Free be investor 15 01 2016

Page 1

NR. 34230/67

FREITAG, 15. JANUAR 2016

BÖRSE EXPRESS

be INVESTOR Die Hölle ...

.... ist leer - Schwerpunkt Wien wohin(?): Der Jahresstart 2016 könnte in die Geschichte der Wiener Börse als der schlechteste Jännner aller Zeiten eingehen. Stockpickern eröffnet der große Sell-Off allerdings neue Chancen.

Foto:dpa


FREITAG, 15. JANUAR 2016

2

BÖRSE EXPRESS

NEWS MIX POLEN

KTM

Frankenstreit geht für Raiffeisen und Co weiter

Rekord: Die Umsatz-Milliarde ist da TM hat sowohl den Umsatz als auch den Absatz erneut gesteigert und im Jahr 2015 zum fünften Mal in Folge ein neues Rekordniveau erreicht und erstmals die Milliarden-Euro-Umsatzgrenze geknackt. Mit weltweit 180.801 verkauften Motorrädern der beiden Konzernmarken KTM und Husqvarna im Geschäftsjahr 2015 konnte der Absatz im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent gesteigert werden. Der Umsatz erhöhte sich im selben Zeitraum um 18 Prozent auf 1,02 Mrd. Euro. Neben Umsatz und Absatz konnte KTM auch das Ergebnis deutlich steigern. Mit einem erwarteten EBIT von 95 Mio. Euro hat KTM im Geschäftsjahr 2015 ein Rekordergebnis erwirtschaftet und dieses um 26% gegenüber dem Vorjahr gesteigert. In 2015 hat KTM mit rund 110 Mio. Euro um 30% mehr als im Geschäftsjahr 2014 in Mattighofen und Munderfing investiert. Mehr unter http://goo.gl/k5HbIu <

K

Die Zukunft der Franken-Kredite ist offen.

Foto: Bloomberg

n Polen geht der Streit zwischen Regierung und Banken um die Übernahme von Milliarden-Kosten aus drastisch verteuerten Hypotheken für Eigenheime in eine neue Runde. Das Büro von Präsident Andrzej Duda kündigte für Freitag die Vorlage eines neuen Gesetzentwurfs zu dem Thema an, nannte aber keine Details. Polen will Banken per Gesetz zwingen, Darlehen, die polnische Bürger einst zinsgünstig auf den Schweizer Franken laufen ließen, auf Zlotys umzuschreiben. Das könnte die Institute fünf Milliarden Euro kosten. Der Sektor ist zu 60 Prozent im Besitz ausländischer Häuser wie der deutschen Commerzbank, der Raiffeisen Bank International oder der spanischen Banco Santander. Rund 550.000 Polen hatten - zumeist 2007 und 2008 - Kredite für die eigenen vier Wände in Schweizer Franken aufgenommen, weil die Zinsen niedrig waren. Da der Zloty inzwischen aber drastisch an Wert verloren hat, müssen die Polen bei der Rückzahlung nun viel tiefer in die Tasche greifen als geplant. Insgesamt geht es um Darlehen im Volumen von rund 34 Milliarden Euro. Präsident Duda hatte die Zwangsumtausch-Pläne in einem Interview im August damit begründet, dass die Banken ihre Kunden nicht über die mit den Franken-Krediten verbundenen Risiken aufgeklärt hätten. Sein Vorstoß kommt aktuell dennoch überraschend, weil Medien zuletzt berichtet hatten, das Vorhaben sei ausgesetzt. Die Vorlage eines neuen Gesetzentwurfs muss allerdings nicht bedeuten, dass dieser auch zügig ins Parlament eingebracht wird. Die Banken erwägen Klagen gegen einen Zwangsumtausch. Mehr unter http://goo.gl/2R1uss <

I

Meldungen in Kürze Die wichtigsten Meldungen zu Börse, Unternehmen, Konjunktur und von der Zunft der Analysten.

»

Analysen des Tages. Heute stehen die Aktien von OMV, Schoeller-Bleckmann, Wienerberger, Flughafen Wien, ams und Do&Co im Fokus der Analysten. Mehr unter

http://goo.gl/w8whBM

»

Strabag-Tochter erhält 100-Mio.-Euro-Auftrag. Strabag-Tochter Züblin International hat von Codelco, dem weltweit größten Erzeuger von Kupfer, einen Folgeauftrag für die Erweiterung der El Teniente Mine in Rancagua – 80

km südlich der Hauptstadt Santiago de Chile – erhalten. Züblin führte bereits seit März 2014 umfangreiche Tunnelbau-Arbeiten an der Mine durch. Durch den neuen Auftrag in Höhe von 100 Mio. Euro steigt Züblin in Chile zu den führenden Baufirmen im Untertagebau auf. Mehr

unter http://goo.gl/cDKtPu

»

Teak Holz steckt jetzt in Konkursverfahren. Der insolvente börsennotierte Plantagenbetreiber hat seinen Sanierungsplan vom 18. Dezember 2015 vor der heutigen Sanierungsplantagsatzung am Linzer Landesgericht zurückgezogen. Die Bezeichnung des Insolvenzverfahrens werde daher auf Konkursverfahren geändert. Man wolle einen alternativen Sanierungsplan zustande bringen. An der Wiener Börse ist der Handel mit Teak-Holz-Aktien bis auf Weiteres ausgesetzt, wie die Wiener Börse mitteilte. Mehr

unter http://goo.gl/Ms9ybv


FREITAG, 15. JANUAR 2016

3

BÖRSE EXPRESS

U NE

Wiener Börse Akademie Seminarprogramm 2016 Q

Rund 25 verschiedene Seminare und Lehrgänge

Q

130 Termine pro Jahr

Q

Praxisnahe Wissensvermittlung

Q

Top-Experten

Q

Modernste Räumlichkeiten

Q

Teilnahmebestätigung

Jetzt kostenfrei bestellen Anzeige


FREITAG, 15. JANUAR 2016

4

BÖRSE EXPRESS

SCHWERPUNKT BÖRSE WIEN

Hell is empty: An der Wiener Börse bricht die Zeit der Stockpicker an

Turbulenzen an den chinesischen Märkten machten Rot zur Modefarbe an den Börsen. Harald Fercher

harald.fercher@boerse-express.com

Der Jänner 2016 könnte der Wiener Börse heuer den schlimmsten Jahresstart in ihrer Geschichte bescheren. Österreichs Börse-Experten halten den Sell-Off für übertrieben und sehen gute Chancen für Stockpicker. ell is empty, and all the devils are here! - Wohl kaum ein Zitat aus der Weltliteratur passt besser auf die aktuelle Lage an den Aktienmärkten, als der Sager des Luftgeistes Ariel in Shakespeares Drama „The Tempest“ („Der Sturm“). Tatsächlich müssen sich die Börsianer wie in der Hölle gefühlt haben als der, von China kommende, Sturm am ersten Handelstag des neuen Jahres über die Märkte hinwegfegte. Das siebenprozentige Minus an der Börse Shanghai (CSI 300) zog eine blutrote Spur an den europäischen Märkten nach sich. Der deutsche Leitindex DAX brach am vierten Jänner um satte 4,28 Prozent ein, der Euro Stoxx 50 verlor 3,14

H

Foto: STEPHEN SHAVER / AFP / picturedesk.com

Prozent, der französische CAC-40 ging mit einem Abschlag von 2,47% aus dem ersten Handelstag des Jahres 2016. Und Wien? - Nun, Wien machte das, was alle machten - allerdings in abgeschwächter Form. Der Wiener Leitindex verlor an diesem ominösen vierten Jänner ‘nur’ 2,03%. Zwar konnte sich der Index am nächsten Tag leicht erholen, doch der Einbruch am ersten Handelstag des Jahres war nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte. Angetrieben von der Panik an den Märkten, die immer wieder von kleineren Rebounds unterbrochen wurde, hat der ATX im bisherigen Verlauf des Jänner fast 10% verloren und damit beinahe sein gesamtes Guthaben aus dem Jahr 2015 - der ATX erzielte Total Return (also inkl. Dividenden) ein Plus von 12,94% - aufgebraucht. Selten noch in seiner 25-jährigen Geschichte hat der Wiener Leitindex in einem so kurzem Zeitraum so viel an Wert eingebüßt. Trotzdem, es gab schon UMFRAGE schlimmere Monate. Wie etwa Welchen Prime-Aktien geben den Oktober 2008, als der ATX Sie im 1. Halbjahr die besten im ersten Monat nach der Pleite Chancen? Hier abstimmen: des US-Investmenthauses Leh- http://bit.ly/1Sg2ua0


FREITAG, 15. JANUAR 2016

5

BÖRSE EXPRESS

SCHWERPUNKT man Brothers satte 27,8% verlor. Und das, nachdem er bereits im Monat davor mehr als 23% eingebüßt hatte. In eben diesen Horrorjahr 2008, in dem der Leitindex in Summe mehr als 61% verloren hat, findet sich auch die bisher schwächste Jännerbilanz des ATX in den nun mehr 25 Jahren seines Bestehens (siehe dazu Tabelle 1 - die Jännerperformance des ATX in den 25 Jahren seit seinem Bestehen). Ein Minusrekord der heuer unterboten werden könnte, wenn es in der bisherigen Tonart weitergeht. Erst am gestrigen Donnerstag gab es einen neuerlichen Rücksetzer womit sich die Zahl der Handelstage im heurigen Jahr, die mit einem Minus beendet wurden auf sechs erhöhte. Lediglich an zwei Tagen schaffte es der Wiener Leitindex mit einem, wenn auch kleinem, Plus aus dem Tag zu gehen. ZITIERT Wir wollten von Experten der heimischen Szene wissen, ob der Rücksetzer der Wiens Börsianer im Jänner bisher so gequält hat, in dieser Form gerechtfertigt war? Thomas Neuhold, Chefanalytiker für den österreichischen Markt bei Kepler Cheuvreux antwortet klipp und klar mit einem: „Chinas Wachs„Nein“, und ergänzt: „Ausgelöst durch die internationalen Turtumsverlangsabulenzen, hoher Anteil zyklimung oder der scher Unternehmen im Index Rohstoffpreisund der niedrigen Liquidität ist der ATX stark unter Druck geverfall waren kommen.“ bereits in 2015 Wolfgang Matejka, seines ZeiThemen.“ chens vielgelesener BElogger Wolfgang Matejka und als Geschäftsführer der Matejka und Partner Asset Management wohl einer der besten Kenner des Wiener Marktes und seiner Unternehmen, meint: „Natürlich sind Börsen immer "relativ" zu sehen, aber dieser Rückschlag zu Jahresbeginn hat wohl mit einer fundamentalen Begründung wenig zu tun. Hier ist ein technischer und geopolitischen Bedenken geschuldeter Effekt zu verzeichnen, der mit dem ATX kaum etwas zu tun hat.“ Stefan Maxian, Leiter des Company Research-Teams bei der RCB schränkt allerdings ein wenig ein: „Konjunkturängste in China sorgten zu Jahresbeginn für eine Talfahrt bei Rohstoffen. Davor können sich auch österreichische Rohstoff- und Energiewerte nicht verstecken. In Bezug auf diese Titel ist daher die Korrektur gerechtfertigt.“ China als Auslöser. Womit wir auch schon mitten im Thema wären. Unisono sehen Österreichs Börsekenner in den chinesischen Konjunkturängsten den Auslöser des Dramoletts, das die Börsen und auch Wien in den ersten zwei Jännerwochen in Atem hielt. Fritz Mostböck, Chef-Analyst der Erste Group

1. ATX-Entwicklung im Jänner Monat/Jahr

14.01,2016 30.01.2015 31.01.2014 31.01.2013 31.01.2012 31.01.2011 29.01.2010 30.01.2009 31.01.2008 31.01.2007 31.01.2006 31.01.2005 30.01.2004 31.01.2003 31.01.2002 31.01.2001 31.01.2000 29.01.1999 30.01.1998 31.01.1997 31.01.1996 31.01.1995 31.01.1994 29.01.1993 31.01.1992 31.01.1991

Tendenz

▼ ▲ ▲ ▲ ▲ ▼ ▼ ▼ ▼ ▲ ▲ ▲ ▲ ▲ ▲ ▲ ▼ ▼ ▲ ▲ ▲ ▼ ▲ ▲ ▲ ▼

Stand

2169,90 2191,11 2559,74 2446,04 2076,49 2885,76 2493,53 1736,23 3841,96 4522,01 3969,36 2494,21 1720,12 1153,99 1165,9 1104,06 1126,01 1073,67 1343,69 1174,62 1086,57 993,27 1215,38 771,4 1002,82 1008,16

Änderung in %

-9,47 1,44 0,52 1,87 9,77 -0,64 -0,08 -0,83 -14,87 1,31 8,24 2,58 11,32 0,34 2,24 2,87 -6,00 -4,20 3,76 3,02 13,21 -5,87 7,67 3,17 13,54 -2,93

Umsatz

81.817.527 161.018.011 138.992.560 111.014.322 137.694.393 88.990.115 113.691.875 128.689.847 214.258.038 127.034.090 91.744.147 50.522.635 69.429.697 27.230.139 16.531.157 32.020.081 17.100.870 36.226.102 25.226.002 14.665.545 13.836.991 6.883.954 9.079.354 k.A. k.A. k.A

Quelle: Bloomberg, Stand 14.01.2016 Schluss, Bild: PIERRE VERDY / AFP / picturedesk.com


FREITAG, 15. JANUAR 2016

6

BÖRSE EXPRESS

SCHWERPUNKT etwa kommentiert: „Die Korrektur fand - aus meiner Sicht zum Großteil ausschließlich infolge der globalen Verunsicherung durch China statt. Das traf so ziemlich alle Märkte ‘durch die Bank’ in der gleichen Härte, beinhaltet aber auch keine wirkliche Neuigkeit.“ - Keine wirkliche Neuigkeit! - Tatsächlich führten bereits im Vorjahr Bedenken über die konjunkturelle Entwicklung in China zu Turbulenzen an den dortigen Aktienmärkten und stoppten jäh den Höhenflug an den Börsen des Landes. Auch Wolfgang Matejka weist auf den Umstand hin, dass es keine wirklichen Neuigkeiten gab, die den rapiden Kursverfall rechtfertigen könnten: „Einerseits fällt auf, dass es in einer Marktphase passiert, die als ‘gering liquide’ zu bezeichnen ist. Ebenso, dass punktgenau alle möglichen Erklärungen und Negativszenarien nachgeliefert werden. Es gibt kaum einen Anlassfall den globalen Zyklus dermaßen abrupt gedreht zu sehen. Daher meine Ableitung, dass es durchaus im Sinne einiger Investoren ist, den Jahresbeginn eben ‘billig’ zu gestalten um im weiteren Verlauf die sich abzeichnenden positiven Momente mehr genießen zu können. Chinas WachstumsverZITIERT langsamung oder der Rohstoffpreisverfall waren bereits in 2015 Themen. Europas konjunkturelle Erholung und die stabile Stärke der USA sind parallel sogar bestätigt worden.“ Deutlich skeptischer gibt sich Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der 3 Banken-Generali Invest, der mit einer Gesamt„Der Markt rendite von mehr als 20 Prozent erkennt, dass im Vorjahr die beste Performance aller Austro-Fonds hindie Macht der gelegt hat. Er meint: „Die Börse Notenbanken in China ist nur ein Symbol endlich sein aber nicht das Problem. Der Markt realisiert Schritt für kann. Was Schritt, dass die Welt-Konjunkwürde sich turerwartungen für 2016 einändern, wenn fach zu optimistisch sind - die Signale aus China und von der Draghi mehr Rohstoff-Front sind eindeutig. Geld druckt?“ Und der Markt erkennt, dass die Alois Wögerbauer Macht der Notenbanken endlich sein kann. Was würde sich ändern, wenn Draghi mehr Geld druckt? Deswegen kommt auch keine Inflation und kein Aufschwung. Daher ist die Lage derzeit durchaus ernst.“ 5,67 Milliarden weg. Wie dramatisch der Einbruch in den ersten zwei Jännerwochen des Jahres war zeigt ein Blick auf die Marktkapitalisierung der ATXPrime-Unternehmen. An den acht Handelstagen (bis Donnerstagabend) sank der Wert der Unternehmen um sage und schreibe 5,67 Milliarden auf nun-

2. Indizes im Vergleich ENTWICKLUNG Name ATX

Stand 14.01.2015 2.169,90

DAX

9.794,20

52 Wo. Hoch 2.695,57

Datum Hoch 15.05.’15

12.390,75 10.04.2015

52 Wo. Datum YTD-1 Tief Tief Return 2.083,22 15.01.’15 -9,47 9.325,05

29.09.’15

-8,83

Dow Jones

16.379,05

18.351,36

19.05.’15

15.370,33

24.08.’15

-6,90

FTSE MIB2

-4,49

19.803,41

24.157,39

20.07.’15

18.066,31

15.01.’15

PSI 20 Index3 5.022,91

6.348,46

10.04.’15

4.806,51

14.01.’15

-3,98

Irish Overall

6.921,44

03.12.’15

5.144,33

14.01.’15

-3,73 -4,42

6.454,55

WIG 204

1.776,96

2.558,58

27.04.’15

1.698,68

11.01.’16

BUX5

24.284,31

24.532,71

13.01.’16

15.596,56

16.01.’15

1,52

KFX6

953,28

1.044,92

06.08.’15

746,60

15.01.’15

-6,00

Bewertung Name

KGV lfd.7

ATX

36,80

11,91

10,29

0,90

3,56

DAX

20,75

11,97

10,85

1,54

3,38

6,40

Dow Jones Ind. 14,40

14,29

12,90

2,79

2,86

12,07

FTSE MIB

KGV KGV 2016e 2017e

Kurs-Buch-. Verhältnis

Div-Rendite EV/ (e) in % EBITDA8 7,02

1.476,94

13,77

11,32

1,01

4,17

5,82

PSI 20

27,11

11,34

8,56

1,44

3,83

8,07

Irish Overall

22,31

15,55

13,54

2,20

1,65

10,01

WIG20

13,61

11,20

10,73

1,04

4,81

4,83

BUX

22,58

11,42

9,85

1,15

3,26

5,12

KFX

26,39

18,42

16,52

3,59

2,35

12,08

Quelle: Bloomberg; Stand 14.01.2016; 1: Total Return seit Jahresbeginn; 2: Börse Mailand; 3: Leitindex Portugal; 4: Polnischer Leitindex; 5: Börse Budapest; 6: Leitindex der Börse Kopenhagen; 8: Enteprise Value zu EBITDA 2016 e

SELL OFF

Algotrader als Trendverstärker? m Rahmen unserer Interviews wollten wir u.a. wissen, ob aus Sicht der Experten dem automatisierten Computerhandel eine besondere Rolle zukommt (z.B. in dem er verstärkend wirkt)? Wolfgang Matejka meint dazu: „Ja, das ist mit Sicherheit der Fall. Einerseits wird Liquidität vorgespielt die in Wirklichkeit keine ist, dazu erhöht sich die Frustration der Anleger, die vermeintlich sichere Orders plötzlich in einem sich blitzartig auflösenden Orderbaum nicht ausgeführt sehen. Andererseits sorgen die sich überlagernden Korrelationen dafür, dass beispielsweise Indexorders eine gravierendere Auswirkung erhalten als erwartet. Und am Ende kommt noch dazu, dass durch die Algos mE die generell gestiegenen Volatilität dahingehend benutzt wird, um bestimmte Grenzen und Barrieren bei Aktien schneller zu erreichen, um vielleicht das eine oder andere daran gekoppelte Derivat auszulösen. Alles durchaus vielleicht im Sinne eines Marktes aber es sollte mehr "Gerechtigkeit" im Markt wirken können ...“. (Alle Antworten im O-Ton finden sie nächste Woche in den Einzelinterviews). <

I


FREITAG, 15. JANUAR 2016 BÖRSE EXPRESS

7

SCHWERPUNKT ZITIERT

mehr 76,19 Milliarden Euro (mehr zu den Wertverlusten der ATXPrime-Unternehmen, sowie den aktuellen Konsensempfehlungen und weitere Bewertungskennziffern finden Sie in der Tabelle 4). Allein, das ist wenig, wenn man sich den Verlust der Apple-Eigner vor Augen führt. Seit Jahresbeginn hat das „ ... mehr wertvollste Unternehmen der Volatilität, aber Welt umgerechnet mehr als 40 Milliarden Euro an Wert eingeder Markt wird büßt (Quelle: Boomberg-Datensich in Summe bank). Mit einem aktuellen Marktwert von 551,8 Milliarden positiv Dollar rangiert Apple nur mehr entwickeln.“ knapp vor der Konkurrenz mit Thomas Neuhold dem Namen Alphabet. Das einstmals als Google firmierende Firmenkonglomerat bringt es mittlerweile auf einen Wert von 496,8 Milliarden Dollar. Während Alphabet (Google) im Verlauf eines Jahres seinen Wert um mehr als 44% steigern konnte, fiel jener von Apple um nicht ganz 8%. Erstmals seit dem Oktober 2014 durchschlug die Apple-Aktie in der vorigen Woche auch die Marke von 100 Dollar. Das bisherige Hoch verzeichnete das Papier des TechRiesen bei 133 Dollar im Februar des Vorjahres. Doch zurück nach Wien: Wir wollten von unseren Experten unter anderem auch wissen, welche Entwicklung sie im heurigen Jahr an der Wiener Börse erwarten? Die Anworten reichten von: „Eine in Summe - nach wie vor - moderat positive“ (Fritz Mostböck), über: „Wir glauben, dass die Volatilität weiter zunehmen wird, aber der Markt sich in Summe positiv entwickeln wird“ (Thomas Neuhold) bis: „Trotz der globalen Verunsicherung stehen die Chancen in Österreich heuer ZITIERT mE nach weit höher als die Risiken“ (Wolfgang Matejka). Skeptisch zumindest für die nähere Zukunft gibt sich Alois Wögerbauer: „Das Umfeld bleibt schwierig, die Schwankung hoch. Unmittelbar bin ich skeptisch. Im Jahresverlauf werden die soliden Dividenden bei tiefen Zinsen als Ar„... Korrektur in gleichzeitig gument zurückkehren.“ Stefan dieser massiven Maxian, Leiter des Company-Research bei der RCB wiederum Nervosität (...) antwortet: „Der Wiener Aktienstark markt wird sich globalen Vorgaüberzogen.“ ben nicht entziehen können. Fritz Mostböck Für Wien spricht allerdings eine

relativ geringere Abhängigkeit von China und dass Osteuropa im Gegensatz zu vielen anderen Emerging Markets tendenziell von niedrigeren Rohstoffpreisen profitiert. Das niedrige Zinsumfeld, ein starker US-Dollar und niedrige Rohstoffpreise bleiben unser Begleiter.“ Günstige Bewertung. Was nach dem Rücksetzer für österreichische Aktien spricht, fasst Fritz Mostböck folgendermaßen zusammen: „Für Österreich und den ATX spricht erstens nach wie vor die Bewertung, zweitens gibt es praktisch keine markanten direkten Relationen zu China und drittens eine geringe Öl- und Rohstoffpreisbelastung. So gesehen ist die Korrektur in dieser massiven Nervosität - vor allem gegenüber anderen Emerging Markets - stark überzogen.“ Ein Überprüfung der Fakten zeigt, dass der Wiener ATX bewertungstechnisch tatsächlich ZITIERT hinterherhinkt. Vor allem was das Kurs-Buchwert-Verhältnis betrifft liegt der ATX mit einem Wert von 0,9 deutlich unter dem Schnitt jener neun Indizes, die wir in einen Vergleich einbezogen haben. Der Schnitt liegt bei 1,74, wobei der dänische KFX-Index sogar auf einen Spitzenwert von 3,59 kommt „Wiener (siehe dazu Tabelle 2 - Indizes im Vergleich). Einzelne Aktien Aktienmarkt im ATX notieren derzeit nicht wird sich einmal bei der Hälfte ihres Kursglobalen Buchwertes. So etwa die RBI Vorgaben nicht (0,44) und die Immofinanz, die aktuell ein Kurs-Buchwertentziehen Verhältnis von 0,48 aufweist. können.“ Die VIG wiederum notiert derStefan Maxian zeit bei einem Wert von 0,64. Und die voestalpine, die erst gestern ein neues 52 WochenTief zu verzeichnen hatte, ist mit einem Kurs-BuchwertVerhältnis von 0,82 nicht unbedingt auf der Seite der „teuren“ Unternehmen zu finden. Kein Wunder also, dass sich die beiden Unternehmen auch unter den Top-Empfehlungen unserer fünf Experten befinden. Thomas Neuhold, dessen Team im Vorjahr einmal mehr den Börse Express Analyst Award für sich entscheiden konnte (siehe hier: http://bit.ly/1PvEw4G), antwortet auf die Frage nach den Top-Tipps aus dem ATXPrime für 2016: „Wir glauben, dass einige ‘Fallen Angels’ deutliches Aufwärtspotenzial haben. Wir rechnen damit, dass wichtige Rohstoffpreise in den nächsten Monaten ihren Boden finden werden und daher aktuelle Deflationsängste abnehmen sollten. Das Wachstum in China sollte sich zwar abschwächen, aber nicht so stark wie aktuell befürchtet. Daher sollten Rohstoffaktien und Aktien mit Exposure zu China wieder deutlich zulegen können. Un-


FREITAG, 15. JANUAR 2016

8

BÖRSE EXPRESS

SCHWERPUNKT ternehmen wie Andritz, Lenzing, RHI und voestalpine schauen auf den aktuellen Niveaus sehr interessant aus. Vienna Insurance Group erscheint auch sehr attraktiv. Das Niedrigzinsniveau drückt zwar auf das Finanzergebnis, aber die Wachstumsaussichten in Zentraleuropa haben sich verbessert und in der Bewertung scheinen Risken gut reflektiert zu sein. Weiterhin positiv sind wir auf Wohnimmobilienaktien (Buwog, conwert) aufgrund der strukturellen Wachstumstrends und des anhaltend tiefen Zinsniveaus.“ Sein Kollege Stefan Maxian setzt andere Schwerpunkte. Seine Ant-

wort: „Die Österreichische Post als Dividendenpapier, ebenso Atrium und Buwog. Palfinger als Titel, der von einer langsamen Konjunkturerholung in der Eurozone profitieren sollte und nicht von Rohstoffpreisen belastet ist.“ Palfinger und die Post finden sich auch im Top-Tipp-Paket von Fritz Mostböck, der dieses noch um die AT&S und die CA-Immo erweitert. Letztere Aktie findet sich auch am Einkauszettel von Alois Wögerbauer wieder. „Zu billig“, bringt er sein Argument auf den Punkt. (Alle Empfehlungen der Experten finden Sie in der Tabelle 3 - Die Empfehlungen der Experten.) Was die ....

3. Die Empfehlungen der Experten Wolfgang Matejka

Alois Wögerbauer

Fritz Mostböck

Thomas Neuhold

Stefan Maxian

Welche Aktien aus dem ATXPrime (inkl. Auslandsösterreicher) sehen Sie für 2016 als besonders chancenreich? Immos weil deren Diskont zum NAV mittlerweile einem echten Schnäppchen in Europa

Post - stabile Dividende, Einstieg DHL wird überbewertet

Öst. Post: Top-Dividende, hoher Cash flow, erfahrenes Management, Wachstum Paket-Bereich

Glauben das einige Fallen Angels deutliches Aufwärtspotential haben.

Post als Dividendenpapier...

Alles Lesen? td mi

EbUank N T ten zu

en

X-, ktien A n D S -A te Da AX-, ones g i n t sei igste -, MD ow J 5 ive icht DAX nd D s u w e-, l -u ink m x 50 i r XP ox AT ro St u -, E I SM

J

ETZer Da

Unser Einführungsangebot: be INVESTOR 12 + 3 Monate gratis um 48Euro/Jahr

Bestellen Einfach hier clicken Unsicher? Hier finden Sie einige unserer bisherigen Ausgaben gratis


FREITAG, 15. JANUAR 2016

9

BÖRSE EXPRESS

AKTIEN & INDIZES KURSE OHNE GEWÄHR - UPDATE: 14:35 X

ATX Andritz Buwog CA Immo conwert Erste Group Bank Flughafen Immofinanz Lenzing Post OMV

2113.69 / -2.59% ATX Prime 1091.43 / -2.36% Kurs €

Diff. %

Vol. Stk

41.90 18.56 15.65 13.30 25.09 82.81 1.74 64.01 31.52 21.99

-1.30 -1.54 -1.04 0.19 -3.56 1.73 -1.86 -2.62 -1.08 -5.22

91248 130267 101862 130753 491446 3796 2746307 4494 30718 442838

Kurs €

Diff. %

Vol. Stk

Raiffeisen Bank Int. RHI Schoeller-Bleckmann Telekom Austria UNIQA Verbund Vienna Insurance Group voestalpine Wienerberger Zumtobel

Kurs €

Diff. %

Vol. Stk

11.96 15.74 45.80 4.90 6.98 10.66 23.08 24.32 13.83 19.70

-2.41 -1.69 -0.45 -2.39 -1.25 0.24 -1.60 -2.72 -4.19 -6.57

441567 28149 32947 107217 162022 71941 54637 263786 134887 45697

Diff. %

Vol. Stk

BEX Agrana Amag ams AT+S Bene bwin.party C-Quadrat Century Casinos DO&CO EVN FACC Flughafen Frauenthal HTI Kapsch TrafficCom

85.93 30.60 25.35 12.97 1.91 1.64 44.00 4.01 96.00 10.34 6.35 82.81 11.40 0.72 31.50

-0.49 -6.45 -2.92 0.61 1.52 -0.64 -1.20 -3.61 1.73

-1.56

Ausgewählte Werte Kurs €

Atrium Brain Force CAT oil Porr Teak Holz

3.31 3.50 5.61 24.82 0.09

Diff. %

-0.81 0.00 -1.61 -4.00 0.00

Kurs €

266 1 3140 25044 12704 64577 36 6624 5952 16974 17224 3796 230 28 30848

KTM Mayr-Melnhof Palfinger Pankl Polytec Rosenbauer s Immo Sanochemia Semperit Strabag SW Umwelttechnik UNIQA Valneva Warimpex Wolford

128.50 106.00 24.95 28.00 7.11 58.00 7.98 1.48 28.34 22.22 7.99 6.98 3.24 0.64 23.85

-1.15 -0.38 -0.02 0.00 -0.01 -2.36 -1.30 0.68 -0.74 -0.36 2.42 -1.25 -1.31 -2.74 -0.62

10 1917 7099 572 3972 4097 11284 15802 4399 6070 385 162022 1637 22971 1103

Impressum BÖRSE EXPRESS / be INVESTOR MEDIENEIGENTÜMER

Vol. Stk

59006 1400 12179 7319 20942

INTERNET EMAIL

Styria Börse Express GmbH, Berggasse 7/7, 1090 Wien

www.boerse-express.com

PHONE

redaktion@boerse-express.com

ABO

01/236 53 13 www.boerse-express.com/abo

GESCHÄFTSFÜHRER Robert Gillinger (gill) LEITUNG PROJEKT- & MEDIENMANAGEMENT Michael Ruben Minassian REDAKTION (Leitung) Mag. Harald Fercher (hf), Mag. Christa Grünberg (cg), Paul Christian Jezek (pj), Michael Plos, MA (mp), Mag. (FH) Christine Petzwinkler, Dr. Christoph Rohrmoser (cr) GRAFISCHES KONZEPT Mag. Jan Schwieger STÄNDIGE GASTKOMMENTATOREN

Nora Engel-Kazemi, Franz Gschiegl, Walter Kozubek, Wolfgang

Matejka, Peter Rietzler, Monika Rosen, Alois Wögerbauer TECHNISCHE LEITUNG

DI Josef Chladek TECHNIK Thomas Zehetbauer CHARTS TeleTrader, Kursdaten

ohne Gewähr BEZUG

Diverse Aboformen unter www.boerse-express.com/abo Gerichtsstand ist Wien.

HINWEIS

Fur die Richtigkeit der Inhalte kann keine Haftung übernommen werden. Die gemach-

ten Angaben dienen zu Informationszwecken und sind keine Aufforderung zum Kauf/ Verkauf von Aktien. Das gilt vor allem fur das Trading-Depot. Der Börse Express ist ausschliesslich fur den persönlichen Gebrauch bestimmt, jede Weiterleitung verstösst gegen das Copyright. Nachdruck: Nur nach schriftlicher Genehmigung. VOLLSTÄNDIGES IMPRESSUM

www.boerse-express.com/impressum


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.