• VII •
Fetiza I
n der Tat – schon bald konnte Nemorino den Kopf aus dem Schornstein stecken.
Der Himmel leuchtete safrangelb. Rund um ihn herum erstreckte sich eine prächtige Wiese. Es duftete nach Frühling. Merkwürdig. Sehr, sehr merkwürdig … »Weißt du, wo mein Meister ist?«, wollte jemand wissen. Dieser Jemand, dessen Stimme Nemorino bereits kannte, entpuppte sich als ein weißes Hündchen. Aufgeregt hüpfte es auf und ab und glotzte ihn dabei hoffnungsvoll an. Dieses Hündchen – es war dasselbe, das Nemorino auf einer der Karten gesehen hatte! »Ist dein Meister ein Narr?«, fragte Nemorino zögernd.
»Oh ja, das ist er«, bestätigte das Hündchen eifrig, »ein fix und fertiger Narr! Dauernd fällt er irgendwo hinunter, weil er den Kopf in den Wolken hat. Im Schnitt 87,9 Mal pro Tag. 34,2 Mal kann ich ihn davon abhalten. Ein wahnsinnig anstrengender Job, das kannst du mir glauben. Ich heiße übrigens Fetiza.« »Ich bin Nemorino«, stellte Nemorino sich vor und kletterte aus dem Kamin. »Das mit dem Runterstürzen ist nicht alles«, fuhr Fetiza fort, »nein: Der Herr wird auch gerne vom Blitz erschlagen – 15,6 Mal am Tag –, von Schafherden überrannt – 7,7 Mal am Tag – oder von gigantischen Schlangen verschluckt – 5,1 Mal am Tag. Aber dieses Mal scheint es ein ernster Fall zu sein.« »Ein ernster Fall?«, erkundigte sich Nemorino. »Es sieht alles danach aus«, nickte das Hündchen. »Ich fürchte, diesmal hat ihn der Tod geholt.«
Impressum Gion Mathias Cavelty, Chrigel Farner Nemorino und das Bündel des Narren Text: Gion Mathias Cavelty Bilder: Chrigel Farner Lektorat: Matthias Breusch, Patrick Schär Korrektorat: Patrick Schär Buchgestaltung, Umschlag: Michel Gilgen Satz: Michel Gilgen, Daniela Trunk Gesamtherstellung: fgb, Freiburg 1. Auflage 2012 © 2012, Salis Verlag AG, Zürich Alle Rechte vorbehalten Salis Verlag AG, Zürich info@salisverlag.com www.salisverlag.com www.facebook.com/salisverlag www.twitter.com/salisverlag ISBN 978-3-905801-52-1
Printed in Germany k
Bitte unter keinen Umständen rückwärts laufen lassen!
kk
Hier übrigens noch ein besonders unlustiger Witz des Narren: Sitzen zwei Fische auf der Wiese. Der eine sagt nichts. Darauf der andere: »Mist, wollte ich auch gerade sagen!«
Was sind das bloß für unheimliche Karten, mit denen die Großmutter ihren Besuchern immer um Mitternacht die Zukunft voraussagt? Der kleine Junge Nemorino will es herausfinden und begegnet unverhofft dem hochschwangeren Mond, dem feuerroten Magier, dem heuschreckenbeinigen Teufel und schliesslich sogar dem Tod mit seiner Krone aus blütenweissen Fingerknochen. Doch mithilfe seiner Fantasie gelingt es Nemorino, all die bedrohlichen Figuren auszutricksen. Gut – das geheimnisvolle Bündel des Narren spielt dabei auch noch eine Rolle. Und ein weisses Hündchen namens Fetiza. Und natürlich die fantastische Aprikosenknödelmaschine …