Schauspielzeitung 01/2014

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THEATERZEITUNG

AUSGABE II 2013 / 2014

WELTPREMIEREN Zwei unserer vier Premieren im Januar und Februar sind Uraufführungen: Der dänische Autor, Regisseur und Schauspieler Jens Albinus schickt in der Halle Kalk das Kölner Ensemble auf HELENES FAHRT IN DEN HIMMEL, während Hausregisseur Rafael Sanchez im Depot mit Mario Salazars DIE WELT MEIN HERZ auf Reisen geht. Dass klassisch nicht alt heißen muss, hat Simon Solberg bereits im Januar mit Schillers KABALE UND LIEBE gezeigt. Im Februar legt Intendant Stefan Bachmann mit Shakespeares KAUFMANN VON VENEDIG nach. Alle Geschichten, Stücke und Interviews auf SEITE 02 bis 04

JOHN WATERS DRECKIGE WELT Seine Filme haben John Waters ebenso weltbekannt gemacht wie sein programmatisches Überschreiten sämtlicher Geschmacksgrenzen. HAIRSPRAY oder CRY-BABY sind längst Kult, seine Liveauftritte Legende. Im Februar begrüßen wir John Waters: Mit seiner OneMan-Vaudeville-Show THIS FILTHY WORLD kommt er ausgerechnet ins Depot nach Mülheim. Andererseits: Wohin denn sonst! Wann genau, erfahren Sie auf SEITE 05

SCHÖNE NEUE WELT Dass wir überwacht werden, ist den meisten bekannt. Was das im Detail bedeutet, ahnt kaum einer. Und wie man sich dagegen schützt, wissen die wenigsten. Deshalb gibt es am 15. Februar einen ganzen Tag lang künstlerische und praktische Lebenshilfe in Sachen Netz und NSA: Von Überwachung erzählt Angela Richters ASSASSINATE ASSANGE – RELOADED. Unter dauernder Überwachung leben der Netzaktivist Jacob Appelbaum und die Anwältin Renata Avila. Gegen Überwachung können Sie bereits am Nachmittag auf der CRYPTOPARTY Ihren Computer sicher machen. Und trotz Überwachung darf #COMPUTERLIEBE in der LAUBE getanzt werden. Alle Links auf SEITE 05

MONSTERWELT Einen wilden Mix aus Horrorshow, Heavy-Metal-Konzert und Tanzperformance verspricht die Choreografin Erna Ómarsdóttir, eine der interessantesten und erfolgreichsten Künstlerinnen Islands. Ihr Tanzstück WE SAW MONSTERS, das wir als Gastspiel in der Halle Kalk zeigen, ist aber auch eine Mischung aus Melancholie, Absurdität und Schönheit. Wie das zusammengeht, steht auf FOTO DAVID BALTZER

Annika Schilling in KABALE UND LIEBE

SEITE 05


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AUSGABE II 2013 / 2014

KABALE UND LIEBE BÜRGERLICHES TRAUERSPIEL VON FRIEDRICH SCHILLER

Luise liebt. Über alle Standesgrenzen hinweg, über jedes Milieu hinaus liebt sie, das Mädchen aus einfachem Haus, den Präsidentensohn Ferdinand von Walter. Und dieser liebt sie wieder. Doch sein Vater hat andere Pläne: Eine strategische Heirat mit der Mätresse des Fürsten soll die Familie noch enger an das politische Establishment binden und Ferdinand eine glänzende Karriere sichern. Eine Luise Miller ist in diesem Szenario nicht vorgesehen. Soll sie doch seinen Sekretär Wurm heiraten, der sich schon lange nach ihr verzehrt, dem Bündnis aber, das »die Fugen der ganzen Welt auseinanderreißen würde«, muss Luise entsagen – koste es, was es wolle. Friedrich Schillers drittes Bühnenstück ist das Souvenir einer Flucht. Nach dem spektakulären Theatererfolg seines Erstlingswerks DIE RÄUBER, hatte der junge Mediziner wegen unerlaubter Reise zu des-

sen Uraufführung in Mannheim von seinem Landesherren, Herzog Karl Eugen von Württemberg, vierzehn Tage Arrest bekommen, woraufhin er es vorzog, dem Herzogtum dauerhaft den Rücken zu kehren. In den folgenden zwei Jahren entstand sein »bürgerliches Trauerspiel«, welches er zunächst nach dessen Protagonistin LOUISE MILLERIN zu nennen gedachte, dann aber, auf Anraten des Schauspielers und Dramatikers August Iffland hin, 1784 unter dem Titel KABALE UND LIEBE veröffentlichte. Die Welt, die Schiller darin beschreibt, ist eine gegängelte, in der Statusdenken und Misstrauen die lautesten Ratgeber sind. Die Figuren, die diese Welt besiedeln, sind frühe Prototypen einer neuen Epoche. Sie balancieren auf dem Grad, der für einen Atemzug der Geschichte zwischen Absolutismus und dem sogenannten »Bürgerlichen Zeitalter« aufragte. Die tektonischen

Verschiebungen in der Gesellschaft des ausgehenden 18. Jahrhunderts lassen die einen ihre Macht nicht mehr, die anderen sie noch nicht sicher in den Händen halten. Und wie wir, in unserer heutigen Umbruchszeit, ringen sie fortwährend um die Entscheidungsgewalt über ihr Leben und eine sichere Position im sozialen Gefüge. Nur in der Liebe, so scheint es zunächst, kann der positive Entwurf zu etwas Neuem, Anderem gelingen. Am Ende aber steht Begehren gegen Begehren, Angst gegen Angst und aus der zweiten Welt ist ein dritter Ort geworden, den niemand lebend erreicht. DEPOT 1 / 10.01. (PREMIERE) / 12. / 14. / 15. / 16. / 17. / 23. / 29. / 30. / 31.01. / 05. / 08. / 09. / 12. / 18.02. REGIE SIMON SOLBERG / BÜHNE SIMON SOLBERG · MAIKE STORF / KOSTÜME MAIKE STORF / VIDEO JOSCHA SLIWINSKI / DRAMATURGIE NINA RÜHMEIER MIT WILHELM EILERS · STEFKO HANUSHEVSKY · MAREK HARLOFF · ANNIKA SCHILLING · SABINE WAIBEL U. A.

FOTO DAVID BALTZER

Stefko Hanushevsky in KABALE UND LIEBE

KABALE UND LIEBE TO GO – EINE SPIELANLEITUNG Haben Sie zu Weihnachten in diesem Jahr auch wieder so viele gute Theatertexte geschenkt bekommen? Freuen Sie sich schon auf den nächsten Urlaub, wenn Sie es sich mit einem schönen Drama auf dem Sofa gemütlich machen können? Nein? Dann sind Sie nicht allein. Denn Theaterstücke wollen gespielt und nicht gelesen werden. Sie können andere für sich spielen lassen – fast jeden Abend bei uns im Schauspiel Köln. Oder Sie spielen einfach mal selbst. Mit Freunden, mit Ihrer Klasse, mit Ihrem Chor, Ihrem Karnevalsverein, Ihrer Sportgruppe … Vielleicht sogar einmal unter der fachkundigen Anleitung unserer Theaterpädagogen. Für das folgende Spiel brauchen Sie ca. neun Minuten Zeit und fünf Mitspieler.

UND SO GEHT’S: FOTO DAVID BALTZER

Annika Schilling, Marek Harloff u. a. in KABALE UND LIEBE

SIMON SOLBERG Manchmal ist es beim Theater wie beim Fußball: Der Trainer wechselt, die Mannschaft wird jede Saison neu zusammengewürfelt, nach dem Spiel ist vor dem Spiel und immer gilt: Der Ball ist schneller als der Spieler. So auch bei Simon Solberg, sozusagen dem Tiki-Taka-Spezialist unter den deutschen Regisseuren. Die Passfrequenzen sind hoch auf seinen Proben, die Wege dafür umso kürzer. Die Welt wartet nicht, bis die Abwehrkette steht. Ihr muss man anders entgegentreten – auf dem Rasen, vor allem aber nach Verlassen des Stadions. Darum geht es. In Solbergs Inszenierungen ist der Zuschauer nie Kommentator, sondern stets die letzte Anspielstation. Seine eigene theatralische Sozialisation erfuhr der ausgebildete Schauspieler in Frankfurt gleich auf mehreren Positionen, stand auf der Bühne, assistierte seinem Regie-Mentoren Armin Petras, zu dessen Arbeiten er auch Videos beisteuerte, und zeigte erste eigene Inszenierungen. Seitdem war er als Hausregisseur am Nationaltheater Mannheim und als Dozent der Theaterwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz engagiert, inszenierte in Dresden, Berlin und München, drehte Filme und hatte ein Jahr lang die Co-Leitung des Schauspiels am Theater Basel inne. – Die Frankfurter Anfänge liegen keine zehn Jahre zurück. Und nun also Köln. Am 10. Januar 2014 war Anpfiff.

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Ernennen Sie einen Spielleiter. Dieser liest den folgenden Text vor. Immer dann, wenn ein Name fett gedruckt ist, zeigt er auf Mitspieler, die nun die Rolle übernehmen und szenisch darstellen, was gerade vorgelesen wird. Wenn die Mitspieler etwas auslassen, liest der Spielleiter die Stelle so lange vor, bis sie es spielen. Die Rollen bleiben so lange besetzt, bis *WHOOSH* im Text auftaucht. Mit *WHOOSH* wird die Situation aufgelöst. Alle Spieler setzen sich hin. Eine Szene mit neuen Spielern beginnt. *WHOOSH* Die Millerin bei der Arbeit, sie stapelt Kartons. Sie muss daran denken, dass ihre Tochter Luise gerade eine Affäre mit dem Sohn des Präsidenten, Ferdinand, anfängt und glaubt nicht, dass er

es mit ihr ernst meint. *WHOOSH* Das mittlere Management Wurm klingelt und will Luise besuchen. Wurm ist auch hinter Luise her. Luise will aber nicht und geht. Millerin empfängt ihn und bietet ihm einen Sessel an. Er wirbt bei der Miller/in um ihre Tochter. *WHOOSH* Luise im Warenlager denkt an Ferdinand. Die Millerin kommt, schimpft mit ihr und geht wieder. Ferdinand tritt auf, kniet sich hin und beteuert seine Liebe. Luise ist zerrissen zwischen der Liebe und den Einwänden der Mutter, stürzt aufgewühlt davon. Er folgt ihr sprachlos. *WHOOSH* Der Präsident und Wurm sitzen beim Präsidenten. Es gibt nur einen Stuhl. Auf dem sitzt der Präsident. Wurm muss auf dem Boden Platz nehmen. Er flüstert ihm zu, dass Ferdinand es ernst mit Luise meint. Der Präsident schüttelt den Kopf, Wurm geht. Ferdinand kommt. Sein Vater teilt ihm mit, dass er Lady Milford heiraten soll. Voller Abscheu lehnt er ab. Sein Vater ist darüber wütend, schickt ihn trotzdem zur Lady. Ferdinand geht. *WHOOSH* Lady Milford, die Geliebte des Fürsten, wartet umherstolzierend auf Ferdinand. Ferdinand platzt herein und verkündet nüchtern den Auftrag seines Vaters: Er solle sie heiraten, was nicht ginge, da er Luise liebt. Die Lady ist erschüttert über das Geständnis. *WHOOSH* Ferdinand trifft auf Luise, sie ist aufgelöst, weil sie von der Hochzeit zwischen Milford und Ferdinand gehört hat. Ferdinand beteuert, dass er nur sie liebe. Sie stößt ihn weg. Der Präsident kommt und ist empört die beiden zusammen zu sehen. Er will Luise festnehmen. Ferdinand wirft sich dazwischen, erst als er damit droht, die Wahrheit über die Karriere seines Vaters zu enthüllen, lässt er davon ab...

Das Ende und weitere Anregungen erhalten Sie unter www.schauspielkoeln.de/ theaterpaedagogik


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HELENES FAHRT IN DEN HIMMEL VON JENS ALBINUS (URAUFFÜHRUNG)

Der dänische Schauspieler, Regisseur und Autor Jens Albinus ist durch sein Mitwirken in Filmen von Lars von Trier bekannt geworden. Für das Schauspiel Köln schreibt und inszeniert er das Stück HELENES FAHRT IN DEN HIMMEL, das am 17. Januar Premiere feiert. Im Gespräch mit der Dramaturgin Sibylle Dudek beschreibt Jens Albinus gesellschaftliche Paradoxe, die den Ausgangspunkt für das Stück darstellen. Was hat dir den Impuls für HELENES FAHRT IN DEN HIMMEL gegeben? Ausgangspunkt für das Stück war das Gespür für ein Paradox oder eine Reihe von Paradoxen in Europa, die ich rein intellektuell nicht begreifen kann. Wir leben ja in Zeiten des Krisenmanagements. Und dieses Krisenmanagement erlebe ich aus unmittelbarer Nähe mit, da meine Frau Griechin ist. Wenn ich von Frankfurt nach Athen fliege, dann sagt der Frankfurter Taxifahrer zu mir: »Ja, jetzt haben wir wieder soundsoviele Milliarden nach Athen geschickt. Hier könnten wir das Geld auch gut gebrauchen.« Dann lande ich in Athen, und der Taxifahrer sagt mir: »Ja, jetzt kommt das neue Krisenpaket zu uns. Und das bedeutet sofort, dass die Mittelschichtsfamilien hier neue Abgaben bezahlen müssen.« Das ist ja ein Paradox, dass man das »Hilfspakete« nennt. Wenn ich das Finanzwesen theoretisch nachvollziehen soll, dann scheitere ich sofort. Ich begreife das gar nicht. Aber ich habe ein Gespür für das Paradox, dass ein Hilfspaket von vielen Menschen als katastrophal wahrgenommen wird. Ich habe eine Zeit lang versucht, theoretische Überlegungen zu szenischen Vorgängen zu machen. Aber dazu ist mir gar nichts eingefallen. Daran bin ich gescheitert. In den ersten Gesprächen mit Stefan Bachmann ist dann daraus der Gedanke entstanden, genau dieses Gefühl des Scheiterns als Impuls zu nehmen. Scheitern und immer wieder neu ansetzen, noch mal etwas versuchen. Wenn man scheitert, nicht zu lügen, nicht an etwas festzuhalten, sondern neu zu beginnen. Der Mensch ist ein vollkommen wahnsinniges Geschöpf. Er kann immer wieder neu beginnen. Die Ökonomien brechen zusammen, die Menschen beginnen neu. Im Stück tritt der älteste Mann Europas auf und hält eine Rede. Er beschreibt den momentanen Zustand Europas: Wir befinden uns auf einer Reise, ob wir je ankommen, ist ungewiss und der Proviant ist so gut wie aufgebraucht. Wenn ich mir die Generation meiner Eltern anschaue – mein Vater wurde 1928 geboren – da hat vieles einen Sinn gemacht oder war zumindest nachvollziehbar: Nach dem Krieg kam der Wiederaufbau. Politik, Ökonomie, Freunde, Feinde, die Regeln waren klar. Man lebte in einer Welt, die man verstehen konnte. Diese Welt ist für immer verschwunden. Der älteste Mann Europas behauptet im Stück, er könne immer noch erklären, was der Kern der Welt ist. Aber bevor er uns in dieses Geheimnis einweihen kann, stirbt er. Für mich ist eine eindeutige Welterklärung nicht mehr möglich. Ein anderes Paradox ist, dass der moderne Mensch versucht,

sich immer mehr abzusichern, das Risiko zu minimieren: Versicherungen abschließt, allem Gesundheitsgefährdenden aus dem Weg geht ... um dann in seiner abgesicherten Existenz eine unglaubliche Sehnsucht nach Drama, Exzess, Ausbruch zu bekommen. Natürlich folgen die Wenigsten dieser Sehnsucht. Deine Titelfigur Helene tut das aber. Das hat natürlich mit dem Begriff »Freiheit« zu tun. Dieser Begriff hat mit der Zeit eine ungeheure Entwicklung durchlaufen, von seiner ursprünglichen Bedeutung ist kaum noch etwas da. Die absolute Freiheit, die uns umgibt, an die wir uns gewöhnt haben, hat zu einer Unfreiheit geführt, denke ich. Ich nenne das »Klaustrophobie des offenen Raums« – auch ein Paradox natürlich. Es wird uns vorgegaukelt, dass wir die absolute Wahlfreiheit hätten, aber die Wahlmöglichkeiten ähneln sich dann so, dass es schon ganz egal ist, wofür wir uns entscheiden. Das führt zu einer neuen Art von Ohnmacht. Dafür hat Helene ein Gespür. Sie sucht die Freiheit dort, wo es weh tut. Sie muss etwas spüren. Warum ist ein Ausbruch nur als etwas Destruktives möglich? Helene könnte ja auch eine Bewegung starten, sich mit anderen zusammenschließen, ein Programm formulieren. Gibt es diese Möglichkeit für dich nicht mehr? In der Arbeit mit den Schauspielern gerade geht es mir sehr darum, deutlich zu machen, dass ich keine ironischen Aussagen machen möchte. Es geht mir nicht um Ironie oder Zynismus. Ich möchte konstruktiv etwas beschreiben. Auch die Unmöglichkeit. Für mich ist politisches Engagement, Aktionismus wie eine kostbare Erinnerung aus meiner Kindheit. Davon gibt es auch noch Spuren im Stück. Es findet Ausdruck in der Figur der Kleinen. Sie ist noch ganz jung, hat ihren Weg noch nicht wirklich gefunden. Für eine Weile folgt sie Helene und versucht in ihrer Nähe herauszufinden: Kann ich überhaupt ein Erwachsenen-Leben schaffen? Die Möglichkeit, sich politisch zu engagieren, wie du es beschreibst, existiert im Stück nur noch als Fragment, als ein Relikt aus einer unschuldigen Zeit. Nach dieser Unschuld sehne ich mich komplett. Es gibt Figuren im Stück, die mit Veränderungen sehr gut klarkommen, die sich sehr wendig anpassen können. Und es gibt Figuren – dazu würde ich Helenes Mann Martin zählen, der das nicht kann. Er versteht die Welt nicht mehr. Passenderweise heißt das Buch, das er geschrieben hat: »Neuer Roman. Neuer Mensch« – er selber allerdings muss einsehen, dass er

nicht mehr zu den neuen Menschen gehört. Das ist natürlich auch ein Selbstportrait. Martin gehört meiner Generation an und sagt wie ich: Die Kunst kann der Welt keine allgemeingültigen Werte mehr geben. Ein Roman ist ein Roman. Mit dieser Ansicht stößt er aber mit Helene zusammen. Martin liebt ohne Einschränkungen, ohne Grenzen diese Grenzgängerin Helene. Und er versucht, all das in eine Einheit zu bringen: das Buch, die Vermarktung und seine Liebe zu Helene. Erst ganz zum Schluss begreift er, dass das nicht geht und dann kann er so Sätze wie aus einer griechischen Tragödie sagen. Es ist dann aber zu spät. Der neue Mensch ist nicht mehr ein Original mit Ecken und Kanten. Der neue Mensch ist eine Kopie. Es gibt in deinem Stück noch ein anderes Paar: Sidse und Andreas, die eher für diese neuen Menschen stehen. Das große Projekt, das die beiden verfolgen, liegt im Privaten: die Rettung ihrer Ehe. Das geht natürlich in Richtung Kind. In der alten Welt konnte man sich noch für so vieles einsetzen: für die Kirche, für das Land. Ich weiß noch, wie mein Vater weinen konnte, als der schwedische Ministerpräsident Olof Palme ermordet wurde. Das war bei uns im Norden wie der Mord an Kennedy. Der Mensch muss im Verhältnis zu etwas sein, aber unsere Kreise werden immer enger. Das Paar, das Paar mit Kind. Jeder für sich eine kleine Einheit wie lauter Festungen. Das ist ja in meinem Leben auch so.

FOTO KENNET HAVGAARD

Regisseur und Autor Jens Albinus

JENS ALBINUS 1965 in Bogense, Dänemark, geboren, lebt und arbeitet als Schauspieler, Autor und Regisseur in Kopenhagen. Im Anschluss an seine Schauspilausbildung in Århus war er mehrere Jahre Ensemblemitglied am dortigen Theater. Weitere Engagements führten ihn u. a. ans Dänische Staatstheater, die Berliner Volksbühne und das Theater Basel, wo er 2003 in Stefan Bachmanns Inszenierung von Claudels DER SEIDENDE SCHUH zu sehen war. Mit seiner vielbeachteten Bearbeitung und Inszenierung von Michel Houellebecqs AUSWEITUNG DER KAMPFZONE (2002) machte Jens Albinus auch als Regisseur von sich reden. Seit Mitte der 1990er Jahre wirkte er in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit. Seine Rolle in IDIOTEN (1998) war der Beginn einer engen Zusammenarbeit mit dem Regisseur Lars von Trier. In Deutschland wurde Jens Albinus einem breiten Publikum durch die preisgekrönte Krimiserie DER ADLER bekannt, in der er eine der Hauptrollen spielte.

Du hast das Stück dem Europäischen Mittelschichtsmenschen gewidmet. Ja, das ist ein Stück für uns. Wenn ich die Welt betrachte, sehe ich eine Welt der Mittelschicht. Und diese Mittelschicht nimmt zu: Indien, China... Du glaubst nicht an das Verschwinden der Mittelschicht durch Verarmung? Nein. Ich glaube an Ikea. Ikea wird sich durchsetzen.

Das ungekürzte Gespräch lesen Sie im Programmheft von HELENES FAHRT IN DEN HIMMEL.

HALLE KALK / 17.01. (URAUFFÜHRUNG) 20. / 23. / 27. / 29. / 30. / 31.01. / 04. / 05. / 07. / 10. / 18 / 19. / 20. / 22.02. REGIE JENS ALBINUS / BÜHNE UND KOSTÜME RIKKE JUELLUND / LICHT MICHAEL FRANK / DRAMATURGIE SIBYLLE DUDEK MIT ROBERT DÖLLE · BENJAMIN HÖPPNER · MELANIE KRETSCHMANN · MAGDA LENA SCHLOTT · KATHARINA SCHMALENBERG · SEÁN MCDONAGH UND LARS JACKSON · PETER STROGALSKI · OMID TABARI

FOTO THOMAS AURIN

Katharina Schmalenberg in HELENES FAHRT IN DEN HIMMEL

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AUSGABE II 2013 / 2014

DER KAUFMANN VON VENEDIG KOMÖDIE VON WILLIAM SHAKESPEARE

Im Februar stellt Intendant Stefan Bachmann seine dritte Kölner Premiere vor. MIT DEM KAUFMANN VON VENEDIG ist erstmals Shakespeare im DEPOT in Mülheim zu sehen. Ein Gespräch mit Stefan Bachmann über die Geschichte des Juden Shylock, der dem Kaufmann Antonio Geld leiht und dafür statt Zinsen ein Pfund Fleisch, geschnitten aus Antonios Körper, als Bürgschaft abverlangt. In was für einer Welt spielt der KAUFMANN VON VENEDIG? Venedig war um 1600, als Shakespeare sein Stück geschrieben hat, die wichtigste Handelsmetropole der Welt. Aber eben auch sonst eine unglaublich pulsierende, kosmopoltische Stadt, auch mit großen erotischen Verheißungen. Vielleicht so, wie es New York im 20. Jahrhundert gewesen ist. Dieses Venedig ist die sehr lebendige und sehr konkrete Welt, in der das Stück spielt. Daneben gibt es ganz märchenhafte Motive, wie zum Beispiel die Kästchen der Portia, unter denen die Brautwerber das richtige herausfinden müssen. Auch der Pakt, mit dem Shylock ein Pfund Fleisch als Sicherheit für seinen Kredit von Antonio einfordert, hat in seiner Grausamkeit etwas Märchenhaftes. Das Stück ist ein Hybrid aus ganz unterschiedlichen Genres. Und es hat etwas sehr Lustbetontes. Alles, was Spaß macht, ist dort hineingearbeitet: Es ist grausam, es ist brutal, es ist krimiartig, aber eben auch märchenhaft verspielt, romantisch, extrem komisch, skurril, grotesk. Wie verhalten sich diese unterschiedlichen Aspekte zueinander? Es gibt eine Spannung zwischen einer

vermeintlichen Einfachheit und einer unendlichen Kompliziertheit, die dort in der Welt lauert, so dass der Schein eigentlich immer trügt. Es ist ein Stück der Ambiguitäten, der Ambivalenzen, der Paradoxie, der Widersprüche. Ein Jude, der Geld verleiht, der dafür von den Christen gedemütigt wird und der später unbarmherzig sein Pfund Fleisch vor Gericht einfordert. Stecken da nicht wahnsinnig viele moralische und politische Fallen und Klischees in dem Stück, gerade bei dem was wir, verbunden mit unserer Geschichte, an Bildern im Kopf haben? Das hat auch wieder ambivalente Seiten. Gerade in Bezug auf diese antisemitischen Aspekte, die da offensichtlich im Stück stecken, so wie der Jude Shylock, der natürlich als eine Art

DEPOT 1 / 21.02. (PREMIERE) / 22.02. REGIE STEFAN BACHMANN / BÜHNE THOMAS DREISSIGACKER / KOSTÜME ESTHER GEREMUS MUSIK SVEN KAISER / DRAMATURGIE THOMAS LAUE MIT JOHANNES BENECKE · BRUNO CATHOMAS · YURI ENGLERT · GERRIT JANSEN · YVON JANSEN · SIMON KIRSCH · THOMAS MÜLLER · SABINE ORLÉANS · PHILIPP PLESSMANN · JÖRG RATJEN · MARTIN REINKE · JULIA RIEDLER · JAKOB LEO STARK

Teufelsfigur durch das Stück geht. Gleichzeitg hat er aber auch unglaublich menschliche und nachvollziehbare Züge. In seiner hasserfüllten Motorik ist er genau verstehbar. Er beschreibt selber, woher der Hass kommt und welche Ungerechtigkeit ihm widerfahren ist. Und das kommt nicht durch unsere Wahrnehmung aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts, sondern ist vor allem ein Ausdruck der Fähigkeit Shakespeares, eine solche Figur sehr vielschichtig zu zeichnen. Im Übrigen sind die Christen in der Gerichtsverhandlung mindestens genauso trickreich wie der Jude Shylock.

gegriffen. Geld als der verbindlichste Wert zwischen Menschen. Wenn Du eine Reihenfolge der Werte festlegen solltest, die den Figuren des Stückes wichtig sind, was käme zuerst: Geld, Gott oder Liebe? Geld, Liebe und dann kommt ganz lange nichts. Geld und Liebe bilden schon fast eine Partnerschaft. Das eine ist ohne das andere kaum zu haben. Bassanio beschreibt seine

auserwählte Traumfrau Portia beispielsweise als schön, tugendhaft und ungeheuer wohlhabend. Das sind Eigenschaften, die sich jeweils bedingen: Man ist liebenswert und tugendhaft, weil man reich ist, und wenn man reich ist, auch liebenswert und tugendhaft. Gott ist, wie bei allen Shakespeare-Stücken, wenn überhaupt, dann sehr abstrakt vorhanden und sehr fern. Es bleibt alles sehr weltlich. Interview: Thomas Laue

Wie passt der KAUFMANN VON VENEDIG in die Reihe der Stücke, die Du bisher in Köln vorgestellt hast, also Ayn Rands DER STREIK und der biblische Stoff der GENESIS? Das ist schon fast programmatisch, weil es wie die Synthese aus beidem ist. Es ist bemerkenswert, wie oft gerade von Shylock die GENESIS zitiert wird, weil die Heilige Schrift das ist, worauf sich das Judentum bezieht. Es gibt also die jüdische Thematik aus der GENESIS, und aus DER STREIK wird der Götze Geld auf-

FOTO: SANDRA THEN

Intendant und Regisseur Stefan Bachmann

MARIO SALAZAR Geboren in Berlin. Magisterstudium der Politikwissenschaft, der Nordamerikastudien und der Lateinamerikanistik an der Freien Universität Berlin und der Universidad de Chile und Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Eingeladen zu den Werkstatttagen 2010 des Wiener Burgtheaters, zum Stückemarkt des Berliner Theatertreffens 2011, zum Essener Stückemarkt »Stück Auf! 2012«, zum Heidelberger Stückemarkt 2012 und zum »L‘obrador d‘estiu de la Sala Beckett 2012«, Barcelona, unter der Leitung von Simon Stephens. 2013 erhält Mario Salazar den Förderpreis zum Schillergedächtnispreis des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft Baden-Württemberg. Sein Drama ALLES GOLD WAS GLÄNZT wurde im Herbst 2012 in der Regie von Milan Peschel am Theater Heidelberg uraufgeführt. Mit AM LEBEN WERDEN WIR NICHT SCHEITERN gewann Mario Salazar den Publikumspreis des Essener Stückemarktes 2012. 2013 wurden am Deutschen Theater Berlin sein Schiller Kommentar VOLLKOMMENE WELT und das Stück AM LEBEN WERDEN WIR NICHT SCHEITERN in Bielefeld uraufgeführt.

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DIE WELT MEIN HERZ VON MARIO SALAZAR (URAUFFÜHRUNG)

Die Welt ist unübersichtlich geworden. Alles hängt mit allem zusammen. Und während mit der Vernetzung der Welt unserer Möglichkeiten theoretisch ins Unermessliche gewachsen sind, ist es gleichzeitig immer schwieriger geworden, die richtigen Entscheidungen zu treffen, um an das zu gelangen, was man »das gute Leben« nennen könnte. Oder wie es Amanda in DIE WELT MEIN HERZ auf den Punkt bringt: »Leben und ein bisschen Zukunft.« Natürlich läuft diese Erkenntnis schnell Gefahr, zur gegenwartspessimistischen Binsenweisheit zu werden. Der Autor Mario Salazar ist klug genug, das auch zu wissen, und hält sich in seinem neuen Stück nicht mit weltumspannenden Theoremen auf, sondern blendet mit harten Schnitten direkt hinein in das Leben seiner das Leben suchenden Figuren. Deren Geschichten blättert er für das Theater auf wie eine Filmstaffel in vier Folgen. Vorgeschichte war schon, Fortsetzung folgt. Salazars Figuren sind Randexistenzen, verstreut in der ganzen Welt, die mit wüstem, manchmal auch komischem Lebenshunger versuchen, die Verhältnisse zu verstehen oder wenigstens zu bestehen, in die sie hineingeworfen wurden. Es eint sie der Wunsch nach mehr: nach mehr Glück, mehr Leben oder wenigstens mehr Geld, damit sie sich das Glück und das Leben kaufen können. Denn: »Der Mensch will leben. Der Mensch hat Hoffnung. Da kann

man nichts machen.« Und er muss täglich neu entscheiden, wie er leben will. Und das zumindest, so zeigt es DIE WELT MEIN HERZ, ist eigentlich überall gleich auf der Welt: Conhielo beispielsweise sitzt in der Bronx in New York, gemeinsam mit Zapata und Princesa del Bronx, die sich entschieden haben, ein Kind zu bekommen, das sie zu echten Amerikanern machen wird. Der Hispano-Einwanderer hat eine Vision: Schon bald will er die Menschen vereinen, so wie früher am Lagerfeuer bei den Indianern. Und reich werden damit: »Ich bringe die Menschen wieder zusammen.« So wie Facebook. Nur analog. Mit echten Menschen. Steve Melzow könnte einer dieser Menschen sein. Denn er ist seit Wochen allein unterwegs. Weg von Stendal, weg von Janine, die sein Kind nicht behalten wollte, und doch wieder hin zu ihr. Wenn er soweit ist. Bis dahin: Bitte nur E-Mails. Janine droht derweil, ihre Eltern umzubringen, in Stendal – oder hat es bereits getan, wer weiß das schon so genau, wenn das Leben nur noch im Netz stattfindet – und macht sich selbst auf zu einer Welterfahrungsreise. Am anderen Ende der Welt packt derweil Viviana die Koffer, um in den Favelas von Buenos Aires ein besseres Leben zu beginnen. Dort, wo schon ihr Bruder gestrandet ist und in Agonie verharrt, während seine Frau Amanda für El Rey de Retiro, den

König von Retiro, anschaffen geht. Der wiederum ist zwar ein Ausbeuter und brutaler Zuhälter, aber irgendwie auch ein merkwürdiger Weiser und hilfloser Liebesuchender, der sich der Grenzen des eigenen Lebenskonzeptes durchaus bewusst ist. Genau hier liegen die Stärken des Stückes: Es gelingt Salazar in den Snapshots seiner teilweise kruden B-Movie-Serien-Plots Situationen und Stimmungen anzureißen, in denen man die Hitze in den Favelas oder die Öde der ostdeutschen Provinz ebenso deutlich und plastisch herausspürt wie die Getriebenheit und die Verzweiflung der Figuren, die darin leben und kämpfen müssen. Und die mitten in der Aussichtslosigkeit immer wieder zu Momenten wundersamen Wahrheiten von nicht nur sprachlicher Schönheit finden: »Was ist, wenn das Leben sich nicht an bestimmten Orten versteckt hält, sondern wir das Leben in uns selbst finden müssen, es in uns festhalten müssen, damit wir damit überall hingehen oder überall bleiben können?« fragt beispielsweise Princesa del Bronx, die in New York inzwischen doch kein Kind mehr will. Stattdessen gibt es eine Playstation für die Mama. Kurz darauf erschießt sie einen Liebhaber und einen Polizisten, weswegen Zapata, Conhielo, die Mama und Princesa del Bronx dann doch nach Mexiko fliehen müssen. Aus der Traum vom neuen Amerika. Dafür tut sich in Mexiko plötzlich ein Loch auf,

in das alle hineinfallen. Oder hineingestoßen werden. Oder freiwillig hineinspringen, um endlich mal irgendwo anzukommen. Und am anderen Ende in der Ruine eines Atomreaktors in Stendal-Süd landen, wo inzwischen Steve und Janine leben und es noch mal versuchen mit dem Leben ohne Kind. Es gibt eben keinen einfachen Weg, das Glück zu finden oder wenigstens ein Herz zum Lieben. Mario Salazar hat jedenfalls überraschende Wendungen und Hindernisse für die Lebenswege seiner Figuren parat. Manchmal kreuzen sich diese Wege. Zufällig meist, wie das im Leben eben so ist. Und doch gehören sie zusammen, sind miteinander verbunden wie – siehe oben – eben alles in dieser Welt mit allem zusammenhängt. Dabei verliert Salazar nie den Sinn für Humor. Und er gibt seinen Figuren immer auch den Optimismus mit, den man braucht, um in dieser Welt zu bestehen. Selbst wenn der Kampf aussichtslos ist. Fortsetzung folgt. Thomas Laue, Dramaturg am Schauspiel Köln in »TheaterHeute«, Jahresheft 2013. DEPOT 2 / 31.01. (URAUFFÜHRUNG) / 04. / 13. / 18. / 19. / 20.2. REGIE RAFAEL SANCHEZ / BÜHNE SARA GIANCANE / KOSTÜME HEIDI FISCHER / VIDEO SEBASTIAN PURFÜRST / MUSIK KNUT JENSEN / LICHT HARTMUT LITZINGER / DRAMATURGIE JENS GROSS MIT MOHAMED ACHOUR · NIKOLAUS BENDA · LARISSA AIMÉE BREIDBACH · KOHRT· NICOLA GRÜNDEL · NIKLAS GUIDO LAMBRECHT / KNUT JANSEN


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JOHN WATERS THIS FILTHY WORLD LECTURE PERFORMANCE

Der Filmregisseur John Waters ist ein Meister im Überschreiten der allgemeinen Geschmacksgrenzen. Seine in den siebziger Jahren gedrehten Filme PINK FLAMINGOS, FEMALE TROUBLE und DESPERATE LIVING sind als »Trash-Trilogie« in die Filmgeschichte eingegangen. Sein Film HAIRSPRAY aus dem Jahr 1988 entwickelte sich zum Kultklassiker. Doch seine Filme sind sehr viel mehr als »Trash«, sie sind eine Liebeserklärung ans Anderssein, an die Außenseiter in einer normierten Welt. Waters versteht es, wie kaum ein zweiter, mit beißendem Humor Konventionen anzugreifen, zu schockieren und zu provozieren. Auf die Frage nach dem Grund für die extreme Art der Provokation in seiner Arbeit, antwortete er in einem Interview: »Wut. Wut auf die

ungeschriebenen Regeln. Wut auf mich selbst. Wut auf den Ausschluss all dessen, was nicht ins Bild passt. Aber irgendwann muss man aufhören, wütend zu sein. Ein 20-Jähriger, der wütend ist, ist sexy. Ein 63-Jähriger, der wütend ist, ist ein Arschloch.« (Zeit Online, 01.12.09.) Waters, der auch als Fotograf, Autor und Schauspieler arbeitet, ist zum Wegbereiter einer ganzen Generation von Künstlern geworden. Seine Live-Auftritte und Interviews sind ebenso berüchtigt wie legendär, und mit seiner One-Man-Vaudeville-Show THIS FILTHY WORLD zieht der 1946 in Baltimore geborene Waters nun Bilanz: Ausgehend von seinen frühen, negativen künstlerischen Einflüssen lässt er seiner Faszination für Kriminalität, Exploitationfilme,

Fashion-Wahn und die Extreme der zeitgenössischen Kunstwelt freien Lauf. Sein hinterhältig-lustvoller Monolog ist ein mitreißender Apell an alle »Filth Followers«, sich mit den trashigen Seiten des Lebens zu beschäftigen. THIS FILTHY WORLD entstand zunächst als Dokumentarfilm für das Streaming-Portal Netflix und wurde u. a. auf der Berlinale gezeigt. Mit der Live-Version, die John Waters jeweils mit neuen Geschichten aktualisiert, tritt er nun zum ersten Mal in Deutschland auf.

DEUTSCHLANDPREMIERE DEPOT 1 / 07.02. / EINTRITT 25 € / ERMÄSSIGT 12€ Weitere Termine: 09.02. Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin / 10.02. Kampnagel Hamburg Mit Dank an Golem / Die Untüchtigen

FOTO GREG GORMAN

John Waters

ÜBERLEBEN UNTER ÜBERWACHUNG – EIN GANZER TAG ASSASSINATE ASSANGE – RELOADED / CRYPTOPARTY / DIE LAUBE #COMPUTERLIEBE

FOTO ANAT BEN DAVID

ASSASINATE ASSANGE – RELOADED

Am 15. Februar verbringen wir einen Tag und eine Nacht in der Netzwelt und programmieren, diskutieren, spielen und tanzen – eine Guideline zum Überleben unter Überwachung. Bereits um 16.30 Uhr laden wir gemeinsam mit dem Köln-Bonner

Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung, der Bonner Free Software Foundation Europe und dem Chaos Computer Club Köln zur kostenlosen CRYPTOPARTY. Cryptoparty? Ja, hier wird noch nicht getanzt, sondern erst einmal aufgerüstet. Unter professioneller Anleitung können Sie Ihren Compu-

ter, Tablet-PC oder das Smartphone gegen Angriffe aus dem Cyberspace sichern. Egal ob es darum geht, Festplatten, USB-Sticks oder Mails zu verschlüsseln, anonym zu surfen, starke Passworte zu verwalten oder sicher zu chatten. Nach der Cryptoparty ist vor dem Überwachungsstaat!

von Freitagherausgeber und Spiegel-online-Kolumnist Jakob Augstein: Der Netzaktivist und Journalist Jacob Appelbaum, mitverantwortlich für die Spiegel-Enthüllungen um die NSA Überwachung von Angela Merkels Handy und die Wikileaks-nahe Menschenrechtsanwältin Renata Avila.

Mit dem vermeintlichen Überwachungsstaat USA hat es sich der Wikileaksgründer Julian Assange ordentlich verscherzt. Unsere Hausregisseurin Angela Richter hat ihn mehrmals zu exklusiven Interviews in seinem Exil in der ecuadorianischen Botschaft in London getroffen. Aus diesem umfangreichen Exklusivmaterial ist ihr Projekt ASSASSINATE ASSANGE entstanden. Für die Kölner reloadedVersion, die bereits im November mit großem Erfolg gezeigt wurde, ist Angela Richter noch einmal nach London zu Julian Assange gereist, um ihn zu den aktuellen Entwicklungen in der Netzwelt zu befragen.

Nach dieser Daten- und Informationsflut laden wir alle Whistleblower, Hacker, Tänzer und Theaterabonnenten zum Abtauchen in DIE LAUBE. #COMPUTERLIEBE von Kraftwerk und Underground-Rave mit popnoname – bitte abschalten!

Nach der Vorstellung von ASSASSINATE ASSANGE – RELOADED stellen sich dann zwei Experten den Fragen

15.02.2014

DER GANZE TAG AB 16.30 UHR

CRYPTOPARTY VERSCHLÜSSELUNGSWORKSHOP FOYER / EINTRITT FREI

19.30 UHR

ASSASSINATE ASSANGE – RELOADED VON ANGELA RICHTER DEPOT I IM ANSCHLUSS GEGEN 21.15 UHR

ASSASSINATE ASSANGE – RELOADED DEPOT I / 15.02. / 19.30 UHR REGIE ANGELA RICHTER / BÜHNENBILD UND KOSTÜME KATRIN BRACK / VIDEO CHRIS KONDEK / MUSIK MALAKOFF KOWALSKI / DRAMATURGIE KATRIN DOD / KÜNSTLERISCHE MITARBEIT JULIAN ASSANGE · PHILIPP HAUPT · MELANIE KRETSCHMANN / PRODUKTIONSLEITUNG ANJA LINDNER MIT JACOB APPELBAUM · YURI ENGLERT · PHILIPP HAUPT · CHRIS KONDEK · MALAKOFF KOWALSKI · MELANIE KRETSCHMANN · MELISSA LOGAN · EVA LÖBAU · ANGELA RICHTER

PANEL IN ENGLISCHER SPRACHE MIT JACOB APPELBAUM (JOURNALIST) / RENATA AVILA (MENSCHENRECHTSANWÄLTIN) / ANGELA RICHTER (REGISSEURIN) / MODERATION JAKOB AUGSTEIN

23.00 UHR

#COMPUTERLIEBE MIT POPNONAME DIE LAUBE CLUBABEND GROTTE DEPOT / EINTRITT 5 €

WE SAW MONSTERS VON UND MIT ERNA ÓMARSDÓTTIR

Die Tänzerin und Choreografin Erna Ómarsdóttir ist eine von Islands interessantesten und erfolgreichsten Künstlerinnen. Ihre Choreografien schöpfen ihre Energien aus den Kontrasten von Melancholie, Absurdität, Schönheit und Horror und verbinden Musik, Stimme, Tanz und Bildende Kunst zu opulenten sinnlich-poetischen Bildern. In diesem Stück widmet sie sich Monstern als Ausgeburten menschlicher Angst – vor Natur, Dunkelheit, dem Unbekannten oder dem Tod. WE SAW MONSTERS besticht durch den fröhlichen Gegensatz von feinsten Facetten und schamloser Über-

treibung bei der Darstellung von Religion und Terror, Mythos und realem Leben – ein wilder Mix aus Horrorshow, Heavy-Metal-Konzert und Tanzperformance. Pressestimme: »WE SAW MONSTERS war hart, verstörend und auch ein bisschen abgefuckt. Aber dasselbe lässt sich wohl über die Monster unserer Gesellschaft sagen.« Reykjavik Grapevine Bob Cluness

TANZGASTSPIEL HALLE KALK / 7. / 8. / 9.03.

FOTO BJARNI GRIMSSON

01 05


Präsentiert von

AUSGABE II 2013 / 2014

VERLOSUNG Wollen Sie sich rund um das Schauspiel Köln im DEPOT informieren? Wir senden Ihnen kostenfrei den monatlichen Spielplan nach Hause sowie unseren Newsletter mit kurzfristigen Angeboten, Verlosungen und Hintergrundinformationen rund um das Schauspiel Köln im DEPOT. Unter allen Einsendungen verlosen wir 5 x 2 Karten für HELENES FAHRT IN DEN HIMMEL am 23.01. in der Halle Kalk.

DER CARLsGARTEN TROTZT DEM WINTER

NAME / VORNAME

Langsam werden die Tage wieder länger, auch wenn die einen oder anderen von uns und auch viele Pflanzen noch im Winterschlaf liegen. Angelegt im letzten Frühjahr auf dem Vorplatz des DEPOT, hat der CARLsGARTEN nun schon eine ertragreiche Saison hinter sich und bescherte uns neben köstlichem Gemüse, Salat und Kräutern eine Menge Freude und immer die nötige Brise Frischluft. Wir möchten den 19.01. nutzen, zusammen mit tatkräftigen und neugierigen Kölner Gartenfreunden jeden Alters, die Beete für das Frühjahr vorzubereiten und Wintergemüse wie Möhren, Wirsing, Zwiebeln und Pastinaken anzusäen. Außerdem vergeben wir an diesem Tag Beetpatenschaften an gartenfreudige Anwohner: Sechs Einzelpersonen oder Gruppen können jeweils ein Beet bepflanzen und die Verantwortung für dessen Pflege

STRASSE/ HAUSNUMMER

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Bitte senden Sie den Coupon an: SCHAUSPIEL KÖLN IM DEPOT MARKETING SCHANZENSTRASSE 6–20 GEBÄUDE 442 / EINGANG 1.6 51063 KÖLN FAX: 0221-221 28367

übernehmen, große Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, unser Motto heißt: Aus Fehlern lernen! Sie sind herzlich eingeladen, am 19.01. ab 13.00 Uhr vorbeizukommen und mit anzupacken. Jeden Donnerstag und Sonntag von 15.00 bis 18.00 Uhr findet die öffentliche Gartensprechstunde für interessierte Gärtner statt. Den nächsten großen gemeinsamen Gartentag »Frühling einläuten« veranstalten wir am 16.02. Weitere Infos: www.schauspielkoeln.de/haus/carlsgarten / Kontakt: garten@buehnenkoeln.de / Schanzenstr. 6-20, 51063 Köln-Mülheim, Vorplatz DEPOT

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Sichern Sie sich mit einem 4er-Abo des Schauspiel Köln vorab die besten Plätze in den begehrten kleineren Spielstätten sowie für unsere großen Highlights im DEPOT 1. Jeder Wahlabonnent genießt ein exklusives Vorkaufsrecht von einem Tag. Sie bekommen den Monatsleporello und das

Jahresheft kostenfrei zugeschickt und werden zu unserer beliebten Reihe ABO EXKLUSIV eingeladen, bei der Schauspieler, Regisseure, Dramaturgen und der Intendant Stefan Bachmann über die kommenden Premieren und Events informieren.

VIER VORSTELLUNGEN SCHON AB 34.- EURO

Theaterkasse in den Opernpassagen: Mo – Fr 10.00 – 18.00 Uhr / Samstag 11.00 – 18.00 Uhr Abo-Hotline: 0221-221 282400 / Mail: abo@buehnenkoeln.de

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SCHAUSPIEL KÖLN IM DEPOT Schanzenstraße 6–20 / 51063 Köln

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HALLE KALK Neuerburgstraße 1 51103 Köln Eingang Ottmar-Pohl-Platz

SONDERVERÖFFENTLICHUNG DER ZEITUNGSGRUPPE KÖLN SATZ UND PRODUKTION MDSCREATIVE GMBH, AMSTERDAMER STRASSE 192, 50735 KÖLN, KLAUS BARTELS (VERANTW.), KRISTINA NOWOCZIN / ANZEIGEN KARSTEN HUNDHAUSEN / VERLAG UND DRUCK: M. DUMONT SCHAUBERG, EXPEDITION DER KÖLNISCHEN ZEITUNG GMBH & CO. KG, NEVEN DUMONT HAUS, AMSTERDAMER STRASSE 192, 50735 KÖLN SCHAUSPIEL KÖLN IM DEPOT / SCHANZENSTRASSE 6–20 / 51063 KÖLN / INTENDANT STEFAN BACHMANN / GESCHÄFTSFÜHRENDER DIREKTOR PATRICK WASSERBAUER / REDAKTION DRAMATURGIE LENA DOMEYER · SIBYLLE DUDEK · JENS GROSS · NADJA GROSS · HANNA KOLLER · MICHAELA KRETSCHMANN · THOMAS LAUE · NINA RÜHMEIER · HANNA STEUBER · DANIEL VELDHOEN / KÜNSTLERISCHES BETRIEBSBÜRO · ÖFFENTLICHKEITSARBEIT NICOLA VON JENISCH / GESTALTUNG UND LAYOUT AMBESTENGESTERN.COM

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