RUNNING - Das Laufmagazin Nr. 164 | Interview mit Gesa Krause

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WARM UP | Aus der Szene

von Anne-Katrin Leich

Gesa Felicitas Krause belegte bei ihren ersten Weltmeisterschaften über den 3.000-Meter-Hindernislauf einen starken neunten Gesamtrang. Bei den Europameisterschaften in Zürich vor einigen Wochen platzierte sie sich erneut unter den Top fünf. Wie zufrieden sie mit ihrem Ergebnis ist, wie die Trainingstage der WahlFrankfurterin aussehen, was sie von Schmuck beim Wettkampf hält und ob sie sich zum Training schminkt – all das erzählte uns die 22-Jährige im Interview am Mainufer.

IM GESPRÄCH MIT …

GESA KRAUSE

FOTO: DAVID DAUB / NIKE

Anne-Katrin Leich: Liebe Gesa, wie zufrieden bist Du mit Deinem fünftem Platz in Zürich, und wie lief es für Dich während des Rennens? Gesa Krause: Ich habe natürlich mit einer Medaille geliebäugelt, und das war auch meine Zielvorstellung, mit der ich in das Rennen gegangen bin. Im Rennverlauf habe ich halt gemerkt, dass es für mich am Ende sehr, sehr schwer wird, und das ist im Nachhinein natürlich ein kleiner Tiefschlag, weil ich gern mit einer Medaille nach Hause gefahren wäre. Deswegen bin ich halt nicht zu 100 Prozent zufrieden. Aber ich bin Saisonbestleistung gelaufen im wichtigsten Rennen des Jahres, und deswegen ist es natürlich keine schlechte Leistung. Da ich vor zwei Jahren bei den Europameisterschaften Vierte war, hatte ich natürlich schon gehofft, in die Medaillenränge mit eingreifen zu können. Das hat jetzt nicht ganz gereicht, aber ich bin 22 und hoffe, dass es mir bei den nächsten Europameisterschaften dann gelingt.

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RUNNING | 6/2014

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Leich: Du sprichst bereits über die nächsten Europameisterschaften. Was sind Deine bevorstehenden sportlichen Etappen? Krause: Die nächsten Europameisterschaften sind in zwei Jahren, das ist allerdings auch das Olympiajahr – da liegt der Fokus ganz, ganz klar auf den Olympischen Spielen in Rio. Das ist das Fernziel, wofür das Herz jetzt schon pocht. Und die Europameisterschaften 2018 in Berlin sind dann

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WARM UP | Aus der Szene

Leich: Erzähle uns doch kurz, wie Du zu Deiner Disziplin, dem 3.000-MeterHindernislauf, gekommen bist. Krause: Ich bin mit 16 nach Frankfurt ins Sportinternat gezogen, habe zu meinem Trainer Wolfgang Heinig gewechselt und habe dann dort nur noch reines Lauftraining betrieben. Das Laufen lag mir schon immer am besten, und 2008 war ich auch Deutsche Meisterin über 1.500-Meter-Hindernis. Da habe ich das immer noch so nebenbei gemacht, und mit meinem Trainer habe ich dann immer zielgerichtet auf die Hindernismeisterschaften – auch international – hingearbeitet. Ich konnte dann 2011 bei den Weltmeisterschaften das erste Mal teilnehmen, bin dort als Küken der Nationalmannschaft direkt Neunte geworden und bin auf der Strecke so richtig durchgestartet. Leich: Wie dürfen sich unsere Leser Dein Training vorstellen? Krause: Eigentlich ganz klassisch: Ich habe eine Disziplin, die nur im Sommer gelaufen werden kann. Deswegen liegt der Fokus immer auf der Sommersaison. Der Aufbau beginnt meistens so im Oktober, dann ist das Training sehr, sehr umfangreich. Viele Kilometer, zusätzlich Alternativtraining wie Skiroller fahren, Rad oder Training im Wasser. Im Frühjahr fahren wir oft in die Höhe. In diesem Jahr habe ich das erste Mal eine Kette von Höhentrainingslagern gemacht. Ich habe also mehrfach in der Höhe trainiert und mich danach im Sommer auf der Bahn gezeigt. Im September habe ich dann meist meinen Urlaubsmonat, wo man zwei Wochen ein bisschen weniger trainiert, zwei Wochen gar nicht, und dann geht es wieder los. Leich: Wie viele Wochenstunden trainierst Du ungefähr? Krause: Also ich trainiere bis zu dreimal am Tag, drei- bis viermal habe ich pro Woche drei Einheiten, sodass ich in der Vorbereitung schon etwa auf 15 Einheiten pro Woche komme. In der Wettkampfsaison ist das dann weniger, auch die Kilometer werden weniger. Ansonsten laufe ich schon

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bis zu 180 Kilometer in der Woche, es gibt natürlich Entlastungswochen, sodass man dann auf einen Schnitt von 110 bis 115 Kilometer im Jahresverlauf kommt. Die Wochenstunden sind im Winter sehr viele, da kommt man schon auf sechs Stunden am Tag. Leich: Und wie gestaltet sich dann Dein Alltag, wenn Du dreimal trainierst? Krause: Meistens gehe ich morgens zwischen 7.00 und 8.00 Uhr das erste Mal laufen, oft zwischen 30 und 40 Minuten. Nach dem Duschen gibt es dann Frühstück, vormittags gehe ich dann manchmal noch zur Physiotherapie oder was man halt sonst noch so zu tun hat. Ich mache ein Fernstudium nebenbei. Unsere Haupteinheit ist meistens am Vormittag, und am Nachmittag habe ich meistens noch kompensatorisches Training. Das kann Dauerlauf sein, oder im Winter mal eine Radeinheit von einer Stunde bis zwei. Leich: Du hast gerade Dein Fernstudium angesprochen. Welche Ziele verfolgst Du außerhalb des Sports? Krause: Im Moment schlägt mein Herz natürlich für den Sport, und ich würde am liebsten nur das machen. Aber das ist ja auch nur temporär, und ich denke, wenn ich meine sportliche Karriere beende, mit vielleicht 30, fängt das Leben erst so richtig an. Und dafür versuche ich mir halt einen Grundbaustein zu legen. Ich habe auch für ein Jahr an einer Privatuni studiert, das war allerdings sehr schwierig mit dem Sport zu kombinieren. Ich bin jetzt auf ein Fernstudium umgestiegen (Wirtschaftspsychologie, Anmerkung der Redaktion). Dass ich das Studium abgeschlossen habe, bis ich meinen Sport beende, wäre mein Ziel. Leich: Jetzt habe ich eine eher frauenspezifische Frage: Wie stehst Du zum Tragen von Schmuck bei Wettkämpfen? Krause: Also ich habe grundsätzlich immer Ringe an den Fingern. Die stören mich einfach beim Laufen nicht und sind meine Glückbringer, die mich über die Jahre begleitet haben. Ich trage nicht so gern eine Kette, denn gerade beim Hindernis sind diese Sprünge mit dabei. Ohrringe trage ich grundsätzlich nicht so gerne, viele andere Sportlerinnen jedoch schon,

und ich finde es schön, wenn jeder seinen Glückbringer dabei hat. So ein bisschen Weiblichkeit will man ja auch behalten. Nur zu viel würde mich einfach stören. Leich: Und gehört Make-up für Dich im Training und bei Wettkämpfen auch dazu? Krause: Bei drei Trainingseinheiten am Tag habe ich ab und zu mal keine Lust, mich vor dem Training zu schminken. Oder gerade wenn man in den Wald geht und es regnet, fällt das natürlich hinten runter. Aber ich bin eine Person, die sich für den Wettkampf schon schminkt, denn wenn man sich innerlich wohlfühlt, dann, glaube ich, geht man selbstbewusster in den Wettkampf. Manche brauchen das nicht, aber ich habe das ganz gerne.

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Leich: Danke für Deine Zeit.

ZUR PERSON Gesa Krause geboren am 03.08.1992 Geschwister: keine Trainer: Wolfgang Heinig Sportliches Vorbild: „Es ist eine Eigenschaft, die ich mir oft zum Vorbild nehme: Dass jemand, der etwas im Leben erreichen möchte, bereit ist, alles dafür zu tun.“ Hobbys/Interessen: Familie und Freunde, in die Stadt gehen, Einkaufen, in kleinen Cafés sitzen, Kochen, Reisen Lieblingsessen: Kuchen, Salate in jeglichen Varianten

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FOTO: DAVID DAUB / NIKE

der Traum danach. Auf jeden Fall möchte ich da um Gold kämpfen.

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