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Notizblock

Weniger Schutz für Frauen?

Hannover. Frauen sollen sich offenbar künftig nicht länger als drei Monate im Frauenhaus aufhalten dürfen. Darauf weisen Mitarbeiterinnen von Frauenhäusern sowie die Grünen-Fraktion im Landtag hin. Demnach überarbeitet das Sozialministerium die bisherigen Förderrichtlinien. Laut Istanbul Konvention ist das Land verpflichtet, etwa 800 Plätze in Frauenhäusern vorzuhalten. Aktuell gibt es mit 394 Plätzen in Niedersachsen gerade einmal die Hälfte. »Die jüngsten Pläne sind ein untauglicher Versuch, der Verpflichtung zur Schaffung weiterer Schutzplätze nachzukommen ohne dabei den eigenen Haushalt zu belasten. Das Nachsehen haben die Frauen, die Gewalt erlebt haben«, sagt die frauenpolitische Sprecherin der Grünen Imke Byl. Drei Monate seien zu kurz, um ein neues Sorgerecht, Sozialleistungen, Kinderbetreuung zu organisieren. »Angesichts der angespannten Wohnungsmärkte« sei der Aufbau eines neuen Lebens »kaum realistisch«. Laut Sozialministerium solle die Drei-Monate-Regel nur ein Richtwert und keinesfalls für den Einzelfall bindend sein. Eine offizielle Antwort auf eine parlamentarische Anfrage in der Sache steht noch aus. MAC

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Im Jahr 2010 gab es in Niedersachsen noch ›nur‹ 13,2 Mio. Legehennen-Haltungsplätze. 2020 schon 22,1 Mio. Ein satter Anstieg um rund 67,4%. Das Ganze in 4.810 Legehennen-Betrieben. Bodenhaltung (12,9 Mio. Haltungsplätze) war mit einem Anteil von 58,4% in Niedersachsen die vorrangige Haltungsform. Nur noch 8,8% der Plätze (1,9 Mio. Haltungsplätze) waren in der ausgestalteten Käfighaltung vorhanden. Deutlich gestiegen ist der Anteil der Haltungsplätze im Freiland, er vervierfachte sich nahezu seit dem Jahr 2010 (1,9 Mio. Haltungsplätze). Insgesamt 7,3 Mio. Legehennen (32,8 %) konnten im Jahr 2020 im Freiland gehalten werden.

LAK warnt vor sozialer Spaltung

Hannover. Die Landesarmutskonferenz (LAK), ein Netzwerk von DGB und Wohlfahrtsverbänden, sieht in der aktuellen Wohnsituation in Deutschland gerade in der Corona-Krise ein wachsendes Armutsrisiko und eine zusätzliche Spaltung der Gesellschaft. Einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zufolge bleibe 1,1 Millionen Haushalten in Deutschland mit 2,1 Millionen Menschen nach Abzug der Miete weniger als das Existenzminimum, sagte LAK-Geschäftsführer Klaus-Dieter Gleitze. Immer mehr Menschen seien in den vergangenen Jahren wohnungslos geworden: »Und wenn immer mehr Haushalte über 40 Prozent ihres Einkommens für Miete zahlen müssen, wird diese Zahl weiter steigen. Gerade in der Coronakrise, wo viele Menschen von Einkommensverlusten betroffen sind, wächst da zusätzlicher sozialer Sprengstoff heran.« Allein in Niedersachsen fehlten mehr als 100.000 bezahlbare Wohnungen. Die LAK bekräftigte in dem Zusammenhang ihre alte Forderung nach Gründung einer gemeinnützigen Landeswohnungsbaugesellschaft. Der Bestand an Sozialwohnungen müsse mindestens um 100.000 angehoben werden. EPD

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WIR HABEN DIE WAHL

Die Asphalt-Wahlprüfsteine zur Kommunalwahl 2021. Wir wollten Klartext von der Politik und haben ihn bekommen. Kurz und bündig stellen wir die Positionen der Parteien zur Wohnungspolitik vor.

Es werden immer noch zu wenige preiswerte Wohnungen gebaut. Sollte die Quote für geförderten Wohnraum bei Neubauprojekten – derzeit 30 Prozent ab 20 Wohnungen – erhöht werden? Wie kann der Preistreiber Bodenspekulation gebremst werden? Wir wollten wissen:

Welche Quote für sozialen Wohnungsbau halten Sie bei Neubauprojekten für angemessen?

Die gute Nachricht zuerst: Keine Partei tritt für eine Senkung der Quote ein. Die SPD hält sie »weiterhin für angemessen«. Ebenso wie die FDP, die jedoch als einzige explizit eine Erhöhung ablehnt, da durch die nötige Querfinanzierung« im mittleren Preissegment sonst weniger Wohnraum geschaffen werde.

Die Grünen wollen die bestehende Sozialquote aufrechterhalten, zudem aber auch die Sozialbindung auf »mindestens 25 Jahre verlängern«. Die CDU trägt die Quote von 30 Prozent mit, fordert aber mehr sozialen Wohnungsbau. Dieser müsse in neue Baugebiete und bestehende Stadtteile besser integriert werden.

Die Linke will bei Bauprojekten privater InvestorInnen den »Anteil der öffentlich geförderten Wohnungen auf 50 Prozent« festsetzen und weitere 30 Prozent mit einer geöffneten Sozialbindung vorschreiben. Die Sozialbindung soll auf mindestens 20 Jahre festgeschrieben werden. Die Piraten halten 30 Prozent geförderten Wohnraum für »zielführend«, aber nicht für ausreichend. Die Quote dürfe nicht erst ab 20 Wohneinheiten greifen. Zudem solle Baugrund nur noch an gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften vergeben werden, denen dann auch ein höherer Satz abverlangt werden soll.

Volt hält »abhängig von Lage, Stadtteil und dem bestehenden Angebot« eine Quote von 30 bis 50 Prozent für angemessen. Die Partei Partei meint, wenn es so wie jetzt laufe, sei eher eine Quote von 50 Prozent erforderlich, um wenigstens auf 30 Prozent zu kommen.

Sollten städtische Grundstücke künftig nur noch in Erbpacht vergeben werden, statt in den Verkauf zu gelangen?

Diese Forderung traf überwiegend auf Zustimmung. Die Grünen verlangen die Einrichtung eines städtischen Bodenfonds, aus dem Flächen »grundsätzlich in Erbpacht und bevorzugt an öffentliche Wohnungsunternehmen, -genossenschaften und Stiftungen vergeben werden«. Die Linke will kommunales Eigentum grundsätzlich nur in die Hände kommunaler Wohnungsbaugesellschaften geben. Sonst solle gelten: Erbpacht vor Verkauf. Letzteres verlangen auch die Piraten, denn nur so sei Einfluss auf die Bebauung möglich. Auch die Partei Partei möchte generell städtische Grundstücke nicht mehr in den Verkauf geben.

Die CDU verlangt ein stärkeres kommunales Flächenmangement, schließt Verkäufe aber nicht aus. Die SPD ist grundsätzlich für Erbpacht, allerdings nicht in jedem Fall. Ein klares »Nein« kommt hier nur von der FDP. Für ein aktives und erfolgreiches Flächenmanagement sei der An- und Verkauf von Grundstücken unerlässlich. Volt befürwortet zwar Erbpacht, macht sie aber vom Einzelfall und niedrigen Zinsen abhängig.

Bezahlbaren Wohnraum erhalten

Immer noch fallen mehr Sozialwohnungen aus der Bindung, als neugebaute hinzukommen. Anderswo werden preiswerte Wohnungen umgewandelt oder luxussaniert. In der Folge werden jedes Jahr in Hannover hunderte Mieter zwangsgeräumt (314 in 2019), mehr als 4.000 in Niedersachsen. Deshalb fragten wir:

Welche Maßnahmen streben Sie zur Vermeidung von Zwangsräumungen an?

Darauf fanden die Parteien unterschiedliche Antworten. Die FDP sieht in Hannover ein »in der Regel gut funktionierendes Netzwerk zur Beratung von Menschen, die akut von Wohnungsnot bedroht sind«. Auch die starke finanzielle Förderung verschiedener Schuldnerberatungsstellen leiste da einen wichtigen Beitrag. »Aus unserer Sicht funktioniert dieses System recht gut und weitere konkrete Maßnahmen sind nicht nötig«, so die FDP.

Die SPD sieht das prinzipiell ähnlich, möchte aber die Stelle für »wohnraumerhaltende Hilfen« stärker mit der Wohnungswirtschaft und WohnungseigentümerInnen vernetzen. Die Grünen setzen auf eine verbesserte Beratung und Unterstützung Betroffener und streben die Einrichtung von »Ankerkiosken« als Anlauf- und Beratungsstellen in den Stadtbezirken an. Die CDU möchte die bestehenden Maßnahmen ebenfalls weiterführen, aber die Berichterstattung über Räumungsklagen ausbauen.

Die Linke möchte Zwangsräumungen bei privaten Vermietern durch ein verbessertes Wohnraumsicherungsmanagement entgegenarbeiten, bei kommunalen Wohnungsbaugesellschaften müsse eine Sozialbindungspflicht gelten. Zudem müssten auch Dienste wie die Drogenhilfe und die Schuldnerberatung in die Präventionsarbeit einbezogen werden. Die Abkehr von Stromsperren und die Schließung der »Wohnkostenlücke« trügen zur Vermeidung von Zwangsräumungen bei. So seien im Jahr 2018 rund 15,7 Prozent (8.862 in absoluten Zahlen) der Bedarfsgemeinschaften in der Region Hannover gezwungen gewesen, aus ihren Regelsätzen Mietkosten aufzuwenden.

Die Piraten halten eine verpflichtende Meldung an die Sozialbehörden für sinnvoll, wenn es zu größeren Mietrückständen komme. Zudem regt die Partei einen Runden Tisch Zwangsräumung an. Volt will mehr Wohnraum in städtischer Hand sehen, damit es im Falle von Zahlungsschwierigkeiten nicht nur um Profit, sondern um eine faire Lösung für die betroffenen BürgerInnen gehe. Die Partei Partei möchte die bestehenden Angebote ausbauen.

Treten Sie dafür ein, MieterInnen vor Luxussanierungen und Gentrifizierung zu schützen?

Hier sehen die meisten Parteien Handlungsbedarf. Ein klares »Ja« kommt von der SPD: »Wir streben deshalb den Erlass einer Zweckentfremdungssatzung und für einzelne Quartiere Milieuschutzsatzungen an«. Auch die Grünen halten »den Erlass von Erhaltungssatzungen zum Zwecke des Milieuschutzes für möglich und gegebenenfalls geboten«.

Menschen hätten ein Recht darauf dort zu leben, wo sie ihre Wurzeln haben und ihr soziales Gefüge besitzen, betont die Linke. Um die Gentrifizierung städtischen Wohnraums aufzuhalten, favorisiert die Partei eine gesetzliche Begrenzung der Miethöhe; auch eine Vergesellschaftung von Wohnungsbaukonzernen sollte nach Ansicht der Linken erwogen werden.

Foto: Picture-Alliance/dpa | Julian Stratenschulte

Erster Bauabschnitt der Wasserstadt: weniger geförderte, mehr hochpreisige Wohnungen.

Enteignung sei auch ein geeignetes Mittel, um mutwilligem Leerstand und unzureichender Instandhaltung entgegenzuwirken.

Die Piraten wollen das Baurecht ändern, um Gentrifizierung unmöglich zu machen. Die CDU setzt hier beim Wohnraumschutzgesetz an, um Mindeststandards für Wohnraum zu sichern und Überbelegung zu verhindern, aber auch wertsteigernde Sanierungen zulassen. Dabei dürfe jedoch die am Ort lebende Bevölkerung nicht vergrault werden.

Ähnlich argumentiert die FDP, indem sie sich für das Recht der Immobilienbesitzer einsetzt, »ihre Immobilie zu sanieren und nach besten Möglichkeiten zu nutzen«. Allerdings habe ein Vermieter auch immer eine soziale Verantwortung gegenüber den Menschen, die ihr Zuhause in seiner Immobilie haben. Luxussanierungen seien da oftmals nicht im Sinne der Mieter, »normale« Sanierungen und Modernisierungen dagegen für ein ausreichendes Angebot an attraktivem Wohnraum erforderlich. Auch müsse es den Eigentümern gestattet sein, in ihre Immobilien zu investieren und den Wert zu erhalten.

Durch mehr Wohnraum in städtischer Hand möchte Volt Mietsteigerungen entgegenwirken. Die Partei Partei fordert eine »Luxusquote für wirklich Gutverdienende. Dort müssen diese Menschen wohnen und bezahlen damit alle anderen Schichten«.

Wohnungslosigkeit bekämpfen

Zu Beginn der Coronapandemie wurden in Hannover Obdachlose in Beherbergungseinrichtungen untergebracht. Dabei zeigte sich eindrucksvoll, dass eine Einzelunterbringung zur Stabilisierung dieser Menschen entscheidend beitragen und Wege aus der Wohnungslosigkeit eröffnen kann. Dennoch werden von der Stadt nur sehr zögerlich die Konsequenzen gezogen, dies gilt vor allem auch im Hinblick auf Housing First (die sofortige Zuweisung von Wohnungen). Wir wollten wissen:

Sollte Housing First von der Modellphase zum Standard werden?

Diese Forderung von uns stieß auf breite Zustimmung. So auch bei der SPD. Die guten Erfahrungen mit den bestehenden Projekten, wie der Stiftung »Ein Zuhause« oder »Plan B – OK« zeigten, dass dies der richtige Weg für Wohnungslose auf den Wohnungsmarkt sei. Zusammen mit den Quoten zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums werde Housing First zur Bereitstellung von Wohnraum für wohnungslose Menschen beitragen, meint die Partei.

Auch die Grünen setzen sich für den verstärkten Einsatz von »Housing First« ein. Grundsätzlich sei eine »Erweiterung des Standards im Sinne des Berliner Modells wünschenswert«. Dadurch könne noch individueller auf die Bedürfnisse der Menschen eingegangen werden, weil sie in ihrem Stadtteil bleiben, Sozialkontakte und Institutionen des Helfersystems aufrechterhalten werden können. Es werden aber nach Ansicht der Grünen auch in Zukunft verschiedene Ansätze erforderlich bleiben.

Die CDU fordert, »Housing First« mit sozialpsychiatrischer Begleitung. Im Zusammenhang mit der Auswertung der Projekts »Plan B – OK« könnte dies bis spätestens zum Ende der nächsten Ratsperiode zum Standardangebot werden. Die Partei fordert eine Zentralstelle für diesen Personenkreis einzurichten. Zudem bedürfe es »unterschiedlicher und vernetzter Hilfsangebote«, wie eine Verknüpfung der Sozial-, Gesundheits- und Pflegesysteme.

Die Linke möchte Wohnungs- und Obdachlose über das Housing-First-Modell von der Straße holen, so lange noch »kein ausreichender einkommens- und bedarfsgerechter Wohnraum geschaffen« sei. Die Ergebnisse der Projekte in Hannover zeigten, dass die Modellphase verlassen werden könne. Ein »Ja« auch von den Piraten. Die Partei sieht es als »europa- und weltweit erwiesen« an, dass Housing First der erste Schritt zur Rückkehr in ein ›normales‹ Leben sei. Mit der Bereitstellung von Tiny Houses könne hier ein Anfang gemacht werden.

Die FDP bejaht zumindest die Umsetzung und Stärkung von Housing-First-Ansätzen, die ein »geeignetes sozialpolitisches Instrument seien, Menschen, die auf der Straße leben zu erreichen«. Ein »Ja« auch von Volt. Die Partei verweist auf das finnische Beispiel und fordert den standardmäßigen Einsatz in Hannover. Die Partei Partei fordert »eine Quote für Housing First Wohnungen, »denn obdach- und wohnungslose Menschen sollen ganz normal mit anderen Menschen zusammenwohnen, weil sie Menschen sind«.

Treten Sie für die Abschaffung der menschenunwürdigen Massenunterkünfte wie z. B. am Alten Flughafen ein?

Hier gehen die Positionen auseinander. Ein »Nein« kommt von der SPD. Ohne diese Unterkünfte sei ein plötzlicher Anstieg der Zuwanderungszahlen in Hannover nicht zu bewältigen gewesen. »Wir brauchen solche Unterkünfte deshalb als Reserve, doch müssen diese natürlich menschenwürdig eingerichtet werden«, heißt es von der Partei. Die FDP ist zwar der Auffassung, dass Gemeinschaftsunterkünfte immer nur das letzte Mittel sein dürfen. Aufgrund des sehr angespannten Wohnungsmarkts in Hannover und der großen Probleme, die die Stadtverwaltung habe, geeignete Immobilien für Housing-First oder dezentrale Unterbringungen zu finden, würden sie als Notlösung jedoch mittelfristig weiter Bestand haben müssen.

Die Grünen streben »eine Orientierung an den UNICEF-Mindeststandards zum Schutz geflüchteter Menschen in Flüchtlingsunterkünften an«. Auch die CDU fordert, die Standards für Notschlafstellen und Notunterkünfte weiter zu verbessern, um deren Akzeptanz zu erhöhen. Volt erwartet in den Unterkünften Mindeststandards, kurzfristig könne die Nutzung von leer stehenden Gebäuden oder Hotelzimmern den Bedarf verringern.

Nach Ansicht der Linken gehören solche Einrichtungen der »Wohlfahrtslogik einer überholten Zeit« an. In Hannover gebe es genug städtebauliche Möglichkeiten Auffangunterkünfte menschenwürdig anzubieten und durch Housing-First zu ergänzen. Unterkünfte wie am Alten Flughafen trieben die Menschen zurück auf die Straße. Ein »Ja« auch von den Piraten, die prinzipiell die Auflösung jeglicher Art von Massenunterkünften fordern, die keinerlei Privatheit ermöglichen. Auch die Partei Partei vertritt die Forderung nach Abschaffung.

Wie stehen Sie zur Forderung, Einzelpersonen künftig ausschließlich Einzelzimmer in den Notunterkünften anzubieten?

Die SPD unterstützt diese Forderung, möchte aber nicht in jedem Fall von »Zimmer« sprechen: ein eingegrenzter, geschützter Bereich müsse für Einzelpersonen, Paare und Familien jedoch zur Verfügung stehen. Der Aufenthalt in einer Notunterkunft müsse eine kurzfristige Zwischenlösung auf dem Weg in eine eigene Wohnung bleiben. Unterstützung kommt auch »grundsätzlich« von den Grünen. Es sei aber leider auch

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eine Frage der zur Verfügung stehenden Ressourcen, vor allem geeigneter Räume. Priorität hätten deshalb für die Partei von Obdachlosigkeit betroffene Familien und Frauen, bei denen die Einzelunterbringung eine große Bedeutung habe.

Eine Überprüfung der Einrichtungen nach dem neuen niedersächsischen Wohnraumschutzgesetz dürfte nach Ansicht der CDU zu einer Verbesserung der Einrichtungen führen. Wenn Zimmer pro Person mindestens 10 qm böten, bei separatem Bad, würde die Partei Mehrbettzimmer nicht gänzlich ausschließen wollen. Einen höheren Finanzierungsbedarf möchte die Partei mit Hilfe einer »Task Force Obdach- und Wohnungslosenhilfe« zur Akquise von Fördermitteln der EU und des Bundes decken. Die Piraten sehen in der Einzelunterbringung nur eine Übergangslösung, die nicht zu einer Dauerlösung werden dürfe, die über den massiven Mangel an bezahlbarem Wohnraum hinwegtäusche.

Die FDP hält die Forderung für angemessen. Aufgrund der fehlenden Plätze sei dies oft jedoch nicht möglich, da es insbesondere in den Wintermonaten bedeuten würde, nicht alle Menschen unterbringen zu können. Nach Ansicht von Volt sollten »bis auf Weiteres kleinere Räume bevorzugt werden, um die Ansteckungsgefahr« zu verringern. Daneben sollten Personen in Einzelzimmern untergebracht sein, die unter Umständen eine Gefahr für sich oder andere darstellen können.

Die Linke steht ohne Einschränkungen zu der Forderung und sieht im Einzelzimmer ein Menschenrecht. Das gehöre zur bedarfsgerechten Unterbringung von Menschen in Not dazu. Jede Bleibe, auch die in einer Notunterkunft, sei Rückzugsraum für Menschen, wozu auch das Alleinsein gehöre, und Schutzraum vor Gewalt und Gewaltandrohung. Die Partei Partei meint, eine Einzelperson müsse ein eigenes Zimmer haben, egal wo sie herkomme.

Obdachlose schützen

Die Räumung der »Platten« unter den Karstadt-Arkaden und die Ermordung des Obdachlosen Dirk in der Eilenriede haben nicht nur viele Asphalt-LeserInnen entsetzt. Einmal mehr zeigte sich, wie gefährdet Obdachlose auf der Straße sind.

Wie stehen Sie zur Forderung, die Stadt möge keine Räumung von »Platten« mehr veranlassen?

Eine klare Zustimmung gibt es hier von der Linken. Für die Partei gelte der Grundsatz: »So lange das Problem von Wohnungs- und vor allen Dingen Obdachlosigkeit nicht gelöst ist, dürfen Menschen nicht von den Orten verdrängt werden, in denen sie sich zum Überleben eingerichtet haben«. Auch die Piraten stimmen hier zu. Als »Gesellschaft« müssten »wir« es »ertragen«, »dass es diese Nutzung öffentlichen Raumes gibt«.

Protest gegen Gentrifizierung in Hannovers Nordstadt.

Die Partei Partei ist »gegen die Räumung von ›Platten‹, weil wir der Meinung sind, das Probleme wie Wohnungs- und Obdachlosigkeit nicht einfach weggeräumt werden können«. Wer Notlagen nicht sehe, versuche auch nicht sie zu lindern. Auch die Grünen halten die Räumung von Plätzen – bis auf ganz wenige Ausnahmefälle – für absolut ungeeignet und mit den sozialen Grundsätzen nicht vereinbar.

Weil das Angebot an Unterkünften durch die Stadt ausreichen müsse, um allen wohnungslosen Menschen Obdach zu bieten, sollten »Platten« nach Ansicht der SPD zumindest dort geräumt werden können, wo die Sicherheit der Wohnungslosen wie auch der Mitmenschen nicht gewährleistet werden kann. Die CDU möchte »ein Angebot an Hilfen, die ein Leben auf der »Platte« überflüssig machen«. Allen Menschen stünde der öffentliche Raum zur Verfügung. Wo »aber gegensätzliche Interessen aufeinandertreffen«, könne auch eine Räumung von »Platten« nicht gänzlich ausgeschlossen werden. »Die Stadt gehört allen Menschen«, sagt auch die FDP. Das bedeute aber, dass dort, »wo es zu einer massiven Beeinträchtigung der Aufenthaltsqualität Anderer kommt, auch geräumt werden muss«. Zudem müsse die Stadt einschreiten, wenn es zu einer Gefährdung der dort lebenden Menschen selbst komme. Volt lehnt Räumungen von Schlafstätten ebenfalls nicht grundsätzlich ab. Ulrich Matthias

Wir haben allen demokratischen Parteien, die zur Kommunalwahl in allen hannoverschen Wahlkreisen antreten, unsere Fragen zum Thema Wohnen geschickt: Die Antworten zeigen wir hier in kurzer Übersicht, die ausführlichen Stellungnahmen lesen Sie unter: www.asphalt-magazin.de.

Zu Asphalt 06/21 Interview mit Käßmann

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06 21

Egoismus und Ignoranz

ARMIN LASCHET

Insa und Milena nach Straßenzeitungen befragen den der Organspende. Kanzlerkandidaten der CDU/CSU.

HERZENSSACHE NEUSTART INS LEBEN NACH DER PANDEMIE

Margot Käßmann über Rechte und Menschenrechte.

Im Gegensatz zu Frau Käßmanns Aussagen zeigt sich schon jetzt, dass die meisten Menschen schnell vergessen und ihr Leben von vor der Pandemie zurückerobern wollen. Leider gibt es zu viel Egoismus und Ignoranz. Es hat mich sehr gestört, dass sie Politiker in Schutz nimmt, die angeblich nur Fehler gemacht haben. Dabei handelte es sich aber nicht um Fehler, sondern um handfeste Skandale und gerade in einer Partei, die das Wort »christlich« im Namen führt. Um wirkliche Veränderungen in der Gesellschaft zu erreichen, ist menschliches Handeln gefragt. Bringen wir uns aktiv ein, um dies zu erreichen! Dabei sollten wir nicht auf Gottes Hilfe warten. Birgit Jansen, Delmenhorst

2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil Zu Asphalt 08/21 Leserbrief »Empörend«

Stimmungsmache

Ich war ehrlich erstaunt, dass solche Stimmungsmache gegen Frauen, gegen die Selbstbestimmung der Frauen über ihren

GUTE TAGE

Auf der Straße leben In der Obdachlosenszene sind Frauen gefährlich. Hygieneartikel selten gratis. Körper, überhaupt den Weg ins Magazin geschafft hat. Geschrieben von einer Person, die von Schwangerschaft, ob gewollt oder nicht, nur dahingehend betroffen ist, den hierfür notwendigen Spritzer Samen beizusteuern. Der es scheinbar vollkommen unbewusst ist, dass da noch 9 Monate Schwangerschaft mit sämtlichen körperlichen Beeinträchtigungen unterschiedlichster Ausprägungen, Beschwerden, Komplikationen, etc. pp. »dranhängen«. Vom eigentlichen Geburtsvorgang einmal abgesehen. Aber vielleicht wurde Herr W. ja vom Klapperstorch gebracht, wir wissen es nicht. Freilich darf jeder Mensch eine Meinung zum Thema haben und diese auch äußern. Aber sich zu erdreisten, die Autoren beeinflussen zu wollen, wie bestimmte Themen zu behandeln sind, ist ja wohl das Allerletzte! Das ist Stimmungsmache. Menschen wie Herr W. wollen hier ihre eigene Weltanschauung vertreten haben und keine andere. Traurig, dass ihr dem eine Plattform geboten habt. Sonja Martinez, Wilhelmshaven

INTIMBEREICH SICHERE PLÄTZE BESTE FREUNDE

Bei den Straßenpunks findet jeder ein »Zuhause«.

08 21

2,20 EUR davon 1,10 EUR Verkäuferanteil

07 21

Zu Asphalt 07/21 Obdachlosenplatten geräumt

Gefühlte Wahrheiten

RECHT UND ORDNUNG

Bund sieht Wasser Hannover lässt »Platten« für Alle in Gefahr. von Obdachlosen räumen.

WASSER BALD LUXUS? WALD UND FELDER JANINE WISSLER

Straßenzeitungen befragen die Spitzenkandidatin von Die Linke.

Vor zwei Tagen erlebte ich am Oldenburger Bahnhof, wie ein Mensch von vier PolizeibeamtInnen umgeben und mit Handschellen am Rücken kollabierte (!). Niemand (!) stellte sich hin und beobachtete erkennbar, niemand filmte. Ein Anwesender sagte mir eher gelangweilt, ›das‹ sei »ein Alki«. Und mir war klar, ich schreibe Ihnen doch noch einen Leserbrief zu dem Interview. Weil ich nicht schweigen mag zu dem, was (vielleicht zunehmend?) passiert. Das Narrativ, welchem dieser Amtsleiter folgt, wäre wert, mal in Stichworten in seine Essenz de- und rekonstruiert zu werden. Das übersteigt aber einen Leserbrief. Vielleicht steht beispielhaft für eine neue, hierarchisierte vermeintliche ›Haltung‹ die (Wort-) Schöpfung des »subjektiven Sicherheitsempfindens (der Menschen)«. Gefühlte Wahrheiten, amtlich »geschützt« ... vielmehr aber durchgesetzt. Es scheint mir, dass »nicht Erreichbare« zunehmend als Schreckgespenster »ge-braucht« und Menschen dafür narrativ und performativ miss-braucht werden. Auch Rollen werden »versetzt«, so werden Sozialarbeiter z. B. per Zwang zu Vollzugsbeamten und ihre fachlichen Einwände werden so zu »Empfindlichkeiten«. Ich nenne das »TransFiguration«. Mich gruselt das alles und ich denke, wir sollten es nicht unreflektiert lassen. Mario Primavesi, Oldenburg Vielen Dank für Ihre Meinung! Die Redaktion behält sich vor, Briefe zur Veröffentlichung zu kürzen. Bitte vergessen Sie nicht, Ihre Absenderadresse anzugeben. Leserbriefe an: redaktion@asphalt-magazin.de oder postalisch: Asphalt-Magazin, Hallerstraße 3 (Hofgebäude), 30161 Hannover. Zuletzt: Briefe, die Diffamierungen, Drohungen o. ä. enthalten, drucken wir nicht ab. Diese Qualitätskontrolle können wir uns im Print noch leisten.

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