Fazit 119

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fazitmagazin.at

#119

Nr. 119 10/2015 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Zweiter Sieger Fazitgespräch mit Michael Schickhofer

FAZIT

EU-Europa am Anfang vom Ende?

Schuldenkrise, Flüchtlingspolitik und Reformunfähigkeit

Jänner 2016

Die letzte Samenhandlung Essay von Ulrich Beck

Eine Reise nach Schlesien

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


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Fazit


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Editorial

Von Christian Klepej

H

illary Clinton hat es so gemacht – oder war es vielleicht eine andere internationale Lichtgestalt, ich google das jetzt nicht nach – und jetzt jedenfalls auch Irmgard Griss. Sie hat dieser Tage via Youtubevideo ihre Kandidatur bekanntgegeben. Ihre Kandidatur bei der Wahl des nächsten österreichischen Bundespräsidenten. In diesem Filmchen hat sie eine durchaus gute Figur abgegeben, charmant, eloquent und dabei nicht allzu phrasenhaft und insgesamt durchaus sympathisch wie kompetent. Ich werde sie wohl nicht wählen. Der Claus Pandi hat es etwa, wenige Tage vor dieser internetten Botschaft, in der Kronen Zeitung recht treffend formuliert: Sie wäre gerade auf einer »Wer will mich«Tour durch Österreichs Parteienlandschaft unterwegs, um politische Unterstützer für sich zu gewinnen. Pandis Analyse, Griss sei dabei auf dem Weg von der »parteiunabhängigen« hin zur »politikfernen« Kandidatin, ist zwar wenig schmeichelnd, aber dafür umso komischer. Ich wünsche mir jedenfalls einen politiknahen Kandidaten, gerne soll das eine Frau sein, und ich wer-

Dieses Land braucht einen Politiker als Bundespräsidenten

de wohl als christlich-konservativer Parteigänger mich genötigt sehen, auch einen Kandidaten einer anderen Partei in Erwägung zu ziehen. Um eine mögliche Kandidatur Erwin Prölls ist es ja in den letzten Monaten wieder recht ruhig geworden. Und eine andere Personalreserve seitens der ÖVP für dieses Amt ist nicht in Sicht. Der Sozialdemokrat Rudolf Hundstorfer wäre für mich so eine mögliche Wahl. Das ist ein politischer Mensch, hat, wie mir berichtet wird, Handschlagqualität und ist mir schlicht und einfach ausnehmend sympathisch. Leider ein Roter, aber ich habe ja auch Heinz Fischer gewählt, was soll mir noch passieren. Der andere mögliche Kandidat, dem ich meine Stimme geben kann, wäre Alexander van der Bellen. Wiewohl seine große Hypothek, einst Parteiobmann der immer mehr ins Nahfaschistiode abgleitenden antikapitalistischen Bewegung »Die Grünen« gewesen zu sein, natürlich eine wahre Bürde ist. Noch dazu hat er in einem der ersten Interviews zur Thematik Bundespräsident davon gesprochen, einen Heinz Christian Strache nicht als Kanzler anzugeloben. Er hat mittlerweile aber so viel Sachverstand bewiesen, als Bundespräsident das Land nicht in eine dann schwere Regierungskrise zu stürzen und diese Aussage revidiert. Das muss man ihm zugute halten, bei aller noch so dummen Nachfragerei vor allem in Standard-Interviews. Dazu muss ich Ihnen jetzt etwa das Demokratieverständnis eines Michael Völker vom Standard ausleuchten, der am 17. Dezember in einem Gespräch mit Irmgard Griss gefragt hat: »Damit es kein Missverständnis gibt: Sie meinen, dass sich die Politik auch nach der Meinung der Bevölkerung richten muss?« Offensichtlich kann sich das ein Mitarbeiter dieser Zeitung gar nicht einmal vorstellen, dass sich »Politik auch nach der Meinung der Bevölkerung richten muss« und muss da nachfragen zwecks Missverständnisvermeidung. Das spricht für sich. Zurück zu Alexander van der Bellen, das ist ein großartiger Politiker, ein »Homo Politicus« im besten Wortsinne und (!) noch dazu einer, der nicht sein ganzes Leben in der Politik tätig war, sondern auch Jahre in

einem anderen Beruf gearbeitet hat. Leider war er dann bei den Grünen tätig. Aber ganz so schlimm, wie ich das Grüne gerne darstelle, ist es ja dann auch wieder nicht. Integer ist van der Bellen sowieso (gilt für alle hier Genannten) und ich glaube, dass er nicht alleine aus Machtinteressen (das muss nicht immer nur was Schlimmes sein) heraus ein solches Amt anstreben würde. Und Alexander van der Bellen ist kein Gutmensch! Dazu muss ich noch erklären, ich verwende diesen oft als »Beleidigung« empfundenen Begriff selten bis gar nicht. Zum Einen, weil ich nicht gerne beleidige, zum Anderen, weil der Begriff quasi allenortens falsch verstanden wird. Der »Gutmensch« bezeichnet keinen »guten Menschen«, ganz im Gegentum meint »Gutmensch« jemanden, der glaubt, ganz alleine und ganz genau zu wissen, was gut ist und was böse. Und es gibt dabei keine seinen (meist eher flachen) Horizont übersteigende Instanz, die diese Entscheidung zwischen Gut und Böse verändern könnte. Alles, was der »Gutmensch« als böse einstuft, alles was von einem solchen Bösen kommt, ist böse. Denken wir daran, dass »gut gemeint« nur allzuoft genau das Gegenteil von »gut« darstellt. Das ist ein »Gutmensch«. Van der Bellen eben nicht. Er könnte, er würde für dieses Land ein guter Präsident sein. Ein gesegnetes Weihnachtsfest und viel Glück fürs neue Jahr, machen Sie es gut! n Spenden Sie jetzt für die Flüchtlinge in Österreich! Informationen im Internet unter helfenwiewir.at

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT JÄNNER 2016 /// 5


Inhalt Fazit Jänner 2016

Kann Europa scheitern?

45

Zweiter Sieger

Landeshauptmannstellvertreter Michael Schickhofer über sein Verständnis von Politik und das Richtige zu tun.

Die Schulden- und die Flüchtlingspolitik haben die EU in eine siebenjährige Wirtschafts- und Sinnkrise geführt.

Fotos: Peter Pichler, Marija Kanizaj (2), Enlarge, Volker Schögler, Twitter

08

24

Europa braucht einen neuen Traum Der im Jänner verstorbene Soziologe Ulrich Beck zeichnete im März 2014 in seinem Text die Bruchlinien europäischer Integration.

Netzkultur

Michael Bärnthaler über Twitter und das Diskussionsklima im Internet. Seite 80

Ausgabe Jänner 2016 XII. Jahrgang Nr. 119 (10/2015) FAZIT © Klepej &Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Promotion« oder »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 68 74

Rubriken Editorial 5 Politicks 14 Investor 34 Essentials 52 Immobilien 66 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Die Titelgeschichte »Europa am Scheideweg« setzt sich mit den Konsequenzen der Flüchtlingspolitik, dem zerstörten Schengensystem und einem drohenden »Brexit« auseinander. Immer mehr Europäer wenden sich vor diesem Hintergrund gegen eine noch weitergehende EU-Integration, indem sie sich bei Wahlen für EU-kritische Parteien entscheiden. In einem Gastbeitrag beschäftigt sich der Schweizer Ökonom Edoardo Beretta mit der Neugewichtung der internationalen Leitwährungen in den Sonderziehungsrechten und der schwindenden Bedeutung der EU für die globale Wirtschaft.

Und auch im Fazitessay zum Thema »Europa braucht einen neuen Traum« geht es um die Bruchlinien der europäischen Integration. Er stammt vom im Jänner verstorbenen deutschen Soziologen Ulrich Beck. Wir danken seiner Witwe für das Überlassen des Textes.

Alles Samen

Seit vier Jahren betreibt das Geschwisterpaar Gabi Medan und Fritz Zemann die Samenhandlung »Zum Schwarzen Rettig«.

Die Fazitreise führt in dieser Ausgabe in das polnische Kattowitz und nach Schlesien. Und im Mittelpunkt des Fazitportraits steht eine Grazer Institution seit dem Jahr 1773 – die Samenhandlung Köller auf dem Südtiroler Platz. Gutes Lesen! -redIMPRESSUM

Neues aus Schlesien

Volker Schögler war in Schlesien. Und hat dieses Land mit wechselvoller Geschichte ins Herz geschlossen.

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation) Lektorat AdLiteram

Essentiigaelns Seite 52

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Wa h G u Sch tes res, ön un Sei es im d te 8 TiB 1

Die wicht ografin Dinge von Fot rger nbe Marion Lutte

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Druck Leykam-Letsprint

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Kalchberggasse 1/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT JÄNNER 2016 /// 7



Europäische Union

Europa auf dem Scheideweg Nie zuvor präsentierte sich die EU so angreifbar und zerrissen wie in diesen Tagen. Die Flüchtlingspolitik einiger EU-Länder hat das Schengensystem der offenen EU-Grenzen zusammenbrechen lassen. Die Bedeutung des Euro für die globale Wirtschaft ist aufgrund der Art und Weise der EZB-Rettungspolitik gerade dabei, sich zu marginalisieren.

VON JOHANNES TANDL

Illustration: Peter Pichler, Fotos: Michael Ash,

U

nd so befinden sich in Großbritannien die Austrittsbefürworter vor einem für die gesamte Union entscheidenden Referendum erstmals in der Mehrheit. Quer über den Kontinent verlieren Pro-EU-Parteien zugunsten von links- und rechtspopulistischen EU-Kritikern entscheidende Wahlen. Die Politik hat offenbar das Vertrauen der Bürger verloren. Die Zentrifugalkräfte, welche die Union zum Auseinanderdriften bringen, werden stärker. Was wir gerade erleben, ist nicht grundsätzlich neu in der Geschichte des Einigungsprozesses. Schon in der Vergangenheit waren substantielle Integrationsschritte fast immer das Ergebnis von Kompromissen, mit denen die Politik anstehende Krisen zu bewältigen versuchte. Doch angesichts der Vielzahl der europäischen Krisenschauplätze ist eine Kompromissformel, mit der sich die Bruchlinien kitten lassen, nicht in Sicht. Und mit der EU droht auch das sozialstaatliche Gesellschaftsmodell, welches von der europäischen Form des Kapitalismus hervorgebracht wurde, zu scheitern. Europa steht kurz davor, nicht nur als

einer der attraktivsten Lebensräume, sondern auch als der mit Abstand wichtigste Wirtschaftsraum unseres Planeten ins Hintertreffen zu geraten.

Schwache Regierungen stärken die Europakritiker

Dass es auch viele nationale Ursachen für die EU-Krise gibt, zeigt sich deutlich am österreichischen Beispiel. Jahrelang wurden aus Angst vor unpopulären Reformen Probleme bagatellisiert und dringend nötige Maßnahmen verschleppt. Denn wer eine Politik betreibt, die nicht an den nächsten Wahltag denkt, und seinen Bürgern notwendige Einschnitte zumutet, um den Sozialstaat und die Wettbewerbsposition zu retten, wird von den Wählern hart bestraft. In Österreich regiert daher seit langem eine ängstliche Koalition, die, obwohl sie die Probleme kennt, zulässt, dass das Land bei sämtlichen Standortrankings nach hinten durchgereicht wird

FAZIT JÄNNER 2016 /// 9


Europäische Union

Bereits im Jahr 1969 hat der Internationale Währungsfonds (IWF) eine spezielle Verrechnungswährung namens „Sonderziehungsrechte“ (SZR) eingeführt. Diese Verrechnungswährung, die bargeldlos auf den Konten des IWF geführt wird, war notwendig geworden, um die globale Geldmenge unabhängig von der Wirtschaftsleistung der USA und Großbritanniens, deren Währungen den Goldstandard abgelöst hatten, ausweiten zu können. Damit stand ein auch auf anderen Leitwährungen begründetes „Weltgeld“ zur Verfügung. Derzeit enthalten die SZR feste Anteile von US-Dollar, Euro, Yen und britischem Pfund. Ab 1. Oktober 2016 wird nun auch der chinesische Renminbi Teil dieses Verrechnungssystems. Der Schweizer Volkswirt Edoardo Beretta stellt Fazit die folgende Analyse zur Verfügung: Sie thematisiert einerseits eine deutliche Schwächung der EU-Währungen Euro und Pfund durch die Aufnahme des Renminbi und setzt sich kritisch mit der Struktur der SZR auf Basis von Leitwährungen auseinander.

Reform der Sonderziehungsrechte

Eine verpasste Chance

VON EDOARDO BERETTA

D

ie Aufnahme des chinesischen Renminbi in den Kreis der weltweiten Leitwährungen ist zweifellos ein Erfolg Chinas, um die Bedeutung seiner Wirtschaft – auf Kosten Europas – global abzubilden. Mit der Beibehaltung des in den Sonderziehungsrechten abgebildeten Systems der Letwährungen wurde jedoch die Chance vertan, das Geldsystem nachhaltig zu reformieren. Egal, wie man es sehen mag: der Eindruck, dass Sonderziehungsrechte (SZR), nämlich die 1967 beschlossene und zwei Jahre später eingeführte künstliche „Weltwährung“ (oder eher Krediterleichterung) des Internationalen Währungsfonds (IWF), auch für verpasste Chancen stehen, bleibt. Die Sonderziehungsrechte – bestehend aus einem Währungsmix von US-Dollar, Euro, Sterling Pfund, Yen (und ab dem 30. September 2016 dem chinesischen Renminbi) – waren schon in der Vergangenheit immer für Überraschungen gut ‒ etwa als am 28. August 2009 inmitten der globalen Finanzund Wirtschaftskrise die dritte SZR-Allokation in Höhe von 161,2 Mrd. verabschiedet worden war. Dennoch kann das Gesamturteil dieses Systems nur als „durchwachsen“ bezeichnet werden. Zu den makroökonomischen Auswirkungen der Aufnahme der chinesischen Währung in die SZR lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts Genaues sagen. Fest steht jedoch, dass der europäische Kontinent (vgl. Euro und Pfund Sterling) in Sachen SZR-Gewichtung eine

10 /// FAZIT JÄNNER 2016

Herabstufung um 9,68 Prozent hinnehmen wird müssen. Inwieweit dieser Rückgang mit dem Willen vereinbar ist, den Euro zum stärksten Währungskonkurrenten des US-Dollars auszubauen, ist daher erst recht fraglich. Dass die chinesische Währung seit Jahren an globaler Relevanz gewinnt und sich der IWF dieser Tatsache nicht auf Dauer verschließen kann, ist unbestritten. Die Beschlüsse vom 30. November 2015 mit der Aufnahme des Renminbi bestätigen jedoch die Polarisierung des internationalen Währungssystems in Leitwährungen und Nichtleitwährungen. Die „Inthronisierung“ des chinesischen Renminbi ändert auch nichts an den praktischen Schwierigkeiten (oder Machtungleichgewichten), mit denen die Nichtleitwährungsländer jedes Mal zusammenstoßen, wenn sie international akzeptierte Devisen zur Abwicklung von Auslandsgeschäften nur über Exportüberschüsse oder Auslandsanleihen beschaffen können. Spätestens als 1980 Sonderziehungsrechte nicht mehr aus 16, sondern lediglich fünf Währungen bestanden haben, ist ersichtlich geworden, dass das Leitwährungssystem zum neuen Goldstandard mutiert war. Umso verwunderlicher ist zudem, was aus einem Reformappell des chinesischen Zentralbankpräsidenten Zhou Xiaochuans, geworden ist, der sich 2009 einerseits für die Ausweitung des Einsatzbereichs von SZR aussprach, andererseits offen für die Schaffung einer internationalen Geldeinheit nach dem Keynesianischen

Vorschlag aussprach. Dies wäre eine mutige Initiative, die jedoch außergewöhnlicher politischer Weitsicht und Courage bedürfe. Ohne die regelmäßig auflodernde Debatte auffrischen zu müssen, in der die Unterstützer des britischen Ökonomen für die grundlegende Reform der internationalen Währungsordnung plädieren, reicht es hier, daran zu erinnern, dass John Maynard Keynes Plan aus dem Jahre 1944 ein internationales Zahlungsmedium (bancor) vorsah, das von einer „Zentralbank der Zentralbanken“ (International Clearing Union) neutral ausgestellt zu werden hätte. Kein Land wäre dabei benachteiligt oder bevorteilt gewesen, weil das internationale Geld eben nicht mit einer nationaler Währung identifizierbar gewesen wäre. Wenn man die obigen Termini nun jeweils mit „Sonderziehungsrechte“ und „Internationaler Währungsfonds“ ersetzt, erscheint das Gefälle zwischen dem theoretisierten Plan und den tatsächlich verabschiedeten Reformmaßnahmen umso markanter. Und trotzdem ist China ein sehr guter Schachzug gelungen. Die pragmatischste Ratio dahinter könnte lauten: Da eine Reform der globalen Wirtschaft noch in den Sternen steht, müssen man sich mit dem heutigen Leitwährungssystem – inklusive dem chinesischem Renminbi – arrangieren. Die Überzeugung, wonach mit den SZR schon seit deren Einführung auch verpasste Chancen verbunden sind, hat sich jedenfalls erhärtet. Schade eigentlich.


Die britischen Forderungen im Überblick: • Großbritannien will den vollständigen Zugang zum EU-Binnenmarkt behalten, ohne an den immensen Kosten der Eurorettung beteiligt zu werden. und die Abgabenquote die Schwelle zur Leistungsfeindlichkeit durchbrochen hat. Daher stagniert die Wirtschaft auch aus nationalen Gründen und die Arbeitslosigkeit steigt. Mit dieser Politik der Reformverweigerung hat die österreichische Regierung das Sozialsystem in die Unfinanzierbarkeit und die unzufriedenen Wähler erst recht in die Hände der Oppositionsparteien geführt. Dass der Schwarze Peter dabei meist reflexartig an die Brüsseler Bürokratie weitergegeben wird, trägt auch nicht dazu bei, um den Aufstieg der europakritischen FPÖ aufzuhalten, die sich wiederum hervorragend darauf versteht, die steigende Unzufriedenheit in steigende Zustimmung umzumünzen. Anstatt die Freiheitlichen in eine ernsthafte Verantwortung – in Regierungsverantwortung – zu nehmen, klammern sich die ProEU-Parteien SPÖ und ÖVP aneinander und gefallen sich darin, die FPÖ als Rechtspopulisten oder gar Rechtsextreme auszugrenzen. Diese Politik spielt den EU-Gegnern in die Hände. Denn zum FPÖMasterplan auf dem Weg zur Mehrheitspartei gehört durchaus auch, die anderen Parteien mit xenophoben und oft auch wirtschaftsfeindlichen, aber jedenfalls populistischen Forderungen vor sich herzutreiben. Und so liefern die Freiheitlichen den „Altparteien“ täglich neue Gründe, um diese vor möglichen Kooperationen zurückschrecken lassen.

• Der britische Ministerpräsident David Cameron fordert die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der EU: Die EU müsse sich klar dazu bekennen, dass Wettbewerb zur DNA der gesamten Union gehöre, so Cameron. • Das Ziel der „immer engeren Union“ aus den EU-Verträgen soll explizit nicht für Großbritannien gelten. • Großbritannien fordert ein Vetorecht gegen EU-Gesetze, nach denen sich Länder zusammentun können und europäische Gesetze ablehnen dürfen, die nicht ihren nationalen Interessen entsprechen. • Die Kürzung von Sozialleistungen für Ausländer: Migranten aus der EU sollten keine Leistungen beantragen dürfen, während sie auf Arbeitssuche sind, so Cameron.

Die EU-Errungenschaften gelten als selbstverständlich, die EU-Probleme nicht

Doch in der Demokratie hat derjenige Recht, der gewählt wird. Dass die österreichische Regierung trotz ihrer Reformverweigerung weder für die Konstruktionsfehler des Euro noch für den gescheiterten Arabischen Frühling und seine Bürgerkriege verantwortlich ist, wissen zwar auch die Wähler. Sie wollen dennoch jemand dafür zahlen sehen, dass sich ihr persönliches Lebensumfeld nicht verbessert und dass das Land von Problemen wie dem Flüchtlingsansturm heimgesucht wird. Dabei hätten gerade die Österreicher allen Grund dazu, sich über den Wohlstands-

FAZIT JÄNNER 2016 /// 11


Europäische Union

schub, zu dem der EU-Beitritt geführt hat, zu freuen. Denn der EU-Binnenmarkt bietet noch immer Riesenchancen für die heimische Wirtschaft. Erst der freie Austausch von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital über die europäischen Grenzen hinweg hat es vielen Unternehmen ermöglicht, ihre Geschäfte zu globalisieren und die Ertragschancen entsprechend zu steigern. Allein durch den Wegfall der Zollgrenzen und -formalitäten sparen sich die österreichischen Betriebe jährlich bis zu 4,3 Milliarden Euro. Doch das wird von den EU-Skeptikern ebenso wenig zur Kenntnis genommen wie die 13.000 Jobs, die durch die EUMitgliedschaft jährlich zusätzlich entstehen. Besonders bemerkenswert ist, dass die Pro-Europa-Einstellung sogar in den Ländern des ehemaligen Ostblocks, die den Großteil ihres heutigen Wohlstands der EU-Integration verdanken, gekippt ist. Aktuell votierten die Polen gegen ihre EU-freundliche Regierung. Die Klage von Ungarn und der Slowakei gegen die mehrheitlich beschlossenen Flüchtlingsquoten beim Europäischen Gerichtshof kommentierte der ÖVP-Europaabgeordnete Othmar Karas sogar mit den harten Worten: „Solche Klagen kommen Austrittsanträgen gleich.“ In Dänemark verhinderte die traditionell europaskeptische Bevölkerung in einem Referendum gerade erst die Mitwirkung ihres Landes an der europäischen Zusammenarbeit der Justiz- und Polizeibehörden. Der Grund dafür ist wohl eher im mangelnden Vertrauen in die EU-Institutionen zu suchen als darin, dass die Dänen ihre Sicherheitsdefizite nicht international gelöst sehen wollen. Als möglicher Ausweg aus der Krise wird inzwischen wieder das zuvor längst schubladisierte Konzept von einem Europa der un-

terschiedlichen Geschwindigkeiten genannt, bei denen die Mitgliedsländer die Möglichkeit haben, selbst darüber zu entscheiden, welchen Integrationsmodulen sie sich unterwerfen wollen und wo nationales Recht weiterhin vor dem Gemeinschaftsrecht stehen soll. Denn aus der EU austreten wollen ja weder Dänemark und schon gar nicht Ungarn oder die Slowakei. Stattdessen steht Rosinenpickerei in einem „Europe à la carte“ auf der Agenda.

Der drohende Brexit ist die größte Gefahr für den Bestand der EU

Die Idee, dass die Mitgliedsländer die Elemente der europäische Einigung wie einen Bausatz für sich anwenden, indem sie jene Elemente herausnehmen, die der Historie, der Kultur und der Mentalität des jeweiligen Landes entsprechen, ist nicht neu. Großbritannien hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass es für sich einen europäischen Maßanzug beansprucht und keinen Uniformzwang akzeptiert. Und so sehen viele Beobachter Premierminister David Cameron, der ja bis spätestens Ende 2017 ein Referendum über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der Union abhalten wird, um eine britische Extrawurst durchzusetzen, durchaus in einer bewährten britischen Tradition. Doch die meisten anderen EU-Mitglieder und ganz besonders die Anhänger einer vertieften Integration haben die Nase voll von den britischen Sonderwünschen. Sie würden es insgeheim daher sogar begrüßen, wenn das Referendum tatsächlich zum EU-Austritt führen würde. So sieht etwa die europäische Linke die Chance, einen „Brexit“ dazu zu nützen, um die EU noch nachhaltiger zu einer Transferunion umzubauen. Obwohl Cameron alles nur keinen

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Europäische Union

EU-Austritt will, haben die Austrittsbefürworter zwischenzeitlich eine Mehrheit bei den Meinungsumfragen. Der britische Regierungschef hat umfassende EU-Reformen als Voraussetzung für einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union gefordert. Nicht-Euro-Länder wie Großbritannien dürften nicht gegenüber der Euro-Gruppe benachteiligt werden. Großbritannien will sich außerdem vom EU-Ziel einer immer engeren Gemeinschaft verabschieden. Noch vor dem Referendum will er daher die EU reformieren, um den Briten einen Verbleib in der Union schmackhaft machen zu können. EU-Ratspräsident Donald Tusk hat bereits Verhandlungen über die britischen Wünsche angekündigt, doch vom EU-Parlament, dessen Machtposition in der Vergangenheit mit jeder weiteren Integrationsstufe gestärkt wurde, ist erbitterter Widerstand zu erwarten. Auf die Hilfe der Europäischen Volkspartei darf Cameron seit dem Austritt der Torys der EPP-Fraktion dabei ohnehin nicht mehr zählen. Cameron steht in Bezug auf die EU unter großem innenpolitischen Druck: Ein mächtiger Flügel der britischen Konservativen ist EU-feindlich gesinnt. Mit Nigel Farage und seiner „UK Independence Party“ gibt es einen Gegner, der den EU-Austritt Großbritanniens zum Parteiprogramm erhoben hat. Als Befürworter für den EU-Verbleib gilt derzeit nicht einmal die britische Wirtschaft. Vor allem der internationale Finanzplatz in der „City of London“ kämpft für einen britischen Sonderweg – abseits der Brüsseler Regularien. Die Finanzmanager pokern hoch, denn das Schlimmste, was aus ihrer Sicht passieren könnte, wäre wohl ein EU-Austritt. Der würde die globale Bedeutung von London als

Finanzplatz massiv gefährden. Die Briten hoffen jedoch auf ein Einlenken Deutschlands, denn bei einem britischen Austritt würde sich gerade aus Berliner Sicht die Sinnfrage über den Verbleib in einer südländisch dominierten Rest-EU deutlicher als je zuvor stellen. Anstatt für oder gegen einen EU-Austritt zu werben, will sich Großbritannien eine EU, die zum Inselkönigreich passt, zusammenbasteln. Und gerade weil eine Union ohne Briten für Deutschland keinen Sinn mehr ergibt, wird Angela Merkel – oder wer auch immer 2017 an der Spitze der deutschen Regierung steht – alles tun, um das Inselreich in Europa zu halten. Nicht mit einer EU-Reform im Sinne von David Cameron, jedoch mit weiteren britischen Rabatten, Sonderwegen und Ausnahmen. Ein „Europe à la carte“ exklusiv für die Insel wird jedoch den Europakritikern quer über den Kontinent weiteren Treibstoff für ihre von nationalen Eigensinnigkeiten geprägte Politik liefern.

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Frohe Frohe Weihnachten! Weihnachten!


Wir wissen seit 20 Jahren -, dass es ein Ärztearbeitszeitengesetz gibt, das wir reformieren müssen.

LAbg. Werner Murgg (KPÖ) über ausgewöhnlichen Budgetbelastungen

Fotos: iv-net, Parlamentsdirektion / WILKE

ÖVP-Finanzsprecherin Alexandra Pichler-Jessenko sieht im geplanten 192-Millionen-Euro-Budgetdefizit des Landeshaushalts 2016 kein Problem, weil 700 Millionen in Infrastrukturprojekte investiert werden. Landesbudget 2016 – 192 Millionen neue Schulden Trotz fünf Jahren Reformpartnerschaft zwischen 2010 und 2015 bleibt die finanzielle Situation des Landes unverändert angespannt. Im sechsten Sanierungsjahr, mit dem die Regierung die finanziellen Auswirkungen der Periode Voves I in den Griff zu bekommen versucht, offenbart sich einmal mehr, wie groß der Schuldensprung war, den das Land nach 2005, dem Jahr, in dem die SPÖ erstmals den steirischen Landeshauptmannsessel erringen konnte, angehäuft hat. Von 1,5 Milliarden stiegen die Schulden bis 2010 in nur fünf Jahren nämlich auf viereinhalb Milliarden Euro. Die Geldschleusen wurden – durch Verordnungen und Gesetze abgesichert – so weit geöffnet, dass die SP-VP-Reformpartnerschaft in der Periode Voves II den Schuldenberg zwar einigermaßen stabilisieren, nicht jedoch reduzieren konnte. 14 /// FAZIT JÄNNER 2016

Ohne die umstrittenen Sparmaßnahmen hätte sich der Schuldenstand des Landes bis 2015 nämlich auf fast 10 Milliarden statt der nun aushaftenden fünfeinhalb Milliarden beinahe verdoppelt. Nachdem es im Vorjahr mithilfe eines strikten Sparkurses und einigen Budgettricksereien erstmals gelang, einen ausgeglichenen Haushalt zu präsentieren, muss sich die von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer angeführte VP-SP-Koalition nach nur einem Jahr schon wieder von einem ausgeglichenen Budget verabschieden. In der Budgetdebatte des Landtags taten sich die Regierungsparteien daher einigermaßen schwer, den Haushalt als Erfolg der Reformregierung zu verkaufen. Der Grund, warum es in der Vergangenheit nicht gelingen konnte, den Landeshaushalt zu sanieren, war das seit 2009 ausbleibende Wirtschaftswachstum. Dadurch stiegen die Ertragsanteile aus dem Steuertopf der Republik nur um die kalte Progression. Und Grüne und KPÖ halten wie andere Parteien am linken Rand ohnehin nichts von einer ausgabenseitigen Budgetsanierung. Sie sehen in der sogenannten Austeritätspolitik vielmehr die Hauptursache für das schwache Wachstum und die finanziellen Schwierigkeiten der öffentlichen Haushalte. Aber auch die Regierungsparteien ÖVP und SPÖ sind keine Anhänger einer Sparpolitik um jeden Preis. Für Finanzreferent Michael Schickhofer (SPÖ) ist der Haushalt für 2016 ein klares Bekenntnis zu Beschäftigung und Wachstum. Es sei das Ziel der Regierung, Jobs zu sichern, den Standort wettbewerbsfähig zu halten und Armut zu bekämpfen. Und auch der Grund dafür, dass die Steiermark 2016 neue Schulden machen muss, lässt sich mit den Einnahmeausfällen wegen der Steuerreform schlüssig argumentieren. In den Maastricht-Budgetkriterien sieht der Betriebswirt Schickhofer hingegen einen Investitions- und Wachstumshemmer. Damit nimmt er darauf Bezug, dass die Nutzungsdauer von Investitionsprojekten nicht maastricht-wirksam angerech-

net wird. Wenn es um Investitionen geht und wenn Finanzmittel so günstig wie nie sind, sei es unverständlich, keine Mittel aufnehmen zu dürfen. Schließlich bestünde auch in der Wirtschaft – deren Finanzziele immer öfter auch für die öffentliche Haushaltspolitik eingefordert werden – die Möglichkeit, Investitionen mit Hilfe der Abschreibung über die Nutzungsdauer anzusetzen. Von einer moderaten und notwendigen Neuverschuldung von 192 Millionen Euro sprach ÖVP-Finanzsprecherin Alexandra Pichler-Jessenko in ihrer Budgetrede. Und stellte diese neuen Schulden vor den Hintergrund, dass im nächsten Jahr 700 Millionen Euro in die steirische Infrastruktur investiert werden. Der Haushalt sei das klare Bekenntnis des Landtages zu Wirtschaft und Arbeit, Wissenschaft und Forschung und dem Willen, das Budget weiter zu stabilisieren. Das bedeute etwa, die F&E-Quote weiter – auf fünf Prozent – zu steigern und den europaweiten Spitzenwert, den die Steiermark diesbezüglich einnimmt, abzusichern. Der Wirtschaftsstandort müsse durch gezielte Investitionen weiter gestärkt werden, damit die Steiermark weiterhin federführend bei der Ansiedelung neuer Unternehmen bleiben könne. Der freiheitliche Budgetsprecher Gerald Deutschmann ist hingegen davon überzeugt, dass die Steiermark nun von der Schuldenpolitik der Vergangenheit eingeholt wird. Deutschmann kritisierte die seiner Meinung nach nichtssagenden Wirkungsziele im Budget als Plattitüden. Auch in puncto Transparenz und Budgetwahrheit attestiert die FPÖ eine „klare Themenverfehlung“. Konkret spricht Deutschmann von den Asylkosten, die im kommenden Jahr nur um vier Millionen Euro höher ausgewiesen sind als 2015. Er prophezeit daher eine Kostenexplosion im Asylbereich. Der FPÖ-Budgetsprecher brachte noch einen weiteren Aspekt in die Budgetdiskussion ein, der noch mit hohen Kosten für das Land verbunden sein könnte. Denn seit Jahren streiten der Verbund und die


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

Energie Steiermark wegen des erst 2009 errichteten Gaskraftwerks Mellach, das auch Teil der Grazer Fernwärmeversorgung ist. Dem Land Steiermark würden Zahlungen in Höhe von 280 Millionen Euro drohen, die nicht budgetiert sind. Heftige Kritik kam auch von der KPÖ. Das Defizit von 192 Millionen sei der klare Beweis dafür, dass die Kürzungspolitik von SP und VP gescheitert sei, so der Kommunist Werner Murgg. Von einem Verlust der rotschwarzen Glaubwürdigkeit sprach auch der grüne Klubobmann Lambert Schönleitner. Er erinnerte an das „SparImage“, das die seinerzeitige Reformpartnerschaft aufzubauen versucht habe. Trotz massiver Kürzungen im Sozial-, im Kultur- oder im Gesundheitsbereich sei es nicht gelungen, den Haushalt zu sanieren. Als Grund dafür nennt Schönleitner die beiden Regierungsparteien SPÖ und ÖVP, die es nicht geschafft hätten, sich von ihrer Klientelpolitik zu verabschieden. Das Budget 2016 wurde mit dem Stimmen der Regierungsparteien ÖVP und SPÖ gegen die FPÖ, die Grünen und die KPÖ mehrheitlich angenommen. Kostenexplosion – Regierung will Mindestsicherung reformieren 256.000 Menschen erhielten im Jahr 2014 eine Mindestsicherung. Mit 142.000 Beziehern lebt mehr als die Hälfte der Anspruchsberechtigten in Wien. Dass die Zahl der Bezugsberechtigten seit 2011 stetig steigt, wurde bislang mit der steigenden Arbeitslosigkeit begründet. Nun kommt mit den auf dem Arbeitsmarkt nicht vermittelbaren Asylberechtigten ein weiterer Faktor für die Kostenexplosion dazu. Und so stiegen die Ausgaben für die Mindestsicherung im Jahr 2014 um zwölf Prozent auf insgesamt 673 Millionen Euro an. Mit 427 Millionen Euro wurden fast zwei Drittel der Beträge in Wien ausbezahlt. Nach Schätzungen sind derzeit knapp 40.000 der 256.000 Mindestsicherungsbezieher Asylberechtigte. Die ÖVP rechnet aufgrund der aktuellen Migrationsflut, dass 2016 weitere 40.000

Flüchtlinge in die Mindestsicherung fallen werden, die in Österreich zwar Asyl, aber keine Arbeit vorfinden werden, und fordert daher strengere Regeln. Die Koalition sieht sich daher dazu gezwungen, die Mindestsicherung zu reformieren. Der Sozialminister Rudolf Hundstorfer, ÖVP-Sozialsprecher August Wöginger und ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka sind sich darin einig, dass man stärkere Arbeitsanreize setzen muss, um Mindestsicherungsbezieher zur Annahme einer Arbeit zu bewegen, und dass die Sanktionen gegen Verstöße bundesweit vereinheitlicht, werden sollen. Auch der ÖVP-Wunsch die Mindestsicherung bei 1.500 Euro pro Familie zu deckeln, wird entgegen ursprünglichen SPÖ-Ankündigungen diskutiert. Grund dafür dürfte sein, dass sich Wien außerstande sieht, die steigenden Aufwendungen zu finanzieren. Während etwa im einkommensschwachen Kärnten nur 0,9 Prozent der Bevölkerung in den Genuss der Mindestsicherung kommen, sind es im einkommensstarken Wien beinahe acht Prozent. Am zweitmeisten Mindestsicherungsbezieher gibt es mit 2,7 Prozent der Bevölkerung übrigens im reichen Vorarlberg, in der Steiermark beziehen zwei Prozent der Bewohner eine bedarfsorientierte Mindestsicherung. Als Grund dafür, dass es Wien so extrem überproportional viele Berechtigte gibt, nennt das Sozialministerium den sogenannten Großstadtfaktor, weil die Bezieher beim Gang auf das Sozialamt weniger stigmatisiert sind, als wenn sie sich an den Gemeindesekretär in einer kleinen Gemeinde wenden. Die ÖVP führt die große Zahl in Wien hingegen auf mangelhafte Kontrollen zurück. Die ÖVP fordert bundesweit einheitliche Regeln, die auch im rot-grünen Wien durchgesetzt werden. So sollen etwa die Kann-Bestimmungen bezüglich der Umstellung von Geldleistungen auf Sachleistungen bundeseinheitlich zu einer Muss-Bestimmung werden. Ganz anders die Forderungen der FPÖ, die nach wie vor sämtliche bundesweiten Meinungsumfragen mit großem Abstand

anführt: Volle Sozialleistungen dürfe es nur mehr für Österreicher geben, denn die Mindestsicherung mache Österreich zum Magneten für Zuwanderer aus aller Herren Länder, forderte FPÖ-Mastermind Herbert Kickl angesichts der Reformideen von SPÖ und ÖVP zur Mindestsicherung. Inzwischen hätten auch verschiedene Höchstgerichtsurteile gezeigt, dass ein solches Vorgehen auch europarechtlich durchaus möglich sei. In der Gleichbehandlung von Staatsbürgern und NichtStaatsbürgern bei der Mindestsicherung sieht die FPÖ eine Ungleichbehandlung und Diskriminierung der Österreicher. Es sei nicht einzusehen, dass Asylberechtigte, die direkt von der Grundversorgung in die volle Mindestsicherung fallen, oder Ausländer, die zuhause weniger verdienen würden, als sie hier an Sozialleistungen erhalten, dasselbe bekommen wie Österreicher, die das Sozialsystem mit ihren Beiträgen und Steuern oft jahrzehntelang finanziert haben, so Kickl.

FPÖ-Sozialsprecher Herbert Kickl will den Bezug der Mindestsicherung auf österreichische Staatsbürger einschränken und so das Sozialsystem für Migranten unattraktiver machen. FAZIT JÄNNER 2016 /// 15


Recht haben

Die Warnpflicht ist in der Praxis mehr oder weniger allgegenwärtig. Gewarnt werden muss etwa bei Erkennbarkeit von untauglichen Plänen und unrichtigen Anweisungen sowie vor Kostenüberschreitungen etc. Dem nicht genug, unter Technikern herrscht die Befürchtung, dass vor drohenden Schäden auch dann zu warnen ist, wenn die ersichtliche oder vermutete Gefahr nicht direkt mit einem konkreten Vertrag in Zusammenhang steht. Ein Beispiel etwa wäre, wenn ein Statiker im Vorübergehen zufällig bemerkt, dass eine Schalung auf einer Baustelle, mit der er beruflich nichts zu tun hat, so mangelhaft unterstützt ist, dass sie einzustürzen droht. Die Schalung stürzt tatsächlich ein und verursacht Schäden. Der Statiker hat nicht gewarnt. Zunächst stellt sich die Frage, ob ein strafrechtlicher Tatbestand vorliegen kann. In Frage kommt Paragraph 95 des Strafgesetzbuches (Unterlassung der Hilfeleistung). Diese Bestimmung ist anzuwenden auf Unglücksfälle oder auf Fälle, bei denen eine Gemeingefahr gegeben ist. Voraussetzung für die Strafbarkeit ist, dass zumindest die Gefahr einer beträchtlichen Körperverletzung droht. Allein ein Sachschaden reicht nicht aus. Eine subjektive Haftungsvoraussetzung ist weiters die Kenntnis der Gemeingefahr und der daraus resultierenden Gefahrenpotenziale. Weiter könnte eine Haftung vorliegen, wenn der Techniker gegenüber dem Verletzten eine sogenannte „Garantenstellung“ hat. Zivilrechtlich betrachtet kommt mangels eines Vertragsverhältnisses bloß eine deliktische Haftung in Frage. Die Haftung hängt vor allem davon ab, ob eine Rechtswidrigkeit des Verhaltens gegeben ist. Es müsste hierfür ein Verstoß gegen ein Schutzgesetz oder ein Eingriff in ein absolut geschätztes Rechtsgut vorliegen. Das Schutzgesetz ist im vorliegenden Fall eben § 95 StGB. Conclusio: Die Befürchtungen der Techniker sind nicht von der Hand zu weisen. Es gibt tatsächlich so etwas wie eine allgemeine Warnpflicht auch gegenüber Personen, mit denen kein Vertragsverhältnis besteht. Diese Pflicht ist eine Ausprägung der besonderen Sachkunde der Techniker. (Vgl. Wenusch, Deliktische Warnpflichtverletzung, ZRB 2015/3, 95) ■ Foto: dklra.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Kanzlei Daghofer, Kaufmann & Lausegger, Mariahilferstraße 20, Tel. 0316/7222950, dklra.at

16 /// FAZIT JÄNNER 2016

Foto: Teresa Rothwangl

Bau – Deliktische Warnpflichtverletzung

ÖVP-Klubobfrau Barbara Eibinger zum Landesbudget 2016

700 Millionen Euro für Wirtschaft, Wachstum und Arbeit! D

as Landesbudget 2016 ist beschlossen. Die Zukunftskoalition von ÖVP und SPÖ hat gewaltige Anstrengungen unternommen, um ein sachliches und in Zahlen gegossenes Bündel an Vorhaben und Maßnahmen für das kommende Jahr zu schnüren, das vor allem ein Ziel hat: Der Steiermark einen gewaltigen Investitionsschub von rund 700 Millionen Euro zu verpassen, um unseren Wirtschaftsstandort, die Regionen und die Gemeinden zu stärken und damit Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen. Konkret bedeutet das etwa, die F&E-Quote auf fünf Prozent zu steigern und den österreichund europaweiten Spitzenplatz, den die Steiermark bereits jetzt, einnimmt, zu halten. Es gilt den Wirtschaftsstandort durch gezielte Investitionen weiter zu stärken, denn nur dadurch können Arbeitsplätze geschaffen werden und die Steiermark weiterhin

federführend bei der Ansiedelung neuer Unternehmen sein. Darüber hinaus soll auch kräftig in die Entwicklung der Regionen investiert werden, etwa durch den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und des Angebotes an Breitband-Internetverbindungen. Notwendig für eine Entlastung unserer Betriebe ist ein längst überfälliger Bürokratieabbau. Weniger Bürokratie bedeutet mehr Freiheit für die Wirtschaft, damit sie das tun kann, was sie kann und was uns allen etwas bringt: Nämlich arbeiten, investieren und damit Arbeitsplätze schaffen – das ist Knochenarbeit, die sich jedoch rechnet. Und genau diese Anstrengung wird die Steirische Volkspartei im Jahr 2016 unternehmen.


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Wirtschaft

Jetzt bewerben und Wachstumschancen ergreifen! D

ie Erfolgspartnerschaft „WBNet“ des Wirtschaftsbundes geht im Frühjahr 2016 in die vierte Runde. „Ziel der WBNet-Wachstumspartnerschaft ist es, das Wachstum von Kleinunternehmen anzukurbeln. Unterstützt werden unsere Mentees dabei von Vertretern steirischer Leitbetriebe und erfolgreichen UnternehmerInnen, die durch Erfahrung und Know-how wertvolle Inputs liefern“, so WB-Obmann LR Dr. Christian Buchmann. Auf Basis gemeinsamer individueller Zielvereinbarungen

werden die UnternehmerInnen Strategien und Konzepte erarbeiten. „Die Basis unternehmerischen Wachstums sind entsprechendes Know-how und ein gutes Netzwerk – beides wird von den erfahrenen Mentoren vermittelt und gestärkt“, erklärt WB-Direktor Mag. (FH) Kurt Egger. „Die bisherigen Partnerschaften haben gezeigt, dass sich durch die stärkere Vernetzung und Zusammenarbeit von kleinen und großen Unternehmen Vorteile für die gesamte Wirtschaft ergeben“, freut sich WB-Direktor Egger. Als Mento-

Foto: WB Steiermark

4. WBNet-Wachstumspartnerschaft:

WB-Obmann LR Dr. Christian Buchmann mit engagierten Mentoren und Mentees einer WBNet-Runde rInnen sind u. a. mit dabei: Manfred Kainz (TCM International), Claudia Brandstätter (bmm GmbH – Trendbüro), Maximilian Seidel (Seidel Elektronik GmbH), Andrea Maier (maier CTM) und Gerhard Geisswinkler (Siemens AG). Bewerben können sich interessierte KleinunternehmerInnen mit weniger als 5 MitarbeiterInnen aus allen Branchen. Die BewerberInnen sollten seit mindestens zwei Jahren selbstständig sein und das Ziel verfolgen, unternehmerisch zu wachsen. In einem Motivati-

onsschreiben (inkl. kurzer Präsentation des Unternehmens) sollen die Gründe für die Bewerbung und die Erwartungen an das Programm formuliert sein.

Information:

Bewerbungen sind ab sofort bis 31.12.2015 möglich bei Hanna Lepuschütz, per Post an: Wirtschaftsbund Steiermark, Zusertalgasse 2 8010 Graz oder per Email an: lepuschuetz@wirtschaftsbund.st

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Der Steirische Bauernbundball verbindet Tradition und Moderne. Die Bauern sind Kulturträger von Brauchtum und Tradition und bringen die ländliche Gemütlichkeit auf den städtischen Tanzboden. Der größte Ball Europas mit 16.000 Besuchern ist der Höhepunkt des heimischen Ballkalenders.

Franz Tonner, Direktor Steirischer Bauernbund

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Beim Steirischen Bauernbundball treffen Land und Stadt sowie Jung und Alt zusammen, um gemeinsam viele verschiedene Musikrichtungen und die breite Palette kulinarischer Köstlichkeiten zu genießen. Ich freue mich schon wieder auf dieses gesellschaftliche Highlight der bevorstehenden Ballsaison.

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© by NEUES LAND Medien GmbH | www.neuesland.at

Hans Seitinger, Obmann Steirischer Bauernbund


Wirtschaft

Industrie-Netzwerk soll Energie einsparen Gemeinsam mit neun großen Industriebetrieben startet die Energie Steiermark ein Netzwerk, das den Energieverbrauch der Unternehmen um bis zu 3 Prozent jährlich senken soll. Das ist fünf Mal mehr, als das neue Energie-Effizienzgesetz vorschreibt.

I

n der Steiermark gehen rund 90 Prozent des Gasabsatzes und fast 50 Prozent des Strombedarfs an die Industrie. Das Energieeffizienz-Gesetz mit einer Einsparungs-Vorgabe von 0,6 Prozent jährlich bedeutet eine brisante Herausforderung. Teilnehmer des Netzwerkes sind die Unternehmen AT&S, Stahl Judenburg, Tondach Gleinstätten, Sattler AG, ATB Motorenwerke, Styromagnesit, Wuppermann Austria, Obersteirische Molkerei und die Landena Handelsgesellschaft m. b. H. mit dabei. Das LEEN (Lernendes Energieeffizienz-Netzwerk) läuft über vier Jahre, bei regelmäßigen Treffen und Fachvorträgen

sollen die Unternehmen voneinander lernen, um so individuelle Spar-Potenziale noch besser nutzen zu können. Ebenso wie die Wirtschaftskammer Steiermark ist auch die Industriellenvereinigung Steiermark federführend bei dem Netzwerk mit an Bord. „Wir wollen damit unsere EffizienzPartnerschaft mit der Industrie ausbauen – auch wenn wir dadurch weniger Strom und Gas verkaufen werden“, so Vorstandssprecher Christian Purrer. Das sei allerdings kein Widerspruch, „denn gleichzeitig wird in den Unternehmen in Sachen Energie kräftig investiert und geforscht – damit tun sich neue Geschäftsfelder auf.“

Gemeinsam für Senkung des Energieverbrauch der Industrie – Olaf Kieser, Jochen Pildner-Steinburg, Mirko Krück, Christian Purrer, Heinz Moitzi „Effizienz und Nachhaltigkeit bestimmen heute die Wettbewerbsfähigkeit“, so Vorstandsdirektor Olaf Kieser. Mitglied des LEEN-Netzwerkes ist auch Heinz Moitzi, COO von AT&S AG: „Für einen global produzierenden Konzern wie AT&S ist die Reduktion des Energieverbrauchs ökonomisch wie ökologisch enorm wichtig.

Wir erwarten uns mithilfe des LEEN-Netzwerkes weitere, signifikante Einsparungspotenziale, die unsere Reduktionsziele unterstützen. Die gegenseitige Vernetzung der teilnehmenden Betriebe, der Erfahrungsaustausch sowie die professionelle Begleitung durch LEEN ist dabei sehr wertvoll.“

Eröffnung WIKI Sportzentrum ab Jänner 2016 in Graz, Liebenau ... zur Miete ... für alle gängigen Sportarten ... 288 qm + 60 qm ... 6,20 m Höhe ... für Veranstaltungen geeignet

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Kurz & News Maßgeschneidert studieren:

Für HTL- und HAKAbsolventen/-innen

ber 4.000 Absolventen /-innen haben die Studiengänge absolviert, die von Ingenium Education und Studienzentrum Weiz organisiert werden. Einer repräsentativen Absolventenstudie kann entnommen werden, dass davon bereits 66,5 % in Führungspositionen sind. Eine ideale Kombination aus Präsenz- und Fernstudium, kleine Studiengruppen und exklusive Betreuung machen den Unterschied. Das Besondere: studienzeitverkürzende Anrechnung erworbener Kompetenzen. Für praxiserfahrene Absolventen/-innen

einer facheinschlägigen HTL ist der Einstieg in das 5. von 8 Fachsemestern der jeweiligen Diplomstudien möglich, die Bachelorstudien für HAKAbsolventen/-innen können von 7 auf 4 Semester verkürzt werden. Die Vorlesungen finden geblockt am Wochenende statt, Aufgabenstellungen aus der Praxis können mit einfließen. Zur Vertiefung wird das Masterstudium Industrial Management, M.Sc. angeboten. www.ingenium.co.at Tel.: 0316 82 18 18

Hofer-Leitinger macht GPLA Machbar Wehe, wenn Sie (sich) zu wenig auszahlen! Was passieren kann, wenn sich ein geschäftsführender Gesellschafter aus Sparsamkeit nur einen Teil dessen ausbezahlt, was der Kollektivvertrag seiner Branche für eine Managerposition vorsieht, und was geschieht, wenn die erste GPLA, die sogenannte „Gemeinsame Prüfung lohnabhängiger Ausgaben“, ins Haus steht, erklärte Arbeitsrechtsexpertin Mag. Jessica Ghahramani-Hofer am 18. November beim Seminar „GPLA Machbar“ der Hofer Leitinger Steuerberatung. Information schützt vor Missgeschick: Denn der Prüfer wird Ihnen erklären, dass Sie Beiträge verkürzt haben. Wenn diese Feststellung dann tatsächlich zu einer saftigen Nachzahlung führt, schmerzt das wirklich.

„Sir“ Oliver Mally

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20 /// FAZIT JÄNNER 2016

om 21. bis 23. Jänner 2016 steht alles im Zeichen des Blues: Kurator „Sir“ Oliver Mally hat ein ganz besonderes Programm für die Grazer Bluestage Vol. 1 zusammengestellt. Auf folgende Künstler

Foto: Maik Reishaus

Grazer Bluestage Vol. 1

darf man sich im Orpheum Extra freuen: Do., 21. Jänner: Das Schweizer Blues-Quartett Marco Marchi & the Mojo Workers mit Musik aus der Zeit, als der Alkohol aus Teetassen getrunken wurde, und Al Capone für den Nachschub sorgte sowie dem Hammond-Organisten Raphael Wressnig & Soul Gift Band. Fr., 22. Jänner: der Grazer Singer-Songwriter Ripoff Raskolnikov Band und authentisches Blues-Spiel mit Urgestein Kai Strauss & The Electric Blues Allstars (D), Sa., 23. Jänner: unter neuem Namen mit neuem Genre-Mix „Sir“ Oliver Mally’s Nu Yard und Mike Sponza Blues Convention aus Triest (IT)

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Fotos: Hofer Leitinger

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Foto: Peugeot Händlerverband

Steirer schenken 6 Millionen Weihnachtspackerln Im Weihnachtsgeschäft überwiegen in der Steiermark heuer die Optimisten: Laut KMU Forschung Austria rechnen 27 Prozent der Händler mit Umsatzsteigerungen. Rund 200 Mio. Euro wird der steirische Einzelhandel im heurigen Weihnachtsgeschäft erzielen.

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Trends unter dem Christbaum Gutscheine führen auch heuer wieder das Ranking der meistgekauften Weihnachtsgeschenke an. Laut KMU Forschung Austria stehen diese bei 47 Prozent der Steirerinnen und Steirer auf der Einkaufsliste, gefolgt von Spielwaren (40 Prozent), Büchern (38 Prozent), Bekleidung und Textilien (37 Prozent) sowie Kosmetik (26 Prozent). Weiters unter den Top 10 der Präsente finden sich Unterhaltung bzw. Kultur (22 Prozent), Sportartikel (19 Prozent), Schmuck (17 Prozent) und Bargeld (17 Prozent). Zuwächse verzeichnet der Onlinehandel. Der Anteil der Steirer, die ihre Geschenke auch im Internet kaufen,

Bernhard Kalcher Geschäftsführer des Autohauses Kalcher in Fehring

Können Sie ausschließen, dass Peugeot ähnliche Manipulationen an der Software für die Emissionswerte vorgenommen hat wie VW? Das Unternehmen Automobil Peugeot bestätigt uns, dass die Schadstoffemissionen der Fahrzeuge gesetzeskonform sind. Als Peugeot-Markenbetrieb können wir die seit dem Jahr 1998 qualitativ hochwertige Abgasreinigung vor allem bei Dieselfahrzeugen nur bestätigen. Hat der VW-Skandal Auswirkungen auf Ihr Neuwagengeschäft gezeigt? Ja, viele Kunden sind verunsichert und kaufen deshalb nicht. Oftmals hört man auch die Kundenmeinung, dass ohnedies „alle nur betrügen“.

Foto: Fischer/WKO

avon geht man bei der KMU Forschung Austria aus, wie Ernst Gittenberger erklärt: „Insgesamt wollen 91 Prozent der Steirer Weihnachtspräsente um durchschnittlich 340 Euro einkaufen – unterm Strich entspricht das rund 6 Millionen Packerln.“ „Die Rückmeldungen vom ersten Advent-Wochenende bestätigen vorsichtigen Optimismus“, betont Handelsobmann Gerhard Wohlmuth. Wie sich das Geschäft weiter entwickelt, wird man erst kurz vor Weihnachten beurteilen können. Der Anteil der „Late Shopper“ dürfte auch heuer wieder steigen. „64 Prozent der Steirer geben an, den Großteil ihrer Geschenke erst im Dezember zu kaufen – jeder Zweite erst wenige Tage vor Heilig Abend.“

Kurz im Gespräch mit

WKO-Handelsobmann Gerhard Wohlmuth und Ernst Gittenberger von der KMU-Forschung Austria präsentierten die Weihnachtstrends im Handel. ist gegenüber dem Vorjahr von 32 auf 39 Prozent gestiegen, rund die Hälfte informiert sich im Internet vor dem Einkauf. „Damit setzt sich der Trend zum OnlineShopping auch beim Weihnachtseinkauf weiter fort, wobei aber 61 Prozent ihre Geschenke noch immer ausschließlich im stationären Handel einkaufen“, erklärt Wohlmuth.

Wie beurteilen Sie im Rückblick das Geschäftsjahr 2015 für Ihr Unternehmen? Der Ertrag im Neuwagenhandel ist sehr gering und oftmals negativ. Dafür konnten im Gebrauchtwagenhandel gute Renditen erwirtschaftet werden. Positiv war auch die bessere Auslastung des Betriebes im Kundendienst als in den Vorjahren. Nach dem Klimagipfel von Paris: Wie sehen Sie die zukünftigen Marktchancen für E-Autos? Elektrofahrzeuge haben ihre Berechtigung, wenn die Einsatzbedingungen passen. Nach dem klaren Bekenntnis aller teilnehmenden Staaten zum gemeinsamen Klimaziel wird die Elektromobilität mit Hilfe der Politik deutlich an Fahrt aufnehmen. FAZIT JÄNNER 2016 /// 21


Graz hat’s

Didaktik Tag und Teaching Awards Ihren Didaktik Tag am 17. November widmete die FH Joanneum in Graz dem Thema „Leistung fair messen – Kompetenzorientierte Leistungsbeurteilung an Hochschulen“. Für ihre besonders engagierten didaktischen Ansätze wurden sieben Lehrende mit dem Teaching Award ausgezeichnet. Vor der Verleihung der Teaching Awards beschäftigten sich die Anwesenden mit dem Thema „Leistung fair messen – Kompetenzorientierte Leistungsbeurteilung an Hochschulen“. Prof. Alfred S. Posamentier hielt die Keynote „Innovative and Fair Assessment of Student Learning“. Beate Salchinger, Leiterin des Instituts Physiotherapie, und Barbara GödlPurrer gingen der Frage nach „Wissen wir, was wir messen, und tun wir es fair?“

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GRAZER BLUESTAGE VOL. 1 DO. 21.01. MARCO MARCHI & THE MOJO WORKERS (IT/CH), RAPHAEL WRESSNIG & THE SOUL GIFT BAND (AUT/USA) FEAT. DEITRA FARR FR. 22.01. RIPOFF RASKOLNIKOV BAND (AUT/ HUN), KAI STRAUSS & THE ELECTRIC BLUES ALLSTARS SA. 23.01. „SIR“ OLIVER MALLY’S NU’ YARD (AUT), MIKE SPONZA BLUES CONVENTION (IT)

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22 /// FAZIT JÄNNER 2016

Flughafen Graz ist „Station of the month“ Seit dem Start der Graz-Zürich-Verbindung Ende März dieses Jahres haben die mit der Abfertigung betrauten Organisationen am Flughafen Graz eine gute Performance in der Abwicklung der Flüge und bei der Betreuung der Passagiere gezeigt. Im August konnte sich die Station Graz im Ranking der Fluglinie Swiss als die „Station of the month“ europaweit an die Spitze setzen, wofür eine Auszeichnung erfolgte. „Ich bin sehr stolz auf unsere Mitarbeiter“, erklärt Gerhard Widmann, GF des Flughafen Graz, „denn in so einem Ranking kann man nur erfolgreich sein, wenn die verschiedenen Stellen uneingeschränkt Hand in Hand miteinander arbeiten.“

Graz ist bereit für ein zweites „Friendly Alien“

Mit dem Spatenstich für Argos, dem Gebäude von Star-Architektin Zaha Hadid, am 20. November wurden die Weichen für die Zukunft der Burggasse 15 gestellt. „Alles, was wir heute als ehrwürdig und alt bezeichnen, war früher etwas Neues“, betonte Wegraz AR-Vors. Reinhard Hohenberg den erhofften lebendigen Kontrapunkt zur ehrwürdigen Altstadt. Zum Spatenstich des Argos ließen es sich LR Christian Buchmann, Bgm. Siegfried Nagl und StR Mario Eustacchio nicht nehmen, den „außerirdischen“ Neuankömmling persönlich zu begrüßen. In dem von Hadid geplanten und von der Wegraz verwirklichten Argos-Gebäude entstehen 22 servicierte Apartments sowie Büro- und Geschäftsflächen.

Wenn die Kasse zweimal klingelt

Da es alle Unternehmen Informationsbedarf gibt, luden die WKO Regionalstellen Graz und Graz-Umgebung am 14. Dezember zu einer Messe in den Europasaal der WKO. Betriebe aus beiden Bezirken konnten sich bei rund 30 Ausstellern über deren Registrierkassensysteme informieren. Gleichzeitig standen WKO-Experten für rechtliche Kurzberatungen zur Verfügung. Sabine WendlingerSlanina, WKO-Regionalstellenobfrau von Graz, und Michael Hohl, WKO-Regionalstellenobmann von Graz Umgebung, freuten sich über hunderte Messebesucher.


Foto: Landhauskeller

KAGes und AUVA kooperieren im Grazer Westen Mit der offiziellen Inbetriebnahme des hochmodernen Magnetresonanztomographen (MRT) im UKH Graz der AUVA wurde nicht nur eine zeitgemäße Erweiterung des diagnostischen Angebotes der beiden Spitäler – nämlich UKH und LKH Graz Süd-West, Standort West – erreicht, sondern gleichzeitig auch die 25. Kooperation zwischen der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes) und der AUVA an diesem Standort fixiert. Gesundheitslandesrat Christopher Drexler begrüßt gemeinsam mit AUVA-Obmann-Stellvertreter Werner Ghom „diese Bündelung von Kräften und Ressourcen als Garant für eine dauerhaft finanzierbare Gesundheitsversorgung auf höchstem medizinischen Niveau“.

Fotos: FH Joanneum / Klaus Morgenstern, Flughafen Graz, Erwin Scheriau, raggam photography, Manfed Lach, ARTige Bilder, Hannes Loske,

3. Clubabend am Odilien-Institut

Am 15. Dezember fand der dritte Clubabend der Freunde des Odilien-Instituts statt. Der Abend galt dem Dank an alle Unterstützer und Medien, die durch ihre Mithilfe und ihr Engagement erst die Möglichkeit schufen, Projekte zu verwirklichen. Das Highlight war der Auftritt des heurigen Odilien-Testimonial Marion Petric als Fisch Grete, die das Publikum begeisterte. Traditionell wurden beim Clubabend an drei anwesende Testimonials der heurigen CharityKampagne Urkunden für eine Ehrenmitgliedschaft im Club der Freunde des Odilien-Instituts überreicht: Christian Purrer (Sprecher des Vorstands der ESTAG), Künstlerin Sabine Schilcher-Asen und Ö3-Comedian Marion Petric.

Hypo Kulturabend: „… Dein Felix“

Generaldirektor Martin Gölles und Vorstandsdirektor Bernhard Türk konnten am 12. November zahlreiche Gäste bei einem hochkarätig besetzten Kulturgenuss im Mumuth (Haus für Musik und Musiktheater) in Graz begrüßen. Werke und Leben der Geschwister Felix und Fanny Mendelssohn-Bartholdy lieferten die Inspiration für eine unvergleichliche Darbietung. Cellist Friedrich Kleinhapl, sein kongenialer Partner am Klavier, Andreas Woyke, sowie der großartige Geiger Fritz Kircher begeisterten mit ihrem virtuosen Können. Julia Stemberger und Wolfram Berger, Granden der heimischen Schauspielzunft, erzählten eine packende Geschichte über die Geschwister Felix und Fanny.

E-Steiermark erreicht bestes Rating

Das Unternehmen Energie Steiermark erhielt von Standard & Poors den Top-Wert „A / Outlook stable“ attestiert – und hat damit die beste Bonität aller österreichischen Energieunternehmen. Nahezu alle Mitbewerber am heimischen Energie-Markt landeten in der Bewertung von S&P auf den hinteren Rängen. „Das Vertrauen der internationalen Finanzmärkte gegenüber uns ist überaus stark“, so Vorstandssprecher Christian Purrer, „wir freuen uns mit den Kunden über die hohe Wertschätzung für Verlässlichkeit und Solidität.“ „Das sind Kernwerte, die gemeinsam mit Nachhaltigkeit, Innovation und Regionalität den Erfolg im Wettbewerb ausmachen“, unterstreicht Vorstandsdirektor Olaf Kieser.

Kurz im Gespräch mit Judith Schwarz Inhaberin des Restaurants Landhauskeller, Graz

Sie haben mit dem Landhauskeller einen Relaunch gewagt – wie verbinden Sie Moderne und Tradition? Uns war es sehr wichtig, dass im Landhauskeller nach wie vor noch die Tradition spürbar ist. Die Holzvertäfelung ist das Hauptelement, das wir eingesetzt haben, unterbrochen von modernen Stoffelementen, um eine Wohlfühlatmosphäre zu erzeugen. Inneneinrichtung und Design sind eine große Leidenschaft von meinem Mann und mir. Welche Akzente verleihen Sie Ihrem kulinarischen Angebot? Nach wie vor wird die Küche im Landhauskeller von steirischen und österreichischen Gerichten geprägt. Die Gerichte sind authentisch – der vertraute Geschmack und die Produkte von ausgewählten Lieferanten stehen im Vordergrund. Können Sie neben dem Stammpublikum neue Kundenkreise ansprechen? Auf jeden Fall! Durch die Kombination von Restaurant, der neuen Bar und auch dem Club Katze Katze werden neue Kundenkreise angesprochen. Das Unternehmen aiola steht für einen Mix von Generationen und Gästen aus verschiedenen Schichten.

Die neu gestaltete Bar verbindet Neues mit Ungewöhnlichem – wo setzen Sie die Akzente? Uns war es immer wichtig, ein wenig Internationalität nach Graz zu holen. Unser Ziel war es, eine gediegene Cocktailbar zu schaffen, die trotzdem dem Zeitgeist entspricht und wo sich sowohl ein Opernbesucher als auch ein Gast, der einfach nur feiern will, wohlfühlt. FAZIT JÄNNER 2016 /// 23


Fazitgespräch Von Johannes Tandl und Peter K. Wagner Fotos: Marija Kanizaj

Zweiter Sieger Der steirische Landeshauptmannstellvertreter Michael Schickhofer über eine Politik zwischen Zuhören, Verstehen und Handeln.

24 /// Fazit Jänner 2016




Fazitgespräch

Michael Schickhofer wirkt im ersten Moment nicht wie der klassische »alte Polithase«. Er empfängt uns herzlich und stellt zunächst einmal seine Einrichtung vor. Viele Bilder aus seiner oststeirischen Heimat finden sich im Büroraum der Grazer Burg, den er von seinem Vorgänger Franz Voves übernommen hat. »Die sind vom Schwiegervater«, erklärt er stolz, als er auf die Malereien zeigt. »Das da drüber ist übrigens meine Frau.« Im Besprechungsraum geht es künstlerisch weiter. »Die Bildserie ist wenig bekannt, aber von Günter Brus und hat einen hohen Schätzwert. Die Bilder sind eine Leihgabe aus Weiz ich habe sie hierher mitgenommen.«

Bald erzählt er uns von seinem ersten Job im Viehhandel in Weiz. »Damals konnte ich eine Kuh bis auf 25 Kilo genau schätzen.« Und lächelt wieder. Er kommuniziert auf Augenhöhe, wie am Stammtisch, wie mit einem Freund. Doch dann beginnt das Interview. Und auch wenn diese spitzbübische, sympathische Art immer wieder durchkommt, zeigt er ein anderes Gesicht. Ab Frage eins ist er dann zwar noch immer kein alter Polithase, aber der neue stellvertretende Landeshauptmann.

FAZIT JÄNNER 2016 /// 27



Fazitgespräch

Wir bereiten alles vor, um 2020 wieder den Landeshauptmann zu stellen. Michael Schickhofer

Herr Schickhofer, die Situation in der steirischen SPÖ war in den vergangenen Monaten sicher nicht einfach. Immerhin hat man als Erster den Landeshauptmannstuhl verloren. Hat sich die Partei damit schon arrangiert? Wir schauen jetzt nur noch ganz konsequent in die Zukunft. Das war ein Verhandlungsprozess und mit dem Ergebnis müssen wir jetzt leben. Im Endeffekt sind wir gewählt, um zu arbeiten, und das machen wir in dieser Koalition. Aber zufrieden wird man noch immer nicht sein. Viele in der Partei sagen, es wäre fairer gewesen, wenn Hermann Schützenhöfer die eine Halbzeit gemacht hätte und Michael Schickhofer die andere. Aber aufgrund der damaligen Gegebenheiten war das nicht machbar. Also nutzen mein Team und ich die Gestaltungskraft, die wir in den Bereichen Regionalentwicklung, Finanzen, Verkehr, Soziales und Bildung haben. Regionalpolitik ist auch aus Ihrer Vergangenheit heraus ein großes Thema. Das war Ihr erster Aufgabenbereich als Referent bei Franz Voves. Wie kann man Erfolg in der Regionalpolitik definieren? Zuzug und Arbeitsmarktsituation sind sicher die zentralen Indikatoren. Es freut mich, dass wir zum Beispiel seit Langem in Leoben wieder einen Bevölkerungszuwachs haben, weil wir mehr Studenten haben. In Eisenerz werden wir 300 Gästebetten schaffen und wir machen ein Zentrum am Berg für Forschung und Innovation. Da sieht man, dass sich Regionalpolitik auszahlt. Und das sind nur zwei symbolische Beispiele. Wenn man etwas in die Zukunft blickt, gilt das Hauptaugenmerk der großen Achse Semmering-Koralm. Die Entwicklung von Mürzzuschlag bis Leibnitz und Deutschlandsberg halte ich für eine enorme Chance und wird uns sicher viel bringen. Die Pyhrn-Schoberachse noch dazu und als Treffpunkt Bruck an der Mur – das ist unsere Wunschvorstellung einer gesunden regionalpolitischen Weiterentwicklung.

Am 23. Jänner hat die SPÖ ihren Parteitag. Es wird wahrscheinlich nicht viel passieren, aber was wäre Ihre prozentuelle Schmerzgrenze bei der Wahl zum SPÖ-Landeschef? Aus guter Erfahrung von Franz Voves lasse ich mich auf keine Prozentzahlen ein. Man muss Schwerpunkte immer ganz offen kommunizieren und wenn man Ecken und Kanten zeigt, kann es immer sein, dass einzelne Gruppen nicht ganz zufrieden sind. Ich spüre aber, dass es ein erfolgreicher Parteitag wird. Sie erwarten also mehr als 90 Prozent. Ich erwarte mir ein sehr gutes Ergebnis (lacht). Ein paar Prinzipien gibt man sich doch durch gewisse Erfahrungen und als ich in der Wahlnacht 29,7 Prozent für die SPÖ gesehen habe, war mir klar, dass ich mein Schicksal nicht an solche Zahlen knüpfen werde.

Die Regierungsmannschaft der SPÖ Steiermark hat sich völlig erneuert. Bei der ÖVP sitzen lauter alte Hasen. Wie ist der Umgang mit den Koalitionspartnern? Total korrekt. Wir brauchen Einstimmigkeit und haben uns ausgemacht, uns wechselseitig nicht zu »legen«. Das ist auch der große Unterschied in der Zusammenarbeit zwischen Rot und Schwarz im Bund. Der steirische Zugang ist es lediglich, Probleme zu lösen und das Leben der Menschen zu verbessern. Und 2020 werden wir darüber reden, wer Erster und Zweiter ist. Aber natürlich achten wir angefangen von Medienanalysen bis zur genauen Durchsicht von Regierungssitzungsanträgen genau darauf, was unser Partner tut. Blindes Vertrauen kann es nicht geben. Welches persönliche Verhältnis haben Sie zu Hermann Schützenhöfer? Ein sehr gutes. Natürlich haben wir unterschiedliche Zugänge. Natürlich sind wir Teil einer anderen Generation. Aber unsere FAZIT JÄNNER 2016 /// 29


Fazitgespräch unterschiedlichen Zugänge sind nicht nur eine Frage des Alters, sondern ebenso der Sozialisierung. Hier stehen sich der ÖVP-Gewerkschafter und der SPÖ-Betriebswirt gegenüber. Das sind unterschiedliche Lebenszugänge und wir versuchen diese gemeinsam zu kombinieren, um ein positives Ergebnis zu erreichen. Wir wollen zusammen arbeiten und zusammen präsentieren. Vielleicht ein bisschen weniger in Doppelkonferenz und mehr in den einzelnen Ressorts. Wie schon angedeutet: Ich bereite alles vor, damit die SPÖ 2020 wieder den Landeshauptmann stellen kann, und werde mit der ÖVP nicht in allen bundes- oder europapolitischen Themen immer einer Meinung sein. Sie haben einmal gesagt, Hermann Schützenhöfer repräsentiert, Sie gestalten. Wie wollen Sie denn gestalten? Ich lege meine Arbeit an wie ein Bürgermeister. »Zuhören, verstehen, handeln« – das ist entscheidend. Neben den großen Projekten muss eine Partei auch für die einzelnen Anliegen der Menschen da sein. Und diese Gestaltungskraft zeigt sich auch. Bei der Energie Steiermark ebenso wie beim S-Bahn-Ausbau oder dem Budget. Ich habe eine Koordinationsfunktion für die gesamte Landesentwicklung. Wie kann man das verstehen? Wenn etwa Landesrat Christopher Drexler von der ÖVP sagt, mit dem LKH Bad-Aussee wird irgendetwas geschehen, ist das dann eine Regionalagenda? Die Gesundheitspolitik ist aktuell reine Landesagenda und wurde mit den Regionen nicht diskutiert. Das geht aus meiner Sicht nicht. Die Gremien des Regionalvorstands werden daher ver-

schlankt – ein neues 20er-Gremium wird dann in Zukunft zu solchen Themen befragbar sein.

Sie sind als Finanzreferent letztverantwortlich für das Budget des Landes. Das Nulldefizit gab es nur ein Jahr lang, aktuell sind etwa 200 Millionen Euro Schulden zu erwarten. Wir dürfen annehmen, dass wie überall vor allem fehlendes Wachstum das große Problem ist. Wie kann man in diesem Spannungsfeld eine sozialdemokratische Politik machen? Die Quadratur des Kreises schaffe auch ich nicht. In dem Fall muss man politisch entscheiden, ob man auf Impulse für Arbeit, Beschäftigung und Wirtschaftswachstum setzt oder eine ganz rigide Sparpolitik macht. Wir haben uns entschieden, zu investieren. Wir ziehen Investitionen sogar vor. Die 688 Millionen Euro aus dem Landesbudget sollen ein Impuls für Forschung und Entwicklung, Verkehr oder Krankenanstalten sein. Wir kurbeln an und wollen der steigenden Arbeitslosigkeit entgegenwirken. Als Sozialdemokrat bin ich beim Abwiegen zwischen Arbeit und Beschäftigung oder Neuverschuldung ein Verfechter der Kreisky’schen Tradition. Neue Schulden können aber keine Lösung auf lange Sicht sein. Natürlich nicht. Und da kommt auch der Betriebswirt in mir durch: Auf Dauer kann man sich so eine Lücke nicht leisten. Die Herausforderung ist also, dass das Land produktiver wird. Allein im Förderbereich gibt es Potenzial von 100 bis 150 Millionen Euro. Auch die Gesundheits- und Sozialinfrastruktur werden wir uns anschauen müssen – immer nach dem Gesichtspunkt: Was

GESUND ESSEN außer Haus Styria vitalis begleitet Kindergärten und Schulen, Internate, Betriebe und Seniorenzentren sowie Großküchen der Gemeinschaftsverpflegung bei der Weiterentwicklung ihrer Speisepläne im Sinne einer gesunden und ausgewogenen Ernährung durch...

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Die Koordinationsstelle Schulbuffet wird vom Gesundheitsressort des Landes Steiermark finanziert. Fotos: Fotolia

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Infos

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Fazitgespräch braucht der Bürger an Leistungen? Im Prozedere mit Vereinen und Institutionen wird das noch eine anstrengende Diskussion werden, weil wir vor einem Konsolidierungsbedarf in der Höhe von 389 Millionen Euro stehen. Das ist Knochenarbeit. Wir müssen Gesetze ändern, Förderrichtlinien anpassen oder auch da oder dort Leistungen kürzen. Wir müssen neue Einnahmen lukrieren – und zwar in allen Bereichen. Darüber reden wir gemeinsam mit Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer und auch mit den Steirern. Nicht zuletzt werden auch Ideen der Opposition und deren Umsetzung überlegt. Stichwort Leistungskürzungen: Da wären doch Tumulte vorprogrammiert, parteiintern. Das ist eine Frage der Formulierung. Es geht um Auflagen für Kindergärten, Pflegeheime etc., die sehr viel Geld kosten. Also um Dinge wie eine Liftpflicht oder die Geländerhöhe in Bauvorschriften für öffentliche Gebäude. Oft wird nicht bedacht, was all diese Auflagen – und damit auch Leistungen –uns alle kosten.

Bleibt die Wohnbeihilfe unangetastet? Ich kann zum jetzigen Zeitpunkt in keinem Bereich versprechen, dass es zu keinen Kürzungen kommt. Die Wohnbeihilfe ist ein sensibles Thema. Helfen möchte ich den Studentinnen und Studenten, nicht den Vermietern! Das große Thema der letzten Wochen war auch in der Steiermark der Flüchtlingsstrom. Der hat nun zwar witterungsbedingt abgenommen, viele Flüchtlinge sind aber in der Steiermark geblieben.

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Fazitgespräch

Wenn Menschen auf der Flucht sind, kann man sie nicht militärisch bekämpfen. Michael Schickhofer

Wie geht man damit um? Gerade als Zuständiger für Sicherheit im Land. Der zentrale Punkt ist die Optimierung der Kontrollen an den EU-Außengrenzen. Eine Kontrolle in der Türkei und eine Aufteilung in Europa, wie Merkel und Faymann das auch wollen, halte ich ebenfalls für sehr sinnvoll. Es wird aber dauern, bis das optimal funktioniert. Die slowenische Außengrenze sollte auf jeden Fall mehr geschützt werden, die EU-Binnengrenze nicht, weil es für den Wirtschaftsstandort problematisch werden würde. Natürlich bin auch ich der Meinung, dass zwischen Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen unterschieden werden muss. Und rein menschlich sehe ich brutale Schicksale, die der EU einen klaren Auftrag erteilen: Wir müssen Flüchtlinge unterstützen. Braucht es eine Obergrenze? Das kann man politisch nicht entscheiden. Wenn Menschen auf der Flucht sind, kann man sie nicht militärisch bekämpfen. Theoretisch gibt es allein bei uns tausende Wohnungen, die noch immer leer stehen. In der ganzen Union hat man Flächen und Ressourcen. Wichtig ist eine faire Verteilung. Darüber hinaus müssen die Flüchtlingslager in angrenzenden Staaten besser ausgestattet werden. Dass Österreich die Mittel für die UNHCR, die Lager in der Türkei oder Jordanien unterstützt, vom Jahr 2013 auf 2014 knapp um die Hälfte gekürzt hat, ist für mich politisch völlig unverständlich. Genau an diesen Orten muss man Geld investieren. Und als Sozialdemokrat werde ich nie verstehen, warum für Bankenrettung weltweit sofort Abermilliarden zur Verfügung stehen, EU-weite drei Milliarden für die Bekämpfung des menschlichen Leides aber einem Weltuntergang gleichkommen. Das ist nicht einmal ein Drittel dessen, was Österreich alleine die Hypo kostet. Und wenn ich etwa an Frankreich denke, ist aus meiner bescheidenen steirischen Position heraus auch die Investition in Bomben und Rüstung keine vernünftige Form der Kriegsbekämpfung. Was wird für die Integration der Flüchtlinge getan? Das ist der absolut zentrale Punkt. Wir wollen sie möglichst rasch qualifizieren, weil es auch in diesem Bereich nichts Teureres gibt als Arbeitslose. Bei Syrern ist die Grundqualifikation sehr gut, in anderen Ländern wie Afghanistan ist das Bildungszentrum noch nicht entsprechend aufgebaut und es wird noch mehr Investiti32 /// FAZIT JÄNNER 2016

Michael Schickhofer wurde 1979 in Weiz geboren und

graduierte 2003 in Graz als Magister der Betriebswirtschaftslehre. Während seines Studiums arbeitete er unter anderem für Frank Stronachs Magna-Konzern.

2005 wurde er Referent für Gemeinde- und Regionalentwicklung im Büro von Franz Voves und galt bald

als enger Vertrauensmann des Landeshauptmanns.

Nach der Landtagswahl im vergangenen Mai folgte er Voves nach und wurde neuer Landeshauptmann-

stellvertreter. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.


Fazitgespräch

on benötigen. Die Populisten sagen, Investition zahle sich nicht aus. Das sehe ich anders. Es kommen nicht nur Wunderwuzzis zu uns. Dinge, für die wir oft eine Schullaufbahn von neun Jahren brauchen, werden Flüchtlinge vielleicht auch in ähnlicher Länge in Anspruch nehmen müssen.

Wir würden gerne noch kurz zu Ihnen als Person kommen. Sie gelten als Politiker, der sein Herz am richtigen Fleck hat. Wie vermitteln Sie das in Ihrer neuen, weniger volksnahen Funktion? Das funktioniert ganz stark über Regionalmedien, weil dort Herzlichkeit und Zugangsweise sowie positive Themen kommuniziert werden können. Auf Landesebene sind es eher die Themen der Finanzen und des Katastrophenschutzes, in denen ich den Menschen vermitteln will: Ich bleibe ruhig und habe es im Griff. Ich kann natürlich weltpolitisch mitreden und werde versuchen, meine Akzente zu setzen, um auf Bundesebene wahrgenommen zu werden, – aber ich will mich über Arbeit profilieren und nicht, weil ich jemanden anderen anschütte.

Angeblich wollte Frank Stronach Sie einmal von Franz Voves abwerben. Könnten Sie sich vorstellen, in der Politik alt zu werden? Grundsätzlich ja. Aber die Industrie begeistert mich auch. Es ist schwer zu sagen, was in den nächsten 30 Jahren alles passiert. Wenn die Arbeit gut ist und die Leute es unterstützen, soll es nicht an mir scheitern. Es gibt ja Landeshauptleute, die über Jahrzehnte tätig sind. Ich mache es mit Leidenschaft und wenn ich es schaffe, die Steirer bis zur Pension zu begleiten, hatte ich eine sehr schöne Lebensaufgabe. Herr Schickhofer, vielen Dank für das Gespräch!

FAZIT JÄNNER 2016 /// 33


Steuerboard

Mag. Alexander Hofer

Ein Quantum Steuern Lassen Sie mich zum Abschluss dieses Jahres in dieser Rubrik auf konkrete (Steuer-) Tipps verzichten. Heuer feierte eine der wohl größten intellektuellen Leistungen eines Menschen Geburtstag: Vor genau 100 Jahren hat Albert Einstein seine Allgemeine Relativitätstheorie präsentiert. Damit hat Einstein auch der Quantentheorie den Weg geebnet. Jene relativistische Physik, in deren Verständnis das Verstehen der Wirklichkeit liegt. Von der man heute weiß, dass sie im tiefsten Inneren wenig mit Materie und sehr viel mit Energie und Beziehungen zu tun hat. Genau das, worauf fernöstliche Mystiker verweisen, wenn man sie nach ihren Erkenntnissen fragt, die sie über Meditation erlangt haben*). Unser westlicher hochtechnologisierter Zugang zum Verständnis des Universums nähert sich nun zunehmend diesen mystischen Erfahrungen an. Energie und Beziehungen, Materie als Prozess, Einheit von Raum und Zeit. Und was hat das mit Steuern zu tun? Nichts natürlich, rein gar nichts. Oder auch: Alles. Weil alles zusammenhängt. Wenn die tiefste Wirklichkeit nur aus Energie und Beziehung besteht, was liegt dann näher, als unser tägliches Leben nur ein klein wenig mehr mit Energie wie Freude und Begeisterung zu bereichern. Und in unsere Beziehungen bei jeder Gelegenheit ein klein wenig mehr Respekt und Wertschätzung einzubringen. Wenn wir uns so schon nicht der einen Wirklichkeit nähern sollten, mit Sicherheit machen wir damit unser Leben besser. Das sind meine ehrlichsten Wünsche für Sie und an Sie, für 2016 und unser Leben! Frohe Weihnachten! Alexander Hofer

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Welthandel: Doha-Runde kommt trotz zehnjähriger Verspätung nicht vom Fleck Während es bei der Weltklimakonferenz zu einem ziemlich unverbindlichen Kompromiss zwischen den hoch entwickelten Staaten und den Schwellen- und Entwicklungsländern kam, ticken die Uhren bei der Fortsetzung der Doha-Runde, bei der die zukünftigen Spielregeln für den Welthandel ausgemacht werden, anders.

M

it der Doha-Runde wollten die Mitgliedstaaten der Welthandelsorganisation (WTO) den globalen Handel ursprünglich auf eine neue Grundlage stellen. Mit dem Ziel, die Märkte weiter zu öffnen und die Entwicklungsländer besser in das System des Welthandels einzubinden, sollte ein neues Welthandelsabkommen zustande kommen, das die Interessen der weniger entwickelten Länder stärker berücksichtigt. Knackpunkte waren ursprünglich die Agrarsubventionen der Industrienationen und die Einfuhrzölle, mit denen die Entwicklungs- und Schwellenländer ihre Wirtschaft schützen wollten. Inzwischen haben zahlreiche ehemalige Entwicklungsländer selbst einen Subventionsmechanismus für ihre Agrarwirtschaft entwickelt und die Industrieländer wollen ihre Produktionsstätten ihrerseits vor Billigimporten schützen. Einen weiteren Grund dafür, dass die Doha-Ziele bisher nicht in einen Vertrag gegossen werden können, sehen Experten auch in der Art, wie die Verhandlungen geführt wurden. Unter Einbindung der Öffentlichkeit versuchten die Verhandlungsparteien nämlich, den medialen Druck auf ihr jeweiliges Gegenüber zu erhöhen, um diese zum Einlenken zu bewegen. Die Vereinigten Staaten wollen sich jedoch nicht auf diese Art erpressen lassen und erklären sich zur Fortsetzung der Doha-Runde nur bereit, falls die Schwellenländer zu zusätzlichen Konzessionen bereit sind. Trotz 34 /// FAZIT JÄNNER 2016

mittlerweile zehn Jahren Verspätung ist eine Weiterentwicklung des Welthandels auf multilateraler Ebene nicht in Sicht. Inzwischen versuchen die hochentwickelten Staaten bekanntlich, mit nicht öffentlich verhandelten bilateralen Abkommen wie TPP und TTIP Fakten und neue Normen für den globalen Handel mit Produkten und Dienstleistungen zu schaffen. Die zehnte WTO-Ministerkonferenz, die am 15. Dezember in Nairobi eröffnet wurde, startet daher mit völlig festgefahrenen Positionen. Die Suche nach Kompromissen wird vor allem durch die verhärtenden Positionen der USA und Indiens erschwert. Die USA fordern für eine Fortsetzung der Doha-Runde substanzielle Zugeständnisse der Schwellenstaaten. Wenn multilateral keine Ergebnisse möglich sind, soll plurilateral, also in einer Gruppe von Staaten mit ähnlichen Voraussetzungen, weiter verhandelt werden. Die Schwellenländer wehren sich jedoch massiv gegen so ein Vorgehen, nimmt es ihnen doch die Möglichkeit, Abschlüsse – etwa in Bereichen wie E-Commerce oder Investitionsschutz – so lange zu blockieren, bis sie sich in für sie wesentlichen Fragen durchsetzen konnten. Konzessionen der Schwellenländer fordert Washington unter anderem mit der Begründung ein, dass sich diese Länder in den vergangenen Jahrzehnten wirtschaftlich wesentlich verbessern konnten. Die 2001 fixierten Verhandlungsbedingungen


auf die Unterstützung anderer Entwicklungsländer verlassen. Und auch China wehrt sich gegen neue Verpflichtungen für Schwellenländer. Die Haltung der EU ist hingegen etwas differenzierter als die amerikanische. Wie die USA will Brüssel zwar ebenfalls eine Neuausrichtung der WTO-Verhandlungen und fordert Konzessionen von Indien und China. Anstatt die Schwellenländer jedoch zu verpflichten, sollen diese unverbindlich eingebunden werden. TTIP-Gegner vermuten hinter der kompromisslosen Haltung der USA das Ziel, sich zukünftig ausschließlich auf regionale Freihandelsabkommen wie TTIP

Foto: Roel Hemkes

der Doha-Runde sahen eine Bevorzugung der Entwicklungsländer vor. Diese sind aus Sicht der USA wegen deren enormen Wachstums jedoch nicht mehr gegeben. Indien besteht hingegen auf einer Fortsetzung der Doha-Runde ohne Abstriche. So weigert sich Delhi, Handelshemmnisse schneller und stärker als bisher abzubauen, weil es in keinem anderen Land mehr Armut gäbe als auf dem Subkontinent. Die Inder wollen zudem ihren Agrarmarkt noch stärker schützen und fordern ein permanentes Abkommen für staatliche Aufkaufprogramme einheimischer Grundnahrungsmittel. Dabei kann sich Indien

oder TPP zu konzentrieren. Dass diese Abkommen eine Art Normwirkung auf andere Teile der Welt ausüben werden, steht außer Zweifel.

Die Urlaubsrepublik: Die Zukunft des Tourismus in Österreich

Wird Skifahren wieder zum Elitenvergnügen? Die Tourismusforscher Peter Zellmann und Sonja Mayrhofer beschäftigen sich in ihrem bei Manz erschienenen Buch „Die Urlaubsrepublik. Die Zukunft des Tourismus in Österreich“ mit dem Mythos der Skination Österreich und den Gründen, warum es immer weniger Einheimische auf die Pisten verschlägt.

R

echtzeitig zur Skisaison ist bekannt geworden, dass in manchen Skigebieten die Tageskartenpreise die magische 50-Euro-Marke durchbrochen haben. In Zeiten wirtschaftlicher Stagnation werde dadurch der für Österreicher so selbstverständliche Skiurlaub für viele nicht mehr leistbar, so der Tenor. Peter Zellmann, Freizeit- und Tourismusforscher am IFT in Wien, analysiert die Hintergründe und kommt zum Schluss, dass ein Skiurlaub immer schon relativ teuer und auf die obere Mittelschicht und Oberschicht beschränkt war. Daher sei die Tourismuswirtschaft vorerst von der Entwicklung auch kaum betroffen. Die Erhöhung der Liftpreise sei vor allem auf die stetig zunehmenden Kosten für die Beschneiung und die – von manchen auch durchaus kritisch beurteilte – Verbesserung der Bequemlichkeit (Sitzheizungen, 8er-Sessellifte zur Verkürzung der Wartezeit etc.)

zurückzuführen. Die wahren Gründe für die schrumpfende Skifahrerzahl vermutet Zellmann anderswo: „Die Kostenkritik ist eher oberflächlich. Die eigentlichen, komplexeren Ursachen sind unter anderem die abnehmende Lust am Skilauf und der Mangel an Nachwuchspflege.“ Zellmann nennt die weitgehende Abschaffung der Schulskikurse oder den Rückbau von Skigebieten in Nähe der Ballungszentren. Was den Menschen nicht mehr so wichtig ist, gilt dann eben als ‚zu teuer‘, so Zellmann. Tatsache sei vielmehr, dass seit vielen Jahren etwa 15 Prozent aller Österreicher auf eine Woche Skiurlaub fahren würden. Im Buch „Die Urlaubsrepublik. Die

Zukunft des Tourismus in Österreich“ analysieren die beiden Autoren die Entwicklung der Gästezahlen, die Bedürfnisse der Gäste aus allen Herkunftsländern, die Reisegewohnheiten der Inländer sowie die Gästewünsche im Allgemeinen und leiten daraus Empfehlungen für die Freizeit- und Tourismuswirtschaft ab.

Im bei Manz erschienenen Buch „Die Urlaubsrepublik“ geben die beiden Autoren Peter Zellmann und Sonja Mayrhofer zahlreiche Empfehlungen für die Freizeit- und Tourismuswirtschaft. FAZIT JÄNNER 2016 /// 35


Firmenpleiten: Verluderte Standortpolitik als Ursache VON JOHANNES TANDL

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chon 430.000 Arbeitslose und die Regierung beschäftigt sich immer noch mit Symptomen, anstatt endlich die Abgabenschraube so zu lockern, sodass die Unternehmen wieder investieren und Mitarbeiter aufnehmen können. Die Insolvenzen von Stabil, Zielpunkt und Schirnhofer erschüttern das Land. Doch statt den verbliebenen Unternehmen endlich mehr Luft zum Atmen zu lassen, ziehen Finanzamt und Krankenkassen

die Schrauben weiter an. Doch die Wirtschaft braucht endlich wieder Luft zum Atmen – mit partnerschaftlich agierenden staatlichen Stellen. Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit sind Reformen und eine Entlastung der Betriebe unabdingbar. Kürzlich hat sich sogar die renommierte NZZ im Hauptblatt darüber gewundert, dass trotz der immensen politischen Versäumnisse immer noch einige österreichische Betriebe international als

Faymann ein unerträgliches Maß erreicht habe. So steht jeder, der sein eigenes Geld für unternehmerische Tätigkeiten riskiert, automatisch unter Generalverdacht. Und weil sich in absehbarer Zeit nichts ändern wird und wirtschaftsfeindliche Kräfte an immer mehr Hebel der staatlichen Macht gelangen, werden wohl noch viele Unternehmen dem schlechten Beispiel von Stabil, Zielpunkt, Schirnhofer oder Holz Stark folgen.

Technologie- und Marktführer bestehen können. Eine Politik, die Investitionen und neue Jobs ermöglicht, ist angesichts der festgefahrenen Rituale und Strukturen der rotschwarz geführten Regierungskoalition jedoch nicht in Sicht. Unter dem Titel „Wer hier ein Unternehmen gründet, dem ist nicht mehr zu helfen“ beklagte sich kürzlich Gerhard Hofer in der Presse über die Feindseligkeit gegenüber Unternehmen und Eigentum, die in der Ära

»Industrie 4.0« als Chance für die Steiermark Die Digitalisierung der Wirtschaft schreitet voran. „Industrie 4.0“ wird von Experten ein immens hohes Marktpotenzial bescheinigt: Wirtschaftsforscher prognostizieren für die Steiermark bis 2025 ein Potenzial von 86 Milliarden Euro durch Smart Production & Services. iese Zahlen veranlassen das Wirtschaftsressort des Landes Steiermark und die Industriellenvereinigung dazu, besonders auf das Thema zu setzen. Für Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann sind smarte Produktionen und Dienstleistungen die Zukunft der globalen Wirtschaftsentwicklung. „Das ist mit Chancen, aber auch mit Risiken verbunden. Ich bin aber davon überzeugt, dass die Steiermark als eine der innovativsten Regionen in Europa die Chance hat, die aktuellen Entwicklungen entscheidend mitzugestalten und damit zu wirtschaftlichem

36 /// FAZIT JÄNNER 2016

Foto: SFG/Harry Schiffer

D

DI Stefan Thanner (General Manager CoC Contract Manufacturing Magna Steyr), Dr. Christian Buchmann (Wirtschaftslandesrat), Mag. Jochen Pildner-Steinburg (Präsident IV Steiermark) Wachstum und zu neuen Arbeitsplätzen zu kommen“, so der Wirtschaftslandesrat. Der steirische IV-Präsident Jochen Pildner-Steinburg betont

die Bedeutung, offensiv und kontinuierlich mit dem Thema Smart Production & Services umzugehen: „Jene Betriebe, die sich schon länger und in-

tensiv mit dem Thema befasst haben, sind jene, die investieren, Arbeitsplätze halten und ausbauen. Jene, die sich der Entwicklung nicht aufgeschlossen gezeigt haben, fallen zurück!“ Aus der Perspektive von Magna Steyr schildert Stefan Thanner als General Manager des Contract Manufacturing, was „Smart Production“ bedeutet: „Smart Factory steht für Veränderung. Bei Magna Steyr sind bereits einige Tools, die unter diesen Titel fallen, im Einsatz. Dabei geht es im Wesentlichen darum, die Vernetzung zwischen Markt, Entwicklung und Produktion mithilfe neuer Informations- und Kommunikationstechnologien weiter voranzutreiben“. Eine 2015 von IV und SFG gemeinsam initiierte Studie zeigt, wo die Schwerpunkte aus Sicht der Unternehmen liegen müssen. Vernetzung, Bewusstseinsbildung, Knowhow-Transfer und gesetzliche Rahmenbedingungensind vordringliche Anliegen.


Foto: GRAWE/ Marcel Köhler

Schützenhöfer: Standort muss für Industrie attraktiv bleiben

Foto: voestalpine

Bei einem Besuch im Voestalpine-Werk Leoben-Donawitz gab Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer ein klares Bekenntnis für die Steiermark als Industriestandort ab. Nur mit erfolgreichen Industriebetrieben könne der Wirtschaftsstandort Steiermark gestärkt werden. Daher müsse man diese Unternehmen bei den Rahmenbedingungen bestmöglich unterstützen, so Schützenhöfer.

Voestalpine Vorstandsmitglied Franz Kainersdorfer und Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer im VoestalpineWerk Leoben-Donawitz.

I

n den letzten fünf Jahren investierte der Voestalpine-Konzern mehr als eine Milliarde Euro in seine acht steirischen Standorte. Aktuell wird in Donawitz um über 100 Millionen Euro ein neues Drahtwalzwerk errichtet. In dem Werk, das als modernstes dieser Art in Europa gilt, werden ab 2016 jährlich rund 450.000 Tonnen Qualitätswalzdraht für den Automobil- und Energiesektor produziert. „Die Innovationskraft, die man am Standort der voestalpine in LeobenDonawitz spürt, ist enorm“, freute sich Schützenhöfer im Rahmen seines Besuchs. „Die Voestalpine erzeugt hier eine breite Palette von hochwertigen Schienenprofilen und Stahlgütern – international

besonders gefragt sind die von uns produzierten wärmebehandelten Schienen mit einer Länge von bis zu 120 Metern. Mit der Großinvestition in ein neues Drahtwalzwerk am Standort bauen wir auch unsere führende Position im Drahtbereich in Europa weiter aus“, erklärte Franz Kainersdorfer, Vorstandsmitglied der Voestalpine AG und Chef der in Leoben-Donawitz ansässigen Metal-EngineeringDivision des Konzerns. Um langfristig am Standort erfolgreich sein zu können, seien aber auch entsprechende wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen für Industriebetriebe – speziell mit Blick auf die aktuellen Klimaschutzvorgaben der EU – notwendig, erläuterte Kainers-

dorfer im Gespräch mit dem Landeshauptmann. Das Stahlwerk in Donawitz zählt zu den besten Europas und gilt in seiner Branche bereits heute als internationaler Benchmark in Sachen Umweltschutz, so Kainersdorfer weiter. Schützenhöfer unterstrich in diesem Zusammenhang, dass es ihm persönlich ein wichtiges Anliegen sei, erfolgreiche Industriebetriebe bestmöglich zu unterstützen und den Wirtschaftsstandort Steiermark damit insgesamt zu stärken.

Der Voestalpine-Konzern in der Steiermark In der Steiermark leisten drei von vier Divisionen des international tätigen VoestalpineKonzerns – Metal Engineering Division, Metal Forming Division, Special Steel Division – mit zwölf Produktionsgesellschaften und einer Holding an acht Standorten einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung. Rund 9.100 Mitarbeiter erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2014/15 einen Gesamtumsatz von 3,6 Milliarden Euro. Die durchschnittliche Exportquote beträgt rund 65 Prozent. In den Ausbildungsbetrieben finden aktuell etwa 365 Lehrlinge in 16 Lehrberufen konkrete Zukunftsperspektiven.

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ie Kundenbedürfnisse gehen im Vorsorgebereich weit auseinander: Einige wollen eine geregelte Pension, andere wollen die Familie finanziell absichern und wieder andere wollen ihr Geld Gewinn bringend anlegen, um sich spezielle Wünsche erfüllen zu können. Die GRAWE bietet ihren KundInnen neben Sicherheit und Rentabilität auch eine große Auswahl an Vorsorge-Produkten wie beispielsweise GRAWE PLUSPENSION oder GRAWE KLASSIK. Weitere Informationen erhalten Sie unter: 0316/8037-6222, in GRAWE Kundencentern sowie auf www.grawe.at FAZIT JÄNNER 2016 /// 37


Steuertipps

Mission Steuersparen 2015 Der Stichtag: 31.12. Das Ziel: keinen Euro zu viel Steuern und SV-Beiträge zahlen. Der Weg: Lesen Sie die besten Steuertipps zum Jahresende!

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er Countdown 2015 hat begonnen. Sie wollen Ihre Abgabenlast noch senken? Steuerberaterin Dr. Nadja Hubmann von der Hofer Leitinger Steuerberatung präsentiert die wichtigsten SteuersparStrategien zum Jahresende:

Einnahmen und Ausgaben zeitlich steuern Sicher, ein alter Hut, dem 2015 im Rahmen der Einnahmen-Ausgaben-Rechnung aber besondere Bedeutung zukommt: Denn durch die Steuerreform 2015/16 wurden die Progressionsstufen ab 2016 neu geregelt. So bewirkt eine Verschiebung von Einkünften aus dem Jahr 2015 in das Jahr 2016 eine dauerhafte Steuerersparnis und nicht nur eine Steuerstundung! Aber Achtung auf die Details: • Regelmäßig wiederkehrende Einnahmen und Ausgaben, die 15 Tage vor oder nach dem Jahresende bezahlt werden, sind dem Jahr zuzurechnen, zu dem sie wirtschaftlich gehören. 38 /// FAZIT JÄNNER 2016

• Sozialversicherungsnachzahlungen für das laufende oder Vorjahr können (nur) in sorgfältig abgeschätzter Höhe als Betriebsausgabe berücksichtigt werden. • Ausgaben für bestimmte Wirtschaftsgüter des Umlaufvermögens, die keinem regelmäßigen Wertverzehr unterliegen (Gold, Silber, Platin und Palladium, sofern diese Edelmetalle nicht der unmittelbaren Weiterverarbeitung dienen, sowie Ausgaben für Grundstücke des Umlaufvermögens), sind erst beim Verkauf des jeweiligen Wirtschaftsguts steuerwirksam abzusetzen. • Vorauszahlungen auf Beratungsleistungen sind zulässig und werden bei Ihrem Anwalt oder Steuerberater wahrscheinlich auf keinen großen Widerstand stoßen … Einkommensteuerpflichtigen Gewinn erhöhen, wenn vortragsfähige Verluste vorhanden sind Einmal in die andere Richtung denken und lenken, nämlich den Gewinn erhöhen, kann dann sinnvoll sein, wenn Verluste aus den Vorjahren vorhanden sind. Bis zu

einem Einkommen von € 11.000 fällt so oder so keine Steuer an. Steueroptimales Agieren liegt nun darin, den Gewinn 2015 zu Lasten 2016 so hoch sein zu lassen, dass die Verluste nicht mit dem steuerfreien Einkommenssockel, sondern mit steuerpflichtigen Einkommensteilen verrechnet werden. Wie? Zum Beispiel durch Vorziehen von Einnahmen oder Verschieben von Ausgaben in das nächste Jahr.

Heuer noch Gewinnausschüttung beschließen Ab 2016 steigt die Kapitalertragsteuer (KESt) unter anderem für Gewinnausschüttungen von Kapitalgesellschaften und Zuwendungen von Privatstiftungen auf 27,5 Prozent statt bisher 25 Prozent. Anstehende (zum Beispiel für das nächste Jahre geplante) Gewinnausschüttungen und Zuwendungen könnten daher noch im Jahr 2015 beschlossen werden. Für die steuerliche Behandlung ist der Tag der Auszahlung laut Beschluss relevant.


Steuertipps

Wertpapierverluste realisieren Vielleicht haben Sie schon unseren Tipp im letzten Fazit befolgt: Für alle Gewinne aus Verkäufen von „Neuvermögen“ fällt die „Wertpapiergewinnsteuer“ von 25 Prozent an. Zum „Neuvermögen“ zählen alle seit dem 1.1.2011 erworbenen Aktien und Investmentfonds sowie alle anderen ab dem 1.4.2012 entgeltlich erworbenen Kapitalanlagen (insbesondere Anleihen, Derivate). Und jetzt noch mal der Tipp: Stellen Sie diesen Gewinnen Veräußerungsverluste gegenüber, in dem Sie Papiere, mit denen Sie „unter Wasser“ sind, verkaufen. Niemand hindert Sie daran, sie ein paar Tage später wieder zu kaufen. Und noch etwas: Solche Verluste sind auch mit Dividenden aus GmbH-Gewinnausschüttungen und Anleihezinsen ausgleichsfähig. Investitionen noch 2015 tätigen und Halbjahres-Abschreibung geltend machen:

• Wohnbauanleihen kaufen und investitionsbedingten Freibetrag ausschöpfen • Für Wertpapierdeckung der Pensionsrückstellungen sorgen und Hinzurechnungsbetrag vermeiden • Richtige Bewertung Ihrer halbfertigen Arbeiten und Erzeugnisse, nämlich ohne Gewinn! • Kleinunternehmer mögen auf die Umsatzgrenze (€ 30.000 bzw € 36.000) für die Umsatzsteuerbefreiung achten!

Am 32. Dezember ist es zu spät: Ihr Unternehmen hat einen hohen Energieverbrauch? Für das Jahr 2010 können Sie letztmals einen Energieabgaben-Vergütungsantrag bis zum 31.12.2015 stellen. Für Zeiträume bis 31.1.2011 können derartige Anträge nicht nur von Produktionsbetrieben, sondern auch von Dienstleistungsbetrieben (z. B. Solarien, Hotels, Wäschereien etc.) gestellt werden.

Vergütungen für Diensterfindungen und Prämien für Verbesserungsvorschläge … … verlieren ab 2016 ihre steuerliche Attraktivität: Letztmals im Dezember 2015 steht ein um 15 Prozent erhöhtes zusätzliches Jahressechstel zur Verfügung, das einer Lohnsteuer von nur 6 Prozent unterliegt. Tipp: Daher unbedingt noch heuer abrechnen!

Endlich Ihre Mitarbeiter beteiligen … … aber das passende Modell noch nicht gefunden? Halb so schlimm, da der Steuerfreibetrag für die unentgeltliche oder verbilligten Abgabe von Beteiligungen am Unternehmen des Arbeitgebers von bis zu € 1.460 pro Mitarbeiter und Jahr auf € 3.000 angehoben wird. Soll der Vorteil noch 2015 genutzt werden, muss die Beteiligung bis zum Jahresende abgegeben werden. Auch echte stille Beteiligungen oder Substanzgenussrechte sind begünstigt. Arbeitnehmerveranlagung 2010 Nur noch bis zum 31.12.2015 kann die Arbeitnehmerveranlagung für das Jahr 2010 eingereicht werden. Nicht nur, wenn Werbungskosten und Sonderausgaben angefallen sind, sondern auch bei nur zeitweiser Beschäftigung während des Jahres (z. B. Ferialarbeit!) können Sie eine Gutschrift erwarten! Sozialversicherungsbeiträge aus 2012 schon rückgefordert? Die im Rahmen einer Mehrfachversicherung (z. B. mehrere Dienstverhältnisse

Foto: HoferLeitinger

Erhöhung der Immobilienertragsteuer auf 30 Prozent ab 1.1.2016 Gerade hat man sich daran gewöhnt, schon steigt die Immobilienertragsteuer für Gewinne aus Immobilienveräußerungen natürlicher Personen von 25 Prozent auf 30 Prozent! Was kann man raten, außer dass geplante Immobilienverkäufe noch bis zum 31.12.2015 unter Dach und Fach gebracht werden sollten – und das passiert (erst) mit der Unterzeichnung des Kaufvertrags.

Steuerberaterin Dr. Nadja Hubmann von der Hofer Leitinger Steuerberatung präsentiert die wichtigsten SteuersparStrategien zum Jahresende. gleichzeitig) im Jahr 2012 zu viel bezahlten Kranken- und Arbeitslosenbeiträge für 2012 können noch bis zum 31.12.2015 rückgefordert werden. Dafür ist unbedingt ein Antrag beim Versicherungsträger zu stellen, sonst sind die Beiträge verloren – und es geht um immerhin 4 Prozent Krankenversicherungs- und 3 Prozent Arbeitslosenversicherungsbeiträge! Hinsichtlich der Pensionsversicherungsbeiträge kann keine Frist versäumt werden: Sie werden spätestens bei Pensionsantritt gutgeschrieben (aber vielleicht haben Sie sie lieber doch schon jetzt …).

Hofer Leitinger

Steuerberatung GmbH Geidorfgürtel 20, 8010 Graz Tel. +43 316 386001 F +43 316 386001 64 graz@hoferleitinger.at www.hoferleitinger.at FAZIT JÄNNER 2016 /// 39


Kurz & News

Auf Initiative von LR Johann Seitinger und Post Vorstand Peter Umundum wurde der Grundstein für ein Kooperationsprojekt zwischen steirischen Direktvermarktern und der Österreichischen Post AG gelegt. In der Startphase dieses Projektes können ausgewählte steirische Direktvermarkter, rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft, das Kühllogistiktool der Post AG nutzen und ihre Produkte an Gastronomie, Hotellerie oder Endkunden verschicken. Das breite Sortiment von qualitätsgesicherten, authentischen und frischen Produkten ist online unter www.genuss-abhof.at abrufbar. Dazu Seitinger: „Der Bauer produziert’s, die Post transportiert’s und dem Gaumen imponiert’s.“

So vielseitig ist die # Steiermark ...

Klick’ dich durch die besten Seiten der Steiermark: > Informationen – > Diskussionen – > Impressionen. Die Steiermark und du – werden wir Freunde!

Noch mehr Steiermark gibt es auf www.steiermark.at | www.steiermark.com

Fotos: Kern-Theissl, Bauernbund, Foto Fischer

Auch 2016 wird der Steirische Bauernbundball der Höhepunkt in der heimischen Ballsaison sein. Jung und Alt treffen einander zum gemeinsamen Feiern. Der Erfolg der Veranstaltung resultiert aus jahrelanger Tradition, gepaart mit Lifestyle. Steirisches Brauchtum, Tradition und Tracht bestimmen die Kulisse der Ballnacht. Die verschiedenen Stilrichtungen an volkstümlicher Musik in Kombination mit einem reichhaltigen Angebot an kulinarischen Schmankerln versprechen ein Fest für die Sinne zu werden. Der nahende Megaevent am Grazer Messegelände lässt auch die Kassen klingeln. Laut einer Studie beträgt alleine der Gesamtumsatz des Bauernbundballes 4,4 Mio. Euro.

Die Post liefert Genuss ab Hof

Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark. Foto: iStock

Bauernbundball – Stadt trifft Land


Foto:Eva Buchinger / AUVA

Kurz im Gespräch mit

Foto: Land Steiermark

Dir. Hannes Weißenbacher AUVA Landesstelle Steiermark

Stolz auf die Auszeichnung: (von li.) Ewald Verhounig, Kirsten Fichtner-Koele (beide WK), Margarita Edler, Rektorin Elgrid Messner (PH), Soziallandesrätin Doris Kampus, Rektor Siegfried Barones (KPH).

Auszeichnung für Inklusion und Abbau von Barrieren S eit 2012 verfügt die Steiermark als bislang einziges Bundesland über einen eigenen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. „Es ist mir ein wichtiges Anliegen, dass behinderte Menschen gleichberechtigt teilhaben können – und dieser Aktionsplan ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung“, erklärte Soziallandesrätin Doris Kampus, „doch ohne die tatkräftige Unterstützung unserer Partner wäre die positive Umsetzung des Aktionsplanes gar nicht möglich.“ Stellvertretend für alle Unternehmen, die als Partner der ersten Stunde am Aktionsplan mitwirken, wurden die WKO Steiermark, die Pädagogische Hochschule Steiermark sowie die KPH der Diözese Graz-Seckau vor den Vorhang gebeten. Sie erhielten von LR Kampus eine Plakette mit der Aufschrift „Ja! Wir setzen die UN-Behindertenrechtskonvention um“ als offizielles Dankeschön des Landes

Steiermark. „Es ist unser aller Ziel, Barrieren abzubauen. Dabei geht es mir auch um die unsichtbaren Barrieren, die in unseren Köpfen und Herzen“, hob Kampus hervor. Die Projektleiterin des Aktionsplanes, Margarita Edler, gab einen Überblick über die Aktivitäten. So führte die WKO ein Vernetzungstreffen für Menschen mit Behinderungen und Firmen durch, widmet sich dem Thema „Epilepsie – arbeiten erlaubt“ und veranstaltet ein Seminar über „Beschäftigung von Menschen mit Behinderung“ sowie Workshops zur Gebärdensprache und Gehörlosigkeit. Die beiden Hochschulen bieten u. a. inklusive Seminare und Workshops über Epilepsie für LehrerInnen an und thematisieren die Gleichbehandlung von chronisch kranken Kindern und Jugendlichen in Schulen.

Winterzeit ist Unfallzeit, in welchen Alltagsbereichen versuchen Sie das Bewusstsein der Menschen für Gefahren zu sensibilisieren? Die Anzahl der Wegunfälle steigt in der Winterzeit stark an. Einerseits durch schlechte Fahrbahnverhältnisse, andererseits durch ungünstige Sichtverhältnisse wie Nebel und frühe Dunkelheit. Als AUVA unterstützen wir Fahrsicherheitstrainings. Ein Thema ist immer wieder das richtige Schuhwerk, denn auch Sturz- und Fallunfälle steigen in dieser Jahreszeit

Die Aktion „Mach Dich sichtbar!“ richtet sich an Volksschulkinder, wie ist die Resonanz auf diese Kampagne seitens der Schulen? Bei dieser Aktion verteilt die AUVA an alle Schulanfänger der Steiermark ca. 11.000 Reflektorbinden, die speziell für Kinder produziert wurden. Zahlreiche Anrufe und E-Mails zeugen vom Erfolg der Aktion, die durch TV-Einschaltungen unterstützt wird. Für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz warb die bundesweite AUVA-Aktion „Hände gut, alles gut“, – zeigen Arbeitsunfälle in den letzten Jahren eine abnehmende Tendenz? Vor wenigen Wochen gab es für die große bundesweite Präventionskampagne der AUVA „Hände gut, alles gut!“ die Abschlussveranstaltung. Erste vorläufige Zahlen belegen einen leichten Rückgang von Unfällen mit Handverletzungen.

Inwieweit lassen sich Belastungen und Stress am Arbeitsplatz, die ebenfalls zu Unfällen beitragen, vermindern? Beispiele für Maßnahmen wären z.B.: die Förderung von Abwechslung bei der Arbeit, die Einbindung der Mitarbeiter bei der Arbeitsplatzgestaltung, die Förderung von beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten.

FAZIT JÄNNER 2016 /// 41


Fotos: Lupi Spuma, Neuroth

Wirtschaft

Gehörschutz an lärmbelasteten Arbeitsplätzen ist Pflicht.

Ab dem 40. Lebensjahr sollte man einmal im Jahr sein Hörvermögen testen lassen.

Individuell angepasste Im-Ohr-Hörgeräte sind heutzutage sogar so klein und unauffällig, dass sie beinahe im Gehörgang verschwinden.

Gut hören am Arbeitsplatz Gut zu hören ist der Schlüssel für optimale Kommunikation – im Alltag, aber vor allem im Job. Eine Beeinträchtigung des Hörsinnes kann die Leistungsfähigkeit stark mindern. Das schlägt sich auf die Arbeitsqualität nieder, mit negativen Folgen für die berufliche Karriere.

W

ie wichtig ein gutes Gehör am Arbeitsplatz ist und was man tun kann, um seine Ohren zu schützen, zeigen die im Folgenden dargestellten Situationen. Laut AUVA arbeiten rund 500.000 Menschen in Österreich an einem Lärmarbeitsplatz. Lärmschwerhörigkeit ist laut Arbeiterkammer die mit Abstand am häufigsten anerkannte Berufskrankheit in Österreich. Hörsinn und Kommunikation Nur wer gut hört, versteht auch gut. „Hören verbindet – und macht Kommunikation überhaupt erst möglich“, sagt Hörakustik-Experte Schinko, der als Vorstandsvorsitzender das steirische Traditionsunternehmen Neuroth in vierter Familiengeneration leitet und selbst ausgebildeter Hörakustik-Meister ist. Sprechen, verstehen und verstanden werden

42 /// FAZIT JÄNNER 2016

sind die Schlüssel zu gelungener Kommunikation. Das gilt für wichtige Meetings im Job genauso wie für den Privatbereich. „Leidet das Gehör, leidet auch das Zwischenmenschliche“, sagt Schinko. Schätzungen zufolge ist in Österreich jeder fünfte Mensch von einer Hörminderung betroffen. Österreicher warten durchschnittlich sieben Jahre lang, bis sie etwas gegen eine diagnostizierte Hörminderung tun und sich mit Hörgeräten versorgen lassen. Allgegenwärtige Bedrohung Lärm Lärm ist in unserem Alltag allgegenwärtig. Deshalb nehmen wir ihn oft gar nicht mehr bewusst wahr. „Ein Lärmpegel ab 85 Dezibel – zum Beispiel Straßenverkehr –, dem man 40 Stunden lang pro Woche ungeschützt ausgesetzt ist, gilt als gesundheitsschädigend“, betont Schinko. Ein

drohender Hörverlust setzt meist schleichend ein. Typische Situationen, in denen Hören und Verstehen schwierig werden, sind etwa Gespräche mit Hintergrundgeräuschen. Man hat den Eindruck, die anderen sprechen zu leise oder nuscheln. Am Telefon muss man häufiger nachfragen, weil man nicht alles verstanden hat oder akustische Signale werden überhört.

Auswirkungen auf die Gesundheit Die psychischen und körperlichen Auswirkungen von Lärm sind vielfach belegt. So ist Bürolärm keine Lappalie: Eine laute Geräuschkulisse – Gespräche, Telefonate und Co. – mindern die Leistungsfähigkeit. Vor allem in Großraumbüros hat es oft eine Lautstärke von rund 70 Dezibel. „Schon ab einer Lärmbelastung von rund 55 Dezibel fällt die Konzentration immer schwerer“, erklärt Hörakustik-Experte


Schinko. Störender, dauerhafter Lärm kann nicht nur das Gehör schädigen, sondern zum Beispiel auch hohen Blutdruck oder Schlafstörungen hervorrufen und das Herzinfarktrisiko steigern. Die Beeinträchtigung des Hörsinns im Job kann dazu führen, dass Menschen zu Depressionen neigen oder anfälliger für Burn-out sind. Schlecht hören bedeutet nicht nur, alles leiser zu hören. „Meistens setzt die Hörminderung schleichend ein. Zunächst wird sie gar nicht wahrgenommen oder verdrängt“, erklärt Lukas Schinko von Neuroth: „Hörbeeinträchtigungen bedeuten in den meisten Fällen, dass bestimmte Laute und Tonfrequenzen nicht mehr gehört werden können.“ Hörschutz und Vorsorge Ab einer Dauerbelastung von 85 Dezibel ist ein Gehörschutz am Arbeitsplatz laut Gesetz Pflicht. „Egal, ob für den Arbeitsplatz oder die Freizeit, es gibt verschiedene Gehörschutz-Lösungen, die individuell an das Ohr angepasst werden und die Ohren entlasten“, sagt Schinko. Einfache Einwegstöpsel reichen nicht aus. Sie „stopfen“ das Ohr komplett zu, man schwitzt und ver-

steht das Gesprochene nicht mehr. Besser ist eine speziell angepasste GehörschutzLösung. Diese wird von einem Hörakustiker individuell für jedes Ohr maßgefertigt. Der Vorteil: „Die Umgebungsgeräusche werden lediglich gedämpft“, sagt Schinko. Weitere Vorsorgetipps: Bereits ab dem 40. Lebensjahr nimmt das Hörvermögen altersbedingt ab, deshalb sollte man einmal im Jahr einen Hörtest bei einem HNO-Arzt oder Hörakustiker machen. Außerdem sollte man dem Gehör regelmäßige Ruhepausen gönnen. Moderne Hörgerätetechnik Wird eine Hörminderung attestiert, ist es wichtig, das Ohr früh genug mit einem Hörgerät zu versorgen. Hörgeräte von heute sind wahre Wunderwerke der Technik: Moderne Modelle lassen sich beispielsweise drahtlos mit dem Smartphone verbinden – praktisch zum Telefonieren bzw. Musikhören. Hörgeräte werden aber nicht nur immer kleiner, sondern sind auch immer einfacher zu bedienen. „Die meisten Hörgeräte stellen sich vollautomatisch in Millisekunden auf die jeweilige Umgebung ein und liefern den optimalen

„Lärmschwerhörigkeit ist die zweithäufigste Art einer Hörminderung nach der Altersschwerhörigkeit“, erklärt Hörakustik-Experte Lukas Schinko von Neuroth. Klang direkt ins Ohr“, sagt Lukas Schinko, Vorstandsvorsitzender von Neuroth. Störende Lärmgeräusche werden unterdrückt und das Sprachverstehen verbessert. Für jeden Betroffenen bedeutet das eine enorme Steigerung der Lebensqualität – vor allem im Berufsleben.

Informationen

Allgemeine Infos zu den Themen Hören, Hörgeräte und Gehörschutz bekommen Sie auch in einem der über 120 NeurothFachinstitute in ganz Österreich, unter der kostenlosen Infonummer 00800 8001 8001 oder online: www.neuroth.at

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Zu Gast bei Fazit

Ein Gastkommentar von Muamer Becirovic

I

n Österreichs Bundeshauptstadt Wien herrscht eine Menge Aufruhr. Der Grund dafür ist vor allem der Wiener Universitätsprofessor für islamische Religionspädagogik Ednan Aslan. Dieser präsentierte nämlich eine von Außenminister Sebastian Kurz in Auftrag gegebene Studie zu islamischen Kindergärten in Wien. Schenkt man dieser Glauben, erschweren derartige Einrichtungen eine ordentliche Integration islamischer Mitbürger und verstärken die Bildung von islamischen Parallelgesellschaften. In diesen Kindergärten sollen über 10.000 Kinder untergebracht sein. Die Vermutung wird nun laut, Hintermänner mit islamistisch-extremistischen würden einige dieser islamischen Kindergärten betreiben. Der übrigens auch Integrationsminister wirft der Stadt Wien vor, bei negativen Entwicklungen wie dieser weggeschaut zu haben.

Von Predigern in Kindergärten und unserem Problem mit dem Islam

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Ja, es gibt Fehlentwicklungen, die nicht wünschenswert sind. Ja, es gibt Eltern, die sich für ihre Kinder ein islamisches Umfeld und eine religiöse Erziehung wünschen. Und ja, es gibt definitiv Eltern, die sich ihrer Verantwortung nicht bewusst sind. Aber die Frage, die wir uns gemeinsam als Bevölkerung stellen müssen, ist jene, ob es gerechtfertigt ist, eine Bevölkerungsgruppe, die dieser Tage ohnehin vermehrt negativer Öffentlichkeit ausgesetzt ist, dermaßen unter Generalverdacht zu stellen, ihre Kinder allesamt zu religiösen Fanatikern erziehen zu wollen? Denn so kommt es rüber. Das Papier von Professor Aslan steht auf sehr labilen Beinen und das sage ich, der gerade mal eine vorwissenschaftliche Arbeit hinter sich hatte. Die muslimische Community fühlt sich zurecht unverstanden, dazu kommt, dass es keine politische Kraft gibt, die sie auch einmal in Schutz nehmen würde. Uns ist letzten Endes noch nicht bewusst, dass die hierlebenden Muslime auch einen Anspruch haben, ein Teil Österreichs zu sein. Die Differenzen werden immer über den Gemeinsamkeiten gestellt. Dabei überwiegen die Gemeinsamkeiten. Diese forsche Herangehensweise bremst und gefährdet die Entwicklungen der Zukunft. Anstatt über die Muslime zu reden, sollte man vielmehr mit ihnen reden! Das hat beim Islamgesetz, das Kurz und der Präsident der islamischen Glaubensgemeinschaft, Fuat Sanac, erst kürzlich gemeinsam gesetzlich verankern konnten, sehr gut funktioniert. Wieso greift man bei der Debatte um islamische Kindergärten nicht auf diese durchaus bewährte Technik zurück? Der Glaubensgemeinschaft ist man zumindest eine ordentliche Antwort schuldig. Die Erzdiözese in Niederösterreich unterliegt in ihren – katholischen – Kindergärten strengeren Kontrollen. Wenn die Stadt Wien solche Kontrollen für wenig sinnvoll erachtet, dann trägt sie – dessen sei sie sich bewusst – Mitverantwortung für das Problem. Gleiche Regeln für alle. Verabsäumt man die Regeln sind Konsequenzen zu exekutieren. Multikulti ist Utopie, wer hier lebt, hat sich ganz klar

an Recht und Gesetz zu halten. Abgesehen davon muss es doch die verdammte Pflicht einer Regierung sein, einer religiösen Bevölkerungsgruppe zumindest das Gefühl zu geben, als stehe sie auf einer Stufe mit allen anderen. Schließlich haben sich weder »Wegschauen« noch »Drüberfahren« in der Vergangenheit als effektive Methode zur Sicherung des sozialen Friedens bewährt. Der kürzlich verstorbene Altkanzler Helmut Schmidt hat einmal gesagt, dass Deutschland keine Ausländer aus ganz anderen Kulturkreisen verdauen könne. Es könnte gar zu Mord und Totschlag kommen. Nach längeren Überlegungen ergibt der Gedankenweg sogar durchaus Sinn. Nur ist es auch eine Wahrheit, dass uns niemand gezwungen hat, diese einzuladen. Migranten einzuladen, um Schwerstarbeit zu leisten, war keine Geste der Höflichkeit, sondern eine bewusste staatliche Entscheidung, aufgrund von Arbeitskräftemangel. Mit dieser Entscheidung müssen wir nun alle leben. Auch diese Gastarbeiter haben Österreich mitaufgebaut, davor sollten wir etwas mehr Ehrfurcht haben. n

Muamer Becirovic besuchte das islamische Realgymnasium in Wien. Er betreibt seine eigene Website. Seine Muttersprache ist bosnisch und er ist 19 Jahre alt. Sie erreichen den Autor unter muamer.becirovic@outlook.com


Essay von Ulrich Beck

Europa braucht einen neuen Traum E

s war einmal ein europäischer Traum. Der handelte davon, wie aus Feinden Nachbarn werden. Nachbarn, die sich vielleicht nicht unbedingt mögen, Nachbarn, die sich auch streiten, missverstehen, wechselseitig ihre Stereotype pflegen, aber eben Nachbarn und nicht Feinde. Dieser Traum ist paradoxerweise in seiner Erfüllung verblasst. Es ergibt für viele offenbar keinen Sinn mehr, vom Frieden zu träumen, wenn ein Krieg in Europa nahezu undenkbar geworden ist.

Es ergibt für viele offenbar keinen Sinn mehr, vom Frieden zu träumen, wenn ein Krieg in Europa nahezu undenkbar geworden ist.

Heute erleben viele Menschen die Europäische Union als Albtraum – als den Albtraum der Arbeitslosigkeit, des Abstiegs, der Armut, des Verlustes von Würde, Gerechtigkeit, Identität und Demokratie. Ist es möglich, dass die Entfremdung der Menschen von der EU gefährlicher für die EU ist als die Euro-Krise? Ja, das ist möglich. Ist es möglich, dass die skandalöse Jugendarbeitslosigkeit für Europa gefährlicher ist als die Euro-Krise? Ja, das ist möglich. Ist es möglich, dass die neuen Gräben zwischen Nord und Süd, zwischen Gläubigern und Schuldnern, zwischen Euro-Ländern und Nicht-Euro-Ländern gefährlicher für die EU sind, als die Euro-Krise selbst? Ja, auch das ist möglich. Ist es möglich, dass der europäische Traum – Freiheit, Demokratie, Weltoffenheit – in den überfüllten Flüchtlingsbooten im Mittelmeer und von den Menschen, die auf den Straßen Istanbuls, Kairos, Moskaus, Rio de Janeiros und Tokios protestieren, geträumt wird, aber nicht in der EU selbst? Ein Traum, den gerade die auf den Straßen für ihre Zukunft in der EU protestierenden Ukrainerinnen und Ukrainer noch zu träumen verstehen, und den sie leider wohl weiter träumen müssen. Ihre Botschaft an uns alle ist: Europa ist mehr als eine Währung, mehr als ein Fiskalpakt. Europa ist eine Hoffnung, die nicht enttäuscht werden darf! Aber wenn all dies möglich ist, dann muss – um Himmels willen – doch endlich etwas geschehen! Aber was? Europa muss die Kraft des Träumens zurückgewinnen. Diese Kraft des Träumens könnte, in gesellschaftliche und politische Formen gegossen, ein contrat social für Europa werden. Meine Frage lautet: Welche politische Gestalt muss ein Europa annehmen, das sich von einem Albtraum wieder zum Traum verwandelt?

In der bisherigen Betrachtungsweise bleibt zumeist (und das meine ich durchaus selbstkritisch) die Frage ausgeklammert: Welchen Einfluss haben und hatten Prozesse der Entkolonialisierung auf die Herausbildung der Europäischen Union und ihre Entwicklung? Denn auch hier sind es die Siege des modernen, industriellen Kapitalismus und deren Nebenfolgen – globale Risiken, Krisen und geopolitische Verschiebungen speziell seit 1989 –, welche die Grundlagen der nationalstaatlichen Ordnungen innerhalb und außerhalb Europas infrage stellen.

Aus der Perspektive der sich entwickelnden Länder betrachtet, zeigt sich gegenwärtig allerdings ein etwas anderes Bild Europas. Es ist gekennzeichnet durch eine Machtverschiebung zugunsten der postkolonialen, sich entwickelnden Länder (die sich beispielsweise auch in ihrer Teilnahme an den neuen G20-Zusammenkünften niederschlägt) und eine Verschiebung des Schwerpunkts der weltökonomischen Machtgeografie vom Atlantik zum Pazifik, verbunden mit der schleichenden Entmonopolisierung des US-Dollars als globale Leitwährung zugunsten einer Bündelung verschiedener Währungen und bilateraler Währungsabkommen. Hinzu kommt die wachsende Bedeutung der Süd-Süd- und Ost-Süd-Kooperation zur Lösung wirtschaftlicher Probleme und nicht zuletzt der Verlust an moralischer Autorität und Vorbildlichkeit des ehemaligen US-amerikanisch-europäischen Zentrums. Die Konsequenz daraus ist: Das alte, westlich dominierte Zentrum-Peripherie-Modell droht zu kippen. In Zukunft dreht es sich nicht mehr primär um das Verhältnis von Postkolonialismus und Europa. Vielmehr stellt sich die Frage: Inwieweit

Foto: European Alternatives

Europa im fremden Blick

Professor Dr. Ulrich Beck war einer der bekanntesten deutschen Soziologen der Gegenwart. Unter anderem war er Professor an der Ludwig-MaximiliansUniversität München sowie an der London School of Economics and Political Science. Seine Bücher wurden in mehr als 35 Sprachen übersetzt, er erhielt zahlreiche nationale wie internationale Preise. Ulrich Beck ist im Jänner 2015 im Alter von 70 Jahren gestorben. FAZIT JÄNNER 2016 /// 45


Europa braucht einen neuen Traum

beginnt eine Art »Prä-Kolonialisierung« des Ex-Zentrums Europa durch seine Ex-Kolonien, insbesondere China und Indien? China jedenfalls mischt sich gegenwärtig immer stärker in die Belange Europas ein – ironischerweise jedoch keineswegs nur zu dessen Nachteil, sondern im Gegenteil auch zur Stützung des Euro und damit der Europäischen Union – und zwar durchaus aus eigenem Interesse. China, selbst im Besitz immenser Euro-Reserven, hat zunächst Griechenland mit einem Kredit über 3,6 Milliarden Euro und dem Kauf von Staatsanleihen geholfen und inzwischen auch Spanien ähnliche Hilfe zugesagt. All das verschiebt das globale Machtgefüge immens. Kosmopolitisierung als Forschungsprogramm

Die neuen Tatsachen der postkolonialen Kosmopolitisierung Europas können überhaupt nur dann in den Fokus geraten, wenn die Borniertheit des weiterhin herrschenden methodologischen Nationalismus durchbrochen wird.

Die neuen Tatsachen der postkolonialen Kosmopolitisierung Europas können überhaupt nur dann in den Fokus geraten, wenn die Borniertheit des weiterhin herrschenden methodologischen Nationalismus durchbrochen wird. Methodologischer Nationalismus geht davon aus, dass Nation, Staat und Gesellschaft »natürliche« soziale und politische Formen der modernen Welt seien. Er nimmt eine »natürliche« Aufteilung der Menschheit in eine begrenzte Zahl von Nationen an, die sich im Innern als Nationalstaaten organisieren und nach außen von anderen Nationalstaaten abgrenzen. Er geht sogar noch weiter und stellt diese äußere Begrenzung im Zusammenhang mit der Konkurrenz zwischen Nationalstaaten als Zentralkategorie politischer Organisation dar. Tatsächlich ist das ganze bisherige soziologische Denken, ja sogar die soziologische Imagination, Gefangener des Nationalstaats. Und ebendieser methodologische Nationalismus hindert die Sozialwissenschaften daran, den Prozess der Kosmopolitisierung im Allgemeinen und der Europäisierung im Besonderen überhaupt ins Blickfeld der Analyse zu rücken. Wo soziale Akteure diesem Glauben anhängen, spreche ich von einer »nationalen Perspektive«, wo er die Sicht sozialwissenschaftlicher Beobachter bestimmt, von »methodologischem Nationalismus«. Und methodologischer Nationalismus ist kein Oberflächenproblem oder Schönheitsfehler. Er betrifft sowohl die Verfahren der Datenerhebung und -produktion als auch Grundbegriffe der modernen Soziologie und politischen Wissenschaft wie »Gesellschaft«, »soziale Ungleichheit«, »Klassen«, »Familien«, »Erwerbsarbeit«, »Religion«, »Staat«, »Demokratie« und »imagined communities«. Eine Schlüsselfrage, die demgegenüber der methodologische Kosmopolitismus aufwirft, lautet: Wie können Untersuchungseinheiten jenseits des methodologischen Nationalismus gefunden und festgelegt werden, die es erlauben, die komplexen Prozesse und (Inter-)Dependenzen der Kosmopolitisierung zu erfassen und vergleichend zu analysieren? Worauf kann man die sozialwissenschaftliche Analyse beziehen, wenn man sie einerseits aus dem »Container« des Nationalstaats befreien, andererseits aber nicht in abstrakten Konzepten der »Weltgesellschaft« Zuflucht suchen will? [1]

Die empirische Forschung in so unterschiedlichen Fächern wie der Soziologie, Ethnologie, Anthropologie, Geografie oder Politikwissenschaft hat in den vergangenen Jahren eine große Zahl von Konzepten entwickelt, die alle das Ziel haben, die vermeintlich natürliche Gleichsetzung von Gesellschaft, Nation und Staat aufzubrechen. Paul Gilroys Konzept des »Black Atlantic«, Saskia Sassens Identifizierung der »global city«, Arjun Appadurais Auffassung von »scapes«, Martin Albrows Konzept des »global age« und meine eigene Analyse des »kosmopolitischen Europas« sind nur einige Beispiele für diese Forschungsrichtung. [2]

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Für den methodologischen Kosmopolitismus von besonderer Bedeutung ist die Frage nach dem Stellenwert des Nationalen und des Nationalstaats bei der Bestimmung von Untersuchungseinheiten. Die methodologisch radikalste Möglichkeit besteht darin, die nationale Rahmung der Untersuchungseinheit durch andere Blickwinkel zu ersetzen (»replacing the national«). Wenn man den methodologischen Kosmopolitismus jedoch darauf beschränkte, würde man seine Reichweite und seine Anwendungsmöglichkeiten


Essay von Ulrich Beck

unzulässig eingrenzen. Denn die empirische Globalisierungsforschung hat längst gezeigt, dass der Nationalstaat auch im Zeitalter der Globalisierung nicht gänzlich verschwindet, sondern im Gegenteil aufgewertet wird. Das zeigen exemplarisch die globalen Finanzrisiken, die das institutionelle Instrumentarium der EU entwertet haben. Die EU ist zur »lahmen Ente« geworden, der nur im Zuge neuer europäischer Initiativen der nationalen Regierungen, insbesondere Deutschlands und Frankreichs, neue Flügel wachsen könnten. Insofern ist es sinnvoll, auch die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass der Nationalstaat machtvoll weiter besteht, aber seine erkenntnistheoretische Monopolstellung verliert. Die methodologische Konsequenz bestünde dann darin, neue Untersuchungseinheiten zu finden, in denen das Nationale zwar enthalten ist, die aber nicht mehr deckungsgleich sind mit dem Nationalen.

Diese Einbettung des Nationalen in Prozesse der Kosmopolitisierung kann auf sehr unterschiedliche Weise geschehen. Entsprechend vielfältig sind die neuen Untersuchungseinheiten, die in dieser Variante des methodologischen Kosmopolitismus entwickelt wurden. Ein Beispiel dafür ist das Konzept der »transnationalen Politikregime«. [3] Es bezieht sich auf neue Formen der transnationalen Institutionenbildung, die sich im Zusammenhang mit einer Reihe globaler Regelungsprobleme wie dem Klimawandel, dem Internet oder der Besteuerung global agierender Unternehmen herausgebildet haben. Diese Institutionen organisieren transnationale Interaktionen, deren Grenzen nicht durch nationale Hoheitsrechte definiert werden, sondern durch ein spezifisches Regulationsproblem. Sie integrieren auf diese Weise verschiedene und extrem variable Gruppen von Akteuren (öffentliche und private) und erstrecken sich über verschiedene territoriale Ebenen. Für eine empirische Analyse transnationaler Politik sind diese Politikregime vielfach die angemessenste Untersuchungseinheit. Entscheidend ist hier, dass diese neuen Institutionen den Nationalstaat nicht ersetzen, sondern ihn vielmehr integrieren. Die Nationalstaaten sind in neue transnationale Regulationssysteme eingebettet, und eine der wichtigsten Aufgaben empirischer Forschung ist die Analyse der spezifischen Bedeutung, die sie im Rahmen dieser Institutionen – der politischen Institutionen, der Wirtschaft, der Eliten, der Regierungen, des Rechts – annehmen.

Entscheidend ist hier, dass diese neuen Institutionen den Nationalstaat nicht ersetzen, sondern ihn vielmehr integrieren.

Was aber bedeutet Europa eigentlich für jede(n) individuell? Und welche Prinzipien für einen möglichen Gesellschaftsvertrag für Europa lassen sich daraus entwickeln? Einen Ansatz für eine denkbare Antwort auf diese Frage kann man bei Jean-Jacques Rousseau finden, in seinem vor etwas über 250 Jahren erschienenen »Contrat social«. Darin hat Rousseau in einem bis heute faszinierenden Entwurf dargelegt, wie die Menschen, wenn sie den Naturzustand (l’état de nature) überwinden, durch einen Gesellschaftsvertrag (contrat social) zu Freiheit und Identität in der Gemeinschaft finden könnten. Am Anfang des 21. Jahrhunderts geht es nicht mehr darum, den Naturzustand, sondern den Nationalzustand zu überwinden. An Rousseaus Idee anknüpfend und sie weiterentwickelnd, werde ich im Folgenden meine These »Europa braucht einen neuen Traum – einen contrat social« in vier Schritten entfalten. Erstens: Mehr Freiheit durch ein kosmopolitisches Europa

Europa ist keine Nationalgesellschaft und kann auch keine Nationalgesellschaft werden, da es aus demokratisch verfassten Nationalgesellschaften besteht. Und in diesem nationalstaatlichen Sinne ist Europa dann auch keine Gesellschaft. Die europäische »Gesellschaft« muss vielmehr als »post-nationale Gesellschaft der Nationalgesellschaften« begriffen werden. Die Aufgabe, die sich damit stellt, lautet: Finde eine Form des europäischen Zusammenschlusses, die mit ihrer gemeinschaftlichen Kraft jedes Individuum in jeder nationalen Gesellschaft rechtlich schützt und gleichzeitig jeden, indem er oder sie sich mit Individuen anderer Sprachen und politischer Kulturen zusammentut, bereichert und freier macht als zuvor. Der französische Soziologe Vincenzo Cicchelli hat über die junge Generation Europas geforscht, was sie eint, was sie trennt – und woran sie sich

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Europa braucht einen neuen Traum

Die Jugendlichen beschreiben ihre Identität nicht, wie oft erwartet wird, als eigenständige europäische Identität.

in diesen unsicheren Zeiten orientieren kann. [4] In seiner Studie wird deutlich, warum Europa, verstanden als gesellschaftlicher Erfahrungsraum, für die junge Generation ein Mehr an Freiheit und an Reichtum bedeutet: »Überall in Europa wird der Jugend bewusst, dass die Kultur ihres Heimatlandes sicherlich wichtig und konstituierend für ihre Identität ist, aber nicht ausreicht, um die Welt zu begreifen. Die Jugendlichen wollen die anderen Kulturen kennenlernen, denn sie ahnen, dass die kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Fragen mit der Globalisierung eng zusammenhängen. Deshalb müssen sie sich an der Andersartigkeit reiben, am kulturellen Pluralismus. Das ist ein langer Lernprozess, über touristische, humanitäre und Studienreisen, aber auch, indem man sich zuhause für kulturelle Erzeugnisse der anderen interessiert, Kino, Fernsehserien, Romane, Kochkunst, Kleidung.« [5] Die junge Generation erfährt demnach die europäische Gesellschaft als »doppelte Souveränität«: als Summe nationaler und europäischer Entfaltungschancen. Die Jugendlichen beschreiben ihre Identität nicht, wie oft erwartet wird, als eigenständige europäische Identität. Niemand ist nur Europäer. Die jungen Europäer definieren sich zunächst über ihre Nationalität und dann als Europäer. Europa ohne Grenzen und mit einer gemeinsamen Währung bietet ihnen Mobilitätschancen, wie es sie nie zuvor gegeben hat, und dies in einem sozialen Raum mit enormem kulturellen Reichtum, mit einer Vielzahl von Sprachen, Geschichten, Museen, Essenskulturen und vielem mehr.

In der Studie von Cicchelli wird allerdings auch sichtbar, wie diese europäische Erfahrung im Gefolge der gegenwärtigen Krise brüchig wird. Zunehmend wird die wechselseitige Anerkennung unterlaufen durch die Wiederkehr alter Rivalitäten und Vorurteile, beispielsweise zwischen dem Süden und dem Norden Europas. Auffallend ist allerdings auch, dass die Welt der Brüsseler Institutionen für die junge Generation weit weg, abstrakt und undurchschaubar ist. Ihre Erfahrung ist ein Europa minus Brüssel. »Das Problem ist nicht das Fehlen von europäischem Gefühl, sondern die Tatsache, dass es mindestens zwei davon gibt. Es gibt das gute Gefühl jener übergroßen Mehrheit, die keine der großen europäischen Freiheiten mehr missen möchte. Und es gibt das ungute Gefühl oft derselben Menschen, dass da fern in Brüssel ein Paralleluniversum existiert, das dem eigenen Leben entrückt ist.« [6] Warum kommt diese Erfahrung eines gelebten Europas der Individuen in der gegenwärtigen Auseinandersetzung um die Euro- und Europa-Krise so gut wie gar nicht vor? Das liegt vor allem daran, dass die europäische Integration in der Politik, aber auch in der Forschung zumeist eindimensional und institutionenorientiert gedacht wird: Das Zusammenwachsen Europas wird als Prozess begriffen, der vertikal, das heißt – von oben nach unten – zwischen europäischen Institutionen und nationalen Gesellschaften stattfindet. Wie die Studie Cicchellis zeigt, bleibt diese institutionelle Seite und Sicht sogar für die europaerfahrene »Erasmus-Generation« [7] undurchsichtig und fremd. Ihr gelebtes Europa verweist auf eine zweite, horizontale Dimension, die in der konventionellen Politik und Europaforschung ausgeblendet bleibt. Das Vergessen der europäischen Gesellschaft der Individuen ist also damit zu erklären, dass ebenjenes gelebte Europa in der Institutionenperspektive der vertikalen Integration nicht auftaucht, während umgekehrt die vertikale Integration im Erfahrungshorizont der einzelnen Menschen nicht präsent ist.

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Hier wird zugleich deutlich, was den europäisch geprägten Gesellschaftsbegriff ausmacht – im Gegensatz zum nationalstaatlich geprägten: Auch wenn die Jugendlichen sich als Angehörige einer bestimmten Nation fühlen, als Polen, Franzosen oder Schweden, so ist ihr Lebensgefühl doch wesentlich bestimmt von den kosmopolitischen Freiheiten, sich selbstverständlich und ohne Hindernisse über Grenzen hinweg zu bewegen, von einem Land in ein anderes. In diesem Sinne erfahren die Jugendlichen ein kosmopolitisches Europa, in dem sich die nationalen Unterschiede und Gegensätze mischen und verwischen: mehr Freiheit durch ein kosmopolitisches Europa.


Essay von Ulrich Beck

Zweitens: Mehr Sicherheit durch ein soziales Europa Die europäische Gesellschaft der Individuen ist zugleich geprägt vom Risikokapitalismus, der einerseits geltende moralische Milieus, Zugehörigkeiten und soziale Sicherheiten auflöst, andererseits neue Risiken erzeugt. Die Menschen müssten das Gefühl bekommen, dass nicht alle Risiken der Welt, vor allem auch die der vom Bankrott bedrohten Banken und Staaten, auf ihren Schultern abgeladen werden, sondern dass es etwas gibt, das den Namen »Europäische Gemeinschaft« verdient, weil es in diesen unruhigen Zeiten die Erneuerung sozialer Sicherheit zum Programm erhebt und garantiert. Der verheißungsvolle Begriff »Europäische Gemeinschaft« stünde dann nicht nur für gelebte Freiheit und Risikomaximierung, nicht nur für ein kulinarisches, sondern für ein soziales Europa: mehr soziale Sicherheit durch ein anderes Europa. Die Finanzkrise, die ja nicht die einzelnen Bürgerinnen und Bürger, sondern die Banken ausgelöst haben, und die Antwort der Sparpolitik stehen in den Augen vieler Europäer für eine ungeheuerliche Ungerechtigkeit: Für irrsinnige Summen, welche die Banken verpulvert haben, müssen am Ende sie, die Bürger, oft die armen Bürger, mit der baren Münze ihrer Existenz bezahlen. Die Kraft des europäischen Traumes müsste den Spieß umdrehen: Nicht bailout für die Banken, sondern ein »sozialer Rettungsschirm« für das Europa der Individuen – das könnte in den Augen der Menschen der europäischen Idee die Kraft verleihen, nämlich Europa glaubwürdiger, gerechter, wichtig für das eigene Leben zu machen.

Insofern ist Ralf Dahrendorfs Prognose vom »Ende des sozialdemokratischen Zeitalters« [8] veraltet. Im Gegenteil: Gerade jetzt und in Europa entscheidet sich, ob es mit der Mobilisierungskraft globaler Risiken gelingt, den Traum der sozialen und ökologischen Demokratie aus dem Dornröschenschlaf der wohlfahrtsstaatlichen Routinen zu wecken, ins Europäische hinein zu öffnen und zu einer Vision zu formen, für deren Verwirklichung sich viele Einzelne vieler Nationen online und offline zu sozialen Protestbewegungen außerhalb und innerhalb des politischen Systems und über Grenzen hinweg zusammenschließen. Bislang wurde die Idee sozialer Sicherheit wie selbstverständlich und ausschließlich im Rahmen des Nationalstaates gedacht und von nationalstaatlich orientierten und organisierten Parteien und Gewerkschaften verwirklicht. Aufgrund dieser engen Verkopplung musste dieser Traum im Zeitalter der Globalisierung in die Defensive geraten. Doch die Ausgangssituation hat sich mit dem Taifun der Finanz- und Euro-Krise und den in allen Gesellschaften bestehenden Ungleichheiten dramatisch verschärft. Die soziale Frage ist zur globalen Frage geworden, auf die nur nationalstaatlich leere Antworten gegeben werden. Das kommt (in der alten Sprache gesprochen) einer vorrevolutionären Situation nahe. Der Gesellschaftsvertrag, der die Individuen für Europa gewinnen will, muss die Frage beantworten: Wie kann der realistische Traum sozialer Sicherheit so neu geformt und geträumt werden, dass er nicht, wie das heute der Fall ist, in der einen oder anderen Sackgasse verendet – entweder in der Verteidigung national wohlfahrtsstaatlicher Nostalgie oder im Reformeifer neoliberaler Selbstpreisgabe? Europa zu träumen, heißt zu fragen: Wie kann das soziale und ökologische Gewissen Europas und der Welt geweckt und zu einer politischen Protestbewegung geformt werden, die arbeitslose Spanierinnen, wütende Griechen und die europaweit, ja sogar weltweit in den Abgrund blickende Mittelschicht verbindet – das politische Subjekt bildend, das den Gesellschaftsvertrag durchsetzt? Wie ist die Quadratur des Kreises möglich, einerseits den Sprung in die Transnationalität der europäischen Politik zu schaffen, andererseits nationalstaatliche Wahlen zu gewinnen? Europa befindet sich in einem Notstand, und die politische Macht hat, wer über die Zulassung von Themen zur Öffentlichkeit entscheidet. Lassen Sie mich daher einen Vorschlag zu den Europawahlen machen. Wir haben durchaus Beispiele dafür, wie sich europäischer Enthusiasmus herstellen lässt, etwa die europäische Champions League im Fußball oder kontinentale Schlagerwettbewerbe. Der europäische Traum könnte vielleicht durch so etwas Profanes wie eine Eurovisions-Sendung (den utopischen Gehalt dieser technischen Vokabel ernst nehmend) zur europaweiten Debatte der Spitzenkandidaten für die Position des zukünftigen Kom-

Wie ist die Quadratur des Kreises möglich, einerseits den Sprung in die Transnationalität der europäischen Politik zu schaffen, andererseits nationalstaatliche Wahlen zu gewinnen?

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Europa braucht einen neuen Traum

missionspräsidenten neue Strahlkraft gewinnen. Dann könnte es endlich einen wirklich europäischen Willensbildungsprozess zu dem Thema geben: Warum Europa? Warum nicht kein Europa? Welches Europa wollen wir? Wir diskutieren viel über die Vereinigten Staaten von Europa, aber um eine Diskussion darüber führen zu können, brauchen wir zunächst die Vereinigten Fernsehanstalten von Europa. Wir brauchen eine Initiative, die in und für Europa überhaupt erst die Öffentlichkeit herstellt, damit wir frei und fokussiert zu europäischen Themen wählen können. Drittens: Mehr Demokratie durch ein Europa der Bürgerinnen und Bürger

Mit monetären »Rettungsschirmen« allein lässt sich Europa nicht retten.

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Die Grundlage des contrat social für Europa ist nicht – wie Rousseau dies dachte – der Gemeinwille (volonté générale), der die Eigeninteressen aufhebt und absolut ist. Grundlage ist vielmehr die Einsicht, dass alte, für die Ewigkeit gedachte Institutionen zerfallen, und dass es im Europa der Individuen für biografische und politische Schlüsselfragen keine fertigen Antworten gibt – und dass dies kein Mangel ist, sondern auch ein Mehr an Freiheit erlaubt. So verstanden ist der europäische Traum ein Gesellschaftslabor für soziale und politische Ideen, wie es nirgendwo sonst existiert. In der Politik wie im Leben der oder des Einzelnen geht es darum, alternative Zukünfte aufzuzeigen und auf diese Weise, suchend und versuchend, die Schrecken der Vergangenheit zu überwinden und den großen Risiken der Gegenwart wirksam entgegenzutreten. Mit dem Aufruf »Wir sind Europa« haben Daniel Cohn-Bendit und ich gemeinsam mit vielen europäischen Intellektuellen 2012 ein freiwilliges europäisches Jahr gefordert. [9] Das soll nicht nur der jüngeren Generation und den Bildungseliten, sondern allen, auch Rentnern, Berufstätigen, Arbeitslosen, ja sogar Theologen ermöglichen, in einem anderen Land, einem anderen Sprachraum ihren Traum von einem Europa der Bürger zu verwirklichen. Bei diesem freiwilligen europäischen Jahr ginge es weder um Sozialdienst noch um Sozialarbeit im üblichen Sinne, sondern darum, dass im Zusammenleben der einzelnen Menschen, in der Begegnung, im gemeinsamen Handeln, in Gesprächen, Beobachtungen, im Miterleben die Situation der anderen nachvollziehbar wird – ihre Ängste, Hoffnungen, Enttäuschungen, Gefühle der Demütigung, ihre Wut. Mit anderen Worten: Es geht um ein Handeln, aus dem der kosmopolitische Blick erwächst. Ein Umbau der europäischen Institutionen (Wirtschaftsregierung, Fiskalunion, Brandmauer, Eurobonds) reicht nicht, um die Krise Europas zu bewältigen. Mit monetären »Rettungsschirmen« allein lässt sich Europa nicht retten. Die Malaise hat ihre Wurzeln darin, dass wir ein Europa ohne Europäer haben. Was fehlt, das Europa der Bürger, kann nur von unten wachsen, aus der Zivilgesellschaft selbst. Deshalb brauchen wir ein freiwilliges europäisches Jahr für alle. Dieses würde auf eigene Weise die Frage beantworten, was Europa für jede(n) Einzelne(n) bedeutet – würde es doch tätige Teilhabe ermöglichen und auf diese Weise eine Verbindung herstellen zwischen dem eigenen Leben und Handeln und jenem (aus der Sicht vieler Europäer) technokratischen Nirwana namens Brüssel. Der Ausbau der politischen Union zu einer gemeinsamen Steuer-, Wirtschafts- und Sozialpolitik ist mit einer demokratischen Garantie zu verbinden, die es für den nationalen Bürger attraktiv macht, zum politischen Bürger Europas zu werden. Dies könnte auf verschiedene Wege erreicht werden, zum Beispiel indem das Europäische Parlament mit dem Recht auf Gesetzesinitiativen ausgestattet wird, die verschiedenen Parlamente direkt miteinander koordiniert werden oder ein EU-Präsident europaweit am selben Tag direkt gewählt wird. Europäische Demokratie ist ohne europäisches Geld, europäische Steuern, europäische Haushaltssouveränität nicht möglich – doch ohne den Ausbau der europäischen Demokratie bleibt all dies technokratisch-autoritär. Mehr Demokratie durch ein anderes Europa braucht also einen eigenen Topf. Es müsste so etwas geben wie eine Europasteuer oder Eurosteuer, die direkt nach Brüssel geht und über deren Verwendung das Europäische Parlament entscheidet. Wenn man sich auf den Standpunkt der Bürger stellt und fragt, was das heißt, dann ist sofort klar: Finger weg von einem »eu-


Essay von Ulrich Beck

ropäischen Solidarzuschlag« nach dem Modell des deutschen »Solidarzuschlags«, Finger weg von einer europäischen Mehrwertsteuer und so weiter. Aus Bürgersicht wäre eine Europasteuer wohl nur dann legitim, wenn diese zugleich den Zweck erfüllen würde, den entfesselten Risikokapitalismus zu zähmen, wie dies beispielsweise die (nur in einigen EU-Ländern eingeführte) Steuer auf finanzielle Transaktionen leisten soll. Viertens: Vereinigte Staaten von Europa oder Vereinigte Städte von Europa? »Niemand kann gegen die Märkte Politik machen.« Dieses Diktum Joschka Fischers war exemplarisch für das Selbstverständnis der politischen Klasse in den vergangenen beiden Jahrzehnten. In der Finanz- und Euro-Krise endete die Legende der unpolitischen Globalisierung, und damit konnte auch eine kosmopolitische Regulierung der Finanzmärkte zum Thema werden. Regeln braucht auch das Internet, weil es selbst zu einer virtuellen Weltrisikogesellschaft geworden ist, in der gewaltige Bedrohungen stecken. Doch wer schützt? Wer gefährdet wen? Wer regelt? Wer richtet? Das Weltrisiko öffnet, erzwingt vielleicht sogar auch transnationale Koalitionen, ermächtigt zugleich aber die Nationalstaaten. Der nationale Blick, die nationale Brille hat einen blinden Fleck – Europa! Die europäische Krise ist im Kern also keine Finanz-, sondern eine Kopfkrise: Wer national denkt und national handelt, kann Europa noch nicht einmal sehen, geschweige denn verstehen. Der regressive Nationalismus von rechts und links hat die europäische Idee auf dem Gewissen. Die EU ist ein historisch einmaliges Gebilde. Ein europäisches Volk und der europäische Bürger lassen sich nicht am Reißbrett entwerfen. Manchmal habe ich den Eindruck, die europäischen Politiker irren herum und suchen nach dem Volk, das zur EU passt. Die Gretchenfrage aber lautet: Wie kann Europa Frieden und Freiheit für seine Bürger im Lichte alter und neuer Bedrohungen sichern? Wer spricht die Sprache Europas? Die nationalen Regierungen? Das Europäische Parlament? Der Europäische Gerichtshof? Brüssel? Deutschland? (Also die ungewählte Kanzlerin Europas, Angela Merkel?) Oder doch die Bürger Europas? Wir müssen neu überlegen, wie wir den europäischen Souverän definieren. Mein Vorschlag ist, nicht nur über die Vereinigten Staaten von Europa nachzudenken, sondern auch über die Vereinigten Städte von Europa. Das Europa der Bürger bedarf kosmopolitischer Akteure, deren kooperative, politische Gestaltungskraft nicht durch nationale Egoismen und Feindbilder gelähmt wird. Die Nationalstaaten versagen angesichts der globalen Probleme – die cities könnten zu Akteuren der Hoffnung eines kosmopolitischen Europas der Bürger werden. Stadtluft macht frei, Stadtluft macht europäisch! Hier wird der Klimawandel verursacht, erfahren und bekämpft. Hier findet die bessere Demokratie statt. Auch sind die Großstädte das politische Zukunftslabor.

Fußnoten 1. Vgl. Ulrich Beck, Methodological Cosmopolitanism – In the Laboratory of Climate Change, in: Soziologie, (2013) 3, S. 278–289.

2. Vgl. Paul Gilroy, Black Atlantic. Modernity and Double Consciousness, London–New York 1993; Saskia Sassen, The Global City, New York 1991; Arjun Appadurai, Modernity at Large: Cultural Dimensions of Globalization, Minneapolis 1996; Martin Albrow, Das globale Zeitalter, Frankfurt/M. 2007; Ulrich Beck/Edgar Grande, Europas letzte Chance: Kosmopolitismus von unten, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, (2005) 9, S. 1083– 1097; dies., Das kosmopolitische Europa. Gesellschaft und Politik in der Zweiten Moderne, Frankfurt/M. 2004. 3. Vgl. Edgar Grande, Vom Nationalstaat zum transnationalen Politikregime – Staatliche Steuerungsfähigkeit im Zeitalter der Globalisierung, in: Ulrich Beck/Christoph Lau (Hrsg.), Entgrenzung und Entscheidung. Was ist neu an der Theorie reflexiver Modernisierung?, Frankfurt/M. 2004, S. 384–401.

4. Vgl. Vincenzo Cicchelli, L’esprit cosmopolite: voyages de formation des jeunes en Europe, Paris 2012. 5. »Die Pfade werden kurviger«. Interview von Isabelle Rey-Lefebvre mit Vincenzo Cicchelli, in: Süddeutsche Zeitung (SZ) vom 31.5.2012, S. 15. 6. Daniel Brössler, Das gefühlte Europa, in: SZ vom 29.6.2012, S. 4.

7. »Erasmus« ist der Name des Stipendiums, das es Studierenden erlaubt, an verschiedenen europäischen Universitäten zu studieren. 8. Ralf Dahrendorf, Die Chancen der Krise. Über die Zukunft des Liberalismus, Stuttgart 1983, S. 16ff.

9. Vgl. Ulrich Beck/Daniel Cohn-Bendit, Wir sind Europa! Manifest zur Neugründung der EU von unten, in: Die Zeit, Nr. 19 vom 3.5.2012, S. 45, http://www.manifest-europa. eu (3.2.2014).

Das alles könnte ein guter Ansatzpunkt für eine Erneuerung des europäischen Traumes werden, für den nicht nur die Menschen in Kiew auf die Straße gehen, sondern den auch die Bürger in Europa träumen: Freiheit, Demokratie, soziale Sicherheit und Weltoffenheit! Während die Schuldenkrise vorübergehend in den Hintergrund zu treten scheint, tritt die tiefere politische Krise der europäischen Demokratie und Governance immer sichtbarer hervor. In dieser Situation wird die Europawahl im Mai 2014 auch zu einer historischen Entscheidung über die Frage: Welches Europa wollen wir? n

Vorliegender Text erschien in der Zeitschrift »Aus Politik und Zeitgeschichte«, Ausgabe 14/2014, »Europawahl 2014« am 11. März 2014 und wurde unter einer Creative Commons Lizenz veröffentlicht (by-ncnd/3.0/de; Ulrich Beck). Herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn. bpb.de FAZIT JÄNNER 2016 /// 51


Fotos: Katharina Zimmermann, Simon Meisinger

Essentials Marion Luttenberger

Von Katharina Zimmermann

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orträts, gutes Essen, Arbeiten mit Konzept und Köpfchen – die Grazer Fotografin Marion Luttenberger hat ein Händchen für gute Inszenierung und liebt ihren Job. Für Fazit hat sie ihre Essentials auf ihrer Lieblingsdecke aufgelegt und erzählt, warum es genau diese Sachen aufs Foto geschafft haben. Die 28-Jährige hat sich vor zwei Jahren den Traum der Selbstständigkeit erfüllt und liebt, was sie tut. »Mir gefällt die Mischung. Porträts, Dokumentationen, Konzeptarbeiten und dabei spannende Menschen kennenlernen mag ich extrem gerne.« Alles hat mit der ersten Kamera begonnen, die sie zum 16. Geburtstag bekommen hat. Ganze zwei Megapixel schafft das Gerät. »Ich hatte meine Kamera immer mit dabei, so kannten mich die anderen Schüler dann, so habe ich schon damals viele neue Leute kennengelernt«, erinnert sie sich. »Mein ganzes Leben ist von meiner Arbeit beeinflusst. Und meine Arbeit von meinem Leben. Ich muss immer wieder darüber nachdenken, wie alles angefangen hat, und reflektiere gerne, an welchem Punkt ich gerade bin und wie es weitergehen wird. Dafür ist

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diese erste Kamera ein gutes Symbol«, sagt sie. Auch seit der Schulzeit immer dabei: ungewöhnliche Dinge, die Luttenberger einfach immer griffbereit hat, so auch das Nähzeug. »Letztens hatte ich großes Klassentreffen und ein ehemaliger Schulkollege hat sich einen Knopf abgerissen. Er ist automatisch zu mir gekommen und hat gefragt, ob ich etwas zum Nähen dabei habe«, lacht Luttenberger. Die Essentials liegen auf einer grauen Schafwolldecke von »Grüne Erde«, ihrer Schlafdecke: »Sie war zwar keinesfalls billig, allerdings habe ich beschlossen, bewusster und nachhaltiger einzukaufen und weg von der Masse, hin zu individuellen Stücken von guter Qualität zu gehen«, sagt die Fotografin. Und ist es ihr wichtig, die Räumlichkeiten, in denen sie lebt und arbeitet, gemütlich zu gestalten. Sie liebt Kerzen, Duftlampen und Pflanzen. Die kleinste davon – ein Kaktus – hat es auch auf das Foto geschafft. Gemütlich wird es auch mit Tee. Gleich in der Früh wird der erste zubereitet. Besonders anfällig ist Luttenberger auf Tees, die Harmonie

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und Glück bereits im Namen versprechen. »Da falle ich lustigerweise gerne auf Marketingtitel rein«, sagt sie. Dazu gesellt sich auch die Schokolade. »Es gibt keinen Tag ohne Schokolade. Natürlich ist Zotter mein Liebling«, sagt sie. Was auch fixer Bestandteil ihres Lebens ist: Listen. Luttenberger schreibt sie, um Gedanken zu ordnen und ihre nächsten Schritte zu strukturieren. Die Spielkarten sind ihre Alternative zum Handy vorm Schlafengehen. »Meistens spielen mein Freund und ich vorm Schlafengehen noch Karten«, erklärt sie. Da werden Duelle im Schnapsen oder Rommé ausgetragen. Die Kette ist eine private Erinnerung an eine Freundin, die sie in ihrer Zeit in Kanada kennengelernt hat, und steht für Dinge, die Marion Luttenberger von lieben Menschen geschenkt bekommen hat. »Ich bewahre auch Briefe und andere Kleinigkeiten in einer Lade bei mir zu Hause auf. Es sind die Erinnerung, die zählen«, so Marion Luttenberger. n Marion Luttenberger ist seit zwei Jahren als Fotografin in Graz tätig. Weitere Informationen über sie gibt es unter marionluttenberger.com


Kurz & News

Fotos: Fischer/WKO, Spar,

WKO Steiermark vergibt 20 Forschungsstipendien

Spar im Styria Center neu eröffnet

Unter dem Titel „Wirtschaft trifft Wissenschaft“ wurden Mitte Dezember von WKO-Präsident Josef Herk 20 Forschungsstipendien für wirtschaftsnahe Diplom- und Masterarbeiten in Höhe von insgesamt 52.000 Euro vergeben. Damit soll der Wissensaustausch zwischen Universitäten und Fachhochschulen sowie Klein- und Mittelbetrieben forciert werden, betont Herk: „Trotz der hohen F&E-Quote von 4,8 Prozent gibt es Aufholbedarf. Rund 80 Prozent der F&E-Aktivitäten werden von Großbetrieben getätigt. Hier müssen wir im Sinne des Standorts breiter aufgestellt werden, damit wir auch weiterhin in der ‚Champions League‘ der innovativen Regionen nicht nur mitspielen können, sondern ein echter Benchmark sind.“

Schreiberei – der neue Literaturpreis

Das Styria Center an der Ecke Annenstraße/Volksgartenstraße besitzt als traditionsreiches Nahversorgungszentrum eine lange Geschichte, die bis in die 20er Jahre zurückreicht. Im Zuge der Modernisierung, die im November 2015 abgeschlossen war, bekam auch der SPAR-Supermarkt ein Rundum-Facelift spendiert und erstrahlt jetzt mit seinen 1.000 Quadratmetern Verkaufsfläche in modernem Design – alle Annehmlichkeiten inklusive. „Klimaschutz ist für uns selbstverständlich“, bestätigt Christoph Holzer, Geschäftsführer Spar Steiermark und Südburgenland. Das Heizsystem im neu gestalteten Spar-Markt setzt auf Wärmerückgewinnung. Bei der Beleuchtung kommen jetzt LEDLampen zum Einsatz.

Seit 2007 unterstützt die Steiermärkische Sparkasse mit dem Leykam Buchverlag Autoren in ihrer schriftstellerischen Laufbahn. Seither wurden 18 steirische Literatinnen und Literaten ausgezeichnet und ihre Werke publiziert. Ab sofort kann jede/ jeder deutsch schreibende steirische Schriftstellerin oder Schriftsteller mit Steiermark-Bezug sich für den „Schreiberei“-Literaturpreis bewerben. Es können sowohl literarische Texte im engeren Sinne als auch anspruchsvolle Unterhaltungsliteratur aus dem Bereich „Erzählende Prosa“ eingereicht werden.

Die Generali Group gibt bekannt, dass Alfred Leu, derzeitiger CEO der Generali Schweiz Holding, per 1. Jänner 2016 zum CEO der Generali Holding Vienna AG und der Generali Versicherung AG ernannt worden ist. Peter Thirring tritt aus persönlichen Gründen als CEO der beiden Gesellschaften zurück. Jaime Anchustegui wird die Generali Schweiz Holding ad-interim leiten. Alfred Leu wurde 2005 zum CEO der Generali Schweiz Holding berufen. Zuvor war er CEO bei der Generali General Insurance in Genf und ab 2002 stellvertretender CEO der Generali Schweiz Holding.

Neuer CEO für Generali Holding Vienna

Fünfmal Pistenspaß mit der AK Steiermark

betriebs sport

Arbeiterkammer und ÖGB laden nächstes Jahr wieder zu den beliebten Skitagen aufs Salzstiegl, auf die Riesneralm, Hauser Kaibling, Präbichl und ins Lachtal.

Salzstiegl

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Jänner

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Foto: Hauser Kaibling

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Lachtal

ACard-Bonus: Gegen Vorlage der ACard gibt es 50 % auf die Tageskarte.

Präbichl

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Infos gibts unter www.akstmk.at! Und nicht vergessen: die Ermäßigungen gibt es nur gegen Vorlage der ACard!

ACard-Bonus: Gegen Vorlage der ACard gibt es 50 % auf die Tageskarte und 50 % auf den Rodelpass.

ACard-Bonus: Gegen Vorlage der ACard gibt es 50 % auf die Tageskarte.

Riesneralm

ACard-Bonus: Gegen Vorlage der ACard gibt es 25 % auf die Tageskarte/Erw. und 20 % auf die Kinderkarte.

Hauser Kaibling

ACard-Bonus: Gegen Vorlage der ACard gibt es ein Tagespackage (Tagesskikarte & Getränkegutschein) um € 40,–


Kurz & News

Recht auf Sehen – Pachleitner Group hilft vor Ort

Damit rechtzeitig zu Weihnachten Herzenswünsche erfüllt werden können, stellte sich die Hofer Leitinger Steuerberatung in den Dienst eines guten Zwecks und veranstaltete beim Aktivpark in Ligist eine Charity-Aktion. Gegen eine freiwillige Spende schenkte Mag. Helmut Leitinger mit seinem Team Glühwein zugunsten von Gustl 58 aus. Auch Familie Zach (Aktivpark Ligist) beteiligte sich an dieser Aktion für den guten Zweck. Die Bäckerei Rumpf sorgte für das leibliche Wohl mit g’schmackigen Weihnachtskeksen und einer Lebkuchen-Spendenbox. Insgesamt konnte eine Spendensumme von € 1.100 an August Schmölzer für die Initiative zur Herzensbildung überreicht werden.

Ein mittlerweile fixer Bestandteil für die MP Group ist die Unterstützung des Vereins „Recht auf Sehen“. „Jedes Jahr stellen wir dem Verein ‚Recht auf Sehen‘ Fassungen zur Verfügung“, freut sich Projektleiterin Eva-Maria Holzeisen über ihre sinnvolle Aufgabe. Was bedeutet das in Zahlen ausgedrückt? Letztes Jahr halfen 3.000 Fassungen aus der MP Group 3.000 Kindern und Erwachsenen in Kenia wieder gut zu sehen. Erfahrene Optikermeister wie Axel Schott vom Verein „Recht auf Sehen“ bilden vor Ort Menschen in der Augenoptik aus, sodass sie Brillen einschleifen und anpassen können. Durch die Spendenaktion werden Brillen für die Bevölkerung überhaupt erst erschwinglich.

BM Andrä Rupprechter zeichnete hervorragende Lehrlinge aus dem Bereich der Landund Forstwirtschaft aus ganz Österreich aus. Der Minister betonte dabei besonders die Bedeutung einer guten Ausbildung als Grundlage für ein erfülltes Berufsleben. Bereits zum zweiten Mal nahm der Land- und Forstwirtschaftsminister gemeinsam mit dem Österreichischen Landarbeiterkammertag (ÖLAKT) die Ehrung für alle österreichischen Agrar-Lehrlinge vor. Christian Mandl, Präsident der Stmk. Landarbeiterkammer, freute sich ganz besonders, dass er in seiner Funktion als ÖLAKT-Vorsitzender gemeinsam mit dem Minister neun junge Facharbeiter und Facharbeiterinnen aus der Steiermark auszeichnen konnte.

Am 16.Dezember wurde in der Steiermärkischen Landesbibliothek der Rotahorn-Literaturpreis von LR Christian Buchmann verliehen. Franz Weinzettl und Verena Stauffer sind die PreisträgerInnen des Hans Roth Literaturpreises „rotahorn“. Sie überzeugten die Fachjury, bestehend aus Barbara Frischmuth, Reinhard P. Gruber, Dr. Alfred Kolleritsch und Werner Krause mit ihrem literarischen Können. Der „rotahorn Literaturpreis“, initiiert von Hans Roth, AR-Vorsitzender von Saubermacher, bereichert seit 2011 die österreichische Kulturlandschaft. Die Auswahl der PreisträgerInnen erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Dr. Alfred Kolleritsch und seiner Literaturzeitschrift „manuskripte“.

Auszeichnung für steirische LAK-Lehrlinge

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Rotahorn-Literaturpreisverleihung

Fotos: Cescutti, Strasser Robert / bmlfuw, MP Group, Erwin Scheriau

Glühwein für den guten Zweck


Foto: Foto Fischer

Kurz im Gespräch mit

Foto: Lunghammer – TU Graz

Gregor Zaki Geschäftsführer der Bestattung Graz GmbH

(von re.) Institutsvorstand Univ.-Prof. Schickhofer, LR Christopher Drexler, TU-Vizerektorin Andrea Hoffmann

Grünes Herz mit nachhaltiger Zukunft

Kaum eine Marke, die sich nicht auf ein bestimmtes Produkt beschränkt, ist so allgemein gültig wie das „Grüne Herz Steiermark“ – unter diesem prägnanten Symbol lässt sich doch viel an Genuss und Lebensqualität der Grünen Mark vereinen.

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ie Herkunft des steirischen Beinamens verdanken wir aber dem Waldreichtum unserer Region. Diesen Reichtum nachhaltig zu nutzen und dabei steirisches Wissen auch heimischen Betrieben verfügbar zu machen, hat sich Wissenschaftslandesrat Christopher Drexler vorgenommen. Die Idee ist bestechend (einfach): Man nehme einen reichhaltig vorhandenen, nachwachsenden Rohstoff (Holz), wissenschaftliche Expertise (Technische Universität / Team um Institutsvorstand Univ.-Prof. Gerhard Schickhofer) und errichte eine Stelle, die vorrangig dafür da ist, bereits erfolgreich Erforschtes aus verschiedenen Bereichen (Holzbaustatik und Bauphysik) für die praktische Anwendbarkeit dieses Wissens zu bündeln und aufzubereiten. Steirische Expertise für steirischen Nutzen Das Know-how der Wissenschaftler nützt vor allem der steirischen Holzwirtschaft,

die – zum Großteil kleine Unternehmen – keinen direkten Zugang zu technischer Forschung hat. „Es sollen hier zwei wertvolle Ressourcen einander näher gebracht werden: Expertenwissen und Rohstoff Holz. Mit der neuen Stiftungsassistenz sollen Forschungsergebnisse anwendungsorientiert verfügbar gemacht werden“, begründet LR Drexler seinen Einsatz. „Holz ist ein überzeugender Baustoff, für dessen innovativen Einsatz gerade in unserem Bundesland viel geforscht wird. Forschung einzelner Disziplinen zu verbinden und auf praktische Anwendungsbereiche zu verdichten, ist eine besondere Herausforderung“, begrüßt Institutsvorstand Schickhofer die neue Stiftungsassistenz am Holzbauinstitut der TU Graz, die für vier Jahre aus Landesmitteln gefördert und vom Fachverband der Holzindustrie unterstützt wird.

Inwiefern hat sich die Liberalisierung im Bestattungswesen auf Ihre Position bzw. die Umsätze ausgewirkt? Neues hat anfänglich immer regen Zulauf, demnach auch die im Zuge der Liberalisierung neu am Markt auftretenden Mitbewerber. Davon kann nun keine Rede mehr sein. Die Grazer Bestattung hat mit der Erweiterung des Angebotes, Schulung der Mitarbeiter und Innovationen eine beispiellose Qualitätssteigerung erreicht.

Der Trend zu Feuerbestattung bleibt anhaltend stark, wird der Bau eines zweiten Krematoriums im Großraum Graz erwogen? Mit der 2015 erfolgten Generalsanierung, Modernisierung und Ertüchtigung des Krematoriums, das der Bestattung Graz gehört, konnte eine Kapazitätssteigerung erreicht werden, die für Jahre hinaus ausreichend ist. Bestatter aus der Steiermark, aus Kärnten und dem Burgenland bringen Verstorbene zur Einäscherung in das Krematorium der Grazer Bestattung. Demnach besteht auch längerfristig kein Bedarf an einem weiteren Krematorium im Großraum Graz. Wie sind für Ihr Unternehmen die Faktoren Pietät und Würde mit dem alltäglichen Wettbewerb um Kunden vereinbar? Sie sind für die Grazer Bestattung besonders eben deshalb zu vereinbaren, weil das Hauptaugenmerk nicht auf Profite, Wettbewerb und Marktanteile, sondern auf die Würde und die Pietät – auf den Menschen – gerichtet ist. Das spüren und wissen die Leute; der wirtschaftliche Erfolg ergibt sich dann aus diesem Vertrauen der Kunden uns gegenüber. Daher auch unser Spruch „Begleitung ist Vertrauenssache“.

FAZIT JÄNNER 2016 /// 55


Innovation

Innovation

Raus aus dem Dschungel Personalverrechnung ist etwas für Profis. Wer sich im Dickicht von Arbeits- und Sozialversicherungsrecht, Dienstgeberbeiträgen, Zulagen, Pauschalen, Steuern und dergleichen nicht völlig verirren will, braucht eine helfende Hand. Aber auch die Profis in diesem Gebiet brauchen Unterstützung – Erfolgs!Duo gibt sie ihnen.

Fotos: wInterface/ Robert Frankl

für das Unternehmen, in dem ich damals Service und individuelle Beratung sind angestellt war“, erzählt Birgit Oswald. unsere Stärken.“ Ihr umfassendes Wissen Das ging aber nur bis zu einem gewissen in Personalfragen kam ihr auch zugute, Grad. „Irgendwann wurde der Wunsch als sie plante, die erste Mitarbeiterin einseitens des Unternehmens immer größer, zustellen. „Da habe ich genau gerechnet, dass ich wieder an meinen Arbeitsplatz ob sich das wohl ausgeht. Aufgrund der nach Graz komme.“ Verständlich, war vielen Termine und Fristen, die ich einsie dort doch 12 Jahre lang als Leiterin zuhalten hatte, schaffte ich es aber ohneder Personalverrechnung einer großen hin nicht alleine.“ Inzwischen hat Oswald Steuerberatungskanzlei tätig. Die Süd- eine zweite Mitarbeiterin aufgenommen steirerin wollte ihre beiden Söhne nicht hat, die sie gerade ausbildet. Alle drei alleine lassen. Also machte sie sich als Damen sind übrigens Mütter und demPersonalverrechnerin im südwest- entsprechend wird bei Sibit Rücksicht steirischen Wernersdorf selbstständig. auf das Familienleben genommen. Birgit Und das mit so großem Erfolg, dass sie Oswald und ihr Team – drei Damen bald Hilfe brauchte – und mit Erfolgs!Duo als Wegweiser aus dem Personalverauch bekam. Das Förderungsprogramm rechnungsdschungel. der Steirischen Wirtschaftsförderung fördert Jungunternehmen bei der und macht auch schonSFG interAusstattung des Arbeitsplatzes für den national Furore. In Kürze wird Innovative steirische ersten ein postkommunistischer Plat-Mitarbeiter. Birgit Oswald nahm Unternehmen: diese Hilfe an und engagierte ihre erste tenbau in Kasachstan von winEine Serie der Steirischen Mitarbeiterin. „Als Personalverrechnerin terface gescannt und auf den Wirtschaftsförderung SFG ist man verpflichtet, sich permanent neuesten thermischen weiterzubilden“, Stand erklärt sie die Herausgebracht. forderungen ihrer Tätigkeit. „Laufende Das wInterface-Konzept baÄnderungen in den gesetzlichen Vorschriften zwingen einen dazu. Alle Damit siert auf der milimetergenauik-Paneelen geeignet. gänsind viele vor allem kleine und mittlere en 3D-Vermessung des Gebäugigen Dämmaterialien können Unternehmen und ressourcendes. Bei Neubauten meist mit mitfachlich dem wInterface-Verfahren mäßig überfordert. Deshalb lagern sie die bereits vorhandenen digitalen verarbeitet werden. Personalverrechnung aus.“

Dämmfassade mit Design

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Foto: Schiffer

ie Zeit des mühsamen und langwierigen Anbringens von faden Dämmfassaden ist vorbei. Ab sofort ist ein durchschnittliches Einfamilienhaus innerhalb weniger Tage fertig gedämmt und noch dazu noch einzigartig designt. Möglich macht das wInterface. Das heimische Startup hat ein einzigartiges Montagesystem entwickelt: Schienen am Haus Plänen, bei Bestandsbauten anbringen und die im Werk wInterface ist Mitglied des durch Vermessung mit eigener maßgeschneidert vorgeferUmwelttechnologie-NetzMehr als nur brutto und netto Flugdrohne. Danach wird jede tigten Dämmplatten einfach werksnannte Eco World Ihr Unternehmen sie Sibit:Styria. Service,Die Dämmplatte im Fertigungseinhängen statt jede einzelne Unternehmen und Forindividuelle170Beratung, individuelles werk in Brodersdorf bei Graz Aus umständlich andübeln. Das schungseinrichtungen, die in Training. den Anfangsbuchstaben Mit Hilfe der SFG konnte Birgit Oswald setztGreen sich der Firmen„maßgeschneidert“, mitdieser LKW Wörter macht auch den Austausch diesem Tech Cluster bereits zwei Mitarbeiterinnen einstellen. name zusammen. Und der ist Programm: an die Baustelle gebracht und umproblematisch, falls eine gebündelt sind, arbeiten an „Man muss den dem Kunden mehr bieten, dort mit Hilfe des patentierten Platte beschädigt wird. Biomasse-, Solar- alsund nur vom Brutto zum Netto zu rechnen. Befestigungssystem mit SchieDie wInterface-Dämmplatten Recycling-Technologien von chuld“ an ihrer Karriere als Unter- Ich mache nicht nur die Personalverne schnell und staubfrei monkönnen auch ganz nach eigemorgen: www.eco.at nehmerin sind eigentlich ihre Söhne rechnung, sondern berate meine Kunden tiert.„In Die Dämmplatten nem Geschmack Tobias designt und wer-Simon. auch in der Personalplanung und schule der Karenz können mittels desHause „digitalFRESCO“ den und die einfache Integratiarbeitete ich teilweise von zu aus die Mitarbeiter der Personalabteilungen. genannten Verfahrens indivion von Photovoltaik-Paneelen wInterface GMBH gestaltet werden. Muster machen die eigenen vier Wän- zuduell Informationen Förderungsmöglichkeiten Gründungsjahr: 2014 Diezum Steirische SFG unterstützt innovationsfreudige7 Unteroder auch Bilder werden auf de auf Wunsch auch alter- Wirtschaftsförderung Mitarbeiteranzahl: der Steiermark bei „gemalt“. ForschungDas und auf Entwicklung und ihrem19 Wachstum, die Platten nativen Kraftwerk.nehmen Geradeinfür Gewerbestraße damit dieseist neue Schienen Produkte,basierende Verfahren und Dienstleistungen erfolgreich am Markt Montagedie thermische Sanierung 8063 Brodersdorf etablieren können. system ist auch für Photovoltadas wInterface-Konzept ideal www.winterface.at

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Steirische Wirtschaftsförderung

Nikolaiplatz 2 8020 Graz +43 316 70 93-0 http://sfg.at


Politik

Parteireform war gestern!

Fotos: Foto Furgler, Foto Gentile

Nach der erfolgreichen Umsetzung der strukturellen Parteireform der steirischen SPÖ beginnt nun die nächste Phase der Neuausrichtung: In dem Projekt „Denk.Punkt2020“ findet der inhaltliche Prozess für die Sozialdemokratie von morgen statt. Dabei soll vor allem Raum für themenbezogene Diskussionen und Ideen für die Zukunft sein.

Landesrätin Mag.a Ursula Lackner, Regionalvorsitzende

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lles schon mal dagewesen? Nein. Die Besonderheit und gleichzeitig auch der Garant für ein Gelingen dieses Programmprozesses ist der öffentliche Charakter von „Denk.Punkt2020.“

Darin wird allen die Möglichkeit geboten, sich aktiv in den Entstehungsprozess des neuen Parteiprogrammes einzubinden. Präsentiert werden die Ergebnisse des Programmprozesses am Landesparteitag im Jänner 2016, dort sollen sie auch in das Arbeitsprogramm der SPÖ Steiermark aufgenommen werden. Unter Einbindung aller angeschlossenen und befreundeten Organisationen der Sozialdemokratie werden in der ganzen Steiermark zu Schwerpunktthemen „Treffpunkt .Denkpunkt“-Veranstaltungen abgehalten. Diese werden von den sozialdemokratischen Regierungsmitgliedern begleitet. Gleichzeitig werden in Arbeitsgruppen des SPÖ-Landtagsklubs Spezialthemen der steirischen Politik bearbeitet, die gemeinsam mit den Ergebnissen der Treffpunkt. Denkpunkt-Tour ab Dezem-

ber auf der onlineplattform www.denk.2020.st der öffentlichen Diskussion präsentiert werden. „Die Zukunft der Steiermark geht uns alle etwas an! Wir wollen allen Steirerinnen und Steirern die Möglichkeit geben, sich an dieser Entwicklung einer Idee von einer Steiermark von morgen zu beteiligen und am neuen Programm der SPÖ Steiermark mitzuarbeiten“, so SPÖ-Landesgeschäftsführer Max Lercher. In der Region Graz-Umgebung/Voitsberg gab es zwei Denkpunkt-Veranstaltungen im November. In Gratkorn mit dem Schwerpunkt Bildung sowie in Voitsberg zum Thema Gleichberechtigung von Schulausbildung – Lehre. Insgesamt nahmen über 100 Personen an diesen beiden Denkpunkt-Veranstaltungen teil. Nach einer regen Diskussion wurden viele Vorschläge und Ideen ausgearbeitet, wel-

Landtagsabgeordneter Karl Petinger, Stellv. Regionalvorsitzender che selbstverständlich in den gesamtsteirischen Prozess mit einfließen werden. Damit ist der Grundstein für eine erfolgreiche Steirische Sozialdemokratische Politik gelegt.

Die Regionalorganisation der SPÖ Graz-Umgebung/ Voitsberg wünscht allen FunktionärInnen und Mitgliedern besinnliche Weihnachten sowie ein erfolgreiches und gesundes Jahr 2016! Landesrätin Mag.a Ursula Lackner, Landtagabgeordneter Karl Petinger, Nationalrätin Mag.a Elisabeth Grossmann, Nationalrätin GRIn Mag.a Karin Greiner, Landtagsabgeordnete GRIn Renate Bauer, Landtagsabgeordneter Prof. Dr. Oliver Wieser

FAZIT JÄNNER 2016 /// 57


Wirtschaft

Vom Stadtwerker zum Hausbauer Mit Jahresende zieht sich Holding-Graz-Vorstandsdirektor Mag. Dr. Wolfgang Messner in den Ruhestand zurück. Seit 1998 hat er als Mitglied des Vorstands die Geschicke der Stadtwerke gelenkt und sie in ihrer Formung hin zur modernen Sparte Services des „Haus Graz“ entscheidend mitgestaltet. In diesem Rückblick zieht er eine Bilanz seines Wirkens im Dienste der Kommunalwirtschaft.

Foto: Holding Graz / Strobl

innovativer Konzepte werden Private Public Partnerships immer wichtiger.

Wolfgang Messner: „Es ist uns mit Services neu gelungen, ein starker Dienstleister mit hoher Kundenorientierung zu werden.“ Inwiefern haben sich die Herausforderungen der städtischen Infrastruktur in den vergangenen 20 Jahren verändert? Mit der seit Jahren konstant steigenden Bevölkerungszahl muss ein Ausbau zeitgemäßer Infrastruktur Hand in Hand gehen. Diese Aufgabe erfüllen wir als Services für die Stadt im Rahmen einer vernünftigen Stadtentwicklung, dabei ist in erster Linie an die Bürger und ihre Bedürfnisse zu denken. Graz hat durch eine 58 /// FAZIT JÄNNER 2016

im Vergleich starke Zersiedlung viel Nachholbedarf, es wird zu einer weiteren Verdichtung im Wohnbereich kommen müssen, ohne jedoch auf ausreichend Grünflächen zu verzichten. Neue Stadtteile wie die „Smart City“ rund um die Helmut-List-Halle oder auf den Reininghausgründen werden hier eine Vorbildwirkung erfüllen, die Rolle der Technologie in allen Lebensbereichen wird immer prägender. Für die Umsetzung neuer Ideen und

Was kennzeichnet die von Ihnen mitgestalteten „Services Neu“? Im Verlauf von fünf Jahren haben wir es geschafft, die Bereiche Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Stadtraum sowie Kundenmanagement und Vertrieb unter ein gemeinsames Dach zu bringen. Das Team der Sparte Services Neu mit über 900 Mitarbeitern aus den verschiedenen Unternehmensbereichen ist im „Haus Graz“ vorbildlich zusammengewachsen. Dabei ist es uns gelungen, die Effizienz in allen Bereichen in hohem Maße zu steigern und mit Umsatzerlösen von rund 100 Millionen Euro zum Unternehmenserfolg beizutragen. Dass etwa die Bereiche Wasserversorgung und Abwasserentsorgung so eng miteinander verbunden sind, gibt es sonst in keiner Stadt Mitteleuropas. Ein großes Anliegen ist uns auch die Lehrlingsausbildung, die wir wieder in verstärktem Umfang aufgenommen haben.

Was ist Ihr Erfolgsrezept? Neben Zielstrebigkeit und pragmatischem Denken sind vor allem die Mitarbeiter entscheidend für den Erfolg. Ich bin meinem persönlichen Team sehr dankbar, an der Spitze Mag. Klaus Zausinger, der mich in meinem beruflichen Leben über 20 Jahre hinweg begleitet hat, und meinen wertvollen Stützen Helmut Unzog, Andrea Klampfl und

Elisabeth Barth, ohne die mein Leben zweifellos nicht nur weniger erfolgreich, sondern auch weniger komfortabel verlaufen wäre.

Welche Pläne gibt es für die weitere Entwicklung der Services? Wir verhandeln mit der Stadt über die Überführung der Abwasseranlagen aus dem städtischen Eigentum in die Holding. Die Modernisierung unseres Recycling-Centers in der Sturzgasse ist ebenso eine wichtige Aufgabe, wie der Bau des Zentralen Speicherkanals im Rahmen des Murkraftwerkbaus. Was sind Ihre Pläne für die Zeit nach dem aktiven Wirken in der Holding Graz? Ich blicke stets nach vorn. Für mich zählt vor allem, mich auch in Zukunft ständig weiterzuentwickeln. Ich möchte ein interessantes und vielseitiges Leben führen, mich in allen möglichen Bereichen weiterbilden und mich um meine Familie kümmern, vor allem auch um meinen 17-jährigen Sohn. Ein Aspekt ist sicher: mir neue Perspektiven aneignen durch Reisen, vor allem in den südosteuropäischen Raum, z. B. Belgrad oder Albanien, wo sich trotz der geografischen Nähe noch viel Neues und Interessantes entdecken lässt. Daneben bin ich weiter in zahlreichen wohltätigen Organisationen tätig.


Foto: Robert Stadler / Joanneum Research

Foto: SPÖ-Landtagsklub / Chris Zenz

„700 Millionen Euro im Budget 2016 für die Zukunft unseres Landes“: Steirischer SPÖ-Vorsitzender LH-Stv. Michael Schickhofer (rechts) und SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz.

Arbeiten für unsere Regionen – arbeiten für unsere Steiermark „Wir wollen mit voller Kraft und Energie für unsere steirischen Regionen und für unsere Steiermark arbeiten“, betonen der SPÖ-Landesvorsitzende LH-Stv. Michael Schickhofer und SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz. Das Landesbudget für 2016 steht ganz im Zeichen dieses Vorhabens.

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rotz schwieriger Rahmenbedingungen sieht das Landesbudget für das Jahr 2016 – bei einer moderaten Neuverschuldung von 192 Millionen Euro – Investitionen in der Höhe von fast 700 Millionen Euro vor. Der designierte steirische SPÖ-Vorsitzende, LH-Stv. Schickhofer, und SPÖKlubobmann Schwarz listen auf, wohin diese Investitionen fließen: Arbeit und Beschäftigung („Das Wichtigste sind Jobs, Jobs, Jobs!“), 1.400 neue Wohnungen für leistbares Wohnen, 4.000 neue Kinderbetreuungsplätze für bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Verbesserung des Gesundheitssystems und Effizienzsteigerungen im Spitalswesen, Unterstützung für Klein- und Mittelbetriebe, Ausbau der S-Bahn (vor allem in der Obersteiermark). Schickhofer und Schwarz: „Verantwortungsvolle Budgetpolitik bedeutet für die SPÖ Steiermark, Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen, die Wettbewerbsfähigkeit unseres

Bundeslandes zu erhalten, Armut zu bekämpfen und stabile Finanzen für die Zukunft zu gewährleisten.“

100 Millionen Euro für „Leuchtturmprojekte“ Darüber hinaus sind in den kommenden Jahren 100 Millionen Euro für „Leuchtturmprojekte“ in den sieben steirischen Großregionen reserviert. Unter dem Motto „Kräfte bündeln – Regionen stärken“ geben Schickhofer und Schwarz die Förderstrategie des neu geschaffenen Regionalressorts in der Landesregierung vor. Dabei gehe es vor allem um den strategischen Einsatz von EU-Fördermitteln für Regionalentwicklung, die vom Land Steiermark ko-finanziert werden, so Schickhofer und Schwarz.

Über die Präsentation des Masterplans zur dezentralen Energieversorgung Steiermark freuen sich (von li.) LR Christopher Drexler, Projektleiter Reinhard Padinger und LR Jörg Leichtfried.

Masterplan zur „Dezentralen Energieversorgung Steiermark“ Ein steirisches Projektkonsortium unter der Federführung der Joanneum Research hat im Auftrag des Landes Steiermark eine Erhebung zur Energieversorgung durchgeführt und den Masterplan „Dezentrale Energieversorgung Steiermark“ (DEZENT) entworfen.

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ie Projektergebnisse basieren auf einer Analyse des Status quo der Energieversorgung, einer Untersuchung des technischen Umfeldes für dezentrale Energieversorgung sowie einer qualitativen und quantitativen Bewertung der Technologien. Der größte Anteil der Energie wird derzeit in der Industrie verbraucht (42 Prozent), gefolgt vom Verkehrsbereich mit 25 Prozent und den privaten Haushalten mit 24 Prozent. Derzeit kommen 29 Prozent der Energie in der Steiermark aus erneuerbaren Quellen. Das ehrgeizige Ziel für 2020 liegt bei 34 Prozent. Erneuerbare Energien nutzbar machen „Analysiert wurden die Möglichkeiten der dezentralen Energieversorgung der Steiermark. Dabei wurden sowohl die erneuerbaren als auch alle anderen relevanten Energieträger berücksichtigt. Wir haben Wasser, Wind und weitere erneuerbare Energien einbezogen. Als ‚dezentral‘ gelten dabei grundsätzlich

alle erneuerbaren Energien, die innerhalb der Steiermark nutzbar gemacht und verbraucht, gegebenenfalls auch zwischengespeichert werden“, erklärt Projektleiter Reinhard Padinger, von Joanneum Research. Landesrat Jörg Leichtfried erklärte: „Der vorliegende Masterplan stellt eine wesentliche Grundlage für die Weiterführung und Umsetzung der Energiestrategie 2025 Steiermark dar. Die aufgezeigten Möglichkeiten zur dezentralen Energieversorgung aus einem Mix aller verfügbaren erneuerbaren Energieträger werden im laufenden Entwicklungsprozess zur Klima- und Energiestrategie Steiermark 2050 besondere Berücksichtigung finden.“ Landesrat Christopher Drexler ergänzt: „Um die ,Energiestrategie Steiermark 2025‘ bestmöglich unterstützen zu können, wurde der ,Masterplan – Dezentrale Energieversorgung Steiermark‘ erarbeitet und heuer fertig gestellt“, ergänzte Landesrat Christopher Drexler. FAZIT JÄNNER 2016 /// 59


Foto: WKO Steiermark

Foto: Managementclub Steiermark

Pagina links

von links: Thomas Spann (Kleine Zeitung), Andreas Zakostelsky (Management Club), Preisträger Bernd Fladischer, LR Christian Buchmann, Martin Schaller (RLB)

WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk (li.) und Direktor KarlHeinz Dernoscheg erkennen vorsichtige Anzeichen einer Wirtschaftserholung.

Bernd Fladischer – steirischer „Manager des Jahres 2015“

Wirtschaftsbarometer zeigt leichte Erholung an

Der Geschäftsführer des Aflenzer Maschinenbauspezialisten Koller, Bernd Fladischer, wurde am 1. Dezember 2015 im Rahmen einer feierlichen Gala vom Management Club (mc) Steiermark zum „Manager des Jahres“ gekürt.

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ls Auswahlkriterien zählen der wirtschaftliche Erfolg, persönliche Integrität, soziale Verantwortung sowie die Förderung gesamtwirtschaftlicher Interessen. Der frisch gekürte Topmanager überzeugte die Expertenjury rund um mc Steiermark Vorsitzenden Andreas Zakostelsky durch die Innovationskraft des von ihm geführten Unternehmens, aber auch soziale Aspekte, wie das familiäre Klima im Betrieb und der vertrauensvolle Kontakt zu Kunden gaben den Ausschlag. Auf Platz zwei kamen ex aequo Clemens Gasser, GF der Grazer Nextsense GmbH, und Josef Pitzer, GF der Landgenossenschaft Ennstal. Verantwortung übernehmen „Wir wollen die Leistungen der steirischen Managerinnen und Manager ins Rampenlicht stellen“, so Zakostelsky zu den Beweggründen, die Verleihung durchzuführen. „Bernd Fladischer ist ein sehr gutes Bei-

60 /// FAZIT JÄNNER 2016

spiel für diese. Seit 2011 leitet der ehemalige Schlosser-Lehrling den Aflenzer Maschinenbauspezialisten Koller. Dank seiner Management-Qualitäten – wirtschaftlich, aber auch sozial – ist das Unternehmen ein steirischer Vorzeigebetrieb.“ Die Maschinenbau Koller GmbH beschäftigt aktuell 90 Mitarbeiter. Das Unternehmen aus Seebach bei Aflenz ist Spezialist, wenn es um die Bearbeitung von Werkstücken wie zum Beispiel Hubschrauberkomponenten, Schiffsbauteile oder Bauteile für Energieanlagen oder Bergbaumaschinen geht. Fladischer führt das Unternehmen seit 2011 und konnte erst unlängst eine Top-Zertifizierung für seinen Betrieb erreichen, die nun den Zugang zur Luft- und Raumfahrt ermöglicht. Besonderes Engagement zeigt er auch privat als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr und Obmann des Wintersportvereins Turnau.

Umsatz, Aufträge und Investitionen zeigen im aktuellen Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark leicht nach oben, trotzdem bleibt die Stimmung verhalten: 34 Prozent der befragten 680 Unternehmen erwarten eine Verschlechterung, nur 20 Prozent gehen von einer Besserung aus. WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg erwarten investitionsfördernde Maßnahmen von der Politik.

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m aktuellen Wirtschaftsbarometer melden 45,3 Prozent der steirischen Unternehmer einen Anstieg und 28 Prozent einen Rückgang ihres Gesamtumsatzes. Der Saldo von +17,3 Prozentpunkten liegt klar über den letzten Werten, bleibt aber deutlich hinter den Spitzenzeiten zurück. Der Positivsaldo bei den Investitionen (+6 Prozentpunkte) wird fast nur von Großunternehmen getragen, die KMU melden beim Wirtschaftsbarometer eine geringe Investitionstätigkeit zurück. 23,3 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einem Personalabbau, während lediglich 11,2Prozent von einem Anstieg der Beschäftigtenzahl ausgehen. Daher ist trotz eines steigenden Wirtschaftswachstums von keiner nachhaltigen Entspannung am heimischen Arbeitsmarkt auszugehen.

Insgesamt fallen die steirischen Einschätzungen ein wenig besser aus als im Österreichschnitt, wobei leichte Anzeichen eines Aufschwungs überregional spürbar sind. Hoch bleibt der Druck auf die Unternehmen in Bezug auf die Preise. „Wir müssen endlich das Wachstum ankurbeln und dazu braucht es neue Investitionen“, betont Herk. Die WKO Steiermark macht sich hier für die Einführung eines Investitionsfreibetrags bzw. einer Investitionszuwachsprämie stark. Weitere Forderungen sind Entbürokratisierung auf Landesebene, wo die WKO mit „Zukunft 2020“ ein eigenes Reformpapier vorgelegt hat, und mehr Wettbewerbsfähigkeit für den Standort durch Einführung des Bestbieter-Prinzips und Verzicht auf die flächendeckende Lkw-Maut.


Foto: Peter Koch

Medien

Après-Ski & Flüchtlingskrise Bei strahlendem Winterwetter, inmitten von Luxus und High Society, trafen sich Journalisten, Medienleute, Politiker und Geisteswissenschafter zum 9. Mediengipfel in Lech am Arlberg.

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ffenbar bemüht um Qualität und Organisation, konnte der Veranstalter ein intensives Programm in diesen drei Tagen über die Bühne bringen, das seinesgleichen sucht. Vor allem wurde deutlich, dass in so einer doch eher abgeschiedenen Umgebung auch seriös über das Thema der Flüchtlingskrise gesprochen werden kann. Politiker, Politikberater und Journalisten fanden über ideologische Grenzen hinweg vermehrt den Konsens. Vor allem die Ausführungen von Kilian Kleinschmid (ehemaliger „Bürgermeister“ von Saatari, einem der größten Flüchtlingslager in Jordanien) oder des Philosophen Julian

Nida-Rümelin zeigten deutlich auf, dass die Krise vor allem im Kopf stattfindet. Journalist Karim El-Gawhary stellte sein Buch „Auf der Flucht“ vor und gab einen bedrückenden Eindruck der Situation aus der Sicht von Betroffenen. Auch ein Flüchtling kam zu Wort: Muhammad Kasem, Betriebswirt aus Syrien, erzählte von seinen Erwartungen und Ängsten am Ende der Flucht. Das Resümee ist gespalten, bietet aber vor allem die Erkenntnis, dass es schon lange nicht mehr um die Frage geht, ob wir Flüchtlinge wollen, sondern darum, wie wir mit den zwei bis drei Millionen neuen Europäern umgehen werden,

die in den nächsten Jahren integrieren werden müssen. Der etwas schale Beigeschmack, warum uns diese Tatsache von der Politik schlichtweg verschwiegen wurde, konnte nicht restlos geklärt werden. Ganz klar konnte hingegen die lokale Auswirkung der Flüchtlingskrise auf die die Gemeinde Lech abgeklärt werden. In einem Gespräch mit der Familie Zimmermann, Besitzer des Hotels Kristberg, übrigens eine Empfehlung für alle, die ein gepflegtes Haus ohne „SchickiMicki-Luxus“ schätzen, kam österreichische Realität zu Tage. Man möchte Flüchtlinge aufnehmen, möchte Lehrstellen anbieten, braucht Personal,

erhält aber als Saisonbetrieb keine Erlaubnis dazu. Es sind in der Flüchtlingskrise also offenbar nicht nur die großen Dinge die zählen, sondern die tausenden kleinen im Alltag.

Links mediengipfel.at hotel-kristberg.at

FAZIT JÄNNER 2016 /// 61


Kurz & News

„Meine Luft = Reine Luft“ für neue Öffi-Kunden

„Das ist echt eine Herausforderung“, sagt Gerda Brandstätter von der Kooperationsgruppe FamilienUrlaub Steiermark, „nicht in Informationen, sondern in Geschichten zu denken. Da hilft oft wirklich der Blick von außen, um die Geschichten im Betrieb an die Oberfläche zu holen.“ Storytelling war das große Thema beim Jahrestreffen des Steiermark Tourismus in Loipersdorf – an dessen Umsetzung arbeiten die Spezialisten im Bereich Familienurlaub in der Steiermark. Dazu wurde auch der Buchautor Werner Schandor eingeladen, um auf Wesen und Merkmale des Geschichtenerzählens einzugehen und Tipps für die Anwendung zu erteilen. Fazit: Es fällt schon ein bisschen leichter.

Mit der Aktion des Landes Steiermark „Meine Luft = Reine Luft“ will man der steirischen Bevölkerung im heurigen Winter den Umstieg auf den öffentlichen Verkehr besonders schmackhaft zu machen. „Wir wollen mit dieser Aktion nicht nur Pkw-Kilometer einsparen, sondern auch zum Testen des öffentlichen Verkehrs als Alternative zum Auto anregen und so Neukunden gewinnen“, erklärte Umwelt- und Verkehrslandesrat Jörg Leichtried. In den Monaten Dezember, Jänner und Februar wird es daher an jedem Freitag von 0 bis 24 Uhr die Aktion Stundenkarte = Tageskarte geben. Wer an diesen Tagen eine Stundenkarte löst, erhält für die Zonen der gelösten Stundenkarte den restlichen Tag „dazu geschenkt“

7 südsteirische Jungwinzer hauen gemeinsam auf den Tisch. Unter dem neuen Markennamen „SIEME“ geht die junge – alle zwischen 18 und 20 Jahre alt – Generation der Weingüter Masser, Pichler-Schober, Adam-Lieleg, Sabathihof Dillinger, Germuth, Regele und Assigal in eine gemeinsame Wein-Zukunft. Der Name kommt vom umgangssprachlichen Wort für 7 entstanden, wird aber auch als italienisch sieme – gemeinsam verstanden. Ab nächstem Frühjahr wird es auch den ersten Wein geben, den jeder Weinbauer für sich in enger Abstimmung mit der Gemeinschaft vinifiziert. Im ersten Jahr denken die 7 Jungwinzer an einen klassischen, typisch südsteirischen Sauvignon blanc.

Ideen und Projekte, die die Wirtschaft begeistern: Bereits zum dritten Mal machte sich die Junge Wirtschaft der WKO Steiermark beim „Elevator Pitch“ auf die Suche nach herausragenden Jungunternehmern. Beim großen Finale im Lift des Energie Steiermark Hochhauses matchten sich gestern Abend 20 Finalisten in einer 90-sekündigen Liftfahrt um Preisgelder in Höhe von gesamt 8.000 Euro. Eine hochkarätige Jury kürte Dominik Wieser und seine innovative Parkplatz-Lösung „Accessio“ zum Sieger. Auf den Plätzen zwei und drei landeten Florian Schneebauer mit Luma Active, einer leistungsstarken LEDKopfbedeckung für Outdoor-Sportler, sowie Stefan Strein mit seiner doro-Turbine.

Am 6. November fand das von Franz Kerber, Vorstandsvorsitzender-Stellvertreter Steiermärkische Sparkasse, bei „Licht ins Dunkel“ 2014 ersteigerte Benefizspiel mit den Graz 99ers statt. Im Vordergrund standen der gesellschaftlich- karitative Gedanke und Spaß. Insgesamt waren im Kampf um den Sieg vier Teams mit 60 Spielern am Eis, darunter StR Kurt Hohensinner, Philipp Hofer, Vizepräsident des Steirischen Eishockeyverbandes, Zdenek Vanek, Vater von Eishockey-Profi Thomas Vanek, und Bob-Olympiasieger Harry Winkler. Ein besonderes Highlight war die Versteigerung eines Graz 99er-Trikots mit den Autogrammen der Eishockey-Stars und speziellem „Licht ins Dunkel“-Branding.

Der „Lukullus“ ist der wichtigste Preis der Fleischbranche und wurde auch heuer von der AMA Marketing GmbH in Wien vergeben. Bei der Bewertung von Verbrauchermärkten mit mehr als 2000 Quadratmetern holte sich Interspar Graz Nord den heurigen POS-Lukullus. Der 2014 komplett erneuerte Markt begeisterte die Juroren. „Mit unserem Tann-Qualitätsfleisch verwöhnen wir nicht nur den Gaumen, sondern schon die Augen beim Einkauf. Und zur Bedienung durch unsere ausgebildeten Fachkräfte gehört auch die Beratung. Sie kennen sich beim Zuschnitt und bei der Zubereitung aus und geben dieses Wissen auch gerne an unsere Kunden weiter.“, so Petra Messner, TannMarktleiterin im Interspar Graz Nord.

Sieme – 7 steirische Jungwinzer 4 x Silberberg, 3x Klosterneuburg

Benefiz-EishockeyMatch mit den Graz 99ers

Volkshilfe sagt 1.000-fach Danke!

Eine Liftfahrt voller zündender Ideen

„AMA-Lukullus“ für die beste Feinkost

Am 5. Dezember war der Internationale Tag des Ehrenamts. „Das ist ein guter Grund, mich bei allen 850 Freiwilligen der Volkshilfe Steiermark, die unsere Arbeit im letzten Jahr unterstützt haben, zu bedanken“, so Volkshilfe-Präsidentin Barbara Gross. „Unsere Ehrenamtlichen sehen nicht weg, wenn es ihren Mitmenschen schlecht geht, sie handeln und treten für eine gerechtere solidarischere Welt ein.“ Birgit Sandler, Leiterin des Volkshilfe Ehrenamtsbüros, ergänzt: „Einer meiner Lieblingssprüche ist ‚Eine Gesellschaft lebt von Menschen, die mehr tun als ihre Pflicht‘. Davon kann ich mich täglich in meiner Arbeit mit unseren Ehrenamtlichen überzeugen.“ 62 /// FAZIT JÄNNER 2016

Fotos: Steiermark Tourismus / Erwin Scheriau, Land Steiermark, Robert Sommerauer / pixelmaker.at, Thomas Fischer, AMA / Thomas Meyer, Steiermärkische Sparkasse,

Steirische Geschichten, die der Tourismus schreibt


Kurz & News

Architektenideen ergeben keine Fertighäuser Beim slowenischen Architektur-Büro Idejum legt man Wert auf umsichtige Planung. „Bei der Gestaltung Ihres Traumhauses, dürfen sie nichts dem Zufall überlassen“, sagt Architekt Danijel Grabrovec von Idejum Architektur. Er verweist auf die Bedeutung der Kommunikation zwischen Kunden und Planer: „Ein guter Architekt liefert kein schlüsselfertiges Haus, sondern liefert den Schlüssel für Ihr Traumhaus, das alle ihre Wünsche einbezieht. Architektur nach Plan ergibt kein Katalogprodukt.“ Für das Unternehmen Idejum sind innovative und durchdachte Planungen im Sinne der Kunden selbstverständlich, weil sie Zufriedenheit und bleibende Erfolge bringen.“ Infos: www.idejum.com

Weinbauer Peter Masser aus Leutschach kann sein Glück kaum fassen und spricht von „seinem schönsten Weihnachtsgeschenk“. Er hat die spannende Wahl mit klarem Abstand für sich entscheiden können. Er brachte es auf 38,3 Prozent der über 25.000 Votings. Mit sehr viel Zustimmung landeten hinter ihm Christoph Grassmugg aus Leibnitz (31,1 Prozent) und Sandra Hillebrand aus Zettling (19,6 Prozent) auf den Plätzen zwei und drei. Der umtriebige und erfolgreiche Weinbauer möchte als Dankeschön im Frühjahr ein großes Hoffest veranstalten. Die Logik dahinter: „Der Sieg gehört in Wahrheit all meinen Kunden und Freunden, und das werden wir gebührend feiern.“

Unter dem Motto „nehmen wir uns die Zeit“ lud Gady Family zum Ausklang eines erfolgreichen Jahres seine Mitarbeiter in den Firmenstammsitz nach Lebring. Mehr als 200 Mitglieder der Gady Family aus allen zwölf Standorten versammelten sich am 11. Dezember in Lebring. Langjährige Mitarbeiter wurden im Rahmen der stimmungsvollen Feier geehrt. Wir sind stolz auf unsere Tradition. Sie ist die Grundlage für das Vertrauen in unsere Leistungen für das Heute und Morgen. Einen wesentlichen Teil zum Erfolg tragen natürlich die Mitarbeiter mit ihrem Engagement bei“, erklärte der Geschäftsführer Philipp Gady, bevor es an die Ehrung der langjährigen Mitarbeiter ging.

Die aktuelle Publikation beinhaltet alle Beiträge zum „Forum 2015+“ der Holding Graz, einem zweitägigen Gedankenaustausch zur Zukunft der Dienstleistungen städtischer Infrastruktur. Verantwortungsträger aus Österreich und Deutschland referierten und diskutierten darüber, wie Abfallwirtschaft, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Straßenerhaltung und Stadtreinigung auch morgen noch funktionieren. Wegweisende Beiträge und aufbereitete Round-Table-Gespräche liefern einen informativen Überblick über die Inhalte des „Forum 2015+“ und ermöglichen eine Vorausschau in die Zukunft der Daseinsvorsorge. Verlag Holzhausen, ISBN: 978-3902976-63-5, 128 Seiten, Preis 24,90 Euro

Gady ehrt langjährige Mitarbeiter

Große Altglasmengen zur Weihnachtszeit

Fotos: idejum, Gady, Masser,Bauernbund, Holding Graz, Austria Glas Recycling GmbH, Spar,

Winzer Peter Masser ist „Bauer des Jahres“

Alljährlich rund um Weihnachten und Neujahr herrscht in der Recyclingwelt Hochbetrieb. Speziell die Altglasmengen steigen zu den Feiertagen um etwa 30 Prozent. Bei Austria Glas Recycling, Österreichs Glasrecyclingspezialisten, und ihren Partnern meistert man diese bereits bekannten großen Mengen an Verpackungsglas mit zusätzlichen Entleerungsfahrten. Harald Hauke, Geschäftsführer der Austria Glas Recycling GmbH, erklärt: „Glasverpackungen sind zu den Feiertagen entsprechend beliebt. Wir appellieren daher an die Bevölkerung, alle leeren Gläser zu den Sammelstellen zu bringen. Selbst in Festtagsstimmung sollten wir auf Umwelt- und Klimaschutz nicht vergessen.“

Die Stadterhalter – das Buch

Spar unterstützt Krebshilfe Steiermark

Anlässlich des internationalen Brustkrebsmonats Oktober startete Spar Anfang Oktober 2015 wieder eine Spendenaktion für die Österreichische Krebshilfe Steiermark. Diese steiermarkweite Kooperation ist bisher einmalig in Österreich. „Mit vier rosa Produkten von österreichischen Lieferanten unterstützen wir gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden die Krebshilfe Steiermark und ihren Kampf gegen Brustkrebs“, erklärt Christoph Holzer, GF Spar Steiermark und Südburgenland. „Wir freuen uns, dass wir in so einer wichtigen Sache mit an Bord sein können.“ In den Spar-Märkten gibt es zusätzlich Infobroschüren zum Thema Brustkrebs.

Biomasse-Heizwerk Bärnbach eröffnet

Nach einer Bauzeit von nur drei Monaten und Investitionen von rund zwei Mio. Euro wurde in Bärnbach das neue BiomasseHeizwerk der Ökoenergie Penz feierlich eröffnet. „Wir setzen seit 25 Jahren auf erneuerbare Energie. Bereits im Jahr 1990 haben wir das erste Heizwerk in Betrieb genommen. Projekte wie Wasserkraft, Photovoltaik und Biogas folgten. Weitere sind geplant. Nachhaltiges, umweltfreundliches Wirtschaften ist uns wichtig“, so Ing. Franz Penz, Geschäftsführer Ökoenergie Penz GmbH. Die Einspeisung der Wärme erfolgt zur Gänze in das Fernwärmenetz der Energie Steiermark. Im Großraum Köflach, Voitsberg und Bärnbach werden 4.700 Kunden mit Fernwärme versorgt. FAZIT JÄNNER 2016 /// 63


Kurz & News

Steiermärkische Kundenabend mit Valerie Fritsch

Lohn- und Sozialdumping hat gravierende Auswirkungen auf den steirischen Arbeitsmarkt. Das entsprechende Gesetz wird nicht ausreichend kontrolliert, so der Tenor einer Tagung der Arbeiterkammer. AK-Präsident Josef Pesserl sieht im 2011 beschlossenen und mit 1. Jänner 2015 verschärften „Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz“, das Bezahlung unter dem Kollektivvertrag unter Strafe stellt, grundsätzlich den richtigen Ansatz: „Aber jedes Gesetz ist nur so gut wie seine Kontrolle.“ Verstärkte Maßnahmen gegen Lohndumping wünschen sich auch 83 Prozent von 290 Betriebsräten aus der Baubranche, die vom Grazer Meinungsforschungsinstitut bmm im Auftrag der steirischen AK befragt wurden.

Anfang Dezember fand im Bernardin-Saal des Franziskanerklosters ein Kundenabend des Centers für Freie Berufe der Steiermärkischen Sparkasse statt. Valerie Fritsch las aus ihrem Buch Winters Garten vielen begeisterten Kundinnen und Kunden vor. Die 1989 in Graz geborene Schriftstellerin, Photokünstlerin und Reisende studierte zunächst an der Akademie für angewandte Photographie, Arbeit für Theater- und Filmtexte. Sie erhielt zahlreiche Preise und Literatur-Stipendien, zuletzt den Peter Rosegger Preis, sowie den kelag- und den Publikumspreis des Bachmannwettbewerbs. Ihr neuer Roman „Winters Garten“ ist 2015 bei Suhrkamp erschienen und wurde auf Anhieb ein Bestseller.

Regionalentwicklung 2015+ für den Zentralraum

LH-Stv. Michael Schickhofer und der Vorsitzende der Regionalentwicklung Steirischer Zentralraum, Bgm. Siegfried Nagl, präsentierten am 11. Dezember die „Regionalentwicklung 2015+“. Für den Steirischen Zentralraum ergeben sich Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten. Vorgestellt wurden die neuen Förderprogramme und die Neuausrichtung der Förderpolitik. Definiert sind vorrangig die Themen Raumplanung, Standortentwicklung, Naherholung, Verkehr und Umwelt, Bildung, Sport und Soziales. www.peugeot.at

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Wirtschaft

Foto:Stadt Graz / Fischer

(von li.) Freude über das Siegerprojekt: GBGGF Günter Hirner, StR Kurt Hohensinner, LSRPräs. Elisabeth Meixner, Günter Fürntratt, Bgm. Siegfried Nagl, Stadtbaudirektor Bertram Werle, Siegerin Alexa Zahn und Bernhard Inninger.

Smarter Schulcampus für 700 „smarte Kids“ Das größte Schul-Neubauprojekt seit Jahrzehnten ist auf Schiene: Der Schulcampus Smart City mit Volksschule und Neuer Mittelschule wird 700 Kinder aufnehmen, das Siegerprojekt kommt von Architektin DI Alexa Zahn mit Büro in Wien.

N

icht weniger als 30 Millionen Euro wird die Stadt Graz in der Waagner-BiroStraße direkt gegenüber von Helmut List Halle und Science Tower in den Neubau des Schulcampus Smart City investieren. Zwölf Klassen Volksschule sollen ab Herbst 2018 zur Verfügung stehen, vier Jahre später folgen zwölf Klassen Neue Mittelschule mit Option auf weitere vier Klassen. Insgesamt werden rund 700 Kinder an dieser Bildungseinrichtung unterrichtet werden. Mit diesem Angebot reagiert die Stadt Graz auf den Bevölkerungszuwachs vor allem im Grazer Westen, aber auch auf die rund 3.000 Menschen, die in der Smart City Graz, einem energieeffizienten, ressourcenschonenden und emissionsarmen Stadtteil, ihren Lebensraum finden werden. 74 Projekte in Architekturwettbewerb Um die bestmögliche Qualität des Projekts zu sichern, bediente man sich des bewährten Mittels eines EU-weit ausgeschriebenen Architekturwett-

bewerbs: Insgesamt 74 Projekte aus mehreren Ländern wurden von der Jury bewertet, zehn davon schafften es in die entscheidende zweite Runde. Dort gab es dann ein einstimmiges Votum für den Entwurf von Architektin Alexa Zahn. Sowohl die Bauweise als auch das pädagogische Konzept mit einem Schwerpunkt auf urbane Technologien, Ökologie, Nachhaltigkeit und Mobilität sollen den strengen Vorgaben einer Smart City entsprechen. Die Schulräumlichkeiten und großzügigen Freibereiche erlauben eine vielfältige und flexible Nutzung. Millionenwerte an Hirnschmalz Der Grazer Bgm. Siegfried Nagl verdeutlicht, wie viel Wert allein die Ideen der 74 Architekturvorschläge repräsentieren: „In diesen kreativen Leistungen steckt Hirnschmalz für zwei bis zweieinhalb Millionen Euro“, zollte er den teilnehmenden ArchitektInnen Tribut. Die Smart City Graz werde als einzige Modellregion Österreichs gemeinsam mit Rei-

ninghaus den Grazer Westen verändern. Im Zentrum der Smart City seien nach dem Bau des Projekts jene drei Bereiche vertreten, die für Zukunft stehen: „Die Kultur in Form der Helmut List Halle, die Forschung durch den Science Tower und die Bildung mit dem Schulcampus Smart City!“

Bildungshauptstadt Österreichs Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner sieht Graz als Bildungshauptstadt Österreichs, in der allein 46.000 SchülerInnen von der Volksschule bis zur Matura betreut werden. „Und es werden derzeit Jahr für Jahr rund 260 Kinder mehr an unseren Schulen, denen wir nicht nur den nötigen Raum, sondern auch höchste Qualität bieten müssen!“ Allein das Raumkonzept des Siegerprojektes lasse jedes Pädagogenherz höher schlagen. Landesschulratspräsidentin Dipl.-Päd. Elisabeth Meixner freute sich besonders über den Schwerpunkt Lesen, der im Schulcampus Smart City gesetzt wird: „Lesen ist die

Grundlage allen Lernens und der Kommunikation, daher ist der Ansatz, die Bibliothek ins Zentrum des Schulcampus zu stellen, äußerst wichtig!“

Schule mit den besten Aussichten Dieses Siegerprojekt wurde von Architektin Alexa Zahn im Detail vorgestellt. Der viergeschoßige Bau entlang der Waagner-Biro-Straße reagiere auf die benachbarten Bauwerke Helmut List Halle und Science Tower, der Vorplatz wiederum sei als Ort zum Ankommen und Treffen mit gesicherten Zugängen zu den Unterrichtsräumen konzipiert. Die zweigeschoßige Schulhalle wiederum lasse Blicke in den großzügigen Freiraum zu, die zentrale zweigeschoßige Bibliothek sei vom ganzen Gelände einsehbar. Die Nutzung von Tageslicht, die Einbeziehung der Terrassen für Unterricht und Freizeit sowie die unverwechselbare Fassade mit unterschiedlichen Fenstergrößen rundeten die Vorzüge der „Schule mit den besten Aussichten“ ab. FAZIT JÄNNER 2016 /// 65


Foto: Jay Wennington

Bauen & Wohnen

Mieten steigen stärker als Löhne

I

hr Gefühl hat viele Österreicher nicht getäuscht. Die Wohnungsmieten in Österreich sind in den letzten Jahren deutlich stärker gestiegen als die Verbraucherpreise und auch stärker als die verfügbaren Haushaltseinkommen. Am privaten Wohnungsmarkt kostet die Mietwohnung ohne Betriebskosten 5,7 Euro pro m2, deutlich günstiger schneiden mit 3,90 bzw. 4 Euro Gemeinde- und Genossenschaftsobjekte ab, ergab eine Analyse der AK-Marktforschung. Weniger Gemeindewohnungen in der Steiermark Ähnlich stellt sich die Situation für die Steiermark dar. Jeder dritte Steirer wohnte 2014 in Miete, die Anzahl der Hauptmietverträge stieg von 149.800 (2008) auf 169.100 im Vorjahr. Während Genossenschaftswohnungen und private Mietverhältnisse stark zulegen, schrumpft die Zahl der Gemeindewohnungen weiter (-13,2 %). Laut Mikrozensus-Auswertung liegt die durchschnittliche Wohnungsgröße bei 66,1 m2, während Gemeindewohnungen etwas

66 /// FAZIT JÄNNER 2016

kleiner sind (62,5 m2). Zwischen 2008 und 2014 stieg die Bruttomiete (inkl. Betriebskosten) um 18,7 Prozent, die Betriebskosten legten um 19,5 Prozent zu, im gleichen Zeitraum stieg die Inflation nur um 12,2 Prozent. „Auffallend hoch bei der Betriebskostenanalyse sind die kommunalen Gebühren“, erläutert die steirische ArbeiterkammerExpertin Mag. Susanne Bauer. „Wasser, Müllentsorgung und Kanal machen in Summe 40 bis 45 Prozent der Betriebskosten aus.“

Grund- und Bodenfonds für sozialen Wohnbau Da der an sich mögliche Abschlag um 25 % bei befristeten Mietverträgen nicht eingehalten wird, verlangt der steirische AK-Präsident Josef Pesserl vom Gesetzgeber eine wirksame Mietzinsbegrenzung. „Über einen vom Land einzurichtenden Grund- und Bodenfonds soll es außerdem Gemeinden erleichtert werden, Grundstücke für die Errichtung von sozialem Wohnbau zu erwerben“, fordert der AK-Präsident.

Graz – Obj. 17387

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WKO Graz sagt „Nein“ zu Leerstandsabgabe D

ie Grazer SPÖ brachte im November einen Antrag im Grazer Gemeinderat ein, um eine Leerstandserhebung von Wohnungen in Graz durchführen zu können. „Die Idee ist nicht neu, schließlich gab es eine ähnliche Abgabe bereits in den 1980er Jahren in Wien“, erklärt Viktor Larissegger, Regionalstellenleiter Graz der WKO Steiermark, und ergänzt „diese wurde damals aber von Verfassungsgerichtshof aufgehoben – dies scheint man vergessen zu haben. Auch wenn sich die Gesetzte seitdem etwas verändert haben, steht fest: Jede leerstehende Wohnung bedeutet für Vermieter lediglich enorme Betriebskosten und Entfall von Mieteinnahmen. Die Idee, vom Eigentümer dann auch noch ‚Strafgebühren‘ zu verlangen, ist völlig kontraproduktiv.“

FAZIT JÄNNER 2016 /// 67



Fazitportrait

Alles Samen Von Volker Schögler Fotos: Marija Kanizaj

Vor vier Jahren hat das Geschwisterpaar Gabi Medan

und Fritz Zemann den Laden »Zum Schwarzen Rettig« vis-à-vis vom Grazer Kunsthaus übernommen und renoviert. Deshalb ist das

historische Geschäftslokal aus dem 18. Jahrhundert heute keine

Tätowierstube, sondern noch immer eine Samenhandlung, eine von zweien in ganz Österreich.

Fazit Jänner 2016 /// 69


Fazitportrait

D

as Paradies soll ein Garten gewesen sein. Naturgemäß mit Pflanzen. Und woher kamen die Pflanzen. Aus den Samen. Und woher kamen die Samen? Urknall oder höhere Macht? Keine Angst, es soll nicht um Wissenschaft oder Religion gehen. Außer Physikern und Gläubigen gibt es noch andere Welt- und Weltenerklärer, etwa aus den Reihen der Schmiede: Helmut Schmidt (angeblich erklärt er jetzt ja Gott die Welt), Harald Schmidt (Kult-Talker, nunmehr Tatort-Kriminaloberrat), Sigrid Schmiedt (meine Volksschullehrerin) oder Helga Schmidt (meine erste Freundin). Alle aber, so sei unterstellt, können sich auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner einigen: Im Anfang war die Samenhandlung. Da können Genesis (»Himmel und Erde«), Johannesevangelium (»Wort«) und Faust (»Tat«) noch so anders lauten. Aber – es gibt keine Samenhandlungen mehr. Außer die eine, die letzte, am Südtiroler Platz in Graz, neben dem Kunsthaus, die dafür zwei Namen hat: Samenhandlung Köller »Zum schwarzen Rettig«.

Samen statt Devotionalien Schon die Fassade des Geschäfts aus dem Jahr 1773 ist wie aus einer anderen, vergangenen Welt voller erprobter Werte und Wertigkeiten, eine Wiege der Verlässlichkeit, ein Hort der Ruhe und Kontemplation. Kein Wunder, befand sich hier ursprünglich doch eine Devotionalienhandlung. Erst die geistlichen Kunden kreierten das neue Geschäftsfeld, wie Gabi Medan weiß: »Sie haben Samen aus ihren Klostergärten mitgebracht und im Laufe der Zeit hat sich daraus das Handelsgeschäft entwickelt.« Gemeinsam mit Bruder Fritz Zemann hat sie vor vier Jahren den Laden eher zufällig übernommen. Als Anrainerin und Obfrau des Vereins Stadtteilprojekt Annenviertel ist sie in der Entwicklung des Viertels aktiv – Projekt Annengrün mit Open Kitchen, Annentalk, Flohmarkt, Tischtennis im Volksgarten, www.annenviertel.at – und natürlich auch kommunikativ. So hörte sie im Zuge ihrer Aktivitäten von Citymanager Heimo Maieritsch, dass die vormalige Betreiberin der Samenhandlung, Rosa Gröller, auf der Suche nach einem Nachfolger war. Der einzige Mitinteressent wollte ein Tattoostudio einrichten, und obwohl nichts gegen dieses bestechende Gewerbe einzuwenden ist, waren letztlich alle froh, dass daraus nichts geworden ist. »Denn die einzige weitere reine Samenhandlung Österreichs befindet sich in Linz. Deshalb kommen unsere Kunden sogar aus Wien«, erläutert Gabi Medan.

70 /// FAZIT JÄNNER 2016

Urban Gardening Gärtnern liegt seit einigen Jahren gerade bei Stadtpflanzen schwer im Trend – auch wenn es heute »Urban Gardening« oder »Guerilla-Gärtnern« heißen mag – ist aber keineswegs nur auf Bobos und Hipster beschränkt. Der Wert von Samen ist in all seiner archaischen Dimension eigentlich allen bewusst. In kaufmännischer Hinsicht natürlich zuallererst der multinationalen Saatgutindustrie, die zum Teil versucht, Saatgut für sich zu vereinnahmen und über Lizenzgebühren oder mit Hybriden, die keine fortpflanzungsfähige Saat mehr hervorbringen, Abhängigkeiten zu schaffen. Hier geht es um Milliardenumsätze, beim »Schwarzen Rettig« hingegen bloß um Millionen. Allerdings Samenkörner, nicht Dollar. Im Grazer Geschäft wird das Saatgut natürlich gentechnikfrei, ungebeizt und neuerdings auch biologisch angeboten. Das ist auch der Unterschied zu anderen Bezugsquellen von Samen. Medan: »Samen gibt es ja zum Beispiel auch in Supermärkten für Gartenartikel, im Internet oder in Baumärkten, die mit ein Grund dafür sind, dass es keine Samenhandlungen mehr gibt.« Aber auch bei Samen kommt es auf die Qualität an. So ist es wichtig, dass der Samen frisch ist, damit er möglichst verlässlich aufgeht. Auch dafür steht Samen Köller. Das gilt sowohl für Blumensamen als auch jene für Kräuter und Gemüse. Letztlich zählen Vielfalt und Geschmack. »Probieren Sie unseren Feldsalat Louviers und Sie werden merken, dass der einfach besser schmeckt«, sagt die vormalige Textildesignerin überzeugend. Da es sich bei diesem landläufig als Vogerlsalat bekannten Gemüse nicht um Jungpflanzen, sondern um kleine Körnchen handelt, ist diese Recherche auch für ein Monatsmagazin zu langwierig. Erntezeit ist zwar immerhin schon acht Wochen nach der Aussaat, diese sollte aber zwischen Juli und September stattfinden, sodass erst im Herbst gekostet werden kann. Gärtner wissen das, alle wissen das. Eigentlich. Aber für die, die noch nie etwas gesät und geerntet haben, bleibt nur eine Ahnung, vielleicht eine Hoffnung, eher viele Fragezeichen. Theorie und Praxis und Mut Dabei braucht man nicht unbedingt gleich einen Garten. Eine Terrasse, ein Balkon, ein Fensterbrett tun es auch. Erdäpfel im Blumentopf, alles geht, offenbar nur eine Frage des Mutes. Der aber so groß auch wieder nicht sein muss. Wer einen Nagel mit dem Hammer in die Wand schlägt und den Nagel dabei selbst hält, braucht


Fazitportrait

mehr Mut. Man kann entweder einfach loslegen oder sich zunächst Unterstützung in der Theorie holen. Für letztere Vorgangsweise gibt es eine Unzahl von Fach- und Sachbüchern, von denen wiederum eine erkleckliche Anzahl in der Samenhandlung Köller zur Auswahl steht. Erwähnt sei etwa die seit Jahrzehnten erprobte Perlen-Reihe, deren neuer Band 138 »Der grüne Daumen« das »1 x 1 für Balkon und Terrasse« näher erläutert und so humorvoll wie informativ durch das Gartenjahr begleitet. Laut Buchdeckel findet man Antworten auf Fragen wie »Was sind mehrjährige Pflanzen?«, »Wann ist die beste Zeit, um Samen auszusäen?« und »Was ist eigentlich ein kalter Fuß?«. Gemeinschaftsgärten als Trend Aber es geht auch ganz anders, nämlich in der Gemeinschaft. Das hat auch die Stadt Graz erkannt und bietet zur urbanen Begrünung eine Förderung für Gemeinschaftsgärten an, die einem nicht einmal unbedingt gehören müssen. Voraussetzung ist, dass die Fläche im Stadtgebiet ist und von mehreren Haushalten gemeinschaftlich und ehrenamtlich vorrangig als Gemüsenutzgarten bewirtschaftet wird sowie zumindest teilweise öffentlich zugänglich ist. Neben der Bewirtschaftung soll die Nutzung des Gartens gemeinschaftliche Aktivitäten umfassen, wie zum Beispiel interkulturelles Lernen, Förderung eines (generationenübergreifenden) Gemeinschaftslebens, umweltpädagogische Aktionen, Nutzung von Brachflächen und Ähnliches. Die Förderhöhe beträgt bis zu 800 Euro jährlich. Damit können Gartengeräte, gentechnikfreies Saatgut, standortgeeignete Pflanzen oder Bauteile für Hochbeete angeschafft, aber auch Pachtkosten finanziert werden. Werkzeug aus Kupfer Außer Samen bekommt man beim »Schwarzen Rettig« – übrigens nur eine alte Schreibweise für Rettich – auch Gartenwerkzeug. »Darauf sind wir ebenfalls besonders spezialisiert«, betont Hobbygärtner und -ornithologe Fritz Zemann. Der verwunschene Dachboden, der auch für Lesungen genutzt wird, legt davon Zeugnis ab: Hier findet man hochwertige Qualitätswerkzeuge aus Stahl, Edelstahl, aber auch Kupfer (gut für die Erde und pflege-

FAZIT JÄNNER 2016 /// 71


Foto: Landarbeiterkammer


Fazitportrait

Samen muss frisch sein, damit er möglichst verlässlich aufgeht. Gabi Medan, Samenhändlerin

leicht) – vom schweren Gerät bis zu Speziellem wie Pfahlwurzeljäter, Rasenkantenstecher oder Löwenzahnzieher. Eine Augenweide sind auch die in großer Auswahl vorhandenen Gießkannen, (fast) alle aus verzinktem, pulverbeschichtetem Stahlblech von nostalgischem Charme. Womit wir endlich dort sind, weshalb man herkommt; und für das lange Lesen belohnt wird: der Samen. Nein, es gibt keine Auflistung, es sind unzählige Samen, die zum größten Teil in den 150 alten, einfachen wie schönen Schubladen gelagert sind. Diese geben dem Geschäftslokal jenes Charisma, das jeden umfängt und betört, der eintritt. Diese Schubladen sind die Seele des Geschäfts. Sie haben es auch der besten Fotografin von allen leicht gemacht, wie an den Fotos zu sehen ist. Dabei waren sie bei der Übernahme durch das Geschwisterpaar vor vier Jahren gar nicht da, sondern am Dachboden abgelegt; genauso wie die gegenüberliegende Vertäfelung, die mit der erwähnten Außenfassade korrespondiert und damit im Inneren des Geschäfts das erfüllt, was es außen verspricht. Zahlen und Fakten Also Blumen-, Kräuter- und Gemüsesamen. Nein, alles gibt es nicht. Und ja, auch ein Affenbrotbaumsamen kann besorgt werden. Auf alte Sorten wird Wert gelegt, vor allem auf die Vielfalt des Saatguts von Nutzpflanzen. Dazu einige Zahlen: Es wird geschätzt, dass seit Beginn des 20. Jahrhunderts weltweit etwa 75 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Vielfalt verloren gegangen sind – das bedeutet weniger Widerstand gegen geänderte Umweltbedingungen wie Klimawandel, Krankheiten und Schädlinge. Und auch

weniger Genuss und Geschmack. Nur etwa 100 von mehr als 4.800 bekannten Kulturpflanzenarten machen 90 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelernte aus. Mehr als 50 Prozent des menschlichen Nahrungsbedarfs werden weltweit von nur drei Kulturarten gedeckt: Reis, Weizen und Mais. In den vergangenen 100 Jahren sind in den USA 95 Prozent der Kohlsorten, 91 Prozent der Maissorten, 94 Prozent der Erbsensorten und 81 Prozent der Tomatensorten verschwunden. Weihnachtstipp des Jahres Und dazu eine kleine Geschichte aus der Samenhandlung: »Zwei südamerikanische Kunden, die unabhängig voneinander da waren, einer aus Chile, einer aus Peru, also aus der Ursprungsheimat der Tomate, waren völlig aus dem Häuschen darüber, wie viele Tomatensorten wir in der Samenhandlung haben – sie haben nur zwei«, so Gabi Medan. Glauben Sie nicht? Ein WhatsApp-Gegencheck in Mittelamerika bestätigt: Auf den Märkten von Granada in Nicaragua gibt es nur eine Sorte, im Norden des Landes soll es noch eine zweite geben. Samen Köller hat gezählte 64. Noch ein Tipp zur Weihnachtszeit – wer noch sucht, kann hier auch noch mehr finden als Kinderbücher, Gartenbücher, Indoorgartenzwerge mit Stil, Miniaturwerkzeug für Balkon und Fensterbank, seltene wie originelle Spiele, Dekos und Gadgets aus England und Holland, Vogelpfeifen für Birdwatcher, Billets mit eingearbeiteten Samen zum Einweichen und Aufgehen, kunstvolle Teller, dekorative Vögel, Rosenkugeln, Glaskugeln und -figuren für den Christbaum, Briefbeschwerer, Kuhmemory … n

Samenhandlung Köller Zum schwarzen Rettig 8020 Graz, Südtirolerplatz 1 Telefon 0316 718707 samen-koeller.at

FAZIT JÄNNER 2016 /// 73


Foto: Paul Jeannin


Fazitreise

Noch ist Polen nicht 체berlaufen Eine Reise nach Schlesien

Fazit J채nner 2016 /// 75


Fazitreise

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Foto: Marian Drygas

äre Polen schon eine angesagte Urlaubsdestination – was es nicht nur wegen des Klimawandels noch werden wird –, wäre folgendes Szenario wahrscheinlich: Eine Zeitungsbeilage mit dem Titel »Reisen«, in Großbuchstaben, darunter viel Weißraum und noch der Untertitel »Auf in die Welt« (oder so ähnlich) und – wichtig – ein schönes Foto, zum Beispiel mit Reisekoffer (antik, trotzdem smaragdgrün) und Globus (noch antiker), ausschnittsweise natürlich nur, dafür Großaufnahme und detailverliebt. Was für eine schöne Vorstellung. Eine imaginäre, aber hippe Werbeagentur textet dazu: »Eine schöne Vorstellung. Für manche; für viele; für Reiseliebhaber, Fernwehkranke – reisen, ach wie schön. Romantisch? Romantisierend gar? In der Jugend, ja, damals, aber heute? In die Jahre gekommen, müde geworden? Nicht müde, eher ängstlich: das ungewohnte Essen (ha, Gewohnheit!), die Strapazen (der Gelenksrost!), die Tsetsefliegen (die Gesundheit!) und überhaupt, die Gefahr ...? Aber, aber. Man muss ja nicht im Sommer nach Dubai, noch dazu fliegen und den ökologischen Fußabdruck noch tiefer in Mutter Erdes Antlitz versenken. Ist das ein falscher Genetiv? Man könnte ja einfach mit dem Auto, naja, ein paar hundert Kilometer sind schon o. k., oder? Aber schon wieder Kroatien? Und schon wieder Italien? In Böhmen und Mähren waren wir auch gerade vor ein oder zwei Jahren. Was ist denn dann das Nächste, nein, nicht Ungarn, weiter oben, nein auch nicht Deutschland, aber gleich daneben, was ist denn da? Polen! Riesengroß, reicht bis zum Meer rauf und so tief herunter, dass es nicht wirklich weit ist. Aber Polen? Was wissen wir über Polen?« Der Spezialist zur Geschichte Fazit hat zur letzteren Frage den langjährigen Honorarkonsul der Republik Polen, den ehemaligen Landesamtsdirektor der Steiermärkischen Landesregierung, Gerold Ortner, konsultiert. Er ermöglichte die Einladung zu einer Pressereise nach Kattowitz (Katowice) in Schlesien durch das polnische Fremdenverkehr76 /// FAZIT JÄNNER 2016

samt. Ortner: »Obwohl Polen mit 38,2 Millionen Einwohnern fast fünfmal so groß ist wie Österreich, ist dieses Land bei uns noch relativ wenig bekannt. Das ist eigentlich kein Wunder. Polen war auf der Landkarte als selbstständiger Staat lange Zeit hindurch ausradiert. Zuerst war Polen Jahrhunderte hindurch auf andere Staaten aufgeteilt. Das nach dem Ersten Weltkrieg wiedererstandene Polen wurde im Jahre 1939 von Hitler und Stalin in einer seltsamen Waffenbrüderschaft überfallen und aufgeteilt. Nach den Jahr 1945 verschwand dieses Land hinter dem Eisernen Vorhang.« Für die neue Regierung liegt die Latte hoch So blieb der Staat bis zur Wende im Jahr 1989 für den Westeuropäer weitgehend unbekanntes Terrain. Aufstände der Polen wurden von sowjetischen Panzern niedergewalzt. Der Widerstand der Polen konnte aber nicht gebrochen werden. Der polnische Papst Johannes Paul II. und der Arbeiterführer Lech Walesa waren die großen Leitfiguren im Kampf gegen den Kommunismus. Heute ist Polen ein souveräner Staat mit funktionierender Demokratie und sozialer Marktwirtschaft. Polen ist Mitglied der Europäischen Union und der Nato. Zur Zeit der Wirtschaftskrise ab 2008 war Polen neben dem kleinen Malta das einzige Land mit einem Wirtschaftswachstum. In der Europäischen Union spielt Polen eine immer größere Rolle, so wurde etwa der polnische Ministerpräsident Donald Tusk Präsident des Europäischen Rates. Seit August 2015 ist Andrzej Duda von der Partei für Recht und Gerechtigkeit (PiS) neuer Staatspräsident. Im Oktober hat die nationalkonservative PiS von Jaroslaw Kaczynski auch die Parlamentswahlen gewonnen, wodurch das Land einen deutlichen Rechtsruck erfährt. Was durchaus wertfrei gesehen werden kann, vor allem wenn man Österreicher ist und an die nächste Nationalratswahl denkt. Mit acht Jahren Wirtschaftswachstum (etwa vier Prozent im 10-Jahres-Durchschnitt) und Rückgang der – relativ hohen – Arbeitslosigkeit (von 13,5 Prozent im Jahr 2013, auf 12


Fazitreise

Nach äußerst wechselvoller Geschichte, nach fast einem halben Jahrhundert hinter dem Eisernen Vorhang und nach einem Vierteljahrhundert in Freiheit, präsentiert

sich das sechstgrößte Land Europas heute am Beispiel Schlesien als prosperierender Staat, der auch seine elfjährige Mitgliedschaft bei der Europäischen Union geschickt zu nutzen weiß. Ein Land zum Urlaubmachen.

Prozent in 2014 und voraussichtlich 10,6 Prozent in 2015) unter Tusk (und seiner Nachfolgerin Ewa Kopacz, beide von der liberal-konservativen Bürgerplattform PO) liegt die Latte in Polen jedenfalls hoch.

Mit dem Auto nach Polen Zum Glück sind das aber genau die Dinge, die uns Durchschnittstouristen nicht wirklich interessieren. Wir sind alle Touristen und wir fahren auch nach Dubai, siehe oben. Sogar im Sommer. Das Meer hatte 40 Grad, manche mögen das. Und es war keine Pressereise. Da wir nun schon beim Autor sind: Ja, ich war auch schon vorher in Polen. Mit dem Auto. Eine Rundreise über Krakau, Tschenstochau bis zur Hohen Tatra – und es war traumhaft. Was für ein schönes Land. Damals, vor drei Jahren, waren Polenwitze für mich noch ganz o. k. – mein 18-jähriger Mercedes war zumeist das älteste Auto auf der Straße – heute weiß ich: Fettnäpfchenalarm, diese Witze werden nicht gern gehört. In Polen. Außer von Radek Knapp, empfehlenswerter polnischer Schriftsteller in Wien (»Herrn Kukas Empfehlungen«, »Gebrauchsanweisung für Polen«) und Österreicher. Außerdem hängen Wirtschaftswachstum und bessere Autos nun einmal zusammen. Und ganz im Ernst natürlich der EU-Beitritt – womit wir wieder bei der Pressereise nach Schlesien sind. Da Schlesien, das seine Grenzen auch immer wieder verändert hat, in Südpolen liegt, ist der Anreiseweg mit dem Auto beziehungsweise mit dem Bus in der Tat nicht allzu weit. Plötzlich wurden die Straßen auch für Nettozahler besser Nach Kattowitz sind es ab Graz unter 600 Kilometer. Dank der Reisefreiheit waren keine Grenzen zu bemerken, auffällig war der Grenzübertritt nach Polen aber trotzdem: Schlagartig wurden die Straßen besser. Und das nicht unbedingt im Vergleich zu den slowakischen, sondern vor allem zu den österreichischen. Zur Erkenntnis, dass der Schein nicht trügt, verhalf uns der österreichi-

Text von Volker Schögler

sche Handelsdelegierte Karl Schmidt, der uns im empfehlenswerten Hotel Angelo in Kattowitz erwartete. Dieser unser Mann in Warschau kennt Polen in- und auswendig. So wusste er zu erzählen, dass Polen in der Union der größte Bezieher von EU-Geldern ist, was die wohlvorbereiteten Journalisten nicht überraschte. Als er näher ausführte, dass es sich um 85 Milliarden Euro handelt, die dafür aus dem Kohäsionsfonds ausgeschüttet werden, wuchs das Interesse merkbar. Die Information, dass davon 22,5 Milliarden Euro allein für Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen fließen, führte schließlich zur entsprechenden Erkenntnis, die genauso schlagartig war, wie die Straßen nach der Grenze besser. Wenn Reisen nicht so ermüdete, wäre es genau der richtige Zeitpunkt für eine Diskussion über Nettozahler gewesen. Dagegen sprachen aber zwei Dinge. Erstens mussten wir Journalisten uns noch auf ein Treffen am folgenden Tag mit Malgorzata Manka-Szulik vorbereiten. Das ist die Stadtpräsidentin, vulgo Bürgermeisterin, der Stadt Zabrze. Man sieht, polnische Namen setzen der ungeübten Aussprache enge Grenzen. Daher kann man statt Zabrze auch Hindenburg sagen. Die Nennung der alten deutschen Städtenamen wird nicht mehr als politisch unkorrekt empfunden, seit es (wieder) Witze und entsprechende Filme über den geben darf, für dessen (Mach-)Werk nach Ablauf der 70-jährigen Regelschutzfrist die Urheberrechte enden und ab 2016 der Neudruck erlaubt sein wird. Beim Barte des Charlie Chaplin, der Satz war wirklich ein Kampf, meiner sozusagen. In Zabrze stellte sich dann übrigens heraus, dass das dortige Fußballstadion früher seinen Familiennamen trug. Nein, nicht von Chaplin, und warum fällt einem da das Liebenauer Stadion ein? Geschichte(n) wiederholen sich. Eine Polenreise wird für einen Österreicher noch lange eine Reise in die Vergangenheit sein, eine Bildungsreise sozusagen. Strukturwandel zum »postindustriellen Tourismus« Zweitens weiß Schmidt so viel über Polen, dass Zuhören sich wieder einmal als lohnender herausstellte. Erstaunlich ist zum FAZIT JÄNNER 2016 /// 77


Fotos: Polentourismus, Volker Schรถgler


Fazitreise

Beispiel der Strukturwandel Polens vom Bauernstaat zum »Supply-Chainer«, sprich Vorfertiger von Produkten. Das Land gehört heute zu den 25 größten Volkswirtschaften der Welt und gewinnt auch in der EU an Bedeutung. Stark am Wachstum beteiligt waren im Vorjahr der Außenhandel, die Industrie, die Finanzwirtschaft, die IT-Branche und die Transportwirtschaft; negativ fielen nur Bau und Investitionen aus, und der Konsum der privaten Haushalte entwickelte sich schwach. Einen Schatten wirft natürlich auch die Ukraine-Krise in unmittelbarer Nachbarschaft, Stichwort EU-Sanktionen gegen Russland, und im Gegenzug Importsperre für polnische, aber auch österreichische Lebensmittel. Dafür ist in Polen etwa die Pensionsreform erledigt. Das Pensionsantrittsalter wird schrittweise auf 67 Jahre angehoben, für Männer und Frauen.

In Schlesien bin ich gewesien * Zurück zu Schlesien: Es ist mit 4,6 Millionen Einwohnern die zweitgrößte der 16 polnischen Verwaltungsbezirke (Woiwodschaften). Rund um in die Hauptstadt Kattowitz (300.000 Einwohner) erstreckt sich das »polnische Ruhrgebiet«, ein Städtekranz, in dem mehr als drei Millionen Menschen leben. Eine Stadt geht in die andere über. Im Industriegebiet rund um Kattowitz wurden nach dem teilweisen Niedergang der Schwerindustrie moderne Strukturen geschaffen. Das Ganze wird »postindustrieller Tourismus« genannt und auch so vermarktet. Dabei hilft es, dass mehr als 30 Prozent Schlesiens von Wald bedeckt sind. Nachdem im Jahr 1790 erstmals Kohle gefunden wurde, entwickelte sich diese Gegend zu einer gigantischen Bergbauregion. Die polnische Steinkohle ist bis heute Legion. Aber seit dem Rückgang der Nachfrage mussten viele Zechen schließen oder heruntergefahren werden. So förderte man im Kohlebergwerk Guido (nach Guido Henckel von Donnersmarck, quasi der Bill Gates des 19. Jahrhunderts) bis zu 220 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr (Rekordjahr 1979). Dann waren es nur mehr 60 bis 70 Millionen. Am Beispiel Guido zeigt sich der Strukturwandel besonders gut: Von den insgesamt 16 Millionen Touristen im Jahr 2014

(vorwiegend aus Deutschland) besuchten allein 135.000 das Schaubergwerk Guido, Tendenz steigend. Und es war schon ein Erlebnis, 320 Meter unter der Erde ein Restaurant zu besuchen und ein typisch schlesisches Mahl kredenzt zu bekommen: Zurek, eine Suppe mit Sauerteig, Gemüse und eventuell Fleisch, ähnlich einem Eintopf, als Hauptspeise eine Rindfleischroulade, gefüllt mit Bauchfleisch vom Schwein und Blaukraut und als Nachspeise Kovaćs; das sind drei Sorten Kuchen (Apfel, Mohn und Topfen). Die schlesische Küche ist keine Diät. Naturliebhaber kommen auf der Adlerhorstroute in der Tschenstochauer Jura mit ihren unzähligen Burgen, Ruinen und Türmen auf ihre Rechnung oder im Schlesischen Park zwischen Königshütte und Kattowitz: In diesem größten Park Europas (!) hat man es mit mehr als 600 Hektar zu tun und bewegt sich am besten mit dem horizontal verlaufenden Sessellift vorwärts. Am eindrucksvollsten kommt der postindustrielle Tourismus in Kattowitz selbst zum Ausdruck. Auf einer riesigen ehemaligen Kohlenmine in Zentrumsnähe stehen neben dem untertassenförmigen Spodek, einer Ufo-ähnlichen Sport- und Veranstaltungshalle mit Wahrzeichencharakter, gleich drei neue Komplexe, die das Stadtbild prägen, die allesamt erst in den letzten Jahren entstanden sind und die aus Kattowitz eine Kongressstadt mit Kulturanspruch machen: Das beeindruckende in Schwarz wie Kohle gehaltene Kongresszentrum mit 35.000 Quadratmetern und Platz für 15.000 Gäste, das 14 Meter unter der Erde befindliche Schlesische Museum der Grazer Architekten Riegler und Riewe mit Glaskuben, die mehrere Meter aus der Erde ragen und das Museum mit Tageslicht versorgen, sowie die neue Konzerthalle des polnischen Rundfunksymphonieorchesters mit einem Saal für 1.800 Personen, dessen Innenvertäfelung mit Alaskazeder für Höhepunkte der Akustik sorgen soll. Auch diese neue Identität einer überkommenen Schwerindustrie- und Bergwerksstadt wurde etwa zur Hälfte mit EU-Geldern gefördert. Dazu passt ein polnisches Sprichwort: Wie wir etwas sehen, hängt davon ab, wo wir sitzen. n * Slogan einer Werbeagentur

Weitere Informationen Kattowitz (polnisch Katowice, schlesisch Katowicy) ist die Hauptstadt des polnischen Verwaltungsbezirkes (Woiwodschaft) Schlesien und befindet sich im Süden des Landes nahe der tschechischen und slowakischen Grenze. Es hat rund 300.000 Einwohner und ist damit die zehntgrößte Stadt Polens. Die Metropolregion, dessen Zentrum die Stadt bildet, hat insgesamt um die 3,5 Millionen Einwohner. polen.travel bip.um.katowice.pl fb.com/polnisches.fremdenverkehrsamt

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Wenn es ernst wird, muss man lügen.

Jean-Claude Juncker im April 2011, abends

Netzkultur

Twitter und das Diskussionsklima im Netz Von Michael Bärnthaler

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witter, Leitmedium der Gegenwart, zieht einen besonderen Menschenschlag an. Die Lauten, die Besserwisser, die Selbstdarsteller. Viele psychisch Gestörte. Und natürlich die Tages- und Wochenzeitungen, die es noch gibt. Auf Twitter tummeln sich professionelle und Freizeitschreihälse, so etwa auch meine Wenigkeit unter dem Namen @b_thaler. Es sind nicht viele, die auf Twitter diskutieren, aber sie sind oder nehmen sich sehr wichtig. Da Menschen sich stets in konkurrierenden Gruppen organisieren, stehen auch auf Twitter zwei große Lager einander gegenüber. Nennen wir sie, der Einfachheit halber, das linke und das rechte Lager. Ja, es geht um Politik. Und das linke oder linksliberale Lager verteidigt seine Lufthoheit über den Online-Stammtischen mit einer gewissen Verbissenheit. Das Diskussionsklima ist ziemlich vergiftet. Das hat viele Ursachen, über die sich naturgemäß nicht alle einig sind. Oft wird das Medium selbst dafür verantwortlich gemacht, was nicht unplausibel ist. Denn Twitter fördert, wie gesagt, das Schrille, das Laute, das Schnelle. 140 Zeichen sind gut geeignet, um der eigenen Eitelkeit zu frönen, um apodiktisch zu behaupten und zu trollen ... Für ausführliche sachliche Diskussionen ist das Medium weniger geeignet. Oft hört man von Hasspostings, von Hass und Hetze, die online von rechten, von rassistischen oder sexistischen Trollen verbreitet würden. Nun findet man zwei-

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fellos Ekelhaftes, Bösartiges und auch strafrechtlich Relevantes im Netz, das von Linken oder Rechten in Umlauf gebracht wird. Aber inwiefern ist die Figur des »rechten Hassposters« ein spezifisches Problem? Können die wenigen, die, oft anonym, tatsächlich nur »Hass« verbreiten, das Diskussionsklima so vergiften, dass ein Dialog zwischen Linken und Rechten unmöglich wird? Ich denke, das Problem besteht eher darin, dass der »rechte Hassposter« – eine teils real existierende, teils aber mythologisch überhöhte Figur – von linken Journalisten zum Sündenbock gemacht wird für all das, was in der öffentlichen Diskussion schiefläuft. Man gibt die Schuld für das tatsächlich vergiftete Diskussionsklima ausschließlich »rechten Hasspostern«. Mit deren Meinungen habe man sich gar nicht auseinanderzusetzen, die seien letztlich nur ein Fall für den Staatsanwalt. Diese bös-

willig-ignorante Verquickung von rechter politischer Einstellung mit »Hass« trägt das Ihre dazu bei, das Diskussionsklima zu vergiften. Es ist der Versuch, einen Teil des politischen Spektrums systematisch zu delegitimieren und zum Schweigen zu bringen. Diverse Skandalisierungen, Kampagnen und Shitstorms sollen diesem Zweck dienen. Der etwas voreilige Vorwurf der »Zensur« jenen Meinungsmachern gegenüber, die diesen »Kampf gegen Rechts« führen, kann dabei von diesen stets mit Verweis darauf zurückgewiesen werden, dass ja tatsächlich keine Zensur durch staatliche Behörden stattfindet. Man sollte daher einfach lapidar festhalten, dass sie, die linksliberal-mainstreamigen Meinungsmacher, natürlich, mangels Möglichkeit dazu, keine Zensur ausüben, dass sie aber sehr wohl dazu beitragen, dass das Diskussionsklima ist, wie es ist: nämlich vergiftet. n

Apropos Cervenka

Dieser Tage habe ich im Auto wieder einmal »Apropos Musik« auf Ö1 empfangen dürfen. Ich bin am Parkplatz sogar noch im Wagen sitzen geblieben, um die Sendung fertig zu hören. Und da musste ich dann erfahren, dass Gottfried Cervenka überraschend im Alter von 68 Jahren gestorben ist. Er wird diesem – bis auf seine neosozialistisch infantilpolitistische Ausrichtung – großem Sender fehlen. -cak-


Alles Kultur Theater

Melancholischer Jörg Haider

Von Peter K. Wagner

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ie deutsche Band Element of Crime komponiert zuerst die Musik. Dann sorgt Sänger und Auch-Autor Sven Regener (»Herr Lehmann«) für Begleitung in Form von bedeutungsschwangeren Texten. Das funktioniert seit 30 Jahren so gut, dass man vor wenigen Wochen in Graz das Orpheum zwei Tage hintereinander bespielte. Mit traditionell-popkultureller Melancholie, die zum Nachdenken anregt. Und schon sind wir beim Theater im Bahnhof-Stück »Wahr und gut und schön«. Denn erstens trägt das Stück den gleichen Titel wie eine Element-of-Crime-Nummer und zweitens war zuerst die Idee einer »Komödie rechts der Mitte« und dann der Bedarf nach textlicher Begleitung, für die das Ensemble gemeinsam mit Regisseur Ed Hauswirth bei den Proben sorgte. Ach ja, und ein Drittens gibt es auch noch: Traditionell-popkulturell ist auch Stichwort für das TiB, sieht es sich selbst doch als »Theater zwischen Tradition und Populärkultur«.

Diesmal macht sich das Ensemble in diesem Verständnis mehr an die Bestandsaufnahme des traditionellen Österreichs, vergisst aber nicht auf Populärkultur. Pegida und Identitäre, Geiz und Empathie, Familienstreit und Kleinkariertheit, Stammtischgespräche über Flüchtlinge und Selbstbelügen für besseren Schlaf. Minimalistisch, aber passend inszeniert rund um Darsteller, die ihre eigenen Rollen teilweise wechseln und stetig pausieren, um sie zu hinterfragen. Da gibt es die Tiroler Haushälterin, die reichen Tanten, den suspendierten Polizisten mit Verbindungshintergrund oder die französische Schwägerin. Das Highlight der überzeichneten Protagonisten ist der Mitte-Rechts-Nachwuchs. Ein Videoblogger studentischen Formats, der alle furchtbar stolz macht und liebevoll »der Bub« genannt wird. Endlich hat die Inszenierung ein großes Problem: Die Handlung ist so flach, dass die Grundaussage der teils humorvoll-unterhaltsamen Dialoge bereits nach dem ersten Viertel des Stücks bei den Theaterbesuchern angekommen ist.

Und in der Folge regt dann selbst schauspielerisch-famoses Gegackere der zahlenmäßig weit überlegenen Schauspielerinnen mehr zum Fremdschämen denn zum Szenenapplaus an. Wobei eine Szene schon noch funktioniert: »Wollts’ ihr wissen, wie der Haider gestorben ist?«, steht bereits auf den Werbeplakaten des Stücks. Und man bekommt, wofür man bezahlt: Die Lösung. »Es war kein Unfall, es war Selbstmord«, sagt die Tante. Wahr? Gut? Oder gar: Schön? Auf jeden Fall eine weitere Parallele zu Element of Crime: Regt zum Nachdenken an. Ganz egal, ob mit oder ohne Melancholie. n Wahr und gut und schön – eine Komödie rechts der Mitte 14. bis 16. Jänner 2016, 20 Uhr Theater im Bahnhof 8020 Graz, Elisabethinergasse theater-im-bahnhof.com

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Fotos: Factio popularis Europaea, Twitter, ORF/Cizek, Johannes Gellner

Das Theater im Bahnhof führt eine »Komödie rechts der Mitte« auf. Und bewegt sich zwischen Unfall und Selbstmord.


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

W

enige Tage bevor die Steuerreform in Kraft tritt, müssten eigentlich sämtliche Frühindikatoren nach oben zeigen, um den größten Wachstumsschub dieses Jahrtausends anzukündigen. Denn immerhin beglückt uns die Regierung mit der, so Bundeskanzler Werner Faymann, größten Steuerentlastung in der Geschichte der zweiten Republik. Doch weit gefehlt. Während für die USA 2016 ein Wachstum von drei Prozent prognostiziert wird, soll die österreichische Wirtschaft nur um 1,6 Prozent wachsen. Eigentlich darf man nur dann von einer Entlastung sprechen, wenn der Finanzminister tatsächlich auf Einnahmen verzichten muss. Davon kann bei dieser Tarifreform aber überhaupt keine Rede sein. Den Lohn- und Einkommensteuerzahlern werden zwar fünf Milliarden Euro nachgelassen. Dabei handelt es sich ohnehin um Geld, das sich die Regierung nur durch die kalte Progression angeeignet hat. Die längst fällige Tarifreform wurde so lange verzögert, bis sich das Konzept der »Steu-

Die Abgabenquote hat ein leistungsfeindliches Ausmaß erreicht

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erreformverschleppung« einfach nicht mehr aufrechterhalten ließ. So ist im Jahr 2014 die Bruttolohnsumme der österreichischen Arbeitnehmer um 2,8 Prozent gestiegen. Im selben Jahr sind die Lohsteuereinnahmen jedoch um unglaubliche 4,7 Prozent gewachsen. Und weil der Finanzminister nicht auf die fünf Milliarden verzichten kann, müssen halt andere Gruppen herhalten. Etwa drei Milliarden sollen durch die Registrierkassenpflicht, die Abschaffung des Bankgeheimnisses, die Vergrößerung der Steuerbemessungsgrundlage, die Erhöhung der Mehrwertsteuer und die als Grunderwerbsteuerreform getarnte Wiedereinführung der Erbschafts- und Schenkungssteuer sowie andere Vermögenssteuern hereinkommen. Etwa eine Milliarde will die Regierung tatsächlich in der Verwaltung einsparen. Als gelernter Österreicher weiß man jedoch, dass nicht in der Verwaltung, sondern ausschließlich bei den Investitionen gespart werden wird. Das geht relativ einfach, indem die Infrastrukturprojekte des Bundes verlangsamt oder nach hinten verschoben werden. Bleibt eine Differenz von etwa 850 Millionen Euro, die sich die Regierung über durch die Steuerreform ausgelöste Mehreinnahmen – sogenannte Multiplikatoreffekte – holen will. Bereits vor zwei Jahren hat Österreich übrigens das ehemalige Hochsteuerland Schweden bei den Steuern und Abgaben hinter sich gelassen. Im wichtigsten globalen Standortranking – jenem des Schweizer Instituts für Managemententwicklung (IMD) – nimmt Schweden hinter den USA, der Schweiz und Hongkong inzwischen den sensationellen vierten Platz ein. Dass Österreich in wenigen Jahren von Rang elf auf Platz 26 abgestürzt ist, ist eine unmittelbare Folge des Reformversagens der Regierung. Verbesserungsbedarf hat Österreich aus Sicht des IMD beim Pensionsantrittsalter, bei den Verwaltungskosten und beim hohen Budgetdefizit. Das IMD spricht in Bezug auf Österreich außerdem von Engpässen im Bildungssystem und von viel zu hohen Energiekosten für die Betriebe. Während unsere Regierung streitet und Reformen verschleppt, weil

sie sich vor der FPÖ fürchtet, hat Schweden seine Hausaufgaben gemacht. Österreich hat tatsächlich das Riesenproblem, dass es sich derzeit keine Absenkung der Abgabenquote leisten kann. Und das bei einer Belastung, die sich längst negativ auf die Leistungsbereitschaft der Unternehmen, aber auch jene der Arbeitnehmer auswirkt. Anders als oft kolportiert, liegt es nicht an der arbeitsverweigernden Einstellung einer sogenannten »Generation Y«, die angeblich mehr Wert auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance als auf ein Leben in materiellem Wohlstand legt und deswegen keine Überstunden mehr leisten will. Die Frage, warum niemand eine Stunde länger arbeiten will, wenn er über 70 Prozent des in Aussicht stehenden Zuverdienstes als Steuern und Sozialabgeben an den Staat abliefern muss, ist einfach zu beantworten: Weil es sich nicht lohnt! n

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