mb)

Nachtclubsängerin Rina Korff ist Kleptomanin und stibitzt mit einem simplen Trick Edelsteine bei Zürcher Juwelieren. Ihr heimlicher Verehrer Levassor beschattet sie und begleicht jeweils die Verluste der Beklauten. Dennoch ist die Polizei Rina auf den Fersen. Auch der Parfumhersteller König hat sich in Rina verliebt und will sie vom Stehlen abbringen. Levassor hat andere Pläne ... Nora Gregor (La règle du jeu) brilliert als charmante Diebin, um die zwei gegensätzliche Männer kämpfen und die auf Claudette Colberts Figur in Midnight vorausweist. Peter Lorre spielt den glücklosen Kommissar Füssli, der Rina fassen will, um endlich seinem überheblichen Kollegen Kleinsilber Paroli zu bieten. Als der Film 1933 ins Kino kam, wurden Billy Wilder und andere jüdische Mitwirkende im Vorspann schon nicht mehr aufgeführt. (mb)

85 Min / sw / 35 mm / D // REGIE Johannes Guter // DREHBUCH Billy Wilder, Paul Frank // KAMERA Carl Hoffmann,

81 Min / sw / 35 mm / D // REGIE Géza von Bolváry // DREH-

Bernhard Wentzel // MUSIK Norbert Glanzberg // SCHNITT

BUCH Billy Wilder, Franz Schulz // KAMERA Willy Goldberger

Nikolaus Mick // MIT Johannes Riemann (Peter Hannemann/

// MUSIK Robert Stolz // SCHNITT Käthe Kopitzke // MIT

Paul Hannemann), Maria Paudler (Ruth, Peters Frau), Gustav

Nora Gregor (Rina Korff), Gustav Fröhlich (Walter König),

Waldau (H. H. Hardegg), Jessie Vihrog (Ines, seine Tochter),

Otto Wallburg (Kleinsilber), Peter Lorre (Füssli), Kurt Horwitz

Tibor von Halmay (Maxim Tartakoff).

(Levassor).


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Billy Wilder

MAUVAISE GRAINE Frankreich 1934 Dem verwöhnten Pariser Arztsohn Henri wird das Auto gestohlen und Papa will ihm kein neues kaufen. Als er seinen Wagen zufällig erblickt, fährt er damit los und wird von den Autodieben für einen Rivalen gehalten. Bald macht Henri mit den Ganoven gemeinsame Sache, auch weil er sich in ihren hübschen Lockvogel Jeannette verliebt hat. Nach der Flucht aus Nazi-Deutschland machten Wilder, Franz Wachsmann und andere deutsche Filmschaffende in Frankreich Station, ehe sie nach Hollywood auswanderten. Seine erste Koregie übernahm Wilder bei diesem buchstäblich rasanten Vorläufer von Gone in 60 Seconds und «machte Nouvelle Vague, ein Vierteljahrhundert, bevor man dafür einen schicken Namen erfand», wie er sagte. (mb) 73 Min / sw / DCP / F // REGIE Billy Wilder, Alexandre Esway // DREHBUCH Billy Wilder, Jan Lustig, Max Kolpé // KAMERA Paul Cotteret, Maurice Delattre // MUSIK Allan Gray, Franz Waxman // MIT Danielle Darrieux (Jeannette), Pierre Mingand (Henri Pasquier), Raymond Galle (Jean-la-Cravate), Paul ­Escoffier (Dr. Pasquier), Michel Duran (Bandenchef), Jean Wall (Zebra).

BLUEBEARD’S EIGHTH WIFE USA 1938 Der amerikanische Multimillionär Michael erobert Nicole, die Tochter einer verarmten französischen Adelsfamilie. Kurz vor der Hochzeit erkennt die Braut, dass Michael schon siebenmal verheiratet war, und macht ihm die Hölle heiss. In seinen ersten Jahren in Hollywood etablierte sich Wilder als Drehbuchautor, hier erstmals bei seinem Idol Lubitsch. Den «culture clash» von alter und neuer Welt zelebrierten die beiden emigrierten Europäer genüsslich. (mb) 85 Min / sw / 35 mm / E/d/f // REGIE Ernst Lubitsch // DREHBUCH Charles Brackett, Billy Wilder, nach dem Theaterstück von Alfred Savoir // KAMERA Leo Tover // MUSIK Werner R. Heymann, Friedrich Hollaender // SCHNITT William Shea //

nicht und taucht unter in der hiesigen Hautevolee, wo sie sich als Baronin Czerny durchzumogeln versucht. Der Millionär Flammarion durchschaut sie, heuert Eve aber an, um eine Affäre seiner Gattin zu sabotieren. Claudette Colbert, Don Ameche und ein erstaunlich lustiger John Barrymore machen diesen leider etwas vergessenen Film zu einem Riesenspass. Zeit für eine Wiederentdeckung! (mb) 94 Min / sw / 35 mm / E/d // REGIE Mitchell Leisen // DREHBUCH Charles Brackett, Billy Wilder, nach einer Story von ­Edwin Justus Mayer, Franz Schulz // KAMERA Charles Lang jr. // MUSIK Friedrich Hollaender // SCHNITT Doane Harrison // MIT Claudette Colbert (Eve Peabody/Baronin Czerny), Don Ameche (Tibor Czerny/Baron Czerny), John Barrymore (Georges Flammarion), Mary Astor (Helene Flammarion), Francis Lederer (Jacques Picot), Elaine Barrie (Simone).

NINOTCHKA USA 1939 «Ein abgebrühter adeliger Lebemann in Paris verliebt sich in eine politische Kommissarin aus der noch jungen Sowjetunion, die nach vielen Widerständen seinem Charme und dem der kultivierten bourgeoisen Zivilisation des Westens erliegt.» (Lexikon des int. Films) «Erkennt man, dass es sich in diesem Film nicht um die Wirklichkeit handelt (…), sondern dass die Lust am Dasein die frohe Botschaft von Ninotchka ausmacht, dann wird man seinen heitersten Spass an diesem Film haben. (…) Die ­Autoren haben zugleich eine Satire auf die Mythisierung dieser Schauspielerin geschrieben, die mitzutragen Greta Garbo ihrerseits geistvoll genug war.» (Martin Schlappner, NZZ, 23.12.1983) 110 Min / sw / 35 mm / E+Russ/d/f // REGIE Ernst Lubitsch // DREHBUCH Charles Brackett, Billy Wilder, Walter Reisch, nach einer Erzählung von Melchior Lengyel // KAMERA ­William Daniels // MUSIK Werner R. Heymann // SCHNITT Gene Ruggiero // MIT Greta Garbo (Ninotchka/Nina Ivanovna Yakushova), Melvyn Douglas (Graf Léon d’Algout), Ina Claire (Grossfürstin Swana), Sig Rumann (Michael Simonovitch ­Iranoff), Felix Bressart (Buljanoff).

MIT Claudette Colbert (Nicole de Loiselle), Gary Cooper (Michael Brandon), Edward Everett Horton (Marquis de Loiselle), David Niven (Albert de Regnier).

THE MAJOR AND THE MINOR USA 1942

MIDNIGHT USA 1939 Abgebrannt flieht die Revuetänzerin Eve in glitzernder Abendrobe nach Paris, wo sich der Taxifahrer Czerny ihrer annimmt. Sie dankt es ihm

Eine von New York enttäuschte Kosmetikerin verkleidet sich als Zwölfjährige, um die Rückfahrt in ihren Heimartort bezahlen zu können. Unterwegs wird sie zum Schützling eines ahnungslosen Majors, der sie mit an die Kadettenschule nimmt. Billy Wilders Debüt als Hollywoodregisseur.


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Billy Wilder «Ziemlich unwiderstehlich: Ginger Rogers macht ihre Sache sehr gut, indem sie sexuelle Provo­ kation und sittsame Unschuld miteinander verquickt.» (Tom Milne, Time Out Film Guide)

bende Schnappfalle.» (Pauline Kael, 5001 Nights at the Movies, Marion Boyars 1993) 107 Min / sw / Digital HD / E/d // REGIE Billy Wilder // DREHBUCH Billy Wilder, Raymond Chandler, nach dem Roman von

100 Min / sw / DCP / E/f // REGIE Billy Wilder // DREHBUCH

James M. Cain // KAMERA John F. Seitz // MUSIK Miklós

Charles Brackett, Billy Wilder, nach einem Theaterstück

Rózsa // SCHNITT Doane Harrison // MIT Barbara Stanwyck

von Edward Childs Carpenter, und einer Kurzgeschichte von

(Phyllis Dietrichson), Fred MacMurray (Walter Neff), Edward

Fannie Kilbourne // KAMERA Leo Tover // MUSIK Robert

G. Robinson (Barton Keyes), Porter Hall (Mr. Jackson), Jean

­Emmett Dolan // SCHNITT Doane Harrison // MIT Ginger

Heather (Lola Dietrichson), Tom Powers (Mr. Dietrichson).

­Rogers (Susan Kathleen «Su-Su» Applegate), Ray Milland (Major Philip Kirby), Rita Johnson (Pamela Hill), Diana Lynn (Lucy Hill), Robert Benchley (Albert Osborne).

THE LOST WEEKEND USA 1945

FIVE GRAVES TO CAIRO USA 1943 Mitten in Rommels Afrikafeldzug gerät ein britischer Soldat durch Zufall in die Situation, dass er sich dem Feldmarschall gegenüber als deutscher Spion ausgeben muss. In dieser gefährlichen Maskerade versucht er Informationen zu ergattern, die den Briten helfen, den deutschen Vormarsch zu stoppen. «Das Drehbuch von Wilder und Brackett ist straff und intelligent, doch die wahren Stärken des Films liegen in Kameramann John F. Seitz’ tollen Aufnahmen des Hotels und der Wüste und Erich von Stroheims erneutem Auftritt als ‹Mann, den man zu hassen liebt›, hier Rommel.» (Geoff Andrew, Time Out Film Guide)

Don Birnam, ein New Yorker Möchtegern-Schriftsteller, hat seine Trunksucht angeblich überwunden, ist ihr in Tat und Wahrheit aber hoffnungsloser denn je verfallen. Ein endloses Wochenende lang kämpft er gegen seine Abhängigkeit und lässt keinen Trick aus, um sich der Kontrolle seines enervierten Bruders und seiner nachsichtigen Verlobten zu entziehen. «Bis zu The Lost Weekend waren Trunkenbolde in Hollywoodfilmen meistens Witzfiguren, mehr oder weniger liebenswerte Possenreisser. (...) Wilder und Brackett drehten Hollywoods erste erwachsene, intelligente, erbarmungslose Darstellung von Alkoholismus.» (Philip Kemp, in: 1001 Filme, Ed. Olms 2007) 101 Min / sw / Digital HD / E/d // REGIE Billy Wilder // DREHBUCH Charles Brackett, Billy Wilder, nach dem Roman von

96 Min / sw / 35 mm / E+D // REGIE Billy Wilder // DREHBUCH

Charles R. Jackson // KAMERA John F. Seitz // MUSIK Miklós

Billy Wilder, Charles Brackett, nach einem Theaterstück von

Rózsa // SCHNITT Doane Harrison // MIT Ray Milland (Don

Lajos Biro // KAMERA John F. Seitz // MUSIK Miklós Rózsa //

Birnam), Jane Wyman (Helen St. James), Phillip Terry (Wick,

SCHNITT Doane Harrison // MIT Franchot Tone (Corporal John

Dons Bruder), Howard da Silva (Nat, der Barkeeper), Doris

J. Bramble), Anne Baxter («Mouche»), Erich von Stroheim

Dowling (Gloria), Frank Faylen (Bim Nolan).

(Feldmarschall Erwin Rommel), Akim Tamiroff (Farid), Fortunio Bonanova (General Sebastiano), Peter van Eyck (Lt. Schwegler).

DOUBLE INDEMNITY USA 1944 Die schöne Phyllis Dietrichson überredet den arglosen Versicherungsvertreter Walter Neff, erst eine hohe Lebensversicherung für ihren Gatten abzuschliessen und diesen dann gemeinsam zu töten. Die Versicherungsgesellschaft wird jedoch misstrauisch und beauftragt Neffs besten Freund Barton Keyes mit der Aufklärung des Falls. «Stanwycks Platinblondine Phyllis ist vielleicht die am besten gespielte und fesselndste von all den luderhaften, kaltblütigen Femmes fatales des Film-noir-Genres. Mit ihrem frechen Blick, ihrem höhnisch grinsenden, verschminkten und dick wirkenden Mund und ihren strategisch zur Schau gestellten Beinen ist sie eine le-

A FOREIGN AFFAIR USA 1948 Eine puritanische amerikanische Kongressabgeordnete soll im zerstörten Berlin der Nachkriegszeit die Moral amerikanischer Besatzungstruppen untersuchen und kommt einer deutschen Barsängerin auf die Spur, die einst in höchsten Nazizirkeln verkehrte und nun – gegen gute Schwarzmarktware – für die ausserdienstlichen Vergnügen eines US-Offiziers besorgt ist. «Eine witzige Satire (...). Der Humor, der sich für ein solches Thema anbietet, ist hier ausgesprochen bissig (...). Dabei gelingt es Brackett und Wilder, unter der spassigen Oberfläche menschliche Schwächen blosszulegen und bis zu einem gewissen Grad auch die Verbitterung der Besiegten in den besetzten Gebieten durchscheinen zu lassen.» (Variety Movie Guide 2001)


> The Spirit of St. Louis.

> Witness for the Prosecution.

> One, Two, Three.

> Kiss Me, Stupid.

> Irma la Douce.

> Avanti!.


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Billy Wilder 116 Min / sw / Digital HD / E/d // REGIE Billy Wilder // DREH-

111 Min / sw / 35 mm / E/d/f // REGIE Billy Wilder // DREH-

BUCH Charles Brackett, Billy Wilder, Richard L. Breen,

BUCH Billy Wilder, Lesser Samuels, Walter Newman //

­Robert Harari, nach einer Vorlage von David Shaw // KAMERA

­KAMERA Charles B. Lang Jr. // MUSIK Hugo Friedhofer //

Charles Lang jr. // MUSIK Friedrich Hollaender // SCHNITT

SCHNITT Doane Harrison, Arthur Schmidt // MIT Kirk

Doane Harrison // MIT Marlene Dietrich (Erika von Schlütow),

­Douglas (Charles Tatum), Jan Sterling (Lorraine Minosa), Bob

Jean Arthur (Phoebe Frost), John Lund (John Pringle), Millard

Arthur (Herbie Cook), Porter Hall (Jacob Q. Boot), Frank Cady

Mitchell (Rufus J. Plummer), Peter von Zerneck (Birgel).

(Mr. Federber), Richard Benedict (Leo Minosa).

SUNSET BOULEVARD

STALAG 17

USA 1950

USA 1953

Eine alternde, einst gefeierte Stummfilmdiva ist besessen von ihrem Wunsch nach einem Comeback und bringt einen jungen, verschuldeten Hollywood-Drehbuchautor dazu, ein von ihr geschriebenes Drehbuch zu überarbeiten. Als sie sich in ihn verliebt, ist dies nur der Anfang vom Ende einer Katastrophe. «Dieses Drama ist einer von Wilders besten Filmen und gewiss die schwärzeste Wunden aufkratzende Rechenschaftsablegung, die Hollywood hervorgebracht hat. (…) Die Darstellung der Figuren ist angemessen schäbig, die Regie äusserst präzis, die Kamera passenderweise ‹noir› – und das denkwürdig säuerliche Drehbuch lässt das bittersüsse Echo des Goldenen Zeitalters von Tinseltown wieder erklingen.» (Geoff Andrew, Time Out Film Guide)

Als im Nazi-Stammlager 17 diverse Fluchtversuche amerikanischer Kriegsgefangener fatal fehlschlagen, kommen die Übriggebliebenen zum Schluss, dass einer von ihnen ein Verräter ist. Der Schwarzhändler Sefton wird verdächtigt, schikaniert und ausgegrenzt. «William Holden gewann mit seiner hyperangespannten Verkörperung des schlauen, zynischen Schufts, der sich zum Helden mausert, nicht nur an Beliebtheit, sondern auch den Oscar als Bester Darsteller. (...) Selbst die Bandbreite der Verzweiflung, die er in Sunset Boulevard an den Tag legte, hatte das Publikum nicht vorbereitet auf die harschen Ecken und Kanten und die typisch amerikanische Macho-Energie, die er in dieser Rolle zeigte und die den Parts ähnelt, die Bogart in den frühen 40er-Jahren zu neuem Starruhm verhalfen.» (Pauline Kael)

110 Min / sw / Digital HD / E/d // REGIE Billy Wilder // DREHBUCH Billy Wilder, Charles Brackett, D. M. Marshman jr. //

116 Min / sw / Digital HD / E/d // REGIE Billy Wilder // DREH-

KAMERA John F. Seitz // MUSIK Franz Waxman, Johann Se-

BUCH Billy Wilder, Edwin Blum, nach dem Bühnenstück von

bastian Bach, Richard Strauss // SCHNITT Arthur Schmidt,

Donald Bevan, Edmund Trzcinski // KAMERA Ernest Laszlo //

Doane Harrison // MIT William Holden (Joe Gillis), Gloria

MUSIK Franz Waxman (ungenannt) // SCHNITT George

Swanson (Norma Desmond), Erich von Stroheim (Max von

­Tomasini // MIT William Holden (Sgt. J. J. Sefton ), Don T ­ aylor

Mayerling), Nancy Olson (Betty Schaefer), Fred Clark

(Lt. James Dunbar), Otto Preminger (Oberst von Scherbach),

(Sheldrake), Lloyd Gough (Morino), Jack Webb (Artie Green).

Robert Strauss (Sgt. Stanislaus «Animal» Kuzawa ), Harvey Lembeck (Sgt. Harry Shapiro ), Richard Erdman (Sgt. «Hoffy»

THE BIG CARNIVAL/ACE IN THE HOLE USA 1951 Der Journalist Charles Tatum hat seinen Job bei einer grossen Zeitung verloren und ist in der Provinz gestrandet. Ungeduldig wartet er auf eine neue Chance und wittert sie, als ein Amateurarchäologe in einer Höhle verschüttet wird. Zwar könnte man ihn in wenigen Stunden befreien; aber mithilfe des korrupten Sheriffs verzögert Tatum die Aktionen und kompliziert sie, um sechs Tage lang «exklusiv» über das Unglück berichten und es ausschlachten zu können. The Big Carnival ist ein ebenso zynischer wie brillanter Angriff des ehemaligen Reporters Wilder auf die Sensationsmache der Presse und die Sensationsgier ihrer Leser. Damals warf man dem Filmemacher Geschmacklosigkeit vor; heutzutage mutet das bloss realistisch an. (mb)

Hoffman), Peter Graves (Sgt. Frank Price ).

SABRINA USA 1954 «Bogart spielt den kaltherzigen Tycoon Linus, dessen einziger Lebensgefährte das ‹Wall Street Journal› ist. Holden gibt seinen liederlichen Bruder David und die Hepburn verkörpert Sabrina, die Tochter des Chauffeurs. Ja, Sie haben es erraten: David spielt mit ihr herum, sie macht einen Selbstmordversuch, wird nach Frankreich in einen Kochkurs geschickt, kommt zurück und erweicht Linus’ Herz, dieweil David am Ende im Aufsichtsrat sitzt. (...) Eine Aschenputtelgeschichte, die auf den Kopf gestellt wird, eine Satire über den Zusammenbruch von Klassen- und Gefühlsschranken (die hier hübsch mittels Fenster- und Glassymbolen dargestellt werden) und eine Kon-


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Billy Wilder frontation der Gefühllosigkeit der Neuen Welt mit der Menschlichkeit der Alten Welt.» (Adrian Turner, Time Out Film Guide) 113 Min / sw / Digital HD / E/d // REGIE Billy Wilder // DREHBUCH Billy Wilder, Samuel Taylor, Ernest Lehman, nach ­einem Bühnenstück von Samuel Taylor // KAMERA Charles Lang Jr. // MUSIK Friedrich Hollaender // SCHNITT Arthur Schmidt // MIT Humphrey Bogart (Linus Larrabee), Audrey

aus als der Titel der Romanvorlage, ‹Ariane›. Alles dreht sich um eine Romanze in Paris, bevor die Nacht hereinbricht, und Audrey Hepburn und Gary Cooper sind die Beteiligten. Unter Wilders abwechselnd feinfühliger, fröhlicher und liebevoller Regie und mit Maurice Chevalier, der eine packende Darbietung als Privatdetektiv mit Spezialgebiet ‹amour› hinlegt, bietet diese Produktion viel Reiz und Freude.» (Variety Movie Guide)

Hepburn (Sabrina Fairchild), William Holden (David Larrabee), Walter Hampden (Oliver Larrabee), John Williams (Thomas

130 Min / sw / Digital HD / E/d // REGIE Billy Wilder // DREH-

Fairchild), Martha Hyer (Elizabeth Tyson).

BUCH Billy Wilder, I. A. L. Diamond, nach dem Roman «Ariane» von Claude Anet // KAMERA William C. Mellor // SCHNITT ­Léonide Azar, Chester W. Schaeffer // MIT Gary Cooper (Frank

THE SEVEN YEAR ITCH USA 1955 «In der Sommerhitze von New York verdreht eine grenzenlos naive, aber ungemein aufreizende junge Nachbarin einem Strohwitwer so gehörig den Kopf, dass ihm die erotischen Fantasien wilde Streiche zu spielen beginnen. Die Verfilmung eines Broadwaystücks, dessen leicht biedere Anzüglichkeit Wilder systematisch ins Absurde steigert. Resultieren daraus auch eine weitgehende Denunziation der Figuren und eine Reihe mässig komischer Schlüpfrigkeiten – darunter die berühmte Szene mit Marilyns hochgewehtem Kleid über dem U-Bahnschacht –, so werden diese Schwächen wettgemacht durch die sexuellen Wunschvorstellungen des Helden, die Wilder un­ widerstehlich komisch inszeniert und mit mali­ ziösen Parodien auf romantische Filmklischees spickt.» (Andreas Furler, Filmpodium, Mai 2002) 105 Min / Farbe / Digtal HD / E/d // REGIE Billy Wilder // DREHBUCH Billy Wilder, George Axelrod, nach dem Theaterstück von George Axelrod // KAMERA Milton R. Krasner // MUSIK Alfred Newman // SCHNITT Hugh S. Fowler // MIT ­Marilyn Monroe (das Mädchen), Tom Ewell (Richard ­Sherman), Evelyn Keyes (Helen Sherman), Sonny Tufts (Tom MacKenzie), Robert Strauss (Mr. Kruhulik), Oscar Homolka (Dr. Brubaker).

Flannagan), Audrey Hepburn (Ariane Chavasse), Maurice Chevalier (Claude Chavasse), John McGiver (Monsieur X), ­ Van Doude (Michel), Lise Bourdin (Madame X).

THE SPIRIT OF ST. LOUIS USA 1957 Der Postflieger Charles A. Lindbergh nimmt sich vor, als Erster solo über den Atlantik zu fliegen. Mithilfe der Bürger von St. Louis kann er ein spezielles Flugzeug bauen lassen und wagt sich im Mai 1927 an dieses pionierhafte Abenteuer, ohne Funkgerät, mit nichts als ein paar Schinkenbroten – und einer Fliege – an Bord. «Eine gut erzählte Geschichte, die präzis die Gedanken und Gefühle eines Mannes festhält, der unter unglaublichsten Bedingungen auf sich allein gestellt ist. Stewart spielt die Rolle des grössten Helden der 1920er-Jahre einfühlsam, ernst und nachdenklich. Wilders Inszenierung schildert die Monotonie des Fluges, ohne seine Geschichte langweilig zu machen.» (The Motion Picture Guide) 135 Min / Farbe / 35 mm / E // REGIE Billy Wilder // DREHBUCH Billy Wilder, Wendell Mayes, Charles Lederer, Charles A. Lindbergh // KAMERA Robert Burks, J. Peverell Marley // MUSIK Franz Waxman // SCHNITT Arthur P. Schmidt // MIT James ­Stewart (Charles Augustus Lindbergh), Murray Hamilton (Bud Gurney), Patricia Smith (Mädchen mit Handspiegel), Bartlett Robinson (Benjamin Frank Mahoney).

LOVE IN THE AFTERNOON USA 1957

WITNESS FOR THE PROSECUTION USA 1957

Der reiche, reife Amerikaner Flannagan turtelt in Paris mit einer verheirateten Frau. Deren eifersüchtiger Gatte hat den Privatdetektiv Chavasse angeheuert und sinnt auf Rache. Chavasses schwärmerische Tochter Ariane erfährt davon und warnt Flannagan, worauf sie sich selbst in ihn verliebt. «Was den Titel angeht, ist Love in the Afternoon sehr passend und sagt viel mehr über den Inhalt

Leonard Vole steht vor Gericht, weil er die reiche Mrs. French ermordet haben soll. Der Staranwalt Sir Wilfrid Robarts übernimmt seine scheinbar aussichtslose Verteidigung. Der Prozess läuft gar nicht in seinem Sinne, bis die Anklage ihre Kronzeugin ins Spiel bringt, wobei der Schuss nach hinten losgeht: Voles Ehefrau Christine belastet ihn schwer – aus eigennützigen Motiven.


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Billy Wilder Wilder spielt in seiner Adaption des Bühnen­ erfolgs von Agatha Christie wie üblich mit Schein und Sein und hintergründigen Mann-Frau-Beziehungen. Die brillanten schauspielerischen Darbietungen vor allem von Charles Laughton und Marlene Dietrich und die kühl-präzise Inszenierung erhalten die Spannung buchstäblich bis zum letzten Augenblick aufrecht. (mb) 116 Min / sw / 35 mm / E/d // REGIE Billy Wilder // DREHBUCH

Eine hervorragende Komödie und eine böse ­Satire über Geschäftsmoral und Duckmäusertum, «in ihrer bitteren Vision aber gemildert durch ein zärtliches Verständnis für die Schwächen menschlicher Beweggründe. Selbst der Drückeberger-Schluss (Boy verzeiht Girl und alles ist gut) ist durchaus bewegend, da Jack Lemmon und Shirley MacLaine mit subtilem Geschick zwischen Komödie und Pathos zu changieren wissen.» (Tom Milne, Time Out Film Guide)

Billy Wilder, Harry Kurnitz // KAMERA Russell Harlan // MUSIK Matty Malneck // SCHNITT Daniel Mandell // MIT Tyrone

125 Min / sw / 35 mm / E/d/f // REGIE Billy Wilder // DREH-

Power (Leonard Stephen Vole), Charles Laughton (Sir Wilfrid

BUCH Billy Wilder, I. A. L. Diamond // KAMERA Joseph

Robarts), Marlene Dietrich (Christine Vole), John Williams

LaShelle // MUSIK Adolph Deutsch // SCHNITT Daniel Mandell

(Brogan-Moore), Elsa Lanchester (Ms. Plimsoll).

// MIT Shirley MacLaine (Fran Kubelik), Jack Lemmon (C. C. «Bud» Baxter), Fred MacMurray (Jeff D. Sheldrake), Ray Walston (Joe Dobisch), David Lewis (Al Kirkeby), Jack

SOME LIKE IT HOT

­Kruschen (Dr. Dreyfuss), Joan Shawlee (Sylvia).

USA 1959

ONE, TWO, THREE

Zwei arbeitslose Musiker werden unfreiwillig Zeugen des St. Valentine’s Day Massacre. Ihre Versuche, den Gangstern zu entkommen, führen sie als Frauen verkleidet zu einer Damenkapelle, deren attraktive Ukulele-Spielerin sie zu amourösen Verrenkungen und Ränken sondergleichen inspiriert. «Einer von Wilders berühmtesten und wohl am meisten bewunderten Filmen. (...) Trotz der scheinbar hektischen Spontaneität ist Some Like It Hot sein am brillantesten konstruierter Film. (...) Sicher seine bemerkenswerteste Leistung stellt dar, dass es ihm gelingt, die Travestie als zentrale Idee durchzuhalten und da weiterzuentwickeln, wo sie in anderen Händen nur schal und geschmacklos geworden wäre.» (Neil Sinyard/ Adrian Turner: Billy Wilders Filme, Volker Spiess 1980)

Ein aggressiver amerikanischer Coca-Cola-Vertreter in Westberlin versucht sein Produkt den Russen schmackhaft zu machen. Gleichzeitig muss er seinem Boss gegenüber kaschieren, dass dessen ihm anvertraute Tochter nach Ostberlin durchgebrannt und von einem Jungkommunisten geschwängert worden ist, der nun auf Kapitalismus getrimmt werden soll. «Eine schnell getaktete, gnadenlose, leichtgewichtige Farce voller Anspielungen und satirischer Untertöne. Die Story ist von so furios schnellem Witz, dass einige der Pointen glatt überhört oder durch Überlappungen gedämpft werden. Doch das Gesamterlebnis ist von beträchtlicher Schlagkraft.» (Variety Movie Guide)

120 Min / sw / 35 mm / E/d/f // REGIE Billy Wilder // DREH-

115 Min / sw / 35 mm / E/d/f // REGIE Billy Wilder // DREH-

BUCH Billy Wilder, I. A. L. Diamond, nach der Geschichte von

BUCH I. A. L. Diamond, Billy Wilder, nach dem Theaterstück

Robert Thoeren, Michael Logan // KAMERA Charles Lang Jr.

«Egy, kettö, három» von Ferenc Molnár // KAMERA Daniel L.

// MUSIK Adolph Deutsch // SCHNITT Arthur P. Schmidt //

Fapp // MUSIK André Previn // SCHNITT Daniel Mandell //

MIT Marilyn Monroe (Sugar Kane Kowalczyk), Tony Curtis

MIT James Cagney (C. R. MacNamara), Horst Buchholz (Otto

(Joe/Josephine), Jack Lemmon (Jerry/Daphne), George Raft

Ludwig Piffl), Liselotte Pulver (Fräulein Ingeborg), Arlene

(Gamaschen-Colombo), Pat O’Brien (Det. Mulligan), Joe E.

Francis (Phyllis MacNamara), Pamela Tiffin (Scarlett Hazel-

Brown (Osgood E. Fielding III.).

tine), Hanns Lothar (Schlemmer).

USA 1961

THE APARTMENT

IRMA LA DOUCE

USA 1960

USA 1963

Ein kleiner New Yorker Büroangestellter beschleunigt seine Karriere, indem er seine Wohnung regelmässig seinen Vorgesetzten für Schäferstündchen überlässt. Erst als die junge Frau seiner Träume in diese Machenschaften verstrickt wird, kommt er zur Besinnung.

Ein entlassener Gendarm rettet die Prostituierte Irma vor ihrem brutalen Zuhälter und nimmt sie an dessen Stelle unter seine Fittiche. «Lemmon spielt den reinsten aller Tölpel in Wilders Werk. Um die träumende, grünbestrumpfte Scheherazade Irma la Douce vom


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Billy Wilder Strich an den Traualtar zu führen, muss er die Qualen der Eifersucht und die Pein rasender Verkleidungsrituale ertragen. In ihrem Verlauf verwandelt er sich vom Polizisten zum Zuhälter, vom Hallenarbeiter zum Lord und schliesslich zum Menschen. Erst Schmerz führt zum Licht, verkünden Wilders Komödien.» (Wolfram Knorr, Film­ podium, Juli/August 1994)

Der erste Film mit dem nunmehr klassischen Paar Lemmon/Matthau variiert nicht nur das Wilder’sche Thema Geldgier versus Liebe und Menschlichkeit, sondern bringt durch die Figur des schwarzen Footballstars «Boom Boom» auch eine Prise Rassismuskritik ins Spiel. (mb)

143 Min / Farbe / DCP / E/d // REGIE Billy Wilder // DREH-

­LaShelle // MUSIK André Previn // SCHNITT Daniel Mandell

BUCH Billy Wilder, I. A. L. Diamond, nach dem Musical von

// MIT Jack Lemmon (Harry Hinkle), Walter Matthau (Willie

Alexandre Breffort // KAMERA Joseph LaShelle // MUSIK

Gingrich), Ron Rich (Luther «Boom Boom» Jackson), Judi

­André Previn, nach der Bühnenmusik von Marguerite Monnot

West (Sandy Hinkle), Cliff Osmond (Purkey), Lurene Tuttle

// SCHNITT Daniel Mandell // MIT Jack Lemmon (Nestor Pa-

(Mutter Hinkle), Harry Holcombe (O’Brien).

125 Min / Farbe / 35 mm / E/d // REGIE Billy Wilder // DREHBUCH Billy Wilder, I. A. L. Diamond // KAMERA Joseph

tou), Shirley MacLaine (Irma la Douce), Lou Jacobi (Moustache), Bruce Yarnell (Hippolyte), Herschel Bernardi (Inspektor Lefèvre), Hope Holiday (Lolita), Joan Shawlee (Amazon Annie). DI, 3. SEPTEMBER | 18.00 UHR: SÉLECTION LUMIÈRE

THE PRIVATE LIFE OF SHERLOCK HOLMES USA/GB 1970

EINFÜHRUNG VON MARTIN GIROD

KISS ME, STUPID USA 1964 Möchtegern-Songschreiber Orville will dem bei ihm hereingeschneiten sexsüchtigen Starsänger Dino ein Lied andrehen, seine hübsche Frau Zelda aber vor Dinos Verführungskünsten schützen und gibt deshalb die Prostituierte Polly als seine Gattin aus. Mehr noch als Sunset Boulevard kritisiert ­Wilders ätzende Satire Kiss Me, Stupid, wie Moral und Würde geopfert werden, um etwas Starruhm zu erlangen. Dean Martin suhlt sich in einer (knappen) Selbstparodie; Kim Novak charmiert als Seelenverwandte von Marilyn Monroes Sugar Kane. (mb) 125 Min / sw / Digital HD / E/d // REGIE Billy Wilder // DREHBUCH Billy Wilder, I. A. L. Diamond, nach einem Bühnenstück von Anna Bonacci // KAMERA Joseph LaShelle // MUSIK ­André Previn, George Gershwin // SCHNITT Daniel Mandell // MIT Dean Martin («Dino»), Kim Novak («Polly the Pistol»),

«Der Auftrag einer russischen Primaballerina und die Suche nach einem verschwundenen Erfinder enden für den englischen Meisterdetektiv Sherlock Holmes nicht sonderlich ruhmreich und geben obendrein Aufschluss über sein recht gebrochenes Verhältnis zu Frauen. Ironisch-geruhsame Kriminalkomödie, in der Wilder mit verschmitztem Humor vorgibt, zwei Fälle aus dem fiktiven Nachlass des Holmes-Freunds Dr. Watson zu adaptieren, die Holmes nicht veröffentlicht sehen wollte. Amüsantes, leicht melancholisches Spiel mit Schein und Sein, Mythos und Legende sowie der doppelbödigen Moral der Gesellschaft; liebevoll ausgestattet und vorzüglich gespielt.» (Lexikon des int. FIlms) 125 Min / Farbe / 35 mm / E/f // REGIE Billy Wilder // DREHBUCH Billy Wilder, I. A. L. Diamond, nach Romanfiguren von Arthur Conan Doyle // KAMERA Christopher Challis // MUSIK Miklós Rózsa // SCHNITT Ernest Walter // MIT Robert Stephens (Sherlock Holmes), Colin Blakely (Dr. John H. Watson), Geneviève Page (Gabrielle Valladon/Ilse von Hofmannsthal), Christopher Lee (Mycroft Holmes), Tamara Toumanova (Madame Petrova), Irene Handl (Mrs. Hudson).

Ray Walston (Orville J. Spooner), Felicia Farr (Zelda Spooner), Cliff Osmond (Barney Millsap).

AVANTI! USA 1972

THE FORTUNE COOKIE USA 1966 Als TV-Kameramann Harry bei einem Footballspiel vom stämmigen Spieler «Boom Boom» Jackson überrannt wird, wittert sein Schwager, der Winkeladvokat Willie, das grosse Geld: Er überredet Harry, eine schwere Verletzung vorzutäuschen, um die Versicherung abzuzocken. Doch diese lässt den Scheininvaliden beschatten.

Der amerikanische Industrielle Wendell Armbruster jr. fliegt eilends nach Ischia, wo sein Vater bei einem Unfall gestorben ist. Armbruster muss feststellen, dass sein Papa zusammen mit seiner britischen Geliebten starb, die er jedes Jahr heimlich auf der Insel traf. Und Pamela, die Tochter der Verstorbenen, ist nicht ohne Charme. Eine sehr menschliche Komödie an der Grenze zum Entwicklungsroman entspinnt Wilder hier und mokiert sich einmal mehr über die (schein-


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Billy Wilder heilige) Prüderie seiner materialistischen Wahlheimat, gegen die nicht nur das sonnig-unbekümmerte Italien lebensfroh erscheint, sondern sogar Grossbritannien. (mb) 144 Min / Farbe / Digital HD / E+I/d // REGIE Billy Wilder //

Es ist kein protziger Film, geschweige denn ein zynischer, und seine erzählerische Sicherheit könnten die meisten heutigen Regisseure nie erreichen: gut gespielt, geheimnisvoll, witzig, bewegend und prachtvoll.» (Adrian Turner, Time Out Film Guide)

DREHBUCH Billy Wilder, I. A. L. Diamond, nach einem Theaterstück von Samuel A. Taylor // KAMERA Luigi Kuveiller //

116 Min / Farbe / DCP / E+Griech+F/f // REGIE Billy ­Wilder //

MUSIK Carlo Rustichelli, Gianfranco Plenizio // SCHNITT

DREHBUCH Billy Wilder, I.  A.  L. Diamond, Tom Tryon //

Ralph E. Winters // MIT Jack Lemmon (Wendell Armbruster

­KAMERA Gerry Fisher // MUSIK Miklós Rósza // SCHNITT

jr.), Juliet Mills (Pamela Piggott), Clive Revill (Carlo Carlucci),

Stefan Arnsten, Fredric Steinkamp // MIT William Holden

Gianfranco Barra (Bruno), Edward Andrews (J. J. Blodgett),

(Barry Dettweiler), Marthe Keller (Fedora), Hildegard Knef

Franco Angrisano (Arnold Trotta).

(Gräfin), José Ferrer (Dr. Vando), Frances Sternhagen (Miss Balfour), Mario Adorf (Hoteldirektor).

THE FRONT PAGE USA 1974

BUDDY BUDDY USA 1981

In den 1920er-Jahren soll der Chicagoer Linksaktivist Earl Williams gehängt werden. Zeitungsmann Walter Burns will, dass sein Starreporter Hildy Johnson heimlich Fotos der Hinrichtung knipst. Hildy ist aber frisch verlobt und kündigt. Doch als er zum Abschied in den Presseraum des Gefängnisses geht, fällt ihm der ausgebrochene Williams in die Hände. Wilder bleibt scheinbar den Bühnenursprüngen des Stücks treu, geisselt aber die auch in den 70er-Jahren herrschende rechtskonservative Paranoia ebenso wie die Skrupellosigkeit der Presse und mildert ein wenig die Misogynie der Vorlage. Helden gibt es keine, denn auch Hildy lässt seine junge Braut (Susan Sarandon in einer frühen Rolle) ausser Acht, um wieder auf das Medienkarussell zu steigen. (mb)

Victor Clooneys Frau hat ihn verlassen, um mit ihrem Sextherapeuten den perfekten Orgasmus auszuloten. Nun will Victor sich umbringen, ausgerechnet im Hotelzimmer neben demjenigen, in dem der Killer Trabucco sich bereit macht, um einen unliebsamen Zeugen in einem Mafiaprozess per Heckenschuss kaltzumachen. Um die Polizei nicht auf seinen Standort aufmerksam zu machen, muss Trabucco sich Clooneys annehmen. Wilders Remake von Vebers und Molinaros L’emmerdeur setzt voll auf das Duo Lemmon/Matthau, das hier seine bewährte Kombination von verletzlicher Hilflosigkeit und souveräner Menschenverachtung ausspielt. Als schlüpfriger Sextherapeut grüsst zwischendurch Klaus Kinski. (mb)

105 Min / Farbe / Digital HD / E/d // REGIE Billy Wilder //

BUCH Billy Wilder, I. A. L. Diamond, nach dem Bühnenstück

DREHBUCH Billy Wilder, I. A. L. Diamond, nach dem Bühnen-

«L’emmerdeur» von Francis Veber // KAMERA Harry Stradling

stück von Ben Hecht, Charles MacArthur // KAMERA Jordan

Jr. // MUSIK Lalo Schifrin // SCHNITT Argyle Nelson Jr. //

S. Cronenweth // MUSIK Billy May // SCHNITT Ralph E.

MIT Jack Lemmon (Victor Clooney), Walter Matthau (Trabucco),

­Winters // MIT Jack Lemmon (Hildy Johnson), Walter Matthau

Paula Prentiss (Celia Clooney), Klaus Kinski (Dr. Hugo Zucker-

(Walter Burns), Susan Sarandon (Peggy Grant), Vincent

brot), Dana Elcar (Captain Hubris), Miles Chapin (­Eddie),

­Gardenia (Sheriff), Austin Pendleton (Earl Williams), Carol

­Michael Ensign (Direktionsassistent).

96 Min / Farbe / 35 mm / E // REGIE Billy Wilder // DREH­-

Burnett (Mollie Malloy), David Wayne (Bensinger).

FEDORA Frankreich/BRD 1978 «Der Film ähnelt Sunset Boulevard nur oberflächlich, da die Zeit inzwischen fortgeschritten ist; passenderweise handelt Fedora vom katastrophalen Versuch eines Stars, die Zeit anzuhalten, und von den Bemühungen eines gescheiterten Produzenten, mit Hollywoods unaufhaltsamer neuer Generation fertigzuwerden. Im stimmungsvollen Ambiente von Korfu erkundet der Film die Grundlagen des Kinos: Realismus, Illusion, Romantik und Tragik – in einem Wort: Emotion.

> Jack Lemmon, Billy Wilder und....... Walter Matthau drehen Buddy Buddy.


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Stummfilmfestival 2019


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Toshiro Mifune Schon nur durch seine Präsenz hat Toshiro Mifune (1920–1997) die Leinwand­dominiert. Dabei war er als Samurai so glaubwürdig wie als Gangster, als abgeklärter Arzt oder als Geschäftsmann. Legendär war vor allem seine Zusammenarbeit mit Akira Kurosawa, doch er hat auch Filmen anderer Regisseure seinen Stempel aufgedrückt, sogar westlichen Kinohits wie Hell in the Pacific (1968) und Red Sun (1971). Schauspielerisch gesehen ist das Kino nicht selten eine herbe Enttäuschung. Auf der Leinwand sind Orgien der gestischen Unterbeschäftigung immer noch die Regel. Aber zum Glück gibt es Ausnahmen, und zu den wenigen, die aus dem Spielen im Film wirklich eine Kunst gemacht haben, gehört nicht zuletzt Toshiro Mifune (1920–1997). Allerdings war Darsteller zu werden nun wirklich das Letzte, was er beruflich im Sinn hatte. «Beim Geldverdienen wollte ich nicht auf mein Gesicht angewiesen sein», bekannte er rückblickend, «wenn schon, wollte ich Kameramann werden.» Also stellte er sich am Ende des Zweiten Weltkriegs nach Wochen verzweifelter Stellensuche bei einer Filmgesellschaft in die Schlange der Wartenden, in der Hoffnung, dort endlich bei der Technik Arbeit zu finden. Erneut vergeblich, wie sich herausstellte. Aber es gab ja noch die Schlange für Statisten und Darsteller. Das Vorsprechen stellte sich zwar als Katastrophe heraus, aber aus irgendeinem Grund hatte einer der anwesenden Regisseure dennoch Mifunes Namen notiert. Und als wenige Jahre später Akira Kurosawa mit einem Besetzungsproblem kämpfte, erinnerte sich dieser Kollege an jene alte Notiz. Und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere galt Mifune als die Verkörperung des japanischen Mannes schlechthin, aber zu Beginn war er alles andere als das. Für den Typus des Liebhabers schien er zunächst völlig ungeeignet, was 1952 zu einer merkwürdigen Fehlbesetzung führte, als kein Geringerer als Kenji Mizoguchi ihm in Das Leben der Oharu eine solche Rolle anvertraute. Mifune als sogenannter nimaime, als mitleiderregender Schwächling aus der Tradition des Kabuki-Theaters? Nicht wirklich. Aber sogar als Kämpfer fiel er zunächst gehörig aus der Reihe, was Kurosawa zwei Jahre nach Mizoguchis Missgriff in den Anfangsszenen von Die sieben Samurai mit grossem Witz unter Beweis stellte. Denn dort benimmt sich Mifune als unzivilisierter Trottel anfänglich derart daneben, dass sein baldiges Verschwinden aus dem

< >

Starkes Debüt als rabiater Gangster in Engel der Verlorenen Reife Leistung als stoischer Soldat in Hell in the Pacific


20 Film wie vorprogrammiert erscheint. Bezeichnenderweise kam die Figur des Kikuchiyo, dieses absolute Gegenteil eines kriegerischen Aristokraten, im Drehbuch gar nicht vor, und Kurosawa wollte, indem er in letzter Minute Mifune­engagierte, eigentlich nur zeigen, wie tief die Samurai in dieser Geschichte gefallen waren, um einen solchen Hanswurst in ihrer Mitte aufzunehmen. Und dann geschah das Unglaubliche, dass er aus dieser schauspielerischen Dissonanz am Ende zu einer der wirklich grossen, tragischen Gestalten dieses Films emporwuchs. Nicht nur Samurai Anfänglich war Mifunes Auftreten von einer rohen Energie gekennzeichnet, wie man es seit der Stummfilmzeit nicht mehr gesehen hatte. Kurosawa ging also ein grosses Wagnis ein und das ganz bewusst: Wie einst David Wark Griffith seine Darsteller in den Anfangsjahren des Kinos, machte er Mifune auf das Agieren von Tieren als nützliche Studienobjekte aufmerksam. So empfahl er ihm, sich für seine Rolle als Räuber in Rashomon (1950) einen Dokumentarfilm über einen Löwen anzuschauen. Und tatsächlich, als Angeklagter gefesselt vor dem Gericht, zuckt und schlackert Mifune wie ein verwundetes Tier. Auch in Die sieben Samurai kann man ihm dabei zusehen, wie er mitunter Fussbewegungen macht, die man sonst nur bei Hunden sieht, wenn sie mit der Hinterpfote ihre Häufchen vergraben. Aber Mifune brilliert keineswegs nur als der Gestalter von wilden Kerlen. Gerade in den Filmen, die er mit Kurosawa drehte, entwickelte er bald eine erstaunliche Breite an Charakteren, die vom linkischen Polizisten über den besonnenen Arzt bis zum verzweifelten Geschäftsmann reichen. Sein bevorzugter Regisseur liess ihm bei der Rollengestaltung grosse Freiheit, konnte aber andererseits auch rücksichtslos mit ihm umgehen, etwa in Das Schloss im Spinnwebwald (1957), als er im grossen Finale richtige Pfeile in wilder Menge auf ihn abschiessen liess. Die Angst in den Augen des Protagonisten war denn auch, wie Mifune später gestand, nicht gespielt, sondern echt. Und dennoch bekannte er, dass er von allem, was er je als Darsteller gemacht habe, auf nichts so stolz war «als auf das, was ich mit Kurosawa gemacht habe». Gibt es ein ähnliches Fazit bei Kurosawa? Nun, von den dreissig Filmen, die er insgesamt gedreht hat, spielt Mifune in nicht weniger als sechzehn davon eine der Hauptrollen. Doch im Jahr 1965 war plötzlich Schluss, und in den letzten achtundzwanzig Jahren, in denen beide noch beruflich aktiv waren, kam es nie mehr zu einer Zusammenarbeit. Mifune war ratlos, und bis heute wird über die Gründe gerätselt. Nach Kurosawa Einer der wenigen erfolgreichen Filme, die nachher noch entstanden, war Rebellion (1967), bei dem Mifune neben der Hauptrolle auch die Produktion übernahm. Regie führte Masaki Kobayashi, dem wir den grossartigen Kwai-


21 dan (1964) verdanken, aber Rebellion ist leider visuell von einer kunst­ gewerblichen Sterilität und dramaturgisch unverzeihlich redselig und das erst noch, ohne Mifune als Schauspieler wirklich zu fordern. Wehmütig erinnert man sich, wie stark allein schon die reine Präsenz seiner Gestalt auf der Leinwand doch sein konnte! Etwa im Showdown von Yojimbo (1961), wo er einer Horde von zu allem entschlossenen Hitzköpfen derart gelassen entgegentritt, als wäre Verachtung schon als Markenname in seinem Kimono eingenäht. «Welch eine Präsenz!», staunte denn auch Charlton Heston, der selber noch zwei Tafeln mit zehn Geboten brauchte, um einen halbwegs vergleichbaren Eindruck zu machen. «Wenn der Kerl nur Englisch könnte, er hätte die Welt erobert.» Aber Englisch konnte Mifune nun mal nicht, was in der Hollywoodproduktion Winter Kills (1979) erbarmungslos in seiner (erstaunlicherweise nicht nachsynchronisierten) Verballhornung dieser Sprache bestaunt werden kann. Mifune ist dort – quelle injure! – in einer winzigen Nebenrolle als Butler zu sehen. Trotzdem hat er sich die enorme Mühe genommen, seine englischsprachigen Dialoge phonetisch zu memorieren, und seinen Mitspielern sieht man denn auch die Mühe an, seine Repliken halbwegs zu verstehen. Dabei war das Sprachproblem bereits von John Boorman im Jahr 1968 für seinen Hell in the Pacific gelöst worden. «Ich wollte schon immer einen Stummfilm machen», bekannte der Regisseur maliziös. Tatsächlich hat das, was Mifune und sein Gegenspieler Lee Marvin als zwei auf einer verlassenen Insel gestrandete ehemalige Kriegsgegner einander zu sagen haben, leicht auf einer A4-Seite Platz. Dafür legte sich der sonst auf dem Set so zurückhaltende Mifune mit Boorman an und empfahl diesem eines Tages sogar, nach England zurückzukehren und dort nur noch mit der eigenen Familie Super-8-Filmchen zu drehen. Lee Marvin dagegen war rundweg begeistert von seinem japanischen Kollegen: «Als Schauspieler ist er sogar noch grösser, als ich mir erträumt hatte. Man muss von seiner Kunst wirklich angefressen sein, um das zu tun, was er tat.» Fred van der Kooij

Fred van der Kooij ist Filmemacher und -dozent; u. a. hält er seit 2007 jeden Herbst einen ­Vorlesungszyklus im Filmpodium. Dieser entfällt dieses Jahr wegen der Ringvorlesung aus Anlass des 30-jährigen Bestehens des Seminars für Filmwissenschaft (siehe S. 41); umso mehr freuen wir uns, dass Fred van der Kooij am 2. Juli um 18.30 Uhr in das Schaffen von Toshiro Mifune einführt.


> Skandal.

> Die sieben Samurai.

> Das Schloss im Spinnwebwald.

> Die verborgene Festung.


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Toshiro Mifune

ENGEL DER VERLORENEN

EIN STREUNENDER HUND (Nora inu)

(Yoidore tenshi) Japan 1948

Japan 1949

Kurosawas erster Film mit Toshiro Mifune: «Der 28-jährige Mifune spielt einen cholerischen jungen Gangster, der mit einer Schussverletzung zum Titelhelden des Films kommt, einem dauerbetrunkenen Slumdoktor (…). Das anfänglich noch eindimen­ sionale Ringen um die psychische und ­phys­ische Existenz des Angeschlagenen entwickelt sich zu einem kraftvoll düsteren Porträt der japanischen Nachkriegsgesellschaft, als der kriminelle Mentor des jungen Gangsters auf der Bildfläche erscheint und sich die Szenerie, die um einen typhusverseuchten Bombenkrater mitten in Tokio angelegt ist, um Strassenszenen und einen bordellartigen Nachtclub voller windiger Figuren weitet.» (Andreas Furler, Filmpodium, November/Dezember 2013) 98 Min / sw / DCP / Jap/d // REGIE Akira Kurosawa // DREH-

«Wie alle Hauptwerke Kurosawas ein vor Sinnlichkeit zitternder Film. (...) Auf der abstrusen Jagd nach seinem gestohlenen Dienstrevolver durchquert ein Detektiv die disparaten Zellen, Winkel, Downtowns der Grossstadt, um sich, gehetzt von der fixen Idee, seinen Job zu verlieren, dem von ihm gehetzten Wild anzugleichen. Jäger und Gejagter werden eins: zu streunenden, tollwütigen Hunden.» (Harry Tomicek, Programmheft Österreich. Filmmuseum, Dez. 2005) 122 Min / sw / DCP / Jap/d // REGIE Akira Kurosawa // DREHBUCH Ryuzo Kikushima, Akira Kurosawa // KAMERA Asakazu Nakai // MUSIK Fumio Hayasaka, Wolfgang Amadeus Mozart // SCHNITT Akira Kurosawa // MIT Toshiro Mifune (Detektiv Murakami), Takashi Shimura (Chefdetektiv Sato), Ko Kimura (Krimineller), Keiko Awaji (Harumi Namaki, Tänzerin), Eiko Miyoshi (Harumis Mutter), Reisaburo Yamamoto (Hondo).

BUCH Keinosuke Uekusa, Akira Kurosawa // KAMERA Takeo Ito // MUSIK Fumio Hayasaka // SCHNITT Akira Kurosawa // MIT Takashi Shimura (Sanada, Arzt), Toshiro Mifune (Matsunaga, Gangster), Reisaburo Yamamoto (Okada, Gangsterboss), Michiyo Kogure (Nanae, Matsunagas Freundin), Chieko Nakakita (Miyo, Krankenschwester), Noriko Sengoku (Gin).

DAS STUMME DUELL (Shizukanaru ketto) Japan 1949 «Ein junger Arzt hat sich während des Krieges bei einer Operation mit Syphilis infiziert. Nach seiner Heimkehr bricht er ohne Erklärung sein Verlöbnis und versucht, in der Arbeit als Arzt Trost für seine ­verlorene Liebe zu finden.» (DU, Heft 8/August 1990) «Der ‹Arztfilm› war in den Nachkriegsjahren ein beliebtes Genre (…). Kurosawa adaptierte hier ein erfolgreiches Theaterstück. Er spitzte es zu auf die Konfrontation eines verantwortungslosen In-den-Tag-hinein-Lebens mit einer Haltung, die den Problemen ins Auge blickt – und dabei mag er durchaus auch an andere Probleme Nachkriegsjapans gedacht haben.» (Filmpodium, März 1999) 95 Min / sw / Digital HD / Jap/d // REGIE Akira Kurosawa // DREHBUCH Senkichi Taniguchi, Akira Kurosawa, nach dem

RASHOMON Japan 1950 «Rashomon leitet die Reihe der Meisterwerke ein, die Akira Kurosawa auch im Ausland bekannt machten. Der Film zeigt vier Versionen derselben Geschichte: eines Überfalls, den ein Räuber auf einen reisenden Samurai und dessen Frau verübt hat. Die Versionen, von verschiedenen Zeugen vorgetragen, widersprechen einander; die Wahrheit kommt nicht an den Tag, aber die gute Tat eines Holzfällers, der sich eines ausgesetzten ­ Kindes annimmt, gibt am Ende eine Antwort, die die Frage nach der Wahrheit hinfällig werden lässt.» (Ulrich Gregor/Enno Patalas: Geschichte des Films) 88 Min / sw / 35 mm / Jap/d/f // REGIE Akira Kurosawa // DREHBUCH Akira Kurosawa, Shinobu Hashimoto, nach den Erzählungen «Rashomon» und «Yabu no naka» von Ryunosuke ­Akutagawa // KAMERA Kazuo Miyagawa // MUSIK Fumio ­Hayasaka // SCHNITT Akira Kurosawa // MIT Toshiro Mifune (Tajomaru, Bandit), Machiko Kyo (Masago, Frau), Masayuki Mori (Takehiro, Samurai), Takashi Shimura (Holzfäller), Minoru ­Chiaki (Mönch), Daisuke Kato (Polizist), Kichijiro Ueda (Bürger), Fumio Honma (Medium).

Theaterstück von Kazuo Kikuta // KAMERA Shoichi Aizaka // MUSIK Akira Ifukube // SCHNITT Masanori Tsuji, Akira Kurosawa // MIT Toshiro Mifune (Kyoji Fujisaki), Takashi Shimura (Kyonosuke, sein Vater), Miki Sanjo (Misao Matsumoto), ­Kenjiro Uemura (Susumu Nakada), Chieko Nakakita (seine Frau), Noriko Sengoku (Krankenschwester).

SKANDAL (Shubun) Japan 1950 Ein Boulevardblatt dichtet einem bekannten Maler und einer berühmten Sängerin eine Affäre an. Beide setzen sich gerichtlich zur Wehr und vertrauen sich dabei einem Winkeladvokaten an.


> L'héritage des 500 000.

> Yojimbo.

> Die Bösen schlafen gut.

> Red Sun.

> High and Low.

> Sanjuro.


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Toshiro Mifune Nach dem Krieg erlebte Japan etwas Neues: die Pressefreiheit. Natürlich wurde sie rasch auch missbraucht. «Eine einschlägige Massenpresse meinte, mit schamlos vulgären Artikeln die Neugier der Leser reizen und Skandale auslösen zu müssen. (...) Dieser Tendenz musste Einhalt geboten werden, (...) das gab den Anstoss zu meinem Film.» (Akira Kurosawa)

Schauspielerführung, auf die Stilisierung von Gesten, Gang und Mimik (…). Tatsächlich bestimmt die formale Grundhaltung des No den Film im Ganzen. Er stellt Handlungen und Vorgänge nicht (kinorealistisch) dar, sondern sie erstarren zu deren zeichenhafter Repräsentation.» (Karsten Visarius, in: Akira Kurosawa, Hanser Verlag 1988) 110 Min / sw / DCP / Jap/d // REGIE Akira Kurosawa // DREH-

104 Min / sw / 35 mm / Jap/d/f // REGIE Akira Kurosawa //

BUCH Hideo Oguni, Shinobu Hashimoto, Ryuzo Kikushima,

DREHBUCH Ryuzu Kikushima, Akira Kurosawa // KAMERA

Akira Kurosawa, nach «Macbeth» von William Shakespeare

Toshio Ubukata // MUSIK Fumio Hayasaka // SCHNITT Akira

// KAMERA Asakazu Nakai // MUSIK Masaru Sato // SCHNITT

Kurosawa // MIT Toshiro Mifune (Ichiro Aoe, Maler), Yoshiko

Akira Kurosawa // MIT Toshiro Mifune (Taketoki Washizu),

Yamaguchi (Miyako Saijo, Sängerin), Takashi Shimura ­(Hiruta,

Isuzu Yamada (Asaji, Taketokis Frau), Minoru Chiaki (Yoshiaki

Rechtsanwalt), Tanie Kitabayashi (Yasi, seine Frau), Yoko

Miki, Taketokis Freund), Takashi Shimura (Noriyasu Odagura),

Katsuragi (Masako, seine Tochter), Noriko Sengoku (Sumie,

Akira Kubo (Yoshiteru, Mikis Sohn), Chieko Naniwa (Hexe).

Aoes Modell), Eitaro Ozawa (Hori, Verleger).

DIE SIEBEN SAMURAI (Shichinin no samurai) Japan 1954 Japan im 16. Jahrhundert: Jedes Jahr wird ein armes Bauerndorf von Banditen überfallen. Die verzweifelten Bauern heuern sieben ‹ronin› (herrenlose Samurai) als Schutztruppe an. Aus deren Langeweile und Ruhmsucht wird bald aufrichtige Solidarität mit den unterdrückten Bauern. «Grandios ist dabei jedes inszenatorische Detail: die mitreissende Wucht der Kampfszenen, die lyrische Schönheit der Natur, die kluge Figurenzeichnung, der sublime Einsatz von Zeitraffer und Zeitlupe. Und mittendrin: Toshiro Mifune, der tanzende Wirbelwind.» (Frank Schnelle/Andreas Thiemann: Die 100 besten Filme aller Zeiten, Bertz + Fischer, 2014)

DIE VERBORGENE FESTUNG (Kakushi toride no san-akunin) Japan 1958 Zwei arme Bauern helfen, eine Prinzessin durch feindliches Gebiet zu schleusen. Immer wieder versuchen sie vergeblich, auf ihre Art von den Kriegen ihrer Feudalherren zu profitieren, bevor sie schliesslich zu Würde und Stolz finden. «Ein in Gestalt eines unterhaltsamen und aktionsreichen historischen Abenteuermärchens entwickeltes poetisch-realistisches Gleichnis über die menschliche Lust auf Ruhm und Macht. Die teils spektakulären, teils komödiantischen Szenen dienen als dramatischer Faden für vorzüglich gezeichnete Charakter-, Milieu- und Landschaftsstudien.» (Lexikon des int. Films) 139 Min / sw / DCP / Jap/d // REGIE Akira Kurosawa // DREHBUCH Akira Kurosawa, Ryuzo Kikushima, Hideo Oguni,

207 Min / sw / 35 mm / Jap/d/f // REGIE Akira Kurosawa //

Shinobu Hashimoto // KAMERA Kazuo Yamasaki // MUSIK

DREHBUCH Akira Kurosawa, Shinobu Hashimoto, Hideo

Masaru Sato // SCHNITT Akira Kurosawa // MIT Toshiro

Oguni // KAMERA Asakazu Nakai // MUSIK Fumio Hayasaka

­Mifune (General Rokurota Makabe), Takashi Shimura (Gene-

// SCHNITT Akira Kurosawa // MIT Takashi Shimura (Kambei

ral Izumi Nagakura), Misa Uehara (Prinzessin Yukihime),

Shimada), Toshiro Mifune (Kikuchiyo), Yoshio Inaba (Gorobei),

Minoru Chiaki (Tahei), Kamatari Fujiwara (Matashichi), ­

Seiji Miyaguchi (Kyuzo), Minoru Chiaki (Heihachi), Daisuke

­Susumu Fujita (General Tadokoro).

Kato (Shichiroji), Isao Kimura (Katsushiro), Kamatari Fujiwara (Manzo), Kuninori [=Kokuten] Kudo (Gisaku), Bokuzen Hidari (Yohei), Yoshio Kosugi (Mosuke), Yoshio Tsuchiya (Rikichi).

DAS SCHLOSS IM SPINNWEBWALD (Kumonosu-jo) Japan 1957 Shakespeares «Macbeth», inhaltlich getreu und formal brillant in eine stilisierte japanische Ritterzeit versetzt. «Es ist bekannt, dass Kurosawa bei der Inszenierung (…) auf Formen des No-Theaters zurückgegriffen hat. Das beschränkt sich nicht auf die

DIE BÖSEN SCHLAFEN GUT (Warui yatsu hodo yoku nemuru) Japan 1960 «Um den Tod seines Vaters zu rächen, lässt sich Nishi unter falschem Namen als Sekretär einer Baufirma anstellen und heiratet die Tochter seines korrupten Chefs. Während er seine Rachepläne verfolgt, kommt er weiteren schmutzigen Machenschaften des Unternehmers auf die Spur.» (DU, Heft 8/August 1990) «Die kritische Auseinandersetzung mit der japanischen Gesellschaft (…) gehört zu den Grund-


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Toshiro Mifune zügen von Kurosawas Filmen. Nirgends jedoch hat er die Mächtigen (...) direkter und schonungsloser attackiert.» (Karsten Visarius, in: Akira ­Kurosawa, Hanser Verlag 1988)

aber schlägt der Ton in grossartige Leidenschaftlichkeit um.» (Tony Rayns, Time Out Film Guide) 96 Min / sw / DCP / Jap/d // REGIE Akira Kurosawa // DREHBUCH Ryuzo Kikushima, Akira Kurosawa, Hideo Oguni, nach

151 Min / sw / DCP / Jap/d // REGIE Akira Kurosawa // DREH-

einem Roman von Shugoro Yamamoto // KAMERA Fukuzo

BUCH Hideo Oguni, Eijiro Hisaita, Akira Kurosawa, Ryuzo

Koizumi, Takao Saito // MUSIK Masaru Sato // SCHNITT Akira

Kikushima, Shinobu Hashi // KAMERA Yuzuru Aizawa // ­

Kurosawa // MIT Toshiro Mifune (Tsubaki Sanjuro), Yuzo Ka-

­MUSIK Masaru Sato // SCHNITT Akira Kurosawa // MIT

yama (Iiro Izaka, Samurai-Führer), Tatsuya Nakadai (Hanbei

Toshiro Mifune (Koichi Nishi), Masayuki Mori (Vizepräsident

Muroto), Takashi Shimura (Kurofuji), Akihiko Hirata (junger

Iwabuchi), Kyoko Kagawa (Yoshiko Nishi), Tatsuya Mihashi

Samurai), Kamatari Fujiwara (Takebayashi), Masao Shimizu

(Tatsuo Iwabuchi), Takashi Shimura (Wachtmeister Moriyama),

(Kikui), Yunosuke Ito (Mutsuta), Takako Irie (seine Frau).

Chishu Ryu (Staatsanwalt Nonaka), Seiji Miyaguchi (Staatsanwalt Okakura), Takeshi Kato (Itakura).

HIGH AND LOW (Tengoku to jigoku) YOJIMBO Japan 1961 Ein herrenloser Samurai gerät in eine Stadt, die von zwei konkurrierenden Parteien beherrscht wird; beide wollen ihn als Leibwächter anheuern. Der Samurai nutzt seine Stellung und spielt die Parteien skrupellos und listig gegeneinander aus. «Es geht um eine Rivalität von zwei Seiten, und beide Seiten sind gleich schlecht. (...) Ich selbst habe immer gewünscht, diesem sinnlosen Schlachten von Bösem gegen Böses ein Ende zu setzen, aber wir sind zu schwach dazu. (...) Deshalb ist der Held des Films anders als wir. Er bringt es fertig, aufrecht in der Mitte zu stehen und dem Kampf Einhalt zu gebieten.» (Akira Kurosawa, zitiert in: Akira Kurosawa, Hanser Verlag 1988)

Japan 1963 «Ein Entführer verwechselt den Sohn eines Schuhfabrikanten mit demjenigen des Chauffeurs. Während die Polizei den Kidnapper jagt, muss sich der Fabrikant (…) zur Entscheidung durchringen, ob er für das Kind des Chauffeurs seine wirtschaftliche Existenz aufs Spiel setzt. Eine Reflexion über soziales Bewusstsein und moralische Dilemmas im Gewand eines Thrillers – und der mitreissendste von Kurosawas ‹Gegenwartsfilmen› überhaupt. Der japanische Originaltitel Himmel und Hölle spielt auf die geografischsozialen Gegensätze der Stadt Yokohama an, wo der ‹Himmel› der Reichen hoch über der ‹Hölle› der Armen, den Slums und Vergnügungsvierteln, liegt.» (Andreas Furler, Filmpodium, Juli/August 2013)

111 Min / sw / DCP / Jap/d // REGIE Akira Kurosawa // DREH-

143 Min / Farbe + sw / 35 mm / Jap/d/f // REGIE Akira Kurosawa

BUCH Ryuzo Kikushima, Akira Kurosawa // KAMERA Kazuo

// DREHBUCH Ryuzo Kikushima, Hideo Oguni, Akira Kurosawa,

Miyagawa // MUSIK Masaru Sato // SCHNITT Akira Kurosawa

nach dem Roman «King’s Ransom» von Ed McBain // KAMERA

// MIT Toshiro Mifune (Sanjuro Kuwabatake), Eijiro Tono

Asakazu Nakai // MUSIK Masaru Sato // SCHNITT Akira Kuro-

(Gonji, Sakefabrikant), Kamatari Fujiwara (Tazaemon, Sei-

sawa // MIT Toshiro Mifune (Kingo Gondo), Tatsuya Nakadai

denhändler), Takashi Shimura (Tokuemon, Sakefabrikant).

(Insp. Tokura), Kyoko Kagawa (Reiko Gondo), Tsutomu Yamazaki (Ginjiro Takeuchi, der Entführer), Yutaka Sada (Aoki, der Chauffeur), Takashi Shimura (Direktor).

SANJURO (Tsubaki Sanjuro) Japan 1962 «Neun junge Samurai wenden sich gegen die Korruption in der Regierung und geraten dabei in ­höfische Machtkämpfe. Der erfahrene Samurai Sanjuro lehrt sie Geduld und Urteilskraft und zeigt ihnen, dass das Unrecht nicht dort ist, wo sie es vermuten. «Kurosawa war (...) zu diesem Nachfolgefilm zu Yojimbo gedrängt worden und schwang sich bei dieser Gelegenheit zu seinem witzigsten (...) Film auf. (...) Er inszenierte die Geschichte ganz auf die Lacher hin, indem er die Konventionen der japanischen Action-Historienfilme mit grosser Kennerschaft ­­­parodierte; im atemberaubenden Finale

L’HÉRITAGE DES 500 000 (Gojuman-nin no isan) Japan 1963 «Während des Zweiten Weltkriegs vergraben japanische Soldaten Goldmünzen auf einer philippinischen Insel. Einer dieser Männer, Kommandant Matsuo, sieht sich 18 Jahre später mit seiner Vergangenheit konfrontiert, als ein wohlhabender Geschäftsmann, Mitsura Gunji, ihm vorschlägt, diesen Schatz zu suchen. (…) Die Realisierung dieses Films markiert zugleich die Gründung von Mifunes eigener Produktionsfirma (…). Für diese erste und einzige Regie-


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Toshiro Mifune arbeit war er beim Drehbuch, der Kamera und der Musik von regelmässigen Kurosawa-Mitarbeitern umgeben. (...) Kurosawa selbst half bei der Montage mit.» (Philippe Paul, dvdclassik.com, 3.4.2019)

nicht verstehen. Eine Robinsonade als Kammerspiel, ausschliesslich von den zwei grossartigen Darstellern und dem Inselsetting getragen. (pm) 103 Min / Farbe / 35 mm / Jap+E/d/f // REGIE John Boorman

97 Min / sw / DCP / Jap/f // REGIE Toshiro Mifune // DREH-

// DREHBUCH Reuben Bercovitch, Alexander Jacobs, Eric

BUCH Ryuzo Kikushima // KAMERA Takao Saito // MUSIK

Bercovici // KAMERA Conrad Hall // MUSIK Lalo Schifrin //

Masaru Sato // SCHNITT Shuichi Anbara, Akira Kurosawa //

SCHNITT Thomas Stanford // MIT Toshiro Mifune (Cap. Tsuru-

MIT Toshiro Mifune (Takeichi Matsuo), Tatsuya Mihashi (Cap.

hiko Kuroda), Lee Marvin (amerikanischer Pilot).

Keigo Gunji), Tsutomu Yamazaki (Tsukuda ), Mie Hama (eine Igorot), Yuriko Hoshi (Masako Matsuo), Yoshio Tsuchiya (Yamazaki), F.J. Horning (Ausländer mit Zigarre), Evie King

RED SUN Spanien/Italien/Frankreich 1971

(Frau des Ausländers).

ROTBART (Akahige) Japan 1965 «Rotbart spielt zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Kurosawa beschreibt die innere Wandlung eines jungen Arztes, der entgegen seinen Hoffnungen an ein Armenspital kommt, dort aber im Kontakt mit dem nur scheinbar zynisch-raubeinigen Arzt ‹Rotbart› und angesichts des krassen Elends um ihn herum zu einem neuen Berufsethos findet.» (Ulrich Gregor: Geschichte des Films ab 1960) «Vielleicht konnte nur Kurosawa die Szene zustande bringen, in der Rotbart, als er eine seiner guten Taten zunichtegemacht sieht, (...) etwa zwanzig Männer k. o. schlägt, (...) und am Ende schamrot murmelt: ‹Ich glaube, ich bin zu weit gegangen.›» (Tom Milne, Time Out Film Guide) 185 Min / sw / 35 mm / Jap/d/f // REGIE Akira Kurosawa // DREHBUCH Ryuzo Kikushima, Hideo Oguni, Masato Ide, Akira

Im Wilden Westen bekommt bei einem Zugsüberfall eine Räuberbande ein wertvolles Schwert in die Hände, das eine mitreisende Delegation des japanischen Kaisers dem amerikanischen Präsidenten überreichen will. Der Samurai Kuroda schwört, das Schwert innert sieben Tagen zurückzuholen, und nimmt die Hilfe des um seinen Beuteanteil geprellten Banditen Link in Anspruch. Der Euro-Western mit grossem Staraufgebot inklusive Schweizer Beteiligung und einem James-Bond-Regisseur hinter der Kamera unterhält mit einem fröhlichen Genremix aus Western, Chambara und Buddymovie. (pm) 112 Min / Farbe / 35 mm / E/d/f // REGIE Terence Young // DREHBUCH Denne Bart Petitclerc, William Roberts, Lawrence Roman // KAMERA Henri Alekan // MUSIK Maurice Jarre // SCHNITT Johnny Dwyre // MIT Charles Bronson (Link Stuart), Ursula Andress (Cristina), Toshiro Mifune (Kuroda Jubei), Alain Delon (Gotch «Gauche» Kink), Capucine (Pepita), Anthony Dawson (Hyatt), Tetsu Nakamura (japanischer Botschafter).

Kurosawa, nach einem Roman von Shugoro Yamamoto // ­KAMERA Asakazu Nakai, Takao Saito // MUSIK Masaru Sato // SCHNITT Akira Kurosawa // MIT Toshiro Mifune (Dr. Kyojio Niide, «Akahige» genannt), Yuzo Kayama (Dr. Noboru Yasumoto), Kyoko Kagawa (verrückte Frau), Yoshio Tsuchiya (Dr. Handayu Mori), Tatsuyoshi Ehara (Genzo Tsugawa), Reiko Dan (Osugi), Kamatari Fujiwara (Rokosuke).

HELL IN THE PACIFIC USA 1968 Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges stranden unabhängig voneinander ein amerikanischer und ein japanischer Soldat auf einer unbewohnten Insel. Als Gegner zweier Kriegsparteien bekämpfen sie sich trotz ihrer misslichen Situation weiter. Schliesslich wird ihnen klar, dass sie nur durch gegenseitige Hilfe überleben und von der Insel entkommen können. Von John Boorman als Quasi-Stummfilm konzipiert. Das Gesprochene bleibt unwichtig, da die beiden Figuren die jeweilige Sprache des anderen

MIFUNE: THE LAST SAMURAI USA 2015 Ein dokumentarisches Porträt von Toshiro Mifune (1920–1997), das vor allem auf seine Kollaboration mit Akira Kurosawa und deren enormen Einfluss auf das Weltkino eingeht. Gleichzeitig bietet der Film auch eine Einführung in das Genre des japanischen Schwertkampf-Filmes, des Chambara, illustriert mit vielen Filmausschnitten von zum Teil verlorenen Werken des frühen japanischen Kinos. Zu Wort kommen zahlreiche Weggefährtinnen und -gefährten, aber auch die Regisseure Steven Spielberg und Martin Scorsese und die Söhne Shiro Mifune und Hisao Kurosawa. (pm) 80 Min / Farbe + sw / DCP / Jap/E/e // REGIE Steven Okazaki // DREHBUCH Steven Okazaki, Stuart Galbraith IV // KAMERA Tohru Hina, Yasuyuki Ishikawa // MUSIK Jeffrey Wood // SCHNITT Steven Okazaki // MIT Keanu Reeves (Erzähler), Martin Scorsese, Steven Spielberg, Koji Yakusho.


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Keller im Kino 2019 jährt sich der Geburtstag Gottfried Kellers zum 200. Mal. Als das Kino geboren wurde, waren seit seinem Tod gerade fünf Jahre ver­ gangen. Doch erst gut dreissig Jahre später wagte es sich zum ersten Mal an Kellers Stoffe; wir zeigen eine kleine Auswahl. Neben mehreren Adaptionen von «Kleider machen Leute», von denen Helmut Käutners gleichnamige Verfilmung mit Heinz Rühmann aus dem Jahr 1940 als die beste gilt, wurde «Romeo und Julia auf dem Dorfe» mindestens fünfmal verfilmt. Hans Trommers Umsetzung des Seldwyla-Liebesdramas (1941) brachte die Chronisten des alten Schweizer Films immer wieder ins Schwärmen, etwa den legendären NZZ-Filmkritiker Martin Schlappner. In der Filmpodium-Zeitung vom Juni 1990 schrieb er aus Anlass des 100. Todes­ tags von Keller, Trommers Film sei «ein Meisterwerk der musterhaften Psycho­ logie der jugendlichen Erotik und des Selbstmordes. Ein lyrisches Poem, fern aller blossen Illustration einer Erzählung durch Bilder, in seinen filmischen Mitteln kongenial zur Novelle des Dichters.» Zu Recht legendär ist auch ­Leopold Lindtbergs fast zeitgleiche, leichtfüssige Umsetzung von «Die missbrauchten Liebesbriefe» mit Anne-Marie Blanc und Alfred Rasser, deren jüngste Restaurierung am diesjährigen ZFF präsentiert wird. Die damalige Häufung der Keller-Verfilmungen war kein Zufall: 1940 wurde Kellers 50. Todestags gedacht. Ein paar Jahre zuvor hatte die Adaption von «Das Fähnlein der sieben Aufrechten» durch Frank Wysbar – eine deutsch-schweizerische Koproduktion der berüchtigten Terra-Film im Auftrag von Josef Goebbels – hierzulande Empörung ausgelöst: Für Martin Schlappner war das ein Film, «der dazu ausersehen war, den Anschluss der Schweiz an das Dritte Reich vorzubereiten». Wir zeigen stattdessen Simon Aebys­populäre Neuverfilmung von 2001; Snowboarder Fabien Rohrer und Popsängerin Kisha spielen die Hauptrollen. Während Kellers Novellen – etwa auch «Der Landvogt von Greifensee», «Ursula» oder «Regine» – immer wieder verfilmt wurden, hat sich an sein Monumentalwerk «Der Grüne Heinrich» einzig Thomas Koerfer gewagt und 1993 nach jahrelanger Vorarbeit mit verschiedenen renommierten Drehbuchautoren den Bildungsroman auf die Liebesgeschichten konzentriert. Mit einem Augenzwinkern schliesslich zeigen wir auch Flitzer, die Geschichte­des Gymilehrers Balz Näf, der dem Wunsch seiner verstorbenen Gattin nachkommen und ein Gottfried-Keller-Museum einrichten will, durch Finanzprobleme aber auf Abwege gerät und allerhand Turbulenzen auslöst. Peter Luisi ist damit eine der lustigsten Deutschschweizer Komödien der letzten Jahre gelungen. (cs)


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Keller im Kino

> Romeo und Julia auf dem Dorfe.

KLEIDER MACHEN LEUTE

ROMEO UND JULIA AUF DEM DORFE

Deutschland 1940

Schweiz 1941

Der verträumte Schneidergeselle Wenzel wird entlassen, weil er einen Frack verpfuscht hat, darf diesen aber mitnehmen und wird aufgrund seiner Kleidung für Graf Stroganoff gehalten, den Abgesandten des Zaren. Als der wahre Stroganoff auftaucht, die Lage erkennt und sich als Wenzels Diener ausgibt, wird dessen Lage immer verzwickter. «Detailfreudig, atmosphärisch und brillant hat Helmut Käutner die Stimmung von Gottfried Kellers Novelle in filmgerechte Bilder umgesetzt. Die ironischen Weisheiten und boshaften Anspielungen Kellers wurden durch tragikomische Akzente ergänzt.» (Reclams Lexikon des deutschen Films, 1995)

«Der schönste, echteste aller Schweizer Filme, dessen Tragweite man gestern nicht erfasst hat und der für heute und morgen noch wegweisend ist», schwärmte Cinémathèque-suisse-Gründer Freddy Buache 1974 über die Gottfried-Keller-Verfilmung um zwei Liebende, die wegen einer alten­ Familienfehde nicht zueinanderkommen können. Der Publikumserfolg hatte sich nicht einstellen wollen; bald galt das Werk als «film maudit». Tatsächlich ist Romeo und Julia auf dem Dorfe für seine Zeit einzigartig, fühlte sich Trommer doch filmischen Vorbildern – Griffith, Wertow, Sjöström und vor allem Renoir – eher verpflichtet als der Geistigen Landesverteidigung: «Statt die Novelle zu illustrieren, hat Trommer optische Entsprechungen gefunden, die den Film auf das Niveau eines universellen Gedichts erheben.» (Hervé Dumont: Geschichte des Schweizer Films. Spielfilme 1896–1965, 1987)

107 Min / sw / DCP / D // REGIE Helmut Käutner // DREHBUCH Helmut Käutner, nach der Novelle von Gottfried Keller // KAMERA Ewald Daub // MUSIK Bernhard Eichhorn // SCHNITT Helmut Schönenbeck // MIT Heinz Rühmann (Schneider­ geselle Wenzel), Hertha Feller (Nettchen), Hans Sternberg

84 Min / sw / 35 mm / Dialekt // REGIE Valérien Schmidely, Hans

(Amtsrat und Tuchherr Küchlin), Fritz Odemar (Graf Stroga-

Trommer // DREHBUCH Hans Trommer, nach der Novelle von

noff), Hilde Sessack (Fräulein von Serafin), Olga Limburg

Gottfried Keller // KAMERA Ady Lumpert // MUSIK Jack

(Begleiterin­des Fräulein von Serafin), Rolf Schündler (Konfek-

­Trommer // SCHNITT Irene Widmer, Käthe Mey // MIT Margrit

tionshändler Melcher-Böhni), Erich Ponto (Puppenspieler

­Winter (Vreneli Marti), Erwin Kohlund (Sali Manz), Johannes

Christoffel), Leopold von Ledebur (Bürgermeister von Seld­

Steiner (Albert Manz), Emil Gyr (Marti), Emil Gerber (der ­

wyla), Hans Stiebner (Wirt).

schwarze ­Geiger), Walburga Gmür (Frau Manz), Anni Dürig­ (Frau Marti), Ella Kottusch (Elise), Dorli Zäch (Vreneli als Kind), Richard Schuhmacher (Sali als Kind), Ursula von Wiese (Emmi), Max Röthlisberger (Salis Freund).


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Keller im Kino

DER GRÜNE HEINRICH Schweiz/Frankreich 1993

DAS FÄHNLEIN DER SIEBEN AUFRECHTEN Schweiz 2000

«Voller Hoffnung kommt der Schweizer Kunst­ student Heinrich nach München, um hier von der Malerei zu leben. Doch bald wird er von der Vergangenheit eingeholt, in der ihn die Liebe zu zwei Frauen, der unschuldigen Anna und der erfahrenen Judith, in grosse Gewissenskonflikte stürzte. Mit einer internationalen Besetzung (darunter Dominique Sanda als Heinrichs Mutter) hat Regisseur­ Thomas Koerfer den klassischen Stoff aus dem 19. Jahrhundert gründlich modernisiert und interessant neubearbeitet.» (cinema.de) ✶ am Donnerstag, 11. Juli, 18.15 Uhr: Regisseur Thomas Koerfer und Produzent Peter Reichenbach werden bei der Vorstellung anwesend sein und über die Arbeit am Film Auskunft geben.

«In Aebys und Schneiders Umsetzung wird Kellers Prosastück zur klassischen Initiations- und Thronbesteigungsgeschichte: Karl Hediger ist der junge Mann, der auszieht, seine eigene Ängstlichkeit, gefährliche Rivalen und gesellschaftliche Widerstände überwindet, den tyrannischen (Dorf-) König niederringt, dessen Tochter ehelicht und (…) schliesslich als guter Nachfolger seinen Platz einnimmt. Formal schliesst der Film an (…) den Hollywood-Mainstream-Film einerseits, ans Schweizer Volkstheater anderseits an.» (Vinzenz Hediger, NZZ, 23.3.2001) 94 Min / Farbe / 35 mm / Dialekt // REGIE Simon Aeby // DREHBUCH Hansjörg Schneider, Lukas Aeby, Thomas Hess, nach der Novelle von G ­ ottfried Keller // KAMERA Hans G. Syz // MUSIK

110 Min / Farbe / 35 mm / D // REGIE Thomas Koerfer // DREH-

Max ­Philipp Schmid, Moritz Schneider // SCHNITT Markus Wel-

BUCH Thomas Koerfer, Peter Müller, Barbara Jago, nach dem

ter // MIT Kisha (­Hermine), Fabien Rohrer (Karl), Erich Vock

Roman von Gottfried Keller // KAMERA Gerard Vandenberg //

(Ruckstuhl), Silvia Jost (Lisbeth Hediger), Urs Bihler (Kaspar

MUSIK Bruno Coulais // SCHNITT Marie-Josephe­ Yoyotte // MIT

­Hediger), Paul ­Eggenschwiler (Frymann), Sven Epiney (Kut-

Thibault de Montalembert (Grüner Heinrich), Andreas Schmid

schersämi), Reto Peritz (Spörri), Gretli Amacher (Christine).

(junger Grüner Heinrich), ­Florence Darel (Anna), Assumpta Serna (Judith), Mathias Gnädinger (Onkel), Arno Chevrier (Lys), Dominique Sanda (Mutter), Heribert Sasse (Römer), Nadja Uhl (Agnes), Ronald Nitschke (Mephisto). Kellers autobiografisch gefärbter Bildungs- und Künstlerroman «Der Grüne Heinrich» steht auch im Zentrum des Projekts «Der grüne Henry», das am 29. Juni eröffnet wird und sich als Kunstparcours durch Zürich versteht. Weitere Informationen unter: dergruenehenry.ch

FLITZER Schweiz 2017 Balz Näf, Deutschlehrer und glühender Verehrer von Gottfried Keller, will ein Museum zu dessen Ehren eröffnen. Als er in eine finanzielle Schieflage gerät, kommt er auf die Idee, Flitzer für Sportwetten einzusetzen. «Tatsächlich trifft in Flitzer so gut wie jeder Gag voll ins Schwarze, doch vor allem sind es jene Momente, die mit der Verbindung aus Karikatur und Realismus spielen, die hier für die grössten Lacher­sorgen. (...) Regisseur Peter Luisi gelingt eine ebenso einzigartige wie unkonventionelle Komödie mit Heist-Movie-Touch, die von ihrer absurden Idee lebt, das Flitzerdasein professionell aufzuziehen, und dafür eine Menge skurriler ­Charaktere auffährt.» (Antje Wessels, wesselsfilmkritik.com, 9.11.2017) 90 Min / Farbe / DCP / Dialekt/f // REGIE Peter Luisi // DREHBUCH Peter Luisi, Beat Schlatter // KAMERA Nicolò Sette­grana // MUSIK Martin Skalsky, Michael Duss, Christian Schlumpf // SCHNITT John von Ascheraden // MIT Beat Schlatter (Balz Näf), Bendrit Bajra (Kushtrim), Doro Müggler (Sandra Strebel), Luna Wedler (Elisa Näf), Dani Mangisch («Surprise»-Verkäufer), ­Lorenz Nufer (Exhibitionist), Phi­lippe Graber (Fritzlis Bruder),

> Der Grüne Heinrich.

Una Rusca (Annina), Simone Kern (die Schüchterne).


31 Das erste Jahrhundert des Films

1969 & 1979 1969 war aufregend: Nixons Antritt seiner Präsidentschaft, die Mondlandung, die Manson-Morde, Woodstock, die Vietnamkrieg-Proteste. In den ­US-Kinos starteten Dennis Hoppers Motorradfilm Easy Rider, der mit seiner Thematik der rebellierenden Jugend den Nerv der Zeit traf, und John ­Schlesingers grandioser Abgesang auf den American Way of Life Midnight Cowboy. Eine weitere filmische Sensation war Z, mit dem Costa-Gavras das Genre des Politthrillers begründete. Derweil gelang Toshio Matsumoto in Japan mit Funeral Parade of Roses ein Queer-Cinema-Klassiker und Ken Loach etablierte sich mit Kes als führende Kraft des britischen Sozialrealismus. Das Jahr 1979 hingegen war geprägt von so folgenreichen Umbrüchen wie der Revolution im Iran, der zweiten Ölkrise, Chinas Öffnung und ­Thatchers Wahlsieg. In diesem Jahr revolutionierte Ridley Scotts Alien sowohl das Science-Fiction- und Horrorfilmgenre als auch – Sigourney Weaver sei Dank – Hollywoods Frauenbild; gleichzeitig realisierte Woody Allen mit Manhattan eine der grossartigsten Liebeserklärungen an New York. Für Furore sorgte George Millers Low-Budget-Film Mad Max, dessen Einfluss auf die Popkultur bis heute anhält. Im selben Jahr brachte der Riesenerfolg von Volker Schlöndorffs Die Blechtrommel Deutschland zurück auf die Landkarte des Weltkinos. Für die Schweiz tauchte Clemens Klopfenstein während 150 Nächten in europäische Städte ein und verdichtete alles zu seiner zeit­ losen Geschichte der Nacht; zugleich inszenierte Yves Yersin mit Les petites fugues einen der erfolgreichsten Schweizer Filme überhaupt. Den antiautoritären Zeitgeist der 1970er-Jahre schliesslich verkörperte nichts so gut wie Monty Python’s Life of Brian, der auch heute noch erstaunlich aktuell wirkt. Tanja Hanhart Das erste Jahrhundert des Films In der Dauerreihe «Das erste Jahrhundert des Films» zeigen wir im Lauf von zehn Jahren rund 500 weg­ weisende Werke der Filmgeschichte. Die Auswahl jedes Programmblocks ist gruppiert nach Jahrgängen, ­woraus sich schliesslich 100 Momentaufnahmen des Weltkinos von 1900 bis 1999 ergeben. ­Referenzzahl ist jeweils der a ­ ktuelle Jahrgang, d. h. im Jahr 2019 sind Filme von 1919, 1929, 1939 usw. zu sehen. Weitere wichtige Filme von 1969: Antonio das mortes Glauber Rocha, Brasilien Butch Cassidy and the Sundance Kid G. R. Hill, USA Charles mort ou vif Alain Tanner, CH Die Farbe des Granatapfels (Sajat nova) Sergej Paradschanow, UdSSR L’armée des ombres Jean-Pierre Melville, F Le chagrin et la pitié Marcel Ophüls, F Fellini Satyricon Federico Fellini, I The Wild Bunch Sam Peckinpah, USA Women in Love Ken Russell, GB

Weitere wichtige Filme von 1979: All That Jazz Bob Fosse, USA Apocalypse Now Francis Ford Coppola, USA Being There Hal Ashby, USA Grauzone Fredi M. Murer, CH Legend of the Mountain (Shan zhong zhuan qi) King Hu, Taiwan Nosferatu: Phantom der Nacht Werner Herzog, D Raining in the Mountain (Kong shan ling yu) King Hu, Taiwan Stalker Andrej Tarkowskij, UdSSR


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Das erste Jahrhundert des Films: 1969 & 1979

EASY RIDER

MIDNIGHT COWBOY

USA 1969

USA 1969

Nach einem lukrativen Drogendeal machen sich Wyatt und sein Freund Billy mit ihren Harley-Davidson-Motorrädern auf, durch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu reisen. Unterwegs lesen sie einen jungen Anwalt auf. Ihr Trip wird zur Höllenfahrt durch ein mythenträchtiges Amerika. Easy Rider war ein epochaler und stilbildender Film, der den Nerv einer ganzen Generation traf und zum Kassenschlager wurde. Er gilt als einer der wichtigsten Filme des New Hollywood. In Cannes als bestes Erstlingswerk gefeiert, begründete er zudem den Ruhm von Dennis Hopper, Peter Fonda und Jack Nicholson; der Soundtrack wurde zu einem Meilenstein der Rockmusik. «Niemand ging diesen Film nur einmal anschauen. (...) Ihn nun Jahre später zu sehen, ist wie das Öffnen einer Zeitkapsel. (...) Richtig lebendig wird der Film durch den elektrisierenden Auftritt von Jack Nicholson, der den Anwalt spielt. Historische Momente im Kino sind nicht immer so leicht zu erkennen: Nicholson war seit Jahren in Filmen zu sehen, aber sein Gefängnisdialog in Easy Rider machte ihn sofort zum Star. (...) Pauline Kael bemerkte, dass ‹die sentimentale Paranoia des Films offensichtlich der Vision eines grossen, jungen Publikums entsprach. In den späten 60ern war es cool, zu empfinden, dass man nicht gewinnen konnte, dass alles manipuliert und hoffnungslos war.›» (Roger Ebert, rogerebert.com, 24.10.2004)

Joe Buck arbeitet in einer texanischen Kleinstadt als Tellerwäscher. Eines Tages packt er seine Koffer, kleidet sich als Cowboy und reist nach New York, wo er als bezahlter Liebhaber gut betuchter Ladys reich werden will. Ahnungslos, was urbane Umgangsformen angeht, bleibt er aber erfolglos. In Ratso, einem heruntergekommenen, hinkenden Kleinganoven findet er schliesslich einen Freund, für den er sich zunehmend verantwortlich fühlt. John Schlesingers Midnight Cowboy ist ein Klassiker des New Hollywood. Dustin Hoffman und Jon Voight bilden mit ihrer grandiosen Verkörperung der beiden klassischen Antihelden ein anrührendes Paar. 1994 wurde der Film in das National Film Registry der US-amerikanischen Library of Congress aufgenommen. «Midnight Cowboy steht in einer ganzen Reihe von Filmen, die um die zunehmende Freizügigkeit und die parallel wachsende Verwahrlosung der New Yorker Vergnügungsmeile Times Square in den 60er- und 70er-Jahren kreisen und damit auch die eskalierenden sozialen Probleme im ­damaligen New York spiegeln. Für seine schonungslose Milieuzeichnung wurde der Film, trotz X-Rating, gleich mit drei Oscars (Film, Regie, Drehbuch) ausgezeichnet.» (Andreas Furler, Filmpodium, Juli 2002) 113 Min / Farbe / 35 mm / E/d/f // REGIE John Schlesinger // DREHBUCH Waldo Salt, nach einem Roman von James Leo

95 Min / Farbe / DCP / E/d // REGIE Dennis Hopper // DREH-

Herlihy // KAMERA Adam Holender // MUSIK John Barry //

BUCH Peter Fonda, Dennis Hopper, Terry Southern // KA-

SCHNITT Hugh A. Robertson // MIT Dustin Hoffman (Ratso),

MERA László Kovács // MUSIK Steppenwolf, Bob Dylan, Jimi

Jon Voight (Joe Buck), Sylvia Miles (Cass), Brenda Vaccaro

Hendrix u. a. // SCHNITT Donn Cambern // MIT Peter Fonda

(Shirley), John McGiver (Mr. O’Daniel), Barnard Hughes

(Wyatt), Dennis Hopper (Billy), Antonio Mendoza (Jesus), Jack

(Towny), Ruth White (Sally Buck).

Nicholson (George Hanson), Karen Black (Karen), Toni Basil (Mary), Warren Finnerty (Rancher), Mac Mashourian (Bodyguard), Justin Fonda, Bridget Fonda (Kinder in der HippieKommune). Restaurierte Fassung.


Das erste Jahrhundert des Films: 1969 & 1979

Z

FUNERAL PARADE OF ROSES

Frankreich/Algerien 1969

(Bara no soretsu) Japan 1969

Als in einem imaginären Staat ein linker Opposi­ tionspolitiker bei einer Demonstration ermordet wird und die Polizei von einem «Verkehrsunfall» spricht, werden ein junger Richter und ein ehrgeiziger Journalist misstrauisch. Sie kommen einer Verschwörung auf die Spur, deren Fäden in die höchsten Ränge der Regierung führen. Z gilt als genrebildender Klassiker des politisch engagierten Kinos. Inspiriert von Vasilis ­Vasilikos’ Roman, nimmt Costa-Gavras den Mord am griechischen Oppositionspolitiker Lambrakis zum Anlass für eine filmische Anklage gegen die Verfilzung von Polizei, Militär und Teilen von Justiz und Politik im damaligen Griechenland. «Der pulsierende Politthriller war eine der filmischen Sensationen der späten 60er-Jahre (...). Mit kinetischen, rhythmischen Schnitten, Raoul Coutards expressiver Vérité-Kameraarbeit und Mikis Theodorakis’ unvergesslicher, vorwärtstreibender Filmmusik ist Z ein technisch kühnes und emotional packendes Meisterwerk.» (criterion.com) «In den Worten der Filmkritikerin Pauline Kael ist Z ‹fast unerträglich aufregend – ein Politthriller, der so viel Spannung aufbaut, dass man am Ende einen Knoten im Bauch hat›. Neben seinen stilistischen Meriten bietet der Film grossartige darstellerische Leistungen von Jean-Louis Trintignant als Untersuchungsrichter und Irene Papas als Witwe des Politikers, der von Yves Montand gespielt wird.» (Steven Jay Schneider, in: 1001 Filme, Ed. Olms 2012) 122 Min / Farbe / DCP / F/d // REGIE Constantin Costa-Gavras

Eddie, eine von bösen Rückblenden an eine jugendliche Bluttat geplagte Dragqueen in einem Schwulenclub, ringt mit einem alternden Trans­ vestiten um die Gunst des zwielichtigen Club­ besitzers Gonda – der, wie Eddie nach vollzogenem Beischlaf feststellen muss, sein Vater ist. Das Spielfilmdebüt des Video- und Performance-Künstlers Toshio Matsumoto ist ein einzigartiges, audiovisuell abstraktes und gleichzeitig explizites politisches und assoziatives Dokument der japanischen Neuen Welle. «Drogen, Sex, ritueller Selbstmord und ausgestochene Augen in Grossaufnahme – Funeral Parade of Roses ist auch heute noch eines der ungewöhnlichsten Werke des Queer Cinema. Die Themen sind hart und die Bilder unverblümt, werden aber von Toshio Matsumoto dank postmodernem Meta-Kommentar in ihrer Eins-zu-einsVerstörung gleich wieder ad absurdum geführt. Ein Plot ist schwer zu entziffern (...). Das ‹Was› ist aber auch weniger entscheidend als das ‹Wie›, das ‹mit Wem› und ‹über Wen›, ist Funeral Parade of Roses doch ein be­eindruckender Blick in den ‹seedy underbelly› ­Tokios der Endsechziger über die – und mit der – Transvestiten-Szene Japans, gefilmt in brillantem Schwarzweiss. Die Legende, dass sich Stanley Kubrick von Funeral Parade of Roses für A Clockwork Orange inspirieren liess, ist zumindest hinsichtlich der mit elektronisch verfremdeten Klassik-Klängen unterlegten FastForward-Sequenzen kaum von der Hand zu weisen. Ein bemerkenswertes Stück Kino.» (Christian Ihle, taz.de, 22.10.2018)

// DREHBUCH Constantin Costa-Gavras, Jorge Semprún, nach dem Roman von Vasilis Vasilikos // KAMERA Raoul Coutard //

105 Min / sw / DCP / Jap/d // DREHBUCH UND REGIE Toshio

MUSIK Mikis Theodorakis // SCHNITT Françoise Bonnot //

Matsumoto // Toshio Matsumoto // KAMERA Tatsuo Suzuki //

MIT Yves Montand (Z, ein Politiker), Jean-Louis Trintignant (Er-

MUSIK Joji Yuasa // SCHNITT Toshie Iwasa // MIT Pita (Eddie),

mittlungsrichter), Irene Papas (Hélène, Frau des Politikers),

Osamu Ogasawara (Leda), Yoshimi Jo (Jimi), Koichi Nakamura

­Jacques Perrin (Fotojournalist), Charles Denner (Manuel).

(Juju), Flamenco Umeji (Greco), Saako Oota (Mari).

Restaurierte Fassung.

Restaurierte Fassung.

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Das erste Jahrhundert des Films: 1969 & 1979

KES GB 1969 Der 15-jährige Billy lebt in der nordenglischen Bergwerksstadt Barnsley. Von seiner geschiedenen Mutter wird er vernachlässigt, vom älteren Bruder terrorisiert, von sadistischen Lehrern gedemütigt und von Mitschülern schikaniert – sein einziger Lichtblick ist ein junger Turmfalke, den er «Kes» nennt. Hingebungsvoll zieht er den Vogel auf und trainiert ihn, bis eines Tages der Bruder für eine vermeintliche «Verfehlung» grausam Rache an Billy nimmt. Ken Loachs berührendes Entwicklungsdrama Kes, das von der Einsamkeit und Verzweiflung eines sensiblen Teenagers erzählt, ist ein Meisterwerk des sozialrealistischen britischen Kinos. In diesem Film findet Loach zu einer dokumentarischen Ästhetik, die für ihn seither charakteristisch ist. Kes belegt auf der Liste der «Top 100 British Films» des British Film Institute den siebten Platz. «Die Geschichte verläuft tragisch. Aber aus ihr leuchten Humor und eine grosse Zärtlichkeit. Den gewitzten Billy spielt der Laie David Bradley unfassbar natürlich und mit dickem Yorkshire-­ Akzent. Die Schulklasse ist seine eigene Klasse, und auch sonst hat Ken Loach vor Ort und mit

kleinem Budget gedreht. Mit seinem zweiten Film fand er zu eigener Autorschaft und setzte die Themen seines sozialrealistischen Kinos. Da sehen wir das ungerechte Klassensystem und die lebensfeindlichen Institutionen und die gefesselten Menschen, von denen wenig erwartet wird und die deshalb auch wenig von ihrem Leben erwarten. Billy indes zeigt Fantasie und Talent. Sein Kampf ist zeitlos, und vielleicht wird Kes auch deshalb regelmässig zu Loachs schönsten Filmen gezählt.» (Pascal Blum, züritipp, 2.1.2014) 110 Min / Farbe / Digital HD / E/d // REGIE Ken Loach // DREHBUCH Barry Hines, Ken Loach, Tony Garnett, nach dem Roman «A Kestrel for a Knave» von Barry Hines // KAMERA Chris Menges // MUSIK John Cameron // SCHNITT Roy Watts // MIT David Bradley (Billy Casper), Lynne Perrie (Mrs. Casper), Freddie Fletcher (Jud, Billys Bruder), Colin Welland (Mr. Farthing), Brian Glover (Mr. Sugden), Bob Bowes (Mr. Gryce), Robert Naylor (MacDowell), Trevor Hesketh (Mr. Crossley).

Vor einzelnen Filmen der Jahre 1949, 1959 und 1969 werden Beiträge der Schweizer Filmwochenschau aus dem jeweiligen Jahr gezeigt (Daten siehe Programmübersicht). Die Auswahl besorgt der Historiker Severin Rüegg. Mit freundlicher Unterstützung von Lumière, Förderverein Filmpodium.


Das erste Jahrhundert des Films: 1969 & 1979

ALIEN GB/USA 1979 Die Welt im 21. Jahrhundert: Ein Notsignal lockt die Besatzung des Raumschiffs Nostromo auf einen scheinbar unbewohnten Planeten. Doch die Landung erweist sich als fataler Fehler: Ein sich zur perfekten Killermaschine entwickelndes Wesen gelangt von dort an Bord des Raumschiffes und dezimiert nach und nach die Crew, bis allein Lt. Ellen Ripley übrig bleibt. Alien, Ridley Scotts legendärer Science-Fiction-Schocker, ist einer der wesentlichen Endpunkte im New-Hollywood-Kino der 70er-Jahre und zugleich der Beginn einer mehrteiligen Saga, dem drei Sequels und zwei Prequels folgten. H. R. Giger erhielt für seine stilbildende Gestaltung des biomechanischen, schleimigen Ausserirdischen einen Oscar; Sigourney Weaver wurde als Lt. Ripley­zum Star – als erste Actionheldin revolu­ tionierte sie Hollywoods Frauenbild und ebnete damit den Weg für eine neue Generation von Schauspielerinnen. «Selbst nach 40 Jahren wirkt dieses Sci-FiHorror-Meisterwerk immer noch tödlich aktuell. (...) Ridley Scott hat eine Abhandlung über die Hölle anderer Menschen, die Verletzlichkeit unseres Körpers und die Vorstellung vom Weltraum

als grenzenlose neue Erweiterung der menschlichen Paranoia erschaffen. Alien funktioniert auch als Alptraumparodie auf die zehn Jahre zuvor erfolgte Mondlandung von Apollo 11. (...) Der Film ist so geschickt geschnitten, dass wir bis zu den letzten Aufnahmen keine genaue Vorstellung davon haben, wie das Alien tatsächlich aussieht: Sie reicht von der Grösse einer Kröte und bis zu der eines Busses mit mehreren Reihen messerscharfer Zähne, das ist grauenhaft furchterregend.» (Peter Bradshaw, The Guardian, 1.3.2019) 117 Min / Farbe / DCP / E/d // REGIE Ridley Scott // DREHBUCH Dan O’Bannon, Ronald Shusett // KAMERA Derek Vanlint // MUSIK Jerry Goldsmith // SCHNITT Terry Rawlings, Peter Weatherley // MIT Sigourney Weaver (Ripley), John Hurt (Kane), Tom Skerritt (Dallas), Veronica Cartwright (Lambert), Harry Dean Stanton (Brett), Ian Holm (Ash), Yaphet Kotto (Parker), Bolaji Badejo (Alien), Helen Horton («Mutter»-Stimme). Restaurierte Fassung.

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Das erste Jahrhundert des Films: 1969 & 1979

DIE BLECHTROMMEL BRD/Frankreich 1979 Danzig, 1927: An seinem dritten Geburtstag beschliesst Oskar Matzerath, aus Protest gegen die verlogene Erwachsenenwelt nicht mehr zu wachsen. Er stürzt sich die Kellertreppe hinunter und verharrt die folgenden 18 Jahre im Körper eines Kleinkindes, während er sich geistig weiterent­ wickelt und innerlich zu einem jungen Mann heranreift. Immer dabei: seine rot-weisse Blechtrommel, auf der er lautstark seinen Protest gegen Nazis und Mitläufer kundtut. Die Blechtrommel, die Verfilmung des Bestsellers von Günter Grass, war ein Riesenerfolg und gewann in Cannes die Goldene Palme und später den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film. Volker Schlöndorffs Romanadaption war einer der ersten Filme, die die deutsche Schuldfrage thematisierten und die Verstrickung des Kleinbürgertums in den Aufstieg der Nationalsozialisten ungeschönt schilderten. «Die Blechtrommel, eine Kinolegende. Der dreijährige Oskar, der beschliesst, nicht mehr zu wachsen, weil er kein Spiesser werden will und kein strammer Nazi. Die splitternden Scheiben, wenn er seine hohen Schreie ausstösst. Der Trommelschlag, der die Hitlerjugend aus dem

Takt bringt. Die kaschubische Grossmutter, die auf dem Kartoffelacker unter ihren Röcken einen Deserteur versteckt. Oskars Mutter, die zwei Männer liebt, einen polnischen und einen deutschen – bis sie nur noch öligen Fisch in sich ­hineinstopft und ihren Kummer nicht überlebt. Oskar mit Maria in der Strandkabine. Das Brausepulver in Kathi Thalbachs Bauchnabel. Die Aale, die sich aus dem Pferdekopf schlängeln. Der Film hat sich seine Bildgewalt bewahrt: mit dem forschen Auftreten des Dreikäsehochs David Bennent, der Anmut von Angela Winkler, der rheinischen Frohnatur Mario Adorfs, der Melancholie von Charles Aznavour. Bei der Hitlerei, den Liliputanern und den Aufnahmen des historischen Danzig.» (Christiane Peitz, tagesspiegel.de, 9.7.2010) 144 Min / Farbe / 35 mm / D // REGIE Volker Schlöndorff // DREHBUCH Jean-Claude Carrière, Volker Schlöndorff, Franz Seitz, nach dem Roman von Günter Grass // KAMERA Igor ­Luther // MUSIK Maurice Jarre, Friedrich Meyer // SCHNITT Suzanne Baron // MIT David Bennent (Oskar Matzerath), ­Angela Winkler (Agnes Matzerath), Mario Adorf (Alfred Matzerath), Katharina Thalbach (Maria), Daniel Olbrychski (Jan Bronski), Heinz Bennent (Greff), Andréa Ferréol (Lina Greff), Charles Aznavour (Sigismund Markus), Mariella Oliveri ­(Roswitha), Ilse Pagé (Gretchen Scheffler), Otto Sander (Musiker Meyn).


Das erste Jahrhundert des Films: 1969 & 1979

MANHATTAN USA 1979 Der New Yorker Fernseh-Autor Isaac hat es nicht leicht: Zwei gescheiterte Ehen hat er schon hinter sich, seine lesbische Ex-Frau Jill will ein Enthüllungsbuch über ihre Ehe schreiben und die Beziehung zur 17-jährigen Tracy scheitert. Frustriert kündigt er seinen Job, zieht um und beginnt eine Affäre mit der klugen Neurotikerin Mary, der neuen Flamme seines besten Freundes. Manhattan karikiert die Lebenskrise eines Intellektuellen und gilt als einer der besten aller Woody-Allen-Filme. In dieser romantischen Komödie, die nebenbei auch eine einzigartige Hommage an New York ist, brillieren an der Seite von Regisseur und Hauptdarsteller Woody Allen seine damalige Lebenspartnerin Diane Keaton, Meryl Streep und die blutjunge Mariel Hemingway. «Nur schon die Eröffnungssequenz ist atemberaubend. Fünfmal nimmt Allen zu den Klängen von Gershwins ‹Rhapsody in Blue› und den schwarzweissen Cinemascope-Impressionen von Gordon Willis Anlauf zu einer Liebeserklärung an New York, beim letzten Mal steigern sich Text, Bild und Musik in unwiderstehlichem Rhythmus zur Hymne. (…) Nie hat Allen seine Kreise und ihre ­gesammelten Neurosen liebevoller und intimer

porträtiert, selten hat er zu einer ähnlich prä­ zisen, vielschichtigen (dabei gewohnt ökonomischen) Dramaturgie gefunden.» (Andreas Furler, Filmpodium, Dezember 2010) 97 Min / sw / 35 mm / E/d/f // REGIE Woody Allen // DREHBUCH Woody Allen, Marshall Brickman // KAMERA Gordon Willis // MUSIK George Gershwin // SCHNITT Susan E. Morse // MIT Woody Allen (Isaac Davis), Diane Keaton (Mary Wilke), Michael Murphy (Yale), Mariel Hemingway (Tracy), Meryl Streep (Jill), Anne Byrne (Emily), Karen Ludwig (Connie), ­Michael O’Donoghue (Dennis).

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Das erste Jahrhundert des Films: 1969 & 1979

MAD MAX Australien 1979 Australien in der nahen Zukunft: Die Polizei liegt in ständigem Clinch mit brutalen Motorrad­ rockern, die auf den Highways die Kontrolle übernommen haben. Nachdem sein bester Freund grausam verstümmelt worden ist, quittiert der junge Cop Max den Dienst und flieht mit seiner Familie aufs Land. Als seine Familie den Outlaws zum Opfer fällt, startet Max einen gnadenlosen Rachefeldzug. «Geburtsstunde von Australiens berühmtestem Filmhelden und ein Welthit (...). Der ausgebildete Doktor George Miller finanzierte Mad Max teils durch Notarztdienste, wo er aus nächster Nähe die blutigen Auswirkungen der exzessiven australischen Autokultur studierte, die seinen Film mitprägte. Die Ersatzteil-Bricolage, aus der das Mad Max-Universum buchstäblich entstand, wurde zum Look der Postapokalypse, die Millers Filmserie als ein eigenes Popkultur-Genre etablierte. (...) Miller inszeniert die Action mit un­ vergleichlicher Durchschlagskraft: Räumliche Übersichtlichkeit, expressive Einstellungen und

Sekundenbruchteil-Timing sorgen für maximale Wirkung.» (Christoph Huber, Österreichisches Filmmuseum, 4/2019) «Mit seinem ersten Spielfilm Mad Max beerbte Miller den Italowestern und erweiterte MackerGenres wie die damals populären Selbstjustiz­ thriller, Zombie-Schocker, Kannibalen- und Barbaren-Fantasy oder Söldner-Streifen um den postapokalyptischen Actionthriller (...). Zur Ikone wurde dabei der von Mel Gibson gespielte Ex-Cop Max Rockatansky, der als Mad Max mit seiner ­verbeulten V8-Rakete (Ford Falcon XB GT) auf der Suche nach Benzin cool durch die Trümmer der Wohlstandsgesellschaft raste.» (Benedikt Eppenberger, srf.ch, 22.5.2015) 93 Min / Farbe / DCP / E/d // REGIE George Miller // DREHBUCH James McCausland, George Miller // KAMERA David Eggby // MUSIK Brian May // SCHNITT Tony Paterson // MIT Mel Gibson (Max), Joanne Samuel (Jessie), Hugh Keays-Byrne (Toecutter), Steve Bisley (Jim Goose), Tim Burns (Johnny).


Das erste Jahrhundert des Films: 1969 & 1979

MONTY PYTHON’S LIFE OF BRIAN GB 1979 Judäa im Jahre null: Brian wird zufällig im Stall neben dem Messias geboren und prompt mit diesem verwechselt. Auch 33 Jahre später wird Brian für den Sohn Gottes gehalten. Verzweifelt versucht er, seine Jünger vom Gegenteil zu überzeugen. Die Comedytruppe von Monty Python agierte in dieser Verwechslungskomödie in mehr als 40 wechselnden Rollen. Dass der Film trotz grosser Probleme überhaupt finanziert werden konnte, ist Ex-Beatle George Harrison zu verdanken, der mit vier Millionen Dollar in die Bresche sprang. In Norwegen, Irland oder Italien durfte der Film wegen Blasphemie lange nicht gezeigt werden, auch in anderen Ländern gab es Kontroversen. Heute ist der Film längst ein Klassiker. «Monty Pythons Meisterwerk überzeugt immer noch als ein unglaublicher Triumph: ein 90-minütiger Sketch, der zu einem völlig einheitlichen, enorm mutigen und ehrgeizigen Film erhoben wurde (...). Es gibt ungeheuer lustige Kabinettstücke und geniale visuelle Einfälle.» (Peter Bradshaw, The Guardian, 12.4.2019)

«Wir haben diesen Film vor 40 Jahren gemacht, aber er trifft heute genauso auf unsere Welt zu. Was entweder heissen soll, dass sich die Welt nie wirklich ändert, oder dass sie nur noch absurder wird. Es gibt Fundamentalismus, es gibt Antisemitismus – womit wir uns beschäftigen, wenn Brian herausfindet, dass sein Vater ein Zenturio ist – und dann gibt es Stan, der eine Frau sein will. Unsere täglichen Schlagzeilen sind voll mit diesem Zeug. Der einzige Unterschied ist, dass die Leute viel von ihrem Sinn für Humor verloren haben, den sie damals hatten, als wir den Film drehten.» (John Cleese, The Guardian, 16.4.2019) 94 Min / Farbe / DCP / E/d // REGIE Terry Jones // DREHBUCH Graham Chapman, John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle // ­KAMERA Peter Biziou // MUSIK Geoffrey Burgon // SCHNITT Julian Doyle // MIT Graham Chapman (Brian u. a.), Terry Jones (Brians Mutter u. a.), Sue Jones-Davies (Judith u. a.), Michael Palin (Prophet u. a.), John Cleese (Zenturio u. a.), Eric Idle (Otto u. a.), Terry Gilliam (Geoffrey u  a.).

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Das erste Jahrhundert des Films: 1969 & 1979

LES PETITES FUGUES Schweiz/Frankreich 1979 30 Jahre hat Pipe als Knecht auf dem Bauernhof der Familie Duperrex verbracht. Jetzt hat er das Rentenalter erreicht und kauft sich mit seiner AHV-Rente ein Mofa. Nach zahlreichen wackligen Versuchen unternimmt Pipe erste Ausflüge in die nähere Umgebung und erlebt unversehens ein Stück Freiheit. Doch dann betrinkt er sich auf einem Ausflug, verursacht einen harmlosen Unfall und verliert die Fahrerlaubnis. Er lässt sich aber nicht unterkriegen: Fortan betrachtet er die Welt durch die Linse seiner Polaroidkamera – sein Weg in die Freiheit ist unaufhaltsam. Mit Les petites fugues schildert der kürzlich verstorbene Waadtländer Yves Yersin auf bedächtige, zugleich aber poetische und heitere Art den Prozess einer Selbstbefreiung. Der Film wurde im In- und Ausland eine der erfolgreichsten Produktionen der Schweizer Filmgeschichte, sowohl beim Publikum als auch bei der Kritik. «Les petites fugues schlug 1979 wie eine Bombe ein. Intuitiv erkannte das Publikum die subversive Kraft dieses poetischen Kinomär-

chens. (...) Mitverantwortlich für diesen Höhenflug war der damals erst knapp fünfzigjährige französische, durch Filme von Claude Goretta bekannt gewordene Schauspieler Michel Robin, der in der ‹Greisenrolle› des Pipe über sich hinauswuchs und dafür in Locarno als Bester Schauspieler ausgezeichnet wurde.» (Freddy Buache) «Yersin hat einen stillen, aber sehr intensiven Film gedreht, einen sinnlich erfassbaren von hoher Intelligenz. Er zeigt die kleinen Fluchten eines alten Mannes aus der Enge seiner Existenz, über Zäune, die in einem langen Leben immer höher geworden sind. Was sich aber ansieht wie eine anekdotische­Alltagsschilderung, ist gleichzeitig eine kluge Analyse.» (Reclams Filmführer) 139 Min / Farbe / DCP / F/d // REGIE Yves Yersin // DREHBUCH Yves Yersin, Claude Muret // KAMERA Robert Alazraki // ­MUSIK Léon Francioli, Guillermo Villegas // SCHNITT Yves Yersin, Marianne Monnier // MIT Michel Robin (Pipe), ­Fabienne Barraud (Josiane), Fred Personne (Duperrex, ihr Vater), Dore De Rosa (Luigi), Mista Préchac (Rose Duperrex, Josianes Mutter), Laurent Sandoz (Alain), Nicole Vautier ­(Marianne). Restaurierte Fassung.


Das erste Jahrhundert des Films: 1969 & 1979

GESCHICHTE DER NACHT Schweiz/BRD 1979 Europäische Städte in der Nacht. Die unkommentierten Bilder nächtlich verödeter Strassen und Plätze, finsterer Fassaden und unheimlicher Kreuzungen ergeben, zusammen mit der Nachtmusik aus Geräuschen, Stimmen und Tönen, einen meditativen, radikal gegen alle Sehgewohnheiten gerichteten Film. «Die nächtlichen Spaziergänge des Mr. Leopold Bloom in James Joyces Roman ‹Ulysses› inspirierten­Klopfenstein zu einem seinerzeit einzigartigen film- und kameratechnischen Ex­ periment. 150 Nächte lang fing er mit hochempfindlichem Schwarzweiss-Filmmaterial und mit Miniatur-Tonbandgerät die Atmosphäre von mehr als einem Dutzend europäischer Städte in den

30 JAHRE SEMINAR FÜR FILMWISSENSCHAFT

Stunden nach Mitternacht ein. In der Bild- und Tonmontage verdichten sich Aufnahmen aus der Schweiz, der Türkei, aus Polen, Tschechien, Rumänien, Italien, Frankreich, Spanien, England, Irland und Deutschland zur Physiognomie einer europäischen Metropole mit einer weiten geografischen Ausdehnung. Entfernteste Schauplätze und Originaltöne amalgamieren zu einem einzigen fiktiven optischen und akustischen Nacht-Raum.» (swissfilms.ch) «Der Film ist meine Reaktion auf die vielleicht 2000 Filme, die ich bis heute gesehen habe. Die Handlungen, aus der klassischen Dramaturgie entstanden, interessieren mich schon lange nicht mehr. Ich wollte einen handlungsfreien Film, in dem sich der Zuschauer seine eigene Geschichte denken und sich an seine eigene Erfahrung erinnern kann. Ich wollte mit Fantasieketten den Zuschauer zur Meditation bringen.» (Clemens Klopfenstein, zit. xenix.ch) «Eine seltsame und bemerkenswerte Kombination aus Traum, Dokumentation und ScienceFiction.» (Chris Auty, zit. klopfenstein.net) 63 Min / sw / DCP / ohne Dialoge // DREHBUCH, REGIE, ­KAMERA Clemens Klopfenstein // SCHNITT Hugo Sigrist, Clemens Klopfenstein. Restaurierte Fassung.

✶ am Mittwoch, 4. September, 18.15 Uhr: Vorstellung in Anwesenheit von Clemens Klopfenstein.

DO, 19. & 26. SEPTEMBER | 17.00 & 18.30 UHR

1989: BEWEGUNGEN, IMPULSE, UMBRÜCHE Diesen Herbst feiert das Seminar für Film-

medialen Innovationen in Musikvideo und

wissenschaft der Universität Zürich sein

Popkultur. Welche Geschichte(n) schreibt

30-jähriges Jubiläum. Das Gründungsjahr

das Kino? Und wie ist die Filmwissenschaft

1989 wird in einer Filmreihe mit Ringvorle-

als junge Disziplin mit diesen Prozessen ver-

sung von international renommierten Refe-

bunden? Den Anfang machen Blicke auf den

renten und Referentinnen beleuchtet.

Schweizer Film und die Gründung des Zürcher Seminars für Filmwissenschaft.

1989 ist in vielerlei Hinsicht ein gesellschaftspolitisch und mediengeschichtlich bewegtes Jahr. In den Filmen und Vorträgen der Reihe wird es aus zwölf unterschiedlichen Perspektiven betrachtet: von den Protestbewegungen im osteuropäischen Film und dem Mauerfall in den Produktionen der DEFA über die Auseinandersetzung mit AIDS im Avantgardefilm und das Ende der Apartheid im südafrikanischen Film bis hin zu den

Mehr zum Programm: www.film.uzh.ch/de/jubiläum Flyer im Kino. Filmreihe und Vorträge: Donnerstags vom 19. Sept.–12. Dez. 2019

PALAVER, PALAVER / Schweiz 1990 90 Min / Farbe / DCP / D/F/d // REGIE Alexander J. Seiler. Vorlesung: Margrit Tröhler und Fabienne Liptay, Zürich

AUF STREIFE / China 1995 102 Min / Farbe / 35 mm / OV/d // REGIE Ning Ying. Vorlesung: Christine Noll Brinckmann, Berlin

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42 ZWEI BLICKE AUF THEO ANGELOPOULOS

DIE EWIGKEIT UND EIN TAG

DI, 10. SEPTEMBER | 18.15 UHR MI, 18. SEPTEMBER | 18.00 UHR

Ewigkeit» soeben ein Buch über seine Erfahrungen mit dem Cineasten auf Deutsch erschienen und er präsentiert dieses anlässlich einer zweiten Vorführung von Die Ewigkeit und ein Tag. «Alexander (Bruno Ganz) ist ein einst erfolgreicher Dichter kurz vor seiner letzten Reise ins Krankenhaus, das er wohl nicht mehr verlassen wird. Jung werden und noch einmal aufblühen lässt ihn die Begegnung mit einem albanischen Flüchtlingsjungen. (…) Alexander, der Dichter, dem die Wörter ausgegangen sind und dem der Junge neue ‹verkauft›, nimmt auch AbDIE EWIGKEIT UND EIN TAG / Griechenland/Frankreich 1998

schied von seiner alten Mutter, seiner Tochter und, in einer hinreissenden Rückblende,

137 Min / Farbe / DCP / Griech/d // REGIE Theo Angelopoulos //

von seiner geliebten jungen Frau Anna, die

DREHBUCH Theo Angelopoulos, Tonino Guerra, Petros

vor ihm gestorben ist.

Markaris, Giorgio Silvagni // KAMERA Giorgios Arvanitis, ­Andreas Sinanos // MUSIK Eleni Karaindrou // MIT Bruno

Angelopoulos und seinem langjährigen

Ganz (Alexander), Isabelle Renauld (Anna), Achileas Skevis

Kameramann Giorgos Arvanitis gelingen

(das Kind), Despina Bebedelli (Alexanders Mutter).

Bilder von erschreckender Intensität: Menschen hängen wie Marionetten an dem

Der

Angelopoulos

elektrischen Grenzzaun in dem unwirt-

(1935–2012) umgab sich mit herausra-

Autorenfilmer

Theo

lichen, in Dunst getauchten Niemandsland.

genden Talenten aus anderer Disziplinen,

Ein apokalyptisches Szenario. Dennoch ist

um seinen Werken noch mehr künstle-

es nicht Angelopoulos’ düsterster Film ge-

rischen Wert zu verleihen. So zog er den an-

worden, sondern vielmehr sein emotio-

gesehenen Schriftsteller Petros Markaris

nalster.» (Viennale 1998)

als Ko-Drehbuchautor bei, und für die Musik wandte er sich immer wieder an Man-

✶ am Dienstag, 10. September, 18.15 Uhr:

fred Eicher, der Eleni Karaindrous Sound-

Einführendes Gespräch mit Manfred Eicher

tracks für Angelopoulos’ Filme produzierte und auf seinem Label ECM herausbrachte. Aus Anlass des 50. Bestehens von ECM spricht Manfred Eicher vor einer Vorführung von Die Ewigkeit und ein Tag über seine Zusammenarbeit mit Theo Angelopoulos; von Petros Markaris ist mit «Tagebuch einer

✶ am Mittwoch, 18. September, 18.00 Uhr: Anschl. Gespräch mit Petros Markaris Die Gespräche führt Walter Ruggle.


43 TAG DES KINOS

SO, 1. SEPTEMBER | 15.00 & 18.15 UHR

GESCHICHTEN VOM KÜBELKIND 1962 erklärte eine neue deutsche Filmer­

Ebenso freigeistig wie feministisch, fand

generation im Oberhausener Manifest «Opas

das Kübelkind in Gestalt der Mimin Kristine

Kino» für tot. Bis Ende der 60er-Jahre aber

de Loup auch ganz eigene Wege zum Publi-

war der Elan der Jungen erlahmt. Aus Trotz

kum: Es geisterte zum einen, wie so man-

tat sich Edgar Reitz, Mitunterzeichner des

che Produktion des Neuen deutschen Films,

Manifests, mit seiner Filmschülerin Ula

als Betthupferl im Spätabendprogramm

Stöckl zusammen und drehte etwas, das

des WDR durch den Äther; zum andern aber

jede cineastische Konvention formal wie in-

sahen Reitz und Stöckl ihre anarchische

haltlich gegen den Strich bürstete: Geschich-

Produktion primär für ein «Kneipenkino»

ten vom Kübelkind, eine Serie von 22 «Kino-

vor, in dem die Gäste das Programm der

Miniaturen» unterschiedlicher Länge über

Kurzfilme per «Speisekarte» spontan zu-

eine Figur, die ihrerseits provoziert.

sammenstellen konnten – Kino on Demand

Das «Kübelkind», eine Frau gewordene

im vordigitalen Zeitalter.

weggeworfene Nachgeburt, erlebt in jeder

Im Filmpodium sind am 1. September

Geschichte Komisches, Abstruses, Eroti-

zum Tag des Kinos im Saal sämtliche Ge-

sches, Tragisches und Tödliches und spielt

schichten vom Kübelkind in zwei Tranchen zu

dabei sämtliche Genres durch. Gedreht

sehen und parallel dazu in der Lounge ein

wurde im Stil der Nouvelle Vague, spontan

Programm nach Wahl des Publikums.

und mit kleinster Equipe, auf 16 mm. Zeit-

Edgar Reitz wird dabei mehr zu Genese und

genossinnen und Berufskollegen wie Alf

Hintergründen des Kübelkinds erzählen.

Brustellin, Bernhard Sinkel oder Werner Herzog gönnten sich Gastauftritte.

Tag des Kinos: Eintritt CHF 5.–

GESCHICHTEN VOM KÜBELKIND 2 × ca. 110 Min / Farbe und sw / DCP / D / e // D ­ REHBUCH UND REGIE Ula Stöckl, Edgar Reitz // KAMERA Edgar Reitz // MUSIK Ekkehart Kühn // SCHNITT Jessy von Sternberg // MIT Kristine de Loup (Kübelkind) u. v. a.


44 Filmpodium für Kinder

Arrietty

Von der aussergewöhnlichen Freundschaft zwischen einem winzigen Mädchen und einem Menschenjungen: ein Anime, der verzaubert.

ARRIETTY – DIE WUNDERSAME WELT DER BORGER (Kari-gurashi no Arietti) / Japan 2010 94 Min / Farbe / Digital HD / D / ab 6 // REGIE Hiromasa Yonebayashi // DREHBUCH Hayao Miyazaki, Reiko Niwa, nach «The Borrowers» von Mary Norton // KAMERA Atsushi Okui // MUSIK Cécile Corbel // SCHNITT Rie Matsuhara // MIT DEN DEUTSCHEN STIMMEN VON Soraya Richter (Arrietty), Julius Jellinek (Spiller), Maximilian Artajo (Sho), Monica Bielenstein (Sadako Maki), Beate Gerlach (Haru), Heide Bartholomäus (Homily), Bernd Vollbrecht (Pod).

Arrietty, bloss ein paar Zentimeter klein, gehört mit ihren Eltern zu den Letzten ihrer Art, den Borgern. Was sie zum Leben benötigen, «borgen» sie sich von den Menschen: ein Stück Würfelzucker etwa oder eine Stecknadel, die ­Arrietty als Degen braucht. Von der Existenz dieser heimlichen Untermieter weiss niemand. Als Arrietty ihren Vater zum ersten Mal auf seiner nächtlichen Borger-Expedition begleitet, blickt sie plötzlich in die Augen des Menschenjungen Sho. Verängstigt flieht das Borger-Mädchen – doch schon bald freunden sich die beiden an. (th) KINDERFILM-WORKSHOP Im Anschluss an die Vorstellungen vom 14. und 21.9. bietet die Filmwissenschaftlerin Julia Breddermann einen Film-Workshop an (ca. 45 Min., gratis, keine Voranmeldung nötig). Die Kinder erleben eine Entdeckungsreise durch die Welt der Filmsprache und werden an einzelne Szenen und Themen des Films herangeführt.


45 IMPRESSUM

DAS FILMPODIUM IST EIN ANGEBOT DES PRÄSIDIALDEPARTEMENTS

in Zusammenarbeit mit der Cinémathèque suisse, Lausanne/Zürich LEITUNG Corinne Siegrist-Oboussier (cs), STV. LEITUNG Michel Bodmer (mb) WISSENSCHAFTLICHE MITARBEIT Tanja Hanhart (th), Primo Mazzoni (pm), Laura Walde SEKRETARIAT Claudia Brändle BÜRO Postfach, 8022 Zürich, Telefon 044 412 31 28, Fax 044 412 31 25 WWW.FILMPODIUM.CH // E-MAIL info@filmpodium.ch // KINO Nüschelerstr. 11, 8001 Zürich, Tel. 044 211 66 66 UNSER DANK FÜR DAS ZUSTANDEKOMMEN DIESES PROGRAMMS GILT: Arsenal Distribution, Berlin; British Film Institute, London; Carlotta Films, Paris; Celluloid Dreams, Paris; Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin; Frenetic Films, Zürich; Georg Grigoriadis, Graz; KG Productions, Montreuil; Kinemathek Le Bon Film, Basel; Clemens Klopfenstein, Bevagna; Koch Media, Planegg; Lobster Films, Paris; Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden; Park Circus, Glasgow; Praesens Film, Zürich; Rapid Eye Movies, Köln; SRF Schweizer Radio und Fernsehen, Zürich; Spiegel Media, Zürich; Studiocanal, Berlin; Trafalgar Releasing, London; trigon-film, Ennetbaden; W ­ arner Bros. Entertainment Switzerland GmbH, Zürich. DATABASE PUBLISHING BitBee Solutions GmbH, Zürich // KONZEPTIONELLE BERATUNG Esther Schmid, Zürich GESTALTUNG TBS, Zürich // KORREKTORAT Nina Haueter, Daliah Kohn // DRUCK Ropress, Zürich // AUFLAGE 6500 ABONNEMENTE Filmpodium-Generalabonnement : CHF 400.– (freier Eintritt zu allen Vorstellungen; inkl. Abo Programmheft) // Filmpodium-Halbtaxabonnement: CHF 80.– / U25: CHF 40.– (halber Eintrittspreis bei allen Vorstellungen; inkl. Abo P ­ rogrammheft) // Jahrhundert-Abo: CHF 50.– (für alle in Ausbildung; freier Eintritt zu den Filmen der Reihe «Das erste Jahrhundert des Films» // Sommer-Abo: CHF 95.– (freier Eintritt zu allen Vorstellungen vom 1.7.–26.9.19) // Abonnement Programmheft: CHF 20.– // Anmeldung an der Kinokasse, über www.filmpodium.ch oder Tel. 044 412 31 28

VORSCHAU Black Light

Luis Buñuel

Wie stellt das Kino Schwarze dar? Wie ma-

Mit Un chien andalou (1929) und L’âge d’or

chen Schwarze Kino? Wo liegen die Grenzen

(1930) ist Luis Buñuel (1900–1983) zum Vater

zwischen Blaxploitation und Emanzipation?

des surrealistischen Kinos geworden. Sie

Diesen spannenden, aber auch heiklen Fra-

bilden den Anfang einer einzigartigen Karri-

gen widmet das diesjährige Locarno Festival

ere, die den Spanier über Frankreich nach

seine Retrospektive. Gastkurator Greg de

Mexiko und wieder zurück nach Europa

Cuir Jr. hat eine Auswahl von Filmen zusam-

führte. Träume und Alpträume spielen in

mengestellt, die von der Stummfilmära bis

seinen subversiven, oft sarkastischen Fil-

in die letzten Jahre reicht und von Hollywood

men eine ebenso zentrale Rolle wie die Kri-

über Jamaika, Brasilien und Afrika bis zu

tik an der Bourgeoise und am Christentum,

den ehemaligen Kolonialreichen Frankreich

meist verpackt in rabenschwarzen Humor.

und Grossbritannien. Charles Burnett und

Das Surrealistisch-Phantastische hat ihn

Spike Lee kommen dabei ebenso zum Zug

aber nie verlassen und auch im neorealisti-

wie Joseph Mankiewicz und Jim Jarmusch,

schen mexikanischen Slumkinderdrama Los

Ousmane Sembène und Euzhan Palcy, John

olvidados (1950) bis hin zu seinem letzten

Sayles und Quentin Tarantino.

Film Cet obscur objet du désir (1977) seine rätselhaften Spuren hinterlassen.


AB 22. AUGUST IM KINO

«Ein rauschhafter Überlebenskampf zwischen Sturzflut und Moskitoschwarm.» Moviepilot


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