Positionspapier Alkohol

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Positionspapier Alkohol

Zürich, September 2013

Erschwerter Zugang zu Alkohol ist effektiver Jugendschutz Im Parlament in Bern wird derzeit um die Totalrevision des Alkoholgesetzes gerungen. In der Detailberatung lehnt der Nationalrat einen Mindestpreis für Alkohol ab. Die grosse Kammer will auch nichts von einem nächtlichen Verkaufsverbot wissen und befürwortet sogenannte Happy Hours, also die vergünstigte Abgabe von alkoholischen Getränken. Aufgrund unserer täglichen Erfahrungen in der Arbeit mit Suchtkranken wissen wir, welche schädlichen Auswirkungen übermässiger Alkoholkonsum individuell aber auch gesamtgesellschaftlich hat. Wir fordern das Parlament deshalb auf, sich von Lobbyorganisationen nicht einlullen zu lassen und im Sinne eines griffigen Jugendschutzes von der Lockerung des Alkoholzugangs abzusehen. Die gesellschaftlichen Kosten des Alkohols werden laut einer Erhebung von Claude Jeanrenaud der Uni Neuchâtel auf mindestens 6,7 Mrd. Franken pro Jahr geschätzt. Darin sind die Kosten des Alkohols in Unternehmen (2011 = 1 Mrd.) und die Folgekosten von mit Alkohol verbundenen Delikten allerdings noch nicht enthalten bzw. vernachlässigt. Der Alkoholkonsum ist – nach Tabakkonsum und Bluthochdruck – zudem der drittgrösste Risikofaktor für Erkrankungen in Europa. Zusammengefasst ist der Alkohol weit davon entfernt, ein gewöhnliches Produkt zu sein und sein (übermässiger) Konsum führt zu zahlreichen negativen Folgen: Verkehrsunfälle, Gewalt, Krankheit oder sogar Tod. Langfristige Auswirkungen hat Alkohol, wenn er als Suchtmittel konsumiert wird. Alkoholsucht hat neben finanziellen auch soziale Folgen, die die Volkswirtschaft beeinträchtigen. Möglichkeiten für eine wirksame Gesundheitspolitik existieren und sind dank zahlreichen Studien bekannt: Erhöhung des Preises, Einschränkung der Erhältlichkeit, um den allgemeinen Konsum zu verringern, sowie Angebote von Präventions- und Behandlungsprogrammen. Diese Punkte müssen mit der Revision des Alkoholgesetzes gesetzlich verankert werden. Mindestpreise – einfach, wirksam und juristisch möglich Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen, dass es keine andere präventive Massnahme zur Reduktion des Alkoholkonsums gibt, deren Wirksamkeit mit solcher Deutlichkeit und Konsistenz aufgezeigt werden konnte, als der Mindestpreis. Unter allen möglichen preislichen Massnahmen ist der Mindestpreis am wirksamsten. In Kanada bewährt sich der Mindestpreis seit Jahren: Eine Erhöhung des Mindestpreises um 10% führt zu einer Reduktion des Konsums um 8%, zu 9% weniger Spitaleinweisungen und zu 32% weniger Todesfällen, die auf den Alkoholkonsum zurück zu führen sind. 1 Wenn das Bier weniger kostet als das Wasser ist es einfach, sich zu betrinken, bevor man überhaupt eine Bar betritt. Diese Situation führt zu gefährlichem Risikoverhalten und darf daher nicht weiterbestehen. Deshalb schlug der Ständerat die Einführung eines Mindestpreises vor, welcher es 1

Stockwell, T., et al. (2012). The Raising of Minimum Alcohol Prices in Saskatchewan, Canada: Impacts on Consumption and Implications for Public Health. American Journal of Public Health 102.12 : e103-e110. Ebd. (2013) The relationship between changes to minimum alcohol prices, outlet densities and alcohol attributable deaths in British Columbia in 2002-2009. Addiction, 108. Ebd. (2013) Minimum alcohol prices and outlet densities in British Columbia, Canada: Estimated impact on alcohol attributable hospital admission. American Journal of Public Health.


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