Skitour-Magazin 1.16

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Saison 2015/16

Gletscher Skitouren Das müssen Sie am Gletscher können!

Kaufguide Schuhe

1.16

Toni Palzer Exklusiv im Interview

Kaufberatung: zwei, drei oder vier Schnallen?

Warme Finger in Aufstieg & Abfahrt

Test: Handschuhe UNTERHOSEN:


Editorial

HINTERHĂ„LTIGER SCHNEEAUFBAU Lawinen-Papst Rudi Mair vom LWD Tirol spricht von einem hundsgemeinen Winter, vor allem inneralpin und oberhalb der Waldgrenze ist das Schneefundament schlecht.


Sättigungsgefühl? Was brauchen wir noch alles beim Tourengehen? Das ist wohl die Frage aller Fragen, die wir uns in der Redaktion fast täglich stellen. In der Tat ist es doch so, dass jeder seinen eigenen Ansatz verfolgt. Wenn man allerdings genauer darüber nachdenkt, gibt es gar nicht so viele Gründe für neues Material. Wir beispielsweise motivieren uns an etwas Neuem, um den Trainingsalltag leichter zu bestreiten. Beim Skitourengehen sind es oft nicht unbedingt die leichten und edlen Teile: Der Eine sucht natürlich neue Teile, die ihn schneller auf den Gipfel bringen. Manchmal sind es aber auch Dinge, die ganz einfach unsere Sicherheit erhöhen. Auf der ISPO konnten wir wieder beobachten, mit welchem Enthusiasmus die Entwickler, Tüftler und Bastler unseren Hunger nach Neuheiten weiter vorantreiben. Vor allem im Bereich der AirbagTechnik tut sich zur kommenden Saison enorm viel, wie Sie in unserem Messe-Special sehen werden. Wer also bereits seinen ersten Wunsch auf den Zettel für das Christkind im Dezember 2016 schreiben möchte, findet bestimmt die passenden Teile bei uns im Heft. Viel Spaß mit der neuen Ausgabe! Euer Skitour-Magazin Team Foto: Stefan Loibl

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Inhalt

Test

News

06 Garhammer Skitours // Petzl Gewinnspiel // Lange Unterhosen // Steve House Booklet

16 Finger-Anheizer: Zehn Skitouren-Handschuhe fĂźr Aufstieg und Abfahrt im Praxistest.

Befragt

Beraten

56 Kaufberatung Tourenstiefel: Alle aktuellen Zwei-, Drei- und Vierschnaller im Ăœberblick.

70 Exklusiv-Interview: Die Ramsauer Rakete Toni Palzer steht uns Rede und Antwort.


inhalt.skitour-magazin // 1.16 Presseinformation Herbst/Winter 2016

Messe

air ist stets erreichbar und wird mit einer 180 sichtbare Anzeige signalisiert die Entsicherung.

Know-how

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l Volumen. Er wird ühjahr 2016 stark ISPO-News: r kanadischen Messe nach ertigt.

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Wir haben die größte SportartikelSkitouren-Neuheiten durchkämmt.

Skitouren auf Gletschern: Wir zeigen die Spaltenbergungs-Basics, die Sie können müssen.

Ausprobiert

P), Gewicht: 3235 g

P), Gewicht: 3465 g

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scher Bekleidung und Ausrüstung mit Sitz in North Vancouver, werkliches Können zu leistungsfähigen Produkten zu vereinen. chnologien entwickelt, die neue Industriestandards setzten. Ein e Produktionsstätten am Ort garantieren Ausrüstung, die

it erhältlich, darunter zehn Marken-Stores in Europa, Der Markenname Arc’teryx ist inspiriert vom Archaeopteryx

Kern Gottbrath Kommunikation GbR 44

da | 604.960.3001

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Termine & Teile

Anstehende Events, spannende Produkte und alles, worüber die Szene spricht

Gewinnspiel

Gletscher-Trip mit Petzl In Zusammenarbeit mit Petzl verlosen wir zwei Plätze für ein Sicherheitstraining auf dem Gletscher – mit Bergführer und Unterkunft. Zu gewinnen gibt es zwei Plätze für ein Safety-Training auf dem Gletscher für Skitourengeher. Ziel ist es, den Teilnehmern an zwei Tagen grundlegende Kenntnisse zum Thema „Sicherheit im vergletscherten Skigelände“ zu vermitteln. Nach kurzer theoretischer Vorbereitung geht es Sonntag mit den Petzl-Bergführern von Steile Welt – Peter Albert und Ulli Steiner – in die Praxis ins Gelände. Auf dem Plan stehen Taktik, Anseilen, Selbstrettung und Spaltenbergung mit dem RAD System. Am Montag geht es wiederum nach gemeinsamer Tourenplanung auf eine Skitour. Dort stehen Themen wie Geländebeurteilung und Risikoanalyse im Vordergrund. Termin ist der 3./4. April 2016. Der Kurs findet im Kaunertal statt. Die Unterkunft in der Pension Jägerheim ist im Gewinn auch dabei. Um teilzunehmen schreiben Sie eine E-Mail mit ihrer Adresse an: gewinnspiel@skitour-magazin.de

BESTEN GERÜSTET Mit dem Safety-Training von Petzl sind Sie bestens gerüstet für selbstständige Gletscher-Touren. 6 SKITOUR-MAGAZIN.DE


Aktuelles

News

Buchtipp

Kampf zurück ins Leben Gela Allmann fiel bei einem Skitouren-Fotoshooting 800 Meter in die Tiefe. In ihrem Buch beschreibt die Münchnerin den Weg zurück in die Berge. Im April 2014 steht Gela Allmann für ein Fotoshooting auf einem Berg in Island – doch kurz darauf ist sie von ihrem Leben als Bergläuferin und Sportmodel weiter entfernt als je zuvor. Nach einem quälend langen Sturz über Felsen und Eis sind ihre Knie und die linke Schulter zertrümmert, ein Rückenwirbel und das Nasenbein gebrochen sowie die Hauptarterie im rechten Bein gerissen. In ihrem Buch verarbeitet die Sportlerin die Momente des Fallens bei vollem Bewusstsein und die Angst, geliebte Menschen nie wiederzusehen. Und nimmt uns mit auf eine lange Reise: von der Bewegungslosigkeit im Krankenbett, den Etappenzielen während der Reha bis zu ihrem ersten Berggipfel nach dem Unfall. Ein außergewöhnliches Schicksal, das Mut macht, für sein Glück zu kämpfen. www.angelikaallmann.de

ATK-Neuheit Die SLR Release für 2016/17.

Ein Hauch von Nichts

SLR Release heißt die neueste Pin-Bindung der italienischen Leichtbau-Tüftler. Mit einem Gewicht von 132 Gramm muss sich die Alu/ Stahl-Bindung nur vor den hochgezüchteten Rennmodellen verstecken. Der Hinterbacken bietet Auslösewerte von 5-10. Am Hinterbacken stehen zwei vollwertige Steighilfen zur Verfügung. Vorne macht das halbautomatische Verschlusssystem das Einsteigen leichter. Auch Harscheisen lassen sich montieren. Preis: 429 Euro. www.atkrace.it SKITOUR-MAGAZIN.DE 7


Tiefschneetechnik

Tiefschneefahren für alle ABS-Tiefschneelust statt Pistenfrust: Unter diesem Motto bietet Garhammer Skitours Skitouren-Aspiranten seine exklusiven Skikurse an – egal ob für totale Anfänger oder Vollprofis. Neben einer ordentlichen Skitechnik vermittelt Garhammer Skitours auch die Grundlagen für eine saubere, kontrollierte Abfahrt in schwierigem Gelände. Sicherheitsaspekte stehen im Vordergrund. Die Guides vermitteln gruppenspezifische Verhaltensregeln, die im Gelände helfen. Der Chef Ernst Garhammer selbst begleitet die Teilnehmer und gibt neue Impulse. Als sehr erfahrener Tiefschneeguru und Buckelpisten-Papst vermittelt er mit Leib und Seele seine selbst entwickelte ABS-Skitechnik. ABS – drei Buchstaben, eine Philosophie: Andrehen, Beugen und Strecken sind für den einstigen Trickskiprofi Garhammer keine Technik, sondern eine Formel, die er zusammen mit seinen Coaches an interessierte Kursteilnehmer seit vielen Jahren weitergibt. Die konsequente Umsetzung dieser Technik dient als technische Basis des Tiefschneekurses und per Videoanalyse werden anschließend die neu erlernten Fähigkeiten kontinuierlich verfeinert. So wird bei jedem Teilnehmer die individuelle Skitechnik verfeinert und die Angst vor schwierigem Gelände genommen. Mehr Infos zu der außergewöhnlichen Technik, mehr Fahrspaß und Tiefschneelust gibt es unter: www.garhammer.com

VON DER PISTE INS GELÄNDE Die ABS-Tiefschneetechnik von Ernst Garhammer ist eigen, aber soll Einsteigern den Einstieg erleichtern. 8 SKITOUR-MAGAZIN.DE


Aktuelles

News

Video

Auf den Ifen im Kleinwalsertal Wie ein Tafelberg thront der Hohe Ifen über dem Kleinwalsertal Mit seinen 2229 Metern ist er zwar kein Riese, aber für Skitourengeher ein Top-Ziel.

Zum Video: Hier klicken! IFENMAUER Bei der Skitour auf den großen Ifen muss man die „Ifenmauer“, die Schwachstelle in der Felsmauer, überwinden.


Sonnblickrennen

Revival einer Legende Ein Rennen auf den Hohen Sonnblick: Bereits 1894 fand die Erstauflage statt, nun wird das legendäre SKitouren-Rennen im Jahr 2016 wiederbelebt. Das Sonnblickrennen ist das wohl geschichtsträchtigste unter den SkihochtourenRennen. Am 19. März 2016 findet die erste Neuauflage seit über 50 Jahren statt. Im Nationalpark Hohe Tauern im Salzburger Land gilt es über 1500 Höhenmeter im hochalpinen Gelände auf den 3.106 m Hohen Sonnblick zu überwinden. Es gibt eine reine Aufstiegsklasse sowie eine kombinierte Aufstiegs- und Abfahrtsklasse. Die Rennläufer können zwischen einer Sport- und Hobby-Klasse wählen. Die Startplätze sind aufgrund der hochalpinen Lage limitiert auf 150 Plätze. Anmeldung sowie weitere Infos unter www.sonnblickrennen.at

Karnische Juwelen Skialpinismus in den Karnischen Alpen: 101 Skitouren von Innichen bis Villach. Autor und Skitourenexperte Robert Zink schöpft bei seinem fünften Skitourenführer aus den Vollen, denn es werden 101 Touren beschrieben. Viele davon sind eigene Kreationen und manche wurden aus ihrem Dornröschenschlaf wieder erweckt. Schitouren am Karnischen Hauptkamm und in den südlichen Gailtaler Alpen vermitteln besondere Eindrücke und die Gegend gilt allgemein als sehr schneesicher. www.versantesud.it/de 10 SKITOUR-MAGAZIN.DE


Touren-Booklet Bergsteiger-Größe Steve House hat in Osttirol seine zweite Heimat gefunden und nun ein Touren-Booklet herausgebracht mit seinen Skitouren-Tipps. Der Amerikaner Steve House zählt zu den Bergsteiger-Größen dieser Zeit. Reinhold Messner hält den sympathischen Ami derzeit für den besten Alpinisten weltweit. Durch seine österreichische Frau lebt House seit einigen Jahren nun immer wieder in der Alpenrepublik. Für seine Skitouren ist House meist in den 3000ern von Osttirol unterwegs. Zusammen mit dem örtlichen Tourismusverband hat er nun ein Skitouren-Booklet herausgebracht, in dem er seine Lieblingstouren zusammengefasst hat. Zehn erstklassige Skitouren von leicht bis schwer samt Beschreibung und Karte. Das Booklet ist kostenlos und man kann es bei der Osttirol Werbung bestellen: www.osttirol.com

Snow

Safety is in our

DNA Float 32™ Avalanche Airbag Light, affordable, and easy to use.

Our full-featured pack for dedicated backcountry junkies carrying all the essentials.

www.backcountryaccess.com

Jeff Cricco / Helitrax

Skitourenführer


Skitouren-Unterwäsche

HAUTNAH

Für ein bestmögliches Körpergefühl auf Tour sorgt das richtige Material auf der Haut. Wärme, wenn man friert plus Schweißtransport nach außen. Vier Funktionsteile für viel Komfort unten drunter.

Die Kompakte Knackig eng anliegende Short, die strikt auf die Kompressionsvorteile setzt. Als zweite Haut entfaltet die A400 bei hoher Intensität ihre ganze Stärke. Wer auf geschmeidigen Tragekomfort verzichten kann, sollte zur Skins-Unterwäsche greifen – muskelunterstützende Funktion inklusive.

SKINS A400 3/4 Tights / 110 € / www.skins.net

Die Geruchsneutrale Weiche Wäsche aus tasmanischem Merino. Die Taufkirchener Wolle-Spezialisten setzen auf die feine Faser, die sich bei jeglichen äußeren Bedingungen optimal an die Haut schmiegt. Die gute Klimaregulierung der Short sorgt für Komfort bei Aufstieg und Abfahrt. Ein großer Pluspunkt liegt in der langanhaltenden Geruchsneutralität.

ORTOVOX Short Pants 185 Merino Pure / 70 € / www.ortovox.com

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Aktuelles

Die Verstärkte Die thermoregulierende Unterwäsche von Skinfit ist der Begleiter für alle Spielarten mit Ski. Ob zackiger Aufstieg oder langdauernde Tour, die Klima Windblock hält den Körper stets auf der gewünschten Betriebstemperatur. Pfiffig: der zusätzliche Windschutz im Front-, Gesäß- und Kniebereich.

SKINFIT Klima Windblock 3/4 Tights / 70 € / www.skinfit.eu

Die Wärmende Die aus dicker Merinowolle gefertigte Wäsche hält den Körper auch bei eisigen Minusgraden warm. Liegt dank weicher Wolle äußerst angenehm auf der Haut und kratzt kein bisschen. Top verarbeitete Nähte und ein elastischer Bund setzen der Bewegungsfreiheit keine Grenzen.

SMARTWOOL NTS Mid 250/ 80 € / www.smartwool.com

News


Bindungseinstellung

Die Radical 2 ist anders Die Dynafit Radical 2 ist ein Vorreiter der neuen Generation der Sicherheits-PinBindungen. Bei der Einstellung muss man aber folgendes beachten. In unserer letzten Ausgabe hatten wir die neue Dynafit Radical 2 praxisnah getestet. Seitdem haben wir weitere Höhenmeter mit der TÜV geprüften Pin-Bindung der Aschheimer gesammelt – ohne ungewollte Auslösungen. Die Sicherheitsbindung mit drehbarem Vorderbacken funktionierte tadellos. Nur bei der Einstellung muss man folgendes beachten: Jahrelang stellte man Dynafit-Bindungen mit einem 4-Millimeter-Spalt zwischen Schuh und Hinterbacken ein. Das ist bei der neuen Radical 2 nicht mehr so! Da der Hinterbacken mit Vorspannung den Schuh „nach vorne drückt“, muss man den Hinterbacken bündig mit dem Schuh einstellen. Das heißt, kein Spalt zwischen der Gabel und der Schuhsohle hinten. Denn nur so kann die Bindung optimal funktionieren und souverän im richtigen Moment auslösen. www.dynafit.com

KORREKTE EINSTELLUNG Links die neue Radical 2, die man ohne Spalt zwischen Stiefel und Hinterbacken richtig einstellt. Unten eine „alte“ Dynafit-Bindung mit korrekter Einstellung.

Zum Video: Hier klicken!

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Aktuelles

News

EM Les Marécottes

EM-Titel für die Schnellsten Schnell, spannend und auf einem extrem hohen Niveau: Bei der Europameisterschaft in der Schweiz wurden Europas schnellste Skibergsteiger gekürt.

Fotos: ISMF Presse

Die EM der Skibergsteiger im schweizerischen Les Marécottes begann gleich mit einem Highlight: dem Einzelrennen. Bei perfekten Schneebedingungen und strahlend blauem Himmel gab es ein packendes Duell an der Spitze. Am Ende setzte sich der Italiener Michele Boscacci vor Ausnahmetalent Kilian Jornet durch. Toni Palzer holte sensationell Bronze. Einen Tag später holte sich Jornet den Sieg im Vertical vor dem jungen Schweizer Rémi Bonnet und wiederum Toni Palzer. Im Sprint sah es dann erst nach Silber für Palzer aus, doch ein technischer Fehler und die Zeitstrafe dafür kostete ihn schließlich eine Medaille bei den Herren. Die holte sich mit Bronze die junge Österreicherin Johanna Erhart in der Espoir-Klasse. Bei den Damen gewann Laetitia Roux das Einzelrennen und den Sprint. www.ismfskievents.com


Test

Handschuhe

Hand-Job Weit von der Körpermitte entfernt und immer an der Kälte-Front: Die Finger frieren bei eisigen Temperaturen am schnellsten. Gute SkitourenHandschuhe atmen im Aufstieg und wärmen in der Abfahrt. Zehn Fingerwärmer im Test.


Handschuhe

Test


Test

Handschuhe Robustheit

Graben im Schnee, Bindung umstellen oder kräftig Zupacken in Felspassagen: Damit nicht nach ein paar Skitouren das erste Loch drin ist, sollten die beanspruchten Fingerkuppen und Handinnenflächen solide vernäht sein und auf robustes Material setzen.

W

issen Sie, was ein Rockkonzert und ein windiger, kalter SkitourenTag gemeinsam haben? Auf den ersten Blick nicht viel, doch beides kann dem menschlichen Körper mächtig zusetzen. Die hämmernden Beats, die aus vibrierenden Verstärker-Boxen die Menge beschallen, sind fürs Gehör eine Extremsituation. Und wer es einen Abend mal übertreibt, bekommt am nächsten Tag die Quittung. Denn das Pfeifen im Ohr bleibt und verschwindet auch so schnell nicht wieder. Wer Pech hat, muss die Quittung für den Konzertabend sein ganzes Leben lang bezahlen. Doch was hat das mit dem Skibergsteigen zu tun? Auch am Berg kommt man schnell an seine Grenzen: Man ist erschöpft, der Wind bläst stürmisch und die Temperaturen kratzen an zweistelligen Minuswerten. Kommen dann noch verschwitzte Handschuhe dazu und 18 SKITOUR-MAGAZIN.DE

Windschutz

Wenn es pfeift wie hinter einer Flugzeugturbine sind Handschuhe das einzige Schutzschild für die Finger. Windstopper-Materialien machen selbst beim dünnsten Modell Sinn.


eine Seilschaft, die aufs Tempo drückt, hat man schnell den Punkt erreicht, wo taube, gefühllose Finger in leichte Erfrierungen übergehen. Und da die Finger zu den am schlechtesten durchbluteten Körperteilen zählen, kommt das relativ häufig vor. Einen soliden Schutz bieten Handschuhe. Doch wie alle Klamotten beim Skitourengehen, sind auch die Handschuhe am Berg extrem gefordert. Sie müssen den Spagat hinbekommen, damit die Finger bergauf nicht in ihrem Schweiß dahinbrüten, sie aber gleichzeitig in der Abfahrt und am Gipfel wohlig warm verpackt sind. Zwei Anforderungsprofile, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Deshalb haben auch viele Tourengeher zwei Paar Handschuhe dabei. Dünne Fingerhandschuhe für den schweißtreibenden Aufstieg bis zum Gipfel und dicke Kaliber oder sogar DaunenFäustlinge für den schwungvollen Weg

So haben wir getestet

Wir haben alle Handschuhe intensiv in der Praxis getestet. Die Testmodelle wurden von mehreren Testern bewertet und in einem Temperaturfenster von +4 bis -10 Grad Celsius getragen. Über die Langzeithaltbarkeit und den Verschleiß lässt sich durch den kurzen, sechswöchigen Testzeitraum nur wenig sagen. In die Bewertung der Passform fließen Schnitt, die Länge der Finger und störende Nähte beim Tragen mit ein. Je besser und dicker die Isolation ist, desto mehr Punkte haben wir bei diesem Bewertungskriterium vergeben, d.h. Handschuhe mit vielen Punkten eignen sich für kältere Temperaturen. Da man auf Skitour mit Handschuhen mit Smartphone, Fellen und Ausrüstung hantieren muss, fließt dieser Punkt mit 25 % in die Bewertung mit ein. Für unsaubere und ausfransende Nähte gibt es Abzüge bei der Verarbeitung. Unsere Bewertungskriterien im Überblick: Passform 30% | Isolation 25% Gefühl 25% | Verarbeitung 20%

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Test

Handschuhe

Isolation

Bei Wind und knackigen Minusgraden heizt eine reichhaltige Fütterung den klammen Fingern ein.

ins Tal hinunter. Doch mittlerweile gibt es reichlich Modelle am Markt, die laut Herstellerangaben bergauf und bergab Skitourengeher-Fingern schmeicheln sollen. Einige der spannendsten Handschuhe von Hestra, Roeckl, Ortovox & Co. haben wir ausführlich in der Praxis getestet. Die Konzepte der Hersteller sind dabei teils sehr unterschiedlich. Während etwa Roeckl oder Hestra sich am Handrücken nur auf winddichte Materialien verlassen, isolieren Black Diamond, Arc‘teryx und Ortovox üppig mit Thinsulate-, Primaloft- und SwisswoolFütterung. Und wenn keine Schafskälte herrscht, sind diese gefütterten Modelle meist zu warm für den Aufstieg, dafür perfekt als zweiter Handschuh für den Rucksack. Das ist auch der Montane-Fäustling, der gerade mal so groß und schwer ist wie ein Apfel. Sportliche Höhenmeter-Sammler dürfte das dünne Camp-Modell ansprechen, dem man im Notfall eine Windschutz-Kappe überziehen kann. Aber egal für welches Modell man sich am Ende entscheidet, Hauptsache Sie erfrieren sich nie die Finger. Denn das merkt sich der Körper und reagiert in Zukunft empfindlicher – so wie die Ohren. Und auf ein Rockkonzert mit Ohrstöpseln zu gehen, ist schließlich auch nicht der Sinn der Sache.

Was tun bei kalten Fingern? Brav die Handschuhe getragen und trotzdem kalte Finger? Das Problem kennt jeder Wintersportler, der bei Minusgraden am Berg unterwegs ist. Wenn die Finger erst einmal kalt sind, werden sie nicht mehr von selbst warm. Da muss man schon gezielt aktiv werden. Einige Leute schwören darauf, die Finger in die Achselhöhlen zu stecken, andere pusten warmen Atem 20 SKITOUR-MAGAZIN.DE

in die klammen Finger. Wichtigste Maßnahme aber ist Bewegung, um die Durchblutung der Finger zu verbessern. Schaut oft lustig aus, aber hilft: die Hände aneinander schlagen, klatschen, reiben, Faust machen oder die Arme in großen Bögen kreisen. Das Ganze kombiniert man am besten mit dem Wechsel in trockene, flauschige Handschuhe.


NAO ®

Neue Version

Bordcomputer mit REACTIVE LIGHTING. Du kannst Dich auf den Weg konzentrieren.

Extrem leistungsstarke, intelligente Stirnlampe mit Akku

Photo © www.kalice.fr

Dank ihrer REACTIVE LIGHTING Technologie ist die NAO ideal für Nachtskitouren oder einen frühen Aufbruch im Spätwinter geeignet. Die Sensortechnik passt Leuchtkraft und Lichtkegel automatisch der Umgebung an - und das in Sekundenbruchteilen. Kein Blenden beim Blick auf die Ski oder in den Führer, dafür geballte Power beim Wegausleuchten. Das reduziert die manuellen Eingriffe und erhöht die Akkulaufzeit. Leuchtkraft: 575 Lumen. www.petzl.com


Test

Handschuhe

Arc‘teryx Lithic

Größen S-XL 260,00 EUR www.arcteryx.com

Passform

Isolation Gefühl Verarbeitung Der Lithic ist ein Wunderwerk modernster Materialien. Drei verschiedene Primaloft-Isolierungen heizen den Fingern mächtig ein. Die reduzierten Nähte garantieren den hochpreisigen Greifern ein langes Leben, der Gore-Tex-Mix sichert höchsten Nässeschutz. Nur das Anziehen kann mit verschwitzen Fingern zur Geduldsprobe werden, da man innen festklebt und die Finger nicht in die Öffnungen gleiten. Griffgefühl und Passform sind trotz der relativ dicken Isolierung sehr gut. Fazit: Hochtechnischer Handschuh mit super Wetterschutz und Isolation; abfahrtslastig

Roeckl Kalaru

Größen 6,5-10,5 79,95 EUR www.roeckl.de

Passform

Isolation Gefühl Verarbeitung Der Kalaru vom deutschen Traditionshersteller spielt in derselben Liga wie der Hestra Ergo Grip Active. Der Material-Mix am Handrücken ist absolut winddicht, die Fingerspitzen sind dank Ziegenleder extrem robust und Silikon-Prints sorgen für Grip am Stock. Der Kalaru sitzt super, die Fütterung ist eher spärlich. Nach einigen Touren löste sich der Silikon-Print am Daumen und erste Nähte fransen leicht aus. Wer die Handschlaufen nicht braucht, kann sie abklippen. Fazit: Winddichter Handschuh mit guter Passform für Sportliche; hoher Verschleiß 22 SKITOUR-MAGAZIN.DE


Black Diamond Glissade

Größen S-XL 65,00 EUR www.blackdiamondequipment.com

Passform

Isolation Gefühl Verarbeitung Black Diamond gibt den Temperaturbereich des Glissade von -17 bis -1 Grad Celsius an. Im Aufstieg wird die flauschige Thinsulate-Fütterung schnell zu warm. Das Anziehen erleichtert der fixierte Innenhandschuh, der nicht verrutschen kann. Wie fast alle Hersteller vertraut BD im Griffbereich auf Ziegenleder, das viel einstecken kann. Die leicht vorgeformte Passform schmiegt sich gut der Hand an, der großzügig geschnittene Saum lässt sich einhändig gut enger stellen. Fazit: Warmer Allrounder fürs Grobe, der eisige Minusgrade und Abfahrten bevorzugt

Hestra

Ergo Grip Active Größen 6-11 95,00 EUR www.hestragloves.com

Passform

Isolation Gefühl Verarbeitung Der dünne Ergo Grip Active von Hestra beweist, dass ein überragender Skitouren-Handschuh nicht übermäßig dick und gefüttert sein muss. Das in Griffposition vorgeformte Modell reicht für 80 Prozent der Skitouren völlig aus. Nur wenn es sehr nass und kalt wird, braucht man einen zusätzlichen Abfahrtshandschuh im Rucksack. Die Ziegenleder-Innenhand macht Hantieren zum Kinderspiel, die Windstopper-Außenseite schützt vor Auskühlung. Die Verarbeitung ist tadellos. Fazit: Hochwertiger Fingerschutz mit breitem Einsatzbereich und Wohlfühl-Passform SKITOUR-MAGAZIN.DE 23


Test

Handschuhe

Montane

Super Prism Mitt Größen S-XL 59,95 EUR www.montane.co.uk

Passform

Isolation Gefühl Verarbeitung Der Montane-Fäustling ist ein winddichter Handschuh für den Gipfel und die Abfahrt an kalten Tagen. Die flauschige Primaloft-Isolierung wird am Handrücken durch eine wasserabweisende Pertex-Oberfläche geschützt. Passform und Grip an der Handinnenfläche und am Daumen sind sehr gut. Der passend geschnittene Saum des Super Prism zieht weit übers Handgelenk und verhindert so ein Eindringen von Schnee. Dank Packsack lässt sich das Paar auf Faustgröße komprimieren. Fazit: Warmer, leichter Primaloft-Fäustling mit Mini-Packmaß für die Abfahrt

Ortovox

Pro Lobster Größen XS-XXL 139,95 EUR www.ortovox.com

Passform

Isolation Gefühl Verarbeitung Links grün, rechts orange: Die eigenwillige Farbgebung der Halb-Fäustlinge garantiert staunende Blicke am Gipfel. Durch den beweglichen Zeigefinger kann man feinfühlig greifen, gleichzeitig kuscheln sich die anderen drei Finger gemeinsam in die weiche Swisswool-Fütterung. Der Saum schützt weit nach hinten gezogen das Handgelenk, Ziegenleder die Innenseite vor scharfen Skikanten. Selbst bei Schnee, Wind und tiefsten Temperaturen hält der Pro Lobster souverän warm. Fazit: Durchdachter Zwitter-Handschuh mit wolliger Wärme-Garantie für Verfrorene 24 SKITOUR-MAGAZIN.DE


TESTSIEGER

Hestra

Ergo Grip OutDry Dexterity Größen 6-11 155,00 EUR www.hestragloves.com

Passform

Isolation Gefühl Verarbeitung Der lederne Fingerhandschuh kommt aus der Bergsteiger-Serie der Schweden. Die Verarbeitung ist tadellos und verspricht ein langes Leben. Dank den vorgeformten Fingern sitzt relativ dünne Handschuh wie angegossen. Die Außenseite besteht aus winddichter Outdry-Membran und lässt die Finger atmen. Dersuperrobusten Ziegenleder-Innenseite mit Verstärkungen aus Känguru-Leder können selbst schärfste Skikanten und raue Granitfelsen nichts anhaben. Fazit: Robust, langlebig und perfekt sitzend lässt der Hestra keine Wünsche offen

www.movementskis.com

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Test

Handschuhe

Griffgefühl

Beim Abfellen braucht man Gefühl in den Fingern.

Outdoor Research Lodestar

Größen XS-XL 100,00 EUR www.outdoorresearch.com

Passform

Isolation Gefühl Verarbeitung Die Amerikaner haben sich mit ihren Top-Handschuhen einen Namen gemacht. Auch das Softshell-Modell Lodestar ist kein Ausreißer nach unten. Die flauschige Polartec-Füllung macht den Lodestar flexibel und leicht. Der Bund geht weit übers Handgelenk und die Finger sind ausreichend geschnitten. Der robuste Lodestar von OR ist ein typischer Allrounder für Aufstieg und Abfahrt, der nur bei deutlichen Minusgraden seine Grenzen in Sachen Isolation hat. Fazit: Der Lodestar ist ein robuster Allrounder für Skitouren um den Gefrierpunkt 26 SKITOUR-MAGAZIN.DE


Camp

G Comp Wind Power Größen S-XXL 59,95 EUR www.camp.it

Passform

Isolation Gefühl Verarbeitung Aus dem Rennlauf inspiriert schicken die Italiener den G Comp Wind Power ins Rennen. Der sportliche Fingerhandschuh garantiert Feingefühl beim Hantieren mit Fellen und Ausrüstung. Nur der Bund fällt etwas eng aus, so dass man beim Reinschlupfen kräftig zupacken muss. Bei Schneefall oder stürmischem Wind kann man den am Handrücken versteckten winddichten Überzieher einsetzen. Die Innenfläche ist griffig, nur die Smartphone-Bedienung klappt damit nicht. Fazit: Gefühlvoller, dünner Handschuh mit Wind-Überzieher und zu engem Bund

Mammut Trift

Größen 7-12 120,00 EUR www.mammut.ch

Passform

Isolation Gefühl Verarbeitung Der schlicht wirkende Trift gehört zu den Bestsellern der Schweizer Bergsportexperten. Der robuste, leicht vorgeformte Mammut-Handschuh mit Gore-TexMembran besteht zum Großteil aus wasserabweisendem Ziegenleder. Das Anziehen hakt durch den engen Bund etwas. Erst mal drin sitzt der Trift dann relativ knackig, zudem ist er relativ starr. Das Fleece-Innenfutter saugt Schweiß gut auf, der Klettverschluss am Saum schließt leichtgängig und dauerhaft. Fazit: Der lederne Trift von Mammut geht mit seinem Träger durch dick und dünn SKITOUR-MAGAZIN.DE 27


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Alles neu macht der ... Januar. Für Skitourengeher sorgt nicht der Wonnemonat für Glücksgefühle, vielmehr wurden Ende Januar auf der ISPO in München die Highlights, Trends und Neuentwicklungen für den kommenden Winter präsentiert.

Arc`teryx - Procline & Voltair 20/30

Nach zahlreichen anderen Herstellern ziehen auch die Kanadier von Arc´teryx in Sachen Tourenstiefel nach. Der Procline Boot soll dem Träger durch seitwärtige Bewegungsfreiheit noch mehr Gehkomfort verleihen. Für bessere Kontrolle beim Aufstieg und mehr Sicherheit bei Kletterpassagen. Die Verarbeitung der Schnallen und des Power Straps lässt auf ein gelungenes Produkt schließen, das 1260 g (550 Euro) auf die Waage bringt. Auch in einer Carbon-Version erhältlich. Der neue Airbag-Rucksack Voltair arbeitet mit einem kraftvollen Gebläse und lässt so Mehrfachauslösungen zu. Durch einen leistungsstarken Akku kann er bis zu 20 Mal ausgelöst werden.

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2016 Arva - Axio & Reactor

Das Axio ist ein High-End-LVS-Gerät, das dank neuer Technologie noch schneller Verschüttete lokalisiert. Mit einer Reichweite von 60 Meter baut es während des Suchvorgangs eine komplette Suchsphäre auf und zwar durch drei simultan arbeitende Antennen. Somit ist ein schnelleres und einfacheres Suchen möglich. Zudem geht Arva mit dem Reactor in puncto Sicherheitsausrüstung einen Schritt weiter. Durch die Form und Positionierung des Airbags ist eine maximale Auftriebswirkung gegeben. Das ReactorSystem besteht aus einem Zweikammer-Airbag (2x75 Liter) und wiegt dabei nur leichte 790 g.

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BCA - Shaxe Tech Ideal für fortgeschrittene Skibergsteiger: Die Shaxe Tech dient mit einem flachen gut zu verstauenden Alu-Schaufelblatt (24 cm x 28,5 cm) als Lawinenschaufel und verwandelt sich bei Bedarf in ein vollwertiges Eisgerät: Durch den gebogenen Schaft und der wassereistauglichen Edelstahlhaue ermöglicht sie auch Aufstiege in sehr steilem, hartem Gelände. Das Gesamtgewicht beläuft sich auf 902 g. Preis: 169 Euro.

Elan - Himalaya Der abfahrtsorientierte Tourengeher bekommt aus dem Hause Elan eine neu überarbeitete Waffe präsentiert. Der Himalaya ist mit seinen 96 mm unter der Bindung der breiteste der Elan-Touring-Serie. Der hochwertige Holzkern und ein verbesserter Shape bieten dem Besitzer noch mehr Fahrvergnügen bei moderatem Gewicht (1400 g bei 1, 73 m). Der Mountain Rocker mit moderat angehobener Schaufel macht den Ski drehfreudig und ermöglicht guten Auftrieb. Preis: 600 Euro.

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Black Diamond - Couloir Harness & Helio 105 Ski Aus der Helio-Collection, die speziell für Speed-Alpinisten und Skibergsteiger kreiert wurde, gibt es zwei spannende Produkte für Tourengeher. Zum einen den Couloir Klettergurt, der ultraleicht (250 g) und mit extrem kleinem Packmaß daherkommt. Optimal für Tourengeher, die steile Schneeflanken, kurze Abseilstrecken und Gletscherüberquerungen zu überwinden haben. Die Helio Ski-Serie ist ab Herbst 2016 in vier verschiedenen Mittelbreiten erhältlich (115, 105, 95, 88). Carbonfasern sparen an den Helio-Ski viel Gewicht.


La Sportiva - Stratos Hi-Cube & Gara Aero & Altavia Die Weiterentwicklung des LaSpo-Racestiefels heißt Hi-Cube. Dank technischer Neuerungen und dem Einsatz von hochentwickelten Carbonfasern bringt der Schuh nur noch 450 Gramm auf die Waage. Dies macht ihn zum weltweit leichtesten Rennschuh. Die Zusammenarbeit von La Sportiva und Ski Trab weitet sich nun auch auf den SkiSektor aus. Das lässt sich bereits am Äußeren der neuen Ski erkennen, auf dem beide Labels zu finden sind. Zukünftig übernimmt La Sportiva die hochwertigen Trab-Modelle aus Bormio und verpasst ihnen nur ein neues Design.

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Ortovox - AVABAG & Pordoi Jacket und Pants Ortovox zählt zu den führenden Herstellern, wenn es um das Thema Sicherheit auf Tour geht. So war es nur eine Frage der Zeit, bis Ortovox seinen ersten Airbag präsentiert. Der Avabag stellt mit seinem System (640 g, 1,8 l) das kompakteste und leichteste auf dem Markt dar. Die mechanische Auslöseeinheit glänzt zusätzlich durch ein optimiertes Griffdesign, das Auslösungen erleichtern soll. Gänzlich neu ist auch die Pordoi-Kollektion, die durch eine besondere Membran besticht. Die Softshell-Kombi liefert eine perfekte Klimaregulation während Aufstieg und Abfahrt. Innen sorgt Merinowolle für den gewohnten Ortovox-Komfort. Außen zeigt sich die Pordoi robust und strapazierfähig. Ein idealer Begleiter für jede Tour.


Völkl - VTA 80 LITE Völkls Top-Modell in Sachen aufstiegsorientiertes Skibergsteigen. Mittels spezieller Carbonfasern und einem superleichten Hybrid-Holzkern konnte der Ski auf ein Gewicht von 1010 g (1,70 m) gedrückt werden. Dennoch gibt‘s eine Mittelbreite von 80 cm und einen Tip-Rocker, mit dem auch Tiefschnee-Abfahrten spielend gemeistert werden können.

Tecnica - ZeroG Der Tourengeher, der auf Abfahrtsperformance schwört, kann ab nächstem Winter auf den ZeroG zurückgreifen. Trotz einer Gewichtsreduzierung (1490 g) wurde der Schuh 2,5 Mal so hart wie sein Vorgänger gebaut. Dies sorgt für perfekte Kraftübertragung und eine spürbar bessere Abfahrtsleistung. Eine Schaftrotation von 44° ist für einen Vierschnaller auf jeden Fall noch äußerst passabel.

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Craft - Active Extreme 2.0 Boxer & CN Longsleeve Die Schweden von Craft legen das Lieblingsunterhemd vieler Tourengeher für kommende Saison neu auf. Das Active Extreme 2.0 ist dünner, technischer und soll dadurch noch atmungsaktiver sein als der beliebte Vorgänger. Dafür gab‘s verdientermaßen einen ISPO Gold Award. Das Active Extreme 2.0 gibt es als Kurzarm- und Langarmversion, mit und ohne Windstopper-Lage auf der Vorderseite. Die passenden Unterhosen sind obligatorisch.

Movement - Alp Tracks 84 LTD Die Schweizer Spitzen-Skischmiede – die mittlerweile auch Tourenstiefel vertreibt – verzückt die Skibergsteiger Jahr für Jahr mit Brettln der Extraklasse. Die hochwertige Alp Tracks-Serie setzt auf die X-Series noch einen drauf: Die vier Modelle sind mit einem Tip-/Tail-Rocker ausgestattet, schwimmen bei Mittelbreiten ab 84 cm gut auf, haben einen hohen Anteil an Kohlefasern und bringen lediglich gut 1000 g (169 cm) auf die Waage. Preis: 999 Euro.

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Dynafit - TLT7 & Carbonio 88 & DNA Helm Weniger ist manchmal mehr. Schlichtes reduziertes Design prägt die Weiterentwicklung der TLT-Serie. Durch die „Speed Nose“ und einen veränderten Drehpunkt wird das Gehen erleichtert. Das neue Verschlusssystem lässt beide Schnallen mit einem Handgriff schließen. Der TLT 7 Perfomance mit seinen 1010 g gibt die Richtung in Sachen Tourenstiefel für die nächsten Jahre vor. Beim Carbonio ist der Name Programm: die Carbonfasern verleihen dem Ski Steifigkeit und gutes Handling bei gerinem Gewicht (knapp über 1 kg). Durch die spezielle Seitenwangen-Konstruktion ist eine perfekte Kraftübertragung möglich und eine top Abfahrtsperformance garantiert. Der Rocker soll den Carbonio zudem extrem drehfreudig mchen. Ein Spitzen-Ski für Leute, bei denen Geld keine Rolle spielt. Der DNA-Helm liefert doppelte Sicherheit. Zwei Normen (Bergsteigen & Ski-Alpin) erfüllt das Ultraleichtgewicht (290 g) und sorgt somit für sichere Voraussetzungen bei Aufstieg und Abfahrt.


Vaude - Alprider Flow & Larice Rapidity Jacket In Zusammenarbeit mit „Alpride“, den Schweizer Experten für Airbag-Systeme, stellt Vaude zwei neue Rucksack-Modelle vor. Neben dem leichten Tagestourer Updraft ist der Alprider Flow (24 + 4 l) für den Tourengeher prädestiniert. Er ist mit allen gängigen Features ausgestattet und bietet bei Aufstieg und Abfahrt großen Komfort. Der Airbag schützt durch die Konstruktion neben Verschüttung auch vor Kopf- und Rückenverletztungen. Für die schnelle Pistentour wurde die Rapidity-Jacke entwickelt. Ein gelungener Materialmix (vorne winddicht, am Rücken atmungsaktiver Stretch) und durchdacht angebrachte Taschen lassen den Rucksack bei der Feierabendtour überflüssig werden. Trinkflasche, Wechselwäsche und Accesoires lassen sich problemlos in der 2-in1-Jacke verstauen und machen sie somit zum idealen Begleiter für schnelle Aufstiege im gesicherten Gelände.

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Mammut - Ultralight Removable Airbag 3.0 Wer jedes Gramm zählt und auf einen Lawinenairbag nicht verzichten möchte, kommt an dem Ultralight von Mammut nicht vorbei. Das Gesamtgewicht des 18-Liter-Rucksacks (700 g Systemgewicht) liegt dabei bei 1,5 kg. Trotzdem bietet das Leichtgewicht genügend Stauraum und Befestigungsmöglichkeiten für anspruchsvolle Touren. Preis: 600 Euro.

Uvex - p.8000 Drei Sportarten, ein Helm: Der p.8000 von Uvex schlägt die Brücke zwischen Skitouren- und Skihelm im Winter und dient im Sommer auch als Radhelm. Der zertifizierte Kopfschutz ist mit einem leicht zu bedienenden Boa FS1 Verschlusssystem ausgestattet und lässt sich auch mit Handschuhen einfach bedienen. Eine Stirnlampenhalterung und ein Recco-Suchsystem sind ebenfalls an Bord. Preis 160 Euro, Gewicht 310 g.

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Hagan - Ultra Für Hochalpinisten und sportliche Pistengeher. Der 940 g (1,63 m) leichte Ski mit ABS-Seitenwange verspricht direkte Kraftübertragung und Haltbarkeit. Der Nachfolger des Cirrus soll durch optimierte Taillierung und weiter entfernte Kontaktpunkte zusätzliche Laufruhe und Spurtreue sorgen. Preis: 499 Euro.

Atomic - Backland NC Stiefel & Backland 85 UL Ski Atomic baut seine Backland-Linie weiter aus. Die Carbonausführung wird durch ein zusätzliches Modell ergänzt. Der NC-Stiefel soll dabei vor allem Einsteiger ansprechen und sich im mittleren Preissegment (459 Euro) bewegen. Der 1090 g leichte Backland UL 85 besitzt einen Ultra Light-Holzkern mit zwei Carbon-Einlagen. Für sportliche Tourengeher, die bergauf wie bergab höchste Ansprüche stellen, Kilometer für Kilometer.

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Fischer - Travers Carbon Boa ist inn. Fischer hat nächsten Winter einen leichten (980 g) Stiefel im Sortiment, der mit einem M3-Drehverschluss von Boa und ein über Rollen geführtes Seil ausgestattet ist. Der Hersteller verspricht eine millimetergenaue Anpassung des Schuhs vom Rist bis zur Zehe. Eine gleichmäßige Druckverteilung ohne Druckstellen und die Bedienung per Handschuhe bieten ein weiteres Plus an Komfort. Optimale Bewegungsfreiheit liefert der Schuh mit einem 80°-Rotationswinkel. Die eingesetzte Aramid-Platte in der Sohle soll ein kontrolliertes und perfektes Abfahrtserlebnis liefern. Preis: 649,95 Euro.

Evoc - Patrol Serie_55l_40l_32l Die Rucksack-Spezialisten von Evoc haben sich für Tourengeher etwas einfallen lassen. Die Patrol-Serie (32 l/42 l) wurde neu aufgelegt und um das 55-Liter-Modell erweitert. Das bewährte Evoc-Tragesystem sorgt für ausgegelichene Lastenverteilung und für viel Komfort auf Tour. Das Taschenmanagement ist Evoc-typisch auf höchstem Niveau durchdacht.

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G3 - Scala Fell & FINDr 94 Ski Eine Kombination aus zwei Materialien soll das Fell von G3 noch effizienter machen. Die Spitze aus TPU nimmt ca. 20 % der kompletten Skilänge ein und soll die Gleitfähigkeit erhöhen. Preis: 199 Euro. Der FINDr von G3 verspricht mit der Flyride Plus Technology einen leistungsfähigen Kohlefaser-Ski. Durch die Kombination von unterschiedlichen Materialien und innovativem Design werden der Kantenhalt und die Schwungeinleitung verbessert. Preis: 749 Euro.

Petzl - Altitude & Leopard & Ride Petzl legt leichte Gletscherausrüstung für Skihochtouren nach. Damit spart man im Vergleich zu herkömmlichen Teilen wertvolle Gramm, die man in der Regel mehrere Tage im Rucksack mit sich herumschleppt. Der Gurt Altitude wiegt minimalistische 150 g, das Steigeisen Leopard 330 g und der solide RidePickel bringt 240 g auf die Waage.


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Und einer flog über d Skihochtouren sind die Königsdisziplin für Wintersportler. Doch beim Aufsteigen und Abfahren über Gletscher muss man vorbereitet sein, falls einer in eine Spalte fällt. Chris Semmel vom Deutschen Bergführerverband behandelt daher das Thema Spaltensturzproblematik auf Skihochtour. Im ersten Teil zeigen wir die nötige Ausrüstung sowie das Basis-Know-how der Selbstrettung.

Spaltenstürze sind zum Glück selten. Nur etwa zwei bis vier Prozent der Skitourenunfälle sind Spaltenstürze. Mehr als die Hälfte verletzen sich durch klassische Stürze beim Abfahren oder beim Aufund Abstieg zu Fuß. Die Lawinenunfälle bewegen sich bei 15-20 Prozent. Soweit die Bergunfallstatistik des DAV. Betrachtet man aber die Gesamtheit der Skitourentage, stellen Skihochtouren im vergletscherten Gelände eine Minderheit dar. Wer sich also auf Gletschern und hohen Bergen bewegt, sollte wissen, was er tut und wie man sich im Falle eines „Falles“ aus der Spalte hilft!


den Spaltenrand...

Foto: Petzl/Alexandre Buisse


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Ausrüstung: Das muss mit am Gletscher Alles Know-how ist wertlos, hat man keine entsprechende Ausrüstung dabei. Gurt, Seil und ein paar Schlingen braucht es, um seinen Partner oder sich selbst aus einer Spalte zu retten. Zusätzlich zwei kleine Seilklemmen sind genial. Hat man diese zur Verfügung, macht das ganze richtig Spaß – beim Üben. Für eine klassische Skihochtour ist ein imprägnierter „Halbseilstrang“ völlig ausreichend. Das Seil sollte eine Länge von 40-50 Meter haben. Damit kann sich eine Gruppe von zwei bis sieben Skitourengehern zu einer „Gletscherseilschaft“ zusammenschließen.

Selbstrettungsübung bei der Bergführerausbildung.

Einbinden

Hier die Seilabstände, die man in einer Seilschaft am Gletscher einhalten sollte. 15-20 Meter in einer ZweierSeilschaft und minimal acht Meter, wenn sieben Leute ins Seil eingebunden sind.


Zum Anseilen wird ein leichter, bequemer Hüftgurt verwendet. Komplettgurte sind veraltet und stellen sogar ein Sicherheitsrisiko dar. Denn bevor man seinen Partner aus der Spalte retten kann, muss man den Sturz zunächst halten. Und das ist mit einem Hüftgurt sicherer als mit einem Komplettgurt. Denn durch den wesentlich höheren Anseilpunkt beim Komplettgurt wird der Partner schneller nach vorne umgerissen und hinterhergezogen, als bei Verwendung eines Hüftgurtes, bei dem der Anseilpunkt auf Höhe des Körperschwerpunkts liegt. Kein Bergführer würde sich daher mit einem Komplettgurt anseilen! Erst wenn der Sturz gehalten wurde, können alle weiteren Rettungsmaßnahmen angewandt werden. Jetzt kommen die Schlingen, Karabiner und Seilklemmen ins Spiel, egal ob man sich selbst, oder den Partner retten muss. Hier veraltetes Material mitzuschleifen ist wie anstatt eines Feuerlöschers für den Notfall einen Eimer Wasser in’s Eck zu stellen. Mit passenden hochfesten Dyneema- oder Kevlar-Schlingen, leichten Karabinern ohne störende Nasen am Schnapper und zwei leichten Seilklemmen ausgestattet können selbst „Schwergewichte“ hochgezogen werden. Das optimale Set besteht aus einem Tibloc, einer Microtaxion, einer 90 cm und einer 120 cm Schlinge und vier bis fünf Verschlusskarabinern. Die restliche Ausrüstung, wie Pickel und Steigeisen, dient in erster Linie als Hilfe für den Gipfelanstieg und soll den Absturz zu Fuß vermeiden. Bei harter Firnauflage benötigt man den Pickel auch als T-Anker. Meist aber kann ein Fixpunkt zur Spaltenrettung auch mit einer Eisschraube oder den Skiern gebaut werden.

Optimales Gletscherset

Mit 4-5 Karabinern, einem Tibloc, einer Microtraxion, drei Schlingen aus hochfestem Dyneema oder Kevlar, einer Eisschraube und einer Kurzprusik ist man für alle Notfälle gerüstet, egal ob Selbstrettung, Lose Rolle, Mannschaftszug, Flaschenzug oder zum Aufbau einer Sicherung.

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Know-how: Das müssen Sie können! Ganz ehrlich – wer sich noch nie mit dem Thema beschäftigt hat, wird nach dem Lesen auch nicht wissen, wie man jemanden rauszieht. Das Lernen und Üben in der Praxis ist unerlässlich! Für denjenigen, der so etwas schon mal gemacht hat, kann das eine oder andere neu und hilfreich sein. Ist der Sturz gehalten, steht die erste Entscheidung an. Selbst- oder Partnerrettung? Sprich: Steigt der Gestürzte selbständig am Seil aus der Spalte oder muss ich ihn rausziehen. Im ersten Fall könnte ich einfach im Schnee sitzen bleiben und das Seil blockieren, sodass mein Partner daran aufsteigen kann. Dazu muss er jedoch unverletzt und technisch dazu in der Lage sein. Und ich selbst muss sicher sein, nicht doch noch hinterhergezogen zu werden. Das ist problemlos, wenn ich nicht allein bin, um das Gewicht des Gestürzten zu fixieren und wenn der Hang nicht zu steil bergab geneigt ist sowie die Schneeauflage entsprechend weich und tief ist. Ansonsten muss ein Fixpunkt gebaut werden.

Fixpunkte in Schnee und Eis Besonders bei weichem Schnee ist die Technik der Steckskiverankerung wirksam und sehr schnell aufzubauen. Hierzu werden je nach Schneehärte und zur Verfügung stehendem Material ein bis drei paar Ski mit den Laufflächen zum Berg bzw. entgegen der Zugrichtung nebeneinander, so tief wie möglich und leicht gegen den Hang geneigt in den Schnee gerammt. Rahmenbindungen sollten dazu in den „AufstiegsModus“ gestellt und aufgeklappt werden, damit der Fersenautomat beim Einrammen nicht stört. Bei Pin-Bindungen müssen die Ski-Stopper arretiert werden. Hinter die eingerammten Ski werden zwei Skistöcke oder der Pickel gelegt und mit einer Schlinge, mittels Ankerstich, 46 SKITOUR-MAGAZIN.DE


Steckskiverankerung

Ski hat man immer dabei und sie lassen sich optimal beim Bauen eines Fixpunkts im Schnee einsetzen. Vor allem wenn der am Nachmittag weich und tief wird.

in der Mitte umfasst. Ist der Schnee sehr weich sollte man sich vor Last端bergabe zur Absicherung vor die Ski stellen oder setzen und diese in Zugrichtung gegen das nach vorne kippen absichern. Dieser Fixpunkt kann extrem schnell aufgebaut werden und eignet sich besonders auf dem verschneiten Gletscher.

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Der T-Anker ist der Klassiker unter den Fixpunkten im Schnee und Firn. Er benötigt zwar etwas Zeit für den Aufbau, ist dafür aber einer der belastbarsten Verankerungen im Schnee. Je nach Schneehärte wählt man die Ski, das Snowboard, den Pickel oder die Skistöcke. Je weicher der Schnee ist, desto größer sollte der Gegenstand und die Eingrabetiefe sein (zwischen 50 und 100 cm). Zunächst wird quer zur Zugrichtung ein entsprechend großer und tiefer Graben ausgehoben. Die vordere Wand (Lastseite) des Grabens sollte senkrecht sein. Rechtwinklig zum Graben wird nun in der Mitte ein schmaler Kanal für die Zugschlinge angelegt. Nachdem der Anker eingelegt ist, schüttet man den Graben mit Schnee von hinten wieder zu. Die Vorderseite (der belastete Bereich) kann bei sehr weichem Schnee zusätzlich festgestampft und weiter mit Schnee aufgefüllt werden. Es ist darauf zu achten, dass die Schlinge lang genug ist und möglichst flach aus dem Schnee ausläuft. Die Schlinge sollte den vergrabenen Gegenstand im Flächenmittelpunkt umschlingen – beim Pickel also etwas oberhalb der Schaftmitte. Besonders am Gletscher im Frühoder Spätwinter oder an sehr steilen Eisflanken lassen sich Eisschrauben im Blankeis unter dem Schnee als solide Fixpunkte setzen. Hierzu sollte man eine 13 – 19 cm lange Schraube mit Kurbel verwenden. Qualitätsschrauben lassen sich ohne großen Wiederstand mit der Hand eindrehen. Oberflächlich morsches Eis mit dem Pickel entfernen und Eisschraube mit neutralem Setzwinkel, 48 SKITOUR-MAGAZIN.DE

T-Anker

Oben der T-Anker mit einem Pickel, unten mit einem Paar Ski. Je weicher der Schnee, desto größer der Gegenstand, den man vergräbt.


also 90° zur Eisoberfläche setzen. Im guten Gletschereis hat eine Eisschraube eine Festigkeit von über einer Tonne! Ist der Fixpunkt gebaut, fixiert man das Lastseil mit einer der Prusikschlingen oder direkt mit Mastwurf am Fixpunkt und übergibt langsam die Last von seinem Körper auf den Fixpunkt. Jetzt ist man frei und kann sich selbstgesichert am Restseil an den Spaltenrand begeben um mit dem Gestürzten Kontakt aufzunehmen.

Selbstrettung: Selbst ist der Gestürzte… Ist der Gestürzte ansprechbar und unverletzt kann er selbst am Seil aus der Spalte aufsteigen. Die Selbstrettung ist eine wichtige Grundvoraussetzung, die jeder Skitourengeher am Gletscher beherrschen sollte. Die Selbstrettung unterteilt sich in zwei Phasen. Zuerst steigt man mittels der so genannten „Prusik-Technik“ am Seil bis zum Spaltenrand auf. Dort hat sich das Seil meist im Schnee eingeschnitten und man kann die Seilklemmen oder den Prusikknoten nur schwer weiter am Seil nach oben schieben. Daher wechselt man hier nun auf den so genannten „Selbstflaschenzug“. Beide Techniken können umständlich und zeitaufwändig mit Prusik-Klemmknoten oder mit Seilklemmen durchgeführt werden. Wer mit klammen Fingern an einem nassen Seil in einer Spalte hängend ein Mal versucht hat, festgefressene Prusikschlingen weiter zu schieben oder an nicht klemmenden Prusikknoten wieder nach unten gerutscht ist, wird auf die leichten, kleinen Seilklemmen nicht mehr verzichten wollen. Optimal verwendet man für die Selbstrettung eine Petzl Microtraxion und ein Petzl Tibloc. Wer etwas mehr „Klemmen-Komfort“ wünscht, nimmt eine Petzl „Basic“ anstelle des Tiblocs.


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Damit der Aufstieg mit der „Prusik-Technik“ zum Spaltenrand optimal ablaufen kann, wird folgender Aufbau empfohlen: 1. 2. 3. 4.

90 cm Schlinge mit Ankerstich im Sicherungsring des Gurtes befestigen Tibloc/Basic mit Karabiner am Seil anbringen und in die Schlinge einhängen. Tibloc-Schlinge straff nach oben schieben Microtraxion unter dem Tibloc/Basic am Seil einhängen, so dass sich die Seilklemmrolle nach oben schieben lässt und nach unten klemmt 120 cm Trittschlinge in die Microtraxion einhängen – fertig!

Nun kann man in der Trittschlinge stehend aufstehen und das Tibloc/Basic nach oben schieben. Somit ist man über die Tibloc-Schling selbst gesichert, die Microtraxion dient als Steighilfe.

Prusik-Technik

Links der Aufbau beim „Prusiken“, rechts nach dem Umbau zum „Selbstflaschenzug“.

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Am Spaltenrand angelangt und im Tibloc/Basic hängend baut man das System nun auf den „Selbstflaschenzug“ um. Dazu geht man wie folgt vor: 1. 2. 3. 4.

120 cm Trittschlinge vom Microtraxion lösen und wegräumen. Nun den Klemmmechanismus der Microtraxion lösen und Klemme am Seil zum Hüftgurt runterziehen und dort in den Sicherungsring einhängen Klemm- mechanismus der Microtraxion wieder schließen. Die Microtraxion bleibt dazu die gesamte Zeit mit dem Karabiner am Seil eingehängt. Zusätzlichen Karabiner in den oberen Karabiner des Tiblocs/Basic einhängen Lockeres Seil unter der Microtraxion in den zusätzlich eingehängten Karabiner am Tibloc/Basic einhängen – fertig!

Nun kann man sich mit dem entstanden Flaschenzug hochziehen. Lässt man das Zugseil los, hängt man in der Microtraxion und kann das Tibloc weiterschieben. Mit den Füßen stützt man sich am Eis des Spaltenrandes ab und unterstützt den Selbstzug mit einer Hüftbewegung nach oben. Das eingeschnittene Seil kann man durch „Rührbewegungen“ im Eiskanal lockern und die Klemme weiter in den Firn schieben. So schiebt man sich langsam wie eine Raupe über den Spaltenrand. Hört sich einfach an, braucht aber etwas Übung und Routine, funktioniert dann aber einwandfrei!

Foto: Petzl/Marc Daviet


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Mist! Bremsknoten im Weg Hat man Bremsknoten zwischen den Seilschaftsmitgliedern ins Seil geknüpft, damit sich diese bei einem Spaltensturz am Spaltenrand einschneiden und den Kollegen einen Teil der Halte-Arbeit abnehmen, muss man sich eine Lösung ausdenken, wie man diese Bremsknoten beim Aufstieg am Seil nun überwindet. Dazu gibt es auch eine „standardisierte Lösung“, die sowohl mit den alten Prusikknoten wie auch mit den feinen Seilklemmen funktioniert. Während man an jedem zu überwindenden Bremsknoten die gesamte Prusikschlinge ab- und darüber wieder neu einknoten muss, offenbaren die Seilklemmen hier ihre Vorteile. In Sekundenschnelle können die Klemmen über die Knoten umgesetzt werden. Folgender Ablauf zum Überwinden von Bremsknoten wird empfohlen, egal ob man mit alten Prusikknoten oder mit modernen Seilklemmen arbeitet: 1. Bis kurz vor den Knoten mit der „Prusik-Technik“ Aufsteigen. Nun einen Karabiner in das Auge des Anseilknotens an seinem Hüftgurt hängen, in der Trittschlinge aufstehen und den Karabiner in das Auge des Bremsknotens hängen. Damit ist man vorübergehend im Auge des Bremsknotens selbst gesichert. 2.

Die ist die Tibloc/Basic-Schlinge bzw. die Selbstsicherungsprusik locker und lässt sich lösen. Die Seilklemme kann nun einfach über den Knoten gesetzt werden. Ein Prusikknoten muss aufgelöst und oberhalb des Bremsknotens wieder eingeknüpft werden.

3.

In der Steigschlinge erneut aufstehen und Selbstsicherungsschlinge (Tibloc/Basic oder Prusikknoten) wieder nach oben straff schieben.

4.

Nun lässt sich die provisorische Selbstsicherung im Bremsknotenauge wieder entfernen und weiter geht’s zum nächsten Knoten.

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Am Spaltenrand angekommen Sollte einem ein Bremsknoten beim Selbstflaschenzug am Spaltenrand in die Quere kommen gibt es auch dafür wie folgt eine Lösung: 1.

Bis kurz vor den Bremsknoten mit der „Selbstflaschenzug-Technik“ arbeiten. Nun Seilklemme über den Knoten setzen und hochschieben bzw. Prusikknoten lösen und über dem Bremsknoten wieder einknüpfen.

2.

Nutzt man eine Microtraxion als Rücklaufsperre am Körper so reicht es nun, wenn man sich wie zuvor am Flaschenzugseil ein paar Zentimeter am umgelenkten Flaschenzugseil hochzieht und gleichzeitig mit der anderen freien Hand den Blockiermechanismus der Microtraxion öffnet und sich die paar Zentimeter wieder ablässt und in die Selbstsicherungsschlinge setzt.

3.

Sollte man keine Microtraxion am Körper verwenden oder sollte man Schwierigkeiten mit dem Öffnen des Klemmmechanismus unter Last haben, wird die weggeräumte Steigschlinge wieder hervorgeholt und in den Karabiner der oberen Seilklemme (Tibloc/Basic) eingehängt. In der Steigschlinge aufstehen und dabei den Karabiner der Microtraxion bzw. der Rücklaufsperre am Gurt aushängen. Anschließend setzt man sich wieder in die Selbstsicherungsschlinge.

4. Nun wird die Steigschlinge wieder entfernt, der Bremsknoten gelöst und die Microtraxion bzw. Rücklaufsperre am Gurt wieder eingehängten und weiter geht’s. Hört sich kompliziert an, hat man es jedoch einmal durchgespielt wird man überrascht sein, wie „banal“ das ganze eigentlich ist. Wer dem Ganzen nun gar nicht folgen konnte dem kann ich nur einen Spaltenbergungskurs bei einer guten Bergschule ans herz legen. Denn nur wer für den Ernstfall gerüstet ist, kann sich und anderen aus der Spalte helfen!

Fortsetzung: Teil 2 Im zweiten Teil in der nächsten Ausgabe wird es um die Partnerrettung wie den „Mannschaftszug“, die „Lose Rolle“ sowie um spezielle leichte Rettungssysteme, deren Vorteile und Grenzen gehen. Zudem gibt Chris Semmel vom VDBS Tipps und Verhaltensempfehlungen, damit es gar nicht erst zum Spaltensturz kommt.

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Kaufberatung

Tourenstiefel

KAUFBERATUNG TOURENSTIEFEL

E

s ist inzwischen einfacher denn je ins Skitouren-Business einzusteigen und den modernen Anspr체chen leichter und beweglicher Ausr체stung gerecht zu werden. Egal zu welcher Zielgruppe man sich bekennt, die aktuellen Modelle erleichtern komfortabel den Aufstieg und bieten maximale Kontrolle in der Abfahrt. Aufgrund neuartiger Verbundmaterialien werden die Boots kontinuierlich leichter und steifer. Durch die Ingenieurskunst der Hersteller verbessert sich die Beweglichkeit der Sch채fte, um im Aufstieg noch mehr Leistung und Komfort zu liefern.


A

ls Bindeglied zwischen Fuß und Ski überträgt der Tourenstiefel alle Bewegungen, die zur Steuerung der Brettl notwendig sind. Nicht selten verbringt man in einem Schuh fünf, sechs oder noch mehr Stunden an einem Tag. Um den Genuss einer Skitour nicht zur Qual werden zu lassen, ist es unerlässlich, dass der Schuh optimal passt. Nichts trübt eine Skitour mehr, als wenn Blasen – im schlimmsten Fall auf beiden Seiten – sich reiben oder brennen und die Gedanken nur noch in Richtung der Schmerzen wandern. Lassen Sie sich daher beim Kauf Zeit, investieren Sie ein paar Stunden. Sie werden feststellen, dass eine wirklich gute Beratung und individu-

Rennläufer setzen auf des leichteste Equipment, nur um Sekunden zu sparen.

elle Anpassung der Stiefel später das Maximum an Passform und Freude bringen wird. Lassen Sie im Laden auch Ihre Schuhgröße nochmals bestimmen und probieren Sie verschiedene Größen und Hersteller an. Die Schalen werden in Mondopoint-Größen in halben Größensprüngen angegeben. Jedoch unterscheiden sich die Größenangaben oft zur normalen Schuhgröße. Mondopoint 28.0 ist nicht automatisch bei allen Herstellern die Schuhgröße 43, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht. Wer generell Probleme mit Blasen oder einer unorthodoxen Fußform hat, wird es zu schätzen wissen, wenn sich der Innenschuh, oder teilweise auch die ganze Schale (wie bei Atomic und Fischer) an den Fuß anpassen lassen. Im Laden stehen dazu Spezialgeräte zur Verfügung.


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Tourenstiefel

Beweglichkeit und Leichtbau sind die Essenzen, um schnell voranzukommen. SKITOUR-MAGAZIN.DE 59


Vor einer Kaufentscheidung müssen Sie sich selbst fragen, was Sie damit anstellen wollen, was Ihnen auf einer Skitour wichtig ist und welche Aspekte Sie besonders in den Vordergrund stellen. Wir unterscheiden in unserer Kaufberatung zwischen vier Kategorien: Der Rennläufer: Reinrassiges Renn-Ass, Aufstiegssprinter und Leichtbau-Freak: Hier ist nur das Leichteste gut genug. Hochmoderne Materialien wie Carbon-, Kevlarund Aramidgewebe sind in den Stiefeln

verwebt. Tuning am Limit und maximale Bewegungsfreiheit im Aufstieg lassen die Boots dem Fuß schmeicheln wie Wanderschuhe. Schmale Latten, leichte Schuhe und eine steile Spur hinauf ans Ziel sind die Passion eines Rennläufers. Wer mit Rennmaterial liebäugelt, sollte genau wissen, was er tut und in Sachen skifahrerisches Können seine Grenzen kennen. Schnelles Umschalten vom Aufstiegs- in den Abfahrtsmodus zeichnen diese Schuhe aus. Teilweise sind sogar die Innenschuhe nur noch sporadisch vorhanden oder aufs Nötigste reduziert.

Lady like! Auch Tourengeherinnen sollten auf spezielle Stiefel für SIE zurückgreifen. Gerade bei Frauen mit kleinen Füßen finden Frauen bei manchen Modellen nicht mehr die passenden Größen. Auch die Fußform und Wadenausbildung der Frau sind anders. Viele Frauen schätzen es zudem, wenn der Vorlagenwinkel nicht zu spitz eingestellt ist.

Scarpa Alien

Scarpa Alien 3.0

www.scarpa-schuhe.de

www.scarpa-schuhe.de

Gewicht pro Stiefel~: 850 Gramm Material: PU Thermofit Innenschuh: Ja Preis 650,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 580 Gramm Material: Carbon Thermofit Innenschuh: Ja Preis 1.800,00 EUR

Reiner Kunststoffschuh für Training und Wettkampf.

Extremer Leichtbau für kompromisslosen Renneinsatz.

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La Sportiva Syborg

La Sportiva Stratos Cube

Scarpa Alien 1.0

www.lasportiva.com

www.lasportiva.com

www.scarpa-schuhe.de

Gewicht pro Stiefel~: 813 Gramm Material: Grilamid/Grilamid-Carbon Mix Thermofit Innenschuh: Ja Preis 650,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 620 Gramm Material: Carbon-Kevlar Mix Thermofit Innenschuh: Ja Preis 1.700,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 700 Gramm Material: PU/Carbon Thermofit Innenschuh: Ja Preis 1.300,00 EUR

Top Trainings- und Wettkampfstiefel mit sehr gutem Handling.

Nonplusultra in Sachen Design und Leichtbau. Typisch italienisch.

Leicht und steif. Alien-typisch mit Boa-Verschluss. Hoher Schaft.

Dynafit DY.N.A. Evo

Dynafit PDG

Dynafit DNA

www.dynafit.com

www.dynafit.com

www.dynafit.com

Gewicht pro Stiefel~: 750 Gramm Material: Grilamid/Grillamid-Carbon Mix Thermofit Innenschuh: Ja Preis 1.000,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 831 Gramm Material: Grilamid/Grillamid-Carbon Mix Thermofit Innenschuh: Ja Preis 650,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 510 Gramm Material: Carbon Thermofit Innenschuh: Ja Preis 1.650,00 EUR

Leichtbauvariante des PDG mit etwas leichterem Innenschuh.

Auswogener Stiefel mit guter Passform. F端r Training und Wettkampf.

Leichtbau in Vollendung. Pierre Gignoux selbst kreierte die Stiefel. SKITOUR-MAGAZIN.DE 61


Es muss nicht immer eine Schnalle sein: Scarpa setzt auf den Boa-Drehverschluss, um den Fuß im Stiefel zu fixieren. Das System ist in kleinen Schritten regulierbar und lässt sich einfach und mit Handschuhen bedienen.

Bei Atomics Backland und Dynafits TLT 6 kann optional eine Zunge in die Schale gesteckt werden. Sie bringt noch mehr Steifigkeit bei der Abfahrt. Es geht aber auch ohne – reine Geschmachssache!

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Sehr beliebt unter den Allroundern: der Scarpa Maestrale. Vier Schnallen und nicht zu schwer. Ein warmer Stiefel mit guter Beweglichkeit und komfortabler Passform.

Fischer passt mit seinen Vacuum Fit sogar die Schale an den Fuß an. Aber auch bei Atomic kann die Schale erhitzt werden. Für außergewöhnliche Problemfüße oft die letzte Bastion, um ohne Schmerzen in die Schale zu passen.

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Atomic Backland

Dynafit TLT 6

www.atomic.com

www.dynafit.com

Gewicht pro Stiefel~: 990 bis 1150 Gramm Material: Grilamid-Carbon Mix Thermofit Innenschuh: Ja und Schale verformbar Preis 530,00 bis 660,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 1200 bis 1300 Gramm Material: Pebax/Grilamid/Carbon Thermofit Innenschuh: je nach Version Preis 530,00 bis 700,00 EUR

Individuell anpassbar, mit besonderem Augenmerk auf Stabilität.

Top Verarbeitung und gutes Handling. In verschiedenen Versionen erhältlich.

Bootfitting zu Hause Thermofit-Innenschuhe können Sie auch selbst an ihren Fuß anpassen. Die meisten Liner können Sie mehrmals im Backofen erhitzen: Einlagen herausnehmen, den Liner in eine Auflaufform legen (oder auf einen Rost mit Backpapier) und bei 120° Grad Umluft 8-10 Minuten erhitzen. Danach legen Sie die Einlagen wieder hinein, ziehen zwei paar Socken an und steigen in die Schale. Je fester die Schale geschlossen wird, umso weiter wird später der Innenschuh. Gehen Sie nun mit dem Schuh ca. fünf bis zehn Minuten, drücken Sie das Schienbein nach vorne und bewegen Sie die Ferse ordentlich im Schuh bis der Liner ausgehärtet ist. Beachten Sie aber immer die Hinweise in der Gebrauchsanleitung des Herstellers! Sportlicher Allrounder/Speedtourer: Stiefel dieser Kategorie zeichnen den modernen Tourengeher aus. Die Stiefel sind Zweischnaller mit zusätzlichem Klettverschluss oberhalb der Schnalle. Sie bieten einen sehr guten Kompromiss zwischen Aufstieg und Abfahrt. Viele Boots dieser Kategorie können auch Rennläufer für Trainingszwecke verwenden, wenn der Ausflug mal abseits der gewohnten Rennspur ins Gelände verläuft. Auch lange und 64 SKITOUR-MAGAZIN.DE

intensive Durchquerungen lassen sich mit diesen Schuhen problemlos bewältigen. Ski von leicht bis mittelschwer können mit diesen Schalen gezähmt werden. Die Beweglichkeit im Aufstieg reicht sehr nahe ans Rennmaterial heran, bietet aber in der Abfahrt weitaus mehr Kontrolle. Die Hüllen sind aus hochwertigen Kunststoffen, teilweise auch mit Carbon am Schaft. Damit darf man also auch Gas geben.


Kaufberatung

Tourenstiefel

Salomon MTN Explore

Scarpa F1 Evo

Scott Orbit II

www.salomon.com

www.scarpa-schuhe.de

www.scott-sports.com

Gewicht pro Stiefel~: 1460 Gramm Material: PU, Grilamid Thermofit Innenschuh: Ja Preis 500,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 1190 Gramm Material: Polyamid Thermofit Innenschuh: Ja Preis 550,00 EUR bis 600,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 1.240 Gramm Material: Grilamid-Carbon Mix Thermofit Innenschuh: Ja Preis 500,00 EUR

Bequemer Leisten und Innenschuh. Gute Beweglichkeit im Schaft.

Ausgefeilter technischer Schuh mit guter Abfahrtsleistung.

Leichter Stiefel mit entspannter Geometrie und guter Kraft체bertragung.

Hagan Core

La Sportiva Spitfire / Sideral

Movement Alp Tracks

www.hagan-ski.com

www.lasportiva.com

www.movementskis.com

Gewicht pro Stiefel~: 1130 bis 1200 Gramm Material: Grilamid, Pebax Thermofit Innenschuh: je nach Version Preis 500,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 1130 bis 1250 Gramm Material: Carbon/PU-Mix, Pebax, Grilamid Thermofit Innenschuh: Ja Preis 600,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 1190 Gramm Material: Grilamid, Pebax Thermofit Innenschuh: je nach Version Preis 500,00 EUR

Sehr beweglich, sehr gutes Handling. Sportlicher Leisten.

Schmaler Leisten, intelligente Konstruktion, minimalistische Schnalle.

Baugleich mit dem Hagan Core. Andere Innenschuhe erh채ltlich. SKITOUR-MAGAZIN.DE 65


Klassischer Allrounder/Tourengeher: Preis-Leistung bestimmen dieses Segment. In dieser Kategorie finden sich die klassischen Dreischnaller und leichte Vierschnaller mit bequemer Passform für die meisten Fußformen. Die Boots bieten ein breites Spektrum für alle Einsatzbereiche. Warme Innenschuhe und gute Haltbarkeit sind prägend. Zudem zeigen sie auch nach vielen Touren

kaum Verschleißerscheinungen an den Gelenklagern. Wer etwas mehr Gewicht und etwas weniger Beweglichkeit im Aufstieg in Kauf nimmt, wird mit überdurchschnittlichen Abfahrtseigenschaften belohnt. Dafür lassen sich auch die etwas breiteren Ski noch sehr gut kontrollieren. Alles in allem sehr ausgewogene Tourenstiefel.

Boot-Fitting: Entweder im Laden...

... oder zu Hause mit Hilfe von Umluft.

Dynafit Neo

Fischer Tansalp Vacuum

La Sportiva Spectre / Sparcle

www.dynafit.com

www.fischersports.com

www.lasportiva.com

Gewicht pro Stiefel~: 1450 bis 1620 Gramm Material: PU, Pebax Thermofit Innenschuh: je nach Version Preis 430,00 bis 500,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 1550 bis 1620 Gramm Material: TPU Thermofit Innenschuh: je nach Version Preis 450,00 bis 600,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 1440 Gramm Material: Gilamid Thermofit Innenschuh: ja Preis 480,00 EUR

Entspannte TLT 6 Variante. Etwas bequemerer Leisten, sehr beweglich.

Zeigt seine Stärken mehr in der Abfahrt. Gut anpassbar.

Sehr leichter Vierschnaller mit hohem Schaft für maximale Kontrolle.

66 SKITOUR-MAGAZIN.DE


Kaufberatung

Tourenstiefel

Movement Freetouring 3

Scarpa Thrill

Scarpa Maestrale / Gea

www.scarpa-schuhe.de

www.scarpa-schuhe.de

www.scarpa-schuhe.de

Gewicht pro Stiefel~: 1900 Gramm Material: PU Thermofit Innenschuh: ja Preis 460,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 1710 Gramm Material: PU Thermofit Innenschuh: nein Preis 370,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 1520 bis 1880 Gramm Material: PU, Pebax Thermofit Innenschuh: je nach Version Preis 440,00 bis 550,00 EUR

Nicht ganz leicht, aber noch akzeptabel. Gute Abfahrtsperformance.

Einsteiger-Boot mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.

Der Klassiker schlechthin. Umschließt den Fuß sehr gut.

Scott Phantom

Scott Cosmos / Celeste

Scott Superguide

www.scott-sports.com

www.scott-sports.com

www.scott-sports.com

Gewicht pro Stiefel~: 1810 Gramm Material: PU Thermofit Innenschuh: nein Preis 400,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 1430 bis 1540 Gramm Material: Grilamid, Pebax Thermofit Innenschuh: ja Preis 450,00 bis 530,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 1415 Gramm Material: Grilamid, Carbon Thermofit Innenschuh: ja Preis 699,00 EUR

Entspannte Geometrie für Einsteiger und weniger gute Skifahrer.

Leichter Vierschnaller mit angenehmer Geometrie. Gute Passform.

Wie der Cosmos, nur etwas leichter und anderer Schnallenanordnung. SKITOUR-MAGAZIN.DE 67


Dynafit Vulcan www.dynafit.com

Gewicht pro Stiefel~: 1615 Gramm Material: Pebax, Fiberglas Thermofit Innenschuh: ja Preis 750,00 EUR Vermittelt sehr gute Skikontrolle. Steif und leicht. Top Allrounder.

Dynafit Radical www.dynafit.com

Gewicht pro Stiefel~: 1830 Gramm Material: PU Thermofit Innenschuh: nein Preis 400,00 EUR Sehr beliebter Stiefel bei Frauen. Niedriger Schaft, bequeme Passform.


Kaufberatung

Freetourer: Der Weg ist nicht das Ziel, sondern die ultimative Abfahrt. Liftunterstützung und nur wenige hundert Höhenmeter reichen dem Freetourer. Kompakte Vierschnaller, ein steifer Schuh mit individuell hohem

Tourenstiefel

Flexindex braucht es für die perfekte Kontrolle über sehr breite und lange FreerideSki. Das Gewicht und die Beweglichkeit spielen dabei für die kurzen Aufstiege eine untergeordnete Rolle.

Movement Freepower 4

Dynafit Khion

Atomic Waymaker

www.movementskis.com

www.dynafit.com

www.atomic.com

Gewicht pro Stiefel~: 2100 Gramm Material: PU Thermofit Innenschuh: ja Preis 500,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 1530 Gramm Material: Carbon, Pebax Thermofit Innenschuh: nein Preis 700,00 EUR

Gewicht pro Stiefel~: 1800 Gramm Material: Carbon, Pebax Thermofit Innenschuh: ja Preis 560,00 EUR

Klassischer Stiefel mit viel Halt, breitem Klett und hohem Flexindex.

Für einen Vierschnaller extrem leicht und beweglich. Sehr teuer.

Bequemer Leisten, guter Halt. Eher ein Abfahtsstiefel für breite Füße.

Skitour Magazin Setup-Tipp: Wer kurz vor einer Kaufentscheidung steht und nach einem Setup für fast alle Bedingungen sucht, dem geben wir hier einen Denkanstoß an die Hand: Mann nehme einen 95 bis 100 mm breiten mittelschweren Ski mit einem ordentlichen Rocker an der Front. Der Ski sollte nicht zu kurz ausfallen, da der Rocker bereits einiges an Länge nimmt. Die Latten sollten auch nicht zu stark tailliert sein. Auf die Ski montiert man eine leichte

Bindung. Um Gewicht zu sparen, sollte es eine leichte Pin-Bindung sein. Dieses Setup lässt sich mit einem Zweischnaller wie dem TLT 6 oder einem leichten Dreischnaller sehr gut steuern und kontrollieren. Im Aufstieg werden Sie keine Probleme bekommen, da dieses Setup nicht schwerer ist, als ein klassisches AllroundSetup. Sie werden auch sehen, dass ein breiter Ski - egal bei welchen Bedingungen- immer souveräner durch das Gelände fegt als ein schmaler. SKITOUR-MAGAZIN.DE 69


Fotos: Red Bull Content Pool

BĂ„RENSTARK Obwohl Toni Palzer noch in der Espoir-Klasse gewertet wird, mischt er bereits bei den schnellsten Herren ganz vorne mit.


Toni Palzer

Interview

„Der Mensch ist keine Maschine! Ich bin auch keine!“ Toni Palzer ist 22 Jahre alt und gehört bereits jetzt zu den weltbesten Skibergsteigern. In der kommenden Saison will der gebürtige Ramsauer den Gesamtweltcup gewinnen – als jüngster Skibergsteiger der Geschichte. Ein Gespräch über Social Media, Scheitern und Schnauzbärte. Interview: Johannes Schmid Skitour-Magazin: Toni, hast du heute schon deinen täglichen Post bei Facebook abgesetzt? Toni Palzer: (überlegt mit Blick zur Decke) Heute nicht! Aber die letzten Tage habe ich ziemlich viel gepostet. Hast Du’s nicht gesehen? Wie wichtig ist es für dich, jeden Tag zu checken, was online abgeht? Für mich ist es nicht wichtig zu wissen, was meine Konkurrenz macht. Aber ich find’s einfach schön zu sehen, wo andere unterwegs sind. Und schöne Fotos schaut sich doch jeder gerne an. In den letzten zwei Jahren ist es aber schon extrem wichtig geworden, dass online was von mir zu sehen ist. Meine Unterstützer, Red Bull und Dynafit, investieren viel Zeit und Geld in mich und das will ich auch zurückzahlen. Und das geht am besten, wenn ich gute Leistungen bringe und bei Facebook die Marken und mich bekannter mache.

coole Fotos zu machen und die mit Freunden zu teilen. Das ist doch so bei der Jugend von heute. Und ehrlich gesagt, wenn man was Besonderes macht, dann kann man schon mal stolz darauf sein, oder? Toni, lass uns über etwas sprechen, womit du dich nicht so gut auskennst. „Scheitern im Sport“. Du warst 2014 nach der Saison mit deinem Vater in Nordamerika zum Bergsteigen am Mount McKinley, bist höhenkrank geworden und ihr musstet abbrechen. Wie gehst du mit dieser Erfahrung um? Ehrlich gesagt bin ich im Nachhinein froh, dass ich damals am Berg gescheitert bin. Ich fühle mich immer stark und bin immer voll motiviert. Aber du kannst im Leben nix, überhaupt nix, mit der Brechtsange erzwingen. Das habe ich am Mount McKinley gesehen. Du kannst nicht dahin fliegen und glauben, dass du in vier Tagen am Gipfel stehst – ohne Vorbereitung. Bei den Wettkämpfen ist es das Gleiche. Du kannst nicht an den Start gehen und glauben, dass du jedes Rennen gewinnst. Die Anderen sind auch keine Deppen. Und Menschen sind keine Maschinen. Ich bin auch keine Maschine!

Wird man als Spitzensportler zwangsläufig zum Medienstar? (lacht) Medienstar werde ich keiner mehr! Mir geht’s mit dieser Facebook-Geschichte nicht darum der Welt zu zeigen, wie geil der Toni ist. Da geht’s eher um ein Geben und War das Scheitern am Mount McKinley Nehmen zwischen Sportler und Sponsor. der sportliche Tiefpunkt deiner noch junMir macht das ehrlich gesagt auch Spaß, gen Karriere? SKITOUR-MAGAZIN.DE 71


Interview

Toni Palzer

Nein, das war mit Sicherheit der Innenbandriss im Knie letztes Jahr bei der Weltmeisterschaft in Frankreich. Wenn du weißt, dass du Chancen auf den Gesamtweltcupsieg hast und in einer so unglaublichen Form bist, dann ist das schon hart! Ein Jahr lang hartes Training ist dann auf einmal für die Katz. Aber he, ich bin noch jung und habe noch viele Jahre vor mir! Du bist Profi-Skibergsteiger. Dein Leben ist komplett auf Sport fokussiert. Womit beschäftigst du dich zurzeit außer schnell rauflaufen und noch schneller runterfahren? Du wirst es nicht glauben, aber ich lese ein Buch! Es heißt „Die mentale Einstellung“ von Dr. Thomas Wörz. Ich hab mir gedacht, das kann vielleicht nicht schaden, wenn ich in dem Bereich a bissal mehr weiß. Ansonsten

sind zurzeit viele Sponsorentermine und Fotoshootings. Und ich beschäftige mich ziemlich viel mit meinem Material. Aber vor allem die Zeit mit meiner Freundin tut mir richtig gut. Es ist schon wichtig, dass du nicht nur an Sport denkst. Was sagst du zu der These „Wer erfolgreich sein will wird einsam!“ Das glaube ich nicht! Das kommt doch auf den Charakter von Menschen an. Ich bin ein Mensch, der gerne mit anderen unterwegs ist. Beim Training bin ich schon gerne alleine, aber das sind fünf von 24 Stunden am Tag. Und auch wenn Sport mein Beruf ist, darf das niemals alles im Leben sein. Wenn man sich zu viele Gedanken macht, ob man gut oder schlecht trainiert hat, zu viel oder zu wenig gemacht hat, dann fällt man in ein Loch. Da kenne ich viele! Wenn ich mir meine Erfolge anschaue, dann muss ich schon

Fotos: Red Bull Content Pool

DER PROFI Seit 2013 kann sich Palzer als Sportsoldat 100-prozentig dem professionellen Skitourengeher widmen.

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Toni Palzer

Interview

irgendwie die richtige Mischung gefunden Jetzt bist du Profi und läufst auf einem haben. unbeschreiblich hohen Niveau, Sommer wie Winter. An welchen Schrauben Wann ist deine Entscheidung gefallen, kannst du überhaupt noch drehen, um „Ich will der weltbeste Skibergsteiger besser zu werden? werden“? Mein Problem ist, dass ich nicht konsequent Das war am Ende meiner Lehrzeit. Kannst genug bin! (Überlegt eine Weile) Aber vieldu dir das vorstellen, wie bitter das war? leicht ist das auch mein großer Vorteil! Ich Du stehst in der Arbeit, schaust aufs Handy denke, dass es auf diesem Niveau um Kleiund siehst, wie die Italiener, Franzosen und nigkeiten geht. Manche schwören darauf, Schweizer trainieren, weil sie Profis sind. dass man die Ernährung umstellen soll, um Da sind wir wieder beim Thema Social Me- die letzten Prozent rauszuholen. Das mache dia! Ich wusste, dass ich es draufhabe, mit ich nicht. Ich ernähre mich gesund, wiege denen mitzulaufen! Dann habe ich mir ge- aber nicht mein Essen ab. Ich glaube, dass dacht: Wieso probierst du es nicht einfach, sich der Körper holt, was er braucht. Und von der Sportart leben zu können? Von mei- wenn es abends eine Tafel Schokolade ist, nen Eltern hatte ich die volle Unterstützung! dann ist es so! Die haben gesagt, das musst du machen, wenn du jung bist! Du bist immer gut drauf und hast stets einen lockeren Spruch auf den Lippen. MEDAILLENSAMMLER Bei der WM 2015 in Verbier räumte Palzer so richtig ab. Vier Medaillen sammelte der Ramsauer.

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TRAININGSTIER In der Vorbereitung spult Palzer nicht selten 4000 Hรถhenmeter am Tag ab.


Toni Palzer

Aber was ärgert dich so richtig? Wenn wir dahoam koan Schnee habn! Und wenn ich drei Stunden zum Training fahren muss! Lass uns auf die Saison 2016 schauen. Worauf freust du dich am meisten? Jetzt im Moment ist es die Anspannung, die von Tag zu Tag steigt; vor allem die Frage nach der eigenen Form. Ich freue mich ziemlich auf den ersten Weltcup Mitte Januar in Andorra. Da treffe ich dann endlich wieder alle meine Freunde aus Italien, Frankreich und der Schweiz. Am meisten freue ich mich aber auf die großen Klassiker. Die PierraMenta in Frankreich und die Patrouille des Glaciers in der Schweiz. Ich habe letzte Saison gesehen, dass mir die langen alpinen Rennen ziemlich gut liegen. Wieso trägst du eigentlich seit einigen Wochen einen Schnauzbart? Um ehrlich zu sein, es hat nix mit einer verlorenen Wette zu tun, oder mit dieser „Movember“-Sache. Ich habe ein uraltes Foto von meinem Papa gefunden. Da war er so Anfang 20 und hatte auch so einen brutalen Schnauzer im Gesicht. Auf dem Foto hat er so ganz alte Ski dabei und Kniestrümpfe an, wie man es halt damals getragen hat. Und dann habe ich mir gedacht: „Schaut geil aus! So einen Schnauzer braucht der Toni auch!“ Der bleibt jetzt erstmal auch dran, wird sauber gestutzt und vielleicht kann ich ihn ja irgendwann mal hochzwirbeln. Wenn ich dir heute anbieten könnte, du gewinnst den Gesamtweltcup der Skibergsteiger oder die Patrouille des Glaciers in Bestzeit. Was würdest du lieber nehmen? (Die Frage ist noch nicht zu Ende, Toni klopft

Interview

auf den Tisch) Die Patrouille! Das ist einfach das Größte für einen Skibergsteiger. Wenn das passiert, dann gibt‘s a Festei in der Ramsau. Das kannst du glauben!

Toni Palzer Geboren und aufgewachsen in Ramsau am Fuße des Watzmann, gehört Toni Palzer mit 22 Jahren zu den weltbesten Skibergsteigern. Weltcupsieger, Europameister und Weltmeister darf sich der sympathische Ausnahmeathlet bereits nennen. Mit Steigfellen unter den Skiern läuft kaum ein anderer schneller die verschneiten Berge hinauf als er! Und auch in den steilen und rasanten Abfahrten profitiert er von seinem Talent. Dafür ist sicherlich auch sein Vater, Wolfgang Palzer, verantwortlich, der zu seiner Zeit selbst Mitglied der deutschen Nationalmannschaft war. Nach einigen erfolgreichen Wettkämpfen im Sommer – Toni Palzer erreichte unter anderem beim Red Bull Dolomitenmann als drittschnellster Läufer das Ziel - steht jetzt die neue Saison unmittelbar bevor. Der Weltcupauftakt fand am 15. und 16. Januar in Andorra statt. Weitere Weltcups folgen in Italien, Frankreich und der Schweiz. Die spektakulärsten Rennen und Höhepunkte für Toni Palzer sind die Klassiker der Szene. Bei der viertägigen Pierra Menta werden 10.000 Höhenmeter im Aufstieg in den französischen Alpen im Zweier-Team überwunden. Die Patrouille des Glaciers, von Zermatt nach Verbier in der Schweiz, gilt als Ritterschlag für jeden Skibergsteiger und schließt die Saison Ende April ab. SKITOUR-MAGAZIN.DE 75


AU PRO BIE

stiefel// HAGAN.Core Infos: www.hagan-ski.com Peis: 500,00 EUR

Einstieg geglückt Hagan gilt sei jeher als Traditionsmarke für Tourenski. Nun haben die Österreicher mit dem Core einen Erstversuch in den Tourenstiefel-Markt gewagt. Und zugegeben, der ist mehr als geglückt. Hagan platziert den Core direkt neben Scarpa F1 und Dynafit TLT 6 und setzt dabei auf ein top Handling. Eine große Schnalle mit kurzem Hebel am hohen Schaft lässt sich durch einen breiten Klettverschluss millimetergenau justieren und gibt die Signale für die Abfahrt exakt weiter. Eine zweite Schnalle an der Schale sorgt durch ein Stahlkabel dafür, dass der Fuß über die ganze Länge fixiert wird. Selbst in der ST-Version ohne thermoverformbaren Innenschuh hat der Stiefel einen äußerst satten Sitz am Fuß. Die integrierte Zunge besteht aus zwei verschiedenen Kunststoffen. Sie bietet im Aufstieg genügend Flex, unterstützt in der Abfahrt und lässt keinen Schnee an den Fuß. Der Carbon-Hebel zur Umstellung in den Abfahrtsmodus lässt sich auch mit Handschuhen sehr einfach bedienen. In Sachen Beweglichkeit und Gewicht spielt der Core in der Liga der Super-Allrounder vollends mit. Nur die Schalensohle könnte etwas besser isoliert sein, was besonders Frauen mehr entgegenkommen würde. Fazit: Ein weiterer Top-Stiefel, der den Schuhmarkt gehörig aufmischen wird.

Unsere Bewertung:

76 SKITOUR-MAGAZIN.DE


US O ERT

rucksack// CAMP.Rapid Infos: www.camp.it Peis: 80,00 EUR

Nach Jahren noch „up to date“ Wer sagt eigentlich, dass der „Normalo“ nicht mit Rennmaterial unterwegs sein darf? Spätestens dieser Rucksack, der mit seinen 20 Litern Volumen für den Rennsport eigentlich etwas zu groß geraten ist, bringt dem „Hobby“ genau das, was für eine leichtgewichtige Tagestour von Nöten ist. 460 Gramm leicht ist der Klassiker von Camp, der mit einem Hauptfach und einem leicht zugänglichen Steigeisenfach ausgestattet ist. An der Seite befindet sich noch eine kleine Tasche für Trinkflasche & Co. Die Ski können diagonal nach dem Vorbild der Racer am Rucksack fixiert werden, ohne dass dieser abgenommen werden muss. Ein kleines Safety-Fach am Rücken bietet Platz für das Schaufelblatt. Das sollte aber richtig liegen, denn viel Polsterung hat der Raid nicht. Ist aber alles ordentlich verstaut, drückt auch nichts. Wer gerne mit Trinkblase unterwegs ist, kann auch diese im Rucksack integrieren. Alle Schnallen sind mit den schnell zu öffnenden EZ OP-Schnallen ausgestattet. Alles an diesem Rucksack wurde für die Einhandbedienung und den Renneinsatz ausgelegt. Alle Nähte sind sauber mit einem Nahtband abgesteppt. Fazit: Sehr leichter und auch für Tagestouren tauglicher (Renn-)Rucksack. Sinnvolle Gewichtsreduzierung und praktisches Handling.

Unsere Bewertung: SKITOUR-MAGAZIN.DE 77


jacke// DYNAFIT.Mezzalama_Polartec Infos: www.dynafit.com Peis: 220,00 EUR

Wärmende Leichtpelle

AU PRO BIE

Unsere Bewertung:

Die Mezzalama zählt neben der PDG zu den legendärsten Skitouren-Rennen der Welt. Die fordernde Strecke führt die Rennläufer über eisige Grate jenseits der 4000-Meter-Marke und den Castor-Gipfel. Für diese speziellen Ansprüche hat Dynafit zusammen mit Polartec eine Jacke entworfen, die weniger als 300 Gramm auf die Waage bringt. Gegen das Auskühlen stemmt sich eine Polartec Alpha-Isolierung, innen sorgt ein Mesh-Gewebe dafür, dass überschüssige Körperwärme und Schweiß nach außen dringen kann. Superleichtes Stretch-Material an der Außenseite macht jede noch so sportliche Bewegung mit. Die Leichtjacke verzichtet aus Gewichtsgründen auf verstellbareBündchen. Die Reißverschlüsse an der Front und der Brusttasche lassen sich leichtgängig mit Handschuhen bedienen. Die eng anliegende Kapuze passt unter den Helm. Auch im Sommer ist die Mezzalama Jacket ein Top-Teil, das man in den Rucksack packt, um am Gipfel eine wärmende Schicht überzuziehen. Fazit: Superleichte, atmungsaktive Polartec-Jacke für ambitionierte Skibergsteiger; ersetzt zwar keine Hardshell, aber ist bei trockenem Wetter die bessere Wahl. 78 SKITOUR-MAGAZIN.DE


US O ERT

ski// HAGAN.Chimera_Zero Infos: www.hagan-ski.com Peis: 600,00 EUR

Allround-Latte Drei Jahre gibt es die Chimera-Serie von Skitouren-Spezialist Hagan nun schon. Und der „Nuller“, der Zero, ist der gelungenste Ski dieser Linie – wie wir finden. Er spricht den Allrounder unter den Tourengehern an. Die, die den einen Ski für alles suchen: Für die abendliche Pistentour über alpine Gipfel-Siege bis zu tagelangen Durchquerungen. Der Chimera Zero ist in keinem Bereich absolute Spitze, dafür kann er alles. Mit 93 Millimetern Mittelbreite trifft er den Nerv der Zeit, die Taillierung (124/93/114) fällt nicht zu extrem aus. Etwas weniger als 1500 Gramm in 1,77 m Länge sind keine Sensation, doch dafür fährt sich der mit zwei Carbon-Gurten ummantelte Seitenwangen-Ski auch in allen Schneearten und –härten souverän. Im Vergleich zur abgespeckten Y-Series zieht der Chimera Zero seine Schwünge deutlich verwindungssteifer in den Schnee und bleibt auch auf hartgepresstem Schnee und bei hoher Geschwindigkeit länger ruhig. Der Rocker unterstützt die Schwungeinleitung, ohne aufdringlich und übertrieben zu sein. Auch die Haltbarkeit des GraphiteBelags kann sich sehen lassen. Trotzdem braucht unser Testski nach mehr als 20.000 Höhenmetern bei teils grenzwertigen Schneeverhältnissen nun einen Service. Fazit: Der Chimera Zero ist ein AllroundSki im wahrsten Sinn des Wortes. Nirgends absolute Spitze, dafür überall sehr gut. Taillierung, Steifigkeit und Preis stimmen!

Unsere Bewertung: SKITOUR-MAGAZIN.DE 79


vorschau.skitour-magazin // 2.16 #ab 21. März

Berchtesgaden Mit sportlichen Skitouren zwischen Hochkalter und Watzmann lockt das Berchtesgadener Land. Ein Revier, das bereits viele große Athleten hervorgebracht hat. Wir waren vor Ort und zeigen die Top-Skitouren in der Gegend um den Königssee.

Ski- und Sonnenbrillen Mit Style und Durchblick. Wir zeigen die aktuellen Modelle, die modernen Trends und die aktuellen Verglasungstechniken. Welche Modelle passen auf welchen Kopf und wie praktisch sind stylische Brillen.

Skitouren Know-how Sicher am Gletscher: Teil 2 zeigt den Mannschaftszug, sowie spezielle leichte Rettungssysteme. Wir geben Verhaltensempfehlungen für Skitouren im vergletscherten Gelände.

Impressum #29 Ausgabe1.16 - Februar 2016 Skitour-Magazin Kellnauweg 7 a 93326 Abensberg Erscheinungsweise Das Skitour-Magazin erscheint während der Tourensaison alle vier bis sechs Wochen, kostenfrei, mindestens vier Mal pro Saison. Redaktion Andreas Poschenrieder a.poschenrieder@skitour-magazin.de +49 (0) 174 - 3220675 Stefan Loibl s.loibl@skitour-magazin.de Skitour-Magazin im Web http://skitour-magazin.de http://skitour-magazin.com www.twitter.com/Skitour_Magazin www.facebook.com/skitourmagazin Fotos Namentlich nicht aufgeführte Fotos wurden vom Auftraggeber zur Verfügung gestellt Mitwirkende dieser Ausgabe Stefan Loibl Andreas Poschenrieder Thomas Meier Dominik Huber Christine Poschenrieder Julia Loibl Die gesamten Inhalte der Website „Skitour-Magazin” sind als Eigentum von Andreas Poschenrieder urheberrechtlich geschützt. In diesen Schutzbereich fallen insbesondere auch die Einspeisung der Daten in andere elektronische Systeme, andere Medien oder InternetDomains. Die in diesem Internetangebot benützten Fotos und Grafiken unterliegen dem Copyright des SkitourMagazins. Alle Rechte sind vorbehalten. Alle auf dieser Website intergrierten “Links” zu externen Internetangeboten stellen eine reine Serviceleistung dar. Dabei wird weder für den Inhalt, noch über die tatsächliche technische Erreichbarkeit die Verantwortung übernommen. Man beachte den Disclaimer des jeweiligen Anbieters.


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