Fazit 117

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fazitmagazin.at

#117 Spare in der Zeit, dann ...

Sparen im Spannungsfeld zwischen Tugend und Unheil

Nr. 117 8/2015 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Stimme der Nation Fazitgespräch mit Chris Lohner

FAZIT

November 2015

Rudi Lackners Café Kaiserfeld Essay von Bettina Röhl

Akadische Spurensuche in Kanada

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


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Editorial

Von Christian Klepej

D

as Schöne an der Aufgabe ist: Das Einzige, was man falsch machen kann, ist, zu wenig Mut zu haben.« Diese fast schon pathetische Wortspende soll laut Kleiner Zeitung Gernot Blümels erste »Reaktion voller Zuversicht« auf seine nach bester Manier oberster Sowjets erfolgte blitzartige Bestellung zum neuen Chef der Wiener Volkspartei gewesen sein. Und diese Reaktion lässt tief blicken. Zum Einen möchte man befürchten, dass der Glaube »nichts falsch machen zu können« schon viel zu lange zum fixen Repertoire neuer VP-Parteiobmänner zählt, zum Anderen bin zumindest ich davon überzeugt, dass es dann doch einen Punkt gibt, den Blümel falsch machen kann. Oder besser konnte, denn es war falsch, dieser weiteren größten Niederlage aller Zeiten der Volkspartei mit so einem Hudriwudrischnellpersonaltausch zu begegnen. Blümel mag ein fähiger Mann sein, wiewohl er dann eigentlich die Sinnlosigkeit, am Montag nach dem Desaster vom Wahlsonntag einfach per Präsidiumssitzung einen Kopf auszutauschen, erkennen hätte

Die ÖVP steht vor ihrer endgültig letzten Chance, diesem Land zu dienen

müssen. So hat sein Jobwechsel doch auch den Beigeschmack der Absicherung der persönlichen Karriere auf einem öffentlichen gut bezahlten Posten. Denn der letzte große Auftritt der Wiener ÖVP ist zumindest noch weitere fünf Jahre entfernt: der Nichteinzug ins Wiener Landesparlament. Natürlich hätte der offenbar leider charismalose nun Exparteiobmann Manfred Juraczka sein Amt nicht sofort zurücklegen dürfen und zumindest einen Versuch der Neugründung seiner Partei in der Bundeshauptstadt einleiten müssen! Von mir aus sogar auch ohne Juraczka und unter Kuratel einer starken Bundespartei, die einen »Kommissär« hätte einsetzen können. Das mag vielleicht formalistisch klingen, ist es aber nicht. Es ist nämlich ein deutlicher Unterschied, ob man so tut, als wäre ein Parteichef aufgrund irgendeiner demokratischen Wahl in sein Amt gekommen oder ob man eben mit offenen Karten spielt. Das kann die große, alte Volkspartei aber offensichtlich nicht (mehr). Und wenn ich an die ersten Ergüsse des Nachfolgers von Gernot Blümel als VP-Generalsekretär – der zuvor als Vorsitzender des Sozialversicherungsverbands tätige Peter McDonald – denke, wird meine Sorge um die Volkspartei auch nicht wirklich geringer. Dieser hat uns nämlich gestern im Ö1-Journal um Fünf ausrichten lassen, er möchte »heiße Eisen anfassen« und sogar »heilige Kühe schlachten«. Wo gibt es solcher Art Phrasenautomaten eigentlich zu kaufen, die fähige und durchaus intelligente junge Männer dazu verleiten, so warmluftige Sprechblasen zu produzieren? Und – das ist mir wichtig anzumerken – ich schätze die beiden neuen VP-Funktionäre im Grunde sehr. Es ist offenbar die untote Gesamtverfasstheit dieser Partei, die sie dazu nötigt, so zu agieren. Und gerade diesen beiden solche Vorwürfe zu machen, erscheint angesichts der Budgetrede eines Finanzministers einer Partei, die seit bald 30 (dreißig!) Jahren ständig in der Regierung sitzt, und die in ihrem Kern die (eigentlich unglaubliche) Aussage hat, »ab jetzt fangen wir an, das Richtige zu tun« fast schon als ungerecht. Diese Österreichische Volkspartei ist in Wien wie

auf Bundesebene jedenfalls am Ende. Und wenn wir – ich bin ja, daraus habe ich nie ein Hehl gemacht, Mitglied der ÖVP – nicht endlich damit beginnen, einen wirklichen »Reformprozess« (Sie entschuldigen nun mein Phrastentum. Ja, auch ich habe das schon so oft hier geschrieben, dass ich es fast nicht mehr lesen kann.) einzuleiten, dann wird der Verwesungsprozess auch die noch da und dort agilen Landesparteiorganisationen erfassen und die Österreichische Volkspartei zu einem bloßen historischen Wikipediaeintrag werden lassen. Dabei braucht dieses Land (dieser Kontinent) eine nichtlinke, um nicht zu sagen rechtsdemokratische, jedenfalls aber bürgerlichkonservative Kraft, die dem linkssozialistischen Zeitgeist konstruktiv und demokratisch entgegentritt. Dieses Land droht an den aktuellen Verwerfungen zu zerreißen. Die Flüchtlingsproblematik etwa, die ORF und viele linke Qualitätsmedien in den letzten zwei Wochen vor der Wiener Wahl einfach vollkommen ausgeblendet haben, hat sich ja nicht in Luft aufgelöst. Tag für Tag sind weitere Tausende Flüchtlinge auf ihrer Reise nach der Bundesrepublik durch Österreich gekommen (und zahlreiche auch geblieben). Es wäre verantwortungslos von der ÖVP, nicht endlich echte Bemühungen zur Reform zu starten. Und es würde den Rechtspopulisten zu weiteren Erfolgen verhelfen. Ihr Funktionäre auf allen Ebenen der Volkspartei, wollt Ihr das wirklich? n Spenden Sie jetzt für die Flüchtlinge in Österreich! Informationen im Internet unter helfenwiewir.at Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT NOVEMBER 2015 /// 3


Inhalt Fazit November 2015

Spare in der Zeit, ...

Ist Sparen gut oder schlecht für unsere Wirtschaft? Johannes Tandl über Sinn und Unsinn des Konsumverzichts.

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Stimme der Nation

Chris Lohner im Fazitgespräch über würdevolles Altern, ihr öffentliches Leben und laszive ÖBB-Ansagen.

Fotos: Peter Pichler, Marija Kanizaj (2), Enlarge, Katharina Zimmermann, Candy Welz

06

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Merkel muss weg!

In einem offenen Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer nimmt sich Bettina Röhl kein Blatt vor dem Mund.

Pacman für alle

Ein kleiner Rückblick auf den Steirischen Herbst 2015. Seite 80

Ausgabe November 2015 XII. Jahrgang Nr. 117 (8/2015) FAZIT © Klepej &Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Promotion« oder »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

4 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 68

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Rubriken Editorial 3 Politicks 12 Investor 36 Essentials 56 Immobilien 66 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Seit der Finanz- und Schuldenkrise scheiden sich am Begriff Sparen die Geister. In der Titelgeschichte geht es um Sparen im Spannungsfeld zwischen Ethos und Untugend. Für das Fazitgespräch trafen wir Chris Lohner. Sie ist aktiv wie eh und je und denkt gar nicht daran, ihren persönlichen Lebensabend ruhiger zu gestalten. Sie war Fotomodell, ORF-Ansagerin, Schauspielerin, Autorin, Kabarettistin und Kultfigur – und ist die Stimme der ÖBB. Doch sie hat weitaus mehr zu sagen als »Bitte alles aussteigen«.

Der Fazitessay kommt diesmal von der deutschen Publizistin, Bettina Röhl. Sie schreibt einen offenen Brief an Horst Seehofer über die Flüchtlingskrise und meint, dass der epochale Systemzusammenbruch schon eingetreten ist.

Das Café Kaiserfeld

Volker Schögler portraitiert das einzige Altwienerkaffeehaus in Graz und seinen umtriebigen Besitzer Rudi Lackner.

Mit dem »Club Mahé« und der ersten Großdisco, dem »Teatro«, setzte der Grazer Gastronom Rudi Lackner schon vor 40 Jahren Maßstäbe im Grazer Nachtleben. Seit 2004 bewahrt er mit dem Kaiserfeld die Altwiener Kaffeehauskultur in Graz vor dem Aussterben. Im Fazitportrait geht es vor allem um den Ideengeber und Stadtentwickler Rudi Lackner. Gutes Lesen! -red-

Neubraunschweig in Kanada

Katharina Zimmermann hat die kanadische Provinz besucht und sich auf die Spuren der französischen Pioniere begeben.

IMPRESSUM Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

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Lektorat AdLiteram

Essentials

Die wichtigen Dinge von Susan na Marinic-Knittelfe lder

Seite 56

Druck Leykam-Letsprint

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Kalchberggasse 1/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT NOVEMBER 2015 /// 5



Ethos oder Untugend

Spare in der Zeit … Spätestens seit der Finanz- und Schuldenkrise scheiden sich am Begriff »Sparen« die Geister. Nachdem die Geldinstitute jahrzehntelang versucht haben, ihre Kunden mit bunten Weltspartaggeschenken zum Sparen zu animieren, sehen inzwischen immer mehr Ökonomen im schwachen Konsum die größte Gefahr für die Wirtschaft. Denn klar ist, dass die Unternehmen leiden, wenn zu wenig Geld für Einkäufe verwendet wird.

Illustration: Peter Pichler, Fotos: Ervins Strauhmanis, Metropolico.org

I

m Zuge des Wirtschaftsaufschwungs der Nachkriegsjahre appellierten Politik und Finanzwirtschaft an die Österreicher, doch nicht ihr gesamtes verfügbares Einkommen zu verkonsumieren. Denn damals wie heute war die österreichische Wirtschaft in erster Linie kreditfinanziert. Und um zu wachsen, mussten investitionsfreudige Unternehmen Kredite aufnehmen, die es mit den Spareinlagen der »kleinen Leute« zu unterlegen galt. Nach dem Krieg war die Bevölkerung jedoch misstrauisch. Sparen galt zwar immer noch als Tugend und Sprichwörter wie »Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not« kannte so gut wie jeder, doch viele Ältere hatten ihr gesamtes Barvermögen in den Wirren von Weltwirtschaftskrise, Zwischenkriegszeit und Zweitem Weltkrieg gleich mehrfach verloren – und auch ihnen war zuvor gesagt worden, dass ihr Geld sicher sei. Doch der Schilling entwickelte sich als Folge seiner Bindung an die Deutsche Mark tatsächlich zu jener harten Währung, die von der Politik versprochen worden war. Und mit dem Aufschwung wuchs auch die Bereitschaft, Geld für größere Anschaffungen – oder für schlechtere Zeiten – zurückzulegen.

Sparefroh und Sumsi sollten das Sparen schmackhaft machen

Von wem, wenn nicht von den sparfreudigen Schwaben kann man das Auskommen mit dem Einkommen lernen? Und so übernahmen die österreichischen Sparkassen die lustige Figur des Sparefrohs, den die Stuttgarter Sparkasse eingeführt hatte, um ihren kleinen Kunden die Tugend des Sparens schmackhaft zu machen. Auch die Raiffeisenbanken bedienten sich mit ihrer fleißigen Bie-

ne Sumsi bei einem Grafiker aus Baden-Württemberg. Die Figur wurde in den 70er Jahren mit großem Erfolg bei den jüngsten Raiffeisenkunden in Österreich eingeführt und sollte die unter 10-Jährigen animieren, ihr Geld mit Bienenfleiß auf ein gut verzinstes Sparbuch zu geben. Tatsächlich konnten österreichische Sparbuchsparer jahrzehntelang – bis zum Ausbruch der Finanzkrise – eine bescheidene Realverzinsung auf ihre Ersparnisse erzielen. Die Österreicher sind besonders konservative Anleger. Sie gehen keine Risiken ein. Dem Grundsatz folgend »Sicherheit geht vor Ertrag« bilden Sparbücher und Bausparverträge daher nach wie vor die beliebtesten Sparformen. Wer heute spart, sei entweder ein Idiot oder ein unverbesserlicher Idealist, meint hingegen der österreichische Ökonom Rahim Taghizadegan. Sparen sei nichts anderes als Konsumverzicht und der werde nicht vergolten. Die Gefahr sei groß, dass das angesparte Geld entwertet werde – laufend und unmerklich: durch Inflation. Die Zinsentwicklung der letzten Jahre bestätigt Taghizadegan. Wer sein Geld relativ risikolos auf einem Sparbuch angelegt hat, muss seit geraumer Zeit einen deutlichen Realverlust hinnehmen. Selbst sparbereite Zeitgenossen würden sich daher aus höherer Einsicht, aber wider Willen, für den Konsum entscheiden und Dinge kaufen, die sie eigentlich gar nicht brauchen, so Taghizadegan.

Seit 1995 hat sich die Sparquote der Österreicher halbiert

Die sinkenden Renditen haben tatsächlich deutliche Auswirkungen auf das Sparverhalten der Österreicher. Aus Sicht der Banken

Von Johannes Tandl FAZIT NOVEMBER 2015 /// 7


Ethos oder Untugend

»Es gibt viele Wege, sich zu bereichern. Einer der besten ist die Sparsamkeit.« Sir Francis Bacon

Zu den protestantischen Gründungsmythen der USA gehörte auch die Tugend des Sparens. Benjamin Franklin wird der Ausspruch, »Jeder Penny, den man spart, ist ein Penny, den man verdient«, zugeschrieben.

8 /// FAZIT NOVEMBER 2015

steht die Notwendigkeit des Sparens naturgemäß außer Streit. In Zeiten, in denen die Bürger davon ausgehen sollten, dass ihre Pensionen nicht ausreichen werden, um den gewohnten Lebensstil zu finanzieren, könne man gar nicht früh genug mit der Vorsorge beginnen, heißt es unisono aus Banken- und Versicherungskreisen. Bei Vorsorgeprodukten raten die Institute zu langfristigen Bindungen, weil sich dadurch ein Ertrag abbilden lässt, der immer noch deutlich über der Inflationsrate liege. Bei kurzfristigen Sparformen wollen die Banken zumindest einen Vermögenserhalt erreichen. Sie sehen sich dabei aber den Unwägbarkeiten von Finanzmarkt und exzessiver Geldpolitik unterworfen. Und die Österreicher haben tatsächlich massiv auf die geänderten Rahmenbedingungen reagiert – indem sie nämlich nur mehr halb so viel sparen wie noch vor zwanzig Jahren. 1995 lag die Nettosparquote noch bei 14,6 Prozent der verfügbaren Einkommen, 2014 nur mehr bei 7,8 Prozent. Die Sparquote hängt jedoch erst in zweiter Linie von der Höhe der Zinsen ab. Entscheidend ist die Höhe der Einkommen. Das hat der britische Ökonom John Maynard Keynes bereits in den Dreißigerjahren bewiesen und in seiner Konsumfunktion abgebildet.

Die USA erklären das Sparen zur Untugend

Keynes fragte sich, was passiert, wenn die Leute sparen anstatt einzukaufen. Er kam dabei zu dem Schluss, dass jemand, der heute nicht in ein Restaurant essen geht, weil er sich etwas Geld sparen will, sein Erspartes nicht zwangsläufig in einer Woche oder in einem Jahr in einem Restaurant ausgeben wird. Damit beeinträchtigt sein Verhalten – das Sparen – das Geschäft der Gastronomen mit der Konsequenz, dass, wenn weniger Leute essen gehen, auch weniger Restaurants, weniger Kellner und weniger Köche benötigt werden. Die Schlussfolgerung von Keynes lautete, dass die Wirtschaft zwangsläufig in eine Rezession stürzen müsse, wenn die Menschen zu viel sparen und zu wenig Geld ausgeben. Die nachfrageorientierten Ansichten von Keynes haben sich in nur wenigen Jahrzehnten global durchgesetzt und werden im Großen und Ganzen bis heute nicht in Frage gestellt. Und auch die Wirkung der Nachfragefunktion steht außer Streit: Je mehr Geld einkommensschwächeren Schichten etwa durch Sozialtransfers


Ethos oder Untugend

Entwicklung der Nettosparquote in Österreich 14,6%

1995

10,5%

10,7%

2000

2005

zur Verfügung steht, desto besser ist das für die Wirtschaft. Denn wer wenig hat, kann es sich nicht leisten zu sparen. Vor allem in den USA wurden Keynes Lehren von der Wirtschaftspolitik aufgegriffen und aus Sicht vieler neoklassisch angehauchter Ökonomen durch exzessive Anwendung mitunter pervertiert. Bis in die Fünfzigerjahre galt Sparen auch in Amerika als Tugend. »Jeder Penny, den man spart, ist ein Penny, den man verdient«, meinte etwa Benjamin Franklin und die Erfolgreichsten seiner Landsleute hielten sich an dieses typisch protestantische Motto. Um die Wirtschaft nach dem Krieg anzukurbeln, wandte sich Amerika jedoch einer – von der Wirtschaft getriebenen – exzessiven Konsumkultur zu, in der das Sparen keinen Platz mehr hatte und selbst Ausgaben des täglichen Lebens immer öfter über Kredite finanziert wurden. Und so stieg die Verschuldung der amerikanischen Haushalte, ohne als ökonomisches Problem wahrgenommen zu werden, kontinuierlich an. Mit der Präsidentschaft von Dwight D. Eisenhower war diese exzessive Form des Keynesianismus endgültig auch bei den Republikanern angekommen. Sparen galt auf einmal als wirtschaftsgefährdende Untugend. Als Eisenhower etwa 1958 gefragt wurde, wie sich die Leute vor einer drohenden Rezession schützen sollten, antwortete er »Kaufen«. Auf die Frage, was die Leute kaufen sollten, meinte Eisenhower nur: »Kaufen, ganz egal was!« Die US-Industrie tat in der Folge alles, um die Amerikaner in Ratenkäufer zu verwandeln. Der Massenkonsum stellte sich daher um zwei Jahrzehnte früher ein als in Europa. Der Grund dafür, dass bereits zu Beginn der Sechzigerjahre so gut wie alle amerikanischen Haushalte motorisiert waren und über Waschmaschinen und Kühlschränke verfügten, lässt sich daher nicht mit signifikant höheren Einkommen oder niedrigeren Preisen belegen, sondern im weitgehend unbeschränktem Zugang der Mittelschicht zu Ratenkäufen und Konsumkrediten. Wie groß die Unterschiede zwischen Europa und den USA aber immer noch sind, zeigt sich etwa beim Umgang mit Kreditkarten. Bei uns gelten Visa, Amex und Co als sichere Alternativen zum Bargeld. In Europa müssen die Kreditkartenumsätze spätestens am Monatsende abgedeckt werden, in den USA bleiben sie hingegen als ungedeckter Überziehungsrahmen stehen, bis sie irgend-

9,3% 2010

7,8% 2014

»Nicht das Sparen allein, um spät zu genießen, macht das Glück.« Johann Wolfgang von Goethe

FAZIT NOVEMBER 2015 /// 9


Ethos oder Untugend

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Wolfgang Schäuble ist als »Sohn einer schwäbischen Hausfrau« stolz auf die Tugend des Sparens. Dass nur Schulden gemacht werden dürfen, wenn sie auch bedient werden können, versteht sich da von selbst.

wann gedeckt werden. Nur wenn selbst die Zinsen nicht mehr bedient werden können oder der Rahmen erreicht ist, werden die Karten gesperrt. Ähnlich verhält es sich mit Hypothekardarlehen. In Europa dienen sie in erster Linie dazu, um den Kauf oder die Sanierung einer Immobilie zu finanzieren. In den USA hingegen wurde jedem Haus und jeder Wohnung ein jährlicher Wertzuwachs unterstellt, der sich in einer höheren Schuldentragfähigkeit abbildet. So war es bis zur Subprimekrise etwa überhaupt kein Problem, unabhängig von der Person des Antragstellers einen immobilienbesicherten Kredit zu erhalten, der den Wert der Immobilie um das Eineinhalbfache übersteigt. Diese Kredite wurden in Regel jährlich um weitere vier bis sechs Prozent – abhängig von der durchschnittlichen Wertsteigerung der Immobilie – für zusätzliche Konsumausgaben erweitert. Von den völlig überschuldeten Haushalten mussten nur die anfallenden Zinsen bedient werden. Die Blase platzte, als sich viele Amerikaner, in Folge massiv gestiegener Benzinpreise, die stundenlangen Autofahrten zum Arbeitsplatz nicht mehr leisten konnten. Sie gaben ihre Häuser in abgelegenen Vororten auf, um sich in der Nähe ihrer Arbeitgeber niederzulassen. So kamen immer mehr unverkäufliche Immobi-


Ethos oder Untugend

lien in schlechten Lagen auf den Markt. Die Preise begannen zu sinken und das »Hypothekenkarussell« funktionierte auf einmal nicht mehr. Da zu diesem Zeitpunkt ein Gutteil der inzwischen notleidenden Kredite bereits an Banken in anderen Teilen der Welt verkauft worden war, nahm die Krise globale Ausmaße an.

Die Moral aus Sicht des Sohnes einer »schwäbischen Hausfrau«

Inzwischen sind sieben Jahre vergangen und die USA setzten – ohne große Erfolge – weiterhin auf eine nachfrageorientierte – schuldenfinanzierte – Wirtschaftspolitik. In Deutschland und damit in der Eurozone sind hingegen Konsolidierungspolitiker am Werk, die die Staatsschulden eindämmen und somit die Zinsen finanzierbar halten wollen. Doch auch sie schafften es bisher nicht, die Krise abzuschütteln. Max Weber beschrieb die Tugend des Sparens als Element der protestantischen Ethik, auf die sich auch der Kapitalismus zurückführen lässt. Im 19. Jahrhundert, in dem von einem funktionierenden Kapitalmarkt noch keine Rede sein konnte, bildete Sparen tatsächlich die einzige Möglichkeit, um Kapital für Investitionen zu bilden. Im Industriezeitalter galten Arbeit und Kapi-

tal daher als die wichtigsten Quellen des Wachstums und nicht Konsum und Kredit. Im Mittelpunkt des Wirtschaftslebens stand der ehrbare Kaufmann. Und zu dessen Pflichten gehörte auch die Sparsamkeit. Er bildete eine der Säulen des Bürgertums, und wenn Thomas Mann in den »Buddenbrooks«, aufzeigt, wie Spekulation, Disziplinlosigkeit und Schulden ein Leben ruinieren können, galt das nicht nur für die deutsche Gesellschaft des vorletzten Jahrhunderts als Konsens. In weiten Kreisen der mittelständisch geprägten deutschen Wirtschaft gilt dieses Bild – in abgemilderter Form – auch heute noch. Wenn der deutsche Finanzminister Schäuble damit kokettiert, dass seine Mutter eine »schwäbische Hausfrau« gewesen sei, ist das ein Sinnbild für die innerste Überzeugung und für sein Wertesystem des konservativen Politikers. Verschuldungsmentalität, wie sie in den USA oder auch in Südeuropa gelebt wird, hat darin keinen Platz. Als deutscher Finanzminister ist Schäuble natürlich auch »Keynesianer« und Anhänger des Deficitspending. Für ihn als Sohn einer schwäbischen Hausfrau ist jedoch klar, dass nur Schulden gemacht werden dürfen, wenn sie auch bedient werden können.

. it e w lt e w n e n io t a in t s 193 De Die Industrie.

3 von 4 Produkten der steirischen Industrie gehen auf Reisen. Der freie Handel ohne kostspielige bürokratische Hürden ist wichtig für das Exportland Steiermark. Internationale Handelsabkommen wie TTIP sichern Arbeitsplätze und Wohlstand in unserem Land.


Österreich muss zurück in die Champions League und weg aus der Regionalliga Ost. Finanzminister Hans-Jörg Schelling bei seiner Budgetrede

Fotos: ÖVP-Online, SPÖ Presse und Kommunikation

Finanzminister Hans-Jörg Schelling schimpfte bei seiner Budgetrede auf die Regierung, der er selbst angehört. Er habe das Gefühl, dass Österreich wesentlich erfolgreicher sein könne.

Schelling als Teil des Stillstands? Wenn Finanzminister Hans-Jörg Schelling eine Rede hält, wird einem zumindest nicht langweilig. Im Normalfall garniert er seine Vorträge mit gut gelungenen Pointen. Er analysiert genau und zeigt Wege auf, wie Probleme gelöst werden können. Wenn er nicht schon Teil der Regierung wäre, könnte er das Gefühl vermitteln, dass alles besser, großartiger und viel einfacher wäre, wenn er endlich auch etwas zu entscheiden hätte, in unserem Land. Und so kann die Budgetrede, die Schelling vor wenigen Tagen im Parlament hielt, nur als umfassende Entschuldigung dafür interpretiert werden, dass er nun seit über einem Jahr Finanzminister ist und nicht viel mehr als ein »Steuerreförmchen« zusammengebracht hat, das statt über Einsparungen beinahe zur Gänze von der Wirtschaft gegenfinanziert wird. Dennoch hatte Schelling in seiner Rede die Chuzpe, eine deutliche Entbürokratisierung, Einschnitte in das Pensionssystem und wieder einmal die Abschaffung der »kalten Progression«, ja sogar eine Lohnnebenkosten-Senkung zu fordern. Der Finanzminister sprach davon, dass den Menschen die Wahrheit zumutbar sei und wie die hohe Steuerlast die Wirtschaft schädige. Österreich müsse weg von der Regionalliga Ost zurück in die »Champi12 /// FAZIT NOVEMBER 2015

ons League«. Als gelernter Unternehmer habe er sich viel schnellere Reformen gewünscht, in dieser Regierung bewege sich alles aber alles nur recht langsam. Obwohl die Neuverschuldung 3,2 Milliarden Euro beträgt, spricht Schelling davon, dass das strukturelle Nulldefizit halten werde. Gleichzeitig gebe es Unsicherheiten durch die explodierenden Kosten für die Flüchtlinge und den schwachen Arbeitsmarkt. Bis Ende 2016, sollen – so Schelling – die Hälfte der Vorschläge des Rechnungshofes zur Verwaltungsreform umgesetzt sein. Das werde schon im nächsten Jahr Einsparungen von 500 Millionen Euro bringen. Zusätzlich sollen 200 Millionen bei Subventionen gespart werden. Da der Finanzminister weder zu den Verwaltungs- noch zu den Subventionskürzungen irgendwelche Umsetzungsideen bekanntgeben konnte, weiß der gelernte Schelling-Zuhörer, dass diese Aussagen wohl nur als Ankündigungen ohne großen Inhalt zu verstehen sind. Was sollen die Österreicher nur von einem Finanzminister halten, der den Eindruck vermittelt, dass er zwar will, aber gleichzeitig betont, dass er nicht kann? Schelling ist damit Teil jenes Problems geworden, das darin besteht, dass die ideologischen Schnittmengen zwischen den Regierungsparteien SPÖ und ÖVP längst nicht mehr ausreichen,

um den Stillstand zu überwinden. Doch inzwischen fällt Österreich bei sämtlichen maßgeblichen Standort- und Wettbewerbsrankings immer weiter zurück. Und auch die heurigen Landtagswahlergebnisse tragen nichts dazu bei, dass sich die Regierung bald selbst erlöst und in Neuwahlen flüchtet. Sämtliche Umfragen zur Nationalratswahl sehen die FPÖ mit deutlichem Abstand auf dem ersten Platz. Die Regierung wird daher aushalten bis zum letztmöglichen Wahltermin im Jahr 2018 – mit allen negativen Konsequenzen für die österreichische Bevölkerung und die österreichischen Unternehmen.

Registrierkassenpflicht: Leitl scheitert beim Finanzministerium. Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl forderte, die Registrierkassenpflicht von 1. Jänner 2016 auf 31. Dezember 2016 zu verschieben. Beim Finanzministerium biss er damit jedoch auf Granit. Der Finanzminister erwartet sich durch die Registrierkassenpflicht nämlich zusätzliche Einnahmen von 900 Millionen Euro jährlich. Daher ist er für eine Terminverschiebung nicht zu haben. Leitls Forderung war das Ergebnis der Herbstklausur des oberösterreichischen Wirtschaftsbundes und wurde mit dem großen organisatorischen Aufwand der Registrierkassenpflicht begründet, der für die Betriebe bis zum Jahreswechsel nicht mehr zu schaffen sei. Obwohl die Umsetzung pressiert, liegt jedoch noch keine Verordnung zur Einführung der Registrierkassen vor.

Wienwahl: FPÖ gewinnt, SPÖ hält sich einigermaßen Der politische Marketinggag des Jahres war zweifellos die Idee der Wiener SPÖ, die Gemeinderatswahl 2015 zum Duell um den Bürgermeistersessel zwischen Michael Häupl und Heinz-Christian Strache zuzuspitzen. Der FPÖ gefiel diese Strategie ebenfalls. Zum einen sahen die Blauen vor dem Hintergrund des Flüchtlingsthemas tatsächlich die Chance, den ersten Platz zu erobern. Zum anderen vervielfachte die


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

mediale Wirkung dieses vermeintlichen Duells die Wahlkampfmillionen der Freiheitlichen. Und so rief die FPÖ die Wienerinnen und Wiener am 11. Oktober zur Oktoberrevolution auf. Doch angesagte Revolutionen finden bekanntlich nicht statt. Die SPÖ blieb mit einem Vorsprung von mehr als acht Prozentpunkten deutliche Erster vor der FPÖ. Die FPÖ erzielte mit über 30 Prozent der Stimmen das beste Ergebnis in der Geschichte und die Grünen verloren leicht. Katastrophal endete die Wahl für die ÖVP, die beinahe jeden dritten Wähler einbüßte. Freuen konnten sich hingegen die NEOS. Sie schafften bei ihrem ersten Antreten gleich den Sprung in den Wiener Gemeinderat. Die grünen Verluste stellten Maria Vassilakou vor ein Problem. War es doch Teil ihrer Mobilisierungsstrategie, bei einer Niederlage mit Rücktritt zu drohen. Doch bereits am Tag nach der Wahl ließ sie verlautbaren, dass sie gar nicht daran denke, ihrer Ankündigung zu folgen.

Flüchtlinge: Auch Österreich denkt über Transitzonen nach Nachdem die deutsche Regierung an den Grenzübergängen entlang der deutschösterreichischen Grenze Transitzonen einrichten will, in denen Flüchtlinge aus sicheren Drittstaaten erfasst und bis zur Ablehnung ihres Asylantrages innerhalb von 48 Stunden festgehalten und danach abgeschoben werden, sieht auch Österreich einen diesbezüglichen Handlungsbedarf. In den Transitzonen soll überprüft werden, ob Asylwerber aus Kriegsgebieten oder sicheren Drittstaaten kommen, ob sie gefälschte Papiere mit sich tragen oder ob sie überhaupt Aussicht auf ein Verfahren haben. Dabei seien, so Innenministerin Johanna Mikl-Leitner die Voraussetzungen in Österreich jedoch etwas anders als in Deutschland, denn bei uns gebe es seit der Einführung des zehntägigen Schnellverfahrens für Flüchtlinge aus sicheren Herkunftsländern nur mehr sehr wenige Asylanträge von solchen Flüchtlingen. Die österreichischen Behörden fürchten aber,

Weil ihm die Zuspitzung auf ein Bürgermeisterduell gelang, punktete die SPÖ bei der Wienwahl auch bei ehemaligen Wählern der Grünen und der ÖVP.

dass die Transitzonen in Deutschland den Flüchtlingsstrom deutlich verlangsamen würden und es bei Tausenden Neuankünften täglich zu einem massiven Rückstau in Österreich kommen würde.

Steirisches Landesbudget: Rund 190 Millionen Neuverschuldung Nachdem die Steiermark für heuer erstmals einen ausgeglichen Landeshaushalt präsentieren konnte, weil Rücklagen in Höhe von 236 Millionen Euro aufgelöst wurden, wird das Land im Jahr 2016 wieder Schulden machen. Die Neuverschuldung wird 192 Millionen Euro betragen. Ohne die Auflösung eines Teils der Finanzierungsreserve läge das Defizit gar bei 389 Millionen. »Der Landeshaushalt 2016 weist ein moderates, erklärbares Defizit aus, weil für uns die Ankurbelung der Wirtschaft und die Schaffung von Arbeitsplätzen Priorität hat”, erklärte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer mit Verweis auf die geänderten Rahmenbedingungen wie etwa die steigende Arbeitslosigkeit, Einnahmeausfälle durch die Steuerreform oder Mehraufwendungen durch die Flüchtlingskrise. »Mit diesem Budget werden in der Steier-

mark Arbeitsplätze gesichert und geschaffen, die Wettbewerbsfähigkeit erhöht, die Armut bekämpft und stabile Finanzen gewährleistet«, unterstrich Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer die Richtigkeit der steirischen Haushaltspolitik. Schützenhöfer und Schickhofer betonten, dass der Stabilitätspakt des Bundes auch mit diesem Budget eingehalten werde. Man hätte auf Biegen und Brechen auch ein Nulldefizit erreichen können, das wäre jedoch eindeutig zu Lasten der Arbeitsplätze und des sozialen Wohlstands gegangen. Proteste kommen von den Grünen: »Vor der Landtagswahl im heurigen Mai wurde die Bevölkerung getäuscht«, sagte etwa Klubobmann Lambert Schönleitner. Ebenso ablehnend kommentierte FPÖBudgetsprecher Gerald Deutschmann das Ergebnis. Die unsägliche Reformpartnerschaft fände als Schuldenpartnerschaft ihre Fortsetzung, so die FPÖ.

FAZIT NOVEMBER 2015 /// 13


Interview

Schluss mit dem täglichen »Haxl stellen« Der steirische ÖVP-Landesrat Christopher Drexler fordert als Konsequenz aus den Wahlen in der Steiermark, in Oberösterreich und in Wien eine völlig neue Zusammenarbeit innerhalb der Bundesregierung. Denn wenn die Regierungsparteien hauptsächlich damit beschäftigt seien, gegen die Vorschläge des jeweils anderen zu opponieren, könnten die Wähler ja gleich der Opposition die Stimmen geben. Bei der Wiener Landtagswahl sind die SPÖ-Verluste geringer ausgefallen als erwartet. Wie interpretieren Sie das Ergebnis? Das Wiener Wahlergebnis war vor allem eine herausragende strategische Leistung von Michael Häupl. Und damit hat er gleichzeitig Bundeskanzler Werner Faymann das Überleben gesichert. Faymann ist ohnehin der meist abgesetzte Spitzenpolitiker, der sich im Amt befindet.

Und die Bundesregierung kann jetzt bis 2018 weitertun wie bisher … Es muss endlich Schluss sein mit dem täglichen »Haxl stellen« zwischen Bundes-SPÖ und Bundes-ÖVP. Beide Parteien müssen sich darauf besinnen, dass sie eine Regierung bilden. Wenn beide hauptsächlich damit beschäftigt sind, gegenseitig zu opponieren, wird die Versuchung der Wähler groß, gleich der Opposition die Stimme zu geben. Es macht aber den Eindruck, als ob es keine ausreichende Schnittmenge mehr zwischen SPÖ und ÖVP gäbe, um drei Jahre lang daran arbeiten zu können … Die Schnittmenge fände sich mit Sicherheit. Dazu müsste man allerdings in beiden Parteien das Mindsetting von Kleinkrämertum auf verantwortungsvolle Regierungsarbeit umstellen. Die Regierung 14 /// FAZIT NOVEMBER 2015

Landesrat Christopher Drexler über die Ursachen der Flüchtlingskrise: „Wenn Europa diese ungeordneten Zustände in seinem nächsten geopolitischen Umfeld zulässt, braucht es sich über Migration nicht zu wundern.“ müsste in aller Unaufgeregtheit und ohne enervierendes Gequassel endlich regieren. Sie hat bisher leider nicht vermitteln können, dass sie die Herausforderungen der Republik mit nötiger Entschlossenheit und auch mit nötiger Einigkeit in Angriff nimmt. Das wichtigste Thema bei der Wienwahl war wie schon zuvor in der Steiermark oder in

Oberösterreich die Flüchtlingskrise. Wie kann man mit einem Thema vernünftig umgehen, wenn die Kompetenz ganz wo anders liegt? Der syrische Bürgerkrieg findet vor der Haustür Europas statt. Und Europa legt die Hände in den Schoß und wartet, was Russland oder die USA tun. Wenn man diese ungeordneten Zustände in seinem nächsten geopolitischen Umfeld zulässt, braucht man sich über Migration nicht zu wundern. Und Gleiches gilt für die desaströsen ökonomischen Verhältnisse in Afrika. In beiden Bereichen ist europäische Politik gefragt. Außerdem müssen vernünftige Partnerschaften mit Jordanien, dem Libanon und der Türkei gefunden werden, um den Flüchtlingsstrom nicht bis nach Europa durch zu lassen. Ein anderer Teil des Problems ist das Versagen des politischen Managements hier bei uns in Österreich. Es ist einfach unzumutbar, wenn man wochenlang die Bilder vom Elend in Traiskirchen sieht und eine Regierung nicht in der Lage ist, hier Lösungen zu finden. Eine kompetente Regierung würde die Organisation der Asylwerber und der Transitflüchtlinge wesentlich besser in den Griff bekommen.

Aber derzeit wird das Problem doch kleingeredet und fast macht es den Eindruck, als ob die Regierung das so lange

weitertreiben will, bis die letzte Turnhalle voller Flüchtlinge ist. Was sagen Sie einer Bevölkerung, die einfach nicht mehr glauben will, dass das alles bewältigbar ist, während der Zustrom ungebrochen anhält? Es kann natürlich nicht so weitergehen. Ich verstehe das Unbehagen und mir ist klar, dass das politische Management verbessert werden muss. Aber Ich bin zugleich davon überzeugt, dass wir die Asylwerber, die bisher in Österreich geblieben sind, bewältigen werden. Wenn man das seriös angeht, wird man auch die Bevölkerung erkennen, dass das, was bisher geschah, schaffbar ist. Zurück zu den FPÖ-Erfolgen bei den letzten Wahlen. Ist die FPÖ für Sie eine Partei wie jede andere oder ist sie mit Vorsicht zu genießen, was mögliche Kooperationen angeht? Man kann mit allen durch demokratische Wahlen in Vertretungskörper gelangte Parteien Partnerschaften eingehen. Wir haben auch schon gemeinsam mit der KPÖ abgestimmt und die würde ich auch nicht als »normale politische Partei« bezeichnen.

Das heißt, eine mögliche Kooperation mit der FPÖ auf Bundes- oder Landesebene wäre für Sie grundsätzlich denkbar? Auch unter Strache? Grundsätzlich wäre das nichts Besonderes. Aber da so eine Äußerung gerne überinterpretiert wird, muss ich das konkretisieren. Ich habe auch nach der Landtagswahl in der Steiermark bereits am Wahlabend die klare Präferenz für eine Zusammenarbeit mit der SPÖ abgegeben. Gemeinsam mit der SPÖ liefern wir eine stabile und vor allem leistungsfähige Landespolitik ab. Das klappt nicht zuletzt aufgrund der umsichtigen Führung des Landeshauptmannes so gut. Damit sind wir bei der Steiermark angelangt. Worin


Interview

unterscheidet sich die jetzige Koalition von der Reformpartnerschaft? Zuerst hat sie 20 Prozent weniger Wählerzustimmung als Rückhalt. Aber sie hat nach wie vor eine sehr solide Mehrheit und das ist eine Gemeinsamkeit mit der vorigen Periode. Worum es nun geht, ist, jene Reformprojekte zu realisieren, die uns in die Lage versetzen, ab 2017 wieder das Ziel des ausgeglichenen Haushalts zu erreichen und die Steiermark fit zu machen für kommende Jahrzehnte. Wir brauchen Schwerpunktsetzungen in den Bereichen Wissenschaft, Bildung und Forschung, um Wohlstand und Arbeit zu generieren. Wohlstand und Arbeit sind außerdem das beste Mittel gegen oppositionelle Höhenflüge. Die Zusammenarbeit mit der personell völlig erneuerten SPÖ funk-

achtzigzehn / Foto: Lupi Spuma / bezahlte Anzeige

tioniert übrigens auch auf persönlicher Ebene sehr gut. Beim Budget ist von einem Abgang von 390 Millionen Euro die Rede, von denen 200 Mio. aus Rücklagen abgedeckt werden sollen, sodass es eine Neuverschuldung von 190 Mio. geben wird. Warum hat man das Ziel des ausgeglichenen Budgets so deutlich verfehlt? Wir haben 2015 ein Budget ohne Neuverschuldung dargestellt und halten das auch ein. Man darf aber die Begriffe „Neuverschuldung“ und „strukturelles Nulldefizit“ nicht verwechseln. So mussten wir schon heuer 237 Millionen aus der Finanzierungsreserve bedecken, um keine neuen Schulden aufnehmen zu müssen. Die Lage für 2016 gestaltet sich erheblich schwieriger, zumal uns die Steuerreform des Bundes 105 Millionen Euro kostet. Außerdem steigen die

Kosten im Sozialbereich und wegen des Investitionsbedarfs auch bei der Gesundheit und Spitälern. Wir sind übereingekommen, das ganze Jahr 2016 intensiv dafür zu nutzen, um jene Maßnahmen auf Schiene zu bringen, die uns in die Lage versetzen, 2017 und 2018 wieder ausgeglichen budgetieren zu können. Manchmal erreicht man seine Ziele auch, indem man zwei Schritte vorwärts und zwischendurch einen zurück setzt.

Durch geschickte Verhandlungen stellt die ÖVP mit Hermann Schützenhöfer nach zehn Jahren wieder den Landeshauptmann. Ich habe gehört, dass auch ausgehandelt sein soll, dass die SPÖ auch einen möglichen Nachfolger von Schützenhöfer mit unterstützen wird. Wie lange, glauben Sie, wird Hermann Schützenhöfer Landeshauptmann bleiben?

Wir sind bei der Landtagswahl um Haaresbreite Zweiter gewesen. In Wahrheit gibt es zwei praktisch gleich starke Regierungsparteien. Hermann Schützenhöfer ist, denke ich, eine der am besten vorbereiteten Persönlichkeiten für dieses herausfordernde und komplexe Amt. Insofern kann ich der Steiermark nur wünschen, dass er möglichst lange Landeshauptmann bleibt. Er ist es ja erst seit dreieinhalb Monaten. Wir sind also noch im Morgengrauen, da ist das Abendrot noch weit weg.

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Bildung

FH JOANNEUM zieht Bilanz – moving forward.2015–2022

Zum Start in das neue Studienjahr zogen die Verantwortlichen der FH Joanneum im Rahmen einer Pressekonferenz Bilanz. Gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Günther Witamwas und dem zuständigen LR Christopher Drexler präsentierte die Geschäftsführung der FH Joanneum zusätzlich ihre Strategie bis zum Jahr 2022.

D

Kaufmännischer Geschäftsführer Günter Riegler, Aufsichtsratsvorsitzender Günther Witamwas, Prokurist Klaus Kinzer, Forschungskoordinatorin Roswitha Wiedenhofer und Rektor Karl Peter Pfeiffer (v.l.)

er erfolgreiche Jahresabschluss 2014/15 der FH Joanneum bestätigt die positiven Entwicklungen der letzten Jahre. „Trotz der schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen – der Bund hat seit 2009 seine Studienplatzfinanzierung nicht an die Inflation angepasst – weist die Hochschule durch strukturelle Maßnahmen und interne Prozessveränderungen weiterhin ein Wachstum auf“, erläutert

Günter Riegler, der kaufmännische Geschäftsführer der FH Joanneum. Die positive Entwicklung ist in allen Bereichen erkennbar: Die Hochschule verzeichnete ein Wachstum bei den Studienplätzen, bei den Bundeseinnahmen aus dem Studienbetrieb und bei den Einnahmen aus Forschung und Entwicklung. Diese liegen auf einem „All-Time-High“ von 5,8 Millionen Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr. „Die FH Joanneum ist ein wewww.peugeot.at

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Foto:© FH Joanneum / Manfred Terler

sentlicher Pfeiler des Hochschulstandortes Steiermark und hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu einem unverzichtbaren Teil der steirischen Bildungslandschaft entwickelt. Viele steirische, aber auch österreichische und internationale Betriebe profitieren von der Forschungsleistung und durch die bestens ausgebildeten Studierenden,

freut sich Landesrat Christopher Drexler.

Neue Strategie der FH Joanneum – HANDS ON 2022 Um auch in Zukunft am Fachhochschulsektor eine führende Position innezuhaben, haben die Verantwortlichen der FH Joanneum im vergangenen Jahr eine Zukunfts-

strategie erarbeitet. Unter dem Titel „HANDS ON 2022“ definiert sie die neue Vision und Mission der steirischen Hochschule. Die Teilziele befassen sich dabei mit dem Lehr- und Forschungsangebot, der Organisation und Kommunikation, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Finanzen und der Infrastruktur. „Unser Ziel ist es weiterhin, innovativ zu lehren und zu forschen, als Organisation nachhaltig zu agieren und verantwortungsvoll mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umzugehen“, erklärt Rektor Karl

Peter Pfeiffer. „Wir verstehen Strategiearbeit dabei als kontinuierlichen Prozess. Um die Umsetzung der strategischen Teilziele messbar zu machen, haben wir Kennzahlen und Zielwerte definiert, die wir im Rahmen des operativen Managementzyklus jährlich überprüfen.“ Der Aufsichtsratsvorsitzende Günther Witamwas ist erfreut über die Zukunftsstrategie: Die FH Joanneum beweist durch die aktuellen Zahlen und die neue Strategie eindrucksvoll, dass sie im Wettbewerb der Bildungseinrichtungen bestens positioniert ist.“

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Finanzen, Gemeinden, Regionen und Sicherheit


Kurz & News

Vor genau 20 Jahren hat Josef Prasser in seinem Styria Printshop zum ersten Mal Druck gemacht. Heute beschäftigt der innovative Drucker und Verpacker in „Styria Print“ am Standort Gratkorn 34 Mitarbeiter. Grund genug, das runde Jubiläum mit einem Fest für Mitarbeiter, Kunden und Freunde zu zelebrieren – bei einem Blick hinter die Kulissen und dem Versuch, mit der längsten Verpackung der Welt alle Rekorde zu brechen: 860 zusammenhängende Schachteln zogen eine fast 130 Meter lange Spur quer durch Firma und Festzelt. Von der Styria-Print-Mannschaft gab es ein „Extrablatt“ für den Chef, in dem über 20 Jahre gedruckt Bilanz gezogen wurde.

DIE STEIERMARK – KLINGT GUT

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Fotos: Parktherme Radkersburg, Werner Gasser/Gasser Werbung

Es macht Spaß, es dient einem guten Zweck und hat schon Tradition – das Parktherme 24-Stunden-Schwimmen zugunsten von Licht ins Dunkel im ganzjährig temperierten 50-Meter-Sportbecken der Parktherme am 7. und 8. November ist wieder ein Fixpunkt für Wasserratten mit sozialer Ader. Jede geschwommene Länge bringt 5 Cent. Als Anreiz gibt es nicht nur ein attraktives Startersackerl im Gegenwert von 170 Euro, sondern u. a. auch Gratis-Tageseintritte in die Parktherme für alle TeilnehmerInnen. Das Nenngeld: 69 Euro (Einzelschwimmer) bzw. 245 Euro (Staffel bis 5 Personen). Anmeldungen bis 31.10. unter: www.parktherme.at/24-Stunden-Schwimmen.

Rekordversuch für 20 Jahre Styria Print

Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark. Foto: Ulrike Rauch

Schwimmen für den guten Zweck


Foto: Fischer

Kurz im Gespräch mit Andreas Herz Vizepräsident der Wirtschaftskammer Steiermark

Foto: Foto UMJ / Lackner

Der freundliche „Night Alien“ des Kunsthauses Graz sendet nun auch Ihre Botschaften.

Lassen Sie die BIX-Fassade sprechen!

Im „Internationalen Jahr des Lichts“ verwirklichen die Energie Graz und das Universalmuseum Joanneum gemeinsam ein einzigartiges Projekt: Von 28.10. bis 15.11.2015 kann man erstmals in Eigeninitiative und ortsunabhängig die BIX-Fassade des Kunsthauses Graz zum Leuchten bringen, mit Botschaften bespielen und dabei auch noch jede Menge gewinnen.

L

euchtende Botschaften in die Stadt zu senden, ist eine Spezialität der BIXFassade am Kunsthaus Graz. Dieser urbane Bildschirm wird im Jahr 2015, dem „Internationalen Jahr des Lichts“, zwei Wochen lang zum öffentlichen Kommunikationsmedium. Als Lichtpate nehmen Sie automatisch an einem Gewinnspiel teil und können dabei attraktive Preise gewinnen, wie z. B. 100 Tage gratis Energie für Kunden der Energie Graz, 100 Stunden mit dem BMWi3, eine 100-Euro-Gutschrift im Online-Shop, Gutscheine für das Kunsthauscafé, Joanneumskarten, KunsthausArchitekturführer, Spezialführungen für Familien und vieles mehr. Die Gewinner/ innen werden zum Abschluss der Aktion bekanntgegeben. Als Höhepunkt des Pro-

jekts werden alle Lichtpunkte, für die eine Patenschaft übernommen wurde, am Aktionstag – dem 15. November – gemeinsam aufleuchten. Außerdem gibt es an diesem Tag freien Eintritt ins Kunsthaus Graz für alle Besucherinnen und Besucher. Alle, die sich am Projekt beteiligen möchten, übernehmen einfach unter: www.lichtpate.at kostenlos die Patenschaft für einen Lichtpunkt.

Was sind Ihre zentralen Themen und Anliegen als seit Kurzem amtierender Vizepräsident der WKO Steiermark? Mein Fokus liegt als selbst auf diesem Gebiet Tätiger ganz klar auf der Gesundheitswirtschaft, hier stehen wir vor großen Herausforderungen, aber auch Chancen. Darüber hinaus liegen mir die EPU sehr am Herzen.

Wo sollten Abbau von Hemmnissen und Bürokratie für Wirtschaftstreibende jetzt entschiedener vorangetrieben werden? Generell gesagt geht es um einen flexibleren Rahmen. Ein Rahmen, der es Unternehmen ermöglicht, freizügiger im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit zu agieren, etwa beim Thema Arbeitszeit. Die Steiermark ist schließlich kein gallisches Dorf. Sie engagieren sich stark für „Fit im Job“ – was bringen Projekte wie dieses der Wirtschaft? Das ist aus meiner Sicht ein vorbildliches Projekt, denn die betriebliche Gesundheitsförderung gewinnt nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels enorm an Bedeutung.

Sehen Sie im Zustrom von Flüchtlingen und Asylsuchenden ein Potenzial für den heimischen Arbeitsmarkt, etwa auf dem Gebiet der Pflege? Die aktuelle Situation fordert alle Bereiche unserer Gesellschaft. Jeder muss seinen Teil der Verantwortung wahrnehmen, darum hat die steirische Wirtschaft hier auch mehrere Pilotprojekte gestartet. Eines davon zielt darauf ab, die Fähigkeiten und Talente der Flüchtlinge besser zu erfassen – davon könnte auch der Pflegesektor profitieren. FAZIT NOVEMBER 2015 /// 19


Foto: WKO Steiermark

Graz hat’s

Erlebniswelt Wirtschaft am Flughafen Graz WKO-Präsident Josef Herk und Sabine Wendlinger-Slanina, Obfrau der WKO-Regionalstelle Graz, werben für das Erfolgsmodell Lehre, das qualifizierte Arbeitskräfte hervorbringt.

Stars der Wirtschaft: Lehre steht hoch im Kurs Noch immer gilt: Handwerk hat einen goldenen Boden – im Bezirk Graz befanden sich vergangenes Jahr 4.134 Lehrlinge in 915 Betrieben in einem Lehrverhältnis. Sie bilden den zukünftigen Grundstock für eine starke steirische Wirtschaft.

D

ie Lehre steht bei steirischen Jugendlichen nach wie vor hoch im Kurs. Fast 41 Prozent eines Altersjahrganges haben sich 2014 für eine Lehre entschieden. Aufgrund des demografischen Wandels sind allerdings die Lehrlingszahlen seit Jahren im Sinken, erklärt WKO-Präsident Josef Herk: „Wir müssen neue Zielgruppen für die Lehre ansprechen.“ Als Erfolgsmodell entpuppt sich die „Lehre mit Matura“. Rund 1.900 junge Steirerinnen und Steirer befinden sich derzeit im in Vorbereitung auf die Berufsreifeprüfung. Die Fachkräfte von morgen Aus diesem Grund hat die WKO das Thema Jugendbeschäftigung nicht nur 2015 zu einem der drei Schwerpunktthemen erkoren, sondern bildet das Thema „Fachkräfte und Bildung“ auch eine der 4 Säulen des interessenpolitischen Programm bis 2020. „Die Wirtschaft sucht und braucht gut qualifizierte Fachkräfte. Sie

20 /// FAZIT NOVEMBER 2015

sind der Grundstein für eine zukunftsfitte Steiermark“, betont Sabine Wendlinger-Slanina, Obfrau der WKO-Regionalstelle Graz. Fast jeder zweite Jugendliche – exakt sind es laut Jugendstudie 43,6 Prozent – kann sich auch vorstellen, in den kommenden zehn Jahren eine eigene Firma zu gründen. Ausgezeichnete „Stars of Styria“ Am 14. Oktober wurden in der Aula der Karl-Franzens-Universität bereits zum neunten Mal jene 191 Lehrlinge aus 134 Grazer Ausbildungsunternehmen als „Stars of Styria“ ausgezeichnet, die von August 2014 bis einschließlich Juli 2015 ihre Abschlussprüfung mit Auszeichnung abgeschlossen haben. „Damit setzen wir ein deutliches Zeichen der Wertschätzung gegenüber Menschen und Unternehmen, die mit voller Kraft in die fachliche Ausbildung investieren“, erläutert Wendlinger-Slanina.

Ab sofort öffnet der Flughafen Graz seine Türen für alle Interessierten, die hinter die Kulissen schauen wollen. Er wurde als neuestes Mitglied im steirischen Projekt „Erlebniswelt Wirtschaft“ von Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann mit dem Gütesiegel ausgezeichnet. „Der Flughafen Graz verbindet die Steiermark mit der Welt und ist damit ein wesentlicher Faktor für die Internationalisierung unserer Wirtschaft. Die neue Erlebnistour liefert spannende Einblicke und zeigt, was abseits von Abflughalle und Vorfeld passiert“, freut sich Buchmann. Ab sofort ist die Erlebnistour des Flughafen Graz unter www.erlebnisweltwirtschaft.at buchbar.

Saubermacher steigt in Honig-Aufbereitung ein

Schauspieler Karl Merkatz, Hauptdarsteller des Films „Der Bienenkönig“, hat im Beisein zahlreicher geladener Gäste die neue Saubermacher HonigAufbereitungsanlage bei der Firmenzentrale Ecoport präsentiert. „In der Wirtschaft spricht man ja gerne von Win-win-Situationen. Diese Bienenstöcke hier sind eine echte Win-win-Situation für alle Beteiligten“, erklärte der beliebte Schauspieler. Das Entsorgungsund Recyclingunternehmen erfüllt mit den Bienenstöcken seinen dezidierten Anspruch, Verantwortung für Mensch und Umwelt zu übernehmen, betont Hans Roth, AR-Vorsitzender des Entsorgungsunternehmens und Honig-Liebhaber.

Wittwar: Pate für Duftpflanzenoskar

Am 19. September wurden am Flughafen Graz kreative, geschmackvolle und innovative Kreationen mit der Duftpflanze des Jahres 2015, dem Salbei, in sechs Kategorien ausgezeichnet. Die Firma Wittwar übernahm auch in diesem Jahr in der Kategorie Wissenschaft, Gesundheit und Forschung die Patenschaft. Das Projekt „Pharmakogenomische Identifizierung von zytotoxischen Verbindungen von Salvia officinalis in Krebszellen“ der Johannes Gutenberg Universität Mainz konnte in dieser Kategorie den Sieg einfahren. Moderatorin Silvia Gaich, Ö3Stimmenimitatorin Marion Petric „Fischgrete“ sowie Axel Mayer & Band sorgten für die gute Stimmung.


Foto: Fischer Fotos: CIS/Ulrike Rauch, Saubermacher, thescenteddrop, Joanneum Research, JJ Kucek, WB

Morandell präsentierte Rumspezialitäten

Erste globale Umweltbilanz für Elektroautos

Die Firma Pachleitner lud gemeinsam mit Morandell zu einer ganz speziellen Verkostung ins Pachleitner-Zentrum in Graz-Liebenau: Die geladenen Gäste hatten die Gelegenheit, Rumspezialitäten aus dem Hause Diplomatico zu degustieren. Neben dem bekanntesten, dem Diplomatico Reserva, konnten auch ausgefallene Edelmarken wie der mindestens 12 Jahre alte Diplomatico Ambassador verkostet werden. Mag. Mario Morandell (re.) war stolz, den venezolanischen Spitzen-Rumproduzenten einem erlesenen Publikum präsentieren zu können.

Beim diesjährigen Internationalen Electric Vehicle Symposium EVS28 in Korea standen die weltweiten Entwicklungen rund um die Markteinführung von elektrisch betriebenen Fahrzeugen im Mittelpunkt. Joanneum Research hat dort die erste Umweltbilanz der weltweit 700.000 Elektroautos präsentiert. JR-Nachhaltigkeitsexperte Gerfried Jungmeier: „Die weltweite Flotte an Elektrofahrzeugen reduziert im Lebenszyklus die Luftemissionen durch den Ersatz konventioneller Fahrzeuge im globalen Schnitt deutlich: Staub-Emissionen um etwa 60 %, Emissionen von NOx und Kohlenwasserstoffe um etwa 30 % und die TreibhausgasEmissionen um etwa 20 %.“

Matt Mullican im Skulpturenpark

Kunst im Wirtschaftsbund – Valentina Eberhardt

Im Jahr 2003, anlässlich des Kulturhauptstadtjahres, hat die Steirische Bauwirtschaft mit dem Projekt Concrete Art bewiesen, wie der Baustoff Beton der Kunst dienlich gemacht werden kann. Neben Chris Burden und anderen Künstlern produzierte auch Matt Mullican eine Skulptur aus Beton, die aus fünf setzkastenartigen Elementen besteht. Die ARGE Bauwirtschaft der WK Steiermark hat nun, vertreten durch BM DI Alexander Pongratz, BM Ing. Josef Pein und Susanne Grilz, GF der Landesinnung Bau, beschlossen, die Skulptur dem Österreichischen Skulpturenpark offiziell als Schenkung zu überlassen, der diese am Schwarzl-See von Anfang an mitbetreut hat.

Wirtschaft gestaltet ... unter diesem Credo zeigt der Wirtschaftsbund eine Ausstellung – diesmal mit der Malerin Valentina Eberhardt. Die gebürtige Grazerin hat mit ihren jungen 22 Jahren schon sämtliche Techniken der bildenden Kunst ausprobiert. In ihrer Mappe befinden sich Aquarelle, Öl-Gemälde, Tuschezeichnungen und ihre große Leidenschaft, der Kugelschreiber. „Tun was man will, und wollen was man tut!“ mit diesem Lebensmotto möchte sie die österreichische Kunstszene beleben. Die Bilder können bis Ende Februar 2016 in der WBZentrale in der Zusertalgasse von Mo. bis Do. von 9–17 Uhr sowie Fr. von 9–14 Uhr, besichtigt werden.

Kurz im Gespräch mit Siegfried Nagl Bürgermeister von Graz Aktuell steigt die Zahl an Flüchtlingen schneller, zumal Deutschland die Aufnahme beschränkt. Ist die vorläufige Unterbringung noch gesichert? Ein paar Zahlen gehören bei allem medialen Hype doch sachlich festgehalten. Selbst 1,5 Mio. Flüchtlinge entsprechen nicht einmal 0,3 Prozent der gesamten Bevölkerung der EU. In Graz gab es im Vorjahr 1.400 Asylwerber, heuer sind es bisher 1.600. Selbst wenn sich diese Zahl verdoppelt, hätten wir ausreichend Aufnahmekapazität. Anerkannte Asylwerber werden aus ländlichen Regionen eher in den urbanen Raum ziehen, sind die Potenziale bei Wohnraum und Beschäftigung ausreichend? Die Industriellenvereinigung ist optimistisch und auch die Gastronomie sieht Mitarbeiterbedarf. Einer der besten Köche des Landes hatte Lehrkräftemangel, der mit vier minderjährigen Asylwerbern behoben wurde. Alles ist machbar, wenn man sich gemeinsam anstrengt. Sind die Kindergärten und Volksschulen personell für die Integration gerüstet? 18 Prozent der Grazer Kinder haben Sprachförderbedarf, obwohl fast 40 Prozent der Kinder bereits mit zwei Sprachen ihre Schullaufbahn beginnen. Besteht nicht auch die Gefahr von ghettoähnlichen Entwicklungen durch mehr Flüchtlinge? Die unscharf formulierenden Medien tragen leider sehr zu Verunsicherung der Menschen bei. In Graz gibt es weder Ghettos noch ghettoähnliche Zustände. Wir bemühen uns seit 15 Jahren, durch Investitionen in den Westen, von der Modernisierung bis zur Ansiedelung der Fachhochschule oder dem Smart City Projekt, alle Bezirke attraktiv zu gestalten. FAZIT NOVEMBER 2015 /// 21


Technologie

Als Übertragungsgerät kann praktisch jedes Smartphone verwendet werden.

Eine Wand voll Momentaufnahmen, kreiert von Besuchern Eine neue App, entwickelt von der heimischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research, macht es möglich, die Video-Eindrücke von Besuchern in Echtzeit zu einem großen Bild zusammenzuführen. Getestet wurde diese zukunftsweisende Technologie von 12. bis 15. Oktober im Rahmen der „Open Days“ in Brüssel.

E

ine von Joanneum Research zusammen mit Projektpartnern wie der BBC (British Broadcasting Corporation) im EU-geförderten Projekt ICoSOLE entwickelte Software macht es möglich, dass auf Veranstaltungen kurze, unterschiedliche Videoclips der Besucher auf einer großen Videowall gezeigt werden können. Die Software sortiert automatisch verwackelte oder minderwertige Videos aus und zeigt nur hochwertiges Material. Würde man, um dieselben „Momente“ zu erhaschen, professionelle Kamerateams einsetzen, bräuchte man eine Heerschar von Kameraleuten. Mit dem „Wall of Moments“-System ist das nicht notwendig und der technische Aufwand wird minimiert. Die „Wall of Moments“, also ein großer Bildschirm, zeigt ge-

22 /// FAZIT NOVEMBER 2015

Georg Thallinger: „Die ‚Open days‘ in Brüssel stellen aufgrund ihres vielfältigen Angebots die ideale Testumgebung dar.“ sammelte Videoclips der Besucher (eine Summe von ganz persönlichen „Moments“), die direkt von deren Smartphones oder anderen Aufnahmegeräten mittels einer so genannten „Capture-App“ hochgeladen

werden. Damit sind ganz persönliche, unmittelbare Eindrücke von den Besuchern einer Kultur-, Freizeit- oder auch politischen Veranstaltung zu sehen. Unscharfe oder verwackelte Videos sind somit Geschichte. Bei einer großen Besucheranzahl werden Videos der gleichen Szene oft von mehreren Beobachtern geteilt. Die Capture App misst automatisch die technische Qualität der Videos, wie Schärfe, Belichtung etc., und stellt Informationen zur Verfügung, um in jedem Falle das beste Material auswählen zu können. Effiziente Filterwerkzeuge unterstützen denjenigen, der das Material sichtet, den so genannten „Operator“. „Die Herausforderung in der Software-Entwicklung zur Qualitätseinschätzung ist, dass die Software mit den ein-

Facts & Figures

DIGITAL – das Institut für Informations- und Kommunikationstechnologien der Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH konzentriert sich in der Forschung auf die Gebiete Webund Internettechnologie sowie die Signalverarbeitung bei Bild, Video und Akustik. Weitere Schwerpunkte sind die Fernerkundung sowie Kommunikations- und Navigationstechnologien in sozial und wirtschaftlich relevanten Bereichen wie Verkehr, Sicherheit und Gesundheit. ICoSOLE – Immersive Coverage of Spatially Outspread Live Events. Das Projekt läuft von 1. Oktober 2013 bis 30.September 2016. • Partner: JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH, AT • Deutsche Thomson OHG, DE • VRT – Vlaamse Radio- en Televisieomroeporganisatie NV, BE • iMinds, BE • bitmovin GmbH, AT • BBC – British Broadcasting Corporation, UK • Tools at Work Hard+Soft Vertriebsgmbh, AT


Fotos: Captive North, Joanneum Research

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Wir heben ab!

➔ Projektkoordinator Thallinger (re.) erläutert die Funktionsweise der Software.

geschränkten Möglichkeiten eines Smartphones zurechtkommen muss und trotzdem Ergebnisse in Echtzeit liefert“, erläutert DI Werner Bailer von Joanneum Research DIGITAL, der als Key Researcher in dem EU-Projekt fungiert, die technische Herausforderung dieser Aufgabe. DIGITAL, das Institut für Informations- und Kommunikationstechnologien der Joanneum Research ist der Koordinator des Projekts. Die Experteninnen und Experten der Gruppe „Audiovisuelle Medien“ sind für die Entwicklung der Qualitätsanalyse der aufgezeichneten Videos verantwortlich. „Wir hatten nun die einmalige Chance, diese neue Medientechnologie bei einer europäischen Veranstaltung zu testen. Die ‚Open days‘ in Brüssel stellen aufgrund ihres vielfältigen Angebots von Vorträgen, Events und Sessions eine ideale Test-Umgebung dar“, erläutert Projektkoordinator DI Georg Thallinger. Die „Open days“ sind eine jährlich stattfindende viertägige Veranstaltung in Brüssel und

fanden heuer von 12. bis 15. Oktober statt. Die Veranstaltung ist eine Kommunikations-Drehscheibe für Vertreter der öffentlichen Hand aus Regionen und Städten sowie Fachleute und Wissenschafter im Bereich der Regional- und Stadtentwicklung. Rund 6.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind an verschiedenen Standorten in Brüssel dabei. „Wir freuen uns, dass wir Journalisten gewinnen konnten, die von unterschiedlichsten Locations aus während der Veranstaltung die Capture App nutzen und somit den großen Bildschirm – Wall of Moments – mit ihren Eindrücken bespielen“, führt Thallinger weiter aus. Das bunte Mosaik aus ständig neuen, hochgeladenen Clips zeigte etwa 30 Sekunden der Eröffnungszeremonie, ein Zitat aus der Keynote, Gesichter aus dem Publikum und anderes.

FAZIT NOVEMBER 2015 /// 23

Check-in

Flughafen Graz – gemeinsame Reisefreude Urlaub zum Greifen nah BERLIN 12x pro Woche – airberlin DÜSSELDORF 13x pro Woche – Austrian Airlines FRANKFURT 28x pro Woche – Deutsche Lufthansa ISTANBUL 4x pro Woche – Turkish Airlines MÜNCHEN 26x pro Woche – Deutsche Lufthansa PALMA DE MALLORCA ab 12. 02. 2016 – NIKI SALZBURG 6x pro Woche – InterSky STUTTGART 11x pro Woche – Austrian Airlines WIEN 27x pro Woche – Austrian Airlines ZÜRICH 24 x pro Woche – InterSky und SWISS FERIENFLÜGE IM HERBST UND WINTER unter anderem nach Hurghada, Teneriffa und Antalya

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Kurz & News

Große Leistungsschau bei Auto Wittwar Die Firma Wittwar – ein Unternehmen der Pappas Gruppe – präsentierte an ihren Standorten in der Schippingerstraße und der Waagner-Biro-Straße in Graz am 25. und 26. September eine Leistungsschau voller Highlights. Als Highlights erlebten die rund 1.000 Besucher die Präsentation der neuen Mercedes-Benz Modelle GLC, GLE und A-Klasse, Tests mit Elektrofahrzeugen sowie 4 x 4-Erlebnis am Gelände des GW-Zentrums und die Oldtimer-Präsentation „Pappas Classic“. Wittwar bietet Mobilitätslösungen für Menschen mit besonderen Bedürfnisse, wobei nicht nur Mercedes-Benz , sondern Fahrzeuge aller Marken entsprechend den Bedürfnissen umgebaut werden.

Steirischer Designpreis der Tischler Aufgrund des großen Zuspruches hat die steirische Landesinnung bereits zum vierten Mal in Folge den Wettbewerb Craft Design durchgeführt. Das Ziel ist es, die Designqualität der steirischen Tischler und Holzgestalter in der Öffentlichkeit stärker hervorzuheben. In der Kategorie „Lehrlinge“ durfte sich Daniel Schantl mit seinem Stück „Sideboard“ freuen von der Tischlerei Wegerer GmbH aus Ratten freuen. In der Kategorie „Meister“ hatte Harald Lang mit seinem Stück „Sunny“ die Nase vorne.

Erlebnistag Steirischer Ölkürbis

Die Klänge der Marktmusikkapelle Stainz eröffneten den 3. Erlebnistag in Stainz. „Dieser Tag steht ganz im Zeichen unseres Leitproduktes, dem Steirischen Kürbiskernöl g.g.A und soll auch einen Blick hinter die Kulissen der Produktion dieser Spezialität geben“, erklärt der LK-Präsident Franz Titschenbacher. Das Absolvententreffen der Land- und forstw. Fachschule Stainz und eine Trachtenmodenschau von Trachten Trummer, wo natürlich das Kürbiskernöldirndl und der dazu passende Kernölanzug nicht fehlen durften. Für die Kleinsten gab es Spiele rund um den Ölkürbis, und die Präsentation des neuen Kürbiskochbuchs von Eva- Maria Lipp rundete das Programm ab.

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Fotos: Wolf/ Wittwar, Foto Fischer, Stefan Kristoferitsch, WKO, Spar

Kurz & News

Maßnahmenpaket der Wirtschaft für Flüchtlinge

Spar unterstützt Krebshilfe Steiermark

Österreich und Europa stehen angesichts der Flüchtlingswelle vor enormen Herausforderungen. „Die aktuelle Situation fordert alle Bereiche unserer Gesellschaft. Jeder muss seinen Teil der Verantwortung wahrnehmen, um die großen Herausforderungen nachhaltig bewältigen zu können“, betont WKO Steiermark Präsident Josef Herk. Die steirische Wirtschaft steht zu ihrer Verantwortung und hat ein umfassendes Paket für die konkrete Hilfe geschnürt. Dieses umfasst drei Pilotprojekte: die Unterbringung von jugendlichen Flüchtlingen, die eine Lehre machen wollen, Eignungstests am WIFI Steiermark und ein eigenes Mentoringprogramm.

Die Steiermark im Zeichen der rosa Brustkrebs-Schleife „Pink Ribbon“: Anlässlich des internationalen Brustkrebsmonats Oktober startete Spar Anfang Oktober 2015 wieder eine Spendenaktion für die Österreichische Krebshilfe Steiermark. „Mit vier rosa Produkten von österreichischen Lieferanten unterstützen wir gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden die Krebshilfe Steiermark und ihren Kampf gegen Brustkrebs“, erklärt Christoph Holzer, GF Spar Steiermark und Südburgenland. „Wir freuen uns, dass wir in so einer wichtigen Sache mit an Bord sein können.“ In den Spar-Märkten gibt es zusätzlich Infobroschüren zum Thema Brustkrebs.

Lassen Sie Ihre Erfolgsgeschichte schreiben!

Sie wollen Ihr Unternehmen, Ihre Produkte, Ihre Mitarbeiter ins beste Licht rücken? Das Grazer Startup „ErfolgsZeiten– Entwicklung durch Geschichte“ recherchiert, verfasst und konzipiert Ihre persönliche Erfolgsgeschichte. Dr. Michael Egger ermöglicht es damit erstmals in der Steiermark, Unternehmen und anderen Organisationen, ihre Geschichte sicht- und nutzbar zu machen. Die Unternehmensgeschichte dient der internen und externen Kommunikation, dem Marketing und Wissensmanagement sowie einer Standortbestimmung. Einsatzmöglichkeiten bieten sich für Werbung, Events, im Merchandising sowie in der Öffentlichkeitsarbeit an, um sich als Unternehmen mit seiner Geschichte am Markt zu positionieren. ErfolgsZeiten kooperiert dabei mit einer namhaften Grazer Branding- und Marketingagentur sowie weiteren steirischen Partnern, um Kunden jegliche Wünsche erfüllen zu können. Infos finden Sie unter www.erfolgszeiten.at.

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FAZIT


Chris Lohner 체ber das Alter, das Altern und 체ber die alten Schm채hs.


Fazitgespr채ch Von Verena Schaupp und Peter K. Wagner Fotos: Marija Kanizaj

Stimme der Nation

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Fünf Uhr nachmittags. Schallendes Gelächter in der Aula der Hauptuni Graz. Statt mit sponsionsfreudigen Studierenden ist der Festsaal vollgefüllt mit Senioren. »Aktiver Lebensabend, 50 Jahre im Dienste älterer Menschen«, so der Titel der Veranstaltung. Auf der Bühne ist ein Rotschopf zu erkennen.

Die Dame ist bekannteste Pagenfrisur sowie bekannteste Stimme Österreichs. Und ORF-Legende. Chris Lohner. Sie liest aus ihrem neuen Buch »Jung war ich lang genug«. Tosender Applaus, danach Signierstunde. Während die ersten Gäste den Saal verlassen, um sich dem Buffet zu widmen, wird Lohner nicht müde, Bücher zu signieren und jedem Fan ihr schönstes Lächeln zu schenken. Wir warten geduldig. Das Publikum ist wichtig und will unterhalten werden, das weiß Lohner. 42 Jahre im Dienste der Öffentlichkeit und aktiv wie eh und je, denkt die 72-Jährige gar nicht daran, ihren persönlichen Lebensabend ruhiger zu gestalten. Sie war Fotomodell, ORF-Ansagerin, Schauspielerin, Autorin, Kabarettistin und Kultfigur – und ist die Stimme der ÖBB. Doch sie hat weitaus mehr zu sagen als Bitte alles aussteigen.


Fazitgespr채ch

Fazit November 2015 /// 29



Fazitgespräch

Mich würde es nicht wundern, wenn uns diese Welt einmal abschüttelt, weil sie genug hat von uns. Chris Lohner

Frau Lohner, kennen Sie Netflix? Wen kenn ich? Wer ist das?

Das ist ein Programm, wo man Filme abrufen kann. Es könnte das Fernsehen ablösen. Nein, das mache ich nicht. Vermissen Sie das Fernsehen, so wie es früher war? Nein, ich vermisse nie etwas Altes, außer Antiquitäten. Ich finde, dass die Dinge weitergehen müssen.

Schauen Sie fern und können Sie sich mit dem identifizieren, was im Fernsehen passiert? Ich schaue natürlich fern. Wenn ich vom Theater heimkomme und noch so im Adrenalinrausch bin, dann schaue ich mir auch Rosamunde Pilcher an, damit ich wieder auf die Erd’ komm. Aber ich schau schon gezielt. Glauben Sie, das Fernsehen überlebt? Fernsehen wird es immer geben, gleich wie Radio. Vielleicht in anderer Form. Mir wäre es nur so wichtig, dass auch ältere Menschen den Umgang mit dem Internet lernen, denn das ist das Tor zur Welt, aber viele sagen dann (verstellt die Stimme) »Nein, das macht eh mein Enkerl oder mein Mann, das brauch ich nicht.« Das ist nicht wahr. Es ist die Kommunikation schlechthin. Und Fernsehen ist passiv. Das verstehen manche nicht.

Waren Sie früh online? Ja, ich habe mein erstes Buch 1994 auf meinem ersten Computer geschrieben. Ich kenne mich aus. Ich habe meinen großen Mac zuhause, meinen kleinen und mein Iphone, da kann ich alles drauf machen. Ich bin total vernetzt.

Machen Sie Selfies? Nein! Außer zum Geburtstag einen Blödsinn zum Verschicken.

Den Beruf der Ansagerin, der sie ja mit berühmt gemacht hat, den gibt es nicht mehr. Wäre Ihre Karriere trotzdem heute noch so möglich? Nein, sicher nicht. Wie ich angefangen habe, gab es ja nur FS 1 und FS 2 und keine Privaten. Ich war 30 Jahre am Schirm. Die erste Zeit ist keiner an mir vorbeigekommen, ob er mich mochte oder nicht. Sie sind ja so etwas wie die bekannteste Stimme Österreichs … Ja, man nennt mich Stimme der Nation. Mich hören am Tag Millionen Menschen. Das ist mir erst in einem Interview bewusst geworden, nachdem das dort erwähnt wurde. Ich selbst hab nicht darüber nachgedacht. Christian Kern (CEO der ÖBB; Anmerkung) hat damals gesagt, meine Stimme sei ein österreichisches Kulturgut. Wie schön! Sie haben mich ja vermutlich nicht mehr als ORF-Ansagerin erlebt. Denn ich bin 72 Jahre alt (schaut die Interviewer an) und Sie könnten mein Enkelkind sein. Ist ja auch wurscht, denn im Kopf bin ich eh keine 72. Zum Glück. Wie alt sind Sie im Kopf? Im Kopf bin ich einfach wie immer. Voller Energie und voller Ideen. Es ändert sich ja nichts.

Um auf die Stimme zurückzukommen. Wollten Sie einmal mehr sein als nur geliehene Stimme? Ich hab immer was zu sagen. Ich habe zehn Bücher geschrieben. Ich werde auch immer geholt für alle möglichen Meinungsgeschichten. Ich bin nicht nur eine Stimme und ich war auch nicht nur ein Gesicht im Fernsehen.

FAZIT NOVEMBER 2015 /// 31


Fazitgespräch Sie waren stets Vorreiterin einer liberaleren Welt, haben von Sex geredet, als es sich noch nicht gehörte. Gehen Ihnen manche gesellschaftlichen Entwicklungen heute dennoch schon zu rasant voran? Ich komme überall mit, Sie haben keine Ahnung. Da kommen Sie wahrscheinlich nicht mit, wo ich überall noch mitkomme. Wir werden von Lohners Mitarbeiter unterbrochen. Sie signiert schnell ein Buch, schreibt dabei fast ein falsches Datum. Sie sind ihrer Zeit also eher noch immer voraus? Ja, immer! (lacht)

2014 haben Sie dennoch im Zuge der Gender-Mainstreaming-Debatte zur »Rückkehr der sprachlichen Normalität« unterschrieben. War das ein Punkt, wo Ihnen doch etwas zu weit geht? Mich hat das große I gestört im Schriftbild. Das ist ja nur ein Feigenblatt für etwas, wo dahinter noch genau die gleichen Vorurteile stecken wie vorher. Das sind bloß Lippenbekenntnisse und außerdem verschandelt es das Schriftbild. Entweder bekommen Frauen für die Arbeit das gleiche Geld oder man kann sich das große I in die Haare schmieren. Man muss Frauen nicht mit dem großen I feiern und ihnen dann weniger zahlen. Das ist mir zu oberflächlich.

Sie wirken wirklich jung geblieben, man sieht Ihnen Ihr Alter nicht an. Gab es trotzdem einen Moment, wo Sie sich alt gefühlt haben? Ich bin so froh, dass ich schon so alt bin wie jetzt. Denn was momentan in der Welt geschieht – ich möchte nicht erleben, wie das

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ausgeht. Es ist so grauslich, es ist so unverständlich, wie Menschen sich benehmen, wie wenig Empathie da ist, wie wenig sich ein Mensch um einen anderen kümmert, wem scheißegal ist, wer vor ihm auf der Erde im Dreck liegt. Ich fahre seit 14 Jahren nach Afrika zu den ärmsten Menschen der Welt und zu Augenkranken nach Südamerika. Ich weiß, worum es geht, und wenn hier gejammert wird, dann auf höchstem Niveau. Dieses Getue, dieser Fremdenhass. Dann fahren sie aber in die Türkei und sagen, ich habe so einen netten Türken kennengelernt, ich war bei denen eingeladen, es war so sauber und ordentlich. Kaum ist der Türke da, ist er ein Scheißausländer. Ich verstehe diese Welt nicht. Es wird auch nie mehr etwas so sein wie vor dieser Völkerwanderung. Es muss sich die Welt verändern, es müssen sich die Menschen verändern, ganz dringend. In unserer Generation sieht man nicht erst seit gestern so viele Probleme und fragt sich, ob man überhaupt Kinder in diese Welt setzen sollte. Ich würd jetzt keine Kinder kriegen wollen, ganz bestimmt nicht. Abgesehen davon sind wir so überbevölkert, es gibt so viele Kinder, die als Waisenkinder arm im Dreck irgendwo leben, man kann auch adoptieren.

Sind Sie auch der Meinung, dass es heute mehr Probleme gibt als früher? Wir erfahren das durch die Globalisierung und das Internet mehr. Ich möchte auch nicht im Mittelalter leben, aber es ist trotzdem sehr grauslich, was heute passiert. Wir sind einfach viel zu viele

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Fazitgespräch auf dieser Welt und es würde mich nicht wundern, wenn uns diese Welt einmal abschüttelt, weil sie genug hat von uns. Es muss ein Umdenken passieren, sonst sehe ich das nicht so rosig. Und ich bin ein absolut positiver Mensch.

Glauben Sie nicht, dass ein Umdenken stattfindet – siehe die zivile Hilfe für Flüchtlinge in Österreich? Das ist auch rührend, aber wie lange hält das an, wenn in einer Gemeinde mit 1.500 Menschen plötzlich zehn Ausländer wohnen? Ist man dann immer noch so lustig mit ihnen? Ich weiß es nicht. In Großraming gibt es das Beispiel von gut funktionierender Integration. Das ist allerdings ein Beispiel. Ich würde mir das weltweit wünschen. Ich meine, dieses Kulti-Multi hat ja Sinn. Alle Völker, die sich nicht vermischt haben, sind ausgestorben und untergegangen. Gerade wir in Österreich sind so ein großes Land mit Tschechen, Polen, Deutschen, Italienern. Wir waren ja ein großes Reich und ein irres Gemisch. Es gibt niemanden von uns, der sagen kann, ich bin ein reinrassiger Österreicher, das ist Blödsinn.

Wie sehen Sie diese Entwicklungen? Ich glaube, dass die Schengengrenzen dicht gemacht werden, ganz sicher. Aber es ist eine moderne Völkerwanderung und das hat noch niemand kapiert. Die Völker sind immer marschiert, nur gab es keine Grenzen. Der Hunnenkönig ist marschiert, Marco Polo ist quer durch Asien marschiert, aber jetzt gibt es eben Grenzen und Länder mit verschiedenem Status. Das ist eine andere Zeit.

Was können Sie da als bekannte Persönlichkeit dazu beitragen? Ich poste jede Menge auf Facebook. Und wenn ich blöde Meldungen höre, dann gehe ich nicht vorbei, sondern mische mich ein. Ich bin ein öffentlicher Mensch, ich kann da nicht wegschauen. Ich habe den Greineckerpreis für Zivilcourage nicht umsonst bekommen, das verpflichtet. Sie haben einmal gesagt, dass sie ein Helfersyndrom haben und zu Minderheiten halten. Ich helfe Menschen, denen es schlechter geht als mir, klar. Die können ja nichts dafür, dass sie in Afrika geboren sind und nicht in Wien. Also sehen Sie darin Ihre Aufgabe, als Person öffentlichen Interesses? Sicher. Ich habe ein gutes Leben, weil die Menschen meine Arbeit annehmen. Würden sie das nicht tun, könnte ich meine Bücher im Garten vorlesen und meinem Hund Theater vorspielen. Die Menschen mögen, was ich tu’. Da bin ich doch verpflichtet, was zurückzugeben.

Können Sie der heutigen Generation etwas raten? Kinder, bleibt’s authentisch, neugierig, interessiert und hinterfragt alles! Und geht nicht wie in einer Schafherde ein Schaf hinter dem anderen her mit Blick auf den Hintern des Vorderschafs. Schaut’s, wer ganz vorne geht, und den schaut’s genau an! Authentizität, sich nicht zu verlieren und sich treu bleiben, ist das Wichtigste. Das ist mein Credo. Mir ist wurscht, was die Leute reden.

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Fazitgespräch

Ich vermisse nie etwas Altes, außer Antiquitäten. Chris Lohner

Denken Sie manchmal, diese Autogrammstunde oder das Interview ist jetzt zu viel? Nein, geh! Sie haben keine Ahnung von meiner Energie! (lacht) Ich fahre nach Innsbruck, spiele zwei Stunden auf der Bühne und fahre wieder heim. Das ist schön und ich liebe es.

Das hält wahrscheinlich auch jung. Sicher. Außerdem glaube ich, dass es ein Menschenrecht ist, gebraucht zu werden. So viele alte Menschen sind verdrossen und krank, weil sie das Gefühl haben, nicht mehr gebraucht zu werden. Nur sie müssten halt auch raus gehen und fragen, wo sie etwas tun können. Das gebraucht werden ist so wichtig im Leben, sonst ist man im Abseits. Das Gespräch schweift kurz ab, wie es wäre, wenn Interviewpartner Fragen zurückstellen würden. Lohner meint, dies mache nur ein Frank Stronach. Die Zwischenunterhaltung endet mit einer perfekten Stronachimitation von Chris Lohner. Man merkt, Humor ist Ihnen wichtig. Hält das auch jung? Sicher! Ich habe auch gute Gene und nie umeinander gezurrt in meinem Gesicht. Dazu bin ich viel zu feige. Und Humor ist irrsinnig wichtig. Schauen Sie sich die ganzen Gruselbären an, die nicht lachen können. Mit solchen Leuten tu’ ich mir schwer.

Schönheitsoperationen wären für Sie wirklich nie infrage gekommen? Nein, nie. Wissen Sie, ich sehe ja so viel in meinem Geschäft und manchmal denke ich mir: Hat die einen Unfall gehabt oder was? Jeder soll machen, was er will. Für mich ist es nichts.

Sie leben derzeit alleine? Ich lebe schon lange alleine und liebe es. Mein Freund ist in Paris, wir sehen uns. Das reicht. Ich hatte alles gehabt. Haben Sie über das berühmt werden oder Berühmtsein nachgedacht oder ist das einfach so passiert? Ich war nur erstaunt, dass man als Sprecherin bekannt wird. Als ich damals von Paris (Arbeit als Fotomodell; Anmerkung) gekom34 /// FAZIT NOVEMBER 2015

Chris Lohner wurde am 10. Juli 1943 geboren. Nach ihrer Matura machte sie in den USA und Österreich eine

Schauspielausbildung, arbeitete aber hauptsächlich

als Model im In- und Ausland. 1973 startete Lohner ihre Fernsehkarriere als Sprecherin und Moderatorin.

Spätestens durch ihre Auftritte in der TV-Serie »Kottan ermittelt« und »Tohuwabohu« erarbeitete sie sich Kultstatus. Mittlerweile ist sie vermehrt als Kabaret-

tistin und Autorin aktiv. Lohner war ein Jahr lang mit Alfons Lohner verheiratet und hat eine Stieftochter.


Fazitgespräch

men bin – mein Schauspielstudium war abgeschlossen, kurz habe ich Architektur studiert – wollte ich mein verdientes Geld nicht anrühren, habe mich beworben und bin zum ORF gegangen. Meine Nebenjobs wurden immer zu meinen Hauptjobs. Ich war ganz erstaunt, dass man als Sprecherin bekannt wird, und dann fand ich es witzig. Sie wurden gerade vorher um zig Fotos gebeten. Denken Sie sich manchmal: »Bitte nicht noch einer«? Ich bin jetzt 42 Jahre in der Öffentlichkeit. Wenn man nicht möchte, dass jemand einen anspricht, dann darf man den Beruf nicht ausüben. Wir leben vom Publikum. Das Publikum hat mich gemacht. Ich werde so oft auf meine Frisur angesprochen, aber jeder, der mich fragt, der fragt ja zum ersten Mal. Ihre Frisur ist eben Ihr Markenzeichen. Ich bin froh, dass mir das passt. Und Markenzeichen werden auch von außen gemacht.

Was würden Sie Ihrem 17-Jährigen Ich mit auf den Weg geben? Ich würde sagen, bleib dir treu und bleib bei dir. Alles geht von innen nach außen und nichts geht von außen nach innen. Bleib ein anständiger Mensch, hab deine eigene Moral und hör nicht auf die Einflüsterer. Lass deinen Bauch bestimmen, der sagt dir, was richtig und falsch ist. Stichwort ÖBB. Ihre ÖBB-Ansagen kommen sehr lasziv rüber – ist das bewusst? Lasziv? Das höre ich zum ersten Mal in 37 Jahren! (lacht) Nein, so rede ich einfach immer. (lacht wieder) Ich mein: It’s in the mind of the people who listen.

Werden Sie die Stimme der ÖBB bleiben? Ja, letzten Sommer bin ich jeden Tag vier Stunden im Studio gestanden. Jetzt ist meine Stimme digitalisiert. Ich werde aus der Gruft heraus noch irgendeinen Zug ansagen und dann werden die Leute fragen, lebt die noch? Frau Lohner, vielen Dank für das Gespräch!

FAZIT NOVEMBER 2015 /// 35


Steuerboard

Mag. Alexander Hofer

Vom Registrieren und Manipulieren

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Ab 1. Jänner 2016 müssen Unternehmen, deren Jahresumsatz je Betrieb € 15.000 und deren Barumsätze € 7.500 überschreiten, eine Registrierkasse verwenden. Unter einer „Registrierkasse“ versteht man jedes elektronische Aufzeichnungssystem, das der Losungsermittlung und Bareinnahmendokumentation dient. Nicht zur Registrierkassenpflicht führen „Umsätze im Freien“ bis 30.000 Euro Jahresumsatz, also bei Tätigkeiten von „Haus zu Haus“ oder auf öffentlichen Straßen, Plätzen oder anderen öffentlichen Orten. Beispiele: Eisverkäufer, Christbaumverkäufer und Maronibrater. Auch für Webshops, Warenausgabe- und Dienstleistungsautomaten, Fahrausweisautomaten sowie für wirtschaftliche Geschäftsbetriebe von abgabenrechtlich begünstigten Körperschaften sind Ausnahmen vorgesehen. Registrierkassen müssen ab 1. Jänner 2017 über eine spezielle technische Sicherheitseinrichtung verfügen, um sie vor Manipulationen zu schützen. Wer diese Voraussetzungen nicht erfüllt, hat die Unveränderbarkeit der Aufzeichnungen durch kryptographische Signatur des Barumsatzes zu gewährleisten. Denken Sie bereits bei der Anschaffung einer Registrierkasse an den ab 1.1.2017 notwendigen Schutz gegen Manipulation. Die Kosten der Anschaffung oder deren Umrüstung müssen Sie selbst tragen und für eine „einfache“ Lösung zwischen 400 und 1.000 Euro veranschlagen. Allerdings kann mit der jährlichen Steuererklärung für die Jahre 2015 und 2016 eine steuerfreie Prämie von € 200 pro Kasse bzw € 30 pro Erfassungseinheit beantragt werden.

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Allianz-Vermögensreport: Österreichische Vermögen wachsen zu langsam Während Österreichs private Haushalte die niedrigste Schuldenquote in Westeuropa aufweisen, bleibt das Wachstum des Geldvermögens weit unter dem EU-Schnitt. In Österreich wuchs laut „Allianz Global Wealth Report“ das Brutto-Geldvermögen im vergangenen Jahr lediglich um 2,5 Prozent. Dieser Wert liegt deutlich unter dem westeuropäischen Schnitt von 6,7 Prozent. Über den stärksten Vermögensanstieg seit dem letzten Jahr dürfen sich die Schweden mit 13,5 Prozent freuen, dicht gefolgt von den Briten mit 13,1 Prozent. Nur Portugal und Griechenland weisen noch geringere Werte auf als Österreich.

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ede Österreicherin und jeder Österreicher verfügt im Schnitt über ein NettoGeldvermögen (Brutto-Gelder minus Verbindlichkeiten) von 48.416 Euro. Aktuell liegt Österreich wie im Vorjahr auf Platz 17 in der Rangliste der Länder mit dem meisten Netto-Geldvermögen und anders als 2013 einen Platz vor Deutschland. Am reichsten sind nach wie vor die Schweizer mit einem Netto-Geldvermögen von 157.446 Euro pro Kopf, danach folgen die USA und Großbritannien. Erfreulich aus europäischer Perspektive: 2014 konnte der Euroraum erstmals seit der Finanzkrise wieder ein höheres Vermögenswachstum als Nordamerika verbuchen. Das kräftige Plus von 6,2 Prozent (gegenüber 5,3 Prozent in Nordamerika) ist hauptsächlich der fortgesetzten „Schuldendisziplin“ zu verdanken: In vielen Ländern setzte sich auch 2014 der Abbau der Schulden fort. Die Kreditaufnahmen blieben deshalb auch im letzten Jahr verhalten. Schuldenstandquote in Österreich auf niedrigstem Wert in Westeuropa Die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte kletterten weltweit 2014 um 4,3 Prozent auf insgesamt 35,2 Billionen Euro. In Summe agierten die privaten Haushalte bei der Schuldenaufnahme immer noch sehr vorsichtig. Die Verbindlichkeiten wuchsen 36 /// FAZIT NOVEMBER 2015

vor allem in Westeuropa langsamer als in anderen „reichen“ Regionen der Welt. Die Schweizer Haushalte tragen mit 80.860 Euro pro Kopf die in Westeuropa nominell höchste Schuldenlast. Österreich befindet sich aktuell mit einer durchschnittlichen Verschuldung von 19.633 Euro pro Kopf deutlich unter dem europäischen Mittelwert (25.160 Euro). Die Schuldenstandquote (Verbindlichkeiten in Prozent der Wirtschaftsleistung) ist in keinem anderen westeuropäischen Industrieland so niedrig wie in Österreich, diese liegt bei aktuell 51 Prozent.

Vermögensaufteilung: USA mit stärkster Vermögenskonzentration Die Vermögensverteilung stellt sich in den einzelnen Ländern sehr heterogen dar: Zur Darstellung der nationalen Vermögensverteilung wurde im Allianz Vermögensreport erstmals, basierend auf den durchschnittlichen Netto-Geldvermögen je Bevölkerungsdezil, für jedes Land ein GiniKoeffizient berechnet. Um die Entwicklung abbilden zu können, wurde die Berechnung für den Zeitraum um 2000 und heute angestellt. Dabei gilt: Je höher der Wert des Gini-Koeffizienten, desto stärker die Ungleichverteilung der Vermögen. Dabei zeigt sich, dass die Zahl der Länder, in denen sich der Gini-Koeffizient eher „verbessert“ hat


(d. h. geringerer Wert, stärkere Gleichverteilung), ungefähr derjenigen entspricht, in denen sich der Gini-Koeffizient eher verschlechtert hat. Gerade für die entwickelten Länder trifft dies allerdings nicht zu, die Mehrzahl der Länder erlebte in den vergangenen Jahren eine teils deutliche Zunahme der Ungleichverteilung. An erster Stelle stehen dabei die USA, in keinem anderen Land hat die Ungleichheit im betrachteten Zeitraum so stark zugenommen. Die USA haben sich seit 2000 um 4 Prozentpunkte verschlechtert und weisen mit aktuell 80,6 den höchsten Gini-Koeffizienten auf. Auffallend ist außerdem, dass eine tendenziell stärkere Vermögenskonzentration nicht in erster Linie in den europäischen Krisenländern anzutreffen ist, sondern vielmehr in Ländern wie der Schweiz, Frankreich, Österreich und Italien. Der Wert für Österreich liegt bei 73,6 – seit dem Jahr 2000 hat er sich noch um 2 Prozentpunkte verschlechtert – und damit auch deutlich über dem Durchschnitt der entwickelten Länder (64,6). Neben den USA weisen nur noch Schweden und Großbritannien einen höheren Wert auf, Deutschland (73,3) liegt in etwa gleichauf mit Österreich. Europaweit am gleichmäßigsten sind die Vermögen in Irland verteilt, dort liegt der Gini-Koeffizient bei 53,5. Brutto-Geldvermögen Chinas erstmals höher als in Japan Wie in den Vorjahren war auch 2014 das regionale Vermögenswachstum sehr unterschiedlich. Unangefochtener Wachs-

tumsspitzenreiter blieb dabei die Region Asien (ex Japan), in der das Brutto-Geldvermögen 2014 um 16,6 Prozent zulegte. Angetrieben wurde dieses Wachstum auch vom rasanten (und teilweise nicht nachhaltigen) Anstieg des Wertpapiervermögens, insbesondere in China. Das dauerhaft hohe Wachstum in Asien führt auch zu einer Verschiebung der Gewichte auf der Vermögensweltkarte. Auf die Region Asien (ex Japan) entfielen 2014 gut 16 Prozent des globalen Geldvermögens (sowohl in Bruttowie Netto-Betrachtung). Dies bedeutet gegenüber 2013 ein Plus von 1,4 Prozentpunkten, seit dem Jahr 2000 hat sich der Anteil dieser Region mehr als verdreifacht. Im letzten Jahr wurde in diesem Aufholprozess zudem eine wichtige Wegmarke passiert: Das gesamte Brutto-Geldvermögen Chinas übertraf Ende 2014 erstmals dasjenige Japans. „Die Vermögensentwicklung in Asien, insbesondere in China, verlief in den letzten Jahren wirklich äußerst positiv“, kommentiert Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz SE. „Eine Wachstumsverlangsamung, wie wir sie derzeit erleben, ist nicht beunruhigend. Der Aufholprozess Chinas ist damit keineswegs zu Ende, China ist heute ein anderes, viel wohlhabenderes Land als noch vor fünf oder zehn Jahren. Die positiven Wachstumsimpulse, die von dort auf unsere Wirtschaft und Finanzmärkte ausgehen, sind daher immer noch gewaltig.“ Mittlere Einkommensklasse steigt Die zunehmende Bedeutung

Asiens wird auch in anderer Perspektive deutlich. Im letzten Jahr hat die Zahl der Menschen, die im globalen Maßstab über ein mittleres Vermögen verfügen, erstmals die Marke von einer Milliarde überschritten. Die mittlere Vermögensklasse umfasst dabei alle Personen mit einem Netto-Vermögen

hat sich die Zahl der Mitglieder dieser Klasse seit der Jahrtausendwende verdreifacht. Allerdings konzentriert sich diese Dynamik vornehmlich auf eine Region bzw. sogar hauptsächlich auf ein Land: China. Mittlerweile rekrutieren sich etwa zwei Drittel der globalen Vermögensmittelklasse aus

zwischen 6.100 und 36.700 Euro. Seit 2000 sind nahezu 600 Millionen Menschen aus dem Bereich „Low Wealth“ in die globale Vermögensmittelklasse aufgestiegen. Insgesamt

Asien und 85 Prozent davon stammen aus China. Seit Jahrtausendbeginn hat sich damit die Bevölkerung mit mittlerem Vermögen in Asien nahezu verzehnfacht.

Österreichs Vermögen wachsen wesentlich langsamer als der westeuropäische Durchschnitt

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Langfristig vorsorgen. Das ist doch Einfach.Vorausschauend. Kommen wir ins Gespräch.

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FAZIT NOVEMBER 2015 /// 37


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steht aus 1.365 Modulen mit einer Fläche von 2.220 Quadratmetern und einem Energieertrag von bis zu 400.000 Kilowattstunden pro Jahr. Umgesetzt wurde die Anlage gemeinsam mit dem Knittelfelder Unternehmen Ökosolar PV GmbH, einem langjährigen Die riesige PV-Anlage Raiffeisenkunden. „Nachhalerzeugt Strom für 70 tigkeit ist seit vielen Jahren ein Einfamilienhäuser. zentrales Raiffeisen-Prinzip. Wichtig ist, dass man es in die ie Raiffeisenlandesbank Tat umsetzt“, bekräftigt RLBSteiermark (RLB) setzt Generaldirektor Martin Schalganz auf erneuerbare Enerler. In diesem konkreten Fall gien. Auf den Dächern am ist die nachhaltige Wirkung Hauptstandort in Raaba wurauch messbar, denn die erde eine riesige Photovoltarichtete Sonnenstrom-Anlage ik-Anlage errichtet, die im 04_VB_Stmk_Mitte_Inserat_90x120_v1 02.10.15bis 09:33 SeiteTonnen 1 vermeidet zu 240 September ihren Betrieb aufCO2-Emissionen pro Jahr. genommen hat. Die Anlage be-

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Holz ist der günstigste Brennstoff

Pünktlich zu Beginn der Heizsaison präsentierte die steirische Landwirtschaftskammer ihren HeizkostenVergleich. Trotz deutlich gesunkener Ölpreise geht der Brennstoff Holz dabei als Dreifachsieger hervor. Am günstigsten heizen die Österreicher mit einer Hackschnitzel danach folgen Brennholz und Pellets.

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ür die Heizkostenstudie hat der Energieexperte Christian Metschina ein Standard-Einfamilienhaus mit einer Heizlast von 15 Kilowatt herangezogen. Die jährlichen Heizkosten bei einer Hackgutheizung betragen 949 Euro, bei einer Brennholzheizung 1.232 Euro und bei Pellets 1.291 Euro. Trotz erheblicher Preissenkungen der fossilen Brennstoffe sind Öl und Gas nach wie vor wesentlich teurer. 1.880 Euro kostet es derzeit, ein Einfamilienhaus mit Erdgas zu beheizen, 1.784 Euro machen die Heizkosten bei Heizöl aus. Neu ins Ranking aufgenommen wurde die Beheizung des Standardhauses mit einer Wärmepumpe. Mit 1.336 Euro liegt sie kostenmäßig im Mittelfeld. Wärmepumpen sind am besten für Fußboden- oder Wandheizungen geeignet. Um Heizkörper zu betreiben oder Warmwasser aufzubereiten, eigenen sie sich jedoch nur bedingt, weil dazu Vorlauftemperaturen von über 50 Grad Celsius benötigt werden, was nur mit einer hohen Stromzufuhr erreicht werden kann. Den optimalen Wirkungsgrad haben Wärmepumpen bei einer Vorlauftemperatur von 35 Grad. Berücksichtigt man die höheren Anschaffungskosten von modernen Holzheizungen (etwa von Pelletsheizungen),

Foto: Christian Schnettelker

Raiffeisenlandesbank errichtet riesige Photovoltaik-Anlage

so amortisieren sich die Investitionen nach etwa acht bis neun Jahren. Auf Kritik der Landwirtschaftskammer stoßen die Holz-Sonderangebote mancher Baumärkte, die sich bei genauem Nachrechnen als Lockangebote und wahre Kostenfallen entpuppen. Verkauft wird meist „frisches“ Holz, das einen wesentlich schlechteren Brennwert hat als Brennholz der vorgeschriebenen Ö-Norm. Meist entspricht der angegebene Preis nicht dem üblichen Standardmaß von einem Kubikmeter, sondern bezieht sich auf niedrigere Maßeinheiten. Dazu Studienautor Metschina: „Hier wird die Unwissenheit der Verbraucher ausgenützt. Bei genauer Betrachtung dieser Lockangebote wird sehr schnell ersichtlich, dass weder Qualität, Herkunft noch Preis transparent nachvollziehbar sind. Biomassebrennstoffe werden in der Regel lokal produziert und generieren somit Wertschöpfung in den Regionen.“


Registrierkassen: Wirtschaft geht in die Offensive W

Foto: olivetti

ir sind nicht gegen Registrierkassen“, stellt Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Steiermark, mit Nachdruck fest, „aber die fristgerechte Umsetzung des neuen Gesetzes ist aus vielen Gründen schlicht und einfach unmöglich. Wir wenden uns deswegen an den Verfassungsgerichtshof, damit wir vernünftige Fristen für die Implementierung der neuen Regelungen haben.“ Und das dürfte für viele Unternehmer ein ganz wichtiger Faktor sein,

denn viele Betriebe sehen sich außerstande, den Vorgaben fristgerecht nachkommen zu können. Der Hintergrund: Die neue Bundesabgabenordnung verpflichtet Betriebe dazu, alle Bareinnahmen einzeln und elektronisch zu erfassen, und zwar gilt das für Betriebe mit einem Jahresumsatz ab 15.000 Euro, sofern die Barumsätze des Betriebs 7.500 Euro im Jahr überschreiten. Zum Vergleich: Die bisherige Grenze lag bei 150.000 Euro, also das Zehnfache! Neu ist auch, dass der Begriff der „Barzahlung“ auch Zahlungen mit Bankomat- oder Kreditkarte sowie Quick, Pay-Life oder Handy-Zahlungen umfasst. Einzig und allein eBanking und Erlagschein sind davon nicht betroffen.

Problem nicht bewusst Eines der Hauptprobleme liegt darin, dass sich viele Unternehmer der ganzen Tragweite der Regelung nicht bewusst sind und glauben, dass sie ohnehin nicht betroffen seien. Denn selbst wenn ein Betrieb über eine oder mehrere Registrierkassen verfügt, so heißt das noch lange nicht, dass dieses System die nun geforderten Voraussetzungen erfüllt. „Schlimmstenfalls müssten auch Unternehmen, die zwar über ein Registrierkassensystem verfügen, nun auf ein anderes System umsteigen, weil die Anforderungen der Manipulationsschutz noch nicht erfüllt sind.“ Die Codes dafür gebe es aber erst ab 1.7.2016 und ob das

Foto: Foto Fischer

Ab 1.1.2016 gilt die neue Registrierkassenpflicht. Viele Unternehmer sind damit zeitlich und finanziell überfordert, weiß die Wirtschaftskammer. Mit einer Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof soll nun zumindest Zeit gewonnen werden, um auf die neuen Regelungen umzustellen.

dann alles miteinander kompatibel ist, wisse heute noch keiner, so Talowski.

Kleine und Große betroffen Besonders schlimm sei die Lage für kleine Betriebe. Denn neben den technischen Unklarheiten stellt sich auch die Frage der Verhältnismäßigkeit. „Ein Betrieb mit 15.000 Euro Umsatz, der kaum Einkommensteuer zahlt, muss plötzlich mehrere Tausend Euro für eine Registrierkasse ausgeben. Da passt die Relation nicht!“ Betroffen sind aber auch große Industriebetriebe, etwa dann, wenn sie nicht mehr gebrauchtes Anlagevermögen zu günstigen Konditionen etwa an die eigenen Mitarbeiter bar verkauft. Beschwerde eingebracht Einige Unternehmen aus der Sparte Gewerbe und Handwerk bringen nun eine Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof ein. Davon erhofft man sich vor allem eine großzügigere Umstellungsfrist. Denn bereits ab 1.1.2016 tritt die neue Regelung in Kraft, der Feststellungszeitraum ist das Jahr 2015. Wer in diesem Jahr also über 15.000 Euro und davon über 7.500 in bar erwirtschaftet, der ist auf jeden Fall betroffen. Übrigens: Wer zuwiderhandelt, dem drohen in Rahmen eines Finanzstrafverfahrens bis zu 5.000 Euro Strafe. FAZIT NOVEMBER 2015 /// 39


Kurz & News

Die Gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft Köflach (SGK) hat in Kooperation mit der Marktgemeinde St. Marein und dem Land Steiermark ein barrierefreies Geschäfts- und Wohnhaus für alle Generationen errichtet. Sieben Bewohner wurden von LR Johann Seitinger, Bgm. Franz Knauhs, SGK AR-Vors. Franz Halper und WIKI-Obmann Bernhard Ederer im neuen Zuhause willkommen geheißen. Insgesamt können 16 Senioren in die geförderten Mietwohnungen inklusive Betreuung ziehen. Die Betreuung wird von der IST-Soziale Dienstleistungs GmbH angeboten. Uschi Groß, selbst in St. Marein wohnhaft, ist als Seniorenbetreuerin vor Ort für das Wohlbefinden der Senioren zuständig.

Voestalpine: 620 Prozent Zuwachs in 20 Jahren

Am 9. Oktober 1995 notierte die voestalpine, damals noch Voest-Alpine Stahl AG, erstmals an der Wiener Börse. Der Börsengang markierte den Beginn des wirtschaftlichen Aufstiegs zum internationalen Technologie- und Industriegüterkonzern. In den letzten 20 Jahren hat die voestalpine ihren Börsenwert von 700 Mio. auf 6,5 Mrd. EUR verachtfacht, Aktionäre profitierten von einem Wertzuwachs von 620 Prozent je Aktie.

ÖVP bildet Führungskräfte aus „Die Sommer-Akademie ist der Führungskräftelehrgang der Steirischen Volkspartei. Dieses Ausbildungsprogramm richtet sich an jene Funktionäre, die künftig noch mehr Verantwortung in unserer Gesinnungsgemeinschaft übernehmen möchten“, definierte KPV-GF und Lehrgangsorganisator Jörg Moser die Zielgruppe. Der Lehrgang für Kommunalpolitiker ist in die Module Sachpolitik, Werte, Sozial-, Führungs-, Organisations- und PRKompetenz sowie Imagebildung und Auftreten gegliedert. Auch ein Gedankenaustausch mit LH Hermann Schützenhöfer durfte nicht fehlen. LR Christopher Drexler, Gemeindebundpräsident Erwin Dirnberger, VP-Nationalrats-Klubchef Reinhold Lopatka, VP-Klubobfrau Barbara Eibinger und VP-LGF Detlev Eisel-Eiselsberg standen ebenfalls für Gespräche zur Verfügung.

Mobilitätspreis für die Energie Steiermark

Der Verkehrsclub Österreich hat die innovativsten Mobilitätskonzepte ausgezeichnet. Dabei ging der Sieg in der Kategorie „Multimodale Mobilität“ an die Energie Steiermark für das Projekt „Mit dem E-Bike zur S-Bahn“. „Wir sind stolz auf diese Auszeichnung für unser Öko-Projekt“, so DI Christian Purrer, Vorstandssprecher der Energie Steiermark, wir werden unsere Offensive für schadstofffreie Mobilität gemeinsam mit dem Land Steiermark weiter ausbauen.

„Job-Motor“ Winterbauoffensive wird auch 2016 fortgesetzt

Auf Initiative von WB-Obmann und Wirtschaftslandesrat Dr. Christian Buchmann unterstützt das Land Steiermark auch im Winter 2015/16 die heimische Bauwirtschaft mit der Winterbauoffensive. Dies wurde im September von der Landesregierung beschlossen. „Wir brauchen gerade in der aktuellen Situation Maßnahmen für Wachstum und Beschäftigung.

„Super.Nachfolger 2015“ gesucht

Zwölf engagierte Nachfolgeunternehmer und -unternehmerinnen aus der Steiermark wurden als Anwärter für den Follow-me-Award 2015 ausgewählt und ins Rennen für den „Super.Nachfolger“, geschickt. Sie präsentieren ihre Nachfolge-Story in Kurzvideos, die von 1. bis 30. Oktober 2015 zum Online-Voting auffordern.

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Glasrecycling bringt jedes Jahr rund 230.000 Tonnen Altglas wieder in den Wertstoffkreislauf zurück. 56011P_AGR_Inserat_216x50_I.indd 1

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18.02.14 16:35

Fotos: Wiki Steiermark, STVP, Energie Steiermark,

Betreutes Wohnen in St. Marein eröffnet


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Flächendeckende Lkw-Maut schwächt ländlichen Raum

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Die seit einiger Zeit diskutierte Einführung einer flächendeckenden Schwerverkehrs-Maut soll den Ländern zusätzliche Finanzmittel bescheren. Eine wissenschaftliche Studie der WU Wien zeigt allerdings auf, dass eine Vielzahl negativer Folgen für die heimische Wirtschaft deren Nutzen bei weitem überwiegt.

Fachgruppenobmann Albert Moder sieht die Existenz vieler Unternehmen im ländlichen Raum durch die LKWMaut massiv bedroht.

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ie von der WKO in Auftrag gegebene Studie von Univ.-Prof. Sebastian Kummer und dem Institut für Transportwirtschaft und Logistik der WU Wien belegt anhand zahlreicher Kritikpunkte, dass eine erweiterte Maut mit vielen negativen volkswirtschaftlichen Auswirkungen verbunden und aufgrund der hohen Systemkosten zum jetzigen Zeitpunkt äußerst unwirtschaftlich wäre. Abgesehen davon, dass in erster Linie inländische Unternehmen betroffen wären, wendet Kummer auch ein, dass einen Großteil der Kosten am Ende der österreichische Konsument berappen wird müssen. Noch viel schwerer wiegt aber, dass mit regional geprägten Wertschöpfungsnetzen vor allem jene stark belastet werden, die nachhaltiges Wirtschaften in

strukturschwachen Regionen ohne hochrangiges Verkehrsnetz in die Praxis umsetzen. Abwanderung und der Verlust von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum wären die unausweichliche Folge von Mautabgaben auf Nebenstraßen.

Dieser Argumentation schließt sich Albert Moder, Fachgruppenobmann für das steirische Güterbeförderungsgewerbe von der WKO Steiermark, an: „Eine LKWMaut schadet österreichischen Gewerbeund Transportunternehmen, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich weiter geschwächt wird. Besonders kritisch wäre die Situation aufgrund der hohen Kosten für kleine und mittlere Unternehmen und für jene in strukturschwachen Regionen, die naturgemäß längere Transportwege haben. Für diese Unternehmen wäre die Einführung einer solchen Maut existenzbedrohend.“ Dazu kommen technische Faktoren, die wie etwa die hohen Umrüstungskosten bei Ersetzen des bestehenden mikrowellenbasierten Mautsystems durch satellitengestützte Technologien aufgrund höherer Systemkosten sogar zu einer Minderung der Nettoerträge auf Autobahnen führen würde.

Kurz im Gespräch mit Jörg Leichtfried Landesrat für Verkehr, Umwelt, erneuerbare Energien, Sport und Tierschutz Wie haben Sie sich nach den ersten Monaten als Landesrat in Ihren vielfältigen Aufgabenbereich eingelebt? Der Umstieg von der EU- auf die Landesebene ist, denke ich, ganz gut gelungen. So konnten wir etwa von Bund und ÖBB bereits Millionen-Investitionen für die steirischen Regionalbahnen sowie für steirische Bahn-Infrastrukturprojekte lukrieren. Die Tätigkeit als Regierungsmitglied in der Steiermark bietet die Möglichkeit, Dinge viel direkter anzugehen und konkrete Ergebnisse viel rascher zu erzielen, als dies etwa auf Europaebene der Fall war. Ich bin mit Herz und Leidenschaft Teil dieser Landesregierung.

Wo sehen Sie die aktuellen Prioritäten für die steirische Verkehrspolitik? Der Ausbau der überregionalen Verkehrsprojekte sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene hat oberste Priorität. Mit den zügig voranschreitenden Großprojekten an der „Neuen Südbahn“ mit Semmering-Basistunnel und Koralmbahn sind wir hier bereits auf einem sehr guten Weg. Ergänzend dazu müssen wir aber auch die regionalen Verkehrskonzepte auf den aktuellsten Stand bringen. Von besonderer Bedeutung sind dabei attraktive Bus- und S-Bahnverbindungen sowie die Schaffung von Busdirektverbindungen zwischen den regionalen Zentren. Wie beurteilen Sie aus Ihrer Erfahrung als EU-Abgeordneter und jetziger Perspektive das umstrittene TTIP-Abkommen? Nach derzeitigem Informationsstand ist das Abkommen abzulehnen, man muss natürlich das Ende der Verhandlungen abwarten, bis man eine seriöse Gesamtbeurteilung abgeben kann.

FAZIT NOVEMBER 2015 /// 41


Umwelt

Die Nachhaltigkeit wächst aus der Flasche Das Recyceln von Glasverpackungen gewinnt nicht nur einen wertvollen natürlichen Rohstoff, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften. Die Austria Glas Recycling zählt schon lange zu den Vorreitern: Mit Recyclingquoten von rund 85 Prozent setzt man ein Best-Practice-Beispiel und zählt auch international zu den Vorbildern bei betrieblichem Umweltmanagement.

Fotos: AGR

der 9. ASRA-Award in Kategorie Non-Profit-Organisationen verliehen.

Austria Glas RecyclingGF Harald Hauke: „Das Non-Profit-Unternehmen Austria Glas Recycling zählt international zu den Vorbildern in betrieblichem Umweltmanagement“.

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eit nahezu 40 Jahren sorgt Österreichs Glasrecyclingsystem unter der Federführung des Non-Profit-Unternehmens Austria Glas Recycling für die umweltgerechte Verwertung gebrauchter Glasverpackungen. Im 10. Nachhaltigkeitsbericht (zugleich die 15. Umwelterklärung) „Vom Wachsen in Kreisläufen“, der Mitte September erschienen ist, stellt die Austria Glas Recycling eine Auswahl jener Projekte vor, die sie zur Verbesserung und zum Nutzen für Umwelt und Gesellschaft umsetzt. Bei der Verleihung der Austrian Sustainability Reporting Awards (ASRA) wurde Austria Glas Recycling dafür

42 /// FAZIT NOVEMBER 2015

Kontinuierliche Verbesserung Für die Austria Glas Recycling ist der Anspruch auf nachhaltiges Wirtschaften nichts Neues, denn man ist von jeher in der glücklichen Lage, mit dem Business-Modell einer nachhaltigen Wirtschaftsweise besonders nahe zu sein, betont AGR-Geschäftsführer Harald Hauke: „Unser Kerngeschäft ist umweltfreundlich und volkswirtschaftlicher Nutzen zählen für uns mehr als kurzfristiger Finanzgewinn.“ Die aus den Entsorgungsgebühren generierten Mittel dienen ausschließlich der Verbesse-

rung der Recyclingorganisation, während Überschüsse dank Non-Profit ins System zurückfließen. Aber damit nicht genug, ergänzt Hauke: „Dieser Vorreiterrolle werden wir mit der Zertifizierung gemäß CSR-Norm ONR 192500 als eines der ersten Unternehmen Österreichs einmal mehr gerecht. Sie können sich auf uns verlassen, wir liefern in jeder Hinsicht höchste Glasrecyclingqualität – geprüft und zertifiziert!“ Ein perfekter Kreislauf mit Mehrwert Für Austria Glas Recycling bedeutet diese verantwortungsvolle Geschäftspolitik, im gesamten Glasrecyclingsystem im Sinne der Verbesserung der

Damit Glasrecycling einwandfrei funktioniert, muss Altglas sauber und sortenrein gesammelt werden.

Umweltleistungen wirksam zu werden. „Dank vielfältiger Maßnahmen, subsumierbar unter dem Begriff StakeholderManagement, gelingt Schritt für Schritt die positive Veränderung von Umweltauswirkungen im Glaskreislauf“, erklärt Hauke. Das als Stabstelle organisierte Umweltteam der Austria Glas Recycling richtet dabei den fachkundigen Blick auf die vorhandenen Potenziale und gewinnt daraus Motivation für die Entwicklung und Umsetzung weiterer Maßnahmen. Glasrecycling ist ein perfekter, 100%-iger Kreislauf. Im Jahr 2014 konnten in Österreich erneut Top-Sammelergebnisse erzielt werden. 233.700 Tonnen Altglas wurden gesammelt und zu neuen Glasverpackungen verarbeitet. Pro Kopf gerechnet bedeutet dies eine Sammelleistung von durchschnittlich 26,4 kg. Aus jedem alten Verpackungsglas wird in einem lückenlosen Recyclingprozess neues Glas geschaffen. Der Einsatz von Altglas spart alljährlich beträchtliche Mengen an Rohstoffen. So konnten 2014 zum Beispiel rund 6.000.000m³ Erdgas und rund 225.000.000 kWh elektrische Energie eingespart werden. Letzteres entspricht dem Jahresbedarf an Strom von etwa 51.000 Haushalten.

Informationen:

Austria Glas Recycling http://www.agr.at/


Wirtschaft

Ein PS-starker Partner, auf den man bauen kann

Egal ob für Häuslbauer, Kommunen oder Unternehmen: Das steirische Speditions- und Logistikunternehmen Jerich Trans hat das richtige Gerät parat – vom Mobilkran mit bis zu 60 Tonnen Hubgewicht über den Radlader bis hin zur Arbeitsbühne.

Durch Funksteuerung sind die Kran-LKWs für Hebe-, Kran-, Transport-, und Versetzungsarbeiten sowie für Montagen in großer Höhe bestens geeignet.

Soviel ist sicher: Auf die Maschinen und Fahrzeuge von Jerich Trans kann man sich verlassen. Auch Radlader, Container-Stapler und Teleskoparbeitsbühnen zählen zum Fuhrpark.

Friedrich Jerich Transport GmbH Nfg & Co KG Pirching 90, 8200 Gleisdorf Tel.: 03112/7600-0 Web: www.jerichtrans.com

Die Mobilkräne erreichen ein Hubgewicht von bis zu 60 Tonnen, verfügen über hydraulische Teleskop-Arme, einzeln ausfahrbare Abstützungen und eine doppelte Seilwinde.

Auch ein Experte für modernes Ressourcenmanagement in Kommunen und Unternehmen ist Teil der Jerich-Gruppe: die Firma Müllex mit Geschäftsführerin Daniela Müller-Mezin.

Müllex-Umwelt-Säuberung-GmbH Eicherweg 5, 8321 St. Margarethen/Raab Tel.: 03112/36033-0 Web: www.muellex.com

FAZIT NOVEMBER 2015 /// 43


Fotos: Holding Graz, Lupi Spuma

Wirtschaft

Einsatzfahrzeuge wollen auch einsatzbereit sein.

Das Team für die Hardware kennt keine Pause Die Kommunalwerkstätte, ein Spartenbereich der der Holding Graz Services, zeichnet dafür verantwortlich, dass die kommunalen Fahrzeuge stets einsatzfähig sind, also gewartet, repariert, rechtzeitig umgerüstet und der sauberen Stadt Graz entsprechend auch sauber.

D

ie Holding nimmt die fachkundigen Dienste des 46 MitarbeiterInnen zählenden Betriebs zur Gänze in Anspruch, aber auch das übrige Haus Graz – die Stadt und Unternehmen, an denen die Holding beteiligt ist – weiß die hier geleistete Qualität in zunehmendem Ausmaß zu schätzen. Allein im Jahr 2014

konnte man mehr als 4.500 Aufträge für Arbeiten an gut 530 Fahrzeugen verzeichnen. Neubau startet im Früher 2016 Dabei platzen die Kommunalwerstätten aus allen Nähten, die Arbeitsbedingungen stehen in krassem Gegensatz zur hervorragenden Ausbildung

des Personals. Und dennoch hat der Kunde den Eindruck, dass die Kfz- und Metallbautechniker, Elektriker und sonstigen Spezialisten sowie die zwei weiblichen und drei männlichen Lehrlinge mit großem Engagement ihrem Tagwerk, das ja oft auch ein Nachtwerk ist, nachgehen. Der Grund dafür ist in Form eines

Modells am Areal zu finden. Es zeigt die Kommunalwerkstätten Neu, die bei Drucklegung dieses Magazins in die Einreichplanung gehen, deren Neubau im Frühjahr 2016 startet und die im Sommer 2017 ihren Vollbetrieb aufnehmen werden. Ein jahrelanger Kampf um eine Werkstätte, wie sie auch dem dritten Jahr-

»Mit der Kommunalwerkstätte neu, wird ein Meilenstein für hohe Dienstleistungsqualität gesetzt.«

Wolfgang Messner, Vorstandsdirektor der Holding Graz Services

44 /// FAZIT NOVEMBER 2015


Wirtschaft

tausend entspricht, ist gewonnen, nicht zuletzt aufgrund beeindruckender Statistiken und Schlussfolgerungen, die der Rechenstift gezogen hat.

Kommunalwerkstätte Neu Mit dem Neubau findet der gut hundertjährige Wirtschaftshof in der Sturzgasse, wo einst die städtischen Kutschen abgestellt und die Pferde in ihre Stallungen geführt wurden, seine erste nennenswerte Erneuerung seit fast einem halben Jahrhundert. Inklusive Grundstücksankäufen und notwendigen Zusatzbauten werden 18,5 Millionen in helle, umweltfreundliche und modernst ausgestattete Arbeitsplätze investiert. Den hiefür europaweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerb konnte das Grazer Büro „halm. kaschnig.wührer architekten“ gegen 31 Mitbewerber für sich entscheiden. Das laufende

N O VA

Die Kommunalwerkstätte Neu: Noch im Modell, 2017 Wirklichkeit. Projekt ist der erste Teil eines den ganzen Betriebsstandort umfassenden Konzepts „Masterplan Sturzgasse“, als nächster Schritt sind der Neubau und die Modernisierung der Recyclingcenter vorgesehen. Umrüstung für die Wintersaison Neben der laufenden Instandhaltung des Fuhrparks vom Kleinfahrzeug bis zum großen LKW und von der Wartung der Container für die Abfallwirtschaft bis zur Fertigung unterschiedlichster Utensilien in der Spenglerei und Schlosserei

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gibt es auch Fixtermine, die an den Kalender gekoppelt sind. So etwa startet im Moment gerade die Umrüstung der Kehrund Waschwägen zu Pflugund Streufahrzeugen, um auch für einen frühen Wintereinbruch gerüstet zu sein und das betreute Grazer Straßennetz in der Länge von 950 Kilometern befahrbar zu halten. Das Ganze passiert sukzessive, weil ja auch noch das abfallende Laub – jährlich rund 450 Tonnen - aus dem Stadtgebiet entsorgt werden muss. Den Kommunalwerkstätten ist eben keine Verschnaufpause

„Das Anforderungsprofil an die Kommunalwerkstätten beinhaltet, dass die MitarbeiterInnen immer ihrer Jahreszeit voraus sind.“, Robert Haslinger, Leiter der Kommunalwerkstätten

gegönnt, weil die vielen Hände, die für ein sauberes Graz im Einsatz stehen, aber auch alle Grazerinnen und Grazer auf eine stets einsatzbereite „Hardware“ vertrauen.

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Recht haben

er Volkswagenkonzern hat in Modellen der Jahre ab 2008 bis 2015 eine Software zur Umgehung von Emissionskontrollsystemen eingebaut. Auf diese Weise werden am Teststand die geltenden Grenzwerte derart manipuliert, dass sie als eingehalten erscheinen, wiewohl die tatsächlichen Werte bis zu 40 Mal höher liegen. Dies hat VW den Medien nach öffentlich eingestanden. Betroffen sind derzeit vor allem Fahrzeuge mit 1,6- und 2,0 Liter-Diesel-Motoren (VW, Audi, Seat, Skoda). Welche rechtlichen Möglichkeiten haben VW-Kunden? Vorauszuschicken ist, dass die den Verkaufsunterlagen zugrunde gelegten Abgasgrenzwerte sowie die Verbrauchsgrenzwerte, welche offenbar auch betroffen sind, vertraglich und somit rechtlich zugesicherte Eigenschaften darstellen. Ebenfalls entfalten die in diversen Werbungen und Verkaufsprospekten enthaltenen Abgaswerte und Verbrauchswerte für den VW-Konzern, aber auch für die Vertragshändler/Verkäufer rechtlich bindende Wirkung. Betroffene Fahrzeugbesitzer können ihre Ansprüche auf die Rechtstitel Irrtum, List, Gewährleistung und/oder Schadenersatz stützen. Ergebnis kann entweder die Rückabwicklung des Kaufvertrages, eine teilweise Rückforderung des Kaufpreises (Preisminderung) oder den Erhalt einer Ausgleichszahlung sein. Jeweils entscheidend ist unter anderem, ob die Betroffenen den Kauf bei Kenntnis der Manipulation gar nicht oder nur zu einem geringeren Preis abgeschlossen hätten. (Zu beachten sind jeweils fallbezogen Verjährungsfristen (1, 2, 3 oder 30 Jahre) sowie die Frage, wer der tatsächliche Vertragspartner ist.) Strafrechtliche Konsequenzen mit Geltendmachung von Schadenersatz. Das Verbandsverantwortlichkeitsgesetz bietet die Möglichkeit, nicht nur Einzelpersonen, sondern auch ein Unternehmen wie den VW-Konzern strafrechtlich zu belangen. Der gegenständliche Sachverhalt, also der Betrugsverdacht gegen den VW-Konzern, könnte den österreichischen Strafrechtsbehörden zur Kenntnis gebracht werden. Wird ein derartiges Verfahren eröffnet, könnten sich die betroffenen österreichischen Kunden in einem solchen Verfahren als Privatbeteiligte anschließen, um ihre erlittenen Schäden geltend zu machen. Was sind die derzeit möglichen Schäden? 1. Zahlung eines überhöhten Kaufpreises für ein angeblich umweltfreundliches Fahrzeug. 2. Erlittene Wertminderung des gekauften Fahrzeuges. Es kommt zu einem eklatanten Verfall der Wiederverkaufswerte. 3. Allfällige Nachzahlungen einer höheren Kfz-Steuer. 4. Aufwendungen rund um mögliche Rückrufe und Umbauten der betroffenen Fahrzeuge. n

Foto: dklra.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Kanzlei Daghofer, Kaufmann & Lausegger, Mariahilferstraße 20, Tel. 0316/7222950, dklra.at

46 /// FAZIT NOVEMBER 2015

Foto: VP-Club

VW-Skandal – Welche Rechte haben Kunden?

VP-Klubobfrau Barbara Eibinger-Miedl war auf der Pack, um eine von einem privaten Trägerverein und der Gemeinde organisierte Tagesmütter-Betreuung kennenzulernen.

Eibinger-Miedl: „Gehen die Frauen, stirbt das Land“

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eit Oktober gibt es auf der Pack eine TagesmutterBetreuungsstätte mit individueller und wohnortnaher Betreuung. Um sich selbst ein Bild von diesem vorbildlichen Modellversuch zu machen, traf sich VP-Klubobfrau Barbara Eibinger-Miedl mit Sabrina Köfler vom Trägerverein und mit Vizebürgermeister Johann Schmid von der Gemeinde Hirschegg-Pack. „Gemeinden und Betrieben soll es in Zukunft erleichtert werden, Kinderbetreuung anzubieten. Außerdem wollen wir als Steirische Volkspartei die Regionen stärken“, so die VP-Klubchefin. Die Kinderbetreuungsformen im ländlichen Raum sollten bedarfsgerecht, flexibel und individuell für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gestaltet werden. Das Projekt zeige jedoch auch, dass in der praktischen Umsetzung, von Seiten des Landes, noch Verbesserungsbedarf bestehe. Bereits in der Initiative „Land. Raum.Zukunft.“ hat die Steirische Volkpartei folgendes festgehalten: „Gehen die Frauen, stirbt das Land.“ Frauen

brauchen andere Rahmenbedingungen als Männer und für Barbara Eibinger-Miedl ist die passende Kinderbetreuung ein wesentlicher Faktor: „Es gibt in der Steiermark noch immer in rund 20 Prozent der Gemeinden kein Angebot für die Kleinsten! Daher muss überprüft werden, wie weit sich das vorhandene Kinderbetreuungsangebot mit dem tatsächlichen Bedarf deckt, damit den Eltern in den Regionen eine echte Wahlfreiheit ermöglicht wird.“ EibingerMiedl engagiert sich seit Jahren bei Frau in der Wirtschaft und weiß auch aus ihrer Arbeit dort, dass sowohl die Arbeitnehmerinnen als auch die Unternehmerinnen flexible und bedarfsgerechte Kinderbetreuung benötigen, um eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu schaffen, denn ohne den passenden Kinderbetreuungsplatz werde den Frauen die Teilhabe am Arbeitsmarkt erschwert. Dass sei auch eine der wichtigsten Maßnahmen, damit Frauen endlich gleich viel verdienen wie ihre männlichen Kollegen.


Wirtschaft

Der Schlüssel zu leistbarer Pflege

Rund-um-die-Uhr-Betreuung in den eigenen vier Wänden zu leistbaren Konditionen – mit Herzlichkeit und Empathie: Über 12.000 selbstständige PersonenbetreuerInnen sorgen allein in der Steiermark dafür, dass Tausende Familien ihre pflegebedürftigen Angehörigen in besten Händen wissen.

m die 600.000 Österreicherinnen und Österreicher sind nicht mehr in der Lage, ihren Alltag auf sich allein gestellt zu bewältigen und gelten daher als pflegebedürftig. Schon jetzt stehen nicht mehr genug Pflegeplätze für alle Pflegebedürftigen zur Verfügung. Doch viele Menschen haben ohnehin den Wunsch, so lange wie möglich in ihrer vertrauten familiären Umgebung zu leben. Und so stehen Jahr für Jahr Tausende Familienmitglieder – oft ganz plötzlich – vor der Frage, wie sie die Pflege von Angehörigen mit ihrem eigenen Leben und ihren beruflichen Verpflichtungen in Einklang bringen sollen. „Das System der 24-Stunden-Betreuung durch selbstständige PersonenbetreuerInnen“, erklärt Andreas Herz, Obmann der Fachgruppe „Personenberatung und Personenbetreuung“ und Vizepräsident der Wirtschaftskammer Steiermark, „ist seit vielen Jahren der Schlüssel zu leistbarer Pflege in vertrauter Umgebung und hat sich damit als Fels in der Brandung eines drohenden Pflegenotstands erwiesen.“ Das beste Rezept gegen den Pflegenotstand Herr Herz, hat sich das System

der 24-Stunden-Betreuung durch selbstständige PersonenbetreuerInnen in Ihren Augen bewährt? Unbedingt! Wir müssen froh und dankbar sein, dass es in einigen Staaten der Europäischen Union Menschen gibt, die ein vitales Interesse daran haben, diesen Dienst bei uns zu übernehmen. Und wir müssen für die entsprechenden Rahmenbedingungen sorgen, damit sie das auch in Zukunft gerne tun. Denn ohne ihre Dienstleistungen wird es kaum möglich sein, den Bedarf an leistbarer Vor-Ort-Betreuung und -Pflege auf längere Sicht zu decken.

Wie dramatisch schätzen Sie die Lage ein? Wir haben in Österreich heute schon um die 600.000 Menschen, die Pflege benötigen. In Zukunft wird sich deren Zahl ohne Zweifel noch dramatisch erhöhen. So liegt das Durchschnittsalter der Österreicherinnen und Österreicher aktuell bei 42,3 Jahren. Fast 24 Prozent der Menschen sind mittlerweile älter als 60 – in Zahlen: über zwei Millionen! 2050 werden es bereits drei Millionen sein. Davon wird laut Einschätzung von Experten etwa ein Drittel, also rund eine Million, Betreuung benötigen.

das beste Rezept gegen den Pflegenotstand. Ich sehe momentan weit und breit keine Alternative.

Foto: WKO

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Andreas Herz, MSc, Obmann der Fachgruppe Personenberatung und Personenbetreuung und Vizepräsident der Wirtschaftskammer Steiermark Ist der Pflegenotstand zu verhindern? Wir stehen tatsächlich vor gewaltigen individuellen und gesellschaftlichen Herausforderungen, die wir nur bewältigen können, wenn wir das bewährte System der 24-Stunden-Personenbetreuung weiter ausbauen und stärken. Dieses System ist derzeit sicher

Kann man dieses System noch weiter verbessern? Wir haben bereits in der Vergangenheit eine Reihe von Initiativen gesetzt, die sicher maßgebliche Qualitätsverbesserungen gebracht und zu einem hohen Grad an Zufriedenheit bei allen Beteiligten geführt haben. Diese Bemühungen werden wir in Zukunft fortsetzen. Noch stärker arbeiten wollen wir auch an den Qualitätskriterien für die Vermittlungsagenturen. Die vielen seriösen Agenturen müssen noch deutlicher erkennbar sein. Aber wir müssen natürlich auch darauf achten, dass sich die Leistungen nicht durch zusätzliche Bürokratie und ausufernde Vorschriften verteuern. www.betreuung-stmk.at

FAZIT NOVEMBER 2015 /// 47


Innovation

von Oper und Schauspielhaus in Graz. 5.600 Quadratmeter misst die Dekorationswerstatt am Sternäckerweg in GrazMessendorf. Die Kostümwerkstatt in der Grazer Bürgergasse hat fast 4.000 Quadratmeter. Pro Jahr werden etwa 30 ProPersonalverrechnung ist etwas für Profis. Wer sich im Dickicht von Arbeits-duktionen und ausgestattet. Sozialversicherungsrecht, Dienstgeberbeiträgen, Zulagen, Pauschalen, Steuern und Erlebniswelt WirtBei der dergleichen nicht völlig verirren will, braucht eine helfende Hand. Aber auch die schaft-Tour in der Kostümwerkstatt und in der DekoraProfis in diesem Gebiet brauchen Unterstützung – Erfolgs!Duo gibt sie ihnen. tionswerkstatt erlebt man die und individuelle Beratung für das Unternehmen, in dem ich damals Service faszinierende Entstehung vonsind Stärken.“ Ihr umfassendes Wissen angestellt war“, erzählt Birgit Oswald. unsere Kostümen und Bühnenbild ihr auch zugute, Das ging aber nur bis zu einem gewissen in Personalfragen von den erstenkam Skizzen bis zur Grad. „Irgendwann wurde der Wunsch als sie plante, die erste Mitarbeiterin einVollendung.

Raus aus dem Dschungel seitens des Unternehmens immer größer, zustellen. „Da habe ich genau gerechnet, dass ich wieder an meinen Arbeitsplatz ob sich das wohl ausgeht. Aufgrund der nach Graz komme.“ Verständlich, war vielen Termine und Fristen, die ich einGründungsjahr: 2004 hatte, schaffte ich es aber ohnesie dort doch 12 Jahre lang als Leiterin zuhalten Mitarbeiteranzahl: 86 hat Oswald alleine.“ Inzwischen der Personalverrechnung einer großen hin nicht zweite Mitarbeiterin aufgenommen Steuerberatungskanzlei tätig. Die Süd- eineart+event | Theaterservice die sie gerade ausbildet. steirerin wollte ihre beiden Söhne nicht hat, Graz GmbH, A-8010 Graz, Alle drei sind übrigens Mütter und demalleine lassen. Also machte sie sich als Damen Kaiser-Josef-Platz 10 Personalverrechnerin im südwest- entsprechend wird bei Sibit Rücksicht Web: www.art-event.com steirischen Wernersdorf selbstständig. auf das Familienleben genommen. Birgit Und das mit so großem Erfolg, dass sie Oswald und ihr Team – drei Damen bald Hilfe brauchte – und mit Erfolgs!Duo als Wegweiser aus dem Personalverauch bekam. Das Förderungsprogramm rechnungsdschungel. der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG fördert Jungunternehmen bei der Ausstattung des Arbeitsplatzes für den Innovative steirische ersten Mitarbeiter. Birgit Oswald nahm Unternehmen: diese Hilfe an und engagierte ihre erste Eine Serie der Steirischen Mitarbeiterin. „Als Personalverrechnerin Wirtschaftsförderung SFG ist man verpflichtet, sich permanent oder Berlin werden auchweiterzubilden“, FilmHandwerk das es erklärt lebendig, sie die Herausproduktionen oder Firmenewoanders oft gar „Laufende nicht mehr forderungen ihrer Tätigkeit. vents ausgestattet. Die gesetzlichen Erlebniswelt VorWirtÄnderungengibt. in den einen Damitdie Grundlage für diesen schriften Erfolg zwingen schaft-Tour lässtdazu. tief hinter sind viele vor allem kleine mittlere ist die hohe künstlerische Kulissen der und faszinierenden Unternehmen fachlich undund ressourcenund handwerkliche KompeWelt von Oper Schauspiel tenz aller Mitarbeiter.mäßig Etwaüberfordert. blicken.Deshalb lagern sie die Personalverrechnung aus.“

Vorhang auf!

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Foto: Schiffer

ie machen buchstäblich die Bretter, die für so viele die Welt bedeuten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von art + event | Theaterservice Graz schaffen phantasievolle Kostüme und beeindruckende Bühnenbilder, die einer bei den Theatermalern, in der art+event | Theaterservice Opern- oder TheaterauffühTischlerei, Schlosserei,Mehr beials nur Graz zählt zunetto den Marktfühbrutto und rung erst den richtigen Ausden Bildhauern oder in den rern Österreichs beiService, der HerIhr Unternehmen nannte sie Sibit: druck verleihen. Das ReperSchneiderei, bei den Modisten von Bühnenbildern individuellestellung Beratung, individuelles toire reicht aber weit über (Hutmacher) und all den anund Kulissen sowie Kostümen. Mit Hilfe der SFG konnte Birgit Oswald Training. Aus den Anfangsbuchstaben setzt sich deristFirmendie klassische Bühne hinaus: deren Werkstätten, in dieser denen Wörter Hervorgegangen das Unbereits zwei Mitarbeiterinnen einstellen. name zusammen. Und der ist Programm: neben renommierten Häusern Kostüm- und Bühnenbilder ternehmen vor mehr als 100 „Manist muss Jahren dem Kunden als wie die Opernhäuser von Paris geschaffen werden. Hier aus mehr den bieten, Werkstätten nur vom Brutto zum Netto zu rechnen. chuld“ an ihrer Karriere als Unter- Ich mache nicht nur die Personalvernehmerin sind eigentlich ihre Söhne rechnung, sondern berate meine Kunden auch in der Personalplanung und schule Tobias und „InUnternehmen der Karenz hautnah Elebniswelt Wirtschaft – 50 Simon. steirische erleben arbeitete ich teilweise von zu Hause aus die Mitarbeiter der Personalabteilungen.

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Innovative Unternehmen öffnen ihre Türen für Besucherinnen und Besucher, die in spannenden Erlebnistouren hinter die Kulissen der Produktion blicken dürfen. Gestaltet und inszeniert wurden Informationen zu Förderungsmöglichkeiten diese Erlebnistouren der Kreativwirtschaft. Die Begeisterung für die steirische Wirtschaft kennt Die von Steirische Wirtschaftsförderung SFG unterstützt innovationsfreudige Unterkeine Altersgrenze. Speziell Guidesbei führen Groß und durch die Betriebe. nehmen in geschulte der Steiermark Forschung und Klein Entwicklung und ihrem Wachstum, damit diese neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen erfolgreich am Markt

http://www.erlebniswelt-wirtschaft.at/ etablieren können. 22 /// FAZIT JÄNNER 2014

48 /// FAZIT NOVEMBER 2015

Steirische Wirtschaftsförderung

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Essay von Bettina Röhl

Merkel muss weg! Und zwar sofort ehr geehrte Herr Ministerpräsident Horst Seehofer, die anliegende Kolumne habe ich der CSU gewidmet, die ich direkt angesprochen habe und der nach meiner Einschätzung die Aufgabe zukommt, den positiven Staatsstreich nach den Regeln des Grundgesetzes sofort durchzuführen. Ihre Aussage vom gestrigen Samstag, dass Deutschland mit der Massenwanderung ein Kollaps mit Ansage droht, ist grundfalsch. Die Bundesregierung hat Deutschland bereits an die Wand gefahren. Der Total-Kollaps ist bereits eingetreten. Er ist noch nicht sichtbar, weil die enormen Schwerkräfte des Systems ein zunehmend stotterndes Weiterfunktionieren vorgaukeln, weil der Kapitalismus eine permanent schwieriger werdende Versorgung vorübergehend aufrechterhalten kann und auf diese Weise der Sand im gesellschaftlichen und auch im ökonomischen Getriebe noch für jeden, der nicht hören und nicht sehen will, beiseite zu drängen ist, als wenn in Wahrheit doch nichts wäre. Die gesellschaftlichen Verwerfungen der bisher schon gescheiterten Migrations- und Integrationspolitik, von Kanzlerin Merkel, ein Jahrzehnt zu spät, 2010 mit der Formulierung »Multikuli ist gescheitert« eingeräumt, hatten diese Bundesrepublik schon überstrapaziert. Die Probleme ungekonnter Fusionen von unterschiedlichen Ethnien, unterschiedlichen Religionsgemeinschaften, unterschiedlichen Entwicklungsständen, unterschiedlichem Akzeptanzverhalten untereinander und unterschiedlichen Bildungsständen waren in Deutschland, bereits vor Beginn dieser jetzt eskalierenden Invasionswelle, in keinster Weise gelöst, im Gegenteil. Schon vor der Flüchtlingswelle drohte eine Eskalation der Migrations- und Integrationsprobleme in Deutschland, die im Laufe der kommenden Jahre und Jahrzehnte noch zunehmen würden. Wenn Sie sich jetzt hinstellen und plötzlich irgendeinen Stopp der Zuwanderung her verlangen, den Sie Merkel abringen wollen, dann erweisen Sie sich als sehr schwach und bei Lichte betrachtet auch unglaubwürdig. Es gibt nur einen Weg und der heißt: Eine geordnete und finanziell begleitete Rückwanderung derjenigen, die in den letzten 1 1/2 Jahren hier her gekommen sind, muss sofort organisiert und den vielen Millionen, die bereits auf dem Marsch sind, kommuniziert werden. Bis jetzt fahren Sie einen Schlingerkurs gegen Merkel. Mal reden Sie von einem Systemkollaps, dann tun Sie so, als wenn alles so weiter laufen kann und nur ein vorübergehender Zuzugsstopp nötig wäre, nach dem Motto, dieses Jahr 1,5 Millionen Zuwanderer, nach einem halben Jahr Pause erneut 1,5 Millionen usw. Es gehört nicht sehr viel Mut dazu, Merkel anzunörgeln, um das eigene Mütchen und die eigene schlechte Laune für ein paar Stunden zu kühlen. Es ist doch eigenartig, dass fast nur Männer kommen Es ist doch eigenartig, dass fast nur Männer kommen. Sind die Frauen nicht von Krieg und Bürgerkrieg und Verfolgung aus politischen, religiösen und ähnlichen Gründen betroffen? Gilt das Asylrecht in Deutschland nur für Männer? Wird das geltende Asylrecht verfassungs-und gesetzestreu angewandt oder kriegt im Zweifel jeder Asyl, wenn es nicht allzu offenkundig ist, dass kein Asylgrund vorliegt? Heißt Asyl Schutz auf die Dauer der Gefährdung oder heißt Asyl, dass eine Gefährdungslage oder ein Schutzgrund, wie Merkel sagt, nur einmal für eine Sekunde vorgelegen haben muss und Peng hat ein Zuwanderer, unabhängig von Merkmalen wie Bildung, wie Arbeitsfähigkeit und -willigkeit, Integrationswilligkeit, Grundgesetzwilligkeit, einen klagbaren Anspruch darauf in Deutschland für immer aufgenommen zu werden und seine gesamte Familie im Nachzug ebenfalls herzuholen? Vor noch ganz kurzer Zeit wurde die Werbetrommel der Flüchtlingsindustrie so gerührt: Da kommen geschundene, gequälte, traumatisierte, ihr Leben riskierende, erschöpfe Kinder, Frauen und Männer nach Deutschland. Seitdem selbst manipulierte Fernsehbilder perfekt ausgestattete junge Männer mit dem allgegenwärtigen Smartphone zeigen, ist diese Ursprungslegitimation zwar in sich zusammengebrochen, aber die Flüchtlingsindustrie schmückt sich moralisch immer noch mit dem,

Der »Kollaps« kommt nicht erst im Winter. Der epochale Systemzusammenbruch ist schon eingetreten. Die neuen erschrockenen und kreidigen Statements einiger SPD-und CDU-Politiker ändern nichts an der Katastrophe. Ein offener Brief an Horst Seehofer.

Foto: Paul Schirnhofer

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Bettina Röhl, geboren 1962 in Hamburg, begann 1986 beim Lifestylemagazin Tempo ihre journalistische Karriere. Sie schreibt regelmäßig für große deutsche Tageszeitungen und Magazine. Die Publizistin wurde bekannt, als sie 2001 mit Enthüllungen zur Gewaltvergangenheit des damaligen Außenminister Joschka Fischer an die Öffentlichkeit trat. In ihrem Buch »So macht Kommunismus Spaß. Ulrike Meinhof, Klaus Rainer Röhl und die Akte Konkret« lieferte sie 2006 ein Standardwerk zur Geschichte der Linken in der BRD. Von 2008 bis 2010 unterhielt sie den Blog »Sex, Macht und Politik« (Mainstream Report) bei Welt online. Von Juli 2012 bis Oktober 2014 stritt sie bei Wirtschaftswoche Online in ihrer Kolumne »Bettina Röhl direkt« jeden Dienstag für mehr Fairness und weniger Ideologie in der Wirtschaft und Politik. Nun erscheint ihre Kolumne »Bettina Röhl direkt« jeden Dienstag auf der Seite »Tichys Einblick«. FAZIT NOVEMBER 2015 /// 49


Merkel muss weg! Und zwar sofort

Die Wähler sind darüber aufzuklären, dass eine neue Situation durch das Asylrecht und seine Handhabung entstanden ist, weshalb die Regierung offen und ehrlich Neuwahlen ermöglichen und das Volk befragen muss.

was in Wahrheit eine Mischung aus Helfersyndrom und anmaßender Wichtigtuerei – wo möglich gut dotiert, ist. Es heißt, ein Drittel der Zuwanderer seien Analphabeten, erhebliche Prozentsätze schlecht ausgebildet und es gäbe nur einen geringen Prozentsatz, der nach einer gewissen kostspieligen Zeit arbeitsmarkttauglich gemacht werden kann. Und es gilt, dass jeder Zuwanderer, dem ein Bleiberecht oder mehr gewährt wird, über kurz oder lang mehrere weitere Zuwanderer in Gestalt des Familienzuzuges bedeutet. Also, die Welt, sehr geehrter Herr Ministerpräsident Seehofer, und auch die CSU selbst brauchen solcherlei Veralberung nicht. Sie bremsen die CSU aus und verkaufen sie unter Ihren Möglichkeiten. Sie protestieren, scheinbar auch hier und da auf die Pauke hauend, um dann doch wie Merkels Führungsgehilfe zu handeln. Eine Volksabstimmung in Neuwahlen ist nötig Das, was dem »deutschen Volk«, das sich das Grundgesetz gegeben hat, jetzt einfach so, von oben herab administriert, passiert, setzt ganz unabhängig von allem, was in konkreto zum Thema gemacht oder gedacht wird, eine Volksabstimmung voraus oder der Verfassung entsprechend Neuwahlen: verbunden mit den konkreten Fragen, ob das Land eine Einwanderung bekommen soll, welche die ansässige Bevölkerung in eine krasse Minderheitenposition bringt, sind für die derzeitige Politik unabdingbar. Es ist mit anderen Worten die große Koalition selbst, die sich dem Souverän von sich aus aktiv zu stellen hat. Die Wähler sind darüber aufzuklären, dass eine neue Situation durch das Asylrecht und seine Handhabung entstanden ist, weshalb die Regierung offen und ehrlich Neuwahlen ermöglichen und das Volk befragen muss. Sich einfach nur dem Druck einer Weltwanderung zu beugen und nur folgenlos davon zu reden, dass irgendwann Schluss sein müsse und viele, in Wahrheit hunderte von Millionen in vergleichbaren Lagen, nicht mehr reindürften, ist das Produkt einer ganzen Reihe von Gedankenfehlern basierend auf totalem Realitätsverlust. Man kann darüber streiten, ob und wie viele nach Deutschland, und das heißt nach Europa, zuwandern sollen oder dürfen, aber man darf den Leuten nicht einen vom Pferd erzählen und sie über die Realitäten täuschen. Nach dem Motto: Die merken es ja ohnehin erst sehr viel später und dann werden die Tatsachen sein, wie sie sind und alte Verantwortlichkeiten keine Rolle mehr spielen. Da Merkel und Gabriel nicht die mindesten Anstalten machen, ihr ungutes Tun demokratisch legitimieren zu lassen, und da beide angesichts des ersten ernst zu nehmenden Gegenwindes, den sie seit einigen wenigen Tagen spüren, sofort auf Kreidefresserei und ein paar Besserungsgelöbnisse, die allerdings unkonkret sind, umgeschwenkt haben, gibt es keine Alternative zu einer Beendigung der Großen Koalition, die nur die CSU herbei führen kann, die auch der Hauptprofiteur wäre. Abgesehen davon, dass ein Ende der großen Koalition mit erzwungenen Neuwahlen das Beste wäre, was der Bundesrepublik in der vollkommen versauten Lage passieren kann. Der Weltwanderungs-Tsunami baut sich seit zwei Jahren auf

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Wieso versaut? Merkel weiß seit der gescheiterten Politik des Westens, Obamas vorneweg, dass seit den unkultivierten Eingriffen in Nordafrika und im Nahen und Mittleren Osten ein einziges Chaos mit Bürgerkriegen, Religionskriegen, Machtvakuen, zerfallenden Staaten und staatsbildenden Terrororganisationen und vielen Begehrlichkeiten von außen entstanden sind. Nun eiern Sie nicht herum und hören Sie auf weiter zu vertuschen: Merkel, Gabriel und Seehofer, die drei Großkoalitionäre wissen seit zwei Jahren, dass sich der Weltwanderungs-Tsunami aufbaut. Die drei Großkoalitionäre mit all ihren intelligenten Apparaten haben in den letzten zwei Jahren total versagt und fahrlässig zugesehen, wie der Tsunami kommt. Weil jetzt keiner die Größe hat, aus der Großen Koalition der Versager auszuscheiden und zu sagen, wir haben menschenverachtende Zustände entstehen lassen und deswegen machen wir jetzt einen Paradigmenwechsel in der Politik, und dies radikal, um das bisschen, was zu retten ist, auch zu retten, soll


Essay von Bettina Röhl

alles so weiterlaufen? Nur deswegen führen Sie die CSU jetzt auch noch in die Duldungsstarre, in der sich die CDU seit Jahren befindet. Sie müssen sich den Ruck geben, dessen es jetzt bedarf, oder die CSU muss – und wird – sich von Horst Seehofer emanzipieren. Jetzt wieder alles zukleistern, wie Mutti es emsig begonnen hat, geht nicht mehr. Die SPD reagiert bereits panisch. Sie sieht ihren plötzlichen Absturz in der Wählergunst, weil die aufrechten Konservativen in der SPD die Schnauze gestrichen voll haben und weil sehr viele Linke in der SPD, von denen ich einige kenne, von der linken Vergewaltigung der Realität ebenfalls nichts mehr wissen wollen. Die CSU muss handeln. Sie werden als Ministerpräsident gebraucht, aber Merkel muss weg. Jeder Tag Merkel mehr ist eine Katastrophe für Deutschland. Und das nicht einmal so sehr, weil Merkel unfähig ist, sondern weil sie im Prinzip will, was passiert. Zu den klaren Erkenntnissen, die sich in den letzten zwei Jahren vernünftig Denkenden geradezu aufgezwungen haben, gehört auch das Wissen, dass die Türkei unter Erdogan mit höchstem Vergnügen möglichst viele junge muslimische Männer aus den Flüchtlingslagern in der Türkei in geeigneter Weise nach Europa schicken will. Für wie blöd will die Regierung die Wähler eigentlich verkaufen? Deswegen, Herr Seehofer, ist Ihr allerneuester Spruch, dass der Kollaps droht, wenn die Grenzen jetzt nicht endlich dicht gemacht werden, wie Sie sehr wohl wissen, verharmlosend und daher unlauter. Die Geschichte der Menschheit quasi mit der Frage beginnen zu lassen, was Merkel denn hätte anderes tun sollen, als in Ungarn 20.000 Menschen an der österreichischen Grenze standen, ist unhistorisch, Verantwortung leugnend – für wie dumm halten Sie die Leute? Sie musste diese 20.000 nach Deutschland holen, wenn die Türkei und die anderen Länder sie nicht zurücknähmen? Jene 20.000, die an der Grenze drängten, unterscheiden sich nicht von denen, die in Millionen weiter nach Deutschland kommen. Wer selbst den Tsunami der Massenwanderung mit verursacht hat wie die westlichen Regierungen, wer selbst von hier aus mit angezogen hat, der hat eine Garantenpflicht gegenüber dem, was im Grundgesetz deutsches Volk heißt. Rechtlich keineswegs weniger wert, haben die westlichen Regierungen auch eine Verantwortung den Ländern gegenüber, die sie in bestimmten Jahrgängen entvölkern und unterminieren. Das Gleiche gilt auch für die Garantenstellung denen gegenüber, die sich an der Massenwanderung beteiligen. Die Kiste ist in Wahrheit tausend Mal mehr verfahren als der Öffentlichkeit bisher bewusst. Merkel will, was passiert Sie können einzelne und Gruppen integrieren, Millionen zu integrieren ist dagegen ausgeschlossen. Viele Millionen, die in ethnisch gebundenen Gruppen aus geschlossenen, rückständigen politischen Kulturen kommen, können Sie nicht en bloc integrieren, jedenfalls nicht in einem Menschenleben, wahrscheinlich auch nicht in zwei Generationen. Solange jedes Jahr auf dieser Welt viele Millionen grauenvoll verhungern, deren Hungertod das System Bundesrepublik bisher nicht groß interessierte, gibt es nicht die geringste moralische Pflicht, die Massenzuwanderung ins wirtschaftlich bessere Leben – de facto vor allem die Sozialversorgung und später die Rentenversorgung – zu unterstützen. Es gibt keine passive Duldungspflicht, es anderen in Millionenstärke zu überlassen, ob sie nach Deutschland kommen wollen oder nicht oder ob sie sich dieser Entscheidung unterordnen. Die Zuwanderungspolitik darf auch nicht momentanen Stimmungen unterliegen – sie sind flüchtig. Da die Integration bisher, da Multikulti, wie Merkel es 2010 selbst formulierte, bereits gescheitert war, und die Probleme nur noch mühsam verdeckt und verkleistert werden konnten, dürfen die Migranten, die in diesem Wanderungsstrom bis jetzt nach Deutschland und Europa gekommen sind, nicht im Unklaren gelassen werden, dass sie auf menschenwürdige Weise schnell dorthin zurückgebracht werden, wo sie hergekommen sind. Dieses Land darf sich auch von Zuwanderern nicht erpressen lassen und die Dinge zum Nachteil der hier Lebenden, zum Nachteil der dritten, vierten und gelegentlich auch zweiten Welt, der der Westen nicht mehr helfen kann, wenn es ihn nicht mehr gibt. Wenn es um die ökonomische Seite des Lebens geht, macht es keinen Sinn sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen, ihren Familien und Zuzugswilligen viel zu teuer

Dieses Land darf sich auch von Zuwanderern nicht erpressen lassen und die Dinge zum Nachteil der hier Lebenden, zum Nachteil der dritten, vierten und gelegentlich auch zweiten Welt, der der Westen nicht mehr helfen kann, wenn es ihn nicht mehr gibt.

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Merkel muss weg! Und zwar sofort

hier ein subventioniertes Leben einzurichten. Für dasselbe Geld können Millionen, die auf der Welt verhungern vor diesem Schicksal bewahrt werden – statt auszuwandern können sie ihren eigenen Ländern davon profitieren. Auch Flucht vor Bürgerkrieg oder vor politisch-religiöser Verfolgung, die es in weit geringerer Zahl gibt, als vorgegaukelt, begründet einen Anspruch nur auf Zeit, solange der Bürgerkrieg oder die Verfolgung auch tatsächlich anhält. Merkels Behauptung, dass das deutsche Asylrecht nach oben keine Grenze kennte, ist falsch. Ein solches Recht oder Grundrecht, das absolut uneingeschränkt bis zur Sinnlosigkeit wegen Unerfüllbarkeit geht und die Grundrechte anderer verletzt, gibt es nicht. Die immanenten Schranken der Grundrechte und gegebenenfalls explizit geregelte Grenzen gelten. Würde allen, denen hierzulande nach den nicht an die Folgen denkenden Gutwilligen – und der Asylindustrie - Asyl gewährt werden, wäre Deutschland kein asylfähiges Gastland mehr. Der Schutz des Asyls muss auf die anhaltende Bedrohungslage beschränkt bleiben. Wenn die Herkunftsländer wieder sicher für den Einzelnen sind, hat sich der Asyltatbestand und haben sich alle entsprechenden anderen Tatbestände erledigt und die hier sind, müssen auf ihre Rückkehr vorbereitet sein.

Die Selbstaufgabe des Rechts und des Machbaren ist ohne demokratische Legitimation, einfach von Oben den Leuten aufgezwungen, ohnehin nicht in verfassungskonformer Weise möglich.

Sie und Merkel haben Deutschland zu fragen Deswegen hat die Herstellung lebbarer Zustände in Syrien, im Irak, Afghanistan, in den afrikanischen Brennpunkten usw. absolute Priorität. Deshalb ist auch die Rechthaberei des westlichen Polit-und-Medien-Establishments menschenverachtend. Russlands Präsident Putin ist sofort einzubinden in eine Weltkoalition, deren es bedarf, um schnell Zustände herzustellen, die dem Asyl auf das vom Grundgesetz gewollte Maß entsprechen. Weder das Asylrecht noch irgendwelche Flüchtlingskonventionen sind geeignet, Merkels Phantasie von der grenzenlosen Zuwanderung zu stützen, noch sind ihre Phantasien geeignet, die Moral des Asylrechtes so zu überdehnen, dass Zuwanderung aus allen denkbaren Gründen mitlegitimiert ist. Die Selbstaufgabe des Rechts und des Machbaren ist ohne demokratische Legitimation, einfach von Oben den Leuten aufgezwungen, ohnehin nicht in verfassungskonformer Weise möglich. Merkels Satz »Wir schaffen das« und ihre Anfügung in der folgenden Fraktionssitzung »Wer, wenn nicht wir«, erinnert an altes autosuggestives Durchhaltemantra von FDJ und anderer linker Gruppierungen. Was objektiv nicht zu schaffen ist, sollte ein halbwegs fairer, vernünftiger Politiker lassen. Und: Sehr geehrter Herr Seehofer, lassen Sie sich von Merkel nicht ins Bockshorn jagen. Mit dem Satz »Wir schaffen das« darf es Merkel nicht gelingen, die Leute glauben zu machen, dass sie es auch wollen oder gar wollen müssen. Der Wille der Zuwanderer ist nicht so heilig, dass er jeden autonomen Willen der hier Lebenden bricht oder gar moralisch ins Aus stellt. Ob man Zuwanderung will, hat weder mit Weltoffenheit, noch mit links oder rechts noch mit Buntheit noch mit allen anderen Chimären, die im Kontext genannt werden, zu tun. Die Zuwanderungsindustriellen tun alles, damit Zuwanderer ihre ethnischen, religiösen, kulturellen Eigenheiten bewahren und sich nicht anpassen und Nichtanpassung mit dem Doppelpass in den kommenden Generationen auch noch erhalten bleibt. Es gibt ein Naturrecht jedes Volkes auf seine eigenen Identität, welches nicht durch Merkels Sprüche – wie Deutschland wird sich verändern – zerstört werden kann. Merkel und auch Sie haben Deutschland zu fragen, ob es sich verändern will oder nicht und ob es seine Identität aufgeben will. Auch die linken Kampfparolen von den Identitären ändern nichts an der Dämlichkeit dieser Kampfparolen. Es gibt nicht nur Zuwandereridentitäten! Zuwandereridentitäten zu missbrauchen, um andere Identitäten zu zerstören, was ist das anderes als völkischer Wahn in neuen Kleidern? Der Systemzusammenbruch hat System

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Sie haben in letzter Zeit mehrfach Kanzlerin Merkel kritisiert. Bleiben Sie bayrischer Ministerpräsident, aber hören Sie auf, Merkel mit einer völlig unangebrachten Unterwürfigkeit gegen Ihre eigene Überzeugung zu dienen. Ich sehe Ihren persönlichen Auftritt


Essay von Bettina Röhl

genauso schwach wie den Auftritt der tapferen SPD-Frau Brigitte Meier, die angesichts der blinden Mandarine ihrer Partei einen ehrenwerten Zusammenbruch am Mikrofon erlitten hat. Auch viele andere Politiker und zuständige Behörden wie die Polizeigewerkschaften, der saarländische Innenminister oder auch er Bundesinnenminister scheinen Hilferufe aussenden zu wollen. Dass der Zusammenbruch jetzt folgt, liegt in der konkreten Verfasstheit der deutschen Gesellschaft und ihrer politischen Klasse. Die systemischen Fehler, die den Systemzusammenbruch verursachen, sind kein deutsches Sonderschicksal. Sie sind in unterschiedlicher Ausprägung in fast allen westlichen Ländern zu besichtigen. Man kann das Wort vom politisch-korrekten Mainstream nicht mehr hören, weil es auch noch nie etwas genützt hat, aber es sind de facto die grün-roten Verwerfungen, die von der Westlinken, der »New Left«, über den Westen gebracht und jetzt von den Erben fortgeführt werden. Der Mainstream hat sich selber so verfestigt und rotiert derart in sich, dass nur noch Eskalation, aber kein Entrinnen mehr möglich ist. Jeder Irrsinn wird am folgenden Tag durch noch größeren Irrsinn ersetzt. Es ist wie ein Wettlauf der Verrückten. Nur die unsichtbare Mauer der politischen Korrektheit wird immer höher. Und die Stimmen der Verfechter werden immer schriller. Schauen Sie sich die Geschmeidigkeit an, mit der die SPD-Fürsten, die eben noch alle Kritiker der gescheiterten Zuwanderungspolitik als »Pack« vom Hof jagen und ins Gefängnis werfen wollten und die den Menschen das Grundrecht auf Internet-Teilhabe streitig machen, um unflätiges Gemotze abzuwürgen, jetzt plötzlich von »Leitkultur«, von »Grundgesetz« und – wenn auch nebulösen – Erwartungen an Zuwanderer sprechen. Jetzt plötzlich kommt die SPD mit dem Grundgesetz auf Arabisch. Allerdings haben die Zuwanderer trotz Smartphone keine Chance, das Grundgesetz zu verstehen, nicht nur wenn sie nicht lesen können, sondern vor allem weil es ihnen kulturell völlig fremd ist. Zudem gibt Gabriel die Alleingültigkeit der deutschsprachigen Ausgabe des Grundgesetzes auf: Dann ist demnächst neben dem Urteil aus Karlsruhe auch noch die eine oder andere Fatwa zu erwarten, wie das deutsche Grundgesetz auszulegen und anzuwenden wäre.

Der Mainstream hat sich selber so verfestigt und rotiert derart in sich, dass nur noch Eskalation, aber kein Entrinnen mehr möglich ist.

Eine Politik der Umkehr der Weltwanderung etablieren Solange nicht eine konsensfähige Politik der Umkehr der Wanderungswelle etabliert ist oder in Angriff genommen wird, konkurrieren alle anderen Politiken bestenfalls um den Rang des größten Unsinns. Flüchtlinge irgendwo zu sammeln, über ganz Europa zu verteilen, punktuell irgendwelche Gemeinden zerstören und den Staat zu gefährden, das ist nicht einmal Flickschusterei, das ist nur eine große politische Bankrotterklärung mit rosa-rotem Schleifchen. Zur Sofortorganisation der Rückführung aller Zugewanderten gibt es keine Alternative. Es wäre auch sehr ungerecht die einen, die sich reingedrängt haben, ohne tatsächlich Flüchtlinge zu sein, drin zu lassen und andere draußen stehen zu lassen. Es wäre auch sehr ungerecht, die Sekundärwanderung des Zuzugs der Verwandten an jenen vorbei zu leiten, die plötzlich draußen bleiben sollen. Wie steht es mit dem Lohnabstandsgebot? Wissen Sie, wieviel ein Zuwanderer inklusive aller Leistungen, Nebenleistungen, verdeckten Leistungen, Integrations-Apparat-Kosten, Justizkosten, Polizeikosten, Strafverfolgungsleistungen, Gesundheitskosten, freier Bahnfahrt, freiem Internet und dem Sand im Getriebe pro Kopf und Monat kostet? Und auf sehr lange Sicht kosten muss? Es sind horrende Summen, die den deutschen Haushalt sprengen und das Lohnabstandsgebot de facto abschaffen. Es gilt bereits jetzt nur noch für deutsche Hartz IV-Empfänger, die Gabriel gerade erschreckt als Betroffene entdeckt hat. Hunderttausende von Zuwanderern sind ohne, dass irgendjemand weiß, dass sie auf dem Boden der Bundesrepublik sind oder wer und wo sie sind, bereits hier angekommen. Die Registrierung, oft nur ein bloßes Zählen, ist ungenügend und offenbar werden häufig und systematisch nicht die wahren Identitäten angegeben. Wie oft und an wie vielen unterschiedlichen Behör-

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Merkel muss weg! Und zwar sofort

denstandorten kassieren Zuwanderer mit mehren Identitäten die zuwandererspezifischen Sozialhilfen –mithilfe von welchen Zuschuss-Schleusern? Fragen über Fragen, auf die sehr, sehr lange keine zuverlässigen Antworten gefunden werden können. Um eine sinnvolle Rückführung ins Werk setzen zu können, muss eine künftige Regierung den intellektuellen Kontakt zu den Menschen im Land finden und darf das Geschehen nicht länger den rot-grünen hochideologisierten Kulturen und Subkulturen überlassen, den geistigen Stammtischen des linken Lagers. Der Irrtum, dass es nur rechte, dumpfe, verblödete Stammtische gäbe, dass »Stammtisch« automatisch rechts ist, muss dekuvriert werden. Faktisch wird die veröffentlichte Meinung der Republik von grün-rot ideologisierten Stammtischen beherrscht. Die Mehrheit muss erfahren, dass ein geordneter Abzug von Zugewanderten verfassungskonform ist. Sie muss erfahren, dass die verfassungsmäßige Ordnung und das Recht nur aufrechterhalten werden können, wenn Zuwanderung gesteuert wird. Weder das Grundrecht der Religionsfreiheit – bis zum Bundesverfassungsgericht überdehnt – noch das Asylrecht dürfen das Grundgesetz destabilisieren oder gar zerstören. Die Ewigkeitsgarantie der Verfassung muss erst wieder in Kraft gesetzt werden.

Die Zerfaserung der Republik in Parallelgesellschaften, in parallele Rechtsordnungen, in parallele Kulturen mit enormen Feindseligkeitspotenzialen untereinander wie gegen die Ansässigen, wird durch die Zuwanderung potenziert.

Anarchie und Chaos sind das Gegenteil eines Rechtstaates und der Freiheit des Menschen Es gibt vielerorts in der Gesellschaft, in steigendem Maße und seit sehr langem etabliert, Vorfahrten für den Islam und Muslime in Deutschland. Wesentlich mehr, als es die permanent und gewerblich zu hörende Gebetsmühle von den allgegenwärtigen rechtsradikalen und rassistischen antimuslimischen Angriffe auf Muslime und den Islam erscheinen lässt. Auch hier stehen die Realitäten auf dem Kopf. Die öffentlichen Bilder haben mit der Realität schon lange nichts mehr zu tun. Politische Flickschusterei, überall dort schnell ein Eimerchen aufstellen, wo es gerade schüttet und noch eine Turnhalle, noch eine Tennishalle freimachen und noch eine Enteignung und noch eine Räumung von Wohnungen durchsetzen und noch ein Zäunchen und noch ein Drehangelkreuzchen und noch ein Verteilerschlüsselchen, und noch ein Korridorchen und Transitarrealchen und noch ein Deutschkürschen, ein arabisches Grundgesetzchen und noch ein Anti-Vergewaltigungsschildchen, noch ein Frauen-sind-auch-Menschen-Broschürchen lösen nichts, sind nur Heftplaster. All diese Maßnahmen verzögern tatsächliche Entscheidungen und vergrößern das Problem. Merkel hat die Opposition und damit die Demokratie abgeschafft. Sie macht grün-rote Politik und hat die natürliche Opposition gegen rot-grün in Gestalt der Union implodieren lassen. Der stark hin und her schwankende Merkel-Adlatus Thomas de Maizière tönt aktuell ziemlich schrill so: Zwar müssten die Einwanderer sich irgendwie anpassen, ein Spruch, den er sich zutraut, nachdem Ähnliches auch von der SPD zu hören ist, aber – und dann kommt sein großes Aber: Alle müssten auf’s Schärfste bekämpft werden, die rechtsradikal wären, weil sie Kritik übten. All die vielen Millionen Zuwanderer, vielleicht zehn, 20, 30 Millionen wären ja später unsere Nachbarn, mit denen wir gut auskommen wollten. Da sind sie wieder, die konservativen Anpasser an jeden rot-grünen Schritt. Die Zerfaserung der Republik in Parallelgesellschaften, in parallele Rechtsordnungen, in parallele Kulturen mit enormen Feindseligkeitspotenzialen untereinander wie gegen die Ansässigen, wird durch die Zuwanderung potenziert. De Maizières Behauptung, alle Menschen würden in Deutschland Nachbarn werden, sein und bleiben, ist leichtfertig naiv. Das Gegeifer einiger Grüner und noch unglaubwürdigeren Linksparteivertretern, die sich doch im Osten sehr parteitümelnd geben, darf den Blick auf die Realität nicht noch länger versperren. Die Komponente ideologischer Wahn muss dekuvriert werden

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Migranten und Zuwanderer wollen oft genug ihre Kulturen durchsetzen und sie sollen es nach dem Willen der Völkerdesigner ja auch, denn Assimilierte verändern Deutschland zu wenig. Assimilation muss das Ziel jeder Integrationspolitik sein und Integrationspoli-


Essay von Bettina Röhl

tik muss frei sein von Einflüssen ausländischer Machthaber, die über die ihre hier lebenden Ethnien deutsche Politik machen wollen. Wie weit die deutsche Politspitze in den Wahn verstrickt ist, zeigen die diversen Vergleiche zwischen der bewältigten Aufnahme der sogenannten Vertriebenen nach dem Krieg und der immer noch erst zu 98 Prozent gelungenen Fusion der beiden deutschen Staaten mit der heutigen Weltwanderung. Dass es da keine Ähnlichkeiten, nicht die geringsten gibt, ist evident. Übrigens wurde die Aufnahme der Vertriebenen von Konservativen gemanagt, das linke Lager hat die Vertriebenen in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik stets in die sogenannte rechte Ecke gestellt. Die Weltwanderung, die erst anfängt, die Rot-Grün begrüßt, die sich aber bisher nur wenige schon in ihren kurzfristigen Folgen vorstellen können – geschweige denn den langfristigen, hat kein einziges historisches Vorbild. Dass ein Staat oder, wie es die Präambel im Grundgesetz nennt, das deutsche Volk, sich hinstellt, um sich selber von der Geschichte zu verabschieden, ist beispiellos. Zuwanderung ist nicht links. Und Null Zuwanderung ist nicht rechts. Dass muss offenbar festgehalten werden. Mit freundlichen Grüßen, Bettina Röhl.

Dass ein Staat oder, wie es die Präambel im Grundgesetz nennt, das deutsche Volk, sich hinstellt, um sich selber von der Geschichte zu verabschieden, ist beispiellos.

PS: Unlängst habe ich einen Film zur Deutschen Einheit und zum Untergang der DDR gesehen. Hätte es nicht mutige Menschen in der DDR gegeben, die die Westmedien mit Bildern und Tönen von punktuellem, schon weit gediehenem Protest wie zum Beispiel in Leipzig versorgt haben, hätten die anderen 16 Millionen DDR-Bürger nicht davon erfahren, wie kaputt die DDR schon war und wie weit der aktive Widerstand sich schon organisiert hatte, dem sich andere aktiv oder passiv anschließen konnten, um den Druck im Kessel zu erhöhen. Die Menschen müssen also wissen, da gibt es Protest, da kann ich mitmachen, ich bin nicht allein. Die Menschen, die ganz konkret unter dem, was Merkel das gescheiterte Multikulti nennt, körperlich, wirtschaftlich oder sonst gelitten haben, kommen in den deutschen Medien nicht vor. Sie werden verschwiegen und abgeschrieben, weil solche Informationen nur »den Rechten in die Hände arbeiteten«. Auch de facto bereits aufgegebene Städte in der Bundesrepublik oder wesentliche Teile von Städten kommen in den Meinungsführer-Medien nicht wirklich vor. Das Nichtwissen und das Nicht-wissen-wollen vieler in der Bundesrepublik drohte durch Facebook-Pöbler, Hasskommentatoren, aber eben auch durch unliebsame Erlebnisberichte oder artikulierte Abneigung aufgebrochen zu werden. Deshalb hat die Regierung an der Meinungsfreiheit des Grundgesetzes vorbei eine Privatzensur von Facebook verlangt gegen alle, die sie, die Regierung, zu Hass-und Hetzmenschen erklärt. Jeder soll glauben, dass er mit seiner Kritik und Skepsis allein ist und so entmutigt werden. Deswegen ist die Facebookzensur, die auch noch viele Ex-Stasi-Mitarbeiter anziehen dürfte, weil sie einen lukrativen und ihrem Herz entsprechenden Arbeitsplatz wittern, keine Randnotiz der Geschichte. Merkel muss weg! PPS: 1998 hat Rot-Grün versprochen, dass alle in Deutschland lebenden Migranten einen deutschen Pass bekämen und dass damit alle Probleme für immer gelöst wären. Tatsächlich hat der Pass mehr Probleme kreiert als gelöst. Integration geht eben nicht mit Schönrederei. Zum Tag der Deutschen Einheit wurde festgestellt, dass die Lebensverhältnisse der beiden deutschen Staaten erst zu 98 Prozent nicht ganz angeglichen seien – ein Krümelproblem gegenüber der Aufgabe, die der Bundesrepublik von außen und undemokratisch aufgebürdet wird. Die Integration, von der nur gefaselt wird, bringt sehr viel Leid und hält Generationen an. Sie sind in der Pflicht, Herr Seehofer!

Vorliegender Text erschien als offener Brief an den Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer am 4. Oktober d.J. im Onlinemagazin »Tichys Einblick«. rolandtichy.de FAZIT NOVEMBER 2015 /// 55


Fotos: Katharina Zimmermann, Simon Meisinger

Essentials Susanna Marinic-Knittelfelder

Von Katharina Zimmermann

I

n dritter Generation führt Susanna Marinic-Knittelfelder gemeinsam mit ihrem Mann das Einrichtungshaus Knittelfelder in Gleisdorf. Stil, Engagement und Lebensfreude ziehen sich durch alle Lebensbereiche der Steirerin, die auf Espresso und lange Waldläufe steht.

Obwohl es ordentlich geregnet hatte, schafften es die schwarzen Laufschuhe aufs Essentialsbild. »Ich habe sie extra noch gewaschen – ich laufe nämlich bei jedem Wetter, egal ob die Sonne bei 30 Grad scheint oder es nass wird. Ich liebe es, mich anzustrengen und draußen in der Natur zu sein, da kommen mir die besten Ideen«, sagt die Gleisdorferin. Auch der bereits etwas angeknackste Ipod ist auf den Touren stets mit dabei. Zum Ipod gesellt sich auch das Iphone 4S, dessen Hülle zufällig den Weg zu Susanna Marinic-Knittelfelder gefunden hat: »Ich kaufe mir kein neues Handy, solange das alte noch funktioniert. Allerdings ist es recht schwer, dafür noch eine Hülle zu finden. Diese ist mir in der Post ins Auge gesprungen und mittlerweile finde ich die Farbe praktisch und originell«, sagt die Einrichtungsexpertin. Das Smartphone hilft ihr Geschäft, Fami56 /// FAZIT NOVEMBER 2015

lie, Freunde und Tätigkeit bei Frau in der Wirtschaft unter einen Hut zu bringen. Stichwort Hut: Diese schicke Version in knallrot mit grauer Schleife kommt aus Triest und wurde von Marinic bereits zu einer Zeit erstanden, als Hüte noch nicht so »in« waren. Mittlerweile hält er nicht nur ihren Kopf warm, sondern ist ihr auch sehr ans Herz gewachsen. Ihr Cuore Sportivo schlägt auch für ihren Alfa Spider, ein Youngtimer und noch ziemlich fit. Das rote Cabrio ist mit seinen zwei Sitzen für die Familie genau genommen zu klein, allerdings wurde beschlossen, gemeinsam mit dem Auto alt zu werden. Dass Susanna stets ein Tuch bei sich hat, fiel Mama Knittelfelder auf: »Es ist dekorativ und ein Halsschmeichler, außerdem ist man damit gleich schön angezogen«, sagt die Tischlertochter. Auch die Ohrringe schmücken und erzählen eine Geschichte. Denn sie sind alle aus dem gleichen Geschäft in Münster. Dass dort ihre Schwester lebt, ist natürlich kein Zufall. Und so kommt es, dass die Kurzhaarträgerin bei jedem Schwesternbe-

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such auch mit ein paar neuen Ohrsteckern der Designerin Miranda Konstantinidou zurückkommt. Von schlicht bis verspielt findet sich im Fundus mittlerweile alles. Farbkombinationen sind für sie auch beruflich wichtig, der Fächer unterstützt dabei bei Farb- und Wohnkonzepten. Dazu passt auch das Curry-Gewürz, das sich Marinic-Knittelfelder aus Marokko mitgebracht hat. »Koch Kai Hasewend hat gesagt, man kann gut kochen, wenn man verschiedene Gewürze im Kopf kombinieren kann und sich dabei vorstellt, ob das gut schmeckt oder nicht. So ähnlich verhält es sich beim Einrichten auch.« Als kleiner Muntermacher zwischendurch dient der belebende Espresso. »Dazu gehört immer was Süßes. Das sind die kleinen Freuden des Lebens«, sagt sie und schmunzelt. Die Tischlerei Knittelfelder hat ihren Sitz übrigens seit über 75 Jahren in Gleisdorf, 2008 gesellte sich das Einrichtungshaus im modernen Antlitz dazu. n Mehr über die Experten für schönes Wohnen finden Sie im Internet unter knittelfelder.at.


Wirtschaft

Botarin: Streit nach Qualitätsproblemen

Mit der Anti-Aging-Serie „Botarin“ ist es dem Grazer Unternehmer Georg Brandstätter gelungen, auf dem heiß umkämpften europäischen Markt für Markenkosmetikerzeugnisse Fuß zu fassen. Selbst gerichtliche Auseinandersetzungen mit Branchenriesen wie etwa „L’Oréal“ konnten seinen Erfolg nicht stoppen. Inzwischen hat Brandstätter die Marke verkauft. Was bleibt, ist ein heftiger Streit mit „GW Cosmetics“, dem Lohnfertiger der Botarin-Produkte. VON JOHANNES TANDL it unseren innovativen Ideen haben wir uns auf dem hoch kompetitiven Markt für Markenkosmetika durchgesetzt“, erklärt Brandstätter gegenüber Fazit. Nachdem zuerst der österreichische Markt erfolgreich erschlossen werden konnte, folgten die Nachbarländer und danach Südosteuropa. Brandstätters Ziel war es, mit Botarin so schnell wie möglich zu wachsen. Und so expandierte er mit großem Aufwand in immer neue Märkte wie etwa dem rumänischen. Doch in Rumänien tauchten im Jänner 2013 die ersten Probleme auf. „Unser rumänischer Vertriebspartner „Syncodeal“ setzte mich über massive Qualitätsprobleme in Kenntnis“, erklärt Brandstätter: „Hochwertige Produkte waren zusammengefallen, Verfärbungen traten auf und – mir völlig unerklärlich – Verpackungstuben rissen seitlich ein.“ Obwohl sich Brandstätter sofort bereiterklärte, die betroffenen Chargen auf seine Kosten zu ersetzen, entwickelte sich das Problem zum Super-Gau. Brandstätter verlor seinen rumänischen Vertriebspartner und in der Folge brach der rumänische Markt zur Gänze weg: „Wir hatten einen Vertrag, der über fünf Jahre gelaufen wäre. Durch die Qua-

Foto: Symbol ©tommerton2010

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litätsprobleme entging uns auf dem rumänischen Markt jährlich ein Gewinn von mehr als 300.000 Euro.“ Brandstätter habe sich natürlich sofort mit dem Lohnfertiger von „Botarin“, der Firma „GW Cometics“ (GWC) in Leobersdorf, in Verbindung gesetzt: „Nach den ersten Problemen gab es noch keine Anzeichen, dass „Syncodeal“ sich gänzlich zurückziehen werde. Deshalb gab ich mich am Anfang mit dem Ersatz der fehlerhaften Chargen durch GWC zufrieden, doch als die Probleme neuerlich auftraten und wir den rumänischen Markt dadurch verloren hat-

ten, mussten wir reagieren.“ „GW Cosmetics“ ist ein renommierter Kosmetikhersteller. Das Unternehmen gehört zu den Großen im deutschsprachigen Raum. In Österreich ist GWC vor allem für seine unter dem Markennamen „Refecto Cil“ vertriebenen Augenbrauen- und Wimpernfarben bekannt sowie für die Naturkosmetikserie „Master Lin“. Daneben werden zahlreiche Fremdmarken in Lohnfertigung produziert, verpackt und expediert. „GWC schaffte es einfach nicht, die Mängel aus der Welt zu schaffen“, erklärt Brandstätter.

Deshalb sei sein rumänischer Vertriebspartner letztendlich zurückgetreten. „Da wir für diesen Totalausfall nicht verantwortlich sind, konnte wir gar nicht anders, als zumindest einen Teil der Verluste, die wir erlitten haben, von GWC einzuklagen.“ Auf Anfrage von Fazit, ob tatsächlich sein Unternehmen für die Qualitätsprobleme von „Botarin“ verantwortlich sei, ließ GWC-CEO Rainer Deisenhammer folgendes Statement per E-Mail übermitteln: „Es hat in den Jahren 2012 und 2013 punktuell Probleme in der Fertigung der von Ihnen angesprochenen Produkte gegeben.“ Diese Fertigungsprobleme seien auf mangelhafte Tuben, die GWC von einem italienischen Unternehmen zugekauft habe, zurückzuführen gewesen, und inzwischen längst behoben, so Deisenhammer. Trotz mehrmaliger Versuche war der GWC-Chef telefonisch nicht erreichbar. Fazit wollte unter anderem wissen, ob GWC schon in der Vergangenheit Gewährleistung für Produktionsmängel bei „Botarin“ geleistet habe. Da Deisenhammer zu dem Zeitpunkt, als Fazit mit ihm in Kontakt trat, die Klage über einen Schaden von über 300.000 Euro bereits auf dem Tisch hatte, mag das als Rechtfertigung für die zurückhaltende Beantwortung der Anfrage gelten. Inzwischen hat Georg Brandstätter die Marke „Botarin“ verkauft und widmet sich der Entwicklung und dem Vertrieb von „Ashara“, einer für die Bedürfnisse jeder einzelnen Kundin individuell hergestellten schadstofffreien Kosmetikserie. Mit Ashara sei es seinem Team und ihm gelungen, etwas zu kreieren, das noch innovativer und kreativer sei als seine bisherigen Entwicklungen, erklärt Brandstätter. Der Käufer der Marke Botarin hat die Zusammenarbeit mit GWC als Lohnfertiger inzwischen aufgekündigt. FAZIT NOVEMBER 2015 /// 57


Kurz & News

Voest kooperiert mit Nordischem Ausbildungszentrum Eisenerz

Im Dezember 2015 und Jänner 2016 blickt die Wintersportwelt auf die Steiermark: Der Weltcup der Nordischen Kombination in Ramsau, die Pre Special Olympics Winter Games, die Skiflug-WM am Kulm und der Alpine Ski-Weltcup mit dem Nightrace in Schladming werden zu Gast sein. Die sportlichen Großereignisse sind wesentliche Impulse für den steirischen Tourismus, erklärt Landesrat Christian Buchmann: „Im kommenden Winter haben wir die Gelegenheit, zu zeigen, dass wir sportliche Großveranstaltungen auf höchstem Niveau durchführen können. Die Steiermark kann sich damit einem weltweiten Publikum als Top-Tourismusregion präsentieren.“

Das Nordische Ausbildungszentrum Eisenerz (NAZ) nimmt mit dem Ausbildungskonzept „Karriere mit Lehre und Spitzensport“ eine Vorreiterrolle ein. Der voestalpine-Konzern, einer der größten Lehrlingsausbildner im Land, wird künftig eng mit dem NAZ Eisenerz zusammenarbeiten. Die voestalpine legt seit jeher einen Schwerpunkt auf die Ausbildung junger Fachkräfte: „Mit diesem Engagement wollen wir ein Zeichen setzen, um junge Menschen in der Region Obersteiermark für einen Lehrberuf zu begeistern und die Attraktivität einer fundierten Berufsausbildung aufzuzeigen“, schildert Franz Kainersdorfer, Vorstandsmitglied der voestalpine AG.

Die WKO Steiermark veranstaltet in Kooperation mit der Messe Graz am 10. November 2015 für ihre Mitglieder zum dritten Mal den einen WKO-Unternehmertag mit Businessmesse und der Messe für Bildungsanbieter. Neben hochkarätigen Referenten und Vorträgen stehen Information, Diskurs und Austausch im Vordergrund. Als Höhepunkt referiert um 16 Uhr in der Stadthalle der ehemalige deutsche Außenminister Joschka Fischer zum Thema „Europas wirtschaftliche Zukunft in einer globalisierten Welt“. Mit mehr als 20 Fachgruppentagungen und Branchentreffs ist der WKO-Unternehmertag auch im Jahr 2015 der wichtigste Treffpunkt für die steirische Wirtschaft.

„Die Steiermark ist mit der Energiestrategie 2025 und ihrem Klimaschutzplan einmal mehr Vorreiter in Sachen nachhaltiger Energiepolitik und Klimaschutz. Darauf dürfen wir mit Recht stolz sein“, betonte Umweltlandesrat Jörg Leichtfried. „Unser Bundesland befindet sich auf einem sehr guten Kurs. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns zurücklehnen dürfen“, stellte die steirische Klimaschutzkoordinatorin Andrea GössingerWieser fest „Der letzte Klimaschutzbericht der Bundesregierung belegt, dass sich die Steiermark beim Erreichen der EU-Vorgaben auf dem richtigen Pfad zur Zielerreichung befindet“, erklärt Landesrat Leichtfried.

3. Unternehmertag mit Businessmesse

Steiermark als Vorreiter im Klimaschutz

Fotos: Steiermark Tourismus / Bernhard Loder, voestalpine, KK, Land Steiermark

Steiermark-Winter bringt Großveranstaltungen


Foto: Gernot Gleiss

Kurz im Gespräch mit

AMS-Chef Karl-Heinz Snobe: „Das Ziel der Initiative ist es, sowohl Fachkräftemangel zu lindern als auch Arbeitslosigkeit zu verhindern.“

AMS fördert Weiterbildung in Unternehmen Seit Beginn dieses Jahres hat das Arbeitsmarktservice (AMS) Steiermark ein umfangreiches Qualifizierungsprogramm für Menschen in Beschäftigung aufgelegt. Damit wird rund die Hälfte der Kosten für Weiterbildung in den Unternehmen gefördert.

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s geht darum, von drohender Arbeitslosigkeit gefährdete Menschen stärker in die betrieblichen Aktivitäten zur Weiterbildung und Qualifikation einzubeziehen“, erklärt der steirische AMS-Chef Karl-Heinz Snobe. „Gerade bei Frauen und älteren Beschäftigten sehen wir einen Hebel zur Verhinderung eines Fachkräftemangels“, betont Snobe. Mit den Schlagworten Weiterbildung und Qualifikation bei laufendem Dienstverhältnis macht dies die Qualifikationsförderung für Beschäftigte (QBN) des AMS möglich. Das AMS übernimmt 50 Prozent der Kurskosten. Gefördert werden alle Kurse, die für das Unternehmen sinnvoll verwertbar sind, so Snobe: „Wir fördern keine Hobbys, aber alles, was betrieblichen Kontext hat: Das können Gesundheitsmaßnahmen sein, Soft-Skills-Kurse oder technische Weiterbildungen – alles, was man sich betrieblich vorstellen kann.“ Die beteiligten Unternehmen können zu diesem Zweck eine Reihe von Förderun-

gen in Anspruch nehmen. Das AMS finanziert neben der Hälfte der Kurskosten für die Weiterbildung auch 50 Prozent der Personalkosten der Mitarbeiter ab der 33. Kursstunde. Auf die Frage, wie das Programm vom den Unternehmen bisher angenommen wird, antwortet Snobe: „Überraschenderweise nicht in dem Ausmaß, wie ich es erwartet hätte. Von drei Mio. Euro an Fördermitteln wurden erst 600.000 Euro beantragt.“ Eine klare Aufforderung an die steirischen Unternehmen, die AMS-Mittel zur Förderung ihrer Mitarbeiter abzuholen und deren Potenziale für das Unternehmen weiter aufzubauen.

Informationen:

AMS Steiermark: www.ams.at/stmk/ service-unternehmen/qualifizierung

Nikolaus Juhász Direktor der BKS Bank Steiermark Der Weltspartag rückt heran – wie beurteilen Sie die Sparneigung der Kunden angesichts eines weiter niedrigen Zinsniveaus? Trotz des aktuellen Niedrigzinsniveaus ist das Sparbuch nach wie vor ein wichtiger Vermögensbaustein. Zumindest eine gewisse Reserve sollte auf einem Sparbuch kurzfristig verfügbar angelegt sein. Wir merken aber, dass durch die tiefen Zinsen andere Veranlagungsprodukte, wie Termin- oder Sichteinlagen, Anleihen oder Fonds wieder stärker in das Blickfeld gelangen.

Spielen Geschenke sowie nützliche Utensilien heute noch eine Rolle für die Motivation, die Weltsparwoche zu frequentieren? In der BKS Bank wird der Weltspartag seit jeher als Tag der Begegnung gesehen. Die Filialen organisieren für ihre Kunden kulinarische Köstlichkeiten oder Unterhaltungsprogramme für Kinder. Gerade für die Kleinsten sind die Geschenke nach wie vor wichtig, aber auch Erwachsene freuen sich über eine Aufmerksamkeit. Sie haben Ihr Filialnetz in der Steiermark stetig ausgebaut, steht weiteres Wachstum auf der Agenda? Derzeit liegt unser Fokus darauf, den Kundenstock unserer bestehenden Filialen auszubauen. Wir konnten damit in den vergangenen Jahren gute Erfolge erzielen. Neue Filialen eröffnet die BKS Bank derzeit vor allem im Wiener Raum, wo unsere Filialdichte im Vergleich zu anderen Bundesländern noch geringer ist. Belebt sich die Kreditnachfrage aus der steirischen Wirtschaft wieder? Unser Haus konnte zum Halbjahr ein Plus beim Kreditvolumen aufweisen – ein Teil dessen stammt auch aus der Steiermark.

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Foto: Poelt/Flughafen Graz, Bezahlte Anzeige

Urlaub/Kulinarik

Wild, Gansl und mehr im Dichtes Liniennetz Häuserl im Wald

Zürich ist nicht nur wegen der köstlichen Schweizer Schokolade eine Reise wert.

– auch im Winter

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urch die vielen Linienflüge ist der Flughafen Graz auch in den Wintermonaten perfekt mit der Welt vernetzt. Rund 140 Linienflüge heben pro Woche am Flughafen Graz ab. Frankfurt, Wien, München, Zürich, Berlin, Istanbul, Stuttgart und Düsseldorf sind die Ziele dieser Flüge. Für viele der zahlreichen Flugreisenden sind diese Flughäfen aber nur eine Zwischenstation in die weite Welt – mit der sie ab Graz somit perfekt vernetzt sind. Neu auch im Winter sind dabei die Linienflüge nach Istanbul. Viermal pro Woche geht es von Graz im Direktflug mit Turkish Airlines zur großen Metropole am Bosporus – und von dort kann man mit dieser Fluglinie zu weltweit über 270 weiteren Flugzielen abheben. Für die Fans des Golfsports hat Turkish Airlines ein besonderes Service: Pro Person wird ein Golfbag kostenfrei trans-

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portiert. Die bunte Metropole Istanbul ist aber nicht nur ein großer Umsteigeflughafen mit zahlreichen Umsteigemöglichkeiten weltweit, sondern als kultureller Brennpunkt zwischen Ost und West natürlich auch alleine für sich eine Reise wert. Die interessanten kulturellen Hinterlassenschaften aus vielen verschiedenen Epochen, die unzähligen modernen Bauten, die exotischen Märkte und das pulsierende Leben fesseln die Besucher und Besucherinnen. Neben den Linienflügen stehen im Winter natürlich auch wieder einige Ferienflüge auf dem Programm. Durchgehend geht es nach Teneriffa und Hurghada. Ab Mitte Februar hebt NIKI wieder nach Palma de Mallorca ab, bis Ende November und ab Anfang März geht es nach Antalya.

Tradition trifft Gemütlichkeit. Ob zum Businessmeeting, zur Familienfeier, zum Kaffeeklatsch oder zum Nächtigen: das „Häuserl im Wald“ ist ein Ort voller Genuss, Gastfreundlichkeit und Liebe zur Natur. Der Gasthof „Häuserl im Wald“ liegt an einem idyllischen Hang im Grazer Leechwald in Mariatrost und ist sowohl mit dem PKW (Parkplätze sind ausreichend vorhanden) als auch mit der Tram bequem erreichbar.

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eim „Häuserl im Wald“ angekommen, können sich die Gäste an der schönen Umgebung, den liebevoll angelegten Außenbereichen und Terrassen sowie dem wunderschön gestalteten Wintergarten erfreuen. Für Familienfeiern, Firmentreffen und sonstige gesellige Anlässe sind die umfangreichen Räumlichkeiten und der zuvorkommende Service wie maßgeschneidert. Toni Legenstein, der Chef des Hauses, empfiehlt für Firmentermine und Businessmeetings die etwas ruhigeren Tage unter der Woche,

von Dienstag bis Donnerstag zu nutzen. So kann man auch in der etwas hektischeren Herbst- und Vorweihnachtszeit die gemütliche Atmosphäre und die exzellente Küche in vollen Zügen genießen. Herbstgenüsse und Adventstimmung Ein besonderer Höhepunkt sind wie jedes Jahr auch in diesem Herbst die WILDWOCHEN, die sich im „Häuserl im Wald“ im Gegensatz zu anderen Lokalen bis Weihnachten erstrecken. Auch heuer hat sich Toni Legenstein neben


Kulinarik

Naturbelassenes Öl ...

Ein kleiner Auszug aus unserer Speisekarte: Kulinarische Herbstfreuden im „Häuserl am Wald“ – Wildschweinfilet auf Orangen-Cognac-Sauce mit SpeckKohlsprossen, cremiger Rosmarinpolenta-Schnitte und Apfelrotkraut

Die gemütlichen Sitzterrassen laden bei ruhiger und entspannter Atmosphäre zum Genießen und Verweilen ein.

seinen bewährten Klassikern wieder neue Kreationen einfallen lassen, die das Gourmetherz in Verzückung versetzen. Natürlich darf bereits ab Ende Oktober auch das traditionelle Martiniganserl auf der Speisekarte nicht fehlen, das den Gästen im „Häuserl im Wald“ ebenfalls bis Neujahr angeboten wird. Nicht mehr fern ist die Zeit der Weihnachtsfeiern, für die der Hausherr eine zeitige Reservierung empfiehlt. Firmenfeiern in der Adventzeit bieten eine ausgezeichnete Gelegenheit, Kontakte zu fördern und aus dem Gemein-

schaftserlebnis neue Kraft für den Arbeitsalltag zu schöpfen. Einen abschließenden Höhepunkt des Jahres bietet das Silvestergalamenü, wo man bei kulinarischen Genüssen in stilvoller Atmosphäre den Jahreswechsel in festlicher, aber auch in ausgelassener Stimmung feiern kann.

Tipp an unsere Gäste:

Der Anlass spielt bei uns keine Rolle – ein Besuch im „Häuserl im Wald“ garantiert immer ein köstliches und unverwechselbares Erlebnis der Sinne.

Herbstlicher Vorspeisenteller: Hirschrohschinken, Wildterrine, Wildschweinschinken an Salat mit Sauce Cumberland und ein Wacholderschnapserl --Maronicremesuppe mit Blätterteigspeckstangerl --Hasenrücken im Speckmantel, auf ZwetschkenHonigsauce, dazu Selleriepüree und Kohlsprossen Gebratener Ausseer Seesaibling auf Kürbiskerncreme, Blattspinat und Sturmschaum --Dessertvariation „Häuserl im Wald“: Mousse, Parfaits und ein kleines Mohr im Hemd, von frischen Früchten begleitet

Kontakt & Öffnungszeiten Familie Legenstein Roseggerweg 105 8044 Graz Tel. +43 316 391165 Fax +43 316 392277 rezeption@legenstein-hiw.at www.legenstein-hiw.at Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 7 bis 24 Uhr. Warme Küche : 11 bis 23 Uhr (Sommerzeit) 11 bis 22 Uhr (Winterzeit) Montag Ruhetag

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Kulinarik

Familie Krispel. v.l.: Lisa, Daniela, Toni und Stefan Krispel mit Julia Kirbisser.

Wein, Wollschwein und Familiensinn Am Genussgut Krispel in Neusetz bei Straden wird Genuss großgeschrieben.

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Fotos: Krispel, Madison (Genussrolle)

as Genussgut Krispel produziert als Familienbetrieb seit zwei Generationen außergewöhnliche Weine und erstklassige Produkte vom seltenen Mangalitza Wollschwein. Viel Erfahrung und die Nähe zur Natur stellen sicher, dass stets ein Maximum der Landschaft in den hauseigenen Erzeugnissen integriert wird. „Der Vulkanlandschaft der Südoststeiermark, mit ihren sanften Hügeln und

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Mineralik verleiht, sondern für eine Innovation aus dem Hause Krispel dient: Toni Krispel kam als erster auf die Idee, reinweißen Mangalitza-Rückenspeck im Basaltsteinfass reifen zu lassen. Das Ergebnis ist der N1 – eine der besten Specksorten der Welt. Sohn Stefan führt diese Tradition mit dem B1 fort – dem ersten Wein aus dem Stein. Der B1 lagert ein Jahr im Basaltstein, was ihn weich, harmonisch und rund werden lässt. Diese und weitere Produkte können sich Gäste in der Buschenschank schmecken lassen. Sämtliche Produkte sowie Besonderheiten, wie die GenussRolle oder Weihnachtsspecials, sind im Shop vor Ort

Besucher alles über die Weinherstellung, das Mangalitza Wollschwein und dessen Verarbeitung zum Qualitätsprodukt sowie dem Betrieb, der von einem kleinem Mischbetrieb zum Vorzeigeunternehmen mit internationalem Ruf wurde. Kulinarisch abgerundet werden die Führungen mit einer Produktverkostung. Weihnachten feiern Apropos Kulinarik: Für kleine Gruppen von bis zu 20 Personen gibt es die Möglichkeit, Betriebsweihnachtsfeiern am Genussgut Krispel in Begleitung eines von Toni Krispel persönlich zubereiteten SechsGänge-Menüs kulinarischer Spezialitäten abzuhalten. Perfekt, um auf das kommende

Weihnachtsfeier „Toni kocht“ am Genussgut Krispel Sechs-Gänge-Menü inklusive Übernachtung mit Frühstück . . . . . . . . 98€ ohne Übernachtung . . 58€ Buchbar von 01.11. bis 06.12. (Weinbegleitung exklusive), jetzt buchen: of�ice@krispel.at grünen Wäldern, fühlen wir uns nicht nur als Weinbetrieb und Qualitätsmanufaktur verpflichtet. Sie ist gleichzeitig unser Zuhause – für uns das wichtigste Gut“, erklärt Stefan Krispel. Tradition und Innovation Diesen regionaltypischen Charakter merkt man auch in den Qualitätsweinen, die vom sandigen, muschelkalkhältigen Terroir geprägt sind. Eine besondere Zutat ist der Jahrmillionen alte vulkanische Basaltstein, der dem Wein nicht nur

oder online erhältlich. Zudem laden die liebevoll eingerichteten Zimmer und Übernachtungsspecials zum Verweilen ein, wenn man noch auf ein Gläschen bleiben möchte.

Krispel als Erlebniswelt Wirtschaft Als jüngstes Mitglied der Erlebniswelt Wirtschaft ist das Genussgut Krispel seit kurzem als „gläserner Betrieb“ auch hinter den Kulissen für die Öffentlichkeit zugänglich. In speziellen Erlebniswelt Wirtschaft-Führungen erfahren

Geschäftsjahr anzustoßen und seinen Mitarbeitern für die gute Zusammenarbeit zu danken! Um rechtzeitige Reservierung wird gebeten!

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Sie sind alle drei schon „alte Hasen“ im Druckgeschäft, was hat sich in der Branche in den letzten Jahrzehnten verändert? Spanner: Mein Kollege Steiner und ich sind seit 42 Jahren im Unternehmen, Harald Leitner immerhin seit 37 Jahren – zusammen verfügen wird also über 121 Jahre an Erfahrung im Druckbusiness. Wir haben es sozusagen von der Pike auf gelernt, ich als Reprofotograf, meine Kollegen als Drucker und Setzer. Später sind wir dann in den Vertrieb gewechselt. Steiner: Die Produktion als solche hat sich enorm beschleunigt, allein durch die enormen Kapazitäten der modernen Druckmaschinen: Wo in den 80er Jahren in der Stunde 4.000 Vierseiter in Schwarzweiß vom Band liefen, sind es heute rund 40.000 Stück mit je 80 Seiten im Vierfarbdruck. Aber auch die gesamten Kommunikationsprozesse rund um Auftragsabwicklung und Kalkulation laufen heute wesentlich schneller ab. Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere am Leykam-Verkaufsbüro Graz? Spanner: Die Wurzeln der Leykam liegen hier in der Steiermark, aus einem Verlag hat sich im Lauf der Zeit ein Medienkonzern entwickelt, der viele zukunftsweisende Innovationen gesetzt hat, so etwa die erste Rollenoffsetmaschine der Steiermark im Jahr 1984. Und diese historische Tradition und Präsenz wird vom Verkaufsbüro Graz auch hochgehalten. Leitner: Das Besondere ist auch unsere strategische Lage, drei unserer vier Druckstandorte in Burgenland, Tschechien und Slowenien sind binnen 45 bis 90 Minuten mit dem Pkw erreichbar, zudem können wir von hier aus unsere Großkunden in Südösterreich optimal betreuen. Was ist Ihnen bei der Kundenbetreuung besonders wichtig? Steiner: Der persönliche Kon-

Foto: Harald Spanner

Wirtschaft

Drei Männer – 121 Jahre geballtes Druck- und Firmenwissen Im Gespräch mit dem Grazer Leykam Let’s Print Sales-Team: Hannes Steiner, Harald Leitner und Harald Spanner takt ist von ganz großer Bedeutung, die Kunden schätzen es, wenn man auf ihre konkreten Anliegen und Sorgen eingehen kann und ihnen sowohl mit Erfahrung und Fachwissen, aber auch echter Empathie entgegenkommt. Spanner: Die Kunden haben heute weniger Zeit und stehen häufig selbst unter hohem Druck. Im harten Wettbewerb ist daher heute nicht allein der Preis das Entscheidende, sondern rasch reagierender Kundenservice und das Eingehen auf individuelle Probleme.

Wie sieht die Zukunft aus – werden durch die digitale Revolution die Druckprodukte abnehmen? Leitner: Schon vor zehn Jahren hat man aufgrund des Internets die papierlose Zukunft prophezeit. Nichts davon ist eingetreten, im Gegenteil, die Leykam Let’s Print bilanzierte ihr umsatzstärkstes Jahr. Digitale und

Printmedien stützen einander und das gedruckte Flugblatt ist nicht wegzudenken. Spanner: Wir zählen in unserem Gebiet Heatset-Rollenoffsetdruck zu den Top-3-Playern in Europa. Das macht uns zur ersten Wahl. Unsere Großkunden zeichnen sich durch eine hohe Bindung und Treue aus, weil ein zuverlässiger und solider Partner Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung ist.

Welche Rolle spielt die Gewinnung von neuen Kunden? Spanner: Neue Kundenkreise zu erschließen, ist ein wichtiger Faktor, aber nicht immer ganz einfach. Jedes Druckwerk ist ein einzigartiges Produkt. Durch eine tiefgehende Analyse der individuellen Kundenbedürfnisse – die bis zu den Anforderungen an die Logistik gehen – finden wir immer eine professionelle Lösung.

Steiner: Bei der Beratung ist es immer entscheidend, dem Kunden die Kostenfaktoren zu erläutern, das Papier beträgt von den Kosten her je nach Qualität bis zu 70 Prozent der Kalkulation und auch Druckfarben sind teuer.

Was geht Ihnen im Hinblick auf die alten Zeiten ab? Leitner: Früher gab es im Druckhandwerk mehr gelebte Tradition, wie die Gautschfeier, wo alle Lehrlinge nach erfolgreichem Abschluss bei einer Feier in historischen Gewändern in ein Fass mit kaltem Wasser getaucht wurden. Zu den Leykam-Mitarbeitern zählten auch Prominente, wie der ehemalige Grazer Bürgermeister Alfred Stingl, und begeisterte Musiker, wie OpusSänger Herwig Rüdisser oder unser Kollege Herr Steiner. FAZIT NOVEMBER 2015 /// 63


Kurz & News

Soforthilfe bei Krankheit, Unfall und Mutterschaft. Die Betriebshilfe ist eine Initiative des Referates Frau in der Wirtschaft der Wirtschaftskammer Steiermark, der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft und des Landes Steiermark.

Foto: Fotocredit Moretti

„Mit der Betriebshilfe ist es gelungen, speziell KleinunternehmerInnen in schwierigen Zeiten eine wichtige Hilfestellung zu geben. Dank der Betriebshilfe kommen Kleinbetriebe bei Krankheit, Unfall oder während des Mutterschutzes gut über die Runden, und können so ihre Betriebe aufrecht erhalten.“ KommR Adelheid Moretti, Vorsitzende des Vereins „Betriebshilfe für die Steirische Wirtschaft“

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er kann die Betriebshilfe in Anspruch nehmen und was kostet die Leistung? • Jede steirische Unternehmerin/jeder steirische Unternehmer • Bei Krankheit, Unfall, Spitalsaufenthalt mit anschließendem Heilverfahren › mit einem Jahreseinkommen von maximal EUR 19.666,92 (Wert 2015)* › bei mehr als 14-tägiger Arbeitsunfähigkeit • Während der Mutterschutzzeit › ohne Einkommensgrenze • Die Betriebshilfe ist kostenlos. Ausmaß der Betriebshilfe Eine Betriebshelferin/Ein Betriebshelfer wird in folgenden Fällen vom Verein „Betriebshilfe für die Steirische Wirt-

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schaft“ kostenlos zur Verfügung gestellt: • bei Unfall und Krankheit für maximal 70 Arbeitstage (wenn die Arbeitsunfähigkeit mehr als 14 Tage beträgt) • bei Mutterschaft für die Dauer der Mutterschutzzeit (im Normalfall acht Wochen vor und nach der Geburt) * Dieser Wert wird jährlich valorisiert und somit geringfügig erhöht.

Nähere Informationen:

Verein „Betriebshilfe für die Steirische Wirtschaft“ Körblergasse 111–113, 8010 Graz Tel. +43 (0)316 / 601-727, fiw@wkstmk.at www.wko.at/stmk/betriebshilfe

Mit Schulbeginn startete das Projekt „Schulsozialarbeit in der Steiermark“ nach einer mehrjährigen Pilotphase erstmals in allen sieben Bildungsregionen. „Nirgendwo sonst in ganz Österreich kümmern sich so viele SchulsozialarbeiterInnen an so vielen Schulen so intensiv um so viele SchülerInnen“, betont Bildungs-Landesrätin Ursula Lackner. Es gab eine mehrjährige Pilotphase in mehreren Regionen des Landes, wobei sich die Stadt Graz von Beginn an intensiv beteiligt hat. „Schulsozialarbeit ist gerade in Graz besonders wichtig aufgrund der Heterogenität in den Klassen“, erklärt Stadtrat für Bildung Kurt Hohensinner die Bedeutung des Projektes.

70 Jahre und kein bisschen leise

Das runde Jubiläum 70 Jahre Tennisverband ist ein guter Grund zu feiern, dachten sich die Verantwortlichen des STTV um Präsidentin Barbara Muhr, die seit Jänner 2013 die Geschicke des Verbandes leitet. Hochkarätige Vertreter aus Politik, Sport und Wirtschaft gaben sich in Leibnitz ein Stelldichein. Neben den steirischen Tennisgrößen verfolgten LR Jörg Leichtfried, ÖTV-Präsident Robert Groß, die Dachverbandspräsidenten Gerhard Widmann, Stefan Herker und Christian Purrer, LT-Abg. Peter Tschernko sowie der Leibnitzer Bgm. Helmut Leitenberger interessiert das bunte Treiben auf den Plätzen. Durch das Programm führte STTV-Vizepräsident Rudolf Steiner.

ASPIDA – Rechtsanwälte gründen Wohlfühlkanzlei

Vier Rechtsanwälte haben in einer stilvollen Villa in St. Peter eine Rechtsanwaltskanzlei neuen Stils eröffnet. Wolfgang Ehß, Rechtsanwalt und einer der vier Partner, erklärte bei der feierlichen Eröffnungsfeier Ende September zur Auswahl des Standorts: „Für das gemeinsame Erarbeiten von Strategien und Lösungen schwebte uns eine ruhige, abseits von Alltagsstress gelegene Umgebung vor. Unsere Klienten sollen sich bei uns wohlfühlen.“ Die Namensgebung ist ein weiteres Zeichen für den frischen Wind, den das junge Anwaltsteam in die Branche bringt, erläutert der Partner Georg Siarlidis: „Aspida bedeutet im Griechischen der Schutzschild.“

Energie Steiermark erwirbt E-Werk Neudau

Das Elektrizitätswerk Neudau Kottulinsky wird von der Energie Steiermark übernommen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Vorstandssprecher Christian Purrer erklärte: „Wir halten die Türen für weitere Partnerschaften in der überaus zersplitterten EVU-Landschaft unseres Bundeslandes weit offen. Hier sehen wir noch viel Potenzial für Synergien, von denen die Kunden profitieren können.“ Das E-Werk Neudau versorgt rund 700 private Haushalte, Klein- und Mittelbetriebe sowie Landwirte, das Stromnetz hat eine Länge von rund 40 Kilometern. Die Energie Steiermark wird die Kunden in Neudau mit reinem Naturstrom beliefern.

Fotos: KK, GEPA pictures, Aspida,

Betriebshilfe für Kleinbetriebe

Schulsozialarbeit landesweit gestartet


Fotos: Volkswagen AG

Autotest

VW Touran – die zweite Generation Schon seit 2003 erweitert der Touran die Produktpalette des deutschen Automobilherstellers VW. Nach 12 erfolgreichen Jahren geht es nun in die zweite Runde. Erfreulich: Der Van fällt eine ganze Nummer größer aus.

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3 Zentimeter beträgt der Längenzuwachs zum Vorgänger – nun kommt er auf 4,53 Meter Länge – der Radstand entspricht mit knapp 2,80 Metern dem des neuen Passat. Mit 1,51 Metern Breite im Fond passen hier bequem drei Kindersitze nebeneinander. Auch der Kofferraum wurde geräumiger. Die Volumen betragen 742 bis 1980 Liter beim Fünfsitzer und 137 bis 1857 Liter beim Siebensitzer. Zur MQB-Plattform gehören auch die überarbeiteten und durchweg sparsameren Turbomotoren, die vielen Assistenzsystem und die Vernetzungsmöglichkeiten. Zahlreiche Assistenzsysteme Eine Multikollisionsbremse und ein System, das bei einem drohenden Unfall die Gurte vorstrafft und die Scheiben schließt, sind serienmäßig an

Bord. Optional erhältlich sind unter anderem: Automatische Abstandsregelung mit CityNotbremsfunktion, Rückfahrkamera, Verkehrszeichenerkennung, Fernlichtassistent, Rangierhilfe „Trailer-Assist“, Heckklappenautomatik „Easy Open“ und der Spurhalte- und Spurwechselassistent. 3 Benziner, 3 Diesel Den neuen Touran gibt es jeweils in drei Benziner- und drei Diesel-Varianten. Je zwei davon stehen direkt zum Marktstart zur Verfügung, die jeweils stärksten Varianten folgen später. Bei Otto- wie bei Dieselmotoren beginnt die Leistungsspanne bei 110 PS und liegt in der Mitte bei 150 PS. Der stärkste der Benziner kommt auf 180, der stärkste Diesel auf 190 PS. Während die Schadstoffnorm Euro 6 inzwischen obligatorisch ist, haben alle Motoren Start-Stopp und

einen Rekuperationsmodus an Bord. Bis auf die Einstiegsvarianten sind alle Antriebe auch mit Doppelkupplungsgetrieben zu verbinden. Der Einstiegspreis für den Touran liegt bei 25.690,– Euro.

Touran 1.4 TSI

Hubraum: 1.395 cm³ Leistung: 150 PS / 110 kW max. Drehmoment: 250 Nm Verbrauch komb.: 5,4 l/100 km CO2-Emission: 125 g/km Schadstoffeinstufung: Euro 6 Beschl. (0-100 km/h): 8,9 s Höchstgeschw.: 209 km/h Porsche Inter Auto GmbH & Co KG Ferdinand-Porsche-Platz 1 8041 Graz-Liebenau Telefon: 0316/46 80-0 Telefax: 0316/46 80-20 E-Mail: autostadt@porsche.co.at www.porschegrazliebenau.at

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Foto: LI Bau

Bauen & Wohnen

Lehrlingswart BM Ing. Kurt Graf (li.) und Bundesinnungsmeister BM Ing. Hans-Werner Frömmel gratulieren dem stolzen Sieger Marc Berndorfer.

Steirer ist bester Jungmaurer Österreichs Der strahlende Sieger beim Bundesjungmaurerwettbewerb 2015 in Tirol heißt Marc Berndorfer. Nachdem er schon im Sommer beim Landeswettbewerb der Steiermark als Gewinner hervorgegangen war, setzte er sich unter 22 Teilnehmern hier wiederum mit einer beeindruckenden Leistung als Bester durch.

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rei Tage lang wetteiferten die besten Jungmaurer Österreichs an der BAUAkademie Tirol. Die jugendlichen Teilnehmer hatten einen schriftlichen und einen praktischen Teil zu bewältigen, wobei 22 Mauerecken mit gezogenem Gesims, Sichtmauerwerk und Fensterstock errichtet wurden. Neben der Geschwindigkeit zählten vor allem Genauigkeit und Sauberkeit der Arbeiten.

Hohe Qualität der Ausbildung. Die dabei errichteten Bauwerke zeugen von der hohen Qualität des Ausbildungssystems der österreichischen Bauwirtschaft. Marc Berndorfer absolvierte seine Lehrjahre bei der Firma Karl Puchleitner Baugesellschaft m.b.H in Mühldorf bei Feldbach. Trainiert wurde der Sieger, der auch schon beim Landeswettbewerb souverän gewonnen hat, im Lehrbauhof der BAUAkademie Steiermark von Ausbilder Gerald Rosen-

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berger und unter der Anleitung von Lehrlingswart BM Ing. Kurt Graf. Die Landesinnung ist daher besonders stolz auf den steirischen Sieger beim Bundesjungmaurerwettbewerb. Landesinnungsmeister DI Alexander Pongratz betont die Wichtigkeit des hohen Ausbildungsniveaus: „Das Knowhow und die Qualität sind die Basis für die Leistungsfähigkeit unserer Firmen auf dem heiß umkämpften europäischen Wirtschaftsmarkt. Dabei ist die Ausbildung unserer Facharbeiter ein wichtiger Bestandteil. In der Steiermark bilden wir derzeit ca. 420 Lehrlinge in den Bauberufen Maurer, Schalungsbauer und Tiefbauer aus.“ Dabei sind auch die Karrierechancen ausgezeichnet, so Pongratz: „Der Verdienst ist gut, der Arbeitsplatz sicher und die Berufschancen reichen hin bis zum Baumeister.“


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FAZIT NOVEMBER 2015 /// 67



Fazitportrait

Das Café Kaiserfeld Von Volker Schögler Fotos: Marija Kanizaj

Mit dem legendären Club Mahé und der ersten Großdisco, dem Teatro, setzte er schon vor 40 Jahren neue Maßstäbe im Grazer

Nachtleben. Seit 2004 bewahrt er mit dem Kaiserfeld die Altwiener

Kaffeehauskultur vor dem Aussterben in Graz. Aber eigentlich ist Rudi Lackner Ideengeber, Visionär, Stadtentwickler, Original.

Fazit November 2015 /// 69


Fazitportrait

Rund 500.000 Euro wurden in das Kaiserfeld investiert. Rudi Lackner, Cafetier

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s gibt Kaffeehäuser und es gibt Kaffeehäuser. Das Kaiserfeld ist ein Kaffeehaus. Niemand sagt, dass das jetzt leicht zu verstehen ist. Ein gutes Kaffeehaus ist wie Kunst. In erster Linie muss es sich gut anfühlen, gefallen vielleicht, muss eine Saite zum Schwingen bringen, die nicht unbedingt erklärbar ist. Unverschämt ansprechen sollte es einen, nicht schamlos, sondern ohne falsche Scham, was ja ein großer Unterschied ist. Als Wanderer auf den Wegen der Abschweifung darf man postulieren, dass Architektur sprechen kann. Diese nicht beweisbare, aber glaubhafte Annahme verträgt sich auch gut mit dem Gedanken, dass die Schönheit der Dinge in der Seele dessen lebt, der sie betrachtet. Auch wenn er es nicht so gespreizt formulieren würde, Kaffeehausinhaber Rudolf »Rudi« Lackner weiß Bescheid, weil er unternehmerisch und mit Herzschlag agiert.

Das hat er in den letzten 40 Jahren bereits mehrmals eindrücklich gezeigt. 1976 mit der exklusiven Diskothek Mahé und 1983 mit dem loftig-großzügigen Teatro. Seit 2004 setzt er mit dem Café Kaiserfeld ebenfalls Maßstäbe. Wie macht das der stets mit beeindruckender Liebenswürdigkeit auftretende Gastronom? Die Bezeichnung Gastronom indes greift nicht weit genug – wer Zeitgeist, Lebensgefühl und Atmosphärisches seit Dezennien so punktgenau im Visier hat, gestaltet das Unfassliche selbst mit. »Den Stuck im Lokal habe ich selbst entworfen. Ausgeführt hat ihn ein Musiker von den Paldauern«, erklärt er seinen Zugang, der nur scheinbar einfach erscheint. Tatsächlich gehört er zur seltenen Spezies derer, die sich vor Beginn von Umbauten für kleine Ewigkeiten in die leeren Räumlichkeiten begeben und offenbar in der Lage sind, sie zu »lesen«, Schwingungen einzufangen und mit ihren Good Vibrations zu kommunizieren. Weil Architektur eben sprechen kann, siehe oben. Moderate Preise Kaffeehaus also. Aber eines, in das alle kommen – von seinem Zielpublikum. In der Früh ab halb acht zum Frühstücken, zu Mittag – vor allem zu Mittag –, um eines der beiden Menüs zu konsumieren, abends bis 22 Uhr sowieso. Qualität ist bei Rudi Lackner selbstverständlich. Wenn »Rindfleisch« auf der mit Kreide beschriebenen Menütafel vor der Tür steht, dann ist es immer ein Tafelspitz. Sein Publikum weiß das, erwartet das und schätzt das. Ein ziemlich guter Grund, wiederzukommen. Dass die Preise moderat sind, wird

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natürlich ebenfalls geschätzt. Wo gibt es schon noch die (fleischlose) Menüspeise unter sechs Euro? Den großen Braunen unter 3,50, das Achterl unter vier? Gerade bei Kaffee und Wein zeigt sich heute die Bodenständigkeit dessen, der in den Neunzehnachtzigerjahren für ein Cola seinerzeit unverschämte 54 Schilling verlangt hat. Im Teatro (1983 bis 2003, heute »p.p.c.«) war der Begriff »Großzügigkeit« weit gefasst. Da kamen an einem Abend oft über tausend Gäste. Und bezahlten Eintritt, damals keine Selbstverständlichkeit. Vorbild für Mahé Im Nachhinein betrachtet war das Mahé noch legendärer. Als er es 1976 in der Grazer Trauttmansdorffgasse aufsperrt, war Rudi Lackner gerade einmal 25 Jahre alt und schöpft gleich aus dem Vollen. Kostspielige Wurzelholzeinrichtung aus Rom, edle Materialien von Leder bis Stein, Palmen statt Blümchen und der exotische Name einer Insel, die damals noch in keinem Reiseprospekt stand. Im Gegensatz zur Insel Mykonos, wo er im Urlaub das Vorbild für diesen seinen Club fand: »Das war das Nine Muses, ganz elitär, teuer, schwer reinzukommen und Leute wie Mick Jagger haben dort abgetanzt.« Mit dem Mahé wurde dann »der junge Jet-Set von Graz« bedient (O-Ton Lackner). Die anderen waren im (bereits 1973 eröffneten) Push’n’Pull von Nikolaus »Niki« Pfusterschmid (dem späteren Ska).

Discofever Außer an der Uni herrschte im Graz der 1970er Jahre eine urbane Melancholie vor, die auch die mit einigen Jahren Verspätung registrierten Studentenproteste mühelos neutralisierte. Erst ab 1977 brachte John Travolta mit dem Film »Saturday Night Fever« ein bisschen Schwung ins Nachtleben und sorgt heute für verblasste Discoerinnerungen an »Bojangles«, »Monte Carlo« und »Gottinger«. Ebenso Geschichte, aber mit mehr Glanz ist eine weitere Diskothek, die noch früher eröffnet hat – Zeitzeugen widersprechen sich, Google versagt diesbezüglich – und die ebenfalls für die Hautevolee von Graz zuständig war: das L’Équipe von Jörg Slavnitsch in Mariatrost. Mahé und L’Équipe spielten in einer höheren Liga: »Für unsere Eishockey- und Fußballmatches zwischen den jeweiligen Gästen haben wir gleich das Liebenauer Stadion angemietet. Kleine Zeitung und Kronen Zeitung haben berichtet, die hat jeder gelesen, und damit war das Medienecho enorm«, so Lackner über die Zeiten vor Internet und digitalen sozialen Netzwerken.


Fazitportrait

Von N. Y. zum Teatro Nach dem Verkauf des Mahé im Jahr 1982 wurde es noch einige Jahre weitergeführt, mutierte dann zum Castello und schließlich zum Office. Lackner spürte unterdessen dem Zeitgeist in New York nach, wandelte auf den Spuren des legendären Studio 54, fand das Palladium, The World, The Tunnel, das Underground. Dort erkannte er den Trendwandel vom eleganten Club zu großen, massenweise Gäste fassenden Lokalitäten und baute in Graz eine alte Textilfabrik im Lendviertel zum Teatro um; eine Großraumdiskothek mit Loftatmosphäre, eine Stahlkonstruktion mit Beleuchterbrücken und mehreren Tanzflächen; aus riesigen Tonanlagen vom Feinsten, eingemessen von Toningenieuren der TU Graz (Lackner: »Da hat nichts mehr vibriert oder getscheppert, das waren richtige Freaks.«), tönte unter Mithilfe von Gast-DJs und den von dicken Linsen gebündelten Lichtsäulen die Musik der Achtziger. Aber immer das Neueste, nicht das, was man aus dem Radio kannte. Rudi Lackner erzählt: »Wir haben in den angesagten Clubs mit Kassettenrekordern die Musik mitgeschnitten, um sie in Läden wie Power Records in New York bei Spezialverkäufern kurz vorzuspielen und so einkaufen zu können.« Donnerstags war Soul-Seduction-Abend, jeden Tag eine andere Musikrichtung. Die Gäste kamen in Scharen. Der früh verstorbene Kärntner Hannes Lackner baute im oberen Stock das Café Neubau dazu, das später zur Diskothek Bronx mutierte. Der Namensvetter hatte zuvor mit dem Café Harrach in Uninähe eine Stilikone von Kaffeehaus erschaffen. Nach 20 Jahren war für Rudi Lackner Schluss mit Disko, aber mit dem Café Kaiserfeld könnte er einen zeitlosen Klassiker kreiert haben. Ganz so wie es das in Graz allerdings aussterbende Altwiener Kaffeehaus ist, von dem es mit dem Weitzer im gleichnamigen Hotel so ziemlich das letzte seiner Art gibt.

Konservativ. Seriös. Bürgerlich. Also Kaffeehaus. »Mein Zielpublikum beginnt etwa ab 35 Jahren bis zu Pensionisten«, definiert er und blickt zufrieden um sich. Zu Mittag kommen viele Businesskunden, dafür sorgen im Geschäftsviertel die zahlreichen Banken, die nahen Gerichte, die Ärztekammer oder das Joanneum. Aber auch viele Gäste aus der Diskozeit sind gefolgt und geblieben. »Vor allem die, die etwas geworden sind«, meint er, »viele Juristen und Anwälte, Architekten,

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Foto: Landarbeiterkammer


Fazitportrait

Ich habe noch 6.000 bis 10.000 Schallplatten zu Hause. Rudi Lackner, Cafetier

Ärzte oder Journalisten.« Viele kennen einander, man kennt sich, Rudi kennt alle, fast, wenn nicht, fragt er jemand, wer das eben war – das muss man sich merken, das muss man auch können. Woher? »Ich bin im Gasthaus aufgewachsen und von klein auf gewohnt. Mir hat das immer gefallen: Man braucht nicht fortgehen, die Leute kommen zu einem.« Das Gasthaus in Allerheiligen bei Wildon gibt es nicht mehr, aber die ehemalige Wirtin Sophie, die 95-jährige Mutter der drei Lackner-Brüder, lebt noch immer im selben Haus im ersten Stock. Sein Ziel, »ein angenehmes Lokal zu machen, das auch gemütlich ist«, hat der Vater von zwei Söhnen (25 und 28 Jahre alt) mit dem Kaiserfeld und mit Hilfe von durchschnittlich 10 bis 14 Mitarbeitern zweifelsfrei erreicht. Es klingt einfach, wenn er erläutert, dass die »Mischung aus Qualität, Preis und Atmosphäre stimmen muss.« Es ist auch diese typisch gründerzeitliche enorme Raumhöhe von sechs bis sieben Metern, wie in alten Wiener Kaffeehäusern, die akustische, olfaktorische und sonstige sinnliche Frequenzen beeinflusst. Oder liegt das Geheimnis vielmehr in den vielen Unikaten und Besonderheiten, die Rudi Lackner zusammengetragen hat? Der Stuck, der riesige Luster (»aus dem Palais Ferstel«), sogar über den Boden weiß er kältetechnische Feinheiten zu erläutern oder über Qualität und Abstand der Sitzgelegenheiten, damit auch vertrauliche Gespräche ungestört möglich sind. Eine große Rolle spielt natürlich auch hier die Person des Wirts, ohne den bekanntlich die Rechnung nicht gemacht werden kann. Sein Umgang mit Prominenz, sein Bezug zu den Gästen, denen er sich allesamt verbunden und nahe fühlt,

ist sowohl persönlich wie auch professionell. Rudi Lackner weiß schon, warum der Nichtraucherbereich nach dreimaligem Besuch und entsprechender Erlaubnis von Arnold Schwarzenegger »Governor’s Room« heißt.

Der Stadtentwickler Als offiziell von Medien tituliertes »Grazer Original« fügt sich Rudi Lackner so perfekt wie beiläufig in seine natürlich Rolle und ist bekannt dafür, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen, wenn er Dinge und Sichtweisen, aber auch sich selbst immer wieder neu erfindet. Und etwa einen zweistöckigen Gastgarten ohne Parkplatzverlust einreicht, mit unzähligen Ämtern Konsens- und Umsetzungsmöglichkeiten erörtert, dabei die Rolle von sich, aber auch anderen als Unternehmer ins rechte Licht rückt und es nicht aufgibt, stadtentwicklungspolitisch neue Wege vorzuschlagen. Von der Einbeziehung der Kaiserfeldgasse in die innerstädtische Flaniermeile rund um die Herrengasse durch Änderung des Straßenbelags bis zur Beleuchtung der zahlreichen Bäume (»Unter den Linden«) in der Gasse. Oder des Schloßbergs durch Umwandlung in ein Ausgehviertel voller Galerien, kleiner Speiselokale und Szeneplätzen vom Uhrturm bis zu den Kasematten. Der jugendliche 64-jährige Cafetier sprüht nur so vor Ideen, denen es keineswegs an Hand und Fuß mangelt, und neben der Gabe inspiriert und inspirierend zugleich zu sein, wirkt er auch noch motivierend und ansteckend. Im Café Kaiserfeld herrscht akute Ansteckungsgefahr. n

Café Kaiserfeld 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 19–21 Telefon 0664 5951004 kaiserfeld.blog.com

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Akadische Spurensuche in Kanada Eine Reise nach Neubraunschweig


Fazitreise

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Fazitreise

Wenn man inmitten des »großem Getöse« steht und einem

etwa 20.000 Akadier lautstark beweisen, dass ihre Kultur eine sehr lebendige ist, bekommt man eine Ahnung, was jahrhundertelanger Zusammenhalt bedeutet. Ein farbenfrohes Fest inmitten einer facettenreichen französisch-kanadischen Lebensweise. Text und Fotos von Katharina Zimmermann

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chon am Nachmittag ist der Abschnitt des westlichen St. Peter Boulevard im Stadtzentrum von Caraquet in den Farben der Akadier getaucht: Man nehme die französische Flagge und schmücke sie mit einem gelben Stern. Heiß flirrt es auf dem Asphalt. Doch das ist nur ein Vorbote von dem, was kommen wird. Aufregung und Vorfreude liegen in der Luft. Denn wenn die Kirchturmuhr um 17:55 zu läuten beginnt, gibt es für eine geschlagene Stunde kein Halten mehr. Dann wird Krach gemacht. Das »Grande Tintamarre« kann mit »großem Getöse« übersetzt werden und bezeichnet genau dies: 20.000 Menschen versammeln sich im Stadtzentrum und sind so laut, wie sie nur können. Ein Fest fürs Trommelfell, aber auch für die Augen, denn die selbst gebastelten Kostüme, die vom Mini-Hummer, über Pappmascheefiguren in den akadischen Farben reichen, unterhalten weitaus länger als eine Stunde. Und steht man zum ersten Mal inmitten dieses blau-weiß-rot-gelben Treibens ist man verzaubert von dieser Kultur, die zusammenhält, obwohl sie seit dem Jahr 1755 in Louisiana, Quebec, dem atlantischen Kanada und Frankreich zerstreut ist. Die vielen Gesichter der Akadier Ein Wort – viele Varianten. Eigentlich stammt der Begriff ja von einer Region in Griechenland, nach der Giovanni da Verrazzano die Gegend im Osten des nordamerikanischen Kontinents benannt

hat. Dort, im heutigen »Nouveau Brunswick«, der einzigen offiziellen zweisprachigen Provinz Kanadas, siedelten sich viele Franzosen an, die ihr Glück jenseits des großen Teichs suchten. 1609 war St. Croix sogar die erste europäische Siedlung in Nordamerika. Doch es wurde ungemütlich: Der Spanische Erbfolgekrieg bewirkte, dass dieser Ort bald von zwei Seiten von britischen Kolonien umgeben wurde, denn auch Nova Scotia gehörte zum Empire. 1713 war es dann so weit und die Akadier – zu diesem Zeitpunkt etwa 10.000 – wurden unterworfen. Viele zogen weiter nach Quebec oder Louisiana, wo sie ebenso wie im Atlantischen Kanada eine französische Kultur vorfanden. Ein paar blieben. Sie sind es, die uns heute voller Stolz in der Brust ihre farbenfrohe und lebhafte Geschichte erzählen. Einer der größten Triumphe war es wohl, als unter Premier Louis Robichaud 1969 Französisch und Englisch zu gleichwertigen Amtssprachen wurden. Davor wurde Französisch nur zu Hause gesprochen und nicht an Schulen unterrichtet, was man sehr stark an der eigentlich veralteten Aussprache und Benützung von Worten erkennen kann. Auch mit Schulfranzösisch kann man hier einige Überraschungen erleben. Dass sich die heutigen Akadier über die vielen politischen und kulturellen Steine, die ihnen in den Weg gelegt wurden, retten konnten, macht sie ziemlich stolz. Das kann man alleine schon an den zahlreichen Gebäuden sehen, die entweder akadische Flag-

Auf der Insel Miscou sollte man drei Punkte erledigen: Die einsamen Strände auf sich wirken lassen, den weißen Leuchtturm besteigen und bei »Steve’s Terrasse« auf eine Meeresfrüchteplatte vorbeischauen. FAZIT NOVEMBER 2015 /// 77



Fazitreise

gen ausgehängt haben oder gleich in den Nationalfarben angestrichen sind. Auch Boote, Bojen oder Autos kommen durchaus akadisch daher. Wer sich etwas mit der akadischen Kultur und Besonderheit auseinandersetzen möchte, hat die Möglichkeit, die Geschichte im Freilichtmuseum »Village Historique Acadien« von den ersten Siedlern bis zum den Anfängen des 20. Jahrhunderts Schritt für Schritt mitzuerleben. Aus verschiedensten Teilen von Neubraunschweig wurden alte, typische Häuser abgetragen und gemeinsam in diesem gut gepflegten Areal bei Bertrand wieder aufgebaut. In jedem der Häuser wohnen der Epoche nach gekleidete Akadier, die einem gerne erklären, wie die Lebensumstände zu »ihrer« Zeit so waren. Auch historische Arten der Berufe wie Drucker, Fischer, Tischler und dergleichen kann man auf dem Streifzug durch die Geschichte eines wichtigen Teils von Neubraunschweig begegnen. Ebenso lädt das Festival »Le Pays de la Sagouine« in Bouctouche ein, direkt in die akadische Kultur einzutauchen. Hier folgt alles der Phantasie von Autorin Antonine Maillet: Über einen hölzernen Steg kommt man auf eine Insel voller bunter Häuser, auf der die Uhren in den Neunzehndreissigerjahren stehengeblieben sind. Zusätzlich zu den Geschichten der vielen Einwohner, die alle auf Charakteren aus Maillets Büchern basieren und auch in diesem Stil agieren, gibt es regelmäßig Konzerte auf der großen Bühne und einen Touristenshop, der sogar die Herzen starker kanadischer Männer erfreut: Es gibt dort viele Süßigkeiten, die sie seit ihrer Kindheit nicht mehr wiedergesehen haben, wie den kleinen Schokoladenberg »Cherry Blossom«. Bäriges Tête-à-Tête Neubraunschweig besteht zu 80 Prozent aus Wald und dieser hat selbstverständlich seine Bewohner, zu denen auch Schwarzbären zählen. Bei der »Little Big Bear Safari« hat man die Vorzüge einer sicheren baumhausartigen Konstruktion, von der aus man Bären beobachten und fotografieren kann. Schon wenn die Bären den Bus der Veranstalter hören, machen sie sich auf den Weg, und sobald alle Besucher sicher an Bord der Holzkonstruktion sind,

tauchen sie auf. Die einen kommen über Baumstämme über den Fluss balanciert, die anderen tauchen auf einmal aus dem Dickicht des kanadischen Waldes auf. Ganze Bärenfamilien zeigen sich und sehen wirklich allerliebst aus.

Ein Leuchtturm namens Miscou Um den Kopf frei zu bekommen oder in die Natur einzutauchen, eignen sich zwei Orte ganz besonders: Einerseits die Insel von Miscou, die vor allem im Oktober mit ihren rot gefärbten Sträuchern eine Welt für sich ist. Andererseits den flachen Kouchibouguac-Nationalpark, der den Badewütigen das wärmste Salzwasser nördlich von Virginia samt in Gelb gehüllten Rettungsschwimmern bietet. Auf Miscou sollte man unbedingt drei Punkte erledigen: Die einsamen, kilometerlangen Strände auf sich wirken lassen, den weißen Leuchtturm besteigen und bei »Steve’s Terrasse« auf eine Meeresfrüchteplatte, die ihresgleichen sucht, vorbeischauen.

Hummerfest Mitte August geht die Hummersaison los und dauert danach zwei Monate an. In dieser Zeit bekommt man praktisch überall frischen, wunderbar lokal gefangenen Hummer. In Kombination mit Mac’n’Cheese, Linguini oder einfach so hat man wirklich wunderbare Gustostücke auf den Tellern liegen. Damit das auch in Zukunft so sein wird, hat die kanadische Regierung ein Programm gestartet, das kleine Hummer züchtet und sie dann im Ozean aussetzt, denn die Hummer, die wir essen, sind um die sieben Jahre alt. Dazu gibt es wunderbar kreative Salate oder frischen Lachs aus dem Miramichi-Fluss. Doch es wäre nicht das Land der Akadier, wenn sich nicht auch viele klassische Gerichte, die sie aus dem Frankreich des 17. Jahrhunderts mitgebracht hatten, auf die Speisekarten mischen würden: Unbedingt probieren sollte man »Pâté Râpé« (eine Kartoffelspeise), »Pea Soup« (Erbsensuppe) oder »Fagots au lard« (Bohnschotten mit Speck). n

Karte: Google

Weitere Informationen Eine gute Übersicht aller Reisemöglichkeiten nach und in Neubraunschweig bieten Ihnen folgende Seiten: tourismnewbrunswick.ca (englisch u. französisch) kanada-info.at (deutsch)

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Ich habe mir fest vorgenommen, mich nicht unter meinem Niveau zu ärgern. Hellmuth Karasek, 1934–2015

Foto aus Mette Ingvartsens 7 Pleasures

Pacman für alle

Der Steirische Herbst 2015 ist Geschichte. Er wird wieder kommen. Und da haben wir nach diesem Jahr nichts dagegen. Von Peter K. Wagner

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er Herbst kommt auch dann, wenn man ihn nicht will. Das gilt nicht zuletzt für den steirischen. Der Autor der folgenden Zeilen hat sich vorgenommen, den Herbst dieses Jahr zu wollen. Er hat ihm eine Chance gegeben. Und er hat ein paar Dinge festgestellt: Herbst ist, wenn Johannes Silberschneider so famos spielt, dass der Eröffnungsgast vergisst, dass die Quintessenz des musikalisch-literarisch-Kunst-sich-selbstfeiernden Auftaktstücks um ihn herum eigentlich nur eines ist: lange Wartezeit auf ein Gratisbuffet.

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Herbst ist, wenn bei der Eröffnungsrede von Intendantin Veronica Kaup-Hasler »freier Eintritt für alle Flüchtlinge« verlautbart wird und der etwas verstörende Gedanke aufkommt: »Oha, was machen Syrer denn, wenn sie zufällig bei den Nackerten von »7 Pleasures« reinstolpern? Und sollte man ihnen nicht anders helfen?« Herbst ist aber auch, wenn man ein paar Tage später erfährt, dass im Festivalzentrum vom »Flüchtlingsachterl« bis zur Caritas-Aktion Spenden im Namen des Herbst gesammelt werden und Künstler authentisch sind. So wie die drei Hip-Hopper, die aus drei verschiedenen Ländern nach London immigriert sind, und eine

authentische »We are all Migrants«-Ansprache halten, die dazu führt, dass man sich nach hinten freut. Weil da tatsächlich unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gratis das Gefühl bekommen, ein bisschen dazuzugehören. Herbst ist, wenn das Festivalzentrum im Stadtmuseum einen Nintendo mit Pacman bietet und man sich über nicht funktionierende Steuerungstasten am Controller ärgert. Herbst ist, wenn man mehr über Hitlers »Mein Kampf« erfährt, als man jemals wissen wollte, es aber endgültig lesen will. Herbst ist, wenn man berührend-ehrliche Stimmen in einen dunklen, gefühlten Abstellraum im Festivalzentrum steckt und mit den Sängerinnen Mitleid bekommt, die am Ende des Abends nur noch vor gezählten 16 anderen Menschen singen. Herbst ist, wenn eine Theatergruppe im Schubertkino plötzlich auf Filmcrew macht, mit einem über fünf Stunden dauernden Programm verstört und dann aber mit jeder Sekunde mehr beweist, dass man gerade den wunderbarsten Filmabend seit Langem verlebt. Herbst ist, wenn einer der Darsteller dieser Theatergruppe in der Pause des ersten Films sein Bier zahlen muss, weil die charmanten Bardamen ihn nicht erkennen. Und er trotzdem lächelnd ein paar Schritte nach oben macht, wo der Intendantin das Lachen auch nicht vergeht. Obwohl sie gerade für alle Besucher Erdnussbutterbrote mit Marmelade streicht. Herbst ist, wenn man in Hart bei Graz bei den Rabtaldirndln ein Stück erlebt, auf dessen Zusatzvorstellung man seine Eltern am nächsten Tag sofort einladen will. Herbst ist, wenn man sich denkt: »Wer so viel öffentliche Gelder bekommt, muss ein gutes Programm liefern.« Steirischer Herbst ist aber vor allem, wenn man bei jeder der Veranstaltungen – Eröffnung und Vorstellungen außerhalb von Graz ausgenommen – immer dieselben Kunststudenten und Kulturredakteure sieht. Und man sich am Ende denkt: »Schade. Aber der Herbst kommt sowieso wieder. Und vielleicht sollten ihn mehr Menschen wollen.« n


Alles Kultur Landeskulturpreise

Die Weite des Denkens

Im Theater im Palais bei der Kunstuniversität in Graz wurden die Kulturpreise des Landes Steiermark verliehen. Mit je 10.000 Euro dotiert gingen sie an Valerie Fritsch, Dirk Kaftan und Erwin Wurm. Zudem präsentierten sich einige Kunststipendiaten. Von Katharina Kocher-Lichem

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Fotos: C. Grube, Marc Coudrais, Miriam Raneburger

in mit neonfarbenen Schnüren bespanntes und in UV-Licht getauchtes Theater im Palais bildete den Rahmen für die Verleihung der Landeskulturpreise. Die Idee dazu stammte von der Kunstraum-Stipendiatin Lisa Horvath, einer jungen Grazer Bühnenbildnerin. Die musikalische Umrahmung übernahm ein weiterer Kunstraum-Stipendiat, der Saxophonist und Komponist Patrick Dunst, gemeinsam mit dem Studio Percussion. Womit einleitend deutlich wird, dass es sich hier um keine Verleihung mit lähmenden Lobeshymnen, Politikerreden und gerührten Dankesworten handelt. Hier wurde zum vierten Mal von Künstlern

für Künstler ein großes Fest ausgerichtet, allerdings zum letzten Mal unter der Leitung der Kulturservicegesellschaft des Landes, die mit Jahresende aufgelöst wird. Kulturlandesrat Christian Buchmann erinnerte in seine Eröffnung daran, dass es der Wunsch der Szene nach einem verbindenden Fest gewesen ist, der Ausschlag für diesen Rahmen gab. Zur aktuellen Diskussion um die mehrjährigen Förderungsverträge des Landes Steiermark rief er nochmals die Gesamtsumme von 19,8 Millionen Euro in Erinnerung, die von 2016 bis 2018 für Kunst- und Kulturschaffen im Rahmen dieser Verträge zur Verfügung steht. In erfrischend natürlichen Videoportraits, gestaltet vom Grazer Filmer Markus

Mörth, erzählten die Kunstraum-Steiermark-Stipendiaten, dass sie mit diesem Stipendium den Raum, wo sie künstlerisch tätig sein wollen, selbst wählen können – und er muss nicht in Graz sein. Das kann eine ruppige Garage sein, wo man ungestört schweißen kann, wie bei der steirischen Bildhauerin Evelyn Loschy. Oder ein Bahnhof in Bad Gleichberg, den sich Kathrin Velik zum Atelier umgebaut hat. Die Landespreise, wie der Würdigungspreis des Landes Steiermark für bildende Kunst, der Peter-Rosegger-Literaturpreis und der Karl-Böhm-Interpretationspreis, sind jeweils mit 10.000 Euro dotiert. Sie gingen an den steirischen bildenden Künstler Erwin Wurm, an die Literatin Valerie Fritsch für ihren ausgezeichneten Romanerstling und an Dirk Kaftan, den Generalmusikdirektor der Grazer Oper, für die Weiterentwicklung des Grazer Philharmonischen Orchesters. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer stellte mit seinen abschließenden Worten den Bezug zur aktuellen Außenwelt her: »In Zeiten, wo wieder die Zäune wachsen, muss den Künstlerinnen und Künstlern umso deutlicher dafür gedankt werden, dass sie mit ihren Arbeiten stets die Weite des Denkens fordern.« Und zitierte abschließend Hanns Koren, den steirischen Kulturpolitiker der Neunzehnsechzigerjahre: »Heimat ist Tiefe, nicht Enge!« n

Die Landeskulturpreisträger Erwin Wurm, Valerie Fritsch und Dirk Kaftan Die Publikation zu den Landeskulturpreisen erhält man bei der Kulturservicegesellschaft des Landes Steiermark. kulturservice.steiermark.at

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Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

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m Nachhinein war es eine völlig blauäugige Annahme, das geplante Freihandelsabkommen »TTIP« im Zeitalter von »Whistleblowern« – ähnlich wie Hunderte bilaterale Abkommen zuvor – auf Experten- und Diplomatenebene abschlussreif verhandeln zu können. Schließlich war damit zu rechnen, dass populistische Politiker wie etwa der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann vor der sogenannten Zivilgesellschaft einknicken und ihr Fähnchen in den Wind der ziemlich unbedarften Freihandelskritiker hängen, die sich von jenen Lobbys instrumentalisieren lassen, deren wichtigstes Anliegen in der Verhinderung von mehr Wettbewerb liegt. Zu Verhandlungsbeginn erschien es jedenfalls plausibel, die gesetzgebenden Körperschaften nicht mit Standpunkten zu konfrontieren, die sich am Ende als nicht haltbar erweisen würden, weil sie etwa im Abtausch mit Zugeständnissen der Gegenseite später in anderen Bereichen aufgegeben werden müssten. Bei ei-

Wenn Handelshemmnisse schwinden, steigen Wachstum und Beschäftigung.

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nem Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA – der größten und der zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt – geht es nämlich um knallharte Interessen. Naturgemäß versucht jede Seite, das Optimum für sich herauszuholen. Die Vision, die jedoch weit über Interessen der betroffenen Lobbys steht, ist die Idee, dass nichts den Frieden zwischen demokratischen Staaten nachhaltiger sichert als ein Netz umfassender Wirtschaftsbeziehungen. Diese Grundidee des europäischen Friedensprojektes hat nach wie vor universelle Gültigkeit und wurde sogar mit dem Friedensnobelpreis für die EU belohnt. Mit TTIP soll auch ein gemeinsamer rechtlicher Rahmen für wirtschaftliche Auseinandersetzungen festgelegt werden. Bis jetzt gilt diesbezüglich das Recht des Stärkeren. Wenn ein europäisches Unternehmen vor ein US-Gericht gezerrt wurde, musste es in aller Regel zusperren. Das muss sich ändern. Dass sich linke und rechte Globalisierungsgegner ausgerechnet in diesem Punkt vor den Karren jener Lobbys spannen lassen, die den europäischen Markt geschlossen halten wollen, ist ein Kuriosum. Der Investorenschutz verhindert nämlich auch, dass etwa EU-Firmen ein unkalkulierbares Risiko tragen, weil in einigen US-Bundesstaaten extrem niedrige Klageschwellen bestehen oder dass sie als neue Blockadeinstrumente gegen europäische Wettbewerber aufgebaut werden. Überall dort, wo in der Vergangenheit Handelshemmnisse beseitigt wurden, stiegen Wachstum und Beschäftigung. Selbst das größte ökonomische Problem der Gegenwart – die Verarmung Afrikas – ist nur deshalb nicht bewältigbar, weil sich die korrupten Regime auf dem schwarzen Kontinent Lobbys – etwa aus dem Agrarbereich – ausgeliefert haben. Das sind übrigens dieselben, die jetzt TTIP verhindern wollen, weil sie überhaupt kein Interesse an fairen Handelsbeziehungen auf Augenhöhe haben. Freihandel schützt auch vor Korruption und verbessert die staatliche Effizienz. Regierungen, die in Freihandelssysteme eingebunden sind,

werden nämlich vor den Partikularinteressen nationaler Lobbys geschützt, müssen aber versuchen, ihren Unternehmen optimale Rahmenbedingungen zu bieten, damit diese im neuen Wettbewerbsumfeld bestehen können. Dennoch droht die ideologisch geführte Debatte über TTIP völlig aus dem Ruder zu laufen. Dabei gibt es viele reale Probleme, die das Abkommen berücksichtigen muss. Staaten, die sich den notwendigen Reformen verweigern, werden Anpassungsprobleme bekommen. Neue Industriefelder müssen beim jeweils schwächeren Partner geschützt werden. Sonst würde Europa etwa bei der Digitalisierung nie den Anschluss an die USA finden können. Aus EU-Sicht müsste auch der Energiemarkt in das System eingebunden werden, weil die europäische energieintensive Industrie sonst keine Chance gegen Mitbewerber hätte, die nur ein Drittel für Energie bezahlen. Vor wenigen Tagen haben zwölf Pazifikanrainerstaaten mit »TPP« die größte Freihandelszone der Welt geschaffen. Das Abkommen umfasst 40 Prozent der Weltwirtschaft. Das setzt die europäische Wirtschaft zusätzlich unter Druck. Denn ohne eigenes Abkommen mit den USA werden sich Handelsströme und Investitionen noch stärker weg aus Europa hin in den pazifischen Raum verlagern. n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 18. NOVEMBER 2015!


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