MAG 10: La straniera

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Editorial 1

Die Heimkehr Verehrtes Publikum, wir haben noch einmal die alten Programmhefte aus dem Archivschrank geholt und die Opernproduktionen nachgeschlagen, in denen Edita Gruberova am Opernhaus Zürich aufgetreten ist. Der Heftstapel wurde hoch und höher, die Liste mit den Jahreszahlen lang und länger – und am Ende haben wir eine Liste mit den Zürcher Gruberova-Auftritten für unsere aktuelle MAG-Ausgabe zusammengestellt, die viel und wenig zugleich erzählt. Sie dokumentiert, wie beeindruckend häufig diese grossartige Künstlerin an unserem Opernhaus gesungen hat und wie intensiv die Verbindung zwischen ihr und der Bühne über Jahrzehnte hinweg war. Aber sie besteht leider nur aus dürren Zahlen und Fakten, die allenfalls erahnen lassen, welche Sternstunden des Operngesangs sich hinter jedem einzelnen Eintrag verbergen. Über Rückblicken liegt oft der Schleier nostalgischer Verklärung. Nicht aber bei Edita Gruberova, denn ihre Zürcher Ära ist längst noch nicht Vergangenheit! Ab dem 23. Juni steht sie wieder in unserer Neuproduktion von Vincenzo Bellinis Oper La straniera auf der Bühne. Im vergangenen September feierte sie bereits – nach zehnjähriger Abwesenheit – in Donizettis Roberto Devereux eine triumphale Rückkehr ans Zürcher Opernhaus. In Bellinis selten gespielter Straniera wagt sich Edita Gruberova nun noch einmal an ein Rollendebüt und hat mit Fabio Luisi und dem zum ersten Mal an unserem Opernhaus inszenierenden Regisseur Christof Loy zwei hochkompetente Partner an ihrer Seite. Wenn eine Primadonna des Belcanto an ihr heimatliches Haus zurückkehrt, darf sie sich ein paar Privilegien ausbedingen, die anderen nicht so selbstverständlich gewährt werden: Sie muss nicht in den zugigen Probehallen am Escher-Wyss-Platz stehen, sondern probt auf der Studiobühne im Haupthaus. Das bedeutet freilich nicht, dass

sich Edita Gruberova nicht mit dem Arbeitsethos der reifen Künstlerin und dem Feuereifer einer Rollendebütantin in die Proben stürzt. Was sich die Sängerin vornimmt, betreibt sie mit heiligem Ernst. Die Premiere wird das gewiss belegen. Und noch etwas wird sie zeigen: Dass Bellinis Straniera zu Unrecht ein Schattendasein im Repertoire fristet, da sind sich Fabio Luisi und Christof Loy ganz sicher. Es ist übrigens eine schöne Parallele, dass sich ein paar Gänge weiter im Souterrain des Opernhauses neben den Arrivierten zurzeit auch die ganz Jungen den Kopf darüber zerbrechen, wie man ein Stück auf die Bühne bringt. Unser Ballettdirektor Christian Spuck hat in dieser Spielzeit ein neues Veranstaltungsformat mit dem Titel Junge Choreografen ins Leben gerufen und gibt darin rund einem Dutzend Tänzerinnen und Tänzern die Gelegenheit, sich auf dem schwierigen Terrain der Choreografie auzuprobieren. Unsere Straniera-Premiere findet im Rahmen der Festspiele Zürich statt, die in diesem Jahr unter dem Motto Treibhaus Wagner stehen. Zu diesem Festspielthema hat das Opernhaus Zürich in Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus noch eine weitere kapitale Neuproduktion beigesteuert – einen Musik-Theater-Abend über Richard Wagner und mit Musik von Richard Wagner, geschrieben und inszeniert von der Theaterlegende Hans Neuenfels, mit dem Schauspieler Robert Hunger-Bühler als Richard Wagner und (unter anderem) der grossartigen Sopranistin Catherine Naglestad. Richard Wagner – wie ich Welt wurde findet im Schiffbau statt und hat am 14. Juni Premiere. Es ist unser Beitrag zum Wagner-Jubiläumsjahr. Sie sehen es, verehrtes Publikum, an die Sommerpause denkt im Opernhaus noch niemand. Claus Spahn

Unser TiTelbild zeigt Edita Gruberova, fotografiert von Florian Kalotay. Lesen Sie ein Porträt über sie auf Seite 22


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