Paracelsus Today

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ParacelsusToday

Das Magazin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität für Salzburg und Nürnberg

NR. 2 I JULI 2019 I € 3,–

GRENZENLOSE KOOPERATION Herzforschung in Salzburg und Nürnberg.

NEUBAU ALS ZUKUNFTSINVESTITION Die Paracelsus Universität benötigt mehr Raum.

Scharf sehen – ein Leben lang Kurzsichtigkeit wird zur Volkskrankheit. Wie man in jungen Jahren gegensteuern kann.



Editorial Impressum Paracelsus Today ist das Magazin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg • Auflage: 32.100 Stück • Medieninhaber und Herausgeber: Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg - Privatstiftung, Strubergasse 21, 5020 Salzburg, Tel. +43 (0)662/24200, www.pmu.ac.at • Verlag: Magazinmanagement und Verleger: Schoba & Partner GmbH, Friaulweg 4, 8042 Graz, www. schoba.at, Geschäftsführerin: Mag. Eva Schoba • Chefredakteur: Dr. Gottfried Stienen • Chefin vom Dienst: Sabine Ritzinger • Art-Direktor: Josef Wiedenig • Produktion: Styria Media Design GmbH & Co KG, Gadollaplatz 1, 8010 Graz • Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe: Andreas Aichinger, Ludwig Aigner, Wolfgang Bauer, Alexander Kunz, Sabine Ritzinger, Ilse Spadlinek, Dr. Gottfried Stienen, Daniel Voigt • Fotos: Stefan Burghart, i-Stock, Rudi Ott, Paracelsus Universität, shutterstock, wild&team fotoagentur gmbH • Coverfoto: i-Stock • Herstellung: Druck Styria GmbH & Co KG • Alle Angaben ohne Gewähr. Haftung für Irrtümer und Änderungen ausgeschlossen. Satz- und Druckfehler sowie alle Rechte vorbehalten.c

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Mit Elan durch den Sommer

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ParacelsusToday 2/2019

Mustertext

4 Short Cuts. Neues aus der Uni. 6 Spotlight. Hochbetrieb am PMUStandort Nürnberg. 8 Focus on. Gemeinsam statt einsam: Salzburg und Nürnberg gehen im Gleichschritt in der Herzforschung.

Wachstum ist erfreulich, es kostet aber viel Kraft und auch Geld. Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität nimmt seit ihrer Gründung diese tägliche Herausforderung an – und gedeiht.

10 Education. Die sehr persönliche Geschichte des syrischen Studenten Hamza Bambouk.

Das Wachstum der Universität ist sichtbar – kürzlich wurde auf dem Campus Salzburg das vierte Haus neu gebaut und eröffnet. Modern, einladend, inspirierend und motivierend für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und besonders für die Studierenden. Auf dem Universitäts-Campus in Nürnberg studieren inzwischen fünf Jahrgänge Humanmedizin, die erste Graduierungsfeier steht im September bevor. Das Interesse von jungen Leuten, an der Paracelsus Universität zu studieren, ist ungebrochen, für einen Studienplatz gibt es neun Bewerbungen. Der Blick aller Beteiligten ist stets nach vorne gerichtet. In einem Symposium mit namhaften Wissenschafterinnen und Wissenschaftern wurde an der PMU über die Zukunft von medizinischen Universitäten diskutiert – zwei Schlagworte dazu: Digitalisierung und Robotisierung, verbunden mit neuen Lehrund Lernmethoden. Darüber lesen Sie in dieser Ausgabe. Das Redaktionsteam hat ferner für Sie Persönlichkeiten vor den Vorhang geholt: etwa den neuen PharmakologieVorstand Antonio Sarikas, das Alumni-Ehepaar Barbara und Patrick Morre oder den Pathologen Karl Sotlar vom Uniklinikum Salzburg.

18 Inside. Ehrendoktor Wolfgang

12 Update. Volkskrankheit

Kurzsichtigkeit. Salzburgs Augenklinikchef Herbert Reitsamer warnt und will gegensteuern. Patsch im Interview.

20 Very Personal. „Ich bin Lotse in der Therapie“, behauptet Pathologe Karl Sotlar vom Uniklinikum Salzburg.

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22 Research. Die beste Habilitation an österreichischen Medizinunis wurde an der PMU geschrieben. Der Autor heißt Christian Mayr.

28 Alumni. Sie haben an der PMU studiert, sich während der Facharztausbildung verliebt, geheiratet und arbeiten beide am Uniklinikum Salzburg – Barbara und Patrick Morre.

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Viel Freude beim Lesen. Dr. Gottfried Stienen Chefredakteur

FEEDBACK ERWÜNSCHT: Wie gefällt Ihnen das neue Magazin von Paracelsus Today? Teilen Sie uns Ihre Meinung und Ihre Anregungen mit: paracelsus@pmu.ac.at

Inhalt

36 Update. Wir haben es schon wieder Offenlegung nach § 25 (2) des Mediengesetzes „Paracelsus Today“ ist das Universitätsmagazin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg. Die Themenschwerpunkte umfassen Aus- und Weiterbildung, Forschung sowie gelebte Kooperationen im Bereich Health Sciences. 3 Mal jährlich werden unsere Sponsoren, Partner, Freunde und Abonnenten über das Leben und Arbeiten an der Universität informiert. Herausgegeben wird das Magazin vom Rechtsträger der Universität, der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg – Privatstiftung. (FN 191581m, Landesgericht Salzburg), die damit gleichzeitig als Medieneigentürmer fungiert. Der Stiftungszweck ist vorrangig auf die Förderung, den Betrieb und Erhalt der Universität ausgerichtet.

getan und ein neues Haus am Campus in Salzburg gebaut. Dieses wurde mit einem Fest und vielen Gästen eröffnet.

42 Point of View. Ein Selbsttest:

Wie gut ist die Paracelsus Universität in der Forschung?

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Short Cuts

STADTWERK: Ein Standort startet durch Vor zehn Jahren begannen die Arbeiten am STADTWERK (Stadtteil Lehen), die Umsetzung war eines der engagiertesten Projekte zur Stadtteil-Erneuerung und -Entwicklung der jüngsten Vergangenheit in Salzburg. Im letzten Jahrzehnt entstand aus der einstigen Industriebrache mitten im Wohngebiet ein pulsierendes Quartier mit einem Mix aus Wohnungen, Forschungs- und Gewerbestandort sowie Freizeitangeboten. Nachdem nun alle Bauten fertiggestellt sind, zogen der Standort- und Regionalentwickler Prisma unter Vorstand Bernhard Ölz und der Verein STADTWERK in einer Pressekonferenz Bilanz. Michael Nake, Kanzler der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU), die selbst zwei neue Bauten am Standort errichtete (Eröffnung November 2013 und Mai 2019) war ebenfalls als Ansprechpartner am Podium. Bürgermeister Harald Preuner und Planungs-Stadtrat Johann Padutsch vertraten die Stadt Salzburg, Bernhard Kopf (GSWB) und Karl Huber (Heimat Österreich) die Wohnbauträger. Hintere Reihe v.li.: Bernd Kopf, Harald Preuner, Bernhard Ölz, Johann Padutsch; vordere Reihe v. li.: Michael Nake, StadtwerkBewohnerin, Günter Kotrba, Karl Huber.

„Als die Paracelsus Medizinische Privatuniversität im Jahr 2003 im ehemaligen Gaswerk-Gebäude ihren Betrieb aufnahm, war der Standort in Lehen nicht mit heute vergleichbar. Neue Gebäude und eine gute Infrastruktur haben attraktive Betriebe angezogen und es hat sich ein tolles Umfeld im Life Science-, Bildungs- und Kulturbzw. Kunstbereich und in anderen Sparten entwickelt. Auch die Paracelsus Universität profitiert von diesem Umfeld und ist stolz, mit ihrem 2013 eröffneten Lehr- und Forschungsgebäude Haus C und ihrem neuen Haus D, das am 24. Mai 2019 offiziell eröffnet wurde, auch selbst zur Standortentwicklung beigetragen zu haben“, betonte PMU-Kanzler Nake.

Vier Gebäude, ein Studentenheim und die angemietete „Frey-Villa“ gehören zum Baubestand der PMU.

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Prof. John Geibel im Kreise einiger PMU-Alumni, die ihr Forschungstrimester in Yale verbracht hatten.

Zwei neue Ehrendoktoren von höchster Güte Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität hat im Mai in Salzburg zwei namhaften Wissenschaftern, Prof. John Geibel von der Yale University und Prof. Wolfgang Patsch (Uniklinikum Salzburg), in einem feierlichen Festakt die Ehrendoktorwürde verliehen. John Geibel, stellvertretender Vorstand des Departments für Chirurgie der Yale University School of Medicine, Direktor für chirurgische Forschung und Professor für zelluläre und molekulare Physiologie an der Yale University, ist der Paracelsus Universität seit 2005 eng verbunden und betreute seither rund 100 PMU-Medizinstudierende in ihrem Forschungstrimester in Yale. Sein starker Österreich-Bezug stammt allerdings aus frühen Tagen, als er in den 1980er-Jahren an der Medizinuniversität Innsbruck am Institut für Physiologie arbeitete und forschte. In dieser Zeit lernte er auch seine Ehefrau Annemarie kennen. Der renommierte Forscher ist Autor von mehr als 250 wissenschaftlichen Publikationen und hält 17 verschiedene Patente aus seinen medizinischen Forschungen. Mit Wolfgang Patsch wurde ein Mitgestalter der ersten Stunde mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Nach seinem Medizinstudium in Wien und Innsbruck (mit der Promotion sub auspiciis praesidentis) und der Facharztausbildung für Innere Medizin in Innsbruck zog es den Mediziner zum Forschen nach Uppsala (Schweden) an das ehemalige Institut der Nobelpreisträger Theodor Svedberg und Arne Tiselius, später für 15 Jahre in die USA. Patsch übernahm 1993 die Leitung des Zentrallabos an den Landeskliniken Salzburg, dem heutigen Universitätsklinikum der Paracelsus Universität, baute dieses qualitativ und quantitativ aus und etablierte eine starke wissenschaftliche Einheit mit dem Schwerpunkt auf metabolischen Erkrankungen. Schließlich beteiligte er sich maßgeblich an der Gründung und Etablierung der Universität, war Forschungsdekan, Forscher und Leiter des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie. „Du bist nicht nur ein ausgezeichneter Wissenschafter, sondern hast auch erkannt, dass man Wissen und Wissenschaft – am besten durch Förderung junger Menschen – weitergeben muss. Deshalb hast Du es auch als Verpflichtung angesehen, an dieser Universität mitzuarbeiten und das immer, ohne Dich in den Vordergrund zu stellen“, betonte Rektor Resch in seiner Laudatio.

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Short Cuts

Hohe Auszeichnung der Republik Österreich Eine besondere Ehre wurde Prof. Felix Sedlmayer, Vorstand der Universitätsklinik für Radiotherapie und Radio-Onkologie Salzburg, vor geraumer Zeit zuteil. In einem Festakt in der Salzburger Residenz durfte Sedlmayer das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse aus den Händen von Salzburgs Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer und Landtagspräsidentin Dr. Brigitta Pallauf entgegennehmen. Felix Sedlmayer ist nicht nur ein namhafter Arzt und Wissenschafter, sondern war auch über viele Jahre als Vizerektor maßgeblich am Aufbau der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität beteiligt. Aktuell ist er noch Mitglied im PMU-Stiftungsrat, und als Leiter des universitätseigenen Instituts für Technologieentwicklung in der Strahlentherapie – radART wirkt er nach wie vor gestaltend an der Universität mit. Gratulation zu dieser hohen Auszeichnung!

Stiftungsrat wurde neu konstituiert Zweimal im Jahr prüft der Stiftungsrat die Arbeit und Entwicklung an der Paracelsus Universität. Der Vorstand (Herbert Resch, Michael Nake, Rudolf Theierl) ist diesem Gremium über Finanzen, Personal sowie Entwicklungen in Forschung und Lehre berichtspflichtig. Den Vorsitz im Stiftungsrat hat Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl inne. Bei der Sitzung Anfang Juli wurden neue Mitglieder gewählt, der Stiftungsrat setzt sich nun aus folgenden Persönlichkeiten zusammen: Christian Stöckl (Vorsitz) Irene Oesch (Stv. Vorsitzende) Andrea Klambauer Gertraud Leimüller Gerlinde Rogatsch Dietrich Mateschitz Christian Menzel Jürgen Rauch Bernhard Fürthauer Dieter Kiener Felix Sedlmayer Peter Unterkofler

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Der glückliche Ehrenkreuzträger Felix Sedlmayer (Bildmitte) mit Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf und Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer.

Zürcher Kantonalbank an der Paracelsus Universität Seit vielen Jahren unterstützt die Zürcher Kantonalbank Österreich AG (ZKB) die Paracelsus Universität: einerseits als Vermögensberater der dazugehörigen Privatstiftung und andererseits als aktiver Förderer durch Stipendien für angehende Ärztinnen und Ärzte. Den Campus und insbesondere das Audimax im neuen Unigebäude nützte die ZKB, um ihre Kunden zu einem Vortrag zum Thema „Megatrend Healthcare – Gesunde Investments in Ost und West“ einzuladen. Zahlreiche Gäs-

te lauschten dem Vortrag des Schweizers Cyrill Zimmermann und wurden über interessante mögliche Investments in Megatrends informiert. Die Themen reichten von innovativen Medizintechnologien und deren Produkte bis zu Digital HealthApplikationen wie Telemedizin, roboterunterstützter Chirurgie oder chronischen Krankheiten und deren Behandlungen. Der Bereich Health Care hat ein Wachstum von fünf Prozent und somit ein stärkeres als die Weltwirtschaft.

Doppelte Freude: Die Pflege feierte gleich zweimal 112 Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs Pflegewissenschaft 2in1-Modell und 21 des Studiengangs Pflegewissenschaft Online erhielten im Rahmen von zwei Akademischen Feiern im Frühsommer 2019 in der Stiftung Mozarteum ihre Dekrete. Neben den Würdenträgern der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität und zahlreichen Ehrengästen freuten sich Eltern, Verwandte und Freunde mit den frisch gebackenen Bachelors of Science in Nursing. Rektor Herbert Resch und Vizerektorin Eva Rohde gratulierten den akademischen Pflegefachkräften recht herzlich zu ihrem Erfolg. Jürgen Osterbrink (Bild links),

Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft und -praxis der PMU, betonte, dass Pflege heute einen gewichtigen Faktor und immer wichtiger werdenden Bestandteil im Heilungsgeschehen darstelle: „Sie haben dazu wissenschaftliche und forscherische Kenntnisse erhalten wie auch die Fähigkeit, wissenschaftliches Wissen mit der Pflegepraxis zu verknüpfen.“

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Spotlight

Am Science Get Together wurden die Forscher des Jahres, F. Pollari (li.) und A. Katsagyris (re.), gekürt und die besten Poster prämiert.

Mit OSCE-Prüfung und Defensiones schloss der allererste Mediziner-Jahrgang in Nürnberg sein Studium ab.

Endspurt vor dem Sommer Am Standort Nürnberg der Paracelsus Universität ging es vor den Ferien turbulent zu: Der allererste Jahrgang der Humanmedizinstudierenden musste sich vor Studienabschluss noch einmal ordentlich anstrengen. Darüber hinaus trafen sich rund 200 Wissenschafter zum „Paracelsus Science Get Together“.

der wissenschaftlichen Betreuung von Kolleginnen und Kollegen des Klinikums sowie der Nürnberger Anatomie und Physiologie entstanden“, erklärt Ralph Bertram, Forschungsreferent der Paracelsus Universität, und betont die hohe Qualität der Projekte. „Etliche Studierende reichen ihre Arbeiten auch in wissenschaftlichen Journalen zur Publikation ein.“

Akademische Feier. Im Anschluss fand im neuen Bürgersaal der Kerscher-Stiftungen eine Akademische Feier statt. Die vier besten Forschungsprojekte erhielten einen Poster-Preis: Eine achtköpfige Jury hatte sich für die Arbeiten von Katharina Helm (Salzburg), Rapolas Jamontas (Vilnius und Salzburg), Pauline Kosmann (Studentin, Nürnberg) und Anna Bauereiß entschieden. Daneben wurden die internen Förderpreise und Stipendien bekanntgegeben, die von der W. Lutz Stiftung, der Nürnberger Versicherung, der Kerscher-Stiftung und dem Förderverein der Paracelsus Uni Nürnberg gestiftet werden und sich allesamt der Unterstützung junger Forschender verschrieben haben.

Science Get Together. Beim 10. Paracelsus Science Get Together tauschten sich am Standort Nürnberg etwa 200 Wissenschafter, Doktoranden, Studierende und Interessierte über aktuelle Forschungsprojekte aus. Die Veranstaltung – zum dritten Mal am Standort Nürnberg ausgerichtet – umfasste in diesem Jahr eine Ausstellung mit 127 wissenschaftlichen Postern. Neben Forschenden der beiden PMUStandorte nahmen auch deren Kolleginnen und Kollegen der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm teil.

Verleihung der Wissenschaftspreise. Zum Abschluss der Veranstaltung erhielten 16 engagierte Forschende die begehrten Paracelsus Wissenschaftspreise. Francesco Pollari (Herzchirurgie, Klinikum Nürnberg) und Athanasios Katsargyris (Gefäßchirurgie, Klinikum Nürnberg) wurden für ihre wissenschaftlichen Leistungen als „Forscher des Jahres“ geehrt. Außerdem verlieh die Paracelsus Medizinische Privatuniversität sechs Preise für die bestpublizierenden Kliniken und die Aufsteiger des Jahres in Nürnberg. •

Autor: Daniel Voigt ▪ Fotos: Rudi Ott

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ie OSCE-Prüfung am Standort Nürnberg der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) am 25. Juni 2019 war eine Premiere – und der Auftakt zu einem Prüfungsverfahren, das künftig jedes Jahr die klinische Kompetenz der Medizinstudierenden im fünften (und letzten) Studienjahr testen wird. Die Prüflinge, der Jahrgang 2014/15, durchliefen bei der „Objective Structured Clinical Examination“ unter hohem Zeitdruck eine Art Parcours mit insgesamt zehn Stationen. Jede davon hielt einen klinischen Fall bereit, den die angehenden Mediziner bestmöglich lösen mussten. Die Challenge war die letzte Prüfung der ersten Absolventen in Nürnberg. Defensiones. Zwei Tage später folgten die „Defensiones“: Vor Publikum präsentierten die Studierenden des Examensjahrgangs ihre Diplomarbeiten in Kurzvorträgen und beantworteten Fragen dazu. „Die meisten Diplomarbeiten sind unter

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Update

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Focus on

Kooperation Eine standortübergreifende Forschungskooperation der Paracelsus Universität soll Bypass-Operationen noch nachhaltiger machen. Ganz besonders interessieren sich Theodor Fischlein in Nürnberg und Rainald Seitelberger in Salzburg dabei für eine Flüssigkeit. Autor: Andreas Aichinger Fotos: Paracelsus Uni/wildbild, Rudi Ott

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emeinsam statt einsam: Das ist in der Forschung nichts, was in Sonntagsreden noch gefordert werden müsste, sondern schlicht und ergreifend Notwendigkeit und gelebte Realität. Und dennoch gibt es Konstellationen, die eine Zusammenarbeit noch deutlich einfacher machen. Die Kooperation zwischen den beiden Standorten der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg und Nürnberg inklusive der jeweiligen Universitätskliniken ist so eine Konstellation. Rainald Seitelberger, Vorstand der Uniklinik für Herzchirurgie, Gefäßchirurgie und endovaskuläre Chirurgie in Salzburg, hat diese positive Erfahrung gemacht. Und zwar im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojekts mit seinem Nürnberger Gegenüber Theodor Fischlein. Seit Ende 2017 wird an beiden Standorten im Rahmen eines vom Forschungsförderungsfonds der Paracelsus Uni (PMU-FFF) geförderten Projekts geforscht. Und das hat aus Seitelbergers Sicht handfeste Vorteile:

Höhere Fallzahlen, weniger Hürden. „Für eine relativ kleine Medizinuniversität wie unsere hier in Salzburg ist diese direkte Kooperation mit dem Standort Nürnberg unter dem einen Schirm der Paracelsus Universität natürlich sehr po-

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Für uns ist diese direkte Kooperation mit dem Standort Nürnberg unter dem Schirm der Paracelsus Universität natürlich sehr positiv.“ Univ.-Prof. Dr. Rainald Seitelberger, Vorstand der Universitätsklinik für Herzchirurgie, Gefäßchirurgie und endovaskuläre Chirurgie Salzburg sitiv“, bestätigt Seitelberger. Und das liege nicht zuletzt auch an der identischen Organisationsform, die bürokratische Hürden abbaue und das gemeinsame Abwickeln von Projekten über Landesgrenzen hinweg deutlich erleichtere. „Wir können gemeinsam schneller eine hohe Fallzahl für die Untersuchungen erreichen“, führt der Ärztliche Leiter und Direktor der Nürnberger Universitätsklinik für Herzchirurgie, Theodor Fischlein, ein weiteres gewichtiges Argument ins Treffen. Und dann gibt es da noch einen feinen Unterschied in der klinischen Praxis der beiden Standorte, der beim genannten Kooperationsprojekt durchaus schwer ins Gewicht fällt: Die beiden Kliniken verwenden nämlich unterschiedliche Flüssigkeiten. Und zwar für einen

bestimmten Zweck im Rahmen der häufigen und lebensrettenden Bypass-Operationen. Bei denen gibt es nämlich bis dato ein nicht unerhebliches Problem: Schach der Zell-Degeneration. Zur Überbrückung von Engstellen in einem Gefäß werden in der Herz- und in der Gefäßchirurgie nämlich Gefäßstücke aus Beinvenen (oder aus Brustarterien) verwendet, um den Blutfluss wiederherzustellen. Und diese Venen-Transplantate oder „Grafts“ werden schon bei der Entnahme „traumatisch geschädigt“ und dann „mit Kochsalzlösung gespült und aufgedehnt“, erklärt Fischlein. „Dadurch wird vor allem das Endothel (Anm.: die dünne Zellschicht an der Innenfläche der Blutgefäße) derart geschädigt, dass

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Focus on

mit Herz jekten handelt. Generell gäbe es vor allem im Bereich der Herzklappenchirurgie und -rekonstruktion relativ viele Parallelen und ähnliche Patientengruppen, die gut verglichen werden könnten. „Salzburg und Nürnberg arbeiten hier zum Teil mit unterschiedlichen Methoden, weshalb man im Vergleich dann validieren kann, was letztlich besser funktioniert“, erzählt Primar Seitelberger. Ähnliche Schnittstellen gibt es zudem im Bereich der Aneurysmen-Chirurgie. Phantasie für zukünftige Projekte sieht er aber auch in klinischen Fragen sowie der optimalen Diagnostik. Seitelberger: „Da gibt es sicherlich noch viele Ansatzpunkte.“

Gemeinsam können wir schneller eine hohe Fallzahl für die Untersuchungen erreichen.“ Prof. Dr. Theodor Fischlein, Chefarzt (Vorstand) der Klinik für Herzchirurgie Nürnberg, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität

die innere Gefäßoberfläche thrombogen wird.“ Diese Anlagerung von Blutplättchen wiederum kann zu BypassFrühverschlüssen und einer frühzeitigen Bypass-Degeneration führen. Ziel des gemeinsamen Forschungsprojekts ist es daher, die Endothel-Zellen zu schonen und ihre Zellpopulation zu erhalten. „Wir versuchen zu zeigen, dass man mit unterschiedlichen Spüllösungen und intraoperativen Lagerungs-Flüssigkeiten diese Zellschädigung möglichst vermeiden oder verringern kann“, sagt Fischlein. Neben der derzeit vorwiegend verwendeten Kochsalz-Lösung werden dabei auch Ringerlösung und Biseko (eine Albumin-Lösung) untersucht. Zur Zeit verwenden beide Standorte unterschiedliche Spüllösungen und erhalten

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dadurch rasch einen guten Vergleich der unterschiedlichen Methoden. „Das ist Grundlagenforschung im Dienst der Gefäßwand-Integrität“, ergänzt Rainald Seitelberger. Klinisch relevante Grundlagenforschung. Vor allem auch klinisch sei das Forschungsprojekt „ausgesprochen relevant“, unterstreicht Theodor Fischlein. Immerhin gelte es, eine Vielzahl von Patienten mit koronaren Bypässen zu versorgen, die in der Folge naturgemäß darauf angewiesen sind, dass die verwendeten Venen auch möglichst lange offen bleiben und ihren Dienst tun können. Unisono unterstreichen die beiden Klinikleiter, dass es sich dabei nur um eines von mehreren gemeinsamen Forschungspro-

Zwei Wiener fürs Herz. Während die skizzierte Forschungskooperation zwischen Salzburg und Nürnberg unter dem gemeinsamen Dach der Paracelsus Universität somit zweifelsfrei überaus vielversprechend ist, so beginnt die gemeinsame Geschichte der beiden Herzspezialisten dennoch eigentlich schon viel früher. Und zwar in Wien. Sowohl der „Salzburger“ Seitelberger als auch der „Nürnberger“ Fischlein sind gebürtige Wiener und kennen sich „sicher schon seit 30 Jahren“. Zwar haben die beiden in der Vergangenheit nie direkt zusammengearbeitet, konnten aber auf Fachkongressen und anderen Veranstaltungen immer guten Kontakt halten. „Fischlein ist ein sehr aktiver Forscher, der auch sehr viel publiziert – und auch deshalb ein sehr guter Partner für uns“, streut Rainald Seitelberger seinem professoralen Partner Rosen. Und er erinnert an die Geburtsstunde der heute so fruchtbringenden Forschungskooperation. Seitelberger: „Theodor Fischlein hat damals viel dazu beigetragen, dass Nürnberg die Kooperation mit der Paracelsus Universität eingegangen ist.“ •

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Education

Von einem, der auszog…

Medizinstudent Hamza Bambouk liebt die Physiologie, versteht sich blendend mit seinen Mitstudierenden und lernt zurzeit eifrig für die USMLE-Prüfung. Doch hinter einem vordergründig ganz normalen Studentenleben in Salzburg steckt eine ganz besondere persönliche Geschichte. Autorin: Sabine Ritzinger • Foto: Paracelsus Universität/Ritzinger

Das Lernen fiel Hamza anfangs gar nicht so leicht. Doch inzwischen spricht er fast perfekt Deutsch und braucht seine Skripten nicht mehr ins Arabische zu übersetzen.

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ympathisch, offen, gut gelaunt und sehr höflich: Das ist der Eindruck, den Hamza Bambouk beim ersten Treffen vermittelt. Der Medizinstudent der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) im dritten Studienjahr hat für das Gespräch mit Paracelsus Today seine Lernzeit unterbrochen, bereitet er sich doch seit Anfang Mai intensiv auf die an der PMU verpflichtende USMLEPrüfung (United States Medical Licensing Examination, Step 1) vor, die er im August 2019 in München ablegen wird.

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Der weite Weg nach Salzburg. Der gebürtige Syrer lebt erst seit dreieinhalb Jahren in Österreich, doch seine Geschichte erzählt er in fast perfektem Deutsch. Zum Beispiel, dass es sein ursprünglicher Plan war, seine Ausbildung in Aleppo zu absolvieren – immerhin hatte Hamza dort gelebt und in der nordsyrischen Stadt bereits zwei Jahre Medizin studiert. Dass er dennoch an der Paracelsus Uni gelandet ist, hat er indirekt seinem jüngeren Bruder Jaafar zu verdanken. Dieser hatte, mit einem Monats-

visum ausgestattet, 2014 den Sommerkurs „Acting for Peace“ in Imst besucht und wollte im Anschluss nicht mehr ins Kriegsgebiet Syrien zurückkehren. So stellte er in Österreich einen Asylantrag, war kurzzeitig im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen und wurde im Anschluss von der Caritas in einer Wiener Wohngemeinschaft für minderjährige Flüchtlinge untergebracht. Nach einem Jahr, und einem inzwischen positiven Asylbescheid Jaafars, entschieden sich die Eltern in Syrien, mit Hamza nachzuziehen. Von Zufällen und Glücksfällen. Über den Libanon gelangten die drei in die Türkei, wo sie das Visum für Österreich beantragten. „Ich musste sechs Monate darauf warten, während mein Vater und meine Mutter bereits nach zwei Monaten nach Österreich reisen konnten“, erzählt Hamza. In der Zwischenzeit half ihm sein Bruder von Wien aus mit den Unterlagen für die Bewerbung an medizinischen Universitäten in Österreich. Im Falle der Paracelsus Universität unterstützte in eine Salzburger Familie, welche sein Bruder über den Sommerkurs kennengelernt hatte – und in die er inzwischen vollständig integriert ist. „Die Tochter war Mitorganisatorin des Sommerkurses und ich wohne bei ihrer Großmutter in Niederalm, die mich liebevoll aufgenommen hat und unterstützt. Auch mit den Eltern bin ich in ständigem Kontakt“, erklärt der 23-Jährige freudestrahlend. Dass er schließlich an der Universität aufgenommen wurde, sei ein riesengroßer Glücksfall gewesen – gepaart mit einer menschlichen Geste der Universitätsleitung. Durchhaltevermögen gefragt. Um ihm die Integration und das Deutschlernen zu erleichtern, durfte Hamza ein halbes Jahr lang als außerordentlicher Student die Vorlesungen des Jahrgangs 2014 besuchen. Der Plan ging auf: Die PMUStudierenden nahmen den Neuling sofort herzlich auf und unterstützten ihn.

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Education

Aus dieser Zeit resultieren viele Freundschaften, ein erfolgreich abgeschlossener Deutschkurs auf B2-Niveau und der Besuch eines C1-Nachfolgekurses. Sein Aufnahmegespräch fand schließlich im August 2016 statt, eine Woche vor Studienbeginn. „Der Vertrauensvorschuss, dass ich schnellstmöglich Deutsch lernen und mich beim Studieren anstrengen werde, war eine noble Geste der Paracelsus Universität. Wofür ich darüber hinaus unendlich dankbar bin, ist der Umstand, dass mir die Universität mit einem Vollstipendium mein Studium finanziert“, streicht der junge Mann hervor. Harter Beginn … Das erste Jahr als offiziell inskribierter Medizinstudent mit Start im Wintersemester 2016/17 sei hart gewesen: „Dem Unterricht in der deutschen Sprache zu folgen, war sehr schwierig, und ich habe anfangs alle Skripten ins Arabische übersetzt und

musste dennoch einige Prüfungen wiederholen“, erinnert sich der angehende Mediziner. Außerdem hatte er das Fach Latein nachzuholen. Aufgeben war jedoch niemals eine Option, zumal Hamza ab dem zweiten Studienjahr mühelos mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus dem Jahrgang 2016 mithalten konnte, mit denen ihn eine besonders gute Kameradschaft verbindet. Sein Lieblingsfach ist die Physiologie, das sei es schon in Syrien gewesen. Allerdings könne man das Medizinstudium in seinem Heimatland mit dem in Österreich nicht vergleichen. „Mit 800 Personen im ersten Jahrgang und ,Kleingruppen´ zu 80 Studierenden war der Lerneffekt an der Uni in Aleppo bescheidener“, betont der begeisterte PMU-Student. … und glückliches Danach. Und was, außer seinem studentischen Leben und seinem sozialen Umfeld, gefällt ihm noch

in Österreich? „Der Frieden ist etwas Tolles“, sagt er spontan, und nach einer Nachdenksekunde: „Und dass alles so organisiert und geregelt ist.“ Der WahlSalzburger möchte gerne in Österreich bleiben, kann sich die Facharztausbildung in einem chirurgischen Fach vorstellen und eine spätere Arbeit für „Ärzte ohne Grenzen“ in einem Kriegsgebiet. Sein Forschungstrimester im vierten Studienjahr wird er an der Universitätsklinik für Chirurgie in Salzburg absolvieren. Auch sein 20-jähriger Bruder studiert inzwischen in Wien, nämlich Politikwissenschaft und Sprachwissenschaft. Und seine Eltern – Hamzas Mutter ist Apothekerin, sein Vater Dermatologe – haben vor kurzem verschiedene Fächer aus ihren Fachbereichen an österreichischen Unis absolviert, um ihre Abschlüsse aus Syrien anerkennen zu lassen und hier arbeiten zu können. Eine Vorzeigefamilie in Sachen Fleiß und Integration. ●

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Br aukunst auf höchster Stufe .

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Update

Die Stubenhocker

Seuche

Kurzsichtigkeit entwickelt sich immer mehr zu einer Volkskrankheit, und die Zukunftsprognosen sind alarmierend. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen könnte aber noch einfach gegengesteuert werden. Autor: Andreas Aichinger Fotos: Paracelsus Uni/wildbild, iStock

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u verdirbst Dir noch die Augen!“ – Ganze Generationen sind mit dieser Warnung aufgewachsen. Ausgesprochen wurde sie meist von Müttern oder Großmüttern, die dem spätabendlichen Lesen bei schlechten Lichtverhältnissen ein Ende setzen wollten. Wenn dann das spannende Kapitel im schummrigen Licht einer Taschenlampe – vielleicht sogar unter der Bettdecke – fertiggelesen wurde, stellte sich die Warnund Ermahnungsfloskel ein wie das Amen im Gebet. Heute weiß die Augenheilkunde allerdings, dass es sich dabei im Wesentli-

chen um einen Mythos handelt. Gerade in den letzten Jahren häufen sich jedoch wieder neue Meldungen im Zusammenhang mit dem Einfluss des Lichts auf unsere Augen. Doch diesmal sollte die nunmehr anders gelagerte Warnung nicht mehr auf die leichte Schulter genommen werden. Denn die Zahlen sind durchaus alarmierend: 2050: Erschreckende Prognose. Seit einigen Jahren ist speziell die Kurzsichtigkeit immer stärker in den Fokus des Interesses gerückt. Und immer öfter wird im Zusammenhang mit dieser weit ver-

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Update

an. Lag der Wert 2010 bei 28 Prozent, so führt der einigermaßen lineare Anstieg der Prognose für das Jahr 2050 auf einen Wert von alarmierenden 52 Prozent. Will heißen: In etwas mehr als drei Jahrzehnten könnte jeder zweite Mensch weltweit von Myopie – die Bezeichnung kommt übrigens vom griechischen „Myops“ für „Blinzelgesicht“ – betroffen sein. Doch es gibt interessante regionale Unterschiede:

Das Nah-Sehen und Nah-Arbeiten führt schon bei Kindern und Jugendlichen zu Kurzsichtigkeit. Experten empfehlen möglichst ausgedehnte Aufenthalte im Freien.

breiteten Form der Fehlsichtigkeit – die meist auf einen zu langen Augapfel oder einen zu hohen Brechwert der Linse zurückzuführen ist – sogar von einer Volkskrankheit gesprochen. Die Basis dafür lieferte das australische Brien Holden Vision Institute im Jahr 2016 mit einer entsprechenden Studie samt Projektionsrechnung, die in der Folge auch von der Weltgesundheitsorganisation WHO verbreitet wurde. Vereinfacht gesagt steigt demnach der Anteil der Kurzsichtigen an der Weltbevölkerung in ZehnjahresSchritten um jeweils rund fünf Prozent

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Risiko Nah-Sehen. In Ostasien – und da ganz besonders in China, Japan, Südkorea und Singapur – hat das Problem schon jetzt den Charakter einer Volksseuche: Jede(r) Zweite ist dort bereits betroffen. Besonders drastisch zeigt sich die Situation in Südkorea, wo eine Untersuchung von 19-jährigen Rekruten einen Anteil der Kurzsichtigen von sage und schreibe 96 Prozent ergeben hat. Ein Erklärungsversuch sieht die Ursache in einem besonders intensiven Bildungsdrill und langen Unterrichtszeiten in diesen Ländern. Dazu passt auch eine einschlägige Auswertung der Gutenberg-Gesundheitsstudie der Universität Mainz: Demnach steigt das Myopie-Risiko mit höherem Bildungsgrad respektive längerer Schulzeit. Tatsächlich wird gelegentlich auch der Begriff „Schulmyopie“ verwendet. Der Kern des Problems ist natürlich nicht das Lernen an sich, sondern ein Übermaß an Nah-Sehen und Nah-Arbeiten. Und ganz egal, ob es jetzt ein Buch, eine Zeitung, Smartphone, Tablet oder Computer oder ein TV-Gerät ist: Je öfter das Auge auf das Nah-Sehen fokussieren muss, desto öfter wirkt auch der Zug des Ringmuskels, der die Wölbung der Augenlinse verändert. Langfristig führt dieser ständige Zug dazu, dass sich der Augapfel in Richtung der wirken-

den Zugkraft verlängert – und genau das führt zu Kurzsichtigkeit. Jugend & Umweltfaktoren. Nicht nur die Signalwörter „Schule“ und „Smartphone“ deuten schon klar darauf hin, auch die Fakten sprechen eine klare Sprache: Kurzsichtigkeit entwickelt sich meistens zwischen dem 6. und dem 25. Lebensjahr, ist also ein primär für Kinder und Jugendliche essenzielles Thema. Tatsächlich bestätigt auch Herbert Reitsamer, Vorstand der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie der Paracelsus Universität in Salzburg: „Eine besonders hohe Prävalenz besteht in Europa für die Altersgruppe zwischen 25 und 29 Jahren.“ Und das wiederum macht Myopie und ihre Prävention zu einem Thema, das naturgemäß bei jungen Menschen ansetzen muss. „Das Fortschreiten der Myopie kann man nur im Schulalter beeinflussen“, bestätigt auch Ian Morgan vom Forschungsinstitut für Biologie an der Australian National University in Canberra, einer der führenden Forscher zum Thema Myopie. Und Morgan nimmt in einer seiner jüngsten wissenschaftlichen Arbeiten auch klar zu den Ursachen Stellung: „Es gibt eine starke Evidenz, dass Umweltfaktoren bei der gegenwärtigen Myopie-Epidemie eine Hauptrolle spielen, genetische Faktoren hingegen nicht.“ In die Ferne, ins Licht. Genau das aber sei durchaus ein „Glücksfall”, schreibt der Australier weiter, da so vergleichsweise leicht gegengesteuert werden könne. Und die Formel dafür ist relativ simpel: mehr Zeit im Freien bei natürlichem Licht und weniger Nah-Arbeit. Weniger Zeit mit Smartphone und Tablet, und da- ➤

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Update

Die Kurzsichtigkeit wird 2050 die häufigste Ursache für Erblindung sein.“ Univ.-Prof. Dr. Herbert Reitsamer, Vorstand der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie Salzburg

für mehr in die Ferne schweifen. Selbst bei notwendigen Lern- und Leseaufgaben ist eine Pause zwischendurch – am besten mit einem entspannten Blick in die weite Natur – Balsam für die Augen. Auch die österreichischen Augenärzte empfehlen einerseits regelmäßige augenärztliche Kontrollen, um eine Myopie rechtzeitig zu erkennen, gegenzusteuern und Folgeerkrankungen zu verhindern. Vor allem aber sollten sich speziell Kinder so viel wie möglich im Freien aufhalten und gleichzeitig die Zeiten der NahArbeit – also das Verwenden von Handy, Laptop und Tablet sowie das Lesen – reduzieren. Mindestens eine Stunde am Tag sollte der Aufenthalt im Freien dauern, wünscht sich die Österreichische Ophthalmologische Gesellschaft (ÖOG). Und Klinikvorstand Herbert Reitsamer – der auch Wissenschaftlicher Sekretär der ÖOG ist und vor einem „MyopieTsunami“ warnt – bringt die Empfehlung gerne so auf den Punkt: „Ein Aufenthalt im Freien ist Quality Time für die Augen.“ Ab ins Freie! Die relevanten Studien sprechen ebenfalls eine klare Sprache. Bemerkenswert: Bereits im Jahr 2014 hatte der Myopie-Forscher Scott Read von der Queensland University of Technology als Erstautor der Studie „Light exposure and physical activity in myopic

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and emmetropic children“ für Aufsehen in Fachkreisen gesorgt. Die Quintessenz daraus: Kurz- und normalsichtige Kinder unterscheiden sich tatsächlich signifikant durch das Ausmaß des Tageslichts, dem sie im Schnitt pro Tag ausgesetzt sind, nicht jedoch hinsichtlich der körperlichen Aktivität. Während die Ergebnisse anfangs nur langsam in der breiten Öffentlichkeit Niederschlag fanden, weiß man heute mehr. Kinder, die einen OutdoorSport wie zum Beispiel Fußballspielen ausüben, sind tatsächlich weniger von Kurzsichtigkeit betroffen. 2018 legten Taiwanesische Forscher eine Untersuchung vor, aus der sich konkrete Handlungsempfehlungen ableiten lassen. Bei Schülern aus 16 taiwanesischen Schulen, die an einem Promotion-Programm für Bewegung im Freien teilgenommen hatten, konnte ein klarer positiver Effekt festgestellt werden. Übrigens sogar dann, wenn die Aktivitäten in hellen Gängen oder unter Bäumen – und somit nicht im direkten Sonnenlicht – stattgefunden hatten. Nur konsequent, dass in Asien bereits Klassenzimmer mit übergroßen Fenstern ausgestattet werden, um der Zivilisationskrankheit die Stirn zu bieten. Gefährliche Folgeschäden. Angesichts der alarmierenden Prognosen ist es

höchste Zeit für ein Umdenken, das wohl primär bei Eltern und Pädagogen ansetzen muss. Was spricht denn eigentlich dagegen, Turn- und auch andere Unterrichtsstunden öfter ins Freie zu verlegen? Und die Bildschirm-Zeit von Kindern auch in Hinblick auf die Augengesundheit klar zu limitieren? Fakt ist, dass vor allem starke Kurzsichtigkeit keineswegs auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Immerhin drohen schwere Folgeerkrankungen wie Grüner Star beziehungsweise Glaukom, Netzhautablösungen oder andere irreversible Schädigungen der Netzhaut. Schon vor zwei Jahren hatte der Vorstand der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg eindringlich gewarnt. Herbert Reitsamer damals: „Die Zahl der Menschen mit Sehverlust wird sich versiebenfachen und die Kurzsichtigkeit wird 2050 die häufigste Ursache für Erblindung sein – und damit den Grauen Star ablösen.“ Auch wenn manche Fragen – etwa der Einfluss der Zusammensetzung des Lichts und speziell des Blaulichtanteils bei Displays – noch wissenschaftlich abgeklärt werden müssen, so herrscht doch in einem Punkt praktisch schon Gewissheit: Stubenhocker schaden ihrer Gesundheit massiv. Und zwar auch der ihrer Augen. •

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Research

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Education

Szenarien, Skills & Simulationen

Außergewöhnliche Trainings für einen innovativen Studiengang: Wer an der Paracelsus Universität Advanced Nursing Practice studiert, lernt auch im Rahmen von spannenden Simulations-Szenarien für den Ernstfall. Autor: Andreas Aichinger • Fotos: Paracelsus Universität/Stipic

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err Primar, ich halte das für einen Fehler!“ Und tatsächlich: Die Pflegefachkraft, die da gerade ihre Bedenken äußert, hat recht. Es entspinnt sich ein kurzer Dialog, und am Ende bietet der Pfleger dem Primararzt tatsächlich erfolgreich die fachliche Stirn. Und bewahrt so den Arzt, vor allem aber den Patienten, vor den möglichen Folgen. Insider wissen: Es ist keineswegs alltäglich, dass die Dinge so laufen. Immerhin ist es alles andere als eine Selbstverständlichkeit, dass eine Pflegefachkraft den Mut aufbringt, Hierarchien zu überwinden und so die Patientensicherheit zu gewährleisten. Die geschilderte Episode ist übrigens nicht im Rahmen einer echten medizinischen Intervention passiert, vielmehr war sie eines der vielen Highlights eines Szenarien-Trainings für Studierende des viersemestrigen Masterstudiums Advanced Nursing Practice. Speak up! „Das war eine Situation, in der ich nicht nur als Trainer, sondern auch als Darsteller des Primars dabei war“, erinnert sich Florian Lagler, Geschäftsführer des Clinical Research Center Salzburg (CRCS). Dieses ist Betreiber des Medizinischen Simulationszentrums Salzburg und fungiert zudem als Beratungszentrum für Klinische Studien. „Wir spie-

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len in der Simulation öfter so genannte Speak-up-Szenarien durch, in denen ein hierarchischer Gradient wirkt.“ Sprich: Ein in der klassischen Hierarchie höher Stehender – ein Arzt oder gar ein Primar – macht einen Fehler, den beispielsweise ein Pflegender bemerkt. Lagler, der selbst auch das Forschungsinstitut für Angeborene Stoffwechselerkrankungen der Paracelsus Universität leitet, präzisiert die Lernaufgabe der realitätsnahen Situation: „Dann muss er sich melden und durchsetzen, dann muss er Speaking-up machen und mich overrulen.“ Zufriedener Nachsatz zum geschilderten Fall: „Er hat das ganz trefflich gemacht.“ Advanced Nursing Practice. Bei dem erfolgreichen Wächter über die Patientensicherheit handelte es sich in der Tat um einen Studenten des Masterstudiums „Advanced Nursing Practice“ (ANP), das die Paracelsus Medizinische Privatuniversität seit 2018 anbietet. Zielsetzung ist es, handlungskompetente und methodensichere Pflegefachkräfte auf Masterniveau auszubilden, die den künftigen Anforderungen der Berufspraxis in allen Berufsfeldern der Pflege gewachsen sind. ANP-Studiengangsleiterin Anna Maria Dieplinger nennt Fakten: „Der Studiengang ANP startete im April 2018

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Education

In den Simulationstrainings im Clinical Research Center Salzburg erlernen die angehenden Advanced Nursing Practitioners wichtige Skills und üben komplexe klinische Situationen. Auch die Nachbesprechung und Diskussion ist wichtiger Teil der Ausbildung.

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man besser mit Skills-Trainings abdeund wegen des großen Andrangs gleich cken kann und welche mit Szenariennochmals im Herbst 2018 und Frühjahr Trainings“, erzählt der CRCS-Chef. Skills, 2019. Insgesamt haben wir derzeit 75 also zentrale Fertigkeiten, würden einfach Masterstudierende.“ Entsprechend interdurch häufiges Wiederholen der Tätigkeit nationalen Vorbildern würden Pflegende geübt. Die Szenarien-basierten Trainings mit einem ANP-Abschluss in Zukunft hingegen gingen darüber hinaus: „Da auch in Österreich nicht mehr aus der geht es nicht nur um das drillartige, repeVersorgungslandschaft wegzudenken titive Einüben eines Ablaufs, sondern um sein, ist die Studiengangsleiterin sicher. Tatsächlich übernehmen ANPs in manchen Ländern Die ANP-Studierenden haben sich bereits seit Jahrzehnten sehr begeistert gezeigt und wünschen neue Aufgaben, entlasten sich sogar umfangreichere und dadurch Ärzte, definieren häufigere Trainings.“ neue Berufsfelder und machen damit das gesamte Priv.-Doz. Dr. Florian Lagler, Geschäftsführer Berufsbild attraktiver. BeClinical Research Center Salzburg (CRCS) GmbH sonders relevant sei dabei, die realistische Bewältigung einer komdass die Ausbildung den Anforderunplexen klinischen Situation unter großem gen der Praxis gerecht werde, um die Zeit- und Erfolgsdruck, meistens also um Versorgung in Krankenhäusern und im eine Notfallsituation.“ extramuralen Bereich weiter verbessern zu können, erklärt Dieplinger. Daher sei Manikins, Debriefings & Wünsche. es wichtig, nicht nur die Theorie zu verWährend ein Szenario oftmals gleich mitteln, sondern Fertigkeiten auch durch mehrere Themen abdeckt, können dabei Trainings zu präzisieren. gleichzeitig Softskills wie Kommunikation und Teamwork mittrainiert werden. Katheter & Kommunikation. Florian Zum Einsatz kommen im modernen SiLagler hat es geschafft, genau solche Simulationszentrum dabei übrigens auch mulations-Trainings im Clinical Research so genannte Manikins, also im Prinzip Center Salzburg (CRCS) auf die Beine Simulations-Roboter, die ein Operator im zu stellen. Und die Rückmeldungen waHintergrund auch sprechen lassen kann. ren von Beginn an ausgezeichnet: „Die Ebenso wichtig wie das eigentliche TraiStudierenden haben sich sehr begeistert ning sei übrigens die Nachbesprechung gezeigt und wünschen sich überwiegend und Diskussion „auf Augenhöhe“ im Desogar umfangreichere und häufigere Traibriefing-Raum, betont Florian Lagler. Und nings.“ Derzeit finden grundsätzlich vier er macht kein Hehl daraus, dass derzeit Trainingstermine mit zwei Skills-Trainings da und dort noch Mut zur Lücke gefragt und zwei szenarienbasierten Trainingstaist und mehr Ressourcen wünschenswert gen (Normalstation und Ambulanz sowie wären; auch manche Studierende würIntensivstation und OP) statt. Die Vorden sich kleinere Gruppen wünschen. Für gabe war, eine sehr umfangreiche Liste die Premiere sieht er das Format indes als an Kompetenzen und Szenarien – vom „durchaus sehr erfolgreich“ an. Nachsatz: Legen von Gefäßzugängen und Atem„Das Projekt für den ANP-Studiengang ist wegsmanagement bis hin zu Notfallmemir sehr wichtig und wir nutzen alle Mögdizin und Kommunikation – abzudecken. lichkeiten, damit das gut funktioniert.“ • „Wir haben uns überlegt, welche Themen

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Inside

Ein akademischer Geist Erster Forschungsdekan der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität und Unterstützer seit den Gründungstagen: Wolfgang Patsch wurde am 14. Mai 2019 die Ehrendoktorwürde verliehen. Autorin: Ilse Spadlinek • Foto: Paracelsus Uni

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s war ein großes Dankeschön für sein großes Engagement, die Verleihung des Ehrendoktortitels an den Forschungsdekan der ersten Stunde: „Ich hab mich aufrichtig darüber gefreut, vor allem, weil es so unverhofft gekommen ist. Sonst hab ich’s ja nicht so mit Ehrungen“, sagt Wolfgang Patsch. Die Bescheidenheit des stets mit Leidenschaft forschenden Arztes hob denn auch Rektor Herbert Resch in seiner Laudatio besonders hervor. Wolfgang Patsch hat die Bemühungen, in Salzburg eine medizinische Universität zu etablieren, von Beginn an beobachtet und unterstützt, der „akademische Geist“ galt ihm schon immer viel. Als Herbert

Resch ihn 2002 fragte, ob er an der frisch akkreditierten Paracelsus Universität die Aufgabe des Forschungsdekans übernehmen würde, war das „Ja“ für ihn fast selbstverständlich – obwohl es „schon schwierig war, den Primar und den Dekan unter einen Hut zu bringen, das hat mich fast aufgefressen“. Wolfgang Patsch war zu dieser Zeit Leiter des Zentrallabors an den Salzburger Landeskliniken, dem heutigen Universitätsklinikum, und hatte forschungsintensive Jahre an namhaften Universitätsinstituten in Schweden und den USA hinter sich, als er 1993 dem Ruf nach Salzburg folgte. Er sah in der neuen Universität einen Weg, die Forschung auch am Klinikum sicherzustellen und voranzutreiben: „Forschung bedeutet ja

Dem Wegbereiter und Wegbegleiter der Paracelsus Universität, Wolfgang Patsch, lagen stets die Forschung als auch die Lehre gleichermaßen am Herzen.

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auch Kampf auf einer bestimmten Ebene, und ich hatte gute Mitarbeiter zur Unterstützung.“ Als Kämpfer sieht sich der Universitätsprofessor trotzdem nicht, lieber als jemand, „der sich für eine Sache einsetzt, wenn es diese Sache wert ist“. Und diese war es ihm wert: nicht nur als Forschungsdekan und Studiengangsleiter für Molekulare Medizin, sondern auch noch danach, als er – obwohl er „schon andere Pläne hatte“ – das Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Paracelsus Uni übernahm. Mit Zufriedenheit resümiert er hier vor allem die Arbeit mit seinen PhD-Studierenden, den Zusammenhalt des Teams am Institut und, bescheiden, „auch ein paar gute Publikationen“. In der Interaktion mit jungen Menschen fand Wolfgang Patsch „Freude und Inspiration“ – er sieht die Lehre heute als eine der schwierigsten Hausaufgaben für die Universitäten: „Man muss schon eine Bombenvorlesung halten, damit die Studierenden überhaupt kommen wollen. Die Lernunterlagen sind ja viel besser als früher. Dabei ist die Digitalisierung eine große Hilfe, birgt aber auch die Gefahr, das ,Lernen zu verlernen´. Nur durch das Lernen lernt man aber zu beurteilen, wie gut oder eben nicht gut etwas ist.“ Auch der sprichwörtliche „Blick des Arztes“ durch Erfahrung dürfe nicht verloren gehen aufgrund diverser Prozesse, deren Schnittstellen nicht immer optimal funktionieren: „Wir brauchen gute Ärzte, die sich für die Patienten Zeit nehmen, auch wenn das länger dauert.“ •

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Der Lotse in der Therapie Ein Pathologe obduziert Leichen. Dieses Bild herrscht in der Öffentlichkeit vor, obwohl Obduktionen in der Arbeit eines Pathologen oder einer Pathologin nur rund ein Prozent ausmachen. Aber was macht dieser Berufsstand wirklich? Autor: Gottfried Stienen ▪ Foto: Paracelsus Uni/wildbild

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arl Sotlar ist seit 2016 Chef der Pathalogie am Uniklinikum Salzburg und muss zu diesem „alten Bild“ des Pathologen in der Öffentlichkeit schmunzeln. „Ja, wir führen auch Obduktionen durch, rund 360 im Jahr. Es gibt vier Arten von Obduktionen, welche in der Pathologie durchgeführt werden: Die sanitätsbehördliche Obduktion, also wenn jemand tot aufgefunden wird und kein Verdacht auf Fremdverschulden vorliegt. Dann die klinische Obduktion bei im Krankenhaus verstorbenen Patienten, darüber hinaus die so genannte Gutachtenobduktion, etwa zur Klärung der Frage, ob eine berufsbedingte Erkrankung zum Tod geführt hat, und schließlich die Obduktion zu Lehrzwecken. Wenn am Uniklinikum obduziert wird, besteht nie ein Verdacht auf Fremdverschulden, denn diese Fälle werden auf der Gerichtsmedizin geklärt.“ Erkennen und qualifizieren. Die Hauptarbeit von Pathologen machen mikroskopische Untersuchungen von Zell- und Gewebeproben aus. Daran erkennen und qualifizieren Pathologen Krankheiten. „Pathologen nehmen eine wesentliche Position in der Erkennung von diversen entzündlichen und Krebserkrankungen ein“, erklärt Sotlar. Man kann den Grad und das Alter einer Entzündung feststellen und oft auch die Ursache; geklärt wird auch die wichtige Frage, ob ein Tumor gut- oder bösartig

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ist oder von wo der Krebs ausgeht. Die Entwicklung moderner immunhistologischer und molekularpathologischer Methoden in den letzten Jahren ermöglicht es bereits jetzt, für einige Patienten zielgerichtete Therapien vorzuschlagen. Die Molekularpathologie mit Analysen genetischer Veränderungen in Tumorzellen ist ein relativ junger Bereich der diagnostischen Pathologie und stellt eine wichtige Ergänzung zu histologischen und immunhistochemischen Untersuchungen dar. Zusätzlich wird die Molekularpathologie während der Therapie von Krebserkrankungen für Verlaufskontrollen angewendet, etwa beim Lungenkrebs. Die Pathologie bringt in Salzburg ihre Informationen in zahlreichen interdisziplinären Tumorboards mit chirurgischen und internistischen Fächern, Radiologen, Onkologen und Strahlentherapeuten ein, um die bestmögliche Behandlung für jeden einzelnen Patienten zu ermöglichen. Partner der Onkologie. Pathologinnen und Pathologen stehen somit oft im Zentrum der Onkologie – und zwar als wesentlicher Partner in der Behandlung – „Lotse in der Therapie“ ist eine treffende Bezeichnung. Gerade für das gezielte Einsetzen bestimmter Medikamente ist der Pathologe unverzichtbarer ärztlicher Partner. Karl Sotlar arbeitet am Uniklinikum Salzburg mit 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Vor seinem Wechsel nach Salzburg war Sotlar stellvertre-

tender Institutsdirektor und leitender Oberarzt an einem der größten Institute Deutschlands, dem Pathologischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu dessen Versorgungsbereich gehört auch das Klinikum Großhadern. Zuvor hatte er seine Facharztausbildung zum Pathologen in Tübingen gemacht und dort auch habilitiert. Der gebürtige Deutsche wollte ursprünglich Chirurg werden und hatte die Pathologie zunächst als chirurgische Grundausbildung gesehen, bei der man rasch selbständig arbeiten kann. Mangelfach mit Vorzügen. „Ich will die Diagnostik durch wissenschaftliche Arbeit vorantreiben, neue Testverfahren entwickeln und optimieren und der Entstehung bestimmter Krebserkrankungen auf den Grund gehen“, erzählt der Mediziner – und wird in diesem Moment von einer Kollegin zu einem Schnellschnitt ans Mikroskop gebeten. Schnellschnitt? Dabei wird während einer Operation eine winzige Gewebsprobe entnommen und in die Pathologie gebracht. Dort wird innerhalb weniger Minuten mikroskopisch beurteilt, ob etwa die Probe tumorbefallen ist und der Operateur daher etwas mehr Randgewebe entfernen muss. Obwohl der Institutsleiter seine Worte ruhig und bedächtig wählt, ist ihm die Begeisterung für sein Fach anzumerken. Umso mehr beschäftigt ihn die Tatsache, dass die Pathologie immer mehr zu ei-

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Very Personal

Als begeisterter Pathologe und Wissenschafter kann Karl Sotlar seinen Beruf nur wärmstens empfehlen: „Ein überaus modernes Fach mit vielen Vorzügen.“

aller rund 350 tätigen Pathologinnen und Pathologen älter als 55 Jahre. Die Ausbildung zum erfahrenen Pathologen dauere rund 10 Jahre. Und von den gut 100 registrierten Fortbildungsstellen seien weniger als 10 Prozent besetzt. Aufgrund des fehlenden Nachwuchses müsse man daher auf die Studierenden aktiv zugehen und besonders auf die Wichtigkeit unserer Arbeit und die Möglichkeiten im Fach Pathologie hinweisen.

nem Mangelfach wird. „Es ist ein überaus modernes Fach, man kann sich in schwierigen Fällen immer mit Fachkollegen oder Kollegen aus anderen Disziplinen austauschen, und es gibt in der Regel keine Notfälle“, zählt er einige Vorzüge auf. Ferner gibt es keine Wochenend- oder Nachtdienste, weshalb man die Pathologie als familienfreundliches

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Fach bezeichnen muss. Die Pathologie sei zudem dem Lehrbetrieb der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität angeschlossen, und die Wissensvermittlung sei doch eine höchst befriedigende Aufgabe. Viele ältere Kolleginnen und Kollegen werden in Pension gehen und der Nachwuchs für die Ausbildungsstellen fehlt. Derzeit seien fast 50 Prozent

Der Blick nach vorne. Der 53-jährige Rheinländer und Vater zweier Kinder fühlt sich mit seiner Familie in Salzburg sehr wohl. Seine Frau arbeitet als Kinderärztin im benachbarten Berchtesgaden. Tennis und Laufen dienen ihm als Ausgleich zum Beruf. Dort hat er seinen Blick stets voraus gerichtet. „Die Digitalisierung wird auch in der Pathologie einen immer höher werdenden Stellenwert erhalten, und künstliche Intelligenzsysteme werden die Pathologen in ihren Diagnosen unterstützen.“ An digitalisierten Präparaten könne man dann überall auf der Welt, auch von zu Hause aus, Diagnosen erstellen oder andere Kollegen zu Rate ziehen. Das eröffne für die Ärzteschaft – auch bezüglich ihrer Anwesenheit an Kliniken – neue Perspektiven. Doch das werde noch einige Jahre dauern. Bis dahin werden sich Karl Sotlar und sein Team mit den Gewebeproben von rund 45.000 lebenden Menschen pro Jahr beschäftigen. •

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Research

Otto-Kraupp-Preis 2019 (v.l.n.r.): Harald Kauders von Preisstifter Siemens Healthineers, Preisträger Christian Mayr von der Paracelsus Universität und Juryvorsitzender Helmut Sinzinger vom Institut ATHOS.

Auf der Suche nach dem Wie

Biologe Christian Mayr (31) forscht an der Paracelsus Universität und sorgte mit seiner Habilitation im Fach Physiologie für Aufsehen – aufgrund seines jungen Alters und durch die beste Arbeit an österreichischen Medizinuniversitäten. Interview: Sabine Ritzinger • Foto: Stefan Burghart

Paracelsus Today: Herr Doz. Mayr, Sie haben unlängst den Otto-Kraupp-Preis 2019 für die beste Habilitation an einer österreichischen Medizinuniversität erhalten. Worum ging es in Ihrer Arbeit? Christian Mayr: Wir untersuchen den Einfluss bestimmter epigenetischer Komplexe auf Zellen des Gallengangskarzinoms. Vereinfacht beschrieben ist Epigenetik das Wie, durch das die Zellen „wissen“, welche Gene zu welchem Zeitpunkt aktiv sein sollen und welche nicht. Dieses Wie wird von gewissen Regulatoren in Zellen vorgegeben und ist im Tumorkontext oft fehlerhaft. Wir konnten einen Zusammenhang zwischen solchen Regulatoren und dem Gallengangskarzinom nachweisen und zeigen, dass eine substanzbasierte Blockierung dieser Regulatoren Tumorzellen in ihrem Wachstum hemmt.

Paracelsus Today: Wie kamen Sie zur (Krebs-)Forschung?

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Christian Mayr: Mich hat schon immer fasziniert, dass wir gewisse Vorgänge in unserem Körper, und damit letztlich uns selbst, nicht zur Gänze verstehen. Diese Tatsache und die Vorstellung, mit der Forschung immer wieder „Neuland“ betreten zu können, haben mich ins Labor gebracht. In der Krebsforschung sehe ich persönlich den größten Impact und Benefit der eigenen wissenschaftlichen Arbeit – auch wenn ich mir bewusst bin, dass unsere Forschungsarbeiten nur wenige Teile in einem riesengroßen Puzzle sind.

Paracelsus Today: Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Gebiet – und was die Hoffnungen?

dass „Alles mit Allem“ direkt oder indirekt zusammenhängt. Dass wir auf der einen Seite konkrete Forschungsfragen formulieren und bearbeiten müssen, auf der anderen Seite aber die kleineren und größeren Zusammenhänge nicht aus den Augen verlieren dürfen. Die größten Hoffnungen sind, dass sich die Erkenntnisse unserer Grundlagenforschung irgendwann in Therapieoptionen abbilden lassen und somit den Patienten geholfen werden kann.

Paracelsus Today: Wie sehen Ihre Arbeitsbedingungen am Institut für Physiologie und Pathophysiologie aus? Christian Mayr: Die Rahmenbedingungen, die durch die Institutskollegen und Vorstand Markus Ritter geschaffen werden, erlauben mir, unsere Forschungsfragen gezielt bearbeiten zu können. Besonders spannend ist, dass wir sowohl fachlich als auch von den Persönlichkeiten her eine sehr heterogene Truppe sind – ein großer Vorteil in der Wissenschaft, da man sich selbst oft in Ideen oder Vorhaben verrennt und dann der Input einer fachlich anderswo verorteten Person sehr wertvoll ist.

Paracelsus Today: Arbeiten Sie im Team oder allein? Christian Mayr: Die Arbeitsgruppe „Labor für Tumorbiologie und Experimentelle Therapien“ (Leitung: Tobias Kiesslich) ist Teil des Instituts für Physiologie und Pathophysiologie und meine wissenschaftliche Heimat. Daneben möchte ich die jahrelange Kooperation mit dem Universitätsinstitut für Pathologie und Daniel Neureiter hervorheben, die ganz entscheidend zum Gelingen unserer Projekte beiträgt.

Paracelsus Today: Wo sehen Sie Ihre Christian Mayr: Die komplexen Zusammenhänge und Interaktionspartner der von uns untersuchten Regulatoren machen die Forschungsarbeit spannend, aber auch sehr herausfordernd. Man bekommt manchmal den Eindruck,

Zukunft? Christian Mayr: Ich sehe meine Zukunft in Salzburg und an der PMU und möchte in den kommenden Jahren die Forschungsergebnisse weiter vertiefen. •

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medel.com 23


Inside

Kanzler Michael Nake, Ex-Bundesminister Heinz Faßmann, Vizerektorin Eva Rohde, Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Rektor Herbert Resch (v.l.n.r.).

Medizin und Wissen(schaft) im Wandel Am Symposium „Forum Medizin 21 – Die Zukunft der medizinischen Universitäten“ der Paracelsus Universität wurde auf hohem Niveau nachgedacht und diskutiert. Paracelsus Today bringt einige der Highlights. Autor: Andreas Aichinger • Fotos: Paracelus Uni/wildbild

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as sieht man nicht jeden Tag: Alle Rektoren der österreichischen Medizinuniversitäten hatten sich Ende März 2019 in Salzburg versammelt, um – unterstützt durch zahlreiche hochkarätige Experten und Expertinnen aus Universitätsmedizin, Universitätskliniken, Wissenschaft, Technologie und Forschung – zwei Tage lang über die Zukunft nachzudenken. Genauer gesagt, über die Zukunft der medizinischen Universitäten und der sich abzeichnenden zukünftigen Rahmenbedingungen für die Lehre, Forschung und Patientenversorgung. Als Veranstalter des unter dem Namen „Forum Medizin 21“ bereits seit vielen Jahren bewährten internationalen Symposiums fungierte neben der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) auch die Maastricht University, und zwar in Zusammenarbeit mit den Universitätskliniken Salzburg, Maastricht University Medical Centre+ sowie der Association of Academic Health Centers International (AAHCI).

Herbert Resch (PMU), Antonio Loprieno (Österr. Wissenschaftsrat), Paul Sungler (Uniklinikum Salzburg), Martin Paul (Maastricht University) und LH-Stv. Christian Stöckl bei der Pressekonferenz (v.l.n.r.).

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Von Humboldt zu Digital Health. Nach den Eröffnungs-Grußworten, unter anderem von Heinz Faßmann, (Ex-)Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, wurde als Ausgangspunkt ein Fixstern des Bildungs-Universums diskutiert: das Humboldtsche Bildungsideal. Schon bei einem Pressegespräch

im Vorfeld hatte Rektor Herbert Resch diesen Faden aufgenommen. Besonders seit der Entstehung privater Universitäten sei eine Diskussion über die forschungsgestützte Lehre entbrannt. Und dabei gehe es auch um die Frage, wie weit das Humboldtsche Bildungsideal – wonach Forschung und Lehre eine Einheit bilden – noch gültig sei. Allgemein waren die zahlreichen Impulsvorträge, Referate und Podiumsdiskussionen mit rund 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmern dazu angetan, die wachsende Bedeutung Salzburgs als Wegbereiter der Digitalisierung in der Medizin zu betonen. Übrigens: Erst vor wenigen Monaten hat die Ludwig Boltzmann Gesellschaft ein neues Institut für Digital Health gegründet, das am Universitätsklinikum der Paracelsus Universität in Salzburg angesiedelt sein wird. Digitalisierung ist disruptiv. Eine der unübersehbaren Rahmenbedingungen wird zweifelsfrei durch die Digitalisierung vorgegeben, weshalb entsprechenden Technologien und den daraus resultierenden Möglichkeiten und Anwendungen auch breiter Raum in den einzelnen Vorträgen eingeräumt wurde. So kam Landeshauptmann-Stellvertreter und Gesundheitslandesrat Christian Stöckl auf eine der konkreten Anwendungsmöglichkeiten der Digitalisierung in der

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Die Rektoren der österreichischen Medizinuniversitäten vereint (oben v.l.n.r.): Hellmut Samonigg (Meduni Graz), Wolfgang Fleischhacker (Meduni Innsbruck), Herbert Resch (PMU), Rudolf Mallinger (Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften) und Markus Müller (Meduni Wien). Sabine Herlitschka (Bild re.) von Infineon Technologies Austria sprach zur Digitalsierung in der Medizin.

Medizin zu sprechen: Die Telemedizin trage dazu bei, spezialisiertes Wissen in Sekundenschnelle auch in den Regionen zur Verfügung zu stellen. Die Methoden der Digitalisierung in der Medizin hätten jedenfalls „disruptives Potenzial“, brachte Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende des Halbleiter-Herstellers Infineon Technologies in Österreich, in ihrem Vortrag auf den Punkt. Hinter dem unscheinbaren Wort „disruptiv“ verbirgt sich nicht weniger als die Erwartung, dass dank der technologischen Innovationen auch in der medizinischen Praxis kaum ein Stein auf dem anderen bleiben dürfte. Herlitschkas Rolle am zweiten Tag der Veranstaltung war klar: technik-basiertes Aufrütteln der versammelten Mediziner inklusive Motivation zum Brückenschlag mit Technikern und Informatikern. Chancen und Schattenseiten. Jens Eckstein fungiert als CMIO (Chief Medical Information Officer) am Universitätsspital Basel als eine Art Bindeglied zwischen Ärzten und Technikern. In seinem Vortrag illustrierte er unter anderem die faszinierenden Chancen, die Künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence, AI) etwa bei der medizinischen Entscheidungsunterstützung (Decision Support) auf Basis von Big Data eröffnet. Gleichzeitig verschwieg Eckstein auch nicht die potenziellen Schattenseiten der Digitalisierung

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wie falsche Erwartungen, wachsende Abhängigkeit von der Technologie, einen möglichen Verlust grundlegender ärztlicher Fähigkeiten und nicht zuletzt die Herausforderung des Datenschutzes. Andere intensiv diskutierte Themen waren naturgemäß die Digitalisierung der Universitätsmedizin, aber auch Deep Learning und Artificial Intelligence. Und selbstverständlich weckte auch der Stellenwert der Universitätsmedizin der Zukunft ganz allgemein höchstes Interesse. Mayo und Präzisionsmedizin. Ein weiterer Höhepunkt war schließlich auch der Vortrag von Richard Weinshilboum, der als Professor für Krebsgenomik-Forschung und Pharmakologie am renommierten Mayo Clinic College in Rochester tätig ist. Schon der Titel seines Referats („von der Pharmakogenomik hin zu Pharmako-Omik“) machte neugierig. Hintergrund: Pharmako-Omik bezeichnet die Erforschung der Rolle, die „Omik-Wissenschaften“, wie etwa die Metabolomik (Stoffwechsel) oder die Proteomik (Proteine), beim Verständnis jener molekularen Mechanismen spielen können, die für das individuell so unterschiedliche Ansprechen auf Arzneimittel verantwortlich sind. Als Beispiel dafür – und somit für die viel zitierte Präzisionsmedizin generell – führte der Forscher unter anderem das Enzym CYP2D6 an. Es ist am Stoffwech-

sel vieler Medikamente beteiligt, liegt allerdings in verschiedenen genetischen Varianten vor und kann so die Wirkung mancher Arzneimittel beeinflussen. Erstaunliche Ausblicke. Und an diesem Punkt kommt auch für Weinshilboum die Digitalisierung ins Spiel: Basierend auf diesen Erkenntnissen kann beispielsweise ein automatisierter Alarm – auf Basis von in elektronischen Gesundheitsakten gespeicherten Daten – verhindern, dass gewisse Arzneimittel bei bestimmten Genvarianten überhaupt verschrieben werden. Ein verwandtes Szenario sind für den Mayo-Wissenschafter ganz generell Tools zur medizinischen Entscheidungsunterstützung sowie in Zukunft auch AI-basierte VorhersageAlgorithmen. Weinshilboum unterstrich in seinen Ausführungen aber auch, dass er bereits auch in der Pharmakogenomik jenen Anwendungsbereich der klinischen Genomik sieht, der die rascheste und weiteste Verbreitung finden und letztlich für jeden Patienten weltweit zum Thema werden würde. Doch egal, ob Genomik oder Digitalisierung – die Zukunft hat natürlich längst begonnen. Und in Salzburg wurde wieder einmal auf hohem Niveau über diese Zukunft diskutiert – am Forum Medizin 21. Info: www.forummedizin21.at

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Research

Eine Frage des Alters?

Eine unlängst publizierte Studie der PMU-Wissenschafter Ludwig Aigner und Francisco J. Rivera Gomez-Barris zur Regenerationsfähigkeit alter Stammzellen verspricht wichtige Erkenntnisse für den künftigen Therapieeinsatz und erregt Aufmerksamkeit. Autor: Ludwig Aigner • Foto: Paracelsus Uni/Ritzinger

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ir alle tragen sie in uns, die Stammzellen, die Wunderwaffen, die Alleskönner. Es sind unsere Ersatzteillager, die immer dann, wenn Gewebe und Organe erneuert werden müssen – also eigentlich permanent – aktiv sind und dort, wo Zellen verbraucht wurden und abgestorben sind, diese ersetzen und zur Regeneration beitragen. In der Tat wissen wir, dass in vielen Organen unseres Körpers die Stammzellen auch in hohem Alter noch vorhanden sind, allerdings nicht mehr ganz so aktiv wie in jungen Jahren. Wir können die Stammzellen auch dem Körper entnehmen, züchten und vermehren, um sie in größerer Zahl dem Patienten wieder zurückzuführen. Diese als autolog, also zu dem selben Individuum gehörig, bezeichnete Form der Stammzelltherapie hat gewisse Vorteile. Zum Beispiel werden die körpereigenen Zellen – im Vergleich zu körperfremden – nicht abgestoßen. Autologe Stammzelltherapieansätze werden daher aktuell in vielen klinischen Studien bei einer Vielzahl von Erkrankungen getestet. Die Regenerationsfrage. Aber ist Stammzelltherapie auch mit alten Zellen noch wirksam? Diese Frage stellten sich Ludwig Aigner, Vorstand des Instituts für Molekulare Regenerative Medizin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg, und Wissenschafter Francisco Rivera zusammen mit ihrem Team und in Kooperation mit der Universität Austral de Chile in Valdivia. Die beiden PMU-Forscher beschäftigen sich seit Jahren mit der Regeneration des Zentralnervensystems, also des Gehirns und des Rückenmarks. Wie in einem elektrischen Kabelbaum ist dabei jede einzelne

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Nervenfaser (jeder einzelner Draht) von einer Isolierschicht (einem Mantel), dem so genannten Myelin, umgeben. Das Myelin ermöglicht eine rasche Nervenleitung und sorgt für das Wohlbefinden der Nervenfasern. Die Schutzschicht wird im Gehirn und Rückenmark durch die anwesenden Stammzellen ständig erneuert, ist also das Paradebeispiel für Regeneration im Zentralnervensystem.

Francisco Rivera (li.) und Ludwig Aigner beschäftigen sich seit Jahren mit der Regeneration des Zentralnervensystems, also des Gehirns und des Rückenmarks.

Studie zu Multipler Sklerose. Vor einigen Jahren konnten Rivera und Aigner bereits zeigen, dass Stammzellen aus dem Knochenmark die Stammzellen des Gehirns zur Myelinbildung instruieren. Diese und andere Erkenntnisse, zum Beispiel dass die Knochenmarksstammzellen Entzündungsreaktionen eindämmen können, führten dazu, dass derzeit Knochenmarksstammzell-Therapien zur Behandlung der Multiplen Sklerose getestet werden. Bei dieser entzündlichen

Autoimmunerkrankung wird das Myelin vom eigenen Immunsystem angegriffen, wobei im Spätstadium der Multiplen Sklerose das Myelin nicht mehr nachgebildet wird. An der internationalen klinischen Studie (MESEMS-Studie) ist das Salzburger Team um Ludwig Aigner, Eva Rohde, Mario Gimona, Dirk Strunk und Eugen Trinka beteiligt. Altersmüde Stammzellen. Aus der neuesten Arbeit zogen Rivera und Aigner die Erkenntnis, dass Knochenmarksstammzellen aus Tieren mittleren bis höheren Alters, die übertragen auf den Menschen die Kandidatenpopulation für eine Knochenmarksstammzell-Therapie sind, eine viel geringere regenerationsfördernde Aktivität aufweisen als junge Stammzellen. Die alten Stammzellen waren kaum noch in der Lage, die Myelin-Regeneration zu fördern. Die Arbeit ist ein wesentlicher Baustein für das Design von zukünftigen Stammzelltherapien. Auch bei laufenden Studien, wie zum Beispiel bei der MESEMS-Studie, könnten die Erkenntnisse einfließen. Eine Frage könnte sein, ob jüngere Patienten mit Multipler Sklerose stärker von der Stammzelltherapie profitieren als ältere Erkrankte. Eine weitere Fragestellung ist, ob alte Stammzellen während der Züchtung und Anreicherung durch Wirkstoffe verjüngt werden können, damit sie wieder ihr volles Potenzial erlangen. Referenz: Aging restricts the ability of mesenchymal stem cells to promote the generation of oligodendrocytes during remyelination. Rivera FJ, de la Fuente AG, Zhao C, Silva ME, Gonzalez GA, Wodnar R, Feichtner M, Lange S, Errea O, Priglinger E, O‘Sullivan A, Romanelli P, Jadasz JJ, Brachtl G, Greil R, Tempfer H, Traweger A, Bátiz LF, Küry P, Couillard-Despres S, Franklin RJM, Aigner L. Glia. 2019 Aug;67(8):1510-1525. doi: 10.1002/ glia.23624. Epub 2019 Apr 30. •

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Alumni

Barbara und Patrick Morre bei der Ehrendoktoratsverleihung an Prof. John Geibel im Mai 2019, bei dem sie ihr Forschungstrimester in Yale verbrachten.

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Alumni

Gemeinsam nahe am Menschen Das Ehepaar Barbara und Patrick Morre hat vieles gemeinsam, unter anderem einen Abschluss in Humanmedizin an der Paracelsus Universität und eine Stelle im Fachbereich Innere Medizin am Universitätsklinikum Salzburg. Autorin: Sabine Ritzinger • Fotos: Paracelsus Uni/wildbild/Ritzinger

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lumni-Porträts in Paracelsus Today stellten bislang immer nur eine Absolventin oder einen Absolventen der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) vor – doch in diesem Fall handelt es sich um derer zwei, das Ehepaar Barbara und Patrick Morre. Sie vereinen viele Gemeinsamkeiten: Beide absolvierten das Medizinstudium an der Paracelsus Universität, gingen für ihr Forschungstrimester nach Yale, wählten für ihre Facharztausbildung und als Arbeitsplatz die Innere Medizin am Universitätsklinikum Salzburg. Dennoch war und ist ihr Ausbildungs- und Berufsweg wider Erwarten kein Paarlauf. Bayerische Kindheitsträume. Barbara Morre, geborene Grotz, schloss ihr Medizinstudium 2010 ab. Die Fachärztin für Innere Medizin an der „Universitätsklinik für Innere Medizin I mit Gastroenterologie-Hepatologie, Nephrologie, Diabetologie und Stoffwechselerkrankungen“ in Salzburg träumte schon seit Kindertagen davon, eines Tages als Ärztin zu arbeiten. „Ich war im Alter von vier Jahren im Krankenhaus – und fasziniert von der Atmosphäre und den Abläufen dort. Das hat mich nie wieder losgelassen“, erzählt die aus Niederbayern Stammende. Während ihrer Ausbildung an der PMU galt

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das Interesse der Studentin zuerst den Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, bis sie die Turnusarzt-Ausbildung an die Universitätsklinik für Innere Medizin I in Salzburg führte. „Das Fachgebiet ist sehr breit und ganzheitlich. Wie ,Dr. House´ kommt man an viele spannende Fälle, muss über Akten sitzen und überlegen“, schwärmt die 35-Jährige. Als ihr Oberarzt Hermann Salmhofer eine Stelle als Assistenzärztin an der Uniklinik anbot, nahm sie gerne an. Drei weitere „Ehemalige“ der Paracelsus Universität gehören zum Team. Vorarlberger Initialzündung. Im Unterschied zu seiner Ehefrau hatte Litereraturliebhaber Patrick Morre den Plan, Germanistik zu studieren. Das änderte sich während seines Zivildienstes im Krankenhaus Bludenz. „Ich fand das Krankenhausleben imponierend – und als ich schließlich mit zu Operationen durfte, manifestierte sich in mir der Wunsch nach einer Medizinkarriere“, erinnert sich der 30-Jährige. Und schienen ihm während des Medizinstudiums in Salzburg zuerst noch die chirurgischen Fächer am anziehendsten, so entwickelte der gebürtige Vorarlberger schließlich eine Leidenschaft für die Innere Medizin: „Nach einer Lehrveranstaltung in Hämato-Onkologie animierte unser Lehrender Thomas

Melchardt zur Mitarbeit an der Uniklinik für Innere Medizin III. So war ich dort ab dem dritten Studienjahr mit eingebunden.“ Zum Jahresende wird er seine Facharztausbildung in Innerer Medizin – Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie – abschließen. Der vorhin erwähnte Arzt Thomas Melchardt, ebenfalls ein PMU-Alumnus, war übrigens nicht nur bei der Anwerbung von Patrick Morre erfolgreich: Derzeit arbeiten weitere fünf PMU-Absolventen an der „Universitätsklinik für Innere Medizin 3 – mit Hämatologie, internistischer Onkologie, Hämostaseologie, Infektiologie, Rheumatologie und Onkologischem Zentrum“. Berufliches und privates Power-Paar. Kennengelernt hatten sich Barbara und Patrick 2014 während ihrer Facharztausbildung am Uniklinikum Salzburg, als sie im Zuge der klinischen Rotationen auf derselben Station der Inneren Medizin III eingeteilt waren. „Bereits nach einem Monat waren wir fix zusammen“, offenbaren sie lachend. Geheiratet wurde 2016, ein Reihenhaus in Elixhausen bei Salzburg und das zweieinhalbjährige Töchterchen Hannah komplettieren ihr Glück. Barbara war nach der Geburt 16 Monate lang in Elternkarenz, bevor sie mit einem 75-Prozent-Arbeitszeitmodell in ihren Job zu- ➤

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Alumni

Persönlicher Rat und fachlicher Austausch gehören zum Leben des Mediziner-Ehepaares – am Uniklinikum Salzburg und auch zu Hause.

rückkehrte. Patrick nahm die Väterkarenz in Anspruch und betreute Hannah drei Monate lang. Arbeit und Kind seien oftmals schwierig zu vereinbaren, aber mit gegenseitiger Unterstützung und mithilfe von Familie und Freunden schaukeln sie den Alltag. „Hannah liebte es vom ersten Tag an, in die Krabbelgruppe zu gehen – ihr Papa bringt sie hin und ich hole sie ab“, sagt die umtriebige Mama. Dass sie den gleichen Beruf ausüben und deshalb das Berufliche auch stark im Privatleben mitspielt, empfinden beide als Vorteil: „Wir sind sehr dankbar, uns über Dinge, die uns beruflich beschäftigen, austauschen zu können – und zwar mit jemandem, der das gut versteht. Persönlicher Rat und fachlicher Austausch helfen bei der Bewältigung unseres Ärztealltags“, betont Patrick Morre. Und Barbara Morre ergänzt: „In der Inneren Medizin ist man oft lange und intensiv an die Patienten gebunden – sei es in der Onkologie oder in der Dialyse – und daher sehr nahe am

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Menschen. Das kann emotional anstrengend sein.“ Erinnerungen an Yale. Emotional bewegend hingegen war ihr Wiedersehen mit Prof. John Geibel, dem stellvertretenden Vorstand des Departments für Chirurgie der Yale University School of Medicine, Direktor für chirurgische Forschung und Professor für zelluläre und molekulare Physiologie an der Yale University im Mai 2019. Beide Alumni hatten das Forschungstrimester im vierten Studienjahr in seinem Labor in New Haven/Connecticut in den USA verbracht. Anlässlich der Ehrendoktor-Verleihung der Paracelsus Universität an Prof. Geibel, der bereits 100 Medizinstudierende der PMU in deren Forschungstrimester in Yale betreute, tauschten sie mit ihm Erinnerungen aus: „Er hat uns auf Anhieb erkannt und sich sehr über unser Kommen gefreut. Obwohl über die Jahre schon so viele Studierende aus Salzburg in seinem Labor

mitgearbeitet haben, hat er zu jedem ein persönliches Verhältnis.“ Der renommierte Gelehrte und Forscher lade alle PMUStudierenden privat zu sich nach Hause ein und versorge sie auch abseits des Studiums mit Tipps. 2015 kehrten Patrick und Barbara während einer Reise durch die USA gemeinsam an den Ort zurück, dem sie so wichtige Erfahrungen – in Sachen Forschung und in persönlicher Hinsicht – zu verdanken haben. Menschlich weit vorne. Während Barbara Morre ihren Plan erfüllen will, „eine gute Ärztin zu werden und eine gute Ärztin zu sein“, genießt Patrick Morre den Beruf als Uniklinikumsarzt, „denn ich arbeite im Dienste der Patienten gerne im Team und kooperiere gerne mit der Pflege“. Der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität ist das Vorzeige-Medizinerpaar dankbar, „denn wir wurden fachlich und persönlich gut und mit viel Herzblut der Beteiligten auf unseren Beruf vorbereitet“. •

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Pharmakologie mit frischer Antonio Sarikas, neuer Vorstand des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Paracelsus Universität, setzt in der Grundlagenforschung auf die starke Nähe zur Klinik. In der Lehre lebt er den kollegialen Umgang mit den Studierenden sowie eine praxisnahe, evidenzbasierte und interprofessionelle Wissensvermittlung. Autor: Wolfgang Bauer • Foto. Paracelsus Uni/Ritzinger

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ntonio Sarikas´ Weg in die Pharmakologie begann an der Universität Erlangen-Nürnberg, wo er Medizin studierte und am Institut für Experimentelle Pharmakologie promovierte. Durch seine Doktorarbeit zur molekularen Pathogenese von Kardiomyopathien (summa cum laude) fand der gebürtige Deutsche Gefallen an der wissenschaftlichen Arbeit, die er nach der Approbation als Arzt einige Jahre lang in den USA fortführen konnte.

baren Anzahl an Arzneistoffen bewirken kann und welche enorme Bedeutung die Pharmakotherapie in der Heilkunde hat.“ Schließlich würden die meisten Erkrankungen immer noch eine medikamentöse Therapie benötigen. „Mehr als 75 Prozent aller Arztbesuche enden mit der Verordnung eines Arzneimittels“, sagt der Pharmakologe. Er betont, dass die Pharmakologie das Querschnittsfach schlechthin sei und sowohl für Studierende der Medizin als auch für jene der Pharmazie ein Fach von zentraler Bedeutung.

Faszinierende Disziplin. Es war nicht nur die molekulare Herzforschung, die ihn begeisterte, vielmehr war und ist es die Pharmakologie selbst. Sarikas nennt in diesem Zusammenhang die Identifizierung des molekularen Pathomechanismus des Krankheitsprozesses, um mögliche Angriffspunkte für die Entwicklung neuer medikamentöser Therapien herauszufinden. Diese Aufgabe ergibt einen attraktiven Mix aus Grundlagenforschung und einer starken Nähe zum klinischen Alltag, wie er sagt: „Es ist faszinierend zu sehen, wie viel man mit einer relativ überschau-

Lehre mit Besonderheiten. Als erfahrener Lehrender ist er sich bewusst, dass die Pharmakologie häufig als ein mit allzu viel Theorie behaftetes Lernfach gilt. Diesem Image will er entgegenwirken, indem er an der Paracelsus Universität der Vermittlung von Lehrinhalten höchsten Stellenwert einräumt. Die Voraussetzungen dafür sieht er in Salzburg als ideal an. Denn die relativ kleine Studierendenanzahl in Medizin und Pharmazie mache es möglich, eine Beziehung aufzubauen und interaktiv zu arbeiten. Er wolle nicht einfach einen Vortrag abliefern, sagt er, vielmehr sehe er sich als Ich habe vonseiten der Studierenden Mentor, der die Studierenden selten so kritische Fragen gehört wie bei der aktiven Reflexion der Lerninhalte unterstützt und hier an der Paracelsus Universität.“ begleitet. Univ.-Prof. Dr. Antonio Sarikas, Vorstand des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg

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Mit dieser Lehrphilosophie hat er bereits in den ers-

ten Monaten seiner Tätigkeit in Salzburg gute Erfahrungen sammeln können. „Ich habe vonseiten der Studierenden selten so kritische Fragen gehört wie hier an der Medizinischen Privatuniversität“, sagt der Pharmakologe. In München, wo er von 2009 bis 2018 am Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Technischen Universität gelehrt hat, wurden die Lehrveranstaltungen von 200 bis 300 Studierenden besucht. Um möglichst alle im Hörsaal miteinbinden zu können, kamen spezielle Lehrtools für mobile Endgeräte zum Einsatz, die Sarikas und seine Mitarbeiter entwickelt haben (www.onlineted. de). So konnte man sich etwa mit dem Smartphone an der Diskussion spezieller Krankheitsfälle beteiligen. Solche und ähnliche Formen der IT-gestützten Lehre sollen auch in die Hörsäle der PMU einziehen. In einem gemeinsamen E-Learning- und Peer-Teaching-Projekt mit der TU München erarbeiten Studierende für Studierende entsprechende Patientenfälle (www.pharmacases.de). Praxisnah und interprofessionell. Besonders praxisnah und evidenzbasiert soll die Vermittlung des Wissens über Arzneistoffe sein. Den Studierenden wird u. a. Wirkmechanismus, Pharmakokinetik, Nebenwirkungen und Kontraindikationen der wichtigsten Arzneistoffe vermittelt. Grundlage bildet die Positivliste PMU300, die auf Basis der WHO List of Essential Medicines und Leitlinienempfehlungen

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Rezeptur mehrerer Fachgesellschaften erstellt wurde (www.pmu300.at). Ihre Besprechung erfolgt in mehr als 25 verschiedenen Vorlesungen. „Keine Angst: Nicht das Auswendiglernen von Beipacktexten ist gefragt. Vielmehr sollen die Studierenden verstehen, wie zum Beispiel ein Medikament zur Senkung des Blutdrucks wirkt, mit welchen Nebenwirkungen zu rechnen ist und bei welchen Patienten man es nicht anwenden darf“, erklärt Sarikas. Weil diese Liste den pharmakologischen Grundkanon sowohl für Studierende der Medizin als auch der Pharmazie darstellt, bietet sie die Basis für eine interprofessionelle Zusammenarbeit. Es ist geplant, beide Studierendengruppen in einer gemeinsamen Lehrveranstaltung Pharmakologie zusammenzuführen, was die fachliche Expertise und gegenseitige Wertschätzung beider Gruppen fördern sollte. Die genannten didaktischen Inhalte und Neuerungen sollen darüber hinaus mit Hilfe qualitativer und quantitativer Methoden der Ausbildungsforschung untersucht und evaluiert werden, die Ergebnisse werden in einem Fachjournal publiziert. Wohlfühlort Salzburg. Seine Freizeit verbringt Antonio Sarikas hauptsächlich mit seiner Familie. Seine Frau lebt mit den beiden Söhnen, fünf und sieben Jahre alt, in Erlangen und arbeitet als Professorin für Pharmazie an der dortigen Uni. Die arbeitsfreien Stunden in Salzburg widmet er vornehmlich dem kulturellen Angebot. „Ich fühle mich in Salzburg sehr wohl“, bekennt Sarikas. Vor allem die Selbstbeschreibung der Paracelsus Universität als „ innovativ, modern und persönlich“ decke sich sehr gut mit seinen ersten Eindrücken im Arbeitsalltag. •

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Mustertext Body Check

Der Schlaf

und seine Räuber

Der Teufelskreis aus Schlaflosigkeit und Frustration ist nur schwer und mit viel Diszipin zu durchbrechen.

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twa ein Drittel des Lebens verbringen wir im Schlaf. Er dient der Regeneration von Körper und Geist. Jeder vierte Österreicher leidet an Schlafstörungen, die sehr belastend sind. SYMPTOME Schlechter Schlaf kann sich durch viele Beschwerden bemerkbar machen: Zunächst stehen Ein- und Durchschlafstörungen im Vordergrund, die von Beeinträchtigungen untertags wie Tagesmüdigkeit, erhöhter Reizbarkeit und Einschränkungen der Leistungsfähigkeit begleitet werden. Schlafstörungen haben viele Ursachen, etwa psychische Probleme, Stress, ungünstige Schlafgewohnheiten, äußere Faktoren

wie Lärm oder unbequeme Schlafumgebung, darüber hinaus körperliche Ursachen wie Schmerzen. Häufig raubt auch nächtliches Grübeln den Schlaf. Oft wirken verschiedene „Schlafräuber“ zusammen. Besonders fatal: Kommt es immer wieder zu Schlafstörungen, trainieren sich Betroffene unbewusst ungeeignete Verhaltensweisen an, die zu einer Verselbständigung und Chronifizierung der Beschwerden beitragen. Es entsteht ein Teufelskreis aus Schlaflosigkeit und Frustration, der schwer und nur mit viel Disziplin zu durchbrechen ist. DIAGNOSTIK Wichtig ist die Abklärung der Ursache: Im ersten Schritt werden in einem Ge-

Dr. Alexander Kunz ist Oberarzt an der Universitätsklinik für Neurologie in Salzburg und leitet dort das Schlaflabor. Er besitzt das Diplom für Schlafmedizin der Österreichischen Ärztekammer und lehrt an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität.

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spräch unter Einbeziehen des Bettpartners die Schlafgewohnheiten und die Schlafumgebung analysiert. Oft lauern hier Schlafräuber, die sich einfach und schnell beheben lassen. In weiterer Folge stehen ambulante Untersuchungen wie ein mobiles Apnoescreening oder eine Aktigraphie (Aktivitätsaufzeichnung mittels spezieller Armbanduhr) zur Verfügung. Eine Abklärung im Schlaflabor ist bei unklarer Ursache sinnvoll. THERAPIE UND PROGNOSE Wenn Sie abends immer wieder schlecht einschlafen, nachts häufig wachliegen oder morgens „wie gerädert“ aufwachen, ist wirksame Hilfe gefragt. Einige einfache Verhaltensregeln zur Schlafhygiene stellen die Basis der Therapie dar. Entspannungsübungen sind hilfreich, darüber hinaus stehen wirksame Mittel zur medikamentösen Behandlung zur Verfügung, um Schlafstörungen gezielt zu therapieren. Schlafstörungen dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden, sind aber gut behandelbar. •

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Haus D

Neues Haus als Symbol für Wachstum

Research

Autor: Gottfried Stienen • Fotos: Paracelsus Uni/wildbild

Das Haus D ist das insgesamt vierte Gebäude der Paracelsus Universität und bietet 4.570 m2 modernst ausgestattete Nutzfläche.

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ie Paracelsus Universität hat ein weiteres Gebäude für Forschung und Lehre errichtet und stärkt den Standort Salzburg. Das insgesamt vierte Haus der Universität wurde von den Architekten Berger + Parkkinen geplant, von Bull Bau als Baumeister verantwortet und von der Firma Doll Bau gebaut. Es kann nicht nur mit großzügigen 4.570 m2 Nutzfläche aufwarten, sondern auch mit interessanten Baudetails: zum Beispiel mit einer 12.357 kg schweren Stahltreppe, rund 437.100 kg Bewehrungsstahl, Kabel mit einer Gesamtlänge von 235 km oder duktilen Pfählen

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Research mit einer Gesamtlänge von 4.100 m (der Großglockner ist zum Vergleich 3798 m hoch). „Ohne die vorbildliche Zusammenarbeit zwischen Paracelsus Universität und Bau-Team wäre ein Projekt wie dieses so nicht machbar gewesen. Das Vorhaben war vom ersten Tag an lebendig, Bauherr PMU hatte Mut zur Abstimmung – und ich habe selten erlebt, dass ein Nutzer so genau weiß, was er will“, lobt Baumeister Christian Schluder. Die veranschlagten Kosten (Gesamtinvestition 22 Millionen Euro) wurden sogar unterschritten. Die Finanzierung dieses neuen Hauses war herausfordernd: Der Erwerb des Baugrundes wurde dank der großzügigen Unterstützung von Ernst Piech, Wolfgang Porsche und Dietrich Mateschitz, der auch die Ausfallshaftung übernahm, ermöglicht. Zahlreiche weitere Sponsoren – unter anderem aus der Pharmaindustrie – helfen an der Etablierung der Pharmazie in Salzburg mit. Auch das Land Salzburg unterstützt mit einer Summe von zwei Millionen Euro über fünf Jahre den Vollausbau der Pharmazie. Neben den Büros für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen am Institut für Pharmazie Hightech-Labors und Forschungseinrichtungen der neuesten Generation, moderne Hörsäle, Übungslabors, Mikroskopierräume und eine Übungsapotheke zur Verfügung. Das Institut für Anatomie erhielt einen 236 m2 großen Kurssaal mit mobilen C-Bögen (für Röntgen) und 3D-Übertragung, der in drei Bereiche abgetrennt werden kann und neben der Lehre auch für chirurgische OP-Kurse herangezogen wird. Im Untergeschoß steht ein Computertomograph (CT) zur Verfügung. Mit dem Studium der Pharmazie und dem neuen Universitätsgebäude erhält die PMU zunehmend eine gesundheitswissenschaftliche Ausrichtung, mit multiprofessioneller Zusammenarbeit der Bereiche Humanmedizin, Pharmazie und Pflegewissenschaft. Nirgendwo anders in Österreich sind diese drei Disziplinen so eng verbunden wie in Salzburg – und zwar nicht nur physisch auf dem gleichen Campus, sondern auch inhaltlich auf Lehr- und Forschungsebene. •

Hightech- und Übungslabors bieten dem Institut für Pharmazie und den Pharmaziestudierenden das ideale Umfeld für wissenschaftliches Arbeiten.

Sponsor Heinrich Jacoby und Johanna Pachmayr, Vorständin des Instituts für Pharmazie, feierten mit.

Friedrich Hillebrand (li.), GF der EVER Pharma Gruppe, mit Thomas Veitschegger, Vizepräsident des Österreichischen Apothekerverbandes.

Johann Padutsch (re.), lenkte bis vor kurzem die Ressorts für Stadtplanung und Verkehr in der Stadt Salzburg.

Freund und Förderer Matthias Moosleitner, mit Christine Hofer-Dückelmann vom Institut für Pharmazie.

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Research

Haus D

Baumeister Christian Schluder (rechts im Bild mit Rektor Herbert Resch) lobte die vorbildliche Zusammenarbeit mit dem Bauherren PMU.

Kanzler Michael Nake begrüßte Hermann Wonnebauer und Horst Dick von der Zürcher Kantonalbank (von links).

Die Hausbewohner gestalteten ein buntes Mitmachprogramm.

Spaßfaktor garantiert: Die Gäste konnten Laborarbeit hautnah erleben. Die großzügige Terrasse im 3. Stock bietet den Mitarbeitern und Studierenden einen tollen Ausblick – die Doppler-Schirme spenden Schatten.

Anatomie-Vorstand Felix Eckstein (re.) präsentierte LHStv. Christian Stöckl die neuen Räume und die moderne Infrastruktur seines Instituts.

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Ein besonderes Highlight der Feierlichkeit war die Schüler-Bigband aus Bayern, die extra angereist war.

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Update

Der Architekt und seine Handschrift Interview: Ilse Spadlinek * Foto: Paracelsus Uni/wildbild

Paracelsus Today: Herr Architekt Berger, das neue Haus D der Paracelsus Universität vereint unterschiedliche „Bewohner“ mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Wurden Sie durch die funktionellen Anforderungen des Bauherrn PMU in Ihren Planungen eingeschränkt?

viele Bauten des 19. Jahrhunderts – und davor – noch heute, in geänderten Funktionen, wunderbar funktionieren, während viele Bauten des 20. Jahrhunderts nach

wir die Bögen verwendet, um den freigehaltenen Raum des Erdgeschosses hervorzuheben. Es ist fühlbar, dass dieses Geschoss ein „Geschenk“ an die Nutzer ist, dass also ein großer Freiraum unterschiedlicher Nutzungen besteht. Zugleich stellen die offenen Bögen auch einen Bezug zu den wellenförmigen Decken des ebenfalls von uns geplanten Lehr- und Forschungsgebäudes Haus C her, ohne es zu kopieren.

Alfred Berger: Sachzwänge sollten nie dazu dienen, Schwächen in der Gestaltung zu rechtfertigen. Unser Credo ist daher nicht Paracelsus Today: Welchen Ein„form follows function“, sonfluss hatte der Ort – die Kulturdern wir müssen die verschiestadt Salzburg – auf die Architekdenen Themen wie Funktion, tur des Projektes? Mensch und Raum mit unserer Architektur auf höchstem Niveau Alfred Berger: Die große Magie verknüpfen. Ein vorgegebenes von Salzburg erschließt sich beim Raum- und Funktionsprogramm Durchwandern: aus dem ständiin einem Plan umzusetzen, ist Alfred Berger und Tina Parkkinen wollten mit dem Haus D die die Pflicht bei jedem Bauprojekt. Themen „Funktion“, „Mensch“ und „Raum“ mit Architektur auf gen Wechsel von offenen Plätzen höchstem Niveau verknüpfen. zu engen Gassen, Durchgängen, Erst die Kür lässt den Mehrwert Torsituationen, reizvollen Durchentstehen, durch die ein Bauwerk kurzer Lebensdauer abgerissen werden. blicken und Öffnungen zur Landschaft. zur Architektur werden kann. Architektur Aus dieser Beobachtung leiten wir die Diese räumliche Choreografie hat uns bedeutet hier, über den Zweck hinauszuWichtigkeit einer klaren und wandelbaren bei den Entwürfen für das Stadtwerkgehen und mit den Menschen in Dialog zu Gebäudestruktur mit möglichst einfachen Areal und die Paracelsus Medizinische treten. Gerade Laborbauten haben eine Materialien her. Privatuniversität inspiriert. Salzburg und starke Neigung zum Zweckmäßigen, wo die Paracelsus Universität haben uns die Effizienz über das Wohlergehen der MitarGelegenheit gegeben, unsere Vision eines Paracelsus Today: Beim neuen Haus D beiter gestellt wird. räumlich verdichteten, zugleich durchstechen vor allem die Arkaden und grogrünten und fußgängerfreundlichen urßen Bögen ins Auge. Was war der HinParacelsus Today: Haben die Architekbanen Stadtraumes als Hommage an die tergrund für die Verwendung? ten Berger + Parkkinen bei ihrer Arbeit Stadt zu realisieren. Mitgetragen wurde einen speziellen Zugang oder Leitgediese Umsetzung durch den professionelAlfred Berger: Der Bogen als ein Urdanken? len und offenen Umgang aller Beteiligten. motiv der Architektur war jahrzehntelang aus dem Formenrepertoire verbannt. Wir Alfred Berger: Wir sehen unsere Aufgabe Alfred Berger und Tina Parkkinen gründedenken aber, dass die Zeit reif ist, auch im Sinne der Ökologie darin, einem neuen ten ihr Büro Berger + Parkkinen Architekdieses Element wegen seiner ungebroHaus einen möglichst langen Lebenszyten 1995 und haben Niederlassungen in chenen Ausdruckskraft in unseren Entklus zu ermöglichen. In diesem ZusamWien und Helsinki. würfen zu nutzen. Beim Haus D haben menhang haben wir beobachtet, dass

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Friends

Im Förder-Klub mithelfen

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ie Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Salzburg (PMU) beschreitet in der medizinischen, pflegerischen und pharmazeutischen Aus- und Weiterbildung neue Wege. Ziel ist es, exzellente Lehre und Forschung für die Versorgung von Patientinnen und Patienten heute und in der Zukunft zu gewährleisten. Als Privatuniversität sind wir auf private Spenden angewiesen. Bildung und Forschung sind kostenintensiv, aber für unsere Gesellschaft von größter Bedeutung. Der Förder-Klub wurde 2010 gegründet und versteht sich als Netzwerk von Menschen, die sich der Paracelsus Universität verbunden fühlen, deren engagierte Arbeit im Gesundheitswesen schätzen und diese ideell wie auch finanziell unterstützen möchten. Mit Ihrer Spende kann die Universität auch zukünftig den sehr hohen Ausbildungsstandard halten und in der Forschung noch intensiver arbeiten. Der Förder-Klub ist eine Möglichkeit, einerseits finanziell zu helfen, aber er ist auch eine Gemeinschaft, die Gutes tun will und die Ideen und Ziele der Universität weiterträgt.

Rektor Herbert Resch und Christoph Dottolo (re.) freuen sich auf neue Mitglieder im Förder-Netzwerk.

Mit einem Mindestbetrag von Euro 1.000 pro Jahr werden Sie Mitglied im FörderKlub. Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Darüber hinaus bieten wir Ihnen exklusiv an: • Einmal jährlich laden wir Sie zu einem gemeinsamen Abend in Salzburg mit führenden Persönlichkeiten der Universität und ihrer Unikliniken. Knüpfen Sie neue Kontakte, lernen Sie auch die anderen Mitglieder im Förder-Klub kennen. Wir holen dazu namhafte Po-

litiker, Geistliche oder andere bekannte Personen zu Gedankenaustausch und Diskussion in den Förder-Klub. • Verbringen Sie gemeinsame Abende in Salzburg mit führenden Persönlichkeiten der Universität zu medizinischen, pflegewissenschaftlichen oder pharmazeutischen Vorträgen oder/und Führungen mit exklusiven Einblicken in die Welt der Medizin. • Bei dreijähriger Klubzugehörigkeit haben Sie die Möglichkeit, eine exklusive kostenlose Gesundheitsuntersuchung am Uniklinikum Salzburg zu machen. • Dreimal jährlich erhalten Sie kostenlos unser spannendes und informatives Universitätsmagazin „Paracelsus Today“. • Ihre Spende ist absetzbar. Unternehmen erhalten direkt eine Spendenquittung nach Zahlungseingang. Für Privatpersonen als Spender erledigen wir alle Formalitäten beim Finanzamt, damit Sie den steuerlichen Vorteil nützen können. Kontakt: Mag. (FH) Christoph Dottolo (0699/144 200 93) www.pmu.ac.at/foerder-klub

Ein herzliches Dankeschön den Freunden und Förderern: ACM Projektentwicklung GmbH | Agrana Zucker GmbH | Aicher, Max | Alumni Club der Paracelsus Universität | Angelini Pharma Österreich | Apomedica | Ball Beverage Packaging Ludesch Corporation | Bankhaus Carl Spängler & Co. AG | Bayer Austria Ges.m.b.H. | BTU Beteiligungs GmbH | Capital Bank | Commend Österreich GmbH | DBS Gesellschaft für digitale Bildsysteme m.b.H. | DEBRA Austria | Die Hayward Privatstiftung | dm drogeriemarkt GmbH | DOLL Bauunternehmen GmBH | DS Smith Packaging Deutschland Stiftung & Co. KG | Dyckerhoff & Widmann Gesellschaft m.b.H. | EVER Neuro Pharma GmbH | Frey, Andrea | G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft m.b.H. | Gassner GmbH | GEBRO Holding GmbH | Gebrüder Woerle Ges.m.b.H. | GlaxoSmithKline Pharma GmbH | Greither, Andreas | Hagleitner Hygiene International GmbH | Hansjörg Wyss Foundation | Herba Chemosan | HYPO Salzburg | Jacoby GM Pharma | Johnson & Johnson Medical Products GmbH | M. Kaindl KG / Kaindl Flooring GmbH | KASTNER | Kellerhals, Helga | Koller, Norbert | Krones AG | KS Pharma GmbH | Kuhn Holding GmbH | Kuhn, Irmgard | Kuhn, Stefan | Kwizda Pharmahandel GmbH | Lethmate Stiftung | | MED-EL | Melasan Produktions- & Vertriebsges.m.b.H. | Miele GesmbH | Moosleitner Ges.m.b.H | NUTROPIA PHARMA GmbH | Österreichische Ärzte- und Apothekerbank AG | Österreichische Lotterien GesmbH | Pappas Holding GmbH | Paracelsus Rotary Club | Rauch Fruchtsäfte GmbH & Co OG | Red Bull - Mateschitz, Dietrich | Richter Pharma AG | Roche Austria GmbH | Ruhnke, Traudl | SALLMANN GmbH | Salzburg AG für Energie, Verkehr und Telekommunikation | Salzburg Aluminium AG | Salzburger Sand- und Kieswerke Gesellschaft m.b.H. | Salzburger Sparkasse Bank AG | Schön Holding SE & Co. KG | Schröcksnadel, Peter | Schülke & Mayr GmbH | Schwarzbraun, Familie | Sedlmayer, Felix Univ.-Prof. Dr. | Senoplast Klepsch & Co GmbH & Co KG | Siemens AG Österreich | SPAR Österreichische Warenhandels-AG | Stahlwerk Annahütte Max Aicher GmbH & Co KG | Stieglbrauerei zu Salzburg Privatbrauerei | Train, Detlef | von Schilgen, Eva Maria | VR - meine Raiffeisenbank eG, Altötting-Mühldorf (D) | Winkler, Fritz Wolfgang und Winkler-Berger, Helga | Zürcher Kantonalbank Österreich AG

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Update

LEBEN FÜRS BAUEN. www.dollbau.at


Point of View

Die Forschung der PMU – ein Selbsttest Die Paracelsus Universität in Salzburg hatte sich Ende 2018 einer freiwilligen Evaluierung ihrer Forschung durch den FWF unterzogen. Der Bericht des internationalen Gremiums aus unabhängigen Expertinnen und Experten ist einer der Pfeiler für die künftige Forschungsgestaltung und -entwicklung.

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orschung ist an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) eine wichtige Säule neben Lehre und Patientenversorgung. 22 Universitätsinstitute, sechs Forschungsprogramme, das 2013 etablierte Zentrum für Querschnitt- und Geweberegeneration Salzburg (SCI-TReCS) und das 2018 gegründete Zentrum für Public Health und Versorgungsforschung haben sich der wissenschaftlichen Arbeit verschrieben. Um ihre Forschung kritisch zu hinterfragen und damit bestmöglich zu gestalten, hat sich die PMU 2018 als erste Medizinuniversität Österreichs einer freiwilligen Evaluierung ihrer Forschungsaktivitäten durch den Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) unterzogen.

Foto: Parcelsus Uni/wildbild

Mit der Verleihung der Paracelsus Wissenschaftspreise und der Kür zu den „Forschern/Forscherinnen des Jahres“ würdigt die PMU jedes Jahr die hervorragende wissenschaftliche Arbeit ihrer Forschenden. Forschungsdekan Gerd Rasp (li.) ehrte im Juni 2019 Dr. Bernhard Wernly von der Salzburger Uniklinik für Innere Medizin 2 im Bereich „Klinische Fächer“ (re.). Als Forscher des Jahres im Bereich „Theoretische Fächer“ wurde Daniel Neureiter vom Universitätsinstitut für Pathologie Salzburg ausgezeichnet.

Positives Feeback. Der FWF hatte 11 internationale Experten – abgestimmt auf die zu evaluierenden Forschungsbereiche der PMU – rekrutiert, selbst aber eine neutrale Position eingenommen. Die Forschungsevaluierung umfasste 15 Institute und drei Forschungsprogramme der Paracelsus Universität über den Zeitraum von 2013 bis 2017. Der abschließende Evaluierungsbericht des FWF enthielt eine überaus positive Einschätzung der Entwicklung in den ersten 16 Jahren, aber auch Empfehlungen zur weiteren Stärkung der Forschung an der PMU.

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Beeindruckt war die Kommission von der Etablierung mehrerer Institute zu exzellenten wissenschaftlichen Zentren, was durch die Rekrutierung renommierter und außergewöhnlicher Wissenschafter gelungen sei, erfolgreich besetzte Nischen wurden ebenso hervorgehoben wie besonders fruchtbare Forschungsbereiche. Empfehlungen. Unter anderem wurde empfohlen, inhaltlich ähnliche Forschungsbereiche zu Zentren zusammenzufassen. Auch sollte die Forschungsstrategie für die nächsten Jahre weiter

geschärft werden und in die – insgesamt für gut befundene Forschungsinfrastruktur – noch massiver mit hochmodernen Geräten investiert werden. Mehr Unterstützung bei der Antragstellung von Forschungsgeldern durch die Universität und ein Mentorenprogramm für Jungforscher würden noch mehr Publikationen in hochwertigen Journalen bringen. Weiters empfahlen die externen Prüfer eine Strategie zur Einbindung internationaler Spitzenwissenschafter am Standort und eine noch stärkere Internationalisierung bei Partnerschaften.

Weitere Schritte. Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität nimmt die Empfehlungen des renommierten Evaluierungsgremiums sehr ernst und hat bereits Maßnahmen daraus ab- und die Wege geleitet. So wurde ein internationales Advisory Board installiert. Ein Memorandum of Understanding zwischen Paracelsus Uni und Uniklinikum Salzburg bezüglich Raumzuordnung und Forschungsaktivität ist in Arbeit und soll in Kürze unterzeichnet werden. Weitere Schritte sind die fast abgeschlossene Umstellung der PhD-Programme in die englische Sprache und eine verstärkte Förderung von Frauen in der Spitzenforschung. •

2/2019 ParacelsusToday


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