Regjo 2 - 2008

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Das Regional-Journal für den Wirtschaftsraum Leipzig/Halle (Saale) Altenburg Bitterfeld Borna Dessau-Roßlau Jena Köthen Merseburg Naumburg Torgau Weißenfels Wittenberg

Quo vadis?

2/2008

4 EUR

ISSN 1614-2837 www.regjo-leipzig.de



regjo LEIPZIG/HALLE

editorial

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Standpunkte Unsere Sicht auf die Dinge bestimmt unser Standort. Entsprechend wichtig ist es, den richtigen Platz in der Welt zu finden.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Ihr Zuhause in Leipzig befindet sich mitten im historischen Stadtkern, gegenüber dem Leipziger Hauptbahnhof. Unser First Class Hotel bietet individuelle Wohnkultur im Art-Deco-Stil. Hinter der denkmalgeschützten Fassade befinden sich 288 Zimmer, das Restaurant „Steaktrain“, das „Nikolai Bistro“ und Tagungs- und Banketträume für bis zu 110 Gäste. Für unsere Gäste bieten wir spezielle Musik- und Kulturpakete an. Das Gewandhaus und die Oper sind nur 200 m vom Hotel entfernt. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

„Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. An die Stelle der alten lokalen und nationalen Selbstgenügsamkeit und Abgeschlossenheit tritt ein allseitiger Verkehr, eine allseitige Abhängigkeit [...].“ Das 160 Jahre alte Vokabular des Kommunistischen Manifests scheint überholt, doch die Analyse ist überraschend aktuell. Unternehmen und Regionen befinden sich im globalisierten Wettbewerb. Welche Faktoren bestimmen dabei Entscheidungen über Ansiedlungen oder Standortschließungen? REGJO hat sich dazu bei Unternehmen, Standortvermarktern und Wissenschaftlern der Region umgehört. Im Interview fragten wir Deutschlands obersten Standortvermarkter Michael Pfeiffer nach den internationalen Anforderungen an das Profil von Standorten und danach, wie professionelles Standortmarketing aussehen muss. Seinen geistigen Standort verteidigte Martin Luther gegen alle Anfeindungen und veränderte damit von Mitteldeutschland aus die Welt. Wir begaben uns auf die Spuren des Reformators und stellen Ihnen die wichtigsten Stätten seines Wirkens vor. Seit 2004 findet die Werkleitz Biennale nicht mehr in ländlicher Umgebung, sondern am Standort Halle (Saale) statt. Im Vorfeld des diesjährigen internationalen Forums für Medien und Kunst unterhielt sich REGJO mit den Machern der „documenta des Ostens“ über „Amerika als Neuanfang“. Wo sie auch stehen, viel Spaß beim Lesen!

Ihr Kai Bieler Chefredakteur, E-Mail: k.bieler@regjo-leipzig.de

Richard-Wagner-Straße 7 · 04109 Leipzig Tel.: 0341/98 52-0 · Fax: 0341/98 52-750 info@parkhotelleipzig.de · www.seaside-hotels.de

Die Ziele des REGJO: Der Wettbewerb zwischen den Standorten in Europa wird schärfer. Die klare Positionierung und Profilierung einer Region sichert das Bestehen in diesem Wettbewerb. REGJO berichtet mit überregionaler Präsenz über Wirtschaft, Kultur und Leben aus der Wirtschaftsregion Leipzig-Halle. Mit kompetenten Beiträgen und einprägsamen Bildern erhöht REGJO die Identifikation der Menschen mit der Region. So gewinnt die Region als Standort weiter an Attraktivität. Bei Bewohnern und Investoren.


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INHALT

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20 Drum prüfe, wer sich...

58 Luthers Land

Die Wahl eines Standortes gehört zu den wichtigsten Entscheidungen für ein Unternehmen. Welche Faktoren entscheiden dabei über den Erfolg im internationalen Wettbewerb der Regionen?

Die Wurzeln der Religion von weltweit 400 Millionen Protestanten liegen in Mitteldeutschland. REGJO besuchte die historischen Stätten, an denen der große Reformator wirkte.

Thema 14 Interview: Michael Pfeiffer, Geschäfts-

Wirtschaft 10 Mehr Wert: HHL unterzeichnet die

führer der Invest in Germany GmbH spricht über die internationale Investorenwerbung und den Standort Deutschland.

„Grundsätze für Management-Ausbildung“ – eine Initiative der Vereinten Nationen, an der sich 122 Wirtschaftshochschulen beteiligen.

31 Der Blick fürs Ganze: Flughafen-Befür-

10 do-it@Leipzig: Leipzig setzt neue Maß-

Kultur & Gesellschaft 9 6 Köpfe: REGJO fragt seine Leser anlässlich der vorraussichtlich letzten, in Leipzig stattfindenden Games Convention: Was für ein Spielertyp sind Sie?.

66 Explosive Malerei: Corinths Position ist worter gründeten im Juni den Verein „PRO Flughafen Leipzig/Halle“. Sie treten für eine objektive Meinungsbildung ein.

36 Der Sprung ins kalte Wasser: Mehr als

stäbe im Messemarketing. Seit April 2008 steht das überarbeitete Online-Portal „do-it-at-leipzig.de“ zur Verfügung.

11 Der Sonne entgegen: Im „Solarvally“ in

30 Technologie- und Innovationszentren in Mitteldeutschland sollen Existenzgründern beim Start ihres Unternehmens helfen. Ist das Konzept noch zeitgemäß?

Thalheim/Wolfen stehen weitere Investitionen in Milliardenhöhe an. Q-Cells expandiert nach Amerika und Asien.

12 Die Mobilität der Zukunft: Das Weltver42 Dem Investor auf der Spur: Kommunen

kehrsforum 2008 fand zum Thema „Verkehr und Energie: Die Herausforderung des Klimawandels“ in Leipzig statt.

und Kreise versuchen mit gezielten Förderaktivitäten die eigene Wirtschaftsstruktur zu stärken.

32 Erfolgreich mit Verantwortung: Die Veranstaltungsreihe „IMPULSE − Forum für Corporate Social Responsibility in Mitteldeutschland“ erfolgreich gestartet.

Bildnachweis: Carmen J. Hoffmann; Dietmar Tondar; Tom Schulze; Fotolia.com

einzigartig unter den deutschen Malern. Ob impressionistisch oder expressionistisch, seine Werke sind voll Sinnlichkeit und provokanter Direktheit.

68 Berühmter als berüchtigt: Die WilliSitte-Galerie Merseburg zeigt ausgewählte Werke von Otto Dix: Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken.

71 Quadratisch, praktisch, gut: Arno Fischer zeigt in der Stiftung Moritzburg Halle Unikate der als laienhaft verschrienen quadratischen Formate.

72 „Amerika“ als Neuanfang: Die Werkleitz Biennale wird zum Festival und setzt sich mit den Einflüssen des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten auf Deutschland auseinander.


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INHALT

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19 Fluch des Wissens

47-55 PR im REGJO

Viele Informationen, aber keiner weiß etwas. Das Leipziger Start-up HANDSPIEL widmet sich mit individuellen IT-Lösungen der gezielten Informationsverbreitung in Unternehmen.

MIt den „Verlagssonderveröffentlichungen“ bietet REGJO der regionalen Wirtschaft eine attraktive Plattform für ihre Unternehmenskommunikation. Weitere Informationen erhalten Sie unter 0341/90 32 28.

Technik & Wissenschaft 13 Starke Bindung: Der IT-Dienstleister perdata setzt erfolgreich auf optimale, branchenfokussierte Vertriebs- und Betreuungsstrukturen.

Service 29 Grafik: Bildwerk zur Veranschaulichung des Schwerpunktthemas „Relevanz der Standortfaktoren”.

Sonderveröffentlichung 48 Es werde Licht!: Moderne Beleuchtungssysteme für die „gute Stube”: der Auerbachs Keller in der Leipziger Mädlerpassage erstrahlt in neuem Glanz.

76 Wo und was?: Der Kalender gibt einen 13 Brückenbauer: Sieben staatliche Hochschulen Sachsen-Anhalts wurden als Zentren eingerichtet, die den Wissenstransfer zwischen Hochschule und Wirtschaft verbessern sollen.

40 Raum für Investitionen: Ein deutscher Weltkonzern, eine schweizer Firmengruppe und ein junges Biotechnologieunternehmen expandieren in Halle (Saale).

Überblick über die wichtigsten Kulturund Fachveranstaltungen von Juli bis Oktober.

50 Überall ein Stückchen Raffinerie: Im Zuge ihrer TÜV-Inspektion hat die TOTAL-Raffinerie kräftig in die Zukunft investiert.

82 Fleißige Helfer: Im Impressum finden Sie die Namen aller, die am Entstehen des neuen REGJO beteiligt waren.

52 Mit Outsourcing die Kosten im Griff: Im Jahr 2008 feiert die ICS adminservice GmbH unter dem Motto „Zukunft. Gemeinsam!“ ihr 15-jähriges Jubiläum.

53 Da gibt‘s nichts dran zu meckern: Die 57 Holger Klappstein.TXT: Der Hallenser ist Geschäftsführer der Deutschlandniederlassung der internationalen TXT e-solutions Group.

Verordnung 510/2006 der Europäischen Union und die deutsche Käseverordnung schützen den Altenburger Ziegenkäse.

54 Sparpotenzial: Mehr Energieeffizienz ist das Gebot der Stunde. Die Stadtwerke Leipzig verhelfen Geschäftskunden mit ihren „endico“-Dienstleistungen zu deutlichen Einsparungen.




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25.06.2008

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Leipzig – Paris: 2 x täglich Wann fliegen Sie?

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Meinung

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Bildnachweis: Wolfgang Siebert; Universität Leipzig; Matthias Bock; Stefan Schmidt; FC Carl Zeiss Jena Fußball Spielbetriebs GmbH; Deutsches Spielemuseum

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Was für ein Spielertyp sind Sie? REGJO fragt seine Leser anlässlich der voraussichtlich letzten, im August in Leipzig stattfindenden Games Convention nach ihren persönlichen spielerischen Vorlieben.

1. Wolgang Siebert, Business Development Manager bei Radon Labs: „Ich bezeichne mich als Gelegenheitsspieler: Ich spiele wann immer sich die Gelegenheit bietet. Das ist aber nicht so viel, wie es sich anhört, denn Familie, Arbeit, Garten und Sport gehören der Großteil meiner Zeit. Berufsbedingt versuche ich, möglichst viele Spiele anzuschauen – gucken was andere machen. Wenn ich mal spiele, dann auf dem heimischen PC und eine Konsole steht noch auf dem Wunschzettel. Mein Lieblingsspiel: Toben mit meinem Sohn.“ 2. Prof. Dr. Hartmut Warkus, Professor für Medienpädagogik der Universität Leipzig: „Ich spiele generell sehr gern, in den vergangenen Jahren vor allem mit dem PC. Ich mag Adventures. Noch lieber als dieses Genre spiele ich aber mit dem Flugsimulator. Auch einfache Ballerspiele zählen zu meinen Favoriten. Von ‚Serious Sam‘ habe ich bis jetzt alle Teile gespielt. Außerdem habe ich den ‚Nintendo DS‘ als nahezu ständigen Begleiter entdeckt. Dabei sind es vor allem die Denk- und Knobelspiele, die mich faszinieren. Den Englisch-Trainer finde ich genial.“

3. Peter Luczak, Präsident des Inter-

nationalen Skatgerichts: „Ich habe als Jugendlicher Spiele mit großer Risikobereitschaft gespielt. Als ich aber einem Skatclub beigetreten bin, begriff ich, dass man mit konzentrierter Spielweise fast jedes Spiel ausrechnen und den Glücksfaktor weitestgehend ausschalten kann. Im Turnierskat spiele ich heute diszipliniert. Beim Geldskat bin ich risikobereiter, reize das Spiel und hoffe auf Fehler meiner Mitspieler oder eine gute Findung im Skat. Das Faszinierende am Skat ist, dass nach jedem Spiel ein neues beginnt.“ 4. Manja Kendler, DJane und Sängerin aus Leipzig: „Bei mir geht nichts über jamaikanisches Domino, ganz ohne PC. Ab und an lasse ich mich aber auch zu einem Spiel im Internet verleiten. Die Welt der Onlinegames bietet dazu ja viele Möglichkeiten, birgt aber auch Gefahren, die man nicht unterschätzen sollte. Interessant würde ich einen Blick in die Zukunft finden: Wo entwickeln wir uns hin? Meine Wunschvorstellung: Wenn schon Krieg, dann in Zukunft über Onlinespiele, ohne den Lebensraum oder die Würde anderer anzugreifen.“

5. Henning Bürger, Trainer des 1. FC Carl Zeiss Jena: „Willig, aber erfolglos – so würde ich mich beschreiben, wenn ich mit meinen beiden Söhnen am Computer spiele. Hier stelle ich mich zwar gern beim Fußball zur Verfügung, komme jedoch über die Opferrolle kaum hinaus. Meine Kinder schießen sogar Eigentore, damit auch ich mal treffe. Ich bin prinzipiell ein guter Verlierer – an der Playstation. Beim wirklichen Sport, zum Beispiel dem Tischtennis, bin ich deutlich ehrgeiziger. Hier kann ich mich für besonders bittere Niederlagen in der virtuellen Welt revanchieren.“ 6. J. Peter Lemcke, Gründer und Direktor des Deutschen Spielemuseum e.V.: „Mein erklärtes Lebensziel ist es, die Menschen zum Spielen zu bringen – besonders die Erwachsenen, denn die Kinder spielen sowieso. Es ist wichtig, dass die Menschen das Spielen nicht aus den Augen verlieren, denn wenn wir spielen, lernen wir. Und außerdem wusste schon der antike Philosoph Plutarch: ‚Der Gipfel der Weisheit ist, ernsthafte Lebensziele spielerisch zu verfolgen.“


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magazin

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K o n g r e ss e

U nt e r n e hm e ns e thik

do-it@Leipzig

Mehr Wert

Leipzig setzt neue Maßstäbe im Messemarketing.

HHL unterzeichnet die „Grundsätze für Management-Ausbildung“.

Die „Mutter der Messen“ ist in Leipzig beheimatet, und das seit über 1.000 Jahren. Die Leipziger Messe zählt heute zu einer der wichtigsten Messe- und Kongresszentren der Welt und einer der modernsten in Europa. Ein Zeugnis dafür ist die Entscheidung der „International Congress & Convention Association“ (ICCA), den ICCA-Weltkongress 2011 im Leipziger Congress Center auszurichten. Leipzig bietet Unternehmen den passenden Rahmen für die verschiedensten Veranstaltungsformate. Für eine einfachere Planung haben die Leipziger Messe GmbH und die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH ihr Angebot erweitert. So steht seit April 2008 das überarbeitete Online-Portal „do-it-at-leipzig.de“ zur Verfügung. Unternehmen haben hier die Möglichkeit, Messeauftritte, Kongresse oder Firmenevents zu planen. Auf einen Blick finden sie Tagungshotels, Kongresszentren und Event Locations sowie die richtigen Dienstleister wie Agenturen, POC's, Hostessen- und Security-Services oder Verkehrsträger. KK

Auf Initiative von Ban Ki-moon, Generalsekretär der Vereinten Nationen, startete 2007 die Initiative zur freiwilligen Vereinbarung der „Principles for Responsible Management Education“ (PRME). Damit bekennen sich 122 Wirtschaftshochschulen zur Förderung von Verantwortungsbewusstsein und Nachhaltigkeitsansätzen in der Managementausbildung. Während die Juristische und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg diese Vereinbarung bereits im Juli 2007 unterzeichnet hatte, zog die Handelshochschule Leipzig (HHL) nun nach. Prof. Dr. Andreas Suchanek, Inhaber der Dow-Forschungsprofessur für Nachhaltigkeit und Globale Ethik an der HHL, erklärt: „Die HHL setzt bereits jetzt die ‚Prinzipien verantwortungsbewusster Management-Ausbildung‘ in hohem Maße um. Dies geschieht durch Pflichtveranstaltungen in Unternehmensethik, studentische Praxisprojekte und öffentliche Veranstaltungen zu Fragen der Unternehmensverantwortung und werteorientierten Unternehmensführung.“ KK

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.do-it-at-leipzig.de.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.hhl.de.

Stanislaw Tillich, mit 66 von 121 abgegebenen Stimmen ist der 49-jährige bisherige Finanzminister zum neuen Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen gewählt worden. Damit tritt er die Nachfolge Georg Milbradts an, der wegen der Affäre um die Sachsen LB in die Schlagzeilen geraten war und von seinem Amt zurücktrat. Dr. Angela Merkel hat die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Physik und Geowissenschaften der Universität Leipzig erhalten. Die Bundeskanzlerin, die von 1973 bis 1978 in Leipzig studierte, wurde für ihre Verdienste um das Fachgebiet Physik und dessen Reputation, ihren Einsatz für die Demokratie und Menschenrechte sowie für den Umweltschutz geehrt. Stefan Voß wird ab 1. August 2008 die Geschäftsführung der Stadtmarketing Halle GmbH übernehmen. Der 42-Jährige, der vor seiner Tätigkeit am Düsseldorfer Schauspielhaus im Stadtmarketing von Wolfsburg tätig war, tritt damit die Nachfolge von Lothar MeyerMertel an, der seit 1. Juni den Aufbau des Stadtmarketings Hildesheim leitet. Alexander Lohse ist seit 1. Mai bei der Siemens Enterprise Communications GmbH & Co. KG als Vertriebsleiter für den Raum Sachsen und Thüringen tätig. Zuvor war er Geschäftsführer der Leipziger Niederlassung des Bundesverbands mittelständischer Wirtschaft (BVMW). Seine dortige Position hat zum 1. Mai Ray Erfurth übernommen. Engelbert Lütke Daldrup erhielt am 2. Juni den „Urbanicom Preis 2008“ für die „Nationale Stadtentwicklungspolitik“. Damit ehrt der „urbanicom e.V.“ das herausragende Engagement des Staatssekretärs für seine Stadtentwicklungspolitik auf Bundesebene. Zuvor wirkte Lütke Daldrup als Stadtbaurat in Leipzig.


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Mehr Kredite Der Ostdeutsche Sparkassenverband will sein Geschäft mit dem Mittelstand weiter ausbauen. Das erklärte Verbandspräsident Claus Friedrich Holtmann am 27. Mai auf dem 6. Ostdeutschen Sparkassentag in Halle. Allein im ersten Quartal 2008 wurden neue Kredite an Unternehmen und Selbstständige in Höhe von 463,4 Millionen Euro ausgegeben. Etwa 70 Prozent der Ostdeutschen sind Kunden der Sparkasse und drei von vier Unternehmen haben zu ihr oder einer Landesbank Geschäftsbeziehungen. Dies bewertet Holtmann als gutes Zeichen und fordert zudem vor allem mehr Stabilität im Bankengeschäft. In den vergangenen Monaten sei die Kreditwirtschaft Opfer einer selbstinitiierten Gier nach mehr Rendite geworden. (Infos: www.osv-online.de)

Der Sonne entgegen Im „Solarvally“ in Thalheim/Wolfen stehen weitere Investitionen in Milliardenhöhe an. Q-Cells erweitert seine Auslandsexpansion im asiatischen und us-amerikanischen Raum.

Die Sonne scheint immer höher über den sachsen-anhaltischen Städten Thalheim und Wolfen. Hier entstand innerhalb weniger Jahre das weltweit größte Zentrum für Solarenergie, das sogenannte „Solarvalley“. Um den wachstumsstärksten Hersteller von Solarzellen, Q-Cells, haben sich zahlreiche Unternehmen der Photovoltaikbranche angesiedelt. Mittlerweile sind rund 3.000 Mitarbeiter am Standort tätig. Erst im Mai dieses Jahres weihte die Q-Cells Tochter Solibro ihre erste Produktionsline zur Herstellung von Kupfer-IndiumGallium-Diselenid-Dünnschichtmodulen (CIGS) in Bitterfeld ein. „Mit der ersten Produktionslinie machen wir einen großen Schritt nach vorne auf unserem Wachstumskurs. Wir stoßen auf ein starkes Interesse am Markt und haben bereits einen großen Anteil der Produktion verkauft“, erklärt Dr. Johannes Segner, Chief Operating Officer von Solibro. Dass der Nutzung regenerativer Energiequellen die Zukunft gehört, zeigen auch die geplanten Investitionen der Unternehmen innerhalb des Solarvalley. Diese kündigten

für die kommenden Jahre einen Einsatz von rund 1,8 Milliarden Euro an. So sollen in den nächsten Jahren 2.800 weitere Arbeitsplätze entstehen. In diesem Zusammenhang seien bis März 2008 35 Förderanträge beim Wirtschaftsentwicklungs- und Tourismus-amt der Kreisverwaltung Anhalt-Bittelfeld eingegangen. Dabei lassen die Unternehmen sich nicht von den geplanten Kürzungen bei der Subvention für Strom aus Sonnenenergie – um acht Prozent bis 2009 und um neun Prozent 2010 – abschrecken. Die Unternehmen in Thalheim/Wolfen wachsen weiter. Allein Q-Cells konnte seine Umsatzzahlen von 2006 auf 2007 um 64 Prozent auf 269,7 Millionen Euro steigern. Durch die Fortsetzung der Auslandsinvestitionen soll Q-Cells weiter wachsen und seine Stellung auf dem amerikanischen und asiatischen Markt weiter ausbauen. Neben einer Fabrik in Malaysia entsteht nahe der US-amerikanischen Grenze in Mexiko eine neue Produktionsanlage für Dünnschichtmodule. Dies seien notwendige Schritte, um im internationalen Wettbewerb Nummer eins zu bleiben, so das Unternehmen. KK

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.q-cells.de.

Weniger Anteile Das Land Sachsen-Anhalt hat die Anteile der Stadt Halle an der Mitteldeutschen Flughafen AG (MFAG) bis auf einen symbolischen Anteil von 0,2 Prozent übernommen. Am 16. Mai unterzeichneten Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados und Finanzminister Jens Bullerjahn einen entsprechenden Vertrag, der die Stadt von allen finanziellen Verpflichtungen an den Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden befreit, ein Mitwirkungsrecht an der Entwicklung der MFAG jedoch weiterhin möglich macht. Bisher hielten die Stadt Halle 5,16 Prozent, das Land Sachsen-Anhalt 13,58 und Sachsen 76,64 Prozent. Weitere Anteilseigner sind die Städte Dresden und Leipzig. (Infos: www.mdf-ag.com)

Bildnachweis: Sächsiche Staatskanzlei/Gerrit Meier; Bundesregierung/Laurence Chaperon; Sebastian Hoppe; BN; Bundesregierung/Faßbender; do-it-at-leipzig.de; HHL; Q-Cells AG; Flughafen Leipzig/Halle

En e r g i e


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regionale wirtschaft

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M itt e lstand

verkehr

Pool-Party

Die Mobilität der Zukunft

Der BVMW lädt am 1. Oktober zum Mittelständischen Unternehmertag 2008 ein.

Das Weltverkehrsforum 2008 zum Thema „Verkehr und Energie: Die Herausforderung des Klimawandels“ fand mit mehr als 600 Teilnehmern vom 28. bis 30. Mai in Leipzig statt.

Am 1. Oktober 2008 findet bereits zum vierten Mal der Mittelständische Unternehmertag im Congress Center Leipzig an der Neuen Messe statt. Unternehmer und Führungskräfte aller Branchen, hochrangige Vertreter aus Politik und Wissenschaft sowie regionale und überregionale Medienvertreter werden zu dieser Leistungsschau erwartet. Neben den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Hessen beteiligen sich erstmals auch Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Bayern an dieser Veranstaltung und werden mit ihren leistungsstarken mittelständischen Unternehmen vertreten sein. Über das Netzwerk des Bundesverbandes mittelständischer Wirtschaft (BVMW) sowie die Kunden- und Partnerpools der Initiatoren erreicht der Unternehmertag mittlerweile nahezu 50.000 Unternehmen in ganz Deutschland. Der Themenkreis wird dieses Jahr um die Bereiche „Innovative Kunststoffindustrie“, „Wachstumsmotor Maschinenbau“ und „Zukunftstechnologie erneuerbare Energien“ erweitert. KK

Vom 28. bis zum 30. Mai fand auf dem Gelände der Leipziger Messe der weltweit größte Verkehrsgipfel mit über 600 Teilnehmern aus Politik, Industrie, Wissenschaft und Zivilgesellschaft statt: Das Weltverkehrsforum 2008 (International Transport Forum - ITF) zum Thema „Verkehr und Energie: Die Herausforderung des Klimawandels”. Der Vorsitzende des Weltverkehrsforums, Jack Short, erklärte: „Der Verkehrssektor steht hier vor der schwierigsten Herausforderung, denn es muss das richtige Gleichgewicht zwischen der Stärkung von Verkehr und Handel sowie der Verringerung der verkehrsbedingten Treibhausgase und der Abhängigkeit von Erdöl geschaffen werden.” Das Forum, an dem unter anderem die Verkehrsminister aus 51 Staaten teilnahmen, gab Gelegenheit, Strategien und Maßnahmen auszuarbeiten, die auf nationaler und internationaler Ebene umgesetzt werden müssen, damit der Verkehr bis Mitte des Jahrhunderts einen deutlichen Beitrag zur Senkung der Emissionen um rund 50 Prozent leisten kann. „Es gab einen produktiven und lebhaften Austausch zwischen den

Weitere Informationen: Tel. 0180-5656502 www.mittelstaendischer-unternehmertag.de.

Nationen”, resümiert Finnlands Verkehrsministerin und diesjährige ITF-Präsidentin Anu Vehviläinen. Zwar gebe es in den Ländern unterschiedliche Voraussetzungen und Bedingungen, aber in vielen Punkten habe man sich angenähert und Gemeinsamkeiten entdeckt. Das Abschlussdokument des Weltverkehrsforums schlägt ein politisches Maßnahmenpaket vor, welches die Förderung von Forschung und Entwicklung neuer Technologien und Kraftstoffe sowie den stärkeren Einsatz von Informationstechnologien beinhaltet. Des Weiteren sieht es ein integriertes Mobilitätsmanagement und ein Bündel nicht-technologischer Maßnahmen vor, um die Energieeffizienz zu verbessern und die Emissionen zu reduzieren. Zeitgleich mit dem Kongress wurde eine Ausstellung zum Thema Energie und Verkehr in den Räumen des Congress Centers Leipzig eröffnet, bei der sich Vertreter von Verbänden, Unternehmen, Städten und Kommunen beteiligten. Außerdem stellten Wissenschaftler ihre aktuellen Forschungsprogramme unter dem Motto „Open Forum” vor. JS

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.internationaltransportforum.org.


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A ussch r e ibun g

Investitionsmacher Die Investitionsbank Sachsen-Anhalt (IB) gab bei ihrer Bilanzpressekonferenz am 26. Mai bekannt, dass mit einer Fördersumme von insgesamt 211 Millionen Euro im vergangenen Jahr Investitionen in Höhe von 1,35 Milliarden Euro angeschoben wurden. Fast 80 Prozent der 290 bezuschussten Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft aus SachsenAnhalt setzten die Mittel zur Erweiterung oder zum Bau von insgesamt 42 neuen Betriebsstätten ein. Damit realisierten sie mit rund 70 Millionen Euro eingesetzten Fördergeldern Gesamtinvestitionen von 475 Millionen Euro. „In das Fördergeschehen sind auch 25 Projekte ausländischer Unternehmen aus zwölf Ländern eingebunden“, ergänzte Manfred Maas, Sprecher der IB-Geschäftsleitung. (Infos: www.ib-sachsen-anhalt.de)

Starke Bindung

MCs ermitteln

IT-Dienstleister perdata ist mit Branchenorientierung deutschlandweit erfolgreich.

Die Marketingclubs Leipzig und Halle ehren erneut herausragende Marketingleistungen.

Mit ausgeprägter Kundenbindung konnte perdata nicht nur in der Region Leipzig, sondern auch außerhalb des mitteldeutschen Marktes zahlreiche Neukunden gewinnen, so ein bayerisches Entsorgungsunternehmen und einen großen süddeutschen Klinikverbund. Wesentliche Erfolgsfaktoren waren das bewährte, ganzheitliche Produkt- und Leistungsportfolio sowie die Einführung einer optimalen, branchenfokussierten Vertriebs- und Betreuungsstruktur innerhalb des Unternehmens im Jahr 2007. Das führte zu einem Umsatz von 19,4 Millionen Euro und einem Betriebsergebnis von 2,1 Millionen Euro (2006 = 2,0 Mio). Die 1999 gegründete perdata Gesellschaft für Informationsverarbeitung hat sich zu einem der führenden Full-Service IT-Dienstleister für den Mittelstand entwickelt, mit Schwerpunkt auf den Branchen Versorgungs- und Verkehrsunternehmen sowie Gesundheitswesen, und verfügt über ein eigenes ISO-zertifiziertes Rechenzentrum. Für über hundert Kunden sind 136 Mitarbeiter tätig. SiG

Am 5. Juni hat die Ausschreibung für den diesjährigen Mitteldeutschen Marketingpreis der Marketing Clubs Leipzig und Halle begonnen. Noch bis zum 31. Juli dürfen sich Unternehmen aus der Region bewerben, wenn sie nachweisen können, dass ihre Marketingstrategien einen erheblichen Unternehmenserfolg herbeigeführt haben, unabhängig davon, ob dieser auf regionaler oder bundesweiter Ebene realisiert wurde. Konzepte, die sich auf komplette Unternehmensstrategien beziehen, sind genauso willkommen, wie Marketing, das gezielt auf ein spezielles Produkt aufmerksam macht. Der Sieger wird von einer Jury aus Vorstandsmitgliedern der Clubs sowie aus Unternehmerpersönlichkeiten ermittelt und Mitte November bekannt gegeben. Seit 2004 vergeben die Marketing Clubs Leipzig und Halle jährlich den Mitteldeutschen Marketingpreis für herausragende Leistungen an Unternehmen aus der Region. Preisträger der vergangenen Jahre waren unter anderem das Leipziger Klinikum St. Georg und Lichtenauer Mineralbrunnen. JS

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.perdata.de.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.marketing-club-leipzig.de.

Brückenbauer Ein Pilotprojekt des Wirtschaftsministeriums macht es vor und die sieben staatlichen Hochschulen SachsenAnhalts ziehen nach: Im Rahmen einer Initiative, gefördert durch das Land Sachsen-Anhalt und den Europäischen Sozialfonds, wurden an den Hochschulen Zentren eingerichtet, die den Wissenstransfer zwischen den Hochschulen und der Wirtschaft verbessern sollen. Die Mitarbeiter beraten Unternehmen bei Weiterbildungsfragen und vermitteln Absolventen. Am 29. Mai kamen alle Transferzentren zu einem ersten Arbeitstreffen zusammen und einigten sich auf eine Kooperation in den Bereichen Weiterbildung, Absolventenvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit. Durch die Zusammenarbeit soll die Wirtschaft SachsenAnhalts gestärkt und Abwanderung qualifizierter Fachkräfte verhindert werden. (Infos unter: www.wiweiter.org)

Bildnachweis: BVMW/Christian Hüller; OECD/ITF; perdata Gesellschaft für Informationsverarbeitung mbH; Marketing Club Leipzig; FEZ-Magdeburg GmbH/Daniel Gammert

IT

regionale wirtschaft 13



RegJo LEIPZIG/HALLE INTERVIEW 15

»Jeder Investor ist ein scheues Reh« Es einzufangen ist Aufgabe von Michael Pfeiffer, Geschäftsführer der Invest in Germany GmbH. REGJO unterhielt sich mit ihm über die Instrumente der internationalen Investorenwerbung und den Standort Deutschland.

Interview: Kai Bieler Fotografie: Christian Hüller

Wie sehen ausländische Unternehmen den Standort Deutschland? Das Bild im Ausland hat sich in den vergangenen Jahren nachhaltig verbessert. Das hat zum einen zu tun mit den richtigen politischen Weichenstellungen. Aber zum anderen mit dem Umstand, dass die deutsche Wirtschaft auch in schwierigen Zeiten immer wieder ihre Leistungs- und Innovationsfähigkeit unter Beweis gestellt hat. Das imponiert ausländischen Unternehmen. Welche Standortfaktoren sind für ausländische Unternehmen entscheidend? Alle Investoren haben eine Frage, die im Vordergrund steht: Wie groß ist mein Markt? Denn ein Unternehmen lebt davon, dass es Produkte und Dienstleistungen verkauft. Wir sind das größte Land in der EU und haben die höchste Kaufkraft. Deshalb ist Deutschland sehr attraktiv für Investoren. Und unmittelbar damit verbunden ist die Frage, welche Märkte kann ich vom Standort aus gut bedienen? Auch hier punktet Deutschland durch seine zentrale europäische Lage und die guten Verbindungen nach Osteuropa. Erst danach kommen aus unserer Erfahrung alle anderen Faktoren: Sind die richtigen Flächen vorhanden? Wie ist die Verkehrsanbindung? Sind die Preise, Steuern und Löhne wettbewerbsfähig? Kann Deutschland bei der letzten Frage aus Ihrer Sicht überzeugen? Natürlich reden alle darüber, wie teuer der Standort Deutschland ist. Aber „made in germany“ ist ein hoher und anerkannter Qualitätsstandard, der dazu führt, dass deutsche Produkte weltweit gekauft werden. Deutschland ist weiter Exportweltmeister vor China und den USA. Das beweist doch unsere Wettbewerbsfähigkeit. Es macht keinen Sinn, immer nur isoliert auf Löhne oder Steuersätze zu schauen. In der Summe ist Deutschland extrem wettbewerbsfähig und wir haben dabei in den vergangenen Jahren nochmals zugelegt. Die Unternehmen

haben sehr viel investiert, sind dadurch effizienter geworden und die Lohnstückkosten sind damit relativ gesunken. Wettbewerbsfähigkeit meint also mehr als niedrige Löhne und Steuern? Ja. Jeder Standort, der sich auf einen reinen Kostenwettbewerb einlässt, hat früher oder später ein Problem: Der nächst günstigere Wettbewerber wird ihm bald den Rang ablaufen. Deshalb werden Standorte, die nichts anderes als nur Kostenvorteile zu bieten haben, nicht bestehen können. Das ist in Deutschland glücklicherweise nicht so. Unsere Standortqualität zeichnet sich neben der hohen Produktivität auch durch eine sehr enge Verflechtung zwischen den Bereichen Produktion sowie Forschung und Entwicklung aus. Unsere dichte, vielfältige und wirtschaftsnah ausgerichtete Wissenschaftslandschaft ist ein entscheidender Faktor, gerade für ausländische Unternehmen aus dem Bereich der Hochtechnologie. Da spielt es auch keine Rolle, dass wir an der einen oder anderen Stelle etwas teurer sind. Für Nokia scheinbar schon … Unternehmen wie Nokia und unter Umständen andere verlassen Deutschland, wenn es um die reine Produktfertigung geht. Sobald wieder eine Entwicklungsleistung damit verbunden ist, sind wir sehr wettbewerbsfähig. Das sehen Sie auch am Beispiel Bochum, wo der kanadische Blackberry-Hersteller „Research In Motion“ (RIM) demnächst ein europäisches Forschungs- und Entwicklungszentrum eröffnen wird. Wie wichtig sind die oft genannten „weichen Standortfaktoren“ aus Ihrer Sicht? Sie spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Denn den neuen Standort eines Unternehmens bauen Menschen auf. Mitarbeiter und Führungskräfte müssen sich wohlfühlen. Das tun sie nur in einer Region, wo ihre Kinder vernünftig zur Schule gehen

können, wo es vielfältige Freizeit- und Kulturangebote für ihre Familie gibt, wo sich diese auch sicher fühlt. Wir merken aus unseren Kontakten, dass dieser Wohlfühlfaktor zunehmend wichtiger wird. Das hat auch damit zu tun, dass man in dieser globalisierten Welt wieder stärker an einem Platz zu Hause sein möchte. Als Unternehmen und als Individuum. Woher kommen ausländische Investoren in Deutschland? Die meisten und wichtigsten Auslandsinvestitionen kommen aus den USA. Das wird auch in Zukunft so bleiben. In der Statistik der Invest in Germany GmbH ist Japan die Nummer zwei. Was einfach daran liegt, dass wir ein sehr gutes Büro in Tokio haben. Beide Länder gehören zu den technologieführenden Ländern weltweit und setzen Maßstäbe in Sachen Qualität. Ein Umstand, der im globalisierten Wettbewerb immer wichtiger werden wird. Die eigentliche Nummer zwei bei den ausländischen Investitionen ist aber der europäische Raum. Hier werden wir unsere Aktivitäten nachhaltig verstärken. Was sind genau Ihre Aufgaben? Wir haben als Investitionsagentur des Bundes die Aufgabe, Neuansiedlungen von ausländischen Unternehmen zu akquirieren. Wir müssen den ausländischen Investor dazu zu kriegen, sich für Deutschland zu interessieren. Und herausfinden, wer es ist. Das ist das vielleicht komplizierteste an dem ganzen Prozess. Denn der Investor hat nur das allgemeine Ziel, wirtschaftlich zu wachsen, aber kein bestimmtes Land vor Augen. Hier müssen wir im internationalen Wettbewerb der Standortagenturen bestehen. Wie sieht Ihre Zielgruppe dabei aus? Wir analysieren den Standort Deutschland sehr genau und schauen: Was sind hier die Zukunftsbranchen? Erst wenn wir genau wissen, wo wir stark sind und was Unternehmen an uns schätzen, gehen wir auf


diese zu. Im Ergebnis konzentrieren wir uns auf den Bereich der Hochtechnologie. Bei allen anderen ist es nahezu aussichtslos, eine Neuinvestition für Deutschland zu gewinnen. Bei welchen Branchen macht eine Ansprache für Sie Sinn? Ein großes Thema ist der Bereich der Erneuerbaren Energien. Die führende Rolle Deutschlands und speziell Mitteldeutschlands mit seinem „Solar Valley“ ist eines der besten Beispiele für den Erfolg moderner Industriepolitik. Hier wurde auf Grundlage einer vorhandenen Industriekultur in der Chemie und dem Maschinenbau ein neuer Schwerpunkt geschaffen, der den Standort Deutschland weltweit interessant macht. Selbst Vertreter aus der arabischen Welt sprechen mittlerweile von „Green Technologies“ und meinen Deutschland. Dieses Image des Technologieführers bei der grundlegenden Modernisierung des Fundaments unserer Weltwirtschaft wird sich für unsere Unternehmen enorm auszahlen, wenn es darum geht, neue Märkte zu erschließen. Auf welche Ansiedlungserfolge können Sie verweisen? Erweiterungen oder Beteiligungen, die den Großteil der ausländischen Investitionen bilden, sind nicht unser Geschäft. In unserem Feld liegen wir in der europäischen Spitzengruppe. Seit 1998 haben wir rund 150 Unternehmen nach Deutschland geholt, in diesem Jahr bereits über 20. Wir sind also nicht schlecht. Bis 2006 existierte eine eigene Vermarktungsgesellschaft des Bundes für Ostdeutschland, das Industrial Investment Council. Ist dies nicht mehr notwendig? Die parallele Vermarktung war gewachsen aus einer besonderen historischen Situation. Irgendwann kam aber ein Punkt, an dem klar wurde: Es hinterlässt keinen optimalen Eindruck, wenn wir mit mehreren von Bund und Ländern finanzierten Organisationen ohne Abstimmung den gleichen Kundenkreis bedienen. Die Argumente für das getrennte Auftreten sind immer schwächer geworden. Wir richtig die Zusammenlegung war, zeigt unsere Bilanz. Wir sind erfolgreicher als unsere beiden Vorgängerorganisationen zusammen.

Wo finden Sie die potenziellen Investoren? Auf verschiedenen Wegen. Zum Beispiel auf großen internationalen Fachveranstaltungen, auf denen die Entscheider anwesend sind. Da sind wir mit Franzosen, Briten oder Chinesen in einem internationalen Wettbewerb, bevor wir überhaupt den potenziellen Investor identifiziert haben. Es wird einfacher, wenn wir ihn kennen. Darum bemühen sich unsere rund 80 Mitarbeiter, zehn davon an unseren acht Standorten im Ausland. Das klingt nicht besonders viel. Ist es im internationalen Vergleich auch nicht. Deshalb haben wir Ende Mai durch eine Kooperation mit den Auslandshandelskammern ein starkes Auslandsnetz mit 120 Büros in 80 Ländern geschaffen. In den Kammern sind deutsche und ausländische Unternehmen organisiert, die am Standort Deutschland vertreten sind. Die Multiplikatorenwirkung dieser weltweit rund 1.400 ehrenamtlichen Mitarbeiter ist kaum zu überschätzen. Dazu werden die Geschäftsführer der Kammern durch uns geschult. Bislang haben sie im Rahmen der Exportförderung „made in germany“ im Ausland verkauft. Jetzt geht es darum, den ausländischen Unternehmen zu zeigen: Diese Marke ist auch gut für euch, kommt und produziert hier. Ein öffentlich oft diskutiertes Instrument ist der Einsatz von Fördermitteln. Ist das noch zeitgemäß? Die Höhe der Subventionen oder Steuervergünstigungen ist nur ein kleiner Teil der ganzen Palette an Faktoren. Deswegen steht sie auch bei der Ansprache von Investoren nicht am Anfang. Das ist im Rahmen der gesamten Kostenstruktur, die mit einer solchen Standortentscheidung verbunden ist, nicht so entscheidend, wie es auf den ersten Blick scheint. Wenn alle anderen Faktoren nicht stimmen, helfen auch keine Investitionskostenzuschüsse von 30 oder 50 Prozent. Fördermittel spielen also keine Rolle für Unternehmen? Doch, sie sind natürlich ein Argument. Aber Sie kriegen das Unternehmen nicht, indem Sie einfach diese Zahl nennen. Das ist


RegJo LEIPZIG/HALLE INTERVIEW 17

Michael Pfeiffer wurde am 20. Juni 1946 in Sielbeck/Eutin geboren. Er studierte von 1966 bis 1972 Wirtschaftswissenschaften an der American University of Beirut und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Nach verschiedenen leitenden Funktionen in der Auslandshandelskammer Hamburg übernahm der verheiratete Diplom-Volkswirt die Leitung des Bereichs International/Außenhandelskammern des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Seit 1. Oktober 2007 ist Michael Pfeiffer Geschäftsführer der Invest in Germany GmbH.

denen richtig egal. Die wollen wissen, ob der Standort für sie gut ist. Und wenn das klar ist und es einen Wettbewerb zwischen mehreren Standorten gibt, dann wird um die Subventionen gepokert. Wie finden Sie den richtigen Standort in Deutschland für ein Unternehmen? Der idealtypische Prozess sieht so aus: Wir identifizieren den potenziellen Investor im Ausland und führen mit ihm die erforderlichen Gespräche, bis wir genau wissen, was er will. Wenn das geschehen ist, geben wir die Dokumentation seiner Anforderungen an die Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Bundesländer. Diese prüfen dann, ob sie der Nachfrage mit einem passenden Angebot entsprechen können. Dieses Angebot wird von uns dem Investor vorgelegt. Zu diesem Zeitpunkt kennen die Länder-Agenturen den Namen des Unternehmens noch nicht. Warum nicht? Jeder Investor ist ein scheues Reh und nichts findet er schrecklicher, als von dutzenden Agenturen angesprochen zu werden. Das kostet Zeit, Geld und Nerven. Außerdem legen Unternehmen großen Wert darauf, dass ihre wirtschaftlichen Pläne nicht sofort in der Öffentlichkeit und damit auch ihren Wettbewerbern bekannt werden. Wie geht es dann weiter? Wir sprechen die eingegangenen Angebote mit dem Investor durch. Er entscheidet

letztendlich, welche Standorte er sich vor Ort ansieht. Das ist nicht mehr unsere Entscheidung. Dann informieren wir die Wirtschaftsförderungsgesellschaft und sprechen mit ihr die Details für den Besuch ab. Wenn sich dann der Investor für einen Standort entschieden hat, übergeben wir das ganze Projekt an das Land. Das klingt nach einer Art Gatekeeper-Funktion für ihre Agentur. Genau das ist unser Ziel. Wir planen jetzt bereits unser Programm für 2009, weil wir es mit allen Bundesländern abstimmen wollen. Es geht darum, die erfolgversprechendsten Veranstaltungen und Instrumente zu identifizieren und die gemeinsamen Auftritte weiter zu verstärken. Es ist nicht sehr sinnvoll, wenn 16 Bundesländer auf eine Veranstaltung gehen, um internationale Investoren zu werben. Hier ist es besser, man präsentiert sich zusammen unter der Dachmarke Deutschland. Das bündelt finanzielle Mittel und ist gut für das Ansehen unseres Landes. Aber die Bundesländer stehen untereinander auch im Standort-Wettbewerb. Wir sehen die deutschen Standorte nicht als Konkurrenten und haben es insofern leichter als die regionalen Standortvermarkter in Leipzig oder Halle. Im internationalen Geschäft geht es für uns nur um eins: Wir müssen den ausländischen Investor dazu kriegen, dass er sich für Deutschland interessiert. Alles andere ist dem nachzuordnen.

Also sind internationale Imagekampagnen der Regionen nicht sinnvoll? Doch. Natürlich ist das für die Regionen ein entscheidender Punkt der Argumentation, denn in vielen anderen Punkten wie dem Steuerniveau oder der Infrastruktur sind die innerdeutschen Unterschiede doch eher gering. Aber wir müssen bei aller notwendigen Profilbildung aufpassen, dass wir mit unseren Spezialitäten nicht irgendwo hingehen, wo man damit nichts anfangen kann. Was meinen Sie damit? Wir alle wissen viel über Deutschland und können deshalb schnell die Unterschiede zwischen Regionen festmachen. Aber mit zunehmendem Abstand werden diese immer kleiner. Aus der Sicht eines asiatischen oder australischen Investors sind die Unterschiede zwischen Sachsen, SachsenAnhalt und Niedersachen schon begrifflich sehr gering. Das ist für ihn eine zentrale Wirtschaftsregion in Deutschland mit bestimmten Vorteilen. Wir dürfen nach außen kein Bild abgeben, dass der ausländische Kunde nicht will und nicht versteht. Niemand glaubt dort ernsthaft, dass es gravierende Unterschiede zwischen zwei eng nebeneinander liegenden Standorten wie Leipzig und Halle (Saale) gibt, nur weil sie in unterschiedlichen Bundesländern liegen. So etwas schwächt unsere Glaubwürdigkeit. Hier muss es uns gelingen, dass wir die gemeinsamen Vorteile der Dachmarke Deutschland zukünftig stärker betonen.


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RegJo LEIPZIG/HALLE innovation 19

Der Fluch des Wissens Wenn jeder etwas weiß, werden daraus nicht automatisch für alle im Unternehmen verfügbare Informationen. Das Leipziger Start-up HANDSPIEL widmet sich diesem Problem mit individuellen IT-Lösungen.

Text: Knut Bertram Fotografie: Tom Schulze

Gelbe Dinge! Wir befinden uns in einem mittelständischen Unternehmen, das sich auf die Herstellung von „gelben Dingen“ spezialisiert hat. Darin sind sie wirklich exzellent, die Nachfrage boomt. Gelbe Klebezettel, Limonade und Quietscheentchen – kurzum: gelbe Dinge stehen hoch im Kurs. Es ist Montagmorgen. Wie immer geht es hektisch zu, eine wichtige Lieferung muss zum Kunden. Nervös eilen der Firmenchef und sein Lagerleiter durch das Depot. Auf den Hochregalen stapeln sich große und kleine Kartons. Regal „KR 1-5-0-2-2-a“, „Fach 9“ – hier müsste die gesuchte Ware liegen. Doch das Fach ist leer, die Ware ist bereits verkauft und die Information wurde nicht weitergeleitet. Nun ist Improvisationstalent gefragt. Der Firmenchef wird den Kunden vertrösten und der Lagerleiter begibt sich auf die Suche. In dem Unternehmen weiß jeder etwas. Der Chef weiß, welche Kunden er hat und was sie sich wünschen. Der Lagerleiter weiß, in welchem Regal was zu finden ist und der Praktikant weiß, welche „gelben Dinge“ noch auf Lager sind. Aber nicht nur das Wissen ist groß, sondern auch die Erfahrung, schließlich ist das Unternehmen seit Jahren auf dem Markt. Der erfahrene Leiter plant die Produktion aus dem Bauch heraus. Er kalkuliert, wie er es schon immer getan hat. Ein zentrales Informationssystem über Absatz und Marktentwicklungen gibt es nicht. Oft wissen sie nicht genau, welches Produkt wo und in welcher Stückzahl noch auf Lager liegt. Aber irgendwie funktioniert es. Traurig, aber wahr: Das Unternehmen hat sich in einer Mischung aus fehlenden Informationen und nicht verfügbarem Wissen verstrickt. Unstrukturierte Prozesse und eingefahrene Strukturen bremsen die Firma mit den gelben Dingen aus. Um den Anforderungen des Marktes gewachsen

zu sein, spezialisieren sich mittelständische Unternehmen. Je ausgefeilter die internen Abläufe werden, umso schwieriger wird die Einführung einer standardisierten Organisationssoftware. Gerade bei etablierten Unternehmen fällt es schwer, sie um eine neue Software „herum“ zu bauen. Die Leipziger Firma HANDSPIEL hat daher neue und innovative Lösungen entwickelt. Sie nutzt bewährte Internettechnologien, um für Unternehmen eine individuelle Organisationssoftware zu entwickeln: Zentrale Server, Open Source Software, Desktopanwendungen, Web-Zugriff, Handy-Anbindung, Tablet PC und Barcodescanner – mit dieHANDSPIEL arbeitet für europäische Großunternehmen und als bundesweiter Full-Service-Partner für mittelständische Firmen.

sen Werkzeugen entstehen maßgeschneiderte IT-Lösungen. Prozesse, Management, Controlling und Reporting werden erheblich vereinfacht. HANDSPIEL nennt das „Business 2.0“. Dabei bezieht das Start-up die Anwender aktiv mit ein. „Eine neue IT-Lösung muss sich nahtlos in das Unternehmen einfügen, Abläufe zwischen Mitarbeitern rationalisieren und einfach in der Bedienbarkeit sein“, weiß Geschäftsführer Stephan Preuß. Für die Konzeption holt er daher alle wichtigen Personen an einen Tisch, um deren Erwartungen und Vorbehalte zu klären. Dadurch können Mitarbeiter und Unternehmensführung ihre gewünschte IT mitentwickeln und sich auf deren Einführung vorbereiten.

Weitere Informationen zum Angebot von HANDSPIEL finden Sie im Internet unter www.handspiel.net.


Drum pr端fe, wer sich ewig bindet Die Wahl eines Standortes geh旦rt zu den wichtigsten Entscheidungen f端r ein Unternehmen. Welche Faktoren entscheiden dabei 端ber den Erfolg im internationalen Wettbewerb der Regionen?


RegJo LEIPZIG/HALLE thema 21


Alles eine Frage des Geldes? Kaum eine Ansiedlung scheint ohne großzügige Vergabe von Fördermitteln denkbar, besonders im Osten Deutschlands. Doch im Prozess der Standortwahl spielen sie eher die Rolle des Sahnehäubchens.


RegJo LEIPZIG/HALLE THEMA 23

Text: Kai Bieler Fotografie: Carmen J. Hofmann

„Neuer Standort: Daimler investiert 800 Millionen Euro in Ungarn.“ „Werksschließung: Nokia kündigt 2.000 Beschäftigten in Bochum.“ Standortentscheidungen von Unternehmen beherrschen regelmäßig die Schlagzeilen. Obwohl sie meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, ist das Interesse an ihnen enorm. Sie sind Gradmesser für die Zukunftsfähigkeit einer Region und beeinflussen das wirtschaftliche Schicksal von Menschen, die durch sie Arbeit finden oder eben verlieren. Auch für die Unternehmen selbst sind sie von besonderer Tragweite. Von ihnen gehen vielfältige Folgewirkungen aus und, einmal getroffen, lassen sie sich nur unter hohen Kosten revidieren. Aber anhand welcher Kriterien treffen Unternehmen Entscheidungen über Standorte und wie müssen sich diese präsentieren, um erfolgreich im internationalen Wettbewerb zu sein? In der betriebswirtschaftlichen Theorie ist die Standortwahl ein komplexer, mehrstufiger Planungs- und Entscheidungsprozess. In ihm werden auf Basis unternehmerischer Ziele eine Reihe von Eigenschaften eines Standortes, die sogenannten Standortfaktoren, untersucht, anhand derer der beste Standort gefunden wird. Doch oft, so zeigt die Praxis, wird diese wichtige Entscheidung ohne vorherige fundierte Analysen getroffen. So ermittelte die Forschungsstelle für empirische Sozialökonomik in Köln in einer Befragung, dass in den meisten Entscheidungsprozessen in Unternehmen statistisch gesehen gerade einmal 2,1 Standorte geprüft würden. Eine Erfahrung, die auch Dr. Steffen Kinkel vom FraunhoferInstitut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe bestätigt. Besonders bei der Verlagerung von Produktionskapazitäten herrsche oft eine eindimensionale Betrachtungsweise in den Unternehmen vor. „Rund neun von zehn Unternehmen nennen hier die Reduzierung der Personalkosten als Hauptargument. Dann kommt lange nichts und erst dann werden von einem Drittel bis einem Viertel der Befragten absatzorientierte Faktoren wie neue Märkte oder Kundennähe genannt“, so Kinkel. In einer Studie analysierten der Leiter des Kompetenzzentrums „Industrie und Serviceinnovation“ und seine Kollegen grundlegende Fehler bei rein kostenorientierten Standortverlagerungen ins Ausland anhand von mehr als 40 Betrieben des verarbeitenden Gewerbes. Die Fehlentscheidungen beginnen bereits auf der strategischen Ebene. Zum einen machten die Lohnkosten in vielen Betrieben nur noch zehn Prozent der Gesamtkosten aus, die hier zu erzielende Hebelwirkung sei also begrenzt. „Zum anderen definieren sich die wenigsten deutschen Unternehmen im Wettbewerb als Kostenführer, dennoch dominieren fast immer Kostengrößen bei einer Standortverlagerung“, so der Forscher. Die möglichen negativen Auswirkungen eines neuen Standortes auf die Zuverlässigkeit, Qualität und Innovation der Produkte würden dagegen kaum berücksichtigt. So unterschätzten die Manager fast immer die Anlaufzeiten zur Sicherung der Prozesssicherheit und Produktivität, die im Mittel mehr als doppelt so lange wie geplant dauer-



RegJo LEIPZIG/HALLE THEMA 25

Unter Justitias Schutz Nur, wo Rechtssicherheit herrscht, also staatliches Handeln nicht willkürlich erfolgt, Konflikte auf Basis transparenter Regeln gelöst und der Schutz des Eigentums gewährleistet wird, ist langfristig wirtschaftliches Handeln möglich. Entsprechend hoch ist die Bedeutung dieser Rahmenbedingungen als einer Art Vorfilter für Standortentscheidungen von Unternehmen.

ten. Gleichzeitig herrsche Unklarheit über die damit verbundenen Kosten. „Das betrifft sowohl die Qualifizierung von Arbeits- und Führungskräften als auch die Overheads, also die Kosten für die Betreuung, Koordination und Kontrolle des ausländischen Standorts“, erläutert Dr. Steffen Kinkel. Im Gegenzug gäbe es in vielen Fällen keine fundierte Analyse der möglichen Potenziale zur internen Kostenoptimierung am bestehenden Standort, die nicht selten zwischen 15 und 30 Prozent lägen. Bei einem fundierten Vergleich „schließt sich die Kostenschere von beiden Seiten“, so der Wissenschaftler. Eine solche Analyse müsse ausgehend von der Unternehmensstrategie die Aufgaben des Nur vom Ist-Zustand eines Standortes auszugehen, kann sich als fatal erweisen.

künftigen Standortes definieren und dessen Faktoren dynamisch betrachten.„Denn niemand weiß heute, wie hoch das Lohnniveau in Tschechien in zehn Jahren ist“, weist Kinkel auf mögliche Unsicherheiten hin. Auf die Erfahrung eines missglückten Auslandsaufenthalts scheint auch die merkliche Zahl von Unternehmen hinzudeuten, die Standorte zurück nach Deutschland verlagern. „Aus unseren Erhebungsdaten bei 1.663 Industriebetrieben wissen wir, dass jedes 4. bis 5. Unternehmen, das Auslandsverlagerungen vorgenommen hat, nach zwei bis vier Jahren eine Rückverlagerung durchführt“, so Kinkel. Für Unternehmen, die eine solche Erfahrung von Anfang an vermeiden wollen, entwickelte seine Abteilung ein Instrument zur Bewertung von Standorten. Die Excel-Anwendung kombiniert Kostenstrukturvergleich, Investitionsrechnung und Nutzwertanalyse für einen fundierten,

zukunftssicheren Vergleich von Standorten anhand verschiedener Szenarien – von pessimistisch über realistisch bis optimistisch. Einer der wieder aus dem Ausland zurückkam und doch von Anfang an auf den Standort Mitteldeutschland setzte, ist Daniel Gollmann. Der heute 30-jährige Diplom-Ingenieur studierte Mechatronik an der Hochschule Merseburg und absolvierte ein MBA-Studium an der Handelshochschule Leipzig. Anschließend ging er in die Schweiz, wo er in einem Consultingunternehmen arbeitete. Über einen persönlichen Kontakt erfuhr er von den Problemen, die Apotheker bei der Lagerung und Bereitstellung von Medikamenten haben. Denn bei bisherigen Systemen ließen sich pro laufendem Meter nur rund 1.000 Packungen lagern, was schnell Längen von acht bis zehn Metern notwendig macht. Doch „die Apotheke um den Automaten herum zu bauen“, war oft nicht realisierbar oder ließ die Kosten explodieren. „Es kann doch nicht so schwer sein, etwas Besseres zu entwerfen“, dachte sich Daniel Gollmann und entwickelte eine Kombination aus beweglicher Rollenschrankarchitektur und hochflexiblem Greifarm, die den erforderlichen Raum bis auf ein Drittel verringert. Viel länger dachte er mit seinem Partner, dem Schweizer Dr. Iwan Zwick, über die „entscheidende Frage des Standortes“ für das geplante gemeinsame Unternehmen nach. Gegen die Schweiz sprach neben den kaum vorhandenen und kaum bezahlbaren Gewerbeflächen auch der Mangel an verfügbaren Fachkräften. „Dort gibt es sprichwörtlich mehr Millionäre als Arbeitslose“, erinnert sich Daniel Gollmann. Das entscheidende Argument jedoch war der Markt. Denn in Deutschland, einem der größten pharma-

zeutischen Märkte weltweit, war die Anzahl potenzieller Kunden, sprich Apotheken, rund zehnmal so hoch wie in der Alpenrepublik. Die können von Mitteldeutschland aus sehr gut und schnell bedient werden und auch an qualifizierten Fachkräften und Produktionsflächen mangelt es hier nicht. Die vorhandenen Kontakte zu den Hochschulen sowie das Engagement der Wirtschaftsförderer von Stadt und Land sorgten schließlich mit dafür, dass die Gollmann Kommissioniersysteme GmbH Anfang 2006 mit vier Mitarbeitern in Halle (Saale) gegründet wurde. Heute beschäftigt die Gollmann Kommissioniersysteme GmbH über 70 Mitarbeiter. Derzeit arbeiten die zehn Ingenieure in der Entwicklungsabteilung an neuen Automaten für die effiziente Lagerhaltung von kleinteiligen Materialien in Industrie und Einzelhandel. In der Entwicklung solch innovativer Lösungen sieht Daniel Gollmann auch die Kernkompetenz seines Unternehmens. Ein wichtiger Grund, warum für ihn eine Standortverlagerung aus reinen KosEine alte Kaffeefabrik im Herzen Halles ist der Sitz des Unternehmens von Daniel Gollmann.

tengründen undenkbar ist. „Unser Erfolgsgeheimnis ist die enge Verbindung zwischen Entwicklung, Produktion und Vertrieb unter einem Dach. Denn wir bauen keine 0815Massengüter, sondern fertigen hochpräzise und extrem individualisierte Automatisierungstechnik.“ Dazu brauche es kurze Wege zum Kunden und Kompetenz-Netzwerke am Standort. „Das vermeintlich billigere Ausland erweist sich da schnell als Illusion, die einem beim ersten gescheiterten Projekt böse auf die Füße fällt“, so der Unternehmer. Gegenüber dem westeuropäischen


Eine Frage des Standpunktes Hohe Umweltauflagen können sowohl positive als auch negative Standorteffekte haben. Für viele Unternehmen verursachen sie zusätzliche Kosten. Für andere schaffen sie Anreize für eine umweltbewusste Produktgestaltung und forcieren die Entwicklung moderner Technologien sowie die Entstehung neuer Wachstumsmärkte. (Foto linke Seite) Während die Erschließung von Absatzmärkten bereits immer eine zentrale Rolle bei den Standortentscheidungen von Unternehmen spielte, rücken die steigenden Kosten für Energie und Transport zunehmend in den Fokus der Überlegungen. (Fotos rechte Seite)

Brüssel war der ostdeutsche Flughafen Leipzig/Halle sicherlich der kostengünstigere Standort. Doch wie genau der Auswahlprozess für das neue europäische Luftfrachtdrehkreuz der Post-Tochter DHL verlief, möchte Manfred Hauschild nicht verraten. Und das, obwohl seit der Bekanntgabe der Entscheidung über die 300-Millionen-EuroInvestition für den Ende Mai offiziell eröffneten Hub über dreieinhalb Jahre vergangen sind. „Zu Unternehmensinterna geben wir grundsätzlich keine Auskunft“, so der für das Drehkreuz zuständige Sprecher aus der Post-Pressestelle Berlin. Nur dass die 2004 abgeschlossene Suche länger als ein Jahr gedauert habe und der letzte neben Leipzig/Halle verbliebene Bewerber das im Nordosten Frankreichs gelegene Vatry gewesen sei, könne er verraten. Etwas mehr sagt der DHL-Sprecher über die Gründe die gegen Brüssel sprachen. „Als Dienstleister mussten wir angesichts hoher Wachstumsraten in der Expresslogistik zukunftssicher planen. Diese Erweiterungen an Start- und Landekapazitäten waren in Brüssel politisch nicht durchzusetzen.“ Dagegen habe DHL in Leipzig eine uneingeschränkte Nachtflugerlaubnis, zwei von einander unabhängige Start- und Landebahnen als ideale Verbindung zu den Wachstumsmärkten in Osteuropa und Asien sowie „schnell und flexibel arbeitende Behörden“ vorgefunden. „Wir sind dahin gegangen, von wo wir unsere Kunden einfach erreichen können.“ Damit die noch geringe direkte Nachfrage für DHL-Dienstleistungen in der Region wächst, arbeitet das Unternehmen mit den Wirtschaftsförderern in Sachsen und SachsenAnhalt zusammen. 2005 entstand eine gemeinsame Übersicht über Standortangebote in der Region Leipzig/Halle für Unternehmen, die sich hier ansiedeln wollen. Die CD dazu nutzt auch DHL, um seinen Kunden den Standort Leipzig/Halle vorzustellen. Natürlich wäre auch die Vergabe von Fördermitteln ein Argument bei der Standortwahl gewesen, räumt Hauschild ein. Aber was nützten diese, wenn alles andere nicht stimme? Ein entscheidender Faktor seien dagegen die „vielen engagierten Menschen in der Region gewesen“, wovon die rund 50.000 eingegangenen Bewerbungen zeugten. Rund 2.000 von ihnen haben heute einen Job bei DHL gefunden, 90 Prozent davon aus der Region. Bis 2012 sollen es 3.500 Arbeitsplätze sein. „Wichtig ist, dass auch die Menschen in der Region etwas von unserer Ansiedlung haben“, so Hauschild. Was die Post-Tochter außer den genehmigten 70,8 Millionen Euro staatlicher Beihilfen noch von ihrer Standortwahl hatte, beschäftigt derzeit die EU-Kommission, die wegen unerlaubter Beihilfen ermittelt. So wurden bereits rund 7,7 Millionen Euro für die Ausbildung von Mitarbeitern zum größten Teil als unzulässig eingestuft. Außerdem geht es um den 290 Millionen teuren, durch die Gesellschafter des Flughafens finanzierten Bau der Start- und Landebahn Süd und um eine 30-jährige Patronatserklärung des Freistaates Sachsen gegen-


RegJo LEIPZIG/HALLE THEMA 27

über DHL. Darin werden Zahlungen von bis zu 500 Millionen Euro zugesichert, falls es zu Einschränkungen im Betrieb kommen sollte. Das könnte theoretisch ab 15. Juli der Fall sein, wenn das Bundesverwaltungsgericht erneut über die Nachtflugerlaubnis verhandelt. An Spekulationen darüber will sich Manfred Hauschild nicht beteiligen. „Es gibt ein Urteil des BVG aus dem Jahr 2006, das Expressflüge uneingeschränkt erlaubt, und wir haben einen Vertrag mit dem Flughafen über eine Laufzeit von 30 Jahren. Deshalb gehen wir von einer langfristigen Planungssicherheit für unser Drehkreuz aus.“ Wie schnell sich Rahmenbedingungen ändern können, zeigt allerdings das Beispiel seiner rund 4.000 Kollegen im amerikanischen Wilmington. Für das neben Leipzig und Hongkong dritte weltweite Luftkreuz wurde im Rahmen der Restrukturierung des defizitären US-Express-Geschäftes jetzt von der Deutschen Post das vorausichtliche Aus verkündet. Ganze drei Jahre nach InbeIm Umfeld des DHL-Drehkreuzes soll eine ganze Logistik-Region entstehen.

triebnahme des 300 Millionen Dollar teuren Frachtflughafens. Und zwei Tage nach der offiziellen Einweihung in Leipzig. In der Nähe von Leuna südöstlich von Halle (Saale) kann man dagegen erleben, wie ein Standort durch sein besonderes Profil zu einem weltweiten Zukunftsmodell für eine Branche wurde. Dabei stand am Anfang des Chemieparks Leuna „der Umstand, dass man das ehemalige DDR-Chemiekombinat nicht als Ganzes privatisieren konnte“, so Andreas Hiltermann, Geschäftsführer der InfraLeuna GmbH. Daraus entwickelte sich das Konzept des Chemieparks, das seitdem oft kopiert und zum weltweiten Vorbild für neue Chemiestandorte wurde. Für die Unternehmen der Branche stehen angesichts des steigenden Wettbewerbs- und Kostendruckes vor allem

drei Faktoren im Mittelpunkt der Standortwahl. „Es geht um die Nähe zu Wachstumsmärkten, um Rohstoffverfügbarkeit und eine effiziente Infrastruktur“, weiß Andreas Hiltermann. Sein Unternehmen stellt als Eigentümer und Betreiber der Infrastruktur den ansässigen Firmen die gesamte notwendige Logistik aus einer Hand zur Verfügung. Das reicht von der Lieferung von Strom, Wärme und Wasser über die Abfallentsorgung und Sicherheitsdienstleistungen bis zu Laboranalysen. „So können sie sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, um alles andere kümmern wir uns.“ Dabei arbeitet die InfraLeuna GmbH nach dem Low-Profit-Prinzip und ihre Gesellschafter sind mehrere hier ansässige Firmen. Die Gewinne werden zur langfristigen Senkung der Preise und Tarife verwendet. Außerdem haben viele Unternehmen in Leuna neben qualifizierten Fachkräften auch ihren Markt gleich vor der Tür. Denn die ausgeprägte Verbundwirtschaft sorgt für kurze Wege zu Vorlieferanten und Nachverarbeitern und senkt die Transportkosten. Ihren Kern bilden die TOTAL-Raffinerie, die modernste in Europa, die Caprolactamsynthese der DOMO Group und das weltgrößte Gasezentrum der Linde AG. Um sie herum haben sich rund 100 Unternehmen der Petround Feinchemie, der Biotechnologie und Dienstleister mit etwa 9.000 Beschäftigten angesiedelt und seit Mitte der 1990er Jahre rund sechs Milliarden Euro investiert. Damit diese Entwicklung weiter anhält, ist die InfraLeuna GmbH auch als Standortentwickler und -vermarkter tätig. Ein Großteil der neuen Ansiedlungen basiert auf Erweiterungen ansässiger Firmen. „Wir sprechen aber auch direkt potenzielle Investoren an und unterbreiten ihnen auf Basis unserer Potenziale neue Vorschläge für Projekte“, so der Chemieparkchef. Unterstützung erhält er dabei von ehemaligen Topmanagern aus der Chemieindustrie, die als Senior Berater

ihre Kontakte für die Kundenakquise zur Verfügung stellen. Im Ansiedlungsmanagement arbeitet sein Unternehmen eng mit der Invest-in-Germany GmbH, der Investitionsund Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt und der Wirtschaftsförderung des Landkreises Merseburg-Querfurt zusammen. „Hier ziehen wir zusammen alle Register, wenn es um die Beantragung von Fördermitteln oder schnelle Genehmigungsverfahren geht“, bekräftigt Andreas Hiltermann. Im Mittelpunkt der Ansiedlungsbemühungen steht dabei seit einiger Zeit eine bessere Einbindung des Standortes in die ihn umgebende Wissenschaftslandschaft. „Wir versuchen, zusammen mit den Hochschulen und Forschungsinstituten zunehmend auch Kapazitäten im Bereich Forschung und Entwicklung anzusiedeln“, so Hiltermann. Das führe Alles aus einer Hand ist das weltweit oft kopierte Erfolgskonzept des Chemieparks Leuna.

nicht nur zu mehr Wertschöpfung, sondern auch zu einer höheren Standortbindung. Für Dr. Thomas Hofmann bietet die Region Leipzig-Halle-Dessau wie ganz Mitteldeutschland eine Vielzahl positiver Standortfaktoren. Was der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig dann aufzählt, klingt nach einem Mekka für Investoren: Die optimale Lage im Zentrum Europas mit perfekter Anbindung an europäische Verkehrswege, eine zukunftsorientierte Wirtschaftsstruktur, die preiswerten Gewerbeimmobilien, die attraktive Investitionsförderung und die hohe Lebensqualität der Region. Doch der Teufel steckt im Detail „des erfolgreichen Strukturwandels“. Auf der Habenseite stehen heute rund 570 Industriebetriebe mit insgesamt mehr als 88.000 Beschäftigten, die einen Jahresumsatz von 34 Milliarden Euro und eine Exportquote von rund 31 Prozent vorweisen können.


Reine Formsache Starke Regulierung und hohe bürokratische Hürden verursachen erhebliche Kosten für Unternehmen. Entsprechend negativ beeinflussen sie die Attraktivität eines Standortes.

„Wir sind auf einem guten Weg“, sagt der IHK-Chef und räumt dann ein: „Wir haben in der Region nach wie vor eine zu geringe Gründungsaktivität und eine zu kleinteilige Wirtschaftsstruktur. Circa 95 Prozent unserer rund 63.000 IHK-Mitgliedsunternehmen sind kleine und mittlere Unternehmen.“ Auch bei der positiven Wirkung der vielen Universitäten und Hochschulen sieht er noch Defizite. So verließe der Großteil der gut ausgebildeten Fach- und Führungskräfte immer noch die Region. „Hier müssen wir früher den Kontakt suchen, damit potenzielle Gründer ihre Geschäftsideen hier umsetzen". Dazu brauche es neben intensiver Beratung auch schnelle Genehmigungsverfahren, individuelle Finanzierungs- und Fördermittelangebote und ausgeprägte Kompetenznetzwerke, so Dr. Thomas Hofmann. Gerade in der Beratung von Existenzgründern sieht er eine „Kernkompetenz der Industrie- und Handelskammern“. Entsprechend bietet das Gründerbüro der IHK Leipzig Hilfe bei der Ostdeutschland ist bei den wichtigsten Standortfaktoren im Vergleich mit Südosteuropa und Asien wettbewerbsfähig, so das ifo-Institut.

Erstellung von Businessplänen, der Beantragung von Krediten und Fördermitteln und branchenspezifische Folgeberatungen. Mit aktuellen Informationen zu Gewerbeflächen und der Einzelhandelsstruktur unterstützt die Kammer angehende Unternehmer bei der Suche nach dem richtigen Standort. Neuansiedlungen von Investoren seien zwar „Sache der Wirtschaftsförderer“, so Hofmann. „Wir liefern diesen aber Zahlen und Fakten im Vorfeld von Ansiedlungen und auch unsere Aktivitäten im Bereich der Außenwirtschaft führen mitunter zu ausländischen Investitionen in der Region.“ Doch wie ist es mit der Wettbewerbsfähigkeit Ostdeutschlands im Vergleich zu Mittel- und Osteuropa und Südostasien tatsächlich bestellt? Dieser Frage widmete sich im Sommer 2007 die Dresdner Niederlassung des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Dazu wurden 39 Standortfaktoren untersucht und sowohl deutsche Unternehmen mit Niederlassungen im Ausland als auch ausländische Unternehmen mit Niederlassungen in Ostdeutschland auf deren Relevanz für ihre Standortwahl befragt.

Am Anfang der Rangliste stehen dabei allgemeine Faktoren wie Rechtssicherheit, politische Stabilität und Eigentumsverhältnisse. „Damit ein Standort international überhaupt in die engere Auswahl kommt, müssen grundlegende Rahmenbedingungen erfüllt sein“, erklärt Dr. Joachim Ragnitz, einer der Verfasser der Studie, deren hohe Bedeutung. Erst dann kämen andere Faktoren zum Tragen. Ein Ergebnis der Untersuchung ist, dass sich ausländische Investoren aufgrund der günstigen Produktionsbedingungen in Ostdeutschland ansiedeln. „Das wirkt angesichts der Diskussionen um den teuren Standort Deutschland erst einmal überraschend.“ Doch bei den ausländischen Investoren tauchten die Arbeitskosten erst an 14. Stelle des Rankings auf. „Für ausländische Direktinvestitionen stehen eher die Infrastruktur, das Fachkräftepotenzial, die dichte Forschungslandschaft sowie Fördermittel im Vordergrund. In diesen Punkten ist Ostdeutschland gut aufgestellt“, so Ragnitz weiter. Dagegen tauchen weiche Standortfaktoren nur auf den hinteren Plätzen auf. „Diese werden in ihrer Bedeutung für den internationalen Wettbewerb klar überschätzt“, glaubt der Wissenschaftler, sondern kämen frühestens bei der lokalen Standortwahl zum Tragen. In ihrer Zusammenfassung kommen die Autoren zu dem Schluss, „dass Ostdeutschland entgegen einem weit verbreiteten Vorurteil ein attraktiver Investitionsstandort ist, der bei vielen für Ansiedlungen relevanten Standortfaktoren gut oder sogar sehr gut abschneidet“. Diese Vorteile müssten besser kommuniziert werden, so Dr. Joachim Ragnitz. Weiteren Handlungsbedarf sieht er in der besseren Vernetzung der Forschung mit der Wirtschaft aber auch in der Bildungspolitik. Denn angesichts des demografischen Wandels gehöre es zu einer der großen Herausforderungen, die Verfügbarkeit von hochqualifiziertem Personal weiter zu gewährleisten. Wie das demografische Problem zum Standortrisiko werden kann, zeigt eine Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle. Demnach sinkt die Zahl der 20-59-Jährigen im Osten bis zum Jahr 2020 auf 80 Prozent des Niveaus von 2007. Bis zum Jahr 2050 droht gar fast eine Halbierung. Eine Entwicklung, die später auch den Westen Deutschlands treffen wird. Nur verstärkte Investitionen in Bildung könnten helfen, einen „Herbst in den blühenden Landschaften“ am Standort Deutschland zu verhindern.


RegJo LEIPZIG/HALLE Thema 29

Tabelle 7-6: Relevanz der Standortfaktoren

Standortfaktor

Alle Muttergesellschaften

Ausländische Muttergesellschaften

Deutsche Muttergesellschaften

1

1

2

Eigentumsverfassung

2

2

4

Größe des Absatzmarktes

3

8

1

Arbeitskosten

4

14

3

Verfügbarkeit Hochqualifizierte

5

6

5

Verkehrsinfrastruktur

6

11

6

Korruption

7

3

13

Persönliche Sicherheit

8

9

9

Steuerbelastung

9

13

7

Verfügbarkeit Facharbeiter

10

10

8

Energie- und Wasserversorgung

11

7

10

Arbeitsmarktregulierung

12

12

12

Öffentliche Förderung

13

4

18

Kommunikationsnetze

14

5

21

Bürokratie

15

15

14

Finanzierungsbedingungen

16

16

17

Transportkosten

17

24

11

Umweltauflagen

18

17

20

Sprachkompetenz

19

19

19

Währungsrisiken

20

21

15

Verfügbarkeit ungelernter AK

21

20

22

Handelshemmnisse

22

18

29

Medizinische Versorgung

23

27

16

Technologieakzeptanz

24

22

27

Rohstoffvorkommen

25

23

28

Konkurrenzsituation

26

28

24

Forschungseinrichtungen

27

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26

Image der Region

28

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23

Büropreise

29

25

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Preisniveau (Konsum, Miete)

30

36

25

Umweltqualität

31

26

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Grundstückspreise

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30

32

Weiterbildungsmöglichkeiten

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32

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Naherholungsmöglichkeiten

34

37

30

Internationale Schulen

35

35

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Kinderbetreuung

36

31

34

ÖPNV

37

33

37

Einkaufsmöglichkeiten

38

38

35

Kulturelles Angebot

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39

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Quelle: ifo Dresden Studien 43, ifo Institut für Wirtschaftsforschung Niederlassung Dresden, 2008

Rang

Rechtssicherheit


Anz_Regjo_BahnCard

17.06.2008

17:50 Uhr

Seite 1

Mit der BahnCard europaweit bei Avis am Zug. Freuen Sie sich auf einen entspannten und kommunikativen Abend mit interessanten Gästen aus Wirtschaft, Politik, Medien, IT/Internet und der Games Branche in einem der spektakulärsten Bauwerke in Leipzig. Verschaffen Sie sich hier einen ersten Eindruck dieser monumentalen Location: www.voelkerschlachtdenkmal.de Die Kommunikation unter den Gästen steht im Vordergrund - und genau das macht die Leipziger Koepfe Community aus: Kontakte knüpfen, Kooperationen ausbauen und Freunde treffen. Anregungen und Beiträge zu diesem Treffen finden Sie unter: www.xing. com/net/leipzigerkoepfe/ und www.xing.com/net/gameskoepfe Bringen Sie gerne auch weitere Gäste zu diesem interessanten Networking Abend mit! Nicht xing Mitglieder sind auch herzlich Willkommen! Sollten Sie Interesse haben sich auf einer dieser Veranstaltungen zu präsentieren, so können Sie gerne mit uns in Kontakt treten.

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Termin:

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Veranstalter:

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Ort:

Völkerschlachtdenkmal!

Ziel:

exklusiven Networking-Abend im Vorfeld der „Games Convention“

Eintritt:

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Nils Rüstmann NG Networking Group GmbH Friedrichstrasse 171 Einstein Palais 10117 Berlin 030 303663666 Büro 030 303663667 Fax networkinggroup.de nils.ruestmann@berlin.de


RegJo LEIPZIG/HALLE thema 31

Der Blick fürs Ganze Anfang Juni gründeten rund 20 Flughafen-Befürworter spontan den Verein „PRO Flughafen Leipzig/Halle“ und wollen sich damit für eine objektive Meinungsbildung einsetzen.

Text: Jessica Schöberlein Fotografie: Flughafen Leipzig/Halle, Uwe Schoßig

Der Flughafen Leipzig/Halle machte in den vergangenen Monaten zahlreiche Schlagzeilen: Von einer neuen Startund Landebahn war die Rede, Berichte über das DHL-Drehkreuz füllten die Seiten und parallel dazu wurden immer wieder Stimmen von Nachtflug-Gegnern laut, die dem ganzen Thema einen bitteren Beigeschmack verliehen. „Gott sei Dank leben wir heute in Zeiten, in denen sich jeder Bürger über Entscheidungen der Verwaltung beschweren kann. Leider hat das manchmal zur Folge, dass die Öffentlichkeit den Blick für das Ganze verliert, wenn nur noch einzelne Betroffene in der Berichterstattung zu Wort kommen”, erklärt Friedrich Weiss, stellvertretender Vorsitzender für die Stadt Halle des Vereins PRO Flughafen Leipzig/Halle. Deshalb haben er und neun weitere Flughafen-Befürworter Anfang Juni beschlossen, im Interesse der Wirtschaftsregion Leipzig/Halle damit zu beginnen, sich offen für den Flughafen auszusprechen: „Wir wollten nicht mehr nur zuhören, also haben wir uns ganz spontan in guter deutscher Tradition dazu entschieden, den Verein PRO Flughafen Leipzig/Halle zu gründen.” Künftig möchte man der Öffentlichkeit durch wissenschaftliche Veranstaltungen, Vorträge und nicht zuletzt mit der gerade entstehenden Homepage umfassende Informationen über den Flughafen zugänglich machen. „Damit möchten wir zu einem objektiven Meinungsbild über den Flughafen beitragen”, ergänzt Maria Sharichin, stellvertretende Vorsitzende des Vereins für Leipzig. Eine Vorbereitungsphase für PRO Flughafen Leipzig/ Halle gab es nicht. „Am 15. Juli wird das Bundesverwaltungsgericht in einer ersten mündlichen Verhandlung über das Thema Nachtflugverbot entscheiden. Da das Gericht in Leipzig sitzt, hat die öffentliche Wahrnehmung auch Einfluss „Wir sind genauso wenig der verlängerte Arm des Flughafens, wie ein Gegner des IG Nachtflug e. V. Uns geht es um den Wirtschaftsraum Mitteldeutschland als Ganzes.“

auf die Entscheidung. Es war uns also wichtig, den Befürwortern des Flughafens möglichst schnell eine Stimme zu geben”, so der Vorstand. Gesagt – getan. Innerhalb von vier Tagen wurde zur Gründungsveranstaltung eingeladen, an der 20 Interessierte teilnahmen. Mittlerweile zählt der Verein bereits 70 Mitglieder – Tendenz steigend. „Derzeit versuchen wir, der enormen Flut von Beitrittserklärungen Herr zu werden. Es sind auch Bürger aus den vom Fluglärm betroffenen Gebieten dabei, die uns erklärten, dass ihnen durchaus bewusst ist, wie wichtig der Flughafen für unsere Region ist”, erklärt Sharichin. „Es ist uns wichtig, dass man uns nicht als Gegenstück zum Verein IG Nachtflugverbot sieht, denn wir

sind weder gegen den Verein, noch wollen wir bestreiten, dass ein Flughafen Lärm mit sich bringt”, so der Vorstand und ergänzt: „Außerdem möchten wir zwar den Ausbau des Flughafens unterstützen, wehren uns aber sehr dagegen, als verlängerter Arm des Flughafens bezeichnet zu werden. Dem ist nicht so!” Dem Verein ginge es auch nicht nur um DHL, sondern vielmehr um die gesamte Wirtschaftsregion Leipzig/Halle. Weiss: „Es ist eine entscheidende Frage, wie die gesamte Logistikbranche unseren Standort wahrnimmt. Die öffentliche Meinung ist wichtig für Neuansiedlungen und deshalb wollen wir mit unserer Arbeit nicht nur Vorteile für die nächsten fünf, sondern vielmehr für die kommenden fünfzig Jahre schaffen.” Die beginnende Diskussion in Politik und Medien wertet der Verein als ersten, dahingehenden Erfolg seiner Arbeit.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.proflughafen-lej.de.


Erfolgreich mit Verantwortung Erfolgreicher Auftakt für die Veranstaltungsreihe „IMPULSE − Forum für Corporate Social Responsibility in Mitteldeutschland“ − die Region diskutiert über unternehmerische Verantwortung in Theorie und Praxis.

Text: Nadine Jukschat; Katharina Kunath Fotografie: Christian Hüller; Premium Cola © Alan von Lützau; Michael Ebert und Martin Terhart

Corporate Social Responsibility (CSR) ist ein Thema, das in der Gesellschaft und vor allem bei großen Unternehmen zunehmend an Relevanz gewinnt. Dabei geht es um unternehmerische Verantwortung, die über die Einhaltung gesetzlich vorgeschriebener Maßnahmen und reine Sponsoringaktivitäten weit hinausgeht. Für viele kleine und mittelständische Unternehmen ist CSR jedoch noch ein Fremdwort, so die Einschätzung der Organisatoren Jörg Müller und Tina Leeb von der Leipziger Agentur Ideen. Quartier, die in Partnerschaft mit REGJO das „IMPULSE − Forum für Corporate Social Responsibility in Mitteldeutschland“ initiiert haben. „Oft herrscht die Einstellung, man müsse erst wirtschaftlich erfolgreich sein und könne sich dann über Dinge wie CSR Gedanken machen“, sagt Jörg Müller. Doch besonders in Zeiten eines verschärften Wettbewerbs sei es nötig, darüber nachzudenken, welche Werte die eigene Unternehmenskultur prägen sollen. Dazu will die IMPULSEReihe einen Beitrag leisten. So bietet diese Veranstaltungsreihe eine Plattform, auf der die vielseitigen Möglichkeiten zur Umsetzung unternehmerischer Verantwortung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und mit Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft diskutiert werden.

Beim Auftakt Ende Mai im bis auf den letzten Platz gefüllten Seminarraum des Zeitgeschichtlichen Forums (ZGF) in Leipzig gab Herr Prof. Dr. Andreas Suchanek von der Handelshochschule Leipzig eine Einführung in die vielschichtigen Facetten und die Bedeutung von CSR. Wie das Konzept in der Praxis umzusetzen ist, darüber diskutierten anschließend Vertreter der regionalen Wirtschaft. Ein Unternehmen, das sich seit Jahren konsequent damit auseinandersetzt, sind die Wasserwerke Leipzig. „Für uns ist die Übernahme von Verantwortung kein Marketing-Gag, sondern eine Investition in Verantwortung ist kein Marketing-Gag, sondern eine Investition in die Zukunft.

die Zukunft“, so deren technischer Geschäftsführer Andreas Schirmer während der Podiumsdiskussion. Verantwortlich für ihre Mitarbeiter und die Region fühlt sich auch Angela Papenburg, Aufsichtsrätin der Günter Papenburg AG. Die Hallesche Niederlassung des Bauunternehmens fördertunter anderem die Vorleseinitiative „Lesewelt Halle“, den Fußballverein HFC und unterstützt über Public Private Partnership die Sanierung von neun Schulen. Das Label „CSR“ mochte die Familienunternehmerin trotzdem nicht ver-

wenden und verwies auf die oft fehlenden Ressourcen in mittelständischen Unternehmen für eine systematische Beschäftigung mit diesem Thema. Bei der 2. Auflage der IMPULSE-Veranstaltungsreihe, am 8. Juli im ZGF gingen die Teilnehmer den Fragen nach: Inwieweit beeinflussen moralische Werte die Rendite eines Unternehmens? Wie können diese Werte innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette etabliert werden und welche Wettbewerbsvorteile ergeben sich daraus? Unter der Moderation von Rommy Arndt sprachen während der Podiumsdiskussion Prof. Dr. Ingo Pies vom Lehrstuhl für Wirtschaftsethik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Matthias Brühl, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Alpha 2000 aus Leipzig, Uwe Lübbermann vom Hamburger Kollektiv Premium Cola und Rüdiger Lorch, Geschäftsführer des Unternehmerverbandes Sachsen e.V. über die Themen Ökonomie und Markt. Verantwortliche Unternehmertätigkeit, so das Credo, zeichnet sich in diesem Bereich durch vorbildliche und über gesetzliche Regelungen hinausgehende wirtschaftliche Aktivitäten in Herstellung, Lieferkettenmanagement, Materialeinkauf, Marketing, Preisgestaltung und Verkaufsmethoden aus.


RegJo LEIPZIG/HALLE impulse 33

Back to the roots Zurück zum Urpsung des unvergleichlichen Afri-ColaGeschmacks. Premium Cola ist aber weit mehr als nur eine koffeinhaltige Limonade, es ist eine eigene Philosophie, die über das Produkt transportiert wird: Geschichte, Kraft, Geschmack, Aufrichtigkeit, Konsequenz und Leben.

Uwe Lübbermann von Premium Cola verdeutlichte über sein Kollektiv Premium Cola, dass man auch abseits der klassischen Wege der Unternehmensführung sowohl erfolgreich als auch sozial gerecht arbeiten kann. Das Konzept hinter Premium Cola liegt in der Entstehungsgeschichte des Unternehmens begründet: Es entstand als „Protestreaktion” auf die stillschweigend vollzogene Rezepturänderung von Afri-Cola nach der Übernahme dieser Marke durch die Mineralbrunnen Überkingen-Teinach AG. Ohne die Verbraucher zu informieren, kam Afri-Cola 1999 mit verändertem Geschmack und Uwe Lübbermann: „Geld ist ein Gestaltungsmittel, sag ich immer gerne – je mehr davon reinkommt, desto mehr Gutes können wir damit machen.“

einem stark reduzierten Koffeingehalt in die Läden. Daraufhin ging Lübbermann mit Freunden auf die Barrikaden und sie schlossen sich zu einer Interessengemeinschaft zusammen. 2001 gründeten sie dann „Premium Cola“ und begannen mit der Abfüllung von zunächst 1.000 Flaschen für den Eigenbedarf. Mittlerweile sorgen 145 Mitstreiter in 54 Städten, unter anderem Leipzig, dafür, dass pro Jahr rund 220.000 Flaschen der braunen Brause ihre Anhänger über ausgewählte Händler und Lokalitäten erreichen. Während die meisten Unternehmen CSR-Aktivitäten erst nach Etablierung auf dem Markt einführen, standen bei Premium Cola die unternehmerische Verantwortung, der faire Umgang mit Kunden, Geschäftspartnern, Mitarbeitern und der Umwelt von Anfang an im Mittelpunkt allen Handelns. Als eine Art Kodex haben sich die Premium-Macher sechs Begriffe nicht nur auf die Fahne, sondern auch auf das Flaschenetikett geschrieben: Geschichte, Kraft, Geschmack, Aufrichtigkeit, Konsequenz und Leben. Premium Cola arbeitet nicht mit jedem zusammen. So müssen die Lieferanten, die Händler

und Cola-Ausschenker das Unternehmen von ihrer verantwortungsvollen Wirtschaftsweise überzeugen. Dabei wurden schon Anfragen von namhaften Unternehmen und Szeneclubs abgelehnt. „Die Idee hinter Premium ist nichts weiter als der praktische Versuch, Wirtschaft und Moral konsequent zu verbinden – so wie es ein Haufen enttäuschter Konsumenten eben tut, wenn sie durch Zufall plötzlich eine eigene Marke aufbauen können“, sagt Lübbermann. In der Umsetzung sieht das so aus, dass es im Kollektiv keinen Chef gibt, alle Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und die Abläufe transparent allen Beteiligten, auch den Händlern, zugänglich gemacht. Entgegen der üblichen Vorgehensweise, bei höheren Absatzmengen den Überschuss als Gewinn einzufahren, senken die Premium-Macher die Preise und verzichten damit auf rund 23 Prozent mehr Umsatz. Der Haken an dieser Unternehmenspraxis ist, dass die Premium-Macher allein von den Einnahmen aus dem Cola-Geschäft noch nicht leben können und sich ihren Lebensunterhalt neben ihrem Beruf, Nebenjob oder Studium verdienen müssen. Lübbermann bekennt „Der Premium-Ansatz kostet viel Arbeit, aber er gibt eine Menge zurück“, denn “selbst und besser machen, das ändert was!” Was Unternehmen anders und besser machen können, das zeigen die dritten IMPULSE, die am 24. September 2008 auf dem Mediencampus Villa Ida in Leipzig stattfinden. Dann werden unter dem Titel „Die Dimension Ökologie – die Umwelt“ Fragen nach der unternehmerischen Strategie zur nachhaltigen Entwicklung in Verbindung mit Maßnahmen zum Umweltschutz gestellt.

Weitere Informationen finden Sie unter www.impulse-mitteldeutschland.de, www.premium-cola.de und www.soundofsirens.net.


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RegJo LEIPZIG/HALLE Wirtschaft 35

Verbundnetz für die Region? Als größtes eigenständiges Unternehmen Ostdeutschlands übernimmt die VNG – Verbundnetz Gas AG auf vielfältige Weise Verantwortung in der Region. Ob es dabei bleibt, ist unter den Gesellschaftern umstritten.

Text: Kai Bieler Fotografie: Verbundnetz Gas AG

„Unser Ziel für die kommenden Jahre ist es, VNG als eigenständiges ostdeutsches Unternehmen bestens aufzustellen“, bekräftigte Prof. Dr.- Ing. KlausEwald Holst, Vorstandsvorsitzender der VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft bei der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens im Mai dieses Jahres. Nach den vorgestellten Zahlen ist die VNG mit einem Gasabsatz Insgesamt beschäftigt der VNG-Konzern 1.126 Mitarbeiter, von denen 591 am Hauptsitz in Leipzig arbeiten (31.12.2007).

von 165,2 Milliarden Kilowattstunden und rund 4,2 Milliarden Euro Umsatz der drittgrößte Erdgasimporteur und siebentgrößter Energieversorger in Deutschland. Zum Geschäft der Konzerngruppe gehören der Import, der Großhandel, der Transport und die Speicherung von Erdgas sowie Energiedienstleistungen. Außerdem erschließt sich die VNG durch den Erwerb von Förderlizenzen in Norwegen sowie den Ausbau der Auslandsaktivitäten weitere Märkte. Entsprechend groß ist die Bedeutung des größten eigenständigen Unternehmens Ostdeutschlands für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. So ist die VNG der größte Steuerzahler der Stadt Leipzig und einer der wichtigsten

Arbeitgeber. Noch größer ist der indirekte Effekt auf die regionale Wertschöpfung. Von den 2007 in Auftrag gegebenen Lieferungen und Leistungen in Höhe von rund 116 Millionen Euro bestellte die VNG rund 73 Prozent in Ostdeutschland, davon 38 Prozent in Sachsen. Indem man die Region stärke, stärke man auch den größten eigenen Absatzmarkt, so das Credo der VNG. Auch deshalb unterstützt die VNG zahlreiche soziale, kulturelle und sportliche Aktivitäten in Ostdeutschland. Dazu zählen unter anderem die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements durch das VNG-„Verbundnetz der Wärme“, der Kampf gegen Rechts mit dem „Verbundnetz für Demokratie und Toleranz“ sowie die Unterstützung von Kommunen bei Projekten zum Einsatz regenerativer Energien. „Unsere ostdeutsche und kommunale Vernetzung war und ist die existenzielle Grundlage für unser grenzüberschreitendes Engagement“, so Dr. Klaus-Ewald Holst. Ausdruck der starken Stellung der Kommunen ist die VNG Verwaltungsund Beteiligungsgesellschaft (VuB), die 25,79 Prozent der Aktien hält. Als Treuhänderin verwaltet sie die Anteile von zwölf kommunalen Stadtwerken aus Ostdeutschland an der VNG. Doch diese Konstellation scheint

gefährdet. Bereits im März gaben die Stadtwerke Jena-Pößneck bekannt, ihren Anteil von 1,04 Prozent an den Oldenburger Energiekonzern EWE, der bereits 47,9 Prozent der Aktien hält, verkaufen zu wollen. Auch die Stadtwerke Halle erwägen einen Verkauf ihrer 3,66 Prozent VNG-Aktien. Damit ginge die Sperrminorität der kommunalen Anteilseigner und – so die Befürchtungen – die wirtschaftliche Eigenständigkeit der VNG verloren. Unterstützung bei der Übernahme der Aktienmehrheit erhält EWE jetzt auch vom drittgrößten deutschen Energiekonzern EnBW, der Anfang Juli 26 Prozent der Anteile an der EWE übernahm. An solchen „Waswäre- wenn-Spielen“ will sich Dr. Ralf Borschinsky, Informationsmanager der Verbundnetz Gas AG nicht beteiligen. „Auch bei einem Anteil von unter 25 Prozent wird sich am Verhältnis zu den Kommunen nichts ändern“, so Borschinsky. Ungeachtet der aktuellen Entwicklungen werde sein Unternehmen weiter Verantwortung für die Region übernehmen, ist sich der VNGSprecher sicher.

Weitergehende Informationen zur VNG finden Sie im Internet unter www.vng.de.


Der Sprung ins kalte Wasser In Mitteldeutschland gibt es mehr als 30 Technologie- und Innovationszentren. REGJO fragt, wie zeitgemäß das Konzept „Gründungszentrum“ ist und wo die Probleme deutscher Gründer liegen.

Text: Thomas Magosch Fotografie: Fabian Heublein


RegJo LEIPZIG/HALLE thema 37

Auf der rechten Seite der Karl-Heine-Straße in Leipzig, stadtauswärts, hinter der Kanal-Brücke, dominiert wieder das Brachland. Zwischenzeitlich kultiviert durch das Jahrtausendfeld und ein Zirkuszelt des „Theaters der Jungen Welt“, ist es jetzt wieder verunkrautet und lässt einen freien Blick auf Gründerzeitruinen und ein Bordell. Deutet man dieses Bild als mäßige Perspektive für das Haus mit der Nummer 99, dem „Business & Innovation Centre“, kurz BIC Leipzig, liegt man falsch. Im BIC wird Zukunft geprobt und gestartet oder zumindest innovative Gegenwart praktiziert. Um es gleich vorwegzunehmen: Es geht hier vordergründig nicht um Unternehmen, die derzeit gerne unter dem undifferenzierten feuilletonistischen Schlagwort der „digitalen Boheme“ subsumiert werden. Auch über den Nachfolger der „Ich-AG“, den „Gründungszuschuss“, bietet das BIC zwar Beratung an, mehr aber auch nicht. Den Einrichtungen geht es um weit mehr. Innovationszentren werden gerne mit dem Attribut „Inkubator“ versehen. Ein Inkubator steht häufig auf Kinderintensivstationen in Kliniken. Er wärmt bzw. brütet die Nachkommen aus. Ein Raum, wo etwas wachsen und gedeihen soll, ein behüteter Raum. Offensichtlich scheint heutzutage ein solcher Raum in Deutschland nötig zu sein, wenn man sich in die Selbstständigkeit stürzt und, wie es Dr. Maik Schedletzky formuliert, den „Sprung ins kalte Wasser wagt“. Schedletzky war „auf der Suche nach einer Möglichkeit, eine Idee umzusetzen“. So einfach klingt das am Anfang. Und dann sei er erstmal in Leipzig umhergeirrt. Hier setzt eine Institution wie die BIC Leipzig GmbH an. „Es gibt tausend Informationsseiten, aber regional Ein behüteter Raum scheint in Deutschland heutzutage notwendig zu sein, wenn man sich in die Selbstständigkeit stürzt.

oder lokal herrscht oftmals Unkenntnis darüber, welche Einrichtung welche Dienstleistung bis zu welchem Grad erbringen kann“, meint Ernest Freyers, Technologieberater bei der BIC Leipzig GmbH und fügt hinzu: „Wir merken natürlich, dass die Gründer oft abgeholt werden müssen.“ „Ich muss mich ständig um Geldquellen kümmern. Das raubt einen Haufen Zeit.“ Zeit, die Dr. Maik Schedletzky lieber in Forschung und Entwicklung neuer Produkte, neuer Denkansätze für seine Firma 4d-technologie GmbH stecken würde. Bei diesem Problem setzt der Coach der BIC Leipzig GmbH an. Ernest Freyers ist selbst ausgewiesener Fachmann auf dem Umwelt- und Energiesektor sowie der IT. Und er hat ausreichend persönliche Erfahrung in Sachen Existenzgründung und Erfahrung im Umgang mit „Denkfabriken“, wie er Schedletzky gern nennt, gesammelt. „Die Schwierigkeit bei einem Tüftler ist immer die Finanzierung. Der tüftelt und tüftelt und tüftelt, aber es fehlt an Geld, um den Prototypen zu bauen. Oder, wenn dann Geld für den Prototypen da ist, verlangen die Fördermittelgeber von

staatlicher Seite oft, dass die Firma Umsätze erzielt haben muss in den vergangenen Jahren. Das hat sie in der Regel nicht.“ Der Begriff Innovationszentrum umfasst sowohl Technologieund Gründerzentren als auch Wissenschafts- und Technologieparks wie beispielsweise die Leipziger BIO CITY. Wesentlich sind die günstigen Rahmenbedingungen, die ein Innovationszentrum schaffen soll: Fläche, Kapital und Kontakte. Gefördert werden Unternehmen in der Konzept-, Start- und ersten Entwicklungsphase, bevorzugt in zukunftsweisenden Branchen aus den Bereichen IT, Umwelt/Energie/ Kunststoff und, für die BIO CITY, aus dem Cluster BiotechnoAlleinstellungsmerkmale erzielen die Gründerzentren durch ihre Netzwerkund Coachingangebote.

logie und Life Sciences. Zentrale Dienste und günstige Raumeigenschaften sind allerdings noch kein Alleinstellungsmerkmal. Eine gute Infrastruktur ist Voraussetzung für ein gutes Technologiezentrum. Alleinstellungsmerkmale erzielen die Häuser durch Netzwerk- und Coachingangebote wie das Leipziger Projekt SMART START, das es zehn Unternehmen ermöglicht, für die Dauer eines Jahres die Coaching- und Infrastrukturmöglichkeiten des BIC kostenlos zu nutzen, vorausgesetzt, der Sitz der Firma ist in Leipzig oder wird hierher verlegt. Eine Erfolgsgeschichte aus den vergangenen Jahren ist das Unternehmen PURinvent, das gerade Clustersieger beim IQ Innovationspreis Mitteldeutschland wurde, einem der renommiertesten Preise dieser Sparte. Dr. Frauke Petry, Gründerin und Geschäftsführerin von PURinvent, ist vom Konzept des Technologiezentrums überzeugt: „Die BIC Leipzig GmbH ist Anlaufstelle für alle Fragen, die im Zusammenhang mit dem Aufbau des Unternehmens auftauchen.“ Das hat die innovative Gründerin bewogen, ihr Unternehmen in Leipzig und nicht in Göttingen, wie ursprünglich geplant, anzusiedeln. Infrastruktur bedeutet, einer „Denkfabrik“ Mittel und Wege aufzuzeigen, Ideen in Produkte oder Dienstleistungen zu verwandeln, sich am Markt zu positionieren und auch, mögliche Förderoptionen oder Beteiligungen zu eruieren und, wenn möglich, vertragsfertig zu gestalten. Auf der Basis von individuell auf das Vorhaben zugeschnittenen Coaching-Verträgen begleitet der Berater den Gründer. Wichtig für Freyers ist dabei, auch mal „über den Tellerrand hinauszuschauen“. Das heißt, offen und transparent Informationsaustausch mit anderen Technologiezentren oder Universitäten zu betreiben. „Was kann man auf mitteldeutscher oder gar europäischer Ebene bewegen?“ Jenseits sensibler Daten versteht sich. Auf dem Gründermarkt tummeln sich mittlerweile zahlreiche Spieler. Da sind zum einen die aus der öffentlichen Hand und von den Kammern IHK und HWK getragenen Einrichtungen wie die BIC Leipzig GmbH letztere ist vor allem für Gründungen aus technologieorientierten


Gründer und Coach Dr. Maik Schedletzky von der 4d-technologie GmbH (umseitig) und der Technologieberater Ernest Freyers (links) von der BIC Leipzig GmbH.

Bereichen zuständig. Andere Gründerforen wie Univations, das Hochschulgründer-Netzwerk Sachsen-Anhalts oder, eine Dimension kleiner, das IGZ Fügetechnik Halle konzentrieren sich auf spezielle Zielgruppen. Infrastruktur bedeutet: kurze und effektive, also vor allem auch fachspezifische Wege. Das IGZ ist ein spezialisiertes Kompetenzzentrum. Hier dreht sich alles ausschließlich um Füge- und Werkstofftechnik, sowohl in der technischen Infrastruktur durch die unmittelbare Nähe zur Schweißtechnischen Versuchs- und Lehranstalt (SLV) Halle als auch die Nähe zu Kompetenzträgern wie dem Süddeutsches Kunststoffzentrum (SKZ), das eine Zweigstelle auf dem Gelände betreibt. „Die Republik ist quantitativ ausgelastet“, was Gründerzentren anbelangt.

Es ist ein Cluster entstanden, das heißt es erfolgen ausschließlich fachverwandte Firmenansiedlungen neben einem Forschungszentrum. Neben den Beratungsfirmen mit öffentlichen Beteiligungen gibt es private Berater, als Gesellschaften unterstützt von Firmenkonsortien oder als Einzelpersonen wie Steuerberatern mit Zusatzkompetenzen. Dabei steht bei den öffentlichen wie privaten Coaches der Kooperations- und nicht der Konkurrenzgedanke im Vordergrund. Ziel eines jeden Kompetenzzentrums ist immer die Schaffung von Arbeitsplätzen. Und im optimalen Fall auch die Installation einer kompletten Wertschöpfungskette von Forschung und Entwicklung bis zu Produktion und Vertrieb. Unterstützt wird die BIC Leipzig GmbH hier vom Unternehmensgründerbüro Leipzig ugb (ugb), das ebenfalls im Haus sitzt und das ein wenig wie „ein viertes Auge“ über die Projekte wacht, wie Freyers das etwas scherzhaft formuliert. Das ugb ist eng mit der Sparkasse vernetzt, welche, neben der Stadt, auch Betreiber des BIC ist und die Finanzierungen für die Gründer vorschlägt und bewilligt. Die BIC Leipzig GmbH


RegJo LEIPZIG/HALLE thema 39

verlangt von jedem ehemaligen Mitstreiter eine Dokumentation der Firmenentwicklung, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung der Zahl der Arbeitsplätze. Und zwar für die Dauer von fünf Jahren nach Beendigung der Coaching-Phase. Betrachtet man die Geschichte der Innovationszentren, handelt es sich fast schon um einen alten Hut. Auch wenn Deutschland im europäischen Kontext ein wenig spät mit der Initiative für Gründer begann. Ausgangspunkt war das Berliner Innovations- und Gründerzentrum BIG, gefolgt vom Technologiezentrum in Aachen im Jahr 1983. 1987 hielt man mit 50 Zentren die Obergrenze des Möglichen in der BRD erreicht. Nach der politischen Wende wurde die Gründung von Innovationszentren vor allem in den deindustrialisierten neuen Bundesländern gefördert. Sie erhielten hier, anders als die Technologiezentren im Westen, auch eine Förderung vom Bund. Im Jahr 2000 bestanden ca. 75 TGZ in den neuen Bundesländern, in denen 1.800 Betriebe und mehr als 10.000 Beschäftigte angesiedelt waren. Im Bundesverband deutscher Innovations-, Technologie- und Gründerzentren e.V. (ADT) sind derzeit noch 59 TGZ aus den neuen Bundesländern als Mitglieder registriert. Tendenz rückläufig. „Die Republik ist quantitativ ausgelastet“, stellt Rolf Friedrichsdorf vom Phoenix Gründerzentrum in Berlin nüchtern fest. Technologie- und Gründerzentren waren und sind noch immer prestigeträchtige Schaufenster für die regionale Politik, sodass rückblickend nicht alle Zentrumsgründungen inhaltlich sinnvoll erscheinen. Wenn die „hard facts“, die Infrastruktur und das Umfeld nicht stimmen, kann keine sinnvolle Gründungspolitik betrieben werden. Das Profil eines Zentrums ist das A und O, „Technologiezentren können nicht willkürlich versetzt Die Rahmenbedingungen für Gründer verschlechtern sich seit Jahren. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland lediglich im Mittelfeld.

werden“, so Friedrichsdorf. Sie sollten Alleinstellungsmerkmale am Standort aufweisen können. Die Dynamik der Zentrengründungen hat ein gewisses Plateau erreicht, ein clearing-Prozess hat eingesetzt, der die Spreu vom Weizen trennt. Aber auch die rückläufige Gründeraktivität macht den Zentren phasenweise zu schaffen. Die Rahmenbedingungen für Gründer in Deutschland verschlechtern sich trotz der Innovationszentren Jahr für Jahr zusehends. Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) fördert teilweise erstaunliche Ergebnisse hinsichtlich der Rahmenbedingungen für Neugründungen in Deutschland zutage. Neben der bekannten und oft diskutierten mangelnden schulischen und auch außerschulischen gründungsbezogenen Ausbildung und dem überfrachteten Bereich der Regulierung und Steuerregelung sowie dem Wissens- und Technologietransfer fällt auch das schlechte Abschneiden hinsichtlich der gesellschaftlichen Werte und Normen auf (GEM National Report Ger-

many 2006). Der landesweiten Gründungskultur wird ein schlechtes Zeugnis ausgestellt: „Vor allem die Bereitschaft zur Übernahme eines unternehmerischen Risikos sei […] im internationalen Vergleich unterentwickelt. Ebenso wenig stünden Werte wie Selbstständigkeit, Autonomie oder Eigeninitiative besonders hoch im Kurs und auch die Förderung von Kreativität und Innovativität gereicht der (noch) drittgrößten Volkswirtschaft der Welt nach Ansicht der Experten nicht zur Ehre.“ „Motivation“ nennt Rolf Friedrichsdorf von Phoenix dieses Problemfeld. Gerne werden die Zentren deshalb von dem Monitoring generell als positiver Standortfaktor herausgestellt und in der öffentlichen Förderinfrastruktur schnitt Deutschland im Länderranking außerordentlich gut ab. Positive Punkte außerdem: die physische Infrastruktur, der Schutz des geistigen Eigentums und unternehmensbezogenen Dienstleistungen. Im formalen Bereich werden erste Schritte unternommen, Barrieren abzubauen oder zumindest übersichtlicher zu gestalten. Grundlegende Reformen im Steuer- und Arbeitsrecht wären freilich sinnvoller und effektiver. Auch die zunehmende internationale Vernetzung stellt eine Herausforderung für die Zukunft dar. Formale Hürden und Regulierungsprobleme gibt es auch in anderen Ländern, sie werden dort aber teilweise besser gebündelt und somit der Weg für Gründer wesentlich vereinfacht. Einrichtungen wie das BIC sind auf dem Weg dorthin. Neben den harten formalen Fakten lebt ein Gründerzentrum naturgemäß auch von sekundären, sogenannten „weichen“ Faktoren. „Atmosphäre“ ist so ein Schlagwort für einen unkomplizierten Informationsaustausch, möglicherweise nach Feierabend, möglicherweise bei einem Glas Bier. Neben dem Profil des Zentrums kommt es dabei auch auf die Kompetenz der Coaches an. Möglichst allseitig vernetzt und immer up to date, von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bis hin zu Informationen über regionale Verbände – ein Netzwerker und Kommunikator par excellence ist hier gefragt. Einer wie Ernest Freyers von der BIC Leipzig GmbH. Die Gründerzentren in Leipzig beweisen, dass im Zuge einer zumindest phasenweise dynamischen und möglicherweise auch ein wenig risikofreudigen Politik, gerade was die Anschubfinanzierung und die Zurverfügungstellung von Infrastruktur betrifft, erfolgreiche Vorbildmodelle geschaffen werden können. Die Perspektiven in der Karl-Heine-Str. 99 sind gut. Das BIC ist im „Kooperations-Wettbewerb“ der Gründerzentren gut aufgestellt. Und mal ganz ehrlich: Wer hat schon Vergangenheit und Zukunft so eng und heterogen verortet vor der Haustür wie die Karl-Heine-Strasse in Leipzig?

Infos unter: www.bic-leipzig.de; www.igz-fuegetechnik.de; www.startothek. de; www.univations.de; www.existenzgruender.de und www.adt-online.de.


Raum für Investitionen Ein deutscher Weltkonzern, eine Schweizer Firmengruppe und ein junges Biotechnologieunternehmen expandieren in Halle (Saale). Die Wirtschaft wächst in der Händelstadt mit ihrem Technologiepark weinberg campus. Drei Beispiele.

Text: Dr. Markus Folgner Fotografie: Fechner & Tom (Luftbild Technologiepark weinberg campus); Ö-Konzept; Scil Proteins

Es sind Unternehmen mit ganz eigenen Geschäftsfeldern: die KSB AG, die Zur Rose AG und die jungen halleschen Existenzgründungen die Scil Proteins-Unternehmen. Sie haben Erfolg in Halle (Saale). Drei Beispiele für das Wachstum der halleschen Wirtschaft im Maschinenbau, in der Pharmalogistik und der roten Biotechnologie. Die KSB AG mit Sitz in Frankenthal investiert in Halle rund 18 Millionen Euro. Der international agierende Konzern betreibt und entwickelt hier sein Kompetenzzentrum für Wasser- und Abwasserpumpen. Etwa 450 Mitarbeiter sind dort beschäftigt; die Tendenz ist steigend. Eine neue moderne Montagehalle mit eigenem Prüffeld für große und leistungsstarke Wasserpumpen wird noch in diesem Jahr gebaut. Mit der Investition entstehen über 60 neue Arbeitsplätze. Die Bauleistungen und Energieversorgung übernehmen potente regionale Fachunternehmen. Bereits in den Jahren zuvor flossen 45 Millionen Euro aus dem Konzern in den mitteldeutschen Standort. KSB übernahm hier 1991 die traditionsreichen Pumpenwerke Halle. Seit 1996 liegt das durchschnittliche jährliche Wachstum konstant über sechs Prozent. Geliefert wird in die ganze Welt. Der Dubai-Tower ist ein aktuelles Referenzprojekt für die mitteldeutsche KSB-Technik. Er gilt mit 819 Metern als zur Zeit höchstes Gebäude der Welt. 69 Hochleistungspumpen aus Halle kühlen dort in der arabischen Sonne die Luft, umgeben von Stahl, Glas und Beton. Die Kontakte des Konzerns zur Wirtschaft in Dubai sind glänzend, und die Qualität der KSB-Technik aus Halle ist exzellent. Gute Voraussetzungen für eine nachhaltige Auftragslage. Die Zur Rose AG aus der Schweiz investierte schon 2004 rund 10 Millionen Euro im halleschen Riebeckviertel. Dort wurde ein 3.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum der deutschen Tochter Zur Rose Pharma GmbH errichtet, mit etwa 8.000 Lagerplätzen. Gebaut wurde auf einer komfortablen Fläche von 13.500 Quadratmetern. Ausreichend Platz für künftige Erweiterungen. Das Unternehmen

arbeitet als Dienstleister der Zur Rose Versandapotheke am gleichen Standort. Dabei übernimmt die Zur Rose Pharma GmbH die Logistik, den Einkauf, das Marketing und den Vertrieb. Etwa 1.000 Aufträge pro Stunde werden bewältigt. Bis zu 10.000 Pakete pro Tag können versendet werden. Über eine Million Kunden in ganz Deutschland werden derzeit schnell und zuverlässig von der Zur Rose Gruppe mit apothekenpflichtigen Arzneimitteln versorgt. Rund 100 qualifizierte Mitarbeiter sorgen für den akkuraten, reibungslosen Ablauf. Ein Wachstumsmarkt. Es geht schnell in Halle. Die Verkehrsinfrastruktur stimmt. Der Service örtlicher Behörden wird von den Schweizern KSB, Zur Rose, Scil Proteins investieren in Halle: drei repräsentative Beispiele für das erfolgreiche Wachstum der halleschen Wirtschaft.

ausdrücklich gelobt. Und die Investoren aus der Alpenrepublik sind von der Stadt fasziniert. Kultur, Geschichte, Natur, Innovationen – Halle überrascht. Zur Rose wurde 1993 als Ärztegrossist gegründet. Die Gruppe ist mit der Tochtergesellschaft Helvepharm im Generikageschäft vertreten, gehört heute zu den bedeutendsten Anbietern der Schweiz und wächst international, besonders mit dem Versand von Medikamenten, der seit 2001 zum Portfolio zählt. Auf diesem Wachstumsmarkt hat sich die Zur Rose Gruppe in Europa eine führende Stellung erarbeitet; vorrangig in der Schweiz und in Deutschland. In Halle hat sich die Apotheke Zur Rose in der Thüringer Straße auch innerhalb der Stadt zum Anziehungspunkt entwickelt: „Sie ist bekannt für ihre günstige Lage und die tollen Preise und hat daher einen großen und treuen Kundenstamm“, freut sich die Geschäftsleitung. Im April 2008 eröffnete die Scil Proteins Production GmbH in Halle eine neue Produktionsanlage für pharmazeutische Proteinwirkstoffe. Mit einer Fermentationskapazität bis zu 1.000 Liter netto pro-


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Wachsende Unternehmen Hochqualifiziertes Personal und optimale Bedingungen in Halle ermöglichen Unternehmen wie KSB, Zur Rose und Scil Proteins (v.l.) exzellente und innovative Leistungen.

duziert sie Proteine für klinische Tests und den kommerziellen Markt. Über 25 neue Arbeitsplätze entstanden. Das Unternehmen, 2005 gegründet, arbeitet eng mit der Schwester Scil Proteins GmbH zusammen. Die startete 1999 und beschäftigt inzwischen fast 50 Mitarbeiter. Scil Proteins erforscht und entwickelt die innovativen Wirkstoffe, die dann von Scil Proteins Production hergestellt werden. Insgesamt haben die Scil-Schwestern 20 Millionen Euro in Halle investiert. Beide firmieren im Technologiepark weinberg campus, dem zweitgrößten Technologiepark in Ostdeutschland. Das Areal ist das Innovationszentrum der Saalestadt. Hier konzentrieren sich die naturwissenschaftlich-technische Forschung der Universität, renommierte Forschungsgesellschaften, moderne Unternehmen. Hier etablierte Netzwerke sind lokal, Es geht schnell in Halle. Die Verkehrsinfrastruktur stimmt.

national und international ausgerichtet. „Wir profitieren von dieser Infrastruktur“, bekennt Dr. Ole Fütterer. Er verantwortet den Bereich Geschäftsentwicklung beider Firmen. „Unser schnell erforderliches Wachstum wäre ohne qualifiziertes Personal für die besonderen Arbeitsprozesse gar nicht denkbar. Hier hift uns sehr die Nähe zur Universität.“ Mit der

neuen Produktionsanlage schafft Scil Proteins den Aufstieg zu den führenden Produzenten für Arzneimittelwirkstoffe biologischer Herkunft. Wie etabliert die Hallenser bereits in der sensiblen Pharmabranche sind, zeigt ein Großauftrag der Schweizer Pharmafirma Roche. Bald werden im Technologiepark weinberg campus Arzneimittelwirkstoffe produziert, die dann der Generikahändler Actavis vermarktet. Zuvor muss die europäische Arzneimittelzulassungsbehörde die hallesche Anlage prüfen und zur Produktion freigeben. Im Gegensatz zu den meisten Produktionsanlagen weltweit eignet sich die erste Anlage dieser Art in Sachsen-Anhalt durch die Verwendung besonderen Stahls auch für den Einsatz aggressiver Hochsalzlösungen. Die werden bei der Rückfaltung von Proteinen aus sogenannten Inclusion Bodies benötigt. „Der Vertrag mit Roche unterstreicht unsere Expertise bei der Herstellung hochkomplexer Proteine“, berichtet Ulrike Fiedler. Die promovierte Chemikerin ist Geschäftsführerin beider Unternehmen. „Wir haben beträchtliche Investitionen für die Errichtung der modernen Anlage getätigt. Zusätzlich konnten Fördermittel vom Land Sachsen-Anhalt genutzt werden. Wir freuen uns sehr, dass sich die staatlichen Investitionen der letzten Jahre in die mitteldeutsche

Biotechnologie gelohnt haben.“ Nach der förderintensiven Forschung erreichen solche Wirkstoffentwicklungen jetzt eine Phase, in der sie die klinische Erprobung am Menschen bestehen müssen. Erst danach und bei Erfolg gelangen sie als Medikament zum Patienten. Es sind die letzten Schritte in der pharmazeutischen Wertschöpfungskette. Die Zeit scheint günstig für Ansiedlungen und Neugründungen weiterer Pharmabzw. Biotechnologieunternehmen. Noch fehlen Medikamente gegen Erkrankungen, Im Technologiepark weinberg campus konzentriert sich die Forschungselite.

die schlecht oder gar nicht behandelt werden können, darunter Krebs, Diabetes oder Alzheimer. Für derart ausgerichtete Firmen gibt es noch Platz in Halle. Zum Beispiel im Technologiepark weinberg campus. Gleich neben schon erfolgreichen Pharmaforschern wie der Probiodrug AG, einem innovativen Patententwickler, oder der Icon Genetics AG, einer Bayer-Tochter, die kürzlich eine Pilotanlage zur Herstellung therapeutischer Proteine aus Tabakpflanzen in Betrieb nahm.

Infos unter www.wifoe.halle.de, www.ksb.com, www.zurrose.de und www.scilproteins.com.


Dem Investor auf der Spur Kommunen und Kreise versuchen, mit gezielten Förderaktivitäten die eigene Wirtschaft zu stärken. Dazu wollen die Wirtschaftsförderer bei einigen Themen zukünftig grenzenübergreifend zusammenarbeiten.

Text: Katharina Kunath Fotografie: Dirk Houben - Fotolia.com

Manchmal dauert es etwas länger. Am 3. Juli 2008 verkündete die Stadt Halle, dass der Solarmodulhersteller intico solar AG aus Wien, 585 Millionen Euro im Industriegebiet Halle-Saalekreis an der A14 investieren wird. Dieses Gebiet wurde bereits 2001 im Zuge des BMWStandortauswahlverfahrens entwickelt. Nachdem BMW sich damals für Leipzig entschied, wurde das Gelände weiter für industrielle Großprojekte reserviert. „Unsere Strategie, das Gebiet zu entwickeln und ausschließlich für Großprojekte vorzuhalten, war der richtige Weg und ist jetzt von Erfolg gekrönt. Uns ist damit der Einstieg in eine Branche gelungen, die den Wirtschaftsstandort Halle als Hochtechnologie- und Produktionsstandort für die Zukunft hervorragend positioniert“, so Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados. Das Beispiel von intico solar zeigt, welchen Stellenwert eine professionelle Wirtschaftsförderung für die Region hat und dass es dabei mitunter eines langen Atems bedarf. Denn einen entscheidenden Anteil an dieser Ansiedlung hat die Wirtschaftsförderung Halle (Saale), welche über zehn Monate eng mit intico solar an der Realisierung dieses Vorhabens arbeitete und dieses Projekt bis zum Abschluss und darüber hinaus betreuen wird. Besonders ostdeutsche Städte standen zu Beginn der 1990er Jahre vor großen Herausforderungen. Die mit großen Einschnitten verbundene Transformation von einer Planwirtschaft in die Marktwirtschaft, das Abwandern qualifizierter Arbeitskräfte sowie unzureichende Infrastrukturen machten eine gezielte Wirtschaftsförderung notwendig und boten gleichzeitig die Chance zum strukturgestaltendem Handeln. Im REGJO Gebiet wird sie über die zwei Landesgesellschaften von Sachsen und SachsenDie Wirtschaftsförderer fungieren als Schnittstelle zwischen wirtschaftlichen und kommunalen Interessen.

Anhalt sowie zwölf Landkreis- und zehn Kommunalwirtschaftsförderungen abgedeckt. Diese agieren entweder als Tochterunternehmen der Kreise und Kommunen oder sind direkt in der Stadtverwaltung verankert. In Leipzig und Halle sind sie dem Dezernat für Wirtschaft und Arbeit angegliedert, das dem Oberbürgermeister untersteht. Durch die Nähe zu anderen Ämtern und wichtigen Gremien können sie sich aktiv in Entscheidungsprozesse zur Wirtschaftspolitik einbringen. Dabei fungiert die Wirtschaftsförderung gewissermaßen als „Schnittstelle“ zwischen wirtschaftlichen und kommunalen Interessen. Ziel ist es, bestehende Arbeitsplätze zu sichern, neue zu schaffen sowie die Finanzkraft der Kommune zu stärken. Die Handlungsfelder erstrecken sich über die Akquisition neuer Unternehmen, die Bestandspflege der regionalen Wirtschaft, die Förderung von Existenzgründungen und das Standortmarketing. In der Wirtschaftsförderung Halle arbeiten daran 24 Mitarbeiter, die jeweils auf bestimmte Wirtschaftszweige spezialisiert sind. Dabei konzentrieren sie sich auf ausgewählte Branchen, denen ein gro-


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ßes Zukunftspotenzial zugesprochen wird: Technologie und Innovation; Industrie und Handwerk; Logistik; IT und Medien; Dienstleistung/Handel/Immobilien. Den gleichen Ansatz mit einem etwas anderen Fokus verfolgt auch Leipzig mit seiner Konzentration auf die fünf Cluster Life Sciences, Energie und Umwelttechnik, Automotive, Querschnittstechnologien und Dienstleistungen sowie Medien- und Kommunikationstechnik. Ein weiterer, zentraler Arbeitsschwerpunkt der Wirtschaftsförderung ist die Betreuung ortsansässiger Unternehmen. Dazu zählen die Beratung zu Beschäftigungsund Qualifizierungsfragen, Betriebserweiterungen und -verlagerungen sowie innovative Arbeitsmarktprojekte. Über gemeinsame Messeauftritte und die im Jahresturnus stattfindenden kleinen Branchentreffen haben die Unternehmen die Möglichkeit, sich zu präsentieren und über mögliche KooperaNicht nur die Akquise neuer Investoren, auch die Bestandspflege gehört zu ihren Aufgaben.

tionen auszutauschen. Im Bereich der Neuansiedlungen informieren die Wirtschaftsförderer über die Möglichkeiten am Standort, beraten die Unternehmen entsprechend ihrer Bedürfnisse und vermitteln Kooperationspartner, Bauland und Immobilien. Darüberhinaus hilft die Wirtschaftsförderung bei der Recherche nach geeigneten Finanzierungsund Fördermitteln. Im Fall von intico solar erhielt das Unternehmen EU-Fördergelder in Höhe von 73 Millionen Euro. Bevor es soweit ist, müssen potenzielle Investoren den Standort und seine Vorzüge erst einmal wahrnehmen. Dabei stehen bei der Standortvermarktung längst nicht nur harte Standortfaktoren im Mittelpunkt. „Deshalb gehört es zu den Aufgaben der Wirtschaftsförderer, das Image der Standorte durch Information zu prägen und den Blick der Zielgruppe entsprechend zu führen.“ sagt Dr. Heinz Friedrich Franke, Leiter der Wirtschaftsförderung Halle.

In der aktuellen Diskussion über kommunale Wirtschaftsförderung wird immer stärker gefordert, die Standorte nicht mehr isoliert, sondern als Teilausschnitte einer Region zu betrachten und zu regionalen Vermarktungsstrategien überzugehen. Dr. Thomas Hofmann, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig sieht hier Nachholbedarf. „Seit Jahren wird darüber diskutiert, dass Leipzig und das Leipziger Land sich als als einheitliche Region vermarkten sollten. Die Zusammenarbeit ist aber bislang nicht optimal, da kann man viel mehr machen.“ Dr. Rolf Müller-Syring, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Leipziger Land (WILL GmbH) betont hingegen die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig. Diese zeige sich in gemeinsamen Projekten und der regelmäßigen Teilnahme Müller-Syrings an Sitzungen des Wirtschaftsbürgermeisters von Leipzig. So sei es mit dem Flughafen Leipzig/Halle und dem benachbarten Güterverkehrszentrum gelungen, über Städte- und Ländergrenzen hinweg eines der weltweit bedeutendsten Logistikzentren zu etablieren und zu vermarkten. Trotz der positiven Einschätzung sieht auch Müller-Syring Möglichkeiten, die Zusammenarbeit zu intensivieren. „Durch die neue Kreisgebietsreform rückt das Umland näher an Leipzig heran. Das bringt ganz klar auch Chancen für weitere Gemeinschaftsprojekte“, so Müller-Syring. Eines könnte das neue „Netzwerk Logistik Leipzig-Halle e.V.“ werden, dem auch Leipzig mit seinem Amt für Wirtschaftsförderung beitreten will. „Wir werden eigene Aktivitäten in die Netzwerkarbeit einbringen und wollen so auch die Zusammenarbeit der umliegenden Landkreise sowie der Städte Schkeuditz, Halle und Leipzig weiter optimieren“, erklärt Leipzigs Wirtschaftsbürgermeister Uwe Albrecht.

Eine Übersicht über die Wirtschaftsförderer der Region finden Sie auf unserer Karte (Seite 44-45).


Wirtschaftsförderer in Mitteldeutschland

Wirtschaftsförderung Stadt Aschersleben Amtsleiter Matthias May Markt 1, 06449 Aschersleben Tel.: 034 73/95 89 80, Fax: 034 73/95 89 20 wirtschaft@aschersleben.de www.aschersleben.de Elbe

Niedersachsen

Brandenburg

Sachsen-Anhalt n-A Magdeburg

Wirtschaftsförderung Lutherstadt Eisleben Eckart Harrmann Markt 1, 06295 Lutherstadt Eisleben Tel.: 034 75/65 55 00, Fax: 034 75/65 55 02 wirtschaftsfoerderung@lutherstadt-eisleben.de www.lutherstadt-eisleben.de

Zerbst Wittenberg

Salzland Bode

Aschersleben

DessauRoßlau

Bernburg

Wittenberg

Köthen

AnhaltBitterfeld Saale

Lutherstadt Eisleben

Mansfeld-Südharz

Bitterfeld-Wolfen

Torgau

Halle

Sangerhausen

Nordsachsen

Saalekreis Mulde

Merseburg

Burgenlandkreis – Wirtschaftsamt und WFG Schönburgerstr. 41 06618 Naumburg Tel.: 034 45/73 13 08, Fax.: 034 41/28 02 99 www.burgenlandkreis.de

Thü gen Thüringen

Leipzig Burgenland

Unstrut

Naumburg Zeitz

Erfurt

Landkreis Leipzig Borna

Altenburg Jena

Altenburger Land

Freiberg

Mittelsachsen

Zwickau Zwickau Werdau

Stadt Jena – Wirtschaftsförderung Sigrid Mettig Löbdergraben 12; 07743 Jena Tel.: 036 41/49 50 20 ; Fax: 036 41/49 11 50 20 wifoe@jena.de www.jena.de

Bayern

© AB-Creativ GbR, 2008

Saale

Sachsen


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Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH Die landeseigene Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) baut Brücken: Für Investoren auf ihrem Weg nach Sachsen und für sächsische Unternehmen auf ihrem Weg in die Welt. Wir bieten stets aktuelle Angaben zu Wirtschaftsdaten, unternehmensbezogene Standortangebote, Kontakte zu regionalen Entscheidern, Zugang zu Branchennetzwerken sowie Hilfestellung bei der Erschließung neuer Märkte und der Anbahnung von Kooperationen.

Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld mbH Andresenstraße 1a, 06766 Bitterfeld-Wolfen, OT Wolfen Tel.: 034 94/63 83 66, Fax: 034 94/63 83 58 info@ewg-anhalt-bitterfeld.de Niederlassung in Zerbst

Amt für Wirtschaftsförderung Halle Marktplatz 1, 06108 Halle (Saale) Tel.: 03 45/221 47 60, Fax.: 03 45/221 47 76 www.wifoe.halle.de

Stadt Leipzig Stadt Leipzig – Wirtschaftsförderung Dr. Michael Schimansky Martin-Luther-Ring 4-6, 04109 Leipzig Tel.: 03 41/123 58 10, Fax: 03 41/123 58 25 wirtschaft@leipzig.de www.leipzig.de

Wirtschaftsförderung Stadt Merseburg Hans-Dieter Weber Lauchstädter Str.10, 06217 Merseburg Tel.: 034 61/44 53 07, Fax: 034 61/44 52 98 wirtschaftsfoerderung@stv-merseburg.de www.merseburg.de

Elbe

Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) Bertolt-Brecht-Allee 22 01309 Dresden Tel.: 03 51/213 80 Fax: 03 51/213 83 99 info@wfs.saxony.de www.wfs.sachsen.de

IMG Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbh Die IMG Investitions- und Marketinggesellschaft SachsenAnhalt mbH ist die Ansiedlungs- und Marketingagentur des Landes. Unsere Mitarbeiter bieten alle Leistungen rund um die Ansiedlung von Unternehmen. Von der Standortsuche über die Investitionsberatung bis zum Behörden- und Projektmanagement. Außerdem vermarkten wir das Land nach außen und entwickeln touristische Konzepte. Überzeugen Sie sich selbst: Wir stehen früher auf! IMG Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH Kantstraße 4 039104 Magdeburg Tel.: 03 91/56 89 90 Fax: 03 91/568 99 50 welcome@img-sachsen-anhalt.de

Dresden

Wirtschaftsförderung Stadt Zeitz Rainhilde Beret Altmarkt 1, 06712 Zeitz Tel.: 034 41/832 82, Fax: 034 41/833 35 wirtschaftsfoerderung@zeitz.de www.zeitz.de

Mitteldeutschland Verbreitungsgebiet REGJO Grenze Landkreise Landeshauptstädte Kreisstädte Sitz der Wirtschaftsförderer

Stadtverwaltung Werdau Wirtschaftsförderung Dipl. Ing. (FH) Kurt Groß Markt 10-18, 08412 Werdau Tel.: 03761/594-328, Fax: 03761/ 594-267 wirtschaft-sv@werdau.de www.werdau.de

Weitere Wirtschaftsförderämter: Amt für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Dessau-Roßlau; Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH des Landkreises Wittenberg; Amt für Wirtschaftsförderung Landkreis Saalekreis; Wirtschaftsförderung Nordsachsen, Wirtschaftsförderung Landkreis Leipzig; Wirtschaftsförderung Mittelsachsen; Referat für Wirtschaftsförderung Stadt Altenburg



Das Regional-Journal für den Wirtschaftsraum Leipzig/Halle (Saale) Altenburg Bitterfeld Borna Dessau-Roßlau Jena Köthen Merseburg Naumburg Torgau Weißenfels Wittenberg

Inhalt 48 Es werde Licht: Moderne Beleuchtungssysteme für die „gute Stube”: der Auerbachs Keller in der Leipziger Mädlerpassage erstrahlt in neuem Glanz.

50 Überall ein Stückchen Raffinerie: Im Zuge ihrer TÜV-Inspektion hat die TOTALRaffinerie kräftig in die Zukunft investiert.

52 Outsourcing: Die Kosten im Griff. Im Jahr 2008 feiert die ICS adminservice GmbH unter dem Motto „Zukunft.Gemeinsam!“ ihr 15-jähriges Jubiläum.

49 Feinschmecker: Der Leipziger Sternekoch Peter Maria Schnurr vom Restaurant FALCO macht mit seinem neuen Kochbuch Lust auf kreative Küche.

51 Neue Bank: Die Sachsen Bank will sich zukünftig als Partner des regionalen Mittelstandes und Kompetenzzentrum für Osteuropa profilieren.

53 Nichts zu meckern: Die Verordnung 510/2006 der Europäischen Union und die deutsche Käseverordnung schützen den Altenburger Ziegenkäse.

49 Helferlein: Das Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Aschersleben steht Unternehmen bei allen wichtigen Fragen beratend zur Seite.

51 Schiff ahoi: Zum Sachsen-Anhalt-Tag in Merseburg wurde der Nachbau einer historischen Galere vorgestellt, die zur touristischen Attraktion werden soll.

54 Sparpotenzial: Die Stadtwerke Leipzig verhelfen Geschäftskunden mit ihren „endico“-Dienstleistungen zu deutlichen Einsparungen.


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magazin

RegJo LEIPZIG/HALLE

F r e ilichtinsz e ni e r un g

Gast r o n o mi e

Flieg Gedanke

Es werde Licht!

Das Schlosshotel Schkopau präsentiert am 19. August Verdis Oper „Nabucco“.

Moderne Beleuchtungsanlage für die „gute Stube“: Auerbachs Keller in der Leipziger Mädlerpassage erstrahlt in neuem Glanz.

586 v. Chr.: Babylons König Nebukadnezar II., kurz Nabucco, belagert mit seinen Truppen Jerusalem, als seine Tochter Fenema zur Geisel genommen wird. Zwar kann sie befreit werden, gerät aber schnell in erneute Gefahr: Ein intrigenreicher Streit um den Thron entflammt und lässt „Nabucco“, den großen Opernerfolg von Giuseppe Verdi, zu einem dramatischen Spiel um Macht, Liebe und Religion werden. Am 19. August wird das Schlosshotel Schkopau für dieses Bibel-Epos zur Freilichtbühne und präsentiert die Oper in einer beeindruckenden Naturkulisse. Die Schlesische Staatsoper Bytom zeigt mit fast 100 Mitwirkenden in italienischer Originalsprache ihr Können und unter der Stabführung von Tadeusz Serafin wird der Chor der Gefangenen erklingen, der nicht zuletzt die bekannte Hymne an die Freiheit „Va pensiero“ (Flieg Gedanke) darbietet. Passend zu „Nabucco” hält das Schlosshotel Schkopau ab 17 Uhr zudem ein italienisches Buffet „à la Verdi“ bereit, das für 25 Euro pro Person zur Stärkung vor der Oper einlädt. JS

„Wein ist ein vorzügliches Prophylaktikum gegen vielerlei Gebrechen, wenn man ihn denn richtig anwendet“, erklärte der Mediziner und Universitätsprofessor Heinrich Stromer von Auerbach, als er 1525 einen Weinausschank im Keller seines Hauses errichtete. Ob er wohl damals zu träumen wagte, dass eben dieser Jahrhunderte später unter dem Namen Auerbachs Keller als die berühmteste Traditionsgaststätte in Leipzig bekannt sein würde? Nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung dürfte sein Urenkel Johann Vetzer sein. Er ließ 100 Jahre nach der Eröffnung zwei Tafeln für das Kellergewölbe malen, die später Johann Wolfgang von Goethe zu einem Teil seines Hauptwerkes inspirierten: Sie zeigen den Fassritt des Faust und verhalfen der einstigen Studentenkneipe zu Weltruhm. Damit dieser Ruhm nicht verblasst, erstrahlt Auerbachs Keller seit dem 9. Mai in einem neuen Licht. Ein modernes Beleuchtungssystem setzt nun die historischen Räume in der Mädlerpassage besonders in Szene. „Wir haben etwa 60.000 Euro in das neue System investiert und es hat sich

Weitere Infos zur Buchung unter www.schlosshotel-schkopau.de oder 03461/7490.

gelohnt“, freut sich Geschäftsführer Bernhard Rothenberger. Die Gestaltung aus den 1960er Jahren, die mit weißem, kaltem Licht und Blendeffekten die Bilder farblos und fast unkenntlich wirken ließ, wurde durch den „Mercedes unter den Beleuchtungssystemen“ ersetzt, so Rothenberger. Decke, Säulen und Bilder werden jetzt indirekt angestrahlt, was den Keller wärmer und gemütlicher wirken lässt. So soll die „gute Stube“ für die Leipziger wieder attraktiver werden. „Man glaubt gar nicht, welcher Aufwand hinter einem solchen Projekt steht“, erklärt Rothenberger weiter. Bereits im vergangenen November war der Auftrag dafür erteilt worden. Da der Denkmalschutz jedoch erst sechs Monate später seine Einwilligung zu dem Projekt gab, verzögerte sich die Umsetzung. Gesteuert wird die Anlage über einen Computer, der für verschiedene Anlässe im Haus das passende Licht bietet. Das ist vor allem vorteilhaft für das jährlich zweimal stattfindende „Theater im Gewölbe“ und die „Rockoper Faust“, die im kommenden Januar in Auerbachs Keller stattfinden wird. JS

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.auerbachs-keller-leipzig.de.


regjo LEIPZIG/HALLE

t o u r ismus

Helferlein

Gewassert

Mehr als nur Standortmarketing: das Amt für Wirtschaftsförderung Aschersleben.

Freizeiterlebnis Galeere wurde zum Sachsen-Anhalt-Tag vorgestellt.

„Wir sehen unsere Aufgaben vor allem in der Zusammenarbeit mit den hier ansässigen Unternehmen“, erklärt Thorsten Ducke vom Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Aschersleben. Hierbei stehen er und seine Kollegen den Firmen aus der Stadt im Salzlandkreis besonders bei der Erstellung und Begleitung von Fördermittelanträgen beratend zur Seite. „Außerdem unterstützen wir die Unternehmen bei Genehmigungsverfahren durch alle Ämter und Behörden“, so Ducke weiter. Auch die Organisation von arbeitsplatzbezogenen Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen gehört zum Aufgabengebiet des Amtes, denn schließlich will man den ansässigen Firmen qualifizierte Arbeitnehmer bieten können. Ducke: „Das realisieren wir in Zusammenarbeit mit den Bildungsträgern der Stadt.“ Zudem bietet das Amt Beratung bei der Auswahl von Angeboten für Erdgas, Strom, Wasser und Abwasser, verhandelt vorteilhafte Grundstückspreise und beantwortet Fragen rund um Wohnen, Bildung, Freizeit und Kultur in Aschersleben JS

Wie sich ein Landrat tüchtig in die Riemen legt, und zwar im Wortsinne, war Mitte Juni beim Sachsen-Anhalt-Tag in Merseburg zu erleben. Frank Bannert, Landrat des Saalekreises, hatte die Schirmherrschaft über den Nachbau einer historischen Galeere übernommen, die auf dem Gotthardsteich der Kreisstadt ihre Jungfernfahrt unternahm. Gebaut wurde sie von der Merseburger Tischlerei Oliver Bach zusammen mit dem halleschen Holzgestalter Raik Dornis. Das Boot aus Kiefernholz misst 9 Meter in der Länge, 2,4 Meter in der Breite, der Mast ist 6 Meter hoch und der Tiefgang beträgt 0,6 Meter. Mit 1.200 kg ist sie noch eine schlanke Dame, die auf den Namen „Cecilie“ getauft wurde, nach der berühmten Grube im Geiseltal, die inzwischen von den Wassern des Geiseltalsees geflutet wurde. Für den Geiseltalsee sind dann auch zwei drei Mal so große Galeeren bestimmt, die gewiss zur touristischen Attraktion werden. Ihr Vorbild wurde 1691 auf der Havelberger Werft gebaut und diente Kurfürst Friedrich III. zur Repräsentation auf Spree und Havel. SiG

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.aschersleben.de.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.geiseltalsee.com.

Ganz oben, im 27. Stock des Hotels The Westin Leipzig, ist das Reich von Peter Maria Schnurr, einem der begnadetsten und kreativsten Köpfe der gegenwärtigen Gourmetküchen-Szene. Vom Magazin „Der Feinschmecker“ 2007 zum Restaurant des Jahres gekürt, ist das FALCO unter seiner Leitung in nur zwei Jahren zum kulinarischen Aushängeschild Mitteldeutschlands avanciert. Alchemie nennen es die einen, Zauberei die anderen – Leidenschaft, Neugier, unstillbaren Drang nach immer neuen Herausforderungen, Gradlinigkeit, Disziplin und eine Spielernatur an einem Hauch von Provokation benennt der Chef selbst als Zutaten für seinen Erfolg in seinem jüngst erschienenen Kochbuch. Ein Charakterkopf mit Kochprofil. Anschaulich beschreibt der Autor Ingo Swoboda den Weg des Patrons vom Fast-Banker bis zum Sternekoch, der ihn 2005 nach langen Jahren des Suchens und Lernens an die Pleiße und hier in sein erstes eigenes Restaurant führte, dessen Möglichkeiten und Ambiente im Zeichen des Falken ihn zu immer neuen Kreationen inspiriert. Einige von ihnen hat Schnurr nun preisgegeben. Illustriert von dem Fotografen Bernd Grundmann, der die Künste des Cuisiniers leicht, dezent und mit dem Blick fürs Wesentliche in Szene zu setzen weiß, trifft das Buch nicht nur bei ausgewiesenen Freunden der GourmetKüche schon beim Durchblättern den Geschmacksnerv. „Annika Maria“, Blauflossen-Thun, Essenz von eingemachten Steinpilzen, Noir de Bigorre-Schwein, Corrèze-Kalb und Petit Fours - ein Fest für alle Sinne. Peter Maria Schnurr, Bibliothek der Köche, Süddeutsche Zeitung Edition, ISBN 978-3-86615-563-3.

Bildnachweis: Veranstaltungsbüro Paulis; Rothenberger Betriebs GmbH - Auerbachs Keller; Stadt Aschersleben; Axel Berger; Dietmar Fischer

wi r tschaftsfö r d e r un g

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verlagssonderveröffentlichung

RegJo LEIPZIG/HALLE

G e w e r b e fl ä ch e

C h e mi e

Punktlandung

Überall ein Stückchen Raffinerie

Mit dem Flugzeug vor dem eigenen Werktor in Dessau-Roßlau starten und landen.

Steigende Ölpreise stellen auch Mineralölkonzerne vor neue Herausforderungen. Im Zuge ihrer TÜV-Inspektion hat die TOTAL Raffinerie kräftig in die Zukunft investiert.

Die Stadt Dessau-Roßlau wird seit Jahrzehnten mit der Fliegerei in Verbindung gebracht. Der Professor und Erfinder Hugo Junkers baute hier das erste Ganzmetallflugzeug der Welt, die J1, und auch das erste Ganzmetallkabinenflugzeug F3 sowie die legendäre JU52 sind hier entstanden. Er war es auch, der den Flugplatz in Dessau einst als Flugzeugforschungs- und Entwicklungsgelände errichtete. Heute trägt der Verkehrslandeplatz, mit allem technischen Know-how ausgestattet und den Mittelpunkt eines neu entstandenen Industrie- und Gewerbegebietes bildend, seinen Namen. Von den preisgünstigen und voll erschlossenen Flächen des Hugo Junkers Flugplatzes aus sollen nun wieder Innovationen in die Welt getragen werden. Neu angesiedelte Unternehmen wie Saxon Junkalor, Cemag Anlagenbau und die Dessauer Schaltschrank und Gehäusetechnik machen es bereits vor. Noch stehen etwa 130 Hektar mit vorhandenem Baurecht und der Aussicht auf 50 Prozent Investitionsförderung zur Verfügung. JS

„Die Fackel ist unser Sicherheitsventil.“ Olaf Wagner, Sprecher der TOTAL Raffinerie Mitteldeutschland GmbH, deutet durch das große Fenster seines Büros auf eine 140 Meter hohe Stahlkonstruktion auf dem Gelände. „Da brennt Tag und Nacht eine Flamme.“ Dieses Fackelsystem dient der gefahrlosen Verbrennung von Gasen, die beispielsweise beim Anfahren der Raffinerie nach einer Generalinspektion anfallen. Ende Mai hielt man jedoch vergeblich Ausschau nach der Flamme. Denn die gesamte Raffinerie in Leuna stand wegen eines turnusmäßigen TÜV-Checks still. Mehr als 3.500 Arbeitskräfte von etwa 150 Firmen waren vor Ort und haben die Anlagen gereinigt, inspiziert und instandgesetzt. Auch der Kopf der Fackel wurde dabei erneuert (Foto). Es war die zweite Generalinspektion in der Geschichte der Raffinerie. Seit ihrer Inbetriebnahme 1997 hat sich viel getan am Mineralölmarkt. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) Rohöl zum Beispiel ist von etwa 20 Dollar im Jahr 1996 auf mittlerweile über 140 Dollar gestiegen. Mit Konsequenzen für die Raffinerien: „Die Verbraucher in Deutschland haben in den

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.dessau-rosslau.de.

vergangenen Wochen und Monaten kräftig auf die Bremse getreten. Allein im Mai ging der Absatz beim Benzin um rund acht und beim Diesel um rund drei Prozent zurück.“ Diese Entwicklung stellt auch TOTAL vor neue Herausforderungen. Im Zuge der Inspektion hat das Unternehmen daher 200 Millionen Euro für die Generalinspektion und Modernisierungsinvestitionen in die Hand genommen, unter anderem für die Destillation. „Wir haben damit dem Markttrend entsprechend unsere Produktion angepasst.“ Bis 2009 sollen weitere 120 Millionen Euro in den Bau einer neuen Entschwefelungsanlage fließen. Rund elf Millionen Tonnen Rohöl verarbeitet die Raffinerie im Jahr. „Jeder zehnte Liter, der in Deutschland getankt wird, kommt von uns.“ Doch nicht nur das. Die Raffinerie bildet auch den Kern des Chemiestandortes Leuna. TOTAL liefert beispielsweise Methanol an die Firma Hexion, die daraus unter anderem Leim herstellt, oder Rohbenzin zur Kunststoffproduktion an DOW. „So findet man am Ende ein Stückchen Raffinerie in vielen alltäglichen Produkten.“ NJ

Weitere Informationen zur TOTAL Raffinerie in Leuna finden Sie im Internet unter www.total.de.


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Neue Bank für Mitteldeutschland Die Landesbank Baden-Württemberg bündelt das Firmenkundengeschäft der Sachsen LB und große Teile des Kundengeschäfts der BW-Bank unter der neuen Marke Sachsen Bank.

Mit der neu entstandenen Sachsen Bank startet die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) seit dem 1. April im Unternehmenskunden- und gehobenen Privatkundengeschäft in Mitteldeutschland durch. Ähnlich wie die BW-Bank in Baden-Württemberg wird die Sachsen Bank mittelständische Unternehmen und gehobene private Anlagekunden in Sachsen und den angrenzenden Wirtschaftsräumen betreuen. Darüber hinaus wird Leipzig zum Kompetenzzentrum für den künftigen Marktauftritt der LBBW in Polen und Tschechien. „Der neue Name Sachsen Bank ist ein klares Bekenntnis zur Region. Die eigene Marke unterstreicht die Bedeutung des Geschäftsgebietes und macht unseren Kunden ganz deutlich: Wir bleiben fest in der Region verwurzelt“, erklärte Harald P. Pfab, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Sachsen LB und jetziger Chef der Sachsen Bank. Dr. Siegfried Jaschinski, Vorstandsvorsitzender der LBBW, ergänzt: „Der Wirtschaftsraum Mitteldeutschland bietet für unsere Bank gute Wachstumsperspektiven, die wir durch das erweiterte Produktspektrum im LBBW-

Netzwerk und die Bereitstellung zusätzlicher Vertriebskapazitäten nutzen werden.“ Durch die Bündelung der Geschäftsaktivitäten der Sachsen LB und der bisherigen BW-BankFilialen Dresden, Halle und Leipzig entstehe ein leistungsfähiger Finanzdienstleister, der auch einen wichtigen Beitrag für die Weiterentwicklung der regionalen Wirtschaft leiste. „Die Nähe zum Kunden bei umfassendem Produktangebot durch die LBBW-Gruppe ist für uns das Fundament einer erfolgreichen Zusammenarbeit“, betonte Jaschinski. Auch Harald P. Pfab zeigte sich hinsichtlich der Entwicklung des Standortes optimistisch: „Langfristig wird die neue Geschäftsausrichtung der Sachsen Bank dem Standort einen erheblichen Mehrwert bieten. Die größte Landesbank in Deutschland hat sich nachhaltig in Leipzig und Mitteldeutschland etabliert. Davon wird die Region mittelfristig profitieren – sei es von ihrer Rolle als Finanzierungspartner des Mittelstandes, vom Engagement im kulturellen und sozialen Bereich, das wir ganz klar weiterführen, oder aber von den Arbeitsplätzen, die wir schaffen werden.“ JS

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.sachsenbank.de.

Leben am Geiseltalsee in Mücheln Im Herzen Mitteldeutschlands zwischen dem Wirtschaftsraum Halle-Leipzig und der Weinregion Saale-Unstrut entsteht der zukünftig größte künstliche See Deutschlands, der Geiseltalsee. An diesem, direkt vor den Toren der Stadt Mücheln, liegt die MARINA MÜCHELN. Nach über zwei Jahren Bauzeit ist die Hafenanlage im Mai 2008 der Öffentlichkeit übergeben worden. Somit ist das erste größere Projekt am entstehenden Geiseltalsee fertig. Der Fertigstellung der Infrastruktur, der Hausanschlüsse für 140 Ferien- und Bootshäusern sowie des Hafenplatzes und dreier Gebäude zur Bewirtschaftung der Hafenanlage sollen gewerbliche Ansiedlungen folgen. Die Vermarktung von privaten beziehungsweise gewerblichen Flächen sowie die Reservierung von Wasser- und Landliegeplätzen erfolgt durch die Marina Mücheln GmbH, die mit dem Hafenkontor im Hafenturm ihre Büros bezogen hat. Bereits jetzt gibt die Touristeninformation Auskunft über den Stand der Entwicklung, Ausflugsziele und Veranstaltungen. Unter dem Dach des Piergebäudes kann man den Blick auf den See und einen Imbiss genießen. Schon vor dem Flutungsende 2010 gibt es in der Region, neben dem 41 Kilometer langen um den See führenden Radweg und dem Weinberg am Geiseltalsee, mit dem kulturhistorischen Umfeld der Himmelswege viele touristische Anziehungspunkte und Ausflugsziele wie das SaaleUnstrut-Gebiet, den Pilgerweg und die Straße der Romanik. Veranstaltungen an der MARINA MÜCHELN runden das Angebot ab. So gibt es monatlich einen Cocktailabend und eine Weinverkostung. Am 20. September 2008 laden der Geiseltalseewinzer Lars Reifert und das Team der MARINA MÜCHELN zum Federweißerfest ein. (Infos: www.marina-muecheln.de)

Bildnachweis: Stadt Dessau-Roßlau; TOTAL Deutschland GmbH; MARINA MÜCHELN

F inanzdi e nstl e ist e r


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verlagssonderveröffentlichung

RegJo LEIPZIG/HALLE

Mit Outsourcing die Kosten im Griff Im Jahr 2008 feiert die ICS adminservice GmbH ihr 15-jähriges Jubiläum – unter dem Motto „Zukunft. Gemeinsam!“ wird der Blick weiter nach vorn gerichtet.

Text: Ute Bachmann Fotografie: ICS adminservice GmbH

Für viele Unternehmen ist der Blick in die Zukunft mit einer Analyse der internen Geschäftsstrukturen und –prozesse verbunden. Resultat solcher Untersuchungen ist immer häufiger, dass die Produktionskosten zwar weitestgehend konstant geblieben sind, aber die Verwaltungskosten zunehmend aus dem Ruder laufen. Will ein Unternehmen konkurrenzfähig bleiben, darf die Kostenschere nicht weiter auseinander gehen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, bietet die ICS adminservice GmbH in Leuna seit 15 Jahren ihre Leistungen an. Über 40 Unternehmen aus den verschiedensten Branchen übertragen der ICS teilweise oder vollständig administrative Aufgaben, beispielsweise Buchhaltung, Kosten- und Leistungsrechnungen oder die Entgeltabrechnung. Das Angebot der ICS umfasst ein breites Spektrum an kaufmännischen Dienstleistungen und IT-Lösungen in den Bereichen Personal-, Finanz- und Rechnungswesen. Daneben können Unternehmen auch eine betriebswirtschaftliche Beratung verbunden mit der Optimierung von Geschäftsprozessen und Arbeitsabläufen von der ICS in Anspruch nehmen. Auftraggeber werden binnen kurzer Zeit die Vorteile eines solchen Outsourcings bemerken: Geschäftsziele können zügiger erreicht werden, Kosten lassen sich senken, Risiken minimieren. Dies sind notwendige Rahmenbedingungen für eine Konzentration auf das Kerngeschäft und der vollen Ausnutzung von Wertschöpfungspotenzialen. Die ICS adminservice GmbH wurde 1993 in Leuna gegründet und hat innerhalb von 15 Geschäftsjahren Regionalbüros in Berlin, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf und Duisburg aufgebaut. Seit 1999 ist die ICS eine hundertprozentige Tocher der GISA GmbH in Halle, eines der führenden IT-Unternehmen Mitteldeutschlands. Das Rechenzentrum der GISA, von dem auch die ICS-Kunden profitieren, zählt zu den leistungsfähigsten Deutschlands und ist zertifiziert für seine Durch die Entlastung von administrativen Aufgaben ist eine Konzentration auf das Kerngeschäft möglich.

Qualität. Unternehmen wie die InterContinental Hotels Group, die Bonner Zeitungsdruckerei und die DPD Systemlogistik GmbH & Co. KG sind von den Leistungen der ICS überzeugt. Mit umfangreichem Service, qualifizierten Mitarbeitern und einem durchgängig hohen Qualitätsniveau gelingt es der ICS, langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen. Jeder Auftraggeber erfährt eine individuelle Betreuung mit gleich bleibenden Ansprechpartnern. Dabei richten sich die Mitarbeiter der ICS nach den kundenspezifischen Bedürfnissen und stellen auf deren Grundlage ein passgenaues Servicepaket zusammen. Als Business Process Outsourcing-Dienstleister genießt die ICS einen ausgezeichneten Ruf und das uneingeschränkte Vertrauen ihrer Kundschaft. Die Sicherheitsstandards der ICS entsprechen den Richtlinien des Bundesdatenschutzgesetzes und werden regelmäßig

Leuna-Dialog 2008 Andreas Hiltermann, Geschäftsführer der InfraLeuna GmbH, Thomas Pleye, Staatssekretär im sachsen-anhaltische Wirtschaftsministerium (l.) und Frank Bannert, Landrat des Saalekreises (2.v.r.), am ICS-Messestand.

von internen und externen Sicherheitsbeauftragten überwacht. Für den Mittelstand, der das Hauptklientel der ICS darstellt, ist dies ein wesentlicher Faktor bei der Vergabe von Outsourcing-Aufträgen. Nach 15 Jahren erfolgreicher Firmengeschichte garantiert die ICS auch zukünftig ihre Leistungsfähigkeit, indem sie Nachwuchskräfte ausbildet und eng mit den Fachhochschulen und Universitäten der Region zusammenarbeitet. Regelmäßig werden Abschlussarbeiten betreut und jungen Akademikern mitunter ein Berufseinstieg ermöglicht. Dieses Engagement wurde im September 2007 mit dem „Fair Company“- Gütesiegel des Job- und Wirtschaftsmagazins „karriere“ honoriert. Mit effizienter Organisation und schneller Kommunikation, Zuverlässigkeit und Ertragsorientierung wird die ICS adminservice GmbH auch in Zukunft namhafte Kunden anziehen, ihnen administrative Aufgaben abnehmen und sie somit von zu hohen Verwaltungskosten entlasten.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.ics-adminservice.de.


RegJo LEIPZIG/HALLE verlagssonderveröffentlichung 53

Da gibt's nichts dran zu meckern Die Verordnung 510/2006 der Europäischen Union und die deutsche Käseverordnung werden streng ausgelegt und schützen eine Thüringer Spezialität, den Altenburger Ziegenkäse.

Text: Sigrid Gaulrapp Fotografie: Cordula Giese

mer Peter Jülich jun. verdient. Der Inhaber und Chef von „Rotkäppchen“, der Nr. 1 im deutschen Camembert-Markt, übernahm das in Insolvenz geratene, aber nie zum Stillstand gekommene Unternehmen Ende 1999. Er hat dessen Potenzial richtig erkannt und gewann den Mann für's Altenburger Land, der vor Ort die Erfolgsstory bewirkte: Claus Katzenberger (Foto links). Er sah, dass es bei der Modernisierung versäumt worden war, zu der modernen Ausstattung auch die fachliche Kompetenz ins Haus zu holen. Die noch verbliebenen 34 Mitarbeiter, die überwiegend in Handarbeit jährlich 600 Tonnen Weichkäse herstellten, wussten sehr wohl, wie Käse gemacht wird. Aber mit welchen Tricks sie ihn den stahlglänzenden, computergesteuerten Anlagen abringen konnten, das auch richtig zu tun, war neu für sie. Katzenberger brummte seinen Leuten nicht etwa teure, unpersönliche Qualifizierungsmaßnahmen auf, sondern setzte auf das individuelle Gespräch. Der Molkereimeister, von Haus aus gelernter Maschinenbauer, der mit zwanzig Jahren in die Molkereibranche wechselte, war dafür genau der richtige Mann, auch mit Feingefühl und Verständnis für fremde Lebenswege ausgestattet. Heute stellen 80 Mitarbeiter rund 4.500 Tonnen Weichkäse und seit Altenburger Ziegenkäse mit seinem mild duftenden Camembert-Edelschimmel ist Deutschlands beliebtester Ziegenkäse.

Einfach köstlich, dieser Grüne Altenburger! Ziegenkäse, mild und würzig zugleich. Eine Spezialität mit Tradition aus einem 1897 gegründeten Thüringer Betrieb. Dass wir ihn auch heute, nach dem umfassenden wirtschaftlichen Umbau, genießen können, verdanken wir vor allem drei Männern. Da wäre zuerst der 1996 verstorbene EU-Jurist Theo Nebe, Nachfahre der Alteigentümer, der die Reprivatisierung bewerkstelligte und die Chancen erkannte, die das 1992 neu entstehende EU-Recht zum „geschützten geographischen Ursprung“ eröffnete. In der Folge trat in Deutschland 1994 eine Änderung der Käseverordnung in Kraft, durch die der Altenburger Käse seinen absoluten Ursprungsschutz erhielt. Das bedeutete unter anderem einen Mindestgehalt an Ziegenmilch von 15 Prozent. Die Milch und das Futter der Tiere müssen aus der genau bezeichneten Region stammen. Als zweiter Retter machte sich der Dortmunder Unterneh-

zwei Jahren dazu noch 1.000 Tonnen Rotkäppchen Landrahm her. Denn Rotkäppchen Camembert in seiner Sortenvielfalt produzieren längst überwiegend die Altenburger. Claus Katzenberger ist stolz auf sein Team: Zu meckern gibt's da so gut wie nichts. Das gilt selbstverständlich auch für die zertifizierten Produkte. Neu darunter ist nun auch ein 100-prozentiger Ziegenkäse. Und die Rohstofflieferanten? „Da sie sich, entsprechend EU-Verordnung, ganz in unserer Nähe befinden, haben wir enge Kontakte zu den Ziegenhöfen. Wir haben mit ihnen gute Preise ausgehandelt, die dem gegenseitigen Vorteil dienen. Also auch da nichts zu meckern. Das überlassen wir unseren Vierbeinern.“ Für die bundesdeutschen Sparkassen ist Katzenberger ein seriöser Partner, der immerhin Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe verwaltet. Der Sparkasse vor Ort stellt auch er ein gutes Zeugnis aus: „Die machen einen guten Job als regionale Bank.“ Dem gebürtigen Franken gefällt's im Altenburger Land. Seine Freizeit verbringt er gerne beim nur wenige hundert Schritte entfernten Fußballplatz des SV Lumpzig, dessen Präsident er ist. Wenn der 45-jährige Molkerei-Experte Zwischenbilanz in seinem Leben zieht, sagt er mit zufriedenem Lächeln voller Stolz: „Alles Käse“.

Käserei Altenburger Land GmbH & Co. KG, Theo-Nebe-Str.1, 04626 Lumpzig, Ortsteil Hartha, Tel. 034495/7700, www.kaeserei-altenburger-land.de


Dienstleistungen mit Sparpotenzial Mehr Energieeffizienz ist das Gebot der Stunde. Die Stadtwerke Leipzig verhelfen Geschäftskunden mit ihren „endico“Dienstleistungen zu deutlichen Einsparungen.

Text: Eva Badenschier Fotografie: Stadtwerke Leipzig

Längst haben sich die Stadtwerke Leipzig von einem regionalen Versorger zu einem bundesweit tätigen Energiedienstleister entwickelt. Im Mittelpunkt der deutschlandweiten Wachstumsstrategie steht dabei der konsequente Ausbau von Angeboten für Geschäftskunden. Diese Dienstleistungsangebote sind unter der Marke „endico“ zusammengefasst und umfassen drei Produktlinien: individuelle Contracting-Lösungen, umweltfreundliche Biomasse-Anlagen sowie technischen Service. Unternehmen, Institutionen und Kommunen, die „endico“Dienstleistungen dieser drei Sparten buchen, haben dadurch nicht „endico“-Dienstleistungen für Geschäftskunden bieten die Stadtwerke Leipzig bundesweit in den Sparten Contracting, Biokraft und Service an.

nur mehr Freiräume für ihr eigentliches Kerngeschäft, sondern profitieren zusätzlich von Einsparpotenzialen, die durch die Stadtwerke ermittelt und realisiert werden. Damit sind gerade angesichts aktuell steigender Energiepreise eine nachhaltige effiziente Energieversorgung und ein ressourcenschonender Umgang mit Energie garantiert. Unter dem Namen „endico Biokraft“ stellen die Stadtwerke Leipzig ihren Kunden Know-how und Erfahrungen bei Planung, Finanzierung, Errichtung und Betrieb von Biomassekraftwerken zur Verfügung. Mit diesem Angebot verfolgen die Stadtwerke Leipzig das Ziel, sich auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien als Marktführer im Bereich Biomasseanlagen in Mitteldeutschland zu etablieren. „endico Service“ steigert die Effizienz, Lebensdauer und Werthal-


RegJo LEIPZIG/HALLE Verlagssonderveröffentlichung 55

Weniger Energiekosten Etwa eine Million Zeitungen druckt die Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft (LVDG) in Leipzig/Stahmeln jeden Tag. Durch „endico Contracting“ konnten in der größten Druckerei Sachsens die Energiekosten um 30 Prozent gesenkt werden.

tigkeit von Energieerzeugungsanlagen der Kunden durch professionellen Service. Dazu gehört zum Beispiel auch die Analyse von Prozessen und Anlagen. „Mehr Power für weniger Geld“ – damit lässt sich der Effekt von „endico Contracting“-Lösungen beschreiben. Ob im Strom-, Wärme-, Kälte-, Druckluft- oder Beleuchtungsbereich – überall bieten die Stadtwerke Leipzig ihren Kunden die Optimierung der Energieversorgung, sodass die Kosten sinken. Dabei übernehmen die Stadtwerke alle notwendigen Investitionen. Ein Beispiel, das 2007 für Furore am Markt sorgte, ist das Produkt „endico Lichtcontracting“. Ein innovatives elektronisches Vorschaltgerät für Hochdruckentladungslampen sorgt für eine längere Lebensdauer und stärkere Leuchtkraft der Lampen, was zu einer deutlichen Betriebskostensenkung führt. Mit 20 Industriekunden verschiedener Branchen wurden bundesweit bereits Verträge zu diesem Produkt abgeschlossen. Dabei profitieren die Kunden von einem neuartigen elektronischen Vorschaltgerät mit integriertem Mikroprozessor, das die Zündung 30 Mal schneller als bislang auf-

baut. Das reduziert den Verschleiß der Lampe erheblich und sorgt für eine längere Lebenszeit sowie stärkere Leuchtkraft, da die Elektroden, die den Lichtbogen erzeugen, kaum mehr abgenutzt werden. Dadurch lebt die „Lichtcontracting“ setzte sich 2007 am Markt durch. Bisher gibt es Verträge mit 20 Industriekunden.

Lampe nicht nur länger – sie leuchtet auch heller. Denn bei der herkömmlichen Technik setzen sich die Reststoffe der Elektroden am Leuchtkörper ab. Die Folge: Gasverlust, hohe Temperaturen, weniger Licht und höherer Stromverbrauch. Mit dem neuen Vorschaltgerät bleibt die Leuchtkraft der Lampe stabil, und das zwei bis drei Mal so lange wie bisher. Und das bedeutet mehr Licht aus weniger Strom – bei halb so großem Wartungsaufwand. Zudem verfügen die eingesetzten Vorschaltgeräte über eine integrierte Kommunikationsschnittstelle und können über Datenkabel mit einer Zentrale vernetzt werden. Dadurch ist die gesamte Beleuchtungsanlage von einem Computer aus programmier- und steuerbar. Umgekehrt können von jeder Lampe permanent Daten über Betriebstem-

peratur, Energieverbrauch oder Störungen an die Zentrale weitergeleitet werden. Ein weiterer Vorteil der innovativen Vorschaltgeräte ist die Möglichkeit einer „intelligenten“ Dimmung. Mit Hilfe von Lichtsensoren, die den Lichtstrom abhängig vom Tageslichteinfall regeln, wird zusätzlich der Energieverbrauch gesenkt, und das ohne Einschränkung der Beleuchtungsqualität. Abhängig von Einsatzort und -umgebung lassen sich allein durch das kontinuierliche Dimmen über den vollen Beleuchtungsbereich bis zu 30 Prozent der Stromkosten einsparen. Durch den Einsatz der innovativen Vorschaltgeräte können die Stromkosten für die Beleuchtung um bis zu 40 Prozent gesenkt werden. Die Umrüstung von Beleuchtungsanlagen durch die Stadtwerke Leipzig erfolgt im Rahmen eines Contracting-Modells. Dabei tragen die Stadtwerke sämtliche erforderlichen Investitionen und übernehmen auch die Gewährleistung für Lampen und Steuerungstechnik sowie Wartung und Service.

Mehr Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.endico.de und www.swl.de.


Bundesverband mittelständische Wirtschaft – die Stimme des Mittelstandes „Der BVMW schafft Verbindungen, baut Netzwerke und initiiert Kooperationen und Partnerschaften – für mehr Geschäftskontakte, mehr Wissenstransfer zwischen Forschung und Unternehmen, mehr Miteinander zwischen Politikern und Unternehmern. Der BVMW ist die Stimme des Mittelstandes. Der Regionalverbund des BVMW Leipzig mit 7 Geschäftsstellen betreut ca. 1.000 Mitgliedsunternehmen mit zahlreichen Veranstaltungen, Projekten, Netzwerken und Kontaktbörsen. Der Regionalverband Sachsen-Anhalt Südost umfaßt 6 Geschäftsstellen mit über 800 Mitgliedsunternehmen und über 100.000 Beschäftigten von Wittenberg bis Zeitz.“ Dipl.-Soziologe Jochen Lohse Geschäftsführer des Regionalverbundes BVMW Leipzig

Dipl.-Ing. Ralf-Dieter Höfer stellvertr. Landesgeschäftsführer Sachsen-Anhalt Regionalgeschäftsführer Sachsen-Anhalt Südost

Bundesverband mittelständische Wirtschaft – Unternehmerverband Deutschlands e.V. Region Leipzig, Leipziger Land, Friedrich-List-Platz 1, 04103 Leipzig Telefon: 0341 / 215 848-0/-1, Telefax: 0341 / 215 848-2; www.bvmw-leipzig.de E-Mail: leipzig@bvmw.de; Geschäftsführung: Dipl.-Soziologe Jochen Lohse

Regionalgeschäftsstelle BVMW Sachsen-Anhalt Südost, Naumburger Str. 63, 06712 Zeitz Telefon: 034 41/22 85 01, Telefax: 034 41/22 85 02; www.bvmw-sachsen-anhalt-sued.de E-Mail: ralf-dieter.hoefer@bvmw.de; Geschäftsführung: Ralf-Dieter Höfer


RegJo LEIPZIG/HALLE kooperationspartner 57

Holger Klappstein.TXT Der bekennende Hallenser trägt Verantwortung in der internationalen TXT e-solutions Group. Er ist Geschäftsführer der Deutschlandniederlassung in Halle an der Saale. IT für Geschäfte und Waren aller Art.

Text: Dr. Markus Folgner Fotografie: Joachim Blobel

„Guten Morgen, Klappstein, TXT.“ Die Stimme am Telefon klingt freundlich und hellwach. Klappstein ist bekannt beim IT-Management von Hugo Boss, Gerry Weber oder Hellmann Worldwide Logistics. Auch die StockmeyerGruppe, ein führender Fleisch- und Wurstwarenproduzent, arbeitet mit TXT. Seit 2003 sitzt der italienische Softwarekonzern in Halle und agiert von der mitteldeutschen Saale aus auf dem gesamtdeutschen Markt. Beste Fachkräfte, Hochschulen, moderne Infrastruktur, IT-Firmen und Holger Klappstein. Der Geschäftsführer der Deutschlandniederlassung von TXT e-solutions ist bekennender Hallenser. Er mag diese Stadt, deren spannende Geschichte sich ins markante Stadtbild gegraben hat. Klappstein führte hier schon seine Softwarefirma MSO mit Furore und weckte so das Interesse des TXT-Konzerns. Jetzt wächst das börsenHier haben wir gute Bedingungen, hervorragende Leute, gewachsenes Wissen.

notierte Unternehmen in Deutschland unter Klappsteins Leitung. „Dahinter steht das Team“, betont er nachdrücklich. „Warum woanders hingehen? Hier haben wir gute Bedingungen, hervorragende Leute, gewachsenes Wissen.

Erfahrene und junge Mitarbeiter in allen Bereichen.“ Der großgewachsene Manager studierte in Ilmenau Elektrotechnik, leitete dort ein Team für den technischen Support in der Prozessindustrie. Seit 1990 ist er selbständiger Unternehmer. Als Mitbegründer des Softwareberatungsunternehmens CuBuSS arbeitete er vorrangig für die Bekleidungsindustrie. Mit der Chemnitzer OPEN SOFT GmbH entwickelte Klappstein die Firma MSO concept und übernahm in der GmbH die Vermarktung der MSO-Produkte. Seit 2003 leitet er den Vertrieb der TXT-Software Flughafen, Bahn, Autobahnen rund um Halle sind für TXT die Basis für Kundennähe.

in Deutschland. Und das, wenn es sein muss, auch am Wochenende. Flughafen, Bahn, Autobahnen rund um Halle sind für Klappstein und sein Team die Basis für Kundennähe. „Wenn wir die günstigen Fluggesellschaften hier haben, wird es noch interessanter.“ TXT-Deutschland ist viel unterwegs – oder am Telefon. „Guten Tag, Klappstein, TXT.“ Die Software erlaubt die komplexe Steuerung bis zum Controlling von Waren, Produkten, Prozessen. „Wir haben es mit individueller Software für schwierige Geschäftsprozesse

geschafft. Wo befindet sich die Lieferung? Welche Waren- oder Materialbestände habe ich? Wo verkauft sich was? Und wie? Welches Produkt? Welche Farbe?“ Klappsteins Augen blitzen. „Wir können für alle Branchen, ob Bekleidung, Lebensmittel oder Logistik, die erforderlichen Parameter berücksichtigen. Das Datenhandling wird sehr überschaubar. Aber wir können mehr.“ Kurze Pause. „Unsere neue Software ermöglicht die Simulation ganzer Geschäftsszenarien; berechnet, ja zeigt dem Management die Konsequenzen alternativer Entscheidungen.“ Das stößt auf Interesse; rund um die Uhr. „Guten Abend, Klappstein, TXT.“ Freizeit ist knapp für den Mittfünfziger. Der Diplomingenieur und Vater zweier Kinder spielt seit Jahrzehnten begeistert Volleyball. Mit Folgen: Auch Tochter und Sohn sind im Sand und auf dem Hallenboden am Netz unterwegs. Klappstein‘s ganz privater Stolz. Mit seiner Frau, einer Volleyballerin, reist er gern ans Ende der Welt oder fährt Rad an der Saale durch Halles Auen zu den Brachwitzer Alpen. Erholung, Inspiration, Kraft für die Zukunft. „Guten Morgen, Klappstein, TXT.“

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.txtgroup.de.


Luthers Land 400 Millionen Protestanten gibt es weltweit. Die Wurzeln ihrer Religion liegen in Mitteldeutschland, denn keine Region ist so eng mit Luther und der Reformation verbunden.


RegJo LEIPZIG/HALLE gesellschaft 59


Geschichte erleben An die Pforte der Schlosskirche in Wittenberg hat Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen „Über die Kraft der Ablässe“ geschlagen und damit ganz entscheidend die Kirche und die Welt verändert.


RegJo LEIPZIG/HALLE gesellschaft 61


Text: Nadine Jukschat Fotografie: Dietmar Tondar

„Weltweit ist keine Region so sehr mit dem historischen Wirken Martin Luthers verbunden wie Mitteldeutschland. Begib dich doch mal auf seine Spuren.“ Das war der Auftrag, den ich einige Wochen vor Erscheinen dieses Heftes von der Chefredaktion erhielt. Das klang nach einer spannenden Geschichte und so stürzte ich mich in die Recherche. Ein paar Wirkungsstätten Luthers waren mir aus Schullektüre und einigen kunsthistorischen Begegnungen mit der Renaissance noch im Hinterkopf: Wittenberg, die Wartburg natürlich, auch Eisleben und Mansfeld. Alles in allem stellte sich mein Wissen jedoch als eher rudimentär heraus. Vor allem in Sachen Religion. Ich bin Atheistin. In Kirchen gehe ich eigentlich nur zu zwei Anlässen: Erstens im Urlaub – aus touristischer Neugier. Und zweitens zu Weihnachten – der Tradition wegen. Wie also fange ich diese Geschichte an? Mein erster Gedanke: Internet. „Luther UND Mitteldeutschland“ tippe ich in das Eingabefeld meiner Standardsuchmaschine. Und die spuckt unglaubliche 246.000 Treffer aus. Ich fange an, mich durch die einzelnen Websites hindurchzuklicken. Das sachsen-anhaltische Eisleben, so erfahre ich dabei, bildet die Klammer um Martin Luthers Leben. Hier wurde er am 10. November 1483 geboren und hier starb er 500 Jahre Reformation − Mitteldeutschland feiert das mit der Lutherdekade.

am 18. Februar 1546. Luther war kaum ein Jahr alt, da zog seine Familie ins nahe gelegene Mansfeld. Die ersten fünf Schuljahre verbrachte Luther hier, dann wechselte er nach Magdeburg und später ins thüringische Eisenach. 1501 begann er, in Erfurt zu studieren und vier Jahre später trat er dort ins Augustiner-Kloster ein. Wittenberg ist die Stadt, in der Luther schließlich den größten Teil seines Lebens verbrachte. Er verließ sie nur vorübergehend − zum Beispiel, um in Torgau 1544 den ersten evangelischen Kirchenneubau einzuweihen (Foto: Seite 65)


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Auf den Spuren des Reformators In Erfurt kann man − wie einst Luther auf dem Weg in die Universität − über die Krämerbrücke schlendern und eine der schönsten mittelalterlichen Städte Deutschlands bestaunen.

oder um in den Kirchen Mitteldeutschlands zu predigen, unter anderem auch in der Marktkirche in Halle, wo heute Luthers Totenmaske zu sehen ist. Inzwischen bin ich auf Seite zwei der Trefferliste angelangt und langsam schwindet meine Lust an der Internetrecherche. Schließlich will ich doch Luther erleben, ihn „zum Anfassen“ haben. Darum ändere ich meine Strategie und rufe Stefan Rhein an. Er ist Vorstand und Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt und so etwas wie der Marketingchef des Reformators. Wir verabreden uns zu einem Interview in Wittenberg. Bis dahin sind jedoch noch einige Tage Zeit. Und ich beschließe fürs Erste, vor meiner eigenen Haustür hier in Leipzig nach Luther zu suchen. Der Reformator war einige Male in der Stadt. Zu seinen wichtigsten Besuchen zählt jedoch sein Aufenthalt vom 27. Juni bis zum 15. Juli 1519. In diesem Zeitraum stritt er gemeinsam mit seinen Wittenberger Kollegen Andreas Karlstadt und Philipp Melanchthon gegen den katholischen Theologen Johannes Eck über die zeitgenössische Kirche. Das Streitgespräch in der Hofstube der herzoglich sächsischen Pleißenburg ging als Leipziger Disputation in die Geschichtsbücher ein. Heute sieht man in Leipzig von der Pleißenburg nichts mehr. 1897 wurde sie abgerissen. An ihrer Stelle stehen nun das Neue Rathaus mit dem Burgplatz und das Gebäude der Deutschen Bank. Von Luther und Co. fehlt jede Spur. Fast zumindest. Einige hundert Meter entfernt, in der Hainstraße, zeugt noch eine kleine Steintafel mit der Aufschrift „An dieser Stelle stand das Wohnhaus des Buchdruckers Melchior Lotter, in dem Martin Luther zusammen mit Philipp Melanchthon waehrend der Leipziger Disputation 1519 wohnte“ von dem Ereignis. Viele Leser hat die Gedenktafel aber höchstwahrscheinlich nicht. Keine 20 Zentimeter rechts neben ihr läuft eine Regenrinne entlang, der Putz bröckelt von der Hausfassade. Mein Blick wandert fast wie von selbst in das große Schaufenster links. Es gehört zu einem Antiquitätenladen. In der Hoffnung, zwischen all dem Porzellan und Trödel etwas aus Luthers Zeit zu entdecken, gehe ich hinein. Aus der hintersten Ecke des Ladens kommt die Verkäuferin hervor. Auf meine Frage nach einem Lutherrelikt reagiert sie ein wenig überrascht, überlegt einen Moment und entschuldigt sich dann: „Nein, da haben wir leider nichts da.“ Etwas enttäuscht kehre ich von meinem Ausflug aus dem Leipzig des frühen 16. Jahrhunderts zurück nach Hause. Was ich suche, ist mehr Authentizität. Ich möchte Luthers Aura spüren. Die Wartburg – so nehme ich an – muss hierfür der richtige Ort sein. Stefan Rhein erzählt mir später, dass ich mit diesem Gedanken nicht allein bin. Die Burg bei Eisenach ist mit über 400.000 Besuchern jährlich der beliebteste Lutherpilgerort. (Fotos: Seite 58/59) Dabei verbrachte der Reformator nur 300 Tage dort. Am 17. April 1521 hatte Kaiser Karl V. in Worms über Luther die Reichsacht verhängt, nachdem dieser den Widerruf seiner Ideen wiederholt verweigert hatte. Auf dem Rückweg nach Wittenberg wurde der nun Vogelfreie auf Befehl

seines Gönners – dem sächsischen Kurfürst Friedrich dem Weisen – entführt und auf die Wartburg gebracht. Am Abend des 4. Mai 1521 erreichte er sein Schutzquartier. Von nun an lebte Luther unter dem Namen Junker Jörg in einer kleinen Stube in der Vogtei, trug ritterliche Kleidung und ließ sich Haar und Bart wachsen. Ihn, der es gewohnt war, viele Freunde um sich zu scharen, quälte hier vor allem die Einsamkeit. Den einzigen Ausweg aus seiner Krise sah Luther in unermüdlicher Arbeit. Den Höhepunkt erreichte sein gewaltiges Schaffen mit der Übersetzung des Neuen Testaments der Bibel ins Deutsche. Nur zehn Wochen benötigte er dafür – ein außerordentliches Werk, wenn man bedenkt, dass ihm dafür auf der Wartburg sämtliche wissenschaftlichen Hilfsmittel fehlten. Ein halbes Jahr nach Einen halben Gulden kostete ein Exemplar der ersten Lutherbibel 1522 − genauso viel wie ein halbes Kalb.

Luthers Rückkehr nach Wittenberg, im September 1522, erschien das sogenannte September-Testament in einer Auflage von 3.000 Stück im Druck. Trotz des hohen Preises von einem halben Gulden – dafür bekam man ein halbes Kalb – waren die Exemplare in kürzester Zeit ausverkauft. Schon seit Ende des 16. Jahrhunderts wurde Luthers Stube auf der Wartburg zum Ziel vieler seiner Anhänger. Oft ritzten sie Namen und Jahreszahlen in die Bohlen und nahmen Teile des Mobiliars als Souvenir mit. Das einzige im original erhaltene Einrichtungsstück ist ein Walwirbel, den Luther vermutlich als Schemel nutzte. Nun stehe auch ich an diesem historischen Ort. Ein dickes Absperrseil hält mich auf gebührendem Abstand zu den Ausstellungsstücken. Eigentlich würde ich auch gern meinen Namen hier im Holz hinterlassen. Aber das geht natürlich nicht. Stattdessen blicke ich andächtig in das spärlich eingerichtete Zimmer. Diffuses Licht fällt durch zwei kleine Holzfenster auf einen über 400 Jahre alten Kastentisch. Darauf liegt, durch die einfallenden Sonnenstrahlen fast von einem heiligen Schimmern umgeben, aufgeschlagen ein Faksimile des September-Testaments. Von der Wand schaut Martin Luther in den Raum. Hier ist also der Geburtsort unserer modernen deutschen Sprache. Noch einen Moment bleibe ich gedankenversunken stehen, dann drängt sich eine Horde Schüler an mir vorbei in das kleine Stübchen und holt mich zurück ins 21. Jahrhundert. „Willkommen in Wittenberg“, Stefan Rhein begrüßt mich im Lutherhaus mit einem kräftigen Händedruck und führt mich in sein geräumiges, helles Büro. Seit 1998 ist er Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, die er mit aufbaute und zu der neben dem Lutherhaus auch noch das Melanchthonhaus in Wittenberg sowie in Eisleben das Geburts- und das Sterbehaus des Reformators gehören. Der Mann mit der Halbglatze, dem grauen Schnauzer und der schwarzen, eckigen Brille ist Wissenschaftler, ein klassischer Philologe. Seine Doktorarbeit schrieb er über die griechischen


Mit zwei Standorten in Deutschland und einem in der tschechischen Republik bieten wir unseren Service an:

► ENGINEERING – PLANUNG Das Angebot erstreckt sich vom Fließschema über R&I, Anlagenpläne, Isometrien bis hin zu Elastizitäts- und Bauteilberechnungen Aufstellungs- und Rohrleitungsplanungen in 2D und 3D inklusive Visualisierung Stahlbauplanung von Übersichtsplänen bis zu Werkstattzeichnungen

► ZEITARBEIT – DIENSTLEISTUNG Verwaltung und Vermittlung von kaufmännischem Personal, Erziehungsberufen und Ingenieuren

► ZEITARBEIT – GEWERBLICH Wir verfügen ausschließlich über TÜV- geprüfte Schweißer nach DIN EN 287-1 für die folgenden Prozesse: WIG (141) MAG (135) UP (121) Lichtbogenhandschweißen (111) sowie Vorrichter und Schlosser für den Anlagenbau Bewerber mit entsprechender Qualifikation sind uns stets willkommen.

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Reformation als Medienrevolution Luther setzte mit Buchdruck und Deutsch auf die modernen Medien seiner Zeit, seine Gegner dagegen blieben bei Latein und Predigt. „Damit war Luther bereits im RTL, während die katholische Kirche noch auf Phönix lief“, sagt Stefan Rhein.

Gedichte Philipp Melanchthons. Doch wenn er über die Arbeit an den Lutherstätten spricht, glaubt man eher einen PR-Mann vor sich zu haben. Die 400 Millionen Protestanten weltweit sind für ihn eine „wunderbare Zielgruppe“, die es gilt, nach Mitteldeutschland zu holen. Ganz besonders natürlich jetzt während der Luther-Dekade, die diesen Herbst mit zahlreichen Veranstaltungen eröffnet wird und am 31. Oktober 2017 mit dem 500. Jubiläum des Thesenanschlags an die Wittenberger Schlosskirche ihren Höhepunkt erreicht. Weltweit gibt es 400 Millionen Protestanten − für Stefan Rhein eine „wunderbare Zielgruppe“.

Sehr gelegen für die Feierlichkeiten kommt nun, dass Martin Treu, einer von Rheins Mitarbeitern, kürzlich eine aufregende Entdeckung bezüglich der 95 Thesen gemacht hat. „Dass Luther sie tatsächlich geschrieben hat und dass sie ganz entscheidend waren für die Reformation, ist völlig unumstritten“, sagt Rhein. Nur hat er sie wirklich an die Tür genagelt oder nicht – darüber streiten sich Wissenschaftler seit Jahrzehnten. Bisher gab es nur einen Beleg für den Thesenanschlag: eine Aussage Melanchthons, datiert auf die Zeit nach Luthers Tod. Der neue Fund ist eine Notiz, die Luthers Privatsekretär Georg

Rörer noch zu Lebzeiten des Reformators in dessen Arbeitsbibel hinterlassen hat: „Am Vorabend des Allerheiligenfestes im Jahre des Herren 1517 sind von Doktor Martin Luther Thesen über den Ablass an die Türen der Wittenberger Kirchen angeschlagen worden.“ Für Rhein bedeutet das: „Wenn wir im Jahr 2017 feiern, können wir das auch mit Fug und Recht tun.“ Die rund 350.000 Touristen, die jährlich nach Wittenberg kommen, kümmert diese theoretische Diskussion vermutlich kaum. Allenfalls wundern sie sich, vor der „meistfotografierten Tür Europas“ stehend, wie Luther wohl den Nagel in die Bronze bekommen hat. Die Erklärung ist einfach: Das heutige Portal ist keine 150 Jahre alt. Viel mehr als die sagenumwobene Tür beeindruckt mich jedoch das Grab Luthers in der Kirche. Oder besser gesagt der Fakt, dass es so schlicht, ja fast unscheinbar daher kommt und gleichwertig neben dem Grab seines Kollegen Melanchthon liegt. Der Blick auf die beiden schlichten Bronzeplatten macht anschaulich, was Stefan Rhein meint, wenn er sagt: „Die Reformation ist eine Wittenberger Teamleistung. Luthers Erkenntnis ist natürlich zentral. Aber es brauchte viele Geburtshelfer: Dass es Bild wurde, Cranach; dass es Text wurde, Melanchthon ...“.

Luthers Erkenntnis? Ja, was ist eigentlich seine größte Leistung? Stefan Rhein gibt eine Antwort, die ich am Ende dieser Geschichte gern mit nach Hause nehme: „Es ist die Entdeckung des eigenen Gewissens. In dem Sinne, wie Luther Zivilcourage zeigte, sich nicht an die vorgegebenen Regeln der universellen Kirche hielt. „Reformation ist nicht nur Luther, Reformation ist Wittenberger Teamwork.“

Man muss sich das mal vorstellen, da stellt sich einer nahezu allein gegen alle und sagt nein, hier stehe ich, ich kann nicht anders, ich vertraue nur meinem Gewissen.“ Als ich wieder aus der Kirche hinauskomme, bleibe ich noch einmal kurz an dem kleinen gusseisernen Zäunchen vor der Thesentür der Schlosskirche stehen. Zwei ältere Frauen stellen sich neben mich. „Kannst du lesen, was da steht?“, fragt die eine. Ihre Reisebegleiterin kneift die Augen angestrengt zusammen. „Leider nicht.“ Noch einen Moment harren sie aus. Dann Schulterzucken. „Naja, wir haben sie wenigstens gesehen.“

Weitere Infos finden Sie im Internet unter www.martinluther.de und www.unesco.de.


Explosive Malerei Ob impressionistisch oder expressionistisch – Corinths Position ist einzigartig unter den deutschen Malern, voll Sinnlichkeit und provokanter Direktheit, in Farben schwelgend.

Text: Sigrid Gaulrapp Fotografie: Museum der bildenden Künste Leipzig

Zwölf Wochen im Pariser Musée d'Orsay adeln die Ausstellung „Lovis Corinth und die Geburt der Moderne“, die vom 11. Juli bis 19. Oktober im Museum der bildenden Künste Leipzig gezeigt wird. Die Retrospektive mit ihrer hochkarätigen Auswahl gibt einen überzeugenden Eindruck vom künstlerischen Werdegang Corinths. In Frankreich war die erste umfangreiche Schau, die dem Werk Corinths gewidmet wurde, und hatte sich dort als ausgesprochener Publikumsmagnet erwiesen. Für Leipzig ist sie der absolute künstlerische Höhepunkt im Jubiläumsjahr des „Bildermuseums“. Das Gründungsjahr des Musentempels 1858 ist zugleich das Geburtsjahr Corinths. Das Leipziger Museum hatte 1927, zwei Jahre nach seinem Tod, mit einer Corinth-Gedächtnis-Ausstellung bereits einen Überblick über seine Arbeiten

vermittelt. Leipzig gehört mit vier Gemälden, zwei Zeichnungen und 103 Druckgraphiken durchaus zu den wichtigen Besitzern von Corinth-Werken und damit auch zu den wesentlichen Leihgebern des Gesamtprojektes, das unter der Schirmherrschaft von Bun„Die Kreuzabnahme“ stieß 1910 auf ein geteiltes Echo, von „gräßlich“ bis „kühn und kraftvoll“.

deskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy steht. Als erstes Werk Corinths kam 1910 die „Kreuzabnahme“ in die Leipziger Sammlung, als Schenkung des Leipziger Verlagsbuchhändlers und Kunstsammlers Emil Arthur Meiner und unter Zwischenschaltung Max Klingers. Überraschenderweise hatte es bis dahin trotz Angeboten der Berliner Seces-

sion keinen Ankauf eines Corinth-Gemäldes gegeben, obwohl man Liebermann, Sterl und Slevogt erwarb. Es ist fraglich, ob man außerhalb einer begrenzten Anhängerschaft überhaupt zu schätzen wusste, was einem da Gutes geschah. In der Leipziger Abendzeitung war dann auch zu lesen: „Lange nicht wurde hier ein Kunstwerk ausgestellt, das so geeignet ist, viele Menschen abzustoßen, wie gegenwärtig.“ Das Blatt bescheinigt dem Werk zwar eine ihm innewohnende „ungewöhnliche Kühnheit und Kraft“, warnt aber: „Die Wirkung ist gräßlich und kann dem Betrachter auf acht Tage den Appetit nehmen, Nervenschwache aber beinahe in Gefahr bringen.“ Und weiter: „Corinth rollt vor uns den nackten gräßlichen Naturalismus aus und rückt einen legendären Vorgang in die Region der


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Vom Musée d‘Orsay nach Leipzig zurück Die „Kreuzabnahme“ aus dem Jahre 1906, „Selbstporträt als Fahnenträger“ von 1911 aus Poznan und „Porträt Frau Douglas“ (Irma Hübner), entstanden 1909 sowie „Salome“, II. Fassung von 1899 (v.l.n.r.).

bluttriefenden Abschlachterei.“ Und weiter in diesem Stile. Längst ist klar, dass es sich um ein herausragendes Corinthsches Gemälde handelt. Bereits ein Vergleich mit Max Beckmanns „Kreuzabnahme“ von 1917, die ihren Platz im New Yorker Museum of Modern Art gefunden hat, läßt erkennen, wie berechtigt der AusDie Ausstellung bedient die fünf klassischen Themenfelder Selbstporträt, Mythos und Bibel, Akt und Alltag, Porträt, Landschaft und Stillleben.

stellungstitel von der Geburt der Moderne gewählt ist. Die Ankäufe von 1935 und 1962 – das „Porträt Frau Douglas“ und „Johannes der Täufer“– sowie die durch Testament eines Dresdners dem Hause 1956 vermachte „Salome II“ erfreuten sich dagegen einer begeisterten Aufnahme. Die alttestamentarische Gestalt der Salome war seit den 1880er Jahren, besonders aber nach der Dramatisierung durch Oscar Wilde 1883, ein Vorzugsthema der bildenden Kunst. Die perverse Entartung des Sexuellen, die liebeshungrige Weiber zu schmachtenden Hyänen macht, deren Exstase sich nur mit Blut befriedigen lässt, fesselte die

Zeitgenossen des Fin de Siècle, rief aber auch zum offenen Protest gegen unheilige und antireligiöse Erotik auf. Was die Erotik anbelangt, ist Corinths Werk gewiss nichts für Kostverächter. Er liebte die fülligen Formen wie Rubens, sein Modell war häufig seine Gattin Charlotte Berend-Corinth, selbst eine begabte Künstlerin, die nach seinem Tode am 17. Juli 1925 sein Werk betreute. So beschreibt sie ihn: „Er war bei den Vorbereitungen zu einem Bild sehr sensibel. Es musste gute Laune auf beiden Seiten sein, ... ein schwingender Ton.“ Wir erleben Corinth in der Ausstellung mit Selbstporträts und als hervorragenden Porträtisten, meist bedeutender Zeitgenossen und reizvoller Damen, wie etwa Frau Douglas, so der Spitzname der Ehefrau des Landschaftsmalers Ulrich Hübner, weiterhin mit feurigen Blumenstillleben und nicht zuletzt mit Landschaften rund um den von ihm so sehr geliebten Walchensee.

Im 150. Jahr: Museum der bildenden Künste Leipzig, Katharinenstr. 10, 04109 Leipzig, Tel. 0341/216990, www.mdbk.de


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M us e um

A usst e llun g

Vierte Säule

Berühmter als berüchtigt

Das Museum für Vorgeschichte in Halle präsentiert eine neue Dauerausstellung.

Die Willi-Sitte-Galerie Merseburg zeigt Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafik von Otto Dix, ausgewählt aus den reichen Beständen im Otto-Dix-Haus der Kunstsammlung Gera.

Nach eineinhalbjähriger Generalsanierung öffnete das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle am 23. Mai wieder seine Pforten für die Öffentlichkeit. Damit hat die Stadt Halle jetzt nicht nur ihre berühmte Himmelsscheibe wieder, sondern nun auch eine neue Dauerausstellung über die Jungsteinzeit und die Bronzezeit. Nach den Umbauarbeiten am ältesten Museumsbau eines Vorgeschichtsmuseums in Deutschland begeistert das gesamte Gebäude nun wieder als reines Ausstellungshaus, das jetzt eine fast dreimal so große Fläche bietet. So ist das erste Obergeschoss mit sieben hellen Räumen neu hinzugekommen. Sie sind für die ab Oktober geöffnete Landesschau „Fundsache Luther” reserviert. Parallel zur Wiedereröffnung des Museums gab der Wirtschaftsminister des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, bekannt, dass die Archäologieroute „Himmelswege”, in der das Landesmuseum für Vorgeschichte eine wichtige Station darstellt, zur vierten touristischen Markensäule des Landes erhoben wird. JS

Eine Fahrt kreuz und quer durch die Bundesrepublik muss unternehmen, wer die wichtigsten Gemälde von Otto Dix im Original sehen möchte; aber auch nach Paris und Basel führt der Weg. Von Düsseldorf und Wuppertal über Hannover, Berlin, Dresden, Gera und Chemnitz, München, Stuttgart und Karlsruhe führt die Route bis zum Bodensee , wo er von 1933 an bis zu seinem Tode am 25. Juli 1969 lebte. Seine Professur in Dresden hatte er bereits im ersten Jahr der Naziherrschaft eingebüßt. Wer den Überblick über das Werk von Otto Dix sucht und dabei auf die Faszination der wertvollen Farben und auf den Reiz der in altmeisterlicher Manier vorgetragenen Malerei zu verzichten bereit ist, erhält durch die derzeitige Otto-Dix-Ausstellung in der Willi-Sitte-Galerie in Merseburg (bis 28. September – unser Foto) einen komprimierten Überblick. Der resultiert aus der Zusammenarbeit mit der Otto-Dix-Sammlung in Gera-Untermhaus. Sein Geburtshaus dort zeigt seit 1991 in einer ständigen Ausstellung wichtige Werke des Künstlers sowie das historische Ambiente eines Arbeiterhaushaltes um 1900 und gibt

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.archlsa.de.

Einblicke in das Leben der Familie Dix zu Ottos Kindheits- und Jugendzeit. „Entweder werde ich berühmt oder berüchtigt.“ Diesen Dix-Anspruch hat uns der sächsische Maler Otto Griebel in seiner Autobiographie von1986 überliefert. Dix hat beides geschafft. Dazu hätte es vielleicht sogar nur eines einzigen Bildes bedurft, des in Dresden begonnenen und 1923 in Düsseldorf vollendeten pastos, gemalten gewaltigen Bildes „Der Schützengraben“. Im Kölner Wallraff-Richartz-Museum nach einem großen Kunstskandal abgehängt, reiste es noch in der Ausstellung „Nie wieder Krieg“ erfolgreich durch deutsche Städte, gilt aber als verschollen oder gar zerstört. Nach dem 2. Weltkrieg pendelte Dix zwischen seinem Wohnort am Bodensee und Dresden, wo er wieder eine Professur innehatte. Als 75-Jähriger erhielt er 1966 die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt Gera. Ein deutsch-deutscher Künstler, der zu den bedeutendsten des 20. Jahrhunderts zählt. Als realistischer Maler hat Otto Dix in der Willi-Sitte-Galerie einen angemessenen zeitweiligen Platz gefunden. SiG

Weitere Infos hierzu unter www.willi-sitte-galerie-merseburg.de und www.kunstsammlung-gera.de.


A r chit e ktu r

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K ultu r p o litik

Tomasz Kajdanski heißt der zukünftige Ballettdirektor des Anhaltischen Theaters Dessau. Der gebürtige Pole tritt zur neuen Spielzeit an und blickt auf eine erfolgreiche Karriere: Unter anderem war er Ballettdirektor am Stadttheater Heidelberg, am Volkstheater Rostock und Chefchoreograf am Landestheater Eisenach. Sebastian Hartmann wird ab dem 1. August neuer Intendant des Schauspiels Leipzig und seiner beiden neu benannten Spielstätten Centraltheater und Skala. Der 40-Jährige löst damit nach über einem Jahrzehnt seinen Vorgänger Wolfgang Engel ab. Hartmann, geboren in Leipzig, hat zuvor unter anderem an der Volksbühne Berlin und am Schauspielhaus Hamburg inszeniert.

Favoritenmangel

Gesund & Schlank

Das neue Gesicht der Meisterhaussiedlung des Bauhauses Dessau ist noch offen.

Die Kultur GmbH soll ab 2009 in Halle die Staatskapelle und alle Bühnen vereinen.

Ende 2007 hatte die Stadt Dessau-Roßlau einen internationalen Wettbewerb zum Erhalt des im Zweiten Weltkrieg beschädigten Meisterhausensembles ausgeschrieben. 115 Architekten hatten sich daran beteiligt, aber mangels eines klaren Favoriten bleibt nach der Ergebnispräsentation Ende Mai auf dem ersten Platz eine ähnliche Lücke, wie die, die der Krieg in der weltbekannten Siedlung hinterließ. „Wir sind doch ein wenig enttäuscht worden”, sagte Jury-Mitglied Georg Mörsch. Zwar ernannten die Juroren zwei zweite Preise, aber selbst diese konnten sie nicht zur unmittelbaren Umsetzung empfehlen. Die Bauten des Bauhauses in Dessau und Weimar gehören zu den weltweit wichtigsten materiellen Zeugnissen der Moderne und wurden 1996 von der UNESCO auf die Liste der Welterbes gesetzt. Man wolle nun auf „prozessualem Weg” weiter nach einer Lösung zur „Aktualisierung der Moderne” suchen. Unklar bleibt weiterhin, ob das bis auf den Sockel abgetragene Haus des Bauhausgründers Walter Gropius wieder aufgebaut werden soll. JS

Der Grundsatzbeschluss des halleschen Stadtrates zur Umwandlung von Kulturinsel, Thalia Theater, Oper und Staatskapelle Halle in ein großes Mehrspartenhaus war bereits im September 2007 gefallen. Nun soll zum 1. Januar 2009 eine gemeinnützige GmbH – die Kultur GmbH – gegründet werden. Die künstlerische Freiheit der Sparten wird weiterhin erhalten bleiben. „Jetzt gilt es, die unabgestimmte Doppelstruktur abzubauen”, erklärt Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados. „Bislang hatte jedes Haus nur sich im Blick. Das war keine gesunde Konkurrenz, sondern ein ruinöser Wettbewerb.” Außerdem erhofft sich die Stadt Einsparungen von bis zu 685.000 Euro. Um dies zu realisieren, streicht sie 15 Stellen im nichtkünstlerischen Bereich und verpflichtet die Kultur GmbH zur Nutzung der stadteigenen Theaterwerkstätten. Letztere waren in der Vergangenheit nicht ausgelastet, weil die Kulturhäuser Aufträge aus Kostengründen nach Außen gegeben hatten. Oberbürgermeisterin Szabados erklärt: „Im Endeffekt haben wir dadurch vieles doppelt bezahlt.” JS

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.bauhaus-dessau.de.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.halle.de.

Christian Kreis erhält am 10. Oktober den mit 5.000 Euro dotierten GeorgKaiser-Förderpreis des Landes Sachsen-Anhalt. Der 1977 in Bernburg geborene Schriftsteller erhält die Auszeichnung für sein Debütwerk „Nichtverrottbare Abfälle“ und wird gleichzeitig für sein bisheriges lyrisches Schaffen, das häufig regionalen Bezug hat, geehrt. Horst, das Marketinglama aus dem Leipziger Zoo, gibt es seit dem 29. Mai in limitierter Auflage als Spielfigur. „Lama Horst“ ist etwa zehn Zentimeter hoch und zehn Zentimeter lang und seinem Vorbild täuschend ähnlich. Die 5.000 Figuren können nur in den Shops des Zoos Leipzig oder bei Galeria Kaufhof in Leipzig käuflich erworben werden. Riccardo Chailly beendete zum 31. Mai vorzeitig sein Wirken als Generalmusikdirektor der Oper Leipzig. Er schließt aber nicht aus, dort in Zukunft als Gastdirigent tätig zu werden. Im Gegenzug dazu wird er seinen Vertrag als Kapellmeister am Gewandhaus Leipzig ab dem 31. August 2010 um fünf Jahre bis zum 31. Juli 2015 verlängern.

Bildnachweis: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt/Juraj Lipták; Willi Sitte Galerie Merseburg; Stiftung Bauhaus Dessau; IMG Sachsen-Anhalt; Anhaltisches Theater Dessau; Rolf Arnold/Centraltheater Leipzig 2008; Christian Kreis; Zoo Leipzig GmbH; Oper Leipzig - Andreas Birkigt

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ma r k e tin g

kultu r S tiftun g

P e r f o r manc e

Querdenker

Wunderkammer

Legendär

Mit einer neuen Kampagne verweist Sachsen-Anhalt auf kulturelle Glanzleistungen.

Die Franckeschen Stiftungen in Halle haben ihre Sammlung erweitert.

Das WM-Spiel BRD gegen DDR von 1974 erlebte in Halle sein Revival.

Im Rahmen der Kampagne „Sachsen-Anhalt. Wir stehen früher auf” werden seit Juni sechs kulturtouristische Glanzleistungen in Sachsen-Anhalt als „Erfolgsgeschichten – made in Sachsen-Anhalt” geadelt. Damit soll die besondere kulturelle und geistesgeschichtliche Rolle, die Menschen aus dem Land in der europäischen Geschichte spielten, in den Blick der Öffentlichkeit gerückt werden. Stellvertretend für die Kultureinrichtungen werden das Gartenreich Dessau-Wörlitz, die Stiftung Bauhaus Dessau, die Arche Nebra, das Europa-Rosarium Sangerhausen sowie das „Grüne Band“ geehrt. Ein Großflächenplakat an der Wittenberger Schlosskirche erinnert an den Reformator Martin Luther, der 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablass dort anbrachte. „Nur wer vertraute Denkmuster und -strukturen hinterfragt und querdenkt, trägt zur gesellschaftlichen Veränderung bei. Martin Luther ist ein Paradebeispiel für diese Mentalität, auf die wir mit unserer Frühaufsteherkampagne hinweisen wollen”, erläutert Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Dr. Reiner Haseloff. KK

Der Kunsthistoriker und Kunstsachverständige Dr. Hans Stula aus Hannover übereichte drei wertvolle Porzellanobjekte aus seiner Hallensia-Sammlung den Franckeschen Stiftungen. Sie stammen aus seiner umfangreichen Sammlung, die 2006 anlässlich des 1.200-jährigen Jubiläums der Stadt Halle erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Die reich verzierten Porzellantassen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zeigen verschiedene Ansichten der Schulstadt August Hermann Franckes und stammen aus Berlin sowie Schlesien. Die Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen hingegen widmet sich in einem Gemeinschaftsprojekt mit dem „Theater der Welt in Halle 2008“ den Wunderkammern der Erde und zeigt über 200 zeitgenössische Objekte unter dem Titel „Dinge der Welt”. Während früher die Wunderkammern als Symbol für Erkenntnis und Impulse für Neuerungen standen, geht das Theaterensemble „Nico and the Navigators” mit ihrer Installation der Frage nach: Worüber wundert sich die Welt heute? KK

Europa hat das Fußballfieber gepackt. Passend zur Fußball-Europameisterschaft ließ das „Theater der Welt 2008” das einmalige deutsch-deutsche Länderspiel vom 22. Juni 1974 auf den Tag genau 34 Jahre später im Halleschen Kurt-Wabbel-Stadion wieder lebendig werden. Damals gelang der Nationalmannschaft der DDR das unfassbare 1:0 gegen ihre deutschen Kontrahenten aus der BRD. Vor rund 2.000 Zuschauern, dem Torschützen von '74 und dem West-Kommentator Heribert Fassbender schlüpfte der Schweizer Performancekünstler Massimo Furlan in die Rolle des damaligen DDRNationalspielers Jürgen Sparwasser, der in der 78. Minute das entscheidende Tor schoss. Furlan rannte als Sparwasser-Kopie im blauen Trikot mit der legendären Nummer 14 als einziger Spieler 90 Minuten lang über das Grün. Über kleine Transistorradios, welche die beiden historischen Kommentare abspielten, den Solokünstler und die Phantasie der Fußballfans wiederholten sich so die geschichtsträchtigen Szenen. KK

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.sachsen-anhalt.de.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.francke-halle.de.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.theaterderwelt.de.


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Quadratisch, praktisch, gut

Eigentum verpflichtet Nach 46 Jahren ist der Besitz zahlreicher bedeutender Bücher der Leipziger Universitätsbibliothek wieder juristisch geklärt. Die Stadt Leipzig, bisheriger Eigentümer der einzigartigen Schriftwerke im Millionenwert, hat am 19. Juni sowohl den Verbleib in der Bibliothek, als auch ihre Pflege vertraglich fixiert. Die Übergabe der Sammlung, die 1.700 abendländische und orientalische Handschriften, 650 Wiegendrucke mit einem Erscheinungsjahr vor 1501 sowie 2.100 Drucke, die vor 1800 veröffentlicht wurden, beinhaltet, war ursprünglich nur per Handschlag vereinbart worden. Zu ihnen zählen das Evangeliar der Reichenau aus dem zehnten Jahrhundert, eine der ersten zehn Ausgaben der deutschsprachigen Bibel von 1483 sowie ein einmaliger Stammbucheintrag des Leipziger Malers Max Klinger aus dem Jahr 1872. (Infos: www.ub.uni-leipzig.de)

Arno Fischer zeigt in der Stiftung Moritzburg Halle Unikate der als laienhaft verschrienen Polaroid-Formate – aber: Ein Mythos geht zu Ende.

„Erst einmal haben wir die Puppenposen abgeschafft.“ Das gesteht Arno Fischer, wenn man ihn auf seine Zeit bei der DDRModezeitschrift Sibylle anspricht. Gleich seine erste Serie für die Sibylle wurde 1962 ein durchschlagender Erfolg. Er hatte die Modekollektion von Design-Studentinnen der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, an der er Fotografie unterrichtete, fotografiert – vor Alltagsmotiven aus der DDR-Hauptstadt. Selbst ein Gasometer war da zu sehen, groß und dominierend, nicht etwa klein im Hintergrund versteckt. Er und seine Kollegen hätten versucht, Kleidung nicht bloß abzubilden, sondern Modefotografien im Reportagestil oder als Porträts zu schaffen. Über zwanzig Jahre lang blieb er der Sibylle treu und schuf perfekt komponierte Schwarzweißbilder, in denen Mode, Model und Hintergrund eine ästhetische Einheit bilden. Mit diesen Aufnahmen und nicht zuletzt jenen, die im „Magazin“ erschienen, wurde er nicht nur zu einem der erfolgreichsten, sondern auch populärsten Fotografen der DDR. Mitteldeutschland war der Berliner verbunden durch seine Lehrtätigkeit an der

Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig seit 1972, die dort in eine Professur für künstlerische Fotografie von 1985 bis 1993 mündete. Einen Lehrauftrag für Bildjournalismus erfüllte er von 1990 bis 2000 an der Fachhochschule Dortmund. Umso verblüffter dürften es die Fotografiefans aufgenommen haben, dass Arno Fischer auch mit der Polaroidkamera gearbeitet hat. Dabei befindet er sich allerdings in bester Gesellschaft. Denn auch Helmut Newton, Gisèle Freund, Robert Mapplethorpe, Richard Hamilton, Roy Lichtenstein, David Hockney und Andy Warhol nutzten die Authentizität und das schnelle Ergebnis für ihr Schaffen. Arno Fischer setzte die legendäre SX 70 für seine Garten-Bilder ein. Ohne ein langwieriges weiteres Verfahren lag ein unikates Ergebnis vor. Zu Triptychen angeordnet, zeigt sie die Moritzburg Halle ab 20. Juli. Nachdem Polaroid im Februar dieses Jahres verkündet hat, dass aufgrund sinkender Nachfrage die Produktion der Schnellbildkamera und des dazugehörigen Materials nach 60 Jahren eingestellt wird, auch ein Gedenken am Ende eines Mythos. SiG

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.kunstmuseum-moritzburg.de.

Trockenschwimmen Das Stadtbad galt bis zu seiner Schließung 2004 als Juwel Leipziger Hallenbäder. Der 1916 fertiggestellte Bau verfügt neben zwei Schwimmhallen über Wannen- und Sitzbäder sowie Saunen. Herzstück der Badeanstalt ist nach wie vor die im maurischen Stil errichtete Damensauna, die heute unter Denkmalschutz steht. Am 13. Mai 2008 wurde auf Initiative der „Förderstiftung Leipziger Stadtbad“ das Gebäude teilweise wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. „Ab sofort stehen die repräsentative Empfangshalle sowie die prächtigen Ruheräume der Saunen zur Vermietung und können bei der Förderstiftung Leipziger Stadtbad gebucht werden“, erklärte Stiftungsdirektor Dirk Thärichen. Die Mieteinahmen sind für die Sanierung vorgesehen. (Infos: www.herz-leipzig.de)

Bildnachweis: IMG Sachsen-Anhalt; Archiv der Franckeschen Stiftungen zu Halle,/© Klaus E. Göltz; Theater der Welt 2008/© Falk Wenzel; Stiftung Moritzburg; Förderstiftung Leipziger Stadtbad

F o t o g r afi e


„Amerika“ als Neuanfang Die Werkleitz Biennale wird zum Festival und setzt sich mit den Einflüssen des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten auf Deutschland auseinander – aus ost- wie westdeutscher Perspektive.

Text: Susanne Schulze Fotografie: Tom Schulze; Daniel Herrmann

„Die ersten Tage eines Europäers in Amerika seien ja einer Geburt vergleichbar“, schrieb Kafka in seinem unvollendet gebliebenen Roman „Amerika“. „Und wenn man sich hier auch (...) rascher eingewöhne, als wenn man vom Jenseits in die menschliche Welt eintrete, so müsse man sich vor Augen halten, daß das erste Urteil immer auf schwachen Füßen stehe und daß man sich dadurch nicht vielleicht alle künftigen Urteile, mit deren Hilfe man ja hier sein Leben weiterführen wolle, in Unordnung bringen lassen dürfe.“ Woher einer, der die Prager Stadtgrenzen so gut wie nie in seinem Leben verlassen hat, dieses Gespür für ein Land – denn schon Kafka verwendete „Die Biennale war schon etwas Besonderes – aber einige hielten uns für linke Spinner.“ (Marcel Schwierin)

politisch unkorrekt Amerika als Synonym für die USA – entwickeln konnte und vor allem wollte, dringt als undeutliches, diffuses Gefühl in die Jetztzeit herüber. Das gelobte oder verfluchte Land hat schon immer polarisiert. In den letzten Jahren, unter der Bush-Regentschaft, habe sich zudem ein „erschreckender“ Anti-Amerikanismus etabliert, der selbst vor „reflektierten Intellektuellen“ nicht halt machte und für Marcel Schwierin, Kurator und Filmemacher, den Anstoß gab, tiefer in die Thematik einzusteigen und ihr eine ganze Werkleitz Biennale, das bisher größte Medienkunstfestival in den neuen Bundesländern, zu widmen. Ein Unterfangen, das in mehrerlei Hinsicht für Diskussions-

stoff sorgte, da die Biennale aus finanziellen Gründen in ein Festival umgemünzt werden musste. Eine Tatsache, die nicht nur die Arbeit der Werkleitz Gesellschaft in Frage stellte, sondern auch wieder einmal das Arbeiten im Kunstkontext überhaupt. Als gemeinnütziger Verein zur Förderung und Realisierung von Film-, Kunst- und Medienprojekten auf dem Lande, zwischen Halle und Magdeburg, in dem Örtchen Tornitz/Werkleitz 1993 gegründet, entwickelte sich die Werkleitz Gesellschaft e.V. im Laufe der Jahre von einem anfangs belächelten alternativen Dorfprojekt zu einem international bekannten Anlaufpunkt für an sperriger und politischer Gegenwartskunst Interessierte. Seit 1996 wird sie vom Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt als Zentrum für künstlerische Bildmedien institutionell gefördert. Als solches unterstützt Werkleitz Künstler mit Stipendien und Produktionsmöglichkeiten bei der Entwicklung ihrer Projekte und bietet Workshops in den Bereichen Kamera, Postproduktion und digitaler Bildbearbeitung sowie zu film- und medientheoretischen Themen an. 1993 wurde erstmals eine Biennale als internationales Forum für Medien und Kunst ins Leben gerufen. Die Veranstalter sorgten mit Themen wie der Darstellung und Verknüpfung von medial generierten Bildern und deren Übertragung in andere Medien (Cluster Images, 1996), dem Begriff Arbeit und seiner gesellschaftlichen Bewertung (real[work], 2000), Ursachenerforschung in Belangen sozialer Ausgrenzung (Zugewinngemeinschaft, 2002) und der Untersuchung von gesellschaftlichen Konsequenzen, die der Privatisierung von geistigem Eigentum inne-


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wohnen (Common Property, 2004) für eine vielschichtige Auseinandersetzung mit aktuellen kulturpolitischen Fragen. 2004 zogen die Werkleitzer nach Halle um. Ein Schritt, der auf der einen Seite politisch begrüßt wurde, da Halle als Medienzentrum effektiver erschien, auf der anderen Seite aber den Verlust des Alleinstellungsmerkmals einer ländlichen Kunstinitiative dieses Ausmaßes bedeutete. Eine weitere grundlegende Veränderung betrifft die Fördersituation: Hatte die Biennale früher eine relativ solide Sockelfinanzierung durch Zuwendungen von der Stiftung Kunstfonds, der kulturellen Filmförderung und der Lotto-Toto-Stiftung, so kämpft sie nun ums Überleben. 20.000 Euro sind von der Mitteldeutschen Medienförderung bewilligt, 15.000 vom Land SachsenAnhalt, 30.000 fließen aus der Lotto-TotoStiftung ein und maximal 10.000 von der Kunststiftung Sachsen-Anhalt. Zusammen mit den Geldern einiger privater Förderer und Sponsoren käme man so auf höchstens 80.000 Euro. Als Finanzierungssumme

„eindeutig zu wenig, um den Stadtraum zu bespielen“, was ja eigentlich der Sinn einer Biennale sei, so Schwierin. 200.000 Euro seien dagegen das Minimum, um eine „gewisse Planungssicherheit zu haben“. Die Gründe für die Schwierigkeiten bei der Mittelbeschaffung sieht der Kurator neben einer „spürbaren Verarmung „Man kann nur einmal alle seine Freunde bis auf das Blut ausbeuten.“ (Marcel Schwierin)

der öffentlichen Hand“ auch darin, dass es noch nie einfach gewesen sei, „wirklich zeitgenössische Kunst außerhalb der Metropolen publikumswirksam zu etablieren“, vor allem, wenn sie nicht einfach rezipierbar sei. So war die Werkleitz Biennale seit jeher international beachteter als in der eigenen Region. Vor allem die eingeladenen Künstler schätzten sie als Möglichkeit für einen intensiven Austausch und fühlten sich gut betreut, meint Schwierin. Der Beschluss, in diesem Jahr mit einem deutlich kleineren Werkleitz Festival weiter-

Amerika versus Halle Das Kuratoren-Team des Werkleitz Festivals, Marcel Schwierin und Daniel Herrmann, will Amerika wieder salonfähig machen, ohne mit Kritik zu sparen. „Im Flower Power“ in Halle frönt man indessen dem Indianerkult. Nur wer genau da abgebildet ist, weiß die nette Bedienung nicht. „Winnetou?“ fragt sie unsicher und weiß gleich, dass sie falsch liegt.


Stars and Stripes im Schrebergarten In dieser Kleingartenanlage an der B100 weht die amerikanische Flagge genauso selbstverständlich, wie anderswo manch einer mit einem alten Buick cruist und Hip-Hop hört. Dazu dann noch ein paar Pommes und einen saftigen Burger – willkommen in Deutschland.

zumachen, fußt auch auf dem Gedanken, dass man keine Zugeständnisse bei der Künstlerauswahl und -betreuung machen möchte und außerdem nicht den Weg für „die totale Selbstausbeutung“ bereiten wolle. Das gehe auf Dauer an die Substanz einer Organisation – auch einer wie Werkleitz, die sich als demokratisches Gremium versteht und aus Mitgliedern besteht, die mit viel ideellem Enthusiasmus an ihrer Sache arbeiten. Der neue Weg sieht ein „flexibleres Format“ vor, mit projektorientierten Vorhaben. Man wolle so „kurzfristiger auf aktuelle Themen reagieren“ und weiter möglichst eng mit den Künstlern zusammenarbeiten. Das statische Modell, mit einer regelmäßig aller zwei Jahre stattfindenden Biennale sei ein zu großer Kraftakt geworden. Völlig neu ist die angedachte Form für die Werkleitz Gesellschaft nicht, organisierte sie doch neben der Biennale schon immer auch Ausstellungen, Symposien und kleinere Festivals. 2008 bis 2009 findet zum Beispiel das European Media Art Network – EMARE Stipendienprogramm statt, das Ende 2009 in einer großen Abschlussausstellung in Halle münden wird. „Konstruktive Streitgespräche“ birgt jedoch das Thema „Amerika“ auch in der kuratorischen Auseinandersetzung, trifft doch mit Marcel Schwierin als künstlerischem Leiter und Daniel Herrmann, Co-Kurator, west- auf ostdeutschen Hintergrund. Schwierin arbeitet dabei auch Teile seiner eigenen Biografie auf. Im Westen Deutschlands, im linksintellektuellen Milieu aufgewachsen, sei ihm ein tie-

fer Amerikaskeptizismus „anerzogen“ worden, der bis zum Abitur nachhaltig Wirkung zeigte. Erst die Begegnung mit amerikanischen Intellektuellen ließ das Bild bröckeln und heute weiß der 42-Jährige die ur-demokratischen amerikanischen Werte der freedom of speech und einer public domain sehr zu schätzen. Daniel Herrmann hingegen ist gebürtiger Hallenser. Für ihn war Amerika schon immer ein positiv besetztes „Identifikationsmuster“. Für viele Ostdeutsche bedeutete der ferne Kontinent auch den „Ich fahre seit Jahren kein Auto. Aber neulich stand ich vor einem panzerartigen SUV und kam nicht umhin, schwer begeistert zu sein.“ (Daniel Herrmann)

Inbegriff des „Westens“ schlechthin. Alles war noch unerreichbarer, bunter, größer und vielfältiger als im westdeutschen Nachbarland. „Amerika ist für mich das kleine Kind, das vieles einfach ausprobiert und von den anderen dabei ambivalent begutachtet wird“, erzählt Herrmann, der neben seinen kuratorischen Tätigkeiten auch als Autor, Publizist und Künstler tätig ist. Dabei setzt er sich auch immer wieder mit seiner Heimatstadt auseinander. Diesmal interessieren ihn die Spuren, die vor allem die amerikanische „Dingwelt“ in Deutschland, insbesondere Halle, hinterlässt. Workshops als künstlerische Labors werden sich im Vorfeld des Festivals unter anderem mit der „Ikonografie Amerikas“ beschäftigen und ihre „Aneignung und Vervollkommnung“ thematisieren.


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Dabei soll ein Konvolut „Amerika-affiner Zeichenvorräte“ in Halle angelegt werden – wo tauchen Typografisches, Symboliken des Lifestyles, des Konsums und Verkehrs in der Stadt auf, die einen Amerikabezug aufweisen und eventuell sogar noch amerikanischer als das Original sein wollen? Außerdem wird durch die kritisch-ironische Auseinandersetzung mit amerikanischen „Fashion Items“ ein eigenes Merchandising für das Festival entwickelt. Inwiefern Parka, Jeans und Sneakers dabei Berücksichtigung finden, bleibt der Kreativität der Workshopteilnehmer überlassen. Herzstück des Werkleitz Festivals bildet ein Filmprogramm, das die vielen Facetten des Einflusses Amerikas auf unsere Kultur, unser Selbstverständnis und auch die Art, wie wir Kultur, explizit Film, wahrnehmen, diskursiv beleuchten möchte. Die Bandbreite reicht vom Vietnamkrieg, der in den Filmen von Jonas Mekas (Time & Fortune Vietnam Newsreel , USA 1968) und dem WinterfilmKollektiv (Winter Soldier, USA 1971) einmal

als Doku-Fiction und einmal als tatsächliches Dokument behandelt wird, bis hin zur Auseinandersetzung mit den DDR-Indianern, einer Gruppe, die in ihrer Freizeit Tipis erbauten „Kennst du diese Gegend?“ „Sehr!“ „Nun? Was ist‘s?“ „Amerika!“ (von Karl May)

und die passende Kleidung trugen und somit in gewisser Weise ein Äquivalent zur westdeutschen Hippie-Kultur bildeten. Bill Meyers, 2005 verstorbener amerikanischer Germanist, wollte in einem Videoessay das Alltagsleben hinter dem eisernen Vorhang zeigen und interviewte 1968 dafür auch den damaligen Leiter des Karl May Museums in Radebeul. In diesem Gespräch wird deutlich, dass dieser einige Probleme hat, seinem Gegenüber unbefangen zu begegnen, da die Geschichte der indigenen Völker Nordamerikas von DDR-Stellen zu propagandistischen Zwecken gegen die USA eingesetzt wurde. Der heute eher belächelte „Kulturkampf“ auf der Leinwand, zwischen

dem ostdeutschen „Winnetou“ Gojko Mitic und seinem westdeutschen Pendant Pierre Brice war damals alles andere als ein Spaß. Nur in einem war man sich einig, die Indianer waren die Guten. Apropos Winnetou: Sein Erfinder Karl May reiste bekanntlich auch nur mit dem Finger auf der Karte ins Land seiner Romanhelden. Als Jugendlicher soll er hingegen schon wegen Hochstapelei mit dem Gesetz in Schwierigkeiten geraten sein, was bei seiner blühenden Phantasie nicht wirklich überrascht. Dafür hat er Millionen von Kindern eine Projektionsfläche erschaffen, die bis heute den Traum vom Wilden Westen nährt. Eine Woche vor den US-Präsidentschaftswahlen kann man in einem kleinen Städtchen an der Saale sein ureigenes Amerikabild hinterfragen und reflektieren – sind wir im Herzen nicht alle ein bisschen Winnetou?

Weitere Informationen zum Programm und den Workshops finden Sie unter www.werkleitz.de.


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KALENDER

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8. bis 16. August: Classic Open 2008

6. September: Pyro Games

Die 14. Auflage des Oper-Air-Festivals lädt erneut auf den Leipziger Markt ein. (www.leipzig.de/classic-open).

Durch Effekte mit Licht und Feuer wird die Kulisse von Ferropolis verzaubert. (www.pyrogames.de).

Klassik

Theater & Events

26. und 28. Juli Johann Sebastian Bach und seine Städte Der Chamber Choir of Ireland, das Raschér Saxophon Quartet und Jürgen Wolf an der Orgel spielen Werke von Johann Sebastian Bach. 17 Uhr, Leipzig, Nikolaikirche, Thomaskirche www.mdr.de/musiksommer

11. Juli bis 5. August Theatersommer Giebichenstein Die freie Theaterszene von Halle präsentiert sich mit 30 Vorstellungen in der Saale-Stadt. Halle, Burg Giebichenstein, www.burg-halle.de

5. September Doppel-Eröffnung: Großes Concert Zwei musikalische Highlights werden gefeiert: die Eröffnung der 228. Gewandhaus-Saison und die Mendelssohn-Festtage 2008. 20 Uhr, Leipzig, Gewandhaus zu Leipzig, www.gewandhaus.de

18. Juli bis 18. August Sommerkino Zahlreiche alte Filmklassiker, ebenso wie neue Produktionen werden auf einer großen Open-AirLeinwand gezeigt. Leipzig, Moritzbastei, www.moritzbastei.de

17. August bis 26. Oktober „Famose Virtuosen“ Ein Varietéspektakel mit klassischen, präzisen Darbietungen bis hin zum außergewöhnlichen, visionären Vortrag. Leipzig, Krystallpalast Varieté, www.krystallpalast.de 27. August „Ein Sommernachtstraum“ Chaos, gestiftet von Elfenhand – auch die vier Handwerker, die heimlich für des Herzogs Hochzeit ein Theaterstück proben, trifft es. Leipzig, Westwerk, www.theaterpack.de

13. bis 21. September 38. Merseburger Orgeltage Unter dem Motto „Sachsen-Glanz“ werden Dombesichtigungen und Konzerte präsentiert. Merseburg, Dom Merseburg, www.merseburger-orgeltage.de

25. bis 28. Juli Alice vs. Wunderland Eine bedingt realitätsgebundene Sommerkomödie zwischen Irrsinn, Tiefsinn und Unsinn im Rahmen des Sommertheaters des TheaterPacks. 20 Uhr, Leipzig, Werk II, www.werk-2.de

17. September „Planetarisches Eröffnungskonzert“ Die Stadt der Wissenschaft zeigt das erste Philharmonische Konzert Reihe A. 20 Uhr, Jena, Volkshaus Jena, www.jena.de

9. August 11. Burgtheatersommer Rosslau Die theaterBurg Roßlau präsentiert das Stück „Frauenvolksversammlung“ von Aristophanes. Dessau-Rosslau, Burg Rosslau, www.dessau.de

6. September „Die Melankomiker“ Fragen, die die Welt nicht braucht und die trotzdem gestellt werden müssen. 20 Uhr, Delitzsch, Schlosskeller, www.schlosskeller-delitzsch.de

4. Oktober „Parsifal“ Ein Bühnenweihfestspiel von Richard Wagner in drei Akten. 16 Uhr, Dessau, Anhaltisches Theater, www.anhaltisches-theater.de

11. August Dschungelnacht Ein exotisches Festival der Kulturen verwandelt den Zoo Leipzig. 17 Uhr, Leipzig, Zoo, www.zoo-leipzig.de

5. Oktober Premiere: „Die Räuber“ Das Drama um den Konflikt der Brüder Karl und Franz neu insziniert vom Theater Altenburg. 19 Uhr, Altenburg, Landestheater Altenburg, www.tpthueringen.de

5. bis 7. September Tag der Sachsen Unter dem Motto „Für ein weltoffenes Sachsen“ feiert das Bundesland sein größtes Volksfest. Grimma, verschiedene Veranstaltungsorte, www.tagdersachsen-grimma.de

Bildnachweis: Leipzig Tourismus und Marketing GmbH; Lux concerts.events. GmbH & Co. KG; Isabella Hollauf, Kulkwitzer See (aus: Oasen in Leipzig), 2006; Stadt Wurzen


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28. Juni bis 3. August: „Erholungsräume“

30. August: Mulde-Regatta 2008

Leipzig: Die Galerie für Zeitgenössische Kunst zeigt 56 Fotografien von Isabella Hollauf. (www.gfzk.de)

Unterwegs auf der Mulde von Grimma über Nerchau und Trebsen nach Wurzen. (www.mulde-regatta.de)

Museen & Ausstellungen

Jazz, Rock & Pop

Sport

11. Juli bis 19. Oktober Lovis Corinth und die Geburt der Moderne Die Ausstellung erlaubt anhand einer konzentrierten und hochkarätigen Auswahl einen Überblick über den künstlerischen Werdegang Corinths. Leipzig, Museum der bildenden Künste, www.mdbk.de

6. August Katie Melua Die Musikerin und ihre Band begeistern mit Songs zwischen Blues, Jazz, Pop, Soul und Folk. 20 Uhr, Leipzig, Arena, www.eventim.de

26. Juli Weißenfelser Sportfest Mit NSB Streetsoccer Cup, dem Weißenfelser Paarlauf und dem UHC Open Air Turnier. 10 Uhr, Weißenfels, Markt, ww.weissenfels.de

9. August Manfred Krug & Berlin Jazz Orchester Der Sänger und Schauspieler singt zusammen mit Marc Secada begleitet von dem Berlin Jazz Orchester. 20 Uhr, Jena, Kulturarena www.kulturarena.de

26. Juli 21. Internationale Thüringenrundfahrt Rundfahrt der Frauen um Schmölln mit Start und Ziel am Markt. Schmölln, Markt, www.schmoelln.de

14. Juli bis 9. August Diplomausstellung 2008 38 Diplomanden der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig präsentieren ihre Abschlussarbeiten in verschiedenen Räumen der Hochschule. Leipzig, Hochschule für Grafik und Buchkunst, www.hgb-leipzig.de

12. August Eric Clapton Einer der besten Blues- und Rockmusikgitarristen zu Gast in Leipzig. Leipzig, Arena www.kulturarena.de

22. bis 24. August Meisterschaft im Kanuslalom Etwa 150 aktive Teilnehmer kämpfen in den Kajak- und Canadierdisziplinen bei der deutschen Jugend- und Juniorenmeisterschaft. Markkleeberg, Kanupark Markkleeberg, www.kanu.de

26. August bis 9. November Frauen des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau Die Bildnisse des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817). Dessau, Museum für Stadtgeschichte, www.stadtgeschichte.dessau.de

19. September 13. Jugendmusikfest Sachsen-Anhalt Mit seinem unverwechselbaren Big Band Sound eröffnet das Jugendjazzorchester SachsenAnhalt das Jugendmusikfest. 19.30 Uhr, Halle, Oper Halle, www.opernhaus-halle.de

7. September 7. Mitteldeutscher Marathon Entdecken Sie bei einer Schnupperrunde, beim 10-km-Lauf oder beim Halbmarathon die Stadt an der Saale. Halle, Marktplatz, www.halle.de

21. September 2008 bis 4. Januar 2009 Spektakel der Macht. Rituale im Alten Europa Objekte und Darstellungen von Ritualen und symbolischen Handlungen zwischen 800 und 1800. Magdeburg, Kulturhistorisches Museum, www.spektakeldermacht.de

3. Oktober Helge Schneider „Akopalüze nau!!!“ heißt das Programm des Unterhaltungskünstlers und Jazzmusikers. 20 Uhr, Magdeburg, Stadthalle Magdeburg, www.eventim.de

14. September 10. internationaler Dessauer City-Lauf Fünf verschiedene Disziplinen mit Start und Ziel am Fürst-Leopold-Carrè. Dessau, Fürst-Leopold-Carré www.davengo.com

20. Juli bis 5. Oktober Arno Fischer. Der Garten Eine Austellung, die 30 Jahre seines Schaffens mit der Polaroid umfasst. Halle, Stiftung Moritzburg, www.kunstmuseum-moritzburg.de


Lovis Corinth

11. Juli – 19. Oktober 2008

und die Geburt der Moderne

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HEFT 9

Ostdeutsche Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Leipzig

Katharinenstraße 10, 04109 Leipzig www.mdbk.de Di und Do bis So 10 –18 Uhr Mi 12–20 Uhr. An Feiertagen 10 –18 Uhr

Förderer des Museums der bildenden Künste Leipzig e. V.

kunststoff DAS KULTURMAGAZIN FÜR MITTELDEUTSCHLAND

informiert, unterhält, inspiriert und kommentiert

THEATER LITERATUR KUNST MUSIK LEBENSKULTUR

Plöttner Verlag Leipzig GbR Marbachstraße 2a Telefon 03 41. 5 61 08 72 Telefax 03 41. 5 90 38 59 www.ploettner-verlag.de 4,00 EURO.

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RegJo LEIPZIG/HALLE KALENDER

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20. bis 23. August: GC-Business-Center

5. bis 7. September: Air 2008 Magdeburg

Messe Leipzig: Der Fachkongress zur Games Convention 2008. (www.gc-germany.com)

Messe Magdeburg: Internationale Messe für Luftsport und Luftfahrt mit spektakulären Flugshows. (www.mvgm.de)

Kongresse und Tagungen

Messen

25. bis 27. Juli IAMO Forum 2008 Weltagrarmärkte, Bioenergie und Agrarpolitik im Mittelpunkt der vom Leibniz-Institut veranstalteten Konferenz. Halle, Leibniz-Institut, www.iamo.de

23. bis 25. September DSAG-Jahreskongress 2008 Die Deutschsprachige SAP Anwendergruppe e.V. lädt unter dem Motto „SAP ERP 6.0: der nächste Schritt“ nach Leipzig ein. Leipzig, Congress-Center, www.dsag.de

31. August bis 4. September Symposium Pflanzen-Viren Pflanzen-Viren mit pilzlichen Vektoren unter Fragestellungen der Viruserkennung und Epidemiologie. Quedlinburg, Julius Kühn-Institut, www.iwgpvfv2008.bafz.de

24. September 13. TASIMA Tagung der Siedlungsabfallwirtschaft Magdeburg: Abfall als Stoff- und Energieressource. Magdeburg, Hotel Ratswaage, www.uni-magdeburg.de

6. und 7. September Die Chemnitzer Oldtimer-Messe Ein Teilemarkt für Veteranenfahrzeuge, Oldtimer und alles, was mit dem Hobby „Oldtimer“ zu tun hat. Chemnitz, Messe Chemnitz, www.messe-chemnitz.de

24. September Polymerwerkstoffe 2008 Tagung zu Synthese, Modifizierung und Verarbeitung von Polymerstoffen und Nanomaterialien. Halle, Martin-Luther-Universität, www.physik.uni-halle.de

12. bis 14. September Haus + Technik Jährliche Messe für Bau- und Modernisierungsmaßnahmen. Erfurt, Messe Erfurt, www.messe-hausundtechnik.de

25. September 13. Städtekonferenz Forum zur internationalen Bauaustellung „Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010“. Dessau, Bauhaus Dessau, www.bauhaus-dessau.de

26. bis 28. September Ecovita Verschiedene Naturwarenversandhäuser präsentieren sich gemeinsam bei dieser kostenfreien Messe. Halle, Messe Halle, www.halle-messe.de

1. Oktober Unternehmertag 2008 4. Unternehmertag des Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft für Unternehmen aus Mitteldeutschland. Leipzig, Congress Center, www.mittelstaendischer-unternehmertag.de

26. und 27. Juli Floristik Trend Trends und Fertigkeiten im Bereich Straußbinden und -gestaltung. Chemnitz, Messe Chemnitz, www.messe-chemnitz.de

11. bis 12. September 8. Kongress zur Geschichte der Pflege Thema: Alltag in der Pflege – Wie mach(t)en sich Pflegende bemerkbar? Jena, Hotel Steigenberger Esplanade, www.thueringer-pflegetag.de 15. bis 19. September European Ecological Congress Internationaler Kongress zum Thema Artenvielfalt im ökologischen Kontext. Leipzig, Congress-Center, www.eureco-gfoe2008.ufz.de 16. bis 18. September 78. Deutscher Archivtag 2008 Rahmenthema: Bestandserhaltung analoger und digitaler Unterlagen. Erfurt, Messe Erfurt, www.archivtag.de

Bildnachweis: www.gc-germany.de; MVGM GmbH

20. bis 24. August Games Convention Europas bekannteste Computerspielemesse zum letzten Mal in Leipzig. Leipzig, neues Messegelände, www.messe-leipzig.de


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RegJo LEIPZIG/HALLE kolumne

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Standort im Dreiklang Für die Entwicklung und Vermarktung eines Wirtschaftsstandortes sind Cluster wichtige Faktoren. Aber nicht die einzigen.

Verfügen eine Stadt oder eine Region über Cluster, sind die Menschen dort wohlhabender als in Gebieten ohne Cluster. Diese Erkenntnis hat dazu geführt, dass sich in den letzten 20 Jahren der Clusteransatz zu dem heute führenden Konzept der regionalen Wirtschaftspolitik durchgesetzt hat. Dem guten Willen stehen jedoch häufig Unkenntnis und Aktionismus entgegen. „Alter Wein in neuen Schläuchen“, hieß es zunächst, als der renommierte Harvard-Professor Michael E. Porter die oben erwähnte These Ende 1990 formulierte. Schon vor hundert Jahren habe man gewusst, dass Unternehmen Kosten sparen, wenn sie nahe beieinander liegen. Porters Cluster-Begriff geht jedoch weiter. Er bezeichnet die räumliche Konzentration von Unternehmen oder Betrieben und auch Begleitinstitutionen wie Hochschulen oder Verbänden, die allesamt Wertschöpfungsketten bilden und Austauschbeziehungen pflegen. So kann ein Textilunternehmen zu einem Automotive-Cluster zählen, wenn es Sitzbezüge herstellt. Der positive Effekt eines Clusters ist schnell erläutert: Aufgrund der Konzentration qualifizierter Arbeitskräfte, dem Vorhandensein einer speziellen Infrastruktur und den entstehenden Lerneffekten bei allen Beteiligten tragen Cluster dazu bei, dass Unternehmen ihre Erträge steigern und ihre Produkte ständig verbessern können. Davon profitieren die Mitarbeiter durch höhere Löhne und davon wiederum die Region durch höhere Kaufkraft. Verwaltungsgrenzen gibt es dabei keine, denn Wirtschaft und Wissenschaft arbeiten dort zusammen, wo es effektiv ist. In Deutschland hat nicht zuletzt die Wiedervereinigung für den erfolgreichen Einzug des Clusteransatzes in die Regionalentwicklung gesorgt,

Bildnachweis: Uwe Frauendorf

Klaus Wurpts ist Geschäftsführer der Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland. Darin engagieren sich strukturbestimmende Unternehmen sowie Kammern und Städte aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit dem gemeinsamen Ziel einer nachhaltigen Entwicklung und Vermarktung der Wirtschaftsregion Mitteldeutschland. (www.mitteldeutschland.com)

da ein erfolgreiches Konzept für den „Aufbau Ost“ gesucht wurde. An dieser Stelle spielt auch die Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland eine wichtige Rolle, da sie sich seit 2003 für einen solchen Ansatz („Stärken stärken“) eingesetzt hat und ihn selbst – bis heute – unterstützt. Inzwischen tragen bundesweit „Clustermanager“ in verschiedenen Organisationen dazu bei, dass der notwendige Austausch zwischen den Unternehmen zustande kommt. Wobei jedoch allzu selten die tatsächlichen Verflechtungen, sondern eher die Verwaltungsgrenzen die Größe der Cluster bestimmen, was wiederum zu einer völlig unproduktiven Konkur-

renz der Förderer führt. Diese Konkurrenz ist auch deshalb nachteilig, da Cluster im Prozess der Globalisierung an Bedeutung gewinnen. Gerade in den für Deutschland wichtigen Hochtechnologie-Bereichen spielt die Infrastruktur der Forschungsund Ausbildungskapazitäten und das damit verbundene Innovations- und Fachkräftepotenzial für Unternehmensansiedlungen die entscheidende Rolle. Ein gut funktionierendes Cluster ist ein Anziehungspunkt für Investoren und somit auch ein regionaler Entwicklungsmotor. Cluster können nicht künstlich geschaffen werden. Man kann und sollte aber ihre Entwicklung fördern, wie das in Mitteldeutschland derzeit im Bereich der Solarenergie bzw. der Erneuerbaren Energien der Fall ist. Dafür bedarf es eines attraktiven Umfelds für „Talente“ und Unternehmer. Unter „Talenten“ sind die „innovativen Köpfe“ zu verstehen. Die besten Leute suchen sich ihren Arbeitsort immer häufiger nach der Qualität des Lebensumfeldes aus. Schon längst zahlen viele ostdeutsche Unternehmen „Westlöhne“, um solche „Talente“ zu gewinnen. In anderen Bereichen – wie Toleranz, Offenheit oder Internationalität – ist jedoch mancherorts noch Einiges zu leisten, um auch künftig ein attraktiver Standort für „Talente“ zu sein. Um die Voraussetzungen für Fachkräfte und Unternehmen zu schaffen, bedarf es einer strategischen und gezielten Förderpolitik, gesetzlicher Standards und der Weiterentwicklung der Infrastruktur. Allein dieser Dreiklang aus Clusterstrukturen, Standortattraktivität für Talente und optimalem Unternehmensumfeld ermöglicht es Städten und Regionen, im 21. Jahrhundert weiterhin Wohlstand aufbauen zu können.


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KULTUR & GESELLSCHAFT RegJo LEIPZIG/HALLE

Wussten Sie, ... Denkwürdiges, Sonderbares und Wissenswertes aus der Region – von alt Eingesessenen, jungen Wilden, virtuellem Glauben und Dinos aus Kühltruhen. ... dass das Sodawerk Staßfurt das älteste noch produzierende Chemiewerk in Sachsen-Anhalt ist? Vor 125 Jahren wurde in Staßfurt die Sodaproduktion nach dem Ammoniak-Soda-Verfahren begonnen. Voraussetzung waren die lokalen Steinsalz- und Kalksteinvorkommen. 1888 wurde eine planmäßige Kapazität von zehn Tonnen kalziniertem Soda pro Tag erreicht. Das Sodawerk Staßfurt gehört seit Ende vorigen Jahres zur polnischen Ciech Gruppe, dem zweitgrößten Sodahersteller in Europa ... dass der EM 2008 Torhüter René Adler aus Leipzig stammt? Der heute 23-Jährige spielte als kleiner Junge, wie schon sein Vater und Bruder, für seinen Heimatverein SV Liebertwolkwitz. Seine Fußballkarriere begann er beim VfB Leipzig und wechselte mit 15 Jahren zu Bayer Leverkusen, wo er zunächst in der Jugendmannschaft und ab 2002 in der Regionalmannschaft spielte. Seit 2003 ist Adler in der Bundesliga. Bisheriger Höhepunkt seiner Torhüter-Karriere war die Nominierung zur Fußball EM 2008. ... dass die älteste handschriftliche Bibel der Welt in Leipzig digitalisiert wurde? Die Universitätsbibliothek Leipzig ist im Besitz von 43 Blättern des sogenannten Codex Sinaiticus, dem ältesten Bibelmanuskript der Welt. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit der British Library, der Russischen Nationalbibliothek und dem Katharinenkloster auf dem Sinai sollen alle Teile und Fragmente virtuell zusammengeführt und im Sommer 2008 im Internet digitalisiert und transkribiert der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. ... dass der Erfinder vom beliebten „Urmel aus dem Eis“ aus Bad Kösen stammt? Max Kruse schuf 1969 die Figur des Urmels aus dem Eis – inspiriert von seiner nagelneuen Kühltruhe. Elf Bände mit verschiedenen Geschichten über Urmel erfreuen seither viele Kinderherzen. Max Kruse wurde 1921 als Sohn der weltberühmten Puppenmutter Käthe Kruse und des Bildhauers Carl Max Kruse in Bad Kösen geboren. „Urmel aus dem Eis“ wurde 1969 von der Augsburger Puppenkiste inszeniert und 2005 verfilmt. Bildnachweis: Sodawerk Staßfurt GmbH und Co. KG; Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH, KSmediaNET; Universitätsbibliothek Leipzig; Thienemann Verlag GmbH

Impressum: 4. Jahrgang, Ausgabe 13 ISSN 1614-2837 Herausgeber REGJO – Agentur für regionales Marketing GmbH Delitzscher Straße 68 04129 Leipzig Telefon 0341/903221 Telefax 0341/903223 E-Mail info@regjo-leipzig.de Web www.regjo-leipzig.de REGJO ist eine eingetragene Marke (39867052) der Regjo − Verlag für regionales Marketing GmbH. Chefredaktion Kai Bieler (k.bieler@regjo-leipzig.de) (V.i.S.d.P.) Redaktionsmanagement AB-Creativ - Agentur für Text und Bild GbR Stallbaumstraße 11, 04155 Leipzig Telefon 0341/59166-09/-10, Fax 0341/4624308 E-Mail post@abcreativ.de, www.abcreativ.de Autoren Nadine Jukschat, Sigrid Gaulrapp, Regine Aselmann, Jessica Schöberlein, Thomas Magosch, Susanne Schulz, Eva Badenschier, Maximilliam Grimm, Katharina Kunath Autoren – Verlagssonderveröffentlichung Regine Aselmann, Sigrid Gaulrapp, Dr. Markus Folgner, Ute Bachmann, Steffi Emde Fotografie Axel Berger, Dietmar Fischer, Tom Schulze, Dietmar Tondar, Carmen J. Hoffmann, Christian Hülle, Fabian Heublein Art Direction & Layout Astrid Stieler (layout@abcreativ.de) Leitung Vertrieb & Marketing Jörg Maasch (j.maasch@regjo-leipzig.de) Anzeigen Steffi Emde, Philipp Thorwirth, Annette Köchling, Hilke Dierkes Vertriebsassistenz Annette Köchling (a.koechling@regjo-leipzig.de) Geschäftsführung Claus-Peter Paulus (cp.paulus@regjo-leipzig.de) Lektorat André Hille Druck Druckerei Vetters GmbH & Co. KG www.druckerei-vetters.de Erscheinungsweise viermal im Jahr Bezugsbedingungen Abonnement 16,- EUR inkl. Mehrwertsteuer und zzgl. Zustellgebühr für vier Ausgaben. Einzelpreis 4,- EUR. Kooperationspartner des REGJO:

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