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©2012 IO INTERACTIVE A/S. IO INTERACTIVE and the IO logo are trademarks of IO Interactive A/S. HITMAN ABSOLUTION and the HITMAN logo are trademarks of Square Enix, Ltd. SQUARE ENIX and the SQUARE ENIX logo are registered trademarks or trademarks of Square Enix Holdings Co., Ltd. “2”, “Playstation”,“PS3” and “À” are trademarks or registered trademarks of Sony Computer Entertainment Inc. “Ô is a trademark of the same company. KINECT, Xbox, Xbox 360, Xbox LIVE, and the Xbox logos are trademarks of the Microsoft group of companies and are used under license from Microsoft. All other trademarks are the properties of their respective owners.


E D I T O R I A L

Herzlich Willkommen zur Jubiläumsausgabe.

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Jahre SLEAZE

Seit fünf Jahren schreiben wir in unregelmäßigen Abständen dieses Intro und versuchen den Inhalt und alle was sonst noch so geschehen ist in 1000 Zeichen inkl. Leerzeichen zu quetschen. Weil das nie klappt, haben wir uns jetzt mehr Platz gegeben um uns auf die Schulter zu klopfen und in den Arsch zu treten. Diese fünf Jahre waren die anstrengendsten und chaotischsten in meinem ganzen Leben. Mit dem ganzen Wissen, würde ich es wahrscheinlich nicht nochmal machen. Aber da wir alle nun drinstecken, bin ich froh, dass wir es gemacht haben. Als wir damals SLEAZE gegründet haben, hatten wir ungefähr so viel Ahnung wie Homer Simpson von seinem Job. In fünf Jahren haben wir unglaublich viel gelernt. Yanah ist ein Photoshop-Ass, kann fotografieren, kennt sich mit Wordpress, programmieren und unanständigen Sachen aus. Danilo kennt jetzt einfach mal jeden, der irgendetwas zu sagen, hat den besten Durchblick bei der Mülltrennung und wurde vom Saulus zum Paulus bei sämtlichen Steuer-, Schrift- und Rechnungskram. Zu unserem 1. Geburtstag spiele Bonaparte in einem kleinen Loch ohne Verstärker mit uns. Zu unserer ersten Halloweenparty wurden wir von Menschenmengen überrannt und unsere gesamte Getränkeplanung war für das edle Katzentier. Im Allgemeinen war Getränkeplanung nicht immer unsere Stärke, wie man an den Partys im nhow und in der alten Münze feststellen konnte. Aber alle hatten trotzdem arschviel Spaß. Falls ihr uns jetzt unbedingt was schenken wollt… immer an die Redaktionsadresse schicken. Und, wie immer, viel Spaß mit der aktuellen SLEAZE Yanah und die SLEAZELSt

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BEYOND REASON SLEAZE #35


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INHALT 8 MAGAZIN

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MODE

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„Stolz wie ein Stein.“

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Was wirklich gegen Liebeskummer hilft

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Mord und Totschlag im Märchenwald

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Eine Meinung über: kleine Königinnen

17

Schulhofspaß in den 90ern

20

SLEAZE rettet vor dem Weihnachtsmassaker

23 Sn(e)aked 28 Accessoires 29

Marken im Schatten

30 Modefails 32 Modestrecke MEDIEN

39 Bücher 40 Comics 41

Große Erwartung

42 Filmklassiker

LEBENSKUNST

MUSIK

44

Hitman: Absolution

46

Game Previews

48

Games Geflüster

50

ARt on Snow

51

Visuelle Dichtkunst auf Metall

52

Die Kunst des Überlebens in New York

56

Usher lässt die (digitalen) Puppen tanzen

57

Interview mit Sizarr

58

SLEAZE trifft die Fog Joggers

60

MC Fitti ist überall, also auch bei uns

62

Bier und mehr mit Jesse Hughes

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MS MR – sie und wir

66 Musik-Rezensionen UNTERWEGS

70 Wales 74 Indien 77 Sardinien 80

Baile Átha Cliath

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Madrid, Burning Ink

83 Verlosung 86 Impressum

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d a s

h ä s s l i c h e

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STECKBRIEF

„Stolz wie ein Stein.“

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Nick: Rock-San Name: Pyura chilensis Geschlecht: männlich (meistens) Beruf / Beschäftigung: Stein-Double Wohnort: In den Wasser-Anden Chiles Größe: 7 cm Hobbys / Interessen: Tiefsee-Bergsteigen Motto: Lieber steinheilig als scheinheilig.

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Wir haben die Rubrik ins Leben gerufen, weil Ungerechtigkeit herrscht – wieder einmal. Die süßen, niedlichen, ach so knuffigen Tiere werden häufiger erforscht als die Einäugigen, Zweinasigen, Dreibrüstigen, kurz – die Freaks unter uns. Wusstet ihr das? Gut, das muss nichts Schlechtes sein. So landet man auch seltener im Tierlabor. Ungerecht ist es trotzdem. Eher Euthanasie als Darwin. Und außerdem: Frauen dürfen inzwischen auch ganz emanzipiert dumme „männliche“ Sachen machen wie Krieg führen. Also fordern wir endlich auch bei der Forschung Gleichberechtigung. Menschen sollten in Versuchslabors zu gleichen Bedingungen wie Affen zugelassen werden, hässliche Tiere genauso erforscht wie süße. Da das allerdings noch in weiter Ferne liegt, sind die Tiere gefährdet. Wir steuern hiermit entgegen. Mit der ersten Kontaktsuchseite für die VERMEINTLICH HÄSSLICHEN UNTER UNS.

Liebe Steinis, Steinreiche und auch Steini-Flaschen, seit fünf Jahren füllen wir nun diese zusammengeklebten Papierteile und freuen uns, zu diesem Jubiläum einen der unauffälligsten Artgenossen unseres Planeten begrüßen zu dürfen. Da er die vielen blöden Wortspiele über sein Äußeres leid ist, nehme ich zum ersten Mal darauf Rücksicht. Viel Glück. danilo

Kurz etwas zu meiner Person: Über mich muss man eigentlich nur zwei Dinge wissen: Zum einen mag ich keine Aufmerksamkeit um meine Person. Mein Job macht mir das zuweilen etwas schwer, aber ich kann sehr deutlich werden. Und zweitens, ich bin stolz auf unsere Art. Dieses eigentlich abgenutzte Klischee aus harter Schale und weichem Kern hat kein Lebewesen so perfektioniert wie wir.

Wen ich suche: Wenn du mit dem kauzigen Text eben zurechtkommst und weiterhin Interesse hast, dann melde dich bitte. Dann gehörst du zu der seltenen Art, für die ich mich auch interessiere. Ja, so simpel ist das. Bei Interesse kannst du Kontakt aufnehmen unter der Chiffre „Stolzer Stein“ mit einer Mail an danilo@sleazemag.de.

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l e b e n

Ü b e r l e b e n

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Liebeskummer

Was wirklich gegen hilft Ihr Mädels kennt sie alle, diese wertvollen Tipps: Mach eine Haarkur, iss mehr Ingwer, sei nett zu Anderen, mach Yoga, nimm ein Vollbad. Helfen einem aber keinen Meter weiter. Die Tipps, die wirklich funktionieren, stehen selten in irgendwelchen Ratgebermagazinen oder Frauenzeitschriften. Unsere Redaktion wurde die letzten Monate derbe von Liebeskummer geschüttelt und wir haben sämtliche Ratschläge am eigenen Körper ausprobiert. Selbstverständlich funktioniert nicht alles bei jedem. Und euch sollte auch klar sein, dass der Liebeskummer nicht sofort verschwindet. Der ist wie ein Entzug, den müsst ihr durchleben. Aber ein paar Dinge können euch auffangen und diese ganze Scheiße etwas erträglicher machen.

Serien schauen Serien (mit vielen Staffeln) lenken euch perfekt ab. Sie gaukeln euch ein Ersatzuniversum vor und sorgen dafür, dass ihr euch nicht mehr so allein fühlt. Selbstverständlich ist nicht jede Serie gegen Liebeskummer geeignet. Wir empfehlen: The Walking Dead, 2 Broke Girls, Games of Thrones und The Big Bang Theory.

Sport Ja, ich weiß. Man liegt im Bett und sämtliche Innereien schmerzen vor lauter Kummer und jetzt auch noch Sport? Wenn ihr euch aufraffen könnt, dann probiert es. Rennt gegen den Schmerz oder stemmt die Scheiße einfach weg. Irgendwann denkt ihr nicht mehr an diesen ganzen Herzmist, sondern konzentriert euch darauf, dass ihr nicht umfallt oder erschlagen werdet. Und versprochen, danach geht’s euch eine Weile wieder besser. Endorphine und so…

Zeit verbringen mit Menschen, die auch mindestens gleich schlimmen Liebeskummer haben Nichts ist schlimmer als glückliche Paare. Schon in normalen Zeiten. Sobald man aber leidet, solltet ihr die Bestien meiden. Wechselt die Straßenseite, verlasst die Tram, spuckt aus, wenn ihr sie seht. Ihr braucht jetzt unglückliche Personen. Frisch getrennte Paare, Heulsusen und Jammermuddis – genau die braucht ihr jetzt. Umgebt euch mit Menschen, denen es mindestens gleich schlecht, wenn nicht sogar noch schlechter geht. Das mag euer Selbstwertgefühl. „Da gibt es Menschen, denen geht es NOCH schlechter als mir, yay!“ Klingt böse, ich weiß. Ihr wollt aber auch nicht den Preis für den nettesten Menschen 2012 gewinnen, sondern euch besser fühlen.

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Nichts essen, abnehmen, yay

Es gibt zwei Esstypen im Liebeskummertaumel. Entweder ihr fresst wortwörtlich alles in euch rein oder ihr könnt einfach gar nichts mehr essen. Hilft nicht unmittelbar, aber nach einer Woche auf die Waage steigen und drei Kilo weniger wiegen, sorgt schon für ein kurzes Yay im Hirn.

Alkohol / Sekt Euch geht’s wirklich dreckig und ihr wollt einfach an nichts mehr denken? Trinkt Sekt. Trinkt, trinkt, trinkt. Sorgt vorher dafür, dass ihr den Auslöser des Liebeskummers nicht anrufen oder per SMS, Mail, Whatsapp, Facebook usw. anschreiben könnt. Denkt aber daran, dass ihr euch einen Tag später mindestens doppelt so schlecht fühlen werdet. Aber ich nehm das in Kauf, um meinem Herz Ruhe zu gönnen.

Freiverkäufliche Schlafmittel Ihr liegt immer wieder wach und könnt vor lauter Gedanken nicht einschlafen. Geht in die Apotheke und holt euch ein Schlafmittel. Die freiverkäuflichen sind billig und relativ ungefährlich. Zwei davon, ein Glas Wein und schon schlaft ihr wunderbar durch. Am nächsten Morgen werdet ihr wahrscheinlich einen Hänger haben. Also besorgt schon vorher Energy oder Kaffee. Mother‘s Little Helper at its best.

Sex mit Typen / rumhuren Da muss man eindeutig der Typ für sein. Ich bin es nicht, habe aber überzeugende Berichte aus der Redaktion gehört, dass dies erfolgreich gegen Liebeskummer hilft. Also wieso nicht? Wenn euch nur der Gedanke „Was könnten die Leute denken?“ zurückhält, dann los. Die Leute sind egal. Hauptsache, euch geht es besser. Also neue Schamhaarfrisur, endlich mal wieder waschen, die Kondome nicht vergessen. Und dann vögelt einfach mal alles, was ihr immer schon vögeln wolltet. Meinen Segen habt ihr.

Diazepam Diazepam (Valium usw.) ist ein Medikament gegen u.a. Angstzustände. Ihr bekommt es nur gegen ein Rezept. Vorsicht!!! Das Zeug macht wahnsinnig schnell abhängig und damit ist nicht zu spaßen. In wirklich schlimmen Momenten ist das Zeug aber perfekt. Ihr hört auf zu weinen und es ist euch alles egal. Aber ich sag es nochmal, seid vorsichtig. Der Entzug von Diazepam soll einer der schlimmsten

sein. Also seid brav und nutzt es nur in absoluten Notfällen.

Restliche Drogen Auch andere Drogen sind nicht zu verachten. Da die meisten dann doch Nebenwirkungen haben, sollten diese auch mit Bedacht konsumiert werden. Gras und anderer Muddikram hilft meiner Meinung nach gar nicht, aber das ist bei jedem anders. Speed und Koks sind großartig geeignet, um sich endlich mal wieder gut zu fühlen. Leider fühlt man sich am nächsten Tag doppel ungut. Wer tatsächlich Crack raucht, um den Liebeskummer zu überwinden, der hat nix besseres verdient. Leute…CRACK!!!! Bei halluzinogenen Spaßmachern kann es schnell passieren, dass ihr auf einen schlechten Trip kommt, da eure Grundstimmung nicht die beste ist. Vorsicht!!! Ein Absturz auf Pilz ist nicht schön. Und auch hier: SEID VORSICHTIG!

WAS ABSOLUT NICHT HILFT! Ganz sicher helfen euch die Tipps aus diversen Frauenmagazinen nicht. Folgende Situation: Ihr, zerfressen vor Kummer und Sehnsucht, sollt jetzt eine Gesichtsmaske auftragen und euch im Spiegel anlächeln. Oder Pilates machen… oder einen heißen Tee. WTF?!?! Wer denkt sich sowas aus? Also Hände weg von Glamour, Freundin und Co.

Das Fazit unserer Antiliebeskummerthese sieht wie folgt aus: Am besten erstmal den Klinex-Packungen den Kampf ansagen und durchheulen und bitte erst mit dem Heulen anfangen, wenn die Beziehung wirklich beendet ist. Ist das mal überwunden, kann man sich Alkohol, Drogen und Sex widmen, denn nichts ist schlimmer als beim Sex mit einem wildfremden Kopulationspartner in Tränen auszubrechen. Wir wollen aber auch gleich ehrlich zu euch sein. Liebeskummer hört nicht auf und schon gar nicht, weil ihr euch auf der Yogamatte tummelt und mediterran kocht. Das Leiden nimmt maximal ab und mit ein bisschen Glück könnt ihr es soweit betäuben, dass ihr es irgendwann vergesst. Und dann aber mit dem Trinken wieder aufhören! Das schwemmt sonst so eklig auf.

Yanah

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a n a l y s e

im Märchenwald

Mord und Totschlag Warum die fröhlichen Gute-Nacht-Geschichten ursprünglich kein Kinderkram waren. Stellt euch vor, ihr seid wieder acht Jahre alt und liegt im Bett. Es ist 20 Uhr, das Zimmer liegt im Halbdunkeln und Oma schwafelt irgendwas von Prinzen, Hexen und alten Schlössern. Und irgendwann schlaft ihr dann doch endlich ein. Wirklich friedlich, nicht wahr? Genau deswegen sagt man auch, Märchen seien nur für Kinder und Halbstarke gedacht. Nicht nur, dass diese Aussage nicht ganz richtig ist. Sie ist schlichtweg falsch. Die ursprünglichen Versionen der kinderfreundlichen Geschichten, die ihr als kleine Sprutze so geliebt habt, waren eher für Erwachsene gedacht, denn sie triefen förmlich vor Blut und Sex. Abgehackte Köpfe, Folter und sexuelle Anspielungen ohne Ende. So gleichen die herzlichen Erzählungen eher dem einen oder anderen Horrorfilm der Neuzeit. Folgt uns also in den finsteren Zauberwald voller Gewalt, Unzucht und spaßiger Verstümmelung.

Rumpelstilzchen: Mädchenhandel, Abtreibung und Selbstverstümmelung Dies ist eines der wenigen Märchen, denen keine seelenlose Disney-Verfilmung voller Tanz, Gesang und sprechender Waldtiere folgte. Den Grimm’schen Verlauf der Geschichte dürfte man trotzdem kennen. Ein armer Müller bietet seine hübsche Tochter auf dem Hochzeitsmarkt an, garniert mit der (zugegebenermaßen ziemlich dreisten) Lüge, sie könne Stroh zu Gold spinnen. Ein fescher König kommt daraufhin des Weges, sperrt das Mädchen in einen Turm ein und will Resultate sehen. Vermutlich, um den Goldmarkt zum Zusammenbruch zu bringen. Das sei an dieser Stelle aber mal dahingestellt. Da die Goldspinn-Idee der absolute Blödsinn ist, hilft ihr ein kleines Zaubermännchen mit Magie tatsächlich dabei, altes Gras zur momentan wohl besten Wertanlage zu spinnen. Das Mädchen heiratet schlussendlich natürlich den Edelmetall-Broker / König und bekommt ein Kind, das allerdings dem Gnom versprochen ist. Netterweise bekommt sie von ihm drei Tage Zeit, seinen Namen zu erraten oder das Kind ist weg. Schlussendlich findet die Müllerstochter heraus, dass der Kurze „Rumpelstilzchen“ heißt und behält so ihr heulendes Bündel Mutterglück. Rumpelstilzchen ist daraufhin so angefressen, dass er wütend wegrennt oder sich in manchen Versionen in Luft auflöst. Soweit so gut.

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Die originale Version beschreibt den Abgang Rumpelstilzchens etwas farbenfroher. So ist der kleine Kacker laut mündlicher Überlieferung so wütend, dass er seinen Fuß in den Boden rammt und feststeckt. Bei dem Versuch, sich wieder zu befreien, zerreißt er sich dann unbeabsichtigt selber – Blut und Innereien inklusive. In noch älteren Versionen rennt er wutentbrannt auf das Mädchen zu und bleibt, nun ja, in ihrem „Land des senkrechten Lächelns“ stecken und tötet das ungeborene Baby. Selbst die Palastwachen müssen ihn nun aus dieser ungewöhnlichen Lage befreien, was sicher für den einen oder anderen skeptischen Blick sorgte. Überhaupt stirbt das Kind in einer alarmierend hohen Anzahl von Versionen des beliebten Märchens. Entweder durch andere Aktionen Rumpelstilzchens, namenlose Wachen oder einen Autounfall. Ok, das letzte womöglich nicht, aber das Mittelalter hatte es dennoch nicht so mit fröhlichen Happy Ends. Danke Beulenpest.

Einigen Psychologen zu Folge steht das Märchen außerdem für die mittelalterliche Angst vor weiblicher Masturbation. So ist „Stroh zu Gold spinnen“ einerseits ein nicht ganz nachvollziehbares Synonym für’s „selbst Hand anlegen“. Andererseits ist das kleine Rumpelstilzchen der ursprünglichen Version laut den sogenannten Experten nichts anderes als ein Dildo, der zur Unfruchtbarkeit führt. Nimm das, Gleichberechtigung!

Schneewittchen: Kannibalismus, Pädo- und Nekrophilie Ihr kennt das. Das Haar schwarz wie Ebenholz, die Haut weiß wie Schnee und irgendwas rot wie Blut. Das hübsche Prinzesschen mit den sieben kleinen Männern im Schlepptau: Schneewittchen. Auch hier dürfte die Geschichte bekannt sein. Böse Königin hasst die Schönheit der Stieftochter und beauftragt einen ihrer Auftragskiller / Jäger mit dem Mord an ihr. Dieser ist zu sehr hingerissen und lässt Schneewittchen laufen, die daraufhin auf eine Männerkommune mit sieben Kleinwüchsigen stößt. Mitten im Wald. Das bekommt die Stiefmutter mit und vergiftet die Protagonistin, woraufhin diese in einen tiefen und todesähnlichen Schlaf fällt. Der obligatorische Prinz küsst sie letztendlich wach und alles ist schick.

Nun sieht schon die Disney-Version einen unschönen Tod für die böse Stiefmutter vor. Diese fällt nämlich gegen Ende des Films recht unblutig, aber dafür umso klassischer von einer Klippe. In der Version der Gebrüder Grimm wird sie gezwungen, mit glühenden Eisenschuhen zu tanzen, bis sie vor Erschöpfung elendig krepiert. Das Ganze klingt zwar im Endeffekt sehr nach einem weiteren Film aus der Saw-Reihe, entspricht aber weitestgehend der kinderunfreundlichen Überlieferung. Ein weiterer Streitpunkt ist das Alter von Schneewittchen. Ach ja, genau. Hatten wir erwähnt, dass das Mädchen zu Beginn der Geschichte eigentlich sieben Jahre alt ist? Und auch wenn so einige Zeit ins Land zieht, kann es sich dabei eigentlich um nicht mehr als wenige Jahre handeln. Solang da also kein achtjähriger Prinz Charming durch das Land zieht und Schneewittchen rettet, wollen wir uns dieser Diskussion mal nicht zu leidenschaftlich widmen. Ursprünglich wird sie übrigens auch nicht durch einen Kuss gerettet, sondern spuckt den vergifteten Apfel aus, als ihr Glassarg über eine Wurzel gezogen wird. Während der Prinz dabei ist, das tote Mädchen zu seinem Schloss davonzuziehen. Was der Prinz also mit einer toten Siebenjährigen in einem Sarg will, überlassen wir mal eurer kranken Fantasie. Die wohl größte und auch blutigste Änderung sind die ungewöhnlichen Essgewohnheiten der bösen Königin. Als diese nämlich nach dem Herz der Stieftochter fragt, geht es dabei nicht nur um einen Beweis für ihren Tod. Sie will es essen. Je nach Variante fordert sie ebenfalls Leber, Nieren, Lungen und so ziemlich jedes weitere der Menschheit bekannte Organ – wahrscheinlich mit Fava-Bohnen und einem ausgezeichneten Chianti.

Dornröschen: Vergewaltigung und Inzest Irgendwo in einer verzauberten Welt lebte einmal eine wunderschöne Prinzessin. Diese wurde im Koma vergewaltigt und gebar Zwillinge. Klingt nicht nach Märchen? Ist es aber und ja, es war Dornröschen. Als kleines Mädchen wird dir durch Märchen immer gezeigt, dass irgendwann dein Traumprinz kommt, dich wach küsst und

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ihr dann glücklich bis ans Ende euer Tage lebt. Pustekuchen. Aber dazu später mehr. Die Kinderversion von Dornröschen kennt jeder. Es war einmal ein Königspaar, dem ein lange gehegter Kinderwunsch in Erfüllung ging. Aus Dankbarkeit lädt es daraufhin zwölf Feen zum Freudenfest ein. Aus Mangel an Geschirr (passiert einem ja ständig) laden sie die dreizehnte Fee nicht ein. Die überempfindliche Alte verflucht das Kind, auf dass es sterben soll. Die zwölfte Fee hat ihren Glückwunschspruch allerdings noch nicht ausgesprochen und mildert den Todesfluch zu einem hundertjährigen Schlaf ab. Am fünfzehnten Geburtstag sticht sich die wunderschöne Prinzessin schließlich mit einer Spindel und fällt augenblicklich in einen todesähnlichen Schlaf. Bis ein mutiger Prinz sie auch hier wachküsst und schließlich ehelicht. Statt sich an der Spindel zu stechen, zieht sich Dornröschen im Original allerdings einen Holzsplitter ein und fällt daraufhin in einen magischen Schlaf. Der Knackpunkt ist aber, dass es kein Prinz ist, der sie entdeckt. Sondern ihr moralisch wohl etwas ambivalenter Vater. Er ist so bezaubert von ihrer Schönheit, dass er nicht anders kann als mit ihr zu schlafen – während sie schläft. Nach unserem Rechtsgesetz eine Straftat. Im Märchenland scheinbar kein großes Ding. Die Nichtswissende wird schließlich schwanger und bringt Zwillinge auf die Welt. Die verprellte Königin beauftragt einen Diener damit, ihrem Mann nachzuspionieren und die Kinder zu ihr zu bringen. Ihr wisst schon, um sie zu essen. Der König aber ist raffiniert, schlachtet zwei Zicklein und versteckt die Kinder. Am Ende ist eines der Babys auf der Suche nach Dornröschens Milchbar, landet unerklärlicherweise aber an ihrem Finger und saugt den Splitter heraus. Das gerade aufgewachte Dornröschen hatte in diesem Moment höchstwahrscheinlich so einige Fragen.

Rotkäppchen: Kannibalismus, Verführung Minderjähriger, Sodomie und Vergewaltigung „Es war einmal...“ ist der Beginn eines jeden guten Märchens. Allerdings schaffen es viele Geschichten in ihrer Originalversion nicht immer bis „...und so lebten sie glücklich bis zum Ende ihrer Tage.“ Dass es bei Rotkäppchen eigentlich um Kannibalismus und Vergewaltigung geht, wurde einem als Kind nämlich nicht gesagt. Dem namensgebenden Kind wird von seiner Mutter bereits im Vorfeld eingebläut, nicht mit Fremden zu sprechen und den Wald zu fürchten. Eines Tages soll das Mädel mit der roten Haube

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seiner Großmutter Brot und Wein bringen, aber nicht zu lange im Wald herumtrödeln. Der Wolf, der alte Perverse, beobachtet das junge Ding als es im Wald herumschlendert statt schnell zur Großmutter zu gehen. Dummes Gör. Nach einem kurzen Gespräch mit Rotkäppchen macht sich der Wolf auf zur Großmutter, frisst sie und und zieht sich, quasi als des Märchenlands erster Crossdresser, ihre Sachen an. Dann zerstückelt er sie und tischt Rotkäppchen im weiteren Verlauf Omis Fleisch und Blut auf. Rotkäppchen, nichts ahnend, isst und trinkt schlussendlich also ihre Oma. Na Mahlzeit. Da Gott oder eine andere Form von Barmherzigkeit im Märchenwald wohl nicht existieren, juckt dem Wolf nach dem Kannibalengelage mächtig der Pelz. Da kommt so ein blutjunges Mädel mit dem IQ einer sibirischen Wanderschnecke gerade recht. Spätestens als der Wolf zu Rotkäppchen sagt: „Zieh dich aus mein Kind, und leg dich zu mir. Dein Gewand kannst du ins Feuer werfen, dies brauchst du nicht mehr“, merkt man, dass der Wolf in Wahrheit nur ein Synonym für einen alten Mann mit einem Faible für junge Dinger ist. Eindeutiger geht es zu diesem Zeitpunkt kaum mehr. Warum sich Rotkäppchen nackt zu ihrer wohl ursprünglich auch sehr behaarten Oma ins Bett legt, wird im Übrigen nicht erklärt. Das scheinbar nicht so kluge Rotkäppchen hört also auf seine vermeintliche Großmutter und wird gefressen. Wer denkt, da kommt noch mehr, der irrt. So endet die Originalversion: komplett rettungslos. Das Mädchen ist tot, weil es nicht auf die Mutter hören wollte. Brutal und simpel. Am Ende kann man also froh sein, dass man die Originalgeschichte nicht als Fünfjähriger gehört hat. Sonst würde die Rechnung des Psychotheraupeuten mittlerweile wohl in die Tausende gehen. So sieht’s aus. Ein ziemlicher Tritt in die Kindheit. Ich hoffe, ihr könnt ab sofort noch ruhig schlafen. Denn wenn sie nicht auf die möglichst fieseste Art und Weise elendig krepiert sind, dann leben sie noch heute? Vermutlich nicht.

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k r i t i k

kleine Königinnen

Eine Meinung über: Wie ein überzogenes Schönheitsideal kleine Kinder zu Puppen macht Amerika ist nicht nur das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sondern in gewisser Weise auch das Land der Extreme. Extremes Übergewicht, extreme Schulden und ein extremer Schönheitswahn. Dass genau dieser mitunter absolut groteske Folgen hat, ist spätestens seit den zahllosen Schönheitsoperationen verschiedenster Musiker und Schauspieler bekannt. Aber gut, jeder ab achtzehn soll machen, was Er oder Sie für richtig hält. Das ist die viel propagierte Freiheit, auf welcher eine Demokratie aufbauen sollte. Aber auch hier muss eine Grenze gezogen werden. Eine Grenze, die spätestens dann überschritten wird, wenn Achtjährige aus purem Eigennutz der Eltern wie Zuchtvieh behandelt werden.

Schönheitswettbewerbe für Kinder haben in den US of A Hochkonjunktur. Kein Wochenende vergeht, an dem nicht hunderte amerikanische Eltern mit ihren gedrillten Sprösslingen quer durchs Land reisen, um an den zahllosen „little beauty pageants“ teilzunehmen. Eine wirkliche Altersgrenze gibt es nicht. Zweijährige sind genauso dabei wie Zwölfjährige. Mitunter geht es dabei natürlich auch um beträchtliche Geldsummen. Zumindest für die, die es vermeintlicher weise „schaffen“, oben mitzuspielen. Eine lohnenswerte Sache also, zumindest für die Eltern der kleinen Schönheitskönigtinnen.

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Was aber tatsächlich von den Zwergen erwartet wird und was sie überstehen müssen, steht auf einem anderen Blatt. Künstliche Finger- und Zehennägel anbringen und lackieren, Tonnen von Make-Up, Extensions und falsche Zähne sind nur einige der Torturen. Mal ganz abgesehen davon, dass die Wahrscheinlichkeit, Kleinkinder für länger als fünf Minuten ruhig zu halten, mit steigender Zeit gegen Unendlich strebt. Der einzige Weg sind dann Versprechungen oder Drohungen. Das klassische Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche. Nach der ausgedehnten Schönheitsbehandlung dürfen die kleinen Teilnehmerinnen dann in knappen Badeanzügen und lächerlichen Kostümchen auf dem „Kittenwalk“ auf und ab stolzieren. Zur Schau gestellt für alle Zuschauer, Coaches und Juroren. In diesen Momenten bekommt man als „normaler“ Zuschauer gerne mal das Gefühl, man befände sich auf einem Wettbewerb für allerlei Haustiere. Denn da, wo Hunde für Leckerlis durch Reifen springen, verkleiden sich die Mädchen zum Beispiel als Julia Roberts‘ Prostituiertencharakter aus „Pretty Woman“ und tanzen lustig und ein wenig tollpatschig umher. Genauso künstlich wie Bräune und Haar ist hier auch das Lächeln. Denn Mama weiß und wird nie müde zu erwähnen, dass nur ein wahres „Pageant-Smile“ auch den hart erkämpften Sieg bringt. Und was hilft da besser als Kindercrack, um die Kinder bei Laune zu halten: Zucker. In Massen, versteht sich.

Unter der Prämisse, dass prinzipiell jeder Quark irgendwann im Fernsehen landet, steht auch dieses Phänomen. Der vermeintliche Geniestreich heißt „Toddlers & Tiaras“, läuft auf dem amerikanischen Kabelsender TLC und wird, wie sollte es anders sein, von Unmengen Zuschauern gesehen. Die Serie zeigt genau das, was man erwartet: Drillende Mütter, quengelnde Kinder und eine Menge Kitsch und pinken Glitzer. Auseinandersetzen mit der Materie, eine vorsichtige Reflektion und womöglich sogar einen Anflug von Kritik sucht man hier vergebens. Aber schließlich befinden wir uns ja auch in Amerika, dem Land der unbegrenzten Schwachsinnigkeiten. Überhaupt hat man auch hier ganz schnell das Gefühl, die lieben Eltern würden eigentlich ganz gerne selber auf der Bühne stehen und projizieren ihre versäumten Erwartungen auf die Kinder. Denn was man rein hypothetisch von sich selbst fordern würde, kann man schließlich auch seinem Nachwachs abverlangen. Dass dies auf so übertriebene Art und Weise auf Kosten der kleinen Bewerberinnen geht, sowohl physisch als auch psychisch, scheint hier allerdings nur eine äußerst untergeordnete Rolle zu spielen. Hoffen wir, dass Schönheitswettbewerbe für Kinder keiner dieser Trends ist, der irgendwann den Weg über den großen Teich findet.

Christoph

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Schulhofspaß in den 90ern

Eine Retrospektive

Die Spätfolgen von Tschernobyl, der Tod von Lady Di, das Zugunglück von Eschede und Aqua’s „Barbie Girl“. Die Neunziger waren keine einfache Zeit für junge Menschen. Um sich von vorher genannten Katastrophen zumindest etwas abzulenken, wurde dieses Jahrzehnt zur Blütezeit der kreativ-kindlichen Schulhofaktivitäten. Zumindest dann, wenn die jungen Geister dieser kurzen Epoche nicht vor dem Fernseher hingen, um die zahllosen Geniestreiche des Privatsenders Nickelodeon zu konsumieren. In unserer Retrospektive präsentieren wir euch daher die vergessenen Perlen der Freizeitbeschäftigungen aus dieser Zeit. Könnt ihr euch noch erinnern?

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Jo-Jos

è Sticker und Stickeralben Die Freude, selbstklebende Bilder in extra dafür vorgesehene Heftchen zu kleben. Wer kennt sie nicht? Prinzipiell ging es hierbei darum, möglichst seltene und ausgefallene (sprich: teure) Sticker und Klebebildchen aufzutreiben, zu sammeln und in ein Album zu kleben. Der Sammelleidenschaft wurden hier keine Grenzen gesetzt: Glitzis, Holos, Stoffis, Dreidimensional(is?) und die klassischen Normalos. Eine Leidenschaft, die durch eine wirklich spannende Art und Weise belohnt wurde, seine Zeit zu vergeuden. Zumindest während der großen und kleinen Pausen des langweiligen Schulalltags zwischen Multiplikation und Sexualkundeunterricht. Getrennt waren die Bildchen meist nach Themengebieten (Raubkatzen, Blumen, Außerirdische usw.) und Herkunft bzw. Lösungsmitteleinsatz (China, Taiwan, Südkorea, Ukraine). Für die besonders testosterongetriebenen Kids existierte natürlich auch das Panini-Pendant mit Fußballern und Formel-1-Fahrern. Allerdings bei weitem nicht so stilvoll und nur über die gesamte Armada von Ferrero-Produkten zu erstehen. Höhepunkt: Wenn man einen (sackhässlichen) Glitzi gegen drei atemberaubende Stoffis getauscht und somit den bis dato erfolgreichsten Deal seines Lebens abgeschlossen hat. Tiefpunkt: Als die Leute angefangen haben, zuhause selbst unsagbar schlechte Duplikate anzufertigen inkl. eigenem Ausschneiden. Das Todesurteil für die ganze Branche und Hauptgrund des traurigen Niedergangs dieser klebrigen Disziplin.

Jo-Jos Lange vor Diabolos, Keulen, Slacklines und Segeldrachen waren Jo-Jos (auch: Yo-Yos) das

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Pokémon

Must-Have bei den aktiven Sprutzen der 90er. Selbstverständlich nur die mit Fliehkraftkupplung oder umgangssprachlich auch einfach „Bremse“ genannt. Das und die daraus resultierende Fähigkeit, ganz tolle Tricks damit zu machen, sorgten für Reihen von hypnotisierten Elfjährigen im Klassenraum und auf dem Pausenhof. Ein besonderer Spaß war es dann auch, mit Mutti und Vati komplett überteuerte Ersatzteile für die geschundenen Spaßrollen im Segelladen des Vertrauens zu kaufen. Zusätzlich dazu, die beiden zu überzeugen, wie lebensnotwendig Jo-Jos denn wirklich für die Street-Credibility eines Heranwachsenden sind. Und wer hätte gedacht, dass schon die jungen und wahrscheinlich halbnackten Griechen um 440 v. Chr. ihre Jo-Jos im spärlichen Gepäck hatten. Wahrscheinlich hatten diese genau dieselben Ersatzteil-Schwierigkeiten mit ihren halbnackten Eltern.

werden (a.k.a. jeden durch Kämpfe zu besiegen, der es wagt, deinen Charakter herauszufordern) sowie alle existenten Monster zu fangen und zu trainieren. Dass die Spiele des Pokémon-Franchise an sich nur mäßig spannend und auch recht stupide sind, tut der kindlichen Lust am Sammeln und auf-die-Fresse-hauen bis zum heutigen Tage keinen Abbruch. Absolutes, geradezu heroinähnliches Suchtpotenzial einer ganzen Generation waren die Folge. Warum die Viecher nie wirklich krepiert sind und wie ein mindestens zwei Meter großer Drache in einen faustgroßen Ball passt, wurde bisher übrigens noch nicht geklärt. Hach, diese Japaner!

Höhepunkt: Als man zum ersten Mal den klassischsten aller Tricks, die „Affenschaukel“, hinbekommen hat.

Tiefpunkt: Die neuesten Adaptionen Pokémon Schwarz und Weiß aus dem Jahr 2011. Einhundertfünfzig kleine Mutanten zu sammeln ist nachvollziehbar. Mittlerweile sogar sechshundertneunundvierzig (in Ziffern: 649!) davon aufzutreiben ist mäßig bis wahnsinnig übertrieben. Kein Wunder, dass sich die heutigen Blagen nicht mehr wirklich konzentrieren können.

Tiefpunkt: Als sich das Gerät zum achtunddreißigsten Mal verheddert hat, kurz bevor man die Affenschaukel hinbekommen hat.

Pokémon Dass Sammelleidenschaft ein wahrlich hervorragender Motivator für Kinder ist, zeigte schon unser Ausflug in Stickergefilde. Auf die Spitze getrieben wurde diese Philosophie nur von den verrückten und allzeit kampfbegeisterten Taschenmonstern (Pocket Monsters bzw. Pokémon) von Nintendo aus Fernost. So waren es damals hauptsächlich die rote, blaue und gelbe Edition des süchtig machenden Daddlers für den Gameboy, die für schlaflose Nächte und gnadenlose (mitunter blutige) Duelle im Kinderzimmer der 90er sorgten. Ziel des Spiels war und ist bis heute, einerseits unangefochtener Pokémon-Champion zu

Höhepunkt: Als man das erste Mal die Top Vier besiegt und dabei nicht mehr als vier Hypertränke aufgebraucht hat. Ein Moment, der die Kindheit geprägt hat.

Tamagotchi Bleiben wir doch gleich mal bei japanischen Wuselviechern. Die Rede ist von der fiependnervigen Höllenausgeburt aus Hartplastik, dem Tamagotchi. Irgendwann Ende der 90er überschwemmte dieses kleine digitale Haustier zuerst den asiatischen und später auch den europäischen Markt. Warum, weiß bis heute niemand so genau. Auch hier ging es im Wesentlichen darum, ein kleines Etwas aufzupäppeln und zu umsorgen. Hunger, Durst und digitale Haufen wollten ebenso beseitigt werden wie fehlende Zuneigung. Gruseliger weise

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Tamagotchi

entwickelte das künstliche Kükenmonster auch eine eigene Persönlichkeit, die im Wesentlichen daraus bestand, mehr oder weniger anstrengende Geräusche von sich zu geben. Neben der Mondlandung und der Erfindung des Internets konnte die Technik und der Drang, nach Höherem zu streben hier wieder einmal zeigen, zu welchen Wundern die Spezies Mensch in der Lage ist. Schlussendlich war es dann aber doch die größte Freude, seinen virtuellen Kackapparat zu Grabe zu tragen. Und so wie das Tier im Plastikei, starb schließlich auch dieser Trend. Höhepunkt: Das grenzwertig verwahrloste Minihühnchen nach quasi non-existenter Pflege endlich von seinem Leid erlöst zu haben. Tiefpunkt: Dass der kleine Kacker nach dem dritten Tag ohne Essen immer noch unter den Lebenden weilt.

angedeutet, ist das Spielprinzip mehr als simpel. Wessen Pappe-Pogs nach dem Wurf des Slammers mit der Rückseite nach oben liegen bleiben, gehören dem Werfer und gehen auf sein PunkteKonto. Gespielt wurde einzig und allein auf Sieg. Mitunter auch um einzelne Pogs oder womöglich auch um sanfte Drogen oder Zigaretten, abhängig vom Hintergrund der Spieler. Im Übrigen überreizte auch hier wieder die Lust am Sammeln die kindliche Auffassungsgabe, aber das nur am Rande. Höhepunkt: In einem Schlag den ganzen Stapel umhauen und so dem Gegner das pogbezogene Fürchten lehren. Tiefpunkt: Wem wollen wir hier was vormachen? Das Spiel war Glückseligkeit in Reinform. Punkt.

Skateboards

Pogs Das Spielen mit Pogs (auch: „Chupa Caps“) lässt sich relativ einfach zusammenfassen: Werfe eine Plastik- oder Metallscheibe („Slammer“) auf Pappscheiben. Fertig. Aber fangen wir von vorne an. Denn der Ursprung des klassischen PogSpiels stammt bereits aus den 20er Jahren, als Milchglasflaschen noch zum Standardrepertoire des gemeinen amerikanischen Haushalts gehörten. Besagte Pappscheiben waren zu diesem Zeitpunkt nämlich nichts anderes als die mit einer Wachsschicht überzogenen Deckel dieser Flaschen. Und da es zu Zeiten der großen amerikanischen Depression scheinbar nicht allzu viel zu tun gab, entwickelten sich bald etliche Spiele um die kleinen Flaschenverschlüsse. Soviel zur Geschichte. Das Revival des Scheibenspiels bahnte sich dann etwa siebzig Jahre später an. Womöglich, da die nun aktive Generation ebenso wenig zu tun hatte wie die schieberbemützten Kids zu Zeiten der Prohibition. Wie bereits

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Wohl der bekannteste Zeitvertreib mit dem größten Potential: Rollbrettfahren. Obwohl der Sport spätestens seit den 70ern bekannt ist, wollten zur Jahrtausendwende plötzlich Tausende Kinder der neue Tony Hawk sein. Vermutlich ausgelöst durch die ersten Videospiele aus der gleichnamigen Serie für die Playstation, war das Cruisen auf Holzbrettern um das Jahr 2000 das neue Ding am Funsport-Firmament. Natürlicherweise haben es etwa 85 Prozent der Rotzlöffel nie über den ersten Ollie hinausgebracht. Mich eingeschlossen. Was niemanden, wirklich niemanden, daran hinderte, bekloppte Baggie-Jeans und eine schranksprengende Vielfalt von Skater-Shirts beim Titus Skateshop zu kaufen. Und auch in diesem Fall freuten sich die Eltern dieser skate-euphorischen Generation, Unsummen für teure Bam-MargeraSignature-Decks ausgeben zu dürfen – natürlich zur Förderung der lieben Kleinen. Das Schauen von coolen Skatevideos zählte in dieser Phase übrigens auch als Skaten.

Skateboard

Höhepunkt: Den ersten Ollie hinter dem Haus zu stehen. Ein klassisch gutes Gefühl. Tiefpunkt: Sich einen dreifachen Splitterbruch des Unterarms zuzuziehen und das, obwohl man nur die (zugegebenermaßen äußerst flache) Behindertenrampe runterfahren wollte.Besser bekannt als das Ende der erhofften Skater-Karriere.

Flummis Dazu lässt sich überraschenderweise nicht viel sagen. Irgendwann in den nebligen Gefilden der Neunzigerjahre war das Werfen und Fangen von kleinen Gummibällen der absolute Hit – genauso wie Eurotrance und Buffalos. Und genau wie über diese gemeinen Auswüchse des postsowjetischen Deutschlands sollte man, wenn möglich, auch kein Wort mehr über Flummis verlieren. Höhepunkt: Wenn man den kleinen Gummiball gegen die Wand wirft und er zurückkommt. Tiefpunkt: Wenn man den kleinen Gummiball gegen die Wand wirft und er nicht zurückkommt.

Christoph

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l e b e n

Weihnachtsmassaker

SLEAZE rettet vor dem

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Also zumindest vor einem. Heiligabend kurz vor Ladenschluss in den Innenstädten dieses Landes: todbringendes Chaos, Krieg und Panik. Auch wenn wir den 24. Dezember 2012 laut Maya-Kalender ohnehin nicht mehr erleben, wollen wir euch ersparen, in Frust um die Geschenkesuche zu sterben. Manche wollen jetzt schreien: „Meiner Familie ist auch mit Geschenken nicht mehr zu helfen!“ Dazu schließt das Fest der Liebe die Freaks der Sippe nicht mal aus! Und das, wo man mal wieder pleite ist. Damit ihr euch wenigstens um die keine Gedanken machen müsst so kurz vorm Weltuntergang, präsentieren wir euch unsere SLEAZE-Toplist der Lastminute-Geschenke für die verkorkste Mischpoke.

Die Workaholic-Mutter. Profil: Das Smartphone immer auf Empfang, kann sie definitiv nicht kochen. Davon dürfen sich auch in diesem Jahr wieder alle überzeugen. Als Familienoberhaupt und Frau mit Führungsqualitäten hat sie nicht nur ihren Mann, sondern auch den Rest der Sippe fest im Griff. Übermäßige Emotionalitäten werden nicht geduldet und wer’s verdient hat, bekommt eine vom Sekretär handgeschriebene Karte mit Scheinchen drin. Geld ist schließlich Liebe. Lastminute-Idee: Mama braucht mal dringend ’ne Runde Tiefenentspannung. Auch am Sonntag und am Feiertag geöffnet und ganz sicher nicht so überrannt wie die Shoppingmalls sind die aktuellsten Drogenparks- und Umschlagsplätze. Stiefelchen an, fix hingetigert, Säckchen Gras gekauft, das obligatorische Schleifchen drum und ab dafür. So ein Tütchen wird die Nummer mit der Tiefenentspannung schon richten.

Der Bastler-Vater. Profil: Von seiner Frau schon immer unterjocht, ist er seit nun mehr zehn Jahren ausschließlich Hausfrau und Mu...ähm...Hausmann und Vater. Er ist ein Weichei und keiner nimmt ihn ernst. Um sich nicht von der nächstbesten Brücke zu stürzen, ist er einfach Bastler geworden. Mit Vorliebe nimmt er elektronische Geräte auseinander und baut sie wieder zusammen oder macht kurzerhand neue, ebenfalls funktionsunfähige Maschinen daraus. Das dazu passende Outfit bestehend aus Hornbrille und 80s-Hemd könnte ihm zu Starkult im Hipsterland verhelfen. Wenn er denn mal aus der heimatlichen Werkstatt kommen würde.

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Lastminute-Idee: Daddy braucht einen Egopush. Und den bekommt er von uns gleich doppelt. Der Tipp für den unbegabten Bastler ist etwas Funktionierendes schenken, das – oh Wunder – wieder geht, sobald er es anfasst. Am besten euer altes Notebook – ihr seid ja nicht umsonst pleite, so ein Macbook Pro haut eben rein – und dazu einen tumblr-Account. Die Hipsterwelt wird Papis Aufzug lieben und liken.

Die High-Society-Schwester. Profil: Fragen nach der Familie hat sie schon immer beschämt überspielt und sich bereits eine Runde Schampus und Kaviar auf das Glück gegönnt, dieses Jahr nicht mit den Anverwandten unterm Baum sitzen zu müssen. Frisch verlobt mit einem jungliberalen Politikersohn, entzieht sie sich der Nummer und Geschenke müssen per Post kommen. Lastminute-Idee: Da Päckchen so unglaublich teuer sind, gibt es für die flüchtende Schwester ein Geschenk in Kartengröße. Darauf kommt folgender Link: www.jenseits-des-protokollslesen.com. Von wem sonst lernt es sich besser, was ein Politikerweibchen ausmacht als von der Schlaftablette unter den Skandalnudeln, Betti Wulff? Sollte die Website aus völlig unerklärlichen Gründen, die sicher nichts mit Legalitätsfragen zu tun haben, bis Weihnachten offline sein, empfiehlt sich Amazon. Die packen sogar das Paket für einen. Es lohnt sich, denn auch Perlenkettenträger brauchen Klolektüre.

Der lüsterne Onkel. Profil: Er macht dreckige Witze, raucht viel und trinkt gern. Die weiblichen Familienmitglieder unter dreißig haben sich das Weihnachtsbaumschmücken dank ihm schon lange abgewöhnt und spätestens mit dreizehn Jahren lernt auch die jüngste Nichte, dass sie ihm nicht den Rücken zukehren sollte. Lastminute-Idee: „Thaimassage“. Die richtig Echte vom Studio um die Ecke. Ihr wisst schon, das mit der roten Leuchtschrift und den grauen Vorhängen. Garantiert mit Happy End. Möglichst schon vor dem Schmücken schenken.

Die frisch geschiedene Tante. Profil: Fremdschämen erreicht völlig neue Dimensionen, auch dank der Länge oder NichtLänge ihrer Röcke. Fourty-something zarte Jahre in der knittrigen Verpackung einer 16-Jährigen.

Der Onkel ist völlig verwirrt und wir zugegebenermaßen auch. Weiterhin anhaltende Belustigung vs. Rettung einer verlorenen Seele steht hier zur Debatte. Lastminute-Ideen: Wer weiterhin gut unterhalten sein möchte, suche ein furchtbares Popkonzert seiner Wahl. „Sowas hören doch die jungen Leute jetzt!“ Die Alternative, um die Tante auf den Boden der körperlichen Verfalls-Tatsachen zurückzuholen, wäre dabei die Einführung in die Geheimnisse von und ein nettes Profil auf www. elitepartner.com. Dann besteht auch mal die Chance auf einen vernünftigen Onkel.

Der Teeniebruder. Profil: Sein Zimmer riecht nach Pumakäfig. Er nervt. Er ist eklig. Er bewundert den Onkel zutiefst. Jungs in der Pubertät: Eine Plage, vor der uns niemand gewarnt hat und nun haben wir den Salat. Er ist zu alt, um ihn auszusetzen und zu jung, um ihn rauszuschmeißen. Unsere einzige Chance ist, ihn am Verlassen seines Zimmers zu hindern. Lastminute-Idee: Wie kettet man einen Teenager am besten an sein Bett und eine Packung Kosmetiktücher? Richtig, Pornos! Deswegen ist unser Glücklichmacher für den kleinen Bruder schon mit einem Klick erledigt, dem YoupornChannel-Abonnement seiner Wichsfavoritin.

Oma, der Althippie. Profil: 1968. Nackig, mit Kind und täglich wechselnden Sexualpartnern war sie immer voll dabei. Kein VW-Bus blieb blumenfrei und kein Kraut der Welt unprobiert. Tatsächlich könnte sie von dem, was Mutti dringend rauchen sollte, mal eine Pause gebrauchen. Himmel, hoffentlich kommt sie nicht auf die gleiche Geschenkidee. Dringendst abklären! Lastminute-Idee: Da Oma vom Entspanntheitsgrad mit Abstand unser Favorit ist, wollen wir ihr tatsächlich mal etwas Gutes tun. „Einmal so wie damals“ ist der Gedanke. Drum wird Omi kurzerhand für’s Fusion-Ticket-Roulette angemeldet. Mit ein bisschen Glück und ausreichendem Konsum glaubt sie ab Tag zwei, in Woodstock zu sein. Na, dann kann das Massaker ja kommen, oder was? Die SLEAZELS jedenfalls wünschen ein Frohes Fest und noch mehr Durchhaltevermögen!

Kirsten

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Mode:

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Marken im Schatten

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Sn aked (e)

Fotogafin: Leonie-Rachel LEONIE-RACHEL.BLOGSPOT.COM Idee: Yanah & Leonie-Rachel Models: Kai und Claudia

Puma Armes Low-Top

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Alexander McQueen for Puma Sneakers JOUST silver metallic

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Puma KAI LO Sneaker low gray violet / puma silver

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Nike Blazer Mid – Leopard

Mehr nackte Fotos der Strecke findet ihr unter WWW.SLEAZEMAG.DE.

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Wichtige Unwichtigkeiten Konzept & Foto Leonie-Rachel Soyel

Energy Drinks: Ringana – Enerchi WWW.RINGANA.COM Nagellack: OPI WWW.OPI.COM Nierenwärmer: kidneykaren WWW.KIDNEYKAREN.COM Abnehmparfum: Veld´s – Prends Moi WWW.VELDS.FR Buch: Zombie – Die illustrierte Geschichte der Untoten, Jovanka Vuckovic WWW.KNESEBECK-VERLAG.DE

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s c h u h e

Marken im Schatten Adidääääähmmman weiß es nicht. Eine finnische Firma Karhu behauptet, die Streifen einst an adidas verkauft zu haben. Adidas streitet das ab, hält sich sonst aber sehr, sehr zurück. Bahnt sich ein Wirtschaftskrimi an? Alles begann 1916 mit einem knuffigen Bären auf Skiern. Das ist das damalige Logo von einer kleinen Sportartikelfirma aus Helsinki, der sich 1920 in Karhu (finnisch für Bär) umbenennt.

Air-Cushion-System als Erste auf den Markt brachten. Nikes 20jähriger Patentschutz lief vor einigen Jahren aus, macht nach Adam Riese…

Mit den Olympischen Spielen 1952 beginnen die Widersprüche. Die Spiele in Helsinki machen das kleine Unternehmen laut Karhu-Website zu einer weltweit anerkannten Sportproduktionsfirma. Trotzdem verkaufen sie ihre drei Streifen an Adi Dassler für zwei Flaschen edlen Whiskey und umgerechnet 1.600,- Euro. Auf heutige Nachfrage dementiert adidas den Verkauf und gibt an, die drei Streifen stammen aus ihrer kreativen Feder. Allerdings reagiert adidas nicht wie sonst üblich – mit Rechtsanwälten.

Ist das nun alles nur ein großer PR-Gag? Bis Redaktionsschluss blieben viele Fragen offen, eine meiner größten war, was macht adidas dagegen? Leider kam bis jetzt keine Stellungnahme dazu, außer, dass man sich die adidas-Geschichte auf der Homepage ansehen kann. Egal wie oft und lange ich hinterher telefoniert habe, am Ende hieß es schreiben sie uns eine Email, wir antworten. Auch zehn Mails später kam keine Antwort.

Jedenfalls werden ab dem Zeitpunkt des Verkaufs alle Produkte nur noch mit einem „M“ gebrandet, welches für den KarhuDesigner Mäntylä steht. Desweiteren erwähnte Karhu auf der diesjährigen Sommer-Bread&Butter, dass sie das legendäre

PR-Gag hin oder her, wer auf klassische Sneakers steht, sollte sich die Schuhe unbedingt ansehen. Und wer auf Wirtschaftskrimis steht, vielleicht auch.

Leonie

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k r i t i k

Hier sehen wir kein Model von dieser Welt, sondern ganz klar den allseits bekannten und beliebten Göttervater Zeus. Als stolzer Besitzer der buntesten Ausgeh-Toga diesseits des Olymps und ebenfalls dem Jugendwahn nachrennend, präsentiert er sich hier mit frisch gefärbten Haaren (Ton: Gyros-Braun) auf einer Athener Modenschau. Die Fragen, die sich hier dem Betrachter stellen, sind von geradezu aristotelisch-philosophischer Tiefe: Warum trägt die alte Blitzschleuder den Kopf von Jesus in einem Einmachglas und welcher Sterbliche soll den Quatsch jemals tragen?

Christoph

Mit den drei Millionen Katzen-Videos auf Youtube hab ich mich eigentlich in letzter Zeit richtig gut arrangiert und ich schaffe es sogar schon, ein paar Videos mit tanzenden, singenden und was weiß der Teufel noch machenden Katzen richtig lustig zu finden. Als man mir aber dieses Outfit vor die Nase gehalten hat, war es dann schlagartig vorbei. Was hat sich Shaun Samson nur bei diesem Kreativ-Supergau gedacht? Sollen Kätzchen jetzt auch den coolsten Skater niedlich machen? Hätte wahrscheinlich auch funktioniert, wäre dieser Print nicht eine Mischung aus Alien und dem Liebling eurer Nachbarin. Als ich mir dann den Rest des Outfits angesehen habe, bin ich endgültig vom Sessel gekippt. Glitzer-Badeschlappen! Wenigstens hat der Designer die weißen Socken dort gelassen wo sie hingehören, nämlich im Müll. Aber diese GlitzerDinger sind auch für mich einfach zu viel und ich trage schon so manchen Schwachsinn, den die Mode-Industrie vorgibt. Also sagen wir ganz klar Nein zu Kitty Kat und Glitzer-Flip-Flop!

Dieser Hut, der wäre was für mich. Schwarze Fliege auf weißem Hemd, das geht auch immer. Die Verschnürungen sind wohl sehr unpraktisch. Die Handschuhe erinnern mich zwar etwas an einen Metzger, tragen würde ich sie trotzdem. Auch wenn ich mich dabei fragen muss, für welche Jahreszeit das Outfit wohl gedacht ist. Lange Handschuhe auf kurzer Hose? Die Hose, Socken, Schuhe – das passt alles. Vor allem die Schuhe. Im Kontext passen sie sehr gut. Dreckiger Hut, saubere Schuhe. Ich würde es tragen.

Nicolas

Mike MIKEYORK1.BLOGSPOT.COM

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Neulich habe ich mir eine Hose mit buntem Blumenmuster gekauft. Sowas muss man ja jetzt haben (ja, manchmal bin ich ein Trendopfer). Das fand ich jedenfalls sehr mutig, denn generell ist meine Bereitschaft, modisch aufzufallen, ziemlich klein. So ein Kleid würde ich also höchstens in meinen vier Wänden anziehen und selbst da würde es mir wohl die Schamesröte ins Gesicht zaubern. Untragbar ist es deswegen trotzdem nicht. Sind ja nicht alle solche Modefeiglinge wie ich.

Gerlinde Nina

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Modefails

Der Konkurrenzkampf ist groß in der Modebranche. Der Druck, etwas Neues zu schaffen, steigt und steigt. Das führt oft dazu, dass Designer immer wieder ihre Grenzen überschreiten und Kleidungsstücke erschaffen, welche von Extravaganz nur so protzen. In Erinnerung behalten werden. Auffallen. Das ist das um und auf. Mode kann man meiner Meinung nach in zwei Kategorien teilen: zum einen in Kunst, zum anderen in tragbare Mode. Diese Jacke zählt für mich eindeutig in erstere Kategorie. Vor Regen kann einen diese Jacke mit Sicherheit nicht schützen, vor erstaunten Blicken wahrscheinlich auch nicht.

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last autumn days photography swantje neubohn WWW.SWANTJENEUBOHN.DE konzept swantje neubohn / leonie-rachel soyel styling tosca peric / leonie-rachel soyel styling assistent theresa gölner make up & hair selina reimann, maike bokma, kati mertsch models steffen, doreen und dominik – izaio models

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julia – deebee phunky valentina – model fabrik

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Steffen

Sonnenbrille: Lunettes Kollektion Parka: Parkazt

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Valentina: Hut: H&M Bluse: Odyll Studio BH: H&M Leggings: American Apparel

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Doreen:

Kette: H&M Pulli: Workaholic BH: Primark Leggings: Mimi-Berlin Schuhe: Vagabond

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Doreen:

Sonnenbrille: Lunettes Kollektion Jeanshemd: Amisu / New Yorker Pulli: Mink Pink Hose: Fishbone / New Yorker Ring: Vogelbaum Schuhe: H&M

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Dominik Shirt: OnTour Pulli: Julia & Ben Shorts: On Tour Schuhe: Hugo Boss Sonnenbrille: Lunettes Selection

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Julie:

Earcuffs: Feathery Earcuffs Sonnenbrille: Lunettes Kollektion Pulli: Mink Pink Shorts: Mink Pink Schuhe: H&M Kette: Ada’s Avenur

Steffen:

Mütze: Wesc Menatel: Julia & Ben Hose: OnTour Schuhe: Primark Shirt: Workaholic

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Dominik:

Headphones: Wesc Pulli: Wesc Hose: Neuw Schuhe: Clae

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Val: Hut: H&M Pulli: Sabrina Dohoff Leggings: American Apparel Schuhe: H&M Tasche: Vans

Doreen: Schal: Julia & Ben Shirt: Workaholic Mantel: Rules by Mary Hose: Rules by Mary Schuhe: Stylists own

Steffen:

Julie:

Cap: The Hundrets Pulli: Ontour Jacke: Sixpack Hose: Julia & Ben Socken: Primark Schuhe: Pointer

Cap: Vans Shirt: bleed organic clothing Leggings: Nico Sutor Schuhe: Vans Skateboard: Barrio Berlin

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ZE

Film Comics Games DvdD Comic Bücher

LEA

è

Filme, Games, Comics, Dvd, Bücher: 39 Bücher

40 Comics 41

Große Erwartung

42 Filmklassiker

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44

Hitman: Absolution

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Game Previews

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Games Geflüster

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Bücher

von Mariella

„Entschuldigung, wo geht’s hier geradeaus?“ Deutschland O-Ton Folge 3 Felix Anschütz, Nico Degenkolb, Krischan Dietmaier, Thomas Neumann

Dieses Buch ist genau das richtige für die kommenden trüben Wintermonate. Die Betreiber der Internetseite „belauscht.de“ haben es sich zum Ziel gesetzt, die lustigsten Gespräche, Aussagen und Zitate aus dem täglichen Leben aufzuschreiben und zu sammeln. Jetzt haben sie ihr Sammelsurium geordnet und die besten Aussagen in einem Buch zusammengefasst. Nach den Bestsellern „Entschuldigung, sind Sie die Wurst?“ und „Nee, wir haben nur freilaufende Eier!“ gibt es jetzt also wieder was zum Lachen. Schrill, schräg und zum Totlachen komisch. Zwei Daumen hoch für den deutschen O-Ton! Erschienen im Heyne Verlag

Forever The New Tattoo R. Klanten, F. Schulze

Achtung! Tattoo-Fans und alle, die es noch werden wollen, aufgepasst: In den letzten Jahren hat das Tattoo einen unglaublichen Zuspruch erhalten und ist mittlerweile zu einem Mainstream Accessoire geworden. Doch abseits dieses Mainstreams hat sich auch die blühende Underground-Szene immer weiter entwickelt. In Forever The New Tattoo wird genau dieser Szene auf den Grund gegangen. Neben Interviews mit Künstlern, Textportraits von Nick Schonberger und zahlreichen Bildern der besten Tattoos, befasst sich das Buch vor allem mit den neuen Stilrichtungen, die sich in den letzten Jahren entwickelt haben. Außerdem wird erklärt, welche Einflüsse (wie zeitgenössische Kunst und Mode) für diese Kunst besonders prägend waren und immer noch sind. Erschienen im Gestalten Verlag

Terry Richardson: Terryworld, Art Edition 4 Dian Hanson

Wer dieses Buch will, muss sich beeilen und schon ein wenig Geld auf der hohen Kante haben. Denn vom neuen Buch des Enfant terry-ble der Fotografen gibt es nur 1000 signierte und nummerierte Exemplare. Das Ganze um schlappe 750 €. Als kleine Entschädigung für diesen Wucherpreis kommt das Werk in einer Plastik-Box mit einem „Terrybear“ (ein brauner Teddy Bär, der das Gesicht von Terry Richardson hat) und einem limitierten Chromogenic-Print gratis dazu. Naja...abgesehen vom Preis zeigt das Buch die neusten „Softporn“-Schnappschüsse des Fotografen, der durch sexuell provozierende Fotostrecken für Sisley bekannt wurde. Mittlerweile arbeitet Richardson mit Modehäusern wie Gucci, Hugo Boss und Levi’s und fotografiert für Magazine wie die Vogue und natürlich die Vice. Für alle, die also auf nackte Promi-Hintern in schrägen Porno-Posen stehen oder die nicht wissen, wohin mit ihrem Geld, ein absolutes Must-Have! Erschienen im Taschen Verlag

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Comics in Kooperation mit www.comicgate.de

30 Days of Night 1 - Die Barrow-Trilogie Benjamin Vogt

30 Days of Night ist zweifelsohne als moderner Horror-Klassiker zu bezeichnen, eine Marke, die sich nicht nur aufgrund des in den vergangenen Jahren aufgetretenen, medialen Vampir-Booms festgesetzt hat. 2002 erschien beim US-Verlag IDW die erste Miniserie namens „30 Days of Night“. Zentraler Handlungsort ist das beschauliche Städtchen Barrow in Alaska, das nahe des Nordpols gelegen, im Winter 30 Tage am Stück ohne jegliches Sonnenlicht auskommen muss. Kein Wunder also, dass das unvorbereitete Örtchen von einer Horde Vampire heimgesucht wird. Schon damals stach die Serie stilistisch völlig aus der Masse vergleichbarer Horror-Comics heraus. Die Verquickung von Blut und Schnee, von Dunkelheit und eisiger Kälte, sorgt für eine extrem schaurige Atmosphäre. Steve Niles‘ Durchbruch als Verfasser düsterer Storys begann mit „30 Days of Night“, welches im Nachhinein der erste Teil seines opus magnum werden sollte. Zudem wird der intelligente Plot von Zeichner Ben Templesmith in wunderschöne Bilder umgesetzt. Templesmith überzeichnet die verwaschenen Hintergründe mit dünnen Strichen und schafft so einen perfekten Kontrast, um die Vampir-Saga auf explizite und schockierende Weise wirken zu lassen. Niles‘ Arbeit begründete einen Erfolg, der bis heute andauert. Abseits jeglichen Teenie-Kitsches à la Twilight wurde die erste Miniserie 2007 sogar fürs Kino verfilmt (u.a. mit Josh Hartnett in der Hauptrolle). Diesem sollten noch einige weitere, weniger erfolgreiche Filme folgen, die direkt für den DVD-Markt oder das Fernsehen produziert wurden. Dem entgegen wurde bei den Comic-Fortsetzungen mehr auf die Qualität geachtet: Mit den beiden weiteren Miniserien (ebenfalls von Niles und Templesmith) „Dark Days und Return to Barrow“ wurde der erzählerische und optische Grundton des Vorgängers beibehalten. Die drei Miniserien lassen sich als „Barrow-Trilogie“ zusammenfassen und bilden den Inhalt des ersten umfangreichen, deutschen Sammelbandes von Cross Cult, dem weitere folgen sollen. Alle drei Geschichten wurden übrigens bereits zuvor einzeln von Infinity veröffentlicht. Exklusiv ist lediglich das angehängte Porträt über Steve Niles von Christian Endres. Bei Infinity sind damals auch noch einige weitere Einzelbände publiziert worden. Inwieweit diese Bestandteil der weiteren Sammelbände sein werden oder ob es dann auch deutsche Erstveröffentlichungen geben wird, bleibt abzuwarten. Der erste Teil der Reihe besticht in jedem Fall durch die gewohnte Cross-Cult-Qualität, das heißt auch, dass es die Comics erstmals als Hardcover-Ausgabe gibt. Das Format ist das vom Verlag bisweilen benutzte Zwischenformat (wie z.B. bei „From Hell“ oder „Life Eaters“), das etwas kleiner ist als das gängige US-Format, was dem Lesespaß überhaupt keinen Abbruch tut. Tolle Vampir-Saga, komplett in einem schicken Buch.

30 Days of Night 1 - Die Barrow-Trilogie Cross Cult 400 Seiten, farbig, Hardcover Preis: 35 Euro ISBN: 978-3-86425-041-5

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Große Erwartung, kleine Erfüllung Winterbeginn, Regen, Sturm und schaurig schöne Filmabende. Aber nach großen Erwartungen folgt oft die große Enttäuschung. Die Neuinterpretation des Klassikers „Große Erwartung“ von Charles Dickens fällt recht düster und schaurig aus. „Harry Potter“-Regisseur Mike Newell sorgt mit Helena Bonham Carter und Ralph Fiennes für eine gruselige Stimmung im Kinosaal. Pip, gespielt von Jeremy Irvine, ist Vollwaise und lebt bei seiner armen Schwester und ihrem Mann. Eines Tages trifft er auf Magwitch (Ralph Fiennes), einem flüchtigen Häftling. Er hilft ihm aus Angst. Zeitgleich lernt er Miss Havisham (Helena Bonham Carter) und ihre Adoptivtochter Estella (Holliday Grainger) kennen. Er verliebt sich in Estella. Doch Miss Havisham, welche für die Männerwelt nur mehr Verachtung übrig hat, nachdem sie am Altar stehen gelassen wurde, erzieht ihre Tochter zu einer herzlosen jungen Dame, welche sich an allen Männern rächen soll. Als Pip nach London geht, trifft er Estella wieder. Er selbst hat sie nie vergessen können. Doch durch ihre betörende Schönheit zieht sie auch andere Nebenbuhler an. Pip versucht Estella für sich zu gewinnen, erkennt aber zu spät, dass Miss Havisham ihre Pflegetochter auf einen Rachefeldzug gegen die Männerwelt geschickt hat und die junge Liebe scheinbar zum Scheitern verurteilt ist. „Scheinbar“ ist hier das Zauberwort. Denn am Ende zeigt sich

wieder einmal, dass das Gute siegt und Freundschaft wichtiger ist als Geld. Die Figuren in den Romanen von Charles Dickens haben meist eine Vorgeschichte. Der Film hat zwar versucht, diese einzubringen, aber leider vollendet er diese nie wirklich. Ergebnis: Die eigentlich runde und schöne Geschichte wirkt allzu oft einfach sehr abgehackt. Überhaupt ist der Film streckenweise langatmig und unvollendet. Ganz typisch für eine Buchverfilmung hatte man von Zeit zu Zeit das Gefühl, von einem Kapitel ins Nächste gehetzt zu werden. Helena Bonham Carter brilliert wieder einmal in ihrer Paraderolle als leicht durchgeknallte Alte, aber mehr ist charaktertechnisch dann doch nicht aus der Dickens’schen Literaturverfilmung raus zu holen. Knappe zwei Stunden haben leider nicht gereicht, um dem Roman gerecht zu werden. Man bemerkt zwar die Bemühungen des Regisseurs, aber so einfach wie mit Harry Potter ist es dann doch nicht. Schade drum. Fazit: Ideal bei totlangweiligem Dezemberwetter. Oder aber ihr lest einfach nochmal das Buch.

Leonie VÖ 13.12.2012, Senator Filmverleih

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F i l m k l a s s i k e r

Verfolgungsjagden durch die Wiener Kanalisation

Donau Walzer, Sacher Torte und der charmante Wiener Schmäh – all das gibt es bei Carol Reed nicht. In Der Dritte Mann (GB 1949) führt uns der britische Regisseur durch das Wien der Nachkriegszeit: Einen düsteren und zwielichtigen Ort, an dem eigentlich keiner sein will. Wir befinden uns in Wien im Jahre 1950: Holly Martins (Joseph Cotten), ein amerikanischer Schriftsteller, ist gerade in der Stadt eingetroffen. Als er beim Haus seines alten Freundes Harry Lime (grandios gespielt von Orson Welles) ankommt, erfährt er von seinem tragischen Schicksal. Sein Freund sei tot; vor wenigen Tagen bei einem Autounfall ums Leben gekommen, erzählt ihm der Portier. Martins kommt die ganze Geschichte seltsam vor. Er schenkt den dubiosen Erzählungen und Gerüchten rund um den Unfallhergang keinen Glauben und beginnt, der Sache im Alleingang auf den Grund zu gehen. Auf seiner Suche nach der Wahrheit stößt er auf immer mysteriösere Details. Schließlich muss er sich eingestehen, dass er seinen Freund wohl doch nicht so gut kannte, wie er zunächst dachte. Jetzt aber mal langsam und von Anfang an. Bevor hier gleich das Ende verraten wird, kommen wir zunächst noch zu ein paar filmgeschichtlichen Details: Der Dritte Mann wird 1949, nach nur sieben Drehwochen, veröffentlicht und stellt Reeds ersten Welterfolg als Filmregisseur dar. Die Geschichte geht auf eine Erzählung von Graham Greene, der unter anderem für die Drehbücher zu The Tenth Man (USA 1988), The Quiet American (D/USA/GB/F 2002) und Brighton Rock (GB 2010) verantwortlich ist. Was das Genre betrifft, scheiden sich die filmwissenschaftlichen Geister: Für die einen ist er das Paradebeispiel des Film Noir, für die anderen fehlen aber die typischen

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Elemente, um ihn dieser Kategorie zuzuordnen. Als typisch für den »schwarzen Films« gelten urbane, labyrinthartige Schauplätze, Themen wie Mord, Überfall, Betrug oder Verschwörung und natürlich die skrupellosen, unmoralischen (Anti)Helden, die sich ihren Lastern ohne zu überlegen hingeben. Wohin dieser Klassiker nun aber tatsächlich gehört, kann dem gewöhnlichen Kriminalfilm-Fan eigentlich egal sein. Nebenbei bemerkt, gibt es nämlich nicht einmal eine eindeutige Definition dieses Genres, was den Versuch einer Einordnung nicht besonders sinnvoll macht. Wie auch immer. Kehren wir zurück zum Wesentlichen. Der Schriftsteller macht sich also fieberhaft auf die Suche nach seinem vermeintlich toten Freund. Das Ganze natürlich in herrlichstem Schwarzweiß – der Farbfilm ist zu diesem Zeitpunkt ja erst seit ungefähr vier Jahrzehnten erfunden. Doch das Weglassen der Farbe wählte der Regisseur ganz bewusst. Denn in Kombination mit der komplexen Kameraführung und den vielen schrägen Bildern wirken die Schatteneffekte perfekt inszeniert und werden zum Merkmal des Films. Ein Merkmal, für das Carol Reed sehr viel Lob, aber auch negative Kritik erntet. Sein expressionistischer Kamerastil war für viele Kritiker wohl etwas zu krass. Meiner Meinung nach ist es aber genau das, was den Film so spannend und außergewöhnlich macht. Der Regisseur schafft auf diese Weise eine Welt, in der sich niemand sicher und schon gar nicht

wohl fühlt. Für den Zuschauer scheint alles außer Kontrolle geraten und unberechenbar zu sein. Die Bildkomposition stimmt also genau mit der obskuren Handlung überein und erfüllt so den Anspruch, ein Thriller zu sein. Und weil wir gerade bei dem sind, was den Film auszeichnet: Ein weiteres Sahnestückchen dieses Streifens ist seine Musik. Wiedererkennen werdet ihr vor allem das Harry-Lime-Motiv, das spätestens seit Der Schuh des Manitu (D/S 2001) auch unter uns Jüngeren bekannt ist. Anton Karas Zither Melodien, zu denen die Hauptfiguren durch das zerbombte Wien irren, klingen so gemütlich, dass sie die düstere Handlung beinahe ins Lächerliche ziehen. Sie sind wahrscheinlich das Einzige, was in diesem Klassiker an das klischeehaft schöne Wien erinnern, wie man es heute kennt. Die Musik steht also im krassen Gegensatz zur Handlung, die sich im Laufe des Films immer mehr zuspitzt. Martins findet nämlich heraus, dass Harry Lime mit gestohlenem Penicillin handelt. Um dabei von niemandem gestört zu werden, inszenierte er seinen eigenen Tod und schlüpft in die Rolle des ominösen dritten Mannes. Bizarrer Weise betritt der Titelheld erst nach einer guten Filmstunde zum ersten Mal die Bildfläche. Glaubt man den Gerüchten, war das deshalb so, weil sich der koryphäenhafte Orson Welles erst ein paar Tage nach dem Drehbeginn ans Set bemühte. Carol Reed machte die Not zur Tugend und zeigte bis zu Welles‘ Erscheinen einfach nur seine

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Schatten. Denn die konnten natürlich auch von anderen einfach und problemlos gemimt werden. Zu allem Übel – und damit auch die obligatorische Liebesgeschichte eingebaut wird – verliebt sich der Autor in Harry Limes Ex-Geliebte Anna Schmidt (Alida Valli). Die schöne Tschechin, die sich illegal in Österreich aufhält, kann Harry aber nicht vergessen. So kommt eines zum anderen und die Geschichte schwingt sich in dramatische Höhen. Am Ende landen alle Protagonisten in der Wiener Kanalisation. Nach einer spannenden Verfolgungsjagd, die in einem Kriminalfilm natürlich nicht fehlen darf, stehen sich die beiden Freunde plötzlich gegenüber. Was ein wenig an einen Westernfilm erinnert, ist die traurige Schlüsselszene. Harry bittet seinen Freund um einen letzten Gefallen. Unser heutiger Filmklassiker ist also so, wie man es von ihm erwartet – traurig, bittersüß und, so viel sei schon mal verraten, ohne Happy End. Ein Antiheld geht unter. Der übrig gebliebene Freund muss mit dem schlechten Karma seiner Taten leben. Keine leichte Kost für Zartbesaitete. Und dennoch: klassisch gut und wirklich sehenswert. Ach ja: Für alle, die jetzt die Dritte-Mann-Sucht gepackt hat, gibt es in der österreichischen Hauptstadt eine eigene Tour zum Film sowie eine tägliche Kinovorstellung im schönen Burg Kino!

Mariella

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g a m e s

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Hitman: Absolution Laut kann schließlich jeder! Agent 47 erledigt seine Aufträge kreativ wie nie. Wir sind ein wenig neidisch und überlegen, ob wir ihm eine Mitarbeit in unserem LebenskunstRessort anbieten. Schon mal jemanden umgebracht? Einen Gangsterboss? Auf einem öffentlichen Platz voller Polizisten, dazu umringt von Bodyguards? Das Ganze soll dazu noch möglichst unauffällig ablaufen. Ja, selbst als Super-Agent keine leichte Aufgabe. Vor allem, wenn man wie ich davor Max Payne 3 durchgespielt hat, dessen nicht ganz so filigraner Baller-Charakter andere Qualitäten erfordert. Aber nicht umsonst hat Hitman im Jahr 2000 eine neue Spielweise begründet. In dessen Fußstapfen bewegen sich noch heute – lautlos, versteht sich – Auftragskiller wie in der Serie Assassin’s Creed oder dem gerade erst erschienenen Dishonored. Als Big Daddy aller Schattenmörder müssen die Entwickler von IO Interactive ihren Protagonisten Agent 47 natürlich auftrumpfen lassen und den anderen Spielen zeigen, wo es lang geht. Und vor allem, wie. Die Kunst des Tötens ist schließlich

seit dem alten Asien eine große Profession, die man mit Stolz ausführte – und von der auch Superschurken-Klon 47 profitierte. Und so haben die Entwickler seine Klaviatur deutlich erweitert. Das „Point Shooting“ erlaubt dem Agenten zum Beispiel, mehrere Ziele auf einmal zu markieren und in dann einer Art Zeitlupe (erinnert entfernt an Max Paynes „Bullet Time“, übrigens ein eingetragenes Warenzeichen von Warner Bros. seit Matrix, davor gehörte es den Produzenten von Max Payne). Für Splinter-CellFans natürlich ein alter Hut.

Kinderzimmer sagte: immer schön die Leichen wegräumen (oder so ähnlich).

Ein anderes neues Feature ist der „Instinct Mode“. Kennt man so ähnlich auch schon von Splinter Cell oder auch Batman. Dabei sieht man alle anwesenden Menschen durch sämtliche Hindernisse hindurch – inklusive ihres weiteren Bewegungsverlaufs. Außerdem zeigt der Modus an, womit man Unfälle initiieren kann. Das Ziel eines anständigen Killers ist schließlich so wenig Aufmerksamkeit wie möglich. Du kannst dein Ziel über eine Brüstung stoßen, dass es wie ein Unfall aussieht? Perfekt! Wie Mutti schon im

Das ist jedoch auch der einzige größere Schnitzer. Hitman baut insgesamt eine tolle Spannung auf, die einen schnell in das Spiel reinzieht. Besonders die Art von Kitzel, ob sich das Ziel doch noch umdreht, bevor wir ihn von hinten erwürgen, steigert sich im Laufe des Spiels. Wer bei dem Spiel keine feuchten Hände bekommt, ist wirklich so cool wie 47 selber. Oder auch ein Gen-Experiment.

Was unlogisch rüberkommt, sind die Reaktionen von Polizisten. Irgendjemand hat einen Unfall, alle rennen hin – außer so ein Glatzkopf. Der läuft den heraneilenden Polizisten cool und zielstrebig entgegen, egal ob zermatschte Leiche oder Hausexplosion, und keinen wundert das? Gut, er ist als Polizist, Barbier oder was auch immer verkleidet – aber das ist doch schon etwas unrealistisch.

danilo WWW.HITMAN.COM

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Game Previews

von Pascal

Halo 4 Shooter | Xbox 360 | Microsoft Studios | November 2012

Endlich geht die Science-Fiction-Saga weiter! Immerhin seit über fünf Jahren warten Millionen von Fans auf die Rückkehr des Masterchiefs und Fortsetzung der epischen Story, die wohl auch den Abschluss der Geschichte auf der Xbox 360 darstellen wird. Natürlich gab es zwischenzeitlich mit Halo 3: ODST und Halo: Reach zwei Titel aus dem Halo-Universum, um die Zocker nicht völlig auf dem Trockenen lassen. Aber die „Doppelpunkt“-Halo-Teile waren natürlich keine Weiterentwicklung der Geschichte, sondern boten nur Rückblicke oder andere Schauplätze. In Halo 4 geht es also endlich wieder progressiv nach vorne. Und passend zum frischen Wind wird der Shooter auch nicht mehr von Bungie, sondern den 343 Industries entwickelt. Ob diese dabei auch gleich ein komplett neues Spielgefühl für Halo 4 erfinden, darf bezweifelt werden. Zum einen haben die Jungs und Mädels auch schon Halo: Reach im bekannten Halo-Stil gemacht und zum anderen will Microsoft wohl ungerne riskieren, den hartgesottenen Fans mit Verschlimmbesserungen ähnlich vor den Kopf zu stoßen, wie es Capcom mit Resident Evil 6 getan hat.

Call of Duty: Black Ops 2 Shooter | Xbox 360, PlayStation 3, PC | Activision Blizzard | November 2012

Die Call-of-Duty-Kuh ist noch lange nicht zu Ende gemolken! Auch in diesem Jahr beschert der neueste Teil der Kriegs-Shooter-Reihe Rekord-Vorbestellungen für Activision Blizzard. Das virtuelle Spektakel wird wieder mal bombastisch ausfallen. Wer in dem Setting der Feind ist, ist eigentlich mittlerweile egal. Wobei zumindest Black Ops eine deutlich ansprechendere Hintergrundgeschichte hatte als zuletzt Modern Warfare 2 und 3. Für alle, die in den letzten Jahren erfolgreich dem Call-of-Duty-Hype ausweichen konnten: Modern Warfare und Black Ops wechseln sich immer ab mit neuen Reihen. Unterschiedlich sind dabei allerdings nur die eingeführten Charaktere und eben die Geschichte. Und gerade die Idee, uns in Black Ops 1 phasenweise in Vietnam kämpfen zu lassen, war zumindest ein wenig erfrischender als der ständige USA-gegen-Russland-Brei aus Modern Warfare. Von dem her sind wir zumindest ein wenig neugierig, was Activision Blizzard dieses Jahr zu bieten hat. Einen anderen Rekord stellen sie jedenfalls schon mal auf: Will man in Genuss der jetzt schon angekündigten vier Erweiterungs-Pakete für den Multiplayer-Modus kommen, darf man nochmals 50 Euro für den sogenannten „Season Pass“ berappen – zusätzlich zu den 60 - 70 Euro Kaufpreis fürs Game, versteht sich.

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Far Cry 3 Shooter | Xbox 360, PlayStation 3, PC | Ubisoft | November 2012

Und noch ein Shooter im November. Ubisoft schickt uns aber zumindest zurück auf die Insel mit den paradiesischen Sandstränden! Daneben verspricht uns Ubisoft eine packende Story, die uns zwar sehr bald die schöne Urlaubsstimmung vermiest, aber dafür ordentliche Ballerkost bietet. Ubisoft ist dabei vor allem auch darauf bedacht gewesen, den eher schwachen Vorgänger vergessen zu machen und wieder am alten Far-Cry-Feeling anzuknüpfen. Inspiration holten sie sich dabei laut eigenen Aussagen auch bei Open-World-Klassikern wie GTA 4. Bisher gezeigtes Material sieht zumindest so aus, als ob ihnen das Vorhaben gut gelungen ist. Grafisch scheint das Game – in guter Far-Cry-1-Manier – auf jeden Fall eine Augenweide zu werden und die Spielwelt samt Charaktere und Waffen wirken physikalisch akkurat in Szene gesetzt. Darüber hinaus scheint auch die Geschichte zu passen. Und zu guter Letzt macht uns die Ankündigung eines Koop-Modus immer sehr hellhörig.

ZombiU Action | Wii U | Ubisoft | November 2012

Nintendo will definitiv vom Klischee weg, nur etwas für Familien und sogenannte Casual Gamer zu sein. Mit ZombiU startet gleich mal ein brutaler Zombie-Action-Titel auf der neuen Konsole rund um den neuartigen „Tablet-Controller“. Die Handlung katapultiert uns mitten in eine Zombie-Apokalypse, wie wir sie schon tausend Mal in Games, Büchern und Filmen serviert bekommen haben. Das Setting ist also definitiv nicht das herausstechende Merkmal. Dafür soll aber die Ausnutzung der neuen Möglichkeiten der Wii U dafür sorgen, dass wir uns noch bedrohter und gejagter von Zombie-Horden fühlen. So sorgt es für zusätzliche Spannung, wenn wir gerade panisch einen Code für ein Zahlenschloss auf dem Touchscreen des Controllers eingeben, während wir auf dem Fernseher sehen, wie hinter uns die Meute näher rückt. Gerade ZombiU dürfte einer der eindrucksvollsten Launch-Titel der Wii U werden – gerade weil dieses Game beweist, dass Nintendo bei weitem mehr als „nur“ familiengerechte Kost servieren kann.

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Games Geflüster Neuigkeiten, Gerüchte und Fundstücke aus der Welt der Videospiele von Pascal

Einmal Hüftsteak vom Mensch, bitte! – Resident Evil 6 kommt zumindest beim Metzger gut an Zum Release des neuesten Teils der Horror-Action Resident Evil hat sich Capcoms PR-Abteilung etwas besonders Ausgefallenes einfallen lassen. In London wurde extra eine Fleischerei eröffnet, die ganz besondere Delikatessen im Angebot hatte: Menschenfleisch! „Wesker & Son“ heißt der neue Laden und die Einweihungsfeier war absolut furios. Würste, Steaks, saftige Braten – die Auswahl konnte sich wirklich sehen lassen! Leider scheint der Markt noch nicht reif zu sein, denn trotz des großen Ansturms wurde der Betrieb bis auf weiteres sofort wieder eingestellt. Vielleicht mag das auch daran liegen, weil die Konsumenten bald feststellen mussten, dass das gar kein echtes Menschenfleisch war, sondern nur ein Imitat aus billigem Schweinefleisch. Was natürlich ein absoluter Skandal und eine Riesen-„Sauerei“ ist! Immerhin hat Capcom jegliche Einnahmen an diesem Tag einem PR-technisch nicht minder brillanten Zweck gespendet: der britischen Limbless Association, also einer Organisation, die Menschen mit fehlenden Gliedmaßen hilft. Da Resident Evil 6 nicht überall gleichermaßen gut ankam, war eine solch kreative Aktion vielleicht auch nötig.

Wii U – Nintendos neuer Stern am Videospiele-Himmel Bleiben wir gleich beim Thema „Frischfleisch“: Am 30. November erscheint endlich mal wieder eine neue Heimkonsole. Von den „großen Drei“ eröffnet Nintendo den Schlagabtausch und legt mit der Wii U eine Konsole vor, die uns zwar grafisch nicht in völlig neue Sphären katapultiert, aber mit einem – wieder mal – revolutionären Gamepad überrascht. Erste offensichtliche Änderung zur Wii ist, dass wir dieses Mal wieder ein „vollwertiges“ Gamepad in die Hand gelegt bekommen. Und welch Monstrum an „Pad“ das gleich ist! Mehr Tablet als Controller, befindet sich in der Mitte ein Touchscreen, der unabhängig vom Gezeigten auf dem Fernseher arbeitet und wir dieses Mal quasi gleich zwei Bildschirme zur Verfügung haben. Inwieweit das auch anstrengend und verwirrend sein kann, bleibt abzuwarten, wenn die ersten „hektischeren“ Games live von uns gespielt werden. In der Theorie faszinieren uns jedenfalls die neuen Möglichkeiten des „Wii-U-Controller-Tablets“

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ebenso wie sie uns vor die Frage stellen, wie „spielbar“ das alles werden wird. Beziehungsweise, ob am Ende wieder nur ganz speziell für die Wii U gemachte Games wirklich Spaß machen (die vornehmlich von Nintendo selbst stammen) und Multiplattform-Titel deutlich hinter den Versionen für die Konkurrenz-Konsolen einzustufen sind? Zumindest letztere Frage dürfte bald beantwortet sein, denn gleich zum Launch sollen mit Assassin’s Creed 3, Batman: Arkham City Armoured Edition, Darksiders 2 und Mass Effect 3 gleich eine Reihe von Games kommen, die auch bei Microsoft und Sony zu den absoluten Top-Krachern zählen! Hier möchte Nintendo also endlich wieder die Core-Gamer ins Boot zurückholen – und gleichzeitig die Casual-Zocker mit neuen Mario- und Wii-Fit-Titeln halten. Wie gut das alles gelingt, sehen wir in wenigen Wochen.

Xbox 720 und PlayStation 4 bald obsolet dank Smartphones? Zumindest wenn es nach der Meinung von Warren Spector geht, könnten die kommenden Konsolengenerationen von Microsoft und Sony bald von Smartphones der Zukunft überflügelt werden. Eine sehr gewagte These, die man eigentlich als lächerlich abtun könnte, wenn sie nicht von jemanden käme, der die Videospiele-Branche schon seit über zwanzig Jahren prägt. Warren Spector, der Erfinder von Meisterwerken wie Deus Ex, ist der Ansicht, dass die nächsten Heimkonsolen bei weitem nicht mehr so ein leichtes Spiel haben wie noch in der aktuellen Generation. Smartphones und Tablets werden quasi im Wochentakt leistungsfähiger und sind immer mehr in der Lage, grafisch sehr anspruchsvolle Spiele zu stemmen. Geht es nach Spector, wäre es für Microsoft und Sony der beste Schachzug, ihre nächsten Konsolen eng mit Smartphones und Tablets koppeln zu lassen. Eine ähnliche Symbiose vollzieht ja Nintendo mit der Wii U ja auch gerade und liefert den Controller gleich mit eingebautem Touchscreen aus. Ob Warren Spector vielleicht ein wenig zu arg die technische Evolution der Tablets und Smartphones überschätzt, mag sein. Allerdings dürfte auch für skeptischere Naturen klar sein, dass die Smartphones der nächsten Jahre, sämtliche Handhelds am Markt, wie PS Vita und Nintendo 3DS, grafisch sehr alt aussehen lassen werden.

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Lebenskunst:

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Visuelle Dichtkunst auf Metall

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Die Kunst des Überlebens in New York

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Art on Snow

Don’t eat yellow snow – it’s art! SLEAZE wird Medienpartner der ARt on Snow. Jip-pipi! Japp! Da hatten wir uns doch etwas in die Hose gemacht. Wir wollten schon letztes Jahr dabei sein, aber dann war doch wieder alles viel zu knapp. Dieses Jahr – na gut, war auch knapp, aber wie ihr seht, hat gereicht. So mancher mag seinen in den Schnee gepieselten Namen als Kunst bezeichnen. Aber wenn man eins als Wintersportler schon früh lernt, dann ist es die Losung „Don’t eat yellow snow“. Für die Abkürzler unter euch gern auch DEYS. Die „ARt on Snow“ zeigt zum Glück jedes Mal richtige Kunst und Schnee und Sport und dass das gefälligst alles zusammen gehört. Seit 2008 findet vom 2. bis 8. Februar 2013 die „ARt on Snow“ im kuscheligen Gasteinertal statt. Neben der Ausstellung im Bad Gasteiner Grand Hotel Europe (Wiener Saal) wird es dort und in den umliegenden Ortschaften Bad Hofgastein, Dorfgastein und Angertal Schnee- und

Eisskulpturen sowie 3D- und Live-Painting-Aktionen geben. Urban Art im verschneiten Hinterland. Das ist mal eine Herausforderung, aber wieso sollte das nicht funktionieren? Auch in diesem (oder eher nächstem) Jahr soll es wieder eine bunte Mischung aus Streetartists, Ski- und Snowboardkunst und einer Reise durch die Evolution des Wintersports geben. Unter dem Motto „Kunst zum Anfassen und Erleben“ werden in den genannten Ortschaften sowohl Fotokünstler der Szene wie Alex Papis als auch Kunstschaffende wie das tolle StreetartistDuo Zozoville aus Berlin sowie passionierte Wintersportler wie Peter Radacher, Aussteller einer aus über 150 Boards bestehenden Sammlung, ihre Schätze für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Für Schneefreaks wie Streetartfans also mehr ein gute Kombination. Nix wie hin da, Leute!

Kirsten & danilo

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f o t o k u n s t

Visuelle Dichtkunst auf Metall Neben vielen alten Hasen sind auf der STROKE auch immer ein paar neue Perlen zu entdecken. Die war nun vor ein paar Wochen wieder mal in Berlin, und unsere Blicke blieben auch prompt an den verträumten Weltuntergangsszenarien der Münchner Fotografin Eva Hartmann hängen, die mit dem Kollektiv YMC (Young Munich Creatives) vor Ort war. Was genau verbirgt sich hinter deiner VisualPoetry-Serie? Das sind Fotokollagen direkt auf Metall gedruckt, zusammengestellt aus ganz vielen Bildern. Sie sind quasi ein Recycling-Projekt aus meiner Zeit in Shanghai. Ich habe eigentlich die Endstationen der U-Bahn fotografiert. Shanghai hat das am schnellsten wachsende U-Bahnnetz der Welt. Und es ist faszinierend, was da ringsrum passiert. Da wird zuerst die Station hingebaut und dann erst Häuser und Einkaufsmalls. Aber erst mal ist da nichts oder alte Siedlungen, die abgerissen werden. Das sind krasse Mondlandschaften. Ich finde das Bild mit den Luftballons unglaublich schön! Ja, das hat schon viele Liebhaber gefunden und ist auch schon verkauft. Ich hätt’s gern noch hängen lassen, aber die wollten es gleich mitnehmen. Was für Symbole stecken in dem Bild? Die Idee zu dem Bild hatte ich, als das mit Fukushima passiert ist. Ich war gerade in China und mein Bruder war in Japan. Ich habe ihn eine Woche lang nicht erreicht und mir große Sorgen

gemacht. Ich war dann auch wütend, dass sich die deutsche Berichterstattung innerhalb von zwei Tagen nur noch egoistisch um die eigenen Sachen gedreht hat: „Sind die Reaktoren in Deutschland jetzt sicher oder nicht?“ Wen interessiert’s? Was ist in Japan los? Ich war auch wütend drauf, wie man so blöd sein kann, Atomkraftwerke auf Erdbebenspalten zu bauen. Es kam mir vor wie dumme kleine Kinder, die Mist bauen. Deswegen das Kind mit den Atompilzluftballons. Was hast du in deiner Zeit in China persönlich und auch künstlerisch gelernt? Viel. Ich bin nach China gegangen, nicht weil ich nach China gehen wollte. Ich wäre nicht auf die Idee gekommen zu sagen: „Hey, China ist so ein tolles Land, ich geh jetzt dahin.“ Ich musste während des Studiums ein Praxissemester machen und habe den Fotografen Maleonn einfach mal frech angeschrieben und gefragt, ob ich zu ihm kommen darf. Er hat mich schon immer inspiriert und ich bin ein großer Fan von seinen Werken. Natürlich hat sich das dort noch intensiviert, als ich dann auch Techniken von ihm gelernt und seine Arbeitsweise beobachtet habe, die sehr spontan ist. Er hat eine Idee, setzt die dann auch so um, neigt aber dabei dazu, seine Meinung zu

ändern. Er ist wirklich ein großartiger Künstler und auch persönlich ganz toller Kerl. Fotografin mit besonderen Ideen oder Künstlerin, die mit Fotografie arbeitet: Wie siehst du dich selbst? Das ist manchmal schwer zu positionieren. Die Leute fragen auch immer, was ist das eigentlich. Ist das Grafik? Ist das Fotografie? Ich bin Berufsfotografin, aber ich mach’ zurzeit auch viel Requisite beim Film und Set-Design. Ich möchte weder das eine noch das andere missen. Ich mach so gerne so viele Dinge. Wenn ich dann ein Foto davon mache, habe ich das in einen ganz guten Rahmen gebracht. Was ist dein Fazit der STROKE in Berlin? Es ist kleiner als München, das definitiv. Ich finde die Exponate sehr schön. Es sind ein paar ganz tolle Künstler dabei. Die Ausstellung ist super. Die Galerien haben das alles sehr schön gestaltet. Es ist ein bisschen gemütlicher als in München, nicht ganz so überlaufen. Mir hat es unglaublich Spaß gemacht. Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt und ich komme gern wieder.

Kirsten www.eva-hartmann.com www.young-munich-creatives.com

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d e s i g n

Survival Training NYs Hot Dogs sind genau wie die Stadt selbst. Kultig, schon etwas älter und ziemlich dreckig – und man bekommt irgendwann das große Kotzen. Dennoch ist es einer der tollsten Städte der Welt. Mit dem wohl größten Kater des noch jungen Jahrtausends befinde ich mich mitten in Chinatown. Zwischen tausend verschiedenen Gerüchen versuche ich mein Bestes, einen nicht ganz verkrafteten Hot Dog und die vorabendliche Ladung Whiskey-Cola bei mir zu behalten. Der Plan scheiterte nach dem ersten Kosten meiner Wan-Tan-Suppe kläglich. Die Details erspare ich euch an dieser Stelle. Mir fiel beim Verlassen des Restaurants das Zitat eines Freundes ein: „Du warst nicht in New York, wenn du keine Lebensmittelvergiftung davon getragen hast.“ Er muss es wissen. Immerhin hat er wohl um die fünfzehn Lebensmittelvergiftungen erlebt, oder besser gesagt: überlebt. In dieser Stadt zu überleben, erfordert also einiges. Deswegen, quasi um jedermann vorzubereiten, meine Survial-Tipps für den Big Apple, die Stadt, die angeblich niemals schläft (vielleicht auch wegen Magenverstimmung).

Tipp #1: Esse niemals Hot Dogs um vier Uhr früh, die nur einen Dollar (oder Buck, wie die lieben Amis dazu sagen) kosten.

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Tipp #2: Achte in Restaurants, Pubs etc. auf das „A“, welches vor der Tür ausgehängt sein sollte. Dieses zeigt an, ob die Gesundheitsbehörde es für gut befunden hat. („A“ ist nicht gleich mit europäischen Maßstäben gleichzusetzen, sondern nur, dass du Chancen hast, ohne gröberen Schaden davon zu kommen.) Siehst du ein „G“, dann laufe!

Tipp #3: „I love New York“ stammt eigentlich aus China und ist so gut wie an jedem Stand auf der Canal Street zu haben. Darum: Handeln! Es ist wie auf einem Basar, auch wenn es Läden sind. Preise sind verhandelbar. 15 Dollar für ein Shirt? „Fuck off“, wie der gemeine New Yorker zu fluchen pflegt. Noch etwas, an was man sich gewöhnen sollte. Geflucht wird gerne und viel. Aber bitte nicht nachahmen, dies wird von waschechten New Yorker nicht gut geheißen. Wer dem abgefuckten Chinatown entkommen will und etwas mehr Geld in der Tasche hat, sollte sich definitiv seinen Weg zur Prince oder Spring Street suchen. Hier befindet sich Soho. Was einmal kultig war, ist es längst nicht mehr. Der Dreck der Straßen und alt eingesessene

Geschäfte mussten Chanel und Burberry weichen. Dennoch sollte man einen Blick riskieren, denn hinter Chanel in den kleinen Seitengassen konnten sich einige Kuriositäten-Läden für die gelangweilte New Yorker Oberschicht ansiedeln. Highlight: Dort gibt es Säbelzahntigerschädel für 30.000 Dollar zu kaufen, genauso wie ausgestopfte Ratten und Mäuse für 6 bis 15 Dollar. Was auf den ersten Blick etwas morbide wirkt, scheint momentan der neue Trend in NYC zu sein. Man sollte sich auch nicht von einigen leicht verwahrlosten Gestalten irritieren lassen, die bei Armani oder Gucci hereinspazieren. New Yorks Reiche haben mittlerweile den Shaby Chic für sich entdeckt. Wann also brennende Mülltonnen zur Inneneinrichtung gehören, ist nur noch eine Frage der Zeit.

Tipp #3.5: Vielleicht schaut dein Gegenüber nicht so aus, als ob er die schwarze American Express besitzt. Aber er könnte. Will er dich also einladen, ist er womöglich keiner der zahlreichen Obdachlosen. Fragt er hingegen nach Crack, einem Dollar oder einem Sandwich, solltest du entweder das Weite suchen oder ihm einen Hot Dog spendieren. Obwohl man das mit den Hot Dogs vielleicht auch noch mal überdenken sollte.

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Apropos Obdachlose und Hot Dogs. Der Central Park, ein weiteres Kultstück New Yorks, hat beides in Hülle und Fülle. Wenn man am Columbus Circle, Ecke Central Park West, aussteigt und zum Eingang geht, kann man sich auf der linken Seite ein ziemlich günstiges und sehr leckeres Frühstück gönnen, denn dort befinden sich einige gute Hot-Dog-Stände.

Tipp #4: Central Park bei Nacht ist nach wie vor die dümmste Idee auf dieser Welt. Es sei denn, du willst nackt und ausgeraubt von verrückten amerikanischen Eichhörnchen gefressen werden. Tagsüber hingegen rennen fast ausschließlich Nannys mit viel zu reichen Kids oder die zahllosen Hundesitter durch‘s Grüne. Ein Bild für Götter, wenn du die wohl klischeehaftesten Upper East Side Girls im Alter von vier besser chinesisch sprechen hörst als Englisch.

Tipp #5: Du bist in New York, sei offen für alles, genieß die Zeit und streite niemals mit einem Vertreter der Tea Party, das ist sinnlos. Genauso sinnlos, wie wenn wegen dem Präsidenten mehrere Straßen gesperrt sind, den Polizisten zu fragen, wann es denn wieder aufgelöst wird. Nicht vergessen, es sind 270 Millionen Schusswaffen in den USA im

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Umlauf (bei ca. 300 Millionen Einwohnern). Also nicht unnötig Streit suchen oder provozieren. Mit ein paar traditionellen chinesischen Kräutern und viel Cola mit Eis ging es dann auch langsam bergauf und ich konnte mich dem eigentlichen Grund meiner Reise widmen. Denn in einigen Tagen sollte das neue HTC 8X und 8S präsentiert werden. Zwei neue, komplett durchgestylte Modelle, entstanden aus der Kooperation von Windows und HTC. Meine Englisch-Kenntnisse stellten sich als doch nicht ganz so mies heraus, als ich dem Vortrag lauschte. Welches nach Angaben des Design Chefs nicht nur viele technische Spielereien bereit hält, sondern besonders von dem Hauptgedanken geprägt war: „Was wollen meine Kunden?“ Beide Handys fanden sofort höchsten Anklang bei den ganzen Handy-Nerds, mir gefielen hingegen mehr die Farben. Endlich mal weg von „Nicht“-Farben hin zu einem Color-Splash! Neongelb hat es mir besonders angetan. Wie ich von der Design-Crew erfahren habe, hat sich fast das ganze Team nur das neongelbe geholt. Bleibt abzuwarten, ob dies auch in good old Germany so gut ankommt.

Leonie

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‚Uuuh, what a man!Makes me wonder: am I hetero? Homosexual? Should I better be a woman? Should I better stop thoughts like that and tell you, that Patrick is an excellent dancer and founder of salon k? You can also admire him in our psycho lookbook, or on stage, when he performs again. Check out www.salonkberlin.com‘ R.A.

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‘klavierspieler klaus’ worn by Patrick King - Founder Salon K SLEAZE #35

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Musik Musik Musik Musik Musik Musik

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Musik: 56

Usher lässt die (digitalen) Puppen tanzen

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Interview mit Sizarr

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SLEAZE trifft die Fog Joggers

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MC Fitti ist überall, also auch bei uns

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Bier und mehr mit Jesse Hughes

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MS MR – sie und wir

66 Musik-Rezensionen

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t a n z s p i e l

Usher lässt die (digitalen) Puppen tanzen Usher macht jetzt in Computergames. Das passt gut, klingt er ja neuerdings auch sehr elektronisch. Das mussten wir uns natürlich genauer ansehen und so ging‘s nach London. Xbox präsentierte dort Dance Central 3, ein Tanzspiel, in dem Usher den Fans erklärt, wie man sich bewegt, ohne dass es spastisch aussieht. Man kann natürlich auch nur das Game anschalten, sich auf die Couch legen und seiner Stimme lauschen. Denn die ist, trotz seines neuen Musikstils, immer noch fantastisch. Wie hast du damals Tanzen gelernt, als es noch keine Computerspiele gab? Ich habe einfach verdammt viele Videos angesehen und selbst viel auf der Straße getanzt. Tanzen war echt alles, was mich interessiert hat.

machen. Ich bin in den Zimmern der Menschen auf der ganzen Welt. Und um ehrlich zu sein, wollte ich auch einfach Spaß haben und Teil von etwas sein, das jung, hip, cool und vor allem neu ist.

Neben den Mädels, die du damit abchecken konntest. (lacht) Eigentlich hatte ich da noch gar keine Mädels. Ich hab eher versucht, irgendwie die Schule zu schaffen. Alles, was ich im Kopf hatte, war tanzen. Als ich in den Achtzigern aufgewachsen bin, war Tanzen ein Lifestyle. Nicht nur am Wochenende, auch in der High School wurde getanzt. Wir haben versucht, das Mittagessen mit tanzen zu verbinden. Und in den Pausen haben wir uns Tanz-Battles geliefert, wenn wir jemanden hatten, der die Beatbox gemacht hat. Durch das Beobachten von anderen Tänzern ist man selber auch besser geworden. Das war damals der ultimative Weg, tanzen zu lernen. Heute ist das natürlich anders.

Das merkt man auch an deiner Musik. Die hat sich ziemlich verändert in den letzten Jahren. Wie kommt‘s? Ich finde, das allgemeine Tempo von Musik im Radio und überall auf der Welt hat sich verändert. Letztendlich habe ich mich gar nicht verändert. Ich habe nur einfach weiterhin das getan, was ich immer tue: kreativ sein.

Heute gibt es Dance Central 3 und alles ist gut? Heute muss man nur ein Computerspiel hochfahren und kann tanzen lernen. Die Leute können daheim lernen, wie man sich bewegt, vom Beginner-Modus bis hin zum Battle mit eigenen Choreografien. Ich dachte nur: Wow, da muss ich dabei sein. Außerdem ist es die perfekte Möglichkeit, meinen Tanzstil und alles, was mich auf der Bühne ausmacht, für immer haltbar zu

Aber wie kamst du im Laufe des „Kreativ seins“ auf diesen Electro-Einfluss? Den hattest du die zehn Jahre davor ja noch nicht. Im Laufe meiner Karriere war ich in vielen unterschiedlichen Clubs unterwegs. Da drin habe ich gesehen, wie die Menschen auf Electro und Dance feiern. Die DJs dort haben natürlich keine Songs von mir gespielt, denn ich hatte ja keine Dance-Platte. Ich dachte: „Ich brauche auch unbedingt so eine Platte.“ So war die Idee geboren und ich habe angefangen, mit den passenden Produzenten zu arbeiten. Ich wollte einen neuen Musikstil kreieren, eine neue Marke. Glaubst du, dieser neue Musikstil hat das Zeug zum Klassiker? Oder ist es eher ein Trend, der bald niemanden mehr interessiert?

In 30 Jahren werden wir immer noch bestimmte Songs aus den 60ern hören und wir werden genauso Musik aus der heutigen Zeit hören, die dann zu Klassikern geworden sind. Die Menschen hören ja Musik aus der Vergangenheit, weil sie sie an etwas erinnert. Und die Menschen werden sich genauso erinnern, was sie gefühlt haben, als sie die Musik gehört haben, die aktuell gespielt und produziert wird. Was sagst du Leuten, die deine neue Dance-Musik nicht mögen und sich den alten R’n’B-Usher zurück wünschen? Das Wichtigste ist, zu wissen, wer deine Musik wirklich hört. Und weil ich das weiß, mache ich mehr als nur eine Musikrichtung. Egal ob ich in Europa, Asien, Amerika oder Australien bin, ich habe immer eine Platte, die in jeder Region funktioniert. Weil ich Soul, R’n’B, Lovesongs und Dancemusik verbinde. Früher war es sehr schwer, als R’n’B-Künstler elektronische Musik zu machen. Zum Glück geben mir meine Fans heute die Möglichkeit, beides zu verbinden. Was sagst du einem Ne-Yo, der sich darüber beschwert, R’n’B hat seine Seele verloren? Ich denke, der R’n’B von damals wird immer wichtig bleiben und der neue R’n’B wird genauso wichtig werden. Wenn ihr jemanden sucht, der euch mehr als einen R’n’B zeigt, der euch um die Welt bringt mit seiner Musik, bin ich euer Mann.

Lisa Kober

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s i z a r r

Neu, nicht retro Ein bsirazzes Interview

Wenn man sich die Jungs von Sizarr anhört, ist man durchaus überrascht zu erfahren, dass die drei Jungs gerade erst ihr Abitur hinter sich gebracht haben. Dunkle Melodien und bedeutungsschwangere Texte sind hier an der Tagesordnung. Auch die Tatsache, dass Sänger und Songschreiber Fabian sich selbst als „manchmal Sechzehnjährigen“ beschreibt, überrascht. Dass bei ihrem Debütalbum „Psycho Boy Happy“ tatsächlich aber kein Kindergarten am Werk war, lest ihr in unserem Interview. Hey Jungs. Obwohl euer Debütalbum gerade erst erschienen ist, gibt’s Sizarr schon ein Weilchen. Welcher bisherige Auftritt ist euch bisher am ehesten im Gedächtnis geblieben? Phillip: Definitiv unsere Show beim Berlin Festival vor zwei Jahren. Einer der ersten Auftritte, der so richtig groß war und alles bis dahin in den Schatten stellte. Direkt davor gab es irgendeinen Polizeieinsatz und es war nicht so ganz klar, ob wir spielen könnten. Dann haben wir aber doch einen extrem guten Timeslot auf der großen HangarBühne bekommen. Eigentlich waren wohl auch alle wegen „We have Band“ da, allerdings haben wir dann gespielt und alle sind ziemlich gut abgegangen. Überraschung! Jetzt ist es ja so, dass ihr drei recht außergewöhnliche Künstlernamen habt: DefSty, P-Money und Goura Sou. Wie kommt man darauf? Fabian: Eigentlich sind es nur Namen, die keine wirkliche Bedeutung oder eine gewiefte Symbolik haben. Nichtsdestotrotz war es für uns wichtig, sich so etwas anzuschaffen. Ganz einfach

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auch um einen Raum zu kreieren, in dem man künstlerisch tätig zu sein. Ich mein, sowohl auf der Bühne als auch auf dem Album will ich nicht wirklich „Fabian“ sein. Viele Leute aus der Medienbranche bezeichnen euch jetzt schon als das nächste große Ding, wie man so schön sagt. Wie seht ihr persönlich diese Entwicklung? Fabian: Natürlich bekommen wir mit, was über uns geschrieben wurde. Und obwohl das natürlich größtenteils positiv ist, geht es auf der anderen Seite auch immer erst wirklich los, wenn das Debütalbum auch tatsächlich draußen ist. Dementsprechend können wir da auch nur abwarten, was die Zukunft bringt. Ihr macht recht vielseitige und ambivalente Musik. Woher kommen diese ganzen Einflüsse und wie schafft ihr es, dass alles unter einen Hut zu bekommen? Phillip: Ich glaube, wir alle hören einfach unglaublich viel Musik und haben alle ganz einfach die unterschiedlichsten Einflüsse. Dementsprechend haben wir auch die Möglichkeit, aus vielen verschiedenen Stilrichtungen auszuwählen. Marc: Wenn wir zusammen arbeiten ist es nicht so, dass jeder für einen bestimmten Bereich zuständig ist. Jede Veränderung oder jede Idee kann von jedem kommen. Fabian: Dazu muss man auch noch sagen, dass wir alle ziemlich individuell sind. Man könnte sagen, wir sind eher Kollektiv als Band. Jeder macht oft sein eigenes Zeug, das bei ihm entstanden ist. Das wird dann in den Raum geworfen, verändert

und verbessert. Ich denke, das fasst sowohl unseren Song- als auch Albumentstehungsprozess ganz gut zusammen. Euer Album klingt trotz aller Abwechslung doch eher düster und melancholisch. Seid ihr etwa traurig? Fabian: Das scheint bei uns allen verwurzelt zu sein. So eine Art melancholische Energie ist bei uns, künstlerisch gesehen, einfach fruchtbarer. Das heißt nicht, dass wir immer traurig sind, aber unsere Musik entsteht eher in solchen Situationen als in solchen, in denen wir super gut drauf sind. Denn dann machen wir halt Party. Phillip: Naja, also ich bin nicht immer mies drauf wenn ich musikalisch arbeite, aber die Ergebnisse sind irgendwie immer düster. Also auch, wenn ich echt gut gelaunt bin, klingt das so. Marc: Und vor allem können wir eigentlich auch gut drauf sein, wenn unsere Musik düster und melancholisch klingt. Das ist meiner Meinung nach wichtig. Wenn ihr die unzähligen anderen Bands da draußen seht, was wollt ihr auf gar keinen Fall so machen? Philllip: Ich denke, der einzige Weg, Leute zu überraschen ist, ihnen Musik zu zeigen, die sie so noch nicht gehört haben. Daher mag ich persönlich sämtliche Bands nicht, die zu sehr auf Retro machen. Wo bleibt schließlich die Originalität, wenn man einfach Sachen kopiert? Deswegen versuchen wir auch eins mit unserer Band zu sein: neu und anders.

Christoph

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I n t e r v i e w

„Jeder will mal im Rolling Stone stehen.“

20.17 Uhr, Berlin. In einer kleinen Seitenstraße in Friedrichshain schlurft eine Gruppe junger Männer durch den Herbstabend. Sie sind gerade in Berlin angekommen, um am nächsten Morgen ihren ersten großen TV-Auftritt abzuwickeln: Das ZDF-Morgenmagazin hatte eingeladen. THE FOG JOGGERS aus Krefeld, vom anderen Ende der Republik. „In Berlin bin ich immer irgendwie orientierungslos, ich hab die Stadt geographisch von oben noch nicht so richtig verstanden“, wird Jan Büttner, Frontmann, später sagen. So richtige Newcomer sind THE FOG JOGGERS nicht. Ihre Bandgeschichte reicht immerhin bis ins Jahr 2006 zurück. Die nun Mittzwanziger Jan, Stephan, Ben und Christian steigen die Karriereleiter seitdem in kleinen Schritten kontinuierlich nach oben: erster Auftritt 2007, die ersten deutschlandweiten Auftritte 2010, der Song „Autumn Girl“ im Radio-Airplay 2010, zwei grandiose EPs und nun in diesem Jahr das Debütalbum „Let‘s call it a Day“ sowie ausgedehnte Tour- und Festivaltermine. Als „gesundes Wachstum“ beschreibt die Band ihren Werdegang, der sie langsam an das facettenreiche Musikerleben herangeführt hat, ohne zu viel Druck oder falsche Erwartungen aufzubauen.

„UNSER ZIEL WAR ES SCHON IMMER, KONZERTE ZU SPIELEN UND UMHERZUFAHREN. WIR HABEN ERST VIEL SPÄTER REALISIERT, DASS MAN AUCH INS STUDIO MUSS – IRGENDWANN.“

Jan

Was war für euch der erste große Meilenstein in der Bandgeschichte, über den ihr sagen könnt: „Ab heute sind wir ‚ne Band“? Christian: Orange Blossom, 2010. Ich glaube, das war das erste Mal, dass wir uns auch richtig als Band gefühlt haben. Da haben wir morgens um 11 Uhr gespielt und es waren gefühlte 40.000 Leute vor der Bühne. Die erste EP hat uns zwar auch nach vorne gebracht, vielleicht so von null auf drei Prozentpunkte als Band. Aber nach dem Festival hatten wir das Gefühl, dass sich danach die Konzerte immer mehr füllten. Das Festival an sich ist kein Riesending, aber das Feedback war gut und die Leute kamen jetzt wieder. Ben: Wir merkten dann auch irgendwie, dass wir wieder Konzerte in Städten gaben, in denen wir schon mal waren. Und plötzlich waren da viel

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mehr Leute. Wir haben uns da Stück für Stück entwickelt. Jan: Klar kannst du auch irgendwas Arschgeiles machen, auf das die Leute total abgehen und innerhalb von einer Woche kommst du groß raus. Das kann man ja nicht beeinflussen. Da stellt sich nur die Frage, ob man dann damit umgehen kann. Stephan: Die Besonnenheit die wir haben, kommt eben aus der jahrelangen Arbeit, die wir zum großen Teil auch selbst gemacht haben. Das finden wir auch ganz gut so. Wie sahen die ersten Auftritte aus, die ihr gespielt habt? Jan: Unser erstes Konzert war in Köln, erst das sechste oder siebte haben wir wirklich zu Hause in Krefeld gespielt. Wir dachten uns in der Anfangszeit so: „Hey, wir haben jetzt hier Songs geschrieben und die müssen wir draußen irgendwo spielen.“ Wir brauchten ein Auto und müssen irgendwo hinfahren. Wie die ersten Gigs zustande gekommen sind, weiß ich gar nicht mehr. Das Tourleben kannten wir ja so auch überhaupt nicht. Christian: Wir sind dann immer mit Jans altem Golf gefahren, vier Leute und das ganze Equipment. So waren wir auch mal bei Focus TV in München. An einem Tag hin, Auftritt spielen und wieder zurück. Da war irgendwie auch die Redaktion vom Playboy und wir steigen dann neben den ganzen teuren Autos aus dem Golf aus, der total überladen war. Das waren so die Anfänge.

„ICH HAB GAR KEINE RICHTIGE MUSIKJOURNALISMUS-ERFAHRUNG. ICH HATTE NIE EIN ABO VON EINEM MAGAZIN. ICH HAB IMMER NUR DIE BEATLES GEHÖRT, UND DIE KAMEN NUR IN RÜCKBLICKEN VOR.“

Jan

Lest ihr euch eigentlich auch die Kritiken durch, die über Konzerte und jetzt auch zum Album geschrieben werden?

Jan: Ja schon. Das ist ja alles noch in einem überschaubaren Rahmen. Zum Glück gibt’s ja Sachen wie Google-Alerts. Ich finde das auch cool und irgendwie auch wichtig, weil wenn das einem nicht gefällt, dann muss man zumindest gucken, ob er das gut verpackt hat. Das zieht uns weder runter noch euphorisiert uns total. Jeder der mal eine Gitarre in der Hand hatte, will natürlich irgendwann im Rolling Stone stehen. Das war schon cool. Ben: Außerdem ist es ja auch interessant zu wissen, was die Leute so über einen denken, die tagtäglich mit Musik zu tun haben und immer über Bands schreiben. Einfach die Wahrnehmung ist ja schon wichtig. Christian: Es gab mal einen Zerriss, ich glaube zur letzten EP. Das war irgendwie die Visions, die uns da nicht so freundlich gesonnen war. Insgesamt interessiert uns das schon, beeinflusst uns aber eigentlich nicht. Birgt die Beschäftigung mit positiven Kritiken nicht auch die Gefahr, dass ihr euch zu viel Druck macht? Christian: Nee, ich glaube nicht. Wir sind mittlerweile so gefestigt in dem was wir tun, dass uns das jetzt nicht aus der Bahn wirft. Jan: Ja glaube ich auch, ich denke das hört man auch musikalisch. Wir schauen, denke ich zumindest, relativ wenig nach rechts und links, was den brandaktuellen heißen Scheiß angeht. Ich kann mich nicht dran erinnern, dass ich mal was gelesen habe und dann dachte: „Ach du scheiße, was sollen wir jetzt noch machen?“ Manchmal hatte ich da auch eine Anti-Haltung gegenüber der Musikpresse. Weil du hast da dann irgendwie eine Band, die ein Jahr an ihrem Album rumgebastelt hat, ob das jetzt scheiße ist oder nicht, und dann kommt ein Pressetyp und schreibt in zwanzig Minuten in seine Spalte, dass das der abgrundtief schlechteste Müll ist. Obwohl er das Album nicht mal komplett gehört hat, verpackt er das dann in zwölf blumige Sätze, um zu zeigen, wie toll er seit dem Deutsch-Leistungskurs schreiben kann.

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NEUE COMIC-HIGHLIGHTS VON PANINI

Die schöne Höllenfürstin ist zurück!

LADY DEATH BAND 2 ISBN 978-3-86201-374-6, 160 Seiten, Softcover, €19,95

Wo hier in Berlin so viele Journalisten sind, fühlt ihr auch aber trotzdem wohl in der Stadt? Immerhin werden die Bühnen auf denen ihr spielt, stetig größer. Christian: Wir können Berlin, glaube ich noch nicht so richtig fassen. Für uns ist es schön, hier abends abzuhängen. Jan: Es ist schön, immer mal wieder hier zu sein, um dann aber auch nach Hause zu kommen. In Berlin gibt’s halt wahnsinnig viele Kreative, was toll ist. Aber es gibt eben für alles schon Kreative. Krefeld ist und bleibt aber unsere Homebase. Wir brauchen keine Großstadt, um Songs zu schreiben. Und fürs connecten haben wir mit unserem Management eine Insel hier, das reicht vollkommen aus. Hier kannst du dich mit dem Sofa auf den Bürgersteig setzen, ohne dass dich jemand schief anguckt und die Polizei kommt, das wäre in Krefeld undenkbar. Einzig London könnte ich mir noch vorstellen. Das ist für mich die beste Stadt der Welt. Es wurde gelacht, nebenbei über die Kollegen von „Luxuslärm“ („Wir distanzieren uns!“ Christian) geredet und restlos alle Gläser geleert. THE FOG JOGGERS haben Geschichten für drei Interviews dabei, aber vor allem: erst einmal Hunger. Zum Abendessen geht es ins „I Due Forni“, nach Meinung der Band die beste Pizzeria der Stadt. Bei Pizza und den FOG JOGGERS verhält es sich bei mir ähnlich: gerne immer mehr davon.

Der steilste Zahn der Comicgeschichte ist zurück!

VAMPIRELLA MASTERS SERIES: BAND 1: HEILIGER KRIEG ISBN 978-3-86201-372-2 176 Seiten, Softcover, €19,95

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GRIMMige Märchen von den Machern der WONDERLAND-Saga! Erwachsener und blutiger Märchen- Splatter-Spaß! GRIMM FAIRY TALES: DIE TRAUMFRESSERSAGA BAND 2 ISBN 978-3-86201-378-4 192 Seiten, Softcover, €19,95

Julian

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Leseprobe auf SLEAZE #35

© 2012 DFI. All Rights Reserved.

Christian & Jan

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© 2012 Zenescope Entertainment.

„ICH LES MIR SCHON REZENSIONEN DURCH. ABER EHER NICHT FÜR MUSIK, DIE MEINUNG WILL ICH MIR SELBER BILDEN!“ „FÜR WAS DANN, RASENMÄHER?“

© 2012 Mischief Maker Media, Inc. & Avatar press, Inc. All rights reserved.

... nie war der Tod verführerischer!


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M c f i t t i

und chillig wie Balu Bärtig wie Santa Das Phänomen MC Fitti im Interview

Wer bist du, wo ist dein Corner und was machst du dort? Mein Name ist MC Fitti. Mein Corner ist Ostkreuz. Da bin ich eigentlich zu Hause. Da ist mein Lieblings-Späti und meine Lieblingsbank und meine Lieblings-Homies. Da häng ich ab und trink Bier oder Club Mate. Wie kommst du zu dem Namen „MC Fitti“? Das ist ein kleiner Entwicklungsprozess. Eigentlich wollte ich mich Jay-Z nennen, aber den gab‘s schon. Dann hab ich gedacht, mach ich MC Fitti. Die Buchstaben sind ganz cool, schreiben sich gut und das MC gehört sich dann halt, wenn man Rapper ist (lacht). Was sollte man über dich wissen, bevor man sich mit dir befasst? Ich glaube, man darf alles nicht so ernst sehen und sollte offen für Neues sein. Dann kann man mit mir ein bisschen mehr anfangen, als wenn man denkt, man öffnet jetzt die Schublade und da ist das drinne oder so. Ich bin so mehr die Wühlkiste.

Wie würdest du deine Mukke beschreiben? Meine Musik hört sich immer an, als wenn da kein Sinn hinter ist, als hättte es keine Aussage, aber es ist schon alles auch doppeldeutig.

2013 kommt ein MC-Fitti-Album, was erwartet uns? Ja, das ist so als wenn du in Späti gehst und holst dir ne bunte Tüte Süßes und alles ist irgendwie lecker und vielleicht mag man auch manches nicht so gerne, aber dann kann man sich trotzdem aufs nächste Stück freuen. Ich leg mich da nicht so fest, ich mach einfach, wie‘s mir liegt. Ich bin selber gespannt. Du bist bis Dezember auf Tour. Wie läuft das, wie lange dauert so ein Gig? Ist immer unterschiedlich, wie die Leute Spaß haben. Wenn die Leute Bock haben, spiele ich auch manche Lieder 2 - 3 Mal. Es sind immer so ungefähr 40 Minuten. Ich hab zurzeit noch nicht viele Lieder draußen. Der Ablauf ist auch immer ein bisschen anders, weil ich mir nie

merken kann, welches Lied als nächstes kommt. Dementsprechend ist das eine lockere Sache. Du warst auf dem Splash! und auf dem Melt!. Zwei völlig verschiedene Festivals. Was waren so die Unterschiede und was hat dir besser gefallen? Hat mir beides super Spaß gemacht, in dem großen Stil das mal kennenlernen, weil so lang mach ich das ja noch nicht. Die Auftritte die ich vorher hatte, waren eher in einem anderen Rahmen und dann auf einmal bei so einem Riesending, das war schon krass. Splash! ist halt Hip-Hop-lastig, da sind die Leute halt alle mehr hip hoppiger, ist cool und auf dem Melt! sind die Leute nach ihrem Elektrofilm ziemlich locker drauf. Ich fand‘s auf dem Melt! sehr entspannt. Für mich ist es aber irgendwie überall das Gleiche, ob Kater Holzig oder Rockers Inn. Und zu guter Letzt... Du wirkst auf mich sehr positiv, gibt es auch etwas, was du so richtig scheiße findest? Übermüdet sein find ich scheiße und wenn der Wagen nicht läuft.

Bambi

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I n t e r v i e w

Jesse Hughes

Foto © Nils Krüger

Bier und mehr mit

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Hi Jesse, wir sind ja heute nicht nur hier zum Biertrinken, sondern weil wir über Roadies, das Rock`n`Roll Leben und Deine Show „Marshall Headphones – On The Road“ sprechen. Warst Du selber schon mal Roadie? Ich bin ganz schön verwöhnt in der Hinsicht, ich musste noch nie mein eigenes Equipment tragen! Also, das heißt: Ich habe es einfach nicht getragen. Und wie kam dein Stuff dann auf die Bühne? Naja, Josh musste es machen! Irgendwie mussten wir ja spielen! Aber jetzt Spaß beiseite: Wir sind alle irgendwie Roadies, so sehe ich das. Jeder, der in der Band ist, jeder, der in einer Band spielt, ist ein Roadie. Crew und Band, das ist für mich das Gleiche und nach der Maxime lebe ich. Ich glaube , deshalb kamen so gute Gespräche für die Show zustande. Die Roadies, die ich interviewt habe, haben das einfach gemerkt. Also gibt es keine Hierarchien? Ach Quatsch! Wir leben alle hier unseren Traum, ob hinterm Mikrophon, an der Gitarre oder in der Crew. Wir haben fast so etwas wie einen „Märchenjob“! Überleg mal, wie geil das ist und wie wenig Leute auf der Welt das behaupten können. Ich bin da ein bisschen der nostalgische Hillbilly, der so wahnsinnig dankbar ist, dass er seinen Job auf der Bühne machen kann. Und ich bin der Crew extrem dankbar, dass sie mir dabei hilft! Die sorgen dafür, dass wir gut aussehen. Wie ich in einer Folge sage: Die sind diejenigen, die die Leichen der toten Nutten begraben müssen! Und alles für nen Appel und ein Ei. Hier geht es ja nicht nur um Bezahlung: Wenn ich keinen Dank bekomme, mache ich keinen Finger krumm. Bei den Roadies ist das anders. Die müssen alles ohne ein Dankeschön erledigen. Vielleicht, um etwas Ruhm und Ehre und ein paar Groupies von euch abzustauben? Kann schon sein, dass da mal etwas abfällt, aber der Preis ist echt hoch. Die müssen den ganzen Mist der Band ausbaden. Ich hab Roadies gesehen, die sind für ihre Band in den Knast gegangen; die die Drogen der Band eingesteckt haben, nur damit die Tour weitergehen konnte, weil sonst die Band verhaftet worden wäre. Das kann man schon als ziemlich aufopfernd bezeichnen. Ich gehe für niemanden ins Gefängnis! Die Roadies sind die Franziskaner-Mönche des Rock – sie sind die wahrhaft Gläubigen! Welche Qualitäten suchst du in deinem Roadie? Am wichtigsten ist, dass wir auf dieselbe Musik stehen, ansonsten lebst du nicht sehr lange in unserem Tourbus! Der Typ muss Gemeinsames mit mir haben, ich will ja mit Freunden auf Tour sein. Ich liebe diese Sache hier so sehr, ich erwarte einfach das Beste von Jedem. Wenn du hier verdammt nochmal dabei sein willst, dann musst du der Beste sein in dem, was du machst. Und wenn du Rock‘n‘Roll genauso liebst wie ich, dann bist du das auch!

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Und was geht gar nicht auf Tour? Pornos! Wenn ich im Tourbus sitze, habe ich keinen Bock, mit anderen Typen Pornos anzuschauen. Oder am besten noch mitzubekommen, wie der sich darauf einen runterholt! Wenn ich Sex habe oder sexuellen Aktivitäten nachgehe, will ich nicht das beste Stück von einem anderen Typen sehen! Ich will eine heiße Braut sehen! Abgesehen davon gilt: Meine Mutter soll zu jeder Minute der Tour unangekündigt die Bustür öffnen können, reinschauen und nicht vom Glauben abfallen! Aber bitte so langsam, dass ich wenigstens noch Zeit habe, die Drogen verschwinden zu lassen. Und dann ist natürlich noch wichtig, dass die Crew ihren Mund hält, wie man auf Englisch sagt: „Loose Lips sink ships!“. Was natürlich auch absolut verboten ist, sich an die Freundin eines anderen ranzumachen. Das dürfe ja vor allem dich und Tuesday betreffen. Deine Freundin ist ja Mitglied der Band und immer mit dabei. Ich hoffe, da gibt es keine „YokoOno-Situation“! Auf gar keinen Fall! Als Tuesday in der Band angefangen hat, hab ich ihr genau so auf den Zahn gefühlt. Sie musste vorspielen wie alle anderen, sie musste genauso gut sein wie alle anderen. Als sie dann mit dabei war, hab ich folgende Taktik angewendet: Ich war ein richtiges Arschloch zu allen anderen. So hatten die gar keine Zeit mehr, sich auf Tuesday zu konzentrieren, weil alle mich gehasst haben! Dadurch hat sich ja sicher auch dein BackstageVerhalten geändert? Was soll ich sagen, natürlich bringt man eigentlich nicht den Sand an den Strand! Mein Motto ist: Wenn du Bock hast und du hast es drauf, mach es! Wenn es nicht das Richtige für sie gewesen wäre, wäre sie nicht dabei. Touring ist kein Zuckerschlecken. Wir machen mit den Eagles richtig lange Touren und es ist sicher nicht gerade leicht, die Person, die Du liebst, die ganze Zeit zu teilen – vor allem nicht mit sexy Rockchicks! Tuesday ist da total relaxed, aber das geht nur, weil sie eine starke Persönlichkeit hat und ich glaube das liegt teilweise auch daran, weil sie Pornos gedreht hat. Wusstest du, dass sie Pornodarstellerin ist, als du sie kennengelernt hast? Ich wusste es nicht vorher, aber nach den ersten zwei Stunden, wo wir uns kannten! Ich glaube, das ist eines der kleinen, feinen Details, warum es überhaupt funktioniert! Überhaupt war unser Kennenlernen echt eine spezielle Angelegenheit: Ich hab eine Bekannte zu einer Party begleitet, weil sie, na sagen wir mal „etwas Geschäftliches“ erledigen musste. Manchmal, wenn Josh und ich uns besonders stark fühlen, helfen wir ihr, Geld einzutreiben. Das macht Spaß, ist aufregend. Also sind wir zu dieser Party und warteten im Auto. Plötzlich riss jemand die Tür auf und diese kleine heiße Mexikanerin sprang in den Wagen, sah sich um und meinte: „Häh, wer seid ihr denn? Ich dachte du bist Soundso!“ Wir hatten gerade

Pentagram laufen und als sie wieder ausstieg sagte sie: „Hey, ich mag Pentagram!“ Und da war es um mich geschehen! Wir verließen an diesem Tag die Party gemeinsam, haben die nächsten 30 Tage und Nächte miteinander verbracht, und noch nicht mal gevögelt. Wir haben nur Musik gehört. Das hatte ich nicht mehr, seitdem ich 13 war. Und wann hat es dann richtig gefunkt? Ich nahm sie mit auf eine Party in Palm Desert. Und dieser Typ, den ich kannte hat, mich blöd wegen irgendeinem Mist angemacht. Dann kam sie von hinten und hat ihm ne Flasche über den Schädel gezogen! Da wusste ich, das ist echte Liebe! Irgendwie sind es aber doch immer die Rockstars und die Stripper oder die Porngirls. Liegt es an den gleichen Arbeitszeiten? Wir haben den gleichen Job! Wir verkaufen Illusionen und Sex! Sogar Slayer verkaufen Sex! Die ganzen Metalchicks wollen von einem Metaltypen flachgelegt werden – auch wenn ich das nicht verstehe. Es gibt auch genug Frauen, die mit George Michael ins Bett wollen. Und andere Frauen denken immer noch, Liberace ist straight! Ich stehe hier und gebe offen zu: Bei uns geht es um Sex. Das hier ist keine Bibelstunde! Wir erzählen euch hier aus dem Buch „Wie man am besten die Hosen runterlässt!“ Sex, Drugs und Rock‘n‘Roll. Rock‘n‘Roll wird nicht umsonst erst als drittes genannt! Eine Million Typen da draußen fragen sich: „Wie kann ich so cool mit den Weibern werden wie Jesse. Hast du ein paar Tipps? Respektiere deine Mutter! Ich habe eine saucoole Mum, die mir genauso schnell eine reingehauen hat wie mein Dad, wenn ich Mist gebaut habe. Und ob man das jetzt gut findet oder nicht: Du respektierst jemanden, der dir eine mitgibt! Der Schlüssel ist einfach: Respektiere deine Mum und liebe die Frauen! Sogar Little Richard hat so ganze Heerscharen von Damen flachgelegt! Für Elvis war seine Mutter die Größte und er ist der King of Rock‘n‘Roll! Wie sieht es aus mit einer Traumhochzeit zwischen dir und Tuesday? Okay, ich lass die Bombe platzen. Wir fahren in ein paar Wochen nach Vegas zu den Hives und die werden unsere Flitterwoche-Kapelle sein. Wir heiraten ganz klassisch Rock‘n‘Roll-Style in Las Vegas, Baby. Wir sind beides Kinder aus zerrütteten Ehen und wir wollen es einfach besser machen. Wir wollen mit guten Beispiel vorangehen und sagen: Es ist cool, nur noch mit einem Partner Sex zu haben und trotzdem auf die ganze Welt scharf zu sein! Und mal ganz ehrlich, jeder sieht doch heiß aus, wenn man die Lampen an hat, oder? Alle Folgen zu On The Road mit Jesse gibt`s auf www.marshallheadphones.com zu sehen.

Sabrina

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M S

M R

Das Fräulein und der Herr Wer sie googlet, wird auf Vergleiche mit The XX und Florence and the Machine stoßen. Schmeichelei für MS MR, doch eigentlich sind sie noch dabei, ihren Sound zu finden. Wenn das so klingt wie ihre neue EP „Candy Bar Creep Show“, dann hören wir dem Musikerduo aus New York, dessen Namen man sich merken sollte, gern dabei zu. Euer erstes Mal in Berlin. Habt ihr SightseeingPläne? Max: Ein bisschen, wir versuchen in jeder Stadt, in die wir kommen, Vintage shoppen zu gehen. Lizzy: Und natürlich wollen wir auch in ein Museum gehen oder irgendetwas kulturell Angebrachtes, bei dem unsere Eltern uns gern sehen würden. Max hat Urban Studies studiert und sich mit einigen der Gebäude hier beschäftigt. Wir werden eine kleine Tour machen. Es heißt, ihr seid aus New York. Kommt ihr tatsächlich aus New York? Max: Nein, niemand kommt tatsächlich aus New York. Das habe ich mir gedacht. Niemand in Berlin kommt eigentlich aus Berlin. Lizzy: In New York ist es so ziemlich das Gleiche. Wir leben jetzt beide seit zwei oder drei Jahren dort, seit unserem Abschluss. Wir haben beide in Upstate New York – etwa anderthalb Stunden von der City entfernt – studiert. Ich bin in London geboren und aufgewachsen. Max: Und ich habe in Idaho an der US-Westküste gelebt. Wir haben uns also quasi in der Mitte zwischen London und Idaho getroffen. Erscheint logisch, oder? (lacht)

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Lizzy: Wir hatten viel Spielraum. Max: Es war uns vorherbestimmt, einander zu finden. (lacht) London, das sind also eure europäischen Wurzeln, von denen ihr auf euer Tumblr-Seite geschrieben habt, ja? Lizzy: Ja, total. Und europäische Musik hat auch im Allgemeinen einen riesen Einfluss auf unsere Musik. Die Musik, die wir lieben, kommt von hier. Deswegen fällt es uns so leicht, auf dieser Tour zu sein und vor allem London ist einfach Zuhause und dort spielen war wie ein Leckerli. Max: Berlin ist unser letzter Stopp auf der Tour. Wir haben außerdem bei einem Festival auf der Isle of Wight, in London, Belgien, Paris, Amsterdam und Hamburg gespielt. Ich habe viel Verwandtschaft in Holland und ungefähr meine ganze Familie kam zu unserem Auftritt. Das war echt süß. Lizzy: Unsere Home Connections. (lacht) Wann habt ihr angefangen, Musik zu machen und seit wann macht ihr gemeinsam Musik? Max: In der Schule war ich begeisterter Modern Dancer und hatte vor Choreograf zu werden, leider war ich mit der Musik, nie zufrieden. Deswegen fing ich an, meine eigene zu schreiben.

Zusammen spielen wir jetzt seit Dezember 2010. Ich hatte zwar schon einige kleinere Bands, aber MS MR war das erste wirkliche Projekt, das ich produziert habe, unsere erste echte Band. Lizzy: Für mich genauso. Es war echt eine Bereicherung, als Max und ich angefangen haben zusammen Musik zu machen. Es hat einfach Klick gemacht. Es ist großartig, wenn du für dein erstes Projekt die richtige Person triffst. Das ist selten. Wenn ich euch bitten würde, Chillwave zu beschreiben, wie würdet ihr das anstellen? Lizzy: Es ist so witzig, das einige Leute sagen, wie wären die neuen Stars des Chillwave. Das ist interessant, weil ich denke, die Leute wären überrascht, dass der Rest der EP gar nicht wirklich in das Genre passt, in diese beatbasierte, elektronische Indie-Alternativ-Musik mit gutem Groove und ausgewaschenen Vocals. Max: Diese Vergleiche sind echt schmeichelhaft und ich mag es, dass man versucht uns zu platzieren. Das ist echt interessant, zumal wir selbst noch dabei sind uns zu identifizieren und zu artikulieren was für ein Sound wir sind. Wie schreibt ihr eure Songs? Braucht ihr dafür eine besondere Stimmung? In welcher Stimmung muss man für Songs wie „Hurricane“ sein?

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Max: Generell mögen wir dramatisches Wetter. Das hilft echt. Sowas wie bevorstehendes Unheil und Gewitter, wenn etwas in der Luft liegt und du nicht genau weißt, was es ist. Das ist der perfekte Zeitpunkt zum Schreiben. Dann hilft es natürlich verkatert zu sein, weil du die Dinge dann manchmal einfach nur aus deinem Kopf raus haben musst. Hurricane ist ein besonderer Song. Letztes Jahr hieß es, dass ein Hurricane auf New York zukommt und alle drehten durch. Lizzy: Aber für unsere Generation war es: „Woohoo, lass soviel Bier zusammen sammeln wie möglich, zu Freunden gehen und eine Endeder-Welt-Party feiern!“ Max: Als ich am nächsten Morgen heim kam, war ich echt verkatert und das Wetter war immer noch irgendwie wild. Ich war echt schlechter Stimmung, die perfekte Stimmung, um Musik zu schreiben. Der Track war nach vielleicht einer Stunde fertig. Ich hab ihn Lizzy geschickt und nach einer weiteren Stunde kamen Melodie und Lyrics zurück. Am nächsten Tag haben wir aufgenommen. Lizzy: Unser am schnellsten geschriebener Song ever. Und obwohl wir die Hurricane-Nacht nicht zusammen verbracht haben, hatten wir beide so spezielle seltsame Erlebnisse. Wir waren zwar an unterschiedlichen Orten, aber wir brauchten einander, um das rauszulassen und es passte zusammen, was wundervoll ist.

Laut dem Guardian seid ihr sehr zurückhaltend mit Fotos und persönlichen Informationen. Macht ihr das mit Absicht? Lizzy: Es war eine bewusste Entscheidung, unsere Identität etwas zurück zu halten. Wir wollten, dass die Musik das erste ist, was man von uns kennen lernt. Und je mehr wir feststellen, dass die Leute die Musik mögen, desto sicherer sind wir, der Band jetzt auch ein Gesicht zu geben. Aber ich denke, dass die Leute so eine ganz andere Sicht auf uns und die Musik haben. Sie wissen nicht, wer wir sind und wie wir aussehen, das fängt jetzt erst an. Wie sich treffen und einander vorstellen. Wir haben nicht erwartet, dass die Shows in Europa so voll sind und die Leute die Songs mitsingen. Wir hatten ja keine Ahnung. Max: Ich liebe es! Eure erste EP habt ihr für umme rausgegeben. Was ist da passiert? Lizzy: Wir haben es sogar mit beiden gemacht. Candy Bar Creep Show haben wir bei tumblr online gestellt. Wir wollten mit anderen Künstlern zusammenarbeiten und eine Art Media-MixKollage erstellen. Und tumblr war da genau die richtige Plattform für uns. Max: Dadurch Videos und Remixes einbringen. Das gibt uns die Möglichkeit, die verschiedenen Blickwinkel auf ein und denselben Song kennen zu lernen.

Lizzy: Fast schon ein bisschen selbstsüchtig, dass wir einen ganzen Monat für uns in Anspruch genommen haben, um die Songs nach und nach online zu stellen. Aber es war wirklich spaßig zu sehen, wie die Leute jede Woche auf die Tracks reagierten. Viele finden das Video toll, für andere sind es die Remixes oder der Originaltrack. Es ist super, einen Song einfach mal für eine Woche in seiner eigenen Welt existieren zu lassen. Max: Aber es gibt die Songs jetzt auch auf iTunes und als limitierte Vinylausgabe. Hier, das ist sie. Geiles Ding! Max: Yeah, weiß und geil. (lacht) Habt ihr Albumpläne? Max: Wir haben ein voll fertig aufgenommenes Album. Es kommt Anfang nächsten Jahres. Ihr kommt also nächstes Jahr wieder? Max: Wir sind schon im Dezember für ein paar Wochen wieder da und dann Anfang nächsten Jahres für eine Tour. Lizzy: Europa ist uns wirklich wichtig. Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir eine New Yorker Band sind und als New Yorker Band gekannt werden wollen. Ich habe auch schon ein bisschen Heimweh nach der Inspiration an diesem einzigartigen Ort. Aber auch Europa so viel Zeit zu widmen, hatte schon immer Priorität.

Kirsten

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Punk Feine Sahne Fischfilet Scheitern und Verstehen Label: Audiolith VÖ: 09.11.2012 3 Sterne Klingt wie: Mutabor mit platteren Texten und schlechter Laune

Math Rock Tall Ships Everything Touching! Label: Big Scary Monsters / Alive! AG VÖ: 09.11.2012

Psychedlic-Pop Clinic Free Reign Label: Domino VÖ: 09.11.2012

Elektronica Björk Bastards Label: One Little Indian VÖ: 19.11.2012

Klingt wie: Foals, Maps & Atlases, Sigur Rós, Explosion in the Sky

Klingt wie: The Antlers auf Kraftwerk

Klingt wie: Björk in bunt

Ein bisschen wackelt da der Po vor lauter Nostalgie und bierschwangeren Erinnerungen an die Mecklenburger-KleinstadtJugend und selbstorganisierten Mini-Rockfestivals. Wer nicht einfach nur mit Freunden trank, der trank mit Freunden und machte Punkmusik. „Scheitern und Verstehen“, das neue Album des Sextetts Feine Sahne Fischfilet, ist die perfekte musikalische Konservierung dieses „Wasted uffm Dorf“-Gefühls, passend daher auch die erste Singleauskopplung „Komplett im Arsch“. Was mit fünfzehn cool war, macht zwar heute noch ein bisschen Spaß , ist aber irgendwie daneben. Auch wenn die guten alten Punkakkorde zum mitzappeln einladen und ein paar skaige Bläser hier und da ein bisschen musikalische Raffinesse ve r s p re c h e n , b l e i b e n d i e Deutsch-Punk-Revoluzzer-Texte leider etwas dürftig und platt. Sie wollen keine Kunst machen sondern ihrem Unmut über Sexismus, Rassismus und Co. Luft machen, schreiben die Jungs auf ihrer Facebook-Seite. Ganz was Neues! Überzeugend ist das also nicht so richtig und der MV-Dialekt ist irgendwie auch einfach nicht schön. „Du willst mich einschüchtäään.“ macht Keine feucht, Jungs.

Nach den großartigen EPs „Vessels“ und „Chemistr y “ ist das von vielen erwartete Debütalbum der britischen IndieRockband Tall Ships endlich da. Mit „Everything Touching“ haben die sympathischen Jungs aus Brighton etwas geschaffen, das sich sehen und vor allem auch wirklich hören lassen kann. Sie selbst bezeichnen das, was sie da fabrizieren, als Math Rock – eine Musikrichtung, die in den späten 80ern entstand und sich vor allem durch ihre Riff-Lastigkeit und ihre komplexen Rhythmen auszeichnet. Dass sie damit in den direkten Vergleich mit Bands wie den guten alten Foals oder den Battles geraten, scheint den selbstsicheren Musikern nichts auszumachen. In fast pedantischer Genauigkeit spielen sie sich in sphärische Höhen und lassen uns dabei gar keine andere Wahl, als sich mit ihnen auf diese musikalische Reise zu begeben. Diese Band mag alles sein, aber bestimmt nicht eintönig. Der Name ist Programm. Jeder Track ist anders, jeder eine kleine Attraktion für sich. Mal klingen sie wie die Foals („Phosphorescence“), mal wie die großartigen Sigur Rós („Ode to Ancestors“) und im nächsten Augenblick erinnert die Stimme des Liedsängers an The Smiths („Gallop“). Mit melancholischen Balladen, mitreißenden Beats und intelligenten Gitarrensounds versammelt diese Scheibe wirklich alles, was sich ein Indie-Rock-Fan nur wünschen kann. Also, hört rein und geht zum Konzert! Tall Ships sind ab 10.11. mit Nada Surf auf Deutschland-Tournee.

Die „alten“ Hasen von Clinic sind zurück und operieren fleißig weiter an ihrem von Noise und Psychedelic durchzogenen Popgesamtk unst wer k . Das mittlerweile siebte Studioalbum der Band aus Liverpool schlägt dabei auch immer wieder den Bogen in die Vergangenheit, und das sogar weit über das eigene Gründungsjahr 1997 hinaus. Teilweise klingen die Stücke auf „Free Reign“ wie alte Fetzen aus den Zeiten, als der Synthie gerade entdeckt wurde und der Elektropop in den Kinderschuhen vorm Küchentisch stand und auch ein Stück vom Kuchen wollte. Das Wechselspiel zwischen Gitarrenparts und retro-futuristischen Elektrosphären wird ein ums andere Mal auf die Spitze getrieben, die Stimme von Sänger Ade Blackburn schwebt durch jeden Song und verbreitet eine sehnsüchtige, ja fast romantische Stimmung.„Free Reign“ bietet das bisher wohl stimmigste Album der Band.

Mediencollagen sind im Internetzeitalter der Hit und wer könnte eine solche Assoziationssammlung besser managen als das Gesamtkunstwerk Björk. Diese Qualität hat die Isländerin bereits im letzten Jahr mit dem in Zusammenarbeit mit unter anderem App-Entwicklern und Instrumentenbauern entstandenen Album “Biophilia” bewiesen. Da erscheint es nur logisch zur Abrundung des Konzepts mit „Bastards“ nun ein Remix-Album hinterher zu schieben. Was dabei entstand macht Björks ohnehin schon fordernden Klangwelten leider nicht weniger komplizier t. Vom SciFi-Bollywoodhauch in Omar Souleymans Remixes über die wirklich angenehme VirusNeuinterpretation durch Hudson Mohawke bis zu Alva Notos düsterem Dark Matter-Rework mag der Mix zum Konzept gehören, klar ist die Linie allerdings nicht. Das macht es dem wohlgesonnenen Björkidioten nicht leicht der verrückten Mischung zu lauschen. Fazit: Für Björkfans und -versteher sicher eine Kirsche für die Sahnehaube. Für den Rest einfach zu viel.

Kirsten

Julian

Kirsten

Mariella

* = nich‘ so supi * * * * *= super supi **,***,****=dazwischen 66

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Electronica Fake Blood Cells Label: Different VÖ: 09.11.2012

Post-Punk-Indiepop Johann van der Smut Berg Label: Unter Schafen Records VÖ: 16.11.2012

Dubpop-Soulectro Stubborn Heart Stubborn Heart Label: One Little Indian / Rough Trade VÖ: 09.11.2012

Folkrock The Lumineers The Lumineers Label: Decca Records / Universal VÖ: 23.11.2012

Klingt wie: Drunken Masters, Soulwax

Klingt wie: Bosse, Klez.e, Element of Crime im Bett mit den Strokes

Klingt wie: Alex Clare hat James Blake inhaliert und Soul entdeckt

Klingt wie: Mumford & Sons, Fleet Foxes

Das Motto von Fake Blood ist ganz schnell klar: Jung, dynamisch, frech, auf die Fresse. Fake Blood passt sowohl in den Mainstream als auch in die Szene. Mit massentauglichen Synthesizern und deepen Sounds schafft er es, auf dem dünnen Grad zwischen populär und Untergrund zu tänzeln. Während der große Teil des Albums sehr düster angehaucht ist, durchbricht Fake Blood gelegentlich seine Dunkelheit mit fast schon überfröhlichen Vocals. Aber wie so oft, hat auch dieser Künstler eine Kehrseite. Die Songs auf Cells sind oftmals sehr verwirrend und enthalten ausgelutschte Sounds oder gar nervige Synthesizer, die dem ein oder anderen Song den Zauber rauben. Fake Blood macht sich gut für zwischendurch, aber den Einzug in den Schrank der Klassiker, schafft diese Scheibe wohl nicht.

Schwofbar, aber alles schon dagewesen, fällt einem zu Johann van der Smut’s Album „Berg“ spontan ein. Uns umweht eine Déjà-vu auslösende Mischung aus Indie und Poprock. Die Band aus dem Saarland gibt an, mit ihren Texten Post-Punk aufleben zu lassen, was nicht sonderlich gut gelingt. Zumindest nicht deutlich hörbar. Der Ansatz des Trios ist gar nicht so schlecht, erinnert uns ihr Album doch an unsere tiefsinnige Indiephase der frühen 2000er. Daneben hat „Berg“ zehn Songs, die sich super zum dahin tänzeln und hopsen eignen, doch klingt das Luftige leider irgendwie verwirrend nach Indiepop für Arme. Sich wiederholende Textzeilen und krampfige Reime sind eben keine lyrischen Ergüsse und die Stimme von Sänger Max wirkt leider auch irgendwie monoton, wenn sie auch, was schon wieder ein bisschen cool ist, ziemlich nach Sven Regner in jünger klingt. „Ich zerbreche mir den Kopf über Fragen, die ich eigentlich nicht wissen will.“ Klarer Fall von Verwirrtheit. So fühlen auch wir uns nach dem Hören des Albums: Sollen wir das nicht so gut oder ein bisschen besser finden?

Dubstep ist ja groß im Kommen. Und das, obwohl die eingefleischten Dubber und Stepper auf den Straßen das gar nicht so recht glauben wollen. Alex Clare und Dubstep? Niemals!, musste ich mir schon einige Male sagen lassen, um dann verschämt in der Ecke des Clubs zu stehen und nach einer Art Genrebezeichnung zu suchen. Was Stubborn Heart hier machen, ist sehr entspannter Low-Fi Dubpop-Soulectro und damit sollte es jetzt tatsächlich allen recht sein. Ja ich weiß, Schubladen wollen wir nicht, aber bei Stubborn Heart wird eben aus allen Gläsern getrunken, mit denen sich gerade Street-Credibility erzeugen lässt: ein bisschen Dubstep und Pop eines Alex Clare, ein bisschen Soul eines James Blake und eine ordentliche Portion verschwurbelter Elektrosounds und Basswummen. Stubborn Heart ist der Soundtrack zu Gangsterfilmen, in denen sich die Hintergrundmusik zähfließend durch das Anwesen des Drogenbosses windet, während sich weiße Schlangen um nackte Frauen räkeln und kiloweise Kokain auf Anrichten und Tischen steht. Vielleicht eher ein Sommeralbum, geht aber auch in der Badewanne ganz gut.

Bambi

Kirsten & Leonie

Seit The Lumineers das grandiose Stück „Hey Ho“ in den Playlisten der Radiostationen untergebracht haben, warteten wir nun gespannt auf das Debütalbum des Trios aus Denver. Das Warten hat sich gelohnt, soviel sei versprochen. Auf dem selbstbetitelten, elf Tracks umfassenden Schmankerl findet sich alles, was das Herz im grauen Herbst höher schlagen lässt: herzhafter Folk, handgemachter Rock und eingängige Melodien an allen Ecken und Enden, die einen klatschend und hüpfend auf den Tisch zwingen wollen. Das hat an einigen Stellen nicht nur den Tiefgang und die drückende Zärtlichkeit eines Ben Howard, The Lumineers haben zusätzlich Arcade Fire, die Fleet Foxes und Mumford & Sons perfekt studiert, sie allesamt in einem großen Topf eingekocht, nachgewürzt und in eine neue Auflaufform gegossen. Das schon angesprochene „Hey Ho“, der atmosphärische Opener „Flowers In Your Hair“ oder „Stubborn Love“ machen dieses Album samt Band zu einem ernsthaften Konkurrenten von Mr. Mumford, was die diesjährige Krone des Folk angeht. Egal wie dieses Duell ausgeht, einer hat schon gewonnen: der Hörer. Ein Teufelsalbum. Julian

Julian

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ZE

Unterw Unterw Unterw Unterw Unterw Unterw

ティ

LEA

Unterwegs:

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74 Indien

77 Sardinien

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Baile テ》ha Cliath

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Madrid, Burning Ink

ティ 69


w a l e s

SCH

Wales

Dunkel, kalt, neblig.

IM

WEINE

W E LTA L L www.visitwales.com/ghosts

Kettenrasseln, Schloss, Friedhof. Woran denkst du? Vielleicht an Grusel und Spuk? An Schaudergeschichten aus der Kindheit? Vor denen man große Angst hatte, sich unter der Bettdecke verkroch – aber dennoch mit großen Augen mehr hören wollte? Wer auch als (fast) Erwachsener noch auf solche Geschichten steht, sollte den nächsten Schritt gehen – und sie selbst erleben. Wales mit seiner eigenen alten Geschichte, seinen vielen Castles und seinem launischen Wetter eignet sich perfekt dafür herauszufinden, was für ein Hosenschisser und Angsthase man wirklich ist. Wir von SLEAZE, die ausgerechnet an Halloween ihr Magazin zum ersten Mal veröffentlichten, haben natürlich gaaaar keine Angst. Das creepy Dasein haben wir ja schließlich zum Beruf gemacht. Zumindest, bis man zum ersten Mal in der Innenstadt von Wales‘ Hauptstadt Cardiff im Dunkeln steht – und nichts hört. Es ist einfach nur feucht und die alten Mauerzinnen des Cardiff Castle werfen lange Schatten. Klar sind wir immer voll cool, aber irgendwas bröckelt doch in einem. Wenn man das noch steigern möchte, kann man sich die Creepy Cardiff Ghost Tour geben. Dave hat einige schräge Geschichten auf Lager, nach denen man manches Haus doch anders betritt. Er beteuert, dass er nie einen Beweis gefunden hat für die Spukgeschichten – aber sein gelegentlich irrer Blick irritiert mich doch. Vielleicht ist Dave in Wirklichkeit Dunbar Smith, der eine Architekt des National Museum, der sich umgebracht haben und dessen Geist seit der Umsetzung seiner Asche (aufgrund des Baus einer öffentlichen Toilette) seither wieder auf Trebe sein soll. Wie er sich umbrachte, konnte mir Dave aber nicht sagen. Und ich fand nicht mal Anzeichen, dass sich Dunbar überhaupt umgebrachte. Dunbar-Dave, ich bin dir auf der Spur!!!

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Cardiff Castle Unbedingt zu empfehlen ist der Besuch des in Teilen bis zu 2.000 Jahre alten Cardiff Castle. Ob mit Poltergeist, Klosterfau Melissengeist oder allein, ist egal. Es lohnt sich in jedem Fall. Das dachten sich nämlich bereits viele Leute davor. Auf die Römer und Normannen folgten reiche Familien, die gotische und viktorianische Einflüsse und den prachtvollen „Arab Room“ umsetzten und irischen Marmor mit Wandmalereien kombinierten. Die „Banqueting Hall“ kann man übrigens mieten. Wenn ihr also mal auf Welle machen wollt…

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w a l e s

Cathays Cemetery Das Finale einer Gruseltour muss der Besuch eines Friedhofs sein. Vor allem, wenn er so kultig ist wie Cathays Cemetery. Der Ort sieht wie die perfekte Kulisse von Romeros „Night of the Living Dead“. Wir haben extra nachgeschaut. Sein Friedhof ist in Pennsylvania. Aber selten war ein Friedhof so cool. Der jüdische im Berliner Prenzlauer Berg kommt vielleicht noch ein bisschen ran, aber Platz 1 hat Cathays mit seinen vielen schiefen Kreuzen, den über 2,50 Meter hohen Statuen und der viktorianischen Kapellen. Leider schließt er bereits um 16.45, aber euch zu einem nächtlichen Einbruch ermutigen will ich nun auch nicht.

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Und sonst? Es gibt natürlich in Wales noch viele weitere, auch sehr weltliche Dinge, die merkwürdig sind. Zum Beispiel, warum gibt es trotz des vielen Regens Chlorwasser aus dem Hahn? Oder warum sind Regenrohe so unsinnig angebracht, dass das Wasser einen halben Meter auf den Boden fallen muss und somit die Mauer ausspült? Warum gibt es auch hier keine Klobürsten? Und warum gibt es einen Wasserhahn für kaltes und einen für heißes Wasser beim Handwaschbecken? Irgendwie scheint sich alles Weltliche ums Wasser zu drehen. Aber das könnt ihr selbst rausfinden. Creepy Grüße,

danilo www.visitwales.de www.visitwales.com www.aviarepstourism.com

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i n d i e n

SCH

IM

Shanti, Shanti

WEINE

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Shit happens in India

Etappe #1: Delhi. Der erste Kontakt. Acht Stunden, 5768 Kilometer und drei ScotchAlmdudler später sind wir da: Delhi, Indien. Der Orient in seiner klassischsten Form. Tatsächlich hatte mich Indien im Gegensatz zu anderen asiatischen Ländern nie gereizt. Zu bekannt, zu klischeehaft, zu viel Bollywood und auch irgendwie zu brav. Eine komplette Fehleinschätzung, wie sich herausstellen sollte. Aber fangen wir von vorne an. Zeit der Ankunft war eine Nacht, so schwül, feucht und heiß wie die Achselhöhle des verdammten Teufels. Die erste Frage der noch jungen Reise lautete dementsprechend: Warum ein Flanellhemd und warum lange Hosen? Der Überwindung des ersten klimabedingten Schocks folgte sogleich der zweite, der sich vollständig auf den Verkehr bezog. Mit vier Leuten ging es im kastenförmigen Taxi, diesmal eher aus Angst schwitzend, Richtung Hotel. Denn ganz offensichtlich sind indische Ampeln nicht das Maß aller Dinge. Niemand scheint sich auch nur im Entferntesten an Verkehrsregeln zu halten. Ganz besonders nicht unser Fahrer. So ging es also etwa eine Stunde lang todesverachtend durch die Vorstädte Delhis bis wir in den heiligen (und klimatisierten)

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Unterkunftshallen der University of Delhi ankamen. Genau vier Aktivitäten waren in den frühen Morgenstunden noch möglich: Auspacken, Moskitonetz aufspannen, schwitzen und schlafen. Schon am ersten Tag in diesem Land lässt sich Folgendes eindeutig sagen: Indien ist nicht Westeuropa und ganz besonders nicht Deutschland. Zu unterschiedlich sind Gesellschaft, Leute, Religion, Mentalität, Wetter, Essen, Gebräuche, Architektur und prinzipiell eigentlich auch alles Andere. Dementsprechend sind die ersten Eindrücke der indischen Hauptstadt überwältigend. Fremde Gerüche, unsäglich laute Verkehrsgeräusche, unzählige Menschen – ein einziges Chaos. Wenn auch zugegebenermaßen eines der geordneten Art. Nach einer wirklich sehr kurzen Akklimatisierungszeit von etwa zwei bis drei Wochen kann man sich an diese Art von Ordnung gewöhnen; mit etwas Glück. Die Stadt selber ist furchtbar ambivalent. Es gibt riesige Malls, während nebenan Menschen verhungern. Einerseits sind die Einwohner der Metropole unglaublich freundlich und Fremden gegenüber mehr als neugierig. Andererseits weiß jeder kluge und gerissene Geschäftsmann, dass sich mit Touris das meiste Geld machen lässt. Ob man nun zu viel für eine Mango zahlt oder aber

vom Barbier bei einem neuen Haarschnitt dermaßen übers Ohr gehauen wird, dass es kracht, sei mal dahingestellt. Immerhin hatte ich danach wunderbar sanfte Gesichtshaut. Überhaupt sieht man sehr viele westliche Touristen in den einschlägigen Gebieten Delhis, so auch in Paharganj. Hier kommt jeder Indienreisende zuerst hin. Hauptsächlich, um sich mit billigen Klamotten (Leinenhosen für vier und Hemden für zwei Euro, hallo.) und allerlei Tineff einzudecken. Außerdem gibt es hier etliche billige Hostels, Läden und halbwegs akzeptables und nicht allzu indisches Essen in den zahllosen Restaurants. Sozusagen der ideale Ort, um sich langsam an Indien heranzutasten, ohne gleich zu tief einzutauchen. Entgegen aller Erwartungen ist auch das Delhi Metro-System überaus gut ausgebaut. So sind die Waggons dank Air-Condition auf etwas über Null abgekühlt und verfügen über unzählige Steckdosen zum Aufladen des Handys. Auch existieren Abteile, die nur für Frauen gedacht sind. Und auch wenn Frauen die anderen Abteile betreten dürfen, sollten Männer nicht denken, dass das für sie ebenfalls eine gute Idee ist. Die Folge könnten ordentliche Bambusstockschläge der Metro-Polizei und noch ordentlichere Geldstrafen sein. So oder so, männliche Falschsitzer und -steher kriegen mächtig auf den (Geld-)Sack.

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Nach kleineren Abenteuern der indischen Art, ein paar Bier aus Kaffeekannen, weil fehlende Lizenz, den obligatorischen Tourismusattraktionen in nur drei Tagen, verließen wir Indiens Hauptstadt in Richtung Varanasi, dem nächsten Ziel auf der theoretischen Landkarte. Zugfahren in Indien ist definitiv eine weitere Erfahrung für sich. Ein guter Weg, um die Reisestrapazen zusammen mit einer großen Anzahl von fremden, aber freundlichen Indern angenehmer zu machen, ist der Genuss von warmer Cola und „Old Monk“-Rum aus Campingtassen. Sehr empfehlenswert. Oder bei fahrendem Zug zwischen den Waggons zu rauchen, bis man von der Armee erwischt und des Platzes verwiesen wird. Sollte das übrigens ein zweites Mal passieren, rauchen die schnauzbärtigen und grimmigen Soldaten ganz gerne mal eine mit. So geht Völkerverständigung.

Etappe #2: Varanasi, die heilige Stadt. Shit happens in India. Spätestens hier, am Ende der ersten Woche, schlug Montezumas gewaltige Rache zu. Das Dumme an Indien ist, dass man nie genau sagen kann, woher der sogenannte „Delhi Belly“ im eigenen Fall kommt. Entweder liegt es an fragwürdigem Essen, Duschwasser im Mund, mangelnder Desinfektion oder weil man sich die Zähne mit Ganges-Wasser geputzt hat; was man auf keinen Fall tun sollte. Zum Glück stellen findige Apotheker einem sehr schnell, sehr billig und oft genug auch sehr fragwürdig ein Medipack aus mehreren Medikamenten zusammen, um dem gebeutelten Touristen zu helfen. So oder so ging es nach zwei Tagen und dem einen oder anderen üblen Fieberschub besser. Sogar so gut, dass man sich voller Spaß mit den Rhesusaffen anlegen konnte, die in einer Gruppe von etwa dreißig Tieren direkt nebenan auf dem Dach wohnten. Und nein, diese Tiere verstehen keinen Spaß. Respekt und ein ganz kleines bisschen gesunde Angst sind also angebracht. Und der passende Bandastick als Abwehrwaffe. Varanasi ist die heiligste Stadt des Hinduismus, wenngleich auch die dreckigste, die lauteste und die vermutlich auch die chaotischste. Ein Moloch,

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wie er im Buche steht. Bettelnde, deformierte Menschen und Kuhscheiße beziehungsweise ihre Verursacher in den Gassen; ein gewohntes Bild. „Wer in Delhi ist, denkt, er ist in der Hölle. Wer in Varanasi ist, ist in der Hölle.“, lautet ein fröhliches indisches Sprichwort. Gar nicht so weit gefehlt. Charakteristisch für dieses Chaos sind die Ghats, die heiligen und oftmals überfüllten Bade- und Versammlungsorte am Ganges und die verworrenen Gassen dieser ziemlich alten Stadt, die dort hinführen. Überall werden einem Charras (Haschisch), Opium und Bootsfahrten angedreht. An speziellen Ghats werden vor den Augen aller Beistehenden rituell sämtliche Leichen verbrannt. Witzigerweise stört einen das alles nach einer Weile kaum noch; oder man wird zynisch. Aber so oder so merkt man dann erst, was diese Stadt ausmacht. Nämlich ihre extreme Ausrichtung auf Spiritualität und die Hingabe der Gläubigen an ihre zahllosen Götter. Gastfreundlichkeit und

Richtung Himalaya. Wieder per Zug ging es über Agra, Ambala und Kalkanach Shimla. In Agra steht übrigens das vielbesungene(?) und noch öfter auf Bildern gesehene Taj Mahal. Und ja, es ist hübsch und groß und es gibt viel zu viele Touristen. Außerdem wären meine Mitreisenden und ich während des plötzlich einsetzenden Monsunregens nach dem Besuch der Grabanlage fast in einer Rikscha ertrunken. Danke, Agra.

Respekt dem Fremden gegenüber spielen allerdings auch eine wichtige Rolle. Dies kann sich auch einfach nur in einer nachbarschaftlichen Einladung zum Feiern des achthundertsten(!) Geburtstags der Hausgöttin Kali zeigen, Whiskey, Gras und verdammt gutes indisches Essen inklusive.

Einwohner daraus übrigens ihre hauseigenen Hecken. Etwas, dass hier ebenfalls sehr oft vorkommt, sind israelische und indische Touristen, Batikshirts und allerlei Goa-Trance-Quatsch. Ganz besonders in Kasol, der Hippie-Hauptstadt des Tals – dem Goa des Nordens, wenn man so will. So findet man gerade hier semioffizielle Festivals in irgendwelchen Apfelhainen mit furchtbarer Trance-Musik für dreißig Euro und MDMA-versetztes Ketamin für hundert Euro. Dem Spaß sind hier scheinbar kaum Grenzen gesetzt. Die „Aus dem Gefängnis“-Freikarte lautet übrigens Bakschisch („Schmiergeld“): Ein kleiner Obolus, den man im Notfall an die örtliche Polizei entrichten kann. Wir bleiben dennoch bei Rum und Bier der (einzig zu kaufenden) Marke „Kingfisher Extra Strong“, die hier in den letzten Wochen mächtig Schlagzeilen gemacht hat. Weil die Piloten der dazugehörigen „Kingfisher Airline“ eigentlich betrunkene Hausmeister waren. That’s India.

Extremes Beispiel für die eben genannte Hingabe sind die unzähligen Feste im hinduistischen Jahr, so auch das „BolBom“-Fest im heiligen Monat des Shiva. Bis zu 150.000 komplett orange gekleidete Pilger finden sich währenddessen in Varanasi ein, feiern, bringen Opfergaben und reihen sich manchmal tagelang in Warteschlagen, um in den Tempel ihrer Wahl zu gelangen. Hier in Deutschland hat man schon nach fünf Minuten an der Edeka-Kasse die Schnauze gestrichen voll. Anstrengend sind 150.000 orangene, singende und tanzende Inder auf verstopften Straßen allerdings doch etwas.

Etappe #3: Auf dem Weg in den Norden. Götter, Spiritualität und Hinduismus hin oder her. Zwei Wochen Varanasi sind absolut ausreichend. Gerade deshalb wurde es Zeit, endlich den Weg in den Norden anzutreten. Immer

Etappe #4: Himachal Pradesh. Dort, wo der Hanf blüht. Auch ohne selbst überzeugter MarihuanaEnthusiast zu sein, fallen einem nach wenigen Minuten die zahllosen meterhohen Hanfpflanzen auf, die die Hänge des Parvati-Tals säumen. Überhaupt ist das Tal unglaublich grün und erinnert eher an die Schweiz denn an Nordindien. Da Marihuana hier wie Unkraut wächst, basteln die

Diese allgemeine und bunte Ansammlung von komischen Menschen, Spaß und allerlei Drogen hat man hier eindeutig dem grünen Zauberkraut zu verdanken, dass die Geschicke des Tals und der Menschen stets zu lenken scheint. So sollte man nicht verwundert sein, wenn sich der nächste Dealer als siebenundachtzigjährige

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i n d i e n

Kioskbesitzerin entpuppt oder der Dorfälteste schon morgens sein (gigantisches) ChillumPfeifchen raucht. Sogar die Cops sind in der Erntesaison (September und Oktober, für alle Interessierten) unermüdlich mit Paraglidern unterwegs, um die Plantagen besser orten und mit Flammenwerfer oder Machete vernichten zu können.Wenn sie nicht gerade selber Einen rauchen.

der Grenze und einen Erdrutsch später sind wir dann schließlich da. Kurz hinter der Grenze des ehemaligen Fürstenstaates warten schon die ersten Obsthändler und verkaufen frische Pflaumen. Die Tatsache, dass der Boden der kleinen Kiste etwas dreist mit Pappe ausgelegt ist und man wieder einmal übers Ohr gehauen wurde, ändert übrigens nichts am guten Geschmack.

Etappe #5: Kaschmir. Grüner wird’s nicht.

Wir wohnen mittlerweile in Sri Nagar auf einem Hausboot mitten auf dem Dal Lake. Sämtliche Besorgungen lassen sich nur mit der eigenen Nussschale oder dem Wassertaxi erledigen. Trotz der Transportprobleme befindet man sich hier in einer ziemlich schönen und etwas sumpfigen Naturlandschaft. „Das Paradies auf Erden“ hatte man in den vergangen Wochen nicht nur einmal von Leuten gehört, wenn es um Kaschmir ging. Sie hatten Recht. Da keines der 1.600 Hausboote eine Filterung besitzt, sollte man allerdings auch hier nicht baden.

Vier bis fünf Wochen nach Ankunft sind Indien und ich ganz gute Freunde geworden. Soll heißen, immer unter der Prämisse „Pisst du mir nicht ans Bein, piss ich dir nicht ans Bein“, kommt man miteinander aus. Nach einer weiteren Shanti-Woche in Manali („Mainstream-Kasol“) mit traumhaftem Ausblick geht die Reise weiter. Nächstes Ziel: das krisengebeutelte und nicht immer unkomplizierte Kaschmir an der Grenze zu Pakistan. Laut kompetenter „Travel Agency“ dauert die Fahrt per Bus und Jeep dorthin etwa sechzehn Stunden. Sechsundzwanzig Stunden, etwas Bakschisch an

Obwohl ich absolut kein Wanderfreund bin, ist der Trekking-Trip zum Sonamarg-Gletscher eines der Highlights. Genau wie scheinbar alle Westeuropäer bevorzugen wir den Fußmarsch zum dem riesigen Eisbrocken statt auf alten Klappergäulen zu reiten. Nun ist der August zwar so ziemlich die ungünstigste Zeit, um sich einen Gletscher anzuschauen und dennoch lohnt es sich. Man wird mit einem grandiosen Blick auf den Himalaya und die schlammigen Weiten des steinigen Tals belohnt. Dicke Mittelschichtsinder, die sich von alten Männern auf kufenlosen Schlitten

So wie man es bereits vermuten kann, ist dieser kleine Teil Nordindiens der perfekte Ort, um die letzten Wochen Revue passieren zu lassen und etwas runterzukommen. Ein Ort, um zwischen Wasserfällen und seichten Nadelwäldern sein inneres „Shanti“ zu entdecken; die komplette Tiefenentspannung. Oder man geht wandern, das ist auch schön.

den steinig-sandigen Berg aus Schneematsch raufziehen lassen, trüben das Erlebnis dennoch und sind nicht wirklich nachvollziehbar. Nach mehren Kontrollen am stark gesicherten Flughafen von Sri Nagar geht es zurück nach Delhi. Hier erwartet mich die erste richtige heiße Dusche seit Wochen. Endlich wieder zurück in der Hauptstadt, der Zivilisation, dem luxuriösen Stück der Welt. Dann fällt für vier Stunden der Strom samt Ventilator aus. Fast zwei Monate Indien sind vorbei. Im Gegensatz zum Reisen in anderen Ländern lässt sich Indien allerdings schwer einschätzen. Es war weder gut, noch schlecht. Das richtige Wort wäre wohl eher: interessant. Einerseits hat das Land ein unglaublich starkes Wirtschaftswachstum, andererseits gibt es nirgendwo so viele arme Menschen wie hier. Fast jeder besitzt ein oder zwei Handys und trotzdem sterben jede Woche Menschen, weil sie ungesicherte Stromleitungsbündel in den Straßen anfassen. Diese Ambivalenz spiegelt sich in fast jedem Bereich der Gesellschaft wider. Schwer zu beschreiben ist es dennoch. So lautet wohl die wirkliche Erkenntnis nach so einem Trip: Fahrt selbst hin. Es lohnt sich.

Christoph Fotos: Johanna Huth

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www.india-tourism.de

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s a r d i n i e n

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Sardinien

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W E LTA L L

Im Testgebiet

è Volkswagen lud uns ein nach Sardinien, um den neuen Golf zu testen. Blöd nur, dass die NATO auf der wahrscheinlich schönsten Insel des Mittelmeeres auch eine Menge testet. Aber wir haben uns davon nicht den Spaß nehmen lassen. Eigentlich ist es fast egal, an welche Küste man fährt. Sardinien ist ein Traum. Knapp 1.850 km Küstenlänge (inklusive der zu Sardinien gehörenden Mini-Inseln), Wasser, wo man auch an tieferen Stellen bis auf den Meeresboden schauen kann, und selbst im Oktober / November noch angenehme Temperaturen um die 20 – 25 Grad. Schön, dass es so viele Kurven gibt. So konnten wir ausgiebig das Verhalten des siebten Golfs in den vielen kurvigen Straßen testen – immer bis zu dem Punkt, an dem Yanah abwechselnd grün

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oder weiß wurde. Verwirrend dabei nicht nur ihr Gesichtsausdruck, sondern auch das Tempo-Limit der Insel. Während ich Kurven, die mit 90 angepriesen wurden, mühsam mit 40 schaffte, gab es wiederum welche, die man mit dem fünffachen der „empfohlenen“ 20 km/h schaffte. Natürlich nur zu Testzwecken. Der Golf wirkt bei all den Manövern fast desinteressiert. Egal, wie man ihn quälte, er strafte einen fast mit Nichtachtung. Nur einmal hatte ich das Gefühl, dass auch er Spaß hatte. Auf einem außer Betrieb befindlichen Jahrmarktsgelände war das „U-Turn-Verhalten bei schneller Geschwindigkeit“ dran. Yanah stieg nach dem ersten Mal lieber aus. Ansonsten bietet Sardinien auch für Radfahrer und Geologen beeindruckende aufgetürmte Gesteinsmassen, die seit einer halben Milliarde

Jahren vor sich hin(per)formen. Auch die Tropfsteinhöhlen werden empfohlen, haben es aber leider nicht hingeschafft. Genauso wenig wie zu dem größten europäischen Spielplatz für NATO-Truppen. In den umliegenden Dörfern soll es wegen verschiedener Reste wie Thorium und vielleicht sogar Uran in der Luft eine erhöhte Anzahl von Missbildungen geben. Die Gegend um Salto di Quirra liegt zum Glück weiter südlich als unser Hotel. Außerdem – großes YAY – liegt noch ein Naturschutzgebiet dazwischen, welches die Uran-Belastung bestimmt ungemein mindert. Abgesehen von diesem unschönen Punkt ist die Insel ein Traum – und eine Reise wert. Und den Golf als Mietwagen kann man auch empfehlen.

danilo & (grün-weiße) Yanah

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Baile Átha Cliath Willkommen in Dublin (oder so)

Die SLEAZELS Yanah und danilo wurden von Guinness nach Irland, genauer gesagt nach Dublin eingeladen. Nachdem wir uns vor lauter Freude fast nicht mehr eingekriegt haben und darauf symbolisch mit einem Schwarzbier angestoßen haben, machten wir uns auf die Suche nach nützlichen Fakten, die wahrscheinlich keiner braucht. Also: • Dublin ist ca. 2000 Jahre alt • Der Name Dublin kommt vom irischen Dubh Linn und heißt so viel wie „schwarzer Tümpel“ • Offiziell leben ungefähr 500.000 Menschen dort • Das Nationalgericht der Iren ist der Irish Stew, ein lecker-lecker Fleisch-Gemüse Eintopf. • Wirtschaftliches Zentrum, u.a. Europahauptquartier von Google, Facebook, Microsoft und PayPal • Die meisten Iren sind katholisch (ca. 86 %) • Die Guinness-Brauerei wurde von Arthur Guinness im Jahr 1759 in Dublin gegründet • „Prost“ heißt auf Irish „Sláinte“ (ausgesprochen „Slontscha“) Noch kurz den Wikipedia-Artikel von Dublin durchgelesen und mit einem sicheren Gefühl von *Ich weiß einfach mal alles!* die Koffer gepackt. Kompetent die Wetter-App gecheckt und festgestellt, wir brauchen Wintersachen und warme Schlüpfer. Als das auch erledigt war – schlafen. Am nächsten Morgen erst mal gleich den Flughafen verwechselt. Beinahe wäre unsere Reise (und damit auch dieser Artikel) zu Ende gewesen. Die schlauen Leser unter euch

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bemerken bestimmt grad: Der Artikel geht weiter, also werden die zwei Deppen es wohl nach Dublin geschafft haben. Haben wir auch. Zuerst ging es kurz ins Hotel, dann in die warmen Winterklamotten, dann in das Hotelrestaurant, wo wir fancy Essen und fancy Wasser trinken durften. Danach ging es gleich weiter zu einem Pub, der wirklich nur wenige Meter vom Hotel entfernt sein sollte. Nach ca. 30 Minuten kamen wir im Pub an und da fiel es uns zum ersten, aber nicht zum letzten Mal auf: Iren gehen gern in die hinterste Ecke eines Pubs. Möglichst ohne Fenster und die Wände dürfen auch schwarz gestrichen sein. Oder wenigstens ein dunkles Grün.

Die erste Wahl, wenn man flexibel sein möchte und trotzdem in kurzer Zeit viel Infos: Der Hop on hop of Bus. Man fährt durch den größten Stadtpark Europas (den nur Zootiere, der irische Ministerpräsident und der amerikanische Botschafter zu bewohnen scheinen) und kann ansonsten dank des Doppeldeckers auf die Stadt hinabsehen – weil die Häuser zu einem Großteil kleiner sind als der Bus. Danilos persönliches Highlight war der „Fab Food Trail of Dublin“. Sonst ist er ja nicht so essensbegeistert, aber das war selbst für ihn spannend, besonders die angeblich weltberühmte Käserei Sheridan‘s Cheesemongers. Da lernte er nämlich, dass nicht jeder Käse vegetarisch ist. Donnerstag. Arthur’s Day. Der Grund unserer Reise. Seit vier Jahren zelebriert die Brauerei diesen Tag weltweit. Jeweils am letzten Donnerstag einer vollständigen Woche im September wird Kunden-bindend auf den Brauerei-Gründer

Arthur Guinness angestoßen. Möglichst zur frühen Stunde um 17.59 mit dem Anstoßen beginnend, weil im Jahr 1759 offiziell alles startete. Wir starteten aber natürlich schon viel früher, um uns das alles genauer anzuschauen. Dann wurde der ganze Tag Guinness. Und das geht ungefähr so: Es gibt ein Guinness Storehouse, dessen Innenraum die Form des typischen Guinness-Bierglases hat. Wir lernten den schwerreichen Rory Guinness kennen, Arthur-Nachfahre in achter Generation. Wir tranken Guinness-Bier und aßen Guinness-Brot. Zwischendurch zapften wir Guinness und kauften ein Guinness-Shirt. Unser Allgemeinwissen stieg ins Unermessliche, nur die Guinness Weltrekorde wurden nie erwähnt. Komisch, oder? Den letzten Tag haben wir außerhalb der Stadt verbracht. Dort haben wir dann eigentlich das gefunden, was wir als Bild von Irland hatten. Alles grün, etwas verwittert, viel Meer, viele faltige Menschen und Horden von Schafen. Sehr idyllisch diese Insel, wenn da nur nicht immer dieser Regen wäre...aber wie hat schon meine Oma immer gesagt: „es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Klamotten!“ Fazit unseres Trips: Dublin ist ein nettes, beschauliches Städtchen, das sich vor allem durch viele Pubs und freundliche Menschen auszeichnet. Wir empfehlen aber in jedem Fall eine Kombination aus Stadt und Drumherum. Die nahe Lage am Meer bringt einem Irland so auf vielschichtigere Weise näher.

Yanah & danilo

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Wer mehr (Bier)wissen möchte: www.guinness.com Wer wieder grün hinter den Ohren werden will: www.tourismireland.com Wer gut + günstig hin will: www.airlingus.de Wer mehr Bilder möchte: www.sleazemag.de

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Madrid, Burning Ink Kunst lichterloh

Bei „Burning Ink“ kommt eine Mischung aus Künstlern und derer zusammen, die sich diese Kunst gern mit Hilfe von Nadeln unter die Haut ballern lassen. Was anfänglich sehr schmerzhaft klingt, ist lediglich ein Zusammentreffen von Begeisterten aus Tattoo-, Skate- und Bikerszene. Verwirklicht und erfunden wurde dieses schräge Konzept von DC Shoes. Das Konzept zieht durch Europa, vom 13. - 27.09. fand es in Madrid statt. Man konnte sich diverse Designs von namenhaften Künstlern ansehen, kaufen und anschließend unwiderruflich in die Haut stanzen lassen. Zu sehen waren die Werke im Bar / Coffee Shop „The Wall“. Und wo normalerweise alte Vinyls und abgefahrene Comics Platz

nehmen, wurde kurzer Hand eine Bank aufgebaut und schon konnte das Farbmassaker beginnen. Als ich bei „The Wall“ ankam, schaute ich mir erstmal die einzelnen Artworks aus aller Welt an. Und wie sollte es anders sein, genauso verschieden wie die Sprachen der einzelnen Künstler sind, ist auch ihre Kunst. Der eine mag es filigran, überladen mit Details, der andere eher plump, grob und unmissverständlich. Wen weder Tattoo noch Skating richtig juckt, der konnte sich das Motorrad von „Dirty Left Foot“ ansehen. Dirty Left Foot (bestehend aus JMZ und Jampy) bietet zwei Rad-Kulturen die Chance, sich besser kennen zu lernen und mit einander zu agieren. 1½ Jahre hat es in Anspruch genommen, die zum großen Teil handgemachten Einzelteile in ein fahrtüchtiges Bike zu verwandeln.

Hier befand ich mich also unter bärtigen, tätowierten Menschen in DC-Kluft und lies mir mein Estrella schmecken, während der ein oder andere sich noch hat zu hacken lassen. Nach einigen Stunden des gemeinsamen BierBesäufnisses‘ bewegten wir uns schnurstracks auf das Highlight des Abends zu. Hierzu versammelte sich die komplette Mannschaft auf dem Gehweg vor „The Wall“. Es wurde Zeit, die Vorlagen der Tattoos zu verbrennen und sie ein für alle mal zu einer Rarität zu machen. Das Verbrennen ist letztendlich das Symbol für Exklusivität, ganz nach dem Motto „Was beim Burning Ink passiert, bleibt beim Burning Ink“. Abgesehen von coolen Tattoos, dem Bike von D.L.F und den Überraschungen, die „The Wall“ für einen bereit hält, waren es die Gäste und Madrids ausgelassene Atmosphäre, die das Event so charmant und sehenswert gemacht haben.

Bambi

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Die jetzt-geht‘s-aberlos-Osterhasen-anWeihnachten-SLEAZEVerlosungsaktion E-Mails an geschenke@sleazemag.de / Einsendeschluss ist der 15.12.2012 Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen, das reine Glück entscheidet.

Tollie e s e r P

Call me maybe...rauschfrei und mit HTC! Smarter werden ist nie verkehrt. Benötigst du mal wieder einen Schub? Dann bist du hier genau richtig. Wir verlosen zwei smarte HTC-Phones: 1x das brandneue Windows-Phone 8X und 1x das ONE X+. Beide Handys zeichnen sich durch Design, Geschwindigkeit und Speichkapazität aus. Also perfekt, um jederzeit Fotos zu machen, im Internet zu surfen und deine Freunde mit nervigen SMS und WhatsappNachrichten zu bombardieren. Wenn du eines dieser wundervollen Smartphones schon bald dein Eigen nennen willst, dann beantworte uns die folgende Frage und schicke deine Antwort mit dem Betreff „HTC-Smartphones“ und unter Angabe, welches Handy du gern bevorzugt hättest, an folgende Email Adresse: geschenke@sleazemag.de.

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Wann wurde HTC von der GSM Association zum besten Gerätehersteller gewählt?

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Tolle Prei se

Keinen Bock mehr auf Werbung? Geht euch das auch immer so? Ihr hört gerade eure Lieblingsband auf Spotify und mittendrin mischt sich die Werbung ein? Tja, wenn ihr auch ohne diesen Stimmungskiller leben könnt, dann kommt hier eure große Chance: Wir verlosen 5 x 3 Spotify-Premium-Zugänge, die es euch ermöglichen, den ganzen heißen Scheiß, wann und wo ihr wollt, zu hören. Und das ohne Limits, auf eurem Handy, offline und ganze ohne Unterbrechungen dazwischen! Also, wenn ihr Lust auf störfreies Musikhören habt, dann ran an den Computer, strengt eure grauen Zellen an und schickt uns eure Antwort mit dem Betreff „Spotify“ an geschenke@sleazemag.de. In wie vielen Ländern kann man Spotify im Moment rauschfrei genießen?

lese l Torei P

Der Tag ist gekommen. Endlich ist er da: HITMAN: Absolution! Der langersehnte 5.Teil der Computerspiel-Serie erscheint am 20. November 2012. Bald heißt es also wieder, als Agent 47 unerkannt anschleichen, heimlich meucheln inmitten einer Menschenmenge und immer schön die Nerven behalten. Wir verlosen mit Square Enix zusammen drei exklusive HITMAN-Fanpakete mit Dingen, die ihr garantiert noch nicht habt: eine limitierte HITMAN-Big-Head Figur, ein HITMAN-T-Shirt und eine witzige HITMAN-Gummiente. Ja, richtig gelesen. All diese Wunderwerke sind nicht im Handel erhältlich und somit Sammlerstücke, die schon bald dir gehören könnten. Beantworte uns die Frage unten und sende deine Antwort mit dem Betreff „4711“ an geschenke@sleazemag.de. Wie heißt der Entwickler von HITMAN: Absolution?

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So Rock’n’Roll wie guter Wein? Ausdrucksvoll, erdig, kräftig und konzentriert, verführerisch und muskulös. Wenn man es recht bedenkt, könnte, was hier nach Spießer-Weinabend klingt, tatsächlich auch eine Rockkritik sein. Und bekannter Weise sind auch Rockstars und deren Fans einem guten Tröpfchen nicht (mehr) abgeneigt. Das dachte sich auch der Düsseldorfer Weinhändler und passionierte Rockfan Michael Spreckelmeyer und gründete als Kombination seiner Leidenschaften die Firma METAL & WINE. Seitdem vertreibt er Weine mit so klangvollen und natürlich ganz offiziell lizensierten Namen wie dem AC/DC-Wein „Back In Black“-Shiraz, dem Rolling-StonesTröpfchen Forty-Licks-Merlot oder der KISS-Variante, dem Zin-Fire-Zinfandel. Für die ganz traditionell Harten gibt es aber auch so Nettigkeiten wie den Motörhead-Vödka on the Röcks. All diese Trunkenmacher sind natürlich im jeweiligen Bandlayout hübsch aufgemacht und zum guten Geschmack dadurch auch noch äußerst dekorativ. Und weil wir euch so lieb haben und auch so unglaublich rocken, bringen wir euch ein bisschen Rock und Wein in Form von 2 x 3 Weinen von METAL & WEIN nach Hause. Schreibt uns die Antwort mit dem Betreff „Rock‘n‘Roll Wein“ ganz einfach an geschenke@sleazemag.de. Welcher Sänger einer amerikanischen Grunge-Band hat bei jedem Auftritt seine obligatorische Weinflasche mit auf die Bühne nimmt?

T lle Pro eise

Weu Schifoan is‘ des Leiwandste, wos ma si nur vurstö‘n ko... Leute! In wenigen Wochen geht’s los: Die Ski- und Snowboard-Saison 2012/13 wird eröffnet. Wir wollen euch ja nicht stressen, aber habt ihr schon das richtige Outfit für die Tage auf der Piste und die feuchtfröhlichen Nächte beim Aprè-Ski? Nein? Nein? Wirklich nicht? Tjaaaaa dann… Wir verlosen ein SampleOutfit (Jacke und Hose) in Größe L von Jake Blauvelt, einer der Jung-Designer aus dem Oakley Pro Rider Series Teams. Das Signature-Outfit besticht durch sein Gore-Tex 3-Lagen Shell Laminat, das euch vor Wind und Wetter schützt, aber auch nicht ins Schwitzen kommen lässt, wenn es mal etwas heißer her geht. Also, wenn ihr euch neugestylt auf euer Board oder eure Ski schwingen wollt, dann beantwortet uns die kleine Frage unten und schickt sie mit dem Betreff „Blue Velvet“ an geschenke@sleazemag.de. Woher kommt Jake Blauvelt ursprünglich?

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IMPRESSUM SITZ DER REDAKTION / EDITORIAL OFFICE: SLEAZE magazin Gürtelstr. 25 ~ 10247 Berlin-Germany Telefon: +49 / 30 / 325 34 730 Fax: +49 / 30 / 325 34 731

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Pascal „Bro“ Scheib Christoph „Bienenfuß“ Pöthke Julian „Giraffe“ Weicht Leonie „hat jeden lieb” Rachel Soyel Mariella „no milk today“ Gittler Kirsten „whatever“ Herrmann David „Was gibt’s noch zu tun?“ Jank Jero „hammerüberragend“ Kuck Lisa Kober Katharina Försch Bambi Wesenberg Benjamin Vogt Redaktionshund 1 Lena „Del Rey“ Hölig Boy

MARKETING / ANZEIGEN / ADVERTISING: danilo Opitz danilo@sleazemag.de Anselm Beyer

SLEAZE erscheint im bfs. Verlag.

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