MFG - Das Magazin / Ausgabe 79

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MFG Ausgabe 11/21

WHO IS THE GAME CHANGER? www.dasmfg.at


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JOHANNES REICHL

YOU ARE THE GAMECHANGER!

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ch verstehe jene, die einfach Angst vor der Impfung haben, auch wenn ich ihre Gründe für irrational halte. Und ja, es ist diesbezüglich ein hinkender Vergleich, wenn man etwa die Gurtenpflicht ins Spiel bringt – dabei muss man sich ja nichts injizieren, sondern nur etwas anlegen. Es ist aber ein absolut richtiger Vergleich, wenn man das Ergebnis und die Wirkung betrachtet. Gurt wie Impfung schützen vor Schaden und retten Leben. Das natürlich nicht zu 100% – man kann auch angeschnallt tödlich verunglücken, ebenso wie man trotz Impfung erkranken kann – aber in geringerem Maße, mit milderem Verlauf und mit deutlich geringerem Sterberisiko. Das ist eine gute Nachricht, eine verdammt gute sogar! Denn es heißt, dass uns eine Tragödie wie während der Spanischen Grippe, als man sich nur mit Maske, Abstandhalten und Desinfektion schützen konnte, hoffentlich erspart bleiben wird. Damals starben weltweit zwischen 20 bis 50 Millionen Menschen innerhalb von zwei Jahren. Es gibt noch eine Parallele zwischen Gurt und Impfung. Wenn ich mit dem Auto fahre, schnalle ich auch meine Kinder an, weil ich Verantwortung für sie trage. Ich möchte nicht aus Achtlosigkeit ihr Leben aufs Spiel setzen, sondern Schaden von ihnen fernhalten. Deshalb gurten sich auch die Mitfahrer an – zu ihrem Schutz und zu meinem, weil sie mir als Fahrer die etwaige Verantwortung für ihren Tod nicht zumuten möchten. Genau in diesem zweiseitigen Sinne muss man die Impfung begreifen – es geht nicht nur um mich selbst und meinen eigenen Schutz. Es geht auch um jenen der anderen. Je mehr sich impfen lassen, desto sicherer wird es für alle. Und desto früher bekommen wir auch die Kollateralschäden der Pandemie in den Griff: Lockdowns, Wirtschaftspleiten, psychische Erkrankungen, Bildungs- und Sozialdefizite für Kinder und Jugendliche etc. Auch wenn es manche nicht hören möchten – die Impfung ist aktuell DAS probate Mittel für ein halbwegs „normales“ Leben wie Länder mit hoher Durchimpfungsrate zeigen. Die Impfung ist der

vielgepriesene Gamechanger, wir müssen ihn allerdings erst zu einem machen, indem wir uns als Gemeinschaft in einem Mindestmaß, das leider im Falle Coronas ein sehr hohes ist, impfen lassen. Kein Verständnis habe ich für jene, die Corona und die Impfung zur Glaubensfrage und zum vermeintlichen „Freiheitskampf“ gegen ein wie immer geartetes „Establishment“ – das in Wahrheit dein Nachbar, deine Kollegen, deine Verwandten, deine Freunde sind – hochstilisieren. Masterplaner Joe Wildburger bringt es ganz gut auf den Punkt: „Die Schwerkraft ist ja auch kein Bauchgefühl.“ Corona ist ein Faktum. Ein Virus, das eine gefährliche Krankheit verursacht, der – trotz der rigorosen Maßnahmen – bislang 12.000 Personen in Österreich zum Opfer gefallen sind. Von jenen, die an Long Covid, vielleicht ihr Leben lang, leiden und nach schlimmen Verläufen samt Intubieren traumatisiert sind, rede ich noch gar nicht. Ohne Maßnahmen, auch ohne Impfung, wären die Opferzahlen astronomisch höher. Und zur Freiheit. Es ist ja lieb, wenn man mir das schöne Benjamin Franklin Zitat „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren“ um die Ohren schmeißt, nur dann sollte man das ganze Zitat bringen. „Those who would give up essential liberty to purchase a little temporary safety deserve neither liberty nor safety.“ Es geht also ums Abwägen. In unserem Falle: Wie viel „Freiheit“ opfere ich – etwa indem ich mich impfen lasse, Maske trage, die 2G-Regel befolge – um eine langfristige Sicherheit ohne steten Lockdown-Wahnsinn zu erreichen. Genau über diese Verhältnismäßigkeit verhandeln wir aktuell. Aber bitte ohne Verschwörungstheorien und Egotrip, denn eines ist auch klar: In einer Gemeinschaft endet die Freiheit des einzelnen dort, wo sie das Leben eines anderen – zumal wenn man um probate Mittel der Vermeidung weiß – aufs Spiel setzt. Da wird aus dem Egotrip dann schnell eine Fahrt im vollbesetzten Auto mit 170 km/h auf der Landstraße – ohne Gurt.

Offenlegung nach §25 Medien-Gesetz: Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG - Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus und Veranstaltungen. Herausgeber/GF: Bernard und René Voak, in Kooperation mit dem Kulturverein MFG. Grundlegende Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich. Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330, Fax: 02742/71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Chefredakteur-Stv.: Michael Müllner Chefin vom Dienst: Anne-Sophie Müllner Redaktionsteam: Thomas Fröhlich, Sascha Harold, Johannes Mayerhofer, Michael Müllner, Andreas Reichebner, Thomas Schöpf, Beate Steiner, Thomas Winkelmüller Kolumnisten: Thomas Fröhlich, Michael Müllner, Tina Reichl, Roul Starka, Beate Steiner, Thomas Winkelmüller Kritiker: Helmuth Fahrngruber, Thomas Fröhlich, David Meixner, Michael Müllner, Clemens Schumacher, Manuel Pernsteiner, Michael Reibnagel, Christoph Schipp, Robert Stefan, Thomas Winkelmüller Karikatur: Andreas Reichebner Bildredaktion: Matthias Köstler, Hannah Strobl Cover: stock.adobe.com Art Director & Layout: a.Kito Korrektur: Anne-Sophie Müllner Hersteller: Walstead NP Druck GmbH Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich.


LOTHAR & FLORIAN FIEDLER – Seite 8

KEINE PÄDAGOGEN 2. KLASSE – Seite 14

HANS JÖRG SCHELLING – Seite 16

DER GROSSE VERNETZER – Seite 36

JUGENDARBEIT IN ST. PÖLTEN – Seite 56

SCHERB HAT U19-EM IM VISIER – Seite 62

3 Editorial 6 In was für einer Stadt leben wir

28 Sankt Campus – Interview mit Gernot Kohl

URBAN

KULTUR

7 Lothar & Florian Fiedler: „Wie konten sie das zulassen?“ 14 Keine Pädagogen zweiter Klasse 16 Hans Jörg Schelling: „Die Politik muss wieder mutiger werden!“ 20 Michael Litschka: „Bei Ethik gibt es keine halben Sachen“ 24 Anpfiff – Neuer SC Fußballplatz

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56 Jugendarbeit in St. Pölten

SPORT

62 Scherb hat die U19-EM im Visier

34 Shortcut Kultur 36 Alfred Kellner – Der große Vernetzer 40 Welch ein Theater 48 Die wunderbare Welt des Roul

66 Kritiken 67 Veranstaltungen 68 Außensicht 70 Karikatur

SZENE

54 Shortcut Szene

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4. MÄRZ 2022

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… in der die Veranstaltungsbranche angesichts der vierten Welle ein Déjà-vu erlebt. Die Bühne im Hof etwa untertitelte die dadurch ausgelösten Absagen mit einem vielsagenden „Ooom“, Häuser wie das VAZ, wo alle großen Kongresse, Messen und Firmenweihnachtsfeiern abgesagt wurden, müssen die Mitarbeiter wieder in Kurzarbeit schicken. Ärger herrscht dort als Großveranstalter österreichweiter Tourneen auch über Nichtberücksichtigung beim „Veranstalterschutzschirm“. Es wurde „viel versprochen und plakativ medial in Aussicht gestellt, was sich aber in der Praxis als simpler PR-Gag heraus kristallisierte“, so NXP-Geschäftsführer René Voak. Ministerin Köstinger etwa versprach „Für Messen, Kongresse oder große Kulturveranstaltungen ist diese Planungssicherheit eine wichtige Grundlage. Nehmen Sie diese Möglichkeit bitte in Anspruch“, und Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer ließ wissen „Wir wollen als Bundesregierung Mut und Kreativität belohnen und gerade in dieser schwierigen Phase die Planung von Veranstaltungen ermöglichen.“ Erreicht hat man laut Branche das Gegenteil. „Mit dem heutigen Wissen ist wohl jeder private Veranstalter in die Irre geführt worden, indem man sich mit einem Veranstalterschutzschirm in mehr Planungssicherheit geborgen fühlte, was sich nun als Veranstaltungsrealisierungsfalle erwies“, so Voak. 6

... in der, wie es der Grandseigneur der St. Pöltner Medienszene Herbert Binder mit einem Augenzwinkern biblisch formuliert „quasi Abraham plötzlich in der Apostelgeschichte wieder auftaucht.“ Gemeint ist er selbst, hat der mittlerweile 85-jährige ehemalige Herausgeber des Pressehauses nach 19 Jahren Unruhestand doch gemeinsam mit Sonja Planitzer die NÖN-Herausgeberschaft übernommen. Binder spielt nach dem Abgang von Gudula Walterskirchen quasi Feuerwehr, wobei er auch dafür einen Bibelvergleich parat hat: „Das NÖN-Schiff ist auf stürmischer See, da taucht aus dem Nebel eine Gestalt auf, die übers Wasser wandelt – es ist aber nicht Jesus, sondern Lazarus!“ Also jene Figur, die von den Toten aufersteht. Im Falle Binders kam der Impuls zur Wiederauferweckung aus der Belegschaft, in deren Reihen er noch immer hohes Ansehen genießt. Immerhin baute er das Pressehaus seit den 60ern vom 40-Mann-Betrieb zum Medienhaus mit über 400 Mitarbeitern aus. Nach seinem Abgang 2003 musste er freilich einen sukzessiven Niedergang beobachten – der Buchverlag ging ebenso verloren wie die Druckerei. Das letzte verbliebene Kind, die NÖN, wie die gesamte Printmedienbranche gehörig unter Druck, möchte er nicht auch noch verlieren. Diese hat sich übrigens zuletzt per Relaunch einen frischen Anstrich verpasst und wurde auch online aufgemotzt.

…  in der die neue Wieselbus-Linie 100 „Landhaus-Shuttle“ zwischen NÖ Landesgesundheitsagentur, Regierungsviertel und Bahnhof für Diskussionen sorgt. Tatsächlich halten viele Mitarbeiter, für die die Linie wohl gedacht ist, das Angebot für Luxus, „weil ich die paar Hundert Meter zu Fuß über den Traisensteg schneller im Regierungsviertel bin als mit dem Bus.“ Die Nachfrage ist daher, wie es auch VOR-Pressesprecher Georg Huemer einräumt „ausbaufähig“, wofür er aber auch die Pandemie mitverantwortlich macht. „Ein denkbar schlechtes Umfeld für ein neues ÖV-Liniengut.“ Was den Anrainern des benachbarten Hochhauses besonders sauer aufstößt, ist die Verlegung der bisherigen LUP-Haltestelle „Staudratgasse“. Huemer hält zwar fest, dass das „mit der Linie 100 nichts zu tun hat, das wäre ja auch eigenartig“, führt aber zugleich aus „diese Verlegung um rund 90 Meter wurde vorgenommen, um den Mitarbeiterinnen der Gesundheitsagentur ein noch besseres Angebot zu legen.“ Genau dies ist für die Anrainer aber der Punkt. „Da fühlt man sich ja wie ein Fahrgast zweiter Klasse“, meint eine ältere Dame, was Huemer entschieden zurückweist. „Diese Unterstellung ist bösartig und absurd!“ Vielleicht kehrt ja Ruhe ein, wenn eine richtige Haltestelle samt Häuschen umgesetzt wird. Wie viel die zusätzliche Kurz-Linienführung kostet, war nicht in Erfahrung zu bringen.

FOTOS STOCK.ADOBE.COM, JOHANNES REICHL, JOSEF VORLAUFER

IN WAS FÜR EINER STADT LEBEN WIR EIGENTLICH ...


FOTOS: JOSEF VORLAUFER, ZOOM VISUAL PROJECT, STOCK.ADOBE.COM

WARTEN AUF DIE DOM-GARAGE

KOLUMNE MICHAEL MÜLLNER

MFG – MEHR ALS EINE PARTEI!

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in Teil der Kooperation zwischen der Stadt und der Diözese ist sichtbar erfüllt – die Oberbank ist ins LT1 zum Linzer Tor übersiedelt. Der alte Standort am Domplatz wird schon bald durch die Stadtbibliothek und die Domothek belebt. Bei anderen Bausteinen des Deals muss nachjustiert werden: Der ehemalige Alumnatsgarten wird zwar künftig für die Öffentlichkeit zugänglich sein, allerdings sucht die Diözese für das

Alumnat einen Mieter – die Caritas hat abgesagt. Wie auch der angesagte Betreiber und Errichter der geplanten Domplatz-Garage. Derzeit wird mit weiteren Interessenten verhandelt, bestätigt Katharina Brandner von der Diözese. „Die Bemühungen zum Miteinander mit der Stadt bedeuten, den Dombezirk als Teil der Innenstadt zu verstehen und mit Blick auf 2024 in großer Offenheit gemeinsam an diesem Projekt weiterzuarbeiten!“

S T. PÖLT E N BE K O M M T E I N G E S U N D HEIT S ZENT RUM

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ogistik-Manager Franz Holler errichtet mit seiner Firma Primary Health Care Service (PHC) derzeit das spektakuläre Gesundheitszentrum St. Pölten, das 2023 eröffnen soll. Zur medizinischen Grundversorgung werden dort auf 12.000 Quadratmetern ein Primärversorgungszentrum mit rund 40 Ordinationen, ein Facharzt-Labor, eine Apotheke sowie ein Seminarzentrum zur Verfügung stehen. Im Vollbetrieb sollen 2.000 Patienten pro Tag betreut werden. Dem PVZ steht damit eine markante Erweiterung bevor: „Wir werden auch zum Facharzt-Wahlarztzentrum mit 20 Wahlarzt-Ordinationen verschiedener Fachrichtungen“,

so Holler. Der Logistiker betreibt das „Erste Niederösterreichische Medizinische Laborinstitut“, das am neuen Standort wesentlich erweitert. „Unter anderem kommt eine Mikrobiologie hinzu“, so Holler. „Die Corona-Krise hat uns gezeigt, wie wichtig hochqualitative Labormedizin ist.“

Ich erinnere mich an eine Redaktionskonferenz vor vielen Jahren. Mehr im Spaß, als im Ernst, kam beim Brainstorming zur bevorstehenden Gemeinderatswahl die Idee auf, wir könnten als „MFG-Partei“ antreten. Obwohl es niemandem ernst war, machten wir uns Gedanken, was denn unsere Forderungen wären? Fazit, wir wären: „Für Leiwand. Gegen Oasch.“ Eine Blödelei, die rasch aufzeigte: Politik verlangt, so wie alles im Leben, das Früchte tragen soll, Ernsthaftigkeit. Nun haben wir den Salat. Es gibt sie wirklich, die MFG-Partei. Mit rund 50.000 Stimmen sitzt sie sogar im oberösterreichischen Landtag. Um es klarzustellen, wir haben nichts mit denen am Hut. Weder personell, noch inhaltlich. Denn wir haben unsere Blödelei bald eingestellt und wieder zu arbeiten begonnen. Doch wenn ich mir das „Programm“ der sogenannten MFG-Partei anschaue, dann denke ich zwangsläufig zurück an unsere Spaß-Idee. Gegen das Schlechte und für das Gute sein -– so einfach ist das scheinbar. Aber ist es das wirklich? Auf den ersten Blick kommen die Forderungen sympathisch daher. Man könnte auch sagen: populistisch.Doch mehr als Überschriften sind es halt nicht – und daher finden sich weder echte Lösungsansätze noch grundsätzliche Positionen, sondern nur ein konzeptloser Wirrwarr. Wobei, allein Schuld sind die Kollegen der MFG-Partei an ihrem Erfolg auch wieder nicht. Es sind andere, die mit voller Kraft das Vertrauen in unabhängigen Journalismus und ernsthafte Politik zerstören, indem sie mit Arroganz und Dummheit die Glaubwürdigkeit ihrer Institutionen beschädigen. Genau, die.

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„WIE KONNTEN SIE DAS ZULASSEN?“ Die vierte Welle der Corona-Pandemie hat Österreich fest im Griff, die „Impfdebatte“ steuert auf ihren Höhepunkt zu und nach wie vor beschleicht einen das Gefühl, dass viele Aspekte der Krankheit selbst nach über einem Jahr Pandemie noch immer nicht bewusst sind.

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ir sprachen darüber mit sozusagen gleich zwei Ärztegenerationen: Mit dem ehemaligen Präsidenten der NÖ Ärztekammer und jahrzehntelang praktizierenden Internisten Lothar Fiedler sowie seinem Sohn Florian Fiedler, ebenfalls Facharzt für Innere Medizin.

Haben Sie schon jemals eine vergleichbare Krankheit/Pandemie erlebt? Corona wurde anfangs ja gerne mit der Grippe verglichen. Warum ist es so gefährlich im Vergleich zu anderen bisher bekannten Krankheiten? LOTHAR FIEDLER (LF) Covid-19 ist ungleich ansteckender als auch Influenza, das erklärt die exponentielle Verbreitung. Zudem zeigt sich diese Krankheit in deutlich dramatischeren Verläufen und dazu noch mit oft monatelangen Nachwirkungen – Long-Covid-Syndrom. Niemand der noch lebenden Menschen in der westlichen Welt hat so eine Pandemie erlebt. Wir sind im zweiten Jahr der Pandemie – aktuell fühlt man sich ein bisschen wie in einem 8

Déjà-vu – nach einem fast sorglosen Sommer stehen wir wieder mitten in einer – diesmal der vierten – Welle. Wie ist das möglich? Hat man aus dem Vorjahr nichts gelernt? FLORIAN FIEDLER (FF) So ist es. Und zwar in zweierlei Hinsicht. Zum Einen hat die Wissenschaft geliefert, in Rekordzeit. Es gibt mit den Impfstoffen ein sicheres und hochwirksames Mittel und das in ausreichender Menge. Leider wurden die Menschen durch das Zaudern und Zagen mit z. B. der viel zu laschen Impfkampagne nicht abgeholt. Zum Zweiten haben die Verantwortlichen in der Politik und auch Wirtschaft vor den Warnungen der Epidemiologen und Virologen offenbar Augen und Ohren verschlossen. Warum das so ist, bleibt mir ein Rätsel. Exponentielles Wachstum zu verstehen, ist keine Raketenwissenschaft. Auch bleibt es jeder Einzel-

nen/jedem Einzelnen unbenommen über die verordneten Maßnahmen hinaus, sich und andere zu schützen. Was haben Sie gedacht, als der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer quasi der Wissenschaft unterstellt hat, diese hätte am liebsten, wenn man die Leute zuhause einsperrt, wo sie halt dann quasi an anderen Folgen der Pandemie sterben? LF Ziemlich schäbig. Ich hoffe, er denkt über Versäumnisse nach. In Deutschland erwartet man durch die jetzige Welle bald täglich 200 CovidTote, umgerechnet auf Österreich sind es 20. Welche Rolle spielen die Medien in Ihren Augen in der Pandemie und auch als Kommunikations-/ Informationsplattform? FF Manche Medien haben zu lange gebraucht, zu erkennen, welche Ver-

„Niemand der noch lebenden Menschen in der westlichen Welt hat so eine Pandemie erlebt.“ LOTHAR FIEDLER


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: ANDREA FIEDLER, STOCK.ADOBE.COM

ZAHLEN STAND 22.11.2021

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Infizierte St. Pölten Stadt 7 Tages-Inzidenz St. Pölten (Stadt):

821 7 Tages-Inzidenz St. Pölten (Land):

1.085 Bis 22. November wurden in Niederösterreich rund 183.000 bestätigte Corona-Fälle registriert. Knapp 152.000 davon gelten als genesen. 1.842 Personen sind verstorben.

71,7 %

der Niederösterreicher sind mindestens einmal geimpft.

64,7 %

sind zweimal geimpft.

16,7 %

haben bereits eine 3. Impfung erhalten.

antwortung gerade ihnen zukommt, nur überprüfte Fakten zu transportieren und nicht die beste Schlagzeile zu finden. Auch zur aktuell sich zuspitzenden Lage wurde erst in den letzten Oktoberwochen der Ernsthaftigkeit angemessen berichtet. Fünf nach zwölf fand man doch markige Worte, wenn ich zitieren darf aus der Presse: „Staatsversagen inmitten der Gesundheitskrise. Landeshauptleute geben ein beschämendes Bild ab.“ Oder im Kurier der Komplexitätsforscher Peter Klimek: „Was ich besonders erschütternd gefunden habe, war, wie von Landeshauptleuten Virologen der Lächerlichkeit preisgegeben wurden. Wenn dieses wissenschaftsfeindliche Klima weiter so um sich greift, machen wir einen weiteren Schritt zur Bananenrepublik.“ Manchmal beschleicht einen das

Gefühl, dass in Medien die Relationen verzerrt sind. Obwohl die große Mehrheit der Experten die Ernsthaftigkeit Coronas bestätigt und ähnliche Maßnahmen vorschlägt, wird diesen eine Minderheit, welche die Krankheit relativiert, quasi als gleichwertig gegenüberstellt, so dass die Bürger das Gefühl haben 50 % der Experten sind „dafür“, 50 % „dagegen“ und die Ärzteschaft sei über das Thema völlig uneinig. LF Richtig beobachtet, und das geschieht nicht zufällig. Warum lädt ein Salzburger Privatsender oft einen Wissenschaftler und als Gegenpart stets zwei unbekannte Pseudowissenschaftler, zumeist aus Deutschland, ein, welche zumeist aggressiv evidenzbasierte Wissenschaft in Frage stellen. Manipulieren kann man besonders gut in den sozialen

Medien. Die große Mehrheit treibt sich dort herum, weil man dabei sein muss, und sie merken gar nicht wie sie von vergleichsweise wenigen gesteuert werden. Interessensmanipulation heißt dies, ein politisch brauchbares Konzept. Nur: Seit vielen Wochen werden im Fernsehen Berichte aus den Intensivstationen gezeigt, die doch endlich aufhorchen lassen müssten. Man kann leider Impfverweigerer und auch Politiker solche Intensivstationen nicht besuchen lassen. Sie würden diese aber leichenblass und mit wankenden Knien wieder verlassen. Mit Menschenschicksalen politisches Kapital zu schlagen ist verwerflich. Menschen erleiden dadurch großen Schaden. Die Presse am 15. November hat geschrieben, dass der Bürgermeister von Breda in den Niederlanden die Nichteinhaltung MFG 11 21

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„Die Verantwortlichen in der Politik und auch der Wirtschaft haben vor den Warnungen der Epidemiologen und Virologen offenbar Augen und Ohren verschlossen. Warum das so ist, bleibt mir ein Rätsel. Exponentielles Wachstum zu verstehen, ist keine Raketenwissenschaft.“ FLORIAN FIEDLER

der Corona-Vorschriften propagiert und nun ein Anwalt Anklage wegen „Volksverhetzung“ erhebt. Aus Ihrer persönlichen Erfahrung im Austausch mit Kollegen und der Ärzteschaft – wie würden Sie das tatsächliche Verhältnis einschätzen? FF 99  % der Kollegenschaft weiß, was Sache ist, vielleicht 1% sind auf dem Holzweg. Bei diesen sollte die Ärztekammer überprüfen, ob sie für den ärztlichen Beruf noch geeignet sind, denn es geht um Menschenleben und diese zu erhalten, haben wir unseren Schwur geleistet. Wie ist aktuell die Stimmung in Sachen Pandemie in der St. Pöltner Ärzteschaft allgemein, im Universitätsklinikum im Besonderen? LF Die St. Pöltner Ärzteschaft ist voll im Einsatz, sie behandelt und impft in den Ordinationen und sie versorgt alle notwendigen Erkrankungen im Klinikum und mit Einsatz bis zur Erschöpfung in den Intensivstationen. Zuletzt protestierte auch das Pflegepersonal, das sich angesichts der Pandemie ausgelaugt fühlt. Zugleich kursieren Gerüchte, demnach bis zu einem Viertel – auch Ärzte – nicht geimpft sind, wobei die Anstalten aufgrund des Datenschutzes aber nur die eigenen Zahlen haben. Wie passt das zusammen? FF Zuallererst: Der Pflegeberuf gehört zu den am meisten unterschätzten Berufen. Hier wird täglich Großartiges geleistet und das unter stetigem Druck, und zwar schon lange vor der Pandemie. Wie hoch die tatsäch10

FLORIAN UND LOTHAR FIEDLER. Zwei Ärztegenerationen, eine Überzeugung: „Es geht um Menschenleben und diese zu erhalten, haben wir einen Schwur geleistet.“ liche Durchimpfungsrate ist, ist mir nicht bekannt. Begreifen kann ich aber nicht, dass wir nicht bei 100 % sind. Im Gesundheitswesen muss ein vollständiger Impfstatus Berufsvoraussetzung sein. Verstehen Sie, warum sich jemand – so man nicht zu einer Gruppe gehört, die sich aus bestimmten gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen kann – nicht impfen lässt? LF Wenn wir diese vielen Facetten der undefinierten Angst, der Verblendung, der Irrationalität genauer wüssten, wäre besser dagegen zu

steuern. Ich denke in der Aufarbeitung der Pandemie wird dies ein wichtiges Thema sein. Das Unverständnis für Ungeimpfte wird jedenfalls immer größer. Zwei Beispiele, was mir zugetragen wurde – Gespräche unter Intensivpersonal: „Wenn sie sich schon nicht impfen lassen und demonstrieren gehen, so bitte mit einem Schild, dass sie dann auch anderen nicht einen Intensivplatz wegnehmen – das könnte auch mittels Patientenverfügung geschehen.“ Oder zuletzt beim Anstellen zum PCR-Test erlebt: „Wieso gilt für Sitzungen im Nationalrat nicht die


„WIE KONNTEN SIE DAS ZULASSEN?“

2G-Regel inklusive Maske und PCRTest, das wäre doch eine Vorbildwirkung!“ Darauf: „Du glaubst doch nicht, dass sich Politiker einer Vorbildfunktion wähnen!“ Welche Möglichkeiten hat man vielleicht auch als Arzt, Ängste zu nehmen – es ist ja nicht so, dass man den Ärzten per se nicht vertraut, aber scheinbar viele der Impfung nicht? Ist das alles auch ein Kommunikationsproblem? FF Als Arzt, Ärztin hat man einen direkten Zugang zu den Patientinnen und Patienten, den man in diesem besonderen Fall auch nützen muss. Ich frage bei jedem Kontakt nach dem Impfstatus. Leider muss ich feststellen, dass es zunehmend schwierig ist, die noch Ungeimpften in meiner Ordination zu überzeugen. Da sind Ängste im Spiel, die ganz schwer zu durchbrechen sind und meist durch Fehlinformationen gespeist werden. Die tatsächlichen Impfgegner sind nicht so häufig, bei denen dringe ich aber gefühlt gar nicht mehr durch. Ist die Impf-Materie einfach zu komplex? Viele Personen hören jetzt von Impfdurchbrüchen und glauben deshalb, dass die Impfung gar nicht wirkt, vergessen aber die Zahlen in eine Relation zu stellen. Können Sie dieses Thema vielleicht näher erklären? FF Ja, es ist nicht ganz einfach zu verstehen. Es wurde aber nie versprochen, dass die Impfung zu 100% schützt, das ist wie überall im Leben. Ein Autogurt und Airbag kann mich auch nicht immer vor einer Verletzung oder gar dem Tod bewahren, aber er verringert das Risiko deutlich. Zudem verstehen die Menschen zu wenig, dass wir seit Ausbruch der Pandemie in einem dauernden Lernprozess sind. Wie sollte es auch anders sein. Es liegt in der Natur von Viren, dass sie sich ändern, also mutieren und anpassen, und das können sie viel besser, wenn sie genügend Wirte vorfinden. Deshalb drängt man so sehr nach der sogenannten Herden­

immunität, das heißt widerstandsfähigen, also geimpften Wirten, also Menschen. Wie gut und wie lange eine Impfung anhält, auch das müssen und mussten wir erst lernen. Das war bisher bei allen Impfungen so. Sich impfen, ist somit auch ein wichtiger Akt der Solidarität. In einer Solidargemeinschaft nur seinen eigenen Vorteil zu sehen, ist nicht die Philosophie des Humanismus. Zu den Impfdurchbrüchen: Die gibt es und sie betreffen besonders die Menschen, welche zweimal geimpft sind, aber deren Immunschutz nicht optimal war. Also vorwiegend Menschen mit Vorerkrankungen, deren Immunsystem keine so gute Abwehr aufbauen konnte. Aber auch jene, deren Zweitstich schon länger zurückliegt sind betroffen, da, wie wir gelernt haben, der Impfschutz mit der Zeit etwas rascher abnimmt als erwartet. Von zehn Patienten auf einer Intensivstation sind ein bis zwei geimpft. Wichtig ist zu wissen, dass mit steigender Durchimpfungsrate der Anteil der Geimpften auf der Intensivstation steigen muss. Bei 100% Geimpften im Land wären ja ausschließlich Geimpfte auf der Intensivstation zu finden. Aber trotzdem wären das absolut gesehen viel weniger als aktuell. Und es zeigt die Bedeutung des 3. Stichs. Dieser wird mittlerweile eigentlich erst als Abschluss der Vollimmunisierung betrachtet. Ich impfe in der Ordination regelmäßig und meine Mitarbeiterinnen sind mit vollem Engagement dabei. Manche hat irritiert, dass auch Geimpfte ansteckend sein können – sind sie dies im selben Ausmaß wie Ungeimpfte?

Was sind die Unterschiede? FF Die Impfung wirkt vorwiegend gut gegen die Ausbreitung des Virus im Körper und nicht so gut auf der Schleimhaut. Man spricht von einer nicht sterilisierenden Immunität. Das bedeutet, dass auch Geimpfte ansteckend sein können, da hat die Deltavariante zum Teil die Karten neu gemischt. Aber Geimpfte sind zum Einen nicht so ansteckend wie Ungeimpfte, auch weil ihre Antikörper die Viren schon teilweise unschädlich machen, und zum Anderen für kürzere Zeit, weil sie die Infektion rascher unter Kontrolle bringen. Trotzdem oder deshalb ist eine Kontaktreduktion, auch für Geimpfte, das Gebot der Stunde. Sie sind seit Jahrzehnten Arzt – haben Sie in der bisherigen Erfahrung jemals eine solche Impfskepsis erlebt? Woher rührt diese Ihrer Meinung nach? LF Die Impfskepsis hat sich in den letzten Jahren ergeben, weil schwerwiegende Erkrankungen impfpflichtiger Erkrankungen nur selten aufgetreten sind und damit nicht im Bewusstsein der Bevölkerung verankert sind. Zur Zeit von Pocken, Kinderlähmung, Diphterien, Masern oder FSME hatte die Impfung eine andere Aufmerksamkeit. Ein Thema war zuletzt die Impfung für Kinder und Jugendliche. Wie beurteilen Sie das – was macht ab welchem Alter Sinn, was vielleicht weniger? FF Kinder und Jugendliche spielen bewiesenermaßen eine ebenso große Rolle in der Übertragung wie Erwachsene. Sie zu impfen, verbessert die Herdenimmunität daher natürlich enorm. Aber das sollte nicht der

„Man kann leider Impfverweigerer und auch Politiker solche Intensivstationen nicht besuchen lassen. Sie würden diese aber leichenblass und mit wankenden Knien wieder verlassen.“ LOTHAR FIEDLER MFG 11 21

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„WIE KONNTEN SIE DAS ZULASSEN?“

SITUATION KLINIKEN NIEDERÖSTERREICH UND UNIVERSITÄTSKLINIKUM ST. PÖLTEN Universitätsklinikum St. Pölten-Pressesprecher Thomas Wallner: „Aktuell (Stand 22.11., Anm.) werden 581 Corona PatientInnen in allen NÖ Kliniken verzeichnet, davon 107 auf der Intensivstation und 474 auf der Normalbettenstation. 97 Intensivbetten stehen in ganz Niederösterreich für Corona-PatientInnen noch zur Verfügung“. Operationen/Dynamik

Impfung

Impfung Personal

„Leider mussten planbare Operationen bereits verschoben werden, um so genügend Personal für die Corona-PatientInnen zur Verfügung zu stellen. Notfälle und akute Eingriffe sind davon nicht betroffen und werden jederzeit durchgeführt.

„Es ist unbedingt notwendig, dass die täglichen Inzidenzzahlen nicht weiter steigen, sondern gesenkt werden – dabei spielt natürlich die Impfung eine wesentliche Rolle. In ganz Niederösterreich gibt es ungefähr ein Verhältnis auf den Intensivstationen von ca. 70 Prozent Ungeimpften zu 30 Prozent Geimpften. Im Universitätsklinikum St. Pölten ist die Situation so, dass 9 von 10 COVID-IntensivpatientInnen nicht geimpft sind. Daher ist unser Appell: Bitte geht impfen!“

„Generell sind mehr als 75 % des Personals in unseren Einrichtungen (NÖ Landeskliniken und Pflege- und Betreuungszentren) geimpft. Darunter sind aber nur jene Personen berücksichtigt, die das interne Impfangebot bei uns im Haus in Anspruch genommen haben – wir gehen aber davon aus, dass die Zahl viel höher ist, da diejenigen die z. B. beim Impfbus, in der Impfstraße oder beim Hausarzt impfen waren, aus Datenschutzgründen in unserer Prozentzahl nicht berücksichtigt werden konnten.“

Generell rechnen wir aber auch weiterhin mit einem deutlichen Anstieg, vor allem bei den intensivpflichtigen PatientInnen.“ Was wir aber sehen, ist, dass geimpfte Personen einen leichteren Verlauf haben und weniger lange in den Krankenhäusern sind als Ungeimpfte.“

„Was wir aber sehen, ist, dass geimpfte Personen einen leichteren Verlauf haben und weniger lange in den Krankenhäusern sind als Ungeimpfte.“ THOMAS WALLNER

Hauptgrund für die Impfung sein. Wir sollten die Kinder impfen, um sie selbst zu schützen. Es gibt auch bei ihnen, wenn auch selten, schwere Verläufe und wir wissen noch gar nicht, was eine durchgemachte Infektion in einigen Jahren nach sich zieht. Die Wissenschaft hat klare Erkenntnisse, dass die Impfung gut wirkt und sicher ist. Daher tun sie ihren Kindern Gutes, sie zu impfen, sobald die Zulassung gegeben ist. Was tut aus Ihrer Sicht not, damit wir – man wagt den Begriff gar nicht mehr in den Mund zu nehmen – „bald“ aus diesem Schlamassel kommen und die Pandemie endlich in den Griff bekommen? LF Impfen und alle Möglichkeiten ergreifen, ob indirekt oder direkt. 12

Wünschenswert durch Solidarität sonst durch Verordnung. Viele stehen den mRNA-Impfstoffen skeptisch gegenüber. Was ist daran anders, vielleicht sogar „besser“? Und ist damit nicht eher die Hoffnung verbunden, dass sie auch für andere Krankheiten neue Schutzmöglichkeiten bieten wird in Zukunft? FF Die mRNA-Technik wird seit Jahren in Studien in verschiedensten Bereichen bereits untersucht. Die Idee dahinter ist genial. Sie ist auch mit Hilfe eines österreichischen Unternehmens verfügbar gemacht worden. Dass diese Technologie sicher ist, wurde millionenfach bewiesen und sie birgt ein großes Potential für neue Behandlungsmöglichkeiten.

Wie geht es Ihnen eigentlich ganz persönlich mit der Pandemie? FF Anfangs hat mich die Sorge um die Versorgung der Patienten sehr belastet. Erst mit der Impfung hat sich dies dramatisch reduziert. Schon seit einem Jahr kommt zudem der Ärger, ob der immer wieder viel zu späten Maßnahmen hinzu. Dieser Ärger hat sich nun vervielfacht. Ich verstehe die Beweggründe der Verantwortlichen nicht, dass sie sich dieser aktuellen Katastrophe so lasch entgegengestellt haben. Dazu kommt eine Traurigkeit über das vermeidbare Leid auf den Normalund Intensivstationen. Traurigkeit auch über die Gleichgültigkeit, dass die Jugend massive psychische Schäden hinnehmen muss. Wie konnten sie das zulassen?


Anders, weil: eine Bank nur so erfolgreich sein kann wie ihre KundInnen.

Wir freuen uns auf ein persönliches Gespräch mit Ihnen!

Barbara Fink

Matthias Maier

Linzer Tor 1, 3100 St. Pölten Tel.: 02742 / 385-19 barbara.fink@oberbank.at

Linzer Tor 1, 3100 St. Pölten Tel.: 02742 / 385-45 matthias.maier@oberbank.at

Firmenkundenberaterin der Oberbank St. Pölten

Firmenkundenberater der Oberbank St. Pölten


KEINE PÄDAGOGEN ZWEITER KLASSE Sie sind essenziell für das Funktionieren von Ganztagsschulen, doch in der Öffentlichkeit noch wenig bekannt. Die Berufsgruppe der Freizeitpädagoginnen und -pädagogen kämpft mit oft schwierigen Arbeitsbedingungen und strukturellen Problemen.

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er Ausbau der Ganztagsbetreuung wird schon seit längerem politisch gefordert und gefördert. Wenn Eltern berufstätig sind, braucht es Möglichkeiten, Kinder auch nachmittags betreuen zu lassen. Um diesen Bedarf zu erfüllen, gibt es seit einiger Zeit den Beruf der Freizeitpädagogen, die für „sinnvolle Freizeitgestaltung“ an den Schulen sorgen sollen. In St. Pölten gibt es derzeit an 19 Schulstandorten so eine Betreuung im Rahmen der schulischen Nachmittagsbetreuung, außerdem an allen Landeskindergärten in der Stadt. In ganz Nieder­österreich

PROTEST. Im Oktober demonstrierte das Personal der Wiener Kindergärten für bessere Arbeitsbedingungen. Viele Anliegen gelten auch für Freizeitpädagogen.

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sind laut Bildungsdirektion über 650 Freizeitpädagoginnen und -pädagogen im Einsatz – mit sehr unterschiedlichen Arbeitsbedingungen. Denn wie so oft, wenn es in Österreich um das Thema Bildung geht, spielen Bund, Länder und Gemeinden mit, wenn es in die Praxis geht. Knapp die Hälfte der niederösterreichischen Freizeitpädagogen sind über die NÖ Familienland GmbH, ein Tochterunternehmen des Landes, angestellt. Ausgebildet werden die meisten Freizeitpädagogen an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich und der KPH Krems.

Zwei Semester dauert der Lehrgang dort, der Bedarf nach Absolventen ist groß. Denn aufgrund des Personalmangels sind nicht nur ausgebildete Freizeitpädagogen an den Schulen im Einsatz. „Entsprechend den Vorgaben des Schulorganisationsgesetzes arbeiten bei uns neben Absolventinnen und Absolventen des Hochschullehrgangs Freizeitpädagogik auch Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher im Freizeitteil der schulischen Tagesbetreuung“, heißt es seitens des Familienlandes NÖ. Das führt dazu, dass sich auch die Bezahlung des Personals, je nach Ausbildung, unterscheidet. Auch zwischen den einzelnen Bundesländern und Trägervereinen variieren Bezahlung und Arbeitsbedingungen wie die Schülerhöchstzahlen. Die Vereinheitlichung des Berufsbildes, die das Bildungs-


TEXT: SASCHA HAROLD | FOTOS: ELISABETH MANDL, EVA-MARIA KAPPELMÜLLER

ministerium durch die akademische Ausbildung zur Freizeitpädagogin erreichen wollte, ist also häufig nur ein frommer Wunsch. Ein Lied davon singen kann EvaMaria Kappelmüller, die an einer St. Pöltner Volksschule die Nachmittagsbetreuung leitet. Die akademische Freizeitpädagogin fühlt sich von der Politik im Stich gelassen: „Unsere Arbeitsbedingungen sind mehr als prekär. Das schon vor dieser unsäglichen Pandemie, in der wir oft einfach nur im Stich gelassen wurden. Vor allem der Bereich der schulischen Nachmittagsbetreuung ist ein ziemlicher Fleckerlteppich, in dem sich Vorgaben von Bund, Ländern und der Gemeinde oft spießen.“ Theoretisch betreut ein Freizeitpädagoge maximal 25 Kinder, das ist die Zahl an der sich die Bildungsdirektion Niederösterreich orientiert. In der Praxis sind es, zumindest am Standort der Pädagogin, deutlich mehr. „Ich betreue derzeit gemeinsam mit einer Kollegin 62 angemeldete Kinder, bei dieser Zahl ist keine pädagogische Arbeit mehr möglich“, so Kappelmüller. Dabei sollten Freizeitpädagogen ja nicht nur einfach beaufsichtigen, sondern sinnvolle Freizeitgestaltung ermöglichen. Seitens der Stadt will man das so nicht stehen lassen: „Der Betreuungsschlüssel an unseren Standorten wird durch die Bildungsdirektion vorgegeben und richtet sich nach den Klassenhöchstzahlen, über 25 Kinder werden nur in Ausnahmefällen, wenn das pädagogisch vertretbar ist, betreut“, heißt es von Schulamtsleiter Andreas Schmidt. Die Nachmittagsbetreuung werde, so Schmidt weiter, seit Jahren flächendeckend umgesetzt und funktioniere auch gut. Auch in Sachen Bezahlung tue die Stadt etwas: „Die Stadt St. Pölten hat bereits vor einigen Jahren die Pauschalen für die Freizeitpädagoginnen auf minde-

FREIZEITPÄDAGOGIN. Eva-Maria Kappelmüller leitet die Nachmittagsbetreuung an der VS Daniel Gran I.

stens 25 bzw. 30 Stunden angehoben, um so das Berufsbild der Freizeitpädagogin noch interessanter zu machen“, erläutert Schmidt. Dass Niederösterreich auf dem Gebiet nicht immer konkurrenzfähig ist, zeigt ein Blick nach Wien. Dort werden Freizeitpädagogen auf Basis des Kollektivvertrags der Sozialwirtschaft Österreich bezahlt. „Alle Freizeitpädagogen mit entsprechender Qualifikation, also dem Hochschullehrgang Freizeitpädagogik oder gleichwertige andere Ausbildungen, haben bei Vollzeit, ohne anrechenbare Vordienstzeiten, ein Einstiegsgehalt von etwa 2.400 Euro“, erklärt Mario Rieder, Geschäftsführer von Bildung im Mittelpunkt, dem Wiener Pendant zum NÖ Familienland. Das sind brutto knapp 600 Euro mehr, als Kappelmüller derzeit in St. Pölten verdient – obwohl sie dort die Leitung der Tagesbetreuung übernimmt. Auch der Betreuungsschlüssel wird in der Bundeshauptstadt niedriger angesetzt. Während beim NÖ Familienland im Schnitt 22,7 Kinder pro Gruppe betreut werden, sind es in Wien in den offenen Volksschulen maximal 19 Kinder pro Freizeitpädagoge. Der Bedarf ist weiterhin hoch: „Wir haben aufgrund des starken Wachstums und Ausbaus der schulischen Tagesbetreuung in diesem Jahr 250 neue Freizeitpädagoginnen und -pädagogen eingestellt und auch in den nächsten Jahren wird sich der Zuwachs auf diesem Niveau halten“, so Rieder weiter. Damit wären im nächsten Schuljahr über 2.000 Freizeitpädagogen in Wien beschäftigt. Doch auch in Wien haben Freizeitpädagogen mit Problemen zu kämpfen. Das weiß Sylvia

„Länder und Bund geben die Rahmenbedingungen vor, die Gemeinden dürfen die dann ausbaden und haben selbst oft wenig Spielraum.“

Nösterer, die an der pädagogischen Hochschule Wien den Hochschullehrgang für Freizeitpädagogik leitet. „Die personelle Integration der Freizeitpädagogik an Schulstandorten bzw. die wertschätzende Grundhaltung gegenüber dieser so wichtigen Berufsgruppe ist noch nicht flächendeckend so gegeben, wie ich mir das wünschen würde“, führt die Ausbildungsleiterin aus. Auch gemeinsame Weiterbildung mit dem pädagogischen Personal der jeweiligen Schulen sei nur schwierig machbar. Mit denselben Problemen haben auch die niederösterreichischen Standorte zu kämpfen. Für Kappelmüller bleibt nur, sich mit der Praxis zu arrangieren. „Ich weiß schon, ich könnte einfach kündigen, in Wien arbeiten und dort mehr verdienen – aber darum geht es mir ja gar nicht in erster Linie. Ich mag St. Pölten, es ist meine Heimatstadt und ich möchte hier gerne meinen Arbeitsmittelpunkt haben und meine Skills einbringen“, so die Freizeitpädagogin, die die mangelhafte Situation nicht auf ihren Dienstgeber schieben möchte: „Länder und Bund geben die Rahmenbedingungen vor, die Gemeinden dürfen die dann ausbaden und haben selbst oft wenig Spielraum.“ MFG 11 21

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„DIE POLITIK MUTI HANS JÖRG SCHELLING

Es ist ein strahlender Sonnentag, als wir am späten Nachmittag einen bestens gelaunten Hans Jörg Schelling auf seinem Weingut in Wielandsthal besuchen. Der Polit-Pensionist kommt gerade von einem Treffen in Wien mit hochrangigen Politikern. „Das war ganz nett“, meint Schelling auf seine typisch trockene Art, während er uns ein Glaserl „Messwein“ einschenkt.

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ie große Politik hat der ehemalige Finanzminister längst hinter sich gelassen, er will sich auch nicht näher über tagespolitische Abstrusitäten wie Inseratenaffäre & Ibiza auslassen, ein politischer und äußerst umtriebiger Mensch ist Österreichs berühmtester Schnauzerträger aber nach wie vor. Und ein immer spannender Gesprächspartner.

Geht Ihnen das Politikerleben eigentlich ab? Also wenn ich mir das jetzt aktuell so anschau‘, bin ich ehrlich gesagt froh, dass ich nicht mehr dabei bin. Warum? Das Klima hat sich einfach verändert. Ständiges gegenseitiges Vernadern, alles nur noch über die Staatsanwälte spielen, das ist ein Stil, der mir nicht behagt. Außerdem hat alles seine Zeit. Das Alter schreitet voran, ich werde 68 –Politikersein ist auch eine Frage der Energie. Sie waren aber gerne Finanzminister, oder? Ich möchte die Zeit nicht missen. Wir haben eine Steuerreform durchgeführt und die Hyposanierung geschafft, die dem Steuerzahler Milliarden gespart hat. Dafür hab’ ich sogar einen Orden vom Land Kärnten bekommen und Oppositionspolitiker wie Strolz oder Kogler sind nachher auf mich zugekommen und haben gemeint „das hätten wir nie für möglich gehalten, dass das funktioniert.“ In meine Amtszeit ist auch die Flüchtlingskrise gefallen. Da war ich gefordert zu reagieren, ohne Budget-Regeln gebrochen zu haben. Noch immer treten Leute an mich heran und sagen: „Wenn Sie noch Finanzminister wären ...“

WIELANDSTHAL. Weingut statt Nationalrat. „Das Klima hat sich verändert.“ 16

Was macht denn einen guten Finanzminister oder überhaupt

einen guten Politiker aus? Der Finanzminister spielt eine entscheidende Rolle in der Regierung, denn das Budget ist in Zahlen gegossene Politik. Für mich war es daher nicht nachteilig, dass ich aus der Wirtschaft gekommen bin. Dort gilt das Ursache-Wirkung-Prinzip, du analysierst und triffst dann Entscheidungen. In der Verwaltung wird hingegen in Verfahren gedacht – jeder ist für etwas zuständig, aber keiner verantwortlich. Da habe ich schon versucht, eine andere Kultur im Ministerium zu etablieren, hab gesagt „schreibt mir keine 16-seitigen Abhandlungen mit 100 Möglichkeiten zu einem Thema, sondern macht mir zwei, drei konkrete Vorschläge, wie es funktionieren könnte.“ War das damals ein Kulturschock für Sie als Quereinsteiger? Ein Quereinsteiger im eigentlichen Sinne war ich ja nicht. Ich war schon vorher in politnahen Organisationen tätig, etwa als Vizepräsident der Wirtschaftskammer oder als Vorsitzender des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger. Außerdem war ich als Stadtrat in der St. Pöltner Lokalpolitik aktiv. Ich habe also gewusst, was auf mich zukommt. Jemand, der mit Politik zuvor nie etwas am Hut hatte, tut sich da aber sicher schwer. Und mir war immer bewusst, wie wichtig Dialog ist. Ist Dialog in der großen Politwelt noch gefragt? Politisch redet man gern über das, was gelungen ist – zum Beispiel zwanzig Jahre lang über Flexibilisierung der Arbeitszeit, auch wenn nichts Essenzielles erreicht wurde.


TEXT: BEATE STEINER, JOHANNES REICHL | FOTOS: MATTHIAS KÖSTLER

MUSS WIEDER GER WERDEN!“

Man muss aber die heutigen Herausforderungen angehen und ins Tun kommen, dazu braucht man auch andere. Vermutlich bin ich dafür hinterm Rücken auch in der eigenen Partei mehrmals kritisiert worden – öffentlich sowieso: „Bei Philippi sehen wir uns wieder.“ Ich war allerdings nie punziert, ich bin ja nicht der Chefideologe einer Partei. Ich hatte daher keine Berührungsängste, habe etwa bei verschiedenen Gesprächsformaten, wenn es gepasst hat, auch Sozialdemokraten eingela-

den oder mich mit der schwedischen, sozialdemokratischen Finanzministerin ausgetauscht. Man muss schlicht anerkennen, dass auch andere gute Ideen haben. Als Stadtrat in St. Pölten wollte ich zum Beispiel konstruktive Opposition betreiben. Das war meiner eigenen Partei suspekt, und die Mehrheitsfraktion hat alles prinzipiell abgelehnt, weil es vom politischen Gegner gekommen ist. Als ich mich dann aus der Lokalpolitik zurückgezogen habe, war ein interessantes Phänomen zu

beobachten: Mehr als die Hälfte der Anträge wurden mit Verspätung von der Mehrheitsfraktion umgesetzt – natürlich als „ihr“ Projekt. So ist die politische Kultur in Österreich: „Dem Gegner lässt man keine Lorbeeren“. Für mich war das hingegen nie ein Problem. Man muss zurückstecken können und die Lorbeeren aufteilen. Und es geht um Vertrauen: Ich erinnere mich etwa an die Griechenlandverhandlungen im Rahmen der Euro-Gruppe. Es ist halt nicht förderlich, wenn der griechische FiMFG 11 21

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nanzminister Yanis Varoufakis immer eine halbe Stunde vor Ende der Gespräche plötzlich verschwunden ist und schon draußen der Presse seine Sicht der Dinge mitgeteilt hat. Da ist es schwer, gemeinsame Lösungen zu finden, so wird Vertrauen zerstört. Sie waren auch immer sehr gesundheitsaffin. Hätten Sie auch das Gesundheitsministeramt angenommen? Das Gesundheitsministerium ist nur gemeinsam mit dem Sozialministerium von Interesse. Da verschlafen wir gerade die demoskopische Entwicklung. Die Pflege wird uns bald um die Ohren fliegen. Wo nehmen wir etwa all die Pflegekräfte her, wenn das Lohnniveau in deren Herkunftsländern in absehbarer Zeit steigt – warum sollten sie dann noch nach Österreich arbeiten kommen? Eine fundierte Pflegeausbildung gehen wir aber gerade jetzt erst an – viel zu spät! Auch über die Finanzierung der Pensionen müssen wir nachdenken. Vor 40 Jahren waren die Menschen durchschnittlich sieben Jahre in Pension, jetzt sind es 22! Da brauch‘ ich nicht großartig nachrechnen, dass sich das nicht ausgeht, zumal gleichzeitig weniger junge Menschen nachkommen, die ins System einzahlen. In der Politik herrscht aber immer noch diese Denkweise vor „mit einer Pensionsreform kannst du jede Wahl verlieren, aber nichts gewinnen.“ Das ist fatal – auch im Hinblick auf die langfristige Finanzierung des Gesundheitssys­

EDLE TROPFEN. Aktuell schlummern rund 50.000 Liter im Weinkeller. 18

„Eine Koalition ist wie eine Ehe – man löst die Probleme, die man allein nicht hätte.“ HANS JÖRG SCHELLING

tems: Man denkt nur in Wahlperioden, also vielleicht fünf Jahre in die Zukunft. Die Wirtschaft hingegen denkt wenigstens in 20-Jahr-Abschnitten, und die Kirche überhaupt gleich in 1.000-Jahr-Schritten. Was war eigentlich der konkrete Anlass, dass Sie sich 2017 aus der Politik zurückgezogen haben? Sie haben damals ja Rückgrat bewiesen und gemeint, sie lassen sich nicht demontieren, sondern nehmen selbst das Heft in die Hand. Ich habe einfach für mich beschlossen, dass ich mich nicht mehr zur Verfügung stelle. Das war eine persönliche Entscheidung. Damals stand schon die Koalition mit der FPÖ im Raum. Meine Einstellung dazu hatte ich bereits Monate zuvor in der Pressestunde zum Ausdruck gebracht, als ich auf die Frage, ob ich mir eine Koalition mit den Blauen vorstellen könne, mit einem einzigen Wort geantwortet habe: „Nein!“ Wie ist das so in Koalitionen generell – ein stetes Zusammenraufen?

Eine Koalition ist wie eine Ehe – man löst die Probleme, die man allein nicht hätte. Außerdem war ich immer gegen Kuhhandel. Wenn man Kühe mit Kühen tauscht, okay, aber wenn man irgendetwas gegen irgendetwas austauscht – Hausnummer einen Pensions-100er gegen irgendeine Umweltsache – passt das nicht. Dafür war ich schwer zu haben. Offensichtlich auch nicht für manch hinterfragenswürdige Praktiken. Im burgenländischen Commerzialbank-Untersuchungsausschuss, in dem Hans Peter Doskozil gegrillt wird, haben Sie für Amüsement gesorgt, als sie meinten, im Gegensatz zum aktuellen Finanzminister hätten sie schon einen Laptop gehabt. Wie nehmen Sie die diversen Untersuchungsausschüsse wahr? Manches beobachte ich durchaus mit Staunen. Und ohne jemanden von Verantwortung freisprechen zu wollen – aber es ist schon sehr eigenartig, dass es praktisch kein Dokument gibt, das nicht irgendwie am nächsten Tag in der Zeitung landet.


„DIE POLITIK MUSS WIEDER MUTIGER WERDEN!“

Was empfehlen Sie als politischer „Altspatz“ den Kolleginnen und Kollegen von heute? Politik wird nur funktionieren, wenn sie mutig ist. Nur reden nutzt nichts, du musst ins Tun kommen – nur so veränderst du die Welt. Es hat Phasen gegeben, da waren die Politiker mutiger, haben auch Entscheidungen getroffen, die unpopulär waren. Die Politik muss wieder mehr gestalten, nicht nur verwalten, von einer Legislaturperiode zur anderen. In Schweden läuft es zum Beispiel anders. Dort war das Senken der Schulden nationaler Konsens, der legislaturübergreifend gilt – also egal wer sozusagen gerade an der Macht ist. Der Effekt war gut. Bringen Sie sich noch ein? Ab und zu. Ich weiß, wie die ZuIN VINO VERITAS. Und im U-Ausschuss? „Manches beobachte ich mit Staunen.“

sammenhänge sind. Und ich will mir nicht den Vorwurf machen lassen, dass ich nichts gesagt habe. Mit dem Gesundheitsforum Praevenire haben wir etwa ein Weißbuch „Zukunft der Gesundheitversorgung“ vorgelegt. Da geht es zum Beispiel darum, Digital-Tools verbessert einzusetzen. Und Dinge, die es gibt, neu zu überdenken. Wir könnten das gigantische Wissen der ganzen Welt nutzen, wenn etwa Mammografien durch internationale Datenbanken geschickt werden. Vieles scheitert aber an Kleinigkeiten oder an Gruppen, die sich nicht grün sind. Apotheken dürfen zum Beispiel in der Corona-Krise nicht impfen, weil das den Ärzten vorbehalten ist – aber was soll da schon passieren? In Wahrheit geht es natürlich ums Geld, jeder versucht seine Pfründe zu sichern. Das ist dann die politische Kunst, die Gruppen zueinander zu bringen, Lösungen zu finden. Oder 1450 wäre fast am „Argument“ gescheitert, dass in Tirol keinem zumutbar ist, dass in Wien das Telefon abgehoben wird. Wir Österreicher sind halt in der Entwicklung von Maßnahmen Weltmeister, in der Umsetzung aber oft Zwerge. Da bleibt viel liegen. Sie wirken sehr entspannt, wenngleich ihr Ruhestand ja eher einem Unruhestand gleicht. Was macht Ihnen sonst noch Spaß? Ich bin in mir ruhend und zufrieden. Wir basteln hier im Stiftsweingut Herzogenburg jeden Tag daran, dass unser Wein noch besser wird. Ich bin Präsident des Gesundheitsforums Praevenire, Vorsitzender des Fördervereins für Dürnstein, Berater von XXXLutz und begeisterter Großvater von Helene und Anton. Außerdem bin ich zum Beispiel immer wieder an Startups beteiligt, da gebe ich meine Erfahrungen weiter. Eines sind die Insektianer. Die züchten in Oberösterreich Larven aus Soldatenfliegen und machen reines Protein daraus für Fisch- und Tierfutter. Das macht Spaß. Man schaut halt, dass man geistig fit bleibt.

KOLUMNE TINA REICHL

BISSAL

FOTO STOCK.ADOBE.COM

Da frage ich mich mitunter, was das in der Öffentlichkeit zu suchen hat. Alle Politiker werden in Zukunft jedenfalls gründlich darüber nachdenken, welche Kommunikationskanäle sie nutzen, und ganz klar ist auch manch Medien-Geschäftsmodell schwer hinterfragenswürdig.

Ich, 9 Jahre, mit einem Gänseblümchen bewaffnet, an meinen ersten Schwarm Michael denkend: „Er liebt mich, von Herzen, mit Schmerzen, a bissal, a wengal, oder gor net!“ Und am Ende fand sich immer noch ein minikleines Blütenblättchen, das zur gewünschten Antwort führte. Bissal ist seitdem zu einem meiner absoluten Lieblingswörter geworden. Kein Wort drückt auf so liebevolle Weise selbst niederschmetternde Wahrheiten aus. Als ich nämlich einmal meinen Freund Flo mit Iris verkuppeln wollte und ihn nach dem Treffen fragte, wie er sie fand, antwortete er charmant: „Wirklich sehr nett, aber a bissal vü Iris!“ Dieser österreichische Weg, die Dinge nicht beim Namen zu nennen, zieht sich durch alle Bereiche – auch die Intensivstationen waren in den letzten Wochen schon a bissal vü belegt und was mach ma jetzt dagegen? A bissal Lockdown! Aber die Schulen bleiben a bissal offen? Ich bin ja wirklich gerne Lehrerin! Was ich gerne mache sind Sachen wie unterrichten, mit den Kindern plaudern, singen, turnen, basteln, in die Natur gehen, über ihre Sprüche lachen, ihre Zahnlücken ausgiebig bewundern, Pflaster auf unsichtbare Wunden kleben, Geschichten vorlesen, Sternderl verteilen… Was ich nicht gerne mache, ist durchgehend durch eine Maske mit ihnen reden, Notfalllisten und Sitzpläne erstellen für Corona-Verdachtsfallmeldungen, Testprotokolle führen, Zeit im Bild schauen und auf Pressekonferenzen warten, Elternfragen beantworten, auf die ich selbst keine Antwort weiß … Ich geh jetzt mal auf die Suche nach dem letzten Blütenblatt!

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MEDIENÖKONOM MICHAEL LITSCHKA

„BEI ETHIK GIBT ES KEINE HALBEN SACHEN“ Im Oktober erschütterte die sogenannte „ÖVP-Inseraten-Affäre“* die Republik und rückte die teils problematischen Verbindungen zwischen Politik und Medien einmal mehr ungut in den Fokus der Öffentlichkeit. Wir sprachen mit Medienethiker und Medienökonom Michael Litschka von der FH St. Pölten über systemische Schieflagen, überfällige gesetzliche Rahmenbedingungen und darüber, warum in seinen Augen die größte Gefahr für die Demokratie aktuell aus dem Netz droht. Herr Professor, was haben Sie im ersten Moment gedacht als Sie von der mutmaßlichen „ÖVP-Inseratenaffäre“ gehört haben – hat Sie das überrascht? Die Tatsache, dass hinter den Kulissen so verfahren wird, im Grunde genommen nicht. Was eher überraschend war, ist, dass man offensichtlich tastsächlich geglaubt hat, dass es – wenn man etwa bei Umfragen immer wieder eigenartig eindeutige Ergebnisse vorweist und Schwankungsbreiten einseitig interpretiert – nicht irgendwann einmal auffällt. Oder, dass man sehr freimütig über dieses Vorgehen in Chats geschrieben hat – ich meine, da brauche ich ja gar keine einkassierten Handys, die von der Justiz untersucht werden, sondern es kann ja immer passieren, dass man vielleicht unvorsichtig ist, unabsichtlich etwas falsch weiterleitet, jemand das zufällig liest. Und dann ist es raus. Das heißt, die Beschuldigten haben einfach dämlich agiert, aber – was ja österreichlike gern so als Kavaliersdelikt abgetan wird – die Mentalität „du schreibst schön brav über mich und kriegst dafür Werbung“ ist gelebte Praxis? Das Grundproblem, dass es in Österreich eine enge Verbindung zwischen Politik und Medien gibt, ist 20

* Anfang Oktober wurden Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen Sebastian Kurz sowie weitere neun Personen, u. a. den Herausgeber der Mediengruppe Österreich, Wolfgang Fellner, bekannt. Den Beschuldigten wird u. a. vorgeworfen, zwischen 2016 und 2018 „budgetäre Mittel des Finanzministeriums zur Finanzierung von ausschließlich parteipolitisch motivierten, mitunter manipulierten Umfragen eines Meinungsforschungsunternehmens im Interesse einer politischen Partei und deren Spitzenfunktionär(en) verwendet“ zu haben. Es wird dem Verdacht der Untreue, Bestechung sowie Bestechlichkeit nachgegangen. Für alle Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: HANNAH STROBL

altbekannt, dass es etwa zu Verbrüderungen kommt, man sich im Kaffeehaus trifft, auf du und du ist, und hinter manch „Bericht“ – wenn auch geschickt umgesetzt – in Wahrheit versteckte Werbung steckt. Das wird vielleicht auch durch die Kleinheit des Landes befeuert – jeder kennt jeden. Von der Medienseite ist das, wenn ich jetzt nicht in ethischen, sondern ökonomischen Kategorien denke, sogar nachvollziehbar – Förderungen brechen weg, es gibt immer weniger Leser und damit Verluste, man ist dringend auf Geld angewiesen. Die Politik weiß das mitunter in fast erpresserischer Weise auszunutzen, so in der Art „Wir wissen wie schlecht es euch geht, aber wir helfen euch gnadenhalber aus.“ Manche Medienhäuser arrangieren sich dann, weil sie sich sagen, ich kann auf diese fixen Einnahmen nicht verzichten, sonst kann ich zusperren. Und Journalisten spielen das Spiel oft mit, obwohl sie natürlich wissen, dass es medienethisch falsch ist, aber was ist die Alternative – dass sie ihren Job verlieren? Das klingt fast nach einem systemischen Grunddilemma? Wir haben einfach eine eklatante Schieflage zwischen Presseförderung und Inseratenvergabe. Die Presseförderung – die selbst schon wieder an teils zweifelhafte Parameter gekoppelt ist wie etwa die Auflage, was ja null über die Qualität aussagt, da könnte ich genauso gut einen Robot-Journalisten hinsetzen – beträgt gerade einmal zehn Millionen Euro. Beim Inseratenvolumen der Regierung sprechen wir hingegen von 200 Millionen! Das ist ein riesiger Kuchen, der da verteilt wird, und es ist unerträglich, dass da manche Leute mitunter der Mentalität „Wer zahlt, schafft an“ unterliegen. Wie könnte man den gordischen Knoten lösen? Hinnehmbar ist das im Sinne der demokratischen Hygiene ja nicht. Man müsste einfach diese Systematik durchtrennen. Wer in den Medi-

enhäusern an der Macht sitzt oder die Politik bestimmt, kann ich mir nicht aussuchen – dass da quasi immer nur moralisch einwandfrei Persönlichkeiten sitzen, die das nicht ausnutzen. Daher muss ich es gesetzlich verunmöglichen, dass diese Form der Finanzierung überhaupt praktiziert wird. Und es ist ja nicht so, dass man nicht wüsste, wie es geht, die Vorschläge für neue Spielregeln liegen ja seit Jahren am Tisch. Man könnte zum Beispiel das öffentliche Inseratenvolumen um mindestens die Hälfte halbieren und im Gegenzug dafür eine wirklich gescheite, gut dotierte Presseförderung hochziehen, die aber an ethische Qualitätskriterien geknüpft ist. Das heißt man verpflichtet Medien zu ethischem Handeln und dafür gibt es sozusagen Kohle? Ja. An sich gibt es ja durchaus seriöse Institutionen in Österreich, wie etwa den Presserat – nur treten dem nicht alle Medienhäuser bei oder, auch möglich, man ist zwar dabei, nimmt das Gremium aber nicht wirklich ernst – die Zeitung „Österreich“ ist etwa Mitglied, zugleich aber auch mit den meisten Beschwerden konfrontiert. Das heißt ich muss Parameter schaffen, von denen die Förderung abhängig ist, dass man zum Beispiel im Unternehmen ein eigenes Ethik-Audit schafft, sich zu regelmäßigen Transparenzberichten verpflichtet oder einen eigenen Mitarbeiter abstellt, der sich mit ethischen Fragen und diesbezüglichen Beschwerden auseinandersetzt – kurzum dass man das Thema einfach ernst nimmt. Es macht hingegen wenig Sinn, Verstöße zu bestrafen – zielführender sind Anreize, dass man begreift, ethischer Journalismus zahlt sich wirklich aus. Dann kommen Journalisten und Medienhäuser auch nicht mehr in die Bredouille, dass man zwar weiß, was ethisch richtig wäre, es aber aus ökonomischen Gründen nicht immer lebt. Wie ist dieses Wechselspiel Politik-Medien eigentlich in anderen

MEDIENSCHMIEDE. An der FH St. Pölten werden Medien im wahrsten Sinne des Wortes studiert. Ländern geregelt? Das ist ganz spannend. In Deutschland etwa – dazu gab es sogar ein Verfassungsgerichtshofurteil – ist in einem Wahljahr gar keine Parteiwerbung erlaubt. Auch die Regierung darf nur informieren, aber quasi nicht für sich werben. Es gibt auch keine Presseförderung, sondern die Häuser sollen sich rein über den Markt finanzieren, wobei ich von einer Streichung hierzulande abraten würde. In der Medienbranche geht es nämlich um Skalen- und Netzeffekte, das heißt erst ab einer bestimmten Auflage bzw. Verkaufsmenge rechnet es sich für die Medien. Österreich ist aber ein sehr kleiner Markt, weshalb es bei Wegfall der Presseförderung wohl als erstes Qualitätsmedien wie „Der Standard“ oder „Die Presse“ erwischen würde – und ich glaube nicht, dass wir das wollen. Im Vergleich zu anderen Staaten kann man das System bei uns jedenfalls – und das ist nicht unbedingt als Kompliment gemeint – als Unikum bezeichnen. Aber wir sind ja auch das Land mit der niedrigsten Impfquote in ganz Westeu­ ropa … Viele sehen diesen, nennen wir es einmal euphemistisch „schlampigen Umgang“ zwischen Medien und Politik schon als Vorboten einer generellen Unterwanderung der Medienfreiheit, zumal wenn – wie auf Ibizia – eine Geisteshaltung manch Spitzenpolitkers evident MFG 11 21

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wird, demnach zumindest potenziell der Kauf eines Mediums durch willfährige und gewogene „Partner“ – zack-zack-zack – für möglich gehalten wird, um sich so genehme Berichterstattung zu erkaufen. Sind wir schon auf dem Weg Richtung Orbanisierung der österreichischen Medienlandschaft, wo unbequeme und kritische Medien systematisch ausgeschaltet, ausgehöhlt oder von Strohmännern aufgekauft werden – und was heißt das am Ende des Tages für die Demokratie? Nein, das glaube ich nicht. In Ungarn wurde ja mittlerweile ein System geschaffen, dass man sogar Sendelizenzen entziehen kann, dass bei der Bestellung von Medieninhabern mitgeredet wird, dass die Verfassung geändert wurde. All das wäre in Österreich aktuell nicht möglich, da haben wir ein klares Mediengesetz und Spielregeln. Die Demokratie sehe ich eher durch die unglaubliche Marktkonzentration der digitalen Plattformen bedroht, welche zunehmend den breiten, demokratischen Diskurs zerstören – teils weil sie nicht wissen, wie die eigenen Algorithmen funktionieren, teils auch mit voller Absicht, weil sie dadurch Leute gezielt länger mit Werbung ansprechen können. Das ist ganz gefährlich, zumal diese Plattformen ja gar nicht für Medienzwecke gemacht sind, sondern eine rein wirtschaftliche Agenda verfolgen. Schauen wir uns etwa an, woher die GEFAHR. „Die Demokratie sehe ich eher durch die Marktkonzentration der digitalen Plattformen bedroht.“

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meisten Impfgegner ihre Informationen beziehen – aus dem Netz! Da erleben wir eine ganz neue Dimension von Fake News und „alternativen Fakten“, die in dem Fall ganz konkret die Gesundheit gefährden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden. Ist unter diesem Aspekt die Inseraten-Affäre nicht noch viel schlimmer zu werten, weil sie vermeintlich Wasser auf die Mühlen jener ist, die es „eh schon immer gewusst haben, dass die ‚Mainstream- und Systemmedien‘ käuflich sind“, was man darunter auch immer verstehen mag? Natürlich ist das ein Riesenschaden, der da angerichtet wurde, wenn die Leute jetzt etwa glauben, man könne eh alle Medien kaufen beziehungsweise, dass alle Journalisten sowieso korrupt sind. Mir tun ja all die Journalisten leid, die wirklich einen guten seriösen Job machen. Aber diese regelrechte Klassische-MedienFeindlichkeit grassiert ja schon länger – jüngste Studien haben etwa erhoben, dass über 30 % der Befragten den klassischen Medien nicht mehr vertrauen – das ist bitte jeder/jede dritte! Neu und beunruhigend ist, dass dieses Misstrauen mittlerweile auch auf die Wissenschaft überschwappt – und das tut mir wirklich weh, weil ich ja selbst betroffen bin. Es ist schlicht absurd, wenn man glaubt, die Wissenschaft ist käuflich und die Wissenschaftler bereichern sich – tatsächlich ist man froh, wenn man Forschungsgelder bekommt, die in die Forschung fließen. Und – um etwa auf Corona einzugehen – es gab noch nie mehr Studien und Forschung in einer solchen Dichte als jetzt, was enorm wichtig ist, um die Pandemie endlich in den Griff zu bekommen. Forscher müssen sich an ganz klare Prozedere halten, es gibt ganz strenge Auflagen, stete Reports und Reviews! Umso mehr schmerzen Aussagen wie etwa jene von Landeshaupmtann Wilfried Haslauer, der unterstellt, dass die Wissenschaft alle Leute einsperren

ZUR PERSON FH-Professor Michael Litschka lehrt seit 2009 an der Fachhochschule St. Pölten, u. a. als Dozent am Department Medien & digitale Technologien / Medien & Wirtschaft mit den Arbeitsschwerpunkten Medienethik, Wirtschaftsethik, Medienökonomie, politische Ökonomie. Seit 2021 ist er Leiter der Forschungsgruppe „Media Business“, zudem zeichnet er für das jährlich stattfindende Symposium „Medienethik“ verantwortlich.

möchte – das Gegenteil ist der Fall! Die Wissenschaft sucht Wege aus der Pandemie, damit uns das möglichst erspart bleibt – nur muss die Politik dem auch folgen. Die wissenschaftliche Sorgfaltspflicht ist ja geradezu das Gegenteil von den vielen pseudowissenschaftlichen, teils kruden Theorien und Verschwörungstheorien, die völlig ungefiltert und ohne seriöse Quellenangaben im Netz kursieren, von vielen Konsumenten aber unhinterfragt für bare Münze genommen werden. Sehen Sie überhaupt Möglichkeiten, wie man digitalen Plattformen, der grassierenden Desinformation und Fake News irgendwie Herr werden kann? Das Problem ist, dass aktuell für digitale Plattformen nur das Wettbewerbsrecht gilt, also rein wirtschaftliche Kategorien angelegt werden, nicht aber etwa ein eigenes Mediengesetz oder Medienregulierung dafür existieren. Dies tut aber absolut Not, zumal man sieht, dass es mit der angeblichen Selbstregulierung der Firmen – wenn man etwa an das Löschen von Inhalten und ähnliches denkt – nicht wirklich funktioniert. Wir brauchen daher Gesetze, die jenen klassischer Medien ähnlich sind, wobei ich durchaus optimistisch bin, dass solche auf absehbare Zeit auch kommen werden.


„BEI ETHIK GIBT ES KEINE HALBEN SACHEN“

„Es ist schlicht absurd, wenn man glaubt, die Wissenschaft ist käuflich und die Wissenschaftler bereichern sich .“ MICHAEL LITSCHKA

Was stimmt Sie so zuversichtlich? Weil auf EU-Ebene der Digital Markets Act sowie der Digital Services Act bereits auf dem Tisch liegen und von den Mitgliedsstaaten diskutiert werden. Selbst wenn davon nur die Hälfte oder gar nur 30  % umgesetzt werden, ginge es noch immer in die richtige Richtung – da sind etwa Vorschläge wie die Etablierung klarer Anlaufstellen drin, an die man sich mit Beschwerden wenden kann, oder wie lange es bis zu einer Löschung von Einträgen maximal dauern darf, oder dass man die

Konzerne – was ich mir freilich eher schwierig vorstelle – dazu zu bringt, zumindest teilweise die Funktionsweise ihrer Algorithmen preiszugeben. Die Ideen sind jedenfalls gut und es ist ja wirklich nicht einzusehen, warum die Konzerne, die Unsummen von Geld verdienen, deren Erbringung nicht schaffen sollen. Wer sich nicht an die Regeln hält, sollte meiner Meinung nach gar kein Geschäft mehr im Land ausüben dürfen – aber wie gesagt, ich glaube, dass strengere Regeln kommen und man das Problem seitens der Politik erkannt hat.

Was würden Sie Medienkonsumenten ganz allgemein empfehlen, um sozusagen heil und vor allem informiert durch den Medien- und Informationsdschungel zu kommen, ohne Opfer von Manipulation jedweder Art zu werden? Indem man sich vor allem aus verschiedenen Quellen informiert! Nicht nur aus dem Internet, auch nicht nur aus den klassischen Medien – und bei den klassischen Medien auch wieder nicht nur aus einem, sondern ebenfalls wieder verschiedenen. Das kann im Übrigen durchaus auch Boulevard sein, aber eben nicht nur Boulevard, der natürlich sehr verkürzt informiert. Es wäre diesbezüglich ja prinzipiell wünschenswert, dass man sich wieder mehr Zeit nimmt, weil große Themen und Zusammenhänge wie Corona, Impfen & Co. eben nicht in einer Tiktok-Aufmerksamkeitsspanne vermittelt werden können. Das dauert. Und man sollte mit offenen Augen durch die Medienlandschaft gehen. Bei manchen Medienhäusern ist eine gewisse Schlagseite ja schon aufgrund der Inhaber offensichtlich – nehmen wir etwa Servus TV: Die machen großartige Natur-Dokumentationen, bei den Nachrichtensendungen hingegen ist eine ganz klare Tendenz unübersehbar, weshalb ich die ZIB II des öffentlich-rechtlichen ORF für die objektive Information vorziehen würde. Und wie bleibt man als Medium bzw. als einzelner Journalist weitest unbeschädigt im ethischen Sinne? Indem man begreift, dass es bei Ethik keine halben Sachen gibt. Ich kann nicht sagen, ich verhalte mich eh ethisch, aber wenn ich einmal einen ökonomischen Vorteil aus einer Situation ziehen kann, nehme ich es damit dann doch nicht ganz so genau. Das ist dann kein ethisches Verhalten mehr – die Ethik muss sozusagen immer Vorrang haben, selbst wenn es mir zum Nachteil gereicht. MFG 11 21

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ANPFIFF In Sachen neuer SC Fußballplatz am Kremserberg wird es ernst. Die städtische Machbarkeitsstudie befindet sich „in der letzten Phase“, wie es aus dem Rathaus heißt. Sie wird, wie man hört, positiv ausfallen.

B

ereits im April titelte die NÖN „Eine neue Heimat scheint gefunden“ und Anfang Mai freute sich der Bürgermeister in einer Presseaussendung „dem ‚Traditionsverein eine gute Perspektive für die Sportler und Funktionäre sowie die Stadt‘ anbieten zu können.“ Auch auf eine Machbarkeitsstudie wurde verwiesen. Weniger glücklich reagierten die Anrainer. Sie fühlten sich überrumpelt, weil sie aus der Zeitung erfahren hatten, dass vor ihrer Haustür eine Fußballanlage kommen soll, „wofür bereits Fotos am Areal geschossen wurden. Das suggerierte, dass das Projekt sowieso fix ist“, erinnert sich ein Vertreter der IG Kremserberg. Die Interessensgemeinschaft gründete sich, um den Anliegen der Anrainer eine Stimme zu geben, die wieder­um

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Stadt und Verein in ihrem Ton als Foul empfanden. Spätestens seit einem ersten persönlichen Treffen des Bürgermeisters mit der IG Ende Oktober scheint aber etwas Ruhe in die Partie gekommen zu sein. Bereits im Vorfeld hatte die IG „bis auf Widerruf“ das aktive Sammeln von Unterschriften zur Erhaltung des Naherholungsgebietes Panoramaweg ruhend gestellt, „bis wir wissen, was jetzt wirklich konkret kommen soll.“ Gut 1.000 Unterzeichner hatten bis dahin ihre Solidarität mit den Forderungen der IG bekundet. Das Gespräch beim Bürgermeister bezeichnen beide Seiten als „konstruktiv“, seitens der IG hat man den Eindruck, „dass der Bürgermeis­ ter unsere Bedenken ernst nimmt und nicht über die Anrainer drüber fahren wird.“ Die Stadt wiederum hat

ein Folgetreffen mit den Anrainern zugesagt, „um ein mögliches Ergebnis der Studie direkt zu diskutieren und diesbezüglich auch offen zu kommunizieren.“ Der Standort Seitens der Stadt möchte man die Herbergssuche für den SC St. Pölten endlich abschließen. Diese dauert bereits mehrere Jahre. Zwar sei im Zuge der Studie auch „eine Sanierung des Bestandsgeländes des SC St. Pölten untersucht“ worden, diese wurde aber „als wenig sinnvoll“ verworfen. Wer die aktuelle Situation des SC vor Ort kennt, kann das nachvollziehen. Zugleich weist die Stadt darauf hin, dass in den vergangenen Jahren auch „andere Standorte im Osten oder im Norden St. Pöltens auf ihr Potential überprüft wurden“,


TEXT: SASCHA HAROLD | FOTOS: HARRY PARZER, STOCK.ADOBE.COM

aber ein Fußballplatz bedürfe „einer Vielzahl an Kriterien. Die Variante beim Wirtschaftshof erfüllt alle in der ersten Phase relevanten Anforderungen“, vom Platzangebot bis hin zur Verkehrsanbindung. Dabei war der WirtschaftshofStandort definitiv nicht die erste Wahl. Ursprünglich galt der brachliegende Sturm 19-Platz als gesetzt. Deshalb wirkte 2019 auch SC Obmann Erich Sumetsberger gegenüber dem KURIER einigermaßen konsterniert, als er von einer anderen Nutzung des Areals erfuhr, weil es „die fixe Zusage des Bürgermeisters gab, dass wir auf den Sturm 19-Platz übersiedeln werden.“ Woran der Fußballplatz dort genau gescheitert ist, darum ranken sich verschiedene Mythen – eine geht so, dass sich zunächst Sturm 19 und der SC nicht einigen konnten. Eine andere, dass dem SC kein Vorschlag der Stadt recht war. Die dritte, dass der Stadt irgendwann der Geduldsfaden riss und sie Fakten schuf, die noch heute gelten: „Das ehemalige Gelände des FC Sturm 19 soll im dortigen, verdichteten Wohngebiet als Park genutzt werden und zur Naherholung dienen, weshalb dieses Areal nicht mehr infrage kommt.“ Der Blick fiel wieder auf den Kremserberg. „Das verstehen wir bis heute nicht – bei uns am Kremserberg wird ein ausgewiesenes beliebtes Nacherholungsgebiet zum Sportplatz, während der bereits als Sportplatz gewidmete Sturm 19-Platz zum Park wird“, räumt ein Anrainer ein, „ganz abgesehen von den Windverhältnissen hier oben – da bleibt ja nicht einmal der Ball am Elfmeterpunkt liegen“, fügt er schmunzelnd hinzu.

„Potentielle Auswirkungen auf die Anrainer stellen einen wesentlichen Aspekt der Machbarkeitsstudie dar.“ MAGISTRAT ST. PÖLTEN

SC ST. PÖLTEN & STADION NEU

Der SC Landhaus St. Pölten wurde 1913 gegründet und zählt zu den Traditionsklubs der Stadt. Aktuell hat er 160 aktive jugendliche und 40 erwachsene Fußballer, es werden acht Mannschaften geführt. Eine Sanierung des alten Platzes wurde im Zuge der Machbarkeitsstudie verworfen. Der neue Platz soll über ein Hauptspielfeld, einen Trainingsplatz, Kantine, Tribüne und weitere Infrastruktur verfügen.

herrscht vielleicht das größte Missverständnis. Die Stadt betont nämlich, dass das für die Sportanlage vorgesehene Areal ja seit jeher „eine Erweiterungsfläche für den Wirtschaftshof“ gewesen sei. Kurzum: Dass es über kurz oder lang verwertet wird. Zugleich verspricht man, dass im Falle der Umsetzung „in jedem Fall der Panoramaweg natürlich nicht verbaut werden würde und der Bau auch keine Auswirkung auf den Blick über St. Pölten hätte.“ Doch die Bewohner betrachten das gesamte Areal als Naherholungsgebiet – also inklusive Wiesen, Felder, Panorama Richtung Westen, wie es auch in diversen Foldern der Stadt beworben wird. All dies sieht man nun gefährdet, zumal Pläne kursieren, die ein maximales Ausnutzen der Erweiterungsfläche und damit ein maximales Heranrücken der Sportanlage an die Siedlung nahelegen. Seitens der Stadt hält man fest, dass „die erwähnten Pläne von Dritten angefertigt wurden und nichts mit der Machbarkeitsstudie zu tun haben.“ Dies wiederum schürt die

Das Naherholungsgebiet Tatsächlich fürchten die Anrainer aber allen voran um den Verlust des „Naherholungsgebietes Panoramaweg“. Und genau in diesem Punkt

ABSCHIED? Der Panoramaweg soll erhalten bleiben, das Gebiet aber der neuen Sportanlage des SC weichen. MFG 09 21

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ANPFIFF

„Würde ein Grundstückstausch gelingen, müsste der Platz nicht soweit an die Siedlung heranrücken und es blieben zum Siedlungsgebiet hin Grünflächen und Felder bestehen.“

KOLUMNE BEATE STEINER

IG KREMSERBERG

Hoffnung in der Gartenstadt auf eine Art Pufferzone zur Siedlung, zumal auch das Wort „Grundstücks­ tausch“ in letzter Zeit herumgeistert. „Es gibt ja viele Felder oben rund um den Wirtschaftshof und das vorgesehene Grundstück der Stadt. Würde hier ein Grundstückstausch gelingen, müsste der Platz nicht soweit an die Siedlung heranrücken und es blieben zum Siedlungsgebiet hin Grünflächen und Felder bestehen. Die Fußballanlage wäre weiter weg, was Lichtverschmutzung und Lärm reduzieren und keinen Anreiz für zusätzlichen Verkehr schaffen würde“, hofft man seitens der IG. Die Stadt ging auf eine diesbezüglich konkrete Frage zum Thema „Grundstückstausch“ nicht näher ein.

KAFFEEHAUS-ERLEUCHTUNG

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Kompromisse Gerade die Themen Verkehr, Lärm und Licht sind abseits des Naherholungsgebiets klarerweise die Hauptas­ pekte, die den Anrainern Sorgenfalten bereiten. Diesbezüglich beruhigt die Stadt und verweist auf die Machbarkeitsstudie. „Bei der Studie handelt es sich ja nicht nur um eine Analyse der technischen Umsetzung des Standortes, sondern auch um Untersuchungen zum

ABSCHIED 2. Die Tage des SC Platzes in der Plochbergerstraße scheinen gezählt zu sein. Thema Lärm- und Lichtschutz in Anbetracht der nächstwohnenden Anrainer. Potentielle Auswirkungen auf Anrainer stellen einen wesentlichen Aspekt der Machbarkeitsstudie dar.“ Letztlich gehe es darum „eine – für alle Beteiligten – bestmögliche Lösung zu finden“ und einen Spagat zwischen den verschiedenen Interessen, die in einer Kommune vorherrschen, zu schaffen. Wie heißt es so schön: Ein Spiel dauert 90 Minuten und am Ende gewinnen immer die Deutschen. Wenn man sich in diesem Match auf ein faires Remis einigt, gehen wohl alle als Sieger vom Platz.

TRANSPARENZHINWEIS 1 Chefredakteur Johannes Reichl ist Anrainer der Gartenstadt Kremserberg, aber nicht in der IG Kremserberg aktiv. Der Artikel wurde aus Gründen der Objektivität und Äquidistanz an den in Wien lebenden Redakteur Sascha Harold vergeben.

FOTO STOCK.ADOBE.COM

Faszinierend, was der Mann alles weiß. Aufregend, wie er sein Wissen mit lauter, kräftiger Stimme am Kaffeehaustisch in St. Pölten verkündete. Dankenswerterweise hat er nicht nur seine Kollegen, sondern auch mich an seinen leidenschaftlich vorgetragenen Überzeugungen teilhaben lassen – ich saß am übernächsten Tisch und konnte gar nicht mehr weghören. Der Mittvierziger ist kompetenter Mediziner und Virologe und erklärte in verständlichen Worten, was er glaubt, dass ein Impfstoff gegen Covid 19 mit unserem Immunsystem macht. Er ist selbstverständlich auch Mathematiker und Statistiker und interpretierte gekonnt Zahlen, die er in leicht erfassbaren Medien und in fantasievollen Kommentaren gelesen hatte. Keine Frage, dass sich der Mensch auch beim Fußball auskennt und pädagogisch bewandert ist: „Mein Burli macht, was ich ihm sag‘. Weil er weiß, dass ich recht hab‘ und nur das Beste für ihn will.“ Nach diesem Kaffeehausbesuch mit realistischem Einblick in die Welt der kognitiven Verzerrungen ist mir schlagartig bewusst geworden, warum die Pandemie bereits im Sommer mit bunten Bildern als beendet plakatiert wurde: Wenn unser Bildungssystem mit Nachhilfe von leicht zugänglichen Medien solche Koryphäen schon nach dem Pflichtschulabschluss hervorbringt, warum sollten dann unsere Politiker bei ihren Entscheidungen auf Experten hören, die ja eindeutig die unpopuläre Fachmeinung der universitären Blase vertreten – und nicht die Überzeugung des erleuchteten faktenresistenten Wahlvolks?

TRANSPARENZHINWEIS 2 MFG hätte natürlich auch gerne SC St. Pölten Obmann Erich Sumetsberger zu „seinem“ möglichen neuen Fußballplatz befragt, leider kam trotz mehrfacher Versuche und Zusage kein Gespräch zustande: Sumetsberger spielt klassisches italienisches Catenaccio. Unter anderem hätte uns interessiert, welche Hoffnungen er auf den neuen Standort setzt, warum es aus dem Sturm 19 Platz nichts wurde, was seine Meinung zum Standort beim Wirtschaftshof geändert hat, über den er 2019 gegenüber dem Kurier noch meinte „Das ist wie hinter einem eisernen Vorhang abgetrennt. Die Eltern sollen ja keine Angst haben, wenn die Kinder in der Finsternis heimgehen“, wie schwierig es in Zeiten allgemeinen Fußball-Vereinesterbens ist, einen Fußballklub erfolgreich zu führen und welche Maßnahmen der SC als potenzieller neuer Nachbar der Gartenstadt im Sinne friedlicher Koexistenz setzen wird bzw. umgekehrt welche er sich von den Bewohnern dort wünscht.


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SANKT CAMP

Wie entsteht in 25 Jahren aus einem Studiengang ein Campus mit tausenden Studierenden? Wenn wir auf die unterschiedlichen Studiengänge blicken, erkennen wir viel über die Entwicklung der Fachhochschule an sich. Da spielten Strategien eine entscheidende Rolle, aber gelegentlich auch der Zufall. Ganz zu Beginn, im Jahr 1993, mussten sich die Initiatoren erst mal überlegen, mit welchem Thema sie einen Fachhochschul-Studiengang ins Leben rufen wollten. Die Wahl fiel auf „Telekommunikation und Medien“ – im Jahr 1996 durchaus ein 28

Mit dem neuen Campus macht St. Pöltens Fachhochschule einen gewaltigen Sprung nach vorne: Tausende Studierende gehen ein und aus, Forschungsergebnisse sorgen für internationales Renommee. Geschäftsführer Gernot Kohl spricht über den Weg dorthin und den zunehmend bedeutenden Bildungsstandort St. Pölten. Thema, das nicht so selbstverständlich war wie heute. Jedenfalls hatte das Thema Potential, aus der Vertiefungsrichtung „Medienwirtschaft“ entstand ein eigener Studiengang, daraus dann viele weitere. Als wir 2005 mit IT-Security loslegten, mussten wir die Gutachter anfangs noch

überzeugen, dass das ein Thema ist, das bleibt, keine Modeerscheinung. Aus den diversen Studiengängen entwickeln sich laufend Kooperationen mit der Wirtschaft. Ich denke etwa an die Firma Kapsch, die intensiv mit uns zum Thema Netzwerktechnik kooperiert und forscht. Diese


TEXT: MICHAEL MÜLLNER | FOTOS: PETER RAUCHECKER, MARTIN LIFKA, SEVERIN WURNIG, KONRAD KAISER/ÖBB, KEVIN LOIGGE

US

GERNOT KOHL. Als er über seine spätere Frau St. Pölten kennenlernte, hätte er nie gedacht, eines Tages hier glücklich zu leben. 2001 begann er als Lehrbeauftragter und Qualitätsmanager an der FH, seit 2004 führt er erfolgreich ihre Geschäfte.

DIE GESCHICHTE HINTER DER GESCHICHTE

Firma hat in unmittelbarer Nähe zu uns eine Niederlassung eröffnet – das ist sicher kein Zufall, hier wird die Nähe zur FH gesucht, daraus entstehen Praktika für Studenten, gemeinsame Forschungsprojekte und Jobs für Absolventinnen und Absolventen. Wir denken nicht nur in Studiengängen, sondern auch an die Anwendung des Wissens in der Wirtschaft – und wir wollen einen Mehrwert für die Gesellschaft liefern, indem wir uns als Akteur beim Wissenstransfer sehen, etwa wenn wir jährlich beim Security Day hunderte Schülerinnen und Schüler aus ganz Österreich zum Thema IT-Sicherheit sensibilisieren.

Ich entschied mich während meines Zivildienstes, das zuvor begonnene Studium in Wien sein zu lassen, und auf die FH St. Pölten zu wechseln. Dort ging erstmals ein Studiengang namens „Medienmanagement“ an den Start. Einer der wohl beliebtesten Lektoren: Gernot Kohl. Heute noch denke ich an ihn, wenn ich mir aus einem Magazin einen spannenden Artikel rausreiße, um ihn später in Ruhe zu lesen. „Zeit- und Selbstmanagement“ war eines der Fächer, welches mir heute noch das Leben erleichtert. In Qualitätsmanagement und BWL zeigte uns der frühere Consulter dann etwas von seiner Zahlenliebe – kein Wunder, dass er die Geschäftsführung der FH seit Jahren im Griff hat. Ich erinnere mich noch, wie wir als Studierende ihn ermunterten doch bitte den Job als interimistischer Studiengangsleiter und dann als Geschäftsführer anzunehmen. Menschlich wie fachlich war er uns rasch ans Herz gewachsen und hatte für unsere „klugen“ Ideen zur Weiterentwicklung des Standorts immer ein offenes Ohr. Zwanzig Jahre später traf sich unser Jahrgang wieder, stolz präsentierte er uns „seine“ FH. Auch die abgebrühten MedienmanagerInnen der ersten Stunde, viele national und international top unterwegs, waren beeindruckt. Und ja, ein bisschen neidisch sind wir auch auf die Kolleginnen und Kollegen von heute. Wobei, die Villa-Partys damals, die waren schon legendär.

Nachwuchsförderung betreibt die FH St. Pölten auf unterschiedlichen Ebenen. Ein Ansatz ist der Creative Pre-Incubator. Dabei können Studierende auf die unterschiedlichen Kompetenzen innerhalb der FH und weiteren Experten zugreifen um ihre Ideen reifen zu lassen bzw. sie zurMarktreife weiterzuentwickeln. Am Ende des Prozesses kann der Schritt in die Selbständigkeit stehen oder sogar ein Spin-off von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der FH. Unterscheidet diese „Anwendbarkeit“ des Wissens eine Fachhochschule von der klassischen Universität und liegt darin auch das wesentliche Merkmal des Selbstverständnisses? Forschung hat bei uns einen großen Stellenwert, aber nicht um den Selbstzweck willen. Natürlich ist es schön, wenn etwas in renommierten Fachzeitschriften publiziert wird. Aber es geht uns richtigerweise um die anwendungsorientierte Forschung, die Forschungsergebnisse sollen einen konkreten Nutzen für die Gesellschaft haben und für Unternehmen vermarktbar sein. Typisch für Fachhochschulen sind die sogenannten Josef Ressel Forschungszentren, die Hälfte der Finanzierung stellen private Firmen, die in diesen Zentren mitforschen. Ein Anwendungsbeispiel ist etwa die Frage, wie kann eine Firma schon MFG 11 21

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frühzeitig erkennen, dass sie gerade Opfer eines Hackerangriffs wird. Da ist natürlich das Forschungsziel, dass man ein Produkt schafft, das die beteiligten Firmen dann am Markt verkaufen können – sonst würde die Kosten-Nutzen-Rechnung der Privaten ja nicht aufgehen, die an diesen Zentren mitwirken. Macht die Akademisierung mancher Berufsfelder wirklich Sinn, etwa bei Diplompflegekräften? Diese Frage hatten wir früher auch beim Studiengang Physiotherapie, der seit 2007 bei uns angeboten wird. Anfangs waren die Unterschiede im Curriculum zu früher gering, aber mit der Zeit hat sich das weiterentwickelt und die Umstellung hat sich jedenfalls bewährt. Heute entstehen aus diesem Studiengang auch international anerkannte

NDU

1.250 Absolventinnen und Absolventen hat die New Design University seit ihrer Gründung 2004 bereits hervorgebracht. Aktuell trifft man in den fünfzehn Studien- und Lehrgängen auf 600 Studierende. „Unsere Expertise im Spannungsfeld von Gestaltung, Technik und Wirtschaft macht unser Bildungsangebot im deutschsprachigen Raum einzigartig“, stellt Rektor Herbert Grüner fest. Die Privatuniversität der Wirtschaftskammer NÖ und des WIFI NÖ verbindet Theorie und Praxis und legt großen Wert auf persönliche Betreuung der Studierenden. Ab Herbst 2022 startet der Bachelorstudiengang „Design digitaler Systeme – IoT“.

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VORZEIGEPROJEKT. Das neue Gebäude ist nicht nur ein Zubau, es hat die Grundlagen für Arbeiten, Forschen und Studieren auf Weltklasse-Niveau gehoben.

Forschungsprojekte, beispielsweise zur Gangbildanalyse. Videogestützt analysiert man dabei den Gang der Person und kann so diagnostische Rückschlüsse ziehen. Aber zurück zur Pflege. Das Curriculum ist ja weiterhin großteils österreichweit einheitlich vorgegeben, da man mit der Ausbildung ja auch eine konkrete Berufsberechtigung erlangt. Unser Studiengang ist erstmals 2015 mit 74 Studierenden gestartet, heuer haben wir schon 185 Plätze, man kann zwei Mal im Jahr die Ausbildung starten. Der Mangel an Arbeitskräften in der Pflege soll auch dadurch entschärft werden. Uns geht es aber auch darum, die Berufsfelder der Zukunft schon jetzt mitzudenken. Wir bieten deshalb im Vollzeitstudium „Gesundheits- und Krankenpflege PLUS“ neben aktuellen pflegewissenschaftlichen Kenntnissen als Vertiefung auch das Themenfeld der präklinischen Versorgung an. Das entspricht etwa dem Berufsbild des Rettungs- und Notfallsanitäters und diesem Bereich wird in Zukunft eine große Bedeutung zukommen, wenn wir beispielsweise an die entstehenden Primärversorgungszentren denken oder das Forschungsprojekt „Acute Community Nursing“, bei dem es vereinfacht gesagt um die Frage geht, ob wirklich immer ein Notarzt geschickt werden muss, oder ob andere Fachkräfte nicht besser geeignet wären, den tatsächlichen Bedarf abzuklären.

Knapp 9.000 Absolventen hat die FH St. Pölten in 25 Jahren hervorgebracht. Aktuell sind 3.700 Studierende inskribiert. 400 hauptberufliche Lektorinnen und Lektoren sowie 1.000 nebenberufliche Lehrbeauftragte unterrichten in 26 Studiengängen. Die Fachhochschule ist zum Wirtschaftsfaktor geworden. Wer im Hochschulbereich angestellt ist, berichtet oft von Unsicherheit und prekären Arbeitsverhältnissen. Wie unterscheidet sich die FH St. Pölten als Arbeitgeber von Universitäten? Wir sind Arbeitgeber für 1.400 Personen. 2020 wurden wir im Bereich Bildung und Forschung als bester Arbeitgeber ausgezeichnet, insgesamt kamen wir auf den 10. Platz von 300 Teilnehmern. Wir punkten sicher mit Flexibilität, weil wir nicht so reglementiert sind wie Universitäten. Im Prinzip entscheiden wir frei, wie jedes Privatunternehmen, über die Konditionen der Arbeitsverhältnisse. Wir können auch mehr Sicherheit bieten, auch wenn es projektbezogene Jobs sind, die für eine gewisse Dauer geschaffen werden. Ich denke etwa an einen früheren Junior Researcher, der bei uns Karriere gemacht hat, Doktorat, Habilitation, jetzt ist er am Weg zur Weltklasse in seinem Forschungsfeld. Bei den nebenberuflichen Lektorinnen und Lektoren sind wir ja nicht das Hauptstandbein. Es geht ja gerade darum Leute aus der Pra-


SANKT CAMPUS

xis zu holen, die eben nur nebenbei unterrichten – und dies oft nicht nur aus finanziellen Überlegungen, sondern weil sie den Austausch mit Studierenden suchen und es aus Leidenschaft machen. Mit 400 Hauptberuflichen zählt man wohl zu einem der größten Arbeitgeber in der Stadt. Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Bedeutung der Fachhochschule? Wir zahlen rund 500.000 Euro Kommunalsteuer jährlich, also wird unsere wirtschaftliche Bedeutung schon spürbar sein. Die sogenannte Umwegrentabilität ist natürlich gewaltig. Denken wir nur an all die Kolleginnen und Kollegen, die nach St. Pölten gezogen sind und hier ihren Lebensmittelpunkt gegründet haben. Dazu viele Menschen, die aus der ganzen Welt kommen und für ein paar Jahre hierherziehen – manche Forschungsgruppen haben als Arbeitssprache Englisch, weil wir so international sind. Mit unserem neuen Campus haben wir auch großartige Voraussetzungen, um die Studenten herzulocken, nicht nur zur Anwesenheitspflicht, sondern auch um gemeinsam an Projekten zu arbeiten und die Labore zu nutzen. Der neue Campus wurde als Public-Private-Partnership umgesetzt. Das heißt, die Stadt St. Pölten hat als Eigentümerin Finanzierung, Bau und Betrieb des Gebäudes für 25 Jahre ausgeschrieben. Warum gefällt Ihnen dieses Modell so? Die Eigentümerin hat einen Fixpreis, sie weiß genau, wieviel sie die nächsten 25 Jahre für den Campus zahlt. Weil diese private Firma Errichtung und Betrieb verantwortet, ist ein nachhaltiges Projekt sichergestellt. Alle Beteiligten denken langfristig, Investitionen beispielsweise in Energiesparen amortisieren sich rasch und sind zum Vorteil aller. Es war

ÖBB BILDUNGSCAMPUS

287 Millionen Fahrgäste hatte die ÖBB im Jahr 2020. Für ihre knapp 42.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – aber auch für externe Kunden – bietet die ÖBB 150 verschiedene Aus- und Weiterbildungen an. Rund 23.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer pro Jahr werden dazu in Wien – und ab April 2022 auch in St. Pölten – geschult. Die Gebäudehülle des ÖBB Bildungscampus ist fast fertig, die Außenlage wird gerade hergestellt. Am Eisenbahn-Areal beim Kollerberg entstehen an die 50 Seminar- und Übungsräume sowie Übungshallen, beispielsweise für Tunnel-Reality-Übungen und den Gleisbau. Bis zu 500 Personen werden täglich geschult, ein eigener Nächtigungstrakt mit 240 Zimmern auf Hotel-Niveau ergänzen den klima:aktiv zertifizierten Bau um rund 75 Millionen Euro. Naheliegend, dass auch eine eigene Bahn-Haltestelle namens „St. Pölten Bildungscampus“ bereitsteht, um die Schulungsteilnehmer ans öffentliche Verkehrsnetz anzubinden. Die bisherige Ausbildungsstätte in St. Pölten-Wörth wird stillgelegt.

sehr klug, dass die Stadt nicht das erste Angebot angenommen hat, sondern die Ausschreibung nochmals durchgeführt hat. Da kamen dann plötzlich attraktive Angebote und ich bin mir sicher, dass es eine gute Lösung für die Eigentümerin, also die Stadt St. Pölten ist, aber auch für uns, als Fachhochschule, weil wir uns auf unsere eigentlichen Tätigkeiten konzentrieren können und nicht auf das Betreiben eines so großen und technisch komplexen Gebäudes. Nach dem Baustart 2019 wurde der „Campus der Zukunft“ im Oktober 2021 eröffnet. Der neue Gebäudeteil dockt wie ein „Schwesternbau“

an das „alte“ Gebäude an und bietet Studierenden und Mitarbeitern modernste Rahmenbedingungen. Mensa, Bibliothek, Seminarräume und Hörsäle, das alles erwartet man in einer Hochschule. St. Pöltens FH kann aber auch mit Hightech aufwarten, das nicht alltäglich ist: ein erstklassiges Videostudio, ein eigener Radiosender und unzählige Labore aus allen Studienbereichen sorgen für perfekte Voraussetzungen. Was soll die Zukunft für die St. Pöltner FH denn bringen? Wenn ich ein Bild male, wie die Gegend rund um unseren Campus in zwanzig Jahren ausschaut, dann sehe

„Es geht darum, Berufsfelder der Zukunft schon jetzt mitzudenken.“ GERNOT KOHL, FH ST. PÖLTEN MFG 11 21

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SANKT CAMPUS

ich auf diesem Bild viel mehr als unseren jetzigen Campus. Ich erwarte ein Areal für Start-up-Firmen, ich sehe Co-Working-Spaces beispielsweise am ehemaligen GlanzstoffAreal. Auch ein Forschungszentrum, ganz unabhängig von der FH, wäre eine naheliegende Entwicklung. Viele hoffen, dass Bildungsstandorte das Image der Stadt nachhaltig verändern. Aber nach wie vor fragen mich ehemalige Studienkollegen, warum in St. Pölten absolut nichts los sei. Wie wirkt sich das Image der Stadt auf die FH aus? Mich fragt man oft, wo denn unsere 3.700 Studierenden sind, weil man sie nicht in den Kaffeehäusern der Innenstadt sieht. Dazu muss man wissen, dass ein großer Teil berufsbegleitend studiert – selbst wenn man die in der Innenstadt sieht, würde man sie nicht zwangsläufig als Studenten erkennen. Diese Zielgruppe wünscht sich wohl eher leistbare Hotels für ihre Blocktermine, als hippe Lokale zum Fortgehen. Ein großer Teil unserer Studierenden kommt wegen des Studieninhalts zu uns – die entscheiden sich bewusst für ein Thema, bei dem wir eben einen sehr guten Ruf haben. Für diese ist der Standort per se nicht sehr relevant. Anders ist es bei jenen, die schon aus der Gegend rund um St.

BERTHA VON SUTTNER PRIVATUNIVERSITÄT

Mit einer Handvoll Studierender begann die Suttneruni 2019, zum dreijährigen Jubiläum hält man bei 200 Studierenden und sieben Studiengängen. Das gesamte Angebot ist für berufsbegleitendes Studieren ausgelegt, in der Regel finden an einem Wochenende im Monat Präsenzveranstaltungen als Ergänzung zum E-Learning statt, wobei man räumlich am Campus der FH St. Pölten untergebracht ist. Inhaltlich drehen sich die Studiengänge um die Bereiche Psychotherapie, „Soziale Arbeit“ und „Inklusive Pädagogik“. Ab dem Herbst 2022 soll ein neuer Bachelorstudiengang „Menschzentrierte Digitalisierung“ starten. Auch in der Forschung ist man aktiv, ein Forschungsprojekt beschäftigt sich etwa mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Menschen mit Behinderungen.

GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN. Der Campus soll Studierende einladen länger zu bleiben. Projektbesprechungen, gemeinsame Ideen schmieden, Freundschaften pflegen.

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Pölten sind. Die beschäftigen sich eher damit und überlegen, ob sie hier studieren oder doch wegziehen. „St. Pölten ist St. Pölten“, fasst es Lukas Kroisenbrunner zusammen. Der Lilienfelder ist im Vorsitzteam der Studierendenvertretung und kennt sowohl die Meinungen der Studentenschar, als auch St. Pöltens altes Leid mit seinem Image. Die Entwicklung der letzten Jahre sei unbestritten herzeigbar, aber gerade im Freizeitsektor würden sich die Studierenden mehr Angebot wünschen. Auch wenn die attraktive Innenstadt zu Fuß in wenigen Minuten erreichbar sei, rund um die FH und ihre Studentenheime gebe es genug Luft nach oben. Er ist überzeugt, dass sich die Reputation der FH insbesondere bei den jugendlichen Schülern zuletzt massiv verbessert hat. Immer mehr würden mittlerweile ein Studium in St. Pölten in Betracht ziehen – und nicht wie früher fast selbstverständlich das Weite suchen. Schafft die schnelle Zugverbindung nach Wien auch Konkurrenz für die Partystadt St. Pölten? Mit dem Zug ist man nach der FH auch schnell wieder daheim und geht dann dort fort. Wir sehen, dass attraktive Zugverbindungen unser Einzugsgebiet deutlich vergrößert haben, das ist ein massiver Vorteil für uns. Aber ja, heute sind wohl weniger Wiener in St. Pöltner Studentenheimen, als früher. Ich bin aber auch überzeugt, dass es am Angebot liegt. Vor Corona gab es Veranstaltungen, die von Studierenden sehr gut angenommen wurden. Es ist ja klar, wenn ich mich am Abend mit Gleichgesinnten treffen möchte, dann ist der Gemeinschaftsraum in einem Studentenheim attraktiv – da sind sicher andere Leute von der FH und die Getränke sind günstig. Entscheidend ist wohl das Angebot an Studierende, sich in Lokalen untereinander treffen zu können. Ich denke gerne an Clubbings in der FH-Aula zurück, 900 Studierende, super Stimmung – hoffentlich ist das bald wieder möglich!


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FOTOS: STOCK.ADOBE.COM, SIRLINGER, BÜHNE IM HOF

„VIVA LA REVOLUCIÓN“

KOLUMNE THOMAS FRÖHLICH

NOSTALGISCH „Nostalgia is a weapon.“ (Douglas Coupland). Im Film „Last Night in Soho“ geht die 60ies-Verliebtheit der Protagonistin so weit, dass sie mittels einer Zeitreise im von ihr geliebten Jahrzehnt landet. Dort wird sie erst vom Glamour einer untergegangenen Ära geblendet, um hernach schmerzlich herauszufinden, dass nicht alles Gold war, was immer noch glänzt: Nostalgie als gefährlicher und gleichzeitig verführerischer Eskapismus, wenn man so will. Und doch verhält sich Nostalgie zur tatsächlichen Wirklichkeit oftmals als notwendiges Mittel zur Psychohygiene, um etwa an einer erbärmlichen Situation nicht komplett zu verzweifeln. Nähert sich die Realität in stinkenden Jogginghosen, kann sich ein Blick in die Garderoben verstorbener Dandies als durchaus heilsam erweisen. Und imaginiert eine französische Schnitzler-Verfilmung aus dem Jahre 1950, „La Ronde“, ein nebelund geigenverhangenes Wien der Jahrhundertwende, so lässt es sich nach dem Genuss derselben leichter aushalten, wenn einem ein von smartem Elektrosmog Getriebener, gleichsam als kulturelle Bereicherung, blind & wütig vor die Füße spuckt. Der Musiker Peter Hamill etwa meint: „Nostalgia … is an ache for something that did exist. It involves an almost fatalistic acceptance of the permanent presence of loss.“ Dies über eine schlecht erzählte Gegenwart zu stellen ist vielleicht sogar ein Gebot der Stunde, in der sich die verlogenen Dreistigkeiten der Bewohner der Echokammern mit jenen der Staatsträger (und deren ausgetrommelten Denkverboten) die Waage halten. Man darf ruhig auch Selbstschutz dazu sagen.

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a staunte selbst die ehemalige kubanische Botschafterin in Österreich nicht schlecht. „Eine solche Foto-Sammlung gibt es nicht einmal in Kuba selbst.“ Tatsächlich hat Thomas Schorn über die Jahre mehr als hundert original Abzüge verschiedenster kubanischer Fotografen, darunter etwa auch das berühmte „Che“-Porträtfoto von Alberto Korda, zusammengetragen. Diese sind im Stadtmuseum im Rahmen der Austellung „Kuba Revolution

– Bilder und Fotografien aus der Sammlung Schorn“ ebenso zu sehen wie etwa eine Kamera des legendären Revolutionsfotografen Perfecto Romero (im Bild mit Schorn) oder frühe Schriftstücke von Ernesto „Che“ Guevara und Fidel Castro. Gestaltet hat Schorn die Ausstellung gemeinsam mit seinem Vater Hubert, der seinerseits die Größen der kubanischen Revolution in seinem typischen, an POP Art orientierten Schorn-Stil portraitiert hat.

„DES W IRD S C HO W IEDER!“

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iesen Slogan hat man in der Bühne im Hof dem Frühlingsprogramm und dessen Präsentation, die kurz vor dem neuerlichen Lockdown stattfand, vorangestellt. Wenig verwunderlich, dass die Präsentationen allerorts vom schnöden Herableiern der Programmpunkte immer öfter zu philosophischen Grundsatz-Ausflügen in Sinn und Zweck von Kunst mutieren. Ihre Einschränkung schärft den Blick für ihre Notwendigkeit und macht ihre Absenz schmerzlich bewusst. Trotzdem bleibt man in der Bühne optimistisch. „Da wir überzeugt sind, dass Kultur uns allen guttut, machen wir weiter. Und wollen Menschen unsere Bühne zur Verfügung stellen, die den Menschen im Saal was geben, und unseren Saal

offen halten für Menschen, die denen auf der Bühne was geben. Und da wir überzeugt sind, dass genau das uns allen guttut, gehen wir mit sehr viel Engagement und Freude an unsere Arbeit, und mit noch mehr Herz und Hirn.“ Ein Blick aufs Programm unter www.buehneimhof.at bestätigt das eindrucksvoll. Es wird scho wieder!


FESTSPIELHAUS ST. PÖLTEN / BÜHNE IM HOF

MITTEILUNGSBEDÜRFTIG

#weihnachten2021 #nostress

YOU CAN‘T HURRY LOVE ... ... Gemeinsame Zeit ist das wertvollste Geschenk! Eine sehr spezifische Form der Kommunikation pflegen „Ohne Rolf“. Die zwei Schweizer, mittlerweile Dauergast in der Bühne, sind nämlich Kabarettisten ohne Stimme. Also Stimmen haben sie schon, aber sie sprechen nicht. Also, sie „sprechen“ eigentlich schon, aber nicht laut, sondern kommunizieren über beschriebene Plakate und erzeugen damit aberwitzige Dialoge. Im neuen Programm „Seitenwechsel“, das sie am 19. Dezember präsentieren, schreiben sie etwa über die Relativität des Todes und die Unsterblichkeit der Kunst – und das ist herrlich witzig. So wie übrigens, ein kleiner Insidertipp, ein Besuch auf ihrer Homepage www.ohnerolf.ch! Sie werden es lieben – versprochen!

Tipps für #qualitytime im Festspielhaus St. Pölten: 21 JAN 2022 Quinteto Astor Piazzolla Musik/Tango Nuevo

28 JAN 2022 José Montalvo: Gloria (Foto) Tanz

03 FEB 2022 Dobet Gnahoré Musik/Afropop FOTO José Montalvo: Gloria © Patrick Berger

25 MÄRZ 2022 Eun-Me Ahn: Dragons Tanz

02 & 03 APR 2022 Hubert von Goisern Musik/Alpenrock/Global

Etwas mitzuteilen hat auch Stefan Waghubinger am 27. Jänner in „Ich sag‘s jetzt nur zu Ihnen“. Freilich auf seine ganz eigene Weise wie die Wiener Zeitung staunte: „Da hat einer viel zu sagen, ohne allzu viele Worte darüber zu verlieren.“ So parliert er über das Leben, begegnet Plüschelefanten und antiken Göttern, schießt auf Rasenroboter oder gewinnt gegen sich selbst beim Monopoly. Manchmal wirkt das böse, aber immer komisch, bisweilen zynisch doch zugleich warmherzig. Wie formuliert es Waghubinger: „österreichisches Jammern und Nörgeln, aber mit deutscher Gründlichkeit!“

www.buehneimhof.at Infos: www.festspielhaus.at | Tickets: www.festspielhaus.at

/festspielhaus |

/FestspielhausSTP MFG 11 21

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DER GROSSE VERNETZER

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inige der alten Möbel sind vom alten Büro her mitübersiedelt – etwa Tisch und Stühle aus durchsichtigem Plexiglas, die mir schon damals ins Auge gestochen sind, oder jener vermeintliche Marshall-Verstärker, der sich bei näherem Hinsehen als getarnter Kühlschrank entpuppt. Die zwei großen Teufel-Boxen daneben sind dafür echt, ebenso wie der Plattenspieler. Beides nicht etwa irgendwelche hip-

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Bei unserem letzen Treffen vor sechs Jahren blickten wir noch in den romantischen Südpark hinaus und ich beneidete Fred Kellner, damals Leiter der Musik- und Kunstschule, klammheimlich um das wohl schönste Büro der Stadt in der mondänen, ehemaligen Voith-Villa. Mittlerweile ist der Kulturmanager in den zweiten Stock des ehemaligen KarmelitinnenKlosters mitten in der City, Prandtauer Straße 2, umgesiedelt und hat seit 1. Jänner einen neuen Job: Leiter des Bereichs für Kultur und Bildung am Magistrat St. Pölten, im Volksmund altmodisch nach wie vor als „Kulturamt“ geläufig.

pen Vintageteile, sondern Bekenntnis des viele Jahre als Pianist und Sänger tätigen Kellner zu gutem Sound, weshalb er selbst in digitalen Streamingzeiten der guten alten Schallplatte die Treue hält. Wenig verwunderlich, dass daher auch „musik. stp“ auf Vinyl erschienen ist! Let it flow Der Sampler, welcher ausschließlich St. Pöltner Musiker vereint, steht

dabei in gewisser Weise exemplarisch für Kellners Grundverständnis in Sachen Kulturförderung, das vor allem zwei Fluchtlinien zu folgen scheint: „Let it flow“ und „get connected“! So ist St. Pölten seit einigen Jahren in Sachen Kultur ein derart brodelnder Hotspot, „dass es vor allem darum geht unterstützend mitzuhelfen, die großartigen Ideen zu verwirklichen.“ Kellner versucht dabei – Red Bull lässt grüßen – ein bisschen Wind unter die Flügel der Kreativen zu bringen, damit diese abheben und ihre Projekte umsetzen können. Wie immer geartete Standesdünkel „wer oder was gefördert wird“ im Sinne „das ist Kunst, das ist Schrott“ gibt es nicht. „Es klingt vielleicht platt – aber es sind wirklich alle Künste wichtig, das ganze breite Feld kreativer Betätigung.“ Und – vergleichbar zum Breitensport – geht es primär nicht um die


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: MATTHIAS KÖSTLER

Exzellenz-Förderung, die es natürlich auch gibt, sondern darum, das kreative Potenzial und Tun der Bürger im Allgemeinen zu unterstützen. Dies kann in Form von Cash passieren, wenn man an diverse Basissubventionen für Vereine und Kollektive sowie Einzelprojekte denkt, ebenso aber auch in Form von Sachförderungen bis hin zu Investitionen in Infrastruktur. Manchmal ist es auch das gute alte Know-how „und selbst wenn wir gar nicht unmittelbar helfen können, wissen wir vielleicht jemanden, der es kann und vermitteln die Künstler weiter.“ Und so sitzen Musiker, Maler, Videoartisten und Kreative jeder Art bei Kellner im Büro oder nutzen die Chance, ihn bei einer der vielen Kulturveranstaltungen, die er besucht, („am Wochenende können das schon sechs bis sieben Events sein“), persönlich anzusprechen. „Es ist einfach enorm wichtig, miteinander zu kommunizieren, sich persönlich austauschen. Das macht auch für mich die Arbeit so spannend und wertvoll“, gesteht Kellner. Meistens, verrät er, „entwickeln sich auch neue Projekte“, und gar nicht so selten verselbstständigen sich die Dinge im positiven Sinne auch und zeitigen Ergebnisse, die man zu Beginn gar nicht so am Radar hatte. „Musik.stp“ etwa begann ursprünglich als Videoprojekt des städtischen Freiraums, um der St. Pöltner Musikszene in Zeiten Coronas wenigstens per Video eine Stimme und Präsenz zu verleihen. Mittlerweile ist eine starke Dachmarke daraus

GUTE ZEITEN. Bis 2024 fließen über 50 Millionen Euro in die Kultur.

HUMOR. Kellner schätzt guten Sound. Hinter dem Marshall-Verstärker verbirgt sich aber ein Kühlschrank.

geworden. Es folgten die bereits erwähnte LP, wohlweislich mit „Ausgabe 1“ untertitelt, weil weitere folgen werden! Eine gleichnamige facebook-Gruppe mit über 1.000 Abonnenten wurde hochgezogen, wo sich Musiker und Interessierte austauschen können. Die etablierte Live-Musik-Reihe „Musikalische Innenstadt“ wurde in „musik.stp City live“ umgetauft und sogar ein eigenes Festival entwuchs aus der Grundidee, „wo wir am Ratzersdorfer See auf Anhieb 1.000 Leute begrüßen konnten – ‚nur‘ mit St. Pöltner Künstlern!“ Kellner meint das nicht despektierlich, sondern ganz im Gegenteil voll Stolz, weshalb auch dieses Format Fortsetzung finden wird. „Es ist einfach unglaublich, wie vielfältig die St. Pöltner Szene ist, überhaupt wie die Stadt kulturell ausgestattet ist, wenn man allein bedenkt, dass wir fünf Institutionen mit einem fixen Jahresprogramm haben. Das ist nicht selbstverständlich, da brauchen wir uns wirklich nicht verstecken!“ Seid umschlungen Millionen Die St. Pöltner, früher die größten Kritiker ihrer Stadt und Suderanten der Marke „da is nix los“, „wissen das Angebot mittlerweile durchaus selbstbewusst zu schätzen. In der Außenwahrnehmung hinken wir hingegen noch immer weit hinter-

her, haben die Leute ein St. Pölten im Kopf, das es so seit zehn, fünfzehn Jahren gar nicht mehr gibt.“ Und dies möchte man ändern, man ist fast geneigt zu sagen unter dem Motto „Klotzen statt kleckern“. So erfährt St. Pölten in den kommenden Monaten de facto einen kulturellen Infrastrukturschub, wie es ihn seit der Hauptstadtwerdung nicht mehr gegeben hat. Codewort 2024 – ein Jahr, für das man zwar nicht den Zuschlag als Europäische Kulturhauptstadt bekommen hat, in dem man aber auf den Vorarbeiten zur Bewerbung fußend dennoch einen „Kulturschwerpunkt in mehreren Wellen übers Jahr verteilt umsetzt.“ Für Kellner in vielerlei Hinsicht „ein historisches Ereignis. Allein, dass Land und Stadt diesen Schwerpunkt gemeinsam umsetzen, dafür eine gemeinsame Betriebsgesellschaft gegründet haben – so etwas hat es in der Form noch nie gegeben!“ Ebenso wenig wie einen regelmäßigen, „teils wöchentlichen Austausch der beiden Körperschaften auf Augenhöhe – das ist mittlerweile ganz normal.“ Wer politisch wie Kellner in den Jahren des „Kalten Krieges“ – nicht OstWest, sondern rote Stadt-schwarzes Land – sozialisiert wurde, weiß, wovon er redet. Hochgerechnet wird bis 2024 tatsächlich mächtig viel Geld in die Hand genommen, fließen überMFG 11 21

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„Die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen – etwa der römische Palast, das Badhaus, eine der beiden Kirchen – werden virtuell für Besucher sichtbar bleiben.“ FRED KELLNER

schlagsmäßig über 50 Millionen Euro in die Kultur – und zwar nicht nur in die diversen „offiziellen“ Projekte des Kulturjahres wie etwa KinderKunstLabor, SKW 83 (Spratzerner Kirchenweg 81-83, Lames/ Sonnenpark), Synagoge, Domplatz & Co., sondern auch in zahlreiche andere Projekte, die im selben Fahrwasser mitschwimmen. „Komm mal zum Fenster“, fordert mich Kellner während des Gesprächs auf und zeigt hinunter in den kleinen Karmeliterhof, wo jetzt noch Autos parken. „Das wird einerseits eine zusätzliche Ausstellungsfläche für das Museum und andererseits ein multifunktionaler Veranstaltungssaal.“ By the way nicht nur für sommerliche Open-Airs, wie ich zunächst annehme, „sondern ganzjährig. Wir machen den Hof winterfest, mit Hei-

AUSBLICK. Im Haus Domplatz 2 wird die neue Bibliothek samt Veranstaltungssaal umgesetzt. 38

zung und allem, was dazugehört.“ Später werden wir im Übrigen wieder von einem Fenster hinausblicken – diesmal auf den Domplatz. Wir haben mittlerweile zwecks Fotoshooting den Standort gewechselt und befinden uns im jüngst von der Stadt erworbenen Haus Domplatz 2, wo nach Auszug der Oberbank die neue Bibliothek entsteht. „Wir orientieren uns da sehr stark an skandinavischen Vorbildern, das heißt, es wird ein sehr offener, sehr lebendiger Raum werden, wo es im positiven Sinne durchaus auch zugehen soll“, schmunzelt Kellner – und wo im Saal mit Blick auf die Domkirche ebenfalls Veranstaltungen stattfinden werden. Zu diesen wird man dann, wenn alles nach Plan läuft, bereits – aus der neuen Parkgarage unterm Bischofsgarten kommend – zu Fuß über den autofreien Domplatz her spazieren. Dass zuletzt der potenzielle Betreiber der Parkgarage abgesprungen ist „hat hoffentlich keine Auswirkungen auf den straffen Zeitplan“, so Kellner, der um die fundamentale Verzahnung der verschiedenen Projektbausteine im Hinblick auf 2024 weiß. Mit der neuen Parkgarage soll nämlich etwa auch eine Öffnung des Brunnenhofs einhergehen, „was eine enorme Aufwertung bedeuten würde“, und der Domplatz NEU funktioniert in Wahrheit sowieso nur unter der Prämisse „autofrei“. Wenigstens ein Projekt im Hinblick auf die programmatische Nutzung verrät Kellner bereits, indem er mir einen Folder mit einer Virtual Reality Brille am Cover in die Hand drückt. „Die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen – etwa der römische Palast, das Badhaus, eine der beiden Kirchen auf dem Platz – werden virtuell für Besucher sichtbar bleiben“, auch wenn sie dann schon wieder unter dem

neuen Belag schlummern. Das Zauberwort heißt „mixed reality!“ Mit der gleichzeitigen Öffnung des Alumnatgartens „wo die Mauern fallen“, der geplanten Neustrukturierung des Promenadenrings, „der dann nur mehr einspurig geführt werden soll und v. a. Radfahrern und Fußgängern mehr Raum samt Verweilmöglichkeiten bietet“, sowie der Aufwertung der Synagoge, die nicht nur renoviert wird und einen Zubau erhält, sondern auch eine neue Betriebsstruktur „hoffen wir endlich auf eine wirklich attraktive und durchlässige Achse zwischen Innenstadt und Regierungsviertel.“ Wobei Kellner in Sachen jüdisches Erbe auch an einer Nebenfront, die in Wahrheit eine moralische Hauptfront darstellt, ein großer Wurf gelingen könnte. So soll endlich der jüdische Friedhof renoviert werden. Seit Jahren feilschen Stadt, Bund und Israelitische Kultusgemeinde im Hinblick auf die Betreuung der Friedhöfe – es geht ums „liebe“ Geld. „Nach harten Verhandlungen scheinen wir aber endlich vor einem Durchbruch zu stehen. Das freut mich wirklich sehr!“, so Kellner. Nicht minder stolz ist er – ein weiteres sechs Millionen Euro schweres Großprojekt der Stadt – „dass wir den Grillparzer Kunst und Kulturcampus realisieren.“ Dabei handelt es sich um ein neues, innovatives Gebäude der Musik- und Kunstschule in der Maria Theresia-Straße, die mit benachbarter Musikschule im Südpark, Grillparzer Volksschule sowie ehemaligem FORUM Kino einen kreativen Cluster bildet ganz im Sinne Kellners Vernetzungsdenken. „Die Kreativklassen der Grillparzer Volksschule, späterhin aber auch Schulen und Kindergärten aus ganz St. Pölten, finden dort geeignete Räumlichkeiten zur kreativen Betä-


DER GROSSE VERNETZER

FLEXIBILITÄT. „Wir müssen in dauerndem Austausch mit den Künstlern, den Vereinen, den Institutionen stehen, damit Neues entstehen kann.“

tigung ebenso wie die Kinder in der Nachmittagsbetreuung. Der Campus bedeutet eine enorme Erweiterung für die elementare Kunsterziehung der Stadt, auch im Hinblick auf das Angebot – so wird etwa das KinderKunstLabor in den St. Pöltner Schulen und Kindergärten präsent sein.“ Mehr Raum für Kreative Mehr „Kreativraum“ möchte Kellner aber auch für die jugendlichen Kulturschaffenden der Stadt schaffen. Als vergangenes Jahr etwa LAMES an die Stadt herantrat, dass die Möglichkeit besteht, das „mobile Stadtlabor“, das zuvor am Wiener Karlsplatz und in St. Marx situiert war, auf den SKW83 zu übersiedeln, „haben wir rasch reagiert und es erworben, obwohl dafür eigentlich gar kein Budget veranschlagt war.“ Mittlerweile hat Kellner dort schon einen „Videoparcours“ besucht und zeigt sich begeistert. „Es ist einfach eine coole Location, und was die Künstler geboten haben, war sowieso genial!“ Am SKW sollen zudem neue, zusätzliche Proberäume entstehen sowie Zimmer für Artistsin-Residence. Eine Idee, der Kellner prinzipiell viel abgewinnen kann

„ein Ort also, wo man für eine bestimmte Zeit als Künstler Infrastruktur und Unterstützung erhält und am Ende ein Ergebnis vorlegt.“ Diese Flexibilität wünscht er sich auch für die Proberäume, welche die Stadt bei der ehemaligen Mülldeponie am Ziegelofen zur Verfügung stellt. „Auch da wollen wir das Angebot ganz klar ausdehnen! Allerdings nicht nur in dieser Schrebergarten-Mentalität ‚das ist mein Proberaum und der gehört mir jetzt ein Jahr lang‘, sondern ich möchte sharing-Modelle forcieren, dass manche Proberäume etwa nur kurzfristig genutzt werden können, zum Beispiel tageweise, wenn sich eine Band auf ein Konzert vorbereitet oder ein klassischer Sänger auf die nahende Aufnahmeprüfung am Musikkonservatorium.“ Selbst die großen, in diverse Kulturentwicklungspläne gegossenen Leitlinien möchte Kellner nicht starr in Stein gemeißelt sehen. „Ich glaube, auch da tut viel mehr Flexibilität und Improvisation not. Klar, man muss Grundziele definieren, wie sie etwa in der Kulturstrategie 2030 der Stadt oder dem Bidbook für 2024 zu finden sind, im Rahmen des neuen Masterplans 2025|2050

formuliert werden oder gerade für die neue Kulturstrategie 2030 des Landes entwickelt werden, aber in Wahrheit müssen wir in einen steten, dynamischen Prozess eintreten, in dauerndem Austausch mit den Künstlern, den Vereinen, den Institutionen stehen, damit Neues entstehen kann.“ Und dazu bedarf es allen voran Flexibilität! Als Positivbeispiel der jüngsten Vergangenheit nennt Kellner etwa „Schubert200“, das kurzerhand ausgerufene St. Pöltner Schubertjahr anlässlich des mehrwöchigen Aufenthaltes des Künstlers vor 200 Jahren. „Im Grunde genommen war das eine Corona-Idee, die sehr kurzfristig entstanden ist. Es folgten viele Telefonate und OnlineMeetings – persönliche Gespräche waren aufgrund des Lockdowns nicht möglich – dann haben wir es einfach umgesetzt, und es war echt genial. Allein wenn ich an die Aufführung von Schuberts ‚Alfonso & Estrella‘ denke! Oper in St. Pölten – wann gab es das zuletzt?“ Gute Frage. Ebenso wie jene, wann es zuletzt so viel Geld für die Kultur gab. Zwar rückt Kellner noch nicht damit heraus, wie hoch sein Kulturbudget fürs kommende Jahr sein wird, aber es sagt schon einiges aus, wenn er meint: „Wir sind wirklich gut aufgestellt!“ Meistens bekommt man auf diese Frage die Standardfloskel „wir brauchen mehr“ zu hören. Dass die Steuerzahler als Hauptsponsor der heimischen Kulturszene natürlich wissen möchten, wohin ihr Geld genau fließt, kann Kellner nachvollziehen und verspricht Transparenz. „Ich möchte ab 2023 jährlich einen Kulturbericht vorlegen. Da steht genau drin, was wofür ausgegeben wird, von der kleinen Förderung bis hin zu den großen Infrastrukturprojekten. Da gibt’s ja nichts zu vertuschen! Im Gegenteil, wir können stolz sein, wie wichtig uns unsere Kulturszene ist“, so Kellner, der diesbezüglich auch die Politik lobt. „Es sagt schon einiges aus, wenn wir im Corona-Jahr alle Subventionen wie vereinbart ausbezahlt haben, um den Künstlern in dieser harten Zeit beizustehen!“ MFG 11 21

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WELCH EIN THEATER

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ie Anfänge des Theaters auf dem Rathausplatz gehen auf das Jahr 1820 zurück. In seiner Geschichte erfuhr das Haus immer wieder tiefe Einschnitte und Brüche – meist aufgrund finanzieller Nöte – die zu zwischenzeitigen Schließungen, Änderungen der Besitzverhältnisse oder zu radikalen Umbauten führten, um danach neuen Aufschwung zu nehmen. Es wurden sogar Pläne für ein größeres Schauspielhaus um 1900 geschmiedet, die jedoch nie umgesetzt wurden. Karl Heitzler, der 40 Jahre lang dazu beitrug, das Theater am Leben zu halten, beschreibt diesen

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2020 feierte das Theater am Rathausplatz sein 200 jähriges Jubiläum. Einem eigenen Jahresschwerpunkt zum Thema machte im Vorjahr die Coronapandemie einen Strich durch die Rechnung, untergehen möchte man das Jubiläum aber trotzdem nicht lassen, weshalb das Stadtmuseum 2022 eine große Ausstellung aus Anlass des Jubiläums nachreichen wird. Kuratorin Martina Luef über die Ursprünge des Theaters am Rathausplatz. Traum vom Schauspielhaus in seiner lokalgeschichtlichen Studie „Das Theater in St. Pölten“, die 1910 in „Beiträge für die kulturellen Interessen von St. Pölten und Umgebung“ erschien. Diese Ausführungen stellen

neben einer Dissertation des Theaterwissenschaftlers Alois Haider aus dem Jahr 1978 die raren Quellen dar, die uns zur Rekonstruktion der Historie zur Verfügung stehen. Zudem ergänzen Theaterzettel, Theaterhefte,


TEXT: MARTINA LUEF | FOTOS: BILDER STADTARCHIV

Dokumente, Verträge, Rollenbücher, Bühnenmodelle, Fotografien, Plakate aus dem Stadtarchiv fragmentarisch die Geschichte. Die Ursprünge: Die Geburtsstunde Für Heitzler – der zwischen 1917 und 1919 Bürgermeister von St. Pölten war und auch das Stadtmuseum gründete – schien es jedenfalls von Interesse gewesen zu sein, zu ergründen, woher bzw. auch von wem der Impuls zur Gründung eines fixen, ständigen Theaterbaus für die Bevölkerung gekommen war. Er musste allerdings feststellen, dass das zur Verfügung stehende Material sehr dürftig war und zitiert aus „Versuch einer physisch-medizinischen Topographie von der landesfürstlichen Stadt St. Pölten in Nieder­ österreich von Franz Strohmayr“ aus dem Jahre 1813: „Durch viele Jahre wurden gewöhnlich Winterszeit in einem kleinen Theater (…) Komödien von herumziehenden Schauspielern, öfters aber auch von einer hiesigen Gesellschaft Theaterfreunde (von letzteren zu einem wohltätigen Zwecke) in verschiedenen Zeitfristen aufgeführt(…)“ und ergänzt „aus mündlichen Mitteilungen, daß es im rückwärtigen Trakte des ehemaligen Trumpf´schen Hauses“ in der Wienerstraße lag. Heitzler schloss daraus, dass sich in den 10er-Jahren des 19. Jahrhunderts „für all diese Vorstellungen ein theaterfreundliches Publikum gefunden hat.“ St. Pölten hatte 1805 und 1809 unter der französischen Besatzung schwer gelitten. So war das Bedürfnis nach Unterhaltung groß und die Freude am Theaterschauen und -machen für eine breite Bevölkerungsgruppe ein wahres Bedürfnis. Der Gründer: Bischof Dankesreiter Die Basis, um das nötige Kapital für ein Theatergebäude aufzubringen, war mit der Gründung der „Gesellschaft des Theaterbaues in St. Pölten“ gelegt worden. Ihr stand der kunstsinnige Bischof Johannes Ritter von Dankesreiter vor, der die

PIONIERZEIT. Für die Errichtung eines eigenen Theaterbaus wurde eine Aktiengesellschaft gegründet. Die TheaterAktien-Gesellschaft führte u. a. auch Ballveranstaltungen durch.

erste Aktie im Mai 1820 zeichnete. Bis Februar 1821 kauften finanziell gut gestellte Bewohner der Stadt, Vertreter des Klerus, der Beamtenschaft sowie des Landadels weitere Aktien. In diese kaufkräftige Runde gesellte sich auch eine „durchlauchtigste Fürstin und Prinzessin von Lothringen Sternkreutz Ordens-Dame und Dame de Palais“, die nach der Einlage von zweihundert Gulden eine Aktie ihr Eigen nennen konnte. Einige der 47 Aktionäre überließen ihre Aktien dem Siechenhaus. Der Gewinn sollte diesem zufließen. Dadurch wurde die Sozialeinrichtung selbst Teil der Gründungsgesellschaft und des Theaters. Wie den Theaterzetteln zu entnehmen ist, wurden öfters Theatererlöse für wohltätige Zwecke verwendet, was auch die soziale Ausrichtung des Unterfangens in seiner Pionierzeit dokumentiert. Auch der damalige Bürgermeis­ter Franz Xaver Schöpfer, mit 34 Jahren Amtszeit längst dienender Bürgermeister der Stadt, dürfte einer der Theaterfreunde gewesen sein oder der Unternehmung zumindest wohl-

wollend gegenübergestanden sein. So sicherte sich die Stadt neunzehn Aktien und war somit von Beginn an größter Aktieneigner der Gesellschaft. Bereits 27 Jahre nach der Eröffnung stand das Aktionärstheater allerdings vor großen, finanziellen Problemen und musste 1847/48 schließen. Die Gesellschaft löste sich nach Übernahme aller Theateraktien durch die Stadt auf, womit diese ab diesem Zeitpunkt zur alleinigen Eigentümerin wurde und Einfluss auf die Bestellung der Pächter – der Theaterdirektoren – nehmen konnte. Die Architektur: Kein Stein blieb auf dem anderen … Die nächste Frage war, wo das Theater situiert sein sollte. Die Aktiengesellschaft konnte dafür das in der nordwestlichen Ecke des Rathausplatzes gelegene, sogenannte militärische Stockhaus erwerben und ließ dort vom St. Pöltner Baumeister Josef Schwerdfeger das neue Theater errichten, das bis heute am selben Standort geblieben ist. Zur Eröffnung des Theaters schrieb die „Wiener allgemeine Theaterzeitung“ am 20. Jänner 1821: MFG 11 21

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WELCH EIN THEATER – DIE AUSSTELLUNG 2022 Worauf legt man den Fokus, um die für 2020 geplante Ausstellung – abseits des eigentlichen Jubiläumsjahres – im Frühjahr 2022 zu realisieren? Vielleicht ist es aus den derzeitigen sozial- und kulturpolitischen Gegebenheiten heraus angezeigt, sich gerade jetzt der Entwicklung eines Stadttheaters und der Wechselwirkung von Gesellschaft-Politik-Kultur zu widmen. Die Ausstellung lässt sich auch über die lange bestehende Verbindung des Stadtmuseums mit dem Theater begründen, vor allem über die Person von Karl Heitzler. Er war zweifellos über viele Jahre hinweg ein wesentliches Bindeglied zwischen der Stadtgemeinde und den Kulturschaffenden und im Falle des Stadttheaters zu den fast jährlich wechselnden Theaterdirektoren. Ziel der Ausstellung werden Einblicke in Quellenmaterial und deren historiografische Auswertung sein. Die mehr oder weniger gut dokumentierten Ereignisse rund um die Entstehung und Erhaltung des Stadttheaters sind als Fragmente politischer, gesellschaftlicher und kultureller Ansätze und Tendenzen mit einem roten Faden verbunden. Schreiben Sie uns! Ähnlich wie das frühere Stadttheater die Bewohner von St. Pölten über ihre Spielwünsche abfragte oder um Mithilfe bat, wenn es beispielsweise an Requisiten und Kostümen fehlte, richtet auch diesmal das Stadtmuseum Fragen an Kenner und Kennerinnen des Stadttheaters von St. Pölten. Das langjährige Publikum ist ein wertvoller Wissensspeicher! Vielleicht wollen Sie über ihre Erlebnisse aus dem Theater berichten oder anhand der unzählig vorhandenen Fotografien ihre Lieblingsdarstellerinnen und -darsteller wiederentdecken? Dann nehmen Sie unter vermittlung@stadtmuseum-stpoelten.at Kontakt mit uns auf – das Stadtmuseum erwartet Sie!

„St. Pölten. Wer die Lage und die Verhältnisse eines nicht sehr volkreichen Städtchens näher erwägt, wird gewiß durch den Eintritt in unser neu erbautes Ball- und Schauspielhaus freundlich überrascht. Dieses Gebäude verdankt sein Entstehen dem gemeinsamen Zusammenwirken der Einwohner des Ortes, welches nur durch rege Thatigkeit und energische Kraftanwendung zu so schönen Früchten gedeihen konnte. Es ist bis jetzt das Eigenthum der Gesellschaft des Theaterbaues, und wird abwechselnd zu theatralischen Vorstellungen und Bällen benützt“ Der erste, architektonisch eher bescheiden ausgestattete Theaterbau musste in Folge des verheerenden Ringtheaterbrandes am 8. Dezember 1881 aufgrund fehlender Feuersicherheit gesperrt werden. Die Bühne wurde abgerissen und der ausgehöhlte Saal stand in Folge nur mehr für Ballveranstaltungen zur Verfü42

NACHWUCHSSCHMIEDE. Große Mimen wie Albin Skoda oder Sänger Peter Minich verdienten sich ihre ersten Sporen am Stadttheater. Schauspiellegende Richard Eybner, gebürtiger St. Pöltner, blieb dem Theater stets gewogen.

gung. Die Stadt hatte nach 62 Jahren kein Theater mehr! Erst 1888 bildete sich ein Theaterkomitee aus Bürgern und Gemeindevertretern, unter ihnen Karl Heitzler, die einen Neubau am selben Standort erwirkten. Diesmal war der Wiener Architekt Eugen Sehnal für die Ausgestaltung des Zuschauerraums und den Entwurf der Fassade verantwortlich. Der kleine Theaterbau erhielt damals u. a. ein breites Portal im Erdgeschoß sowie einen Balkon im ersten Obergeschoß. An der Front wurde eine Marmorplatte mit der in Goldschrift gehaltenen Bezeichnung „Stadttheater“ angebracht. In der Mittelachse fand sich eine Büste Apolls, des Gottes der Musen, zudem wurde als „Bekrönung“ des Baues dessen Lyra angebracht. Diese beiden symbolischen Elemente des Fassadendekors wurden auch auf die 1968/69 um ein Stockwerk erhöhte und überarbeitete Fassade des Theaters übernommen und verbinden damit den heutigen Bau mit seiner reichen Geschichte. Das Programm: Herein, herein und Vorhang auf! Am 26. Dezember 1820 wurde das neue Theaterhaus in St. Pölten mit einem rauschenden Ball eröffnet. Schon am darauffolgenden Tag wurde mit einem reichen Programm an Vorstellungen begonnen. Die „Wiener allgemeine Theaterzeitung“ schrieb dazu in ihrer Ausgabe vom 27. Jänner 1821. „Am 26. Dezember fand die Eröffnung mittelst eines sehr besuchten Balles statt, und am 27. Dezember begann der dramatische Kranz mannigfaltiger Vorstellungen sich vor unsern Augen zu entfalten; dufteten auch diese Blumen nicht immer gleich lieblich, ritzte auch mancher Dorn, das an reine, zartere Genüsse verwöhnte Gemüth, so wäre es doch undankbar, nicht die einzelnen erfreulichen Erscheinungen hervorzuheben, und mit Schonung auf jenes aufmerksam zu machen, was Fleiß und guter Wille leicht zu verbessern vermag“, und weiter: „Unter den Stücken, welche vier Mahl die Woche hindurch, seit der Eröffnung gegeben wurden, zeichneten sich be-


WELCH EIN THEATER

SOZIAL. In der Frühphase standen immer wieder auch Benefizveranstaltungen auf dem Programm des Stadttheaters.

sonders die ‚Großmama‘, ‚Adelheit von Burgau‘, ‚Eduard in Schottland‘, die ‚Unvermählte‘, ‚die Verwandtschaften‘, ‚der Hausdoctor‘, und das ‚Tournier zu Kronstein‘, aus. Die Perle der Gesellschaft ist unstreitig Mad. Ferrari, in glücklicher Darstellungsgabe gefühlvoller Declamation und richtigem Costüme; ihre Leistungen als Großmama, Mutter in den Verwandtschaften, und Pförtnerinn in den Kreutzfahrern gehören nicht zu den alltäglichen.“ In dieser frühen Phase konnte man nicht nur Theateraufführungen genießen. Das Theaterhaus diente auch als Veranstaltungsort für Konzerte, Bälle und Tanzveranstaltungen. Sie waren eine wichtige Einnahmequelle, aber oft genug auch Auslöser für Konflikte zwischen den Direktoren und der Stadt. In gewisser Weise war das Theater programmatisch auch immer ein Seismograph der Gesellschaft und

geschichtlichen Entwicklung. So forderten die sozialen, gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen, vor allem im Kontext der beiden Weltkriege, immer wieder Zugeständnisse. Das Theater bot der Bevölkerung in diesen schwierigen Zeiten vor allem Zerstreuung, Freude an den theatralen Ereignissen und Musik an, wie die Theaterzettelsammlung der Saison 1917/18 vermuten lässt. In der Zeit zwischen 30. September 1917 und 30. Mai 1918 wurden insgesamt 247 (!) Vorstellungen gegeben! Dies diente freilich, in noch rigoroserer Weise dann während des Dritten Reiches, zugleich der staatlichen Propaganda. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges bedeutete eine Zensur für die Eigenständigkeit des Theaters. Die NSOrganisation „Kraft durch Freude“

„Am 26. Dezember fand die Eröffnung mittelst eines sehr besuchten Balles statt, und am 27. Dezember begann der dramatische Kranz mannigfaltiger Vorstellungen.“

übernahm den Theaterbetrieb, ein Zweckverband wurde gegründet und die „Gaubühne Niederdonau“, die ihren Sitz in Baden hatte, sollte das Stadttheater von nun an bespielen. Die Bürger versuchten mit allen Mitteln die Eigenständigkeit des Hauses zu erhalten, mussten nach der Intervention des Gauleiters Hugy Jury diese Bestrebungen aber aufgeben. Der Spielplan unterschied sich in der NS-Zeit weniger in der Auswahl der Stücke, als massiv darin, dass keine Werke jüdischer Dichter oder Komponisten aufgeführt wurden. Nach dem Krieg wurde das Stadttheater bereits 1945 wieder eröffnet. Die ersten Vorstellungen fanden aufgrund des von Bombentreffern stark beschädigten Daches unter freiem Himmel statt. Es wurde in Folge als Mehrspartenhaus geführt, das neben Sprechtheater auch Oper und Operette samt eigenem Ensemble und Orchester am Spielplan führte. Manch großer Mime wie etwa Albin Skoda und Richard Eybner oder Sänger wie Peter Minich verdienten sich hier erste Sporen. 2005 übernahm das Land Niederösterreich die Betriebsführung. Seither wird das Theater unter den künstlerischen Leiterinnen Isabella Suppanz, Bettina Hering und seit 2016 Marie Rötzer als Sprechtheater geführt, dessen Renommee sich sogar in der New York Times niederschlägt. Was über die Jahrhunderte gleich geblieben ist, wie es Marie Rötzer formuliert, ist der Geist der „Theaterhungrigen“, weshalb „es das Theaterhaus im Zentrum der Stadt St. Pölten als Begegnungsort für Schauspielerinnen und Schauspieler sowie Publikum auch in den nächsten 200 Jahren geben wird.“ Selbst das durch Corona bedingte „digitale Biedermeier“, wie es Stadtmuseumsleiter Thomas Pulle bezeichnet, wird dem Haus und seinem Geist nichts anhaben. Es wird weiter „offen“ sein – sowohl im physischen Sinne als auch im Sinne der Transformation und des Wandels. Zur Autorin: Martina Luef ist Kulturvermittlerin im Stadtmuseum. MFG 11 21

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EIN GEMEINS AM ES SCHW I N G EN Raum für eine offene, multipluralistische Gesellschaft sein, lokale Themen bearbeiten, die Kultur der Debatte hochhalten, sich einmischen und mit den Menschen vor Ort in den Dialog treten – so sieht Marie Rötzer, die künstlerische Leiterin des Landestheaters NÖ, im Interview die Rolle ihres Hauses in St. Pölten. Wie sehen Sie die momentane Situation einer Kultureinrichtung? In dieser Situation ist es für uns als Theater sehr schwer, unsere Geschichten, Themen und Stoffe ans Publikum zu bringen. Im Herbst hatten wir einen schönen Saisonstart mit Othello, konnten mit einem Regisseur aus London und einem schwarzen Hauptdarsteller das Stück erzählen. Ein großer Erfolg, wo wir viele weitere Vorstellungen anhängen. Wir bekamen auch viel Lob in einem großen Artikel in der New York Times, wobei es explizit darum ging, dass in einem österreichischen Theater mit einem schwarzen Helden bei Shakespeare ein Zeichen gesetzt wurde, für eine offene Gesellschaft. Dafür, für eine multipluralistische und offene Gesellschaft setzen wir uns ein. Das ist besonders wichtig in Zeiten, wo soziales Leben eingeschränkt ist, hier hat Kultur die Aufgabe, ein Gesellschaftserlebnis zu ermöglichen, Kultur die Möglichkeit, die Herzen der Menschen zu öffnen. Die Corona-Pandemie hat vieles verschärft, es gibt eine Überhitzung in der Debatte, man kommt gar nicht zur Ruhe. Es wäre so wichtig gewesen, dass wir den Winter ohne Lockdown überstehen. Was kann Theater leisten? In Dialog mit den Menschen treten, viele Themen über das Theater diskutieren. Wie etwa in Zauberberg von Thomas Mann, wo eine Wohlstandsgesellschaft zu sehen ist, die in Krankheit erstarrt. Ein Mantra ist für mich, das Theater an der Kultur der Debatte teilnehmen zu lassen. Es fehlt daran, dass

wir reden. Die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher können das ganz gut. Beim Reden kommen wir z´samm, auch durch das Streiten, der Diskurs ist wichtig, solange wir reden, uns austauschen, kann es funktionieren. Da soll Theater mitmischen, sich einmischen. Worin sehen Sie die Aufgabe des Landestheaters für St. Pölten? Wir wollen viele Menschen aus der Stadt für Theater begeistern. Es wäre schön, wenn wir möglichst viele unterschiedliche Personen dafür begeistern können. Wichtig ist für uns eine vielfältige Diversität in der Gesellschaft anzustreben. Wir gehen auf die Menschen zu, wollen sie treffen, auch mit lokalen Themen, die wir erspüren und partizipativ bearbeiten. Durch Corona sind wir ein bisserl stehen geblieben, auch bei den Formaten, wo wir nach außen gehen, wie etwa Steilwand – der DJ Abend mit Tim Breyvogel, der ja eine unheimlich tolle Premiere im schwarzen Raum des SKW erlebte. Wo wir viele Locations und Orte schon vorbereitet haben, ausfindig gemacht haben, wo wir spielen wollten, Corona hat das verhindert. Da waren wir auf einem richtigen Weg, wo wir Menschen, die Kultur nicht so in ihrem Alltag implementiert haben, erreichen konnten, sie ein bisserl anschubsen. Wir sehen es auch als unsere Aufgabe für die Stadt und für NÖ, Theater stark auch für ein junges Publikum zu zeigen. Gerade im Zeitalter der Digitalisierung, mit all ihren Vorteilen aber auch Nachteilen, Kinder für das Theater zu gewin-

„Beim Reden kommen wir z´samm, auch durch das Streiten, der Diskurs ist wichtig. Da soll Theater mitmischen, sich einmischen.“ 44

nen. Mit dem Städtchen Drumherum, aber auch mit dem kleinen Gespenst ist es uns sehr gut gelungen. Wahre Begeisterungsstürme hat die Premiere ausgelöst – es ist ja irgendwie ein Generationenstück, wo schon ganz kleine


TEXT: ANDREAS REICHEBNER | FOTO: ALEXI PELEKANOS

Kinder mit ihren Großeltern gemeinsam einen schönen Theaterabend erlebt haben, Theater verbindet. Nach dem Diskurs-Format „Zukunftsbüro“ ist jetzt das Erinnerungsbüro des Landestheaters ein Thema. Was steckt dahinter? Für uns ist auch die Erinnerungskultur wichtig. Es geht in diesen Projekten, dem Stadtspaziergang, der langen Tafel, der lebendigen Bibliothek und Nathan 575, um die Aufarbeitung der Vergangenheit St. Pöltens auf unterschiedlichen performativen und partizipativen Wegen und Orten in der Stadt

und außerhalb des Theaters. Nicht wir sind die tollen Künstlerinnen und Künstler und unten sitzt das Publikum, deshalb finde ich in diesem Zusammenhang den Begriff der Partizipation sehr gut. Die Menschen können uns beim Stadtspaziergang begegnen, auch ihre eigenen Geschichten erzählen. Es ist ein gemeinsames Schwingen. Wird diese Art des Einmischens, Mitmischens weitergeführt? Auch in der nächsten Spielzeit wird das fortgeführt, wir werden zu brennenden Themen der Stadtgesellschaft wie Ökologie, nachhaltiges Leben, Aus-

AUFGEKLÄRT. Seit 2016 leitet Marie Rötzer das Landestheater als offenes Haus und hat es in ungeahnte Sphären geführt – Nestroypreise und Lobeshymnen in der New York Times inklusive.

gleich von sozialen Differenzen, Gen­ derfragen, wo wir das Gefühl haben, dass die Menschen unsicher sind, Projekte entwickeln. Da kann das Theater Hilfestellungen geben, über Ängste sprechen – da können wir uns mit vielen unserer Geschichten einmischen. Wie ist die Verbindung zum St. Pöltner Publikum? Ich war schon in vielen Städten und Theatern, in Berlin, Hamburg und bin auch nach wie vor viel unterwegs an den Bühnen, aber in St. Pölten haben wir das beste Publikum, das ist auch vom niederösterreichischen zu sagen, es ist ein unglaublich neugieriges Publikum. Speziell nach dem Lockdown habe ich festgestellt, dass die Begeisterung da war, das motiviert unsere Schauspieler. Es macht uns sehr glücklich, wenn die Verbindung zum Publikum wirklich gegeben ist. Wir sehen, dass es richtig ist, Theater für die Stadt zu machen, die Vergangenheit aufzuarbeiten, aber auch Einflüsse von außen mitzunehmen, wie internationale Koproduktionen und Gastspiele und damit St. Pölten und Niederösterreich auch am internationalen Kulturleben teilhaben zu lassen. Aber wir sind auf einem sehr guten Weg, zu meiner Vision eines offenen Hauses, aber noch lange nicht am Ende unserer Theaterarbeit. Was uns in der Theaterarbeit freut, ist das positive Feedback, das sich durch die Nestroy-Preisverleihungen, aber auch das mediale Lob von der New York Times zeigt, aber der größte Erfolg für das Theater ist, wenn man das Publikum bei sich hat. Wie sieht die unmittelbare Zukunft aus? Für die unmittelbare Zukunft bleibt zu hoffen, dass wir bald wieder öffnen können, dass das Publikum auch kommt, wenn wir pandemiebedingt verschiedene Maßnahmen ergreifen müssen. Gerade brummt unser Haus so richtig bei den Vorbereitungen für Herr Puntila und sein Knecht Matti von Brecht – das wird ein ganz theatralisches, sinnliches und musikalisches Stück mit Musik und tollen Choreografien. Ganz besonders freuen wir uns auch auf das Faust-Gastspiel mit Philipp Hochmair, das ja auch in Salzburg bei den Festspielen zu sehen war.

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Vom Arbeiterheim zum Kulturzentrum

NÖ KULTURFORUM ERÖFFNETE GALERIE IN KREMS Vom Arbeiterheim zum Kulturzentrum! Seit Jahrzehnten ist das Volkshaus Krems-Lerchenfeld ein Ort der Begegnung. Nach der 1999 erfolgten Vergrößerung und Neugestaltung des in den 1950er-Jahren von den Arbeitern Lerchenfelds eigenhändig errichteten „Arbeiterheimes“ konnte nun, im Sommer 2021, eine notwendig gewordene Sanierung durchgeführt werden. Schon der Zu- und Ausbau 1999 war unter anderem durch die Förderung der NÖ Landesregierung als „Kulturwerkstatt“ ermöglicht worden. Seitdem finden hier vielfältige Aktivitäten statt: Kinder- und Jugendarbeit wird durch die KinderfreundeGruppe Krems-Lerchenfeld durchgeführt, für die Seniorinnen und Senioren bietet die Ortsgruppe des Pensionistenverbandes ein reichhaltiges Angebot mit Seniorennachmittagen, Tanzrunden und Kulturprogrammen, auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz. Durch den Zubau eines Musikheimes ist es Heimstätte der Werkskapelle voestalpine Krems geworden, die in dem bis zu

250 Personen fassenden Saal auch ihre Konzerte bestreitet. Veranstaltungen jeglicher Art – wie z. B. Fachvorträge, Diskussionen, Modellbahnbörsen, Dart-Wettkämpfe, Schachrunden u.v.a.m. – bis hin zu Theateraufführungen und Ball- sowie Tanzveranstaltungen können für Vereine und Initiativen kostengünstig durchgeführt werden, weil der Verein Volkshaus als Betreiber das Zentrum praktisch gemeinnützig und ehrenamtlich führt und verwaltet. Somit handelt es sich wohl um das einzige leistbare Veranstaltungszentrum der Stadt mit großem und kleinem Saal und Nebenräumlichkeiten. Und nun hat sich das NÖ Kulturforum, das schon seit zwei Jahrzehnten mit Ausstellungen hier präsent ist, entschlossen, eine Galerie einzurichten, die temporär bespielt wird und absolut zum Motto des Kulturforums passend – „Kultur vor der Haustür“ – dem Auftrag der Kulturvermittlung noch intensiver nachkommen kann. Ein Mindestmaß dessen, was für die Durchführung qualitativ hochstehender Ausstellungen notwendig ist, wie entsprechende Beleuchtung, Stellwände, Hängevorrichtungen, Malerarbeiten usw. konnte dank der Initiative des NÖ Kulturforums geschaffen werden. Am 29. Oktober war es dann soweit: Die Galerie des NÖ Kulturforums im KS-Zentrum Krems-Lerchenfeld konnte mit einer ausgesprochen sehenswerten Ausstellung von

Die Galerie des NÖ Kulturforums im KS-Zentrum Krems-Lerchenfeld bereichert ab sofort das kulturelle Leben der Stadt Krems und der Region. 46

Stolz auf die erste Ausstellung: Gotthard Fellerer, Gerda Zens, die Witwe des Künstlers, sowie Ewald Sacher (v.l.n.r.)

Grafiken des 2019 verstorbenen nö. Künstlers Prof. Herwig Zens eröffnet werden. Nicht zu Unrecht stolz auf diese Initiative konnte Kulturforums-Obmann Prof. Ewald Sacher in seinem Rückblick auf die Entwicklung dieses Zentrums zum basisnahen Kulturzentrum sein. In einem kurzen Rückblick auf die Geschichte dieses ehemaligen Arbeiterheims und nunmehrigen multifunktionalen Begegnungszentrums spürte man aus seinen Worten, wie eng er, der in diesem Stadtteil geborene und bis heute verwurzelte Kremser, mit dieser Einrichtung verbunden ist. Dass er seit Jahrzehnten die unermüdliche, treibende Kraft dahinter ist, würdigte in seiner Grußansprache auch der Kremser Bürgermeister Dr. Reinhard Resch, der sich neben zahlreichen interessierten Gästen von der Neugestaltung des KS-Zentrums


KULTUR VOR DER HAUSTÜR – NÖ KULTURFORUM

und der Galerie-Idee des Kulturforums beeindruckt zeigte. Ehrengast der Vernissage der Zens-Ausstellung war die Witwe des Künstlers, Frau Dr. Gerda Zens, die dem NÖ Kulturforum jene Serie von Grafiken ihres Gatten übergeben hatte, die nun in dieser Ausstellung zu sehen ist. Prof. Gotthard Fellerer, Freund und Künstlerkollege von Herwig Zens, stellte in kompetenter Weise die Persönlichkeit und das Schaffen des in Himberg geborenen Malers und Grafikers vor, der stets ein Suchender, ein Reisender, ein Weltoffener war und sich seit Beginn seines künstlerischen Werdegangs intensiv mit dem Werk Francisco de Goyas auseinandergesetzt hatte, was in den Bildern dieser Ausstellung auch eindrucksvoll zum Ausdruck kommt. Gotthard Fellerer mit seinem großen künstlerischen Netzwerk ist es zu verdanken, dass das NÖ Kulturforum durch Gerda Zens mit dieser Sammlung bedacht wurde, die von der aktuellen Ausstellung in Krems aus als Wanderausstellung durch NÖ gehen soll, insbesondere an Schulen und an Orte, die so wie dieser in Krems-Lerchenfeld „an der Basis, vor der Haustür“ Menschen zur Begegnung mit Kunst und Kultur animieren soll. Menschen, die sonst eher als „kulturfern“ gelten oder deren Zugang zu

Bild oben: Prof. Gotthard Fellerer stellte die Persönlichkeit und das Schaffen Herwig Zens auf gewohnt kompetente Weise vor. Bild links: Zens-Grafik aus der Ausstellung („Stierkampf“)

Kunst und KünstlerInnen aus Mangel an Möglichkeiten begrenzter und schwieriger ist. Genau das ist der Auftrag, dem sich das NÖ Kulturforum seit nun fast 50 Jahren verbunden fühlt.

DER WETTBEWERB „ZUGÄNGE“ DES NÖ KULTURFORUMS IST GESCHLAGEN Ein bisschen gezweifelt haben wir daran, ob es eine gute Idee ist, im Coronajahr einen niederösterreichweiten Wettbewerb auszuschreiben. Gut, dass wir uns dann dazu entschieden haben. Trotz des eingeschränkten sozialen Lebens, der Online-Kommunikation, der gesperrten Schulen, Cafés und Aufnahmestudios war die Teilnahme am Wettbewerb großartig. An die 100 Beiträge kamen: spannende Auseinandersetzungen mit dem Thema „zugänge“ – Malereien, Grafiken, Collagen, Objekte, Fotos, Kurzfilme, Songs, Musikstücke, Kurzgeschichten, Prosa, Lyrik, Aufsätze.

Die in allen Bereichen fachkundige Jury musste sich dann der herausfordernden Aufgabe stellen, die Gewinnerinnen- und Gewinnerarbeiten festzulegen. Präsentiert werden diese im Rahmen der Preisverleihung im kommenden Jahr, am 23.02., im FREIRAUM St. Pölten. Momentan wird an der Publikation der Arbeiten der Preisträger­ innen und Preisträger gearbeitet, die dann ausgegeben wird. Das künstlerische Tun half sicher auch durch die Lockdown-Zeit. Gut, dass wir uns dazu entschieden haben, diesen Wettbewerb auszuschreiben. MFG 11 21

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TEXT & FOTOS: JOHANNES REICHL

DIE WUNDERBARE WELT DES ROUL Roul Starka sitzt entspannt auf einem Bankerl, die Sonne kitzelt im Gesicht, ringsum neigen sich mächtige Bäume herunter und die Vogerl zwitschern fröhlich vor sich hin – ein idyllisches Bild …  mitten am Friedhof.

Z

ufällig haben wir den vermeintlich morbiden Treffpunkt natürlich nicht gewählt, hat der St. Pöltner Autor doch im Auftrag der Stadt quasi „Literatur über den gesamten Hauptfriedhof verteilt“. Zum einen kann man seine 21 Baumgeschichten an der südseitigen Friedhofs-Innenmauer nachlesen, zum anderen finden sich auf 21 Tafeln über den ganzen Friedhof verstreut Starkas „Vogelgeschichten“, die im Frühjahr entstanden sind. Die Idee dahinter ist, den Friedhof nicht nur in seiner Funktion als „Gedenkraum“ wahrzunehmen, „sondern schlicht als Ort der Ruhe, der Natur, des Verweilens. Die Geschichten sollen dazu beitragen, dass man sich hier wohl fühlt, seinen Gedanken

RUNDGANG Mit Roul Starka am Hauptfriedhof. Der nächste Termin wird auf der Seite www.stpoeltentourismus.at bekannt gegeben sowie auf Facebook unter Roul Starka.

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nachhängen kann“, verrät der Autor. Einigende Klammer der jeweils gleich langen Miniaturen ist dabei zunächst die Örtlichkeit an sich, das heißt es wurden ausschließlich Bäume und Vögel literarisch „verarbeitet“, die auch am St. Pöltner Hauptfriedhof zu finden sind, „wobei es erstaunlich ist, wie reichhaltig sich die Flora und Fauna hier darstellt.“ Eine weitere Vorgabe war, Wissenswertes über die besungenen Bäume und Vögel zu vermitteln, wobei sich Starka selbstredend nicht im rein Lexikalischen wie Gefieder & Co. verhedderte, sondern sich im typischen Starka-Assoziationsstil von seiner eigenen Inspiration geradezu hinwegtragen ließ oder, wie er es formuliert, hinein gelauscht hat „was die Bäume, was die Vögel erzählen! Die Bäume reden ja etwas leise aber stetig, so dass du sie überall hörst.“ Und zwar nicht nur, wie man sich das romantisiert vorstellen würde in unmittelbarer „Betroffenheit“ der Friedhofsnatur, sondern im Falle Starkas durchaus vor allem vorm heimischen Computer, wo die Baum- und Vogelgeschichten geradezu aus ihm herausflossen. Diese erzählen auch viel über „sein“ St. Pölten, rücken teils vergessene Orte, Menschen, Geschichten in Erinnerung, wenn wir etwa am ehemaligen Eislaufplatz zur Melodie von „ I’d Love You To Want Me“ von Lobo Schlittschuh laufen, über FALCO beim Hauptstadtfest hinwegflattern, beim Hofer in der Mariazellerstraße das brachial-indigene „Zweite Kassa bitte“ hören oder von der Stutzi-

VOGEL- UND BAUMFLÜSTERER. Starka bringt Literatur auf den Hauptfriedhof. Oma erfahren, die in der Birkengasse die Äste geschnitten hat. Spätestens da wird klar, dass wir auch mitten in die wunderbare Welt des Roul abgetaucht sind, der sein dichterisches Credo in „Berg Ahorn“ festgehalten hat. „Später wurde er Dichter und verhielt sich wie ein echter Indianer: vorsichtig, zuhörend, geduldig. Und wenn er nicht weiter wusste, fragte er uns, die Bäume, die Pflanzen. Dann hörte er auf zu suchen, und die Wege fanden ihn.“ Oder mitunter auch die Vögel. So erzählt Starka von einer für ihn geradezu mystischen Begebenheit: „Als ich heuer vom Urlaub nachhause gekommen bin, waren im Postkastl plötzlich vier Eier, wo ein Vogerl gebrütet hat – ich leb dort seit sieben Jahren, das ist vorher noch nie passiert!“ Sind die Vögel dem Ruf des Vogel-Dichters gefolgt? Wer weiß – am städtischen Hauptfriedhof kann man jedenfalls des Dichters Ruf gleich auf mittlerweile 42 Tafeln folgen, allesamt mit Roul Starka unterfertigt, „was mir sehr gut gefällt“, schmunzelt der Autor. Uns auch!


Wildnis Stadt neue Ausstellung

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„HEITERKEIT ZU JEDER ZEIT“ Amüsante Texte, amüsante Musik


FREUNDE DER KULTUR ST. PÖLTEN

LIEBE FREUNDE DER KULTUR!

PROGRAMM FRÜHLING (so wieder geöffnet ist) 25. Jänner

Diskussion zu 100 Jahre Wien/Niederösterreich (mit Michael Häupl & Erwin Pröll)

Nun sind wir also wieder in einen Lockdown geschlittert, um so ärgerlicher, weil dieser – hätte man rechtzeitig auf die Wissenschaft gehört und Vorsorge getroffen – vermeidbar gewesen wäre.

Museum NÖ 17. Februar

Probenbesuch „Die Blendung“ Premiere am 5.3.2022 Landestheater NÖ 24. Februar

Preview der Sonderausstellung „Wider die Macht“ – Die Kunstsammlung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes Haus der Geschichte im Museum NÖ

Freunde der Kultur Künstler-Treffen nach „Von Luft und Liebe – Eine Opernverführung“ im Festspielhaus. V.l.n.r.: Nikolaus Habjan, Stefan Gottfried, Paulus Hochgatterer, Brigitte Fürle, Lothar Fieder.

Diese Sorgfalt und Weitsicht haben unsere Kulturbetriebe immer an den Tag gelegt, weshalb ich an dieser Stelle einfach einmal danke sagen möchte. Stets hat man die richtige Balance aus Sicherheit und Betrieb gefunden. Während des ersten, viele Wochen andauernden Lockdowns letzten Jahres wurde bereits intensiv geprobt, für die Zeit, ab wann Zuschauer wieder erlaubt sind. Bereits als erste Lockerungen eingetreten sind, hat man dann penibel auf alle Vorschriften geachtet – Testungen, Beschränkungen der Zuschauerzahlen, ausreichend Abstand. Man hat – was ich hoch anrechne –auch über die gesetzlichen Vorgaben hinaus agiert, wenn ich etwa an die Maskenpflicht denke. Der Lohn war, dass wir uns zurecht sicher fühlen konnten. Natürlich waren die letzten eineinhalb Jahre

auch für unseren Verein eine Herausforderung. Wir haben selbstverständlich, unter großem Bedauern, auf unsere so beliebten Zusammenkünfte mit Künstlerinnen und Künstlern verzichten müssen. Als dann wieder mehr möglich war, besonders während der letzten Sommermonate, haben wir Exkursionen angeboten – aber stets mit Blick auf Sicherheit: immer im kleinen Kreis mit großen Bussen wie z.B. in die Albertina Modern oder ins Leopoldmuseum. Es war auch erfreulich, dass unsere Mitglieder stets besonnen und kooperativ waren. Die Devise lautete: Eher einmal verzichten, als vielleicht doch ein Risiko aufnehmen: Ich hätte für Ende Sommer etwa eine Kultur-Reise organisiert, nach Deutschland, bewusst in Regionen, wo geringe Infektionszahlen be-

MITGLIED WERDEN und die zahlreichen Vereinsvorteile (Exklusivveranstaltungen, Previews, Künstlertreffen, Exkursionen, Ermäßigungen uvm.) genießen. Anmeldung und Infos unter T +43 2742 90 80 90-941, F +43 2742 90 80 94, freunde@kultur-stp.at

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standen. Aufgrund zu weniger Anmeldungen haben wir diese Reise dann aber nicht durchgeführt. Was mich auch sehr freut, ist der Umstand, dass wir im Mitgliederstand keine gravierenden Ausfälle zu verzeichnen haben. Herzlichen Dank für diese jahrelange Treue, in guten wie in schlechten Zeiten sozusagen. Und so werden wir auch diesen neuen Lockdown überwinden. Ich kann nur nochmals als Arzt und in voller Überzeugung an all jene von uns appellieren, die es vielleicht noch nicht gemacht haben: Lasst euch bitte impfen, zum Schutz eurer eigenen Gesundheit vor dieser tückischen Krankheit, ebenso wie zum Schutz eurer Lieben. In der Kultur geht es oft um Themen wie Freiheit, Toleranz und Solidarität. Nutzen wir gemeinsam unsere Freiheit tolerant zu sein und etwas zum Allgemeinwohl beizutragen. Dann werden wir diese Pandemie überwinden und bald wieder, ohne nervenzehrendes Auf- und Zusperren, unsere Kultureinrichtungen nutzen können. Ihr

Lothar Fiedler

(Präsident Freunde der Kultur St. Pölten)

INFORMATIONEN

www.freundederkultur-stp.at, Tel.: 0 2742 90 80 90-941


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von Bertolt Brecht Inszenierung: Ruth Brauer-Kvam Sa 15.01.22

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von Molière Inszenierung: Leander Haußman Gastspiel Thalia Theater Hamburg

von Irina Kastrinidis Inszenierung: Frank Castorf

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Der Zauberberg

Schwarzes Meer

Mi 12.01.22

Fr 25.02.22

von Thomas Mann Inszenierung: Sara Ostertag

nach dem Roman von Elias Canetti, Dramatisierung: Paulus Hochgatterer Inszenierung: Nikolaus Habjan

von Irina Kastrinidis Inszenierung: Frank Castorf

3 Vorstellungen 15 % Ermäßigung

ab € 58

„Kunst“

von Yasmina Reza Inszenierung: Oliver Reese Do 31.03.22

Gastspiel Berliner Ensemble

Molières Schule der Frauen

von Molière | Inszenierung: Ruth Brauer-Kvam Fr 31.12.2021 www.landestheater.net Landestheater Niederösterreich, Rathausplatz 11, 3100 St. Pölten, karten@landestheater.net, T 02742 90 80 80 600 Das Kartenbüro bleibt für den persönlichen Parteienverkehr aufgrund des Lockdowns voraussichtlich bis einschließlich 12. Dezember geschlossen, ist aber zu den gewohnten Öffnungszeiten telefonisch und per Mail für Sie erreichbar.


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SKIURLAUB IM MARIAZELLERLAND Die Skiberge an der Mariazellerbahn punkten mit guter Erreichbarkeit und der Nähe zu Wien, familienfreundlichen Angeboten und einem gemeinsamen Kartenverbund. Mit nur einem Ticket können Wintersportler und Familien gleich drei Skigebiete mit insgesamt 42 Pistenkilometern und jeder Menge Zusatzangeboten entdecken. FAMILIENPARADIES ANNABERG

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FOTOS SCHWARZ-KÖNIG, MARTIN FÜLÖP

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©Bergbahnen Mitterbach/Leiminger

TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: HELMUT LACKINGER, PRIVATARCHIV NASKO Infocenter +43 2742 360 990-1000 | gemeindealpe@niederoesterreichbahnen.at

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sowie die neue Wellenbahn für Action

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©Bergbahnen Mitterbach/Lindmoser

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FOTOS: STOCK.ADOBE.COM, NDU, STEPPENWOLF

SPACE ON EARTH

KOLUMNE THOMAS WINKELMÜLLER

DAS SCHWEIGEN DER GLOCKEN Schulglocken fehlt es überwiegend an Daseinsberechtigung. Das klingt zuerst einmal absurd, aber ich möchte diesen Gedanken ausführen. Für eine Recherche kam ich fünf Jahre nach meiner Matura wieder an eine Schule. Was mir dort besonders störend auffiel, waren die Glocken. Für mich haben sie weder vor noch nach dem Unterricht etwas verloren. Das sehen auch manche Lehrkräfte so, wenngleich die noch in der Unterzahl sind. Ihr Punkt: Beim Läuten der Glocken schwingt eine Bevormundung mit, die zumindest im weitesten Sinne nicht fördernd für das Lernen steht. Vielmehr repräsentieren Schulglocken das – vielleicht unterbewusst – fehlende Vertrauen in unsere Jugendlichen. An der Uni läutet kein Alarm. In der Arbeit halten wir unsere Termine ein. Menschen haben die Uhr erfunden und zumindest ab der Unterstufe können Schüler sie lesen. Schulglocken suggerieren ein Misstrauen in die Selbstständigkeit. Sie verhindern diese sogar. Und welcher Erwachsene würde beim Lernen einen Alarm auf genau 50 Minuten stellen, fünf Minuten Pause machen und sich dann etwas völlig Konträrem widmen? Sie sehen: Schulglocken sind nur der Eisberg eines viel größeren Problems. Wir sollten nicht stumpf unterrichten, sondern Schülern das Lernen lernen. Wenn Menschen Unabhängigkeit erst in der Arbeitswelt erfahren, macht es das unnötig hart für sie. Deswegen glaube ich: Schule kann ihren Jugendlichen ruhig mehr zutrauen. Rechtzeitig in die Klasse zu finden, wäre ein Anfang.

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ährend David Bowie fragte „Is there Life on Mars“ hat die junge Designerin Yvonne Rausch mit ihren experimentellen Objekten aus Porzellan und Metallen unter dem Titel „Space on Earth“ nun den Sprung in Bowies Geburtsstadt geschafft. So stellte sie in The Holy Art Gallery London im Zuge der Gruppenausstellung „AURA“ aus. Entstanden sind die Werke auch als Abschlussprojekt des Studienganges „Design, Handwerk & materielle

Kultur“ an der hiesigen New Design University (NDU), wo man natürlich mächtig stolz ist auf die frischgebackene Absolventin und den eingeschlagenen Weg einer Mischung aus innovativem Produktdesign, handwerklicher Tradition, akademischer Ausbildung und kreativem Schaffen bestätigt sieht. Rausch möchte sich nun selbstständig machen, „um weiterhin designen und kreieren zu können. Keramik wird auch hier eine zentrale Rolle spielen.“

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eit 25 Jahren ist das Jugendzentrum Steppenwolf Anlaufstelle für Jugendliche, um mit Freunden die Freizeit zu verbringen oder sich über Probleme und deren Lösungsmöglichkeiten zu unterhalten. Ebenso wurden immer wieder Ideen für Veranstaltungen und zur Gestaltung der Stadt im „Steppi“ geboren, wenn man etwa an die Skatehalle in der Herzogenburger Straße, den Calisthenics-Park beim Ratzersdorfer See oder den diesjährigen Graffitijam unter der ÖBB-Westbahnbrücke mit zahlreichen Kunstwerken denkt. „Gerade in den heutigen Zeiten ist es besonders wichtig einen Ort für Ju-

gendliche zu bieten, an dem sie sich persönlich mit Freunden treffen können und auch mit ihren Anliegen zu uns kommen können. Bei uns kann jeder so sein wie er ist und das wissen die Jugendlichen zu schätzen“, freut sich Michael „Hogi“ Hogl, Leiter des Jugendzentrums Steppenwolf.


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JUGENDARBEIT IN ST. PÖLTEN STREETWORK-PIONIERE. Nordrand ist der älteste StreetworkVerein in Niederösterreich.

MEHR ALS „NUR SPAZIEREN & TRATSCHEN“

Die St. Pöltner Mobile Jugendarbeit „Nordrand“ feierte ihren 21. Geburtstag. Zeit für einen genaueren Blick. Wie ticken die Streetworker? Mit welchen Vorurteilen sind sie konfrontiert? Und was beschäftigt die Jugendlichen?

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as Streetwork in Nieder­ österreich betrifft, wurde in St. Pölten vor 21 Jah­ ren ein zentraler Grundstein gelegt. Im Jahr 2000 wurde hier die Orga­ nisation „Nordrand“ als erste mo­ bile Jugendarbeit des Bundeslandes ins Leben gerufen. „Wir kümmern

uns um das Gebiet St. Pölten, Eich­ graben und Böheimkirchen“, erklärt Julia Zauchinger, Leiterin des vier­ köpfigen „Team Nordrand“. Andere Zonen werden von den Partnerorga­ nisationen Südrand, Westrand und Streetwork Pielachtal betreut. Zau­ chinger ist Dienstälteste des aktu­

ellen Teams. Sie stieß 2010 zu Nord­ rand, absolvierte davor das Studium „Soziale Arbeit“ und ein Praktikum beim späteren Arbeitgeber. „Die Arbeit als Streetworker hat einige Besonderheiten“, erklärt die 33-Jäh­ rige. „Wir wissen genau, wann wir anfangen zu arbeiten, wir wissen auch genau, wann wir aufhören. Aber was dazwischen genau passiert, ist oft komplett unvorhersehbar.“ An manchen Tagen hätten sie und ihr Team 40 Kontakte mit Jugend­ lichen oder mehr, an anderen Tagen gerade mal zehn. Manche Tage seien

„Niemand muss ‚ein Problem‘ haben, um willkommen zu sein.“ NORDRAND-LEITSPRUCH 56


TEXT: JOHANNES MAYERHOFER | FOTOS: HANNAH STROBL

auch beratungsintensiver als andere. Die Jugendberatungsstelle befindet sich seit nun vier Jahren in unmittel­ barer Nähe des St. Pöltner Bahnhofs. Auch andere „Mitstreiter“ Zau­ chingers haben bereits jahrelange Streetwork-Erfahrung. So etwa Elke Bandion, die seit einem Praktikum vor etwa vier Jahren zu Nordrand gekommen ist, aber ursprünglich aus dem handwerklichen Bereich kommt. „Dort war ich für die Lehr­ lingsbetreuung zuständig“, erzählt die 39-Jährige. „Von daher hatte ich schon damals einen besonderen Zugang zu Jugendlichen. Da ging es aber rein um die technische Seite. Wie es den Jugendlichen geht, wel­ che Probleme sie haben, was sie be­ schäftigt, das sollte mir streng gesagt wurscht sein. Und das war mir dann auf Dauer zu wenig.“ Es folgte ein Studium der Sozialen Arbeit. „Mit Beginn der Corona-Pandemie“, so Bandion, „hat sich das Bewusstsein bezüglich des Wertes von Jugendar­ beit verändert.“ Zauchinger erklärt weiters: „Jugendliche waren da auch medial immer wieder als Sünden­ böcke zu sehen, etwa wenn sie sich in Phasen des Lockdowns und der Kontaktbeschränkungen mit Gleich­ altrigen getroffen haben. Da hieß es meist ,Das sind Superspreader‘, was ich aber für einen ausgesprochenen Blödsinn halte.“ Erwachsene hätten sich ebenso immer wieder „illegal“ getroffen, ohne dass es einen ver­ gleichbaren Aufschrei gegeben habe, so die Streetworker. Das Bewusstsein darüber, dass diese gleichaltrigen Kontakte un­ erlässlich für die Entwicklung der Jugendlichen sind, sei jedenfalls im Rahmen der Pandemie gestiegen und die Jugendberatungsstelle sei wäh­ rend des ersten Lockdowns auch nur kurzfristig geschlossen gewesen. Be­ züglich der langfristigen psychischen Auswirkungen der anhaltenden Pan­ demie zeigen sie sich skeptisch. „Das Gute an unserer Arbeit ist, dass man Jugendliche in ihrer Entwicklung begleiten und notfalls auch lenkend eingreifen kann, falls mal etwas schief läuft. Dadurch lässt sich ver­ hindern, dass daraus Erwachsene

werden, die ihr Leben lang Hilfe benötigen“, erklärt Michael Riedl­ berger sein Arbeitsethos als Jugend­ betreuer. Vorbilder bieten, die es familiär nicht gibt Jedes Mitglied der Nordrand-Crew versucht, eigene Stärken, Fähigkei­ ten und Interessen in die Arbeit mit einfließen zu lassen. „In meinem Fall wären das etwa die Themen Sport und Bewegung, wie auch Er­ nährung und Gesundheit“, meint Riedlberger. All das spielt auch eine Rolle hinsichtlich der pädagogischen Schwerpunkte. Eine große Rolle spielen etwa traditionelle und über­ holte Männlichkeitsbilder, die Vor­ stellungen von Stärke mit Gewalt verbinden und klare „Frauen-“ wie „Männerangelegenheiten“ definie­ ren. „Wenn man dann zu einem Ju­ gendlichen sagt: ,Komm, wir kochen jetzt mal was zusammen.‘, kann dann schon mal die Frage kommen: ,Wieso soll ich kochen? Das machen doch die Frauen.‘“, berichtet Riedl­ berger. Wenn männliche Jugendliche aber sehen, wie normal es ist, wenn

Jungs kochen, während die Mäd­ chen nebenbei zum Beispiel ein Re­ gal zusammenschrauben, dann ge­ raten die starren Rollenklischees bei manchen schnell ins Wanken. „Oft ist es auch so, dass Jungs das genie­ ßen, Dinge zu tun, die zum Beispiel im Familien- und Freundeskreis als unmännlich gelten. So gesehen kön­ nen wir hier Vorbildrollen überneh­ men, die privat vielleicht oft in der Art nicht existieren“, so Riedlberger. All das geschehe aber stets beiläufig und zwanglos. Ein weiterer Grund­ pfeiler nordrand‘scher Jugendarbeit hat mit Aufklärung zu tun. „Alles, was in der Gesellschaft insgesamt für Zwist und Streit sorgt, beschäftigt natürlich auch die Jugendlichen“, merkt Zauchinger an. Wenn etwa ein Jugendlicher behauptet, dass das SARS-CoV-2-Virus gar nicht exi­ stiere, dann sei es sinnvoll im Ge­ spräch zu ergründen, wie er zu die­ ser Ansicht kommt, auf welche Art er sich informiert etc. „Fehlinforma­ tion betrifft ja nicht nur – aber eben auch – Jugendliche“, wirft Bandion ein. Wichtig sei, sich gemeinsam mit den Jugendlichen die jeweiligen The­

„Wir wissen genau, wann wir anfangen zu arbeiten und wann wir aufhören. Aber was dazwischen passiert, ist oft komplett unvorhersehbar.“ JULIA ZAUCHINGER

DAS NORDRAND-TEAM. Christian Walzl, Julia Zauchinger, Elke Bandion und Michael Riedlberger (von links nach rechts). MFG 11 21

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MEHR ALS „NUR SPAZIEREN UND TRATSCHEN“

„Mit Beginn der Corona-Pandemie hat sich das Bewusstsein bezüglich des Wertes von Jugendarbeit verändert.“ MICHAEL RIEDLBERGER

men anzuschauen, zu vermitteln, wie man vertrauenswürdige Quellen von unseriösen unterscheiden kann. „Da bräuchte es ein eigenes Schulfach für Medienkompetenz“, meint Riedlber­ ger. Ja, gestehen die Jugendbetreuer, oft kämen die Jugendlichen mit Fragen, auf die auch sie keine Ant­ wort parat hätten. Bandion dazu: „Es geht aber auch gar nicht darum, allwissend zu sein, sondern eher da­ rum, mit den Jugendlichen etwas zu erarbeiten und sich mit etwas aus­ einanderzusetzen.“ „Sind für viele oft die erste und letzte Anlaufstelle“ So wie jede Berufsgruppe haben auch die Streetworker von Nord­ rand mit Vorurteilen gegen ihre Pro­ fession zu tun. Zauchinger nennt den Klassiker: „Sozialarbeiter sind nur am Spazierengehen und trat­ schen mit den Jugendlichen.“ Ban­ dion kennt noch weitere Klischees. „Oft herrscht die falsche Vorstel­ lung, dass mobile Jugendarbeit und Jugendberatung sich ausschließlich um extreme Problemfälle von Ju­ gendlichen kümmert.“ Zweifellos sei dies auch bei Nord­ rand ein Fixpunkt. „Wir begleiten immer wieder Jugendliche zur Po­ lizei, wenn sie etwas strafrecht­ liches angestellt haben. Umgekehrt

JEDER WILLKOMMEN. Die Jugendberatungsstelle ist für alle Jugendlichen. 58

kommt es auch vor, dass uns die Po­ lizei Jugendliche vorbei bringt, etwa nachdem sie Opfer von Gewalt- oder Sexualstraftaten geworden sind. Ein weiteres Thema sind Jugendliche, die obdachlos geworden oder von zu­ hause weggelaufen sind.“ Die Überschrift über der Arbeit von Nordrand – das betonen die Streetworker immer wieder – soll aber sein: Niemand muss „ein Pro­ blem“ haben, um willkommen zu sein. „Ein großer Teil unserer Ar­ beit“, so Riedlberger, „ist es, ver­ trauensvolle Beziehungen zu den Ju­ gendlichen aufzubauen.“ Jugendliche können eigene Projekt-Ideen umsetzen Die Arbeit von Nordrand umfasst viele Einzelprojekte. Ein Beispiel wäre die „Northside Gallery“, bei der Wände und Durchgänge in Bahnhofsnähe von den Jugend­ lichen – natürlich erlaubterweise – besprüht und künstlerisch gestaltet werden konnten. Eine weitere Idee: „Beim Bauhof in Eichgraben fin­ det man zahlreiche Fahrräder, die weggeschmissen werden. Eine Idee wäre, diese Räder gemeinsam mit den Jugendlichen wieder fahrtüchtig zu machen und damit nicht nur die technischen Fähigkeiten der Jugend­ lichen, sondern auch den nicht-mo­ torisierten Individualverkehr zu för­ dern.“ Seit 2021 gibt es ein weiteres Projekt zum Thema „Baumklet­ tern“. „Es ist wichtig für Jugend­ liche, eigene Grenzen austesten zu können“, sagt Zauchinger dazu. Mit dabei sind nicht nur geschulte Klet­ ter-Instruktoren. „Wir Streetworker klettern natürlich auch mit. Und dabei sehen die Jugendlichen: Auch wir Erwachsenen schaffen nicht al­ les und trauen uns nicht alles.“ Die Projekte werden bei Nord­ rand aber nicht zwangsläufig „dik­ tiert“, die Jungen können ihre eige­

PARTIZIPATION. Jugendliche können auch eigene Projekte realisieren. nen Vorschläge machen und dann selbst die Umsetzung übernehmen. „Da gab es Ideen wie Ausflüge zu einer Trampolin-Halle oder die Ver­ anstaltung von Sportturnieren“, so Zauchinger. Dabei werden sie stets vom Nordrand-Team unterstützt. Und das ist oft auch notwendig, denn die Umsetzung einer Idee in die Praxis könne „schnell überfor­ dernd sein“. Der Sinn der gesamten Übung: Selbstwirksamkeit und das Gefühl, etwas geschafft zu haben, zu erfahren. Stolz präsentieren die Streetwor­ ker auch ihre 2019er Auszeichnung zur „Gesundheitskompetenten Ju­ gendarbeit“. „Wir sehen Gesunheit nicht nur vom Standpunkt der Er­ nährung und Bewegung, sondern auch mit Blick auf psychisches Wohlbefinden.“ Nordrand und die Jugendberatungsstelle am Bahnhof werden kaum an Relevanz einbü­ ßen, im Gegenteil. „Erst im Oktober hat eine wahre Institution der Ju­ gendarbeit, das H2, zugemacht. Das ging ohne große Öffentlichkeit. Und das nach 30-jährigem Bestehen. Und diese Auswirkungen spüren auch wir.“ Die Schließung sorgt für große Fragezeichen bei den Streetworkern. „Genau in diesen Zeiten ein solches Zentrum zu schließen, dafür haben wir kein Verständnis.“


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NXP BOWLING

COUNTER-MITARBEITER (M/W/D) in Voll- oder Teilzeit. Du koordinierst am Counter-Desk mit eigenem Inkasso den Spielbetrieb und managst von der „Rezeption“ aus Kundenanfragen jeder Art. Du betreust die Gäste und unterstützt die Gastro-Mannschaft. Zugleich sorgst du im Team und nach einer entsprechenden Einschulung für die korrekte Wartung und Instandhaltung unserer Anlagen und Maschinen. GASTRO-MITARBEITER (M/W/D) in Vollzeit, Teilzeit oder als Nebenbzw. Studenten-Job kümmern sich um unsere Gäste und arbeiten im Service, in der Bar sowie bei vorbereitenden Tätigkeiten. Alle Mitarbeiter arbeiten mit eigenem Inkasso. Die Tageseinteilung wechselt, man arbeitet mal im Service, mal in der Bar, mal in der Küche. Die Einschulung läuft modular, bis man alle Stationen und Bereiche kann. Dadurch bleibt die Arbeit bei uns abwechslungsreich und vielfältig. Vollzeit-Mitarbeiter arbeiten in einem regelmäßigen Dienstrad mit Vier-Tage-Woche. Aushilfen verstärken das Kernteam zu den starken Betriebszeiten. LASERTRON-CREW (M/W) Als Game Operator in Teilzeit (mit beispielsweise zwanzig Wochenstunden) übernimmst du die Koordination unseres Betriebes an ausgewählten Öffnungstagen. Als Spielleiter betreust du unsere Spieler in der Cybersport-Arena, am Counter-Desk koordinierst du den Spielablauf, kümmerst dich um den Check-In und Check-Out sowie das Inkasso von Gästen und arbeitest an unserer Self-Service-Bar. Du hast abwechselnd einen bzw. drei Dienste in der Woche, koordinierst die Kollegen an diesem Tag und stehst im engen Kontakt mit der Geschäftsführung. Für alle Jobs gilt ein Monatsbruttolohn von EUR 1.768,00 bei 40 Stunden und facheinschlägiger Ausbildung. (Ohne facheinschlägige Ausbildung EUR 1.575,00.)

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VORSTELLUNGSGESPRÄCH

WARUM SOLLTE MAN BEI NXP BOWLING ARBEITEN? Michael Müllner, Geschäftsführer von NXP Bowling und NXP Lasertron, über die Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und wie man versucht ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.

Oft ist die Rede vom Arbeitskräftemangel in der Gastronomie. Wie geht es euch bei NXP Bowling? Wir haben immer eine offene Türe für Leute, die sich bei uns wohlfühlen und gerne das Team verstärken möchten. Schon vor Corona war es nicht leicht, ausreichend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Die Pandemie hat es aber nochmals schwieriger gemacht, weil viele aus der Gastronomie in andere Branchen gewechselt sind. Es geht uns da wahrscheinlich nicht viel besser oder schlechter als anderen Branchen, egal wen ich frage, alle suchen händeringend nach Personal, auch in Industrie und Handwerk. Hat die Gastro einen schlechten Ruf? Wir setzen uns seit jeher mit der Frage auseinander, wie wir die Arbeitsbedingungen im Sinne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestalten. Zurecht denken viele Unternehmen sehr intensiv an ihre Gäste, aber es geht unserer Meinung nach auch nicht ohne ein glückliches Team. Dafür muss man Grundlagen schaffen. Dass uns das schon durchaus gut gelingt, das zeigt sich an langjährigen Kolleginnen und Kollegen, die Tag für Tag zum Unternehmenserfolg beitragen und das Gemeinsame leben.

Was bietet ihr potentiellen Mitarbeitern? Wir legen sehr großen Wert auf ein gutes Arbeitsklima, dass man gern in die Arbeit geht. Idealerweise entstehen bei uns Freundschaften. Die Hierarchie ist flach, der Umgang wertschätzend und einbindend. Unser Ziel ist, dass wir Leute neugierig machen und sie dann von unserem Konzept überzeugen. Wir suchen Mitarbeiter, die mittel- und langfristig bleiben wollen, niemanden der ein paar Monate wie verrückt reinarbeitet, um dann ausgebrannt davonzulaufen. Ein Schlüssel dazu ist die Arbeitszeit. Manche wollen begleitend zu einer Ausbildung in Teilzeit arbeiten, die verstärken uns am Wochenende. Wer in Vollzeit arbeitet, hat ein festes Dienstrad. Man arbeitet Montag, Freitag, Samstag und Sonntag. In der Woche drauf dann nur Dienstag bis Mittwoch, das heißt jedes zweite Wochenende frei. Diese Vier-Tage-Woche schafft Zeit für Hobbys, fürs Fortgehen, fürs Leben – trotz Vollzeitjob in der Gastro. Mehr Infos: www.nxp-bowling.at/jobs


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: HELMUT LACKINGER, PRIVATARCHIV NASKO

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ST. PÖLTENS TRAINERLEGENDE SCHERB HAT DIE U19-EM IM VISIER Während es Österreichs A-Team nur mit etwas Bauchweh ins WM-Play-off geschafft hat, blieb die U19-Auswahl in ihren Pflichtspielen heuer unbesiegt und feierte in Tests gegen Wales (3:2) und Kroatien (1:0) schöne Erfolge. Teamchef Martin Scherb ist aber kein Fan von Ergebnisfußball, sondern lässt seine Männer nach Möglichkeit schönen Offensiv-Fußball spielen. Dabei kann er auch auf einige blau-gelbe Talente bauen.

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as haben Florian Grillitsch (TSG Hoffenheim), Philipp Lienhart (SC Freiburg), Patrick Puchegger (FAC), Daniel Rosenbichler (SV Stripfing) und Daniel Maderner (Waasland-Beveren) gemein? Sie sind alle Niederösterreicher und schafften es 2014 mit Österreichs U19-Auswahl bei der EM-Endrunde in Ungarn bis ins Halbfinale gegen Deutschland (mit Akteuren wie Joshua Kimmich, Julian Brandt oder Davie Selke). Während der Neunkirchner Grillitsch und der Lilienfelder Lienhart im März mit dem Österreichischen A-Team im Playoff um die WMTeilnahme in Katar kämpfen, spielen ihre „U19-Nachfolger“ unter dem Herzogenburger Teamchef Martin Scherb in der UEFA „Eliterunde“ um die EM-Teilnahme in der Slowakei. Die Auslosung erfolgt am 8. Dezember.

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Keiner zieht so oft ab In der ersten Gruppenphase blieben Scherbs Schützlinge gegen Estland (4:0), Belarus (1:1) und Ungarn (1:1) unbesiegt. Die Spielweise hat dem 52-Jährigen getaugt, die Ergebnisse weniger. „Wir sind sehr dominant aufgetreten, damit bin ich sehr zufrieden, ein paar individuelle Fehler haben uns aber leider um bessere Resultate gebracht“, analysiert der Trainer. Die UEFA-Statistik bestätigt den ÖFB-U19-Teamchef – da liegt Österreich mit 72 abgegeben Torschüssen auf Platz 1 von 52 Nationen! „Die Offensive liegt in unserer DNA“, versichert Scherb, der seine Männer stets gepflegt von hinten raus spielen lässt. „Das gibt es bei uns nicht, dass einer den Ball einfach nur wegdrischt. Wenn sie jetzt schon nicht mehr rausspielen dürften, wann dann?“ Scherb war seinerzeit schon als Nachwuchstrainer in der Akademie St. Pölten keiner, der ständig auf die Tabelle geschaut hat, sondern lieber seine Lupe auf die Spielweise gelegt hat. Heute hängen in der Akademie in der Bimbo-Binder-Promenade die Dressen seiner damaligen Schüler wie zum Beispiel Thomas Vollnhofer, Lukas Thürauer oder Konstantin Kerschbaumer als Motivationshilfe an der Wand. „Am meisten Strahlkraft haben aber die von Baumi

(Christoph Baumgartner, Anm.) und Grillo (Grillitsch, Anm.)“, weiß Scherb. „Es leisten alle unsere Akademien schon seit Jahren hervorragende Arbeit“, hält Scherb – der auch die ÖFB-U15-Auswahl betreut - gleich einen Atemzug später fest. Am wichtigsten sei, dass möglichst viele „Akademiker“ Profi-Spieler werden. Je mehr Profi-Einsätze seine Teenager haben, desto leichter tun sich jene dann auch in den Länderspielen. Deswegen gewinnt Scherb der im März 2020 wegen Corona abgesagten U17-„Eliterunde“ (mit Deutschland, Portugal und Niederlande als Gegnern!) nachträglich sogar Positives ab: „Für die Spieler war es eine Riesenenttäuschung, aber dafür haben sie zu der Zeit in der Ersten Liga, in der es dann ja keinen Absteiger gab, vermehrt Einsätze bekommen.“ Seine guten Beziehungen zu den Klubs und den Verbänden ermöglichen es ihm auch, im Jänner ein einwöchiges Trainingslager in der Türkei aufzuziehen (so es die Pandemie zulässt). 19 Feldspieler und drei Torhüter werden dort mit dem Teamchef den Fokus vornehmlich auf „Automatismen und Lösungsansätze“ legen. Darunter auch wieder einige Niederösterreicher wie Emilian Metu, Muharem Huskovic, Onurhan Babuscu, Jakob Knollmül-


TEXT: THOMAS SCHÖPF | FOTOS: ÖFB

Yussi calling Auf Yusuf Demir (18) kann Scherb freilich schon länger nicht mehr zurückgreifen, zu rasant war dessen Aufstieg. „Wir tauschen uns nach wie vor öfters aus“, freut sich BarçaFan Scherb, „ich bin mir sicher, dass Yussi seinen Weg macht. Mal schauen, wie es unter seinem neuen Trainer (Xavi, Anm.) läuft.“ Metu (Bayern Amateure) kann Scherb dafür im zentralen Mittelfeld überall einsetzen: „Er kann als Sechser, Achter oder als Zehner spielen, hat alle Voraussetzung und ein riesiges Potenzial, was ihm selber vielleicht noch gar nicht so bewusst ist.“ Huskovic und Babuscu haben für Austria bzw. für Admira sogar schon in der Bundesliga zugeschlagen. Knollmüller kam in Hoffenheim bislang „nur“ bei den Junioren zum Zug. „Er ist ein Mentalitätsspieler, auch er wird sich durchsetzen“, prophezeit Scherb. Und wenn man ihn dann noch auf den St. Pöl-

tner Instinktfußballer Din Barlov anspricht, strahlt der einstige SC St. Pölten-Goalgetter und SKN-Erfolgstrainer so richtig. „Ja, er hat ein richtig gutes Gefühl für den Raum, erkennt Situationen schneller als viele andere.“ Seinen Instinkt durfte Barlov in St. Pöltens Blumensiedlung beim SC ausleben, den Feinschliff bekam er in der Akademie und seine ersten Sporen als Profi verdiente sich der mittlerweile 18-Jährige im Herbst beim SKN St. Pölten. „Der SKN wird auch immer mein Herzensverein bleiben, wenngleich ich jetzt einen superschönen Job habe“, sagt Scherb, der die „Wölfe“ im Jänner 2007 in der Regionalliga Ost als zahnlose Abstiegskandidaten am Voith-Platz mit einem Zuschauerschnitt von 600 übernommen hatte und vornehmlich mit Niederösterreichern in die Zweite Liga führte, die in der NV Arena am Ende von durchschnittlich 2.920 Fans (Saison 2012/2013) angefeuert wurden (Platz 2 hinter Austria Lustenau). Vor dem Ausbruch der Pandemie kamen im Herbst 2019 nur mehr 3.364 zu den Bundesliga-Spielen der internationalisierten Wölfe und das trotz der „Magneten“ Rapid (7.407) und Austria (4.041).

„Die Offensive liegt in unserer DNA.“ ÖFB-U19-TEAMCHEF MARTIN SCHERB

KOLUMNE ROUL STARKA

EIN ENGEL

FOTO STOCK.ADOBE.COM

ler oder der zuletzt verletzte Keeper Kilian Scharner – der Neffe des ehemaligen Premier-League-Kickers Paul Scharner, der einst auch in der Akademie St. Pölten ausgebildet wurde.

Ich war gerade dabei, meine Corona-Lockdown-Kolumne zu kürzen, war über die Impfgegner und Demonstranten hergezogen, jetzt musste ich nur mehr meine Wut auf die Hälfte zusammenschrumpfen. Doch es wurde immer mehr statt weniger. Zunächst machte mich das Aufstampfen mit den Wörtern putzmunter, dann aber wurde ich müde, müde vor lauter Ärger. Ich kippte kopfüber weg, versank in einen merkwürdigen Traum: Ein Engel flog durchs Zimmer, so mit durchsichtigen Flügeln wie bei Elfen aus den Märchenbüchern. Auch war überall Engelsstaub, klitzekleine glitzernde Sterne. Ich ging vom ersten Stock runter in die Küche, alle Adventlichter auf zarten Ketten leuchteten, die Kerzen brannten in den Laternen. Meine Frau, die wie jedes Jahr dies alles gestaltete, lag vor der Sendung ‚Voice Of Germany‘ und schlief. Daneben unser Kater und unser Hunzi. Alles schien normal zu sein, doch sah ich dieses Engelchen ganz genau. Ich wusch mir mit kaltem Wasser das Gesicht, im Glauben jetzt aufzuwachen. Doch der Traum hörte nicht auf. Ich ging leise durchs Vorzimmer, die Stiegen wieder rauf und setzte mich hin. Die Heizung atmete schwer, vor den Fenstern war die Nacht. Eine wie viele, doch kam mir vor, als würde ich sie zum ersten Mal sehen. Da draußen war St. Pölten, kein Betlehem oder so, da war der Mond und die Josefstraße, kein Komet oder Maria und Josef. Das Engelchen hatte ein flackerndes Licht um mich gelegt, ein Band aus Zuversicht und Geduld. „Schatzi?“, rief leise meine Frau von unten. „Ja?“, sagte ich und legte mich zu ihr.

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FOTO: KATHRIN SCHINDLEGGER

AUSGEZEICHNET. Der Fußball KIGA des SV Ratzersdorf mit Trainer Martin Hinterhofer – ein Vorbildprojekt, das vom ÖFB mit dem zweiten Platz beim Social Football Award ausgezeichnet wurde.

SOCIAL FOOTBALL AWARD

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s geht im Fußball nicht immer nur um Punkte, Siege und sportliche Höchstleistungen, sondern vor allem auch um Gemeinschaft, Integration und Spaß. Deshalb vergibt der ÖFB den Social Football Award. „Dieser Preis soll Vereine, Fans und Initiativen jeglicher Art für ihr soziales Engagement im Fußball auszeichnen“, umschreibt man die Grundstoßrichtung der Initi-

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ative. Sehr zur Freude des SV Ratzersdorf konnte man beim Social Football Award 2020 den zweiten Platz in der Kategorie „Ehrenamt“ ergattern. Honoriert wurde die Etablierung des „Fußball KIGA“, also Fußball Kindergarten, „der nicht nur moralische Werte vermitteln soll, sondern auch sportliche Kompetenz. Hierbei wird jedoch nicht nur Wert auf Fußball gelegt, sondern es kom-

men alle möglichen Sportarten, die zu einer umfassenden körperlichen Ausbildung gehören, zum Einsatz.“ Der Mastermind dahinter, Trainer Martin Hinterhofer, freut sich natürlich riesig über die Anerkennung des ausgeklügelten Konzepts. „Unsere Vision ist es, die Kinder weiterzubringen, egal, was sie vielleicht später sportlich ausüben. Es geht uns darum, dass wir den Kindern durch dieses Training in der Gruppe viele spezifische und motorische Fähigkeiten lernen. Dies passiert – wie bei den Erwachsenen – am Besten in der Gruppe.“ Und es geht auch um das Gemeinschaftsgefühl, wobei bei einem Multi-Kulti-Verein wie dem SV Ratzersdorf das integrative Moment eine zusätzlich wichtige gesamtgesellschaftliche Rolle spielt.


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ZUM HÖREN Manshee | mikeSnare | Thomas Fröhlich | Thomas Winkelmüller | Rob.STP | Dr. Ray B (von links nach rechts)

BIFFY CLYRO

... Happily Ever After. Kein Jahr nach dem letzten Album legen die Schotten neue Songs nach, in denen sie ihre Gedanken und Gefühle zur Pandemie und zum Lockdown verarbeiten. Krachend druckvoll produziert, liefern Biffy Clyro clevere und große Rockmusik ab, mit dem Hang zu großen Gesten für große Bühnen. So viel Kontras zum Vorgänger und ohne dabei abgedroschen oder selbstreferentiell zu klingen. Eine Meisterleistung.

JUNO

REMI WOLF

THE SOLUTION IS RESTLESS JOAN AS POLICE WOMAN, TONY ALLEN, DAVE OKUMU

Jedes Mal, wenn die – laut U.K. ‚Times‘ – „coolest woman in Pop“ mit neuem Album anklopft, mach ihr auf, und erwarte das Unerwartete. Joan Wassers Songs werden diesmal von Afrobeat-Gott Tony Allen (R.I.P.) und dem Gitarristen Dave Okumu umrahmt. Die Fama besagt, dass die Songs auf dem Album allesamt aus der Jam-Session des einzigen gemeinsamen Zusammentreffens entstammen. Irre gut.

SIENTELO

CAMO & KROOKED UND MEFJUS

LSD-Ästhetik im Kinderfilm. So muten die Videos von Remi Wolf an. Musikalisch steckt weit mehr hinter der amerikanischen Newcomerin. Auf ihrem Debutalbum „Juno“ mixt sie Funk, Soul und modernen Pop-Rap mit einer Vocal-Range, die ihresgleichen sucht. Hinter dem Happy-Sound von Remi Wolf schlummern dunklere Geschichten, zum Beispiel ihre Alkoholsucht. Wer Trap-HiHats und 808s leid ist, der sollte reinhören!

Zu den Artisten dieses Tracks gibt’s wohl kaum was zu erläutern. Die Schnitzel-Power von Camo & Krooked und Mefjus tritt in letzter Zeit recht häufig gemeinsam in Erscheinung. In der Regel sind das sehr komplexe Kompositionen, mit denen weit über den Drum & Bass-Schnitzeltellerrand hinausgeblickt wird. Sientelo ist zwar ein wenig „herkömmlicher“, für mich aber tune of the year!

LAST NIGHT IN SOHO ORIGINAL SOUNDTRACK, VARIOUS ARTISTS

Wer ein Faible für die Roaring 60ies besitzt, aber auch der einen oder anderen (etwas düsteren) Neuinterpretation nicht abgeneigt ist, sollte an diesem Soundtrack von „Last Night In Soho“ nicht vorübergehen. Cilla Black, Dusty Springfield, The Who, Kinks und viele andere wie auch die Schauspielerin Anya Taylor-Joy nehmen uns auf eine groovige Zeitreise mit. The Beat Goes On!

HUSHED AND GRIM MASTODON

Das mittlerweile achte Studioalbum von Mastodon hat es so richtig in sich. 15 Tracks mit einer Gesamtspielzeit von 86 Minuten finden sich auf dem Doppelalbum. Und diese sind, wie man es von den Herren aus Atlanta gewohnt ist, sicher keine leichte Kost. Mastodon zeigen über die gesamte Länge, was sie drauf haben, und bewegen sich gekonnt von Progressive Metal zu Stoner Metal und lassen auch den Psychedelic Rock nicht aus.

ZUM SCHAUEN

ZUM SPIELEN

ZUM LESEN

Manshee | C. Schumacher

Christoph Schipp

H. Fahrngruber | M. Müllner

HELDEN DER WAHRSCHEINLICHKEIT

FORZA HORIZON 5

HERRSCHAFT

Ein Zug-Unglück mit Toten lässt Otto, der sich in seinem Job mit der Berechnung von Wahrscheinlichkeiten beschäftigt, einfach keine Ruhe. Es kann einfach kein Unfall gewesen sein. Als die Polizei ihm nicht glaubt, wenden sich Otto und seine Nerd-Kollegen mit ihrer Theorie an den Witwer einer der Verstorbenen. Dieser kennt dann nur noch ein Ziel: Rache!

„Forza Horizon 5“ hat die Messlatte nochmal ein Stück höher gelegt. Eine wunderschöne Spielwelt trifft auf eine griffige Fahrphysik. Dabei ist Mexiko das nahezu perfekte Szenario und bietet genügend Spielraum. „Forza Horizon 5“ ist nicht nur eines der besten Rennspiele, es ist darüber hinaus ein meisterliches Open-World-Abenteuer auf vier Rädern.

Das Christentum hat zwei Jahrtausende lang die Welt nachhaltig zum Besseren verändert: Diese These vertritt der Autor in einer packenden Kultur- und Geistesgeschichte des Westens, die untrennbar mit Macht und Herrschaft verbunden ist. Nach Leben, Tod und Auferstehung des Jesus Christus entwickelt sich aus einer jüdischen Sekte eine Weltreligion.

HOUSE OF GUCCI

CALL OF DUTY: VANGUARD SLEDGEHAMMER GAMES

NIALL FERGUSON

Es war ein Fall der nicht nur die Modewelt in Aufruhr versetzte: Die Ermordung des Gucci-Erben Maurizio Gucci sorgt 1995 für Schlagzeilen. Ridley Scott bringt diese spannende und wahre Geschichte mit zahlreichen Stars (u. a. Lady Gaga, Adam Driver, Jared Leto, Al Pacino, Salma Hayek, Jeremy Irons) ins Hollywood Megaplex.

„Call of Duty: Vanguard“ ist ein explosiv inszeniertes und vor allem in der Kampagne sowie im Multiplayer durchwegs unterhaltsames ShooterErlebnis mit kleinen Schwächen sowie einem deutlich ausbaufähigen Zombie-Modus. Wer Call of Duty mag, wird auch mit dem neuesten Ableger seinen Spaß haben. Den ganz großen Ansprüchen wird es aber nicht gerecht.

Der streitbare Historiker blickt auf die großen Katastrophen der Menschheitsgeschichte. Erleben wir nicht gerade in der Corona-Pandemie imperiale Überheblichkeit, erstarrte Bürokratie und gesellschaftliche Spaltung? Was könnten wir von Römern (Vesuv-Ausbruch) und den Menschen des Mittelalters (Pest) lernen um zukünftige Katastrophen zu überstehen?

ANDERS THOMAS JENSEN

RIDLEY SCOTT

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PLAYGROUND GAMES

TOM HOLLAND

DOOM

FOTOS ZVG

THE MYTH OF THE ...


HIGHLIGHT VAZ St. Pölten

DIE FÄASCHTBÄNKLER

FOTO Emanuel Sutterluety

3. MÄRZ Sie spielen auf den größten Festivals in Deutschland, Österreich, Schweiz und Italien. Sie enterten mit ihrer letzten CD in all diesen Ländern die Charts. Sie sind begnadete Musiker, coole Hitschreiber und stimmungsvolle Entertainer. Und sie sind gleichzeitig bodenständig, hilfsbereit und die Jungs vom Dorf nebenan. Beliebt von Jung bis Alt spielen sie mit ihrer ungewöhnlich volksmusikanmutenden Instrumentierung einen unvergleichlichen Popsound, den sie in den letzten Jahren im Studio und auf hunderten Livebühnen entwickelt haben. Fäaschtbänkler-Hits im Fäaschtbänkler-Sound.

WILDNIS STADT

CONNI – ZIRKUS-MUSICAL

CHRISTOF SPÖRK

TORI AMOS

LAUFEND Städte gehören in Mitteleuropa zu den artenreichsten Räumen, auch wenn die Bedingungen nicht optimal sind. Die Ausstellung bietet eine interessante, abwechslungsreiche und inspirierende Expedition durch die Wildnis Stadt und zeigt, mit wem wir uns die Stadt teilen sowie wie wir am besten mit unseren tierischen Nachbarn umgehen.

4. FEBRUAR Für Conni, ihre Familie, ihre Freunde und all ihre kleinen und großen Zuschauer wird es in diesem Zirkus-Musical-Abenteuer nie langweilig. Es ist immer etwas los, und Conni hat viel Spaß, auch wenn es einige Probleme zu lösen gilt. Die Besucher werden Teil der Inszenierung und können zusammen mit Conni das Abenteuer meistern.

18. FEBRUAR Dahaam geht’s richtig ab. Oder ziemlich daneben? Dahaam ist alles privat. Oder doch hochpolitisch? Dahaam ist es himmlisch. Oder die reinste Hölle? Christoph Spörk fragt sich in seinem neuen Programm, wie’s mit dem Österreich rund ums Dahaam ausschaut. Begleitet wird er von dem schlagfertigen Bassisten Alberto Lovison.

18. FEBRUAR Von Beginn an schreckte die Musikerin weder vor dem Cembalo noch vor dem Klavichord zurück und arbeitete mit Klängen, die dem Mainstream-Pop nicht ferner liegen könnten. Ob in Begleitung minimalistischer Pianoakkorde oder auf mitreißendem Dance Beat reitend – ihre unverwechselbare Stimme ist Anker und Herzstück jeder Komposition.

MUSEUM NÖ

| AUSSTELLUNG

VAZ ST. PÖLTEN

| KINDER-MUSICAL

EIN VOLKSFEIND ...

PLÖTZLICH SHAKESPEARE

19. FEBRUAR ... oder das Ringen um Wahrheit. Henrik Ibsens Drama „Ein Volksfeind“ aus dem Jahre 1882 stellt die Frage, inwieweit die Wahrheit innerhalb einer durchökonomisierten Welt eine Chance hat. Ein Theater-Happening aus Schauspiel und Diskurs, das den Austausch wieder möglich machen will, um gemeinsam die „beste aller Welten“ zu gestalten.

24. FEBRUAR Adele Neuhauser und Christian Dolezal lesen mit musikalischer Begleitung den Roman „Plötzlich Shakespeare“ von Bestsellerautor David Safier. Die aberwitzige Geschichte: Die liebeskranke Rosa wird per Hypnose in ein früheres Leben versetzt. In den Körper eines Mannes, der sich gerade duelliert: William Shakespeare. Das Chaos ist perfekt.

LANDESTHEATER

| THEATER

CINEMA PARADISO

KREIML & SAMURAI

25. FEBRUAR Fern jeder „political correctness“ behandelt Österreichs lustigster Lehrer, Andreas Ferner, in seinem neuen Programm die großen AufregerThemen unserer Zeit, des Schulbetriebes und seines Lebens. Scharf wie Chilli sind die Pointen, ibizamäßig entlarvend der allgemeine Bildungsbefund, herzzerreißend komisch die Stories aus Schule und Leben.

5. MÄRZ Sie tun nix lieber als owezahn, aber wenn schon wieder das Stammbeisl coronabedingt zu ist, wird auch den größten Tachinierern des Wiener Dialektrap urfad. Daher schoben sie heuer eine RemixEdition ihres „Auf olle 4re“Albums nach, die Hackn hatten da ja andere. Im März schauen Kreiml & Samurai auf Stippvivorbei – eine leiwande Gschicht!

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ANDREAS FERNER

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BÜHNE IM HOF

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SA 01.10.22 // 20:00 Tickets im VAZ St. Pölten, ticket@nxp.at, www.vaz.at, 02742/71 400 in allen Raiffeisenbanken, Geschäftsstellen von www.oeticket.com und unter www.noen.at/ticketshop VERANSTALTUNGSBETRIEBS GMBH

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FOTOS: LUIZA PUIU, ALEXANDRA UNGER

AUSSENSICHT

FÖDERALISMUS IN KRISENZEIT – FLUCH ODER SEGEN? GEORG RENNER

Aufgewachsen in St. Pölten, emigriert nach Wien, Redakteur beim „profil“.

„Eigentlich hätte dieser Föderalismus ja durchaus Potenzial.“

„Bei unklarer Kompetenzaufteilung kann man sich immer auf den anderen ausreden.“

Wer die Pandemiebekämpfung – bzw. den Mangel daran – in Österreich verstehen will, muss sich zwangsläufig mit der mittelbaren Bundesverwaltung beschäftigen. In grauer Vorzeit ist man nämlich draufgekommen, dass man in einem relativ kleinen Land, das sich mit Gemeinden, Ländern und Bund gleich drei politische Ebenen leistet, nicht auch noch drei parallele Verwaltungsstrukturen aufbauen muss, zumindest nicht vollständig. Und so erledigt der Bund einen großen Teil seiner Verwaltung – den, für den er keine eigenen Ämter hat – mittelbar, indem er auf die Länder und deren Bezirksbehörden zugreift. Zum Beispiel in der Seuchenverwaltung: Was das Epidemie- und das Covid-Maßnahmengesetz betrifft, sind zunächst die Bezirksbehörden zuständig, eine Stufe höher die Landeshauptleute – und die wiederum sind dem Gesundheitsminister weisungsgebunden. Dieses System hat bisher, vornehm ausgedrückt, eher mittelprächtig funktioniert. Nirgendwo ist das besser dokumentiert als im Untersuchungsbericht der IschglKommission, der im Detail beschreibt, wie die Bundesregierung die Beamten der BH Landeck mit der Ankündigung der Evakuierung des Paznauntals überrumpelt hat. Näherliegende Beispiele kennen viele Schüler bzw. Eltern: Weil für Quarantäne die Heimatbezirke zuständig sind, konnte es in Klassen, in denen Schüler aus StP, Wilhelmsburg, Lilienfeld und Melk zusammensitzen vier verschiedene Auslegungen der Quarantäneregeln geben. Das ist aber jetzt keine grundsätzliche Verdammung dieser Spielart des Föderalismus – erstens hat gerade die Zentralinstitution, der Bund, in den vergangenen Monaten eine, sagen wir, less than stellar Performance an den Tag gelegt. Zweitens ist es sinnvoll, enorme Macht wie die Seuchengesetze durch eine zweite gewählte Instanz zu verdünnen; und drittens läge in einem intelligenten Föderalismus tatsächlich ein Erfolgsrezept für eine Krise wie diese: Wenn einzelne Arme des Staats voneinander lernen und sich best-practice-Methoden abschauen – sagen wir, wie man Gurgeltests organisiert – hätte das durchaus Potenzial, mehr zu helfen als zu schaden. 68

JAKOB WINTER

Der Wilhelmsburger arbeitet als Journalist bei der „Kleinen Zeitung“.

Wer hätte wissen können, dass Österreich schlecht für eine Pandemie gerüstet ist? Der Rechnungshof hatte eine böse Vorahnung: Die Finanzierung des Gesundheitssys­ tems sei zersplittert, aufgeteilt auf Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungsträger. Das führe „zu unterschiedlichen Interessen, Ineffizienzen, Doppelgleisigkeiten, Intransparenz, Zielkonflikten und Steuerungsdefiziten“. Der Satz klingt wie eine schonungslose – zutreffende – Analyse über das Kompetenz-Chaos während der Corona-Pandemie. Tatsächlich sind diese Zeilen elf Jahre alt, festgehalten in einem Paper der „Arbeitsgruppe Verwaltung neu“, der auch der Rechnungshof angehörte. Vor Corona waren diese Ineffizienzen einfach nur teuer – seit Pandemiebeginn sind sie brandgefährlich. Beispiele gefällig? Als im Frühherbst 2021 die Neuinfektionen wieder rapide stiegen, insbesondere in Oberösterreich, schoben sich Bund und Land die Verantwortung gegenseitig zu – rechtlich wären beide in der Lage gewesen, kontaktbeschränkende Maßnahmen zu beschließen, doch das erschien vor den Landtagswahlen niemandem opportun. Bei unklarer Kompetenzaufteilung kann man sich im Krisenfall immer auf den anderen ausreden. Praktisch, aber verantwortungslos. Ergebnis des Zauderns: Ein bundesweiter Lockdown. Die Sozialversicherung, die alle Versicherten-Daten samt Vorerkrankungen und Impfstatus hat, wurde erst gar nicht in die Impfkampagne eingebunden (außer in Kärnten). Auch sonst fragt man sich, warum die Pandemie hierzulande neun Mal unterschiedlich bekämpft wird. Monatelang wiesen Experten darauf hin, dass Länder wie Portugal allen Bürgern Briefe mit konkreten Impfterminen schickten. Und damit großen Erfolg hatten, weil fixierte Termine selten abgesagt werden. Mitte November versandte die Stadt Wien – spät, aber doch – ebensolche Briefe an Ungeimpfte. Im Rest von Österreich wird sich das erst bis Mitte Dezember ausgehen. Der Rechnungshof behielt recht. Leider!


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