Fazit 120

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fazitmagazin.at

#120

FAZIT

März 2016

Weltenwanderer

Nr. 120 1/2016 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Fazitgespräch mit Christian Hlade

So viele Menschen!

Die Weltbevölkerung wächst schneller als bislang vermutet

Über Handschuhe zur Oper Essay von Viktor Orbán

Revolutionäre Gegensätze auf Kuba

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


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Fazit



Editorial

Von Christian Klepej

D

ie radikal linke Nichtregierungsorganisation »Oxfam« hat im Jänner ihren Jahresbericht 2015 veröffentlicht und mit diversen Prozentzahlenspielereien weltweit für mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Im Wesentlichen geht es darum, dass ein Prozent der Weltbevölkerung (etwa 70 Millionen) soviel »Wohlstand« besitzen soll, wie die restlichen 99 Prozent. Und die 62 reichsten Menschen der Welt würden über soviel »Wohlstand« verfügen, wie die »ärmere Hälfte« der Menschheit. Oxfam wurde laut Wikipedia 1942 als »Oxford Committee for Famine Relief« (Oxforder Komitee zur Linderung von Hungersnot) in Großbritannien als Reaktion auf das Leid der Zivilbevölkerung im von Deutschland besetzten Griechenland gegründet. Ursprüngliche Idee und der bis heute geltende Grundgedanke der Organisation, sich für eine »gerechtere Welt ohne Armut« einzusetzen, sind selbstredend unterstützenswerte Ziele, die mit jedem Jahresbericht einhergehende dunkelschwarze Sicht der Welt und insbesondere das – verkürzt gesagt – »Reichenbashing« von

Jeder Milliardär ist vor allem auch eine Bereicherung für sein Land

Oxfam gehen mir dennoch etwas gegen den Strich. Und noch mehr die meist kritiklos übernommene und durch knallige Überschriften verschärfte Darstellung in beinahe allen Zeitungen. Wie etwa dieses ganze Zahlenmaterial zustandegekommen ist, wie sich diese dramatischen Berechnungen ergeben, das konnte ich weder in FAZ, Zeit, Spiegel oder Presse (um nur einige zu nennen) erfahren. Ich für meinen Teil kann nur annehmen, dass ich wohl nicht zu dem einen Prozent gehöre, das soviel »Wohlstand« besitzt, wie es der Rest tut, habe damit aber eigentlich kein Problem. Und, ja, es geht nicht um uns in Europa lebenden Wohlstandsbürger, es geht um die armen Menschen in anderen Teilen dieser Welt. Um die geht es mir im Übrigen auch! Und – wie oft habe ich das im Fazit schon geschrieben? – denen geht es die letzten fünfzig, siebzig Jahre (bei deutlichem Anstieg der Weltbevölkerung; siehe auch die Titelgeschichte dieser Ausgabe!) auch deutlich besser. Zumindest dort, wo annähernd freie, marktwirtschaftliche, also kapitalistische Zustände herrschen. Und nehmen wir jetzt die Superreichen heraus, von denen wir in Österreich ja gerade eine Handvoll haben. Ich hätte gerne einen in meiner Gasse. Aber nicht, um ihm die Leviten zu lesen, sondern weil es dann meiner Gasse besser gehen würde. Schauen wir uns etwa Dietrich Mateschitz an. Der rangiert laut Forbes um Rang 120 der reichsten Menschen der Welt und ist einer von elf Milliardären (bzw. sieben oder auch nur nur zwei, wenn andere Quellen stimmen, die offenbar alle gemeinsam oxfamartiges Zahlenmaterial verwenden) in Österreich. Ich möchte mir jetzt nicht ausrechnen, wieviel Promille mein Teil ausmachen würde, wenn Mateschitz und ich unseren »Wohlstand« zusammenlegen würden. Aber ich bin trotzdem nicht neidig auf ihn. Zum Einen hat er mir ein neues Getränk – eine ganze Art neuer Getränke – beschert, ich trinke seit mehreren Jahrzehnten montags bis freitags am Vormittag eine Dose seines Energiegetränkes, zum Anderen beschäftigt alleine seine RedBull-GmbH mit Sitz im Salzburger Fuschl am See über 10.000 Arbeitnehmer. Nicht

schlecht möcht ich meinen, für jemanden, der zuvor für eine Zahnpasta im Marketing tätig war. Viel mehr freut mich aber, dass durch Investitionen von Didi Mateschitz etwa die Obersteiermark (und damit der ganze steirische Raum) ausnehmend profitiert hat und profitiert: Zahlreiche Hotels, eine moderne Rennstrecke und und und sind da entstanden. Dazu kommt dann noch das unglaublich geschmackssichere wie qualitätsvolle Engagement von Red-Bull in Sachen Medien. Alle deren Magazine sind eine Bereicherung für Aug‘ und Hirn. Vom Fernsehsender »Servus-TV« ganz abgesehen, der derzeit nicht nur eines der besten deutschsprachigen Programme darstellt, nein, der auch die vom ORF beinah vergessene Aufgabe eines »Bildungsauftrages« eines öffentlich-rechtlichen Senders wahrnimmt. Die von Mateschitz nicht bzw. kaum veröffentlichten Spendensummen in Millionenhöhe für die Forschung an der Querschnittslähmung oder andere karitative Bemühungen lassen wir unbeachtet. Die Milliarden, die Didi Mateschitz mehr als ich besitzt, ändern nichts an meinem Wohlstand. Hätte er sie aber nicht, wären Sie und ich ärmer! Dessen sollten wir uns bei aller Notwendigkeit zur Linderung des weltweiten Leides auch gewahr sein. n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT MÄRZ 2016 /// 5


Inhalt Fazit März 2016 08

47 Fotos: Peter Pichler, Marija Kanizaj (2), Enlarge, Johannes Zinner, Jérôme Coppée

26

So viele Menschen?

In den letzten 2.000 Jahren hat sich die Verdoppelungsrate der Weltbevölkerung von 1.600 auf 50 Jahre verkürzt.

Weltenwanderer

Weltweitwandern-Gründer Christian Hlade über alternatives Reisen und alternative Unternehmensführung.

Rede von Viktor Orbán

Eine bemerkenswerte, von Toleranz und Mitgefühl geprägte Rede über die Vertreibung der Ungarndeutschen.

Legende

Die steirische Schriftstellerin Andrea Wolfmayr über den Ausnahmemusiker und Gesamtkünstler. Seite 80

Ausgabe März 2016 XIII. Jahrgang Nr. 120 (1/2016) FAZIT © Klepej &Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Promotion« oder »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 68

74

Rubriken Editorial 5 Politicks 14 Einspruch 16 Investor 36 Zur Lage 46 Immobilien 66 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Die Titelgeschichte »So viele Menschen« beschäftigt sich mit den Folgen des unkontrollierten Bevölkerungswachstums in den Entwicklungsländern und der Überalterung in den schrumpfenden Industrieländern. Die Uno hat ihre Prognosen zuletzt angehoben: Bis 2050 wird die Weltbevölkerung von derzeit 7,4 Milliarden auf etwa zehn Milliarden ansteigen.

Im Fazitgespräch gibt der Grazer Reiseveranstalter Christian Hlade interessante Einblicke in seine alternative Unternehmensphilosophie. Für ihn bedeutet »Unternehmer sein« nicht im Unternehmen, sondern am Unternehmen zu arbeiten. Als Fazitessay veröffentlichen wir diesmal eine bemerkenswerte Rede, die der ungarische Ministerpräsidenten Viktor Orbán anlässlich des Gedenktages für die nach dem Zweiten Weltkrieg großteils verschleppten und vertriebenen Ungarndeutschen gehalten hat.

Mister Handschuh

In fünfter Generation führt die Familie Simon das einzigartige Grazer Geschäft »Handschuhe zur Oper«.

Die Fazitreise führt uns nach Kuba und im Mittelpunkt des Fazitporträts steht das in fünfter Generation betriebene Fachgeschäft »Handschuhe zur Oper«. Gutes Lesen! -red-

Revolutionäre Gegensätze

Thomas Goiser reiste für Fazit schnell noch mal zu Lebzeiten von Fidel Castro nach Kuba, bevor dort alles anders wird.

IMPRESSUM Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

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Lektorat AdLiteram

Potzblitz!

Es gibt wieder ein e Lage und es geht wieder um nicht so Wese ntliches.

Seite 46

Druck Leykam-Letsprint

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Kalchberggasse 1/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT MÄRZ 2016 /// 7


7.400.000.000


Weltbevölkerung

So viele Menschen! Zur Zeit um Christi Geburt lebten etwa 300 Millionen Menschen auf der Erde. Diese Zahl hat sich bis zum Jahr 1600 auf 600 Millionen verdoppelt. Inzwischen hat sich die Verdoppelungsrate der Menschheit auf 50 Jahre reduziert. Heute gibt es etwa 7,4 Milliarden Menschen. Nach Schätzungen der UNO werden es bis 2050 fast zehn Milliarden sein.

Illustration: Peter Pichler, Fotos: Michael Ash,

VON JOHANNES TANDL

L

ängst ist klar, dass nicht nur die Art, wie wir leben und welche Ressourcen wir für unseren Lebensstil verbrauchen, das Gesicht der Erde verändert. Auch die ständig wachsende Anzahl von Menschen, die unseren Planeten bevölkern, Wälder roden, Böden versiegeln und Schadstoffe verbreiten, ist zur Belastung geworden. Und so wird unter anderem umso mehr Kohlendioxid freigesetzt, je mehr Menschen auf der Erde leben. Doch die Frage, wie viele Menschen die Erde vertragen kann, ist alles andere als einfach zu beantworten. Die Antwort hängt in erster Linie von den Technologien ab, die wir in den nächsten Jahrzehnten entwickeln werden. Dazu zählt etwa die Substitution der fossilen Energieträger genauso wie die umweltverträgliche Steigerung der Lebensmittelproduktion oder ein effizienterer Umgang mit unseren Rohstoffen und mit Wasser. Die sogenannte Belastbarkeitsforschung versucht, eine klare Grenze festzusetzen, wie viele Menschen unsere Erde verträgt. Doch bei Prognosezeiträumen von mehreren Dekaden kann man zwar eine auf empirischen Daten basierende Technologierate unterstellen; die Unsicherheiten sind jedoch viel zu groß, um konkrete Zahlen daran festzumachen. Einig ist man sich jedenfalls, dass es bei begrenzten Ressourcen auf Dauer kein exponentielles Bevölkerungswachstum geben kann.

Entwicklungsländer wollen sich von Industrieländern nicht einschränken lassen Die Schlussfolgerung, dass die explodierende Bevölkerung in der Dritten und Vierten Welt die Konflikte um globale Ressourcen, aber auch den Klimawandel stärker befeuern könnte als der exzessive Lebensstil in den hoch entwickelten Industrieländern, ist außerdem politisch brisant und entsprechend umstritten. Und so ist die Argumentation, dass genug Erde für alle da wäre, wenn nur das globale Bevölkerungswachstum endlich zum Stillstand käme, gesellschaftspolitisch kaum zu akzeptieren. Aus heutiger Sicht ist es kaum vorstellbar, dass die Erde irgendwann einmal zehn Milliarden Menschen vertragen könnte, die so leben wie etwa die Europäer oder die US-Amerikaner heute, ohne dass der Planet ökologisch daran zu Grunde geht. Doch inzwischen haben Umweltwissenschafter den Begriff Anthropozän (»Das menschlich gemachte Neue«) für ein neues Erdzeitalter geschaffen, das vom Menschen und seinen Eingriffen geprägt ist. So wurde angeblich der Rhythmus von Eiszeiten und Zwischeneiszeiten durchbrochen. Der Mensch ist zum wichtigsten Einflussfaktor auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden. Und der Klimawandel, bei dem es Gewinner und Verlierer geben wird, ist Teil dieser Veränderung. Das Thema

FAZIT MÄRZ 2016 /// 9


Weltbevölkerung

Anteile der Weltbevölkerung

10 /// FAZIT MÄRZ 2016

2050: 58%

2015: 60% 2050: 8%

2015: 9%

2050: 7,5%

2015: 11%

2050: 5%

2015: 5%

2015: 15%

2050: 21%

Bis 2050 steigt die afrikanische Bevölkerung von 1,2 auf 2 Milliarden Menschen an.

polarisiert. Und in weiten gesellschaftlichen Kreisen überwiegt ein Zukunftspessimismus, der in einer globalisierungskritischen Grundstimmung seinen Ausdruck findet. Aus Sicht der Ökonomen müssen sich die Schwellenländer hingegen den Vorwurf gefallen lassen, ihre Regierungen würden versuchen, die westliche Antiglobalisierungsstimmung dazu zu nützen, um Ausnahmen bei Klimaabkommen und Besserstellungen bei internationalen Handelsabkommen durchzusetzen. Da es für diese Bevorzugung aus Sicht der USA, der EU, aber auch der meisten südostasiatischen Marktwirtschaften jedoch längst keine Grundlage mehr gibt, haben diese nun damit begonnen, bilaterale Handelsabkommen zu verhandeln, denen die Schwellenländer zwar beitreten können, wo aber deren Sonderwünsche keine Berücksichtigung finden. Wie sehr dieser Konflikt polarisiert, drückt sich auf beiden Seiten des Atlantiks etwa am Widerstand gegen die EU-USFreihandelsabkommen TTIP und TiSA aus. Das aktuelle Bevölkerungswachstum findet fast ausschließlich in den Entwicklungsländern statt. In Afrika leben aktuell 1,2 Milliarden Menschen. Im Jahr 2100 werden es 4,4 Milliarden sein. Die europäische Bevölkerung wird hingegen von 738 Millionen auf 646 Millionen Menschen schrumpfen. Mehr als die Hälfte des Weltbevölkerungswachstums bis zum Jahr 2050 wird nur neun Länder betreffen; und zwar Indien, Nigeria, Pakistan, den Kongo, Äthiopien, Tansania, die USA, Indonesien und Uganda.

Die UNO geht bei ihren Prognosen von sinkenden Geburtenraten aus

Bei ihren Bevölkerungsprognosen geht die UNO davon aus, dass die durchschnittliche Fertilität in den Entwicklungsländern von heute 2,5 Kindern pro Frau auf 2,0 Kinder im Jahr 2100 sinken wird. Als Begründung wird vor allem die mit steigender Bildung und Entwicklung einhergehende bessere sexuelle Aufklärung und damit freiwillige Geburtenkontrolle gesehen. Falls die Geburtenrate jedoch nicht sinkt, wäre im Jahr 2100 mit einer Weltbevölkerung von fast 17 Milliarden zu rechnen. Und solange die Menschheit auf fossile Energieträger und die Gewinnung neuer Ackerflächen in Rodungsgebieten angewiesen ist, ist ein Zusammenhang zwischen dem Bevölkerungswachstum und dem steigenden Kohlendioxidausstoß unbestreitbar. Der vom Menschen verursachte CO2-Ausstoß wurde zuletzt mit etwa 36 Milliarden Tonnen jährlich berechnet. Pro zusätzlicher Milliarde Menschen steigt der jährliche Kohlendioxidausstoß um weitere zwei Milliarden Tonnen. Damit wird die gemeinsame Verantwortung von Industrie- und Entwicklungsländern für die Klimaerwärmung offensichtlich. Denn während die Industrie- und Schwellenländer ihren verschwenderischen Umgang mit fossiler Energie in den Griff bekommen müssen, tragen die Entwicklungsländer die Verantwor-


tung dafür, ihr Bevölkerungswachstum radikal zu reduzieren. Diese Mitverantwortung der Dritten und Vierten Welt für den Klimawandel erscheint ungerecht. Ganz so, als wollte die Erste Welt den Ärmsten den gerechten Anteil an den Ressourcen unseres Planeten vorenthalten und sie darüber hinaus für die globale Erwärmung in die Pflicht nehmen. Doch um das in Paris fixierte Zwei-Grad-Ziel erreichen zu können und den Klimawandel zuerst spürbar zu bremsen und danach zu stabilisieren, müssen die globalen Emissionen mittelfristig auf nahezu null absinken. Für die schnell wachsende indische Volkswirtschaft hätte das eine doppelte Belastung zur Folge. Sie müsste einerseits industrielle Entwicklungschancen ungenützt verstreichen lassen und andererseits ein De-facto-Nullbevölkerungswachstum durchsetzen, was zumindest in den nächsten Jahrzehnten als politisch nicht durchsetzbar gilt.

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Warum wachsen die Entwicklungsländer so stark?

Die wichtigste Ursache für die steigende Bevölkerungszahl in den Entwicklungsländern liegt in den verbesserten hygienischen Bedingungen und dem Zugang zu moderner medizinischer Versorgung. Dadurch wurde die Säuglings- und Kindersterblichkeit gesenkt und die Lebenserwartung deutlich erhöht. Mit zunehmender Industrialisierung sinkt zwar auch dort die Geburtenrate; so ist die durchschnittliche Kinderanzahl pro Frau in Asien von 5,1 Kindern im Jahr 1975 inzwischen auf 2,8 Kinder gefallen und in Lateinamerika von fünf auf drei Kinder. Die durchschnittliche Europäerin bekommt jedoch nur 1,4 Kinder – obwohl eine Geburtenrate von 2,1 zur Stabilisierung der europäischen Bevölkerung notwendig wäre. Die Entwicklung von Fertilität und Lebenserwartung führt daher zu einer deutlichen Überalterung in den hoch entwickelten Industrieländern und zu einem moderateren Anstieg des Durchschnittsalters in den Entwicklungsländern. In den Industrienationen führt die Überalterung dazu, dass bald auf zwei Erwerbstätige ein Rentner kommen wird. Durch die weiter sinkende Zahl der Menschen im Erwerbsalter wird sich diese Problematik weiter verstärken. Finanzielle Folgen für das Pensionssystem sind daher vorprogrammiert. Die Entwicklungsländer weisen hingegen einen »demografischen Bonus« auf, der durch den Übergang zur Industriegesellschaft definiert wird. Die Wirtschaft profitiert von der Jugendlichkeit der Bevölkerung und wächst dadurch deutlich schneller als in »alten Gesellschaften«. Der dadurch hervorgerufene Wohlstandsschub führt jedoch langfristig erst wieder zu sinkenden Geburtenraten und wirtschaftlicher Stagnation. Das Tempo, mit dem die Gesellschaft altert, hängt davon ab, wie lange der Übergang vom Entwicklungs- zum Industrieland dauert. Der deutsche Soziologe Gunnar Heinsohn versucht hingegen, einen Zusammenhang

2050

Europa altert wesentlich rascher als der Rest der Welt.

Entwicklung des Durchschnittsalters

FAZIT MÄRZ 2016 /// 11


Weltbevölkerung

Familienstärken zu bewirken. Außerdem gibt es einen negativen Zusammenhang zwischen Kinderzahl und sozialer Position. Die Mehrkinderfamilie verschwindet daher in immer mehr Industrienationen aus der Gesellschaft. Die zunehmende Individualisierung und die Gleichberechtigung der Geschlechter verstärken diese Entwicklung. Seit etwa 1980 sterben in Österreich jährlich mehr Menschen als geboren werden. Dass die Bevölkerung zuletzt dennoch deutlich gestiegen ist, ist ausschließlich der Zuwanderung geschuldet. Der Zusammenhang zwischen Wohlstandsniveau und demografischer Struktur spiegelt sich auch in der Form der Bevölkerungspyramide wider. Die Zahl der Neugeborenen hat sich seit den Sechzigerjahren, in denen die Babyboomer geboren wurden, beinahe halbiert. Mit ernsthaften Auswirkungen auf die Erwerbsbevölkerung ist spätestens dann zu rechnen, wenn diese in den nächsten eineinhalb Jahrzehnten aus dem Berufsleben ausscheiden und nicht durch entsprechend qualifizierte Zuwanderer ersetzt werden können. Die erwerbsfähigen Altersjahrgänge werden dadurch immer kleiner. Verstärkt wird dieser Trend durch ein immer späteres Heiratsalter. Zurzeit bringt eine österreichische Frau durchschnittlich 1,4 Kinder zur Welt. Um die Bevölkerung ohne Zuwanderung stabil zu halten, wären 2,1 Kinder pro Frau nötig. Die ökonomisch optimale Geburtenrate liegt übrigens zwischen 2,0 und 2,1. Ein Wohlstandszuwachs wäre bei einem moderaten Bevölkerungsrückgang vor allem deshalb möglich, weil sich die Kosten für heranwachsende Kinder und die Kosten zur Versorgung der älteren

zwischen Geburtenrate und Kriegsbereitschaft nachzuweisen. In seinem Buch »Söhne und Weltmacht« beschreibt er, dass überall dort, wo Väter durchschnittlich mehr als zwei Söhne hinterlassen, es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu bürgerkriegsähnlichen Konflikten komme. So würden die meisten islamisch geprägten Länder diesen Prozess seit mehr als fünf Generationen durchleben. Dort hat sich die Bevölkerungszahl binnen eines Jahrhunderts von 150 Millionen auf 1,2 Milliarden Menschen verachtfacht. Heinsohn spricht von der »größten Sohneswelle der Menschheitsgeschichte«. Al-Qaida und die Hamas wären somit kein ideologisches, sondern ein soziologisches Phänomen – als zwangsläufige Folge dieser demografischen Entwicklung, die auch Europa im Zuge der Bevölkerungsexplosion nach der industriellen Revolution mit den beiden Weltkriegen durchlebt habe. Tatsächlich bersten die arabischen Zentren vor jungen Männern, die kaum Aussicht auf soziale Anerkennung oder gesellschaftlichen Aufstieg haben. Heinsohn sieht in ihnen ein leicht radikalisierbares Millionenheer gewaltbereiter Krieger, das sich – so wie derzeit erlebbar – ihrem gesellschaftlichen Umfeld nur durch Flucht in einen anderen Kulturkreis entziehen könne.

Die Industrienationen können ihre Bevölkerungszahl nur durch Migration halten

Es gilt als bewiesen, dass in den Industrienationen der Konsumnutzen darüber entscheidet, ob Kinder geboren werden oder nicht. Dieser reicht bei den meisten Personen nicht aus, um große

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Weltbevölkerung

Bevölkerung ausgleichen. Die Auswirkungen zu niedriger Geburtenraten auf das Pensionssystem sind jedoch klar negativ. Denn immer weniger Junge müssen für immer mehr Alte aufkommen. Dass in 50 Jahren auf rund 100 Beitragszahler schon etwa 125 Rentner kommen werden, verdeutlicht das Problem. Eine Umkehr dieses Trends wäre nur durch massive Migration möglich. Doch dass Zuwanderung von unqualifizierten Menschen zu gesellschaftlichen Problemen führt, zeigt die aktuelle Flüchtlingskrise. Langfristig müssen sich die Industriestaaten daher viel intensiver als bisher um qualifizierte Zuwanderer bemühen und eine Kultur des Einladens und Zurückweisens von willkommenen bzw. unwillkommenen Wirtschaftsflüchtlingen entwickeln.

Bildung, Gesundheit und Gleichberechtigung der Geschlechter als Schlüssel

Während alte Industrienationen an Überalterung leiden, kämpfen Entwicklungsländer damit, den weiteren ungehemmten Bevölkerungsanstieg zu verhindern. Als Schlüssel für eine freiwillige Geburtenkontrolle gelten Bildungs- und damit Aufstiegsmöglichkeiten. Denn gut ausgebildete Frauen und Männer können ihre Ziele auch bei der Familienplanung besser verwirklichen. In vielen rückständigen Kulturen wird jedoch gerade den Frauen der dringend notwendige Grundschulzugang und die Gleichstellung im Bildungsbereich verweigert. In vielen islamischen Gesellschaften werden Frauen auch im Arbeitsleben systematisch unterdrückt. Doch gebildete Frauen, die

Arbeit haben, brauchen weniger Kinder für ihr Überleben. Eine weitere Voraussetzung, um die Fertilität auf 2,1 Geburten je Frau zu senken, ist der erfolgreiche Kampf gegen die Säuglings- und Kindersterblichkeit. In sämtlichen Entwicklungsländern, in denen das gelungen ist, kam es zu einer deutlichen nachhaltigen Verringerung der Familiengröße. Denn in Staaten ohne ausreichendes Sozialsystem sind Kinder meist die einzige Altersversorgung. Ehepaare müssen daher sicher sein können, dass ihre Kinder überleben. Obwohl jede Obergrenze, die eine Höchstzahl an weltweit lebenden Menschen definiert, die unsere Erde gerade noch verträgt, höchst umstritten ist, konnte dennoch schlüssig nachgewiesen werden, dass ein weiteres Bevölkerungswachstum sowohl ökologisch als auch ökonomisch nicht sinnvoll ist. Als besondere Belastung gelten die enormen sozialen Probleme, die mit jedem zu rasanten Bevölkerungswachstum einhergehen. Ein perspektivenloses Heer junger Menschen, für die es keine Arbeit gibt, ist nur eine der Folgen dieser Entwicklung – Megastädte mit unkontrolliert schnell wachsenden Slums eine andere. Selbst wenn also jene Schlüsseltechnologien, die der Menschheit eine CO2-neutrale Zukunft ohne übermäßigen Ressourcenverbrauch ermöglichen, vor dem Durchbruch stünden, spricht daher alles dafür, die Anstrengungen im Bereich der freiwilligen Geburtenkontrolle deutlich zu verstärken.


Der Aktionsradius eines Landeshauptmanns ist viel größer als der des Bundespräsidenten. Landeshauptmann Erwin Pröll

Fotos: Van der bellen © Dieter Zirnig, Andreas Khol © Andreas Khol

Alexander Van der Bellen führt in sämtlichen Umfragen zur Bundespräsidentenwahl und hat die besten Chancen, die Stichwahl zu erreichen. Wird die Bundespräsidentenwahl für SPÖ und ÖVP zur Minderheitenfeststellung? Solange noch nicht einmal feststeht, wie viele Kandidaten bei der Bundespräsidentschaftswahl am 24. April antreten werden, sind sämtliche Prognosen natürlich nur mit größter Vorsicht zu genießen. Es ist jedoch schon heute absehbar, dass diese Wahl für die beiden Regierungsparteien zum Fiasko wird. Denn sowohl Rudolf Hundstorfer als auch Andreas Khol haben Schwierigkeiten, Wählergruppen anzusprechen, die über die engsten Kernschichten von ÖVP und SPÖ hinausreichen. Damit ist ihr Einzug in die Stichwahl alles andere als klar. Der ehemalige grüne Bundessprecher Alexander van der Bellen könnte hingegen beim ersten Wahlgang sogar einen Start-Ziel-Sieg erreichen. Mit Umfragewerten zwischen 25 und 32 Prozent führt er das Kandidatenfeld überlegen 14 /// FAZIT MÄRZ 2016

an. Spannend wird das Rennen um den zweiten Platz. Da hat zuletzt Norbert Hofer von der FPÖ deutlich aufgeholt. Aber gute Chancen werden auch Irmgard Griss eingeräumt. Die ehemalige Richterin ist nicht nur erfolgreichste Spendensammlerin, sondern liegt auch in den Umfragen konstant zwischen 18 und 26 Prozent – allerdings mit zuletzt deutlich fallender Tendenz. Die beiden Regierungskandidaten Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol sind längst darauf angewiesen, dass ihre Parteien die Wahlkampfmaschinerie zum Laufen bringen. In den aktuellen Umfragen wechseln sie sich nämlich auf den Plätzen vier und fünf jedoch nur wenige Prozentpunkte hinter dem heißersehnten zweiten Platz, der zum Antreten bei der Stichwahl berechtigt, ab. Beide gelten in ihren Parteien als Anwälte der Pensionisten. Und da die Älteren signifikant lieber zur Wahl gehen als die Jungen, kann die Wählermobilisierung durchaus den Ausschlag geben. Die große Unbekannte ist die Wahlbeteiligung. Den meisten Österreichern ist es nämlich ziemlich egal, wer Bundespräsident wird. Schon heute ist absehbar, dass die FPÖ versuchen wird, die Wahl zur Abstimmung über die Asylpolitik zu machen. Damit kann sie deshalb erfolgreich sein, weil die Bürger Wahlgänge, bei denen es aus ihrer Sicht um nichts geht, noch viel lieber zu Denkzettelwahlen umfunktionieren als etwa Nationalrats- oder Landtagswahlen. SPÖ und ÖVP hoffen daher längst auf viele weitere letztendlich aussichtslose Kandidaturen, damit sich die Stimmen der Denkzettelwähler möglichst breit aufteilen. Sollte es einer der beiden Regierungskandidaten tatsächlich gegen Van der Bellen in die Stichwahl schaffen, sind dessen Chancen, Bundespräsident zu werden, naturgemäß hervorragend. Der FPÖ wird Andreas Khol allemal lieber sein als ein Grüner, der Probleme damit hätte, Heinz-Christian Strache mit der Regierungsbildung zu beauftragen, und Rudolf Hundstorfer darf auf die ÖVP-Senioren hoffen, denen ein berechenbarer roter Bundespräsident allemal lieber ist als ein unberechenbarer grüner.

Schützenhöfer kritisiert die Bunderegierung, Schickhofer will Landeshauptmann werden Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer übte anlässlich der ÖVPAbgeordnetenkonferenz in Bad Radkersburg heftige Kritik an der SPÖ-ÖVP-Bundesregierung. Ständig über Reformen zu sprechen, dann aber nicht umzusetzen, sei gefährlich, weil sich die Bürger abwenden würden. Schützenhöfer sieht im steirischen Modell trotz der Wahlniederlagen von SPÖ und ÖVP ein Vorbild für den Bund. Inhaltlich fordert er einen anderen Umgang mit den Unternehmern. Diese dürften nicht ständig unter Generalverdacht gestellt werden, außerdem müsse mit unfinanzierbaren Träumereien, wie einer weiteren bezahlten Urlaubswoche, endlich Schluss sein. Mit ihrer Politik habe die SPÖ die Arbeiter verloren und die ÖVP die Unternehmer. Landeshauptmannstellvertreter Michael Schickhofer hat sich Ende Jänner einem mit Spannung erwarteten Parteitag gestellt. Dabei hat sich die SPÖ in zuletzt ungewohnter Geschlossenheit präsentiert. Schickhofer erreichte bei der Wahl zum Nachfolger von Franz Voves als Landesparteivorsitzender hervorragende 94,8 Prozent. Inhaltlich machte Schickhofer die EU, die Verteilung des Reichtums und die Flüchtlingsfrage zu seinen Themen. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er bei den nächsten Landtagswahlen das Amt des Landeshauptmanns für die SPÖ zurückholen will. Steirer verdienen weniger als der Bundesdurchschnitt Die steirischen Einkommen liegen im Bundesländervergleich an sechster Stelle. Im Jahr 2014 ist das durchschnittliche Nettoeinkommen um 1,2 Prozent gestiegen, so Martin Mayer, Leiter der steirischen Landesstatistik. Der durchschnittliche Bruttojahresbezug betrug 2014 laut Lohnsteuerstatistik in der Steiermark 29.411 Euro. Das entspricht einem Bruttobezug von vierzehnmal 2.101 Euro. Im Bundesländervergleich liegt die Stei-


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

ermark damit unter dem österreichischen Durchschnitt von 29.972 Euro. Die höchsten Einkommen werden in Niederösterreich mit 32.865 Euro und die niedrigsten in Tirol mit 27.336 Euro erzielt. Das höchste Bruttojahreseinkommen am Wohnort wurde innerhalb der Steiermark im Bezirk Graz-Umgebung (33.353 Euro) erzielt, das niedrigste Einkommen am Wohnort weist der Bezirk Murau (26.998 Euro) auf, gefolgt von Südoststeiermark, HartbergFürstenfeld und Liezen. Das Bruttomedianeinkommen lag landesweit bei monatlich 2.374 Euro.

Österreich: Planlose Asylverschärfung Die österreichische Bundesregierung hat sich also zusammengerauft und will nun jährlich nur mehr 37.500 Flüchtlinge ins Land lassen. Diese Idee findet bei der Bevölkerung große Zustimmung und man kann davon ausgehen, dass sie im Zusammenspiel mit den anderen Ländern entlang der Balkanroute funktionieren wird. Zusätzlich sollen aber 50.000 abgelehnte Asylwerber abgeschoben werden – wenn es sein muss unter Zuhilfenahme von Zwangsmitteln und Transportflugzeugen des Bundesheeres. Nicht nur die Hilfsorganisationen schlagen angesichts dieser Pläne die Hände über den Kopf zusammen. Denn weil diese Menschen unser Land nicht freiwillig verlassen werden, ist mit einem Wust von teuren Verfahren zu rechnen, die sich durch die Instanzen ziehen. Jene Rechtsanwälte, die sich auf die rechtliche Vertretung der Flüchtlinge spezialisiert haben, dürfen sich daher schon über klingende Kassen freuen. Denn dass die Verfahren letztendlich vom Steuerzahler finanziert werden müssen, ist klar. Jedem, der sich mit der Materie näher auseinandergesetzt hat, ist bewusst, dass die Ausweisung von 50.000 Menschen eine nicht zu bewältigende Aufgabe darstellt, die unsere Behörden völlig überfordern wird. Selbst wenn es irgendwie gelingen sollte, tatsächlich zigtausende wasserdichte Abschiede-Bescheide bis zum Ende sämtlicher Einspruchsfristen durchzudrücken, ist es einem demokratisch legitimier-

ten Rechtsstaat einfach nicht möglich, die erforderlichen hoheitlichen Zwangsmittel einzusetzen. Auch die derzeit geführte Diskussion, den Flüchtlingen die wirtschaftliche Grundlage zu entziehen, indem man ihnen die Mindestsicherung kürzt, wird nur zu einer Verschärfung des Problems führen. Denn die Idee, die meist unqualifizierten Migranten zu zwingen, ihre Existenz aus einem Einkommen aus Arbeit zu bestreiten, ist völlig absurd. Für schlecht qualifizierte Zuwanderer gibt es in Österreich keine Arbeit. Und es wird auch in Zukunft keine Arbeit für sie geben. Diese Massen also dazu zu zwingen, aus illegalen Einkünften zu überleben, kann doch eigentlich niemand ernsthaft in Erwägung ziehen. Vielleicht hätte die Regierung vor dem Willkommenszirkus des Vorjahres darüber nachdenken sollen, wie man 100.000 Flüchtlinge unterbringt und versorgt. Eine mögliche Alternative wäre eine großzügige Rückkehrprämie von bis zu 10.000 Euro pro freiwilligem Rückkehrer. Damit könnte den Nichtqualifizierten unter den 50.000 Abgelehnten die Rückkehr versüßt werden. Das würde zwar ein paar hundert Millionen Euro kosten, wäre aber mit Sicherheit wesentlich billiger, als 50.000 Verfahren durch die Instanzen zu ziehen. Außerdem sollten wir ernsthaft darüber nachdenken, die wenigen qualifizierten Flüchtlinge aus dem Asylsystem zu nehmen und gleich wie Zuwanderer aus EUStaaten zu behandeln. Denn Österreich würde ohne Migration schrumpfen. Und den Kampf um die hellsten Köpfe kann es nur gewinnen, wenn es für qualifizierte Migranten attraktiver ist als andere hoch entwickelte Industriestaaten und diese nicht in ein Dasein als Wirtschaftsflüchtling zwingt. EU-Entwicklungshilfe kommt nicht an Jeder zweite Euro der Europäischen Union für Entwicklungshilfe oder andere Unterstützungsprojekte verfehlt seinen Zweck. Zu diesem erschütternden Ergebnis kommt ein Bericht des Haushaltskon-

Für ÖVP-Kandidat Andreas Khol wird es schwer. Gegen Norbert Hofer (FPÖ), Richard Lugner und Irmgard Griss wird es „rechts der Mitte“ ziemlich eng. trollausschusses des EU-Parlaments. Dabei werde ausgerechnet in jenen Ländern Geld in den Sand gesetzt, in denen die EU-Programme dazu beitragen könnten, den Flüchtlingsstrom nach Europa einzudämmen. So drohen in Marokko Programme mit einem Volumen von 664 Millionen Euro zu scheitern. In Jordanien stehen 324 Millionen, im Libanon 258 Millionen Euro auf der Kippe. Die schlechteste Bilanz attestiert der Bericht, so die österreichische EU-Abgeordnete Claudia Schmidt (ÖVP), den EU-Vertretungen in den Krisenländern Zentralafrikanische Republik, Jemen und Syrien. Insgesamt gab es im Jahr 2014 bei 915 Projekten im Wert von 15 Milliarden Euro massive Probleme, entweder weil sie nicht im Zeitplan waren oder weil sie ihr Ziel gänzlich zu verfehlen drohten, so der Bericht. FAZIT MÄRZ 2016 /// 15


Thurms Einspruch Ein Kommentar von Michael Thurm zu aktuellen Grenzüberschreitungen.

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och immer überqueren jeden Tag tausende Flüchtlinge die Ländergrenzen zu und innerhalb Europas. Noch immer, obwohl die meisten europäischen Länder zumindest teilweise Obergrenzen für die Flüchtlingsaufnahme eingeführt haben, noch immer, obwohl inzwischen mehrere Länder wieder Grenzkontrollen innerhalb des Schengenraums eingeführt haben. Noch immer reagieren täglich tausende Kleingeister mit verbalen oder handfesten Grenzüberschreitungen, übelsten Hasskommentaren in den sozialen Medien und ekelhaften Sprechchören über Flüchtlinge. Glückliches Österreich, dass Brandanschläge gegen Flüchtlingsunterkünfte hier noch nicht zur Tagesordnung gehören. So etwas wie »politische Korrektheit« gibt es in den Diskussionen um/über/ mit Flüchtlingen längst nicht mehr. Wir erleben das harte Aufeinanderprallen von radikalen und absoluten Positionen, mit regelmässigen Entgleisungen über ungebremsten Hass bis hin zu strafrechtlicher Relevanz. Differenzierungen sind allenfalls eine Randerscheinungen und stehen immer im »gefährlichen« Verdacht der ebenfalls verhassten politischen Korrektheit. Nun hat Frauke Petry, deren Partei AfD (Alternative für Deutschland – Selbstbeschreibung) in Deutschland so etwas ähnliches zu werden versucht wie die FPÖ in Österreich, mit ihrer Äusserung zum Schusswaffengebrauch an der Grenze angeblich erneut eine eben solche überschritten. Ich habe dies, wie die meisten Meldungen der Tagespolitik als ödes Geplänkel abgetan, aber als die inzwischen als »Schiessbefehl« titulierte Aussage Petrys nach mehreren Tagen immer noch die medienpolitische Agenda (vor Zikavirus und Stammzellenforschung an Embryonen) anführte, wurde mir die Idiotie dieser Debatte mehr als deutlich. Nicht allein, weil sie vom Wichtigen (der Lösung der Flüchtlingskrise) ablenkt, sondern weil alle Medien unisono (und ich gehöre nicht zu jenen, die sonst die AfD verteidigen oder von »Lügenpresse« sprechen) , weil also alle Medien die bewaffnete Verteidigung der eigenen Landesgrenze als politisches 16 /// FAZIT MÄRZ 2016

No-Go bezeichnen, und stattdessen lieber die AfD gänzlich vom politischen Diskurs ausschliessen und vom Verfassungsschutz beobachten lassen wollen. Bevor ich mich vollends in diese Idiotie eingedacht hatte, musste ich schauen, was Frauke Petry denn da tatsächlich gesagt hatte: Frage an Petry: Was passiert, wenn ein Flüchtling über den Zaun klettert? Petry: Dann muss die Polizei den Flüchtling daran hindern, dass er deutschen Boden betritt. F: Und wenn er es trotzdem tut? Petry: Sie wollen mich schon wieder in eine bestimmte Richtung treiben. F: Noch mal: Wie soll ein Grenzpolizist in diesem Fall reagieren? Petry: Er muss den illegalen Grenzübertritt verhindern, notfalls auch von der Schusswaffe Gebrauch machen. So steht es im Gesetz. F: Es gibt in Deutschland ein Gesetz, das einen Schießbefehl an den Grenzen enthält? Petry: Ich habe das Wort Schießbefehl nicht benutzt. Kein Polizist will auf einen Flüchtling schießen. Ich will das auch nicht. Aber zur Ultima Ratio gehört der Einsatz von Waffengewalt. [Aus dem Mannheimer Morgen vom 30. Jänner 2016] Also: Ultima Ratio! Es geht nicht um einen Schiessbefehl, sondern darum, dass ein Staat das macht, wofür er unter anderem da ist: die Sicherung seines Staatsterritoriums. Ich will gar nicht auf jene Spitzfindigkeit hinaus, dass Polizisten mit einer Waffe auch drohen können ohne gleich tödliche Schüsse abzugeben und die Rechtslage dies auch genauso definiert; ich will auch nicht auf die moralische Verwerflichkeit hinaus, mit der sich die interviewenden Journalisten und Frauke Petry öffentlich und quasi nebenbei mit dieser Gedankenspielerei beschäftigen … Darum geht es nicht. Die späteren Wortmeldungen der AfD haben ja auch ausreichend gezeigt, dass diese Partei (ähnlich der FPÖ) dumm genug ist, um Kritik und Widerspruch auch dann zu provozieren, wenn sie inhaltlich nicht gerechtfertigt sind. Es geht mir darum, dass der inhaltliche Kern der Aussage nicht zur Absurdität

wird, nur weil er von den »Falschen« kommt. Wenn Medien oder Politiker die Selbstverständlichkeit der Grenzsicherung nicht nur in Frage stellen, sondern ablehnen, dann werden wir in wenigen Monaten zahlreiche Bürgerwehren in den eurpäischen Gross-, Klein- und vor allem Grenzstädten sehen. Und dass kann erst recht niemand wollen, denn das Gewaltmonopol liegt aus richtigen und bekannten Gründen ausschliesslich beim Staat. Sowohl an seinen Grenzen, als auch im Inneren. Die Lösung der Grenzsicherungsfrage lässt sich ohne die Polemik eines »Schiessbefehls« und ungeachtet einer aberwitzigen Zaunlücke in der Südsteiermark auf eine sehr einfache, überhaupt nicht populistische Formel reduzieren: Damit ein Staat wirksam und glaubwürdig der physischen und verbalen Gewalt gegen Flüchtlinge entgegentreten kann, muss er gleichzeitig den Rechtsverstössen durch Flüchtlinge entgegentreten (vulgo: »Die Sorgen der Bürger ernstnehmen«). Das betrifft aktuell vor allem Eigentumsdelikt, sexuelle Übergriffe und eben auch widerrechtliche Grenzüberschreitungen. Erst wenn der Staat sein Gewaltmonopol wieder vollständig in der Hand hält, kann sich sozialer Frieden und damit die Integration jener, die rechtmässig ihr Asyl haben oder beantragen, gelingen. Und nicht wenn der Staat wie bisher den Eindruck der Überforderung erweckt. Im Übrigen bitte ich darum, mir dieses völlig wesensfremde Plädoyer für einen »starken Staat« zu verzeihen. n

Michael Thurm war von 2011 bis 2013 leitender Redakteur beim Fazit und ist jetzt Projektmanager bei einem Marketingunternehmen in Zürich. Sie erreichen den Autor unter mail@michaelthurm.com


Wirtschaft

Der Congress Graz wird seit einiger Zeit ebenfalls modernisiert? Auch hier haben wir wegen der Nutzbarkeit mehrere Umbauphasen eingeplant, die mit Jahresende abgeschlossen sein sollen. Der Großteil der Renovierungsarbeiten ist geschafft, nun geht es um die Erneuerung der historischen Sitze, die aufwendig nach und nach von spezialisierten Handwerksbetrieben fachmännisch aufbereitet werden. Die Erneuerung der technischen Infrastruktur, die ja möglichst schonend in dem historischen Gebäude eingebaut werden muss, erfordert ebenfalls kostspielige Investitionen. Welche Anreize sind notwendig, um Veranstaltungen nach Graz zu holen und wie ist die Stadt international aufgestellt? Einer der entscheidenden Faktoren ist auf jeden Fall die Infrastruktur, optimale Anreisemöglichkeiten müssen gegeben sein, ebenso Hotelkapazitäten in den entsprechenden Kategorien. Graz hat hier den Vorteil, eine Stadt der kurzen Wege zu sein, wichtige Einrichtungen sind rasch und unkompliziert erreichbar. Als Messe Congress Graz bieten

Das Eisstadion wird einer Kompletterneuerung unterzogen und präsentiert sich ab der kommenden Saison in neuem Gewand.

Fotos: mcg / Krug, Semmel Concerts

Wie schreiten die baulichen Maßnahmen in den Sportstätten voran? Die Arbeiten in der Eishalle gehen nun in die zweite Phase, nachdem das Fundament mit einer kompletten Erneuerung der Vereisungsanlage sowie einer energieeffizienten Rückführung der Abwärme in das Fernwärmenetz fertiggestellt worden ist. Weiter geht es mit der Erneuerung der Publikumsplätze, dem VIP-Bereich sowie den Außenfassaden, sodass das Stadion ab kommenden Herbst wieder in vollem Umfang nutzbar ist. In Summe werden in die Eishalle rund 20 Millionen Euro investiert und für diverse Verbesserungen im Fußballstadion weitere 5 Millionen.

Das Ausstellungs-Highlight des Frühjahrs wird eine große Schau zum Grab des ägyptischen Pharaos Tutanchamun und seiner Grabbeigaben.

Aktiver Frühlingsauftakt im Messe Congress Graz Zum vielfältigen Aufgabenbereich des Unternehmens Messe Congress Graz gehören eine Reihe der publikumsträchtigsten Sportstätten im Stadtgebiet von Graz, wie die UPC-Arena, das Eisstadion sowie das Sportzentrum Graz-Weinzödl. Bei den stetig steigenden Ansprüchen an die Infrastruktur gelten Investitionsbereitschaft und Aufmerksamkeit derzeit den umfangreichen Renovierungs- und Umbauarbeiten, erklärt MCG-Vorstand Armin Egger. wir moderne und historische Architektur an unseren Locations, ausgestattet mit modernstem technischem Equipment. Als Mitglied des HCCE (Historical Conference Centers of Europe) zählen wir zu einer europäischen Topelite von nur elf Häusern. Auslastung und Besucheraufkommen sind seit Jahren trotz schwieriger Wirtschaftsphasen konstant gut – was ist das Geheimnis dahinter? Wir wickeln an allen Standorten pro Jahr 450 Veranstaltungen ab und bewegen dabei 1,2 Millionen Besucher. Das ist selbst im internationalen Ver-

gleich eine beachtliche Größe, die sich nur mit einem professionellen und motivierten Team reibungslos bewältigen lässt. Aufgrund der vielen Abendveranstaltungen und wegen des Zeitdrucks lässt sich das nur mit einem ausgeklügelten Schichtbetrieb und Flexibilität seitens der Mitarbeiter bewältigen. Was erwartet das Publikum in den kommenden Monaten an attraktiven Veranstaltungen? Wir bieten auf jeden Fall ein vielseitiges Programm, mit erstklassiger Unterhaltung und hochkarätigen Events. Am 5. und 6. März gibt es das

legendäre Musical „Der Watzmann ruft“, im März folgen Auftritte des irischen Folkbarden Glen Hansard, von Semino Rossi, im April von Al Bano & Romina Power, daneben bieten wir natürlich auch Kabarettprogramme, die von einem großen Live-Orchester untermalte Video-Projektion „Planet Erde“ sowie daneben eine Reihe von etablierten Fachmessen bis hin zur beliebten Frühjahrsmesse. Unsere große Sonderschau bieten wir in diesem Jahr als „Tutanchamun – sein Grab und die Schätze“ ab 22. März bis 27. Juli in der Messe Graz Halle A. FAZIT MÄRZ 2016 /// 17


Recht haben

In einem konkreten Fall hat der betroffene Werkunternehmer seine Gewährleistungsverpflichtung anerkannt und die Verbesserung der Mängel nicht nur zugesagt, sondern mehrfach Verbesserungstermine angeboten. Der Werkbesteller hat diese nicht zugelassen bzw. darüber hinausgehende Zusagen gefordert, wozu jedoch der Werkunternehmer der gerichtlichen Beurteilung nach nicht verpflichtet war. Die Gerichte sprachen aus, dass sich der Werkunternehmer aufgrund Nichtzulassung eines Verbesserungstermins in Annahmeverzug befand. Der Werkbesteller hat dennoch eine Bankgarantie (Haftrücklassgarantie) zur Besicherung des Haftrücklasses ungerechtfertigt in Anspruch genommen. Der Haftrücklass ist das vertragliche Recht des Bestellers, einen Teil des Werklohnes zurückzubehalten. Die Haftrücklassgarantie (Bankgarantie) hat den Zweck, den Begünstigten, also den Besteller, so zu stellen, als ob er die fragliche Haftsumme noch gar nicht aus der Hand gegeben hätte. Beide Instrumentarien verfolgen den Zweck, Gewährleistungsansprüche zu sichern und somit auch den Anspruch des Bestellers auf Verbesserung eines mangelhaften Werkes sicherzustellen. Solange ein Verbesserungsanspruch besteht, wird grundsätzlich die Fälligkeit des Werklohns hinausgeschoben. Die Fälligkeit kann aber nur so lange hinausgeschoben werden, als die Verbesserung im Interesse des Bestellers liegt. Fällt dieses Interesse weg, besteht kein Bedürfnis nach Gewährung eines gänzlichen Leistungsverweigerungsrechtes. Dieses Recht erlischt immer dann, sobald der Besteller die Fertigstellung des Werkes durch den Unternehmer verhindert oder unmöglich macht oder von einem Dritten vervollständigen lässt. Es entfällt auch bei Fehlen der nötigen Kooperation zur Bewerkstelligung der Mängelbehebung. In all diesen Fällen kann sich der Besteller nicht mehr auf mangelnde Fälligkeit des Werklohns berufen. In einem derartigen Fall besteht sohin auch kein Recht auf Zurückhaltung eines Haftrücklasses oder Ziehung einer Haftrücklassgarantie. Dies judizierte jüngst der OGH in der Entscheidung 2 Ob 237/14p. ■ Foto: dklra.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Kanzlei Daghofer, Kaufmann & Lausegger, Mariahilferstraße 20, Tel. 0316/7222950, dklra.at

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Foto: Fischer

Fälligkeit und Haftrücklass im Bau

VP-Klubobfrau Barbara Eibinger-Miedl und Geschäftsführer Detlev Eisel-Eiselsberg wollen gemeinsam mit den VPTeilorganisationen das VP-Reformkonzept umsetzen.

Parteireform der Steirischen Volkspartei Im Rahmen ihrer Abgeordnetenkonferenz in Bad Radkersburg hat sich die Steirische Volkspartei auch damit beschäftigt, wie man gemeinsam mit den sechs Teilorganisationen die künftige Arbeit effizienter gestalten kann.

Z

iel muss bleiben, politische Mehrheiten für unsere Werte, unsere Überzeugungen und für unseren Weg für die Steiermark zu gewinnen. Das gilt nicht nur für unsere Arbeit in der Regierung, im Landtag und den Gemeinden, sondern betrifft auch unsere parteiinternen Abläufe, Strukturen und unsere Kommunikation“, so ÖVP-Klubobfrau Barbara Eibinger-Miedl, die den VPReformprozess geleitet hat. „Ausgehend von den Ergebnissen unserer internen Arbeitsgruppen haben wir nun drei strategische Handlungsfelder definiert, auf die wir uns in den nächsten Monaten konzentrieren werden: Kommunikation, Mobilisierung und Organisation“, erläutert VPLandesgeschäftsführer Detlev Eisel-Eiselsberg die nächsten Schritte. Bei der Kommunikation will die Volkspartei Positionen zu tagespolitischen Themen noch klarer über diverse Medienkanäle transportieren. Dazu wird eine neue Online- und SocialMedia-Strategie entwickelt. Zusätzlich sollen neue Formen

für die politische Arbeit in größeren Gemeinden, wie etwa neue Veranstaltungsformate, eingeführt werden. Bei der Mobilisierung will die VP den Dialog zur Parteibasis weiter stärken und verbessern. Die Funktionäre auf Gemeindeebene sollen mehr Mitsprache bekommen und stärker eingebunden werden. Ein erklärtes Ziel ist es auch, die Betreuung der zahlreichen Mitglieder zu intensivieren. Dazu wird die Landespartei auch neue Diskussionsplattformen und Netzwerke etablieren. Was den Punkt Organisation betrifft, soll durch ein punktuelles Seminarangebot die innerparteiliche Personalentwicklung verstärkt werden. Ganz wichtig ist dabei auch eine Optimierung der Ressourcen auf regionaler Ebene mit den VP-Bezirksorganisationen. Die Parteizentrale am Karmeliterplatz soll noch deutlicher als offenes Haus und Treffpunkt für Funktionärinnen und Funktionäre sowie für Mitglieder etabliert werden.


Kurz & News

Fotos: Holter, Peter Koch

Gestaltungsideen einfach zu Papier bringen Mit dem neuen Online-Badplaner, der ab sofort auf der Holter-Homepage (www. holter.at) zur Verfügung steht, können Gestaltungsideen für das eigene neue Badezimmer ganz einfach zu Papier gebracht werden. Türen, Fenster, Waschtische, Wannen, Duschen etc. können per Mausklick an die gewünschte Stelle gezogen werden. Holter bietet Nutzern damit die Möglichkeit, selbst ihre Ideen sichtbar zu machen. Für die Planungsprofis ist die „Auseinandersetzung mit diesem Plan eine perfekte Vorbereitung auf das konkrete Beratungsgespräch“, ist Christian Rauchfuß, Leiter des Bereiches Bad bei Holter, überzeugt.

Grazer Gitarrenvirtuosen begeistern China Nach einer Konzerttour durch das Reich der Mitte ist das „Gitarren Orchester Graz“ Anfang Jänner aus Shanghai wieder in die Heimat zurückgekehrt. Die 22 Musiker des Orchesters spielten sich bei ihren Konzerten in Millionenstädten wie Hangzhou, Changsha oder der alten Kaiserstadt Xi’a in die Herzen des zahlreichen Publikums. Radiostationen übertrugen live und Hunan TV Worldwide und viele Zeitungen berichteten davon. Das speziell für China erstellte Programm bot den einzigartigen Sound eines Gitarren-Orchesters mit Arrangements des Dirigenten Manfred Steflitsch, den typischen Klang Österreichs sowie ein Liebeslied aus dem China der 1970er Jahre. Tosender Applaus galt der Sängerin Silvia Zotter-Hubatka, die die Menschen mit einem auf Chinesisch gesungenen Lied begeisterte. Mit Unterstützung von Peter Koch, Forum China, konnte man innerhalb von nur sechs Wochen diese umfangreiche Tour starten. Informationen unter: peter.koch@peter-koch.at oder 0664/1540093 generali.at

Rechthaberei? Wenn’s um mich geht ganz sicher! Hanna I., Traun

Verstanden:

Die Generali herung Rechtsschutzversic

Um zu verstehen, muss man zuhören. Weil wir wissen, was alles passieren kann, bekommen Sie von uns optimale juristische Unterstützung. 24 Stunden RechtsService unter 0800 20 444 00, Rechtsberatung bei einem Anwalt in Ihrer Nähe und Hilfe bei rechtlichen Problemen auch im Ausland. Regionaldirektion Steiermark, Conrad-von-Hötzendorfstraße 8, 8010 Graz, T +43 316 8056 0, office.stmk.at@generali.com

Unter den Flügeln des Löwen.


Kurz & News

2016 ist das „Jahr der Jugendarbeit“

LH-Stv. Michael Schickhofer lud am 18. Jänner zum Auftakt der Bürgermeistergespräche „komm:talk – Regionalpolitik der Zukunft“ ins Schloss Feistritz in St. Peter am Kammersberg. Vor den SPÖ-Bürgermeistern beschwor er die zentrale Bedeutung der steirischen Städte und Gemeinden als Rückgrat des Landes und versicherte, sich für deren Anliegen besonders einzusetzen. Es sei nicht zu akzeptieren, dass steirische Gemeinden beim Finanzausgleich der österreichischen Steuermittel weniger Wert als andere sind. Im Vorfeld des Landesparteitages zeigte sich Schickhofer äußerst entschlossen, die Benachteiligung der Steiermark beim Finanzausgleich endlich zu beseitigen.

Großer Erfolg für steirisches Studiennetzwerk Knapp 70 Absolventen berufsbegleitender Studiengänge feierten Mitte Jänner ihre Sponsion in Graz. Gefeiert wurde in den traditionsreichen Minoritensälen; der feierliche Rahmen sowie die zahlreichen Lobesworte der Hochschulvertreter und Ehrengäste waren eine besondere Ehrung für die frischgebackenen Akademiker und Akademikerinnen. Möglich machten diesen Studienerfolg die Hochschulpartner von Studien- und Technologie Transfer Zentrum Weiz und Ingenium Education. Die Hochschule Mittweida fungiert seit über 15 Jahren als Hochschulpartner des Studienzentrums Weiz und seit über 10 Jahren von Ingenium Education in Österreich.

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Lokomotion bestellt acht Loks bei Siemens Das private Eisenbahnverkehrsunternehmen Lokomotion GmbH hat bei Siemens acht Multisystem-Lokomotiven des Typs Vectron bestellt. Die Lokomotiven werden mit dem Europäischen Zugsicherungssystem (ETCS) ausgerüstet. Die maximale Leistung beträgt 6.400 kW und die Höchstgeschwindigkeit 200 km/h. Die Lokomotiven sind für den Verkehr von Deutschland nach Italien vorgesehen. Die Drehgestelle kommen aus dem Siemens-Werk in Graz.

Fotos: ttz Weiz, Christoph Huber, Samec, Siemens,

Michael Schickhofer als Kämpfer für die Gemeinden

Mit dieser bundesweiten Initiative soll der außerschulischen Jugendförderung mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Unterstützt werden damit Vereine, Organisationen, Jugendzentren oder auch Fachstellen, die im Bereich der Jugendarbeit und Jugendförderung tätig sind. In der Steiermark werden für Projekte, wie etwa zum Erlernen von Sprache und Rhetorik oder die aktive Beteiligung an Politik, rund vier Millionen Euro bereitgestellt. Bildungs-Landesrätin Ursula Lackner nannte einige Beispiele: „Wir brauchen junge Menschen, die sich gut artikulieren und die uns Erwachsenen, die Entscheidungen treffen, fundiert mitteilen können: Was ist richtig, was brauchen wir noch, was ist falsch.“


Foto: Erwin Scheriau Foto: Parktherme Bad Radkersburg

Kurz im Gespräch mit Bernhard Rinner Geschäftsführer der Theaterholding Graz

Modern und nachhaltig im umfassenden Sinne präsentiert sich die Parktherme Bad Radkersburg.

Parktherme Bad Radkersburg – gelebte Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit ist einer der Werte, die unsere Gesellschaft auf vielen Ebenen bewegt. Die dreifach als Therme des Jahres ausgezeichnete Parktherme punktet mit der nachhaltigen Nutzung des Thermalwassers und ihren Mitarbeitern als sympathische und motivierte Gastgeber.

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ls Leitbetrieb zählt die Parktherme zu jenen wenigen Betrieben, die ihren Energiebedarf durch die regionale Ressource – das Thermalwasser – nahezu zu 100 Prozent decken. Man hat sich zum Ziel gesetzt, bei sämtlichen Emissionen eine ausgeglichene Energiebilanz zu erreichen. Das Thermalwasser kommt mit 17 Bar aus zwei Kilometern Tiefe und 80 Grad Celsius an die Erdoberfläche. Für die Thermalwasserbecken wird es auf 34 bis 36 Grad abgekühlt, die überschüssige Wärme wird ökologisch zur Temperierung des Sportbeckens genutzt. „Effizienter Einsatz von Energie und Ressourcen sowie die Optimierung von Prozessen haben nicht nur eine positive Auswirkung auf die Umwelt, sondern auch auf die Kostenstruktur des Unternehmens“, betont Siegfried Feldbaumer, Geschäftsführer der Parktherme. Wirtschaftliche Nachhaltigkeit gehört da-

mit ebenfalls zu den Zielen dieses erfolgreichen Unternehmens. Nach umfassender Revitalisierung wurde die Parktherme Bad Radkersburg Anfang 2013 wieder eröffnet. Seitdem nimmt sie einen Spitzenplatz in der Thermenbranche ein. Das besonders mineralstoffreiche Thermalwasser sowie innovative Neuerungen, wie die Relaxzone mit der Kräuter-Salz-Grotte und dem Licht-Klang-Tempel – beides im Thermeneintritt inkludiert – bringen der Parktherme rund 355.000 Gäste im Jahr. „Nachhaltig wirtschaftlich erfolgreich zu sein bedeutet für uns eine stetige Ausrichtung der Parktherme Bad Radkersburg im Sinne der Markt- und Gästenachfrage“, so Feldbaumer. www.parktherme.at

Sie sind nun seit zwei Jahren als Geschäftsführer der Theaterholding tätig, wie lautet ihr Resümee für diese Zeit? Ich habe in diesen zwei Jahren bereits viele Projekte gestartet und dennoch auch für die Zukunft noch sehr vieles vor.

Welche Impulse setzen die beiden neuen Intendantinnen beim Angebot von Oper und Schauspielhaus? Beide Intendantinnen – Nora Schmid in der Oper Graz und Iris Laufenberg im Schauspielhaus – starten mit einem ambitionierten Programm, um die Besucherinnen und Besucher von ihren künstlerischen Vorstellungen einer heutigen Oper und eines heutigen Schauspielhauses zu überzeugen. Im Frühjahr wird das Klanglicht der Oper wieder erstrahlen, wie wird diese spektakuläre Aktion aufgenommen? Knapp 3.000 Besucher haben im Vorjahr an unserer Veranstaltung „Klanglicht“ auf dem Kaiser-Josef-Platz teilgenommen und waren begeistert. Ich hoffe daher auch heuer auf viele Zuschauerinnen und Zuschauer, zumal die Veranstaltung „gewachsen“ ist. Am 30. April werden die Oper, das Schauspielhaus und das Next Liberty zum „Klanglicht“ laden und mit Licht- und Klangspielen der Stadt für die Dauer einer Nacht ein neues Gesicht geben. Zum Jahresauftakt gab es im Jänner erstmals im Orpheum die „Grazer Bluestage“, ist das der Beginn einer neuen Festivalschiene? Ja! Nach DoPOP und nach der Ankündigung einer Jazz-Serie mit der Kunstuniversität Graz könnten die Bluestage zu einem fixen Festival im Jahreskalender der Veranstaltungen in Graz werden. FAZIT MÄRZ 2016 /// 21


Graz hat’s

Rekordträchtige Tourismusbilanz für Graz Graz ist wieder Nächtigungsmillionär. Mit genau 1.080.409 Nächtigungen konnte die MillionenGrenze zum zweiten Mal nachhaltig überschritten werden. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt der Zuwachs 5,0 Prozent oder 51.387 Nächtigungen. Bei den Ankünften, auch bedingt durch Kongress- und Seminarveranstaltungen, fiel die Steigerung mit 6,4 Prozent sogar noch deutlicher aus. Damit konnte das sechste Mal in Folge eine Steigerung bei den Nächtigungen erzielt werden. „Es war eine richtige Entscheidung, den Tourismus in Graz als Stärkefeld zu etablieren. Er ist nicht nur ein Wirtschaftsfaktor für sich, sondern drüber hinaus eine wichtige Basis für andere Branchen“, freut sich Tourismusstadtrat Gerhard Rüsch.

Volles Haus beim Marienstüberlball:

Wie sehnsüchtig der Ball erwartet wird, beweisen die vielen Gäste, die im Foyer des Marienstüberls auf den Einlass warten. Und wenn sich dann die Türen des 17. Marienstüberlballs öffnen, sichern sich die Besucher die besten Plätze – vorzugsweise in der Nähe der großartigen Band Original Union Bar. „Eine ganz wichtige soziale Erfindung“, ist für Caritas-Direktor Franz Küberl dieser Abend „des Miteinanderfeierns, das uns zu Menschen macht“. Zum ersten Mal dabei und sichtlich begeistert war Soziallandesrätin Doris Kampus. Die über 150 Besucher haben auch bei diesem 17. Ball am Tanzboden, beim Festessen und einer Zauberperformance einen Abend lang ihre Sorgen vergessen können.

Destillerie Bauer erhält IFS-Zertifizierung Der IFS Food (Global Food Safety Initiative) dient der einheitlichen Überprüfung des Qualitätsniveaus. Durch diese Standards wird eine bessere Sicherheit und Produktqualität garantiert, um das Vertrauen der Konsumenten zu stärken und die Kosteneffizienz in der Lebensmittelkette zu erhöhen. Ende 2015 konnte nach einer intensiven Vorbereitungszeit das Projekt Zertifizierung nach IFS Food, im Hause der Destillerie Franz Bauer GmbH, mit der Übermittlung des Zertifikates und des Auditberichtes durch die Quality Austria, erfolgreich abgeschlossen werden. Mit der Bewertung „Auf Höherem Niveau“ konnte ein beachtlicher Erfolg erzielt werden!

Swissport und Flughafen Graz starten Joint Venture

Graz mit Helsinki im Finale für Berufs-EM 2020

Der weltweit größte Anbieter für Luftfrachtdienstleistungen, Swissport International, und die Flughafen Graz Betriebs GmbH geben den Start ihres Joint Ventures bekannt: Swissport Cargo Services Graz bietet eine umfangreiche Palette an Cargo-Dienstleistungen an und wird für seine Kunden – Fluglinien und Güterspeditionen – geschätzte 10.000 Tonnen Luftfracht jährlich abfertigen. „Wir haben mit Swissport nicht nur den idealen Partner gefunden, sondern sind auch überzeugt, dass es für uns und die steirische Wirtschaft die nachhaltigste und eine zukunftsorientierte Lösung ist“, erklären Wolfgang Malik, Vorstandsvorsitzender Holding Graz, und Gerhard Widmann, GF Flughafen Graz.

Anfang Februar besuchte eine internationale Delegation von „WorldSkills Europe“ die Steiermark. Damit geht die Bewerbung um die Berufs-EM „EuroSkills 2020“ in die heiße Phase. Neben Graz hat es auch die finnische Hauptstadt Helsinki in diese finale Bewerbungsphase geschafft. „Graz und die Steiermark wären auf jeden Fall großartige Gastgeber für ein solches Superevent“, sind WKO Präsident Christoph Leitl und WKO Steiermark Präsident Josef Herk überzeugt. Unterstützung gibt es auch seitens des Landes Steiermark und der Stadt Graz, wie Landesrat Christian Buchmann und Bürgermeister Siegfried Nagl im Rahmen der beiden Delegationsempfänge versicherten.

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Fotos: Stadt Graz/Fischer, Pierre Payer, Destillerie Bauer, geopho.at, msalon.at / Martin Steiger, Lea Leitner,

Etwa 80 Meister ihres Faches folgten der Einladung von IC-Präsident Peter F. Pfister zum Neujahrsempfang der Intercoiffure Austria. Für die Friseurelite des Landes – u.a. Bundy&Bundy, Katharina und Peter Strassl sowie Gerhard und Andreas Mayer. Das Highlight war zweifelsohne der „Fondation Guillaume“-Award, der heuer bereits zum 10. Mal durchgeführt wurde, erstmals mit Live-Modellen, die vor Ort gestylt wurden. Als Erstplatzierte sicherte sich Claudia Grossegger von Intercoiffeur Mayer aus Graz ein Ticket nach Shanghai zum Intercoiffure World Congress. Damit ist das steirische Unternehmen Intercoiffeur Mayer als einziger Vertreter des Landes vor Ort.

Foto: Oliver Wolf

Intercoiffeur Mayer als internationale Talentschmiede

Heuer werden die Fassaden von Oper, Schauspielhaus und Next Liberty im künstlerischen Klanglicht erstrahlen.

Klanglicht 2016

A

Tuntenball 2016 und Goldene Panthera Am 20. Februar steigt das Ball-Event des Jahres im Grazer Congress: der Grazer Tuntenball taucht unter dem Motto „Beyond the Sea“ in eine neue Welt ein. Beim Pressebrunch im Vorfeld des schrillen Ballerereignisses wurde eine Auswahl der vielen Highlights des Ballabends präsentiert: So wurde etwa das Geheimnis gelüftet, wer in diesem Jahr mit der Goldenen Panthera ausgezeichnet wird. Mit der Goldenen Panthera werden 2016 zum zweiten Mal in der Geschichte des Tuntenballs Menschen geehrt, die sich couragiert für die Rechte von Homo-, Bi- und Transsexuellen engagieren. Der diesjährige Preis geht an Familie Mayr aus Braunau, die sich für die Öffnung der Ehe einsetzt.

m Abend des 30. April 2016, pünktlich mit dem Einsetzen der Dunkelheit, werden die Häuser der Bühnen Graz im Rahmen des Projektes „Klanglicht“ zum Klingen und Strahlen gebracht. Mit Hilfe zahlreicher Großprojektoren, Beamer, LEDs und Verstärker werden Licht und Klangspiele den Fassaden von Oper, Schauspielhaus und Next Liberty für eine Nacht lang ein neues Gesicht geben und die Häuser über ihre Funktion als „Gebäude“ hinaus spürbar machen. Heimische, aber auch internationale Künstler und

Künstlerinnen werden dabei im Rahmen von „Klanglicht 2016“ ihre kreativen klanglichen und visuellen Ideen umsetzen. Auch im Jahr 2016 wird „Klanglicht“ wiederum ein spektakulärer Teil der Eröffnung des Designmonats in der Stadt Graz sein, der Eintritt zu allen Schauplätzen der Veranstaltung ist frei. Nähere Informationen zu Künstlern und Künstlerinnen sowie den einzelnen Programmpunkten werden demnächst bekanntgegeben und sind dann auf www.klanglicht. at abrufbar.

FAZIT MÄRZ 2016 /// 23


Innovation

Raus aus dem Dschungel Personalverrechnung ist etwas für Profis. Wer sich im Dickicht von Arbeits- und Sozialversicherungsrecht, Dienstgeberbeiträgen, Zulagen, Pauschalen, Steuern und dergleichen nicht völlig verirren will, braucht eine helfende Hand. Aber auch die Profis in diesem Gebiet brauchen Unterstützung – Erfolgs!Duo gibt sie ihnen.

für das Unternehmen, in dem ich damals Service und individuelle Beratung sind angestellt war“, erzählt Birgit Oswald. unsere Stärken.“ Ihr umfassendes Wissen Das ging aber nur bis zu einem gewissen in Personalfragen kam ihr auch zugute, Grad. „Irgendwann wurde der Wunsch als sie plante, die erste Mitarbeiterin einseitens des Unternehmens immer größer, zustellen. „Da habe ich genau gerechnet, dass ich wieder an meinen Arbeitsplatz ob sich das wohl ausgeht. Aufgrund der nach Graz komme.“ Verständlich, war vielen Termine und Fristen, die ich einsie dort doch 12 Jahre lang als Leiterin zuhalten hatte, schaffte ich es aber ohneder Personalverrechnung einer großen hin nicht alleine.“ Inzwischen hat Oswald Steuerberatungskanzlei tätig. Die Süd- eine zweite Mitarbeiterin aufgenommen steirerin wollte ihre beiden Söhne nicht hat, die sie gerade ausbildet. Alle drei alleine lassen. Also machte sie sich als Damen sind übrigens Mütter und demim südwest- entsprechend wird bei Sibit Rücksicht gekommen“, erzählt er.Personalverrechnerin Eine nem Unternehmen Gipfellust steirischen Wernersdorf selbstständig. auf das Familienleben genommen. Birgit Begegnung mit Folgen. Roland geführt. Und das mit so großem Erfolg, dass sie Oswald und ihr Team – drei Damen Gruber wurde sesshaft und Die Steirische Wirtschafts-als Wegweiser aus dem Personalverbald Hilfe brauchte – und mit Erfolgs!Duo hat seit Kurzem seinenauch eigeförderung SFG unterstütztrechnungsdschungel. bekam. Das Förderungsprogramm nen Lindeberg-Store. Inder seiner Gipfellust mit Start! Klar, der Steirischen Wirtschaftsförderung fördertFörderung Jungunternehmen bei der Heimat Schladming. In SFG einem für innovative Jungdes Arbeitsplatzes für den der ältesten Gebäude derAusstattung Stadt ungernehmer. Innovative steirische ersten Mitarbeiter. Birgit Oswald nahm mitten am Hauptplatz. AktuelUnternehmen: diese Hilfe an und engagierte ihre erste le Mode in historischem AmEine Serie der Steirischen Mitarbeiterin. „Als Personalverrechnerin biente. Zwei Gegensätze, die J. Lindeberg General Store Wirtschaftsförderung SFG ist man verpflichtet, sich permanent zusammenpassen. Wieweiterzubilden“, GruGründungsjahr: erklärt sie 2014 die Herausbers australischer Winter im Mitarbeiteranzahl: 4 forderungen ihrer Tätigkeit. „Laufende Sommer. & Sport ÄnderungenGipfellust in den Fashion gesetzlichen Vorschriften einen J. Lindeberg ist eine 1997 vom zwingen Hauptplatz 28 dazu. Damit sind Joviele vor allem kleine und mittlere ehemaligen „Diesel“-CEO 8970 Schladming Unternehmen fachlich und ressourcenhan Lindeberg in Schweden www.jlindeberg-schladming.at mäßig gegründete internationale Mo-überfordert. Deshalb lagern sie die Personalverrechnung aus.“

Von Down Under nach Schladming

D

Foto: Schiffer

ie Schisaison dauert üblicherweise von Dezember bis April. Für Roland Gruber ging sie nach Ende unseres Winters weiter. Der gelernte Sporteinzelhändler verbrachte seine Sommer im Schnee: In Mount Buller, einem der beliebtesten Schigebiete Australiens. Dort herrscht dann Winter, wenn es bei uns richtig heiß ist. Schiverleih und Sportbekleidung waren schon immer die Welt des gelernten Sporteinzelhändlers. Im Winter in Schladming oder Obertauern, im Sommer in Australien – 18 Jahre lang. dekette auf Franchise-Basis. Die Weichen für seine berufSchwerpunkte der Kollektion Mehr als nur brutto und netto liche Zukunft wurden dann sind hochwertige HerrenIhr Unternehmen nannte sie Sibit: Service, aber im heimischen Winter und Damenmode sowieindividuelle Golf-, Beratung, individuelles gestellt. „In Obertauern bin ich Sport- und Schibekleidung. Training. Aus den Anfangsbuchstaben Mit Hilfe der SFG konnte Birgit Oswald dieser zum ersten Mal mit der Mode Der Store in Schladming wird Wörter setzt sich der Firmenbereits zwei Mitarbeiterinnen einstellen. name zusammen. Und der ist Programm: von J. Lindeberg in Kontakt von Roland Gruber und sei-

„Man muss dem Kunden mehr bieten, als nur vom Brutto zum Netto zu rechnen. Start!Klar – Förderungen junge Unternehmen mit Wachstumsambition Ich mache nicht nur die Personalverchuld“ anfür ihrer Karriere als Unternehmerin sind eigentlich ihre Söhne rechnung, sondern berate meine Kunden Die eigene Chefin/der eigene Chef sein, das ist für immer mehr Steirerinnen und Steirer Beruf und Tobias und Simon. „In der Karenz auch in der Personalplanung und schule Berufung zugleich. Mehr als 3.500 Menschen machen sich in der Steiermark jedes Jahr auf den Weg arbeitete ich teilweise von zu Hause aus die Mitarbeiter der Personalabteilungen.

S

in die Selbstständigkeit. Die Frühphase unterstützt die SFG mit der Förderungsaktion Start!Klar: Zuschüsse gibt esInformationen in den ersten fünf Jahren des Unternehmerlebens, gefördert werden dabei sowohl zu Förderungsmöglichkeiten Beratungsleistungen als auch Investitionen, die ein innovatives und dynamisches WachstumUnterdes UnDie Steirische Wirtschaftsförderung SFG unterstützt innovationsfreudige ternehmens versprechen. nehmen in der Steiermark bei Forschung und Entwicklung und ihrem Wachstum, damit diese neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen erfolgreich am Markt

www.sfg.at/foerderung/ etablieren können.

22 /// FAZIT JÄNNER 2014

Steirische Wirtschaftsförderung

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Genussvoll Carven und Boarden im trendigsten Skigebiet der Region – der Kreischberg begeistert mit seinen herrlich breiten, 40 km perfekt gepflegten Pisten! Der Hit ist die neue 10er Gondelbahn: Sie bringt die Kreischberg-Gäste bequem und rasch von 1.600 auf 2.050 Meter Seehöhe. Von der Bergstation erreicht man direkt die Pisten am Rosenkranz, bei der Sixpack-Sesselbahn und bei den Sonnenliften. Dazu kommen die besonderen Kreischberg-„Extras“: Speedstrecke, permanente Rennstrecke, Tubing Arena, Trampolin, Yabaa Dabba Doo-Land und Dinowald. Kinder aufgepasst: Nicht von schlechten Eltern ist das Angebot für Kinder: Neben eigenen Familienabfahrten toben die „Kleinen“ am „Kreischi Trampolin“. Damit die ersten Schwünge leichter gehen, starten Anfänger in der „Kinderwelt“ mit dem Zauberteppich, bevor es dann zum Kreischi-Lift geht.

Family Days am Kreischberg

Im Zeitraum von 16. März bis 3. April 2016 erwartet alle Familien ein absolutes Preiszuckerl: Mindestens ein Elternteil zahlt für den Skipass, und die Kinder (bis 15 Jahre) fahren frei! (Gilt ab dem 2-Tages Skipass mit der Murtal GästeCard).

Wintererlebnis auch abseits der Pisten

Die herrliche Winterlandschaft der Region Murau-Kreischberg lädt zum Verweilen ein. Die Region ist mit seinem gespurten Loipennetz ein Paradies für Langläufer. Geführte Schneeschuh-Wanderungen, Tourenskigehen, Eislaufen und Rodeln runden den Winterspaß an der Mur ab. Erleben Sie das Gefühl der Freiheit. Abends kann man sich in den Gasthäusern und Restaurants der Region kulinarisch verwöhnen lassen und sich von einem abenteuerreichen Tag erholen – so macht Winter Spaß!

Loipengütesiegel für die Region Murau-Kreischberg

Der Region Murau-Kreischberg wurde das Loipengütesiegel für die Loipen in der Laßnitz übergeben. Somit wurden 14,2 km Langlaufloipen, die durch eine idyllische Landschaft führen, ausgezeichnet.

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Tourismusverband Murau-Kreischberg, Liechtensteinstraße 3-5, 8850 Murau E-Mail: tourismus@murau.at, www.murau-kreischberg.at


Fazitgespr채ch

Weltenwanderer

Von Sonja Longfana und Peter K. Wagner Fotos: Marija Kanizaj


Der Reiseunternehmer Christian Hlade 체ber alternatives Reisen und alternative Unternehmensf체hrung.

Fazit M채rz 2016 /// 27



Fazitgespräch

Christian Hlade hat seinen eigenen Firmensitz mitentworfen. Vor der Gründung seines Unternehmens »Weltweitwandern« im Jahr 2000 hatte der gelernte Architekt seine Planungskünste noch nicht verlernt. Auch wenn er damals bereits jahrelang nicht mehr im Architekturbüro arbeitete und Unterstützung von einem Freund brauchte. 1993 kündigte er seinen Brotberuf, um beim Bau einer Schule in Ladakh zu helfen. Nach ersten Versuchen als Reiseleiter gründete er schlussendlich ein Reiseunternehmen, das sich auf sozial und ökonomisch verträgliche Wanderungen spezialisiert.

Im hellen Holzhaus in Graz-Eggenberg erzählt Hlade, dass ihn großräumige Architektenbüros nerven. »Dort kann man sich einfach nicht konzentrieren«, sagt er. In seiner Firma soll es familiärer zugehen. Um den langgezogenen Esstisch sitzen regelmäßig alle elf Mitarbeiter und essen gemeinsam – und dabei soll es nicht um die Arbeit gehen. Hlade legt großen Wert auf moderne Unternehmensführung. Dafür braucht es vor allem eines, meint er: »Ich muss noch viel lernen.«

FAZIT MÄRZ 2016 /// 29


Fazitgespräch

Ein Unternehmer arbeitet am Unternehmen und nicht im Unternehmen. Christian Hlade

Herr Hlade, im Wolf-Haas-Roman »Brennerova« gibt es eine Figur, die öfter mit Weltweitwandern auf Reisen geht. Einmal verliebt sich Hertha, eine pensionierte Lehrerin, in den marokkanischen Reiseleiter. Erkennen Sie Ihre Kundschaft in dieser Figur wieder? Absolut. Wolf Haas muss eine Freundin haben, die schon ein paar Mal mit uns auf Reisen war und ihm davon erzählt hat.

Was macht den Kunden von Weltweitwandern aus? Wir waren von Beginn an ein Reiseveranstalter, der wandern nicht als Sport interpretiert, sondern als Mittel, um anderen Kulturen zu begegnen. Das spricht mehr Frauen als Männer an – circa 60 Prozent unserer Kunden sind weiblich. Im Sommer sind viele Lehrer dabei, ansonsten Krankenpfleger, Ärzte und andere Berufe, die sich mit Menschen beschäftigen. Was außerdem viele unserer Kunden gemeinsam haben: Sie leben bewusst. Unsere Kunden kaufen GEA-Schuhe und Weleda-Kosmetik. Man könnte sie mit einem Begriff fassen: »Lohas – lifestyle of health and sustainability« (Anm.: Lebensstil, der auf Gesundheit und Nachhaltigkeit achtet). Weltweitwandern gibt es mittlerweile seit dem Jahr 2000. Haben Sie in dieser ganzen Zeit auf diese Zielgruppe hingearbeitet oder ist das zufällig entstanden? Für uns war Reisen neben Genuss und Erholung immer auch eine Form des Lernens. Und da zieht man einfach neugierige Menschen an. Ich war bis vor ein paar Tagen in Marokko mit einer Reisegruppe und habe wieder einmal festgestellt: Unsere Kunden haben viel Lebensweisheit.

Reisen Ihre Kunden mehrmals mit Weltweitwandern? Man muss sagen: Eine Reise mit Weltweitwandern ist oft eine Lebensreise. Man reist nicht jedes Jahr für drei Wochen nach Nepal. Allerdings bieten wir mittlerweile auch kürzere Reisen zu klassischen Urlaubszielen an – zum Beispiel zur Mandelblüte nach

30 /// FAZIT MÄRZ 2016

Mallorca. Und daher werden unsere Stammkunden mehr. Eine Kundin von uns aus der Schweiz macht gerade ihre sechzehnte Reise mit uns.

Als Sie Ihr Unternehmen 2000 gründeten, gab es organisierte Kleingruppenwanderungen in Österreich noch nicht. Haben Sie mittlerweile mehr Konkurrenz? In Deutschland gab es damals schon einen Verband namens »forum anders reisen«. Aber das stimmt: In Österreich war es eine kleine Revolution, Reisen in Kleingruppen anzubieten, die viel Wert auf lokale Ressourcen und Kontakte mit den lokalen Bewohnern legen. Natürlich gibt es mittlerweile mehrere Anbieter. Wie kann man bei diesem Konzept verhindern, dass mit dem Wachstum die Qualität schwindet? In Marokko haben wir jährlich 400 bis 500 Gäste, also 50 bis 60 Reisegruppen. Dort funktioniert Weltweitwandern am besten, obwohl unsere sieben Guides dort fast am meisten Arbeit haben. Bei weniger Gruppen hätten sie weniger Übung und wir könnten weniger in sie investieren – Qualität braucht Wiederholung. Für mich spielt Wertschätzung eine wichtige Rolle. Unsere Guides in Marokko bekommen gerade Deutschunterricht und wir laden alle Guides regelmäßig nach Österreich ein. Gleichzeitig verlangen wir aber auch, dass bestimmte Kriterien erfüllt werden. Es gibt »Starguides«, die glauben, sie müssen sich nicht an unsere Spielregeln halten. Wie reagieren Sie dann? Hier ist ein funktionierendes Team sehr wichtig. Wir suchen dann das Gespräch und wenn sich nichts ändert, müssen wir auch mal Leute entlassen. Meistens gehen sie aber von selber. Was jedoch das Allerwichtigste ist: Man muss die Atmosphäre vorleben, die man sich im Team wünscht. Das führt dazu, dass sich die meisten ohnehin so verhalten, wie es für unser Unternehmen richtig ist.



Fazitgespräch Wie kommen Sie zu Ihren Reiseleitern? Wir haben 70 eigenständige Partnerfirmen, mit denen wir großteils schon seit Jahren zusammenarbeiten. Bei neuen Partnern tasten wir uns vorsichtig voran. Und natürlich schließen wir Verträge ab. Es dauert aber oft Jahre und einen oft längeren Kennenlernprozess, bevor wir uns für einen neuen Partner entscheiden. Wir suchen Partner, die hinter unseren Werten stehen. Wir brauchen eine Mischung aus Leuten mit Herz und welchen, die dazu auch gut kalkulieren können.

Und nach welchen Kriterien suchen Sie neue Reiseziele aus? Es muss Begeisterung für ein Ziel bei jemandem im Team geben, dann spielt es auch eine Rolle, ob es einen Markt für ein Land gibt. Aber das Wichtigste ist dann einen geeigneten Partner vor Ort zu finden. Aktuell testen wir Kirgistan, Usbekistan und Tadschikistan. Ich oder einer unserer sechs Produktmanager machen Pilotreisen zu neuen Partnern und schauen, ob und wie es funktioniert. Kennen Sie alle Ziele, die Sie anbieten? Ich kenne die meisten, aber mittlerweile nicht mehr alle. Da gibt’s dann Fachleute im Team und das macht unsere Firma stark. Ich möchte weg von der klassischen Pyramidenstruktur. Ganz oben sitzt der Wunderwuzzi, der sich unheimlich wichtig fühlt und alle Entscheidungen trifft. Wenn der umfallt, ist die Firma tot.

Wann haben Sie die stärkste Buchungsphase? Von Jänner bis März. Die Hälfte des Jahresumsatzes wird in dieser Phase gebucht. Unser Beruf bedeutet viel an Serviceleistung. Ak-

tuell läutet ununterbrochen das Telefon. Da geht es um alle möglichen Themen – Höhenanpassung, Angst vor Terrorismus oder den richtigen Wanderschuh.

Glauben Sie, wird der Bedarf an individualisierten Reisen, wie sie Weltweitwandern anbietet, weiterhin steigen? Ja, ich glaube, dass Menschen zunehmend enttäuscht vom Massentourismus sind. Und unsere Reisen sind nicht so teuer, wie es oft behauptet wird. Eine Marokkoreise kostet beispielsweise 1.300 Euro. Darin inkludiert sind der Flug, Kamele fürs Gepäck und ein Koch. Da wir viel Wert auf Nachhaltigkeit legen, haben wir aber natürlich keine ungesunden Schnäppchen. Was im zweistelligen Prozentbereich zunimmt: Volunteer-Reisen. Europäer suchen immer häufiger nach dem Sinn in einer Reise und verreisen, um woanders etwas Sinnvolles tun zu können. Werden Sie in Zukunft Angebote in Richtung dieses Trends anbieten? Teilweise tun wir das schon. Es gibt den Verein »Weltweitwandern Wirkt!«. Mit diesem haben wir bereits eine halbe Million Euro für Wiederaufbauhilfe in Nepal gesammelt – vergangenen April gab es dort ja ein fürchterliches Erdbeben. Unsere Spender können sich die Arbeiten vor Ort anschauen. Aber ich weigere mich auch gegen reine Problem-Urlaube. Sich 30 Entwicklungshilfe-Projekte anzuschauen, um zu sehen, wie arm die Leute in einem Land sind, halte ich für keine gute Urlaubsgestaltung. Es geht für uns darum, die Menschen ein wenig aus ihrer Komfortzone herauszuholen, sich dann aber wieder genussvollen Dingen zu widmen.


Fazitgespräch Und auf was wir auch achten: Unsere USP ist Wandern. Vor drei Jahren haben wir in Marokko Mountainbike-Reisen angeboten. Das hat unser Angebot verwässert und wir haben das Mountainbiken wieder gestrichen. Wir wollen nicht beliebig werden.

Sie bieten individuelle Reisen an. Oft an Orte, die noch nicht massentouristisch erschlossen sind. Zerstören Sie mit Ihrem Tourismus nicht die Orte, an die Sie reisen? Ich finde, das Gegenteil ist der Fall. Es ist ja nicht mehr so, dass man unter eine Käseglocke reist und sich ansieht, wie süß es dort ist. Auch in Nepal haben Leute Smartphones und es werden Straßen gebaut. Man ist also nicht so fremd. Und Tourismus baut dort weiterhin etwas auf. Man bringt Jobs in entvölkerte Gegenden. Angefangen hat mein Engagement mit einer Schule, die wir 1993 in Ladakh aufgebaut haben. Dafür sind wir teilweise kritisiert worden. Manche Leute meinten zu uns: »Wenn die Kinder dort Bildung bekommen, werden sie alle wegziehen.« Natürlich sind manche weggezogen. Aber immerhin können sie lesen und schreiben. Eine ehemalige Schülerin ist sogar Parlamentsabgeordnete geworden. Die meisten unserer ehemaligen Schüler sind aber noch im Dorf, einige arbeiten heute als Lehrer an der Schule. Gibt es Länder, die Sie nicht unterstützen möchten? Lange Zeit haben wir gesagt: »So wie sich die USA in der Welt aufführt, kann man eigentlich nicht hinfliegen.« Mittlerweile bieten wir Reisen dorthin an. Das Gleiche galt für China. Wir haben uns dann aber gedacht, dass beispielsweise die Bauern in Guilin, eine Stadt im Südosten, relativ wenig für ihre Regierung können. Und

Kleidung aus China zu kaufen und dann aus moralischen Gründen nicht hinzufliegen, ist scheinheilig.

Was war die schönste Begegnung, die Sie während einer Ihrer vielen Reisen hatten? Eine der schönsten Momente war sicher das Eröffnungsfest, nachdem die Schule in Ladakh fertig war. Ich kündigte meinen Job, um bei den Arbeiten zu helfen. Die Einheimischen brachten ein Jahr lang auf einem fünf Tage langen Marsch vereinzelt die Materialien zur Baustelle. Danach kam ich dazu und wir begannen zu bauen. Die letzten zwei Nächte haben wir durchgearbeitet. Dann haben wir eine Ziege geschlachtet und bis in die Früh gefeiert. Dieses Freudenfest nach drei Monaten harter Arbeit war total prägend. Im selben Jahr habe ich zwei ausgebuchte Marokko-Reisen und drei Ladakh-Reisen angeboten. Am Ende des Jahres blieb sogar etwas Geld über. Da wusste ich dann: Ich gehe nicht mehr zurück ins Architektur-Büro. Welche Phasen durchlebte Ihr Unternehmen seither? Es gab die Gründungsphase, in der alles sehr familiär war. Es kam regelmäßig ein Yogalehrer vorbei und wir kochten oft zusammen. Jeder hat sich reingehängt, weil wir gemeinsam etwas aufbauten. Wir arbeiteten völlig ohne betriebswirtschaftlichen Background. Als das Unternehmen dann aufgebaut war, kamen wir plötzlich in eine totale Krise. Es wehte plötzlich der raue Wind der Wirtschaft durch Weltweitwandern. Wir legten also bald zwangsläufig mehr Wert auf betriebswirtschaftliche Parameter. Jetzt geht’s uns wieder supergut und wir sind in der dritten Phase, in der ich wie

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Die Welt ist komplexer, als der Populismus uns weismachen will. Christian Hlade

gesagt die hierarchische Pyramide aufbrechen möchte. Ich bin gerade dabei, zu lernen, wie ich die Selbstbestimmung im Team ausbauen kann.

Was sind Ihre Erkenntnisse? Ein Unternehmer arbeitet am Unternehmen und nicht im Unternehmen. Er muss Räume erzeugen, um seinen Mitarbeitern Freiheit geben zu können. Selbstbestimmtes Führen braucht außerdem immer Rahmenbedingungen. Ein neuer Mitarbeiter braucht anfangs eine führende Hand und finanziell wichtige Entscheidungen müssen von leitenden Personen getroffen werden. Die Kriterien dafür können aber auch die Mitarbeiter selbst aufstellen. Zurzeit setzen wir uns nur noch einmal im Monat als gesamtes Team zusammen. Die meiste Arbeit teilen wir in projektbezogene Teams auf, die teilweise mit mir und teilweise ohne mich arbeiten. Wichtig ist auch Transparenz. Unsere Mitarbeiter bekommen zum Beispiel regelmäßig die Ergebniszahlen der Tätigkeit unseres Unternehmens. Dieser alternative Führungsansatz erinnert an Konzepte wie jene von Ricardo Semler in Brasilien. Der Geschäftsführer der Firma »Semco« lebt eine Unternehmenskultur, in der die Mitarbeiter selbst über ihre Arbeitszeiten, ihr Gehalt oder ihre Urlaube bestimmen. Kennen Sie diese Idee? Ja, ich habe gerade zwei Bücher darüber gekauft. Es geht dabei stark darum, dass sich Mitarbeiter gegenseitig unterstützen und die Firma sich bei Bedarf zuschaltet. Bei zu viel Angebot von oben macht man die Mitarbeiter nämlich unselbstständig. Das geht auch in die Richtung, in die Götz Werner, der ehemalige Geschäftsführer von »dm«, denkt. Er meinte, dass starke Überbezahlung von Mitarbeitern eine Erpressung ist, einen Job zu behalten, der einem gar nicht gefällt. Das ist das Gegenteil von Effizienz. Sie hinterfragen ohnehin viel in Sachen Unternehmensführung und -stil. So haben Sie längere Zeit auch das Modell der Gemeinwohlökonomie verfolgt, es dann aber bleiben lassen, weil es Ihnen zu »kommunistisch« war. Wir haben dabei sehr viele wertvolle Dinge lernen können. Aber der Ansatz, dass die Firma irgendwann den Mitarbeitern gehören muss, hat mir nicht gefallen. Die Gemeinwohlbilanz verursachte 34 /// FAZIT MÄRZ 2016

Christian Hlade wurde 1964 geboren. Er studierte Architektur, unternahm jedoch bald Versuche, als Reisefotograf und Vortragender zu leben. 2000 machte

Hlade das Reisen endgültig zu seinem Beruf und grün-

dete Weltweitwandern. Mittlerweile beschäftigt sein Unternehmen elf Mitarbeiter am Firmensitz in Graz, arbeitet weltweit mit 500 Guides, Köchen und Helfern

zusammen und erzielt einen Jahresumsatz von knapp sieben Millionen Euro. 2015 initiierte Hlade den Verein

»Weltweitwander Wirkt!«, der weltweit soziale Projekte unterstützt. Hlade ist verheiratet und hat drei Kinder.


Fazitgespräch

zudem einen extrem hohen zeitlichen Aufwand, das konnten wir uns als kleines Unternehmen einfach nicht jedes Jahr leisten. Wir konzentrieren uns aktuell sehr auf unsere vielen sozialen Projekte. Dort sehen wir wirklich viel Sinn.

Wer sich für die Gemeinwohlökonomie, in der Unternehmen, die mehr für das Gemeinwohl tun, stärker in Form von Steuererleichterungen oder Ähnlichem unterstützt werden, interessiert, der hinterfragt auch unser Wirtschaftssystem. Wie stehen Sie denn zum westlichen Wirtschaftssystem? Finden Sie es fair? Ich bin ein glühender Vertreter des amerikanischen Unternehmerspirits. Leistung muss belohnt werden. Ich finde falsche Bescheidenheit auch doof. Unternehmer müssen in Österreich immer so tun, als hätten sie nichts. In Amerika sagt man es offen, wenn man erfolgreich ist und Geld mit seiner Idee verdient, und erntet Applaus dafür. Die zweite Seite der Medaille ist allerdings, dass der Westen durch unser Wirtschaftssystem unfair zur Umwelt, zu benachteiligten Gruppen und zu armen Ländern ist. Das geht für mich auch gar nicht! Es gibt mehrere Wahrheiten. Die Welt ist komplexer, als Populismus uns das weismachen will.

Ihr Lebensmotto ist: »Ich will nie in einem Job arbeiten und nie in Pension gehen.« Sie haben also nicht das Gefühl, dass Sie arbeiten? Nein. Mir macht die Möglichkeit, als Unternehmer viele Dinge gestalten zu können, echt unglaubliche Freude. Und doch hatte ich auch schon einmal ein Burnout. Wenn man aus lauter Besessenheit am Gestalten keine Pausen einlegt, macht irgendwann nichts mehr Freude. Work-Life-Balance ist aber ein Blödsinn. Wenn ich jeden Tag nur vier Stunden arbeite, werde ich narrisch. Ich möchte Projekte ja fertig bekommen. Und dann auch mal wieder eine Zeitlang nix oder weniger tun. Aber mit 65 Jahren möchte ich sicher nicht aufhören zu arbeiten, weil das finde ich einfach fad! Die obligatorische Weltreise haben Sie immerhin schon erledigt. Ich reise natürlich berufsbedingt schon sehr viel, aber die Liste an Ländern, die ich gerne bereisen würde, wird grad im Moment wieder länger. Herr Hlade, vielen Dank für das Gespräch!

FAZIT MÄRZ 2016 /// 35


Steuerboard

Unentgeltliche Liegenschaftsübertragungen – Rechenaufgabe Grunderwerbsteuer Nicht nur die Grunderwerbsteuersätze sind mit 1.1.2016 bei Liegenschaftsschenkungen attraktiver geworden. Betroffene haben die Wahl, aus drei Möglichkeiten die für sie günstigste Variante der Grundstückswertermittlung zu wählen: 1. Beim (untadeligen) Pauschalwertmodell ist der Bodenwert aus dem dreifachen Bodenwert der letzten Einheitswertfeststellung multipliziert mit einem regionalen Wertentwicklungsfaktor zu ermitteln. Der Gebäudewert errechnet sich anhand bundesländerabhängiger Baukostenfaktoren, gegebenenfalls verringert um eine Altersminderung. 2. Soll der Grundstückswert anhand eines geeigneten (!) Immobilienpreisspiegels ermittelt werden, sind 71,25 Prozent des ermittelten Werts anzusetzen. 2016 ist – eine entsprechende Objektkategorie vorausgesetzt – auf den letztveröffentlichten Preisspiegel der Wirtschaftskammer Österreich, ab dem Jahr 2017 verpflichtend auf die Immobiliendurchschnittspreise der Statistik Österreich zuzugreifen. 3. Gutachten eines Immobiliensachverständigen.

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Dem Vernehmen nach wird sich die Immobilienpreisspiegelvariante 2016 erst auf dem Prüfstand der Finanz bewähren müssen, während bei korrekter Anwendung für das Pauschalwertmodell die Vermutung der Richtigkeit gilt. Ein Grund mehr: Das Rechnen kann sich auszahlen!

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Steiermark: 53 Millionen Wirtschaftsförderung Für 2016 rechnen die Wirtschaftsforscher für die Steiermark erstmals seit Langem wieder mit einem Wachstum von über 1,5 Prozent. Das Wirtschaftsressort will diesen erwarteten Schub mit 53 Millionen Euro Fördermittel für die Wirtschaft verstärken. Im Fokus stehen innovative, exportorientierte Unternehmen und Maßnahmen im Bereich der Mitarbeiterqualifizierung.

(von links): Roman Zinggl, Betriebsleiter von Luxhome, Landesrat Christian Buchmann, Florian Hampel von Hage und SFG-Chef Burghard Kaltenbeck bei der Präsentation des SFGFörderprogrammes für 2016.

I

ch möchte die steirischen Unternehmer dazu motivieren, einen Gang höher zu schalten«, so Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann bei der Präsentation der Förderprogramme. Ihm sei jedoch durchaus klar, dass der erwartete Konjunkturimpuls nicht für eine Trendwende am Arbeitsmarkt ausreiche. Dazu wäre nämlich ein Wachstum von mindestens zwei Prozent erforderlich. Und so werde sich trotz Rekordbeschäftigung nicht viel an der Zahl von 44.000 steirischen Arbeitslosen ändern. »Eine Wirtschaft ist immer nur so stark wie die Menschen, die sie betreiben«, betonte der Geschäftsführer der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG), Burghard Kaltenbeck. Deshalb setze die SFG 2016 einen Schwerpunkt im Bereich der Qualifizierung: So werde die Förde-

36 /// FAZIT MÄRZ 2016

Foto: RobertFrankl

Mag. Alexander Hofer

rungsaktion »Profi!Lehre« – die aus jungen Menschen dank Zusatzausbildungen »High Potentials« machen soll – erweitert und stehe nun 10.000 steirischen Lehrlingen in Hightech-Branchen offen. Im Bereich »Smart Production and Services«, jenem Wirtschaftsbereich, der landläufig als »Industrie 4.0« bekannt ist, fördert die SFG im Rahmen eines Pilotprojektes die Entwicklung innovativer Qualifizierungskonzepte. Einen zweiten Schwerpunkt legt die SFG auf die Internationalisierung. »Jeder zweite steirische Arbeitsplatz hängt unmittelbar von den Exporterfolgen unserer Unternehmen ab. Deshalb werden wir weiterhin heimische Unternehmen motivieren, den Sprung auf ausländische Märkte zu wagen, und sie dabei unterstützen«, so Buchmann. Das Wirtschaftsressort und die SFG (Steirische Wirtschaftsförderung)


nutzten die Programmpräsentation auch, um zwei innovative steirische KMU vorzustellen: Ein Beispiel für die Leistungsfähigkeit der dualen Ausbildung liefert die oststeirische Tischlerei »Luxhome«. Das Unternehmen aus Grafendorf bildet seit mehr als 15 Jahren Lehrlinge aus und rekrutiert seinen Mitarbeiterstamm zu einem Gutteil aus eigenen Lehrlingen. Wie gut die Ausbildung bei Luxhome ist, hat Manfred Zink im Vorjahr bewiesen, der bei der Berufsweltmeisterschaft in São Paulo die Goldmedaille als Tischlereitechniker gewinnen konnte. Dass das Thema »Industrie 4.0« auch für KMU Chancen bietet, beweist das Obdacher Technologieunternehmen »Hage Sondermaschinenbau«. Hage hat einen 5-Achsen-3D-Drucker entwickelt, der einerseits Formate von bis zu einem Kubikmeter produzieren kann und andererseits auf die Besonderheit des Druckobjektes Rücksicht nimmt: Dank intelligenter Achsen wird das Objekt beim Drucken stets so gedreht, dass exponierte Teile nicht abbrechen können. Geschäftsführer Florian Hampel spricht nicht länger vom 3D-Druck, sondern zieht die Bezeichnung »Additive Production« (Additive Fertigung) vor. Mit seinen Maschinen sieht er Kostenvorteile gegenüber dem Spritzguss bei Losgrößen von bis zu 500.000 Stück, was einer totalen Innovation der meisten industriellen Kunststoffproduktionsprozesse gleichkäme.

Aus Sicht von Voestalpine-CEO Wolfgang Eder ist klar, dass das Unternehmen im Jahr 2030 in Österreich keine fünf Hochöfen mehr betreiben wird.

Voestalpine: Langfristiger Kapazitätsabbau in Österreich

V

oestalpine-Chef Wolfgang Eder vermisst eine klare Energie- und Standortpolitik in Österreich. Erst ab dem Jahr 2030 werde Wasserstoff die fossilen Brennstoffe Kohle und Koks abgelöst haben, prognostiziert der Topmanager. »Wenn wir aber jetzt gezwungen wären, völlig auf CO2-freie Produktion umzustellen, hätten wir einen Strombedarf von 33 Terawattstunden, das sind über 30 Donaukraftwerke oder fast 50 Prozent

des gesamten heutigen Energiebedarfs Österreichs. Das ist eine totale Utopie“, sagt Eder. Über die künftige Anlagenstruktur wird der Linzer Stahl- und Technologiekonzern 2018 entscheiden, schon jetzt ist laut Eder aber klar, »dass wir 2030 nicht mehr fünf Hochöfen in Österreich betreiben werden«. Von der österreichischen Politik fordert er »ein verbindliches Standortkonzept noch im ersten Halbjahr 2016«.

ORF-Sendung über Mürzzuschlag verärgert Industrie D er Beitrag »Die letzten Arbeiter« in Rahmen der ORF-Sendung »Am Schauplatz« stelle den Strukturwandel im Mürztal bewusst negativ dar. Daher geht die Industriellenvereinigung mit einer Beschwerde an den ORF-Publikumsrat gegen die Verantwortlichen vor. Die Grundaussage der Sendung, wonach der Struk-

turwandel in der Industrie ausschließlich mit Arbeitslosigkeit und Abwanderung einhergehe, stimme nicht, denn für Mürzzuschlag habe der Strukturwandel eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und des Standortes bedeutet. Auch verliere Mürzzuschlag für die Industrie keineswegs an Bedeutung. Erst 2013 hat die

Voestalpine dort ein modernes Walzwerk eröffnet und mit 11,6 Millionen Euro ihre bisher größte Investition am steirischen Werksstandort getätigt. Auch die Botschaft, dass die Tätigkeit des Industriearbeiters sein Ansehen verloren habe, sei völlig falsch. FAZIT MÄRZ 2016 /// 37


Steiermark: Mehr Singlehaushalte, weniger Familien

Industrie ist besorgt um EU

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V-Chef Jochen Pildner-Steinburg appelliert an die Politik, alles für den Bestand der EU zu tun: »Populisten und Nationalisten, von links und rechts, in Regierung und Opposition, unterminieren die Säulen der Union, weil sie zu genau wissen, dass eine funktionierende EU ein Garant gegen deren Geschäfte wäre. Und die EU funktioniert nicht, weil selbstsüchtige Regierungen Entscheidungen blockieren.« Es dürfe nicht geschehen, dass die Antwort auf die Krise eine Aushöhlung der EU sei, so Pildner-Steinburg, denn »wenn diese EU untergehe, werde niemals etwas Besseres nachkommen, wir haben nur die eine Chance und wir alle müssen uns dafür einsetzen.« Auch in der Flüchtlingsfrage ist die Haltung der Industrie eindeutig. Österreich habe die rechtliche und moralische

Jochen Pildner-Steinburg: „Wenn diese EU untergeht, wird niemals etwas Besseres nachkommen.“ Pflicht, ernsthaft Verfolgte zu schützen. Der Staat müsse aber auch Diskussionen über Grenzen der Zumutbarkeit führen. »Wenn wir es nicht tun, dann werden wir in eine explosive Mischung aus Überforderung, Frustration und auch Aggression von allen Seiten geraten«, sagte Pildner-Steinburg. Es müsse zudem alles getan werden, um einen Arbeitsmarkt für unqualifizierte, billigere Arbeit zu eröffnen. Ein Mindestlohn von 1.700 Euro wäre diesbezüglich eine Lunte am Pulverfass.

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mmer mehr Steirer leben alleine. So sind bereits 35 Prozent der 523.000 Privathaushalte Einpersonenhaushalte und 30 Prozent Zweipersonenhaushalte. Nur mehr in jedem sechsten Haushalt leben drei und in weniger als 19 Prozent vier oder mehr Menschen. Die Zahl der Privathaushalte wird auch in den nächsten Jahren weiter ansteigen. So rechnet Martin Mayer von der Statistik-Steiermark mit fast 565.000 Haushalten im Jahr

Papierindustrie gegen Klagenfurter Biomassekraftwerk

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Foto: Kanižaj

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Steuern sparen mit der Arbeiterkammer

Im Schnitt kann man sich 500 Euro von der Finanz holen, wenn man die Arbeitnehmerveranlagung durchführt. Vom 3. März bis 18. März sind die AK-ExpertInnen in allen steirischen Bezirken unterwegs, um Sie dabei zu unterstützen. Einen Termin für die kostenlose Beratung gibt es unter Tel. 05 7799-2507. Alle Infos und Termine finden Sie im Web auf akstmk.at/steuerspartage. AK-Hotline 05 7799-0

AK. Gerechtigkeit muss sein.

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2030 und mit 583.000 Haushalten im Jahr 2050. Der Anteil der Singlehaushalte wird sich auf 40 Prozent erhöhen. Die Zahl der Familien wird von derzeit 341.000 auf 323.000 sinken. Als Familien zählen in der Statistik Ehepaare mit und ohne Kinder, Lebensgemeinschaften mit und ohne Kinder sowie die Alleinerzieher.

er Streit um den Rohstoff Holz entzündet sich wieder einmal am in Klagenfurt geplanten Biomassekraftwerk. Aus Sicht der Papierindustrie ist es ökonomisch und ökologisch völlig sinnlos. Alfred Heinzel, Präsident von Austropapier, lässt daher kein gutes Haar am nun vorliegenden Konzept. Außerdem werde die Rohstoffversorgung der regionalen Papierindustrie gefährdet und zahlreiche Industriearbeitsplätze aufs Spiel gesetzt. Die Klagenfurter werden, so Austropapier, einen viel zu hohen Wärmepreis bezahlen und auch der Allgemeinheit werde das Projekt durch seinen hohen Förderbedarf noch teuer zu stehen kommen. Nach 15 Jahren und mit Ende der üppigen Ökostromförderung von mehr als 165 Millionen Euro sei der weitere Betrieb zudem nicht mehr sicherge-

stellt. Auch eine Studie des Umweltbundesamtes habe die Fragwürdigkeit des Projektes bewiesen. Das Kraftwerksprojekt wird von der Wolfsberger »RZGruppe« betrieben, bei der nach finanziellen Turbulenzen im Vorjahr der Industrielle Cornelius Grupp als Investor eingestiegen ist. Die Papierindustrie kämpft offen und verdeckt gegen das Projekt. So sollen etwa Bürgerinitiativen gegen die Kraftwerkspläne finanziell unterstützt und der Preis für ein Grundstück, das RZ erwerben wollte, in die Höhe getrieben worden sein. Das aus Sicht der Papierindustrie unnötige Projekt ist dadurch deutlich in Verzug geraten. Das RZ-Konzept bringe, so Heinzel, eine deutliche Verschlechterung hinsichtlich Ressourceneinsatz, Feinstaubmenge und Wirtschaftlichkeit.


Foto: jesse orrico

Wirtschaft

Handwerkerbonus muss bleiben! 2014 wurde der Handwerkerbonus eingeführt, sehr zur Freude der heimischen Gewerbe- und Handwerksbetriebe. Eine kurze Freude – denn 2 Jahre später war er schon wieder von der Bildfläche verschwunden. So leicht will sich die Wirtschaft damit aber nicht abfinden. s ist ein einfaches, aber gutes Modell: Private Haushalte beauftragen einheimische Handwerksbetriebe mit der Sanierung und / oder Reparatur der eigenen vier Wände und kassieren dafür 20 Prozent der Auftragssumme bis zu einem Netto-Betrag von 3.000 Euro. In Deutschland funktioniert das bereits seit Jahren sehr gut und auch hierzulande wurde der Ruf nach dem Handwerkerbonus immer lauter. „Wir haben bereits im Jahr 2009 zum ersten Mal diese Forderung aufgestellt und das seither immer wieder zum Thema gemacht“, so Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der WKO Steiermark. 2014 war es dann so weit, und – wenig überraschend – wurde der Handwerkerbonus auch hier zu einem großen Erfolg, wie Talowski bestätigt: „Der Handwerkerbonus führt dazu, dass Private die steirischen Betriebe vermehrt beauftragen. Diese wiederum profitieren durch mehr Aufträge. Die Mitarbeiter der Betriebe profitieren durch sichere Arbeitsplätze. Der Finanzminister profitiert

durch höhere Steuerleistungen, die Versicherung durch höhere Beiträge … ja wie viel Win-win muss denn eigentlich noch sein, damit eine sinnvolle Maßnahme dauerhaft bleibt?“

Hohes Potenzial Freilich, der Gesetzgeber hat von Anfang an darauf geachtet, dass das Steuerzuckerl nicht zu süß wird. 2014 war der Handwerkerbonus mit 10 Millionen Euro gedeckelt, 2015 waren es immerhin schon 20 Millionen Euro. 2016 jedoch hat man gleich einmal ohne ihn budgetiert. Für die steirischen Handwerks-Unternehmen ist das unverständlich, wie Talowski betont: „Wir hatten im Jahr 2014 in der Steiermark rund 8.500 Anträge, das heißt, es wurden Förderungen in der Höhe von 3,5 Millionen Euro beantragt. Das zeigt, dass die Nachfrage ja durchaus vorhanden war. 2015 waren die 20 Millionen bereits am 10. August aufgebraucht. Wenn man sich vor Augen hält, dass die österreichischen Privathaushalte jährlich zwischen 500 und 800 Millionen Euro für Handwerksarbeiten ausge-

ben, dann sieht man, welches Potenzial hier noch vorhanden ist.“

Kampf um Wiedereinführung Nicht zuletzt deshalb ist die steirische Sparte Gewerbe und Handwerk entschlossen, für die Wiedereinführung des Handwerkerbonus zu kämpfen: als wichtiger Beitrag für Beschäftigung und gegen Schwarzarbeit. Die Kosten sind für Talowski kein Argument: „Der Staat würde mehr Steuern einnehmen als ihm dadurch entgehen. 2014 wurde eine Summe in der Höhe von 66 Millionen Euro an eingereichten Arbeitsleistungen eingereicht. Daraus ergeben sich 29,7 Millionen Euro an Lohn- und Sozialabgaben, und 13,2 Millionen Euro an Umsatzsteuer. Damit übersteigen die Einnahmen die eingesetzten Fördermittel bei Weitem!“ Volkswirtschaftlich gesehen wurde 2014 eine Steigerung des BIP um 72,1 Millionen Euro erwirkt und die Beschäftigung stieg um 761 Arbeitsplätze an. Auch die Schattenwirtschaft wurde um 1,9 Millionen Euro

Foto: WKO

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Kämpft weiterhin für den Handwerkerbonus: WKSpartenobmann Hermann Talowski reduziert. Für Talowski ist daher vollkommen klar: „Der Handwerkerbonus muss bleiben! Und wenn er wieder da ist, dann bitte gleich auch ohne Deckelung. Für die Konsumenten ist das ja frustrierend und das erzeugt natürlich dann auch Unzufriedenheit!“

FAZIT MÄRZ 2016 /// 39


Kurz & News

Schickhofer will Pole-Position für die Steiermark

Kärntner Messen verzeichnen gute Bilanz

Eine wahre Punktlandung legten die Kärntner Messen im Jahr 2015 hin. Der Jahresumsatz beträgt 6,5 Mio. Euro und der Cash-Flow erreichte über 400.000 Euro. „Damit haben wir unsere geplanten Budgetzahlen exakt erreicht“, freuen sich Messepräsident Albert Gunzer und Messe-GF Erich Hallegger über eine erfolgreiche Bilanz. Die insgesamt zehn Eigenmessen wurden von 2.577 Ausstellern aus 20 Nationen beschickt und es wurden dabei 257.915 Messebesucher gezählt. Die 206 Gastveranstaltungen besuchten 153.790 Personen und das „Kärntner Eissportzentrum Klagenfurt“ verzeichnete im letzten Jahr 200.314 Besucher. Das ergibt für das Jahr 2015 eine Gesamtzahl von 612.019 Besuchern.

Bauernbund behauptet sich bei LK-Wahl Auf hohem Niveau hat der Bauernbund seine führende Rolle in der Interessenvertretung klar verteidigt und ein Ergebnis von 70 Prozent der Stimmen erreicht. Bauernbundobmann LR Hans Seitinger erklärte in einer ersten Reaktion: „Ich danke den steirischen Bäuerinnen und Bauern für das große Vertrauen. Das Umfeld war für den Bauernbund das schwierigste, seit es Kammerwahlen gibt. Mit der Kraft des Zusammenhaltes ist es uns gelungen, auch weiterhin die gestaltende Kraft im Land zu sein.“ Er gratulierte Präsident Franz Titschenbacher, Vizepräsidentin Maria Pein, den Kammerobmännern und dem starken Team zur eindrucksvollen Bestätigung ihrer Arbeit.

RLB Steiermark platziert 500-Millionen-Anleihe

Salis & Braunstein wird Gady Opel

Die Raiffeisen-Landesbank (RLB) Steiermark hat am internationalen Finanzmarkt eine Anleihe in Höhe von 500 Millionen Euro platziert. Trotz der schwierigen Lage am Kapitalmarkt war die Anleihe binnen wenigen Stunden ausverkauft. Dies belegt, dass die starke regionale Verankerung einer Bankengruppe auch auf dem internationalen Finanzparkett positiv gewertet wird. „Raiffeisen Steiermark wird über unsere Landesgrenzen hinaus als stabiler und zuverlässiger Partner wahrgenommen“, kommentiert RLBGeneraldirektor Martin Schaller. Die RLB Steiermark verfügt – als eine von wenigen Banken – über ein exzellentes AAA-Rating von Moody’s für diese gedeckten Schuldverschreibungen.

Seit Beginn des Jahres 2016 wird das Traditionsunternehmen Salis & Braunstein als Gady Opel geführt. „Mit der Übernahme von Salis & Braunstein vor vier Jahren ist es uns gelungen, zwei gewachsene traditionelle steirische Unternehmen zusammenzuführen. Unser Marken- und Produktportfolio ermöglicht es, unseren Kunden für jedes Budget, jeden Anspruch und jeden Bedarf das passende Fahrzeug zu bieten. Die Umbenennung ist die konsequente Fortführung unserer Strategie, die Kompetenzen zu bündeln“, erklärt Philipp Gady, GF der Gady Family. Markenleiter Alexander Dengg und sein Team sind in Graz-Nord und in Leibnitz mit bewährtem Know-how und Engagement für die Kunden im Einsatz.

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Fotos: Christoph Huber, Arthur, Kärntner Messen, Gady

Spürbare Aufbruchsstimmung herrschte beim Landesparteitag der SPÖ Steiermark am 23. Jänner am symbolträchtigen Red Bull Ring in Spielberg. Mehr als 400 Delegierte und zahlreiche Gäste bestätigten LH-Stv. Michael Schickhofer mit 95 Prozent als Landesparteivorsitzenden der steirischen Sozialdemokratie. „Wir haben in dieser kurzen Zeit schon Gewaltiges erreicht und umgesetzt“, resümierte Schickhofer die erfolgreiche Arbeit seiner Regierungsfraktion in den vergangenen sieben Monaten, „dieses Engagement erwarte ich mir auch in den kommenden fünf Jahren für zahlreiche Projekte in Beschäftigung und Ausbau der Infrastruktur.“ Sein Ziel: „Die Pole-Position für die Steiermark!“


Foto:Marija Kanizaj

Kurz im Gespräch mit

Foto: LK, Foto Fischer

Gunther Riedlsperger Obmann des Fachverbandes der Versicherungsmakler

Schulterschluss der unternehmerischen Präsidenten – gegen überbordende Regulierungswut: Initiator LK-Präs. Franz Titschenbacher (m.), WKO-Präs. Josef Herk (r.) und IV-Präs. Jochen Pildner-Steinburg (l.).

Initiative der Wirtschaft gegen Regulierungswut

Ü

berregulierung, absonderliche Kennzeichnungspflichten und kostspielige Auflagen sowie unnötige Doppelkontrollen – sie alle sind den Vertretern der Wirtschaft ein Dorn im Auge, weil sie dem Konsumenten außer höheren Preisen nur wenig bringen. Sie fordern vehement den Abbau bürokratischer Hürden und ein Stopp der Gesetzesflut. Betriebe brauchen wieder endlich grüne Ampeln, lautet die Devise von LKPräsident Franz Titschenbacher, WKOPräsident Josef Herk und IV-Präsident Jochen Pildner-Steinburg: „Stolze 110.000 nationale und europäische Vorschriften gelten derzeit in unserem Land. Die Regulierungswut und ihre bürokratischen Auswüchse lähmen Landwirtschaft, Wirtschaft und Industrie, sie hemmen Wachstum und Beschäftigung.“ Lebensmittel- und Baurecht entrümpeln „Laut schrillen die Alarmglocken selbst für die Kontrollorgane beim undurchsichtigen Lebensmittelrecht, das viele Betriebe trifft“, hebt Titschenbacher hervor und

verlangt. „Das Gesetz und die Verordnungen sind einfacher zu formulieren, damit sie auch verstanden werden können.“ Das Baugesetz lässt eine Entwicklung der tierhaltenden Betriebe kaum mehr zu. Die Bauverfahren dauern teils zehn Jahre und länger, die Gutachten sind teuer und wirtschaftliche Verluste sehr hoch. Titschenbacher: „Ich erwarte mir, dass die Stallbauverfahren einfacher, kürzer und effizienter werden.“ Für das zu verhandelnde Raumordnungsgesetz verlangt die LK mehr Schutz für die Landwirtschaft im Dorfgebiet. Ähnliches verlangt auch die WKO für die gewerblichen Betriebe. Erleichterungen beim Naturschutzgesetz Widerstand gibt es auch gegen eine pauschale Ausweisung von Natura-2000-Gebieten sowie gegen Ex-lege-Unterschutzstellungen. Titschenbacher und Herk fordern Respekt vor dem Eigentum, einen Vorrang des Vertragsnaturschutzes sowie Entschädigungen. Pildner-Steinburg verlangt generell eine Diskussion über einen neuen Ausgleich zwischen Natur-, Kulturund Nutzungsräumen.

Wozu braucht man heute in Zeiten des Internets noch persönliche Beratung in Versicherungsfragen und helfen die Makler dann auch bei Schadensregulierung? Das Internet stellt zweifellos eine interessante Informationsquelle dar. RiskManagement und maßgeschneiderte persönliche Vorsorgelösungen darf man sich davon aber nicht erwarten. Das kann nur ein kundiger Berater, am besten ein Versicherungsmakler. Denn Makler sind die bestausgebildeten und strengst geprüften Experten. Noch dazu die einzigen, die gemäß Maklergesetz auf der Seite des Kunden stehen.

Welche Rolle spielt der Vorsorgebereich im Angebot der Versicherungen angesichts der niedrigen Renditen derzeit noch? Das ist zweifellos ein schwieriges Thema geworden. Pensions- und Vorsorgeprodukte leiden unter der Nullzinspolitik der Zentralbanken und den starken Schwankungen der Börsen. Dennoch, die besondere Sicherheit der Deckungsstöcke und deren Pufferqualität – verbunden mit steuerlichen Vorteilen – stellen einen beachtlichen Mehrwert dar. Kommt eine gewisse Vollkaskomentalität der Österreicher dem Angebot der Makler entgegen? Das würde ich etwas differenzierter beurteilen. Zum einen gibt es viele Lebensbereiche, in denen diese „Vollkaskomentalität“ eben nicht ausgeprägt ist (Berufsunfähigkeit), zum anderen ist es nicht Aufgabe des Maklers, alles und jedes zu versichern. Vielmehr führt der Makler mit dem Klienten eine Risikoanalyse durch und dann wird entschieden, welche gegen Prämienzahlung an einen Versicherer „ausgelagert“ werden.

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Logistik

Moderne Lebensmittel-Logistik besteht aus den Bausteinen optimierte Lagerhaltung und effizienter rascher Transport zu den Kunden.

Lebensmittel-Logistik wird immer effizienter und grüner

Das Unternehmen Spar Steiermark und südliches Burgenland beliefert täglich rund 260 Filialen und selbständige Einzelhändler in den Regionen. Eine ausgeklügelte Logistik stellt mit Hilfe modernster Software sicher, dass alle Waren zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Menge bei den Standorten ankommen. Die Basis dafür bildet eine moderne Lkw-Flotte, die vom Regionallager Graz-Puntigam aus das ganze Gebiet mit frischen Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs versorgt. VON JOSEF SCHIFFER

L

ogistik bedeutet nicht nur eine Methode, verschiedene Güter möglichst rasch von Ort A nach Ort B zu schaffen, sondern ist auch die Kunst der umfassenden Nutzung aller Ressourcen sowie die ständige Optimierung von Prozessen und Abläufen, erklärt Prokurist Günther Weitzer, der Leiter des Bereiches Logistik/ Warenfluss bei der Spar Steiermark und südliches Burgenland. Perfektioniertes Logistikkonzept Er ist seit über dreißig Jahren auf diesem Gebiet bei Spar tätig und kann auf entsprechend umfangreiche Erfahrungen 42 /// FAZIT MÄRZ 2016

verweisen. Die technischen Umwälzungen, angefangen vom Handscanner über die automatisierte Nachbestellung von Beständen bis hin zur computergestützten Routenplanung, waren gewaltig, schildert Weitzer und das hat erst die immer höheren Warenumschlagsmengen mit einer minimierten Fehllaufquote ermöglicht. Das Spar-Regionallager in Graz Puntigam befindet sich seit 1965 an diesem Standort und hat im Lauf der Jahrzehnte mehrere Ausbaustufen erlebt, um den stets steigenden Warenfluss und die wachsenden Sortimente zu bewältigen. Wie so vieles in der Logistik lassen sich dessen gewal-

tige Dimensionen am besten in Zahlen ausdrücken. Auf einer Grundstücksfläche von rund 92.500 m2 (rund zwölf Fußballfelder) mit einer Gesamtnutzungsfläche von 39.000 m2 beträgt die Größe des eigentlichen Warenlagers über 27.000 m2. Dort sorgen rund 300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus 24 Nationen für einen reibungslosen Ablauf bei der Anund Auslieferung von Frischwaren und Trockensortimente. Die unterschiedliche Haltbarkeit der Produkte bedingt in dem riesigen Gebäude auch die Unterteilung in mehrere Sektoren mit zum Teil unterschiedlichen Temperaturzonen, etwa von


Fotos: Spar

Logistik

Prok. Günther Weitzer arbeitet mit den Lkw-Fahrern an einer ständigen Optimierung der Touren, um Kilometer und Treibstoff zu sparen. 4 bis 6 Grad Celsius für Molkereiprodukte und Fisch/Fleisch, zehn Grad für Obst und Gemüse und Raumtemperatur für nicht verderbliche Lebensmittel oder Non-Food-Artikel. Auch hier wird auf Effizienz geachtet, erst vor zwei Jahren wurde die gesamte Kühlung mit einer Verbrauchssenkung von rund 20 Prozent erneuert sowie die alte Neonbeleuchtung durch LED-Leuchtmittel ersetzt, was den Energieverbrauch reduzieren half, erklärt Weitzer. Nur durch sorgfältige Planung auch in kleinen Details kann dem Trend zur stetigen Kostensteigerung gegengesteuert werden. Logistik bedeutet aber neben Lagerung und Sortierung vor allem den Transport von Waren. Das Rückgrat der Spar-Flotte bilden am Standort Graz-Puntigam 24 moderne Lkw mit ebenso vielen Anhängern, die tagtäglich auf den Straßen und Autobahnen unterwegs sind, um alle auch noch so entlegenen Regionen sechs Mal wö-

chentlich mit Frischwaren zu versorgen. Die tägliche Auslieferungsmenge beträgt 70.000 bis 80.000 GVE (Großhandelsverpackungen), in den intensiven Zeiten zu Weihnachten oder Ostern sowie in heißen Sommern kann es auch mitunter doppelt so viel sein. Lkw-Fahrten an sich können nicht umweltfreundlich oder sauber sein, denn fast jeder gefahrene Lkw-Kilometer erzeugt CO2 und belastet somit die Umwelt, erläutert Weitzer. Daher arbeitet die Spar-Logistik laufend an der Effizienzsteigerung und damit an der Einsparung von gefahrenen Kilometern. Durch eine verbesserte Routenplanung und die bessere Auslastung der Lkw pro Fahrt können bei insgesamt 2,3 Millionen gefahrenen Kilometern immer noch Einsparungspotenziale gehoben werden, und ein erst vor kurzem in jedem Fahrzeug installierter Bordcomputer, der den Fahrer über den Fahrstil informiert, hat bei der Lkw-Flotte eine Senkung des durchschnittlichen Verbrauchs von rund einem Liter ergeben.

Erfolg durch motivierte Mitarbeiter Die Arbeit im Spar-Warenlager ist körperlich anstrengend, erfordert Konzentration und geht im Prinzip mit unterschiedlicher Intensität rund um die Uhr. Trotz zahlreicher Hilfsmittel wie Stapler und E-Fahrzeugen ist vieles noch Handarbeit, die Kisten und Gebinde werden meist per Hand in die Rollwagen zur Kommissionierung verstaut oder auf Paletten platziert. Die Motivation der Mitarbeiter ist daher ein entscheidender Faktor für den Erfolg, betont Weitzer, die Entlohnung ist durch Zulagen attraktiv, frisches Obst und Getränke werden als Teil der gesundheitlichen Betriebsvorsorge gratis bereitgestellt. Daneben gibt es regelmäßige Bewegungsprogramme und Sportangebote sowie Gesundheitschecks am Arbeitsplatz. Großen Wert legt man auf die regelmäßige Beteiligung der Mitarbeiter, hebt Weitzer hervor, in Form der vierteljährlich stattfindenden Versammlungen, wo sie Informationen über erreichte Ziele und Verbesserungspotenziale erhalten. Ein weiterer entscheidender Faktor ist für ihn, dass Vorschläge der Mitarbeiter für die effizientere Gestaltung von Abläufen und andere Vorschläge jederzeit ein offenes Ohr finden. Der technologische Fortschritt geht jedenfalls weiter und wird auch in Zukunft Potenziale für noch bessere Leistungen schaffen, ist Weitzer überzeugt.

Tagtäglich überprüft der Logistikleiter vor Ort den reibungslosen Ablauf und sucht den Kontakt zu den Mitarbeitern.

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Fotos: Kanizaj Marija-M. / Knapp

Wirtschaft

Das innovative YLOG-Shuttle ermöglicht maximale Flexibilität und Verfügbarkeit für Produktions- und Industriebetriebe.

Flexibilität hat einen neuen Namen YLOG wird zu KNAPP Industry Solutions

Als Experte mit an Bord: Christian Brauneis, neuer Director von Industry Solutions

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ie YLOG Industry Solutions, Spezialist für maßgeschneiderte Lösungen für die Industrie-, Produktionsund Distributionslogistik innerhalb der KNAPP-Gruppe, heißt ab sofort KNAPP Industry Solutions. Neuer Name – gleichbleibende Qualität Das Unternehmen mit Fir44 /// FAZIT MÄRZ 2016

mensitz in Dobl, Österreich, wurde 2013 neu gegründet und ist seitdem Teil der internationalen KNAPP-Gruppe: Ab sofort tritt das Unternehmen unter seinem neuen Namen KNAPP Industry Solutions auf. Das steirische Unternehmen ist Intralogistik-Experte und verfügt über beinahe 15 Jahre Erfahrung im Shuttle-Bereich: Das flexible YLOG-Shuttle fügt sich nahtlos in das bestehende Shuttle-Portfolio der Unternehmensgruppe ein. Zahlreiche neue Referenzen zeigen, dass das innovative 3D-Konzept des YLOG-Shuttles zukunftsweisend ist und neue Dimensionen hinsichtlich Flexibilität und Verfügbarkeit eröffnet. Mit der Weiterentwicklung des firmeneigenen Shuttlesystems sowie innovativer Branchen- und Kundenlösungen und dem konsequentem Know-how-Austausch intensiviert die KNAPP Industry Solutions die Zusammenarbeit mit dem Mutterkonzern weiter.

Geschäftsführer Wolfgang Skrabitz: Konzentration der Industry Solutions auf die Kernmärkte in Europa KNAPP erweitert Branchenfokus Mit der KNAPP Industry Solutions als Spezialist für maßgeschneiderte Lösungen für die Industrie- und Produktionslogistik erweitert die KNAPPGruppe auch ihren Branchenfokus. Die bestehenden Kernbranchen Pharma, Fashion, Retail und Food Retail werden damit um die neue

Kernbranche Industry ergänzt. Als Experte für dieses neue Geschäftsfeld verstärkt Christian Brauneis das Team rund um Geschäftsführer Wolfgang Skrabitz. „Mit unserer neuen Kernbranche Industry konzentrieren wir uns im ersten Schritt vor allem auf die Bereiche Industrie und Produktion in den Kernmärkten Österreich, Deutschland, Schweiz sowie Skandinavien und den Benelux-Raum und bieten Lösungen mit einzigartiger Flexibilität und Skalierbarkeit an. Dazu greifen wir auf das Produktportfolio sowie die Erfahrung und Expertise der gesamten KNAPPGruppe zurück und sichern als starker Partner den Erfolg unserer bestehenden und neuen Kunden“, freut sich Christian Brauneis, langjähriger Mitarbeiter der KNAPP Systemintegration GmbH in Leoben, über seine neue Herausforderung bei KNAPP Industry Solutions.


Fotos: Fischer, Knechtl, Spar,

Kurz & News

Freude über ein Treffen mit Hannes Reichelt

„Profit Neujahr“: Empfang der WKO Steiermark

Seit über 20 Jahren erfreut die Bio-Eigenmarke SPAR Natur*pur ihre Kundinnen und Kunden. Im Rahmen des Kassabon-Gewinnspiels verloste SPAR Natur*pur unter 77.000 Kunden u.a. acht SkiUrlaube inklusive Meet and Greet mit Hannes Reichelt. Eine der glücklichen Gewinner ist Frau Unterberger aus Krieglach in der Steiermark. Sie durfte beim Schifahren in Kitzbühel den erfolgreichen ÖSV-Star Hannes Reichelt treffen und einen Blick hinter die Kulissen des weltbekannten Hahnenkammrennens werfen. SPAR Natur*pur fungiert seit drei Jahren als Kopfsponsor für den Hahnenkammsieger 2014 und ist offizieller Partner des ÖSV.

Aus einem geselligen Treffpunkt ist längst ein Event geworden, der Grenzen sprengt: 2016 folgten rund 250 prominente Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung der Einladung von WKOSteiermark-Präs. Josef Herk und seiner Stellvertreter zum geselligen Jahresauftakt. Herk nahm sich in seiner Neujahrsansprache kein (politisches) Blatt vor den Mund, sprach den Unternehmern im Land aber generell Mut zu: „Es gibt erste Anzeichen einer leichten Konjunkturerholung.“ Hauptdarsteller beim Neujahrsempfang aber war die Jugend. 17 Euro- und WorldSkills-Gewinner bildeten die „Straße der Sieger“, als der offizielle Sponsorfilm für die EuroSkills 2020 Premiere feierte.

„Zsammgnaht“: Tischlerei Knechtl näht Holz

Familienfreundlichste Betriebe der Steiermark 2015

Karl Knechtl hat in seiner Tischlerei in Krumegg eine neue Form der Holzbearbeitung entwickelt: Mit der „ Z s a m m g n a h t “ - P ro duktlinie wird scheinbar beschädigtes Holz zum stylischen Wohnaccessoire. Knechtl beschäftigt sich seit einigen Jahren intensiv damit, verschiedene Materialien, wie Glas oder Metall, mit Holz zu verbinden. Inspiriert vom aktuellen Vintage-Boom in der Mode und bei Möbeln fertigt er seit Kurzem die „Zsammgnaht“-Produktlinie. Unebenheiten und Risse im Rohstoff können durch diese Methode kaschiert, oder – im Gegenteil – gekonnt in Szene gesetzt werden. „So haben wir schon viele Meter Holz vor dem Wegwerfen bewahrt“, freut sich Knechtl.

„Die Vereinbarkeit von Job und Familie ist ein ganz klarer Wettbewerbsvorteil für Unternehmen“, betonten LR Christian Buchmann, LR Christopher Drexler und WKO-Präs. Josef Herk beim Finale des Wettbewerbes „Familienfreundliche Betriebe der Steiermark 2015“. In der Aula FH Campus 02 wurden die Sieger in fünf Kategorien mit Trophäe, Urkunden und – neu – einer Plakette gefeiert. Ridi Steibl, Initiatorin des Wettbewerbes, zeigte sich über die vielen Initiativen und die große Bereitschaft, beim Wettbewerb einzureichen, begeistert: „Das sind ganz klare Signale dafür, dass das Thema Familienfreundlichkeit in der Wirtschaft hohe Wertigkeit hat.“

Im Jahr 2015 bewiesen die Österreicher einmal mehr, dass Umweltschutz hierzulande gelebte Realität ist. Beim Recycling von Glasverpackungen nimmt unser Land seit Jahren eine Vorbildrolle im internationalen Vergleich ein. Gemäß aktueller Hochrechnung wurden 2015 in Österreich rund 220.000 Tonnen Altglas gesammelt und lückenlos recycelt, also zu neuen Glasverpackungen verarbeitet. Dazu Dr. Harald Hauke, Geschäftsführer der Austria Glas Recycling GmbH: „Lineares Konsumieren gemäß dem Konzept „produzieren – konsumieren – wegwerfen“ hat ausgedient, die Vision einer abfallreduzierten oder abfalllosen Gesellschaft ist das Ziel der Zukunft.

Großes Engagement beim Glasrecycling

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Zur Lage #69 Über ein erfrischendes Fruchtmarkgetränk einer Diskonterkette und sonst eigentlich nur über El Awadalla und ihre Kandidatur zum Amt des Bundespräsidenten von Österreich. Von Christian Klepej

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ch habe gerade einen Smoothie bei Hofer gekauft und getrunken. Also eigentlich habe ich schon vor ein paar Tagen diesen Smoothie bei Hofer gekauft und getrunken. Aber der Geschmack, der unglaublich gute wie erfrischende Geschmack dieser Bananenkokosananasmilch, den hab ich noch immer so intensiv auf meiner geistigen Zunge, als hätte ich gerade eben erst diesen Smoothie bei Hofer gekauft und getrunken. Jetzt, wo ich wieder daran denke, wähne ich mich sogar in einem Feld voller Ananas mit freiem Blick auf die Kokospalmen hinter denen der Hain stehen muss, wo diese herrlichen Nanis wachsen. (»Nani« ist übrigens das aktuelle Wort meiner Tochter für Bananen.) Ich erzähle Ihnen das alles, weil ich unlängst bei einer Veranstaltung einen lieben Freund endlich wieder einmal treffen durfte und dem dort mein Unbehagen über unsere Welt und ihren ganzen Wahnsinn geklagt hatte. Und die daraus beinahe resultierende Unfähigkeit, überhaupt noch irgendetwas Sinnvolles schreiben zu können. Er hat mir daraufhin einen wunderbaren Tipp gegeben, er würde nämlich vor allem nur mehr »Lustiges« bzw. »Angenehmes« schreiben. Und deswegen diese Erinnerung an den Smoothie vom Hofer. Eigentlich wollte ich ja gleich ein »Objekt der Begierde« (das war eine im Fazit vor

Ihr Programm zusammengefasst, ist Elfriede Awadalla für alles Gute und vergisst dabei aber nicht darauf, auch gegen alles Schlechte zu sein.

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zig Jahren erscheinende Serie) daraus machen, aber dafür war dieses Fruchtgetränk dann doch etwas zu wenig substanzvoll. Und ein »Objekt« über den Hofer, kann man immer machen!, dazu hatte ich gerade keine Lust. Außerdem möchte ich Ihnen ja noch von »El Awadalla«, einer der plusminus, piumeno vielen Kandidaten, die da heuer für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten kandidieren, erzählen. Das ist nämlich eine Kandidatin genau nach meinem Geschmack. Ihr Programm zusammengefasst, ist Elfriede Awadalla – so ihr ganzer Name – für alles Gute und vergisst dabei aber nicht darauf, auch gegen alles Schlechte zu sein. Das ist toll. Da braucht man jetzt nicht einmal eine Programmvariante in »Leichter Sprache« (falls Sie nicht wissen, was »Leichte Sprache« sein, einfach googlen auf Kompjuter und Sie werden geholfen) zu erstellen, um dieses zukunftssichere, noch nie dagewesene und wahrscheinlich beste Programm aller Zeiten zu bewerben. Ich persönlich, gut ich bin aber auch nur ein alter und noch dazu weißer Heteromann, muss noch die Anmerkung anführen, dass ich das Bewerbungsvideo von El Awadalla (allzuoft darf ich den Namen jetzt nicht mehr schreiben, weil ich sonst drohe, während dieser Niederschrift endgültig zu verblöden) jetzt nicht nur, wie soll ich schreiben, »gelungen« finde. Ich weiss dabei gar nicht, ob es an ihrem Dialekt liegt, an dieser Mesalliance wienerisch-niederösterreichischem Näselns mit einer selbstverliebt linksabsolutistischen (schon eine Tautologie?) Gewissheit der eigenen Person oder einfach nur an der fetzendeppaten Brille, die sie trägt. Und bevor mich jetzt die internetten Truppen des Heiko Maas oder sonstwer des »Lookism« bezichtigt, lege ich selbstverständlich Wert darauf, festzustellen, dass die Kandidatin für den »Look« ihrer Brille nichts kann bzw. nicht ausschließlich sie was kann, denn irgendjemand muss ja so eine fetzendeppate Brille erst einmal hergestellt haben. Darin bin ich mit El Awadalla (einmal ging es noch) sicher mehr als eins, nämlich, dass die Unternehmer, die solche Sachen machen, am besten dann gleich mit allen

anderen Unternehmern gemeinsam in die Schranken gewiesen gehören! Zudem tritt Awadalla ja auch für ein bedingungsloses Grundeinkommen »für Olle!« ein, also wird es nur logischer zweiter Schritt sein, endlich mit diesen Unternehmern überhaupt aufzuräumen und sie zu verbieten. Weil, wenn »Olle!« was kriegen, was brauchen wir dann solche Unternehmer, die noch dazu so fetzendeppate Brillen produzieren. Damit wir uns jetzt nicht falsch verstehen, es könnte nämlich der Eindruck entstanden sein, ich würde irgendetwas an Elfriede Awadalla und ihrem Programm ablehnen. Dem ist nicht so. Ich lehne alles an Elfriede Awadallas Programm ab. Mit jeder Faser meines Seins tue ich das und alles was ich jemals in diesem Zusammenhang gehört oder gesehen habe, hat eigentlich keinen Platz im Festspeicher meines Bewusstseins verdient. Alleine die Tatsache, dass Radio Ö1 dieser Kandidatur in zumindest zwei großen Beiträgen in der wichtigsten Nachrichtensendung Österreichs (dem Journal) gewidmet hat, kann ich nur als weiteres Indiz für die Infantilisierung unserer Intellektualität werten. Wobei, so inkonsequent bin ich gerne, dadurch weiß ich wenigstens, dass die Million, die sie bei Armin Assingers Millionenshow gewonnen hat, »längst weg is«. Da braucht man sich dann wenigstens keine Sorgen darüber machen, wie die Kollegin erst mit dem Geld anderer Leute umgehen würde. Und – das muss ich noch zuvor mit der Rechtsabteilung abklären, ob man das ungestraft noch schreiben darf – ich muss sogar gestehen, müsste ich zwischen ihr und Norbert Hofer (der von der Brrrpartei) entscheiden ... nein, das erscheint mir auch ohne rechtlichen Beistand zu viel, selbst für einen solchen satirischen Text. Trotzalledem mag ich Elfriede Awadalla, werde sie natürlich nicht wählen, aber ich mag sie. Ich mag sie für ihr Engagement, ich mag sie für ihre schrulligen Auftritte (schauen Sie sich etwa ihr Video auf Youtube mit dem Titel »Dialog zwischen Ikea-Katalog und dem Abkürzungsverzeichnis der Steiermärkischen Landesregierung« an! Hat was.) und ich mag sie, weil sie mir beweist, dass wir in einer Demokratie leben, an der jeder teilhaben kann. Und soll. n


Essay von Viktor Orbán

Rede zum Gedenktag der Vertreibung der Ungarndeutschen Warum wir die Rede eines Politikers abdrucken In Österreich ist der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán unter anderem wegen seiner Migrationspolitik höchst umstritten. Um den Lesern auch ein weiteres Bild dieses Politikers zu vermitteln, drucken wir in dieser Ausgabe eine bemerkenswerte, von Toleranz und Mitgefühl geprägte Gedenkrede ab, die Orbán anlässlich des Jahrestages der Vertreibung der Ungarndeutschen am 16. Jänner in Budaörs/Wudersch gehalten hat.

Entsprechend gnadenlos war nach dem Krieg der Umgang mit der deutschsprachigen Minderheit. So wurden viele Ungarndeutsche zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt oder in Ungarn nach Entnazifizierungsverfahren enteignet, entrechtet und zwischen 1946 und 1948 auf Basis des Potsdamer Abkommens nach Deutschland, zuerst in die amerikanische, später auch in die russische Besatzungszone vertrieben. Ausgesiedelt wurden alle ungarischen Staatsbürger, die sich im Jahr 1941 zur deutschen Nationalität oder Muttersprache bekannt oder die Magyarisierung ihres Namens rückgängig gemacht hatten. -jot/cak-

I

ch begrüße recht herzlich den Vertreter der deutschen Regierung, Herrn Koschyk. Ich begrüße Barnabás Lenkovics, den Präsidenten des Verfassungsgerichtes, und die Mitglieder des Verfassungsgerichtes. Ich begrüße die Vertreter der Nationalitäten Ungarns, den Herrn Bürgermeister. Ich begrüße den Präsidenten der Ungarischen Akademie der Künste sowie die Vertreter der historischen Kirchen. Und ich begrüße einen jeden, der heute hierher nach Wudersch gekommen ist, damit wir uns gemeinsam an eines der schmerzvollen und unwürdigen Ereignisse der Geschichte des vergangenen Jahrhunderts zu erinnern.

Die Neunzehnvierzigerjahre lassen die zusammenhängende Leidensgeschichte Ungarns vor unseren Augen erstehen. Besetzungen, Verschleppung und Vertreibung, einander folgende Waggons, Trauerzüge. Die Akzente, die Ziele, die Gründe und Motive mochten unterschiedlich sein, jedoch war die Konklusion unverändert. Als Ungarn besetzt wurde – ganz gleich ob vom Osten oder vom Westen aus –, das Ergebnis wurde unermessliches Leid. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts zeugt davon, dass wenn Ungarn seine Unabhängigkeit verlor, es dann seine eigenen Bürger, jene Menschen, zu deren Schutz und zur Bewahrung ihrer Werte das Land berufen gewesen wäre, es diese verstieß, ausplünderte, vertrieb und in eine extrem ausgelieferte Lage geraten ließ. Es ist eine Lehre für die Ungarn für alle Zeiten, der Ankunft einer derartigen Welt, in der ähnliche Verordnungen und Listen entstehen könnten, nicht die geringste Chance zu geben. Es ist eine Warnung für alle Zeiten, dass nur die starke Regierung eines souveränen Landes in der Lage ist, seine Staatsbürger der unterschiedlichsten Nationalität vor den äußeren Kräften und den die äußeren Kräfte bedienenden inneren Anhängern zu schützen.

Foto: Európai Bizottság/Daniel Végel

Denn anders als andere osteuropäische Staaten hat sich Ungarn unter Viktor Orbán dazu entschlossen, den Umgang mit der deutschsprachigen Minderheit in den Jahren zwischen dem zweiten Weltkrieg und der Wende offensiv aufzuarbeiten. So gibt es inzwischen eine jährliche Gedenkfeier zur Erinnerung an die Vertreibung, Deportation und Zwangsarbeit der Ungarndeutschen. Die deutschsprachigen Ungarn hatten sich in der Zwischenkriegszeit gegen den Magyarisierungsdruck aufgelehnt und in großer Zahl den Nazis angeschlossen. Viele Deutschungarn waren Angehörige der SS und in die Verbrechen des Nationalsozialismus involviert.

Viktor Orbán ist graduierter Jurist und prägt die ungarische Politik seit der Wende in führender Position. Er war im Jahr 1988 Mitbegründer der Allianz junger ungarischer Demokraten (Fidesz). Seit 1993 ist er Vorsitzender von Fidesz. Unter seiner Führung änderte er die Ausrichtung der ehemals liberalen Jugendpartei auf einen Mitterechtskurs. Fidesz ist heute Mitglied der Europäischen Volkspartei. Im Westen galt Orban lange Zeit als Garant für den demokratischen Wandel Ungarns. Orban war von 1998 bis 2002 erstmals Ministerpräsident. Unter seiner Führung vollzog Ungarn den Beitritt zur Nato. Zum zweiten Mal wurde Orban 2010 zum Ministerpräsidenten gewählt – diesmal mit einer absoluten Fidesz-Mehrheit. Seitdem wird gegen ihn der Vorwurf erhoben, die Rechte von Opposition und Medien systematisch einzuschränken.

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Rede zum Gedenktag der Vertreibung der Ungarndeutschen

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vor siebzig Jahren, am 19. Januar 1946 verließ Ungarn der erste Eisenbahnzug, der unsere vertriebenen deutschen Landsleute nach Deutschland transportierte. Allein am 19. Januar, an einem einzigen Tag nahm man tausend Menschen mit. Bis zum Anfang des Februar war Wudersch bereits vollkommen leer, und bald ereilte landesweit hunderte von Siedlungen, in denen Schwaben – wie man die Ungarndeutschen in Ungarn nannte – lebten, ein ähnliches Schicksal. Die offizielle Bezeichnung lautete Aussiedlung, doch dieses Wort hatte mit der Wahrheit nichts zu tun. Was Aussiedlung genannt wurde, bedeute die Ausplünderung und die Vertreibung der ungarischen Schwaben.

Die offizielle Bezeichnung lautete Aussiedlung, doch dieses Wort hatte mit der Wahrheit nichts zu tun. Was Aussiedlung genannt wurde, bedeute die Ausplünderung und die Vertreibung der ungarischen Schwaben. Sie wurden ihrer Häuser und sie wurden ihrer Heimat beraubt. Von ihrem früheren Leben durften sie in die niedergebombten Städte Deutschlands so viel mitnehmen, wie in ein Bündel von 50 Kilogramm hineinpasste. Und nicht nur jene mussten ihr Zuhause verlassen, die während des Weltkriegs in die deutsche Armee rekrutiert worden waren. Um auf die Liste zu kommen, reichte es aus, wenn jemand sich selbst als Person deutscher Nationalität bezeichnete oder sich zwar als Ungar bekannte, aber das Deutsche seine Muttersprache war, und es reichte auch aus, wenn man über ihn wusste, dass er Ungarn so sehr liebte, dass er niemals die kommunistische Partei wählen würde.

Zuerst gab es der Verführung durch den Nationalsozialismus, dann der durch den internationalen Sozialismus nach.

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Vor siebzig Jahren ereignete sich in Ungarn und in zahlreichen anderen Ländern Europas eine als Aussiedlung getarnte Deportierung. Und es gab keine einzige nüchtern denkende verantwortliche Person, auch die Vertreter der Siegermächte mitinbegriffen, die sich dem entgegengestellt hätte. Dies waren Zeiten, in denen Europa der Verführung durch wahnsinnige Gedanken nicht widerstehen konnte. Statt des Widerstandes, statt sein christliches Selbst zu behalten, hat es sich ergeben. Es hat gleich zweimal kapituliert, nacheinander. Zuerst gab es der Verführung durch den Nationalsozialismus, dann der durch den internationalen Sozialismus nach. Es ist der traurige gemeinsame Nenner des National- und des internationalen Sozialismus, dass sie beide auf Grundlage des Prinzips der Kollektivschuld ganze Völker in Viehwaggons trieben.


Essay von Viktor Orbán

Die Ungarndeutschen können bis auf den heutigen Tag eine Kultur die ihrige nennen, deren Fäden tief in das Gewebe der ungarischen Kultur eingeflochten sind. Wenn wir diese Fäden herauszögen, so würde das gesamte Gewebe zerfallen. Die ungarische schwäbische Gemeinschaft stellt einen organischen und unveräußerlichen Bestandteil der ungarischen Kultur dar. Wenn vor siebzig Jahren die Vertriebenen all das mitgenommen hätten, was die Ungarndeutschen oder Menschen deutscher Abstammung seit ihrer Ansiedlung für die ungarische Wirtschaft und Kultur getan hatten, dann wäre Ungarn heute bedeutend ärmer. Sie hätten zum Beispiel unsere erste nationale Literaturgeschichte – von Ferenc Toldy – mitnehmen können, unter anderem auch das Parlament – Imre Steindl – und das Gebäude des Kunsthistorischen Museums – Ödön Lechner – sowie einen bedeutenden Teil des ungarischen Druckwesens, Maschinenbaus und der Medizin. Ungarn war einst die Heimat von mehr als einer halben Million von Familien, die auf ihre deutschen Wurzeln stolz sowie fleißig waren und auf ihren eigenen Füßen standen. Wir lebten über lange Jahrhunderte hinweg zusammen und zu Hunderttausenden liegen deutsche und ungarische Soldaten europaweit nebeneinander in der Erde. Die Sorgen und Mühen des Alltags haben wir gemeinsam gelöst, so wie wir auch Ungarn nach den Verwüstungen der Kriege gemeinsam wiederaufgebaut haben. Und wir haben viel voneinander gelernt.

Wenn vor siebzig Jahren die Vertriebenen all das mitgenommen hätten, was die Ungarndeutschen oder Menschen deutscher Abstammung seit ihrer Ansiedlung für die ungarische Wirtschaft und Kultur getan hatten, dann wäre Ungarn heute bedeutend ärmer.

Wir, Ungarn, haben von den schwäbischen Menschen zum Beispiel gelernt, das die tätige, fleißige Arbeit der einzig mögliche Weg zum erreichen ehrlichen Wohlstandes ist. Die Ungarndeutschen haben über dieses gemeinsame Schicksal Zeugnis abgelegt, als sie sich unter der Fahne von Kossuth aufreihten statt unter der Fahne mit dem Doppeladler. Dies bekräftigten sie, als sie Schulter an Schulter mit den Ungarn an den Fronten des Ersten Weltkriegs kämpften. Diese Zusammengehörigkeit bekundeten sie auch bei der 1941-er Volkszählung, als sie sich als Personen ungarischer Nationalität, aber deutscher Muttersprache bezeichneten. Und schließlich gaben sie ebendiesem Gefühl nach, als einige Jahre später viele von ihnen in die Armut, in das Elend, in die Erniedrigungen durch das kommunistische System heimkehrten.

Der entscheidende Grund für die Vereinigung Europas war gerade, das derart entsetzliche Dinge nie wieder vorkommen dürfen.

Wir alle kennen die Geschichte der in alle Richtungen abfahrenden und wer weiß wo ankommenden Trauerzüge. Es hat Millionen von Menschenleben gekostet, bis wir erkannt haben: Wir, die Nationen Europas, sind gemeinsam stark. Der entscheidende Grund für die Vereinigung Europas war gerade, das derart entsetzliche Dinge nie wieder vorkommen dürfen. Die europäische Zusammenarbeit war gerade aus der Erkenntnis geboren worden, dass uns, europäische Nationen, viel mehr Dinge verbinden als trennen. Wir alle können mit unseren eigenen Augen beobachten, wie die Sicherheit Europas von Tag

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Rede zum Gedenktag der Vertreibung der Ungarndeutschen

zu Tag zerfällt, wie seine auf der christlichen Kultur basierende Lebensweise in Gefahr gerät. Heute ist in Europa nicht die Frage, ob sich die Nationen gegeneinander wenden, die Frage ist vielmehr, ob es Europa noch geben wird, ob wir die europäische Lebensweise und Kultur werden verteidigen können, und was wir für einen Kontinent unseren Kindern als Erbe hinterlassen werden.

Die wichtigste Lehre aus der Geschichte der Neunzehnvierzigerjahre, als sich die Straßen Europas immer wieder mit aus ihrem Zuhause vertriebenen, hungernden und tatsächlich um ihr Leben rennenden Völkern gefüllt waren, ist, dass man ein Verbrechen durch ein anderes Verbrechen nicht wiedergutmachen kann, ein vermeintliches Verbrechen durch ein anderes Verbrechen noch weniger, und ein angenommenes Verbrechen durch eine kollektive Bestrafung erst recht nicht. Wir können stolz darauf sein, dass die ungarischen Menschen nach zwanzig verworrenen, postkommunistischen Jahren des Übergangs endlich eindeutig auf die bürgerliche Einrichtung votiert haben, und das Parlament endlich die erste demokratische bürgerliche Verfassung Ungarns vollenden konnte.

Die wichtigste tragende Säule der bürgerlichen Welt ist die Gerechtigkeit und Billigkeit, wir geben einem jeden das, was ihm zusteht. Die wichtigste tragende Säule der bürgerlichen Welt ist die Gerechtigkeit und Billigkeit, wir geben einem jeden das, was ihm zusteht. Aus diesem Grunde hat das Parlament im Jahre 2013 beschlossen, dass der 19. Januar der Gedenktag der Verschleppung und der Vertreibung der Ungarndeutschen sei. Als ein ewiges Memento für die nach Sibirien zur Zwangsarbeit verschleppten fünfundsechzigtausend Menschen und für die zur Aussiedlung verurteilten deutschen Familien. Das heutige Jubiläum ist aber nicht nur ein Gedenken, sondern auch ein Aufruf, all das nicht zu vergessen, was die Ungarndeutschen für Ungarn getan haben und bis auf den heutigen Tag tun.

Seit 2014 kann man im ungarischen Parlament sich auf Deutsch zu Worte melden, der Sprecher der Deutschen kann in seiner Muttersprache im Parlament reden.

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Die ungarische Regierung unterstützt die Bewahrung der Identität und der Kultur der in unserer Heimat lebenden deutschen Mitbürger. Seit 2014 kann man im ungarischen Parlament sich auf Deutsch zu Worte melden, der Sprecher der Deutschen kann in seiner Muttersprache im Parlament reden. Es erfüllt uns mit Freude, dass in den vergangenen vier Jahren sich die Zahl der deutschen Schulen verfünffacht und die Anzahl der dort lernenden Schüler sich verdreifacht hat. Und wir sind auch darauf stolz, dass sich die Zahl derer, die sich als zur Gemeinschaft der Ungarndeutschen gehörig bekennen, heute schon beinahe Zweihunderttausend erreicht.


Essay von Viktor Orbán

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Leidensgeschichte der Ungarndeutschen soll uns daran erinnern, dass es das unveräußerliche Recht des Menschen ist, dort zu leben, wo er geboren worden ist, in der Kultur, in dem Land, in der Siedlung, die sein eigenes Zuhause ist. Und uns möge der Herrgott ausreichend Ausdauer und Geduld geben, damit wir Europa verteidigen und erhalten können, und er möge uns genügend Kraft geben, damit wir das Recht darauf, in der eigenen Heimat bleiben zu dürfen, auch außerhalb Europas durchsetzen können. Im Namen der ungarischen Regierung wünsche ich unseren in Ungarn lebenden deutschen Mitbürgern, dass das Andenken ihrer Ahnen bewahren und ihre Kinder als in der deutschen Kultur aufgewachsene gute Ungarn erziehen sollen. Ehrfurcht den Opfern. Gebührende Erinnerung an die Leidenden. Ein Verneigen vor der Erinnerung an die Unschuldigen. Anerkennung und Ruhm jenen, die den in Not geratenen Ungarndeutschen geholfen hatten. Alles Gute unseren mit uns zusammenlebenden deutschen Mitbürgern! n

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Zu Gast bei Fazit

Ein Gastkommentar von Otto Hochreiter

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er nach Mailand fährt, kann in einer Industriegegend hinter einem Bahnhof erfahren, was Mode heute bedeuten kann, kann erfahren, was Architektur jenseits der großen Eitelkeiten heute sein kann und vor allem: was Museum heute sein muss: eine Institution vergleichbar einer zum Stadtraum durchlässigen, empfindlichen Membran, die Schwingungen aufnimmt und selbst Frequenzen an die Gesellschaft aussendet. Von Lena Hoschek wissen wir, wie herrlich es sich anfühlt, wenn das Bleibende, das Getreue, aber auch das Sinnliche der Tracht mit dem Wechselnden, dem Vorrübergehenden, mit dem Frivolen der Mode sich verbindet. Dann entsteht etwas Neues, Magnetisches jenseits der gähnenden Langeweile des wohlkalkulierten, nervigen Wechsels der Ärmel- und Rocklängen, der diktatorisch »angesagten« Saisonfar-

Foto: Sissi Furgler

Die Mode und das Museum oder Die Architektur trägt Prada

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ben. Durch Hoscheks Form des Umgangs mit Tradition spüren wir bei Mode wieder das, was sie eigentlich auch auslösen sollte: ein bewegendes Gegenwartsgefühl. Der künstliche Schein der Mode kann spannende Schatten werfen, hinter der untreuen Maske der Mode kann sich mehr verbergen als rasche Gewinnmaximierung. Mode kann viel mehr sein als das simple Durchsetzen eines uniformen Labels. Als Miuccia Prada gefragt wurde, wie es denn dem Luxus mitten in der Krise gehe, war ihre Antwort, dass die Suche nach Schönheit sich dadurch nicht wesentlich ändern könne. In der Arbeit von Miuccia Prada schließt diese tiefe Sehnsucht nach Schönheit, die auch den Schrecken des Unversöhnbaren unserer Gegenwart in sich trägt, die Ironie nicht aus. Uptown trifft auf Downtown, Celebrity trifft auf Street Style. Der Relativismus der Ironie ist vielleicht eine der Antworten auf die Krise, auch das Nebeneinander von Schönheit und Nichtschönheit, von Hölle und Nichthölle. Die Bedeutung von Prada liegt darin, dass dieses Imperium des Luxus und der Moden sich nicht davor scheut, Dinge anders zu tun, auch Nicht- Kommerzielles. Da werden Nachbarschaften und Kontraste geschaffen, die atemberaubend sind und Mode wird als Mittel verstanden, den kulturellen und gesellschaftlichen Wandel spüren zu lassen. Den Wandel hin zu individuellem Stil, kreativer persönlicher Mischung, hin zu Kommunikation und »Content«. Prada definiert Mode in einem umfassenden Sinn als individuellen Ausdruck aktueller urbaner Befindlichkeit. Diese »Mode« stellt plötzlich Fragen an den »Zeitgeist« und entwickelt Institutionen, den Mainstream herauszufordern. Die Fondazione Prada, ein Ensemble von Fragmenten in einer früheren Gin-Fabrik am Südrand von Mailand, ist eine solche Institution. Eines der unglaublichsten neuen Museen, ein neuer Typ des Kunst-Museums, das einen unverwechselbaren Spirit und Charakter hat. Rem Kohlhaas, der Architekt, versteht die Arbeit seines Büros als poetischen Ausdruck von zeitgenössischem Skeptizismus: Das Ernste, Humor-

lose, Korrekte und Überhöfliche, das High End-Design und das Superkomfortable waren gestern. Stadt aber ist konstante Unruhe, ist Komplexität und Vielfalt. Das Bild der »lebenswerten« Stadt mit ihren von Architektur-Heroen wie Zaha Hadid designten Masterpieces schwankt. Es geht in der Architektur von Rem Kohlhaas vielmehr um Mischungen, um herausfordernde Nachbarschaften und Kontraste zwischen Neu und Alt, Rauheit und Glätte, Geschlossen- und Offenheit. Architektur ist für ihn eine »Maschine zur Erzeugung von Fantasie«. Es geht um Vernetzung statt Wachstum, um Differenzierung anstelle von Neuheit. Wer eines der vergoldeten Fabrikgebäude sieht, weiß, dass auch Humor und Ironie treibende Kräfte der Fondazione Prada waren. Und wer in dem unfassbar gemütlichen Cafe auf dem Areal der Fondazione Artpeople und Einheimischen zuschaut, ahnt, was es heute heißt, wirklich Stil zu haben. Jedenfalls nicht, möglichst viele Pradateile zu besitzen. n

Otto Hochreiter ist seit 2005 Direktor des Graz-Museums, das 2014 »European Museum of the Year Award Nominee« war. Seit 2013 ist er Finanzvorstand des Österreichkomitees des Internationalen Museumsrats ICOM. Er lehrte u. a. an Universitäten in Karlsruhe, Innsbruck, Krems und an der Angewandten in Wien. Aktuell arbeitet er an der Ausstellung »Die Hölle der Lebenden«. Sie erreichen den Autor unter grazmuseum@stadt.graz.at


Fotos: WKO/Frankl, Heiltherme Bad Waltersdorf, Jaguar & Land Rover Center Graz, Monja Kojalek,

Kurz & News

Neujahrsempfang im Quellenhotel

Österreich-Premiere der neuen Jaguar-Modelle

Vor wenigen Wochen wurde die Heiltherme Bad Waltersdorf zur beliebtesten Therme Österreichs gewählt – und hat 2016 gleich 2 weitere Gründe zum Feiern: 10 Jahre „Traditionell Steirische Medizin“ (TSM®) und zehn Jahre Gernot Deutsch als HeilthermenGeschäftsführer, der Stammgäste, Lieferanten und Freunde am 12. Jänner 2016 zum traditionellen Neujahrsempfang ins Atrium des Quellenhotel lud. Als Überraschungsgäste sorgten dabei „Die Edlseer“ für Stimmung. „Unsere Therme ist eng mit der Region verwurzelt. Mit der Traditionell Steirischen Medizin haben wir altes Heilwissen aus der Oststeiermark neu interpretiert und arbeiten mit regionalen Naturprodukten“, erklärte GF Deutsch.

Im Rahmen der Vienna Autoshow 2016 wurde die ÖsterreichPremiere des neuen Jaguar F-PACE, dem neuem Performance-SUV des Unternehmens Jaguar, gefeiert. Enthüllt wurde das Fahrzeug von niemand Geringerem als der britischen Botschafterin in Wien, Susan le Jeune. Der „F-PACE“ besticht neben seinem einzigartigen Design durch absolute Highlights wie einer Aluminium-Karosserie, einem CO2-Ausstoß ab 129 g/km und einem Ab-Preis von nur 44.850 Euro, wofür es als Einstiegsmodell den neuen 2.0-Liter-4Zylinder-Commonrail-Dieselmotor mit 180 PS gibt. Spätestens mit dem Marktstart am 21. April werden Fahrzeuge für Probefahrten verfügbar sein.

Claudia Reiterer zu Gast bei Wirtschaftsfrauen „Frau in der Wirtschaft Graz“ lud zum Ende Jänner zum Frühstück der Unternehmerinnen unter dem Motto „Was zeichnet erfolgreiche Menschen aus, welche Voraussetzungen haben sie und welche Rolle spielen Glück und Zufall?“ Als Gast wurde ORF-Moderatorin Claudia Reiterer begrüßt, die ihren neuen Bestseller „Der PopcornEffekt“ vorstellte und dabei auch ein wenig aus dem Nähkästchen ihres persönlichen Erfolgsrezeptes plauderte. Äußerst mitreißend, aber sehr fundiert erzählte sie ihre Erlebnisse mit verschiedensten Interviewpartnern. Im Anschluss netzwerkten die rund 100 Teilnehmerinnen angeregt bei gemütlicher Atmosphäre und interessanten Gesprächen.

Neujahrsempfang der Versicherungsmakler Wie man Tag für Tag neue Motivation findet, erläuterte Paralympicssieger Thomas Geierspichler beim Neujahrsempfang der steirischen Versicherungsmakler. Beim Event am 21. Jänner 2016 in der Alten Universität vermittelte der seit einem Unfall querschnittgelähmte Geierspichler, wie man Motivation jeden Tag aufs Neue findet und voll aktiviert. „Grenzen lauern dort, wo man sie bewusst wahrnimmt und sie selbst setzt. Sie existieren im Kopf.“ Deshalb sind es auch die Visionen, die scheinbar Unmögliches möglich machen. „Sport macht mir Freude. Und der Erfolg motiviert mich zu Höchstleistungen.“ FAZIT MÄRZ 2016 /// 53


Kurz & News

Durch Klimaveränderungen zunehmende Starkregen-Ereignisse bringen große Herausforderungen auf dem Gebiet des Hochwasserschutzes mit sich. Auch der steirische Arbeitsmarkt durchlebt mit derzeit fast 57.000 Arbeitslosen turbulente Zeiten. Dem für den Hochwasserschutz zuständigen LR Johann Seitinger sind daher nicht nur bauliche Maßnahmen ein großes Anliegen, sondern auch arbeitsmarktpolitische Akzente. Auf seinen Antrag hin wurden dafür neue Fördermittel freigegeben. Mit den heuer vom Land Steiermark investierten Mitteln in der Höhe von rund 10 Mio. Euro werden 2016 Gesamtinvestitionen in der Höhe von 50 Mio. für den Hochwasserschutz angeschoben.

Neuroth-Gruppe baut Umsatz weiter aus

Das Hörakustik-Unternehmen Neuroth wächst weiter: Im Wirtschaftsjahr 2014/2015 erzielte die Neuroth-Gruppe einen internationalen Umsatz von 120 Mio. Euro, was ein Umsatzplus von fünf Mio. Euro (+4,35 Prozent) bedeutet. Zum Vergleich: Im Vorjahr betrug der Umsatz des Traditionsunternehmens, das seinen Hauptsitz in Graz hat, 115 Mio. Euro. Vor fünf Jahren lag der Umsatz noch bei 90 Mio. Euro. Neuroth-Vorstandsvorsitzender Lukas Schinko (28), der das steirische Familienunternehmen in vierter Generation leitet, freut sich über das beste Umsatzergebnis in der 108-jährigen Firmengeschichte und setzt weiterhin auf gesundes Wachstum: „Ziel ist es, unsere Markt- und Innovationsführerschaft kontinuierlich auszubauen und in allen Ländern nachhaltig zu wachsen.“

Energie Steiermark erweitert Fernwärme-Reserven

Pachleitner entwickelte innovatives Gleitsichtglas Das Grazer Unternehmen Michael Pachleitner Group hat auf der größten Fachmesse Deutschlands ein neues Gleitsichtglas präsentiert. Darin stecken zwei Jahre Entwicklungsarbeit und es vereint mehrere Innovationen. Erkenntnisse aus der Optik und Neurologie wurden mit den eigenen Forschungsergebnissen kombiniert. Die Spontanverträglichkeit (die Umstellung des Gehirns und des Auges auf das Sehen mit einem Gleitsichtglas) ist viel höher und das Sehen im Randbereich viel klarer. „Mit der neuen Gleitsichtglastechnologie ist ein großer Schritt nach vorne gelungen und die MP Group ist im internationalen Wettbewerb bestens gerüstet“, erklärt MP-Produktmanagerin Andrea Klinger.

Barrierefreiheit im Alltag

Kom m u n i ka t i on und Interaktion mit anderen Menschen sowie die Navigation im öffentlichen Raum werden durch Hörund Sehminderungen im Alter zunehmend erschwert. Bei einem Forum Digital der Joanneum Research sprachen am 26. Jänner hochkarätige Vortragende über die Themenfelder AAL („Active & Assisted Living“) und Akustik. Unter anderen referierte Christian Pelzmann von der Neuroth AG über Hörminderungen im Alltag und ihre Auswirkungen auf die Kommunikation. Zum Abschluss erklärte Franz Graf vom Institut Digital der Joanneum Research die aktuellen Ansätze, intelligente akustische Lösungen für eine barrierefreie Navigation in öffentlichen Gebäuden zu finden.

Die Energie Steiermark hat vor Kurzem den positiven Bescheid für die Errichtung von sechs Heißwasser-Boilern mit einer Leistung von 195 Megawatt (MW) um eine Summe von rund 18 Mio. Euro am Standort Puchstraße erhalten. Mit dieser Ausfallsreserve kann die Versorgung der rund 40.000 Grazer Fernwärmekunden auch dann sichergestellt werden, wenn es zu einem Totalausfall der Lieferung aus Mellach kommen sollte. Fest steht auch, dass die Fernwärme für Graz ab 2020 auf alle Fälle „grüner“ wird. Die Nutzung von Sonnenenergie, Biomasse und Abwärme wird weiter ausgebaut: In den kommenden Monaten beginnen die Bauarbeiten für ein Biomassewerk in Hart bei Graz. 54 /// FAZIT MÄRZ 2016

Fotos: Neuroth, Lebensresort, fotalia, Joanneum Research / Schwarzl

Hochwasserschutz schafft Arbeitsplätze


Foto: AK

Kurz im Gespräch mit

Foto: Saubermacher

Josef Pesserl Präsident der Arbeiterkammer Steiermark

v.l.n.r. Andreas Opelt (Saubermacher Vertriebsdirektor), Wilhelm Himmel (Nachhaltigkeitskoordinator), Walter Hitziger (Vorstand der Österreichischen Post AG), Hans Roth (Saubermacher-AR-Vorsitzender), Christoph Holzer (GF Spar) und Ralf Mittermayr (Saubermacher Vertriebsvorstand)

Müllentsorgung geht online – „Mein Abfall kommt in die Cloud!“ S

ich ändernde Technologien und steigende Kundenanforderungen stellen die Entsorger vor ständig neue Herausforderungen. Unter dem Motto „No time to waste“ hat das Unternehmen Saubermacher im Jänner eine Fachtagung zur Abfallentsorgung der Zukunft organisiert. Die Digitalisierung, gepaart mit dem demografischen Wandel, die Mobilität sowie das steigende Umweltbewusstsein haben das Kaufverhalten dramatisch verändert. Während einige Branchen bereits Antworten auf geänderte Kundenbedürfnisse liefern, hinkt die Abfallwirtschaft hinterher. Der steirische Umweltpionier Saubermacher lud österreichische Leitunternehmen sowie Vertreter der Abfallwirtschaft zur Fachtagung „No time to Waste!“, um Lösungsansätze für die Anforderungen der Abfallentsorgung von (über-)morgen zu diskutieren. DI Walter Hitziger, Vorstand der Österreichischen Post AG, schilderte, wie die Post mit dem Konzept der

Postpartner auf die Kundenbedürfnisse „sofort, jederzeit und überall“ reagieren kann. Mag. Christoph Holzer, GF von Spar Steiermark und Südburgenland, lieferte u. a. mit bargeldlosen Selbstbedienungskassen, Online-Bestellplattformen und innovativen Zustellservices Antworten des Lebensmittelhandels auf Megatrends. Hofrat Dr. Wilhelm Himmel präsentierte die künftigen Herausforderungen aus Sicht der kommunalen Abfallwirtschaft. Mit der neuen Online-Plattform wastebox. at hat Saubermacher auf die geänderten Anforderungen reagiert. Andreas Opelt, Vertriebsdirektor bei Saubermacher, hofft, durch Kooperationen mit der öffentlichen Hand so möglichen Quereinsteigern zuvorzukommen. „Innovative Entsorgungsservices und neue Kooperationen müssen entwickelt werden, um am Markt nachhaltig bestehen zu können“, sind sich Eigentümer Hans Roth und Vertriebsvorstand Ralf Mittermayr einig.

Sie haben mit der Steuerreform viele Ihrer angestrebten Ziele erreicht, sind Sie mit dem Erreichten zufrieden? Die spürbare Lohnsteuersenkung ist ein Erfolg für AK und ÖGB. Am Beispiel eines Arbeitnehmers mit einem Bruttoeinkommen von 2.000 Euro beträgt die Ersparnis 872 Euro im Jahr. Das entspricht einer außerordentlichen Netto-Lohn- bzw. Gehaltserhöhung um 5 Prozent. Wichtig ist auch, dass geringe Einkommen durch eine Erhöhung der Negativsteuer profitieren. AK und ÖGB haben die größte Lohnsteuersenkung seit mehr als 40 Jahren erreicht. Damit kann man durchaus zufrieden sein.

In welchen Bereichen hätten Sie sich mehr Akzente gewünscht, Stichworte Reichensteuer, Kapitalerträge? Der Faktor Arbeit ist in Österreich noch immer sehr stark belastet, bei Steuern auf Vermögen sind wir hingegen im Europavergleich Schlusslicht. Um den Faktor Arbeit weiter zu entlasten und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, brauchen wir eine Anhebung der Steuern auf große Vermögen (mehr als 1 Million Euro) und die Einführung einer Erbschaftssteuer auf große Erbschaften. Das ist auch aus Gründen der Steuergerechtigkeit notwendig. Die kalte Progression knabbert weiterhin an den Einkommen, halten Sie als Maßnahme eine Inflationsanpassung der Tarifstufen für sinnvoll? Die Politik muss gesetzlich dazu verpflichtet werden, nach Erreichen einer bestimmten Höhe der Inflationsrate Maßnahmen zu treffen, die dem Kaufkraftverlust entgegenwirken.

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Wirtschaft

Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft für Talenteschmiede

Foto: ischer

Noch in diesem Herbst soll das steirische Talent.Center seine Pforten für die erste Pilotphase öffnen. Das technisch modernst ausgestattete Center der steirischen Wirtschaftskammer soll Jugendlichen mithilfe von umfangreichen Tests bei der Wahl der richtigen Ausbildung helfen.

WIFI-Leiter Peter Hochegger, WKO Steiermark Direktor Karl-Heinz Dernoscheg, Rektorin Christa Neuper und der wissenschaftliche Projektleiter Martin Arendasy von der Uni Graz (v.l.).

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as neue Talent.Center der WKO Steiermark entsteht in der Körblergasse auf dem Areal der ehemaligen Schule Rosenhof nahe dem Campus02 der WKO. Auf einer Fläche von 1.260 Quadratmetern wird es vier Testsektoren mit 28 Stationen geben, dazu Büroeinheiten, Aufklärungs- und Präsentationsbereiche sowie eine Kletterwand zur Überprüfung von berufs- und arbeitsmotorischen Fähigkeiten. Die steirische Wirtschaft investiert drei Millionen Euro in dieses zukunftsweisende Projekt. Die Wahl des optimalen Ausbildungs- und Berufswegs garantiert der wissenschaftliche Partner Karl-FranzensUniversität Graz. Sie wird sämtliche Tests entwickeln, 56 /// FAZIT MÄRZ 2016

begleiten und auswerten, darüber hinaus wurde mit dem „Reportgenerator“ ein eigenes Forschungsprogramm gestartet.

Jugend wird eine knappere Ressource Der demografische Wandel ist voll im Gang. Allein in den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der 15-Jährigen von 13.112 auf 11.493 gesunken. Ein Minus von exakt 1.619 Jugendlichen. Obwohl der wichtigste „Rohstoff“ unseres Landes – die Jugend – damit immer knapper wird, werden deren Talente oft vergeudet. Peter Hochegger, Leiter des WIFI Steiermark, sagt: „Unser Ziel ist es, der Jugend und den Eltern eine qualifizierte

Orientierung und Entscheidungsgrundlage für den Berufswahlprozess zu bieten. Denn fehlgeleitete Potenziale können wir uns angesichts der demografischen Entwicklung nicht länger leisten.“ Mehr als ein Viertel der AHS-Schüler bricht die Oberstufe ab oder wechselt den Schultyp. Bei den BMS sind es fast die Hälfte und bei den BHS mehr als ein Drittel. Vor diesem Hintergrund hat sich die WKO zu einer Millioneninvestition für den Standort Steiermark entschlossen, um den jungen Menschen die Berufs- und Ausbildungswahl zu erleichtern. Karl-Heinz Dernoscheg, Direktor WKO Steiermark, erklärt: „Mit dem Talent. Center investieren die steirischen Unternehmerinnen und

Unternehmer in die wichtigste Ressource unseres Landes: die Jugend.“

Wissenschaftliche Testmethoden Als wissenschaftlicher Partner fungiert dabei die Karl-Franzens-Universität Graz, mit der seitens der WKO Steiermark gleich zwei Kooperationsabkommen vereinbart wurden. Das erste beinhaltet die Entwicklung, Begleitung und Auswertung der Tests und das zweite die Entwicklung eines „Reportgenerators“. Im Rahmen des wissenschaftlichen Projekts arbeiten zurzeit drei Forscher und drei Dissertanten an der richtigen und vor allem leicht verständlichen „Übersetzung“ der Testergebnisse. Martin Arendasy, wissenschaftlicher Projektleiter an der Uni Graz: „Mit der automatisierten Itemgenerierung sowie computerisierter adaptiver Testtechnologie wird ein intelligentes Testsystem angewandt, das sich an die Bedürfnisse der Jugendlichen individuell anpasst.“ Die Jugendlichen erhalten damit umfangreiche Informationen zu ihren Begabungen und Talenten, was die Wahl für sie geeigneter Ausbildungs- und Berufswege unterstützen soll. Christa Neuper, Rektorin KarlFranzens-Universität Graz betont: „Talente erkennen und fördern zählt zu den Aufgaben einer Universität. Diese Forschung trägt dazu bei, die Entfaltung persönlicher Potenziale zu ermöglichen.“ Rund drei Millionen Euro investiert die WKO in die Errichtung des Talent.Centers, die laufenden Kosten werden sich jährlich auf rund eine Million Euro belaufen.


Bildung

Foto: KNAPP / Sporer

der Praxisaufgabe aus Lagerautomation und -logistik ist logisches Denken gefragt. „Bei unserem Wettbewerb geht es in erster Linie darum, dass man rasch eine Basislösung findet“, erklärt Personalleiter Ingo Spörk. Die Teilnehmer lösen die Aufgabe wahlweise in den Programmiersprachen C# oder Java an ihren eigenen Notebooks und haben auch Zugang zum Internet. Die Preise für die ersten drei Plätze betragen 1.500, 1.250 bzw. 1.000 Euro. Teilnehmen kann jeder ab 16 Jahren. Die Teilnehmeranzahl ist jedoch begrenzt, daher sollten sich Interessierte möglichst rasch unter www. coding-contest.at anmelden. Anmeldeschluss ist der 27. März 2016.

Schüler und Studenten aus ganz Österreich tüfteln an der Aufgabe.

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ereits zum fünften Mal organisiert die Knapp AG als einer der größten IT-Arbeitgeber in der Steiermark am 8. April 2016 für junge Talente in Hart bei Graz den Knapp Coding Contest. Schüler und Studenten aus fast allen Bundesländern messen sich dabei in ihren IT-Fähigkeiten. Bei

Foto: Spar

Erfolgreicher Lehrabschluss für 46 Spar-Lehrlinge

Spar-GF Christoph Holzer jubelt mit seinen erfolgreichen Lehrabsolventen.

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und 2.700 Lehrlinge befinden sich österreichweit bei Spar in Ausbildung. Vor kurzem erfolgreich abgeschlossen haben ihre SparLehre 46 dieser jungen Menschen in der Steiermark und dem Südburgenland, davon 16 mit Auszeichnung und 10 mit gutem Erfolg – ein Grund zum Feiern. „Sämtliche Karrieremöglich-

keiten stehen den Lehrabsolventen bei Spar offen“, betont GF Christoph Holzer beim Überreichen der Urkunden. „Spar setzt auf Nachwuchsführungskräfte aus den eigenen Reihen und begleitet und fördert sie dabei auf ihrem Karriereweg.“ Zwei der erfolgreichen Lehrlinge gehen dabei einen besonderen Weg und nutzen das Angebot, bei Spar die Berufsmatura zu absolvieren. Auch die Spar-Lehrlingsbeauftragte Eva-Maria Wimmer freut sich über die tollen Leistungen: „Ich bin sehr stolz auf unsere Nachwuchskräfte. Auch heuer suchen wir wieder 150 engagierte Lehrlinge.“

Informationen:

www.spar.at/lehre

Foto: Jasmin Schuller

Knapp AG veranstaltet Wettbewerb für IT-Talente

Rektor Karl Peter Pfeiffer (rechts im Bild) und Günter Riegler, kaufmännischer Geschäftsführer der FH Joanneum, sind auch dieses Jahr beim Open House dabei.

Blick in die Zukunft beim Open House 2016 der FH JOANNEUM Wie wäre es, an der FH Joanneum zu studieren? Die Besucherinnen und Besucher des Open House in Kapfenberg, Bad Gleichenberg und Graz müssen nicht mehr länger rätseln, sondern erfahren die Antwort auf diese Frage am 11. und 12. März 2016.

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ei den Open-House-Tagen der FH Joanneum lernen Interessentinnen und Interessenten die Studierenden und Lehrenden kennen, können sich mit Absolventinnen und Absolventen unterhalten und einen Blick in die Hochschule werfen. Ein vielfältiges Programm bietet die Möglichkeit, sich unsere Projekte genauer anzuschauen und dabei mit eigenen Augen zu sehen, wie angewandte Forschung an der FH Joanneum gelehrt und gelebt wird.

47 Studiengänge verteilen sich auf die sechs Departments Angewandte Informatik, Bauen, Energie & Gesellschaft, Engineering, Gesundheitsstudien, Management sowie Medien & Design. Jeder einzelne Studiengang stellt sich vor: Das Informationsangebot beschränkt sich aber nicht nur auf die Studiengänge – auch alles rund

um Wohnen, Stipendien und Bewerbungsverfahren kann man beim Open House erfahren und erfragen. Für jene, die auf der Suche nach dem passenden MasterStudium sind, wurde dieses Jahr in Graz eine eigene Lounge eingerichtet. Expertinnen und Experten informieren dort über Fächerwechsel, Voraussetzungen und Ersatzprüfungen.

Termine:

• Open House Kapfenberg: 11. März 2016, 9 bis 17 Uhr • Open House Bad Gleichenberg: 11. März 2016, 9 bis 17 Uhr • Open House Graz: 12. März 2016, 9 bis 14 Uhr Programm: www.fh-joanneum.at/openhouse Es gibt am 11. März einen kostenlosen Shuttle-Service von Graz nach Kapfenberg und Bad Gleichenberg. Anmeldung unter: www.fh-joanneum.at/ openhouse-shuttleservice FAZIT MÄRZ 2016 /// 57


Spar-GF Christoph Holzer und LK-Präs. Franz Titschenbacher (li.) starten die Offensive für steirische Lebensmittel.

Regionalität beim Einkaufen hat Zukunft Welttag der Mit diesem Motto wollen der Lebensmittelhändler Spar und die Landwirtschaftskammer den KonFremdenführer 2016 sum regionaler Lebensmittel forcieren. Der Trend Der österreichische Fremdenführerkongress 2015 fand in Graz statt.

gibt dem Projekt recht: Rund 70 Prozent der Steirerinnen und Steirer greifen zu heimischen Produkten, mehr als 85 Prozent wünschen sich ein breiteres Angebot.

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ualität, Geschmack und Frische sowie die Unterstützung der heimischen Bauern sind die Hauptgründe für den Kauf von steirischen Markenprodukten. „Spar startet als erste Handelskette mit der Landwirtschaftskammer eine neue Regionalinitiative“, erklären LK-Präsident Franz Titschenbacher und Spar-GF Christoph Holzer.

Ständiger Zuwachs an regionalen Produkten „Wir sind stets bemüht, unser Sortiment an regionalen Produkten weiter auszubauen, damit auch in Zukunft die Konsumenten aus dem Vollen schöpfen können“, so Holzer. „Im vergangenen Jahr haben wir die steirischen Murbodner Erdäpfel ins Sortiment aufgenommen oder die innovativen steirischen Genussapfelsticks. Alleine damit konnten wir in der Steiermark im Jahr 2015 über 24 Tonnen steirische Äpfel zusätzlich absetzen“, so

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Holzer weiter. Insgesamt bietet Spar in der Steiermark über 5.300 Produkte von mehr als 245 steirischen Lieferanten, u. a. jährlich 9 Mio. Liter Milch, 46.500 Liter Kürbiskernöl und 12,5 Millionen Äpfel.

Ein Gewinn für die Umwelt Mit dieser Regional-Offensive wird den Konsumenten auch der Klimaschutz schmackhaft gemacht. Im Schnitt werden beim Kauf von heimischen Lebensmitteln 98 Prozent der Transportstrecken und 97 Prozent des klimaschädlichen Kohlendioxids eingespart. Befeuert wird diese neue Regionaloffensive von einem Gewinnspiel mit tollen Preisen, wie Urlauben am Bauernhof und steirischen Feinschmecker-Produkten: Man kauft ein steirisches Produkt, beschriftet den Kassabon mit Namen und Adresse und wirft ihn in die „RegionalitätsGewinnbox“ in allen Spar-, Euro- und Interspar-Filialen.

Mit Charme, Witz und Kompetenz begeistern die staatlich geprüften Fremdenführer Österreichs nicht nur ausländische Touristen, sondern auch heimische Gäste. Neben Führungen in rund 30 Sprachen bieten sie eine Vielzahl an unterhaltsamen Touren zu verschiedensten Sonderthemen an.

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und um den „Welttag der Fremdenführer“ finden am 21. Februar 2016 in ganz Österreich Spezialführungen statt, in denen die Austria Guides einem breiteren Publikum beweisen, wie Wissensvermittlung zum Erlebnis werden kann. Die Teilnahme ist kostenlos und freiwillige Spenden kommen der Kinderkrebshilfe zugute. Im heurigen Jahr gehen die Fremdenführer und Fremdenführerinnen erstmals aus Graz hinaus und bieten Führungen an verschiedenen interessanten Orten unseres Bundeslandes an. (genaues Programm unter www.austroguides.at) In der Steiermark gibt es derzeit rund 100 professionelle Fremdenführer, von denen zwischen 80 und 90 hauptsächlich in der Landeshauptstadt aktiv sind. Intensive Ausbildung Das Fremdenführer-Gewerbe

setzt eine umfassende fachliche Ausbildung (in der Steiermark 400 Kursstunden mit Kosten von 4.300 Euro) und eine umfassende theoretische und praktische Prüfung voraus, die zum Teil in einer Fremdsprache abgelegt werden muss. Ein Ärgernis sind daher vielfach „selbsternannte“ Fremdenführer, die in fremden Revieren wildern, gegen die aber derzeit nur wenig gesetzliche Handhabe besteht, beklagt Daniela Gmeinbauer, Obfrau der Fachgruppe der Freizeit- und Sportbetriebe. Als Kennzeichen tragen die Austria Guides eine Plakette mit rot-weiß-rotem Emblem. Also: Achten Sie auf die Marke! Alle geprüften Fremdenführer mit Kontaktdaten sowie interessante Informationen unter www.austriaguides.at.

Foto: WKO Steiermark

Foto: LK / Werner Krug

Wirtschaft


Foto: Land Steiermark

Bildung

LR Doris Kampus und AMS-Chef Karl-Heinz Snobe: „Bessere Rahmenbedingungen für benachteiligte Gruppen am Arbeitsmarkt schaffen.“

Impulse für am Arbeitsmarkt benachteiligte Gruppen Das Land Steiermark hat Maßnahmen für die arbeitsplatznahe Qualifizierung beschlossen. Auf Antrag von Landesrätin Doris Kampus werden 3,3 Mio. Euro für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen freigegeben. Diese umfassen das im Dezember vorgestellte „Kooperative Programm“ von Arbeitsmarktservice und Land Steiermark.

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onkret wurde die Förderung des Projekts „Karriere:Management 45+“ fixiert: „Ältere Menschen sind überproportional stark vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen. Darum müssen hier neue Impulse gesetzt werden, um mit arbeitsplatznahen Qualifizierungsmaßnahmen ältere Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen“, so LR Kampus. Im Rahmen des Projekts werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der beruflichen Zielplanung, dem Erstellen von Bewerbungsunterlagen und bei der Suche nach einer geeigneten Stelle unterstützt. Der Förderungsbeitrag des Landes Steiermark beläuft sich auf rund 500.000 Euro. Konkrete Hilfe bei der Jobsuche Einen weiteren Schwerpunkt setzt das Projekt „Arbeitsmarktrelevante Kompetenz-

förderung – Berufliches Training“. Gemeinsam mit pro mente Steiermark werden Menschen mit psychischen oder psychosozialen Beeinträchtigungen beim Einstieg in den Arbeitsmarkt unterstützt. Die Betreuung umfasst unter anderem durchgängig zur Verfügung stehendes Training, theoretische und praktische Module im Einzel- sowie im Gruppenkontext und die Auswahl geeigneter Arbeitsplätze. Mit der Fördersumme von knapp über 2,8 Mio. Euro werden 191 Plätze in der Ober- und Oststeiermark sowie im Raum Graz geschaffen. „Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen brauchen mitunter Unterstützung, um ihren Platz in der Arbeitswelt zu finden. Unser Ziel bleibt der erste Arbeitsmarkt für alle Menschen. Die Politik ist hier gefordert, die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen“, so Kampus.

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Kurz & News

(v.r.n.l.) Wolfgang Hülbig (GF art + event I Theaterservice Graz), Nora Schmid (Intendantin Oper Graz), Bernd Pürcher (Organisator Opernredoute)

Grazer Opernredoute 2016 Über eine rauschende Ballnacht bei der Opernredoute 2016 mit rund 2.500 Gästen und über viele großartige Feedbacks durften sich Hausherrin Nora Schmid und Ball-Organisator Bernd Pürcher freuen. Die nunmehr schon 18. Auflage der glänzenden Veranstaltung bedeutet nicht zuletzt einen großartigen Impuls für die heimische Wirtschaft.

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roßartiges leisteten auch die zahlreichen Künstler und Künstlerinnen der Oper Graz, die gemeinsam mit den Debütantenpaaren eine wunderbare Eröffnungszeremonie gestaltet haben. Schwungvoll und umwerfend ging es weiter mit den ABBAs – den Publikumslieblingen der Oper, Sieglinde Feldhofer, Dshamilja Kaiser, Taylan Reinhard und Wilfried Zelinka, sowie mit vielen anderen Bands und Künstlern in den vielen von den Machern hinter der Bühne aufwendig gestalteten Ball„Welten“. In lockerer Atmosphäre unterhielten sich im Ballgetümmel zahlreiche Polit- und Wirtschaftsgrößen wie die Präsidentschaftskandidaten Rudolf Hundstorfer, Andreas Khol und Irmgard Griss sowie Außenminister Sebasti-

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an Kurz; ebenso die Modedesignerinnen Katharina Plattner, Lena Hoschek-Frajuk und La Hong Nhut. „Die unvergessliche Ballnacht dauerte bis fünf Uhr morgens an – wir freuen uns schon jetzt auf den 28. Jänner 2017“, betonte Pürcher. Ganz wichtig: die großartige Arbeit, die hinter den Kulissen geleistet wurde. Unter der Federführung von Wolfgang Hülbig (Geschäftsführer bei art + event | Theaterservice Graz) wurden in monatelanger Vorarbeit die zahlreichen, großartigen Kulissen und die Kostüme der vielen Künstlerinnen und Künstler hergestellt, sowie sämtliche Eintrittskarten des Spitzenevents im Ticketzentrum verkauft. Erneut eine Spitzenleistung des angesehenen steirischen Kulturdienstleisters.

„Das Jahr 2015 war für den Bankensektor insgesamt herausfordernd. Umso erfreulicher sind die Erfolge, die wir in der Raiffeisen-Bankengruppe (RBG) Steiermark im Kundenbereich erzielen konnten“, fasst RLB-Steiermark Generaldirektor Martin Schaller zusammen. Raiffeisen konnte seine Marktführerschaft sowohl bei den Kundenanteilen als auch in den wichtigen Produktkategorien klar behaupten oder sogar ausbauen. Das Einlagenvolumen beläuft sich mit Ende 2015 auf 13,6 Milliarden Euro. Dem gegenüber stehen 13,3 Milliarden Euro an Krediten. Schaller: „Das ausgeglichene Verhältnis entspricht dem Raiffeisen-Prinzip und ist quasi ein praxiserprobtes Crowdfunding-Modell.“

Von China bis ins Silicon Valley

Die schwächelnde Nachfrage in Asien, die Korrekturen an den fernöstlichen Börsen waren ebenso Thema bei der Tagung „Finanzmarkttrends 2016“ wie die Situation der Unternehmen im Silicon Valley. In der Aula der Karl-Franzens-Universität trafen sich am 1. Februar die steirischen Finanzdienstleister, um gemeinsam einen Blick auf das Wirtschafts- und Finanzjahr 2016 zu werfen. Als Ehrengäste begrüßte Fachverbands- und Fachgruppenobmann Hannes Dolzer unter anderem Friedrich Hinterschweiger (Obmann der Sparte Information und Consulting in der WKO Steiermark), Christian Kehrer (Vorsitzender des WdF – Wirtschaftsforum der Führungskräfte) und LT-Abg. Alexandra Pichler-Jessenko.

Land Steiermark nimmt 30 Lehrlinge auf

Das Land Steiermark bildet landesweit derzeit ca. 300 Jugendliche in 18 Lehrberufen aus. Jeder Lehrling wird nach einem Ausbildungsplan individuell von erfahrenen Mitarbeitern im jeweiligen Beruf betreut. Natürlich ist das Land bestrebt, die Lehrlinge nach einem positiven Lehrabschluss zu übernehmen. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass so hochqualifizierte Mitarbeiter für den Landesdienst gefunden wurden. „Das Land Steiermark bekennt sich zu seiner Verantwortung in der Lehrlingsausbildung, weshalb wir auch ab September wieder 30 engagierten Jugendlichen eine abwechslungsreiche Ausbildung anbieten“, erklärt LR Christopher Drexler.

Fotos: Kanizaj, WKO / Frankl, Land Steiermark

Foto: Philipp Schulz

Solides Kundengeschäft 2015 für Raiffeisen Steiermark


Veranstaltung

Trachten, Tanz und Schmankerln beim größten Ball Europas Der steirische Bauernbundball war auch heuer in der 67. Auflage wieder der unbestrittene Höhepunkt der Ballsaison. Steirisches Brauchtum, Tradition und Tracht bestimmten die einzigartige Kulisse dieser unvergesslichen Ballnacht. erschiedenste Stilrichtungen von volkstümlicher Musik in Kombination mit einem reichhaltigen Angebot an kulinarischen Schmankerln sowie ein perfekt abgestimmtes Programm machten den Bauernbundball – mit 16.000 Besuchern der größte Ball Europas – zu einem einzigartigen Fest der Sinne. Bis in die Morgenstunden wurde getanzt, gefeiert, gustiert und genossen, ehe Bauernbunddirektor Franz Tonner um acht Uhr morgens den letzten Ballbesucher aus der Halle geleitete – übrigens seit Jahren eine besondere Tradition des engagierten Ballchefs. Zünftige Musik und trachtige Mode Die 25 verschiedenen Musikinterpreten sorgten auf insgesamt elf Bühnen für ein umfassendes Programm und tolle Stimmung. Viel Prominenz gab es nicht nur am Tanzparkett, sondern auch am Laufsteg zu sehen: Bei der Wild&WaldModenschau der RaiffeisenLagerhäuser zeigten die Sturm-Legenden Mario Haas, Markus Schopp, Hannes Reinmayer, Günther Neukirchner, Arnold Wetl, Gilbert Prilasnig und Pepi Schickelgruber ebenso ihre Modelkünste wie Miss Austria Annika Grill und Mister Austria Fabian Kitzweger. Dabei machten sie durchwegs eine gute Figur. Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kunst Unter den prominenten „Parkettfegern“ wurden unter anderem gesichtet: Landes-

Foto: Foto Fischer

V

Bei zünftiger Musik und in bester Stimmung wurde bis in die Morgenstunden getanzt. hauptmann Hermann Schützenhöfer, BB-Obmann und Veranstalter Landesrat Hans Seitinger, Bundespräsidentschaftskandidat Andreas Khol, Landesrat Christian Buchmann, Bürgermeister Siegfried Nagl, UNESCO-Botschafter Harald Stranzl, die EU-Abgeordnete Elisabeth Köstinger, die Abgeordneten Reinhold Lopatka, Beatrix Karl, Barbara Eibinger-Miedl, Erwin Dirnberger, Franz Fartek, Hubert Lang, Sandra WallnerLiebmann, Ernst Gödl, Gregor Hammerl, die noch vom Wahlkampf gestressten LKVertreter Präsident Franz Titschenbacher, Vize-Präsidentin Maria Pein und Landesbäuerin Gusti Maier, die Wirtschaftsbosse WK-Präsident Josef Herk mit den Vizepräsidenten Benedikt Bittmann und Andreas Herz, Landesjägermeister Heinz Gach und die RaiffeisenVorstände Martin Schaller, Rainer Stelzer, Matthias Heinrich. Aber auch internationale Stars wie Roberto Blanco und August Schmölzer gaben

Bauernbundobmann Johann Seitinger übergab Andreas Khol einen Korb mit Kohl, der zusammen mit steirischem Kernöl die nötige Kraft für den Wahlkampf geben soll. sich beim Bauernbundball ein Stelldichein.

Bestens organisiert durch die Nacht An den Bars herrschte reges Treiben, aber warten musste niemand lange. Die „Bartiger“ waren auf den mächtigen Ansturm gut vorbereitet und verwöhnten die hungrigen und durstigen Burschen und Mädel mit edlen Tropfen und lukullischen Köstlichkeiten. „Der Ball bietet die beste Möglichkeit, die Kaufkraft der Stadt mit der Kulinarik vom Land zu verbinden. Wir legen Wert darauf, dass ausschließlich heimische Ware

angeboten wird – vom AMAGütesiegel-Fleisch über die Murbodner Erdäpfel, den Käse von der Obersteirischen Molkerei, das steirische Kürbiskernöl, den Vulcano-Schinken oder das Woaz-Schwein beim Essen und vom ausgezeichneten Murauer Bier über den steirischen Qualitätswein bis zum Exakt Vodka aus der Steiermark bei den Getränken wird ganz auf Regionalität gesetzt“, ist Franz Tonner stolz auf die breite Palette der regionalen Lebensmittel und er freut sich auf ein Wiedersehen am 24. Februar 2017 beim 68. Steirischen Bauernbundball im Messe Congress Graz. FAZIT MÄRZ 2016 /// 61


Foto: WKO

Kurz & News

20 Jahre Logo Jobbörse für junge Menschen

Viele Betriebe klagen über Missbrauch im grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr. Aus diesem Grund verstärken WKO Steiermark und Finanzpolizei ihre Bemühungen für einen faireren Wettbewerb mit strengeren Kontrollen an den Grenzen.

I

n Spielfeld, und anderen Grenzorten sowie auf der A2 bei Fürstenfeld–Ilz wurde daher am 11. Februar eine gemeinsame „Aktion scharf“ inklusive Aufklärungskampagne gestartet. Mehr als 60 Finanzpolizisten waren dabei im Einsatz – und das aus gutem Grund: Die Anzahl der aufgedeckten illegalen Aktivitäten hat sich in den vergangenen drei Jahren mehr als verdoppelt. Der grenzüberschreitende Dienstleistungsverkehr nimmt generell immer größere Ausmaße an. Haben 2013 „nur“ 30.145 Unternehmen aus dem Ausland „Entsendungen von Mitarbeitern“ nach Österreich gemeldet, so waren es 2015 bereits 56.629 Meldungen. Die Finanzpolizei schätzt, dass in den vergangenen zwei Jahren mehr als 350.000 ausländische Mitarbeiter auf heimischen Baustellen gearbeitet haben. Mit den steigenden Temperaturen beginnt auch

62 /// FAZIT MÄRZ 2016

wieder die Bausaison in der Steiermark. Zuletzt sah sich die Branche mit etlichen Insolvenzen konfrontiert – und immer öfter liest man bei den Insolvenzgründen auch den Hinweis darauf, dass heimische Betriebe mit „sauber“ beschäftigten Mitarbeitern gegenüber ausländischen „Mitbewerbern“ durch Lohn- und Sozialdumping unter Druck geraten. „Die Schäden dieser kriminellen Machenschaften sind für die heimischen Betriebe enorm und nehmen immer öfter existenzbedrohliche Ausmaße an“, betonen WKOSteiermark-Präs. Josef Herk und Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk. In dieselbe Kerbe schlägt auch Bau-Innungsmeister Alexander Pongratz: „Rund 70 Prozent der ausländischen Firmen, die bei uns arbeiten, stehen unter dem Verdacht auf Lohn- und Sozialdumping.“

Nachhaltiges Trigos-Frühstück mit der BKS Wertvolle Tipps und motivierende Impulse holten sich am 9. Februar im Restaurant Oscar in Klagenfurt Kärntner Unternehmen, die sich für die Teilnahme am Trigos-Preis interessieren. Das ist Österreichs wichtigster Preis für Corporate Social Responsibility (CSR). „Das Interesse am Trigos nimmt Jahr für Jahr zu. Immer mehr Unternehmen richten ihre Unternehmensstrategie nachhaltig aus. Wir machen diese Unternehmen mit dem TRIGOS sichtbar“, erklärte Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank und TRIGOS Schirmherrin in Kärnten. Katrin Pucher von der Knapp AG repräsentierte ihr Unternehmen als Vorjahresgewinner. Die Einreichfrist zum begehrten CSR-Preis läuft noch bis 4. März.

Fotos: Logo Jobbörse, Elke Schwarzinger , www.wolfganghummer.com, Steiermärkische Sparkasse

Wirtschaftskammer fordert mehr Fairness

Die „Steirische JOBBÖRSE für junge Leute“ bietet seit 20 Jahren kostenfreies Service für Jugendliche und Firmen. Mit den starken und langjährigen Partnern Land Steiermark, Stadt Graz, AK Stmk, WKO Stmk, und ins besondere im Bereich Ferialjobs dem AMS Stmk., konnten den arbeitswilligen Mädchen und Burschen im Jahr 2015 bei rekordverdächtigen 130.000 Zugriffen auf die Homepage insgesamt 4.837 Jobs zur Verfügung gestellt werden. Mit Jobs wie Apptester, Facebook Community-Blogger bis hin zum Webdesigner bietet die JOBBÖRSE neue, moderne Berufsbilder. Aber auch Restaurateure in London, händische Fertigung von Holzpaletten oder Weihnachtsbaumverkäufer wurden gesucht bzw. angeboten.


Schnuppertag am „youngHeroes Day“

Neuer Geschäftsführer bei der Energie Graz

Am 10. Februar haben Jugendliche bei verschiedenen Unternehmen einen Tag lang Praxis gesammelt und unterstützten mit dieser Aktion Caritasprojekte, die Kindern in Not zugute kommen. Als Gegenleistung für die Arbeit der Jugendlichen spendeten die teilnehmenden Unternehmen einen Geldbetrag an die Caritas. Die Steiermärkische Sparkasse stellte sich mit 24 angebotenen Plätzen in den Dienst der guten Sache. Die Leiterin Human Resources der Steiermärkischen Sparkasse Marion Perissutti betont: „Diese Aktion zeigt auf wunderbare Weise, wofür wir als Steiermärkische Sparkasse stehen. An diesem Tag engagieren sich Unternehmen, Institutionen und junge Menschen im Dienste der Gesellschaft.“

Am 9. Februar fand das Hearing für die Besetzung der Geschäftsführerposition bei der Energie Graz statt. Die HearingKommission bestehend aus dem Aufsichtsrat der Energie Graz (Energie Steiermark-Vorstände Christian Purrer und Olaf Kieser, Holding Graz-Vorstände Wolfgang Malik, Barbara Muhr, Gert Heigl, Energie Graz-Aufsichtsrat Thomas Possert) sowie der Finanzdirektor der Stadt Graz, Karl Kamper, hat nach Anhörung der Bewerber den einstimmigen Beschluss gefasst, aufgrund der überzeugenden Präsentation den bisherigen GF der Grazer Energieagentur, DI Boris Papousek, als neuen GF in der Doppelgeschäftsführung der Energie Graz gemeinsam mit Mag. Werner Ressi vorzuschlagen.

DIE STEIERMARK – KLINGT GUT

www.volkskultur.steiermark.at | www.steiermark.com

Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark. Foto: Ulrike Rauch

Kurz & News


Foto: Foto Fischer

Kurz & News

„Stolz & Stolz“-Konzert im Grazer Landhaus Das Johann-Joseph-Fux Konservatorium begeht im Schuljahr 2015/16 sein 200-jähriges Bestandsjubiläum. Zu diesem Anlass luden Landtagspräs. Bettina Vollath und der Direktor des Johann-Joseph-Fux Konservatoriums, Mag. Eduard Lanner, am 4. Februar zu einem Konzert in den Rittersaal im Grazer Landhaus ein. Vollath zeigte sich erfreut, über 200 musikinteressierte Gäste zu begrüßen, und meinte: „Musik verbindet. Gerade in diesen Zeiten gilt es, Verbindendes zu suchen und damit die Menschen näher zusammen zu bringen. 200 Jahre Johann-Joseph-Fux Konservatorium des Landes Steiermark sind ein wundervoller Anlass, unseren schönen Rittersaal wieder in einen Konzertsaal zu verwandeln.“

WKO-Präs. Josef Herk, Meisterin Stefanie Klapf, LH Hermann Schützenhöfer, Spartenobmann Hermann Talowski (von li.)

Dem Handwerk gebührt doch der sprichwörtlich Goldene Boden. Der Meisterbrief als sinnvoller Abschluss einer Aus- und Weiterbildung in Handwerk und Gewerbe verzeichnet in der Steiermark weiterhin eine Hochkonjunktur.

WBNet-Wachstumspartnerschaft geht in die vierte Runde

it 722 erfolgreich abgelegten Meister- und Befähigungsprüfungen war 2015 ein absolutes Rekordjahr für die Steiermark. 232 junge Fachkräfte dürfen sich nun Meisterin bzw. Meister nennen, dazu kommen noch einmal 490 Absolventinnen und Absolventen von Befähigungsprüfungen – ein Plus von 8,5 Prozent im Vergleich zum Jahr 2014! „Dieser ungebrochene Boom zeigt die Bedeutung des Meistertitels. Wo Meister drauf steht, ist Qualität drinnen“, betont WKO-SteiermarkPräsident Josef Herk. Der Titel „Meisterin des Jahres“ ging an die 24-jährige Rauchfangkehrermeisterin Stefanie Klapf

AVL und Westport schließen Vereinbarung zu HPDI-Technologie

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aus Knittelfeld. Die traditionell stärkste „Meistersparte“ ist das Gewerbe und Handwerk. Allein hier gab es ein Plus von 10 Prozent bei den Meisterprüfungen in insgesamt 31 Berufen. „Nur wer höchste Qualität bietet, kann erfolgreich am Markt bestehen. Die Qualität der Ausbildung setzt sich dabei nahtlos in der Qualität der Leistung fort“, erklärt dazu Spartenobmann Hermann Talowski. Die hohe Qualifikation der jungen Meisterinnen und Meister zeigt sich auch an den hohen Erfolgsquoten: 82 Prozent der Meisterprüfungen wurden positiv abgelegt, bei den Unternehmerprüfungen sind es sogar 91 Prozent.

Am 20. Jänner wurde der Startschuss für die diesjährige WBNetWachstumspartnerschaft gegeben. Die Erfolgspartnerschaft „WBNet“ des Wirtschaftsbundes geht im Frühjahr 2016 in die vierte Runde. „Ziel der Initiative ist es, das Wachstum von Kleinunternehmen anzukurbeln. Unterstützt werden unsere Mentees dabei von erfolgreichen Unternehmerinnen und Unternehmern, die durch Erfahrung und Know-how wertvolle Inputs liefern“, so WB-Obmann LR Christian Buchmann. Auf Basis gemeinsam getroffener Zielvereinbarungen werden die Teilnehmer Strategien und Konzepte erarbeiten. „Die Basis unternehmerischen Wachstums sind entsprechendes Know-how und ein gutes Netzwerk“, erklärt WB-Direktor Mag. (FH) Kurt Egger. Das US-Unternehmen Westport Innovations Inc., weltweit führend in der Entwicklung von erdgasbetriebenen Motoren, und die AVL List GmbH, das weltweit größte, unabhängige Unternehmen für die Entwicklung, Simulation und Erprobung von Antriebssystemen für internationale OEMs, gaben den Abschluss einer Kooperationsvereinbarung zur Einführung der nächsten HDPI Technologiegeneration (Hochdruck-Direkteinspritzung) bekannt.

Fotos:AK Steiermark, Steiermärkische Sparkasse, Land Steiermark / Frankl, Landtag Steiermark, WB Steiermark

Rekordjahr für das Meisterland Steiermark


Fotos: Porsche

Stark, stärker – der neue 911er Porsche Er gilt zu Recht als der Klassiker unter den Sportwagen: der 911er von Porsche. Nun hat Porsche seinen 911er leicht geliftet. Die wichtigste Neuerung sind jedoch nicht die optischen Retuschen, sondern die neuen Motoren.

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orsche hat in seiner neuesten Generation des 911er den Saugmotor gegen einen Turbo ausgetauscht. So haben die Entwickler erstmals seit mehr als 50 Jahren ein Ladedruck-Aggregat in den Basis-Elfer gesetzt. Bei Turbomotoren wird Luft durch eine Turbine verdichtet und in die Brennkammern der Zylinder gepresst. Der zusätzliche Sauerstoff sorgt für eine effizientere Verbrennung des Kraftstoff-Luft-Gemischs. Mehr PS, weniger Verbrauch Der neue 911 Carrera hat 20 PS mehr als sein Vorgänger (370 PS) und verbraucht laut offiziellen Angaben auf dem Papier 0,8 Liter weniger Sprit

auf 100 Kilometer (7,4 Liter). Der neue 911 Carrera S hat ebenfalls 20 PS mehr (420 PS) und verbraucht einen Liter Super Plus weniger auf 100 Kilometer (7,7 Liter). Der Basis-Elfer lässt sich sowohl mit Handschaltung als auch mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK) bestellen. Auch beim PDK können die Gänge wie beim Vorgängermodell manuell ausgewählt werden. Für den Carrera S wird eine optionale Hinterachslenkung angeboten. Mehr Sicherheit, mehr Komfort Überdies bekommt die neue Carrera-Generation zahlreiche Sicherheits- und Komfortfunk-

tionen, die dem Anspruch an einen modernen GT gerecht werden. Etwa eine hydraulische Hebefunktion an der Vorderachse. Sie bietet 50 mm mehr Bodenfreiheit. In Verbindung mit der Keramikbremse aus dem 911 Turbo kommt zudem die Multikollisionsbremse zum Einsatz. Sie schließt nach dem ersten Aufprall automatisch, um Folgeschäden einzugrenzen. Die Einstiegspreise beginnen ab 116.100,- Euro für den Porsche 911 Carrera, ab 133.090,Euro für den 911 Carrera S. Für den 911 Turbo muss man etwas tiefer in die Tasche greifen: 213.400,- Euro werden für diese Motorisierung fällig.

Porsche 911 Carrera S

Hubraum: 2.981 cm³ Leistung: 420 PS / 309 kW max. Drehmoment: 520 Nm Verbrauch komb.: 7,7 l/100 km CO2-Emission: 199 g/km Schadstoffeinstufung: Euro 6 Beschl. (0-100 km/h): 3,9 s Höchstgeschw.: 308 km/h

Porsche Inter Auto GmbH & Co KG

Ferdinand-Porsche-Platz 1 8041 Graz-Liebenau Telefon: 0316/46 80-0 Telefax: 0316/46 80-20 autostadt@porsche.co.at www.porschegrazliebenau.at

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Foto: Matt Jones, GB

Bauen & Wohnen

Immobilien bleiben eine gesuchte Wertanlage Z

„Immobilienblase“ nicht in Sicht Die Preise für Neubau-Eigentumswohnungen verharren weiterhin auf hohem Niveau. Die markantesten Preisanstiege gab es im Segment „Vorsorgewohnung“, vor allem in städtischen Lagen und dort im Nahebereich von Universitäten. Die Nachfrage nach Mietobjekten hält ungebrochen an,

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bewegen sich die Preise seit einigen Monaten auf einem „Hochplateau“. Das trifft jedenfalls auf durchschnittliche, gute und Top-Lagen zu. Sehr gute Lagen mit adäquater Architektur und Ausstattung haben sogar noch weiteres Preissteigerungspotenzial.

Foto: Raiffeisen Immobilien Steiermark

wischen renditeschwachen und risikoreichen Anlageprodukten bleiben Immobilien weiterhin eine attraktive Wertanlage, denn sie bieten sowohl Sicherheit als auch gute Erträge. Daher bleibt der Trend zur Immobilie als Investment auch 2016 ungebrochen, war auf einer PK der Raiffeisen Immobilien Österreich zu erfahren.

Mag. Nikolaus Lallitsch, GF der Raiffeisen Immobilien Steiermark. die Kreditzinsen sind historisch tief, die Anlegerrechnung stimmt daher. Vorerst dürfte der markante Preisanstieg bei Neubau-Eigentumswohnungen zumindest „abflachen“. Nach der „Preisrallye“ ab 2008

7.600 Wohnimmobilien auf dem Markt Manche Immobilienverkäufer haben in der Vergangenheit versucht, aus dem Immobilienboom eine Goldgräberstimmung abzuleiten und wollten deutlich überzogene Verkaufspreise durchsetzen. Sie sind zum Großteil wieder in der Realität angekommen. Die heraufbeschworenen Leerstände und langen Vermittlungszeiten haben

sich – nach entsprechenden Preiskorrekturen und damit erreichter Marktfähigkeit – rasch abgebaut. Derzeit sind immer noch rund 7.600 Wohnimmobilien in der Steiermark auf dem Markt. Nach wie vor herrscht enorme Nachfrage nach Mietwohnungen in der Preisrange von 400 bis 700 Euro Monatsmiete, die jedoch mangels ausreichenden Wohnungsangebots vor allem in Ballungszentren kaum befriedigt werden kann. Bei einer Mietbelastung jenseits von 1.000 Euro ist aber nach wie vor ein psychologischer Plafond und eine obere Belastbarkeitsgrenze erreicht.


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Fazitportrait

Mister Handschuh Von Volker Schögler Fotos: Marija Kanizaj

Unter den Arkaden des Grazer Dorotheums empfängt die

Familie Simon in fünfter Generation sechsmal in der Woche Jung und Alt im einzigartigen Fachgeschäft »Handschuhe zur Oper«. Eine handwarme Geschichte. Mit Herz und mit Poesie.

Fazit März 2016 /// 69


Fazitportrait

W

er den Grazer Jakominiplatz von früher kennt, dem gehen schmerzlich einige Geschäfte ab, die sprichwörtlich als Institutionen gegolten haben. Nein, nicht schmerzlich, aber wehmütig, wenn man etwa an den alten Steirerhof denkt, der buchstäblich als gesamtes Haus mit der Abrissbirne ins Reich von Asche und Erinnerung verfrachtet wurde. Es sei andererseits aber nicht geleugnet, dass es Entwicklung und Wandlung sind, die die Welt am Laufen halten.

Inmitten der Aschenwüste des Jakominiplatzes glimmen hie und da aber noch Glutnester, die vorgeblich die Flamme der Tradition weiterreichen. So auch unter den Arkaden des in den Neunzehnsiebzigerjahren in Waschbetonoptik wieder neu erbauten Dorotheums. Ganz rechts auf der Südseite, neben dem verlöschenden kleinen Juwelierladen wärmt ein Handschuhgeschäft, das Handschuhgeschäft der Stadt, gewissermaßen die Seelen seiner Kunden. Seit mehreren Generationen pilgern die Menschen, alt wie jung, hierher zu Familie Simon. Vornehmlich, um etwas gegen ihre kalten Hände zu tun. Eine Institution Simons »Handschuhe zur Oper« ist das einzige echte Handschuh-Fachgeschäft im engeren Sinn. Wieder so ein Mohikaner, ein letzter. Das traditionsreiche 40-Quadratmeter-Fachgeschäft mit den vielen Schubladen und den Kristalllustern im Dorotheums-Gebäude am Jakominiplatz ist in dieser Form einzigartig in der ganzen Region. Es ist eine Institution, so wie sein Besitzer »Mister Handschuh« ist. Wohin wendet man sich, zum Beispiel als Grazer Zeughaus, wenn neue, natürlich besondere, Unterziehhandschuhe für die eisernen Ritterrüstungen notwendig werden? Als Unfall- und Sozialversicherungsanstalt, wenn Spezialhandschuhe für Verunfallte angefertigt werden müssen? Als Mutti, wenn es heißt, die Kinder und der Papa brauchen neue Handschuhe? Oder wenn Weihnachten vor der Tür steht? Am Geschäft »Handschuhe zur Oper« kommt niemand vorbei. Jeder hat welche, jeder braucht welche; natürlich bekommt man auch da und dort welche, aber überwiegend im Diskontbereich – entsprechend sind Passform und Qualität der Handschuhe. Faktor Qualität »Wir legen größten Wert auf Verarbeitung, Material, Passform und Strapazierfähigkeit und bieten zugleich eine sehr große Auswahl – jeweils mindestens fünf Größen – und vor allem ein konsumen-

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tenfreundliches Preis-Leistungs-Verhältnis«, umreißt Heinrich Simon (Jahrgang 1951) seine Philosophie. Mit Sohn Christian, der so wie schon sein Vater ebenfalls beim Vater gelernt hat, besteht der Familienbetrieb bereits in fünfter Generation in Graz. Der Name Simon lässt sich als Handschuhmacher bis ins Jahr 1805 nach Böhmen ins Sudetenland zurückverfolgen. Bis kurz nach dem zweiten Weltkrieg wurden in Graz – das Geschäft war damals am Opernring, auf der anderen Seite des vormaligen Gebäudes – neben Handschuhen auch Lederhosen erzeugt.

Im Wandel der Zeit wurde aus dem Erzeuger von Waren, dem Produzenten, der zugleich für den Vertrieb sorgte, ein Händler. Die Aufteilung der Rollen, somit die Spezialisierung, nahm damals ihren Anfang. Wenngleich der Globalisierung im dreiköpfigen Familienbetrieb plus einer Angestellten Grenzen gesetzt werden. Seniorchef Simon: »Unsere Ware kommt zumindest aus Europa und hat einen hohen Qualitätsanspruch. So sind etwa Handschuhe mit Laschnaht, das ist die Außennaht, bei der man jeden Stich besonders gut sieht, in der Regel handgenäht.« Billige Fernostware sind seine Sache nicht, wofür ihm – auch – Legionen an Kindern dankbar sein können: Wer kennt nicht diese geduldsspielhaften Handschuhe, deren Vliesfutter schon beim ersten Ausziehen nach außen drängt, indem die inneren Fingerlinge ausgestülpt werden und in der Folge jedes Anziehen zweimal zum Kraftakt und Nerventest wird – einmal, wenn wir selbst Kinder sind, und dann, wenn wir Eltern sind. Und nun zu etwas ganz anderem: Vor seinem Löwengarten, Das Kampfspiel zu erwarten, Saß König Franz, Und um ihn die Großen der Krone, Und rings auf hohem Balkone Die Damen in schönem Kranz.

Wie wir alle vorgeben zu wissen, beginnt so »Der Handschuh« von Friedrich Schiller. Und weil in journalistischen Texten jederzeit und zu Recht die Frage erlaubt sein muss, warum denn dieses oder jenes nun hier stünde, sogleich die Antwort: Beim Blick in die »Handschuhe zur Oper«-Auslage fällt dem ehrgeizigen Bildungsbürger bislang nur die Schillersche Ballade ein, zukünftig, zumindest nach Lektüre dieses Textes, auch die Antwort auf die Frage warum »zur Oper«. Steht ja schließlich ein paar Zeilen weiter oben. Zwischen zwei Gedankenstrichen. Falls sie der Korrektor


Fazitportrait

nicht durch Beistriche ersetzt hat. Es ist gerade diese Gedankenfülle – jetzt kommt der nächste Grund, warum das alles hier steht – die ihm neben dem »Handschuh«-Zitat gefallen haben könnte: Es ist eine Reminiszenz an den deutschen Publizisten, Schriftsteller, Fersehmoderator und Intellektuellen Roger Willemsen, der Anfang Februar erst 60-jährig verstorben ist. Und dessen Tod eine ähnlich schmerzliche Lücke hinterlässt wie jener von Harry Rowohlt vorigen Sommer (siehe Unternehmensportrait über die »Tobelbader Vogelfarm« in Fazit Nr. 115). Als Meister der Sprache und des Geistes würden jetzt beide so etwas sagen wie: »Das heißt schmerzhafte Lücke«, der eine grimmig, der andere lächelnd.

Die Handschuh-Ballade geht bekanntlich so weiter, dass wilde Tiere miteinander kämpfen und Fräulein Kunigunde ihren Handschuh fallen lässt, der zwischen Tigern und Löwen landet; worauf sie einen, sie offenbar schon lange verehrenden, Ritter auffordert, seine Liebe unter Beweis zu stellen, indem er ihr den Handschuh zurückholen möge. Zum Schrecken aller kommt der Mann diesem Ansinnen nach, zeigt dem Fräulein aber, was er unter Ehre und Anstand versteht: Aber mit zärtlichem Liebesblick – Er verheißt ihm sein nahes Glück – Empfängt ihn Fräulein Kunigunde. Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht: »Den Dank, Dame, begehr ich nicht«, Und verläßt sie zur selben Stunde.

Sind so kleine Hände? Und weil Regel und Rituale sowie Anstand und Verlässlichkeit auch vom konsumierenden Zeitgenossen, dem Kunden, besonders geschätzt werden, kommt er gern in das Handschuhgeschäft von Heinrich, Maria und Christian Simon. Denn hier werden neben Qualitäts- und Kostenbewusstsein eben diese Eigenschaften gelebt und wärmstens vermittelt. Das geht bis zur Passform von Handschuhen: »Wenn etwa eine Dame sehr kleine Hände hat, lassen wir die Handschuhe auch in Größe 6 fertigen, obwohl es

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Foto: Landarbeiterkammer


Fazitportrait

Handschuhe und Hüte muss man probieren, damit sie auch wirklich passen. Heinrich Simon, Handschuh- und Hutspezialist

normalerweise erst bei sechseinhalb beginnt«, erläutert der Fachmann. Bei Herren geht es übrigens bis Größe 11, sonst frage man Herrn Simon am besten persönlich. Grundsätzlich unterscheidet man bei der Machart der Handschuhe erwähnte Außennaht, die besonders dekorativ erscheint, ferner die Steppernaht, die eleganteste Ausführung und als einzige sogar mit Zwickeln zur Optimierung der Passform sowie die Linksnaht, das ist eine Innennaht, die durchaus auch spürbar ist. Der Reihenfolge nach sind diese Handschuhe in der Ausführung Nappaleder vom Lamm mit Wollfutter um 60, 46 und 40 Euro wohlfeil. Mit Kaschmirfutter kosten sie jeweils um 10 Euro mehr. Die meisten Handschuhe werden heutzutage aus Lamm- (glatt), kanadischem Hirsch- (strukturiert) oder Peccaryleder (robust) gemacht. Die Preise für die Hirschausführung liegen bei 80 bis 90 Euro, das südamerikanische Wasserschwein Peccary bei 145 Euro. »Handschuhe und Hüte muss man probieren, damit sie auch wirklich passen«, meint Heinrich Simon, »deshalb berührt uns das Onlinegeschäft nicht besonders.« Damit ist nicht nur die Konkurrenz gemeint, sondern auch das Fachgeschäft selbst – es gibt keine Homepage. Pitt, Hackman, Blues Brothers. Und Knirps. Mit der seinerzeitigen Umstellung von Lederhosen- und Handschuherzeugung auf Handschuhhandel erfolgte auch eine Er-

weiterung des Sortiments auf Regenschirme, Schals, Geld- und Schlüsseltaschen, Hauben und Hüte – schließlich gibt es auch im Nischengeschäft einen Sommer. Deshalb führt Heinrich Simon auch seit vielen Jahren genaue Aufzeichnungen über das Wetter und macht sich und uns im Übrigen für diese Saison nicht mehr viel Hoffnung auf Winter und Schnee. Auch bei den Kappen und Hüten herrscht eine riesige Auswahl. Im Wesentlichen wird, abgesehen von den Strohhüten und Panamahüten für den Sommer, zwischen Haarfilz (aus Kaninchenhaar) und Wollfilz (Schaf) unterschieden und ob mit oder ohne Goretex. So ließen Wahl und Qual zwischen verschiedenen Steirerhüten, Rollhüten, Damenhüten, Pork Pie (Brad Pitt, Gene Hackman als Detective Jimmy »Popeye« Doyle in »French Connection«), Trilby (John Belushi und Kollegen als Blues Brothers), Entenschnabel, Flatcap und Schiebermütze (die mit dem Knopf oben in der Mitte, als Erkennungszeichen englischer Buchmacher, die Wetten »verschoben«) nur die Frage offen, ob Schiller nichts über Hüte geschrieben hat.

Außer den vom Gessler, im Tell, Sie wissen schon. Und über Schirme, denn die gibt es unter den Arkaden des Dorotheums auch. Aber nur die guten. n

Handschuhe zur Oper 8010 Graz, Jakominiplatz 9 Telefon 0316 825436

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Revolution채re Gegens채tze Eine Reise nach Kuba


Fazitreise

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Fazitreise

»Schnell noch mal nach Kuba, bevor dort alles anders wird« oder »zu Lebzeiten von Fidel möchte ich nochmal hin« hört man gelegentlich. Nun, Kuba ist eine wunderbare Winterdestination, um beispielsweise zur Weihnachtszeit ein paar Sonnenstrahlen

und etwas Meeresluft zu tanken. Und noch einen Mojito auf die Revolution zu trinken. Text von Thomas Goiser. Fotos von Johannes Zinner.

A

uch wenn das Wirtschaftssystem der Revolutionäre von einer sozialistischen Planwirtschaft gerade transformiert wird, Angebot und Nachfrage sind bereits angekommen. Wenn man beispielsweise Anfang oder Mitte Dezember ins Land kommt, kann man im Vergleich zu den Weihnachtsferienurlaubern Geld sparen. Manche Hotels verdoppeln ihre Zimmerpreise kurz vor den Feiertagen. Kanadier, Skandinavier, Briten und Mitteleuropäer tummeln sich auf den Stränden und im seichten azurblauen Meerwasser; demnächst sollen vermehrt US-Amerikaner dazu kommen. Man kann vor Weihnachten auch ein besonderes Unikum erleben. Am 17. Dezember wird in El Rincón nahe Havanna das Fest des Heiligen Lazarus begangen. Hier vermischen sich katholischer Glaube und karibisches naturreligiöses Erbe. In Form einer Wallfahrt begeben sich zehntausende Pilger zur Kirche und bitten um Hilfe für die Verwirklichung ihrer Wünsche und Vorsätze. Manche zeigen ihre Ernsthaftigkeit, indem sie sich – zumindest auf Teilen des Weges – auf Knien oder am Boden kriechend fortbewegen. Manche tun dies in Ketten, indem sie Steine vor sich herschieben oder nachziehen oder sich auf andere ausgefallene Art ihren Weg schwer machen. Eine Metapher auf die Mühen des Alltags? Parallelwelten und -währungen Von diesen haben die meisten Menschen in Kuba ausreichend. Eine Wirtschaft im Umbruch hinterlässt auch Brüche in der Gesellschaft. Etwa durch die enormen Einkommensunterschiede und ein System von zwei parallelen Währungen; eine ist den Touristen vorbehalten, in der anderen »funktioniert« die lokale Wirtschaft. Die Brüche zeigen sich auch in der gesamten öffentlichen Infrastruktur und den Gebäuden, die, grob gesprochen, aus vier Epochen stammen: spanischer Kolonialbarock und Historismus, US-amerikanische Investitionen der ersten Hälfte des 20. Jahr-

hunderts, sowjetischer Realismus und moderne, mit chinesischer Hilfe errichtete Verkehrs- und Logistikanlagen. Daneben gibt es am Land weiterhin Dörfer aus einfachsten Landarbeiterhütten, die an die Zuckerplantagenwirtschaft des 19. Jahrhunderts erinnern. Weitere Parallelwelten zeigen sich im Fuhrpark der Insel. Handkarren und Pferdefuhrwerke treffen im Straßenverkehr auf die berühmten ausladenden US-Limousinen der Neunzehnfünfzigerjahre, auf klapprige Moskwitschs und Ladas sowie auf die modernere Busflotte von chinesischen Herstellern. Kreative Reparaturen und Adaptionen haben als Folge der jahrzehntelangen Mangelwirtschaft seltsame Gebilde entstehen lassen, die alle noch irgendwie funktionstüchtig und vor allem fahrbereit sind. Abenteuerlicher Nah- und Fernverkehr Touristen merken davon meist wenig, außer dass Taxifahrer oft stattliche Preise verlangen, egal aus welcher Ära ihr Gefährt stammt und in welchem Zustand es ist. Da kann man über weitere Strecken auch kostengünstiger unterwegs sein. Zahlreiche Fernbus-Linien (»Viazul«) bringen einem im Landesinneren in stundenlangen Überlandfahrten über etwas holprige Straßen weiter. (Wichtiger Tipp dazu: Zeit nehmen, Tickets vorher kaufen, Checkin vor der Abreise, Gepäck aufgeben, unbedingt Kappe, Halstuch und Pulli mitnehmen – die Klimaanlage führt zu unschönen Erkältungen). So lassen sich auch Gegenden wie das Vinalestal (ein beeindruckender Naturpark) im Westen des Landes oder die 1514 gegründeten Stadt Trinidad de Cuba im Süden erreichen. Revolution im Museum Wo es schon möglich ist, wird renoviert, etwa in der Altstadt von Havanna oder in Tourismuszentren wie dem nahe gelegenen Varadero, wo sich auf einer Landzunge Hotel an Hotel reiht. Hier lässt sich ein Badeurlaub mit etwas Revolutionsfolklore kombiFAZIT MÄRZ 2016 /// 77


Foto: Thomas Goiser


Fazitreise

nieren. Auch wenn gewissermaßen das ganze Land momentan ein Museum ist, sollte man in Havanna das »Museum der Revolution« im früheren Präsidentenpalast nicht auslassen. Hier sind zahlreiche Ikonen und Originalgegenstände aus der Revolutionsära ausgestellt – von der Yacht »Granma« über Kampfflugzeuge und Wrackteilen von während der Kubakrise 1962 abgeschossenen US-Flugzeugen. Intensiv wird dann noch die erste Phase der Umgestaltung des Wirtschafts- und Gesellschaftssystems in den Neunzehnsechzigerjahren behandelt. Nach ähnlichen Museen sucht man seit 1989 in Europa vergeblich. Gedanklich ist es von dort (»Socialismo o Muerte«) nicht weit zum großen und besonders beeindruckenden Friedhof, dem »Cementerio Cristóbal Colón«, auf dem etwa eine Million Menschen bestattet sind. Und nach einem Bummel in der Altstadt Havannas ist es besonders empfehlenswert, den Abend in einer Freiluftbar am Dach eines Hotels oder im Park des historischen Hotels »Nacional« ausklingen zu lassen. Propaganda statt Werbung Ein besonders auffälliges Phänomen ist, dass – mit Ausnahme von politischer Propaganda – im ganzen Land keine Werbung zu sehen ist. Statt Produktwerbung gibt es riesengroße Abbilder von José Marti, Che Guevara, Fidel und Raul Castro, Camilo Cienfuengos und deren wichtigsten Aussagen und Slogans. Manchmal sind diese Abbildungen handgemalt auf Gebäuden, oft auch als Mahnmale in Stein oder Beton gefasst. Eine Revolution, die gekommen war, um zu bleiben und sich nun neu erfindet.

Rege österreichische Wirtschaftsdiplomatie Die wirtschaftliche Öffnung als Folge des Zusammenbruchs des einstigen Partners Sowjetunion hat zu einer starken Ausrichtung auf den »Devisenbringer Tourismus« geführt. Das soll auch in Hinkunft weiter ausgebaut werden. Eine große Hoffnung der kubanischen Wirtschaftspolitik liegt heute zudem in der Normalisierung der Beziehungen zu den Vereinigten Staaten und in der Entwicklung der Sonderwirtschaftszone »Mariel«, die als Produktionsdrehscheibe und Logistikverteilzentrum für Zentralund Südamerika geplant ist. Auch wenn der Ausbau dort gerade startet, wird das Projekt gerne Gästen aus aller Welt präsentiert – so auch aus Österreich. Vergangenen Dezember besuchte der damalige Infrastrukturminister Alois Stöger mit einer Delegation von mehr als 20 Unternehmen den »Inselstaat im Umbruch«. Bestehende Geschäftsbeziehungen und weiter große Erwartungen gibt es vor allem in den Bereichen Infrastruktur und eben auch Tourismus. Anfang März folgt dann die nächste offizielle Wirtschaftsreise anlässlich des Besuchs von Bundespräsident Heinz Fischer. Ein neuer Markt tut sich auf, und da will Österreich auch mitmischen. Fazit: Das Land ist jedenfalls einen Besuch wert, vielleicht nicht unbedingt zu Weihnachten oder während der Hurrikansaison im Sommer und Herbst. Und wer nur zum Baden hinfährt, versäumt eine reichhaltige Kultur und Einblicke in ein einmaliges Wirtschafts- und Gesellschaftssystem im Umbruch. So viel Zeit muss sein – das kommt nicht wieder. Salud! n

Weitere Informationen Kuba (amtliche Bezeichnung Republik Kuba) ist ein Inselstaat in der Karibik, der im Nordwesten und Norden an den Golf von Mexiko sowie den Atlantischen Ozean und im Süden an das Karibische Meer grenzt. Hauptstadt des Landes ist Havanna. Kuba hat ein sozialistisches, autoritäres Einparteiensystem; Staatsoberhaupt und Regierungschef ist Raul Castro. Kuba hat rund elf Millionen Einwohner bei einer Bevölkerungsdichte von 102 Einwohnern pro Quadratkilometer. Das Bruttoinlandsprodukt betrug 2014 rund 80,5 Milliarden Dollar (entspricht etwa 7000 Dollar pro Einwohner). Kubareisespezialisten studiosus.com/Kuba meiers-weltreisen.de/kuba-reise cuba4travel.com

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Der Empörer braucht den Empörten wie der Sonnenkönig das Solarium. Roger Willemsen, 1955–2016

Theater oder so

Der weihnachtliche Erregungsbeweis Viel zu viele Medien und noch mehr Webseiten erschaffen eine Welt der überaufgeregten Supersuperlative. Können Artisten auf einer Bühne uns da überhaupt noch in den Bann ziehen? Die erste Eigenproduktion des Grazer »Cirque Noël« schon.

Von Peter K. Wagner

D

er »Circus Pikard« ist der letzte seiner Art. Der letzte rein österreichische Zirkus. Das ist jetzt nicht besonders schlimm, weil Zirkus mit Clowns, Jongleuren, Trapezkünstlern und Tieren schon seit den Neunzehnsechzigerjahren nur mehr kleine Kinder begeistert. Die freuen sich natürlich auch heute noch über Clowns und in viel zu kleinen Käfigen hausende Dromedare. Und worüber freuen sich Mama und Papa? Über die Weiterentwicklung, den neuen Zirkus. Entstanden in 1970ern in Frankreich, ist der »Cirque nouveau« auch in Graz Stammgast. Nicht nur, weil André Heller und Bernhard Paul den gerade erst gegründeten »Roncalli« beim Steirischen Herbst 1975 in Graz erstmals vorstellten. Sondern vielmehr weil noch neuerer Zirkus dank Werner Schrempf regelmäßig in der steirischen Landeshauptstadt zu sehen ist. Der Grazer sorgt nicht nur beim Straßentheaterfestival »La Strada« immer wieder für »Cirque nouveau«-eske Aufführungen, sondern veranstaltete heuer bereits zum achten Mal den »Cirque Noël« (Weihnachtszirkus). Warum nun ausgerechnet das achte Mal vergangenen Dezember und Jänner so besonders war? Es handelte sich erstmals um eine Eigenproduktion. Der argentinische Comedian, Schauspieler und Regisseur Adrian Schvarzstein brachte »Seasons« uraufgeführt auf die Orpheumbühne. Vier Jahreszeiten, zwölf 80 /// FAZIT MÄRZ 2016

Köpfe – keine Tiere. (Und nur wenige Kinder im Publikum.) Sehenswert? Oh, ah, ja! »Cirque nouveau« wirkt über das Zusammenspiel von Akrobatik, Schauspiel und Inszenierung. Und über kleine Geschichten, die das Stück erzählt. Wie jene, in der die Frau dem Mann vorwirft, zu viel zu trinken, was in einem szenenapplausgeschwängerten Flaschenjonglier-Tischspielchen endet. Und dann sind da noch diese Momente, in denen man sich einfach nicht vorstellen kann, dass irgendjemand schneller und gewitzter Halbkugelspielgeräte durch die Luft wirbeln kann als der Diabolokünstler mit der schütteren Ed-Sheeran-Gedächtnisfrisur. Ganz zu schweigen von der spannungsgeladenen Stille, die jene junge Dame auslöst, die den aus gefühlt 47 Barhockern gestapelten Turm besteigt und mit Nummer 48 sogar noch einen draufsetzt. Zirkus hat Menschen immer dann in den Bann gezogen, wenn dort Dinge passierten und zu sehen waren, die nicht fassbar, unglaublich oder undenkbar sind. Und genau deshalb ist der »Circus Pikard« der letzte Österreicher seiner Art, während der »Cirque Noël« trotz Ticketpreisen für sehr gut verdienende Erwachsene eine Auslastung von 93 Prozent hatte. In unserer modernen Welt der überaufgeregten Supersuperlative mit viel zu vielen Medien und noch mehr Webseiten ist es für Artisten auf kleinen Bühnen schwer geworden, konkurrenzfähig zu sein. Der »Cirque nouveau« ist es. Und »Seasons« brachte den Beweis. cirque-noel.at n

Von Andrea Wolfmayr

E

s war ganz eindeutig ein Erweckungserlebnis. Denn damals, in den späten Siebzigern, auf dem Lande, wusste kein Mensch, wer dieser Bowie sein sollte. Jeder, dem ich den Namen nannte, schaute ratlos drein. Aber ich hatte irgendwo ein Lied aufgeschnappt – auf Ö3 wohl – und da war er, ich erkannte ihn sofort! Auf der »LP«, der Langespielplatte »Hunky Dory« in der Auslage des Plattengeschäfts in der Grazer Annenstraße. Ich rannte in den Musikladen und verlangte nach David Bowie. Das war meine Wende. An sich bin ich ja eher der Blue-Jeans-Typ. Camouflaged Face. Träumte von Screaming Lord Byron und saß mit dem netten jungen Mann am Tisch. Aber er begleitete mich immer. Ich träumte von ihm, wie viele von ihm träumten. In meinem Traum war ich weiß geschminkt mit dem rotblauen Blitz im Gesicht und hatte den Trenchcoat aus Low an. Ich flüchtete aus unserem Dorf, weg aus der Enge, über den Zaun, während eine Hexe mir kleine weiße Scheiben nachschmiss, winzige Ufos, die an meinen Schläfen kleben blieben und mein Hirn veränderten. Ok, aber abgesehen von meiner Geschichte: David hat uns allen beigebracht, dass Kunst ein viel weiteres Feld ist als das, was sie versuchten, uns einzureden, Schule,


Alles Kultur

Legende

Gesellschaft, Markt. Überhaupt wurde er keiner Schablone gerecht, niemals. Wenn schon, dann machte er Schablonen, setzte Trends. Er erweiterte den Kunstbegriff, machte die Kunst größer und anders, zusammen mit Andy Warhol, mit John Lennon, brachte uns bei, dass wir Heroes sein können, Helden für einen Tag. Er erzählte uns, dass es keine Zeit gibt, dafür ein Universum. Wir waren mit Major Tom draußen und lösten uns von der Erde. Wir spielten mit Ziggy Stardust und den Spiders in Hinterhöfen, wuzelten Zigaretten, fühlten uns als Rock & Roll Suicide und fielen in Lodger vom Dach. Wir besuchten Suffragette City und Warszawa, waren Rebellen und Absolute Beginners, übten Modern Love, taten Ashes to Ashes,

und Cha-Cha-Changes waren an der Tagesordnung. In unserem Jahrhundert leben wir Earthlinge einen Gutteil unseres Lebens virtuell. The Stars look very different today und sie sind durch die Medien so präsent, dass wir sie jederzeit bei uns haben, ihre Bewegungen, Gesten, Mimik. Wir kennen sie besser als unsere Freunde, sie sind unsere Freunde. Wir verwandeln uns in Marc Bolan und T. Rex, Iggy Pop, Freddie Mercury und Patti Smith, Mick Jagger und Tina Turner. Jeder von uns hat einen Blitz im Gesicht. David Bowie hat unser Leben reicher gemacht, that is a fact. Durch seine Musik, seine Songs, seine Texte, sein Auftreten. Interessanter. Vielfältiger. Möglicher.

Kein leicht Verständlicher. Kein Bequemer. Ein Starman. Bigstar. Blackstar. Jeans, Fantasy-Glitzer oder Anzug, er war uns immer ein Stück voraus. Hat sich in die Weltgeschichte eingeschrieben, sogar sein eigenes Sternbild bekommen. Hat uns gewarnt vor dem großen Baal und den Horden diamantener Hunde. Fürchtete sich vor Amerikanern. Hat zuletzt den Tod beschrieben, während er ihn erlebte. Und ist auferstanden, während er starb. n

Andrea Wolfmayr, geboren 1953, lebt als Schriftstellerin in Gleisdorf. Zahlreiche Publikationen, u. a. »Jane und ich oder Die Therapeutinnen« 2014, »Roter Spritzer« 2015. Im Herbst 2016 erscheint »Mit Vati. Eine Entwicklung«. FAZIT MÄRZ 2016 /// 81

Fotos: blu-news.org, David Bowie/Vevo

Blue Jean oder unser Leben mit David Bowie


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

I

ch schätze Facebook und Twitter. So erfahre ich zeitnah, was meine Bekannten gestern und heute getan haben, was ich leider und was Gott sei Dank versäumt habe oder, wie meine nordamerikanische Verwandtschaft ihr Wochenende verbracht hat. Als »Medienmensch« versuche ich mir meinen »Facebookfreundeskreis« so offen wie möglich zu halten. Denn kaum irgendwo kann man so vorzüglich diskutieren, manchmal auch streiten oder einfach nur »seinen Senf dazugeben«. Ich setze mich mit Leuten, die politisch links stehen, ebenso auseinander wie mit Rechten, wobei ich die Erfahrung gemacht habe, dass mich manche Linke im Eifer einer polarisierenden Auseinandersetzung gerne als Rechten und die Rechten wiederum als Linken sehen. Aber als jemand, der für sich in Anspruch nimmt, in der Mitte zu stehen, soll mir das recht sein. Schließlich leistet jeder, der freiwillig miteinander diskutiert, zumindest einen kleinen Beitrag, um dem Auseinanderdriften der Gesellschaft entgegenzuwirken.

Nur miteinander reden hält die Gesellschaft zusammen

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Umso verwunderter bin ich daher, dass manche »Facebookfreunde« – ich muss zugeben, dass ich auch welche habe, die ich nicht einmal persönlich kenne – immer öfter andere Meinungen bewerten und disqualifizieren, anstatt sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Als ein Grazer Publizistikprofessor, den ich wegen seiner fachlichen Kompetenz schätze, vor wenigen Wochen auf Facebook angekündigt hat, dass er alle in seiner Umgebung, welche »die rechten Parolen von der manipulierten Öffentlichkeit und den bedrohlichen Immigranten« wiederkäuen würden, »entfreunden« werde, habe ich das seiner persönlichen Betroffenheit und Empathie zugeschrieben und keinesfalls einer ignoranten Grundhaltung. Dass er mich – als jemanden, der den Willkommenszirkus des letzten Jahres durchaus ablehnt – dennoch nicht gleich »entfreundet« hat, realisierte ich bei folgendem Posting von ihm: »Was mir die Filterblase auf Facebook morgens zuspielt, ist jedenfalls besser, als was ich von irgendeinem redaktionellen Medium bekommen könnte. Nur mal so gesagt.« Mein erster Gedanke war, dass eine solche Haltung keinem Lehrer – und schon gar keinem, der das Medienhandwerk unterrichtet – ansteht. Wo kommen wir hin, wenn alle damit beginnen, sich ihr virtuelles Biedermeierumfeld zu schaffen, und sich nur mehr mit Informationen auseinandersetzen, die der eigenen Komfortzone entsprechen? Mein zweiter Gedanke war schon etwas toleranter, denn Freiheit bedingt unzweifelhaft auch das Recht auf die eigene »Wohlfühlblase«. Jeder hat seine Lieblingsmedien, seine Hobbys, seinen »Real-Life«-Freundeskreis. Jeder von uns kann den Fernseher ein- und ausschalten, wann er will. Ich nehme mich da nicht aus und kann gewisse Meinungen, von denen ich überzeugt bin, dass sie völlig unsinnig sind, einfach nicht mehr hören. Also haben wir auch das Recht dazu, unseren eigenen Beitrag zur weiteren Fragmentierung der Gesellschaft zu leisten. Denn nichts anderes tut jemand, der das Recht in Anspruch nimmt, andere Meinungen als die eigene

gar nicht erst anzuhören oder in einen kritischen Diskurs mit ihnen zu treten. Dennoch sind Journalisten und Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, selbst auf Facebook oder Twitter niemals ganz privat. Denn nichts bringt die vielen Frustrierten, die sich in den sozialen Netzwerken tummeln, rascher dazu, einen »Shitstorm« auszulösen als eine vermeintlich verfängliche Äußerung eines Felix Baumgartner oder eines Armin Wolf. Deswegen haben sie jedes Recht, den Diskurs mit diesen Trollen zu verweigern. Auf der anderen Seite sind alle echten Demokraten der Wahrhaftigkeit verpflichtet. Dazu gehört es auch, andere Meinungen gleichrangig zuzulassen. Schließlich bedingen nicht nur Freiheit und Demokratie einander, sondern auch Demokratie und Diskursbereitschaft. Folglich ist nur logisch, dass auch Freiheit und Diskursbereitschaft einander bedingen. Als ich mit besagtem Publizistiklehrer über Facebook in Kontakt treten wollte, um mit ihm über besagte Postings zu diskutieren, war das leider nicht möglich, denn vor wenigen Tagen hat er mich »entfreundet«. n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 23. MÄRZ 2016!

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