Paracelsus Today

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Paracelsus Today Das Magazin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Salzburg & Nürnberg

NR. 1 I MÄRZ 2015 I € 3,–

KraftSpender Dietrich Mateschitz, ein Mäzen mit großem Herzen. SEITEN 36–41

E-Magazin

Big Player Siemens ist im Gesundheitsbereich ein Weltkonzern und Förderer der Paracelsus Uni. SEITEN 38–41

Wissenschaft & Wirtschaft

Patente und Kommerz

Essen und Allergie

Bundesminister Reinhold Mitterlehner im Interview. SEITEN 8–9

Vom Schutz des geistigen Eigentums an Universitäten. SEITEN 12–14

Helfen die Informationen auf verpackten Lebensmitteln? SEITEN 32–33



Editorial

Wissenschaft ist Zukunft Wirtschaft fördert Wissenschaft und stärkt den Standort Österreich. Ob das mit der Zusammenlegung dieser beiden Agenden in einem Ministerium gelingt, wird die Zukunft weisen. Ein außergewöhnlich erfolgreicher Mann der Wirtschaft fördert die Paracelsus Universität seit ihrer Gründung großzügig: Dietrich Mateschitz. Der gebürtige Steirer wurde mit dem Energy-Drink Red Bull zum Milliardär und verleiht mit seinem finanziellen Engagement der Forschung einen gehörigen Schub. Er hat der Paracelsus Universität nicht nur Geld, sondern sein Vertrauen geschenkt. Der Mut, einen neuen, anfänglich kritisierten Weg zu beschreiten, mit Leidenschaft junge Menschen in einer hohen Qualität für den Arztberuf auszubilden sowie geistreich und innovativ in der Forschung zu arbeiten, findet bei Mateschitz Gefallen. In einem Exklusiv-Interview mit Paracelsus Today rät er der Uni, die eigenen Stärken nie aus den Augen zu verlieren. Wir haben auch den Bundesminister zum Gespräch gebeten. Reinhold Mitterlehner will in seiner Amtszeit den Forschungsstandort Österreich attraktiver machen. Er will – auch über ein neues Stiftungsgesetz – mehr privates Geld für die Universitäten zu den Mitteln, die in einem kompetitiven Prozess erlangt werden. Kein leichtes Unterfangen. Der erhoffte Erfolg wird in Zahlen gemessen. Kreative Köpfe schaffen Erfindungen. Diese sind mittels Patent zu schützen und eventuell auch ökonomisch verwertbar. Die Paracelsus Universität will diese Chance nützen. Mehr darüber lesen Sie auf den folgenden Seiten. Viel Vergnügen mit diesem Heft! Ihr Dr. Gottfried Stienen Chefredakteur

Impressum Paracelsus Today ist das Magazin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg • Auflage: 33.800 Stück • Medieninhaber und Herausgeber: Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg - Privatstiftung, Strubergasse 21, 5020 Salzburg, Tel. +43 (0)662/24200, www.pmu.ac.at • Verlag: Magazinmanagement und Verleger: Schoba & Partner GmbH, Albrechtgasse 9, 8010 Graz, www.schoba.at, Geschäftsführerin: Mag. Eva Schoba • Chefredakteur: Dr. Gottfried Stienen • Chefin vom Dienst: Stefanie Illmer • Art-Direktor: Josef Wiedenig • Produktion: m4! Mediendienstleistungs GmbH & Co KG, Schönaugasse 64, 8010 Graz • Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe: Andreas Aichinger, Wolfgang Bauer, Sabine Ritzinger, Dr. Peter Keinrath, Dr. Harald Mahrer, Dr. Gottfried Stienen • Fotos: Berger+Parkinnen, BMWFW, David Sailer, getty images, iStock, Privatfotos, Red Bull, SALK, wild&team fotoagentur gmbH • Coverfoto: Red Bull • Herstellung: Druck Styria GmbH & Co KG • Alle Angaben ohne Gewähr. Haftung für Irrtümer und Änderungen ausgeschlossen. Satz- und Druckfehler sowie alle Rechte vorbehalten.

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Inhalt 4 Short Cuts. Neues aus der Uni. 6 Update. Krankenpflege neu denken. 8 Focus On. Minister Reinhold Mitterlehner im Interview. 10 Education. Der Lebensbeginn ist Inhalt eines Universitätslehrganges. 12 Research. Patente und Erfinder. 16 Inside. Nachtarbeit ist nicht gesund, doch oft notwendig. 18 Education. Medizin ohne Physik? Undenkbar. 20 Very Personal. Gynäkologe Thorsten Fischer im Portrait. 22 Research. Triple P im Forschungslabor für Frauenheilkunde. 24 Inside. Urologie auf höchstem Niveau in Salzburg. 28 Alumni. Unter den Auspizien des Präsidenten. 30 Education. Führen will gelernt sein. 32 Inside. Hysterie oder Allergie? 34 Body Check. Das Wichtigste über die Schilddrüse. 36 Friends. Ein Mäzen mit großem Herzen für die Paracelsus Universität: Dietrich Mateschitz im Interview. 42 Point of View. Staatsminister Harald Mahrer über Stiftungen.

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Short Cuts

Preisträger Bauer & Team Die Frage ist einfach und komplex zugleich: „Wie entwickelt sich Leben?“ Hans-Christian Bauer, Vorstand des Forschungsinstituts für Sehnen- und Knochenregeneration der Paracelsus Uni, und sein Team beschäftigen sich seit Jahren mit dieser Frage. Für seine Arbeit wurde das Institut nun Ende des vergangenen Jahres vom Kulturfonds der Stadt Salzburg mit dem internationalen Preis für Wissenschaft und Forschung ausgezeichnet. Das Wachstum von Zellen, ihr Zusammenspiel im Zentralnervensystem und schließlich die Regeneration von Zellorganismen und Organen sind die bestimmenden Themen dieser kontinuierlichen Forschung. Im Mittelpunkt steht seit einigen Jahren die Frage nach der Regenerationsfähigkeit von zwei besonders verletzungsanfälligen Geweben, nämlich von Sehnen und Knochen. Gerade im Alter regenerieren diese nur schlecht. Die Grundlagenforschung am Institut findet an der Schnittstelle zur klinischen

Hans-Christian Bauer mit Bürgermeister-Stellvertreterin Anja Hagenauer bei der Preisverleihung.

Praxis statt. Maßgeblich dafür ist einerseits die langjährige, enge Kooperation mit der Universitätsklinik für Unfallchirurgie und andererseits seit 2011 das Zentrum für Querschnittund Geweberegeneration (SCI-TReCS).

Preisträger Nake & Team

v.l.n.r. das Leitungsteam des Universitätslehrgangs Palliative Care: Irmgard Nake, Leena Pelttari, Michael Nake, Christof Eisl und Peter Braun.

Den Förderpreis für Wissenschaft und Forschung des Kulturfonds der Stadt Salzburg erhielt das Leitungsteam des Universitätslehrgangs Palliative Care der Paracelsus Universität. Palliativmedizin ist ein noch junges Fach; noch jünger aber ist der ganzheitliche Ansatz der Palliative Care – die medizinische und psychosoziale Begleitung von unheilbar kranken Menschen. Der Universitätslehrgang wurde im Jahr 2006 eingerichtet. Ein interdisziplinäres Team vermittelt die spartenübergreifenden Kompetenzen, die für die anspruchsvolle Arbeit in Hospizen notwendig sind. Der Lehrgang wurde von der Paracelsus Uni in Kooperation mit dem Dachverband Hospiz Österreich, der Hospiz-Bewegung Salzburg sowie dem Bildungszentrum St. Virgil nach internationalen Standards entwickelt und wird unter Leitung von Dr. Irmgard Nake umgesetzt. Dem Team gehören noch Prof. Mag. Peter Braun Direktor St. Virgil), Mag. Dr. Christof Eisl (Geschäftsführer HospizBewegung Salzburg), Dr. Michael Nake (Kanzler Paracelsus Uni) und Mag. Leena Pelttari (Geschäftsführerin Dachverband Hospiz Österreich) an.

Uniklinik wird fast autofrei Das Uniklinikum Salzburg hat mit dem Bau einer neuen Parkgarage einen wichtigen Schritt gesetzt und insgesamt 17,7 Millionen sind wohlfeil investiert worden. Ein Parkhaus an sich ist zwar nichts Außergewöhnliches, doch die Belastungen und Störungen eines immer größer gewordenen Verkehrsaufkommens am Klinikgelände waren unerträglich geworden – für die Patienten, deren Besucher und Mitarbeiter. Nun stehen knapp 900 Parkplätze auf acht

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Short Cuts

Michael Studnicka bedankt Ein Hauch von Wehmut wehte bei einer akademischen Feier im Jänner durch die Paracelsus Universität: Michael Studnicka (rechts im Bild) legte sein akademisches Amt als Dekan für Lehre nach elf arbeitsintensiven Jahren zurück. Studnicka wird sich wieder intensiv seiner Arbeit als Primar der Universitätsklinik für Lungenheilkunde in Salzburg der Patientenversorgung und Forschung widmen. Der 54-jährige gebürtige Wiener hat seit Gründung der Privatuniversität sein Wissen und großes Engagement – nicht nur in der ständigen Verbesserung der Lehre – eingebracht. Rektor Herbert Resch ehrte Studnicka als langjährigen Wegbegleiter für seine Verdienste mit der Paracelsus-Medaille. Als neuer Dekan für Studium und Lehre der Paracelsus Universität wurde Univ.-Prof. Dr. Christian Pirich (links im Bild), Vorstand der Universitätsklinik für Nuklearmedizin in Salzburg, inauguriert.

Rendevous in Nürnberg

Anatomie-Treff in Salzburg

Seit August vergangenen Jahres studieren am zweiten Standort der Paracelsus Universität in Nürnberg bekanntlich 50 Humanmediziner. 20 Salzburger besuchten vor geraumer Zeit ihre Studienkollegen im Frankenland. Als erste gemeinsame Aktivität stand ein Fußballturnier, die „1. PMU-Studierenden-Championship“, mit gemischten Teams beider Standorte, auf dem Programm. Der Spaß überwog, ob der österreichische Fußball in diesem konkreten Fall den deutschen Fußball bezwungen hat, wurde nicht bekanntgegeben. Danach lernten sich die Gastgeber und ihre Besucher bei einem Burger-Essen und Barbesuch in Uni-Nähe besser kennen. Übernachtet wurde privat bei den Kollegen, ein Brunch rundete das Treffen am Morgen danach ab.

Im Februar kamen zum ersten Mal alle Mitarbeiter der beiden Standorte des Instituts für Anatomie (Nürnberg und Salzburg) zu einer ganztägigen Konferenz an der Paracelsus Universität in Salzburg zusammen. Die neu berufene Abteilungsleiterin in Nürnberg, Univ.-Prof. Dr. Gundula Schulze-Tanzil ist seit Februar offiziell in ihrer Funktion tätig und wird beim Aufbau des Labors von ihrem wissenschaftlichen Mitarbeiter Sandeep Silawal unterstützt. Der Unterricht im Fach Anatomie für den jüngsten Studienjahrgang 2014 begann parallel an beiden Standorten im Februar.

Ebenen zur Verfügung, bis zum Vollausbau Ende 2016 erhöht sich die Zahl an Stellplätzen auf 1.300. Nicht nur die Luft ist reiner, auch ökonomisch wurde intelligent gearbeitet: das alte Parkhaus konnte nach Fürth bei Nürnberg verkauft werden und neben den Einnahmen hat die Geschäftsleitung auch rund 250.000 Euro für Abriss und Entsorgung gespart.

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Ballvergnügen für „Rote Nasen“ Der zweite Ball der Paracelsus Universität, organisiert von einem Komitee der Medizinstudierenden (Jahrgang 2011) in Salzburg, stand im Jänner unter dem Motto „The Roaring 20th“. Studierende, deren Eltern und Freunde sowie Mitarbeiter der Uni und Unikliniken unterhielten sich im neuen Crown Plaza – The Pitter bestens. Getanzt wurde – die meisten Damen stilgerecht im Charleston-Outfit, die Herren zum Teil à la „Bugsy Malone“ gekleidet – zu Musik aus den 20er-Jahren und modernen Rhythmen der Doro Hanke Band. Die rund 400 Ballgäste, auf dem Tanzparkett wurde auch Rektor Herbert Resch mit Gattin Maria gesichtet, kauften auch Lose in großer Zahl bei einer Tombola mit hochwertigen Preisen. Schließlich wurde der Erlös des Balls an die weithin bekannten

„Roten Nasen“ bzw. „ClownDoctors Salzburg“ gespendet. Ein herzliches Danke an dieser Stelle an die Förderer des Balls: Red Bull, Atomic, Segafredo, die ärztebank, Schloß Mönchstein und Gmachl Bergheim.

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Update

Selbstpflegekompetenz, wie Osterbrink es nennt.

Der internationale Pflegekongress im Herbst letzten Jahres hat einmal mehr aufgezeigt, dass in der Versorgung von chronisch Kranken Eigenverantwortung und Selbstpflegekompetenz immer wichtiger werden. Autor: Wolfgang Bauer Foto: Paracelsus Uni/wild+team

Versorgung neu denken D ie Herausforderung: Innerhalb der EU wird die Lebenserwartung weiter ansteigen, bei Frauen auf 89,1 Jahre, bei Männern auf 84,6 Jahre. Damit steigt auch die Anzahl chronisch kranker Menschen, die etwa an Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, COPD usw. leiden und jahrelang betreut werden müssen.

Die Antwort: Für die Experten des Weltbundes der Krankenpflege (International Council of Nurses, kurz ICN), die im November in Salzburg tagten, ist klar: dieser Entwicklung kann man nur durch

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eine Forcierung der Primärversorgung gerecht werden, in die auch qualifizierte Teams von Pflegekräften und sozialen Berufen eingebunden sind. „So etwas ist in Großbritannien und Skandinavien längst üblich“, hält Jürgen Osterbrink, Vorstand des Institutes für Pflegewissenschaft und -praxis an der Paracelsus Universität und Board Member des ICN, fest. Durch die Arbeit von Pflegekräften werde das Gesundheitssystem entlastet, weil es weniger Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte gebe. Die Patienten wiederum lernen durch diese Versorgung auch ein hohes Maß an

Beispiel COPD: Dies ist eine Krankheit, die nach Ansicht von Osterbrink in absehbarer Zeit nach den Herz-KreislaufErkrankungen die Todesursache Nummer zwei sein wird. Die Patienten mit Chronisch Obstruktiver Lungenkrankheit werden in Großbritannien von speziellen „COPD-Nurses“ in ihrem häuslichen Umfeld betreut. Das macht Sinn, denn diese Patienten weisen häufig eine mangelhafte Compliance auf, sie nehmen die so nötige Raucherentwöhnung nicht ernst genug, haben vielleicht in ihrem familiären Umfeld mehrere Personen, die rauchen. „Solche negativen Einflüsse bekommt man durch vermehrte Arztbesuche oder Krankenhausaufenthalte allein nicht in den Griff“, behauptet Osterbrink. So etwas schaffen aber professionelle Pflegekräfte, die zu den Patienten kommen. Sie sind es auch, die Veränderungen im Befinden der Patienten frühzeitig bemerken und an den Arzt oder das medizinische Zentrum melden. Beispiel Schmerz: Mit Medizinern können Schmerzpatienten auch durch moderne Kommunikationsmittel in Verbindung treten. So geben etwa in Münster die Patienten täglich wichtige Daten via Smartphone an ihre behandelnden Ärzte durch. Die Mediziner sind dadurch über das Befinden der Patienten informiert, die Patienten wiederum müssen nicht so oft in die Praxen. Die entsprechende App wurde vom Salzburger Pflegeinstitut maßgeblich mit entwickelt (www.painapp.de) und stellt eine Erleichterung für alle Beteiligten dar. •

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„Wir müssen uns von traditionellen Versorgungsstrukturen verabschieden und den Patienten mehr Selbstpflegekompetenz vermitteln.“ Univ.-Prof. Dr. Jürgen Osterbrink, Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft und -praxis der Paracelsus Universität

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Focus On

Forschung hat Luft nach oben Er ist Vizekanzler Österreichs, hat ein „Monsterressort“ zu leiten und spielt zum Ausgleich leidenschaftlich Tarock. Für die Beantwortung einiger Fragen von Paracelsus Today hat der Oberösterreicher Reinhold Mitterlehner (59) trotzdem Zeit gefunden. Foto: BMWFW

Paracelsus Today: Herr Bundesminister, Sie haben die Übernahme des Ressorts Wissenschaft und Forschung als Minister im Dezember 2013 als „Herausforderung“ bezeichnet. Wie sehr fordern Sie die Doppelfunktion und speziell die Wissenschaftsagenden? Mitterlehner: Ich habe mehr Gestaltungsfähigkeit als vorher, dafür sind die zeitliche Vereinnahmung und der organisatorische Aufwand, nicht zuletzt auch durch das Vizekanzleramt, eminent hoch. Mein bisheriger Eindruck vom Wissenschaftsbereich ist durchwegs positiv. Die Diskussionen, die ich geführt habe, sind konstruktiv, sachlich und auf einem hohen Niveau. Paracelsus Today: Sie sprechen gerne von Synergien zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, von einer Kooperation. Welche Anreize sind schon gesetzt worden, gibt es nach einem Jahr erste Erfolge? Mitterlehner: Wir haben mit 200 Millionen Euro für Uni-Bauten über die Bundesimmobiliengesellschaft gleich zu Beginn erste Synergieeffekte des neuen Ressorts gezeigt. Diese Schnittmengen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wollen wir weiter herausarbeiten, etwa

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durch gemeinsame Forschungsprogramme wie die Ressl-Zentren oder die CD-Labors. Zudem werden wir universitäre Spin-Offs und die Prototypenentwicklung fördern, und wir haben vier Wissenstransferzentren geschaffen, um universitäres Wissen in die Wirtschaft zu bringen. Paracelsus Today: Acht von zehn Österreichern bezeichneten Österreich bei einem so genannten „Wissenschaftsmonitoring“ als guten Wissenschaftsstandort und halten Zugangsregelungen (in einigen Massenfächern) als gerechtfertigt. Garantieren Zugangsregelungen tatsächlich eine höhere Qualität in der Ausbildung oder soll dadurch nur die Zahl der Studierenden begrenzt werden? Mitterlehner: Die Studierendenzahlen steigen seit Jahren, auch in den Fächern mit Zugangsregelungen. Aber die Studienströme verteilen sich besser, weil die angehenden Studierenden sich bewusster mit dem Studium auseinandersetzen. Zudem sehen wir, gerade am Beispiel Medizin, dass Studien mit Zugangsoder Eignungsverfahren eine deutlich geringere Drop-Out-Quote aufweisen. Paracelsus Today: Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität wählt in einem

sorgfältigen Auswahlverfahren unter mehr als 1.000 Bewerbern 100 geeignete Studierende für das Studium der Humanmedizin aus, verlangt eine jährliche Studiengebühr von 13.500.- Euro und ist zu 91 Prozent mit privaten Mitteln finanziert. Das müsste Ihnen als Wirtschafts- und Wissenschaftsminister gut gefallen – hohe Qualität in der Ausbildung, ausgezeichnete Absolventen und kaum Kosten für den Steuerzahler. Wie gefällt Ihnen dieses „Modell PMU“? Mitterlehner: Aufgrund der Qualität in Forschung, Lehre und Infrastruktur gefällt mir das Modell der PMU gut. Und auch die Aufnahmeverfahren haben sich im Wettbewerb um die besten Nachwuchsmediziner bewährt, wir haben diese Methodik ja auch an den öffentlichen Medizinischen Universitäten. Aufgrund des gesetzlich verankerten Finanzierungsverbots des Bundes sind Privatuniversitäten besonders auf alternative Finanzierungsquellen angewiesen und hier ist gerade die PMU sehr erfolgreich.

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Focus On

Reinhold Mitterlehner ist seit 2008 Wirtschaftsminister und übernahm 2013 auch die Agenden des Wissenschaftsund Forschungsministers. Zudem ist er seit 2014 Bundesparteiobmann der ÖVP und Vizekanzler.

Paracelsus Today: Sind Sie mit der aktuellen Regelung der Studiengebühren an Österreichs Universitäten zufrieden? Mitterlehner: Wir haben Aufholbedarf bei der privaten Finanzierung und sozial gerechte Studienbeiträge wären hier eine Lösung. Allerdings ist das Thema nicht im Regierungsprogramm fixiert und daher derzeit kein Thema. Langfristig wird die Diskussion sicher wieder zu führen sein. Paracelsus Today: Die neue Medizinische Fakultät in Linz (seit Oktober 2014 in Betrieb, Anm. der Red.) ist wohl auf politischen Wunsch entstanden. Die Kosten sind enorm und den aktuellen Ärztemangel wird Linz auch nicht lösen können. Die ersten Absolventen werden frühestens 2020 von der Uni abgehen und dann nur wenige. Wie sieht denn Ihre heutige Sicht dazu aus? Mitterlehner: Die Medizinische Fakultät Linz wird einen wichtigen Beitrag zur Ärzteausbildung in Österreich und zur

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Stärkung des Standortes Oberösterreich leisten. Im Vollausbau ab dem Jahr 2028 werden bis zu 300 Absolventen für das Gesundheitssystem bereitgestellt. Neben der Steigerung der Absolventenzahlen braucht es aber auch Maßnahmen, um die jungen Menschen in Österreich halten zu können und ihnen ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten. Paracelsus Today: Die Universitäten klagen über zu wenig Geld. Als Wirtschaftsminister wollen Sie die Wirtschaft, Vermögende und gemeinnützige Stiftungen dazu bewegen, mehr Geld in die Forschung zu geben. Am Stiftungsrecht wird gearbeitet, doch viele Stifter fühlen sich in Österreich nicht willkommen, die steuerlichen Vorteile sind nicht attraktiv genug. Erkennen Sie in diesem Bereich eine Bewegung, mehr zu geben? Mitterlehner: Neben den gesetzlichen Rahmenbedingungen, etwa bei der Gründung gemeinnütziger Stiftungen oder der Spendenabsetzbarkeit, braucht

es auch einen Kulturwandel. Es soll der Bevölkerung klar sein: Wenn jemand etwas Gutes für die Allgemeinheit tun möchte, ist er mit Spenden an die Forschung gut beraten. Und auch die Universitäten werden gefordert sein, sich stärker um das Thema Fundraising zu kümmern. Die Top-Institutionen im angloamerikanischen und teilweise auch europäischen Raum beginnen bereits bei den Absolventen mit der professionellen Bindung an die Universität. Paracelsus Today: Stichwort Wissenschaftsstandort Österreich: Viele Forscher wandern ab, es fehlt an Karriereperspektiven und daher immer mehr an Personal. Haben Sie Ideen, Wissenschafter im eigenen Land zu halten? Mitterlehner: Die Innovationskraft unserer Wissenschafter ist Grundlage für gesellschaftliche Stabilität und wirtschaftlichen Wohlstand. Wir müssen gerade für die Jungen attraktive Karrieremodelle anbieten. Mit unterschiedlichen Maßnahmen wie beispielsweise einer flexibleren Personalstrukturplanung an Universitäten, einer Weiterentwicklung der derzeitigen Kettenvertragsregelung und verbesserten rechtlichen Rahmenbedingungen, möchte ich die Karrierechancen für junge Menschen in Wissenschaft und Forschung nachhaltig verbessern. Die Fragen stellte Gottfried Stienen.

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Education

Der neue Universitätslehrgang für Early Life Care widmet sich dem Lebensbeginn. Mit multiprofessioneller Unterstützung soll Kindern und ihren Familien ein guter Start ins Leben glücken. Autorin: Sabine Ritzinger . Foto: Fotolia

Für einen

ins Leben

„Man muss Eltern einen Schutzfaktor bzw. emotionalen Sicherheitsgurt mitgeben, um Babys vor Schaden zu bewahren.“ Priv.-Doz. Dr. Karl Heinz Brisch

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ie ersten Jahre eines Kindes sind für seine Entwicklung von entscheidender Bedeutung. In der frühen Kindheit stehen die Kleinen zwischen zwei Welten – und Eltern vor einer anspruchsvollen Aufgabe, der sie oftmals nur mit Hilfe von außen gewachsen sind. Besonders Familien in belasteten Situationen brauchen professionelle und multiprofessionale Unterstützung, um ihren Kindern in der sensiblen Lebensphase bestmögliche Entwicklungsmöglichkei-

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ten bieten und Risikobelastungen sowie Probleme überwinden zu können. Zwar macht Armut großen Druck, aber alle Schichten sind von Problemen betroffen und brauchen Hilfe, sind sich Experten einig. Auch, dass die Probleme mehr werden, sei eine Tatsache: so gibt es zum Beispiel bei psychischen Auffälligkeiten der Kinder einen starken Anstieg. Erstmals in Österreich startet im Herbst der multiprofessionelle und interdisziplinäre Universitätslehrgang für

Early Life Care, der sich der Unterstützung von Kindern und ihren Familien am Lebensbeginn – in den Phasen Schwangerschaft, Geburt und erstes Lebensjahr – widmet. Ziel dieser berufsbegleitenden Weiterbildung, einem Kooperationsangebot der Paracelsus Universität und St. Virgil Salzburg, ist der fachlich interdisziplinäre Wissenstransfer, die Förderung multiprofessioneller Zusammenarbeit und die Qualifizierung für Führungsaufgaben in der Weiterentwicklung flächendeckender Begleitungs-,

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Beratungs- und Behandlungsangebote. Die erste (dreisemestrige) und zweite (einsemestrige) Stufe des Universitätslehrgangs dienen der beruflichen Weiterbildung, in der dritten (dreisemestrigen) Stufe wird der Master of Science erworben. „Der wesentliche Fokus liegt auf der vernetzten Vorgangsweise aller jener Berufsgruppen, die gemeinsam daran arbeiten, die Umfeldbedingungen für die gedeihliche Entwicklung von Kindern bestmöglich auszurichten“, sagt Projektleiterin Michaela Luckmann. Zu den Schlüsselpersonen gehören Mediziner, Psychologen, Hebammen, Geburtsvorbereiter, Beratungspersonen, Gesundheits- und Krankenpflegepersonal sowie Pädagogen. Im Blickpunkt steht dabei die aufmerksame, respektvolle, lebensfördernde und lebensstützende Kultur rund um den Lebensbeginn, die sowohl Lebensrisiken als auch Lebenschancen einbezieht. Weichen für das Leben. „Erfahrungen in der Schwangerschaft und frühen Kindheit stellen lebenslang wirksame Weichen für die spätere Lebensqualität und Gesundheit“, betont Wolfgang Sperl, Vorstand der Salzburger Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde sowie wissenschaftlicher Leiter des Universitätslehrgangs. Da Eltern und Systeme zu Lebensbeginn phasenweise überfordert sind, sei viel Wissen nötig und werde professionelle Begleitung durch vernetzt agierende frühe Hilfen immer wichtiger. Deshalb möchte Sperl den unterschiedlichen Professionen unter anderem standardisiertes Wissen und interdisziplinäres Lernen ermöglichen, auf Evaluierung achten und neue wissenschaftliche Erkenntnisse mit einbringen. Ein eigenes Institut für Early Life Care an der Paracelsus Universität soll die Forschung zu dieser bedeutungsvollen Phase am Beginn des Lebens vorantreiben und so zur Qualitätssicherung und Entwicklung von Standards beitragen. „Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der primären Prävention“, erklärt Karl Heinz Brisch, designierter Leiter des Forschungsinstituts. „Durch die Forschungsprojekte werden künftig Präventionsmöglichkeiten für werdende Eltern, psychosoziales Management im Kreißsaal und emotionale Betreuung von Entbindenden sowie die förderlichen Entwicklungsbedingungen – gerade auch unter dem Aspekt der emotionalen Bindung zwischen Eltern und Kind – herausgearbeitet.“ Ein weiterer wichtiger Schritt, damit Kinder nicht an den Bruchstellen zwischen zwei Welten verloren gehen. •

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Research

Erfinder braucht die Uni Wirtschaftlich verwertbare Erfindungen und Patente sind auch f端r Universit辰ten eine Chance. Die Paracelsus Uni will sie jetzt besser n端tzen. Autor: Andreas Aichinger Fotos: istock, Paracelsus Uni/wild+team, privat

Ein Patent ist ein hoheitlich erteiltes gewerbliches Schutzrecht f端r eine Erfindung. Der Inhaber ist berechtigt, anderen die Nutzung der Erfindung zu erlauben bzw. zu untersagen.

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Research

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ie Geschichte des genialen Erfinders Nikola Tesla ist eigentlich eine traurige. Die Welt verdankt dem serbisch-kroatischen Elektroingenieur so bahnbrechende Erfindungen wie den Wechselstrommotor – mehr als 100 Patente gehen auf sein Konto. Nur bei der wirtschaftlichen Verwertung seiner Erfindungen bewies Tesla kein glückliches Händchen. Am Ende starb der geniale Geist weitgehend mittellos und gilt bis heute als das „vergessene Genie“. „Innovation is nothing without commercialization” – das sieht heute längst nicht nur Google-CEO Larry Page so. Tatsache ist aber, dass diese Art des Denkens gerade an Universitäten gelegentlich noch in den Erfinder-Kinderschuhen steckt. Dabei erleben Patentierungen derzeit so etwas wie einen Boom. 274.174 Patente wurden 2014 beim Europäischen Patentamt angemeldet – ein Plus von 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr und neuer Rekord. Dem steht die Zahl von 64.400 erteilten Patenten gegenüber. Mit 35 Prozent leisten die europäischen EPO-Mitgliedsstaaten (darunter Österreich) den größten Beitrag dazu, gefolgt von den USA (26 Prozent) und Japan (18 Prozent). Während die Anmeldungen aus China und den USA zulegten, war das Aufkommen aus Japan zuletzt rückläufig. Bemerkenswert: Medizintechnik bildet mit 11.124 Patentanmeldungen die größte Produktgruppe in der EPO-Statistik. Erfreulich ist, dass sich auch Österreich 2014 über deutlich mehr Patentanmeldungen und ein Plus von 4,5 Prozent freuen durfte. Das hingegen

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wissen die wenigsten: 1.963 PatentAnmeldungen bei der EPO bringen Österreich auf den respektablen siebenten Rang weltweit – in Relation zur Bevölkerungsgröße. Grund zur Freude, aber am Boden bleiben: beim Spitzenreiter Schweiz waren Erfinder zuletzt mehr als dreimal so häufig aktiv. Was lange währt, wird endlich gut: nach über 40-jährigen Verhandlungen über ein einheitliches EU-Patent konnte 2014 endlich die Ziellinie überquert werden: das EU-Patent ersetzt die bestehenden nationalen Patentregelungen und soll unter anderem den Kosten-Nachteil gegenüber der internationalen Konkurrenz beseitigen. Den EU-weiten Patentschutz und die (bisher in allen EU-Mitgliedsstaaten einzeln nötige) Validierung gibt es als Draufgabe. Das entsprechende Übereinkommen wurde von 24 Mitgliedstaaten, darunter Österreich, unterzeichnet. Die ersten europäischen Patente mit einheitlicher Wirkung werden somit im Jahr

2015 erteilt. Doch wie groß ist eigentlich der Anteil, den öffentliche Forschungseinrichtungen und Universitäten zum gesamten Patent-Kuchen beitragen? Laut EPO-Zahlen sind es derzeit rund sechs Prozent. Klassenprimus unter Österreichs Unis ist – wenig überraschend – die Technische Universität Wien. 2013 durfte sich die TU über 16 erteilte Patente freuen. Seit September 2014 hat auch die Paracelsus Universität in Salzburg die Weichen professionell gestellt: mit einer umfassenden Patentierungsrichtlinie, die das gesamte Verfahren sauber regelt. Michael Nake, Kanzler und somit Geschäftsführer der Paracelsus Universität, erklärt die Motivation für die Schaffung der neuen Richtlinie: „Wir haben uns veranlasst gesehen, das eindeutig zu regeln. In den ersten Jahren der Universität waren Patente noch kein so großes Thema, aber langsam sind sie zu einem geworden.“ Zwar hätten erste Anlassfälle durchaus „kollegial“ mit den betroffenen Mitarbeitern geregelt werden können. Gleichzeitig hätte man aber anhand dieser ersten aus der Universität heraus angemeldeten Patente den grundsätzlichen Regelungsbedarf ebenso erkannt wie die Notwendigkeit, vor allem für „technologische Fragen“ ein Management aufzusetzen. Zu diesem Zweck wurde zeitgleich ein „Patent- & Technologietransferbeauftragter“ installiert, und zwar der erfahrene Patent-Experte und Lifescience-Consulter Ludwig Weiss. Kern & Kommerzialisierung. Weiss und sein Unternehmen sciXess betreuen nunmehr die Paracelsus Universität in allen schutzrechtsrelevanten Fragestellungen. 

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Research

Weiss: „Unsere Beratung reicht von orientierenden Erstgesprächen mit den Wissenschaftern im Vorfeld einer Erfindung bis hin zur kommerziellen Verwertung von Patenten. Beispielsweise durch Gründung von Spin-offs oder durch Auslizenzierung an industrielle Partner.“ Erster Schritt ist dabei stets die fundierte Begutachtung der Erfindungsmeldung nach patentrechtlichen und kommerziellen Kriterien. Die Universität muss in dieser Phase – auf Basis der Weiss’schen Expertise – entscheiden, ob sie ein Patent aufgreift oder ganz dem Forscher überlässt. „Hier geben wir der Paracelsus Universität Entscheidungshilfen und unterstützen sie bei der Schaffung der vertraglichen Rahmenbedingungen“, erklärt Weiss. Besonders wichtig sei in dieser Phase, im persönlichen Gespräch mit den Erfindern, den Kern der Erfindung herauszuarbeiten und das Kommerzialisierungspotenzial zu erörtern. Nerven aus Sehnen. Liege dann eine „fertige“ Erfindung mit „hohem Verwertungspotenzial“ vor, so könne meist „innerhalb weniger Wochen“ in Zusammenarbeit mit Patentanwälten eine prioritätsbegründende Patentschrift eingereicht werden, so der Patent-Beauftragte. Weiss weiter: „Die sciXess begleitet das nun folgende Patenterteilungsverfahren und übernimmt federführend die Kommerzialisierung der Erfindung, so dass sich die Erfinder und Erfinderinnen auch weiterhin auf die Wissenschaft konzentrieren können und der Mehraufwand für sie so gering wie möglich gehalten wird.“ Ein anschauliches Beispiel für ein Patent aus den Reihen der Paracelsus Uni (allerdings aus der Zeit vor der Tätigkeit

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„Der häufigste und schwerwiegendste Fehler ist die neuheitsschädliche Vorveröffentlichung durch die Erfinder selbst.“ Dr. Ludwig Weiss, CEO sciXess und Patent- & Technologietransferbeauftragter der Paracelsus Uni von Weiss) entspringt einem institutsübergreifenden Projekt, an dem neben dem Forschungsinstitut für Sehnen- und Knochenregeneration (Hans Bauer, Herbert Tempfer, Renate Gehwolf) auch das Forschungsinstitut für Molekulare Regenerative Medizin (Ludwig Aigner, Francisco Rivera) beteiligt sind. Herbert Tempfer erklärt, worum es dabei geht: „Wir haben herausfunden, dass sich in Sehnen Stammzellen befinden, die unter anderem auch zu Nervenzellen differenzieren können. Das Patent beinhaltet eine Methode, um diese Zellen aus Gewebe zu isolieren und zu vermehren.“ Geistiges Eigentum. Der entsprechende Patentantrag sei von den Gutachtern des Europäischen Patentamts sehr hoch bewertet worden, ist Tempfer stolz. Da die zugrunde liegende Entdeckung bereits drei Jahre zurückgelegen sei, habe man sich damals über Vermittlung des patenterfahrenen Paracelsus-Professors Ludwig Aigner an eine Münchner Patentanwaltskanzlei gewendet. „Sprache und Logik beim Verfassen eines Patentantrages sind ja vollkommen anders als beim Ausarbeiten einer wissenschaftlichen Publikation. Das wäre für uns ohne

Patentanwälte nicht machbar gewesen“, erinnert sich Tempfer. Doch auch im prinzipiellen Zugang sei etwas in Gang gekommen: „Da die Paracelsus Uni noch eine relativ junge Universität ist, ist der Umgang mit ‚Intellectual Property’ ein Prozess, der sich derzeit in Entwicklung befindet.“ International sei es üblich, dass Universitäten dem Schutz geistigen Eigentums mindestens so viel Wert beimessen wie den wissenschaftlichen Publikationen selbst, weiß der Paracelsus-Forscher. Doch ausgerechnet hier lauert auch die gefährlichste Falle. Achtung, Neuheit! „Der mit Abstand häufigste und gleichzeitig schwerwiegendste Fehler ist die neuheitsschädliche Vorveröffentlichung durch die Erfinder selbst“, weiß Ludwig Weiss. Außerdem: „Viele Wissenschafter stecken so tief in ihrer Forschung, dass sie selbst bahnbrechende Erfindungen als naheliegend betrachten.“ Die neue Patentierungsrichtlinie hingegen spricht Klartext: „Was patentiert werden soll, muss weltweit am Anmeldetag des Patents neu sein. Daher gilt es die Erfindung bis zum Zeitpunkt der Anmeldung in keinster Weise zu veröffentlichen (Vortrag, Publikation, Poster etc.).“ Weiß rät: „Viele Fragen lassen sich bereits in einem kurzen Telefonat klären, damit großartige Erfindungen nicht schon im Vorfeld der Patentierung verloren gehen.“ Kanzler Michael Nake wiederum sieht die Paracelsus Universität nach ihren ersten Patenten „erst am Anfang“ stehend und die wirtschaftliche Bedeutung noch überschaubar. Potentzial für die Zukunft gibt es aber allemal: „Wir hoffen, dass Forscher auch noch diesen Aspekt der Verwertung in ihr Denken miteinbeziehen.“ •

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Inside

Eule oder Lerche? Nachtarbeit ist notwendig, aber nicht immer gesund. Die Chronobiologie weiß mehr. Autor: Andreas Aichinger Foto: istock

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inst sang Frank Sinatra: „I want to wake up in a city that never sleeps”. Doch die Stadt, die niemals schläft, gibt es nicht zum Nulltarif. Und das hat mit Lebensgefühl und Party nur am Rande zu tun. Viele Berufsgruppen – darunter auch Ärzte und Pflegepersonal – arbeiten auch während der Nachtstunden, damit der Rest der Bevölkerung gut schlafen kann. Dazu kommt, dass es für viele – vor allem produzierende – Unternehmen technisch und wirtschaftlich nicht möglich ist, die Maschinen während der Nachtstunden still stehen zu lassen. Rund 620.000 Menschen erbringen heute in Österreich Nachtarbeit, ein nur unwesentlich kleinerer Personenkreis ist in Schichtarbeit oder Wechseldienst tätig. Diese Menschen aber sind – auch wenn es nicht besonders oft offen ausgesprochen wird – einem erhöhten gesundheitlichen Risiko ausgesetzt.

Eine aktuelle Untersuchung aus den USA nennt die harten Fakten. Konkret handelt es sich dabei um eine Spezialauswertung der „Nurses’ Health Study“, in deren Rahmen seit 1988 fast 75.000 US-Krankenschwestern mit mehr als drei Nachtdiensten pro Monat beobachtet worden waren. Das zentrale, aufrüttelnde Ergebnis: bei Frauen mit Nachtschichtarbeit über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren waren die Gesamtsterblichkeit und die Mortalität durch Herz-KreislaufErkrankungen signifikant erhöht. Neben den unvermeidlichen Schlafproblemen zählen Magen-Darm-Thematiken zu den häufigsten Beschwerden bei Schichtund Nachtarbeitern, inklusive falscher Ernährung und Diabetes. Dazu kommen psychische und soziale Probleme. Wer nur mit Einschränkungen am Familienleben teilnehmen kann oder wem bei Treffen mit Freunden regelmäßig die Augen zufallen, der weiß, wovon die Rede ist.

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mon“ bekannten Melatonin, das den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen mitsteuert.

Krebs & Schichtarbeit. Besonders beunruhigend sind Zahlen, die 2012 am Institut für Arbeitsmedizin an der Universität Köln veröffentlicht wurden. Konkret hatte man insgesamt 30 Studien aus aller Welt zum Thema Schichtarbeit ausgewertet, und zwar mit Fokus auf Flugbegleiter und Piloten. Den Arbeitsmedizinern zeigte sich ein unmissverständliches Bild: Frauen aus diesen Berufsgruppen hatten ein um 70 Prozent erhöhtes Brustkrebs-Risiko, ihre männlichen Kollegen ein um 40 Prozent erhöhtes Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Und selbst wenn die Datensuppe aufgrund nicht unmittelbar vergleichbarer Parameter noch dünn ist, einen Verdacht gibt es: demnach könnten hormonabhängige Tumore (wie eben Brust- und Prostatakrebs) in Zusammenhang mit einem in der Zirbeldrüse des Zwischenhirns gebildeten Botenstoff stehen: dem auch als „Schlaf-Hor-

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Die innere Uhr ist – natürlich neben der Drehung der Erde und somit dem Tageslicht selbst – der zentrale Taktgeber für diesen Rhythmus. Ist von dieser inneren Uhr die Rede, so sprechen Chronobiologen auch von der so genannten Zirkadianen Rhythmik. Diese innere biologische Uhr tickt aber bei jedem Menschen anders. Grundsätzlich lassen sich in der Bevölkerung zwei verschiedene „Chronotypen“ mit unterschiedlichen Schlaf- und Wachphasen und vor allem unterschiedlichem Leistungsvermögen zu verschiedenen Tageszeiten unterscheiden: Da wären einmal die „Eulen“, die gerne spät zu Bett gehen und morgens nur schwer aus den Federn kommen. Ihnen bereiten Nachtschichten in der Regel weniger Probleme. Ganz anders sieht es mit den „Lerchen“, den Frühaufstehern aus. Für sie dürften die oben beschriebenen Gesundheitsgefahren während einer Nachtschicht schwerer wiegen. Ist aber der jeweilige – wohl auf eine genetische Prädisposition zurückzuführende – Chronotyp eines Mitarbeiters erst einmal bekannt, so könnte man doch Lerchen und Eulen den jeweils für sie passendsten und somit gesündesten (Früh- bzw. Nacht-) Schichten zuteilen? Die Zukunft? Sterbende Schwäne. Doch so weit ist unsere Arbeitswelt großteils noch nicht. Immerhin informiert mittlerweile beispielsweise die Wirtschaftskammer darüber, dass Nachtarbeiter Anspruch auf Versetzung auf einen geeigneten Tagesarbeitsplatz hätten, sofern „die weitere

Verrichtung von Nachtarbeit die Gesundheit nachweislich“ gefährdet. Allerdings nur „entsprechend den betrieblichen Möglichkeiten“. In manchen Unternehmen wird indes mit Brillen experimentiert, die das aktivierende Blaulicht ausfiltern. Andere setzen auf Sport. Etwa Josef Niebauer, Vorstand des Instituts für präventive und rehabilitative Sportmedizin am Universitätsklinikum der Paracelsus Universität. Niebauer brachte seinen Ratschlag für Jetlag-Geplagte (und letztlich Nachtarbeiter) einmal so auf den Punkt: „Wenn man beispielsweise laufen geht, fühlt man sich danach besser, als wenn man sich ins Bett legt und den sterbenden Schwan spielt.“ Der Kern der Sache ist indes wirklich einer: er heißt „suprachiasmatischer Kern“, es handelt sich um einen im Hypothalamus angesiedelten Kernbereich des Gehirns. Er gilt als Sitz der alles entscheidenden „Master Clock“, ist also quasi das Herz unserer inneren Uhr und ist neuronal direkt mit der Netzhaut (und daher mit äußeren Lichteinflüssen) verbunden. In Tierversuchen ist bereits der Nachweis gelungen, dass mit einer Transplantation des Kerns quasi auch die individuelle innere Uhr eines Tieres mittransplantiert wird. Und auch einen ersten Verdächtigen für den Wirkmechanismus zwischen einem (Arbeits-)Leben gegen die innere Uhr und den resultierenden Gesundheitsproblemen gibt es schon: Methylierungen bestimmter DNA-Abschnitte über das gesamte Genom. Es gibt also noch viel zu tun für die Forschung. Eines aber ist schon heute fix: wer Lerchen und Eulen über einen Kamm schert, der tut ihnen nichts Gutes. •

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Education

Medizin und Physik – eine innige Liaison Physikalisch-technische Entwicklungen waren immer Teil des Fortschritts in der Medizin, prominente Beispiele sind bildgebende Verfahren und Strahlentherapie. Die Medizinstudierenden an der Paracelsus Universität in Salzburg und Nürnberg nehmen bereits im ersten Studienjahr Einblick in das Zusammenspiel der beiden Wissenschaften. Autorin: Sabine Ritzinger . Foto: Getty Images

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ls Wilhelm Conrad Röntgen 1895 die nach ihm benannte Strahlung entdeckte, brachte dies nicht nur wissenschaftlichen Fortschritt auf dem Gebiet der Physik. Die daraus resultierende Entwicklung der Röntgenbildgebung war auch für die medizinische Diagnostik von großer Bedeutung und ist ein Beispiel dafür, welche Bedeutung die „Naturlehre“ (lat. physika) für die „Heilkunde“ (lat. ars medicinae) besitzt. Neben Röntgen ermöglichen inzwischen andere bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computer-Tomografie oder Magnetresonanz-Tomografie buchstäblich immer bessere Einblicke in die Funktion des menschlichen Körpers. Auch in der Behandlung von Krebserkrankungen – beispielsweise mit ionisierender Strahlung – spielt die Physik eine sehr wichtige Rolle. Für Medizinstudierende der Paracelsus Universität erschließt sich das Zusammenspiel von Physik und Medizin bereits im ersten Studienjahr, wenn das Fach „Physik in der Medizin“ im Ausmaß von 63 Stunden auf dem Lehrplan

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steht. In Salzburg wird gut die Hälfte dieser Stunden als Vorlesung gehalten, der Rest sind Praktika in Form selbstständig durchgeführter physikalischer Experimente und fachbezogene Exkursionen. Zwei Medizinphysiker der Universitätsklinik für Radiotherapie unterrichten und begleiten die Exkursionen. Drei Physiker der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg betreuen die Kleingruppenexperimente. Auch im weiteren Verlauf des Studiums sind bei den Themen Strahlentherapie und Nuklearmedizin wieder Physiker in die Lehre eingebunden. „In den Lehrveranstaltungen sollen die Studierenden zu naturwissenschaftlichem Denken im medizinischen Bereich hingeführt werden; komplizierte biologische Zusammenhänge werden am einfachen physikalischen Beispiel demonstriert und begreifbar gemacht“, erklärt Peter Kopp von der Universitätsklinik für Radiotechnologie und Radio-Onkologie, der die Lehrveranstaltung in Salzburg koordiniert. So wird der Unterarm zum Beispiel für einen Hebel, Schwingungen

und Wellen werden am Thema Ultraschall erläutert, die Optik behandelt Sehsinn und Fehlsichtigkeit – und vieles mehr. Auch die Mathematik als „Sprache der Physik“, das Erfassen der Bedeutung von Formeln und Diagrammen, ist Teil der Lehrveranstaltung. Während des Medizinstudiums wird immer wieder auf physikalische Kenntnisse zurückgegriffen, sie werden weiter vertieft, beispielsweise im Zusammenhang mit den Anwendungen ionisierender Strahlung für Diagnostik (Radiologie, Nuklearmedizin) und Therapie (Radio-Onkologie). •

„Das Grundlagenwissen über physikalische Verfahren ermöglicht den Ärztinnen und Ärzten, sich selbständig über ihre Möglichkeiten und Limitationen ein Bild zu machen.“ Dipl.-Ing. Dr. Peter Kopp, Lehrveranstaltungskoordinator „Physik für Mediziner“ in Salzburg

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Des Fischers Netze Neue Forschung, altbewährte Führungsqualitäten, dazu ein Baby-Boom: wie Thorsten Fischer die Geburtswehen der neuen Salzburger Gynäkologie managt. Autor: Andreas Aichinger . Foto: Paracelsus Uni/wild+team

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m Arbeitsplatz von Thorsten Fischer sind immer öfter Babyschreie zu hören. Und das ist eine sehr gute Nachricht. Sage und schreibe 2.542 Kinder haben im Jahr 2014 an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Salzburg das Licht der Welt erblickt – ein neuer 21-Jahres-Höhepunkt. Ein Rekord, den sich nicht nur werdende Eltern aus Salzburg als (Storchen-)Feder an den Hut heften dürfen, sondern auch immer mehr Mamas und Papas aus benachbarten Bundesländern und aus Bayern, die der Salzburger Uniklinik unter der Leitung von Thorsten Fischer ihr Vertrauen schenken. Und natürlich am Ende auch Fischer selbst, der seit Oktober 2011 die Fäden als Klinikvorstand zieht. Der 1960 in Heidelberg geborene Neo-Salzburger bestätigt den erfreulichen Trend: „Wir haben seit drei Jahren anhaltend starke Steigerungsraten bei den Geburtenzahlen.“ Das Schreien überlässt der stets ruhig und sachlich argumentierende KlinikChef sehr gerne den zahlreichen JungErdenbürgern. Dabei hatte es vor seinem Salzburg-Debut anfangs durchaus auch medial hörbare Misstöne gegeben, die nicht zuletzt Widerständen gegen ein ehrgeiziges Meta-Ziel geschuldet gewesen waren: der Zusammenlegung der in der Vergangenheit nicht immer reibungslos kooperierenden Universitätskliniken für Frauenheilkunde und Geburtshilfe einerseits und für Spezielle Gynäkologie

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samt Brustzentrum andererseits. Dass heute zusehends an einem Strang gezogen wird, ist nicht zuletzt der Arbeit Fischers zu verdanken. Sein Erfolgsrezept bei der Zusammenführung von heterogenen Einheiten: Sachlichkeit, Lösungsorientiertheit und ein moderner, kommunikativer Führungsstil. „Nur wenn das Gesamtfach Frauenheilkunde zusammengehalten wird, können wir es im Ganzen schützen und auch langfristig genügend Bewerber dafür gewinnen.“ Warnender Nachsatz: „Die Zersplitterung eines Faches nützt niemandem.“

„Kompetenz lebt durch engagierte Mitarbeiter.“ Univ.-Prof. Dr. Thorsten Fischer, Vorstand der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Salzburg

Perspektivenvielfalt hatte auch Fischers eigene Studienjahre geprägt: Ursprünglich hatte der heute 54-jährige, der in Bad Homburg bei Frankfurt aufgewachsen ist, in Mainz Biologie studiert. Nach dem Wechsel zur Humanmedizin „habe ich dann einige Male, retrospektiv jeweils zum richtigen Zeitpunkt, die Universität gewechselt und bin unter anderem auch nach Österreich gegangen. Das war eine wichtige Erfahrung für mich, insbesondere war dies gut für die Erweiterung

meines klinischen, wissenschaftlichen und persönlichen Horizonts.“ An der Karl-Franzens-Universität Graz gelingt es damals dem bekannten Internisten Falko Skrabal, den jungen Deutschen nachhaltig für die Forschung zu begeistern. Fischers Begeisterung setzt sich bei der Wahl des medizinischen Faches fort: „Ich halte Frauenheilkunde für eines der faszinierendsten Fächer, weil es eines der breitesten und durch seine Komplexität unglaublich spannend ist.“ Zudem sei die Frauenheilkunde ein Fach für „ungeduldige“ Menschen, weil Diagnose und die erfolgreiche Implementierung der richtigen Therapien meist „relativ schnell“ umgesetzt werden können. „Als Arzt freue ich mich über einen schnellen Erfolg“, bestätigt der Primar lächelnd. Nach wie vor ist Fischer auch selbst in nahezu allen klinischen Bereichen tätig. Sein Credo: „Ein Klinik-Chef muss immer auch am Ort des Geschehens klinisch aktiv sein, um Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen und die eigene Klinik weiterzuentwickeln.“ Forschung für Frauen. Vom Willen zur ständigen Weiterentwicklung zeugt übrigens auch das Engagement des international bekannten Gesundheitsökonomen Volker Jacobs als Klinikmanager. Dass in den letzten Jahren am Salzburger Uniklinikum so etwas wie eine professionellst betreute Wellness-Oase für Geburten entstanden ist, ist dabei nur die sichtbare Seite der Medaille. Eher im Hintergrund spürbar sind die Aktivitäten

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Very Personal

neuen EU-Arbeitszeitgesetzes, den überall vorherrschenden Personalmangel meistern, und die hohe Motivation unserer Mitarbeiter erhalten können“, denn „Kompetenz lebt durch engagierte Mitarbeiter.“

Primar Thorsten Fischer meisterte die Zusammenführung der Universitätskliniken für Frauenheilkunde und für Spezielle Gynäkologie samt Brustzentrum mit Bravour.

einer modernen spitzenmedizinischen Einrichtung auf universitärer Basis. Neben dem Aufbau neuer Forschung (so wurde etwa eine gynäkologisch-onkologische Arbeitsgruppe geschaffen) gilt es, bestehende Forschungsaktivitäten besser zu vernetzen. Während zum Zeitpunkt von Fischers Bestellung erst eine sich entwickelnde „Forschungskultur“ existiert hatte, zeugen heute die gezielt angeworbenen, forschungsaffinen Ärzte und die Verdoppelung wissenschaftlicher Publikationen vom Erfolg der Neuausrichtung und natürlich auch das neue

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Forschungslabor unter der Leitung von Katharina Hillerer (siehe Beitrag auf Seite 22). Dazu Fischer: „Mein Traum ist, dass sich Kliniker und Grundlagenforscher gegenseitig stimulieren und ergänzen.“ Herzstück der Auf- und Umbauarbeit des Klinikvorstandes ist aber die Fokussierung auf die klinische Kernkompetenz durch spezialisierte klinische Untereinheiten. „Diese Abteilungen sind unsere Leuchttürme und sollen zum nachhaltigen Erfolg beitragen.“ Der Primar hofft, „dass wir den gegenwärtigen Sturm der Strukturumstellungen aufgrund des

Auf der Strecke bleibt derzeit allerdings das „liebste Hobby“ des gebürtigen Heidelbergers, das Bergsteigen. Wenigstens für seine Vorliebe für zeitgenössische Kunst findet der verheiratete Vater einer Tochter gelegentlich Zeit. Am Ende des Gesprächs wirft Fischer noch einmal seine argumentativen Netze aus. Es gibt abermals kein Entkommen, zu treffsicher sind seine Argumente. Etwa, wenn er von der enormen Bedeutung der Paracelsus Universität für das Universitätsklinikum spricht: „Ohne die Paracelsus Uni, ohne den Status einer Universität, hätte ich mich hier nicht beworben. Auch unsere neuen Oberärzte hätten wir sonst nicht gewinnen können.“ Die Zukunft sieht der Klinikvorstand konsequenter Weise in der völligen Verschmelzung von Universität und Universitätskliniken: „Nur so werden wir auf Dauer den Nachwuchs bekommen, den wir alle dringend suchen. Nur so hat der Standort Salzburg eine medizinische, wissenschaftliche, personalpolitische und wirtschaftliche Zukunft.“ •

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Research

Triple P im F Das erste gynäkologische Forschungslabor des Salzburger Uniklinikums steht ganz im Zeichen des „Triple P“: Perinatalmedizin. Präeklampsie. Plazenta. Autor: Andreas Aichinger . Foto: Paracelsus Uni/wild+team

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atharina Hillerer kann ihre Freude kaum verbergen. Warum auch: „Mir hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht, dieses Labor aufzubauen. So eine Chance bekommt man nur äußerst selten.“ Kein Wunder also, dass die 32-jährige Passauerin die Gelegenheit am Schopf gepackt hat – und seit November 2013 selbst kräftig zupackt. Hillerer, die in Regensburg ihren Biologie-Doktor gemacht hat, leitet seit wenigen Monaten das neue „Perinatale Forschungslabor“ der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Salzburg. Schwerpunktmäßig soll hier Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Perinatalmedizin – sie beschäftigt sich mit schwangeren Frauen und ihrem Kind vor, während und bis zum siebenten Tag nach der Geburt – betrieben werden. Im Zentrum des Interesses steht zunächst eine Schwangerschaftserkrankung, deren (auch langfristige) Auswirkungen auf Frauen möglicherweise noch unterschätzt werden.

Dr. Katharina Hillerer leitet das Perinatale Forschungslabors der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Salzburg

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Die Präeklampsie. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, die sich durch Bluthochdruck und zu viel Eiweiß im Urin der betroffenen Frauen, also durch die beiden Leitsymptome „Gestationshypertonie“ und „Proteinurie“ zeigt. Obwohl der tatsächliche Prozentsatz der betroffenen Mütter schwer zu beziffern ist, wird oft von bis zu fünf Prozent ausgegangen. Doch es gibt ein Problem, das oft erst dann zutage tritt, wenn die Kinder längst groß sind: „Frauen, die während der Schwangerschaft eine Präeklampsie haben, weisen im Alter ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko auf.“ Während das komplexe Krankheitsbild selbst mittlerweile schon relativ gut erforscht sei, würden die Ursachen für dieses erhöhte Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch im Dunkeln liegen. Hillerer: „Und genau hier wollen wir ansetzen.“

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orschungslabor Der geistige Vater des neuen Forschungslabors ist der Klinikvorstand Thorsten Fischer (siehe Portrait auf Seite 20). Schon seit seinem Amtsantritt 2011 hatte er – zu dessen Forschungsschwerpunkten auch Präeklampsie gehört – konsequent das Ziel eines eigenen Forschungslabors verfolgt. Letztlich mit Erfolg. Fischer freut sich: „Dieses neue Labor soll interdisziplinär begriffen werden. Es ist kein rein geburtshilfliches Labor, sondern steht allen Unterabteilungen der Frauenklinik – der Senologie (Anm: Lehre von der weiblichen Brust), der Gynäkologischen Onkologie, der Endokrinologie und der Perinatalmedizin – zur Verfügung.“

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Urologie auf hรถchstem Niveau 24

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nkologie als Schwerpunkt. In der Salzburger Universitätsklinik für Urologie werden grundsätzlich alle urologischen Erkrankungen behandelt. Allerdings hat man sich unter der Leitung von Günter Janetschek ganz bewusst auf das Gebiet der Onkologie spezialisiert. Davor lag der Fokus eher auf dem Gebiet der Andrologie. Was die Tumorerkrankungen betrifft, so bietet man das gesamte Leistungsspektrum von der Früherkennung über die Diagnose bis zur Therapie. Die am häufigsten behandelten Tumore betreffen Prostata, Blase, Nieren sowie Hoden. Völlig neue Optionen kann man bei der Diagnose und Behandlung des Prostatakarzinoms anbieten. Durch eine bestimmte Bildgebung, die multiparametrische Magnetresonanztomografie, kann man das Karzinom sichtbar machen und danach eine gezielte Biopsie durchführen. Dies war bisher unmöglich. Eine Biopsie, also die Entnahme von verdächtigem Gewebe, erfolgte wegen der mangelnden Bildgebung bislang zufällig. Oder – wie es der Klinik-Chef nennt – „blind“, mit folgender Vorgangsweise: Bei pathologisch erhöhtem PSA-Wert und/oder einem auffälligen Tastbefund wird Gewebe entnommen. Werden bei dieser Biopsie Krebszellen entdeckt, folgen therapeutische Maßnahmen, etwa die operative Entfernung der Prostata. Erst nach der Entfernung ist der Pathologe in der Lage, das Karzinom wirklich zu sehen. Wird bei der Biopsie kein Karzinom entdeckt, bedeutet dies jedoch keine Entwarnung. Es sagt lediglich aus, dass im entnommenen Gewebe nichts Auffälliges entdeckt

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Ob die Behandlung von Tumorerkrankungen, die Querschnittforschung oder die Therapie von Nierensteinen: es gibt kaum ein urologisches Gebiet, auf dem die Salzburger Uniklinik nicht in der obersten Liga mitspielt. Autor: Wolfgang Bauer Fotos: SALK, istock

werden konnte. Das heißt aber auch, dass der Patient bei nochmaligem Vorliegen eines erhöhten PSA-Wertes wiederum eine Biopsie über sich ergehen lassen muss. Das ist durch die neue Methode anders. Jetzt wird ein Prostatakarzinom bei einer ultraschallgesteuerten Biopsie sichtbar. Ein MRI mit hoher Feldstärke, ein gutes Programm und ein Radiologen, der sich auskennt, machen dies möglich. Janetschek verweist – in Zusammenhang mit diesem Erfolgsrezept – auf die gute Zusammenarbeit mit dem Universitätsinstitut für Radiologie, das dieses Verfahren anbietet. „Wir können nun die Biopsie ganz gezielt durchführen und das Karzinom mit hoher Wahrscheinlichkeit finden“, so der Klinikvorstand. Und wenn diese zielgerichtete Biopsie negativ ausfällt, so ist dieses Ergebnis jetzt viel sicherer als früher. Es gibt nun neue Wege in der Entfernung verdächtiger Lymphknoten in der Prostata, da diese nun zielsicher ausfindig gemacht werden können. Auch sie müssen im Zuge einer Prostataoperation entfernt werden, weil die Gefahr besteht, dass sich dort Metastasen bilden. Auf diesem Gebiet ist man früher ebenfalls weitgehend blind vorgegangen, indem man prophylaktisch ganze Gruppen von Lymphknoten mit entfernt hat, auch wenn deren Bezug zur Prostata nicht im-

mer gegeben war. Mit einem doppelten Risiko: werden zu viele Lymphknoten entnommen, kann ein Lymphödem an den Beinen entstehen. Entfernt man jedoch zu wenige oder die falschen Lymphknoten, können Metastasen zurückbleiben. Die Salzburger Urologen haben nun eine Methode entwickelt, mit deren Hilfe sie die Lymphknoten der Prostata während der Operation genau ausmachen und für eine gezielte Entfernung identifizieren können. Man setzt dabei noch vor der OP auf die Injektion eines fluoreszierenden Farbstoffes in die Prostata. Die Lymphknoten der Prostata nehmen diesen Farbstoff auf, werden dadurch sichtbar und können entfernt werden. Zauberwort Laparoskopie. Die genannten Eingriffe erfolgen allesamt laparoskopisch, also mit Hilfe der so genannten Schlüsselloch-Chirurgie. Günter Janetschek gilt als Pionier dieser Methode. Seit den frühen 1990er-Jahren beschäftigt sich der Urologe mit dieser Technik, wurde damals noch von so manchem Kollegen belächelt. Als wolle man sein Wohnzimmer durch das Schlüsselloch hindurch tapezieren, so meinte etwa ein deutscher Kollege dazu. Doch Janetschek setzte unbeirrbar auf die minimal-invasiven Eingriffe. Er war sogar der Erste, der in Europa die Niere eines Lebendspenders für die folgende Transplantation laparoskopisch entnahm. Diese Technik ist inzwischen Standard geworden. Für Patienten bedeuten die Möglichkeiten der Laparoskopie nicht nur einen vergleichsweise kleinen Schnitt, sondern auch weniger Schmerzen und eine kürzere Rekonvaleszenz. Die Daten zu den laparoskopischen Prostataeingriffe be-

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weisen außerdem, dass diese Methode den herkömmlichen OP-Verfahren mehr als gleichwertig gegenübersteht. So ist es um die Potenz der operierten Männer eher besser bestellt, wenn man minimalinvasiv vorgeht. Die Operation eines Nierentumors ist ebenfalls auf diese Art und Weise möglich, ohne die ganze Niere entfernen zu müssen – obwohl dies eine enorme Herausforderung darstellt. Man operiert nämlich in einem sehr blutigen Umfeld, denn die Niere ist das am besten durchblutete Organ. Apropos Nieren! Die Urologie am Salzburger Landeskrankenhaus besteht seit 1964 – im Herbst vergangenen Jahres feierte man das 50-jährige Bestandsjubiläum. Welche Fortschritte die Urologie in den vergangenen fünf Jahrzehnten gemacht hat, kann man an der Behandlung von Nierensteinen sehr gut nachvollziehen. „Als ich noch ein junger Mediziner war, konnte man Nierensteine fast nur durch eine große Operation entfernen“, erinnert sich Janetschek. Heute ist das obsolet, Nierensteinoperationen sind überaus selten geworden. Neben anderen Methoden kann man die Steine zum Beispiel mit einem so genannten Nierensteinzertrümmerer zerkleinern (man nennt das Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie, kurz ESWL), sie gehen dann von selbst ab. Dabei werden Stoßwellen von außen appliziert und deren Werk der Zerkleinerung wird mit Röntgen oder Ultraschall überwacht. Die benötigte Energie kann der Größe der Steine angepasst werden, die Patienten sind während der Therapie in Vollnarkose. Das entsprechende Hightech-Gerät in der Salzburger Universitätsklinik zählt zu den modernsten in Österreich. Die Klinik ist nicht nur modern, sondern innovativ: für die Videopräsentation einer neuen laparoskopischen Technik zur Operation von Blasendivertikel wurde die Arbeitsgruppe um Janetschek

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Primar Günter Jantschek gilt als Pionier der Schlüsselloch-Chirurgie. Die Patienten profitieren vom minimalinvasiven Eingriff, der nur einen vergleichsweise kleinen Schnitt hinterlässt.

im Februar dieses Jahres beim Kongress der Amerikanischen Gesellschaft für Urologie ausgezeichnet. Dieser ist, neben dem Europäischen Urologenkongress, die weltweit wichtigste urologische Tagung. Wesentliche Säule der Querschnittforschung. Im Rahmen des Forschungszentrums für Querschnitts- und Geweberegeneration Salzburg (SCI-TReCS) nimmt die Urologie bei der Betreuung und Nachsorge von Querschnittspatienten ebenfalls eine wichtige Position ein. Denn es ist die Harnblase, der bei einer Querschnittsverletzung eine wesentliche Rolle zukommt. Sie wird geschädigt und verliert ihre normale Funktionalität. Eine kontrollierte Entleerung und Steuerung der Blase ist nicht mehr möglich, was nicht nur einen enormen Verlust an Lebensqualität darstellt. Es kann nämlich auch zu einem

„Als ich noch ein junger Mediziner war, konnte man Nierensteine fast nur durch eine Operation entfernen. Heutzutage beseitigt man Steine praktisch ohne einen Schnitt.“ Univ.-Prof. Dr. Günter Janetschek, Vorstand der Universitätsklinik für Urologie in Salzburg

Rückstau von Harn über die Harnleiter bis in die Nieren kommen, was langfristig auch die Nieren schädigen, ja sogar kaputt machen kann. Eine Schädigung des Harntraktes können die Urologen zwar verhindern, doch damit gibt sich der Primar nicht zufrieden: „Wir wollen eine gute Entleerung der Blase erreichen, obwohl die entsprechenden Nerven des Patienten nicht mehr funktionieren.“ Aktuell wird erforscht, ob es möglich ist, die Blasenfunktion durch Elektrostimulation wieder herzustellen. Eines der Ziele besteht darin, dass die Patienten dieses Problem selbst zu Hause managen können. Ob Querschnittforschung oder die Entwicklung neuer Methoden in der Behandlung onkologischer Probleme – die Universitätsklinik für Urologie ist mit zahlreichen spannenden wissenschaftlichen Fragestellungen konfrontiert. Viele davon wurden unter der Leitung von Günter Janetschek angestoßen, werden aber bald ohne sein Mitwirken weiter diskutiert, erforscht und publiziert werden. Denn mit Ende Mai geht der Urologe in Pension und wird mit einigen Fachkollegen ein urologisches Kompetenzzentrum an einer Wiener Privatklinik betreiben. Sechs Jahre hat er als Vorstand der Universitätsklinik gewirkt, in jener Stadt, in der er nach dem Medizinstudium in Innsbruck auch seinen Turnus absolviert hat. Und in der er eine auf höchstem Niveau agierende Klinik hinterlässt.

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Unter den Auspizien des Präsidenten Carolin Gemeier promovierte als erste Studierende einer österreichischen Privatuniversität „sub auspiciis praesidentis rei republicae“. Bundespräsident Heinz Fischer kam an die Paracelsus Universität, um der 29-Jährigen persönlich den Ehrenring der Republik für ihre außergewöhnliche Leistung zu überreichen. Autorin: Sabine Ritzinger . Foto: Paracelsus Uni/wild+team

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ie „Promotio sub auspiciis praesidentis rei publicae“ ist die höchste Ehrung, die Studierende an heimischen Universitäten erfahren können – und international ein Unikum. Die Tradition reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück und wurde als „Promotio sub auspiciis imperatoris“ in Anwesenheit des Kaisers – ursprünglich nur an Theologen und später auch Mediziner – verliehen. Mit dem Ende der Monarchie 1918 eingestellt, wurde die Ehrung 1952 unter Bundespräsident Theodor Körner wieder aufgenommen. Damals wie heute gilt: nur wenigen Studierenden gelingt es, derart außergewöhnliche Leistungen zu erbringen, um vom Staatsoberhaupt persönlich geehrt zu werden. Ein exklusiver Zirkel. Von rund 300.000 Studierenden an allen heimischen Universitäten Österreichs promovierten im Jahr 2014 nur etwa 20 Personen „sub auspiciis“. Carolin Gemeier, Absolventin des Doktoratsstudiums Molekulare Medizin an der Paracelsus Medizinischen

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Privatuniversität in Salzburg, ist eine dieser Ausnahmeakademikerinnen. Sie absolvierte ihre schulische und universitäre Laufbahn von der Oberstufe bis zum Doktorat ausschließlich mit der Note „Sehr gut“ – und wurde so zur ersten Sub auspiciis-Würdenträgerin an einer österreichischen Privatuniversität. „Es braucht eine gute Portion Glück, damit man alle Prüfungen mit ,Sehr gut´ abschließen kann“, gibt sich Gemeier bescheiden. „Aber ich habe ein gutes Gedächtnis und viel Zeit ins Lernen investiert.“ Carolin Gemeier wuchs in Henndorf am Wallersee auf, wo sie heute mit ihrer Familie – dem 16 Monate alten Sohn Ludwig und ihrem Lebensgefährten – wieder in ihrem Elternhaus wohnt. Nach dem Besuch des Bundesrealgymnasiums II in Salzburg absolvierte sie von 2003 bis 2010 das Medizinstudiums der Humanmedizin in Wien. „Was der Arztberuf bedeutet, wurde mir erst während des Studiums und schlussendlich in meinen ersten Nachtdiensten bewusst“, erinnert sie sich.

Karriere und Kind. Zurück in Salzburg, begann die frisch gebackene Dr. med. univ. das Doktoratsstudium Molekulare Medizin an der Paracelsus Universität. Ein Teil der Ausbildung fand an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg statt. Das wissenschaftliche Rüstzeug eignete sie sich in der Salzburger Uniklinik für Innere Medizin I an, wo sie in einem Gendermiks-Projekt an 66 Patienten forschte. Mit der Dissertation zum „Einfluss der Darmmikrobiota auf humane Stoffwechselprozesse“ erwarb die junge Ärztin den Titel „Doctor of Philosophy“ der molekularen Medizin. Danach begann sie mit der Turnusausbildung zur Ärztin für Allgemeinmedizin, zuerst für

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Alumni

Voraussetzungen für die Zulassung zu einer Promotion sub auspiciis praesidentis: • Absolvierung der oberen Klassen (ab 9. Schulstufe) einer höheren Schule mit sehr gutem Erfolg • Ablegung der Reifeprüfung an einer höheren Schule mit Auszeichnung • Absolvierung aller Gegenstände sowohl des Diplomstudiums bzw. Bachelor- und Masterstudiums als auch des zur Erwerbung des Doktorats vorgeschriebenen Rigorosums mit dem in den geltenden Studienvorschriften festgelegten bestem Prüfungsergebnis • Beurteilung der Diplomarbeit bzw. Bachelor- und Masterarbeit sowie der Dissertation mit Sehr gut

Bundespräsident Heinz Fischer und Rektor Herbert Resch würdigten sub-auspiciis-praesidentis-Absolventin Carolin Gmeiner in einer akademischen Feierstunde.

ein halbes Jahr am Unfallkrankenhaus Salzburg, danach am Salzburger Universitätsklinikum bis zum Mutterschutz im August 2013. Da Gemeiers Eltern noch berufstätig sind, kam Söhnchen Ludwig Ende Februar 2015 in eine Krabbelgruppe, damit die junge Mama den Turnus mit einer 50-Prozent-Stelle fertig machen kann. Zuvor waren Aufenthalte in der Natur, Treffen mit Freunden und der Besuch einer Spielgruppe der Alltag von Mutter und Kind: „Ich muss Ludwig beschäftigen und mit nur einem Kind kann ich viel unterwegs sein.“ Vom Abschluss der Turnusausbildung und dem damit verbundenen Ius practicandi verspricht sich Carolin Gemeier Unabhängigkeit für die Zukunft.

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Exklusivbesuch des Bundespräsidenten. Bedenkt man die außergewöhnliche akademische Laufbahn der Medizinerin, klingen ihre Zukunftspläne bescheiden, genauso wie das ganze Wesen Carolin Gemeiers geerdet und liebenswert erscheint. Doch, sie sei schon sehr stolz auf ihre Sub auspiciisAuszeichnung, sagt sie. Die Feier an der Paracelsus Universität sei auch viel persönlicher gewesen als sie es sich im Vorfeld vorgestellt habe: der Bundespräsident sehr herzlich, die Laudatio ihres Doktorvaters besonders schön. „Sie können die Gewissheit haben, dass Sie eine Ausnahmeleistung erbracht und somit eine ausgezeichnete Startposition für Ihr Berufsleben haben“, hatte

• Erbringung der universitären Leistungen in einer im Durchschnitt normalen Studiendauer. Eine längere Studiendauer kann durch triftige Gründe (etwa Berufstätigkeit, Krankheit, Unterbrechung des Studiums aus materiellen Gründen etc.) entschuldigt werden.

Heinz Fischer in seiner feierlichen Rede betont. Doktorvater Bernhard Paulweber hob neben der augenscheinlichen Intelligenz und dem zielorientierten Fleiß und Handeln auch die sozialen Eigenschaften von Carolin Gemeier hervor. •

„Ich habe ein gutes Gedächtnis und viel Zeit ins Lernen investiert.“ Dr. med. univ. Carolin Gemeier, Ph.D.

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Education

Führen will gelernt sein Der Universitätslehrgang für Health Sciences und Leadership hat vor rund einem Jahr begonnen. Zeit für ein Zwischenresümee.

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ndreas Kaiser widmet seit Mai des vergangenen Jahres einen beträchtlichen Teil seiner Freizeit der Betriebswirtschaft, dem Führungsverhalten, schriftlichen Hausaufgaben und „knackigen Prüfungen“, wie er es nennt. Denn der stellvertretende Leiter des Universitätsinstitutes für Klinische Psychologie in Salzburg ist einer von 17 Teilnehmern des berufsbegleitenden Lehrgangs für Führungskräfte im Gesundheitsbereich. Die Teilnehmer kommen aus verschiedenen Bereichen des Salzburger Universitätsklinikums. Der Lehrgang ist ein Gemeinschaftsprojekt des Universitätsklinikums und der Paracelsus Universität, daher ist eine bewusste und am Bedarf der Einrichtungen ausgerichtete Schwerpunktsetzung möglich. Kaiser schätzt vor allem das Kennenlernen anderer Professionen und deren Sichtweisen. „Durch den regen Austausch bekommt man ein Gefühl dafür, wie Herzchirurgen oder Controller ticken. Oder Menschen, die aus dem Bereich des Einkaufs oder der Pflege kommen.“ Der angesprochene Controller – in diesem Fall ist es Lehrgangsteilnehmer Günter Lutzenberger – sieht sich darin motiviert, mehr über die Ärzte und Psychologen zu erfahren. „Wir sind in diesem Lehrgang eine super Zweckgemeinschaft, wie eine Schulklasse.“

Autor: Wolfgang Bauer . Foto: istock

wichtig ist, Patienten zu versorgen und Wissenschaft zu betreiben.

„Ich bin überzeugt, dass eine neue Generation an Führungskräften auf uns zukommt!“ Mag. Barbara Karitnig, Fachbereichsleiterin für Postgraduelle Aus- und Weiterbildung der Paracelsus Universität

litäten im Kernberuf dafür ausschlaggebend waren, ob jemand eine leitende Funktion übernehmen konnte.“ Jetzt wird es ihrer Ansicht nach immer wichtiger, dass Spitzenmediziner auch über Kalkulation, Change Management und Mitarbeiterführung Bescheid wissen. Und dass Betriebswirte und Pflegeexperten an einem Krankenhaus wissen, wie man wissenschaftlich arbeitet, wie man zu Drittmitteln gelangt, warum es

Keine Pflicht, aber wichtig. Muss man also in Zukunft diesen Lehrgang absolvieren, um eine Führungsposition ausüben zu können? – „Es wird im Gesundheitsbereich bei Bewerbungen für Leitungspositionen zunehmend wichtiger, solche Ausbildungen nachweisen zu können“, sagt Karitnig. Nach sechs Semestern schließt man mit dem Master of Science ab (das Akkreditierungsverfahren läuft derzeit). Man kann aber nach jedem Jahr aufhören bzw. unterbrechen, wie es die Dermatologin Christa Stückler macht. „Ich muss noch einige fachliche Ausbildungen absolvieren, so dass ich erst im Herbst 2016 das Studium wieder aufnehme.“ Im Herbst dieses Jahres startet der Lehrgang zum zweiten Mal, diesmal auch mit Teilnehmern anderer Gesundheitseinrichtungen. Mehr über diesen Lehrgang unter www.pmu.ac.at/hsl

Der Universitätslehrgang verbindet die Themen Health Sciences, Management und Leadership sowie Menschen mit unterschiedlichen Professionen.

Drei große Bereiche zeichnen den Lehrgang aus: Health Sciences, Management und Leadership. Ein großes Unternehmen mit großer Verantwortung benötigt Führungskräfte mit mehreren Kompetenzen, ist Fachbereichsleiterin Barbara Karitnig überzeugt. „Bisher war es oft so, dass vor allem fachliche Qua-

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Allergien sind Krankheiten, die sich im Abwehrsystem des Körpers abspielen. Mit verschiedenen Tests wird festgestellt, auf welche auslösenden Stoffe bzw. Allergene das Immunsystem reagiert.

Hysterie oder Allergie? Die neue EU-Verordnung in Sachen Lebensmittelinformation bringt viele Verbesserungen. Und es führt uns ein (Lifestyle-)Problem vor Augen. Autor: Andreas Aichinger . Fotos: SALK, istock

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eit 13. Dezember 2014 ist die neue EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) in Kraft. Im Zentrum der öffentlichen Diskussion stand dabei fast ausschließlich ein Aspekt: die nunmehr verpflichtende Kennzeichnung von in Lebensmitteln enthaltenen Allergenen, und zwar auch für offen-unverpackt verkaufte Ware. Das Argument für diesen Schritt klingt überzeugend: eine(r) von sechs Österreichern leidet mittlerweile unter Lebensmittel-Intoleranzen oder -Allergien. Doch schon an diesem Punkt scheiden sich die Geister, denn dass wirklich bereits knapp 17 Prozent der Bevölkerung von NahrungsmittelUnverträglichkeiten im weiteren Sinn

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betroffen sein sollen, stößt auf berechtigte Skepsis. Die durch alle Medien geisternde Zahl basiert nämlich letztlich nur auf einer Selbsteinschätzung im Rahmen einer von einem Marktforschungsinstitut durchgeführten Befragung. Und Experten weisen immer wieder auf die große Diskrepanz zwischen derartigen (durchaus trendigen) Eigenangaben und den tatsächlichen Diagnosen hin. Der Prozentsatz an Betroffenen dürfte somit – trotz steigender Tendenz – deutlich niedriger sein. Viele Verbesserungen. Tatsächlich enthält die mit 46 Seiten recht umfangreiche EU-Verordnung auch viele Punkte, die Verbesserungen für Konsu-

menten bringen. Die Diätologin Maria Anna Benedikt, die auch am Salzburger Universitätsklinikum für die ernährungsmedizinische Beratung verantwortlich zeichnet, sieht das ähnlich: „Grundsätzlich halte ich die neue Verordnung für sehr positiv, die Lebensmittelkennzeichnung wird dadurch prinzipiell verbessert. Es muss beispielsweise durch die neue Verordnung auch bei Tiefkühl-Fleisch und -Fisch nicht nur mehr das Mindesthaltbarkeitsdatum, sondern auch das Einfrierdatum angeführt werden.“ So lässt sich nunmehr jederzeit nachvollziehen, wie lange ein Fischlein schon im ewigen Eis vor sich hin frostet. Zudem muss jetzt auch verpacktes Schweine-, Schaf-, Ziegen- und Geflügelfleisch die Information beinhalten, wo die Tiere aufgezogen und geschlachtet wurden. Last but not least müssen auch die Schriftgrößen auf den Verpackungen größer ausfallen als bisher. Die Schattenseite ist naturgemäß der hohe Aufwand, der gerade für kleinere Unternehmen – etwa

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Inside Die EU-Lebensmittelverordnung 1169/2011 sieht die Kennzeichnung von Lebensmitteln und Speisen, die Allergien oder Unververträglichkeiten auslösen können, vor. 14 Haupt-Allergene wurden definiert (siehe www.allergeninfo.at).

„Allergene dürfen nicht zu einer Pathologisierung von Lebensmitteln führen.“ Maria Anna Benedikt MSc, MAS,Leiterin der Ernährungsmedizinischen Beratung am Salzburger Universitätsklinikum

Bäckereien, Catering-Firmen oder Konditoreien – kein Honiglecken ist. Fisch, Fleisch & Gluten. Und dann wäre da die Sache mit den Allergenen. Schon bisher mussten die wichtigsten 14 Produktgruppen, die allergische Reaktionen oder Unverträglichkeiten hervorrufen können, auf verpackten Lebensmitteln angegeben werden. Nunmehr gilt das wie erwähnt auch für unverpackte Produkte. Vor allem aber müssen Allergene aus den 14 Gruppen jetzt in der Zutatenliste deutlich (in fetter Schrift oder in Großbuchstaben) hervorgehoben werden. Dazu gehören unter anderem: glutenhaltiges Getreide, Eier, Fische, Sojabohnen und Milch, inklusive der jeweils daraus gewonnenen Erzeugnisse – aber auch exotischere Produktgruppen wie Lupinen („das Soja des Nordens“) und Weichtiere. Benedikt kritisiert, dass es sich nicht bei allen tatsächlich um Allergene handeln würde. Ein Beispiel: „Milcheiweiß ist ein Allergen, Milchzu-

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cker hingegen kann nur eine Unverträglichkeit hervorrufen.“ Zur allgemeinen Verunsicherung trägt vor allem die weit verbreitete Begriffsverwirrung bei. Dabei wäre es so einfach, Allergien einerseits und Intoleranzen andererseits auseinanderzuhalten. Allergie oder Intoleranz? Vereinfacht gesagt, handelt es sich bei einer echten Nahrungsmittelallergie um eine Überempfindlichkeit, die mit einer Reaktion des Immunsystems einhergeht. Der Körper stuft etwa fälschlicherweise ein an sich harmloses Protein als gefährlich ein, bildet dagegen Antikörper und verursacht bei neuerlicher Aufnahme die bekannten, allenfalls sogar lebensgefährlichen allergischen Reaktionen. Zu den nicht-immunologischen Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten gehören hingegen unter anderem auf einen Enzymmangel zurückzuführende Intoleranzen wie Laktoseoder Histamin-Intoleranz. Die Gefahren lauern aber auch an einer ganz anderen Ecke: „Allergene dürfen nicht zu einer Pathologisierung von Lebensmitteln führen“, warnt die Salzburger Ernährungsberaterin. Wenn aber Weizen, Walnüsse und Co erst einmal in der genannten Form hervorgehoben werden, könn-

te das von vielen – bewusst oder unbewusst – auch als Warnung fehlinterpretiert werden… Lifestyle-Problem. Was also tun? Benedikt hat einige Vorschläge: „Es fehlen uns oft die natürlichen Lebensmittel, und wir nehmen zu wenig fermentierte Lebensmittel zu uns.“ Sauerteig-Brot statt 08/15Brot aus „hochgezüchtetem Getreide“ wäre beispielsweise ein Anfang. Oder eine Wiederbesinnung auf Lebensmittel, die früher im Winter täglich auf dem Speiseplan standen: Rüben, saure Bohnen, vor allem Sauerkraut. Auch ein Übermaß an Laktose sollte vermieden werden. Sie steckt nicht nur in Milch und Milchprodukten, sondern wird über Milchpulver auch Lebensmitteln wie Backwaren, Schokoladen oder Fertigsuppen zugesetzt. Dass die Gesellschaft in Zeiten von Fast- und ConvenienceFood ein echtes Lifestyle-Problem hat, liegt auf der Hand. Trotz aller Verbesserungen geht die neue Lebensmittelinformationsverordnung aber jetzt auch mit einer neuen Gefahr einher: dem NoceboEffekt, also krankmachenden Erwartungen. Wer sich a priori von einem Lebensmittel Beschwerden erwartet, der wird diese eben oft wirklich verspüren. Ob uns das schmeckt?

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Body Check

Hypothyreose und Morbus Hashimoto - was nun? Beim Morbus Hashimoto handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, die zu einer chronischen, schmerzfreien Entzündung des Gewebes führt und weltweit die häufigste Ursache für das Entstehen einer Unterfunktion (Hypothyreose) ist. Autor: Peter Keinrath . Fotos: istock, Paracelsus Uni/wild+team

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Der Morbus Hashimoto betrifft meist das weibliche Geschlecht und geht fast immer mit einer Unterfunktion der Schilddrüse einher. Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Lustlosigkeit und in vielen Fällen auch Gewichtszunahme, Schlafstörungen und Zyklusunregelmäßigkeiten sind die klassischen Erscheinungsmerkmale dieser Erkrankung.

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Die Diagnose wird mit einer einfachen Blutabnahme gestellt, wobei das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) und die so genannten „Peroxidase An-

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tikörper“ (TPO) erhöht sein müssen. Zur weiteren Abklärung der Schilddrüsengröße wird dann zumindest einmal ein Ultraschall und gegebenfalls ein Szintigramm (Bildgebung mit einer radioaktiven Substanz) erforderlich. Die Therapie richtet sich primär nach den Beschwerden des Patienten in Korrelation mit den erhaltenen Blutwerten. So ist bei fast allen betroffenen Personen eine lebenslange Schilddrüsenhormontherapie in Form einer täglichen Tablette notwendig.

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Der Morbus Hashimoto ist in der Regel eine unkomplizierte Erkrankung. Bei

Dr. Peter Keinrath ist Oberarzt und seit 2000 an der Universitätsklinik für Nuklearmedizin und Endokrinologie in Salzburg tätig. Neben der Abklärung von Schilddrüsenerkrankungen und Osteoporose sowie zahlreicher nuklearmedizinischer Untersuchungen ist sein Spezialgebiet die Myokardszintigraphie, welche die Durchblutung der Herzkranzgefäße darstellt.

Vorhandensein von Schilddrüsenknoten kann aber eventuell im Laufe des Lebens auch einmal eine operative Sanierung notwendig werden. Routinemäßige Kontrollen können in der Regel über den Hausarzt mittels Blutabnahme erfolgen. Im Falle von knotigen Veränderungen der Schilddrüse (Kropf/Struma) wird eine regelmäßige Ultraschalluntersuchung beim Spezialisten (z. B. alle 12 oder 24 Monate) empfohlen. •

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Dietrich Mateschitz:

„Den eigenen Weg gehen“

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„Red Bull verleiht der PMU Flügel“ titelten die Salzburger Nachrichten im Jahr 2002, als bekannt wurde, dass Dietrich Mateschitz, Eigentümer von Red Bull, die Paracelsus Medizinische Privatuniversität großzügig unterstützen werde. Autor: Gottfried Stienen . Fotos: Red Bull, Paracelsus Uni/wild+team, Berger+Parkinnen

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n Anlehnung an den genialen Werbeslogan „Red Bull verleiht Flügel“ und journalistischer Abänderung wurde beim Leser Aufmerksamkeit erweckt, abgehoben ist die Paracelsus Universität nicht. Die Tatsache, dass diese finanzielle Unterstützung der Privatuniversität die Akkreditierung und Gründung ermöglichte, ist gemeinhin bekannt. Dietrich Mateschitz verleiht mit seiner Großzügigkeit durchaus auf geistiger Ebene Flügel, er ermöglicht mit vielen anderen Förderern die Qualität in der Ausbildung von jungen Ärzten in Salzburg und hilft, an der Realisierung von Visionen – auch in der Forschung – arbeiten zu können. Eine 70-Millionen-Euro-Spende von Mateschitz im Jahr 2012 hat nicht nur den Neubau eines Forschungshauses ermöglicht, sondern sichert die wissenschaftliche Arbeit an mehreren Forschungsinstituten bis ins Jahr 2023. Forschung braucht Zeit. Dietrich Mateschitz hat sich selbst mal als Qualitätsfetischisten bezeichnet und fordert von seinen tausenden Mitarbeitern im Konzern hohe Motivation, Eigenverantwortlichkeit, kreatives Denken und mehr. Er hat der Paracelsus Universität vor 13 Jahren Starthilfe gegeben und den Motor auf Touren gebracht, fahren muss sie allein. Die Universität ist gefordert, ein möglichst hohes Maß an Qualität zu leisten und Potenziale auszuschöpfen. Daran hat sich bis heute nichts geändert und es wird auch so bleiben. Die Paracelsus Universität ist mit Red Bull als großem Förderer – und beson-

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ders mit dieser Millionenspende – in die medialen Schlagzeilen geraten und aufgefallen. Red Bull fällt mit besonderen Marketingevents von jeher auf. Im ersten Sales-Folder des Unternehmens stand 1987 der Satz: „Es gibt für Red Bull keinen bestehenden Markt, aber wir werden ihn machen.“ Mit differenzierten Marketingmaßnahmen wurde Red Bull das innovative Produkt auf dem Getränkemarkt und die Marke mit Kreativität, Innovation, Professionalität, Analyse und Leidenschaft einzigartig gemacht. Der Erfinder von Red Bull bleibt selbst gerne im Hintergrund und meidet auch öffentliche Auftritte. Dietrich Mateschitz, im Sternzeichen des Stiers geboren (!), hat 1963 am BRG in Bruck an der Mur maturiert und danach in Wien Welthandel studiert, er hat als Unternehmer Außergewöhnliches erreicht und ist entgegen dem eigenen Werbeslogan nie abgehoben. So auffallend vieles vom und für das Unternehmen gestaltet wird – auch die Bauten wie der Hangar-7 in Salzburg oder die Firmenzentrale in Fuschl am See, dazu das höchst erfolgreiche Engagement in der Formel 1 mit dem Gesamtprojekt Spielberg in der Steiermark – so unauffällig lebt der Milliardär. Privates bleibt privat, seine Leidenschaft für Flugzeuge und Motorsport ist bekannt. Der Steirer hat einige Wohnsitze (er besitzt sogar eine Insel in der Südsee, wer sollte es ihm verdenken) und verbringt gerne Zeit in der Natur – am Society-Leben mit Partyrummel nimmt er nicht teil. Gegenüber einem internationalen Business-Magazin sagte er vor drei Jahren: „Wenn ich mal ausgehe,

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„Ich habe meine Arbeitszeit auf eine DreiTages-Woche reduziert und arbeite daran, das auch zur Hälfte einzuhalten.“ Dipl.-Ing. Dietrich Mateschitz

ist es nur, um mich zu überzeugen, dass ich tatsächlich nicht viel verpasse.“ in der Medienwelt mit eigenem TVSender und hochwertigen Magazinen (Terra Mater, Servus) auf dem Markt, steht der wohl bekannteste Österreicher für Fernsehinterviews gar nicht und für andere Interviews äußerst selten zur Verfügung. Für Paracelsus Today hat sich Dietrich Mateschitz Zeit genommen und im Hangar-7 mit dem Autor dieser Zeilen geplaudert. Viel Vergnügen beim Lesen.

Paracelsus Today: Herr Mateschitz, Sie haben dem „Projekt“ Paracelsus Medizinische Privatuniversität schon bei der Gründung eine hohe Sinnhaftigkeit zugesprochen und unterstützen die Universität seit 12 Jahren sehr großzügig. In einer sich verändernden Bildungslandschaft geht die PMU als private Institution einen eigenen qualitätsvollen Weg in Ausbildung und Forschung. Hat die Uni ihr Vertrauen bislang gerechtfertigt? Mateschitz: Die Antwort ist einfach: ja. Paracelsus Today: Auf dem öffentlichen universitären Sektor wird von Rektoren und Wissenschaftern seit Jahren über Geld-

mangel geklagt. Der Staat verweist mehr denn je auf budgetäre Nöte und will, dass Vermögende und Stiftungen mehr spenden. Ist diese Förderung gerechtfertigt oder zu kurz gegriffen? Mateschitz: Unser Staat funktioniert auf der Basis von Gesetzen, darunter solchen, die vorsehen, in welchem Umfang sich jeder Einzelne an den öffentlichen Kosten zu beteiligen hat. Meine Position ist bekannt: Ich meine, dass es zunächst einmal darum geht, bestehendes Recht anzuwenden. Zum Beispiel Steuer-Schlupflöcher zu schließen, also die vereinbarte Solidarität auch einzufordern. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Dann geht es darum, dass die Einnahmen des Staates effizient und intelligent verwendet werden. Wäre ich ein Politiker, würde ich wohl formulieren: „In diesen beiden Bereichen besteht noch Handlungsspielraum.“ Ob sich jemand über seine gesetzlichen Pflichten hinaus engagieren möchte, muss ihm freigestellt sein. Das persönliche Gewissen beziehungsweise das Bedürfnis, sich darüber hinaus zu engagieren, ist in Gesetzen nicht abbildbar.

Dietrich Mateschitz spendet viel Geld für die medizinische Forschung an der Paracelsus Universität. Zusammen mit Heinz Kini-gadner hat er 2004 zudem die Stiftung für Rückenmarksforschung „Wings for Life“ gegründet.

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Freiraum für geistreiche Köpfe und ein modernes Arbeitsumfeld im neuen Haus C für Forschung und Lehre der Paracelsus Universität.

Paracelsus Today: Werden Wissenschaft und Forschung überhaupt genug gefördert oder anders gefragt: Haben Forschung und Bildung etwa noch immer nicht den notwendigen Stellenwert in Österreich? Mateschitz: Wissenschaft und Forschung sind die beiden Werkzeuge, mit denen wir unsere Zukunft gestalten. Ihre Frage könnte man daher auch anders stellen: Ist der Stellenwert der Zukunft in Österreich hoch genug, könnte der Stellenwert der Zukunft höher sein? So gesehen erübrigt sich jede Antwort… Paracelsus Today: Die Paracelsus Universität hat seit ihrer Gründung einen individuellen, privaten Weg mit einem kleinen Teil öffentlicher Landessubvention eingeschlagen. In Linz, rund 100 Kilometer von Salzburg, wurde vor wenigen Monaten die vierte öffentliche Medizin-Uni in Österreich gegründet. Halten Sie dies angesichts der notwendigen Millionen-Investitionen aus Steuergeldern überhaupt für sinnvoll? Wäre eine Bündelung der Kräfte in der Forschung (Stichwort Exzellenzcenter an wenigen Standorten mit definierten Schwerpunkten) und in der Ausbildung nicht klüger? Mateschitz: Jede zusätzliche Initiative ist sinnvoll – vorausgesetzt, sie stärkt das gemeinsame Anliegen der Forschung und Bildung, vorausgesetzt, sie bringt einen solchen Mehrwert, dass sie die Investitionen rechtfertigt. Den konkreten Fall zu beurteilen, bin ich nicht Experte genug. Paracelsus Today: Ein Salzburger Klinikvorstand erwähnte einmal in einem

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Gespräch, er würde die PMU in der Zukunft gerne als „Little Harvard“ sehen. Gefällt Ihnen dieser Gedanke?

Formel 1-WM-Titelgewinne. Gibt es Erfolgsfaktoren, etwa Konsequenz, Motivation, Können…?

Mateschitz: Ja und nein. Ja, weil er ein hohes Ziel formuliert, einen Anspruch an eigene Leistung auf Weltklasse-Niveau. Nein, weil solche Vergleiche immer die Gefahr in sich tragen, den eigenen Weg, die eigenen Stärken aus den Augen zu verlieren. Vielleicht ein wenig überspitzt formuliert: Unser Ziel muss sein, dass Universitäten „Little Salzburg“ sein wollen.

Mateschitz: Alle drei, ja. Und noch einige mehr. Hausverstand zum Beispiel. Oder Freude an dem, was man tut. Dankbarkeit für Erfolge. Und vielleicht am wichtigsten: eine positive Grundeinstellung zum Leben, zu Arbeit und zu Leistung. Darüber hinaus halte ich es mit Viktor Frankl, der das Recht auf Eigenverantwortung als das ureigenste aller Menschenrechte bezeichnet.

Paracelsus Today: Herr Mateschitz, Sie gelten als der reichste Österreicher. Viele streben nach Reichtum, träumen von Luxus. Was bedeutet für Sie Luxus?

Paracelsus Today: Sie könnten schon längst auf Ihr Lebenswerk schauen und täglich genießen, tragen aber noch immer die Verantwortung als Red BullChef. Ist die Arbeit für Sie ein Jungbrunnen und wie finden Sie Ihren Ausgleich?

Mateschitz: Mit dem Wort Luxus kann ich nichts anfangen. In diesem Wort schwingt Überfluss mit, Dekadenz, Nutzlosigkeit. Aber Sie haben das viel bessere Wort Reichtum angesprochen. Reichtum ist für mich ein Nachmittag mit Freunden auf dem Mountainbike oder auf Skiern. Reine Luft, klares Wasser. Freunde und Familie glücklich und gesund zu wissen. Und zu erkennen, dass das wahrer Reichtum ist. Paracelsus Today: Zeit ist, mit Gesundheit, ein wertvolles Gut. Viele Menschen belastet die schnelllebige, hektische Zeit, immer mehr leiden unter Stress. Sie leiten erfolgreich einen Weltkonzern mit tausenden Mitarbeitern. In vielen anderen Bereichen, im Sport oder in der Medienwelt, ist Red Bull äußerst präsent, und Sie suchen und bewältigen immer neue Herausforderungen – zum Beispiel

Mateschitz: Die Arbeit ist nicht das Leben. Aber sie ist ein bereichernder, spannender, inspirierender Teil davon. Ich lerne täglich in meiner Arbeit dazu. Warum sollte ich auf diesen Teil meines Lebens also freiwillig verzichten? Paracelsus Today: Sie haben sich zuweilen kritisch der Politik gegenüber geäußert. Mit Ihrem Unternehmen schaffen Sie Arbeitsplätze, zahlen hohe Steuern und sind damit dennoch im Hochsteuerland Österreich geblieben, wissend, dass Sie anderswo der Finanz wesentlich weniger abführen müssten. Warum? Mateschitz: Wir sind und bleiben gerne in Österreich. Hier haben wir unsere Wurzeln, hohe Steuern an sich sind kein Problem, solange damit sorgfältig,

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Selten gesehen: Dietrich Mateschitz mit Krawatte – im Bild bei einem Förderdinner der Paracelsus Universität im Gespräch mit Josef Eder.

verantwortungsvoll , effizient und vernünftig umgegangen wird. Paracelsus Today: Mit Ihrem Engagement – Bau einer Rennstrecke, Formel 1Rennen, Investitionen in die touristische Infrastruktur und vieles mehr – haben Sie die Region Spielberg in der Steiermark schlagartig neu belebt. Es klingt pathetisch, aber sind Sie als Steirer Ihrer engeren Heimat vom Herzen her tief verbunden? Mateschitz: Es klingt vielleicht pathetisch, aber: Ja. Paracelsus Today: Paracelsus Today ist das Magazin der PMU, daher gestatten Sie bitte noch einen kurzen thematischen Schwenk zur Medienwelt. Mit neuen

Angeboten, neuen Formaten in Print, TV und Online – immer verknüpft mit hohem Qualitätsanspruch – hat Red Bull Media House Maßstäbe gesetzt und genießt hohe Aufmerksamkeit. Was reizt Sie an dieser Branche? Mateschitz: Die so genannte „Welt von Red Bull“ hat im Grunde genommen nicht mehr sehr viel mit dem klassischem Begriff von Consumer Marketing zu tun, sondern ist eher schon eine Art Philosophie oder Weltanschauung. Diese inkludiert ein gewisses Maß an Leistungsbereitschaft, ein vernünftiges Maß Risiko, die Freude, etwas zum Erfolg zu führen ebenso wie die dazu erforderliche Ausbalanciertheit mit Sport, Vergnügen, Musik, Unterhaltung, sozialer Akzeptanz usw. Nachdem diese Inhalte von fast

allen Medienpartnern in den letzten beiden Jahrzehnten weltweit aufgegriffen und kommuniziert wurden, war es für uns der nächste logische Schritt, diese Inhalte auch über unser eigenes Netzwerk zu distribuieren. Also ein Gedanke mit hoher Sinnhaftigkeit in der Entwicklung unseres Unternehmens und unserer Marke. Paracelsus Today: Viele Menschen sind Ihnen dankbar, wie ordnen Sie Dankbarkeit ein? Mateschitz: Die Worte „Bitte“ und „Danke“ sollten nicht lediglich Floskeln sein. Man sollte verstehen, dass hinter diesen beiden Wörtern sehr vieles von dem steckt, was unser Zusammenleben ausmacht: Klarheit, Offenheit, Respekt. Nur eines sollte man vielleicht nicht, Dankbarkeit zu erwarten und schon gar nicht zu verlangen. Viele Dinge macht man, weil man selbst die größte Freude daran hat. Paracelsus Today: Vielen Dank.

Ein hERzlichEs DankEschön DEn pRivatEn FöRDERERn DER paRacElsus MEDizinischEn pRivatunivERsität: ACM Projektentwicklung GmbH | Agrana Zucker GmbH | Aicher, Max | Bankhaus Carl Spängler & Co. AG | BTU Beteiligungs GmbH | Capsumed Pharm GmbH | Chiesi Pharmaceuticals GmbH | DBS Gesellschaft - Kubin, H. und Kainberger, P. | DBW Industrieberatung Naue KG | DEBRA Austria | die ärztebank | Die Hayward Privatstiftung | dm drogeriemarkt GmbH | Frey, Bernhard | Fürst Developments GmbH | G. Hinteregger & Söhne Bauges. mbH. | Gebrüder Woerle Ges.m.b.H. | Georg Pappas Automobil AG | Greither, Andreas | Großglockner-Hochalpenstraßen AG | Hagleitner Hygiene International GmbH | Hansjörg Wyss Foundation | Imtech ICT Austria GmbH | Intertops Sportwetten GmbH - Train, Detlef | Jacoby GM Pharma - Jacoby, Heinrich | Johnson & Johnson Medical Companies | Kastner & Partners | Kellerhals, Helga & Erich | Knauf-Wahl, Jutta | Köhn & Kollegen GmbH | Krones AG | Kuhn Holding GmbH | Kuhn, Irmgard | Lagermax | Landeshypo Salzburg | Lenz, Gerhard | Lohmann & Rauscher GmbH | M. Kaindl Holzindustrie | MedAustron GmbH | MED-EL | Miele GesmbH | Moosleitner Ges.m.b.H | Neumann, Jacob und Daniel | Österreichische Lotterien | Pro Salzburg Stiftung - Ruckser-Giebisch, Gertraud | Rauch Fruchtsäfte GmbH & Co OG | Red Bull - Mateschitz, Dietrich | Rexam | Roche Group | Sallmann Bürotechnik | Salzburg AG | Salzburg Aluminium AG | Salzburger Sand- und Kieswerke GmbH | Salzburger Sparkasse Bank AG | | Schröcksnadel, Peter | Schwarzbraun, Familie / Segafredo Zanetti Austria Ges.m.b.H. | SeneCura Kliniken- und HeimebetriebsgmbH | Senoplast Klepsch & Co GmbH & Co KG | Siemens AG Österreich | Stahlwerk Annahütte Max Aicher GmbH & Co KG | Stieglbrauerei zu Salzburg GmbH | Straniak Stiftung, Hermann und Marianne | von Schilgen, Eva Maria und Wolf | VR - meine Raiffeisenbank eG, Altötting-Mühldorf (D) | Wozabal Textilservice GmbH & Co KG | Zürcher Kantonalbank Österreich AG

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Stiftungen neu anstiften Dr. Harald Mahrer arbeitet seit September 2014 als Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft und möchte mit neuen Ideen und verbesserten Rahmenbedingungen Stiftungen inspirieren, mehr Geld in unsere Gesellschaft zu geben. Foto: David Sailer

Paracelsus Today: Sie arbeiten an einem Gesetz zur Förderung des zivilgesellschaftlichen Engagements. Warum liegt Ihnen das Stiftungs-Thema so am Herzen? Mahrer: Für mich geht es um die gesamte dritte Sphäre. Die umfasst für mich mehr als nur den NPO-Sektor. Zivilgesellschaft findet ja nicht nur institutionalisiert statt, sondern umfasst die gesamte Bürgerschaft. Ich sehe das Wirken von gemeinnützigen Stiftungen in Ergänzung zu den Beiträgen des öffentlichen Sektors und der Privatwirtschaft. Gemeinnützige Stiftungen finanzieren Projekte und Ideen, die staatliche Stellen oder Unternehmen nie finanzieren würden oder es so nicht können. Sie übernehmen wichtige Ausbildungsfunktionen und sind Treiber relevanter Themen. Wir brauchen mehr von diesen Stiftungen und ihren Aktivitäten. Das macht unser Land resilienter und damit zukunftsfähiger. Paracelsus Today: Was hat es mit diesem Gesetz auf sich und wie weit ist dieses inzwischen fortgeschritten? Mahrer: Im Kern steht die Reform des gemeinnützigen Stiftungswesens, das in Österreich einen tiefen Dornröschenschlaf schläft und das ich wachküssen möchte. Wir haben in den letzten Monaten einen vielschichtigen StakeholderProzess geführt und von den Gebern, also Stiftungen, Stiftern und solchen, die es noch werden wollen, über die vielfältigen Empfängergruppen aus dem NGOBereich, sei es in Forschung, Kunst oder

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Kultur, bis hin zu den Experten alle breit eingebunden. Die Fragen waren: Was brauchen wir, damit gestiftet wird? Wie machen wir das Stiften einfacher? Und was hilft Gebern und Empfängern in der Zusammenarbeit? Derzeit befindet sich das Gesetz in der Phase der konkreten legistischen Formulierung. Paracelsus Today: Was soll sich speziell für Stiftungen ändern? Mahrer: Einerseits wollen wir das bestehende Bundesstiftungsund Fondsgesetz novellieren, es also schlanker und zeitgemäßer machen – damit es schneller und unkomplizierter gehen kann, eine gemeinnützige Stiftung zu gründen und dann auch zu führen beziehungsweise zu verwalten. Und andererseits wollen wir das Stiften als solches attraktiver machen. Dies soll über steuerliche Anreize bei der Spendenabsetzbarkeit beziehungsweise bei der Erstdotierung der Stiftung erfolgen.

hen sich auf ein Potenzial im Vergleich zu den jährlichen Ausschüttungen gemeinnütziger Stiftungen in Deutschland und der Schweiz. Ich halte diese Summe bei einer entsprechenden steuerlichen Anreizwirkung für mittelfristig durchaus erreichbar. Ergänzend muss sich natürlich dazu auch ein richtiges Biotop für den gemeinnützigen Stiftungssektor entwickeln. Ich bin sehr zuversichtlich, dass er sich dann in Österreich fruchtbringend entfalten wird. •

Dr. Harald Mahrer ist Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft.

Paracelsus Today: Laut Ihren Schätzungen soll durch ein neues Stiftungsrecht rund eine Milliarde Euro lukriert werden. Ist dieses Ziel realistisch erreichbar? Mahrer: Die Schätzungen kommen von den Interessensgruppen selbst und bezie-

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