Gesamtkatalog 2010/2011

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wo rk flow s I n t e rv I e w m It D I n o S Im o n e t t

gibt’s die Ausnahmen, aber selbst bei den «Schönsten Büchern» hat es meiner Meinung nach viel zu viel «Trendy Shit.» So finden «alte» Drucksachen ihren Weg in meine Bücher, aber ich mache immer noch viele Fehler, nehme zum Beispiel zu dickes Papier, zu schweren Karton – und dies trotz Dutzenden von Blindmustern. Dies ist ein möglicher Inspirationsweg. Es wäre noch mehr zu berichten, aber das führt hier zu weit, das kann ich nur andeuten.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit Herausgebern und Architekten, Künstlern aus? Suchst Du Dir gezielt Akteure? Und im anderen Fall, wenn sie auf Dich zugehen, ab wann bist Du dabei? Wie sieht der Arbeitsprozess aus? Hmm. Mittlerweile ist es ganz einfach. Ich höre erst mal sehr gut zu, was jemand erzählt und will. Dann sage ich, dass ich Architekt (oder Couturier) bin und – falls mich das Projekt interessiert und die Kasse stimmt – dass ich gerne mit dem mitgebrachten Beton oder den mitgebrachten Steinen, Nussbaumstämmen ein Haus baue für den Auftraggeber. Aber wenn er alles besser weiß, dann soll er das Haus doch selber bauen. Ich würde ja dem Balenciaga auch nicht dreinschwatzen oder dem Olgiati. Ich denke mit, das ist pures Gold. Ich versetze mich in den Job, ich mache so gut ich kann genau das, was ich für das Thema und für den Kunden das Allerbeste finde, ich will, dass er mit dem fertigen Buch total glücklich ist,

und ich will auch glücklich sein, nichts weniger als das. Es muss schön sein, und es muss Sinn machen. Und es muss einen künstlerischen Anspruch haben, sonst ist es doch todlangweilig. Ist mir meistens gelungen, aber eben nicht immer. Aber der Anspruch ist doch schon mal gut, oder?

Bei Deinen Arbeiten mit Valerio Olgiati fällt auf, das die Konsequenz, die er in seiner Architektur zeigt, diese klare, reduzierte Sprache, in Deinen Konzepten ihre Entsprechung findet. Ist diese Qualität für Dich eine Grundvoraussetzung bei einer Zusammenarbeit, oder ist es eher die Suche nach der richtigen «Verpackung» für ein Thema? Olgiati ist mit Abstand der schärfste und klarste Denker im meinem Verlags-Zirkus, da ist die Zusammenarbeit natürlich fast schon ein Nirwana (nicht ironisch gemeint). Er ist wahnsinnig kreativ und unkonventionell und hartnäckig bis zum Gehtnichtmehr, respektive bis es wirklich geht und etwas Gutes herausgekommen ist, eine funktionierende Idee. Es wäre herrlich, wenn mehr Leute wie Olgiati wären, war für mich (bisher) nicht zu finden. Olgiati ist ein Glücksfall, ich habe sehr viel von ihm gelernt, zum Beispiel etwas klar zu Ende zu denken, bis es stimmt. Aber mit den andern muss ich halt (fast) alle Denkarbeit und Ideenarbeit selber machen und bin dann zu schnell verliebt in meine Ideen und viel zu schnell zufrieden, denn ich bin ja faul. Aber ich werde daran arbeiten, versprochen!


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