Fazit 133

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#133

FA ZITGESPR ÄCH

Soziales Wesen

Nr. 133 4/2017 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Landesrätin Doris Kampus im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA

Der zentrale Wert der Sicherheit

Juni 2017

FA ZITESSAY

Hans-Werner Sinn über die Aktualität von Karl Marx’ Kapital Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


Foto: Light & Grace

Macht auch Ihre Meinung bunter.


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Fazit



Editorial

Von Christian Klepej

L

iest man sich die zahlreichen Kommentare – und der Mainstream unserer Medien ist nunmal links(liberal), die Kronenzeitung lese ich zu wenig und muss ich in dieser Betrachtung auslassen – der Designierung von Sebastian Kurz zum nächsten Parteiobmann der Österreichischen Volkspartei (aka Die Neue Volkspartei) durch, kann man als Bürgerlicher nur zu einem Ergebnis kommen: Dieser Mann macht alles richtig. Zumindest verdichtet sich dieser Eindruck, denn mit »paniknahe« ist der Zustand der freien Redakteure, Publizisten und Politbeobachter in Österreich durchaus treffend beschrieben. Wie sonst könnten Begriffe wie »Machtergreifung«, »Ende der zweiten Republik«, »Putsch«, »Führerkult« oder auch »Diktator Kurz« die Runde machen? Dankenswerterweise wurde mittlerweile auch schon einige Male darauf hingewiesen, dass die vereinigte Linke die ÖVP nun ausgerechnet dafür kritisiert, das ändern zu wollen, wofür sie jahre- wie jahrzehntelang (belächelt und) kritisiert wurde. Nämlich ein auf Bundesebene führungs-

Sebastian Kurz ist gut für Österreich. Ob er gut für die ÖVP ist, bleibt abzuwarten

schwaches »Bündemonstrum« gewesen zu sein, in dem der Bundesparteichef keine wirkliche Durchsetzungskraft (gegen »die Landeshauptleute«) entfalten konnte. Auch das weitere, in der Empörung und Sorge um das demokratische Wesen der VP halt verdrängte Detail, dass ein Jahr vor dem Rücktritt Reinhold Mitterlehners, die SPÖ auf die Demontage Werner Faymanns hin einen Christian Kern inthronisiert und mit Vollmachten ausgestattet hat, die bei Kurz jetzt staatsstreichähnlich diffamiert werden, zeigt wie waidwund die Linke sich gibt, wenn eine rote Kanzlerschaft offen bedroht scheint. (Auch lustig, da ja die »reine Machtgeilheit« aller Konservativen ein oftmaliges »Kritiknarrativ« von dieser Seite darstellt.) Ist Sebastian Kurz nun aber wirklich dieser »Messias« für die Volkspartei? Meine persönliche Präferenz für ihn ist da eher zweitrangig; zuviele Parteichefs wurden in den letzten Jahren hochgejubelt, um sie nur kurz danach fallen zu lassen. (Prima vista war wohl nur Wilhelm Molterer – »Es reicht!« – der Aufgabe nicht gewachsen.) Lange bin ich der tiefen Überzeugung gewesen, dass es für das »Überleben« der ÖVP, die seit 1987 ununterbrochen in der Regierung sitzt, notwendig wäre, sich in der Opposition zu erneuern. Nur haben die Entwicklungen seit 2015 (Krise der Europäischen Union, die primär aber nicht nur mit der Migrationsthematik zu tun hat) dazu geführt, dass ich – als Christdemokrat, als Liberalkonservativer, wie auch immer – es nun für notwendig erachte, dass eine bürgerliche Kraft regiert und eine Koaliton links der Mitte diesem Land großen Schaden zufügen würde. Sebastian Kurz scheint also die beste Lösung für die ÖVP zu sein. Und solange man das (im Grunde wundersame) Strohfeuer von SPD-Chef Martin Schulz als Warnung beachtet, ist bei der Nationalratswahl im Oktober ein sehr gutes Abschneiden der »Liste Kurz mit dem Rest der ÖVP« durchaus wahrscheinlich. Mit viel Luft nach oben. Wie es aber mit der ÖVP weitergeht, steht noch in den Sternen. Mir als Verfechter einer Vertretungsdemokratie, die nun mal Parteien bedingt, ist das Schicksal meiner

Partei somit eine Herzensangelegenheit. Selbstverständlich sind die Vorwürfe gegen die Bestellung von Kurz als »antidemokratisch« bloß taktisches Geschwurbel, sie haben aber einen wahren Kern! Nur betrifft dieser – und das ist das Fatale an der österreichischen Politik – alle Parteien. Die Grünen kaschieren das vielleicht mit ihrem Wir-geben-uns-alle-immer-dieHände-und-lachen-dabei-ganz-lieb-Image am besten, man denke aber nur an Wien, wo die Parteichefin allen Ernstes das basisdemokratische Prinzip der Grünen nur dann einhält, wenn eine solche Entscheidung nach ihrem Dafürhalten ausfällt. Es ist also bei allen (Neos kenne ich zuwenig, das Team Stronach findet nicht mehr statt) wichtigen Parteien ein klares »Demokratiedefizit« auszumachen. Kurz wird, davon bin ich überzeugt, diesem Land gut tun. Kurz hätte auch die Chance, die ÖVP zur ersten wirklich modernen – eine Bürgerbeteiligung auch anstrebenden (Internet?!) – Partei umzugestalten. Die Phrasen, die die neue Generalsekretärin bei ihrer Antrittspressekonferenz gedroschen hat, nähren da nicht ausschließlich Hoffnung. Aber die will ich ihrer Begeisterung für das neue Amt zurechnen; ich grenzenloser Optimist. n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT JUNI 2017 /// 5


Inhalt Fazit Juni 2017 39

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Fotos: Enlarge (2), Sabine Hoffmann (2), Katharina Zimmermann, Archiv

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Sicherheit ist ein Wert

Nur bei einem Staat, der die Sicherheit seiner Bürger garantieren kann, wird das Gewaltmonopol nicht in Frage gestellt.

Soziales Wesen

Soziallandesrätin Doris Kampus über Integration, ein Europa des Zusammenhalts und soziale Treffsicherheit.

Hans-Werner Sinn über Marx

Die Profitrate des Kapitals ist so stark gesunken, dass Firmen nur noch investieren, wenn man ihnen Geld hinterherwirft.

Neu im Fazit!

Der Grazer Autor und Dramaturg Martin G. Wanko betrachtet ab dieser Ausgabe den Monat aus seiner Sicht. Seite 48

Ausgabe Juni 2017 XIV. Jahrgang Nr. 133 (4/2017) FAZIT © Klepej &Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 68

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Rubriken Editorial 5 Politicks 16 Investor 32 Zur Lage 38 Immobilien 66 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Sicherheit ist ein zentraler Wert menschlichen Zusammenlebens. Im Fazitthema geht es um die gefühlte Unsicherheit durch Terror und soziale Abstiegsängste und darum, dass Angst ansteckend und eine Riesenherausforderung für die Gesellschaft ist.

Soziallandesrätin Doris Kampus spricht im Fazitgespräch über die Herausforderungen im Sozialbereich, über die Integration der vielen Tausend Flüchtlinge und über die umstrittene Umstellung der Wohnbeihilfe zur »Wohnunterstützung«.

Obwohl der Sozialismus den Systemwettbewerb gegen den Kapitalismus klar verloren hat, sind die Ideen von Karl Marx omnipräsent. Im Fazitessay erklärt der Ökonom Hans-Werner Sinn, warum Marx immer noch so bedeutsam ist. So sieht Sinn in den Maßnahmen der EZB eine regionale Investitionslenkung zugunsten Südeuropas, die fatal an die Verwaltung der DDR-Volkswirtschaft erinnert.

Die vermessene Welt

Drei Grazer haben mit ihrer Plattform »Bergfex« eines der erfolgreichsten Onlineportale des Landes geschaffen.

Und mit »Da Wanko« gibt es im Fazit einen neuen regelmäßigen Kommentar. Der Autor und Dramaturg Martin G. Wanko analysiert den Monat für Fazit aus (s)einer recht eigenwilligen Perspektive. Gutes Lesen! -red-

Rund um den Erzberg

Auf den Spuren des Eisens von Eisenerz und dem Salzatal bis Mariazell: Entdeckungsreise durch die vielseitige Hochsteiermark.

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

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Lektorat AdLiteram

Druck Leykam-Letsprint

Zur Lage

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Christian Klepej geg die Obrigkeit . Od en er so.

Seite 38

IMPRESSUM

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Sabine Hoffmann

Redaktionsanschrift Kalchberggasse 1/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT JUNI 2017 /// 7



Fazitthema Von Johannes Tandl

Der zentrale Wert der Sicherheit Sicherheit ist ein zentraler Wert bei jeglicher Form menschlichen Zusammenlebens. Sie ist ein Grundbedürfnis und gilt sozialhistorisch

als wichtigstes Motiv zur Bildung von Großgruppen – vom Familienclan über Stammesgemeinschaften bis

hin zum Staat. Das Schaffen von Sicherheit ließ sich meist

nur solidarisch bewerkstelligen, denn wenn »die anderen« angriffen, musste man sich gemeinsam verteidigen.

Und wer etwas zur Gemeinschaft beiträgt, darf damit rechnen, dass er von ihr beschützt wird.

Fazit Juni 2017 /// 9



Fazitthema

Verantwortlich für die Angst in der Gesellschaft sind daher nicht die linken und rechten Populisten, sondern die mediale Überlastung und die sozialen Netzwerke, die einen hervorragenden Nährboden für alle möglichen Ängste und Unsicherheiten abgeben.

Soziale Sicherheit als gesellschaftliche Aufgabe Das Streben nach sozialer Sicherheit ist daher keine Erfindung des modernen Sozial- oder Wohlfahrtsstaates. Solidarische Hilfe zählt seit jeher zu den zentralen Aufgaben aller menschlichen Gemeinschaften. Mit der Entwicklung des Staatswesens haben sich auch seine sozialen Sicherheitsversprechen weiterentwickelt. Karitative Systeme wurden zu Anspruchssystemen, die zu einem rechtlich begründeten, solidarisch finanzierten umfassenden Schutz vor »sozialen Risiken« führten. Wenn also heute von Sicherheit die Rede ist, sind nicht nur die äußere und die öffentliche Sicherheit – beide durch staatliche Gewalt abgesichert – gemeint. Das Recht auf Sicherheit umfasst auch die sozialen Schutzmechanismen, auf die jeder Anspruch hat, der als Teil der Gemeinschaft seine Bereitschaft nachgewiesen hat, auch selbst einen solidarischen Beitrag für die Allgemeinheit zu leisten. Das Bedürfnis nach Sicherheit hat in alle Lebensbereiche Einzug gehalten. Sicherheit ist zu einem Sammelbegriff geworden, unter dem jeder etwas anderes versteht. Ähnlich wie »Gerechtigkeit« wird auch Sicherheit von allen angestrebt. Aber weil eben jeder etwas anderes darunter versteht, sind einschlägige Debatten so schwierig zu führen. Die Bandbreite der Meinungen ist sowohl in Bezug auf die öffentliche Sicherheit als auch auf die soziale Sicherheit enorm. Dabei wird der Standpunkt meist von persönlichen Risikofaktoren und dem Ausmaß der individuellen Risikobereitschaft definiert. Der rapide Wandel, der viele Bereiche unserer Gesellschaft erfasst hat, erzeugt viele potenzielle Verlierer, die ein besonders hohes Risiko tragen, ihr persönliches Wohlstandsniveau zu einzubüßen. Die Angst kehrt zurück Obwohl vorerst nur die am schlechtesten Qualifizierten gefährdet sind, ist der deutsche Soziologe Heinz Bude davon überzeugt, dass weite Kreise der Bevölkerung, über alle sozialen Grenzen hinweg, von Abstiegsängsten erfasst sind. Irrational sind diese Ängste deshalb, weil sie sich angesichts des nun schon viele Jahre anhaltenden deutschen Wirtschaftsbooms ökonomisch nicht

untermauern lassen. Die Zukunftsängste sind daher ähnlich diffus wie die Unsicherheit wegen einer »gefühlten explodierenden Kriminalität«. Und sie werden durch Mängel in der öffentlichen Sicherheit zusätzlich befeuert. Etwa fragen sich viele Bürger, wie ein Staat, der nicht einmal islamistische Terroranschläge verhindern kann, ihr Leben schützen soll? Obwohl die Gefahr bei einem Terroranschlag zu Schaden zu kommen, praktisch nicht gegeben ist. Tatsächlich gibt es in unserer informationsüberlasteten Zeit so etwas wie einen Normalzustand nicht mehr. Die Menschen leben in einer gefühlten Dauerkrise, deren unterschiedliche Facetten von den Medien aufgeblasen und in den sozialen Netzwerken verstärkt werden. Eine versuchte Vergewaltigung durch einen jugendlichen männlichen Asylwerber hat inzwischen einen ebenso langen Nachhall in den unterschiedlichen Echokammern wie etwa die Aufregung über ein paar Hohlköpfe, die sich gegenseitig unsägliche Judenwitze zumailen. Auch Medien, die sich an die Vorgabe der »Willkommensbegeisterten« halten und nur dann über die Zugehörigkeit von Verdächtigen oder Straftätern zu Minderheiten berichten, wenn das »für das Verständnis der berichteten Straftat ausschlaggebend ist«, dürfen mit tage- wenn nicht wochenlangen »Shitstorms« in den sozialen Medien rechnen. Angst ist ansteckend und wird durch soziale Medien verbreitet Die Stimmungslage in der Gesellschaft wird nicht nur immer gereizter, sondern auch immer ängstlicher. Denn Angst ist ansteckend. Und oft fürchten sich Menschen vor Dingen, die sie persönlich gar nicht erlebt haben, sondern nur aus den Medien oder diversen »Facebookstreams« kennen. Innerhalb der Echokammern verstärkten sich Angst, aber auch Wut von selbst. Selbst eine Deutung und Aufbereitung der Vorkommnisse durch Journalisten wird von »den Betroffenen« nur mehr dann akzeptiert, wenn sie sich mit ihrer persönlichen Ansicht deckt und diese verstärkt. Verantwortlich für die Angst in der Gesellschaft sind daher nicht die linken und rechten Populisten, sondern die mediale Überlastung und die sozialen Netzwerke, die einen hervorragenden Nährboden für alle möglichen Ängste und Unsicherheiten abgeben. Versuche der Politik, diesem Phänomen mit Gesinnungstatbeständen wie Hetze oder durch Forderungen nach Zensur zu begegnen, können nur in die falsche Richtung wirken und werden scheitern. Was Politiker dennoch tun können, ist, offen über die gefühlten Unsicherheiten und deren Ursachen zu reden, anstatt sie unter FAZIT JUNI 2017 /// 11

Foto: Robert Ratzer

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chon lange vor Aufkommen der »Sozialen Frage« im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert umfasste das Bedürfnis nach Sicherheit wesentlich mehr als den bloßen Schutz von Leib, Leben und Eigentum. Denn zu einem Leben in Sicherheit gehörte immer schon die Unterstützung bei Elementarkatastrophen wie Ernteausfällen, aber auch Arbeitsunfähigkeit als Folge von Unfällen und Krankheit.


Fazitthema

Eine Million private Schusswaffen

Österreich rüstet auf. Die Zahl der registrierten Schusswaffen ist im Vorjahr um 65.000 auf etwa eine Million gestiegen. Bei den Waffenbesitzern gab es ein Plus von elf Prozent in nur einem Jahr von 255.000 auf 284.000 Personen.

Auf den heimischen Schießplätzen und Schützenklubs erzählt man sich, dass seit der großen Migrationswelle mancherorts die Waffenläden fast gestürmt werden. Die größte Zunahme der privaten Waffenbesitzer gab es im Vorjahr in der Steiermark mit 13,5 Prozent, gefolgt von Vorarlberg und Oberösterreich.

Voraussetzungen für den Waffenbesitz Während für den Erwerb einer Langwaffe, also eines Gewehres, die Volljährigkeit und die Registrierung der Waffe im Waffenregister ausreicht, ist der Besitz einer Kurzwaffe (einer Pistole oder eines Revolvers) an mehrere Bedingungen geknüpft. Dazu braucht man eine Waffenbesitzkarte oder einen Waffenpass. Um einen der beiden Scheine zu erhalten, muss man EWR-Bürger und mindestens 21 Jahre alt sein. Außerdem muss man gegenüber der Behörde (Magistrat oder Bezirkshauptmannschaft) glaubhaft machen können, warum man eine Waffe braucht. Dabei reicht jedoch die Angabe, dass man sich in den eigenen vier Wänden selbst verteidigen können will, oder man kann nachweisen, dass man Mitglied in einem Schießsportverein ist.


Fazitthema

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den Teppich zu kehren. Nur wenn Politiker es wagen, in einer Sprache, die vom Wähler verstanden wird, auch über die negativen Auswirkungen ihres eigenen Handelns zu reden, haben sie die Chance, die Kommunikation unter Kontrolle zu halten und das Aufkommen von Wut und Angst zu verhindern. Nach den Wahlergebnissen in Nordrhein-Westfalen werden sich die Parteien hierzulande hüten, die Probleme im Bereich der inneren Sicherheit zu vernachlässigen. Und da inzwischen die Nationalratswahl um ein Jahr vorverlegt wurde, darf man gespannt sein, wie sich ÖVP und SPÖ positionieren, um dieses Thema, das jahrelang nur von der FPÖ besetzt wurde, unter Kontrolle zu bekommen.

Illustration: Pietro Pixel

Der angehende Waffenbesitzer muss anhand eines psychologischen Gutachtens seine Verlässlichkeit dokumentieren. Außerdem muss er einen sogenannten Waffenführerschein machen, um nachzuweisen, dass er mit Schusswaffen sicher umgehen kann. Entsprechende mehrstündige Kurse werden von den meisten Waffenhändlern angeboten. Für einen Waffenpass, der nicht nur zum Besitz, sondern auch zum Führen einer Waffe in der Öffentlichkeit berechtigt, muss außerdem der schwierige Nachweis gelingen, dass es etwa beruflich notwendig ist, eine Waffe mit sich zu führen. Und selbstverständlich dürfen auch Jäger ihre Waffen in der Öffentlichkeit führen. Eine Waffenbesitzkarte berechtigt normalerweise zum Besitz von zwei Kurzwaffen. Diese Zahl kann jedoch unter bestimmten Voraussetzungen von der Behörde erweitert werden. Wer in Österreich legal eine Waffe zu Hause hat, muss diese so aufbewahren, dass sie niemand ohne Berechtigung in die Hände bekommt. Das heißt, Waffen müssen in einem Behältnis aufbewahrt werden, das ein- und aufbruchssicher ist. Alle fünf Jahre wird von der Polizei in unangemeldeten Besuchen kontrolliert, ob die Waffe tatsächlich den behördlichen Auflagen entsprechend verwahrt wird. n

Innere Sicherheit entscheidet Wahlen Kaum ein Thema birgt so viel politischen Sprengstoff wie die innere Sicherheit. Dabei steht völlig außer Streit, dass es zu den Kernaufgaben des Staates gehört, die Sicherheit der Bürger zu garantieren. Und nur solange der Staat diese Aufgabe ordentlich bewältigt, darf er damit rechnen, dass sein Gewaltmonopol vom Bürger nicht in Frage gestellt wird. Illegale Massenmigration und eine stark gestiegene Ausländerkriminalität führen überall in Europa zu einem Gefühl der Unsicherheit. Nicht nur in Großbritannien, das deswegen sogar die EU verlassen will, sondern vor allem in Österreich, Deutschland oder Schweden, jenen Ländern, die den Großteil der illegalen Migranten aufgenommen hat. In Deutschland fuhr die regierende SPD bei den Regionalwahlen in Nordrhein-Westfalen (NRW) zuletzt eine, wie es Parteichef Schulz ausdrückte, »krachende Niederla-

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Fazitthema ge« ein. Und zwar vor allem deshalb, weil sie »vergessen« hatte, das Politikfeld der »inneren Sicherheit« richtig zu besetzen. Der zuständige Innenminister von NRW Ralf Jäger hat eine ziemlich durchwachsene Bilanz vorzuweisen. Er hat zwar den Personalabbau bei der Polizei gestoppt, doch die Kriminalität ist stärker gestiegen als in anderen Bundesländern. Dafür ist die Aufklärungsrate gesunken. Was der SPD schließlich zum Verhängnis wurde, waren Jägers ständige Verharmlosungen und Schuldabwälzungen nach den Kölner Silvesterübergriffen von 2015 auf 2016. Aber auch für die mangelnde Durchsetzungskraft, straffällig gewordene Asylwerber abzuschieben oder überführte Straftäter zu verurteilen, wurde die SPD vom Wähler verantwortlich gemacht. So liegt die Aufklärungsrate bei Wohnungseinbrüchen bei bescheidenen 13,8 Prozent. Und von diesen werden dann nur unglaubliche drei Prozent tatsächlich verurteilt. Daher führten 62.000 Einbrüche zu nur 257 tatsächlichen Verurteilungen. Das wollten sich die Wähler nicht mehr bieten lassen. Hinzu kommt das Polizeiversagen beim Fall des Marokkaners Anis Amri. NRW hatte es verabsäumt, Amri trotz rechtsstaatlicher Möglichkeiten abzuschieben. Und dieses Unvermögen führte zur Katastrophe auf einem Berliner Weihnachtsmarkt, wo bei einem Terroranschlag mit einem Lkw zwölf Menschen getötet und 70 verletzt wurden. Die Bürger setzen auf Selbstschutz Mit ihrer Laissez-faire-Haltung hat die rotgrüne Landesregierung von NRW das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger

systematisch ausgehöhlt. Daher suchten vor allem jene Wähler nach politischen Alternativen, die sich nicht im Stande sehen, selbst für ihre Sicherheit zu sorgen. Denn während die finanziell gut Gestellten in Alarmanlagen und private Sicherheitsdienste investieren, bleiben den Normalbürgern in Deutschland nur Schreckschusswaffen, mit denen sie sich zwar zu Hunderttausenden eingedeckt haben, die aber die Wohnungsbesitzer nicht vor Dämmerungseinbrüchen schützen. Als der SPD-Politiker Karl Lauterbach in der ARD-Talkshow »Hart aber fair« die Schuld für die gestiegenen Wohnungseinbrüche bei jenen Bürgern suchte, die ihr Geld nicht für private Sicherheitstechnik ausgeben wollen, sorgte das für Kopfschütteln. Außerdem stellt sich die Frage, ob das staatliche Gewaltmonopol in einem Land, das den Schutz vor Einbruchsdiebstählen an seine Bürger überantwortet, noch Gültigkeit haben kann. Bei der Wahl in NRW hat mit Armin Laschet ein CDU-Politiker die Wahl gewonnen, der die Brisanz des Themas erkannte und in den letzten Wochen nichts unversucht ließ, um der SPD die Verantwortung für Köln und den Breitscheidplatz umzubinden. Dabei profitierte Laschet vor allem vom kurzen Gedächtnis der Wähler. Schließlich war er einer der lautesten Unterstützer von Kanzlerin Angela Merkel, als diese ohne Rechtsgrundlage die Grenzen für deutlich über eine Million illegale Zuwanderer öffnete. Die Wahl der als rechtspopulistisch stigmatisierten »Alternative für Deutschland« (AfD) als selbsternannte deutsche Partei für Recht und Ordnung dürfte den Wählern aber doch nicht ganz geheuer gewesen sein. Denn anders als die AfD, die den Eindruck vermittelte, dass sie die Gesellschaft spalten will, hinterlassen die

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Fazitthema beiden Zentrumsparteien CDU und SPD offenbar doch den Eindruck, dass sie sich für einen gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzen.

Vernebelung der Ausländerkriminalität Um zu diesen Zahlen zu gelangen, muss man jedoch zusätzliche mühevolle Auswertungen der Statistik vornehmen. Weder die Regierung noch das Parlament informieren die Öffentlichkeit aktiv über die Entwicklung der Ausländerkriminalität. Und auch die meisten Medien sind in dieser Frage voll auf Regierungslinie. Hinter vorgehaltener Hand wird das damit begründet, dass man der FPÖ keine zusätzlichen Argumente für ihre rigorose Antiausländerpolitik liefern will. Doch mit Diskussionsverweigerung werden die etablierten Parteien das verloren gegangene Vertrauen nicht zurückgewinnen. Und damit treiben sie die Wähler erst recht in die Arme der Freiheitlichen. Wegen dieser Vernebelungsstrategie gelingt es den Regierungsparteien auch nicht, der Bevölkerung zu verdeutlichen, wie dringend Österreich auf qualifizierte Zuwanderung angewiesen ist. Würde man nämlich bewusst thematisieren, welche Migranten sich bestens integrieren und über ihre Einzahlungen in Steuertopf und Sozialkassen den Prokopfwohlstand aller anderen erhöhen, würde man nämlich unweigerlich aufdecken, dass es auch Migrantengruppen gibt, die den Wohlstand der Allgemeinheit minimieren und nur ins Land gekommen sind, um in einem der am besten ausgebauten Sozialsysteme der Welt Fuß zu fassen. n

Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark. Foto: Erwin Scheriau. Mit Dank an True Fellas Tattoo.

Inländerkriminalität stagniert, Ausländerkriminalität explodiert Auch in Österreich werden sensible Bereiche der Kriminalstatistik, wie die stark steigende Ausländerkriminalität, konsequent kleingeredet. Dabei hat auch unsere Polizei durchaus viele Erfolge vorzuweisen. So ist die Zahl der angezeigten Verbrechen in Österreich zuletzt zwar leicht gestiegen, die Mordrate gehört jedoch weiterhin zu den niedrigsten der Welt. Sogar die Zahl der Dämmerungseinbrüche ist leicht gesunken. Experten sehen darin jedoch nicht eine Folge des gestiegenen Fahndungsdrucks, sondern einen Nebeneffekt der Grenzkontrollen zu Ungarn. Solange den meist ausländischen Einbrechern der schnelle Rückzugsweg nach Zentral- und Osteuropa verwehrt ist, warten sie lieber ab, bis die Grenzen wieder unkontrolliert sind. Die gefühlte Unsicherheit ist Folge der systematischen Verharmlosung der Ausländerkriminalität durch die Regierung. Vor allem SPÖ und Grüne versuchten wider besseres Wissen jahrelang den Eindruck zu vermitteln, dass die Kriminalität unter den Zugewanderten nicht höher ist als unter den Einheimischen. Doch seit dem Jahr 2001 ist die jährlich präsentierte Kriminalstatistik zumindest für Experten methodisch vergleichbar. Und das Bild ist eindeutig: Zwischen 2001 und 2016 ist die Zahl der österreichischen Tatverdächtigen um fünf Prozent von 156.720 auf 164.527 Personen gestiegen, jene der ausländischen Verdächtigen jedoch

um unglaubliche 124 Prozent von 47.256 auf 105.633 Personen. Die 14,6 Prozent im Land lebenden ausländischen Staatsbürger verübten im Vorjahr also 39,1 Prozent der Verbrechen. Damit sind im Land lebende Ausländer etwa dreimal so kriminell wie Österreicher mit oder ohne Migrationshintergrund.

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FAZIT


Was die Flüchtlinge mit zu uns bringen, ist wertvoller als Gold. Martin Schulz im Juni 2016

Fotos: SPÖ Presse, Außenministerium

Nach einem Jahr Abnützung in der Koalition sucht SPÖ-Chef Christian Kern die Verantwortung für die Neuwahlen ausschließlich bei der ÖVP. ÖVP – Mitterlehner erlöst sich selbst Der Mai war der heißeste Monat in der österreichischen Innenpolitik seit langem. VP-Obmann Reinhold Mitterlehner hatte genug und wollte sich vom Stillstandspartner SPÖ, aber auch von seiner eigenen Regierungsmannschaft und den diversen VP-Platzhirschen nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen. Deshalb hat er das Handtuch geworfen. Weil aber ohnehin klar war, dass nur Außenminister Sebastian Kurz nachfolgen kann, war es objektiv betrachtet wohl vernünftig, diesen Schritt besser früher als später zu setzen. Mit seinem nicht abgesprochenen Rücktrittszeitpunkt hat Mitterlehner jedoch nicht nur seinen Nachfolger, sondern auch die ÖVP unter ziemlichen Druck gesetzt. Kurz bereitete seine Obmannschaft nämlich bereits seit vielen Monaten vor und bisher hakte es vor allem am Durchgriffsrecht des Bundesparteiobmanns, das ihm manche in der Partei verwehren 16 /// FAZIT JUNI 2017

wollten. Sein Siebenpunkte-Ultimatum hätte Kurz daher ohne die Notwendigkeit, binnen Tagen einen Nachfolger für Mitterlehner zu finden, im ÖVP-Bundesparteivorstand nicht so einfach durchgebracht. Außerdem konnten weder die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner noch der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer in wenigen Wochen auch nur ansatzweise jenes politische Gewicht aufbauen, dass ihre Vorgänger besaßen. Durch den Rücktritt von Pröll und Pühringer stieg nämlich der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer zum wichtigsten VP-Landesfürsten auf und für den war ohnehin immer klar, dass sich die ÖVP-Struktur auf Bundesebene ändern muss, um die Partei wahlkampf- und damit kanzlerfit zu machen. Die »Durchgriffsrechte«, die Kurz für sich in Anspruch nimmt, sind für die VP-Landeshauptleute bei ihren Landesparteien und die Landtagslisten ebenso eine Selbstverständlichkeit wie für die meisten Bürgermeister auf Ebene der Städte und Gemeinden.

Kurz greift durch Dass sich unter jenen Politkommentatoren, die die ÖVP nun als Führerpartei bezeichnen, auch einige befinden, die die Partei aufgrund ihres Aufbaus bisher als nicht führbar ansahen, zeigt, dass Kurz bisher vieles richtig gemacht hat. Und solange er erfolgreich ist, wird es auch kein VP-Funktionär wagen, offen an den in den nächsten Wochen fälligen Personalentscheidungen zu rütteln. Dennoch gibt es ersten Unmut. Mit Werner Amon wurde nämlich ein »Mitterlehner-Mann« als Generalsekretär durch Elisabeth Köstinger und Axel Melchior abgelöst. Dabei sei mit Kurz vereinbart gewesen, dass Melchior Bundesgeschäftsführer wird, Amon jedoch zumindest bis zur Nationalratswahl Generalsekretär bleibt. Der Steirer Werner Amon ist aber auch ÖVP-Bezirksparteiobmann von Deutschlandsberg und wird wohl über den Wahlkreis und die Landesliste versuchen, wieder in den Nationalrat einzuziehen. Kurz hat sich zwar

auch ein Vetorecht für die Landesliste ausbedungen. Er wäre aber wohl nicht sonderlich gut beraten, Schützenhöfer diesbezüglich zu brüskieren. Ähnliches gilt für den Hartberger Reinhold Lopatka, der sich schon seit Monaten vergeblich um einen Platz auf dem Kurz-Ticket bemüht. Dass ihm wieder der Sprung auf die Bundesliste gelingt, ist mehr als fraglich. Aber Lopatka kann über seinen Wahlkreis, der aus den Bezirken Hartberg-Fürstenfeld, Südoststeiermark und Weiz besteht, wieder in den Nationalrat einziehen. Und auch wenn Kurz lieber jemand anderen als Lopatka in der Rolle des Klubobmanns sieht, muss ihm klar sein, dass seine Partei auf erfahrene Leute wie Amon oder Lopatka nur schwer verzichten kann. Denn unabhängig davon, ob die ÖVP die kommende Wahl gewinnt oder nicht, wird es Politik-Bereiche geben, bei denen es Kurz und seinem neuen smarten »Inner Circle« an Erfahrung fehlt. Dazu braucht er Profis, die sich auch »fürs Grobe« eignen.

Kern verweigert die Verantwortung für Neuwahlen Der Hype um Sebastian Kurz, der sich mittlerweile auch in den Umfragen widerspiegelt, ist der SPÖ ziemlich unheimlich. Sie ließ daher nichts unversucht, um Sebastian Kurz in die Rolle des Vizekanzlers zu zwingen, weil sie ihn dadurch viel intensiver in das tagespolitische Hickhack einbeziehen hätte können, als einen Außenminister, der die Welt bereist. SPÖChef Christian Kern steckt hingegen seit einem Jahr im Streit der Koalition fest. Dass selbst Projekte, die fix vereinbart waren, gecancelt wurden, färbt auf die Beteiligten ab. Dazu zählt etwa die verhinderte Abschaffung der kalten Progression. Dabei passt das klassenkämpferische Totschlagargument der mangelnden Verteilungsgerechtigkeit zwar zur alten SPÖ, aber eigentlich nicht zu Kern. Es war also höchste Zeit, die wechselseitigen Blockaden in der Bundesregierung zu beenden. Deswegen sind die Versuche von Christian Kern, den Schwarzen Peter für die Neu-


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

wahl der ÖVP zuzuspielen, auch nicht besonders glaubwürdig. Doch fünf Monate Wahlkampf sind extrem lang. Wenn die SPÖ diese Zeit nutzt, um Projekte wie die Schulreform oder den Job-Bonus für ältere Arbeitnehmer doch noch durch das Parlament zu bekommen, kann sie ihr Image als konstruktive Kraft deutlich verbessern. Denn die ÖVP ist mit Sebastian Kurz noch lange nicht am Ziel. Wie rasch man abstürzen kann, zeigt gerade der deutsche SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz vor. Der wurde Mitte Jänner Spitzenkandidat für die Bundestagswahl und ist nun, nach einem fulminanten Umfragestart, äußerst hart auf dem Boden der Realität gelandet. Die SPD lag noch im März in den Umfragen knapp vor der Union. Nun ist sie nach drei verlorenen Landtagswahlen wieder 12 Punkte hinter die Union zurückgefallen. Für die ÖVP wird es schwierig, das derzeitige Momentum aufrechtzuerhalten. Und kaum eine Partei hat in den letzten beiden Wochen vor dem Wahltag öfter die Wählergunst verloren als die ÖVP bei Nationalratswahlen. Für die FPÖ wird es nicht einfach Bis zur Übernahme der ÖVP durch Sebastian Kurz lag die FPÖ bei sämtlichen Umfragen zur Nationalratswahl klar in Front. Nun wird sie von den meisten Instituten auf den dritten Platz hinter der ÖVP und der SPÖ gereiht. Das strategische Problem von HC Strache ist ein sich anbahnendes Kanzlerduell zwischen Christian Kern und Sebastian Kurz, das er unbedingt zu einem Dreikampf machen muss. Dazu kommt, dass beim Hauptthema der Freiheitlichen, dem Migrationsproblem, sowohl ÖVP als auch SPÖ ziemlich weit nach rechts gerückt sind. Noch dazu kann Außenminister Kurz das Schließen der Balkanroute für sich als Erfolg verbuchen. Und auch die SPÖ ist über ihren Schatten gesprungen und hat zahlreichen weiteren Verschärfungen im Asylrecht zugestimmt. Dazu kommt, dass das Flüchtlingsthema längst nicht mehr jene Rolle spielt wie noch vor zwei Jahren, als Tausende illegale Migranten die österreichischen Grenzen stürm-

ten. Die FPÖ muss ihrer Klientel daher verdeutlichen, dass sie in der Ausländerfrage weiterhin »der Schmid und nicht der Schmidl« ist. Gleichzeitig darf sie jene gemäßigten neuen Wähler, die sich bis zum Wechsel an der ÖVP-Spitze zumindest in den Umfragen zur FPÖ bekannten, nicht vor den Kopf stoßen. Sie muss daher jene radikalen Wahlkampftöne vermeiden, die beim harten Kern ihrer Anhänger so gut ankommen. Dafür ist die Situation für die FPÖ in der Frage, was eine zukünftige Regierungsbeteiligung anlangt, recht einfach. Wenn sie Erster wird, wird dennoch niemand Strache zum Bundeskanzler machen. Und wenn sie Zweiter oder Dritter wird, geht sich sowohl mit der SPÖ als auch mit der ÖVP bequem eine Zweiparteienkoalition aus. Aus taktischer Sicht wird sie sich jedoch für eine Zusammenarbeit mit der SPÖ entscheiden. Rot-Blau wäre nämlich de facto die Reinwaschung von den Anschuldigungen, eine rechtsradikale Partei zu sein. Bei Schwarz-Blau hingegen würde ein ähnliches Theater wie im Jahr 2000 drohen. Die Grünen schauen nach links Auch die Grünen haben im Mai ihre Parteichefin abserviert. Eva Glawischnig wurde durch die Tiroler Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe als Parteichefin und die Europaabgeordnete Urike Lunacek als Spitzenkandidatin ersetzt. Mit Lunacek, die bereits in einer ihrer ersten Äußerungen in der neuen Rolle das Schließen der Balkanroute durch Kurz als Fehler bezeichnet hatte, setzen die Grünen ganz klar auf die institutionalisierten Reste der Willkommenskultur. Derzeit müssen sich die Grünen die Wähler aus dem »sozialindustriellen Komplex« noch mit der SPÖ teilen. Doch Christian Kern muss unbedingt eine weitere Koalitionsoption neben der ÖVP öffnen. Daher kann er im Wahlkampf keine Koalitionsaussage treffen, bei der er die FPÖ als Partner ausschließt. Damit stünden die Sozialdemokraten jedoch vor einer internen Zerreißprobe. Und genau da wittern die Grünen ihre Chance.

Für den designierten ÖVP-Obmann Sebastian Kurz wird es nicht einfach, den Hype um seine Person bis zum Wahltag Mitte Oktober aufrecht zu erhalten. Ihre zentrale Aussage im Wahlkampf wird daher lauten: »Wer eine Regierungsbeteiligung der FPÖ verhindern will, muss Grün wählen.«

Für die Neos hängt alles von einer Frage ab. Für die Neos wird es am 15. Oktober eng. Ihre Angebote als liberale Wirtschaftskraft werden nämlich von ihrem linksliberalen gesellschaftpolitischen Kurs konterkariert. Die Neos könnten daher zwischen der ÖVP und den Grünen aufgerieben werden. Noch-Spitzenkandidat Matthias Strolz muss daher alles tun, um seine Partei attraktiver zu machen; am besten, indem er auf die Spitzenkandidatur zugunsten der knapp gescheiterten unabhängigen Präsidentschaftskandidatin Irmgard Griss verzichtet. Dann wäre der Wiedereinzug der Neos in den Nationalrat gesichert. Dafür müssten sich ÖVP und Grüne Sorgen machen. FAZIT JUNI 2017 /// 17


Graz hat’s

Aktuelles Top-Thema ist die

Wiedereingliederungsteilzeit

A

b 01. Juli 2017 wird die sogenannte Wiedereingliederungsteilzeit eingeführt. Danach können Arbeitgeber und Arbeitnehmer nach einem langen Krankenstand (mindestens 6 Wochen) in freiwilliger Form eine Wiedereingliederung in den Arbeitsablauf mit 50 % bis 75 % der bisherigen Normalarbeitszeit vereinbaren. Wirksam wird diese Vereinbarung mit der Bewilligung durch die Gebietskrankenkasse, da diese das sogenannte Wiedereingliederungsgeld bezahlt. Bei einer Reduktion des Beschäftigungsausmaßes auf z.B. 50 %, dann bezahlt der Arbeitgeber das 50 %ige Teilzeitentgelt und der Arbeitnehmer erhält Wiedereingliederungsgeld in Höhe des 50 %igen (erhöhten) Krankengeldes. Weitere Informationen und Hilfeleistungen rund um alle unternehmerischen Fragen gibt es für Mitglieder unter der WKO Servicenummer 0316/ 601-601.

18 /// FAZIT JUNI 2017

Klanglicht-Zauber begeistert Graz Rund 50.000 Menschen sind am letzten Aprilwochenende zum „Klanglicht“ der Bühnen Graz in die Innenstadt geströmt und waren dabei, als Graz lichterloh erstrahlte: Auf dem Freiheitsplatz bauschte sich ein aus 1,6 Millionen Knoten gearbeitetes Netz der US-amerikanischen Künstlerin Janet Echelman zu Textsplittern des Schauspielhauses. Im Hof der Grazer Burg verzauberten die poetischen Lichtskulpturen der Slowenin Katja Paternoster zu Klängen von Debussy. Der Stadtpark verwandelte sich in ein magisch rauschendes Blättermeer, überdimensionale heliumgefüllte Lichtwesen beobachteten das Treiben aus der Luft, während am Boden ein über 60 Meter langer Teppich aus Farbe und Licht aufgerollt wurde.

Bilanz der Grazer Frühjahrsmesse 2017

Maibock-Anstich in der Grazer Altstadt Am 7. Mai fand im Glöckl Bräu im Herzen der Grazer Altstadt der traditionelle Maibock-Anstich statt. Über 120 geladene Gäste folgten der Einladung und ließen sich nicht nur den frischgezapften Maibock, sondern auch kulinarische Schmankerln schmecken. Glöckl-Hausherrin Isabella Edler, Patron Franz Grossauer und Braumeister Gerald Zanker übernahmen den Anstich. Dazu gab es druckfrisch die neueste Sommer-Ausgabe des Schloßberg-Magazins mit Cover-Mutationen für Girls (pink) und Boys (blau). Federführend bei der Umsetzung waren Christof Widakovich, Christina Dow (Agentur publ!c) und Fotograf Werner Krug. Durch den Abend führte Moderator Michi Wanz.

Willst du mit mir (hin)gehen? fragte die Messe Graz von 27. April bis 1. Mai. Über 43.000 sagten Ja und ließen sich das Spektakel um die Grazer Frühjahrsmesse nicht entgehen. „Heuer ist es uns gelungen, ein Konzept zu entwickeln, das den Besuch der Frühjahrsmesse zu einem emotional spürbaren Erlebnis macht. Insbesondere der neue Branchenbereich ‚Freizeit, Gesund & Aktiv‘ forderte sämtliche Sinne der Besucher, lud zum Mitmachen, Verkosten und Zuhören ein und fand regen Anklang. Das zeigt uns, dass dieses neue Konzept gut ankommt und wir eine Basis geschaffen haben, auf der wir in Zukunft weiter aufbauen können“, erklärte Hermann Zotter, Leiter der Messe Graz.

GKB erschließt neue Geschäftsfelder

Die Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH (GKB) hat eine Kooperation mit dem tschechischen Fernbus- und Bahnbetreiber RegioJet vereinbart. Man erhofft sich damit die Erschließung neuer internationaler Geschäftsfelder, das Erreichen neuer Zielgruppen und eine Ausweitung der wirtschaftlichen Möglichkeiten. „Das Ziel der neuen tschechisch-österreichischen Partnerschaft ist es, Passagiere von den Fernbussen zu attraktiven Preisen wieder auf die Schiene zurückzubringen. Der Mobilitätsbedarf zwischen großen Städten wächst, an diesem Zukunftsmarkt will die GKB partizipieren“, erläutert Generaldirektor Franz Weintögl die Ziele der geplanten Kooperation.

Fotos: Marija Kanizaj, MCG/Kanizaj, RegioJet, Werner Krug, S&K Werkstatt, Hypo Steiermark, Walter Schrottner

Die WKO Steiermark beantwortet jährlich rund 80.000 Anfragen von steirischen Unternehmerinnen und Unternehmern.


Foto: Marija Kanizaj

Tafeln für einen guten Zweck Es hat schon Tradition, das MEFOgraz-Fundraising Dinner auf dem Grazer Schlossberg, bei dem es GF Doris Jung alle Jahre wieder schafft, den Spendentopf für die Forschung an der Med Uni Graz zu füllen. So tafelten im Restaurant über der Stadt Graz neben vielen anderen auch die Feldbacher Unternehmer Günther und Brigitte Ramert, BM Peter Hitthaler, Anlagenbauer Johann Christof sen. und Gattin Rosina, Spar-Gründer Fritz Poppmaier oder „Mister Steirerkren“ Herbert Hörrlein. MEFOgraz-Obmann Hans Tritthart betonte in seiner Begrüßung einmal mehr die Wichtigkeit von Spenden, „die viele Forschungsprojekte erst möglich machen“, und der Kabarettist Oliver Hochkofler erntete beim Publikum Lachstürme.

Unser Service für Dein Auto

Historisch-musikalische Grazer Stadtführung

Die S&K Werkstatt GmbH ist eine freie Kfz-Werkstatt und Spenglerei für Pkw und Lkw bis 3,5 t in Graz. Als Kfz-Meisterbetrieb bietet sie eine qualitative, aber günstige Alternative zur markengebundenen Vertragswerkstatt. Im Vergleich zu dieser bekommen Sie bei uns die gleichen Dienstleistungen in gleichbleibend hoher Qualität und persönliche Beratung zu einem günstigen Preis. Da sämtliche Fahrzeugreparaturen laut Herstellerangaben durchgeführt werden, bleibt natürlich auch die Herstellergarantie vollständig erhalten. Wir sind Experten im Bereich der Karosserie, Spenglerei und Lackiererei, auch Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen werden von uns zuverlässig betreut. Infos: www.sk-werkstatt.at

Gemeinsam mit den beiden Initiatoren, Austriaguide Ingrid Altinger und dem singenden Bonvivant Manfred Grössler, startete die Hypo Steiermark am 11. Mai als Hauptsponsor ein noch nie da gewesenes Highlight: Im Zeitraum bis 15. September werden Führungen zu den sieben Wohnund Wirkstätten von Girardi − Nestroy − Stolz, umrahmt von Gesangsdarbietungen, angeboten. Der Stadtrundgang führt u. a. zu den Geburtshäusern von Robert Stolz und Girardi sowie zum Nestroy-Haus. Altinger und Grössler präsentieren die drei Künstler mit interessanten Fakten und einer Liedpremiere von damals: ein von Stolz komponiertes und von Girardi 1907 gesungenes Couplet. Termine und Infos: www.hypobank.at/Stadtrundgang

Kurz im Gespräch mit Bernhard Rinner GF der Theaterholding und Organisator des „Klanglicht“ in Graz

Die Veranstaltung „Klanglicht“ bereicherte heuer am letzten April-Wochenende bereits zum dritten Mal die Grazer Innenstadtszenerie, was war diesmal neu und anders? Wir haben das Klanglicht statt für einen nun an zwei Abenden konzipiert, und außerdem waren diesmal 22 Licht- und Klanginstallationen in der gesamten Innenstadt zu sehen und hören.

Wird das „Klanglicht“ nun im Frühjahr zu einem künstlerischen Fixpunkt in Graz, ähnlich dem Steirischen Herbst? Der Vergleich zum Steirischen Herbst streut uns Rosen, danke dafür. Wir planen Klanglicht als Frühjahrs-Licht-Festival auch in den kommenden Jahren mit stets neuen Ideen und Projekten anzubieten.

Wie lässt sich die Resonanz des Publikums auf das Dargebotene resümieren? Insgesamt ließen sich an diesem Wochenende rund 50.000 Besucher und Besucherinnen von unseren Installationen begeistern. Man sieht also: Nicht nur Sport, Aufsteirern oder Helene Fischer sind Massenphänomene, auch Kunst im öffentlichen Raum entwickelt sich zum Publikumsmagneten. Entscheidend dafür ist letztlich die Qualität des Gebotenen. Was zählte für Sie persönlich zu den Höhepunkten? Es wäre unfair, eines unserer vielen beeindruckenden Lichtprojekte herauszugreifen, aber der zentrale Höhepunkt ist wohl, dass es uns gelungen ist, die wesentlichen Elemente, die den Zauber des Theaters ausmachen, nämlich Klang und Licht, von innen nach außen zu kehren. FAZIT JUNI 2017 /// 19


Kurz & News

Voestalpine-Aerospace investiert in Kapfenberg

c.lounge-Dialog mit Dorothee Ritz

Am 22. Mai lud pantarhei corporate advisors zur ersten c.lounge dieses Jahres in die Hartenaugasse in Graz. Die Geschäftsführung von pantarhei mit Jochen Pack und Alexander Bäck konnte als besonderen Gast diesmal Dr. Dorothee Ritz, Geschäftsführerin von Microsoft Österreich, begrüßen. Sie diskutierte mit Ralf Parfuss, Gründer und CEO von t-matix solutions GmbH, über die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für den Standort Österreich. Entscheidend ist, wie es gelingt, mit den Herausforderungen der digitalen Transformation umzugehen und wie Unternehmen – von Startups über KMU bis hin zu Global Playern aller Branchen – von der Digitalisierung profitieren können.

Soziales Engagement der Volksbank Steiermark

Die steirische Regionalbank richtet ihr Augenmerk nicht nur auf die Finanzen der Kunden, sondern auch auf das soziale Schicksal der Menschen in der Region. In ihrer neuen Kooperation mit der Pfarre St. Vinzenz unterstützt die Volksbank Steiermark finanziell und mit persönlichem Einsatz Vorhaben der Vinzenzgemeinschaft in Graz. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Not geratenen Menschen Hilfe und Unterstützung zu leisten. Im Zuge des Projektes werden freiwillige Helfer aus dem Mitarbeiterkreis der Volksbank an ausgewählten Projekttagen partizipieren. Der Fokus liegt auf hilfsbedürftigen Kindern, deren Lernziele mit Hilfe der Volksbank unterstützt und somit erreicht werden sollen.

20 /// FAZIT JUNI 2017

Mit den Worten „Alles rechtlich Mögliche wird getan!“ bekundete LH Hermann Schützenhöfer seine Entschlossenheit, entschieden gegen illegale Doppelstaatsbürgerschaften vorzugehen. Dafür brauche es keine populistischen Zurufe, denn es werde seit Wochen im Hintergrund sachlich und vorbildhaft an diesem Thema gearbeitet. Mit 3.977 Einbürgerungen Personen türkischer Herkunft seit 1990 liegt die Steiermark im Bundesländervergleich an drittletzter Stelle, während in Wien über 50.000 und in Vorarlberg, NÖ und OÖ jeweils über 15.000 Türken eingebürgert wurden. Anfang Mai wurde ein Erlass an alle Bezirksverwaltungsbehörden und Standesämter übermittelt, Verdachtsfälle umgehend zu melden. Zudem wird es dieser Tage zu einem Abstimmungsgespräch zwischen den Bundesländern und dem Innenministerium kommen.

Griechische Inseln im Urlaubstrend

Die Sommerbuchungsphase ist in vollem Gange, ab dem Flughafen Graz sind bereits 62 Prozent des verfügbaren TUI-Flugangebots gebucht. „Die aktuellen Buchungszahlen für den Sommer zeigen deutlich: Die Österreicher sind reisefreudig, wir liegen bei den Sommerbuchungen aktuell 20 Prozent über dem Vorjahr“, sagt Lisa Weddig, GF der TUI Österreich, am 26. April bei einem Pressegespräch am Flughafen Graz. An der Spitze der beliebten Destinationen liegt die griechische Insel Rhodos, dicht gefolgt von Mallorca und Kreta. Gefragt sind auch die neuen Flüge nach Marsa Alam sowie nach Hurghada. Insgesamt bietet TUI ab Graz 17 Flüge pro Woche nach Griechenland, Spanien, Ägypten und Bulgarien an.

Tierschutz macht Schule

In der Volksschule Nibelungen in Graz informierte sich am 2. Mai der steirische Tierschutzlandesrat Anton Lang vor Ort über ein vorbildhaftes Projekt des Vereins „Tierschutz macht Schule“. Bei diesem vom Land Steiermark geförderten Projekt wird den Volksschülern Tierschutzwissen vermittelt. Dafür wurde das Heft „Heimtiere“ des Vereins „Tierschutz macht Schule“ aus der Serie „Tierprofi“ mit steiermarkspezifischen Tierschutzinhalten adaptiert. Die Kinder und Jugendlichen lernen dabei spielerisch den richtigen Umgang mit Tieren. „Ziel ist es, bei unserem Nachwuchs das Interesse für den Tierschutzgedanken zu wecken und sie mit fundiertem Tierschutz-Wissen zu erreichen“, so Lang.

Fotos: Voestalpine AG, Fazit/Hoffmann, geopho, Volksbank Steiermark AG, Flughafen Graz,

Als einer der weltweit führenden Zulieferer setzt die Voestalpine ihr Wachstum im technologisch anspruchsvollen Zukunftsmarkt Luftfahrt fort. Erst im Dezember 2016 fixierte der Konzern eine Investition von 40 Millionen Euro in eine neue Hightech-Schmiedelinie zur Herstellung von Vormaterial für Flugzeugkomponenten. Nun fließen bei Böhler in Kapfenberg weitere 30 Millionen Euro in eine hochmoderne Produktionsanlage für Flugzeugstrukturteile. Damit können Triebwerksaufhängungen, Flügel- und Rumpfkomponenten oder Fahrwerksteile produziert werden. Die vollautomatisierte Anlage soll 2019 in Betrieb gehen.

Schützenhöfer gegen illegale Doppelstaatsbürgerschaften


Foto: pixelmaker

Kurz im Gespräch mit

Foto: Raiffeisen

Andreas Cretnik, GF des Vereins „Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl g.g.A.“

(v.l.): IV-Ökonom Christian Helmenstein, Raiffeisen-Generaldirektor Martin Schaller, Wolfgang Eder (Vorstandsvorsitzender der voestalpine AG), AK-Präsident Josef Pesserl, IV-Präsident Georg Knill

Raiffeisen Konjunkturgespräch: Erholung wird zum Aufschwung Das diesjährige Raiffeisen Konjunkturgespräch bot kein Forum für Pessimisten. Die Wirtschaftsdaten weisen nach der beginnenden Erholung übereinstimmend auf einen nachhaltigen globalen Aufschwung hin, und auch die Daten für Österreich stimmen zuversichtlich.

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um Thema Digitalisierung als Herausforderung waren sich die Diskutanten einig: die Chancen überwiegen die Risiken deutlich. „Der Erfolg unserer Betriebe hängt stark mit dem hohen Engagement und dem Know-how der Menschen in der Steiermark zusammen. Beide Faktoren sind derzeit unser großes Plus“, bekräftige IV-Präsident Georg Knill. Deutlich mehr Chancen als Gefahren sieht der steirische AK-Präsident Josef Pesserl: „Wir müssen bei diesen Entwicklungen vorne dabei sein, um Arbeitsplätze zu schaffen.“ Investitionen als Vertrauen in die Zukunft „Wir erleben global, aber auch in Österreich einen deutlichen Zuwachs an Investitionen“, bestätigte IV-Chefökonom Christian Helmenstein, „und das zeigt, dass die Unternehmen wieder Vertrauen in die Zukunft gewinnen.“ Für Österreichs

Wirtschaft bescheinigte Helmenstein ein Wachstum von bis zu 2 Prozent in 2017. voestalpine-Chef Eder kritisierte, dass Überkapazitäten an Stahl in Europa – etwa Italien oder Großbritannien – durch die staatliche Subventionierung gefördert werden. „Diese Subventionen verzögern nur die unausweichliche Strukturbereinigung. Stattdessen sollte man in Innovation und Weiterentwicklung investieren.“ Eine Lanze für eine zuversichtliche Grundhaltung brach Raiffeisen-Generaldirektor Schaller: „Wenn die Unternehmer nicht an die Zukunft glauben würden und wir Banken nicht an die Unternehmer, würde keine einzige Investition getätigt und kein einziger Kredit vergeben werden.“ Schaller bestätigte das Anziehen der Investitionen, immerhin würden bei Raiffeisen Steiermark 10 Mio. Euro täglich an frischen Finanzierungen ermöglicht.

Im vergangenen Jahr waren hohe Ausfälle durch Frost und Hagel zu verzeichnen, wie hat sich das auf Angebot und Preise beim Kürbiskernen, Kürbsikernöl und anderen Produkten ausgewirkt? Aufgrund fixer Vertragspreise und kleiner Reserven aus dem Vorjahr, konnte man die Kernpreise im Großen und Ganzen stabil halten. Es kam daher auch zu keiner Preissteigerung beim Steirischen Kürbiskernöl g.g.A.

Ist heuer wiederum mit Ernteausfällen aufgrund der schwierigen Witterung im Frühjahr zu rechnen? Bis jetzt halten sich die Frostschäden in Grenzen. Wir hoffen für unsere Bäuerinnen und Bauern, dass sie heuer weiterhin von großen Schäden verschont bleiben.

Wie entwickelt sich die Exportnachfrage für steirisches Kürbiskernöl? Die Nachfrage im Ausland ist stetig steigend. Da das Steirische Kürbiskernöl nach Übersee, wie Kanada und in die USA, aber auch nach Deutschland, Frankreich, Japan, Korea, Schweiz exportiert wird, beträgt der Exportanteil bereits 40 % der Gesamtproduktion. Teilweise liegt der Exportanteil bei unseren großen Vermarktern bereits über 50 Prozent. In welchem Ausmaß macht sich die Konkurrenz aus anderen Ländern bemerkbar? Die Qualität des Steirischen Kürbiskernöls g.g.A. ist einzigartig und daher ein Alleinstellungsmerkmal. Darum ist es wichtig, dass man vom Anbau bis zum Verkauf immer darauf achtet, dass die Qualitätserwartungen der Konsumenten erfüllt werden. FAZIT JUNI 2017 /// 21


Fazitgespräch Von Johannes Tandl und Peter K. Wagner mit Fotos von Sabine Hoffmann

Soziales Wesen Landesrätin Doris Kampus über die stete Herausforderung Integration und ein Europa des sozialen Zusammenhalts.


Fazit Juni 2017 /// 23



Fazitgespräch

Als uns Landesrätin Doris Kampus zum Interview hereinbittet, fällt auf ihrem Schreibtisch im ehrwürdigen Grazer Landhaus ein großes Schild auf, auf dem ein privater Vermieter damit wirbt, dass seine teuer feilgebotenen Wohnungen ohnehin für alle leistbar sind, weil man dafür vom Land eine Wohnbeihilfe erhält. Die Abschaffung der Wohnbeihilfe hat Kampus viel Kritik, nicht nur von der Opposition, sondern selbst vom Grazer SPÖ-Altbürgermeister Alfred Stingl eingebracht. Doch aus Sicht der Landesrätin war das alte System ganz einfach nicht treffsicher genug: »Damals haben Bauträger von unseren Zuschüssen profitiert, heute tun es die Menschen, die wirklich unterstützt werden müssen«, sagt sie.

Ihr Anliegen ist soziale Gerechtigkeit. Das nimmt man der dreifachen Mutter auch ab. Dass sie ein Vollprofi ist und weiß, wie man Kritikern den Wind aus den Segeln nimmt, wird schon bei der ersten Frage klar: Kampus lässt die Kritik zu und analysiert sie. Ihr eigenes Handeln begründet sie danach oft nicht mit Gegenargumenten, sondern mit ihren überzeugenden Beweggründen.

FAZIT JUNI 2017 /// 25



Fazitgespräch

Integration funktioniert nicht von alleine. Integration muss eingefordert werden. Doris Kampus

Frau Landesrätin, als Sie Ihr Amt antraten, schrieb die Kleine Zeitung am 19. Juni 2015: »Doris Kampus weiß, was Familien brauchen. In Sachen Asyl lernt sie noch.« Haben Sie schon genug gelernt? Das war gar keine Frage, ob das gelingt. Ich musste es einfach. Aber nicht nur ich, ganz Österreich. Das Thema war eine Riesenherausforderung für alle. Jene Politiker, die sagen, sie hätten gewusst, was auf uns zukommt, sagen nicht die Wahrheit. Ich bin der Meinung, dass wir es in der Steiermark nicht schlecht gemacht haben.

Warum? Weil unser steirischer Weg ein guter war. Wir hatten nie Großquartiere, Zelte oder Container und stehen bis heute für Integration vom ersten Tag. Wir wurden anfangs massiv dafür kritisiert, dass wir von Anfang an Deutschkurse angeboten haben, weil man ja nicht wisse, ob die Flüchtlinge bei uns bleiben. Aber das Geld ist nicht rausgeschmissen, weil wir noch immer Asylverfahren haben, die im Durchschnitt zwei Jahre dauern. Es wäre den Steirern nicht zuzumuten gewesen, zwei Jahre lang Nachbarn zu haben, die kein Wort Deutsch können. Sie würden also noch einmal denselben Weg gehen? Ja. Es gibt immer Nuancen, aber in Grundzügen ja. Regional gut verteilt, Integration von Anfang an mit verpflichtenden Deutschoder Wertekursen und der Nutzung des Netzwerks an großartigen Ehrenamtlichen. Und was man nicht vergessen darf: Wir haben in der Steiermark den ersten Flüchtlingskoordinator installiert.

Der Weg ist ja noch lange nicht zu Ende. Ab wann ist Ihrer Meinung nach ein Flüchtling integriert? Das wäre eine fast philosophische Diskussion. Integriert heißt natürlich, die Sprache zu können. Integriert sind Kinder und Jugendliche, die ins Schulsystem integriert sind. Und letztlich geht es um die Integration in den Arbeitsmarkt. Die großen Aufgaben stehen uns erst bevor. Gibt es Zahlen, wie viele jener, die vor zwei Jahren in die Steiermark kamen, heute am Arbeitsmarkt Fuß fassen konnten? Das ist noch marginal, weil wir das Problem haben, dass wir kaum Bescheide haben. In den nächsten Monaten wird erst klar

werden, ob jemand asylberechtigt ist. Integration funktioniert nicht von alleine. Integration muss eingefordert werden.

Neben Kriegs- und Konventionsflüchtlingen sind auch immer Wirtschaftsflüchtlinge ein Thema. Wie geht man mit diesen – scharf formuliert – Einwanderern ins Sozialsystem um? Oft wird eine Diskussion geführt über gute und nicht so gute Flüchtlinge. Wenn man Familie hat, wenn man Angst hat, die eigenen Kindern könnten verhungern: Was wird man dann tun? Da handelt es sich vielleicht nicht immer um Kriegsflüchtlinge im engeren Sinn, aber ich bin bei der Einteilung sehr vorsichtig. Bezüglich des Sozialsystems haben wir immer wieder schriftliche Anfragen im Landtag, weil gerade Teile der Opposition der Meinung sind, der überwiegende Teil des Sozialsystems sei unterwandert von Menschen, die nicht Steirer sind. Das stimmt allerdings nicht. Die Zahlen sind kein Indiz dafür. 156.000 Menschen sind in der Steiermark armutsbedroht und 65.000 leben in Armut. Wie ist diese Grenze eigentlich definiert? Die EU hat das festgelegt. In Österreich beginnt die Armut unter 1.163 Euro für die Einzelperson. Subjektiv wird Armut aber sicher sehr unterschiedlich wahrgenommen – in beide Richtungen. Das macht auch die Diskussion um die Mindestsicherung so spannend.

Ist es nicht so, dass der Unterschied zwischen der Mindestsicherung und dem Mindestlohn in Vollbeschäftigung einfach zu gering ist? Armut trotz Arbeit ist ein großes Problem. Wir haben Menschen in Österreich, die 40 Stunden arbeiten und dennoch nicht über die Runden kommen. Ich halte 837 Euro Mindestsicherung nicht für zu viel. Und ich erinnere daran, dass es diesen Betrag nur zwölf Mal im Jahr gibt und auch die kaputte Waschmaschine oder der Skikurs des Kindes davon bezahlt werden muss.

Bei den Mindestsicherungsbeziehern gibt es viele, die quasi einen »Kombilohn« bekommen – sie haben ein geringfügiges Arbeitsverhältnis und bekommen die Differenz der Geringfügigkeitsgrenze auf die Mindestsicherung zusätzlich ausbezahlt. Wie motivierend ist es für dann jemanden, der auf die Mindestsicherung aufgestockt wird, arbeiten zu gehen, wenn er ohne Arbeit gleich viel rausbekommt?

FAZIT JUNI 2017 /// 27


Fazitgespräch Diese Formulierung impliziert, dass alle, die so wenig arbeiten, und damit auch verdienen, das freiwillig tun. Es mag kurzfristig charmant klingen, nicht zu arbeiten. Aber mittel- und langfristig ist es das sicher nicht. Glauben Sie mir, die Menschen wollen arbeiten. Arbeit ist Teilhabe und Würde. Auch wenn es eine Handvoll geben wird, die ohne Arbeit und mit Mindestsicherung zufrieden ist. Was halten Sie eigentlich vom bedingungslosen Grundeinkommen? Ich bin sehr skeptisch. Es ist gut, weil es soziale Absicherung bedeutet, aber die Leute wollen eben arbeiten.

Die Finnen haben ein Projekt »Grundsicherung« gestartet, um ihren Niedriglohnbereich am Leben zu halten. In allen anderen Ländern werden diese Billigjobs wegrationalisiert, weil für gewisse Tätigkeiten einfach keine 1.500 Euro bezahlt werden können, wie sie in Österreich gerade als Mindestlohn diskutiert werden. Was halten Sie von diesem System? Ich kann nur sagen: Das allerbeste Mittel ist, Menschen in Beschäftigung zu bringen. Wir haben erstmals seit 2010 in jedem steirischen Bezirk einen Rückgang der Arbeitslosigkeit und einen Rückgang bei den Mindestsicherungsbeziehern. Das ist sehr positiv. Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl machte einmal den Vorschlag, dass jeder Mindestsicherungsbezieher ehrenamtliche Arbeit leisten soll. Das klingt natürlich super. Aber von unseren 19.000 Menschen in der Mindestsicherung sind derzeit nur etwa 6.000 Menschen ar-

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Fazitgespräch beitsfähig. Der Rest sind Frauen mit Betreuungspflichten, Kinder und ältere Menschen.

Der frühere Landeshauptmann Franz Voves sagte einmal, wir steuerten auf eine Zukunft zu, in der weniger Wochenstunden gearbeitet würde und dafür zusätzlich das Ehrenamt gefördert wird. Glauben Sie das auch oder sind Sie eher im Denken der (Noch-) Bundesregierung verankert, die sich flexiblere und auch längere Arbeitswochen wünschen würde? Ich glaube auf jeden Fall, dass Arbeit sich ändern wird. Es gibt Tätigkeiten, die früher im familiären Kontext erledigt wurden – etwa im Pflegebereich. Wir haben zwei Möglichkeiten: Entweder es gibt mehr Pflegeheime oder wir bauen die mobile Unterstützung aus. Das heißt aber, dass die Frage danach, was Arbeit ist, sich stark verändern wird. Auch Gemeinwohlarbeit wird zunehmen. Arbeit am Menschen – egal ob für ältere Mitmenschen oder Behinderte – wird in unserer Gesellschaft immer wichtiger werden.

Bis 2020 sollen alle Sonderschulen abgeschafft werden. Was halten Sie davon? Ich spreche mich ganz klar dagegen aus, auch wenn ich da durchaus nicht auf Parteilinie bin. Es geht darum, was für die Kinder am besten ist. Ich weiß, dass die Ministerin Hammerschmid mit ihrem Konzept unheimlich viel vorgelegt hat, aber gerade das Thema Inklusion braucht viel Behutsamkeit. Fast jeder findet den Begriff Sonderschule furchtbar und dieser müsste auch nicht verwendet werden. In Deutschland sagt man etwa Förderschule. Der

Grundgedanke, dass alle Kinder gleich und gleichberechtigt sind, ist romantisch und schön, aber Tatsache ist, dass manche Kinder aufgrund ihrer Lebenssituation nicht fünf oder sechs Stunden am Tag in eine Regelschule gehen können. Nicht, weil irgendjemand böse ist oder etwas nicht tun will, sondern weil die Kinder etwas Anderes brauchen. Solange es keine Alternative zu den Sonderschulen gibt, sollten diese auch nicht geschlossen werden. Das, was am Papier gut klingt, ist in diesem Fall ein größeres Problem für die Eltern, als man glaubt.

Ein großer Bereich Ihres Ressorts betrifft Jugendwohlfahrt. Gerade sozial benachteiligte Jugendliche sind oft sehr bildungsfern und es gibt große Probleme, sie für Lehrberufe fit zu machen. Wie geht man damit um? Ich vertrete den Standpunkt, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient. Und das gilt hundertfach für junge Menschen. Wir haben einige Jugendliche, die aus irgendeinem Grund aus der Bahn geworfen werden, obwohl in Österreich so viel angeboten wird. Dafür gibt es Produktionsschulen, die jene Kinder niederschwellig auffangen und starken handwerklichen Fokus haben. Wenn ein Kind mit Deutsch und Mathematik nicht zurechtkommt, ist es oft ein Werkstück in der Tischlerei, das schulisch Leistungssteigerungen möglich macht. Der Bund hat sich 2015 von diesem Modell verabschiedet und wir als Steiermark haben uns entschieden, das Konzept aufrechtzuerhalten. Ich war erst letzte Woche in Leoben bei einer Produktionsschule, und die haben Vermittlungsquoten von 70 Prozent in den ersten Arbeitsmarkt, sprich Lehre oder weiterführende Ausbildung. In Deutschland werden

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FAZIT


Fazitgespräch

jetzt auch erste Produktionsschulen für Kinder mit Behinderung eingeführt. Wir loten gerade aus, ob wir das auch in Österreich etablieren wollen.

Die Mittel im Sozialbereich werden zwar nicht kleiner, aber viele Menschen sind immer unzufrieden mit den Leistungen des Sozialsystems. Wie reagieren Sie darauf? Unsere Budgets wachsen von Jahr zu Jahr. Die Einsparungen im Sozialbereich, über die diskutiert wird, finden in dieser Form tatsächlich nicht statt. Unser Problem ist, dass die Planbarkeit im Sozialbereich schwierig ist. Man denke nur an den Flüchtlingsbereich, wo wir nicht wussten, wie viele Menschen kommen und wie viele von ihnen bleiben dürfen. Unsere Kernaufgabe ist es, dass die Mittel passgenau und treffsicher ankommen. Prioritäten zu setzen, ist eine zentrale Aufgabe der Politik. Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang immer stellt: Wer ist arm? 90 Prozent der Menschen denken wohl, sie könnten Unterstützung brauchen. Ein anderes Phänomen, das wir beobachten, ist aber übrigens auch, dass es für viele wirklich arme Menschen nicht leicht ist, um Hilfe anzusuchen. Viele schämen sich dafür. Ich bin aber jedenfalls keine Person, die über zu wenig Mittel jammert. Unser Sozialsystem in der Steiermark muss sich im nationalen Vergleich außerdem nicht verstecken. Die Wohnbeihilfe wurde etwa gestrichen, was gerade unter Studierenden zu großen Protesten führte. Wir haben dort nun das System der Wohnunterstützung – und aus gutem Grund. Wir nehmen sogar fünf Millionen Euro mehr in die Hand als früher – statt 51 ab sofort 56 Millionen Euro. Und das zu Recht. Die Zahlen, die über die Studierenden herumgeisterten, waren ein Missverständnis, weil viele noch die alte Wohnbeihilfe bezogen und deshalb nicht vom neuen System profitierten. Früher war es so, dass man als Student 70 bis 100 Euro Wohnbeihilfe beantragen konnte. Ganz egal, aus welchen Verhältnissen man stammte. Das ist aus meiner Sicht nicht sozial treffsicher und

Doris Kampus wurde am 26. April 1967 in Köflach geboren. Sie studierte Übersetzung sowie Dolmetsch in Graz und war von

1996 bis 2001 Geschäftsführerin des Regi-

onalmanagement Obersteiermark-Ost. Nach

sieben Jahren als selbstständige Unternehmensberaterin übernahm Kampus 2008 die Abteilung für die Landes- und Gemeinde-

entwicklung im Amt der Steiermärkischen Landesregierung. Seit Juni 2015 ist sie als

Landesrätin für die Bereiche Soziales, Arbeit und Integration zuständig. Kampus ist verheiratet und hat drei Kinder. 30 /// FAZIT JUNI 2017


Fazitgespräch

Niemand von uns ist davor gefeit, einmal Unterstützung aus dem Sozialsystem in Anspruch nehmen zu müssen. Doris Kampus

daraus haben oft sogar die Vermieter Nutzen geschlagen, indem sie bewusst höhere Mietpreise verlangt haben, weil sie von der Wohnbeihilfefähigkeit wussten. Jetzt bekommen wirklich jene eine Unterstützung, die sie benötigen, weil das Gehalt der Eltern mit in die Berechnung einbezogen wird.

Die Sozialquote in Österreich liegt ungefähr bei 30 Prozent. Gleichzeitig steigen die Sozialausgaben überproportional. Länder, die über 30 Prozent Sozialquote haben, gelten aber traditionell als nicht wettbewerbsfähig. Wie kann Österreich wettbewerbsfähig bleiben? Wir liegen mit der Quote im oberen Mittelfeld in Europa und wir sollten dazu stehen. Nur zur Einordnung: Mein Budget in der Steiermark liegt mit 450 bis 500 Millionen allerdings etwa bei sieben Prozent. Die Frage ist, wie wir unser Sozialsystem in seiner Qualität dennoch in der aktuellen Form erhalten können. Das funktioniert nur, indem wir Facetten wie die Wohnbeihilfe hinterfragen oder verbessern. Wir müssen uns anschauen, ob unsere Systeme wirklich zeitgemäß sind. Und natürlich muss man über neue Finanzierungssysteme nachdenken. Spüren Sie in Ihrem Ressort eine Entsolidarisierung der Gesellschaft? Gerade bei Flüchtlingen ist das ein großes Stammtischthema. Ja, bei diesem speziellen Thema spürt man es. Es ist viel Unsicherheit da.

Die SPÖ hat den Großteil der Arbeiter als Wählerschaft verloren, weil diese nicht mehr bereit sind, mehr als die Hälfte ihres Einkommens abzugeben, um nur einen Bruchteil davon zurückzubekommen. Unter diesen Menschen sind auch viele der Meinung, dass die falschen Mitbürger von ihren Einkommenseinbußen profitieren. Was ist für Sie eigentlich soziale Gerechtigkeit?

Das kann man eigentlich nicht kurz und einfach beantworten. Aber soziale Gerechtigkeit bringt mich vor allem zum Thema Mindestlohn. Wir brauchen in Österreich einen Lohn für 40 Stunden Arbeit, von dem man leben kann. Lohn wird in Österreich im Europavergleich relativ stark besteuert. Die Initiative des Bundeskanzlers für die Mittelschicht halte ich für ganz zentral, um diesen Menschen wieder mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Die Politik muss diesen Menschen wieder das Gefühl geben, dass es großartig ist, was sie leisten. Was aber nie in Ordnung ist, ist die einen gegen die anderen auszuspielen. Ich warne davor, jene auszuschließen, die gerade Mindestsicherung beziehen oder Arbeitslosengeld. Viele von uns kennen Lebenszyklen. Niemand von uns ist davor gefeit, einmal Unterstützung aus dem Sozialsystem in Anspruch nehmen zu müssen. Wir sollten uns freuen, in welchem Land wir leben dürfen. In Europa leben sieben Prozent der Weltbevölkerung, wir haben 25 Prozent Anteil am globalen Wirtschaftswachstum und sorgen für 50 Prozent der weltweiten Sozialausgaben. Die Schlussfolgerung ist folgende These: Wir müssen extrem an unserer Wettbewerbsfähigkeit arbeiten, um uns unser Sozialsystem leisten zu können. Wir wachsen derzeit stärker als die USA ...

Für ein Quartal und erstmals seit Jahren. Ja, ich sehe das dennoch optimistisch. Und außerdem wollte ich noch auf einen zweiten Punkt hinaus: Was hat uns in Europa immer so stark gemacht? Der soziale Zusammenhalt. Wir brauchen natürlich neue Methoden, müssen Arbeit neu definieren und Leistung anders honorieren. Aber wir werden auch in Zukunft niemanden zurücklassen. Frau Kampus, vielen Dank für das Gespräch!

Das Gespräch führten wir am 9. Mai, also noch vor den aktuellen Zerwürfnissen in der Bundespolitik.

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Steuerboard

Mag. Alexander Hofer

Anlegerwohnung, worauf Sie es anlegen sollten!

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Eine Anlegerwohnung zeichnet aus, dass sie zumeist als neues Objekt für Vermietungszwecke angeschafft wird. Dabei wird Umsatzsteuer vom Verkäufer in Rechnung gestellt. Sofern die Wohnung nach Erwerb umsatzsteuerpflichtig vermietet wird, kann die in Rechnung gestellte Umsatzsteuer vom Finanzamt rückgefordert, oder im besten Falle überrechnet werden. Die Umsatzsteuer aus dem Kauf der Wohnung ist somit kein Kostenfaktor! Die durch die Vermietung für Wohnzwecke erzielten Einnahmen unterliegen einem ermäßigten Steuersatz iHv 10 %. Parkplatzmieten, die Lieferung von Wärme und die Miete für bewegliche Einrichtungsgegenstände sind von dieser Begünstigung nicht umfasst und mit dem Normalsteuersatz iHv 20 % belastet. Die Überschüsse aus der Vermietung werden durch Gegenüberstellung von Einnahmen und Werbungskosten ermittelt. Der Überschuss ist als Teil des Einkommens des Vermieters einkommensteuerpflichtig. Zu den Einnahmen zählen die Mieten und Betriebskosten, zu den Ausgaben Betriebsksoten, Zinsen und Verwaltungskosten sowie die Absetzung für Abnutzung (AfA). Als AfA können 1,5 % des Gebäude(!)wertes geltend gemacht werden. Der Gebäudeanteil wird, so weit sich nicht aus dem Vertrag eine genaue Aufteilung ergibt, 60 % bis 70 % des Kaufpreises bemessen. Diese Fiktion, die auch bei Altgebäuden gilt, kann bei schon vor 2017 vermieteten Gebäuden durch ein Gutachten widerlegt werden. Zu Beginn der Vermietung wird vom Finanzamt die Einkunftsquelleneigenschaft geprüft, indem vom Vermieter regelmäßig eine sogenannte Prognoserechnung angefordert wird. Darin ist darzustellen, dass sich innerhalb eines angemessenen Zeitraums von 20 Jahren ein Totalüberschuss ergeben wird.

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Börsenstrategien, die jeder Anleger kennen sollte Angesichts der anspringenden Inflation und der künstlich niedrig gehaltenen Zinsen tragen immer mehr klassische Sparer den Gedanken mit sich, ihr Geld doch endlich an der Börse zu investieren. Dabei sehen sie sich mit einer Reihe unterschiedlicher Anlagestrategien konfrontiert, die sie kaum oder nicht verstehen. Fazit-Investor bietet einen raschen Überblick.

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och auch wer sich für eine Strategie entscheidet, sollte einige Grundweisheiten, wie etwa sein Risiko möglichst breit zu streuen, immer beherzigen. Und jeder Börsenneuling tut gut daran, sich über folgendes Bonmot von Warren Buffet den Kopf zu zerbrechen: »Der dümmste Grund, Aktien zu kaufen, sind steigende Kurse.« Jeder Anleger sollte sich, noch bevor er den ersten Euro in den Kapitalmarkt steckt, eine persönliche Strategie zurechtlegen, um danach möglichst emotionslos handeln zu können. Hier sind einige der bekanntesten und verbreitetsten Strategien auf dem Parkett: »Buy and Hold« – Kaufen, liegen lassen, Gewinn erzielen Wer diese Strategie verfolgt, kauft Wertpapiere mit dem Ziel, diese möglichst lange, ohne Verkaufsabsicht, im Depot liegenzulassen, um über einen längeren Zeitraum Gewinne zu erzielen. Der Grundgedanke hinter der Strategie des »Buy and Hold« ist daher, eine sinnvolle Streuung der Anlagen vorzunehmen, jedoch darauf zu verzichten, durch Umschichtungen des Portfolios Zusatzerträge zu erwirtschaften. Da jede Transaktion Geld kostet, führt der Versuch, durch Käufe und Verkäufe den Markt zu schlagen, tatsächlich meist zu einem schlechteren Ergebnis als der Markt. Im Grunde ist »Buy and Hold« eine 32 /// FAZIT JUNI 2017

bequeme und noch dazu vielversprechende Anlagestrategie. Sie ist das Gegenteil des hektischen Daytradings, bei dem die Händler kurzfristige Kursschwankungen für Gewinne nutzen wollen. Dazu kommt, dass zahlreiche Studien gezeigt haben, dass sich bei riskanteren Investitionen wie Aktien langfristige Investments eher lohnen als kurzfristige.

ETFs – Investieren in Indexfonds Wer in einen Indexfonds investiert, streut sein Risiko breit und minimiert die Kosten. Indexfonds oder »Exchange-traded Funds« (ETFs) sind Investmentfonds, die einen bestimmten Börsenindex (DAX, Dow Jones) nachbilden. Ihr Erfolg geht auf ihre Transparenz und vermeintliche Einfachheit zurück. Wer in einen ETF investiert, folgt nämlich genau der Entwicklung des zugrunde liegenden Aktien-Index. Gewinnt etwa der Dow Jones um 1,8 Prozent, legt auch der Dow-ETF um 1,8 Prozent zu, verliert der DAX 0,4 Prozent, gilt das auch für einen DAX-ETF. Um den Index möglichst exakt abzubilden, investiert der ETF im gleichen Verhältnis, in dem die Börsenschwergewichte im zugrunde liegenden Index gewichtet sind. Im Unterschied dazu versuchen bei klassischen Investmentfonds die Fondsmanager, mit ihren Entscheidungen über die Zusammensetzung des Fonds die Performance des Index zu übertreffen. Doch


»Sell In May« – Saisonal investieren Die Kapitalmärkte weisen regelmäßig zwischen Oktober und April die größte Performance auf. Oder anders: Aktien sind im September am günstigsten und im Mai am teuersten. Diese regelmäßig wiederkehrende Kapitalmarktanomalie

– den sogenannten Wintereffekt – kann man sich mit der »Sell in May«-Strategie zunutze machen, indem im September gekauft und im Mai verkauft wird. Seltsamerweise folgen alle Blue-Chip-Indizes diesem Phänomen. »Sell in May« beruht auf Erfahrungswerten, und weil sich viele Investoren danach richten, wird sie wegen des dadurch bewegten Handelsvolumens zu einer Art sich selbsterfüllenden Prophezeiung. Gegenüber »Buy-and-Hold«- erzielen »Sell-in-May«-Investoren eine geringfügig bessere Performance. Daher bieten viele Finanzdienstleister Investmentstrategien bzw. eigene Saisonzertifikate auf Basis des Wintereffekts an.

»The trend is your friend« – Mit der Masse schwimmen Die Strategie »The trend is your friend« empfiehlt Papiere zu kaufen, die gerade steigen, und sie dann zu verkaufen, wenn der Kurs zu sinken beginnt. Das klingt zwar einfach, ist aber in der Realität schwierig oder gar unmöglich. Wie soll der Anleger die richtigen Zeitpunkte erkennen? Dennoch ist es statistisch wahrscheinlicher, dass ein bestehender Börsentrend noch länger andauert und kein sofortiges Ende findet. Daher ist es nie ratsam, gegen den Trend zu handeln, außer man erkennt klare Anzeichen für eine Trendumkehr.

Foto: Anthony Quintano

immer mehr Studien zeigen, dass das kaum gelingt. Bis zu 98 Prozent der aktiv gemanagten Fonds schaffen es nämlich nicht, ihren Vergleichsindex zu schlagen. Wer langfristig investiert, sollte wissen, dass es so gut wie keinen Fonds gibt, der seinen Vergleichsindex dauerhaft (länger als fünf Jahre) übertrifft. Daher – und auch wegen der wesentlich niedrigeren Kosten – empfehlen unabhängige Finanzexperten und Verbraucherschützer für den langfristigen Vermögensaufbau immer öfter ETFs. Die günstige Kostenstruktur führt aber auch dazu, dass Banken oft kein großes Interesse an dem aktiven Vertrieb dieser Produkte zeigen. Für professionelle Investoren werden Indexfonds jedoch immer wichtiger. Und so stecken inzwischen unglaubliche drei Billionen Dollar in Indexfonds. Doch mit dem Erfolg wachsen auch die Risiken. Denn der nächste Crash kommt bestimmt. Und gerät der Markt ins Rutschen, werden die ETFs aufgrund ihrer Marktmacht die Fallgeschwindigkeit des zugrunde liegenden Index deutlich beschleunigen.

Das »Fearless Girl« von Kristen Visbal in der New Yorker Wall Street stellt sich mutig dem Börsenbullen entgegen. Anleger sollten daher versuchen, Gewinne so lange wie möglich laufen zu lassen. Doch auch die uralte Wallstreet-Weisheit »Wenn der Friseur oder der Taxifahrer zu Aktien raten, ist es Zeit auszusteigen« hat ihre Berechtigung, weil das ein klarer Hinweis auf eine Marktüberhitzung bzw. auf das baldige Platzen der Blase wäre. Charttechniker nutzen »The trend is your friend« anhand der 200-Tage-Linie. Diese bildet sich aus den Schlusskursen einer Aktie an den letzten 200 Börsentagen. Durchbricht der Kurs diese Linie nach oben, gilt das als Kaufsignal. Durchbricht er sie nach 200 Tagen nach unten, wird verkauft. Seit der Finanzkrise lässt sich ein viel volatilerer Kursverlauf feststellen. Das erhöht zwar die Chancen für Daytrader,

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Recht haben Warnpflicht des Werkunternehmers bei untauglichen Vorarbeiten

Im Zuge der Errichtung oder Sanierung eines Bauwerkes werden in der Regel mehrere Werkunternehmer (WU) mit der Erbringung von Werkleistungen beauftragt. Diese sind zumeist zu einer Kooperation gezwungen, entweder weil diese zusammenhängende oder unmittelbar benachbarte Gewerke errichten oder weil ihre Gewerke auf Vorarbeiten anderer WU aufbauen. Wie weit diese Kooperationspflicht im Einzelfall reicht, ist oftmals strittig und daher Gegenstand höchstgerichtlicher Entscheidungen. Der WU ist gemäß § 1168a ABGB dazu verpflichtet, den vom Werkbesteller (WB) bereitgestellten Stoff auf dessen offenbare Untauglichkeit sowie seine Anweisungen auf deren offenbare Unrichtigkeit zu überprüfen. Unterlässt er dies, haftet er für den dadurch entstandenen Schaden. Unter „Stoff“ ist alles zu verstehen, aus oder mit dem das Werk herzustellen ist. Dazu zählen auch Vorarbeiten anderer WU oder des WB selbst. Arbeiten mehrere WU zusammen an einem Gewerk, besteht eine gegenseitige Aufklärungs- und Kontrollpflicht. Dies gilt auch, wenn keiner von ihnen zum Generalunternehmer bestellt wurde („technischer Schulterschluss“). Deren Verträge mit dem WB bilden im Falle der gemeinsamen Herstellung eines Werkes eine wirtschaftliche Einheit. Dabei trifft jeden WU die Pflicht, alles zu vermeiden, was dessen Gelingen vereiteln könnte, insbesondere die Pflicht zur Kontrolle der Arbeiten anderer WU. In einer jüngst ergangenen Entscheidung stellte der Oberste Gerichtshof (OGH) klar, dass eine solche Koordinationspflicht nicht besteht, wenn die Werkleistungen der beteiligten WU zwei getrennte Gewerke darstellen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn beide Werkleistungen in keinem technischen Zusammenhang stehen. In diesem Fall besteht kein „technischer Schulterschluss“. Im konkreten Fall wurde die Beklagte mit der Errichtung einer Wärmeschutzfassade beauftragt. Mit der Sanierung der Terrasse oberhalb des Wohnzimmers wurde ein Fliesenleger beauftragt. Die vom Fliesenleger verwendete Abdichtung entsprach nicht den Regeln der Baukunst. Die Beklagte begann dennoch mit der Anbringung der Wärmedämmplatten im Anschluss an den unteren Aufbau der Terrasse. Ob die Abdichtung der Terrasse an der Oberseite ordnungsgemäß durchgeführt war, kontrollierte die Beklagte nicht. In diesem Fall verneinte der OGH aufgrund des mangelnden technischen Zusammenhanges die Haftung der Beklagten. Dies obwohl der Mangel bereits bei einer optischen Kontrolle aufgefallen wäre. Dass die mangelhafte Abdichtung zu Schäden an der Fassade führen kann, ist nach Ansicht des OGH nicht haftungsbegründend. Zusammengefasst sind WU dazu verpflichtet, Arbeiten anderer WU, sofern diese am selben Gewerk tätig sind, zu kontrollieren und etwaige Mängel aufzuzeigen. Die Warnpflicht besteht jedoch nur im Rahmen der eigenen Leistungspflicht. Arbeiten anderer WU, welche mit der eigenen Werkleistung in keinem technischen Zusammenhang stehen, müssen nicht überprüft werden.

Foto: dklra.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Kanzlei Daghofer, Kaufmann & Lausegger, Mariahilferstraße 20, Tel. 0316/7222950, dklra.at

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Investor

nicht jedoch für Anleger, die langfristige Trends ausnützen wollen.

»Dogs of the Dow« – Die Dividendenstrategie Die »Dogs of the Dow«-Strategie ist sozusagen das Gegenstück zu »The trend is your friend«. Dabei orientiert sich der Anleger ausschließlich an der Dividendenrendite und kauft jene zehn Aktien aus einem Blue-Chip-Index, die in der letzten Periode die besten Dividenden erzielt haben. Die Überlegung dahinter ist, dass Dividenden weniger volatil sind als Kurse. Daher sind dividendenstarke Papiere generell eher unterbewertet. Das Konzept von »Dogs-ofthe-Dow« besteht also darin, unterbewertete Aktien aus dem Dow Jones mithilfe der Dividendenrendite oder des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) herauszufiltern, um von deren Aufholjagd zu profitieren. Eine hohe Dividendenrendite bzw. ein niedriges KGV deuten klar auf eine Unterbewertung der Aktie und damit einen günstigen Einstiegskurs hin. Die Strategie ist einfach umzusetzen. Die im Index enthaltenen Titel werden nach ihren Dividenden je Aktie gereiht. Die zehn Titel mit den höchsten Renditen kommen in das Portfolio und werden ein Jahr lang gehalten. Im Folgejahr wird das Prozedere wiederholt. Die Strategie war vor und nach der Finanzkrise sehr erfolgreich. In den Krisenjahren 2007 und 2009 ließ sie jedoch gegenüber dem Index völlig aus. Besonders konservative Anleger lieben die Dividenden-Strategien. Schließlich ist die Grundannahme, dass Unternehmen, die stetig und verlässlich Dividenden zahlen, gesund sein müssen und erfolgreich wirtschaften, nicht von der Hand zu weisen. Kritiker wenden hingegen das Klumpenbildungsrisiko, also eine mangelnde Diversifikation des Portfolios, ein. Schließ-

lich landen immer wieder dieselben Dividenden-Aristokraten in den Portfolios.

»Cost Average« – Die Durchschnittskostenstrategie »Cost Average« ist mit Sicherheit die »langweiligste« Börsenstrategie. Dafür ist sie aber auch für kleine Brieftaschen geeignet und die Performance stimmt ebenfalls, weil Indizes langfristig so gut wie immer erfolgreich performen. Dabei legt man einen festen monatlichen Betrag, zum Beispiel 150 Euro, in einen Indexfonds (ETF) an. Da sind die Gebühren niedrig und die Risikostreuung ist durch die Gewichtung des Index vorgegeben. Der Anleger kauft Monat für Monat zum aktuellen Tagespreis seinen ETF, unabhängig davon, wie die Kurse gerade stehen, und spart sein Portfolio an. Bei hohen Indexwerten werden automatisch weniger Anteile gekauft und bei niedrigen Werten entsprechend mehr. Da sich die geglätteten Indizes langfristig stetig nach oben entwickeln, profitiert der Anleger. Der Durchschnittskosteneffekt nimmt jedoch mit zunehmender Laufzeit des Sparplans ab, weil sich im Verlauf des Ansparens immer mehr Kapital bildet. Und das angesparte Vermögen verhält sich immer mehr so, als hätte man den Gesamtbetrag einmal angelegt. Daher muss der Ausstiegszeitpunkt gut gewählt werden.


Foto: Red Bull Content Pool, Philip Platzer

Wirtschaft

Der voestalpine wing: Architektonisches Highlight und Tor zum Red Bull Ring.

Technologie trifft auf Emotion: voestalpine verstärkt Präsenz in Spielberg

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steht, verlangt auch die voestalpineKurve ein perfekt abgestimmtes technisches Setup der Motorsportboliden.

Zukunftslösungen für die Automotive-Branche Mit ihrem Engagement in Spielberg setzt die voestalpine ein klares Bekenntnis zum Standort Steiermark, wo an neun Standorten über 9.000 Mitarbeiter des Konzerns beschäftigt sind. Zudem unterstreicht das Unternehmen damit einmal mehr seinen strategischen Fokus auf die

Zukunftsbranche Mobilität. Schon jetzt entfallen auf dieses Wachstumsfeld 48 Prozent des Konzernumsatzes – zwei Drittel davon im Automotive-Bereich. Die voestalpine ist heute einer der führenden Partner der europäischen Automobilindustrie und Vorreiter im Bereich höchstqualitativer Automobilkomponenten in Leichtbauweise. Auch bei Hochleistungswerkstoffen für Motorund Getriebeteilen von Formel-1-Autos kommt das Technologie-Know-how der voestalpine zum Einsatz.

Foto: voestalpine

Anzeige Foto: Lucas Pripfl

er voestalpine wing prägt seit 2014 als Welcome-Center nicht nur die Start-Ziel-Gerade des Red Bull Rings, sondern verbindet durch seine moderne Architektur auch die Emotionen des Rennsports mit der Faszination für Innovation und Technologie. Nun verstärkt die voestalpine ihre Präsenz auf der Rennstrecke weiter – als Namensgeber einer technisch hochanspruchsvollen Kurve. So wie der international tätige Industrie- und Technologiegüterkonzern für Produkte mit höchsten Qualitätsanforderungen

In der Saison 2017 wird die voestalpine auch mit einer eigenen Kurve das Renngeschehen mitprägen.

Die voestalpine ist einer der führenden Anbieter von zukunftsweisenden Technologien für den Automobilbau. FAZIT JUNI 2017 /// 35


Wirtschaft

Neue Chancen am US-Markt nutzen – mit der Nummer 1 im Außenhandel: Bank Austria. Die Unternehmerbank.

Anzeige Foto: Bank Austria

Als Nummer 1* im Außenhandel begleitet die Bank Austria Unternehmen über das Netzwerk der UniCredit in die USA und unterstützt sie vor Ort mit maßgeschneiderten Finanzierungslösungen und umfassender Branchenexpertise.

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ie größte Volkswirtschaft der Welt hat sich von der globalen Wirtschaftskrise 2008 schneller erholt als Europa. Seit 2010 ist sie um durchschnittlich zwei Prozent pro Jahr kontinuierlich gewachsen. Wie es allerdings künftig am „neuen US-Markt“ weitergehen wird, ist mit Fragezeichen behaftet. „Einerseits könnten die erwartete Deregulierung und die versprochenen Steuersenkungen sowie die angekündigten Infrastrukturinvestitionen zu höherem Wirtschaftswachs-

tum führen. Andererseits könnten sich mögliche protektionistische Maßnahmen und steigende geopolitische Spannungen wenig vorteilhaft auf die Wirtschaft auswirken“, sagt US-Experte Helmut Kratky von der UniCredit New York Branch. Viele Amerikaner und österreichische Unternehmer vor Ort sind optimistisch und gehen von einem positiven Szenario aus. „Die vorherrschende Meinung ist, dass man in jeder Situation erfolgreich sein kann, wenn man sich richtig positioniert“, so Kratky.

*) Nach Transaktionszahl und -volumen sowie Marktanteilen (Quelle: SWIFT und OeKB, 2016).

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Neben der richtigen Positionierung ist auch der richtige Finanzpartner gefragt, wenn es um neue Wachstumsmöglichkeiten geht. „Wer in die USA expandieren will, braucht eine Bank, die nicht nur ihr eigenes Business versteht. Unsere Kunden wünschen sich einen Partner, der sie auf Augenhöhe berät und ihnen eine breite, flexible Produktpalette zur Verfügung stellt. Genau das kann die Bank Austria als führende Unternehmerbank Österreichs und Nummer 1 im Außenhandel bieten“, sagt Bernd Meister, Landesdirektor Firmenkunden Steiermark. Mit dem Netzwerk der UniCredit steht sie ihren Firmenkunden in allen Phasen ihres US-Engagements über den jeweiligen persönlichen Firmenkundenbetreuer bzw. die Firmenkundenbetreuerin in Österreich mit international erprobten Corporate-Banking-Produkten und einer effizienten, bedarfsgerechten Servicepalette zur Verfügung.

Drei Fragen an den US-Experten Helmut Kratky Welche Rolle spielen die USA für Österreich? Die USA sind ein hochentwickelter Wirtschaftsraum mit großer Kaufkraft und hoher Rechtssicherheit. Für österreichische Unternehmen, die in die Welt aufbrechen, sollte er in der Prioritätenliste gleich nach den unmittelbaren Nachbarmärkten kommen.

Allerdings sind Amerikaner kulturell natürlich anders als Europäer. Auf einen Markteintritt in den USA sollte man sich ähnlich vorbereiten wie für Asien.

Welche Branchen der US-Wirtschaft sind für österreichische Unternehmen jetzt besonders attraktiv? Das sind vor allem die Bereiche Infrastruktur und Bauwirtschaft, Energie, Gas und Kohle sowie Konsumgüter und Automobilindustrie. Zur Schwäche tendieren könnten jene Branchen, die mit Umweltschutz zu tun haben.

Was bietet die Bank Austria über das Netzwerk der UniCredit in den USA? Wir sind seit 1983 darauf fokussiert, österreichische Unternehmen in den USA zu unterstützen. Gegenüber den lokalen Banken haben wir damit einen enormen Knowhow-Vorsprung. Wir bieten alle Dienstleistungen für Firmenkunden, die ein österreichisches Unternehmen auch von seinem Kundenbetreuer in Österreich bekommt. Und: Wir sprechen Deutsch. Nähere Informationen zu Geschäftsmöglichkeiten erhalten Sie bei Bernd Meister, Landesdirektor Firmenkunden Steiermark, Telefon +43 (0)5 05 05-93122 oder unter unternehmerbank.bankaustria.at


Wirtschaft

Berufsbegleitend zum akademischen Abschluss

Maßgeschneidert für HTL-Absolventen Anzeige Foto: WKO Graz

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Der Kontakt zu den Unternehmen ist wichtig, um ihre Anliegen zu erfahren und Service zu bieten, betont Sabine Wendlinger-Slanina (re.) zu Besuch bei der Firma Auto/Pol − Ersatzteile und Zubehör in der Wiener Straße.

WKO Graz mit Service on Tour

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er Regionalstelle Graz der Wirtschaftskammer ist es ein wichtiges Anliegen, zu möglichst vielen ihrer 17.500 aktiven Mitglieder in persönlichem Kontakt zu stehen. Funktionäre und Mitarbeiter der Regionalstelle Graz haben daher unter Führung von Obfrau Sabine Wendlinger-Slanina und Leiter Viktor Larissegger auch heuer wieder an elf Mittwochen insgesamt über 100 Betriebe in allen 17 Bezirken besucht. Auch wenn sich die Themen und Anliegen oftmals wiederholen, haben die Besuche dennoch einen mehrfachen Nutzen. „Einerseits haben wir viele aktuelle Anfragen aufgenommen und beantwortet. Andererseits haben wir so Gelegenheit, unsere Serviceleistungen in Erinnerung zu rufen“, erklärt Obfrau Sabine Wendlinger-Slanina. „Die wirtschaftliche Lage zeigt sich unterschiedlich, aber grundsätzlich in Mehrheit sehr positiv, nicht zuletzt weil am häufigsten Fachkräftemangel als Problem für die Unternehmen genannt wird“ erklärt Regionalstellenleiter Viktor Larissegger. Das führt so weit,

dass Aufträge immer öfter abgelehnt werden müssen. Besonders betroffen sind die Tourismusbranche sowie Gewerbe und Handwerk.

ompetenzanerkennung, starker Praxisbezug und die Studierbarkeit stehen im Fokus der vom Studienzentrum Weiz österreichweit organisierten Diplomstudien der Hochschule Mittweida. In zwei Jahren vom Ing. zum Dipl.-Ing. (FH): Mit HTL-Abschluss kann der Einstieg direkt in das 5. von 8 Fachsemestern erfolgen. Durch die Kombination aus Präsenzeinheiten und Fernstudienelementen lassen sich Job, Studium und Familie sehr gut unter einen Hut bringen. Die Vorlesungen finden ca. 6 bis 7 Mal geblockt am Wochenende (Freitag/Samstag) pro Semester statt. „Nach dem Erreichen der sogenannten „Gläsernen Decke“ im Beruf, oberhalb derer es ohne akademischen Abschluss kein Weiterkommen gab, stand der Entschluss rela-

tiv rasch fest, ein Studium nach mehr als 10 Jahren nach dem HTL-Abschluss zu beginnen.“ Dipl.-Ing. (FH) Alexander Mestl, SAP-Berater & -Entwickler

Studienstarts Herbst 2017 am Standort Weiz: • Wirtschaftsingenieurwesen - Infoabend am 29.06.2017, 17.00 Uhr, an der Wirtschaftskammer Weiz • Elektrotechnik – Infoabend am 26.06.2017, 17.30 Uhr, im Studienzentrum Weiz • Technische Informatik – Infoabend am 27.06.2017, 17.30 Uhr, im Studienzentrum Weiz

Studien- und Technologie Transfer Zentrum Weiz Tel. +43 3172 603 4020 info@aufbaustudium.at www.aufbaustudium.at

Mangel an Gewerbeflächen Einem dringenden Problem will man sich seitens der WKO in verstärktem Maße widmen: Vor allem produzierende Betriebe sehen sich am Standort Graz aufgrund der Baumaßnahmen im Wohnbereich mit immer geringer werdendem Raum für gewerbliche Entwicklungen konfrontiert. Es gibt daher immer öfter Überlegungen, den Standort vom Stadtgebiet ins Umland zu verlegen, da dort die Erreichbarkeiten besser sind, die Kosten für Grundstücke günstiger und Genehmigungsverfahren schneller. „Die Stadt ist gefordert, die Wirtschaftreibenden noch mehr als bisher zu unterstützen, da Absiedelungen nicht nur steuerliche Nachteile für die Stadt haben, sondern dadurch auch weitere Wegstrecken für Mitarbeiter zu ihren Arbeitsplätzen bedeuten“, so Larissegger.

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Zur Lage #81 Über den Staatsstreich in der ÖVP und die darauf folgenden Reaktionen der geballten In tel lek tu a li tät Österreichs, über das neue Erscheinungsbild des Heinz-Christian Strache und sehr wenig über das real nie existierende Team Stronach.

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iesmal hab ich mir ja wirklich ganz fest vorgenommen, es einmal so richtig modern angehen zu lassen, keine reaktionäreren Altspinnereien zu verzapfen, sondern ganz gegen meine Art die Mächtigen, die Regierenden, die da ganz oben, eben ordentlich vor mir herzuschreiben. Beginnen will ich mit dem obersten aller Österreicher, dem Bundespräsidenten, aber, schon da gerät mein Vorhaben ins Wanken. Der ist ja quasi omniunpräsent, also man hört und sieht vom Herrn Bundespräsidenten gleichsam gar nichts. Mir kommt fast vor, Heinz Fischer ist da noch aktiver, mehr Termine nimmt er wohl wahr als der sich gach in eine Art stille Pension begeben habende Alexander Van der Bellen. Gut, ich will nicht unfair erscheinen, unlängst hat er was Professorales zum Thema Kopfbedeckungen gesagt und gestern lese ich in einem Interview im Kurier, dass der Präsident sich nun entschlossen hat, innenpolitische Spuren zu ziehen. »Durchs Schimpfen kommen die Leute nicht zusammen, durchs Reden aber schon,« lautet das Substrat seines Beitrags für das politische Arbeitsjahr so far. Das kann man mögen; ein Norbert Hofer, Gott bewahr!, hätte das nie so formulieren können. In letzter Konsequenz erscheint es doch ein klein wenig als ein Gemeinplatz, den auch der quereinsteigende Bürgermeister von Minimundus

Das gesamte linksgrüne Milieu ist in eine paniknahe, geradezu schockstarre Umtriebigkeit verfallen, die selten in diesem Land in solch breitintellektueller Dichte zu finden ist.

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Von Christian Klepej nicht ganz so brilliant, aber doch sinngemäß ähnlich hingebracht hätte. Und wenn ich mir die Partei des Bösen, die Bewegung der hinterwäldlerischen Profiteure und Egomanen vornehme, um da ein bisschen was auszuleuchten, tu ich mir auch schwer. Ich meine jetzt nicht die ÖVP, Sie Schlingelin!, ich denke an die andere große Kraft der dunklen Seite der Macht, an die FPÖ. Da hört man gar nichts mehr. Als Reaktion auf die vom ehemaligen Chefredakteur der ÖVP-Tageszeitung »Süd-Ost-Tagespost« Gerfried Sperl als »Machtergreifung« entlarvte Designierung von Sebastian Kurz zum nächsten ÖVP-Bundesparteiobmann – wenn das legale Substanzen sind, die einen da von »Machtergreifung« radebrechen lassen, dann möcht ich die auch einmal inhalieren! – hat sich Heinz-Christian Strache eine Brille aufgesetzt. Na bumm. Mir als ahnungslosen Beobachter drängt sich da der Eindruck auf, dass Strache die ganzen Felle, die ihm davonzuschwimmen drohen, besser sehen will. Ansonsten hat der Putsch in der ÖVP für einigen Furor in der österreichischen Innenpolitik gesorgt. Das gesamte linksgrüne Milieu ist in eine paniknahe, geradezu schockstarre Umtriebigkeit verfallen, die selten in diesem Land in solch breitintellektueller Dichte zu finden ist. Mit Gerfried Sperl an der Spitze haben ja viele der Großdenkerinnen heimischer Journalistik bei Sebastian Kurz genau das in Grund und Boden geschrieben, was viele der Großdenkerinnen heimischer Journalistik vor etwa einem Jahr bei Christian Kern als staatsmännisches Handeln gefeiert haben. Bekanntlich ist damals auf persönlichen Wunsch, wenn nicht Order, von Werner Faymann Kern als Nachfolger aus der Asche gestiegen und hat alle Entscheidungskompetenz der Sozialdemokratie in sich vereint. Auf politischer Seite haben neben der nun bebrillten FPÖ am professionellsten die Grünen auf die Revolte des schwarzen Jungstars reagiert. Die treten beim nächsten Mal gar nicht mehr an. Zumindest nicht unter Führung von Eva Glawischnig, die ist zurückgetreten. Die Grünen haben sich daraufhin dazu entschlossen, es ihrer bundesdeutschen Schwesterpartei, die in diesen Monaten von einem Wahldebakel

in das nächste schlittert, gleichzutun, und wollen nun mit einer Doppelspitze bei der Nationalratswahl antreten. Dass eine der beiden Doppelspitzen, Ulrike Lunacek, die »Nationalstaaten in ihrer heutigen Form« und damit das österreichische Parlament abschaffen – und eine zweite Kammer, ähnlich dem segensreichen Bundesrat bei uns, dem noch segensreicheren Europäischen Parlament hinzufügen – will, erscheint aus »grüner Logik« heraus schlüssig. Was mich an ein herrliches Interview mit Maria Vassilakou, Vizebürgermeisterin der Stadt Wien, in einem Ö1-Mittagsjournal der letzten Wochen erinnert. Da hat Vassilakou über gute zwanzig Minuten die hyperdemokratische Struktur der Grünen gepriesen und vor allem das im grünen Statut festgeschriebene Prinzip der Urabstimmung für unentbehrlich erklärt. Es sei denn, eine solche Urabstimmung hätte den kleinen Makel, nicht so auszufallen, wie es die demokratische Anführerin der Grünen für richtig erachtet. Dann, aber nur dann!, würde man sich darüber hinwegsetzen. Weltklasse, oder? SP-Chef Christian Kerns Reaktionen auf die Bastivolation haben nach meinem Dafürhalten etwas an Managerqualitäten vermissen lassen. Dass etwa gerade er sich gedacht hat, bei einer Minderheitsregierung, »da regiert die Minderheit, das machen wir!«, aber darauf vergessen hat, auch dazu eine Mehrheit zu benötigen, erscheint mir bei einem Ex-Bahnmanager, der ja auch wissen wird, dass ein »Schnellzug« nicht immer nur schnell sein darf, durchaus enttäuschend. Was meine ÖVP betrifft, ja, da ist mir natürlich der viele Jubel auch schon einigermaßen suspekt. Kein Schatten ohne Licht: erfahre ich doch von einem Insider, dass man beim nächsten Parteitag auf die Bestuhlung verzichten wird können, weil durchgehende »Standing Ovations« zu erwarten seien. Und dass jetzt nicht mehr fünf, sieben Landeswichtige entscheiden, wie der Hase läuft, sondern Sebastian Kurz, jo mei! Das bedeutet im Grunde ja auch, dass nicht mehr fünf, sieben falsche Entscheidungen getroffen werden können, sondern nur mehr eine. Wenn das kein Qualitätssprung ist, dann weiß ich auch nicht. Bleiben Sie mir gewogen. n


Essay von Hans-Werner Sinn

Was uns Marx heute noch zu sagen hat D

er Sozialismus hat den Systemwettbewerb mit dem Kapitalismus verloren. Ineffizienz und Gewaltherrschaft waren die absehbaren Folgen des Versuchs, eine Zentralverwaltungswirtschaft mit Kommandos statt pekuniären Anreizen zum Laufen zu bringen. Als das auch der Letzte merkte, brach das System zusammen. Ist Marx deshalb obsolet? Mitnichten, denn obwohl Marx die sozialistische Revolution prognostiziert und gefordert hat, hat er nur wenig über den Sozialismus geschrieben, sondern sich stattdessen umso intensiver mit der Funktionsweise der kapitalistischen Marktwirtschaft beschäftigt. Viele der marxschen Behauptungen wurden zwar von der Volkswirtschaftslehre verworfen. Und die Werturteile, die er in seine Analysen einfließen ließ, entsprechen nicht dem Wissenschaftsverständnis, das mit Max Weber Konsens in den Sozialwissenschaften geworden ist. Dennoch hat Marx viele interessante Gedanken geäußert, die nachhaltigen Einfluss auf die weitere Forschung und den Erkenntnisprozess der Volkswirtschaftslehre und der anderen Sozialwissenschaften hatten.

Über den Einfluss von Karl Marx auf die weitere Forschung und den Erkenntnisprozess der Sozialwissenschaften.

Das Sein bestimmt das Bewusstsein

Ökonomen sind in dieser Frage häufig mit Politikern uneins, die stets das Wort vom Primat der Politik im Mund führen. Ironischerweise sind es gerade linke Politiker, die an die Möglichkeiten politischer Interventionen in das Marktgeschehen glauben, während die Ökonomen auf die Dominanz der ökonomischen Gesetze verweisen und viele der Interventionen als unwirksam, wenn nicht kontraproduktiv, zurückweisen. Man denke nur an die Mindestlohngesetzgebung, die europäischen Rettungsschirme, die Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB) oder die Regeln für die Inklusion von Migranten in den Sozialstaat, die derzeit starke Magnetwirkungen entfalten. Ökonomen sind wie Marx vom Primat der ökonomischen Gesetze über die Wünsche der Politik und der Medien überzeugt. In diesem Sinne stehen sie heute Marx häufig näher als jene, die sich explizit auf ihn berufen. Dass es ein Primat der ökonomischen Gesetze über die Politik gibt, heißt nicht, dass man auf den Staat verzichten kann. Die Marktwirtschaft ist nämlich keine Anarchie, sondern verlangt ganz im Gegenteil einen festen gesetzlichen Ordnungsrahmen, damit sie überhaupt funktionieren kann. Dabei stehen das Zivilrecht und das Strafrecht an erster Stelle, denn die Grundvoraussetzung für einen funktionierenden Tausch von Gütern und Leistungen ist die Sicherung von Eigentumsrechten an eben diesen Gütern und Leistungen. Nur auf der Basis gesicherter Eigentumsrechte an produzierten Gütern und den Produktionsfaktoren, von der Arbeit über Kapitalgüter bis zum Boden, können Märkte

Foto: Ifo-Instiut

Das gilt auf jeden Fall für Marx’ Grundthese, dass nicht, wie Hegel meinte, das Bewusstsein das Sein, sondern ganz im Gegenteil das Sein das Bewusstsein bestimme, dass also die objektiven Produktionsverhältnisse letztlich den ideologischen Überbau in Form des Staatswesens, der Gesetze und der medialen Mehrheitsmeinung determinieren. Es gibt kein Primat der Politik über die Gesetze der Ökonomie. Vielmehr bestimmen die ökonomischen Gesetze den Rahmen, innerhalb dessen sich die Politik bewegen kann. Systeme, die sich nicht an den Gesetzmäßigkeiten menschlichen Verhaltens und der objektiven Knappheit der Ressourcen orientieren, sondern aufgrund bloßer Wunschvorstellungen von Ideologen, Theologen oder Ethikern eingerichtet werden, gehen unter, weil sie ökonomisch nicht funktionieren und dem Wettbewerb mit anderen Systemen nicht standhalten. Das Schicksal des Kommunismus beweist dies ja selbst in aller Klarheit. Gerade in der Fehlerhaftigkeit der marxschen Prophezeiung eines dauerhaften Übergangs zum Sozialismus liegt der Beweis für die Richtigkeit seiner Grundthese vom Primat der ökonomischen Verhältnisse.

Hans-Werner Sinn, geboren 1948 in Bielefeld, ist Ökonom. Der emerierte Ordinarius der Ludwig-MaximiliansUniversität München war von 1999 bis 2016 Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung. Seit 2017 ist er ständiger Gastprofessor an der Universität Luzern. hanswernersinn.de FAZIT JUNI 2017 /// 39


Was uns Marx heute noch zu Sagen hat

ihre segensreichen Wirkungen entfalten. Und natürlich gibt es Bereiche, in denen der Markt durch eine Staatswirtschaft ergänzt werden muss, weil er nicht funktioniert, wie etwa im Umweltbereich, wo Fehler auftreten, weil sich Märkte für die Schadstoffe nicht leicht herstellen lassen, oder bei öffentlichen Gütern, die nur in einer für alle gemeinsamen Qualität hergestellt werden können. Die klassischen Beispiele sind Straßen, Brücken oder Deiche. Schließlich versagt der Markt auch bei der Aufgabe, eine als gerecht empfundene Einkommensverteilung herzustellen. Deswegen muss die Marktwirtschaft durch eine sozialstaatliche Umverteilung von reich zu arm ergänzt werden.

Marx hat den Standpunkt vertreten, dass die ökonomische Basis einer Volkswirtschaft sich unaufhörlich weiterentwickele, während der ideologische Überbau in Form der Meinungen der herrschenden Klasse – heute könnte man wohl vom »politisch-medialen Komplex« sprechen – unflexibel sei. Der Mangel an Flexibilität im ideologischen Überbau führe im Laufe der Zeit zu wachsenden gesellschaftlichen Spannungen, die schließlich in Umbrüchen, wenn nicht gar einer Revolution, enden würden.

Was hat beispielsweise der Preis eines Gemäldes von Rembrandt mit dem Lohn des Meisters zu tun? Was hat der Preis des Erdöls mit dem Lohn der Arbeiter am Bohrloch zu tun? Nichts, oder so gut wie nichts.

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Was könnte aktueller sein als diese Aussage? Wenn man bedenkt, wie in den USA und Großbritannien die durch die Kräfte der Globalisierung und die Migration bedrängten Unter- und Mittelschichten sich 2016 erfolgreich gegen das Establishment aufgelehnt haben, leuchtet Marx’ These unmittelbar ein. Der medial-politische Komplex reagierte auf den Realitätsschock mit der Behauptung, die Menschen seien Opfer von Populisten geworden, so als wüsste man nicht, dass in einer Demokratie stets Populisten regieren. Populisten sind immer nur die anderen, die nicht oder noch nicht an der Macht sind und der eigenen Partei die lukrativen Posten im Staatsapparat abspenstig machen wollen. Welch eine verquere Definition! Ähnliches Unverständnis hat die herrschende Klasse stets gegenüber Aufrührern ihrer Zeit gezeigt, die ihre Positionen ernsthaft infrage stellten. Natürlich bedeuten die Wahl Donald Trumps und das Referendum zum Brexit keine Revolutionen im marxschen Sinne. Wohl aber stehen sie für Umbrüche, die aus der wachsenden Dichotomie zwischen ideologischem Überbau und ökonomischer Basis zu erklären sind. Wer die Wahlergebnisse auf die Verführungskünste und persönlichen Defizite eines Trump zurückführen möchte, bewegt sich auf der äußersten Oberfläche der Erkenntnis. Marx als Ökonom

Zu Marx’ größten wissenschaftlichen Fehlleistungen gehört die Arbeitswerttheorie, die wohl vor allem ideologisch begründet war – auf ihr ruhte schließlich die Theorie des Mehrwerts und der Ausbeutung. Die Behauptung, dass sich die relativen Güterpreise in der Marktwirtschaft grundsätzlich nach der in den Waren steckenden Arbeitszeit richten, ist schlichtweg falsch, denn erstens sind die Löhne nur eine von vielen Kostenkomponenten einer Firma und zweitens sind Preise grundsätzlich Knappheitspreise, die ihren Wert auch von den Präferenzen und der gegenseitigen Konkurrenz der Nachfrager herleiten. Was hat beispielsweise der Preis eines Gemäldes von Rembrandt mit dem Lohn des Meisters zu tun? Was hat der Preis des Erdöls mit dem Lohn der Arbeiter am Bohrloch zu tun? Nichts, oder so gut wie nichts. Wegen der Arbeitswerttheorie und wegen der offenkundigen Fehlleistung Marx’ im Bereich der Verteilungstheorie und der damit auf das Engste zusammenhängenden mikroökonomischen Preistheorie, der Königsdisziplin der Volkswirtschaftslehre, wird Marx von den meisten angelsächsischen Ökonomen nicht als jemand wahrgenommen, der Wesentliches zur Geschichte der volkswirtschaftlichen Lehrmeinungen beigetragen hat. Das jedoch ist nach meiner Einschätzung ein Fehler, denn die wahre Leistung von Marx liegt in der Makrotheorie. Er war einer der ersten Makroökonomen der Geschichte und hat diese Teildisziplin wesentlich begründet. Vor ihm hatten Begriffe wie »Nationaleinkommen«, »Konsum« oder »Investition« kaum eine Relevanz in der Theorie gehabt.


Essay von Hans-Werner Sinn

Marx wusste und erklärte, dass das Nationaleinkommen als Wertsumme der neu produzierten Güter für den laufenden Konsum und für die Akkumulation des Kapitals verwendbar war. Auch John Maynard Keynes konnte seine Theorie von der Bedeutung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage für die Stabilität der Wirtschaft nur mithilfe solcher Aggregatvorstellungen entwickeln. Auf der Basis seiner makroökonomischen Definitionen gelang es Marx im zweiten Band seines Hauptwerkes »Das Kapital«, eine Wachstumstheorie zu entwickeln, die als Vorläufer der später von Evsey Domar oder Paul Romer entwickelten Theorien des Wachstums bei einer konstanten Relation von Kapital und Sozialprodukt gelten kann. Marx zeigte dort auch unter Verwendung numerischer Rechnungen, dass Wachstum grundsätzlich nicht durch Konsum, sondern durch Konsumverzicht, nämlich Ersparnis und Akkumulation von Kapital, zustande kommt. Je größer der Anteil des Volkseinkommens ist, der nicht konsumiert, sondern gespart und investiert wird, desto höher ist die Wachstumsrate der Ökonomie.

Je größer der Anteil des Volkseinkommens ist, der nicht konsumiert, sondern gespart und investiert wird, desto höher ist die Wachstumsrate der Ökonomie.

Die Sowjetunion hat auf der Basis der marxschen Wachstumstheorie in der Nachkriegszeit versucht, eine Strategie zur Überflügelung des Westens zu entwickeln. Wenn ihr der Erfolg versagt blieb, so vor allem auch deshalb, weil übersehen wurde, dass die von Marx behauptete Proportionalität von Sparquote und Wachstumsrate nur dann gewährleistet ist, wenn eine hinreichend große industrielle Reservearmee von Arbeitslosen zur Verfügung steht, die sicherstellt, dass auch die Zahl der eingesetzten Arbeitskräfte in Proportion zum Kapitaleinsatz wachsen kann. Sobald das Kapital schneller wächst als der mögliche Arbeitseinsatz und die Produktionsstätten nicht einfach nur proportional aufgebläht werden können, sondern gezwungen sind, arbeitssparende Verfahren zu verwenden, wird der Wachstumseffekt aufgrund einer Akkumulation des Kapitals abgeschwächt, und die marxsche Formel gilt nur noch in modifizierter Form. Das hat auch Marx selbst gesehen und im dritten Band, der von Engels erst postum editiert und herausgegeben wurde, ausführlich analysiert. Nach der Methode der abnehmenden Abstraktion sah er das Wachstumsmodell des zweiten Bandes, das auf konstanten Proportionen basierte, nur als gedanklichen Zwischenschritt zu einer realistischeren Beschreibung eines Wachstumsprozesses, der durch eine zunehmende Kapitalintensivierung der Produktion gekennzeichnet ist. Er sprach in diesem Zusammenhang von der wachsenden »organischen Zusammensetzung des Kapitals«, also einer Zunahme der Relation von fixem und variablem Kapital, oder in heutiger Sprache: einer Zunahme der Relation von Produktionskapital und Arbeitskräften. Rolle der Nachfrage Marx war indes weniger an den Bedingungen des Wachstums als an den Ursachen von Krisen interessiert. So richtig es ist, dass Wachstum nur aus Ersparnis und Investition resultieren kann, so wichtig ist zugleich die Rolle des Konsums als eines wesentlichen Elements der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Stockungen im Konsum können, wie Marx richtig erkannte, Unterkonsumtionskrisen hervorrufen, die die Wirtschaft in eine konjunkturelle Abwärtsspirale ziehen. Insofern bereitete Marx die später von John Maynard Keynes entwickelte nachfragebasierte Konjunkturtheorie vor, die gerade in den vergangenen Jahren sehr häufig bemüht wurde, um auf die negativen konjunkturellen Wirkungen einer angeblichen Austeritätspolitik in Südeuropa hinzuweisen.

Aber Marx wie auch Keynes würden fehlinterpretiert, wollte man ihnen die Behauptung in die Schuhe schieben, dass es bei der Nachfrage speziell nur auf die Konsumnachfrage und die Massenkaufkraft ankomme. Beide wussten natürlich und betonten, dass auch die Nachfrage der Unternehmen nach Kapitalgütern, die sie akkumulieren, ein wesentliches Element der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ist, das im Falle von Unterbrechungen ebenfalls zu krisenhaften Störungen im Wirtschaftsablauf führen kann.

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Was uns Marx heute noch zu Sagen hat

Theorie vom tendenziellen Fall der Profitrate

Bekanntlich krebsen die Zinsen nun schon seit Jahren herum, und Teile der Welt, so Süd- und Westeuropa sowie Japan, scheinen von einer nicht enden wollenden Krise erfasst zu sein.

Überhaupt sind wohl die Krisentheorien Marx’ wichtigste Beiträge zur Entwicklung der Volkswirtschaftslehre. Neben und eigentlich noch vor der Unterkonsumtionstheorie kommt dabei der Theorie vom tendenziellen Fall der Profitrate, die im dritten Band des »Kapital« entwickelt wird, eine besondere Bedeutung zu. Die Profitrate, die wir heute Ertragsrate oder Rendite nennen, fällt nach Marx im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung tendenziell auf ein immer niedrigeres Niveau, weil sich die organische Zusammensetzung des Kapitals erhöht, also das Kapital schneller akkumuliert werden kann, als die Zahl der Arbeitskräfte wächst. Es wird immer mehr Kapital pro Arbeiter angehäuft, aber nicht proportional mehr verdient.

Marx prognostizierte, dass die fallende Profitrate irgendwann den Punkt erreichen müsse, an dem die Rendite für die Unternehmer zu gering sei, als dass sie neue Investitionen wagen würden. An diesem Punkt komme es zu einem Investitionsstreik, der die Wirtschaft in eine Krise stürze, weil der unterlassene Kauf von Investitionsgütern die Hersteller dieser Güter ebenfalls veranlasse, weniger Vorprodukte zu kaufen und es somit zu einer alle Wirtschaftsbereiche umfassenden Kettenreaktion komme. Das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate verknüpft also die Theorie des Wachstums bei steigender organischer Zusammensetzung des Kapitals mit der Nachfragetheorie und wird damit zur Theorie einer endogenen Krise des kapitalistischen Systems. Diese Krisentheorie ist hochaktuell. Denn heute, 150 Jahre nach Marx, zeigen sich deutliche Anzeichen für langfristig fallende Kapitalrenditen. Bekanntlich krebsen die Zinsen nun schon seit Jahren herum, und Teile der Welt, so Süd- und Westeuropa sowie Japan, scheinen von einer nicht enden wollenden Krise erfasst zu sein. Manche Ökonomen, so zum Beispiel Carl Christian von Weizsäcker oder auch Lawrence Summers, der ehemalige Finanzminister der USA, interpretieren die fallenden Zinsen und die langwährende Krise, in der sich die westliche Welt seit 2008 befindet, als »säkulare Stagnation«. Das ist ein Begriff, der von Alvin Hansen, einem Zeitgenossen von Keynes, – vermutlich auch unter dem Einfluss von Marx – schon in den 1930er Jahren geprägt wurde. Die These von der säkularen Stagnation besagt, dass die Menschheit bereits zu viel investiert hat, sodass die Rentabilität der noch verbleibenden Investitionsprojekte nicht mehr hoch genug ist, um selbst nur einen sicheren Zins von Null verkraften zu können. Da ein Zins von Null in einer Geldwirtschaft nicht leicht unterschritten werden kann, droht der Investitionsstreik mit einem ewigen Siechtum, wenn nicht einer Dauerkrise.

Das alles ist der Theorie vom tendenziellen Fall der Profitrate sehr ähnlich, nur dass die modernen Autoren als Konsequenz nicht den Systemwechsel, sondern eine nachfragestimulierende staatliche Budgetpolitik fordern. Wenn die private Investitionsgüternachfrage unzureichend ist, solle der Staat in die Bresche springen, indem er die gesamtwirtschaftliche Nachfrage durch kreditfinanzierte Staatsausgaben so weit erhöht, dass die fehlende Investitionsnachfrage kompensiert wird. Von Weizsäcker argumentiert, dass eine nach dem Umlagesystem konstruierte Rentenversicherung, die, wie man zeigen kann, eine versteckte Staatsverschuldung ist, sowie auch andere Schattenhaushalte, mithilfe derer sich die Schuldenschranken der EU umgehen lassen, dabei nützliche Nachfragedienste leisten können. Stets wird der Konsum zukünftiger Generationen zugunsten gegenwärtiger Generationen gesenkt, was nach seiner Meinung die heutigen Nachfragedefizite ausgleichen kann. Und Summers redet einer Überwindung oder Abschaffung gesetzlicher Schuldengrenzen das Wort.

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Andere Ökonomen, wie etwa Kenneth Rogoff, nehmen die Gefahr einer säkularen Stagnation ernster und fordern, dass man das Bargeld abschaffen müsse, um den Zins so stark negativ machen zu können, dass neue Investitionen wieder rentabel werden. Ohne eine Einschränkung des Bargelds kann der Zins in einer Geldwirtschaft nicht, beziehungswei-


Essay von Hans-Werner Sinn

se nur im Umfang der Tresorkosten, negativ werden, denn niemand würde sein Geld zu negativen Zinsen an jemand anderen verleihen, wenn er die Möglichkeit hat, es billiger aufzubewahren. Die Theorie der säkularen Stagnation hat insbesondere auch bei der EZB viel Anklang gefunden, sei es, weil sie die Wirtschaft beleben will, sei es, weil sie Interesse an einer Politik hat, die der mandatswidrigen Rettung überschuldeter Banken und Firmen in Südeuropa dient. Der EZB-Rat hat den Zins auf Einlagen, die die Banken bei ihren nationalen Notenbanken unterhalten, bereits vor einiger Zeit in den negativen Bereich gedrückt und dadurch erreicht, dass auch die Zinsen auf dem Interbankenmarkt negativ wurden. Und am liebsten würde er diese Politik wohl noch weiter intensivieren. Das Problem ist nur eben das Bargeld. Wegen dessen Existenz lassen sich die Zinsen nur bis zur Höhe der Tresorkosten negativ machen, denn die Sparer würden ihr Geld lieber bei sich halten, als es zu verleihen, wenn der Negativzins die Tresorkosten übersteigt. Die Tresorkosten sind deshalb in einer Geldwirtschaft die Grenze, bis zu der die Zentralbank den Zins negativ machen kann.

Schon heute scheint der Negativzins an seiner Grenze angekommen zu sein. Große Anleger wie Banken und Versicherungen, die die Möglichkeit haben, Bargeld zu relativ niedrigen Kosten pro Euro zu halten, horten gewaltige Geldbestände, um den negativen Zinsen zu entkommen. Es gibt einzelne Banken, die hinter vorgehaltener Hand bekunden, dass sie 500-Euro-Scheine im Umfang von weit über zehn Milliarden Euro in riesigen Lagerstätten aufbewahren. Der scheidende Vorstandsvorsitzende der Munich Re, der größten Rückversicherungsgesellschaft der Welt, Nikolaus von Bomhard, hat bei seiner Abschiedsrede 2016 sogar ganz offen bekundet, dass sein Unternehmen große Bargeldbestände hält, um den Negativzinsen auszuweichen. Die Nachfrage der Banken und Kapitalsammelstellen nach Bargeld ist mittlerweile so groß geworden, dass man sogar Schweizer Bergwerkstollen anmietet. Dem EZB-Rat sind diese Ausweichmanöver ein Dorn im Auge. Um sie zu erschweren, hat er 2016 beschlossen, die 500-Euro-Scheine allmählich aus dem Verkehr zu ziehen. Damit zwingt er die Tresorinhaber, ersatzweise 200-Euro-Scheine zu lagern, und da die Geldhaltung in den Tresoren damit etwa zweieinhalbmal so teuer wird, gewinnt er etwas mehr Luft für negative Zinsen. Sollte das nicht reichen, kann er die 200-Euro-Scheine auch noch abschaffen und die Lagerung von 100-Euro-Scheinen erzwingen, was die Tresorkosten abermals verdoppeln würde. Ja, auch an eine völlige Abschaffung des Bargelds ist perspektivisch zu denken, um jegliche Schranken für negative Zinsen zu beseitigen. Entwertung und Schöpferische Zerstörung Die marxsche Theorie vom tendenziellen Fall der Profitrate hat mit der Null- und Negativzinspolitik der EZB neue Relevanz bekommen. Die Profitrate des Kapitals ist derzeit offenbar so stark gesunken, dass die Firmen nur noch zu Investitionen verführt werden können, wenn man härteste Mittel wählt und ihnen das Geld beinahe hinterherwirft; ja, sie irgendwann sogar dafür bezahlt, dass sie sich Geld leihen und es investieren. Dennoch wäre es überzogen, Marx für die EZB-Politik in Anspruch nehmen zu wollen, denn erstens hat er sich über Geldpolitik nicht ausgelassen und zweitens sprach er ja nur vom »tendenziellen« Fall der Profitrate. Letzteres tat er deshalb, weil er beständige Gegenkräfte gegen diesen Fall am Werke sah, die den Rückgang der Kapitalrendite temporär unterbrechen und aufheben können. Dabei kommt seiner Theorie von der Entwertung des Kapitals eine besondere Bedeutung zu. Mit Entwertung meint Marx zunächst einmal eine ständige relative Entwertung in Relation zum Arbeitswert, die durch technischen Fortschritt zustande kommt, kurzum produktivitätsgetriebene Lohnsteigerungen. Darüber hinaus spricht er aber immer wieder

Die Profitrate des Kapitals ist derzeit offenbar so stark gesunken, dass die Firmen nur noch zu Investitionen verführt werden können, wenn man härteste Mittel wählt und ihnen das Geld beinahe hinterherwirft.

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Was uns Marx heute noch zu Sagen hat

von der krisenbedingten Entwertung des Kapitals. Die Entwertung des Kapitals treibt die Profitrate automatisch wieder in die Höhe, weil sie den Nenner des Quotienten aus Profiten und Kapitalwert senkt. Sie tut es aber auch deshalb, weil sie dem technischen Fortschritt in Form neuer, innovativer Unternehmen den Weg ebnet und ihnen die Möglichkeit bietet, auf den Ruinen alter, in Konkurs gehender Firmen neue Unternehmungen zu starten, die die Maschinen und Gebäude sehr billig aus der Konkursmasse erwerben können. Die Rentabilität des Kapitals wird also durch die Vernichtung alten Kapitals wiederhergestellt. Diese Sicht der Dinge ist später vom Ökonomen Joseph Schumpeter vertieft worden, der 1912 dazu seine »Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung« veröffentlichte und noch viel später, während des Zweiten Weltkriegs, in den USA sein Buch »Capitalism, Socialism and Democracy«. Schumpeter prägte dort den Begriff der »schöpferischen Zerstörung«, um den Neuanfang auf den Ruinen alter Industrien zu beschreiben. Das sind äußerst wichtige Zusammenhänge, die in der modernen Theorie der Wirtschaftsblasen weiterentwickelt wurden. Eine Blase entsteht zumeist durch leicht verfügbaren Kredit, der übermäßige Investitionen ermöglicht. Dabei handelt es sich vornehmlich, doch nicht allein, um Immobilieninvestitionen, die bekanntlich sehr viel Kapital absorbieren. Immerhin bestehen ja fünf Sechstel des Kapitalstocks einer entwickelten Wirtschaft, wie sie Deutschland hat, aus Immobilien, und nur ein Fünftel aus Ausrüstungskapital im Sinne von Maschinen und Anlagen. Die Investitionen treiben die Preise der Altbestände an Immobilien hoch und beleben die Bauwirtschaft, was selbst wiederum die Beschäftigung und die Löhne erhöht. Ähnlich ist es im Rest der Wirtschaft, wie sich unter anderem an steigenden Aktienkursen und fallenden Dividendenrenditen zeigt.

Und besonders wirkungsvoll ist es, wenn sich zur Häme nicht nur ernstzunehmende Drohungen gesellen, sondern diese auch exemplarisch ins Werk gesetzt werden.

Wachsende Löhne bedeuten eine zusätzliche Nachfrage nach lokalen Dienstleistungen und Gütern, die den Nachfrageimpuls auf den Rest der Wirtschaft ausdehnen und auch dort Lohnsteigerungen induzieren. Angesichts der allgemein wachsenden Einkommen trauen sich die Leute, noch mehr Geld in Immobilien zu investieren, und angesichts der beobachtbaren Preissteigerungen bei den Immobilien glauben sie auch, dass sich das lohnt. Doch irgendwann kommen den ersten Investoren Zweifel. Sie treten auf die Bremse, und wenn andere das merken und sich der Zweifel verstärkt, entsteht eine negative Kettenreaktion mit sehr rasch fallenden Immobilienpreisen und Aktienkursen, der eine Massenarbeitslosigkeit folgt. Das ist die Krise, die Marx und Schumpeter so treffend beschrieben haben.

Die Krise ist schmerzhaft, doch liegt in ihr auch schon wieder der Keim des neuen Aufschwungs, weil die Preise der Immobilien, Kapitalgüter und Aktien wieder auf das Normalmaß zurückgeführt werden. Bei den niedrigen Preisen und den nun wieder hohen Renditen beziehungsweise Profitraten lohnt sich die Investition wieder, und das Wachstum der Wirtschaft beschleunigt sich erneut. In diesem Wachstum liegt jedoch, wenn die Politik nicht auf die Bremse tritt, stets die Gefahr einer neuen Übertreibung und Blasenbildung. Im Auf und Ab der Zyklen, die wesentlich länger als normale Konjunkturzyklen dauern und ein bis zwei Jahrzehnte umfassen können, kommt es immer wieder zu neuen Innovationsschüben, die die wirtschaftliche Entwicklung stets von Neuem beflügeln und in aller Regel auch den Massenwohlstand vermehren. Zweifelhafte Rolle der Zentralbanken

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Die schöpferische Zerstörung, die den Keim des neuen Aufschwungs legt, wird heute allerdings von den Zentralbanken der Welt verhindert, indem sie die Zinsen so tief und die Vermögenswerte durch den Kauf von Wertpapieren so hoch halten, dass die Blasen nicht mehr platzen, beziehungsweise wenn sie platzen, die vollständige Rückkehr der Vermögenswerte auf ihr Normalniveau verhindert wird. Zombie-Banken und mit ihnen ihre Zombie-Kunden aus der Realwirtschaft, also Einrichtungen, die eigentlich nicht


Essay von Hans-Werner Sinn

mehr wettbewerbsfähig sind, werden so am Leben gehalten, verharren wie lebende Tote aktivitätslos in ihren Positionen und halten die Plätze besetzt, die nun eigentlich junge Unternehmer mit neuen Produkten einnehmen müssten. Eine harte Krise wird damit zwar vermieden, doch rutscht die Wirtschaft stattdessen in eine Dauerkrise. Aus dem nur tendenziellen Fall der Profitrate wird ein durch die Geldpolitik administrierter Rückgang, der in einem schleichenden Siechtum endet. Dieses Siechtum sieht wie eine säkulare Stagnation mit fallenden Profitraten aus, die aufgrund der Erschöpfung der Investitionsmöglichkeiten zustande kommt, sie ist aber in Wahrheit durch eine an Partikularinteressen orientierte Zentralbankpolitik verursacht, die die Rückkehr der Vermögenswerte auf ihre Gleichgewichtsniveaus verhindert. Die ultralockere Geldpolitik droht zur Verkrustung des Kapitalismus und auf dem Wege ausufernder Rettungsaktionen direkt in die diktatorische Staatswirtschaft zu führen, denn sie geht mit einer Grenzüberschreitung durch die Zentralbanken einher. So hatte die EZB den Krisenländern auf dem bisherigen Höhepunkt der Krise im Sommer 2012 den Löwenanteil der öffentlichen Rettungskredite (83 Prozent) im Umfang von insgesamt 1342 Milliarden Euro gewährt, ohne dass es dazu Parlamentsbeschlüsse gegeben hätte. Auch hat die EZB angekündigt, dass sie bis Ende 2017 für 2300 Milliarden Euro mit frisch gedrucktem Geld Wertpapiere im privaten Sektor kaufen wird, wovon im Widerspruch zu Artikel 123 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union rund 80 Prozent Staatspapiere sind. Und im Rahmen des vielzitierten »whatever it takes« von EZB-Präsident Mario Draghi hat sie den Käufern der Staatspapiere der Krisenländer sogar eine unbegrenzte Deckungszusage gegeben, die, wenn man sie am Markt in Form von Kreditausfallversicherungen erworben hätte, jährlich viele Dutzende von Milliarden Euro gekostet hätte. Durch diese Maßnahmen betreibt die EZB eine regionale Investitionslenkung zugunsten der Standorte in Südeuropa, die fatal an die Verwaltung des gesellschaftlichen Produktionsfonds im »Neuen Ökonomischen System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft« der DDR erinnert.

Durch diese Maßnahmen betreibt die EZB eine regionale Investitionslenkung zugunsten der Standorte in Südeuropa, die fatal an die Verwaltung des gesellschaftlichen Produktionsfonds im »Neuen Ökonomischen System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft« der DDR erinnert.

Das alles ist in höchstem Maße besorgniserregend. Im Endeffekt könnte sich Marx’ Behauptung, der Kapitalismus werde am Fall der Profitrate zugrunde gehen und dem Sozialismus den Weg ebnen, auf diese Weise doch noch irgendwie bewahrheiten, wenn auch etwas anders, als Marx es sich gedacht hatte. n

Vorliegender Text erschien erstmals im Buch »RE: Das Kapital: Politische Ökonomie im 21. Jahrhundert«, herausgegeben von Mathias Greffrath, Verlag Antje Kunstmann, München, März 2017. kunstmann.de FAZIT JUNI 2017 /// 45


Managementserie

Stiefkind Personalentwicklung EinE SERiE Von CARolA PAyER [4]

Betriebliche Personalentwicklung gestern, heute und morgen

Fotos: Enlarge, Marija Kanizaj

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

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D

ie Personalentwicklung hat sich in den letzten vier Jahrzehnten stark gewandelt. Das ursprünglich klassisch, stark fachlich orientierte Kursmanagement und das Zeitalter des Incentive-Seminartourismus wurde abgelöst von strategischer und bewusster Personalentwicklung. Heute geht es um Performance, Motivation und das optimale Erkennen der Potenziale von Mitarbeitern und Teams. Es geht auch um Glück und Gesundheit, die ein Resultat aus richtig eingesetzten Mitarbeitern sind. Gute Bedingungen für Kooperation und Teamwork im Unternehmen sind ein wesentlicher Rahmen dafür. Die Voraussetzung, um Personalentwicklung im Unternehmen zu etablieren, ist ein ganzheitliches Führungsverständnis. Führungskräfte sind nicht nur für den Rahmen zuständig, sondern sollen auch wie Gärtner bewusster auf ihre Pflänzchen/Mitarbeiter achten und sie »wesensgerecht« führen und weiterentwickeln. Personalentwicklung braucht Zeit, fällt aber leider oft operativen Prioritäten zum Opfer. Aktivitäten dazu werden oft noch zu wenig ganz bewusst von Managern und Mitarbeitern mitgeplant. Personalentwicklung macht fit – im Sinne von »fit in«. Sie achtet darauf, dass Anforderungsprofil und Eignungsprofil des Mitarbeiters zusammenpassen und alle fachlichen, methodischen und sozialen Kompetenzen für die Stelle mitgebracht werden. Eine qualitative Basis ist eine fundierte Beschreibung der Erwartungen an eine Rolle/Stelle im Unternehmen. Dafür müssen Führungskräfte auch bereit sein, Stellenbeschreibungen so auszuformulieren, dass sie nicht nur durch das Qualitätsmanagement-Audit kommen, sondern dass sie eine Gesprächsgrundlage für die Personalentwicklung zwischen Mitarbeiter und Führungskraft darstellen. Im Sinne von Wettbewerbsfähigkeit sollte auch berücksichtigt werden, wie die Rolle von Mitwirkenden im Unternehmen in Zukunft aussehen soll. Voraussetzung ist auch, dass Organisationen


Erfolg braucht Führung

Managementserie

beim Recruiting nicht nur auf die Erfahrungen und Fertigkeiten im Lebenslauf achten, sondern auch versuchen, die Fähigkeiten von Mitarbeitern zu erfassen. Ganzheitliche Potenzialanalysen und umfassende Recruitingleitfäden zum Erkennen von Stärken und Anlagen können dazu beitragen. Mitarbeiter verknüpfen mit Personalentwicklung auch immer Karrierechancen. Hier sollte bewusst werden, dass in hierarchisch organisierten Unternehmen nicht nur der Aufstieg in der Hierarchie Karriere darstellt, sondern auch Spezialisten- oder Rotationskarrieren langfristig erstrebenswert sind. Gute Nachfolgeplanung ist ebenfalls ein Resultat von gelebter strategischer Personalentwicklung.

Personalentwicklung macht fit – für die zunehmend geforderte agile Organisation. Sie schafft Lernräume, die Mitarbeiter dabei unterstützt, sich rasch auf neue Situationen und Märkte einzustellen und kundenorientiert ihre eigenen Beiträge zu reflektieren. Optimale Teamarbeit wird genauso unterstützt wie das Loslassen von Gewohnheiten. Das Arbeiten am Selbstbewusstsein, dem Selbstwert und dem Selbstvertrauen der Mitarbeiter ist hier ebenso inkludiert wie Methoden zum Design Thinking und zur Förderung von Innovationskulturen.

Personalentwicklung macht fit – im Sinne von körperlich, geistig, seelisch gesund und Erhaltung der Arbeitsfähigkeit bis ins hohe Alter. Maßnahmen sind Gesundheitsprogramme, tiefergehende Persönlichkeitsseminare oder Bearbeitung von Generationen-, Diversity- und Genderthemen.

Personalentwicklung kostet Zeit und Geld. Personalentwicklung erfordert Empathie, im Sinne von guter Wahrnehmungsfähigkeit von Potenzialen und Menschen. Zwei Aspekte, die dazu beitragen, dass noch nicht in jeder Organisation gleich viel Raum dafür gegeben wird. Die Zeit, Human Resources als sozialromantischen Versuch zu sehen, Mitarbeitern familienähnliche Verhältnisse in Organisationen zu bieten, ist vorbei. Personalentwicklung ist die Basis für Wettbewerbsfähigkeit und dafür, dass Menschen in einer Welt, die immer komplexer und schneller wird, die Freude und Energie nicht verlieren, gemeinsam etwas zu bewegen. n

Personalentwicklung macht fit – im Sinne von lernen, leichter und eloquenter mit neuen oder schwierigen Situationen im Unternehmen umzugehen. Unterstützung durch Coaching oder Mentoring können hier beispielsweise als Maßnahmen eingesetzt werden. Die Bandbreite reicht von der Reflexion der ersten 100 Tage als neue Führungskraft, Individualcoaching zur Bearbeitung von spezifischen Problemstellungen und Kooperationsund Kommunikationsherausforderungen, kollegiale Beratung und Konfliktmediation.

Personalentwicklung macht fit – im Sinne von Aktivitäten, Mitarbeitern die spezifischen Kulturmerkmale der organisation zu vermitteln und Sie einzuladen, diese Werte, Verhaltensweisen, Gewohnheiten mitzugestalten und gemeinsam zu tragen.

Wer sind nun die wichtigsten Player im Fitness-Studio Personalentwicklung? Als Erstes muss die Eigenverantwortung des Mitarbeiters zur Selbstentwicklung angestoßen werden. Das reine Anbieten von Personalentwicklungsmaßnahmen führt sonst zu einer Konsumentenhaltung. Die Geschäftsführung muss dahinterstehen, Führungskräfte müssen Personalentwicklung als Führungsaufgabe vermittelt bekommen und leben. Stabsstellen zur Personalentwicklung sollen strategisch stark an die Geschäftsführung angedockt sein, hohe Kompetenz und Durchsetzungsstärke haben und operativ als Servicecenter für Führungskräfte und Mitarbeiter agieren.

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Da Wanko

Leck fuck, wer bin ich eigentlich?

A

lso, ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht, aber ich sage zu Herausforderungen zuerst einmal ja, ja, ich mach‘ das, und danach überlege ich mir, wie ich das überhaupt angehe. Das hat folgenden Vorteil: Man liegt am Abend nicht im Bett und muss sich fragen, warum man den Schwanz eingezogen hat. Im Großen und Ganzen gestaltet sich mein Leben bis heute so, also Herausforderungen annehmen. Manchmal übertreffe ich mich noch, da mache ich einen Vorschlag und überlege mir erst danach, wie ich das checke. Das neueste Baby dieser Unüberlegtheit ist diese Kolumne. Geil, also machen wir! Da ich im Grunde wohlerzogen bin – also alle Torheiten meinerseits sind durchdacht –, stelle ich mich einmal vor. Ich bin der Martin Wanko mit dem G. zwischen Martin und Wanko, sprich: Martin G. Wanko. Nun würden Sie sicher gerne wissen, für was dieser »G.« steht. Ein Verleger begrüßte mich vor einigen Jahren als »der einzige Mann mit dem G.«. Ich brauchte einige Monate, bis ich dahinterkam, wie er das meinte, und eigentlich kam nicht ich dahinter, es war meine Frau, die mich darauf hinwies. Bei Lesungen, die ich gelegentlich mache, zumeist interaktiv angelegt, werde ich auch nach dem G. gefragt. Wenn die Stimmung passt, komme ich mit dem G.-Schmäh, wenn mich die Stimmung anödet, komme ich mit »Gott« daher, aber sind wir uns ehrlich, G. steht auch für Graz, die Stadt meines Lebens, ohne Wenn und Aber, und für die, die mich kennen, kann es auch für den GAK stehen, Sie wissen schon, jeder braucht seine Kirche, meine kommt ziemlich rot daher. Aber so ganz ehrlich, der G. steht für Georg. Das ist jetzt nicht wirklich sexy, aber in meiner Generation heißen die Buben eben noch Markus, Martin oder Georg und nicht Kevin, Dennis oder Finn. Wenn Sie mir jetzt noch folgen, darf ich Ihnen gratulieren. Einmal mehr beweisen Sie Geschmack! Was sollten Sie von mir noch wissen? Ich schreibe gerne. Ich glaube, das haben Sie bereits bemerkt. Seit der Volksschule schreibe ich gerne. Mit zwölf Jahren erschien erstmals ein Text von mir in einer Schülerzeitung, das Thema war Umweltverschmutzung in Graz, »Wir wollen leben!«, titulierte ich ihn, die Fotos machte ich damals auch gleich mit. Mit 20 verkaufte ich meinen ersten Text an eine Zeitung und fand damit sehr stolz Martin G. Wanko (47) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at

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meinen Namen, abseits meines Reisepasses, erstmals gedruckt wieder. Am liebsten schrieb ich über Musik, Musik neben dem breiten Boulevard, aber mir waren auch Gesellschaftsspalten nicht zuwider, denn es ging auch ums Geld und Geld zu verdienen ist nun mal wichtig. Jetzt im Schnellverfahren weiter: Mit 25 wurde mein erstes Theaterstück aufgeführt. Damals dachte ich beim Schreiben nicht so viel nach wie heute, alles ging locker von der Hand und eigentlich wollte ich prinzipiell berühmt werden, ein bisserl mehr als »weltberühmt in Graz«, was in diesem Alter legitim ist. Jeder Facebook-Fuzzi will das doch irgendwie sein. Es folgten weitere 19 Theaterstücke und mit 20 aufgeführten Stücken bin ich der Steirer, der am meisten Aufführungen stemmte, denn Wolfi Bauer ist bekanntlich nicht mehr. Deshalb wird meine Person weder zur Frage in Assingers Millionenshow noch komme ich im Sonntagsrätsel einer Tageszeitung vor (»Autor mit dem G., fünf Buchstaben«) – aber geil ist es trotzdem, 20 Stücke mit 47 Jahren, immerhin! Die gelungensten Texte machen jedoch immer die anderen, so ehrlich muss man sein, und da denke ich wieder an meine Jugend zurück. Axel Corti hieß der Mann, der unseren samstägigen Mittagstisch einige Minuten zum absoluten Schweigen brachte. Was meint der Corti zur vergangenen Woche, wollte mein Vater wissen, über welches Thema zerbrach sich Corti dieses Mal seinen Kopf. Die Sendung hieß »Der Schalldämpfer«, mit dem heiteren Intro, was zugleich wieder der Ausstieg aus der Sendung war. Die sanfte und zugleich kritische Stimme, das Gewissen des Rundfunks oder so. Da hatte einer etwas zu sagen gehabt, dem hat man tatsächlich zugehört. Als ich älter wurde, verstand ich den Corti immer besser und als er starb, hinterließ er in der Radiolandschaft eine Lücke, die nicht mehr gefüllt wurde, besser gesagt, die schon sehr durchdacht nicht mehr gefüllt wurde. Man stelle sich den Corti heute im Radio vor, zwischen Deppentechno und penetrantem Kernölrock eingezwängt, vor allem ohne, und ganz ohne Zensur. Das wär‘ doch was! Danke übrigens, dass Sie mir zugehört haben, beziehungsweise mich fertiggelesen haben. Auf bald, G Punkt. n


Wirtschaft

v.l.: Garantierten einen innovativen Abend: Ernst Rath, Karlheinz Bauer, Markus Hengstschläger, Franz Kerber, Dagmar Eigner-Stengg und Heimo Reicher.

Ideenreicher Abend mit „Innovation am Punkt.“ D

ie Veranstaltung fand heuer bereits zum dritten Mal statt, und nun erstmals bei einem Geschäftspartner der Steiermärkischen Sparkasse, dem Systemtechnik-Spezialisten Vescon in Albersdorf-Prebuch. Bei der Präsentation ihrer Innovationen nutzten die ausgewählten acht Unternehmen die vom Finanzdienstleister gebotene Bühne, um für ihre Ideen zu werben und Impulse zu setzen. Die enorme Bandbreite der präsentierten Projekte zeigt das enorme Kreativitätspotenzial der steirischen Wirtschaft auf. Kreatives Innovationsdenken Für besondere Aufmerksamkeit sorgte der von der Firma Megasus Horserunners entwickelte Pferdesportschuh aus hochstrapazierfähigem Kunststoff, der, wie GF Karin Puffer erklärte, „endlich das Ende der Eisenzeit für Pferde einläutet und den Tieren einiges an Schmerzen erspart“. Die Serienproduktion ist bereits angelaufen, erklärte Puffer, die Auslieferung soll ab August

erfolgen. Interessante Innovationen stammen auch aus den Bereichen Lebensmittel, Medizintechnik und Lifestyle, u. a. der PocketDefi, der kleinste Defibrillator der Welt des Grazer Start-ups Liimtec, LED für Sporthauben von Luma, Reparatur von Ultraschallsonden (Mides) und Lebensmittel-Marketing von Murtaler Bauernkraft. Weitere Teilnehmer am Innovationsreigen waren die infood GmbH, ad[e] drive, Denkwerk Collectives GmbH. Als Medium für die Präsentationen diente der größte Outdoor-LED-Bildschirm der Welt, der von Vescon vor Ort in Albersdorf produziert wird. Regionale Verbundenheit Franz Kerber, Vorstandsvorsitzender-Stellvertreter der Steiermärkischen Sparkasse, betonte in seiner Begrüßung: „Es freut uns sehr, dass Vescon uns dazu eingeladen hat, unseren Innovationsevent direkt vor Ort – dort wo Innovation passiert – zu veranstalten. Das Land braucht Gründer und Innovatoren, die an sich glauben, und eine Bank, die

Anzeige Fotos: Margit Kundigraber

Als Veranstaltungsort und Bühne für innovative Ideen wählte die Steiermärkische Sparkasse diesmal die Firma Vescon Systemtechnik, einen der Preisträger des Vorjahres. Die zahlreichen Gäste erlebten am 16. Mai einen spannenden Abend mit erhellenden Einblicken in die Ideenwerkstätten der Zukunft.

Franz Kerber gratulierte Karin Puffer zu ihrer zukunftsweisenden Innovation für den Pferdereitsport. an sie glaubt. Wir wollen auch künftig die Start-up-Kultur forcieren, um neue Ideen und Innovationen im Rahmen ihrer Umsetzung zu unterstützen.“ Vescon-GF Heimo Reicher bedankte sich im Gegenzug bei seinem Partner: „Es freut mich, dass unsere Hausbank mit diesem Event signalisiert, sich für den Wirtschaftsstandort Steiermark zu engagieren und neue Ideen zu fördern und zu finanzieren. Die regionale Verbundenheit ist für Start-ups, Klein- und Mittelunternehmen eine wichtige Entscheidungs-

grundlage bei der Auswahl des Finanzpartners.“ Ein weiteres Highlight des Abends bildete der Vortrag des weltweit renommierten Gentechnikers Markus Hengstschläger von der Med-Uni Wien zum Thema „#glaubandich – Talente säen, Innovationen ernten“. Abgerundet wurde der informative und den Erfindergeist feiernde Event durch ein schmackhaftes regionales Innovationsdinner mit grätenfreien Forellen von Kulmer Fisch aus Birkfeld. FAZIT JUNI 2017 /// 49


Kurz & News

Online-Beratung für Mädchen und Frauen

Grawe-Tag der Sicherheit für Kinder

Acht Kinder müssen im Durchschnitt österreichweit täglich wegen Verbrennungen oder Verbrühungen im Krankenhaus behandelt werden. Rund 20 Prozent der thermischen Verletzungen werden durch heiße Getränke verursacht. Mithilfe einfacher Maßnahmen könnten viele dieser Unfälle verhindert werden. Mit dem „Tag der Sicherheit“ am 4. Mai informierte die Grawe zusammen mit den österreichischen Länderversicherern über die potenziellen Gefahren und gab Tipps zu den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen. „Bereits einfache Präventionsmaßnahmen können Unfällen vorbeugen und Verletzungen vermeiden“, betonte aus diesem Anlass Generaldirektor-Stellvertreter Klaus Scheitegel.

Traineeprogramm für Tennis-Nachwuchs

Eine Karriere als Tennis-Vollprofi ist ein Fulltime-Job – und ein Risiko: Erfolgsgarantien gibt es im Sport nämlich nicht. Spar bietet Sportnachwuchs schon länger mit einem Traineeprogramm die Chance auf eine vollwertige Berufsausbildung und damit Zukunftssicherheit. Für den neuen Kooperationspartner, den Steirischen Tennisverband (STTV), stellt das Programm ebenso eine große Chance dar: „Durch die ideale zeitliche Koordination lassen sich berufliche und sportliche Perspektiven sehr gut vereinbaren“, betont STTV-Präsidentin Barbara Muhr. Spar-GF Christoph Holzer ergänzt: „Spar profitiert wiederum von jungen, engagierten Mitarbeitern, die es gewohnt sind, vollen Einsatz zu zeigen.“

Steiermark wird Testregion für autonomes Fahren

Wie Bier aussieht, riecht und vor allem schmeckt, ist jedem Bierliebhaber bekannt – aber wie hört sich Bier an? Bei der Erlebnistour durch die Brauerei Murau gibt es die Antwort. Dem jüngsten Mitglied des Leitprojektes „Erlebniswelt Wirtschaft“ wurde am 18. Mai von Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl das Gütesiegel überreicht. Seit 2016 braut die Brauerei Murau ihr Bier CO2-neutral. In der „Brauerei der Sinne“ erfährt der Besucher viel Wissenswertes über das Bierbrauen und erlebt sinnliche Eindrücke. So sind die Besucher eingeladen, die wunderbaren Bieraromen mit der Nase wahrzunehmen, dem Brauvorgang zu lauschen, die Rohstoffe zu fühlen und das Murauer Bier zu kosten.

Ein Fest für 90 Jahre RLB Steiermark

Ein äußerst lebendiges Fest feierte die Raiffeisen-Landesbank (RLB) zu ihrem 90-jährigen Bestandsjubiläum. „Heute gibt es keine PowerPoint-Präsentation und auch keinen Imagefilm. Heute ist alles live und daher stehen die Menschen im Mittelpunkt, die den Erfolgsweg der RLB Steiermark ermöglichen“, eröffnete Hausherr Generaldirektor Martin Schaller. Als Gratulant stellte sich LH Hermann Schützenhöfer ein, der die wirtschaftliche und sozialpolitische Rolle von Raiffeisen hervorhob: „Raiffeisen ist nahe bei den Menschen und übernimmt vor Ort Verantwortung.“ Unter den 350 Ehrengästen waren zahlreiche Raiffeisen-Funktionäre sowie die Spitzenvertreter der steirischen Interessensvertretungen.

Nominiert für die Umwelt

Beim Bewerb „Green Panther“, dem Steirischen Werbepreis, punktete die Grazer Kommunikationsagentur josefundmaria einmal mehr mit ihrer gewohnten Kreativität. Gleich zweimal ist josefundmaria communications mit ihren außergewöhnlichen Umweltprojekten für den Green Panther nominiert: Mit „Plastik ist kein Biomüll“ für den Abfallwirtschaftsverband Mürzverband in der Kategorie „Public Space Advertising“ und dem ersten Kanal-Schaupark Österreichs des Abwasserverbandes Grazerfeld in der Kategorie „Outside the Box“ ist die Kreativwerkstatt rund um Josef Rauch und Heribert Maria Schurz wieder im Rennen um den begehrten Preis.

Das Infrastrukturministerium hat entschieden, das vom Wirtschaftsressort des Landes Steiermark gemeinsam mit dem ACstyria initiierte Projekt „ALP.Lab“, mit dem eine umfassende Infrastruktur für das Testen und Entwickeln von automatisierten Fahrzeugen in der Steiermark aufgebaut wird, über die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) zu unterstützen. „Die Bewilligung der Förderung durch die FFG ist ein Meilenstein für den Wirtschaftsstandort Steiermark. Wir haben damit unser Ziel erreicht, zu einer Testregion für selbstfahrende Fahrzeuge zu werden. Wir können so unsere Position als Automotive-Standort Nummer eins in Österreich weiter ausbauen. Ich danke Minister Jörg Leichtfried für seine Unterstützung“, so Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl. 50 /// FAZIT JUNI 2017

Fotos: Steiermark.at/Streibl, sense eleven, Spar, CIS/Regine Schöttl, Raiffeisen, Peterquelle, jum, Melbinger, Philipp Hutter

Das Land Steiermark – Ressort Bildung und Gesellschaft unterstützt das Netzwerk der Steirischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen, die zum Teil schon seit 20 bis 30 Jahren in der Steiermark aktiv sind, wie LR Ursula Lackner betont: „Die beteiligten Trägereinrichtungen bieten in allen Regionen Beratung und unterstützen Frauen und Mädchen bei der Bewältigung persönlicher, familiärer und beruflicher Herausforderungen.“ Seit Jahresbeginn besteht die Möglichkeit, eine professionelle Online-Beratung kostenlos, anonym, via E-Mail oder Webchat in Anspruch zu nehmen: über netzwerk. beranet.info/startseite.html oder die Websites aller Frauen- und Mädchenberatungsstellen erreichbar.

Biergenuss mit allen Sinnen – Murauer lässt aufhorchen


Kurz & News

Gourmetguide Gault&Millau prämiert Steirisches Kürbiskernöl

Künstleretiketten für Peterquelle Mit dem Projekt „Kunstquelle“ hat das steirische Unternehmen Peterquelle Mineralwasser auf Anregung von GF Gerald Doleschel das Anliegen, die Leistungen steirischer Künstler im wahrsten Sinne des Wortes unter das Volk zu bringen, in die Tat umgesetzt. Am 5. Mai ermittelte die Jury aus den 34 eingereichten Kunstwerken die Sieger. Die besten 15 Bilder werden derzeit im Center West Graz ausgestellt. Als Gesamtsieger wurde Armin Maier aus Markt Hartmannsdorf für sein Siegerbild mit 3.000 Euro prämiert, außerdem wird sein Bild eine Million Flaschen von Peterquelle zieren. Den zweiten Preis von 2.000 Euro erhielt Esther Wendt zuerkannt, ihr Werk kommt auf die Labels für die Peterquelle-Abfüllungen bei Spar.

Am 24. April versammelte sich eine prominente Fachjury bestehend aus den besten Köchen und Gault&Millau-Herausgeber Karl Hohenlohe zur Verkostung im Restaurant Steirereck in Wien. Zwanzig Kernöle wurden anhand der Bewertungskriterien Farbe, Viskosität, Reintönigkeit, Frische und der spezifischen Röstnote beurteilt. „Das Öl muss dicht sein, mit nussigen Röstaromen und frischem Geschmack“, beschreibt Starkoch Konstantin Filippoudas das perfekte Kürbiskernöl. Was das Kürbiskernöl unterscheidet, seien die Frische und die Unterschiedlichkeit der Produkte aus den verschiedenen Ölmühlen, meint der gebürtige Steirer Tom Riederer, dessen Favoriten sich am Ende auch in der Wertung durchsetzten.

IBC: Gefragter Business Standort im Süden

Im Süden viel Neues: Das International Business Center (IBC) südlich von Graz präsentiert sich als Zukunftsstandort mit hohem Potenzial für den Großraum Graz. Der Standort IBC hat sich aufgrund seiner Lage direkt an der A9 und der guten Erreichbarkeit in den letzten Jahren überaus positiv entwickelt: „Graz weitet sich in Richtung Süden aus. Das IBC trägt dieser Entwicklung mit bester Infrastruktur und Verkehrsanbindung Rechnung“, so DI Andreas Mairitsch, GF des IBC. Der Flughafen befindet sich in unmittelbarer Nähe und relevante Destinationen sind leicht erreichbar.


Kurz & News

Erfolgreiches Geschäftsjahr 2016 der Grawe

Neue Leiterin des Kunden-Service der Energie Steiermark

Die Kundendrehscheibe der Energie Steiermark hat ab 1. Juli eine neue Geschäftsführerin: Sandra Maurer übernimmt an der Seite von Georg Wurzenberger die Leitung des Tochterunternehmens Service GmbH. Maurer begann ihre Karriere im Unternehmen während ihres BWL-Studiums an der Universität Graz und leitete bisher die Abteilung Spartenkoordination im Konzerncontrolling. Die Service-Gesellschaft mit insgesamt 250 Beschäftigten sorgt bei über 720.000 Kunden für professionelle Betreuung. Aber nichts ist so gut, dass man es nicht noch besser machen könnte: Das neue Geschäftsführer-Duo möchte die Servicequalität gemeinsam mit dem hervorragenden Team auch in Zukunft weiter auszubauen.

Leoben eröffnet Stadtlabor

Die Stadt Leoben beschreitet innovative Wege – auch in Bezug auf Bürgerbeteiligung. Mit dem Stadtlabor („City Lab“) in der Sauraugasse 4 bietet man nun die Chance für eine aktive Teilnahme an Partizipationsprozessen. Zeitgleich gehen unter dem Motto „Lust auf Leoben“ eine Beteiligungsplattform und eine neue Facebook-Seite online. Die politisch Verantwortlichen in Leoben sind der Meinung, dass eine nachhaltige Stadtentwicklung nur unter Einbindung der Bürgerinnen und Bürger funktionieren kann. „Politik und Verwaltung in Leoben haben sich zu einer integrativen und nachhaltigen Stadtentwicklung bekannt“, erklärte Bürgermeister Kurt Wallner bei der Eröffnung des Stadtlabors Leoben. 52 /// FAZIT JUNI 2017

Drei und Startup Liimtec Vor einigen Monaten präsentierte das Grazer Start-up-Unternehmen Liimtec sein Konzept für einen handlichen, benutzerfreundlichen Defibrillator namens PocketDefi. Mit der Zusage einer Förderung durch die FFG sicherte sich das Team um Gründer Jasper Ettema das Budget für die Serienreife.

Naturschutzstrategie Steiermark 2025 Für die Präsentation der − erstmalig in der Steiermark vorliegenden − Strategie lud LR Anton Lang am 15. Mai zu einer „Naturschutz-Jausn“ im Heurigen Reiß in Eggersdorf. Die Strategie legt die fünf zentralen Leitthemen für die Arbeit im Bereich Naturschutz bis zum Jahr 2025 fest. „Es war mir ein großes Anliegen, eine Strategie für die Naturschutzarbeit der Steiermark zu erarbeiten“, erklärt Lang seine Beweggründe. Die fünf Leitthemen sind Kooperation, Bewusstseinsbildung, Vertragsnaturschutz, Nutzungskonflikte und Naturschutzverfahren. Die Strategie richtet sich an die im Naturschutz tätigen Menschen, soll aber auch als Grundlage für politische Entscheidungen dienen.

Michaela Duzic ist beste Nachwuchsspediteurin

Die steirischen Spediteure haben einen „Superstar“ gesucht und gefunden: Michaela Duzic hat die weiß-grünen Meisterschaften „Styrian Skills“ gewonnen und damit das Ticket für die „Austrian Skills“ gelöst. Der Sieg von Duzic bei den Styrian Skills ist für Günther Hahn, Standortleiter von Kühne & Nagl für Steiermark und Kärnten, nur Bestätigung dafür, „dass es sich bezahlt macht, viel Geld in den Nachwuchs zu investieren“. Ihre weitere Karriereleiter hat Duzic bereits klar vor Augen: „Ich hänge noch ein Lehrjahr als Logistikerin an, damit ich alle Fachbereiche in der Tasche habe.“ Die Herausforderung Austrian Skills nimmt sie gerne an: „Ich werde alles tun, um den Sieg in die Steiermark zu holen.“

Fotos: Grawe/Ralph König, Land Steiermark, Energie Steiermark, Klaus Morgenstern, Freisinger

Die Prämieneinnahmen der Grawe AG zeigten im Geschäftsjahr 2016 eine dynamische Entwicklung und stiegen um 3,5 % auf 541,1 Mio. Euro. In der Schaden- und Unfallversicherung betrug das Prämienwachstum 4,7 % und in der Lebensversicherung 0,4 %. Mit einem Wert von 58,2 Mio. Euro überstieg der Gewinn vor Steuern (EGT) den Vorjahreswert um 12,4 %. In diesem Jahr gibt es auch im Führungsteam Neues: Nach 31 Jahren im Vorstand, davon 17 Jahre als Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor, gibt Othmar Ederer die Führung der Grawe AG ab. Sein bisheriger Stellvertreter Klaus Scheitegel übernimmt den Vorsitz des Vorstands und die Funktion des Generaldirektors der Grawe AG.


Foto: Foto Freisinger

Kurz im Gespräch mit

Foto: Krebshilfe Stmk.

Kurt Wallner, Bürgermeister von Leoben

Großer Andrang herrschte bei der Hautkrebsvorsorge-Aktion am Grazer Hauptplatz.

Großer Andrang zu Hautkrebs-Vorsorgeaktion Am 8. Mai, dem „Euromelanoma Day“, nutzten insgesamt rund 400 Personen aller Altersgruppen am Grazer Hauptplatz das Angebot einer kostenlosen hautärztlichen Beratung zur Krebsvorsorge – ein absoluter Rekord.

D

ie erfolgreiche Bilanz der Großveranstaltung bestärkt die Dermato-Onkologin und wissenschaftliche Leiterin von .sun.watch Dr. Erika Richtig von der Universitäts-Hautklinik Graz: „Noch nie haben wir so viele Hautkrebs-Erkrankungen und deren Vorstufen an einem einzigen Tag diagnostiziert. Wir konnten dazu beigetragen, dass acht Personen mit einem unentdeckten Melanom die zweifellos lebensrettende Frühdiagnose erhalten konnten.“ Zunahme der Hautkrebs-Frühformen Interessant sei auch, so Richtig, dass bei weißen Hautkrebsarten, wie dem Basalzell- und dem Plattenepithelkarzinom, etliche Personen gleich mehrere Erkrankungsherde aufwiesen. Extrem auffällig sei dieser Besorgnis erregende Trend bei der unmittelbaren Frühform von Weißem Hautkrebs, der sogenannten „Aktinischen

Keratose“ (rund ein Drittel der Teilnehmer). Richtig: „In einem Fall stellte sich ein Mann mit mehreren Dutzend dieser Frühformen der Untersuchung, durch die Früherkennung können wir auch hier einen gefährlichen Erkrankungsfortschritt verhindern.“ Fast 90 Prozent der .sun. watch.-Interessenten nahmen gleichzeitig anonym an einer wissenschaftlichen Studie teil, die mögliche Zusammenhänge zwischen bestimmten Augenerkrankungen wie „Grünem Star“ und Hautkrebs untersucht. Christian Scherer, .sun. watch.-Organisator und Krebshilfe Steiermark-GF, resümiert mit dem leidenschaftlichen Appell: „Der Erfolg der Aktion ist nach 20 Jahren ungebrochen. Es erfüllt uns mit Stolz, unseren Teil dazu beizutragen, dass immer mehr Frühformen von Hautkrebs entdeckt werden. Und Früherkennung rettet täglich Leben.“

Leoben ist ja bekannt für seine regen kulturellen Aktivitäten, was macht der KulturFestSommer jetzt anders und neu? Leoben hatte und hat in den Sommermonaten immer eine Vielzahl von Veranstaltungen. Es war mein Wunsch die einzelnen Programmpunkte in den Bereichen Kultur und Feste in einem Programm zu bündeln und somit der Stadt Leoben im neuen KulturFestSommer 2017 eine neue Marke zu geben. Unser Programmfolder bietet einen noch viel besseren Überblick über das Veranstaltungsangebot in den Sommermonaten.

Was erwarten Sie an wirtschaftlichen und touristischen Impulsen für die Stadt? Mit diesem Veranstaltungsangebot und mit der Ausstellung „Hoffnungs(t)raum Phantastisch“ in der Kunsthalle werden Tausende Besucher nach Leoben kommen. Das bedeutet eine gewaltige Umwegrentabiliät, die der heimischen Wirtschaft zugutekommt. Und an der Steigerung der Nächtigungszahlen in den vergangenen Jahren − im Vorjahr konnte erstmals die 100.000er Marke erreicht werden – sieht man, dass Investitionen in den Kulturbereich den Tourismus gewaltig ankurbeln können. Ich darf an dieser Stelle unseren zahlreichen Kooperationspartnern ein Dankeschön für die Unterstützung sagen. Was sind für Sie persönlich die Höhepunkte in diesem Kultursommer? Höhepunkte werden sicherlich die zahlreichen Feste und Veranstaltungen im Zentrum der Stadt, am Hauptlatz, sein wie erstmals das Brau-Stadt-Fest mit Gösser, das Weinfest, ein dreitägiger Street Food Market, das Radio Grün Weiß Open Air mit Stars wie Matthias Reim, Claudia Jung u.a. – das von der Stadt Leoben unterstützt wird. FAZIT JUNI 2017 /// 53


V.l.n.r.:Team für eine „phantastische“ Ausstellung – Stadtamtsdirektor Wolfang Domian, Kunsthalle-Leiterin Susanne Leitner-Böchzelt, Bgm. Kurt Wallner, Gestalter Gotthard Fellerer, Kulturstadtrat Johannes Gsaxner und Kulturmanager Gerhard Samberger

Hoffnungs(t)raum – Phantastisch! Die Kunsthalle Leoben präsentiert von 5. Mai bis 17. September 2017 eine Reise durch die phantastische Kunst aus nationalen und internationalen Museen und Sammlungen, die in dieser Fülle und Komplexität noch nie zu sehen waren.

Anzeige Fotos: Freisinger

schritt in seiner göttlichen Komödie die Schwellen zu Himmel und Hölle, und Jules Verne reiste mit einem Dampfschiff zum Mond.“

Vor hellrotem Hintergrund kommen die teils wunderlichen und bizarren Kunstwerke gut zur Geltung.

I

n enger Kooperation mit dem Phantastenmuseum Wien zeigt die aktuelle Ausstellung in der Kunsthalle Leoben neue und differenziertere Zugänge zum Thema. Anhand zahlreicher Beispiele der internationalen sowie der heimischen Kunstszene wird ein Bogen gespannt, der die Kunst des Phantastischen eindrucksvoll darstellt und spannende Erklärungsversuche anbietet. Visionäre Weltbilder Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung in der Kunsthalle Leoben stellte der Gesamtgestalter der Ausstellung, Gott-

54 /// FAZIT JUNI 2017

hard Fellerer, die Frage in den Raum, welche Ideenfelder die Künstler bewegten, welche Einflüsse aus früheren Jahrhunderten sie beeinflussten und wie sie den „Hoffnungs(t)raum Phantastisch“ interpretieren. Dazu erläuterte er: „Schon immer kreisten die Gedanken der Menschen um Himmel und Hölle, um Sein und Nichtsein, um Tag und Nacht, das Diesseits und das Jenseits. Visionen und Phantasie beleben nach wie vor die Geister, und Künstler wie Hieronymus Bosch lassen uns auch heute noch an Hexenfesten und Höllenstürzen teilhaben. Dante Alighieri über-

Phantastischer Realismus Die Leiterin der Kunsthalle Leoben, Susanne Leitner-Böchzelt, erklärte ergänzend zu den Exponaten: „Vorrangig verbindet man mit dem Begriff phantastisch wohl jene Künstlerpioniere, die als Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus Weltgeltung erlangten, wie Ernst Fuchs, Wolfgang Hutter, Arik Brauer, aber auch Helmut Leherb und Friedensreich Hundertwasser.“ Aber auch die Arbeiten anderer wichtiger Vertreter der heute noch sehr lebendigen Kunstszene, die im weitesten Sinne als „phantastisch“ bezeichnet werden können, sind in der Ausstellung zu sehen, u. a. von Elisabeth von Samsonow, Gunter Damisch, Günter Brus, Anna Stangl und Wander Bertoni.

Neue Wege beschreiten Für Bürgermeister Kurt Wallner wird damit ein neuer Weg beschritten: „Seit 1998 haben fast 1,5 Millionen Besucher unsere kulturhistorischen

Ausstellungen besucht. Mit der Phantastenausstellung wagen wir uns auf eine spannende Spurensuche: Welche Ideenfelder bewegten diese Künstler, welche Einflüsse aus früheren Jahrhunderten beeinflussten sie und wie interpretieren sie den Hoffnungs(t) raum „Phantastisch“? Damit möchten wir zusätzlich zu den zahlreichen Stammkunden der Kunsthalle eine neue Zielgruppe ansprechen. Zu danken gilt es neben Gotthard Fellerer dem Phantastenmuseum Wien und den zahlreichen Leihgebern, den großzügigen Sponsoren sowie den für die Ausstellung Verantwortlichen vor Ort.“ „Die Ausstellung schlägt einen Bogen, ausgehend von uralten Menschheitsmythen bis hin zu Werken der Gegenwartskunst, die sich an das bekannt „Phantastische“ ankoppeln. Diese „Zeitreise“ wird anhand hochkarätiger Kunstwerke und historischer Knotenpunkte erlebbar gemacht, sie ist konzeptionell als virtueller Spaziergang angelegt, der alle Sinne anspricht“, spricht Kulturreferent GR Johannes Gsaxner einen wesentlichen Aspekt von „Hoffnungs(t)raum – Phantastisch“ an.


Anzeige Fotos Heiltherme Bad Waltersdorf

Wirtschaft

Thermenleiter Erich Weinzettl und Gesundheitstrainer Bernd Haas (vorne 1. und 2. von links) begrüßen VIPs und Profisportler zur FloatFit Challenge in der Heiltherme Bad Waltersdorf.

Surfen auf dem Thermalwasser

Beim FloatFit-Opening in der Heiltherme Bad Waltersdorf wurde am 19. Mai diese neue Trendsportart mit hohem Spaßfaktor von zahlreichen Promis getestet – und dabei die Tiefenmuskulatur ebenso trainiert wie die Lachmuskulatur.

D

er Spaß bleibt beim Muskeltraining allzu oft auf der Strecke. Ganz anders bei FloatFit, das ab sofort in der Heiltherme Bad Waltersdorf angeboten wird. Dabei werden auf speziellen Platten – stabile Luftmatratzen oder „Surfbretter“ – Kräftigungsund Koordinationsübungen durchgeführt. Gleichzeitig balanciert man durchgehend auf der Platte, was die eine oder andere ungeplante Schwimmeinheit wohl unvermeidbar macht und gleichzeitig den Fun-Faktor in die Höhe treibt. Ein Training, das Spaß macht Das FloatFit-Training ist äußerst effektiv und gesund, die Mineralstoffe in unserem

Thermalwasser verstärken den Effekt noch zusätzlich. „Man schlägt gewissermaßen zwei Fliegen mit einer Klappe“, so Gesundheitstrainer Bernd Haas. „Bei den Übungen selbst trainiert man die Oberflächenmuskulatur, das Balancieren stimuliert zusätzlich die Tiefenmuskulatur.“ FloatFit ist ein hochintensives Intervalltraining (HIIT), kombiniert mit Low-Impact-Training, so Haas: „Das Training lässt sich individuell an das Leistungsniveau der Gruppen anpassen. Egal ob man eher unsportlich ist oder Marathon läuft, es lässt sich immer ein passendes Training finden.“ Pro Durchgang werden fünf verschiedene Übungen durchgeführt, erklärt Haas: „Eine Einheit

dauert nur 30 Minuten, ist aber äußerst effektiv. Ein großer Vorteil beim Training in der Heiltherme ist, dass man danach das wertvolle Thermalwasser nutzen kann. Die Mineralstoffe verbessern den Trainingseffekt und fördern die Regeneration.“ VIP- und Profi-Challenge Der neue Trainingshit FloatFit kommt ursprünglich aus England, die Heiltherme Bad Waltersdorf holt den Trend nun in das steirische Thermenland. Beim FloatFit-Opening versuchten sich zum Auftakt zahlreiche Promis als „Surfer“. Mit dabei waren unter anderem Eishockey-Spieler der Graz 99ers und die Basketball-Spieler der Fürstenfeld

Panthers, Marathon-Legende Eva Maria Gradwohl, Elisabeth Kindermann (Heißluftballon-Vizeweltmeisterin), Edlseer-Leader Fritz Kristoferitsch und Harry Winkler (Olympiasieger im Viererbob). Auch Erich Weinzettl (Prokurist und Thermenleiter) balancierte auf dem Thermalwasser. Im Anschluss an die FloatFit-Challenge gab am Abend ein Open-Air-Konzert mit Beat Club Graz den stimmungsvollen Rahmen für ein gemütliches Beisammensein.

Informationen:

www.heiltherme.at

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Kurz & News

Erzherzog-Johann-Award für Helmut List Im Rahmen der Wirtschaftskammer-Enquete „Paris-Abkommen und E-Mobilität: Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Steiermark“ bekam CEO Helmut List der AVL List GmbH von WKO-Präsident Josef Herk für sein unternehmerisches Lebenswerk den „Erzherzog-Johann-Award“ überreicht, eine Auszeichnung, die nur äußerst selten verliehen wird. „Professor List hat diese mehr als verdient. Denn wie auch Erzherzog Johann war und ist er ein Innovator, der die Steiermark prägt“, betonte Herk. List nutzte die Gelegenheit, um sich nicht nur bei seinen Mitarbeitern, sondern auch bei der heimischen Universitäts- und Forschungslandschaft sowie allen unternehmerischen Partnern und dem gesamten Netzwerk zu bedanken.

Grüner Schmuck im Science Tower Die alljährliche Vorstellung der Schmuckkollektion von Schullin fand am 3. Mai im futuristischen Science Tower der Smart City Graz statt. 130 Gäste konnten beim Cocktail den Rundumblick aus dem 12. Stockwerk erleben. Anschließend wurde die neue Schmuckkollektion „Greenery“ durch Models auf einem Rasenteppich-Catwalk mit Wiesenblumen vorgestellt. Im Anschluss sorgte der Auftritt eines „Green Man“ für Aufsehen. Er führte die Eckstein-Catering-Brigade an, die ein Running Dinner servierte. Die neue Schmuckkollektion orientiert sich an der Farbe Greenery, die von Pantone, als Symbol für die Sehnsucht nach intakter Umwelt, zur Farbe des Jahres ausgerufen wurde.

Rundumservice bei Hundeexperten Ramon Niederl Ein Lokalaugenschein bei Ramon Niederl, dem Hundeexperten in Deutsch Goritz: In der von ihm geführten Hundepension bekommt der Vierbeiner eine All-inclusive-Vollbetreuung mit Rahmenprogramm. Auch Ausbildung und Unterstützung in allen Fragen der Hundehaltung bietet Niederl an. Jede Art von Familien-, Wach-, Show- und sogar speziellen Spürhunden wird hier unterrichtet. Er kann Hunde erziehen, ihre Stärken und Schwächen analysieren und den täglichen Umgang zwischen Mensch und Tier vereinfachen. „Der Grundgedanke hinter meiner Arbeit ist, dem Hundehalter die richtige Beobachtungsgabe für sein Tier mitzugeben“, sagt Ramon, „ den Hund in seinem Wesen zu verstehen, bildet die Basis für meine Arbeit.“

78. ordentliche HV der BKS Bank

Die BKS Bank lud am 9. Mai zu ihrer 78. ordentlichen Hauptversammlung in die Konzernzentrale nach Klagenfurt ein. Viele Aktionäre waren diesmal erstmals mit dabei, gelang es dem Institut doch im Herbst 2016, bei einer erfolgreichen Kapitalerhöhung 746 neue Aktionäre zu gewinnen. Die BKS Bank schüttet für 2016 wiederum eine Dividende von 0,23 Euro pro Aktie aus. Neu in den BKS Bank-Aufsichtsrat wurde Gregor Hofstätter-Pobst, Vorstandsmitglied der Unicredit Bank Austria AG, gewählt. Die Mitglieder Christina Fromme-Knoch und Sabine Urnik wurden wiedergewählt. Der Frauenanteil im Aufsichtsrat beträgt damit 33,3 Prozent und erfüllt die von der Bundesregierung festgelegte Frauenquote bereits jetzt.


Wirtschaft

Abschlussevent der Knapp SPS-Challenge Bereits zum 4. Mal veranstaltete die Knapp AG die SPS-Challenge. Acht Teams von der HTL Kaindorf, HTL Weiz und HTL Bulme Graz-Gösting haben sich der Herausforderung gestellt. In dem gut einsemestrigen Projekt geht es darum, möglichst viele Punkte für die Entwicklung und Programmierung eines Fördertechnikmodells zu erreichen. Beim Abschlussevent präsentierten die Schüler ihre Lösungen einer Fachjury. Die drei besten Teams empfingen Geldpreise. Das Siegerteam mit Florian Bauer, Josef Groß, Marcel Nöst und Matthäus Leiner kommt von der HTL Weiz und darf sich zusätzlich zum Gewinn von 1.500 Euro auch auf ein Praktikum im Sommer bei Knapp in der Produktentwicklung freuen.

Fotos: Ramon Niederl, Foto Fischer, geopho − Jorj Konstntinov, Gernot Gleiss, Freisinger, Saubermacher, Knapp AG,

TU Graz und Joanneum Research bündeln ihre Kräfte

Die Joanneum Research (JR) und die Technische Universität Graz kooperieren weiterhin im Bereich der Nanotechnologien am Standort Weiz. Die beiden Partner verstärken ihre strategische Zusammenarbeit mit dem Ziel, diese in gewissen Themenbereichen im größten Nanotechnologie-Zentrum Österreichs zu vertiefen. Die Vorteile der Nanowelt machen sich die Forscherinnen und Forscher in Weiz etwa bei Drucktechnologien zunutze. Am 24. April unterzeichneten JR-GF Wolfgang Pribyl und Harald Kainz, Rektor der TU Graz, den weiterführenden Kooperationsvertrag, im Beisein von Materials-Direktor Hartmann sowie Frank Uhlig, Dekan der Fakultät für Technische Chemie, Verfahrenstechnik und Biotechnologie.

Mit Spiel und Spaß zum Umweltbewusstsein Über 300 steirische Volksschulkinder lernen beim Recycling-Erlebnistag von ARA und Saubermacher spielerisch, wie man Abfälle vermeidet, richtig trennt und die Umwelt sauber hält. Bei verschiedenen Stationen am Gelände konnten die Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren ihr Wissen zum Thema Abfall unter Beweis stellen. LR Johann Seitinger und LSR-Präs. Meixner überzeugten sich persönlich vom ARA4kids-Format, das gemeinsam mit dem steirischen Umweltpionier durchgeführt wird. „Ich bin vom Format begeistert und möchte auch im nächsten Jahr Kindern die Möglichkeit geben, bei so einem Erlebnistag dabei sein zu können“, zeigt sich Saubermacher-Chef Hans Roth vom Eifer der Kleinen beeindruckt.

Sicherheit am „Arbeitsplatz Straße“ Jahr für Jahr passieren an die 10.000 Arbeitsunfälle im Berufsverkehr auf Österreichs Straßen. Um die Zahl zu senken, führt die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt AUVA seit 1987 die Aktion „Arbeitsplatz Straße“ in Kooperation mit Fahrsicherheitszentren durch. Auch für Journalisten ist in Ausübung ihrer Tätigkeiten oft die Straße der Arbeitsplatz. Deshalb lud die AUVA-Landesstelle Graz steirische Journalisten zu einem Fahrtechniktraining in das ÖAMTC-Fahrsicherheitszentrum nach Kalwang ein, wo als Instruktoren Rallye-Weltmeister Andreas Aigner und Enduro-Staatsmeister Hubert Trattner zur Verfügung standen. Auch Verkehrslandesrat Anton Lang machte sich persönlich ein Bild vom Training vor Ort.

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Wirtschaft

Gewerbeordnung: „Prolongierte Unvernunft!“ Die Reform der Gewerbeordnung lässt nach wie vor auf sich warten. Und je mehr Zeit vergeht, desto schriller klingen die Alarmglocken bei den betroffenen Unternehmen. Vor dem Sommer soll es – endlich – zu einer Einigung kommen.

A

m Nachmittag des 23. Mai 2017 hätte ursprünglich eine Entscheidung fallen sollen. Zumindest war zu diesem Termin ein Treffen auf

höchster politischer Ebene anberaumt, dessen einziges Ergebnis jedoch war, dass sich die Parteichefs am 17. Juni noch einmal treffen, um die

lf : Wo Foto ige Anze

Befürchtet eine Aushöhlung der Gewerbeordnung: Spartenobmann Hermann Talowski.

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besprochenen Veränderungen zu diskutieren. Am 22. Juni wiederum tritt der Industrieund Wirtschaftsausschuss zusammen, um die Vorschläge zu diskutieren, bevor sie bei der letzten Plenarsitzung des Parlaments vor dem Sommer beschlossen werden sollen.

Was kommt Was aus heutiger Sicht relativ fix sein dürfte, sind 3 Punkte: 1. Der einheitliche Gewerbeschein für die freien Gewerbe wird kommen. Das stellt die Fachorganisationen der Wirtschaftskammer vor enorme Herausforderungen hinsichtlich der Finanzierung. Nicht zuletzt wartet auch noch die WKG-Novelle, die zusätzliche Einsparungen vorsieht. 2. Der One-Stop-Shop für das Betriebsanlagenrecht wird kommen. Das ist eine sinnvolle Regelung, die eine Erleichterung für die Betriebe bringt: Behördenwege werden verkürzt, und die Bürokratie wird abgebaut. 3. Die bestehenden reglementierten Gewerbe werden wahrscheinlich auf angeblich 60 oder 40 reduziert. Der gefährlichste Giftzahn verbirgt sich nach wie vor im Paragraph 32, der die Nebenrechte regelt. Hier könnte es im schlimmsten Fall zu einer massiven Aushöhlung der Gewerbeordnung kommen, die alle bisherigen Regeln auf den Kopf stellt. Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der WKO Steiermark: „Dann sprechen wir aber nicht mehr von der Reform der Gewerbeordnung,

sondern von ihrer De-facto-Abschaffung.“

Freies Spiel der Kräfte In der Unternehmerschaft befürchtet man nun ein völliges Durcheinander: „Bei der letzten Plenarsitzung des Nationalrats vor dem Sommer wird die prolongierte Unvernunft herrschen“, so Talowski. Denn aufgrund der aktuellen politischen Situation – Stichwort: freies Spiel der Kräfte – könne noch einiges passieren, was für die Betriebe mit Sicherheit nicht von Vorteil sei. Talowski: „Wir haben Sorge, dass dabei ein Riesen-Kuhhandel herauskommen wird, an dessen Ende die steirischen Betriebe als Verlierer dastehen werden.“

Großes Kopfschütteln Bereits im Vorfeld der jüngsten Entwicklungen herrschte innerhalb der Wirtschaftskammer großes Kopfschütteln: Die Juristen sind sich einig, dass diese Novelle nichts mehr mit dem zu tun hat, was im Herbst diskutiert wurde. Der Reformentwurf sei an Unverständlichkeit und Unklarheit kaum zu überbieten, heißt es dazu. Darüber hinaus sorgt die Vorgangsweise der Regierung für großen Unmut: Nicht nur dass der Reformentwurf unfassbar kompliziert sei und selbst hartgesottene Juristen vor Herausforderungen stelle, sondern auch dass de facto keine Begutachtungsmöglichkeit bestanden habe. Talowski: „Die Landeskammern werden vollständig übergangen. Entscheidungen fallen offenbar hinter verschlossenen Türen.“


Wirtschaft

Marktentwicklungen im Bauwesen

Welche Erwartungen haben Ziviltechniker und Baumeister in Hinblick auf die Marktentwicklung und wie schätzen sie ihre eigene Stellung am Markt ein? Eine neue Studie des Joanneum Research gibt erstmals Einblicke und lässt Rückschlüsse auf das Marktklima in der Baubranche zu. tes in Form von Bauaufsicht und der Endabnahme“, erklärt dazu BM Alexander Pongratz, Landesinnungsmeister Bau, weiter.

Anzeige Foto: WKO Steiermark

Positiver Ausblick im Bauklima Bezogen auf die konjunkturelle Lage empfinden beide Akteure die Entwicklung der jüngsten Vergangenheit durch die steigende Investitionsbereitschaft privater Auftraggeber als positiv. „Der Umstand, dass Ziviltechniker die Konjunkturperspektiven etwas verhaltener einschätzen, hängt damit zusammen,

dass sie häufiger einen erheblichen Anteil ihres Umsatzes bei komplexeren Vorhaben der öffentlichen Hand erwirtschaften“, äußert sich dazu DI Gerald Fuxjäger, Präsident der Kammer der Ziviltechniker. Beide Standesvertreter kritisieren unisono, dass das überbordende Normenwesen ebenso wie die herrschende Überbürokratisierung im Bauverfahren die Bauvorhaben verteuern und die Leistbarkeit beeinträchtigen. Als weitere Faktoren kommen hohe Lohnnebenkosten und der Druck durch Billigangebote aus dem Ausland hinzu.

(v. l.) BM Alexander Pongratz, MMag. Eric Kirschner und DI Gerald Fuxjäger präsentierten die Ergebnisse der BauklimaStudie für Steiermark und Kärnten.

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und 300 Ziviltechniker und Baumeister wurden zu diesem Zweck, bundesländerübergreifend in der Steiermark und Kärnten, dazu befragt. Die Ergebnisse zeichnen ein klares Bild, fasst Eric Kirschner von Joanneum Research die Resultate der Befragungen zusammen: Der Auftraggeber eines Ziviltechnikers ist in der Regel über 40 Jahre alt, verfügt über eine akademische Ausbildung und lässt ein Wohnobjekt im höheren Preissegment in urban strukturierten Regionen planen. Der durchschnittliche Kunde eines planenden Baumeisters ist eher jünger als 40 Jahre und tendiert zu Wohnhäusern im mittleren Preissegment in ländlich ge-

prägten Regionen. Dazu erklärt BM Alexander Pongratz: „Gerade im ländlichen Bereich spielt das gewachsene Vertrauensverhältnis zur Qualität eines Baumeisters eine große Rolle. Daher legt man seitens der Bauinnung großes Augenmerk auf Qualität und strenge Prüfungskriterien sowohl bei der Lehre im Facharbeiterbereich als auch bei der Baumeisterprüfung.“ „Während Ziviltechniker besonders in der Planung und Ausführungsvorbereitung – auch abseits des Einfamilienhaussegments − aktiv sind, widmen sich Baumeisterbetriebe verstärkt der Begleitung der Bauausführungphase bis hin zum Projektabschluss, also auch in der Begleitung des Bauprojek-

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Foto: Lebensressort

V.l.n.r.: Die Landesräte Johann Seitinger und Christopher Drexler begrüßen das Projekt „So Schmeckt’s – Schule macht Geschmack!“

Schule für den guten Geschmack

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as Projekt „So schmeckt’s – Schule macht Geschmack!“ der FH Joanneum verfolgt das Ziel, an den Fachschulen geschmackssensorische Kompetenzen zu vermitteln. Für die Schüler und Schülerinnen geht es darum, das Bewusstsein für gesunde Lebensmittel zu steigern, um für Berufe im Lebensmittel-

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bereich vorbereitet zu sein. Ein weiteres Ziel ist es, Halbfertig- und Fertigprodukte zu entwickeln, die regional und gesund sind. Das vom Fonds Gesundes Österreich und vom Land Steiermark (Lebensressort) finanzierte Projekt „Schule macht Geschmack“ wird fachlich und wissenschaftlich von Mitar-

beitern und Mitarbeiterinnen des Health Perception Labs, eines Labors für gesundheitsrelevante Sensorikforschung, der Fachhochschule Joanneum begleitet. Zum Kick-off fanden sich Landesräte Hans Seitinger und Christopher Drexler, Schulinspektorin Sieglinge Rothschedl sowie Rektor Karl Peter Pfeiffer zur Pressekonferenz und Verkostung an der FH Joanneum ein.

Gut für die Gesundheit In Vorbereitung zum Projekt wurde an den steirischen Schulen für Land- und Ernährungswirtschaft eine Bedarfsanalyse im Bereich Sensorik und eine Befragung über Konsumverhalten und Geschmackspräferenzen durchgeführt. Agrar-Landesrat Hans Seitinger erklärte dazu: „Das professionelle Zusammenspiel der Studiengänge zeigt, dass sich in den Gesundheitsberufen die angewandte Forschung auf hohem Niveau etabliert hat. Dies ist von höchster Bedeutung, zumal Prävention und Gesundheitsförderung große Herausforderungen im 21. Jahrhundert darstellen.“ Gesundheitslandesrat Christopher Drexler ergänzte: „Gesundheit kann man nicht kaufen, aber man kann darauf hinweisen, dass durch ausgewogenes Essen und Trinken unsere Gesundheit massiv pro-

fitiert. Seit 2015 besteht die ‚Fach- und Koordinationsstelle Ernährung‘ beim Gesundheitsfonds Steiermark. Deren Aufgabe ist es, gezielt zum Thema Ernährung und Gesundheit für den Einzelhaushalt, aber auch für Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen wie beispielsweise Kindergärten, Betriebe, Seniorenheime zu informieren.“

Wissenschaftliche Unterstützung Die FH Joanneum unterstützt das Projekt beim Aufbau eines Sensoriknetzwerks der Fachschulen und mit externen Experten sowie im Projektmanagement, so Karl Peter Pfeiffer, Rektor und GF der FH Joanneum, abschließend: „Unser Anliegen als Hochschule für angewandte Wissenschaften ist, das Know-how für die praktische Nutzung für die Wirtschaft verfügbar zu machen bzw. mit anderen Bildungseinrichtungen wie z. B. den landwirtschaftlichen Fachschulen in der Steiermark zu kooperieren, um nachhaltige Projekte umzusetzen. Speziell dieses Projekt und diese regionale Kooperation sind Beispiele, wie die FH Joanneum zu einem Stärkefeld der Steiermark, nämlich dem Bereich Lebensmittel, einen wichtigen Beitrag leistet.“


Wirtschaft

Anzeige Foto: Holter

Holter-Bad erweitert sein Sortiment um Austria Edition

Die Neuinterpretation des Rustikalen: Die Linie „Bad Gastein“ von Holter kombiniert urbanes Flair mit dem gemütlichen Chalet-Stil der Alpen.

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it einer neuen Austria Edition setzt Holter noch stärker auf Qualität und Service heimischer Hersteller. „Immer mehr Konsumenten informieren sich über Herkunft und Produktionsweise ihrer Einkäufe“, begründet Holter-Verkaufsleiter Christian Rauchfuß die Entscheidung für die Kreation der Austria Edition.

In Österreich erdacht. In Österreich gemacht. Unser Heimatland Österreich ist für Urlauber aus dem In- und Ausland begehrtes Reiseziel: Natur, Kunst, Kultur und die Menschen, die sich um das Wohlergehen der Gäste kümmern, machen es zu einem Ort der Erholung und Entspannung. Genau diese beiden Attribute verkörpert „Mein Holter-Bad“. „Um Kundenbedürfnissen gerecht zu werden, aber auch um die Verbundenheit von Holter zu Land und Leuten zu zeigen, war es für uns naheliegend, die bestehende Mein Holter-Bad Linie um eine Austria Edition zu erweitern. Wir sind ja

selbst ein traditionsreicher österreichischer Familienbetrieb mit fast schon 150-jähriger Unternehmensgeschichte“, so die beiden Geschäftsführer Jasmin Holter-Hofer und Michael Holter. Drei neue Badkollektionen Ergebnis dieser Überlegungen sind drei neue Badkollektionen: „Bad Ischl“, „Bad Gastein“ und „Bad Vöslau“. Sie verkörpern die gute alte Zeit ebenso wie zeitlose Eleganz mit rustikalem Charme. Das Produktsortiment stammt von österreichischen Herstellern und umfasst alles, was zu einer vollwertigen Badausstattung gehört. Die hinter der Austria Edition stehenden Namen Artweger, Conform, Kludi, Laufen und Polypex zeichnen sich durch Innovationskraft, Gespür für modernes und funktionales Design sowie höchste Produktions- und Qualitätsstandards aus. Darüber hinaus sind sie bedeutende Arbeitgeber und sichern auch in strukturschwächeren Gebieten die regionale Wertschöpfung.

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Kurz & News

Die Energie Graz errichtet ein in Europa einmaliges Wärmeprojekt. Mit dem solaren Speicherprojekt Helios investiert die Energie Graz 4,3 Mio. Euro in eine zusätzliche ökologische Wärmequelle für das Fernwärmenetz. Am 18. Mai fand der offizielle Spatenstich mit den Eigentümervertretern Wolfgang Malik und Gert Heigl (Holding Graz), Christian Purrer (Energie Steiermark), Peter Piffl-Percevic (Stadt Graz) und den GF Boris Papousek und Werner Ressi statt. Das innovative solare Speicherprojekt Helios kombiniert Wärme aus Sonnenenergie und Deponiegas mit einem Großspeicher. Dieser stellt Wärme zu Spitzenlastzeiten zur Verfügung. Beachtenswert ist die gänzlich CO2-freie Erzeugung und Bereitstellung von Wärme.

„Garten-Lust“ feiert zehnjähriges Jubiläum

„Welcome Dinner“ für schwedische Botschafterin

Vor zehn Jahren gründeten begeisterte Gartenfreunde in der Oststeiermark den kleinen Verein „GartenLust“ mit feinen Schaugärten in der Region. Im Jubiläumsjahr erwartet die Gartenbesucher ein abwechslungsreiches Programm mit zahlreichen „GartenLust“-Veranstaltungen: „von fachkundigen Gartenführungen über Workshops, Kunst, Musik, Lesungen und Tanz bis exotische und heimische Kulinarik und vieles mehr wird geboten“, erklärte Vereinsobfrau Sissy Sichart. Höhepunkt des Jubiläumsjahres wird das große „Garten-Lust“-Fest am 3. und 4. Juni 2017, an dem alle Gartenpforten für die Besucher mit Kulinarik, Kunst und mehr Gartenkultur weit geöffnet sein werden. Informationen und Termine: garten-lust.at

Am 8. Mai stattete die Botschafterin des Königreichs Schweden und ständige Vertreterin bei den Vereinten Nationen in Wien, Exzellenz Frau Helen Eduards, erstmals dem schwedischen Konsulat in Graz, mit dem Sitz in der Steiermärkischen Sparkasse, einen offiziellen Besuch ab. Höhepunkt des Graz-Besuchs war der Empfang bei Bürgermeister Siegfried Nagl. Aus diesem Anlass lud Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Sparkasse, in seiner Funktion als Schwedischer Honorarkonsul, zu einem „Welcome Dinner“ mit anschließendem Festkonzert im Musikverein für Steiermark ein. Geladen waren zahlreiche prominente Vertreter des öffentlichen Lebens, der Wirtschaft und der Kultur.

Es ist wieder soweit: 34 Grazer Shops laden im Designmonat Graz 2017 im Rahmen von „Design in the City“ dazu ein, unterschiedlichste Designprojekte zu entdecken. Das Format Design in the City findet heuer bereits zum vierten Mal statt und wird von Susanna Ahvonen kuratiert. Von den Shops und Unternehmen, die in diesem Jahr an Design in the City teilnehmen, sind einige zum wiederholten Mal dabei. Unter ihnen finden sich aber auch sehr viele neue Programmpartner, die mit tollen Kooperationen im Mai zum Design-Hotspot werden. Und sogar eine eigene Designmonat-Graz-Kollektion wurde von reync & schoene designwerkstatt gemeinsam mit dem Kreativstudio Decasa entworfen, um nur ein Beispiel zu nennen.

Designmonat Graz 2017

Energie Steiermark startet Kundenclub

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Ab sofort startet die Energie Steiermark einen landesweiten Kundenclub: Mit dem „Energiesammler“ können über 300.000 Privatkunden des grünen Energiedienstleisters Punkte sammeln. Dabei wird nicht nur die Treue honoriert, sondern auch der besonders effiziente Umgang mit Energie. Für die gesammelten Punkte gibt es überaus attraktive Angebote, wie Gratis-Tickets, Thermeneintritte, Kabarettkarten, 50-Prozent-Ermäßigungen bei der Miete von E-Fahrzeugen und Ausflüge nach Piber, Stübing oder in die Vulcano-Schinkenwelt. „Mit unserem Kundenclub starten wir in eine neue Ära“, so Vorstandssprecher Christian Purrer, „wir wollen den Kunden einen spürbaren Mehrwert weitergeben.“

MC-Zukunftsgespräch „Selbstfahrende Autos“

Am 2. Mai diskutierte im neuen Science Tower Graz auf Einladung von MC-Steiermark-Vorsitzenden Andreas Zakostelsky eine hochkarätige Runde über die Zukunft des Autofahrens. Nach einem Einstiegsreferat von Horst Bischof (TU Graz) debattierten Johann Höllwart, CEO der SFL technologies GmbH, Werner Ressi, Energie Steiermark AG, und Wolfgang Vlasaty, GF des ACstyria Autocluster, über die Zukunft des Autofahrens.

Fotos: Foto Fischer, Bernhard Bergmann, LippZahnschirm, Energie Steiermark,

Solares Speicherprojekt Helios


Foto: LK/Melbinger

Kurz im Gespräch mit

Foto: Freisinger

Franz Titschenbacher, Präsident der Landwirtschaftskammer Steiermark

(v.l.n.r.) Braumeister Andreas Werner, Peter Heiligenbrunner (Gösser-Marketing), Gösser-Verkaufsdirektoren Richard Lorenzoni und Ronald Zentner, Citymanager Anton Hirschmann, Thomas Wohltran, Bierbotschafter Gerhard Lukasiewicz und Bgm. Kurt Wallner

Erstes Brau-Stadt-Fest in Leoben Heuer steigt in Leoben das erste Brau-Stadt-Fest, das Datum wurde mit dem 4. August nicht zufällig gewählt − an diesem Tag wird nämlich international der „Tag des Bieres“ gefeiert.

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iele Leute wissen nicht, dass Göß ein Stadtteil von Leoben ist“, so Bürgermeister Kurt Wallner. „Daher war es mir wichtig, eine Brücke zu schlagen zwischen der Innenstadt von Leoben und dem Stadtteil Leoben-Göß, in dem nicht von ungefähr mit Leobener Wasser das beste Bier Österreichs gebraut wird.“ So ist die Idee entstanden, gemeinsam mit der Brau Union Österreich ein Zeichen zu setzen, mit dem in zünftigem Rahmen darauf hingewiesen wird, dass Leoben die Heimat von Gösser ist. „Die Pflanze gehört an der Wurzel gegossen“, vermerkt schmunzelnd Ronald Zentner, Brau-Union-Österreich-Verkaufsdirektor der Region Süd. Das Bier und weitere Produkte, die in Leoben-Göß erzeugt werden, tragen nicht nur zu einem positiven Image bei, sondern sichern in der Region Arbeitsplätze.

Speis und Trank im Zeichen des Bieres Das heurige erste Brau-Fest wird am nördlichen Teil des Leobener Hauptplatzes stattfinden, bei dem neben Gösser Bier die Wirte g’schmackige kulinarische Genüsse präsentieren, wie Bierrostbraten, -gulasch und -leberkäse. Die Hopfen-Bauern aus Leutschach werden ebenso vertreten sein wie die Hopfenkönigin und die Gösser-Bierkutsche. „Wir wollen bewusst mit einem überschaubaren, feinen Fest starten“, sagt Leobens Citymanager Anton Hirschmann. Das Leobener Brau-StadtFest beginnt am 4. August um 15 Uhr, die offizielle Eröffnung mit dem Bieranstich wird um 17 Uhr stattfinden. Am 1. Juni startet der Vorverkauf des Brau-StadtPasses (beinhaltet 3 Getränke, 1 Tonbierkrug, 1 T-Shirt und einen Ausstellungsbesuch) um 19 Euro in der Stadtinformation und im Citymanagement Leoben.

Der inländische Tourismus verzeichnet Zuwächse – liegt „Urlaub am Bauernhof“ auch wieder zunehmend im Trend? Der Sehnsucht der Menschen nach Erleben von Natur und Ursprünglichkeit kann keine andere Urlaubsform so gut gerecht werden. Dies schlägt sich auch in der Nachfrage nieder. So konnten im letzten Tourismusjahr bei den Nächtigungen in Gästezimmern Zuwächse von 2,4 Prozent und bei den Ferienwohnungen von 8,8 Prozent verzeichnet werden. Was bietet insbesondere die Steiermark ihren Gästen an kulinarischen Spezialitäten? Die Kulinarik ist für viele Gäste ein urlaubsentscheidender Faktor. Die Steiermark kann mit herausragender Qualität punkten. Auch Regionalität und Saisonalität werden von den Gästen geschätzt. Die Bandbreite der heimischen Produkte reicht vom Kürbiskernöl über den steirischen Wein und die Käferbohne bis hin zu ausgesuchten Spezialitäten wie der Pöllauer Hirschbirn.

Wie steht es um den Ausbau von Nächtigungskapazitäten auf den Bauernhöfen? Um den ständig steigenden Gästebedürfnissen gerecht zu werden, sind Investitionen in die Qualität unumgänglich. Es geht weniger um eine Steigerung der Bettenkapazität als um die Professionalisierung des Angebotes. Unterstützt werden die Betriebe dabei durch die Fördermöglichkeiten in der ländlichen Entwicklung.

Welchen Beitrag leistet Tourismus zu den bäuerlichen Einkommen? Das Einkommen aus der Vermietung stellt mit einem Drittel des Gesamteinkommens für viele „Urlaub am Bauernhof“-Betriebe einen unverzichtbaren Anteil ihres wirtschaftlichen Erfolges dar. FAZIT JUNI 2017 /// 63


Anzeige Foto: STVP/Fischer

ÖVP-Landesparteiobmann Schützenhöfer traut Sebastian Kurz zu, Österreich in eine neue Zukunft zu führen.

Steirische Volkspartei unterstützt Sebastian Kurz

Der Landesparteiobmann der Steirischen Volkspartei, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, holte sich von seinem Landesparteivorstand die Zustimmung zu den sieben Punkten von Sebastian Kurz. andeshauptmann Hermann Schützenhöfer sprach in Zusammenhang mit der Übernahme des ÖVP-Vorsitzes durch Außenminister Sebastian Kurz von einer Aufbruchsstimmung, welche die gesamte ÖVP erfasst hat. Er rief gleichzeitig dazu auf, realistisch zu bleiben: „Wir trauen Sebastian Kurz zu, dass wir und Österreich mit ihm in eine neue, gute Zukunft gehen. Es werden allerdings Etappen auf uns zukommen, die nicht so einfach sein werden.“ Um die Stimmung im Bundesparteivorstand der ÖVP wiederzugeben, zitierte Schützenhöfer einen Aphorismus von Raymond Walden: „Ein frischer Wind entwurzelt nicht“ und er ergänzte: „Wir gehen mit ihm in eine neue Zeit und ich hoffe, dass wir auch in Österreich in eine neue Zeit gehen.“ Wichtig für Schützenhöfer sei vor allem der Zusammenhalt in der Partei. Die ÖVP müsse

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Foto: ÖAAB

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Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, der designierte VP-Chef-Außenminister Sebastian Kurz, Landesrat Christopher Drexler und ÖAAB-Landesgeschäftsführer Günther Ruprecht bei einer Diskussion des steirischen ÖAAB über die „Neue Volkspartei“. zusammenhalten, denn eine Spitzenpersönlichkeit, die für alles verantwortlich sei, könne das nur bewältigen, wenn alle zusammenhalten und das sei bei Sebastian Kurz gelungen. An die politischen Mitbewer-

ber, aber auch an die eigenen Funktionäre richtete Schützenhöfer einen Appell zu einem fairen Wahlkampf: „Ich habe das immer so gehandhabt – die untere Schublade bei Auseinandersetzungen

geschlossen zu halten.“ Als der steirische ÖAAB vor wenigen Tagen nach Leitersdorf bei Feldbach zu einem Talk mit dem neuen ÖVP-Chef lud, platzte die Halle aus allen Nähten. Sebastian Kurz bekannte sich zur Volkspartei als soziale Integrationspartei, er ließ jedoch keine Zweifel aufkommen, dass er das Mandat, das ihm die Partei gegeben hat, entsprechend nutzen werde, um die Strukturen zu öffnen: „Wir bauen eine Bewegung auf, die breiter und offener ist. Mit der Stärke der ÖVP, den Bürgermeistern und Mitgliedern vor Ort, gleichzeitig aber auch mit neuen Köpfen von außerhalb, die sich engagieren wollen, die aber kein Parteibuch haben.“ ÖAAB-Obmann Christopher Drexler freute sich über die Möglichkeit, mit dem Bundesminister ins Gespräch zu kommen: „Sebastian Kurz steht für einen neuen Stil in der Politik – Klarheit, Klartext, Kurz!“


Wirtschaft

Anzeige Foto: LK/Alexander Danner

Landwirtschaft und Tourismus bilden eine wichtige Symbiose, erklärten bei der „Woche der Landwirtschaft“ (v.l.n.r.) Werner Brugner, Franz Titschenbacher, Claudia Brandstätter, Johann Pabst und Werner Unterweger („Der Steirerhof“).

Bauern geben dem Tourismus wertvolle Impulse Mit dem Motto „Wir schaffen Land-Erlebnis“ stellte Anfang Mai die »Woche der Landwirtschaft« die Leistungen der Bauern für den Tourismus österreichweit in die Auslage. Von tragender Bedeutung sind dabei die Faktoren gepflegte Kulturlandschaft, regionaltypische Kulinarik sowie die „Erlebniswelt Landwirtschaft“.

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hne Bauern und ihre arbeitsintensive Bewirtschaftung von Almen und Wiesen würden die prächtigen und gepflegten Kulturlandstriche schnell verwildern und mit Wald und Gestrüpp zuwachsen, betont der steirische Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher: „Wir wollen verdeutlichen, dass die Bäuerinnen und Bauern die Grundlagen schaffen, dass die Gäste in unser schönes Land kommen und auch wiederkommen. Bauern sorgen für das unverwechselbare Image und Flair einer Region.“

Foto: LK

Landschaftspflege kostet 220 Millionen Euro Die Leistungen der Landwirtschaft für den Tourismus sind gewaltig, führt Titschenbacher aus: „Über 80 Prozent der Gäste kommen wegen der schönen Landschaft und der Natur, um sich zu erholen. Die von den Bauern erbrachten Leistungen, um eine abwechslungsreiche Landschaft zu pflegen und zu erhalten, werden oft unterschätzt.“ Expertenberechnungen zeigen, dass die jährlichen benötigten Aufwendungen für die Pflege von rund 205.000 Hektar steirischer Landschaft die öffentliche Hand rund 220 Mio. Euro kosten würde. Außerdem bildet das einen wichtigen Beschäftigungsfaktor, denn ohne Landschaftspflege würden etwa 10.000 zusätzliche Arbeitskräfte aus dem landwirtschaftlichen Bereich auf den übervollen Arbeitsmarkt drängen.

Edelbrand-Produzenten. Johann Pabst, der Küchenchef des Restaurants „Der Steirerhof“, unternimmt mit seinen Gästen kulinarische Kurzausflüge per Rad zu den Produzenten: „Sie wollen genau wissen, woher Eier, Milch, Käse, Topfen, Äpfel, Kernöl, das Rind- und Lammfleisch und anderes mehr kommen.“

Wie ernst das Thema der Verwaldung von Kulturlandschaft ist, zeigen die Bildanimationen der Landwirtschaftskammer, wie hier am Beispiel Semriach. Regionaltypische Kulinarik Ein wichtiger Aspekt sind auch regionaltypische Spezialitäten. „Die Bauern sind wichtige Innovationstreiber bei regionaltypischer Kulinarik. Die „Erlebniswelt Landwirtschaft“, beim Kernölpressen, bei der Käse-, Joghurt- oder Topfenerzeugung oder beim Essigherstellen macht Urlaubsorte oder Regionen besonders attraktiv und verschafft ihnen ein unverwechselbares Image“, unterstreicht Titschenbacher. Als Beispiele dafür nennt er Schaukäsereien und innovative Most- und

Landwirtschaft spricht alle Sinne an „Die Landwirtschaft schafft es, alle Sinne der Gäste mit der schönen Landschaft, der erstklassigen Kulinarik und den Erlebnishöfen zu verwöhnen“, erklärt auch Trendforscherin Claudia Brandstätter: „Das nahe Umfeld fürs Urlaubmachen gewinnt in der globalisierten Welt an Bedeutung. Durch die Vielfalt der von den Bäuerinnen und Bauern entwickelten Produkte ergeben sich neue Möglichkeiten und Wachstumschancen. Die Vielfalt der Kulinarik ist ein Zukunftsmagnet und bietet große Potenziale für den Tourismus.“ Die Landwirtschaftskammer forciert aktiv die Weiterentwicklung der regionaltypischen Kulinarik und der Erlebnishöfe, erklärt Kammerdirektor Werner Brugner: „Die Aktivitäten der 65 steirischen Seminarbäuerinnen und der 424 Urlaub-am-Bauernhof-Betriebe als Botschafter für regionaltypische Lebensmittel sowie die Landesprämierungen von bäuerlichen Produkten sind nur ein paar Beispiele für diese Bemühungen.“ FAZIT JUNI 2017 /// 65


Bauen & Wohnen

Anzeige Foto: Technopark Raaba

Der Technopark Raaba bietet neben seiner verkehrsgünstigen Lage eine nahezu perfekte Infrastruktur und modernste Büroräumlichkeiten.

Wirtschaftsstandort Technopark Raaba Der im Jahr 1999 gegründete Technopark Raaba stellt durch seine Bestlage am südlichen Grazer Stadtrand, durch die hervorragende Infrastruktur und modernste Bürogebäude den besten Wirtschaftsstandort der Steiermark dar. Schon heute schätzen diese Vorzüge bereits über 1.300 Mitarbeiter in rund 40.000 m² zugfrei klimatisierten Büround Geschäftsflächen.

D

er Technopark Raaba besticht durch beste Erreichbarkeit, ein modernes Erscheinungsbild, flächenökonomische Bürokonzepte, flexible Nutzungsmöglichkeiten, hohe ökologische Standards, daraus resultierende Betriebskostensparsamkeit sowie ein erhöhtes Augenmerk in Bezug auf das Thema Sicherheit. Das Produkt der Unternehmensgruppe rund um die Technopark Raaba GmbH sind schlüsselfertige Büro-, Geschäfts- und Lagergebäude, aber auch Wohnbauten auf Eigentums- und Mietbasis. In diesem Rahmen wird das volle Portfolio von Dienstleistungen erbracht: Projektentwicklung, Finanzierung, Planung, Baumanagement, Vermarktung und Verwaltung. Strategisch günstige Lage In direkter Nachbarschaft zum Gelände der Magna-Steyr Fahrzeugbau gelegen, bietet der Technopark Raaba den 66 /// FAZIT JUNI 2017

dort tätigen Unternehmen und Menschen eine strategisch äußerst vorteilhafte Verkehrsanbindung. Die Südautobahn (A2) verläuft direkt durch das Gemeindegebiet und kann über die Anschlussstelle Puchwerk am Autobahnzubringer Graz Ost in ca. 1 km erreicht werden. Daneben läuft der öffentliche Verkehr im 15-Minuten-Takt und der Bahnanschluss der Ostbahn befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Technopark Raaba. Vom Bahnhof Raaba aus gibt es stündliche S-Bahn-Verbindungen nach Graz und Gleisdorf wobei der Hauptbahnhof Graz nur ca. acht Kilometer entfernt ist. Für Geschäftsreisende ist der Flughafen Graz in nur wenigen Autominuten vom Technopark Raaba aus bequem zu erreichen. Moderne Infrastruktur Vor Jahren noch eher „Autocluster-lastig“, nutzt heute ein immer bunterer Bran-

chen-Mix (IT-Unternehmen, Technologiefirmen, SV der Bauern, Fitnesseinrichtungen und Gastronomen) den Standort aufgrund der perfekten Erreichbarkeit. Ein seit kurzem verfügbares Reisebüro ermöglicht zudem die Buchung sämtlicher Business-Reisen sowie von Urlauben vor Ort. Eine große Nahversorger-Filiale, Raucherzonen in allen Stockwerken, Konferenzräumlichkeiten, ein Restaurant für bis zu 1.000 Mittagsgäste und eine Cafeteria sorgen für die Annehmlichkeiten einer lebenswerten Infrastruktur. Auch das Thema Gesundheit wird anhand von zwei Fitnesseinrichtungen und einem Kinderärztezentrum großgeschrieben. Ambitionierte Ausbaupläne Am Standort Raaba sind derzeit 40.000 m² Büroflächen, 3.000 m² Lagerflächen und 1.500 PKW-Parklätze langfristig vermietet. Ein weite-

res Plus sind die zahlreichen Parkplätze für Mitarbeiter und Kunden. Die zeitgemäß gestalteten Büro- und Geschäftsflächen bewähren sich seit 15 Jahren als Standort für Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Sämtliche Büro- und Geschäftsflächen sind bzw. werden auch zukünftig mittels zugfreier Heiz- und Kühldecken ausgestattet. Weitere ca. 100.000 m² Büroflächen auf 75.000 m² Grundflächen, einschließlich der gesamten Aufschließung sind derzeit in Entwicklung und Planung. In vollem Gange befinden sich die Planung und Errichtung von 300 Mietund Eigentumswohnungen im Zentrum von Raaba, welche ab 2018 von der Technopark Raaba Gruppe fertiggestellt werden. Ergänzend dazu ist der Ausbau von Kinderbetreuungsstätten und weiterer Infrastruktur für die Bedürfnisse der zukünftigen Wohnmieter geplant.


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Fazitportrait Von Volker Schögler mit Fotos von Sabine Hoffmann

Die vermessene Welt Wer »Bergfex« in eine Suchmaschine eingibt, erhält nahezu ausschließlich Treffer zu bergfex.at, einer Internetplattform

für Bergtourismus und Alpinsport und – eine der meistbesuchten Websites Österreichs. Weniger bekannt ist, dass dahinter drei

Grazer stecken, die nach fünf Anlaufjahren 2005 den Durchbruch geschafft, Gewinn erzielt und mittlerweile 19 Arbeitsplätze geschaffen haben.

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Fazitportrait

A

ls die drei Studenten im Grazer Wirtshaus »Sägewerk« im Jahr 1999 das erste Mal ihre Idee ventilierten, ahnten sie nicht, welche Lawine sie lostreten würden. Markus Kümmel, Andreas Koßmeier und Oliver Jusinger kannten einander schon aus dem Keplergymnasium, wo sie gemeinsam maturierten, um anschließend ein Telematikstudium an der Technischen Universität Graz zu beginnen. Umso mehr wunderten sie sich, dass es im Informationszeitalter des auslaufenden zwanzigsten Jahrhunderts nicht möglich war, im Internet unkompliziert auf Knopfdruck Auskunft und Information darüber zu bekommen, wo sie mit ihren Skiern am besten Tiefschnee fahren könnten. Die folgerichtige Idee lautete: Eine Art Meldesystem in Form eines vergleichenden Portals für Skigebiete in Österreich musste her. Entstanden ist daraus das wohl größte Urlaubsportal für Bergtourismus in Europa, Bergfex.at, mit einem Umsatz von mittlerweile 3,5 Millionen Euro und 19 Mitarbeitern.

Keine Investoren und keine Fremdmittel »Wir sind es langsam angegangen«, erklärt der 44-jährige Geschäftsführer Markus Kümmel mit einem Lächeln. Und das war gut so, denn kurz darauf platzte die sogenannte Dotcom-Blase, und unzählige Unternehmen der New Economy gingen den sprichwörtlichen Bach hinunter. »Aber das hätte uns nie wirklich betroffen, weil wir uns nur aus Eigenmitteln, sozusagen dem eigenen Cashflow finanziert haben«, so Kümmel. – Was überhaupt die beste Idee war, wenn man der nur scheinbar altmodischen Ansicht nachhängt, dass Kredite, Darlehen & Co eben in erster Linie eines sind – Schulden. Das war im Übrigen auch jener – einzige – Punkt, der den Experten der Businessplan-Initiative »i2b« missfiel: Sie wollten es kaum glauben, dass das junge Unternehmen ohne Aufnahme von Fremdgeld starten wollte. Im Nachhinein läßt sich sagen, dass diese Entscheidung goldrichtig war, wie Andreas Koßmeier ausführt: »Wenn Investoren mit im Spiel sind, ist in der Regel sehr bald von Wachstum die Rede. Wir kennen genug Unternehmen, die an diesem Druck gescheitert und schließlich auf den Schulden sitzen geblieben sind.« Und Markus Kümmel ergänzt: »Für ein IT-Unternehmen sind wir sehr konservativ, dafür aber stetig gewachsen.« Diese Aussage läßt sich mit eindeutigen Zahlen belegen. Der vergangene Jänner war mit mehr als 140 Millionen Seitenaufrufen und 24 Millionen Besuchern der stärkste Monat in der Geschichte des mittlerweile bald 18-jährigen Unternehmens. Die imponierendste Zahl stammt aber von Jänner 2016 (2017 ist noch nicht ausgewertet): Mit 9,848.726 Unique Clients (also die Anzahl der Computer, die auf die Seite zugreifen) wurde die Webseite von Bergfex zur reichweitenstärksten Österreichs – sowohl bei den Einzelseiten (noch vor willhaben.at und standard.at), wie auch im Vergleich mit den Dachangeboten und Vermarktungsgemeinschaften (knapp vor den Platzhirschen Styriakonzern und ORF-Online).

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Wie »Bergfex« Geld verdient Im Gegensatz zu den untergegangenen IT-Unternehmen hat Bergfex das geschafft, worauf es im Geschäftsleben letzten Endes ankommt: Die Website generiert Umsätze. Aber wie? Im Grunde ist das Geschäftsmodell sehr einfach. Bergbahnen und Tourismusverbände stellen Inhalte wie Schneehöhen, Pistenzustände, Wetter oder Gebietskarten auf Bergfex.at kostenlos zur Verfügung. Somit kann sich jede Tourismusregion gratis präsentieren, was gern angenommen wird, zumal sich die hohe Klickrate der User auch längst herumgesprochen hat. Sieben Vertriebsmitarbeiter von Bergfex verkaufen die Unterkünfte, wobei ein Eintrag, ähnlich einem Zeitungsinserat, zwischen 145 und 495 Euro kostet – abhängig von der Bettenanzahl des jeweiligen Betriebs. Die auf der Startseite ersichtlichen »Promotionboxes« (zu 990 Euro für eine Woche im Winter beziehungsweise zwei im Sommer) in Gestalt von kleinen Fotos mit kurzem Text, zugleich auch Links zu den jeweiligen Regionen oder Häusern, sind bedeutende Umsatzbringer. Dass das auch funktioniert, ist eine Frage des »Gewußt-Wie«. Markus Kümmel: »Das muss in einem gesunden Verhältnis zu den Seitenzugriffen stehen. Wir sind immer schon eines der wenigen Unternehmen gewesen, die die Zahl der Schaltungen limitiert haben. Bei uns ist das Online-Marketing immer an das Wachstum der Zugriffe gekoppelt. Tatsächlich könnten wir um vieles mehr an Werbung verkaufen, aber dann bekämen die einzelnen Kunden weniger Klicks und würden schnell wieder wegbrechen. Das verstehen wir unter gesundem und nachhaltigem Wachstum.« Weitere zwölf Mitarbeiter, davon acht im Haus, sorgen für Redaktion, Technik und weiteres (Online-)Marketing. Im Form von »Packages« werden dabei vier Schienen angeboten: Neben der Promotionbox sind das der Newsletter, der über beachtliche 180.000 Abonnenten verfügt, sowie ein Gewinnspiel und eine Bannerwerbung, die im wahren Sinn des Wortes hin und wieder daneben erscheint, was zusammen etwa die Hälfte des Umsatzes ausmacht.

Mehrwert für den User Wer die Website näher studiert, kann sich an vielen Services und Features freuen, die weit über die ursprüngliche Idee hinausgehen, gesammelte Information über Schneehöhen anzubieten. Die Bedürfnisse und Wünsche der User werden offenbar zielgenau und konsumentenfreundlich abgedeckt. Da die Bergwelt nicht nur im Winter und nicht nur für Skifahrer von Interesse ist, finden sich seit sieben Jahren neben rund 1.800 Skiregionen auch etwa 5.000 Sommerregionen auf der Website. Natürlich ebenfalls mit unzähligen Informationen und Suchfunktionen etwa über Region, Badeseen, Unterkünfte, Touren, Veranstaltungen, unzählige Webcams oder Wetter. Für letzteres ist Bergfex.at auch bei Schi– und Wanderverweigerern beliebt, weil es sicher zu den besten Wetterprognosen des Landes zählt. Kein Wunder, steckt doch ein starker Partner dahinter, nämlich die Zentralanstalt für Meteorologie




Fazitportrait

Wir könnten mehr Werbung verkaufen, aber dann bekämen die einzelnen Kunden weniger Klicks. Markus Kümmel, Geschäftsführer von Bergfex

und Geodynamik (ZAMG). Die Bergfex-Schnee- und Wetterwerte werden auch an den ÖAMTC und zahlreiche Medienunternehmen geliefert.

17 Länder, 2 Millionen Apps Längst ist Bergfex europaübergreifend: Was in Österreich, Deutschland und der Schweiz begann, erstreckt sich bereits auf die Bergwelt von Italien, Slowenien, Frankreich und Lichtenstein, aber auch auf Destinationen in Polen, Belgien, Spanien, Tschechien, Slowakei und sogar Niederlande (Skihallen!), insgesamt 17 Länder. Angeboten werden auch noch drei Apps, eine für das Wetter, eine Ski-App und eine Touren-App, die allesamt zweimillionenmal heruntergeladen wurden. Letztere könnte auch Verweigerer von satellitengesteuerten Navigationsgeräten für Autos in Versuchung führen. Von der Tourenplanung einmal ganz abgesehen, hat es ein verirrter Wanderer unter Umständen mit ganz anderen Naturgewalten zu tun, als ein planloser Autofahrer, der seine Notunterkunft schon buchstäblich um sich herum hat. Da ist es ziemlich gut, elektronisch angezeigt zu bekommen, wo in aller Welt man sich gerade befindet. Für vor dem Digitalzeitalter Geborene, sogenannte Non-Digital-Natives, bleibt dennoch ein Restunbehagen in dieser schönen, nunmehr wirklich neuen, weil gänzlich vermessenen und – noch – teilüberwachten Welt. Abschweifung Im Sinne der Harry-Rowohlt-Abschweifung, eines beinahe teillegitimierten Bestandteils des Fazitportraits, sei einmal mehr des im Vorjahr 60-jährig verstorbenen großen Intellektuel-

len Roger Willemsen gedacht, der uns mit der Zukunftsrede »Wer wir waren« ein Vermächtnis hinterlassen hat; ein Plädoyer für eine »Abspaltung aus der Rasanz der Zeit«, ein Aufruf an die nächste Generation, sich nicht einfach einverstanden zu erklären. Dies aus der Perspektive der Zukunft, wenn wir »nicht mehr fragen, wer wir sind, sondern wer wir gewesen sein werden.« Er sieht uns in diesem schmalen Band in Zukunft keineswegs sicherer, gesünder, freier und friedlicher leben, sondern bloß – bequemer. Komfort sei aber nur eine avancierte Form, das Gemeinschaftsleben zu versachlichen. Und Bequemlichkeit hätten wir nur kurz genossen, dann kaum mehr empfunden und durch einen neuen Lebenszustand ersetzt: die Überforderung, die Abstumpfung, die Kapitulation vor der Entmündigung. »Ja, wir brannten aus in all der Reibungslosigkeit.« Und: »Wir waren jene, die wussten, aber nicht verstanden, die begriffen, aber sich nicht vergegenwärtigen konnten, voller Information, aber ohne Erkenntnis, randvoll mit Wissen, aber mager an Erfahrung. So gingen wir, nicht aufgehalten von uns selbst.« Vielleicht lautet die Frage aber nicht einfach »Wanderkarte aus Papier oder App auf dem Smartphone?«, sondern bloß »Wie gehe ich damit um?«. Das scheinen auch die Kunden von Bergfex zu tun, wenn sie mit neuen, digitalen Werkzeugen, wie Targeting, Tracking und Cookies & Co auf vermeintlich unsichtbaren Pfaden bis zu zehn Jahre rückverfolgen (können), wieviel Anfragen, wieviel Seitenaufrufe, welche Weiterleitungen da erfolgt sind, um Leistung und Nutzen von Bergfex zu überprüfen. Ist sie das schon, die neue Sachlichkeit? n

Bergfex GmbH 8052 Graz, Neupauerweg 30 a Telefon +43 316 577241 bergfex.at

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Fazitreise

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Rund um den Erzberg Auf den Spuren des Eisens unterwegs durch die Hochsteiermark



Fazitreise

Von der berüchtigten Steirischen Eisenstraße über tolle

Naturschauspiele wie das glitzernde Salzatal bis zum für Höheres berufenen Mariazell, die Hochsteiermark ist vielseitig und genau deswegen schwer

zu fassen. Fast so schwer wie Eisen.

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enn die steirische Eisenstraße ein Kuchen wäre, dann wäre Hieflau die Kirsche, sitzt es doch so schön nördlich von Eisenerz. Früher, ja früher gab es dort einmal einen Rechen, der das von den Holzknechten in den Fluss geworfene Holz aufhielt. Das Holz wurde benötigt, um Kohle zu produzieren, und die Kohle half wiederum dem Eisen im Entstehungsprozess. Alles greift ineinander und wer heute mit offenen Augen und Ohren durch die Region wandert, fährt oder radelt, der kann so einiges lernen. Wir befinden uns also in Hieflau und der Schauplatz wirkt auf den ersten Blick trist. Biegt man von Eisenerz kommend links ab, kommt man in den Nationalpark Gesäuse, einem wahren Wanderund Kletterparadies. Fährt man geradeaus Richtung Niederösterreich kann man in Gefilde wie Palfau oder nach Hinterwildalpen kommen, folgt man dem Salzatal, gelangt man nach Mariazell. Doch wir bleiben vorerst in Hieflau. Eine Bestandsaufnahme zeigt alte Häuser und ein Geschäft. Dort ist alles vereint – die Post, die Trafik, der Greißler. Die Volksschule hat vor kurzem geschlossen. Der Kindergarten hat noch geöffnet. Das erzählen Rainer und Manuela Tramberger, die sich als junge Menschen bewusst entschlossen haben, wieder in ihre Heimat zurückzukehren: »Wir haben beide einmal in der Stadt gewohnt – Rainer in Wien, ich in Graz. Graz ist eh lieb. Allerdings hat es uns dann in die Heimat zurückgezogen. Man lebt einfach näher an der Natur. Entschleunigung ist Teil des Lebens und muss nicht krampfhaft probiert

Text und Fotos von Katharina Zimmermann

werden.« Wie ein paar andere setzen sie auf den Tourismus und haben ihn neu gedacht: Mit ihrer »Xeishittn«, einer wunderschönen, mehr hölzernen Schmuckschatulle als Wanderhütte, haben sie ein Statement am Schnittpunkt von Gesäuse und Eisenstraße gesetzt. Mit Sauna und Gemütlichkeit kommt man hier an, um den Alltag von sich abfallen zu lassen. Und es gelingt auch. »Je mehr Tage unsere Gäste bei uns sind, desto ruhiger und ausgeglichener werden sie. Am Anfang hängen sie noch am Handy, gegen Ende des Aufenthaltes wird es dann oft schon zurückgelassen.«

Naturwunderjagd Denn viel Unberührtes oder zumindest nicht Überlaufenes befindet sich an der Eisenstraße und in der ganzen Hochsteiermark verteilt. Allein seine graue Eminenz, der Hochschwab, begeistert durch Kargheit, Hochplateau und den Schnaps, der im Schiestlhaus ausgeschenkt wird. 2.277 stolze Meter ist er hoch und bietet Heimat für Gämsen, Edelweiß, Ruhe und Frieden. Massiv ist er noch dazu, der 30 Kilometer lange Gebirgsstock, den man in 14 Stunden überqueren kann. Das klingt nach verdammt früh aufstehen. Doch es gibt auch andere Wandermöglichkeiten, übers »G’hackte«, über die Fölzalm, auf die Voitsthaler Hütte. Das Schiestlhaus ist übrigens unter der erlesenen Gruppe der am höchsten gelegenen Passivhäuser. Rundherum schlängelt sich die Salza. Dieses Naturschauspiel beobachtet man am besten in einer recht aktiven Rolle. Als Kostüm trägt man passend den Neopren-

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Fazitreise

anzug. Denn von nirgendwo aus hat man einen so schönen Blick auf die natürliche Schönheit, wie vom Raftingboot oder vom Kajak aus. Der Sprung ins kalte Nass ist obligatorisch – bevor es ins Boot geht, muss man eintauchen. Danach kann einen nichts mehr erschüttern. Man ist im wahrsten Sinne mit allen Wassern gewaschen. Vorbei an Konglomeratsschluchten mit Zwischenstopps an Felsen, von denen wie vom Zehnmeterbrett ins Wasser gesprungen wird, paddelt und treibt man durch sprudeliges Weißwasser.

Tradition in der Moderne Bei Veranstaltungen in der Region hat man das Bergwerkslied im Ohr und kostet das Barbarabier. Die Hochsteiermark blickt auf eine lange Geschichte zurück, die um das Jahr 712 begonnen hat. Ab da wurde der Erzberg als solcher erkannt und zuerst von den Slawen mit ihren Rennöfen benützt. Sie mussten der Hitze noch mit Blasbälgen frische Luft zufächern, erst um das Jahr 1200 wurden dann Bachläufe genützt, um darauf Schmelzöfen zu errichten. Auch ohne Exkurs in die Geschichte ist das Wörtchen »Montan« also durchaus präsent in der Region. Allein schon die Montanuniversität in Leoben ist eine Talentschmiede und Ausbildungsstätte erster Güte. Von Erzherzog Johann gegründet, ist sie umrankt von Traditionen und so kann es vorkommen, dass man bei einem Stadtspaziergang durch Leoben Zaungast des Bierauszuges wird, bei dem die Studenten in ihre Praktika entlassen werden oder man beobachtet, wie frisch gebackene Absolventen mit ihren Bergkitteln in den Brunnen am Hauptplatz springen. Diesen schwarzen Anzug mit allerlei besonderen Merkmalen (wie etwa 29 goldenen Knöpfen für die Lebensjahre der Heiligen Barbara) dürfen übrigens nur Montanisten tragen, das bestätigt auch Traditionsschneider Hans Woschner: »Der Bergkittel ist die älteste Arbeitstracht der Welt. Heute wird sie für wichtige Anlässe getragen, wie Prüfungen, Philistrierungen oder den Ledersprung. In den Bergmannskittel wird auch in ganz Europa und Übersee

hineingeschlüpft, beim Berg- und Tunnelbau, in der Kunststoffindustrie, in einer Mine in Südafrika oder im Nahen Osten. Alle Firmen, die mit der Förderung und Verarbeitung von Rohstoffen zu tun haben, dürfen ihn tragen.«

Der »steirische Ayers Rock« Er hat viele Namen, aber grundsätzlich kennt ihn jeder als Erzberg. Mittlerweile ist der Berg, an dem noch immer aktiver Bergbau betrieben wird, ein touristischer Anziehungspunkt geworden. Live-Sprengungen, Haulyfahrten und das Schaubergwerk machen die Arbeit der Bergleute angreifbar. Doch es wurde weitergedacht: mit Veranstaltungen wie dem Erzberg-Rodeo, zahlreichen Filmproduktionen in der Gemeinde und am Berg, einer Fahrt mit der Erzbergbahn oder den »Adventure Days« mit dem Erzberg-Lauf. Der rote Berg pulsiert und begeistert: »Er hat eine magische Anziehungskraft und jeder glaubt, der Berg gehört ihm,« sagt Malgorzata Koch-Basic, die Leiterin des »Abenteuer Erzberg«. Das postindustrielle Zeitalter ist an der Gemeinde Eisenerz nicht spurlos vorübergegangen. Doch wo Leere ist, entsteht Raum für Neues. Ein Höhepunkt wie das alljährliche Rostfest, ein Festival für regionale Impulse, bietet nicht nur »Urban Camping« in leerstehenden Häusern, sondern auch Poetry-Slams, Museumsführungen und vieles mehr. Da ist für jeden was dabei und vor allem kommt Leben in den Ort. Ganzjährig gedacht haben Vorzeigeprojekte wie das »Erzberg-Alpin-Resort«, das nordische Ausbildungszentrum oder das »Zentrum am Berg«, in dem an der Berg- und Tunneltechnik geforscht wird. Und dann wäre da noch das »Erzbergbräu« von Reini Schenkermaier, einem Eisenerzer, der über Umwege zum Bierbrauen gekommen ist und der seine Begeisterung mit Besuchern und Lernwütigen teilt. »Bergbau und Bier gehören einfach zusammen«, sagt er und hat mit seiner Privatbrauerei schon die Herzen hartgesottener Biertrinker in ganz Österreich gewonnen. n

Reisen. Erzberg. Eisenstraße. Hochsteiermark Mehr zum Thema Reisen rund ums Eisen, die Geschichten und Menschen dahinter, erfährt man im kürzlich erschienenen Buch von Katharina Maria Zimmermann und Vera Bachernegg, die im Auftrag des Museumsverbundes Steirische Eisenstraße durch die Region unterwegs waren. Erhältlich ist das Buch um 19,90 Euro in der Kunsthalle Leoben, beimVerein »Steirische Eisenstraße« in Eisenerz und dem Tourismusverband Hochsteiermark in Bruck an der Mur. erzberg.at eisenstrasse.co.at hochsteiermark.at

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Ich gebe ungern Interviews, weil ich Schwierigkeiten habe, mich an die Lügen zu erinnern, die ich beim letzten Mal erzählt habe.

Sir Roger George Moore, Schauspieler, 1927–2017

Anmerkungen zu Jan-Werner Müllers Essay

Was ist Populismus? Von Michael Bärnthaler

I

m Anfang ist das Wort: Populismus. Und wo ein Wort ist, wo Worte sind, da kann die philosophische Bewegung einsetzen, die fragt: »Was ist ...?« Was ist – eigentlich, wirklich – Populismus? Jan-Werner Müller hat versucht, diese Frage zu beanworten. Er definiert den Populismus als eine politische Bewegung, die, im Rahmen der modernen liberalen repräsentativen Demokratie, einen moralischen Alleinvertretungsanspruch für das Kollektivsubjekt des – wahren – Volkes erhebt & danach trachtet, diesen absoluten Reprä-

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sentationsanspruch gegen korrupte Eliten durchzusetzen. Diese Konstellation, so Müller, bildet den Kern des Phänomens Populismus. Man sieht, dass der Begriff des Volkes (lat. populus) hier eine zentrale Rolle spielt. Was ist das Volk? Drücken wir es etwas abstrakt aus: Ein Volk ist ein spezifisches Wir, eine bestimmte Wir-Gründung mit bestimmten Wir-Begründungen (Abstammung, Sprache, Bekenntnis ...). Ein Volk ist damit auch etwas, dem einige Menschen angehören, und andere nicht. Für manche ist das Volk ein Wir-Abgrund. Jedenfalls spielt das Volk – welche genauere Definition auch immer seinen Begriff am besten zu fassen vermag – in der nationalstaatlich verfassten Demokratie eine herausragende Rolle: »Österreich ist eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus.« Die demokratische Wahl ist jenes Instrument, mit dem der Wille des Volkes ermittelt und in politische Repräsentation überführt wird. Weil die Geschichte der Menschheit verlaufen ist, wie sie verlaufen ist, wird Politik heute weltweit (noch?) primär im Rahmen des Nationalstaates nach europäischem Muster gemacht, für welchen das kurz skizzierte Verhältnis von Politik und Volk fundamental ist. Müller spricht diesbezüglich von einem »nicht zu beseitigende[n] Rest an historischem Zufall und [...] an historischer Ungerechtigkeit.« Sobald die historisch gewachsene Form des Nationalstaates mit Ungerechtigkeit in einen Zusammenhang gebracht wird, wohl weil sie notwendigerweise Menschen ein- und ausschließt, also begrenzend wirkt, ja

eben Grenzen hat, scheint es naheliegend, den Nationalstaat transzendieren zu wollen. Diese Bewegung weg vom Nationalstaat, hin zu supranationalen Formen politischer Organisation findet paradigmatisch etwa im Rahmen der EU statt. Fluchtpunkt dieser Bewegung kann nur so etwas wie ein Weltstaat sein. Doch zurück zum Phänomen des Populismus. Das Nachdenken über den Populismus führt zwangsläufig auch zum Nachdenken über die Demokratie. Nicht zufälligerweise behaupten ja dessen Vertreter auch immer wieder, sei seien nicht nur keine Anti-, sondern sogar die besseren Demokraten. Sie wollen für das Volk sprechen, dessen Wille in der Demokratie ja maßgeblich ist oder sein sollte. Erreichen sie bei Wahlen jedoch keine Mehrheit, so scheinen die anderen Parteien eher den Willen des Volkes zu repräsentieren. Dieser zeigt sich ja in letztlich gültiger Form nur bei einer Wahl. Es bleibt dann den Populisten lediglich die Ausflucht, einen »wahren Willen des wahren Volkes« von dem zu trennen, was an Volkswillen bei Wahlen empirisch auffindbar ist. Die Flucht in derartige Vorstellungen, meint Müller, sei letztlich die paradigmatische gedankliche Bewegung des Populismus. Anfälligkeit für Verschwörungstheorien und radikale Kritik an der repräsentativen Demokratie resultiere auch aus diesem – so könnte man sagen – Trauma des sich nie realisierenden wahren Volkswillen. Für Müller ist es wesentlich, dass Populisten tatsächlich – über jede Pars-pro-toto-Rhetorik hinaus – behaupten, sie und nur sie seien das Volk bzw. sprächen für das wahre Volk: »Vor allem: Wenn aus einem populistischen ‚Wir sind das Volk‘ so etwas würde wie ein ‚Auch wir sind das Volk‘, dann wäre dies ein völlig legitimer zivilgesellschaftlicher Anspruch derer, die sich vergessen fühlen oder die


Alles Kultur Ausstellung

Medienwerk Orange

Fotos: Allan Warren, DeDeerns, Suhrkamp, GEOPHO/Ciscommunity (2)

Was ist Populismus? Von Jan-Werner Müller April 2016 Edition Suhrkamp

de facto ausgeschlossen wurden.« Das ist die Pointe seiner Definition. Zugleich ist es fraglich, ob eine solche Theorie dem Phänomen von Parteien wie FPÖ oder AfD wirklich gerecht wird. Diese wären dann, so meine Einschätzung, nur zum Teil populistisch. Ihre Position in jenem Grundkonflikt unserer Zeit, dem Konflikt »Globalismus vs. Nationalismus«, ihre Opposition gegen weitestgehende Auflösung von Volk in Menschheit, wäre nicht automatisch als populistisch (im Sinne Müllers) diskreditiert. Müllers Definition ist interessant, sein Essay unbedingt lesenswert. Wie viel Populismus in einzelnen Parteien und politischen Bewegungen tatsächlich zu finden ist, bleibt eine offene Frage. Er schreibt: »Solange wir in repräsentativen Demokratien leben, wird es Populismus geben.« Ich stimme dem zu. Müller betont immer wieder das Prozesshafte: Demokratie, auch Volk als Prozess ... Es gehört allerdings auch zu diesen Prozessen, dass eine Seite das Feste, das Bleibende von Volk und Demokratie betont, Grenzen zieht gegen die Bewegung ins Grenzenlose. Auch Populisten können hier eine wichtige Rolle spielen. Ich stimme Müller schließlich aber auch zu, wenn er festhält, Populisten »können [...] das ursprüngliche Versprechen der Demokratie auf kollektive Autonomie [nicht] einlösen.« Und ich füge hinzu: Unsere liberale repräsentative Demokratie ist auch nur eine leidlich funktionierende politische Organisationsform, kein Heiligtum. Hoffen wir, dass sie weiterhin funktioniert. n

Eine aktuelle Ausstellung im Designforum Steiermark widmet sich dem Mediendesign des letzten analogen Zeitalters.

Von Peter K. Wagner

G

ustav Peichl hätte erfolgreicher Architekt werden können. Oder erfolgreicher Karikaturist. Aber Gustav Peichls Biographie ist eine der herausragenden Sorte. Also wurde er beides. Im nächsten Jahr wird der gebürtige Wiener 90 Jahre alt. Dass seine Biographie so außergewöhnlich wie erfolgreich ist, wissen ein paar Menschen. Hier der Erbauer der ORF-Landesstudios von Dornbirn, Eisenstadt, Graz, Innsbruck, Linz, St. Pölten und Salzburg. Dort der Karikaturist »Ironimus«, bekannt aus »Presse« oder »Süddeutsche Zeitung«. Doch Peichl war sogar noch mehr: Er war auch Produktdesigner. Und hätte er mit dieser Karriere nicht im letzten analogen Jahrzehnt begonnen, vielleicht wäre er Österreichs Jonathan Ive geworden. Denn 1974 schuf Peichl zum 50. Geburtstag des ORF einen Radio. In Rot und Schwarz. Nicht ganz zufällig. Das sei auch eine kleine Replik auf die politische Situation des Landes gewesen, sagt ein Mann, der vor kurzem Bundespräsident a. D. werden hätte können. Oder Studiengangleiter einer Hochschule. Sein Name: Heinz Fischer. Genauer: Heinz M. Fischer. Dieser Heinz M. Fischer entschied sich für Letzteres und entlässt deshalb jährlich potenzielle Nachwuchsjournalisten- und PR-Junior-Consultants von der Fachhochschule Joanneum in die freie Berufswildbahn. Privat ist er der Medientechnik verfallen. Hunderte Exponate aus dem gesamten 20. Jahrhundert hat er angesammelt. Die ORF-Radios von Peichl sind auch darunter. Für den aktuellen Designmonat hat er am Grazer Andreas-Hofer-Platz einige seiner Sammelstücke zu einer Ausstellung mit dem Titel »The Orange Age« zusammengetragen.

»Freundlich, offen und farbig«, sei das Design dieser Zeit, sagt Heinz M. Fischer. Die dominante Farbe des Jahrzehnts darf sich der aufmerksame Leser denken. Wie fesch das letzte analoge Medienwerk auch heute ist, zeigt das Designforum Steiermark noch bis 17. Juni. Danach geht die Ausstellung auf Reisen in Österreich. n

The Orange Age Noch bis 17. Juni 2017 Di bis Sa von 13 bis 19 Uhr Designforum Steiermark in Graz am Andreas-Hofer-Platz 17 designmonat.at

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Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

Ö

sterreich steht wieder einmal vor Nationalratswahlen. Sowohl Christian Kern als auch Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache haben ihre Bereitschaft angekündigt, unser Land aus dem strukturellen Stillstand zu führen. Das kann natürlich nur gelingen, wenn die zukünftigen Regierungspartner, ähnlich wie die steirischen Regierungsparteien, die Bereitschaft aufbringen, die Lasten der Reformen gleichmäßig auf ihr jeweiliges Klientel zu verteilen. Für einen Reformerfolg braucht es zudem Rückenwind aus Brüssel. Denn dorthin haben wir inzwischen so viele Rechte abgegeben, dass unser Parlament wesentliche Politikfelder nicht mehr alleine bestimmen kann. Eine Union in der Dauerkrise, die sich etwa nicht einmal auf eine gemeinsame Bemessungsgrundlage für Ertragssteuern einigen kann, ist zu einem echten Integrations- und Reformhindernis geworden. Seit unserem Beitritt mussten wir immer mehr Souveränität abgegeben, ohne dafür tragfähige und krisentaugliche Lösungen

Wie viel Europa ist reformverträglich?

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zu bekommen. So wurde etwa der Euro nicht wegen seines ökonomischen Nutzens eingeführt, sondern um das wiedervereinte Deutschland unter Kontrolle zu halten, weil man ihm die Möglichkeiten einer eigenständigen Geldpolitik nehmen wollte. Dass der Euro für die gesamte Weltwirtschaft dennoch sinnvoll ist, weil neben Dollar, Yen und Yuan eine weitere starke Weltwährung geschaffen wurde, hat natürlich auch eine Rolle gespielt. Für die großen Länder war die neue Währung aber von Anfang an ein Instrument, um nationale Interessen durchzusetzen. Weil das kluge Ökonomen vorhergesehen hatten, wurden die sogenannten »Maastricht-Kriterien«, eingeführt. Dabei handelte es sich im Wesentlichen um Grenzen für die Gesamt- und die Neuverschuldung. Staatsschulden sollten nicht länger schneller wachsen als die nationalen Ökonomien. Weil die EU aber zu schwach war, die großen Mitgliedsländer an systematischen Verstößen gegen den Stabilitätspakt zu hindern, ist der Euro als Wirtschaftsmotor de facto gescheitert. Dazu kommt, dass Länder wie Italien und Frankreich auch selbst verschuldet immer weiter in Rückstand geraten, weil sie nicht in der Lage sind, ihr unfinanzierbar gewordenes Pensionssystem oder ihren starren Arbeitsmarkt zu reformieren. Daher ist die Demokratisierung der EU vollkommen stecken geblieben. Denn niemand in den wirtschaftlich stärkeren Ländern will sich den demographischen Mehrheiten des schwachen Südens unterwerfen. In den europäischen Hauptstädten muss endlich ernsthaft darüber nachgedacht werden, wie man das europäische Projekt retten kann. Der Königsweg für die EU könnte darin liegen, sich auf das Machbare, nämlich auf den funktionierenden Binnenmarkt und die Wirkung der Strukturfonds als Konvergenzinstrument, zu konzentrieren. Und weil der Euro unter den derzeitigen Voraussetzungen dauerhaft nicht funktionieren kann – für die einen ist er zu weich und für die anderen viel zu hart – sollten diesbezüglich endlich Alternativen in Angriff genommen werden, ohne das Kind

mit dem Bad auszuschütten. Ob das ein eingeschränktes Wechselkursregime nationaler Währungen oder ein Nord- und ein Südeuro oder wasserdichte Konvergenzkriterien bei gleichzeitigem Ausbau der Strukturmittel sind, sei dahingestellt. Die wichtigste Binnenmarktfreiheit, jene des Warenverkehrs, ist ohnehin weitgehend umgesetzt. Durch die EU-Schutzmarken – etwa »Steirisches Kürbiskernöl« – sind auch regionale Interessen ausreichend geschützt. Bei der Personenfreizügigkeit müssen den einzelnen Ländern endlich Maßnahmen gestattet werden, die eine Zuwanderung in die Sozialsysteme unterbinden, und auch die Dienstleistungsfreizügigkeit muss so angepasst werden, dass grenzüberschreitendes Sozialdumping gar nicht erst möglich ist. Was den freien Kapital- und Zahlungsverkehr anlangt, ist die EU mit der geplanten Kapitalmarktunion ohnehin auf einem guten Weg. Damit sich ein Land wie Österreich wirkungsvoll nachhaltig reformieren kann, braucht die Politik Rückenwind in Form einer funktionierenden Europäischen Union und keinen Dauerpatienten, dem die Mitgliedsstaaten politisch oder wirtschaftlich wegbrechen, weil Wachstum verhindert statt gefördert wird. n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 28. JUNI 2017!




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