UNIGLOBALE April/Mai 2018

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Uniglobale S t u d i u m u n d K a r r i e r e i m 2 1. J a h r h u n d e r t

April/Mai 2018

w w w. u n i g l o b a l e . c o m

K arriere-Fokus

Handel

50 JAHRE 68

Studentenproteste     gestern und heute    LET’S TALK   ABOUT SEX

Podcasterin und Model Leila Lowfire im Interview

CYBER VALLEY  Unterwegs im Tal der Roboter

LYRIK-BLOGS  Studenten dichten digital

Die Titelverteidigung im Blick: SPIELPLAN ZUR FUSSBALL-WM 2018


15 months, 3 rotations, big data potential Learn more about the Bertelsmann Data Science Program MEDIAN. data-science-bertelsmann.com

until A p pl y o f d the en 8. 01 2 y a M


Editorial

#1968 #2018  Liebe Jung-68er und Neu-Revoluzzer, Hashtag-Aktivisten und Studentenparlamentarier, Ende 1967 gelang zwei Studenten an der Universität Hamburg eine aufsehenerregende Protestaktion: Bei der Rektoratsübergabe entfalteten sie vor den einziehenden Professoren ein Banner mit der Aufschrift »Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren«. Die Aktion wurde zum Symbol der Studentenbewegung, der Spruch zu ihrem Slogan.

Redaktionsalltag in Emojis

Von Bezahlen per App bis digitale Etiketten:

50 Jahre sind seit den Studentenprotesten von 1968 vergangen. Als junge Menschen es schafften, mal eben die Welt aus den Angeln zu heben. Gretchen Dutschke, die Witwe des einstigen Studenten-Führers Rudi Dutschke, erzählt uns in dieser Ausgabe davon.

Autor Jan hat einen Blick in den Supermarkt

Politisches Denken ist keine Selbstverständlichkeit in unserer Generation, einstellige Wahlbeteiligungen bei AStA-Wahlen sprechen für sich. Und das, wo doch gerade die Studienzeit den Raum bietet, um eine Haltung aufzubauen, zu diskutieren, nicht denkfaul zu werden. Alles nicht selbstverständlich, aber jetzt wichtiger denn je. Missstände an den Unis, auf dem Arbeitsmarkt, in Politik und Gesellschaft – ja, das alles gibt’s auch heute noch. In einem Beitrag zeigen wir, wie und wogegen Studierende weltweit in diesen Tagen ihren Mund aufmachen.

Unsere Autorin Anja war zu Besuch im

der Zukunft geworfen.

S. 14

baden-württembergischen Cyber Valley. Dort hat sie sich angeschaut, wie schlau künstliche Intelligenz ist.

S. 20

Out im Office? Journalist Philipp

Steht auf und sagt auch ihr eure Meinung laut. Ob Hashtag-Kampagne oder Online-Petition: Heute, in Zeiten des Internets, gibt es dazu viel mehr Möglichkeiten als nur die analoge Banner-Aktion.

ist der Frage nachgegangen, ob die sexuelle Orientierung in der heutigen Arbeitswelt endlich eine Nebenrolle S. 28

spielt.

Ein Sommersemester voller Engagement wünscht Euch die UNIGLOBALE-Redaktion.

U n ig lobale

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Wenn aus Bewegung Punkte werden. Mit der TK App fĂźr unsere Versicherten. Fortschritt leben. Die Techniker

dietechniker.de


Inhalt

32 Leila Lowfire im Interview

global Village

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STUDIERENDE & IHRE BLOGS POE TISCH BLOGGEN

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KOLUMNE NIEM A ND M AG GRU PPEN A RBEI T. AUS SER SEHR FAU LE LEU T E

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VOR DEM CHECK-IN VORBEREIT EN AU FS AUSL A NDS SEMEST ER

50 JAHRE 6 8

work & Life

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INTERVIEW MIT GRETCHEN DUTSCHKE »J U NGE MENSCHEN K Ä MPFEN HEU T E GEGEN Ä HNLICHE PROBLEME WIE WIR DA M A LS«

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K A RRIERE-FOK US I: INGENIEURWESEN & IT CYBER VALLEY: IM TAL DER ROBOTER

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K A RRIERE-FOK US II: H A NDEL & E-COMMERCE Shop and go

28 OUT IM OFFICE?! SEXUELLE IDENTITÄT AM ARBEITSPLATZ

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JETZT REICHT’S! ST U DEN T ENPROT EST E WELT WEI T INTERVIEW MIT LEILA LOWFIRE »ICH BIN EHER SO DER HER Z- U ND VAGIN A MENSCH«

istudy 14

6 APPS, DIE EUCH ZUSAMMENBRINGEN

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R ABAT TE-AT TACK E SPAREN ZUM SEMESTERSTART

Standards

03 EditoriaL 18 WM-PL ANER: M I T MELIT TA A LLE TORE IM BLICK 33 Impressum 34

COMIC BY JAMIRI MAMA

uniglobale  @ Facebook facebook.com/uniglobale

MIT 28 BLACK AUFS FESTIVAL!

Pünktlich zum Start in die Festival-Saison verlost der Energy Drink 28 BLACK

5 COOLE FESTIVALKITS Darin enthalten: eine 24er Box 28 BLACK Açaí, eine Sonnenbrille, eine Gym-Bag, ein Regen-Poncho und Klebetattoos. Einfach Mail schreiben an gewinnspiel@uniglobale.com (Stichwort »28 BLACK«).


Serie Global Village

Vor dem   Check-in

Freunde und Familie sind es schon gewohnt, dass ich öfter mal weg bin. Deshalb fiel der Abschied nicht allzu schwer. Mehr Angst habe ich allerdings vor dem Abschied, der mir hier am Ende meines Semesters bevorsteht.« Helen Rampmeier [20] absolviert ein Duales Studium in International Business an der DHBW Stuttgart. Seit einem Monat jedoch am anderen Ende der Welt – am Royal Melbourne Institute of Technology. ◆

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Jedem Auslandsaufenthalt gehen zwei Dinge voraus: Vorbereitung und Abschied. Fünf Studierende, die auf der Webseite www.studieren-weltweit.de bloggen, erzählen, wie sie das gemeistert und empfunden haben.

»GOODBYE AUSTRALIA« WIRD VIEL SCHWERER HELEN

Noch mehr   Geschichten?  Einfach hier scannen und viele weitere Blogposts über das Studieren im Ausland lesen.

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U n ig lobale – g lobal vi ll ag e

»Die Vorbereitung für Australien war eigentlich wirklich einfach. Über meine Organisation habe ich super schnell die Zusage für das Studium bekommen, das Visum war glücklicherweise nach nur 24 Stunden da und mehr hat es eigentlich auch nicht gebraucht. Das Stressigste an der ganzen Sache war schlussendlich das Packen für das wechselhafte Wetter in Melbourne. Das habe ich bis zum letzten Tag hinausgeschoben. Am Abflugtag war ich mit meinen Mädels in unserem Lieblingsrestaurant, abends ging es zusammen mit meinen Eltern zum Flughafen.

ROBIN KOMMT MIT LOUISA »Die Vorbereitungen für den Auslandsaufenthalt in Lissabon mit meinem Freund und unserer kleinen Tochter Robin waren schon aufwendig. Die Erasmus-Strukturen sind nicht auf Familien ausgelegt, daher mussten wir uns vieles selbst erschließen. Insbesondere der finanzielle Teil war etwas schwierig. Kinderbetreuung, Wohnen und eben Geld – mit Kind müssen ein paar Dinge bedacht werden, bei denen man allein flexibler wäre. Nachdem ich schon zwei Auslandsaufenthalte ohne Kind hinter mir hatte, war der Abschied eigentlich unspektakulär. Wir leben 500 Kilometer von unseren Familien entfernt und haben eh oft größere Pausen, in denen wir uns nicht sehen. Weil wir mit mehreren anderen Kindern zusammenleben, hatte ich eher Sorge, wie die Trennung für die Kleinen wird. Wir haben aber dann eine Menge Besuch bekommen – das hat die Entfernung wettgemacht.« An der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) studiert Louisa Kamrath [28] Soziokulturelle Studien. Ein Auslandssemester hat sie an der Universidade Catolica Portuguesa eingelegt. ◆


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EINER VON ZEHN MILLIONEN JONAS

Ausgerechnet KOLUMBIEN … MADLEEN

VORBEREITUNG AUFS LEBEN ARMIN

»Erst, wenn nichts mehr zwischen dem Hier und Jetzt und dem Flug liegt, realisiert man, dass es losgeht. Ich bereitete mich monatelang mit Formularen, Motivationsschreiben und Büchern darauf vor, bald woanders zu leben und mich mit einer neuen Kultur zu befassen. Als dann tatsächlich der Moment des Abschieds kam, erschien mir die ganze Unternehmung sehr surreal. In den letzten Tagen war meine Familie aber sehr für mich da. Ich schätze, meine Mutter hat sich im Vorfeld mehr Sorgen darum gemacht, wie das Auslandssemester wird und wie es mir dabei ergeht, als ich. Das gibt mir aber jetzt noch Rückhalt, denn die Ankunft in Seoul war ziemlich überwältigend. Unter zehn Millionen Einwohnern habe ich mich anfangs echt verloren gefühlt, der regelmäßige Kontakt zu Freunden und Familie hat mir jedoch die ersten Tage über sehr geholfen. Nach einer Woche ist dank der neuen Kontakte zu anderen Internationals und Mitstudenten eine erste Art des Alltags eingekehrt. Das macht Lust auf mehr und neugierig, was Seoul wohl sonst noch alles zu bieten hat.«

»Kurz vor meiner Abreise nach Kolumbien war der organisatorische Stress um Learning Agreement & Co. schon vergessen und es ging eigentlich nur noch um den bevorstehenden Abschied. Für meine Familie war der Abschied besonders schwer, da sie aufgrund meines Ziellandes etwas besorgt waren. Mir persönlich fiel das Tschüß-Sagen von meinen Freunden jedoch viel schwerer. Die letzten gemeinsamen Tage vor dem traurigen Abschied haben wir daher besonders genossen.«

»So ein Auslandssemester will gut vorbereitet sein – könnte man meinen: Visum beantragt, Auslandsversicherung abgeschlossen, Impfungen überprüft, Kurslisten der Auslands-Uni gewälzt und eine Abschiedsparty organisiert. Als ich dann am Flughafen stand, wurde ich trotz monatelangen Hin-undher-Überlegens den Gedanken nicht los, so ziemlich alles Wichtige vergessen zu haben. Im Flieger dann, als Berlin unter mir hinweg zog, wirkte die Szene seltsam irreal. Erst viele Monate später wurde mir bewusst, dass ein Auslandssemester ein Erlebnis ist, auf das man nicht vollständig vorbereitet sein kann, das einen aber auf einiges vorbereitet, was danach im Leben noch kommt.«

Jonas Härtlein [22] studiert Audiovisuelle Medien an der HdM Stuttgart. Vor Kurzem ist er nach Seoul in Südkorea aufgebrochen, um dort an der Dongguk Universität ein Auslandssemester zu verbringen. ◆

Madleen Kipinski [20] ist Wirtschaftspsychologie-Studentin an der Hochschule Osnabrück. Seit ein paar Wochen ist sie zurück aus dem kolumbianischen Barranquilla, wo sie an der Universidad del Norte studiert hat. ◆

Auf w w w.studieren-welt weit.d e, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF ) und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes ( DA A D), berichten Studierende live von ihrer Zeit im Ausland. Auch via Instagram, Facebook, Yo uTu b e u n d Tw i t t e r t e i l e n d i e C o r r e s pondents ihre Erlebnisse. Eine super Informations- und Inspirationsquelle für dein eigenes Auslandssemester!

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Armin Goudarzi [25] war ein Semester lang an der National Taiwan University in Taipeh eingeschrieben. Sonst studiert er Physikalische Ingenieurwissenschaften an der TU Berlin. ◆

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»Junge Menschen kämpfen heute gegen   ähnliche Probleme wie wir damals«  Mitte der 60er-Jahre kommt eine junge Amerikanerin nach Berlin – eigentlich nur, um Deutsch zu lernen. Dann trifft sie den Studentenführer Rudi Dutschke und wird zu einer zentralen Figur der 68er-Bewegung. 50 Jahre nach dem Attentat auf ihren Mann erzählt die heute 76 Jahre alte Gretchen Dutschke, was Studierende damals antrieb. Frau Dutschke, wann waren Sie zum letzten Mal an einer Uni? Letzte Woche war ich an der Freien Universität Berlin, an der ich früher Theologie studiert habe. Das war für eine Sendung, in der mein neues Buch vorgestellt wurde. Morgen geht es wieder hin. Auch als ich für mein Buch geforscht habe, war ich dort öfter in der Bibliothek. Im Moment bin ich also ziemlich ausnahmsweise wieder ziemlich viel an der Uni.

14. Oktober 1967 Auf der Frankfurter Buchmesse demonstrieren Studenten gegen den Axel-Springer-Konzern.

Was fällt Ihnen an den heutigen Studierenden auf? Wenn ich politisch engagierte Studierende treffe, erkenne ich ehrlich gesagt keine allzu großen Unterschiede zu uns damals. Klar, heute sieht man viele junge Leute ständig mit Smartphone in der Hand, das gab es damals natürlich nicht. Wir hatten nur Bücher und Theorien. Heute hat man sicher weniger Zeit zum Lesen, wenn man so viel Zeit in den sozialen Netzwerken verbringt. Vielleicht ist auch der Drang gerade nicht so groß, etwas zu verändern. Die Studenten leben schließlich in einer Gesellschaft, die immer noch sehr geprägt ist von der antiau-

9. November 1967 Rektoratsübergabe an der Uni Hamburg: „Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren“ wird zum Slogan der Studentenbewegung.

toritären Bewegung. Aber trotzdem glaube ich, dass die jungen Menschen heute gegen ähnliche Probleme kämpfen wie wir damals. Zum Beispiel? Zum Beispiel gegen die kapitalistische Gesellschaft und den damit verbundenen Konsumzwang. Der Kapitalismus ist heute viel globaler als in den 60er-Jahren. Damals konnte er noch expandieren; heute wird sichtbar, dass die Grenzen des Wachstums erreicht sind, und vielleicht kann das für die junge Generation der Ausgangspunkt für eine neue große Protestbewegung sein. Viele Menschen bekommen mittlerweile die

17./18. Februar 1968 Internationaler Vietnam-Kongress an der TU Berlin; 12.000 Kriegsgegner demonstrieren.

11. April 1968 Studentenführer Rudi Dutschke wird bei einem Anschlag schwer verletzt.


Die 68er

Chronik einer Studenten-Rebellion

8. Dezember 1964 Studenten an der kalifornischen Berkeley University erkämpfen sich Redefreiheit

Folgen wirtschaftlicher Krisen zu spüren – noch nicht unbedingt in Deutschland, aber in vielen anderen europäischen Ländern und weltweit. Vielleicht ist jetzt ein Punkt gekommen, an dem man Antworten finden kann auf Fragen, auf die wir damals noch keine Antworten hatten. Trotzdem ist die Hochschule heute offenbar nur noch für wenige Studierende ein politischer Ort – zum Beispiel ist die Beteiligung bei Wahlen zu Studierendenparlamenten an vielen Unis extrem niedrig. Das schien in den 60ern ganz anders gewesen zu sein. Woher kam damals dieser starke Wille zu Veränderungen? Das lag sicherlich vor allem daran, dass wir gerade die Nazi-Zeit hinter uns hatten, viele meiner Bekannten waren noch unter Hitler geboren. Die Vorstellung, dass die eigenen Eltern sich womöglich an den Verbrechen beteiligt hatten, war ein großer Schrecken. Das hat einen wahnsinnig getroffen. Und dann gab es zum Beispiel mit den Vertretern der Frankfurter Schule Theoretiker, deren Texte eine direkte Reaktion auf die Nazi-Zeit waren. Mit denen haben wir uns natürlich sehr intensiv beschäftigt. Diese Zeit ist für viele Studierende heute sehr weit weg, in den 60ern waren zum Teil noch nicht einmal ihre Eltern geboren. Profitieren junge Menschen heute noch von Ihrer Bewegung? Ja, denn wir haben den Weg dafür geebnet, dass sie freier sind als junge Menschen meiner Generation es je gewesen sind. In den 60ern konnten beispielsweise Wohnungsbesitzer ins Gefängnis kommen, wenn sie ihre Räume an unverheiratete Paare vermietet haben. Heute hingegen wird es akzeptiert, wenn Menschen außerhalb fester Beziehungen gemeinsame Kinder haben, es gibt die Homo-Ehe und viele weitere Errungenschaften. Auch die Situation der Frauen ist besser geworden. Natürlich gibt es noch viele Probleme, aber allgemein werden Frauen heute ernster genommen, haben die Chance auf 11. bis 18. April 1968 Als Reaktion darauf gibt es in vielen Städten der BRD und weltweit blutige Auseinandersetzungen.

17. April 1965 Marsch auf Washington – die erste große Studentendemonstration gegen den Vietnamkrieg

gut bezahlte Jobs – die Frau meines Sohnes beispielsweise verdient deutlich mehr als er. Das ist ein großer Unterschied zu damals, als erwartet wurde, dass die Frau zuhause bleibt und putzt, während der Mann arbeitet. Vor allem aber glaube ich, dass sich die Einstellung zur Demokratie geändert hat. Die deutsche Gesellschaft ist durch uns offener, freier und toleranter geworden.

1. Januar 1967 Gründung der Kommune 1 in West-Berlin

kommen wollte, um die Kommune mit aufzubauen. Aber wir konnten natürlich schlecht sagen: »Du bist ein Macho, du darfst nicht mitmachen.« Viele Frauen, die in der Kommune 1 gewohnt haben, haben dann später auch gesagt, dass es schlimm war. Ich glaube aber, dass aus der Grundidee heraus später viele ganz unterschiedliche Wohngemeinschaften entstanden sind, in denen dann wirklich versucht wurde, gleiche Rechte auf allen möglichen Ebenen durchzusetzen. Insofern hatte die Idee langfristig schon eine sehr positive Wirkung auf die Beziehung zwischen Männern und Frauen.

Die 68er-Bewegung ist auch für ihren Versuch bekannt geworden, Gegenmodelle zum bürgerlichen Familienkonzept zu entwickeln. Beim Begriff »Kommune« denken heute viele an Rainer Langhans oder Uschi Obermaier. Ihr vor Kurzem erschienenes Buch trägt den Ursprünglich stammte die Idee aber von Titel »1968. Worauf wir stolz sein können.« Ihnen. Was wollten Sie damit erreichen? Eine Gegenfrage zum Schluss: Worauf sind Ich war der Meinung, dass die Situation der Sie nicht stolz? Frauen im Sozialistischen Studentenbund In den 70er-Jahren gab es einige sich SDS, in dem Rudi und ich aktiv waren, abspaltende Gruppen wie die Maoisten, die sehr schlecht war. Die Einstellung vieler Stalinisten und die Leninisten. Das fand Männer gegenüber Frauen war dort kein ich furchtbar. Oder die Terrorgruppe RAF. bisschen besser als in der restlichen GeWir hätten das nicht verhindern können, sellschaft, sie haben die Frauen oft einfach das entwickelte sich ja alles erst nach beiseitegeschoben. Ich habe dann von den dem Attentat auf Rudi. Aber dass unsere ersten Kommunen in den USA gehört und Bewegung sich überhaupt in diese Richgedacht, dass wir das doch auch mal vertung entwickelt hat, war sehr unglücklich. suchen könnten. Ich dachte mir, Darauf bin ich überhaupt nicht wenn man zusammenwohnt, stolz. Diese Leute haben vieles kann alles gleichmäßiger von dem kaputtgemacht, was verteilt werden – das wir aufgebaut hatten. Auf Wir verlosen 3 x 1 Exemplar von Lesen von Theorien zum der anderen Seite gab es Gretchen Dutschkes neuem Buch Beispiel, aber eben auch die Frauenbewegung, die »1968: Worauf wir stolz sein dürfen« Dinge wie Hausarbeit diesen Rückgang einfach (März 2018, 224 Seiten, kursbuch. und Kindererziehung. nicht mitgemacht, sonedition). Einfach Mail schreiben an Ich hatte gehofft, das dern antiautoritäre Ideen gewinnspiel@uniglobale.com würde so funktionieren. weiterentwickelt hat. Sie hat (Stichwort »1968«). die Gesellschaft, die sehr steif und noch von Nazis geprägt war, Und hat es das? demokratischer gemacht. Darauf In der Kommune 1 nicht, nein. kann man wiederum stolz sein. ■ Das lag vor allem an Männern wie Dieter Kunzelmann, die alles bestimmen wollten. Ich war damals wirklich unglücklich, als Das Interview führte Hannah Wagner. ich erfahren habe, dass er extra nach Berlin

13. Juni 1968 Am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin können Studenten nun in akademischen Gremien mitbestimmen.

15. bis 18. August 1969 Rockfestival in Woodstock

21. März 1970 Der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) löst sich selbst auf.


Hohe Studiengebühren, die R e c h t e v o n F r a u e n u n d d e r L G B TC o mmu ni t y : S t u d e n t in A nn a ( 2 . v. l.) wartet nicht auf der heimischen C ouch darauf, dass sich in ihrem Heimatland Italien etwas ändert.

Jetzt   reicht’s!  Auch 50 Jahre nach 1968 machen Studierende ihren Mund auf – in Deutschland, vor allem aber auch in anderen Teilen der Welt. Missstände an den Unis, in der Gesellschaft oder in der Politik treiben sie an, für ihre Ideale, Träume und Ziele auf die Straße zu gehen. Wir haben mit fünf von ihnen gesprochen.

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U n ig lobale – g lobal vi ll ag e

»Wir sind ein sinkendes Schiff, das jederzeit droht, auf Grund zu laufen« Anna [24], Studentin aus Bologna (Italien)

Literaturstudentin Anna nahm in den ersten Semestern an der Universität Bologna an friedlichen Protesten teil. Es ging um die hohen Studiengebühren und die Mensa-Preise. Dabei verzeichneten die Studierenden sogar Erfolge: So wurden die Semesterbeiträge für den Master an der ältesten Universität Europas teilweise gesenkt. Doch Anna setzt sich auch für LGBT- und Frauenrechte ein. »Wir demonstrierten gegen Sexismus, Gewalt an Frauen, Diskriminierung und klassische Rollenbilder.« Viele Homosexuelle in Italien scheuen noch immer ein Outing. Als letzter westeuropäischer Staat hat Italien 2016 die »unione civile« verabschiedet, ein Gesetz, das die Zivilehe für Homosexuelle erlaubt. Doch die politische Entscheidung ist noch lange nicht in allen Köpfen der Bevölkerung angekommen. In den letzten Jahren distanzierte sich Anna jedoch immer mehr von den Protesten an ihrer Universität. »Einige Studentenorganisationen zerstörten während der Proteste Orte der Kultur, die sie doch eigentlich verteidigen sollten. So wurde unter anderem der Eingang der Bibliothek für klassische Literatur vollkommen verwüstet.«, sagt Anna. Studentenproteste gibt es in ganz Italien, doch die Situation in Bologna ist besonders prekär. Fast jeden Monat kommt es hier zu Aufständen, die oftmals in Gewalt ausarten. »Besonders die Organisation ‚Anti-fa‘ gegen Faschismus ging in der Vergangenheit sehr radikal vor. Damit erreichen sie jedoch nie ihre Ziele.« Wie viele Italiener bereitet Anna die wirtschaftliche Situation im Land große Sorgen. »Wir sind ein sinkendes Schiff, das jederzeit droht, auf Grund zu laufen. Wir leiden immer noch stark unter den Auswirkungen der Krise. Viele beschuldigen allein die Migranten für die miserable Lage und übersehen die wirklichen Probleme wie Korruption oder das Fehlen fester politischer Strukturen.« Nur mit viel Glück finden Studierende in Italien nach ihrem Abschluss einen Job. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt über 30 Prozent.


D e r W e g z u r U n i - K a r r i e r e i s t s c h w e r. R u b e n ( r. ) h a t d i e N a s e v o l l v o n b e f r i s t e t e n Stellen und schlechter Bezahlung.

»Was man liebt, dafür lohnt es sich zu kämpfen!«

Ruben (31) und Barbara (31), Doktoranden aus Deutschland Ruben und Barbara kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen. Denn auch 50 Jahre nach den Studentenprotesten von 1968 sind deutsche Universitäten noch immer strikt hierarchisch organisiert. »Als Initialfunke der 68er gilt ja gemeinhin der Slogan ‚Unter den Talaren, der Muff von 1000 Jahren‘, mit dem sich die Studierenden gegen die verkrustete Ordinarienuni wandten. Heute läuft hier zwar niemand mehr im traditionellen Ornat rum, entkrustet ist deswegen aber noch lange nichts«, sagt Ruben. Seit einem Jahr promoviert er an der FU Berlin in der Arabistik. Seine befristete Stelle deckt nur die Tätigkeiten für Lehre, Beratung und Verwaltung. Die Forschung zu seiner Promotion fällt jedoch in seine Freizeit. Im November 2017 war er Mitorganisator einer Demo und eines Go-in vor der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Potsdam. »Der designierte HRK-Vorsitzende und FU-Präsident Peter-André Alt wurde von seinem persönlichen Chauffeur mit Dienstwagen vorgefahren. Andere Uni-Chefs kamen zu Fuß. Alt hat unseren Protest konsequent ignoriert. In seiner Position hat er den Wagen sicher verdient, doch eines wird besonders deutlich: Während wir die Wissenschaft mit Lehre und Forschung am Laufen halten, kassieren andere die Meriten.«Barbara promoviert seit drei Jahren im Fach Erziehungswissenschaften.

Sie hat eine 40-Stunden-Woche, arbeitet an ihrer Promotion und seit einigen Semestern als Lehrbeauftragte an verschiedenen Unis. Zusätzlich engagiert sie sich politisch für gute Arbeitsbedingungen. »Ich habe gar keine Zukunftssicherheit. Es ist sehr schwer, eine der wenigen Dauerstellen zu bekommen. Das sind fast nur Professuren. Und auf eine Professur kommen im Schnitt 25 Doktoranden oder Doktorandinnen«, sagt Barbara. Sie fragt sich, ob man nicht einfach so promoviert unbefristet an einer Uni oder FH arbeiten könnte. In Dänemark und Großbritannien ist das beispielsweise möglich. Seit rund einem Jahr engagiert sich Barbara beim Netzwerk für »Gute Arbeit in der Wissenschaft«. »Erst, wenn wir Kommunikationsstrukturen haben und alle in der Gewerkschaft sind, können wir zum Beispiel auch mal streiken.« Sie entschied sich, aktiv für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen, als sie ihren ersten Lehrauftrag mit einer Vergütung von 15,20 Euro pro SWS erhielt. Die Vor- und Nachbereitung sowie die Abnahme von etwa 15 Prüfungsleistungen sind dabei nicht eingerechnet. »Mich hat es sehr geprägt, dass Postdocs und Profs in allen Fachbereichen jammern. Alle denken: Ich mache TROTZ der miserablen Bedingungen Wissenschaft. Wir machen mit, weil wir unseren Beruf lieben. Aber ich finde: Was man liebt, dafür lohnt es sich zu kämpfen!«


Studieren ist extrem teuer in Chile. Dagegen protestiert man nicht nur an der Universität von Santiago de Chile ( USACH ).

»Bildung ist keine Ware!«

Juan [25], Student aus Santiago de Chile Das Hochschulsystem ist seit Jahren ein präsentes Thema in den öffentlichen Debatten Chiles. Immer wieder gehen Studenten, Professoren und Eltern auf die Straße. Sie kämpfen dafür, dass Bildung als soziales Recht verstanden wird. Gemessen am Durchschnittseinkommen sind Schul- und Studiengebühren fast nirgendwo auf der Welt so hoch wie in Chile. Juan ist einer von denen, die das nicht einfach hinnehmen: »Ich beteilige mich, weil unsere Stimme gehört werden muss und weil ich nicht mehr toleriere, dass Bildung als Ware gehandelt wird.« Juan studiert Bauingenieurwesen und ist Aktivist in der politischen Bewegung »Movimiento Autonomista«, die zu dem linken Parteienbündnis »Frente Amplio« (»Breite Front«) gehört. Im November 2017 wurde er Präsident der FEUSACH, einer Vereinigung von Studenten an der Universität von Santiago de Chile. Ihr Hauptziel: Bildung soll in Chile als soziales Recht verstanden werden. Seit seiner Schulzeit nimmt Juan an Protesten für ein kostenfreies Bildungssystem teil. »Ich setzte mich dafür ein, dass sich mehr Menschen an den Aufständen beteiligen. Nur als große, vereinte Gruppe haben wir die Chance, unsere Ziele zu erreichen.« Auf der Agenda stehen neben den Studienbedingungen auch ein besseres Renten- und Gesundheitssystem, Dezentralisierung und Geschlechtergleichheit. »Ich sehe mein Land in einem radikalen Neoliberalismus gefangen. Absolut alles wird als Ware verstanden. Sogar soziale Rechte.« Während der Militärdiktatur erfuhr die chilenische Bildungslandschaft besonders in den 1980er Jahren tiefgreifende Reformen. Unter Diktator Augusto Pinochet wurden Universitäten nur noch minimal staatlich unterstützt. Das sorgte für hohe Studiengebühren und die Gründung von Privatuniversitäten. Auch seit der Transition zur Demokratie 1988 sind die Folgen von Pinochets Wirtschaftsmodell noch zu spüren. Viele Studenten nehmen Kredite auf, um die hohen Summen zu zahlen und verschulden

»Religion soll aus Überzeugung praktiziert werden, nicht weil das Gesetz es vorschreibt!« Amir [28], Student aus Teheran (Iran)

Amir hat große Angst. Angst vor der zunehmenden Armut, vor dem Unmut in der Bevölkerung, vor den Konsequenzen freier Meinungsäußerung. Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter sind im Iran gesperrt. Die meisten Iraner nutzen den Messangerdienst Telegram. Neben Privatgesprächen werden so auch Demonstrationen organisiert, die seit Ende 2017 das ganze Land überziehen, und Videomaterial der Proteste ins Ausland gesendet. »In den letzten Jahren hatten das Internet und vor allem soziale Medien großen Einfluss auf die Jugend. Auch wenn die meisten religiös sind, so sind viele doch auch liberaler geworden. Sie wollen den islamischen Glauben nicht wegen des politischen Zwangs, sondern aus Überzeugung praktizieren.« Amir muss vorsichtig sein. Aus Sicherheitsgründen wurde sein Name für diesen Text geändert. Der Student der Ingenieurwissenschaften ist einer der wenigen Demonstranten, der über die Ereignisse im Iran spricht. Tagtäglich stellt sich Armir seinen Ängsten und kämpft für eine bessere Zukunft. Gemeinsam mit seinen Freunden und Kommilitonen geht er auf die Straße und protestiert. »Wir brauchen Lösungen für die vielen Probleme im Land. Junge Menschen haben nach dem Universitätsabschluss keine guten Jobaussichten. Das ist frustrierend. Es gibt nur drei Möglichkeiten: Migration, irgendeinen Job annehmen, der gerade frei ist, oder eine grundlegende Veränderung einzuleiten. Wie viele andere habe ich den dritten Weg gewählt.« Auch wenn dem Iraner und seinen Mitstreitern Festnahmen und Gefängnisstrafen drohen. Einige seiner Freunde wurden bei Protesten verhaftet, berichten von katastrophalen Zuständen in den Gefängnissen, von Psychoterror und unzureichender medizinischer Versorgung. Andere sogar von Misshandlungen bis hin zu Folter und Vergewaltigungen. Amir versucht, sich nicht einschüchtern zu lassen, und glaubt fest an einen gesellschaftlichen Wandel: »Mir ist bewusst, dass Veränderungen ihre Zeit brauchen. Aber Beispiele wie Saudi-Arabien, wo Frauen erste Erfolge bei dem Kampf für mehr Rechte erzielen konnten, geben mir Hoffnung.« ■

Ausstellungstipp! Schah-Besuch, Dutschke-Attentat, Vietnamkongress: Der Fotograf Ludwig Binder dokumentiert das Geschehen und macht Bilder, die zu Ikonen der Studentenrevolte 1967/68 in West-Berlin

Wo? Musum in der Kulturbrauerei Berlin

werden. 50 Jahre später hält der Fotograf Jim Rakete Persönlichkeiten aus der Zeit der

Wann?

27. April bis 7. Oktober 2018

Studentenbewegung in Schwarz-Weiß-Porträts fest, darunter Hans-Christian Ströbele, Uschi

Infos?

www.hdg.de

Obermaier und Otto Schily. Eine Ausstellung zeigt rund 80 Fotos der beiden Künstler.

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Meetup Meetup vernetzt Leute, die ein gemeinsames Ziel verfolgen. Die Auswahl ist dabei schier unbegrenzt: von Fußballspielen über bürgerliches Engagement bis hin zur Startup-Gründung. Studierende können zum Beispiel an Meetups aus Bereichen wie Lernen, Vorlesung, Diskussion, Ingenieurwissenschaft, Quantenphysik oder Geschichte teilnehmen. Offline und face-to-face. Für dich ist nichts Passendes dabei? Dann gründe selbst ein Meetup! iOS & Android (kostenlos)

MeetMe Hierzulande ist die App kaum bekannt, in den USA jedoch auf Millionen von Smartphones installiert. Viele nutzen sie fürs Dating. Sie eignet sich aber auch prima, um Leute mit gleichen Interessen in deiner Nähe zu finden und dich mit ihnen zu vernetzen. iOS & Android (kostenlos)

SendProtest! Die App gehört zu einem partizipatorischen Kunstprojekt des italienischen Künstlers Costantino Ciervo. Nutzer können hier Fotos und Videos hochladen, die gesellschaftliche Missstände zeigen und aufdecken. Diese werden dann bei Ausstellungen in Form einer Installation und Projektion der Öffentlichkeit gezeigt. Digitaler Protest mal anders. Android (kostenlos)

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U n ig lobale – iStudy

GoConqr

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Studierende & ihre Blogs

Poetisch bloggen

HAUPTSTADTGEDANKEN Meine Tage sind mir fremd, sitze zwischen kahlen Wänden, auf der Blässe meiner Haut, keine Spur von deinen Händen, in den Straßen fällt das Laub golden auf die Blechlawinen, an der S-Bahn-Haltestelle Pendlerströme, ernste Mienen und ich lausche in den Abend dieser viel zu großen Stadt

Kea ist auch das gedruckte Wort l i e b u n d t e u e r. W i e h i e r b e i d e r Arbeit an ihrem Gedichtband.

suche einen Ton von Heimat – weiß nicht, ob sie einen hat.

Zwischen all den hippen Food- und Mode-Seiten erscheinen Lyrik-Blogs wie Inseln einer längst vergangenen Zeit. Kea und Julia sind zwei von denen, die sich dem schönen Wort verschrieben haben. Das Destillat des Lebens w w w. k e a - s c h r e i b t . d e Für Kea ist Poesie Kommunikation. »Wir Menschen fühlen und denken alle gar nicht so unterschiedlich, wie wir meinen«, sagt die 33-Jährige, »man kann sich in Gedichten verstanden fühlen, die vor hunderten von Jahren geschrieben wurden. Poesie verbindet, tröstet und macht Mut.« Für die Lyrikerin ist Poesie das »Destillat des Lebens«. 16

U n ig lobale – iStudy

2014 beginnt Kea mit dem Bloggen über ihre Leidenschaft, die Inneneinrichtung. Irgendwann wurde ihr der ganze Lifestyle-Bereich aber zu oberflächlich, zu sehr auf den Konsum ausgerichtet. »Ich finde es schade, dass so viele Bloggerinnen und Blogger ihren Einfluss vor allem dazu nutzen, Geld mit Kooperationen zu verdienen«, so Kea. »Dabei könnten

wir alle zusammen gesellschaftlich mit unseren Stimmen viel bewegen.« Auf ihrem Blog »Kea schreibt« beschäftigt sie sich daher heute mit Dingen, die ihr wirklich wichtig sind. Das bringt zwar weniger Influencer-Klicks, aber dahinter steht eine Überzeugung. Gesellschaft, Feminismus, Philosophie, Beziehungen und psychische


Krankheiten – das sind die Themen, die sie in Lyrik und ihren Essays verarbeitet. 2017 initiiert Kea auf Instagram die #femaleempowermentchallenge, Anfang 2018 gründet sie »betterblogs«, ein Netzwerk für Bloggerinnen und Blogger abseits des Lifestyle-Mainstreams. An der Hochschule RheinMain hat Kea »Media & Design Management« studiert, heute arbeitet sie als freiberufliche Grafikerin und Texterin. Für sie ein »Brotjob«. Die Bewerbung für den Bachelor »Literarisches Schreiben« am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig ist jedoch schon raus. Denn Kea hat Blut geleckt: Im letzten Jahr wurde ihr Lyrikband »Poetische Zeiten« veröffentlicht. »Es fühlt sich großartig an, mit meiner Kunst auch zu meinem Lebensunterhalt beizutragen«, sagt Kea. 2018 ist daher randvoll mit Plänen, wie Beruf und Berufung noch weiter zusammenwachsen können.

Der Preis der Poesie Durch das Beben unter meiner Haut kann ich verstehen zu leben, ich kann lernen zu sehen. Das alltägliche Leben lässt mich manchmal vergessen, dass ich spüren darf was nicht jeder kann. Der Preis den ich zahle er ist schmerzerfüllt. Aber Zeilen, sie verlangen zu leben, um zu geben.

Die eigenen, intimsten Gedanken freilegen w w w . l y r i k i m s i n n .w o r d p r e s s . c o m

Christiane Kürschner überlebte ihre triste Kleinstadt-Jugend nur mit Hermann Hesse, analysierte im Deutsch-Abitur Ulla Hahn und macht noch immer mit Gottfried Benn die Nächte durch. Ta g s ü b e r i s t s i e J o u rn a l i s t i n u n d Te x t e r i n .

»Für mich gibt es wenig, was auch nur annähernd so viel Schönheit beinhaltet wie das Gedicht«, sagt Julia. Und da Schönheit und Schmerz oft eng beieinander liegen, verwundert es nicht, dass die 20-Jährige in einer Herzschmerz-Phase mit dem Schreiben begann. Drei Jahre ist das jetzt her, drei Jahre, in denen die Poesie zu einem wichtigen Teil in Julias Leben wurde. Und das bald auch an der Uni: Im Wintersemester beginnt ihr Germanistik-Studium an der Universität Potsdam. Dort wird sie dann sicher auch auf den ein oder anderen ihrer Lieblingspoeten treffen: Hermann Hesse, Rainer Maria Rilke und Bertolt Brecht. Ihre

eigenen Gedichte teilt sie auf ihrem Blog »Lyrik im Sinn«. Für Julia ein Freilegen der eigenen, intimsten Gedanken. Spannend findet sie vor allem den Prozess, in dem Lyriker mit einem Gedicht zunächst einen neuen Gedanken in die Welt bringen, der dann vom Leser aufgenommen wird. »Es gibt so viele Lyriker, so viele die mit Leidenschaft schreiben. Und doch bestimmt jeder Leser für sich selbst, was er in der Poesie sieht«, so Julia. Durch ihre Posts findet sie auch Gleichgesinnte, mit denen sie sich austauschen kann. »Was mir dabei immer wieder deutlich wird: Man ist mit bestimmten Gefühlen und Ängsten nicht allein.« U n ig lobale

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K arriere-Fokus I:  Ingenieurwesen & IT

Im   Tal   der   Robo-   ter  Das Neckartal zwischen Stuttgart und Tübingen soll zum Cyber Valley werden. Ein Besuch in Baden-Württemberg, wo Roboter von Menschen lernen – und umgekehrt.

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Na, Freundchen, was los? Im Cyber Valley gehört R o b o t e r A p o l l o f e s t z u m Te a m . K l a r, d a s s e r b e i Forscher Alonso auch mal für Scherze herhalten muss.

Treuherzig blickt Apollo aus seinen großen Kulleraugen ins Labor. Die Mundwinkel des Roboters sind leicht nach unten gezogen. Das bedeutet: »Ich bin noch nicht ganz zufrieden mit dem ErgebWillkommen im Cyber Valley, das im Denis des Experiments!« Einem zember 2016 offiziell eröffnet wurde. Eines griechischen Gott ähnelt ApolTages, so die Hoffnung der Initiatoren, lo mit seinem klobigen Körper soll Cyber Valley eine Marke sein, so beund den Glubschaugen nicht kannt wie das Silicon Valley in Kalifornien wirklich. Doch für die For– und zwar bekannt als Zentrum der künstscher des Max-Planck-Instituts lichen Intelligenz. Seit 2016 haben sich dem (MPI) für Intelligente Systeme Forschungscluster neben dem MPI für Inin Tübingen ist der Roboter zutelligente Systeme, den beiden Universitäten mindest ein Halbgott: Er kann in Stuttgart und Tübingen auch acht Partner Gegenstände greifen, einen aus der Industrie angeschlossen. Die privaStab balancieren und vor allem ten Geldgeber tragen so schillernde Namen selbstständig dazulernen. Das, so wie Amazon, BMW, Facebook oder Daimler. finden die Forscher, ist für einen Sie investieren gemeinsam mit dem Land Roboter im Jahr 2018 schon Baden-Württemberg einen hohen zweistelziemlich viel! ligen Millionenbetrag in die Forschung an künstlicher Intelligenz. Der Cyber-Valley-Grundgedanke: ein »neues Modell der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft«. Doch was bedeutet das in der Praxis? Und vor allem: Welche Karriereperspektiven bietet das Cyber Valley für junge Forscher und Berufsanfänger?


Roboter als Balance-Künstler Wir blicken Forschern und Robotern im Cyber Valley einen Tag lang über die Schulter. Heute übt Apollo, einen Stab auf der Hand zu balancieren, ohne diesen auf den Boden fallen zu lassen. Sein »Trainer« ist Alonso Marco-Valle, Doktorand am MPI in der Abteilung Autonome Motorik. Der lebhafte Wissenschaftler mit den zerrissenen Jeans und der runden Brille kommt aus Spanien. Er hat den Algorithmus entwickelt, der es Apollo erlaubt, immer besser im Balancieren zu werden. »Wir sind die ersten Forscher, die diesen Machine-Learning-Algorithmus an einem echten Roboter erprobt haben«, sagt der 28-Jährige stolz.

A n j a R e i t e r i s t f r e i e J o u rnalistin in München. Sie beliefer t Redaktionen in ganz Deutschland mit Reportagen und Features – über Bildung, Soziales und Digitales. Von den Robotern im Cyber Valley wurde sie freundlich empfangen. Am Ende des Experiments h a t A p o l l o s o g a r g e g r i n s t .

»Uns interessieren intelligente Systeme, die in der physikalischen Welt selbstständig sinnvoll handeln können«, sagt Sebastian Trimpe, der die Forschungsgruppe »Intelligent Control Systems« leitet. In seinem Team arbeiten Mathematiker, Informatiker und Ingenieure. Trimpe erklärt: Damit sich Roboter selbständig bewegen können, müssen sie über Sensoren laufend ihre Umgebung wahrfür maschinelles Lernen nehmen, Berechnungen anstellen und darauf basierend Entscheidungen treffen. Mit einem Auch wenn die Wissenschaftler betonen, Grundlagenforschung zu beKamerasystem tastet auch Apollo seine Umtreiben, sind die Anwendungsgebiete für selbstlernende Roboter breit: gebung ab, zweihundert Mal pro Sekunde, Sie könnten künftig im Haushalt helfen, als autonome Fahrzeuge über und erzeugt so ein dreidimensionales Bild die Straßen düsen, alte Menschen pflegen oder in Fabriken arbeiten der Welt. Dann errechnet er, wie er sich be– Seite an Seite mit Menschen und anderen Robotern. Die Algorithwegen muss, um den Stab möglichst perfekt men, die die Forscher entwickeln, sind also nicht nur interessant für zu balancieren. die Nabelschau im Elfenbeinturm der Wissenschaft, sondern auch für unternehmerische Praxis.

Viele Anwendungsgebiete

Kein Wunder, dass die am Cyber Valley beteiligten Unternehmen große Geldsummen in die Hand nehmen, um ganz nah dran an den Erkenntnissen der Forscher zu sein. Kluge Köpfe sind selbstverständlich auch direkt in den Konzernen gefragt. Amazon baut in Tübingen im Rahmen von Cyber Valley gerade ein eigenes Amazon Research Center mit 100 Wissenschaftlern auf. Auch Bosch hat in der Nähe von Stuttgart schon vor einigen Jahren ein eigenes Forschungsareal eröffnet. »Forschung innerhalb von Unternehmen ist derzeit sehr attraktiv für Wissenschaftler«, sagt der junge Forscher Marco-Valle.

Neckartal soll zum StartupMekka werden Andere Forscher gründen gleich selbst Startups: Michael Black, der am MPI die Abteilung »Perzeptive Systeme« leitet, entwickelte gemeinsam mit anderen Forschern eine Software für die Herstellung von virtuellen dreidimensionalen Avataren. Daraus entstand das 3D-Startup Body Labs, das 2017 von Amazon aufgekauft wurde. Ziel der Cyber-Valley-Initiatoren ist es, dass noch viel mehr Wissenschaftler ihre Erkenntnisse in Startups kommerzialisieren. Dafür sollen in Zukunft mehr Beratungs- und Unterstützungsangebote für Gründer direkt im Cyber Valley entstehen. So soll im Neckarteil ein fruchtbares Umfeld für Unternehmensgründungen entstehen – ganz nach dem kalifornischen Vorbild.

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D i s k u s s i o n e n a n d e r Ta f e l : Tr e i b e n d e K r a f t h i n t e r der künstlichen Intelligenz sind mathematische Formeln, Algorithmen und Computerprogramme.

Damit die Nachwuchskräfte in der Wissenschaft nicht ausgehen, hat die Cyber-Valley-Initiative in Stuttgart ein eigenes Doktorandenprogramm auf die Beine gestellt: die International Max Planck Research School for Intelligent Systems. Im Sommer Wissenschaf tler des MPI für Intelligente Systeme entwickeln neue 2017 nahmen die ersten 30 Promovierenden Te c h n o l o g i e n , u m e i n e n d r e i d i m e n s i o n a l e n K ö r p e r i n h ö c h s t e r ihr Ph.D.-Studium auf. Sie kommen aus insGenauigkeit anzupassen. So erzeugen sie einen detailgetreuen i n d i v i d u e l l e n 3 D - A v a t a r, d e n g r a f i s c h e n S t e l l v e r t r e t e r e i n e r P e r s o n . gesamt 13 Ländern, erzählt die Koordinatorin Leila Masri, von Deutschland Das Leben im Schwabenland genießt Mayumi Mohan. Nur fünf Minuüber USA bis China. »Unsere ten braucht sie von ihrer Wohnung ins MPI. Die meiste Zeit des Tages Promovierenden sind von Neuverbringt Mohan im Labor – mit einem großen, roten Roboter namens gier getriebene, passionierte Baxter an ihrer Seite. Baxter ist ein Industrieroboter, der von Rethink Wissenschaftler aus der ganzen Robotics gebaut wurde. Mohan versucht in Experimenten herauszuWelt. In den meisten Fällen haben finden, wie Menschen sich im Kontakt mit dem Roboter verhalten sie schon Vorwissen auf dem For– und wie der Roboter die Gesten und die Sprache der Menschen verschungsgebiet«, sagt Masri. stehen kann. Ihre Erkenntnisse könnten in Zukunft den Einsatz von Robotern im Gesundheitswesen voranbringen. Kollege Roboter

im Krankenhaus

»Das Beste am Cyber Valley ist, dass hier so viele Forscher aus unterMayumi Mohan ist eine von schiedlichen Bereichen arbeiten«, sagt Mohan. Damit Roboter zum ihnen. Die gebürtige Inderin Leben erwachen, braucht man schließlich das Knowhow von Inforstudierte Robotik an der Unimatikern, Maschinenbauingenieuren, Elektroingenieuren, Bionikern versity of Pennsylvania. In ihrer und Mathematikern. Im Cyber Valley kommen sie alle zusammen. Masterarbeit beschäftigte sie sich Was nach ihrem Doktortitel kommt – eine akademische Karriere mit dem Einsatz von Robotern oder der Wechsel in die Industrie – weiß Mohan noch nicht. Nur so bei der Therapie von Schlaganviel: »Ich will eine Position, in der ich Menschen für Roboter begeistern fall-Patienten. In Stuttgart will kann.« Gerade Frauen seien in Bezug auf Roboter oft sehr zögerlich. sich die 25-Jährige weiterhin mit Das will Mohan ändern. Denn: »Roboter sind so freundlich!« ■ Robotern in der Pflege und der Therapie befassen, auch wenn ihr konkretes Thema noch nicht feststeht. Die deutsche Skepsis gegenüber Robotern im Gesundheitsbereich versteht sie nicht: »Wir wollen Ärzte und medizinisches Personal ja nicht ersetzen, sondern ihnen nur helfen.«

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K arriere-Fokus II: Handel & E-Commerce

Shop and go In den USA ist das Einkaufen ohne Kasse schon möglich. Doch warum steht man in Deutschland der Idee eher skeptisch gegenüber? Und wie stellt sich die Branche stattdessen die Zukunft von Supermärkten und Discountern vor? Die Zukunft entsteht im Saarland Jeder macht es. Manche nahezu täglich, andere versuchen es auf einmal pro Woche zu beschränken. Oft genug fühlt es sich wie Zeitverschwendung an, obwohl es das Natürlichste der Welt ist. Ja, es geht ums Einkaufen. Der Blick in die Zukunft verspricht mal wieder: Es soll alles besser und einfacher werden. Man spaziert einfach in einen Laden, greift sich ein Produkt aus immer gut gefüllten Regalen und verlässt das Geschäft einfach wieder. Ohne in der Schlange stehen zu müssen, die Preise für seine Produkte stets angezeigt, so smooth und smart wie sich das 21. Jahrhundert in guten Momenten anfühlen kann. Das ist die Realität gewordene Vision von Amazon Go, dem ersten Supermarkt der Welt ohne Kasse. Seit Januar ist der Markt in Seattle für die Allgemeinheit geöffnet – und das sorgte hierzulande erst einmal für offene Kinnladen. »Mich hat überrascht, dass es überhaupt technisch so ausgereift ist, dass man es aus den Versuchslaboren in einen richtigen Markt überführen konnte«, sagt Dr. Gerrit Kahl, Leiter des Innovative Retail Laboratory (IRL). 24

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Um den deutschen Einzelhandel zu verstehen, muss man ins Saarland schauen. An zwei Standorten forscht man an der Zukunft des Supermarkts. Mittendrin: Gerrit Kahl. Seit über zehn Jahren ist er schon am Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz zuständig, das IRL wurde als unabhängiges Forschungsinstitut in St. Wendel gegründet. Besuchergruppen kommen regelmäßig vorbei, können im Showroom Tablets an Einkaufswägen, Apps als Einkaufshelfer verwenden. Aber keine Kassen und Verkäufer? Das geht selbst den Saarländern ein wenig zu weit. Nun ist der US-amerikanische Markt ein anderer als der deutsche. Gerrit Kahl sieht in den Stores von Amazon Go noch keine Revolution: »Es wird auch in Deutschland eine Klientel für solche Konzepte geben – allerdings sicherlich keine Mehrheit.« In Universitätsstädten durchaus denkbar, aber auf dem flachen Land, wo die Mehrheit der Deutschen lebt? Das Prinzip ist einfach: Man loggt sich mit seinem Amazon-Account in die Amazon Go-App ein, scannt beim Betreten des Ladens einen QR-Code ein und nimmt sich im Laden einfach das, was man möchte. Verlässt man den Laden, werden die Produkte automatisch über das Konto bezahlt. Nun schwebt darüber aber die sehr deutsche Frage


Warteschlange? Ausgestorben.

Einloggen, Smoothie aus dem Kühlregal nehmen, rausgehen: Wie das Einkaufen im ersten kassenlosen Supermarkt von Amazon Go funktioniert, zeigt das Video. goo.gl/v9ryig

nach dem Datenschutz, schließlich wird der Kunde von unzähligen Kameras und Sensoren permanent vermessen. Das Ladengeschäft sieht Kahl deswegen vor allem als Experiment: »Amazon weiß, dass die Stores zunächst nur Experimente sind, weil sie kaum Erfahrungen im stationären Handel haben.« Nun ist ein Laden ohne Kasse möglich, aber ohne Personal, das wird selbst in den USA schwierig. So kontrollieren Mitarbeiter im Laden von Amazon Go, dass Minderjährige nicht einfach Bier und Tequila mitnehmen können. Kunden wünschen sich jemanden, den man fragen kann, wo das Studentenfutter oder das Gewürzregal mit der Muskatnuss stehen. Natürlich kann es auch dafür Apps geben, aber Gerrit Kahl ist sich sicher: »In einem Geschäft wird Personal, ob als Berater oder Verkäufer, notwendig bleiben.«

Kann eine App Tante Emma ersetzen? Dabei soll man in Zukunft nicht nur mit dem Personal interagieren, sondern Freunde und Bekannte treffen, weiß Gerrit Kahl. »Nicht der Einkauf wird im Vordergrund stehen, sondern das soziale Miteinander.« Das war früher durchaus ähnlich: Der Tante-Emma-Laden, noch ohne Selbstbedienung, da wussten die Frauen und Männer hinter dem Verkaufstresen nur allzu gut, welche Vorlieben man hatte, von wel-

chen Produkten man die Finger ließ und – fast noch wichtiger – was gerade in der Nachbarschaft los war. Nur war dieses Konzept, wenn man sich harter Investorensprache bedient, nicht skalierbar: Das Angebot war begrenzt, es dauerte zu lange, um einen Kunden zu betreuen, die Selbstbedienung war die Folge. Doch der Vorteil der Discounter mit immergleicher Ladenarchitektur und Produktpalette wurde auch zum Nachteil – der Einkauf wurde immer anonymer, man blieb nicht länger, als man musste. Und hier wiederum schließt sich der Bogen: Der Supermarkt soll zum Treffpunkt werden, an dem Klatsch und Tratsch ausgetauscht wird: Ob es ein Starbucks in der Rewe-Filiale ist oder eine bunte Spielewelt für die Kinder; die Zeit, die wir fürs Einkaufen verwenden, soll zumindest angenehm sein. Drastischer klingt der Appell von Gerrit Kahl an den Handel: »Der Einkauf im Supermarkt wird mit Freizeitaktivitäten konkurrieren müssen.«

Der Hype um Lieferdienste flaut ab Obwohl die Vorstellung, dass man sich alle Einkäufe nach Hause liefern lässt, anstatt in den Supermarkt zu gehen, auch nicht realistisch sei: »Welche Produkte werden denn vor allem online bestellt? Die schweU n ig lobale

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ren Kisten mit Sprudel, die in den dritten Stock gebracht werden sollen.« Es gebe derzeit zu viele Probleme, die ein Lieferservice nicht beantworten kann. Da ist ein Problem auf der Seite der Lieferdienste: die letzte Meile. Wie kriege ich die Lieferung günstig zu meinem Kunden an die Haustür, ohne einen riesigen logistischen Aufwand und hohe Personalkosten zu haben? Und da ist ein Problem auf der Seite der Kunden: Ein Produkt ist nicht gleich ein Produkt. Kahl nennt es das Bananen-Problem; manche mögen sie eher grün, andere schon sehr reif. Am Obststand kann man wählen, nicht beim Lieferdienst. Also bestellen Kunden vor allem abgepackte Produkte, bei denen sie wissen, was sie bekommen. Ein volles Sortiment, wie man es aus dem Supermarkt kennt, wird sich dann schon noch weniger lohnen, wenn bestimmte Kategorien nur Ladenhüter hervorbringen.

Und tatsächlich rücken viele Unternehmen von dem Lieferdienst als Allheilmittel ab, als das es noch vor gar nicht allzu langer Zeit gefeiert wurde. Kaufland etwa hat seinen Lieferservice erstmal eingestellt. Für Kahl werden solche Angebote vor allem Ergänzungen zum Ladengeschäft bleiben: »Lieferdienste zu betreiben, das ist noch nicht lukrativ und wird es in naher Zukunft auch nicht sein.«

Digitale Preisschilder und Balkone über dem Discounter Womit ist aber zu rechnen, im deutschen Supermarkt der Zukunft? Kahl hat ein Beispiel, von dem er auch gleichzeitig weiß, wie zwiespältig es ist: die digitale Preisauszeichnung, also Preisschilder, die in Echtzeit den Preis anpassen können. Er versteht die Gedankengänge der Kunden, wenn man das Gefühl hat, dass Produkte im Laufe eines Tages günstiger oder teurer werden. »Dass man ähnliche Bedenken wie beim Tanken hat, das ist absolut verständlich.« Denn im Offline-Handel ließen sich tägliche Preisschwankungen nur schwer erklären. Bisher weiß man ja: An bestimmten Tagen gibt es Sonderangebote, die die Fleißigen im Prospekt nachlesen, die Faulen erst beim Gang durch den Supermarkt dank meist roter Schilder zu sehen kriegen. Aber viele Kunden, so Kahl, schätzen die Konstante zu wissen, was die Butter oder was die Milch kostet.

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Dennoch möchte er die Innovation, die Unternehmen wie Mediamarkt und Rewe schon erfolgreich anwenden, nicht als unnötige Spielerei verstehen: »Als Kunde hat man einen Vorteil: Der Preis, der am Regal steht, den zahlt man auch an der Kasse.« Die größten Erneuerungen, die soll jeder Kunde direkt zu sehen kriegen, denn die Konzepte für neue Geschäfte haben sich in den vergangenen Jahren verändert: Nord etwa will Wohnungen auf seine Filialen bauen, Lidl macht das schon. Die Grenze zwischen Supermärkten und Discountern verschwimmt immer mehr. Kaum ein Discounter ohne aufgebackene Brötchen mehr, kein Supermarkt ohne günstige Eigenmarken. Der einzige Unterschied: Im Supermarkt gibt es noch eine Fleischtheke. Was hat der Supermarkt der Zukunft aber für Studierende zu bieten? Zum einen vielfältige Jobperspektiven. Nicht nur Informatiker und BWLer werden gesucht, sondern eben auch Geisteswissenschaftler, um die Innovationen der Öffentlichkeit verständlich zu erklären.

Und selbst wenn die Kasse im Supermarkt wegfallen sollte, dann müssen sich Studierende wohl keine Sorgen um fehlende Nebenjobs machen: Der Studentenjob der Zukunft, sagt Kahl, das sei dann eben der Verkaufsberater oder der Einräumer am Produktregal. Irgendjemand muss stehen gelassene Lebensmittel ja wieder richtig einordnen. Und das schafft selbst die beste Technik noch nicht. ■

Journalist Jan Lindenau konnte sich bisher noch nicht dazu durchringen, sich Lebensmittel liefern zu lassen. Der G rund: Seine H interhof-Wohnung findet of t nicht einmal der Postbote – und der nächste Supermarkt ist nur 20 Meter entfernt.


Out im Office?! Von Philipp Blanke

Seinen Freund zu verleugnen und dem Kollegenkreis die Beziehung zu einer Frau vorzugaukeln, wäre Philipp Preißer nie in den Sinn gekommen. »Für mich war immer klar, dass ich nur bereit bin, in einem Team zu arbeiten, das mich so wertschätzt wie ich bin«, sagt der 28-Jährige, der im Personalwesen tätig ist. Munich Re, Telefónica Deutschland, Bertelsmann und bald McKinsey – auf Preißers Karriereweg liegen schon große Adressen. Wen er im Privatleben liebt, war dabei nie ein Problem. »Im Joballtag mache ich kein Geheimnis daraus. Wenn mich jemand fragt, was ich am Wochenende gemacht habe, erzähle ich natürlich von den Erlebnissen mit meinem Freund. Er ist Teil meines Lebens. Ob das jemandem passt oder nicht.« Die andere Seite: Laut einer Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) haben sich nur 41 Prozent der befragten Homosexuellen gegenüber ihren Kollegen geoutet. Jeder Zehnte empfand sein Outing als nachteilig für seine Karriere. Und in einer Untersuchung der Universität Köln gaben fast 60 Prozent der Teilnehmer an, dass sie es schon einmal für notwendig gehalten hätten, ihre Homosexualität am Arbeitsplatz zu verschweigen. In Internetforen ist zu lesen, dass sich besonders kleine und mitteständische Unternehmen, vorwiegend im Handwerk oder in der Schwerindustrie, mit homosexuellen Mitarbei28

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Schwul, lesbisch, bi oder trans: In vielen Unternehmen bewegt sich was, ist die sexuelle Identität der Mitarbeiter keine große Sache mehr. Studien zeigen aber auch, dass noch nicht alles perfekt ist. tern schwertun. Zuletzt sorgte eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) für Aufsehen, wonach heterosexuelle Männer pro Arbeitsstunde 2,14 Euro brutto mehr verdienen als homosexuelle. »Eine tatsächlich wertschätzende Unternehmenskultur lässt sich immer schwer aus Hochglanzbroschüren rauslesen«, sagt Philipp Preißer. Doch wie findet man überhaupt heraus, ob ein Arbeitgeber offen ist? »Ein paar Zeichen, auf die ich gerne achte: Gibt es LGBT-Gruppierungen und einen Diversity-Manager im Unternehmen? Wie reagiert die Führungskraft – auch bereits im Bewerbungsgespräch –, wenn man über seinen Partner erzählt?« Es bleibt noch viel zu tun, findet Philipp Preißer, aber insgesamt sei man in Deutschland auf einem guten Weg: »Viele Unternehmen haben mittlerweile ihren eigenen Wagen beim CSD und zeigen damit offensiv Flagge. Die Versicherungsbranche hat mich zum Beispiel sehr überrascht. In einem Praktikum habe ich zusammen mit meinem schwulen Chef ganz offen im Unternehmen auftreten können und wir haben die ein oder andere Initiative angeschubst.« Auch die »Sticks & Stones« hat sich

mittlerweile fest etabliert. Rund 100 Unternehmen und Organisationen präsentieren sich auf der LGBT-Karrieremesse und sagen damit deutlich: come as you are. Doch auch Preißer sind homophobe Sprüche nicht gänzlich erspart geblieben: »Ein ehemaliger ranghöherer Kollege hat sich einmal auf einer Firmenfeier darüber lustig gemacht, dass ‚die ganzen Schwuchteln doch nicht normal sind‘ und ‚dass es das früher nicht gegeben hätte‘.« Damals habe er den Kommentar ignoriert und runtergeschluckt. »Heute würde ich das nicht mehr machen.« ■

Nachgefragt Welche Unternehmen sind aus deiner Erfahrung offen gegenüber Themen wie Diversity und LGBT?* 1. G o o g l e 2. A xel Springer 3. Freshfields 4. Latham & Watkins 5. Apple 6. Siemens 7. P f i z e r 8. McKinsey 9. BCG 10 . B o s c h *eigene repräsentative Umfrage unter Besuchern d e r S t i c k s & S t o n e s 2 0 17, To p 1 0


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Kolumne

Niemand

mag Gruppenarbeit. AuSSer sehr faule Leute

Gruppenarbeit ist auch nur eine Kurzform für: »Eins, zwei Leute arbeiten und die anderen chillen, aber am Ende kriegen alle die gleiche Note«. Außer man hat das unfassbare Glück, einmal in einer Gruppe zu landen, in der alle gleich viel Ahnung, gleich viel Disziplin und irgendwie nicht zu unterschiedliche Vorstellungen haben. gleich viel Ahnung fühlen sich die einen abgehängt, verstehen nichts und sind frustriert. Und die, die mehr Ahnung haben, sind auch frustriert, weil sie versuchen, denen, die nicht so viel Ahnung haben, alles zu erklären, aber dadurch eigentlich nur aufgehalten werden.

ungefähr gleiche Vorstellungen kann es schon mal passieren, dass drei Stunden dafür draufgehen, darüber zu diskutieren, was jetzt genau auf dieser einen PowerPoint-Folie stehen soll. Und nachher macht jeder seinen Part alleine und man sieht sich nur noch einmal zum Vortrag wieder. Und wenn dann eine oder einer krank ist, hat keine und keiner eine Ahnung, was diese Person überhaupt gemacht hat und wie man sie ersetzen soll.

gleich viel Disziplin passiert eben das am Anfang genannte. Ein paar legen sich auf die faule Haut und lassen die mehr Disziplinierten die ganze Arbeit machen, um nachher die gleiche Note zu bekommen. 30

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Mir ist schon klar, dass Gruppenarbeit total sinnvoll sein könnte. Im Austausch mit anderen kommt man auf neue Ideen, lernt andere Sichtweisen kennen und bekommt vielleicht einen allumfassenderen Blick für ein Thema. Gruppenarbeit könnte so gut sein! Aber in der Praxis funktioniert es eben fast immer gar nicht. Und das hat auch nichts mit Teamfähigkeit oder Teamunfähigkeit zu tun. Gruppenarbeit ist immer zeitaufwendiger und wenn dieser Zeitaufwand, wie so oft, zu keinem allumfassenderen Blick führt, dann lohnt sich Gruppenarbeit nicht. Nun könnten Leute sagen, dass es ja schon schneller geht, wenn jeder einen kleinen Part vorbereitet und man nachher alles zusammenführt. Ja. Aber dann nennt man das eben nicht Gruppenarbeit, sondern Arbeitsteilung.

Ich bin ja für einen produktiven Austausch zwischen Menschen. Aber wenn zum Beispiel in einem Seminar jeder einen Vortrag vorbereitet und hält und nachher darüber geredet wird, dann findet doch ohnehin schon ein Austausch statt. Leute, die schon vorher immer alles mit jedem besprechen müssen, um auf keinen Fall etwas Komisches zu sagen, und ständig universellem Einverständnis hinterherjagen, sollten auch einfach mal lernen, etwas mehr auf eigenen Beinen zu stehen, anstatt immer händchenhaltend vorne zu stehen und von ihrer Karteikarte abzulesen. Denn wenn man es sich immer einfach macht, wird man nicht besser. ■

Sira Busch studiert Mathematik in Münst e r, i s t g l e i c h z e i t i g a l s Slam Poetin auf Bühnen i n g a n z D e u t s c h l a n d u n t e rw e g s u n d n a h m s c h o n m e h rfach an Meisterschaften teil. Für U N IG LOBALE schreibt sie regelmäßig über Themen, die sie bewegen – humoristisch und teils überspitzt.


N E H C S I W Z

L EXUCNE D

. S S E EXZ T Z T JINE EN! VESTIER

O R U E 0 8 6,

WORK HARD. PLAY HARD. BUSINESS PUNK. Das Business-Lifestyle-Magazin. www.business-punk.com | www.facebook.com/businesspunk


»Ich bin eher so der Herz- und Vagina-Mensch« In ihrem Podcast »Besser als Sex« erörtert Leila Lowfire sexuelle Tabuthemen – von eingewachsenen Schamhaaren bis hin zum perfekten Gangbang.

L

Auf Tele 5 hat sie mit ihrer Podcast-Kollegin Ines Anioli eine eigene Show namens »Vendetta Lametta«. Nebenbei ist die 25-jährige Berlinerin auch noch ein gefragtes Aktmodell.

eila, was macht dich denn zu einer Expertin in Sachen Sex? Ich würde mich selbst nicht als Expertin bezeichnen. Ich bin sehr neugierig, gehe offen an neue Sachen heran und habe extrem viel ausprobiert. Deswegen kann ich viele Geschichten dazu erzählen. Aber auch ich weiß nicht alles über Sex.

Nein, das war mir schon bewusst, als ich mit Aktfotos angefangen habe. Mir wäre es natürlich lieber, wenn die Leute die Kunst dahinter sehen würden. Selbst wenn ich eine Bankangestellte wäre, würde man mich mit Sex in Verbindung bringen – allein, weil ich eine große Oberweite habe. Daher habe ich relativ früh beschlossen, das einfach zu meinem Beruf zu machen.

Auch beim Modeln und Schauspielern sieht man dich häufig in sehr aufreizenden Rollen. Hast du keine Angst, nur noch mit Erotik in Verbindung gebracht zu werden?

Selbst heute gibt es noch Sprüche wie »Na, wenn die so aufreizend rumläuft, braucht sie sich nicht zu wundern, angegraben und an-

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gegrabscht zu werden«. Hast auch du solche Erfahrungen gemacht? Das ist der schlimmste Bullshit. Hören durfte ich sowas aber immer wieder. Wieso kann man denn sein Frausein nicht zelebrieren und sich wohlfühlen, wenn man etwas Figurbetontes trägt? Ich kann das null nachvollziehen und diese »asking for it«-Debatte hat schon so einen langen Bart. Man sollte genau das anziehen, worauf man Lust hat. Ohne Angst, dass dem Opfer die Schuld für sexuelle Belästigung zugeschoben wird. Das sollte doch mittlerweile jeder verstanden haben.


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UNIGLOBALE Medien GmbH Reuchlinstr. 10–11, 10553 Berlin +49 (0)30 / 20 84 713 -30 mail@uniglobale.com www.uniglobale.com Herausgeber: Hermann-Josef Billstein, Florian Diesing, Sebastian Weiß

Hier geht’s zum kompletten Interview mit Leila Lowfire – inklusive Filmchen: goo.gl/iiWf1y

Redaktion

Wir quatschen den ganzen Tag, doch im Bett herrscht nicht selten Sprachlosigkeit. Frauen täuschen lieber einen Orgasmus vor, als ihrem Partner klar zu sagen, was wie funktioniert. Sollten wir mehr den Mund aufmachen? Lange Zeit war das Thema »Orgasmus vortäuschen« wirklich ein harter Diskussionspunkt im Podcast. Ich finde das schrecklich. Damit verzichte ich nicht nur bewusst auf meinen Höhepunkt, sondern mache meinem Partner auch noch vor, dass das, was ich zum Kommen offensichtlich nicht ausreichend fand, perfekt für mich war. Und wie macht man es besser? Ich bin total für Dirty Talk im Bett. Ansonsten kann man auch dabei, dazwischen oder danach klar sagen, auf was man steht. Sowas wie »Ich steh total darauf, wenn du das so machst« kommt auf jeden Fall immer besser als »Das war jetzt richtig kacke«. Was ich gerne mache, ist meinen Partner herauszufordern. Es geht erst zur Sache, wenn ich gekommen bin. Nach kurzer Zeit ist frau dann gezwungen, Anweisungen zu geben oder wird um Hilfe gebeten. So hat man nicht nur diesen Orgasmus sicher, sondern auch die zukünftigen. Anderes Thema. Hast du mal an ein Studium gedacht? Als Kind wollte ich immer Ärztin werden. Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass Menschen sterben können, wenn man einen Fehler macht. Das fand ich ganz schlimm. Daher wollte ich dann Pathologin werden, da sind die Menschen ja schon tot. Ich habe auch ein Praktikum in der Pathologie gemacht – das war mir dann aber doch zu viel Arbeit mit dem Mikroskop.

An US-amerikanischen Elite-Unis wie Harvard liegt die Jungfrauen-Quote bei rund 50 Prozent. Was denkst du: Haben karrierebewusste Menschen weniger Sex? Wenn man an einer Elite-Uni ist und den akademischen Druck hat, dann hat man bestimmt weniger Zeit sich auszuleben. Von daher kann ich mir das schon gut vorstellen. Wenn man so ein Kopf-Mensch ist, würde man sicherlich nicht all die Dinge machen, die ich in meinem Leben schon getan habe. Ich bin eher so der Herzund Vagina-Mensch. Ich hatte mal eine Affäre mit einem Unternehmensberater. Das hat extrem gut funktioniert, solange wir uns abends getroffen haben und zu ihm gegangen sind. Einmal waren wir morgens spazieren und das war das erste Mal, dass wir uns richtig unterhalten haben. Ich war total schockiert davon, dass er nur von Geschäftsideen gesprochen hat. Mich bewegen andere Sachen, deswegen haben wir uns danach auch nicht mehr gesehen. Studenten führen nicht selten eine Fernbeziehung. Hast du ein paar Tipps? Ich hatte das auch mal für eine längere Zeit und wir haben echt probiert, am Telefon und über FaceTime Sex zu haben. Für mich ist das nichts. Aber Sprachnotizen kann man sich in Ruhe anhören und auch mal zurückspulen, falls man eine Stelle besonders mag. Und morgens zu sexy Fotos oder Videos aufzuwachen, ist meiner Meinung nach nie verkehrt. Und gibt es etwas, was für dich »besser als Sex« ist? Definitiv: eine gute, lange Unterhaltung. ■ Das Interview führte Clara Westhoff.

Chefredaktion: Christin Meißner (V.i.S.d.P.)

Texte dieser Ausgabe

Philipp Blanke, Sira Busch, Christiane Kürschner, Jan Lindenau, Christin Meißner, Anja Reiter, Hannah Wagner, Clara Westhoff

Illustrationen

[14] Jan Vismann, [18 –19, 30] Nina Schumann

Layout

Jan Vismann

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Florian Diesing (Leitung) +49 (0)30 / 20 84 713-34 anzeigen@uniglobale.de

Druck

Prinovis Ltd. & Co.KG

Vertrieb

SD Media Services, Berlin +49 (0)30 / 48 33 12 33

ISBN: 978-3-946146-16-2 ISSN: 2196-579X Bildnachweise

[Cover] li: Christian Hasselbusch, re: Ludwig Binder/Haus der Geschichte; [3] Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte/Staatsarchiv Hamburg; [5] o: Christian Hasselbusch, u: privat; [6 –7] privat; [8] o: picture-alliance/dpa, Fotograf: UPI, u: Hannah Wagner; [9] kursbuch.edition; [11] Maria Katharina Schmidt; [12] o: Mauricio Martínez, u: Ludwig Binder/Haus der Geschichte; [15] Anbieter; [16 –17] privat; [20 –21] Anja Reiter; [22] l: MPIIS/ Schölkopf, r: MPIIS/Black; [24 –25] Amazon; [28] o: photocase.de/rclassen, u: Philipp Preißer; [32] Christian Hasselbusch; [34] Jan-Michael Richter Für unverlangt eingesendete Manuskripte oder Bilder wird keine Haftung übernommen. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Die Urheberrechte für gestaltete Anzeigen und Vorlagen liegen beim Verlag. Die anderweitige Nutzung bedarf ebenfalls der schriftlichen Genehmigung. Für Vollständigkeit und Richtigkeit jeglicher Angaben wird keine Gewähr übernommen. Autoren und Verlag übernehmen für Irrtümer, Fehler oder Weglassung keinerlei Gewährleistung. Meinungen der Autoren können sich von denen der Herausgeber und des Verlages unterscheiden. Bei Verlosungen ist der Rechtsweg ausgeschlossen; bei Mehreinsendungen entscheidet das Los. Die Bildrechte liegen, soweit nicht anders angegeben, beim Verlag. Die nächste Ausgabe erscheint im Juni 2018 bundesweit an Hochschulen und Universitäten sowie weltweit an ausgewählten Standorten.


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