Die Briefmarke 06/2021

Page 1

DIE

BRIEFMARKE

69. Jahrgang Juni 2021; Einzelpreis EUR 4,00 Sponsoring Post; Entgelt bezahlt; Verlagspostamt 1060 Wien, GZ: 02 Z 031235 S

Post und Philatelie in Österreich

6/2021

110 Jahre WIPA 1911

Internationale Postwertzeichenausstellung Wien

Philatelistischer Flohmarkt

mit Philatelietag am 23. Juni 2021 im VÖPh


EDITORIAL

AKTUELLES 3 5 6 8 10

Editorial Philatelietag im VÖPh: Secession Aktuelles „Hidden Champions“ auf Kleinformat 110 Jahre WIPA 1911 Rekordversteigerung bei Merkurphila

PHILATELIE 12 14 16 18 20

Postgeschichte: 500 Jahre Wormser Edikt Postkarte nach Nordholland Serie „Kennst du Österreich?“ Teil III: Sinnersdorf Serie „100 Jahre Burgenland“ Teil I: Die Entstehung eines Bundeslandes Nachruf

ALBUM 21 22 24 25 26 27 28 29

Editorial Sondermarkenausgaben Juni Marken-Produkte im Juni Crypto stamp 3.0 Sonderpostämter Bestellschein AWZ und Rekozettel Bestellschein Philatelietage

VERBAND 30 32 36 37 42 43 44 46

Thematik: Hydranten Thema Sammeln: Die philatelistische Vielfalt in der thematischen Philatelie (Teil VII): Markophilie (1/2) Auktionen 49. C. Gärtner Auktionen in Zahlen Superraritäten bei Corinphila Aus unseren Vereinen Leserbriefe Wortanzeigen Terminkalender Impressum WWW.

Licht am Ende des Tunnels, heißt optimistisch in die Zukunft schauen. Ich bin davon überzeugt, dass wir alle dies heute tun können. Als die Pandemie vor ca. 15 Monaten Realität wurde, sind zunächst alle vor Schock erstarrt. Kein Mensch hatte mit solch einer Situation gerechnet. Keine philatelistischen Treffen mehr, Absage von allen nationalen und internationalen Ausstellungen, Tauschtagen, Auktionen und vielem mehr. Am meisten hat uns wohl getroffen, dass wir nicht mehr bei Veranstaltungen zusammen kommen durften, dass die Geselligkeit und der gegenseitige Austausch nicht mehr möglich waren und wir quasi „Hausarrest“ hatten. Es muss doch Alternativen geben, dachten viele und die gab es auch: Ausstellungen wurden virtuell veranstaltet, Seminare und Vorträge via Internetplattformen abgehalten und auch die Händler begannen damit, ihre Produkte über das Netz anzubieten. Möglichkeiten, die durchaus beispielgebend sind und sicher auch in Zukunft beibehalten werden. Genauer betrachtet hat diese Pandemie so auch zu etwas Gutem geführt. Home-Office, Telefon- oder Video-Konferenzen prägen unser derzeitiges Leben. Dadurch ergeben sich geringere Kosten, die Umwelt wird geschont, die Treffen sind effizienter und finden wesentlich öfter statt, speziell auf internationaler Ebene. Ich als Vorstandsmitglied der europäischen philatelistischen Organisation FEPA kann Ihnen berichteten, dass unsere früheren Treffen zweimal jährlich stattfanden: eine reguläre Sitzung und die Jahreshauptversammlung. Anlassbedingt treffen wir uns heute fast monatlich via Videokonferenz – die Kommunikation und der gegenseitige Austausch innerhalb unserer Organisation haben stark zugenommen und auch ein „ZOOM-Meeting“ mit den 43 Mitgliedsländern zeigte sehr gute Beteiligung. Trotzdem sehnen wir uns nach der vermissten Geselligkeit bei diversen philatelistischen Anlässen nach persönlichem Austausch. Dieser, so scheint es zumindest, könnte bald wieder kommen. Für die beiden diesjährigen großen Veranstaltungen in Österreich, die „phila"-Toscana in Gmunden und die Multilaterale (gemeinsam mit der ÖVEBRIA) in St. Pölten, laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. Am Ende wird unser aller Verhalten ausschlaggebend dafür sein, dass wir das Ende des Tunnels erreichen – leisten auch Sie Ihren Beitrag dazu. Mit optimistischem Gruß, Ihr

STAMPWORLD.DE online ~ einfach ~ günstig ~ kaufen

über 260.000 Ausgaben

sortiert nach Ländern + Motiven

Gero Gonser

Bahnhofstrasse 2 48143 Münster

Alfred Kunz VÖPh-Vizepräsident DIE BRIEFMARKE 6|2021

3


AKTUELLES

Philatelietag im VÖPh

Mittwoch, 23. Juni 2021, 9–13 Uhr im VÖPh, 1060 Wien, Getreidemarkt 1 Großer PHILATELIE-FLOHMARKT

PHILATELIETAG Juni 2021 Secession

Nur mehr blanko erhältlich, die fertigen Serien sind ausverkauft! Kuvert blanko je € 1,20 Alle Abb. auf dieser Seite Muster

Bei diesem Philatelietag holen wir den ursprünglich für Mai geplanten Flohmarkt nach. Es erwarten Sie viel­ fältige philatelistische Belege sowie ein Bücher­ flohmarkt unserer VÖPh-Bibliothek. Hoffentlich endlich wieder eine Zeit, um so richtig in die Philatelie „einzutauchen“ und Ihre Sammlung zu ergänzen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

 PhT-06-A PhT-06-B

SONDERBELEGPROGRAMM „100 Jahre VÖPh“ VÖPh-Jubiläumsausgabe: Passend zum 100-Jahr-Jubiläum bringt der Verband Österreichischer Philatelisten­vereine eine Jugendstil-Markenedition personaliserter Briefmarken heraus. Die erste Edition widmet sich den Sujets Postsparkasse, Secession und Ankeruhr. Wir wünschen Ihnen viel Freude damit.

Markenedition JUGENDSTIL IN WIEN „Postsparkasse – Secession – Ankeruhr“

Alle Abb. auf dieser Seite Muster

Markenblock mit 3 personalisierten Marken Preis: € 9,- (zzgl. Versandspesen)

VERKAUF & BESTELLUNGEN: Direkt beim Philatelietag sowie im VÖPh-Büro, +43 1 587 64 69 oder per E-Mail: office.voeph@voeph.at. BESTELLSCHLUSS für Vorbestellungen: Montag, 21.06.2021 WICHTIGER HINWEIS: Bitte beachten Sie, dass es wegen COVID-19 zu kurzfristigen Änderungen kommen kann. Informieren Sie sich daher bitte vor Ihrem Besuch telefonisch oder auf unserer Homepage über Ort und Ablauf der Veranstaltung. Telefonische oder schriftliche Bestellungen beim VÖPh sind ungeachtet dessen jederzeit möglich.

DIE BRIEFMARKE 6|2021

5


AKTUELLES

110 Jahre WIPA 1911 Als Teil einer internationalen Großveranstaltung fand anlässlich des XXIII. Deutschen Philatelistentages in der „Sezession“ in Wien vom 7.–20. September 1911 auch die Internationale Postwertzeichen-Ausstellung Wien 1911 statt (Abb. 2+3). 1873, 1881 und 1890 fanden bereits drei Vorläufer der WIPA in Wien statt, wobei die erste WIPA 1873 nicht als solche benannt wurde aber nun generell auch als „WIPA“ akzeptiert ist.

Die WIPA 1911 ist in philatelistischer Hinsicht insofern bemerkenswert, als erstmals in einer philatelistischen Großveranstaltung in Österreich ein Gelegenheitspostamt mit Sonderstempel eingerichtet wurde (Abb. 5). Außerdem wurde eine „offizielle Postkarte“ in verschiedenen Farben aufgelegt und mehrere Sonderpostkarten, deren Vorderseiten von anerkannten Künstlern wie Kalmsteiner und Puchinger entworfen wurden (Abb. 6).

Abb. 2: Postkarte, WIPA 1911, Collection H. Nemetz, 2020

Eigene Sonderpostmarken der Post wie für spätere WIPA-Anlässe (1933, 1965, 1981, 2000, 2008) wurden für die WIPA 1911 nicht aufgelegt. Allerdings muss man bedenken, dass vor 1911 – und auch in den Jahren danach bis zum Ende der Monarchie – vorwiegend des Kaisers Portrait oder das österreichische Wappen als Motive auf österreischischen Marken verwendet wurden. Auf Seite 3 der Abendausgabe der Wiener Zeitung vom 7. September 1911 wird von der Eröffnung dieser Ausstellung wie folgt berichtet: In den Räumen der „Sezession“ wurde heute vormittag die unter dem Protektor Sr. Exzellenz der Herrn Leiters des Handelsministeriums Dr. Mataja (siehe Bild) stehende „Internationale Postwertzeichen-Ausstellung 1911“ in Anwesenheit zahlreicher Festgäste, Vertreter der staatlichen und autonomen Behörden, der  Abb. 3: Postkarte, XXIII. Deutscher auswärtigen Aussteller ie. eröffnet. Es Philatelistentag 1911. Collection waren u. a. erschienen der Präsident der H. Nemetz, 2020 8

DIE BRIEFMARKE 6|2021

© Theo Mannsbart

Abb. 1: Die Ehrenurkunde der WIPA für das K. K. Postmuseum Wien hängt im Verband im Büro des VÖPh Präsidenten

© Sofern nicht anders vermerkt, alle Abb. im Eigentum des Autors

Deutsche Philatelistentage werden vom Bund Deutscher Philatelistevereine üblicherweise nur in deutschen Städten durchgeführt. Ausnahmen waren 1892 in Prag (damals in der österreichischen Monarchie), 1902 in Wien, 1909 in Karlsbad (damals in der österreichischen Monarchie), 1911, 1928 und 1941 in Wien. Für die WIPA 1911 wurden vom Ausstellungskomittee Vignetten aufgelegt, welche vom Künstler Koloman Moser (1868–1918) im Jugendstil entworfen und vom Graveur Ferdinand Schirnböck (1859– 1930) gestochen wurden. Diese Vignetten wurden im Kupferdruck in verschiedenen Farben ausgegeben und in Bögen zu 100 Stück um 4 Kronen verkauft. Einzelserien wurden im Handel zu 50 Heller angeboten (Abb. 4).

 Abb. 4: Vignetten, WIPA 1911, Collection H. Nemetz, 2020


AKTUELLES

 Abb. 5: Offizielle Postkarte WIPA 1911, Collection H. Nemetz, 2020

Ausstellung Hermann Ritter de la Renoitiere Kriegsfeld … Es würde zu weit führen, alle philatelistischen Besonderheiten zu erwähnen, die da bewundert werden können. Es genüge, nur noch zwei in Fachkreisen besonders geschätzte Objekte anzuführen: die historsiche Sammlung von Marken der Dreibundesstaaten des Schriftführers der Ausstellung Herrn Ludwig König und die ungemein schön zusammengestellte Kollektion von Marken und Briefen des Herrn Rudolf Friedl. (Der volle Artikel ist unter der angegebenen Internetadresse in der Quellenangabe verfügbar.) Viktor Mataja ist auch insofern inte­ressant, als er

nach dem Handelsministerium 1917 das neu geschaffene Ministerium für Soziale Fürsorge der Monarchie übernahm und damit zum weltweit ersten „Sozialminister“ wurde. Die Wiener Sezession wurde am 3. April 1897 von Gustav Klimt, Koloman Moser, Josef Hoffmann, Joseph Maria Olbrich, Max Kurzweil, Josef Engelhart, Ernst Stöhr, Wilhelm List, Adolf Hölzel und anderen Künstlern als „Künstlervereinigung“ gegründet und war eine Abspaltung (Secession) vom Wiener Künstlerhaus. Die vorgenannten Künstler lehnten den am Künstlerhaus vorherrschenden Konservatismus und historisch/traditionellen Kunstbegriff ab. Vorbild für diese Abspaltung war die Münchner Secession. Klimt wurde 1897 der erste Präsident der Wiener Sezession, ver-

ließ diese aber im Jahr 1908 wieder. Für den Bau eines eigenen Ausstellungsgebäudes stellte die Stadt Wien ein Grundstück im 1. Bezirk Innere Stadt an der Wienzeile nahe des Naschmarktes zur Verfügung. Das „Ausstellungsgebäude für zeitgenössiche Kunst der Künstlervereinigung Sezession“ wurde nach Plänen von Joseph Maria Olbrich ab 1897 errichtet und am 15. November 1898 eröffnet. Dieses Ausstellungsgebäude wird in Wien heutzutage kurz als „die Sezession“ (nach dem Namen der Gründergruppe) bezeichnet und liegt gegenüber des heutigen VÖPh-Verbandsheimes. Im 2. Weltkrieg durch Bomben und Brand zerstört, wurde die Sezession nach Kriegsende wieder aufgebaut und am 5. Juni 1964 mit der Ausstellung „Wien um 1900“ wiedereröffnet. Sie ist nun, nicht zuletzt wegen ihrer goldenen Kuppel, eines der Wahrzeichen Wiens. Im Jahr 1998 wurde die Sezession anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums (Eröffnung 1898) mit einer Sondermarke der österr. Post beehrt (Abb. 7).

H. Nemetz

Quellenhinweise:

l Wiener Zeitung (7. September 1911 – Abendausgabe) hppt://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno=aid=wrz&datum= 19110907&Seite=23&zoom=33 l Viktor Mataja, 2020, wikipedia.org/wiki/Viktor_Mataja l Koloman Moser, 2020, wikipedia.org/wiki/Koloman_Moser l Wiener Secession, 2020, wikipedia.org/wiki/Wiener_ Secession l Joseph Maria Olbrich, 2020, wikipedia.org/wiki/Joseph_ Maria_Olbrich l Wien Geschichte Wiki, 2020, https://www.geschichtewiki. wien.gv.at/Scession

 Abb. 6: Postkarte, WIPA 1911, Collection H. Nemetz, 2020

 Abb. 7: 100 Jahre Wiener Secession, Österreich, 13. März 1998

DIE BRIEFMARKE 6|2021

9


POSTGESCHICHTE

„Hier stehe ich …“

500 Jahre Wormser Edikt „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen“. Egal ob Protestant oder Katholik, diese Worte Martin Luthers kennt jeder. Angeblich soll er sie beim Reichstag in Worms im April 1521 Kaiser Karl V. und seinen Anklägern entgegengeschleudert haben. Auch wenn er es so sicher nie gesagt hat, markiert der Wormser Reichstag eine Zeitenwende.

© gemeinfrei / Wikipedia.de

Im Jahr 1521, also vor exakt 500 Jahren, belegte Kaiser Karl V. den Reformator Martin Luther mit der Reichsacht. Dieses sogenannte Wormser Edikt sollte einen Schlussstrich unter die Reformation ziehen – doch es verschärfte nur den Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten, denn durchsetzen konnte der Kaiser seinen Bann nicht.

Der päpstliche Gesandte am kaiserlichen Hof, Hieronymus Aleander, drängte den Kaiser, Luther zu verurteilen und hinrichten zu lassen. Doch der Reformator hatte einen mächtigen Schutzherren: Kurfürst Friedrich III. von Sachsen. Dieser, auch „der Weise“ genannt, war alles andere als ein Protestant. Er galt als Verehrer der Jungfrau Maria und hatte eine der größten Reliquiensammlungen seiner Zeit. Dennoch verteidigte er Luther gegenüber dem Kaiser. Er setzte durch, dass Martin Luther für den Reichstag zu Worms, wo er geladen war, freies Geleit erhielt. Die Anhörung Luthers fand am 17. und 18. April 1521 statt. Luther lehnte einen Widerruf ab, da seine Thesen aus der Heiligen Schrift abgeleitet waren. Gut einen Monat später, am 25. Mai 1521, endete der Wormser Reichstag. Kurz darauf wurde das Wormser Edikt erlassen, das der Kaiser auf 8. Mai vordatierte. Dies sollte den Anschein erwecken, dass die Verhängung der Reichs-­ acht über Martin Luther noch während des Reichstags geschah.­Der juristische

© gemeinfrei / Wikipedia.de

© Sofern nicht anders vermerkt, alle Abb. im Eigentum des Autors

Als Martin Luther 1517 seine Thesen veröffentlichte, trat er sozusagen offene Türen ein. Die Renaissance-Päpste wie Alexander VI. Borgia oder Julius II. trieben einen aufwändigen, ja luxuriösen Lebensstil. Für den Bau des Petersdoms benötigte der Papst Unsummen, die er u.a. mit dem Verkauf sogenannter Ablassbriefe lukrierte. Dem gläubigen Volk ging dies zu weit. Schon vor Luther gab es im Reichsgebiet antirömische Tendenzen. Diese kamen dem ehemali-  Kaiser Karl V. gen Mönch Luther entgegen. Er hatte keineswegs das Ziel, eine neue Konfession oder gar Religion zu gründen, sondern wollte die römische Kirche auf einen neuen, seiner Meinung nach richtigen Weg führen. Doch Papst Leo X. sprach bereits 1518 den Kirchenbann aus. Das heißt, Martin Luther wurde aus der Kirche ausgeschlossen. 1520 wurde der Bann noch einmal verschärft. Dieses Instrument war aber zahnlos, solange die weltliche Macht Luther nicht verurteilte.

 Kurfürst Friedrich III. der Weise auf einem Gemälde von Albrecht Dürer

 Brief von Kaiser Karl V. an den Mailänder Herzog Francesco II. Sforza

12

DIE BRIEFMARKE 6|2021


POSTGESCHICHTE

Winkelzug führte aber zu ständigen Konflikten, denn längst waren nicht alle Delegierten einverstanden. So verwehrte sich der Kurfürst von Sachsen dagegen. Da das Wormser Edikt nie an ihn zugestellt wurde, galt es in seinen Ländern nicht. Damit konnte Luther unbehelligt im sächsischen Wittenberg leben und dort die Bibel übersetzen.

 Unterschrift von Kaiser Karl V.

© Günter Korn

Der Reichstag zu Worms spiegelt sich in der Philatelie mehrfach wider. Zu den runden Jubiläen wurden regelmäßig Sondermarken verausgabt und Ansichtskarten weisen auf das Ereignis hin. Immerhin hat dieser Reichstag die Weltgeschichte geprägt wie kein anderer zuvor oder danach. Postgeschichtlich hat der Reichstag hingegen keine großen Spuren hinterlassen. Die Post wurde – wie am kaiserlichen Hof üblich – durch die Postmeister der Familie Taxis befördert. Viele Reichsfürsten hatten ihre eigenen Botenverbindungen zwischen dem Reichstag und ihren Residenzstädten aufgebaut. Dies führte zunehmend zu Spannungen zwischen den Reichspostmeistern Taxis und den fürstlichen Botenanstalten. Eskaliert sind die Konflikte rund um die Zustellung der Post zu und von den Reichstagen dann später. Die Kaiser aus der österreichischen Linie der Habsburger beauftragten ihren Hofpostmeister, den Grafen bzw. Fürsten von Paar, mit der Postbeförderung an den Reichstagen. Die Thurn-und-Taxis als Reichspostmeister kämpften vehement dagegen an. Es gibt hunderte Seiten an Streitschriften, juristischen Gutachten und Prozessakten rund um diesen Konflikt. Doch im Endeffekt entschieden immer die Kaiser – und das nicht aufgrund der juristischen Gutachten, sondern wegen ihrer persönlichen Sympathie gegenüber der Familie Paar. Die Taxis stellten also weiterhin Post zwischen den Reichstagen und etwa den Reichsstädten zu, die kaiserliche Post nach Wien oder Prag besorgten jedoch die Postmeister der Familie Paar. Übrigens hat auch der Aufstieg der Familie Paar eine Ur­­sache in den Religionskonflikten: Während des 16. Jahrhunderts war selbst der österreichische Adel mehrheitlich protestantisch. Doch die Familie Paar blieb selbst in dieser Zeit dem Katholizismus treu, was zu einer besonders engen Bindung mit den katholischen Habsburgern führte, die den Paar jegliche Förderung zukommen ließen.

 Zum 450. Jahrestag des Wormser Reichstages erschien in Deutschland eine Sondermarke

 Seltene Sonderkarte zum 400. Jahrestag des Wormser Reichstages 1921

Für Luther bedeutete das Wormser Edikt, dass er das Gebiet seines Gönners und Beschützers Friedrich des Weisen nicht verlassen konnte. Für das Reich selbst aber brachte der Religions­ konflikt mehr als 100 Jahre Krieg, Not und Zerstörung.

Gerald Heschl Literaturhinweise: l Thomas Kaufmann: Erlöste und Verdammte l Gottfried Seebaß: Geschichte des Christentums III l Ein besonderer Dank gilt Günter Korn für seine Unterstützung

 1705 erschien dieses Konvolut der Streitakten zwischen Paar und Taxis. Kaiser Josef I. wurde damit über den bisherigen Prozess informiert … der Konflikt dauerte aber noch weiter an.

DIE BRIEFMARKE 6|2021

13


POSTGESCHICHTE

100 Jahre Burgenland

Die Entstehung eines Bundeslandes Der Briefmarkensammlerverein Pinkafeld hat bereits in sieben Bänden die „Postgeschichte des Burgenlandes“ von 1850–2016 veröffentlicht. Zum 100. Geburtstag plant der BSV den Zeitraum bis 1850 (Vorphilazeit) auf mehr als 1.000 Seiten in Buchform herauszubringen. In den nächsten Ausgaben wird der Verein mittels Auszügen aus der Festschrift und den Bänden 4 u. 10a die bewegte Geschichte des heutigen Burgenlandes historisch und postalisch erläutern. Das Ende des 1. Weltkrieges Mit dem militärischen Zusammenbruch im Herbst 1918 war auch das Ende der Donaumonarchie gekommen. Sehr bald stand fest, dass sich die Völker des Habsburgerreiches nicht mit der versprochenen Autonomie zufrieden geben wollten, sondern die von den Kriegsgegnern bereits zugesicherte völlige Unabhängigkeit anstrebten. Die Gründung Deutschösterreichs Wie die Abgeordneten der anderen Völker der Monarchie konstituierten sich die deutschen Abgeordneten am 21.10.1918 im niederösterreichischem Landhaus in der Wiener Herrengasse als „Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich“ und verstanden sich als eigenständige parlamentarische Vertretung der Deutschen in den cisleithanischen Kronländern. Es wurde auch verlangt, dass alle deutschen Gebiete Österreichs (damals also noch ohne die deutsch besiedelten Gebiete der westungarischen Komitate) zu einem deutschösterreichen Staat vereinigt werden, der seine Beziehungen zu den anderen Nationen und zum Deutschen Reich nach seinen eigenen Bedürfnissen regeln sollte. Am 30.10.1918 wurde in der 2. Sitzung folgender Antrag eingebracht und dem Vollzugsausschuss (Staatsrat) zur Beratung zugewiesen: „In Vertretung des ungarländischen Deutschtums, das eine eigene politische Vertretung entbehrt, fordern wir auch für dieses das freie Selbstbestimmungsrecht einschließlich des Rechtes der Bewohner der westungarischen Komitate Eisenburg, Wieselburg, Ödenburg und der Stadt Preßburg, die einen Teil des geschlossenen deutschen Sprachgebietes bilden, sich für den Anschluss an den deutschöster­

reichischen Staat zu entscheiden”. Damit war der Staat Deutschösterreich gegründet; allerdings blieb die Frage nach der Staatsform noch offen. Die Ausrufung der Republik Nachdem Kaiser Karl am 11.11.1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften verzichtet hatte, verabschiedete die provisorische Nationalversammlung am 12.11.1918, bereits im Parlamentsgebäude an der Wiener Ringstraße, einstimmig das „Gesetz über die Staats- und Regierungsform von Deutschösterreich“ mit zwei Artikeln: Artikel 1: Deutschösterreich ist eine demokratische Republik. Alle öffentlichen Gewalten werden vom Volke eingesetzt. Artikel 2: Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik. Im Vertrauen auf die 14 Punkte des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson und in der Hoffnung auf die Gewährung des Selbstbestimmungsrechtes glaubte man, alle von Deutschen bewohnten Siedlungsgebiete für den neuen Staat erhalten zu können. Deutschwest­ ungarn in den Grenzen der Staatserklärung des deutsch­ österreichischen  Staatsrates.

© Alle Abbildungen im Eigentum der Autoren

 Brief an den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson mit deutschösterreichischen Überdruckmarken (2 x 20 h). Der Brief gelangte nicht durch die Post, sondern im Wege des eingerichteten Kurierdienstes nach Paris.

18

DIE BRIEFMARKE 6|2021


POSTGESCHICHTE

Deshalb erhielt in der 3. Sitzung der prov. Nationalversammlung am 12.11.1918 der Entwurf der Staatserklärung über Umfang, Grenzen und Beziehungen des Staatsgebietes von Deutschösterreich den Passus: Das in den bisherigen Ländern der ungarischen Krone gelegenen geschlossen deutsche, dem deutschösterreichischen Staate unmittelbar angrenzenden Siedlungsgebiet ist dem deutsch-österreichischen Staatsgebiet einzuverleiben. Die ersten Marken der Republik Deutsch-­ Österreich waren mit einem Überdruck „Deutschösterreich“ der Freimarken-Ausgaben von 1916 „Kaiserkrone“ und 1917 „Kopfbilder Kaiser Karl I“ versehen. Die Verträge von St.-Germain-en-Laye bzw. Trianon Am 10. September 1919 unterzeichnete der deutschösterreichische Staatskanzler Dr. Karl Renner den Staatsvertrag von Saint-Germain-en Laye, der im Artikel 27/5 bestimmte, dass der von Deutschen bewohnte Teil der westungarischen Gespanschaften an die junge Republik gehen sollte. Diesen Gebietsstreifen – für den sich bald der Name Burgenland einbürgerte – musste Ungarn im Vertrag von Trianon (unterzeichnet am 4. Juni 1920) aufgrund einer wortidenten Bestimmung abtreten. Während man in Österreich (im Vertrag von St. Germain war sowohl der Name Deutschösterreich als auch der Anschluss an Deutschland verboten worden) die Angliederung mit größter Freude begrüßte, war für Ungarn die Entscheidung der alliierten Mächte in Paris geradezu niederschmetternd. In der Folgezeit versuchte man von ungarischer Seite aus durch Verhandlungen den Verlust der westungarischen Gebiete zu vermeiden oder zumindest in Grenzen zu halten.

 Brief nach Wien mit Zweizeiler der Friedenskonferenz und mit einer deutschösterreichischen Überdruckmarke; Entwertung mit Einkreisstempel: „ST.GERMAIN EN LAYE/CONGRES DE LA PAIX“

 Stempel von der Friedenskonferenz im Schloss Petit Trianon und der ungarischen Delegation

 Stempel von der Friedenskonferenz St.-Germain-en-Laye und der deutschösterreichischen Delegation

Ansichtskarte des Schlosses SaintGermain-en-Laye mit 2 x 5 c Marken der französischen Post; entwertet mit einem Kreisstempel der Friedens­ konferenz: „ST.GERMAIN EN LAYE/ CONGRES DE LA PAIX/10*/10-9/19“ 

DIE BRIEFMARKE 6|2021

19


POSTGESCHICHTE

Am 23. Dezember 1920 überreichte die Botschafterkonferenz dem ungarischen Vertreter in Paris eine Note, in der Ungarn angewiesen wurde, das Burgenland gemäß dem Vertrag von Trianon an die Interalliierte Kommission in Ödenburg zu übergeben, die sodann dieses Gebiet der Republik Österreich übertragen sollte. Postkarte von Neuvilly nach Budapest; Stempel der ungarischen Delegation bei der Friedenskonferenz: „MAGYAR BÉKEKÜLDÖTTSÉG/DELEGATION DE HONGRIE“ 

Der BSV Pinkafeld hat sich 1987 das Ziel gesetzt, die burgenländische Postgeschichte zu erforschen und in Buchform zu publizieren. In den bereits veröffentlichen Büchern und Broschüren wurde die Postgeschichte von 1850 bis 2016 einer großen Leserschaft, Historikern und der Philatelistischen Fachwelt mit großem Erfolg präsentiert.

 Mit französischer Marke (10 c) frankierte Postkarte von Neuville an das Kriegsministerium in Budapest: Entwertung mit dem Rundstempel der ungarischen Delegation; Zweikreisstempel der „GROUPE DE LIAISON/PRES LA DELEG.HONROISE“ / „MISSION HENRY“ (Verbindungsgruppe der ungarischen Delegation)

Dieser Fachartikel ist ein Beitrag zu „100 Jahre Burgenland“. Die Bände 4 (1. Republik) und 10 a (Feldpost) der „Postgeschichte des Burgenlandes“ beschäftigen sich ausschließlich mit dieser Zeit und sind beim BSV Pinkafeld erhältlich: https://www.bsv-pinkafeld.com/zu-unserem-shop/buecher

BSV Pinkafeld

In Memoriam Dr. Hugo Portisch „Die Unwahrheit ist der Feind des Journalismus“ Mit Dr. Hugo Portisch (1927–2021) ist wohl der profilierteste und bekannteste Journalist Österreichs für immer von  Pers. Marke mit Dr. Hugo uns gegangen. Journalismus war sein Leben, das „SchwamPortisch (links) und Sepp Riff, merlsuchen“ sein großes Hobby. Was viele nicht wussten, er die Gestalter von Österreich I & II sammelte auch Briefmarken. Die wohl markanteste Querverbindung zur Philatelie ergab sich durch seine Bekanntschaft und Zusammenarbeit mit Fritz Sturzeis, dem Doyen  Beleg der Riff-Filmgesellschaft der philatelistischen Geschichte Österreichs von 1945, als Portisch die Geschichte Österreichs nach dem Zerfall der Monarchie in Buch und Film aufarbeitete (Österreich I & II). Seine journalistische Karriere begann er in St. Pölten, der Geburtsstadt seines Vaters Emil, beim Pressverein. Über die Wiener Tageszeitung und den Kurier landete er 1967 beim ORF, wo er einer der ersten Korrespondenten in Ländern wie China, Kuba und Sowjetunion („Hört die Signale“ – Aufstieg und Fall der SU) war. Politische Ämter wurden ihm mehrfach angeboten (u.a. die Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten), er lehnte stets ab – seine Unabhängigkeit war ihm Zeit seines Lebens immer das wichtigste Gut! Dr. Hugo Portisch, Ehrenbürger von St. Pölten und Wien, wurde in einem Ehrengrab der Stadt Wien beigesetzt.

heko 20

DIE BRIEFMARKE 6|2021

Portrait Dr. Hugo Portisch


ALBUM

Sonderpostämter

Änderungen und Druckfehler vorbehalten. Stand: 18.05.2021

Datum Zeit

Entwurf Design

Gefälligkeits­ abstempelung

Verband Österreichischer Philatelistenvereine, Getreidemarkt 1, 1060 Wien

Alfred Gugerell rund: 37 mm

18.06.2021

Region Ost 0664 624 2164

Ersttag der Sondermarke Rathausplatz 16, Fischerkirche Rust 7071 Rust

Österreichischer Philatelistenverein St. Gabriel, Heinz Peroutka, Baumgartenstraße 38-40/18, 1140 Wien, E-Mail: heinz.peroutka@aon.at

Kirsten Lubach 44 x 33 mm

18.06.2021 Ersttagszusatzstempel

Region Mitte/West 0664 624 1691

05.06.2021 13:00-17:00

Ersttag der Sondermarke Heuriger Alphart Thermenregion – am Mühlbach, Rotgipfler Wassergasse 9, 2514 Traiskirchen

1. Triestingtaler Briefmarkensammlerverein, Richard Winkler, Eichengasse 8, 2551 Enzesfeld Tel.: 02256/8107 E-Mail: philatelie.hirtenberg@aon.at

David Gruber rund: 38 mm

21.6.2021 Ersttagszusatzstempel

Region Ost 0664 624 2164

11.06.2021 9:00-13:00

400 Jahre Markterhebung Frankenburg

Pfarrsaal, Rieglerstraße 2, 4873 Frankenburg

BSV „Zwispallen“ Erwin Hofbauer, Zachleiten 3, 4873 Frankenburg Tel.: 07683/7300 E-Mail: erwin-hofbauer@gmx.at

Herbert Gruber 36 x 44 mm

25.06.2021

Region Mitte/West 0664 624 1798

12.06.2021 9:00-13:00

150. Jahr Jubiläum „DS GISELA“

Kammerhofmuseum, Kammerhofgasse 8, 4810 Gmunden

BMSV Gmunden, Gottfried Blank, Im Dorf 44/1, 4645 Grünau Tel.: 0650 2703726 E-Mail: go.blank@outlook.com

Gottfried Blank 42 x 35 mm

28.06.2021

Region Mitte/West 0664 624 1798

18.06.2021 13:00-17:00

Regio West 2021 Ersttag der Sondermarke Lisl Ponger – Gone Native, 2000

Vorarlberger Museumswelt, Obere Lände 3b, 6820 Frastanz

Philatelieclub Montfort, Peter Schmid, Pfundacker 19, 6710 Nenzing, Tel.: 0664/2118999, E-Mail: peter.fwm@vol.at

Theresa Radlingmaier 35 x 40 mm

02.07.2021 Ersttagszusatzstempel

Region Mitte/West 0664 624 1798

18.06.2021 13:00-17:00

Regio West 2021 Vorarlberger Ersttag der Sondermarke Museumswelt, MKE – Hydrant Obere Lände 3b, 6820 Frastanz

Philatelieclub Montfort, Peter Schmid, Pfundacker 19, 6710 Nenzing, Tel.: 0664/2118999, E-Mail: peter.fwm@vol.at

Robert Sabolovic 45 x 30 mm

02.07.2021 Ersttagszusatzstempel

Region Mitte/West 0664 624 1798

18.06.2021 13:00-17:00, 19.06.2021 13:00-17:00, 20.6.2021 10:00-13:00

Regio West 2021

Vorarlberger Museumswelt, Obere Lände 3b, 6820 Frastanz

Philatelieclub Montfort, Peter Schmid, Pfundacker 19, 6710 Nenzing, Tel.: 0664/2118999, E-Mail: peter.fwm@vol.at

Schmid Peter 50 x 23 mm

05.07.2021

Region Mitte/West 0664 624 1798

21.06.2021 9:00-13:00

Erstverwendungstag der Crypto stamp 3.0

Österreichische Post AG Philatelie Shop Post am Rochus, Rochusmarkt 1, 1030 Wien

Österreichische Post AG

David Gruber rund: 38 mm

05.07.2021

Region Ost 0664 624 2164

Anlass

Standort

Veranstalter

04.06.2021 9:00-13:00

60. Jahrestag historisches Treffen Chrustschow-Kennedy

Verband Österreichischer Philatelistenvereine, Getreidemarkt 1, 1060 Wien

04.06.2021 11:00-17:00

26

DIE BRIEFMARKE 6|2021

Rückfragen

Abbildung


100 Jahre VÖPH MULTILATERALE / ÖVEBRIA 24.-26.9.2021 im VAZ St. Pölten

4800 Quadratmeter / 6 Nationen MULTILATERALE 920 Rahmen / ÖVEBRIA 330 Rahmen 6 Postanstalten: Österreich sowie Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Schweiz, UNO Wien 3 Ersttage, 8 Sonderstempel 2 Sonderpostbeförderungen Raritätenkabinett der Österreichischen Post mit Schwerpunkt 1921 und Tag der Briefmarke 42 Händler, Auktionshäuser und Vereine sowie ARGEs Sonderschauen und Themenbereiche Der Verband Österreichischer Philatelistenvereine freut sich auf IHREN Besuch!

Information: Verband Österreichischer Philatelistenvereine (VÖPh) Getreidemarkt 1, 1060 Wien, Österreich +43 (1) 587 64 69, office.voeph@voeph.at Präsident Mag. Helmut Kogler president@voeph.at www.voeph.at

Tourismusinfo St. Pölten Rathausplatz 1, 3100 St. Pölten +43 2742 / 3335011 Frau Gabriele Backknecht, MBA gabriele.backknecht@st-poelten.gv.at www.stpoeltentourismus.at


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.