Regjo 3 - 2008

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Das Regional-Journal für den Wirtschaftsraum Leipzig/Halle (Saale) Altenburg Bitterfeld Borna Dessau-Roßlau Jena Köthen Merseburg Naumburg Torgau Weißenfels Wittenberg

3/2008

4 EUR

ISSN 1614-2837 www.regjo-leipzig.de




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INHALT

RegJo LEIPZIG/HALLE

22 Große Kulisse

46 Vierblättriges Kleeblatt

Im Schatten des MDR ist durch gezielte Förderungen in Mitteldeutschland eine vielfältige Medienlandschaft entstanden, die erfolgreich Nischen besetzt.

Auf der Gewerbeimmobilienmesse Expo Real 2008 präsentieren sich vier mitteldeutsche Regionen erstmals neben- und miteinander.

Thema 16 Interview: Der Medienwissenschaftler Prof. Michael Haller über die Kompetenz von Journalisten und die Rolle von Medien in der Gesellschaft.

Wirtschaft 10 Solar ist Spitze: Die mitteldeutschen Cluster „Silicon Saxony“ und „Solar Valley“ bekommen vom Bundesforschungsministerium 40 Millionen Euro an Forschungsgeldern.

30 On Air City: Halle (Saale) ist Mitteldeutschlands Radiometropole. Eine Vielzahl von Sendern gehen von hier aus über den Äther.

31 Anpfiff!: Deutschlands erster FußballRadiosender ist auf Sendung. Beim Leipziger Webradio „90elf“ dreht sich 24 Stunden am Tag alles ums runde Leder.

32 Medienmacher: Vier Gespräche mit Journalisten aus Sachsen, SachsenAnhalt und Thüringen über Medien und Menschen.

44 Unter einem Dach: Die media city leipzig ist das Herzstück einer bewegten und jungen Medienbrache. Auf 36.000 Quadratmetern arbeiten hier Medienmacher aller denkbaren Bereiche und Professionen.

Bildnachweis: UFA, Filmproduktion; EXPO REAL; MdBK; PC-WARE

11 In der Hand der Fans: Leipzig will auch im kommenden Jahr die Computerspielemesse Games Convention stattfinden lassen. Gegen die großen Hersteller und die neue Konkurrenz in Köln.

12 „Frisch“ gemacht: Mit einem neuen Logo wirbt die Wirtschaftsförderung Sachsen zukünftig auf nationalen und internationalen Messen um Investoren.

79 Meinung: Die Zeiten der Förderung mit der Gießkanne sind vorbei. Klaus Wurpts, Geschäftsführer der Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland, fordert eine Konzentration auf innovative Wachstumsbranchen und eine länderübergreifende Zusammenarbeit.

EXPO REAL 2008 49 Der grüne Faktor: Die Immobilienbranche entdeckt das Thema Energieeffizienz. Auf der EXPO REAL und in der Region.

50 Neben der Rollbahn: Der Flughafen Leipzig/Halle überzeugt Investoren nicht nur als zentraler Logistikstandort. Hier entstehen Geschäftsbeziehungen gleich „next to the runway“.

52 Zurück in die Stadt: Christoph Gröner, Geschäftsführer der CG Gruppe, im Gespräch über die Revitalisierung ehemaliger Industriegebäude sowie die hochwertige Sanierung historischer Bausubstanz in Leipzig.

58 Investitionsbeschleuniger: Mit unserer Karte geben wir Ihnen eine Übersicht über die Wirtschaftsförderer in Mitteldeutschland.


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INHALT

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80 Tempel der Kunst

68 PC-WARE goes Grafik

Eine Ausstellung vermittelt anhand von 150 Bildnissen Einblicke in 150 Jahre Geschichte des Museum der bildenden Künste Leipzig und seiner Förderer.

Der IT-Dienstleister PC-WARE bietet der Kreativbranche ein integriertes Konzept für Hardware, Software, Beratung und Support aus einer Hand.

Kultur & Gesellschaft 82 Pilgerreise light: Zeitweise fühlte es sich an wie eine Schnitzeljagd durch SachsenAnhalt: Wenn man eine Muschel findet, bekommt man einen Stempel. Aber hinter dem St. Jakobus Pilgerweg und dem Jakobuskult steckt viel mehr.

89 Spurensuche: Der Richard-Wagner-Verband will mit dem neuen Stadtführer „Wagner Wege in Leipzig“ den Komponisten stärker ins Licht der Leipziger Öffentlichkeit bringen.

92 Junge Wilde: REGJO stellt Ihnen sechs junge Künstler aus der Region und ihr Werk in kurzen Porträts vor.

Technik & Wissenschaft 12 Durchbruch: Gleich zwei Projekte an der Universität Leipzig sind wichtige Schritte in der Krebsforschung und werden nun gefördert.

21 Lebensretter: Der neue Sepsis-Schnelltest der Jenaer Biotechfirma SIRS-Lab GmbH wurde beim IQ-Innovationspreis Mitteldeutschland gleich dreifach ausgezeichnet.

Sonderveröffentlichung 67 Countdown: Zum Jahreswechsel kommt die neue Abgeltungsteuer für Kapitalvermögen. Anleger sollten deshalb jetzt ihre Depots und Anlagestrategien überprüfen, so Bianca Meier von der Connex Steuerund Wirtschaftsberatung GmbH.

70 Sprint oder Marathon: Unternehmen haben unterschiedliche Bedürfnisse und die Stadtwerke Leipzig die dazu passenden Strom-Angebote.

76 Veredelung: Der Biogasspezialist MTEnergie gründet ein neues Unternehmen, das sich der Veredelung von Biogas auf Erdgasqualität widmet.

72 2.700 Kilometer Sicherheit: Die Merseburger ARS Anlagen und Rohrsysteme Betriebsführung & Service GmbH hat sich auf den Service und die Betriebsführung von Pipelines spezialisiert.

94 Wo und was?: Der Kalender gibt einen Überblick über die wichtigsten Kulturund Fachveranstaltungen in der Region von Oktober bis Dezember.

74 Güllebonus: Die Novellierung des EEG verspricht neue Perspektiven für die Biogasbranche. Entsprechend zufrieden sind landwirte und Anlagerplaner.

78 VNG expandiert: Der Gasversorger mit ostdeutschen Wurzeln fasst erfolgreich auf dem europäischen Markt Fuß.





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Meinung

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Bildnachweis: S. Leinweber; R. Blümel; S. Ludwig; D. Dolch; T. Wittenbecher; T. Jeschner

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Kann man hier (von) leben? REGJO fragt seine Leserinnen und Leser: Diesmal Mediendienstleister aus der Region nach beruflichen Perspektiven und Chancen, die ihnen der Standort Leipzig/Halle bietet.

1. Silke Leinweber, „Live-MAZerin“ in

der Senderegie beim MDR Leipzig: „Mit dem Medienstandort Leipzig/Halle, hier insbesondere auf den Fernsehbereich bezogen, verbinde ich eher festgefahrene und starre Strukturen, Einstellungsstopps und Outsourcing. Auch die bewusste Umgehung von tariflichen Ansprüchen und ein insgesamt relativ niedriges Lohnniveau senkt die Motivation von Mitarbeitern und verhindert Innovationen. Daher gerät meiner Meinung nach Leipzig/Halle im Vergleich zu anderen Standorten weiter ins Hintertreffen.“ 2. René Blümel, Medienkünstler & Cutter, DVD-Kollektiv Leipzig: „Mitteldeutschland ist aus meiner Sicht nicht vergleichbar mit Medienstandorten wie Berlin oder Köln mit ihren gewachsenen Strukturen. Hier hat man fast nur die Chance für den MDR oder in dessen Umfeld zu arbeiten. Anderenfalls ist es schwierig, wirtschaftlich zu überleben. Ein Großteil meiner Aufträge kommt von außerhalb der Region. Aber bislang haben mich persönliche Bindungen und die hohe Lebensqualität Leipzigs hier gehalten.“

3. Stephan Ludwig, geschäftsführender Gesellschafter, Ueberschall Medien GmbH Halle: „Mittlerweile ist es ja schwer, einen Ort zu finden, der sich nicht als Medienstandort bezeichnet: Ludwigsburg, Mainz, Münster, Freiberg – alles Medienstandorte. Dass ich ausgerechnet in Halle arbeite, liegt wohl daran, dass ich hier geboren bin. Arbeiten könnte ich genauso gut in Taucha. Oder in Südamerika – dort wurde zum Beispiel unsere Webseite erstellt. Oder in Japan – von dort wird sie betreut. 90 Prozent unserer Kunden sitzen weder in Halle noch in Leipzig – insofern fällt der Standort wenig ins Gewicht.“ 4. Danko Dolch, selbstständiger Spezialist für 3D-Computeranimation, Compositing und Postproduktion: „Ich finde in Mitteldeutschland eine hohe Konzentration von Medienunternehmen. Hier kann man Projekte in angenehmer Umgebung vor Ort realisieren. Noch fällt es schwer, die vorhandenen Ressourcen am Standort voll auszulasten. Doch hier hilft die gute Verkehrsanbindung an benachbarte Großräume wie Berlin oder Frankfurt. Als Standort ist Leipzig für mich unschlagbar.“

5. Thomas Wittenbecher, Musiker und

Produzent der Band High Society: „Für mich ist Mitteldeutschland, im Besonderen die Region Leipzig/Halle, auf Grund der zahlreichen medienrelevanten Institutionen ein ideales Betätigungsfeld. Sie bietet Möglichkeiten, in Netzwerken mit festen Partnern zusammenzuarbeiten. Ein großes Glück für Mitteldeutschland sind mittlerweile auch die zahlreichen Produktionen qualitativ hochwertiger Spiel- und Dokumentarfilme. Außerdem ein Plus: die großartige Vielfalt an bildender und angewandter Kunst in dieser Region, zur Reflexion und Inspiration.“ 6. Thomas Jeschner, Producer, 42film GmbH, Halle: „Was gibt es Schöneres, als am selben Ort zu leben und zu arbeiten? Hier in meiner Heimat, der Region Halle/Leipzig, finde ich außergewöhnliche und interessante Themen, engagierte Kinos, ein aufgeschlossenes Publikum und zuverlässige Partner. Aber es ist auch eine Region im Wandel und beispielhaft für kommende Veränderungen in Deutschland und Teilen Westeuropas. Wer Wandel als Chance begreift, der ist hier genau richtig.“


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magazin

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C lust e r

Vision Sonne

Solar ist Spitze

Neue Ufer für Q-Cells: Im „Solarvalley“ wurde ein Forschungszentrum eröffnet.

Das Bundesforschungsministerium sorgt für Jubel in Mitteldeutschland.

Der Solarzellenhersteller Q-Cells hat am 20. August in Thalheim im Landkreis BitterfeldWolfen sein Photovoltaik-Forschungszentrum eingeweiht. Um Herstellungskosten zu senken und den Wirkungsgrad zu erhöhen, sollen Wissenschaftler hier künftig Hochleistungssolarzellen entwickeln, die anschließend in Serie produziert werden können. Unternehmensangaben zufolge wurden in das neue Reiner-Lemoine-Forschungszentrum rund 50 Millionen Euro investiert. Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Dr. Reiner Haseloff betonte bei der Eröffnung, die Investition in Forschung stelle sicher, dass Mitteldeutschland langfristig Technologieund Innovationsführer auf dem Gebiet der Photovoltaik bleibe. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel fügte hinzu: „Das Forschungszentrum schafft hervorragende Möglichkeiten, die kostengünstige Produktion von Photovoltaikmodulen voranzubringen. Es kann helfen, die Vision des Firmengründers Reiner Lemoine umzusetzen, erneuerbare Energiequellen in unserer Gesellschaft noch stärker zu etablieren.“ JS

Eine Jury des Bundesforschungsministeriums hat am 2. September entschieden, das sächsische Cluster „Energy efficency innovations from silicon Saxony“ und das länderübergreifende Projekt „Solarvalley Mitteldeutschland“ als zwei von insgesamt fünf Projekten im Spitzencluster-Wettbewerb des Bundes zu fördern. Damit verbunden sind Forschungsgelder von jeweils rund 40 Millionen Euro in den kommenden fünf Jahren. „Ich bin stolz, dass sich hier gleich zwei Clusternetzwerke aus dem Osten durchsetzen konnten“, kommentierte der Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Länder, Bundesminister Wolfgang Tiefensee, die Entscheidung. Bundesweit hatten sich 38 Projekte um das Gütesiegel „Spitzencluster“ beworben. Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Dr. Reiner Haseloff erklärte in einer Mitteilung: „Die Forschungsgelder aus dem Spitzenclusterwettbewerb werden dazu beitragen, die Spitzenstellung der deutschen Solarunternehmen sowie deren Sitze in Mitteldeutschland zu festigen.“ JS

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.qcells.de.

Infos unter: www.bmvbs.de; www.sachsen.de und www.sachsen-anhalt.de.

Eric Malitzke wird im kommenden Jahr neuer Vice President der DHL Hubs & Gateways und Geschäftsführungsvorsitzender der DHL Hub Leipzig GmbH. Malitzke, bisheriger Geschäftsführer der Flughafen Leipzig/Halle GmbH, übernimmt damit das Amt von Robert Viegers, der am 1. September aus der Geschäftsleitung ausgeschieden ist. Dirk Heyne hat Anfang Juli den Posten des Cheftrainers beim Fußball-Regionalligisten FC Sachsen Leipzig übernommen. Der Magdeburger erhielt zunächst einen Zweijahresvertrag. Der 50-Jährige ist Inhaber einer Torwartschule und war unter anderem Torhüter beim 1. FC Magdeburg und bei Borussia Mönchengladbach. Iris Weidinger wurde am 26. August vom Aufsichtsrat der European Energy Exchange AG (EEX) zum Mitglied des Vorstands der EEX bestellt. Damit hat die bisherige Generalbevollmächtigte nun die Funktion des Group Chief Financial Officers inne und übernimmt für den Konzern die Leitung der Bereiche Finanzen, Controlling und Personal. Tobias D. Höhn ist seit dem 1. August neuer Pressesprecher der Universität Leipzig. Damit hat der Diplom-Journalist das Amt von Dr. Manuela Rutsatz übernommen, die sich gegenwärtig im Mutterschutz befindet und im Anschluss in die Elternzeit geht. Höhn war zuvor Redakteur der Pressestelle und betreute das Journal der Universität Leipzig. Prof. Dr. Wilhelm Boland ist seit dem 22. August neuer Präsident der International Society of Chemical Ecology (ISCE). Neben diesem Amt ist der Wissenschaftler aus Jena zudem Direktor der Abteilung Bioorganische Chemie am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie und Vorsitzender des Beutenberg Campus e.V.


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„Sollen ist eine Frage des Könnens“ Wie sollten Firmen in Entscheidungssituationen handeln? Eine grundsätzliche Frage der Unternehmensethik, die nicht immer leicht zu beantworten ist. Das Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, heutigen und künftigen Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ethische Kompetenz zu vermitteln. Um diese Aktivitäten nachhaltig abzusichern, wurde am 29. September die „Stiftung Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik“ mit einem Festakt im Lutherhaus Wittenberg ins Leben gerufen. Sie wird künftig die gemeinnützigen Aktivitäten des Zentrums fördern und dessen Arbeit mit angemessenen finanziellen Mitteln langfristig absichern. (Weitere Informationen hierzu finden Sie unter: www.wcge.org)

In der Hand der Fans Leipzig macht weiter: Nach einem erneuten Besucherrekord bei der Games Convention will man nun im kommenden Jahr der GAMEScom in Köln Konkurrenz machen.

Die Games Convention verzeichnete in diesem Jahr zum siebten Mal in Folge seit ihrer Gründung im Jahr 2002 einen neuen Besucherrekord. Wie sich die bislang so erfolgreiche Computerspielemesse jedoch künftig entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Im vergangenen Jahr schien es, als sei sie über ihre eigenen Grenzen hinausgewachsen. Der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) – ihm gehören zwölf Anbieter und Produzenten von Unterhaltungssoftware an, die 80 Prozent des Marktes abdecken – argumentierte, Leipzig sei zu klein für eine solche Veranstaltung. Um „die europäische Leitmesse mittelfristig in Deutschland halten zu können“, beschloss der BIU, ab 2009 eine neue Messe, die GAMEScom, in Köln abzuhalten. Das klang nach dem Aus für die Games Convention, deren Namensrechte die Leipziger Messe innehat. Aber Leipzig macht weiter. „Die Games Convention wird auch 2009 stattfinden“, gab Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Leipziger Messe GmbH, auf einer Pressekonferenz bekannt. „Die Branche und die Besucher unterstützen

uns eindeutig darin, die Messe in Leipzig fortzuführen“, so Marzin weiter. Er stützt sich auf eine repräsentative Umfrage des Instituts für Marktforschung Leipzig. Nur zehn Prozent der befragten Firmenvertreter und rund 13 Prozent der Fachbesucher befürworten demnach einen Umzug in die Domstadt. Im kommenden Jahr wird es also zwei deutsche Computerspielemessen geben. Den Anfang macht die Leipziger Games Convention vom 19. bis 23. August und die GAMEScom startet wenige Wochen später vom 9. bis zum 13. September in Köln. Einige Mitglieder des BIU haben schon jetzt erklärt, dass sie 2009 nicht nach Leipzig kommen werden. Die Entscheidung der Leipziger Messe sei „nicht nachvollziehbar“, so beispielsweise ein Sprecher vom BIU-Mitglied Electronic Arts Deutschland. Ob die Games Convention langfristig erhalten werden kann, wenn die Großzahl der marktbeherrschenden Unternehmen der Branche nur noch bei der GAMEScom auftritt, ist ungewiss. Letztlich liegt es in der Hand der Fans, welche der beiden Messen sich in den kommenden Jahren durchsetzen wird. JS

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.gc-germany.de.

Tor zum Reich der Mitte Alles begann im Oktober 1986. Einem Freundschaftsbesuch in der Volksrepublik China folgte ein Beschluss des Ministerrates der DDR zur Aufnahme einer Städtepartnerschaft zwischen Leipzig und Nanjing – Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Jiangsu mit rund sieben Millionen Einwohnern. Seitdem wird die Zusammenarbeit der beiden Städte von Jahr zu Jahr intensiviert. Nun nutzten Vertreter Leipzigs die Gelegenheit, in der chinesischen Metropole Touristen für die Stadt zu begeistern. Seit Juni sind an zehn verschiedenen Standorten der Nanjinger Informationsbüros Werbematerialien über die sächsische Stadt platziert. Leipzig möchte sich als touristischer Anziehungspunkt bekannter machen, da dank einer neuen Direktfluglinie Frankfurt–Nanjing eine steigende Nachfrage von Individualtouristen erwartet wird. (Infos unter: www.leipzig.de)

Bildnachweis: DHL Hub Leipzig GmbH; FC Sachsen Leipzig 1990 e. V.; European Energy Exchange AG; Universität Leipzig Jan Woitas; Max-Planck-Institut für chemische Ökologie; Q-Cells AG; EverQ GmbH; Messe Leipzig; Stadt Leipzig

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Chip gegen Krebs „Frisch“ gemacht Ost-Phänomen Die Universität Leipzig feiert herausragende Erfolge in der Krebsforschung.

Name ist Programm: Mit einem neuen Logo wirbt Sachsen um Investoren.

Lokal-TV in den neuen Bundesländern: Verlustgeschäft mit hohen Quoten.

Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Athanassios Giannis vom Institut für Organische Chemie der Universität Leipzig ist mit ihrer Forschung am Protein Tubulin auf dem besten Weg, einen Durchbruch bei der Behandlung von Krebspatienten zu erringen. Ihre Arbeit wurde am 25. Juni in das Programm der Human Frontier Science Program Organisation aufgenommen. Die Wissenschaftler erhielten eine Fördersumme von 300.000 US-Dollar, die in eine neue Postdoktorantenstelle investiert wird. Auch die Arbeit von Prof. Dr. Andrea Robitzki und ihrer Arbeitsgruppe am Biotechnologisch-Biomedizinischen Zentrum der Universität Leipzig könnte die Krebsforschung revolutionieren. Sie entwickelten einen Chip, der mittels an Elektroden angeschlossener Töpfchen innerhalb kurzer Zeit beurteilen kann, ob beispielsweise die Wirkstoffe eines Krebsmedikamentes zum Tod der erkrankten Zellen führen. Das Projekt wird in den kommenden drei Jahren vom Bundesministerium für Forschung und Bildung mit 1,5 Millionen Euro gefördert. JS

Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk und der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen, Oliver Jörk, haben am 26. August das neue Logo des Wirtschaftsstandortes Sachsen vorgestellt. „SACHSEN!“ in Großbuchstaben mit Ausrufezeichen, dahinter ein frisches Grün – so wirbt der Freistaat künftig auf seinen Landesmesseständen „Sachsen live“ und den dazugehörigen Werbemitteln. „Unser Ziel ist es, Sachsen auf in- und ausländischen Messen bekannter zu machen und Interessenten anzulocken. Dazu gehört ein gelungenes und vor allem einheitliches Outfit“, so Junk bei der Präsentation. Bei einem Einsatz auf größeren Flächen wird das Logo um eine Grafik ergänzt, die an Waben erinnert. „Die Waben stehen sowohl für den sprichwörtlichen Bienenfleiß der Sachsen als auch für Stabilität und Vernetzung“, erklärt der Wirtschaftsminister weiter. Das neue Logo wird erstmals auf der Internationalen Maschinenbaumesse vom 15. bis zum 19. September in Bochum zum Einsatz kommen. JS

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena und das Hamburger Hans-Bredow-Institut für Medienforschung haben in einer Studie die wirtschaftliche Lage des regionalen und lokalen Fernsehens beleuchtet. Hiernach ist Lokal-TV vor allem ein ostdeutsches Phänomen. Von rund 186 bundesweiten Anbietern sind 133 im Osten des Landes beheimatet. Ihnen stehen jedoch nur geringe finanzielle Mittel zur Verfügung, was für das Untersuchungsjahr 2006 durchschnittlich 12 Prozent Verlust bei den Ost-Anstalten bedeutete. Die geringere Bevölkerungsdichte und das niedrigere Einkommen halten die Werbebranche davon ab, massive Kampagnen zu fahren. Zudem ist Werbung im Lokal-TV teuer – der Preis je 1.000 erreichte Kunden ist mittlerweile höher als beim privaten Hörfunk. Der Werbeumsatz pro Einwohner und Jahr liegt bei den Ost-Sendern bei nur einem Euro – in Thüringen sogar bei 79 Cent. Wird aber geworben, werden die Zuschauer auch erreicht. Laut der Studie ist die Zuschauerakzeptanz des lokalen Fernsehens in den neuen Bundesländern nämlich sehr hoch. JS

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.bbz.uni-leipzig.de.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.invest-in-saxony.de.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.uni-jena.de.


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D i e nstl e istun g e n

Logistikdrehscheibe Future Electronics legte am 16. Juli in Leipzig-Plaußig den Grundstein für sein künftiges europäisches Logistikzentrum. Mit der 55 Millionen Euro-Investition schafft das kanadische Großhandelsunternehmen für Elektronik-Komponenten 110 Arbeitsplätze. Bis 2010 wird das Logistikzentrum 15.000 Quadratmeter umfassen und mit einem automatisierten Kleinteilelager Platz für 66.000 Artikel bieten. Von hier aus soll dann die Elektronikindustrie in ganz Europa und dem Nahen Osten beliefert werden. Wirtschaftsminister Thomas Jurk begrüßte die Ansiedlung: „Mit der Logistik und Mikroelektronik werden gleich zwei Cluster im Freistaat gestärkt. Ich wünsche Future Electronics, dass es hier an seine großen Erfolge anknüpfen kann.“ (Infos unter: www.futureelectronics.com)

Vor Verkauf

Gesucht wird...

Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft vielleicht bald in europäischem Besitz?

Sachsens Wirtschaftsministerium ermittelt den „Service-Champion Sachsen 2008“.

Die US-Konzerne URS Corporation und NRG Energy Inc. wollen sich schnellstmöglich von ihren Anteilen an der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft (MIBRAG) aus Theißen im Burgenlandkreis trennen. Bislang hielten beide Gesellschaften jeweils 50 Prozent der MIBRAG-Anteile. Die Regierung des Landes SachsenAnhalt wird das Unternehmen nun dabei unterstützen, einen neuen Investor zu finden. Mehrere Energiekonzerne sollen bereits Interesse bekundet haben. „Ein Verkauf an einen europäischen Investor kann langfristige Sicherheit für das Unternehmen bedeuten”, kommentierte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Dr. Reiner Haseloff. Eine existenzielle Bedrohung für die MIBRAG und die Mitarbeiter liege seiner Einschätzung nach auf keinen Fall vor, so der Minister weiter. Ursache für den Verkauf ist möglicherweise die Klimapolitik der EU. Die MIBRAG soll für die eigenen drei Kraftwerke in diesem Jahr voraussichtlich erstmals Verschmutzungsrechte im Wert von 30 Millionen Euro hinzukaufen. JS

„Dienstleistungsunternehmen sind bedeutende Impulsgeber der sächsischen Wirtschaft. Tagtäglich entwickeln sie neue Ideen, um ihren Kunden einen außergewöhnlichen Service anzubieten. Ihre besondere Innovationskraft soll nun mit einem Ehrenpreis belohnt werden“, erklärt Wirtschaftsminister Thomas Jurk den Dienstleistungswettbewerb „Service-Champion Sachsen 2008“. Im Rahmen der Initiative „Serviceland Sachsen“ suchte das sächsische Wirtschaftsministerium von Juli bis September Unternehmen der Dienstleistungsbranche, die ihren Hauptsitz oder mindestens eine Niederlassung in Sachsen haben und sich durch innovative Leistungen auszeichnen. Von einer hochrangig besetzten Jury aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien werden bis Mitte November drei Regionalsieger aus den Gebieten Leipzig, Dresden und Chemnitz sowie daraus ein Gesamtsieger ermittelt. Kriterien hierfür sind neben dem Innovationsgehalt auch die Kundenorientierung, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit der eingereichten Serviceangebote. JS

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.mibrag.de.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.serviceland-sachsen.de.

Ausgleich mit mehr Leichtigkeit Greift ein Investor, beispielsweise beim Bau eines neues Betriebsgebäudes, in Natur oder Landschaft ein, muss er dies an anderer Stelle – etwa durch das Pflanzen von Bäumen auf sogenannten Kompensationsflächen – ausgleichen. Dank der am 1. August in Kraft getretenen Sächsischen Ökokonto-Verordnung wird dies in Sachsen künftig leichter. Bislang gerieten Investoren mangels verfügbarem Terrain oftmals unter Zeitdruck und mussten häufig wertvolle landwirtschaftliche Flächen in Anspruch nehmen. Mit der neuen Verordnung dürfen Grundstückseigentümer jetzt auf freiwilliger Basis Flächen in Richtung Naturschutz entwickeln und sie als fertige Kompensationsmaßnahmen an Investoren verkaufen. Die betreffenden Grundstücke müssen vorher aber von der unteren Naturschutzbehörde begutachtet worden sein. (Infos unter: www.sls-net.de)

Bildnachweis: André Künzelmann, UFZ; Wirtschaftsförderung Sachsen; DVB-T Mitteldeutschland; Mitteldeutsche Braunkohlegesellschaft; Westend. Public Relations GmbH; Sächsische Landsiedlung GmbH

I nv e st o r e n

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Vetters


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I mm o bili e n

Vorbild Bio

BID-Gesetz

Ökologie Thema auf IMPULSE-Veranstaltung im September.

Leipziger Fachkreis für Gewerbeimmobilien fordert Augenmaß.

Welche Chancen birgt die Dimension Ökologie für das unternehmerische Handeln im Rahmen einer CSR-Strategie? Mit dieser Frage beschäftigte sich die 3. Veranstaltung der Reihe „IMPULSE > Forum für Corporate Social Responsibility in Mitteldeutschland“ im September. Auch wenn die „gefühlte” Wichtigkeit dieses Themas in der Bevölkerung abgenommen habe, führe die konsequente Verankerung von Umweltaspekten in der Unternehmensstrategie langfristig zum Erfolg, erläuterte Prof. Dr. Manfred Kirchgeorg in seinem einleitenden Vortrag. Spätestens in der Podiumsdiskussion wurde deutlich, wie unterschiedlich diese Herausforderung in den Unternehmen derzeit gehandhabt wird. Aber ob als persönliche Vision, globale Notwendigkeit, in der Vorbildfunktion oder schlicht als Eintrittskarte in den Markt – „zweifelsfrei ein Thema, mit dem wir uns beschäftigen müssen”, bringt es Kirchgeorg auf den Punkt. RA

Das derzeit von der Sächsischen Landesregierung geplante BID-Gesetz (Business Improvement District) soll Gewerbetreibenden Partnerschaften ermöglichen, um eine zielgerichtete Entwicklung in städtebaulich integrierten Einzelhandels- und Dienstleistungszentren zu ermöglichen. Der Leipziger Fachkreis Gewerbe-Immobilien e.V. hält beim aktuellen Gesetzgebungsverfahren engen Kontakt zur Politik und bringt sein umfassendes immobilienwirtschaftliches Know-how ein. „Bisher lässt der Gesetzentwurf noch zu viele offene Fragen“, merkt FachkreisPräsident Joachim Reinhold an. Und Vorstandsmitglied Dr. Mathias Reuschel erläutert: „So müssen Regelungen aufgenommen werden, um nach Aufwertung des Standortes zu vermeiden, dass große Handelsketten den Standort besetzen und die kleinen Unternehmen vom Standort verdrängen, obwohl diese im Rahmen der BID-Maßnahme mit investiert haben.“ FS

Infos: www.impulse-mitteldeutschland.de, nächste Veranstaltung: 11. Nov. 2008

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.fachkreis.de

Optik für die Gesundheit Was vor einem Jahr noch Hightech war, ist heute Standard. Aus diesem Grund greift der Jenaer Technologietag (JeTT) jährlich neueste Ergebnisse und Trends zu einer spezifischen Thematik aus Forschung und Entwicklung auf. Mit Vorträgen international ausgewiesener Spezialisten aus Wissenschaft und Wirtschaft, der begleitenden Ausstellung sowie über einen regen Erfahrungsaustausch wird so der Prozess innovativer Produktentwicklung und Anbahnung neuer Kooperationsbeziehungen zwischen Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen nachhaltig unterstützt. Als thüringenweit einzigartiges wissenschaftlichtechnisches Forum ist der Jenaer Technologietag damit ein idealer Ort, fruchtbare Diskussionen und einen regen Erfahrungsaustausch unter Fachleuten zu ermöglichen. In diesem Jahr diskutieren Entwickler aus Unternehmen und anwendungsorientierte Wissenschaftler aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen neueste Ergebnisse und Trends aus Sicht der Forschung und Entwicklung zu „Optische Technologien für Gesundheit und Sicherheit“. Im Mittelpunkt des Programms stehen dabei die Themen „Zukunftstechnologie Terahertz in Spektroskopie und Bildgebung“ sowie „Innovative Krebsdiagnostik mit optischen Methoden der Pathologie“. Der 5. Jenaer Technologietag findet am 13. Oktober in der Fachhochschule Jena, Carl-Zeiss-Promenade 2, Haus 5 statt. (Informationen und Anmeldung: www.jett-jena.de)

Bildnachweis: Tom Schulze; Fachkreis für Gewerbeimmobilien, fotolia.com

G e s e llschaft

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»Qualität zahlt sich aus« Mediennutzer hätten genug von gekauften Inhalten und sinnlosen Formaten, glaubt der Kommunikations- und Medienwissenschaftler Prof. Dr. Michael Haller. REGJO sprach mit ihm über die Aufgaben und neuen Anforderungen an Journalisten.

Interview: Kai Bieler Fotografie: Stefan Hoyer

20 Jahre nach dem Geiseldrama von Gladbeck veröffentlichte eine Leipziger Tageszeitung Ermittlungsdetails zum Tod der zu diesem Zeitpunkt noch als entführt geltenden Michelle. Haben die Medien seitdem nichts gelernt? Die Medien als Ganzes und Journalisten lernen per se eher schwer. Solche Ereignisse sind jedesmal Schocks, und im Anschluss daran wird sehr viel über das eigene Verhalten reflektiert. Aber sehr schnell nehmen die Vermarktungsinteressen wieder zu, zumindest im Boulevardbereich, wo es jeden Tag auf einen möglichst hohen Straßenverkauf ankommt. Da schlagen zwei Herzen in der Brust der Redakteure: Das eine Herz ist gewillt, minimale ethische Berufsstandards einzuhalten, und das andere Herz will den kleinen Knaller, den Scoop, der gute Verkaufszahlen garantiert. Im Bereich der seriösen Presse schlägt das erste stärker, während bei der Boulevardpresse im Zweifelsfall eben doch das zweite überwiegt. Der wirtschaftliche Druck auf Redaktionen scheint doch in fast allen Medien größer geworden zu sein. Woran liegt das? Was sich entscheidend verändert hat, ist die Vervielfachung der medialen Angebote. Gladbeck war kurz nach der Dualisierung des Rundfunks, also dem Aufkommen der ersten privaten TV-Sender. Schon damit war auch eine Vervielfachung der Werbeträger verbunden. Das gleiche passierte im Printbereich. Die Zahl der Zeitschriften hat sich seitdem um ein Vielfaches erhöht. Damit werden die Stücke, die ein Verlag oder Sender aus dem Kuchen des Gesamtwerbemarktes für sich generieren kann, immer kleiner. Die Finanzierungsdecke wird für Medienanbieter also zunehmend dünner. Dazu kommt noch das Internet als neues Medium, das einen wachsenden Teil des Werbevolumens bindet. Mit welchen Auswirkungen? Eine Folge ist der seit gut zehn Jahren viel diskutierte Personalabbau in journalistischen

Medien. Auf der anderen Seite hat der Rezipient angesichts dieser riesigen Fülle an Medienangeboten das Gefühl, zunehmend mit Nutzungsangeboten zugeschüttet zu werden, in immer aggressiverer Art und Weise. Das führt dazu, dass die Nutzer den Medien zunehmend defensiver gegenüberstehen, geradezu in einer Art latenter Abwehrhaltung. Die Medien wiederum reagieren darauf mit einem verstärkten Pushen von Aufmerksamkeit generierenden Beiträgen. Das ist die Gesamtdynamik, unter der solch medienethisch bedenklichen Geschichten veröffentlicht werden. Journalisten sind glaubwürdig, weil sie unabhängig sind. Heute verkaufen Medienunternehmen Versicherungen und Pauschalreisen, Anzeigenabteilungen bestimmen redaktionelle Inhalte, PR-Agenturen platzieren nahezu ungefiltert Werbebotschaften. Stellt sich so ein ganzer Berufszweig selbst in Frage? Für weite Bereiche von journalistischen Medienangeboten würde ich Ihnen zustimmen. Es existieren aber auch zum Glück umgekehrte Entwicklungen. In einigen Häusern hat die Führungsebene darin eine Gefahr gesehen und den wirtschaftlichen Druck auf die Redaktionen wieder etwas zurückgenommen. Gerade unter den Regionalzeitungen gab es in den vergangenen drei Jahren einige positive Beispiele dafür, dass die sehr weitgehenden Verfilzungen zwischen PR-Texten und redaktionellen Angeboten wieder abnehmen. Hier wurde erkannt, dass man auf dem Weg war, die Zeitung als Ganzes überflüssig zu machen. Warum? Wenn der Leser in seiner Zeitung dieselben Dinge präsentiert bekommt wie in Anzeigenblättern oder den Werbeprospekten der Unternehmen, wird er irgendwann keine 40 oder 50 Euro im Monat mehr für das Abo ausgeben. Denn hier ist die genuin journalistische Leistung nicht mehr erkennbar.

Worin besteht diese Leistung? Sie basiert auf drei wesentlichen Kompetenzen: dem Know-how für eine fundierte Recherche, dem Erkennen von Themen, die für den Mediennutzer relevant sind sowie der Transferleistung, Informationen aus einer bestimmten Fachöffentlichkeit allgemeinverständlich für die breite Öffentlichkeit zu übersetzen. Der Journalist ermöglicht so der Gesellschaft, sich über aktuelle Ereignisse und Entwicklungen zu verständigen. Diese Kompetenzen sind eng mit der der von Ihnen genannten Unabhängigkeit verknüpft, die eine möglichst objektive Berichterstattung garantiert. Entwicklungen wie im Fall der „Berliner Zeitung“, wo Chefredakteur und Geschäftsführer in einer Person vereint wurden, scheinen dem eher zu widersprechen … … und sind ein echtes Problem. Das wird aber auch als solches innerhalb der Medienbranche thematisiert. Und man kann nicht behaupten, dass die Auflage dieser Zeitung seitdem steigt. Im Gegenteil, sie sinkt stärker als die vergleichbarer Medien. Den größten Auflagenzuwachs unter den überregionalen Tageszeitungen verzeichnet die Süddeutsche Zeitung, ein anspruchsvolles und kompetentes Medium. Den größten Schwund im gleichen Zeitraum hatte BILD zu verkraften. Kompetenz ist wieder gefragt? Ja. Die Nachfrage nach hochwertigem Journalismus wird weiter zunehmen, einfach weil ein wachsender Teil der Nutzer von sinnentleerten Inhalten und Formaten, von diesen Zeitvernichtungsmaschinen die Nase voll hat. Es gibt nachweislich eine Reihe von Regionalzeitungen, die durch eine Verbesserung ihres journalistischen Angebotes eine Auflagensteigerung erreicht haben. Qualität zahlt sich also auch wirtschaftlich aus. Wie passen da Phänomene wie das des Leserreporters ins Bild? Das sind für mich nur Begleitmelodien. In


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den Redaktionen, die das Instrument des Leserreporters intensiv einsetzen, hat sich schnell gezeigt, dass sie dafür nicht weniger, sondern mehr journalistische Kompetenz brauchen. Für die Nachrecherche solcher Beiträge, die Klärung des Wahrheitsgehalts oder die Sicherstellung von Persönlichkeitsrechten wird ein ganz neues Ressort benötigt. Das ist auch nichts wirklich Neues. Auch früher gaben Leser Hinweise zu interessanten Themen. Heute schicken sie noch ein Foto oder ein Video mit. Sie untersuchen seit Jahren das Qualitätsmanagement von Lokalzeitungen. Diese haben gerade in Ostdeutschland meist keine direkte Konkurrenz. Einen Zwang zur Qualität scheint es da kaum zu geben. Das ist ein Trugschluss. Denn der Wettbewerb ist trotzdem da, und zwar zu anderen Medien. Da entstehen zum Beispiel plötzlich hochinteressante lokale Onlineportale, die auf die Nachfrage der Nutzer eingehen. Das gleiche gilt für lokale Radiostationen. In beiden Fällen können Sie mit kompetenten Inhalten sehr schnell eine hohe Reichweite etablieren und das auch noch sehr günstig im Vergleich zur teuren Produktion und Verbreitung eines Printproduktes. Das erkennen verstärkt viele Zeitungsverlage und holen beispielsweise ihre ausgegliederten Lokalredaktionen wieder zurück. Weil man eine solche Schlüsselkompetenz als Lokalzeitung einfach nicht aus dem Haus geben darf. Sie erwähnten bereits das Internet. Haben die neuen technischen Möglichkeiten die Mediennutzung grundlegend verändert? Diese Entwicklung ist in der Tat sehr stark technikbasiert. Durch die weite Verbreitung von Breitbandzugängen und Flatrates ist heute eine andere Nutzung des Internets möglich als noch vor wenigen Jahren. Wir erkennen jetzt so langsam, wohin die Reise geht und wie sich im Wesentlichen drei spezifische Interessen der Nutzer herausformen. Das Erste ist die Nachfrage nach aktuellen Informationen, die nahezu in Echtzeit bereitgestellt werden. Da ist derzeit das Internet unschlagbar, in naher Zukunft wird dies das Mobiltelefon sein. Das Zweite ist

die Funktion des Internets als globales Wissensarchiv. Hier steht uns das aktuelle Wissen der Welt jederzeit abrufbar zur Verfügung. Und das dritte Interesse bezieht sich auf den Bereich der Communities. Also auf die Interaktion in sozialen Online-Netzwerken. Das sind die drei Makrotrends, die mit dem Internet verbunden sind. Verändern die neuen Medien das Berufsbild des Journalisten? Ja und nein. Was gleich bleibt, sind die bereits genannten grundlegenden Kompetenzen eines Medienprofis. Das ändert sich nicht. Im Gegenteil, es wird aufgrund der heutigen Überflutung des Nutzers mit beliebigem Informationsmüll noch wichtiger. Was sich radikal verändern wird, betrifft das Fachwissen in den Redaktionen und dessen Vermittlung. Einfach weil die Erkenntnisse und Zusammenhänge in der Welt sich zunehmend komplexer darstellen. Googlen kann jeder. Ein Journalist muss da schon mehr bieten. Entwickeln sich Journalisten von Generalisten, die über alles schreiben können, hin zu Spezialisten auf einem bestimmten Gebiet? Ja, es geht in diese Richtung. Ich unterscheide das so: Im Handwerklichen müssen sie mehr zu Generalisten werden, die auch crossmedial denken und handeln können. Sie müssen schon vor Ort oder während der Recherche erkennen, welche thematischen Aspekte und welche Formate sich wie kommunizieren lassen. Also die ganze Breite an verschiedenen Channels wie Print, Audiostreams, Blogs, Web-TV oder kurzen Texten für das Mobile kennen. Was die Inhalte selbst betrifft, wird vermehrt eine spezialisierte Fach- und Sachkompetenz gefragt sein. Ist der von Ihnen mitkonzipierte Masterstudiengang „New Media Journalism“ eine Antwort darauf? Ja. Im Mittelpunkt stehen Entwicklungen wie Digitalisierung, Crossmedialität oder Interaktivität in der Medienproduktion. Dafür haben wir mit Unterstützung der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig ein Weiterbildungsangebot geschaffen, welches das journalistische Vollstudium an der Universität Leipzig berufsbegleitend weiterführt.


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Prof. Dr. Michael Haller wurde 1945 in Konstanz geboren. Nach dem Studium der Philosophie, Sozial- und Politikwissenschaft in Freiburg und Basel promovierte er mit einer Arbeit zur Theorie der Politik. Im Anschluss an ein Praktikum bei der „Badischen Zeitung“ arbeitete Haller als leitender Redakteur bei der „Basler Zeitung“ und als Autor bei der „Weltwoche“ in Zürich. Anschließend war er 13 Jahre Redakteur und Reporter beim „Spiegel“ in Hamburg und zuletzt Ressortleiter bei der „Zeit“. 1993 folgte Michael Haller einem Ruf an die Universität Leipzig. Dort hat er den Lehrstuhl für Allgemeine und Spezielle Journalistik inne und amtiert seit Herbst 2007 als geschäftsführender Direktor des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft. Zu seinen Schwerpunkten in Forschung und Lehre gehören der Printjournalismus, Medienethik sowie Qualitätsmanagement im Journalismus. Außerdem ist er Wissenschaftlicher Direktor des von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig mitgetragenen Instituts für Praktische Journalismusforschung (IPJ) in Leipzig und Herausgeber der internationalen Fachzeitschrift für Journalismus „message“, der Sage & SchreibeEdition, einer Buchreihe für den praktischen Journalismus, sowie der Buchreihe Leipziger Journalistik. Prof. Dr. Michael Haller ist verheiratet, hat drei Kinder und wohnt privat in Hamburg.

An wen richtet er sich? An Journalisten und Medienmacher, besonders den Führungskräftenachwuchs, der nach einigen Jahren Praxis merkt, dass er sich den geänderten Anforderungen stellen muss. Dinge, die während der Ausbildung vor fünf oder zehn Jahren noch nicht existierten. Den Medienwandel mitgestalten zu wollen, verlangt entsprechendes Know-how. Mit dem neuen Studiengang ist das realisierbar, da er als berufsbegleitende Weiterbildung konzipiert ist. Was ist das Besondere daran? Das Ganze ist im Wechsel von Präsenzveranstaltungen und selbstständigem E-Learning angelegt. Der Unterricht findet vernetzt an vier verschiedenen Orten statt: der Akademie für Publizistik in Hamburg, dem Kuratorium für Journalistenausbildung in Salzburg, dem Masterprogramm Medien Leipzig an der Universität Leipzig und dem MAZ – der Schweizer Journalistenschule in Luzern. Damit wird die Internationalisierung, ein weiterer Trend, zum festen Bestandteil des Studiums. Denn nicht nur die großen Player unter den Medienhäusern müssen zunehmend in einem europäischen Produktionszusammenhang denken und handeln. Viele Medien denken heute nicht einmal in einem gesamtdeutschen Zusammenhang... Nach 1990 haben sich grundlegende Unterschiede in der Mediennutzung zwischen Ost und West gezeigt. Als wir 1993 mit dem

Institut für Journalistik an der Universität Leipzig neu anfingen, haben sich die Menschen in ersten Umfragen über die gewachsenen Umfänge der Tageszeitungen beklagt. Der Hinweis, dass sie ja selektiv nur für sie interessante Teile lesen könnten, stieß auf Unverständnis. Gleichzeitig zeigten sich die westdeutschen Medien als weitgehend unfähig, die in der DDR entstandene soziale Kultur zu verstehen und zu thematisieren. Was waren die Gründe dafür? Meine These ist, dass in den 1990er Jahren eine große Chance zur Verständigung existierte. Die wurde aber nur sehr halbherzig von den Medien angegangen. Denken Sie an verschiedene Wirtschaftsmagazine oder Zeitungen, die eine Zeit lang eine regelrechte Ostausgabe produzierten. Das trug natürlich nicht zur innerdeutschen Verständigung bei. Und aufgrund des im Osten geringeren Anzeigenaufkommens war es auch wirtschaftlich nicht attraktiv und wurde schnell wieder eingestellt. Ende der Durchsage. Gilt diese Einschätzung immer noch? Ja, aber heute hat man sich weitgehend damit abgefunden. In diese Lücke sind die regionalen Medien in den ostdeutschen Bundesländern gesprungen. Und vor allem zwei Zeitschriften haben sich dieses Thema wirtschaftlich „super“ erfolgreich auf die Fahnen geschrieben. Beide kommen bezeichnenderweise aus dem Hause Burda. Oder wenn Sie

sich ansehen, wie der Verlag Gruner + Jahr mit der Berliner Zeitung umgegangen ist. Da war sehr Unverständnis, das zum Versagen führte. Der bis heute anhaltende Selbstzerstörungsprozess dieses Blattes, das mal als deutsche „Washington Post“ antrat, ist auch ein Resultat der damaligen Fehler. Haben die Medien in Bezug auf die Integration von Ost und West also versagt? Sie sprechen da eine nicht ganz unstrittige Funktion von Medien an. Sollen sie dadurch, dass sie Orientierung herstellen, auch gesellschaftlich integrativ wirken? Ich bin ein Verfechter dieser These, kenne aber die Einwände. Viele Kollegen würden darauf antworten: Der Graben zwischen der ost- und der westdeutschen Kultur ist ein real existierender. Wir bilden nur die soziale Wirklichkeit in unseren Medien ab. Einen pädagogischen Auftrag zur Integration lehnen wir ab. Welche Medien nutzen Sie selbst? Ich lese täglich drei, vier regionale Zeitungen, dazu kommen die überregionalen Blätter wie SZ und FAZ. Und dann schaut man ja auch noch, was die Boulevard-Welt macht und will die aktuellen Online-Trends im Auge behalten. Diese zeitraubende Lektüre, Beobachtung und Analyse lässt andere Medien eher zu kurz kommen. Ich komme faktisch gar nicht mehr ins Kino und sehe viel zu wenig fern. Zumindest ersteres bedauere ich sehr.



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Drei auf einen Streich Die Jenaer Biotechfirma SIRS-Lab GmbH erringt mit einem Lebensretter beim IQ-Innovationspreis Mitteldeutschland 2008 den Gesamtsieg, den Clusterpreis Biotechnologie-Life Science und den IQ Jena.

Text: Katharina Kleinschmidt Fotografie: Tom Schulze

In Deutschland erkranken jährlich rund 150.000 Menschen an Sepsis, einer komplexen entzündlichen Abwehrreaktion des Körpers, ein sogenanntes „Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom“ (SIRS). Die Sepsis ist eine äußerst schwere Erkrankung, die bei den Todesursachen in Krankenhäusern den zweiten Rang einnimmt. Je früher ein Therapiebeginn erfolgt, desto größer sind die Heilungschancen. Hier setzt die Innovation an, mit der die SIRS-Lab GmbH aus Jena beim IQ-Innovationspreis Mitteldeutschland 2008 gleich dreimal erfolgreich war. Über 140 Firmen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hatten sich um den begehrten Preis für die Wirtschaft der Region beworben, der in diesem Jahr zum vierten Mal ausgelobt worden war. Prämiert wurden kreative Unternehmenskonzepte und wegweisende Entwicklungen in den Kategorien Automotive, Biotechnologie-Life Science, Chemie/Kunststoffe, Ernährungswirtschaft, Energie/Umwelt und Informationstechnologie (IT). Die Juroren empfanden die Qualität der eingereichten Vorschläge in punkto Neuheitsvorsprung und Marktreife in diesem Jahr als besonders hoch. Umso eindrucksvoller, dass die „Zeit ist Überleben“, sagen die Kliniker. Hier setzt das Diagnostikum VYOO an.

SIRS-Lab GmbH sowohl den Gesamtpreis, den Biotech-Preis als auch den lokalen Innovationswettbewerb IQ Jena für sich entscheiden konnte. „Der IQ Innovationspreis Mitteldeutschland ist der Trendmesser für die Kreativität unserer Region“, meint Jenas Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter. Die ausgezeichnete Innovation ist VYOO, ein neuartiges Diagnostikum, das den Sepsiserreger und dessen wichtigste

Antibiotika-Resistenzen aus dem Blut betroffener Patienten identifiziert und im Herbst 2007 auf den Markt kam. VYOO erkennt 99 Prozent aller Sepsiserreger und weist sie in acht Stunden nach. Andere Verfahren dauern drei bis sieben Tage und sind weit weniger präzise. Allein in Deutschland könnten mit VYOO jährlich mehr als 7.500 Menschenleben gerettet und Behandlungskosten von über 300 Millionen Euro eingespart werden. PD Dr. Stefan Rußwurm, Geschäftsführer der SIRS-Lab GmbH, knüpft große Hoffnungen an die thüringische Entwicklung. „Wir gehen davon aus, dass unsere diagnostischen Tests in fünf Jahren der internationale Goldstandard bei der Diagnose von betroffenen Patienten sind, und dass sich SIRS-Lab durch einen erfolgreichen Börsengang zu einem global operierenden kommerziellen Unternehmen weiterentwickelt.“

Der Standort Jena habe sich dabei als ein echter Glücksgriff erwiesen. „Durch die räumliche Nähe zum weltweit führenden klinischen Zentrum der SepsisForschung, dem Universitätsklinikum Jena“, so Rußwurm, „haben wir hier höchste Kompetenz direkt vor Ort.“ 50 Mitarbeiter arbeiten in dem im Jahr 2000 gegründeten Unternehmen, das im August 2008 einen weiteren Schritt nach vorne machte. Eine Folgefinanzierungsrunde unter Leitung der Affentranger Associates SA und der bm-t beteiligungsmanagement thüringen GmbH erlaubt weitere Investitionen in den Bereichen Marketing und Verkauf. Rund 25 neue Arbeitsplätze dokumentieren diese Aufwärtsentwicklung.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.sirs-lab.de.


Große Kulisse MDR, MDM und Co. – Die mitteldeutsche Medienlandschaft hat sich etabliert und wächst weiter. Eine vorteilhafte Standortpolitik, finanziell gut ausgestattete und umsichtige Förderer und ein gutes Ausbildungsumfeld manifestieren den Medienstandort Mitteldeutschland.


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Am Set Früher beschränkte sich das Filmgeschehen auf PotsdamBabelsberg und Berlin. Heute befinden sich die begehrten „locations“ für die Produktion „Die Frau vom Checkpoint Charlie“, schon mal in Leipzig.

Fotografie: MDR, Lander und Gerhard Hopf; UFA Filmproduktion; Leipziger Volkszeitung; BUCHSTABE, Helmut Stabe; KI.KA

Text: Thomas Magosch

Seit Mai 2008 gehen zwei neue Kommissare in und für Leipzig auf Verbrecherjagd. Simone Thomalla und Martin Wuttke sind die neuen Ermittler Saalfeld und Keppler im „Tatort“ aus der Messestadt. Aber anders als bei ihren Vorgängern Sodann und Lade bzw. den Kommissaren Ehrlicher und Kain, bewirbt die Stadt den „Tatort“ auf großflächigen Plakaten nicht mehr mit Informationen über die infrastrukturellen Vorzüge des Medienstandortes Leipzig. Der „Tatort Leipzig“ ist längst zu einem eigenständigen und bundesweit bekannten Produkt geworden, das für sich selbst steht. Eine Einschätzung, die für viele Bereiche der Medienszene in Mitteldeutschland gilt, die zu den sich am dynamischsten entwickelnden Wirtschaftszweigen in der Region gehört. Laut einer von der Universität Leipzig im Auftrag der Stadt durchgeführten Studie zum Medienstandort Leipzig arbeiteten 2005 in der Medienbranche rund 30.200 Beschäftigte in 1.700 Unternehmen und erzielten dabei einen jährlichen Umsatz von 2,8 Milliarden Euro. Im benachbarten Halle (Saale) waren es immerhin noch rund Kunst und Kultur lassen sich zu den harten Wirtschaftsfaktoren zählen. Dazu gehört auch der Mediensektor.

11.600 Mitarbeiter in circa 600 Unternehmen der Medien-, Informations- und Kommunikationsbranche. Schaut man sich dazu die Eckwerte der bundesdeutschen Medienhochburgen wie München oder Köln an, scheint sich ein direkter Vergleich fast zu verbieten. In der bayerischen Landeshauptstadt arbeiteten 2006 fast 385.000 Menschen in über 27.000 Unternehmen der Medienbranche und in der selbsternannten Medienhauptstadt Köln kommen zu den fast 11.000 Medienunternehmen noch einmal 16.500 aus der Kulturwirtschaft. Doch solche Statistiken verstellen den Blick auf eine vielfältige Branche, die seit 1990 in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen inmitten eines tiefgreifenden technologischen und wirtschaftlichen Wandels der Medien entstanden ist, und erfolgreich eine Brücke zwischen großen Traditionen und den Medien der Zukunft schlägt.


Drehen und Produzieren Die media city leipzig ist nicht nur architektonisch ein Allroundtalent. Ob Filmstudios, PostProduction oder Multimedia, die Media-City ist ein wesentlicher Baustein der Medienstadt Leipzig.


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Wortgewaltig Das Verlagswesen ist eines der traditionsreichsten Mediengewerbe der Region. Ob Leipziger Buchmesse, Deutsche Nationalbibliothek oder Leipziger Volkszeitung (Abb. Redaktionssitz), die Tradition hat in Mitteldeutschland Perspektive.

Zu den Branchen mit großer Vergangenheit gehört das Verlagswesen in Mitteldeutschland. Mit der „Buchstadt“ Leipzig verbinden sich die Namen großer Verleger wie Baedecker, Reclam oder Brockhaus und klangvolle Institutionen wie die Deutsche Nationalbibliothek oder das Deutsche Literaturinstitut. Und in jedem Frühjahr zur vom Publikum geliebten Leipziger Buchmesse scheint die Branche lebendiger denn. Die wirtschaftliche Realität sieht etwas differenzierter aus. Außer vereinzelten Repräsentanzen ist von den Großverlagen in Leipzig nicht mehr viel zu sehen. Es gibt in Mitteldeutschland 316 Verlage, 181 davon in Sachsen, in Leipzig sind es rund 90 Unternehmen. Die größten unter ihnen sind das Bibliographische Institut F.A. Brockhaus, der Buchverlag für die Frau und die Zweigstelle des Ernst Klett-Schulbuchverlages. „Viele kennen die Leipziger Verlagslandschaft gar nicht mehr“, meint Jonas Plöttner, der mit gleichnamigem Verlag seit 2004 selbst zum Kreis Leipziger Verleger gehört. Vor kurzem initiierte er zusammen mit dem Eudora-Verlag den ersten Leipziger Verlegerstammtisch. Ziel ist es, das Potenzial des Verlagsstandortes mit seinen vielen Kleinverlagen, die sowohl inhaltlich als auch formal hohe Qualität drucken, besser und öffentlichkeitswirksamer zu bündeln. Im Bereich der audiovisuellen Medien haben sich am Standort Mitteldeutschland drei große Zentren mit einem jeweils eige-

nen Profil herausgebildet. In Leipzig dreht sich dabei alles um das bewegte Bild. Hier haben die Zentrale des 1991 gegründeten Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) sowie das MDR Fernsehen ihren Sitz. Im Umfeld des erfolgreichsten dritten Programms der ARD mit seinen auch bundesweit bekannten Formaten wie „In aller Freundschaft“, dem Boulevardmagazin „BRISANT“ oder Was bleibt von der „Buchstadt Leipzig“ außer alljährlich fünf Tage Buchmesse im März?

eben dem Leipziger Tatort haben sich in der „Media-City“ und in der ganzen Stadt eine Vielzahl von Produktionsfirmen und Dienstleistern angesiedelt. Seit 1991 ist Prof. Udo Reiter Intendant der Drei-Länder-Anstalt. Seine Ziele für Zukunft sind nicht neu: „Zum einen müssen wir die traditionellen Programme sichern und weiter profilieren, zum anderen aber auch die Weichen in die digitale Zukunft stellen.“ Der MDR werde in Zukunft „die drei großen K’s“ ausbauen: Kompetenz, Kultur und Kinder. Das dritte K ist vor allem rund um die thüringische Landeshauptstadt Erfurt zu Hause, wo der „Ki.Ka“, der gemeinsame Kinderkanal von ARD und ZDF, seinen Sitz hat. Der Sender produziert und sendet unter Federführung des MDR aus der „Kindermedienhauptstadt“ ein werbefreies Vollprogramm für 3- bis 13-jährige Zuschauer. Da darf naturgemäß ein „Kindermedienzentrum“

nicht fehlen, ein engagiertes Projekt, das als Gründerzentrum neue und vor allem junge Unternehmen in der Region ansiedeln will. Tatsächlich hat der Ki.Ka zahlreiche Trickfilm- und Animationsfirmen angezogen, die auch überregional und international Kinofilme entwickeln und produzieren. Auch für die in Leipzig ansässige Mitteldeutsche Medienförderung (MDM), die viertgrößte regionale Filmfördereinrichtung Deutschlands, ist das Kinderfilm-Segment ein Schwerpunkt ihres Engagements. Zu den erfolgreichsten Produktionen der vergangenen zehn Jahre gehören „Der kleine Eisbär“ mit über 2,7 Mio. Kinobesuchern oder „Bibi Blocksberg“ mit mehr als 1,3 Mio. Besuchern. Die MDM tritt auch als direkter Förderer von Projekten wie Neben dem „Game-Sektor“ sind Kindermedien ein stark wachsender Markt.

der „Akademie für Kindermedien“ oder dem Kinder-Medien-Festival „Goldener Spatz“ auf. Mit der „Akademie für Kindermedien“ wurde ein wichtiger Pool für Fortbildung und Projektentwicklung in den Ressorts TV, Film und Multimedia geschaffen. Ein Blick in den „Location Guide“ der MDM zeigt, dass Mitteldeutschland längst nicht nur Produktionsort, sondern auch beliebter Drehort für Film- und Kinoproduktionen ist, und das nicht nur im Kinderbereich. In Mitteldeutschland werden mittlerweile national wie international erfolgreiche



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Sahnehäubchen Der Kinderkanal hat Thüringen ein neues Prädikat verliehen: "Kindermedienland" mit Erfurt als "Kindermedienhauptstadt". Wenn das mal kein Spaß ist.

Spielfilme produziert und gedreht. Von „Die Stille nach dem Schuss“ über „Luther“ bis zu „Die Frau vom Checkpoint Charlie“. Medien, die im Ohr bleiben, sind vor allem im sachsenanhaltischen Halle (Saale) zu Hause. Mit der Ansiedlung der MDR-Hörfunkzentrale, aus deren Funkhaus die beiden Jugendsender „Jump“ und „Sputnik“, das Inforadio „MDR Info“ sowie die Kultursender „MDR Figaro“ und „MDR Klassik“ ausgestrahlt werden, entstand hier das Zentum einer Rundfunklandschaft, die durch private Sender wie „Radio Brocken“ oder „89.0 RTL“ und das freie Radio „Corax“ ergänzt wird. Auch im Bereich der Audio-Post-Production kann Halle mit dem 2005 neu eröffneten Multimediazentrum (MMZ) punkten. Das Haus, in dem 32 Medien- und Kreativwirtschaftsunternehmen sowie der Fachbereich für Medien- und Kommunikationswissenschaften der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg ansässig sind, verfügt über einen eigenen Kinosaal mit 117 Sitzplätzen und einen großen Studiokomplex für Audiopostproduktionen. Besonderes Highlight ist die Kinotonmischung – die erste und bisher einzige ihrer Art in Deutschland mit einer sogenannten Dolby Premier Studio Lizenz. Einen weiteren Schwerpunkt in der Saale-Stadt bildet der Bereich der Neuen Medien. Die hier ansässige Kreativschmiede Motion Works spielt bundesweit in der ersten Liga des Trick- und Animationsfilms, In Halle (Saale) haben sich die Medienmacher dem guten Ton, Animationsfilmen und Computerspielen verschrieben.

während bei der Niederlassung der Radon Labs GmbH rund 15 Programmierer, Grafiker, Animatoren und Gamedesigner an der Entwicklung neuer Computerspiele arbeiten. Auch auf diesem stark expandierenden Sektor ist die Mitteldeutsche Medienförderung aktiv. Seit 1998 wurden 20 Projektentwicklungen mit 1,38 Millionen Euro sowie 26 Produktionen mit 6,62 Millionen Euro unterstützt. Während die Games-Branche boomt, hat Mitteldeutschland im Ausbildungsbereich durchaus noch Nachholbedarf. Bislang existieren noch keine auf Game-Entwicklung oder GameDesign zugeschnittenen Studiengänge. In Magdeburg findet

man beispielsweise eine sogenannte „games group“ an der Fakultät für Informatik. Hier wird allerdings nicht „GameDesign“ gelehrt, hier werden die „Werkzeugmacher“ ausgebildet, während die „Werkzeuganwender“ bislang bevorzugt an privaten Medienakademien wie der Games Academy in Berlin ihre Ausbildung machen. In anderen Bereichen kann die Region auf eine einzigartige Ausbildungs- und Hochschullandschaft für Medienberufe verweisen. Dazu gehören neben der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design in Halle (Saale) auch die Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) mit ihren Studiengängen „Medientechnik“ und „Verlagsherstellung“ sowie die Universität Leipzig. Hier wurde bereits 1916 das erste deutsche „Institut für ZeitungsLeipzig ist traditionell eine gute Adresse für journalistisches Handwerk. Das soll auch für die Zukunft gelten.

kunde“ gegründet, und in der DDR fand hier die politisch vorbelastete, aber fachlich fundierte Ausbildung von Journalisten im „Roten Kloster“ statt. Seit der Neugründung 1992 gehört das Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaften mit der eigenständigen Abteilung Journalistik zu den bundesweit renommiertesten Ausbildungs- und Forschungszentren, das mit dem Uniradio „Mephisto 97,6“ und dem integrierten Volontariat im Masterstudiengang Journalistik auf einzigartige Voraussetzungen verweisen kann. Den technischen Herausforderungen der Neuen Medien stellt sich speziell das Masterprogramm Medien Leipzig (MML), ein Kooperationsprojekt zwischen der Universität Leipzig, der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) und der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig. Hier lernen die zukünftigen Medienmacher in berufsbegleitenden Masterstudiengängen, den crossmedialen Medienwandel erfolgreich mitzugestalten. Auf solchen Voraussetzungen lässt sich weiter aufbauen.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter: www. mdr.de; www.mdm.de; www.boersenverein-sasathue.de.


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On Air City Halle (Saale) ist Mitteldeutschlands Radiometropole. Neben den Programmen aus der Hörfunkzentrale des MDR gehen von hier aus auch drei private Sender und das Freie Radio Corax über den Äther.

Text: Claudia Müller Fotografie: J. Blobel

Nachts und früh am Morgen in Halle. Die Stadt schläft. In den Studios der Rundfunksender aber herrscht auch dann Sendebetrieb. Halle ist Sitz der Dreiländeranstalt des Mitteldeutschen Rundfunks. Auf einem großen Areal im Stadtzentrum steht die mitteldeutsche Hörfunkzentrale des MDR unweit des Mitteldeutschen Multimediazentrums. Hier werden schwerpunktmäßig für das mitteldeutsche Sendegebiet die Programme MDR Info, MDR Figaro, MDR Klassik und die Jugendprogramme Jump und Sputnik produziert. Außerdem befindet sich in dem Gebäudekomplex das Studio Halle des landesweiten Senders MDR 1 Radio SachsenAnhalt. MDR, private Sender und Freies Radio – Halle ist die Radio-Metropole in Mitteldeutschland.

Nur wenige hundert Meter von der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt entfernt ist das neue Landesfunkhaus der AH Antenne Hörfunk GmbH zu finden. Das zur RTL-Gruppe gehörende private kommerzielle Radiounternehmen war Ende Januar vom Industriegebiet Trotha in die Innenstadt von Halle umgezogen. Gleich zwei Radioprogramme werden hier gemacht. Radio Brocken, ein Sachsen-Anhalt-weit ausgestrahltes Info-

tainment-Programm für Familien, und das junge Programm 89.0 RTL, das in vier Bundesländern ausgestrahlt wird. Zusammen haben die Programme einen Marktanteil von 28,4 Prozent (Quelle: Mediaanalyse 2008/ Radio II). Auch der Magdeburger Privatsender SAW ist mit einem Regionalstudio in Halle vertreten. Die Räume befinden sich ebenfalls im Stadtzentrum. Halles Hörfunklandschaft wird ergänzt durch das freie, nicht kommerzielle Lokalradio Corax, das seinen Sitz in Reichweite des Universitätsplatzes hat. Hier werden journalistisch ambitionierte Sendungen auch von Nicht-Radioprofis produziert. Das facettenreiche Programm hat einen künstlerisch-experimentellen Anspruch. Der Verein Radio Corax bereichert das kulturelle Leben in Halle auch über sein 24-Stunden-Programm hinaus. Das Festival RADIO REVOLTEN und ein internationaler Kongress über die Zukunft des Mediums wurden bereits aus der Taufe gehoben. Der größte Radiostandort Mitteldeutschlands profitiert bei der Akquise qualifizierter Nachwuchskräfte von einem Brückenschlag zwischen den Sendern und der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg. Einmal im Monat schicken Studenten die Universitätsradiosendung UNIMONO über die

Coraxfrequenz 95.9. Vor allem die Sprechwissenschaften und die im Mitteldeutschen Multimediazentrum angesiedelten Medienund Kommunikationswissenschaften liefern Nachwuchs für den Rundfunk. Studenten steigen schon während des Studiums auch bei den kommerziellen Stationen ein, arbeiten an den Hörerhotlines oder Zahlreiche Ausbildungsstätten sorgen für ständigen Nachwuchs in den Funkhäusern.

in den Verkehrszentralen. Auch der frühzeitige Einstieg als Nachrichtensprecher und als Redakteur ist möglich. Der eine oder andere angehende Sprechwissenschaftler verdingt sich als Voice-Coach für Mitarbeiter der Radiosender. Nicht selten folgen nach dem Studium eine frei Mitarbeit oder ein Volontariat.

Weitere Infos: www.mdr.de; www.brocken.de; www.radiosaw.de; www.radiocorax.de

Lesen Sie dazu in der REGJO-Ausgabe 4/2008 auch das Interview mit Johann Michael Möller, Hörfunkdirektor des MDR.


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Anpfiff! 90 Minuten Spannung und elf Spieler, denen man die Daumen drückt: Das ist das Spielfeld des neuen Leipziger Web-Radiosenders 90elf – Deutschlands erstem 24-Stunden-Fußballradio.

Text: Jessica Schöberlein

Fotografie: obs/REGIOCAST DIGITAL

Die samstagnachmittägliche Konferenzschaltung von den Bundesligaplätzen im öffentlich-rechtlichen Radio ist zumindest den etwas älteren Fußballfans noch gut im Ohr. Fußball live im Radio: Dieses alte Konzept hat seit dem 13. August mit dem privaten Leipziger Web-Radiosender „90elf“ eine neue Heimat im Internet gefunden. Das erste reine Fußballradio Deutschlands überträgt mittlerweile kostenfrei alle Spiele der 1. und 2. Bundesliga via Audiostream im Internet, in Berlin und Brandenburg inzwischen auch über DVB-T – live, in voller Länge, einzeln oder als Konferenz. Kommentiert wird unter anderem von Fußballreporter Günther Koch. Damit aber nicht genug: Auch nach dem Abpfiff wird den 90elf-Hörern 24 Stunden täglich ein Programm mit Hintergrundberichten, Interviews, Nachrichten und Musik geboten, bei dem sich alles um das runde Leder dreht. Dazu zählt zum Beispiel „Die singende, klingende BundesligaAuch nach dem Abpfiff dreht sich beim Web-Radiosender 90elf 24 Stunden täglich alles um das runde Leder.

Tabelle“, bei der passend zum aktuellen Tabellenstand der einzelnen Clubs deren jeweilige Vereinslieder präsentiert werden. „Zusammen mit den Fans wollen wir ein neues Kapitel in der Geschichte der Fußballberichterstattung aufschlagen,” erklärt Florian Fritsche, Geschäftsführer des 90elf-Veranstalters Regiocast Digital. Das Unternehmen ist eine Tochter der Regiocast-Gesellschaft, die bundesweit Beteiligungen an über 25 privaten Radiosendern, wie zum Beispiel Radio PSR, Delta Radio und Sunshine Live, hält. Hierfür wurden von der Deutschen Fußball Liga (DFL) die LiveÜbertragungsrechte der 1. und 2. Bundesliga für digitale Verbreitungswege für einen sechsstelligen Betrag erworben. „Radiosender im Web sind stark im Kommen,” kommentierte Sender-Sprecher

Nico Nickel die Investition. 200.000 Hörer am ersten Sendetag geben ihm recht. Dennoch zweifeln Kritiker, ob sich diese Berichterstattung durchsetzen wird. Heute verfolgten die Fans Fußballspiele nur dann im Radio, wenn beim Anpfiff nicht auf einen Fernseher zurückgegriffen werden kann, so das Argument. Oftmals sei in solchen Situationen aber auch keine Internetverbindung in der Nähe. Langfristig möchte Regiocast Digital aber auch in diesen Markt einsteigen. Ursprünglich hatte das Unternehmen vor, die Übertragungsrechte der Bundesliga in einem „audio-basierten Multimediaprogramm über Handy-TV“ umzusetzen. Solche Übertragungswege, wie zum Beispiel DVB-H und DMB, stecken hierzulande allerdings noch in den Kinderschuhen, was die Umsetzung schwierig gestaltet. Nickel blickt optimistisch in die Zukunft: „Sobald die technischen Voraussetzungen geschaffen sind, werden wir sie umsetzen.“ Bis dahin möchte man sich erst einmal auf das Internet konzentrieren. Das beinhaltet auch, den 90elf-Nutzern nicht nur Hörbares zu bieten. Die Webseite des werbefinanzierten Senders soll Dreh- und Angelpunkt für den 90elf-Hörer sein, denn die Interaktion mit den Fans wird im Programm groß geschrieben. Egal, ob in der Rubrik „Das 90elf-Fäntil: rauslassen, was sonst drinnen bleibt“ oder bei der „Lusche des Tages“: Die Meinungen und Fragen der Fans finden Gehör. Warum spielt Mario Gomez nicht? Ist was dran, dass die Wellness-Oase an der Säbener Straße der Schlüssel zum Erfolg der Bayern ist? Außerdem erhalten sie während der Übertragung im Live-Chat eine Antwort auf alle ihre Fragen. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass der 12. Mann hinter den Radiomachern steht.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.90elf.de und www. regiocast.de.


Warum macht man Medien? Einige Journalisten kennt fast jeder in Deutschland. Ihr Konterfei schmückt Werbeplakate und sorgt für Schlagzeilen im Boulevard. Andere arbeiten hinter den Kulissen oder sind eher regional bekannt. Vier Gespräche über Medien und Menschen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.


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Stimmen im Ohr Während Katja Röckel, 1974 in der Pfalz geboren, ihren Radionamen „Mrs. Pepstein“ WG-Mitbewohnern mit ausgeprägtem Hang zu Katja-Ebstein-Platten verdankt, wurde Friederike Lippold, die 1978 in Wittenberg das Licht der Welt erblickte, von der Radiolegende Rik De Lisle umgetauft. Mit breitem amerikanischen Akzent verkündete er, das Friederike ganz furchtbar klinge und sie von nun an „Freddy“ heiße. Überhaupt würde er für ihre Karriere seinen „Arsch kilometerweit aus dem Fenster hängen“. Heute moderiert Freddy täglich ab 6 Uhr die Morning-Show bei Energy Sachsen. Mrs. Pepsteins Welt hingegen ist jeden Monat im freien Radio Blau zu erleben. Nebenbei gründete sie 2000 mit „anderen tollen Frauen“ das „Female Files of Music“-Netzwerk „Propellas“ und arbeitet gerne als DJ bei Hochzeiten und Teekränzchen. Beide Radiomacherinnen haben an der Universität Leipzig studiert und besuchen den gleichen Logopäden.

Text: Susanne Schulz

Fotografie: Tom Schulze

Wie sie da so zusammensitzen, könnten sie unterschiedlicher kaum sein: Katja Röckel alias Mrs. Pepstein, mit monatlicher Sendung beim freien Leipziger Radio Blau, und Friederike Lippold, die mittlerweile als „Marke“ Freddy zum Aushängeschild von Energy Sachsen geworden ist. Während die eine hauptsächlich Frauen aus der Musikbranche einlädt, um zu zeigen, dass sich Mrs. Pepsteins Welt durchaus immer noch um Themen wie Feminismus und Gleichstellung dreht, muss Freddy an die Stange. In einer ihrer frühmorgendlichen Sendungen hatte sie mit Sido leichtsinnig gewettet, dass Deutschland Fußballeuropameister werde. Jetzt übt sie mit Personal Trainer und Choreografen für den GoGo-DanceAuftritt auf dem Konzert des Rappers. Will man weiter nach Unterschieden suchen, so kann man kompromissloses Spielen der eigenen Lieblingsmusik gegen die Zwänge einer Playlist stellen, freien Zugang gegen Format In Mrs. Pepsteins Welt auf Radio Blau geht es um Musik und Feminismus.

und ein kleines, feines Hörerpublikum gegen eine stark definierte und hart umkämpfte Zielgruppe. Doch sind die Gemeinsamkeiten der zwei Radiofrauen wesentlich interessanter. Beide zahlen einen hohen Preis für ihre Berufung. Kann Katja Röckel vom Radiomachen nicht leben, sondern verdient ihr Geld mit medienpädagogischen Projekten beim Radio-Verein Leipzig, muss Friederike Lippold Wettschulden jeglicher Art einlösen

und seit acht Jahren jeden Morgen um 4 Uhr 30 aufstehen. Sie verkörpern außerdem jeweils genau den richtigen „Typ“ für ihre Form von Sendung, haben sich nicht verbiegen lassen, sondern hart dafür gekämpft, dass sie jetzt in einem Studio sitzen. Friederike rannte jahrelang die Tür zur Chefredaktion ein, um immer wieder hören zu müssen, dass sie mit ihrer Stimme „never, ever“ moderieren dürfe. Bis nach einem Wechsel in der Führungsetage und vielen Stunden beim Logopäden, ihr Traum von der eigenen Sendung doch noch Wirklichkeit wurde. Was sie jeden Morgen zur Unzeit aus dem Bett bringt, ist die „Freiheit, das zu sagen, was mir in den Sinn kommt“. Und auch das rothaarige Mädchen Katja aus der Pfalz, das sich mit Jungs lieber Mixtapes austauschte als zu flirten und als gelernte Krankenschwester immer über „irgendwas mit Medien“ als Berufsalternative nachdachte, fand schließlich über ein Studium der Kommunikationswissenschaften ihre Nische mit viel Platz, um „das zu vermitteln, was mir wichtig ist“. Wichtig ist beiden, möglichst expressiv mit dem Medium umzugehen, und für einen kurzen Moment tauchen sie gemeinsam in die Welt ihres persönlichen Radioparadieses ein: Schwärmen von dem Kick, „live“ mit ihren Hörern in Kontakt zu treten, reden von den Aha-Erlebnissen, wenn die Frau vom Fischstand einen anhand der Stimme erkenne, und davon, wie es sei, bei Francoise Cactuse in der Küche zu sitzen und „natürlich“ zu bleiben. Und dann lädt Mrs. Pep-

stein Freddy in ihre Sendung ein, die sofort begeistert zusagt. In dem Gespräch wird es bestimmt um das Stangentanzen gehen, aber vielleicht auch um mögliche Zukunftsvisionen von Radio. 2009 laufen die Lizenzen sowohl bei Radio Blau als auch bei Energy aus und schon jetzt gibt es zahlreiche Web-Radioformate; Podcasts werden immer beliebter. Trotzdem Freddy ist mit ihrer „morning show“ längst zum Markenzeichen von Energy Sachsen geworden.

will Katja Röckel die Liebe zum analogen UKW und ihren Kassetten nicht aufgeben. Friederike Lippold weiß, dass die „ganz junge Zielgruppe“ ihres Senders „web-affin“ ist, die meisten Hörer aber seien „träge“ und möchten Nachrichten und Wetter lieber an den Frühstückstisch geliefert bekommen. Und dies mit möglichst viel Musik. Dass sich das Sendungsbewusstsein von Radio nur auf Wetter, Musik und ein paar Nachrichten beschränken muss – da will Röckel dann doch widersprechen. Sie wolle zwar auch unterhalten, aber immer mit „einer Botschaft im Hinterkopf“. Allerdings glauben beide an den Menschen hinter der Sendung, der sich dem Hörer auch als Persönlichkeit zu erkennen gibt. Freddy hat kein Problem, „zumindest Pseudoprivates“ auszuplaudern, und Mrs. Pepstein zeigt sich in ihren durchweg subjektiven Sendungen sowieso. Und ihre Botschaft an die Welt zum Schluss? „Eierkuchen!“ lacht Freddy. Und: „Macht uns zu euren Role-Models!“



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Fernsehen auf der Spielwiese Er ist der Held seiner achtjährigen Tochter, vor allem, wenn sie mal wieder als allererstes Kind eine neuentwickelte Sendung des KI.KA „testgucken“ darf. Neben seinem Job als Vater war Frank Beckmann über acht Jahre Programmgeschäftsführer des Kinderkanals von ARD und ZDF, der am 1. Januar 1997 erstmals auf Sendung ging und in Erfurt seinen Sitz hat. Der KI.KA, wie er seit 2000 offiziell heißt, sendet ein zielgruppenorientiertes Vollprogramm für 3- bis 13-jährige. Beckmann studierte Journalistik in Dortmund, arbeitete unter anderem als Freier beim Westdeutschen Rundfunk, baute ein Tonstudio auf, führte bei Werbe- und Industriefilmen Regie und absolvierte ein Volontariat beim ZDF. Dort wurde er später Mitarbeiter in der Redaktion der Kindernachrichten „logo!“, die er auch moderierte. Eine konzeptionelle Mitarbeit in der Redaktion des Jugendmagazins PuR folgte. Ab November dieses Jahres wird er die Programmdirektion Fernsehen beim NDR übernehmen.

Es sind das charmante Lachen und das Haar mit Neigung zum Selbstbestimmten, die Frank Beckmann in seinem dunkelgrauen Anzug den jugendlichen Charme eines Pennälers verleihen. Dann schlägt er jedoch die Beine übereinander, lehnt sich in seinem Stuhl leicht zurück und verwandelt sich auf der Stelle in den höchst seriösen Programmgeschäftsführer des öffentlich-rechtlichen Kinderkanals KI.KA. Er spricht über „sehr gute Bilanzen“ und Quotenrenner wie „Wickie und die starken Männer“, die jeden Abend eine Million Zuschauer vor den Fernseher ziehen und über die stattfindende „Generationsvereinigung“, die dem Sender immer besser gelänge. Der KI.KA sei der „Lieblingssender der Eltern“, mit dem „besten Image“ im gesamten Fernsehangebot. Die Erziehungsberechtigte würden spüren, dass man „hier für das Wohl der Kinder arbeite“ und nicht auf Teufel komm raus Zuschauer ziehen wolle, wie es die Konkurrenz mit dem Abspielen von Cartoons in Endlosschleife versuche. Im Gegenteil: Man verfolge die Philosophie, regelrechte „Sollbruchstellen“ zwischen den verschiedenen Altersblöcken zu platzieren, die den Eltern die Möglichkeit geben sollen, ihren Nachwuchs von der Flimmerkiste wegzulotsen. Überhaupt funktioniere Kinderfernsehen nach völlig eigenen Regeln. Es sei „schräger“ als normales Der Kinderkanal KI.KA gibt Eltern die Möglichkeit, ihren Nachwuchs von der Flimmerkiste wegzulotsen.

Programm, man müsse „sehr präzise arbeiten“, denn „Floskeln“ würden Kinder erst gar nicht verstehen. Außerdem sei es wichtig, sich sehr stark mit seiner Zielgruppe auseinanderzusetzen. Der Sender nehme deshalb die Zuschauerzuschriften ernst und arbeite mit einer eigenen „Forschungsabteilung“ an der Programmentwicklung. Da seien auch Medienpädagogen mit von der Partie. Nach den Anschlägen des 11. September habe man sich zum Beispiel entschieden, das Programm zu ändern und die Ereignisse zu thematisieren. Nicht alle Eltern hätten das sofort verstanden. Ein paar Tage später jedoch sei vielen klar geworden, dass man um eine Diskussion in der Familie nicht herumkommt. In diesem Fall habe der Sender „Vorarbeit geleistet“.

Generell sieht sich Beckmann selbst eher als derjenige, der „die Rahmenbedingungen für das Programm schafft“ und „die nötigen Papiere unterschreibt“. Er vertraue seinem Redaktionsteam: „Die wissen, was sie tun.“ Der 43-Jährige spricht schon im Rückblick, wechselt er doch Ende Oktober dieses Jahres als Programmdirektor zum „Norddeutschen Rundfunk“. „Stolz“ sei er auf das Erreichte, „Was, ihre Kinder kennen nicht ‚Bernd, das Brot‘? Eigentlich ist das ja toll, lassen Sie das so.“

aber nach acht Jahren wäre auch „ein guter Zeitpunkt zu gehen“, vor allem, wenn man „keine offenen Baustellen hinterlässt“. Er sei sich bewusst, dass der KI.KA im Kinderprogrammbereich „das Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ darstelle, bedingt durch das „Privileg der Gebührenfinanzierung“, dass das aber auch Verantwortung bedeute. Denn Kinderfernsehen zu finanzieren sei teuer und aufwendig, vor allem Spielfilme für die Kleinen seien schwer „refinanzierbar“. Und in digitalen Zeiten drängen weltweit agierende Konzerne auf den Markt. Trotzdem sieht Beckmann Wachstumschancen für den KI.KA, denn man arbeite daran, „das Erwachsenenfernsehen mit all seinen Formaten kindgerecht zu übersetzen“ und bleibe somit am Puls der Zeit. So gibt es im Kinderkanal von Dokusoaps, Informationsprogrammen, Serien oder Spielfilmen bis hin zu Spielshows alles zu sehen, was auch die großen Zuschauer geliefert bekommen. Ein Leben ohne Fernsehen ist für Beckmann unvorstellbar, schließlich sei es schon auf dem Schulhof „Gesprächsthema Nummer eins“ und „Orientierungsmedium“. Als unser Fotograf, selbst Vater von zwei Kindern, einwirft, seine Kinder würden den KI.KA nicht kennen und kaum fernsehen, ist der Programmgeschäftsführer für einen Moment fassungslos: „Was, die kennen nicht ‚Bernd, das Brot‘?“ Ein kurzes Stutzen, dann meint er: „Eigentlich ist das ja toll, lassen Sie das so.“ Er selbst mag Bernd von Herzen, denn „der ist immer so ein bisschen depressiv“. Und es sei gut, „dass es das gibt im Fernsehen“. Beim Fototermin zwischen den Studiokulissen wandelt Beckmann wieder kurz seine Rolle. Er posiert, albert, mischt sich selbstverständlich unter seine Zielgruppe, die herausströmenden Studiogäste, und fällt dabei überhaupt nicht negativ auf.



RegJo LEIPZIG/HALLE thema 37

Blattmachen im Wandel der Zeitungzeiten Hans-Jürgen Greye, Jahrgang 1954, absolvierte ein Journalistikstudium in Leipzig. Eigentlich wollte Greye immer Sportjournalist werden. Stattdessen arbeitete er seit 1978 als Redakteur für Wirtschaftspolitik bei der „Freiheit“, wurde später stellvertretender Abteilungsleiter und hatte seit 1986 die Position des verantwortlichen Lokalredakteurs inne. 1990 wurde Greye Ressortleiter Regionales in der Hauptredaktion der MZ und übernahm 2003 die Bezirksredaktion. Jörg Biallas, 1962 in Westfalen geboren, volontierte bei den „Westfälischen Nachrichten“ in Münster, schloss ein Studium der Japanologie, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sowie Journalistik an und arbeitete nebenher als freier Journalist beim NDR Hörfunk. Nach seinem Studium wurde Biallas 1993 Redakteur der MZ. Im Jahr 1997 übernahm er die Leitung des Ressorts ‚Hier und Heute‘ und wurde 2003 Ressortleiter Reportagen, später Politikchef. Seit 2005 teilen sie sich die Chefredaktion des Blattes.

„Es muss mal vorbei sein mit der Frage, wo die Leute herkommen“, sagt etwas unwirsch Jörg Biallas, der, wenn man so will, westliche Teil der Doppelspitze bei der „Mitteldeutschen Zeitung“, zuständig für alle Hauptressorts und Chef vom Dienst. Biallas, den es kurz nach der Wende beruflich in den Osten zog, kann seine westfälische Herkunft trotzdem nicht verhehlen. Großgewachsen und dazu raumgreifend und eloquent dominiert er das Gespräch. Hans-Jürgen Greye, der als „waschechter Anhalter“ für die Lokalseiten und die regionale Landespolitik verantwortlich ist, wirkt eher abwartend – wie es sich eben für einen Anhalter gebührt. Beide kannten sich schon viele Jahre, unter anderem durch die gemeinsame Arbeit in den Lokalredaktionen, bevor der Herausgeber 2005 beschloss, dem Duo die Chefetage des in Halle (Saale) erscheinenden Blattes zu übertragen, das seiDie „Mitteldeutsche Zeitung“ ist die größte Regionalzeitung im südlichen Sachsen-Anhalt.

nen 15 Lokalausgaben das gesamte südliche Sachsen-Anhalt abdeckt. Und auch wenn die Ost-West-Debatte heute nicht mehr die tragende Rolle spielt, war dies sicher kein unkluger Schachzug. Die „Mitteldeutsche Zeitung“, die bereits bis 1910 unter diesem Namen in Weißenfels erschien, mit dem Zusatz „Unabhängiges Organ für Stadt und Land“ und 1946 als „Freiheit“ wiederaufgelegt wurde – diesmal als Bezirkszeitung der SED – wurde 1990 von der Kölner Verlagsgruppe M. DuMont

Schauburg übernommen. Am 17. März des gleichen Jahres erschien sie wieder unter dem Namen „Mitteldeutsche Zeitung“. Schon bald nach der politischen Wende habe man sich bemüht, eine „gemischte Redaktion“ zu etablieren und so für „konstruktive Debatten“ in den Redaktionskonferenzen gesorgt, so Biallas. Trotzdem gäbe vor allem die Leserschaft auch heute noch Anlass zu Diskussionen, denn die „Befindlichkeiten“, die sich in den Leserbriefen spiegeln, zeigten oft, dass 40 Jahre DDR durchaus ihre Spuren hinterlassen haben. Dann müsse man sich damit beschäftigen, „warum die Leute so reagieren“, meint Greye. Und vor allem: „Wie reagiert man als Redaktion?“ Anlass zur Sorge gibt bei der „MZ“, wie bei allen Regionalzeitungen, auch das veränderte Leseverhalten des Zielpublikums. Habe früher jeder Haushalt automatisch seine lokale Zeitung abonniert und dieses Abo von Generation zu Generation praktisch weitervererbt, so fehle heute der Lesernachwuchs, so Biallas. Mit Kinder- und Schulprojekten versucht das Blatt nun, den „potenziellen neuen Leser an die Zeitung heranzuführen“. Die Zukunft liege aber ganz klar auf einer „fundierten Hintergrundberichterstattung“. Die Zeitung müsse dabei „ihre Glaubwürdigkeit und ihr Image als Beraterin und Wegweiser festigen“, sagt Hans-Jürgen Greye, und Jörg Biallas ergänzt, dass es dabei nicht darum gehen könne, möglichst „flach und einfach strukturiert“ zu werden. Der gegenteilige Weg sei seiner Ansicht nach der richtige: den „intellektuellen Anspruch wahren“ und verstärkt auf ein „bürgerliches

Publikum“ setzen. Die Zeitung der Zukunft werde nicht mehr in dem Maße „ breite Bevölkerungsschichten erreichen“. Greye ist überzeugt, dass das Medium Zeitung „überlebt“, auch wenn es immer wieder mal „totgesagt“ wird. Nur müsse es sich wandeln. Dabei sei ein „journalistischer Ethos“ unabdingbar, und man müsse eben auch Geld nicht nur in neue Formen wie Die Zeiten, in denen Zeitungsabos quasi vererbt wurden, sind definitiv vorbei.

redaktionelle Online-Angebote sondern auch in einen „gut strukturierten Apparat“ investieren, um „saubere journalistische Arbeit“ zu gewährleisten. Bei der „MZ“ lege man Wert auf einen „hohen Anteil von eigenen Texten“, leiste sich unter anderem gemeinsam mit dem Schwesternblatt „Kölner Stadtanzeiger“ ein „gut besetztes Berliner Büro“ in Kooperation mit der „Frankfurter Rundschau“, so Biallas. Dabei befinde man sich natürlich nicht auf „einer Insel der Glückseligkeit“. Auch die „Mitteldeutsche Zeitung“ musste Stellen streichen, sich „verschlanken“. Aber an den journalistischen Spielregeln lasse sich nicht rütteln, auch wenn es durchaus schwerer geworden sei, diese umzusetzen. An diesem Punkt wird Hans-Jürgen Greye, der über 30 Jahre Berufserfahrung verfügt, erstmals im Gespräch energisch. Der Anspruch einer Zeitung müsse es immer bleiben, „unabhängig zu agieren“ und „Informationen zu vermitteln und nicht in Spekulationen zu verfallen“.



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Schreiben als Passion und Aufgabe 1966 in Leipzig geboren, wollte Alexander Wendt eigentlich Kunstwissenschaften studieren, was aus politischen Gründen jedoch „schwierig“ geworden wäre. Stattdessen jobbte er nach dem Abitur 1985 als Krankenpfleger, Kellner und Gärtner. Nach der Wende arbeitete er zunächst als freier Journalist für das „Sächsische Tagblatt“, bekam dort später eine Redakteursstelle, bis zur Auflösung der Zeitung 1991. Bis 1995 schrieb er wiederum als „Freier“, unter anderem für die „Wirtschaftswoche“, den „Tagesspiegel“ und den „Focus“, für den er ab 1995 die Korrespondentenstelle für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen übernahm. Wenn er mal ein halbes Jahr Zeit hätte, würde Wendt gerne in der Vergangenheit von Gregor Gysi nachforschen, vor allem in der Zeit der späten 1980er Jahre, als Gysi Vorsitzender des Anwaltskollegiums der DDR war.

Das Büro von Alexander Wendt hat etwas Unnahbares, genau wie sein schmaler, äußerst höflicher Nutzer. Denn bis auf zwei Bilder im Original und eine vernachlässigte Zimmerpflanze gibt der Raum nichts Privates preis. Man kann vielleicht anhand der Papierstapel auf dem ausladenden Schreibtisch die Arbeitsweise erahnen, und das gut sortierte Focus-Archiv sowie zwei Poster des Magazins lassen den Besucher wissen, dass man sich hier im Büro des Korrespondenten, zuständig für die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen befindet. Ansonsten hat sich Alexander Wendt nicht eingerichtet, er arbeitet hier. Und zwischen dieser journalistischen Arbeit und dem Rest seines Lebens hat er eine „chinesische Mauer“ errichtet, wie er sagt. Dabei lächelt er nicht. Seit Dezember 1989 schreibt er. Zunächst als freier Journalist. Seine erste Geschichte legte die Ergebnisse einer Studie des „Zentralinstituts für Jugendforschung“ der DDR offen, die sich mit der politischen Auffassung von Jugendlichen beschäftigte. Die Erhebung wies nach, dass schon vor der politischen Wende bei über 25 Prozent der Befragten, vor allem, wenn sie im kleinstädtischen Milieu lebten, rechtsradikales Gedankengut verwurzelt war. Das „Sächsische Tagblatt“ war dankbar über jeden wirklich unvorbelasteten Journalisten und druckte den Artikel. Und auch die Richtung Alexander Wendt war der einzige Journalist, der im Fall des kleinen Josef aus Sebnitz bei der Gerichtsmedizin anrief.

von Wendts Interesse wurde hier schon klar: Nicht Stimmungsberichte interessieren ihn, sondern gut recherchierte Geschichten, die „auf Fakten basieren und den Kern erfassen“. Im Fachjargon spricht man schnell von investigativem Journalismus, und wählt man dieses Fach an der Universität, gilt es, gleichnamige Kurse zu belegen. Dabei geht es oft einfach nur darum, überhaupt saubere Recherchen anzustellen. Das kann man nicht studieren, sondern muss man vor allem wollen. Alexander Wendt wundert sich bis heute, dass er der einzige Journalist war, der im Fall des kleinen Josef aus Sebnitz bei der Gerichtsmedizin angerufen hat, deren Ergebnis ein Gewaltverbrechen ganz klar ausschloss. Derweil schrieben die Kollegen von „Nie-

selregen und trüber Stimmung“, die zur Atmosphäre passen würden, und erdachten „Gruselgeschichten“. Mit diesem „geschlagenen Schaum“ kann Wendt nichts anfangen. Gar nicht zu sprechen von der durchaus gängigen Entwicklung im Boulevardbereich, sich vorab „am Tisch auszudenken, wie die Geschichte ausgehen soll“, um in Schwarz-Weiß malen zu können: hier das Opfer, da der Täter. „Das ist kein Journalismus.“ Im April 1995 schaffte der „Focus“ eine Korrespondentenstelle für Mitteldeutschland. Wendt, der schon seit 1993 regelmäßig für das Magazin schrieb und seine Entwicklung miterlebt hatte, bewarb sich und bekam den Posten. Für ein Nachrichtenmagazin zu arbeiten kommt ihm entgegen, da er sich nie auf ein Themengebiet festlegen wollte. Fachjournalismus würde ihn langweilen. Wendt spricht von „Glück“ – er habe sich immer so verwirklichen können, wie er sich das vorgestellt hatte. Mit seiner Festanstellung ist er in der Tat schon fast ein Dinosaurier, stellen doch Medienunternehmen heutzutage so gut wie nie feste Mitarbeiter ein. Diese Sicherheitskomponente beruhigt und „sichert den Broterwerb“. Wendt erinnert seine Zeiten als „Freier“ oft als problematisch, geprägt von „fehlender Zahlungsmoral“ und überirdischen Telefonrechnungen, die es zu begleichen galt. Ja, wenn er so zurückblickt, sieht sich der gebürtige Leipziger durchaus als „Wendegewinner“, weiß er doch, dass es mit seiner Weigerung, sich für drei Jahre für die Armee zu verpflichten, und mit seinem Freundeskreis bei der evangelischen Studentengemeinde unmöglich gewesen wäre, in der DDR zu studieren. Und kurz nach der Wende wollte wiederum keiner ein Abschlusszertifikat sehen. Das eigentliche Können zählte. Zum 20. Jahrestag der friedlichen Revolution plant Alexander Wendt ein größeres Stück über die Zeit, die auch für ihn persönlich so wichtig war, war er doch bei den Montagsdemonstrationen dabei und kann aus „eigener Perspektive und Draufsicht“ berichten. Es soll die Geschichte über den „glücklichen deutschen Herbst“ werden, wie er sagt. Und dabei lächelt er jetzt.

Weitere Informationen im Internet unter: www.radio-blau.de, www.nrj-sachsen.de, www.focus.de und www.kika.de.



RegJo LEIPZIG/HALLE THEMA 41

Hollywood liegt in L.E. Von Leipzig und Moskau aus produziert die Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft LE Vision hochwertige TV-Dokumentationen, Reportagen und Spielfilme für den deutschen und internationalen Markt.

Text: Katharina Kleinschmidt Fotografie: LE Vision

man einfach nicht von Deutschland aus regeln“, sagt Baumann. Seit acht Jahren arbeitet die russische Dependance vor Ort und hat eine Vielzahl von Projekten realisiert oder unterstützt. Ganz wegziehen aus Leipzig kommt für Simone Baumann allerdings nicht in Frage. „Mittlerweise bin ich großer Leipzig-Fan. Die Stadt ist mehr als liebenswert“, konstatiert sie. Die Vorzüge einer Großstadt verbän„In der Oberliga mitzuspielen“ ist der Anspruch von Simone Baumann.

Seit zwei Jahren tobt der Kampf um die Waldschlösschenbrücke in Dresden mit höchster medialer Aufmerksamkeit. Grund genug für den deutsch-französischen Fernsehsender arte, sich dem Thema mit einer Dokumentation zu widmen. Mit der Produktion beauftragt wurde das Leipziger Unternehmen LE Vision, das sich vor allem mit hochwerLeipzig – Moskau und zurück. Die Macher von LE Vision gelten als ausgewiesene Spezialisten für Osteuropa.

tigen Dokudramen, welche Dokumentation und Spielszenen dramaturgisch verbinden, einen ausgezeichneten Ruf in der Branche erworben hat. „Wir haben flexible Strukturen und können auch schnell komplizierte Projekte auf hohem Niveau realisieren“, sagt Simone Baumann, seit 1997 Geschäftsführerin von LE Vision. Dies sei einer der Gründe, warum Sender gerne auf die Leipziger zukommen, die außerdem auch Reportagen, TV-Doku-

mentationen, Doku-Soaps, Spielfilme sowie Werbe- und Imagefilme für Unternehmen produzieren. In den weiträumigen Lofts einer ehemaligen Polsterfabrik residiert die 1993 gegründete Firma mit mittlerweile rund 25 Mitarbeitern in der Leipziger Südvorstadt. Mit den Tochterfirmen LOCAL HEROES und MAGIC TREE PICTURES kann LE Vision vom Casting bis zu Technikdienstleistungen allen Anforderungen des Produktionsgeschäfts gerecht werden. Auch exotische Aufträge werden hier als Herausforderung gesehen. Als ein Kunde den chinesischen Kinomarkt evaluieren wollte, wurde kurzerhand für zwei Jahre ein Büro in Peking eröffnet. Einmal im Monat bezieht Simone Baumann für mehrere Tage in Moskau Quartier, um im dortigen Büro zu arbeiten. Deutsche Sender und Produktionsfirmen sichern sich regelmäßig das Knowhow der ausgewiesenen Osteuropa-Spezialisten. „Manche Dinge kann

den sich mit kurzen Wegen und einem familiären Image. An Leipzig schätzt sie auch die gute Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Land Sachsen. Der MDR als wichtiger Auftraggeber und die Mitteldeutsche Medienförderung komplettieren das Erfolgsrezept der sächsischen Filmszene. „Da in Deutschland die Medienförderung föderal organisiert ist, kann man eine Fernseh- und Filmproduktion auch hervorragend entwickeln, wenn man nicht in der Hauptstadt sitzt“, erklärt Baumann. Als weiteres Standbein wird LE Vision die Aktivitäten im Spielfilmbereich weiter ausbauen. „Einfach gute Filme machen“, ist das bescheidene Credo von Simone Baumann. „In der Oberliga mitspielen“, ergänzt sie schnoddrig. Die Investition in die Zukunft fängt bei den Menschen an: Sechs Auszubildende lernen zurzeit bei LE Vision. Simone Baumann sieht auch darin einen Standortvorteil: Die jungen Leute kommen gerne nach Leipzig, um hier zu leben und zu arbeiten. Das soll, hat Baumann gehört, nicht überall in Deutschland so sein.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.levision.de.


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RegJo LEIPZIG/HALLE

Der Schöngeist und der Macher Zwei ganz verschiedene Zeitschriften und zwei sehr unterschiedliche Herausgeber wagen die Kooperation, nachdem sie ihre Gemeinsamkeiten entdeckten und in die Waagschale warfen.

Text: Sigrid Gaulrapp Fotografie: Dietmar Fischer

„Verleger ist der schönste Beruf der Welt!“ Wer von den beiden hat es zuerst gesagt? Claus-Peter Paulus, Mitbegründer und Macher von „Regjo“, dem Journal für den Wirtschaftsraum Leipzig/Halle, oder doch Jonas Plöttner, Herausgeber und einer der Redaktionsleiter von „Kunststoff“, dem Kulturmagazin für Mitteldeutschland? Fest steht, dass sie beide dieser Überzeugung sind. Auf diesen Idealismus kommt es an. Denn das große Geld ist mit regionalen Zeitschriften – und seien sie noch so gut gemacht – nicht zu verdienen. Zumal hier im südlichen Osten, der von altersher Mitteldeutschland heißt. Jonas Plöttner sagt es so: „Verleger zu sein, hat etwas mit der Ehrfurcht davor zu tun, was man mit dem gedruckten Wort alles bewegen kann.“ Und in den Worten von Claus-Peter Paulus klingt das so: „Die TextBild-Kombination einer engagiert gemachten Zeitschrift vermag mehr Nachhaltigkeit zu erzeugen als andere Medien, einschließlich TV. Und sie überspringt Ländergrenzen. Deshalb haben wir unseren Wirkungsbereich schon bald erweitert, flächendeckend auf fast ganz Mitteldeutschland.“ Paulus und Plöttner gehören zu der Generation, die im Sakko aus feinem Tuch zur Jeans Figur macht. Als sie sich kennen-

lernten, hatte jeder gerade sein 12. Heft herausgebracht. Inzwischen bei der 14. Ausgabe angelangt, haben sie in den Augen der Leser und Medienkenner auf ihrem Gebiet die Spitzenplätze inne. Jetzt wollen sie Synergien nutzen und damit die Strukturen ökonomischer gestalten. Plöttner, 1966 in Leipzig geboren, war lange Jahre ein Freizeit-Schöngeist; beruflich auf Technik programmiert, studierte er Geologie in Freiberg, arbeitete acht Jahre als Vermessungstechniker in Düsseldorf und kam seinem jetzigen Beruf näher, indem er zum Mediendesigner umschulte. Er baute den Plöttner Verlag auf, der Belletristik und Kunstbücher herausgibt. Die Zeitschrift mit dem originellen Zeitgeist-Namen „Kunststoff“ ist Kind des Buchverlages und sichert ihm den aktuellen Bezug zum mitteldeutschen Kulturraum. Anfangs auf Literatur, Theater und bildende Kunst konzentriert, hat sich „Kunststoff“ auf Musik, Film und Lebenskultur ausgedehnt. „Als ich die Zeitschrift zum Laufen brachte, gab es zwar Kulturzeitschriften, aber die waren erweiterte Veranstaltungsprogramme, und ich wollte dahinterleuchten, kommentieren, motivieren, weiterbringen.“ Paulus, 1971 in Göttingen geboren,

gelernter Kaufmann, hat nach einem Volontariat beim Göttinger Tageblatt Buchhandel und Verlagswesen in Leipzig studiert. „Aus meiner Heimat, der Stadt der Schöngeister und Gelehrten, wollte ich in die Stadt der friedlichen Revolutionäre, Stadtretter und Wirtschaftserneuerer, die ebenfalls für ihre Schöngeister und Gelehrten berühmt ist. Vom ersten Tag an stand für mich fest: Hier bleibe ich, das ist meine künftige Heimat.“ Darum diese Verlagsgründung. „Dabei sollte uns die Clusterpolitik der Wirtschaft den Leitfaden liefern.“ Wirtschaft schafft die Mittel für die Kultur, Kultur gibt den Menschen die Kraft für ihr Wirken in der Wirtschaft. Für Paulus und Plöttner ist es selbstverständlich, dass der Verlegerberuf sowohl den Schöngeist als auch den Macher fordert – aber beides in einer Person. Sie haben sich darauf eingestellt, zollen dem Machen ihren Tribut und wünschen sich heimlich etwas mehr Raum für den Schöngeist. Verlegerträume, die nur der reale Erfolg beim Leser etwas zurückdrängen kann. Den erringt man gemeinsam besser.

Weitere Infos finden Sie unter www.regjo-leipzig. de und www.kunststoff-kulturmagazin.de.


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Er geht seinen Gang Gedränge am Messestand, gut besuchte Lesungen, erfolgreiches Programm. Der Mitteldeutsche Verlag in Halle (Saale) ist mit 60 Novitäten pro Jahr und 280 lieferbaren Titeln Sachsen-Anhalts größter Buchverlag.

Text: Dr. Markus Folgner Fotografie: Wieland Krause

Belletristik, Regionalliteratur, Fach- und Sachbücher sind drei Bereiche, auf die Roman Pliske, Geschäft sführer des Mitteldeutschen Verlages, setzt. Seit Oktober 2004 führt der studierte Germanist und Historiker in Halle die Geschäfte des traditionsreichen Hauses. Der Umsatz wächst und ist siebenstellig. Das neue Verlagsprogramm zeigt Charakter, Anspruch, ist ein gewagter, kaufmännisch geglückter Wurf. Der Buchmarkt freut sich auf authentische Kriminalfälle aus der Region von Bernd Kaufholz; die Reihe „Wanderführer für Mitteldeutschland“ von Britta SchulzeThulin führt aktuell zum Mansfelder Land und unteren Saaletal. Verkaufsstark ist Thomas Schönes „Tatort Himmelsscheibe“. Stadtund Reiseführer von Michael Pantenius sind jetzt gut mit „Wittenberg-Dessau-Wörlitz“ unterwegs. Die „Straße der Romanik“, ein Seit Oktober 2004 führt Roman Pliske den traditionsreichen Mitteldeutschen Verlag.

Bild-Text-Band, wird neu aufgelegt, wie seit Jahren die Romane von Harry Thürk. – Auch die Fachwelt und das überregionale Feuilleton loben; so den Roman „Die Rivalen“ oder das Sachbuch „Zensurspiele“. „Fahrschein bis Minto“ von Sohrab Homi Fracis gestaltete Helmut Stabe. Die Ausgabe wurde von der Stiftung Buchkunst unter die „Schönsten deutschen Bücher 2006“ gewählt. Der Fotobildband „Die zweite Avantgarde“ gewann beim Deutschen Fotobuchpreis 2008 in seiner Kategorie. Meriten für den Mitteldeutschen. Der Literaturverlag am Platz vor dem halleschen Steintor sitzt im Eckhaus, zweite Etage. Die Fenster geben den Blick frei auf das quirlige Treiben zwischen Bahnhof, Universitätsinstituten, SteintorVarieté. Zwei, drei Straßenzüge und man ist auf der Autobahn, hin zu

Schreibern oder Lesern; her von Berlin, Leipzig, Erfurt, aus östlicher Ferne oder tiefem Westen. Szenekneipen, Theater und das Nachtleben halten verlegerfreundlich Abstand und sind doch nah genug. Irgendwo da in Halle mit der kreativen Mischung aus Studenten, Eigenbrötlern, Angestellten, Wissenschaftlern oder scheinbar Gescheiterten entsteht gerade Literatur; da ist sich Pliske sicher. Autoren kommen oft eigenwillig und auf besonderen Wegen zu literarischem Erfolg, wie etwa der Mitteldeutsche Clemens Meyer. Ein Verlag muss offen und sensibel sein. Talentsuche, Autorenpflege, Leserschaft, Herstellung, ja und der Buchhandel. Da kennen sie sich aus, die halleschen Verlagsleute. – 1946 in Halle gegründet, war der MDV einer der bedeutendsten Verlage für Belletristik in der DDR: „Nackt unter Wölfen“ von Bruno Apitz, „Der geteilte Himmel“ von Christa Wolf, „Die Spur der Steine“ von Erich Neutsch oder „Es geht seinen Gang“ von Erich Loest erschienen hier. Hier schrieben Günter de Bruyn, Daniela Dahn, Steffen Mensching und viele andere. 1990 privatisiert, suchte das Haus ein neues Profil. Neben Behördenverzeichnissen und Regionalia erschienen auch Titel wie „Diva in Grau“. Die Halle-Porträts aus den 80ern von Helga Paris wurden berühmt. Dennoch traf die Krise 1996 schwer. Danach erwarb eine neue Gesellschaft den Namen und die Bestände des Verlages. Der bringt seitdem ohne alte wirtschaftliche Bürden erfolgreiche Titel in den Handel. Vielsagend titeln die Erinnerungen an Regine Hildebrandt „Erzählt mir doch nicht, dasset nich jeht!“

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.mitteldeutscherverlag.de.


„Stillstand ist bereits Rückschritt“ Mit der media city leipzig ist es gelungen, dem Medienstandort Leipzig ein lebendiges Zentrum zu geben. In unmittelbarer Nähe zum MDR ist hier alles auf das Mediengeschäft eingestellt.

Text: Martina Zentner Fotografie: Media City Atelier GmbH, Saxonia Media Filmproduktion GmbH

Dr. Roland Heilmann eilt die Flure der Sachsenklinik entlang. Es ist ein Notfall, wie so oft! Der Operationssaal ist vorbereitet. „Schnitt“, ruft es hinter der Kamera. Alles zum Ausgangspunkt zurück und der Arzt beginnt seinen Sprint durch die vermeintlichen Krankenhausflure von Neuem. In der Realität befindet sich der Fernsehdoktor in der media city leipzig, denn neben den Studios nutzt das Produktionsteam auch die Gänge und Außenanlage des Komplexes als Schauplätze für die erfolgreiche und kürzlich mit der Goldenen Henne prämierten Wochenserie „In aller Freundschaft“. Die media city leipzig ist das Herzstück einer bewegten und jungen Medienbranche in Leipzig. Auf 36.000 Quadratmetern arbeiten hier Medienmacher aller denkbaren Bereiche und Professionen: vom Einmannbetrieb bis zum Großunternehmen, von Kreativen bis Produzenten, von Druck bis Kameratechnik ist alles vertreten. In den vergangenen zehn Jahren ist in Leipzig geglückt, was sich so manche Stadt von einer erfolgreichen Clusterpolitik erhofft. Erklärtes Ziel der Stadt Leipzig war die Schaffung und Sicherung national und international wettbewerbsfähiger Arbeitsplätze. Durch Konzentration und Netzwerkbildung sollten Medienunternehmen begleitet und gefördert werden. Ausgehend von der Tätigkeit und dem Dienstleistungsbedarf des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) setzten die Planer auf eine Konzentration in unmittelbarer Nähe zur Sendeanstalt. Heute haben über 70 Unternehmen in der media city leipzig ihren Sitz. Doch schon längst gehen die Aktivitäten der Mieter über die Aufträge des MDR hinaus. „Uns ist es hier gelungen, eine intakte Infrastruktur für unsere Produktionen aufzubauen“, ist Sven Sund, Geschäftsführer der Saxonia Media GmbH, überzeugt. Gezielt hat sein Unternehmen am Standort die nötigen Fachkräfte hervorgebracht. Zum einen bildet Saxonia Media regulär aus, zum anderen lernen in den Produktionen Arbeitskräfte „on the job“ und bilden sich weiter. „Bei Fernsehen und Film geht es auf der Karriereleiter schon mal von der Assistentin zur 300 Millionen Zuschauer haben die von der Saxonia Media GmbH produzierten Sendungen im Jahr 2007 gesehen.

Produzentin“, meint Sven Sund. Die Personalinfrastruktur ist das A und O für die Arbeit des Unternehmens. Wenn diese nicht vor Ort vorhanden wären, würde sich die Produktion erheblich verteuern und in der Folge der Standort unattraktiv werden. Ein Problem, das Leipzig nicht mehr kennt: Im Jahresdurchschnitt beschäftigt Saxonia Media circa 300 freie Mitarbeiter, ein großer Teil kommt aus der Region. Und auch Dienstleistungsaufträge werden bevorzugt an ortsansässige Unternehmen vergeben. Das Produktionsspektrum reicht von Serien bis hin zu TV-Movies und Spielfilmen. Doch Sven Sund weiß: „Unser Schwerpunkt sind die Serien. Das ist die stabile Basis, die ungefähr 70 Prozent unserer


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In aller Freundschaft Die Serie rund um die Belegschaft der „Sachsenklinik“ ist seit 1998 einer der Dauerbrenner im ARD-Vorabendprogramm.Über 400 Folgen wurden bisher von der Saxonia Media Filmproduktion GmbH in deren Studios in der media city leipzig produziert.

Tätigkeit ausmacht.“ Mit Erfolgsserien wie „Tierärztin Dr. Mertens“, „In aller Freundschaft“ oder „Schloss Einstein“ produziert die Firma Quotenschlager. Insgesamt sind es im Jahr 4.000 Sendeminuten. Saxonia Media, so der Geschäftsführer, profitiere in der media city leipzig besonders von den kurzen Wegen zu den Studios und zum MDR, dem wichtigsten Auftraggeber. Die media city leipzig auf dem ehemaligen Gelände des Schlachthofes im Süden der Messestadt bietet Mediengewerbeflächen, Werkstätten, Garderoben, Produktionsbereiche und vier Studios. Der reibungslose Ablauf in der Anlage wird gewährleistet von den Mitarbeitern der DREFA Immobilien Management GmbH (DIM). Ob bei der Vermietung, der Bereitstellung von Kommunikationswegen, im Facility Management oder beim Wachschutz – immer stehen die Bedürfnisse des Arbeitsalltags in der Medienbranche im Vordergrund. „Hier produziert immer irgendwo jemand im Haus – 24 Stunden am Tag. Auch nachts und an Feiertagen ist unser Service gefragt, egal ob wir Kameras entgegen nehmen, Schnittplätze aufschließen oder Netzteile aufspüren helfen “, erklärt die Geschäftsführerin der DIM Ulrike von Radowitz. Eine weitere Aufgabe sieht sie im Knüpfen von Kontakten: „Das funktioniert auf einer ganz ungezwungen Ebene, ohne Veranstaltungen. Wenn ich denke, zwei

Menschen sollten sich kennen lernen, dann bringe ich sie zusammen.“ Neuestes Projekt ist eine Kindertagesstätte. In Kooperation mit einem Betreiber soll sie eine flexible Kinderbetreuung, die mit den Arbeitszeiten in der Medienbranche vereinbar ist, sichern. Auch für Hans Georg Witthohn von der Media City Atelier GmbH (MCA) bietet die media city leipzig eine optimal funktionierende Logistik. Als technischer Dienstleister ist die MCA in Produktionen verantwortlich für Kulissen, Bühnenbau, Requisiten, Kostüme und Beleuchtung. Zu diesem Zweck Ob Technik, Wachschutz oder Kita: In der media city leipzig ist alles auf die Branche abgestimmt.

verfügt das Unternehmen neben der notwendigen hochwertigen Technik auch über einen 10.000 Kostüme umfassenden Fundus. Technik, Bühnenelemente und Kostüme müssen aber auch gelagert werden und das in Reichweite zum Einsatzort. Dafür biete die media city leipzig mit ihren Lagerflächen die perfekten Voraussetzungen, versichert Witthohn. Eine besondere Herausforderung für die Logistik sind natürlich knappe Termine. So wie zum Beispiel der Umzug der MDRTalkshow Riverboat ins Studio 3 der media city leipzig, aus dem die Sendung seit Ende September ausgestrahlt wird: Eine komplett

neue Bühnendekoration muss zunächst bis zum Einsatz gelagert und dann binnen kürzester Zeit aufgebaut werden. Doch die MCA ist nicht nur an der Umsetzung von Fernsehproduktionen und Events beteiligt. Bis zu 30 Prozent des Umsatzes erzielt das Unternehmen mit TV-Movies und Filmen. Zu den neuesten Produktionen gehören „Mein Kampf“, „Das weiße Band“ und „The Last Station“. Dabei stellen sich bei der Realisierung von Filmproduktionen ganz andere Herausforderungen, als bei Fernsehserien. „In Filmen muss es viel authentischer sein. Da reicht kein Styropor, da müssen richtige Requisiten beschafft werden. Und was es nicht mehr gibt, das lassen die Finisher, wenn es sein muss, an einem Tag um 100 Jahre altern“, schildert Hans Georg Witthohn. Die Zukunft der MCA sieht er in Serien und Filmen. Doch für den Fortschritt brauche es Visionen: „Ich hoffe schon, dass wir uns in zwei bis drei Jahren auf Augenhöhe mit der Konkurrenz um Filmprojekte im Bereich um die 50 Millionen Euro bewerben.“ Den Schlüssel zum Erfolg in der Medienbranche sieht er im persönlichen Engagement: „Stillstand ist bereits Rückschritt!“

Weitere Infos unter www.media-city-leipzig.de, www.saxonia-media.de und www.mca.de.


Mitteldeutsches Kleeblatt Auf der Expo Real in München wird Mitteldeutschland in diesem Jahr geschlossener auftreten. Erstmals präsentieren sich vier Stände neben- und miteinander in einer Messehalle.

Text: Manuela Bank Fotografie: EXPO REAL, Hahn; IMG; Landeshauptstadt Dresden; Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH; ö-konzept

Keine Frage, die Expo Real in München, die in diesem Jahr vom 6. bis 8. Oktober stattfindet, ist ein Muss für jede Wirtschaftsregion. Die größte Gewerbeimmobilienmesse Europas ist die Plattform, um Investitionen, Projekte oder Finanzierungen anzubahnen. Die Dimension der Messe mit 74.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche bietet Chancen. Gleichzeitig gilt es für die Aussteller, unter den mehr als 1.800 Unternehmen und Institutionen aus über 40 Ländern mit der eigenen Präsentation überhaupt wahrgenommen zu werden. Für vier der großen Wirtschaftsräume Mitteldeutschlands Grund genug, enger zusammenzurücken. In der Messehalle C2 präsentieren sich die Regionen Leipzig/Halle, Chemnitz-Zwickau, Thüringen und der Norden Sachsen-Anhalts neben- und somit auch miteinander. „Wie ein Kleeblatt“, so Frauke Flenker-Manthey von der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt (IMG), stehen die vier Stände an einer der Kreuzungen der Halle. Auf ihnen präsentieren sich die Kommunen zusammen mit öffentlichen Institutionen und Partnern aus der regionalen Wirtschaft. Die Außenwirkung sei so eine andere als bisher: „Der Auftritt wird ein mitteldeutscher sein.“ Aus Marketingsicht sei das der richtige Weg, um noch deutlicher wahrgenommen zu werden. Die regionalen Identitäten gingen nicht verloren und kämen doch unter ein Dach. Ausdruck des Zusammenrückens ist auch eine gemeinsame Standparty am 6. Oktober. Unter dem Motto „Sonne satt“ werden 700 bis 1.000 Gäste zu Gesprächen erwartet, die sich nicht allein um die hervorragenden Bedingungen für Erneuerbare Energien in Mitteldeutschland drehen werden. „Gerade diese informellen Gespräche sind durch nichts zu ersetzen“, ist sich Heinz Friedrich Franke, Leiter der Wirtschaftsförderung Halle (Saale) sicher. Bereits 2007 hat sich die Stadt mit den Landkreisen des südlichen Sachsen-Anhalts und mit dem sächsischen Leipzig an einem Gemeinschaftsstand zusammengetan. Die Bilanz der Kooperation fällt auf beiden Seiten positiv aus. „Leipzig/Halle wird von Investoren längst als ein Standort wahrgenommen, man denke nur an DHL oder BMW“, sagt Leipzigs Wirtschaftsbürgermeister Uwe Albrecht. Er sei erfreut, dass sich die Region auch 2008 als Einheit präsentiere. Für den halleschen Wirtschaftsförderer Franke ist das ohnehin der richtige Weg: „Wir müssen uns als Verbund mit hervorragender Infrastruktur zeigen. Wir sind im Osten der zweitgrößte Wirtschaftsraum nach Berlin.“ Wichtiges Messethema für Halle ist die Verbindung Wissenschaft und Wirtschaft. Nicht nur weil Halle mit dem Weinberg Campus einen der größten Technologieparks der Biotechnologie-Branche bietet. Sondern auch, weil die Stadt mit der Ernennung der Leopoldina zur Nationalen Akademie der Wissenschaften punkten konnte und mit ihren Forschungseinrichtungen

an dem vom Bundesforschungsministerium hochrangig geförderten Spitzencluster „Solarvalley Mitteldeutschland“ beteiligt ist. Das Zentrum der Solarindustrie jedoch, die Region Anhalt-Bitterfeld, ist am Stand der IMG dabei, auf dem sich auch der Norden Sachsen-Anhalts mit der Landeshauptstadt Magdeburg präsentiert. Dort sollen unter dem Motto „Premium-Immobilien in SachsenAnhalt“ die Branchen Erneuerbare Energien, Logistik und die für den nördlichen Landesteil sehr wichtige Automobilzulieferindustrie beworben werden. Doch im Handgepäck, wie Frauke Flenker-Manthey von der IMG sagt, habe man Flächen, und zwar „Filetstücke“, aus allen Landesteilen. Im Blick habe man Kontakte zu Investoren, die gezielt Standorte suchen und expandieren wollen. „Vorrangig kommen diese zurzeit aus den USA, Italien, Benelux und Indien.“ Entwicklungschancen für Investoren will auch das von der Glasund Optikindustrie geprägte Jena aufzeigen. Die wirtschaftlich starke Stadt ist wichtiger Partner am Stand von Thüringen – das als einziges mitteldeutsches Bundesland über seine Landesentwicklungsgesellschaft geschlossen auftritt. „Wenn wir gemeinsam agieren, haben wir mehr davon“, so Sigrid Mettig von der Wirtschaftsförderung Jena. Die Stadt selbst hat durch die wirtschaftlich starke Entwicklung der vergangenen Jahre freilich nicht mehr unbegrenzt Immobilien im Angebot, „aber attraktive Flächen, Plätze und Grundstücke“, so Mettig. Wichtig sei es aber auch, über Imagewerbung als Standort präsent zu sein. Thüringen selbst versucht das mit einem zentralen Thema, das über die Landesgrenzen hinweg ausstrahlt – das Jubiläum des 1919 in Weimar gegründeten Bauhauses im kommenden Jahr. Und Sachsen? Die Wirtschaftsförderung des Freistaates ist wie in den vergangenen Jahren nicht als Aussteller auf der Messe vertreten. Susanne Weise, Teamleiterin Messen, begründet dies so: „Das Immobiliengeschäft allein ist für uns nicht so interessant; es ist nur Die Expo Real in München zog 2007 1.823 Aussteller aus 43 Ländern und 23.800 Besucher an.

ein Aspekt unserer Arbeit.“ Pflichttermin sei die Immobilienmesse trotzdem. „Wir kommen immer als Besucher“, so Weise. Das sächsische Chemnitz präsentiert sich dagegen als Bestandteil der Wirtschaftsregion Chemnitz-Zwickau, deren bedeutendste Branche der Fahrzeugbau ist. Nicht nur zwei Werke der Volkswagen AG, sondern auch mehr als zwei Drittel der Automobilzulieferer Sachsens finden sich hier. Den Aufschwung, der mittlerweile auch aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der IT-Branche kommt, will Chemnitz selbstbewusst auf der Expo Real kommunizieren. Unter anderem


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Auf dem Laufsteg Auf Europas größter Gewerbeimmobilienmesse, der Expo Real in München, werben Kommunen und Unternehmen aus über 40 Ländern um die Gunst von Investoren und Kunden. Die großen Wirtschaftszentren Mitteldeutschlands sind mit gleich fünf Ständen auf der diesjährigen Messe vertreten.

mit dem imageträchtigen Städteranking der Wirtschaftswoche, das Chemnitz als stärksten Aufsteiger des Jahres sieht, wie der Manager Standortmarketing, Sören Uhle, mitteilt. Die Landeshauptstadt Sachsens ist auf dem mitteldeutschen Marktplatz in Halle C2 nicht vertreten. In einer Kooperation mit Rostock präsentiert sich Dresden in der Halle B2. „Wir haben uns mehrere Jahre in räumlicher Nähe zu Mitteldeutschland präsentiert und nutzen nun eine andere Möglichkeit“, sagt Ferdinand Ruchay, stellvertretender Leiter der Wirtschaftsförderung. Die Zusammenarbeit mit Rostock biete Synergieeffekte und „günstige Kostenstrukturen“, so Ruchay. Dresden als Zentrum für Mikroelektronik, Informations- und Biotechnologie will sich auf der Expo Real als weltoffene Stadt zeigen. Konkrete Angebote für Investoren gibt es freilich auch, so unter anderem die letzte Fläche im historischen Zentrum Dresdens, das sogenannte Quartier III. Aber auch für Dresden ist die Kooperation der Wirtschaftsregionen Mitteldeutschlands noch nicht vom Tisch: „Man wird darüber reden müssen, in Zukunft alle unter ein Dach zu holen. Die Frage ist, mit welchem Konzept das passiert“, sagt Ferdinand Ruchay. Auch für den Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) ist die Frage durchaus virulent, denn dessen Mitarbeiter müssen auf der Expo Real gleich drei sächsische Stände betreuen. Ob aus der Sicht der Wirtschaftsförderung ein Zusammengehen der Regionen besser wäre, wolle er zwar nicht beurteilen, meint Stefan Wagner von der SIB: „Für den Immobilienverkauf wäre eine Bündelung der Präsentationen aber durchaus erwägenswert.“

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.exporealnet.net.



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Der grüne Faktor From Green to Gold – die Immobilienbranche entdeckt die Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Nicht nur in Konferenzen auf der EXPO REAL 2008, sondern auch ganz praktisch in der Region.

Text: Beeke Laue Fotografie: Reiter/Rentzsch Architekten

Gebäude haben mehr als 40 Prozent Anteil am Energieverbrauch und damit an den Treibhausgas-Emissionen in der Europäischen Union. Und schon jetzt reißen die hohen Energiepreise immer größere Löcher in die Etats von Eigentümern und Mietern. Angesichts dessen sind Immobilien gefragt, die wenig Energie verbrauchen. Eine gute Energiebilanz senkt nicht nur die Betriebskosten einer Immobilie, sie erhöht auch ihren Marktwert und stärkt das Image des Immobilienunternehmens. Folgerichtig bildet das nachhaltige Entwickeln, Finanzieren und Betreiben von Immobilien eines der Schwerpunktthemen auf der EXPO REAL 2008. Bereits heute verbrauchen moderne Gebäude wie im Fall des Passivhauses fast keine Energie mehr. „Die Heizkosten sinken beim Passivhaus von 1.500 Euro auf 150 Euro pro Jahr“, erklärt Architekt Daniel Reiter. Sein Büro in Dresden hat sich auf energiesparende Häuser spezialisiert. Das PassivImmobilien, die so gut wie keine Energie brauchen, sind längst Wirklichkeit. Jetzt wird das Thema auch wirtschaftlich interessant.

haus erhält neben einer Dreifach-Verglasung eine besonders dicke Dämmung. Die dritte Säule ist die Lüftungsanlage. Sie saugt Frischluft an, erwärmt sie durch die Abwärme des Hauses und führt sie den Räumen wieder zu. Dadurch bleibt die Temperatur im Gebäude konstant. Mit einem Heizenergiebedarf von etwa 15 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter pro Jahr ist dieser deutlich geringer als vergleichsweise bei Niedrigenergiehäusern (70 kWh pro Jahr), befand die Sächsische Energieagentur SAENA. Dass trotz dieser hohen Einsparmöglichkeiten nicht alle Neubauten auch Passivhäuser sind, liegt vor allem am höheren Investitionsaufwand. Mit bis zu acht Prozent Mehr-

kosten im Vergleich zur konventionellen Bauweise muss der Bauherr rechnen. Der Freistaat Sachsen unterstützt den Bau energieeffizienter Gebäude und entsprechende Sanierungen daher seit Jahren mit vielfältigen Förderprogrammen, durch die bis zur Hälfte der Kosten übernommen werden. Für Daniel Reiter lohnte die frühe Festlegung auf die zukunftsträchtige Bauweise. Immer mehr Bauherren kommen auf ihn zu. Erst vor kurzem wurde ein Passivhaus-Kindergarten aus seiner Feder im sächsischen Heidenau eröffnet. Auch beim größten Auftraggeber von Bauleistungen in Sachsen, dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB), nimmt das Thema einen sehr hohen Stellenwert ein. So wird bei allen Baumaßnahmen die Nutzung erneuerbarer Energien, energieeffizienter Technologien und energiesparender Bauweisen untersucht. Damit soll der Energieverbrauch der öffentlichen Gebäude in Sachsen in den kommenden Jahren weiter gesenkt werden. Laut Geschäftsführer Prof. Dieter Janosch übernimmt der SIB damit „eine Vorbild- und Leitfunktion als fachkundiger, öffentlicher Bauherr und Verwalter der landeseigenen Liegenschaften für die Förderung des nachhaltigen und ökologischen Bauens.“ Als Impulsgeber wolle der Freistaat dazu beitragen, energieeffizientes Bauen und den Einsatz regenerativer Energien weiter voranzubringen. Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Immobilienwirtschaft angekommen. Auch auf der EXPO REAL. Die Messe München besitzt eine der weltgrößten Photovoltaik-Dachanlagen, die jährlich 7.000 Tonnen CO² einspart. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.reiter-rentzsch.de und www.sib.sachsen.de.


Neue Märkte neben der Rollbahn Der Flughafen Leipzig/Halle überzeugt Investoren nicht nur als Logistikstandort mit Verbindungen zu den aufstrebenden Wirtschaftsräumen Osteuropas und Asiens. Hier entstehen Geschäftsbeziehungen gleich „next to the runway“.

Text: Kai Bieler Fotografie: Flughafen Leipzig/Halle GmbH

Der Markt für Logistikimmobilien in Deutschland boomt. Über drei Millionen Quadratmeter Fläche wurden hier 2007 umgesetzt, Platz eins in Europa. Denn die hiesige Logistikbranche profitiert von der Zunahme und den Veränderungen der weltweiten Warenströme. So wurden 2007 laut der Studie „Top 100 der europäischen Logistik“ in Deutschland mit circa 189 Milliarden Euro die höchsten Umsätze in der europäischen Logistikwirtschaft registriert. Die Gründe für diese positive Entwicklung liegen für Ulrich Schneider, Real-EstateExperte bei PricewaterhouseCoopers (PwC), auf der Hand: „Die zunehmende Integration der Staaten in Ost- und Südosteuropa als Produktions- und Absatzmärkte spiegelt sich in der Nachfrage nach Logistikimmobilien wider.“ Damit einher gehe eine zunehmende Verlagerung des Schwerpunktes der europäischen Logistikaktivitäten nach Osten, so der Experte. Dabei müssten moderne Logistikimmobilien heute einen ganzen Katalog von Anforderungen erfüllen. „In erster Linie ist natürlich die Lage entscheidend. Immobilien sollten in den etablierten Transportkorridoren und in der Nähe von Ballungszentren

gelegen sein. Wenn die Objekte eine multimodale Verkehrsanbindung besitzen, dann ist das ein weiterer großer Vorteil.“ Beispielhaft hierfür sei unter anderem die Standortverlagerung des europäischen DHL-Luftkreuzes von Brüssel nach Leipzig. „In deren Sog wollen wir zukünftig noch stärker am Logistikboom partizipieren“, erklärt Ina Scharff. Zusammen mit ihren Kollegen vom Fachbereich „Non Aviation“ ist sie verantwortlich für die Vermarktung und Bewirtschaftung der Liegenschaften und Immobilien des Flughafens Leipzig/Halle. Die Trimodale Verkehrsverbindungen zu den Märkten in Osteuropa sind ein Anreiz für Investoren.

Chancen dafür seien hervorragend, denn „wir bieten Investoren einfach ideale Rahmenbedingungen“, so Scharff. Dazu gehören neben der geografischen Lage im Zentrum Europas die zwei parallelen Start- und Landebahnen für den interkontinentalen Flugverkehr sowie die hervorragende Anbindung an die Autobahnen A9 und A14 und an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn. So verkehrt ab Ende 2008 eine tägliche Fracht-

zugverbindung zwischen den Flughäfen Leipzig/Halle und Frankfurt am Main. Auch die Ende Juli durch ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes bestätigte 24-StundenBetriebserlaubnis für Frachtflüge gehört zu den Standortvorteilen des Airports und bietet Investoren langfristige Planungssicherheit. Durch diese Vorteile überzeugt, hat sich am Flughafen neben der DHL bereits eine Reihe weiterer namhafter Logistikunternehmen angesiedelt. So nahm die Lufthansa Cargo den Standort Ende 2007 in ihr Streckennetz auf. Das im Sommer 2007 am Frachtbereich Süd eröffnete World Cargo Center verfügt über eine 20.000 qm große Frachthalle mit einer Jahreskapazität von 200.000 Tonnen sowie über 3.400 qm Büroflächen. Der Neubau einer weiteren Halle ist bereits geplant. In Leipzig/Halle wird ab dem kommenden Jahr auch AeroLogic, die neue Frachtfluggesellschaft von DHL und Lufthansa Cargo ihren Heimatflughafen haben. Schon jetzt liegt der Airport an 5. Stelle der deutschen Frachtflughäfen. „Mit den über 300.000 Tonnen Frachtumsatz in diesem Jahr werden wir sogar auf Platz drei hinter Frankfurt und Köln/Bonn liegen“, prognos-


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„Fliegende Güterzüge“ Am Flughafen Leipzig/Halle existiert seit Januar 2007 nicht nur die einzige europäische Wartungsbasis für Maschinen vom Typ Antonow 124-100, eines der größten Frachtflugzeuge der Welt. Hier gibt es vor allem eins: Viel Platz für Investoren, um mit ihren Märkten zu wachsen.

tiziert Ina Scharff. Im Gegensatz zu diesen beiden Standorten sind Kapazitätsengpässe in Leipzig/Halle auch mittel- und langfristig kein Thema. „Zusätzlich zum DHL-Areal verfügen wir am Frachtbereich Süd über voll erschlossene und flexibel teilbare Flächen von rund elf Hektar mit direktem bzw. indirektem Vorfeldanschluss“, so Scharff. Dazu kämen weitere 40 Hektar an noch unerschlossenen Flächen in diesem Bereich sowie zusätzliche Grundstücke im unmittelbaren Umfeld des Flughafens. Genug Platz also für weiteres Wachstum. Auch das ist einer der Gründe, warum sich Leipzig/Halle als einer von nur zwei deutschen Flughäfen als Standort für ein „End-ofRunway“-Logistikkonzept eignet, so das Ergebnis eines Forschungsprojektes der Universität Duisburg-Essen. Dabei entstehen am „Ende der Rollbahn“ wirtschaftliche Effekte, die weit über klassische LogisDie Logistikbranche übernimmt einen immer größeren Teil der Wertschöpfung, „next to the runway“ siedeln sich verstärkt auch andere Branchen an.

tikdienstleistungen wie die Lagerung und den Umschlag von Gütern hinausgehen. Auf nah am Flughafen gelegenen Gewerbeflächen siedeln sich zunehmend auch Unternehmen an, die hier ihre Produkte vormontieren, reparieren, kommissionieren oder „veredeln“. Auch wenn sie selbst lieber von „next to runway“ spricht, hat Ina Scharff deshalb neben Logistikdienstleistern und flugverkehrsaffinen Unternehmen auch noch weitere Zielgruppen bei der Investorenansprache im Auge. „Der Flughafen Leipzig/Halle ist aufgrund seiner Lage, der Verbindungen nach Osteuropa und Asien und der Ansiedlung von Unternehmen wie BMW, Porsche, Dow Chemical

oder Dell im Umfeld auch ein ideales Konsolidierungs- und Verteilzentrum für eine Vielzahl von Wirtschaftszweigen.“ Dazu zählt sie neben der Automobilwirtschaft auch Technologieunternehmen oder die Textilbranche, die ihre in Asien hergestellten Produkte hier „branden“ und anschließend auf den deutschen und europäischen Markt weiter verteilen könne. „Die Ende 2007 neu eröffnete Veterinärgrenzkontrolle erlaubt dagegen die schnelle Abwicklung der Einfuhr von Tieren, tierischen Produkten und Lebensmitteln in die EU, was unter anderem für die Nahrungsmittelindustrie oder den Zoohandel interessant ist“, so Ina Scharff. Insgesamt beobachte man bei Investoren ein zunehmendes Interesse am Standort. „Viele schauen sich sehr genau an, was sich hier in Mitteldeutschland entwickelt. Deshalb rechnen wir in naher Zukunft mit einer Reihe konkreter Projekte.“ Dazu soll auch der Auftritt auf der Internationalen Fachmesse für Gewerbeimmobilien EXPO REAL vom 6. bis 8. Oktober beitragen. Hier ist die Flughafen Leipzig/Halle GmbH auf dem Gemeinschaftsstand der Städte Leipzig und Halle (Saale) vertreten. So infomiert ein Standforum am 7. Oktober die Messebesucher über die „Region Leipzig/Halle – Shootingstar der globalen Logistik“. „Dieser Wirtschaftsraum ist einer der attraktivsten Europas und verfügt mit Leipzig/Halle über ein internationales Frachtdrehkreuz, das an die weltweiten Wachstumsmärkte angebunden ist“, fasst Ina Scharff das Profil der gemeinsamen Messepräsentation zusammen.

Kontakt: Ina Scharff; Tel. : 0341/224 1487; Fax: 0341/224 1457; E-Mail: ina.scharff@leipzig-halle-airport.de; www.leipzig-halle-airport.de


»Wir retten jeden Stein« Die Altbausanierung stellt vor dem Hintergrund des Denkmalschutzes spezielle Anforderungen an den achtsamen Umgang mit den empfindsamen Gemäuern. Wir sprachen dazu mit Christoph Gröner, Geschäftsführer der CG Gruppe.

Interview: Daniela Rutsch Fotografie: Matthias Knoch

Vorbei die Zeit der Stadtflucht. Ganz gleich ob jung oder alt: Das Leben mitten im Herzschlag der großen Stadt hat wieder Konjunktur. Dieser Trend hat Auswirkungen auf den Städtebau, wo die Revitalisierung ehemaliger Industriegebäude sowie die hochwertige Sanierung historischer Bausubstanz die derzeit prägenden Tendenzen sind. Wir sprachen zu diesen Entwicklungen mit Christoph Gröner, Geschäftsführer der CG Gruppe und damit einer der größten Immobilienunternehmer Leipzigs. Herr Gröner, sie präsentieren sich in diesem Jahr erstmals als Unternehmen auf der Immobilienmesse Expo Real in München. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen? Die Expo Real legt Ihren Fokus klar auf Gewerbeimmobilien, national und international. Damit ist sie für uns das ideale Forum, einem breiten Fachpublikum unser Know-how auf diesem Gebiet zu zeigen. Was heißt das konkret? Erstens sind wir als Immobilienunternehmen breit aufgestellt. Das heißt, wir bieten die gesamte Wertschöpfung entlang des Lebenszyklus von Immobilien an. Wir planen und entwickeln die Projekte, wir setzen sie mit unserer CG Bau um und schließlich übernehmen wir auch die Vermietung und Verwaltung der Gebäude. Dieses Vorgehen sichert die gleichbleibend hohe Qualität. Und zweitens? Zweitens haben wir den Fokus unserer Projekte zunehmend auf Gewerbeimmobilien gelegt. Leipzig ist unser Firmensitz. Vor rund zehn Jahren haben wir dort mit der Sanierung von Gründerzeithäusern begonnen. Damit sind wir bis heute extrem erfolgreich. Erst im Sommer dieses Jahres haben wir das Blüthner Carré eröffnet. Nach nur neun Monaten Bauzeit ist dieser Komplex aus fünf Häusern der Jahrhundertwende zu einem Schmuckstück in Leipzigs Waldstraßenviertel geworden. Parallel dazu haben wir vor etwa drei Jahren mit der Sanierung von Industriearealen begonnen. Können Sie uns Beispiele nennen? Ein Projekt war das Südcenter. In einer ehemaligen Leipziger Zahnradfabrik im Szenestadtteil Connewitz sind moderne Büros, Ateliers,105 hochwertige Appartements und Wohnungen sowie ein Fitnessstudio mit Schwimmbad entstanden. Absolutes Highlight sind die Gartenlofts. Für mich ist das Südcenter eine zukunftsweisende Verschmelzung von Wohnen und Arbeiten unter einem Dach. Und die Strategie gibt uns recht. Mehr als 90 Prozent des Areals sind seit der Fertigstellung im Frühsommer 2008 bereits vermietet. Ein anderes Objekt sind die über 120.000 qm umfassenden Kunst- und Gewerbehöfe Plagwitz. Sie sind beispielhaft für unsere Sanierung

ehemaliger Industrieflächen. Als ich das Gelände zum ersten Mal betrat, begegneten uns leere, verfallene Hallen. Mittlerweile sind die ersten Gebäude renoviert. Die Firma Spreadshirt verlegt Ihren Firmensitz inklusive Produktion in ein eigens dafür von uns realisiertes Gebäude. Wir haben den neuen Toom-Baumarkt gebaut und neuen Platz für zahlreiche Unternehmen geschaffen, z.B. Biodentis. Dabei setzen wir nicht auf vorgefertigte Lösungen, sondern entwickeln Um- und Ausbau gemeinsam mit dem zukünftigen Nutzer. So entstehen individuelle Konzepte, für jeden das Richtige. Unser jüngstes Projekt sind die Gohliser Höfe. Was verbirgt sich hinter den Gohliser Höfen? Auf dem Gelände der ehemaligen Drahtseilbahnfabrik Bleichert befinden sich derzeit die Gohliser Höfe in Planung. Als ich das Gelände zum ersten Mal betrat, hatte ich sofort eine Vision vor Augen. Wir trauen uns zu, diese Substanz so zu interpretieren, dass einerseits der Denkmalschutz gewahrt bleibt und andererseits der Nutzer zufrieden ist. Jeden Stein werden wir retten, jeden Meter Stahl. Nun planen wir auf einer Fläche von rund 20.000 qm Handwerkerhöfe, Business-Center, Gourmetgastronomie, Ateliers und Lofts. Wie geht es mit der CG Gruppe weiter? Lassen wir Zahlen sprechen. Derzeit sind 40.000 qm bzw. 400 Wohnungen durch unsere CG Immobilien vermietet. 2007 erwirtschaftete die CG Bau einen Umsatz von 22 Millionen, für 2008 erwarten wir 35 Millionen Umsatz. Unsere City Hausverwaltung hat derzeit 22.000 qm Gewerbe und über 1.500 Wohnungen im Bestand. Ich denke, diese Fakten sprechen für sich. Außerdem werden wir unseren Handlungsradius über die Grenzen Leipzigs erweitern und nach Berlin und Dresden expandieren. Mit Leipzig als Firmensitz agieren wir dann in einem schnell erreichbaren Dreieck. Entlang dieser Standorte werden wir uns weiter diversifizieren und zukunftsweisende Projekte entwickeln, wie es uns in Leipzig etwa mit den genannten Kunst- und Gewerbehöfen Plagwitz gelingt. Betreten Sie damit neues Land? Nein. In Berlin sind wir bereits seit zehn Jahren aktiv. Allerdings werden wir unser Engagement dort verstärken. Große Investoren kommen eher nach Berlin. Es ist sechsmal größer und bietet dadurch natürlich mehr Potenzial. Nehmen Ihre Geschäftspartner diese Entwicklungen wahr? Und wie. Mittlerweile treten Investoren, Kreditinstitute und andere Interessierte an uns heran. Wir bieten ihnen Geschäftsmodelle, von denen alle Beteiligten, also Investoren, Nutzer und Projektentwickler, profitieren können.


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Gohliser Höfe Original-Luftbildaufnahme des 20.000 qm großen Firmenareals der Drahtseilfabrik Bleichert um 1880

Christoph Gröner, 40, ist Gründer und Geschäftsführer der nach ihm benannten CG Gruppe. Seit mehr als 20 Jahren in der Bau- und Immobilienbranche tätig, führt er heute ein Unternehmen mit mehr als 140 Mitarbeitern, das vor allem im Dreieck der Städte Leipzig, Berlin, Dresden agiert. Mit seiner Familie lebt der gebürtige Karlsruher in Leipzig.


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Innovationen im alten Gewand Die CG Gruppe erweckt historische Gebäude der Gründerzeit zu neuem Leben. Eine zusätzliche Herausforderung wird es, wenn es sich bei der Immobilie um ein ehemaliges Industrieareal handelt, das für eine Neunutzung umgebaut wird.

Text: Christin Schulz Fotografie: Matthias Knoch, Ingo Gottlieb

Die Geschichten der Einwohner Leipzigs sind vielfältig und beeindruckend. Hier lebten und wirkten Theoretiker und Feingeister, Wissenschaftler und Freidenker, Traditionalisten und Visionäre. Jeder hat auf seine Art das Bild der Stadt geprägt. Sei es in der Literatur, der Musik, im Bildungswesen, der Industrie oder in der Architektur. Heute lenken vor allem Namen wie Porsche, BMW, DHL oder Amazon internationale Blicke auf die Stadt an der Pleiße. Doch die Grundsteine für die Entwicklung zum Industriestandort wurden bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts gelegt. Karl Heine war einer der Visionäre, der früh das Potenzial der Messestadt erkannte und die Infrastruktur durch Eisenbahnanschluss und Ausbau der Wasserwege entscheidend prägte und somit attraktiv für Unternehmer machte. Vor allem die Stadtteile Plagwitz und Gohlis kristallisierten sich rasch als ideale Industriestandorte heraus. Die in Leipzig ansässige und deutschlandweit am Immobilienmarkt agierende CG Gruppe hat nun die zum großen Teil leer stehenden alten Industriebauten neu entdeckt. „Als wir vor rund „Wie Menschen denken und leben, so bauen und wohnen sie.“ (Johann Gottfried Herder)

15 Jahren unsere Arbeit in Leipzig begannen, konzentrierten wir uns vorwiegend auf Bauten der Gründerzeit als Wohnimmobilie. Die letzten Jahre haben aber gezeigt, dass auch die Nachfrage nach modernen Gewerbeflächen mit eigener Geschichte sehr stark ist“, so Christoph Gröner, Geschäftsführer der CG Gruppe. Auf dem Gebiet der Sanierung und Renovierung denkmalgeschützer Altbauten auf höchstem Niveau hat sich die CG Gruppe bereits mit Prestige-Projekten wie dem Blüthner Carré und dem Südcenter – einer ehemaligen

Zahnradfabrik im Stadtteil Connewitz – einen Namen gemacht. Im Jahr 2007 startete dann das erste Gewerbe-Großprojekt in Plagwitz, das von der Tochtergesellschaft Plagwitzer Quartier A (B,C,D) GmbH & Co. KG verwaltet wird. Für ein Areal von rund 120.000 qm wurde in Zusammenarbeit mit den Architekturbüros Denda und Homuth + Partner ein Konzept für die 2. Stufe der städtebaulichen Entwicklungsplanung entworfen. Dieses sieht eine Revitalisierung im Kern vor, deren Ziel es ist, die bestehende denkmalgeschützte Bausubstanz zu erhalten und neue Wohn- und Arbeitswelten zu integrieren. Ein bereits erfolgreich realisiertes Projekt aus diesem Areal, den sogenannten Kunst- und Gewerbehöfen Plagwitz rund um die Gießerstraße, ist die neue Firmenzentrale der Spreadshirt AG. In enger Zusammenarbeit mit der CG Gruppe wurde ein ausgefeiltes Nutzungskonzept entwickelt. Das markante Klinkergebäude an der Naumburger Straße Ecke Gießerstraße wurde im Inneren von den Handwerkern der CG Bau Bau & Sanierungs GmbH kernsaniert und modernisiert. Außerdem mussten bauliche Veränderungen vorgenommen werden, um die Produktion des Textilunternehmens zu integrieren. Die Fassade wurde sensibel rekonstruiert und um neue Bauteile wie einen Glasaufbau, der die Cafeteria beherbergen wird, erweitert. Entstanden ist ein Gebäude, das noch immer den typischen Charme einer Industrie-Immobilie aus der Gründerzeit besitzt, aber im Detail und im Inneren durch moderne Ideen besticht. In Gohlis ist ein vergleichbar innovatives und visionäres Projekt unter Leitung der CG Gruppe in Planung. Die 1881 erbauten „Gohliser Höfe“, ehemals das Firmengelände der Drahtseilfabrik Bleichert, bieten auf rund 20.000 qm Raum für Wohn- und Gewerbeflächen. Da es sich um einen in sich geschlossenen Komplex


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1. Fassadenansicht der neuen Spreadshirt Zentrale in Plagwitz 2. Südcenter mit Gartenmaisonette-Wohnungen 3. Eingangsbereich Blüthner-Carré 4. Luftbildaufnahme der Quartiere A-D in Plagwitz, September 2008

handelt, wird angestrebt, den Höfen Stadtteilcenter-Funktion zukommen zu lassen – mit Kleingewerbe und individuellen Wohneinheiten. Zum erfolgreich erprobten Geschäftskonzept der CG Gruppe gehört die frühe Einbeziehung der Kundenwünsche, um die Immobilie bereits im Planungsprozess auf ihre spätere Nutzung abzustimmen. Daran schließt die kompetente bauliche Umsetzung an, mit einer Vielfalt an Gewerken unter dem Dach der CG Gruppe. Allein 70 Handwerker, wie Maurer, Dachdecker, Fliesenleger, Tischler und Möbeltischler, Schreiner, Stuckateure und Maler sind in den gewerblichen und operativen Tochtergesellschaften vereint. Und das ist noch nicht alles. Die Betreuung über den Zeitpunkt der Fertigstellung eines Projektes hinaus übernimmt die City Hausverwaltungs GmbH mit Facility Management, Objektverwaltung und Mieterbetreuung. Die CG Gruppe gewährleistet somit die Begleitung des gesamten Lebenszyklus einer Immobilie. Das verspricht Qualität auf höchstem Niveau.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.exporealnet.net.

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Spitze mit Chemie und Logistik Der neue Saalekreis bietet Investoren und Unternehmen aus der Logistikbranche und der Chemieindustrie hervorragende Bedingungen für die Ansiedlung.

Text: Sigrid Gaulrapp Fotografie: fechner & tom

Wenn sich zwei Partner auf Augenhöhe begegnen und ihre Stärken addieren, entsteht ein neues Ganzes, das „mehr als die Summe seiner Teile“ ist. Diese Erkenntnis des Aristoteles lässt sich auch guten Gewissens auf den im vergangenen Sommer vollzogenen Zusammenschluss der Landkreise MerseburgQuerfurt und Saalkreis zum Saalekreis anwenden. Denn der neue Landkreis ist im Ergebnis der wirtschaftsstärkste Landkreis Sachsen-Anhalts. In dem flächenmäßig drittkleinsten Landkreis werden durch das verarbeitende Gewerbe mehr als ein Viertel des landesweiten Umsatzvolumens und ein Fünftel des Auslandsumsatzes aller sachsen-anhaltischen Unternehmen erwirtschaftet. Das überdurchschnittliche ökonomische Wachstumspotenzial basiert auf der Verbindung der beiden historisch gewachsenen Standortprofile mit ihrem jeweiligen Mix an zukunftsfähigen Branchen sowie den exzellenten Forschungs- und Bildungsmöglichkeiten. Der Norden des Saalekreises rund um Halle (Saale) steht ganz im Zeichen der Logistikbranche. In der Kernregion des mitteldeutschen Wirtschaftsraums finden Investoren und Unternehmen mit dem Interkontinentalflughafen

Leipzig/Halle und den Autobahnen A9 (Berlin-Nürnberg), A14 (MagdeburgDresden) sowie A 38 (Halle-Göttingen) schnelle und effiziente Verbindungen zu den Zukunftsmärkten in Ost und West. Bereits jetzt haben zahlreiche namhafte Unternehmen der Branche diese Standortvorzüge erkannt und hier mit ihren Logistikzentren Sitz genommen. Und für weiteres Wachstum bieten die 18 Gewerbegebiete in Landsberg, Queis, Dölbau, Gröbers und an anderen Standorten noch jede Menge Platz. So stehen Investoren im Gewerbepark Gröbers (www.kabelske-tal.de) noch Eine Vielzahl gut ausgestatteter Gewerbegebiete erwartet die Investoren.

51 Hektar erschlossene Flächen zur Verfügung, im Gewerbe- und Industriegebiet Sietzsch (www.stadt-landsberg. de) sind es über 55 Hektar. Der Süden des Saalekreises bildet dagegen mit den Chemieparks in Leuna und Schkopau traditionell das Herz des mitteldeutschen Chemiedreiecks. Internationale Unternehmen wie Dow, Domo, Total, Linde, Quinn, aber auch viele Mittelständler haben hier seit 1990 über zehn Milliarden Euro in neue Produktionsstandorte investiert.

Zu den wichtigsten Standortvorteilen zählt neben der hervorragenden Infrastruktur und den Verbundstrukturen für die chemischen Stoffe nicht zuletzt die hohe Chemieakzeptanz bei der Bevölkerung. In zunehmendem Maße entwickelt sich der Süden des Saalekreises aber auch zu einem Zentrum der Polymerproduktion, -verarbeitung und -forschung. Im Zentrum stehen dabei die wissenschaftlichen Einrichtungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Hochschule Merseburg, das Fraunhofer Institut IWMH und das neu gegründete Pilotanlagenzentrum. In die Zukunft investieren, um für die kommenden Herausforderungen gerüstet zu sein. Dieses Motto gilt auch für die Wirtschaftspolitik im Landkreis. So wurden allein im vergangenen Jahr 2,2 Millionen Euro für den Bereich Bildung ausgegeben. Denn das Vorhandensein qualifizierter Fachkräfte wird angesichts des demografischen Wandels zum vielleicht wichtigsten Kriterium bei der Standortentscheidung von Unternehmen.

Saalekreis, Amt für Wirtschaftsförderung, Domplatz 9, Tel. (03461) 40 10 15


© AB-Creativ GbR, 2008


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Das Regional-Journal für den Wirtschaftsraum Leipzig/Halle (Saale) Altenburg Bitterfeld Borna Dessau-Roßlau Jena Köthen Merseburg Naumburg Torgau Weißenfels Wittenberg

Inhalt 65 Innovation: Im Zentrum des Mittelständischen Unternehmertages 2008 in Leipzig standen Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft. Eine Rekordzahl an Besuchern und Ausstellern nutzte die überregionale Kommunikationsplattform. 66 Spielkarten: Die Spielkartenfabrik Altenburg feierte 2007 ihren 175 Geburtstag. Nicht nur für Skatspieler ist das Unternehmen längst wieder die erste Adresse für Spielkarten. 67 Countdown: Zum Jahreswechsel kommt die neue Abgeltungsteuer. Anleger sollten deshalb jetzt ihre Depots und Anlagestrategien überprüfen, so Bianca Meier von der Connex Steuer- und Wirtschaftsberatung GmbH

68 Werkzeuge gegen Wahnsinn: Der ITDienstleister PC-WARE bietet der Kreativbranche ein integriertes Konzept für Hardware, Software, Beratung und Support aus einer Hand.

72 2.700 Kilometer Sicherheit: Die Merseburger ARS Anlagen und Rohrsysteme Betriebsführung & Service GmbH hat sich auf den Service und die Betriebsführung von Pipelines spezialisiert.

69 Indien: Der Wachtumsmarkt rückt nur langsam in den Fokus deutscher Investoren. Über seine Vorzüge und die Anforderungen informiert der "German Indian Round Table".

74 Güllebonus: Die Novellierung des EEG verspricht neue Persepktiven für die Biogasbranche. Landwirte und Anlagerplaner sind zufrieden.

70 Sprint oder Marathon: Unternehmen haben unterschiedliche Bedürfnisse und die Stadtwerke Leipzig die dazu passenden Strom-Angebote

78 VNG expandiert: Der Gasversorger mit ostdeutschen Wurzeln feiert seinen 50. Geburtstag und fasst erfolgreich auf dem europäischen Markt Fuß..


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magazin

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T a g un g

A nimati o n

Im Dialog

Auferstanden aus Ruinen

5. Mitteldeutscher Wirtschaftsdialog bringt Unternehmen mit Experten ins Gespräch.

Die 3-D-Rekonstruktion ermöglicht virtuelle Rundgänge in längst nicht mehr existenten Gebäuden – mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten.

Noch im Herbst 2008 sind bedeutende Gesetzgebungsverfahren vorgesehen, die zu grundlegenden Veränderungen für alle bilanzierenden Unternehmen und zu Erleichterungen bei der Gründung von GmbHs führen werden. Gleichzeitig zeigt sich der demografische Wandel immer stärker als Herausforderung für das Personalmanagement mittelständischer Unternehmen. Vor diesem Hintergrund laden die Ernst & Young AG und die Sachsen Bank aus Leipzig sowie die ICS adminservice GmbH aus Leuna mittelständische Unternehmen ein, sich am 11. November bei dem 5. Mitteldeutschen Wirtschaftsdialog in parallelen Vortragsreihen über aktuelle Trends im Wirtschafts- und Steuerrecht sowie über konkrete Lösungsansätze im Personalmanagement zu informieren. Der 5. Mitteldeutsche Wirtschaftsdialog findet am 11. November 2008 im cCe Kulturhaus Leuna statt und wird durch den stellvertretenden Ministerpräsidenten und Finanzminister des Landes Sachsen-Anhalt Jens Bullerjahn eröffnet. JS

Vorbei die Zeiten, in denen Tonscherben ein eher trockenes Bild vergangener Zeiten vermittelten. Um Geschichte erlebbar zu machen, bedienen sich Museen und Wissenschaftler verstärkt moderner Methoden. Die virtuelle Rekonstruktion von Gebäuden zeigt Orte so, wie sie noch nie zu sehen waren: vollständig begehbar, original rekonstruiert und dreidimensional. Die Wissenschaft war es auch, die den Leipziger Jungunternehmer Christian Begand zu seinem jetzigen Schwerpunkt brachte. Für seine Diplomarbeit suchte er nach Möglichkeiten, seine Leidenschaften 3-D-Grafik und Archäologie zu verbinden und stieß auf die Ruinen zweier Wallfahrtskirchen im Vogtland. Diese virtuell wieder aufzubauen und begehbar zu machen, wurde zum Mittelpunkt der Zusammenarbeit mit Historikern, Archäologen und Ingenieuren und zur Basis seines kürzlich erschienenen Buches. Mittlerweile arbeitet Begand an der Gründung seines eigenen Unternehmens. „Regional gibt es keine Unternehmen, die sich auf die historischen Rekonstruktionen spezialisiert haben. Diese Marktlücke möchte

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.ics-adminservice.de/de/termine.

ich mit meinem Dienstleistungsangebot füllen“, erläutert Begand seine Beweggründe. Betreut wird er im Business and Innovation Centre (BIC) Leipzig. Geschäftskonzept und Finanzierungsplan müssen erarbeitet werden, denn „das sind Sachen, auf die ich in meinem Ingenieursstudium nicht vorbereitet wurde.“ Seine künftigen Auftraggeber sieht der Jungunternehmer einerseits im wissenschaftlichen Bereich. Archäologen könnten „anhand der Modelle ihre Erkenntnisse verifizieren und weiterentwickeln“. Denkbar sind aber auch Film- und Fernsehproduktionsunternehmen. Mit Hilfe virtueller Modelle ließen sich Dokumentationen und Filme für den Zuschauer attraktiver illustrieren. Die meisten Projekte gäben jedoch öffentliche kulturelle Einrichtungen in Auftrag. Die 3-D-Rekonstruktionen können, so Begand, „helfen, eine Region touristisch zu erschließen“. Aufgrund der begrenzten öffentlichen Mittel soll sein Dienstleistungsspektrum daher künftig die Beschaffung von Fördermitteln umfassen. Auch Kooperationen sind geplant, denn, so Begand, „die Nachfrage steigt stetig“. BL

Mehr zu den Möglichkeiten der virtuellen Rekonstruktion unter www.3d-rekonstruktionen.de.


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Gastr o n o mi e

In der Mitte

Ausgezeichnet

Überraschende Vielfalt an der Elbe: Magdeburg bietet Investoren viele Vorteile.

Sterne-Küche in atemberaubendem Ambiente: das Restaurant FALCO

Magdeburg ist die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt – ein bevorzugter Wirtschaftsraum. Die Stadt Ottos des Großen bietet überraschende Vielfalt: ein reiches Kultur- und Sportangebot, reizvolle Parkanlagen und ideale Wohnungen an der Elbe. Die 1200 Jahre alte Kaiserstadt profitiert von ihrer Lage im Schnittpunkt wichtiger Verkehrsadern zwischen den Absatzmärkten Berlin, Leipzig, Hannover, mit über 13 Millionen Menschen. Umsatzdynamik herrscht im Tourismus und Einzelhandel. Der Investmentmarkt, mit hervorragenden Angeboten von Bestandswohnobjekten, ist stabil. Magdeburg setzt auf den innovativen Maschinen- und Anlagenbau, die Umwelttechnologie und Gesundheitswirtschaft. Logistikintensive Unternehmen schätzen die moderne Infrastruktur. Sie treffen hier auf engagierte Arbeitskräfte, günstige Grundstückspreise, wissenschaftliche Kooperationspartner und kurze Genehmigungswege – insgesamt also unverändert erfreuliche Rahmenbedingungen für Neuansiedlungen. NB

„Weltläufig“ ist ein Prädikat, das nur wenige Restaurants in Leipzig innehaben. Das Gourmet-Restaurant FALCO im Hotel The Westin Leipzig wurde schon im Gründungsjahr 2005 durch den Haute Cuisine Führer Gault Millau zum „spektakulärsten Restaurant der neuen Bundesländer“gekürt. Für Patron Peter Maria Schnurr nur ein weiterer Ansporn. Erst im Frühjahr 2008 erschien unter seinem Namen eine Auswahl seiner Kreationen als Buch in der Edition des Süddeutschen Verlages. Im Herbst folgte dann die erneute Wahl unter die Top Ten der Trendküchen Deutschlands durch den renommierten „Feinschmecker“. Die besondere Art zu kochen hat sich der zu den besten 50 Köchen des Landes zählende Schnurr eigens schützen lassen. Seine „cuisine passion légère©“ steht für den hohen Anspruch und die Leidenschaft, die sowohl Koch als auch Gäste leiten sollen. Derselbe Anspruch, samt gehobener Küche und preisgekröntem Interieur im panoramaschönen 27. Stock, spiegelt sich in den drei buchbaren Tagungsräumen wieder – für Meetings im exklusiven Rahmen. BK

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.magdeburg.de

Weitere Infos zu Restaurant und Tagungsräumen finden Sie im Internet unter www.falco-leipzig.de.

Ausgezeichnete Logistik Die TAS Transport- und Logistik GmbH aus Aschersleben ist für den „Großen Preis des Mittelstandes“ der Oskar Patzelt Stiftung nominiert. Durch ihn werden zum 14. Mal die unternehmerischen Leistungen mittelständischer Unternehmen gewürdigt. TAS ist ein national und international tätiges Transport- und Dienstleistungsunternehmen. Zu seinen Geschäftspartnern zählen die seit vielen Jahren in Aschersleben ansässigen, weltweit agierenden Vliesstoffproduzenten. Seit seiner Gründung 1990 durch Rainer Herrmann und Bernd Irmler hat das Unternehmen rund 9,4 Millionen Euro am Standort Aschersleben investiert. Auf dem Betriebsgelände stehen bis zu 30.000 m² beheizte und klimatisierte Lagerflächen für die Hygiene- und Lebensmittelindustrie zur Verfügung. Moderne Be- und Entladetechnik sorgt für schnellen Warenumschlag – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Im Jahr 2007 hat die TAS GmbH ihren Hauptsitz in das Gewerbegebiet Güstener Straße verlagert. In direkter Nähe zu den Kunden sind ein modernes Verwaltungsgebäude und 15.000 m² beheizte, klimatisierte Lagerflächen entstanden. Diese Investitionen ermöglichen die Wall-to-Wall-Abwicklung, Voraussetzung für einen effizienten Ablauf der Transport- und Logistikkette. In diesem Jahr gründeten Herrmann und Irmler das Schwesterunternehmen TAS Packaging Logistics GmbH, das zukünftig Mehrwegverpackungslösungen für den Lebensmittel- und Hygienemarkt anbietet. Die daraus resultierenden Synergien bieten den Kunden der TAS-Group eine optimale Steuerung und Abdeckung aller logistischen Belange. (www.tas-aschersleben.com )

Bildnachweis: ICS; Christian Begand, IMG; the westin leipzig, Herr Grundmann; TAS GmbH

S tadt

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Bildnachweis: BN; Seaside Parkhotel, Elbresidenz Bad Schandau

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verlagssonderveröffentlichung

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L it e ratur

Hotel

Erh o lun g

Autorenschule

Jubiläum

5-Sterne-Wellness

Die "Textmanufaktur" bgleitet Autoren in allen Phasen des Schreibens.

Das Seaside Park Hotel Leipzig feiert am 19. Oktober seinen 95. Geburtstag

Luxuriöse Erholung an traditionsreicher Stelle: Die Elbresidenz in Bad Schandau

Als erste private Autorenschule gründete der Lektor André Hille in diesem Jahr die „Textmanufaktur“. Im kreativen Umfeld der Leipziger Baumwollspinnerei geben ab Januar 2009 namhafte Autoren wie Wladimir Kaminer, Ulrike Draesner oder Franziska Gerstenberg ebenso Seminare wie Lektoren großer Belletristik-Verlage (S. Fischer, Kiepenheuer & Witsch). Die Textmanufaktur möchte Autoren auf allen Niveaus und in allen Phasen des Schreibens auf ihrem Weg zum fertigen Manuskript und in den Literaturbetrieb begleiten. So werden Kurse zur Dramaturgie angeboten, zum Selbstlektorat, zum „Literarischen Sehen“ oder zur Selbstvermarktung. Als besonderen Anreiz schreibt die Manufaktur jährlich das mit 1.000 Euro und einem Verlagsvertrag dotierte „Stipendium für das erzählerische Debüt“ aus, für das sich Teilnehmer an den Kursen qualifizieren können. Außerdem ist es für die Teilnehmer möglich, in Einstimmung auf das Seminarwochenende gemeinsam ein Konzert im Gewandhaus zu besuchen. AH

Im Herzen der historischen Innenstadt liegt eines der ältesten Hotels Leipzigs. 1913 als Grand Hotel anlässlich der Einweihung des Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig eröffnet, erlebte das Haus in den 1940er Jahren mit dem Aufstieg Leipzigs als Reichsmessestadt seine Blütezeit. Im Krieg stark zerstört und in der DDR vernachlässigt, kam vier Jahre nach der Wende die Rettung für das denkmalgeschützte Gebäude. 1993 kaufte der Hamburger Unternehmer Theo Gerlach das Hotel, sanierte es innerhalb von zwei Jahren liebevoll im ArtDéco-Stil. Seit 1995 erstrahlt das Bauwerk mit seinem typischen Jugendstilcharakter als Seaside Park Hotel in neuem Glanz und bietet 288 Komfortzimmer der Vier-Sterne-Kategorie. Das Park Hotel hat also allen Grund zum Feiern – und lädt auch Sie herzlich dazu ein! Schauen Sie am Sonntag, den 19. Oktober 2008 von 12 bis 16 Uhr einmal hinter die geschichtsträchtige Fassade. Gern entführen Sie die Mitarbeiter des Hauses zu einer Reise in die Vergangenheit und verwöhnen Sie mit hausgemachten Köstlichkeiten! NB

Schon zur Jahrhundertwende schmiegten sich prachtvolle Kur-Hotels an die schroffen Sandsteinfelsen entlang der Elbe. Es ist die Bausubstanz von einst, die originalgetreu instand gesetzt wurde und nun, hochwertig ausgestattet, das 5-Sterne-Hotel „Elbresidenz“ samt „Medical SPA“ in der Sächsischen Schweiz beherbergt. Die klassischen Wellnessanwendungen werden hier um anspruchsvolle medizinische Angebote erweitert. Etwas für die Gesundheit tun und sich gleichzeitig wohlfühlen – über 1.400 Quadratmeter auf drei Etagen, mit Aurorabad, SPA- und Fitnesslandschaft, bieten alle Möglichkeiten dazu. Zusätzlich berät das hoteleigene Ärzteteam zu Gesundheitsvorsorge und natürlichen Heilverfahren wie Energiemedizin und Ayurveda. Für Kurzurlaube werden spezielle Arrangements angeboten, darunter das eigene Musikfestival „Elb-Wintermezzo“ im Februar. Besondere Möglichkeiten haben Geschäftsreisende, die sich, nach Nutzung der Tagungsräume für bis zu 230 Gäste auf Wunsch bei eigens konzipierter MännerWellness „gesundleben“ können. BK

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.text-manufaktur.de.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.park-hotel-leipzig.de.

Weitere Infos hierzu unter www.elbresidenz-badschandau.de und www.elbwintermezzo.de.


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Innovation im Fokus Den zukünftigen Herausforderungen für den Mittelstand widmete sich der Mittelständische Unternehmertag 2008. Eine Rekordzahl an Besuchern und Ausstellern nutzte die überregionale Informations- und Kommunikationsplattform.

Text: Paarmann Promotion Fotografie: Paarmann Promotion

Unter dem Motto „Innovationen nutzen – Änderungen meistern – Zukunft gestalten“ lud der Mittelständische Unternehmertag (MUT) am 1. Oktober 2008 bereits zum vierten Mal zahlreiche Entscheider etablierter Mittelständler, innovativer Existenzgründer und namhafter Großkonzerne zum konstruktiven Gedankenaustausch in das Congress Center Leipzig an der Neuen Messe. Über 2.000 Teilnehmer und über 150 Aussteller aus inzwischen neun Bundesländern nahmen an der bedeutendsten überregionalen und branchenübergreifenden Informations- und Kommunikationsplattform des Mittelstandes teil. „Wir sind sehr zufrieden, die Anmeldezahlen übertrafen unsere Erwartungen, und vor allem qualitativ konnten wir uns erneut steigern, so Thomas Paarmann, Geschäftsführer der Unternehmertage GbR. Das ist kaum verwunderlich, bietet der deutschlandweit einmalige Event doch optimale Bedingungen, um innovative Produkte, effiziente Lösungen und modernste Technologien einem breiten FachInnovative Produkte, effiziente Lösungen sowie Trends in Technik, Wirtschaft, Forschung und Entwicklung standen im Mittelpunkt des MUT 2008.

publikum vorzustellen oder sich über Trends in Technik, Wirtschaft, Forschung und Entwicklung zu informieren. Der einzigartige Mix aus Präsentations- und Diskussionsformen, aus Information, Kommunikation und überregionaler Kontaktbörse wurde in diesem Jahr noch mal deutlich erweitert. „Sieben Podiumsdiskussionen, 38 Workshops

und 26 Vorträge mit namhaften Referenten – das ist kaum zu schaffen an einem Tag“, ergänzt Jochen Lohse, programmverantwortlicher Geschäftsführer der Unternehmertage GbR. Für eine zielgerichtete Orientierung sorgten zwölf thematisch gegliederte Kompetenzzentren, von Innovation/Technik über Finanzen und IT/Kommunikation bis hin zu Energieeffizienz oder Kunststoffindustrie. So konnten sich die Teilnehmer nach der Eröffnung durch den Präsidenten des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) Mario Ohoven die für sie passenden Angebote heraussuchen. Besonderen Raum nahmen in diesem Jahr die Themen Unternehmensführung und Personal sowie die Zukunft der Wirtschaft in den Kompetenzzentren Wirtschaft & Mensch sowie ThinkTank ein. Neben den Veranstaltungen standen den Teilnehmern auch zahlreiche Möglichkeiten für Diskussionen und den Erfahrungsaustausch im kleinen Kreis zur Verfügung. Erstmals wurde auch der alle zwei Jahre vergebene „Innovationspreis des Freistaates Sachsen“ im Rahmen des MUT vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit präsentiert. Noch haben klein- und mittelständische Unternehmen die Möglichkeit, sich mit innovativen Produkten und Dienstleistungen für die Preisverleihung 2009 zu bewerben.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.mittelstaendischer-unternehmertag.de.


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verlagssonderveröffentlichung

RegJo LEIPZIG/HALLE

Skat, Doppelkopf & Schwarzer Peter Die älteste deutsche Spielkartenmarke feierte im vergangenen Jahr ihren 175. Geburtstag. ASS Altenburger ist wieder die nationale Marke für Spielkarten.

Text: Sigrid Gaulrapp Fotografie: ASS

Das war 2003 und für Peter Warns, der sich nach einem Jahr als Geschäftsführer zu einem echten Altenburg-Fan entwickelt hatte, eine Herzenssache. Nachdem die Altenburger 2002 von der belgischen Cartamundi-Gruppe übernommen worden waren, wurde die Traditionsfabrik zielstrebig zu einer der bedeutendsten Produktionsstätten für Spielkarten in Europa ausgebaut. Der neue Partner förderte mit umfangreichen Investitionen in die Fertigungstechnik und Lagerkapazität die Entwicklung zu der nationalen Marke für Spielkarten. Für den internationalen Einsatz ist das Altenburger Sortiment auch gerüstet. Für Bridge und Poker und Black Jack gibt es das internationale Bild sowie diverse landesspezifische Kartenbilder. Herz ASS hat natürlich auch ein Herz für Kinder. Spiele für sie nehmen 80 Prozent der Produktionspalette ein. Hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. „Neben Schwarzer Peter und unseren Autoquartetten haben wir viele Lizenzen im Programm“, erzählt Peter Warns. „Ob Barbie, Disney oder Harry Potter – da ist für beinahe jeden Geschmack etwas dabei.“ Er ergänzt: „Fußballspiele waren in 1509 wurde zum erstenmal ein Kartenmacher in Altenburg erwähnt. Die Spielkartenfabrik wurde 1832 durch die Gebrüder Bechstein gegründet.

„Spielen Sie Skat?“ Dieser Frage muss sich unter dem Dach der Spielkartenfabrik Altenburg jeder stellen. Trotzdem bejaht Peter Warns, der Geschäftsführer, eher zögerlich: Er kenne die Regeln gut, könne sehr wohl spielen, aber bevorzuge doch Doppelkopf. Dass er dabei lieber mit dem französischen statt dem deutschen Blatt spielt, ist seiner Herkunft geschuldet – Warns stammt aus dem Dortmunder Raum, hat in Münster BWL studiert. Auskunft darüber, wo welches Blatt gepielt wird, gibt in der Spielkartenfabrik eine eigene Landkarte. Warns kann sich noch aus seiner Kinderzeit an das herzförmige Signet ASS (Altenburg Stralsunder Skatfabriken) erinnern. Nur stammten die Karten damals aus Stuttgart. Die Altenburger Fabrikanten hatten das Zeichen mit dem Markennamen nach dem Krieg dorthin mitgenommen. Karten aus dem VEB in Altenburg waren aber auch weiterhin für ihre Qualität im Westen geschätzt – unter dem Namen Cœur (Herz). Inzwischen ist die Marke ASS und die Produktion aus Stuttgart in ihre thüringische Heimat zurückgekehrt.

den letzten Jahren der große Renner. Auch können wir auf Kundenwünsche eingehen und nicht nur Werberückseiten anbieten.“ Alles in allem: In Altenburg werden jetzt rund 50 Millionen Kartenspiele jährlich hergestellt, mit 300 verschiedenen Designs. 150 Beschäftigte zählt die Fabrik jetzt, Anfang der 1990er war die Zahl von 145 auf 70 abgesunken. Allein seit 2003 wurden zehn Millionen Euro investiert, denen ab 2008 weitere 5,5 Millionen folgen. Der Umsatz erreichte 26 Millionen Euro, eine Steigerung um zwei Millionen zum Vorjahr. Es steht also gut ums Kartenglück. Wenn da nicht die Produktpiraterie wäre, die dem Geschäftsführer doch die Zornesröte ins Gesicht treibt. Fälschungen minderer Qualität schaffen es noch viel zu oft in die Ladenregale. Nicht nur, dass sie den Umsatz mindern, schädigen sie häufig auch den Ruf der ASS-Spielkarten. Ist der Zoll einmal passiert, versagen die Kontrollmechanismen. Die Aufmerksamkeit der Käufer ist jetzt gefordert. An den Altenburgern schätzt Warns die Begeisterungsfähigkeit für ihre Skattradition. Großartig findet er, dass die Sparkasse Altenburger Land vor allem die Jugendlichen beim Erlernen der Skatkunst und bei ihren Turnieren unterstützt. Persönlich hat er mit Altenburg auch das Herz-Ass gezogen, denn er hat seine Frau hier kennengelernt.

Spielkartenfabrik Altenburg GmbH, Leipziger Straße 7, 04600 Altenburg, Tel. 034 47/58 20, www.spielkarten.com


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Der Countdown läuft Zum Jahreswechsel kommt die neue Abgeltungsteuer für Kapitalvermögen. Anleger sollten deshalb jetzt ihre Depots und Anlagestrategien überprüfen, ohne dabei langfristige Renditeziele aus dem Auge zu verlieren.

Bianca Meier leitet als Steuerberaterin die Hauptniederlassung der Connex Steuer- und Wirtschaftsberatung GmbH in Halle (Saale). Das Unternehmen betreut mit mehr als 300 Mitarbeitern an 32 Standorten in Mitteldeutschland derzeit annähernd 5000 Mandate – vornehmlich den Mittelstand und die öffentliche Hand. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern, der Rechtsanwaltskanzlei HÜMMERICH & BISCHOFF sowie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft CONNEX.MKP Audit GmbH bildet das Unternehmen die Connex Gruppe.

talanlagen mit Zinserträgen werden somit insbesondere für Besserverdienende interessant. Aktienwerte stehen dagegen zukünftig eher auf der Verliererseite, da durch den Wegfall der Spekulationsfrist auch diese Verkaufsgewinne der Steuer unterworfen werden. So wird etwa das Chancen-Risikoverhältnis bei Aktien deutlich ungünstiger. Das bewusste Eingehen von Risiken, das durch höhere Renditen belohnt wurde, rechnet sich meist nicht mehr. Alle noch vor dem Stichtag der Abgeltungsteuer gekauften Wertpapiere unterliegen noch dem alten Recht, die Kursgewinne bleiben auf Dauer steuerfrei. Wer also langfristig in Aktien investieren möchte, kauft möglichst bis zum 31.12.2008 entsprechende Papiere. Anders bei Fondssparplänen, in die monatlich eingezahlt wird. Hier fällt ab Januar 2009 die Abgeltungsteuer auf Kursgewinne an, auch wenn der Sparplan schon seit Jahren läuft. Auch für Lebensversicherungen gelten unterschiedliche Regelungen, die sich insbesondere auf den Anschaffungszeitpunkt und

Bildnachweis: J. Bobel

Bald ist es soweit: Zum 1. Januar 2009 wird in Deutschland die Abgeltungsteuer für Kapitalvermögen eingeführt. Sie tritt an die Stelle der bisherigen Kapitalertragsteuer. Kapitalerträge, wie Kursgewinne bei Aktien, Zinsen und Dividenden, die außerhalb eines Betriebes anfallen, werden pauschal mit 25 Prozent Abgeltungsteuer zuzüglich Solidaritätszuschlag und eventueller Kirchensteuer belegt – insgesamt maximal rund 28 Prozent. Gleichzeitig gelten neue Sparerpauschbeträge, Werbungskosten oder Depotgebühren können nicht mehr geltend gemacht werden. Ausnahme: wenn der persönliche Steuersatz unter 25 Prozent liegt, kann man über die Einkommensteuererklärung die zu viel bezahlte Abgeltungsteuer zurückholen. Die Einführung der Abgeltungsteuer erfordert bei Kapitalanlegern ein grundsätzliches Umdenken. Bestimmte Anlageformen und -strategien machen ab dem Jahr 2009 keinen Sinn mehr. Andere profitieren jedoch von der neuen Steuer. Dabei sollten Anleger beachten, dass bei Änderung der Anlagestrategie diese auch langfristig umgesetzt und beibehalten wird – und das bis zu 30 Jahren. Ein Wechsel hat hier immer auch steuerschädliche Auswirkungen. Was also tun? Viele Anbieter arbeiten an interessanten Varianten für die Zeit nach Neujahr 2009. Einige Lösungen, wie etwa Dachfonds oder Vermögensverwaltungsfonds, müssen jedoch noch im Jahr 2008 bedient werden, um nicht der Abgeltungsteuer anheimzufallen. Prinzipiell gilt es, anhand der Einkünfte zu differenzieren. Vielverdiener werden von der Abgeltungsteuer eher besser, Anleger mit geringem Einkommen eher schlechter gestellt. Anleger sollten sich nun ihre Depots nochmals genau ansehen und nachfolgende Hinweise beachten. Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer? Zinsträger wie Spar- und Termineinlagen, Geldmarktprodukte, Anleihen sowie Rentenfonds zählen zu den Gewinnern, vor allem für Anleger mit einem persönlichen Steuersatz von mehr als 25 Prozent. Kapi-

die Haltedauer beziehen. Immobilien, die als Kapitalanlage dienen, also vermietet werden, können bei Einhaltung der zehnjährigen Spekulationsfrist auch in Zukunft steuerfrei verkauft werden. Der Verkauf selbstgenutzter Immobilien, sogenannter Wohnimmobilien, ist bei einer vorherigen zweijährigen eigenen Nutzung ebenfalls steuerfrei. Fazit: Generell besteht kein Grund für übereilte Entscheidungen. Denn nur um Steuern zu sparen auf Gewinne zu verzichten, dürfte wohl kaum die richtige Strategie sein. So sollten sich Anleger nicht spontan in langfristige Investitionen drängen lassen, die sich später möglicherweise als viel zu unflexibel oder gar unrentabel herausstellen. Denn bei allen Tipps und Tricks zum Steuern sparen, sollten Anleger die wichtigste Kenngröße einer Geldanlage nicht aus den Augen verlieren: die Gesamtrendite.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.connex-stb.de.


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verlagssonderveröffentlichung

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Werkzeuge gegen den Wahnsinn Die crossmediale Produktion von Medieninhalten lässt die Workflows innerhalb der Kreativbranche zunehmend verschmelzen. Damit steigt die Bedeutung effizienter IT-Strukturen, so das Fazit eines PC-WARE Grafikevents in Berlin.

Text: Kai Bieler Grafik: PC-WARE

Der Entwurf für das Layout der Broschüre muss schnell zum Kunden, der Webgrafiker wartet auf die CI-Vorgaben für die Homepage und auf welcher DVD waren nochmal die Bilder des Fotografen? Der tägliche Wahnsinn hat in der Kreativbranche fast Methode. Damit hier noch genügend Freiräume für die Kreativität bleiben, zählt vor allem eins: Eine effiziente Prozesssteuerung für die verschiedenen Arbeitsbereiche, vom Grafikentwurf über die Bildbearbeitung, Druckvorstufe und Programmierung bis zur Archivierung. Oder, wie Ron Kundolf, Marketingleiter PC-WARE Deutschland es ausdrückt: „Wir brauchen Werkzeuge, um diesen Wahnsinn zu strukturieren.“ Wie also können effiziente IT-Strukturen mit leistungsfähigen Softwarelösungen zu mehr Kreativität und Produktivität in Agenturen, Verlagen und Druckereien, bei Fotografen und Designern beitragen? Dieser Frage widmete sich das Event „Wenn Ideen laufen lernen“, das am 4. September in der Berliner Kalkscheune stattfand. Zusammen mit Soft- und Hardwareherstellern präsentierte die PCWare Information Technologies AG den rund 150 Besuchern branchenspezifische Soft- und Hardwarelösungen, die neuesten Gestaltungs- und Produktionstrends für die Bereiche Print und Web. Einer der viel diskutierten Trends ist die zunehmende Verschmelzung von Workflows für die crossmediale Medienproduktion. „Bei Druckproduktionen stehen die Wiederverwertbarkeit von Inhalten, ein schlanker Korrektur- und Freigabe-Prozess und nicht zuletzt eine verlässliche Druckausgabe im Vordergrund“, so Alexander Hopstein, PR Manager Products Central Europe der Adobe Systems GmbH. Bei Internetprojekten besitze dagegen vor allem das Zusammenspiel der Grafik mit der Programmierung einen hohen Stellenwert. Dafür stelle man dem Anwender mit den Programmen der Creative Suite kreative Werkzeuge mit integrativem Ansatz zur Verfügung. Ein komplettes Verschmelzen in einem Multitool sei aber im Hinblick auf Benutzerfreundlichkeit und Funktionstiefe nicht zielführend. Genau das, ein intuitiv bedienbares und sogar ressourcenschonendes Grafikprogramm, verspricht Xara Xtreme Pro 4, welches der Berliner Softwareentwickler MAGIX AG auf dem Event präsentierte.

„Die Software bietet vektorbasiert eine komplette Suite von Grafikund Webdesign, über DTP bis zur PDF- und Fotobearbeitung“, so Johannes Barho, Director Marketing des Unternehmens. So ließe sich nahezu alles in einem Projekt bearbeiten, vom Briefpapier über die Broschüre bis zur Webseite. Auch er sieht einen Trend zur Integration von Workflows, der auf Industriestandards wie Flash, EPS und PDF basiert. Diese Entwicklung konnte in Berlin auch anhand der praktischen Konzeption, Kreation und Produktion einer Eventzeitung und einer Webseite live erlebt und gestaltet werden. „Daneben rücken Themen wie Software- und IT Asset Management, Lizenzmanagement, Security und Storage immer mehr in den Fokus“, so Gabriele Hartig, die Leiterin des neugegründeten PC-WAREGrafikteams. Deshalb bietet der europaweit agierende IT-Dienstleister unter dem Motto „PC-WARE goes Grafix“ der Kreativbranche ein Print, Web, Audio und Video wachsen in der Medienproduktion zusammen. Umso wichtiger werden Full-Service-Angebote für den IT-Bereich.

ganzheitliches IT-Dienstleistungskonzept für Hardware, Software, Beratung und Support aus einer Hand. Das Portfolio umfasst neben dem Grafikbereich auch rund 1.500 Hersteller für Basisinfrastruktur, Netzwerklösungen, Archivierung oder Office–Applikationen. Und das sowohl für Mac als auch für Windows. Dazu gehört es für Gabriele Hartig auch, „die Sprache der Kunden zu sprechen“, etwa durch eine Beratung, die individuell auf die Anforderungen der zumeist klein- und mittelständischen Unternehmen der Kreativwirtschaft eingeht und herstellerunabhängige und bezahlbare Antworten dafür bereithält. „Zu unserem 15-köpfigen Grafikteam gehören auch Grafikdesigner und Fotografen, welche die Arbeitsabläufe genau kennen.“ So ist sichergestellt, dass der Multi Vendor Helpdesk rund um die Uhr kompetente Lösungen für auftretende Probleme liefert. Egal, welchen Hersteller oder welches Produkt sie betreffen. Denn für zusätzlichen Wahnsinn durch streikende Hardoder Software ist im Agenturalltag keine Zeit. (www.pc-ware.de)


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„Hier ist das Glas immer halb voll“ Der German Indian Round Table (GIRT) fördert das Indien-Geschäft mitteldeutscher Unternehmen und informiert regelmäßig über ein Land, das Risiken, aber auch unbegrenzten Optimismus bietet.

Text: André Hille Fotografie: fotolia.com

Es wird Sekt gereicht, der Blick geht von der verglasten Galerie in den lichtdurchfluteten Innenhof. Unten arbeiten die Mitarbeiter am Schalter, regeln das normale Tagesgeschäft. Doch an diesem Nachmittag im historischen Sitzungssaal der Deutschen Bank Leipzig geht es nicht um den Blick nach innen. Es geht auch nicht um Schalterbeträge. „GeschäftsIndien hat die höchste Zahl an Millionären und an AIDS-Neuinfektionen weltweit. aufbau in Indien – Wege zum Erfolg“ lautete der Titel des Vortrags von Jens Michael Otte, Head of Public Sector der Deutschen Bank, der drei Jahre lang das Indien-Geschäft für die Deutsche Bank aufbaute. Eingeladen zu diesem Informationsabend hatte der German Indian Round Table (GIRT). Die Gruppierung von an Indien interessierten Unternehmern existiert mittlerweile in einem Dutzend deutscher Städte. In Leipzig wird sie von Rudolf von Sandersleben geleitet und von der Kanzlei Dorschner & Hoffmann organisiert. Ziel des GIRT ist es, mitteldeutsche Unternehmer an einen Tisch zu bringen, um sich über die Investitionsmöglichkeiten in Indien

auszutauschen. Denn die Erfahrungen der Deutschen, die den Weg nach Indien bereits gegangen sind, seien das wichtigste Kapital für den Einstieg in den indischen Markt, so Otte. Indien werde als Zukunftsmarkt von den deutschen Firmen noch unterschätzt, stellt Rechtsanwalt Markus Hoffmann fest, der Unternehmen bei Investitionen in Indien rechtlich berät. Dabei, so die allgemeinen Erfahrungen, werde in Indien wesentlich hochwertiger produziert als in China. Doch muss, wer in Indien investieren will, sich auf ein Land voller Widersprüche einlassen. So hat Indien – absolut gesehen – die höchste Zahl an Millionären weltweit, aber auch die höchste Zahl an AIDS-Neuinfektionen. Wer in Indien auf der Straße unterwegs ist, braucht ein dickes Fell, und doch hat sich DeutscheBank-Manager Otte in den drei Jahren, die er in Bombay verbracht hat, „sicherer gefühlt als an der Frankfurter Hauptwache“. Wagt man tatsächlich den Schritt auf den Subkontinent, sollte man sich sorgfältig auf die andere Mentalität vorbereiten. Informelle Netzwerke und persönliche Kontakte zählten in Indien oft mehr als deutsche Effi-

zienz und Pragmatismus. Beim Training können spezielle Unternehmen helfen, etwa das Berliner Unternehmen Mindset India. Otte warnt vor einem zu euphorischen Blick auf den Subkontinent ebenso wie vor einem zu ängstlichen. „Der Weg ist lang und Der Zukunftsmarkt Indien rückt erst langsam in den Fokus deutscher Unternehmen. steinig, aber wer Geduld hat, kann Wachstumsraten von 50-80 Prozent erzielen“, so Otte. „In diesem Land herrscht ein grenzenloser Optimismus. Deutsche Bedenkenträgerei gibt es dort nicht. In Indien ist das Glas immer halb voll.“ Am Ende der Veranstaltung entließ Andreas Fichte, Leiter des Marktgebietes Sachsen für die Deutsche Bank, das Publikum dann doch wieder mit Blick auf die „kleinen Brötchen“, die so manche Bank angesichts der aktuellen Finanzkrise nun wieder backen muss: „Keine Sorge, das indische Buffet ist bezahlt.“

Infos www.dorschner-hoffmann.com; www.girt.de/ leipzig.htm; www.db.com/india; www.mindset-india.de


Spitzenlast oder Dauerpower Konstant hoher Stromverbrauch oder nur einzelne Leistungsspitzen? Unternehmen haben unterschiedliche Bedürfnisse – und die Stadtwerke Leipzig die dazu passenden Angebote.

Text: Eva Badenschier Fotografie: Stadtwerke Leipzig

Die Stadtwerke Leipzig setzen bereits seit 1998 auf eine konsequente Wachstumsstrategie außerhalb ihres Kernmarktes Leipzig. Der bundesweite Einzelhandel mit Strom zählt dabei zu den zukunftsträchtigsten Geschäftsfeldern. Bereits heute beliefern die Stadtwerke Leipzig mehr als die Hälfte ihrer Großkunden außerhalb ihres Netzgebietes. Dabei ist der Stromverbrauch der belieferten Unternehmen ganz unterschiedlich. Einige benötigen volle Kraft über lange Strecken. Andere sind darauf angewiesen, innerhalb kürzester Zeit Höchstleistungen zu erbringen. Genau darauf sind die beiden Preismodelle „Marathon Strom“ und „Sprint Strom“ zugeschnitten. Denn je nach Branche unterscheidet sich das Verbrauchsverhalten für Strom erheblich. Dafür wurden individuelle Preismodelle entwickelt, die sich speziell an Großkunden richten, die eine registrierende ViertelstundenLeistungsmessung haben, deren Stromverbrauch mindestens 100.000 kWh pro Jahr und deren Leistung mindestens 30 kW beträgt. Dr. Thomas Bernstein, Abteilungsleiter für bundesweite Großkunden, erklärt: „Das Jahres-Verbrauchsverhalten jedes Kunden wird zunächst eingehend analysiert, bevor wir dem Kunden ein individuelles Angebot unterbreiten. Leistungsgemessene Kunden bekommen je nach Verbrauchsstruktur eine für sie maßgeschneiderte Offerte, die zum Beispiel starke Leistungsschwankungen berücksichtigt. Auch in nachfragestarken Perioden wird eine lückenlose Energieversorgung gewährleistet. Ein ,Sprint Strom’-Kunde profitiert von günstigen

Leistungspreisen und ein ,Marathon Strom’-Kunde von günstigen Arbeitspreisen. So können die Stromkosten für jeden Verbrauchsfall optimiert werden.“ Zum einen gibt es Unternehmen, die zwar im Durchschnitt einen geringen Verbrauch haben, aber phasenweise sehr hohe Spitzenlasten fahren. „Mit ihren einzelnen hohen Leistungsspitzen, die sich massiv auf die Jahreskosten auswirken würden, sind genau das die typischen ,Sprint Strom’-Kunden, die von unserem speziellen Kalkulationsmodell profitieren“, sagt Bernstein. Vor allem im Baugewerbe oder in der Recyclingbranche werde ein Großteil der Energie zu bestimmten Zeitpunkten in bestimmten Mengen benötigt. Ähnlich wie im Sprintsport müsse Strom bei diesem Verbrauchsverhalten in Mit ihren einzelnen hohen Leistungsspitzen profitieren die typischen „Sprint Strom“-Kunden von einem speziellen Kalkulationsmodell.

kürzester Zeit am Verbrauchsort zur Verfügung stehen – von Null auf volle Leistung. „Diese Unternehmen benötigen punktgenau in ihrer Hochleistungsphase die volle Energiezufuhr. Die Stromversorgungslösungen der Stadtwerke Leipzig werden diesen Ansprüchen gerecht und stellen Energie genau so flexibel zur Verfügung wie sie benötigt wird: Starke Verbrauchsschwankungen werden berücksichtigt und Phasen sehr hoher Leistungsaufnahme einkalkuliert“,


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Vom Sport inspiriert Ein Sprinter muss sofort von Null auf Hundert sein, ein Marathonläufer über einen langen Zeitraum konstante Leistung bringen. Analog dazu haben die Stadtwerke Leipzig für Großkunden zwei spezielle Stromversorgungsmodelle entwickelt.

bekräftigt der Abteilungsleiter für bundesweite Großkunden. Und er ergänzt: „Flexibilität ist für die meisten Unternehmen heute lebensnotwendig. Mit ,Sprint Strom’ haben wir dieses Prinzip auf ein Stromangebot übertragen, das in vielen Unternehmen die „Marathon Strom“: für Unternehmen, die rund um die Uhr einen hohen Strombedarf haben

Energiekosten senken kann, weil es starke Verbrauchsschwankungen von vornherein berücksichtigt. Der Grundsatz: Ein kurzzeitig hoher Energieverbrauch darf nicht gleich explodierende Kosten verursachen.“ Auf grundsätzlich andere Bedürfnisse ist das Modell „Marathon Strom“ zugeschnitten. Es richtet sich vor allem an Unternehmen, die rund um die Uhr volle Leistung bringen müssen und daher dauerhaft einen hohen Strombedarf haben. Dazu gehören beispielsweise die Automobilbranche und deren Zulieferindustrie, das Textilgewerbe

oder auch Handelsunternehmen, die große Kühlaggregate betreiben – Unternehmen, die auch nachts nicht einfach „abschalten“ können. Die Energieversorgung muss, ähnlich wie bei einem Marathonläufer, mit voller Kraft über eine lange Strecke funktionieren. Mit dem „Marathon Strom“-Produkt wird die Abdeckung eines konstant hohen Verbrauchs zu günstigen Konditionen gesichert. Denn die Energiekosten machen gerade für diese Unternehmen einen erheblichen Anteil der Betriebskosten aus. Dem „Marathon Strom“Angebot liegt ein Kalkulationsmix zugrunde, der genau auf den Verbrauch solcher Großabnehmer zugeschnitten ist. Stabile Preise bis Ende 2011 bieten dabei ein hohes Maß an Planungssicherheit für die Kunden. Eine verlässliche und transparente Abrechnung mit überschaubaren Preisbestandteilen ermöglicht es, die entstehenden Kosten anhand des jährlichen Stromverbrauchs einfach nachzuvollziehen. Nicht nur im bundesweiten Stromvertrieb

für Großkunden ab einem Stromverbrauch über 100.000 kWh gehören die Stadtwerke Leipzig längst zu den namhaften Anbietern. Immer mehr Geschäftskunden und öffentliche Institutionen entscheiden sich für Strom aus Leipzig. Zu den Kunden zählen u.a. die niedersächsische Nolte Küchen GmbH & Co. KG oder die MEICA Ammerländische FleischStabile Preise bis zum Jahr 2011 bieten Planungssicherheit für die Kunden.

waren Fritz Meinen GmbH & Co. in Edewecht. Neben der Peter Kölln KGaA gehören auch die Rotkäppchen-Mumm Sektkellerei GmbH mit ihren Standorten in Freyburg/ Unstrut, Breisach, Eltville und Hochheim sowie die Stadt Leipzig zu den rund 40.000 Großkunden der Stadtwerke Leipzig.

Mehr Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.swl.de.


2.700 Kilometer Sicherheit Die Merseburger ARS Anlagen und Rohrsysteme Betriebsführung & Service GmbH hat sich auf den Service und die Betriebsführung von Pipelinesystemen spezialisiert.

Text: Anja Junghänel Fotografie: ARS Anlagen und Rohrsysteme Betriebsführung & Service GmbH

Besonders beliebt sind Pipelines in Deutschland nicht; zumindest wird beim Googeln nach „Pipeline“ dieser Eindruck erweckt. Man könnte auch sagen: Die Tatsache, dass Pipelines nun mal potenziell umweltgefährdende Stoffe für die chemische Industrie transportieren, sorgt mitunter für Kritik und Proteste ähnlich denen der Anti-AKW-Bewegung. Wer also umgekehrt Pipelines zu seinem Beruf gemacht hat, braucht mit Sicherheit Standfestigkeit und die Überzeugung, das Richtige zu tun. Roland Karge, Geschäftsführer der ARS Anlagen und Rohrsysteme Betriebsführung & Service GmbH aus Merseburg, so viel ist sicher, verfügt über beides. „Pipelines sind die Lebensadern der Industrie“, sagt Karge gleich zu Beginn des Interviews mit seiner sonoren Stimme. Ohne sie, so fährt er fort, könnte die Industrie nicht produzieren, würde kein Auto fahren. Tatsächlich wird etwa 80 Prozent des Rohöls durch die 6 bis 28 Zoll großen Stahlrohre zu seinem Bestimmungsort transportiert. Ebenso fast alle flüssigen Rohstoffe, die die chemische Industrie zur Fertigung benötigt. Die Aufgabe der Experten von ARS wiederum ist

die Wartung von etwa 2.700 Kilometern Pipeline, die im Dreieck Hamburg/Rostock, Schwedt an der Oder und Leipzig/Chemnitz verlaufen und Chemieriesen wie Dow, Total, PCK oder Linde gehören. Sicherheit also ist das schlagende Argument der „Pipeliner“, denn die Alternative zur Pipeline ist der Transport auf der Straße, was bei einer ungleich geringeren Transportmenge mehr Gefähr„Pipelines sind die Lebensadern der Industrie“ und Sicherheit ist der zentrale Begriff bei ihrem Betrieb.

dungsrisiken beinhaltet. Sicherheit ist zugleich Hauptthema der ARS, denn die Firma bietet einen vollständigen Pipelineservice von der Überwachung bis zum Havarieeinsatz an. Sie waren damit, so Karge, „erster komplexer Dienstleister bei der Lecksuchmolchung“. Letzteres ist eine Technologie, die einen technologisch höchst anspruchsvollen „Molch“, eine Art Spindel, in die Pipelines schickt, und der mittels Ultraschall auch kleinste Lecks in den Pipelines ausfindig machen


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Durchblick bei Sicherheit Die Mitarbeiter in den Wartungsstationen der ARS Anlagen und Rohrsysteme Betriebsführung & Service GmbH überwachen rund 2.700 Kilometer Pipeline.

kann. ARS hat in Nord- und Mitteldeutschland mehrere Wartungsstationen, wo der Großteil der etwa 70 Mitarbeiter sitzt. Neben den täglichen Wartungsarbeiten gewährleistet dieses dezentrale Leitsystem auch, dass im Notfall innerhalb von 30 Minuten an jeder Stelle der Pipelines reagiert werden kann. Eines der häufigsten Probleme entsteht durch nicht genehmigte Baggerarbeiten, die die dicht unter der Oberfläche verlaufenden Leitungen verletzen. Aber auch Störungen Ein Netz aus Wartungsstationen garantiert eine schnelle Reaktion im Schadensfall.

am Leitsystem sowie der Regel- und Messtechnik der Pipelines können dazu führen, dass der Havariedienst ausrücken muss. Mit der permanenten Weiterentwicklung seines Sicherheitsservice hat Karge das Unternehmen zu einem soliden Mittelständler in Sachsen-Anhalt gemacht. Die Anfänge sind Karge aber noch sehr bewusst. „Am 23. Dezember 1996 abends um 18.15 Uhr wurde der Ausgründungsvertrag unterzeichnet“,

erinnert sich Karge, „ein Gefühl, man gar nicht beschreiben kann.“ Warum? Karge und seine Kollegen arbeiteten davor für den Mineralölverbund. Als jener in Leuna die Tore schloss, hatte er die Möglichkeit arbeitslos zu sein – oder eine Firma auszugründen, wie sein damaliger Chef ihm empfahl. Karge fackelte nicht lange und ließ sich auf das Abenteuer ein, das immerhin bedeutete, dass er die Seite des Tisches wechselte: „Wir wussten, wie das Pipelinegeschäft funktioniert, aber wie wir damit Geld verdienen könnten, das wussten wir damals noch nicht genau.“ Ein bescheidenes Statement möchte man sagen, denn im elften Jahr seines Bestehens sind aus den ehemals 12 Mitarbeitern 68 geworden. Der Umsatz betrug 2007 über neun Millionen Euro. Die ARS ist dabei der Preuss-Gruppe unterstellt, die sich selbst als international führend „auf dem Gebiet der Rohrleitungstechnik“ bezeichnet und mehrere Tochtergesellschaften in der Größenordnung des Merseburger Mittelständlers managt. Innerhalb dieses Rahmens agiert die ARS unter ihrem

Geschäftsführer Karge jedoch eigenständig. So ist die ARS für ihr Know-how im Umgang mit der sehr spezifischen und komplexen EUGesetzgebung in Sachen Pipelinesicherheit Der Umgang mit den komplexen EU-Gesetzen gehört zum Know-how des Unternehmens.

in Branchenkreisen bekannt. Karge betont dabei mit Verständnis in der Stimme, dass diese Gesetzgebung sehr strikt sei, um den Widerspruch zwischen dem umweltverträglichen und ökonomischen Transport und der potenziellen Umweltgefährdung zu lösen. Die Sicherheitsdienstleistungen der ARS sind also zentraler Bestandteil eines funktionierenden europäischen Pipelinenetzes, und es zeugt von ihrem Erfolg, dass die Experten im „Full Pipelineservice“ neben den Streckennetzen in Deutschland den Service auch europaweit praktizieren.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.pipelineservice.net.


Neue Perspektiven dank Güllebonus Nach monatelangem Ringen ist im Juni dieses Jahres die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) verabschiedet worden. Landwirte und Anlagenplaner sind zufrieden.

Text: Regine Aselmann Fotografie: Christian Hüller

Monatelang feilte der Gesetzgeber an den Inhalten und Formulierungen für die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Seit Juni dieses Jahres ist das Inkrafttreten der Novelle zum 01.01.2009 beschlossene Sache. „Es hat ein bisschen länger gedauert“, so die verhaltene Kritik von Biogasanlagen-Planer Dipl. Ing. (FH) Matthias Thorwirth, „aber wir sind froh, jetzt endlich wieder klare Perspektiven zu haben.“ Immer wieder hatte sich die Verabschiedung des Gesetzes in den vergangenen Monaten verschoben – potenzielle Kunden reagierten mit Zurückhaltung. Zudem sorgte die Kostenexplosion auf dem Rohstoffmarkt dafür, dass bereits bestehende Anlagen schlicht unrentabel wurden. Die Preise für Mais und Getreide, den derzeit wichtigsten Einsatzstoffen in Biogasanlagen, hatten sich in nur 15 Monaten mehr als verdoppelt. Die Konsequenz: Seit dem Frühjahr 2007 hatte es vor allem im landwirtschaftlichen Bereich kaum noch Aufträge für den Neubau von Biogasanlagen gegeben und einer ganzen Branche drohte die Stagnation. Nicht nur im Fachverband Biogas e.V. reagierte man auf die Gesetzes-Novelle deshalb erleichtert, denn von der beschlossenen Anhebung der Grundvergütung für Biogas und der Einführung des Bonus für nachwachsende Rohstoffe (NawaRo-Bonus) bei Anlagen bis 500 kW profitieren in erster Linie kleinere Anlagen, wie sie auf

den Höfen der Landwirte zu finden sind. Jeweils einen Cent mehr erhalten sie zukünftig pro Kilowattstunde, womit die gestiegenen Kosten bei den Rohstoffen laut Fachverband zumindest teilweise abgefangen und weitere Investitionen ermöglicht werden. Eine gute Nachricht – auch für die Agrargenossenschaft Pfiffelbach e.G. in Thüringen. Wie Hunderte anderer landwirtschaftlicher In Pfiffelbach sorgen 1.000 Kühe für eine stetigen Nachschub an Einsatzstoffen für die 2007 errichtete Biogasanlage der örtlichen Genossenschaft.

Betriebe in den vergangenen Jahren investierte die Genossenschaft 2007 in eine eigene Biogasanlage direkt hinter dem Kuhstall. 1.000 Rinder sorgen hier Tag für Tag für ausreichenden Nachschub von Einsatzstoffen und garantieren so den wirtschaftlichen Betrieb der Anlage. Nur 16 Tonnen Maissilage, aber 83 Kubikmeter Rindergülle erzeugen durchgängig eine Leistung von 526 kW Strom bei einer Gesamtauslastung von 96 Prozent. Eine weitere Neuerung des EEG lässt die Verantwortlichen der Genossenschaft daher auch besonders zuversichtlich in die Zukunft blicken: die Einführung des sogenannten Güllebonus. Er soll den Fokus in der Biogaserzeugung zukünftig weniger auf die Verwen-


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Zuversichtlich Lang hat's gedauert, aber nach Vorlage der EEG-Novelle, die ab 1. Januar 2009 in Kraft treten soll, ist man sich in Pfiffelbach sicher, dass sich die Investition gelohnt hat. (Foto oben: Lars und Ulrich Fliege, Foto links: Dipl. Ing. (FH) Matthias Thorwirth).

dung nachwachsender Rohstoffe lenken. Bei einem Mindesteinsatz von 30 Prozent Gülle sollen Anlagen wie die in Pfiffelbach zukünftig ebenfalls mit einem Cent pro Kilowattstunde erzeugtem Strom entlohnt werden. „Ein wichtiger Baustein zur Erholung des Marktes“, bestätigt auch Matthias Thorwirth die Zukunftsfähigkeit des neuen Gesetzes. Biogas als drittes Standbein dank optimaler Abstimmung auf Abläufe und Erzeugnisstruktur.

Eine „glückliche Fügung“ nennt es der Geschäftsführer der Genossenschaft, Ulrich Fliege, denn die Synergien auf dem Hof sind groß, die Abläufe zwischen Erzeugnisstruktur, Energiegewinnung und Wärmenutzung sind optimal aufeinander abgestimmt. Dass das kein Zufall ist, liegt nicht zuletzt an der jahrelangen Erfahrung des Planungsbüros Thorwirth in der Zusam-

menarbeit mit Landwirten, ausführenden Partnern und Behörden. Das Büro deckt die gesamte Palette des Baus einer solchen Anlage ab – von der Projektierung bis zur Baubegleitung- und Leitung. Vor allem in der Hilfestellung auf dem langen Weg des Genehmigungsverfahrens durch Instanzen und Pragrafen sieht Matthias Thorwirth einen wichtigen Baustein in der Betreuung seiner Kunden. So konnte auch die Biogasanlage in Pfiffelbach nach nur drei Monaten Bauzeit in Betrieb genommen werden – „seit dem 5. Oktober 2007 läuft die hier ohne Probleme“, so Lars Fliege, Mitarbeiter des Vorstandes der Genossenschaft, zufrieden. Neben der Rinder- und Schweinezucht und dem Ackerbau hat sich die Energiegewinnung, auch dank der neuen Perspektiven durch die EEGNovelle, auf dem Hof zum erhofften dritten Standbein entwickelt. 1,7 Millionen Euro hat

der Bau gekostet. In nur zehn Jahren soll sich die Investition gerechnet haben – auch dank Güllebonus. Eine weitere Änderung in der EEGNovelle lässt Matthias Thorwirth zuversichtlich auf die Erneuerung seiner Branche hoffen. Mit dem ebenfalls neu im EEG aufgenommenen „Innovationsbonus“, der allerdings nur im Zusammenhang mit dem ebenfalls neuen „Effizienzbonus“ genehmigt werden kann, erhofft sich der Planer den dringend benötigten Innovationsschub bei der Entwicklung neuer Technologien, wie zum Beispiel im Bereich der Gasturbinen und Brennstoffzellen – damit die Biogasanlage auch in Zukunft eine echte Alternative bleibt.

Mehr Infos im Internet unter www.thorwirth-planungsbuero.de oder unter www.biogas.org.



B i o g asv e r e d e lun g

B i o g as - P ark

Neugründung

Weltweit größte Bioerdgasanlage

Die MT-BioMethan GmbH widmet sich der Veredelung von Biogas.

Die weltweit größte Anlage zur Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz entsteht in Könnern. Die Vermarktung erfolgt über die E.ON Bioerdgas GmbH.

Der Biogasspezialist MT-Energie hat seinen Geschäftszweig Gasaufbereitung in die MT-BioMethan GmbH überführt. Das neue Unternehmen erwarb die Lizenzrechte für den Bau und Ver® trieb von Anlagen nach dem BCM Verfahren von der DGE GmbH aus Wittenberg. Bei dem Verfahren wird Rohbiogas aus Biogasanlagen mittels einer drucklosen Aminwäsche auf Erdgasqualität veredelt. Das Endprodukt „Biomethan“ lässt sich anschließend problemlos ins Gasnetz einspeisen. Damit ist gewährleistet, dass neben Strom auch die Wärme aus Biogasanlagen wirtschaftlich effizient genutzt werden kann. Die Serienproduktion der Gasbereitungsanlagen wurde bereits gestartet. MT-BioMethan beschäftigt am Standort Zeven 25 Spezialisten der verschiedensten Fachrichtungen. Die MT-Gruppe gehört zu den führenden Anbietern in der Biogas-Branche und erwirtschaftete 2007 mit 250 Mitarbeitern 60 Millionen Euro Umsatz. SE

In Könnern haben Ende Juli die Bauarbeiten für die derzeit weltweit größte Biogasanlage zur Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz begonnen. Ende Mai hatte der Biogasanlagenhersteller WELtec BioPower GmbH aus dem niedersächsischen Vechta die Baugenehmigung erhalten. Betreiber des Biogas-Parks, welcher in der zwischen Halle und Magdeburg gelegenen Stadt errichtet wird, wird die Tochtergesellschaft Agridea BioPower sein. Zusammen mit etwa 30 Landwirten werden voraussichtlich 30 Mio. Kubikmeter Bio-Rohgas im Jahr erzeugt, welches zu circa 15 Millionen Kubikmetern Biomethan aufbereitet wird. Hierzu werden im Jahr knapp über 120.000 Tonnen Substrat vergoren. Für die Vermarktung wurde jetzt ein Kooperationspartner gewonnen: „Mit der E.ON Bioerdgas GmbH haben wir nun den richtigen Partner aus der Energieproduktions- und VersorgungsSzene an unserer Seite“, so Jens Albar-

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.mt-biomethan.com.

Weitere Informationen zum Projekt und dem Angebot der WELtec BioPower GmbH finden Sie im Internet unter www.weltec-biopower.de.

tus, der Geschäftsführer der WELtec BioPower GmbH. Mit der Baugenehmigung beginne das bislang ambitionierteste Projekt in der Firmengeschichte, betonte Albartus. „Mit dem Konzept der Gasaufbereitung zu Bio-Methan geht WELtec BioPower einen innovativen Weg, der nicht nur energiepolitische Ziele aufgreift, sondern auch noch den aktuellen Forderungen des KyotoProtokolls gerecht wird und hilft, den CO²-Ausstoß zu reduzieren!“ Die Anlage soll nach einer Bauzeit von rund neun Monaten im ersten Quartal 2009 in Betrieb gehen, was eine enorme Anforderung an die planerische Kompetenz erfordert. „Aufgrund unserer Erfahrung durch die Errichtung von bisher circa 200 Biogasanlagen in der ganzen Welt sind wir dieser Aufgabe aber bestens gewachsen“, so Jens Albartus, „da wir als einziger tatsächlicher Produzent von Biogasanlagen die Anlagen aus Edelstahl selber bauen und errichten.“ JS

Bildnachweis: MT BioMethan GmbH; E.ON Bioerdgas GmbH

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Von den Trollen zum Stiefel 50 Jahre VNG Verbundnetz Gas AG Leipzig: Wie ein Gasversorger mit ostdeutschen Wurzeln auf dem europäischen Markt erfolgreich Fuß gefasst hat.

Text: Sigrid Gaulrapp Fotografie: Verbundnetz Gas AG

Aufsehen erregte die Gründung der „Technischen Leitung Ferngas“ im Juli 1958 keineswegs, vielmehr ging alles seinen DDR-sozialistischen Gang. Diese Technische Leitung gehörte zum VEB Verbundnetz West, Dessau und war für Planung und Ausbau der ostdeutschen Ferngasversorgung zuständig. Richtig interessant wurde es erst vor 35 Jahren, als am 1. Mai 1973 erstmals russisches Erdgas durch das fast 5.000 km lange Leitungssystem zur Übergabestation im erzgebirgischen Sayda strömte. Bereits am 1. Juli 1973 erhielt auch die Ruhrgas AG – heute E.ON Ruhrgas – das erste russische Erdgas. Seitdem wurden von Russland insgesamt über 700 Milliarden Kubikmeter Erdgas störungsfrei nach Deutschland geliefert, davon rund 215 Milliarden Kubikmeter an die VNG. Spannend, nicht nur für Erdgas-Experten, sondern gesamtwirtschaftlich, wurde es mit der Wende. Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung orientierte sich VNG gänzlich neu. Schon 1989 hatten führende Mitarbeiter ein Konzept erarbeitet, in dem bereits wesentliche Ziele für ein Agieren unter marktwirtschaftlichen Bedingungen beschrieben wurden: Diversifizierung der Gasbezüge und Umstellung der Gasversorgung von Stadtgas auf Erdgas, Einkaufen von Erdgas auf internationalen Märkten, Ausbau des Leitungsnetzes mit Anschluss an das europäische Erdgassystem und Entfalten von Verkaufsaktivitäten. Die darin enthaltene Weitsicht und die damit einsetzende frühzeitige Initiative bewirkten einen raschen erfolgreichen Wandel vom rein technischen Gasversorger zu einem privatisierten leistungsfähigen Erdgas-importeur, Gashändler und Energiedienstleister, der sich im deutschen und internationalen Wettbewerb behauptet. Inzwischen zählt VNG zu den drei führenden Gasimporteuren in Deutschland und bezog 2007 163,9 Milliarden kWh, woran Norwegen mit 27 Prozent beteiligt ist. Seit Oktober 1996 strömten mehr als 37 Milliarden Kubikmeter aus dem Land der Trolle zur VNG. Doch damit nicht genug, untermauerte VNG auch die Bedeutung Norwegens durch die Gründung der VNG Norge AS in Stavanger, die bis zu zehn Prozent – das sind 1,5 Milliarden Kubikmeter – aus der Eigenförderung liefern will. Das Unternehmen besitzt Anteile an mehreren Produktionslizenzen. Erst im August 2008 hat VNG Norge drei neue Lizenzen erworben. Seit 2003 beliefert VNG auch den italienischen Markt, den drittgrößten in Europa, nach Großbritannien und Deutschland. Drei Jahre später gründeten VNG und die italienische HERA das gemeinsame Joint Venture FlameEnergy Trading GmbH mit Sitz in Wien, und noch im gleichen Jahr erwarb VNG Anteile an einem italienischen Endverteiler. HERA und VNG wollen gemeinsam einen Erdgasspeicher in Italien ausbauen und betreiben sowie mit dem Kleinstaat San Marino Erdgas aus Nordafrika beschaffen.

Weitergehende Informationen zur VNG finden Sie unter www.vng.de.

Skandinavisches Engagement Die VNG bezieht 27 Prozent ihres Erdgases aus Norwegen und will mit dem Tochterunternehmen VNG Norge AS die Eigenförderung weiter ausbauen.


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Das Ende der Gießkanne

Die guten Nachrichten über den „Aufbau Ost“ reißen in diesen Wochen nicht ab: Die großen Städte wie Leipzig oder Dresden weisen laut Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft deutschlandweit die höchste Wachstumsdynamik auf. Die drei mitteldeutschen Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verzeichnen seit Jahren ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts über dem Bundesdurchschnitt, das verarbeitende Gewerbe wächst zumeist zweistellig. Auch bei den Produktinnovationen können die ostdeutschen Unternehmen laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mehr als nur mithalten. In Branchen wie der Chemie, der Kunststoffverarbeitung, der Optik oder der Textilindustrie sind sie im OstWest-Vergleich gar besser. Positiv zu vermerken ist auch das Bevölkerungswachstum der Großstädte. Zentren wie Leipzig, Jena, Weimar oder Dresden zählen sogar im europäischen Vergleich zu den Spitzenreitern, wie eine aktuelle Studie der Europäischen Union zeigt. Insgesamt bleibt das Wanderungssaldo Ostdeutschlands aber negativ, jährlich zieht es unterm Strich noch immer rund 30.000 Menschen von Ost gen West. Immerhin: Die Tendenz ist deutlich rückläufig, die Fortzüge nehmen ab, die Zuzüge bleiben konstant. Von boomenden Zentren und verödenden Landregionen spricht sinngemäß der aktuelle Bericht zum Stand der deutschen Einheit von Bundesminister Wolfgang Tiefensee. Die Herausforderungen liegen auf der Hand. So liegt das Steueraufkommen nach wie vor bei nur rund einem Drittel des Westniveaus. Zugleich sind die Kommunen mit vergleichsweise höheren Belastungen für Sozialausgaben und den noch immer erforderlichen Investitionen in die öffentliche Infrastruktur konfrontiert. In Jena oder Dresden gibt es bereits weniger Arbeitslose als in manch vergleichbarer Stadt in den alten Bundesländern. Während immer mehr Betriebe qualifiziertes Personal suchen, bleibt aber ein hoher „Grundstock“ an Langzeitarbeitslosen,

für die verstärkt nach Lösungen neben dem ersten Arbeitsmarkt gesucht werden muss. Die Unternehmensstruktur ist noch immer sehr kleinteilig, die Gründungsrate und die Forschungsaufwendungen der Betriebe liegen unter dem Bundesdurchschnitt. Der „Aufbau Ost“ kommt somit in eine neue Phase, wo es gilt, die Entwicklungen endlich differenzierter zu betrachten. Die nun vom Bund vorgenommenen Veränderungen der Förderkulisse gehen deshalb den richtigen Weg. Das sukzessive Zurückfahren der pauschalen Investitionszulage verhindert Mitnahme- und Gewöhnungseffekte, die künftige Konzentration auf die „Gemeinschaftsaufgabe“ (GA) nach 2013 ermöglicht eine noch zielsicherere Branchen-, Technologie- und Unternehmensförderung durch die Bundesländer. Das Prinzip Gießkanne wird dann endlich ein Ende haben. Zu wünschen ist, dass stärker als bisher die innovativen Wachstumsbranchen und Cluster gefördert werden. Die Erfolge der Dresdner Mikroelektronik aus dem „Silicon Saxony“ und dem „Solarvalley Mitteldeutschland“ beim Spitzenclusterwettbewerb des Bundesforschungsministeriums bestätigen diesen Ansatz. Sie stehen nicht nur für die anhaltend hohe Investitionstätigkeit. Gerade in der Solarbranche funktioniert etwas, was ansonsten leider noch immer die Ausnahme ist: die Zusammenarbeit aller Beteiligten über Bundesländer-Grenzen hinweg. Der noch immer vergleichsweise niedrigen industriellen Dichte und den tatsächlichen Verflechtungen der Wirtschaft könnte so am besten begegnet werden. Dies müsste auf weitere Branchen übertragen werden. Auch der wichtigsten Herausforderung Ostdeutschlands, die Anwerbung und das Halten junger Hochqualifizierter, könnte durch eine engere Kooperation gerade der öffentlichen Stellen besser begegnet werden. Auf der ersten Mitteldeutschen Absolventenmesse wurden den rund 1.500 studentischen Besuchern sage und schreibe 2.500 Stellen angeboten. Das „matching“-Problem

Bildnachweis: Uwe Frauendorf

Der „Aufbau Ost“ kommt in Schwung, doch das Steueraufkommen ist noch zu niedrig. Die geplante Konzentration der Bundesförderung ist der richtige Weg.

Klaus Wurpts ist Geschäftsführer der Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland. Darin engagieren sich strukturbestimmende Unternehmen sowie Kammern und Städte aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit dem gemeinsamen Ziel einer nachhaltigen Entwicklung und Vermarktung der Wirtschaftsregion Mitteldeutschland. (www.mitteldeutschland.com)

zwischen offenen Stellen und jungen Talenten ist offensichtlich. Nun ist zu erleben, wie Länder, Kommunen und Hochschulen mehr oder weniger unkoordiniert eigene Werbekampagnen fahren. Eine geschickte Bündelung hätte auch hier womöglich mehr Durchschlagskraft.


Welch' gemischte Gesellschaft! 150 Bildnisse aus 150 Jahren Museumsgeschichte vermitteln Geschichte und erzählen Geschichten aus Leipzig, einer Stadt, in der die Künstler bis zum heutigen Tag an der Gattung Porträt festgehalten haben, ungeachtet aller Zeitströme.

Text: Sigrid Gaulrapp Fotografie: Museum der bildenden Künste Leipzig

Als Sponsoren noch Mäzene hießen und Leipzig noch eine reiche Stadt mit vielen wohlbetuchten kunstsinnigen Einwohnern war, erhielt Pleiß-Athen seinen Musentempel. Kein Geringerer als Leo von Klenze, der berühmte Architekt der Alten Pinakothek München, hatte ihn entworfen und keine Geringeren als Leipziger Bürger ihn finanziert. Adolf Heinrich Schletter, ein Seidenhändler und Kunstsammler, hatte der Stadt Leipzig sein Vermögen und seine Kunstsammlung mit der Auflage vermacht, innerhalb von fünf Jahren ein neues Kunstmuseum zu bauen. 1853 starb er. Das erste „Bildermuseum“ am Augustusplatz ging somit auf seine Initiative zurück. Das Gebäude, das den von Klenze entwickelten neuen Typ einer Gemäldegalerie aufgenommen hatte, besaß den Charakter, unendlich viele Generationen

von Kunstliebhabern zu entzücken. Aber ein alle menschlichen Werte verachtender Krieg verhinderte das. 60 Jahre verbrachten Leipzigs wertvolle Kunstschätze in Interims. Den angestammten Platz am Augustusplatz hatte inzwischen der gelungene GewandhausNeubau eingenommen. Auf dem innerstädStiftern und Mäzenen verdankt Leipzig seine bedeutenden Kunstssammlungen.

tischen Sachsenplatz wurde 2004 ein im strengen Rechteck gehaltener Museumsbau errichtet, dessen passable Glasfassade erst vor wenigen Wochen, aber immerhin rechtzeitig vor seinem 150. Geburtstag fertig gestellt werden konnte. Während das alte Bildermuseum allein vom Bürgerengagement lebte, hängt die Ein-

richtung heutzutage weitgehend am Tropf der hoch verschuldeten Stadt. Sponsoren aus der Wirtschaft wie Ostdeutsche Sparkassenstiftung, Sparkasse Leipzig und Verbundnetz Gas geben selbstverständlich projektbezogene Unterstützung. Was Bürger einst zusammengetragen haben ist immer noch von hohem Reiz. Bedingt durch die vielen privaten Stiftungen sind es weniger die Riesenschinken wie in Residenzstädten, sondern meist kleinere Formate, die ihren Zauber entfalten. Manchmal sogar im Wortsinne, wie auf dem berühmten mittelalterlichen „Liebestrank“. Dass wir uns der Anziehungskraft vieler Bilder des Romantikers Caspar David Friedrich hingeben können, verdanken wir der Freundschaft des Malers zum großzügigen Stifter der Gründungszeit, dem Wollhändler Maximilian Speck von Sternburg und seiner


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Leo von Klenzes Altes Museum bot der von Bürgern zusammengetragenen Sammlung bis zur Kriegszerstörung ein würdiges Dach, so für den eindrucksvollen Skulpturensaal. Lichtdurchflutet, zeigt der Beethovensaal im ersten. Obergeschoß Max Klingers weltberühmtes Werk. Stephan Huber schuf das Mosaik der bedeutendsten Stifter.

Gattin Charlotte Hänel von Cronenthal. Dem rund zwanzig Jahre jüngeren Unternehmer Carl Lampe gebührt der Dank der Nachwelt für solch bedeutende Schenkungen wie den Schmerzensmann von Meister Francke. Eine umfangreiche Sammlung mit Tierplastiken von August Gaul, aber auch „Salome II“ von Corinth kamen im 20. „Kopf oder Zahl“ vermittelt eine besondere Kunstgeschichte aus der Perspektive einer einzigen Stadt, der Malerstadt Leipzig.

Jahrhundert vom Arzt Paul Geipel. Zu den Mäzenen, die der Münchner Maler Stephan Huber in seinem Stiftermosaik festhielt, gehören aus historischer Sicht die Verleger Härtel und Brockhaus sowie der Berliner Kunsthistoriker Fritz von Harck, der dem Haus am Augustusplatz zwei Fünftel seines Vermächtnisses zukommen ließ sowie aus seiner Sammlung Hans Baldung Griens „Die sieben Lebensalter des Weibes“. Als Stifter der Geburtsjahrgänge zwischen 1935 und 1944 erkennen wir auf dem Kunstwerk in der Eingangshalle WolfgangDietrich Freiherr von Speck und das Ehepaar Hans-Peter Bühler und Marion Bühler-Brockhaus. Huber hat dem Stifterbild noch Figuren

aus seinem Lebenskreis hinzugefügt. Sie stehen als Statthalter für künftige Stifter, die durch Austausch der Mosaikplatten relativ einfach hinzugefügt werden können. Geburtstag feiert das Museum der bildenden Künste am 18. Dezember mit einer Festveranstaltung und der Ausstellung „Kopf oder Zahl – Leipziger Gesichter und Geschichten 1858-2008“ die in der Zeit vom 9. November 2008 bis 8. Februar 2009 gezeigt wird. Jeweils für ein Jahr Museumsgeschichte steht ein Bild mit seinem Vollendungsjahr. Berühmte Leipziger, wie August Bebel, Heinrich Brockhaus, Walter Ulbricht und Richard Wagner sind darunter, aber auch "Namenlose" wie ein Schweißer und eine Pförtnerin aus dem Leipziger Rathaus. Welch eine gemischte Gesellschaft trifft da zusammen, gemalt von bedeutenden Künstlern wie Max Beckmann, Max Klinger, Neo Rauch und Werner Tübke, aber auch kaum Bekannten wie Gustav Adolf Kietz und August Künecke. Insgesamt verblüffende Einblicke.

Im 150. Jahr: Museum der bildenden Künste Leipzig, Katharinenstr. 10, 04109 Leipzig, Tel. 0341/216990, www.mdbk.de.


Pilgerreise light Zeitweise f端hlte es sich an, wie eine Schnitzeljagd durch Sachsen-Anhalt. Wenn man eine Muschel gefunden hat, bekommt man einen Stempel. Aber hinter dem St. Jakobus Pilgerweg und dem Jakobuskult steckt viel mehr.


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Text: Jessica Schöberlein Fotografie: Fotolia.com

„Was wollen Sie denn in Wusterwitz?“ Die Schaffnerin mustert erst verwundert unsere Fahrkarten, dann unsere überdimensionierten Rucksäcke. Mein Begleiter und ich berichten stolz, dass Wusterwitz Zwischenstation unserer Anreise nach Vehlen ist. Von dort aus wollen wir den sachsen-anhaltischen St. Jakobusweg, und damit die Spur der Pilger, erkunden. Die bleibende Skepsis in ihrem Blick verstehe ich erst kurze Zeit später, als wir am verlassenen Bahnhof des überschaubaren Ortes stehen. Was habe ich mir bei dieser Aktion bloß gedacht? Beeinflusst von den Medien und angetrieben von einer persönlichen Suche nach Antworten entschließen sich immer mehr Menschen zu einer Pilgerreise. Zumeist steht diese in Verbindung mit der spanischen Stadt Santiago de Compostela, da in der dortigen Kathedrale das Grab des heiligen Jakobus zu finden sein soll. Die Pilger beschränken sich mittlerweile nicht mehr nur auf den spanischen Camino de Santiago, den klassischen Jakobsweg. Zunehmend gewinnen auch die zahlreichen „Wege der Jakobspilger“, die sich wie ein Netz durch ganz Europa ziehen, an Interesse. Schon Gläubige im Mittelalter nutzten diese Strecken, um zu den Reliquien nach Spanien zu gelangen. Auch der im Sommer 2005 ins Leben gerufene Die Wege der Jakobspilger verlaufen durch ganz Europa wie ein Netz. Sie alle führen früher oder später zum Camino de Santiago, dem Jakobsweg.

St. Jakobus Pilgerweg zählt zu ihnen. Er beginnt an der Grenze zu Brandenburg und mündet nach 370 Kilometern in Thüringen in den Ökumenischen Pilgerweg. Um unser Vorhaben in die Tat umzusetzen, möchten wir heute noch Vehlen erreichen. Den letzten Bus, der uns in das Örtchen hätte bringen können, haben wir knapp verpasst. Motiviert bis in die Haarspitzen freuen wir uns darüber sogar und beschließen, die ersten elf Kilometer schon heute zu Fuß zurückzulegen. Die Anfangseuphorie verfliegt schon nach 500 Metern. Warum ist dieser Rucksack bloß so schwer? Nach gefühlten 90 Kilometern Laufmarsch überholt uns eine Frau mit dem Fahrrad. „Ich habe euch vorhin schon gesehen“, sagt sie, „und da dachte ich mir: Bringste den jungen Leuten mal was zum Trinken bei der Wärme.“ Mir wurde im Vorfeld viel über eigenartige Erlebnisse auf dem Weg berichtet, aber dass es damit schon losgeht, bevor wir überhaupt auf dem Jakobusweg angekommen sind, überrascht mich an diesem heißen Julinachmittag dann doch. „Ich wusste gar nicht, dass durch Sachsen-Anhalt ein Pilgerweg führt“, gibt unsere Heldin der Stunde zu. „Ob die Pilger hier früher wirklich entlang gelaufen sind, oder ob man das nur sagt, um Leute anzulocken?“



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Das wollte ich genau wissen und habe bei der St. Jakobus Gesellschaft SachsenAnhalt angerufen. Geschäftsführerin Birgit Neumann-Becker: „Unsere Region erlebte nie einen solchen Pilgeransturm wie Spanien, weswegen es schwer ist, die historischen Routen der Pilger nachzuvollziehen. Viele von ihnen waren auf den Handelsstraßen unterwegs, weil das für sie am sichersten war. Diese Strecken sind heute zumeist Autobahnen. Eine Pilgerreise entlang stark befahrener Straßen wollten wir den Gästen ersparen, weswegen der Pilgerweg überwiegend auf bereits bestehenden Wegen geführt wird.“ Unsere Wohltäterin hat uns in der Zwischenzeit berichtet, dass wir in Vehlen kein Nachtquartier finden werden. Deshalb beschließen wir, in das zehn Kilometer entfernte Genthin zu laufen. Einen Tag später sind wir endlich auf dem St. Jakobusweg – genauer gesagt in Jerichow – angekommen und freuen uns über die ersten Jakobsmuschelsymbole, die wir auf Schildern am Wegrand entdecken. Leider hält die Begeisterung nicht lange an, denn kurz nachdem wir den Ort Fischbeck verlassen haben, können wir die Beschilderung nicht mehr finden und verlaufen uns. Wir folgen stattdessen den Straßenschildern, um unser heutiges Tagesziel Tangermünde zu erreichen. Das Heute ist der Weg das Ziel, während pilgern im Mittelalter ein tiefes Glaubensbekenntnis war.

bedeutet, dass wir einige Kilometer entlang einer stark befahrenen Bundesstraße laufen müssen. Mir als Bürostuhlakrobatin macht das Laufen immer weniger Spaß und ich frage mich, was Menschen überhaupt dazu bewegt zu pilgern. In den vergangenen Jahrhunderten hat sich ein Bedeutungswandel dieses Phänomens vollzogen. Im Mittelalter unternahm

man eine Wallfahrt, um einen Pilgerort zu erreichen. Heute ist der Weg bereits das Ziel. Einige sehen im Pilgern sportliche Betätigung, andere sind auf der Suche nach sich selbst. Ganz im Gegenteil zum Mittelalter, als das Pilgern Ausdruck des Glaubens war und auch als Bußleistung bei der Beichte auferlegt wurde. Dass eine solche Reise oftmals von Berufspilgern gegen Bezahlung stellvertretend übernommen wurde, war wohl eher nicht im Sinne des Erfinders. In der Gegenwart sind wir gerade in Tangermünde angekommen. Es ärgert mich, dass der Weg nicht ausreichend beschildert ist. Warum ist das eigentlich so? Birgit Neumann-Becker erklärt: „Der Landeswanderverband hat entlang des Weges 200 Hinweistafeln und rund 6.000 Streckenschilder angebracht. Nachdem die Schilder hingen, hieß das aber noch nicht, dass sie da auch bleiben.“ Die verschiedenen Wandervereine stünden in Konkurrenz zueinander, da könne es schon mal passieren, dass das ein oder andere Schild abmontiert wird, berichtet die Pfarrerin weiter. Außerdem führe ein Großteil der Strecke durch private Waldflächen und die Eigentümer seien zwar verpflichtet, die Wanderer durch ihr Grundstück laufen zu lassen, nicht aber, sich um die Beschilderung zu kümmern. „Und nicht zuletzt sind die Muschelsymbole ein begehrtes Souvenir. Zahlreiche Schilder wurden schon vom Weg entwendet und für uns ist es schwer, diese zeitnah zu ersetzen, da wir oftmals nicht schnell genug von den fehlenden Markierungen wissen.“ Das würde zumindest erklären, warum der spanische Camino de Compostela überwiegend mit aufgesprühten gelben Pfeilen markiert ist. Die kann keiner so einfach mitnehmen. Ursprünglich ist die Jakobsmuschel ohnehin kein Zeichen für den Weg, sondern vielmehr ein Symbol der Pilger. Früher wurde sie während der Reise zum

Schöpfen von Wasser benötigt – heute, im Zeitalter von Plastikflaschen ist sie hingegen eher Marketinginstrument. Marketing hat beim Jakobuskult ohnehin einen besonderen Stellenwert. Das Phänomen des Jakobsweges und seiner Ausläufer durch ganz Europa wurde bereits im Jahr 2003 vom Institut für Kunstgeschichte der Technischen Universität Dresden beleuchtet. Fest steht demnach vor allem eines: Der Kult um den Apostel ist keinesfalls neu. Das Neue Testament berichtet, dass Jakobus der Ältere einer der zwölf Jünger Christi war. Der Legende nach wurde sein Leichnam von zwei Freunden gestohlen und auf ein Schiff verladen, das an der Küste Glaciens strandete. Er wurde auf einen Ochsenkarren verladen und an dem Ort, an dem sich die Tiere niederließen, begraben. Im neunten Jahrhundert wurde im äußersten Nordwesten Spaniens vermutlich Jakobus Jakobsmuschel, Jakobsweg, Jakobskult: Die größte Marketingaktion der Geschichte?

Grab gefunden. Seitdem ist er Schutzheiliger der Region. Zwar kamen schon damals vereinzelte Pilger zum Grab des Apostels, der erste wirkliche Ansturm lässt sich allerdings erst im elften Jahrhundert nachweisen. Aus dieser Zeit stammt die „offizielle“ Grundlage für das Pilgern: das Buch des heiligen Jakobus. Es enthält unter anderem einen ausführlichen Pilgerführer mit detaillierter Streckenbeschreibung und nützlichen Hinweisen. Das 225 Seiten starke Werk, dessen Verfasser nicht bekannt ist, wird heute in der Bibliothek der Kathedrale in Santiago de Compostela aufbewahrt. Im 15. Jahrhundert erlebte der Pilgerort durch die Einführung des „Heiligen Compostelanischen Jahres“ einen weiteren Aufschwung. Wenn der Festtag des heiligen Jakobus, der 25. Juli, auf einen Sonntag fällt, haben römisch-katholische Christen durch ihre Wallfahrt die Möglichkeit, einen Plenara-


blass ihrer zeitlichen Sündenstrafen zu erwerben. Diese Gnadenjahre gibt es noch immer. Sie konnten allerdings den Niedergang der Pilgerfahrten in der frühen Neuzeit auch nicht verhindern. Dafür sorgten zum einen nationale Kriege zwischen Frankreich und Spanien, zum anderen war dies die Zeit der Reformation. Außerdem waren Jakobus' vermeintliche Gebeine seit dem 16. Jahrhundert verschollen. Es konnte bis heute noch nicht abschließend geklärt werden, ob die Gebeine in Santiago de Compostela tatsächlich die des Jakobus sind.

Erst seit Mitte des 17. Jahrhunderts stiegen die Pilgerzahlen wieder an. Die endgültige Wende brachte die Wiederentdeckung der Gebeine im Jahr 1879 – vor allem, nachdem Papst Leo XIII. 1884 die Echtheit der Reliquien anerkannte. Ob der Leichnam in der Kathedrale von Santiago de Compostela wirklich der des Jakobus ist, konnte bis zum heutigen Tag nicht eindeutig geklärt werden. In Santiago de Compostela scheint jetzt sicher die Sonne. In Tangermünde hingegen schüttet es wie aus Gießkannen. Wir beschließen Schutz in der St. Stephanskirche zu suchen. Ich bin neugierig und frage die Pfarrerin, wie viele Pilger schon vorbei gekommen sind. Ihre erschöpfende Antwort: „Es hält sich in Grenzen.“ Birgit NeumannBecker kann die Zahl auch nicht konkretisieren: „Wir wissen nicht, wie viele Gäste den St. Jakobusweg ablaufen. Zwar erhalten wir von den Gemeinden Besucherzahlen, können aber nicht nachprüfen, ob diese im Zusammenhang mit dem Pilgerweg stehen.“ Aber die Gesellschaft stellt doch Pilgerpässe aus. Kann man daran nicht nachprüfen, wie viele Pilger nach Sachsen-Anhalt kommen? „Nein, denn wir verteilen die offiziellen Pilgerpässe, die auch in Spanien anerkannt sind. Viele Pilger aus der Region, die eine Reise nach Spanien planen,

wenden sich ebenfalls an uns.“ Den Pass, den wir für acht Euro vor Beginn unseres Marschs auf der Homepage der St. Jakobus Gesellschaft Sachsen-Anhalt bestellt haben, dürfen wir während unseres Besuchs in der St. Stephanskirche vorzeigen und erhalten prompt unseren ersten Stempel. In Deutschland haben diese Eintragungen eher symbolischen Charakter – ganz anders ist dies in Spanien. Kolja von Meltzer, der 2007 den spanischen Jakobsweg vollständig gelaufen ist, erklärte mir: „Die Stempel bekommt man in Spanien nicht in den Kirchen auf dem Weg, sondern in den Pilgerunterkünften. Damit kann nachgeprüft werden, wie viele Kilometer pro Tag gepilgert wurde. Ohne den Pass darf man nicht in den kostengünstigen Refugios übernachten. Außerdem gilt der Weg nicht als gepilgert, wenn man in der Kathedrale in Santiago de Compostela keinen gefüllten Pilgerpass vorweisen kann.“ In Stendal bekommt man an einem Freitagabend auch mit Pilgerpass nicht so einfach eine Unterkunft. Ohne die Hilfe der Touristinformation würden wir im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen. Ausdauernd telefoniert eine Angestellte mit über zehn Unterkünften, bis wir endlich etwas passendes finden, das nicht ausgebucht ist. Und auch einen Tag später kommen wir auf die freundliche Dame zurück, als wir vor der Stendaler Jacobikirche vor verschlossenen Das Ziel ist dasselbe, trotzdem kann man Pilgern in Deutschland kaum mit dem Pilgern auf dem spanischen Jakobsweg vergleichen.

Türen stehen. Wir haben nicht bedacht, dass evangelische Kirchen nicht durchgängig geöffnet haben. An dieser Stelle drängt sich uns aber ein ganz anderer Gedanke auf: Ist pilgern überhaupt evangelisch? Historisch betrachtet hat die Reformation mit der Ablehnung


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Ich bin dann mal weg. Hape Kerkelings Buch über seine Reise auf dem Jakobsweg ist nur ein Beispiel, wie die Medien die Menschen dazu inspirieren, ihre eigene Wallfahrt zu starten.

des Ablasshandels dem Pilgern weitestgehend den Boden entzogen. Im protestantischen Norwegen wurde das Pilgern zeitweise sogar unter Todesstrafe gestellt. Insgesamt war es aber wohl nur der Missbrauch, den die Reformatoren kritisierten, nicht die Idee des Pilgerns selbst, denn schließlich wurde uns nach einem kurzen Anruf beim evangelischen Pfarrer der Jacobikirche nicht nur unser Pilgerstempel verpasst, sondern auch eine exklusive Führung durch die Kirche geboten. Nun steht uns ein drei-Tages-Marsch nach Magdeburg bevor, der mir vor allem deshalb Sorgen macht, weil auf dem Weg nur kleine Ortschaften in der Karte zu finden sind, die keinen Überfluss an Pilgerunterkünften, Jugendherbergen und Hotels versprechen. Schon am ersten Abend zeigt sich vor allem eines: Als Pilger in Deutschland sollte man nicht ohne ausreichenden finanziellen Puffer starten. Zwar bemüht sich die St. Jakobus Gesellschaft Sachsen-Anhalt ständig kostengünstige Pilgerunterkünfte entlang des Weges zu vermitteln, flächendeckend gelingt dies jedoch noch nicht. Als der zweite Tag dann auch noch genauso chaotisch beginnt, wie der erste aufgehört hat, dachte ich, ich steh' im Wald – und zwar im

wahrsten Sinne des Wortes. Zuerst laufen wir drei Kilometer in die falsche Richtung, um dann im Anschluss durch die Muscheln in ein Waldstück geleitet zu werden, in dem wir vollkommen die Orientierung verlieren. Die Ausschilderung – sofern vorhanden – ist widersprüchlich und ich versuche mir einzuKeine Beschilderung, kein Schlafplatz. Tiefen gehören wohl zu einer Pilgerreise dazu.

reden, dass wir nun mal auf einem Pilgerweg sind und dass da nicht immer alles glatt laufen kann. Nach drei Stunden Waldlauf hilft mir aber auch diese Erkenntnis nicht weiter. Ich will nach Hause und stoße wüste Flüche aus. Als Quittung dafür gelangen wir etwas später zwei Kilometer ab vom St. Jakobusweg aus dem Waldstück heraus und finden in den umliegenden kleinen Ortschaften kein Quartier für die Nacht. Wir beißen in den sauren Apfel und legen noch einen fünf-KilometerMarsch nach Tangerhütte obendrauf, weil wir irgendwo schlafen müssen. Mittlerweile acht Kilometer vom St. Jakobusweg entfernt, beschließen wir am Folgetag mit dem Zug nach Magdeburg zu fahren. Angekommen in der Zivilisation fällt es uns sichtlich schwer, an unserem Vorhaben, den Jakobusweg voll-

ständig abzulaufen, festzuhalten. Wir machen uns trotzdem auf den Weg zum Magdeburger Dom und stellen eine Bedingung: Wenn wir mindestens eine Jakobsmuschel auf dem Weg dorthin finden, laufen wir weiter. Aber wir haben keine gesehen. Jetzt könnte man sagen: Der Mensch sieht nur, was er sehen will. Aber man könnte auch sagen: Das war ein Zeichen. Sagen wir einfach: Wir haben nach über einer Woche abgebrochen und können rückwirkend betrachtet damit gut leben. Pilgern durch Sachsen-Anhalt auf dem St. Jakobusweg bietet – im Vergleich zu anderen Pilgerwegen – absolute Ruhe, eine Menge Natur und Kultur. Wer sich nicht gleich an die komplette Strecke herantraut, darf sich von der St. Jakobus Gesellschaft Sachsen-Anhalt zum Samstagspilgern eingeladen fühlen. Seit 2007 bietet die Gesellschaft jährlich 13 Tagestouren an, die Gelegenheit zum Erkunden des kompletten St. Jakobusweg gibt. Das hat zwar mit dem eigentlichen Pilgern nicht mehr viel zu tun, aber wie sagt man so schön: Der Weg ist das Ziel!

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.jakobusweg-sachsen-anhalt.de.


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th e at e r

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sp o rt

Theater der Welt

Ein Surrealist

Edelmetall

Halle (Saale) kam ins Offene – ein Rückblick auf „Theater der Welt 2008“.

Wechselvolles Leben – unverwechselbare Kunst: Kunz-Ausstellung in Halle (Saale).

Elf mitteldeutsche Sportler holten in Peking zwölf Medaillen für Deutschland.

56.000 Zuschauer bei 180 Vorstellungen in etwas mehr als zwei Wochen – so lautet ein Auszug aus der Bilanz des Theaterfestivals „Theater der Welt“, welches in diesem Jahr vom 19. Juni bis zum 6. Juli nach Halle und sein Umland eingeladen hat. Hier gastierten 26 Inszenierungen aus 21 Ländern mit 500 Künstlern. Die Hälfte dieser Inszenierungen hat internationale Einladungen erhalten und ab der kommenden Spielzeit wird es drei Wiederaufnahmen in Halle geben. Der diesjährigen elften Ausgabe des Festivals stand im Vergleich zu den großen Vorgängermetropolen wie Frankfurt am Main oder München nur ein kleiner Etat von knapp drei Millionen Euro zur Verfügung – eine Million Euro hiervon aus Sponsorengeldern, die von den Organisatoren des Festivals selbst akquiriert wurden. Durch das große Engagement einer ganzen Region hat das „Theater der Welt 2008“ trotz der schwierigen Ausgangssituation mit einem Plus abgeschlossen. Das nächste „Theater der Welt“-Festival wird in zwei Jahren in Essen und Mühlheim an der Ruhr stattfinden. JS

Vom 7. Oktober bis 23. November zeigt das Kunstforum Halle das künstlerische Werk von Karl Kunz. Unter dem Titel „Ein deutscher Surrealist – Karl Kunz (1905-1971)“ sind insgesamt 40 Werke, zum größten Teil Ölgemälde, aber auch Zeichnungen aus all seinen Schaffensperioden, zu sehen. Geprägt von zwei Weltkriegen, Diktatur und Isolation hat Karl Kunz ein umfangreiches Werk hinterlassen. Er nutzte alle Freiheiten der modernen Kunst, wobei besonders die Einflüsse des Surrealismus sehr deutlich in seinen Werken zu erkennen sind. „Durch die Malerei des Surrealismus erlebte er, wie schwebend die Dinge sein können, losgelöst von den Fesseln irdischer Schwere und gesellschaftlicher Verhaftetheit“, beschreibt Ottmar Bergmann, Kunstexperte und persönlicher Freund des Künstlers, das Wirken von Karl Kunz. Teil der Ausstellung ist auch das Ölgemälde „Die Schwebenden“. Es steht in einer besonderen Beziehungen zur Stadt Halle, denn es ist nicht nur das früheste erhaltene Gemälde des Künstlers, sondern entstand zudem 1934 in der Stadt an der Saale. JS

33 Athleten sind bei den diesjährigen Olympischen Spielen für Sportverbände aus Mitteldeutschland in Peking an den Start gegangen – elf von ihnen brachten insgesamt zwölf Medaillen mit nach Hause. Sachsen-Anhalt schickte 15 Sportler ins Rennen und freute sich im Anschluss über vier Mal Edelmetall. Manuela Lutze erruderte im Doppelvierer Bronze, Katja Diekow sorgte auf dem Drei-Meter-Brett für Silber, Andreas Ihle im Kanu und Conny Wasmuth im Kajak erreichten Gold. Für Sachsen flogen zwölf Athleten Richtung Osten. Das Resultat: Für Christian Reitz mit der Schnellfeuerpistole und für Heike Fischer auf dem Drei-MeterBrett gab es Bronze, und Christian Grille schaffte im Kanu sogar eine Bronze- und eine Silbermedallie. Annekatrin Thiele erreichte beim Rudern im Doppelzweier Silber und Matthias Steiner kam nach dem Gewichtheben in den Genuss einer Goldmedaille. Von den sechs Sportlern aus Thüringen erlangten Ralf Schumann (Foto) – ebenfalls an der Schnellfeuerpistole – Silber und René Enders im Teamsprint auf dem Rad Bronze. JS

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.theaterderwelt.de.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.kunstforum-halle.de.

Infos: www.sport-fuer-sachsen.de; www.thueringen-sport.de, www.olympia.lsb-sachsen-anhalt.de


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M usikstadt

Familie Kleiber wurde am 23. Juli als 50.000 Besucher des Halberstädter Domschatzes begrüßt. Das Ehepaar Annett und Jens Kleiber, unterwegs mit Sohn Hannes, aus Prenzlau besuchte die am 13. April neueröffnete Dauerausstellung im Halberstädter Dom im Rahmen ihres HarzUrlaubs. Alberto Coto heißt der Sieger der KopfrechenWeltmeisterschaft 2008 des Lehrstuhls für Angewandte Telematik und E-Business der Universität Leipzig. Der 28-jährige Spanier setzte sich unter anderem bei der Multiplikation achtstelliger Zahlen, beim Addieren von insgesamt 1.000 Ziffern und beim Wurzelziehen aus sechsstelligen Zahlen durch.

Am Zauberberg

„Wagner-Stadt“?

Ernst Ludwig Kirchner zeigt in Quedlinburg eine wenig bekannte Seite.

Mit einem neuen Stadtführer Richard Wagners Wege in Leipzig kreuzen.

Wer den Brücke-Künstler Kirchner nur von seinen Dresdner und Berliner Werken kennt, erlebt derzeit in der Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg eine Überraschung. Ein gemeinsam mit dem Kirchner Museum Davos erarbeitetes Projekt zeigt das Spätwerk von Ernst Ludwig Kirchner. Es ist ein Blick auf den „Neuen Stil“, von dem der Künstler selbst behauptete, er sei das plausible Ergebnis seiner abstrahierenden Bemühungen und „die logische Folge der ganzen Arbeit durch dreißig Jahre hindurch“. Die Körper sind mit einem eleganten Schwung in ein vielfarbiges Linien- und Flächengefüge eingefasst. Dabei ist er sich selbst im Kern treu geblieben und hat „inhaltlich wesentliche Erlebnisse in lapidaren, allen verständlichen Formen“ geschaffen. Nach dem physischen und psychischen Zusammenbruch zum Ende des Ersten Weltkrieges bis zu seinem Freitod 1938 hat der Künstler in Davos gelebt, an jenem „Zauberberg“, den Thomas Manns Held 1914 kriegshalber verließ. Das eigenartige Klima dieser Bergwelt hat auch Kirchner gefangen. SiG

Am 16. August stellte der Richard-WagnerVerband seinen neuen Stadtführer „Wagner Wege in Leipzig“ vor. In der kostenfreien Infobroschüre, die unter anderem in der Leipziger Tourist-Information oder direkt beim Richard Wagner Verband erhältlich ist, sind 25 Plätze auf einer Route zusammengefasst, die eng mit Wagners Lebensgeschichte verbunden sind. 16 dieser Stationen befinden sich direkt in der Leipziger Innenstadt und können binnen zwei Stunden zu Fuß erkundet werden. Das Datum der Veröffentlichung war nicht zufällig gewählt, sondern bewusst auf den 195. Jahrestag von Richard Wagners Taufe in der Leipziger Thomaskirche gelegt worden. Vertreter des Verbandes bedauerten bei der Präsentation der Broschüre, dass die „Musikstadt Leipzig“ Richard Wagner bislang keinen gebührenden Platz bei der Vermarktung eingeräumt hat. Das Problem sei die städtische Festlegung auf Bach. Mit dem neuen Stadtführer möchte man nun einen ersten Schritt in die Richtung einer „WagnerStadt“ gehen. JS

Lyonel Feininger Galerie Quedlinburg, Finkenherd 5a, Tel. (03946) 22 38. Bis 16. Nov. 2008.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.wagner-verband-leipzig.de.

Prof. Dr. Hermann Schweppenhäuser hat am 10. Juli die erste Ehrendoktorwürde der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) erhalten. Der 80-Jährige ist unter anderem emeritierter Professor für Philosophie an der Leuphana Universität Lüneburg. Sein Wirken hat den theoretischen Lehrbetrieb der HGB nachhaltig beeinflusst. Robert Kunec wurde am 18. Juli für seine Diplomarbeit mit dem Kunstpreis der Stiftung der Stadt- und Saalkreissparkasse Halle geehrt. Mit dem in diesem Jahr zum zweiten Mal ausgelobten Kunstpreis werden herausragende Abschlussarbeiten von Absolventen des Fachbereichs Kunst der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design ausgezeichnet. Erich Große, langjähriger Schauspieler am Anhaltischen Theater Dessau, ist am 21. August im Alter von 89 Jahren verstorben. Große studierte in Dresden Schauspiel und gelangte im Anschluss bereits nach einem Jahr am Freiberger Theater nach Dessau, wo er ab der Spielzeit 1951/52 bis in die jüngste Zeit für das Dessauer Theater aktiv war.

Bildnachweis: Theater der Welt, Falk Wenzel; Kunstforum Halle; Deutscher Schützenbund; Stiftung Moritzburg; Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V.; Domverwaltung Halberstadt; Ralf Laue; Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig; Robert Kunec; Anhaltisches Theater Dessau

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umbau

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K o o p e rati o n

Winterschlaf

Untrennbar

Lerngruppe

Das Händel-Haus wird umgebaut und zeigt ab April 2009 eine neue Ausstellung.

Die Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig präsentiert „Gedichte der Fakten“.

Fraunhofer-Institut IWM und Burg Giebichenstein erweitern ihre Zusammenarbeit.

Seit dem 4. August hat das Händel-Haus in Halle (Saale) seine Pforten für die Öffentlichkeit geschlossen. In den kommenden Monaten wird das gesamte Haus in der Großen Nikolaistraße 5 grundlegend umgebaut. Im April 2009, pünktlich zum 250. Todestag Georg Friedrich Händels, soll es wiedereröffnet werden. Schon seit seiner Eröffnung im Jahr 1948 zeigt das Händel-Haus Ausstellungen, die dem Leben und den Werken Händels, der Musikgeschichte der Region und historischen Musikinstrumenten gewidmet sind. Die bisherigen Expositionen werden während des Umbaus durch eine neue Ausstellung mit dem Titel „Händel – der Europäer“ ersetzt. „Helle und lichte Räume, eine Neuordnung und Neupräsentation der Ausstellungsstücke und interaktive Projekte erwarten dann die Besucher“, beschreibt Direktor Dr. Phillipp Adlung das Vorhaben in einer Mitteilung des Händelhauses. Trotz des Umbaus werden alle geplanten Veranstaltungen, allen voran die Jazztage, wie angekündigt stattfinden. JS

Im Rahmen des Projektes „Carte Blanche“ werden in der Galerie für zeitgenössische Kunst Leipzig (GfzK) seit dem 29. August erstmals Werke aus der Privatsammlung von Arend und Brigitte Oetker präsentiert. Bis zum 26. Oktober zeigt die Ausstellung „Gedichte der Fakten“ Werke, die durch den Einsatz von einfachen, alltäglichen Materialien und durch Humor den Status der Künstler, aber auch den der Werke immer wieder zur Disposition stellen. Der Ausstellungstitel wurde von einer gleichnamigen Foto-Serie des Künstlers Hanno Otten übernommen. Zwei seiner Arbeiten sind Teil der Ausstellung. Sie zeigen eine künstlerische Auflistung der Bilanzsummen der 100 größten Wirtschaftsunternehmen Deutschlands und setzen ökonomische und künstlerische Aspekte miteinander in Bezug. Selbiges ist zentrales Thema beim Zweijahres-Projekt „Carte Blanche“ der GfzK. Begleitend zur Ausstellung „Gedichte der Fakten“ ist Anfang September im Verlag König ein Katalog erschienen. JS

Das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik (IWM) und die Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein haben am 3. Juli einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Die praxisbezogene Ausbildung von Studierenden, der Berufseinstieg von Absolventen und die anwendungsorientierte Forschung sollen damit nachhaltig ausgebaut werden. Gegenstand der Vereinbarung sind die Entwicklung gemeinsamer Forschungsprojekte, Kooperationen in der wissenschaftlichen Weiterbildung sowie die Veranstaltung von Symposien und Kongressen. „Die Kenntnis von neuen Werkstoffen inspiriert Designer zu innovativen Produktideen – wir wiederum sind gefordert, wenn es um die Materialfragen geht“, erklärt Prof. Ralf B. Wehrspohn, Leiter des Fraunhofer IWM. Die innerhalb der Kooperation geplanten Forschungsprojekte beschäftigen sich mit nachwachsenden Rohstoffen, photovoltaischen Anwendungen sowie künstlerischen und gestalterischen Entwicklungsvorhaben auf den Gebieten innovativer Werkstoffe und Solartechnologien. JS

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.haendel2009.com.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.gfzk-online.de.

Weitere Informationen hierzu unter www.iwm. fraunhofer.de und www.burg-halle.de.


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Altmodisch oder hochmodern?

600 Jahre in silbernem Glanz Der Bund wird zum 600-jährigen Bestehen der Universität Leipzig im kommenden Jahr eine 10-Euro-Gedenkmünze herausgeben. Die Bildseite der Münze verdeutlicht dem Betrachter sechs Jahrhunderte Geschichte. Diese wird durch das Universitätssiegel, ein Bildnis des Gelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz und den Neubau der Universität am Leipziger Augustusplatz dargestellt. Die Wertseite der Münze zeigt einen ausgearbeiteten Bundesadler. Der Entscheidung der Bundesregierung ging ein Wettbewerb voraus, an dem sich 30 Künstler beteiligt hatten. Schließlich ging der Briefmarkenund Münzdesigner Dietrich Dorfstecher aus Berlin als Sieger hervor. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums ist vorgesehen, die Gedenkmünze im Juli 2009 mit einem themengleichen Sonderpostwertzeichen auszugeben. (Infos: www.uni-leipzig.de)

Mit Messer und Schere belebt Annette Schröter eine alte Technik und führt damit zu neuen Inhalten. Wie das zeigt eine Kabinettausstellung im Museum der bildenden Künste Leipzig.

Papierschnitte gehören traditionell zu den Kleinformaten in der bildenden Kunst und sind mit mancherlei Vorurteilen behaftet. Die reichen von antiquiert bis kitschig und selbst wirkliche kleine Kunstwerke werden als Kunsthandwerkelei abgewertet. Dabei dürfte es sich bei den Schattenbildern – seien es Silhouetten oder Profilansichten – um die ältesten Kunstwerke überhaupt handeln, zurückzuführen auf die alten Griechen. Bei den Chinesen sind Papierschnitte seit dem 10. Jahrhundert nachweisbar. Und in der Goethezeit waren die kleinen Kunstwerke in der gebildeten Gesellschaft wohlgeschätzt. In der Nachkriegszeit spätestens dürften sie sich bei all der Beliebtheit den Ruch der Kunsthandwerkelei eingefangen haben. Doch ein Großmeister der Moderne hatte Papierschnitten schon einen Platz in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts gesichert: Henri Matisse. Annette Schröter, Jahrgang 1956, seit 2006 Professorin für Malerei/Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, hat sich nun daran gemacht, die Tauglichkeit jener umstrittenen Technik für das 21. Jahr-

hundert zu beweisen. Mit ihren überdimensionalen Papierschnitten – bis zu 2,50 Meter hoch – übersetzte sie anfangs ihre berühmt gewordene, sehr farbkräftige Reihe „Frauen in Tracht“ ins Schwarzweiße. Doch das filigrane Medium erwies sich auch als beständig genug für gesellschaftskritische Themen: die Frauen in Waffen. Und es eignete sich für die Auseinandersetzung mit unserer Umgebung. Da waren Bauzäune, Graffitiwände und ehemals kunstvolle, dem Verfall preisgegebene Zäune und Tore. Zerstörte Behaglichkeiten machen uns betroffen. Wo uns die Idylle verführen könnte, bringen Hintergründe, gebildet aus weltbekannten Firmensymbolen, vor allem aus der Autoindustrie, auf den Boden der Realität zurück. Annette Schröter, die Professorin, ist unbestreitbar eine moderne Frau. Wenn sie trotzdem eine mühsame, antiquierte Technik benutzt, verfolgt sie damit einen Zweck. Zum einen ganz praktisch, um große Bilder unabhängig von Raummöglichkeiten ohne riesige Staffelei, auf dem Tisch liegend zu schaffen. Zum anderen, um aus dem scheinbaren Gegensatz Wirkung zu erzielen. SiG

„Mit dem Messeer gezeichnet“ Museum der bildenden Künste Leipzig, bis 23. November 2008.

„Unsere Enkel werden nachfragen.“ Der Peter-Sodann-Bibliothek e.V. will Bücher, die in der DDR zwischen 1949 und 1989 erschienen sind, in einer Bibliothek vereinen. Der Verein rund um den Schauspieler Peter Sodann rettet damit Tonnen von alten Büchern vor der Entsorgung, denn 1990 waren von der Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft tausende druckfrische Bände auf eine Deponie gebracht worden. „Außerdem rechnen wir damit, dass rund 100 Millionen Bücher aus den Bibliotheken auf dem Müll gelandet sind“, so Sodann. Nun werden die bislang rund 180.000 gesammelten Bücher, die derzeit noch in einer Turnhalle in Kartons gelagert werden, katalogisiert. Der Verein sucht noch nach einem endgültigen Domizil für die Sammlung. (Infos: www.wettiner-hof.eu)

Bildnachweis: Händelhaus, Thomas Molsberger; Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig; Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM; Museum der bildenden Künste; Andreas Peter

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S . D öb e lt , „ F alsch g e ld “ , V id e o , 2 0 0 7

c . massim e lli , „ pan o rama l o un g E “ , 2 0 0 7

A . kania , „ o hn e tit e l “ , F o t o g rafi e , 2 0 0 6

Falschgeld

Lounge Life

Freaks

„… aber irgendwie war dann doch wieder alles anders.“

„Kunst ist die Wiedergabe der Welt um mich durch die Welt in mir.“

Und andere Städter, die das Leben bunter machen.

Zunächst ist da diese Männerstimme, die an einen Märchenerzähler erinnert. Dazu sind in Nahaufnahme zwei Hände zu sehen. Pantomimisch, in klaren Bewegungen, beginnen diese Hände Münzen in einer Reihe nebeneinander zu platzieren. Damit ist das Fundament gelegt. Fein säuberlich wird eine Reihe Münzen auf die nächste gestapelt. Währenddessen spricht die Stimme in derselben Gleichmäßigkeit, wie sich die Hände bewegen. Sie erzählt Episoden aus der DDR. Sie erzählt von Repression und alltäglicher Aufmüpfigkeit gegen die Staatsmacht. Und während man der Stimme lauscht, bilden die Geldstücke, die sich bei näherem hinsehen als DDR-Mark entpuppen, Stück für Stück eine Mauer. Diese versperrt allmählich die Sicht. Nun sind die Hände nicht mehr zu sehen. Sie sind hinter der metallenen Mauer verschwunden, eingemauert. Oder ist es der Betrachter, der eingemauert wurde? Sylvia Döbelt, geboren 1977, studiert seit 2002 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig Fotografie bei Prof. Christopher Müller. MN

Die Interieurs Cyril Massimellis wirken wie Filmkulissen. Designerlampen, die im warmen Licht erstrahlen, strukturieren die Bilder durch Hell-Dunkel-Kontraste und fassen die dargestellten Personen in Gruppen zusammen. Obwohl die Räume angefüllt sind mit Menschen und Mobiliar, herrscht keinerlei Unordnung, kein voller Aschenbecher, kein umgestoßenes Glas. Ihre Sterilität erfährt durch den sehr feinen Farbauftrag Massimellis, der jegliche eigene Struktur des Bildträgers nivelliert, noch eine Steigerung. „Kunst ist die Wiedergabe der Welt um mich durch die Welt in mir.“ Dieses Zitat ist von Edward Hopper – könnte aber ebenso von Massimelli stammen. Beide Künstler verbindet das Interesse an Architektur, an Fotografie und vor allem an der Inszenierung. Die wohl größte Gemeinsamkeit besteht darin, dass beide in ihren Bildern ein Gefühl ausdrücken – das Lebensgefühl ihrer jeweiligen Generation. Cyril Massimelli, geboren 1971 in Paris, studierte von 1995-97 Malerei in Paris, seit 2001 freischaffend in Dresden. MN

Seine Vorbilder sind Skandalfotografen wie Boris Michailow oder Terry Richardson. Wie sie interessiert sich Andy Kania für Menschen jenseits des Schamgefühls, die am Rande der Gesellschaft leben. Er richtet seine Kamera auf jene, die durch ihr äußeres Erscheinungsbild oder ihr Verhalten auffallen. „Schrille Vögel“, so Kania, „ohne die die Straßen grau und langweilig wären.“ Und weil sich diese Freaks meist in Großstädten finden lassen, ist Kania nach Berlin gezogen, obwohl er in Leipzig studiert. Dort begleitet ihn auf seinen Wegen, in Clubs oder U-Bahnen und an nächtlichen Kiosken, stets eine unauffällige Kamera. Er portraitiert Menschen, die von anderen beflissentlich übersehen werden. Während seiner Streifzüge wird Kania selbst zu einem Teil der Subkultur. So schafft er es, das nötige Vertrauen für seine direkten Aufnahmen aufzubauen. Kanias Fotos inszenieren nicht – sie dokumentieren. Andy Kania, geboren 1974 in Beuten. Seit 2004 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig in der Klasse für Fotografie bei Prof. Astrid Klein. MN

Weitere Informationen zu Sylvia Döbelt finden Sie im Internet unter www.pix-to-go.de.

Weitere Informationen zu Cyril Massimelli finden Sie im Internet unter www.massimelli.com.

Weitere Informationen zu Andy Kania finden Sie im Internet unter www.myspace.com/andykania.

Bildnachweis: Sylvia Döbelt, Cyril Massimelli, Andy Kania, Stefan Guggisberg, Undine Bandelin, Sebastian Herzau


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kulturszene 93

S . g u g g isb e r g , „ o hn e tit e l “ , M al e r e i , 2 0 0 8

U . B and e lin , „ Ess e nsaus g ab e “ , M A l e r e i , 2 0 0 8

S . h e rzau , „ m e in e F r e ss e “ , M al e r e i , 2 0 0 7

Heimat?

Vielschichtig

Meine Fresse

„Wir steigen in denselben Fluß und doch nicht in denselben.“

„So intuitiv, wie ich beginne, wächst auch das ganze Bild weiter.“

Nehmen Sie sich in Acht, er könnte Sie beobachten!

In Stefan Guggisbergs Bildwelten kommt Materie in ihrer kleinsten Einheit zur Darstellung. Von dem Bildgrund scheint ein Flimmern auszugehen. An Stellen, an denen sich die Materie verdichtet, entstehen Gegenstände. Aus dem Nichts kommend muss man annehmen, dass sie im nächsten Moment ihre Form wieder aufgeben um sich von Neuem zusammenzufügen. Doch wie entstehen diese nebulösen Arbeiten? Guggisberg tupft grellbunte Bildgründe, auf die er hinterher eine schwarze Farbschicht aufträgt. Aus dieser radiert er schließlich die Formen heraus und trägt weitere Farbe auf. Manchmal benötigt er für ein Bild einen arbeitsreichen Abend, manchmal jedoch lässt die Vollendung einer Arbeit monatelang auf sich warten. Stefan Guggisberg, geboren 1980 in Thun, 1999-2003 Besuch der Grafikfachklasse an der Schule für Gestaltung Biel, seit 2004 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, seit 2005 in der Klasse für Fotografie bei Prof. Timm Rautert und Prof. Christopher Müller sowie in der Klasse für Malerei bei Prof. Neo Rauch. MN

Der Malprozess ist für Undine Bandelin von großer Bedeutung. Schicht für Schicht verdichtet sich das Bild, bis schließlich die einzelnen Elemente ein Ganzes ergeben, ohne dabei ihre Eigenständigkeit aufzugeben. Bandelin verwendet in ihren Arbeiten leuchtende Farben, knalliges Blau und schreiendes Rot, ohne jedoch ins Plakative oder Triviale abzugleiten. Ganz im Gegenteil – gerade der glatten Schönheit und Harmonie widersetzt sie sich. Durch die freie Anordnung der Farben und der Flächen entsteht ein Raumgefüge, das die Bühne für den Hauptakteur bildet. Im Zentrum der Arbeiten stehen Menschen, die in ihrer Farbigkeit kraftvoll dargestellt werden, jedoch in ihrer Form unscharf bleiben. So sind die Figuren in ihrer psychologisch aufgeladenen Unbestimmtheit eine ideale Projektionsfläche für den Betrachter. Gerade in dieser Funktion überzeugt ihre Vielschichtigkeit. Undine Bandelin, geboren 1980 in Jena, studiert seit 2005 Malerei an der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design bei Prof. Ute Pleuger. MN

Hinter Glas, auf Distanz gehalten oder auf Distanz gegangen. Einsame Individuen. Herzau beobachtet sein Gegenüber sehr genau, lauert, um es in ruhigen und stimmungsvollen Momenten in all seinen Eigenheiten einzufangen. Oft handelt es sich um konkrete Personen aus seinem Umfeld oder aber um das schonungslose eigene Abbild. Vanessa, Eva, Robin oder kleine, intime Landschaftsausschnitte – oft leicht verschwommen und trotzdem konzentriert. Dabei ist der Moment, der zur Darstellung kommt, die Sequenz einer Erzählung. Ein kurzer Augenblick, an dem wir teilhaben dürfen. Einmal scharf wie ein Schnappschuss, dann wieder traumhaft verschwommen, sind die Bilder stets Spiegel menschlicher Realität. Bei Herzau bleibt ein Bild selten ohne Titel. Diese zeugen meist von Witz und Selbstironie und brechen somit die latente Distanziertheit der Arbeiten auf sympathische Art auf. Sebastian Herzau, geboren 1980 in Schönebeck, seit 2007 Studium der Malerei an der Hochschule für Kunst und Design bei Prof. Ute Pleuger. MN

Weitere Informationen zu Stefan Guggisberg finden Sie unter www.stefanguggisberg.com.

Weitere Informationen zu Undine Bandelin finden Sie im Internet unter www.modes-niebel.de.

Weitere Informationen zu Sebastian Herzau finden Sie unter www.kuenstlichbegabt.de.


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KALENDER

RegJo LEIPZIG/HALLE

11. Oktober: Premiere „Der fliegende Holländer”

27. Oktober bis 2. November: DOK Leipzig

Die Oper Leipzig präsentiert die romantische Oper in drei Aufzügen. (www.oper-leipzig.de)

Internationales Festival für Dokumentarund Animationsfilm zum 51. Mal in Leipzig. (www.dok-leipzig.de)

Klassik

Theater & Events

11. und 12. Oktober „Die Hochzeit des Figaro“ Wunderbar komische Oper in vier Akten von Wolfgang Amadeus Mozart. Bad Lauchstädt, Goethe-Theater www.opernhaus-halle.de

11. Oktober Premiere: „Die Räuber“ Nach Friedrich Schiller, eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen. Halle, Thalia Theater www.thalia-theater.de

26. Oktober Premiere: „Macbeth“ Tragödie von Shakespeare über Aufstieg und Fall des Königs Macbeth. 19.30 Uhr, Leipzig, Centraltheater www.schauspiel-leipzig.de

12. Oktober Chorkonzert zur Herbstzeit Fünf verschiedene Chöre stimmen auf die herbstliche Zeit des Jahres ein. 15 Uhr, Halle, Konzerthalle Ulrichskirche www.staatskapelle.halle.de

11. Oktober „Faust“ Letzte Aufführung der Tragödie von Johann Wolfgang von Goethe in diesem Jahr. Dessau-Roßlau, Großes Haus www.anhaltisches-theater.de

9. November „Kröm de la Kröm“ Unmoderner Anzug, Brille und eine original Berliner-Schnauze: Kurt Krömer in Mitteldeutschland. 20 Uhr, Halle, Steintor-Varieté www.steintor-variete.de

25. Oktober Premiere: „Fidelo“ Große Oper in zwei Aufzügen von Ludwig van Beethoven. 19.30 Uhr, Dessau-Roßlau, Großes Haus www.anhaltisches-theater.de

16. Oktober Premiere: „Schmutzige Schöpfung“ Was passiert, wenn die Allmachtsfantasie des Menschen auf seinen eigenen Körper trifft? Jena, Theaterhaus Jena www.theaterhaus-jena.de

10. November „Blue Man Group“ Die drei glatzköpfigen, blau glänzenden, stummen Männer auf ihrer Megastar World Tour 20 Uhr, Leipzig, Arena www.sportforum-leipzig.com

1. November Premiere: „AIDA“ Oper in vier Akten um zwei Frauen und einen Mann nach einem Libretto von Antonio Ghislanzoni. Leipzig, Oper Leipzig www.oper-leipzig.de

23. Oktober Premiere: „Don Juan“ „Like a rolling stone“ – Eine Komödie in fünf Akten des französischen Dichters Molière. 19.30 Uhr, Leipzig, Centraltheater www.schauspiel-leipzig.de

15. November „Operetten - Comedy - Show“ Nach dem Motto „Operette sich wer kann“ lädt die Operetten-Comedy-Show Primavera ein. 16 Uhr, Weißenfels, Kulturhaus www.kulturhaus-weissenfels.de

23. November Premiere: „Lohengrin“ Romantische Oper in drei Akten des Komponisten Richard Wagner vor historischem Hintergrund. 17 Uhr, Altenburg, Landestheater Altenburg www.tpthueringen.de

26. Oktober Premiere: „Creeps“ Satire der Medienwelt, eingerahmt von „Big Brother“ und „Deutschland sucht den Superstar“. 19 Uhr, Altenburg, Landestheater Altenburg www.tpthueringen.de

16. November Internationales Gitarren-Festival 2008 Unterschiedliche Musikauffassungen verschiedener Kulturen treffen aufeinander. 16 Uhr, Halle, Konzerthalle Ulrichskirche www.staatskapelle.halle.de

Bildnachweis: Oper Leipzig, Andreas Birkigt; DOK Leipzig; Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, J. Lipták; Universität Jena


RegJo LEIPZIG/HALLE KALENDER

31. Oktober: Landesausstellung „Fundsache Luther”

18. Oktober: 32. Jenaer Kernberglauf

Aufschlussreiche Funde im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale). (www.archlsa.de)

Lauf in der Jenaer Landschaft mit großartigen Ausblicken auf die Stadt und ins mittlere Saaletal. (www.kernberglauf.de)

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Museen & Ausstellung

Jazz, Rock & Pop

Sport

6. September bis 9. November Frauen des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau „Herzlich bedauernd, dass ich von Ihnen weit weg bin ...“. Dessau-Roßlau, Museum für Stadtgeschichte www.stadtgeschichte.dessau.de

10. Oktober „Emma rockt Brecht“ „In der Sünder schamvollem Gewimmel“ – eine Rockband erinnert sich an Brecht. 20 Uhr, Delitzsch, Bürgerhaus Delitzsch www.buergerhaus-dz.de

26. September bis 4. Januar Versionen – Die Künstlerbibliothek Ideen und Vorstellungen zum Thema Bibliothek – präsentiert von verschiedenen Künstlern. Leipzig, Galerie für zeitgenössische Kunst www.gfzk.de

19. Oktober James Blunt Der britische Sänger und Songwriter zu Gast in Leipzig. 20 Uhr, Leipzig, Arena www.sportforum-leipzig.de

5. Oktober 24h-Basketball gegen Rassismus und Gewalt Im Rahmen des Grimmaer Stadtfestes veranstaltet die Volkssolidarität, Gruppe SCN, dieses Benefiz-Sportevent. Grimma, Seume-Sporthalle www.grimma.de

2. bis 30. Oktober Meisterschülerausstellung Ausstellung der Arbeiten von HGB-Meisterschülern aus verschiedenen Studiengängen. Leipzig, Hochschule für Grafik und Buchkunst www.hgb-leipzig.de

25. Oktober Pete Haycock's True Blues Der ehemalige Leadgitarrist und Frontmann der Climax Blues Band zu Gast in Torgau. 21 Uhr, Torgau, Kulturbastion Torgau www.torgau.eu

24. Oktober Taschenlampenführung durch das Luisium Sonderführung durch das Schloss Luisium für Groß und Klein. Waldersee, Schloss Luisium www.gartenreich.com

31. Oktober Deep Purple „Smoke on the water“ und „speed king“ – die Altrocker präsentieren Hits und neue Songs. 20 Uhr, Leipzig, Arena www.sportforum-leipzig.de

2. November 4. Bitterfelder Crosslauf Der Crosslauf, veranstaltet vom Bitterfelder Sportverein 2000 e. V., führt über den Bitterfelder Berg. Start und Ziel ist am Bitterfelder Bogen. 10 Uhr, Bitterfeld-Wolfen, Bitterfelder Bogen www.ebv-net.de

29. November 4. Langer Abend der Galerien Galerien laden zum Besuch ein und bieten ein abwechslungsreiches Programm. Halle www.halle.de

9. November Royal Dutch Jazz Band Eine der erfolgreichsten holländischen JazzBands zum ersten Mal in Halle. 16 Uhr, Halle, Konzerthalle Ulrichskirche www.staatskapelle.halle.de

22. November Pokal der Stadt Dessau-Roßlau Der 1. TSC Dessau veranstaltet das Ballturnier um den Pokal der Stadt. Dessau-Roßlau, Sporthalle Berufsschulzentrum www.dessau.de

11. Oktober SV Union-Halle-Neustadt vs. TSV Nord Harrislee Handballspiel der 2. Bundesliga der Damen. 16.30 Uhr, Halle, Universitätssporthalle www.sv-lions.de 18. Oktober SV Halle Lions vs. BBV Leipzig Eagles Basketballspiel der 1. Bundesliga der Damen. 19 Uhr, Halle, Sporthalle Burgstraße www.union-halle.net



RegJo LEIPZIG/HALLE KALENDER

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20. und 21. Oktober: Deutsche Clusterkonferenz

27. bis 29. Oktober: Euregia 2008

Plattform zum Austausch über den Nutzen von Clustern für Unternehmen und Regionen in Leipzig. (www.clusterkonferenz.de)

Die Neue Messe in Leipzig präsentiert eine Plattform für Standort- und Regionalentwicklung in Europa. (www.euregia.de)

Kongresse und Tagungen

Messen

13. Oktober Jenaer Technologietag Thema: „Optische Technologien für Gesundheit und Sicherheit“. Jena, Fachhochschule Jena www.jett-jena.de

13. November Praxis trifft Campus Firmenkontaktmesse im Rahmen der 1. Wirtschaftskonferenz im Saalekreis. Merseburg, Fachhochschule www.fh-merseburg.de

25. Oktober Börsentag Erfurt Messe für den Privatanleger rund um die Themen Geldanlage und Börse. Erfurt, Messegelände www.boersentag-erfurt.de

22. Oktober „Daran geht die Welt zu Grunde“ Dia-Vortrag, Film und Diskussion unter anderem mit Jörg Werner über die Welt von morgen. 20 Uhr, Leipzig, Villa Rosental www.villa-rosental.de

21. November Festlicher Wirtschaftstag Der Wirtschaftstag fördert neue Wege des mitteldeutschen Dialogs in einem festlichen Rahmen. Halle, K&K Kongress & Kulturzentrum Halle www.mitteldeutschland.com

6. bis 9. November SaaleMesse Kaufen, Probieren und Vergleichen bei SachsenAnhalts größter Familienmesse. Halle, Messegelände www.saalemesse.de

23. Oktober Innovationsforum 2008 Thema „Demografie und Gesundheitsressourcen“ mit Fokus auf regenerative und Vital-Medizin. Leipzig, Fraunhofer Institut www.bewegtesbild.de

25. November Datenschutz in Kleinunternehmen Überlegungen zum Datenschutz für kleine und mittelständische Unternehmen. Leipzig, IHK zu Leipzig www.mdcecomm.de

7. und 8. November Azubi- und Studientage Leipzig Messe rund um das Thema Ausbildung für Schüler, Pädagogen und Lehrer. Leipzig, Neues Messegelände www.azubitage.de

28. Oktober 4. Forum Gesundheitswirtschaft Interessantes zu „Medizinische Versorgung - Herausforderungen, Chancen, Lösungsansätze“. 14 Uhr, Leipzig, BIO CITY www.eventlab.org

27. November Halle Forum: Urban Economic Growth International besetzter Workshop in englischer Sprache. Halle, Institut für Wirtschaftsforschung Halle www.iwh-halle.de

19. bis 23. November Touristik & Caravaning International Rund 1.000 Aussteller bieten hier zahlreiche Angebote für den Traumurlaub. Leipzig, Neue Messe www.touristikundcaravaning.de

6. und 7. November Anlagen-, Arbeits- und Umweltsicherheit Fachtagung zu unternehmensrelevanten Sicherheitsfragen für Anlagenbetreiber und Gutachter. Köthen, Hochschule Anhalt www.forschung-sachsen-anhalt.de

Bildnachweis: Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland; Messe Leipzig

20. bis 22. November Denkmal Europäische Messe für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung. Leipzig, Neue Messe www.denkmal-leipzig.de


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KULTUR & GESELLSCHAFT RegJo LEIPZIG/HALLE

Impressum:

Wussten Sie, ... Denkwürdiges, Sonderbares und Wissenswertes – Über einen Ost-West Hit, blinde Programmierer, einen berühmten Mitteldeutschen und 123 Brücken. ... dass der Texter von „Über sieben Brücken mußt Du gehen“ am 30. November seinen 75. Geburtstag feiert? Der Leipziger Helmut Richter schrieb den Text , den Ulrich Swillms zwei Jahre später erfolgreich für die DDR-Band Karat vertonte, 1977. Zum Welterfolg führte ihn wenig später Peter Maffay. Den Text kann man – zusammen mit 99 anderen Gedichten von Helmut Richter – in dem Lyrikband „Was soll nur werden, wenn ich nicht mehr bin?“ aus dem Faber & Faber Verlag Leipzig nachlesen. ... dass Blinde in Leipzig seit 40 Jahren zu Programmierern ausgebildet werden? Was 1968 als Experiment begann, erweist sich mittlerweile als Grundlage vieler Berufe für blinde Menschen: Vor 40 Jahren wurde vom damaligen Betrieb für Maschinelles Rechnen Leipzig und der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB) erstmals in Europa eine Programmiererausbildung für Sehbehinderte ins Leben gerufen. Dieses Jubiläum wurde am 15. Juli in den Räumen der DZB mit hochrangigen Gästen gefeiert. ... dass Alfred Edmund Brehm eng mit Mitteldeutschland verbunden war? Geboren und gestorben im thüringischen Renthendorf, gelernt in Altenburg, studiert in Dresden und Jena – der Zoologe und Schriftsteller Alfred Edmund Brehm (1829-1884) war eng mit Mitteldeutschland verbunden. Selbst sein berühmtes Tierlexikon „Brehms Tierleben“ soll während eines vierjährigen Aufenthalts in Leipzig entstanden sein. Hier arbeitete der Naturwissenschaftler ab 1858 als Lehrer und Schriftsteller. ... dass Halle (Saale) 123 Brücken hat? Insgesamt gibt es in Halle 123 Brücken. Die meisten von ihnen führen über die insgesamt 63 Wasserläufe, 18 Bahngleise und drei dienen als Hochbrücken. Das längste Bauwerk ist mit rund 730 Metern die Hochstraße, die über dem Franckeplatz verläuft – die kürzeste ist die „Kabelske-Brücke“ in der Äußeren Leipziger Straße in Kanena mit einer Spannweite von 2,40 Metern. Der Großteil der Brücken wurde ab 1960 gebaut, wobei die älteste – die Elsterbrücke in Beesen – bereits 1733 errichtet wurde.

Bildnachweis: Faber & Faber; Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig; Zeno.org; Investitions und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt

4. Jahrgang, Ausgabe 14 ISSN 1614-2837 Herausgeber REGJO – Agentur für regionales Marketing GmbH Delitzscher Straße 68 04129 Leipzig Telefon 0341/903221 Telefax 0341/903223 E-Mail info@regjo-leipzig.de Web www.regjo-leipzig.de REGJO ist eine eingetragene Marke (39867052) der Regjo − Verlag für regionales Marketing GmbH. Chefredaktion Kai Bieler (k.bieler@regjo-leipzig.de) (V.i.S.d.P.) Redaktionsmanagement AB-Creativ - Agentur für Text und Bild GbR Stallbaumstraße 11, 04155 Leipzig Telefon 0341/59166-09/-10, Fax 0341/4624308 E-Mail post@abcreativ.de, www.abcreativ.de Autoren Claudia Müller, Regine Aselmann, Nadine Jukschat, Jessica Schöberlein, Beeke Laue, Thomas Magosch, Susanne Schulz, Manuela Bank, Sigrid Gaulrapp, Dr. Markus Folgner, Katharina Kleinschmidt, Klaus Wurpts, Christin Schulz, Daniela Rutsch VSV-Autoren/Verfasser Eva Badenschier, Beeke Laue, Sigrid Gaulrapp, Martina Zentner, Anja Junghänel, André Hille Fotografie Axel Berger, Tom Schulze, Dietmar Tondar, Carmen J. Hoffmann, Christian Hüller, Stefan Hoyer, J. Blobel Art Direction & Layout Astrid Stieler (layout@abcreativ.de) Anzeigen Claus-Peter Paulus, Steffi Emde, Philipp Thorwirth, Hilke Dierkes Vertriebsassistenz Kerrin Sadowski (k.sadowski@regjo-leipzig.de) Geschäftsführung Claus-Peter Paulus (cp.paulus@regjo-leipzig.de) Lektorat Andre Hille, Katja Lucke Druck Druckerei Vetters GmbH & Co. KG www.druckerei-vetters.de Erscheinungsweise viermal im Jahr Bezugsbedingungen Abonnement 16,- EUR inkl. Mehrwertsteuer und zzgl. Zustellgebühr für vier Ausgaben. Einzelpreis 4,- EUR. Das Abonnement verlängert sich automatisch, wenn es nicht zum Ablauf gekündigt wird. Kooperationspartner des REGJO:

Kommunale Partner des REGJO:

Mitgliedschaften:




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