MAG 09: Don Giovanni

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Rusalka 43

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ie Ježibaba in Rusalka zu singen, bedeutet für mich vor allem eins: Freiheit! Warum? Weil von den etwa 70 Partien, die ich in den letzten 27 Jahren gesungen habe, mindestens 60 nette Mädchen oder – die Hosenrollen – freche Buben waren. Jetzt komme ich langsam ins «Hexenalter» und freue mich auf dieses Fach in den nächsten Jahren. Ježibaba ist eine Hexe und hat eine ganz andere Dimension als Dorabella, Zerlina, Cherubino oder Octavian: Sie hat die Macht und die Kraft, einen Zustand zu verändern – durch ihre Zauberkunst wird aus der Meerjungfrau Rusalka ein Mensch, wofür Rusalka mit ihrer Stimme bezahlen muss –, und das ist sehr faszinierend. Aber das Böse ist ja generell viel faszinierender als alles andere! Die Hexe lebt in unserer Inszenierung ihre bösen Seiten voll aus, deshalb hat sie auch dieses fantastische Kostüm: strähnige weisse Haare, Kontaktlinsen, die die Augen verändern, einen verwachsenen, buckligen Rücken. Trotzdem frage ich mich manchmal, ob sie wirklich so böse ist – oder ob sie vielleicht einfach Kenntnisse besitzt, die andere nicht haben, ein Wissen hat, das Angst macht? Jeder von uns hat Schattenseiten. Wir wollen das nicht wahr haben, weil wir Angst haben, nicht mehr geliebt, nicht mehr akzeptiert zu werden. Die Hexe bedeutet auch deshalb für mich Freiheit, weil ich meine Schattenseiten auf der Bühne ausleben darf, Wörter sage, die ich im realen Leben nie sagen würde, Dinge tue, die ich sonst nie tun würde. Diese Befreiung ist ein fantastischer Zustand. Noch dazu liegt mir diese Partie auch musikalisch sehr gut – wie Butter! Dvořák hat unglaublich toll für die Stimme komponiert. Natürlich musste ich auch diese Rolle für mein Rollendebüt 2010 hier am Opernhaus und 2011 im Montreal üben, sie mit meiner Stimme gestalten lernen; aber das ist auch nicht anders als mit anderen Partien, wenn man sie zum ersten Mal singt. Üben ist wie das Training für einen Sportler – ich übe immer noch sehr gern und viel bewusster als früher. Singen und Schauspielen

sind ganz verschiedene Dinge. Alle Aktionen auf der Bühne müssen eigentlich automatisch ablaufen, damit man sich aufs Singen konzentrieren kann. Ich habe grossen Respekt vor dieser Partie. Aber ich liebe sowohl das Singen als auch das Schauspielen sehr und mache beides mit Leib und Seele, und eine Partie wie die Ježibaba, die beides fordert, liegt mir viel näher als der Belcanto. Auf der Bühne gebe ich alles. Liliana Nikiteanu

RUSALKA

Oper von Antonín Dvořák Musikalische Leitung Inszenierung Szenische Einstudierung Bühnenbild Bühnenbildmitarbeit Kostüme Choreografie Lichtgestaltung Choreinstudierung Dramaturgie

Eivind Gullberg Jensen Matthias Hartmann Claudia Blersch Karl-Ernst Herrmann Martin Kinzlmaier Victoria Behr Ismael Ivo Martin Gebhardt Jürg Hämmerli Michael Küster

Rusalka Ekaterina Scherbachenko Prinz Pavel Černoch Ježibaba Liliana Nikiteanu Fremde Fürstin Michelle Breedt Wassermann Christof Fischesser Erste Waldelfe Ivana Rusko Zweite Waldelfe Julia Riley Dritte Waldelfe Judith Schmid Heger Dmitry Ivanchey Küchenjunge Rebeca Olvera Jäger Tomasz Slawinski Philharmonia Zürich Zusatzchor der Oper Zürich Wiederaufnahme 2 Juni 2013 Weitere Vorstellungen 6, 12, 15 Juni 2013


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