Die Briefmarke 05/2021

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DIE

BRIEFMARKE

Post und Philatelie in Österreich

5/2021

Kennedy – Chruschtschow 69. Jahrgang Mai 2021; Einzelpreis EUR 4,00 Sponsoring Post; Entgelt bezahlt; Verlagspostamt 1060 Wien, GZ: 02 Z 031235 S

60 Jahre Historisches Gipfeltreffen in Wien

Sonderpostamt am 4. Juni 2021 im VÖPh


AKTUELLES Lese

Sonderpostamt im VÖPh

Freitag, 4. Juni 2021, 9–13 Uhr im VÖPh, 1060 Wien, Getreidemarkt 1

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Genau vor 60 Jahren, am 3. und 4. Juni 1961, fand in Wien ein außergewöhnliches Gipfeltreffen statt: John F. Kennedy, Präsident der Vereinigten Staaten, und Nikita Chruschtschow, Regierungschef der Sowjetunion, begegneten einander persönlich am 3.6. in der Amerikanischen und am 4.6. in der Russischen Botschaft in Wien. Diesem historischen Anlass widmet der VÖPh zwei personalisierte Briefmarken mit Inlands- und Auslandsnominale sowie passende Sonderbelege.

VÖPh-BELEGPROGRAMM: Personalisierte Briefmarke: Historisches Gipfeltreffen 1961 Kennedy-Chruschtschow

 PM einzeln erhältlich mit Nominale 85c (Var A) oder mit Nominale 100c (Var B)

PM-Bogen Var. B mit Auslandsnominale 

Alle Abb. auf dieser Seite Muster

PM einzeln – Preis je € 3,PM Bogen – Preis je € 60,-

 PM-Bogen Var. A mit Inlandsnominale

 Beleg „Gipfel-1a“ Var A – 85c Inland Beleg „Gipfel-1b“ Var B – 100c Ausland  Beleg „Gipfel-2a“ Var A – 85c Inland  SK „Gipfel-3a“ Var A – 85c Inland (Abb. links) Preis blanko € 1,20, Beleg „Gipfel-2b“ Var B – 100c Ausland SK „Gipfel-3b“ Var B – 100c Ausland (Abb. rechts) fertig jeweils € 4,20 Preis blanko € 1,20, fertig jeweils € 4,20 Preis blanko € 2,-, fertig jeweils € 5,-

VERKAUF & BESTELLUNGEN: Direkt beim Philatelietag sowie im VÖPh-Büro, +43 1 587 64 69 oder per E-Mail: office.voeph@voeph.at. BESTELLSCHLUSS für Vorbestellungen: Montag, 31.05.2021 WICHTIGER HINWEIS: Bitte beachten Sie, dass es wegen COVID-19 zu kurzfristigen Änderungen kommen kann. Informieren Sie sich daher bitte vor Ihrem Besuch telefonisch oder auf unserer Homepage über Ort und Ablauf des Sonderpostamtes. Telefonische oder schriftliche Bestellungen beim VÖPh sind ungeachtet dessen jederzeit möglich.

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DIE BRIEFMARKE 5|2021


AKTUELLES

Philatelietag im VÖPh

Mittwoch, 26. Mai 2021, 9–13 Uhr im VÖPh, 1060 Wien, Getreidemarkt 1 PHILATELIETAG April 2021 Postsparkasse, Stubenring

Bei diesem Philatelietag erwartet Sie – so es die Umstände erlauben – ein umfangreicher Flohmarkt mit vielfältigen philatelistischen Belegen sowie ein Bücherflohmarkt.

Nur mehr blanko erhältlich, die fertigen Serien sind ausverkauft! Kuvert blanko je € 1,20 Alle Abb. auf dieser Seite Muster

Großer PHILATELIE-FLOHMARKT

Hoffentlich endlich wieder eine Zeit, um so richtig in die Philatelie „einzutauchen“ und Ihre Sammlung zu ergänzen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

 PhT-05-A PhT-05-B

SONDERBELEGPROGRAMM „100 Jahre VÖPh“ Aus Anlass unseres Jubiläums bieten wir Ihnen ein Sonder-Belegprogram der besonderen Art: drei Schmuckkarten in unterschiedlicher Ausführung, von denen es jeweils NUR 50 STÜCK ( ! ) gibt – rare Gustostückerl also. SK-1: Jubiläumsschmuckkarte „VÖPh – Einst und Jetzt“ mit den beiden personalisierten Briefmarken vom VÖPh-Gründungslokal 1921 in der Babenbergerstraße (EA 2021) und dem heutigen Verbandssitz am Getreidemarkt (EA 2016) sowie dem Dauersonderstempel unseres Interessentenpostamts 1063. SK-2: Jubiläumsschmuckkarte „OT 1063“ mit 2 PM unseres Gründungslokals 1921, oberer Bogenrand – Mitte, mit OT 1063 SK-3: Jubiläumsschmuckkarte „SSt 100 Jahre VÖPh“ mit 2 PM unseres Gründungslokals 1921, unter Bogenrand – Mitte, mit SSt „100 Jahre VÖPh“

Preis je € 8,Auflage: je 50 Stück Aufgrund der geringen Auflagezahl ersuchen wir um Verständnis, dass wir die Bestellungen in der Reihenfolge ihres Einlangens bearbeiten. Also – rasch bestellen …

 SK-1

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VERKAUF & BESTELLUNGEN: Direkt beim Philatelietag sowie im VÖPh-Büro, +43 1 587 64 69 oder per E-Mail: office.voeph@voeph.at. BESTELLSCHLUSS für Vorbestellungen: Montag, 24.05.2021 WICHTIGER HINWEIS: Bitte beachten Sie, dass es wegen COVID-19 zu kurzfristigen Änderungen kommen kann. Informieren Sie sich daher bitte vor Ihrem Besuch telefonisch oder auf unserer Homepage über Ort und Ablauf des Sonderpostamtes. Telefonische oder schriftliche Bestellungen beim VÖPh sind ungeachtet dessen jederzeit möglich.

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AKTUELLES

Kennedy und Chruschtschow

60. Jahrestag des historischen Gipfeltreffens in Wien 1961 fand in Wien – im neutralen Österreich – das erste persönliche Treffen der zwei damals mächtigsten Männer der Welt statt. Der russische Ministerpräsident Nikita Sergejewitsch Chruschtschow und der Präsident der Vereinigten Staaten, John F. Kennedy, kamen am 3. Juni in der Amerikanischen und am 4. Juni 1961 in der Russischen Botschaft zusammen, um die zwischen den beiden Supermächten herrschenden Spannungen im Kalten Krieg zu verringern. Am Abend des 3. Juni wurde ein Galadiner im Festsaal des Schlosses Schönbrunn ausgerichtet, zu dem der österr. Bundespräsident Dr. Adolf Schärf die beiden Präsidenten mit Gattinnen sowie zahlreiche Ehrengäste eingeladen hatte. Die Berater von Präsident Kennedy hatten ihm zunächst abgeraten an dem Treffen teilzunehmen, weil sie befürchteten, dass Chruschtschow, der als schlauer Fuchs bekannt war, ihm Zugeständnisse oder Zusagen abringen könnte, die weitreichende Folgen haben könnten. Doch Kennedy ließ sich nicht beirren. Er reiste mit Gattin Jacqueline und seinem Beraterstab zuerst nach Paris, wo sie von Präsident Charles de Gaulle herzlich empfangen wurden. Dieser war vor allem von der Präsidentengattin sehr beeindruckt. Abgesehen von ihrer Schönheit konnte sie sich mit ihm fließend auf Französisch unterhalten. De Gaulle warnte Kennedy, dass Chruschtschow die Forderung des Abzuges der Vier Mächte aus Berlin durchsetzen wolle, um mit Ostdeutschland einen separaten Frieden schließen zu können. Er verriet ihm auch, dass Chruschtschow ihm drohen werde, Westberlin mit Gewalt einzunehmen, wenn Amerika seine Rechte in Westberlin nicht abtreten würde. Derart vorgewarnt setzte Kennedy seine Reise nach Wien fort.

 St. Vincent Grenadinen, Mayreau, November 2006: Kennedy mit Chruschtschow in Wien

Am 17. April 1961 landeten die Exilkubaner mit zwei „Rostlauben“ an der Küste von Kuba: auf dem einen Schiff waren Panzer und Kanonen, auf dem anderen Schiff 1.500 Mann. Bei der Landung wurden die beiden Munitionsschiffe aus der Luft versenkt und die meisten der Invasoren kamen in einem Kugelhagel ums Leben. CIA-Chef Dulles eilte zu Präsident Kennedy, um die sofortige Entsendung der Marines zu erreichen, aber Kennedy verweigerte die 8

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Alle Markenabbildungen: © MICHEL

Der amerikanische Präsident kam mit deutlich schlechteren Startbedingungen zu dem Treffen nach Wien als sein russischer Gegner. Gleich zu Beginn seiner Präsidentschaft, die Inauguration fand am 20. Jänner 1961 statt, war Kennedy mit dem Desaster der Invasion in der Schweinebucht konfrontiert. Exilkubaner planten mit Unterstützung der CIA eine Invasion in Kuba, um das Castro-Regime zu stürzen. Die Aktion war bereits unter Eisenhower geplant und jetzt unter Kennedys Amtszeit versprach der langjährige CIAChef Allen Dulles den Exilkubanern bei auftretenden Schwierigkeiten Unterstützung durch amerikanisches Militär. In Miami wurde so viel darüber gesprochen, dass Castro genau wusste, wann und wo die Invasion stattfinden würde.

 Zentralafrikanische Republik, März 2017: 70. Jahrestag des Beginns des Kalten Krieges


AKTUELLES

Entsendung amerikanischer Truppen. Trotzdem musste Kennedy die militärische Niederlage in der Weltöffentlichkeit einstecken. Eine Blamage, die am Image des neu gewählten Präsidenten kratzte. Die zweite „Niederlage“ Kennedys war die Tatsache, dass die Russen als erste Nation mit Yuri Gagarin einen Menschen ins All geschossen hatten, der auch gesund wieder zurückkehrte. Die Sowjetunion schien die Nase vorne zu

 DDR, April 1964: Chruschtschow mit den beiden Kosmonauten Walentina Tereschkowa und Juri Gagarin

 Grenada/Grenadinen, Dezember 2001: John F. Kennedy mit Nikita Chruschtschow

haben und über extrem leistungsfähige Raketen zu verfügen. Das traf Kennedy schwer: er versammelte alle Spezialisten, Militärs und Wissenschaftler und wollte von ihnen wissen, was es kosten würde, als erste Nation auf dem Mond zu landen. Es war eine astronomische Summe, aber er sagte: „Wir müssen es und wir werden es schaffen!“ Kurz darauf hielt er seine berühmte Rede vor dem Kongress, in der er einen Amerikaner auf dem Mond noch vor Ende des Jahrzehnts ankündigte.

 Ghana, März 2017: links: Kennedy mit Nina Chruschtschowa, rechts: Chruschtschow mit Jacqueline Kennedy

Chruschtschow wähnte sich in Wien schon als Sieger bei den Gesprächen, noch bevor sie begonnen hatten. Er wusste, dass Kennedy angeschlagen war und so lächelte er freundlich in der Öffentlichkeit, schüttelte gerne die Hände, war nett zu den Reportern, gut gelaunt beim Gala-Abend in Schönbrunn und, man könnte fast sagen, schäkerte mit Jacqueline Kennedy herum. Die gespielte Freundlichkeit änderte sich schlagartig, wenn in den Botschaften die Türen

für Fernsehen und Reporter geschlossen wurden. Eisenhower als General und Militarist würde in einer solchen Situation berechenbar reagieren. Aber wie würde Kennedy mit dieser Situation umgehen, Sohn eines Multimillionärs, selber auch schon Millionär, für die Öffentlichkeit immer nur auf die Butterseite des Lebens gefallen? Wie würde er reagieren, wenn es ernst werden sollte? Das wollte Chruschtschow bei den Gesprächen herausfinden. „Der kalte Krieg ist nach Wien gekommen“ waren die Schlagzeilen der internationalen Presse. Hinter den verschlossenen Türen herrschten Zuckerbrot und Peitsche. Neben leichtem Geplauder startete Chruschtschow wütende Angriffe gegen den amerikanischen Präsidenten: Wenn Kennedy in den nächsten Wochen nicht einlenken würde, käme es zu einem gewaltsamen Angriff gegen Westberlin. Ein Krieg wäre dann unvermeidlich.

 Sierra Leone, März 2010: Staatssymbole, Kubakrise

Kennedy fragte Chruschtschow bei einer Gelegenheit, was der Orden bedeutete, den er an der Brust trage. „Der Lenin-Friedensorden!“ sagte der russische Ministerpräsident stolz. Kennedy antwortete lakonisch: „Na hoffentlich schaffen sie es, ihn zu behalten!“ Die Drohung mit dem Angriff auf Westberlin kam aber mit einer solchen Heftigkeit, dass es Kennedy geradezu erschütterte. Kurz vor dem Ende des letzten Gespräches drohte Chruschtschow nochmals, dass es zum Krieg kommen würde, worauf Kennedy ihm antwortete: „Uns steht ein kalter Winter bevor!“ (Diese wörtlichen Zitate sind überliefert von den Dolmetschern Dave Powers und Kenny O´Donell). DIE BRIEFMARKE 5|2021

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AKTUELLES

 Nevis, Mai 2010: John F. Kennedy, Nikita Chruschtschow

Auf der anderen Seite gestand Chruschtschow dem amerikanischen Präsidenten lächelnd, dass er es gewesen sei, der Kennedy zum Präsidenten gemacht hätte. Auf die Frage Kennedys, wie er das meine, antwortete Chruschtschow, dass er die Entlassung des abgeschossenen U2 Piloten Gary Powers absichtlich bis nach den US-Wahlen verschoben hätte, ansonsten hätte Richard Nixon diesen Erfolg für sich verbucht und so eine halbe Million Wählerstimmen mehr gehabt. Wie ging es weiter? In der russischen Presse wurde Chruschtschow als der überlegene Sieger in diesem Duell gefeiert. „Er hat dem Jungen das Fürchten gelernt“ war zu lesen. Kennedy äußerte sich nach dem Treffen insofern, als dass „ Chrustschow ihn richtig durchgeprügelt hätte!“ Im Endeffekt änderte sich durch das Treffen aber nichts, da Kennedy sich hartnäckig weigerte, die Rechte auf Westberlin aufzugeben. In Berlin setzten sich derweil schon seit Jahren viele Ostberliner in den Westen ab, aber nach der gescheiterten Einigung waren es täglich Tausende, die den Ostsektor verließen. Da Chruschtschow die Aufgabe Westberlins durch Kennedy nichty erreichen konnte, sah sich der Staatsratsvorsitzende der DDR, Walter Ulbricht, gezwungen, mit Gewalt die Flucht in den Westen zu unterbinden – die Berliner Mauer wurde erbaut. Die Ära Kennedy wurde nach dessen gewaltsamen Tod zunächst glorifiziert, aber nach der Ermordung seines Bruders Robert und der „Flucht“ von Jacqueline Kennedy nach Griechenland kamen sehr viele kritische Stimmen auf. Plötzlich hatte Kennedy in den Augen vieler das meiste

 Guyana, April 2013: John F. Kennedy, Marke rechts oben: Kennedy mit Chruschtschow

falsch gemacht. Aber selbst die größten Kritiker sind sich darin einig, dass Kennedy in den Gesprächen mit Chruschtschow in weiser Voraussicht mit Zurückhaltung reagiert hatte, denn sonst wäre eine Einigung Deutschlands wohl nie mehr zustande gekommen. Präsident Kennedy war ein Visionär, die Innenpolitik interessierte ihn nicht so sehr, die Außenpolitik schon viel mehr. Er schwärmte von einer globalen Friedenspolitik, einer friedlichen Koexistenz aller Völker und statt neuer Atomwaffen von der Bildung einer Weltregierung. In einer Rede vor Studenten sagte er einmal: „Wir setzen die Segel auf diesem neuen Meer, weil es gilt neue Erkenntnisse zu gewinnen und neue Rechte und diese müssen gewonnen und genützt werden zum Fortschritt der gesamten Menschheit“.

 Sowjetunion, April 1981: 20 Jahre bemannte Weltraumflüge. Jurij Gagarin (1934–1968), erster Mensch im Weltraum

Sergei Chruschtschow, der Sohn von Nikita, schreibt in seinem Buch „Die Geburt einer Supermacht“, dass sein Vater von der Persönlichkeit Kennedys sehr beeindruckt war. Vor allem habe er geschätzt, dass Kenndy auf alle Fragen und Probleme sofort eine feste Meinung gehabt hätte und diese auch vertrat. Ins Schwärmen geriet Nikita Chruschtschow wohl, als er seinem Sohn erzählte, dass Kennedy und er eine Vision gehabt hätten, die beide gleichermaßen begeisterte: amerikanische und russische Astronauten gemeinsam auf dem Weg zum Mars!  Togo, November 1973: 10. Todestag von John F. Kennedy Marke links: Kennedy und Chruschtschow

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MR Dr. Detlef Mager


POSTGESCHICHTE

Die Seidenstraße

Chinas Weg in den Westen 2021 bestehen die diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und der Volksrepublik China genau 50 Jahre. Um die Beziehungen zu Europa zu verbessern, bemüht sich China derzeit um die Wiederbelebung der historischen Seidenstraße, allerdings mit modernen Verkehrsverbindungen. Die historische Seidenstraße ist zwar fast jedem Europäer ein Begriff, aber Details kennen nur wenige: Welche Routen gehörten dazu? Wann ist sie entstanden? Wurde nur Seide nach Europa exportiert oder auch andere Waren?

Doch die Verbindung führte nicht nur zu einem Handel von Waren. Über die Seidenstraße wurden auch Ideen und Gedanken ausgetauscht. Der für China wohl bedeutendste Import war die Übernahme des Buddhismus, der von Indien über die Seidenstraße kam. Bald zogen auch chinesische Mönche nach Indien, um an den Ursprung der buddhistischen Lehren zu gelangen. Einer von ihnen war Faxian, der 399 auf dem Landweg nach Indien zog und 414 auf dem Seeweg, beladen mit zahlreichen buddhistischen Schriften, zurückkehrte. An den buddhistischen Pilgern ist bereits erkennbar, dass es auf der Seidenstraße nicht nur um den Handel mit Waren ging. Seide war auch nicht das einzige Produkt, das gehandelt wurde, wenngleich es in Europa das begehrteste war. Später folgten eine ganze Reihe von christlichen Boten, die über die Seidenstraße an den Hof des Kaisers gelangten. Auch Kaufleute wählten diesen Weg. Der bekannteste von ihnen ist sicher der Venezianer Marco Polo. Die Berichte dieser Kaufleute sind eine wichtige Quelle über diese Verkehrsverbindung und über das ferne Land.

© Alle Abbildungen im Eigentum des Autors

Die genaue Entstehungszeit der Seidenstraße ist unbekannt. Als ihr „Urvater“ gilt jedoch der chinesische Gesandte Zhang Qian, der 138 und 115 v. Chr. im Auftrag des chinesischen Kaisers mit seinem Tross gen Westen reiste, um hier Verbündete zu suchen. Dabei kam er bis in das heutige Usbekistan. Seine Mission wurde ein Misserfolg, doch die Gebiete im Westen des heutigen Chinas rückten dadurch in den Blickpunkt der chinesischen Interessen.

 Zhang Qian und Faxian gehörten zu den Ersten, die über die Seidenstraße zogen.

Qin Shihuangdi den Grabbau beginnen, bei dem 700.000 Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Der Historiker Sima Qian (145–86 v. Chr.) berichtet von der Nachbildung der großen Flüsse aus Quecksilber, von Pavillons und Amtsgebäuden, kostbaren Steinen und anderen Raritäten, die unter dem Grabhügel verschwanden. Damit wollte der Kaiser seine Macht demonstrieren und alles, was vor ihm geschaffen wurde, in den Schatten stellen. Bei den Ausgrabungen im März 1974 stießen Bauern auf Tonfiguren, die der Historiker nicht erwähnt hatte. Bald stellte sich heraus, dass man Figuren von Soldaten gefunden hatte, die in immer größerer Zahl ausgegraben wurden. Sie alle waren etwa 1,80 m groß, sehr sorgfältig gearbeitet und aus gebrannter Erde (Terrakotta) hergestellt worden.

Auch der Streckenverlauf war sehr unterschiedlich, denn die Seidenstraße bestand aus mehreren Routen und hatte viele unterschiedliche Endpunkte. Daher soll in diesem Artikel nur der Abschnitt innerhalb Chinas betrachtet werden. Die Seidenstraße selbst gehört seit 2014 zum Weltkulturerbe der UNESCO, auch wenn einige Orte an der Straße schon vorher in die Liste aufgenommen wurden.

Bald hatte man eine ganze Armee ausgegraben. Die Soldaten wurden fein säuberlich in neun Marschsäulen aufgestellt, wobei drei Reihen über die gesamte Breite von 60 Metern die Vorhut bilden. Links und rechts sichern doppelte Reihen von Kriegern die Flanken. Unter den unendlich vielen tönernen Soldaten gibt es keine zwei, die sich gleichen. Jeder Krieger wurde individuell angefertigt

Die Seidenstraße beginnt in Changan, dem heutigen Xian. Im Altertum war die Stadt eine Weltstadt, nur mit dem antiken Rom in Europa zu vergleichen. Hier residierte der erste Kaiser Qin Shihuangdi (259–210 v. Chr.). Als man im Jahr 1974 das Grab des Herrschers fand, brachten die Ausgrabungen Schätze ans Tageslicht, die das Grab in eine Reihe mit dem Grab des ägyptischen Pharaos Tutanchamun rückten. Schon 1987 wurde es von der UNESO zum Weltkulturerbe erklärt, obwohl die Ausgrabungen noch lange nicht abgeschlossen waren. Sofort nach seiner Krönung ließ

 Die tönerne Armee war von einer dreieinhalb Meter dicken Erdschicht bedeckt.

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POSTGESCHICHTE

und gestaltet. Beine, Arme und Körper scheinen in einer Art Serienfertigung entstanden zu sein, doch die Gesichter sind alle unterschiedlich. Es kommen Soldaten mit und ohne Panzer vor. Manche Krieger tragen eine Kopfbedeckung und sind dadurch als Offiziere zu erkennen, andere haben ein Tuch um einen Haarknoten geschlungen. An den Statuen sind noch Reste der einstigen Bemalung vorhanden. Die Infanteristen stellen die Hauptarmee dar. Neben den 1.100 Soldaten kamen in dem 230 m x 62 m großen Schacht 1 auch 32 tönerne Pferde ans Tageslicht. Auch sie sind absolut realistisch gestaltet. Die gefundenen Spuren weisen zudem das einstige Vorhandensein von Kampfwagen nach. Allerdings hat sich das Holz der Wagen nicht erhalten.

buddhistische Zukunftsgottheit Maitreya und zwei Bodhisattvas (Erleuchtungswesen) darstellt. Die Haupthöhle befindet sich in einer Höhe von 45 m und besteht aus sieben Räumen. In den Höhlentempeln hat man zahlreiche tönerne Figuren gefunden. Leider wurde die Anlage bereits 734 durch ein Erdbeben beschädigt. Auch die Erosionen setzen dem Sandsteinfelsen gewaltig zu, sodass die Anlage schon seit Jahren restauriert wird.

 In den Höhlentempeln Maiji Shan haben sich zahlreiche Tonstatuen erhalten.

 Die Krieger wurden alle individuell gestaltet. Im Schacht 1 fanden sich auch Soldaten mit Pferden.

Alle Statuen werden heute durch ein riesiges Hallendach geschützt. Die Ausgrabungen laufen ständig weiter, denn bisher wurden schätzungsweise erst 20 % freigelegt. Man rechnet mit insgesamt 6.000 Kriegern. In einer neuen Ausstellungshalle werden Funde aus dem 1980 freigelegten Beigabedepot gezeigt. Hier rufen besonders zwei Karossen aus Bronze die Bewunderung der Besucher hervor. Die Pferde besitzen die halbe Lebensgröße und wiegen etwa 200 Kilogramm. Die Karossen werden von Wagenlenkern geführt und bestehen aus jeweils 6.000 gegossenen Einzelteilen.

Je weiter man Richtung Westen kommt, desto vegetationsärmer wird die Landschaft. Riesige Sanddünen bestimmen das Landschaftsbild und nur hin und wieder belebt eine Oase das Bild. Ein wichtiger Punkt für die Karawanen auf der Seidenstraße war Dunhuang, denn hier gab es den kleinen Mondsichelsee, der von einer unterirdischen Quelle gespeist wurde.

 Der Mondsichelsee von Dunhuang bot den Karawanen frisches Wasser.

 Die Karossen aus Bronze kamen in einem Beigabedepot zum Vorschein.

Etwa 300 Kilometer westlich von Xian befinden sich die Grotten von Maiji Shan. Die Anlage gehört zu den bedeutendsten Höhlenklosterkomplexen Chinas. Hier sind in der Zeit der Nördlichen Wei- (386–535) und der Tang-Dynastie (618–907) 194 Höhlentempel mit mehr als 7.000 Figuren und rund 1.300 m2 Fresken entstanden. Die Höhlen befinden sich in einer nahezu senkrechten, 140 m hohen Felswand und sind nur über steile Treppen und luftige Galerien zu erreichen. An der Hauptfassade befindet sich ein 15 m hohes Relief aus dem 6. Jahrhundert, das die

In der Umgebung von Dunhuang befinden sich verschiedene buddhistische Höhlentempel, doch die Mogao-Grotten übertreffen alle anderen. Wegen des extrem trockenen Klimas sind sie sehr gut erhalten geblieben und die Fresken strahlen in ihrer alten Farbenpracht. Mitten zwischen den Sanddünen erhebt sich eine etwa 25 m hohe Sandsteinwand, über der sich noch ein Sandhang befindet. Auf einer Länge von 1.600 m wurden hier seit dem 4. Jahrhundert über 1.000 Grotten gegraben, von denen heute noch 492 erhalten sind. Meist liegen mehrere übereinander, besonders große Höhlen reichen auch über mehrere Etagen. Hölzerne Galerien ermöglichten damals den Zugang. In der Mitte der Anlage erhebt sich die Grotte 96, die durch ihren hölzernen Vorbau auffällt. Hier befindet sich der Eingang in den gesamten Komplex. DIE BRIEFMARKE 5|2021

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POSTGESCHICHTE

und Seoul. Allein 6.500 Handschriften kaufte der in englischen Diensten stehende Ungar Aurel Stein für das Britische Museum auf. Seit 1987 gehören die Grotten von Mogao zum Weltkulturerbe der UNESCO.

 Die Grotten von Dunhuang ziehen sich über die gesamte Felswand entlang.

Doch den größten Schatz bewahrt das Innere der Höhlen, denn hier haben sich Wandmalereien aus unterschiedlichen frühen Reichen erhalten, die bis heute nichts von ihrer Schönheit eingebüßt haben. Insgesamt bedecken die Fresken eine Fläche von viereinhalb Hektar. Außerdem blieben etwa 2.400 Statuen erhalten, die zwischen 10 cm und 34 m groß sind. Die ältesten Statuen stammen noch aus der Zeit der Nördlichen Wei-Dynastien (386–535). Dazu gehören die Fresken aus der Höhle 257, die das Jataka (buddhistische Legenden) vom neunfarbigen Hirsch gestalten. In dieser Höhle befindet sich auch eine der ältesten Buddhastatuen von Dunhuang. Sie weist noch die typische starre Haltung dieser Zeit auf. In den Höhlen 249 und 285 blieben Fresken der Westlichen Wei-Dynastie (535–556) erhalten, die Szenen aus dem Leben der Nomaden oder die Jataka von den 500 Banditen gestalten. Einen weiteren Höhepunkt erlebten die Höhlenklöster in der Blütezeit der Tang-Dynastie (712–781), in der besonders viele Höhlen entstanden. Die Höhle 96 birgt die größte Buddhafigur von Dunhuang, die eine Höhe von 34,5 m erreicht. Besonders ausdrucksstarke Skulpturen finden sich in der Höhle 45. Der in einer Nische thronende Buddha ist von seinen Lieblingsschülern umgeben. Grimmige Wächterfiguren rahmen die Szene ein. Die Höhle 17 aus der Tang-Zeit beherbergte einst die Bibliothek von Mogao mit 40.000 bis 60.000 buddhistischen Schriften. Sie wurde 1900 wieder entdeckt und kurze Zeit später in verschiedene Länder verschleppt. Heute befinden sich die wertvollen Schriften in London, Paris, St. Petersburg, Tokio

Weiter in Richtung Westen kommen die strapaziösesten Abschnitte der Seidenstraße, denn die Wüste Taklamakan, die fast ausschließlich aus bis zu 200 m hohen Sanddünen besteht, versperrt den Weg. Faxian beschrieb die Wüste so: „Man sieht weder einen Vogel in der Luft noch irgendein Tier auf der Erde. Wenn man angestrengt nach allen Richtungen Ausschau hält, um den Weg für die Durchquerung zu finden, sucht man vergeblich; die einzigen Wegzeiger sind die ausgedörrten Knochen der Toten.“ (Zitat nach Höllmann, Seite 7). Nur die ausgeklügelte Wasserbautechnik ermöglichte eine Versorgung mit Wasser und dadurch das Leben in der Wüste. Doch im Laufe der Jahrhunderte wurde das Wasser knapper und die Orte wurden verlassen. Heute findet man nur wenige Ruinen, wie die von Loulang an der südlichen Seidenstraße, die bereits um 330 aufgegeben werden musste.

 Wegen Wassermangel musste Loulang schon im 4. Jahrhundert aufgegeben werden.

Am Südrand der Taklamakan haben sich bei Qinci die Grotten von Kizil erhalten, die die ältesten Höhlentempel Chinas sind, denn sie entstanden bereits im 3. Jahrhundert. In eine Felswand des Flusses Muzat, der später in der Wüste versickerte, wurden 236 Höhlen gegraben. Heute sind noch 135 Höhlen vorhanden, von denen man 17 besichtigen kann. Leider sind nur noch Teile der Fresken an Ort und Stelle, denn Anfang des 20. Jahrhunderts haben deutsche Archäologen fast alle Statuen und Malereien entfernt und nach Berlin gebracht, wo sie sich noch heute befinden. Auffallend ist die Tatsache, dass diese Fresken noch keinerlei chinesische Einflüsse zeigen.

 Die Malereien von Kizil weisen noch keine chinesischen Einflüsse auf.

Dietrich Ecklebe Literaturhinweise: Bruno Baumann: Abenteuer Seidenstraße, München 2000 Roberto Ciarla: Krieger für die Ewigkeit, Vercelli 2011 Feng Lingyu u. a.: Welterbe China, Beijing 2009 Anke Kausch: Seidenstraße, Köln 2001 Thomas Höllmann: Die Seidenstraße, München 2004 Naturwunder und Kulturschätze unserer Welt – Russland und Ostasien, München 1998 l Maurizio Scarpari: Das antike China, Vercelli 2000 l Wu Xiaocong: Die Terrakottaarmee des ersten Kaisers von China, Beijing 2001 l l l l l l

 In der Höhle 45 wurde eine figurenreiche Gruppe gestaltet.

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DIE BRIEFMARKE 5|2021


ALBUM

Philatelietage

Änderungen und Druckfehler vorbehalten. Stand: 16.04.2021

Datum

Uhrzeit

Standort

PLZ & Ort

01.05.2021

08:00-12:00

Messegelände l Bauernmarkthalle l Brucknerstraße 39 l Region Mitte/West

4910 Ried im Innkreis

1

01.05.2021

13:00-17:00

Post- und Telegraphenmuseum l Schulstraße 1 l Region Mitte/West

8790 Eisenerz

2

03.05.2021

09:00-13:00

Philateliefrühstück l Gleinker Hauptstraße 1 l Region Mitte/West

*) MM Mobil

4407 Steyr-Gleink

3

04.05.2021

09:00-13:00

Philateliefrühstück l Steinheilgasse 1 l Region Ost

*) MM Mobil

1210 Wien

4

05.05.2021

13:00-16:00

BSV Favoriten l Zur Spinnerin 37 l Region Ost

1100 Wien

5

05.05.2021

10:00-14:00

Feuerwehrmuseum l Stiftstraße 2 l Region Mitte/West

4490 St. Florian

6

05.05.2021

08:00-12:00

Postpartner l Übelbacherstraße 23 l Region Mitte/West

8121 Deutschfeistritz

7

08.05.2021

09:00-13:00

Cumberland Wildpark l Fischerau 12 l Region Mitte/West

4645 Grünau

8

09.05.2021

08:00-13:00

Großtauschtag l Großer Saal l Kinoplatz 3 l Region Mitte/West

9020 Klagenfurt

9

12.05.2021

12:00-16:00

Marktgemeindeamt l Sitzungssaal l Region Mitte/West

4643 Pettenbach

10

12.05.2021

09:00-13:00

Philateliefrühstück l Bahnhofgürtel 48-50 l Region Mitte/West

8020 Graz

11

15.05.2021

10:00-14:00

KZ Gedenkstätte Mauthausen l Erinnerungsstraße 1 l Region Mitte/West

4310 Mauthausen

12

15.05.2021

12:00-16:00

Stift Heiligenkreuz l Aula l Markgraf Leopoldplatz 1 l Region Ost

2532 Heiligenkreuz

13

19.05.2021

09:00-13:00

AUA Serie l Postfiliale l Wattgasse 56-60 l Region Ost

1170 Wien

14

19.05.2021

09:00-13:00

Philateliefrühstück l Jakob-Haringer-Straße 4 l Region Mitte/West

5020 Salzburg

15

20.05.2021

16:00-20:00

Rathaus l Paracelsussaal l 1. Stock l Rathausplatz 1 l Region Mitte/West

9500 Villach

16

26.05.2021

09:00-13:00

VÖPh l Getreidemarkt 1 l Region Ost

1060 Wien

17

27.05.2021

16:00-20:00

Kulturzentrum l Franz Schubert Platz 1 l Region Ost

7000 Eisenstadt

18

28.05.2021

16:00-20:00

Pfarrkirche Hetzendorf l Marschallplatz 6 l Region Ost

1120 Wien

19

29.05.2021

10:00-14:00

Österreichische Bundesgärten Schönbrunn l Postzelt neben Palmenhaus, Schlosspark l Region Ost

1130 Wien

20

30.05.2021

09:00-13:00

Sporthalle Seiersberg l Schlarweg 7 l Region Mitte/West

8056 Seiersberg

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*) MM Mobil

*) MM Mobil

*) MM Mobil

*) Besondere Attraktion: Meine Marke Mobil. Nutzen Sie die Gelegenheit, lassen Sie sich vor Ort von uns fotografieren und nehmen Sie Ihre persönliche Briefmarke gleich mit nach Hause. Sämtliche Veranstaltungen unterliegen dem aktuell geltenden Veranstaltungsgesetz (www.ris.bka.gv.at) und werden zum Schutz der Teilnehmenden ausgerichtet. Aufgrund der aktuellen Situation kann es kurzfristig zu Absagen oder Terminverschiebungen kommen, wir ersuchen um Ihr Verständnis.

Beim Kauf von Philatelie-Produkten in den jeweiligen Verkaufsstellen ab einem Einkaufswert von 25 Euro erhalten Sie eine personalisierte Briefmarke geschenkt (limitierte Auflage, Abgabe solange der Vorrat reicht). Die Philatelietagsmarken sind nicht bestellbar!

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DIE BRIEFMARKE 5|2021

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