ERICH LIECHTI: BURGEN, SCHLÖSSER UND RUINEN IM SIMMENTAL

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Burgen, Schlösser und Ruinen im Simmental Rund 50 Burgstellen gibt es im Simmental, eine grosse Anzahl, verglichen mit anderen Gegenden in der Schweiz. Unter Burgstellen verstehen wir nicht nur Ruinen von mittelalterlichen Burgen, sondern auch befestigte Siedlungsplätze, Fronhöfe oder Refugien aus vorchristlicher Zeit oder aus der alemannischen Zeitepoche. Wo finden wir diese in unserer Gegend? Darüber gibt die vorliegende Schrift Auskunft, im Rahmen dessen, was bislang bekannt ist, resp. was man bislang gefunden hat. Wir sind uns darüber bewusst, dass noch einige solcher Stellen irgendwo im Verborgenen liegen und darauf warten aufgespürt zu werden. Um die beschriebenen Orte im Gelände zu finden, benötigen wir die schweizerische Landeskarte im Massstab 1:25 000, damit die im Text angegebenen Koordinaten im Gelände definiert werden können. Seit 60 Jahren sucht und durchforscht Erich Liechti das gesamte Simmental nach diesen Stätten und veröffentlicht in diesem Buch das bisher Gefundene.

Werd & Weber Verlag AG CH-3645 Thun-Gwatt ISBN 978-3-03818-341-9 www.weberverlag.ch neutral Drucksache No. 01-12-409142 – www.myclimate.org © myclimate – The Climate Protection Partnership

Burgen, Schlösser und Ruinen im Simmental

Erich Liechti

Erich Liechti

Burgen, Schlösser Das Justistal und Ruinen und Alpen imseine Simmental Samuel Krähenbühl Therese Krähenbühl–Müller



Erich Liechti

Burgen, Schlösser und Ruinen im Simmental Mit über 60 Illustrationen von Erich Liechti


Erich Liechti

Burgen, Schlösser und Ruinen im Simmental Von den befestigten Siedlungsplätzen der Bronzezeit zu den mittelalterlichen Ritterburgen. Wie diese vielleicht einmal aussahen und was man heute noch sieht. Eine nicht wissenschaftliche Zeitreise ins Simmental, auf den Spuren unserer Vorfahren.


Erich Liechti

Burgen, Schlösser und Ruinen im Simmental Von den befestigten Siedlungsplätzen der Bronzezeit zu den mittelalterlichen Ritterburgen. Wie diese vielleicht einmal aussahen und was man heute noch sieht. Eine nicht wissenschaftliche Zeitreise ins Simmental, auf den Spuren unserer Vorfahren.


Inhalt Geschichtlicher Überblick Einleitung

Impressum Alle Angaben in diesem Buch wurden vom Autor nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und von ihm und dem Verlag mit Sorgfalt geprüft. Inhaltliche Fehler sind dennoch nicht auszuschliessen. Daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autor noch Verlag übernehmen Verantwortung für etwaige Unstimmigkeiten. Alle Rechte vorbehalten, einschliesslich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks und der elektronischen Wiedergabe. © 2021, Werd & Weber Verlag AG, CH-3645 Thun / Gwatt Autor: Erich Liechti Illustrationen: Erich Liechti (sofern nicht anders angegeben) Umschlagbild: Burg Diemtigen / Hasenburg Werd & Weber Verlag AG Gestaltung Cover, Inhalt und Satz: Bettina Ogi Bildbearbeitung: Adrian Aellig Korrektorat: Heinz Zürcher ISBN 978-3-03818-341-9 www.weberverlag.ch Der Verlag Werd & Weber wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2021–2024 unterstützt.

neutral Drucksache No. 01-12-409142 – www.myclimate.org © myclimate – The Climate Protection Partnership

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Spiez 12 Gmünd 16 Spiezberg 2 18 Bürg 2 20 Hondrichhügel 2 22 Obergut/ Eggli 2 23 Ghei(d) 24 Spiezmoos 26 Faulensee 28 Bürgli 1 30 Strättligen 1 32 Jagdburg 1 34 Wimmis 36 Pintel 2 44 Kramburg mit Hag und Letzi 48 Müllerried 50 Gattafel 52 Weienbüel 52 Thunerstein 53 Burgholz/ Eyallmi 2 54 Schlegelholz 55 Kronegg 56 58 Gaffertschinggen Grafenstein 60 62 Diemtigen / Grimmenstein, Hasenburg Kastell 2 64

Bächlen-See 66 Diemtigen Dorf 66 Ringoldingen 67 Allmenden 2 68 Erlenbach 2 70 Weissenburg 74 Heidenmauer / Rosenstein 80 2 Oberwil / Schlössli 82 Pfaffenried / Burg 2 83 84 Festi / Schattenburg 88 Eichstalden Simmenegg 90 Adlemsried 2 92 Laubegg 94 Oberer Mannenberg 98 Unterer Mannenberg 102 Steinegg 104 Terenstein 106 110 Blankenburg St. Stephan, «steiniges Haus» 112 Burgbühl / Lenk 114 Zeittafel 116 Quellen 117 Über den Autor 120

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Wehrbauten im Verwaltungskreis Thun Frühzeitliche Burg-Siedlungen


Inhalt Geschichtlicher Überblick Einleitung

Impressum Alle Angaben in diesem Buch wurden vom Autor nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und von ihm und dem Verlag mit Sorgfalt geprüft. Inhaltliche Fehler sind dennoch nicht auszuschliessen. Daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autor noch Verlag übernehmen Verantwortung für etwaige Unstimmigkeiten. Alle Rechte vorbehalten, einschliesslich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks und der elektronischen Wiedergabe. © 2021, Werd & Weber Verlag AG, CH-3645 Thun / Gwatt Autor: Erich Liechti Illustrationen: Erich Liechti (sofern nicht anders angegeben) Umschlagbild: Burg Diemtigen / Hasenburg Werd & Weber Verlag AG Gestaltung Cover, Inhalt und Satz: Bettina Ogi Bildbearbeitung: Adrian Aellig Korrektorat: Heinz Zürcher ISBN 978-3-03818-341-9 www.weberverlag.ch Der Verlag Werd & Weber wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2021–2024 unterstützt.

neutral Drucksache No. 01-12-409142 – www.myclimate.org © myclimate – The Climate Protection Partnership

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Spiez 12 Gmünd 16 Spiezberg 2 18 Bürg 2 20 Hondrichhügel 2 22 Obergut/ Eggli 2 23 Ghei(d) 24 Spiezmoos 26 Faulensee 28 Bürgli 1 30 Strättligen 1 32 Jagdburg 1 34 Wimmis 36 Pintel 2 44 Kramburg mit Hag und Letzi 48 Müllerried 50 Gattafel 52 Weienbüel 52 Thunerstein 53 Burgholz/ Eyallmi 2 54 Schlegelholz 55 Kronegg 56 58 Gaffertschinggen Grafenstein 60 62 Diemtigen / Grimmenstein, Hasenburg Kastell 2 64

Bächlen-See 66 Diemtigen Dorf 66 Ringoldingen 67 Allmenden 2 68 Erlenbach 2 70 Weissenburg 74 Heidenmauer / Rosenstein 80 2 Oberwil / Schlössli 82 Pfaffenried / Burg 2 83 84 Festi / Schattenburg 88 Eichstalden Simmenegg 90 Adlemsried 2 92 Laubegg 94 Oberer Mannenberg 98 Unterer Mannenberg 102 Steinegg 104 Terenstein 106 110 Blankenburg St. Stephan, «steiniges Haus» 112 Burgbühl / Lenk 114 Zeittafel 116 Quellen 117 Über den Autor 120

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Wehrbauten im Verwaltungskreis Thun Frühzeitliche Burg-Siedlungen


GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK

Geschichtlicher Überblick

Burg Gmündengand

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Bereits in prähistorischer Zeit haben sich die Bewohner unserer Gegend befestigte Siedlungsplätze (sog. Erdwerke) geschaffen, um Sicherheit für ihre dauernden Aufenthaltsorte zu gewinnen. Die Siedlungsplätze der Frühzeit entstanden im langen Zeitraum von ca. 2500 bis 100 v. Chr. aus einem wohl gerechtfertigten Schutzbedürfnis der damals zahlenmässig noch relativ kleinen Bevölkerung. Die keltische Urbevölkerung (Helvetier) musste sich laufend vor rivalisierenden Nachbarsippen, einbrechenden Horden sowie herumstreunenden Räuberbanden und wilden Tieren schützen. Diesen Schutz fanden sie in befestigten Siedlungen an einer sicheren Stelle, meistens auf einem Hügel, einer Felsrippe (Spornlage) oder auf einer Halbinsel. Die Befestigung bestand aus künstlich ausgehobenen Gräben und aufgeworfenen Wällen, auf welche Palisaden (aus Holzstämmen und Flechtwerk) eingerammt wurden. War eine sichere Bewohnbarkeit einer Siedlung nicht gegeben, baute man ein Refugium, eine Schutzburg an einer nahe gelegenen, geeigneten Stelle, wohin die Bedrängten flüchten konnten. Die meisten dieser Siedlungsorte wurden im Laufe der Jahrhunderte infolge Bevölkerungsschwundes (Krankheit, Seuchen, Kriegseinflüsse, Unterernährung) oder Naturereignissen (Hochwasser, Bergsturz, Murgang, Waldbrand, Erdbeben usw.) verlassen, aufgegeben resp. durch Brand oder Feindeinwirkung zerstört. Viele dieser prähistorischen Siedlungsstätten sind heute nicht mehr bekannt. Die befestigten Siedlungen aus dieser Periode sind in der vorliegenden Schrift mit einer hochgestellten 2 bezeichnet.

Nach 50 v. Chr. dringen die Römer in unsere Landstriche vor. Römische Truppen, und ihnen nach­­folgend auch römische Einwanderer, kommen in das Gebiet des Thunersees. Ohne Zweifel wurde das Simmental als Durchmarschroute ins Wallis, via Sanetsch und Rawil und Schnidejoch, benutzt. Funde von römischen Münzen auf dieser Achse stützen diese Annahme. Somit wäre es vielleicht möglich, dass die der Sage nach römischen Burgstellen aus dieser Zeit stammen könnten. Die Römer bringen die Rebe, die Kirschen und andere Frucht- und Getreidepflanzen in unser Land. Wir gehen ferner davon aus, dass sich die keltische Urbevölkerung, die Helvetier, im Laufe der Zeit mit den Römern vermischt haben dürfte. Oft kehren römische Legionäre nach abgeschlossener Dienstleistung nicht mehr in ihre ursprüngliche Heimat zurück, sie bleiben als Bauern oder Handwerker hier und werden heimisch. Mit dem Zusammenbruch des römischen Reiches dringen die germanischen Stämme der Burgunden (ab 443) und Alamannen (ab 496) in unser Land. Es beginnt die frühgermanische Zeit, die Epoche der Völkerwanderung. Die römischen Legionen ziehen sich zurück, weil sie anderweitig eingesetzt werden müssen. Ihre Anlagen, Höfe, Villen und Wohnbauten werden dem Zerfall preisgegeben. Die Siedlungen der Alamannen entstehen als Holzburgen an leicht zu verteidigenden Stellen, entlang der Verkehrswege im ganzen Simmental. Die Hütten (oft Grubenhäuser) aus Holz hat man mit sichernden Palisaden umgeben. Diese früh­mittel­

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GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK

Geschichtlicher Überblick

Burg Gmündengand

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Bereits in prähistorischer Zeit haben sich die Bewohner unserer Gegend befestigte Siedlungsplätze (sog. Erdwerke) geschaffen, um Sicherheit für ihre dauernden Aufenthaltsorte zu gewinnen. Die Siedlungsplätze der Frühzeit entstanden im langen Zeitraum von ca. 2500 bis 100 v. Chr. aus einem wohl gerechtfertigten Schutzbedürfnis der damals zahlenmässig noch relativ kleinen Bevölkerung. Die keltische Urbevölkerung (Helvetier) musste sich laufend vor rivalisierenden Nachbarsippen, einbrechenden Horden sowie herumstreunenden Räuberbanden und wilden Tieren schützen. Diesen Schutz fanden sie in befestigten Siedlungen an einer sicheren Stelle, meistens auf einem Hügel, einer Felsrippe (Spornlage) oder auf einer Halbinsel. Die Befestigung bestand aus künstlich ausgehobenen Gräben und aufgeworfenen Wällen, auf welche Palisaden (aus Holzstämmen und Flechtwerk) eingerammt wurden. War eine sichere Bewohnbarkeit einer Siedlung nicht gegeben, baute man ein Refugium, eine Schutzburg an einer nahe gelegenen, geeigneten Stelle, wohin die Bedrängten flüchten konnten. Die meisten dieser Siedlungsorte wurden im Laufe der Jahrhunderte infolge Bevölkerungsschwundes (Krankheit, Seuchen, Kriegseinflüsse, Unterernährung) oder Naturereignissen (Hochwasser, Bergsturz, Murgang, Waldbrand, Erdbeben usw.) verlassen, aufgegeben resp. durch Brand oder Feindeinwirkung zerstört. Viele dieser prähistorischen Siedlungsstätten sind heute nicht mehr bekannt. Die befestigten Siedlungen aus dieser Periode sind in der vorliegenden Schrift mit einer hochgestellten 2 bezeichnet.

Nach 50 v. Chr. dringen die Römer in unsere Landstriche vor. Römische Truppen, und ihnen nach­­folgend auch römische Einwanderer, kommen in das Gebiet des Thunersees. Ohne Zweifel wurde das Simmental als Durchmarschroute ins Wallis, via Sanetsch und Rawil und Schnidejoch, benutzt. Funde von römischen Münzen auf dieser Achse stützen diese Annahme. Somit wäre es vielleicht möglich, dass die der Sage nach römischen Burgstellen aus dieser Zeit stammen könnten. Die Römer bringen die Rebe, die Kirschen und andere Frucht- und Getreidepflanzen in unser Land. Wir gehen ferner davon aus, dass sich die keltische Urbevölkerung, die Helvetier, im Laufe der Zeit mit den Römern vermischt haben dürfte. Oft kehren römische Legionäre nach abgeschlossener Dienstleistung nicht mehr in ihre ursprüngliche Heimat zurück, sie bleiben als Bauern oder Handwerker hier und werden heimisch. Mit dem Zusammenbruch des römischen Reiches dringen die germanischen Stämme der Burgunden (ab 443) und Alamannen (ab 496) in unser Land. Es beginnt die frühgermanische Zeit, die Epoche der Völkerwanderung. Die römischen Legionen ziehen sich zurück, weil sie anderweitig eingesetzt werden müssen. Ihre Anlagen, Höfe, Villen und Wohnbauten werden dem Zerfall preisgegeben. Die Siedlungen der Alamannen entstehen als Holzburgen an leicht zu verteidigenden Stellen, entlang der Verkehrswege im ganzen Simmental. Die Hütten (oft Grubenhäuser) aus Holz hat man mit sichernden Palisaden umgeben. Diese früh­mittel­

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GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK

alterlichen Holzburgen erscheinen zwischen ca. 600 und ca. l000, also in einer relativ kurzen Zeitspanne. Im Laufe der Zeit mussten die Siedlungen erweitert und das stetig faulende Holzwerk laufend erneuert werden. Angrenzend an die bestehende Anlage entsteht infolge Platzmangels eine weitere Palisadensiedlung, eine Vorburg, wo wiederum Wohnhütten, Ställe, Speicher und Werkstätten entstehen. Die Einwanderer beginnen Wald zu roden, um Wies- und Ackerland zu gewinnen. Oft baut sich der Sippenanführer an der höchsten Stelle der Siedlung seinen Turm, umgibt ihn mit einer eigenen Palisade und sondert sich so von der übrigen Mitbewohnerschaft standesgemäss ab. Mit der verbleibenden Urbevölkerung halten die neuen Landesherren vorerst (oft sogar mit Waffengewalt) Distanz. Erst nach und nach dürfte eine nähere Kontaktnahme zustande gekommen sein. Die Sippenführer der Urbevölkerung dürften bei den neuen Herren ihren Anspruch auf Besitz durchgesetzt haben, mit welchen Mitteln auch immer. Auch hier wird im Laufe der Zeit eine Vermischung zwischen Urbevölkerung und den eingewanderten Alamannen stattgefunden haben. Die Holzburgen werden allmählich zu klein, was den Sippenführer veranlasst, an einer neuen Stelle seine eigene, autonome Burg aus Holz zu bauen oder bauen zu lassen. Es sind dies die Stellen, wo wir heute noch Ruinen, Burgen und Schlösser vorfinden. Bestehen die Burgen bis in die Zeit gegen 1000 vorwiegend aus Holz, erstellen die Sippenanführer

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(im Zuge der Zeit vom Landesherrn zu Adeligen ‹gemacht›) schritt- und teilweise ihre «festen Häuser» nun massiv aus Stein. Der Übergang von der Holzburg zur Steinburg dürfte sich nicht plötzlich auf einmal, sondern allmählich, je nach Voraussetzung, Begebenheit und den vorhandenen finanziellen Mitteln vollzogen haben. Steinburgen konnten oft nicht an der gleichen Stelle wie eine Holzburg gebaut werden, da die Platzverhältnisse wegen den nun um ein Vielfaches dicker gewordenen Steinmauern schlicht nicht ausreichten. Ab ca. 900 werden die ersten Burgen aus Stein gebaut. Lediglich Dächer, Nebenbauten und Obergaden bestehen oft noch aus Holzkonstruktionen. Nach 1400 ist die eigentliche Burgenbauepoche zu Ende. Die hiesigen Edelleute, welche sich durch immense Bautätigkeit zu üppigem Leben und für fremde Kriegszüge verschulden und über ihre Verhältnisse leben, verarmen zusehends und suchen nunmehr frei- oder unfreiwillig Schutz bei der mächtigen Stadt Bern, wo die meisten von ihnen als Bürger Wohnsitz nehmen (Junkerengasse). Zudem verändert die Erfindung des Schiesspulvers den Festungsbau grundlegend. Nach 1450 übernimmt Bern die Macht in unserem Gebiet vollständig und setzt in Wimmis und Blankenburg ab 1449 Kastlane (Landvögte) als Verwalter ein. Die allermeisten Wehranlagen im Simmental und den angrenzenden Gebieten verlieren somit ihre Bedeutung. Nach deren Auflassung dienen viele als willkommene Steinbrüche für die Baubedürfnisse der Talbewohner. Viele Sockelgeschosse unserer

GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK

Bauernhäuser und Ställe entstehen aus Abbruchmaterial der Burgen. Andere Ruinen wiederum dienen lichtscheuem Gesindel als Unterkunft und zerfallen ebenso. Neben Blankenburg und Wimmis als Landvogteisitzen überleben nur Grimmenstein und Spiez als Wohnstatt von adeligen Nachfahren die Zeit nach 1450. Mit dem Ableben von Katharina von Brandis, einer gebürtigen Weissenburgerin, im Jahr 1454 wird auch Grimmenstein endgültig verlassen und später ebenfalls als Steinbruch benutzt. Nach dem Brand der Blankenburg 1767 entsteht auf deren Grundmauern das neue Schloss. Die Feste Wimmis muss in mehreren Etappen umgebaut und wohnlich hergerichtet werden. Das heutige Gesicht erhält das Schloss erst im 17. und 18. Jahrhundert, indem neue Fassaden wie Theaterkulissen um die teilweise abgebrochene alte Burg gestellt werden. Erstaunlicherweise sind von den Simmentaler Burgen keine Abbildungen aus der Zeit vor 1780 vorhanden. In den Revolutionswirren um 1800 gehen manche Schlösser in der Schweiz in Flammen auf, unsere drei heute noch intakten Anlagen bleiben jedoch durch glückliche Umstände verschont. Seit ca. 1870 entsteht in unserem Land ein wachsendes Interesse an historischen Stätten. Insbesondere der späteren Gründung des Schweizerischen Burgenvereins ist es zu verdanken, dass viele Burgruinen eine Sicherung erfahren konnten. Schwerpunktmässig hat man solche Massnahmen in den Kantonen Graubünden, Aargau und Basel-

Land durchgeführt. Andere Landstriche wurden weniger oder überhaupt nicht bearbeitet. Zu den Gegenden, wo nie eine entsprechende Aktion durchgeführt wurde, gehört das Simmental. Mangelndes Interesse und fehlendes Geld dürften die Gründe zu diesem Missstand sein. Dem Burgenvater Eugen Probst ist es zu verdanken, dass sehr viele Schweizer Burgen zusammengefasst bildlich dargestellt sind. Leider hat auch er das Simmental völlig ausgelassen. Unsere Burgruinen laufen somit Gefahr, für immer vergessen zu werden. In den neuen Ausgaben der Landeskarte 1:25 000 und 1:50 000 sind viele Ruinen und Burgstellen bereits nicht mehr eingetragen. Der Autor hat seit 1960 die Burgstellen im Simmental systematisch aufgesucht und grob vermessen sowie zeichnerisch erfasst und dokumentiert. Im vollen Bewusstsein darüber, dass seriöse Rekonstruktionen und Datierungen nur aufgrund von wissenschaftlichen Untersuchungen erfolgen können, hat er trotzdem versucht, ohne solche Massnahmen zu logischen und vernünftigen Ergebnissen zu kommen. Jahrelanges Studium von Schriften und Dokumenten, die Suche und Erforschung von einschlägigen Unterlagen, Bildern und Urkunden sowie die Mitgliedschaft im Schweizer Burgenverein seit 1954 haben diese Schrift ermöglicht. Weiterführende Aussagen und neue Erkenntnisse sind jederzeit willkommen, wenn diese auf Grund von seriösen und fundierten Ergebnissen erfolgen.

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GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK

alterlichen Holzburgen erscheinen zwischen ca. 600 und ca. l000, also in einer relativ kurzen Zeitspanne. Im Laufe der Zeit mussten die Siedlungen erweitert und das stetig faulende Holzwerk laufend erneuert werden. Angrenzend an die bestehende Anlage entsteht infolge Platzmangels eine weitere Palisadensiedlung, eine Vorburg, wo wiederum Wohnhütten, Ställe, Speicher und Werkstätten entstehen. Die Einwanderer beginnen Wald zu roden, um Wies- und Ackerland zu gewinnen. Oft baut sich der Sippenanführer an der höchsten Stelle der Siedlung seinen Turm, umgibt ihn mit einer eigenen Palisade und sondert sich so von der übrigen Mitbewohnerschaft standesgemäss ab. Mit der verbleibenden Urbevölkerung halten die neuen Landesherren vorerst (oft sogar mit Waffengewalt) Distanz. Erst nach und nach dürfte eine nähere Kontaktnahme zustande gekommen sein. Die Sippenführer der Urbevölkerung dürften bei den neuen Herren ihren Anspruch auf Besitz durchgesetzt haben, mit welchen Mitteln auch immer. Auch hier wird im Laufe der Zeit eine Vermischung zwischen Urbevölkerung und den eingewanderten Alamannen stattgefunden haben. Die Holzburgen werden allmählich zu klein, was den Sippenführer veranlasst, an einer neuen Stelle seine eigene, autonome Burg aus Holz zu bauen oder bauen zu lassen. Es sind dies die Stellen, wo wir heute noch Ruinen, Burgen und Schlösser vorfinden. Bestehen die Burgen bis in die Zeit gegen 1000 vorwiegend aus Holz, erstellen die Sippenanführer

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(im Zuge der Zeit vom Landesherrn zu Adeligen ‹gemacht›) schritt- und teilweise ihre «festen Häuser» nun massiv aus Stein. Der Übergang von der Holzburg zur Steinburg dürfte sich nicht plötzlich auf einmal, sondern allmählich, je nach Voraussetzung, Begebenheit und den vorhandenen finanziellen Mitteln vollzogen haben. Steinburgen konnten oft nicht an der gleichen Stelle wie eine Holzburg gebaut werden, da die Platzverhältnisse wegen den nun um ein Vielfaches dicker gewordenen Steinmauern schlicht nicht ausreichten. Ab ca. 900 werden die ersten Burgen aus Stein gebaut. Lediglich Dächer, Nebenbauten und Obergaden bestehen oft noch aus Holzkonstruktionen. Nach 1400 ist die eigentliche Burgenbauepoche zu Ende. Die hiesigen Edelleute, welche sich durch immense Bautätigkeit zu üppigem Leben und für fremde Kriegszüge verschulden und über ihre Verhältnisse leben, verarmen zusehends und suchen nunmehr frei- oder unfreiwillig Schutz bei der mächtigen Stadt Bern, wo die meisten von ihnen als Bürger Wohnsitz nehmen (Junkerengasse). Zudem verändert die Erfindung des Schiesspulvers den Festungsbau grundlegend. Nach 1450 übernimmt Bern die Macht in unserem Gebiet vollständig und setzt in Wimmis und Blankenburg ab 1449 Kastlane (Landvögte) als Verwalter ein. Die allermeisten Wehranlagen im Simmental und den angrenzenden Gebieten verlieren somit ihre Bedeutung. Nach deren Auflassung dienen viele als willkommene Steinbrüche für die Baubedürfnisse der Talbewohner. Viele Sockelgeschosse unserer

GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK

Bauernhäuser und Ställe entstehen aus Abbruchmaterial der Burgen. Andere Ruinen wiederum dienen lichtscheuem Gesindel als Unterkunft und zerfallen ebenso. Neben Blankenburg und Wimmis als Landvogteisitzen überleben nur Grimmenstein und Spiez als Wohnstatt von adeligen Nachfahren die Zeit nach 1450. Mit dem Ableben von Katharina von Brandis, einer gebürtigen Weissenburgerin, im Jahr 1454 wird auch Grimmenstein endgültig verlassen und später ebenfalls als Steinbruch benutzt. Nach dem Brand der Blankenburg 1767 entsteht auf deren Grundmauern das neue Schloss. Die Feste Wimmis muss in mehreren Etappen umgebaut und wohnlich hergerichtet werden. Das heutige Gesicht erhält das Schloss erst im 17. und 18. Jahrhundert, indem neue Fassaden wie Theaterkulissen um die teilweise abgebrochene alte Burg gestellt werden. Erstaunlicherweise sind von den Simmentaler Burgen keine Abbildungen aus der Zeit vor 1780 vorhanden. In den Revolutionswirren um 1800 gehen manche Schlösser in der Schweiz in Flammen auf, unsere drei heute noch intakten Anlagen bleiben jedoch durch glückliche Umstände verschont. Seit ca. 1870 entsteht in unserem Land ein wachsendes Interesse an historischen Stätten. Insbesondere der späteren Gründung des Schweizerischen Burgenvereins ist es zu verdanken, dass viele Burgruinen eine Sicherung erfahren konnten. Schwerpunktmässig hat man solche Massnahmen in den Kantonen Graubünden, Aargau und Basel-

Land durchgeführt. Andere Landstriche wurden weniger oder überhaupt nicht bearbeitet. Zu den Gegenden, wo nie eine entsprechende Aktion durchgeführt wurde, gehört das Simmental. Mangelndes Interesse und fehlendes Geld dürften die Gründe zu diesem Missstand sein. Dem Burgenvater Eugen Probst ist es zu verdanken, dass sehr viele Schweizer Burgen zusammengefasst bildlich dargestellt sind. Leider hat auch er das Simmental völlig ausgelassen. Unsere Burgruinen laufen somit Gefahr, für immer vergessen zu werden. In den neuen Ausgaben der Landeskarte 1:25 000 und 1:50 000 sind viele Ruinen und Burgstellen bereits nicht mehr eingetragen. Der Autor hat seit 1960 die Burgstellen im Simmental systematisch aufgesucht und grob vermessen sowie zeichnerisch erfasst und dokumentiert. Im vollen Bewusstsein darüber, dass seriöse Rekonstruktionen und Datierungen nur aufgrund von wissenschaftlichen Untersuchungen erfolgen können, hat er trotzdem versucht, ohne solche Massnahmen zu logischen und vernünftigen Ergebnissen zu kommen. Jahrelanges Studium von Schriften und Dokumenten, die Suche und Erforschung von einschlägigen Unterlagen, Bildern und Urkunden sowie die Mitgliedschaft im Schweizer Burgenverein seit 1954 haben diese Schrift ermöglicht. Weiterführende Aussagen und neue Erkenntnisse sind jederzeit willkommen, wenn diese auf Grund von seriösen und fundierten Ergebnissen erfolgen.

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EINLEITUNG

Einleitung Eigentlich wollte ich in dieser Schrift – auf Anregung von vielen Burgenfreunden – lediglich meine Feldaufnahmen, welche ich seit Anfang 1960 im Simmental durchführe, veröffentlichen. Die häufigste, meist vorwurfsvolle Aussage nach einem Besuch einer Burgstelle lautet gewöhnlich: «Man sieht ja gar nichts mehr.» Genau diese Aussage animierte mich zum Vorhaben, auch ohne Grabungen, aufgrund der Topografie, der sichtbaren Reste und der Kenntnis der burgenspezifischen Geschichte, der adeligen Geschlechter und des allgemeinen Burgenbaues zu versuchen, einen möglichen Bauzustand einer festen Stätte im Bild darzustellen, mit der Überlegung, dass so versucht werden könnte, die Existenz unserer Burgen einem interessierten Publikum näherzubringen.

Perspektivische Darstellung einer Burg­ruine mit darüber projiziertem möglichem letztem Bauzustand. Ohne exakte wissenschaftliche Grabung können jedoch weder die einzelnen Zeitepochen, noch die Konst­ruktion von Dächern, Aufbauten usw. oder die ehemalige Anzahl der Stockwerke abschliessend bestimmt werden.

10

Mauerreste und Topografie einer Burgstelle verraten oft sehr viel vom ursprünglichen Aussehen des letzten Bauzustandes einer Burg. Wobei wir stets daran denken müssen, dass die meisten Burgen nicht einfach errichtet wurden und wieder untergingen. Vielmehr wurden diese Bauwerke im Verlaufe der Zeit stets umgebaut, den momentanen Bedürfnissen angepasst und allenfalls auch erweitert, oder sogar zerstört und wieder neu aufgebaut. Ohne wissenschaftliche Untersuchung einer Burgstelle ist es in den meisten Fällen kaum möglich, zeitliche Abfolgen, differenzierte Bauzustände oder bauliche Etappierungen zu definieren.

Zudem gab es Burgen, deren Bau wohl begonnen, aber offenbar nie beendet wurde, aus welchen Gründen auch immer (Festi). Ferner dürfte es sich bei einigen, heute nur noch dem Namen nach bekannten Festen um Anlagen handeln, die später in einem neuen Gebäude aufgingen. Hier finden sich in der Regel nur ganz spärliche Reste der alten Burg, zum Beispiel im Kellergemäuer eines heute noch bestehenden Bauernhauses. Meistens wissen nicht einmal die heutigen Besitzer von der Existenz einer alten Burg in ihrem Haus. Wir denken an die Burgställe von Adlemsried, Ringoldingen, Diemtigen u. a. Im Weiteren kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob die vorliegende Auflistung der alten Siedlungsstätten und Burgstellen vollständig ist. Unsere Aufzählung erfolgt aufgrund von Überlieferungen in den uns zur Verfügung stehenden Quellen und dem zur Zeit neuesten Wissensstand. Möglicherweise gab es aber auch im Simmental Anlagen, deren Existenz nicht überliefert worden ist und von denen keinerlei Spuren mehr im Gelände vorhanden sind. Jedenfalls gibt es verschiedene Stellen im Tal, an denen die Topografie für eine befestigte Siedlung oder einen Burgenbau geradezu ideal gewesen wäre.

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EINLEITUNG

Einleitung Eigentlich wollte ich in dieser Schrift – auf Anregung von vielen Burgenfreunden – lediglich meine Feldaufnahmen, welche ich seit Anfang 1960 im Simmental durchführe, veröffentlichen. Die häufigste, meist vorwurfsvolle Aussage nach einem Besuch einer Burgstelle lautet gewöhnlich: «Man sieht ja gar nichts mehr.» Genau diese Aussage animierte mich zum Vorhaben, auch ohne Grabungen, aufgrund der Topografie, der sichtbaren Reste und der Kenntnis der burgenspezifischen Geschichte, der adeligen Geschlechter und des allgemeinen Burgenbaues zu versuchen, einen möglichen Bauzustand einer festen Stätte im Bild darzustellen, mit der Überlegung, dass so versucht werden könnte, die Existenz unserer Burgen einem interessierten Publikum näherzubringen.

Perspektivische Darstellung einer Burg­ruine mit darüber projiziertem möglichem letztem Bauzustand. Ohne exakte wissenschaftliche Grabung können jedoch weder die einzelnen Zeitepochen, noch die Konst­ruktion von Dächern, Aufbauten usw. oder die ehemalige Anzahl der Stockwerke abschliessend bestimmt werden.

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Mauerreste und Topografie einer Burgstelle verraten oft sehr viel vom ursprünglichen Aussehen des letzten Bauzustandes einer Burg. Wobei wir stets daran denken müssen, dass die meisten Burgen nicht einfach errichtet wurden und wieder untergingen. Vielmehr wurden diese Bauwerke im Verlaufe der Zeit stets umgebaut, den momentanen Bedürfnissen angepasst und allenfalls auch erweitert, oder sogar zerstört und wieder neu aufgebaut. Ohne wissenschaftliche Untersuchung einer Burgstelle ist es in den meisten Fällen kaum möglich, zeitliche Abfolgen, differenzierte Bauzustände oder bauliche Etappierungen zu definieren.

Zudem gab es Burgen, deren Bau wohl begonnen, aber offenbar nie beendet wurde, aus welchen Gründen auch immer (Festi). Ferner dürfte es sich bei einigen, heute nur noch dem Namen nach bekannten Festen um Anlagen handeln, die später in einem neuen Gebäude aufgingen. Hier finden sich in der Regel nur ganz spärliche Reste der alten Burg, zum Beispiel im Kellergemäuer eines heute noch bestehenden Bauernhauses. Meistens wissen nicht einmal die heutigen Besitzer von der Existenz einer alten Burg in ihrem Haus. Wir denken an die Burgställe von Adlemsried, Ringoldingen, Diemtigen u. a. Im Weiteren kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob die vorliegende Auflistung der alten Siedlungsstätten und Burgstellen vollständig ist. Unsere Aufzählung erfolgt aufgrund von Überlieferungen in den uns zur Verfügung stehenden Quellen und dem zur Zeit neuesten Wissensstand. Möglicherweise gab es aber auch im Simmental Anlagen, deren Existenz nicht überliefert worden ist und von denen keinerlei Spuren mehr im Gelände vorhanden sind. Jedenfalls gibt es verschiedene Stellen im Tal, an denen die Topografie für eine befestigte Siedlung oder einen Burgenbau geradezu ideal gewesen wäre.

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SPIEZ

SPIEZ

Spiez Schloss Spiez ist eine der drei heute noch vollständig erhaltenen Anlagen im Simmental. LK 1207 619.03 / 170.92

Im Jahr 762 hat Bischof Heddo von Strassburg die Zehnten von Spiez und Scherzligen dem Kloster Ettenheim vergabt. Schon zu dieser Zeit muss auf dem «Spitz» im Thunersee, wohl im Verbund mit einer bestehenden Siedlung, ein erstes christliches Gotteshaus bestanden haben, denn bereits in der Zeit der Völkerwanderung hat man die Halbinsel besiedelt. Möglicherweise entstanden als erstes ein Graben mit Erdwällen und Palisaden. Später hat man diese durch eine Mauer ersetzt. Kurz vor 1200 liessen die damaligen Besitzer, die Freiherren von Strättligen, den heute noch sichtbaren Turm erstellen, jedoch vorerst nur bis auf eine Höhe von rund 10 Metern. Später hat man Mauern rings um die ganze Halbinsel gezogen und mit mehreren Türmen befestigt.

Schloss- und Kirchenbezirk Spiez im heutigen Zustand.

Legende: A B C D E F

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Ehemalige Zugbrücke, Schlosstor Altes Schloss Neues Schloss (18. Jahrh.) Schlosspark Privathaus Altes Pfarrhaus

G H J K L M

Gartenanlagen und Reben Burggraben Ehemaliges Stedtli Ringmauer Schalenturm (Ruine) Alte Stadtmauer mit Tor (heute verschwunden)

1476 gehören Städtchen und Feste Spiez Adrian von Bubenberg, dem Verteidiger von Murten. 1479 kauft ein Sohn Adrians Burg und Herrschaft Laubegg. Als Letzter des hoch verschuldeten Geschlechts stirbt 1506 ein Sohn Adrians von Bubenberg. Spiez geht an die von Diesbach über. 1516 erwirbt Ludwig von Erlach die Burg für 23 800 Pfund und lässt diese zum feudalen Schloss ausbauen. Im 17. Jahrhundert entsteht der neue, markante Wohnturm auf der Nordseite. Die Familie Erlach bleibt über 350 Jahre Besitzer von Spiez. Heute ist das Schloss Spiez eine öffentlich zu besichtigende Anlage mit Museum.

1280 erlaubt der König den Spiezern die Abhaltung eines wöchentlichen Marktes. 1338 verkaufen die Strättliger den Satz Spiez an Johann von Bubenberg, den Schwager von Johann von Strättligen und Schultheiss von Bern, samt Faulensee und (Z)Einigen. Die Kirchenburg Spiez entwickelt sich zu einer ansehnlichen Anlage. 1339 ist Spiez während des Laupenkriegs ein wichtiger Nachschubort für die Berner.

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Spiez Schloss Spiez ist eine der drei heute noch vollständig erhaltenen Anlagen im Simmental. LK 1207 619.03 / 170.92

Im Jahr 762 hat Bischof Heddo von Strassburg die Zehnten von Spiez und Scherzligen dem Kloster Ettenheim vergabt. Schon zu dieser Zeit muss auf dem «Spitz» im Thunersee, wohl im Verbund mit einer bestehenden Siedlung, ein erstes christliches Gotteshaus bestanden haben, denn bereits in der Zeit der Völkerwanderung hat man die Halbinsel besiedelt. Möglicherweise entstanden als erstes ein Graben mit Erdwällen und Palisaden. Später hat man diese durch eine Mauer ersetzt. Kurz vor 1200 liessen die damaligen Besitzer, die Freiherren von Strättligen, den heute noch sichtbaren Turm erstellen, jedoch vorerst nur bis auf eine Höhe von rund 10 Metern. Später hat man Mauern rings um die ganze Halbinsel gezogen und mit mehreren Türmen befestigt.

Schloss- und Kirchenbezirk Spiez im heutigen Zustand.

Legende: A B C D E F

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Ehemalige Zugbrücke, Schlosstor Altes Schloss Neues Schloss (18. Jahrh.) Schlosspark Privathaus Altes Pfarrhaus

G H J K L M

Gartenanlagen und Reben Burggraben Ehemaliges Stedtli Ringmauer Schalenturm (Ruine) Alte Stadtmauer mit Tor (heute verschwunden)

1476 gehören Städtchen und Feste Spiez Adrian von Bubenberg, dem Verteidiger von Murten. 1479 kauft ein Sohn Adrians Burg und Herrschaft Laubegg. Als Letzter des hoch verschuldeten Geschlechts stirbt 1506 ein Sohn Adrians von Bubenberg. Spiez geht an die von Diesbach über. 1516 erwirbt Ludwig von Erlach die Burg für 23 800 Pfund und lässt diese zum feudalen Schloss ausbauen. Im 17. Jahrhundert entsteht der neue, markante Wohnturm auf der Nordseite. Die Familie Erlach bleibt über 350 Jahre Besitzer von Spiez. Heute ist das Schloss Spiez eine öffentlich zu besichtigende Anlage mit Museum.

1280 erlaubt der König den Spiezern die Abhaltung eines wöchentlichen Marktes. 1338 verkaufen die Strättliger den Satz Spiez an Johann von Bubenberg, den Schwager von Johann von Strättligen und Schultheiss von Bern, samt Faulensee und (Z)Einigen. Die Kirchenburg Spiez entwickelt sich zu einer ansehnlichen Anlage. 1339 ist Spiez während des Laupenkriegs ein wichtiger Nachschubort für die Berner.

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Wappen von Bubenberg: Geteilt von Blau und Weiss mit weissem Stern. Helmzier roter Rumpf mit blauem Hut und Schildbild.

So könnte die befestigte Siedlung von Spiez um 1200 n. Chr. ausgesehen haben. Die ursprünglichen Palisaden sind einer massiven Mauer gewichen und die erste Stufe des heutigen Schlossturmes ist entstanden. Die Urkirche hat man bereits um 1000 n. Chr. ein erstes Mal erweitert.

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Wappen von Bubenberg: Geteilt von Blau und Weiss mit weissem Stern. Helmzier roter Rumpf mit blauem Hut und Schildbild.

So könnte die befestigte Siedlung von Spiez um 1200 n. Chr. ausgesehen haben. Die ursprünglichen Palisaden sind einer massiven Mauer gewichen und die erste Stufe des heutigen Schlossturmes ist entstanden. Die Urkirche hat man bereits um 1000 n. Chr. ein erstes Mal erweitert.

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GMÜND

Gmünd Vermuteter Turm zur Bewachung der Furt (Brücke?) über die Simme. LK 1207 614.900 / 171.050

Im nördlichsten Zipfel der Gemeinde Wimmis, beim Zusammenfluss von Simme und Kander, im Gmündengand, soll im Mittelalter eine Burg gestanden haben. Es sind keine Spuren mehr vorhanden, da an dieser Stelle im 2. Weltkrieg ein

Bunker gebaut wurde. Offenbar diente der Turm als Zollstelle der Furt über die Simme (Landstrasse ins Simmental) und als Markierung des Gebietes der Weissenburger.

Hat der Wachturm im Gmündengand etwa so ausgesehen oder war es nur ein Holzturm oder ein steinernes Haus?

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GMÜND

Gmünd Vermuteter Turm zur Bewachung der Furt (Brücke?) über die Simme. LK 1207 614.900 / 171.050

Im nördlichsten Zipfel der Gemeinde Wimmis, beim Zusammenfluss von Simme und Kander, im Gmündengand, soll im Mittelalter eine Burg gestanden haben. Es sind keine Spuren mehr vorhanden, da an dieser Stelle im 2. Weltkrieg ein

Bunker gebaut wurde. Offenbar diente der Turm als Zollstelle der Furt über die Simme (Landstrasse ins Simmental) und als Markierung des Gebietes der Weissenburger.

Hat der Wachturm im Gmündengand etwa so ausgesehen oder war es nur ein Holzturm oder ein steinernes Haus?

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SPIEZBERG

Spiezberg 2 Befestigte Höhensiedlung (Wallanlage) verschiedener Zeitstellungen auf dem Spiezberg. LK 1207 618.50 / 171.35

Die Anlage erstreckt sich in ost-westlicher Richtung auf dem bewaldeten Felsengrat des Spiezbergs an dessen höchster Stelle (Punkt 687). Mit einer Länge von rund 100 m und einer Breite von bis zu 25 m weist die Anlage recht beachtliche Dimensionen auf.

Es ist anzunehmen, dass hölzerne Palisaden das Hüttendorf umschlossen haben. Diese dürften aus eng nebeneinander gewachsenen Baumstämmen, welche faschinenartig mit Astwerk umwunden waren, und aus Dornengestrüpp bestanden haben.

Gut erkennbar ist lediglich noch der westliche Abschluss mit Wall und Graben. Die übrigen Abschlüsse sind längst verschwunden.

Ungefähr so könnte die prähistorische Höhensiedlung auf dem Spiezberg vor rund 4000 Jahren ausgesehen haben. Wall und Graben schützen die am meisten gefährdete Westseite. Den Eingang suchen wir auf der steilen Seeseite. Am höchsten Punkt erkennen wir die Holzburg des Sippenführers.

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SPIEZBERG

Spiezberg 2 Befestigte Höhensiedlung (Wallanlage) verschiedener Zeitstellungen auf dem Spiezberg. LK 1207 618.50 / 171.35

Die Anlage erstreckt sich in ost-westlicher Richtung auf dem bewaldeten Felsengrat des Spiezbergs an dessen höchster Stelle (Punkt 687). Mit einer Länge von rund 100 m und einer Breite von bis zu 25 m weist die Anlage recht beachtliche Dimensionen auf.

Es ist anzunehmen, dass hölzerne Palisaden das Hüttendorf umschlossen haben. Diese dürften aus eng nebeneinander gewachsenen Baumstämmen, welche faschinenartig mit Astwerk umwunden waren, und aus Dornengestrüpp bestanden haben.

Gut erkennbar ist lediglich noch der westliche Abschluss mit Wall und Graben. Die übrigen Abschlüsse sind längst verschwunden.

Ungefähr so könnte die prähistorische Höhensiedlung auf dem Spiezberg vor rund 4000 Jahren ausgesehen haben. Wall und Graben schützen die am meisten gefährdete Westseite. Den Eingang suchen wir auf der steilen Seeseite. Am höchsten Punkt erkennen wir die Holzburg des Sippenführers.

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BÜRG

Bürg 2 Befestigte Höhensiedlung verschiedener Zeitstellungen auf der Bürg zwischen Spiez und Faulensee. LK 1207 619.63 / 170.01

Dieser Ort war, wie Ausgrabungen und Funde belegen, von Ende der Steinzeit über die Hallstattzeit bis ins frühe Mittelalter bewohnt. Auf der südlichen Erhebung der Bürg, welche gegen Süden hin durch eine hohe Felswand begrenzt ist, finden sich die Reste einer befestigten Höhensiedlung. Eine mächtige Mauer schliesst den Be-

zirk gegen Norden und Osten ab. Die steilen, zum Teil felsigen Abschlüsse boten guten Schutz und die Nähe des Sees sicherte Wasserversorgung und Nahrung. Verschiedene Funde lassen auch auf römische und frühmittelalterliche Benützung dieser Stätte schliessen.

Lageskizze für die Höhensiedlung Bürg im heutigen Zustand. Auf Punkt 683 dürfte die Behausung des Sippenführers gestanden haben. Peripher angeordnet die Grubenhäuser der übrigen Dorfbewohner. Der Steinwall ist teilweise noch recht gut erkennbar. Am südlichen Abhang, über den Felsen vermuten wir Pflanzungen und Weideland.

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BÜRG

Bürg 2 Befestigte Höhensiedlung verschiedener Zeitstellungen auf der Bürg zwischen Spiez und Faulensee. LK 1207 619.63 / 170.01

Dieser Ort war, wie Ausgrabungen und Funde belegen, von Ende der Steinzeit über die Hallstattzeit bis ins frühe Mittelalter bewohnt. Auf der südlichen Erhebung der Bürg, welche gegen Süden hin durch eine hohe Felswand begrenzt ist, finden sich die Reste einer befestigten Höhensiedlung. Eine mächtige Mauer schliesst den Be-

zirk gegen Norden und Osten ab. Die steilen, zum Teil felsigen Abschlüsse boten guten Schutz und die Nähe des Sees sicherte Wasserversorgung und Nahrung. Verschiedene Funde lassen auch auf römische und frühmittelalterliche Benützung dieser Stätte schliessen.

Lageskizze für die Höhensiedlung Bürg im heutigen Zustand. Auf Punkt 683 dürfte die Behausung des Sippenführers gestanden haben. Peripher angeordnet die Grubenhäuser der übrigen Dorfbewohner. Der Steinwall ist teilweise noch recht gut erkennbar. Am südlichen Abhang, über den Felsen vermuten wir Pflanzungen und Weideland.

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HONDRICHHÜGEL

Hondrichhügel 2

Obergut / Eggli 2

Refugium unbekannter Zeitstellungen auf dem Hondrichhügel. LK 1227 618.40 / 169.40

Befestigte Höhensiedlung verschiedener Zeitstellungen in Lattigen. LK 1207 616.60 / 171.50 und 616.90 / 171.35

Der lang gezogene, auf der Nord- und Südseite steil abfallende Felshügel dürfte einen idealen Zufluchtsort für die frühe Bevölkerung geboten haben. In der Übersichtskarte der Schrift «Die Ur- und Frühgeschichte des Simmentals» zeigt Prof. Otto Tschumi auf dem Hondrichhügel einen «Mauerzug, Letzi» an. Dies dürfte jedoch kaum der Realität entsprechen, da hier weder aus strategischer noch aus taktischer Sicht ein Mauerzug angebracht wäre. Vielmehr dürfte auf dem rund 300 Meter langen und 20 Meter breiten Plateau ein Refugium (Fluchtburg) vermutet werden.

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OBERGUT / EGGLI

In der Tat können Strukturen im Gelände den Betrachter dazu verleiten, künstlich gearbeitete Wälle zu erkennen. Das Problem auf der rund 850 Meter über Meer gelegenen Ebene dürfte sicher die Wasserversorgung dargestellt haben.

Wer kennt den rund zehn Meter hohen, senkrechten Felsabsturz im Rustwald? Er war ein idealer Schutz gegen Norden für die am leicht geneigten Südhang gelegene prähistorische Siedlung. Wenn wir davon ausgehen, dass in der Gegend von Lattigen in früherer Zeit etliche kleinere und grössere Seen existierten, kann es nicht verwundern, wenn frühzeitliche Menschen an diesem Ort ihre Wohnhütten bauten. Einzelfunde an dieser Stelle und Tausende von geborgenen Scherben im nahen Eggliwald bewei-

sen, dass hier ein beliebter Siedlungsplatz war. Wir vermuten, dass sich ebenfalls im Spiezwilerwald bei Pt. 711, in der Riederen bei Pt. 670 und im Einigwald (Roggeren) bei Pt. 667 solche befestigte Siedlungsplätze befunden haben könnten. Gemachte Funde bestätigen diese Annahme. Die Fortsetzung dieser Siedlungskette ergab sich schliesslich bei der Strättligburg bei Pt. 655 und östlich davon bei Pt. 609 sowie an weiteren Stellen des Höhenzuges in Richtung Allmendingen (nachzulesen im Werk von Louis Hänni «Strättligen»).

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HONDRICHHÜGEL

Hondrichhügel 2

Obergut / Eggli 2

Refugium unbekannter Zeitstellungen auf dem Hondrichhügel. LK 1227 618.40 / 169.40

Befestigte Höhensiedlung verschiedener Zeitstellungen in Lattigen. LK 1207 616.60 / 171.50 und 616.90 / 171.35

Der lang gezogene, auf der Nord- und Südseite steil abfallende Felshügel dürfte einen idealen Zufluchtsort für die frühe Bevölkerung geboten haben. In der Übersichtskarte der Schrift «Die Ur- und Frühgeschichte des Simmentals» zeigt Prof. Otto Tschumi auf dem Hondrichhügel einen «Mauerzug, Letzi» an. Dies dürfte jedoch kaum der Realität entsprechen, da hier weder aus strategischer noch aus taktischer Sicht ein Mauerzug angebracht wäre. Vielmehr dürfte auf dem rund 300 Meter langen und 20 Meter breiten Plateau ein Refugium (Fluchtburg) vermutet werden.

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OBERGUT / EGGLI

In der Tat können Strukturen im Gelände den Betrachter dazu verleiten, künstlich gearbeitete Wälle zu erkennen. Das Problem auf der rund 850 Meter über Meer gelegenen Ebene dürfte sicher die Wasserversorgung dargestellt haben.

Wer kennt den rund zehn Meter hohen, senkrechten Felsabsturz im Rustwald? Er war ein idealer Schutz gegen Norden für die am leicht geneigten Südhang gelegene prähistorische Siedlung. Wenn wir davon ausgehen, dass in der Gegend von Lattigen in früherer Zeit etliche kleinere und grössere Seen existierten, kann es nicht verwundern, wenn frühzeitliche Menschen an diesem Ort ihre Wohnhütten bauten. Einzelfunde an dieser Stelle und Tausende von geborgenen Scherben im nahen Eggliwald bewei-

sen, dass hier ein beliebter Siedlungsplatz war. Wir vermuten, dass sich ebenfalls im Spiezwilerwald bei Pt. 711, in der Riederen bei Pt. 670 und im Einigwald (Roggeren) bei Pt. 667 solche befestigte Siedlungsplätze befunden haben könnten. Gemachte Funde bestätigen diese Annahme. Die Fortsetzung dieser Siedlungskette ergab sich schliesslich bei der Strättligburg bei Pt. 655 und östlich davon bei Pt. 609 sowie an weiteren Stellen des Höhenzuges in Richtung Allmendingen (nachzulesen im Werk von Louis Hänni «Strättligen»).

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GHEI(D)

Ghei(d) Burg südöstlich von Einigen. Heute restaurierter Wohnturm. Privatbesitz. LK 1207 616.78 / 172.40

Bereits 1267 werden in einer Urkunde die Freiherren von Strättligen als Besitzer dieses Turmes erwähnt. Es muss demnach schon damals hier ein festes Haus bestanden haben. Somit dürfen wir annehmen, dass die Strättliger den Steinturm in der Ghei ungefähr zur gleichen Zeit ausführen liessen wie den Burgfried zu Spiez.

Der Sage nach soll zwischen dem Turm zur Ghei und der Strättligburg ein unterirdischer Geheimgang vorhanden sein. Dieser Gang hat mit Sicherheit nie bestanden. Viel eher deutet diese phantasievolle Aussage auf das Eigentum der Strättliger hin, welche hier gegen das «Feindesland ennet dem See» eine verstärkende Anlage erbaut haben.

Ghei wurde später über Jahrhunderte von Bauern bewohnt und zerfiel zusehends mangels Unterhalt. 1975 konnte die Anlage saniert und wieder wohnlich hergerichtet werden.

Unschwer lässt sich am festen Haus in der Ghei bei Einigen dessen ehemals fortifikatorischer Charakter erkennen.

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GHEI(D)

Ghei(d) Burg südöstlich von Einigen. Heute restaurierter Wohnturm. Privatbesitz. LK 1207 616.78 / 172.40

Bereits 1267 werden in einer Urkunde die Freiherren von Strättligen als Besitzer dieses Turmes erwähnt. Es muss demnach schon damals hier ein festes Haus bestanden haben. Somit dürfen wir annehmen, dass die Strättliger den Steinturm in der Ghei ungefähr zur gleichen Zeit ausführen liessen wie den Burgfried zu Spiez.

Der Sage nach soll zwischen dem Turm zur Ghei und der Strättligburg ein unterirdischer Geheimgang vorhanden sein. Dieser Gang hat mit Sicherheit nie bestanden. Viel eher deutet diese phantasievolle Aussage auf das Eigentum der Strättliger hin, welche hier gegen das «Feindesland ennet dem See» eine verstärkende Anlage erbaut haben.

Ghei wurde später über Jahrhunderte von Bauern bewohnt und zerfiel zusehends mangels Unterhalt. 1975 konnte die Anlage saniert und wieder wohnlich hergerichtet werden.

Unschwer lässt sich am festen Haus in der Ghei bei Einigen dessen ehemals fortifikatorischer Charakter erkennen.

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SPIEZMOOS

Spiezmoos Vermutete Burgstelle und spätere Richtstätte von Spiez. LK 1207 617.30 / 171.40

Im Jahr 1988 erschien in einer Lokalzeitung der Bericht über ausgegrabene Grabstätten im Spiezmoos. Die Tatsache, dass bei einzelnen Skeletten der Schädel an der Seite des Torsos lag, beweist, dass sich hier die ehemalige Richtstätte von Spiez befand. Schon im Mittelalter führte die Strasse von Thun ins Oberland hier vorbei. Eine bevorzugte Lage für einen Richtplatz, indem hier die abschreckende Wirkung der zur Schau gestellten Hingerichteten sicher war.

Bei weiteren Untersuchungen der Stätte kam Mauerwerk zum Vorschein, was auf eine befestigte Anlage schliessen lässt. Der Zweck einer früheren Wehranlage oder einer Warte könnte in gleichem Zusammenhang stehen wie der nicht weit entfernte Turm Ghei. Möglicherweise versuchten die damaligen Landesherren, die offene Uferstrecke am Thunersee zwischen der Strättligburg und Spiez zu verstärken. Ein gleicher Gedanke könnte auch bei der Errichtung der Burg zu Faulensee zugrunde gelegen haben.

Wie viele Gauner, Tunichtgute und Verbrecher auf dem Richtplatz im Spiezmoos zu Recht oder zu Unrecht hingerichtet wurden, lässt sich heute nicht mehr ermitteln. (Quelle: Recht im Mittelalter)

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SPIEZMOOS

Spiezmoos Vermutete Burgstelle und spätere Richtstätte von Spiez. LK 1207 617.30 / 171.40

Im Jahr 1988 erschien in einer Lokalzeitung der Bericht über ausgegrabene Grabstätten im Spiezmoos. Die Tatsache, dass bei einzelnen Skeletten der Schädel an der Seite des Torsos lag, beweist, dass sich hier die ehemalige Richtstätte von Spiez befand. Schon im Mittelalter führte die Strasse von Thun ins Oberland hier vorbei. Eine bevorzugte Lage für einen Richtplatz, indem hier die abschreckende Wirkung der zur Schau gestellten Hingerichteten sicher war.

Bei weiteren Untersuchungen der Stätte kam Mauerwerk zum Vorschein, was auf eine befestigte Anlage schliessen lässt. Der Zweck einer früheren Wehranlage oder einer Warte könnte in gleichem Zusammenhang stehen wie der nicht weit entfernte Turm Ghei. Möglicherweise versuchten die damaligen Landesherren, die offene Uferstrecke am Thunersee zwischen der Strättligburg und Spiez zu verstärken. Ein gleicher Gedanke könnte auch bei der Errichtung der Burg zu Faulensee zugrunde gelegen haben.

Wie viele Gauner, Tunichtgute und Verbrecher auf dem Richtplatz im Spiezmoos zu Recht oder zu Unrecht hingerichtet wurden, lässt sich heute nicht mehr ermitteln. (Quelle: Recht im Mittelalter)

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FAULENSEE

Faulensee Fundamente eines Turmes auf der Glummere, neben der Kirche Faulensee. LK 1228 620.20 / 169.40

Von einer Burg Faulensee war bis zum Bau der neuen Kirche 1961 nichts bekannt. Erst während der Aushubarbeiten kamen Fundamente einer kleinen Anlage zum Vorschein. Aufgrund der geringen Reste (ca. 9,0 × 10,0 m) darf angenommen werden, dass es sich lediglich um e ine n Turm gehandelt hat, welche r hie r an schönster Lage in unmittelbarer Nähe der St.-ColumbaKapelle stand.

Über die Gründe, welche zur Erbauung der kleinen Anlage geführt haben, ist ebenso wenig bekannt wie über die Erbauer selbst. Befand sich hier allenfalls eine Holzburg aus der Völkerwanderungszeit oder sicherten sich die Strättliger hier das Vorland zu ihren Ländereien? Sichtbar sind die heute konservierten Mauerreste der einstigen Anlage auf dem Areal der Kirche Faulensee.

Rekonstruktionsversuch für die Turmburg zu Faulensee. Im Hintergrund ist die SanktColumba-Kapelle zu erkennen. Die Zeichnung entstand aufgrund von Aufnahmen, welche kurz vor dem endgültigen Abbruch der Kapellenruine im Jahr 1892 gemacht wurden.

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FAULENSEE

Faulensee Fundamente eines Turmes auf der Glummere, neben der Kirche Faulensee. LK 1228 620.20 / 169.40

Von einer Burg Faulensee war bis zum Bau der neuen Kirche 1961 nichts bekannt. Erst während der Aushubarbeiten kamen Fundamente einer kleinen Anlage zum Vorschein. Aufgrund der geringen Reste (ca. 9,0 × 10,0 m) darf angenommen werden, dass es sich lediglich um e ine n Turm gehandelt hat, welche r hie r an schönster Lage in unmittelbarer Nähe der St.-ColumbaKapelle stand.

Über die Gründe, welche zur Erbauung der kleinen Anlage geführt haben, ist ebenso wenig bekannt wie über die Erbauer selbst. Befand sich hier allenfalls eine Holzburg aus der Völkerwanderungszeit oder sicherten sich die Strättliger hier das Vorland zu ihren Ländereien? Sichtbar sind die heute konservierten Mauerreste der einstigen Anlage auf dem Areal der Kirche Faulensee.

Rekonstruktionsversuch für die Turmburg zu Faulensee. Im Hintergrund ist die SanktColumba-Kapelle zu erkennen. Die Zeichnung entstand aufgrund von Aufnahmen, welche kurz vor dem endgültigen Abbruch der Kapellenruine im Jahr 1892 gemacht wurden.

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