Wien Museum Broschüre „Otto Wagner Hofpavillon“

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WIEN MUSEUM OTTO WAGNER HOFPAVILLON HIETZING

DER PAVILLON DES K. U. K. ALLERHÖCHSTEN HOFES · EINE STADTBAHNSTATION FÜR DEN KAISER Metroverlag


Der „Pavillon des k. u. k. Allerhöchsten Hofes“ in Hietzing wurde von Otto Wagner als kaiserliche Haltestelle der Wiener Stadtbahn konzipiert. 1899 vollendet, gilt er heute mit seinem imperialen Äußeren und der kostbaren Innenausstattung in der Formensprache der Wiener Secession gleichsam als Ikone der beginnenden Moderne. Nach aufwendigen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten vermittelt der Hofpavillon nun wieder ein eindrucksvoll konzentriertes Bild von Otto Wagners konsequenter künstlerischer Haltung, die zu einem Ausgangspunkt für die Architektur des 20. Jahrhunderts werden sollte. Die mit historischen und aktuellen Fotografien und Plänen reich ausgestattete Publikation beleuchtet Baugeschichte, Architektur und Ausstattung des Hofpavillons und präsentiert die Ergebnisse der aktuellen Sanierung.


DER PAvIllON DES k. u. k. AllERHöcHStEN HOFES · EINE StADtBAHNStAtION FüR DEN kAISER


DER PAVILLON DES K. U. K. ALLERHÖCHSTEN HOFES. EINE STADTBAHNSTATION FÜR DEN KAISER Herausgegeben von Andreas Nierhaus und Manfred Wehdorn Mit Beiträgen von Sándor Békési, Elke Doppler, Andreas Nierhaus, Oliver l. Schreiber, clemens Standl und Manfred Wehdorn Fotografien von Wolfgang thaler

Metroverlag


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Michael ludwig vorwort

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Wolfgang kos vorwort

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Andreas Nierhaus, Manfred Wehdorn Einleitung

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Der Hofpavillon der Wiener Stadtbahn (Ver Sacrum, 1899)

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Andreas Nierhaus Ein imperialer Bau „im modernsten Styl der Gegenwart“. Otto Wagners Hofpavillon als mediale Architektur

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Elke Doppler kaiserliche Adler über Wien. carl Molls Vogelschau als Apotheose der franzisko-josephinischen Metropole

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Sándor Békési Die Stadtbahn um 1900. Wiens erstes Schnellverkehrsmittel?

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Oliver l. Schreiber Eine Haltestelle „allererster klasse“. Der Hofpavillon als Objekt der Denkmalpflege

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clemens Standl, Manfred Wehdorn Die Restaurierung des Hofpavillons. Eine Dokumentation

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Zahlen – Daten – Fakten zur Sanierung des Hofpavillons

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Zeittafel zur Geschichte des Hofpavillons 1894–2014

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Anmerkungen

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Impressum, Bildnachweis



Vorwort ie Stadt Wien ist sich Ihrer verantwortung gegenüber ihrem kulturellen Erbe und dessen Erhaltung für die Nachwelt sehr bewusst. umso erfreulicher ist es, dass der Hofpavillon eineinhalb Jahre nachdem die Stadt die finanziellen Mittel für seine Sanierung zusichern konnte, seit Juni 2014 wiedereröffnet in altem Glanz erstrahlt. Otto Wagner wurde 1894 berufen, als künstlerischer Beirat die einheitliche architektonische Ausgestaltung der Hochbauten und Brücken der Wiener Stadtbahn zu übernehmen. Somit ist es nicht verwunderlich, dass der „Pavillon des k.u.k. Allerhöchsten Hofes" zwischen 1898 und 1899 ebenfalls nach Plänen Otto Wagners als Station für den kaiser und den kaiserlichen Hof errichtet wurde. Dem kaiser, seinen Gästen sowie Mitgliedern des Hofes diente er als Ein- und Ausstiegsstelle, sofern sie einmal mit der Wiener Stadtbahn reisten. Dass sich der kaiser angeblich nur zwei Mal dort aufhielt, schmälert jedoch nicht die Bedeutung dieses kulturdenkmals. Mein besonderer Dank gilt daher allen, die an der aufwändigen Revitalisierung mitgewirkt oder diese vorangetrieben haben, allen voran den Direktoren Wolfgang kos und christian kircher, Architekt Professor Manfred Wehdorn sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der für die Bauabwicklung verantwortlichen MA 34 – Bau- und Gebäudemanagement. Mit dem vorliegenden Buch wurde ein Wissensspeicher zur außergewöhnlichsten Stadtbahnstation geschaffen. Ich wünsche Ihnen einen spannenden Exkurs zu einem wertvollen Stück Wiener Bau- und kulturgeschichte.

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Michael ludwig Wiener Wohnbaustadtrat

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Vorwort as Wien Museum ist jene Institution, die das Werk des großen Architekten und Wegbereiters der Moderne Otto Wagner (1841–1918) am umfassendsten dokumentiert und präsentiert. Hunderte außergewöhnliche Architekturzeichnungen befinden sich ebenso in der Sammlung wie Modelle seiner Bauten und Materialien zu leben und Werk. Highlights aus diesem Bestand waren in Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen, und wir haben vor, diese Bestände künftig noch stärker zu erforschen und für die öffentlichkeit zu erschließen. Hinzu kommt, dass sich unter den zahlreichen Standorten des Wien Museums auch zwei Bauten Otto Wagners befinden, die zu seinen wichtigsten und bekanntesten Werken zählen: die Stadtbahnstation am karlsplatz (Otto Wagner Pavillon karlsplatz) und der „Pavillon des k. u. k. Allerhöchsten Hofes“ in Hietzing (Otto Wagner Hofpavillon Hietzing). Die beiden verkehrsbauten sind zentrale Bestandteile von Wagners umfassender künstlerischer Gestaltung der Wiener Stadtbahn. Ihre Musealisierung – ein für das Erfassen der architektonischen konzeption nicht unproblematischer Prozess – hatte unterschiedliche ursachen. Im Fall der Station karlsplatz war es der Bau der linie u4, der die ursprüngliche Stadtbahn-Haltestelle funktionslos machte. Nach ihrer Demontage wurden die beiden Pavillons restauriert und am ursprünglichen Ort wiedererrichtet, wobei eine Einbindung in den u-Bahn-Betrieb nicht mehr in Frage kam. Der östliche Pavillon fungiert seit 1978 als kaffeehaus, der westliche als Außenstelle des Wien Museums. Durch die über den Alltag erhobene lage auf einer gemeinsamen Plattform – manche sagen auch: „auf einem Hügel“ – wirken die Pavillons wie Museumsobjekte, aber zugleich auch wie Attrappen. Das Wien Museum richtete hier nach Dezennien einer unspezifischen „Mischnutzung“ eine Otto-Wagner-Dokumentation ein, die wesentliche Aspekte von Wagners Biografie und Werk darstellt und als idealer Startpunkt für eine Erkundung von „Wagners Wien“ dient. Der Hofpavillon in Hietzing dagegen wurde nicht durch verkehrstechnische, sondern durch politische umwälzungen

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obsolet: Am 12. November 1918, dem tag der Ausrufung der Republik, wurde die Stadtbahnstation des kaisers unweit von Schloss Schönbrunn „dienstfrei“ gestellt und von ihrer Funktion als Haltestelle entbunden. In der Nacht zuvor war kaiser karl, nach dem verzicht auf die Mitwirkung an den Regierungsgeschäften, mit seiner Familie von Schönbrunn nach Schloss Eckartsau abgereist – nicht im Hofzug, sondern im Automobil. Die ersten überlegungen, den Hofpavillon museal zu nützen, wurden bereits im Jahr 1955 angestellt. Doch erst in den 1980er-Jahren zeichnete sich die reale Möglichkeit ab, den Bau, den Wagner selbst zu seinen wichtigsten Arbeiten zählte, der öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die aufwendige Sanierung durch Adolf krischanitz war 1989 abgeschlossen. Schwere Bauschäden zwangen uns im Jahr 2011 dazu, den Hofpavillon zu schließen. Stadtrat Michael ludwig und der Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung ist es in Zusammenarbeit mit den Wiener linien zu verdanken, dass aus einer schwierigen Situation ein exemplarisches Renovierungsprojekt wurde. Durch die jahrzehntelange Erfahrung von Manfred Wehdorn und seinem team konnte ein Hauptwerk der Architektur der Wiener Moderne wiedergewonnen und lesbar gemacht werden. Bei der musealen Präsentation der beiden Außenstellen wurden bewusst unterschiedliche Wege gewählt: Während in der Stadtbahn-Station am karlsplatz die Dokumentation von Wagners leben und Werk im vordergrund steht, ist der Hofpavillon in Hietzing mit seiner großartigen Innenausstattung selbst das beste Ausstellungsobjekt. vor Ort zeigen historische Pläne und Fotografien das ursprüngliche Erscheinungsbild. Die vorliegende Publikation, für deren umsichtige Zusammenstellung ich Manfred Wehdorn und Andreas Nierhaus danke, soll die BesucherInnen durch den Hofpavillon begleiten und gibt darüber hinaus detaillierten Einblick in einen der aufregendsten Bauten Wiens um 1900. Wolfgang kos Direktor Wien Museum

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Einleitung

iese Publikation erscheint anlässlich des Abschlusses der umfassenden denkmalpflegerischen Sanierung des „Pavillons des k. u. k. Allerhöchsten Hofes“ in Hietzing, die unter der Projektleitung von Wehdorn Architekten Zt GmbH in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt zwischen 2012 und 2014 durchgeführt wurde. Einer der wichtigsten Bauten im Werk Otto Wagners und Höhepunkt des einzigartigen Ensembles der Wiener Stadtbahn (heute u- bzw. S-Bahn) konnte damit wieder zugänglich gemacht werden. Für das Wien Museum bedeutet dies die Wiedergewinnung einer seiner schönsten Außenstellen. Der bauliche Zustand des Hofpavillons war zuletzt – im Jahr 2011 – so dramatisch gewesen, dass er geschlossen werden musste. ungeklärte Eigentumsverhältnisse zwischen den Wiener linien und der Gemeinde Wien hatten zu einer langjährigen vernachlässigung des Gebäudes geführt. Die Wiener linien und die Magistratsabteilung 34 einigten sich schließlich auf ein gemeinsames vorgehen, sodass die Sanierung 2012 in Angriff genommen werden konnte. Die Bauarbeiten, die nach wissenschaftlich-denkmalpflegerischen kriterien erfolgten, begannen im Juli 2013 und wurden im Mai 2014 abgeschlossen. Der Hofpavillon präsentiert sich nunmehr – mit wenigen zeitbedingten Änderungen –wieder so wie bei der Eröffnung im Jahr 1899. Am Außenbau kontrastiert das auf historischen Befunden basierende Dunkelgrün der Eisenteile, türen und Fenster mit dem blendenden Weiß der aufwendig rekonstru-

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ierten Fassaden. Im Inneren wurden die originalen Stuckoberflächen freigelegt, die Holzvertäfelungen und Wandbespannungen restauratorisch gereinigt. Im kuppelbereich konnte der Hofpavillon bauphysikalisch durch eine einfache Querdurchlüftung optimiert werden. trotz des verlustes der mobilen Ausstattung zählen die Interieurs des Pavillons nach wie vor zu den eindrucksvollsten der frühen Moderne in Wien. Aus diesem Grund entschloss sich das Wien Museum zu einer Rekonstruktion des teppichs im Warteraum der Suite, dessen originales Erscheinungsbild damit ebenfalls weitgehend wiederhergestellt wurde. unser Buch bietet einen überblick über die Geschichte des Hofpavillons, seine Ausstattung und die jüngsten Sanierungsarbeiten. Die Beiträge widmen sich dem architekturhistorischen Stellenwert des Gebäudes (Andreas Nierhaus), carl Molls vogelschaubild (Elke Doppler), der Wiener Stadtbahn als verkehrsmittel (Sándor Békési), sie beleuchten den Hofpavillon aus der Sicht der Denkmalpflege (Oliver l. Schreiber) und stellen nicht zuletzt die Ergebnisse der aktuellen Sanierung und Restaurierung im Sinne einer Dokumentation vor (clemens Standl, Manfred Wehdorn). Eine bibliophile Besonderheit ist der erstmalige Reprint jenes Aufsatzes aus der Zeitschrift Ver Sacrum von 1899, der den Hofpavillon in der kunstwelt berühmt gemacht hat und bis heute ein Schlüssel zu seinem verständnis als „Ikone“ der modernen Architektur ist. Andreas Nierhaus, Manfred Wehdorn


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AUSFÜHRENDE FIRMEN UND KÜNSTLER BEIM BAU DES HOFPAVILLONS 1898/99

Bau- und Maurerarbeiten: Doderer & Gföhl Eisenkonstruktion: Albert Milde & comp. Monierarbeiten: karl Habenicht Zimmermannsarbeiten: Johann Machhörndl Asphaltierungsarbeiten, Holzzementeindeckung: Posnansky & Strelitz Steinmetzarbeiten: Widi in Schrems Bildhauerarbeiten: Mitterreiter & Dworschak kupferarbeiten: Wilhelm Burkhardt Schlosserarbeiten: Eduard tobias kunstschlosserarbeiten: kammerer & Filzamer türen- und Fensterarbeiten: carl Rogenhofer Glaserarbeiten: Josef Rankl’s Witwe & Sohn Goldätzungen: F. Oster kamine: Fr. Siemens Granito-Fußböden: Johann Odorico Stukkaturen: thomas kazda Anstreicher-, Maler- und vergolderarbeiten: Adolf Falkenstein Marmorarbeiten: Raphael Masini kunsttischlerarbeiten: Alexander Albert Bronze-Arbeiten: Productiv-Gesellschaft der Bronze-Arbeiter Seidentapeten und teppiche: Backhausen & Söhne Stickereien: chwalla & Söhne Möbel: Portois & Fix Reliefs an der Hauptfassade: Arthur Strasser Gemälde im Hofwartesalon: carl Moll

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