Analyst Award 2012

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inside your business. today.

montag, 17. Dezember 2012 – BE1

© Martina Draper/Börse Express

Österreichs beste Analysten

Preisträger/Veranstalter v.li.: Christian Drastil (BE), Franz Hörl (Erste Group), Stefan Maxian (RCB), Günther Schneider (Salus Alpha), Thomas Neuhold (Kepler), Christine Reitsamer (Baader Bank), Richard Schenz (BMF).

Die Salus Alpha AnalystAwards 2012 gehen an Franz Hörl (Erste Group, Hauptpreis Institutionellen-Wertung), Thomas Neuhold (Kepler, IR-Wertung) und Stefan Maxian (RCB, Leser-Wertung). Das Teamrennen holte sich die Baader Bank, ein Team-Sonderpreis ging an die RCB. Die Preise wurden am 12. Dezember im Haus der Industrie überreicht. Davor gab es ein hochkarätig besetztes Cafe BE-Spezial mit dem ATX-Ausblick 2013. Year Of Change Tolle Performance, aber Private fehlen

Außergewöhnliche Chancen mit Spezial-Situationen

Christian Drastil, Christian Drastil Comm. (Award-Initiator, BE-Consultant)

Vor 12 Monaten schrieb ich an dieser Stelle, dass ein Year Of Change bevorstehe, jedoch der ATX freundlich tendieren werde. Und ja, beides stimmte. Gut ist aber nur,

dass sich neue Analystenteams formiert haben und es gleich auf die Siegerbilder schafften. So gar nicht toll ist, dass die Kleinanleger der schönen Wiener Börse den Rücken gekehrt haben. Mehr als 50 Prozent weniger Orders durch Private. Tja, die Murks-KESt. Wie meinte der Kapitalmarktbeauftragte Richard Schenz (dem ich für Rat und Tat sehr dankbar bin) in seinem Impuls-Statement zum Award? Er habe mehr als zehn Jahre für einen liquiden, tiefen und leistungsstarken einheimischen Kapitalmarkt gekämpft. Dinge wie der AnalystAward hätten sehr geholfen. Die Unterstützung durch die Politik sei dabei leider nicht immer im selben Ausmass vorhanden gewesen. „Vornehm ausgedrückt“, so Schenz. Ich schliesse mich an. Danke an die Partner, grosse Gratulation den Siegern!

Die Wiener Börse im Vormarsch

© Foto Wilke

© Martina Draper/finanzmarktfoto.at

Neue Sieger im 13. Award-Jahr

Günther Schneider, CTO des AnalystAward-Hauptsponsors Salus Alpha

Österreichische Analysten trotzen mit ihrem Mut und innovativen Ansätzen den wirtschaftlich und finanziell turbulenten Zeiten. Wir sind stolz auf diese vorausschau-

enden Analysten und haben auch heuer wieder die Besten gesucht und auch gefunden. Analysten, die sich einzig als Berater des Kunden, also der Fonds- oder Assetmanager, verstehen, müssen gefördert werden. Denn um Alpha zu generieren, bedarf es heutzutage mehr als nur ein guter Analyst zu sein. Wir erwarten 2013 eine Vielzahl sogenannter „Spezial-Situationen“ an der Wiener Börse, d.h. Übernahmen, IPO’s und Ähnliches. Und gerade hier sind gute, erfahrene und mutige Analysten gefragt und gefordert, denn in den Märkten geht es letztendlich darum, Alpha zu generieren. Der Salus Alpha RN Special Situations (AT0000A0GZ08) ist Nr. 1-Performer im UCITS HFS Event Driven Index in 2012. Unser Fondsmanager ist Roland Neuwirth, der beim AnalystAward auch öfters in den Siegerlisten stand.

IMPRESSUM Medieninhaber: medianet Verlag AG 1110 Wien, Geiselbergstraße 15 http://www.medianet.at Kontakt: Tel.: +43-1/919 20-0 abo@medianet.at | Fax: DW 2231 Anzeigen-Hotline Tel.: DW 2203 media@medianet.at | Fax: DW 2231 Fotoredaktion fotored@medianet.at Vorstand: Markus Bauer Herausgeber: Chris Radda, Paul Leitenmüller, Germanos Athanasiadis, Oliver Jonke Verlagsleitung: Paul Leitenmüller Chefredaktion: Chris Radda Hinweis: Die hier vorliegenden Seiten BE1 bis BE8 erscheinen unter Verantwortung der Styria Börse Express GmbH. Unter www.boerse-express.com/­ impressum findet man ein vollständiges Impressum. Redaktionelle Gestaltung dieser Sonderausgabe: Börse Express Lektorat: ­Christoph Strolz Grafik/Produktion: Raimund Appl, Peter Farkas Litho­grafie: Beate Schmid, Berat Qelaj Anzeigenproduktion: Aleksandar Milenkovic Druck: gugler GmbH, Auf der Schön 2, 3390 Melk/Donau Vertrieb: Post.at & „>redmail Logistik & Zustell­service GMBH, Service-Hotline: 795 00-60 service­center-wien@redmail.at“ Styria Börse Express GmbH 1110 Wien, Geiselbergstraße 15 Tel. 01/601 17-260, Fax: 01/601 17-262 office@boerse-express.com


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Montag, 17. Dezember 2012

Salus Alpha AnalystAwards Mit Franz Hörl, Thomas Neuhold und Stefan Maxian gingen die Analystenpreise 2012 an neue

ehrentafel

Hauptpreise an Hörl

Alle Champs seit 2000 Jahr 2000 1. Roland Neuwirth (DB) 2. Manfred Radinger (EB) 3. Thomas Neuhold (CA IB)

13. Verleihung von Österreichs grösstem Analystenpreis: Schon in wenigen Tagen erfolgt der Start in die

Jahr 2001 1. Roland Neuwirth (DB) 2. Thomas Neuhold (CA IB) 3. Claudia Vince-Bsteh (RCB) Teamwertung: Erste Bank Jahr 2002 1. Roland Neuwirth (DB) 2. Claudia Vince-Bsteh (RCB) 3. Ralf Burchert (Erste Bank) Teamwertung: Erste Bank Jahr 2003 1. Roland Neuwirth (DB) 2. Claudia Vince-Bsteh (RCB) 3. Günther Artner (Erste Bank) Teamwertung: RCB Jahr 2004 1. Roland Neuwirth (DB) 2. Ralf Burchert (Erste Bank) 3. Thomas Neuhold (CA IB) Teamwertung: Erste Bank

Jahr 2006 1. Günther Artner (Erste Bank) 2. Alfred Reisenberger (CA IB) 3. Claudia Vince-Bsteh (RCB) Teamwertung: Erste Bank Jahr 2007 1. Alfred Reisenberger (CA IB) 2. Christian Bader (DB) 3. Günther Artner (Erste Bank) 3. Stefan Maxian (RCB) Teamwertung: Capital Bank

© Börse Express/Martina Draper (8)

Jahr 2005 1. Günther Artner (Erste Bank) 2. Claudia Vince-Bsteh (RCB) 3. Alfred Reisenberger (CA IB) 3. Christian Bader (DB) Teamwertung: Erste Bank

Fondsmanager-Wertung: Günther Schneider (Salus Alpha), Sieger Franz Hörl (Erste Group), Richard Schenz (Kapitalmarktbeauftragter). Christine Petzwinkler

Wien. Am 12.12.12 wurden die besten Researchleistungen rund um Austro-Aktien zum 13. Mal durch den BE und Partner prämiert. Location war das Haus der Industrie. Die „Salus Alpha AnalystAwards 2012“ standen dabei im Zeichen der Veränderung, neue Teams traten an (und gewannen gleich), auch bei den Einzelwertungen standen neue Sieger ganz oben. Aber eines nach dem anderen …

Jahr 2008 1. A. Reisenberger (Cheuvreux) 2. Christoph Schultes (Erste) 3. Harald Weghofer (Unicredit) Teamwertung: Capital Bank Jahr 2009 1. A. Reisenberger (Cheuvreux) 2. Markus Remis (Cheuvreux) 3. Christoph Schultes (Erste) Teamwertung: RCB Jahr 2010 1. Fondsmanager-Wertung: Gerald Walek (Erste Group) 1. Investor Relations-Wertung: A. Reisenberger (Cheuvreux) 1. Börse Express-Leserwertung: Christoph Schultes (Erste) Teamwertung: RCB

20 Fondsmanager kürten … IR-Wertung: Günther Schneider (Salus Alpha), Sieger Thomas Neuhold (Kepler), Richard Schenz (Kapitalmarktbeauftragter).

Jahr 2011 1. Fondsmanager-Wertung: Gerald Walek (Erste Group) 1. Investor Relations-Wertung: Christian Bader (DB) 1. Börse Express-Leserwertung: Günther Artner (Erste Group) Teamwertung: Erste Group Jahr 2012 1. Fondsmanager-Wertung: Franz Hörl (Erste Group) 1. Investor Relations-Wertung: Thomas Neuhold (Kepler) 1. Börse Express-Leserwertung: Stefan Maxian (RCB) Teamwertung 1–4: RCB Teamwertung Hauptpreis: ­Baader Bank

www.analyst-award.at Für die Salus Alpha AnalystAwards wurde eine eigene Website gestaltet: www. analyst-award.at. Man findet alle Infos zum Award-Prozedere, dazu Dutzende Bilder zur Award-Verleihung.

Leser-Wertung: Günther Schneider (Salus Alpha), Sieger Stefan Maxian (RCB), Richard Schenz (Kapitalmarktbeauftragter).

Hauptpreis der Einzelwertung ist seit 2010 die FondsmanagerKategorie. Die Banken nominierten hierfür 36 AnalystInnen – nicht nur die Spezialisten für die ÖsterreichTitel, sondern auch die Experten aus dem CEE-Research. Ins Ergebnis sind die Rückmeldungen von 20 Fondsmanagern (je drei Stimmen) eingeflossen; es voteten Verantwortliche für Österreich-, aber auch CEE-Portfolios. Folgende fünf Analysten erhielten in der Fondsmanager-Kategorie die meisten Stimmen (alphabetische Reihenfolge): Günther Artner, Franz Hörl, Bernd Maurer, Christoph Schultes, Gerald Walek (Sieger 2011). Bis auf Maurer (RCB) also vier Mal Erste Group unter den Top 5. Der Sieg ging an einen Vertreter aus diesem Quartett: Franz Hörl (Bruder des ÖSV-Slalomstars Wolfgang Hörl) holte den Hauptpreis

zum 1. Mal. Er analysiert Amag, RHI, Strabag, voestalpine, Wienerberger und Zumtobel.

28 IR-Manager wählten … Im Zuge der IR-Wertung standen 30 AnalystInnen zur Disposition, ausschliesslich reine Österreich-Experten. Es gab 28 Rückmeldungen aus den IR-Abteilungen. Folgende fünf AnalystInnen erhielten in der Investor RelationsKategorie die meisten Stimmen: Günther Artner (Erste Group), Thomas Neuhold (Kepler), Markus Remis (RCB), Christoph Schultes und Gerald Walek (beide Erste Group), während Vorjahressieger Christian Bader (Ex-Deutsche Bank, jetzt GBR) nicht mehr zur Wahl stand. Der 1. Rang ging an Thomas Neuhold, der mit Kepler 2012 neu durchstartete, nachdem er in den


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Sieger. Auch die Teamwertung war ein Fall für einen Neuling

award splitter

und Baader Bank

Award Laudator

14. Saison, die Karten werden völlig neu gemischt.

Christian Drastil (Drastil Comm). moderierte die Preisverleihung .

Bei allen 13 Award-Verleihungen wurden die Sieger von Christian Drastil, Ex-BE-Chef, jetzt Unternehmer und BE-Berater, auf die Bühne gebeten.

© OeKB

Award Schirmherr

Johannes Attems, OeKB; als langjähriger Unterstützer des Awards.

OeKB-Vorstand Johannes Attems ist neben dem Kapitalmarktbeauftragten Richard Schenz seit Jahren Schirmherr der AnalystAwards.

Sieger 2012: F. Hörl (Erste Group, Hauptpreis Fondsmanager), S. Maxian (RCB, Team-Sonderpreis/Leser), C. Reitsamer (Baader Bank, Teamwertung), T. Neuhold (Kepler, IR).

102 BE-Leser krönten … Für die BE-Leser-Wertung standen dieselben 30 AnalystInnen wie in der IR-Wahl zur Abstimmung. Aus 102 Rückmeldungen ergaben sich folgende Stimmenstärkste: Günther Artner (Erste, Titelverteidiger), Stefan Maxian (RCB), Thomas Neuhold (Kepler), Christine Reitsamer (Baader Bank) und Martina Valenta (Erste Group). Rang 1 ging an Stefan Maxian (RCB), als Teamleiter analysiert er zwar „nur“ die Erste Group (und CEE-Titel),

Award Jurychefin

steht aber medial vorne. Nach einigen Stockerlplätzen holte das RCBUrgestein damit den 1. Einzelsieg.

Zwei Teamwertungen Maxian bekam mit seinem Team noch eine 2. Ehrung: Den Sonderpreis für „Jänner bis April“, als die RCB 15 Prozentpunkte Outperformance vs. ATX schaffte. Das offizielle Rennen lief heuer von Ende April bis Ende November, denn erst im Q2 waren die Neulinge Baader Bank und Kepler „ready to start“. Den Sieg schnappte sich das Team von Christine Reitsamer (Baader Bank). Dank u.a. Amag und CA Immo konnte man den ATX um 9 Prozentpunkte abhängen und schaffte einen deutlichen Sieg.

© Gmoser

„Early Award Years“ ein paar Stockerplätze für die CA IB holte. Neuhold analysiert Andritz, AT&S, CA Immo, conwert, EVN, Immofinanz, OMV, Palfinger, RHI und VIG.

Christine Petzwinkler, Börse Express, kümmert sich um den Juryprozess.

Seit 2000 leitet Petzwinkler den Juryprozess der Einzelwertung. Die Teamwertung basiert auf gläsernen Portfolios auf www.boerse-express.com/ analysen Teamwertung: Christine Reitsamer mit dem Team der Baader Bank siegreich.

Leitartikel

mail to robert.gillinger@ boerse-express.com Totgesagte leben länger. Wie oft wurde die Eurozone bereits zu Grabe getragen – sie erfreut sich noch immer des Lebens. Zwar nicht in bester Gesundheit, die Intensivstation ist aber längst verlassen. Nicht anders ergeht es der Analystenzunft. Unvermögen war noch ein nettes Kosewort, das ihnen bisweilen mit auf den Weg gegeben wurde – Lehman hatte ja keiner vorhergesehen.Das große Wehklagen blieb aber aus. Vielmehr wurde einfach weiter gearbeitet – und der Erfolg gibt recht. Alle – und ich meine wirklich alle – am AnalystAward teilnehmenden Institute ha-

Jetzt ist ­Solidarität gefragt Das Modell des Österreicher-Topfs in der Fußball-Bundesliga würde das Überleben von Smallcap-Research gewährleisten. Robert GIllinger

ben mit ihren Tipps die Benchmark geschlagen. Und das nicht, weil diese in den Keller rasselte und sich jener freuen konnte, der das Geld einfach im Börserl ließ. Nein, der Markt kletterte vielmehr relativ

rasch in die Höhe – die Analysten ließen sich aber nicht verunsichern oder gar abhängen. Das ist nicht nur der Beweis harter, sondern vor allem guter Arbeit! Damit bekommt aber auch die Frage nach der Be-

zahlbarkeit von (gutem) Research frische Nahrung. Denn nur wer gut ist, darf hoffen, dass jemand für dieses Tun auch bereit ist, Geld zu zahlen. Geld, das kleine Unternehmen nicht haben und auch über den Umweg Handels-, Börse- etc. –gebühren nicht indirekt refinanzieren können. Diese also vom Research abschneiden? Das ware der erste Schritt zum Tod vieler AGs am Kapitalmarkt, was niemandes Interesse sein kann.Was bleibt, ist die Hoffnung, dass sich Banken, Börse und sonstige Kapitalmarktteilnehmer zusammen tun, in einen gemeinsamen Topf einzahlen und aus diesem entsprechend ausschütten. Im Fußball gibt es den Österreicher-Topf für jene Vereine, die junge heimische Talente einsetzen. Warum soll es so etwas ähnliches nicht für jene geben, die einen Smallcap analysieren?

Award Gastgeberin

Ulrike Haidenthaller (Aktienforum) mit Vor-Vorgänger Markus Fichtinger.

Das Aktienforum ist seit 10 Jahren Gastgeber der Preisverleihung, das Haus der Industrie die perfekte Location. Ein Dank an GF Ulrike Haidenthaller.

Award Get-together

Viele Marktteilnehmer bei den Preisverleihungen dabei.

Mehr als 120 Gäste kamen ins Haus der Industrie, um der Award-Verleihung beizuwohnen und danach auf die Sieger anzustossen.


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© Martina Draper/Börse Express (2)

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Cafe BE Christine Reitsamer (Baader Bank), Wolfgang Matejka (Matejka & Partner), Stefan Maxian (RCB) Thomas Neuhold (Kepler Cheuvreux), Günther

CEE taucht am Radarschirm der B Neue CEE-Fantasie, Immobilienaktien, Small- und Midcaps, Zykliker nebst Dividenden. Die Empfehlungen der Analysten für 2013 Bettina Schragl Robert Gillinger

Cafe BE: Vor einem Jahr lautete die Konsens-Einschätzung, 2012 werde ein schwieriges, aber ein positives Aktienjahr – und der ATX wird 2012 besser als im Vorjahr abschneiden, als er 35% eingebüsst hat. Wir halten jetzt aktuell bei einem Jahresplus von rund 25% im ATX. Was war denn überraschend bzw. bemerkenswert an dieser Entwicklung? Christine Reitsamer: Zu bemerken ist, dass der Markt in den vergangenen Wochen weniger politisch geworden ist. Das sollte auch für 2013 gelten – die Anfälligkeit für politischen Entwicklungen hat abgenommen. Cafe BE: Als Herr Berlusconi vor wenigen Tagen ein politisches Comeback angekündigt hat, reagierte der Markt aber kurzfristig doch aufgeschreckt.... Stefan Maxian: Das schon, hätte Berlusconi das aber vor ein paar Monaten gesagt, hätten wir vielleicht ein Tagesminus von zehn Prozent gesehen. Wir sind im Moment in einer entpolitisierten Phase, ich würde mein Geld aber nicht darauf wetten, dass das auch 2013 so bleibt. Wir sehen die Bereitschaft der Notenbanken, die Bazooka auszupacken, um Staatsanleihenkäufe zu tätigen, wenn es sein muss. Und der Markt vertraut darauf, dass das auch wirklich passiert. Das sieht man an den Finanzierungskosten, bei den Zinsen, und es ist auch der Grund, warum Aktienmärkte so gut performt haben, vor allem im zweiten Halbjahr. Es hat die Suche nach Alternativen begonnen. Getragen wurde die Aktienperformance nicht durch entsprechend erhöhte Gewinnschätzungen, sondern durch die Bereitschaft des Marktes, höhere Bewertungen zu zahlen – eben wegen des gerin-

geren politischen Risikos und des Mangels an Alternativen im Niedrigzinsumfeld. Cafe BE: Dann war also EZB-Chef Mario Draghi mit der Ankündigung des unbegrenzten Staatsanleihenankaufs so etwas wie ein „Game Changer“? Wolfgang Matejka: „Super Mario“ is the best man in time. Er wusste durch seine Vergangenheit, wie die Märkte ticken, vor allem die amerikanische Denkweise. Dann kamen noch ESM und die Bankenunion, was übrigens demnächst auch die österreichischen Banken sehr stark stützen müsste – und all dies liess dem Markt dann keine Chance mehr, dagegen zu wetten. Cafe BE: Dann hat die Politik also doch einen guten Job gemacht? Matejka: Nein, hat sie nicht. Wir brauchten drei Jahre, um dahin zu kommen, was der Kapitalmarkt bereits zu Beginn gewusst hat. Auf diesem Weg haben wir etliche Milliarden, Griechen-Debakel und anderes in Kauf genommen – das wäre nicht notwendig gewesen. Cafe BE: Wenn die Eurozone die Intensivstation also bereits verlassen hat – wo befinden wir uns auf dem Weg zur Genesung? Thomas Neuhold: Jetzt müssen die Staaten mit hohem Budgetdefizit und Schuldenständen beweisen, dass sie diese reduzieren können. Und dass sie auch wieder Wachstum generieren können. Sonst wird uns die Krise in den nächsten Jahren wieder besuchen. Cafe BE: Mit diesen Problemen kämpft aber nicht nur Europa ... Neuhold: Natürlich sind es auch die USA, Japan und einige Emerging Markets, die sich in den vergangenen Jahren exorbitant verschuldet haben. Eines hat die Geschichte gezeigt: Wurden beim Schuldenlevel 90/100 Prozent über-

schritten, hat das entsprechende Land einfach viel geringere Wachstumsraten in der Zukunft. Das ist ein Thema, das man nicht unterschätzen sollte, obwohl alle optimistisch in die Zukunft blicken, nachdem die Märkte gut gelaufen sind. Aber die Wachstumsaussichten sind eher bescheiden. Aufgrund der mangelnden Alternativen sind Aktien aber nach wie vor sehr attraktiv. Die Bewertungen sind nicht hoch: In Wien notieren die Werte im Schnitt unter ihrem Buchwert und mit einem KGV von elf/zwölf. Das Risiko bleibt aber hoch, und wir werden in den nächsten Jahren sicher auch wieder Rücksetzer sehen, bei denen die Märkte auch 20 Prozent verlieren können. Cafe BE: Stichwort Risiko. Mit ein Grund für die positive Marktentwicklung ist die nach Veranlagung suchende Liquidität, etwa durch die Notenbanken. Das führte auch dazu, dass sich die Stimmung von Anlegern der Aktie gegenüber wieder verbesserte. Was aber, wenn diese Liquidität wieder rückgeführt wird? Günther Schneider: Ich halte dieses Risiko im Moment für vernachlässigbar. Ich kann mir derzeit von keiner der grösseren Notenbanken vorstellen, dass sie eine Zinserhöhung plant. Zur Stimmung: Da habe ich gerade eine Studie gelesen, dass 80 Prozent der institutionellen Anleger in den nächsten fünf Jahren Aktien wieder übergewichten wollen. Das erfolgt aber nicht aus Begeisterung, sondern aus Mangel an Alternativen und dem Zwang, nachhaltig Renditen zu erzielen. Die risikofreie Rendite, wie man es bei Staatsanleihen gesagt hat, gibt es nicht mehr. Cafe BE: Herr Artner, die positivste Überraschung des Jahres war für Sie …

Günther Artner: … dass Aktien wieder salonfähig geworden sind. In jedem Anlageausblick für 2013 liest man von Aktien, Immobilien und Sachwerten. Das war im Vorjahr nicht so. Die zweite Überraschung ist für mich, dass auch Analysten wieder gehört werden. 2011 war völlig egal, was der Analyst sagt. Da zählte nur, was EZB oder Politik sagen. Das hat sich deutlich gedreht. Cafe BE: In den vergangenen Jahren gab es an der Wiener Börse immer sehr heftige Schaukelbewegungen im oft hohen zweistelligen Prozentbereich. Wird sich der Anleger unter Risikogesichtspunkten daran gewöhnen müssen? Artner: Ich sehe Kursrückschläge als Chance, Aktien günstiger zu erwerben. Denn das eigentliche Risiko für den Privatanleger ist, ob er seine Kaufkraft in zehn Jahren auch noch gewährleistet sieht. Das kann man mit Aktien beinahe garantieren. Cafe BE: Wagen wir den Blick in die Zukunft, ins Jahr 2013 … Reitsamer: Ich bin vorsichtig optimistisch. Es dürfte wieder ein Jahr der Small- und Midcaps werden, was auch gut für die Wiener Börse wäre. Und ein Jahr der Zykliker: Der Lagerabbau sollte im ersten Halbjahr beendet sein, der dann dreht und bei Unternehmen für gute Auftragseingänge sorgt. In der zweiten Jahreshälfte wird sich der Blick bereits in Richtung 2014 richten und damit auf einen hoffentlich wieder angesprungenen Welthandel. Cafe BE: Wo wird der Wiener Markt im internationalen Vergleich liegen? Reitsamer: Eben wegen seiner Mid- und Smallcaplastigkeit ganz gut. Maxian: Wir sind traditionell vorsichtig optimistisch. Wir erwarten

ein Gewinnwachstum von rund zehn Prozent und haben auch erst kürzlich unsere Bottom-up-Kursziele auf den ATX umgelegt und sind auf 2500 Punkte gekommen. Zykliker erscheinen weiter interessant – RHI etwa. Gerade bei Small- und Midcaps spielt aber auch die Liquidität eine grosse Rolle – mal schauen, ob diese zurückkehrt. Thema bleibt das niedrige Zinsumfeld. Das ist für Unternehmen interessant, die eine gewisse Verschuldung aufweisen und derart ihre Refinanzierungskosten senken können. Interessant ist das Umfeld auch für Immobilienaktien, wo Zinskosten ein relevantes Thema sind. Cafe BE: Herr Matejka, Sie haben heute in einem Kommentar gemeint, auch Krisen kommen systematisch logisch zu einem Ende – wie optimistisch sind Sie? Matejka: Wir werden 2013 natürlich Rückwirkungen der letzten Jahre spüren. Die Zinsen werden tief bleiben, damit sich die Staaten günstig refinanzieren können. Dazu kommt, dass einige strukturelle und institutionelle Investoren an den Markt zurückkommen. Sei es aus Verzweiflung oder der Ignoranz vor Regularien, die keinen Sinn machen. 2013 wird ein sehr gutes Aktienjahr werden – vor allem für Österreich mit seinen Small- und Midcaps mit dem Charakter des Stockpickings. Ausser wirklich guten Fundamentaldaten bieten diese mittlerweile auch die notwendige Transparenz. Ein Thema wird aber mehr und mehr den Markt dominieren – die europäische Bankenunion. Österreichs Banken und die finanzierende Industrie werden dann europäisch gesehen werden. Und ein Paul Krugmann kann nicht mehr kommen und sagen, das kostet euch 400 Milliarden Euro, am Tag danach sind es 200 Mil-


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Im Cafe BE (v. re.): Christine Reitsamer (Baader Bank), Stefan Maxian (RCB), Wolfgang ­Matejka ­(Matejka & Partner), Bettina Schragl (Börse ­Express), Thomas Neuhold (Kepler Cheuvreux), Günther Schneider (Salus Alpha), Günther Artner (Erste Group)

Artner (Erste Group) und Günther Schneider (Salus Alpha) diskutieren über die weiteren Aussichten der Wiener Börse

örsianer wieder als Pluspunkt auf bringen manch Altbekanntes – greifen aber auch neue Themen (wieder) auf. liarden und das sind noch immer zuviel. Er wird sagen müssen, die Banken sind europäisch abgesichert. Das Thema Osteuropa wird Österreich damit stärker tragen als heuer. Cafe BE: Also das Comeback der CEE-Fantasie? Matejka: Ja. Cafe BE: Heisst aber auch, dass Sie die beiden Banken im ATX, die zu den Top-Performern des Jahres zählen, derzeit nicht verkaufen würden? Matejka: Jeder freut sich über ein Plus von 50 Prozent in einem Investment – ich würde jetzt aber noch nicht verkaufen, bin aber auch nicht zum Tiefstkurs eingestiegen, damit diese Rechnung stimmt. Aber beide Aktien notieren deutlich unter Buchwert. Das ist eigentlich nur zu rechtfertigen, wenn entsprechende Verluste zu erwarten sind. Tritt das nicht ein, wird sich die Bewertung normalisieren. Cafe BE: Herr Artner, ein Comeback von CEE muss ja auch ein Thema für die Erste Group sein. Wie sehen Sie das? Artner: Ich glaube auch daran, aber eher erst in der zweiten Jahreshälfte. Allgemein zu Wien: Allein wenn wir nur zum historischen Bewertungsschnitt zurückkehren, ergibt das ein Potenzial von 20 Prozent. Wenn ich jetzt noch das lächerliche langfristige Zinsniveau von rund 1,7 Prozent einrechne bin ich bereits bei einem Potenzial von 30 Prozent. Wegen der noch vorhandenen Risikoaversion werden wir dieses Potenzial 2013 eher nicht ausschöpfen. Auch die kurz-, mittel- und langfristige Charttechnik sieht sehr positiv aus – wir haben die langfristigen Abwärtstrends durchbrochen. Es würde mich sehr wundern,

wenn der positive Trend abreissen würde. 2600 Punkte im ATX sind ein vielleicht vorsichtiges Kursziel im ATX.

bis 15 Prozent, setzen dabei auch auf verstärkte M&A-Aktivitäten und warten auf ein Anspringen des IPO-Marktes.

Cafe BE: Herr Neuhold, teilen Sie diesen Optimismus? Neuhold: Nicht ganz. Man muss immer das Beste hoffen, darf aber das Schlimme, das passieren kann, nicht ganz aus den Augen verlieren. Es stimmt, dass einiges für Aktien spricht. Aber die Themen Sanierung der Budgets und Staatsschulden werden bleiben. Man darf auch nicht übersehen, dass die hohen Defizite der Staaten mit ein Treiber für teils gute Ergebnisse auf Unternehmensebene sind. Zudem ist die Rally bereits ins vierte Jahr gekommen und brachte in den grossen Märkten wie USA und Deutschland Anstiege von bald 100 Prozent. Das zählt im langfristigen Vergleich zu den SpitzenHaussen. Ich rate daher, sich im nächsten Jahr auf Unternehmen zu konzentrieren, die eine sehr gute Marktstellung haben, eine gute Bilanz, positiven Free-Cashflow erwirtschaften und diesen auch ausschütten. Denn Dividenden werden weiter eine wichtige Ertragskomponente sein.

Cafe BE: Kommen wir zu Ihren drei Top-Empfehlungen für 2013 … Artner: Für mich gibt es derzeit zwei verschiedene Methoden, wie man anlegen kann. Wer relativ risikolos zehn Prozent machen möchte, greift einfach zu den Blue Chips und damit zu Dividendenwerten wie OMV, Österreichische Post, Immofinanz, Andritz, RHI, VIG, SBO. Wer ein bisserl mehr haben möchte, sollte eher die Small- und Mid-Cap-Variante spielen. Kapsch, Lenzing, Polytec, Semperit – diese Titel werden zwar volatiler sein, am Ende des Jahres wahrscheinlich aber auch mehr gebracht haben.

Cafe BE: Wie sehen Sie das Thema Small- und Midcaps? Neuhold: Man sollte sich eher Branchen ansehen, nicht rein nach ‘Grösse’ entscheiden. Extrem gut gelaufen sind etwa Markenartikler wie Beiersdorf und Nestlé, die im historischen Vergleich aber auch bereits stolze Bewertungen aufweisen. Eine Chance für den Wiener Aktienmarkt ist, dass es hier einen Branchenmix gibt, der zuletzt weniger gefragt war. Cafe BE: Herr Schneider, wie sehen Sie Wien? Schneider: Wir rechnen mit einer positiven Performance von zehn

Cafe BE: Herr Schneider, Salus Alpha hat einen Special Situations Fond – wo suchen Sie Ihre Investments? Schneider: Also gefunden haben wir sie etwa bei Polytec mit dem Aktienrückkaufprogramm, das wirklich Freude macht. Breiter betrachtet sind wir von Immobilienaktien überzeugt, trauen diesen 2013 einiges zu. Und da zuvor Nestlé angesprochen wurde: Wenn ich mir die Verpackung rund um deren Produkte so vorstelle, kann ich auch zu einer Mayr-Melnhof greifen. Cafe BE: Gehen wir weiter im Kreis ... Neuhold: Auch mir gefallen Immobilienaktien sehr gut. Die Bewertungen sind noch sehr attraktiv. Und internationale Investoren sind wegen der Skandale vergangener Tage noch immer unterinvestiert. Ich glaube also, dass man zum Beispiel eine Immofinanz auch nächstes Jahr im Portfolio haben muss. Gut gefällt mir auch Lenzing,

ein Underperformer der letzten Monate. Das Unternehmen ist sehr gut aufgestellt, Marktführer, Kostenführer, Technologieführer. Belastend war der Rückgang der Baumwollpreise – hier sollte schön langsam aber der Boden gefunden sein. Dividendentitel, wie bereits gesagt, sollte der Anleger auch im Depot haben. Immofinanz oder die Österreichische Post sind für die konservativen Seelen unter uns durchaus eine Überlegung wert. Dabei bekommt man sicher mehr, als mit Staatsanleihen. Matejka: Flughafen Wien, AT&S und Uniqa. Der Flughafen bietet eine echte Turnaround-Situation, da ist sicher die eine oder andere Überraschung möglich. AT&S ist Technologieführer und hat den richtigen Schritt gemacht, sich in China zu verankern. Uniqa steht eigentlich für den ganzen Versicherungssektor, der ein Underperfomer in 2012 war. Ich setze auch auf das angekündigte Re-IPO als Treiber des Interesses. Natürlich sollte die VIG als Marktleader nicht vergessen werden – aber rein polarisierend nehme ich Uniqa. Maxian: Kaufempfehlungen haben wir etwa für den Verbund. Mittelfristiges Thema könnte hier die Etablierung als führendes Wasserkraftwerksunternehmen Mitteleuropas sein, das Free Cashflow generiert. RHI ist noch nicht teuer. Wer niedrige Zinsen spielt, setzt auf Immobilienaktien, wie Immofinanz – diese sehe ich auch als Dividendenaktie. Beim Thema Small- und Midcaps fällt mir ams als echtes Wachstumsunternehmen ein. Mit Blick auf Rebound nehme ich Wienerberger, wo es aber noch Risken gibt – 2013 ist der Konzern vielleicht noch nicht profitabel. Und Lenzing, obwohl der Baumwollpreis so schwer zu prognosti-

zieren ist. Aber das Unternehmen hat ein sehr gutes Set-up. Reitsamer: Zykliker wie RHI, Amag und die voestalpine gefallen uns. Diese sollten vom angesprochenen Umschwung beim Lagerzyklus profitieren und mit Sicht auf 2014 von einer besseren Weltkonjunktur. Immobilien gefallen mir auch sehr gut. Und eine Immofinanz vereint ausserdem die angesprochenen Themen Dividende und Special Situations – vielleicht ergibt sich rund um die Buwog eine interessante Geschichte. Cafe BE: Und wie sehen den ATX im Jahr 2013? Reitsamer: In etwa zehn Prozent im Plus. Cafe BE: Sind IPOs in 2013 realistisch? Reitsamer: Das Thema ist sicher schwierig, da ja eine gewisse Grösse notwendig ist. Der Free-float sollte doch zumindest bei 50 Millionen Euro liegen. Cafe BE: Wie kommen derzeit österreichische unternehmen bei internationalen Roadshows an? Neuhold: Das ist sehr unterschiedlich. Andritz ist etwa ein Liebling bei solchen Veranstaltungen. Bei kleinen Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung unter 400 Millionen Euro und einer Story, die gerade nicht so ankommt, ist es schwer, überhaupt eine Roadshow zu organisieren. Cafe BE: Stichwort Liquidität. Herr Schneider, welche Rolle spielt diese, wenn Sie auf Sondersituationen setzen? Schneider: Die Sondersituation spielt sich fast immer in diesem Umkreis ab. Man muss einfach soviel wie möglich über diese Unternehmen herausfinden. Sich vielleicht sogar einen Informationsvorteil verschaffen, wenn es sonst keine Analystencoverage gibt.


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Montag, 17. Dezember 2012

Interview Salus Alpha-Chef Oliver Prock über regulatorische Herausforderungen und die weiteren Pläne des AI-Anbieters

Oliver Prock: „Es geht darum, ­Alpha zu ­generieren“ AnalystAwards-Sponsor Salus Alpha über die Gründe des Sponsorings, Analysten als Fondsmanager und die Politik. einem Ergebnis von 12,5% ytd und einer Volatilität von unter 10%! Der Absolut return Ansatz in den Aktienmärkten D/A/CH und das Talent des Fondsmanagers beim Stockpicking machte sich für die Investoren mehr als bezahlt. Im Bereich Multi Strategie spüren wir auch bei großen internationalen Investoren starkes Interesse an der Salus Alpha Commodity Arbitrage Strategie wo unter Ausnutzung von Saisonalitäten, Contango, Backwardation absolut marktneutrale Strategien zur Anwendung kommen, die zunehmend als Ergänzung bzw. Overlay zum Long-only Investment herangezogen werden.

robert gillinger

Börse Express: In Österreich fehlt der Gesetzesentwurf zur AIFMRichtlinie noch immer. Gleichzeitig nahen mit UCITS V erhöhte Verwaltungsaufwendungen. Droht die erhoffte Hilfe von Seiten der Politik im Kampf um „faire Wettbewerbsbedingungen“ innerhalb der Branche zum Bumerang zu werden? Bzw. wie erstrebenswert ist es mittlerweile für Anbieter überhaupt noch, sich Kunden in regulierten Märkten zu suchen? Oliver Prock: Die Politik ist zu weit gegangen. Sie hat die Büchse der Pandora geöffnet. Es wird zum großen Sterben von Banken, Kapitalanlagegesellschaften und Fondsmanagern kommen. Nicht jede Regulierung, die kommt, macht Sinn. Weder für die Anbieter, noch für die Kunden. Und was haben wir dann erreicht? Wir haben erreicht, dass es die Kleinen erwischt hat und die Großen noch größer geworden sind und dann für immer und ewig „too big too fail“ sind und da wird auch kein Bankeninsolvenzrecht mehr helfen. Gleichzeitig werden sich die Amerikaner und Chinesen ins Fäustchen lachen, weil die hier nicht mitmachen werden und europäische Finanzinstitute für einen Apfel und ein Ei aufschnupfen werden.

BE: Mit dem Blick nach vorne. Welches Produkt würden Sie besonders ans Herz legen? Prock: Bleiben wir beim Thema Rohstoffe und dem vorhin schon erwähnten Salus Alpha Commodity Arbitrage UCITS-Fonds. Zwei Grundregeln werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in den nächsten Jahren gelten: Der Bedarf an Rohstoffen nimmt zu und ebenso wird die Volatilität und damit das Anlegerrisiko hoch bleiben. Beide Trends können Sie mit dem Salus Alpha Commodity Arbitrage UCITS-Fonds für sich nutzen. BE: Wenn Sie den Gesamtmarkt betrachten. Was fehlt Ihnen noch im Angebot? Prock: Ein Bereich an dem wir schon länger intensiv arbeiten und auch für institutionelle Investoren anbieten, ist das Thema „Risiko Parität“ in der Asset Allocation. Hier können Sie in Kürze auch eine retailorientierte Lösung von Salus Alpha erwarten.

BE: Wie sehr hat sich aus Ihrer Sicht die Vertrauenskrise der Anleger in Kapitalmarktprodukte bereits gelegt?

„Die Politik ist zu weit gegangen. Es wird zum großen Sterben von schaften und Fondsmanagern kommen.“ oliver prock

© Börse Express/Martina Draper

Kapitalanlagegesell-

Für Salus Alpha-Chef Oliver Prock ist die Schuldenkrise noch längst nicht gelöst – die Folgen begleiten uns weiter.

Prock: Substantiell. Seit der berühmten Draghi-Rede Ende Juli, den Euro unter allen Umständen verteidigen zu wollen, haben die Anleger zusehends Vertrauen geschöpft. Die Anleihe-Renditen der Euro-Schwächlinge sind merkbar gesunken, die Volatilität ist auf ein sehr niedriges Niveau zurückgekommen und die Aktienmärkte haben die Jahresendrally umgesetzt. Die größere Frage ist eher, ob wir in 2013 eine neuerliche Eskalation sehen. Partiell denke ich schon, denn die Schuldenkrise ist ja noch lange nicht gelöst. Wir erleben jetzt die Folgen mit dem Niedrig-Wachstum, der hohen Arbeitslosigkeit und der daraus folgenden PolitikVerdrossenheit, die sich in ständigen Regierungs-Wechsel manifestiert. Daher gehen wir grundsätzlich von einem ähnlich volatilen Jahresverlauf, der aber seine Chancen mit sich bringt, aus.

BE: Nach nun doch drei Jahren haben Sie heuer wieder ein strukturiertes Produkt – DB 2019 – auf den Markt gebracht. Sind solche Produkte nach Lehman nun wieder salonfähig und wo sehen Sie Vorteile in der Strukturierung von Produkten? Prock: Nach dem Fall Lehman Brothers 2008 hat sich im Bereich der Sicherheit für Anleger viel getan. Durch die Einführung von Kennzahlen wurde versucht die Transparenz zu erhöhen und den Hintergrund zu solchen Anlageklassen verständlicher zu machen. Wichtig ist natürlich, sich mit dem Emittentenrisiko zu beschäftigen. Der Fall Lehman hat diese Form des Risikos nachhaltig in das Bewusstsein der Investoren gerückt. Anleger gehen seit diesem Sündenfall der Finanzindustrie bewusster mit dem Thema Emittentenrisiko um – und das ist gut so.

Neu aber ist, dass sich Anleger nun auf das ungeschriebene Gesetz „too big to fail“ und auf die Bereitschaft der öffentlichen Hand, auch in Zukunft etwaige Bankriesen zu stützen, verlassen können. Der große Vorteil von strukturierten Produkten ist, dass Sie maßgeschneidert an die verschiedensten Szenarios angepasst werden können. Sie erlauben es einem bspw. auch in seitwärts tendierenden oder fallenden Märkten positive Renditen zu bringen. Besonders in Krisenzeiten kann der Aufbau des Portfolios so gestaltet werden, dass es auf Grund der geringen Korrelation zu traditionellen Assetklassen eine Sicherheitsmaßnahme darstellt. Nehmen wir z.B. Salus Alpha‘s ‚Deutsche Bank Note 6-80-90-2019‘ (Launch April 2012). Diese Anleihe bietet den Investoren nicht nur die außergewöhnliche Möglichkeit, zeitgleich von der Performance zweier erfolgreicher Strategien (Salus Alpha Di-

rectional Markets und Winton Diversified) zu profitieren, sondern auch in den Genuss einer 90%-igen Kapitalgarantie zu kommen, sowie einer 80%-igen Gewinnabsicherung auf neu erwirtschaftete Gewinne. Bei Auflage lag das maximale Verlustrisiko auf sieben Jahre bei nur bei 4%, demgegenüber ist das Gewinnpotenzial unbegrenzt. Ein weiterer Vorteil von Zertifikaten gegenüber Fonds ist sicherlich die steuerliche Komponente. Die Kursgewinnsteuer wird bei Verkauf der Zertifikate, also bei Fälligkeit, zahlbar. Im Gegensatz dazu fällt die Kursgewinnsteuer bei Fonds jährlich an. BE: Welcher Ihrer Single- bzw. Multistrategie-Fonds steht bei Anlegern besonders im Fokus und worauf führen Sie das zurück? Prock: Einerseits konnten wir mit unserem Salus Alpha RN Special Situations Fonds den Anlegern heuer viel Freude bereiten, mit

BE: Warum gibt es eigentlich so wenige bekannte Analysten, die sich wie Roland Neuwirth an die Praxis des Fondsmanagements wagen? Wäre das nicht der ideale Berufsumsteiger? Prock: In der Theorie vielleicht. Faktum ist, dass derzeit relativ viele Analysten aktiv sind, die ich als ‚Mittelbau‘ bezeichnen würde, dh gute Ausbildung und Erfahrung, aber vielleicht noch nicht senior und erfahren genug. Um Alpha zu generieren bedarf es natürlich mehr, als ein guter Analyst zu sein. Daher haben wir uns ja auch gern bereit erklärt, den Award zu unterstützen, damit die mutigen und weitsichtigen Analysten vor den Vorhang geholt werden. Denn in den Märkten geht es letztendlich darum, Alpha zu generieren und nicht im Nachhinein die Gewinnerwartung für eine Aktie zu senken. BE: Für 2012 planten Sie bis zu 10 in-house-Strategien auf Managed Account-Basis in einer UCITS-Hülle zu bringen. Warum gingen Sie dieses Projekt verhaltener an bzw. auch Salus Alpha Direct? Prock: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ – aber im Ernst: sowohl das Marktumfeld als auch viele regulatorische Herausforderungen haben uns bewogen, vorerst Weiterentwicklungen und Verbesserungen in diesen Bereichen voranzutreiben um uns dann wieder mit mit viel Freude und Energie neuen Anlagestrategien zuzuwenden.


Montag, 17. Dezember 2012

medianet – BE7

Q&A

Franz Hörl Erste Group

FrageN

Thomas Neuhold Kepler

Fonds

Stefan Maxian RCB

ir

Christine Reitsamer Baader

Leser

Team

Seit wann arbei­ ten Sie als Aktien­ analyst?

Seit 2006.

Seit 1997 mit einem 6-jährigen ­Intermezzo als Fondsmanager.

Schon seit 2001.

Seit einem ATX-Punktestand von 3807,8 Punkten.

Inwiefern haben sich die Anforde­ rungen an Analy­ sten in den letzten Jahren geändert?

Im Grunde bleibt die Hauptaufgabe die richtigen Aktien in jeder Marktphase zu finden. Allerdings sind die Zyklen in den letzten Jahren kürzer geworden, was die Aufgabe noch spannender macht. Und natürlich gibt es einen Lernprozess, d.h. man achtet auf zusätzliche Indikatoren und Zusammenhänge, die einem früher teils nicht bewusst waren.

Die Marketingkomponente, insbesondere regelmäßige Roadshows mit Unternehmen und Investorengespräche, wird immer wichtiger.

Der Analyst ist kein anonymer „Schreibtischtäter“ mehr sondern vielmehr persönlicher Ansprechpartner für den Investor.

Gar nicht. Man muss immer noch besser als die anderen sein.

Die Zusammen­ arbeit zwischen ­Unternehmen und Analysten war 2012 …

… ein ebenso wichtiger und angenehmer Teil der Arbeit wie in den Jahren zuvor.

… sehr intensiv (Aufbau der Coverage), sehr lehrreich (einige neue Unternehmen) und zum Glück auch von Erfolg gekrönt (einige Empfehlungen sind sehr gut aufgegangen).

…wieder sehr gut. Österreichische Emittenten leisten im internationalen Vergleich sehr gute IR Arbeit.

… so intensiv wie noch nie.

In meiner Freizeit …

…bewege ich mich gerne, v. a. beim Kitesurfen, Schifahren, ­Klettern und Volleyball.

… lese, reise und genieße ich gerne … und versuche als Ausgleich auch ein bisschen Sport zu machen.

… spiele ich LEGO, Playmobil, Tipp-Kick und lese natürlich den Börse Express.

… tanke ich Energie.

Bier oder Wein?

Als Salzburger wenig überraschend Bier.

Je nach Lust und Laune.

Je nach Anlass und Wein.

Beides ist fein.

Fußballmeister 2012/13 wird …

Die Austria hat die besten ­Chancen. Aber mit meinen Fußballtips wird man nicht reich.

… wahrscheinlich leider nicht Sturm Graz.

… der Rekordmeister.

… Bayern München.

Österreichische Aktien sind 2013 interessant, weil …

… es einige Perlen darunter gibt und manche noch Aufholpotential haben. Auch kleinere Unternehmen aus der zweiten Reihe sollte man nicht vergessen.

… sie teilweise im Moment un­ loved, underowned und under­ valued sind!

… wir einen guten Mix von global führenden Nischenunternehmen und CEE-Playern haben.

Für viele Titel gilt: Fein und oho!

Die nächste Blase …

Aktien wären mir naheliegend am liebsten. Nachdem in hoch verschuldeten Währungsräumen an längerfristig niedrigen Zinsen wohl kein Weg vorbeiführt, haben neben Aktien besonders Immobilien gute Chancen. Mehr Schwung sollte reinkommen, wenn sich die Finanzierungsfreudigkeit der Finanzinstitute wieder bessert. Geld auf der Suche nach Ertrag findet gewöhnlich seinen Weg von selbst.

… ganz bestimmt bald wieder!

… bei „risikofreien“ Assetklassen. Auch bei Investment Grade Corporate Bonds ist das Renditeniveau bereits sehr niedrig.

… zuerst an meinen Füßen.

Über diese Analyse habe ich mich be­ sonders gefreut …

Das ist wohl jene die Investoren vor ihrer Stimmabgabe gemacht haben und einige dazu verleitet hat mir ihre Stimme zu geben. Vielen Dank an dieser Stelle!

Meine sehr bullische Sektoranalyse zu den österreichischen Immobilienaktien, die zum Glück aufgegangen ist.

Viele Einzelanalysen (z.B. ams, Immofinanz, RHI, Flughafen, Verbund, Rosenbauer) und vor allem über die Performance unseres ­Research Zertifikats.

Atrium, CA Immo, Andritz.

Den ATX sehe ich Ende 2013 bei …

Das Jahr ist noch lang und ich bin schon zufrieden, wenn ich meine Aktien für die nächsten Monate im Griff habe. Ich wäre aber nicht überrascht, wenn es ein Stück mehr als die oft genannten +10% nach oben ginge.

… hoffentlich 3000 Punkten, aber wahrscheinlich irgendwo bei +/–10% versus heuer.

… 2600 Punkten.

… guter Gesundheit.


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