Uniglobale Dezember/Januar 2017/18

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Uniglobale S t u d i u m u n d K a r r i e r e i m 2 1. J a h r h u n d e r t

Dez/Jan 2017/18

w w w. u n i g l o b a l e . c o m

Liebe auf   Distanz

Wie die Beziehung jedes Auslandssemester übersteht

K arriere-Fokus

Maschinenbau & Elektrotechnik

Julia Engelmann  »Nichts im Leben ist sicher«

Traineeprogramme    Üben für den Aufstieg

Studienabbruch

Kein Weltuntergang, sondern eine Chance!

X-mas-Shopping auf den letzten Drücker!


Fertig mit Schule oder Uni? Dann los:

Fluglotse werden! Abitur bzw. Bachelor in der Tasche – oder auf der Zielgeraden? Lust auf einen Richtungswechsel im oder nach dem Studium? Dann werden Sie Fluglotse (m/w) – es warten hervorragende Aussichten auf Sie. Für einen reibungslosen Flugverkehr in Deutschland braucht es Profis, die den Überblick behalten. Denn Luftfahrt bedeutet mehr, als nur von A nach B zu kommen: Es geht um die Sicherheit der Menschen am Himmel. Und genau hierfür sind unsere 5.500 Mitarbeiter die Spezialisten. Wir garantieren einen sicheren und störungsfreien Verkehrsfluss – am Boden und in luftigen Höhen. Dabei verlassen sich unsere Fluglotsen auf moderne Flugsicherungssysteme und eine hoch komplexe Technik, die von unseren eigenen Ingenieuren betreut wird. 10.000 sicher durchgeführte Flüge täglich – für uns immer wieder eine Bestätigung, dass unser Job wichtig ist. Wenn Sie diese Faszination für die Luftfahrt teilen, freuen wir uns über Ihre Bewerbung. Wir brauchen Sie – für einen sicheren Himmel über Deutschland!

Starthilfe gibt’s hier: www.karriere.dfs.de

Weil der Himmel uns braucht!


Editorial

Auf ein Neues! Liebe Realitätsverweigerer und Partyfreunde, Prokrastinations-Jünger und Effizienzgetrimmten, Weinglas-Zerstörer und Badewannenbesitzer, Redaktionsalltag in Emojis es ist schon fast Semesterhalbzeit, Silvester steht vor der Tür, und die meisten von uns werden jetzt zurückdenken und sich fragen: Hm, was habe ich eigentlich die ganze Zeit gemacht? Mit dem Glühweinkater der Saison legen wir uns dann in die Badewanne, grübeln ein wenig und merken, dass Arbeit ja auch etwas mit Struktur zu tun hat und man als Student ja ziemlich viel Arbeit und kaum Struktur hat, so dass einem dann diese wichtige Frage durch den Kopf schießt: Wie manage ich eigentlich mein Life? Wir laden uns dann Freeware- Apps aus der Kategorie »Organisation« runter, weil allein das einem schon das Gefühl gibt, etwas getan zu haben. Aber weil irgendwann die Motivation flöten geht und wir die Apps meist früher oder später vergessen, gibt es noch eine andere Möglichkeit, die auch tatsächlich hilft. Sie macht kaum Arbeit, bringt aber recht viel Struktur: Zur Silvesterparty bereiten wir ein Weinglas und einen Edding vor, um dann, kurz vor Mitternacht, unsere drei wichtigsten Vorsätze auf das Glas zu schreiben. Das Beste: Wenn am nächsten Tag die Gäste weg, aber der Kater da ist, legen wir uns mit dem Glas wieder in die Badewanne. Und wenn wir uns fragen, was wir mit unserem Life machen sollen, haben wir die Antworten wenigstens schon in der Hand.

Die Natur macht’s vor: Für ihren Bionik-Text hat sich unsere Autorin Anja angeschaut, was Ingenieure von der Tierund Pflanzenwelt lernen können. S. 14

Manchmal ist ein Studienabbruch der einzig richtige Weg. Unsere Autorin Luise hat mit drei (Ex-)Studierenden über ihre Erfahrungen gesprochen. S. 18

Studentin und Poetry-Slammerin Sira mag Kraftsport. Besserwisser und das Anmachen im Fitnessstudio dagegen

Ganz viel Konfetti und Prosecco zu Neujahr wünscht euch das UNIGLOBALE-Team.

weniger. S. 24

U n ig lobale

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2 8 B L AC K

Inhalt

C OO L E R 5 T S O V ER L M E S SEN G E K 28 BL ACUSAMMEN MITE B AG S Z D U N G EN ERG I A E I N ER L 22 Julia Engelmann im Interview

global Village 06

LIEBE AUF DISTANZ WAS H Ä LT EUCH ZUSA MMEN?

work & Life

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INTERVIEW MIT AI WEIWEI DER CHINESISCHE K Ü NST LER Ü BER SEINEN NEU EN FILM »H UMAN FLOW«

08 K A RRIERE-FOK US I: T R A INEEPROGR A MME ÜBEN FÜR DEN AUFSTIEG

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FLUCHT UND KUNST WIE ST U DIERENDE IHRE ERFA HRU NGEN SCHÖPFERISCH V ER A RBEIT EN

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K A RRIERE-FOK US II: MASCHINENBAU & ELEKTROTcHNIK BIONIK – VON DER NATUR LERNEN

Standards

istudy

Perfekt für unterwegs: Mit dem Energy Drink 28 BLACK und ein bisschen Glück gibt es je eine von fünf stylischen 28 BLACK Messenger Bags zu gewinnen!

03 EditoriaL 18 STUDIENABBRUCH K EIN WELT U N T ERG A NG, SONDERN EINE CH A NCE!

23 Impressum 34

22

INTERVIEW MIT JULIA ENGELMANN »NICHTS IM LEBEN IST SICHER«

24

KOLUMNE EIN FIT NES S ST U DIO IST K EINE SINGLEBÖRSE

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GUTE VORSÄTZE DIESE 6 A PPS HELFEN!

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X-MAS-SHOPPING! DIE BESTEN WEIHNACHTSR ABAT TE ZUM VERSCHENKEN ODER SICH-SELBST-BESCHENKEN

COMIC BY JAMIRI A MERIK A NER

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Die Taschen sind limitiert und vielseitig einsetzbar, ein Must-have für Fashion Victims. Und weil man unterwegs – sei es an der Uni, beim Sport oder abends mit Freunden – auch meistens einen kleinen Energieschub bestens gebrauchen kann, gibt‘s jeweils eine 24er Box 28 BLACK dazu. Diese beinhaltet je 12 Dosen der beliebten und fruchtigen Sorte 28 BLACK Açaí sowie der neuesten 28 BLACK Sorte Baobab – grün, prickelnd und irgendwie geheimnisvoll. Übrigens: Alle Sorten von 28 BLACK passen zum veganen Lebensstil, kommen ohne Taurin und ohne Konservierungsstoffe aus und sind laktose- sowie glutenfrei. Die Produktpalette bietet sieben verschiedene Sorten für jeden Geschmack – von fruchtig über klassisch bis hin zu sauer-prickelnd und kalorien- und zuckerfrei. Mail bis zum 19.1.2018 an gewinnspiel@uniglobale.com (Stichwort »28 Black«). Gewinnversand innerhalb Deutschlands.


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Serie Global Village

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Liebe auf D i s t a n z    – was hält euch zusammen?

Viele kennen es bestimmt: Ein Studium ist auch die Zeit der Fernbeziehungen. Mal ist der eine für ein Semester in Madrid, mal der andere für ein Praktikum in Nairobi. Vier Studierende, die auf der Webseite www.studieren-weltweit.de bloggen, erzählen, wie ihre persönlichen Liebesgeschichten das Getrenntsein überstanden haben.

Noch mehr   Geschichten?  Einfach hier scannen und viele weitere Blogposts über das Studieren im Ausland lesen.

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U n ig lobale – g lobal vi ll ag e

MIT EHRLICHKEIT GEGEN DIE EIFERSUCHT Als ich in Jordanien war, telefonierten wir jeden Abend, was zu einem Ritual wurde. Wir erzählten uns von unserem Tag und meist hatte ich mehr zu erzählen, bei all den Erfahrungen und Erlebnissen. Oft nahm ich wahr, dass das blöd für sie war. Allerdings gab sie mir nie das Gefühl, dass ich bei ihr in Deutschland hätte bleiben sollen. Die längste Zeit getrennt, also ohne uns zu sehen, waren knapp drei Monate. Während meiner Zeit in Dubai kam sie zu Besuch, was für mich sehr wichtig war. Seiner Partnerin all die Dinge zu zeigen, die man selbst jeden Tag sieht, gibt einem das Gefühl, besser verstanden zu werden. Es ist eben ein Unterschied, ob man nur von den Eindrücken hört oder wirklich dabei ist. Eifersucht ist natürlich auch ein Thema, was sowohl einen selbst als auch die Partnerin beschäftigt. Aber Ehrlichkeit und Vertrauen sind meiner Meinung nach vor allem in einer Fernbeziehung wichtig. Es bringt nichts, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was 6.000 Kilometer weit entfernt passiert. Amin Maya [22] absolviert sein Studium der Orientwissenschaften an der Philipps-Universität Marburg. Neben einem Praktikum bei einer Unternehmensberatung in Dubai studierte er auch einige Monate an der German-Jordanian University in Amman.


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A uf w w w.studieren-welt weit.d e, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF ) und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DA AD) berichten Studierende live von ihrer Zeit im Ausland. Auch via Instagram, F a c e b o o k , Yo uTu b e u n d Tw i t t e r t e i l e n d i e Correspondents ihre Erlebnisse. Eine super Informations- und Inspirationsquelle für dein eigenes Auslandssemester!

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3 2 DEN WEG EIN STÜCK ZUSAMMEN GEHEN Liebe und Auslandsstudium – das gehört für mich unweigerlich zusammen. Denn meine Freundin lernte ich in Cádiz/Spanien kennen, wo wir beide vor vier Jahren Erasmus machten. Sie kam zwar nicht aus dem sonnigen Andalusien, sondern aus dem Sauerland, aber irgendwie mochte ich sie trotzdem ziemlich. Als es jetzt für mich nach Mexiko ging, minderte die Aussicht, sie so lange nicht sehen zu können, natürlich erst mal die Vorfreude. Aber wir machten aus der Not eine Tugend und reisten im Anschluss zusammen durch Mexiko und Kolumbien. Meine Freundin absolvierte dort dann ein Praktikum in Bogotá. So konnten wir unsere individuellen Auslandserfahrungen miteinander teilen, was unsere Beziehung sehr bereichert hat. Die Monate, die wir uns davor nicht sehen konnten, waren so auch schnell wieder vergessen. Ein Hinderungsgrund für einen Auslandsaufenthalt sollte eine Beziehung daheim also nicht sein. Malte Pahlke [26] studiert Sozialwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. Mit einer PROMOS-Förderung verbrachte er ein Semester an der Universidad Autónoma Metropolitana in Mexiko-Stadt.

SURPRISE, SURPRISE! Eine Auslandserfahrung inklusive Fernbeziehung scheint zum Scheitern verurteilt? Kein Grund zur Sorge, wenn man es schafft, regelmäßig Kontakt zu halten und damit seine neue Heimat ein wenig zu teilen. Drei Monate habe ich in Kirgistan eine Sprachassistenz absolviert und natürlich ist auch da Vermissen angesagt. Neben regelmäßigen Skype-Calls habe ich zum Füller gegriffen und Briefe geschrieben – fast schon wieder romantisch! Das Highlight war jedoch der Überraschungsbesuch meines Freundes: Für zehn Tage hat er sich zu mir nach Zentralasien getraut, sodass ich ihm ein Stück meiner neuen Welt zeigen konnte. Im Anschluss haben wir einen gemeinsamen Roadtrip unternommen, einmal um den fast größten Gebirgssee der Welt, dem Issyk-Kul. Jetzt geht’s auf die nächste Stufe: Es geht für mich für ein halbes Jahr nach Kolumbien. Dafür habe ich mir bereits genug Briefbögen zugelegt. Aus sicheren Quellen weiß ich allerdings, dass mein Freund schon nach günstigen Flügen nach Bogotá schaut – da ist Vorfreude vorprogrammiert! Camilla Szymanski [25] ist Geschichts- und Romanistik-Studentin an der Ruhr-Universität Bochum. Ihr Kirgistan-Aufenthalt lief über die Organisation LOGO e.V., demnächst geht es an die Universidad Santo Tomás in Kolumbien.

4 MEHR NÄHE DURCH DIE FERNE Spanien, Deutschland, Singapur, Thailand – diese Route, verteilt über fünf Monate, musste unsere Lovestory durchstehen. Damals wussten wir auch noch nicht so recht, was jetzt daraus wird, beziehungsweise hatten auch so unsere Befürchtungen. Im Endeffekt war die Liebe jedoch stärker. Ich würde sogar behaupten, dass der Auslandsaufenthalt uns noch enger zusammengeschweißt hat. Schließlich wartet nicht jeder solange auf einen. Dennoch ist eine Fernbeziehungen mit Herausforderungen verbunden, daher sind hier unsere Tipps: 1. Sprecht miteinander über eure Sorgen und Ängste – und versucht, den anderen zu verstehen. 2. Nehmt euch Zeit und verabredet euch für ausgedehnte Skype-Dates. 3. Für die Daheimgebliebenen: Die Lücke kommt einem weniger groß vor, wenn man selbst auch viel unternimmt – sei es ein neues Hobby oder ein fokussiertes Unisemester. Macht es auch zu eurem Semester! Abdurassul Magiun [25] studiert Business Administration an der Bergischen Universität Wuppertal. Für ein Auslandssemester zog es ihn an die James Cook University in Singapur. U n ig lobale

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K arriere-Fokus I:  Traineeprogramme

Üben für den

Aufstieg

Nicht immer haben Hochschulabsolventen klare Vorstellungen davon, wie es nach dem Abschluss weitergehen soll. Bevor sie sich auf eine Position festlegen, möchten viele noch zusätzliche Praxiserfahrungen sammeln, die über ein Praktikum hinausgehen. Traineeprogramme sind eine vielversprechende Alternative zum Direkteinstieg. Auch Unternehmen profitieren: Indem sie Trainees gezielt fördern, gewinnen sie zukünftige Führungskräfte. Illustration: Katinka Reinke

Ziel Innerhalb eines Traineeprogramms erhalten Hochschulabsolventen einen umfassenden Einblick in ein Unternehmen, bevor sie ihre Stelle antreten. Trainees haben die Möglichkeit, verschiedene Abteilungen kennenzulernen und können somit herausfinden, was ihnen besonders liegt, bevor sie sich auf eine Stelle festlegen. Das Wissen und die Kenntnisse, die Trainees in dieser Zeit vermittelt werden, sind normalerweise auf die Anforderungen des Unternehmens zugeschnitten. So ist vorgesehen, dass die Trainees anschließend ihre berufliche Karriere im Unternehmen fortsetzen. Arbeitgeber versuchen, auf diesem Wege Nachwuchskräfte zu rekrutieren, die später Verantwortung als Fach- oder Führungskräfte übernehmen.

Voraussetzungen In der Regel setzen die Unternehmen gute Studienleistungen und erste Praxiserfahrungen voraus. Auch mit Soft Skills und guten Sprachkenntnissen können Bewerber punkten. Durchschnittliche Dauer: 17 M o n a t e *

Aufbau und Ablauf

Branchen Die meisten Traineeprogramme werden von großen Konzernen angeboten. Gesucht werden vor allem Wirtschaftswissenschaftler, Informatiker, Ingenieure, und Naturwissenschaftler. Vereinzelt haben aber auch Geisteswissenschaftler eine Chance – zum Beispiel beim Creative Management Program von Bertelsmann. 08

U n ig lobale – wor k&li fe

Durchschnittlich durchlaufene A bteilungen im U nternehmen: 4*

Trainees erhalten einen umfassenden Einblick in das Unternehmen, indem sie unterschiedliche Abteilungen kennenlernen. Welche Stationen sie in der Zeit durchlaufen, können Trainees meistens mitbestimmen. Sie bearbeiten selbstständig Projekte und übernehmen erste Verantwortung. Oft wird ihnen ein Mentor zur Seite gestellt, der regelmäßig Feedback gibt. Außerdem nehmen sie an Seminaren und Weiterbildungen teil, um sich zusätzliche Fachkenntnisse und Soft Skills anzueignen. Bei manchen Traineeships ist zusätzlich ein Auslandsaufenthalt vorgesehen.


Netzwerken Traineeprogramme sind perfekt zum Networken. Meistens erhalten Trainees eines Jahrgangs die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen und Kontakte zu Führungskräften zu knüpfen. So wollen Unternehmen dafür sorgen, dass Trainees in ihren zukünftigen Positionen erfolgreich zusammenarbeiten.

Jobaussichten

Programme mit A u s l a n d s e i n s a t z : 4 0 %*

Gehalt Die Vergütung sollte in der Regel einem branchenüblichen Einstiegsgehalt entsprechen. Die Höhe der Bezahlung kann von Branche zu Branche variieren. Besonders gut zahlen die Autoindustrie, Banken, sowie die Finanz- und Versicherungsbranche. 2017 verdienten Trainees im Durchschnitt 38.200 Euro brutto im Jahr. Die Range reicht dabei von 52.608 Euro (Banking) bis 23.000 Euro (Marktforschung/Werbung).

85 % der Unternehmen ak zeptieren einen Bachelorabschluss*

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Steven H., Junior Produktmanager

Die Übernahmechancen nach einem Traineeprogramm sind sehr gut! Schließlich investieren die Unternehmen schon jede Menge Zeit und Aufwand in ihre Trainees. Meist – genauer gesagt in 80 Prozent der Fälle – winkt also eine Festanstellung nach Abschluss des Programms. Zum Teil entscheidet der Arbeitgeber schon nach dem ersten Jahr, ob der Trainee übernommen werden soll, manchmal aber auch erst gegen Ende des Traineeships. Besonders gut stehen die Chancen bei Programmen, die auf eine ganz konkrete Zielposition zugeschnitten sind. Um Planungssicherheit zu haben, sollte man sich rund ein halbes Jahr vor Ablauf mit dem Arbeitgeber zusammensetzen. Auch bei regelmäßigen Feedbackgesprächen kann abgeklopft werden, wohin die Reise geht.


Bei Trainees   Nachgefragt  An welchen spannenden Projekten durftest du mitarbeiten? Was hast du in der Zeit als Trainee über dich gelernt? Und welche Eigenschaften sollten Interessenten für ein Traineeprogramm mitbringen?

Marie Benker [27] begann im Mai 2017 ein Traineeprogramm bei Melitta. 18 Monate lang unterstützt sie die Teams an fünf Stationen: Compensation & Benefits, HR Geschäftsbereich Kaffee, Personalabteilung Melitta Sales Europe, Personalabteilung an einem der ausländischen Standorte, Marketing bei Cofresco sowie der Personalbereich im Melitta Business Service Center. »Ein sehr interessantes Projekt war unter anderem die weltweite Mitarbeiterbefragung. Während meiner ersten Station in der Zentrale war ich Teil des Kernteams, das für die weltweite Projektkoordination mit allen Personalabteilungen der Unternehmensbereiche verantwortlich ist. Dort habe ich die Durchführung und Prüfung der Dokumentationsbögen vorbereitet und das Team bei verschiedenen Kommunikationsmaßnahmen unterstützt. Zudem war ich Ansprechpartnerin für das Kultur-Audit, mit dem Maßnahmen zur Förderung einer mitar-

Durschnittliches Tr a i n e e - G e h a l t 2 0 17: 38.200 EUR**

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beiterorientierten Arbeitsplatzkultur erfasst werden, und habe die Planung des FollowUp-Prozesses unterstützt. Bereits das Assessment Center hat mir dabei geholfen, meine Stärken und Entwicklungsfelder fokussiert zu betrachten. Darauf aufbauend habe ich mit meiner Mentorin einen Lern- und Entwicklungsplan aufgestellt, der mich bei meiner gezielten Weiterentwicklung über die anderthalb Jahre unterstützt. Auch durch die Stationswechsel lerne ich viel über mich selbst, weil ich in den Orientierungs- und Feedbackgesprächen eine ausführliche Rückmeldung zu meiner Leistung und meinem Lern- und Entwicklungsprozess bekomme. Mitbringen sollte man als Trainee vor allem Offenheit, Veränderungsbereitschaft und die Fähigkeit, sich schnell in neue Aufgaben einzuarbeiten. Die Stationswechsel in die verschiedenen Unternehmensbereiche erfordern Flexibilität und Anpassungsvermögen, weil man vor anderen Herausforderungen steht und sich in neue Teams einfinden muss.«


WAS VERDIENT MAN? Seit Oktober 2016 ist Dennis Krausz [27] internationaler Trainee im Bereich Vertrieb bei Dr. Oetker. In 18 Monaten durchläuft er verschiedene Funktions- und Sortimentsbereiche. Neben einem sechsmonatigen Auslandsaufenthalt sind Seminare und ein Trainee-Projekt Bestandteil des Programms. Eingesetzt wurde er bisher im Category Management, Marketing, Einkauf, Vertriebsaußendienst und bei Oetker International Sales.

Infos zum Trainee-Gehalt in verschiedenen Branchen und Unternehmen findest du hier:

»Besonders spannend, aber auch herausfordernd war unser interdisziplinäres Trainee-Projekt. Dabei haben wir selbstständig eine konkrete Fragestellung der internationalen Geschäftsführung bearbeitet. Ein persönliches Highlight war, die Projektergebnisse am Ende vor der Geschäftsführung präsentieren zu dürfen. Mindestens genauso interessant ist mein derzeitiger Auslandseinsatz in Bukarest, wo sich der Markt sehr von dem mir bekannten westeuropäischen Einzelhandel unterscheidet. Zusammen mit dem Team von Oetker International Sales am Stammsitz Bielefeld unterstütze ich die rumänischen Kollegen vor Ort bei der Implementierung eines neuen Vertriebsprojekts. Ich habe gelernt, wie ich meine Stärken weiter ausbauen und worin ich mich verbessern kann. Außerdem habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass wahre Grenzen nur im Kopf existieren und man herausfordernde Ziele benötigt, um sich weiterzuentwickeln. Als Trainee im Vertrieb spielen vor allem Offenheit, Kommunikationsstärke, analytisches Denken und Begeisterungsfähigkeit eine große Rolle. Es ist wichtig, dass man authentisch und natürlich bleibt. Die Perspektiven nach meinem internationalen Traineeprogramm sind sehr vielfältig und aussichtsreich. Ich werde meinen Weg bei Dr. Oetker im Category Management fortsetzen und freue mich sehr darauf.«

Marcel Korfmacher [29] hat Kulturwissenschaft, Wissensmanagement & Logistik in Magdeburg studiert und ist nach seinem Abschluss als Trainee im Vertrieb beim Süßwarenunternehmen Storck eingestiegen. Innerhalb des Traineeprogramms lernt er verschiedene Bereiche, angefangen vom Außendienst, über Business Support und Finanzen bis zum Marketing und Key Account Management, intensiv kennen.

Nadine Carstens arbeitet als freie Journalistin in Köln. Ihr Schwerpunkt liegt auf den Themen Studium/ B eruf, K u l t u r s o w i e T i e r- u n d U m w e l t s c h u t z . S i e s e l b s t h a t z w a r k e i n Tr a i n e e p r o gramm absolviert, hat aber neben ihrem Studium reichlich Praxiserfahrung e n b e i e i n e r Ta g e s z e i t u n g g e s a m m e l t .

▶ goo.gl/iKcZF3

»Besonders gefallen hat mir ein Projekt, bei dem ich mit einem Trainee-Kollegen im Vertrieb bei Storck ein Konzept zu Sales-Unterlagen für den deutschlandweiten Außendienst erarbeitet habe. Gemeinsam mit vielen Kollegen aus der Bezirksleitung haben wir es geschafft, ein effizientes Werkzeug zu erstellen, was nun etwa 1.200-mal pro Woche als Grundlage für Vertriebsabsprachen genutzt wird. Durch solche Projekte, viele Verkaufsgespräche und konstruktive Diskussionen mit Kollegen sowie Vorgesetzten habe ich mich sowohl persönlich als auch fachlich weiterentwickeln können. Meine Arbeitsweise ist lösungsorientierter geworden und ich habe gemerkt, dass ich pragmatisch an Aufgaben herangehe. Wer sich für ein Trainee-Programm bei Storck interessiert, sollte sich natürlich für unsere Marken begeistern können. Ein Vertriebstrainee sollte ebenso Affinität zur analytischen Vorbereitung mitbringen und kommunikationsstark sein. Und man muss Lernen wollen; Unterstützung dafür bietet das Patensystem. Ein Pate aus einem vorherigen Jahrgang und ein Pate aus dem höheren Management stehen den Trainees immer mit Rat und Tat zur Seite. Persönlich habe ich das Ziel, bei Storck ein Team zu führen. Ich arbeite gerne auf Augenhöhe mit erfahrenen Kollegen verschiedener Generationen zusammen, um gemeinsam Ideen voranzubringen. ‚Strategische Vertriebsentwicklung‘ könnte der Titel meiner liebsten zukünftigen Tätigkeit sein.«

Q u e l l e n : *J o bTr e n d s D e u t s c h l a n d 2 0 1 6 ( s t a u f e n b i e l I n s t i t u t ) , * * a l m a M a t e r G e h a l t s t u d i e & g e h a l t . d e

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Studium, Praktikum, Berufseinstieg

Die IG Metall      unterstützt     Lohnt sich eine IG Metall-Mitgliedschaft schon während des Studiums? Ja, sagt Isabell Albert – Koordinatorin im Bereich Studierendenarbeit – und erklärt im Interview, warum. Frau Albert, Arbeitskämpfe und Demonstrationen: Die IG Metall bringt man zuerst wohl damit in Verbindung, dass sie sich für die Rechte von Menschen einsetzt, die schon im Arbeitsleben stehen. Doch ist sie auch eine Gewerkschaft für Studierende und Absolventen? Unbedingt! Studierende stehen ja meist schon im Arbeitsleben, da sie Geld verdienen müssen. Das ist häufig unser erster Kontakt. In einigen Betrieben haben wir bereits Tarifverträge für Studierende abgeschlossen. Mit einem breiten Bildungsangebot und als Profis der Mitbestimmung, sind wir darüber hinaus auch in den Hochschulen aktiv. Was bietet die IG Metall jungen Menschen ganz konkret? Wir informieren zu Einstiegsgehältern, fairen Arbeitsbedingungen und bieten unseren Mitgliedern an, Arbeitsverträge und -zeugnisse zu prüfen. Außerdem können Studierende an Seminaren und Trainings Anzeige

zu Themen rund um Studium, Beruf und Gesellschaft teilnehmen. Aus Ihrer Erfahrung: Was sind häufige Fragen, Sorgen und Nöte, mit denen Studierende und Absolventen zu Ihnen kommen? Vom unverständlichen BAföG-Bescheid bis zu Diskriminierung im Betrieb ist alles dabei. Spätestens beim Übergang in den Beruf sind aber viele Studierende ratlos. Wir vermitteln Kontakte in Betriebe, checken Bewerbungen, organisieren Assessment Center-Trainings und nehmen die Angst davor, übers Gehalt zu sprechen. Angenommen ein angehender Trainee wendet sich an Sie, da das Programm unterdurchschnittlich bezahlt wird bzw. die geforderte Arbeitszeit unverhältnismäßig ist. Was könnte man hier mit der Hilfe der IG Metall tun? Wer vor Vertragsabschluss mit dem Betriebsrat spricht, kann einige Probleme vermeiden. Generell gilt: Wer nur als billige Arbeitskraft eingesetzt wird, hat als Gewerkschaftsmitglied das Recht auf

tarifliche Bezahlung. Gemeinsam mit unseren Rechtsexpert*innen würden wir faires Gehalt und angemessene Fortbildungsinhalte durchsetzen. Wo gibt es Anlauf- und Beratungsstellen? Wer schon einen Arbeitsvertrag hat, sollte bei den IG Metall-Betriebsräten vorbeischauen. Am Campus ist unsere gewerkschaftliche Beratung in den Hochschulinformationsbüros. Kontakt vermittelt die IG Metall vor Ort oder unter www.hochschulinformationsbuero.de. Was ist die Voraussetzung, um z. B. Seminare oder Beratungsangebote zu nutzen? Unser Angebot ist mitgliederfinanziert, jede*r zahlt ein Prozent vom monatlichen Bruttoverdienst. Studierende zahlen 2,05 Euro Monatsbeitrag, soweit sie nicht durch ein Beschäftigungsverhältnis regelmäßig hinzuverdienen.

Noch Fragen? Gern an Isabella.Albert@igmetall.de


STUDIUM, PRAKTIKUM, BERUFSEINSTIEG. NEUE ZEITEN, NEUE FRAGEN. Zusammen für neue Antworten: IG Metall. www.wasmichbewegt.de

Adrian (25) Elektrotechnik-Student

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› internationaler Nachweis für den Schüler/-innen-, Auszubildenden- und Studierendenstatus › zahlreiche exklusive Vergünstigungen (Unterkünfte, Carsharing, Sprachkurse, Online-Shops, Auslandsreisen, Museen etc.)


K arriere-Fokus II:   Maschinenbau & Elektrotechnik

Beute anvisieren, mit der Zunge blitzschnell und passgenau greifen und anschließend wie eine Angelschnur wieder einholen: Festos FlexShapeGripper ist von der Fangtechnik des Chamäleons abgeleitet.

Von der Natur lernen Der Forschungszweig der Bionik schaut sich bei Tieren und Pflanzen clevere Lösungen für technische Probleme ab. Wie kommen Forscher und Entwickler den Tricks der Natur auf die Spur? Schon mal überlegt, wer sich die Funktionsweise eines Reißverschlusses ausgedacht hat? Oder darüber nachgedacht, wie der Stacheldraht oder der Salzstreuer erfunden wurden? Kletten, Dornen, Mohnkapseln: All diese alltäglichen Gegenstände sind Vorbildern aus der Natur nachempfunden. Bionik nennt man dieses »Abschauen« aus der Natur. Das zusammengesetzte Kunstwort aus den Begriffen Biologie und Technik bezeichnet die Übertragung von Naturphänomenen in die Technik. In der Praxis heißt das: Ingenieure und Erfinder lassen sich von Menschen, Tieren und Pflanzen inspirieren, um besonders effiziente Anwendungen zu entwickeln oder diese zu verbessern.

Energiespartricks aus der Tierwelt  Leonardo da Vinci, der den Flügelschlag des Vogels beobachtete und für den Menschen imitieren wollte, gilt als historischer Begründer der Disziplin. Was zu da Vincis Zeiten noch als simple Naturstudie galt, wird heute auf komplexe Art und Weise in Simulationsprogrammen, 14

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Ingenieursbüros und Labors dieser Welt erforscht. Mittlerweile gibt es eigene Studiengänge, in denen man das Erfinden nach biologischem Vorbild erlernen kann. Wie erkennt man die Tricks der Evolution und macht sie sich für technische Anwendungen zunutze? Und welche Berufsperspektiven gibt es in der Bionik? Der Hintergedanke der Disziplin: Im Laufe der Jahrtausende haben sich Lebewesen perfekt an ihre jeweilige Umgebung angepasst, mit energiesparenden Fortbewegungsmethoden, Orientierungssinn trotz widriger Verhältnisse, ultraleichten und trotzdem robusten Oberflächen. Bioniker schauen sich die besten Energiespartricks und Optimierungsgeheimnisse der Natur ab – um technische Anwendungen für den Menschen zu entwickeln und zu verbessern. Doch selbst wenn die Natur mit einer scheinbar perfekten Lösung aufwartet – einfach kopieren lässt sich kaum etwas. Vom biologischen Phänomen bis zu einer technischen Umsetzung ist es meist ein weiter Weg. Entscheidend ist das Verständnis für das zugrunde liegende Prinzip.


Meister im Greifen: Vorbild des OctopusGrippers von Festo sind die O k t o p u s -Te n t a k e l n . I n k l u s i v e S a u g n ä p f e n .

Wie ihre natürlichen Brüder und Schwestern a g i e r e n a u c h d i e B i o n i c A N Ts i m Te a m . D u r c h Sensoren, 3D-Kamera und Funk können Festos b i o n i s c h e T i e r c h e n z u m B e i s p i e l d e n Tr a n s p o r t eines Kunststoffteils untereinander abstimmen.

Roboter mit Feingefühl  In Deutschland gilt das Esslinger Familienunternehmen Festo als Bionik-Pionier. In der Vergangenheit ließ sich der Automatisierungsspezialist schon von vielen Tierarten inspirieren, um Roboter für die Industrie zu entwickeln: Der Bionic-Motion-Robot ist vom Elefantenrüssel und den Tentakeln des Oktopus inspiriert, der Octopus-Gripper wurde vom Oktopus abgeleitet. Doch auch der Mensch höchstpersönlich hat bereits als Vorbild hergehalten: Christian Trapp arbeitete mit seinem Team am Bionic Cobot, einem kollaborativen Industrieroboter. Der Bionic Cobot ist dem menschlichen Arm in seinem anatomischen Aufbau nachempfunden, erklärt Trapp, und wird pneumatisch angetrieben. Über Luftdruck wird die Steifigkeit der Bewegungen gesteuert. Wie sein biologisches Vorbild löse der Leichtbauroboter viele Aufgaben mithilfe seiner flexiblen und feinfühligen Bewegungen: kräftig zupacken oder vorsichtig aufheben, fest zudrü-

cken oder sanft antippen. »So kann er unmittelbar und sicher mit dem Menschen zusammenarbeiten«, sagt der 29-Jährige.

Allrounder mit Fachwissen  »Mich fasziniert es, die Natur zu beobachten und nachzuvollziehen, wie Bewegungen bei Tieren und Menschen funktionieren«, schwärmt Trapp. Der Entwickler absolvierte eine Ausbildung zum Industriemechatroniker, ehe er Mechatronik mit Schwerpunkt Automatisierungstechnik an der Hochschule Esslingen studierte. Während des anschließenden Masterstudiums in Technischer Kybernetik an der Universität Stuttgart arbeitete er als Werksstudent bei Festo. »Auch meine Masterarbeit konnte ich bei Festo schreiben, und bin danach direkt als Ingenieur im Bionik-Team eingestiegen.« Das Bionik-Team bei Festo ist bunt gemischt: ein Industriedesigner, ein Maschinenbau-Ingenieur, eine Informatikerin, ein MechatroU n ig lobale

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niker. »Es führen viele Wege in die Bionik«, sagt Trapp. Das Feld profitiere von der Interdisziplinarität der Entwickler und Experten. »Neben unserem jeweiligen Spezialgebiet sind wir alle auch Allrounder, die bei fast allen Projektaufgaben der anderen mit anpacken und helfen.«

Bionik Studieren  Einige deutsche Hochschulen bieten mittlerweile sogar spezielle Bionik-Studiengänge an. In Bremen und Bocholt kann man ein Bachelorstudium für allgemeine Bionik belegen. An der Hochschule Hamm-Lippstadt bringt man es in sieben Semestern zum Bachelor in »Materialdesign – Bionik und Photonik«. Sebastian Schneider studiert Bionik an der Westfälischen Hochschule in Bocholt. »Das Studium ist sehr interdisziplinär«, erzählt der 24-Jährige. Neben den Hauptfächern Leichtbau und Sensorik lerne man in seinem Studiengang über Chemie, Physik oder Informatik. Besonders viel Wert werde auf den Praxisgehalt gelegt. »In Bio werden Tiere seziert und Querschnitte von Pflanzen angelegt«, erzählt er. »Im Leichtbau haben wir kleine Flugzeuge gebastelt.« Zu jedem Themengebiet gebe es Tiere und Pflanzen, von denen man sich etwas abgucken könne, sagt Schneider. Der Sensorik-Professor an der Hochschule habe ein besonderes Faible für Ameisen. Von den kleinen Insekten könne man lernen, wie ein Roboterschwarm effizient miteinander kommunizieren könne, mit möglichst wenig Rechenleistung.

Vorbild: Kieselalge  Sebastian Schneider hat sich in den letzten Monaten aber vor allem mit der Kieselalge beschäftigt, einem pflanzlichen Einzeller, der sich in Seen, Meeren oder Aquarien herumtreibt. Für seine Abschlussarbeit in Zusammenarbeit mit dem Alfred-Wegener-Institut nutzte Schneider das Vorbild aus dem Wasser, um folgende Forschungsfrage zu beantworten: Kann man Unterschenkel-Prothesen nach dem Vorbild der Alge leichter und effizienter gestalten? Kieselalgen sind tatsächlich faszinierende Überlebenskünstler. Ihre robusten Schalen

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U n ig lobale – wor k&li fe

und Panzer schützen sie vor Fressfeinden wie den gefräßigen Ruderfußkrebsen. Zugleich besitzen sie aber nur wenig Eigengewicht, mit gutem Grund: Würden die Algen zu schwer werden und absinken, hätten sie unter Wasser zu wenig Licht für ihre Photosynthese – und würden sterben. Genau diese effizienten Materialeigenschaften machen die Kieselalgen interessant für Sebastian Schneider – und für den Einsatz bei Prothesen, die genauso belastbar, aber zugleich leicht sein sollen. Auf dem Computer errechnete Schneider das Modell einer Unterschenkelprothese, die auf den Wabenstrukturen der Algen basiert. »Wo die Belastung hoch ist, brauche ich kleinere Waben – und umgekehrt«, erklärt Schneider. »Meine Abschlussarbeit ist sozusagen eine Vorstudie für das Alfred-Wegener-Institut«, erklärt Schneider. Noch ist unklar, ob seine Ergebnisse für die Industrie nutzbar seien. Der Prothesenhersteller Otto Bock wolle einfach wissen: Lohnt es sich, ein solches Bionik-Projekt überhaupt zu starten?

miliär gehalten.« In der Industrie gebe es viele Anwendungsfelder für Bionik: Fast jeder kennt den sogenannten Lotus-Effekt, der nach der im fernen Osten beheimateten Lotuspflanze benannt ist. Die Blätter der Pflanze haben die praktische Eigenschaft, sich selbst zu reinigen. Auf der Blattoberfläche sitzen winzige Wachskristalle, die dem Blatt eine raue Oberfläche verleihen. Auf der genoppten Struktur können Schmutzpartikel und Wassertropfen nicht anhaften. Forschern ist es gelungen, künstliche Oberflächen mit einer ähnlichen Funktionsweise zu entwickeln: Es gibt heute Fassadenfarbe, die Wasser und Schmutz von Hauswänden einfach abperlen lässt und Silikonwachs, das zum Schutz vor Wind und Wetter auf Markisen oder Dachziegel aufgesprüht wird. Feldevert will auch in Zukunft solchen und ähnlichen Geheimnissen der Natur auf die Spur kommen. In der Industrie sieht er sich vor allem als Kommunikator. »Wir sind nicht die reinen Maschinenbauer, und nicht die reinen Biologen«, sagt er. »Wir sprechen beide Sprachen.«

Saubere Sache durch den Lotus-Effekt  Wer sein Wissen auch gleich in der Praxis anwenden will, kann Bionik auch dual studieren, so wie Eric Feldevert. Der 21-Jährige lässt sich neben seinem Bionik-Studium beim Fräsmaschinenhersteller Fooke im Münsterland zum Industriemechaniker ausbilden. »Sobald man einen kooperativen Partner gefunden hat, ist das duale Studium so gut wie gesichert«, sagt Feldevert. Er zählt die Vorteile eines dualen Studiums auf: die Praxisnähe, die Bezahlung und die Hilfe von Kollegen, die man bei inhaltlichen Studienfragen einfordern könne. An Hochschule Bocholt genieße er die kleinen Strukturen. »Das Studium ist sehr fa-

A n j a R e i t e r i s t n a c h d e r B i o n i kRecherche fasziniert von den clever e n V o r b i l d e r n a u s d e r N a t u r. D e n Ameisen-Algorithmus hat sie aber immer noch nicht entschlüsselt.

Flattern sie vielleicht bald durch die Fabrik der Zukunft? Zumindest zeigen die eMotionButterflies von Festo eindrucksvoll, wie einzelne Systeme »im Schwarm« kommunizieren können.


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Studienabbruch

Flucht   nach    Vorn  Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) und der Stiftung Mercator brechen rund 23 Prozent der Studierenden ihr Studium ab. Nicht schön, aber auch nicht das Ende der Welt. Helene, Felix und Johannes sind jedenfalls mit ihrem »Plan B« happy.

Mit der Unzufriedenheit ist es wie mit Lebensmittelmotten: sie schleicht sich langsam ein, man erhascht nur hin und wieder einen Schatten, der vorbei flattert, bis man irgendwann das ganze Ausmaß der Plage erblickt. Dieses Gefühl, jeden Tag ein paar Motten der Unzufriedenheit mehr zu entdecken, kennt Helene sehr gut. Und sie weiß auch, dass es schwer sein kann, ein wirksames Gegenmittel zu finden. Sieben Semester lang suchte sie ein Mittel gegen ihre Unzufriedenheit im Studium und entschied sich schließlich für das stärkste: den Studienabbruch.

Falsche Vorstellungen »Der Abbruch ist mir leicht gefallen«, sagt Helene heute. Die Entscheidung, Sonderschulpädagogik zu studieren sei ursprünglich eher ein Kompromiss gewesen, hatte sie doch eigentlich an die Musikhochschule gehen wollen. Doch nach einer Absage im ersten Jahr, sowie einer Zusage ohne freien Studienplatz im zweiten Jahr, wollte sie nicht mehr länger 18

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warten. Als Kind einer Pädagogin habe auch sie eine Neigung zu der Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung gehabt. Doch: »Ich bin da ein bisschen blauäugig rangegangen«, sagt Helene fünf Jahre später. Ihr sei nicht bewusst gewesen, dass der Studiengang hauptsächlich eines anstrebt: den Lehrerberuf. »Der Beruf des Lehrers hat im Lauf der Jahre immer weniger zu meinem Zukunftskonzept gepasst«, sagt Helene. Und dann folgte eine Motte der nächsten: Prüfungsängste, das verschulte Uni-System, falsche Fächerwahl, zunehmend desillusionierende Praktika, und nicht zu vergessen ihre Gesangskarriere in der Acapella-Gruppe »Sjaella«, die viel Zeit beanspruchte. »Ich wusste eigentlich immer, dass ich hauptsächlich Musik machen will«, sagt die 26-Jährige. Zwischen Gesangsunterricht, Proben und Auftritten am Wochenende im In- und Ausland, ging Helene nur noch in die Uni, wenn es in den vollen Kalender passte. »Ich hatte ehrlich gesagt ziemlich die Nase voll.«


Illustration: Sabine Redlich

gesagt, dann überlegen wir mal, was du wirklich machen willst.« Also blieb er im dritten Semester noch offiziell an der Uni, nutzte zwei Monate der Zeit jedoch für ein Praktikum im Handwerk.

Nach dem Abi kann man doch keine Ausbildung machen … Auch Felix schwänzte seine Vorlesungen als ihm im zweiten Semester Volkswirtschaftslehre Zweifel kamen. »Mir war das alles zu trocken, zu realitätsfern«, sagt der 29-Jährige. Ab und zu habe er sich in Veranstaltungen der Ingenieure reingesetzt. Das sei interessanter gewesen. Doch schließlich habe ihn nicht nur das Fach gelangweilt, auch im System Uni fühlte er sich unwohl. »Ich war zu nichts gezwungen, musste mir meinen Tag selber organisieren«, sagt er. »Das kann ich zwar heute, aber ich glaube damals fehlte mir die Reife dafür.« Ausbildung ist die logische Alternative zum Studium. Auch für Felix schien das der nächste Schritt zu sein. Dennoch habe er sich gesträubt. »Das Studium ist das Nonplusultra. Das ist so in den Köpfen drin«, bemerkt er noch Jahre später. Am Gymnasium habe niemand auch nur über die Möglichkeit einer Ausbildung gesprochen. Die allgemeine Doktrin: nach dem Abi kommt das Studium. »Ich war während der Oberstufe auch mal bei so einer Berufsberatung der Arbeitsagentur«, erzählt Felix. »Aber die haben nur nach meinen Leistungskursen gefragt und weil ich im Wirtschafts-LK war, schlugen sie mir ein BWLStudium vor.«

Dort fiel der Groschen. »Die Regelmäßigkeit im Tagesablauf hat mir gut getan und ich hatte viel mehr Spaß dabei«, sagt Felix. Damit war die Entscheidung gefallen: Studium abbrechen und als Anlagenmechaniker im zweiten Lehrjahr einsteigen. Das erste Lehrjahr durfte er auf Grund seiner Vorkenntnisse überspringen. »Klar, ich habe mit dieser Entscheidung auch die Freiheit eines Studenten eingebüßt, mal einen Tag nichts machen zu können«, sagt er. Auch wenn das Studium entspannter und lockerer scheint und Pünktlichkeit nicht so wichtig ist, für ihn funktioniere es so besser. Denn jetzt, wo die Motivation stimmt, steht der heutige Meister auch gerne mal um sechs Uhr morgens auf.

Wenn die Motivation flöten geht Aber ein Studium bricht nicht nur ab, wer vorher keine Zeit zum Überlegen und Suchen hatte. So ging es Johannes. Seinen Wunsch, Medizin zu studieren, hatte er im FSJ in der Pflege sowie durch Gespräche mit Medizinern innerhalb der Familie überprüft. Obwohl die Rahmenbedingungen passten und Johannes den gewünschten Studienplatz erhaschte, nistete sich die Unzufriedenheit bereits am Ende des ersten Semesters ein.

Mehr Struktur und Praxis Auch seine Eltern, selbst Handwerker im eigenen Betrieb, rieten ihm zu einem Studium. Als er ihnen sagte, dass er sein VWL-Studium abbrechen möchte, reagierten sie überrascht, aber nicht enttäuscht: »Sie haben U n ig lobale

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Auch Luise Binder stand nach dem zweiten Semester Ethnologie kurz vor dem Studienabbruch. Doch eine berufsbegleitende Journalismusausbildung ergänzte ihr Studium per fekt. Sie brauchte einfach die richtige Mischung aus Theorie und praktischer Tätigkeit.

»Ich sah wie fleißig meine Kommilitonen alles lernten«, erinnert er sich. »Und ich war da irgendwie nicht mehr so strukturiert wie zu Schulzeiten.« Die folgenden Praktika auf einer Palliativstation und bei einer Hausärztin verliefen zwar ganz gut, doch verwandelte sich seine Vision vom Medizinerleben zunehmend in eine Utopie. Die Zeit für einzelne Patienten war knapp, Kollegen überlastet. »Meine Vorstellung war da eher romantisch geprägt: der Hausarzt, der seine Patienten hat, die er kennt, vielleicht auch auf dem Land.« In der Klinik habe er sich selbst nie sehen können. Johannes fiel in ein Motivationsloch. »Ich habe gemerkt, dass mir das Ganze peu à peu entgleitet: Ich kam mit dem Lernen nicht hinterher, die Prüfungen fielen mir nicht mehr so leicht und schließlich ist mir meine ganze Vision abhanden gekommen«, sagt der 26-Jährige. Die fehlende Motivation führte zu Fehlstunden in der Uni. »Wenn du den Teil Anatomie sowieso nicht gelernt hast, dann lohnt es sich jetzt auch nicht zum Präpkurs zu gehen«, habe er öfter zu sich gesagt.

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Bei Johannes lief es überhaupt nicht mehr und das fühlte er zum ersten Mal in seinem Leben. Scheitern – das kannte er bis zu diesem Zeitpunkt nicht, aber so habe es sich angefühlt. »Du bist doch auch gut durchs Abi gekommen, bist du jetzt dumm oder was«, habe er sich selbst gefragt.

Darüber sprechen hilft Als er seine Eltern in seine Abbruchpläne einweihte, habe er vor allem Unterstützung gespürt. »Sie legten dennoch Wert darauf, mir eine grobe Struktur zu geben«, so Johannes. Die nächste Einschreibungsfrist sollte er nicht aus Schludrigkeit verpassen. Außerdem riet ihm seine Mutter eine Beratungsstelle aufzusuchen: »Da hatte ich dann eine neutrale Person, die mit mir auch an bestimmten Verhaltensweisen gearbeitet hat, zum Beispiel nicht mehr so viel Zeit vor dem Rechner zu vertrödeln.« Etwa vier Mal sei er bei der Beraterin gewesen. Bei der Suche nach einer neuen Vision, einer neuen Vorstellung für sein Leben, halfen Gespräche mit Freunden. Sie spiegelten ihm, was

er in ihren Augen gut kann und worin sie ihn sich vorstellen könnten. Er entschied sich für Kommunikations- und Medienwissenschaften und arbeitet heute in der Kommunikation der Berufungspastorale der Jesuiten. Auch wenn er dort das Gefühl habe, sich »als ganzer Mensch verwirklichen zu können«, empfiehlt er anderen sich noch mehr Zeit für die Frage zu nehmen, womit und wie es weitergehen soll. Womöglich hätte er dann für sein zweites Studium eine Fachhochschule gewählt, die praxisorientierter ausgerichtet ist. »Wenn es in einem ganz unruhig ist, dann braucht es Zeit zu spüren, wo man wieder anspringt«, sagt Johannes.

Hinsetzen, Durchatmen, Reseten Helene nimmt sich die Zeit. Seit sie ihr Studium abgebrochen hat, sind zehn Monate vergangen. Sie verdient ihr Geld als Sängerin, geht alten und neuen Interessen nach: »Ich merke, wie ich innerlich aufblühe und spüre, was ich so gerne mache.« Pro forma sei sie in einem neuen Studiengang eingeschrieben, belegt Sprachkurse und will so möglicherweise ein paar Punkte sammeln – falls sie doch noch ein passendes, flexibleres Studium für sich findet. »Ich vertraue darauf, dass da etwas kommt, etwas das sinnvoll ist und mich hundertprozentig interessiert.« Anderer Studiengang, Ausbildung, die weite Welt – alles ist möglich.


Soll ich hinschmeiSSen?  Eines ist klar: Sein Studium abzubrechen, ist kein Weltuntergang. Trotzdem sollte eine solche Entscheidung nicht holterdiepolter getroffen werden. Denn es gibt gute und schlechte Gründe dafür.  Schlechte Gründe

Gute Gründe

Vor allem die ersten paar Semester sind für viele ein Schock: Lernstoff en masse, ein Lesepensum, das kaum zu schaffen scheint, dazu Referate, Hausarbeiten und Prüfungen. Trotzdem sollte das Gefühl, überfordert zu sein, nicht gleich die Kurzschlussreaktion »Abbruch« auslösen. Stellst du vielleicht zu hohe Ansprüche an dich selbst? Reicht nicht vielleicht auch eine 2 oder 3 in der Prüfung? (viele Arbeitgeber achten im Lebenslauf ohnehin gar nicht so sehr auf Noten …) Muss es denn unbedingt die Regelstudienzeit sein? (nein, muss es nicht …) Versuche, etwas Druck rauszunehmen und lege dein eigenes Studientempo fest. Vielleicht besuchst du auch einen Kurs über Lernstrategien. Dann bist du besser gerüstet für Zeiten, in denen es heißt: Arschbacken zusammenkneifen – und weiter!

In Vorlesungen könntest du unentwegt gähnen? Schon beim Gedanken an das nächste Seminar dreht sich dir der Magen um? Und auch das Thema des zehnten Textes langweilt dich tödlich? Dann hast du womöglich den falschen Studiengang gewählt. Leidenschaft, Interesse, Motivation – ohne die wirst du an der Uni nicht glücklich. Manchmal passen Erwartungen und Realität eben nicht zusammen. Sich das frühzeitig einzugestehen, ist kein Scheitern, sondern ein Zeichen von Stärke. Wer hingegen nur stumpf durchhält, verpasst Chancen im Leben.

TIPPS FÜR DEINEN PLAN B  A DR IA N K Du hast gute Gründe für einen Studienabbruch? US K E Fa st tr ac k A bs olve nt Dann pack’s an! Möglichkeiten, um rauszufin2017

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Interview

»Nichts im Leben ist sicher«  Ihr Psychologiestudium wollte Julia Engelmann eigentlich nie abbrechen. Doch dann kam der 5. Bielefelder Hörsaal-Slam dazwischen und machte sie via YouTube über Nacht berühmt. Heute nähert sie sich fulltime über Poesie und Melodie den psychologischen Themen des Lebens.

J

ulia, vor deinem Durchbruch hast du Psychologie studiert. Wie kamst du auf dieses Fach? Meine Mutter ist Psychologin, Autorin und Coach. Ich habe bei ihr das Studium ein bisschen mitbekommen. Ich hatte außerdem schon immer eine große Liebe zu allem, was sich ums Denken, Fühlen, Handeln dreht. Doch dann hast du abgebrochen und diesen neuen Weg eingeschlagen, auf dem du dich ganz auf das Schreiben und die Kunst verlässt. Fiel dir die Entscheidung schwer? Ich hatte zwei Drittel meines Bachelors fertig und danach noch ein halbes Jahr drangehangen. Doch irgendwann war ich so lange nicht mehr da, dass meine Freunde alle schon ihren Master angefangen haben. Und da dachte ich: Vielleicht konzentriere ich mich lieber auf eine Sache – und dies voll und ganz. Es brauchte wirklich eine Findungsphase dafür. Dass ich Vollzeit-Poetin sein kann, ist nichts, was viele machen und was daher ein klarer Berufsweg ist. Für mich war zu Anfang nicht mal klar, dass das überhaupt ein Beruf sein kann. Der Abbruch der Uni ist in meinem Fall genau das Richtige gewesen. Ich hätte mich nicht wohlgefühlt, wenn ich fertig gemacht hätte, nur um es fertig zu machen und damit alle zufrieden sind. Das heißt aber nicht, dass ich nicht irgendwann nochmal weiterstudiere. Die Sicherheit, die ein absolviertes Studium geben kann, brauchtest du für dich also nicht? Ich glaube, die Erkenntnis ist, dass nichts 22

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garantiert ist. Alles ist, was ich daraus mache. Klar brauche ich fürs Schreiben noch mehr jemanden, der das auch lesen möchte, als dies ein Psychologe benötigt. Da ist etwas klarer, dass da Bedarf besteht. Das ist der Unterschied. Aber auch aus einem Studium muss jeder selbst noch etwas machen. Daher war die Erkenntnis für mich: Nichts im Leben ist sicher. Auch nicht wie lange ich lebe. Ich mache jetzt erst einmal das, wo es mich unglaublich hinzieht und was mir Spaß macht. Du hast sehr viel gemacht: Film, Fernsehen, Theater, Schreiben, Poetry Slam. Woher nimmst du die Energie und woher kommen die Ideen? Ich glaube, die Energie kommt aus den Ideen. Ich habe sehr oft das Bedürfnis, Fragen zu klären oder Dinge aufzuschreiben und dadurch für mich sichtbar zu machen. So bekomme ich auch einen Überblick über meine Innenwelt. Und woher kommen die Fragen, die dich umtreiben? Die kommen von überall her. Tauchen einfach auf. Es ist so viel zu klären. Allein im Zwischenmenschlichen: Wie meinen andere etwas, wenn sie etwas sagen, wenn sie so und so schauen. Ich finde auch in mir oder an anderen Menschen Pole, Gegensätze. Alles ist endlich. Das macht alles noch eine Nuance drastischer. Daher kommt eine gewisse Unruhe und auch viele Fragen, die ich mir stelle. Wie lange arbeitest du an deinen Texten? Schon lange, damit sie dann auch wirklich ausgereift sind. Ich habe einmal ein Gedicht über einen König geschrieben. Das geht über 14 Seiten und dauert acht Minuten, wenn ich es vortrage. Daran habe ich, glaube ich, von der ersten Idee bis es fertig war, ein halbes Jahr gearbeitet.

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EXTENDED VERSION

Hier geht’s zum kompletten Interview mit Julia Engelmann:

▶ goo.gl/BmrLWr Gerade hast du auch dein erstes Album veröffentlicht. Was kommt da auf uns zu? Sowas habe ich wirklich noch nie gemacht. Der Aufhänger dafür war, dass ich letztes Jahr ein Gedicht geschrieben habe, was »Grapefruit« hieß. Ich höre sehr viel Musik beim Schreiben. Und irgendwann fing ich an, das vor mich hin zu singen und konnte es dann bald gar nicht mehr normal vortragen sondern nur noch singen. Daraus ist dann ein Lied geworden.

Impressum Verlag

UNIGLOBALE Medien GmbH Reuchlinstr. 10–11, 10553 Berlin +49 (0)30 / 20 84 713 -30 mail@uniglobale.com www.uniglobale.com Herausgeber: Hermann-Josef Billstein, Florian Diesing, Sebastian Weiß

Redaktion

Chefredaktion: Christin Meißner (V.i.S.d.P.)

Texte dieser Ausgabe

Hast du manchmal Selbstzweifel oder bist du immer so cool und abgeklärt, wie du auf der Bühne wirkst? Ich habe es aufgegeben, irgendwann cool zu werden. Alle meine Texte sind Ausdruck irgendeiner bestimmten Form von Zweifel. Wobei ich auch immer öfter finde, dass Zweifel nichts Schlimmes sind. Zweifel sind eine Art lauter Findungsprozess für mich. Und das finde ich, ist was Schönes. So wohl und sicher ich mich mit mir fühle, so unsicher bin ich manchmal. Aber hat dein Erfolg dich auch verändert, dich sicherer gemacht? Auf jeden Fall. Vor allem insofern, dass ich noch mehr ich bin und auch immer mehr davon zeige. Ich plaudere auch mehr zwischen den Gedichten. Sowas hätte ich früher nicht gekonnt. Ich bin früher mit dem Gedicht aufgetreten und mit dem letzten Satz von der Bühne. Das mache ich nicht mehr. Aber das musste ich lernen. Und das heißt auch, mehr von sich preiszugeben. Über Nacht bekannt geworden bist du, als ein Video mit deinem Text »Eines Tages, Baby« viral ging. Wie sehr hat dich das überrascht? Extrem. Und es überrascht mich immer noch. Alles, worüber wir jetzt gesprochen haben, ist eine Folge dessen. Es war der Urknall für meine Künstlerexistenz gewissermaßen.

Das Interview führte Philipp Blanke.

Luise Binder, Philipp Blanke, Sira Busch, Nadine Carstens, Jan Lindenau, Christin Meißner, Anja Reiter, Teresa Stiens

Illustrationen

[8–10] Katinka Reinke; [18–20] Sabine Redlich; [5, 24] Nina Schumann

Layout

Jan Vismann

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Florian Diesing (Leitung) +49 (0)30 / 20 84 713-34 anzeigen@uniglobale.de

Druck

Prinovis Ltd. & Co.KG

Vertrieb

SD Media Services, Berlin +49 (0)30 / 48 33 12 33

ISBN: 978-3-946146-14-8 ISSN: 2196-579X Bildnachweise

[Cover] Marta Urbanelis; [3] Shutterstock/ oneinchpunch; [5] Engelmann: Marta Urbanelis; [6–7] privat; [10–12] Unternehmen; [14–16] bionische Technik: Festo AG & Co. KG; [15] Ameisen: Shutterstock/BERNATSKAYA OXANA, Oktopus: Shutterstock/Yellow Cat; [16] Schmetterling: Shutterstock/suns07butterfly; [17] Unternehmen; [20] Johanna Bärschneider/www.fotozucker.de; [22–23] Marta Urbanelis; [26] Jan Lindenau; [28] Wassim: Anton Tal; [29] Rawan & Raisan: Luise Binder; [32] Unternehmen; [34] Jan-Michael Richter Für unverlangt eingesendete Manuskripte oder Bilder wird keine Haftung übernommen. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Die Urheberrechte für gestaltete Anzeigen und Vorlagen liegen beim Verlag. Die anderweitige Nutzung bedarf ebenfalls der schriftlichen Genehmigung. Für Vollständigkeit und Richtigkeit jeglicher Angaben wird keine Gewähr übernommen. Autoren und Verlag übernehmen für Irrtümer, Fehler oder Weglassung keinerlei Gewährleistung. Meinungen der Autoren können sich von denen der Herausgeber und des Verlages unterscheiden. Bei Verlosungen ist der Rechtsweg ausgeschlossen; bei Mehreinsendungen entscheidet das Los. Die Bildrechte liegen, soweit nicht anders angegeben, beim Verlag. Die nächste Ausgabe erscheint im Februar 2018 bundesweit an Hochschulen und Universitäten sowie weltweit an ausgewählten Standorten.


Kolumne

Ein Fitnessstudio   ist keine Singlebörse  Gerade wenn man viel in Hörsälen sitzt, tut etwas Bewegung gut. Viele Studierende gehen deshalb joggen. Ich gehe nicht joggen. Ich gehe ins Fitnessstudio. Und immer gucken alle komisch. Egal wofür man sich entscheidet, ob Bodybuilding, Gewichtheben, Kraftdreikampf oder einfach nur ein bisschen fitter werden, es ist nicht leicht. Als dünner Mann wird man komisch angeguckt, weil man noch keinen Bizeps hat. Als dünne Frau wird man komisch angeguckt, weil Frauen können das alles ja gar nicht so gut, aber hübsch, vielleicht frag ich mal nach der Telefonnummer. Als muskulöser Mann wird man angeguckt, weil: Ach, der spritzt sich bestimmt was. Als muskulöse Frau wird man angeguckt weil: Igitt, die sieht ja aus wie ein Mann! Und als etwas übergewichtige Frau oder übergewichtiger Mann wird man komisch angeguckt, weil: Igitt, hör erst mal auf so viel zu fressen. Es ist immer irgendwie unangenehm. Und alle gucken immer, anstatt sich mal auf sich selbst zu konzentrieren. Als ich mit Kraftdreikampf anfing, war ich eher eine dünne Frau. Ich wurde nach fast jedem Satz angesprochen, weil mir irgendein Typ erklären wollte, was ich alles falsch mache und dass er mein Held ist, der es mir richtig zeigen kann. Manchmal wurden andere Männer zur Hilfe geholt, bis an die fünf Leute auf mich einredeten. »Also von meinem Cousin

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der Bekannte, der kennt einen und der ist Arzt und der hat mir gesagt, dass das so nicht richtig ist!« Yes and this fictional doctor doesn't even lift. Manchmal wurde ich einfach nur angestarrt. Manchmal stellten sich junge Männer hinter mich und kommentierten: »Schöne Aussicht!« Manchmal wurde mir einfach das Gewicht weggenommen. »Oh, ich dachte du schaffst das nicht, da wollte ich helfen!« Manchmal kamen Männer zu mir und sagten: »Ach Mensch, gar nicht schlecht für eine Frau!« oder »Irgendwann wirst du nochmal so stark wie ich! Hahaha!« Ich bin schon so stark wie du. Manchmal fragten mich meine Freundinnen: »Und, was sagt dein Freund eigentlich dazu, dass du das jetzt machst?« Manchmal sagten Bekannte zu mir: »Also wär ich dein Freund, ich fände das ja nicht gut, wenn meine Freundin plötzlich so stark werden würde.« Manchmal kamen Freundinnen zu mir und sagten: »Ich wollte auch schon immer mal ins Fitnessstudio! Ich glaube, mir würde das so Spaß machen! Aber ich habe Angst, dass mich dann alle angucken! Und mich die Männer da auslachen!« Und dann dachte ich: Sehr sehr berechtigte Angst. Und dann sagte ich: »Nach einiger Zeit lassen die das.« Und dann gibt es Frauenfitnessstudios mit rosa 1-Kilo-Hanteln. Es gibt das große alljährliche Fernsehevent »World's Strongest Man«. Das Event »World's

Illustration: Nina Schumann

Strongest Woman« ist in den letzten drei Jahren öfter ausgefallen als es stattfand. Weil es nicht genug Sponsoren gab. Wieso werde ich als Athletin ausgelacht, weil ich einen Kopf kleiner bin als die meisten Männer und mein Körper weniger Testosteron produziert? Wieso werde ich dumm angeguckt, wenn ich trotzdem viel Gewicht bewege? Wieso muss ich es aushalten, jeden Tag Kommentare zu meinem Körper zu kriegen, nur weil sich mein Quadrizeps leicht durch die Hose abzeichnet? Wieso sagen mir Leute, ich hätte jetzt einen »sexy booty«, aber »der Bizeps geht gar nicht«? Nur weil du Angst hast, eine Frau könnte stärker sein als du oder mal stärker werden, musst du sie nicht damit nerven. Du kannst besser einer Therapeutin oder einem Therapeuten davon erzählen. Nur weil du eine Frau bist, die noch nicht 100 Kilo heben kann, musst du dir nicht von komischen Typen erzählen lassen, dass du alles falsch machst. Nur weil du das denkst, ist ein Fitnessstudio noch immer keine Singlebörse. Sira Busch studiert Mathematik i n M ü n s t e r, i s t g l e i c h z e i t i g a l s Slam Poetin auf Bühnen in ganz Deutschland unterwegs und nahm schon mehr fach an Meisterschaften teil. Für U N IG LOBALE schreibt sie regelmäßig über Themen, die sie bewegen – humoristisch und teils überspitzt.


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Interview

»Mein Leben   war nie    das eines    normalen    Studenten«   Ai Weiweis Reich liegt unter der Erde und war einmal ein Berliner Bierkeller. Wo früher Fässer lagerten, arbeiten heute junge Menschen an MacBooks. Der Meister selber sitzt in einem dunklen Raum, eine einzelne Glühbirne beleuchtet sein Gesicht. Bevor er das Gespräch beginnt, macht er noch ein Foto von mir. Nach dem Gespräch wird er es auf Instagram hochladen und seinen neuen Film verlinken: »Human Flow«.

Ai Weiwei, wie viele Aufnahmen von Ihrem Smartphone haben es in den fertigen Film von »Human Flow« geschafft? Sehr wenig, vielleicht fünf Prozent des ganzen Films. Und trotzdem haben Sie die meiste Zeit mitgefilmt, obwohl Sie ein Kamerateam dabeihatten. Ich muss meine Hände beschäftigt halten. Wie bei einem Cowboy, der immer eine Pistole in der Hand hat. Außerdem schätze ich die Sensibilität, wenn ich involviert bin. Als Regisseur schaut man meistens nur auf einen Bildschirm, man ist nicht wirklich 26

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beschäftigt. Ich aber möchte es rechtzeitig erkennen, wenn sich eine Situation ändert, anstatt nur an der Seite zu stehen. In »Human Flow« zeigen Sie die globale Flüchtlingskrise mit Aufnahmen aus 23 Ländern, darunter auch Deutschland. Stimmt es, dass Sie die Idee zum Film hatten, als Sie mit Ihrem Sohn auf Lesbos waren und ein Boot mit ankommenden Flüchtlingen sahen? Das ist nicht ganz richtig. Den ersten Eindruck hatte ich, als ich 2015 in China war, unter Hausarrest stand und keinen Pass hatte. In meinem Film sieht man am An-

TRAILER ZUM FILM fang Aufnahmen von ein paar Menschen, sie stehen ruhig da, als ob ein Passfoto gemacht wird. Ich habe Leute aus meinem Studio in den Irak geschickt, damit sie über 100 Interviews und Porträtaufnahmen machen. Als ich meinen Pass wiederbekam und nach Deutschland kam, stellte ich fest, dass einige von diesen Menschen schon in Berlin waren. Also haben wir uns mit ihnen getroffen, wir sind hier in die Camps gegangen, haben uns an die Grenzen gewagt. Es ist hart, sich all das vorzustellen, wenn man selber nicht dagewesen ist. Aber sobald man es einmal sieht, kann man nicht anders als sich einzumischen.


Ai Weiwei gehört zu den wichtigsten Ver tretern der chinesischen Gegenwartskunst. Als Kritiker der Regierung steht er unter ständiger Beobachtung u n d w u r d e 2 0 11 m o n a t e l a n g inhaftiert. Für seinen neuen Film »Human Flow«, der seit dem 1 6 .11 . 2 0 1 7 i m K i n o l ä u f t , r e i s t e der Aktivist in Flüchtlingscamps in 23 Ländern. Als junger Mann studierte Ai Weiwei in Peking und N ew Yor k , heu te lebt er in B er lin und ist u. a. Gastprofessor an der Universität der Künste.

Sie haben ein junges internationales Team, viele sind neu in Deutschland. Kamen Ihre Mitarbeiter auf Sie zu, um ihre Geschichte zu erzählen? Ich brauche nicht noch mehr Geschichten. Ich bin selber ein Flüchtling, seitdem ich geboren wurde. Meine eigene Geschichte reicht mir. Mein Vater wurde ins Exil verbannt, ich lebte mit ihm, ich weiß, wie es sich anfühlt, ein Leben ganz unten zu führen. Ich kenne die Anstrengungen, die die Menschen leisten müssen. Deswegen akzeptiere ich in meinem Team Menschen mit jedem Hintergrund, ob mit Abschluss oder ohne, ob gebildet oder nicht. Was braucht man dann, um Teil Ihres Teams zu werden? Sie müssen neugierig auf das Leben sein. Sie brauchen ein Selbstwertgefühl, um ihre eigene Wahrheit zu finden. Als der junge Ai Weiwei mit 24 nach New York ging, brachte er das alles schon mit? Nein, ich war da sehr rückständig. Ich bin in einer kommunistischen Gesellschaft aufgewachsen, wir hatten keine normale Ausbildung – sehr viel Propaganda und Gehirnwäsche. Also musste ich mich erst einmal »ent-bilden«. Das dauerte viele

Jahre in New York. Dazu musste ich noch lernen, was der Kapitalismus ist, dazu Konzepte wie Materialismus, Demokratie, Freiheit, Individualität. Ihr Leben in New York als junger Mann – war das wie das Leben eines normalen Studenten? Mein Leben war nie wie das eines normalen Studenten. Ich mochte das Leben auf dem Campus nicht, meine Erfahrungen mit Kollektiven und Disziplin in China waren keine guten. Bei mir ist ein gewisser Individualismus tief verankert. Und im Kapitalismus ist das wie eine Bombe: Ich hatte keinen Job, keine soziale Absicherung, war auf mich allein gestellt. Es war hart, aber es war eine lehrreiche Zeit, die ich gebraucht habe. In Ihrem Film »Human Flow« gibt es eine Szene mit jungen Studentinnen, die in Gaza am Meer sitzen und über ihre Ziele und Hoffnungen reden. Das war eine schöne Szene. Als wir anfingen zu drehen, hieß es immer: Seid vorsichtig, wenn ihr arabische Frauen filmt. Also war ich zunächst immer vorsichtig. Aber dann merkte ich: Sie sind wie wir, es gibt keinen Unterschied. Auch sie wollen

Party machen, sie wollen Lehrerinnen werden. Und sie wollen reisen, was aber nicht möglich ist, weil sie in einem großen Gefängnis leben. Das sind ihre Umstände und es gibt für sie keinen Weg, um das zu ändern. Wir Studierende in Deutschland wollen auch Party machen, haben aber das Privileg dorthin fahren zu können, wohin wir wollen. Darauf darf man nicht stolz sein, es bringt vielmehr zusätzliche Verantwortung mit sich. Wenn die eigenen Brüder und Schwestern unter solchen schlimmen Bedingungen leiden, dann darf man nicht stolz auf die eigenen Privilegien sein. Man müsste sich eher schämen und ihnen bewusst einen Teil der Möglichkeiten geben, die Ihr jetzt habt. Haben Sie das jetzt auch mit Ihrem Film getan? Genau. Ich bin privilegiert, ich habe die Möglichkeit mich auszudrücken. Und wenn ich das nicht tun würde, was für ein Stück Scheiße wäre ich dann?

Das Interview führte Jan Lindenau. U n ig lobale

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Serie Global Village

Flucht und Kunst  Frei sein, sich künstlerisch ausdrücken, auch Missstände kritisieren: Was bei uns selbstverständlich zur Demokratie gehört, ist in anderen Teilen der Welt undenkbar und ein großes Risiko. Wir haben mit Kunststudenten gesprochen, die ihre Heimatländer aufgrund von Gewalt und Verfolgung verlassen mussten. Sie erzählen von Unterdrückung, neuer Hoffnung und davon, wie die Flucht ihre Kunst beeinflusst. P r o t o k o l l e : L u i s e B i n d e r u n d Te r e s a S t i e n s

»Ich habe Syrien im März 2014 verlassen und mich entschieden, nach Berlin zu kommen. Weil Deutschland sehr sicher ist und es hier eine tolle Kunst- und Kulturszene gibt, in der sich viele Kontinente begegnen. Ich bin vor der Brutalität des syrischen Regimes geflohen – dort war ich viermal in Gefangenschaft und wurde gefoltert. Natürlich ist meine Musik von diesen Erfahrungen und den Erlebnissen des Krieges und der Flucht geprägt. Wenn ich die Oud spiele, fühle ich mich als ein Teil des Nahen Ostens und merke gleichzeitig, wie die Farbenfreude Berlins sich mehr und mehr in meiner Musik wiederfindet. In Berlin habe ich jetzt die Chance, neue Kulturen, Sprachen und natürlich neue Musiker und Genres kennenzulernen. Musik ist der Spiegel der Seele und ein guter Künstler schreibt mit jedem Pinselstrich und jedem Akkord Geschichte.«

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U n ig lobale – g lobal vi ll ag e

Wassim Mukdad [32] studiert Musikwissenschaftenan der Humboldt- Universität zu Berlin. Sein Instrument ist die Oud, eine arabische Laute.

Farahs »Frau aus Syrien«

Farah Khalifeh [23] studiert Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin. Ihr Genre ist die Ölmalerei.

»Meine Heimat Syrien zu verlassen und nach Deutschland zu kommen, war keine einfache Entscheidung. In Damaskus bin ich unter Angst vor Bomben zur Uni gegangen, aber ich wollte mein Studium unbedingt beenden. Dann habe ich mich doch entschlossen, nach Deutschland zu kommen und hier weiter zu studieren. Das Studium hier ist ganz anders als in Syrien, Kunst wird in den Ländern unterschiedlich verstanden. Aber auch wenn ich jetzt in Deutschland lebe, denke ich, dass ich meine syrische Kunstpersönlichkeit beibehalten werde. Ich merke, wie die Kunst das widerspiegelt, was ich denke und fühle. Es ist für mich auch eine Art der Flucht aus dem Alltag. Als der Krieg in Syrien losging, ist mir aufgefallen, wie meine Arbeiten plötzlich düsterer und grauer wurden. Manchmal ist es schwierig, etwas in Worte zu fassen, aber mit meiner Kunst kann ich mich ausdrücken.«


R aisans »Der Maler«

»In meinem Heimatland, dem Iran, hatte ich wegen meiner Kunst viele Probleme. Ich habe versucht, dort Ausstellungen zu organisieren, bin aber immer wieder auf Zensur gestoßen. Einmal war ich wegen meiner Zeichnungen drei Tage im Gefängnis. Meine Kunst bezieht sich vor allem auf die Situation von Frauen – ich habe viel Leid von Frauen aus unterschiedlichen Ländern erlebt, mich selbst nicht ausgeschlossen. Jede Frau sollte für ihre Rechte kämpfen können, aber in vielen Regionen der Welt ist das sehr schwierig. Meine Kunst soll dabei helfen, aber im Iran kann ich sie kaum zeigen. Deswegen bin ich 2013 nach Deutschland gekommen. Kunst bedeutet für mich einerseits Freiheit von der Welt der Repression, die ich erlebt habe, und andererseits einfach Entspannung.«

Samiras »Humanit y«

Samira Alizadehghanad [32] ist Filmstudentin an der Hochschule der bildenden Künste Hamburg. Neben dem Filmen zeichnet sie auch.

Raisan Hameed [26] hat im FotografieS tudiengang der H ochschule für Grafikund Buchkunst in Leipzig eine neue künstlerische Heimat gefunden.

»Ob mit meinen Skulpturen, meinen Zeichnungen oder Linolschnitten: Meine Kunst soll immer Kritik und ein Brief an die Gesellschaft sein. Ich will nicht, dass sie abstrakt ist, ich will, dass sie alle Leute verstehen können. So waren meine Werke, als ich noch in Damaskus lebte, und so sind sie es auch noch heute. Seit zwei Jahren bin ich nun in Deutschland, aber ich muss mich nicht künstlerisch mit Europa befassen, denn ich habe noch immer etwas, woran ich arbeiten kann. In Syrien gab es viele wunderschöne, historische Kunstwerke. Die meisten wurden inzwischen gestohlen oder zerstört. Ich will sie wieder lebendig machen und versuche, etwas zu schaffen, das den syrischen Werken ähnlich ist. Das ist wichtig, denn ich will mich nicht selbst anlügen und sagen, diese Zeit, das alles ist jetzt vorbei. Das ist es nicht. Ich brauche das, manchmal ist es Therapie.«

R awans »Gestohlene Erinnerung«

»Als der Krieg nach Mossul kam, hatte ich immer Angst, denn als Künstler und Journalist war es besonders schwer. Ich konnte nicht einfach in einem Café sitzen und meine journalistischen Aufgaben machen. Auf der Straße habe ich immer hinter mich geschaut, was da passiert. Drei meiner Freunde wurden auf der Straße hingerichtet oder getötet. Ich brauchte die Freiheit, da wollte ich keine Zeit mehr verlieren und habe entschieden: ‚Raisan, du musst weg.‘ Doch ich habe nicht nur düstere Erinnerungen an meine Heimat. Deshalb ist Licht der Schwerpunkt meiner Kunst. Im Irak gab es viel Sonne, viel Licht. Und so ist auch in meinem Kopf und in meinen Erinnerungen viel Licht von dort gespeichert. Als ich auf der Flucht war und meinen Weg mit dem Handy dokumentierte, tauchte Licht nicht wirklich auf. Da musste ich den Moment festhalten. Aber derzeit überlege ich, noch etwas aus den Handyfotos zu machen – und so aus meiner Flucht Kunst.« Rawan Hassan [25] studiert Medienkunst an der Hochschule für Grafik- und Buchkunst in Leipzig. Neben der Bildhauerei ist auch Zeichnen ihre Leidenschaft.

U n ig lobale

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2. Mehr Sport – Zombies, Run! 1. Weniger am Smartphone hängen – Offtime Wie viel Lebenszeit geht flöten, wenn wir ständig mit gesenktem Kopf aufs Display starren, um die neuesten Posts und Mails zu lesen … Offtime hilft beim Digital Detox. Die App analysiert dein Smartphone-Verhalten und blockt Anrufe, Apps und Benachrichtigungen in einem vordefinierten Zeitraum. Echt gut gegen Ablenkung und das stressige Immer-erreichbar-Sein in unserer vernetzten Welt. iOS (3,49 €) & Android (kostenlos)

Fitness-Apps mit ausgeklügelten Trainingsplänen gibt es zuhauf. Das macht nicht immer Spaß. Anders ist bei Zombies, Run! Hier wird jede Jogging-Session zu einer Abenteuer-Mission. Du bist »Runner 5« und musst die Welt vor einer Zombie-Apokalypse bewahren, indem du bestimmte Aufgaben meisterst. Zum Beispiel Medizin zu einem Arzt bringen oder Nahrung finden. Ein Action-Game, das fit macht. iOS & Android (kostenlos)

Gute Vorsätze:   Diese 6 Apps helfen!  An Silvester nehmen wir uns oft vor, Dinge anders und besser zu machen. Spätestens im Februar sind die Vorhaben aber meist wieder vergessen. Hier ein paar Apps, mit denen es leichter fällt, am Ball zu bleiben.

5. Mit Geld besser umgehen – MoneyControl

6. Vorsätze durchziehen – Pavlok

Als Studierender ist man in der Regel nicht Krösus, oft ist die Kohle schon vor Monatsende verschwunden. Um deine Finanzen besser im Griff zu haben, braucht es vor allem eines: den Überblick. Mit Apps wie MoneyControl hast du deine Ein- und Ausgaben, deine Überweisungen und Kontostände immer im Auge. Mitunter lassen sich so unnötige Budgetbelastungen aufdecken und vermeiden. iOS & Android (kostenlos)

Du bist wieder dabei, das Lernen aufzuschieben? Hast doch wieder zum Glimmstängel gegriffen oder bist statt zu joggen, bei Netflix hängengeblieben? Nee, nee, nicht mit Pavlok. ;) Das Armband (mit dazugehöriger App) erinnert dich durch Piepen oder Vibration an deine Verstöße. Und: Bestraft dich im Notfall mit einem 450 Volt-Stromschlag. Autsch. iOS & Android (kostenlos), Armband ca. 150 €

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U n ig lobale – iStudy

3. Mit dem Rauchen aufhören – QuitNow! Es stinkt, kostet einen Haufen Geld und ist dazu obermies für die Gesundheit: Rauchen ist ein böses Laster. Die App QuitNow! hilft beim Abgewöhnen, indem sie die Zeit seit dem letzten Zug anzeigt, angibt, wie viel Geld du gespart hast und wie sich dein Gesundheitszustand dadurch verbessert hat. Super ist auch die Community, die beim Durchhalten unterstützt. iOS & Android (kostenlos)

4. Nachhaltiger leben – EcoChallenge Diese App zeigt spielerisch, wie du deinen Alltag umweltfreundlicher gestalten kannst. So gibt es jede Woche neue Aufgaben aus Bereichen wie »Mobilität«, »Plastik«, »sauberes Licht«, »Ernährung« oder »Bekleidung«, die es zu erfüllen gilt. Zum Beispiel sollst du deinen Freunden ein Essen kochen, das nur aus regionalen Produkten besteht. In der Community kann man seine Erfolge teilen oder sich gegenseitig herausfordern. iOS (kostenlos)

APPS   ZUM LERNEN  Strukturiert zu lernen und vor allem rechtzeitig damit anzufangen, ist ein super Neujahrsvorsatz. Mit diesen zehn Apps klappt das prima:

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