Dark Feather # 18

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AUSGABE 18

HERBST 2011 1


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DARK FEATHER # 18

INHALT

Künstler: 33 Anna Aliena 34 Arven 32 Catronic 57 Echoterra 51 Galskap 55 Leviathan 25 Lichtscheu 17 Lydia`s Gemstone 40 Miss Ivy 44 Mr. Morizon 47 Nonnenmacher 85 Paul Roland 33 Profane Finality 38 Roses On Dust 14 Schattenspiel 32 Schwarzbund 20 Syria

Specials: 12 Live: Within Temptation

INTRO

Willkommen zur 18. Dark Feather Ausgabe! Ja, wir sind noch da! ;-) Bedingt durch unsere Sommerpause, hat sich dieses Mal der Zeitraum verdoppelt, sprich, es dauerte ganze vier Monate bis diese neue Ausgabe erschien. Dafür haben wir uns frisch gestärkt und ordentlich ins Zeug gelegt und somit liegt vor Euch wieder eine Ausgabe voller Vielfalt. Der Axel konnte zum Beispiel keine geringere als die Kultformation SYRIA für ein Interview gewinnen, welche zum ersten Mal nach vielen Jahren wieder ein Interview in einer gothicorientierten Publikation gaben und das nun mit uns, das macht natürlich besonders stolz. Die Kiki war diesen Sommer reichlich auf Festivals unterwegs, die Eindrücke die sie mitgebracht hat, schildert sie uns in ihrer Kolumne. Und der Stefan hat sich unter anderem mal wieder durch die Seiten gewälzt, seine Eindrücke dazu schildert er wie immer in unserer Literatur-Lounge. Und Stammlesern dürfte es gleich aufgefallen sein - ja wir haben ein neues Logo! ;-) Zu verdanken ist das dem Nino, der damit seinen Einstand bei uns im Team feierte und künftig weitere Layoutarbeiten bei uns übernimmt. Und schwupppps...schon ist wieder fast ein Jahr rum, sprich, es ist auch schon wieder die letzte Ausgabe für 2011. Daher wünschen wir Euch schon jetzt einen super Jahresausklang und einen guten Rutsch ins neue, wir sind dann pünktlich zum Beginn des Jahres wieder mit einer neuen Ausgabe da! Viel Spass wie immer mit dieser Ausgabe und dem dazugehörigen Sampler! Und nicht vergessen, das Dark Feather Zine ist und bleibt for free, also runterladen, runterladen, runterladen und nicht vergessen, Euren Freunden und Nachbarn bescheid zu sagen! ;-)

Holger und das DF-Team

28 Literatur-Lounge: C. Grayson „Der Grabschänder“

42 Auf samtenen Pfoten

www.darkfeather.net www.myspace.com/darkfeather_zine Facebook: Dark Feather-Zine

36 Kolumne: Meine dunkle Seite 54 Kolumne: Quergedacht 50 Gedanken

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DARK FEATHER # 18


DARK FEATHER # 18

Die Rückkehr zu den Wurzeln des Powermetals Im Land der unzähligen Möglichkeiten und Heimat der populären Musikindustrie, ist es für die Metal Bands nicht einfacher, den Durchbruch zu erreichen.

Hallo ECHOTERRA!! Wir hätten gerne als erstes eine Vorstellung für unsere Leser und niemand kann’s besser als Ihr selbst: Melissa: Hey! Wir sind Echoterra, eine Symphonic Metal Band aus Minneapolis, Minnesota (USA), bestehend aus mir selbst, Melissa Ferlaak am Gesang (exVISIONS OF ATLANTIS, AESMA DAEVA), Yan Leviathan an der Gitarre (AVIAN), Jonah Weingarten am Keyboard und Orchestrierung (PYRAMAZE), Adam Sagan am Schlagzeug (ex-INTO ETERNITY) und Sam Van Moer am Bass (GRAACEPOINT). Wir kennen Melissas Stimme von ihrer früheren Zusammenarbeit mit VISIONS OF ATLANTIS. Was könnt Ihr uns über die musikalische Ausbildung und Erfahrung Eurer anderen Bandmitglieder

verraten? Seid Ihr neue Gesichter oder alte Seelen der Metal Welt? Yan Leviathan: Wir alle sind schon seit einigen Jahren im Musikbusiness und haben viel Erfahrung. ECHOTERRA ist für jeden von uns die primäre Band, doch wir haben alle Nebenprojekte. Heutzutage kommt es ziemlich selten vor, dass sich ein Musiker zu hundert Prozent einer einzigen Band widmet und wir bilden da keine Ausnahme. Sprechen wir das neue Album „Land Of e Midnight Sun“ an (siehe Review). Wie lange habt Ihr daran gearbeitet und welches Konzept steckt dahinter? Könnt Ihr auch den Titel erklären? Yan Leviathan: Wir fingen mit dem Kompositionsprozess in September 2009 an und beendeten die Produktion im Mai 2011. Obwohl dieses kein Konzeptalbum an sich ist, gibt es ein gemeinsames ema,

das durch die Mehrheit der Titel fließt und vom Kampf der Menschheit handelt, die innere Spiritualität in einer sehr dunklen Welt zu finden. Bitte, versteht es nicht falsch und denkt nicht, dass das Album etwa New Age Metal oder was Ähnliches ist. Die Songs sind sehr aggressiv, aber wir versuchen, eine positive Botschaft und ein positives Gefühl zu vermitteln. Wir nannten es „Land Of e Midnight Sun“, denn das umfasst das Gefühl und die Bedeutung des Albums. Als ich das Album gehört habe, kam es mir ziemlich bekannt vor. Es hört sich an, als ob Ihr die Zeit zurückgedreht hättet, um auf die Wurzeln von Symphonic und von Power Metal zurückzugreifen. Warum habt Ihr Euch entschieden, dies zu tun und welche musikalischen Einflüsse haben diese Entscheidung geprägt? Würdet Ihr sagen, Ihr seid gegen die neuesten


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Entwicklungen des Female Fronted Metals oder gegen die Richtung, die manche dieser Combos in letzter Zeit einschlagen? Melissa: Ich glaube nicht, dass wir zwangsläufig gegen etwas sind. Bands und ihr Sound entwickeln sich natürlich im Laufe ihrer Zusammenarbeit. Doch wir haben tatsächlich entschieden, zum klassischen Symphonic Metal - Klang zurückzugreifen, in den wir uns anfangs verliebt haben. Unser Sound ist etwas mehr befähigend, energetischer und positiver als die dunkle und manchmal nach Pop klingende Richtung mancher Bands. Einige "historische" Symphonic Metal Bands haben einen amerikanischen Nu-Metal Sound entwickelt. Wer weiß, wonach unser nächstes Album klingen oder welche Einflüsse es beinhalten wird. Wir werden uns auch weiterhin entwickeln.

Of Atlantis war, gingen wir mit Epica auf Tour. In Europa besuchten Tausende von Menschen Epicas Konzerte, während sie in den USA vor höchstens dreihundert Menschen gespielt haben. Also ja, es ist ganz anders. Natürlich gab es schon einige Symphonic Metal Bands in den USA seit der Entstehung des Genres, wir haben es nicht ins Land eingeführt. Aber es bleibt eine Seltenheit. Und wie funktioniert es andersherum? Fällt es Euch schwer, auch in Europa auf Tour zu gehen? Mit Möglichkeiten wie der des Metal Female Voices Festivals zum Beispiel ist es möglich, dass es hier genug Unterstützung, aber auch viel Konkurrenz gibt?

Trend im Genre, denn es ist sehr teuer, Filme und mehrere Videos zu produzieren. In dieser Ausgabe des Zines handelt meine Kolumne von großen Metal Festivals. Auf welchen habt Ihr schon einmal gespielt und welche stehen noch auf der „To do“-Liste? Erzählt auch bitte von Eurer Überlebensausrüstung, besonders Melissa: Wir Frauen haben mehr zu leiden ohne anständige Toiletten und Duschen, glaube ich. Melissa: Meine Überlebensausrüstung für Festivals beinhaltet Feuchttücher (als Notdusche/Staubbeseitigung), sehr viel Haarschaum (es wird heiß auf der Bühne!), so dass die Locken in Form bleiben und alles in Reisegröße. Ich glaube, ich hatte immer Glück, nicht Zelten zu müssen und Zugang zu Strom auf den Festivals zu haben. Natürlich würde ich gerne auf Wave Gotik und Wacken spielen, klar. Auch wäre es uns eine Freude, auf Festivals wie Summer Breeze, Masters Of Rock und Metal Female Voices Festival wieder aufzutreten.

Melissa: Ich glaube, Du hast Recht, aber es gibt genug Unterstützung, um mit der Konkurrenz umzugehen. Es ist schwierig, in Europa zu touren, es sei denn, man hat Das Genre Metal mit einer weiblichen eine Plattenfirma, die willig ist, die daraus Sängerin entstand und wurde entstehenden Kosten zu übernehmen. Das hauptsächlich in Europa entwickelt. Wie war einer der wichtigsten Gründe, warum sieht es in den USA aus? Kann ich es wir uns vom Metal Female Voices Festival wagen zu sagen, dass Ihr das Genre nach dieses Jahres zurückziehen mussten. Übersee gebracht habt? Und hat es bisher Dennoch werden wir alles versuchen, um es Vielen Dank für das Interview und für Eure Zeit! Habt Ihr vielleicht noch etwas die erwartete Ressonanz gegeben? Ich zum MFVF 2012 zu schaffen. Es ist nicht habe persönlich gehört, dass es bei Euch einfach, aber wir halten es für wichtig und zu sagen? schwieriger ist, dass Bands wie LACUNA müssen es tun. Melissa: Vielen Dank für eure COIL, EPICA UND WITHIN Unterstützung! Wir machen alles selbst und Und wenn es tatsächlich Konkurrenz TEMPTATION es nach jahrelangem freuen uns sehr über Eure netten gibt: Wie handelt Ihr das? WITHIN Kampf endlich geschafft haben, in den Kommentare, Euer zahlreiches Erscheinen TEMPTATION veröffentlichten einen USA zu touren. Wie würdet Ihr es aus auf unseren Konzerten und Euer Verbreiten Comic und Kurzfilme zusammen mit erster Hand beschreiben? unseres Videos! Danke!!! ihrem letzten Album, NIGHTWISH Melissa: Es ist sicherlich nicht so schnell produzieren zur Zeit einen Film. Seht Ihr gewachsen im Vergleich zu anderen Orten das als Herausforderungen oder seid Ihr Cristina ,Kiki‘ Grijalva der Welt. Ich denke, die USgar nicht davon betroffen? Amerikanischen Musikhörer sind sehr Melissa: Ich glaube, diese Bands haben zur engstirnig bezüglich Musik aus anderen visit: Zeit sehr viel Interessantes vor, aber es Ländern. Es gibt ein Stigma, dass kommt letztendlich immer auf die Musik Amerikanische Musik auf dem neuesten www.myspace.com/echoterra an. Dies sind sehr gute Marketing Stand ist und der Rest der Welt liegt Strategien, aber es wird bestimmt kein dahinter, was durchaus falsch ist. Ich erinnere mich, als ich noch Teil von Visions


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ECHOTERRA “Land Of The Midnight Sun” (Oktober 2011) Bombast pur! „Land Of The Midnight Sun“ fängt an mit einem symphonischen Intro, starken Gitarren und einer ausdrucksvollen Opernstimme. Der Titel heißt ‚After The Rainʼ und fasst den Inhalt der ganzen Scheibe zusammen: Anspruchsvolle Instrumentierung, fantastische Melodien und ein klarer, starker Gesang, der nicht nur durch eine hervorragende Technik gekennzeichnet ist, sondern auch durch die große Vielfalt an Ausdrucksmitteln. ‚Midnight Sunʼ ist der Ohrwurm des Albums. Schlagzeuger Adam Sagan zeigt eine hohe Leistung in seiner Kunst, während die schnellen Keyboard-Soli für Abwechslung sorgen. ‚The Ghost Within My Heartʼ besitzt großes melodisches Potential, das leider nicht ausgeschöpft wird, denn es mangelt an Kraft und Gefühl. Die erste Single, ‚All The Liesʼ, deren Video seit dem 01.10. im Internet verbreitet wird, hat eine Spur von Gothic Metal in den Background Vocals. ‚Unleash The Floodʼ ist eins meiner Favoriten: Ein sehr powervolles Stück, dessen symphonische Elemente und Melodien dem Sound seine allgemeine Kraft nicht rauben. ‚Genes Of Isisʼ schließt das Album mit über sechs Minuten symphonischem Powermetal vom Feinsten. Ferlaaks Opernstimme fällt durch viel Dramatik auf. Sie experimentiert sogar mit aggressiv gesprochenen Partien. Im Großen und Ganzen finde ich es ein gut gelungenes Album, das auf verschiedene Elemente aus Powermetal und Progressive zurückgreift, die bei sogenannten Female Fronted Metal Bands nicht mehr so oft zu hören sind. Einflüsse von Nightwish sind klar zu erkennen, aber auch die von Keyboard orientierten Bands wie Dream Theater. Leider klingt die Mehrheit der Titel ziemlich ähnlich und richtige Abwechslung kommt nur innerhalb der einzelnen Songs zustande. Außerdem wird der emotionale Aspekt, meiner Meinung nach, vernachlässigt: Sängerin Melissa Ferlaak überzeugt mit ihrer sauberen Intonation, großem Stimmumfang und der Anwendung verschiedenster Stilmittel. Ihre Stimme kann sowohl kraftvoll als auch weich klingen, klar oder rauchig. Jedenfalls kommt sie mir aber immer kalt und fremd vor. Während die Texte von Naturkatastrophen und dem Weltuntergang handeln, scheint die ausgebildete Stimme Ferlaaks bei diesen Aufnahmen kein Gefühl zeigen zu können. Schade. Cristina ,Kiki‘ Grijalva

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Paul Roland

Von Märchen, dem Leben als Musiker und dem Glück, Vater zu sein Treuen Lesern unseres Magazins wird der Name PAUL ROLAND ein Begriff sein, immerhin habe ich in Ausgabe 15 ein Portrait über den kreativen Künstler aus

was ist das Besondere bei Deinen Interpretationen?

Kent geschrieben. Seit nunmehr 15 Jahren begleitet mich die Musik des 52-jährigen Briten und nun hat sich für mich ein kleiner Traum erfüllt: Ein Interview mit ihm. Wir haben über sein aktuelles Album, sowie über einzelne Stationen seiner Karriere gesprochen. Heraus kam ein äußerst sympathisches Interview mit einem intelligenten und äußerst zuvorkommenden Künstler.

Gebrüder Grimm sprachen sowohl meine romantische Natur wie auch meine Liebe zum Horror-Genre an. Leider konnte ich nicht immer den kompletten Handlungsstrang oder alle morbiden Details der Originalgeschichten in meine Lieder bekommen, da ich nur eine gewisse Anzahl an Versen zur Verfügung hatte. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen die Atmosphäre der Originalmärchen hervorzurufen, aber ebenfalls etwas über mein Leben und die menschliche Natur im Allgemeinen zu sagen, um die Songs bedeutsam zu machen. Alles in Allem hatten die meisten Märchen einen moralischen Kern, wie z.B. dass man seine Furcht besiegen muss, die Gefahr, Fremden zu vertrauen und so weiter; und das gab den Liedern eine Dimension, die sie nicht gehabt hätten, wenn ich einfach nur die

Hallo Paul. Ein ganz herzliches Willkommen im “Dark Feather” Magazin. Dein aktuelles Album, das Du im Juni veröffentlicht hattest, hört auf dem Namen “Grimm”. Und wie man es vom Titel ableiten kann, wurden die Stücke von den berühmten Märchen inspiriert. Wie kam es zu der Idee und

Ich habe jederzeit immer so drei bis vier Projekte im Kopf, und die Märchen der

Märchen der Gebrüder Grimm in musikalischer Form nacherzählt hätte. Wenn ich ein paar neue Lieder schreibe, dann habe ich normalerweise kein spezifisches Projekt im Kopf. Ich mag es, die Musik ganz natürlich fließen zu lassen und dann, wenn ich genug an Musik geschrieben habe, Lieder, die eine gewisse Gefühlslage teilen, sagen wir so um die 4 bis 6 Lieder, dann entscheide ich, zu welchem Projekt sie am besten passen und ich fange an, mehr Lieder mit einer ähnlichen Atmosphäre oder Gefühlslage zu schreiben. Auf diese Weise klingt das Album geschlossen und nicht wie eine Sammlung unzusammenhängender Lieder in verschiedenen Stilen. Früher habe ich auf einem neuen Album die neuesten Tracks gesammelt, weshalb dort schrullige Akustik-Psych-Tracks zusammen mit härteren Rock-Songs auf einem Album waren, aber mittlerweile habe ich lieber ein eigenes ema für jedes Album, sodass es eher wie ein Film oder ein Buch wirkt. Nun, da ich bereits 30 Bücher veröffentlicht habe, denke ich eher wie ein Schriftsteller und ziehe es vor, eine Geschichte über ein gesamtes Album verteilt zu erzählen, oder zumindest eine Suite zu schreiben, die ein gewisses ema teilt – so wie ich es mit “e Last Voyage of the Nautillus” auf “Nevermore” gemacht habe oder die von H.P. Lovecraft inspirierten Lieder auf “ReAnimator”. Drei Minuten sind zu kurz, um eine Geschichte zu erzählen. Ich schätze, ich werde einfach ambitionierter!

Musikalisch erinnert mich das Album ein wenig an Deine alten Werke wie „Alice’s House“ oder das “Cabinet of Curiosities” Album. War es nach “Nevermore” und “Re-Animator” logisch, wieder einen Schritt runterzuschalten und die Härte beziehungsweise die Epik herauszunehmen?


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Ja, es war eine durchdachte Entscheidung, nach “Nevermore” ein vollständig akustisches Album zu machen, aber es war auch eine praktische Entscheidung. Ich hatte die Zusammenarbeit mit meiner Band vollendet und hatte noch keine neuen Musiker getroffen, sodass ich die Gelegenheit wahrnahm, etwas aufzunehmen, was letztendlich ein “Solo”Album ist. Ich war ebenso bereit, neue Instrumente spielen zu lernen und alles allein in meinem eigenen Studio aufzunehmen. Ich benötigte diese Zeit, um zu wachsen und ein wirklicher Musiker zu werden, während ich vorher immer die Lieder geschrieben habe und die dann zu erfahrenen Musikern gebracht hatte, die dann ihre eigenen Ideen mit einbrachten und dann das Lied zum Leben erweckten. Außerdem bin ich immer in ein professionelles Studio gegangen und habe das Album mit Hilfe eines Technikers produziert, der die richtigen Klänge für mich traf. Aber dieses Mal, auf “Grimm”, habe ich alle Instrumente selbst eingespielt und das komplette Album in meinem Heimstudio ohne jegliche Hilfe aufgenommen. Ich wollte sehen, ob ich es hinkriege. Da es ein Akustik-Album ist, war es auch praktisch für mich, es selbst aufzunehmen. Die einzige andere Person, die mitgewirkt hat, war eine weibliche Background-Sängerin, deren Stimme ich über ein paar Tracks gelegt habe, nachdem alles fertig war. Selbstverständlich gibt es, wenn man die Aufnahmen alleine macht, immer die Gefahr, dass du die Energie verlierst, die das Spielen mit anderen Musikern bringt. Aber dies war eben ein Akustik-Album, also dachte ich mir, dass es als Solo-Projekt gut wäre und ich habe so viel dazugelernt und

auch viel Selbstbewusstsein dazugewonnen. Es hat sehr viel mehr Zeit in Anspruch genommen als ich geglaubt hatte, aber es war eine wundervolle Erfahrung, alles selbst zu spielen und die verschiedenen Melodien für jedes Instrument zu erarbeiten. Ich bin sehr stolz auf dieses Album und ich denke,

Du hast meine Absicht hinter dem Kunstgriff gut erkannt – genau das war meine Idee! “Grimm” ist so ein Album, dass Du an einem dunklen Winterabend am Kaminfeuer hören solltest. Sprechen wir ein wenig über Deine Karriere. Wie kamst Du zur Musik?

Als Kind habe ich immer gesungen. Nachts habe ich mir immer selbst etwas vorgesungen und wann immer wir irgendwohin gefahren sind, habe ich ständig auf der Rückbank irische Rebellenlieder gesungen! Aber erst als ich 1973 den Film “at'll be the Day” gesehen hatte, hatte ich die Musik gehört, die mich dazu inspirieren sollte, selbst Songwriter zu werden: es war Rock'n'Roll der 50er Jahre, welcher sehr melodisch und perfekt auf Drei-MinutenSingles aufgeteilt war. Ich habe immer versucht an dieser Idee festzuhalten, alles, was du sagen willst, in drei Minuten zu sagen und nicht maßlose Solos und so weiter zu verwenden. In letzter Zeit jedoch habe ich gemerkt, dass ich, wie wir sagen, meine Lieder ein wenig zu kurz verkauft habe, indem ich nicht Ort und Zeitraum der Lieder durch ein atmosphärisches Intro vermittelt habe. Aber ich denke immer noch, dass man die dass auch die, die sich ein eher elektrisches Aufmerksamkeit des Zuhörers in den ersten Album gewünscht haben, dieses Album mit zehn Sekunden des Liedes einfangen muss der Zeit schätzen lernen werden. um sie in deinen “Film” ziehen zu können. Sehr gut gefällt mir auch die Idee, dass Deine Kinder auf dem Album zwischenzeitlich immer nach neuen Märchen rufen. So als ob Du in einem Sessel mit Deiner Gitarre am Kaminfeuer sitzt und Deine Kinder sitzen vor Dir auf dem Boden und hören Dir gebannt zu.

Als Du 1980 “Werewolves of London” veröffentlicht hast, hast Du meiner Ansicht nach den Stil des Gothic-Rocks vorweg genommen. Später, 1989, hast Du in “Nosferatu” ausufernde Klassikpassagen verwendet. Ich denke, viele Deiner Songs in den 80er Jahren


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waren ihrer Zeit immer ein Stückchen voraus. Wie blickst Du heute auf das erste Jahrzehnt Deiner Karriere zurück?

geschrieben; seit meinem neunten Lebensjahr habe ich Kurzgeschichten geschrieben, aber ich hielt mich selbst erst dann für einen “Richtigen Schreiberling”, Um ganz ehrlich zu sein: ich habe mich als ich 1982 anfing, für das “Zig Zag”nicht als Teil von irgendetwas anderem als Magazin als Redakteur zu arbeiten und ich der Indie-Szene gesehen. Ich war mit hatte nicht die Möglichkeit, für Magazine Musikern wie Robyn Hitchcock and the oder Buchverlage zu arbeiten. Jetzt verstehe Soft Boys sowie Knox of the Vibrators auf ich, dass der Grund dafür, dass ich nicht einem Label, also fühlte ich mich dem aus der Kult-Szene als Songwriter irgendwie zugehörig und sicher nicht herausgebrochen bin, vermutlich der war, irgendeiner Gothic-Szene, die zu der Zeit dass ich schon immer zwei Personen war, noch gar nicht wirklich existiert hat innerlich zerrissen zwischen Musik und vielleicht abgesehen von Bauhaus und Schreiben. Beide geben mir das gleiche, Siouxsie and the Banshees. Ich hatte damals tiefe Gefühl der Befriedigung – ohnehin ist keine Band und habe auch nicht in Clubs beides einfach nur eine kreative Form oder so gespielt, was auch der Grund dafür dafür, dich selbst auszudrücken, und ich war, dass ich mich keiner Bewegung brauche meinen Meinungsausdruck über zugehörig gefühlt habe. Ich war auch die Nürnberger Prozesse ebenso sehr wie irgendwie öffentlichkeitsscheu, lebte in ich es brauche, Lieder über die Welten und einem zerfallenden, alten Haus am Meer Charaktere zu schreiben, die ich mir und blieb für mich allein. Erst 1985 wurde ausdenke. ich von Alan Duffy, dem Besitzer von Acid Ich hatte nie das Verlangen danach, ein Tapes/Imaginary Records, und Jon Storey “Popstar” zu werden, also bin ich auch vom Fanzine “Bucketful of Brains” nicht frustriert darüber, dass ich nie sozusagen “adoptiert” und ich begann zu irgendwelche Hits hatte; alles was ich erfahren, dass meine Musik rezipiert, wollte war die totale Kontrolle über meine gespielt und gehört wurde. Zu dem Musik und den Respekt von denen, denen Zeitpunkt habe ich dann auch meine meine Musik gefällt, und beides habe ich. richtige “Stimme” und meinen richtigen Natürlich würde es mir gefallen, mehr Stil mit “A Cabinet of Curiosities” Alben zu verkaufen und Konzerte in gefunden und bald danach habe ich eine großen Hallen zu geben – ein Teil von mir Band zusammengestellt, als Angebote für bewundert das Auf-der-Bühne-Stehen und eine Europatournee und Plattenverträge in die Zuhörer zu unterhalten, also vermisse Italien, Frankreich, Griechenland und ich das definitiv – aber es ist mir wichtiger, Deutschland kamen. Jetzt tut mir einzig die jeden Tag mit meinen Kindern zusammen Tatsache leid, dass ich nach “Werewolf of zu sein, solange sie jung sind, sodass ich London” einen dreijährigen keinen Moment ihrer Kindheit verpasse, Aufnahmestopp gemacht habe, aber dann und auch, neue Bücher und Alben zu wiederum nehme ich an, dass die Pause machen. So lebe ich sowohl das Leben als wichtig war, andernfalls hätte ich nicht die Künstler wie auch als Familienmensch. Der Idee oder die Neigung zu “Cabinet” Rest ist Spaß, aber nicht das richtige Leben. gehabt.

In den 1990er Jahren hast Du Dich immer mehr der Schriftstellerei zugewandt, weil sich der Erfolg als Musiker nicht einstellen wollte. Was denkst Du, was könnten die Ursachen dafür sein, dass Du immer einer kleinen Fangemeinde bekannt warst und immer noch bist? Wie gehst Du heute damit um? Siehst Du das heute gelassener als damals? Ich habe nicht mit dem Schreiben angefangen, weil es um die Musik eher ruhig wurde. Ich habe schon immer

Seit 2003 veröffentlichst Du wieder regelmäßig CDs. Was mir auffällt ist, dass die Alben in sich geschlossener wirken als vorher. Gerade auch im musikalischen Sinne. Früher schien es immer so, als wolltest Du “alles auf einmal” - stimmt das? Dem stimme ich zu. Aber ich war ein Songwriter, kein Gothic-Künstler, kein Psych-Pop-Künstler oder Neofolk-Künstler. Ich habe meine Lieder in dem Stil geschrieben, in dem ich mich selbst in dem Moment fühlte und in meinen Anfangszeiten war ich unfokussiert und

fand Gefallen an vielen verschiedenen Stilen und das war nicht gut. Aber ich war erst 19 als ich “e Werewolf ” aufgenommen habe. Ich hätte ein paar Jahre damit warten sollen, dann wäre ich etwas selbstdisziplinierter gewesen und hätte selektiver sein können, hätte eine größere Auswahl an Liedern gehabt, aber ich konnte es nicht erwarten, aufzunehmen. Ich liebe es, Alben zu veröffentlichen; nicht nur sie zu machen, sondern sie zu planen und sie dann in der Hand zu halten. Ich werde mich immer an dieses Gefühl erinnern, dass ich hatte, als ich die erste Pressung von “e Werewolf ” in den Händen hielt und die Alben mit der Presseaussendung in die Schachteln packte und an die Radiostationen schickte, und die Magazine und darauf wartete, dass John Peel und andere sie spielten. Das war aufregend. Du hast dieses kindliche Spannungsgefühl nicht, wenn du deine Musik einem Label gibst.

Du hast für ein paar Jahre hier in Deutschland gelebt. Wie kam es dazu? Ich bin 2006 nach Deutschland gezogen, weil ich mit neuen Musikern arbeiten wollte und auch gespannt darauf war, wie sich meine Musik verändern würde, wenn ich eine neue Band hätte und ein neues Studio und ich hoffte auch, eine Touragentur zu finden, die neue Konzerte arrangieren würde. Im Endeffekt fand ich ein kleines deutsches Label, Syborg, und eine Werbeagentur, die mir viele Plays auf Radiostationen und Magazinkritiken einbrachte; außerdem habe ich den wundervollen Musiker Ralf Jesek von In My Rosary kennengelernt, der dann auch ein sehr guter Freund wurde. Er und seine Freunde gaben mir das Selbstvertrauen, ganz viel neues Material zu schreiben, einen neuen Soundtrack für den KultHorrorfilm “Haxan” eingeschlossen, den wir auf DVD veröffentlichen wollten. Doch das schwedische Filminstitut hat uns durch Urheberrechtsansprüche davon abgehalten. Der komplette Film mit meinem neuen Skript und Musik existiert einzig als Master-DVD, aber eines Tages können wir es hoffentlich veröffentlichen, weil es meiner Meinung nach einen viel passenderen und effektiveren Soundtrack hat als der der “offiziellen” Veröffentlichung.


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Durch viele Deiner Texte zieht sich auch Dein Glaube an die Magie, an Geister an die Spiritualität allgemein. Wenn ich richtig informiert bin, warst Du schon immer ein sehr spiritueller Mensch. Beziehst Du daraus auch die Motivation für Deine Musik und Deine Bücher?

Atmosphäre der Musik passen. Wenn du einen Film in dem Kopf von jemandem kreieren willst, dann musst du einen Soundtrack schaffen, der diese Welt entwickelt und sie dann mit ein paar Details oder der Beschreibung einer Szene reizen, aber du darfst nicht zu viele Details geben, sonst haben sie nichts mehr, was sie Ich habe viele Bücher über Magie und selbst hinzufügen können. Ein Lied sollte Okkultismus geschrieben, “e Dark stimulierend wirken, und keinen History of the Occult” mit eingeschlossen, detaillierten Plot vermitteln. Ich versuche welches die angebliche Verbindung von Horror zu vermitteln wie es Val Lewton tat Satanismus und Rock-Musik (!) und will nicht das komplette Bild herausarbeitet, ebenso noch die ausfüllen. Ebenfalls behalte ich eine Verbindung zu H.P. Lovecraft, der Empathie für meine Figuren, sodass der satanischen Kirche, Dennis Wheatley und Zuhörer mit ihnen fühlt, eine emotionale natürlich Alistair Crowley. Ich habe auch Bindung zu ihnen aufbaut. Monster sind “e Kabbalah Cards” kreiert und ich hatte eindimensional und langweilig. Es ist die viele übernatürliche Erfahrungen, aber geplagte Seele hinter dem Monster oder mein ernsthaftes Interesse an Mystizismus dem gescheiterten Wissenschaftler oder ist abgesondert von meinen Liedern, die Entdecker, die dem Zuhörer Zuneigung eher den Weg des gespenstischen Comicentlockt und die die Figuren zum Leben Buchs oder eines B-Movies gehen. Ich habe erweckt. Sie mögen zwar fiktive Figuren mir selbst die Welt meiner Lieder eher wie sein, aber sie haben etwas Tragisches an einen Roger-Corman-Film oder einen EC- sich, durch das sie über die drei Minuten Comic vorgestellt. Wenn meine Lieder in des Liedes hinaus leben. Comicbuchform veröffentlicht würden, dann wäre es großartig, wenn Berni Wrightson das illustrieren würde. Das zeigt Zum Schluss noch unsere Lieblingsfrage: vielleicht, wie ich mir die Welt meiner Was waren die schönsten Momente die Charaktere und ihrer merkwürdigen Dir bisher in Deiner Karriere passiert Erfindungen vorstelle. sind?

Wie entsteht eigentlich ein klassisches Paul Roland Album? Sind zuerst die Texte oder die Melodie vorhanden? Oder gibt es zuerst ein grobes Konzept worauf Du dann alles aufbaust? Ich schreibe zuerst immer die Musik. Auf die Art stelle ich sicher, dass die Texte zur

Ein schöner Moment, den ich erlebt hatte, war, als ich zum ersten Mal gebeten wurde meine Tourposter zu signieren (das war in Italien) und ich von Fans umgeben war. Eine andere schöne Erinnerung ist an ein Konzert vor 11.000 Menschen an einem Strand in Griechenland. Aber die wirklich schönsten Momente sind die, in denen ich Fans nach einem Konzert treffe und sie mir

sagen, wie sehr sie meine Musik mögen. Das sind die unbezahlbaren Momente, die ich nie vergessen werde.

Vielen herzlichen Dank für das Interview! Das letzte Wort hat bei uns der Künstler… Vielen Dank für das Interesse an meiner Musik. Ich hoffe, die Leser, die mich bisher noch nicht kannten, sind nun ein wenig neugierig geworden und hören einmal in die verschiedenen Alben rein.

Axel Meßinger

visit:

www.paulroland.wordpress.com


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WITHIN TEMPTATION

– Live auf dem Huntenpop Festival, Ulft-------------- Support: GUILD OF STAGS---------------Freitag, 12. August 2011 Unter dem Namen „e First Challenge“ kündigten WITHIN TEMPTATION eine besondere Rückkehr-Show Monate im voraus an. Die Tour war anfangs für den Frühling 2011 geplant, musste aber verlegt werden, da Sängerin Sharon den Adel und ihr Ehemann und WTGitarrist, Robert Westerholt, ihr drittes Kind ungeplant bekamen. Also brauchte vor allem Den Adel eine Pause und die dazugehörige Erholungs- und Training-Phase, um wieder auf der Bühne zu rocken. Ein angenehmes Ambiente verbreitet sich am sommerlichen Freitag Abend in Ulft, wo das Huntenpop Festival stattfindet. Kein Rock oder Pop Festival an sich, das Gelände sieht aus wie eine Kirmes: Riesenrad, Pop Cover-Band, ReggaeZelt und natürlich auch Pommes. Die Leute, die die Presse empfangen, sind äußerst nett, was leider nicht immer erwartet werden darf. An dieser Stelle möchte ich mich also ein weiteres Mal bedanken.

trotzdem fast voll und die Stimmung wird immer besser, doch dann sind die britischen Rocker leider wieder weg. Bis alle Bühnenelemente aufgebaut sind, dauert es länger als eine halbe Stunde und die Fans werden ungeduldig. Endlich geht

das Licht aus und ein riesiger Bildschirm im Bühnenhintergrund lässt das neue Band-Logo erkennen, das für „e Unforgiving“, das Comic-Konzeptalbum, entworfen wurde. Die Bandmitglieder kommen einzeln auf die Bühne und es geht GUILD OF STAGS spielen als Opener los mit meinem persönlichen Favorit dieses und erinnern mich an SKID ROW, was Albums ‚Shot in the dark’. Bei einer auch daran liegen mag, dass der Sänger Mischung zwischen Aufregung, lange blonde Haare in der Luft schüttelt technischen Problemen und was mir und mit gefühlvoller Stimme eine Ballade vorkommt, als ob sie vielleicht mehr Zeit singt. Nach AIRBORNE klingen sie auch, zum Proben gebraucht hätten, muss die Rock N’ Roll vom Feinsten. Eigentlich ist charismatische Frontfrau lächeln: Sie hat es ein Open Air Festival, doch die Bühne, eben ganz schön falsch gesungen. Die auf der WITHIN TEMPTATION und Stimmung steigt mit ‚In the middle of the ihre Vorband auftreten, steht in einem vom night’ und der ersten Single ‚Faster’. Gelände abgetrennten Zelt, da der Preis für Letzteres wird vom ganzen Zelt dieses besondere Konzert höher ist als das mitgesungen, leider nicht ohne Fehler von normale Festival Ticket. Das Zelt ist der Sängerin. Das erste Set besteht rein aus

den neuen Songs, sogar in der richtigen Album-Reihenfolge. Währenddessen erscheinen im Hintergrund verschiedene Videos passend zu den Liedthemen und im Zelt wird es dank der Feuershow heiß. Im Laufe des Sets treten immer weniger

Fehler auf, die Stimmung wird nun besser und im Publikum erscheinen einige Nationalfahnen verschiedener Länder Europas. Lieder wie ‚Where is the Edge’ und ‚Sinéad’, die im Internet seit Monaten verbreitet werden, singt das hüpfende Publikum selbstverständlich mit. Als es mit ‚Stairway to the skies’ zum Ende des ersten Sets geht, wollen die im Zelt Stehenden noch mehr. Der Song ‚See who I am’ fängt an und Sängerin den Adel muss singen, ohne sich hören zu können, während ein Techniker ihre Ohrstöpsel richtig einstellt. Ab diesem Moment ist glücklicherweise Schluss mit Problemen und Fehlern und die Fans dürfen dann die bekannten Lieder der Band genießen. Dazu spielen im


DARK FEATHER # 18

Hintergrund die dazugehörigen Musikvideos und weitere emenvideos. Nach fast zwei Stunden Show bedankt sich die ganze Band, wie gewohnt nicht nur in

Als WITHIN TEMPTATION –Fan habe ich mich sehr gefreut, sie noch einmal nach vier Jahren live zu sehen, obwohl ich anfänglich enttäuscht war. Wahrscheinlich

“e First Challenge”-Setlist: Shot In e Dark In e Middle Of e Night Faster Fire And Ice Iron Where Is e Edge Sinéad Lost Murder Demon’s Fate Stairway To e Skies See Who I Am Stand My Ground e Howling What Have You Done Memories Our Solemn Hour Angels Mother Earth Deceiver Of Fools Ice Queen

ihrer Muttersprache, was bei uns NichtDutch-Sprechenden natürlich immer nett ankommt.

hatte ich nur zu viele Erwartungen an dieses als „ganz besonders“ angekündigte Konzert. Doch insgesamt war es eine sehr gelungene Show und ich fuhr lächelnd und singend nach Hause.

Cristina ,Kiki‘ Grijalva


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Das Mysterium und die Lichtgestalten Seetha hat hierzu einen wunderschönen Text eingesungen. Ich gebe dir recht, drei Alben in drei Jahren waren auch ein hartes Stück Arbeit.

SCHATTENSPIEL, die Band um Mitbegründer und Mastermind Sven Phalanx, waren ebenfalls bereits auf der dritten Ausgabe der Sondersamplerreihe „Nightflowers“ vertreten. Kürzlich haben sie ihren dritten Output, „Lichtgestalten“, veröffentlicht. Das Dark Feather bat zum Interview und Sven lüftete dabei ein lang gehütetes Geheimnis...

Nimmt man die CD erstmalig in die Hand, ist nicht zu überlesen und zu überhören, dass Du erneut viele Gastmusiker in Schattenspiel Zugang gewährst und auch vor Remixen wird nicht Halt gemacht. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Hermann Kopp und all den anderen Involvierten, gute Kontakte hast Du ja schon länger aufgebaut und gepflegt?

Ich arbeite gerne mit anderen Musikern zusammen. Ich finde dies immer besonders kreativ, denn so schlägt man Pfade Hallo Sven – herzlich willkommen beim auf, auf die man Dark Feather! Ihr habt vor wenigen alleine vielleicht Wochen Eure CD „Lichtgestalten“ gar nicht veröffentlicht. Wie zufrieden seid Ihr mit gekommen wäre. den bisherigen Reaktionen darauf? Durch meine CompilationDie Reaktionen auf das neue Album waren Serie, „e Seven bisher sehr gut. Ich hatte vor der offiziellen Deadly Sins“, habe Veröffentlichung ein Medley zum ich ein großes Probehören auf You-Tube hochgeladen Netzwerk zu und das Feedback hierauf war wirklich sehr Musikern aus der erfreulich. ganzen Welt aufgebaut und es „Lichtgestalten“ ist bereits Euer dritter ist wirklich eine Output und das, wo Du Schattenspiel tolle Sache, wenn doch erst vor drei Jahren gegründet hast Schattenspiel z.B. Respekt! Sprudelt es nur so von Ideen in durch Igniis einen Dir oder sind teilweise auf Lichtgestalten südamerikanischen noch Relikte aus alter Zeit zu hören, Touch bekommt. sprich, lag da noch einiges in der Auf den Remix Schublade? von Hermann Kopp bin ich Ich habe seit der Veröffentlichung von besonders stolz. Er „Schattenkrieger“ im letzten Jahr einige ist ja unter Songs komponiert, aber letztendlich sind anderem durch die dann diese 14 Tracks zu den Filmmusik von „Lichtgestalten“ geworden. „Nekromantik“ Den Song „Falling Down“ haben wir bekannt geworden. hierzu nochmal neu überarbeitet und

Ich hatte ihm einfach eine Mail geschrieben, ob er Interesse hätte, den Song zu mixen und er sagte spontan zu. Ihr bedient musikalisch das Genre der Neoklassik. Wie hast Du einst Zugang zu dieser Musik gefunden? Meine musikalischen Wurzeln liegen im EBM. Unter dem Namen „Phalanx feat. e White Rabbit“ hatte ich dann ein paar Songs gemacht. Das ganze hatte sich weiter entwickelt. Die Metamorphose von EBM zum Ambient/ Neoklassik zeichnete sich ab und so wurde dann aus „Phalanx feat. e White Rabbit“ schließlich „Schattenspiel“. Ich will nicht ausschließen, dass sich die musikalische Richtung weiter ändern wird. Auch „Lichtgestalten“ ist im Prinzip gar nicht mehr dem „Neoklassik“-Genre zuzuordnen.


DARK FEATHER # 18

Eine Frage die Du bestimmt schon nicht mehr hören kannst, dennoch eventuell für den ein oder anderen Leser wichtig ist: Lief oder läuft Schattenspiel Gefahr, seitens der Medien oder Neidern, in die rechte Ecke gedrängt zu werden, schliesslich ist das ema Neofolk / Neoklassik leidig aber wahr von einigen Vertretern vorbelastet... Ich glaube, diese Frage wird immer auftauchen, sobald sich eine Band dem „Neoklassik“, bzw „Neofolk“-Genre zuwendet und das ist auch vollkommen in Ordnung. Diese Musik ist leider vorbelastet, was es

unpolitischen Acts wie „Schattenspiel“ nicht einfach macht… Dem einen ist Schattenspiel nicht extrem genug, die anderen wenden sich schon automatisch ab, um jeder Berührung mit diesem Genre auszuweichen. „Schattenspiel“ ist KEINE politische Band!!! Ich vermeide auch genau aus diesem Grund die klischeemäßigen Kriegs-Szenarien auf dem Album. Titel und Texte von Schattenspiel kommen mehrsprachig daher. Ist dies eine Freiheit, die Du Dir generell für die Zukunft offen halten möchtest oder hast Du andere Pläne, zum Beispiel einmal ein komplett deutschsprachiges Album zu machen? Ich schließe für „Schattenspiel“ nichts aus… wer weiß, ob es nicht auch mal ein komplett deutschsprachiges Album gibt.

Aber ich finde grade die vielen Sprachen schön, denn das macht das ganze abwechslungsreich und so hat auch die internationale Hörerschaft die Möglichkeit, den ein oder anderen Song zu verstehen.

Interessant ist nicht nur das „Schattenspiel“ auf den Bildern mit Deiner Persönlichkeit, sondern wie im Booklet und Inlaycover zu sehen, verwendest Du dieses auch mit dem Victory-Zeichen. Ein künstlerischer Ausdruck oder doch tiefere Bedeutung? Ich finde es sehr interessant, wie viele Interpretationen es schon zu dem Logo gab! Ich würde ja am liebsten dieses Mysterium weiter hegen und warten, welche Deutungen zu dem Logo noch kommen! ϑ Aber bevor es zu den wildesten Verschwörungstheorien kommt, will ich dieses „Geheimnis“ lieber lüften: Als die Umbenennung von „Phalanx feat. e White Rabbit“ stattfand, musste ein Logo her. Da auf den ersten Veröffentlichungen unter PfTWR ein weißer Hase das Cover zierte, wurde dies dann schnell zu einem Markenzeichen mit großem Wiedererkennungswert. Dies sollte bei der Umbenennung und dem Logo nicht gänzlich verloren gehen. Der Name „Schattenspiel“ bildete die Grundlage für das Logo und die Hand formt die Silhouette eines Schatten-Hasen, der allerdings dann an der Wand die Konturen des Teufels annimmt. Die Ohren werden zu Hörnern. Aha, na dann hätten wir das ja auch geklärt ;-) Schattenspiel hast Du anfangs, wie Du bereits erwähntest, mit e White Rabbit gegründet, bist aber mittlerweile der alleinige Mastermind. Wie kam es dazu, wie siehst Du rückblickend die Entwicklung von Schattenspiel? e White Rabbit und ich haben das Projekt ins Leben gerufen und lange Zeit war Sie auch maßgeblich an dem Projekt beteiligt. Allerdings musste Sie aus privaten Gründen (vorerst) die Band verlassen…. Aber eine Rückkehr zu einem späteren Zeitpunkt ist nicht ausgeschlossen. Die Entwicklung war rasant und gespickt mit vielen Höhen, aber auch Tiefen.

Die Musikwelt wartet immer wieder mit neuen Überraschungen auf. Alles in allem bin ich sehr stolz auf die Entwicklung in den letzten Jahren, auch wenn es ein hartes Stück Arbeit war… und ich bin gespannt, was die Zukunft noch für Überraschungen parat hält. Und nun blicken wir mal voraus, wo soll Deiner Meinung und Wünschen nach Schattenspiel in weiteren drei Jahren stehen? Ich hoffe, dass Schattenspiel in den nächsten drei Jahren soweit ist, auch live die Bühne zu entern . Und ich hoffe, das mir die Ideen und die Energie für weitere Songs auch in den nächsten Jahren nicht ausgehen werden.

Sven, abschließend unsere beliebte Standardfrage vom Dark Feather: Was waren bei Dir die bisher positivsten, schrägsten und was die schlechtesten Erfahrungen in der Musikwelt? Das Musikgeschäft ist hart! Menschen, die noch bis eben deine Freunde waren, entpuppen sich als Feinde. Man kann und sollte es niemals allen recht machen, sondern muss zu seiner Sache stehen und sein Ding durchziehen. Ich könnte Unmengen an positiven, negativen und auch schrägen Erfahrungen erzählen, aber ich denke, das würde jeden Rahmen hier sprengen.

Ich bedanke mich für dieses Interview, die letzten Worte gehören dem Künstler! : Ich danke dir für das Interesse und das Interview. Dank geht auch an meine Lebensgefährtin, die mir immer wieder Kraft gibt. Ihr will ich an dieser Stelle auch mal „Danke“ sagen! Ich wünsche euch mit Dark Feather viel Erfolg und Grüße alle Leser und treuen Hörer von Schattenspiel. Holger Warschkow visit: www.facebook.com/

schattenspiel.music


DARK FEATHER # 18

Schattenspiel "Lichtgestalten" (2011 / Dead Master's Beat) Die Genres Neoclassic, Ethereal und Dark Ambient feiern schon seit Jahren ein großes Revival - nur nicht hier in Deutschland. Das französische Label Prikosnovenie leistet schon seit Jahren sehr gute Arbeit im Neoclassic und Ethereal Genre. Dark Ambient gab es in den letzten Jahren häufig aus Skandinavien und Italien. Und wenn man sich mal in den osteuropäischen Ländern umschaut, findet man dort Dutzende Bands und Projekte mit den benannten Stilen. Nur hier in Deutschland schien das Genre ein wenig in den Dornröschenschlaf gefallen zu sein. Daher war meine Freude groß, als ich von dem Projekt Schattenspiel gehört habe. Doch es sollte sich herausstellen, dass sich ein Review zu dem neuen Album "Lichtgestalten" alles andere als leicht gestaltet. Holger hatte mich ja schon darauf hingewiesen, dass sie nicht nur Neoclassic machen, als er mir die CD in die Hand drückte. Ich dachte mir nichts dabei und legte die CD voller Spannung in den Player. Es fing sehr schön an mit dem sehr melodisch-harmonischen Song "Der Flug des Schmetterlings". Ein wirklich schöner Heavenly Voices Song. Dann kam das Martial-Stück "Thirst". Ich staunte nicht schlecht: Auf einen Heavenly Voices Song kommt ein düsterer Song a la Camerata Mediolanense? Und es ging weiter: Als der Electro-Noise des "Totenwache"-Songs aus meinen Boxen knarzte, war ich komplett raus aus der Stimmung. Und so geht das ganze Album weiter. Jeder Song, wirklich jeder, hat eine eigene Rhythmik und jeder dieser Songs vermittelt eine andere Emotion. Da gibt es eben eher romantische oder düstere Songs, gleich daneben gesellen sich martialistische Ambientstücke und auch Ausflüge in das Industrial- sowie Neofolkgenre sind zu hören. Das ist für solch ein Album einfach zu viel. Denn im Gegensatz zu einer Gothic-Rock Scheibe, die man sich auch gerne mal im Hintergrund bei der Hausarbeit anhört, werden Alben aus den genannten Genres sehr bewusst gehört. Ob nun beim Spazierengehen durch die Natur, als Untermalung eines schwarz-romantischen Abends oder bei ähnlichen Anlässen. Und da ist es wichtig, dass so ein Album einen erkennbaren roten Faden hat. Dass die Songs miteinander verwandt sind oder gar aufeinander aufbauen. Dies ist bei "Lichtgestalten" aber nicht der Fall. Die ganze Tracklist wirkt auf mich, als sei dies eine Kollektion der neuesten Stücke, ohne ein Gefühl für das große Ganze zu besitzen. Und das ist schade. Denn die Songs für sich haben schon eine gute Qualität. Vor allem die Stücke mit dem sehr ausdrucksstarken Gesang von Sängerin Shaita gefallen mir sehr. Auch stecken in den Melodien und den Arrangements durchaus kreative und gute Ideen. Die Aufnahmequalität ist sehr gut - kurz: Handwerklich ist das Album ordentlich gemacht. Und ich verstehe auch, dass man als Musiker gerne auch Abwechslung in ein Album reinbringen möchte. Doch wurde mit den sehr starken Genre- und Stimmungswechseln eindeutig über das Ziel hinausgeschossen. So wird dem Hörer verwehrt, sich voll und ganz auf eine Stimmung einzulassen. Das ganze Potential, welches ich in Schattenspiel sehe, verpufft auf diese Weise. Für zukünftige Alben würde ich mir wünschen, dass man sich auf ein bis zwei Genres festlegt und dazu allergrößten Wert auf harmonische Übergänge zwischen den Stücken legt. Das ist das A und O und zeitgleich auch eine der Eigenarten des Genres. Wenn Schattenspiel den gutgemeinten Ratschlag beherzigen und in der Zukunft ein durchdachtes, musikalisches Konzept zugrunde legen, dann wird das Projekt sicher eine Bereicherung für die Szene.

Axel Meßinger


DARK FEATHER # 18

Die neue Melancholie kommt aus Österreich Veränderungen gibt es im Vergleich zu "No Endorphines Added"?

Als im Juli 2010 LYDIA`S GEMSTONE zum ersten Mal im Dark Feather mit einem Interview vorgestellt wurden, sah es so aus als würde noch im gleichen Jahr ihr neuer Longplayer erscheinen. Doch manchmal gibt es Umstände, auf die man als Künstler wenig Einfluß hat und so wurde es doch Oktober bis das zweite Album öffentlich wurde. Hallo Markus, hallo Lydia`s Gemstone!

Beim Dark Feather bist Du, Markus, mit Deinen unterschiedlichen Projekten fast schon Stammgast. Der heutige Anlaß, dem wir es verdanken, dass wir nach relativ kurzer Zeit erneut in`s Gespräch kommen, ist der aktuelle, kreative Output Deiner Band, Lydia`s Gemstone. Am 07. Oktober ist Euer, nach dem

Debut von 2008, zweites Album, "e New Melancholy", erschienen. Konntet Ihr mit diesem Album Eure musikalischen Vorstellungen vollumfänglich verwirklichen? Markus Keimel: Songs und Lyrics zu schreiben, Musik zu erfinden, Sounds zu kreieren, sind zusammengefasst fortdauernde und endlose Porzesse die nur kurzfristig Zufriedenheit schenken. Meine und unsere Motivation liegt darin, sich selbst permanent zu toppen. Das soll nicht heißen, dass ich mit dem Album unzufrieden bin, ganz und gar nicht, lediglich, dass ich bereits jetzt darauf

brenne nachzulegen. Keine Frage, "e New Melancholy" ist aber trotz dieser meinigen kritischen Haltung ein tolles Album geworden. Wie würdet Ihr die Entwicklung beschreiben, die Eure Musik in den letzten Jahren durchgemacht hat? Welche

MK: Im Vergleich zu "No Endorphins Added" hat sich, vor allem was den Sound betrifft, sehr viel getan. Wir klingen mächtig heavier als noch auf dem Debut. Das Songwriting ist feiner, ausgeklügelter und auch was die Arrangements anbelangt, ist eine große Weiterentwicklung erkennbar. Wir sind als Menschen und als Musiker gereift, ganz einfach, das ist auf der Platte zu hören. Allein das CD-Cover ist schon recht morbid. Zeigt es das, was vom Menschen übrig bleibt? Oder symbolisiert es eher den Akt der Selbstzerstörung und der inneren Leere? Vielleicht magst Du ein paar Worte zu Artwork und Künstler sagen? MK: Das Artwork wurde wie schon beim Debut von Simon Goritschnig designed. Er schafft es einfach perfekt, unsere Musik zu visualisieren. Bei dem ema möchte ich auch jedem anraten, einen Blick auf seine Website zu werfen: http:// simongoritschnig.com! Ich denke, dass visuelle Kunst an sich vor allem durch die Interpretationsfreiheit des Betrachters so große Faszination ausüben kann. Bei dem möcht' ich's auch belassen :) Der Begriff/Titel Melancholie impliziert ja schon fast einen Bezug zur sogenannten "Schwarzen Szene". In Verbindung mit Eurer Musik, die Ihr selbst sogar als Melancholic Rock bezeichnet, seht Ihr Euch da mit Lydia`s


DARK FEATHER # 18

Gemstone in der Schwarzen-, in der Gothic-Szene beheimatet? MK: Wir sehen uns grundlegend in keinem Genre verankert oder beheimatet. Für so etwas hat unsere Musik einfach zu viele Gesichter. Und weiters möchten wir unseren musikalischen Bewegungsradius nicht einschränken lassen. Wenn wir aber in der schwarzen Szene Anklang bzw. Anhänger finden, was ja auch der Fall ist, bin ich darüber klarerweise sehr erfreut. Ich möchte es ganz einfach vermeiden, einen Stempel aufgedrückt zu bekommen. Auch in Bezug auf Musik, möchte ich die Interpretationsfreiheit des Hörers bewahren, obwohl ich hierbei schon auch loswerden möchte, dass mich die GothicSzene mit all ihrer Vielfalt schon sehr beeindruckt und auch begeistert. Aber ganz einfach, Fakt ist, dass Lydia's Gemstone ein Konzept entwickelt hat, durch dieses sich die Melancholie als schwarzer Faden zieht und es im Grunde jedem freisteht, unserer Musik einen Namen zu geben.

abgeschlossen. Ich kann nur jetzt schon sagen, dass es bis zum nächsten Album nicht wieder solange dauern wird. Mit ca. 34 Minuten ist die CD nicht übermäßig lang geworden. Lag`s am vorhandenen Songmaterial oder einer geplanten Notwendigkeit? MK: Die mittlerweile wohl am häufigsten gestellte Frage :) Ich denke aber, dass sich die Platte gar nicht so kurz anfühlt, in sich sehr rund klingt und hoffentlich Bock auf mehr macht. Die Gründe waren zum einen, dass wir nur 2 Wochen im Studio waren. Und das auch noch nur zu zweit. Da war natürlich die Zeit etwas knapp, um einen 12-Tracker einzuhämmern. Zum anderen haben wir uns wahrscheinlich einfach zu wenig Gedanken über die Spieldauer des Albums gemacht, was im Nachhinein sicherlich ein kleiner Fehler war.

MK: Klarerweise haben wir uns einige Ziele gesteckt. Allerdings auf kurze Etappen zumal das Leben bekanntlich immer wieder Überraschungen parat hält und das somit einfach klüger ist. Zu weit im voraus zu denken, definiere ich eigentlich als "Träumerei". Aber klar ist, durch den Deal mit Twilight und der neuen Platte, öffnen sich natürlich wieder neue Türen, die wir mit Sicherheit auch öffnen. Alles weitere wird sich zeigen. In diesem Zusammenhang: Sind Dein Bruder und Du, Markus, wie auch Eure beiden Mitstreiter, noch in anderen Bands aktiv? Ist ja bei vielen Musikern oft keine Seltenheit, dass sie noch in andere Projekte involviert sind.

MK: Musikalische Nebenprojekte sind im Moment aus zeitlichen Gründen für uns nur schwer denkbar. Allerdings bin ich schon seit längerem am Komponieren klassischer Arrangements, die ich auch in absehbarer Zeit veröffentlichen werde. Hinzu kommt dann ja auch noch die Literatur, der ich mit meinem Buch "Wörter haben Seele" bereits einen Platz als Nebenprojekt gebettet habe. MK: Grundsätzlich denke ich, dass die Du siehst, diesbezüglich bin ich da ziemlich Gothic-Szene immer mehr aufblüht und MK: Für Bands ohne Label ist das natürlich ausgelastet. längst keine "Underground-Szene" mehr mittlerweile eine besonders schwierige ist, was ich als eine sehr positive Sache. Die Booking-Situation ist meiner Da Lydia`s Gemstone zuletzt im Dark Entwicklung sehe. Das spürt man Meinung nach aber überall dieselbe. Feather #11 zu Gast waren, verzichte ich klarerweise auch in Österreich, obwohl da Die meisten Konzerte haben wir bisher hier mal auf die Standardfragen, bedanke als einzige Hochburg wohl aber nur Wien glaube ich in Wien gespielt. mich für das Interview und überlasse zu nennen ist. Dir/Euch die letzten Worte: Apropos Konzerte: Was haben da Mit Twilight Zone Records habt Ihr ein besonders Eure nicht-österreichischen MK: Ich danke für das wirklich interessante professionelles, international agierendes Fans demnächst von Euch zu erwarten? Gespräch und hoffe, Euch etwas mehr Label gefunden. War die Suche nach dem Und welche Bedeutung haben eigentlich Einblick in meine Person und Lydia's richtigen "Partner" Schuld an der die beiden silbernen Damen bei Euch auf Gemstone habe geben können. Ich möchte Verzögerung der Veröffentlichung von der Bühne? ;-) hiermit auch herzlich einladen auf unserer e New Melancholy? (Geplant war der Seite vorbeizuklicken, um sich den ersten Release ja ursprünglich für Herbst/ MK: Wir arbeiten gerade an einem Full-Length-Song des Albums anzuhören Winter 2010.) Videoclip für den Song "Noir" und sind im oder einfach mal die News zu checken. Moment mit der Tourorganisation für MK: Definitv ja. Die Verhandlungen mit 2012 beschäftigt. Die silbernen Damen/ den meisten Labels haben sich eigentlich Engel gehören einfach zu unserem Stefan Bellack über Monate hingezogen und uns so eben Bühnenbild, welches uns sehr wichtig ist leider viel Zeit gekostet, aber natürlich und für die kommenden Konzerte ziemlich auch wieder neue Erfahrungen gebracht. fett aufgemotzt wird. visit: www.myspace.com/ Für mich ist das ema glücklicherweise lydiasgemstone Außerhalb Österreichs kennt man zumindest den jährlichen Event "666 Hall-O-Wien". Wie sieht es aber grundsätzlich mit der Szene-Kultur in Österreich aus? Lassen sich dort ebenfalls, wie in Deutschland z.B. Leipzig und Karlsruhe, Hochburgen dunkler Kultur ausmachen?

Lydia`s Gemstone sind auf jeden Fall eine starke und begeisternde Live-Band, wovon Eure zahlreichen Auftritte zeugen. Besonders für labellose Bands, sind gerade in Deutschland die Auftrittsmöglichkeiten nicht immer besonders rosig. Ist die "Booking"Situation in Österreich eine bessere? Wo habt Ihr bisher das Gros Eurer Gigs absolviert?

Nach Label-Deal und Album-Release, welche Langziele habt Ihr Euch gesteckt? Die Eroberung des europäischen Auslandes mit Eurer Musik? Den Status von Berufsmusikern zu erreichen?


DARK FEATHER # 18

LYDIA`S GEMSTONE “The New Melancholy” ( Twilight 2011 ) Drei Jahre sind seit Lydia`s Gemstone`s Debut, "No Endorphins Added", vergangen. Nach erfolgreich abgeschlossenem Label-Deal, wurde am 07.10. endlich der Nachfolger, "The New Melancholy", veröffentlicht. Die österreichische Band, unter Federführung des Brüderpaares, Markus und Christian Keimel, bezeichnet ihren Stil selbst als Melancholic Rock, eine Melange, zubereitet überwiegend aus Elementen des Dark Rock, Gothic und Metal. 8 Tracks finden sich auf dieser CD, die von Totenkult, bösen Geistern, Begräbnissen, Verzweiflung, Engeln und der allumfassenden Dunkelheit handeln. Eingebettet in einen stark gitarrenlastigen Sound, verbrämt mit einigen elektronischen Samples, kommen die schwermütigen Songs daher. Die Gitarren sind mal schneidend, mal verzerrt, auch mal rein akustisch. Der Sound durchwegs satt und druckvoll. Die Songs zwar abwechslungsreich, aber von recht unterschiedlicher Qualität. Experimentierfreudig das teilweise arhythmische Karmageddon. Entspannend der akustische, leicht klassisch angehauchte Mittelpart bei The Gemstone Anthem. Einem Titel wie Supersonic, der durch ein schnelles Riffing aufhorchen läßt, folgt hingegen in direktem Anschluß der Song Black Oak Wood, der mit wenigen Akkorden und recht monotonem Geschrubbe, ziemlich eintönig daherkommt und bei dem Soundsample am Schluß, weiß ich auch nach mehrmaligem Hören noch nicht, ist es Lachen oder Weinen? (Wobei natürlich letzteres näher liegt.) Nicht unproblematisch ist auch Markus` wenig wandelbarer, leicht knödeliger und gepreßter Gesang, der es einem schwer macht, seine Worte zu verstehen. Der interessanteste Song dieser CD ist für mich Titel #5, "Noir", der mit Hörgewohnheiten experimentiert und sehr unterschiedliche Stile gekonnt miteinander verknüpft. An zweiter Stelle rangiert bei mir der markante und druckvolle Opener, "The Lunar Threnody"! Deshalb meine Empfehlung an die Band: Experimentiert weiter und traut Euch noch mehr, damit der Edelstein tatsächlich im Glanz von Innovation und musikalischer Vielfalt erstrahlen kann. Ein Hinweis sei mir noch auf das Cover erlaubt, das erneut ein Werk des Grafikers und Designers Simon Goritschnig zeigt, morbide und mit viel Freiraum für Interpretationen. Stefan Bellack


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Syria Der Name Christian Dörge ruft unterschiedliche Reaktionen hervor. Die Einen mögen ihn vielleicht geradezu verdammen, die Anderen stehen vor allem dem musikalischen Werk mit Sympathie gegenüber. Seit 1994 kennt man vor allem seine Band SYRIA. Eine Band, die in den 90er Jahren fest in der GothicSzene verankert war (und in Deutschland auch immer noch in eben dieser Szene gehört wird), sich aber seit 2000 von dieser Szene losgelöst hat. Ich bin froh, dieses Interview mit Christian und Zasu gemacht zu haben. Es ist ein recht langes Interview, in dem wir die Möglichkeit hatten, über die künstlerische Entwicklung von Syria zu sprechen, aber auch ein paar unbequeme Wahrheiten über Christians Erfahrungen mit dem Geschäftsgebaren der sogenannten "schwarzen Szene" anzusprechen. Es ist ein sehr interessantes Interview geworden, aus dem hervorgeht, daß ich und Christian nicht immer übereinstimmen. Aber das müssen wir auch nicht… Christian, Du bist Autor, Dramatiker, eater-Regisseur und -Schauspieler sowie natürlich ein vielbeschäftigter Musiker. Kannst Du etwas über Deine und Zasu Menil’s Anfänge als Künstler erzählen? Wie kamt ihr zur Musik und zur Literatur? Zasu Menil: In meiner Familie spielt die Kunst schon immer eine große Rolle. Schon sehr früh kam ich mit der Malerei in Berührung - vornehmlich mit den Werken der Impressionisten und den Vertretern der Künstlergruppe ‘Der Blaue Reiter’. Später galt für einen langen Zeitraum mein malerisches und literarisches Interesse den Expressionisten, welche mich auch in meiner eigenen künstlerischen Arbeit beeinflußten und prägten. Aktuell kreist mein Fokus um die Vertreter des Dadaismus, des Surrealismus, der Installationen, der Pop Art und der

Von der Erneuerung der Kunst Konzeptkunst. Über die Kunst führte mein Weg schließlich auch zur Musik, zum Gesang und zu Syria, wo ich seit 2003 - seit dem Album ‘Slow Night’ - mitwirke. Christian Dörge: Mein Weg zur Kunst war selbstverständlich zunächst einmal der, daß ich die Kunst Dritter in mich aufgenommen habe. Und in dieser Hinsicht war und bin ich in erster Linie von Literatur beeinflußt, bewegt, inspiriert. Wann genau ich mich dazu entschlossen habe, mich selbst als Schriftsteller und Dichter zu betätigen, läßt sich heute für mich nicht mehr lokalisieren. Fakt ist soviel: Seit 1984 veröffentliche ich professionell, 1987 erschien mein erstes Buch. Ende der (19) 80er Jahre gründete ich gemeinsam mit Nadine Wenzel eine eigene eatergruppe - die Orphée-Dramatiques -, was für viele Jahre meine künstlerische Arbeit wesentlich dominierte, weil ich unsere Bühnenstücke nicht nur selbst schrieb, sondern diese auch inszenierte und jeweils die Hauptrolle spielte. Damals war es noch gar nicht angedacht, jemals Platten (zeitgeistiger: CDs) zu veröffentlichen, eigentlich war meine Karriere als Musiker eine Art von nun ja - Betriebs-Unfall: Ich schrieb und produzierte damals auch die Musik für meine eaterstücke; dies waren natürlich keine Songs im herkömmlichen Sinne sondern eher Klang-Collagen, musikalische Installationen. Und irgendwer - ich weiß nicht einmal, ob ich es selbst gewesen bin hatte 1992 die Idee, daß ich Teile meines lyrischen Werkes vertonen und diese Vertonungen als Album veröffentlichen

könnte. So entstand mein erstes Album ‘Kafka-Seismograph’ - der Rest ist (gewissermaßen) Geschichte. Seit 1994 besteht nur die die Band SYRIA. Waren die ersten Platten noch im

Gothic-Rock-Bereich verankert, kamen in Folge die unterschiedlichsten Stile: Dark-Jazz, Chanson, Pop, Rock und in den letzten Jahren Electronic und TripHop. Etwas haben die ganzen unterschiedlichen Phasen aber gemeinsam: SYRIA war immer ausgesprochen experimentell, nie konventionell. Was treibt euch immerfort zu neuen musikalischen Ufern? Zasu Menil: Es gibt derart viele spannende Musikrichtungen, die man unter Berücksichtigung eigener Ansichten, Einflüsse und Intentionen formen und bearbeiten, miteinander verschmelzen kann: Auf diese Weise kann man die eigene Kunst immer wieder neu für sich selbst entdecken, was ungeheuer reizvoll ist. Und es erstaunt mich immer wieder, welche


DARK FEATHER # 18

Ideen aus Christian im Studio (oder an anderen, weitaus ungewöhnlicheren Orten...) heraussprudeln, welche Begeisterung, Stringenz, Fleiß und Kompetenz er an den Tag legt. Christian Dörge: Oh, da möchte ich doch glatt erröten... aber was Zasu andeutet bringt es exakt auf den Punkt: Kunst sollte auch für den Kunstschaffenden einen beständigen und sich immer wieder erneuernden Reiz haben; Stillstand in der Kunst wäre die Anti-ese von allem, was Kunst bedeudet, was Kunst beinhaltet. Dies gilt folgerichtig auch für meine Arbeit als Musiker und damit auch für SYRIA. Nichts wäre langweiliger und unbefriedigender gewesen als immer wieder

dasselbe Album, dieselbe Art von Songs aufzunehmen; ich muß mich als Künstler auch in Frage stellen können. Von Beginn an wollte ich Alben aufnehmen, die sich eben nicht ausschließlich aus Songs zusammensetzen, die zwangsläufig dem Prinzip verse-chorus-verse folgen, weswegen schon unsere frühen Veröffentlichungen neben klar strukturiertem Material auch Songs enthalten, die - wie du es schon sehr richtig andeutest - eher experimenteller Natur sind; übrigens zum ausgesprochenen Mißfallen unserer damaligen Plattenfirma,

die weitaus konventionellere, vermeintlich ‘sichere’ Musik bevorzugt hätte, was nebenbei bemerkt - ein nachdenkenswertes Licht auf die künstlerische Freiheit wirft, die Gothic-Labels ihren Künstlern in der Praxis einräumen. Papier ist auch in diesem Zusammenhang... geduldig. Wie auch immer, SYRIA ist stilistisch in ständiger Bewegung, es gab und gibt so viel zu entdecken... und trotz der stilistischen Vielfalt ist der Sound von SYRIA absolut unverwechselbar, alles paßt exakt ins Bild. Und abgesehen von meinem künstlerischen Ideal, darf man auch die menschliche Komponente nicht vergessen: Ich bin seit fast dreißig Jahren als Künstler aktiv, in dieser Zeit habe ich viel erlebt, mich als Mensch verändert - und selbstverständlich wirkt sich dies auch auf meine Arbeit als Künstler aus: Ich könnte heute keine Alben wie ‘Ozymandias Of Egypt’ oder ‘Marrakesh Night Market’ mehr schreiben oder aufnehmen. Aber ich bin glücklich, daß der Mensch, der ich damals gewesen bin, eben dies getan hat.

diese Alben gewissermaßen auf eine Perlenschnur ziehen - in chronologischer Reihenfolge, versteht sich - , so hätte man eine Folgerichtigkeit, eine künstlerische wie auch persönliche Entwicklung vor sich, die in sich - wie Du es bereits andeutest absolut schlüssig ist. Die ‘Metroland’-Alben lassen sich dementsprechend hinsichtlich dieses Spiegel-Effekts durchaus mit ‘American Gothic’ vergleichen, wenngleich ein langer Zeitraum zwischen diesen Projekten liegt. Allerdings: ‘Metroland’ entstand zu einer Zeit, als es mir privat ausgesprochen schlecht erging (auch war die Band Situation damals - 1999 - eine völlig andere), derweil z.B. ‘Sixties Alien Love Story’ und eben ‘American Gothic’ vor einem ausgesprochen harmonischen Hintergrund einzuordnen sind.

Es sieht so aus, als stellte die Kunst für Euch etwas tief Emotionales und Intimes in Eurem Leben dar. Und ich denke auch, daß man vor allem an den einzelnen Alben, egal ob nun bei SYRIA oder den anderen Projekten, auch sehr schön die persönliche Entwicklung von Euch fühlen kann, was Euch als Menschen gerade umtreibt. Deswegen wirkt ‘American Gothic’ auf mich auch genauso authentisch wie z.B. ‘Metroland I’.

Zasu Menil: Nun, Begriffe wie ‘Surrealismus’ (sowie jede andere Kunstrichtung) und ‘Nachdenken’ sollten einander bedingen und niemals ausschließen. Die Texte sind der Grundstein eines Stückes, eines Songs, der Spiegel dessen, was den Künstler bewegt, ihn umtreibt - und sie sollten seinen intellektuellen Hintergrund definieren. Christian’s Texte sind deshalb so reizvoll, weil sie den Hörer resp. den Leser nicht auf direktem Wege auf den Kern stoßen (oder gar mit Moral und Schulterklopfen daherkommen). Sie sind logisch durchdacht und zeugen von Klugheit, Neugier, Humor und einem enorm reflektierten Interesse an Kunst und Literatur. Christian Dörge: Da ich als Künstler von der Literatur und vom eater komme, sind für mich die Texte meiner Songs von allergrößter Relevanz; meine Texte stehen am Beginn jeglicher künstlerischer Überlegung, am Beginn jeglicher künstlerischen Argumentation - sie sind die Basis, auf welcher sich alles gründet.

Christian Dörge: Mit diesen Vermutungen liegst Du selbstverständlich absolut richtig. Jedes Album, das ich im Verlauf der vergangen zwanzig Jahre geschrieben, aufgenommen und veröffentlicht habe, ist für sich genommen ohne Frage auch eine Momentaufnahme. Würde man nun all

Sehr spannend finde ich die Texte. So sind die deutschsprachigen Texte auf ‘Analog’ häufig nur Fragmente. Von der Stilistik - Du wirst den Vergleich nicht gern hören - erinnern sie mich ein wenig an die Neue Deutsche Todeskunst. Dagegen sind die Texte bei SYRIA sehr... ich möchte mal sagen: surrealistisch. Trotzdem regen diese zum Nachdenken an. Wie wichtig sind Euch die Texte in der Musik?


DARK FEATHER # 18

Wie Du schon sehr richtig vermutest, empfinde ich Deinen Vergleich mit den sogenannten Neuen Deutschen Todeskünstlern als einigermaßen... schmerzhaft. Sicher, Assoziationen dieser Art haben letztlich etwas mit ganz individueller Wahrnehmung von Texten zu tun, was ich vorbehaltlos respektiere - aber auch in dieser Hinsicht bitte ich die emotionale (also: subjektive) von der argumentativen, kontext-induzierten (also: objektiven) Wahrnehmung zu trennen. Und dies bedeutet zunächst einmal: Mich gab es als Künstler schon lange, bevor besagte Todeskünstler - allein der Begriff: ein Trauerspiel! - die Szenerie betraten. Ich wurde folglich nicht im entferntesten von deren Tun beeinflußt. Hinzu kommt: Ich unterscheide mich massiv hinsichtlich meines künstlerischen Backgrounds und meiner künstlerischen Motivation von diesem - nun ja - Kreis von ‘Künstlern’, auch insofern hinkt der Vergleich ganz erheblich. Kurzum: Es gibt stilistisch und qualitativ keine und thematisch nur äußerst dezente Schnittmengen zwischen mir und den Todeskünstlern; ich hatte gehofft, diese Erkenntnis würde sich eines Tages auch beim Gothic-Publikum - und den assoziierten Medien - durchsetzen. Eine Formel könnte sein: Todeskunst entspricht ungesund verdunkelten, nicht-reflektierten Kalendersprüchen, derweil ich mich mit Dichtung und mit Kunst beschäftige. Meine literarischen (in diesem Zusammenhang: meine lyrischen) Texte als fragmentarisch zu bezeichnen, erachte ich gleichsam als... unglücklich. Ich bin Dichter, meine Poesie ergibt sich folgerichtig u.a. aus der Verdichtung von Sprache - Poesie hängt weder von der unmittelbaren Nutzanwendung von Sprache noch von Subjekt/Prädikat/ Objekt-Konstruktionen ab. Als Schriftsteller stehe ich in der Tradition der Post-Moderne, des Surrealismus/ Dadaismus, des Existenzialismus. Abschließend gebe ich zu bedenken: Aus den Todeskünstlern hat sich niemals auch nur entfernt etwas wie eine ernsthafte, subtanzdurchwirkte Tradition oder eine ernstzunehmende künstlerische Bewegung entwickelt. Und es ist nicht davon auszugehen, daß sich dieser Zu-/Umstand in nächster oder entfernterer Zukunft ändern wird.

Nun, Texte werden von jedem Menschen anders wahrgenommen. Es liegt, denke ich, auch immer daran, welche Lebensgeschichte beim Hörer zu Grunde liegt. Aber wenn ich mich mit Menschen unterhalte oder in Foren lese, dann merke ich, daß es Menschen gibt, die keinerlei Message zur Empathie eines Menschen herstellen können. Das es nur noch darum geht, wie viele Beats per minute ein Electro-Song hat, wie viele Riffs in Rocksongs vorkommen. Auf Texte wird dabei immer weniger geachtet. Wie denkt Ihr über darüber? Christian Dörge: Nun ja... jeder nimmt Musik ganz und gar individuell wahr, jeder stellt eigene Anforderungen daran. Wenn es manchen Menschen genügt, sich über beats per minute oder über die Anzahl von Riffs und Hook-lines auszutauschen, dann werde ich daran nichts ändern können. Ich bin froh darüber, daß wir ein Publikum haben, welches eben nicht oberflächlich ist und sich zudem sehr deutlich auch für meine Song-Texte interessiert... wem derlei zu anstrengend ist, der möge... draußen bleiben. Was ich auch sehr interessant finde, ist die hohe Veröffentlichungsrate an neuen Alben und EPs. Das SYRIA-Album ‘American Gothic’ erschien erst im Mai und schon gibt es seit dem 28. Oktober wieder ein neues Album von Dir als SoloKünstler. Eigentlich müsste man ja meinen, Du und auch Zasu macht von morgens bis abends nichts anderes als Euch mit Kunst zu beschäftigen. Woher nehmt ihr die Inspiration? Zasu Menil: Die Inspirationen ergeben sich anhand der Dinge, die uns umgeben Bücher, Filme, Malerei, eater, der gegenseitige künstlerische Austausch, die Wahrnehmung kultureller Symbole und Metaphern. Christian Dörge: Zasu beschreibt die Quellen unserer Inspiration recht gut; im Grunde sind wir in ständiger kreativer Bewegung durch das, was uns umgibt woraus wir wiederum unsere ganz eigene Kunst formen, unser Werk beständig erweitern, bereichern. Und dies läßt sich selbstverständlich nicht ohne ein gewisses Maß an Fleiß umsetzen. Im Zusammenhang mit der Musik bedeutet das ganz klar: Ich arbeite tatsächlich von morgens (ab ca. halb fünf ) bis abends

gegen 21.00 Uhr im Studio, unterbrochen nur von gelegentlichen kurzen Pausen und dies an sieben Tagen in der Woche. Ich arbeite tatsächlich sehr hart (und vor allem: kontinuierlich) an der Umsetzung unserer künstlerischen Vision. Anmerken möchte ich noch, daß die Veröffentlichungs-Dichte im Verlauf der vergangenen fünf, sechs Jahre in der Tat sehr hoch gewesen ist - das liegt natürlich auch daran, daß wir mehrere Projekte gleichzeitig betreiben resp. betrieben haben und wir zudem seit 2008 schrittweise den Back-Katalog als DeLuxe-Editionen wiederveröffentlicht haben. Aber: Dies war natürlich in den letzten zwanzig Jahren nicht immer der Fall: So lagen zwischen den SYRIA-Alben ‘A Gift From Culture’ (1996) und ‘Metroland I’ (1999) drei Jahre, während der überhaupt nichts neues von uns veröffentlicht wurde; auch zwischen ‘Metroland’ und ‘Slow Night’ (2003) lagen ziemlich genau vier Jahre, die nur bedingt von musikalischen Aktivitäten geprägt waren. So hat jede Phase meiner Karriere offenkundig ihren ganz eigenen Rhythmus, auch bezüglich der VeröffentlichungsFrequenz. Und ab 2012 dürften sich auch wieder spürbar längere, durchaus mehrjährige Pausen zwischen den musikalischen Veröffentlichungen bemerkbar machen. Ich möchte noch kurz zum ema Inspiration nachreichen, daß es neben der rein künstlerischen (also gewissermaßen: ideologischen) Inspiration auch noch so etwas wie eine sehr persönliche Form der Inspiration gibt. Will heißen: Ohne Zasu hätte ich gewiß Alben wie ‘American Gothic’ und ‘Analog’ (und ganz aktuell: ‘Apotheosis’) weder geschrieben noch aufgenommen. Diese ganz spezielle Inspiration (und Motivation) ergibt sich aus emotionaler Nähe, intellektuellem Gleichklang - und der Fähigkeit Zasu’s, den Künstler in mir am Leben zu erhalten, was absolut unschätzbar ist. Was auffällt, ist Deine Liebe zur Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. So sind die Fotografien in den Booklets in diesem Stil gehalten und auch sonst findet man viele Anspielungen - z.B. ‘American Gothic’ als Titel des aktuellen SYRIA-Albums oder die MarleneDietrich-Special-Edition von ‘Analog’. Wo liegt für Dich die Faszination dieser Epoche?


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Christian Dörge: Soweit es den visuellen Aspekt betrifft, liegt der Reiz in der sehr spezifischen Ästhetik, in der Darstellung einer - nun ja - Art von künstlerischer Aura: In den Bildern, in der Photographie findet sich die Leidenschaft für die Kunst wieder, die Hingabe, das intellektuelle Bewußtsein - und die Wertigkeit von Kunst, die ganz und gar im Widerspruch zur Beliebigkeit und Austauschbarkeit steht, wie sie sich oft in der zeitgenössischen Kunst im Allgemeinen und in der Gothic-Szene im Besonderen wiederfindet. Ich fühle mich der vorgenannten Wertigkeit von Kunst zutiefst verbunden und verpflichtet, was sich in der ganzen Art und Weise meines Schaffens und Wirkens wiederfindet - und dies drücke ich selbstverständlich auch durch entsprechende optische und inhaltliche Querverweise aus. Es geht hierbei auch darum, die Schlüssigkeit und die Einordnung des eigenen Werkes deutlich zu umreißen; darauf weisen auch Songs wie z.B. ‘Juliette Greco’, ‘Marlene im europäischen Kontext’ und ‘Surrealistisches Porträt von Anita Ekberg’ vom Album ‘Analog’ ganz klar hin. Ein ema, das bei uns im ‘Dark Feather’ sehr häufig aufgegriffen wird, sind die Mechanismen im Musik-Business. Ihr verwehrt euch gegenüber einfachem Schubladendenken. Wie reagieren die Fans Eurer Musik auf die z.T. sehr drastischen Unterschiede zwischen den einzelnen Alben? Zasu Menil: Ich glaube gar nicht, daß die Unterschiede derart drastisch sind. Ein Künstler sollte sich entwickeln und verändern dürfen und eben nicht marktorientiert produzieren müssen. Veränderungen zu vermeiden würde Stillstand bedeuten, und Stillstand wiederum bedeutet Langeweile und auf gewisse Art auch Verrat an der eigenen Kunst. Das Publikum ist eingeladen, dem Künstler zu folgen - müßte der Künstler umgekehrt dem Geschmack des Publikums folgen wäre dies... absurd. Christian Dörge: Ich würde auch nicht zwangsläufig von drastischen

Unterschieden sprechen - eher von einer fortlaufenden Entwicklung oder von Seitenstraßen, in welchen man sich künstlerisch vorübergehend aufhält. Und ich bin froh und glücklich darüber, daß wir ein Publikum haben, welches uns auch in diese Seitenstraßen folgt... Selbstverständlich könnte man es sich wesentlich leichter machen, würde man dem Willen von Publikum und Plattenfirmen folgen, man darf jedoch nicht vergessen, wie dumm und unsinnig dieser Zustand wäre - und wie uninteressant es sich darstellen würde, wenn ich Jahr für Jahr dieselben Platten

veröffentlichen würde. Auch aus diesem Grund bin ich froh, daß wir seit langen Jahren unsere eigene Plattenfirma haben; dies erspart mir Diskussionen, die ohnehin zu nichts führen - und ich erspare mir Einmischungen und Einflußnahmen jeglicher Art von dritter Seite.

gut und richtig sind diese typischen Marketing-Strategien? Und: Das Publikum ist letztes Endes gar nicht im Bilde, wie diese Strategien zustandekommen, in welcher unerfreulichen Weise sich auch insbesondere die Gothic-(Print-) Medien in diesem Zusammenhang gerieren. Jeder Künstler muß sich ab einem gewissen Punkt darüber klar werden, ob er Teil dieser Maschinerie sein möchte. Ich für meinen Teil habe dieses Promotion-Spiel in den 90er Jahren mitgespielt - unwillig, aber immerhin. Und ich habe mich im Jahr 2000 einigermaßen angewidert davon gelöst - und unsere Anwälte haben mich erfolgreich von sämtlichen unsinnigen Verträgen befreit, sodaß ich ab dem Jahr 2001 vollkommen autonom auch über den Aspekt der Vermarktung meiner Person und meiner Kunst entscheiden kann und seither funktioniert diese Vermarktung nicht nur optimal, sie fühlt sich auch besser, richtiger an, weil sie u.a. von all dem unseriösen Ballast befreit ist, den auch und gerade Szene-Plattenfirmen und Medien ihren Künstlern zumuten. Und meine Kunst ist mir einfach zu schade für diese ekelerregenden Spiele und die Auswirkungen auf die persönliche Befindlichkeit. Und - ich bin kein besonders inniger Freund des Internets, insofern ist es für meine Bedürfnisse absolut ausreichend, OnlinePromotion und -Information via MySpace und Facebook zu betreiben. Magst Du darauf ein wenig näher eingehen?

Christian Dörge: Grundsätzlich muß jeder seinen Job auf die Art und Weise gestalten, wie er es für richtig hält - völlig gleichgültig, ob wir über Labels, Medien oder eben Künstler sprechen. Aber ich möchte eben auch die Freiheit haben - als Desweiteren nimmst Du nicht an den Künstler und als Label - , meine Arbeit von typischen Marketing-Strategien teil. Was Aspekten abzugrenzen, die ich eben nicht sind die Gründe dafür? Und es gibt keine für richtig halte. Ich bin Künstler, kein Homepage zur Musik - das erstaunt mich Marktschreier. Und ich habe - ganz im ehrlich gesagt dann doch. Ist die Gegensatz zu vielen anderen Künstlern und Promotion über soziale Netzwerke so Plattenfirmen gerade innerhalb der ausreichend? sogenannten Schwarzen Szene - nicht die Absicht, z.B. die Print-Medien dafür zu Christian Dörge: Nun, es stellt sich bezahlen, daß sie über mich schreiben: Ich natürlich zunächst einmal die Frage: Wie lasse immer noch den Propheten zum Berg


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kommen, nicht umgekehrt. Nach zwanzig Jahren erlaube ich mir eine gewisse Gelassenheit im Bezug auf die Vermarktung - ich muß nicht auf jeder Hochzeit tanzen. Es könnte vielleicht auch der Eindruck entstehen, daß Du der Musik der Schwarzen Szene nur wenig Kreativität zusprichst...

bleiben, denn es macht wenig Sinn, mit einer Tour rote Zahlen zu schreiben. Folglich spielen wir ausschließlich dort, wo man es vollumfänglich zu schätzen weiß. Während ich diese Zeilen schreibe, haben wir gerade mit zwei Konzerten in Stockholm den europäischen Teil unserer Tour abgeschlossen; ab Mitte Oktober folgen noch diverse Konzerte in den USA und in Südamerika.

Und es ist ein schöner Abschluß für meine literaturvertonende Arbeit: ‘Apotheosis’ ist mein letztes Album dieser Art. Zum Schluss an Euch unsere Lieblingsfrage: Was war das schrägste und/oder schönste, das Euch in Eurer Musiker-Karriere passiert ist?

Zasu Menil: Das schönste Erlebnis ist für mich... daß Christian und ich einander Christian Dörge: Darum geht es Wo siehst Du die Unterschiede zwischen durch unsere Musik kennen- und argumentativ schon lange nicht mehr Konzert-Veranstaltern in Deutschland liebengelernt haben. Das für mich schrägste zumindest nicht hinsichtlich meiner Sicht und im Ausland? Was könnte man Erlebnis liegt noch nicht so lange Zeit auf die Dinge. Es mag sein, daß es demzufolge besser machen? zurück: Während eines Konzertes in wahnsinnig viel Kreativität gibt, die in Newcastle spielten wir den Song ‘White I’, besagter Szene unter der Oberfläche Christian Dörge: Nach meinen und ich habe unverdrossen einen falschen brodelt; für mich ist das vollkommen Erfahrungen werden Konzerte seitens der Text (den des Songs ‘Aftershock’) gesungen irrelevant, weil ich keine Veranlassung Veranstalter z.B. in Schweden, Norwegen und mich derweil gewundert, daß habe, mich als Teil dieser Szene begreifen und England ungleich besser vorbereitet, irgendetwas nicht stimmte - zumal mich zu müssen. promotet und wesentlich besser (und: Christian während des gesamten Songs pünktlicher) bezahlt. Der Respekt fragend grinsend anschaute. Ich scheine an Was sind eigentlich die Gründe dafür, gegenüber dem Künstler ist einfach diesem Abend ein wenig neben mir daß die aktuelle ‘American Gothic’-Tour spürbarer - und dies wird auch folgerichtig gestanden zu haben, zumindest während nur im Ausland stattfindet? umgesetzt. Dies sind einfach ausgesprochen dieses einen Songs. grundlegende Gesichtspunkt, die zu Christian Dörge: Nun ja, das schrägste Christian Dörge: Nun, wir sind seit berücksichtigen deutschen KonzertErlebnis möchte ich an dieser Stelle lieber einigen Monaten auf Tour und wie Du Veranstaltern gut zu Gesicht stünde. Ein nicht in Worte fassen, da es ein eher richtig feststellst, spielen wir im Rahmen sehr, sehr armseliges Bild geben schlechtes Licht auf gewisse Gruftidieser Tour ausschließlich im Ausland diesbezüglich auch - wiederum - deutsche Ikönchen werfen würde..., stattdessen auch vermeiden wir es seit über einem Konzert-Veranstalter ab, die in irgendeiner möchte ich viel lieber Zasu zustimmen Jahrzehnt grundsätzlich, in Gothic-Clubs Weise mit der Schwarzen Szene assoziiert das schönste im Zusammenhang mit und im Kontext mit dieser Szene sind. Eigentlich ist das ungemein traurig. meiner musikalischen Arbeit ist wirklich, assoziierter Festivals aufzutreten. Dies ist daß wir einander gefunden haben. Und es selbstverständlich für unsere deutschen Was erwartet den Hörer bei Deinem ist ein wundervoller Zustand, daß es seit elf Fans kein optimaler Zustand, aber unsere neuen Solo-Album, und im Internet habe Jahren Spaß und Freude bereitet, Platten Haltung ist begründet mit eher negativen ich gelesen, daß Du derzeit an einem aufzunehmen, was in den 90er Jahren nur Erfahrungen mit deutschen KonzertRoman arbeitest. Kannst Du etwas sehr, sehr bedingt der Fall gewesen ist. Veranstaltern und mit allem, was in dieser darüber verraten? Zudem ist es ein gutes Gefühl, im Verlauf Hinsicht mit der sogenannten Schwarzen der Jahre viele wunderbare Freundschaften Szene zusammenhängt. Wir müssen ganz Christian Dörge: In der Tat arbeite ich geschlossen zu haben, die ich nicht mehr einfach darauf achten, daß die z.Zt. an einem neuen Roman, der 2012 vermissen möchte: Unsere Studio-Teams Rahmenbedingungen für Konzerte oder 2013 veröffentlicht werden wird - aber sind uns wirklich fühlbar nah ans Herz möglichst stimmig sind und wir auch mehr möchte ich darüber z.Zt. noch nicht gewachsen. zeitnah und angemessen für unsere Arbeit erzählen. bezahlt werden. In Ländern wie Schweden, Mein neues literaturvertonendes Album Vielen herzlichen Dank für das Dänemark, Finnland, Belgien, England ‘Apotheosis’ setzt in vielerlei Hinsicht den Interview. Das letzte Wort hat bei uns und Frankreich sind diese Dinge mit ‘Analog’ beschrittenen Weg fort - ist immer der Künstler... selbstverständlicher Bestandteil jedes jedoch insgesamt (musikalisch) Gastspielvertrages, in Deutschland sind sie harmonischer ausgefallen. Ich habe dieses Christian: Vielen Dank, Axel, für das - so lehrt die Erfahrung - eher eine für den Album - wie sämtliche meiner Interview und die interessanten Fragen! Konzertveranstalter lästige Pflicht. Und ich musikalischen Veröffentlichungen der habe ehrlich gesagt nur sehr, sehr wenig vergangenen sieben Jahre - in Studios in Lust dazu, unseren Gagen mithilfe unserer Stockholm, Linköping und Malmö Axel Meßinger Rechtsanwälte hinterherzulaufen. aufgenommen, mit den bewährten StudioSchlußendlich muß eine solche KonzertTeams und wiederum mit der stimmlichen visit: Tour zwar allen Beteiligten Spaß bereiten Unterstützung von Zasu. und künstlerisch sinnvoll sein - aber der Ich gebe zu, ich bin sehr stolz auf dieses wirtschaftliche Aspekt muß ebenso relevant Album, ich mag es wirklich ungemein gern. www.myspace.com/syria2005


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Brennen für die Bühne

Freddy: Die Namensfindung ist eine extrem schwierige Geschichte, ein harter Brocken, an dem wir lange herumgekaut haben, so empfinden wir es jedenfalls. Eigentlich wurde unsere Musik mit der Namensgebung Lichtscheu erst richtig zum Leben erweckt und mit der Veröffentlichung unseres Debütalbums. Wer den kürzlich erschienenen Ganz offen gesprochen: Wir schauen lieber Nightflowers Sampler Vol. 3 bereits zu Ohren bekommen hat, nach vorn als zurück. an dem das Dark Feather bekanntlich maßgeblich beteiligt ist, dem dürften die „Träum Süß“ heißt Euer Debüt-Album, norddeutschen Jungens um welches Ihr dieses Jahr auf das Szenevolk Frontfrau Angela und deren Song losgelassen habt. Neun Songs, die lyrisch „Chor der Unterwelt“ noch in in Melancholie, zwischen Glück und den Ohren summen. Leid, treiben; musikalisch von hart bis Ich jedenfalls war von der zart daherkommen. Wie betrachtet Ihr Energie des Quintetts so Euer Debüt rückwirkend, wie zufrieden angetan, dass ich sie bereits im Vorfeld zu einem Interview für`s seid Ihr mit den bisherigen Reaktionen Dark Feather einlud, welches Ihr darauf? nun hier im Folgenden Daniel: Die Studioarbeit hat uns viel Spaß „vernehmen“ könnt... gemacht, auch wenn bei einem solchen Hallo LICHTSCHEU‚ in der jetzigen Besetzung und unter diesem Namen seid Ihr erst seit Anfang des Jahres zusammen, dennoch gab es erste Lebenszeichen schon lange vorher. Erzählt doch bitte einmal unseren Lesern kurz etwas zu Eurer Vergangenheit und Eurem Weg bis zur endgültigen und offiziellen Gründung... Angela: Das personelle Puzzlespiel unserer Vergangenheit macht es fast unmöglich, eine abgerundete, aussagefähige Bandgeschichte zu erzählen. Von den Gründungsmitgliedern sind noch zwei Musiker dabei. 2005 ist wohl das Jahr der Gründung, wobei anfangs noch ohne Bandnamen musiziert wurde und später unter Lady Chaos.

kreativen Prozess natürlich die Kompromissbereitschaft und Geduld eines jeden in der Band sehr gefordert waren. Es war aber erstaunlich, wie die Lieder, die wir ja aus unseren Proben kannten, während der Aufnahmen immer vielschichtiger und klanglich transparenter wurden. Im kreativen Rausch ist es uns ‚ gerade beim Abmischen, schwer gefallen, einen Schlussstrich unter die jeweilige Fassung der Lieder zu ziehen, das Baby sozusagen frei zu geben. Immer wieder gab es Sounds oder Melodien, die wir noch mehr herausarbeiten wollten, andere, die uns zu dominant erschienen. Nun können wir sagen, dass uns ein rundes, abwechslungsreiches und für den Hörer spannungsreiches Debütalbum gelungen ist. Angela: Ja, in Sachen Abmischung waren wir wohl auch noch recht unerfahren. Am Ende habe ich mir fast einen Produzenten gewünscht, der die Verantwortung dafür übernimmt. Stolz sind wir, dass schon so einige Lieder auf verschiedenen Samplern erschienen sind und noch erscheinen werden und einige Kostproben in diversen Online-Radios gespielt werden.


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Eure Texte kommen ausschliesslich in Deutsch daher, was Eurer Musik und der Ausdrucks- und Interpretationsweise von Angela, meiner Meinung nach, sehr zugute kommt. War auch dies ein Weg Eurer Entwicklung oder stand dieses „Konzept“ von Anfang an fest?

das Nachtschiff „Lichtscheu“ im Augenblick quasi im besten Fahrwasser?

neuen Liedern. Die Ideen zu neuen Texten, Melodien, Riffs, Rhythmen etc. gehen uns zum Glück nicht aus, so dass wir meistens Angela: Auf jeden Fall haben wir endlich mehrere Lieder gleichzeitig am Köcheln mal so was wie Rückenwind! Es geht voran. haben. Lichtscheu ist in Bewegung und probt Freddy: Seitdem Timo dabei ist, kommen nicht mehr still und unbemerkt im zudem auch von Seiten der Gitarre neue Schatten. Bewerbungen für Live-Auftritte Inspirationen, die wir bereits in drei neuen Angela: Die Frage ist einfach zu laufen auf Hochtouren. Wir wollen auf die Liedern verarbeitet haben. beantworten: Wer nur dürftiges Bühne! Angela: Ja, Ausruhen ist nicht angesagt. Schulenglisch beherrscht, braucht einen Daniel: Die Musik der sog. Gothicszene Wir hoffen, durch Mitschnitte im fremden Texter oder entscheidet sich für befindet sich nach unserem Eindruck Proberaum, schon bald das eine oder die Muttersprache. Wir hatten also gerade im Aufwind, was die öffentliche andere neue Lied im Netz vorstellen zu aufgrund meiner eingerosteten Wahrnehmung angeht. Die einschlägigen können. Da unsere Priorität 2012 deutlich Englischkenntnisse keine Wahl und es Festivals werden größer und auch in der in Richtung Bühnenpräsenz geht, wird eine stand von Anfang an fest, dass wir unsere Nichtszene bekannter. Bei der Vielseitigkeit zweite CD wohl noch etwas auf sich warten Geschichten in deutscher Sprache erzählen. der Musikströmungen innerhalb der lassen.

Zu Eurem Titelsong, habt Ihr auch ein Video gemacht. Wer hatte die Idee dazu und wie habt Ihr eigentlich dieses romantisch anmutende Metallbett in den „Wald“ bekommen? :-)

Anfangs war ich gar nicht so begeistert von diesem Zwang, inzwischen bin ich geradezu glücklich damit. Micha: Und ich glaube, ich spreche für alle lichtscheuen Musiker, wenn ich sage, dass wir auch glücklich sind mit den Texten, die wir vertonen dürfen. Gerade durch die Geschichten, die Angela erzählt, setzen wir uns von anderen Genrevertretern ab, die teilweise schon sehr plakative Lyrics verwenden.

Gothicszene und den vielen interessanten Bands, ist dies auch wohlverdient. Zum Glück gibt es mittlerweile eine Reihe von Foren und Zeitschriften, die solchen Bands eine Möglichkeit geben, sich einem größeren Zuhörerkreis zu präsentieren. Daher haben wir uns auch sehr gefreut, als Ihr uns angeboten habt, ein Lied von uns auf Eurer Compilation zu veröffentlichen.

Wie geht`s denn jetzt weiter? Seid Ihr bereits wieder am Songwriting für neuere Insgesamt scheint das Jahr 2011 für Euch Outputs? ein bewegendes Jahr zu sein. Neben dem Debütalbum, ward Ihr auf Daniel: Ja. Wir schreiben kräftig an neuen Samplercompilations vertreten und Songs. Die Lieder auf unserer CD spielen konntet mit dem Song „Geheimnis“ Top wir zum Teil schon seit mehreren Jahren, Ten - Platzierungen bei Radio auch wenn wir immer wieder Shadowplay verzeichnen. Befindet sich Arrangements und Sounds verändert haben. Deshalb brennen wir geradezu nach

Angela: Die Idee wurde eher aus der Not geboren. Wir hätten gern ein Schloss, eine Burg oder eine schöne verwitterte Location anderer Art gehabt. Da wir aber endlich mal loslegen wollten, wurde das Bett eben in die Natur gestellt, mit Muskelkraft und der Hilfe von Freunden, die das entsprechende Grundstück zur Verfügung gestellt haben. Unser Videoclip ist keine Low-Budget- sondern eine No-BudgetProduktion, die uns Dank der Unterstützung von Silke und Sascha Krein also keinen Cent gekostet hat. Auch zukünftig werden die beiden für Lichtscheu unentbehrlich sein. Unter diesen Umständen sind wir mit dem ersten Versuch in Sachen Videodreh mehr als nur zufrieden. Micha: Beim Dreh haben wir uns schon fast wie Profis gefühlt, alles war perfekt vorbereitet und wir mußten nur noch den Regieanweisungen folgen. Freddy: Silke ist übrigens auch für unsere Bandfotos verantwortlich.

Kürzlich habt Ihr nun erneut einen Wechsel an den sechs Saiten vollzogen, wird dies Euern zukünftigen Stil beeinflussen? Daniel: Definitiv. Wir haben unseren Musikstil von jeher als eine Mischung von


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weicheren, flächigen Synthesizersounds mit vielen versteckten Spielereien, treibenden Beats und harten, eher Metal-geprägten Gitarrenriffs gesehen, so dass Timo genau der richtige Mann für die Umsetzung dieser Klangvorstellung ist. Angela: Mit Timo an der Gitarre wird die Gangart eindeutig härter werden, als unsere Debüt-CD es vermuten lässt. Zwar ist Timo erst im September zu uns gekommen, aber es zeichnet sich schon jetzt ab, dass es eine gute Entscheidung war, die Früchte tragen wird. Die Spielfreude ist seitdem enorm gewachsen und das ist eine wichtige Komponente, die auch für die Fans hörbar sein wird. Timo: Das wird eine spannende Sache. Die Wurzeln der musikalischen Einflüsse unterscheiden sich mitunter doch sehr stark, was aber keinesfalls ein Nachteil ist. Die Herausforderung, Metalelemente mit dem Stil von Lichtscheu zu verschmelzen, ist für alle Beteiligten eine neue Erfahrung und viel mit kreativer Arbeit verbunden, was unheimlich Spaß macht. So ergänzt man sich noch ein wenig mehr und bringt eine neue Note sowie einen neuen Grundton in die Musik. Von daher darf man auf jeden Fall gespannt sein, wie sich die neuen Kompositionen anhören werden.

für die Musikwelt. Wir wollen unsere Ideen und unsere Begeisterung für die Nacht gerne mit anderen teilen und diese für unsere Songs begeistern. Deshalb arbeiten wir gerade an der Organisation von Auftritten auf Festivals und in verschiedenen Klubs für nächstes Jahr. Ideen hätten wir auch genügend für ein zweites Album. Angela: Euer Begriff Nachtschiff hat Eindruck bei mir hinterlassen und ich will es mal so formulieren: Wir wollen die Mannschaft an Bord halten, die sich nun nach und nach zusammengefunden hat. Die Grundidee für einen zweiten Videoclip haben wir auch schon an Deck. Was waren bei Euch die bisher positivsten, schrägsten und was die schlechtesten Erfahrungen in der Musikwelt?

Angela: Äusserst belustigend fand ich den Umstand, dass wir auf einem Flensburger Stadtfest wohl die ältesten Vertreter auf der Newcomer-Bühne waren. Alle übrigen Newcomer-Bands hatten einen Altersdurchschnitt von 17! Meine schlechteste Erfahrung hatte ich mit unserer Truppe noch unter dem Namen Lady Chaos bei einem lokalen Veranstalter. Einlass war 20 Uhr, als Vorgruppe durften Was habt Ihr Euch im Allgemeinen mit wir nach stundenlanger Warterei Lichtscheu für die Zukunft noch wohlgemerkt zum Aufbau erst um 19 Uhr vorgenommen? 45 auf die Bühne, weil der Soundcheck und die Lichteffekte des Hauptacts bis zur Daniel: Wir wollen vor allem raus auf die letzten Minute ausgetestet wurden. Also Bühne. Unsere Songs sind gereift und fertig Schlagzeug aufbauen, alles verkabeln, später

Soundcheck vor Publikum, ich hochgradig erkältet. Und das alles für eine gekürzte Spieldauer von 30 Minuten ohne Gage. Die Soundbedingungen waren daher nicht unbedingt optimal und wir mussten im Nachhinein hören, dass Fans im Regen vor verschlossener Tür standen. Daniel: Als hätte mich das nicht schon genug geärgert, habe ich hinterher den Fehler gemacht und das Fanforum der Hauptband im Internet gelesen. Einige Konzertbesucher waren der Meinung, dass natürlich wir wegen technischer Probleme Schuld am verspäteten Einlass gehabt und auch deshalb nur so kurz gespielt hätten. Micha: Ja, da sind wir uns wohl alle einig, diese Geschichte war eine Erfahrung, aus der wir zumindest viel gelernt haben.

Ich bedanke mich für dieses Interview, die letzten Worte gehören dem Künstler! : Micha: Wir haben zu danken, dass wir uns Euren Lesern präsentieren durften. Es ist toll, dass Ihr unbekannteren Künstlern diese Plattform bietet. Wir haben ja mehrfach, glaube ich, durchblicken lassen, dass wir Auftrittsmöglichkeiten suchen und wir würden auch nach Sachsen kommen, wenn man uns ruft.

Holger Warschkow

visit: www.lichtscheu-musik.de

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Literatur-Lounge Carol Grayson

Der Grabschänder AAVAA Verlag UG, Berlin, 2011 freie edition, Mini-Taschenbuch 471 Seiten, € 9,95 ISBN: 978-3-86254-455-4

INathan Lynch, Professor für Archäologie und Anthropologie am naturhistorischen Museum der Stadt New York sowie Dozent an deren Universität, hat als 13jähriger von seinem sterbenden Vater ein Amulett erhalten, welches auf die Anwesenheit von Vampiren reagiert und Schutz vor diesen bietet. Schon seit Jahren ist Lynch von der Existenz vampirischen Lebens besessen und ist seitdem als Professor für Übersinnliches verschrien. Im Jahr 2009 wird die Pathologin Amanda Pollock mit gepfählten Leichen konfrontiert und muß notgedrungen mit dem Experten, Prof. Lynch, zusammenarbeiten. Dieser wiederum erhält in David, dem Neffen Lady Gravenport`s, seiner Mäzenin, unerwartete Hilfe im Kampf gegen die Vampire. Gemeinsam versucht man hinter das Geheimnis des Zwillingspaares Damian und Patricia Langsley zu kommen. Die Spur führt zum Greenwood Friedhof und die Suche fordert ihr erstes Opfer: Amanda. Während einer Halloween-Party an der Universität, tötet Lynch Patricia, die wie ihr Bruder ein Vampir ist, mit Hilfe des Amuletts. Trotz der Drohungen Damians, setzen Nathan und David ihre Nachforschungen fort, um die Ziele der Vampire zu ergründen. Die Vampire sind gefallene Engel, wollen zurück in`s Licht und den Himmel für sich zurückerobern. In einem verlassenen U-Bahn-System, unter der Stadt New York, befindet sich die geheime Zuflucht der Vampire, wo sie ihre Pläne von einer neuen Weltordnung schmieden. In der Silvesternacht wagen sich Prof. Lynch und David Gravenport erneut in den Untergrund, um die ältesten der Vampire, die seit Jahrhunderten in ihren Särgen ruhen, zu vernichten. Währenddessen verführt Damian Langsley Aurelia Gravenport, die Enkelin der Lady. In Paris verbündet sich Nathan Lynch mit Aurelia und gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach dem Schwert des Erzengels Michael, das eine mächtige Waffe im Kampf gegen die Vampire darstellt. Nach einem unverhofften Gesinnungswandel, schlägt sich Damian auf die Seite der Vampirjäger. Als sich Nathan, David und Aurelia in die Pariser Katakomben begeben, um weitere Vampire aufzuspüren und zu töten, gerät Nathan in Lebensgefahr und es sieht so aus, als sei Damian Langsley der Einzige, der jetzt noch helfen kann. Die deutsche Autorin Carola Kickers alias Carol Grayson haben wir im Dark Feather #16 bereits ausführlich im Interview vorgestellt. Bevor ich auf inhaltliche Punkte des vorliegenden Romans eingehe, möchte ich zuerst auf einige formale Dinge zu sprechen kommen. Auffällig ist, dass es keine Kapiteleinteilung oder irgendeine Form von Gliederung des Textes gibt. Handlungspersonen und Schauplätze wechseln oft von einem Satz zum nächsten, ohne dass zumindest ein Absatz für einen Hinweis sorgt. Das Buch ist somit unstrukturiert, was für den Lesefluß nicht förderlich ist. Interessant in diesem Zusammenhang das "Vorwort" des Verlages: "Dieser Roman wurde bewußt so belassen, wie ihn die Autorin geschaffen hat, ...". Was wohl nichts anderes bedeutet als dass dieser Text kein Lektorat erfahren hat. Schade, denn dann wäre bestimmt auch der ein oder andere Schreibfehler korrigiert und der ein oder andere Faux pas beseitigt worden. Beispiele: Prof. Lynch ist an seinem Auto,


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pfeift auf den Fingern nach David, dieser schaut aus dem Fenster und Lynch legt ihm die Hand auf die Schulter!/ Lynch dringt in den unterirdischen Felsendom der Vampire ein und steht im nächsten Moment in einer Metzgerei und kauft mit David ein. Das wirkt, als hätte die Autorin vergessen, was sie im Satz zuvor geschrieben hat. Sehr unhandlich ist zudem das kleine Format (ca. 10 x 13,5 cm), wodurch man das seitenstarke Büchlein beim Lesen sehr weit aufbiegen muß, was zur Belastungsprobe für den Buchrücken und die Klebung wird. Zudem löst sich die Beschichtung des Einbandes bereits nach relativ kurzer Zeit. In ihrer Geschichte vom unerschrockenen Professor, der sich auf die Jagd nach Vampiren begibt und der ein wenig an Van Helsing, in der Verkörperung Peter Cushing`s, erinnert, vermischt Grayson den Mythos um die unsterblichen Blutsauger mit dem Glauben an Engel und die christliche Vorstellung vom Himmel. Grayson`s Vampire sind begnadete Allroundtalente, ausgestattet mit parapsychischen Gaben wie Telepathie und Telekinese sowie Suggestivkräften. Hinzu kommen "angeborene" Fremdsprachenkenntnisse wie Latein und Zauberkräfte einer "Jeannie", denn zur Instandhaltung eines ganzen Schlosses braucht ein Vampir keine Hilfskräfte; Diener sind eher als Statussymbol zu werten. Damian Langsley, im Laufe der Handlung zum Filmstar avanciert, ist für Kameralinsen sichtbar. Für Fotos muss er sich allerdings zuvor mit einer Sonnencreme einreiben, die Blattsilberpartikel enthält, damit ihn die Fotolinsen aufnehmen können! Wie gaga ist das denn? Verteilt der Roman zu Beginn noch den ein oder anderen Seitenhieb auf den Vampirboom der letzten Jahre, der mit Stephenie Meyer`s "Twilight"-Romanen und deren Verfilmungen einen ungeahnten Hype erfuhr, mutiert Grayson`s Damian Langsley gegen Ende ebenfalls zu einem der anfangs kritisierten Kuschelvampire und sogar seine Haut schimmert, wenn auch nur in der Dunkelheit, während es bei den Twilight-Vampiren ein Phänomen im Sonnenlicht ist. Hier ist die Autorin leider inkonsequent hinsichtlich ihres eigenen Vampirbildes. Gar nicht mal so unoriginell ist Grayson`s Idee, dass die "echten" Vampire diese Art von Filmen und Büchern bewußt über all die Jahre lanciert haben, um die Menschheit zu sensibilisieren und auf die kommende Weltherrschaft der Vampire vorzubereiten. Überhaupt Damian Langsley: Prof. Lynch tötet zuerst dessen Schwester, dann seinen Vater, den gefallenen Engel Ariel sowie weitere 12 der ältesten Vampire, doch diese ganzen Vorfälle entlocken Damian kaum eine Reaktion (ihn stört nur, dass der geerbte Landsitz in Cornwall liegt), im Gegenteil, er unterliegt sogar einem, nicht nachvollziehbaren, Gesinnungswandel und hilft Lynch beim Töten seiner eigenen Art. Überhaupt wird das ganze Morden, recht nüchtern, eigentlich emotionslos beschrieben. Selbst als Lynch seine Geliebte, Amanda, töten muß, damit sie nicht zur Wiedergängerin wird, läßt die Autorin den Professor lediglich darüber nachdenken, dass er einfach kein Glück mit Frauen hat. Das ist schon Zynismus pur. Obwohl der Roman im Heute spielt, hat man beim Lesen das Gefühl, die Handlung könnte sich auch gut und gerne 100 Jahre früher zugetragen haben. Dies liegt nicht unerheblich an der Ausdrucksweise Grayson`s und ihrer Charakterschilderungen. Aurelia, die ständig errötet; Nathan, Lady Gravenport, alles nostalgische Figuren, bei denen die Zeit anscheinend stehengeblieben ist. Und New York`s Psychiatrie kennt als einzige Therapieform wohl nur die Elektroschock-Behandlung. Die Frauen werden als "Weibchen" dargestellt, die beschützt werden müssen und die Männer, wie Nathan oder David, füllen genau diese Beschützerrolle aus. Unabhängig davon, bekommt man als Leser auch sonst keinen Zugang zu den Charakteren, die einfach nur Namen auf Papier sind. Dies liegt nicht unerheblich an Grayson`s einfachem Schreibstil, der die Handlungen quasi aus der Distanz beschreibt anstatt sich in die Charaktere hineinzuversetzen, sie direkt agieren, sprechen, fühlen zu lassen. Man nimmt die Ereignisse zur Kenntnis, aber es entsteht keine Spannung, keine Einbeziehung in`s Geschehen. New York als Handlungsort ist ebenfalls keine glückliche Wahl, man spürt als Leser rein gar nichts von dieser Weltstadt, dieser pulsierenden Metropole. Fazit: Der Plot des "Grabschänders" ist gar nicht mal so schlecht und ein versierter Schriftsteller hätte daraus sicherlich auch einen unterhaltsamen Roman geschaffen, doch Grayson gelingt dieses leider nicht. Die Autorin hat Ideen, will viel und sollte doch zuerst einmal weiter an ihren handwerklichen Fähigkeiten feilen. Stefan Bellack


Aa Nn Tt Yy Rr Aa WwWw AaAa NnNn TtTt SsSs Yy Oo Uu OoOo NnNn Dd Rr Uu Mm Ss ! ! ! ! Du bist ein/e ambitionierter Drummer/in und fit auf deinem Instrument? Du liebst Metal? Du lässt dich nicht in irgendwelche Stilschubladen pressen, stehst auf Heavy, Power, Death, Epic, Gothic, Prog oder Black Metal gleichermaßen? Du suchst die musikalische Herausforderung in einer Band mit coolen Leuten und ohne überkandideltem Gehabe? Dann bist du bei ANTYRA an der richtigen Adresse!!! Melde dich jetzt sofort und auf der Stelle unter antyra@googlemail.com oder bei Dave unter 0173-4078240! Bei uns erwartet dich: eine kreative Atmosphäre, abgefahrene, teils vertrackte Songs, kein nerviges Klischeegesafte, lässige Dudes, pure Freude an Metal jeder Art und vernünftiges Equipment zum Proben.


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Der CD-Sampler zur Ausgabe mit: Anna Aliena, Catronic, Echoterra, Leviathan, Lichtscheu, Mr. Morizon, Nonnenmacher, Profane Finality, Roses On Dust, Schattenspiel, Schwarzbund

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Stammlesern und -hörern des Dark Feather ist CATRONIC aus Nordrhein-Westfalen längst k e i n U n b e k a n n t e r m e h r, w a r d e r multibeschäftigte Künstler Olaf Axel Schulz doch schon öfter zu Gast bei uns. Im vergangenem Sommer, erblickte sein letztes musikalisches Baby namens „Remixed 2“ das Licht der Welt, auf dem sich neun Songs des Vorgängeralbums „Catronic Catwalk“ (siehe hierzu Dark Feather # 11 und 12) und zwei ältere Stücke im neuen Gewand präsentieren. Wurde hier im Besonderen der Fokus auf Ta n z b a r ke i t g e s e t z t , e r we i s t s i c h i m Allgemeinen das Album erneut als solide und hochklassig. Catronic steht längst als Garant für interessante und eingängige experimentelle, e l e k t ro n i s c h e M u s i k . E s w ä re m ü ß i g nachzuzählen, der wievielte Output es von Olaf bereits ist, hat er doch seit Beginn der 90er in vielen Projekten mitgewirkt und das Ganze trotz Masse stets mit Klasse, ein musikalischer und künstlerischer Nimmersatt eben. Bleibt nur zu hoffen, dass er auch weiterhin so schnell des Komponierens und Arrangierens nicht müde wird und wir noch einiges in Zukunft von ihm um und in die Ohren bekommen. Auf unserem aktuellen Sampler könnt Ihr den Flux Mix von Magnetic Diar y, des aktuellen Albums „Remixed2“, in Euch „aufsaugen“.

visit: www.myspace.com/catronic

SCHWARZBUND aus Wernigerode sind ein Dark Electro Pop Duo, welches seit Ende 2009 besteht. In diesen knapp zwei Jahren, konnten sie bereits erste Erfolge verbuchen. So erklommen sie zum Beispiel den 6. Platz beim „Battle Of The Bands“ des Sonic Seducer im vergangenem Jahr. Nach ihrem Demoalbum, „Von der Suche nach Wärme und Licht“, arbeiten sie aktuell an ihrem Album „Schatten im Verstand“, welches zu Beginn des kommenden Jahres fertiggestellt werden soll. Auf unserem aktuellen Sampler sind sie mit dem Song „Scheinwelt“ vertreten.

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ANNA ALIENA macht jetzt auf solo - aber hallo! Aufmerksamen Lesern des Dark Feather ist diese junge Dame längst ein Begriff, stand sie doch in der Vergangenheit für den weiblichen Part bei Shirayas Dream und lieh ihre Stimme ebenfalls dem Projekt Verney1826, welches neben ihrer Ex-Band auch auf der ersten Samplerausgabe der Nightflowers Reihe zu hören ist. Das solo nun eine Fortsetzung ihres hochwertigen künstlerischen Schaffens erfolgen wird, erscheint nur als logische Konsequenz, lebten und leben die Stücke, in die Anna-Aliena involviert ist, doch im hohen Anteil von ihrer beeindruckenden Stimme und deren Ausdruckskraft und Darbietung. Am 25. November erscheint ihre Debüt-EP „Silly Little Boys“ bei Go!Diva Records und bildet eine harmonische Einheit in jeglicher Form, was wohl unter anderem auch daran liegt, dass die Künstlerin dieses Mal alle Zügel selbst in die Hand nahm, so zeichnet sie sowohl für die Lyrics und die Musik, als auch für Produktion und Artwork verantwortlich! Auf unserem aktuellem Sampler könnt Ihr schon mal einen Vorgeschmack bekommen, und zwar mit dem Track „Take me Home“ - selbes Ihr im übrigen meiner Meinung nach auch gleich mit der E.P. machen solltet. visit: www.myspace.com/anna-aliena-

music

Im Jahre 2005 erblickte das Projekt PROFANE FINALITY das Licht der Welt. Von Benno und Maik gegründet, frönten sie ihrem Dark Electro vorerst als Duo, bevor Ende 2006 Tastenmann Stephan als weiteres Mitglied bei den Leipzigern einstieg. 2007 wurde dann das Debütalbum „Senses, Thoughts and Visions" veröffentlicht. Seitdem ging es weiter und stetig bergauf. Neben weiteren Veröffentlichungen wie ihrer Mini-EP „Preview“, ihrem zweiten full-length-album „Cryptic Mind“ und ihrer EP „Verfall“, können sie auch live bereits einige Erfolge vorweisen, so wurde man unter anderem gebucht, um Welle Erdball zu supporten. Mit „Last Resort“ sind sie auf unserer aktuellen Compilation zur Ausgabe vertreten. visit: www.profanefinality.de

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Die Musik muß überzeugen Die Melodic Metal Band ARVEN hat sich kontinuierlich weiterentwickelt und zwar sowohl hinsichtlich komplexen Songwritings als auch bei ihren Live Performances. Vom aktuellen Stand der Dinge legt das nunmehr vor einigen Wochen veröffentlichte Album "Music Of Light" Zeugnis ab. Hallo Till, hallo Arven, schön, dass Ihr bereits zum zweiten Mal dem Dark Feather für ein Interview zur Verfügung steht. Lange Zeit mussten sich Eure Fans mit der Demo-CD des Jahres 2008 begnügen, wollten sie die Musik von Arven auch zu Hause genießen. Im September ist nun endlich Euer erstes Album, Music Of Light, erschienen, welches, neben den 4 Songs des Demos, auch 6 neue Tracks beinhaltet. Eurem Stil, dem des Melodic Metal, seid Ihr weiterhin treu geblieben. Trotzdem gab es sicherlich eine Entwicklung vom Demo bis zum full-length-album. Wie würdet Ihr diese beschreiben? Was ist neu bei Arven, was hat sich verändert? Till: Hallo Stefan! Das Demo war damals einfach eine erste Standortbestimmung. Die Songs darauf finden wir auch heute noch sehr stark, sie waren aber damals teilweise noch etwas chaotisch und uneffektiv arrangiert. Aus diesem Grund wollten wir sie unbedingt auch in einem angemessenen, stark aufgewerteten, Gewand auf das Album packen und ihnen so den richtigen Rahmen geben. Insgesamt zeigt das Album mit den zehn Songs natürlich eine wesentlich größere Vielfalt unseres Schaffens als das auf dem 4-Track Demo möglich war. Es gibt sowohl mehr Folk, mehr Gefühlvolles und auch noch härtere Sachen als auf dem Demo.

Mit Massacre Records habt Ihr ein professionelles und etabliertes Label

gefunden. Wie hat sich die Zusammenarbeit gestaltet? Wurden die fertigen Songs nochmals neu aufgenommen, haben sozusagen ein Upgrade erfahren? Seid Ihr zufrieden mit dem Ergebnis, mit dem fertigen Produkt? Till: Wir haben das Album komplett aufgenommen, es mischen und mastern lassen und uns erst mit der fertigen CD für einen Plattendeal beworben. Massacre waren sehr angetan von dem was sie gehört haben und haben uns angeboten, die CD so wie sie ist zu veröffentlichen. Es wurde also nach dem Vertragsabschluss nichts mehr dran geändert. Sie haben dann für uns den Kontakt mit dem Coverkünstler, Jan Yrlund, in Finnland hergestellt und schließlich mit ihren Kontakten und Vertriebswegen dafür gesorgt, dass die Veröffentlichung überall bekannt gemacht wurde. Ihr Upgrade haben die Songs schon vor und während der Plattenproduktion erhalten. Wir versuchen immer auch Erfahrungen aus der Livesituation zu berücksichtigen. Wenn man dann einen Song das erste Mal aufgenommen hört, fallen einem auch noch mal einige Sachen auf, wo man vielleicht noch was rausholen könnte. Da hat uns die Demo-CD schon

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sehr geholfen und beim nächsten Album werden wir noch ein bisschen schlauer sein. An der Releaseparty in Frankfurt konnte ich leider nicht teilnehmen. Wie ist die Resonanz Eurer Fans auf das Album? Wie sieht`s mit Feedback der "Fachpresse" auf Music Of Light aus? Till: Die Releaseparty war super und die Reaktionen der Leute, die ich da gehört habe, durchweg positiv. Leider konnten wir nicht bis weit in die Morgenstunden feiern, wie sich das eigentlich gehört hätte, weil wir am nächsten Morgen schon um sechs Uhr zu einem Gig in der Normandie aufbrechen mussten. Dort haben wir nach dem Gig die Party allerdings fortgesetzt. Die Leute da waren absolut enthusiastisch und wir hatten kaum genug CDs dabei für alle Leute, die eine kaufen wollten. Auch was die Reviews in den Magazinen angeht, gab es meistens sehr viel Lob. Gerade auch für unsere Sängerin Carina und das melodische Songwriting, das gut ins Ohr geht. Den einen oder anderen Verriss gab es natürlich auch, da scheinen wir, was die Geschmäcker angeht, ziemlich zu polarisieren. Das ist mir aber allemal lieber, als wenn sich niemand dran reibt, aber auch niemand dafür interessiert!


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Dreimal habe ich Euch bis dato live gesehen. Von Auftritt zu Auftritt habt Ihr Euch in punkto Professionalität und Sicherheit und Lockerheit in der Performance gesteigert. Wie wichtig sind für Euch Konzerte, die Live-Darbietung Eurer Musik? Mit wem würdet Ihr gerne einmal die Bühne teilen? Gibt es da Wunschkandidaten?

Zeitraum ist unser guter Kumpel, Benjamin Reiter, von der Band Awaiting Dawn bei uns live eingesprungen. Vielleicht hast du uns in dieser Konstellation mal gesehn. Mittlerweile sind wir aber wieder komplett in unserer eigentlichen Besetzung.

Till: Erst mal vor allem möglichst viele Gigs spielen. Dieses Jahr stehen noch zwei Gigs in Wetzlar (11.11.) und in Witten beim Metal for Mercy-Festival (02.12.) an. Für nächstes Jahr ist auch schon wieder einiges in Planung. Der nächste Schritt wäre jetzt natürlich auch einen guten Bookingvertrag abzuschließen, um live noch deutlich präsenter zu werden und uns unseren Traum von großen Festivalgigs verwirklichen zu können. Daneben sind wir natürlich auch schon fleißig dabei, Material für das nächste Album zu schreiben und einzuproben. Da gibt es schon einige sehr vielversprechende Songs!

Was denkt Ihr, haben es (fast) reine Frauenbands im Musik-Business und Till: Liveauftritte sind der Grund, warum beim Erfolg auch um internationale ich in Rockbands spiele. Das ist einfach das Anerkennung eigentlich schwerer als Beste was es gibt mit einer Band, weil da Männercombos oder ist vielleicht gerade die Musik am direktesten ihre Energie das von Vorteil? Während es doch eine entfalten kann und unmittelbar Reaktionen recht beachtliche Anzahl an zumindest hervorruft. Das ist dann quasi der Lohn für female fronted bands gibt, fallen mir an die ganze Arbeit, die man im Proberaum reinen Mädelsbands (Tschuldigung, Till) Ich bedanke mich herzlich für das und bei Studioaufnahmen in die Band vielleicht gerade mal ein Dutzend ein wie Interview. Die letzten Worte gehören den investiert, wobei diese Arbeit natürlich Künstlern (Vielleicht gibt es ja eine auch Spaß macht. Frage, die Ihr schon immer mal Das freut mich zu hören dass du bei beantworten wolltet, die aber noch nie unseren Livegigs eine Entwicklung jemand gestellt hat?): feststellen konntest. Ich denke auch, dass wir da langsam immer sicherer und besser Till: Ich danke Dir und Euren Lesern für aufeinander eingespielt werden. In der das Interesse an Arven! Ich hoffe wir sehen Vergangenheit hatten wir häufiger uns live möglichst bald wieder! Probleme mit einem sehr matschigen Bühnensound, da wir mit unserem relativ Stefan Bellack komplexen Soundspektrum nicht ganz einfach abzumischen sind, was dann natürlich zu Unsicherheiten führt. Aber visit: wir lernen aus den Problemen und haben www.myspace.com/arvenband das mittlerweile deutlich besser im Griff. Wir würden natürlich sehr gerne mal auf eine Tour gehen mit einer bekannten, zu Kittie, Crucified Barbara, Reincarnatus uns passenden, Band. Einen expliziten oder Indica. Wunschkandidaten gibt es da jetzt eher weniger. Wir haben jedenfalls festgestellt, Till: Keine Ahnung, bei uns war es bisher dass wir sowohl mit Metalbands, als auch eigentlich weder ein großer Vorteil, noch mit Mittelalterkapellen, Gothicbands oder ein Nachteil. Es kann schon sein, dass wir auch richtigen old school Rockbands aufgrund unserer vorwiegend weiblichen spielen können und das Publikum mit uns Besetzung etwas mehr Aufmerksamkeit absolut was anfangen kann. Was wir auf bekommen. Andererseits gibt es aber auch jeden Fall erreichen wollen ist, mal auf oft das Vorurteil, dass man mit so einem einem der großen Open Air Festivals zu Lineup von fehlenden musikalischen spielen! Qualitäten ablenken will. Da muss man In den letzten Jahren gab es wohl auch geringfügige Veränderungen im Line-Up von Arven. Wer ist neu in der Band, wer vielleicht nicht mehr dabei? Till: Die einzige Lineup-Veränderung, seit der Demoveröffentlichung, gab es am Bass. Hier ist seit Frühjahr 2009 Lisa mit von der Partie. Sie ist auch auf Music of Light zu hören. Allerdings hat sie sich zwischendurch einen Traum erfüllt und war für ein ¾ Jahr in Neuseeland. In diesem

dann erst mal die Chance bekommen, das Gegenteil zu beweisen. Im Endeffekt kommt es dann eben doch sowohl bei Männerbands als auch bei Frauenbands darauf an, ob man musikalisch überzeugen kann. Nach dem Record Deal und der Veröffentlichung von Music Of Light, was sind Eure Pläne und Ziele für die Zukunft?

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Meine dunkle Seite Kikis sommerliche Festival-Abenteuer (Großes Live-Review-Spezial) Meine Festival-Erfahrungen vor 2011 waren eigentlich sehr gering. Normalerweise geht man auf ein bestimmtes Festival, in Gesellschaft von Freunden mit ähnlichem Musikgeschmack. Da ich von dieser Sorte Freunde nicht viele hatte, musste ich bis zu diesem Sommer ziemlich viel verpassen, bis auf das Rock Im Park 2008 und den Chiemsee Reggae Summer (nur meinem Cousin zu Gefallen, denn ich habe es nicht genossen).

letzterer, dessen Publikum ca. 500 Köpfe zählte.

Die Melodic Death Metaller Eine Woche später beschloss ich sehr DEADLOCK spontan auf die größte Metal-Party der hatten einige Welt zu fahren, die dieses Jahr 125 Bands technische und ca. 80.000 Besucher willkommen hieß: Probleme (die Das Wacken Open Air. Mit einem arme ausgesprochen netten Fahrer, den ich über Frontfrau, eine Mitfahrgelegenheit gefunden habe, Sabine waren die sechs Stunden Autofahrt Weniger, musste sich fast totschreien, bis Richtung Norden sehr erträglich. Doch dem Tontechniker auffiel, dass ihr Dieses Jahr ging bei mir die Festival Saison angekommen sind wir erst um Mitternacht Mikrofon viel zu leise eingestellt war), doch mit dem Rock Hard Festival los, wo ich und die Müdigkeit hat mir nicht mehr danach hat die Band richtig was geleistet, auch ein bisschen ausgeholfen habe. Es hat erlaubt, meinen Presseausweis abzuholen mit Highlights wie ‘e Brave/Agony mir aufgrund seiner Größe besonders gut („Du musst einmal aus dem Gelände Applause’ und ‘Brutal Romance’. gefallen, denn eine gemütliche, familiäre heraus und dann um das Dorf Atmosphäre herrschte auf dem Gelände. herumlaufen, dann deinen VIP-Pass holen BULLET haben auch in Wacken eine Man sieht immer wieder dieselben und wieder zurück. Bestimmt eine Stunde powervolle Show gespielt. Später habe ich Gesichter, meistens Leute, die man aus der Weg...“), also habe ich OZZY mir SIRENIA angesehen. Die norwegische Rock- und Metalszene vom Ruhrpott OSBOURNE`s Auftritt auch verpasst. Band wollte ich schon seit langem live schon kennt. Obwohl musikalisch für mich Dann lief ich eine halbe Stunde über den erleben, da ihre neue Sängerin eine nicht so viel dabei war, hat es wegen der Zeltplatz, um meine Freunde zu finden Spanierin mit einer schönen weichen guten Stimmung viel Spaß gemacht. Die und habe dabei sehr nette, Stimme ist. Obwohl ich nur die Hälfte des Band PRIMORDIAL habe ich zum ersten schwarzgekleidete Menschen getroffen, die Konzerts gesehen habe, da gleichzeitig Mal gehört und fand ihren schweren absolut hilfsbereit waren, wenn jemand JUDAS PRIEST spielten, kam mir Sound, aber vor allem ihre beeindruckende stehen blieb und verloren aussah. Dafür Frontfrau Ailyns Performance schwach vor. Kraft und dramatische Ausstrahlung auf habe ich anschließend mit sehr lustigen Diese wunderschöne Frau sah auf der der Bühne, überdurchschnittlich. Sogar das Bekannten auf dem Campingplatz gefeiert. Bühne, aufgrund ihres Mangels an Ambiente im VIP-Zelt war das einer tollen Bühnenpräsenz, winzig aus, zwischen Samstag ging ich über eine Stunde lang Party. EPICA haben einen guten Auftritt riesigen Gitarristen und ihre Stimme hat abgeliefert, obwohl bestimmt die Hälfte der über das Festival-Gelände, um den Pressedenselben Eindruck hinterlassen: Eine Check-in zu finden und fand zu meiner Festival-Besucher die Band für ein Heavy Miniatur, umgeben von kraftvollem Überraschung mehr: Metal Festival als völlig unpassend Gitarren-Klang. empfunden haben. Bands wie „Entschuldigung, kommst du aus Am Samstag habe ich den kraftvollen TRYPTIKON und ICED EARTH Auftritt von SEPULTURA genossen, mussten unter Kälte und Regen leiden, was Ecuador?“ fragte grinsend eine junge Frau auf Englisch und tippte mich auf die gefolgt von meinem persönlichen Favorit sich nicht viele bei dem April-Wetter an Schulter. „Ja?“ – „Ich habe den Bandnamen des Festivals: Tobias Sammet’s Pfingsten angetan haben. BULLET und auf deiner Hose erkannt, dann sah ich AVANTASIA. KREATOR lieferten auch OVERKILL waren eine gute Wahl zum Abschluss eines sehr netten Wochenendes. deine ‚Ecuador’-Tasche und war mir sicher! eine powervolle Show, bei der die Fans Ich bin Irina, aus Russland, habe aber in glücklicherweise Sänger Mille Petrozza den Ecuador zehn Jahre lang gewohnt! Wie Leider musste ich dann das Rock Harz Gefallen nicht getan haben, einen riesigen cool, jemand aus Ecuador zu treffen!“ Festival aussitzen, da mich der Wahnsinn Moshpit zu bilden. Zum Glück für mich des Wetters ins Bett verschlagen hat, aber und die vielen anderen Frauen meiner Ende Juli durfte ich das Essen Nord Open Nach einem gemeinsamen Bier, musste Größe im Publikum. MOTÖRHEAD Air besuchen. Auf einem kleinen Platz der Irina leider verschwinden und zwischen zeigten sehr viel Energie auf der Bühne, 80.000 Menschen war es natürlich nicht Essener Innenstadt, erstaunlicherweise besonders dafür, dass sie schon 36 Jahre im mehr möglich, sie wiederzufinden. An dem Musikbusiness aktiv sind. Aber noch neben einer Kirche, stand an diesem Tag sah ich den Auftritt von PUSSY sonnigen Freitag-Nachmittag eine Bühne beeindruckender war das Konzert von SISSTER, danach die rasher SODOM, CHILDREN OF BODOM, die über ein vor rund Hundert Menschen. Bands wie deren Konzert mich eigentlich enttäuscht MR. IRISH BASTARD, SUIDAKRA, komplettes und kompliziertes Bühnenbild MOTORJESUS, ENEMY OF THE SUN hat, da sich das neue Album zwar ziemlich verfügten, inklusive Platzregen, der die gut anhört, doch auf der Bühne kam mir und ONKEL TOM ANGELRIPPER gruselige Atmosphäre perfekt der Sound leider kraft- und witzlos vor. haben an den zwei Konzerttagen ständig vervollständigte. Alexi Laiho und Co. für gute Stimmung gesorgt, vor allem haben eine ausgezeichnete, zweistündige 36


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Show für die verbliebenen Fans gespielt, u.a. mit Songs wie ‘Children Of Bodom’ und ‘Follow e Reaper’, die das ganze, pitschnasse Publikum mitgesungen hat. Doch dann war für mich auch Ende: Ich kämpfte mich durch den Schlamm zum Zelt und fuhr am nächsten Morgen nach Hause.

die Frontfrau mit Mimik und Dramatik auf Kraft, außerdem hat sie eine einzigartige der Bühne den Ausgleich versucht, und belastbare Stimme, deren Potential sie vermittelt ihre Stimme sehr wenig. völlig ausschöpft. Mit der ersten Single des Albums ‚Year Of e Rat’ ging es los, Als zweiter Act waren die lange spätestens beim dritten Lied ‚Amnesia’ verschwundenen XANDRIA zu sehen. haben auch alle Anwesenden mitgesungen. Vielleicht genießen die Bielefelder den Viel mehr kann man nicht sagen, sie haben Vorteil, dass ich sie noch nie auf der Bühne einfach gerockt! mit ihrer ursprünglichen Sängerin, Lisa Eine Woche später besuchte ich das Middelhauve, auftreten sah. Und obwohl Zu VAN CANTO möchte ich auch nicht Huntenpop Festival in einem kleinen Dorf man ihre Stimme aus den Aufnahmen im allzu viel sagen, denn ihr Auftritt hat mich der Niederlande namens Ulft. Es war das Kopf hat, kann man beide Frauen einfach nicht besonders gestört, doch nach dem erste Konzert einer meiner Lieblingsbands nicht vergleichen, denn beide sind dritten Song war es schlichtweg langweilig. nach drei Jahren Pause, also musste ich unterschiedlich, aber sehr gut in der Als ich sie zum ersten Mal gehört habe, einfach WITHIN TEMPTATION wieder Gesangskunst. Manuela Kraller sang dachte ich, ihre Musik ist originell und auftreten sehen. Wie das Konzert lief, XANDRIAs alte Lieder sanft und kräftig, einfallsreich, habe mir - wie auch auf dem erfahrt Ihr auf den entsprechenden Seiten mit Sicherheit und powervoller Präsenz. Sie Konzert - gerne Covers wie dieser Ausgabe des DFs, aber anmerken verlieh den Songs die Bühnendramatik, die NIGHTWISHs ‚Wishmaster’ angehört. kann ich schon im voraus, dass die Musik sie verdienen und gewann das Publikum Und Obwohl jeder Sänger über eine gute Festivals in Holland ziemlich anders sind. für sich innerhalb weniger Minuten. Dass Technik verfügt und der Drummer ihrer Neuerdings habe ich gehört: „Klar, die ihre klassisch gebildete Stimme noch viel Musik die ganze Kraft verleiht, haben sie Holländer sind sehr schlau, sie organisieren Potential und Raum zur Entwicklung hat, mich nicht so sehr begeistert. Erwähnen Mainstream-Festivals mit ein Paar Metal ist nicht schlimm, denn ihr momentaner muss ich aber trotzdem, dass diese Band an Bands. Dann können sie ein breiteres Zustand passt super zum Gesamtklang der dem Abend die meisten Fans hatte und die Publikum ansprechen und machen Band. Das hört man vor allem an den meiste Aufmerksamkeit des Publikums größeren Gewinn!“. Von meinem neuen Liedern ‚Euphoria’ und ‚Valentine’. bekam. Standpunkt kann ich sagen, dass mir die Auf das neue Album bin ich persönlich sehr Eines von mehreren Highlights des abends „Nicht-Diskriminierung“ der gespannt. Mit Kraller haben XANDRIA waren die zwei „Unterbrechungen“. Man unterschiedlichen Musikrichtungen gut ohne Zweifel die richtige Wahl bei ihrer hat gemerkt, dass sich diese fünf Bands, gefiel, jedoch fühlte ich mich ein bisschen Sängerin-Suche getroffen. nach drei Wochen Gemeinsamkeit, wie das schwarze Schaf und nicht Normalerweise haben SERENITY keine vermissen werden und einen Riesenspaß dazugehörig wie es bei Metal Festivals der Frau in ihren Reihen, doch als Floor hatten. Während XANDRIAs Song „Save Fall ist. Jansens REVAMP, aufgrund ihres BurnMy Life“, kamen nämlich die Jungs von Nach der September-Pause standen noch Out Vorfalls, die Tour absagen mussten, SERENITY auf die Bühne, der eine, mit zwei Festivals an: die Out Of e Dark sind die Österreicher sofort eingesprungen hochgesteckter Frisur und Korsettkleid, Festival Tour und das Metal Female Voices und haben sich französische Unterstützung wurde mit Rasierschaum eingeschmiert, Fest IX. Für eine ausführliche Review des geholt. WHYZDOM-Sängerin Clémentine während Frontmann Neuhauser ein großes letzteren, müsst ihr leider noch bis zur Delauney hat den Posten übernommen, in Plakat mit der Aufschrift „Shave My Wife“ nächsten Ausgabe warten, denn es hat noch der Rolle, die Lisa Middelhauve einmal in Richtung Publikum hielt. XANDRIAs nicht stattgefunden (Redaktionsschluss ein ausgeübt hat und hat zwei Songs im Duett Manuela Kraller hat den Refrain sogar mit Tag vor Festivalbeginn). mit Georg Neuhauser gesungen. Frontman dieser Änderung gesungen. Und während Neuhauser besitzt eine sehr klare und TRISTANIAs Auftritt, kamen VAN Unter dem Namen „Out Of e Dark gefühlsgeladene Stimme und eine starke CANTO auf die Bühne, halb angezogen, Festival“ gingen fünf verschiedene Metal Ausstrahlung, während ihr Symphonic einige nur im Handtuch und wollten die Bands, mit weiblichen Lead-Stimmen, auf Metal Klang zum mitsingen einlädt. Das erste Band fragen „ob sie ihren Backstage Tour durch Europa, mit Endstation tun übrigens im Hintergrund Keyboarder Raum benutzen können, weil sie sich für Dortmund. Zuerst kamen AMBERIAN Mario Hirzinger und Bassist Fabio ihre Show fertig machen müssen“. DAWN auf die Bühne. Frontfrau Heidi D’Amore auf dem Endknaller ‚When Parviainen schien völlig mühelos bekannte Canvas Starts To Burn’ und das Auf das "Metal Female Voices Fest" freue ich mich sehr und darüber werde ich dann Songs der Symphonic Metal Band wie beeindruckend gut. in der nächsten DF-Ausgabe ausführlich ‚Incubus’, ‚Artica’ und ‚River Of Touni’ zu singen. Die Ausstrahlung der fünf TRISTANIA hätten meiner Meinung nach berichten. WACKEEEEEEEEEEN!! langhaarigen Finnen war beeindruckend Headliner sein sollen. Sie haben eine starke Danke für`s Lesen! Für weitere Monologe: und passte zu ihrer Musik. Der einzige Show gebracht, mit Songs älterer Alben, Kritikpunkt, meiner Meinung nach, wäre aber auch einigen von „Rubicon“, zu denen www.reverbnation.com/kikigege87 die emotionale Ebene des Gesangs. Die die Stimme ihrer neuen Frontfrau, (Blog) klassische Operntechnik Parviainens ist Mariangela Demurtas, am besten passt. Die makellos, aber leider gefühlsarm. Obwohl Italienerin singt die Songs mit Klarheit und Kiki

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Mit frischem Release und zuversichtlichem Blick in die Zukunft sehr spannend zu machen, wurde der Release doch anfangs schon für September angekündigt. Was waren oder sind die Gründe für I r g e n d w o das kleine Delay? zwischen Metal, Progressive und Gothic, haben sich die Leipziger W i r h a b e n a l l e s i n E i g e n r e g i e Herren um Frontfrau Shitai, zusammen: ROSES ON DUST, aufgenommen, gemixt und gemastert. ihre eigene Nische geschlagen Beim Mix und Master haben wir uns, und sprengen s o m i t ehrlich gesagt, etwas in der benötigten Zeit Genregrenzen, womit sie bestens v e r s c h ä t z t . We i t e r h i n h a b e n u n s i n u n s e r e r D a r k F e a t h e r krankheitsbedingte Verzögerungen zu den aufgehoben sind. Bereits vor Verschiebungen des Termins bewogen. einigen Monaten luden wir das Letztendlich wollten wir ein gutes Produkt Quartett zum Interview ein, abliefern und nicht wegen ein paar Wochen allerdings befanden sie sich zu an der Qualität sparen. diesem Zeitpunkt mitten im Entstehungsprozess zu ihrer frisch am letzten O k t o b e r w o c h e n e n d e Auf Eurem Debüt, habt Ihr bewiesen, erschienenen E.P. “Hold On”. wie man eine harmonische Symbiose Wir freuen uns, dass wir sie im zwischen Rock, Gothic und Progressive Vorfeld der Veröffentlichung ein eingehen kann. Was erwartet uns auf wenig aus dem Studio locken „Hold On“? konnten. Genau diese Mischung wird man auch auf Hallo Roses On Dust – willkommen „Hold On“ hören. Es wird jedoch etwas beim Dark Feather! Dieser Tage kommt, nach Eurer Debüt-CD „Silence Broken“, aus dem Jahre 2009, die E.P. „Hold On“ heraus. Mit der Tracklist haltet Ihr Euch bisher noch bedeckt, lediglich die Anzahl (nämlich sechs Tracks) steht bereits fest. Könnt Ihr inzwischen schon mehr verraten? Die Songs stehen natürlich schon fest. Die Reihenfolge jedoch noch nicht. Bei Erscheinen dieses Interviews ist die CD mittlerweile ja erhältlich und auch die Tracklist wird dann auf der Homepage zu finden sein.

Allgemein scheint Ihr es mit dieser Veröffentlichung 38

hörbarer/ eingängiger sein. Und der Sound sowie die musikalischen Einflüsse haben sich durch die Umbesetzung verändert.

Ich muss jetzt mal ein bisschen die lokale Werbetrommel rühren, da mir diese Frage schon länger auf der Zunge brennt und Ihr seid jetzt einfach mal die zufällig Ausgewählten, die sie gestellt bekommen: Mir scheint das generell ein Phänomen der Leipziger Undergroundkultur zu sein, dass man hier gerne die Genregrenzen sprengt. Ich denke da nur an Beispiele wie Unloved, Mimosis oder auch Steinkind, um nur einige zu nennen... Bands und Künstler, die wir ebenfalls schon im Dark Feather vorgestellt haben und die es ähnlich wie Ihr geschafft haben, gelungene und die Betonung liegt auf gelungene Symbiosen vo n ve r s c h i e d e n e n Mu s i k s t i l e n einzugehen. Denkt Ihr, das liegt im Geiste dieser Stadt, der über dieser schwebt oder liegt das eher daran, dass die Szenen in sich ziemlich satt sind und sich zwangsläufig öffnen mussten?


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Konzerte über den Oktober hinaus Norrdorn (Drums): „Ich lasse mich von all geplant? der Musik, die ich höre, inspirieren.“ Ja. Natürlich. Wir werden am 3.12. in Suhl Shitai (Gesang): „Beim Texten ist es mir auftreten und es gibt Pläne im Januar oder wichtig, eine Geschichte zu erzählen. Die Februar in Berlin zu spielen. Genaueres Melodie richtet sich dann nach der Musik. findet ihr immer aktuell auf unserer Ich kann jetzt allerdings keine bestimmte Homepage. www.rosesondust.de Inspiration benennen“ Es kann jederzeit wieder ein Konzert dazu kommen und man kann uns auch gern von Tronje (Gitarre): „Ich schreibe seit buchen bzw. für Konzerte anfragen. 2010 den Großteil der Musik bei ROD. Livekonzerte für den Herbst und Winter Meistens komme ich mit einer Idee, einem 2011/2012 zu ergattern ist erstmal oberste Riff oder einfach ein paar, gut Priorität. Songwriting wird sowieso fast passenden Akkorden zur Probe. immer betrieben. : - ) Wir versuchen dann gemeinsam diese emen und Riffs in einen, für alle angenehmen, Auf Eurer MySpace-Seite habt Ihr Ablauf zu bringen. Meine größte verkündet, dass Ihr Euch von Eurer Inspiration beim Komponieren Bookingagentur doch wieder getrennt sind Gitarristen von modernen habt. War es nicht das was Ihr erwartet Ba n d s g e n a u s o w i e „ a l t e habt oder möchtet Ihr Euch dazu lieber Helden“ des Metal. Aktuell höre nicht äussern? i c h s e h r v i e l Wi n t e r s u n , Children of Bodom, Star One, S a g e n w i r e s s o . E s g a b Arch Enemy, Epica, Symphony Kommunikationsschwierigkeiten. X, Dream eater und Opeth oder auch immer wieder gern Metallica oder Rammstein." Was waren bei Euch die bisher positivsten, schrägsten und was die schlechtesten Erfahrungen in der Ist „Hold On“ der Vorläufer Musikwelt? zu einem eventuell a n g e d a c h t e n L o n g p l a ye r In dieser Besetzung haben wir leider noch (obwohl die E.P. mit sechs nicht allzu viele Anekdoten zu bieten. Tracks ja eigentlich auch Bisher bestand unser Bandalltag lediglich schon fast über den Status aus Proben, Songwriting, Aufnahmen und einer E.P. hinausgeht) oder eingen wenigen Konzerten. s t e h t e s a l s i n s i c h Aber: Auf unserer Homepage gibt es ein geschlossenes Werk? kleines „Making of“ bzw. Outtakes aus dem vergangenen Jahr. die einem Spaß macht. Dabei sind uns Hold On ist unsere Zeitmaschine. Wir Positiv war eindeutig für uns, so wie wir Individualität und Originalität sehr haben alte Songs (teilweise aus 2008 und jetzt zusammen spielen, uns zu finden. wichtig. Dabei ist der Stilmix jedoch keine 2009) und neue Lieder (2010 und 2011) bewusste und zwingende Entscheidung. aufgenommen. Die alten wurden zum Teil Die Musik entsteht, mehr oder weniger, geändert und angepasst. Somit blicken wir Ich bedanke mich für dieses Interview, intuitiv. in die Vergangenheit, Gegenwart und die letzten Worte gehören dem Künstler! lassen eine mögliche Zukunft erahnen. Als in sich geschlossenes Werk würden wir es Wir blicken zuversichtlich in die Zukunft Was dient Euch denn beim Songwriting nicht sehen. Eher als Wegweiser, und sind gespannt auf die Ereignisse nach als Inspiration, wer zeichnet sich für die Demotape, Querschnitt. Es wird sicher das unserem Release. Kompositionen und wer für die Lyrics ein oder andere neuere Lied auch für einen Klickt www.rosesondust.de, liked uns auf verantwortlich? Longplayer wieder verwendet. Somit: Ja, es facebook, addet uns bei myspace. soll irgendwann ein Longplayer folgen. Wir alle haben unterschiedliche Inspirationsquellen. Holger Warschkow Vicco (Bass): „Meine Inspiration, für Was sind im Allgemeinen Eure Pläne in meine Arbeit bei ROD, sind eindeutig der kommenden Jahreszeit, sind einige Type O Negative.“ visit: www.rosesondust.de Beides. 1. Leipzig ist multikulturell und beherbergt alle denkbaren Szenen und Gruppierungen. Das hinterlässt natürlich Spuren in der Musik. Man hat z.B. Kollegen die Reggae oder Orient-Dub machen, genau so wie man Freunde hat, die Progessive Metal oder Punk hören. 2. Man hat in Leipzig sehr sehr viele Bands, besonders im düsteren Bereich und man sucht seine eigene Nische und Identität mit der Musik, die man am besten kann und

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Miss Ivy Schon vor zwei Jahren bin ich auf die Musik der kanadischen Künstlerin MISS IVY aufmerksam geworden. Schon damals faszinierten mich die Leichtigkeit in den Melodien, aber auch die raffinierten Texte in den elf Songs von "Your Evil Bride". Vor ein paar Monaten kam mir die Idee zu einem

Interview, dessen Hauptaussagen Ihr in folgendem Artikel nachlesen könnt. "Eine der Hauptinspirationsquellen meiner Musik ist die Liebe zur Natur" erzählt Miss Ivy, die mit bürgerlichem Namen auf Françoise Dominique Arsenault hört, mit etwas verschmitzter Stimme am Telefon. Kein Wunder, wurde sie in August 1976 im kleinen Ort Maria geboren. Maria liegt in der Region Gaspésie, einer kleinen Halbinsel in Ost-Quebec, Kanada. Neben zerklüfteten Küsten und den Appalachen, sind dort auch kleinere und größere Wälder mit mystischer Ausstrahlung zu finden. Aufgewachsen ist sie mit ihrer jüngeren Schwester und ihren Eltern in der kleinen Küstenstadt Paspébiac. Zur Musik ist sie durch ihre Eltern gekommen, welche beide selbst Musiker waren. Im Alter von fünf Jahren fing sie an, Piano zu spielen. Dieses Instrument begleitete sie zehn Jahre ihres Lebens, bis sie mit fünfzehn die Gitarre für sich entdeckt hat. "Nach vielen Jahren, in denen ich sehr tiefgründig die Werke von

Dunkelheit und Romantik

Chopin, Bach und Mozart studiert habe, kam ich in meiner Jugend mit Bands wie Led Zeppelin, e Doors, Metallica und Testament in Berührung. Dieser Mix aus den beiden musikalischen Welten, Klassik und Heavy Metal, prägt mich bis heute in meiner Musik. Dies ist die zweite große Inspirationsquelle neben der Natur". So verwundert es nicht, dass der Musikstil ihres Albums "Your Evil Bride" im Folk-Pop Genre, mit klassischen und etwas rockigen Passagen, angesiedelt ist. Getragen von der Akustikgitarre, sprühen die elf Perlen vor Emotionalität. Aber es gibt auch in ihrer Musik eine andere, literarische Seite. "Mit 23 habe ich angefangen, Literaturwissenschaft an der University of Quebec zu studieren. Meine Interessen lagen nicht nur bei den Arbeiten des russischen Literaturwissenschaftlers Michail Bachtin, sondern auch bei den sehr düsteren, englischen Geschichten des 18. Jahrhunderts - den Gothic Novel`s. Geschichten voller Traurigkeit, mit Dämonen oder Giftmorde, haben mich inspiriert. Jedes Wort in meinen Texten ist sehr genau gewählt. Zudem verwende ich sehr gerne historische und mythische Referenzen." Anhand des Textes "Dark Rising" verdeutlicht sie die Inspiration ihrer Texte

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eingehender: "Dieser Song versetzt den Hörer in eine Welt bei Nacht. Ein, mit Kopfstein gepflasterter, Weg schneidet sich durch einen dunklen, fast schon gruseligen Wald… Dieses Bild begegnete mir auf einer meiner regelmäßigen Workouts. In der Tat laufe ich jede Woche viele Kilometer durch die Berge, die sich in der Nähe meines Hauses befinden. In einer Herbstnacht wurde es unerwartet früh dunkel, während ich durch einen Wald lief. Ich war, gelinde gesagt, ein wenig besorgt. Doch ich riss mich zusammen und steigerte mein Lauftempo. Ich lief auf einem steinigen Weg, die umliegenden Wälder schienen immer größer und die Luft kälter zu werden. Dies war die Vision, die mich zu diesem Zeitpunkt überfiel. Und plötzlich waren mir die Textzeilen von Dark Rising bewusst: 'It's a dark, cold night'. Später, beim Schreiben, verfeinerte ich den Text mit meinen Beobachtungen dieser Gegend. Im Grunde genommen handelt es sich hierbei um einen Song über das Schicksal der Menschen und wie wir damit umgehen. Grundsätzlich machen wir alle Fehler im Leben. Aber sobald wir diese Fehler erkennen, mit diesen Fehlern lernen umzugehen, wird uns eine bessere, eine schönere Zukunft bevorstehen. "Dark Rising" ist ein Lied der Hoffnung. In seiner vagen Richtung kann der Text den unterschiedlichsten Lebenssituationen


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zugeteilt werden. Von vielen Menschen habe ich E-Mails bekommen, die sich in diesem Lied wiederfanden und mir daraufhin ihre Geschichten erzählt haben. Wie in allen meinen Liedern, kann der Text in vielerlei Hinsicht interpretiert werden und alle diese Interpretationen sind gültig. Der Grundrahmen bleibt als positive Nachricht für all jene, die derzeit zu Fuß auf ihren eigenen dunklen Wegen wandeln und hoffen, sie bald verlassen zu können." Veröffentlicht wurde "Your Evil Bride" vor zwei Jahren auf ihrem eigenen, kleinen Label, Rocheford Records. "Zuerst war 'Your Evil Bride' über das Label Unidisc Record auf dem Markt - und die Erfahrung das reinste Desaster. Sie verkauften die Kopien über das Internet. Doch sie ließen mich im Dunkeln über die Verkaufszahlen

und irgendwann sagten sie mir, dass sie schlicht nichts verkauft hätten und verweigerten die Auszahlung des Honorars. Über die Fans auf MySpace wusste ich aber, dass das Album verkauft wurde. Also kaufte ich die Rechte zurück und startete noch einmal von vorn." In dieser Zeit änderte sie ihren Künstlernamen von Ivy zu Miss Ivy, um Verwechslungen mit einem Sänger aus Montreal aus dem Weg zu gehen. Unter dem neuen Namen und der eigenen Kontrolle über ihre Musik und die Vermarktung, wurde "Your Evil Bride" in den USA und einigen Teilen Europas ein kleinerer Erfolg. Dennoch war der der Gewinn nicht groß genug, um bisher ein zweites Album zu finanzieren. Daher schreibt sie gerade an einem Buch mit denselben emen, die sie schon auf "Your

Evil Bride" aufgriff: Tod, Dunkelheit, Liebe und Hoffnung. Der Roman wird definitiv erscheinen, sobald er fertig ist. Axel Meßinger visit: www.missivy.ca

MISS IVY “Your Evil Bride” Denkt man an Kanada, dann fallen einem so einige Musikerinnen ein, die mit ihrer handgemachten Musik zu gefallen wissen, wie etwa Loreena McKennitt oder Joni Mitchell. Kanada besitzt aber auch, ähnlich wie bei uns in Mitteleuropa, eine kreative und aktive Independent-Szene und Miss Ivy gehört derzeit sicher zu den interessantesten Acts. Mit ihrer Mischung aus Folk, Psych-Pop und Klassik, gepaart mit düsteren Texten, wandelt die 35 jährige Frankokanadierin nicht nur auf den Spuren eines Paul Rolands. Mit Ihrem Debüt, "Your Evil Bride", beweist sie vielmehr einiges an Eigenständigkeit. Dabei ist Miss Ivy nicht erst seit gestern musikalisch aktiv, wie im Artikel zu lesen ist. Schon im Alter von fünf Jahren begann sie mit dem Klavierspiel. Später kam die Gitarre dazu und sie spielte während Ihrer Schul- und Studienzeit in diversen Bands. Die Arbeit an Ihrem Erstlingswerk nahm schon im Jahr 2006 ihren Anfang. "Your Evild Bride" ist klassischerweise auf CD (wobei man hier auf den Import aus Kanada angewiesen ist) sowie als kostenpflichtiger MP3-Download über ihrer Homepage erhältlich. Das Album besteht aus elf kleinen Perlen. Klavier, Geige, Akustikgitarre, Perkussion sowie dezent eingesetzte E-Gitarren und Schlagzeug formen den emotionalen Klangteppich auf dem der weiche, sanfte Gesang getragen wird. In jedem Song merkt man ihre klassische Musikausbildung. Ihr Stimmenvolumen ist zudem sehr facettenreich - von Soul bis hin zu eher mezzosopranen Passagen ist gesanglich ziemlich viel geboten. Die Texte sind allesamt an den Gothic-Novels des späten 18. Jahrhunderts orientiert. Durch die punktgenauen Kompositionen, wird 40 Minuten lang eine Traumwelt erschaffen. Den Anfang macht der Titelsong "Evil Bride". Dieser Song zeigt schon mal die Richtung des Albums auf: Emotionale Folkmusik in Verbindung mit ruhigeren und romantischen Pop-Passagen und ein paar Anleihen aus der Gothic-Musik. Im zweiten Song, "Dark Rising", wird der eingeschlagene Stil noch einmal intensiviert und erstmals ist auch das eher irische Geigenspiel zu hören, welches schon die Musik von Paul Roland so unverkennbar gemacht hat. Die Songstrukturen passen sehr gut zueinander, sodass sich ein angenehmer roter Faden beim Hören entwickelt. Die Geschichten sind in sich geschlossen, können aber durch die hohen Interpretationsmöglichkeiten sehr leicht einen Film im Kopf des Hörers entstehen lassen. Mir gefällt das Album auch nach zwei Jahren sehr, sehr gut und wer von Euch emotionalen Pop-Folk mit mystischem Touch mag, der kann bei Miss Ivy nichts falsch machen. Axel Meßinger

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Auf samtenen Pfoten

Der IG Katzenschutz Leipzig e.V.

Ein Bericht über einen Tierschutzverein in der Dark Feather? Nun, auf dem ersten Blick mag dieses natürlich angesichts unseres Konzeptes und den damit verbundenen Themenbereichen seltsam wirken. Bei genauerer Betrachtung sieht die Sache aber schon anders aus, denn gerade in den alternativen Szenen trifft man immer wieder auf besondere Engagements und eine aussergewöhnliche Sensibilisierung für alles was gesellschaftlich an den Rand gedrückt wird oder besonderer Hilfe bedarf. Nicht umsonst erfährt man immer wieder Begebenheiten, bei denen sich Mitstreiter unserer Szene(n) enorm für den Umwelt- und Tierschutz und alles was von oberflächlicher Menschenhand benachteiligt wird, einsetzen. Sei es als Musiker in der Message ihrer Texte, als Zuhörer in Form des Supports von Benefiz-Konzerten oder einfach insgesamt als Szenegänger mit aktivem Anpacken, um diesen Missständen ein Ende zu bereiten. Aus diesem Grund führte mich jüngst der Weg zu einem Katzenschutzverein, genauer gesagt der IG-Katzenschutz Leipzig e.V., auf jenen ich bei der Internetrecherche aufmerksam geworden bin und welcher meine Neugier besonders geweckt hat... „Ein Leben ohne Katze ist möglich, aber sinnlos“ steht an der Eingangstür des IGKatzenschutz Leipzig e.V. und nimmt sofort meine Aufmerksamkeit ein. Worte,

ausgerechnet hier eine gute Tat zu vollbringen. Anders jedoch beim Katzenschutz Leipzig. Schon beim Betreten des Geländes, welches in Liebertwolkwitz in ruhiger Lage, abseits der Strasse, am Standrand von Leipzig liegt, umgarnt mich eine besondere Aura. Alles wirkt sauber und aufgeräumt, Samptpfoten in großen Freigehegen blicken mich vertrauensvoll an, andere verschwinden durch eine Luke hindurch ins warme Zimmer. Aus allen Räumen der zwei Hauptgebäude haben die kleinen Vierbeiner so die Möglichkeit, nach draussen zu gehen und sich an der frischen Luft auszutoben und wieder zurückzukehren, wann immer es ihnen beliebt. Vor ungefähr elf Jahren fing alles an, erzählt mir Frau Kratz, die Vereinsvorsitzende. Durch Proteste von Tierschützern gegen die Schließung der damaligen Aussenstelle des Tierheimes Leipzig aufmerksam geworden, nahm sie sich mit einigen wenigen Mitstreitern der Katzen an, schnell merkte die mir ein Schmunzeln nicht ohne sie jedoch, dass diese Tiefgang auf das Gesicht zaubern (haben Aufgabe ohne wir doch schliesslich selbst zwei Stubentiger Vereinsgründung zu Hause), denn aus dieser Perspektive nicht zu stemmen habe ich das noch gar nicht gesehen und war. In den folgenden doch, obwohl wir unsere Morticia als ersten Monaten wurden im Zuwachs erst vor einem Jahr zu uns schnellstmöglichen genommen haben, können wir uns Verfahren (so schnell mittlerweile gar nicht mehr vorstellen wie man eben seitens der es so war, ein Leben...ohne Katze...davor. Behörden verfahren Ich muss schon gestehen, Tierheime haben kann) der Verein mich in der Vergangenheit zum Teil etwas gegründet. Seitdem skeptisch gemacht, habe ich doch schon ist jener stetig Begebenheiten erlebt, wo man sich nicht gewachsen, um die 20 sicher ist, ob es sinnvoll ist, aufgrund der Mitglieder kümmern vorhandenen zweifelhaften Bedingungen, sich an 42

abwechselnden Tagen mit unglaublicher Liebe und Einsatzbereitschaft um diese lieben Seelen. Hinzu kommen Pflegefamilien, die ausserhalb des Heimes regelmässig Notfälle aufnehmen und natürlich unzählige Patenschaften von Familien in und um Leipzig. Vielleicht mag die Tatsache, dass hier eine besonders positive Aura aus den Stuben und Freigehegen strahlt, auch daran liegen, dass die Tierschützer sich hier spezialisiert haben, man sich eben ganz und ausschliesslich auf Katzen konzentriert. Viele Gründe dürften hier eine Rolle spielen, Fakt ist, hier wird alles mögliche getan, um vermittlungsfähigen Katzen beste Voraussetzungen für einen Start in ihre Zukunft bieten zu können. Doch leider steht nicht allen Vierbeinern diese Möglichkeit offen, denn einige Fellchen in Not haben den Kontakt mit Menschen nie kennengelernt. Ihnen und allen vermittlungsfähigen Katzen ein bestmögliches Zuhause zu bieten, ist eines der Hauptanliegen des Vereins. Dass dieses


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seine Lage im Grünen nicht unbedingt im ersten Anlauf zu finden, was aber schliesslich wiederum den Katzen und ihren Haltungsbedingungen zu Gute kommt. Ich begleite die Pfleger noch ein wenig bei ihrer Arbeit und komme in den Genuss, einigen Schmusetigern Streicheleinheiten geben zu dürfen.

zwei Wochen auf Probe vermittelt, dieses ist für alle Beteiligten, den neuen Besitzer, den Verein und natürlich die Katzen, ein großer Vorteil. Dass in den vergangenen Jahren kaum ein Tier wieder zurückkam, spricht für sich.

Beeindruckt von soviel Liebe und Engagement, mache ich mich wieder auf den Weg nach Hause, wo schon wieder unsere Morticia und unser Gomez auf mich warten. Sie, wie immer bereit auf meine Schulter zu springen, um am Haupt Bevor ich gehe, streife ich noch gestreichelt zu werden - er, wie immer einmal durch das Rund, darauf wartend, in meinen Arm genommen nicht einfach zu stemmen ist, liegt auf der verträumte, verspielte und liebefordernde zu werden, um am Bauch gekrault zu Hand. Um solch eine Basis Augen blicken mich an. Ja, die Vierbeiner werden. In Stereo schnurren sie mir ihre aufrechtzuerhalten, bedarf es enormer Hilfe hier haben, bevor sie her kamen, ein Seelenlieder in meine Lauscherchen und von Aussen. Aufgrund der mir unterschiedliches schleierhaften Tatsache, dass der Verein, im Schicksal Gegensatz zum Tierheim Leipzig, keine erlitten, manche Fördergelder von der Stadt erhält, ist man ein so schweres, auf Spendengelder mehr als angewiesen. das Worte es Bei allen Kosten, die anfallen, um den nicht Katzen diese l(i)ebenswürdigen Bedingungen zu liefern, beschreiben können, andere welche über Futter-, Hygiene-, Heiz- und Tierarztkosten weit hinausgehen, stößt man wurden dort schnell an seine Grenzen. Nicht selten rechtzeitig entdeckt, bevor greifen die vielen fleissigen Hände in ihre eigene Brieftasche, um schnell reagieren zu ihnen ein solches widerfährt. Fakt können. Insofern sind weitere Sponsoren ist eines: Der dringend vonnöten, wie mir die oftmals zitierte stellvertretende Vereinsvorsitzende, Frau Grützner, erklärt. Ebenso sind auch weitere Irrglaube, ein helfende Hände, die sich ehrenamtlich um Tier aus dem Heim bei sich die kleinen Samtpfoten kümmern wollen, aufzunehmen, bedeute sich auf ein bringen selbst in durch Arbeit gestressten mehr als herzlich willkommen und wer psychisch schwieriges Tier einzulassen, ist Tagen meine Stimmung immer wieder in möchte, kann über die Homepage zumindest hier völlig Fehl am Platz, wie ein harmonisches Gleichgewicht. Alle, die www.katzenschutz-leipzig.de den Verein auch die absolut positive uns zu Hause besuchen, bewundern diese kontaktieren. Seit kurzem ist der Verein Vermittlungsquote des Vereins beweist, zwei beeindruckenden Seelen, von denen auch auf Twitter angemeldet denn alle Katzen werden erst einmal für soviel Liebe und Güte ausgehen - beide im (katzenschutz_ev) und eine FacebookÜbrigen in der Vergangenheit ebenfalls aus Aktivität ist ebenfalls einer Notlage befreit. angedacht. Gern Ein Leben ohne Katze ist möglich, aber kann man sich aber sinnlos... auch selbst ein Bild vor Ort machen. Mein Anliegen und Holger Warschkow meine Neugier führten mich in die Muldentalstr. 2k, mit visit: Suchmaschinen des Internets habe ich www.katzenschutz-leipzig.de diese Adresse schnell ausfindig gemacht, Muldentalstr. 2k denn wenn man 04288 Leipzig nicht gerade ortsansässig ist, ist der Verein durch 43


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Hinter den Masken

Häufig haben wir Musiker im Interview, die schon seit vielen Jahren musikalisch aktiv sind. Mit dem folgenden Musiker, betreiben wir einfach mal sowas wie „Nachwuchsförderung“. Mit „Takes Off The Mask“ hat MR. MORIZON kürzlich seine erste EP veröffentlicht, welche Ihr kostenlos im Internet runterladen könnt. Im Interview erfahrt Ihr nun mehr über die Beweggründe des sympathischen Osnabrückers.

Hallo Mr. Morizon. Willkommen in der „Dark Feather“!

Schaffensdrang. Musik hilft ungemein, Probleme, die man hat, zu verarbeiten. Musik war mir in jeder Lebenssituation Danke, ich freue mich wirklich sehr, hier eine große Stütze, vor allem wenn ich selbst sein zu dürfen! spiele, das merke ich auch jüngst wieder: Egal wie deprimiert ich bin, sobald ich Du bist gerade 20 Jahre jung, hast vor anfange, eine halbe Stunde lang Musik zu ein paar Wochen Deine erste EP machen, geht‘s mir wieder gut. Und weil kostenlos im Netz herausgebracht. Wie Musik mein Leben ist, werde ich auch bist Du dazu gekommen, selbst Musik zu weitermachen, solange ich lebe. machen? Was treibt Dich an? Musik mochte ich schon mein Leben lang; mit 12 habe ich klassische Klavierausbildung bekommen, aber das mochte ich nicht und hab bald aufgehört. Mit 15 habe ich dann die Gitarre angefangen, klassische und elektrische. Damals habe ich zusammen mit meinem besten Freund Musik gemacht, der jetzt auch mein Coverdesign erstellt hat. Mit der Zeit wandelte sich das alles und vor einem Jahr habe ich mir ein eigenes E-Piano gekauft und meine alten Kenntnisse ausgepackt, aber in einer ganz anderen Spielweise. Angetrieben werde ich wie jeder Künstler von einem inneren 44

Deine EP, mit dem Titel „Takes Off e Mask“, wird durch das Piano getragen. Und obwohl die Aufnahmequalität, gerade beim Gesang, nicht die Beste ist, wirkt Deine Musik sehr ehrlich auf mich. Man hört bei den Aufnahmen Deine Spielfreude und Deine Passion zur Musik. Danke, das freut mich! Die Aufnahmen waren sehr schwierig für mich, weil ich sehr ungeduldig bin. Wenn ich ein Stück fertig geschrieben habe, war das ja erst der Anfang. Die Aufnahmen dauern ewig, wenn man wie ich überall was verbessern will. Du musst alles verkabeln, aufnehmen, Probehören, erneut aufnehmen, den Gesang tausendfach neu machen, schneiden...Es hat auch lange gedauert, bis ich es geschafft habe, zu meiner (ungewöhnlichen) Stimme zu stehen. Viele halten meinen Gesang nicht aus, aber so ist er nun einmal und das akzeptiere ich. In meinen Texten achte ich sehr viel auf Ehrlichkeit, das hast du richtig bemerkt. Ich schreibe nur über etwas, was mich wirklich beschäftigt. Nur Lieder zu singen, die andere geschrieben haben, wäre für mich nicht befriedigend. Musik ist Ausdruck meines Innersten für mich, deshalb muss ich meine Sachen selbst schreiben. Ich wäre aber froh gewesen, wenn die Technik andere übernommen hätten, aber so habe ich an allen Bereichen mitgewirkt, das hat ja auch etwas für sich, das macht die EP so persönlich.


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Auf dem Cover ist eine Figur abgebildet, die fröhlich lacht. Daneben eine weitere Figur, versteckt im Schatten mit einem traurigen Gesicht. Ich glaube diese beiden Figuren gehören zusammen, oder? Das Bild symbolisiert für mich irgendwo das Wesen Mensch. Man setzt sich eine Maske auf - zeigt der Welt, dass es einem gut geht. Doch unter der Maske verbirgt sich immer das wahre Gesicht.

aus der Zeit lasse ich lieber in der Versenkung verschwinden *lacht*. Es hat auch etwas von „Vielleicht sehen wir uns ja im Himmel wieder“ - möglicherweise bekomme ich ja doch noch einmal die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen, auch wenn ich eigentlich gar nicht religiös bin.

Worten zu sagen: „ere's nothing worse than bad lyrics“. Was sind Deine Zukunftspläne für die nächste Zeit die Musik betreffend?

Weitermachen, immer weitermachen. Daniel Johnston, mein persönlicher Elvis, Deine Musik erinnert mich manchmal an hat auch nicht aufgegeben, obwohl viele das Dark-Cabaret Genre, dann entdecke seine Musik nicht aushalten. Ich würde mich freuen, wenn ich mal in ein richtig ich wiederum sehr avantgardistische professionelles Studio mit Technikern etc. Genau, das hast du sehr gut erkannt. Seiten im Songwriting. Gratulation könnte, denn den ganzen Aufnahmemist Ursprünglich wollte ich eine Karikatur des dafür, dass Du mit Deiner ersten selbst machen ist ärgerlich. Ich bin, wie spanischen Künstlers Luis Bagaria nehmen, Veröffentlichung einen eigenen Stil gesagt, ungeduldig und Künstler, kein aber das hätte möglicherweise zu gefunden hast. Was waren die Techniker, ich muss mich da immer erst Urheberrechtskomplikationen geführt, Inspirationen für die sechs Songs? reinfuchsen. Ansonsten will ich einfach nur deshalb habe ich meinen besten Freund Für „Dear Dad“ wie gesagt mein Vater. weitermachen; selbst wenn ich keine Hörer Niklas gefragt, ob er eine Idee hat. Nach „e Stalker“ ist ein künstlerisches Stück mehr habe, werde ich weitermachen. Ich einem Tag kam er bereits mit diesem Bild im, wie du sagtest, Dark-Cabaret-Stil, das plane bereits eine nächste Veröffentlichung, und ich sagte „Das ist es. Das will ich!“ sich mit einem Stalker aus dessen aber stehe wieder vor den Aufnahmen. Ich und dann haben wir es genommen. krankhafter Sicht beschäftigt. Soziopathen bin nicht sicher, ob das nächste wieder eine Masken beschäftigen mich viel, ich spiele werden zu oft in die Monsterecke gestellt, EP wird oder eine Long-Play. Muss ich mal auch gerne eater. Ich glaube, wir alle aber ich finde, man sollte sich viel eher mit sehen! Erstmal weiterschreiben und die tragen oft eine Maske, und weil ich mein Innerstes in diesen Songs beschrieben habe, ihrem Innersten beschäftigen. „Untitled“ ist Aufnahmen durchziehen! habe ich damit meine Maske abgenommen. für eine Person geschrieben, die ich liebe, Zum Schluss fragen wir ja immer, was und ihr auch gewidmet. „New Years Das Wesen auf dem Cover ist ein Mensch das schönste ist, was dem Künstler bisher Fascism“ ist ein gesellschaftskritisches in zwei geteilt, es symbolisiert sowohl den mit seiner Musik widerfahren ist. Bei Dir Stück, weil ich befürchte, dass unsere Menschen an sich als auch mich im stelle ich die Frage mal anders: Was sind Gesellschaft mehr und mehr faschistoider Speziellen. Die Figur im Schatten ist so Deine Ziele als Musiker? Was möchtest wird, aber auf einem anderen Weg als klein, weil es oftmals Du den Menschen mit Deiner Kunst 1933. Der Konformitätsdruck ist derselbe Kindheitserinnerungen sind, die einen mitteilen? geblieben, ebenso der Arbeitsdruck und umtreiben, wie ich finde. Feindbilder innerhalb der Gesellschaft. Das Selbstverwirklichung ist das Ziel des Sehr beeindruckt hat mich der Text zu war der Antrieb zu diesem Stück. Lebens. Was immer einen erfüllt: Macht es, „Dear Dad“. Magst Du mit eigenen „Photographs“ ist auch über meinen Vater, no matter what! Bei mir ist es die Kunst, Worten erklären, worum es darin geht? über alte Fotographien von ihm, die ich und ich werde Zeit meines Lebens Kunst entdeckt habe. Es ist aber auch gleichzeitig machen. Selbst wenn ihr eine Stimme wie Mein Vater hatte, da war ich 6, einen eine künstlerisch-poetische Betrachtung ein Reibeisen habt: Wenn ihr das Singen Herzinfarkt und ist seitdem geistig von Photographien an sich, dass sie nur ein liebt, dann macht es! Löst euch von allen behindert. Ich habe es eigentlich recht gut Spiegel ihrer Zeit sind, aber nie lebendig Normen, von dem, was ihr glaubt, dass verwunden, aber es bleibt eine werden können. „When Pictures Crash...“ eure Eltern, Geschwister, Freunde oder grundsätzliche Trauer darüber; es war ja zuletzt ist ein Gefühl, das ich oft habe: „Ich Lehrer es von euch erwarten. Habt Spaß auch ein Verlust einer wichtigen Vaterfigur weiß, ich sollte nicht mehr singen und bei dem was ihr macht, lebt, wie ihr leben für mich. Mir wird oft gesagt, dass ich wie mich unter meiner Bettdecke verstecken“ wollt, denn der Tod holt uns alle, früher mein Vater in jungen Jahren bin, wir hätten so wie ein kleiner Junge. Es geht um uns gut verstanden. Das habe ich in diesem Selbstzweifel, die sicher auch jeder Künstler oder später. Und wenn er mich holt, dann will ich ohne Reue zurückblicken auf ein Song verarbeitet, dass ich oft dachte: „Ich erfahren hat und ich habe versucht, Leben, das ich gelebt habe, wie ich es leben hätte ihn sehr gerne kennengelernt“. Der abstrakte Bilder mit dennoch deutlichen wollte. Dann ist es mir egal, ob ich 27, 46, Text ist auch schon älter, zu der Zeit war Aussagen zu verbinden. Mitte 60 oder darüber hinaus geworden ich, denke ich, um die 16 Jahre alt, es Danke für das Lob im Songwriting bin. Lieber 27 Jahre das machen, was ich dürfte der früheste Text von mir sein, den übrigens, das Schreiben ist mir immer sehr will, als 70 Jahre Käfig. ich immer noch verwende. Andere Texte wichtig, oder um es mit Kevin Shields 45


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Vielen Dank für das Interview, Mr. Morizon! Die letzten Worte gehören dem Musiker…

noch einen weiteren Song darauf unterbringen darf, sodass ich euch auch ein neues Lied zeigen kann, welches der Titelsong meiner nächsten Veröffentlichung sein wird: „Carnival of Fools“. Es geht darin um Kritik an Vorortidylle und einer etwas anderen Form von Karneval!

Ich möchte mich bei dir, Axel, und dem Dark-Feather-Magazin für das Interview bedanken, bei meiner Familie, die mich unterstützt und ertragen hat, bei meinen Freunden, allen voran Niklas, dem ich nicht genug für kreative Hilfe seit meinen Anfängen danken kann und auch nicht genug für das großartige Cover-Artwork. Danke an alle, die an mich glauben, danke an meine Instrumente, danke an Amanda Palmer, Daniel Johnston und David Lynch für ihre Inspiration. Danke an mich selbst, weil ich immer noch durchhalte.

Ansonsten: Geht auf www.mrmorizon.wordpress.com , dort findet ihr alles: Fotos, Audio, Kurzgeschichten, Spaß, Brot und Spiele. Angaben ohne Gewähr!

Axel Meßinger

Ein großes Danke noch an Holger dafür, dass ich, weil der Song „Dear Dad“, den ihr auf dem Sampler findet, so kurz ist,

visit:

www.mrmorizon.wordpress.com

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Der Soundtrack zum politischen Protest Interessante Frage: Wer steckt eigentlich hinter dem Synonym "Axel Meßinger"? Ein Name ist ein Name. Stelle ich mich also mal vor: Gestatten, Dirk Jeremia Nonnenmacher, bin seit Dezember 2010 als Nonnenmacher im Auftrag des Herrn unterwegs, um mit Electronic Body Music den alltagspolitischen Wahnsinn anzuprangern und mit Songs wie "Superwahljahr" oder "Wutbürger" den Menschen zeitgemäße Revolutionslieder an die Hand zu geben. Die Songs gibt`s als Videos auf YouTube, außerdem finden sich dort die Remixe, die ich von Tracks von Blind Passenger, Minerve und Mortiis gemacht habe. Momentan habe ich darüber hinaus noch eine Remix-Aktion im Angebot: Wer möchte, kann den Song "Wutbürger" selber remixen, die Einzelspuren Wer von Euch in den letzten stehen zu diesem Zweck auf Soundcloud Wochen und Monaten den Dark zum Download bereit. Besonders freuen Feather Account auf Facebook würde ich mich dabei auch über Versionen verfolgt hat, der wird sicherlich in anderen Sprachen, mit "Rage People" schon auf das eine oder andere Video von DJ NONNENMACHER habe ich schon mal selber eine englische aufmerksam geworden sein. In Fassung als Beispiel aufgenommen. Die seiner Musik verarbeitet er Bilder der Original-Videos gibt es auf tagesaktuelle, politische Facebook (wo sämtliche Links zu finden Ereignisse - mal anklagend, mal sind), falls wer Lust hat, auch ein Remixsatirisch. Aber immer provokant. Video zu machen, und ein erstes Ergebnis Im folgenden Interview lest Ihr hat diese Remix-Aktion auch schon, mehr über die Beweggründe nämlich das "Scheissen Remix" von DJ hinter dem Projekt. U.L.F.F., das sich zwar nicht weit vom Original entfernt, aber manchmal liegt die Würze im Detail. Herzlich willkommen im Dark Feather Magazin. Magst Du Dich den Lesern selbst vorstellen? Und, wer steckt Wie entstand die Idee, deutschsprachige eigentlich hinter dem Synonym "DJ Songs mit satirisch-politischen Texten Nonnenmacher"? aufzunehmen? 47

Das war eine Eingebung, als ich letztes Jahr zu Weihnachten von der Vier-MillionenAbfindung für den HSH-NordbankBanker Dirk Jens Nonnenmacher hörte. Eigentlich wollte ich nur ganz weihnachtlich in der Kirche "Stille Nacht, Heilige Nacht" singen, und auf einmal ging es in der Predigt um diese unglaubliche Abfindung, von der der Pastor meinte, dass sie zwar vielleicht rechtlich gesehen in Ordnung, aber moralisch verwerflich sei. Und seitdem verstehe ich, was "Blues Brothers"-Regisseur John Landis mit der Szene meinte, in der Jake das Licht sieht. Auf dem Nachhauseweg habe ich dann nicht mehr "Stille Nacht" gesungen, sondern "Vier Millionen". Aber so satirisch sind die Texte gar nicht unbedingt gemeint - wenn sie so rüberkommen, kann das auch gut mit dem Zeitgeist zusammenhängen. "Wutbürger" hat vielleicht einen grimmigen Humor, aber Satire hatte ich nicht im Sinn.

Deine Texte, wie der zu "Gorch Fock" oder "LübEHEC", sind zum Teil sehr provokant geschrieben. Als ob Du vor allem einfach auch Deine Wut über die Berichterstattungen in den Medien zum Ausdruck bringen willst. Ja, da magst Du recht haben. Ich schalte den Fernseher in erster Linie für die Nachrichten ein, aber die gedankenlose Oberflächlichkeit und naive Kritiklosigkeit, mit der die Redaktionen mitunter zu Werke gehen, ist doch sehr bedenklich. Das gilt für andere Medien natürlich auch. Über die Gorch Fock wurde ja teilweise berichtet, als ob die Kadetten sich wundern würden, dass sie sich als Soldaten verdingt haben und dann plötzlich völlig überraschend gedrillt werden - nach dem Motto "aha, jetzt bin ich also im Krieg, aber was ist das denn, hier wird ja scharf geschossen". Man informiert sich doch über seinen zukünftigen Beruf, bevor man ihn ergreift. Bei "LübEHEC" sind natürlich auch noch die Lebensmittelindustrie und ihre Machenschaften ein wichtiger Aspekt. Der mag allerdings in der Version 6.6.11 ein


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wenig zu kurz gekommen sein, aber das ist nun mal das Problem, wenn man auf tagespolitisches Geschehen mit einem Song samt Video antworten will - es muss alles sehr schnell gehen. Inzwischen ist der Text etwas facettenreicher geworden. Ich muss nur noch die Zeit finden, das mal aufzunehmen.

den Texten gefragt wird, und nicht mehr nach der Musik... Du hattest mal auf Facebook geschrieben, dass Du von meinen "Vier Millionen" einen ganzen Vormittag über 'nen fiesen Ohrwurm hattest, obwohl das normalerweise überhaupt nicht Deine Richtung ist, sondern viel zu elektronisch für Deine Verhältnisse. Diesbezüglich hast Du z. B. noch gar keine Frage gestellt. Sonst hätte ich dir antworten können, dass Würdest Du Dir wünschen, dass sich das vielleicht damit zusammenhängen mehr Musiker politisch bzw. überhaupt könnte, dass ich auch gitarrenorientierte gesellschaftskritisch äußern würden? Bands wie Killing Joke, die ja auch teilweise Gerade im EBM/Electro Bereich fällt mir politische emen anpacken, sehr da spontan niemand ein, der diese inspirierend finde, und dass ich deswegen emen in der Musik aufgreift. Aber die Synthesizer auch gerne mal wie auch allgemein scheint das ema Politik Gitarren einsetze. in der Musik der "schwarzen Szene" eher unbeliebt zu sein. Was denkst Du, an was könnte das liegen?

Tagesgeschehen reagieren. Also lag es nahe, an den Keyboards sämtliche Register zu ziehen, und zwar mit tanzbaren Rhythmen und knackigen Melodien - die Musik soll ja auch Spaß machen.

Ich finde die Melodien bei Deinen Songs in der Tat sehr gut. Deswegen finde ich es schade, dass Deine Songs sehr häufig nur 2 1/2 Minuten gehen. Ich denke, eine längere Laufzeit würde viele Songs, wie eben "Gorch Fock" oder "Fukushima heute", noch einmal um einiges aufwerten.

Das ist das Problem mit dem Zeitdruck, wenn man auf das Tagesgeschehen reagieren will. Je übersichtlicher man das Ganze hält, desto schneller sind Song und Video fertig. Bei Stimmt, es gibt da "Fukushima heute" hat nur sporadisch Songs, mich die Realität sogar die sich mit schon beim Aufnehmen politischen Inhalten überholt: Eigentlich beschäftigen. Mir sollte eine Zeile heißen fallen Nine Inch "weil Atomstrom Nails ein zum alternativlos ist", und Beispiel, oder dazu sollte dann Depeche Mode, nochmal das Human League, "Alternativlos"-Sample OMD und vielleicht von der Bundeskanzlerin noch Rammstein. kommen. Ich hatte den Das könnte daran Gesang gerade liegen, dass wir die aufgenommen und Ellbogengesellschaft bastelte mit dem Sample so sehr verinnerlicht rum, da kam in den haben - Songs über Nachrichten die das Miteinander von Geschichte von dem zwei Menschen, über Moratorium. Da konnte private ich die Sache mit dem Liebesbeziehungen "alternativlos" natürlich also, gibt es jede gleich wieder vergessen. Menge, aber über das Und Du hast Recht, Miteinander aller keine 24 Stunden, Menschen kaum. Das nachdem ich "Fukushima Schön, dass Du die musikalische Seite gilt auch für Musiker: Wenn viele Bands heute" dann auf Youtube hochgeladen ansprichst. Wie kam es zu der aufeinandertreffen und es sich nicht um ein Entscheidung, die Texte in tanzbare hatte, hab ich eine Version gebastelt, die Festival handelt, dann spricht man ganz tatsächlich länger ist. Aber die kommt dann EBM-Songs zu verpacken? selbstverständlich von "Band Battle", einer bei Gelegenheit, das Atomproblem ist ja Band-Schlacht. Oder es könnte daran Die Instrumente, die ich spielen kann, sind noch nicht aus der Welt. Und ich glaube, liegen, dass Politik nicht unbedingt zu den Keyboards und Bassgitarre. Mit dem E-Bass seitdem befinde ich mich auf dem Weg der Dingen gezählt wird, die Spaß machen, was alleine kommt man nicht weit, und eine Besserung: Seit Juni sind ja alle man ja mit Musik im allgemeinen eher hochgeladenen Videos um die vier Band sollte es nicht werden, denn je mehr verbindet. Oder vielleicht auch daran, dass Leute beteiligt sind, desto länger dauert es, Minuten lang. politische Texte dazu führen, dass man als bis ein Song fertig ist - und dann kann man Musiker im Interview dann nur noch nach nicht mehr zügig auf das politische 48


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Neben Deiner eigenen Stimme, arbeitest Du auch gern mit Samples. Was ist die Intention dahinter? Den Politikern auf`s Maul zu schauen. Man vergisst viel zu schnell, was die den lieben langen Tag so reden. Im Fall von "Ich find das gutt" war es doch sehr schön, den Song mit dem "Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat"Sample eine Woche später wieder anzuhören, nachdem Guttenberg dann schließlich seinen Rücktritt erklärt hatte.

Kannst Du einen Einblick geben wie ein Song bei Dir entsteht? Die bereits erwähnte Tagesaktualität, die den Songs zu Grunde liegt, lässt mich darauf schließen, dass es Dir sehr leicht fällt, zu komponieren und die Melodien dann mit den Texten in Einklang zu bringen. Ja, ich hab` immer das Gefühl, wenn so eine Textzeile erstmal da ist, will die auf eine bestimmte Weise gesungen werden, vom Rhythmischen her, aber auch von der Melodie. Diese grundlegende Melodie unterlege ich mit einem Drum-Rhythmus und dann wird drumherum programmiert, was der Song sonst noch so braucht. Das ist die Phase, wo ich alle möglichen Sounds und Melodieschnipsel ausprobiere, bis die instrumentale Seite des Tracks fertig ist. Und wenn ich dann den Gesang tatsächlich aufnehme, stell ich immer wieder fest, dass die Melodie, mit der alles angefangen hatte, viel besser in den Keyboards aufgehoben ist und der Gesang selber eigentlich gradliniger gehört, damit es rockt.

Vorhin hast Du Deine Affinität für Rockmusik erwähnt. Könntest Du Dir vorstellen, in Zukunft auch rockige Elemente Deiner Musik hinzuzufügen? Rhythmus und Keyboards kommen in der Rockmusik vor, Gesang auch - reicht das noch nicht an rockigen Elementen? Okay, Du willst wahrscheinlich auf die Gitarren hinaus, nehme ich an. Also ich finde ja, dass die Nonnenmacher-Songs auch ohne Gitarren ganz gut knallen. Aber ich hab` tatsächlich schon mal drüber nachgedacht, wie es mit Gitarren wäre - die müsst ich halt nur noch spielen lernen, oder jemanden finden, der dann auch Zeit hat,

wenn mal wieder ein Song ganz schnell online gehen soll.

über 20 Jahren kaum noch nennenswert vom Demonstrationsrecht Gebrauch gemacht wird, das wundert mich auch. Es scheint uns in Deutschland wohl noch gut Bisher hast Du Deine Songs auf YouTube genug zu gehen. Oder warum geht hier hochgeladen. Wird es in absehbarer Zeit niemand für sein gutes Recht auf die eine Veröffentlichung geben? Oder Straße? In Ländern wie Griechenland, findest Du YouTube als Spanien, Ägypten, Syrien und selbst in den Veröffentlichungsplattform mit kurzen USA sieht es in der Hinsicht ja durchaus Videos ganz passend? anders aus. Aber mal sehen, was die Occupy-Wall-Street-Bewegung erreicht, Wir leben in einer multimedialen Zeit, vielleicht schwappt davon ja auch was zu daher finde ich es passend, nicht nur die uns rüber. Es wäre an der Zeit, dass auch Musik, sondern auch gleich ein Video hierzulande die 99% Prozent der mitzuliefern. Außerdem sind meine Videos Bevölkerung damit aufhören, die Gier und ja so gestaltet, dass sie den Text noch Korruption von dem 1% hinzunehmen. einmal zum Mitlesen bieten, um Was das gefährliche Desinteresse an Politik Missverständnisse auszuschalten, die beim betrifft, stimme ich Dir zu: Dass nämlich reinen Hören vielleicht entstehen könnten, das, was die Politiker so treiben, jeden wenn der Gesang noch durch Verzerrer und einzelnen direkt angeht. Spätestens, wenn Vocoder bearbeitet wird. Aber es ist ja nicht der Euro richtig am Boden liegt, wird das so, dass ich meine Songs nur auf Youtube wohl auch jeder einzelne merken. Wobei in`s Netz stellen würde: Auf ich mir wünschen würde, dass das mit dem www.soundcloud.com/djnonnenmacher Merken schon früher geschieht. Dass die habe ich fünf mp3s zum freien Download Regierten den Regierenden sehr genau auf eingestellt, die zusammen mit dem Cover, die Finger schauen sollten und bei Bedarf das es unter www.pic-upload.de/ auch auf die Finger hauen sollten, hat die view-11633108/ Geschichte oft genug gezeigt. COVERnonnenmacher.jpg.html runterzuladen gibt, die erste Nonnenmacher-EP ergeben. Einfach Was sind Deine Ziele, was das Projekt downloaden, Songs auf CD brennen, "DJ Nonnenmacher" betrifft? Cover ausdrucken und ausschneiden, und alles zusammen in eine CD-Hülle stecken. Die Weltherrschaft natürlich. Nein, im Das finde ich in Zeiten des Internet Ernst: Wenn Menschen die Musik und durchaus eine sinnvolle Form der dazu tanzen mögen und durch die Texte ein Veröffentlichung. bisschen zum Nachdenken und vielleicht sogar zum Handeln angeregt werden, dann wäre das schon eine Menge. Wie ist Deine allgemeine Haltung zum Politikinteresse der deutschen Gesellschaft? Ich denke, dass es Vielen Dank für das Interview. Dir gefährlich ist, dass sich viele Menschen gehören die letzten Worte… nicht mehr dafür interessieren, was in der Politik getrieben wird. Immerhin Oh, danke. Aber wenn sie mir gehören, betreffen die Entscheidungen ja jeden dann behalt ich sie gerne noch ein einzelnen Menschen. Was würdest Du bisschen. Für den nächsten Song... Dir wünschen, wie sollten die Menschen die Politik wahrnehmen? In einigen Deiner Songs sprichst Du ja auch davon Axel Meßinger "auf der Hut" zu sein. Ich finde es sehr bedenklich, dass in Deutschland nur noch zwei Drittel der Menschen zur Wahl gehen. Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten, auf diesem Weg etwas zu verändern, wie sich mit der Piraten-Partei in Berlin gezeigt hat. Und dass seit den Montagsdemonstrationen vor 49

visit:

www.facebook.com/ djnonnenmacher


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Vergeblich Der Tag rinnt hinfort, rieselt durch meine H채nde Gestorben dieser Ort F체r heute - doch was dann ? Was bleibt ist die Erinnerung Zum Himmel ich sie sende Vergraben in dem Dunkel und (!) ... nichtig wird das Wann Staub unter meinen N채geln Reste dieser Zeit Verlacht die starren Regeln Die Seele ? - K체hlt sich warm Ich versuch` die Nacht zu fangen Mich reizt ihr schwarzes Kleid - doch bin in ihr vergangen, wie der Fisch in meinem Arm

Holger Warschkow

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Der Mensch muß

Die

Bremer

Schwarzmetaller von GALSKAP haben zum Jahreswechsel 2010/11 ihr 2. Album, Kleriker des Wahnsinns, digital veröffentlicht und im Juni 2011 das Werk im Digipack released. Gründer und Mastermind der Band, Grimmschlag, stand dem Dark Feather im Interview Rede und Antwort. Hallo Grimmschlag, 2003 hast Du in Bremen Galskap als Black Metal-Band gegründet. Welche Bedeutung hat der Name "Galskap"? Entstammt der Begriff evtl. dem Mazedonischen, Deiner Heimat? Grimmschlag: Moin Stefan, nicht ganz. GALSKAP ist ein norwegisches Wort und bedeutet soviel wie Wahnsinn, Wut(anfall), Rage, Zorn. Primär wird es aber mit Wahnsinn übersetzt. Das Line-Up hat sich seit den Aufnahmen zu "Kleriker des Wahnsinns" - bis auf Deine Person natürlich komplett geändert. Wer sind die neuen Bandmitglieder und welche Aufgabe kommt Sarissa zu, die auch auf dem Promofoto zu sehen ist? Grimmschlag: Eigentlich hat sich das Line-Up nicht viel gändert: weiterhin sind Valnir (Git), Astro (Bass) und Blastphemer (Drums) dabei. Jedoch ist Fatal raus und damit der Komponist vom Album. Er war es auch, der komplett alle Instrumente eingespielt hat (Git, Bass). Nur für das

auf Hilfe

überwunden werden!

Schlagzeug wurde die professionelle von Blastphemer gesetzt.

Wenn

ich mir "Kleriker des Wahnsinns", Euer zweites Album, anhöre, stelle ich fest, dass das sicher kein Black Metal für Puristen oder Traditionalisten ist, den Ihr da spielt. Gibt es Bands, die Dich/Euch maßgeblich bei der Stilfindung beeinflußt haben, Dich vielleicht überhaupt erst zum Black Metal gebracht haben?

Nach eigener Aussage, befaßt sich Kleriker des Wahnsinns thematisch "mit dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn, der grässlichen Visage der Menschheit". Wie offenbart sich diese "grässliche Visage", was ist für Dich/Euch das Grässliche am Menschen?

Grimmschlag: Von DEM schmalen Grat. Der Grat auf dem wir alle Menschen versuchen zu wandern. Links und rechts, begleitet von den Extremen in die wir fallen, ob wegen Gott, Macht, Geld, Politik, Überzeugung oder Triebe. Die hässliche Fratze der Menschheit offenbart sich z.B. darin, wie die meisten von uns ihre Verantwortung von sich geben und irgendetwas Übergeordnetem blind Fatal: Also musikalisch gesehen gab es hinterherlaufen. Wiederfinden wirst du sie kaum bewusste Einflüsse aus dem Black auch in Gutmenschen, Habgier, Wolllust, Metal, ein paar düstere Stimmungen von Neid, Hochmut, Dummheit, Doppelmoral Dissection und vielleicht ein Prise Nagelfar; oder Fanatismus. Aber richtig hässlich wird letztendlich sollte es aber doch ein sehr diese Fratze in der Bequemlichkeit, Faulheit eigenwilliges, vielseitiges und originales oder Trägheit, denn obwohl viele wissen, Werk werden, ohne eine kalte dass etwas nicht stimmt, passiert nichts um Grundstimmung missen zu lassen. Generell es zu ändern. Der Mensch muss fällt mir auf, dass mein Gitarrenspiel sogar überwunden werden! eher von Blues Rock und/oder Death Metal geprägt ist, was ich privat auch sehr viel Das o.g. Zitat drückt eine sehr öfter höre als Black Metal. misanthropische Weltsicht aus. Wo setzt Ist der Black Metal auch eine Lebenseinstellung für Dich/ Euch oder gibt es eine strikte Trennung zwischen Musik und Alltag? Grimmschlag: Für mich ist Black Metal mehr als „nur“ Musik! Dabei nimmt Musik an sich schon einen so großen Stellenwert in meinem Leben ein, dass ich es mir nicht vorstellen kann, Musik und mein Leben zu trennen. Jedoch laufe ich nicht uniformiert nach irgendwelchen Genre-Konfessionen rum! 51

Eure Kritik an der Menschheit an? Gibt es eine Botschaft, die Galskap in ihren Texten propagieren und mit ihrer Musik transportieren (wollen)? Grimmschlag: Auch wenn mir das niemand nach der letzten Aussage glaubt, bin ich kein Pessimist, sondern Realist. Aus dem Grund sehe ich keine Zukunft für die aktuelle Menschheit, die sich als Krönung der Schöpfung sieht. Ich versuche lediglich Andeutungen zu machen und jeder soll daraus Schlüsse ziehen wie er mag bzw. wie er in der Lage ist sie zu verstehen. Die


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damals noch im März geplante Tour mit Samsas Traum als Support spielen, jedoch wurde diese auf September 2011 verschoben. Aus zeitlich Gründen war es nicht möglich, Samsas Traum jetzt im Herbst zu begleiten. Ich persönlich finde die a.Ura und das Schnecken.Haus Scheibe bleib Alex sein Magnum Opus. Bin jedoch gespannt was noch so kommen wird. Im nächsten Jahr sind wir übrigens auf dem WGT vertreten.

Leute sollen einfach wacher werden und mehr nachdenken.

Grimmschlag: Auf jeden Fall! Musikalisch sowie textlich wächst Galskap an sich selbst und versucht beim nächstes Mal, es besser Bei einem Titel wie "451 Grad zu machen. Manifest der Verdammnis war Fahrenheit" drängt sich natürlich die noch etwas globaler und abstrakter von den Assoziation zu Bradbury`s Texten. Beim Kleriker des Wahnsinns gleichnamigem, dystopischen Roman aus Album wird der Hörer direkter den 50er Jahren auf wie auch zu dessen angesprochen. Man kann sich auch eher Verfilmung und ebenso zu mit den Akteure identifizieren bzw. erkennt "Equilibrium", einem Film mit starker seinen Mitmenschen in ihnen, das Album thematischer Anlehnung. Selbständiges ist persönlich für den Hörer. Ich wiederum Denken wie auch Emotionen sind in den gebe auch mehr über mich und meine beschriebenen Gesellschaftssystemen Umwelt Preis als beim Debütalbum. tabu. Welche Intention liegt Eurem Song Fatal: Naja, da mit der Band abgemacht zugrunde? Eine Warnung? war, dass ich bei KdW alles bis auf die Drums einzocke, hatte ich auch mehr Grimmschlag: Wissen ist die letzte Bastion Freiraum zum experimentieren. Das habe um unseren Untergang abzuwenden. ich hier und da auch ganz gut ausgenutzt, Wissen kann so ziemlich alles im Keim denke ich. Zu den Texten kann ich nichts ersticken. Aber das ganze Wissen der sagen, das ist allein die Welt von Menschheit ist nichts wert, solange es Grimmschlag. Menschen nicht verstehen und anwenden. Schon gar nicht, wenn ein paar Idioten das Live habt Ihr ebenfalls schon einiges an Leben vieler lenken und für die Masse Erfahrungen gesammelt. Geplant war entscheiden. auch, dass Galskap Samsas Traum bei ihrer letzten Tour supporten. Gibt es eine Wie siehst Du die Entwicklung von Beziehung zu Kaschtes Projekten, seiner Galskap vom 2008er Debut Manifest der Art von Musik? Verdammnis zu Kleriker des Wahnsinns? Gibt es Veränderungen sowohl in Grimmschlag: Alex und ich sind schon seit musikalischer wie auch textlicher längerem befreundet, dies kam über seine Hinsicht? Ex-Mitstreiter Dan und Michael, meinen Cousin, zustande. Wir sollten zuerst die 52

Der Sonic Seducer hat Galskap in der Ausgabe 07/08-2011 in seiner "Talent Corner" vorgestellt. Hat eine solche Vorstellung eigentlich Auswirkungen auf die Download-Zahlen Eurer Songs, die Zugriffe auf Eure Internet-Präsenz? Grimmschlag: Bestimmt, müsste ich mal den Administrator fragen der sich damit befassen sollte. Fatal: Bis die Zahlen beim Künstler ankommen vergeht mitunter richtig viel Zeit, schwer also einen direkten Bezug zwischen Download-Zahlen und irgendwelchen Beiträgen über Galskap zu ziehen. Was waren denn Deine bisher positivsten und schrägsten, was Deine schlechtesten Erlebnisse in der Musikwelt? Grimmschlag: Papenburg Jan. 2004 unser dritter Gig. Norddeutschland wurde damals vom Wetter überrascht und die Straßen waren weis sowie glatt. Jedenfalls sind wir nach einer langen Rutschparty endlich in Papenburg angekommen, aber konnten den Club nicht finden. Also hielten wir an einer Haltestelle an um mit dem Veranstalter zu telefonieren. Als ich anrief sah ich ein Poster vom Gig und merkte, dass wir vor einer Std. auf der Bühne sein hätten müssen. Am Ende


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durften wir vor einer Person spielen, denn the show must go on oder?...

Hitze im Gig-Zelt und das Corpsepaint verlief recht fix, aber die ca. 500 Leute vor der Bühne wurden, nicht zuletzt durch die Bad Segeberg März 2006 war für Galskap Aushilfe von unserm Kumpel Blastphemer das längste Wochenende. Freitag Abend auf an den Drums, zum Mitmoshen oder einem Festival gespielt und Sonntag erst Kopfnicken „gezwungen“. Inklusive aller zurück gefahren, nach einer sehr sehr Zweifler. langen Party. Über Negativerfahrungen kann ich nach 14-15 Jahren Bandleben inzwischen auch Fatal: Also ich fand den Gig auf dem Dong schon Buchbände schreiben, aber das Open Air 2007 ziemlich gut. Ich kannte Wetter ist einfach grad zu gut, um sich dort sehr viele Leute (auch vom Orgaüber sowas aufzuregen. Es ist mir eh nur Team), es war alles top organisiert und lief wichtig, rückblickend immer sagen zu größtenteils sogar geplanter als auf einem können, dass man selber die Dinge richtig Wacken ab. Es war zwar eine brütende

angegangen ist. Wenn sich andere als Arschlöcher outen wollen, bitte. Herzlichen Dank für dieses Interview! Die letzten Worte gehören dem Künstler: Stay black!

Stefan Bellack

visit: www.galskap.de

GALSKAP “Kleriker des Wahnsinns” Am 31.12.10 veröffentlichte die Bremer Band Galskap ihren 2. Longplayer, Kleriker des Wahnsinns, als digitales Album. Die Hardcopy schoben sie im Juni 2011 im Digipack nach. 9 wuchtige Tracks, die ihre Black Metal-Wurzeln nicht leugnen, aber im Rahmen von Weiterentwicklung und Diversifikation, Elemente von Death-, Trash- und Heavy Metal integriert haben. "Katharsis 3331" zeigt gleich, dass hier kein Hardcore Black Metal gespielt wird. Das ruhige, Klassik orientierte Intro mit Keyboard und Streichern, schwingt sich auf zu düsterem, harten und schneidenden Gitarrensound. Ungewöhnlich Grimmschlags fast geflüsterter Klargesang. Melodiöse Parts wechseln sich ab mit wüstem Geprügele auf den Drumfellen, dazwischen Einsprengsel von Tastenklängen, Growls und plötzlich das Aufflackern einer weiblichen Singstimme. Einschmeichelnd und aggressiv, so polarisierend gestaltet sich der Auftakt. "Es" überzeugt durch die Rhythmusfiguren der Leadgitarre und Grimmschlags deutliche Lyrics mit ihrer Personifizierung des Unbewußten. Wenn Lautstärke und Aggressivität der Musik langsam einschmelzen, setzt Anne Bredows herrlicher Sopran ein, der den Hörer davonträgt und dem Song neue Tiefe und Wertigkeit verleiht. "Senki" beginnt mit ein paar Soundsamples, wird dann richtig punkig und lädt förmlich zum moshen ein. Die Bedeutung des Ausdrucks "Senki" habe ich nachgeschlagen: Ein Begriff aus der Welt der Martial Arts, eine Verbindung zwischen Tradition und Moderne. "451 Grad Fahrenheit": Wer denkt bei diesem Titel nicht sofort an Ray Bradbury`s berühmten, dystopischen Roman? Grimmschlag schreit die Worte von Feuer und Tod hinaus. Die Band liefert den Soundtrack zum Untergang. Die Apokalypse scheint nah und unaufhaltsam. "Gottverreckte Strassen Bremens": Ein provokanter Titel und bestimmt keine Hommage an die Hansestadt. Fatal`s Death- und Heavy Metal lastiger Track über einen Obdachlosen, der mit dem Leben abgeschlossen hat. "Und Sarissa weinte...": Die differenziert eingesetzten Gitarrenriffs, Anne Bredows Engelsgesang und das akzentuierte Schlagzeug bestimmen diesen melancholischen Song, der gänzlich ohne Worte auskommt. "Hexenschuss": Bei diesem 7. Track des Albums wird`s deftig. Grimmschlag singt von Lust, Leid und Hörigkeit. Die Gitarre fräst sich in`s Gehör, seziert die Organe. "Forge The Throne": Wie auch der Folgesong in englischer Sprache. Fast romantisch das Intro, dann jedoch brachial vorwärts treibend, von Death- zu Black Metal wechselnd und besänftigend ausklingend. "Age Of Storms" ist ein vielschichtiger Song, der von Thrash bis Black so einige Stile des Metal abdeckt. Hinzu kommen symphonische Elemente und Grimmschlags Gekeife würde selbst Shagrath zu Ehre gereichen. Kleriker des Wahnsinns ist ein spannendes, komplexes Album, das auf mehreren Ebenen der Wahrnehmung funktioniert. Die teils überlangen Titel zeigen eindrucksvoll ein intelligentes Songwriting sowie eine versierte Beherrschung des Instrumentariums durch die Band. Eine klare Empfehlung für Fans der dunklen und harten Töne, jenseits von Monotonie und Altbekanntem. Stefan Bellack

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Quergedacht den Zusammenhang wird interessanterweise häufiger behauptet: "Ich kenne die Menschen in Bangladesch, in Afghanistan und im Iran nicht. Wie kann ich dann um diese trauern?" Aber bei prominenten Persönlichkeiten, welche in der Öffentlichkeit eine Maske aufsetzen, soll dies auf einmal möglich sein? Dass man Trauer wie zu einem Familienmitglied empfindet? Ich finde das ein wenig seltsam, um es mal so auszudrücken. Vielleicht ist diese Trauer aber auch gar nicht echt, sondern von den Medien Na, wer von Euch hat am 5. Oktober 2011 einen kleinen Schock bekommen? Schätzt Euch vorgegeben? Vor dem 25. Juni 2009 hätten nur glücklich, denn an diesem Tag schied für viele wenige zugegeben, die Musik von Michael Jackson zu hören. Nach diesem Tag war das Menschen der personifizierte Messias aus dem anders. Die Medien haben ja auch tagelang Leben. Ich persönlich warte ja noch auf die Auferstehung. Aber bis es soweit ist, schreibe ich darüber berichtet, einen gigantischen Hype aufgebaut. Wenn diese Hypes aber als Trauer diese Zeilen hier. Als Steve Jobs am 5. Oktober verstarb, verfiel scheinbar das komplette Internet aufgefasst werden, dann stimmt mich das sehr in tiefe Trauer. Dass Steve Jobs wahrgenommen nachdenklich. wurde, als sei er ein Teil der Familie gewesen, ist Denn der Tod selbst, das Sterben sowie das Leid schon verwundernd. Was ich damit meine? für die Hinterbliebenen, ist in der Gesellschaft Nun, ich bemühte mich am 5. Oktober in den diversen Diskussionsforen wo ich unterwegs bin, immer noch ein großes Tabuthema. Scharen von Fans pilgern zwar zu Beisetzungen von Sportlern um ein etwas differenziertes Bild dieser Person, der sich selbst auch gern als iGod inszenierte (in wie Robert Enke. Aber: was ist, wenn jemand aus der eigenen Familie, dem Freundeskreis oder diesem Zusammenhang lege ich Euch ein Bericht des NDR Medienmagazins "ZAPP" ans allgemein dem nahen Umfeld stirbt? Dann ist das Mitgefühl komischerweise nicht mehr all zu Herz: http://youtu.be/Fk8ew2iyPOo). So wies groß. Einer Freundin ging es einmal so (wer sich ich auf diverse Geschäftsgebaren mit dem jetzt wundert: ja ich darf diese sehr persönliche taiwanesischen Computerhersteller Foxconn hin. Apple lässt bekanntermaßen ihre Produkte Geschichte in diesem Rahmen kurz wiedergeben, zumal ja auch keine Namen dort fertigen und wer sich ein wenig die genannt werden): ihr Freund starb an einem Schlagzeilen dieser Firma zu Gemüte führen Autounfall. Er trank vorher ein wenig über den möchte, kann dies u.a. hier tun: http:// Durst und kam anschließend mit dem Auto ins www.spiegel.de/thema/foxconn Schlittern. Das war ein großer Schock für sie. Diese Vorwürfe sind für jeden einfach nachzurecherchieren. Nun habe ich genau diese "Selbst schuld!" tönte es von einige Seiten ihres Umfelds oder auch abgedroschene Standardsätze Meldungen auch am besagten 5. Oktober in diversen Foren gepostet. Denn gerade wenn eine wie " Das wird schon wieder, blick nach vorn!" prominente Person stirbt, sollte man schon auch Den Vogel schoss ihr Arbeitgeber ab, der natürlich überhaupt kein Verständnis zeigte. Sie eine gewisse Neutralität bewahren. Diese musste bei der Beerdigung ihres Freundes Neutralität konnte ich nur wenig beobachten, Urlaub nehmen. Ansonsten hatte sie zu vielmehr schlug mir eine Welle der Empörung funktionieren und nur nicht krank zu machen, entgegen. Die krasseste Äußerung war: "Wir das hatte ihr Chef ihr unverblümt zu verstehen trauern hier und Du schreibst solche dreisten gegeben. Dies ist kein Einzelfall. Durch meine Lügen (!). Kommen wir zur Beerdigung deiner ehrenamtliche Tätigkeit im Sozialbereich, Oma und streuen Gerüchte über sie?" Schon bekomme ich regelmäßig solche und ähnliche krass, oder? Da wird der Tod eines nahen Geschichten mit. Familienmitglieds auf einer Ebene gestellt, mit Und da frage ich mich schon, wo da eigentlich dem Tod einer prominenten Persönlichkeit. der Unterschied zwischen einem Prominenten Dabei kannten die Menschen die Person hinter und einen, in Anführungsstrichen, "normalsterblichen Menschen" besteht. Medial dem Medienbild Steve Jobs doch gar nicht. In 54

Der Umgang mit dem iHeaven wird häufig so etwas wie Kollektivtrauer verordnet, aber im privaten Bereich darf man keine Emotionen zeigen? Nicht einfach mal für ein paar Monate aus dem System aussteigen und diesen persönlichen Verlust, auch mit psychologischer Hilfe, versuchen zu überwinden ohne gleich als schwach zu gelten? Versteht mich nicht falsch. Wenn eine prominente Person stirbt, dann soll es durchaus erlaubt, sein Respekt zu bekunden und auch in Erinnerungen zu schwelgen. Als Vicco von Bülow vor ein paar Wochen starb, habe ich am Abend die Loriot-Komplettbox aus dem DVDRegal geholt und ein paar seiner alten Sendungen geschaut. Als Erinnerung, auch weil mich sein Humor in meiner Jugend sehr geprägt hat. Aber ich kam nicht auf die Idee, dieselbe Trauer zu empfinden, wie ich sie für Menschen aus meinem Umfeld empfinden würde, sollten diese einmal sterben (was hoffentlich noch ganz lange dauern wird). Auch sei es den Mac-Usern unter Euch gegönnt, Respekt gegenüber Steve Jobs zu zeigen. Auch dieses Magazin entsteht an einem Mac. Und ich habe kein Problem damit zu sagen, dass Apple gerade in den 80ern einige Ideen, wie die Maus als Eingabegerät oder ein grafisches Interface, zum Standard etabliert hat. Es geht mir hier nicht darum, das Erbe in der Computerwelt zu schmälern. Ich finde es einfach nur schade, dass unter vielen Menschen die Prioritäten so durcheinander geraten sind. Denn: jeder Mensch, der stirbt, hinterlässt bei seinen Verwandten und Freunden eine große Lücke. Prominente und eben auch NichtProminente. Ich wünsche mir, dass mehr den Menschen in der näheren Umgebung bei der Überwindung der Trauer geholfen wird, statt stilisierten Medienbildern hinterherzujauchzen und dass die Menschen nicht auf diese Instrumentalisierung des Sterbens reagieren.

Wie steht ihr zu diesen Gedanken? Denkt ihr auch, dass bei dem Umgang mit dem Tod einiges im Argen liegt? Ich freue mich auf Rückmeldungen unter Anchantia@gmx.de (bitte diese Adresse verwenden und NICHT die Redaktionsadresse - da dieser Text meine eigene Ansicht widerspiegelt) Axel Meßinger


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Hörer von Leipzigs freiem Sender "Radio Blau" dürfte Moderator KUNO längst ein Begriff sein. Seit vielen Jahren lässt er, unter anderem mit seiner sonntäglichen Sendung "Nightfalls", vor allem die Metalanhängerschaft die Ohren spitzen. Nicht selten präsentiert er ebenfalls neue und altbekannte Perlen aus dem Undergound. Wie kürzlich eine Sendung, in der er mit LEVIATHAN eine Band interviewte, die wir zu Anfang des Jahres in unserem Zine vorgestellt haben. Die Bonner Melodic Deather haben mittlerweile nun ihr erstes full-length-album „Beyond The Gates of Imagination“ veröffentlicht und darum ging es in der Sendung. Im Folgendem bieten wir Euch somit also ein Novum - oder besser gesagt gleich zwei an der Zahl. Denn zum ersten Mal haben wir mit Kuno einen Gastautor am Start und zum zweiten gibt es das interessante Interview für alle, die die Sendung nicht verfolgen konnten, hier im Dark Feather nun auch in gedruckter Form. Here we go... „Hallo Tobi! Hallo Kuno! Ihr habt euer Debut, "Beyond e Gates Of Imagination, Pt. 1", über Bret Hart Records veröffentlicht. Die musikalische Basis ist melodischer Death Metal, man findet aber genauso Pagan Metal und Folk (Metal). Andere Sachen erinnern mich an Techno rash wie VEKTOR oder ganz alte MEKONG DELTA, die orchestralen Passagen gar an BLIND GUARDIAN oder ORDEN OGAN. Wie habt Ihr es als junge Band geschafft, diese Breite auf Platte zu verewigen? Das ist hauptsächlich unseren Einflüssen geschuldet. Wir sind musikalisch sehr offen und mögen auch alles, was auf dieser Platte zu hören ist. Wir kommen alle aus dem klassischen Melodic Death, Bands wie IN FLAMES, CHILDREN OF BODOM und so, wollten aber, um uns abzuheben, alles an Einflüssen zulassen, was zum Album passt. Im Endeffekt ist "Beyond e Gates Of Imagination, Pt. 1" ein Konzeptalbum und um alles zu unterstützen, die Story und die Songs und so, braucht man diese Bandbreite an Einflüssen. Man hat sonst nicht diese Atmosphäre, die zum Beispiel ein Orchester verbreiten kann oder das Epische, das Majestätische eines PaganSongs. Habt ihr nicht manchmal auch Angst, dass Ihr, gerade als Newcomer, die Hörer überfordern könntet? Wir haben ja schon die Debüt-EP veröffentlicht und die war noch klassischer Melodic Death, wo wir nur leicht unsere Einflüsse eingebracht haben. Als wir jetzt ins Studio gingen, hatten wir schon ein

etwas Angst. Wir wussten, dass die neue Platte schwer polarisieren würde. Jemand, der hingeht und aus dem klassischen Death Metal kommt und der kriegt dann spontan Pagan oder Folk mit, kann das unter Umständen nicht leiden. Aber wir hatten halt irgendwie das Gefühl, dass wir uns deswegen nicht das, was wir mit der Musik erreichen wollen, aus diesem Grund verbauen sollten, nur um dann zu gucken, find ich damit `nen Hörer, stoß ich damit den oder den vor dem Kopf. Das war uns zu einfach. Deshalb haben wir uns entschieden, wirklich einfach alles mit reinzupacken, wo wir das Gefühl hatten, dass es richtig wäre. Wenn man die Platte 55

einmal hört, fällt man wahrscheinlich auch vom Stuhl und weiß noch gar nichts damit anzufangen. Ich glaube, es dauert zwei oder drei Durchläufe, bis man sich zurechtgefunden hat. Tobi, hinter "Beyond e Gates Of Imagination" steckt ein Konzept. Handelt das erste Kapitel "Conduct" von der Menschheit als solche? Beschreibt das erste Lied "Beneath A Blackened Sky" die Zerstörung der Lebensgrundlagen und danach "Where Light And Death Unite" die Zerstörung der Menschheit?


DARK FEATHER # 18

Die Platte soll den Hörer auf eine Reise schicken. Jeder Song zeigt dabei eine Szene, die die Abgründe des menschlichen Daseins vorführt. Das war die Idee hinter dem Titel. Die einzelnen Akte sind "Conduct", "Essence" und "Ambition". Diese drei Parts haben wir beim Songwriting mit Fragen überschrieben. Was tun wir? Was sind wir? Wonach streben wir? Das sind die drei emengebiete, in die wir die Songs eingeteilt haben.

reden oder zumindest das ist, was uns beschäftigt. Die Texte sind oft auch beeinflusst von dem, was man abends in den Nachrichten sieht. Zum Beispiel "Beneath A Blackened Sky", der Song ist im September 2010 entstanden und das war kurz nach der Katastrophe im Golf von Mexiko mit der "Deepwater Horizon". Das bezieht sich auf das, was wir am Abend im Fernsehen gesehen haben, das war die Inspiration dafür.

Mal eine generelle Frage zum Songwriting: Klassische Songstrukturen scheinen Euch relativ fremd, oder? (beide lachen)

Fremd nicht, wir können´s. "Reaper´s Edict" zum Beispiel, ist für uns immer noch fast ein Baukastensong. Das haben wir mal als Stilmittel eingesetzt. Aber wir versuchen immer die Story in den Vordergrund zu stellen. Wenn der Song Ist "When Light sich einfach nicht in ein Strophe-RefrainAnd Death Strophe-Refrain-Schema zwängen lässt, Unite" dann gehen wir halt andere Wege. Es ist demzufolge ein nicht so, dass wir das jetzt absichtlich Antikriegssong? machen würden, um maximal progressiv zu klingen. Es ist eigentlich eher so, dass sich Ja, richtig, das ergibt, wie die Story des Songs ist, wie genau. "When der Song fliesst... Zum Beispiel die Light And Death Geschichte über dieses Kriegsszenario in Unite" ist eine "When Light And Death Unite". Die Metapher für das verträgt nicht den auflösenden Chorus früh Schlachtfeld, wo im Song. Da mussten erst Strophen sich Licht und passieren, bevor der Chorus hinten heraus Tod vereinigen. alles auflöst. Und darum konnten wir Wir wollten einfach nicht dieses Strophe-Refrain-Ding anprangern, was einhalten. Es ist meistens so, dass der Song falsch läuft, und das vorgibt. da Krieg leider immer noch ein Du hast gerade das Progressive von sehr präsentes "Beyond e Gates Of Imagination" ema ist, erwähnt. Ich sehe das Progressive eher obwohl wir es darin, dass Ihr versucht, "in vielen alle besser wissen Töpfen zu naschen". Siehst du das sollten, kam die ähnlich? Idee, diesen Song auch auf die Das war auf jeden Fall der Plan. Teilweise Platte zu sind auch die Gitarren sehr technisch, nehmen. Die zumindest bemerken das die Rezensenten, erste Strophe was mich als Gitarristen natürlich glücklich beginnt mit "Fire macht. Aber wir versuchen das, genau wie – the roots of die Einflüsse, nicht zu nehmen um zu extinction". zeigen: "Hey, guckt mal, wir können das Zusammen mit alles, wenn wir wollen." Wir gucken, was dem Songtitel die Story des Songs braucht. Was kann ich haben wir danach den Song konzipiert. Er machen, was muss ich nehmen, um das Was denkst Du, wonach strebt die hat viele Death Metal-lastige Breaks, dieses vernünftig zu vermitteln. Es ist nicht so, Menschheit? Wechseln, dieses schnelle, gehetzte Tempo. das wir hingehen und sagen: "Hmm, ich kann aber auch jetzt noch Pagan spielen, Wonach strebt die Menschheit? Das ist eine Das Gitarrensolo ist zum Beispiel mehr gute Frage! Natürlich strebt die Menschheit oder weniger ein Duell, wo sich Jonas und den würde ich auch noch gerne unterbringen." Das ist wirklich nicht Sinn in verschiedene Richtungen. Es gibt Leute, ich Takt für Takt immer abwechseln und der Sache. Das ergibt sich aus dem die danach streben, dass wir hier auch noch fast kämpfen um die Aufmerksamkeit des Hörers. Und der Text bezieht sich auf die Songwriting heraus und nicht aus unseren in hundert Jahren leben können, ohne technischen Fertigkeiten, um uns selbst schmelzende Polkappen. Und es gibt auch Schlacht aus der Sicht eines unschuldig Beteiligten, der eigentlich nichts damit zu großartig ins Rampenlicht zu stellen. Leute, die in die andere Richtung streben. tun hat. Wir haben den Finger eher in die Gegen Mitte der Platte driftet Ihr fast ins sozialkritische Richtung gehoben, weil das Folkloristische ab, war das gewollt? einfach mehr Stoff gibt, um darüber zu 56


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Auch da waren das die Songstories, die das beeinflusst haben. Beim Kapitel "Essence" war uns das ema "Religion" wichtig und was aus Religion im Laufe der Zeit geworden ist. Darum geht es im Song "Servants Of e Nonexistent". Da im Mittelalter die Religion DAS ema war und die Menschen praktisch kontrolliert hat, wollten wir Folk aufgreifen. Wir hatten dieses Bild, wo zwei Minnesänger vorm Schloss stehen und über die gute alte Zeit der Religion singen, so nach dem Motto: "Früher war alles besser, heute ist es wirklich schlimm." So kam halt diese Idee. Das es nachher so gekoppelt auf Platte kam, war auch eher Zufall, da die Songs zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sind. "Servants Of e Nonexistent" ist zum Beispiel viel später entstanden als "About Fangs And Feathers", das auch einen Pagan-Touch hat. Da wir schon beim ema "Religion" sind: Der Papst war in Deutschland. Wie steht Ihr allgemein zu organisierten Religionen und staatlichen Ehren für einen kirchlichen Amtsträger? Alles, was ich jetzt sage, spiegelt MEINE Meinung wieder. Ich will jetzt nicht für die anderen Musiker reden, was die wirklich für Glaubensgrundsätze haben. Ich halte strukturierte Religion in einer Organisation für schlecht, ganz ehrlich. Jeder sollte seinen Standpunkt finden, wie

auch immer. Ob er eher zu Naturwissenschaft zugeneigt ist, oder ob er eher an ein höheres Wesen glaubt. Ich finde, dass Religionen immer auch ein Mittel sind, um Leute zu gängeln, einfach, indem ich diese organisiere und eine Person oben hinstelle. Ich habe dann eine Abhängigkeit der Leute, die dann angeregt werden, ihrer eigenen Meinung, ihrem eigenen Meinungsempfinden und ihrem eigenen Rechtsempfinden nicht zu folgen, sondern dem, was von Oben gesagt wird. Von daher bin ich kein großer Anhänger von organisierten Religionen und finde auch einen Staatsbesuch mit allen möglichen Ehrenträgern, die da den Papst empfangen, ein bisschen übertrieben. Gegen Ende der Platte, werdet Ihr mit Euren Songs "About Fangs And Feathers" und "Sway Of e Stars" weitläufiger. Hattet Ihr Angst, die Platte nicht vollzubekommen? Nein, auf keinen Fall. Es war von Anfang an geplant, es so zu machen. Die Platte heißt ja auch "Beyond e Gates Of Imagination, Pt. 1" und eigentlich war hinter dem letzten Song noch ein weiterer geplant, der noch weitläufiger und noch progressiver gewesen wäre und jetzt leider, auf Grund der Zeitbeschränkung einer Platte, erst später veröffentlicht wird. Die Idee war, den Hörer mit dem ersten Song abzuholen und dann langsam an das zu

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gewöhnen, was nachher kommt, um ihn nicht zu Beginn zu überfordern. Was mir bei der Platte aufgefallen ist nach hinten raus wird sie immer besser, gerade weil die Songs länger werden. Die Platte wächst, weil sie vielschichtiger wird, weil Ihr neue Einflüsse reinpackt. Es klingt jetzt vielleicht ein bisschen doof, aber es ist irgendwie wie beim Kochen, wenn du einen Eintopf machst oder eine Suppe: Du machst Wasser in den Topf, dann Kartoffeln und so weiter. Und dabei verfeinert Ihr das immer, aber die Grundzutaten sind immer noch drin. Und das finde ich total phantastisch. Das ist eine sehr schöne Sache, dass du das so siehst, weil es genau das ist, was wir gedacht haben, wir stellen den Leuten erstmal was hin, um sie in die Platte reinzuführen. Ich glaube nämlich, dass, wenn du jetzt sagst, zum Ende wird das Album immer besser, der Eindruck nicht so wäre, wenn wir "Sway Of e Stars" als ersten Song der Platte genommen hätten. Der Song hätte die Leute vielleicht zum Anfang zu sehr überfordert. So wird die Platte jetzt Stück für Stück progressiver und so wirken die Songs im Endeffekt besser. Ich muss sagen, ich mag jeden Song auf der Platte, ich habe auch von Tag zu Tag wechselnde Lieblingslieder, aber nach hinten raus wird es auch kompositorisch anspruchsvoller und interessanter zu hören.


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Hattet Ihr externe Hilfe bei den Aufnahmen, meinetwegen bei den Orchesterparts? Nein, garnicht. Ich finde es immer noch unfassbar, dass Jonas das alles hinbekommen hat. Der hat tatsächlich dieses Gehör, ein Orchester zu schreiben. Der setzt sich hin, summt eine Melodie und setzt sich an sein Masterkeyboard. Das ist natürlich gesampelt, wir können uns logischerweise kein Orchester leisten, das uns das einspielt. Der setzt sich also hin und holt das aus dem Nichts heraus. Hilfe hatten wir auf der Platte kaum, bis auf die Tatsache, dass der Vater von Jonas, der Schlagzeuger ist mit 20 Jahren Bühnenerfahrung, und geholfen hat, die Drums zu stimmen und immer mal wieder ein paar Meinungen unseres Soundengineers Michael Haas, der oft gute Ansätze hat, Sachen zu entschlacken, damit Effekte besser rüberkommen. Selbst das Artwork ist alles in eigener Arbeit entstanden. Wie kam es zur Frauenstimme? Zu der Frauenstimme kam es eigentlich, weil Jonas für den Chorus von "e Scourge We Wield" eine Vocal-Idee hatte, diese in das Programm als Geige

reingeschrieben hat und dann feststellte, dass er so hoch garnicht singen kann. Dann haben wir morgens Joy Masala, die Tochter seiner Gesangslehrerin, angerufen. Die kam dann abends ins Studio und hat das in nur unglaublichen drei Takes eingesungen. "Beyond e Gates Of Imagination, Pt. 1" wurde über Bret Hart Records veröffentlicht. War das eine bewusste Entscheidung oder hattet Ihr keine Angebote? Nach der EP, hatten wir Angebote und auch Vorstellungsgespräche. Aber im Endeffekt zeigte sich, je größer das Label wird, um so mehr Wert legen sie darauf, dass man bei der GEMA angemeldet ist, dass sie die Vertriebsrechte halten, dass man sich lange bindet, sie halten sich Türen offen, um im Nachhinein in die Musik einzugreifen. Das war uns viel zu gefährlich. Die GEMA zum Beispiel, für Leute, die es nicht wissen. Jeder Veranstalter, der ein Konzert macht, muss GEMA zahlen, und wenn eine GEMABand dabei ist, multipliziert sich der Betrag. Das wird wirklich teuer. Da wir darauf angewiesen sind, Konzerte zu spielen, war es uns wichtig, die Musik frei verfügbar zu halten.

Chris, der Labelchef von Bret Hart Records, vertreibt und unterstützt uns in allem was wir tun, er mischt sich aber nicht ein. Wir dürfen musikalisch frei walten, wie wir wollen, und das war uns sehr wichtig. Im Gegenzug tragen wir das Risiko auch ein bisschen mit, was sonst ein Label übernimmt, wir bekommen aber dafür auch was ausgezahlt. Tobi, lass uns mal langsam zum Schluss kommen. Wie sieht es bei Euch in diesem Jahr noch mit Konzerten aus? Konzerte machen wir auch immer noch selbst und ich bin gerade beim Buchen. Am 3. Dezember spielen wir beim "Metal for Mercy" in Witten, im Ruhrpott, dann noch eine kleine Heimshow am 27. Dezember bei uns in Bonn, in der Klangstation und dazwischen, am 16. Dezember, in Dresden, im Sektor Evolution, zusammen mit THE LAST HANGMEN und EXIDIUM beim "Last X-Mas on Earth 2". Dort spielen wir dann auch das erste Mal in Sachsen, worauf wir uns auch schon besonders freuen. " omas Kumbernuß (KUNO) visit: www.myspace.com/

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Impressum dieser Ausgabe Herausgeber: Dark Feather c/o Warschkow Dorotheenplatz 1 04109 Leipzig

Layout: Holger Warschkow Logodesign: Nino Finke Frontcoverzeichnung: © Alvaroc

Redaktion:

Korrektorat: Stefan Bellack

Holger Warschkow Mihaela Warschkow Stefan Bellack Cristina Grijalva Axel Meßinger

Internet: www.darkfeather.net info@darkfeather.net

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