Fazit 98

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fazitmagazin.at

#98 NSA-Affäre: Alles halb so schlimm

Fazit Nr. 98 9/2013 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-7204 Neudörfl P.b.b. 04Z035487 M

Dezember 2013

Utopie des Machbaren Fazitgespräch mit Niko Alm

Der Saubauer aus dem Vulkanland Essay von Wolf Lotter

Serie: Europa wählt sich ab

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


Promotion

Forschung auf internationalem Niveau Die JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH entwickelt Lösungen und Technologien für Wirtschaft und Industrie in einem breiten Branchenspektrum und betreibt Spitzenforschung auf internationalem Niveau. Die größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung der Steiermark ist spezialisiert auf die Schlüsseltechnologien der Schwerpunkte MATERIALS, HEALTH, DIGITAL, RESOURCES und POLICIES. Mit den klügsten Köpfen stellen wir uns den Herausforderungen der Zeit und sind mit unseren innovativen Antworten den Fragen der Wirtschaft und Gesellschaft weit voraus. Innovation ist Kultur des Unternehmens und wird mit dem Slogan THE INNOVATION COMPANY zum Ausdruck gebracht.

Forschungseinheiten: a MATERIALS Institut für Oberflächentechnologien und Photonik a HEALTH Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften a DIGITAL Institut für Informations- und Kommunikationstechnologien a RESOURCES Institut für Wasser, Energie und Nachhaltigkeit a POLICIES Zentrum für Wirtschafts- und Innovationsforschung

www.joanneum.at

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Editorial

Von Christian Klepej

A

m 12. November hat der ORF zur Report-Sendezeit nur in der Steiermark einen sogenannten »Lokalausstieg« mit dem Titel »Die Steiermark im Umbruch« ausgestrahlt. Live diskutierten im Grazer Landesstudio Franz Voves und Hermann Schützenhöfer mit den Chefredakteuren Gerhard Koch (ORF-Steiermark), Hubert Patterer (Kleine Zeitung) und Christoph Biró (Steirerkrone) über die aktuelle Situation der Steiermark. Die sogenannte Reformpartnerschaft auf dem Prüfstand. So der Untertitel der Diskussion. Auf dem Prüfstand standen aber vielmehr die Qualität der heimischen Medienlandschaft und darüber hinaus die Qualität des gesamten politischen Diskurses in Österreich. Denn schon im Vorfeld zu dieser Sendung berichtete etwa der Standard von Protesten der steirischen Kommunisten: »Bizarren Personenkult und Missbrauch des öffentlich-rechtlichen Auftrages« nannten diese das Format. KPÖ-Klubofrau Claudia Klimt-Weithaler ortete Zensur, denn gerade die ORF-Sendung Report hätte wiederholt kritisch über die Reformpartner berichtet. Gut, eine Partei mit so langer Tradition und Meisterschaft im bi-

Es ist lange nicht mehr nur die Politik, die schwächelt.

zarren Personenkult und vor allem in der Zensur ist da vielleicht besonders alert. Dafür auch nicht weiter ernst zu nehmen. Ernster zu nehmen sind da schon FPÖ und Grüne, die auch in das kommunistische Horn bliesen und eine »Brüskierung des Landesparlaments« empfanden, weil zeitgleich zur Fernsehdiskussion eine Landtagssitzung lief. Ich kann das nicht nachvollziehen. In jeder Zeitung, auf jeder Facebookseite, in allen Polittalkshows, also auf allen möglichen Kanälen öffentlichen Meinungsaustausches wird ständig ein »Mehr an Transparenz« gefordert. Und dann macht der von mir oft gescholtene ORF einmal einen Versuch einer regionalen und aktuellen politischen Informationssendung und es passt wieder nicht. Auch in vielen Onlineforen las man vor allem von »den Landesfürsten« und von »der medialen Selbstbeweihräucherung«. Die Koalition von SPÖ und ÖVP in der Steiermark verfügt über eine parlamentarische Mehrheit von satten 75 Prozent. Das heißt, mehr als drei Viertel aller Wähler – ich gehöre zu diesen – haben eine dieser beiden Parteien gewählt. Für mich wäre es eher wünschenswert, wenn eine solche Diskussion einmal im Quartal und lieber für 90 als 45 Minuten abgehalten werden würde. Für die Qualität der Diskussion sind übrigens weder der Landeshauptmann noch sein Stellvertreter verantwortlich zu machen. Diese haben sich, so mein Eindruck, beide gut geschlagen! Dass seitens der steirischen Chefredakteure einiges an Mängeln offenbart wurde, dafür kann die Politik diesmal wirklich nichts. Hubert Patterer hat sich besonders ausgezeichnet. Seine Wortwahl einer »Blutspur«, die der ÖVP-Chef mit den Gemeindefusionen durchs Land ziehen würde, kann man noch als gewöhnungsbedürftiges Bild abtun. Den beiden Landesregierern aber allen Ernstes und offenbar wider besseres Wissen in der Durchsetzung der Gemeindefusionspläne einen »autoritären Akt« zu unterstellen und eine – womögliche – einfache Gesetzgebungsbeschlussfassung des steirischen Landtages als »Notver-

ordnung« zu bezeichnen, passt auf keine Kuhhaut. Hubert Patterer hat offenbar und augenscheinlich wenig Ahnung vom Funktionieren parlamentarischer Demokratie. (Weil ich ihm nicht unterstellen will und kann, dass es ein bewusster Untergriff war, Ordnung und Stabilität in diesem Lande zu gefährden!) Und Hubert Patterer ist Chefredakteur der zweitgrößten Zeitung in Österreich. Meine Damen und Herren, mehr braucht man zur Lage der Medien nicht anzuführen. Man muss die Reformpartnerschaft nicht schätzen. Man kann sie ablehnen und beim nächsten Mal eine andere Partei wählen. Das Angebot wird ja langsam reichhaltiger. Aber man muss oder sollte zumindest die demokratischen Strukturen anerkennen. Seitdem ich Zeitungen lese, werden von mehr oder weniger klugen Zeitgenossen »Reformen« gefordert, der »Stillstand« müsse »endlich« unterbrochen werden. Die Sozialdemokraten und die Volkspartei in der Steiermark versuchen das seit 2010. Natürlich kann man – mehr als zu Recht – sagen, es seien dieselben handelnden Personen, die sich zuvor eine ganze Legislaturperiode lang ausschließlich gegenseitig blockiert haben. Trotzdem sollte man respektieren: Franz Voves und Hermann Schützenhöfer haben aus ihren Fehlern gelernt und strengen sich mit ihren Landtagsfraktionen an, damit es unserem Land weiterhin gut geht. Dieser Respekt gebührt den beiden. Ohne sich dabei was zu vergeben.

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at Fazit Dezember 2013 /// 3


Inhalt Fazit Dezember 2013 18 06

Fotos: Wikimedia, Jacqueline Godany, Michael Neumayr, Enlarge

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Ohne Nudelsieb

Mit den Neos ins Parlament – was kann Niko Alm, was kann seine Partei bewegen?

Es wird gelauscht

Die Notwendigkeit von Geheimdiensten wird massiv unter-, ihre Fähigkeiten dagegen überschätzt.

Zivilkapitalismus

Wolf Lotter meint, wir seien nun wohlhabend und frei genug, um uns das letzte, fehlende Glied der Aufklärung anzueignen: das Wissen um Ökonomie.

Ausgabe Dezember 2013 X. Jahrgang Nr. 98 FAZIT © Klepej &Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Promotion« oder »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen. Printed in Austria.

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Wirtschaft und mehr. Rubriken Editorial 3 Politicks 10 Investor 26 Zur Lage 46 Immobilien 66 Alles Kultur 80 Schluss 82

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Liebe Leser!

Ob Sie das Fazit lieber heimlich oder im Fokus öffentlicher Überwachungskameras lesen, werden wir leider nicht erfahren. Trotz unserer guten Verbindungen zu den Geheimdiensten dieser Welt. Warum es sie braucht, und warum man sich trotzdem gegen zu viel Transparenz schützen sollte, lesen Sie samt einiger Tipps in diesem Heft. Außerdem wirft Johannes Tandl einen bösen Blick nach Wien und erregt sich trefflich über den Umgang der Regierung mit dem milliardengroßen Budgetloch. Nur um sich dann noch mehr über den ständigen Zwang zur Mittelmäßigkeit zu ärgern, mit dem Österreich und andere europäische Länder regiert werden.

Christian Klepej bleibt ausnahmsweise regional und wundert sich inzwischen mehr über Chefredakteure und Forschungsinstitute ohne Sprachsinn, als über Politiker mit zu eifrigen PR-Abteilungen. Diese könnten auch dringend bei der EU gebraucht werden. Fünf Monate vor der Wahl kämpft das Staatengebilde mit einer Identitäts- und Akzeptanzkrise, an der es selber schuld ist. Kein gutes Omen für die EU-Wahl. Wir bleiben trotzdem kritisch und schauen uns an, worum es im Mai 2014 gehen wird. -Red-

Schinken zum Schmachten

Franz Habel macht in der Oststeiermark Rohschinken, der es mit den großen Namen aus Spanien und Italien aufnehmen kann.

Impressum Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Europa wählt sich ab

Fünf Monate vor der Europawahl beginnt unsere Serie über die Mitgliedsländer des angeschlagenen Zweckbündnis.

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Leitender Redakteur Michael Thurm

Redaktion Mag. (FH) Michael Neumayr, Mag. Maryam Laura Moazedi, Mag. Josef Schiffer, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Vanessa Fuchs (Organisation) Lektorat AdLiteram, Victoria Graf

Asterix reloaded

Produktion noahcommunications.at

Was kann das ne Zeichenteam? ue

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec

Seite 81

© Les Éditions Albert René

Titelfoto von Jacqueline Godany

Redaktionsanschrift Kalchberggasse 1/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at www.wmedia.at facebook.com/fazitmagazin

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Überwachung

Hört zu!

Für eine entspanntere Sicht auf den Überwachungsstaat im Allgemeinen und den »NSA-Abhörskandal« im Speziellen. Plädoyer eines bekennenden Paranoikers.

W

ir dürfen gespannt sein, was der amerikanische Geheimnisverräter, Spion oder Aufdecker Edward Snowden – wie immer man ihn bewerten will – noch zu veröffentlichen hat. Nahezu wöchentlich wartet der ehemalige Mitarbeiter von Booz Allen Hamilton, einer amerikanischen Sicherheitsfirma, die für CIA und NSA arbeitet, mit neuen Enthüllungen auf. Dass es sich dabei keineswegs nur um technische Details handelt, zeigt die öffentliche Resonanz auf diesen kleinen, schmächtigen Mann mit den Augenringen. Die wenigen Bilder, die es von ihm gibt, das wochenlange Versteckspiel. Schon jetzt hat er den bis dato bekanntesten Geheimnisverräter Julian Assange in den Schatten gestellt. Snowden hat, dieses Oxymoron sei erlaubt, einen öffentlichen Geheimdienst geschaffen. Er zeigt uns allen, die wir das eigentlich nicht sehen sollten, was in den großen Geheimdiensten der Welt inzwischen möglich ist und gemacht wird. Die Überwacher werden plötzlich von einer alarmierten Öffentlichkeit überwacht, sie müssen sich rechtfertigen und in parlamentarischen Untersuchungsausschüssen aussagen. Weitere Enthüllungen sind angekündigt und werden wohl zu einem Umdenken über Aufgaben und Rechte der Geheimdienste führen. Doch es wird auch der Punkt kommen, wo sich die Verehrung und Verklärung von Edward Snowden wieder relativieren wird. Im Moment genießt er die Sympathien, die ihm als kleinem amerikanischen David zufliegen. Ihm, der es mit dem mächtigen Goliath USA aufnimmt. Ihm, der den amerikanischen Präsidenten in die Bredouille bringt und nun mit Hilfe des deutschen Grünen-Abgeordneten Hans-Christian Ströbele die deutsche und damit auch europäische Politik aufmischt. Kaum mehr ein Land, in dem es nicht zahlreiche Forderungen gibt, Snowden Asyl zu gewähren. Sogar Österreichs Vizekanzler Michael Spindelegger könnte sich das vorstellen.

Spionage trifft Fahrlässigkeit Einiges von dem, was passiert, ist ein Medienhype, die logische Folge davon, dass Politiker offensichtliche Fehler gemacht haben. Diese sollen hier ebenso wenig kleingeredet werden wie das unglaubliche Ausmaß der Überwachung. Ein paar Aspekte werden allerdings bei all der Empörung übersehen: Dazu gehört zuallererst die Unfassbarkeit, dass Angela Merkel und viele andere Spitzenpolitiker zwar ein abhörsicheres Handy besitzen, aber wohl doch lieber mit dem normalen Zweithandy telefonieren. Der deutsche Noch-Wirtschaftsminister Philipp Rösler gab sogar zu: »Jeder weiß, dass wir unsere privaten Telefone benutzen, obwohl es verboten ist.« Die abhörsicheren Geräte seien zu langsam und zu umständlich. Eine Fahrlässigkeit sondergleichen. Die österreichischen Politiker haben den dankbaren Vorteil, dass ihre politische Dimension zu unbedeutend ist, als dass irgendwer eindrücklich nachgefragt hätte, wie es eigentlich die nationale Staatsspitze

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hält. Das Büro des Bundeskanzlers hat knapp dementiert, dass Faymann abgehört wurde. Vor wenigen Tagen hat das Innenministerium zumindest Ermittlungen gegen die NSA aufgenommen. Als sicher gilt, dass die Amerikaner in der Wiener Pötzleinsdorfer Straße einen Nachrichtendienst betreiben. Ob dort tatsächlich Abhöraktionen stattfinden, gar Glasfaserkabel angezapft werden, ist Spekulation. Diese vom Format erhobenen Vorwürfe hat die amerikanische Botschaft in Wien verneint. Laut Profil könnte die Abhörstation aber auch am wichtigen Webknoten »Vienna Internet Exchange« zu lokalisieren sein.

All diese eventuellen Überwachungstätigkeiten müssen untersucht und aufgeklärt werden, weil sie ohne politisches Mandat unethisch und freiheitsfeindlich sind. Aber Geheimdienste sind grundsätzlich dazu da, Geheimnisse auszuspähen und die Ergebnisse zu nutzen, wenn es notwendig ist. Die Digitalisierung aller Kommunikation hat die sympathischen Beschattungen im Trenchcoat, wie sie in alten James-Bond-Filmen noch vorkommen, leider überflüssig gemacht. Nicht aber die Notwendigkeit gezielter Überwachung. Da sich viele Verbrechen – bis hin zum Terrorismus – inzwischen ausschließlich auf digitalen Kanälen abspielen, braucht es irgendeine Form der Rasterfahndung, weil ein Anfangsverdacht sonst überhaupt nicht zustande kommt.

Was bei der Staatssicherheit der DDR (Stasi) noch völliger Irrsinn war – die detaillierte und flächendeckende Überwachung von Bürgern ohne Grund – ist mit dem Internet notwendig geworden. Die aufgeregte Empörung mancher Politiker ist scheinheilig. Zum einen sind die technischen Möglichkeiten der Überwachung längst bekannt. Selbst uninteressierte Zeitgenossen dürften dank des ein oder anderen Actionfilms geahnt haben, was inzwischen möglich ist. Zum anderen darf man nicht vergessen, wie sehr die Amerikaner noch immer von 9/11, dem Attentat auf das World Trade Center, geprägt sind, dem wohl tragischsten Versagen westlicher Geheimdienste in der jüngeren Geschichte. Hinzu kommt, dass schon seit 2002 bekannt ist, dass die NSA technisch in der Lage zur vollständigen Überwachung ist, aber bei weitem nicht fähig, diese Daten substanziell auszuwerten. Schließlich kommt es täglich zu schätzungsweise über zwei Milliarden E-Mail- und Telefongesprächen. Spionage ist mindestens so alt wie die Prostitution, das sprichwörtlich älteste Gewerbe der Welt, weil sie das zwangsläufige Pendant zu Intrigen und Terrorismus ist. Es ist schon richtig, dass die aktuell bekannt gewordenen Techniken einen Generalverdacht gegenüber jedem Bürger entsprechen, aber nur durch die Auswertung aller verfügbaren digitalen Daten lassen sich die sicherheitsrelevanten finden. Man muss der These von »Sicherheit als Supergrundrecht« nicht zustimmen, um diese Notwendigkeit


Überwachung

Kurze Chronologie der NSA-Affäre 6. Juni 2013 Erste Berichte über die Spähaktion »Prism« der amerikanischen National Security Agency (NSA). Der Geheimdienst soll Telefonanbieter und Internetfirmen im großen Stil angezapft haben. 9. Juni 2013 Der Guardian veröffentlicht die Identität von Edward Snowden, der an die Informationen kam, weil er bei einem Partnerunternehmen der NSA arbeitete. 21. Juni 2013 Anklage gegen Edward Snowden in den USA. Auch der britische Geheimdienst wird verdächtigt, Internetdaten in großem Ausmaß zu speichern. 29. Juni 2013 Es wird bekannt, dass UN- und EU-Institutionen gezielt überwacht wurden. 3. Juli 2013 Der bolivianische Präsident Evo Morales muss auf dem Rückflug von Moskau, dem damals bekannten Aufenthaltsort von Edward Snowden, in Wien zwischenlanden. Der Verdacht, er habe den Aufdecker an Bord, bestätigt sich nicht. 12. Juli 2013 Es wird bekannt, dass E-Mail-Dienste von Microsoft (u.a. Outlook und Hotmail) mit der NSA kooperierten. Daten wurden noch vor der Verschlüsselung abgefangen. 16. Juli 2013 Edward Snowden beantragt Asyl in Russland. 21. Juli 2013 Laut Spiegel nutzt auch der deutsche Geheimdienst die Technik der NSA. Unter anderem kann damit der gesamte Datenverkehr, der über die jeweiligen Knotenpunkte des Internets geleitet wird, für mehrere Tage gespeichert werden (sogenannter »full take«). 1. August 2013 Snowden erhält auf ein Jahr befristetes Asyl in Russland. 18. August 2013 Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel erklärt die Affäre für beendet: Alle Fragen seien geklärt. 20. August 2013 Die britische Regierung zwingt den Guardian zur Herausgabe von Enthüllungsmaterial und zur Vernichtung von Festplatten. 15. Oktober 2013 Laut Washington Post überwacht die NSA auch US-Bürger. 23. Oktober 2013 Die deutsche Regierung muss eingestehen, dass Angela Merkels Handy »möglicherweise« überwacht wird. Später wird bekannt, dass dies seit 2002 geschah. 31. Oktober 2013 Die NSA soll auch die Daten von Google angezapft haben, im Gegensatz zu Microsoft allerdings ohne Einverständnis des größten Internetkonzerns der Welt. 9. November 2013 Das österreichische Innenministerium nimmt Ermittlungen gegen die NSA auf. Der Verdacht besteht, dass auch in Österreich Kommunikationsdaten analysiert wurden.

Von Michael Thurm Mitarbeit: Carla Tembus der Überwachung einzusehen. Allerdings müsste diese heutzutage auch so möglich sein, dass dabei die Privatsphäre gewahrt bleibt.

Dazu muss die Büchse der Pandora natürlich geöffnet werden bzw. bleiben. Das Problem ist im Moment, dass die Geheimdienste weder das Vertrauen der Bevölkerung noch die entsprechenden rechtlichen Vorgaben über ihre Zugriffs- und Verwendungsrechte haben. Hier wäre dringend ein internationaler Rechtsakt gefordert, der die Grenzen der Spionage definiert. An der technischen Filterung der Kommunikationsdaten führt kein Weg vorbei, wenn man die digital stattfindenden Verbrechen verhindern oder aufklären will. Allerdings muss dies nach genauen und selbstverständlich anonymen Algorithmen erfolgen. Dass Geheimdienstler, wie unter anderem im Profil kolportiert wird, nebenbei die Mails ihrer Frauen lesen können, ist auf technischem Wege zu verhindern.

Für eine gezielte Überwachung einer Person ist nach wie vor die richterliche Anordnung eine sinnvolle Einrichtung. Das große Problem stellt vor allem »Big Data« dar, also die vollständige Überwachung aller digitalen Daten. Eine vorstellbare Lösung ist, dass Inhalte und Ursprung der Daten von zwei völlig getrennten Diensten erhoben und kurzfristig gespeichert werden – im besten Fall sind diese bei der EU oder UNO statt bei den nationalen Geheimdiensten angesiedelt. Erst bei begründetem Verdacht einer Behörde darf über den Umweg des Staatsanwaltes die zweite eingeschaltet werden und ihre Daten zu Ermittlungszwecken herausgeben. So oder ähnlich könnte eine datenschutzkonforme Überwachung aussehen. Für besonders überwachungsgefährdete Personen wie Politiker gilt natürlich nach wie vor die Pflicht, sich selbst gegen Spionage zu schützen. Egal wie langsam, klobig oder umständlich die Geräte dafür im Moment noch sein mögen. Wer von seinen Bürgern erwartet, dass sie sich aus Sicherheitsgründen überwachen lassen, muss, so paradox das klingt, dafür sorgen, dass er selbst nicht von fremden Geheimdiensten überwacht werden kann.

Nicht nur der Staat will wissen, was wir tun Neben der staatlichen Überwachung durch Geheimdienste und Polizei, die im Idealfall zu unserem eigenen Schutz stattfindet, gibt es noch eine zweite Form der Überwachung. Private Unternehmen wollen unser Konsumverhalten, unsere Bewegungsprofile, unsere Gesundheitsdaten und vieles mehr erheben. Vielleicht um bessere Produkte zu entwickeln, wahrscheinlich aber um uns mehr zu verkaufen. Was Amazon macht – Kunden, die Buch A gekauft haben, kauften auch Buch B –, ist nur die einfachste Form Fazit Dezember 2013 /// 7


Überwachung dieses Prinzips. Jede Kundenkarte eines normalen Supermarktes kombiniert die Dinge, die wir täglich, wöchentlich und monatlich kaufen. Das lässt Rückschlüsse auf Familienstand, Wohnsituation und Lebensstil zu. Zielgerichtete Werbung und Produktplatzierung werden so auf Basis konkreter Kaufentscheidungen entwickelt. An den individuellen Ernährungsgewohnheiten und dem Gesundheitszustand könnte auch schon das ein oder andere Pharmaunternehmen Interesse haben. Die Kommerzialisierung personenbezogener Daten gilt als großes Zukunftsfeld. Bisher wird vor allem mit Adressen gehandelt, um gezielt Werbung zu verschicken, im Sommer wurde aber publik, dass zahlreiche Ärzte ihre Patienteninformationen an Versicherungen und Pharmaunternehmen verkaufen. Für die kriminellen Datendiebe ist zweifellos der Staat zuständig, aber es ist auch jeder selbst ein Stück weit verantwortlich, wem er seine Daten überlässt. Verschlüsselung – wie können wir uns selbst schützen? Der Anspruch auf eine Privatsphäre lässt sich auch mit dem Slogan »Wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten« nicht entkräften. Jeder hat das Recht, seine eigene digitale Identität zu schützen, ohne sich dabei verdächtig zu machen. Ein kleiner Leitfaden für die Paranoiker unter Ihnen. Wer allerdings überhaupt nicht überwacht werden will, der kann das nur mit dem Verzicht auf anfällige Technologien und Orte tun. Alle, die das nicht wollen, können versuchen, möglichst viel Schutz für die Dinge zu organisieren, die ihnen wichtig sind. Nichts davon bietet die absolute Sicherheit, aber jeder Punkt hilft, sich selbst ein bisschen weniger gläsern zu machen.

Bankkonto schützen: 1. Es beginnt bei der alten Grundregel, dass man seinen PINCode niemals aufschreiben sollte, erst recht nicht auf einem Zettel im Portemonnaie – das könnte geklaut werden. Erste Sicherheitsregel: PIN auswendig lernen! 2. Im Idealfall nur innerhalb eines Bankgebäudes Geld beheben und nicht am Bankomat, der von der Straße einsehbar ist. Auf jeden Fall das Zahlenfeld bei Eingabe des PIN-Codes abschirmen. 3. RFID-sichere Hülle für Bankomatkarte, Kreditkarte etc. Kostet um die 20 Euro (u.a. Schediwy in Graz) und schützt vor digitalen Auslesegeräten, die Kartendaten aus geringer Entfernung scannen können. Hilft außerdem auf Flughäfen vor der Beschädigung der Karte durch Metalldetektoren etc. 4. Onlinebanking nur über doppelt gesicherte Systeme. Zum PIN kommt ein zusätzlich notwendiger SMS-Code (o.ä.), der auf Ihr Handy geschickt wird. Zum Login braucht es also Kontodaten, PIN und den einmaligen Handy-Code. 5. Wenn möglich alltägliche Einkäufe mit Kreditkarte oder Bankomatkarte vermeiden, weil solche Zahlungen meist unter Beobachtung stattfinden. Konsumverhalten verschleiern: 1. Vermeiden Sie Kundenkarten. 2. Vermeiden Sie es, mit elektronischen Bezahlsystemen zu bezahlen. Bargeld ist noch immer das anonymste Zahlungsmittel.

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Überwachung

3. Vermeiden Sie Onlinekäufe. Diese lassen sich am einfachsten speichern und auswerten – auch wenn die großen Anbieter es sich aus Imagegründen nicht leisten werden, diese gesammelten Daten offensiv zu missbrauchen. Computer schützen: 1. Computer immer durch Anmeldepasswort schützen, auch nach kurzer Inaktivität. 2. Bei Abwesenheit immer herunterfahren (Stand-by genügt nicht), vor allem beim Passieren von Flughäfen oder Grenzen. 3. Regelmäßige Updates des Virenschutzes (auch kostenlose Dienste sind sehr zuverlässig). 4. Nur passwortgeschütze WLAN-Netzwerke nutzen, kein »offenes WLAN«. 5. Daten verschlüsselt abspeichern. Mit TrueCrypt (kostenlos und bedienungsfreundlich) lassen sich zum Beispiel virtuelle Festplatten anlegen, auf denen die abgelegten Dateien in einem verschlüsselten Bereich gespeichert werden. 6. E-Mails verschlüsseln (verlangt etwas Einarbeitung, recht einfach ist zum Beispiel OpenPGP, und einen E-Mail-Partner, der ebenfalls verschlüsselt). 7. Passwörter schützen und regelmäßig ändern. Passwörter weder in Dateien noch automatisch im Programm speichern – diese können sehr einfach ausgelesen werden. Nützlich sind sogenannte Passwort-Tresore, die sichere Passwörter erstellen und

verschlüsselt speichern. Sie benötigen nur noch ein zentrales Passwort für diesen digitalen Tresor. Außerdem: Doppelpasswörter (sogenannte Token) einrichten. Dienste wie Google bieten bereits ähnlich der Kombination aus PIN und SMS-Code die Möglichkeit, dass zum normalen Kennwort ein zusätzlicher Code eingegeben werden muss, der nach dem ersten Anmeldeschritt auf die vorher festgelegte Handynummer geschickt wird. Handy schützen: 1. Handys sind am anfälligsten, vor allem für den Fall, dass man sie verliert. Die große Gefahr besteht längst nicht mehr darin, dass jemand zehn Stunden nach Timbuktu telefoniert, sondern dass der Dieb oder Finder in der Lage ist, die gespeicherten Daten zu nutzen. Daher auf jeden Fall ein Bildschirmcode (nicht das Geburtsdatum!) als erste Hemmschwelle. 2. Auch für Smartphones braucht es einen Virenschutz! 3. Etwas zweischneidig: Selbsttracking. Für viele Handys gibt es Apps oder Dienste, die es ermöglichen, ein Handy bei Verlust zu orten und zu sperren, im Notfall alle Daten zu löschen. Erzeugt natürlich gleichzeitig ein Bewegungsprofil, das missbraucht werden könnte. 4. Apps nur von vertrauten Herstellern installieren. Achten Sie darauf, welche Apps auf Ihr Adressbuch oder Ihre Standortinformationen zugreifen wollen. Im Zweifel auf Installation verzichten.

Zeit, die Zukunft in die Hand zu nehmen.

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Wer behauptet, es sei nicht absehbar gewesen, wie sich das Budget entwickelt, der lügt.

Der Handlungsrahmen für Kanzler Faymann wird von Wiens Bürgermeister Michael Häupl abgegrenzt

Fotos: SPÖ-Presseabteilung, Andrea Mayer-Edoloeyi, BMEIA

dem sich die beiden Stillstandskoalitionäre darauf geeinigt (!) haben, dass das strukturelle Defizit eigentlich doch »nur« 24 Milliarden Euro beträgt, war eigentlich klar, dass Finanzministerin Maria Fekter durch Michael Spindelegger »himself« ersetzt wird. Die Noch-Finanzministerin hat angekündigt, dass sie auch ohne Ministeramt politisch weitermachen wird. Aber vielleicht verliert Spindelegger ja doch noch die Lust auf den Ressortwechsel. Denn, wenn 2016 das Nulldefizit verfehlt wird, wäre das ein Desaster für jeden Finanzminister.

Streit ums Budgetloch Der Streit um das Budgetloch war sogar für uns als gelernte Österreicher ziemlich skurril. Da lügen uns zwei Parteien, die seit Jahrzehnten in einer gemeinsamen Koalition nebeneinander her regieren, die Taschen voll und tun vor der Wahl so, als sei alles in Ordnung, und wollen dann im Zuge der Koalitionsverhandlungen draufgekommen sein, dass in der nächsten Periode strukturelle Abgänge von bis zu 40 Milliarden ins Haus stehen. In jedem anderen Land müssten Regierungschef Werner Faymann und sein Vize Michael Spindelegger und selbstverständlich auch Finanzministerin Maria Fekter die Koffer packen, weil der Wunsch nach innerparteilicher Hygiene stark genug wäre, um diese Leute aus dem Amt zu jagen. Nicht so bei uns in Absurdistan: Bis zum »Kassensturzkompromiss«, bei 10 /// Fazit Dezember 2013

Das strukturelle Defizit ist nichts Neues Obwohl sich die Steuerprognosen seit beinahe einem Jahr nicht wesentlich verschlechtert haben, tut die ÖVP nun überrascht, dass im Budget eine mehrere Milliarden schwere Lücke klafft. Wer also nun behauptet, es sei nicht absehbar gewesen, wie sich das Budget in den nächsten Jahren entwickeln wird, weil sich die Prognosen verschlechtert hätten, lügt. Der Sager des ersten Schattenkanzlers, Michael Häupl, es gebe gar keine Budgetlücke, sondern nur ein Auseinanderklaffen von Einnahmen und Ausgaben, ist wiederum dermaßen skurril, dass er kaum kommentiert werden kann: Das Auto hat keine Panne, es funktioniert nur nicht, oder der Herr soundso ist nicht krank, er ist nur nicht gesund. Um die

Viel Feind viel Ehr? Angeblich sind die Tage als Ministerin von Maria Fekter gezählt. Aber, wer weiß …

»eigenen Leute« bei der Stange zu halten, wurden also von SPÖ und ÖVP im vollen Wissen, dass das Budget ihre Politik nicht tragen kann, Geschenke gemacht, Reformen verwässert oder gänzlich verhindert. Dass auch die Oppositionspolitiker – mit Ausnahme des Grünen Werner Kogler – nicht in der Lage waren, das Ausmaß des Budgetdesasters aufzuzeigen, wirft aber auch auf diese kein gutes Licht.

Faymann und Spindelegger bleiben Kanzler und Vizekanzler Eigentlich haben zwei Parteien, die den jungen Menschen dieses Landes aus wahltaktischen Überlegungen die Zukunft zerstören, nichts in einer kommenden Regierung verloren. Trotzdem ist klar, dass Faymann und Spindelegger die nächste Regierung anführen werden. Denn auch der zweite Schattenkanzler, Erwin Pröll, hat sich längst festgelegt. Trotz der in den nächsten Tagen ins Haus stehenden Lippenbekenntnisse, endlich tatsächlich die Verwaltungsreform umzusetzen und bei den Pensionszuschüssen zu sparen, stehen uns also weitere fünf Jahre des Stillstands ins Haus, in denen Österreich wirtschaftlich noch weiter hinter die Spitze und vor allem hinter Deutschland zurückfallen wird. Dabei gäbe es in beiden Parteien genügend helle Köpfe, die dazu bereit wären, echte Reformen zu wagen. Da muss man nur in die Steiermark blicken, wo mit Franz Vo-


Politicks

Mit Johannes Tandl

ves und Hermann Schützenhöfer zwei Politiker, die auch lange Zeit zugelassen haben, dass ihr Bundesland in Grund und Boden gewirtschaftet wird, den Mut – aber auch die erforderliche Härte zu sich selbst – aufbrachten, um das Steuer herumzureißen.

Zwingen die leeren Kassen zu einer Bundes-Reformpartnerschaft? Dass die steirische Reformpartnerschaft nur entstehen konnte, weil nach den Jahrzehnten der Verschwendung das Ende der Fahnenstange erreicht war, ist klar und wird auch von ihren Protagonisten so gesehen. Der Bund steht nun vor der gleichen Situation wie die Steiermark im Jahr 2010. Doch um die anstehenden finanziellen Herausforderungen stemmen zu können, müssten die Spitzen von SPÖ und ÖVP über ihre parteipolitischen Schatten springen können. Das wird jedoch nicht funktionieren. Denn die politischen Lobbys sind in Wien ungleich stärker als in Graz. Franz Voves war zudem als Quereinsteiger bestenfalls seinem politischen Erfinder Peter Schachner-Blazizek verpflichtet. Diese Schuld hat der Landeshauptmann abgedient, indem er Schachner zum Aufsichtsratschef des Landesenergieversorgers ESTAG gemacht hat. Außerdem hat Voves in den ersten fünf Jahren seiner Amtszeit nichts unversucht gelassen, um das Land nach 60 Jahren ÖVP-Dominanz in der kürzest möglichen Zeit umzufärbeln und sich dabei die Anerkennung und den Respekt der SPÖ-Vorfeldorganisationen zugezogen. Zwischen 2005 und 2010 reichte nämlich ein SPÖ-Parteibuch oft schon aus, um eine vielversprechende Karriere im Landesdienst zu begründen. Als Voves seinen Gefolgsleuten 2010 klarmachen musste, dass die Party vorbei ist, war die Dankbarkeit der Partei so groß, dass sie ihm selbst bei den schwierigsten und unpopulärsten Reformen anstandslos gefolgt ist. Bei der steirischen ÖVP war es etwas anders. Der Konsenspolitiker Hermann Schützenhöfer musste 2005, nachdem

seine Partei nach 60 Jahren den Landeshauptmannssessel verloren hatte, ein unmögliches Erbe antreten. Mit einer auf Dissens ausgerichteten Politik schaffte er es, bei der Landtagswahl 2010 bis auf wenige Stimmen an Franz Voves heranzukommen. Das war etwas, was zuvor eigentlich für undenkbar gehalten wurde. Deshalb hatte Schützenhöfer immer genügend Spielraum, um innerparteilich selbst unpopuläre Reformen wie die Gemeindereform durchzusetzen.

Minderheitskabinett als unrealistische Alternative Obwohl die Bevölkerung endgültig genug hat von der großen Koalition, sind SPÖ und ÖVP dazu verdammt, es noch einmal miteinander zu versuchen. Dabei wäre es vielleicht tatsächlich an der Zeit, es mit einer Minderheitsregierung zu versuchen. Das wäre zwar ein echtes Experiment, doch eine Regierung, die sich wechselhafte Mehrheiten für unterschiedliche Probleme suchen muss, könnte so lange funktionieren, bis zumindest einige jener

Baustellen abgeschlossen wären, die dem Land Milliarden kosten und nicht angegangen werden, weil entweder die rote oder die schwarze Kernklientel betroffen ist. So könnte eine SPÖ-geführte Minderheitsregierung einiges im Bereich des Bildungssystems weiterbringen und eine ÖVP-geführte Regierung könnte einiges für den Wirtschaftsstandort oder die Sanierung des Pensionssystems erreichen. NEOS-Chef Matthias Strolz hat jedenfalls im Interview mit der Zeitung »Österreich« bereits angekündigt, dass er eine Minderheits-Koalition mit der ÖVP für denkbar hält und für ihn sogar die Duldung von Schwarz-Blau in Frage käme. FPÖ und Grüne wiederum werden sich auf solche Spielchen nicht lassen. Schließlich haben die beiden Parteien bei der EU-Wahl erstmals die Chance, bei einer Bundeswahl die Plätze eins und zwei einzunehmen. Das wird von SPÖ und ÖVP aber wohl wieder nicht als Signal für echte Reformen verstanden werden, sondern nur dazu, sich noch weiter einzubunkern.

Und in der ÖVP sagt nach wie Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll dem jeweiligen Bundesparteiobmann was er zu tun hat. Fazit Dezember 2013 /// 11


Kurz & News

Anti-Stressstudie präsentiert

Das Thermenland Steiermark und die Med Uni Graz haben eine Anti-Stressstudie präsentiert. Dabei wurden unterschiedliche Entspannungsmethoden, darunter auch das Baden im Thermalwasser, in der Parktherme Bad Radkersburg getestet. Gemessen wurde die Entspannung am Kortisolwert, der Pulsfrequenz und dem Blutdruck. Studienleiter Christian Fazekas erklärt: „Generell gilt, dass ein individuelles Zusammenspiel von Bewegung, Entspannung im Thermalwasser, gesunder Ernährung und einer ruhigen Umgebung am besten hilft, Stress abzubauen.“ Der neugestaltete Supermarkt in der Grazer Zinzendorfgasse wurde rechtzeitig zum Semesterbeginn eröffnet. „Der traditionsreiche Nahversorger verfügt nun über die doppelte Verkaufsfläche und bietet ein breites Sortiment an Convenience-Produkten, die auf die Bedürfnisse der Studenten abgestimmt sind“, erklärt SparGeschäftsführer Christoph Holzer bei der Eröffnung. Auch eine Kaffee-Ecke mit Gratis-Internet lädt zum Verweilen ein.

Liebes Christkind...

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Ridi Steibl verlässt Politik

„International Hospitality and Spa Management“ an der FH Joanneum

Die FH Joanneum hat einen neuen Master-Lehrgang „Hospitality and Spa Management“ eingeführt. Der Lehrgang richtet sich an berufstätige Managerinnen und Manager in der Hotellerie und im Gesundheitstourismus. Rektor Karl Pfeiffer und Geschäftsführer Günter Riegler hoben die Einzigartigkeit des Lehrgangs hervor: „Wir setzen einen einzigartigen Fokus auf die praktischen Anforderungen an der Schnittstelle zwischen Hotel- und Spa-Management.“

Nach dreißig Jahren aktiver Politik, davon zwanzig Jahre im Nationalrat, hat sich Ridi Steibl entschieden, die Politik an den Nagel zu hängen. Sie wechselt in die beratende Ebene und kehrt nun wieder zu ihren Wurzeln als Erwachsenenbildnerin und Lebens- und Sozialberaterin mit Schwerpunkt „Beratung – Coaching – Mentoring“ zurück.

Flughafen Graz: Auch im Winter gut vernetzt

Rund 100 Mal pro Woche hebt ein Flugzeug von Graz nach Frankfurt, Wien, München, Berlin und Zürich ab. „Mit diesem dichten Liniennetz sind wir nicht nur bestens an alle Destinationen der Welt angebunden, in vielen Fällen kann der Fluggast auch aus verschiedenen Flugvarianten die für ihn beste heraussuchen“, erklärt Gerhard Widmann, Geschäftsführer des Flughafen Graz bei der Präsentation des Winterflugplanes. 12 /// Fazit Dezember 2013

Fotos: Thermenland Steiermark, Spar, Steibl, FH Joanneum

Spar eröffnet Supermarkt im Grazer Univiertel


Wasserkraftwerk Kalsdorf im Süden von Graz eröffnet Energie Steiermark und Verbund setzten auf Dialog mit der Natur und investierten zehn Millionen Euro in Öko-Maßnahmen. mark. Parallel dazu wurde der Lebensraum entlang der Mur durch zahlreiche Freizeitmaßnahmen aufgewertet. „Der Dialog mit allen Beteiligten ist bei diesem Projekt überaus positiv verlaufen, wir haben in allen Projektphasen auf eine starke Unterstützung aus der Bevölkerung bauen können“, so Olaf Kieser, Vorstandsdirektor des steirischen Energie-Dienstleisters.

Gemeinsam eröffneten Landeshauptmann Franz Voves und Landesrat Johann Seitinger das Wasserkraftwerk Kalsdorf.

Fotos: Archiv, AK

I

m Süden von Graz wurde nach dreijähriger Bauphase durch Landeshauptmann Franz Voves eines der wichtigsten steirischen ErzeugungsProjekte in Sachen Erneuerbare Energie offiziell eröffnet: das Wasserkraftwerk Kalsdorf. Errichtet wurde es von Energie Steiermark in Kooperation mit Verbund. Das Wasserkraftwerk liefert ab sofort jährlich 85 Millionen Kilowattstunden grünen Strom, deckt damit den Bedarf von mehr als 22.000 Haushalten und verhindert den Schadstoffausstoß von über 50.000 Tonnen CO2. „Das Kraftwerk macht den Energie-Mix der Steiermark noch grüner und setzt in Sachen Ökologie europaweit höchste Standards. Wir haben über 10 Millionen Euro allein in diesen wichtigen Bereich investiert“, so Christian Purrer, Vorstandssprecher der Energie Steier-

Wasserkraft bedeutendste Energiequelle Für den steirischen Landeshauptmann Franz Voves ist das Kraftwerk „ein wichtiger Beitrag in der Umsetzung der Energiestrategie des Landes, die sich auf Erneuerbare Energie fokussiert“. Landesrat Johann Seitinger sieht das Projekt als „wichtigen Baustein, mit dem der Hochwasserschutz für die Anrainergemeinden entscheidend verbessert werden konnte“. „Strom aus Wasserkraft ist die bedeutendste Energiequelle der Steiermark. Verbund setzt – wie hier beim neuen Kraftwerk Kalsdorf – nicht nur auf den Ausbau der steirischen Wasserkraft, sondern investiert auch laufend in die Modernisierung und Optimierung der bestehenden Kraftwerke“, erklärt Günther Rabensteiner, Vorstandsdirektor Verbund. Das Gebiet rund um die beiden Kraftwerke wird als Natur- und Freizeitbereich aufgewertet. Zum Beispiel wurden fischottergerechte Brückenbauwerke, Hirschkäferwiegen, Fischaufstiegshilfen und Libellenteiche errichtet. Durch den neu gestalteten Murabschnitt wurde ein Naherholungsgebiet geschaffen, das für den Großraum Graz großen Mehrwert hat.

Kurz im Gespräch mit Josef Pesserl Neuer Präsident der steirischen Arbeiterkammer Sie übernehmen die Arbeiterkammer in einer schwierigen Zeit. Die Arbeitslosigkeit ist besonders hoch und der Druck auf die Arbeitnehmer erhöht sich. Was kann die AK dagegen tun? Die AK muss mit ihrer Interessenpolitik dafür eintreten, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in einem sich verschärfenden Verteilungskampf zu ihrem Recht kommen. Interessenpolitik ist allerdings das Bohren mitunter sehr harter Bretter, aber ich habe die Ausdauer dazu. Die Schwerpunkte sehe ich unter anderem in den Fragen der Verteilungsgerechtigkeit, der Beschäftigungspolitik inklusive der Aus- und Weiterbildung sowie in den Fragen der sozialen Sicherheit. Wie wird sich die Arbeiterkammer unter Ihrer Führung verändern? Für größere Änderungen sehe ich keinen Anlass. Die AK Steiermark ist hervorragend aufgestellt. Sie genießt bei ihren Mitgliedern ein sehr hohes Vertrauen. Ich werde alles dafür tun, damit dieser erfolgreiche Weg im Interesse der Mitglieder weiter fortgeführt wird. Als absoluter Teamplayer erwarte ich, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einbringen, wenn nötig auch mit Kritik. Medienberichten zufolge hinterlassen Sie bei der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse mit dem Streit um die Krankentransporte eine große Baustelle. Welchen Rat möchten Sie Ihrer Nachfolgerin mitgeben? Die im Sommer mit dem Roten Kreuz und dem Land Steiermark getroffene Vereinbarung ist auf Schiene. Es geht nur noch darum, diese Vereinbarung in ein Vertragswerk zu gießen. Ich hinterlasse meiner Nachfolgerin also keineswegs eine Baustelle. Ratschläge möchte ich meiner Nachfolgerin keine erteilen.

Fazit Dezember 2013 /// 13


Kurz & News

Schoellerbank lud zum Herbstfest

Zum Weltspartag hat die Schoellerbank ihre Kunden zum Herbstfest eingeladen. Als musikalisches Schmankerl trat die Musikgruppe „Sasa“ aus dem Zillertal auf. Kulinarisch sorgte der Winzer Hannes Sabathi aus Gamlitz, Aton aus Judendorf-Straßengel und Gourmet-Wirt Franz Kulmer für einen perfekten Tag. Schoeller-Standortleiter Heimo Haidenmayer konnte zahlreiche Gäste, darunter Kastner & Öhler Vorstand Thomas Böck, begrüßen.

Als Danke für das Vertrauen und die Verbundenheit lud der Vorstand der Steiermärkischen Sparkasse am 31. Oktober zum traditionellen Weltspartagsempfang. Vor rund 200 Gästen erheiterte Marion Petric mit ihrem aktuellen Kabarettprogramm das Publikum. „Die Weltspartage und der Empfang bieten eine sehr wertvolle Gelegenheit, mit unseren Kunden abseits von offiziellen Terminen ins Gespräch zu kommen“, erklärt Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Sparkasse.

Bank Austria beging Weltspartag musikalisch

Mehr als 200 Gäste folgten der Einladung von Landesdirektor Helmut Birringer in die Grazer Herrengasse, um mit der Bank Austria den Weltspartag zu feiern. Dabei präsentierten junge Künstler unter der Leitung von David McShane weltbekannte Musicalstücke. Birringer: „Der Weltspartag bleibt für viele Menschen nach wie vor ein wichtiges Ereignis.“

Steiermark Tourismus: Neuer Chef

Erich Neuhold wird neuer STG-Chef. Der Touristiker war bei der Österreich-Werbung zuständig für internationale Märkte. Er sieht großes touristisches Potential für die Steiermark und will die Marke stärken. Für LH-Vize Hermann Schützenhöfer ist Neuhold eine überlegter Stratege, der neue Märkte erschließen kann. „Ich freue mich, dass sich Erich Neuhold dieser Aufgabe stellt“, so Schützenhöfer.

Odilien-Institut lud zum Clubabend

Beim Clubabend des Odilien-Institut bedankte sich Vereinsobmann Christoph Binder für die Zusammenarbeit bei allen Unterstützern und Medien. Seit 1881 begleitet das Odilien-Institut Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit und bietet ihnen Beratung, Ausbildung und Betreuung. Dabei ist das Institut auf Spenden von Firmen und Privatpersonen angewiesen.

AK-Außenstelle Murtal eröffnet Junker in Bad Waltersdorf präsentiert

Am 10. November wurden im Atrium der Heiltherme Bad Waltersdorf die jungen steirischen Weine präsentiert. Elf Winzer aus der unmittelbaren Region zeigten, wie geschmackvoll der Wein 2013 schmeckt. Harmonikaklänge von Johannes Spanner sorgten für das musikalische Ambiente. 14 /// Fazit Dezember 2013

In Zeltweg wurde eine neue Außenstelle der Arbeiterkammer eröffnet. Innerhalb von nur sechseinhalb Monaten wurde das moderne Bürogebäude errichtet. Rund drei Millionen Euro wurden investiert. Außer der Arbeiterkammer, geleitet von Christian Schweiger, sind auch die Volkshochschule und das Regionalsekretariat des ÖGB ins Gebäude eingezogen.

Buch & Co präsentiert Erika Pluhar

Am 13. Dezember präsentiert Erika Pluhar ihr neues Buch „Die öffentliche Frau“ in der Bibliothek Buch & Co in Frohnleiten. In der Autobiografie (über die Höhen und Tiefen ihres Lebens) mischt sie Fiktion und Realität und baut sie als Interview zwischen einem Journalisten und einer prominenten Künstlerin auf.

Fotos: Moser, Steiermärkische Sparkasse, Bank Austria, AK(3), Heiltherme Bad Waltersdorf, Lippitsch, Christina Häusler, Holzcluster, ÖAAB, Kommunikation Land Steiermark

Steiermärkische Sparkasse feiert Weltspartag


Reflektorschleifen für Schüler

Unter dem Motto „Mach dich sichtbar“ verteilte der steirische Landesschulrat, die Wiener Städtische Versicherung, die AUVA und der ARBÖ Steiermark insgesamt 13.000 Reflektorschleifen an die ersten Klassen der steirischen Volksschulen. 70 Schulkinder wurden in der Steiermark im vergangen Jahr im Straßenverkehr verletzt. Den Auftakt setzte dabei Landesrat Gerhard Kurzmann gemeinsam mit Landesschulratspräsidentin Elisabeth Meixner, AUVA-Direktor Hannes Weißenbacher, dem Direktor der Wiener Städtischen Versicherung, Gerald Krainer, und Ernot Erlach vom ARBÖ.

Top-Lehrlingsausbildungsbetriebe ausgezeichnet

Nur 20 steirische Industriebetriebe dürfen bisher die staatliche Auszeichnung als Top-Lehrlingsausbildungsbetrieb führen. Neu im Kreis aufgenommen wurden am 14. Oktober AVL List aus Graz, EVG aus Raaba und Horn aus Ratten. Sie wurden dafür ausgezeichnet, dass die Ausbildung von Lehrlingen über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinausgeht. Spartenobmann Angelika Kresch: „Mit dieser staatlichen Auszeichnung wird die tolle Arbeit durch das Wirtschaftsministerium öffentlich gemacht.“

Hölzerne Tradition trifft auf Innovation Stress auf dem Vormarsch

„Die Belastungen auf dem Arbeitsplatz steigen kontinuierlich an“, fasst Claudia Brandstätter vom Meinungsforschungsinstitut bmm die Ergebnisse einer Umfrage im Auftrag der steirischen Arbeiterkammer zusammen. Insgesamt fühlen sich mit 30,8 Prozent bereits fast ein Drittel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihrem Arbeitsplatz hoch belastet. Arbeiterkammerpräsident Josef Pesserl: „Die Arbeitsgeberverbände sind die ersten, die eine Anhebung des faktischen Pensionsantrittsalters fordern. Aber nur eine Minderheit der Arbeitgeber leistet einen Beitrag dazu, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gesund im Job bleiben können.“

Der Holzbau boomt und entwickelt sich von der traditionellen Handwerkszunft hin zum modernen und vor allem wettbewerbsfähigen Zukunftskonzept. Neue Technologien im Holzbau tragen positiv zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber alternativen Baumaterialien bei. Aktuell wird intensiv an roboterunterstützte Fertigungsmöglichkeiten gedacht. „Wir wollen eine neue Art von Anlagenkonzept entwickeln, das die Stärken der individuellen Fertigung unterstützt und Wettbewerbsfähigkeit auf allen Ebenen ausbaut“, erläutert Holzcluster-Steiermark-Geschäftsführer Erhard Pretterhofer.

Herk für flexibles Arbeitszeitkonto

Acht Stunden Arbeit am Tag sind ein Auslaufmodell. Davon ist WK-Präsident Josef Herk überzeugt: „Die Zukunft gehört dem flexiblen Arbeitszeitkonto.“ Eine market-Umfrage unter 1.813 Erwerbstätigen bestätigt ihn. Demnach halten 81 Prozent der Bevölkerung flexible Arbeitszeit für sehr wichtig oder zumindest wichtig. Die Befragten erhoffen sich dadurch mehr Familienzeit .

Bernhard Ederer ist neuer Landessekretär des Steirischen ÖAAB

Mit Jahreswechsel übernimmt der Landtagsabgeordnete und bisherige FCG-Landessekretär Bernhard Ederer die Geschäftsführung des Steirischen ÖAAB. ÖAAB-Landesobmann Drexler erklärt: „Bernhard Ederer kennt die steirische Arbeitswelt wie seine Westentasche, vertritt unserer Beschäftigten seit 2000 in der Arbeiterkammer und seit 2005 im Landtag Steiermark. Ich wünsche ihm alles Gute für die kommenden Herausforderungen.“ Fazit Dezember 2013 /// 15


Graz hat‘s

Kochen im Showroom

Unter dem Motto „Living Showroom“ wurde ein Abend lang der Gaisrucker Showroom in der Grazer Kastellfeldgasse belebt. Im kleinen Rahmen entstanden dabei interessante und anregende Gespräche zu den Themen Design und Wohnraumgestaltung. Gisela Zöpnek zauberte außerdem direkt vor Ort in der Ausstellungsküche kulinarische Köstlichkeiten.

Graz Holding investiert in Trinkwasser

Mit der Inbetriebnahme des Hochbehälters Neusitz im Bezirk Mariatrost setzte die Holding Graz einen weiteren Schritt in Richtung Versorgungssicherheit mit bestem Trinkwasser am Stadtrand. In den nächsten beiden Jahren sollen in Mariatrost weitere zwei Millionen Euro in die Trinkwasserversorgung investiert werden. „Ein wichtiger Bestandteil dieser Investitionen wird der Neubau einer Trinkwasserhauptleitung in der Heinrichstraße zur Erhöhung der Versorgungssicherheit sein“, erklärt Wolfgang Messner, Vorstand der Sparte Services der Holding Graz.

Grawe Award 2013 verliehen

Der Grawe Award 2013, der dieses Jahr eine Person ausgezeichnet, die sich im Bereich „soziales Wirken“ engagiert hat, geht an Edith Bader. Als Mutter eines Sohnes mit besonderen Bedürfnissen setzte sich die Steirerin gemeinsam mit ihrem Elternverein Leah für die Einrichtung eines Therapiezentrums für Kinder ein. Nach langjährigen Bemühungen von Frau Bader wird die „Konduktive Mehrfachtherapie“ seit Mai 2005 im „kids-chance“-Therapiezentrum in Bad Radkersburg angeboten. „Ich möchte die betroffenen Eltern das Gefühl geben, dass sie nicht alleine sind“, so Edith Bader.

16 /// Fazit Dezember 2013

Erstmals wurde im Rahmen der Gala-Nacht des Sports auch der Sportler mit Herz geehrt. Mit diesem neu geschaffenen Preis werden Sportler ausgezeichnet, die sich sozial engagieren. Der Preis ging an Ulf Arlati, einem langjährigen Mitarbeiter der Bank Austria und Initiator des HandballMarathons Graz. „Der Handball-Marathon ist mittlerweile zu einer steirischen Institution geworden. Umso mehr freut es uns, dass wir Ulf Arlati auszeichnen konnten“, so Bernd Meister und Helmut Birringer, die Landesdirektoren der Bank Austria in der Steiermark.

MyWay – Österreichs größte EPU-Plattform

Am 19. Oktober ging im Tagungszentrum des MesseCongress Graz Österreichs größte Vernetzungsveranstaltung für EinPersonen-Unternehmen (EPU) über die Bühne: Der Powertag „MyWay“ lieferte für den unternehmerischen Alltag wertvolle Impulse. Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann: „Die Veranstaltung MyWay ist ein wichtiger Impuls für die 34.000 EPU im Land.“

Fotos: Graz Holding. Gaisrucker. Michael Mey, Grawe, Perzl, GKKST, Bank Austria, Fischer, leopress

Sportler mit Herz-Award geht an Ulf Arlati


Steirische Gebietskrankenkasse wählt Obfrau

Der Vorstand der steirischen Gebietskrankenkasse hat Verena Nussbaum einstimmig zur Obfrau gewählt. Damit stehen erstmals zwei Frauen an der Spitze eines österreichischen Sozialversicherungsträgers. Sie folgt Josef Pesserl, der als neuer Präsident der Arbeiterkammer nach elf Jahren sein Amt als Kassen-Obmann zurückgelegt hat.

4.896 Schlüsselanhänger gesammelt

English native speakers in steirischen Kindergärten

Fremdsprachenkompetenz ist ein wesentliches Qualitätsmerkmal für einen Wirtschaftsstandort. Deshalb hat die steirische Wirtschaftskammer vergangenes Jahr ein Pilotprojekt gestartet, das bei den Jüngsten ansetzt. Dabei werden English native speakers in steirischen Kindergärten eingesetzt. Mit den neuen Partnern Land Steiermark und Stadt Graz konnte das Angebot nun auf insgesamt 16 Kindergärten ausgebaut werden.

Bei der großen Sammelaktion für Edi Schmeisser, einem leidenschaftlichen Schlüsselanhängersammler, konnten gemeinsam mit dem Journal Graz und Herausgeberin Waltraud Pertzl 4.896 Schlüsselanhänger gesammelt werden. Damit nennt er nun die größte Schlüsselanhänger-Sammlung Europas sein eigen. Der Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde ist sich aber leider nicht ausgegangen. Der Ergebnis der Sammelaktion wurde fünf Tage lang in der Shoppingcity Seiersberg ausgestellt.

11.05.–01.12.2013

Leoben zeichnete Helfer aus

Der Stadt Leoben dankt jenen Bürgern, die sich ehrenamtlich zum Wohl der Bevölkerung einsetzen. Neben den Lesepaten wurden auch die Aktion „Gemeinsames Spazieren“, „Kochen mit Migrantinnen“ und die Mietsprecher, die erst vor kurzem gewählt wurden, ausgezeichnet.

Der Kult um den KOPF www.schaedelkult.at

Gabalier in Graz

Seit 2012 startet Andreas Gabalier so richtig durch. Für über 60.000 verkaufte Konzerttickets hat er deshalb kürzlich das Platinticket von Ö-Ticket verliehen bekommen. Jetzt macht er wieder Station in der Grazer Stadthalle. Am 23. November wird er auch dort wieder für eine tolle Stimmung sorgen. Tickets gibt es unter der Hotline: 01-960 96 234. Fazit Dezember 2013 /// 17


Fazitgespr채ch

Utopie des Machbaren

Von Michael Thurm Fotos: Jacqueline Godany


Fazit Dezember 2013 /// 19


Fazitgespräch

Niko Alm ist vor allem durch das Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien und die Durchsetzung eines Nudelsiebes als Kopfbedeckung auf dem Führerscheinfoto bekannt. Inzwischen ist der 38-jährige Unternehmer mit den Neos und ohne Sieb in den Nationalrat eingezogen. Wir sprachen mit Alm darüber, welche Chancen die kleine Opposition mit großen Zielen überhaupt haben kann. Herr Alm, hat die Ernüchterung nach dem groß gefeierten Einzug der Neos in den Nationalrat schon eingesetzt? Nein, noch nicht. Das heißt aber nicht, dass wir von Illusionen geblendet sind. Wir haben genug Realismus mitgebracht, was die Durchsetzbarkeit unserer Ideen angeht, und wir wissen, dass es schwer werden wird. So wie der Parlamentarismus abläuft, ist uns schon klar, dass wir auf formalen Wegen kaum eine Chance haben, mit unseren Ideen durchzukommen. Aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man im Parlament und außerhalb arbeiten kann. Wir sind ja kein Projekt, das nur bis zum nächsten Wahltag hält, sondern bis dahin weiter aufgebaut wird. Am Wahlabend selbst hat Ihr Parteichef schon das Koalitionsangebot an SPÖ und ÖVP gemacht – das wurde wie erwartet nicht angenommen. Was ist seitdem passiert? Erstaunlich wenig. Wir werden heuer nur noch maximal zwei Sitzungen haben. Das ist viel weniger, als ich angenommen habe. Dazu kommt, dass die meis-

Niko Alm wurde 1975 in Wien geboren. Nach erfolgreicher Matura begann Alm erst ein betriebswirtschaftliches Studium, wechselte dann aber zur Publizistik, wo er 2000 seinen Studienabschluss machte. 2002 war er

Mitbegründer der Werbe- und Medienagentur »Super-Fi«. 2011 sorgte Alm für Schlagzeilen, weil er auf seinem Führerscheinfoto ein Nudelsieb als

religiöse Kopfbedeckung trägt. Diese Aktion gehört zu einer Reihe von reli-

gionskritischen Initiativen Alms, die zuletzt in das erfolglose Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien mündeten. 2013 kandidierte er schließlich bei 20 /// Fazit Dezember 2013

den Vorwahlen der Neos, für die er im Oktober in den Nationalrat einzog.


Fazitgespräch ten Ausschüsse noch nicht gebildet sind. Aber tatsächlich können wir die Zeit gut brauchen, um uns zu organisieren. Uns fehlen ja die bestehenden Strukturen der anderen Parteien. Das sind ganz banale Dinge: Wir haben noch immer keine Klubräume, wir hatten weder in Partei noch Klub Mitarbeiter, da wurden in kurzer Zeit 25 Stellen ausgeschrieben und besetzt. Ihre erste »Amtshandlung« nach der Angelobung bestand darin, öffentlich zu erklären, wie langweilig die Wahl der Nationalratspräsidenten eigentlich ist. Waren Ihnen solche Abläufe nicht klar? Natürlich war das klar.

Also haben Sie nur kokettiert? Ich wusste schon, wie das abläuft, und ich weiß natürlich, wie solche Aussagen wirken und falsch verstanden werden können. Wir haben drei Stunden für die drei Nationalratspräsidenten gebraucht. Darauf bezog sich die Aussage und es hat funktioniert: Ich war in allen großen Tageszeitungen zitiert. Wie gut können die Neos schon parlamentarisch mitarbeiten? Bekommen sie zum Beispiel Einsicht in die Zahlen, die nötig sind, um das Budgetloch zu beurteilen? Nein, wir wissen, was in den Zeitungen steht. Wir bereiten zwar kommunikativ Dinge vor, aber Details erfahren wir im Moment dazu nicht.

Dann nenne ich die Homosexuellen-Ehe. Mit Christoph Vavrik haben Sie einen gläubigen Katholiken in den Reihen, mit Feri Thierry einen bekennend schwulen Geschäftsführer. Ist es da nicht Unsinn, sich auf eine eindeutige Position festzulegen? Sollte man solche Widersprüche nicht aushalten, weil sie eben auch die Widersprüche der Gesellschaft abbilden? Grundsätzlich darf und soll es Themen geben, bei denen Leute in der Partei anderer Meinung sind, anders abstimmen können und das auch artikulieren. Es wäre aber schade, wenn das bei vielen Themen der Fall ist, dann braucht es nämlich keine Partei. Und es besteht ja in ganz weiten Teilen des Neos-Programms so was wie Einstimmigkeit. Das Ausfransen an den thematischen Rändern ist

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Sie waren bisher lange als Unternehmer tätig … Bin ich noch immer, das ist mir wichtig!

Wie schwierig ist die Umstellung von einem Beruf, wo am Ende doch irgendwer letztverantwortlich entscheidet, auf die parlamentarischen Arbeit, wo es immer und ausschließlich um Kompromisse geht? Mit den Parteikollegen, mit anderen Parteien … Ich bin ja auch in meiner Agentur kein diktatorischer Einzelunternehmer, sondern einer von mehreren Gesellschaftern und habe auch dort Dinge mittragen müssen, die nicht hundertprozentig so waren, wie ich wollte. Also Kompromissbereitschaft ist sicher kein Problem. Aber der Hintergrund der Frage stimmt schon: Im Unternehmen führt eine Einigung irgendwann immer zu etwas, hinter dem ich voll und ganz stehen kann. Im politischen Bereich ist das nicht so. Auch die Festlegung innerhalb der Partei auf manche Positionen ist manchmal so, dass es mir schwer fällt, sie überzeugend nach außen zu vertreten – ohne dass ich da jetzt ein Thema nennen will.

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Fazitgespräch

für jede Partei normal und bei uns vielleicht etwas bekannter als bei anderen. Im speziellen Fall der Homosexuellen-Ehe bzw. der Zivilehe für alle, die wir wollen, ist es meiner Meinung nach schon eine sehr grundsätzliche Frage, bei der es wichtig ist, dass wir innerhalb der Neos möglichst alle diesen Programmpunkt vertreten können. Neben dem Einzug in den Nationalrat war es das große Ziel der Neos, die schwarz-rote Mehrheit zu brechen. Letzteres wurde klar verfehlt. Was ist der Erfolg überhaupt noch wert? Trotzdem viel. Der Einzug war natürlich oberste Priorität. Wann wir das zweite Ziel erreichen, wird die Zukunft zeigen. Es kann auch gut sein, dass wir bald wieder Neuwahlen haben, und dann heißt es für eine der beiden Parteien wahrscheinlich »gute Nacht«.

Halten Sie das für sinnvoll? Wenn ein Wahlergebnis nicht zu einer sicheren Mehrheitsregierung führt, dann wird halt noch mal gewählt? Nein, überhaupt nicht. Ich bin schon der Meinung, dass die Parteien so gewählt sind und sich zusammenfinden sollen. Schwarz-Blau-Grün zum Beispiel. Das halte ich immer noch für wahrscheinlicher als Schwarz-Blau-Neos. Auch wenn unsere Koalitionschancen jetzt sicher höher sind als direkt nach der Wahl. Das Wahlergebnis lässt ja doch einige Varianten zu und meine Hoffnungen schwinden nicht, dass sich Rot und Schwarz ändern. Auch personell. Ich kann mir gut vorstellen, dass zumindest eine Partei doch noch radikalere Schritte setzen wird. Und ganz nüchtern betrachtet sollte das die ÖVP sein, die Kopf, Rumpf und Glieder erneuern muss. 22 /// Fazit Dezember 2013

Bevor wir uns zu sehr mit anderen Parteien beschäftigen: Die Neos haben von Peter Michael Lingens im Profil das Zeugnis bekommen, dass sie ein »ziemlich perfektes Parteiprogramm« haben. Was fängt man damit an? Sie sind mit neun Mandaten und dem »perfekten Programm« im Parlament und können de facto nichts davon ohne den guten Willen der anderen umsetzen. Jetzt sind wir mal nicht ungeduldig. Ich vermute und befürchte zwar, dass wir mit unseren Themen kaum realpolitisch durchkommen, aber das heißt nicht, dass sich die Ideen nicht durchsetzen. Wenn wir dafür das Urheberrecht stillschweigend auf andere Parteien übertragen, die unsere Positionen vertreten, habe ich punktuell nichts dagegen. Wenn es der Sache dient … Das heißt nicht, dass es generell so sein soll, weil wir natürlich auch den Erfolg für unsere Arbeit verbuchen wollen.

War es vielleicht auch ein Fehler, bei den zwei schwierigsten und wichtigsten Themen – Bildung und Pensionen – so hohe Erwartungen zu wecken? Sie wollen ja in beiden Bereichen eine ziemlich umfassende und grundlegende Systemreform. Das war sicher kein Fehler, weil sich schlussendlich genau in diesen beiden Themen sehr radikal etwas ändern muss. Das haben viele schon erkannt … Sogar die beiden Regierungsparteien. Jetzt geht es nur darum, endlich einen konsensfähigen Weg auszuarbeiten. Das wird halt einige Zeit dauern, aber ich habe die Hoffnung, dass wir eine unterstützende Rolle spielen können.

Ist es das, was Matthias Strolz meint, wenn er nun auch noch dem Parlament die Flügel heben will?


Fazitgespräch

Wenn nicht ich polarisiere, dann ist es ein anderer.

Durchaus. Wir sind ja nicht die Einzigen, die der Meinung sind, dass ein koalitionsfreier Raum in der einen oder anderen Frage eine Lösung bringen könnte. Das kann auch für Rot und Schwarz ein Gewinn sein. Wie sehr geht Ihnen der Slogan Ihres Parteichefs vom Flügelheben eigentlich inzwischen auf die Nerven? Gar nicht mehr.

Nicht mehr? Er ist mir – wie so vielen – relativ schnell einmal auf die Nerven gegangen. Dann hat es mich aber zusehends amüsiert, wie die Leute auf diesen Satz reagieren. Zum Teil feindselig und ablehnend. Manche haben es auch schon als Running Gag angenommen und Matthias Strolz weiß natürlich, was der Satz inzwischen auslöst. Und er spielt damit auf eine sympathische Art und Weise.

Läuft man nicht Gefahr, potenzielle Sympathisanten damit abzuschrecken, weil viele den Slogan einfach nicht ernst nehmen können? Die Gefahr besteht vielleicht, wenn man eine 50-Prozent-Partei ist, dann ist es schlecht, wenn man mehr Leute abschreckt, als man gewinnt. Wir sind bei fünf Prozent und haben kein Problem damit, zu polarisieren. Wenn sich zehn Prozent von dem Satz euphorisieren lassen und ihn »nur« 60 Prozent ablehnen, haben wir immer noch zehn Prozent – doppelt so viel wie im Moment. Gilt dieses »nützliche Polarisieren« auch für Sie selbst? Sie haben sich als Religionskritiker einen Namen gemacht, haben das Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien initiiert. Die Wiener Zeitung hat Sie im Wahlkampf als »Mühlstein um den Hals der Neos« bezeichnet. Der Vorwurf, dass Sie persönlich für einige ein Grund sind, die Neos nicht zu wählen, ist ja recht hart. Es gibt keine Zahlen, die das belegen können. Das ist eine gefühlte Wahrnehmung, die mit Anekdoten angereichert wird. Ich habe selbst auch Mails bekommen, dass ich der Grund bin, warum die Neos nicht gewählt werden können. Das muss ich akzeptieren. Demgegenüber stehen auch Menschen, die Neos ausschließlich wegen mir wählen. Ich glaube schon, dass ich netto etwas beigetragen habe, aber das kann niemand be- oder widerlegen. Ich würde meine eigene Person da auch nicht größer machen, als sie ist. Wenn nicht ich polarisiere, dann ist es ein anderer. Ich bin ja nicht der Einzige mit zugespitzten Meinungen in dieser Partei. Jeder, der von den Neos in der Öffentlichkeit steht, muss damit leben, dass bestimmte Positionen angegriffen werden.

Nun ist Ihr laizistisches Bestreben nicht nur Privatmeinung, immerhin sind Sie auch der Neos-Sprecher für Religion. Sicher nicht das allerwichtigste Thema, aber Sie betreiben die Anliegen des gescheiterten Volksbegehrens jetzt als Abgeordneter. Nein, ganz und gar nicht. Mein Plan war nicht, das Volksbegehren über die Neos ins Parlament zu bekommen.

Niko Alm

Aber die Position werden Sie ja mit eingebracht haben? Nein, zu vielen Fragen haben die Neos noch gar keine Position. Und es ist auch nicht mein Plan, die Dinge aus dem Volksbegehren in die Partei zu bringen. Natürlich werde ich bei vielen Fragen meinen Standpunkt behalten, aber ich weiß, dass ich Kompromisse finden muss. Damit kann ich gut leben. Ihr zweiter Schwerpunkt ist das Thema Medien. Das ist sicherlich die wichtigste Funktion.

Sie sind immer noch Miteigentümer einer Werbeagentur. Zu Ihren Kunden gehören unter anderem der Mobilfunkkonzern »Drei« und einige öffentliche Stellen. Sehen Sie nicht die Gefahr, dass da irgendwann Interessenkonflikte entstehen können? Wenn ich mich zwischen ja und nein entscheiden muss: nein. Grundsätzlich schließt das politische Mandat nicht mit ein, dass man seinen Brotberuf aufgeben muss. Und jeder Beruf berührt politische Interessen. Ich glaube, die Vorgänge sollten transparent sein, dann halte ich das für in Ordnung.

Ich will ein Beispiel nennen: Wenn Sie in einem Ausschuss sitzen, der über Mobilfunkfrequenzen berät, dann treffen Sie Entscheidungen über Ihre Kunden. Natürlich, aber ich kann mich in dem Moment ja dann aus dem Spiel nehmen. Ich treffe zwar für viele Dinge jetzt schon Vorkehrungen, aber eben nicht für alle Eventualitäten. Im Moment sehe ich wirklich nirgendwo Unvereinbarkeiten. Ich war in der Vergangenheit ja schon einmal mit schiefen Optiken konfrontiert …

Damals ging es darum, dass Sie für die Grünen bei der Gemeinderatswahl kandidiert haben und später Aufträge von den Grünen an Ihre Agentur vergeben wurden. Das ist der hergestellte Zusammenhang von zwei richtigen, aber für sich stehenden Fakten. Es ist doch eine Illusion zu glauben, dass die Grünen nicht Besseres zu tun hätten, als dafür zu lobbyieren, dass meine Agentur irgendwelche Aufträge bekommt. Als Abgeordneter haben Sie gleich nach Beginn der Legislatur einen detaillierten Vorschlag über die Reform des ORF eingebracht. Welche Chancen haben Sie sich ausgerechnet, dass davon irgendwas umgesetzt wird? Es ist ja immer nett, sich auszudenken, wie etwas besser sein könnte, aber es muss doch auch eine Umsetzungsperspektive geben. Wenn wir uns bei jeder einzelnen Idee überlegen, ob wirklich alles machbar ist, würden wir ganz viel von dem, was an Ideen da ist, nicht kommunizieren dürfen. Natürlich machen wir einen Reality-Check und der ist auch bei dem ORF-Papier eingearbeitet. Die Vorschläge sind ja nicht aus der Welt: Wir wollen parteipolitischen Einfluss aus dem ORF zurückdrängen und bessere Gremienarbeit ermöglichen. Unsere Ideen sind nicht so radikal und Fazit Dezember 2013 /// 23


Fazitgespräch sowohl bei anderen Parteien als auch beim Redakteursrat des ORF denkmöglich.

Trotzdem muss ja mindestens eine der beiden »Großparteien« zustimmen. Die beiden »Großen« sind aber zusammen nur fünfzig Prozent plus ein bisschen was … Aber das entscheidende Bisschen. Es ist schon ein Unterschied, ob jemand 90 Prozent Mehrheit hat oder ob es so knapp ist. Da gibt es noch die Möglichkeit, Dinge zu bewegen und zu drehen.

Gleichzeitig haben sich die Neos im bestehenden System mit Hans Peter Haselsteiner für einen ORF-Stiftungsrat entschieden, der ganz klar der alten Logik entspricht. Jede Partei sendet halt einen, der ihre Anliegen und Farbe vertritt. Warum? Wir können ja nicht anders. Hätte man nicht jemand nominieren können, der parteifrei oder parteifern ist? Das wäre Symbolpolitik.

Was gibt es gegen die zu sagen? Auch nicht viel. Aber man kann sich aussuchen, ob man symbolhafte Politik machen will oder ob man im bestehenden System mitspielt. Und wir haben uns für das Zweite entschieden. Mit dem Plan, das System aus sich heraus zu verändern. Eine unserer Ide-

en für eine Demokratiereform ist ja, dass ein Teil der Mandatare direkt gewählt wird. Und trotzdem mussten wir natürlich jetzt erst mal mit dem bestehenden Wahlrecht kandidieren.

Die Neos haben in vielen Punkten ein ziemlich »fertiges« Programm. Das kann man entweder umsetzen oder nicht. Ein Kompromiss ist selten möglich. Ein Beispiel dafür ist die Direktwahl, ein anderes die geforderte Abschaffung der Landtage. Die lassen sich ja nicht zur Hälfte abschaffen. Es sind einige solche Themen, die nicht kompromissfähig sind, weil sie so radikale Wechsel bedeuten. Schadet das nicht den Koalitionsmöglichkeiten? Sie würden sich wundern, welche Kompromisse in Österreich möglich sind! Ich kann mir da die abenteuerlichsten Lösungen vorstellen, die ich hier gar nicht laut formulieren will. Schade. Gerade in der Frage der Landtage haben wir zwei Stoßrichtungen: entweder Landtage abschaffen oder die Länder mit Steuerhoheit ausstatten.

Also das, was schon seit dreißig Jahren diskutiert wird? Die Länder werden nur leider einen Teufel tun, dem zuzustimmen. Dann müssten sie nämlich den Leuten selber das Geld aus der Tasche ziehen, das sie dann für was auch immer verludern. Das wäre die Alternative. Natürlich ist das auf den ersten Blick nicht kompromissfähig, aber es ist ja kaum eine Frage in der politischen Realität so beschaffen, dass sie zur Überlebens- oder Grundsatzfrage wird.

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Fazitgespräch Zum Glück. Aber wir kommen immer wieder zu dem Punkt: Auf der einen Seite steht eine plausible Idee, die für sich funktionieren könnte, auf der anderen Seite das völlige Fehlen einer realistischen Umsetzungsmöglichkeit. Das klingt ja fast, als wären wir eine utopistische Partei. Ja, ich glaube zum Beispiel nicht, dass man in Österreich die Landtage abschaffen kann. Stört dieses utopische Moment wirklich?

Die Neos vertreiben damit potenzielle Wähler. Also nicht nur, dass es im Moment nicht umsetzbar ist, es verhindert auch, dass andere Positionen umgesetzt werden können, die mehrheitsfähig sind. Es nicht zu tun, würde dazu führen, dass man überhaupt keine radikalen Lösungen denkt und formuliert. Ich verstehe schon den Ratschlag, sich auf die wenigen Dinge mit hohem Umsetzungspotenzial zu konzentrieren. Aber ich glaube, wir haben gar nicht so viele Themen, die so radikal sind, dass sie keine Chance haben. Alle, über die wir gesprochen haben, schon: Eine politische Mehrheit für die gleichberechtigte Zivilehe von Homosexuellen, die Abschaffung der Landtage, die Beschneidung der Kirchenprivilegien … Am ehesten ist wohl noch eine milde Form der autonomen Schule konsensfähig. Die Politik von SPÖ und ÖVP, die aufgrund ihrer gemeinsamen Mandatsstärke entscheiden, was umsetzbar ist, deren Politik ist doch geprägt von der ständigen Angst, dass die FPÖ zur stärksten Partei wird. Deshalb werden nur Dinge umgesetzt, bei denen man sich eines breiten Konsenses sicher ist.

Fatalistisch könnte man sagen, dass die FPÖ so oder so auf Platz eins kommen wird.

Die fatalistische Rolle im Interview übernehme eigentlich gerade ich. Na gut, aber meine Hoffnung ist tatsächlich eher begrenzt, dass es bei der nächsten Wahl keine FPÖ-Mehrheit gibt. Aus heutiger Sicht und bei den handelnden Personen und bei dem, was sie veranstalten. Aber noch mal zu der Frage, ob wir Wähler mit unseren Utopien nicht verprellen … … die für manche Wähler eben Dystopien sind. Also wenn es inhaltlich nicht passt, dann haben wir eh nichts zu gewinnen. Aber setzen wir voraus, dass zumindest freundliches Interesse an den Ideen der Neos besteht. Es mag sein, dass dann manch einer uns nicht wählt, weil er eine oder mehrere Ideen für unrealistisch hält. Das würde ich gern mal abfragen, aber am Ende ist das eine gefühlte Haltung. Ich sehe den Punkt, glaube aber, dass viele Leute sich von Ideen, die den üblichen Horizont übersteigen, auch euphorisieren lassen. Genau daran fehlt es ja in der bisher bestehenden Parteienlandschaft. Herr Alm, vielen Dank für das Gespräch.

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Foto: James Saunders

Freihandel: Was kommt auf uns zu?

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owohl die USA als auch die EU haben große Erwartungen. So soll der Wegfall der Handelsbarrieren zwischen den USA und der EU zu mehr Arbeitsplätzen und einem höheren Wirtschaftswachstum führen. EU-Handelskommissar Karel De Gucht erwartet ein nachhaltiges Wachstumsplus von jährlich durchschnittlich 0,5 Prozent. Das ifo-Institut sieht für Deutschland

160.000 neue Arbeitsplätze, für Österreich 12.000. Die USA werden – so die Studie – den größten Nutzen aus dem Abkommen ziehen. Das US-Pro-Kopf-Einkommen soll langfristig um 13,4 Prozent steigen. In Europa werden Großbritannien mit 9,7 Prozent, Schweden mit 7,3 Prozent, Spanien mit 6,6 Prozent und Deutschland mit einem Plus 4,7 Prozent beim Pro-Kopf-Einkommen profitieren. Für Österreich wird das Plus übrigens weniger als drei Prozent betragen. Den Zuwächsen der Länder, die Teil der Handelszone sind, stehen jedoch reale Einkommens- und Beschäftigungsverluste im Rest der Welt gegenüber. Damit das Abkommen seine volle Wirkung entfalten kann, müssen zahlreiche Gesetze und Standards angeglichen werden. Der Druck der Unternehmen sei groß, den Verbraucherschutz abzuschwächen, sagt dazu etwa Monique Goyens vom Europäischen Verbraucherverband »BEUC«. Doch die Angleichung der Rahmenbedingungen lässt nicht nur bei Verbraucherschützern und NGOs die Alarmglocken läuten. Auch renommierte Wirtschaftswissenschaftler wie der Max Otte befürchten, dass Europa von den USA bei den Verhandlungen über 26 /// Fazit Dezember 2013

Mit rund 800 Millionen Bürgern planen EU und USA die Errichtung der größten Freihandelszone der Welt. Die Zölle von derzeit durchschnittlich vier Prozent sollen wegfallen, um gemeinsame Standards für den Handel zu entwickeln. Die Gespräche über das Abkommen hatten im Juli in Washington begonnen und sollen etwa ein Jahr dauern. den Tisch gezogen wird. Schließlich seien die Amerikaner dafür bekannt, mit ihrer Außen- und Handelspolitik in erster Linie eigene Ziele zu verfolgen. Die Industrie erwartet sich vom Abkommen jedenfalls einen einfacheren Marktzugang in die USA und eine weitere Liberalisierung der verbliebenen geschützten Bereiche. Noch weiß zwar niemand, was genau vom Abkommen erfasst wird und was nicht. Aber bei internationalen Abkommen dieser Dimension ist absolute Verschwiegenheit durchaus üblich. Anders als in Europa ist in den Vereinigten Staaten jedenfalls alles erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist. Das gilt etwa im Lebensmittelbereich sowohl für gentechnisch veränderten Mais als auch für den Einsatz von Hormonen in der Tierzucht oder die Chlordesinfektion von Hühnerfleisch. Auch dass zahlreiche in der Europäischen Untion als öffentlich angesehene Dienstleistungen in das Abkommen einbezogen werden sollen, verursacht bei manchen Europäern ungute Gefühle. Werden etwa auch das Bildungssystem, die Energie- und Wasserversorgung oder der öffentliche Verkehr erfasst, waren die Beteuerungen der Politik, die Bereiche der Daseinsvorsorge nicht zu privatisieren, wertlos. Interessant ist, dass der italienische Ministerpräsident Enrico Letta das Abkommen so schnell wie möglich finalisieren will. In diesem Zusammenhang liegt die Vermutung nahe, dass er sich vom Abkommen eine Unterstützung bei den in Italien bisher nicht durchzubringenden notwendigen Reformen – etwa des Arbeitsmarktes – erhofft.


Investor

Von Johannes Tandl

Logistikunternehmen:

Datenbrille senkt Servicekosten

Foto: Knapp

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Für Kajetan Bergles ist klar, dass die Datenbrille bei den Kunden zu deutlichen Einsparungen der Wartungsaufwendungen führt.

Während Europa schrumpft wächst die Weltwirtschaft weiter. International aufgestellte Unternehmen wie »Knapp-Logistik« sind dadurch bisher relativ unbeschadet durch die Krise gekommen. Doch vor allem für die »Export-Neulinge« unter den Technologieunternehmen birgt die Globalisierung Risiken, die vorab nur schwer einzuschätzen sind.

or allem der Service- und Supportbereich kann sich als Kostenfalle entpuppen. Eine Service- oder gar Garantieleistung die einen Knapp-Techniker vor Ort erfordert, ist in Buenos Aires nämlich um das Vielfache teurer als auf dem europäischen Heimatmarkt. Und gerade bei Exportneulingen sind die tatsächlich zu erwartenden Belastungen oft nur ungenügend eingepreist. Erfahrene Technologie-Exporteure wie Knapp kennen das Problem. Service-und Support sind daher essentieller Bestandteil der Kauf- und Dienstleistungsverträgen. Doch diese Kostenwahrheit kann auch dazu führen, dass technologisch bedingte Wettbewerbsvorteile verloren gehen. Bei Knapp hat man daher im Jahr 2010 damit begonnen, eine Datenbrille, die ursprünglich als Kommissionierungshilfe entwickelt worden war, auch für den Servicebereich zu adaptieren. Bei der entwickelten Lösung, dem »Ki-Soft-Vision«, handelte es sich um ein optisches Hilfssystem für Lagermitarbeiter, das die Mitarbeiter über ein integrierte 3D-Interface bei der Kommissionierung unterstützt. Über das in die Brille integrierte Display erfährt der Mitarbeiter ganz genau, wo er den zu kommissionierenden Artikel im Lager findet oder wie viel Stück zum aktuellen Auftrag gehören. Doch rasch hat auch das unternehmensinterne CustoFazit Dezember 2013 /// 27

mer Service die Datenbrille als sogenanntes »Ki-Soft-Webeye« für seine Zwecke entdeckt: »Bei weltweit etwa 1.600 installierten Anlagen ist es so, dass immer wieder Probleme auftauchen können, die die Techniker unserer Kunden überfordern. Daher musste in der Vergangenheit öfter ein Service-Mitarbeiter auf die Reise geschickt werden, was für unsere Kunden natürlich mit hohen Kosten verbunden war«, erläutert Senior-Service-Manager Kajetan Bergles vom Knapp-Customer Service und ergänzt: »Durch die Datenbrille funktioniert der Support nun völ- »


Steuer Promotion Board

Mag. Alexander Hofer

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Die Senkung des Mindest-Stammkapitals für eine GmbH ist von der Absicht des Gesetzgebers getragen, Unternehmensgründungen zu forcieren. Allerdings stellt sich die Frage, ob tatsächlich irgendjemand eher ein Unternehmen gründet, wenn er weniger Eigenkapital aufbringen muss, und wenn dem so wäre, warum er dann nicht ein Einzelunternehmen (ge)gründet (hat), für das gar keine gesetzliche Mindestkapitalisierung besteht. Viele Gründer, die den Sirenengesängen der „billigen“ GmbH erliegen und diese reflexartig einem Einzelunternehmen vorziehen, werden sich in einer Falle wiederfinden. Spätestens wenn bei der Auszahlung von Tätigkeitsvergütungen aus der GmbH circa 8 % Lohnnebenkosten anfallen, wird man den Steuerbelastungsvergleich mit dem Einzelunternehmen nachholen. Dabei könnte sich herausstellen, dass aus steuerlicher Sicht neben der deutlich unkomplizierteren und billigeren „Entnahme“ von Gewinnen die Segnungen des Gewinnfreibetrages von vornherein für das Einzelunternehmen gesprochen hätten. Wie schon bisher gilt: Bei der Wahl der Rechtsform sollten möglichst viele Aspekte bedacht werden. Immerhin kann man mit der GmbH aber einer anderen – auch vom Gesetzgeber gestellten – Falle entgehen: Unternehmensneugründungen wurden gepusht und die Wirtschaftskammern haben die „EinPersonen-Unternehmen“ (EPU) als begehrte Neumitglieder umworben. Desaströs wurde und wird das Abenteuer EPU allerdings regelmäßig dann, wenn die Gebietskrankenkassen im Rahmen von Prüfungen die EPU nachträglich als Dienstnehmer qualifizieren und enorme Beitragsnachzahlungen auslösen. Und damit oftmals den unternehmerischen Schwanengesang ... Bei Mag. Alexander Bei Fragen Fragensteht stehtIhnen Ihnen Mag. Alexander Hofer gerne gernezur zurVerfügung. Verfügung.Sie Sieerreichen erreichen Hofer den Autor Autorunter unter0316/386001*40 oder den Tel.:E-Mail: 0316 386001 40 oder per alexander.hofer@gaedke.at

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Foto: dieindustrie.at/Mathias Kniepeiss

Gut gemeint ist oft das Gegenteil, oder: Von Sirenen- und Schwanengesängen

»lig anders. Sobald irgendwo Übersee ein

Problem bei einer Anlage auftaucht, wirft der Techniker unseres Kunden eine Blick durch das Webeye darauf und wir können hier in unserer Zentrale in Hart ganz genau mitschauen und erfassen, wo das Problem liegt.« Über das Display der Datenbrille wird dem Techniker punktgenau gezeigt, was er zu tun hat, anstatt es ihm entweder mühselig zu erklären oder bei komplexeren Problemen gar einen eigenen Customer-Service-Mitarbeiter auf die Reise zu schicken. Mit Hilfe des »Webeye« kann die Anlage nun durch jeden einigermaßen gut ausgebildete Techniker gewartet und repariert werden. Bisher waren dazu nur speziell geschulte Fachkräfte imstande. Die Knapp-Kunden können ihre Service und Wartungsaufwendungen dadurch deutlich reduzieren. Daher interessieren sich inzwischen auch zahlreiche andere Tech28 /// Fazit Dezember 2013

nologieexporteure für das »Webeye«. Das mobile System bietet ein breites Einsatzspektrum und ist einfach zu handhaben. Störfälle bei weit entlegenen Kunden verlieren dadurch ihren Schrecken und auch bei Wartungen oder Schulungen sind die Mitarbeiter der Knapp-Kunden dazu in der Lage, Dinge umzusetzen, für die es ihnen zuvor an Know-How gemangelt hatte. Der Vorteil des »Webeye« ist eine wesentlich schnellere Fehlerbehebung und dadurch die Minimierung von Ausfallzeiten. Das bedeutet für Kunden eine große Kostenersparnis und für Knapp einen durchaus entscheidenden Wettbewerbsvorteil.


Investor kurz Monaten auf Effizienzsteigerungen durch den Abbau von nicht benötigten Kapazitäten. Welche Standorte von der Restrukturierung betroffen sein werden, wurde nicht bekanntgegeben.

Foto: Voestalpine

Wachstumsmarkt Bionahrungsmittel: Gute Renditechancen für Anleger Der Stellenwert gesunder Ernährung und das Interesse an nachhaltig produzierten Lebensmitteln steigen kontinuierlich. Der weltweite Markt für Bionahrungsmittel hat sich seit 1999 von 15,2 auf 70 Milliarden US-Dollar mehr als vervierfacht – und ist damit für Anleger ein Segment mit guten Renditemöglichkeiten. Dies bestätigt eine aktuelle Analyse der Zürcher Kantonalbank. Aus Anlegersicht ergeben sich die besten Investitionschancen in den USA, dem mit über 21 Milliarden US-Dollar mit Abstand größten Bionahrungsmittelmarkt. Die größten Player sind die Hersteller White Wave Foods, Hain Celestial Group und Sunopta sowie die Retailer Whole Foods Market, Natural Grocers und Sprouts Farmer Markets.

Bene gewinnt Großauftrag in Österreich Die angeschlagene Bene AG konnte mit der Ausstattung des Headquarters der Sberbank Europe AG in Wien einen Großauftrag in Österreich an Land ziehen. Bene punktete mit seiner Kompetenz als Gesamtausstatter. Der Auftrag von Bene umfasst die Gestaltung der Vorstandsbüros der Besprechungsräume und 260 Arbeitsplätze. Insgesamt werden drei Geschoße im Zentrum Wiens am Schwarzenbergplatz eingerichtet.

Wolfgang Eder, Voestalpine-CEO Roiss vor Eder und Kern: Die mächtigsten Manager Österreichs OMV-Vorstandsvorsitzender Gerhard Roiss ist Sieger der Industriemagazin-Rangreihung der »Top1000-Industriemanager«. Auf den nächsten Rängen folgen Voestalpine-Chef Wolfgang Eder und ÖBBChef Christian Kern. Zur einflussreichsten Managerin wurde Monika Kircher von Infineon gewählt.

Foto: Andritz

WIR SIND ÜBER 3 MILLIONEN STIMMEN FÜR MEHR VERTEILUNGSGERECHTIGKEIT. WIR WOLLEN:

Wolfgang Leitner, Andritz-CEO

Andritz: Einsparungen trotz gestiegenen Auftragseingangs Die Erwartungen der Andritz AG an das Ergebnis des dritten Quartals waren vor allem hinsichtlich des Auftragseingangs in den Segmenten Pulp&Paper und Hydro gedämpft. Aufgrund eines Großauftrags aus Chile und einer Verbesserung der Auftragslage im Hydrobereich lag der gesamte Auftragseingang im dritten Quartal 14 Prozent über den Erwartungen und somit deutlich über den Vorquartalen. Ergebnisseitig blieben die Q3-Zahlen unter den Erwartungen. Der Fokus des Managements liegt in den nächsten

Kapsch wartet die Maut-Software der Golden Gate Bridge »Kapsch-Traffic-Com« übernimmt die Wartung und Entwicklung der Maut-Software für die Golden Gate Bridge in San Francisco. Kapsch baut mit dem Auftrag seine Präsenz im Westen der USA aus. »Wir freuen uns, dass wir ein transparentes Wartungsprogramm für das vollelektronische Mautsystem liefern dürfen, das auf Basis unserer weltweiten Erfahrungen entwickelt wurde,« meinte Chris Murray von Kapsch. Fazit Dezember 2013

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Mehr über unsere Forderungen finden Sie auf www.akstmk.at

GERECHTIGKEIT MUSS SEIN


Promotion

30 Jahre Brombauer und Partner:

Es zählt nur der Erfolg der Kunden Als der Grazer Bank- und Versicherungskaufmann Bernd Brombauer im Jahr 1983 vom Versicherungsaußendienst in die berufliche Selbständigkeit wechselte, hatten die meisten Österreicher keine Ahnung, was ein Versicherungsmakler eigentlich tut. Und selbst die Versicherungsgesellschaften wussten mit Begriffen wie „Deckungs- und Prämienvergleich“ oder „Schadensregulierung durch den Makler“ nicht viel anzufangen. or 30 Jahren gab es niemanden im Versicherungswesen, der sich für Markttransparenz einsetzte“, erzählt Bernd Brombauer von seinen Anfängen als Versicherungsmakler. Er war jedoch davon überzeugt, dass man mit der Optimierung von Versicherungsverträgen und Unterstützung bei der Schadensabwicklung Erfolg haben kann. Diese Idee trug gemeinsam mit dem Engagement von anderen BranchenPionieren dazu bei, dass bald auch die Versicherer umdachten. Immer mehr Kunden verließen sich in Versicherungsfragen nämlich auf einen Versicherungsmakler als persönlichen Interessenvertreter. Um dieses Geschäft nicht zu verlieren, mussten die Konzerne auf die anspruchsvollen Bedürfnisse der Kunden der Versicherungsmakler zugehen. Sie richteten daher eigene Maklerabteilungen ein. Mittlerweile stehen Bernd Brombauer mit Helmut Hörzer und Herbert Schneider zwei kompetente Versicherungsexperten als Partner zur Seite. Das Unternehmen umfasst 15 Mitarbeiter und gilt als Topadresse für Objekt- und Gebäudeschutz, aber auch für die Versicherungsbelange von Industrie, Gewerbe und Freiberuflern sowie für die Schadensabwicklung. „Hat man die Kunden aus diesen Bereichen erst einmal von seiner Kompetenz überzeugt, steht einer langfristigen Kundenbeziehung nichts mehr im Weg“, bringt Herbert Schneider das Erfolgskonzept von Brombauer und Partner auf den Punkt, und Helmut Hörzer ergänzt: „Wir betreuen unsere Kunden über die gesamte Laufzeit ihres Versicherungsvertrags und nicht nur zu Zeiten einer aktiven Geschäftsanbahnung.“

30 /// Fazit Dezember 2013

Als unabhängige Versicherungsmakler sind Bernd Brombauer und seine Partner ausschließlich ihren Kunden verpflichtet. Sie beziehen sowohl nationale als auch internationale Anbieter in ihre Suche nach der optimalen Versicherungslösung mit ein und sind außerdem in der Lage, Spezialversicherungen für Sonderrisken anzubieten. „Unser Ziel ist es, für unsere Kunden immer das optimale Ver-

sicherungspaket mit dem besten PreisLeistungs-Verhältnis zu schnüren“, fasst Bernd Brombauer die Dienstleistung zusammen. In den 30 Jahren seiner Selbstständigkeit hat der inzwischen von der Wirtschaftskammer mit dem Berufstitel Kommerzialrat ausgezeichnete Unternehmer dazu beigetragen, dass heute die meisten Unternehmen aber auch immer mehr Private von einem Versicherungsmakler betreut werden.

Foto: B&P/WernerKrug

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Herbert Schneider, Bernd Brombauer und Helmut Hörzer haben mit Brombauer & Partner eines der erfolgreichsten steirischen Versicherungsmakler-Unternehmen etabliert.


Innovation

Von Riegersburg bis London

Foto: Sarel Jansen

Vom kleinen Riegersburg in die große, weite Welt: Die seit vier Generationen bestehende Tischlereiwerkstätte Radaschitz macht heute rund die Hälfte des Umsatzes mit Exportgeschäften und hat in der Metropole London ein zweites Standbein mit sechs Mitarbeitern, die zum Teil an der Ortweinschule in Graz ausgebildet wurden.

Die Brüder Hannes und Bernd Radaschitz sind auch in London mit einem Büro vertreten.

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chon während ihrer Ausbildung sammelten die Brüder Hannes und Bernd Radaschitz jenseits unserer Grenzen wertvolle Erfahrungen und Ideen. Während Hannes etwa ein Praktikum in Mailand und danach ein Postgraduate-Studium für Innenarchitektur in Florenz absolvierte, arbeitete Bernd unter anderem als Designer in London. Stichwort London: Dort ist seit nunmehr rund vier Jahren das von Bernd Radaschitz geführte Büro für London und Export namens InteriorID mit sechs Mitarbeitern angesiedelt, die sich mit der Projektleitung und Erstellung der Werkpläne befassen. Die Interior-IDMitarbeiter aus der Tischlereibranche haben übrigens ihre Ausbildung zum Teil an der Ortweinschule in Graz absolviert. 80 Prozent Exportanteil Die ebenso traditionsreiche wie zukunftsorientierte Einrichtungswerkstätte mit Hauptsitz am Fuße der

mächtigen Riegersburg produziert nicht bloß nüchterne Einrichtungsgegenstände, sondern Möbel mit Seele und Flair. „Wir arbeiten fast ausschließlich im High-End-Residential-Bereich. Das heißt, die Interior-Designer und Architekten statten in erster Linie Privatwohnungen und Privathäuser aus“, erläutert der kreative Kopf und Geschäftsführer des Unternehmens, Hannes Radaschitz, die erfolgreiche Firmenphilosophie. Und die von Radaschitz veredelten Domizile befinden sich beispielsweise in Deutschland, in der Schweiz, in Italien, im mondänen Monte Carlo sowie in Zypern und Nigeria. Der Exportanteil ist übrigens stark steigend, in naher Zukunft rechnet man mit bis zu 80 Prozent. Was den Österreich-Umsatz angeht, entfallen heute ebenfalls 80 Prozent auf den Großraum Wien. Wer der Konkurrenz nicht nachlaufen, sondern immer einen Schritt voraus

Unterstützungsmöglichkeiten rund um Internationalisierung und Export Sie wollen exportieren oder im Ausland investieren? Sie wollen Ihr Unternehmen am globalen Markt etablieren? Detaillierte Informationen zu Förderungen, die Sie im internationalen Wettbewerb stärken, und zum Internationalisierungscenter Steiermark finden Sie auf http://sfg.at/internationalisierung

sein will, muss auch in neue Technologien investieren. Die Produktion in Riegersburg wird gerade um eine hochmoderne Lackieranlage erweitert. „Denn unsere Exportkunden kommen in unseren Betrieb, um entweder vorab die Firma zu besichtigen oder die bestellten Produkte in der Produktion zu begutachten. Da können wir die Kunden bei ihren Besuchen voll und ganz von uns und unserer Qualitätsarbeit überzeugen“, erläutert Geschäftsführer Hannes Radaschitz. Radaschitz produziert generell Wohnobjekte mit Charisma – für Menschen, die gerne schöne Dinge um sich haben. Und die gibt es offenbar von Riegersburg bis Nigeria in großer Zahl. Innovative steirische Unternehmen: Eine Serie der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG

Steirische Wirtschaftsförderung

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Fazit Dezember 2013 /// 31


Kurz & News

HKL Baumaschinen eröffnet Standort südlich von Graz

Der neue BMW i3 Am 14. September begann die Zukunft urbaner Mobilität bei Gady Liebenau.

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it der Präsentation des neuen BMW i3 stellte das Autohaus Gady Graz ein visionäres Elektrofahrzeug von morgen vor. „Volle Energie. Null Emission.“ – so lautet der Slogan für diesen revolutionären Stadtflitzer, der mit seinem innovativen eDrive Antrieb und den intelligenten Connec tedDrive Services ein nahezu lautloses und unvergleichliches Genossen das Fahrerlebnis bietet. Raumwunder des neuen B ü r g e r m e i s t e r BMW i3: Bürgermeister Siegfried Nagl und Holding Graz-VorSiegfried Nagl, Mag. standsvorsitzender Philipp Gady und DI DI Wolfgang Malik Wolfgang Malik. überzeugten sich vor Ort von der großzügigen Innenraumgestaltung und dem Raumwunder dieses kompakten Stadtfahrzeugs. Mit einer Reichweite von mindestens 150 km und der Lademöglichkeit an jeder handelsüblichen Steckdose bietet der BMW i3 auch beim „Betanken“ größtmöglichen Komfort. Das große Publikumsinteresse bei der exklusiven Premiere in Graz Liebenau zeigt: Die Zukunft urbaner Mobilität hat nicht nur begonnen, sondern findet auch reges Interesse!

Der Junker ist da

Der steirische Junker, der Vorbote des Weinjahrganges 2013, ist da und überzeugt auf ganzer Linie. Tausende Fans ließen es sich nicht nehmen und verkosteten den Jungwein bei der Junkerpräsentation in der Grazer Stadthalle. „Besonders der frühe Lesezeitpunkt Mitte Oktober und die damit verbundene längere Reifung wirkt sich positiv auf den Junker aus“, erklärt MG-Wein Obmann Willi Sattler. Für die steirischen Weinbauern spielt der Junker eine große Rolle. Zehn Prozent der steirischen Weinproduktion wird als Junker verkauft.

Weltspartagsempfang bei Krentschker

Der Weltspartagsempfang bei Krentschker war ein Abend voller Auszeichnungen. Das Bankhaus kann auf eine 90-jährige Tradition zurückblicken. Außerdem überreichte Wirtschaftskammerdirektor Thomas Spann den Bankvorständen Georg Wolf-Schönach und Alexander Eberan eine Auszeichnung für unternehmerische Leistungen.

Öko & More in Haselsdorf-Tobelbad

HKL Baumaschinen – Deutschlands führender, herstellerunabhängiger Vermieter und Händler von Baumaschinen, Baugeräten, Raumsystemen und Fahrzeugen – baut sein Standortnetz in Österreich aus und siedelte sich auf den Grundstücksflächen des IBC (International Business Center) an. HKL setzt mit seinem modernen Center auf beste Lage und wird so seine Kunden im Großraum Graz, der gesamten Steiermark und dem angrenzenden Kärnten optimal bedienen.

Lions-Adventkalender präsentiert

In der „Jugend am Werk“-Malwerkstatt Graz wurde der Lions-Adventkalender 2013 präsentiert. Der Kalender wurde von Künstler Walter Novak gestaltet. Unternehmen stellten für jedes der 24 Fenster Gutscheine im Wert von 700 Euro zur Verfügung. Anhand der Nummern im Inneren werden die Gewinner der Gutscheine ermittelt. „Mit dem Erlös des Adventkalenders legen wir die finanzielle Grundlage für unsere jährlichen ActivityAusgaben“, erklärt Lions-Präsident Thomas Stradner.

Seit 11. Oktober hat Öko & More in Haselsdorf-Tobelbad die Müllabfuhr übernommen. Nach einer Ausschreibung hat sich das steirische Unternehmen als Bestbieter herausgestellt. „Endlich können wir bei der Abfallwirtschaft kostendeckend arbeiten. Bisher mussten wir als Gemeinde immer Geld zuschießen. Auch eine drohende Gebührenerhöhung konnten wir so abwenden“, erklärt Bürgermeister Helmut Holzapfel. 32 /// Fazit Dezember 2013

Fotos: Pachernegg, Krentschker, Lionsclub, Scholz + Partner, Gady, öko&more

exklusiv bei Gady Graz-Liebenau:


265. Projekt in Sinabelkirchen eröffnet

Erfolgsstory „HolzenergieContracting“ in der Steiermark Die Regionalenergie Steiermark konnte mit LAbg. Erwin Gruber, dem Obmann des Waldverbandes Steiermark Paul Lang, der Sinabelkirchner Bürgermeisterin Ingrid Groß sowie mit weiteren Vertretern aus Politik und Wirtschaft im Pflegeheim „Gepflegt Wohnen Sinabelkirchen“ die Eröffnung des 265. HolzenergieContracting Projektes in der Steiermark vornehmen.

von links nach rechts: Stefan Puntigam, Paul Lang, Ing. Herbert Lammer, LAbg. Erwin Gruber, Hermann Rosenberger, Bgm. Ingrid Groß, ÖkR Johann Resch

Fotos: Knapp, Regionalenergie

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andtagsabgeordneter Gruber betonte, dass grüne Technologien zu einem Markenzeichen der Steiermark werden sollen und wir unseren Energiebedarf auf sozial verträgliche und ökologisch verantwortliche Weise decken müssen. Dazu befürwortet er auch den verstärkten Ausbau der erneuerbaren Energieformen, die effizient, ökonomisch und nachhaltig sind. Deshalb begrüßt er auch Initiativen in steirischen Gemeinden, die zur Selbstversorgung mit Energie übergehen wollen. Dazu gehören auch Vorzeigeprojekte wie das „Holzenergie-Contracting“ in der Steiermark, eine Basis für Green Jobs in

unserem Land. Der Verwaltungsleiter von „Gepflegt Wohnen Sinabelkirchen“ Herr Puntigam erinnerte daran, dass mit diesem Pflegeheim vor Ort rund 40 Sozialarbeitsplätze geschaffen wurden und generell die Zusammenarbeit mit örtlichen und regionalen Unternehmen beim Bau, in der Verpflegung sowie auch in der Wärmeversorgung im Vordergrund steht.

Mit Holzenergie-Contracting über 280 Arbeitsplätze geschaffen Obmann Resch und GF Lammer von der Regionalenergie Stmk. wiesen darauf hin, dass wir unsere Wärmeversorgung rasch von fossilen auf erneuerbare Energieträger umstellen müssen um zukünftige Kaufkraftabflüsse in Milliardenhöhe zu verhindern. Mit diesem 265. Holzenergie-Contracting Projekt wird steiermarkweit eine installierte Gesamtheizleistung von 30,5 MW erreicht bzw. wurden damit bisher insgesamt Nettoinvestitionen von rund € 29 Mio. ausgelöst. Durch den jährlichen Einsatz von 91.200 m³ Waldhackgut werden 6,9 Mio. Liter Heizöl ersetzt, was dem Verbrauch von 5.100 neuen Einfamilienhäusern entspricht. Regionalenergie Steiermark Florianigasse 9, 8160 Weiz +43 3172 30321 info@regionalenergie.at www.regionalenergie.at

Kurz im Gespräch mit Christian Grabner CFO bei Knapp AG Die Knapp AG konnte einen bedeutenden Auftrag bei einem Onlinehändler verbuchen. Wie kommt der Trend hin zu den Internetversandhäusern Ihrem Unternehmen zugute? Der Internetversandhandel stellt besondere Anforderungen an Schnelligkeit und Perfektion der Lieferung. Wir Konsumenten sind mittlerweile gewöhnt, nicht lange auf etwas warten zu müssen, und erwarten ein perfektes Produkt, in kurzer Zeit geliefert. Genau hier können wir mit unseren Systemlösungen den Anbietern, unseren Kunden, einen echten Wettbewerbsvorteil verschaffen. So sind bei unserem angesprochenen Kunden die Aufträge durch unser Shuttlesystem bereits 30 Minuten nach Bestellung versandfertig.

Ihr Unternehmen bietet seinen Mitarbeitern nicht nur einen Arbeitsplatz. Warum sind Zusatzangebote, wie der eben eröffnete Betriebskindergarten, wichtig für ein produzierendes Unternehmen? Es ist uns wichtig, dass sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei uns im Unternehmen wohlfühlen und gerne hier arbeiten. Dazu gehören einerseits spannende und interessante Aufgabenstellungen und andererseits Zusatzangebote mit Mehrwert. Wir erwarten natürlich auch volles Engagement und tolle Leistungen. Werden diese Zusatzleistungen für Mitarbeiter weiter ausgebaut werden? Wir erweitern unser Angebot ständig, auch wenn wir bereits eine ansprechende Palette aufweisen. Neben der Knapp-Kinderwelt bieten wir fixe Erfolgsprämien, ein Werksrestaurant mit günstigen Menüs, kostenlose Gesundheitsprogramme, die Möglichkeit einer lukrativen Unternehmensbeteiligung und noch vieles mehr.

Fazit Dezember 2013 /// 33


Abfallwirtschaft

Die Müllberge – der sichtbare Fußabdruck unseres Konsums – wachsen in den Himmel

Fotos: Lunghammer

Preiskampf um Ware Müll – landet die Qualität auf der Halde? Die Grüne Mark gilt europaweit als Musterschüler in Sachen Abfalltrennung und Recycling. Der jüngst entfachte Preiskampf am Entsorgungssektor stellt nicht nur die Qualität in Frage, sondern verschwendet auch wertvolle Rohstoffe, befürchten Branchen-Insider.

D

ie Neuvergabe der Rest- und Sperrmüllentsorgung sorgt in der Steiermark für gemischte Gefühle: einerseits für Jubel über Einsparungen bei den Gemeinden, andererseits für Verstimmung bis Empörung in der Entsorgerbranche über „Dumpingpreise“ und die Gefahr weniger sorgfältiger Aufbereitung der Wertstoffe. Während man gerade in der „Grünen Mark“ mit Recht stolz darauf ist, in Sachen Recycling und Know-how bei der Umwelttechnik seit Jahren eine Vorreiterrolle einzunehmen, haben die Flaute in den Gemeindekassen und Spardiktate von oben nun offenbar ein Umdenken bewirkt. Kostensenkungen kommen den Gemeinden nicht un34 /// Fazit Dezember 2013

gelegen, mögliche Bedenken werden leichter Hand beiseitegeschoben.

Heißer Preiskampf Doch zurück zur Vorgeschichte: Seit dem Frühsommer ist die steirische Müllentsorgerszene in Bewegung geraten: Vorgeprescht sind die Abfallwirtschaftsverbände (AWV) Leibnitz und Deutschlandsberg sowie Judenburg, wo nach einer Ausschreibung und einem heftigen Bieterkrieg rund 50 Prozent niedrigere Preise als bisher üblich ausverhandelt wurden. Nach Meinung von Brancheninsidern operiert man hier jenseits der Schmerzgrenze, und auch der Gewinner der Ausschreibung zeigt

sich dem Vernehmen nach alles andere als zufrieden. Den Bieterkrieg gewann die Saubermacher-Tochter Trügler mit Kampfpreisen von rund 68 Euro pro Tonne, während in anderen Landesteilen noch 140 bis 150 Euro berappt werden. Jährlich fallen pro Bezirk zwischen 7.000 und 12.000 Tonnen Restmüll an, damit ersparen sich die beiden AWV Deutschlandsberg und Leibnitz rund 700.000 Euro. Saubermacher-Vorstandschef Horst Pirker wollte mit seinem Kampfpreis nach eigenen Worten eine „Intervention“ gegen Billigstbieter mit schlechten Öko-Standards setzen. Ob die Rechnung aufgeht, steht noch nicht fest. Klagen der unterlegenen Mitbewerber


Abfallwirtschaft

wurden im Herbst vom Unabhängigen Verwaltungssenat (UVS) abgewiesen, weitere AWV wollen nun ihre Kosten mit den Anbietern nachverhandeln.

Recycling oder Verbrennen? Der auffällige Preisunterschied resultiert vor allem aus der unterschiedlichen Aufbereitung: Grundsätzlich gibt es zwei Methoden, erklärt Daniela Müller-Mezin, die Fachgruppenobfrau der Abfallwirtschaft in der WK Steiermark: „Der eine besteht in der Restmüllverbrennung von weitgehend unbehandelten Abfällen, der andere, ökologisch höherwertige Weg sieht eine Sortierung mittels Splittinganlagen sowie mechanisch-biologischer Anlagen vor.“ Während hier sortiert und mechanisch aufbereitet wird und dabei verwertbare Rohstoffe gewonnen werden, reflektiert der Billigpreis nur die Entsorgung über Verbrennungsanlagen (als thermische Verwertung bezeichnet). Müller-Mezin, GF der Müllex in Pirching bei Gleisdorf, fügt skeptisch hinzu: „Bei diesen aktuellen Preisen von unter 70 Euro kann sich eine ordentliche Aufbereitung und Gewinnung von Wertstoffen rein betriebswirtschaftlich nicht mehr rechnen. Auf dieser Basis ist maximal eine Grobsortierung möglich, dabei entstehende Defizite werden von den Diskont-Anbietern wohl bewusst in Kauf genommen, um einen Fuß in den Markt zu bekommen.“ Überkapazitäten als Ursache? Andere Erklärungsansätze kommen von den Vertretern der Abfallwirtschaftsverbände. Der Grund für das Preisdumping sei, erklärt der Geschäftsführer des Dachverbandes der steirischen AVW, Christian Schreyer, dass die Müllmengen stagnieren, die Aufbereitungsanlagen Überkapazitäten haben und sich um den Abfall reißen: „Seien es Betreiber von Verbrennungsanlagen oder von mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen – überall wird Abfall benötigt und daher kommt es zu einem Wettbewerb um die Abfälle.“ Für die Kostendeckung der Verwerterseite zeigt man hier kein besonderes Interesse, entscheidend sei nur, dass kein Transport über die Grenzen, etwa nach Osteuropa, und keine Verbrennung in „Billiganlagen“ erfolgt. Trotzdem erheben sich Zweifel an der Stichhaltigkeit dieser Argumente: Von einem Stagnieren der kommunalen Restmüllmengen in der Steiermark kann keine Rede sein, pro Einwohner fallen mit über 130 kg (2010)

rund 20 kg mehr an als vor zehn Jahren, eine beachtliche Steigerung von 18 Prozent. Auch kann von Überkapazitäten in der thermischen Verwertung keine Rede sein, die Abnahmemengen, die sich auf die ENAGES-Anlage (100.000 t) in Niklasdorf und die Lafarge-Zementfabrik in Retznei (35.000 t) verteilen, haben sich seit 2003 nicht groß geändert. Fakt ist allerdings, dass sich österreichweit die Preise für die Übernahme von Ersatzbrennstoff in den vergangenen Monaten deutlich nach unten entwickelt haben. Neue Spielregeln erforderlich Von Seiten der Landespolitik blickt man ebenso mit Bedenken auf den Preiskampf, und Landesrat Johann Seitinger (V) fordert mit Blick auf die steirische Vision 2020 sowie mögliche Gefährdung der Standards: „Der günstige Preis muss auf die Qualität des Leistungsinhaltes überprüft werden.“ Neben ökologischen Bedenken geht es hier auch um die Grundlagen der regionalen Wirtschaft und

„Ausschreibungen müssen sich stärker an regionalen und Qualitätsfaktoren orientieren“, so Daniela Müller-Mezin, Obfrau der WK-FG Abfallund Abwasserwirtschaft

zahlreiche Arbeitsplätze. Nicht zuletzt hat die Steiermark auch ihren guten Ruf als Standort der innovativsten Umwelttechnik-Unternehmen zu verteidigen. Im Raum steht von Seiten des Landes daher die Einmahnung verbindlicher Ausschreibungskriterien, die eine höhere Gewichtung der Faktoren Regionalität und nachhaltige Ressourcennutzung gegen den reinen Preis vorsehen. Ein hehres Ziel, das sich Saubermacher-Chef Pirker mit seiner provokanten Aktion ja auf die Fahnen geheftet hatte. Diese Argumentationslinie unterstützt auch GF Müller-Mezin aus Perspektive des mittelständischen Entsorgers Müllex, nicht zuletzt angesichts der Tatsache, dass „regionale Entsorger wesentlich kürzere Lkw-Transportstrecken benötigen und damit auch viel weniger Emissionen als absehbare Müllexporte in benachbarte Bundesländer verursachen“.

Wichtiger regionaler Wirtschaftsfaktor Eine aktuelle Studie der Joanneum Research in Kooperation mit der Sparte Abfallwirtschaft der WKO untermauert die Einschätzungen der WKO-Vertreterin Müller-Mezin. In der regional-ökonomischen Bewertung der Studie der Abfallwirtschaft in der Steiermark kommt klar zum Ausdruck, dass eine zentralisierte Entsorgung eine Verdoppelung bis Verdreifachung der Tonnenkilometer zur Folge haben würde. Weiters wird die Bedeutung der gesamten Branche als Ressourcenlieferant hervorgestrichen. Für diese Aufgaben hat die steirische Abfallwirtschaft zwischen 2000 und 2010 rund 900 Millionen Euro in Anlagen und Maschinen investiert. Auch wenn die thermische Verwertung für einen gewissen Anteil am Restmüll ein gangbarer Weg ist, so zeigt die Untersuchung der Zusammensetzung, dass noch jede Menge Wertstoffe enthalten sind, wie verschiedene Metalle, Glas und Papier. Auch bei der Verwertung von Kunststoff wäre eine bessere Wiederverwertung wünschenswert, erklärt MüllerMezin. „Dies Bedarf aber einer erhöhten und stetigen Aufklärung der Bürger, was die Trennung anbelangt“. Fazit: Für den notwendigen Spagat zwischen Kosteneffizienz und ressourcenschonender Wiederaufbereitung wird es weiterhin eine innovationsfreudige steirische Abfallwirtschaft brauchen, um nicht nur den Müllexport, sondern auch ein Abfließen des vorhandenen Know-hows in das Ausland zu unterbinden. Fazit Dezember 2013 /// 35


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Über Mobiltelefon oder Internet lässt sich die Haustechnik eines „Smart Home“ bequem und übersichtlich fernsteuern.

Höherer Komfort, niedrigere Kosten Ein „Smart-Home“ ist nicht nur etwas für Technikfans, sondern hilft ganz einfach beim Energiesparen.

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er Kühlschrank, der automatisch per SMS die Einkaufsliste an das Handy schickt, die Heizung, die aufs Wort gehorcht, also per Stimme gesteuert werden kann, die Beleuchtung 36 /// Fazit Dezember 2013

im Wohnzimmer, die sich vollautomatisch der Stimmung jenes Bewohners anpasst, der gerade den Raum betritt ... Es sind viele Visionen, die unter dem

Titel „Smart-Home“ – übersetzbar mit „intelligentes Zuhause“ – kursieren. Diese sind allesamt mit den Möglichkeiten der heutigen Technik realisierbar, wie Microsoft-Gründer Bill Gates


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Fotos: iStock, Kiendler

schon vor zehn Jahren mit seinem Privathaus gezeigt hat. Aber ganz ehrlich: In der Praxis sind das Dinge, die vielleicht einen Technikfreak faszinieren können, aber es sind nicht gerade Funktionen, die der durchschnittliche Mensch wirklich im Alltag braucht. Die meist genutzte und viel sinnvollere Art und Weise der „smarten“ Technik liegt darin, sorgfältig mit Energie umzugehen und so Kosteneinsparungen für den Nutzer zu erzielen.

Großes Energiesparpotenzial Ein gutes Beispiel dafür ist die optimale Temperierung von Wohnungen und Häusern. Nicht nur Heizung und Klimaanlage können heute schon ganz problemlos automatisch gesteuert werden, sondern auch die Jalousien – je nach Innen- und Außentemperatur sowie Sonneneinstrahlung, wobei sogar Wetterprognosen mit einbezogen werden können. So öffnen sie sich etwa automatisch, wenn im Winter die Sonneneinstrahlung helfen kann, Räume aufzuheizen. Oder umgekehrt im Sommer: Bevor es zu heiß wird, gehen die Lamellen zu. Wer sich nicht alleine auf die Technik verlassen möchte, kann die Steuerung noch über das Mobiltelefon überwachen und auf Wunsch so auch selbst eingreifen. Sprich: Wer sich auf den Weg vom Urlaub nach Hause macht, kann rechtzeitig über das Handynetz die Heizung einschalten – für einen warmen Empfang. Dabei sind solche Steuer- und Regelanlagen nicht einmal teuer. Es gibt bereits Steuereinheiten, die je nach Bedarf recht großzügig erweitert werden können. Das zahlt sich schnell aus, denn gerade durch die optimale Temperierung der Wohnräume sehen Experten das größte Einsparpotenzial beim Energieverbrauch.

nicht mehr so. Mit Geräten, die über berührungsempfindliche Bildschirme verfügen, wie etwa Mobiltelefone, lassen sich die Optionen grafisch so übersichtlich darstellen, dass die Steuerung wirklich leicht fällt. Aber nicht nur zu Hause kann die intelligente Technik helfen: Ein Steirer beispielsweise ließ sich vor Kurzem sein Wochenendhaus umrüsten, weil er im Winter nicht nach jedem dort verbrachten Wochenende die Wasserleitungen leeren wollte, damit sie nicht wegen des Frostes platzen. Jetzt kann die Leitung mittels Photovoltaika n l a g e jederzeit b e h e i z t werden – und das

Große Einsparungen können realisiert werden. wird bequem über das Handy von zu Hause aus gesteuert. Noch Fragen? Interesse? In allen Belangen rund um „Smart-Homes“ ist Kiendler Elektrotechnik der kompetente Ansprechpartner. Sie wissen, was geht, wie es geht und was es kostet.

Leichte Bedienbarkeit Je mehr Funktionen, desto komplizierter wird die Bedienung, meinen viele. Das ist aber heute auch

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Fazit Dezember 2013 /// 37


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1.050 Unternehmer beim WKO-Unternehmertag Im Messe Congress Graz wurde heute ein starkes Signal fürs steirische Unternehmertum gesetzt: 1.050 Wirtschaftstreibende sind der Einladung der WKO Steiermark zum ersten Unternehmertag gefolgt. „Eine gelungene Premiere, der 2014 auf jeden Fall eine Fortsetzung folgen wird“, verspricht WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk. Krönender Höhepunkt war das Impulsreferat des ehemaligen deutschen Finanzministers Theo Waigel mit einem klaren Bekenntnis zu einem starken Europa. eim ersten Unternehmertag der Wirtschaftskammer Steiermark trafen sich 1.050 steirische Unternehmer aus 22 Branchen und machten die Veranstaltung zu einem vollen Erfolg. In einer begleitenden Ausstellung präsentierten sich 30 Business-Dienstleister. „Eine gelungene Premiere, die im nächsten Jahr auf jeden Fall ihre Fortsetzung finden wird“, freut sich WKOSteiermark-Präsident Josef Herk, der mit den beiden Vizepräsidenten Jürgen Roth und Benedikt Bittmann sowie Direktor Thomas Spann den Tag eröffnete.

Theo Waigel über die Zukunft Europas Highlight des Tages waren die Vorträge und Diskussionen zum Schwerpunkt Europa. Niemand Geringerer als der ehemalige deutsche Finanzminister Theo Waigel konnte als Gastreferent gewonnen werden. Im Rahmen seines Vortrags legte Waigel einmal mehr ein klares Bekenntnis zur Notwendigkeit einer starken EU ab: „Europa ist in der Kritik, die Frage lautet: Wohin geht die EU? Wir stehen vor einer neuen Weltwährungsordnung. Schon jetzt wird ein Drittel der weltweiten Währungsreserven in Euro gehalten, dazu wird in den kommenden Jahren die chinesische Währung zur dritten globalen Leitwährung aufsteigen. Bei diesem Spiel können wir nur durch eine Bündelung aller Kräfte, einer gemeinsamen Währung, mitmischen. Wenn da etwas zusammenbricht, ist es mehr als eine Währung“, warnte der ehemalige deutsche Finanzminister. Andreas Ittner, Vize-Gouverneur der Österreichischen Nationalbank, warnt in seinem Vortrag außerdem vor einer exzessiven Belastung der Banken: „Wir brauchen eine stabile Finanzwirtschaft.“ 38 /// Fazit Dezember 2013

Prominent besetzte Podiumsdiskussion Starke Worte, die Waigel dann auch im Anschluss im Rahmen einer Podiumsdiskussion noch einmal mit WKOSteiermark-Präsident Josef Herk, Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann und dem CEO der Knill Energy Holding GmbH, Christian Knill, hervorhob. Auch Herk bezog in der Causa geeintes Europa klar Stellung: „Wir unterstützen

selbstverständlich ein Europa, dessen Gesellschafts- und Wirtschaftssystem sich der sozialen Marktwirtschaft verpflichtet fühlt. Und dieses Bekenntnis ist auch schwarz auf weiß im Grundsatzprogramm der WKO niedergeschrieben. Als Unternehmer ist es unsere Pflicht, das große Ganze zu sehen, oder lassen Sie es mich so sagen: Das ‚gallische Dorf‘ Steiermark gibt es im internationalen Wettbewerb nicht.“

Foto: Fischer

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Mit den Vortragenden und Diskutanten Christian Knill, Josef Herk, Theo Waigel, Andreas Ittner und Christian Buchmann (v. l.) war der Unternehmertag der Wirtschaftskammer hochkarätig besetzt.


Fotos: Knapp AG

Blick in die Regalgasse – das halbautomatische Lager- und Kommissioniersystem OSR-Shuttle ist das Herzstück eines modernen Lagers – aktuell sind mehr als 200 OSR-Shuttle-Systeme mit insgesamt 15.000 Shuttles weltweit im Einsatz.

Großauftrag für KNAPP von Online-Händler wehkamp.nl Die KNAPP AG erhält den Großauftrag für die Automatisierung des neuen Distributionszentrums des E-Commerce-Spezialisten wehkamp.nl in den Niederlanden. Das Auftragsvolumen beträgt über 40 Millionen Euro. wehkamp.nl ist das führende niederländische OnlinePortal für Mode, IT-Zubehör, Telekomartikel, Möbel und Haushaltsgeräte.

15

bis 20 Prozent Zuwachs verzeichnet der niederländische E-Commerce-Gigant jährlich und investiert deswegen in ein neues und leistungsstarkes Distributionszentrum in Zwolle. 1,7 Millionen registrierte Kunden, zukünftig 200.000 Artikel, 20 Millionen Sendungen pro Jahr – die Anforderungen an das zukünftige Distributionszentrum von wehkamp.nl sind enorm. Neben riesigen Ausliefermengen, die es zu bewältigen gilt, und dem ständig wechselnden Sortiment stehen bei wehkamp.nl vor allem die Kundenbedürfnisse im Vordergrund – so sollen unter dem Schlagwort „same and next day delivery“ spätere Bestellzeiten und schnelle Reaktionszeiten des Systems möglich sein. Eine vielseitige Lösung war gefragt, die sich schnell und flexibel den wechselnden Anforderungen des OnlineHandels anpasst. Bewährte Lösung Aus diesem Grund entschied sich wehkamp.nl für eine E-CommerceLösung von KNAPP rund um die OSRShuttle-Technologie. Mit einer Kapazi-

KNAPP-CEO Gerald Hofer „Im E-Commerce-Bereich haben wir in den letzten Jahren umfangreiches Know-how aufgebaut und führende Systemlösungen entwickelt. Der Auftrag von wehkamp.nl zählt zu den größten in unserer Firmengeschichte.“

tät von rund einer halben Million Stellplätze wickelt das OSR-Shuttle 98 Prozent des Gesamtauftragsvolumens ab. Kommissioniert wird im Ware-zur-Person-Verfahren an ergonomischen Pick-it-Easy-Arbeitsplätzen, die eine intuitive und fehlerreduzierte Bedienung ermöglichen. Die „One Touch“-Kommissionierung erlaubt es, Kundenaufträge binnen 30 Minuten ab Bestelleingang versandfertig zu machen. Versandsortierung und Finishing, wie Dokumentenbeigabe und Verschließen der Versandkartons oder des Versandbeutels, werden automatisch durchgeführt. Die Lagerlogistik-Software KiSoft stellt eine effiziente Abwicklung und permanente Kontrolle über alle Prozesse hinweg sicher. Das Projekt entspricht der KNAPP-Philosophie „Making Complexity Simple“: Die bewährte OSRShuttle-Lösung erlaubt jederzeit Zugriff auf alle Artikel und ist somit unabhängig von der ABC-Verteilung der Artikel. Die Lösung ist komplett modular aufgebaut. Go-Live der neuen Anlage, mit einer Auslieferkapazität von rund 200.000 Stück pro Tag, ist für 2015 geplant. Fazit Dezember 2013 /// 39


Arbeitnehmer

Arbeitszeitflexibilisierung:

Win-win für Arbeitnehmer und Arbeitgeber

ÖAAB-Obmann Christopher Drexler und AKVizepräsident Franz Gosch verstehen nicht, wie die Sozialdemokraten ihren Antrag auf ein Fairnessabkommen bei der AK-Wahlkampf ablehnen konnten.

AK:

Sozialdemokraten lehnen Fairnessabkommen ab Enttäuscht zeigten sich ÖAAB-Landesobmann Christopher Drexler und AK-Vizepräsident Franz Gosch darüber, dass die sozialdemokratischen Gewerkschafter ihre Mehrheit in der AK dazu nützten, um einen ÖAAB-FCG-Antrag zu einem Fairnessabkommen bei der im nächsten Jahr stattfindenden Arbeiterkammerwahl abzulehnen.

Ö

A AB-Landesobmann Christopher Drexler kann nicht verstehen, dass die sozialdemokratische AKMehrheit den Antrag einfach niedergestimmt hat und nicht einmal den Anschein von Verhandlungsbereit schaf t wahren wollte, indem sie die Angelegenheit etwa dem AKVorstand zuweist. „Gerade im Hinblick auf das geltende Medientransparenzgesetz bei Nationalrats- und Landtagswahlen ist es nicht tolerierbar, wenn die Mehrheitsfraktion die Ressourcen der Arbeiterkammer, die ja allen AK-Mitgliedern gehören, für ihre Wahlkampfzwecke vereinnahmt“, so Drexler. Auch AK-Vizepräsident FCGObmann Franz Gosch sieht sich angesichts des Vorgehens der sozialdemokratischen Gewerkschafter in längst überwunden geglaubte Zeiten der

40 /// Fazit Dezember 2013

parteipolitisch motivierten A K- A u s e i n a n d e r s e t z u n g zurückversetzt: „Es geht auch um die Akzeptanz der Arbeiterkammer bei den Mitgliedern. Der AK-Wahlkampf muss von gegenseitigem Respekt und von Fairness gegenüber den Mitbewerbern geprägt sein.“ Die „schwarzen“ Gewerkschafter waren mit einem Vertrauensvorschuss für den neuen AK-Präsidenten Josef Pesserl in die AK-Vollversammlung gegangen und haben diesen mitgewählt. Das FSG-Vorgehen wird als eindeutiger Vertrauensbruch gewertet. Die Sozialdemokratie muss sich daher den Vorwurf gefallen lassen, dass sie ihre AK-Mehrheit mit Hilfe von Schleichwerbung auf Kosten der Kammermitglieder erhalten will.

U

nser Arbeitsrecht ist stark veraltet und wird den heutigen Anforderungen nicht gerecht“, stellt Bürgermeister und Ortsgruppenobmann Michael Viertler klar. „Ein flexibleres Arbeitsrecht nützt Unternehmern im Wettbewerb und unterstützt Mitarbeiter bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wenn ein Mitarbeiter will, soll er 8 Stunden ohne Pause durcharbeiten können. Während Ärzte, die direkt am Menschen arbeiten, mehrere Nächte durcharbeiten können, ist es z. B. Bäckern verboten. Das zeigt, wie rigide unser Arbeitsrecht ist“, so Viertler. „Besonders kleinere und mittlere Betriebe werden mit umfangreichen Zeitaufzeichnungen, Bevormundungen und bürokratischen Hürden in der Lohnverrechnung stark belastet. Heute zählen nur mehr Statistiken. Soft facts oder das ‚Klima im Betrieb‘ bleiben dabei außen vor. Wie es den Mitarbeitern im Betrieb tatsächlich geht, interessiert niemanden“, ärgert sich der Ortsgruppen-

obmann. Bezirksgruppenobmann Michael Hohl ergänzt: „Monatlich mehr als 6 Stunden Arbeitsaufwand für unnötige Statistiken sind zu viel.“ Diese Zeit müsse ein Unternehmer erst „erwirtschaften“. Gegen die Überprüfung der psychologischen Arbeitsplatzbelastung sprechen sich beide vehement aus: „Arbeitgeber und Arbeitnehmer arbeiten meist sehr eng zusammen. Niemand will ein Burnout.“ Viertler fordert abschließend: „Die Unternehmer werden für alles verantwortlich gemacht. Dann müssen aber auch die Rahmenbedingungen für Betriebe so einfach wie möglich gestaltet werden. Unternehmer sollen die Möglichkeit haben, sich konjunkturell volatilen Zeiten auf rasch ändernde Bedingungen anpassen zu können. Dazu ist ein Spielraum bei arbeitsrechtlichen Vereinbarungen notwendig. Auch um ältere Mitarbeiter länger effizient im Unternehmen behalten zu können, brauchen wir flexiblere Arbeitszeitmodelle.“

Fotos: Fischer, Lunghammer

Foto: VP

Der internationale Wettbewerb und die Dynamik des Arbeitsmarktes sowie geänderte Lebensbedingungen der Menschen erfordern eine höhere Flexibilität und neue Arbeits(zeit)modelle.

Bezirksgruppenobmann Michael Hohl (l.) und Bürgermeister Michael Viertler


Foto: AUVA

Die von der AUVA geförderte Schutzausrüstung, für Skifahrer, präsentiert von AUVA-Direktor Hannes Weißenbacher und Hans Knauß.

AUVA:

Sicherheitsaktion für Wintersportler Als gesetzliche Unfallversicherung bemüht sich die AUVA darum, dass alle Schülerinnen und Schüler in Österreich auf der Piste Skihelme und Rückenprotektoren tragen.

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istenspaß kann gefährlich sein. Das zeigen die vollen Notaufnahmen der Unfallkrankenhäuser zur Wintersaison. Selbst eine sichere und rücksichtsvolle Fahrweise ist keine Garantie, sicher und unverletzt die Piste hinunterzukommen. Deshalb bietet die Landesstelle Graz der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) Kindern und Jugendlichen großzügige Rabatte auf Rückenprotektoren und Skihelme. Bei ausgesuchten Rückenprotektoren der Marke Scott gibt es 50 Prozent Rabatt und der Austausch des alten Helmes gegen einen neuen Bolle-Helm der „Hans Knauß Edition“ ist schon ab 30 Euro möglich. Die von der AUVA ausgewählten Modelle entsprechen der Europäischen

Norm EN1077 und wurden speziell für Kinder und Jugendliche entwickelt. Sie beeinträchtigen weder die Sicht noch das Gehör und haben ein aufwendiges Lüftungssystem. Helme sind nicht ewig einsetzbar, deshalb wird die AUVA abgegebene Helme aus dem Verkehr ziehen und entsorgen.

Schutzkleidung anprobieren Wie bei Skischuhen kommt es auch bei den Rückenprotektoren und Helmen auf die richtige Passform an. Die schützenden Helme sollten daher von geschultem Personal richtig eingestellt werden und auch der Rückenschutz muss auf die Körpergröße abgestimmt und angepasst werden.

Stationen der AUVA-Sicherheitsaktion: 6., 7. und 14. Dezember: Shoppingcity Seiersberg 13. Dezember: ece Kapfenberg 20. Dezember: Shopping Nord Graz

Hinweis: Die Aktion gilt für Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonal, solange der Vorrat reicht. Abgabe-Menge: Ein Helm und ein Rückenprotektor pro Person. Die Abgabe der Schutzausrüstung erfolgt nur nach Anprobe und Anpassung. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Ihr Kontakt: Markus Lippitsch AUVA - Landesstelle Graz Unfallverhütungsdienst Göstinger Straße 26 8020 Graz Tel. +43 316 505-2640 markus.lippitsch@auva.at www.auva.at


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Höheres Pensionsantrittsalter nur mit Weiterbildung Ältere Arbeitssuchende haben es besonders schwer, einen Job zu finden. Wenn man also das Pensionsantrittsalter heben will, muss man sich auch um die Weiterbildung älterer Arbeitnehmer kümmern. Dafür gibt es bereits jetzt schon zahlreiche Förderungen. Von Michael Neumayr

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Foto: Fotolia

er Nationalratswahlkampf hat das Thema wieder in die erste Reihe gespült. Das Pensionsantrittsalter in Österreich ist zu niedrig und steigt langsamer

Um älteren Arbeitnehmern eine Chance am Arbeitsmarkt zu geben, müssen sie sich regelmäßig weiterbilden.

Potenzial besser nutzen Ein Umstand, den auch das AMS erkannt hat, denn die Arbeitslosigkeit in der Generation 50plus steigt fünf Mal stärker als bei den Jungen. Gerade in der Steier-

mark, wo jeder dritte Arbeitnehmer 50 Jahre oder älter ist, könnte das noch zum Problem werden. Karl-Heinz Snobe, Leiter des AMS Steiermark, fordert daher: „Das Potenzial der Generation 50plus muss viel besser genutzt werden.“ Gerade der Vergleich mit den skandinavischen Ländern, wo das Pensionsantrittsalter deutlich höher ist, zeigt, dass dort viel Wert auf lebenslanges Lernen gelegt wird. Doch Weiterbildung darf nicht als notwendiges Übel betrachtet werden. Weiterbildungen sind im späteren Berufsleben leider noch immer nicht selbstverständlich, obwohl das AMS viele Förderungen bietet. „Wir können einen hohen Teil der Weiterbildungskosten fördern, außerdem gibt es die Möglichkeiten der Bildungskarenz, der neuen Bildungsteilzeit sowie des Fachkräftestipendiums“, erklärt Snobe.

drucken“ von Canon war es noch nie so einfach, aktiv an der Reduktion des CO2-Ausstoßes beizutragen. Auf Wunsch kann jeder einzelne Ausdruck, jede gefertigte Kopie und jedes versendete Dokument klimaneutral erstellt werden, sodass dadurch unsere Umwelt nicht zusätzlich belastet wird. Das gibt’s? Ja, vollkommen transparent und nachvollziehbar! Der unabhängige Consultant ClimatePartner berechnet die CO2-Emissionen des Betriebs der Canon Druckerflotte. Diese Emis-

sionen werden durch die Investition in nachhaltige Klimaschutzprojekte. Sie erhalten mit dem Canon imageRUNNER ADVANCE oder dem professionellen Canon i-Sensys Laserdrucker ein System, mit dem Sie garantiert klimaneutral arbeiten können. Wenn Sie zusätzlich auch noch klimaneutrales Papier bedrucken, sind Ihre Ausdrucke 100 % klimaneutral. Diese Vorgehensweise berechtigt Sie zur Verwendung des offiziellen ClimatePartnerLogos „klimaneutral“, bzw.

als notwendig. Mit 58 Jahren gehen Männer in Österreich derzeit in Pension. Bis 2060, das geht aus einem Gutachten der Pensionskommission hervor, wird das Alter nur auf 61 steigen und damit auch weiterhin deutlich unter dem gesetzlichen Pensionsalter von 65 bleiben. Das Problem ist jedoch, dass es gerade für ältere Arbeitnehmer schwierig ist, sich im Job zu halten oder eine neue Arbeit zu finden. Derzeit liegt das Erwerbsaustrittsalter für Männer bei 57,8 Jahren. Ein späteres Pensionsantrittsalter kann also nur mit entsprechenden Bildungsmaßnahmen einhergehen.

Kosten und Zeitmangel sind keine Ausreden Zeitmangel oder zu hohe Kosten als Ausrede lässt Snobe nicht gelten, wurden doch zuletzt zahlreiche neue Förderungen geschaffen. Im Rahmen des Europäischen Sozialfonds (ESF) können zum Beispiel bis zu 70 Prozent der Kosten für die Weiterbildung von Erwerbspersonen ab 45 Jahren gefördert werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Bildungsteilzeit, die einer Unvereinbarkeit von Arbeits- und Ausbildungszeiten entgegenwirken soll. Dabei bleibt der Arbeitnehmer teilzeitbeschäftigt und besucht für mindestens zehn Stunden pro Woche Weiterbildungsveranstaltungen. Dafür bekommt man ein Bildungsteilzeitgeld in der Höhe von bis zu 450 Euro monatlich.

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42 /// Fazit Dezember 2013

Foto: Canon

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Passgenaue und dauerhafte Arbeitsvermittlung or allem Langzeitarbeitslose sollen verstärkt über Leiharbeit in den Arbeitsmarkt reintegriert werden. Das AMS Steiermark setzt dabei voll auf die Chancen, die Leiharbeit bietet: „Beide Seiten, Unternehmen und MitarbeiterInnen, können sich über das Vehikel Leiharbeit gegenseitig kennenlernen. Für das Unternehmen entfallen bürokratische Aufgaben mit Anmeldung, Versicherung und so weiter, und auf der anderen Seite haben Personen, die länger arbeitslos waren, vom ersten Tag an einen konkreten Job in einem Betrieb. Also kein Praktikum oder Training, sondern Arbeit gegen Bezahlung.“ Der steirische

AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe betont die Vorteile, die diese Form der Integration mit sich bingt. Und damit die Kosten für den Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin nicht höher sind als sonst, fördert das AMS diese Form der Leiharbeit: „Unser Projektpartner ist kein gewinnorientiertes Unternehmen, sondern unterstützt Arbeitsuchende beim Wiedereinstieg.“ Wenn also ein Unternehmen MitarbeiterInnen sucht und diese Form von Personaldienstleitung in Anspruch nehmen will, dann wendet es sich an das AMS. In einem ersten Schritt werden geeignete und förderbare Personen aus-

Mach mehr aus deinem Ingenieur

gewählt und gecoacht, dann von einem gemeinnützigen Arbeitskräfteüberlasser angestellt und für maximal drei Monate mit Lohnkostenzuschuss vom AMS an das Unternehmen „überlassen“. „Wir wollen einen Anreiz für Unternehmen schaffen und Vorurteile gegenüber Langzeitbeschäftigungslosen abbauen. Im besten Fall werden die Personen nach dem Förderungszeitraum übernommen und so die dauerhafte Isolation vom Arbeitsmarkt durchbrochen“, so Snobe weiter. Der Erfolg gibt

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Foto: AMS

AMS fördert gemeinnützige Leiharbeit.

Gilt für alle Branchen: Gemeinnützige Leiharbeit, gefördert vom AMS

dem Projekt Recht: 80 Prozent dieser ehemaligen LeiharbeiterInnen werden von den Betrieben übernommen.

Nähere Informationen in ihrem Service für Unternehmen des AMS, 19 Mal in der Steiermark.

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eit 14 Jahren kann man über das Studien- und Technologie Transfer Zentrum Weiz in Kooperation mit der Hochschule Mittweida (D) den Titel des Dipl.-Ing. (FH) bzw. Dipl.Wirtschaftsing. (FH) in nur zwei Jahren erwerben. Das maßgeschneiderte Studienmodell ist ideal auf den berufstätigen Ingenieur zugeschnitten, denn durch HTLAbschluss erworbene und nachgewiesene Kompetenzen werden angerechnet. Zur Aus-

wahl stehen die Studiengänge Wirtschaftsingenieurwesen, Technische Informatik und Maschinenbau. Eine sinnvolle Kombination aus Präsenzeinheiten und Fernlehrelementen ermöglicht eine sehr gute Vereinbarkeit von Beruf, Studium und Privatleben. Pro Semester finden sechs bis sieben Präsenzveranstaltungen am Wochenende (Freitag und Samstag) und eine Blockwoche am Semesterende für Wiederholung und Prüfung statt.

Der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen startet im März 2014 in Graz und Wolfsberg. Info-Abende: 12. Dez., 17 Uhr BULME Graz; 16. Dez., 18 Uhr HTBLA Wolfsberg Informationen zu Studienablauf und Anmeldung: Studien- und Technologie Transfer Zentrum Weiz Tel. 03172/603 4020 info@aufbaustudium.at

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Fazit Dezember 2013 /// 43


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Fotos: Bundessozialamt

Bundessozialamt übernimmt zwei neue Aufgaben D

as Bundessozialamt (BSB) mit seinen neun Landesstellen versteht sich als zentrale Anlaufstelle des Bundes für Menschen mit Behinderung. Kernaufgabe ist die berufliche und gesellschaftliche Integration dieser Personen. Dafür standen dem Bundessozialamt, Landesstelle Steier-

mark, im Jahr 2012 rund 26 Millionen Euro zur Verfügung, wobei die Erlangung und Sicherung von Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung und die Heranführung an den Arbeitsmarkt wesentliche Schwerpunkte waren. „Großen Wert legen wir dabei auf eine kundenorientierte und professionelle

Das Bundessozialamt ist die zentrale Anlaufstelle für Menschen mit Behinderung.

10 Jahre Master of Science Keine überfüllten Hörsäle, exklusive Betreuung und Wochenendmodule.

I

m Frühjahr 2014 startet der berufsbegleitende Masterstudiengang „Industrial Management“ in Kooperation mit der Hochschule Mittweida bereits zum zehnten Mal in Graz. Unter den mehr als 3.000 Absolventen, die das Studiennetzwerk rund um Ingenium Education und dem Studienzentrum Weiz absolviert haben, befinden sich erfolgreiche Masterabsolventen, deren beruflicher Werde-​ gang durch das Studium positiv beeinflusst wurde. Das Modell hat es ermöglicht, Studium, Beruf und Privatleben gut zu kombinieren. 44 /// Fazit Dezember 2013

Einmal pro Monat (sechs bis sieben Mal pro Semester) findet die Präsenzphase statt (Freitag/ Samstag/ Sonntag) – gelernt wird im Selbststudium. Die Studierenden können zwischen den Vertiefungsrichtungen Unternehmensführung, Projektund Prozessmanagement sowie Energiemanagement wählen. Die Studiendauer beträgt drei Semester plus Master-Thesis. Nähere Informationen www.ingenium.co.at +43 316 821818

Beratung“, erklärt Diethart Schliber, Leiter des Bundessozialamtes Steiermark. Neben den traditionellen Leistungen im Rahmen der sogenannten Sozialentschädigung stellt das BSB auch den Grad der Behinderung im Rahmen der Feststellungsverfahren für die Ausstellung von Behindertenpässen oder für den Bezug der erhöhten Familienbeihilfe fest. Neue Aufgaben bekam das BSB mit dem Vollzug des Behindertengleichstellungsgeset zes und der Durchführung von Schlichtungsverfahren sowie der 24-Stunden-Betreuung und der Unterstützung für pflegende Angehörige.

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Im Jahr 2014 übernimmt das Bundessozialamt die Ausstellung der 29b-Ausweise und den Vollzug der Pflegekarenz.

Diethart Schliber leitet die steirische Landesstelle des Bundessozialamtes.

„Darüber hinaus kommen im Jahr 2014 noch zwei neue Agenden dazu, nämlich die Ausstellung des 29b-Ausweises (‚Parkausweis‘) sowie der Vollzug der Pflegekarenz“, kündigt Schliber an.


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„Super.Nachfolger“ 2013 gekürt U

nter 13 steirischen Übergabe-Schätzen wurde der Betrieb mit den tiefsten Wurzeln und der höchsten Reichweite gesucht. Zwei Brüder werden von ihren Gästen zu den „Super.Nachfolgern“ 2013 gewählt: Mit 32 Prozent aller Stimmen oder genau 4.249 Unterschriften und Votes gewann die Familie Genser von Genser Reisen in Bad Gleichenberg. „Die Rückmeldung, die unsere Chauffeure von den Kunden bekommen, bestätigen unsere Philosophie. Menschlichkeit und Familie werden bei uns groß geschrieben“, schildern die Brüder die Reaktionen auf die Nachfolge. Besonders wichtig ist aus ihrer Erfahrung, die wichtigen Entscheidungen gemeinsam an einem Tisch zu treffen.

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Foto: Fischer

Menschen, die bewegen Mit Genser Reisen fährt man nicht nur, weil sie ein regionaler Betrieb sind. Die dritte Generation hat hier das Ruder mit viel Engagement

übernommen: Jürgen und Harry Genser kümmern sich, unterstützt von der ganzen Familie, um die Mobilität in Bad Gleichenberg. Dabei sind die Rollen gut verteilt. Da fiel die Entscheidung zur Nominierung auch der Regionalstelle der Wirtschaftskammer Steiermark leicht: „Die Familie Genser hat die Nachfolge beispielhaft gut vorbereitet: Die zwei Brüder haben sich ein Jahr lang konsequent vorbereitet und im Betrieb aktiv mitgearbeitet. Die Verantwortung wurde vom Übergeber mit Stolz an die Jungen weitergegeben. Der familiäre Teamgeist ist wohl entscheidend für den Erfolg“, beschreibt Manuela Weinrauch den Verlauf der Übergabe. Gemeinsam mit seinem Bruder führt Jürgen Genser seit Kurzem das Unternehmen in der Südoststeiermark. Nach einem Jahr Vorbereitungszeit übernahmen sie den Familienbetrieb in nunmehr dritter Generation vom Vater.

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Follow me hat den „Super.Nachfolger“ des Jahres 2013 gesucht und gefunden. Unter 13 Einreichungen konnte sich das Familienunternehmen Genser Reisen durchsetzen.

So strahlend führen die Sieger auch den Betrieb „Genser Reisen“ in Bad Gleichenberg: Jürgen und Harry Genser (Bildmitte) mit Landesrat Christian Buchmann (rechts) und WK-Direktor Thomas Spann (links). 26694_stmk_inserat_fazit.indd

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Zur Lage #63 Ganz kurz etwas über einen anderen Text in diesem Heft, schon mehr über ein Grazer Forschungsinstitut und das Unwort des Jahres sowie wirre Gedanken über Peter Pilz, eine Uhrensammlung und die Grünen.

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Von Christian Klepej

erade habe ich mir mein Editorial – Sie finden es wie immer auf Seite drei dieses Magazins – durchgelesen und mich fast ein bisschen erschreckt! Draußen dämmert gerade ein frischer Tag heran und in diesem neuen Lichte erscheint mir mein Text jetzt, wie soll ich schreiben, so überhaupt nicht »zeitgemäß«. Kritisiere ich doch nicht, wie es sich mittlerweile für den letzten Diversitätsinspektor der vorletzten Genderuniversität gehört, die Mächtigen, sondern – ganz im Gegentum – rede ich ihnen fast das Wort. Könnte man zumindest wenig wohlmeinend interpretieren. Unglaublich und erschreckend! Und falls Sie sich jetzt noch nicht mit Widerwillen dieses Fazits entledigt haben und mir noch immer so weit gewogen sind und diese Zeilen lesen, darf ich Sie dafür umso herzlicher bei dieser Lage begrüßen. Im Grunde bleib ich nämlich beim Editorial und schwenke von der dort als so lala beschriebenen Medienszene in eine andere, um die es in letzter Konsequenz auch nicht wirklich besser bestellt ist: die der heimischen Wissenschaft. Die »Forschungsstel-

minierung zum Unwort des Jahres findet sich für diesen Begriff so: »Bezeichnung für die Tätigkeit der Vertreter der steirischen Regierungsparteien, wobei Uneinigkeit sowohl über den Inhalt, [sic! Ihr Wissenschaftsnasen!] als auch die Form der ‚Reformen‘ besteht.« Na, schau an. Bei dem Forschungsgegenstand ist ja viel zu tun, da bleibt jetzt nicht so viel Zeit über, sich mit den Agenden steirischer Landespolitik zu beschäftigen. Und so – Wissenschaft ist ein Handwerk, wo das Gute wie überall Weile braucht – ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Jury um Assistenzprofessor Rudolf Muhr nach nun erst drei Jahren Reformpartnerschaft noch nicht dazu gekommen ist, die konkreten Punkte, über die sehr wohl Einigkeit herrscht, zu verinnerlichen. Zudem, aber das ist jetzt nur mein bescheidener Eindruck, besteht »Uneinigkeit sowohl über den Inhalt, [sic again!] als auch die Form der Reformen« vor allem in der Forschungsstelle. Soll heißen, die von der Landesregierung geplanten Reformen treffen jetzt nicht so den Geschmack des Altachtundzechzigers Muhr und sind

le Österreichisches Deutsch« – was immer die auch in einem Land erforscht, in dem der oberdeutsche Dialekt »Bayrisch«, gerne auch »Bayrisch-Österreichisch«, und manchenorts »Alemannisch« gesprochen wird – an der Karl-Franzens-Universität kürt seit 1999 neben dem »Wort« auch das »Unwort des Jahres«. Auf einer offenbar 1968 gestalteten Webseite kann man sich die Kandidaten für das 2013er-Unwort ansehen und auch gleich mit darüber abstimmen. Superdemokratisch eben. Zehn Vorschläge gibt es und alle Vorschläge sind mit Begründungen versehen, die nicht zuletzt Claudia Klimt-Weithaler und Genossinnen besonders gefallen müssen. Darunter etwa die »Begegnungszone«, die »Echtzeitmessung« und – sapristi! – die »Reformpartnerschaft. Eine Begründung für die No-

damit natürlich qua Forschungsinstitut »umstritten«. Davon, dass Muhr einen »pragmatischen Ansatz« betreffend Anglizismen in der deutschen Sprache vertritt und nationalistischen Sprachpurismus ablehnt, erzähl ich jetzt nur, weil ich einen weiteren Kandidaten fürs Unwort beinahe übersehen hätte, nämlich »lecker«. Laut Begründung ein »Lehnwort aus dem Deutschländischen Deutsch, das vielen Österreichern ‚sauer aufstößt‘ und damit nicht mehr als ‚gut schmeckend‘ empfunden wird«. Ja, vollkommen klar! Ist ja kein Anglizismus, ist ja deutschländisches Deutsch. Und daher abzulehnen. Jetzt weiß ich zwar nicht, wäre das dann gar ein nationalistischer Sprachpurismus? Ach. Lassen wir das. Auf meine Spezial-Lage zum Thema Sprache bereite ich mich ja schon länger vor, da werden wir das beackern.

Auf einer offenbar 1968 gestalteten Webseite kann man sich die Kandidaten für das Unwort ansehen.

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Kommen wir zu meiner Lieblingspartei, den Grünen, da möcht ich mich ein bisschen über deren ehemaligen Bundessprecher und heutigen vor allem Aufdecker Peter Pilz mit Ihnen unterhalten. Sie könnten übrigens, sollten Sie heute nicht Ihre erste Lage lesen, den falschen Eindruck von mir haben, ich würde die Grünen nicht mögen. Zumindest eine meiner Lieblingstanten hat diesen Eindruck. Dabei stimmt das gar nicht. Überhaupt nicht. Zumindest hab ich sie oft sehr gemocht. Und viele Einzelproponenten von denen sowieso. Auch den Peter Pilz. Dass er mittlerweile viel zu lange im Parlament sitzt, ist eine andere Geschichte. Außerdem tun das – noch immer zu – viele andere auch. Ich hab im »Rondo« – das ist die regelmäßig erscheinende Luxusuhrenbeilage der immer sozial und noch öfter gerechten Tageszeitung »Der Standard« – ein Portrait über Pilz und seine Uhrensammlung gelesen. Sympathische Geschichte! Und am Schluss hab ich was gelesen, was mein kleines Problem mit den Grünen gut illustriert. Da meint das grüne Urgestein, vielleicht irgendwann seine Uhrensammlung zu verkaufen. Aber nur im Ganzen und nur an eine Person mit einem »Uhrenleumundszeugnis« und der Garantie, die Sammlung nicht aufzulösen. Das ist der Punkt. Ich finde es toll, Uhren zu sammeln. Würd ich mir gerne auch einmal leisten können. Und ich verstehe auch, dass man sich – nona – schwer von einer Sammlung trennt. Nur wenn ich eine hätte und sie verkaufen würde, dann gehört sie danach einem anderen. Und dem kann ich nicht, auch wenn mir das Herz dabei bluten würde, vorschreiben, was er mit seinem Eigentum machen will. Die Grünen, ich hab mich da jetzt etwas verrannt, so gut ist das Bild gar nicht, wie es mir gestern im Kaiserfeld erschienen ist, die Grünen wissen immer alles ganz genau und wissen immer noch genauer, was das Beste für uns alle und sowieso für eine Uhrensammlung ist. (Vielleicht hätte ich doch übers Budgetloch schreiben sollen; hatte aber keinen Spritzwein im Büro.) Im Übrigen bin ich der Meinung, dass eine große Koalition dem Lande nicht nutzen kann.


Essay von Wolf Lotter

Zivilkapitalismus. Wir können auch anders N

ach langer Herrschaft wird nun kurzer Prozess gemacht. Es ist ein Prozess, bei dem »die Richter das Todesurteil bereits in der Tasche haben. Sie werden es fällen, ohne Rücksicht auf vorgebrachte Verteidigung; der einzige Erfolg, den eine siegreiche Verteidigung möglicherweise zeitigen kann, ist eine Änderung der Anklage«. Der große Ökonom Joseph A. Schumpeter hat das aufgeschrieben, im Jahr, in dem der Zweite Weltkrieg begann, 1939. Die Jahre zuvor waren geprägt von einer Weltwirtschaftskrise, auf die auch heute, im nach wie vor laufenden Prozess gegen den Kapitalismus, immer wieder Bezug genommen wird. Damals wie heute hieß es, dass es habgierige Spekulanten und selbstsüchtige Kapitalisten gewesen wären, die die Welt an den Rand des Abgrunds geführt hätten. Die Anklagepunkte und die hinter ihnen steckende Haltung haben sich nicht geändert. Und das ist das Problem: Denn eine Änderung der Anklage würde den Prozess als das entlarven, was er ist: eine Farce.

Der Kapitalismus ist am Ende. Die Zeichen stehen an jeder Wand.

Die Ankläger von heute eignen sich kaum dafür, diesen dritten Weg zu beschreiten. Man soll, so heißt es, die neue Welt nicht jenen überlassen, die schon die alte an die Wand gefahren haben. Für praktisch alle heute präsenten Parteien, Lobbies und Organisationen gilt diese Einsicht. Sie sind es, die den Mythos des Kapitalismus entwickelt haben. Sie bestimmen unsere Sicht auf die Dinge. Deshalb wird sich dieses Buch seinem Gegenstand über dessen Gegensatz nähern, also die Welt des Antikapitalismus beschreiben. Mythen sind gefährlich: »Der größte Feind der Wahrheit ist sehr häufig nicht die Lüge – wohl bedacht, erfunden und unehrlich –, sondern der Mythos – hartnäckig, überzeugend und unrealistisch.« Diese kluge Feststellung stammt von John F. Kennedy. Mythen dienen dem Machterhalt. Sie bestehen aus Geschichten, die wir glauben sollen, damit alles so bleiben kann, wie es ist. Der Mythos schafft sich seine eigene Vergangenheit, er tut so, als ob er »Geschichte« hätte – das ist die Legendenbildung, die untrennbar zum Mythos gehört. Dieser Text wendet sich also zunächst gegen den Mythos und die Ohnmacht, die er nährt.

Der Kapitalismus ist ein Instrument, ein Werkzeug. Um für seine Feinde maximalen Nutzen zu stiften, muss er aber zu einem Mythos werden, zu einem lebendigen Wesen, einem Monster – oder eben dem, was man allgemein das »System« nennt, von dem alles Unglück ausgeht. Ein Mythos ist überirdisch. Er gerät seinen menschlichen Schöpfern außer Kontrolle. Das ist so beabsichtigt. Denn nun können mehr Regeln und mehr Mittel zur Kontrolle des selbstgeschaffenen Undings verlangt werden. Das hieß zu allen Zeiten: mehr Macht. Ein Instrument tut, was es kann. Ein Mythos hingegen schlüpft einem durch die Finger. Ein Werkzeug verlangt, dass wir seine Handhabung verstehen. Ein »System« aber kann man nicht begreifen, dazu ist es zu komplex, seine Eigenschaften zu unüberschaubar, zu unberechenbar. Ein »System« ist ein Zauberlehrling, ein Golem, der zu Le-

Foto: Wolfgang Schmidt

Das Ziel der Ankläger ist es, dem Kapitalismus die Ursache für alle menschlichen Fehler zuzurechnen. Gier, Neid, Raub, Betrug, Erpressung, Respektlosigkeit und Gewalt, sie alle scheinen in der Welt der Antikapitalisten einen einzigen Grund zu haben: den Angeklagten. Dass der dazu so hartnäckig schweigt, wird ihm zur Last gelegt. Linke, Rechte, Konservative, Kirchen und Nichtregierungsorganisationen, Parteien und Politiker, sie alle sind sich einig in der Anklage. Allein das sollte aufgeklärten Menschen zu denken geben. Welchem Zweck dient die lautstarke Anklage des Kapitalismus? Wem nützt sie? Möglicherweise, ja sehr wahrscheinlich sogar, stellen sich einige der Anklagepunkte bei genauer Betrachtung als richtig heraus. Vielleicht sind sogar die meisten der Vorbehalte, die gegen den Kapitalismus geäußert werden, in ihrer Tendenz richtig. Doch selbst dann kann man nicht übersehen, dass mit diesen Feststellungen noch nichts getan ist. Haben wir verstanden, was Kapitalismus ist – und was der Antikapitalismus will? Denn nur, wer beide Seiten kennt, kann zu einem dritten Weg aufbrechen, also das Klagen überwinden und die Sache selbst in die Hand nehmen.

Wolf Lotter ist Journalist und Autor. Zuerst Buchändler studierte er später an der Universität Wien. 1992 bis 1999 schrieb er kurz für das Magazin »News« und danach für das Nachrichtenmagazin »Profil«. 1999 war er einer der Begründer des bundesdeutschen Wirtschaftsmagazins »Brand eins« in Hamburg, wo er seit 2000 die Leitartikel zu den Schwerpunktthemen verantwortet. 2013 erschien sein aktuelles Buch »Zivilkapitalismus« im Pantheonverlag. wolflotter.de Fazit Dezember 2013 /// 47


Zivilkapitalismus

Der Kapitalismus ist an allem schuld. Wer das bezweifelt, kann bestenfalls dumm sein, gefährlich naiv – im Regelfall aber handelt es sich um eine Falschaussage und einen Meineid.

ben erweckt wurde und jetzt nicht mehr zu stoppen ist. Und wir fühlen uns dabei wie unsere Vorfahren. Der Kapitalismus entfesselt heute eine alttestamentarische Weltsicht: Wir fühlen uns bestenfalls als »Davids« im Kampf gegen »Goliaths«, doch eher schon als von »Heuschrecken« und anderen biblischen Plagen heimgesuchte Kapitalismusopfer. Die ganze Geisterbahn der Kulturgeschichte wird seit Beginn der Finanzkrise heraufbeschworen.

Diese schwülstige Beschwörung erfüllt einen pragmatischen Zweck: Der Kapitalismus ist an allem schuld. Wer das bezweifelt, kann bestenfalls dumm sein, gefährlich naiv – im Regelfall aber handelt es sich um eine Falschaussage und einen Meineid. Der Antikapitalismus ist zwar unvernünftig, aber er verfügt wie alle totalitären Theorien über eine innere Ordnung in Form einer Endlosschleife, bei der alle Ursachen des Bösen auf einen Nenner, einen Sündenbock gebracht werden. Das »System« ist die große Projektionsfläche für Enttäuschungen aller Art, persönlich wie politisch. Ob das Essen nicht schmeckt, der Chef nicht grüßt, die Kinder plärren oder die Frau Migräne hat, der Mann seine Gattin betrügt oder der Prüfungsstoff zu schwer ist: Immer steckt das »System« dahinter, die Chiffre für die allgegenwärtige Ausrede, die Dinge nicht in den Griff zu kriegen. Alles bleibt im Konjunktiv, und man kann sein Leben im Schongang hinter sich bringen. Der gegenwärtige Prozess gegen den Kapitalismus ist nur einer in einer Reihe von Verfahren, die in der Geschichte der Menschheit gegen die Vernunft, die Aufklärung und den Individualismus geführt wurden. Zu allen Zeiten gab es genug Manipulanten, die sich zum Erhalt ihrer Macht zu Richtern aufgeschwungen haben. Und es gab reichlich nützliche Idioten, die ihr privates Unbehagen gerne zur öffentlichen Sache gemacht haben – nach dem Motto: »Wenn es mir nicht gut geht, dann ist auch der Rest der Welt nicht in Ordnung.« So denken Menschen, die nicht selbstkritisch genug sind, bei der Suche nach den Ursachen ihrer Leiden sich selbst miteinzubeziehen. Es ist wahr: Nichts verändert sich von selbst. Aber wenn man sich selbst nicht verändern will, dann erst recht nicht. Eine lapidare Antwort auf dieses Problem lautet: Menschen sind so. Ist die Verteidigung des Kapitalismus also aussichtslos, wie Schumpeter meinte, weil es sinnlos wäre, gegen die ungeheure Menge an »unter- und überrationalen Impulsen« anzukämpfen, aus denen der Kapitalismus in den Augen seiner ökonomisch ungeschulten Beobachter besteht? Nein, das ist es nicht.

Erstens nicht, weil man dann ebenso gut die Begründung für Demokratie, Aufklärung und Emanzipation auf die Seite legen könnte. Geschichtslosigkeit ist zwar auch heute eine weitverbreitete Krankheit. Aber eine Zivilgesellschaft, die sich nicht erinnert, ist kaum ungefährlicher als ihre Vorläufersysteme, in denen sich das »Volk« von seinem »Führer« oder einer anderen Regierungsform zu allem Möglichen anstiften ließ, an das es sich danach nur ungern oder gar nicht erinnern konnte. Die Gedächtnislücken der Generation des Zweiten Weltkriegs liegen letztlich ja weniger in einem kompletten Erinnerungsverlust begründet als in der – genau betrachtet gar nicht so irrationalen – Einsicht, dass sie nur Befehlen gehorcht habe. Und da habe man »als Einzelner« nichts ausrichten können.

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Dieser geistige Befehlsnotstand wird auch im allgemeinen Antikapitalismus gepredigt: Leute, die für Bürgerinitiativen sind, für regionale und lokale Teilnahme an politischen Entscheidungen, für mehr Volksabstimmungen und aktives Bürgertum, die außerhalb der eingefahrenen Strukturen und Bürokratien für mehr Mitbestimmung kämpfen – diese Leute verweigern sich einer Annäherung an die persönliche und zivile Ökonomie, indem sie den »Kapitalismus« und die »Wirtschaft« und das »Kapital« und sein »System« samt der allgemein verorteten »Gier« zu einem Feind erklären. Kann die Zivilgesellschaft, der große Schritt in der Emanzipation der Bürger von ihren Regierungen, gelingen, wenn ihre Akteure materiell hilflos, abhängig und handlungsunfähig bleiben? Oder gibt es möglicherweise irgendwo einen geheimen Masterplan, nach dem alle Teilnehmer


Essay von Wolf Lotter

der Zivilgesellschaft ihre sämtlichen ökonomischen Bedürfnisse und Fähigkeiten vergessen können, weil alles, was man gerne hätte – und das ist nicht gerade wenig – einem nach Art des Schlaraffenlandes in den Mund fliegt?

Diese gefährlichen Illusionen gefährden das Projekt der Zivilgesellschaft in ihrem Fundament. Ohne Zivilkapitalismus gibt es keine Zivilgesellschaft. Wer nicht lernt, mit der Ökonomie umzugehen, tut nur so, als ob er mehr Demokratie wagen möchte. Wollen wir nur spielen? Oder zeigen wir endlich mal, was wir können? Der Schauprozess gegen den Kapitalismus gleicht dem Ausschlag eines Pendels einer gewaltigen Uhr. Nach dem Zweiten Weltkrieg verzahnten sich im Uhrwerk die großen Räder des Sozialstaates mit dem Konsumkapitalismus. Das eine braucht das andere. Beides aber führt dazu, dass die Person selbst zu einer sozialen, politischen und ökonomischen Marionette degradiert wird: Der Bürger ist nicht selbstständig und souverän, sondern der Verbraucher eines auf Hochtouren produzierenden Konsumkapitalismus. Also ein Subjekt, das nichts anderes zu tun hat, als die industriell gefertigten Fließbandprodukte stets aufs Neue zu verbrauchen und zu erwerben. Als Teil des Sozialstaates sind wir ebenfalls Konsumenten, die man nicht fragt, was sie wollen, die nicht selbst ihre Gesellschaft gestalten, sondern sich in einem immer höheren Maße bevormunden und organisieren lassen. Die Politikerklasse hat die Krisen, die sie ganz wesentlich zu verantworten hat, nicht nur unbeschadet überstanden, sondern schwingt sich nun auch noch zum Richter auf: Das Primat der Politik wird gefordert. Dazu gehört die Gleichung: Kapitalismus ist Egoismus, Politik ist Gemeinsinn. Nichts ist falscher als das. Der Kapitalismus stärkt vielmehr die Unabhängigkeit der Person, die gelernt hat, die Ökonomie als Werkzeug zur Emanzipation zu nutzen.

Ohne Zivilkapitalismus gibt es keine Zivilgesellschaft. Wer nicht lernt, mit der Ökonomie umzugehen, tut nur so, als ob er mehr Demokratie wagen möchte. Wollen wir nur spielen? Oder zeigen wir endlich mal, was wir können?

Die Politik ist zu allen Zeiten voller egomaner Verrückter gewesen, deren Geschäftsmodell darin besteht, anderen Leuten ihr Leben vorzuschreiben und sich deren Lebensergebnisse anzueignen. Nero, Caligula, Robespierre, Hitler, Stalin und Mao waren keine Kapitalisten. Sie waren Politiker, Machthaber. Haben sie möglicherweise den Gemeinsinn erfunden? Das politische Pendel schlägt also nicht in Richtung Gemeinsinn, sondern in Richtung Gemeinheit aus, und man kann es fast überall in der Gesellschaft erkennen. Diskurse sind nicht gewünscht. Das Entstehen eines gehaltvollen Streites zum Kapitalismus, seiner Zukunft, seiner Funktion ist das wichtigste Ziel dieses Buches, und diese Absicht wird an vielen Stellen hervortreten. Denn von platten Ablehnungen und Vorurteilen abgesehen gibt es keinen wirklichen Streit um den Kapitalismus. Damit wird er zu etwas gemacht, was er nicht ist: zum Schicksal. Das steckt auch hinter der resignativen Feststellung, dass 1989, im Jahr der Wende, der Kapitalismus seine Auseinandersetzung mit dem Kommunismus nicht gewonnen habe, sondern eben nur übrig geblieben sei. Und nun, liebe Intellektuelle, verehrte Geisteseliten, Bürger einer vermeintlich selbstbewussten Zivilgesellschaft, was nun? Liegt er jetzt rum, der Kapitalismus?

Und was macht ihr eigentlich so, damit die Zukunft der Zivilgesellschaft nicht sich selbst überlassen ist? Wollt ihr nicht aus eurem Unbehagen, das die Folge eurer beharrlichen Verweigerung zur praktischen Ökonomie ist, wenigstens eine Unruhe machen, die zum Nachdenken führen könnte? Wenn sich die Zivilisation entwickeln will, muss sie sich zuerst einmal erinnern. Das ist in Zeiten der Veränderung, in denen wir stehen, vielleicht die wichtigste Übung. Das hat auch den Vorteil, dass wir nicht spekulieren müssen – nur verstehen. Das ist nicht einfach. Scheinbar leichter ist es, die historischen Erfolge des Ka-pitalismus aufzuzählen. Nüchtern betrachtet profitiert die große Mehrheit der Menschheit heute von diesem Werkzeug. Auch wenn man das im reichen Westen nur gelegentlich und vermittelt bemerkt: Der Kapitalismus sorgt heute in der Globalisierung, die zu einem seiner Synonyme geworden ist, für die größte Gerechtigkeitskampagne in der Menschheitsgeschichte. Und die großen Krisen des Kapitalismus? Die Weltwirtschaftskrise von 1929 etwa, das Ereignis also, in dessen hartem Echo Schumpeter seine Gerichtsprotokolle notierte? Sie

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Zivilkapitalismus

waren, das schreibt der ehemalige Links-Sponti und spätere Bundesaußenminister Joschka Fischer, nicht etwa die Folge eines zügellosen Kapitalismus, sondern dessen Gegenteil, einer engstirnigen staatlichen »Abschottung«, die zu einer »globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, zum Aufstieg der europäischen Totalitarismen und zu einem erneuten Weltkrieg« führten. Die Globalisierung selbst ist bei Fischer der Prozess, der die »jahrhundertealte globale Vorherrschaft des Westens in Frage stellt«.

Das trifft besonders die Eliten hart, die sich im Wohlstand gemütlich eingerichtet haben, und es sind natürlich auch die geistigen und intellektuellen Eliten, die aus ihrer ökonomischen Unbildung immer wieder eine Tugend zu machen versuchen.

Die verwöhnten Bürger der westlichen Wohlstandsstaaten reden gerne über Chancengleichheit für alle – aber wenn sie wirklich eintritt, hebt das Gezeter – die Globalisierungs- und Kapitalismuskritik – an. Das trifft besonders die Eliten hart, die sich im Wohlstand gemütlich eingerichtet haben, und es sind natürlich auch die geistigen und intellektuellen Eliten, die aus ihrer ökonomischen Unbildung immer wieder eine Tugend zu machen versuchen. Wer auf einer Party den rechenschwachen Antikapitalisten gibt, hat die Sympathien auf seiner Seite. Dabei vergessen viele, dass ein kritischer Blick ohne Sachverstand nichts weiter ist als eine Behauptung, eine Überheblichkeit. Ohne Ahnung von Ökonomie ist der kritische Blick vieler westlicher Intellektueller nichts weiter als eine Attitüde. Aber haben sie nicht trotzdem recht, liegen sie nicht sozusagen instinktiv mit ihrer Ablehnung des Kapitalismus richtig? Nehmen wir mal die Finanzkrise: Waren es nicht die Banken, die erst spekulierten, um dann dem Staat und Steuerzahler auf der Tasche zu liegen? Waren es nicht diese Erzkapitalisten, die den Konkurs des Systems am deutlichsten machten? Das gilt mittlerweile als wahr. Dabei wird aber übersehen, dass die Finanzkrise vor allem das Produkt einer über Jahrzehnte währenden engen Verflechtung von Staaten, Politik und Finanzindustrie ist – also keineswegs das Ergebnis einer kapitalistischen Überhitzung. Die leitenden Angestellten in Banken haben ihre Manöver stets mit der Politik verzahnt und geplant. Es ist das Geld anderer Leute, mit dem sie spielen – die Banker wie die Politiker. Das unternehmerische Risiko ist gleich null. Vor einigen Jahren nannten sich die Finanzmanager noch stolz und standesbewusst Bankbeamte. Und wer einmal erlebt hat, wie ausgezeichnet sich Banker und Verwaltungsbürokraten verstehen, dem ist die Krise kein Rätsel mehr. Die Krise ist nicht allein das Produkt gieriger Spekulanten, sondern wenigstens genauso das Ergebnis der Arbeit unzähliger Bürokraten in Behörden und Konzernen, von Managern aller Art also. Es liegt in der Tat ein Systemversagen vor – nur hat dieses System nichts mit dem Kapitalismus zu tun, sondern mit dem alten Machtfilz aus Bürokratie, Berufsbeamtentum und Politik, der die Krise verursacht hat. Ist es also wirklich eine so großartige Idee, das »Primat der Politik« zu fordern – was ja auch einmal die Frage aufwerfen müsste, wer denn eigentlich all die letzten Jahrzehnte regiert und organisiert hat. Waren das alles hilflose Idioten, denen nicht aufgefallen ist, dass die »Macht« längst abgewandert ist? Oder war es, anders als diese Verschwörungstheorie uns weismachen will, doch eher so, dass sich alle Seiten prachtvoll verstanden: Politiker forderten, Banken lieferten, und Bürger nahmen, was sie kriegen konnten. In dieser Welt leben wir, ob es uns gefällt oder nicht.

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Eine geänderte Anklage im Prozess gegen den Kapitalismus müsste aber auch neue Zeugen in den Stand rufen, auch jene, die sich als Zeugen der Verteidigung ausgeben, es aber nicht sind. In der Zivilgesellschaft brauchen wir Unternehmer, Menschen, die auf eigene Verantwortung handeln. Menschen mit Zivilcourage. Sie lösen den Untertanen des Industriekapitalismus ab, den Bürokraten und Manager, der nie von etwas wusste, der nichts dafür kann, nur Befehle ausführt und auch sonst nichts mit diesem Kapitalismus zu tun hat. Wie wenig, werden wir noch sehen. Im Prozess um den Kapitalismus würden sich diese vermeintlichen Zeugen der Verteidigung bald als meineidige Wendehälse entpuppen, so wie Verbandspolitiker, Lobbyisten und andere Funktionäre, die davon leben, Menschen zu beherrschen und zu verwalten – und deren Geschäftsmodell sicher nicht darin liegt, diese Vormundschaft zu beenden. Objektiv betrachtet hat der Kapitalismus eine Stufe erreicht, in der nun dieser Schritt der Emanzipation erledigt werden kann. Wir sind wohlhabend und frei genug, um uns das letzte, fehlende Glied der Aufklärung


Essay von Wolf Lotter

anzueignen: das Wissen um Ökonomie. Wer von Wirtschaft nichts versteht, bleibt immer unmündig – und ganz gleich, ob er als Intellektueller oder Minijobber durchs Leben geht, er bleibt abhängig von anderen, und er wird frustriert die Anklageschriften derer unterstützen müssen, die für ihren Machterhalt von einem »Primat der Politik« reden. Zivilkapitalismus ist der Kapitalismus der Person. Sie steht an erster Stelle. Der Mensch ist das Primat, das zählt.

Wir sind wohlhabend und frei genug, um uns das letzte, fehlende Glied der Aufklärung anzueignen: das Wissen um Ökonomie.

Aber zurück zu den Notwendigkeiten: Die Änderung der Anklage ist die Änderung des Standpunkts, des Blickwinkels. Eine Reihe von Politikern weiß, dass ihr Beruf nur Zukunft hat, wenn die Bürger anfangen, den Staat nicht mehr als ständig wachsende Versorgungsanstalt zu begreifen. Es gibt also durchaus Verbündete in der Politik, mehr als man glaubt. So wie es auch in Konzernen und bürokratischen industriekapitalistischen Organisationen eine wachsende Anzahl an Menschen gibt, die das alte Herrschafts- und Wirtschaftssystem ruhig, aber konsequent von innen heraus verändern. Es sind Partisanen in eigener Sache, denen es nicht mehr genügt, dass sie eine schöne Karriere bis zur Rente machen können. Für den Zivilkapitalismus und die Zivilgesellschaft braucht man einen Treibstoff. Es ist der gleiche, der auch den alten, unsinnigen Anklagen im Prozess gegen den Kapitalismus widersprechen lässt: Mut, Courage, Zivilcourage, Selbstverantwortung. Richten wir den Blick auf uns selbst. Der Kapitalismus ist ein Instrument, ein Werkzeug, kein Mythos. Wir können mit ihm machen, was wir wollen. Wenn uns beim Versuch, ein Bild aufzuhängen, der Hammer auf die Füße fällt, war das die Schuld des Hammers? Was kann das Werkzeug dafür, dass wir zwei linke Hände haben? Im Umgang mit dem Kapitalismus aber sind Medienleute, Eliten, Politiker und Bürger sich schnell einig: Wütend pfeffern sie den Hammer in die Ecke und verfluchen ihn. Ein Werkzeug zum Sündenbock zu machen, ist die unausbleibliche Folge aller Ahnungslosigkeit: Irgendjemand muss ja schuld sein. Und ich selbst kann das auf keinen Fall gewesen sein. So schlagen wir tapfer daneben, treffen alles Mögliche, nur nicht den Nagel auf den Kopf. Ein Hammer ist ein Hammer. Aber den Kapitalismus verstehen – ist das denn möglich? Ist das nicht viel zu kompliziert? Sollen wir alle Experten werden, Banker, Aktien-Gurus, Spezialisten? Nein, wir müssen das so wenig werden wie wir Piloten, Chirurgen oder Busfahrer werden müssen, um von komplexen Systemen zu profitieren. Niemand muss einen Pilotenschein machen, wenn er nach London fliegen möchte. Aber was den Kapitalismus angeht, haben viele Flugangst aus Prinzip. Man könnte auch sagen: Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Die Kapitalismus-Allergie der westlichen Intellektuellen hat eine ähnliche Ursache wie die antikapitalistischen Beschwörungen der Politik. Beide fürchten, Macht und Deutungshoheit in einer Welt zu verlieren, in der die Menschen selbstständig auf ihren Beinen stehen.

Aber wir sollten aufhören, dem Kapitalismus magische, übersinnliche Kräfte zuzuschreiben. Ärzte sind keine Wunderheiler, und wir sollten froh darüber sein, dass ihr Können nachvollziehbar ist. Wir können fordern, dass die Prozesse der -Ökonomie verständlicher und verstehbarer werden. Eine Zivilgesellschaft lebt von einem hohen Maß an Zugriff auf Wissen, natürlich auch auf Expertenwissen. Wenn Bürger selbst mehr entscheiden wollen und sollen, dann brauchen sie auch zugänglichere Informationen. Wir verlassen seit Jahren den historischen Korridor der Industriegesellschaft und wenden uns der Ökonomie des Wissens zu. Die wissensbasierte Dienstleistungsgesellschaft hat in allen Bereichen die Industrie als treibende Kraft der Wirtschaft abgelöst. In der Wissensgesellschaft wird die Spezialisierung weiter zunehmen. Damit aber nimmt die Notwendigkeit zu, komplexe Bereiche verständlich und nachvollziehbar zu machen. Die wichtigste Eigenschaft im 21. Jahrhundert besteht darin, detailliertes Wissen und Knowhow verständlich anzubieten. Zugänge und Zugriffe sind die Schlüsselbegriffe dieser Zeit. Vor diesem seit Jahren sich klar abzeichnenden Hintergrund agieren die meisten Betriebswirte und Nationalökonomen in einem einzigartigen Autismus. Je gespannter die

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Zivilkapitalismus

Lage rund um das Wirtschaftsverständnis der Bürger wird, desto wurbeliger und merkwürdiger wird die Antwort der ökonomischen Experten darauf. Man lebt in unterschiedlichen Welten. Und das ist ein wesentliches Defizit auf dem Weg in eine emanzipierte Zukunft, in eine Zivilgesellschaft der materiell Mündigen. Ökonomen und Betriebswirte haben kein Grundrecht auf blindes Vertrauen. Vielleicht liegt es am Wettbewerb, dem sich die akademische Elite der Ökonomie im kontinentaleuropäischen Bereich kaum zu stellen hat. Dass viele Wirtschaftswissenschaftler mit dem Gegenstand ihrer Forschung so wenig zu tun haben wollen wie viele Konzernmanager, lässt sich kaum leugnen. Aber das ist eben nur eine Seite. Selbst keineswegs systemkritische Intellektuelle drehen zügig ab, wenn man ihnen ein Grundverständnis kaufmännischer Angelegenheiten abverlangt. Die einen halten Kapitalismus für eine Bedrohung, die anderen für zu kompliziert und langweilig, andere wiederum haben keine Lust, ihr Geheimwissen mit dem Volk zu teilen. [ ... ] Zivilkapitalismus. Die Essenz

Für die Zivilgesellschaft gilt, was John Rawls als Wesensmerkmal der Gesellschaft an sich definierte, nämlich ein »Unternehmen der Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil« zu sein.

Die offene Gesellschaft steht an ihrem Anfang. Ob sie sich dauerhaft gut entwickeln wird, hängt von der Bereitschaft ihrer Teilnehmer ab, das Werkzeug der Wirtschaft, den Kapitalismus, selbst zu führen – und seine Anwendung nicht anderen zu überlassen. Wie mit der Wirtschaft verhält es sich auch mit der Politik. Das Delegieren von Verantwortung und Entscheidung hat ausgedient. Es ist ein Relikt aus Zeiten, in denen Menschen nicht reif und nicht klug genug waren, um sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Für die Zivilgesellschaft gilt, was John Rawls als Wesensmerkmal der Gesellschaft an sich definierte, nämlich ein »Unternehmen der Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil« zu sein. Dazu müssen wir den Kapitalismus als Werkzeug anwenden – und die falschen Anklagen gegen ihn fallen lassen. Statt einen Schuldigen für unsere -eigene Unmündigkeit zu suchen, sollten wir lieber darüber nachdenken, wie wir vollständig mündig werden. Bedienen wir uns also unseres Verstandes. Die folgenden zehn Punkte beschreiben den Kern des zivilen Kapitalismus, den die Zivilgesellschaft braucht. 1. Wir sind erwachsen Der Kapitalismus ist nicht das kleinere Übel und wir sind keine Opfer. Wir sind frei geborene, selbstbewusste Bürger, die in der Lage sind, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln. Wir sind Zivilgesellschafter, Erwachsene der Moderne. Und wir wissen, was wir wollen. 2. Wir sind selbstbestimmt Zivilgesellschafter bauen auf dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe, der Subsidiarität. Das Ziel der Gesellschaft ist die Entfaltung der persönlichen Talente und Fähigkeiten ihrer Bürger. Das Ziel der Bürger ist Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung, die größtmögliche Eigenverantwortung und die Unterstützung aller anderen Bürger bei der Erlangung dieser Ziele. Dazu braucht man ein Klima ohne Gesinnungsterror und eine offene Debatte, die keine Denk- und Diskursverbote kennt. Wir lassen uns weder sagen, was wir für richtig halten sollen, noch, was nicht. Political correctness ist ein Herrschaftsinstrument unter vielen.

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3. Wir ermöglichen Zugänge   Schulen und Bildungseinrichtungen erziehen vor allen Dingen zur Selbstständigkeit, und nicht, wie heute, zum Mitmachen und zur Unterordnung. Es geht darum, Bildung als Uni-


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versalwerkzeug zu begreifen. Wo immer es geht, soll der persönliche, originäre Nutzen der Bildung für den Einzelnen klar werden. Wir lernen nicht mehr für die Schule, für die Firma, für andere – sondern für uns selbst. Das wichtigste Bildungsziel ist, den Wert des Unterschieds und den Wert der Person zu lehren, deutlich zu machen, wie wichtig Unterschiede und Unterscheidbarkeiten sind. Der Respekt vor Differenz und Vielfalt steht über allem. Bildung zur Selbstständigkeit fördert die Fähigkeiten zur Veränderung. Es ist schlicht Selbstbetrug zu glauben, dass alles im Leben planbar wäre. Üben wir die Fähigkeit, mit Überraschungen umzugehen. An die Stelle von Ohnmacht tritt ein konstruktives Staunen. 4. Zivilkapitalisten gehören sich selbst Wirtschaft muss barrierefrei sein. Im Zivilkapitalismus stehen alle verfügbaren Mittel und Wege offen, um Eigeninitiative und Selbstständigkeit zu fördern. Unternehmerisches Denken ist nicht abweichendes Verhalten, sondern der Kern einer offenen Gesellschaft, die auf Innovationen, Wissen und positive Veränderungen setzt. Zivilkapitalismus fördert nicht den Besitzstand, er schafft Zugänge, erlaubt Zugriffe und bietet Möglichkeiten, aber er drängt sie niemandem auf. Wo Wissen zur wichtigsten Ressource wird, wird das Recht auf die eigene Kreativität und ihre Ergebnisse zum Grundrecht. Informationen mögen kollektiven Charakter haben, schon Wissen hat diese Einschränkung nicht mehr. Wissen entsteht in der Auseinandersetzung mit einer Person und ihren unverwechselbaren Sichtweisen. Wissen ist ein originäres Produkt. Vollständig persönlich wird es in der Anwendung, denn hier verdichtet es sich zum Original, zum Können, zum Know-how, das jeweils an eine Person gebunden ist. Wissensarbeiter gehen nicht von einer Abhängigkeit in die nächste, also von der einen Firma, dem einen Staat hin zu einem Kollektiv oder einem Schwarm. Jeder kann teilen, aber er muss nicht müssen. 5. Zivilkapitalismus ist eine Graswurzelbewegung Eine barrierefreie Ökonomie braucht den Einsatz aller Experten und Vermittler, um möglichst viele Menschen zu Zivilkapitalisten zu machen. Zivilkapitalismus ist eine öffentliche Angelegenheit. Er ist nicht die Sache von Menschen in dunklen Anzügen oder Businesskostümen. Zivilkapitalismus legt Wert aufs Teilen und teilt sich mit. Barrierefrei heißt immer auch so klar und verständlich wie möglich. Kapitalismus ist nicht zu kompliziert. Das lernt man an der Geschichte des Personal Computers und des Internets. Beiden Technologien liegen komplexe Strukturen zugrunde, die gezielt von einer elitären Hochtechnologie zu einem massentauglichen Produkt entwickelt wurden. Der Zivilkapitalismus orientiert sich bei seiner Verbreitung an der frühen Alternativbewegung. Enge Grenzen sind nicht erwünscht. Experimente, Versuche, Diskurse, ein konstruktiver Streit über Ziele sind wichtig. Die offene Gesellschaft lebt von Unterschieden, nicht von Mainstream und Anpassung. Zivilkapitalismus ist eine Graswurzelbewegung, die auf die Ethik und Kraft der Person setzt statt auf die Macht großer Institute. Zivilkapitalismus ist Selbstbewusstsein und Emanzipation. 6. Zivilkapitalismus ist Realwirtschaft Zivilkapitalisten sind Sozialunternehmer, weil sie sich darüber im Klaren sind, dass ihr ökonomisches Handeln und ihre Innovationen andere Menschen beeinflussen. Der politisch gewollte Gegensatz zwischen Markt und Gemeinwesen ist überholt. Wirtschaft ist kein Selbstzweck, sondern sucht nach der Verbesserung der Lebensbedingungen aller in ihr handelnden Personen. Zivilkapitalismus ist die real existierende Wirtschaft, in der Unternehmer, Menschen mit Zielen, Sinn, Zweck, Träumen und Visionen die Bürokratie des alten Kapitalismus, das Management, ersetzen.

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Zivilkapitalismus

7. Zivilkapitalismus ist Interesse am anderen Zivilkapitalismus ist kooperativer Kapitalismus. Er verteilt nicht einfach Güter und Dienstleistungen, sondern er respektiert den Sinn des Wortes »Markt« im Ganzen und in seinem Ursprung: Aus dem Verbraucher wird ein Mit-Gestalter und Mit-Unternehmer, ein Zivilgesellschafter, der seine Wünsche und Vorstellungen einbringt. Menschen auf diesen Märkten sind im Wortsinn Geschäfts-Partner. Sie handeln im gegenseitigen Interesse, sie folgen gemeinsamen Zielen, sie unterstützen sich gegenseitig, weil sie etwas voneinander wollen. Dieses Voneinander-Wollen wird kultiviert: Die Frage lautet nicht mehr: Was kann ich Ihnen verkaufen? Sondern: Was kann ich für Sie tun? Nun meinen wir es ernst. 8. Zivilkapitalismus stärkt die Übersichtlichkeit Wir lernen gerade, mit Komplexität umzugehen, weil wir lernen auszuwählen und zu entscheiden. Die Zivilgesellschaft stärkt das Prinzip der Polis: »Alle Bürger, die politische Entscheidungen treffen, müssen in der Lage sein, sich in einem Raum versammeln zu können.« Wir wollen einander kennenlernen. Kommunen und Regionen stehen über einem Zentralstaat oder supranationalen Gebilden, die sich nach dem Muster der alten Nationalstaaten entwickelt und sich von den Bürgern massiv entfremdet haben. Zivilgesellschaft braucht Nähe und Ferne, das Globale und das Lokale. Verbindend ist das Interesse, das wir aneinander haben. 9. Zivilkapitalisten sind fortschrittlich Elitäre Antikapitalisten trauern ihren Illusionen nach. Dabei klingen sie so ewiggestrig wie all die Generationen vor ihnen, die »es ja immer schon gewusst haben«. Der wohlfeile Antikapitalismus von heute ist reaktionär. Er wird von Spießern und in besseren Kreisen gepflegt, von Leuten, die eigentlich ihre Ruhe haben wollen, die von den Krisen gestört wird. Dieser Neobiedermeier hat die moralische Lufthoheit in der Politik, in der Kunst und in den Medien. Der Neobiedermeier beabsichtigt nicht, seine Planstellen und die damit verbundenen vermeintlich »wohlerworbenen Rechte« aufzugeben. Dabei wird die Ausplünderung des Gemeinwesens und künftiger Generationen seit langem billigend in Kauf genommen. Zivilkapitalismus zwingt zu einem nüchternen Blick auf diesen Zustand, auch mit den Widersprüchen, die die Transformation mit sich bringt. Das Leben in Selbstbestimmtheit bringt Zumutungen mit sich, vor allen Dingen jene der Entscheidung.

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch »Zivilkapitalismus. Wir können auch anders« Pantheonverlag 2013, 224 Seiten, 15,50 Euro 54 /// Fazit Dezember 2013

10. Was zu tun ist   »Was kann man daraus machen?« ist die Grundformel der Zivilgesellschaft – und des Zivilkapitalismus. Es liegt an uns selbst, ob es auf diese Frage eine Antwort gibt – die Politik und die alten Machtstrukturen haben auf jeden Fall auch eine parat. Doch der Preis dafür ist die Verlängerung der Unmündigkeit. Überlassen wir den Kapitalismus nicht den Leuten, die ihn zum Inbegriff des Versagens und der Ungerechtigkeit gemacht haben. Nehmen wir das Werkzeug auf. Beschaffen wir uns Wissen, Strukturen und Methoden zur Selbstständigkeit. Besserung ist nur durch uns selbst zu erwarten, ganz so, wie Leo Tolstoi es sagte: »Damit die Lage der Menschen besser wird, müssen die Menschen selbst besser werden.« Das ist harte Arbeit. Aber es gibt immer noch eine ganze Welt zu gewinnen. n


Steirischer Handel ehrt die Branchen-Besten

Foto: Wko Steiermark

Im Rahmen einer Galaveranstaltung in der Alten Universität Graz wurde der „Handelsmerkur 2013“ verliehen. Mit nach Hause nehmen konnten die begehrten Trophäen Gerstner Kindermoden (Kategorie bis 10 Mitarbeiter) und Andy Wolf Fashion GmbH (Kategorie mehr als 10 Mitarbeiter). Darüber hinaus wurde ein Handelsmerkur für das Lebenswerk verliehen: Dieser ging an niemand Geringeren als Friedrich Poppmeier von Spar.

Den Handelsmerkur präsentieren Jürgen Roth, Vizepräsident der Wirtschaftskammer Steiermark, Bettina Lorentschitsch, Bundesspartenobfrau Handel, Gewinner Friedrich Poppmeier, Justizministerin Beatrix Karl und Gerhard Wohlmuth, steirischer Obmann der Sparte Handel.

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ahlreiche Gäste aus Wirtschaft und Politik, darunter Justizministerin Beatrix Karl, gaben sich beim großen Galaabend die Ehre. Gemeinsam mit Ver-

tretern der WKO Steiermark, allen voran Spartenobmann Gerhard Wohlmuth, Vizepräsident Jürgen Roth und Direktor Thomas Spann, sowie Bundesspartenobfrau Bettina Lorentschitsch prämierten sie die Besten der Besten des steirischen Handels mit dem Handelsmerkur 2013. Keine leichte Aufgabe, vor allem für die Jury (u.a. Gerald Schöpfer, Hellmuth Schnabl und Angelika Kresch), die aus nahezu 100 hochkarätigen Bewerbungen eine Endauswahl trafen. Schlussendlich blieben in jeder Kategorie drei Betriebe als Nominierte übrig. Gewonnen haben die Trophäe Gerstner Kindermoden und Andy Wolf Fashion GmbH. Ebenfalls vergeben wurde ein Handelsmerkur für das Lebenswerk, und zwar an Friedrich Poppmeier, der den heutigen Spar-Konzern entscheidend geprägt hat. Das würdigte auch Justizministerin Beatrix Karl in ihrer Laudatio: „Friedrich Poppmeier hat sich von Jugend an im Lebensmittelhandel engagiert.“ Spartenobmann Gerhard Wohlmuth unterstrich: „Es ist uns wichtig, gerade in schwierigen Zeiten herausragende Leistungen anzuerkennen und auszuzeichnen.“ Friedrich Poppmeier erklärte stolz: „Ich nehme diese Auszeichnung stellvertretend für unsere 70.000 Mitarbeiter entgegen, die tagtäglich Hervorragendes leisten.“ Sein Rat für den beruflichen Erfolg: „Man soll jeden Job lustvoll machen.“

Kurz im Gespräch mit Gernot Deutsch Obmann des Thermenlandes Steiermark und Geschäftsführer der Heiltherme Bad Waltersdorf. Der Trend zum Kurzurlaub setzt sich fort. Worin liegen da die Stärken der Thermen? Die Gäste finden in einer Therme eine unglaubliche Vielfalt vor. Neben dem Thermalwasser bieten wir viele Bewegungsangebote. Es gibt Ruhe- und Erholungsbereiche, klassische Saunen und Dampfbäder, aber auch vielfältige Therapiemöglichkeiten. Die Thermen eignen sich also hervorragend für Kurzurlaube. Sie bieten maximalen Erholungswert in kurzer Zeit. Die Thermen erschließen ständig neue Bereiche wie jetzt das Genussthema. Gelingt es, damit auch bei internationalen Gästen zu punkten? Das Feedback unserer internationalen Gäste beweist, dass unsere Angeboten passen. Gerade diese Gruppe liebt die vielfältigen Möglichkeiten eines Thermen-Urlaubs. Woran wir jedoch arbeiten müssen, ist die Verbesserung der öffentlichen Verkehrsverbindungen und insbesondere der Transfers zu den internationalen Flughäfen Graz und Wien.

Die Thermen stehen unter ständigem Investitionsdruck. Wäre es denkbar, eine Therme auch ohne Engagement der öffentlichen Hand zu finanzieren? Es gibt ja Beispiele, die zeigen, dass das geht. Schließlich gibt es bei uns ja auch rein private Thermen. Wenn neben dem Thermenprojekt auch ein Hotelprojekt betrieben wird und die entsprechenden therapeutischen Angebote forciert werden, ist nach einer Anschubhilfe ein ökonomisch sinnvoller Betrieb ohne Abgänge ohne weiteres möglich. Fazit Dezember 2013 /// 55


Genuss und Leben

Vom Pavillon aus hat mein einen wunderschönen Blick über das Weingut.

Idylle mitten im Weingarten Das Weingut Jöbstl lässt nicht nur mit erstklassigen Weinen aufhorchen, sondern hat auch im Betrieb einiges herzuzeigen. Einen Weinkeller aus dem 19. Jahrhundert mit dazugehöriger alter Weinpresse zum Beispiel, eine beeindruckende Sammlung alter Fässer – und wer es ruhig haben will, setzt sich einfach in den Pavillon und genießt die Aussicht. Von Michael Neumayr

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s gibt Weingüter, die sehr offensiv auf ihre Kunden zugehen. Sie haben einen Buschenschank und nehmen fast schon marktschreierisch an jedem gesellschaftlichen Event teil. Und es gibt jene Weingüter, die sich der Öffentlichkeit verschließen, ihren Wein verkaufen und sich ganz auf ihr Produkt konzentrieren. Beim Weingut Jöbstl in Gamlitz hat man einen guten Kompromiss gefunden. Buschenschank gibt es keinen, aber Besucher müssen nicht ganz auf die Weinidylle verzichten. Auch Betriebsführungen werden angeboten, denn das Weingut hat viel herzuzeigen.

56 /// Fazit Dezember 2013

Ein besonderes Highlight ist der Weinkeller aus dem Jahr 1840 mit dazugehöriger Weinpresse, Baujahr 1846.

Herr über den Weinkeller ist Johannes Jöbstl. Der 21-Jährige hat bereits vor zwei Jahren die Verantwortung für

Die alte Weinpresse, Baujahr 1846, ist noch immer in Betrieb.


Genuss und Leben

Historische Holzfässer Bei der Führung durch den Betrieb erzählt Johannes Jöbstl von der Geschichte des Weingutes. Der Keller sei für sein Alter und seine Lage sehr groß, allein das würde schon zeigen, dass das Gut einmal im Besitz einflussreicher Leute gewesen sein muss. Im Keller finden sich außerdem zahlreiche alte Holzfässer, die aus dem Weinleben und der Familiengeschichte erzählen. „Einige Fässer sind schon über 100 Jahre alt und sind noch immer in Betrieb. Wir haben sogar schon Landessieger in diesen Fässern reifen lassen“, erzählt Johannes Jöbstl stolz. Die Arbeit an den Fässern sei jedoch sehr aufwendig sagt er: „Ein Monat verbringen wir eigentlich nur mit der Fasspflege.“

Auch im Jahrgang 2012 konnte der Winzer wieder einige Preise abräumen. Beim größten internationalen Weinwettbewerb der Welt, dem AWC Vienna, erhielt der Weißburgunder, Selektion Sernau, die Goldmedaille, und der Gelbe Muskateller, Selektion Sernau, wurde mit der Silbermedaille ausgezeichnet. Hier machen sich große Investitionen des Weingutes auf der 8,5 Hektar großen Stammfläche bezahlt. „Wir haben fünf Kilometer Rohre im Hang verlegt und eine Drainage eingezogen. Der Wein entsteht im Weingarten, das haben manche Weinbauern vergessen. Die Investition zahlt sich aber aus.“

Fotos: Jöbstl, Michael Neumayr

die Weinproduktion von seinem Vater Johann übernommen, der nach wie vor gemeinsam mit seiner Frau Rosalinde den Betrieb leitet. Seit 1954 ist das Weingut in Familienbesitz.

Johannes Jöbstl hat inzwischen die Verantwortung für den Keller von seinem Vater Johann übernommen. Presse aus dem 19. Jahrhundert Das eigentliche Highlight des Weingutes ist aber die alte Presse aus dem 19. Jahrhundert. „Sie ist ein echtes Meisterwerk und die größte erhaltene Presse der Region und wir haben das Wissen, wie man sie betreibt“, ist Jöbstl stolz. Bis 1996 wurde überhaupt die gesamte Ernte aufwendig mit der alten Presse verarbeitet. Der Pressdruck ist mit 1,5 bar ideal und besonders schonend, alte motorbetriebene Pressen seien so stark gewesen, dass die Kerne gleich mitgepresst wurden, das hätte sich auf die Qualität des Weines ausgewirkt, erklärt der junge Winzer. Weil die seltene

Jedes Fass erzählt eine andere Geschichte. Zum Beispiel vom griechischen Philosophen Diogenes.

Presse so perfekt erhalten ist, haben schon zahlreiche Fernsehsender das alte Kulturgut in voller Aktion gefilmt. Der Betrieb ist aber ähnlich aufwendig wie der Erhalt der alten Fässer. Drei Wochen dauert es, bis man mit Sägespänen und Wasser die Presse abgedichtet hat, und ein Pressvorgang dauert acht bis zehn Stunden. Ein besonderer Ruhepol des Weingutes ist außerdem der Pavillon einige hundert Meter vom Presshaus entfernt. Dort befindet sich auch ein Kühlschrank, bei dem man sich in Selbstbedienung am Jöbstl-Wein stärken kann. Man kann sich aber auch ganz einfach ohne Kaufzwang hinsetzen und den romantischen Blick über den Weingarten genießen. Mit dem neuen Jahrgang 2013 ist Johannes Jöbstl übrigens zufrieden: „Wir haben zuerst gedacht, dass wir einige Schäden haben werden. Immerhin hat es acht Wochen lang nicht geregnet. Aber die Investition in den Weingarten hat sich ausgezahlt, der Regen ist genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen und die Trauben konnten noch wachsen. Es wird daher bei uns wohl ein eher durchschnittlicher Jahrgang, was die Menge betrifft, werden.“ Weingut Jöbstl 8462 Gamlitz, Sernau 10 Telefon: +43 (0) 3183 84 09 joebstl-weingut.at

Fazit Dezember 2013 /// 57


Fotos: Gölles

Hergestellt wird der Essig aus alten Mostapfelsorten im steirischen Vulkanland.

Gölles – ein guter Jahrgang Noch lange nicht in die Jahre gekommen, aber doch schon knapp 30 Jahre alt: Der Balsam Apfel Essig aus der Manufaktur für edlen Brand und feinen Essig feiert nächstes Jahr sein 30-jähriges Jubiläum.

U

nsere feinen Nasen führen uns ins steirische Vulkanland, wo, eingebettet in Obstgärten, die Manufaktur Gölles feinste Essige und edle Brände herstellt. Seit 1984 veredelt Alois Gölles Obst, wie zum Beispiel den MaschanskerApfel, zu klassischen, fruchtig-kreativen oder besonders harmonischen BalsamEssigen. Einem Essig im Sortiment gilt nun besondere Aufmerksamkeit, denn

dieser erhält durch die lange Lagerung von mindestens 8 Jahren ein vielfältiges Geschmacksgeflecht und brachte dem Essig-Pionier vor knapp 30 Jahren den Durchbruch in der Essigerzeugung – der Balsam Apfel Essig! Essigliebhaber und Hobby-Köche dürfen sich freuen – denn im Jahr 2014 lädt die Manufaktur Gölles alle herzlich ein,

ihre Nasen in das Gölles-Geschehen zu stecken. Was Sie erwartet? Wir wollen nicht zu viel verraten, aber es dreht sich alles um die sauren Seiten des Lebens. Gölles Manufaktur für edlen Brand & feinen Essig 8333 Riegersburg, Stang 52 +43 3153 7555 www.goelles.at

Seit 30 Jahren produziert Alois Gölles (m.) seinen Balsam Apfel Essig. Essigliebhaber und Kenner schätzen die lange Lagerung von mindestens 8 Jahren im Eichenfass. 58 /// Fazit Dezember 2013


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Erntebilanz:

Hohe Ertragsausfälle für steirische Bauern Schwere Einbußen bei der heurigen Ernte erlitten die Bauern besonders in der Steiermark. Nasskaltes Wetter mit anschließender Hitzewelle sorgte für Millionenschäden. er lange Winter und das nasskalte Frühjahr haben zunächst die Anbausaison verzögert. Der anschließende niederschlagärmste Sommer seit 1857 verursachte mit Rekorddürre und langer Hitzeperiode zusammen mit lokal massiven Hagelstürmen hohe Ausfälle bei den Kulturen. Wenig Licht und viel Schatten Überwiegend negativ mit wenigen Lichtblicken fiel demgemäß die Bilanz der Landwirtschaftskammer Steiermark zur Ernte 2013 aus. „Ingesamt war es ein extrem schwieriges Jahr für die Landwirtschaft“, berichtet LK-Präsident Gerhard Wlodkowski. Noch relativ glimpflich davongekommen sind die Betriebe mit Getreideanbau, abgesehen von den Überschwemmungsregionen, wobei sich bei den Hektarerträgen der Winterweizen besser als die Gerste geschlagen hat. „In Grenzen hielten sich die Einbußen ebenfalls bei der Ölfrucht Raps sowie bei den steirischen Weinbaubetrieben“, so Wlodkowski, aber: „Von den extremen Witterungen sehr stark betroffen waren die Grünlandund Rinderbetriebe sowie die Mais- und Schweinebauern mit schottrig-sandigen Böden. Hohe Ausfälle bei der Ernte verzeichnen auch viele Obst- und Gemüsebauern sowie Baumschulen, große Ertragsschwankungen gab es ebenfalls beim Ölkürbis.“

Dürrepaket für betroffene Betriebe Die betroffenen Betriebe sollen möglichst schnell eine Dürrehilfe aus dem Katastrophenfonds erhalten; für Rinder-, Schweine- und Geflügelhalter wird eine Futterzukaufaktion ermöglicht. Die steigende Nachfrage führte im Herbst zu einem Preisanstieg für Heu- und Silageballen, insbesondere im Biobereich. Das bekamen auch jene

Brugner. Aufgrund der Fruchtfolge, die diesen Schädling nicht stoppen kann, soll künftig weniger Mais angebaut werden. Als Alternative hat die Landwirtschaftskammer gemeinsam mit innovativen Landwirten die Testfläche für Hirse von ursprünglich 80 Hektar verzehnfacht. „Hirse ist relativ trockenbeständig und verwertet Dünger gut. Außerdem zeigen die Fütterungsversuche, dass sie Mais in der Tierfütterung zum Teil ersetzen kann“, so Brugner.

Landwirte zu spüren, die aufgrund der Unwetter große Mengen an Ersatzfuttermittel benötigten. Erschwerend kommt hinzu, dass in ganz Europa Futterknappheit herrscht. Erstmals soll es auch Hilfe für Kulturen geben, die bisher gegen Dürre nicht versicherbar waren – etwa Käferbohnen, Hopfen, Kern- und Steinobst, Strauchbeeren, Gemüse sowie Kren. Wlodkowski hofft, „dass das Antragsverfahren in wenigen Wochen beginnen kann“. Neue Kulturen helfen bei Dürre Zur langfristigen Zukunftssicherung der Höfe seien künftig aber bessere Versicherungsmodelle, mehr Forschung und Praxisversuche nötig, so Wlodkowski: „Hier geht es um die Etablierung neuer, standortangepasster Kulturen und Fruchtfolgen, damit die Betriebe gegen den Klimawandel und den Maiswurzelbohrer besser gewappnet sind.“ Ein Übel kommt selten allein: In Kombination von Dürre und Hitze hat heuer der Maiswurzelbohrer schon die Hälfte der steirischen Maisanbaufläche befallen und erhebliche Schäden verursacht, erläutert dazu Kammerdirektor Werner

Foto: LK Steiermark

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Erosionsschutz für die Böden Der Beratungsdienst der Kammer startet mit Jahresbeginn 2014 in der Südoststeiermark ein Erosionsschutzprojekt, damit auch künftig auf Hügellagen Mais, Kürbis und Soja angebaut werden können und der Boden vor den immer häufiger auftretenden Starkregen geschützt wird. Dieser Rettungsplan zur Bewirtschaftung auf Hügellagen ist auch deshalb so wichtig, „weil der tägliche Verbrauch von fruchtbaren Böden in der Ebene durch Siedlungen, Einkaufszentren oder Straßenbau mittlerweile auf 22 Hektar gestiegen ist“, betont Brugner.

„Der Süden Österreichs ist von der Dürre am ärgsten betroffen, den Kulturen fehlten zwischen 50 bis 70 Prozent der Niederschläge,“ so LK-Präs. Gerhard Wlodkowski (li.) und Dir. Werner Brugner. Fazit Dezember 2013 /// 59


Promotion

Ein „Mehr“ an Winter-Wellness S

ehr relaxt, zufrieden und glücklich, entspannt und entstresst – so soll sich der Gast nach einem Aufenthalt in den Verwöhnhotels fühlen. Um dieses Gefühl zu erreichen, wird nach dem Umbau ein „Mehr“ an Wellness & Spa der Luxusklasse geboten. Fernab von Stress und Hektik gibt es eine Vielfalt von Anwendungen und Wohlfühl-Paketen, die für Ausgleich und innere Balance sorgen. Für Entspannung ist man nie zu jung, deshalb finden auch die Kleinsten in den „Wellness für Kids“-Angeboten eine große Auswahl. „Familien, Aktivurlauber und Ruhesuchende haben unterschiedliche Bedürfnisse im Urlaub“, wissen die Mitarbeiter der Verwöhnhotels. Während sich das Hotel Panorama eher an ruhesuchende Wellnessurlauber zu

zweit richtet, bietet das Hotel SeehofSeeresidenz Aktivangebote. Von der hauseigenen Reithalle über das Kinderparadies bis hin zu fantastischen Outdoor-Möglichkeiten ist die Auswahl schier grenzenlos. Pistenspaß am Zahmen Kaiser Aufgrund des vielfältigen Angebotes ist die Region Kaiserwinkel eine beliebte Winterdestination. Skifahrer und Snowboarder rutschen auf breiten Pisten dem Zahmen Kaiser den Buckel runter. Langläufer, Rodler oder Schneeschuhwanderer genießen die idyllische Winterlandschaft bei ihren Aktivitäten. Wem das noch nicht reicht, der kann abends beim Nachtskilauf noch seine Schwünge ziehen.

Die Pauschale Neujahrsträume vom 2. bis 6. Jänner 2014 für 4 Übernachtungen ist bereits ab € 472,- pro Person im Doppelzimmer buchbar. Inkludiert sind die Verwöhn-Vollpension, das stilvolle Seehof Wellness & SPA, viele Sport- und Aktivangebote sowie zahlreiche Extras.

Foto: Seehof

Die 4-Sterne-Superior-Verwöhnhotels am Tiroler Walchsee eröffnen die Wintersaison nach einem groß angelegten Umbau.

Die Verwöhnhotels am Tiroler Walchsee bieten sowohl Entspannung als auch Action.

Verwöhnhotels Seehof-Seeresidenz & Panorama, Familie Münsterer Kranzach 20, A-6344 Walchsee/Tirol Tel. +43 (0) 5374/5661 panorama@seehof.com www.verwoehnhotels.com

Mail Boxes Etc.:

Wenn’s vor Weihnachten ankommen soll Das Weihnachtsgeschäft boomt. Ganz gleich, ob es sich um die pünktliche Zustellung oder die sichere Verpackung handelt, um den Druck von Weihnachtskarten oder um die Abwicklung von Mailings in letzter Minute: Mail Boxes Etc. schafft das alles.

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Foto: Mail Boxes Etc.

lle Jahre wieder: Die letzten Wochen vor dem Fest verfliegen scheinbar in Windeseile – und noch so vieles ist zu erledigen! In den Wolfgang Erlach (re.) Firmen stehen steht mit seinem Team die Weihnachtsfeiern und der von Mail Boxes Etc. für Geschenk verpersönlichen Service. sand an die Geschä f t sk unden an. Und auch privat geht es bei der Vorbereitung der Feiertage mit Hochdruck zur Sache. Schließlich will man niemanden enttäuschen, weil es mit der Zustellung von Post und Paketen nicht geklappt 60 /// Fazit Dezember 2013

hat. Eine Branche hat deshalb in diesen Wochen extrem viel zu tun: die Versandund Druckdienstleister, und auch in den 40 MBE-Centern in Österreich herrscht Hochbetrieb. Da werden Weihnachtskarten gedruckt, gefalzt und kuvertiert. Weihnachtspräsente werden verpackt und verschickt. Das Telefon klingelt. Und noch jemand möchte „unbedingt noch vor Weihnachten“ einen Auftrag erledigt haben. Kühlen Kopf bewahren Nachmittags türmen sich in den MBECentern regelmäßig die Pakete, doch selbst wenn es dann im Center schon einmal buchstäblich hoch hergeht, bewahren die MBE-Leute auch in der „heißesten Jahreszeit des Versandbusiness“ einen kühlen Kopf. „Da muss einfach jeder Handgriff sitzen“, erklärt Wolfgang Erlach, Inhaber

zweier MBE-Center in der Grazer Innenstadt. Das Netzwerk von Mail Boxes Etc. bietet aber auch die Möglichkeit, vom Arbeitsplatz aus den Online-Versand von Paketen und Dokumenten zu beauftragen sowie Grafik- und Druckdienstleistungen zu bestellen. Mail Boxes Etc. Versand Verpackung Grafik Druck Allcom Business Service GmbH Leonhardstraße2 Neutorgasse 47 A-8010 Graz

Tel. +43 (0) 316/818918 Fax. +43 (0) 316/818918-30 E-Mail: neutorgasse@mbe-graz.at Internet: www.mbe.-graz.at


Promotion

Hohe Schule des Ölpressens Darf’s das intensiv nussige Sesamöl sein? Oder das Marillenkernöl mit dem kräftig-feinen MarzipanAmaretto-Aroma? Oder gar das fruchtige Traubenkernöl Zweigelt mit der dezenten Säurenote? Aber jedenfalls der „Saft“ des steirischen Kürbiskerns – in seiner edelsten Form. Ins SpeiseölUniversum der Ölmühle Hartlieb verirren sich immer mehr gesundheitsbewusste Genießer. ir vermarkten großteils direkt. So lernen die Menschen etwas von unserer Philosophie kennen und fassen Vertrauen“, erklärt Thomas Hartlieb, dessen Urgroßvater 1907 die Ölmühle in Heimschuh gründete. Die seinerzeit als „Zubrot“ gedachte Ölproduktion hat sich inzwischen zum einzigen und überaus florierenden Geschäftszweig gemausert: Heute produzieren die Südsteirer eine Palette von 20 Sorten naturbelassener, reinsortiger Speiseöle, darunter ganz seltene Öle wie Erdmandelöl, Marillenkernöl oder Leindotteröl. Für Gourmets und Freunde des gesunden Geschmacks bietet die neu gestaltete Website Infos und Tipps darüber, für welche kulinarischen Einsatzbereiche sich die Naturöle besonders gut eignen.

Gut Weissenhof:

Auch die Vermarktung über den OnlineShop werde für ihn immer bedeutsamer, bestätigt Thomas Hartlieb. Bereits 60 Prozent des Umsatzes werden mit Lieferungen an Kunden in den urbanen Zentren sowie im Ausland, insbesondere Deutschland, erzielt.

Ölmühlen-Museum Interessante Einblicke in Werdegang und Geschichte der Kürbiskernöl-Erzeugung erhält der Besucher des Ölmühlen-Museums am Hartlieb’schen Anwesen. Es vermittelt einen Eindruck, mit welcher Erfahrung und Kompetenz in Heimschuh zu Werke gegangen wird. Bei Voranmeldung kann auch eine Führung mit anschließender Ölverkostung gebucht werden.

Von der Piste aufs Pferd

Foto: meisterstrasse.at

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Mit ausgesuchten Rohstoffen produziert Thomas Hartlieb hochwertige Öle. Ölmühle Hartlieb 8451 Heimschuh, 107 +43 3452 82551-0 www.hartlieb.at

romantisches Verwöhnpaket ab € 401,-- pro Person im DZ

Das Gut Weissenhof in Radstadt bietet neben perfektem Pistenspaß auch eine umfangreiche Angebotspalette. Neben dem großzügigen Wellnessbereich überzeugt auch die große Reitanlage.

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Foto: Gut Weissenhof

erien in ihrer ganzen Vielfalt erleben, das ist das große Plus bei uns am Gut Weissenhof“, weiß Hotelchefin Regina Habersatter. Der Morgen beginnt mit einem einzigartigen Frühstücksbuffet, das seinesgleichen sucht. Durch die unterschiedlichen Outfits ist ersicht-

Urlaub für Sportlerherzen in Gut Weissenhof im Salzburger Land.

lich, dass spätestens jetzt die Gäste verschiedene Wege gehen: Eine Familie in Skibekleidung, die junge Dame an der Bio-Ecke im Fitness-Dress und deren Begleiterin im neuesten Langlauf-Outfit. So vielseitig die Bekleidungen, so umfangreich ist auch die Angebotspalette vom 4-Sterne-Superior-Hotel Gut Weissenhof in der historischen Kleinstadt Radstadt. Ski amadé vor der Hoteltüre Der größte Schiverband Österreichs, Ski amadé, liegt den Gästen sozusagen zu Füßen. Wer sich mehr auf LanglaufSkiern zu Hause fühlt, freut sich über 120 Loipenkilometer vor dem Hotel. Und wem das noch nicht genug ist, der begibt sich auf eine lustige Rodelpartie auf die 6 Kilometer lange beleuchtete Bahn. Viele Aktivitäten werden auch indoor angeboten. Neben einem großzügigen Wellnessbereich findet man einen be-

heizten Innen- und Außenpool mit Blick auf die Skipisten. Die Kinder werden im Jugend- und Kinderparadies perfekt betreut und genießen die Ferientage ebenso wie ihre Eltern.

Staatlich geprüfte Reitausbildner Direkt am Gut Weissenhof befindet sich eine der besten Reitanlagen im Salzburger Land. Zwei staatlich geprüfte Reitausbildner unterrichten von Anfängerkursen bis hin zu Dressur- oder Sprungstunden. „Speziell die Kinder sind von den Reitkursen an der Longe begeistert“, erzählt Regina Habersatter. ****Superior Gut Weissenhof Familie Habersatter Weissenhof 6, A-5550 Radstadt Telefon +43 6452 7001-0 info@weissenhof.at www.weissenhof.at

Fazit Dezember 2013 /// 61


Promotion

GEWINNSPIEL

So einfach ist es Weihnachtsfreude zu verteilen.

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as Odilien-Institut widmet sich seit 1881 lebensbegleitend der Beratung, Ausbildung und Betreuung von Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit. In Zeiten knapper werdender öffentlicher Mittel ist das Institut verstärkt auch auf Spenden von Firmen und Privatpersonen angewiesen, um Projekte und Anschaffungen realisieren zu können, die helfen, das Leben von Menschen mit Behinder ungen lebenswerter zu gestalten.

Weihnachtsgeschenke Wenn man genau schaut, findet man zu Weihnachten neben den handelsüblichen Wunderschöne Dingen immer wieder Geschenkideen Geschenke mit bezu Weihnachten: sonderer Bedeutung. Christbaumanhänger Wie zum Beispiel die Produkte, die aus Tiffanyglas und in den Werkstätten Weihnachtskarten. des Odilien-Instituts in Graz hergestellt werden. Diese ragen nicht nur durch formvollendete Ausarbeitung heraus, sondern sind auch Beweis der hervorragenden Leistung, zu der Menschen mit Sehbeeinträchtigung fähig sind. Werkstätten Unter der fachkundigen Anleitung von Betreuern und Ausbildnern stellen Menschen mit Sehbehinderung, Blindheit oder Mehrfachbehinderung handwerkliche Produkte her, die nicht nur durch ihre enorme Kreativität, sondern auch durch ihre Qualität bestechen. 62 /// Fazit Dezember 2013

Eigenes Qualitätssiegel Egal, ob Bürsten, Vogelhäuschen, Tiffanyarbeiten, geflochtene Körbe oder kreativ gestaltete Weihnachtskarten – jedes Erzeugnis des Odilien-Instituts trägt ein eigenes Qualitätszertifikat. Es garantiert die besondere Zuverlässigkeit und Hochwertigkeit der Artikel. Das kann nicht nur auf die gewissenhafte Fertigung per Hand, sondern auch auf die hohen Wertestandards des Instituts zurückgeführt werden. Erwerben kann man die Handwerksprodukte und feiertagsspezifischen Geschenke das ganze Jahr über im Odilien-Shop in der Leonhardstraße 130 in Graz.

Kalender 2014 Der neue Charity-Kalender stellt sich nicht nur als sehr praktisch in Bezug auf das kommende Jahr, sondern auch als sehr informativ heraus. Der großformatige Odilien CharityWandkalender 2014 – mit allen 13 prominenten Testimonials der Kampagne 2013 – ist ab sofort im Odilien-Shop, in der Leonhardstraße 130 für eine Spende in

Gewinnen Sie in Vorbereitung auf das kommende Jahr einen von 10 besonderen Odilien CharityKalendern. Senden Sie die richtige Lösung mit dem Betreff „Fazit Gewinnspiel Odilien CharityKalender“ bis zum 13. Dezember 2013 an kalender@odilien.at Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Fotos: Odilien-Institut

Nicht bloß spenden, Freude schenken.

Seit wie vielen Ja hren besteht das Odilie n-Institut? A) 30 Jahre B) 60 Jahre C) 132 Jahre

Odilien Charity-Kalender 2014

Höhe von EUR 30,– zu bekommen. 
Das Besondere am Kalender: Auf den jeweiligen Rückseiten der einzelnen Monate sind verschiedene Formen der Sehbehinderung dargestellt. Der Erlös aus dem Kalender fließt in die neue EDV-Ausstattung der Schulen des Odilien-Instituts. Odilien-Institut Leonhardstraße 130, A-8010 Graz Tel. +43 316 322 667-21; geschaeft@odilien.at; www.odilien.at Öffnungszeiten Odilien-Shop Mo – Do von 9.00 bis 16.00 Uhr Fr von 9.00 bis 13.00 Uhr

Am Odilien-Institut lernen Menschen mit Sehbehinderung, hochwertige Handwerksprodukte herzustellen.

Spendenkonto
 RLB Steiermark: 8.762.502; BLZ 38000 IBAN: AT62 38000 0000 8762 502 BIC: RZSTAT2G Ihre Spende ist steuerlich absetzbar!


Fotos: Fotolia, WKO

Das Bauhilfsgewerbe ist ein nicht zu übersehender wirtschaftlicher Faktor.

Aufbauende Aufgabe Die steirische Landesinnung der Bauhilfsgewerbe hat einen neuen Innungsmeister: Johann Reisenhofer steht seit Ende September an der Spitze von rund 1.600 steirischen Unternehmen, die nicht nur das Bekenntnis zu Qualität am Bau verbindet, sondern auch ein herausforderndes Marktumfeld.

D

ie Liste der Branchen und Berufe, die sich in der Landesinnung wiederfinden, ist beeindruckend: vom Brunnenmeister bis zum Betonwarenerzeuger, vom Gerüstverleiher bis zum Sprengungsunternehmer, vom Bauwerksabdichter bis zum Pflasterer bis zum Stuckateur und Trockenausbauer reicht die Palette. „Bauhilfsgewerbe“ ist angesichts dieser Fülle an Qualifikationen und Knowhow ein etwas eigenwilliger Begriff, mit dem auch Johann Reisenhofer nicht so ganz glücklich ist. „Wenn wir etwas mit Sicherheit nicht anbieten, dann sind das irgendwelche Hilfsdienste.“ Eine Annahme, die sich ohnehin als unbegründet erweisen dürfte, und Johann Reisenhofer kommt auch recht schnell auf den Punkt, wenn es um die Leistungen der Betriebe geht: „Wir sind ein nicht zu übersehender wirtschaftlicher Faktor, der für Wertschöpfung und Beschäftigung sorgt.“ Reisenhofer, selbst Stuckateurmeister und seit über 20 Jahren erfolgreicher Unternehmer in Gleisdorf, weiß, wovon er spricht. Er kennt die Probleme, die es rund um das Thema Bau gibt, er benennt sie und er hat auch Ideen, wie man diese Probleme lösen kann. Steuerfreier Winter „Wir bewegen uns in einem schwierigen Umfeld: Zum einen haben wir mit der

allgemeinen konjunkturellen Situation zu kämpfen, zum anderen haben viele unserer Branchen das Problem, dass sie in den Wintermonaten weniger Aufträge haben“, so Reisenhofer, der mit einer ungewöhnlichen Forderung aufhorchen lässt: „Leistungen in den Wintermonaten sollen mehrwertsteuerfrei sein!“ Das gebe den Konsumenten Anreize, Arbeiten vom Profi auch dann durchzuführen, wenn nicht gerade Hochsaison

Die Eindämmung der Schwarzarbeit ist Johann Reisenhofer ein großes Anliegen.

ist. Die Betriebe wiederum können durch die Aufträge ihren Mitarbeiterstand halten. Und noch etwas Positives sieht Reisenhofer: „Die Schwarzarbeit wird dadurch eingedämmt.“

Dauerthema Fachkräfte Eine weitere Herausforderung der Zukunft ist das Thema Facharbeiter. Gute Preise, so Reisenhofer, der auch gelernter Maurer ist, führen nur über gute Qualität. Dafür brauche es aber qualifizierte Menschen, die wissen, was sie tun. Vor allem billige Anbieter aus den Nachbarstaaten stellen ein Problem dar – Stichwort Dienstleistungsrichtlinie. Reisenhofer: „Da können ganz schnell ganz viele Schwierigkeiten entstehen, angefangen bei den Normen, die einzuhalten sind, bis hin zu Garantieund Gewährleistungsansprüchen!“ Ausdrücklich begrüßt wird vom neuen Innungsmeister die Verlängerung der Schwellenwerteverordnung, also die Möglichkeit für öffentliche Auftraggeber, Leistungen bis zu 100.000 Euro direkt zu vergeben. „Das ist ganz wichtig für die lokale Wirtschaft, etwa in den Gemeinden.“ Allerdings müssten die Gemeinden diese Direktvergabe auch tatsächlich stärker nutzen – und nicht sämtliche Leistungen auf einen Generalunternehmer abwälzen. Fazit Dezember 2013 /// 63


Promotion

Innovationen braucht das Land Am 8. November lud die Junge Wirtschaft Steiermark in Kooperation mit der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG) und dem Innovationslabor (Innolab) der FH Campus 02 zum Auftakt der Veranstaltungsreihe „UNTERNEHMER TUN 2.0“. intergrund dieses neuen Formats ist die aktive Förderung von jungen Innovationen im Land. „Wer erfolgreich sein möchte, muss heute in der Lage sein, innovative Ideen zu entwickeln und diese auch umsetzen zu können, und genau da setzt unsere Veranstaltung an“, so JW-Landesvorsitzender Mag. (FH) Burkhard Neuper, der die Interessen von über 21.000 Jungunternehmern in der Steiermark vertritt. Mit der SFG und dem Innolab sind Experten in Sachen Innovation mit im Boot. So wurde den über 120 interessierten Besuchern ein abwechslungsreiches und vor allem innovatives Programm geboten. Landesrat Dr. Christian Buchmann begrüßte die Gäste und unterstrich in seiner Keynote die Bedeutung innovativer Ideen für den Wirtschaftsstandort Steiermark. Uraufgeführt wurde der eigens

produzierte Film zur Veranstaltungsreihe, in dem regionale steirische Jungunternehmerinnen und -unternehmer ihre Erfolgsideen präsentieren. „Die mitwirkenden Unternehmer stellten authentisch und enthusiastisch ihre Ideen vor und das motiviert andere, eigene Ideen anzupacken“, so Andreas Rehklau vom Innolab. Dieser analysierte im Anschluss gemeinsam mit den mitwirkenden Unternehmerinnen und Unternehmern und unter Einbeziehung des Publikums die vorgestellten Ideen. Er gab außerdem wertvolle Tipps und Anregungen für die erfolgreiche Entwicklung und Umsetzung eigener Ideen. Im ersten Halbjahr des kommenden Jahres wird es sechs weitere Termine dieser Roadshow in unterschiedlichen steirischen Bezirken geben. „Ich freue mich auf viele innovative Ideen

in der Steiermark, denn sie sorgen für Wachstum und Wertschöpfung am Wirtschaftsstandort Steiermark“, so Landesrat Dr. Christian Buchmann.

Foto: Fischer

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LR Buchmann und LV Neuper sowie Moderatorin Silvia Gaich, bedankten sich bei Ilvy und Chris die im Film in der Rolle von zukünftigen Unternehmern mitwirken.

Neues Datenbanksystem bringt Ausstellungsobjekte auf den Bildschirm Mit den auf Museen und Archive maßgeschneiderten Datenbanksystemen imdas pro und archivis pro ist JOANNEUM RESEARCH stärkste Partnerin von kulturellen Institutionen im deutschsprachigen Raum. Rund 300 kulturelle Einrichtungen in Österreich, Deutschland und der Schweiz arbeiten bereits mit einem der beiden Archivierungssysteme. it imdas pro und archivis pro bietet JOANNEUM RESEARCH integrierte Komplettlösungen für das moderne Museumsmanagement und Archivwesen, die laufend mit den neuesten Erkenntnissen aus der internationalen Forschung weiterentwickelt werden. Inzwischen ist die Version 5.0 am Markt, die erste Version löste schon 1995 herkömmliche Access- oder Excel-Anwendungen ab. „Inzwischen hat sich eine sehr engagierte ‚imdas-Community‘ gebildet, die maßgeblich zur Produktweiterentwicklung beiträgt“, berichtet Silvia Russegger, imdas-Produktmanagerin bei DIGITAL, dem Institut für Informations- und Kommunikationstech¬nologien der JOANNEUM RESEARCH. Die Dokumentation hat mit dem heutigen 64 /// Fazit Dezember 2013

Stand der Computertechnik eine große Bedeutung erlangt: Durch Einsatz verschiedener Medien ist es möglich, Sammlungsobjekte in großer Originaltreue abzubilden. Das hat den Vorteil, für Publikum anstelle der Originale auf die Bilder im Computer zurückzugreifen. Diese Vorgehensweise in der Präsentation von Objekten ist für die Erhaltung von wertvollen und unwiederbringlichen Kulturgütern von größter Bedeutung. Stark gefragt sind die Datenbanksysteme vor allem im Bereich der Archäologie. Es gibt kein alternatives System am Markt, das archäologische Daten so genau katalogisieren kann wie imdas pro und archivis pro. „Wir konnten in der Schweiz Ausschreibungen in acht Kantonen gewinnen. Die bestimmte Art der archäologischen

Datenerfassung ist einzigartig und wir überlegen fremdsprachige Adaptionen des Systems“, so Harald Mayer, Forschungsgruppenleiter „Intelligente Informationssysteme“ von DIGITAL. Foto: Bernhard Bergmann

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Produktmanagerin Silvia Russegger: „Es hat sich eine sehr engagierte imdas-Community gebildet.


Promotion

Neueröffnung bei Auto Kalcher Am 17. Oktober feierte das Fehringer Autohaus Kalcher gemeinsam mit 250 Kunden und Ehrengästen seine Wiedereröffnung. Nach sechsmonatiger Bauzeit erstrahlt das knapp 50 Jahre alte Autohaus für die Marken Peugeot, SsangYong und Ligier in neuem Glanz. Mit dem Peugeot 2008 und dem neuen Peugeot 308, der an diesem Tag auch seine Österreichpremiere hatte,

konnten zwei Fahrzeuge der Kompaktwagenklasse präsentiert werden.

Anlässlich der Eröffnung der „Peugeot-Blue-Box“ in Fehring überreicht PeugeotÖsterreich-CEO Gilles Camincher (links) gemeinsam mit Vertriebsdirektor Martin Khom an Geschäftsführer Bernhard Kalcher (rechts) eine Peugeot-Pfeffermühle.

achtzigzehn | Foto: LUPI SPUMA | Bezahlte Anzeige

eschäftsführer Bernhard Kalcher – er gilt als einer der innovativsten Autohändler Österreichs – freute sich unter anderem, Generaldirektor Gilles Camincher begrüßen zu dürfen. Das Autohaus Kalcher ist seit 1974 PeugeotVertragspartner. Gilles Camincher nützte die Gelegenheit, um das Autohaus im neuen, markanten „Blue Box“-Stil der Marke Peugeot zu eröffnen. Nach Grußworten des Fehringer Bürgermeisters Johann Winkelmaier und von LAbg. Sepp Ober freute sich Bernhard Kalcher in seinen Eröffnungsworten, das Haus räumlich fit für die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte gemacht zu haben. „Unsere 21 Mitarbeiter haben damit ein völlig neues Arbeitsumfeld und auch unsere Kunden der Marken Peugeot, SsangYong und Ligier werden die neue Serviceund Verkaufsatmosphäre hoffentlich genießen“, so Kalcher.

Foto: Autohaus Kalcher

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Fazit Dezember 2013 /// 65


Bauen & Wohnen

Länder fordern leichteren Zugang zu Wohnbausondermitteln Die Wohnbaureferenten der Länder tagten in Graz. Dabei beschäftigte man sich auch mit der Frage der Zugangserleichterung für das Sonderprogramm des Bundes.

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inig waren sich die Wohnbaureferenten der Länder, die in Graz tagten, in der Frage der Zugangserleichterung für das Sonderprogramm des Bundes. Bisher habe kein Bundesland das Geld –

für 2013/14 insgesamt 276 Millionen Euro – aufgrund praktisch unerfüllbarer Kofinanzierungserfordernisse abholen können. Die Bedingung, dass die Länder ihre Mittel gegenüber dem

Zeitraum 2006 –2011 erhöhen müssten, verhinderte, dass der Topf bisher überhaupt beansprucht wurde. Im Fall der Steiermark hätte man für 37 Millionen Euro selbst 185 Millionen zusätz-

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66 /// Fazit Dezember 2013

lich aufbringen müssen, so der steirische Sozialreferent Siegfried Schrittwieser (SPÖ). Sein ÖVP-Kollege Hans Seitinger illustrierte: „Der Brotkorb hängt auf fünf Metern – wir sind aber

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Foto: Helene Steiner

nur 1,80 Meter und können das Brot daher bestenfalls riechen.“ Als einziges Bundesland hatte Wien geplant, sich der Herausforderung zu stellen, so Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ); aus Solidarität habe man darauf bisher aber verzichtet.

Die Wohnbaureferenten der Bundesländer tagten in Graz.

Landeswohnbaureferenten wollen mitreden Ein zweites wichtiges Anliegen war des den Länderreferenten, bei den Änderungen der Klimaschutzziele mitzureden,

speziell bei der Energie. Eine Entrümpelung der Baunormen müsse vorangetrieben werden. „Ein paar Quadratmeter Solarfläche können sinnvoller sein als noch ein paar Zentimeter Porozell“, skizzierte Landesrat Seitinger. Auch andere Preistreiber wie Brandschutz oder Barrierefreiheit müssten diskutiert werden. Thema war auch, durch Änderungen in der Raumordnung die Grundsicherung für den Neubau sicherzustellen und die Spekulation einzudämmen.

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Fazit Dezember 2013 /// 67



Fazitportrait

Stolzer Saubauer Von Michael Neumayr

Wenn auch auf Sportplätzen oft als Kraftausdruck beliebt,

ist es kein Schimpfwort. Franz Habel trägt diesen Titel mit Stolz. Nicht nur weil er mit seinen Tieren respektvoll umgeht

und weiß, was er macht, sondern auch, weil sein Produkt, der

Vulcano-Schinken, sogar einen eigenen Flagshipstore im ersten Wiener-Gemeindebezirk, zwischen Steffl und Rathaus, hat.

Foto: Michael Neumayr

Deshalb ist Habel ein stolzer Saubauer.

Fazit Dezember 2013 /// 69


Fazitportrait

Ein kleines Boot ist wendiger als ein großer Dampfer.

Franz Habel, Saubauer

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Keine Preisschlacht »Dabei ist der Sinn fürs hochwertige Lebensmittel verloren gegangen«, kritisiert der Landwirt. Damals habe man sich in der Region zusammengesetzt und festgestellt, dass man so nicht konkurrieren könne. Landschaftlich – Außersbach liegt in einer hügeligen Landschaft – wäre es ohnehin unmöglich gewesen, sich mit den großen Schweinefarmen, die es etwa in Spanien oder Deutschland gibt, zu messen. Als kleiner Schweinebauer könne man so ohnehin nicht überleben. Man habe sich aber weniger auf die Schwächen konzentriert, sondern sich der Stärken besonnen. »Ein kleines Boot ist wendiger als ein großer Dampfer«, ist Habel optimistisch und er hat diese Idee aufgenommen und mit einer Handvoll Bauern begonnen, selbst Schinken herzustellen. Das Risiko war groß und mit der Zeit – zuletzt auch, weil die Produktionsstätte abgebrannt ist – sind seine Partner wieder ausgestiegen. Habel ist geblieben und mit Christian Trierenberg hat er einen neuen finanzstarken Partner gefunden. Vor einem Jahr wurde dann die wieder aufgebaute Manufaktur, mit Museum, eröffnet. »Hätte ich damals im Jahr 2000 gewusst, wie auf-

70 /// Fazit Dezember 2013

wendig das ist, ich hätte es nicht angefangen«, gibt Habel zu. Der Schweinepreis sei damals aber besonders niedrig gewesen und er habe sich selbst mit dem Produkt nicht mehr identifizieren können. Deshalb musste etwas geschehen.

Vom Futter bis zum Schinken Das Identifikationsproblem hat Habel heute nicht mehr. Auf dem Weg in den Schweinestall treffen wir ein paar Besucher und schnell ist die Frage gestellt: »Bist du der Bauer?« »Ja«, sagt Franz Habel sichtlich stolz, und als sich herausstellt, dass auch die Gäste Bauern aus dem Salzkammergut sind, gibt es einen festen Händedruck und schon wird gefachsimpelt. Einer der Besucher fragt ungläubig: »Verarbeitest du deine Schweine alle selbst? Ja, wie schaffst du denn das?« Später erzählt Habel, dass es viele Kollegen gab, die an seinem Erfolg gezweifelt haben. »Zuerst haben die Bauern gesagt, dass das nicht klappen wird. Dann sind die Fleischhacker gekommen und haben erklärt, dass das nicht gehen wird.« Oft habe es geheißen, was denn der Bauer wolle? Der solle weiter seine Fadeln (Anmerkung: steirisch für Ferkel) füttern. »Ich bin trotzdem meinen Weg gegangen und der Erfolg gibt mir recht«, so Habel. Und wieder kommt der Stolz der Bauern zur Sprache. »Wir Bauern schotten uns viel zu viel ab. Man muss authentisch und ehrlich sagen, was man macht und wofür man steht. Ein Schweinebauer braucht sich nicht für seine Arbeit zu schämen. Hätte der Schweinebauer das Image eines Winzers, wir hätten kein Nachwuchsproblem«, erklärt Habel. Umso stolzer ist Habel, dass seine Töchter zu seiner Arbeit stehen und auch im Betrieb tätig sind. Die Arbeit mit dem Schwein sei außerdem komplexer als die eines Winzers. »Immerhin arbeiten wir mit einem Lebewesen, das fühlt und dem es gut gehen soll. Der Prozess vom Futter bis zum Schinken ist sehr aufwendig«, erzählt der Schweinebauer. Doch der Kunde bestimmt, was er bekommt, und für den Kunden sei der Preis das wichtigste Kriterium. Doch Franz Habel bringt es auf den Punkt: »Es ist nicht möglich, dass gute Produkte billig angeboten werden können, denn gute Arbeit kostet Geld.« Man dürfe sich also kein Schnitzel um 3,50 Euro erwarten und gleichzeitig fordern, dass es den Tieren gut gehe.

Foto: Vulcano

ass Franz Habel kein Büromensch ist, merkt man sofort. »Ich habe leider nicht besonders viel Zeit. Ich muss den Budgetplan für das kommende Jahr fertig machen«, beginnt er das Gespräch beim Interviewtermin am späten Vormittag. Nicht unbedingt eine angenehme Arbeit, aber auch sie muss gemacht werden. Im modernen Büro stapeln sich die Preise, die seine Schinken im Laufe der Jahre gesammelt haben, und durch eine im Boden eingelassene Glasscheibe blickt man direkt in das Herz des Unternehmens, die Reifekammer, in der die Schinken bis zu 36 Monate heranreifen. Begonnen hat alles zur Jahrtausendwende. »In der Landwirtschaftsschule hat man mir früher beigebracht, dass man als Saubauer nur über den Preis arbeiten kann. Die Qualität, sofern sie ein paar Mindeststandards erfüllt, hat keine große Rolle gespielt. Schon gar nicht für die Preisentwicklung«, erzählt Habel und erklärt, dass seit dem freien Markt in der EU der Preis für Schweinefleisch immer weiter gesunken sei.



Fotos: Bernhard Bergmann, Michael Neumayr, Vulcano


Fazitportrait

Wenn es zur Schlachtung geht, komme ich noch einmal in den Stall.

Franz Habel, Geschäftsführer

Wenn der Kunde billiges Fleisch wolle, dann bekomme er billiges Fleisch, so Habel. Deshalb sieht er im Weinbau ein großes Vorbild, dort konnte man diesen Trend nämlich umkehren und einen Markt für hochwertigen Wein aus Österreich schaffen. Beim Schinken sei es sein Ziel, zu den Besten der Welt zu gehören. »Das soll jetzt nicht arrogant klingen, der Weg ist das Ziel«, schmunzelt Habel. Dass er in gewisser Weise schon angekommen ist, zeigt die Fachzeitschrift »Beef«. Dort wurde der Vulcano-Schinken zu den sieben besten Schinken der Welt gezählt. Sein Markt bleibt jedoch eine Nische. Zwischen 10.000 und 12.000 Schinken produziert er pro Jahr. Verwendet werden ausschließlich Hinterbeine. Das macht 5.000 bis 6.000 Schweine, die jedes Jahr in seiner Manufaktur verarbeitet werden. Geschlachtet wird alle drei Wochen. Österreichweit werden maximal 50.000 Rohschinken produziert. Eine Summe, die den großen Produzenten in Spanien und Italien gerade einmal ein müdes Lächeln kostet. Der mit den Schweinen spricht Im Stall angekommen, merkt man, Habels Schweine fühlen sich sichtlich wohl. Nicht nur weil die Besucher der Manufaktur die Schweine mit frischen Eiern füttern können und sie über entsprechenden Auslauf verfügen. Wenn Franz Habel in den Schweinestall kommt, dann spricht er mit den Tieren, als wären sie alte Freunde. Was zuerst wie ein Marketinggag klingt, ist Habel aber wirklich wichtig. »Wenn es zur Schlachtung geht, komme ich noch einmal in den Stall. Die Tiere kennen mich und ich verabschiede mich noch einmal von ihnen und erkläre was jetzt passiert«, erklärt Habel. Außerdem verbringen sechs Schweine ihr Gnadenbrot auf dem Bauernhof. Sie kennt Habel beim Namen und kann sogar kleine Kunststücke mit ihnen vorführen. »Brandy wurde von den Feuerwehrmännern so benannt, weil sie den Brand

überlebt hat«, erzählt er und füttert Brandy ein Ei, nicht bevor sie sich zu ihm hingesetzt hat. Auf dem Weg zurück zum hauseigenen Feinkostladen erzählt Franz Habel von seinem Produkt, dem Rohschinken: »Ich habe viel in Italien, Frankreich und Spanien recherchiert.« Von dort kommen die meisten Rohschinken und vieles macht Habel ähnlich, aber nicht gleich wie die großen Vorbilder. »Das Futter ist ausschlaggebend für die Qualität des Schinkens. Mais ist ein gutes Futtermittel, hat aber einen nicht so guten Einfluss auf das Fett wie Getreide, speziell der Roggen. Wir füttern daher viel Roggen und kommen daher auch auf einen höheren Fettgehalt. Wenn es ums Salzen geht, sagen die Italiener, dass der Schinken so lange im Salz liegen muss, wie er schwer ist. Wir ziehen davon ein oder zwei Tage ab. Das macht den Schinken bekömmlicher. Wir verwenden außerdem weniger Gewürze. Es kommen nur Meersalz, Pfeffer, Wacholder und Koriander an den Schinken.« Wichtig sei auch die Reifetemperatur. Durch die guten Rohprodukte könne der Vulcano-Schinken nämlich bei relativ hohen 24 Grad Celsius reifen. Das würde sehr viel Einfluss auf die Geschmacksentwicklung geben. Beim Verkosten des Schinkens verrät Franz Habel den Gästen aus Oberösterreich noch schnell einen Trick. »Nehmt ein Stück Schinken in den Mund, genießt es kurz und schluckt es dann gemeinsam mit ein bisschen Wein hinunter. Ich weiß, wir haben gelernt, dass man zuerst schluckt und dann trinkt, aber das Geschmackserlebnis ist besonders toll«, versichert er. Inzwischen ist es schon Nachmittag geworden. Das Interview hat dreieinhalb Stunden gedauert. Franz Habel muss jetzt endgültig los, doch nicht das Büro, sondern der Schweinestall wartet. Ob er den ungeliebten Budgetplan an diesem Tag noch einmal angeschaut hat, darf bezweifelt werden, zu wichtig ist ihm der Teil seiner Arbeit, der sein Unternehmen zu dem gemacht hat, was es ist. Und dieser Teil grunzt nun einmal im Schweinestall und piepst nicht wie ein Computer.

Vulcano Fleischmanufaktur 8330 Auersbach, Eggreith 26 Telefon: +43 3114 2151 vulcano.at Habels Vulcano-Schinken ist in Graz unter anderem bei Frankowitsch in der Stempfergasse erhältlich.

Fazit Dezember 2013 /// 73


Fazitserie Europa wählt Teil 1

Von Michael Thurm Mitarbeit: Johannes Tandl und Christian Klepej

Europa wählt sich ab

Weder bei Wählern noch bei Politikern ist es so wirklich angekommen: In fünf Monaten sind Europawahlen. Und sie könnten zu einem Desaster für all jene werden, die in der Europäischen Union noch immer ein glanzvolles Zukunftsprojekt sehen.

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owohl in Deutschland als auch in Österreich ist die oberste Ebene der Politik damit beschäftigt, sich selbst neu zu finden. Das Wahlergebnis hat in beiden Ländern eine große Koalition auf den Weg gebracht und nun versucht jeder, neben dem Besten fürs Land auch das Beste für sich und seine Partei durchzusetzen. Das kann noch bis Weihnachten dauern. Und vorher wird es bei den europapolitischen Positionen und Personen kaum Regungen geben.

Dabei ist es die erste Europawahl nach Ausbruch der Krise und es geht um viel. Bei der letzten Wahl 2009 war die Eurokrise noch nicht in ihrer durchschlagenden Dimension zu erkennen. Diesmal geht es vor allem darum, welche Bedeutung die EU künftig im Verhältnis zu den einzelnen Nationalstaaten haben wird. Wer trifft die wichtigen Entscheidungen? In der politischen Elite gilt allgemeiner Konsens, »die Integration zu vertiefen«, »mehr Europa zu wagen« – das heißt stärkere Regulierung, deutlichere Eingriffe in Budget- und Steuerhoheit und weniger Subsidiarität. Also weniger Macht für die einzelnen Nationalstaaten, mehr Macht bei der EU, vor allem bei EU-Kommission und Europäischem Rat, dem Zusammenschluss der einzelnen Regierungschefs.

Von den optimistischen Grünen über die verwaltenden Parteien der Mitte bis zu den positivistisch-kritischen Liberalen, die es in vielen Ländern und seit der letzten Wahl auch im Nationalrat gibt, sagen alle »ja« zu mehr Europa. Änderungsbedarf sehen wenige, es spießt sich lediglich an der Frage, wie bestimmte Regulierungen (vor allem für den Finanzmarkt) durchgeführt werden. Doch trotz der höheren Absichten dieser Parteien, die EU zu verbessern, bürgernäher zu machen etc., trotz all dieser löblichen Vorhaben werden diese Parteien die Wahl im Mai verlieren – egal wie viele Prozente sie im Einzelnen gewinnen mögen. Denn die

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Wahlbeteiligung, die schon bei der letzten Europawahl im Jahr 2009 nur bei 43 Prozent lag, wird noch weiter sinken. Und das hat gute Gründe:

1. Schwaches Personal Es ist zwar keine bewiesene, aber doch eine begründete Hoffnung, dass eine stärkere Personalisierung der europäischen Politik und dem Projekt EU nützen würde. Eine direkt gewählte Kommission (oder zumindest ein direkt gewählter Kommissionspräsident) steht seit Jahren zur Diskussion. Politische Realität sind aber der Kompromisskandidat als Kommissionspräsident: Manuel Barroso, Chefdiplomatin Catherine Ashton und der Präsident des Europäischen Rates Herman Van Rompuy. Die beiden letztgenannten EU-Spitzenpolitiker sind fantastische Diplomaten, geschickt darin, Politik in den Hinterzimmern zu gestalten und zu verhandeln, aber leider völlige Fehlbesetzungen für die wichtige Aufgabe, die europäische Politik zu repräsentieren und zu erklären. Kurz gesagt: Der Wähler mag sie nicht. Erst recht nicht, weil er sie nicht einmal direkt wählen darf. Nur einige wenige Ausnahmen haben sich im Europaparlament einen Namen gemacht: Der EU-kritische Nigel Farage, der Großbritanniens Austritt ebenso vehement fordert wie die Abschaffung der gesamten EU-Bürokratie, ist populärer Vertreter derjenigen, die keine Vertretung in Brüssel und Straßburg wollen. Der deutsche Martin Schulz hat, seit er 2012 das Amt des Parlamentspräsidenten übernahm, viel an Einfluss und Anerkennung gewonnen. Er ist einer der wenigen, der sich noch traut, seinen Glauben an die Institutionen der EU überzeugend zu formulieren. Die vielen Abgeordneten des Parlaments kämpfen mit einem Mangel an medialer Aufmerksamkeit und dem eigentlich ja erfreulichen Phänomen, dass es auf europäischer Ebene fast nie


Europa wählt

ein Abgeordneter, eine Fraktion oder ein Land allein ist, das eine Initiative durchsetzen kann. Jeder politische Erfolg ist der Erfolg eines Gruppenprozesses. Das ist sinnvoll und verständlich, schmälert in der medialen Logik aber die Aufmerksamkeit für Themen und Initiatoren. Viele andere Proponenten wirken trotz prominenter Ämter schwach: Zahlreiche Kommissare sind vor allem in ihrer Funktion, damit sie auf nationaler Ebene nicht mehr stören und trotzdem versorgt sind (z.B. Johannes Hahn und Günther Oettinger), und auch dem Kommissionspräsidenten mangelt es an Überzeugungskraft und erkennbarem Gestaltungswillen. In Summe ist da viel Schatten und wenig Licht

den Exporten in den Süden beruht, kaum verbreitet. Gleichzeitig ist die Bereitschaft der Südeuropäer, sich auf diese Art und Weise helfen zu lassen – politische und wirtschaftliche Entmündigung –, auf schwache Eliten beschränkt. Auftritte des spanischen Premiers Mariano Rajoy und des italienischen Ministerpräsidenten Enrico Letta in Deutschland, bei denen diese Seite an Seite mit den Repräsentanten der Geberländer die Notwendigkeit von Eurohilfen erläutern, haben äußersten Seltenheitswert. Besuche in Österreich finden – wenn überhaupt – nur in den Kreisen geladener Gäste statt. Ist das noch Feigheit oder hat das schon Methode?

Zu selten ist Europa eine willkommene Ergänzung zur nationalen Identität und Souveränität. Die Betroffenen haben kaum eine Möglichkeit, sich an entscheidender Stelle demokratisch zu wehren. Die Einführung der Bürgerbefragung ist gut gemeint und löblich, ist aber nur für NGOs und Gewerkschaften eine Option. Für die große Masse der unorganisierten Männer und Frauen schlagen zuallererst direkt ökonomische Auswirkungen durch. Und die sind vor allem im Süden Europas im Moment negativ. Die höheren Löhne, die der Euro mit sich gebracht hat, bezahlen heute viel zu viele mit Arbeitslosigkeit, während in Mitteleuropa bei sinkenden Reallöhnen trotz wachsender Wirtschaft zumindest die Arbeitsplätze gesichert wurden.

Eine europäische Wirtschafts- und Freihandelszone mit gemeinsamer Währung verlangt aber überstaatliche Eingriffe in die Souveränität der einzelnen Länder. Dafür sind die meisten Europäer nur (noch) nicht bereit. Ebenso wenig für das Tempo der Erweiterung. So gut gemeint die Pläne und Visionen der europäischen Spitzenpolitiker sind, sie scheitern an der eigenen Größe und dem Glauben, diese Größe kleinregulieren zu können. Ja, der militärische Frieden zwischen den Mitgliedsländern wurde in einer Art und Weise gesichert, die nach dem Zweiten Weltkrieg kaum zu glauben war. Aber in den letzten zwanzig Jahren wurde dafür der soziale Friede innerhalb der Union fahrlässig gefährdet.

2. Fehlende Identifikation Die europäische Identität ist nur in den Köpfen der Elite, der Globalisierungsgewinner und der Erasmus-Studenten eine Bereicherung zur eigenen nationalen Identität. Viele nehmen die EU (und mit ihr auch viel zu oft Europa) als Bedrohung wahr. Sie sehen medial gehypte Verbote im täglichen Leben, sie sehen ihre eigenen Regierungen im großen Machtkarussell der EU zu oft untergehen. Der Einfluss auf das Geschehen schwindet, nicht einmal die Zusammensetzung der Regierung lässt sich mit der Europawahl direkt bestimmen. Dieses demokratische Defizit wird von vielen nicht im Detail durchschaut, in der Konsequenz aber meist sehr richtig eingeschätzt.

Streng ökonomisch werden also die Niedriglöhner am hiesigen Fließband gegen die Arbeitslosen im Süden ausgespielt. Das wird im Detail nicht von allen Betroffenen nachvollzogen, wohl aber – unterstützt von einer mitunter vulgär EU-kritischen Presse – gespürt. Und auch da gilt: Es mangelt an Möglichkeiten, darauf mittels seines Stimmzettels Einfluss zu nehmen. Die Zahl und Bedeutung der griechischen Abgeordneten im Europaparlament ist nicht irrelevant, ihr Einfluss auf die europäische Politik, die in Griechenland gemacht wird, allerdings minimal. Cui bono – wem nützt es? Das Wahlergebnis wird wahrscheinlich den Euro-kritischen Parteien von ganz links und ganz rechts nutzen, viel mehr noch ihren Ideen. Ein Europäisches Parlament, das nur von 40 oder weniger Prozent der Wahlberechtigten gewählt wird, und eine Kommission, die nach wie vor von Regierungschefs bestimmt wird, können daraus nur eine minimale Machtlegitimation ableiten. Die Bereitschaft der Nord- und Mitteleuropäer zur finanziellen Solidarität ist gering bis nicht vorhanden, die wirtschaftstheoretische Einsicht im Norden, dass der eigene Wohlstand auch auf

Wohin mit der EU? Wir sind als Redaktion von der europäischen Idee überzeugt: Sie eint einen ebenso vielfältigen wie beeindruckenden Kulturraum, die EU könnte zum weltweiten Technologieführer werden, sie ist weltweit Vorbild für demokratische Teilhabe, persönliche Freiheit und Solidarität über einen solch langen Zeitraum und bei solch unterschiedlichen Mitgliedern. Gleichzeitig sehen wir ihre Schwächen: der zu früh eingeführte Euro, der Länder wie Griechenland in der finanziellen Abhängigkeit hält, die viel zu gut gemeinten Regulierungstendenzen, aus denen heraus die EU-Kommission immer wieder Kompromisse zwischen Lobbys und Bürgerinteressen in Gesetze zu schreiben versucht, die besser nicht geschrieben werden.

Fünf Ausgaben bleiben uns bis zur Wahl. Das sind fünf Fazit-Ausgaben, in denen wir die Länder, in denen gewählt wird, vorstellen. Der Zusammenschluss der europäischen Nationalstaaten in einer politischen und wirtschaftlichen Union kann nur gelingen, wenn der einzelne Staat zum Projekt passt und sich nicht erst anpassen muss. Um zu zeigen, wie wichtig, wie vielfältig und vor allem wie eigensinnig die derzeitigen Mitgliedsländer der Europäischen Union sind, stellen wir Ihnen in den Ausgaben bis zur Wahl jedes Land mit einem speziellen Fokus vor. Wir werden Verbindendes und Trennendes beschreiben. Wir werden versuchen, die politischen, ökonomischen oder kulturellen Bedeutsamkeiten herauszuarbeiten.

Dabei werden wir immer unvollständig und wohl auch einseitig porträtieren. Hoffentlich aber so, dass Sie am Ende dieser Serie ein Bild davon haben, was zur Wahl steht: nämlich das größte und ungewöhnlichste politische Bündnis unserer Zeit. Vielfältiger als das Römische Reich, diversifizierter als das britische Commonwealth. In Summe: alles andere als eine natürlich gewachsene Einheit – deren Potenzial im globalen Zusammenhang natürlich enorm ist, aber eben immer nur so klein wie die Bereitschaft ihrer Mitglieder, nicht wie der Wille der Eliten. Fazit Dezember 2013 /// 75


Europa wählt Großbritannien

Großbritannien. Zwischen den Extremen G

roßbritannien ist europapolitisch tief gespalten. Nicht, wie man vermuten könnte, in EU-Anhänger und Euroskeptiker – diese beiden Positionen haben wir anhand der Reden von bekannten Proponenten rechts und links dargestellt –, sondern die große Mehrheit der Briten ist hin und hergerissen zwischen dem Glauben, dass es doch besser wäre, sein eigenes Ding zu machen, und der Einsicht in die Zweckmäßigkeit der EU. Die meisten Briten würden nicht einer der beiden Extrempositionen recht geben, sondern beiden zum Teil. Der Euro gilt den meisten Briten, vor allem am Finanzplatz London, als Schierlingsbecher. Da ist es fast realistischer, dass die immer wieder aufs Neue diskutierte Souveränität Schottlands Wirklichkeit wird. Über

diese könnte bereits im Herbst 2014 abgestimmt werden und nicht wenige Beobachter vermuten, dass damit auch gleich eine Abstimmung über den Verbleib in der EU verknüpft wird. Noch will die konservative Regierungspartei mit einem Referendum über den Verbleib in der EU bis 2017 warten – dass es kommen wird, darüber sind sich inzwischen alle Parteien einig. Die Union tut gut daran, Großbritanniens Widersprüchlichkeit zu akzeptieren und das Land nicht durch Kompromisslosigkeit aus der EU zu vertreiben. »Take it or leave it« ist kein gutes Verhandlungsprinzip in der Politik. Im Gegenteil, wir sollten froh sein, eine ebenso kritische wie im Kern pro-europäische Nation integriert zu haben.

Das Land in Zahlen Einwohner: 60,6 Millionen Wahlbeteiligung bei der letzten EU-Wahl: 34,7 % Durchschnittsalter: 39,3 Jahre Mobiltelefone auf 1.000 Einwohner: 869 Häftlinge auf 1.000 Einwohner: 1,38

H

eute ist der 5. November, ein großer Festtag in England. Vor etwas mehr als 400 Jahren gab es einen Versuch, das Parlament in die Luft zu sprengen und unsere Verfassung zu zerstören. Das war ein heftiges Vorgehen, Sie haben natürlich eine dumpfe und technokratische Herangehensweise an solche Dinge. Sie und Ihre Kollegen sprechen über E-Initiativen und was Sie gegen die Arbeitslosigkeit machen wollen. Aber die Realität ist: Nichts in dieser Union wird besser. […] Etwas sehr Dramatisches wird in der dritten Maiwoche nächsten Jahres geschehen. Aber man kann es stoppen. Sie können diese dunklen Kräfte stoppen, die Sie ins Parlament strömen sehen. Indem Sie offen zugeben, dass jetzt die Zeit gekommen ist, um diese Institutionen zu legitimieren. Und zwar indem Sie freie und faire Abstimmungen in den Mitgliedsländern durchführen lassen, ob Ihr Amt überhaupt existieren soll. Die Franzosen und Niederländer haben gesagt: Herr Van Rompuy, Sie sollten nicht existieren. Sie haben Einspruch erhoben und Sie machen unabhängig davon weiter. […] Vielleicht werden Sie, Herr Van Rompuy, meine Bitten um ein Referendum ignorieren und einen Angriff auf mich und die Euroskeptiker starten. Vielleicht machen wir diese Wahl dann zu einer wirklichen europäischen Wahl. Aber ich warne Sie, die Sprache, die Sie und der Rest der Europäischen Kommission gebrauchen, ist nicht die Sprache, die gewöhnliche Menschen sprechen. Das ist nicht, wie sie fühlen. Lasst es uns nächsten Mai auf dem Schlachtfeld ausfechten! Nigel Farage, Abgeordneter zum Europaparlament für UKIP (rechtspopulistische Unabhängigkeitspartei) am 5. November 2013 im Europaparlament zu Ratsvorsitzendem Herman Van Rompuy

76 /// Fazit Dezember 2013

Ich bin für Europa – das ist keine große Offenbarung, ich weiß. Aber manchmal muss man es sagen, klar und eindeutig. Die isolationistischen Kräfte in Großbritannien sind auf dem Vormarsch, […] vertraute Schlagzeilen in einigen unserer Zeitungen machen die britischen Probleme an Brüssel fest: zu viel Einwanderung, zu viel Kriminalität, zu viel Bürokratie. Und jedes Mal, wenn Europa wieder im Rampenlicht steht, übertönt ihre Feindseligkeit – diese negative Reaktion auf alles, was aus Kontinentaleuropa kommt – die anderen Stimmen in dieser Debatte. Pro-Europäer müssen eine gewisse Verantwortung dafür übernehmen. Die gemäßigten und vernünftigen Stimmen waren zu leise – bis jetzt. Aber wir können uns diese Stille nicht mehr leisten. […] Lassen Sie es mich ganz klar sagen: Die EU zu verlassen, wäre wirtschaftlicher Selbstmord. Man kann nicht genug betonen, wie viel Schaden das dem britischen Wohlstand zufügen würde. Drei Millionen britische Arbeitsplätze sind mit dem Binnenmarkt verbunden. Als Mitglied sind wir Teil des weltweit größten Marktplatzes, bestehend aus 500 Millionen Menschen. Die EU ist jetzt die größte Volkswirtschaft der Welt – noch vor den Vereinigten Staaten – und wir treiben dort rund die Hälfte unseres gesamten Handels. […] Vor zwei Wochen war ich in Washington. Wollten die Amerikaner über den Handel zwischen den USA und dem Vereinigten Königreich diskutieren? Nein – sie wollten verständlicherweise über das große Geld reden, über die Abkommen zwischen der EU und den USA. Die Amerikaner schätzen ihre alte Freundin Großbritannien als Brücke nach Europa mehr als alles andere. […] Und ich sage dies alles als Pro-Europäer – denn wir sind jetzt die wahren Reformer. Ich sage das als jemand, der die Beziehung zwischen der EU und Großbritannien verändern und verbessern will. Ich bin ehrgeizig bei dem, was erreicht werden kann, weil ich glaube, dass wir dann am besten sind, wenn wir offen und nach außen gewandt sind – reicher, stärker, sicherer und umweltfreundlicher. Wenn Sie das glauben, ist es an der Zeit, dies auch zu sagen. Engagieren Sie sich für ein stolzes Großbritannien in einer besseren EU. Engagieren Sie sich für den Verbleib in der EU, denn das ist im Interesse Großbritanniens. Ich werde es tun und ich hoffe, Sie auch. Nick Clegg, Vizepremier des Vereinigten Königreiches von den liberalen Demokraten in seiner Grundsatzrede im Oktober 2013


Europa wählt Polen

V

on den Staaten, die jenseits des Eisernen Vorhangs lagen, galt nach dem großen EU-Beitritt der Osteuropäer 2004 lange Zeit Tschechien als erfolgreichster Staat auf dem Weg zu westlichen Lebens- und Industriestandards. Inzwischen hat Polen, sechstgrößtes Land der EU, aufgeholt. Weder von der Budget- noch der Eurokrise hat das industriell geprägte Land viel gespürt – Wachstum und Arbeitslosenzahlen blieben konstant. Wir sprachen mit dem polnischen Botschafter in Österreich, Artur Lorkowski.

Herr Botschafter, es gibt eine traditionelle Nähe zwischen Polen und Österreich. Trotzdem geht bilateral im Moment nicht viel weiter. Wo sehen Sie die gemeinsamen Interessen von Polen und Österreich? Ich glaube, dass die EU-Ebene zahlreiche Möglichkeiten bietet, um die Zusammenarbeit zu intensivieren. Eine gemeinsame Europapolitik könnte ein Projekt sein, bei dem wir viel weiterbringen, und ich sehe es auch als meine Aufgabe, diesbezüglich etwas zu bewegen.

Für Sie ist die Kooperation auf EU-Ebene wichtiger als die bilateralen Beziehungen? Die bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und Polen sind ohnehin perfekt. Dazu braucht man keinen Botschafter. Meine Aufgabe ist es, die Räume auszuloten, wo wir am meisten bewegen können. Und das ist die europäische Ebene. Wo können die beiden Staaten Europa weiterbringen? Da ist zum Beispiel die Industriepolitik. Polen ist das EU-Land mit dem höchsten Industrieanteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Österreich ist Zweiter und Deutschland Dritter. Daher sollten wir bei EU-Fragen der Industriepolitik gemeinsame Standpunkte vertreten.

Ist die Reindustrialisierung der EU auch einer Ihrer persönlichen europapolitischen Eckpfeiler? Ich halte es für einen großen Fehler, zuzulassen, dass heute Industrie-Arbeitsplätze nach außen abwandern. Wir sollen Waren exportieren, nicht die Arbeitsplätze! Das Land in Zahlen Einwohner: 38,5 Millionen Wahlbeteiligung bei der letzten EU-Wahl: 24,5 % Durchschnittsalter: 37 Jahre Mobiltelefone auf 1.000 Einwohner: 676 Häftlinge auf 1.000 Einwohner: 2,05

Foto: Michael Thurm

Artur Lorkowski, Botschafter der Republik Polen in Österreich

Ist Polen noch immer gewillt, den Euro einzuführen? Die Frage ist, ob die Eurozone überhaupt dazu bereit ist, die Polen aufzunehmen. Wir sind ein großes Land mit 40 Millionen Menschen in der Mitte Europas. Die Frage ist nicht ob, sondern wann Polen den Euro einführen will.

Aber glauben Sie nicht, dass Sie mit der Einführung des Euro die Wirtschaftsfähigkeit des Landes gefährden würden? Es gibt Spezialisten, die sagen, wir sollen auf den Euro verzichten. Ich meine auch, dass die Einführung des Euro für die Wettbewerbsfähigkeit von Polen nicht so günstig wäre. Andererseits hat sich die Regierung dafür entschieden, dem Euroraum beizutreten. Aber der polnische Euro-Beitritt muss gut für Europa und für Polen sein. Nächstes Jahr sind Europawahlen und überall in der EU fürchtet man sich davor, dass nationalistische, antieuropäische Kräfte die stärkste Fraktion werden. Wie würden Sie diesbezüglich die Partei »Recht und Gerechtigkeit« von Jaroslaw Kaczyński einstufen? 63 Prozent der Polen sind für Europa und für die Mitgliedschaft von Polen in der EU. In Polen lohnt es nicht, antieuropäische Stimmungen anzuheizen. Daher gibt es in Polen auch keine antieuropäische Partei.

Polen. Selbstbewusster Nachzügler Eine besorgniserregende Zahl ist dennoch die Wahlbeteiligung bei den Europawahlen. Sie lag in Polen bei den letzten beiden Wahlen unter 25 Prozent. Wenn die Polen so europafreundlich sind, warum gehen sie dann nicht zur Europawahl? Die Antwort könnte sein, dass die Leute keine Verpflichtung verspüren, an der Wahl teilzunehmen, wenn es Europa gut geht. Eine andere Antwort könnte sein, dass die Polen nicht das Gefühl haben, dass das EU-Parlament Entscheidungen trifft, die für sie wichtig sind. Wir müssen die Leute daher davon überzeugen, dass die Politik, die in Brüssel gemacht wird, ihr Leben entscheidend beeinflusst. Ich nenne da etwa die Energiepreise. Die hängen sowohl in der Steiermark als auch in Polen von Entscheidungen ab, die auf europäischer Ebene getroffen werden. Es gibt also einen direkten Zusammenhang zwischen dem, was in Brüssel passiert, und den Rechnungen, die wir jeden Monat zahlen müssen. Nun ist es kein Zufall, dass ausgerechnet Donald Tusk als möglicher Kommissionspräsident und Nachfolger von José Manuel Barroso gehandelt wird. Halten Sie das erstens für wahrscheinlich und zweitens für wünschenswert? Die Frage ist, ob Donald Tusk Polen nicht weiter modernisieren sollte. Und ob diese Kontinuität für Polen nicht wichtiger wäre als ein polnischer EU-Kommissionspräsident. Herr Botschafter, danke für das Gespräch.

Fazit Dezember 2013 /// 77


Europa wählt Deutschland

Deutschland. Macht und Motor

GER 2013 PETER ROSEG d

g von Gestern un Die Verknüpfun leben, uhm und Alltags Heute, von Weltr eation ng und neuer Kr von Überlieferu sjahr segger-Jubiläum – das heurige Ro ickfeldes: rung unseres Bl lädt zur Erweite en, en, Veranstaltung mit Ausstellung tzt le sen und nicht zu kritischen Diskur nem -Sonnenbrille, ei mit der Rosegger en al ukt mit region exklusiven Prod . emäßem Design Wurzeln und zeitg

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D

as größte und mächtigste Land der Union war noch vor zehn Jahren der kranke Mann Europas, und noch einmal sechzig Jahre früher sogar der Grund, warum die Vorläufer der Europäischen Union gegründet wurden. Nur wenn Deutschland fest in einem politischen und ökonomischen Verbund mit seinen Nachbarn steckt, lasse sich die Kriegsgefahr, die von Deutschland ausgehe, minimieren. Das ist das große Narrativ für die Europäische Union und den Euro, den die Franzosen als Zugeständnis für die deutsche Wiedervereinigung forderten. Heute hat Angela Merkel als deutsche Bundeskanzlerin ganz ohne militärische Gebärden eine unangefochtene Machtposition. In Europa muss sie sich von der zwangsläufigen Dominanz, die das wirtschaftlich so starke Deutschland hat, oft distanzieren. Jeder Anspruch auf etwaige Durchgriffsrechte gegenüber den Ländern, die Transferleistungen empfangen, würde die politischen Partner zu neuen Allianzen gegen das übermächtige Deutschland bewegen. Merkel ist das ebenso bewusst wie die Tatsache, dass die gute Wirtschaftslage erheblich von den verhältnismäßig niedrigen Löhnen im Inland und den Exportüberschüssen in die EU-Staaten abhängt. Fast 70 Prozent der deutschen Exporte gehen ins EU-Ausland und das Geld von dort nach Deutschland. Weil die EU-Kommission damit rechnet, dass der deutsche Exportüberschuss bald konstant über sechs Prozent liegt, droht die Kommission sogar schon mit Strafzahlungen. Denn die EU-Richtlinien schreiben vor, dass ein so hoher Exportanteil sanktioniert wird, schließlich gefährdet er das wirtschaftliche Gleichgewicht innerhalb der Union. Dahinter steckt auch die Angst, dass ein immer stärkeres Deutschland eine noch größere Rolle einnimmt und den anderen Staaten keine Märkte bleiben, auf denen sie erfolgreich aktiv sein können. Hauptproblem dabei ist, dass ein politisch wie ökonomisch schwaches Frankreich momentan kein Gegengewicht zu Deutschland bildet. Die EU bleibt also die einzig wirksame und organisierte Einflusssphäre der europäischen Nachbarländer auf ihren Klassenprimus.


Europa wählt Deutschland

Deutsche Größe

Das ist nicht des Deutschen Größe Obzusiegen mit dem Schwert, In das Geisterreich zu dringen Männlich mit dem Wahn zu ringen Das ist seines Eifers wert. Schwere Ketten drückten alle Völker auf dem Erdenballe Als der Deutsche sie zerbrach, Fehde bot dem Vatikane, Krieg ankündigte dem Wahne, Der die ganze Welt bestach.

Höhern Sieg hat der errungen, Der der Wahrheit Blitz geschwungen, Der die Geister selbst befreit. Freiheit der Vernunft erfechten Heißt für alle Völker rechten, Gilt für alle ew‘ge Zeit.

Das Land in Zahlen Einwohner: 82,4 Millionen Wahlbeteiligung bei der letzten EU-Wahl: 43,3 % Durchschnittsalter: 52,6 Jahre Mobiltelefone auf 1.000 Einwohner: 842 Häftlinge auf 1.000 Einwohner: 0,97

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Friedrich Schiller (1759–1805), deutscher Dichter und Dramatiker Aus dem Gedichtentwurf »Zur Feier der Jahrhundertwende«

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Ein Mensch ist immer das Opfer seiner Wahrheiten. Albert Camus hätte im November seinen 100. Geburtstag gefeiert.

Bepreiset die Kunst und bildet Urteile! F

Es darf gelacht werden

Die Zauberflöte ist die meistgespielte Oper in Österreich. Und trotzdem lohnt es, sie in der neuen Grazer Inszenierung anzuschauen.

D

ie Melodien, die Wolfgang Amadeus Mozart für diese Oper geschrieben hat, sind längst in vielen Köpfen verankert. Von der albernen Vorstellung des Vogelfängers Papageno über das eindrückliche Duett der Priester – »Entweiht ist die heilige Schwelle, Hinab mit den Weibern zur Hölle!« – bis zur immer aufs Neue berührenden Arie der Königin der Nacht, in der sie ihre Tochter zum Mord anstiftet. Es könnte einem zu den Ohren herauskommen und kommt doch nicht: Diese Oper ist so eindrücklich, so bunt und laut und so einfach zu verstehen, dass sie gerade für Opernneulinge immer wieder aufgeführt werden muss. Was für das Theater Faust und Hamlet sind, ist der deutschen Oper die Zauberflöte. Die ironische Modernisierung durch die französische Regisseurin Mariame Clément geht leider erst im zweiten Akt wirklich auf, sorgt aber dafür, dass die Zauberflöte an der Grazer Oper auch für Kenner noch einen Besuch wert ist. Ohne allzu viel Klamauk wird die leicht antiquierte Handlung des Stücks – der Mann ist allein durch eine Frau an seiner Seite zu beglücken – mit viel Witz aufgefrischt. Dass das gesamte Ensemble dabei selbstverständ80 /// Fazit Dezember 2013

lich zwischen Humor und Tragik, Schauspiel und Gesang changiert, ist eine beeindruckende Leistung: Yosep Kang bestand glänzend in der schwierigen Rolle des Tamino. Tatjana Miyus (Papagena) und Hila Fahima (kurzfristig als Königin der Nacht eingesprungen) sorgten mit ihren Arien für Szenenapplaus. Wilfried Zelinka stach mit seinem sanften Bass in der Rolle des blind tastenden Sarastro heraus und bildete das nötige Gegengewicht zum heiteren Papageno von Andrè Schuen. Dirigent Dirk Kaftan gelang es wieder einmal, mit seinem Orchester Akzente zu setzen: Mit minimalen Variationen innerhalb der bekannten Melodien steigerte er Tempo und Intensität der Mozart-Oper – und wurde zu Recht bejubelt. -mtDie Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart und Emanuel Schikaneder (Libretto). Weitere Vorstellungen am 24. und 30. November sowie 12., 18. und 28. Dezember. Unterschiedliche Anfangszeiten. oper-graz.com

örderpreise sind so eine Sache: Künstler treten mit ihren Werken, die sich wie die sprichwörtlichen Äpfel von Birnen unterscheiden, gegeneinander an. Und das, weil es um viel Aufmerksamkeit und Geld geht. Die Rede ist nicht von der Großen Chance des ORF, sondern vom Förderungspreis des Landes Steiermark. Für diesen wurde gerade die Ausstellung der besten zehn Künstler im Kunsthaus eröffnet. Der Preisträger für die 10.000 Euro ist bei Redaktionsschluss zwar noch nicht bekannt, wohl aber der Sinn eines solch öffentlich finanzierten Preises: Er soll Künstlern, die auf dem Kunstmarkt noch nicht überleben können, etwas finanziellen Freiraum und vor allem Aufmerksamkeit verschaffen. So weit, so gut. Dass es bei diesem Wettbewerb 200 Einreichungen gab, von denen nur zehn durch den polnischen Kurator Jaroslaw Suchan für die Ausstellung im Kunsthaus ausgesucht wurden, ist eine erste qualitative Hürde. Diese Auswahl, deren Treffsicherheit wir in Unkenntnis der 190 anderen Künstler nicht beurteilen können, schützt natürlich nicht davor, dass auch die eine oder andere Kunstsimulation und so manche – eben nur vermeintlich künstlerische – Infantilität aufs Podest gestellt bzw. an die Wand gehängt wird. Das gehört dazu und im Kern geht es ja darum, das Gute und Förderungswürdige zu finden, das sich von den anderen abhebt. Weil es auffällt und anregt. Sinnlich oder intellektuell – das ist dann tatsächlich Geschmackssache. Ein sympathischer Zug ist es, dass der diesjährige Hauptpreis durch eine Publikumsabstimmung vergeben wird bzw.


Alles Kultur

Das Kunstwerk »Pinker Schnee« von Angelika Loderer:

Die Römer dürfen wieder spinnen

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chon die Vorwörter von Albert Uderzo und Anne Goscinny zum neuesten Asterix-Band zeigen das Dilemma auf, vor dem die Serie seit dem Tod von René Goscinny im Jahr 1977 steht. Die Tochter des großen französischen Comictexters lobt darin »das gewaltige Talent«, mit dem Uderzo der Erinnerung an Goscinny immer gerecht geworden sei. Nun hat der wunderbare Zeichner Albert Uderzo selbstverständlich unvorstellbar viel Talent; nur eben als Zeichner. Und wenig bis gar keines als Geschichtenerzähler. Die Alben, die Uderzo alleine verantwortete, fielen allesamt – bis auf die ersten drei, die offenbar noch gemeinsam konzipiert wurden – ungeheuer von den ersten 23 Bänden ab und wurden von Mal zu Mal flacher und einfallsloser. Nun hat ein neues Team die Comicserie um den kleinen Gallier und seinen dicken Freund übernommen, die beiden Franzosen Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnungen). Und ihr erstes Album »Asterix bei den Pikten« erscheint als kleiner Silberstreif am gallischen Horizont. Ferri und Conrad können zwar (noch) lange nicht an die großen Asterixalben der Neunzehnsechziger und -siebziger anschließen, zeigen aber zumindest großes Potenzial auf, das in ihnen steckt. Zeichnerisch ist Conrad ein perfekter Handwerker; bis auf zwei, drei Panels, die

Asterix eher tollpatschig aussehen lassen, hat er das Uderzosche Universum gut im Strich. Bei der Schaffung neuer Charaktere ist die Hand noch etwas unsicher, die Hauptfigur, der Pikte »Mac Aphon«, erscheint eher als farblose Kopie einer Figur von Uderzo aus einer anderen Comicwelt, dem Indianer »Umpah-Pah«. Und auch die Riesenseeschlange »Fafnie« geht gerade noch als nett durch, wenn man weiß, wer die große Schwester von »nett« ist. Geschichte und Text sind bei weitem nicht so dünn wie in den letzten zehn Alben; zwei-, dreimal sorgen sie sogar für ein kleines Lächeln beim geneigten Leser. Alles in allem ein gelungener Neustart. Wenn sich die zwei auch nicht mehr ganz jungen Künstler – beide sind Jahrgang 1959 – ordentlich von Albert Uderzo und vor allem von Anne Goscinny emanzipieren können und einen eigenen Weg mit eigenen Abenteuern in und um das kleine gallische Dorf bestreiten, steht neuen großen Geschichten nur mehr wenig im Weg. Wir wollen es hoffen. -cakFotos: Werner Kmetitsch (Oper Graz), UMJ/N. Lackner, Les Éditions Albert René

wurde. Ein öffentlich finanzierter Preis soll auch öffentlich vergeben werden. Die Gefahr, die hochgeistige Kunstkritiker sehen, dass damit der Beliebigkeit und Gefälligkeit Tür und Tor geöffnet wird, ist nahezu absurd. Denn Kunst darf und soll natürlich gefallen – und Aufgabe eines Kunsthauses ist es, Kunst so verständlich zu machen, dass sie nicht allein durch den ersten Eindruck ein Urteil provoziert. Und dazu lädt Suchans Werkauswahl ein. -mt-

Asterix bei den Pikten Astérix chez les Pictes Förderungspreis des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst 2013 Kunsthaus Graz noch bis 09. Februar 2014 Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr redir.ec/Kunsthaus

Von Didier Conrad und Jean-Yves Ferri. Übersetzung von Klaus Jöken. Ehapa Verlag, Oktober 2013, 48 Seiten, 7,50 Euro (bzw. 12 Euro in der gebundenen Ausgabe) u.a. erhältlich bei der Buchhandlung Moser am Eisernen Tor Fazit Dezember 2013 /// 81


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

E

uropa leidet unter einem Zwang zur Mittelmäßigkeit. Dass eine demokratische Gesellschaft immer in einem Zielkonflikt lebt, ist klar. Auf der einen Seite gibt es einen legitimen Wunsch nach Gleichheit, auf der anderen die Notwendigkeit von Spitzenleistungen. Was von der Linken jedoch als legitimer Kampf um Fairness dargestellt wird, entpuppt sich oft als Feldzug gegen die Tüchtigkeit. Besonders befremdlich mutet in diesem Zusammenhang die Einleitung eines Untersuchungsverfahrens der EU-Kommission gegen Deutschland an, weil das Land mit seinen Exportüberschüssen gegen die EU-Verträge verstoßen habe. Deutschland wird möglicherweise dafür bestraft, weil es seinen Standort wettbewerbsfähig und seinen Arbeitsmarkt flexibel gehalten hat. Im Gegensatz dazu gelten Arbeitnehmer in Ländern wie Frankreich oder Italien de facto als unkündbar. Das hat zur Folge, dass die Unternehmer keine Vollarbeitsverhältnisse mehr bereitstellen. Mit der bitteren Konsequenz, dass die im Vergleich zu Österreich oder

Der elende Zwang zum Mittelmaß

82 /// Fazit Dezember 2013

Deutschland katastrophal praxisfern ausgebildete Jugend keine Chance hat, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Um zu verhindern, dass die Reformverweigerer noch schneller gegen die Wand fahren, als sie es eigentlich verdienen würden, sollen also daher jene, die ihre Hausaufgaben machen, büßen. Ähnlich ist es beim Klimadiktat der Europäischen Union. Anstatt Unternehmen zu belohnen, die besonders klimafreundlich produzieren, werden diejenigen belohnt, die gar nicht produzieren. Europäischer Stahl gerät dadurch gegenüber Stahl, der zu wesentlich schlechteren ökologischen Bedingungen außerhalb der Union produziert wurde, ins Hintertreffen. Doch das Thema ist komplex. Wer sinnvolle Alternativen zum derzeitigen Klimaregime vorschlägt, gilt als politisch inkorrekter Klimaleugner und Wegbereiter der globalen Erwärmung. Besonders krass wirkt sich der Zwang zur Mittelmäßigkeit im Bildungssystem aus. Im Nationalratswahlkampf hat die SPÖ ganz offen mit der Forderung nach „fairer Bildung“ geworben, anstatt „gute Bildung“ zu fordern. Dass das nicht das Gleiche ist, zeigt ein Beispiel aus Frankreich. Dort verzichten inzwischen viele Schulen auf Hausübungen. Es ist nämlich unfair, dass Kinder aus bildungsaffinen Familien, die ihre Hausübungen machen, dadurch bessere schulische Erfolge haben als Kinder aus bildungsfernen Schichten, die keine Hausübungen machen. Die Forderung nach „fairer“ Bildung lässt sich politisch gut verkaufen. Dahinter steckt jedoch der Wunsch nach einer Nivellierung nach unten – der Zwang zum Mittelmaß eben. Die SPÖ-Forderung nach einer Gesamtschule geht übrigens gänzlich am wirklichen Problem vorbei. Bei den Volksschulen gibt es die Gesamtschule bereits. Dennoch können einer EU-Studie zufolge 27,5 Prozent der Jugendlichen weder lesen noch schreiben. Der Zwang zum Mittelmaß führt also auch in Österreich zur Unreformierbarkeit staatlicher Systeme. Ursache für diese Entwicklung ist eine breite Ideologisierung, die anstelle von gesellschaftlichen

Werten und Zielen tritt. Sich durchzusetzen ist wichtiger, als das vermeintlich Richtige zu tun. Wer aber glaubt, mit einer „middle of the road“-Politik könne nicht viel falsch gemacht werden, irrt. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das begriffen und etwa bei der Eurorettung externe Entscheider an Bord geholt, um die eigenen Standpunkte zu verstärken. So wurde der IWF nur aus dem einen Grund zum Partner gemacht, weil er für eine unbarmherzige Härte gegenüber seinen Schuldnern bekannt ist, welche die EU unmöglich hätte durchsetzen können. Interessant ist in diesem Zusammenhang übrigens das Vorgehen des italienischen Ministerpräsidenten Enrico Letta. Er macht sich dafür stark, dass das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA so schnell wie möglich verhandelt und abgeschlossen wird. Während die meisten Experten der Meinung sind, dass Europa nur gewinnen kann, wenn es den Abschluss hinauszögert, erhofft sich Letta durch die Standardisierung von Normen und Gesetzen, die mit dem Abkommen notwendig wird, offenbar einen Reformschub für Italien, den er ohne internationalen Zwang niemals durchsetzen könnte. Europa muss sein selbstauferlegtes Mittelmaß abschütteln. Sonst hat die alte Welt keine Chance, irgendwann wieder zu neuer Dynamik zu gelangen.

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at Wir lesen uns wieder AB 18. Dezember 2013!


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