Infobrief September

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vision:teilen

Infobrief

A n liege n • P r o jek t e • I n f o r ma t i o n e n • S ep t embe r 2 0 1 3

Auf ein Wort Wer wie was wo? Jeder kennt die vielen „W-„fragen, die uns täglich begleiten. Während das „Wo?“ unseres neuen „Second Hand-Ladens für den guten Zweck“ rasch beantwortet ist – er steht an der Ecke Schirmerstraße/Beuthstraße in Düsseldorf-Pempelfort, nahe des Sekretariats, - ist die Frage spannender: Wer gibt dem Laden ein Gesicht?

Frage veranlasst: Sind wir wirklich so doppelgesichtig im Ausland, wie sie es erfahren hat? – Ich denke: So wie wir wünschen, dass man uns begegnet, sollten wir selbst dem anderen begegnen. Und das verpflichtet.

Mit Frau Edith Petrowsky haben wir nicht irgendeine Leiterin gefunden, nein, bewusst sage ich: die Leiterin. Sie bildet sowohl eine Brücke zwischen unseren Projekten und dem Second Hand-Laden als auch zwischen dem afrikanischen Kontinent und uns hier in Düsseldorf. Sie ist von hier und doch in zwei Kontinenten zuhause. Ihr Bericht hat mich zu der

Ihr

Mit herzlichen Grüßen

Bruder Peter Amendt

vision teilen Eine franziskanische Initiative gegen Armut und Not e.V.


D üsseld o r f

D üsseld o r f

von links nach rechts: Br. Peter Amendt (Mitgründer u. Leiter vision:teilen), Monika Dvorsky (Mitarbeiterin Second-Hand Laden), Yvonne Laddey (Mitarbeiterin Second-Hand Laden), Edith Petrowsky (Leiterin des Second-Hand Ladens), Jürgen Miller (Schatzmeister vision:teilen)

„Frau Petrowsky, was um Gottes willen hat Sie nach Afrika verschlagen?!“ Interview mit der neuen Leiterin der Schatztruhe E. Petrowsky Frau Petrowsky, Ihnen war es sicher nicht in die Wiege gelegt, für 17 Jahre nach Afrika zu gehen und anschließend Leiterin eines Second Hand-Ladens bei vision:teilen zu werden. Wie hat das Ganze angefangen und warum sind Sie überhaupt nach Afrika gegangen? Nein, sicher war es mir nicht in die Wiege gelegt. Vielmehr hatte ich bis 2004 hier in Düsseldorf eine super Arbeit und den besten Chef der Welt. Jedenfalls erlebte ich ihn so. Aber 2004 ging mein Chef in Pension, mit dem ich fast 18 Jahre als Direktionsassistentin im Versicherungswesen bei einem der ganz großen Versicherer vor Ort zusammengearbeitet habe. Damals schaute ich mich nach interessanten Alternativen um. Da wurde mir ein attraktives Angebot gemacht, für eine deutsche Firma in Kenia in Malindi in einer Hotelleitung nahe am Meer zu arbeiten. Ich war dort schon zweimal zum Tauchen gewesen, und Land und Leute hatten mich von von Anfang an fasziniert. Also wagte ich in einer Mischung von Neugierde, Übermut und auch etwas Angst den Schritt von einem Land des Überflusses in eines der Dritten Welt mit all seinen Problemen. Natürlich wusste ich vorher nicht wirklich, worauf ich mich einließ… Wir alle kennen das „cash and carry“-Motiv einer großen Warenhauskette. Es ist zugleich ein Symbol unserer Zeit: Verdiene an Geld, was Du mitnehmen kannst, und dann ziehe weiter. Hat das auch für Ihr Verständnis gegolten, als sie in Afrika tätig waren? Oder kamen andere Erfahrungen und Einstellungen hinzu?

Sicherlich war es für mich nicht unwichtig, dass das Verhältnis von Einsatz und Verdienst mit meinen Erwartungen in etwa übereinstimmte. Zumindest im Anfang. Aber recht bald merkte ich, dass andere Motive hinzukamen. Zwar konnte der erwartete Einsatz für mich als Managerin weit über das hinaus gehen, was im Arbeitsvertrag stand. Aber das zählte letztlich nicht, denn das, was ich tat, gab mir Sinn und machte Spaß. Und da war es nicht so wichtig, wie lange die Stunden am Tag waren. Hinsichtlich der Erfahrungen, die Sie ansprechen, muss ich sagen: Ja, es kamen Erfahrungen hinzu, die mich bis heute geprägt haben und die in keinem Hotelprospekt stehen – gute und auch weniger gute. Da meine Mitarbeiter im Hotel – nebenbei, es waren nur Männer aus den verschiedensten Stämmen bis hin zum Hochland entsprechend der örtlichen Traditionen - nur Kenianer waren, bekam man eine ganz andere Sicht zum täglichen Leben. Nachdem man zu mir als „Mzungu“ – als Weißer bzw. Fremder – Vertrauen gefasst hatte, kam man mit all den täglichen Sorgen zu mir. Und indem ich Mitarbeiter und ihre Sorgen und Familien persönlich kennen lernte und ein konkretes Gesicht vor mir hatte, begann sich meine Beziehung zu ihnen zu ändern. Und das war der Anfang meines sozialen Engagements für diese wunderbaren Menschen meiner Umgebung in Kenia. Was hat Sie bewogen, nach Deutschland 2004 zurückzukehren, und was waren Ihre Erfahrungen hier in der alten Heimat? Ich muss gestehen: Es waren Strukturen, die es mir immer schwerer machten, mein persönliches Engagement mit meinen Arbeitsvorgaben zu vereinen. Oft wollte ich helfen, weil die

Not der Mitarbeiter offenkundig war. Aber es ging nicht. Da habe ich es vorgezogen zurückzukehren. Denn ich konnte vieles nicht mittragen, was an der „Spitze“ entschieden wurde und was die soziale und familiäre Situation meiner Mitarbeiter total ausblendete. Sie waren nur als Arbeitskräfte angesehen, nicht als Menschen. Und das überstieg meine inneren Kräfte. Zugleich machten mir neben vielen guten Erinnerungen die Erwartungen mancher ausländischer Gäste zu schaffen, denen es offenkundig an erster Stelle um eine preiswerten Urlaub unter Palmen ging. Dabei wurde zuweilen eine Freizügigkeit gesucht, die wir bei uns zu Hause nicht akzeptieren würden. Dass dies ein Schock für die Einheimischen bedeutete, wollten diese Urlauber einfach nicht wahrhaben. Mir tat das sehr weh. Aus Respekt vor meinen kenianischen Freunden konnte ich das nicht mittragen. Der Konflikt wurde für mich übermächtig. Kurzum, all dies und anderes mehr bewog mich, meine Brücken zu den Hotelbesitzern und so manchem Urlauber abzubrechen und nach Deutschland zurückzukehren. Gewiss, als ich zurückkam, war das wahrhaftig kein Honigschlecken, und beruflich war ich zuerst einmal aus der Bahn geworfen und ohne Arbeit und zuweilen am Rande des Existenzminimums. Aber das war nicht so schlimm wie der innere Konflikt, der mich in Kenia in den letzten Jahren immer begleitet und mir so zugesetzt hatte. Und wie sind Sie zu vision:teilen und zur Schatztruhe gekommen? Ich hatte kein festes Arbeitsangebot als ich zurückkam. Ich musste mich beruflich einfach durchschlagen und Gelegenheitsarbeiten annehmen, auch wenn sie fern meiner Ausbildung waren.

Zugleich nutzte ich die Zeit, um gerade ältere Menschen ehrenamtlich zu begleiten. So auch Frau M., der ich gern zur Hand ging, weil sie Hilfe brauchte. Sie verstarb vor ca. acht Wochen. Ich habe sie bis zum letzten Tag begleitet. Nach der Beerdigung kam die übliche Situation: die Wohnung war zurückzugeben. Was tun mit den Möbeln? Keiner der Verwandten konnte sie gebrauchen. Also sollten sie entsorgt werden. Das fand ich gar nicht gut. Als ich auf facebook von vision:teilen einen Aufruf für gut erhaltene Möbel zugunsten einer kolumbianischen Mutter mit Sohn fand, habe ich rasch die Verbindung hergestellt. Als ich etwas später hörte, dass vision:teilen die „Schatztruhe“ eröffnen würde und dafür noch Personal suchte, habe ich mich beworben – und das mit Erfolg. Um nochmals auf Ihr Empfinden zurück zu kommen, das ja – wie Sie sagen - in sich sozusagen die „afrikanisch-kenianische“ und die mitteleuropäisch-deutsche Sicht enthält: Warum ist für Sie die Schatztruhe eine reizvolle Aufgabe und wie verbinden Sie das mit Ihrem Wunsch, Menschen in Afrika zu helfen? Unsere Schatztruhe soll uns helfen, die Projekte, die wir bei vision:teilen haben, zu unterstützen. Was mir besonders am Herzen liegt: dass wir damit auch Bildung und Ausbildung sowohl hier bei Bedürftigen als auch – und gerade – in der Dritten Welt fördern, damit Familien satt werden und dass, dies ist mein ganz persönlicher Wunsch, liebenswerte Jungen und Mädchen sich nicht an Touristen verkaufen müssen, um ihre Familien zu ernähren. Herzlichen Dank. Wir wünschen Ihnen und der „Schatztruhe“ viel Erfolg.


B lick zu r ück - u n d n ach v o r n e - D ie I n f o - E cke

Rückblick und Vorblick In den letzten zwei, drei Monaten nahmen vor allem die noch jungen Projekte „gutenachtbus“ (seit Ende 2011) und „Hallo Nachbar““ (im Aufbau) sowie die Vorbereitung der „Schatztruhe“ viel Kraft in Anspruch. Aber zugleich ging der Einsatz in Afrika, Lateinamerika und Asien weiter. Dies zeigt schon der Blick auf die letzten Projekte. Neben den Informationen zu zahlreichen Vorhaben aus Kenia haben wir Nachricht aus Uganda und Äthiopien: Schwester Clare von der Mama Kevina Comprehensive School in Tororo, Uganda, freut sich über die Bewilligung von 1.800 EUR, damit sie die dringend benötigten Blitzableiter auf den Schulgebäuden installieren lassen kann. Schwester Haymanot Amanuel aus Buccama, Äthiopien, dankt für die Hilfe von insgesamt 2.700 EUR – mitfinanziert durch eine befreundete Hilfsorganisation – zum Kauf von Medikamenten zur Behandlung der zahlreichen Malaria-Patienten. Jeder Blick zurück ist immer auch ein Blick nach vorne. Wir können nicht leugnen, dass wir da nicht wenig Sorge haben. Denn jahreszeitlich bedingt sind die Mittel dafür übermäßig knapp geworden, und wir wissen nicht, wie wir vor allem das Geld für die Frauengruppen in Kenia zusammenbekommen, die eine Starthilfe benötigen und künftig über einen Mikrokredit ihr Risiko selber zu tragen bereit sind. Da gibt es die Kanyuor Frauengruppe, bestehend aus 19 Frauen, die alle HIV-positiv sind: sie möchten Zelte und Stühle anschaffen, um diese gegen Gebühr an Privatleute und Pfarren zu vermieten, die ein Fest oder eine größere Veranstaltung planen. Der Zeltverleih soll ihnen ein kleines Einkommen sichern, damit sie ihre Kinder zur Schule schicken können. Ebenso liegen uns Anfragen weiterer Frauengruppen vor,

die z.B. mit Mais-, Bohnen- oder Fischhandel ihr Einkommen aufbessern wollen. Mit ca. 100 EUR pro Frau als Mikrokredit ist vielen Gruppen schon geholfen.

INFO-Ecke Düsseldorf: Ein guter Verlauf des Sommerfestes. Zwar war das Wetter am Sonntag, 25.8., nicht ideal , das tat unserem Sommerfest, das zum ersten Mal im Hof unseres neuen Domizils an der Schirmerstr. 27 stattfand, aber keinen Abbruch. Bei kühlen Getränken, Grillwürstchen, Kaffee und Kuchen sowie einer gut bestückten Tombola fühlten sich die ca. 80 Gäste wohl. Start mit Elan: Der Second Hand-Laden eröffnet. Am 9.9. öffnete unsere zuvor bereits erwähnte „Schatztruhe“ ihre Pforten auf der Schirmerstr./Beuthstr. 14. Die Ladenöffnungszeiten zu Beginn werden sein: Mo-Fr. von 10-18 Uhr, Sa. von 10-14 Uhr. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! TajikAid: Wichtige Pläne in Angriff genommen Ein Antrag auf Hilfe für eine Klinik in Duschanbe wurde kürzlich bei einer namhaften Stiftung eingereicht. Nun heisst es Daumen drücken für die Bewilligung dieser Hilfe für die „Spalt-Kinder“ in Tadschikistan. Hermeskeil: Neue Leitung bei Helping Hands Mitte September wurde Br. Johannes Küpper zum Hülfensberg versetzt. Mit Hermann Burch, dem neuen 1. Vorsitzenden, und Sigrid Weber (2. Vorsitzende) wurde schnell eine neue Leitung gefunden, die in gewohnter Weise die Arbeit von Helping Hands zur Unterstützung mittelloser Kinder in Uganda fortführen wird.

Impressum Herausgeber: vision:teilen eine franziskanische Initiative gegen Armut und Not e.V. Schirmerstraße 27, 40211 Düsseldorf

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Verantwortlich für die Redaktion: Br. Peter Amendt OFM Katja Hirzmann

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Der Infobrief wendet sich an Interessenten, Freunde und Förderer von vision:teilen.

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