Medijuana 32

Page 1

Nr. 32 3/2017 Juni-Juli

Medical & Harm Reduction Magazine

18+

MEDIZINISCHES CANNABIS Entzündungshemmende Sorte mit hohem CBD-Gehalt und Indica-Dominanz

VERBOTENE GENÜSSE Warum wir nicht ehrlich über Gras sprechen

CBD DARF NICHT ILLEGALISIERT WERDEN Stellungnahme des Hanf-Instituts zur geplanten SMG-Novelle

UNTERSCHIEDLICHE ANSICHTEN BEI DER CANNABISREGULIERUNG Ergebnisse einer internationalen Untersuchung





Liebe Leute! ieses Jahr begingen wir den Welthanftag in Wien. Hauptsächlich wegen der schlechten Organisation und der unzureichenden Werbung waren erstaunlich wenige HanffreundInnen zusammengekommen. Für uns war es eine Enttäuschung, aber sicherlich waren all jene noch mehr enttäuscht, die für ihre Rechte, ihre Meinung und die Legalisierung hätten eintreten wollen oder ihre Solidarität mit den CannabispatientInnen zum Ausdruck hätten bringen wollen und erst nachträglich aus den Nachrichten erfahren haben, dass sie diese Gelegenheit verpasst haben. Und das waren sicher nicht wenige, wenn man die Teilnehmerzahlen von diesem und letztem Jahr vergleicht. Ganz zu schweigen davon, dass es den PatientInnen, die Tag für Tag die Gesetze brechen, die stigmatisiert werden und ihre Freiheit aufs Spiel setzen, und den AktivistInnen für die Krankenrechte, die dieses Jahr nicht dabei sein konnten, weil sie gegenwärtig im Gefängnis sitzen, absolut nicht gleichgültig sein kann, ob 1.000 oder 10.000 Menschen für ihre grundlegenden Menschenrechte demonstrieren. Und es ist auch nicht egal, wie groß die Menschenmenge auf einer solchen Demonstration ist und welchen gesellschaftlichen Druck die Machthaber und Gesetzgeber durch sie zu spüren bekommen. Der Marihuana March ist ein großes Vergnügen und gleichzeitig eine Bewegung, die eine wichtige Botschaft transportiert, von der die Lebensqualität vieler Menschen abhängt. Die AktivistInnen, die ihn organisieren, müssen unbedingt diese Verantwortung spüren. Ihnen gebührt Dank und Anerkennung für die gesellschaftliche Arbeit, die sie zum Wohl der Allgemeinheit verrichten, aber sie müssen auch registrieren, wenn sie nicht in der Lage sind, der Angelegenheit das nötige Gewicht zu ver-

D

IMPRESSUM Chefredakteur: Gabor Holland Autoren: Bob Arctor, Jack Pot M. Szelestei, Kevin Herzig Anatol Zweig, Tomas Kardos Toni Straka, G.B.I. N. Nogada Lektorin: Helen Bauerfeind Design: Gergely Vaska Verantwortlicher Herausgeber: G. Holland Medijuana Publishing GmbH 1180 Vienna, Hildebrandgasse 9/8 E-Mail: office@medijuana.eu Web: www.medijuana.eu

leihen. Die Message ist eine ganz andere, wenn hinter zwei lärmenden Lastwagen 800 betrunkene Punks durch die Stadt ziehen oder wenn hinter zwölf geschmackvoll und kreativ dekorierten Fahrzeugen 10.000 Menschen die Legalisierung verlangen. Natürlich werden auch dort 800 betrunkene Punks sein. Sie werden aber kaum auffallen, wenn mit ihnen 10.000 DurchschnittsbürgerInnen den Mächtigen sagen, dass sie verpflichtet sind, ihre Rechte zu respektieren. Andere BürgerInnen, die die Demonstration sehen, realisieren dann, dass sie genauso normale und alltägliche Menschen sind, obwohl sie Cannabis konsumieren. Wenn ich mich für meine eigenen Rechte oder die Rechte der CannabispatientInnen einsetze, dann trete ich auch für deine Rechte ein! Denn es kann sein, dass dir morgen der Arzt sagt, dass du einen bösartigen Tumor hast. Und wenn du zu deinem Überleben eine Cannabistherapie beginnst, dann wirst du nach den Buchstaben des Gesetzes zu einem Kriminellen und dann wirst du begreifen, warum ich jedes Jahr mit einem Transparent in der Hand demonstrieren gehe. Wir müssen aus dieser Erfahrung unsere Lehren ziehen, jedoch ohne verbittert zu sein, denn im Sommer warten weitere Ereignisse in der Cannabisszene auf uns. Mitte Juni findet die Mary-Jane-Messe in Berlin statt, die letztes Jahr ziemlich gut startete und den Schwerpunkt nicht auf den Freizeitgebrauch, sondern auf die medizinische Anwendung, den therapeutischen Konsum und die Patientenrechte legt. Natürlich wird auch dieses Jahr unser Magazin auf den Veranstaltungen erhältlich sein und ihr könnt uns an Ort und Stelle persönlich treffen. Einen schönen Sommeranfang und angenehme Lektüre! Der Hrsg.

IN ZUSAMMENARBEIT MIT

Medical & Harm Reduction Magazine

INDEX AEROPONIK SYSTEMS ANNABLUME ATAMI BUSHPLANET CANNA

45 41 11, 55 4-5 U2, 35

CANNABIS XXL MÜNCHEN

U3

DINAFEM SEEDS

17

FLORGANICS

13

GREENHOUSE FEEDING

21

GREEN HABIT

15

GROWLED

43

GROW2GETHER

47

HANFPARADE HUG‘S

2 55

HEMP HEALTH CENTER

41

HUMBOLDT SEED ORGANIZATION

58

INTERNATIONAL CANNABIS CONFERENCE

30

KRUMME GURKEN

23

LUCY‘S RAUSCH

44

NACHTSCHATTEN VERLAG NEAR DARK ONLY A PLANT PLAGRON

59 23, 45 16 40, U4

PREMIUM GENETICS

35

PUFF AND STUFF

57

ROYAL QUEEN SEEDS

19

SERIOUS SEEDS

51

SCHALL & RAUCH

39

SWEET SEEDS

27

TAMAR HEADSHOP

45

UNITED SEEDBANKS

29

VAPOSHOP

53

VERDAMPFTNOCHMAL

37

Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserinnen und Leser darauf hin, dass der Handel mit lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz und Lieferung derselben in mehreren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als illegal gelten! Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw. Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es ist nicht Anliegen des Herausgebers von Medijuana, irgendjemanden zur illegalen Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte anzuregen. Der Herausgeber trägt keine Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften Anzeigenflächen erscheinen. Sämtliche Meinungen im Redaktionsteil stammen von den Autoren und decken sich nicht in jedem Falle mit dem Standpunkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es nicht möglich, den/die Inhaber/in des Urheberrechts zu identifizieren oder mit ihm/ihr Kontakt aufzunehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nachweises von begründeten Urheberrechtsansprüchen auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre – auszugsweise oder als Ganzes – ist die schriftliche Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziellen Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!

3




INHALT LIEBE LEUTE!

3

24

MEDI+GREEN LEGALISIERUNG EINMAL ANDERS

8

MEXIKO LÄSST THERAPEUTISCHES CANNABIS ZU

9

CBD IN DER VERSORGUNG VON HUNDEN

9

HOFFNUNG AUF EINE AUTISMUSBEHANDLUNG

10

VERWEIGERTE TRANSPLANTATION

12

EXTREM POTENTES HASCHISCHKRISTALL

13 48

CANNA+GLOBE KNOCK-OUT FÜR DAS SELBSTBEWUSSTSEIN

20 14–15

16

Der Hintergrund des Phänomens Spice

MEDI+GREEN ERFOLGE BEI DER BEHANDLUNG VON GEHIRNTUMOREN

16

CANNA+GLOBE VERBOTENE GENÜSSE

18–19

Warum wir nicht ehrlich über Gras sprechen

MEDI+GREEN WIR SPÜREN ES AUF UNSERER EIGENEN HAUT

20

AUSVERKAUFTER REGGAE-KULT

22

37

8

NACH EINEM VERFASSUNGSWIDRIGEN VERBOT – LEGALISIERUNG

23

CANNA+GLOBE SCHRUMPFENDER HANFWANDERTAG

24–25 16

MEDI+GREEN BELGIEN: RAZZIA IM CSC TREKT UW PLANT

26

ANTI-CANNABIS-PROPAGANDA

26

CANNA+GLOBE UNTERSCHIEDLICHE ANSICHTEN BEI DER CANNABISREGULIERUNG

28–29

Ergebnisse einer internationalen Untersuchung

MEDI+GREEN LEX CBD – WIE ÖSTERREICH CBD VERBIETEN WILL

36

BESSERE HIRNLEISTUNG DURCH CANNABIS?

36 14

6

13


INHALT MEDI+GREEN 37

PATIENTINNEN WEISEN DEN WEG

38

100 TAGE SCHMERZ-HAFT Hexenjagd auf CSC-Salzburg-Obmann Willi Wallner

38

MINISTERIUM WILL CANNABIDIOL KRIMINALISIEREN AktivistInnen reichen Bürgerinitiative mit 20.000 Unterschriften ein

40

MIT CBD IN EINEM BETT

CANNA+GLOBE

56 42–43

20

CBD DARF NICHT ILLEGALISIERT WERDEN Stellungnahme des Hanf-Instituts zur geplanten SMG-Novelle

MEDI+GREEN 44

PSYCHOSE 23.000 : 1

VOLLBLUT 46

EARLY AMNESIA CBD „Die schnellste, mildeste und ertragreichste Sativa“

MEDIZIN 28

36

48–49

MEDIZINISCHES CANNABIS

Entzündungshemmende Sorte mit hohem CBD-Gehalt und Indica-Dominanz

VOLLBLUT 50

Eine seriöse medizinale Pflanze: BUBBLE GUM FEMINIZED

CANNA+GLOBE 9

52–53

DREI EXTREM EINFACH ZU BEDIENENDE TRAGBARE VAPORIZER

VOLLBLUT 54

SÜSSER BLUTROTER GENUSS

CANNA+GLOBE 56–58

REINIGUNG DES ERDBODENS MIT HANF

A’LA CANNA 60–62

KURKUMA – DAS HEILIGE PULVER Ein Schnaps und ein Longdrink

38

60 7


MEDI+GREEN

Tom Burditt spricht für die Legalisierung

Legalisierung einmal anders m Jahre 2017 hat es schon keinen Nachrichtenwert mehr, wenn in einem US-amerikanischen Staat der Cannabismarkt legalisiert wird. Der Bundesstaat Vermont, der sich als neunter der Legalisierung anschloss, konnte jedoch mit einer Neuheit aufwarten. Er ist der erste, in dem nicht anhand einer Volksabstimmung, sondern durch die Entscheidung des Gesetzgebers Handel mit und Konsum von Cannabis erlaubt wurden. In der bisherigen US-amerikanischen Praxis ermächtigte der Wille des Volkes die Regierung, das Cannabisverbot aufzuheben. Gewöhnlich wurden Volksabstimmungen ausgeschrieben, wenn man nach den Umfrageergebnissen die Zeit für gekommen hielt. Vor der Abstimmung hatte die Bevölkerung die Möglichkeit, das Legalisierungsmodell genau zu studieren, beispielsweise ab welchem Alter man welche Menge bei sich führen darf, unter welchen Bedingungen Cannabisläden betrieben werden können, wie das Produkt besteuert wird und wofür die Steuereinnahmen verwendet werden. Die informierten WählerInnen konnten entscheiden, ob sie das Ganja lieber in Geschäften oder in den Händen von Schwarzmarkthändlern sehen wollen. Bisher endeten zwei Drittel der Abstimmungen mit einem Ja für die Legalisierung. Vermont ist der erste Staat, der sich nicht an dieses Modell hielt und die Vorschriften innerhalb der Gesetzgebungsprozedur änderte. Bevor man den Vorschlag ausarbeitete, sondierte man die Meinung der Bevölkerung. 75 Prozent der BürgerInnen unterstützten nach der letzten Erhebung die Idee der Legalisierung. Gouverneur David Zuckerman sagte in diesem Zusammenhang, dass in Vermont die gewählten Abgeordneten den WählerInnen

I

8

näher stünden als in anderen Staaten und man jetzt daran arbeite, umsichtig den Bedürfnissen der BürgerInnen gerecht zu werden. Das von der Gesetzgebung abgesegnete Legalisierungsmodell unterscheidet sich nicht sehr von den übrigen. Es erlaubt BürgerInnen über 21 Jahren den Besitz von einer Unze (ungefähr 28 g) Cannabis, zwei blühenden und vier unreifen Cannabispflanzen. Ein System für den Handel ist in Vermont noch nicht ausgearbeitet worden. Nach dem Gesetz wird eine neunköpfige Kommission eingerichtet werden, die für die geeignete Umsetzung der Cannabisregulierung zuständig ist. Ähnlich wie in anderen Staaten wird das Autofahren

im bekifften Zustand und der Konsum auf öffentlichen Plätzen verboten sein. Die Abgeordneten stimmten am 10. Mai im Verhältnis von 76 zu 66 Stimmen für die Gesetzesänderung. Wenn jetzt auch der Gouverneur zustimmt, treten die Änderungen wahrscheinlich 2018 in Kraft. Der republikanische Gouverneur Phil Scott gab im vorausgegangenen Zyklus der Änderung der Cannabisgesetze keine Priorität. In jüngster Vergangenheit erklärte er, dass im Falle der Legalisierung die Sicherheit auf den Autostraßen gewährleistet sein müsse, sowie, dass Kinder nicht an Speisen gelangen dürften, die Cannabis enthalten. Scott ist der Meinung, dass dafür geeignete Lösungen gefunden werden müssen, bevor man auf dem Weg der Legalisierung voranschreite. Er versprach die Gesetzesänderung unter diesem Aspekt zu prüfen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die USamerikanischen Bundesgesetze Cannabis weiterhin auf der Verbotsliste behalten, noch dazu als besonders gefährliches, über keinerlei Heilwirkung verfügendes Mittel. Die Gesetzgeber von Vermont stimmten also ohne Ermächtigung durch den Volkswillen für die Legalisierung einer Droge, die der Bund verbietet, noch dazu unter der Trump-Administration, als republikanischer Staat! Der Schluss wäre jedoch voreilig, dass sich Trump und seine Leute mit der Unaufhaltsamkeit der Legalisierung abgefunden hätten. Der Sprecher des Weißen Hauses Sean Spicer erklärte im Februar, dass die Regierung den Freizeitgebrauch des Marihuana strenger eingrenzen wolle und dass das Justizministerium die Möglichkeiten dazu überprüfe. Ob dies die Abschaffung der Legalisierung oder aber verschärfte Bedingungen des Cannabisgebrauchs nach sich ziehen wird, lässt sich noch nicht sagen. Sicher ist jedoch, dass wir Trump nicht im Legalisierungslager begrüßen können werden. Cannabis kann viel tun für Vermont


m mexikanischen Parlament erfuhr medizinisches Cannabis jüngst breite politische Unterstützung. Letzten Dezember wurde dem Senat ein Gesuch vorgelegt, den Gebrauch von Cannabis für wissenschaftliche und medizinische Zwecke zu erlauben. Ende April wurde es im Unterhaus mit einer überwältigenden Mehrheit von 371 zu 19 Stimmen angenommen. Der Gesetzentwurf wurde jetzt dem Präsidenten Enrique Peña Nieto vorgelegt, der ihn erwartungsgemäß unterzeichnen wird. „Die Regulierung schafft das Verbot und die Kriminalisierung der Anwendung von Cannabis in Medizin und Wissenschaft ab, zudem ermöglicht sie den Anbau und Handel zu den genannten Zwecken“, so die Stellungnahme auf der Webseite des Unterhauses. Arturo Alvarez, Vertreter der Grünen, sagte: „Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung – dass wir uns mit reglementierten, genehmigten und überwachten neuen Konsumalternativen beschäftigen. Dies ermöglicht es den Staatsorganen, eine neue Front zu eröffnen im Kampf gegen die Sucht, die mit Gewalt verbundene illegale Drogenherstellung, den Drogenhandel und den Konsum.“ Rosa Alba Ramírez, Vertreterin des Movimiento Ciudadano, fügte hinzu: „Dies ist kein Weg zum allgemeinen,

I

Präsident Enrique Peña Nieto

Mexiko lässt therapeutisches Cannabis zu unkontrollierten Gebrauch, denn es sind Vorschriften enthalten, mit denen das Gesundheitsministerium sicherstellen kann, dass seine Ausbreitung auf den kreativen Gebrauch ausgeschlossen ist.“ Der frühere Drogengegner Nieto initiierte eine allgemeine Überprüfung des Drogengebrauchs. Er ist der Meinung, dass man den Drogengebrauch aus einem medizinischen Blickwinkel betrachten müsse, statt ihn zu kriminalisieren. Hier geht

Lynne Tingle

CBD in der Versorgung von Hunden ichael Fasmans Hund Hudson versucht auch im hohen Alter von zwölf Jahren ein normales Leben zu führen. Leider haben ihm Arthritis und die amputierten Zehen in letzter Zeit viele Schwierigkeiten und Schmerzen bereitet. In Kalifornien, wo Herr und Hund leben, verfü-

M

gen Tierärzte nicht über die Erlaubnis, Tieren Cannabis zu verschreiben. Als Hudsons Tierarzt nur noch schmerzstillende Mittel empfehlen konnte, lehnte Fasman ab, da sie den Hund außer Gefecht setzten. Er begann nach Alternativen zu suchen und entdeckte Cannabidiol, ein Cannabisextrakt, das nur

es um eine Kardinalfrage für Mexiko, denn der seit 2006 andauernde Kampf gegen die Drogen hat das Land bisher ungefähr 100.000 Menschenleben gekostet. Obwohl Mexiko den Drogenkonsum schon 2009 entkriminalisiert hat, spüren die KonsumentInnen angeblich wenig davon, weil die Polizei die Gesetze willkürlich auslegt. Die Genehmigung des medizinischen Cannabis wird vielleicht zu einer veränderten Sicht beitragen.

CBD enthält und frei von psychoaktiven Wirkungen ist. Fasman gab Hudson am nächsten Tag ein paar Tropfen in sein Futter. Diese Behandlung machte ihn zu einem glücklichen Hund. „Er hat sich nicht verändert, aber sein gutes altes Ich ist zurückgekehrt.“ Auch Lynne Tingle gibt älteren Hunden in einem Tierasyl Cannabis. Über die Ergebnisse sagt sie: „Man sieht den Unterschied in ihrer Stimmung. Sie haben keine Schmerzen, deswegen sind sie glücklich und können sich besser bewegen. Sie bekommen eine neue Chance im Leben.“ Die Anwendung von CBD zeigt eine Parallele bei Menschen und Haustieren: In beiden Fällen ist sie gesetzeswidrig. Auf der Bundesebene der USA betrachtet das Gesetz Cannabis noch immer als illegalen Stoff, weswegen nur wenige Forschungen durchgeführt wurden, um Vorzüge und eventuelle Nebenwirkungen zu erkennen. Wegen der fehlenden Forschungen und der unbekannten Wirkungen befürworten Tierärzte den Gebrauch von Cannabis zur Behandlung von Krankheiten bei Haustieren nicht. Ken Pawlowski ist der Vorsitzende der kalifornischen Tierarztvereinigung. Er kennt die zunehmende Tendenz von TierhalterInnen, bei der Behandlung Cannabis einzusetzen. „Wir bekommen immer mehr Anfragen von Tierhaltern, aber wir haben keine Antwort.“ 9


MEDI+GREEN

Hoffnung auf eine Autismusbehandlung

as Shaare Zedek Medical Center in Jerusalem testet Cannabis an 120 Menschen zwischen vier und 30 Jahren mit leichtem und mittelschwerem Autismus. Die erste Studie dieser Art untersucht, ob verschiedene Symptome des Autismus mit medizinischem Cannabis behandelt werden können. Angehörige autistischer Kinder behaupten schon lange, dass Cannabis helfe, die Kinder zu beruhigen, sie daher weniger Stress erlebten und sich die Gefahr verringere, dass sie sich selbst Schaden zufügen. Nach einigen Voruntersuchungen beginnt Shaare Zedek nun die weltweit erste Untersuchung mit Tropfen und Placebos. Die verabreichte Cannabissorte enthält keine psychoaktiven Stoffe, dafür aber Cannabidiol (CBD) in großer Menge. Nach den Normen für klinische Untersuchungen werden die TeilnehmerInnen in zwei Gruppen eingeteilt: die Untersuchungsgruppe, die tatsächlich Cannabis bekommt, und die Kontrollgruppe, die ein Placebo erhält. Nach der Testperiode, in der die Wirkung auf die PatientInnen dokumentiert wird, unterbricht man die Behandlung für einen Monat, dann wechseln die Gruppen – die Untersuchungsgruppe wird Kontrollgruppe und umgekehrt. Zu diesen Untersuchungen gehört, dass weder die Testpersonen noch ihre Familien erfahren, ob der Kranke CBD oder ein Placebo bekommt. Die Studie konzentriert sich ausdrücklich auf bestimmte Segmente der Verhaltenssymptome, die für bestimmte autistische Personen charakteristisch sind, einbegriffen physische Aggression gegen sich selbst und andere, die

D

10

von einer akuten Angststörung begleitet werden kann. Cannabis hat in den vergangenen Jahren Einzug in die Psychiatrie gehalten, unter anderem in die Behandlung des posttraumatischen Stresssyndroms. Im März 2014 wurde Cannabis für die Behandlung von Epilepsie zugelassen, auch bei Kindern, denen die Krankheit schwere Schäden zufügt und bei denen keine anderen Medikamente wirken. Epilepsie ist bei AutistInnen außerordentlich häufig – mehr als 30 Prozent von ihnen leiden darunter. Auf die positiven Wirkungen des Cannabis wurde man bei der Behandlung von epileptischen AutistInnen aufmerksam. Ein Teil der sporadischen Belege solcher Fälle stammen von der Firma Tikun Plam, die in Israel medizinisches Cannabis anbaut und eine Gruppe von zehn autistischen Personen zwischen acht und 22 Jahren mit Öl versorgt. Nach Ansicht der Kinderpflegerin Naama Sa-

ban beruhige eine Gabe von CBD-Öl dreimal täglich die PatientInnen sehr und mache sie weniger aggressiv. „Es ist nicht so, dass sie benommen wären, denn das Öl enthält keine psychoaktiven Komponenten“, sagt Saban. „Die Eltern sagen, dass sich ihre Lebensqualität vollkommen verändert habe. Zum ersten Mal ist es möglich, dass die kleinen Kinder ihre Freunde einladen und das ältere Kind nicht wild wird.“ Und: „Die Wartelisten sind voll“, sagt der Untersuchungsleiter Dr. Adi Eran, der beim Gesundheitsministerium die Genehmigung für diese Therapie erhalten hat. „Sehr viele Familien aus allen Teilen Israels möchten teilnehmen. Sie haben von Freunden und anderen Familien erfahren, dass es helfen könnte, deswegen hegen sie Hoffnungen.“ Auch in anderen Ländern machte man die Erfahrung, dass sich die Symptome autistischer Kinder durch die Gabe von Cannabis verbesserten. Trotzdem betonen israelische ÄrztInnen, dass die Pflanze kein „Wundermittel“ sei und bei der Krankheit nur Linderung verschaffen könne. „Das erklären wir allen Eltern, und auch, dass die Kinder Autisten bleiben werden“, sagt Aran. Die Tatsache, dass Israel relativ tolerant mit Cannabis umgeht, half den Fachleuten in der Klinik. In Israel unterhält das Gesundheitsministerium eine eigene Abteilung für medizinisches Cannabis und initiiert klinische Untersuchungen mit medizinischem Cannabis bei einer breiten Skala von Krankheiten. Das medizinische Cannabis wird experimentell getestet bei Fällen von Autismus, weiterhin bei der Behandlung von Schlaflosigkeit, dem Tourettesyndrom, Parkinson und anderen Krankheiten. Heute gibt es bereits 27.000 PatientInnen in Israel, die mit medizinischem Cannabis behandelt werden. Das Land steht kurz davor, den Export zu genehmigen. Der aufblühende Industriezweig wird sich bald als sehr einträglich erweisen. Fachleute schätzen die Einkünfte aus dem Export von medizinischem Cannabis für Israel in den nächsten zwei Jahren auf 1.000.000 Dollar.



MEDI+GREEN

Verweigerte Transplantation n entwickelten Gesellschaften hält man es für selbstverständlich, dass Kranke im Notfall das Recht auf lebensrettende Maßnahmen haben, auf eine Behandlung, die bleibenden Gesundheitsschäden vorbeugt. In der Realität gibt es jedoch auch Fälle, in denen lebensrettende Maßnahmen aus diskriminierenden Gründen abgelehnt werden. Dies widerfuhr einem jungen Mann im US-Bundesstaat Utah, dem unter Berufung auf seinen Cannabiskonsum eine Lungentransplantation verweigert wurde. Die Entscheidung kostete den jungen Mann das Leben. Riley Hancey war 19 Jahre alt, als er am Thanksgiving Day ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Die ÄrztInnen stellten sehr schnell fest, dass seine Lungen infolge einer starken Entzündung so geschädigt waren, dass eine Organtransplantation dringend notwendig war. Als bei den Untersuchungen THC in seinem Organismus festgestellt wurde, weigerte sich das Krankenhaus, Riley auf die Warteliste für Organtransplantationen zu setzen. Die Ärzteschaft des Krankenhauses erklärte auf Nachfrage, dass vor der Entscheidung zur Operation zahlreiche Gesichtspunkte zu klären seien, unter anderem das Risiko, dass das neue Organ abgestoßen wird. Wie sie sagten, würden Alkoholsüchtige, regelmäßige RaucherInnen und DrogenkonsumentInnen abgelehnt, und daher würde auch Riley die Operation verweigert. Nach Angaben der Eltern war der Junge Sportler und rauchte kaum Gras. Die Familie gab natürlich nicht auf und wandte sich an weitere Krankenhäuser. Die University of Pennsylvania setzte Riley schließlich auf eine Warteliste. Bis zu dem Eingriff vergingen Monate, und der Eingriff selbst verlief nicht ohne Komplikationen. Rileys Organismus stieß das neue Organ ab und sein Zustand verschlechterte sich zusehends. Die ÄrztInnen rangen um das Leben des Jungen, konnten ihn aber nicht retten. Riley starb offiziell an den Komplikationen einer Lungentransplantation. Es ist schwer zu beurteilen, was geschehen wäre, wenn die ÄrztInnen in Utah die Operation nicht abgelehnt hätten. Es ist vorstellbar, dass Riley heute noch am Leben wäre, aber auch, dass dort ebenfalls Komplikationen aufgetreten wären. Der Fall wirft fachliche und ethische Fragen auf. Ist es beispielsweise begründbar, dass ein Arzt gelegentliches Kiffen mit regelmäßigem Trinken und Tabakrauchen gleichsetzt? Hatte er vor seiner Urteilsfindung die diesbezügliche Fachliteratur studiert oder basiert seine Ablehnung auf moralischen Erwägungen? Wir hegen den Verdacht, dass Letzteres der Fall war, denn nach einer Untersuchung aus dem Jahre 2015 ist THC kein

I

12

Riley Hancey

Risikofaktor, sondern kann sogar das Abstoßen des implantierten Organs verhindern. Im Rahmen einer Untersuchung transplantierten ForscherInnen die Haut einer Gruppe von Mäusen auf eine andere, genetisch unterschiedliche Gruppe von Mäusen. Einer Gruppe von Mäusen mit Hauttransplantaten gaben sie THC und stellten fest, dass ihr Körper weniger dazu neigte, das neue Fell abzustoßen. Die Studie belegt, dass das THC mit der

Aktivierung der CB1-Rezeptoren über zahlreiche Mechanismen gegen die Abstoßung von Transplantaten wirkt. Es verhindere das Ansteigen der T-Zellen-Rezeptoren in den Lymphknoten des Transpantatempfängers, verringere damit die Wahrscheinlichkeit des Abstoßens des Gewebes des Spenders und das Gegensignal einer Entzündung. Die Forscher beobachteten, dass THC die myeloiden Suppressorzellen stimuliert, welche die Reaktion des T-Zellen-Rezeptors verringern und damit das Abstoßen verhindern. Schließlich stellten sie auch fest, dass die Überlebensdauer der transplantierten Hautzellen stieg. Man kann annehmen, dass die MedizinerInnen anhand von Humanexperimenten und einer entsprechenden medizinischen Praxis eine positive Entscheidung gefällt hätten. In diesem Fall scheint es jedoch so, als dass sie den Patienten unbegründet diskriminiert haben. ÄrztInnen müssen wissen, dass Cannabis keine vergleichbare organschädigende Wirkung wie Tabak oder Alkohol hat, daher ist die Verweigerung einer lebensrettenden Operation nur mit einem Hinweis auf das festgestellte THC nicht fachgerecht. Wenn mit Sicherheit feststeht, dass THC auch beim Menschen das Risiko einer Abstoßung verringert, dann werden es die ÄrztInnen in Zukunft selbst bei PatientInnen anwenden, die auf der Transplantationswarteliste stehen.


MEDI+GREEN

Extrem potentes Haschischkristall n den letzten zehn Jahren haben sich zunehmend hammerharte Cannabisextrakte verbreitet. Bisher dachte man, dass bei einem Verhältnis von 40 zu 60 Prozent der Gipfel erreicht sei, und muss nun feststellen, dass es gelungen ist, Kristalle mit einem THC-AGehalt von 99 Prozent herzustellen – genannt „das stärkste Haschisch der Welt“. Die leicht staubbedeckten Blöcke, die wie weiße Steine aussehen, sind Extrakte aus Südkalifornien und übertreffen die bisher 80-prozentigen Spitzenprodukte auf dem Markt. Das THC-AKristall ist nicht psychoaktiv, und wenn jemand es schluckt, wartet er vergeblich auf die Bewusstseinsveränderung. Wie bei der Cannabisblüte entwickelt sich auch hier das THC durch Hitze, daher lässt sich der Stoff rauchen oder schlucken. Wie beim Dab unterscheidet sich die Wirkung wesentlich vom Rauchen der Blüte. Nach Angaben der Hersteller ist das High im Kopf reiner und versetzt einen Energiestoß wie eine Tasse Kaffee – diese Angabe kann man jedoch nicht ohne berechtigte Zweifel schlucken. WissenschaftlerInnen zeigten auf, dass gerade die Wechselwirkungen zwischen den Komponenten über den Charakter des entstandenen Erlebnisses entscheiden. Über einzelne Terpene – beispielsweise das

I

Mycren – wissen wir, dass sie teilweise für negative Wirkungen verantwortlich sind, während andere Terpene Angststörungen verringern oder schmerzstillend wirken. Wenn man sich jedoch auf die reine psychoaktive Wirkung konzentriert, kann man die Haschischkristalle überhaupt nicht schwach nennen. Dem Aussehen nach erinnern sie an Crack und Metamphetamine. Die Wirkung des Extrakts,

das ein schnelles und starkes High hervorruft, wurde von Anfang an stark kritisiert, weil es die Cannabiskultur in Richtung der schweren Drogen führe. Andere argumentieren, dass diese Form für die Medizin praktisch sein könne, da die fast 100-prozentige Konzentration eine sehr genaue Dosierung zulasse, je nach Krankheit und Körpergewicht der/des PatientIn. Betrachtet man die harten Drogen von ihrer positiven Seite, kann der medizinische Einsatz der Haschischkristalle mit einer Heroinverschreibung gleichgesetzt werden, wenigstens was ihre Präzision betrifft. TeilnehmerInnen solcher Programme bekommen reines Heroin ohne jede Verunreinigung in einer individuellen, genauen Dosierung, daher ist hinsichtlich der Wirkung jede Überraschung ausgeschlossen. Bei Haschischkristallen ist ebenfalls die entsprechende Einstellung der Dosis und ihre genaue Reproduzierbarkeit das, was für die/den PatientIn die Linderung unangenehmer Symptome bringt. Durch die Form der Einnahme tritt die Wirkung sehr schnell ein und bringt jenen sofortige Linderung, die in ihrer Therapie auf THC angewiesen sind. Gleichzeitig kann die völlige Abwesenheit von CBD zu Überraschungen führen – beispielsweise zu unangenehmen psychischen Erlebnissen – weshalb eine Anwendung zusammen mit CBD zu erwägen ist, was solche Probleme ausschließen würde.


CANNA+GLOBE

Knock-out für das Selbstbewusstsein Der Hintergrund des Phänomens Spice Über die seit gut zehn Jahren hergestellten synthetischen Cannabinoide (Spice oder synthetisches Cannabis) wissen wir heute mehr als zu Beginn dieser Entwicklung. Inzwischen ist klar, dass Spice wesentlich gefährlicher ist als das Naturprodukt und sein Konsum bei Weitem nicht so viel Vergnügen bereitet. Warum konsumieren immer noch viele Menschen synthetische Cannabinoide? n den Medien finden wir von Zeit zu Zeit erschreckende Bilder und Videos, auf denen uns „Zombies“ mit leerem Gesichtsausdruck entgegenblicken, auf der Straße hocken oder auf Bänken liegen. Auf diesen Bildern wird oft das Milieu obdachloser Alkoholiker und Schnüffler heraufbeschworen, nur ist das Durchschnittsalter der ProtagonistInnen viel geringer. Nach den Erkenntnissen der Ursachenforschung ist diese Parallele realistisch. Die Verbreitung des Spice-Konsums ist ein guter Vergleichspegel für die wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten einer Gesellschaft. Fast immer ist er in der ärmeren Schicht verbreitet.

I

Trotz Verbots in Freiheit Die neuesten Warnungen stammen aus Großbritannien. Dort wurden im Mai 2016 fast alle psychoaktiven Chemikalien auf eine Verbotsliste gesetzt. Die Maßnahme richtete sich in erster Linie gegen neue Mittel, die sogenannten Designerdrogen, aber auch gegen das in Schaumpatronen verwendete Lachgas (N2O). Ebenso wurden seit Jahrhunderten verwendete Pflanzen wie Aztekensal14

bei (Salvia divinorum) und Kratom auf die Liste gesetzt. Drei Monate später verkündete die Regierung voller Freude, dass 186 Dealer festgesetzt worden seien, 308 Geschäfte den Handel mit Spice eingestellt hätten und 24 Geschäfte endgültig geschlossen worden seien. „Das Gesetz über psychoaktive Mittel formuliert eine klare Botschaft – diese Regierung wird alles daransetzen, damit unsere Familien und unsere Gemeinschaft sich in Sicherheit wiegen können“, sagte Ministerin Sarah Newton. Doch die synthetischen Cannabinoide ließen sich nicht zurückdrängen. Das Gesetz bewirkte genau das, was wir im Verlauf des Krieges gegen die Drogen schon so oft beobachten konnten – Spice gelangte in die Hände der Schwarzhändler und von nun an versorgen sie die unteren Gesellschaftsschichten. Seitdem geben weder Markennamen noch Verpackung den KonsumentInnen Aufschluss darüber, was sie sich besorgt haben, und genau das steigert die Unberechenbarkeit der Wirkung und die gesundheitlichen Risiken. Rick Bradley, Leiter von Addaction, einer Organisation, die DrogenkonsumentInnen Behandlungen anbietet, sagt dazu:

„Man kann nur sehr wenig Positives über die Wirkung der synthetischen Cannabinoide sagen. Die Risikogruppen benutzen sie weiter und es ist ihnen gleichgültig, dass sie ein illegales Mittel konsumieren. Man kann absolut nicht von einem Erfolg sprechen.“ Britische Medien brachten im April eine Serie über einen Stadtteil von Manchester, in dem jüngere Obdachlose unter schrecklichen Bedingungen ihr Leben fristen. Sie weisen die charakteristischen Symptome des Gebrauchs von synthetischem Cannabis auf und werden nach und nach von SanitäterInnen eingesammelt. Im Gegensatz zu Marihuana aktiviert Spice das innere Cannabinoidsystem des Hirns nicht nur, sondern überreizt es. Daher kann der Konsum leicht zu Unwohlsein, Ohnmacht, epileptischen Zuckungen bzw. aggressivem Verhalten und Psychosen führen. Zudem führt der Abbruch einer mehrmonatigen regelmäßigen Einnahme zu starken Entzugserscheinungen. Dieser Gebrauch mit K.o.-Wirkung zeigt an, dass die KonsumentInnen keine leichte Entspannung, gehobene Stimmung oder kreative Gedanken anstreben, sondern wenigstens vorübergehend aus ihrer Umgebung heraus-


treten wollen und im Allgemeinen auch aus sich selbst. Ungefähr wie beim Alkoholmissbrauch oder beim Schnüffeln von Lösungsmitteln. Es ist keineswegs überraschend, dass die regelmäßigen KonsumentInnen von synthetischen Cannabinoiden vorwiegend Arme und Obdachlose sind, die keine positiven Erwartungen für die Zukunft hegen können.

Irgendwo in Osteuropa Für den Drogengebrauch in Verbindung mit Armut finden wir Beispiele in zahlreichen Ländern Europas, aber in Verbindung mit Spice liegen Mittel- und Osteuropa weit vorne. In Polen, Rumänien und Bulgarien finden wir Spitzenwerte beim Konsum von synthetischem Cannabis durch Teenager. In Ungarn hat sich nach übereinstimmenden Berichten von SoziologInnen und Medien in zahlreichen verarmten Dörfern der Gebrauch von synthetischen Cannabinoiden verbreitet, wo früher überhaupt keine illegalen Mittel benutzt wurden. Dies belegt, dass es oft keine Überlappung bei den KonsumentInnen von natürlichem und synthetischem Gras gibt. In einer dieser Gemeinden sagten die KonsumentInnen, dass sie vom Alkohol auf diese Mittel umgestiegen seien oder sie kombinierten. Die Funktion der eingenommenen Substanzen aber bleibt die gleiche – das Bewusstsein k.o. schlagen, zeitweilig aus der hoffnungslosen Dorfwelt aussteigen, wo es weder einen Park, einen Spielplatz oder einen Fußballplatz gibt, geschweige denn ein Kino, ein Fitnessstudio oder irgendeine Möglichkeit der Freizeitgestaltung. Wenn die BewohnerInnen dieser Dörfer arbeitslos sind, haben sie überhaupt keine Chance, diesem Milieu zu entkommen. Auch nicht, ihre einsturzgefährdeten Häuser – in denen ein oder zwei Generationen zusammenleben – zu renovieren und sicherer zu machen. Im Rauchen des synthetischen Can-

nabis finden sie kein Vergnügen, halten es aber dennoch für besser, als mit klarem Kopf ihr trostloses Leben zu ertragen. Nicht anders ist es bei den 10- bis 15-Jährigen, die genau diesen Weg gehen, weil sie nichts in ihrer Umgebung finden, das sie motivieren würde oder womit sie sich entspannen könnten. Obwohl jeder im Dorf genau weiß, wer die Händler dieser Drogen sind, und obwohl ihnen die Polizei von Zeit zu Zeit vergeblich einen Besuch abstattet, ändert sich seit Jahren nichts. Die sensationsgierige Aufbereitung dieser Situation in den Medien, das Abstempeln der Betroffenen als „Zombies“ treibt nur die moralische Verurteilung und die Stigmatisierung der abgestiegenen Klasse voran.

Nötig ist eine wirkliche Lösung David Nutt, Drogenspezialist der britischen Regierung, teilte Ende April im Guardian seine Erfahrungen in Bezug auf Spice mit. Seiner Meinung nach sei es ein schwerer Irrtum, vom Verbot zu erwarten, dass es den Konsum zurückdränge. Er gibt zu bedenken, dass es, um eine Schadensmimimierung zu erreichen, besser wäre, weniger risikoreiche Sorten von synthetischem Cannabis oder sogar natür-

liches Marihuana an dazu eingerichteten Orten zu verkaufen. Den gegenwärtigen BenutzerInnen würde er ein Gegenmittel anbieten, das die Wirkung von Spice lindert oder vollkommen blockiert. Solche Gegenmittel sind auch in der Cannabispflanze selbst enthalten, zum Beispiel die Verbindung THCV, welche die euphorisierenden Wirkungen des THC (oder den verursachten psychotischen Zustand) ausgleicht. Dies hätte eine Schlüsselfunktion in den Händen der SanitäterInnen und ÄrztInnen beim Zurückdrängen einer Überdosis zur Rettung der Opfer. Jedoch löst all dies nicht das Problem, dass Menschen, die all ihre Hoffnungen verloren haben, das billigste verfügbare Mittel benutzen, um sich selbst k.o. zu schlagen. Ihnen wäre allein durch die Verringerung der Ungleichheit, durch das Aufzeigen eines Weges aus Arbeitslosigkeit und Armut geholfen. Dazu ist allerdings ein ernsthafter politischer Wille und ein konzertiertes Auftreten nötig. Solange man nur an Verbote und Lösungen innerhalb des Systems denkt, wird das sicher nicht erreichbar sein.

text: Bob Arctor

15


MEDI+GREEN

Erfolge bei der Behandlung von Gehirntumoren Österreichs Politik entdeckt Cannabis als Medizin. Bei einer Podiumsdiskussion der Grünen Penzing und der Grünen SeniorInnen Wien im Mai waren sich Podium und Auditorium einig: Cannabis muss für PatientInnen billiger und leichter erhältlich sein.

olfgang Mückstein, praktischer Arzt, sieht vor allem Probleme durch die teuren Preise für Cannabisprodukte: „Die Preise müssen runter, dann werden Cannabisprodukte auch öfter verschrieben werden. Dass da ökonomische Interessen im Hintergrund stehen, ist sehr wahrscheinlich. Die Kostenübernahme durch die Krankenkasse schwankt von Bundesland zu Bundesland. Bei vielen Indikationen ist eine Übernahme unbedingt erforderlich.“ Auch Albert Steinhauser, Justizprecher der Grünen, will billigeres Cannabis: „Die Produktion von Cannabisprodukten ist für die Pharmaindustrie nicht interessant; offenbar werden sie jetzt künstlich teuer gehalten.“ Peter Kolba, Konsumentenschützer, erzählt: „Bei meinen Medikamenten ist der Beipackzettel gespickt voll mit Nebenwirkungen. Ich müsste Dronabinol in einer Dosierung nehmen, die 800 Euro im Monat kosten würde. Die Kasse zahlt, es ist aber keine Lösung, dass man

W

16

die gesetzliche Lage bestehen lässt und den Markt für einen Monopolisten schafft. Wenn man einen regulierten Markt schafft, gehen die Preise automatisch herunter.“ SPÖ-Rebell Gerald Kitzmüller berichtet von der guten Stimmung bezüglich Cannabis in seiner Partei: „In der Basis bis in die höheren Ebenen gibt es ein komplettes Ja zu Cannabis, aber die Führungsebene ist dagegen. Die an den Hebeln sitzen, befürchten Stimmenverlust, obwohl breiteste Zustimmung unabhängig vom Alter an der Basis besteht. Sowie sich eine Spitzenkraft für die Legalisierung einsetzt, gibt es einen Shitstorm. Der derzeitige Zustand ist aber unhaltbar, weil ein opferloses Delikt verfolgt wird.“ Gerfried Düregger, Obmann der Patientenvertretung ARGE Canna, meint: „Wenn die Regierung das Gesetz so durchbringt, ist das keine Verbesserung. Notwendig wäre, dass CBD-Blüten als Nahrungsergänzungsmittel erlaubt sind.“

Eva Mückstein, Gesundheitssprecherin der Grünen, kritisiert die geplante SMG-Reform ebenfalls: „Die geplante Regelung stellt eine massive Verschlechterung für PatientInnen dar. Da die Krankenkassen sehr restriktiv bei der Genehmigung von THC-haltigen Cannabismedikamenten vorgehen, sind PatientInnen vermehrt auf Blüten oder Produkte, die kein oder nur sehr wenig THC, dafür aber CBD enthalten, ausgewichen. Ein De-facto-Verbot von Anbau und Verarbeitung von CBD-haltigen Blüten und der Handel mit Produkten wie CBD-Ölen drängt PatientInnen vermehrt auf den Schwarzmarkt“, hält Mückstein fest und fährt fort: „Wichtig wäre ein kontrollierter Anbau mit einer verpflichtenden Qualitätsprüfung durch eine Kontrollbehörde, die den Gehalt an Wirkstoffen exakt überprüft und sicherstellt, dass die Pflanzen schadstofffrei sind. Die PatientInnen brauchen endlich qualitätsgesicherte und leistbare Cannabismedizin.“ Toni Straka, Vorstand des Hanf-Instituts, stellt fest: „Gesetze sind unmenschlich, wenn sie die Gesundung eines Menschen behindern.“ Er kritisierte, dass Cannabisprodukte in der Apotheke ein Vielfaches der Schwarzmarktpreise kosten. Er wies darauf hin, dass alle PatientInnen, die den Vergleich mit natürlichem Cannabis kennen, die natürlichen Blüten dem Monosubstanzpräparat aus der Apotheke vorzögen. „Die Regierung versucht, aus einer Heilpflanze eine Chemikalie zu machen. Es ist aber eine Heilpflanze mit über 100 Cannabinoiden und Hunderten anderen Wirkstoffen.“ Das Hanf-Institut wird noch vor der Behandlung der SMG-Reform die Parlamentarische Bürgerinitiative „Straffreier Eigenanbau für Patienten“ einbringen, für die wir zusammen mit der ARGE Canna schon über 20.000 Offline-Unterschriften gesammelt haben.


17


CANNA+GLOBE

Verbotene Genüsse Warum wir nicht ehrlich über Gras sprechen ie üblichen Aufklärungsheftchen und Pressematerialien stellen die unangenehmen Wirkungen des Cannabis in den Vordergrund und erwecken so den Anschein, es bewirke ausschließlich Schreckliches. Insbesondere wegen zweier namhafter Forscher bekommen wir kein realistisches Bild davon vermittelt, welche Funktion Marihuana für den Menschen erfüllen kann, und ihnen ist es auch zu verdanken, dass den sogenannten problematischen KonsumentInnen keine erfolgreiche Therapie angeboten werden kann. „Cannabis vermindert Denkfähigkeit und Koordination, es ruft Angststörungen und unangenehme Gedanken hervor. Und als sei das nicht genug, führt es zur Abhängigkeit, die das Opfer schließlich zum Gebrauch härterer Drogen treibt.“ Sind diese unzutreffenden Behauptungen zum Thema Cannabis, wie man sie in Klassenzimmern zu hören bekommt, nicht hinreichend bekannt? Als Mittelschüler habe ich nie verstanden, warum die älteren Mitschüler Gras rauchen, wenn sie doch schon aus Erfahrung wissen, dass es eine negative Wirkung hat und dem Unglücklichen immer wieder die gleichen Schreckensbilder vorspiegelt. Dann plauderte ich mit ihnen und rauchte meinen ersten Joint. Ich muss nicht anmerken, dass ich nichts von den oft erwähnten negativen Wirkungen verspürte. Von dem Arsenal an

D

18

angenehmen Erlebnissen erwähnte die Fachliteratur höchstens das Gelächter. Ist es ein Wunder, dass sich danach mein Vertrauen in alle Aufklärungskampagnen vollkommen verlor? Und ist es ein Wunder, dass nach mehrmaligem Gebrauch die angenehmen Wirkungen überraschten? Von einem ähnlichen Zwiespalt berichteten Mark Monaghan, Dozent für Kriminologie und Gesellschaftspolitik an der Universität Loughborough, und Ian Hamilton, Dozent für mentale Gesundheit an der Universität York. Das Autorenpaar macht in einer

Publikation in der Zeitschrift Volteface darauf aufmerksam, dass, redeten wir auch über die angenehmen Erlebnisse beim Marihuanakonsum, die Nachrichten und Informationen zur Gesundheitsaufklärung über das Kiffen ausgewogener wären. Das würde die Glaubwürdigkeit verstärken, mehr Menschen erreichen und ProblemkonsumentInnen würden sich mit realistischen Erwartungen zu einer Therapie entschließen. Fixiert man sich nur auf die Schäden, versteht man die Konsummotivation nicht. Kurz gesagt: Die vollkommene Kenntnis der angenehmen Seiten und


der Vorzüge des Cannabisrauchens wäre auch im Interesse der allgemeinen Gesundheit und politisch anwendbar und würde einen Beitrag zur Entwicklung wirksamerer Behandlungsmethoden leisten. Was ist der Nutzen bezüglich eines kontrollierten Cannabiskonsums? – Das frage ich mich beim Lesen des Artikels, aber die Argumentation ist klar: Zuerst zeigen die Forscher auf, dass viele KonsumentInnen auf der Suche nach bewusstseinserweiternden Erlebnissen beim Kiffen hängenbleiben. Cannabis stimuliert zahlreiche Gefühle auf physischer und geistiger Ebene – manche sind von den intensiveren Farben, andere von den aufkommenden kreativen Gedanken begeistert. Diese angenehmen Erlebnisse bleiben bei vielen, die ihren Konsum kontrollieren können, erhalten, während sie bei anderen durch permanenten Konsum verbleichen und dadurch die Waagschale sich zum problematischen, zwanghaften Gebrauch neigt. Bestenfalls suchen sich die Problemfälle Hilfe, im schlechtesten Fall erleben sie ihren eigenen unkontrollierten Gebrauch als Gefängnis, was ständigen Stress und alarmierende psychische Symptome hervorrufen kann. In der Art ihres Konsums unterscheidet sich diese Gruppe scharf von jenen, die weniger kiffen oder vollkommen damit aufhören, sobald die Wirkung abflaut. Nach der Untersuchung von Monaghan und Hamilton liegt der Anteil problematischer KonsumentInnen bei 9 Prozent; sie konsumieren 73 Prozent des insgesamt verbrauchten Cannabis!

Es gibt keine maßgeschneiderte Therapie Es ist charakteristisch für problematische KonsumtentInnen, dass sie arm an sozialen Kontakten sind, was ein auslösender Faktor des übertriebenen Gebrauchs ist, nicht seine Auswirkung. Die meisten der angebotenen Behandlungen sind problemorientiert, das bedeutet, dass sie sich auf Konsumprobleme, Menge und Häufigkeit des Konsums konzentrieren. Nach Ansicht der Autoren müsse man der Isolierung und der Ausgegrenztheit der Betroffenen größere Aufmerksamkeit widmen. Denn diese zwei Faktoren fühtren zum Festhalten am Kiffen. Die gegenwärtigen Therapien unterliegen nach Ansicht der Autoren dem Irrtum, dass sie den angemessenen Umgang mit dem Verlangen und mit prekären Situationen lehren, aber den Genuss außer Betracht lassen, den der Konsum den Menschen früher bereitet hat. Wenn der Therapeut sich auch über diese Seite im Klaren sei, könne er ein besseres Verhältnis zu seinen PatientInnen entwickeln, verstehe die Motivation besser und könne Ratschläge zur Lebensführung anbieten, die über das reine Neinsagen hinausgehen. Wenn das Ziel lediglich die Abstinenz sei, dann könne

die Behandlung auch dann als erfolgreich bezeichnet werden, wenn die persönlichen Probleme des Patienten nicht gelöst werden und er nicht befähigt wird, die Genüsse in sein Leben einzufügen. Deshalb sei es wichtig, die Quellen der Freude zu verstehen, die Cannabis biete, damit es auf eine andere Art wieder in den Alltag zurückkehren könne. Beim Alkohol werden die positiven und negativen Wirkungen viel klarer herausgestellt. In der Werbung werden natürlich die Genüsse hervorgehoben und mit der Erwähnung der Missbrauchsschäden kontrastiert. Nach Meinung von Monaghan und Hamilton müsse man sich auf ähnliche Weise mit dem Cannabiskonsum auseinandersetzen – ohne die Furcht, diese Botschaft könne als Aufforderung verstanden werden. Es sei eine falsche Botschaft, den Genuss zu verleugnen, den die KonsumentInnen erfahren. Wenn wir das vollständige Bild sehen, dann können wir auch in Problemfällen effektivere Hilfe anbieten. Ein Jugendlicher, der allumfassende Informationen erhalten hat, wird dann bei einem angenehmen Kifferlebnis nicht das Gefühl haben, dass man ihn unter dem Hinweis auf die Gefahren darum betrügen wollte, vielmehr wird er einsehen, dass bei maßvollem Konsum angenehme Erlebnisse dominieren. Mehr muss man nicht wissen, um Cannabis, Alkohol und andere Genussmittel richtig zu benutzen.

text: Jack Pot

19


MEDI+GREEN

Wir spüren es auf unserer eigenen Haut uf Hanfmessen sieht man Dutzende von Ständen mit Cremes, Seifen, Duschbädern und anderen Kosmetika, die Hanfextrakte enthalten. Viele benutzen sie nur wegen ihres charakteristischen Geruchs oder deshalb, weil sie sich für Hanf engagieren wollen, es stehen aber immer mehr wissenschaftliche Erkenntnisse seiner positiven dermatologischen Wirkungen zur Verfügung. Hanf wurde von der westlichen Medizin schon im 18. Jahrhundert entdeckt, als Cremes auf Cannabisbasis äußerlich zur Behandlung von Entzündungen verwendet wurden. An der Offenlegung der genauen Wirkmechanismen wird auch gegenwärtig noch geforscht. Vor einigen Jahren entdeckte eine Forschergruppe der Universität Debrecen, dass die Hanfkomponente CBD – die sowohl im Industriehanf als auch in den veredelten Sorten vorkommt – gegenwärtig der wirkungsvollste Stoff gegen Akne ist. Derzeit wird unter Hochdruck an der dermatologischen Nutzung des Cannabis geforscht und viele sehen in ihm schon den wichtigsten Kosmetikgrundstoff der kommenden Jahre. Die neueste umfassende Analyse zum Thema stammt von den ForscherInnen der medizinischen Universität von Colorado. Unter der Leitung von Dr. Robert Dellavalle verglichen sie die zur Verfügung stehenden Untersuchungen und stellten fest, dass die positiven Erfahrungen mit der entzündungshemmenden Wirkung der Cannabinoide zu begründen seien. Es wurden einige Hautkrankheiten festgelegt, bei denen ein

A

20

Versuch des Gebrauchs von Cannabinoiden vorteilhaft sein könnte. Hierher gehören in erster Linie Juckreiz, Schuppenflechte sowie atopisches Ekzem und Kontaktdermatitis.

Das Forscherteam hob eine Untersuchung hervor, bei der 21 an Juckreiz leidende Erwachsene drei Wochen lang zweimal täglich eine cannabinoidhaltige Creme anwendeten. Bei acht von ihnen verschwanden die Symptome vollkommen. Bei weiteren Untersuchungen zur Behandlung von Melanomen zeigte das Cannabis ebenfalls eine Wirkung – in diesem Fall nicht das CBD, sondern das THC, das bei Untersuchungen an Mäusen das Wachstum von Tumoren verringerte. Zwar wurden hier keine Cremes angewendet, weswegen die AutorInnen der Studie den Gebrauch von Cremes auf Cannabisbasis nicht empfehlen. Dr. Dellavalle warnte, dass die gegenwärtig zur Verfügung stehenden Studien mehrheitlich an Tieren durchgeführt worden seien und für den Menschen zu wenige Studien zur Verfügung stünden, um Sicherheit bei der Auswahl wirkungsvoller Hautcremes zu haben. Er merkt jedoch an, dass die Ergebnisse sehr überzeugend seien und man wenigstens bei HautpatientInnen, die auf andere Behandlungen schlecht reagierten, mit ähnlichen Präparaten experimentieren könne. „Diese Krankheiten bereiten den Patienten unglaublich viele Probleme und beeinflussen direkt die Lebensqualität“, sagte Dr. Dellavalle. „Gegenwärtig kauft man die Therapiemittel im Internet, daher müssen wir die Dermatologen und Patienten über die Gebrauchsmöglichkeiten informieren.“


21


MEDI+GREEN er Tag rückt näher, an dem wir Jamaika so sehen können, wie Peter Tosh und Bob Marley es in ihren unvergänglichen Songs gezeigt haben – immerhin ist der Konsum von Cannabis aus medizinischen und Gewissensgründen schon legalisiert. Trotzdem ist die Freude der Bevölkerung nicht ungetrübt. Viele sind der Meinung, dass das im Aufbau befindliche Regulierungssystem nicht zugunsten der gegenwärtigen kleinen Züchter ausschlagen wird. Angefeuert von den Erfolgen der US-amerikanischen Legalisierungsstaaten verkündete der Bürgermeister der Hauptstadt Kingston, dass die Zeit gekommen sei, in der die JamaikanerInnen von der Marihuanaindustrie profitierten. Letztes Jahr verkündete der Vertreter Jamaikas auf der UN-Drogensitzung über die traditionelle und kulturelle Einbettung des Ganjas, dass man 2015 mit Vorbereitungen für die Anwendung und Herstellung von therapeutischem Cannabis begonnen habe. Der karibische Staat beabsichtigt mit der Regulierung von medizinischem Cannabis unter anderem, jährlich insgesamt 20 Milliarden Dollar mit der „Brand Jamaica“ und der mit ihr verbundenen Kultur einzunehmen. Das „grüne Gold“, wie PolitikerInnen es nennen, sei zu wertvoll, um brachzuliegen. Problematisch ist nur, dass die Einkünfte nur die Taschen weniger Auserwählter füllen werden. Jamaika beheimatet mehr als 180.000 registrierte LandarbeiterInnen, die traditionell Tomaten, Tabak und Bananen anbauen, ein Großteil von ihnen jedoch auch Marihuana. Nachdem 2015 das System des therapeutischen Cannabis in Kraft trat, wurden allerdings nur 25 Anträge auf Anbauerlaubnis gestellt. Viele Landwirte befürchten, dass das neue System eine neue Form der Ausbeutung bedeutet und die Unternehmer und das staatliche Exportunternehmen den Profit abschöpfen werden. Nach der Neuregulierung müssen KleinanbauerInnen für ein Cannabisfeld von einem Hektar jährlich 300 USD zahlen, dazu kommen 200 USD jährliche Nutzungsgebühren und eine Versicherung von 1.000 USD. Große Infrastrukturmaßnahmen werden in ihrer Landwirtschaft nötig, beispielsweise der Bau von Sicherheitszäunen, der für einen Hektar etwa 10.000 USD kostet. „Wir sind der Meinung, dass alles nur Futter für die großen Fische ist, und das erzeugt große Probleme in Jamaika“, sagte Basil Hylton, Präsident der Genossenschaft der Ganjaanbauer von Kingston und St. Andrew. Mit der Anwendung des US-amerikanischen Modells würden die „wahren Ganjaanbauer“ ausgeschlossen. Die etwa 2.000 AnbauerInnen in Hyltons Vereinigung haben keine Genehmigungen beantragt. „Um hier mithalten zu können, müssten sie über Land und Kapital verfügen, und diese Kosten können sie nicht aufbringen“, fügte Hylon hinzu. Er hofft, dass die Regierung ein Einsehen bei diesem Problem haben wird. Kleine

D

22

Ausverkaufter Reggae-Kult Plantagenbetreiber würden wahrscheinlich an diesem System teilnehmen, wenn sich die Kosten für die Genehmigungen und die Bürokratie verringerten. „Wir haben eine Gruppe gegründet, um uns registrieren zu lassen und um eine Genehmigung zu erlangen, denn im Grunde will ja niemand die Gesetze brechen“, sagte ein weiterer kleiner Züchter. „Ich habe ausgerechnet, was es einen kleinen Landwirt wie mich kosten würde, die verschiedenen Gebühren und die Sicherheit rund um die Uhr zu bezahlen. Es würde mehr als 1.000.000 jamaikanische Dollar kosten (etwa 7.000 Euro), was hier sehr viel Geld ist. Die Regierung betreibt aber kein Marketing für uns, daher ist es fraglich, wo wir die Produkte beschaffen und dann werden verkaufen können. Wenn wir sie nicht im Ausland verkaufen können –

bleiben wir darauf sitzen?“ Die Gefahr droht, dass Finanziers ins Geschäft einsteigen werden, die keine Ahnung vom Hanfanbau haben. „Vielleicht haben sie eine pharmazeutische Firma in Nordamerika und lassen die Farmer für einen Hungerlohn Grundstoff anbauen“, schildert der Züchter seine Sorgen weiter. Der Vertreter Jamaikas sagte letztes Jahr auf der UN-Drogensitzung, dass die Legalisierung nicht in allen Ländern gleich gestaltet werden könne. Es wäre an der Zeit zu erkennen, dass die kalifornische Regelung für therapeutisches Marihuana nicht mit Copy-andpaste auf die karibischen Länder übertragbar sei, ohne die örtlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen. Es wäre ein schwerer Fehler, die kleinen Plantagenbesitzer, die über jahrzehntelange Erfahrung verfügen, auszubooten.


MEDI+GREEN

Nach einem verfassungswidrigen Verbot – Legalisierung er Oberste Gerichtshof des südafrikanischen Western Cape entschied, die Einstufung von Cannabis als illegal sei verfassungswidrig. Dies könnte zu einer Änderung der Cannabisgesetzgebung des Landes führen. Das geltende südafrikanische gesetzliche Verbot von „Dagga“ besagt, dass Anbau, Besitz oder Gebrauch von Cannabis illegal sind. Dieses Gesetz wurde jetzt als verfassungswidrig, unberechtigt, überkommen und diskriminierend eingestuft, da es sich hauptsächlich gegen die schwarze Bevölkerung richte. Das Gericht sprach sich ebenfalls gegen das Gesetz zu Rauschgift und Rauschgifthandel aus, das bisher den Besitz, mit einer Ausnahme bei medizinischen Indikationen, verbot. Nun erlaubt es jedem den Besitz von Cannabis, den häuslichen Anbau und Gebrauch. Der Gesetzgeber hat nun 24 Monate Zeit, um die Regelungen für den Rauschgifthandel und den Medikamentengebrauch neu zu gestalten. „Das bedeutet, dass die Südafrikaner Cannabis zu Hause benutzen können“, fasst der Aktivist Garreth Prince, der an der Entscheidung teilhatte, zusammen. „Wenigstens kann sich die Polizei endlich auf schwere Delikte konzentrieren und wird nicht mehr wertvolle Ressourcen und Zeit auf die

D

Jeremy Acton, Vorsitzender der Dagga-Partei, und Garreth Prince

Verfolgung von Cannabiskonsumenten verschwenden.“ Prince erklärt, man werde immer noch wegen des Rauchens von Cannabis festgesetzt, dank der Entscheidung des Gerichts aber, unter Berufung auf das Recht der freien Persönlichkeitsentfaltung, könne ein Freispruch erlangt werden. Formal wird Cannabis erst legal, wenn das Parlament eine entsprechende Gesetzesvorlage annimmt. Garreth Prince ar 1989 wegen

des Besitzes von Cannabis verurteilt worden. Als studierter Jurist wurde er aufgrund seiner Vergangenheit nicht in den Obersten Gerichtshof aufgenommen. Als Rechtsanwalt hilft er nun jenen, die wegen Cannabis Probleme haben. 2012 wurde er erneut aufgrund des Anbaus von Cannabis verhaftet. Danach stellte er sich an die Spitze der Bewegung für die Cannabislegalisierung. Die Entscheidung ist das direkte Ergebnis seiner Initiative.

23


CANNA+GLOBE

Schrumpfender Hanfwandertag W ie jedes Jahr fand auch diesmal wieder der österreichische Ableger des Global Marijuana March, der Hanfwandertag, Anfang Mai in Wien statt. Das Wetter war den HanffreundInnen mit strahlendem Sonnenschein bei gut 22 Grad wohlgesonnen. Dieses Jahr, zum 10. Jubiläum des Wandertags, nahm die Demoroute das erste Mal seit vielen Jahren wieder ihren ursprünglichen Lauf vom Westbahnhof über die Mariahilferstraße und den Ring entlang bis zum Parlament. Vielleicht lag es an der nicht ganz so optimalen Organisation oder auch an der mangelnden Mobilisierung – beispielsweise waren in Wien im Vorfeld keine Plakate zu sehen –, dass weniger Leute als erwartet an der Demonstration teilnahmen, offizielle Schätzungen liegen bei bis zu 5.000 DemonstrantInnen. Das Fehlen von Promotion hatte schwerwiegende Konsequenzen. Soweit wir in Erfahrung bringen konnten, haben die größeren Growshops das Event boykottiert. Das ist auch der Grund, warum lediglich zwei statt der üblichen bis zu zehn Trucks an der Parade teilnahmen. Nicht mal aktuelle Banner hatte der Organisator parat, auf dem Maintruck fanden sich Banner und Fahnen der letzten Jahre. Nichtsdestotrotz schlossen sich im Laufe der Demonstration noch viele Leute dem Zug an, wo sich zu Beginn erst rund 2.000 Leute am Westbahnhof versammelt hatten. Dabei ist es nötiger denn je, für die Rechte der CannabispatientInnen einzustehen, denn diese werden noch immer kriminalisiert und eingesperrt. Wie zum Beispiel

24

Willi Wallner, Vorsitzender des Cannabis Social Clubs Salzburg, der sich noch immer in U-Haft befindet, wo ihm seine Cannabinoidmedikation vorenthalten wird. Plakate, die seine Freilassung forderten, fanden sich auf der Parade ebenso wie UnterschriftensammlerInnen der ARGE CANNA und des


Hanf-Instituts mit ihrem unermüdlichen Einsatz für einen straffreien Anbau für PatientInnen. Die Atmosphäre am Hanfwandertag war größtenteils entspannt und der süßliche Duft des Cannabis lag permanent über dem Demonstrationszug. Leider kam es etwas abseits des Geschehens auch zu unschönen Szenen mit der Polizei. So wurden uns neben einer ausgeuferten Amtshandlung inklusive Verhaftungen und Gewalteinsatz durch die Einheiten der WEGA mittels Tritten gegen den Kopf eines Beschuldigten auch mehrere Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Suchmittelgesetz berichtet. Auch hier ist anzumerken, dass sich die Polizei anders verhält, wenn 15.000 Menschen teilnehmen, als wenn nur 2.000 Leute mitmarschieren. Größere Menschenmenge ergibt höheren Sicherheitsfaktor. Hoffen wir darauf, dass die Organisation nächstes Jahr wieder besser läuft, sodass sich viele Menschen aus allen Gesellschaftsschichten versammeln werden, um sich solidarisch mit den verfolgten CannabispatientInnen und -konsumentInnen zu zeigen. Das Event hätte eine wichtige Message für die Bevölkerung – es ist schade, dass die Gelegenheit nicht genutzt wurde, um unser Anliegen seriös zu präsentieren.

text: Kevin Herzig

25


+GLOBE CANNA MEDI+GREEN er Cannabis Social Club Trekt Uw Plant wurde im Jahr 2006 von Joep Oomen (der letztes Jahr leider verstarb) und MitstreiterInnen gegründet und hat bis heute mehrere Hundert Mitglieder. Nach dem belgischen Gesetz ist der Anbau und Besitz von Cannabis zwar verboten, eine Verordnung aus dem Jahr 2005 erlaubt allerdings jedem über 18 Jahren, drei Gramm Cannabis zu besitzen und eine Pflanze zum persönlichen Gebrauch zu kultivieren. Nach zwei Razzien in der Anfangszeit des Clubs, mehreren Verhaftungen und Anklagen – die aber nicht standhielten – konnte der Club schließlich 2010 mit der Produktion und der Abgabe von Cannabis an seine Mitglieder zum Selbstkostenpreis beginnen. Der Verein arbeitet, wie es bei Social Clubs nicht unüblich ist, völlig transparent und veröffentlicht seine Einnahmen und Ausgaben jährlich auf der eigenen Homepage. Trekt Uw Plant versucht mit dem Modell einen Gegenentwurf zum Schwarzmarkthandel zu liefern. Am 4. Mai 2017 jedoch wurde der belgische Cannabis Social Club erstmals seit sieben Jahren wieder Repressalien des Staates ausgesetzt: Der Verein wurde nun zum insgesamt dritten Mal von der Polizei gestürmt. Die Polizei führte gleichzeitig 18 koordinierte Razzien in Antwerpen, Halle, Ixelles, Hasselt, Gent, Kruibeke, Mechelen, Zemst, Willebro-

D

Belgien: Razzia im CSC Trekt Uw Plant ek, Brugelette, Aarschot, Lommel und Charleroi durch. Im Vorfeld wurden die Telefone des Vereinsvorstands und einiger Mitglieder über Monate angezapft. Bei der Polizeiaktion wurden 14 Personen vorläufig festgenommen und drei weitere in Gewahrsam genommen, ihnen wird der Anbau und Handel mit Cannabis sowie Geldwäsche vorgeworfen. Die drei Verhafteten – der Präsident des

Anti-Cannabis-Propaganda as neu erschienene Buch von Dr. Kurosch Yazdi „Die CannabisLüge“ liefert eine Vielzahl an Falschmeldungen, gezielten Desinformationen und persönlichen Angriffen um das Thema Hanf. Wie man schon im Vorfeld annehmen kann, ist der Titel des Buches Programm. Herr Dr. Yazdi, seines Zeichens Primararzt an der Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin des Kepler Universitätsklinikums Linz, will mit seinem Pamphlet „mit dem romantischen Scheinwissen aufräumen und das Millionengeschäft hinter Marihuana und Co. aufdecken“. Das 256 Seiten starke Buch setzt auf den Stil der Rechtspopulisten, indem es die Legalisierung als niederes Ziel von dunklen Mächten zeichnet und Ergebnisse aus langjähriger, weltweiter Forschung kurzerhand durch alternative Fakten ersetzt. Thesen wie die der Einstiegsdroge oder der massiv höheren Wirkstoffgehalte im Cannabis finden sich in seinem Buch ebenso wie die, dass Cannabis Psychosen auslöse und Schizophrenie verursache – allesamt Behauptungen, die in den letzten Jahrzehnten durch renommierte Wissen-

D

26

schaftlerInnen widerlegt werden konnten. PatientInnen, die Cannabis therapeutisch nutzen, macht er das ganze Buch hindurch

Clubs, der Züchter des Clubs und der Standup-Comedian Manu Moreau – wurden bei der Haftprüfung von vielen SympathisantInnen sowie bekannten belgischen KünstlerInnen unterstützt. Das Gericht entschied, dass keine vorzeitige Haftentlassung möglich sei, die drei werden daher noch mindestens einen Monat in Untersuchungshaft bleiben müssen.

schlecht, indem er unterstellt, dass ihr Therapeutikum nicht gut wirke: „Anzumerken ist noch, dass es ein Mythos ist, dass nur Cannabisrauchen ein geeignetes medizinisches Mittel bei gewissen Erkrankungen ist. […] Es gibt mittlerweile für alle Krankheiten, bei deren Behandlung Marihuana eine positive Rolle spielt, synthetische Mittel, die besser und treffsicherer wirken als ein Joint.“ Aber der Primararzt und „Suchtexperte“ macht auch nicht Halt vor der Diskreditierung seiner Kollegenschaft, beispielsweise greift er den Wiener Allgemeinmediziner Dr. Kurt Blaas, der sich auf Cannabionidmedizin spezialisiert hat, an: „Wenn sich selbsternannte Cannabisexperten wie etwa […] Dr. Blaas […] dazu berufen fühlen, Cannabis als ungefährlich und gesund zu titulieren, dann zeugt das nur von beängstigender Ahnungslosigkeit und/oder von gezielter Stimmungsmache, ich gehe von Letzterem aus, denn Leute wie Dr. Blaas meinen, sie können Cannabis gesellschaftsfähig machen.“ Durch geschickte Promotion und Pressearbeit erreichten der Verlag und Herr Dr. Yazdi zudem, dass ihnen in einer Vielzahl deutschsprachiger Tages- und Lokalzeitungen Platz für längst widerlegte Behauptungen und gezielte Anti-CannabisPropaganda eingeräumt wurde.


27


CANNA+GLOBE

Unterschiedliche Ansichten bei der Cannabisregulierung Ergebnisse einer internationalen Untersuchung Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) hat vor Kurzem einen Überblick über die unterschiedlichen Arten der Cannabisregulierung in den europäischen Staaten vorgelegt. Somit können wir vergleichen, wie die Frage des Cannabiskonsums, sowohl im therapeutischen als auch im rekreativen Bereich, behandelt wird. Es zeigen sich beträchtliche Unterschiede. text: Tomas Kardos

28

ie Studie zeigt auf, dass Cannabis in den untersuchten Ländern (EUMitgliedstaaten, Norwegen und Türkei) die verbreitetste illegale Droge ist, die mindestens jeder achte junge Erwachsene benutzt. In den vergangenen 15 bis 20 Jahren erkannten immer mehr Staaten, dass die Androhung von Gefängnisstrafen für einen solch großen Teil der Bevölkerung vergeblich ist, und lockerten deshalb ihre Gesetze. Diese Neuregelungen wurden unterschiedlich begründet, wie zum Beispiel mit der Angemessenheit der Strafe bei einer Straftat, mit dem Vergleich zwischen dem wenig schädlichen Cannabis mit den Gesundheitsrisiken bei anderen Drogen und mit dem Motto „Weg von der Strafe, hin zur Behandlung“. Während Finnland, Großbritannien, Griechenland und Tschechien die Höchststrafen für Cannabisvergehen herabsetzten, wurden sie in Portugal, Belgien, Luxemburg, Slowenien, Kroatien und Malta im Fall geringfügiger Rechtswidrigkeiten gänzlich gestrichen. Während andere Länder nach alternativen Sanktionen suchten, erhöhten England und Ungarn das Strafmaß. Im europäischen Kontext betrachtet, können diese Maßnahmen kaum als fachlich begründet angesehen werden, vielmehr erwecken sie den Anschein eines populistischen Schachzugs. Dies untermauert eine Analyse der Studie über die

D

Wirksamkeit der Regulierungen: „Die einfachste Hypothese über die Rechtswirksamkeit prophezeit, dass erhöhte Strafen den Drogenkonsum verringern. Jedoch ist weder im Original noch in der neueren Version der Analyse ein Zusammenhang zwischen den rechtlichen Veränderungen und dem Cannabisgebrauch zu finden.“


Die Studie geht ebenfalls darauf ein, dass wegen der starken Verbreitung des Cannabiskonsums viele europäische Länder die Einhaltung der Gesetze bei geringfügigen Vergehen nicht als erste Priorität betrachten. Dennoch stieg zwischen 2006 und 2015 die Zahl der Cannabisvergehen – überwiegend wegen Besitzes – um 27 Prozent, was den Schluss nahelegt, dass die Polizei mitnichten wegschaut, sondern KonsumentInnen identifiziert und registriert. Nach Meinung der VerfasserInnen seien die Strafen jedoch ziemlich milde. Die meisten europäischen Länder tendierten beim Cannabis in Richtung Entkriminalisierung. Überwiegend würden Geldstrafen verhängt, obwohl in einigen Ländern – Bulgarien, Polen, Rumänien und der Slowakei – Haftstrafen zur Bewährung die Regel seien. Zu den leichteren Sanktionen gehöre die Verwarnung (Tschechien, Großbritannien) und die zeitweilige Aussetzung des Strafverfahrens (Österreich). Mehrere Länder empfählen medizinische Behandlungen als Alternative zu Strafmaßnahmen.

Medizinischer Gebrauch Internationale Gesetze und Vereinbarungen verbieten die Anwendung von Cannabis und seinen Wirkstoffen für medizinische Zwecke nicht. Entsprechend sind momentan in drei europäischen Ländern Medikamente, die Cannabisbestandteile in natürlicher oder synthetischer Form enthalten, zugelassen. Immer mehr Länder ermöglichen auch die ärztliche Verschreibung von Cannabisblüten. Sativex, das verbreiteteste Medikament für die Behandlung von Multipler Sklerose, ist in 18 europäischen Ländern ein anerkanntes Arzneimittel. Die umgangssprachlich „Marihuana“ genannte Cannabisblüte ist seit 2001 beim niederländischen Cannabisbureau (OMC) erhältlich. Für die Behandlung der einzelnen Krankheiten werden Sorten mit

unterschiedlichen Profilen und Wirkstoffgehalt vertrieben, die gegen Vorlage eines ärztlichen Rezepts und einer Importerlaubnis des betreffenden Landes in Europa für 45 Euro pro 5 g erhältlich sind. In den letzten Jahren haben weitere Länder ähnliche Initiativen zur Versorgung ihrer StaatsbürgerInnen eingeleitet. Tschechien startete 2014 ein MedizinalCannabis-Programm, in dessen Rahmen ein/e PatientIn auf ärztliche Verschreibung monatlich maximal 180 g Cannabis beziehen kann – 1 g für 3,70 Euro, was der Hälfte des Schwarzmarktpreises entspricht. In Italien und Kroatien kann seit 2015 Cannabis zur Behandlung verschiedener Symptome verschrieben werden. In Italien hat der lokale Anbau schon begonnen. Dieses Jahr wurde auch in Deutschland therapeutisches Cannabis zugelassen, vorläufig aus dem Import. Die lokale Produktion soll 2019 beginnen.

Die Legalisierung lässt auf sich warten Die Zulassung von Cannabis für medizinische Zwecke wird oft angegriffen – von Menschen, die glauben, sie sei in Wirklichkeit die Vorstufe eines legalen Cannabismarktes. Dies erschwert die Chancen der auf Canna-

bis angewiesenen PatientInnen beträchtlich. Die erwähnte Studie belegt jedoch, dass die Verschreibungserlaubnis für therapeutisches Cannabis nicht das Trojanische Pferd der Legalisierung ist. Die Möglichkeit der Verschreibung opiathaltiger Schmerzmittel hatte ja auch keinen legalen Markt für Opium oder Heroin zur Folge. In weiteren Kapiteln der Studie wird dargelegt, dass in den wenigen Ländern, in denen die therapeutische Zulassung in Gesetzesform gebracht wurde, der Bedarf aus dem Import oder durch Anbau unter staatlicher Aufsicht gedeckt wird und dass Cannabis ausschließlich auf ärztliche Verschreibung erhältlich ist. Momentan unternehmen nur wenige Länder Versuche mit verschiedenen Formen der Legalisierung – Coffeeshops oder Cannabis Clubs – und es ist kein ausgesprochener politischer Wille zur Legalisierung nach dem Vorbild der USA oder Uruguay erkennbar. Dies zeigt sich darin, dass kein einziges europäisches Land die strafrechtlichen Sanktionen gegen Cannabis aufgehoben hat, nicht einmal Holland. Fazit der Analyse ist also, dass die Verfolgung von CannabiskonsumentInnen in immer mehr Ländern infrage gestellt wird und die Legalisierungswelle in Übersee Europa noch nicht erreicht hat.

29






facebook.com/MedijuanaMagazin


CANNA Terra Professional Plus CANNA Terra Professional Plus ist der natürlichste und reinste Erdmix, den man sich für die Pflanzenzucht vorstellen kann. Die besten Ergebnisse erzielt man in Kombination mit CANNA Terra Dünger. Die Zusammensetzung ist speziell für den Innenanbau ausgelegt. Natürlich ist sie auch für den Außenanbau sehr gut geeignet.

Vorteile von CANNA Terra Professional Plus – CANNA Terra Professional Plus ist aus luftigem Moostorf und Stücken aus Baumrinde, die antiseptisch wirken, hergestellt. Ein außergewöhnliches Wurzelwachstum und die Ausbildung dickerer Stämme werden dadurch gefördert. – Durch einen schnelleren Stoffwechsel und eine niedrigere Krankheitsanfälligkeit sichert dies eine gesteigerte Produktion. – Für die Langzeitkontrolle ist das Medium durch Zugabe von Kalk für mindestens einen Wachstumszyklus ph-Wert-justiert. Es ist darüber hinaus mit einem Mineraldünger vorbehandelt, der das Anfangsniveau so korrigiert, dass nahtlos mit den CANNA Terra Düngern weitergearbeitet werden kann. – Die spezielle Struktur ermöglicht eine optimale Verteilung von Wasser und Luft im Medium. – CANNA Terra Professional Plus enthält Spurenelemente und Chelate, die die Pflanze während des Wachstums schützen.

Mehr Informationen zu unseren Produkten findest Du auf www.canna.com

35


MEDI+GREEN ie österreichische Bundesregierung hat Anfang Mai eine Novelle zur Suchtgiftverordnung vorgelegt, durch die die Produktion und Weiterverarbeitung von Nutzhanfblüten und somit in weiterer Folge sämtlicher CBDProdukte verboten werden würden. Im Wesentlichen ist folgender Satz im Gesetzesvorhaben problematisch für NutzerInnen, HändlerInnen und Hersteller aller Produkte aus der Nutzhanfblüte: „[...] ausgenommen sind 1. die Blütenund Fruchtstände jener Hanfsorten, die der gewerblichen Nutzung insbesondere der Samen und Fasern dienen (Nutzhanf), sofern ein Missbrauch als Suchtgift ausgeschlossen ist; nicht ausgenommen ist die Verwertung der Blüten- und Fruchtstände zu anderen Zwecken als zur Gewinnung der Samen.“ Dieser Entwurf würde die ohnehin schon prekäre Situation der österreichischen CannabispatientInnen weiter verschärfen, da die Krankenkassen CBD nur bei sehr wenigen Indikationen wirklich übernehmen und viele PatientInnen sich somit mit illegalen CBD-Präparaten therapieren. Dem Gesundheitsministerium scheint es darum zu gehen, CBD vom freien Markt zu entfernen, da die Sicherheit

D

Lex CBD – wie Österreich CBD verbieten will desselben nicht ausreichend bewiesen worden sei. Dabei ist doch das Argument längst entkräftet, es gebe nicht genügend Studien zur Sicherheit von CBD. Diese gibt es nämlich sehr wohl, selbst für dauerhaft verabreichte hohe Dosierungen, wie die European Industrial Hemp Association (EIHA) erst vor Kurzem in einer systematischen Übersichtsarbeit von Tierversuchen und klinischen Daten festgestellt hat. Österreichs wohl bekanntester Konsumentenschützer und selbst betroffener Schmerzpatient, Dr. Peter Kolba, hat kei-

ne Freude an dem Entwurf, wie er uns wissen lässt: „Statt auf die hilfreiche Wirkung von Cannabinoiden zu setzen und Cannabis für Schmerzpatienten frei zugänglich zu machen, wird nun versucht, selbst das nicht psychoaktive (!) CBD in die Illegalität zu drängen. Das ist der völlig verkehrte Weg. Österreichs Gesundheitspolitik ist zum Verzweifeln.“ Zu Redaktionsschluss war die Novelle noch in Begutachtung und mehrere NGOs haben zur Einreichung von Stellungnahmen von Privatpersonen, aber auch von Firmen und NGOs aufgerufen.

Bessere Hirnleistung durch Cannabis?

gen. Wir können ein Tier, das eineinhalb Jahre alt ist, nicht mehr von einer jungen Maus unterscheiden“, sagte Andreas Zimmer der Nachrichtenagentur dpa. Die Lern- und Gedächtnisleistung der Mäuse, die THC bekommen hatten, sei viel besser gewesen als die der anderen Gruppe. In einer klinischen Studie wollen die Forscher nun testen, ob sich diese Ergebnisse auch auf den Menschen übertragen lassen. Das Team ist zuversichtlich, innerhalb eines Jahres mit der Probandensuche beginnen zu können.

annabis kann das Gehirn alter Menschen wieder fit machen: Diesen Schluss lässt zumindest die Studie, die das Team um die Neurowissenschaftler Andras Bilkei-Gorzo und Andreas Zimmer von der Uniklinik Bonn im Magazin Nature Medicine kürzlich veröffentlichte, zu. Und schon bald könnte eine entsprechende klinische Studie an DemenzpatientInnen beginnen. Seit nunmehr 15 Jahren erforscht die Arbeitsgruppe aus Bonn das Endocannabinoidsystem. „Die Aktivität des Systems nimmt bei alternden Tieren ab und geht einher mit typischen Alterungssymptomen wie Osteoporose, runzeliger Haut und abnehmender Kognitionsleistung“, sagte Andreas Zimmer. Eine abnehmende Aktivität des Systems und mit dem Alter assoziierte Erkrankungen gingen demnach Hand in Hand. Bei jungen Mäusen scheint das Endocannabinoidsystem überaktiv zu sein und nimmt in dessen Aktivität mit fortschreitendem Alter ab. Für den Versuch wurden nun junge (zwei Monate alte) und erwachsene (zwölf Monate alte) Mäuse mit Mäusen im Seniorenalter (18

C

36

Monate) verglichen. Eine Gruppe der Mäuse erhielt THC verabreicht, die andere Gruppe erhielt ein Placebo. Danach sollten die Mäuse ihre Gedächtnisleistung demonstrieren, indem sie verschiedenfarbige Legosteine untersuchen und wiedererkennen. Die Wissenschaftler maßen dabei die Zeit und waren ob der Ergebnisse etwas verblüfft: „Auf einmal verhalten sich die alten Tiere wie die jun-


rotz Legalisierung und erlaubtem medizinischem Gebrauch ist es noch immer schwierig, eine Forschungsgenehmigung für Cannabis zu erlangen. Demzufolge zeigte die Expo im Rahmen der unbescheiden „1. Weltkonferenz für medizinisches Cannabis“ genannten Veranstaltung in Pittsburgh, dass die Praxis den wissenschaftlichen Ergebnissen vorangeht. Obwohl in 28 Staaten der USA medizinisches Marihuana und Präparate, die Cannabinoide enthalten, verschrieben werden können, gehört Cannabis auf Bundesebene in die erste Kategorie der verbotenen Drogen, eingestuft in die Gruppe von Mitteln, die über keinerlei Heilwirkung verfügen. Während die Pflanze als Heilmittel gegen ein Dutzend Krankheiten verwendet wird, betreiben nur ForscherInnen mit Durchhaltevermögen Untersuchungen über ihre medizinische Anwendbarkeit. Im Gegensatz zur Cultiva in Wien und dem Cannafest in Prag, die für wissenschaftliche Vorträge bekannt sind, hatten in Pittsburgh die ZüchterInnen, verschiedene Vereine und Organisationen sowie die PatientInnen das Übergewicht neben Firmen mit innovativen Produkten. Was der Konferenz auf der fachlichen Seite fehlte, machten PatientInnen, die das Wort ergriffen, mit ihren eigenen Erfahrungen wett. Zu Wort kamen zum Beispiel Footballspieler, die Cannabis zur Schmerzlinderung

T

PatientInnen weisen den Weg infolge zu harten Trainings oder von Sportverletzungen anwenden. Oder Eltern, die ihren schwerkranken Kindern helfen, indem sie die Nebenwirkungen von Medikamenten mit Cannabispräparaten lindern. Menschen, die an chronischen Schmerzen leiden, bei denen die traditionelle Therapie versagt, Cannabis aber funktioniert. Andere Vortragende hoben hervor, auf welche Schwierigkeiten die Kranken stießen, bis sie endlich für sich eine Cannabistherapie erkämpft hätten bzw. – von der anderen Seite gesehen – von welchen Therapien sie durch Anwendung von medizinischem Cannabis Abstand nähmen. Es gab aber auch positive Beispiele. Einem 10-jäh-

rigen Jungen wurde der Gebrauch von ursprungs- und qualitätsgeprüftem Cannabisöl in der Schule erlaubt. Der Junge leidet unter einem aggressiven Granulom, das bereits seine Gesichtsknochen angreift. Auf unserer Seite des Ozeans ist es vielleicht weniger zu spüren, aber die zwiespältige Beurteilung des Cannabis und seiner Regulierung stellt die Ärzteschaft vor ein ernsthaftes Dilemma. Es stehen im Allgemeinen keine wissenschaftlichen Belege zur Verfügung, wie sie eine Pharmafirma nach zehnjährigen Untersuchungen vorlegen kann. Andererseits gibt es juristische Bedenken, denn die ÄrztInnen haben keine Sicherheit, dass das Bundessystem sie nicht zur Verantwortung ziehen wird, wenn sie ihren PatientInnen eine Droge der Kategorie 1 verschreiben. Trotz alledem ist mit seinem medizinischen Gebrauch das Cannabis selbst wie ein Geist aus der Flasche entwichen. Jahrzehntelang prägende Fehlinformationen greifen nicht mehr und die wissenschaftlichen Ergebnisse nehmen immer mehr Raum ein. PatientInnen haben die Möglichkeit, die positiven Wirkungen zu erfahren, MedizinerInnen können es mit eigenen Augen sehen, dass es in aussichtslosen Fällen Besserung gibt und dass die Nebenwirkungen abklingen. Alle würden davon profitieren, wenn die ForscherInnen ungehindert die medizinischen Wirkungen des Cannabis untersuchen könnten und die Wissenschaft an die Praxis anschließen könnte.

37


MEDI+GREEN

100 Tage Schmerz-Haft Hexenjagd auf CSC-Salzburg-Obmann Willi Wallner s werden rund 100 Tage Untersuchungshaft gewesen sein, wenn der Obmann des Cannabis Social Clubs Salzburg (CSCS) ab 8. Juni in einer für mehrere Tage angesetzten Verhandlung nach dem Willen der Staatsanwaltschaft wegen der Produktion von Medical Cannabis und der Weitergabe von medizinischen Cannabisprodukten strafrechtlich verurteilt werden soll. Ein Blick in die umfangreichen Akten ermöglicht jedoch eine andere Perspektive. Von fast 50 vernommenen PatientInnen, die ältesten knapp 80 Jahre, sagten mehr als zwei Drittel aus, dass sie mit Willi Wallners Cannabistinktur die beste Lebensqualität seit Beginn ihrer jeweiligen Erkrankung erreicht hätten. Zudem gaben die allermeisten an, dass sie Willis hausgemachte Tinktur geschenkt bekommen hätten. Fünf Zeugen verstarben, bevor sie einvernommen werden konnten. Die U-Haft entwickelte sich für Wallner zur Schmerz-Haft. Gerade einmal drei Stöße Sativex morgens und fünf

E

Wilhelm Wallner

Stöße abends waren alles, was ihm erlaubt wurde. Dies führte zwar zur Normalisierung seines nach Morphium-Injektionen auf lebensgefährliches Niveau gestiegenen Blutdrucks, konnte aber seine chronischen Schmerzen nicht lindern. Trotz seines sich stetig verschlechternden Gesundheitszustandes wurde er für haftfähig erklärt, nachdem ihm in einem

früheren Behördenschreiben permanente Haftunfähigkeit eingeräumt worden war. Bis zum Redaktionsschluss hat Wallner in der Haft 14 Kilo Körpergewicht verloren und kämpfte mit den permanenten Schmerzen in seinem verpfuschten Sprunggelenk. Wallner fühlt sich mittlerweile als Opfer einer Hexenjagd. „Es kann doch nicht sein, dass ich eingesperrt werden soll, weil ich mir und vielen anderen kranken Menschen mit Cannabis und meiner Tinktur geholfen habe“, versteht Wallner die Welt nicht mehr. Insgesamt sechs ärztliche Gutachten bescheinigen dem Medical-Cannabis-Pionier, dass er seine Schmerzen am besten mit seinem selbst produzierten Cannabis und den Tinkturen, die er daraus herstellt, in den Griff bekommt, nachdem er nach seinem Arbeitsunfall fünf Jahre im Morphium-Nebel verbrachte. In einem ersten Verfahren wurde ihm kein entschuldigender Notstand zugestanden. „Somit bleibt das Recht auf Gesundheit und Schmerzfreiheit in Österreich weiterhin kriminalisiert“, kritisierte HanfInstituts-Obmann Toni Straka die strafrechtliche Verfolgung von Kranken auf Basis eines veralteten Gesetzes aus dem letzten Jahrhundert.

Ministerium will Cannabidiol kriminalisieren AktivistInnen reichen Bürgerinitiative mit 20.000 Unterschriften ein ieses Tempo würde man sich bei anderen Reformen wünschen. Nur wenige Tage nach der Eröffnung des ersten Cannabisshops in Österreich, wo natürliche Cannabisblüten mit mehr als sechs Prozent Cannabidiol (CBD) und weniger als 0,3 Prozent THC einen wahren Käuferansturm ausgelöst hatten, veröffentlichte das Gesundheitsministerium einen Gesetzesentwurf, demzufolge CBD in die österreichische Suchtmittelverordnung aufgenommen werden und damit nurmehr auf Suchtmittelrezept erhältlich sein soll. Der Verkauf von CBD-reichen Sorten soll zudem mit einer Absenkung des Grenzwerts für THC-arme Produkte von 0,3 auf 0,2 Prozent unterbunden werden. AktivistInnen kündigten daraufhin im Gegenzug die Einbringung der parlamentarischen Bürgerinitiative für den Eigenanbau von Cannabis für PatientInnen an. „Hier soll aus einer Heilpflanze mit derselben Giftigkeit wie Kamille oder Salbei per Gesetz eine streng kontrollierte Che-

D

38

mikalie werden“, kritisierte Hanf-Instituts-Obmann Toni Straka die panische Reaktion des Gesundheitsministeriums auf den erstmaligen Verkauf von Cannabisblüten in Österreich. Obwohl mittlerweile Hunderte Studien über die hohe Wirksamkeit von CBD bei Schmerzen, aber auch bei Krebs und anderen Krankheiten vorliegen, beharrt das MinisteriAlbert Steinhauser

um darauf, dass es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu CBD gebe. Zusammen mit der ARGE Canna lieferte das Hanf-Institut daher Ende Mai rund 20.000 Unterschriften ab und leitete damit die Onlinephase der parlamentarischen Bürgerinitiative ein. Die HanfaktivistInnen wollen damit verhindern, „dass über die Köpfe der Betroffenen hinweg eine gesetzliche Verschlechterung im Rekordtempo durch das Parlament gepeitscht wird“, sagte Straka. Die AktivistInnen erhoffen sich eine evidenzbasierte Diskussion über die Heilpflanze Cannabis und damit eine rasche Legalisierung von Cannabis für PatientInnen. Im Parlament meldeten sich einstweilen die Grünen gegen die Gesetzesreform zu Wort. Gesundheitssprecherin Eva Mückstein und Justizsprecher Albert Steinhauser sprachen sich für einen leichteren und billigeren Zugang zu Medical Cannabis für Bedürftige aus. Die Bürgerinitiative kann mittlerweile online auf der Webseite des österreichischen Parlaments unterschrieben werden.


39


MEDI+GREEN BD wirkt auf den Organismus unter anderem beklemmungslösend, antipsychotisch, antidepressiv, krampflösend und neuroprotektiv. Kurz gesagt, ist das CBD für die zahlreichen dokumentierten und angenommenen positiven Eigenschaften des Cannabis verantwortlich. Wie aber wirkt es sich auf den Schlaf aus? Fördert oder verhindert es einen guten Schlaf? Die Antwort erfordert einige Vorbemerkungen. Bei Tierversuchen mit verschieden hohen CBD-Dosen, die oft direkt in bestimmte Regionen des Gehirns gegeben wurden, fand man heraus, dass abhängig von der Dosis gegensätzliche Wirkungen auf den Schlaf ausgeübt wurden. Das ist deswegen interessant, weil diese paradoxen Wirkungen des CBD Antworten auf einige Fragen zu den beiden Hauptcannabissorten Indica und Sativa geben können. Viele KonsumentInnen glauben, dass die Indicasorten am wahrscheinlichsten eine beruhigende Wirkung ausüben, doch ist das absolut nicht sicher. Ethan Russo, Neurologe und anerkannter Medizinalcannabisforscher, ist der Meinung, dass die beruhigende Wirkung der Indicasorten fälschlicherweise auf den CBD-Gehalt zurückgeführt wird. Er glaubt, dass ein niedriger CBD-Gehalt in ausgewogener Dosierung in Wirklichkeit belebt. Eine Studie an Freiwilligen kam zu dem Ergebnis, dass THC Müdigkeit auslöst, nicht das CBD.

C

Mit CBD in einem Bett 15 mg THC erwiesen sich als sedativ, demgegenüber steigerten 15 mg CBD die Wachsamkeit. Zusammen angewendet schien es so, dass CBD die nach dem Aufwachen noch verbleibende beruhigende Wirkung des THC ausgleicht. Eine chemische Analyse der biologischen Fakultät der Universität von Indiana machte darauf aufmerksam, dass Indicasorten höchstwahrscheinlich mehr THC und CBD enthielten. Das könnte die Ergebnisse einer

Erhebung aus dem Jahr 2014 erklären, nach der die Mehrheit der KonsumentInnen von therapeutischem Cannabis den Indicasorten als Hilfe zum Einschlafen den Vorzug gaben. Den unter Schlaflosigkeit Leidenden ist daher der Konsum einer Sorte anzuraten, die einen höheren, potenziell beruhigenden THC-Spiegel aufweist. Da die Erhebung in ihrer Größe ziemlich begrenzt war, sind weitere Forschungen zur Bestätigung notwendig.

Green Sensation ADDITIVE/BOOSTER Blühstimulator für den höchsten Ertrag und den besten Geschmack Green Sensation holt in jeder Kultur den maximalen Blütenansatz, Ertrag und Geschmack aus deiner Pflanze heraus. Das Produkt vereint einen kraftvollen Booster, PK-Dünger, einen Blühstimulator und Enzyme in einer einzigen Flasche. Green Sensation versorgt die Pflanze mit allen Nährstoffen, die diese benötigt, um in den letzten vier bis sechs Wochen der Blühperiode die besten Leistungen zu erzielen. Warum Green Sensation? Dank Green Sensation bringt die Pflanze maximale Leistungen. Das bedeutet für deine Pflanze: - höherer und qualitativ besserer Ertrag - ein verbesserter Geschmack - optimaler Blütenansatz Vier Produkte in einem Green Sensation garantiert also die maximale Leistung deiner Pflanze. Es enthält ein optimales Gleichgewicht aller Nährstoffe, die wichtig sind, um die Pflanze während der Blühperiode besser gedeihen zu lassen. Dadurch musst du das Nährwasser nicht zusätzlich anreichern, sparst bei der Grundversorgung und erzielst fantastische Ergebnisse ohne Mehraufwand. Green Sensation vereint gleich vier Produkte in einem einzigen: - Booster - PK-Dünger - Blühstimulator - Enzyme Mehr als ein Booster Green Sensation ist also mehr als nur ein Booster, da das Produkt ein optimales Verhältnis von Eisen, Phosphor, Kalium und spezifischen Enzymen enthält. Eisen ist wichtig für die Bildung biologischer Energie. Phosphor begünstigt die Speicherung und Beförderung dieser Energie. Kalium wird für die Bildung von Proteinen – den Bausteinen der Pflanze – benötigt. Enzyme schließlich wirken als Katalysatoren und beschleunigen die Wachstumsprozesse in der Pflanze. Sie unterstützen beispielsweise den Stoffwechsel der Pflanze, sodass diese produktiver wird. Gebrauchsanweisung Vor Gebrauch gut schütteln. 1 ml Green Sensation pro Liter Wasser beigeben (1:1000). Dadurch steigt der EC-Wert um 0,5 µS/cm. Danach Grundversorgung beigeben, bis der gewünschte EC-Wert erreicht ist. Green Sensation ist bei jeder Bewässerung in den letzten 4–6 Wochen der Blühperiode in diesem Verhältnis anzuwenden.

40


41


CANNA+GLOBE ie überfallartige Vorlage einer Novelle des österreichischen Suchtmittelgesetzes mit nur wenigen Tagen Begutachtungsfrist weckt Widerstand. Wir geben hier die Stellungnahme des Hanf-Instituts zum geplanten Entwurf, der CBD illegalisieren möchte, wieder. – Generelle Erläuterungen zu Cannabis: Cannabis Sativa ist eine in unseren Breiten natürlich vorkommende Pflanze und mit seinem für die lokalen Sorten typischen sehr geringen THC-Gehalt heute zwar relativ selten, aber geografisch durchaus weit verbreitet (Vogelhanf). – Auf dem Schwarzmarkt gibt es hochwirksame Produkte einer sehr ähnlichen Pflanze (ein anderer Genotyp) mit THC-Werten jenseits der 20-Prozent-Grenze. – THC ist der verbotene bzw. verschreibungspflichtige Stoff, der aus ausnahmslos allen Cannabispflanzen gewonnen werden kann – dies wäre allerdings Suchtgiftgewinnung und ist schon nach geltendem Recht in jeder Form strafbar. – Der Feststellung, dass zu Cannabidiol (CBD) keine wissenschaftlichen Erkenntnisse vorliegen, ist zu widersprechen. Auf der öffentlich zugänglichen Webseite PubMed des National Institute of Health sind aktuell 1.722 Studien speziell zu Cannabidiol abrufbar. – Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO hat bekannt gegeben, dass noch 2017 der medizinische Wert der Hanfpflanze erstmals nach 82 Jahren reevaluiert werden wird. Alle bisher vorliegenden Studien vor allem aus den USA und Israel sprechen der Cannabispflanze hohen therapeutischen Nutzen bei mittlerweile über 250 Krankheiten zu. – Die Klassifizierung von Cannabis als Suchtgift in den internationalen Konventionen von 1961 ist seit der Entdeckung des menschlichen Endocannabinoidsystems im Jahr 1995 durch den israelischen Forscher Professor Raphael Mechoulam umstritten. – Die vorgesehenen Änderungen der Suchtgiftverordnung mögen zwar die

D

CBD darf nicht illegalisiert werden Stellungnahme des Hanf-Instituts zur geplanten SMG-Novelle Suchtmittel-Rechtslage für die Zukunft unmissverständlich klarstellen, gehen aber an den wissenschaftlichen Erkenntnissen der vergangenen 22 Jahre vorbei. Warum der Gesetzgeber Angst vor der natürlichen Cannabisblüte hat, bleibt weiterhin unverständlich. – In diese Zeit fällt auch die Veröffentlichung einer Liste von 245 Krankheiten durch den Ex-Chefmediziner der US-Drogenbehörde DEA, Dr. Tod Mikuriya, der Cannabis für eines der sichersten Heilmittel hält. – PatientInnen brauchen Hilfe. Angst vor Strafverfolgung und/oder existenzgefährdende therapeutische Kosten sind nicht sinnvoll. – Salbei, Kamille, Minze, Baldrian und ähnliche Pflanzen wirken auch therapeutisch oder psychoaktiv, unterliegen aber nicht dem SMG. – Die Herabsetzung des THC-Grenzgehalts auf 0,2 Prozent kriminalisiert Tausende Menschen, die sich nicht berauschen wollen. – Logischer wäre es, die Grenze für private Pflanzungen auf 1 Prozent THC anzuheben, wie in der Schweiz. Die Extraktion von THC aus Vogelhanf mit 1 Prozent THC ist ohnehin nach gültigem Gesetz verboten und eine berauschende Wirkung ist bei dieser Wirkstoffkonzentration auszuschließen. – Auf dem Schwarzmarkt gibt es Cannabisblüten mit über 20 Prozent THC-Gehalt.

Professor Raphael Mechoulam

42

Die Extraktion von CBD wäre teurer als der kolportierte erzielbare Verkaufspreis und außerdem nach geltendem SMG verboten. – Des Weiteren ist es, abgesehen davon, dass auch die Verarbeitung von Blüten aus den im EU-Saatgutkatalog enthaltenen Sorten nun strafbar werden soll, aufgrund einer botanischen Besonderheit nicht möglich, aus diesen Sorten nutzbare Hanfblüten hinsichtlich des Cannabinoidprofils zu produzieren, denn: Die Hanfpflanze ist von Natur aus einjährig und zweihäusig. Die Bestäubung erfolgt im Spätsommer durch den Wind und der Vegetationszyklus der weiblichen Pflanzen dauert, da sie die Samen produzieren, länger als der der männlichen. Unbefruchtete weibliche Blüten enthalten die meisten Cannabinoide und Terpene – bei THC-reichen Sorten auch das meiste THC. – Die Sorten des EU-Saatgutkatalogs sind nach streng botanischen Kriterien keine Hanfpflanzen mehr. Sie wurden zur Faserproduktion geschaffen, die einen einheitlichen Erntezeitpunkt benötigt. Diese Pflanzen sind daher einhäusig und bilden sowohl männliche als auch weibliche Blüten an derselben Pflanze aus. – Hanfpflanzen komplett ohne THC zu züchten wird aufgrund der Cannabis-Synthase niemals möglich sein. – Festzuhalten ist, dass nach derzeitigem Stand legale Kräuter, die vielen PatientInnen helfen können, mit der Verordnung illegalisiert würden. – Außerdem wären sämtliche momentan verfügbaren CBD-Produkte durch die Verordnung verboten. Verfügbar wäre CBD dann nurmehr als Sativex – in Kombination mit dem „Suchtgift“ THC. Im Endeffekt müssten PatientInnen, die momentan mit CBD gut leben können, auf ein wesentlich teureres, suchtgifthaltiges Präparat umsteigen. – Was soll eine vierjährige Epileptikerin, die auf CBD gut anspricht, kurzfristig machen? Suchtgift nehmen? Ein – wie oben genannte Studie aus Israel belegt – schlechter wirksames pharmakologisches Produkt? – Ein Rundumschlag gegen alle CBDhaltigen Produkte von Lebensmitteln über Salben bis zu Kosmetika hemmt zudem die


Hanf-Instituts-Obmann Toni Straka kündigte Widerstand gegen die geplante SMG-Reform mit einer parlamentarischen Cannabis-Bürgerinitiative an

wirtschaftlich bedeutsame Innovationskraft. Es war ein Österreicher, der die ersten vier Patente zu Cannabiskosmetika erhielt.

Daraus folgt: Eine Absenkung der THC-Grenze von 0,3 auf 0,2 Prozent entbehrt einer sachlichen Grundlage. Die psychoaktive Mindestwirkmenge liegt bei 10 Milligramm THC, womit schon nach der derzeitigen Regelung der Konsum zu psychoaktiven Zwecken mindestens 32 Gramm Nutzhanf pro einmaliger Konsumeinheit betragen müsste. Im Zubehörhandel gibt es keinerlei Pfeifen mit derart großen Volumina. Die Grenze sollte vielmehr im Sinne der PatientInnen, für die die berauschende Wirkung nicht im Vordergrund steht, auf

1 Prozent THC angehoben werden – und zwar unabhängig von Sorte und Verwendung. Der Konsum von Cannabis mit weniger als 0,3 Prozent THC-Gehalt aber hohem CBDGehalt kann zu keiner Berauschung führen, da CBD ein starker THC-Antagonist ist. Im Zusammenhang mit den beabsichtigten Änderungen bei der Opioid-Substitution sei vermerkt, dass Cannabis ein guter OpiatAgonist ist. Kombinationstherapien könnten hier effektiver zu einer Absenkung der Mengen verschriebener Opiat-Substitute führen.

text: Hanf Institut

43


MEDI+GREEN

Psychose 23.000 : 1 er die Diskussionen des Typs „Henne oder Ei“ aufmerksam verfolgt hat, dem bieten neue Forschungsergebnisse, die den oft herausgestellten Zusammenhang zwischen Kiffen und Psychose auf sehr schwache Beine stellen, keine Überraschung. Die Untersuchung stellt fest – ebenfalls nichts Neues – dass bestimmte Sorten schädlicher für die Gesundheit sind als andere. Wiederholung ist die Mutter der Weisheit – könnten sich Ian Hamilton und seine Forscherbrigade gedacht haben, als sie sich zum wiederholten Male des dankbaren Themas Gras vs. Psychose annahmen. Dieser Zusammenhang werde schon seit den 1960er Jahren untersucht, merkte Hamilton an und fügte hinzu, dass nach den Ergebnissen ihrer Untersuchung die Risiken für die Volksgesundheit sehr gering seien. Neuartig an ihrer Methode ist, dass sie untersuchten, wie viele Psychosen sich durch prophylaktischen Graskonsum blockieren lassen. Hamilton und seine Gruppe fanden heraus, dass auf 23.000 Fälle eine Psychose kommt. So vielen Menschen muss man den Cannabiskonsum abspenstig ma-

W

44

chen, um eine Psychose zu verhindern. Der Forscher merkte an, dass die meisten Untersuchungen mit KonsumentInnen durchgeführt würden, die schwächere Grassorten als die heutigen benutzten. Als am gefährlichsten erachtet er Sorten, die über einen hohen THC- und einen niedrigen CBD-Gehalt verfügen. Die risikoreichste Form des Konsums sei der regelmäßige Gebrauch großer Dosen. „Die Forschungen zeigen deutlich: Je mehr Cannabis man konsumiert, desto höher ist das Risiko einer Psychose. Wir wissen, dass auf 9 Prozent der Konsumenten 73 Prozent der insgesamt konsumierten Menge kommen. Schizophrene

verschlimmern mit dem Cannabis ihre Symptome weiter.“ Die Forscher empfehlen die Einführung einer Qualitätssicherung, welche den KonsumentInnen Aufschluss darüber geben könnte, welches Cannabinoidprofil das konsumierte Marihuana aufweist. Damit sprachen sich die ForscherInnen praktisch für die Legalisierung aus. Hamilton und seine Gruppe boten an, bei der Schaffung eines legalen Marktes entsprechende Ratschläge einzubringen, wodurch unter anderem der Tabakkonsum gesenkt werden könnte. Keiner dieser Ratschläge ist neu, allerdings wäre es an der Zeit, sie ernst zu nehmen.


45


VOLLBLUT ie Early Amnesia CBD ist eine der Sorten, auf die wir besonders stolz sind. Mit ihr hat unser Züchterteam das scheinbar Unmögliche erreicht: eine SativaSorte auf den Markt zu bringen, die alle typischen Merkmale dieses Genotyps beibehält, aber gleichzeitig schnell wächst und eine milde Wirkung aufweist. Nun ist mit der Early Amnesia CBD eine in den Coffeshops Hollands sehr gefragte Genetik in die Reichweite von KonsumentInnen und GrowerInnen aller Art gerückt. Diese Pflanze vereint in sich das Beste aus Sativa, CBD und Indica: hohe Erträge und exzellenter Geschmack sowie eine milde Wirkung. Wie ihr Name schon andeutet, ist diese Sorte schneller als ihre Schwestern: Sie durchläuft die Blütephase etwa sieben bis zehn Tage schneller als die Original Amnesia und die Amnesia CBD, ohne dass dabei etwas von den einzigartigen Charakteristiken dieser Genetik – Ertragskapazität, Aroma und Vitalität – verloren ginge. Wie wir das erreicht haben? Ganz einfach, wir haben eine neue genetische Formel entworfen, indem wir eine selbstblühende Pflanze unserer CBD-EliteLinie mit einer Original Amnesia gekreuzt haben. Das Ergebnis ist eine feminisierte Marihuanapflanze, die wie ein Marathonläufer losschießt, da sie unmittelbares Erbgut einer selbstblühenden Pflanze besitzt. Alles in allem macht die Early Amnesia der mächtigen Original Amnesia alle Ehre und bewahrt in sich die Eigenschaften, die sie zu etwas ganz Besonderem macht – vitales Wachstum, hohe Erträge und ein wunderbar würzig-fruchtiger Geschmack. Aufgrund ihres hohen CBD-Gehalts bietet sie jedoch im Gegensatz zu ihrer wilden Vorfahrin ein moderates Rauscherlebnis.

D

Morphologie Diese Sorte ist ein Hybrid mit Sativa-Dominanz. Sie zeichnet sich durch eine stattliche Höhe, ausgiebige Verzweigungen und ein sehr vitales Wachstum aus und entwickelt sich extrem schnell zu einer kräftigen Pflanze. Die Distanz zwischen den Internodien ist nicht allzu groß, da es sich um eine sehr produktive Sativa-Sorte handelt. Ihre großen Blätter sind länglich und grobzackig.

Ertragskapazität Als stolze Nachfahrin einer legendären Cannabis-Dynastie ist die Early Amnesia CBD sehr ertragreich. Mit ihrem Anbau sind dir traumhafte Ernten schmackhafter, klebriger Buds garantiert.

Anbau Die Early Amnesia CBD benötigt für ihren intensiven Lebensrhythmus sehr viel mehr Licht und Nährstoffe als andere Sorten. Nachdem man sie im Innenanbau auf einen Tageslichtrhythmus von zwölf Stunden um46

Early Amnesia CBD „Die schnellste, mildeste und ertragreichste Sativa“ gestellt hat, beträgt ihre Blütezeit etwa 60 Tage. Im Außenanbau kann man sie Anfang Oktober ernten, etwa zehn Tage eher als die Original Amnesia.

Aroma und Geschmack Die Blüten der Early Amnesia CBD verfügen über exquisite Zitrus-Aromen und Geschmacksnoten, die das Ergebnis der Vereinigung einer fruchtigen, zitronigen Amnesia mit dem charakteristischen orangigen Geschmack unserer CBD-Elite-Linie sind.

Wirkung Die Early Amnesia CBD unterscheidet sich von den restlichen Amnesia-Genetiken hauptsächlich aufgrund ihrer schnellen Blüte und ihrer Wirkung. Ihr hoher CBD-Gehalt bewirkt im Gegensatz zu der für die Amnesia typischen psychedelischen Reise mit eventuellem Gedächtnisschwund eine angenehme

zerebrale Stimulation, die in einen Zustand der wohligen cannabischen Anregung übergeht. Mit der Early Amnesia CBD riskiert man zwar keine Gedächtnislücken, dafür aber einen netten, angeheiterten oder auch kreativen Nachmittag. – für indoor und outdoor geeignet – Geschlecht: feminisiert – Genotyp: 65 % Sativa / 35 % Indica – Kreuzung: Original Amnesia x CBD Auto Fem – Blütezeit (indoor): 60 Tage – Ernte im Außenanbau: Ende September bis Anfang Oktober – Ertrag (indoor): 600 g/m2 – Ertrag (outdoor): bis zu 1500 g/Pflanze – Höhe im Außenanbau: bis zu 3,5 m – THC-Gehalt: 9,5 % – CBD-Gehalt: 11 % – THC/CBD-Verhältnis: 1:1 (x)


47


MEDIZIN

Medizinisches Cannabis Entzündungshemmende Sorte mit hohem CBD-Gehalt und Indica-Dominanz Zahlreiche Krankheiten und Symptome können mit Cannabis oder mit aus ihm hergestellten Präparaten behandelt werden. Außer dem Genuss der Blüte verschaffen verschiedene Präparate auf Cannabisbasis – Kapseln, Pasten, Kristalle und andere Mittel wie Öle oder Lebensmittel mit Cannabis – bei verschiedenen Symptomen Erleichterung. Die Idee zu diesem Artikel – der erste Teil einer Serie – stammt von einem unserer Leser. 48

r wollte wissen, warum wir die Interviewpartner nicht fragten und damit den LeserInnen vorenthielten, welche Sorte bei welcher Krankheit helfe. Dafür gibt es mehrere Gründe. Unserer Meinung nach ist es am besten, wenn der/die PatientIn einen Arzt konsultiert und dann seine Wahl trifft. Tatsache ist aber auch, dass PatientInnen, die sich in den vergangenen Jahren selbst therapiert haben, über viel Erfahrung verfügen, die auch für andere interessant sein könnte. Die Hauptfrage ist immer, ob Cannabis eine allgemein anwendbare Heilpflanze ist, oder ob für bestimmte Krankheiten und Symptome nur eine bestimmte Cannabissorte mit einem charakteristischen Cannabinoidprofil oder aus ihr hergestellte Heilmittel infrage kommen. Es ist schwierig, darauf eine eindeutige Antwort zu geben. Einige Wirkstoffe, obzwar in verschiedenen Quantitäten, sind in allen Cannabissorten vorhanden. Dazu gehören THC und CBD. Bestimmte Cannabinoide verfügen über ein größeres, andere über ein geringeres medizinisches Potenzial, was bedeutet, dass es einerseits Cannabinoide gibt, die zur Behandlung vieler Symptome

E

verwendet werden können, und andererseits Krankheiten und Symptome, bei denen nicht nur ein in der Pflanze befindliches Cannabinoid, sondern die Gesamtheit der Wirkstoffe entscheidend ist. In der Natur gibt es Cannabispflanzen, die THC in einer nicht psychoaktiven Quantität enthalten, aber es gibt keine Pflanzen, die THC, aber kein CBD bergen. Das Verhältnis der Verbindungen zueinander ist außerordentlich wichtig, wenn wir von medizinischem Potenzial oder therapeutischem Gebrauch sprechen. Deswegen denken viele, dass Cannabisanbauer und Vertriebsfirmen den PatientInnen dieses besonders wichtige Cannabisprofil garantieren müssen, ähnlich wie den Wirkstoffgehalt in Medikamenten. Eine solche Garantie zu geben ist unter den gegenwärtigen nicht oder wenig regulierten gesetzlichen Bedingungen sehr schwer. Es wäre daher sehr wichtig, dass die Rechtsvorschriften die Lage der PatientInnen, den therapeutischen Konsum und die Cannabistherapie getrennt vom Freizeitgebrauch behandeln und nicht nur das Produkt zugänglich, sondern auch seine Qualität für die PatientInnen nachprüfbar machen.


Einer unserer Interviewpartner hatte unter chronischer Darmentzündung gelitten und ist seit einem Jahrzehnt praktisch frei von Symptomen, nachdem er die Cannabistherapie entdeckt hatte. Die vorher angewandte traditionelle Behandlung mit Medikamenten war wirkungslos geblieben, eine Operation war nicht möglich, weil nicht nur ein Teil des Verdauungssystems betroffen, sondern fast der gesamte Darm entzündet war. Da der Patient sein eigenes Cannabis anbaut, aus dem er sein Präparat mit den benötigten Wirkstoffen herstellt, konnten wir ihn fragen, welche Sorten er benutzt und was sich seiner Meinung nach als wirksam erwiesen hat. Es ist wichtig zu betonen, dass in ähnlichen Fällen andere Sorten wirksamer sein können. Gut ist eine Cannabisbehandlung, wenn sie individuell und auf eine bestimmte Krankheit zugeschnitten ist – die aktuelle Situation des Patienten beeinflusst die Wirksamkeit stark.

Im Falle eines Patienten, der unter Morbus Crohn litt, stellte sich nach langem Experimentieren heraus, dass Sorten mit hohem CBD- und niedrigem THC-Gehalt, THC:CBD im Verhältnis 1:1, indicavariant am besten die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllten. Da der Patient jung ist, ein aktives Leben führt, arbeitet und studiert, ist es für ihn sehr wichtig, den ganzen Tag über sozial und geistig aktiv zu bleiben, was der niedrige THC-Gehalt ermöglicht. Bei solchen Krankheiten und Symptomen sind hohe CBD-Konzentrationen wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung wichtig, was wiederum die psychoaktive Wirkung des THC verringert und bewirkt, dass der Patient sich nicht den ganzen Tag bedröhnt fühlt. Im Normalfall enthält Cannabis weniger als 1 Prozent CBD, was jedoch für die Behandlung ausgedehnter Entzündungen zu wenig wäre. Wie der Patient sagte, wirkten bei ihm aus Blüten hergestellte Speisen (Kekse), einCBD Shark Shock

mal am Tag genossen, am besten, was auch logisch erscheint, da es sich um Probleme des Verdauungstraktes handelt. CBD Shark Shock im Angebot von Dinafem ist eine entsprechende Sorte. Sie ist indicadominant im Verhältnis 80/20. Diese Sorte ist bei Premium Genetics mit der größten CBD-Sortenauswahl Österreichs bereits seit 2015 in bester Bioqualität als Steckling erhältlich. Das THC-CBD-Verhältnis der Pflanze beträgt etwa 1:1 (6,6 %). Nach der Analyse von Funacion CANNA betrug der THC-Gehalt der untersuchten Pflanzenprobe 6,33 Prozent und der CBD-Gehalt 7,28 Prozent. Die Blütezeit beträgt acht Wochen. Mit einer 600-WLichtquelle ist nach Angaben der CBD Crew ein Ertrag von 400 g/qm möglich. Ihr Geschmack ist sehr fruchtig, mit Zwiebel- und Knoblaucharomen. Die CBD Shark Shock ist eine einfach zu kultivierende Sorte und daher sowohl für den Anfänger wie auch den erfahrenen Grower hervorragend geeignet. Sie hat einen mittleren Nährstoffbedarf, besitzt einen kompakten, mittelhohen Wuchs und fühlt sich besonders wohl, wenn sie biologisch auf Erde kultiviert wird. CBD Shark Shock ist pflegeleicht, besitzt das typische Indica-Laub mit kurzen, breiten Blattfingern und kräftigen Haupt- und Seitentrieben. Gerade outdoor in größeren Töpfen (> 25 l) beziehungsweise direkt ins Freie gepflanzt entwickelt sie eine wunderschöne Kugelform. Sie gehört bei Premium Genetics zu den beliebtesten CBD-Sorten, was dort durch viele positive Kundenfeedbacks bestätigt wird. Hol sie dir in deinen Garten und lass auch du dich von ihr verzaubern!

text: G.H. – C.S.

49


VOLLBLUT

Eine seriöse medizinale Pflanze:

Bubble Gum feminized Neu erhältlich ab 1. Juni 2017 hr süßer Geruch und euphorisches High sind legendär. Bubble Gum ist eine widerstandsfähige, nicht allzu verzweigte, sehr einheitlich und mittelhoch wachsende, äußerst harzige Sorte. Ursprünglich von Growern in Indiana, USA, entwickelt, gelangte die Bubble-Gum-Genetik in die Niederlande und wurde an zwei verschiedene Samenbanken weitergereicht. Beide haben daraus ihre eigene originale Bubble-Gum-Sorte entwickelt. Unsere Bubble Gum ist vom Aussehen und der Wirkung her eher Sativa-betont, mit einem charakteristischen süßen Aroma (erinnert sehr stark an süßen Kaugummigeschmack) und einem euphorischen High. Diese Pflanze hat gute medizinische Eigenschaften bei Appetitlosigkeit und zur Stimmungsverbesserung. Im September 2016 hat Bubble Gum, angebaut aus feminisierten Samen, den dritten Platz beim Expogrow Cup 2016 in Irún, Spanien, bei den Sativas gewonnen. Das legendäre süße Erdbeeraroma dieser Sorte kommt in den feminisierten Samen stark zur Geltung! Bubble Gum ist die Mutterpflanze von Strawberry-Banana von Crockett Family Farms, oder mit anderen Worten: Sie ist die Erdbeere in Strawberry-Banana! (x)

I

50


51


CANNA+GLOBE

Drei extrem einfach zu bedienende tragbare Vaporizer W as tragbare Vaporizer betrifft, hat der Markt in den letzten Jahren eine Vielzahl von Innovationen erlebt. Immer mehr Technologie wird in die heutigen Vaporizer integriert, von Bluetooth-Verbindungen bis zu Bewegungssensoren. Aber ist diese ganze Technologie eigentlich notwendig? Laut einer Umfrage des Onlineshops Torontovaporizer glauben 51 Prozent aller befragten Vaporizer-LiebhaberInnen, dass voreingestellte Temperaturstufen ausreichend sind, um ihre Ansprüche zu erfüllen. Nur 20 Prozent von ihnen stimmten damit nicht überein und 29 Prozent hatten keine Meinung dazu. Obwohl es den Anschein hat, dass digitale Displays und präzise (App-ge-

steuerte) Temperaturkontrolle die großen Verkaufsargumente sind, scheinen die meisten KonsumentInnen ganz allgemein mit voreingestellten Temperaturstufen zufrieden zu sein. In diesem Artikel werden wir die drei am besten bewerteten und am einfachsten anzuwendenden tragbaren Vaporizer, die zurzeit auf dem Markt sind, vorstellen. Diese Vapes sind nicht nur eine exzellente Wahl für beginnende VerdampferInnen, sie werden auch von medizinischen AnwenderInnen sehr geschätzt.

Mighty Vielen Vaporizer-LiebhaberInnen zufolge ist der Mighty (von Storz & Bickel) seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2014 der unangefochtene König unter den tragbaren Geräten. Der Mighty ist mit zwei eingebauten hochwertigen Batterien ausgestattet, was

ihn zu einem tragbaren Kraftwerk macht, das ausreichend Power für mehrfache Sitzungen hat. Während eine Aufwärmzeit von 90 Sekunden heutzutage nicht sehr kurz ist, wird das mit seinem exzellenten Aroma und der eindrucksvollen Dampfproduktion wieder gutgemacht. Der Mighty wird mit einer Kombination aus Konvektion und Konduktion betrieben und besitzt eine sehr große Kammer, wodurch er viele LangzeitraucherInnen zu begeisterten VerdampferInnen gemacht hat. Wie einfach ist er anzuwenden? Der Mighty wird durch drei Knöpfe gesteuert. Der Plus- (+) und der Minus-Knopf (-) sind bequem zwischen dem großen LCD-Display angebracht. Das Display zeigt alle notwendigen Informationen an: aktuelle und eingestellte Temperatur sowie Batteriestatus. Nachteile? Durch seine große Batterieleistung ist der Mighty etwas sperrig und nicht gerade diskret oder hosentaschenfreundlich. Wenn man allerdings die Größe dieses Biests akzeptiert, wird man es sicher nicht bedauern, sich für diesen hochwertigen deutschen Vape entschieden zu haben.

Boundless CF Die aus Los Angeles stammende Firma Boundless hat 2016 ein beeindruckendes Debut gefeiert – mit der Veröffentlichung von einigen tragbaren Geräten, die sehr gut aufgenommen wurden. Eines der am meisten verkauften und außerdem am einfachsten anzuwendenden Geräte ist der CF. Ein starkes 80-Watt-Heizelement garantiert eine sehr schnelle Auf-

Mighty

52 52


Nachteile? Die meisten äußeren Teile des CF sind aus (gummiertem und hochwertigem) Plastik hergestellt, was dem Gerät nicht unbedingt ein Premium-Aussehen bzw. -Gefühl verleiht.

Der Solo ist sehr einfach zu pflegen. Das Glasmundstück kann in ISO-Alkohol eingelegt werden und die Kammer lässt sich mit einer kleinen Bürste oder einem Alkoholtupfer reinigen. Nachteile? Der Solo zeigt einige Alterserscheinungen, die sich in erster Linie in der Aufwärmzeit (fast eine Minute) und seinem sperrigen Auftreten widerspiegeln, wodurch er nicht wirklich optimal ist für unterwegs. Der brandneue Arizer Solo 2 bewältigt das Batterieproblem durch schnellere Aufwärmzeit und längere Batterieleistung. Er hat außerdem ein modernisiertes Design, bei dem auch dem Original Respekt gezollt wird. Trotz diesen exzellenten Verbesserungen ist der neue Solo mit einem LED-Display ausgestattet, das manchmal ein bisschen knifflig im Gebrauch sein kann, weshalb wir es in dieser Auflistung istung auch nicht erwähnt haben. (x)

Arizer Solo Boundless CF

wärmzeit von ca. 20 Sekunden. Mit seiner großen Kammer, fünf voreingestellten Temperaturstufen und seinem erschwinglichen Preisniveau kann man bei diesem kompakten tragbaren Gerät praktisch nichts falsch machen. Wie einfach ist er anzuwenden? Die drehkopfartige Kammer des CF öffnet sich ähnlich wie jene des Mighty, wodurch das Füllen und Leeren zu einem Kinderspiel wird. Durch fünfmaliges Drücken des Einschaltknopfes wird das Gerät aktiviert und indem man weitere drei Mal drückt, wird eine der fünf voreingestellten Temperaturen ausgewählt. Die Temperaturen sind auf dem Gerät selbst angegeben und werden mittels LED gekennzeichnet, wodurch man die aktuelle Temperatur ablesen kann. Der Ladevorgang ist einfach und schnell, indem man den CF an ein Mikro-USB-Kabel anschließt wie bei den meisten Smartphones.

Der Solo von Arizer ist bereits seit einigen Jahren auf dem Markt, bleibt aber dennoch bei vielen medizinischen und rekreativen BenutzerInnen erste Wahl. Er ist ein solider Vaporizer mit einem unglaublich robusten Gehäuse, der sich guter Batterieleistung und exzellenter Dampfproduktion rühmen kann. Aufgrund der Ankündigung des Herstellers, dass der Nachfolger des Solo, der Solo 2, im Juni 2017 auf den Markt kommen wird, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Preis des originalen Solo sinken wird und man so einen noch besseren Deal bekommen kann. Wie einfach ist er anzuwenden? Der Arizer Solo ist mit zwei Knöpfen ausgestattet, die zusammen als Einschaltknopf (beide gleichzeitig gedrückt halten) und Temperaturregler fungieren. LED-Lampen zeigen die aktuelle und die eingestellte Temperatur auf einer Skala von 1 bis 7 an. Einfach die Unterseite des Glasmundstücks mit Kräutern füllen, dieses wieder anstecken und, sobald das Gerät aufgewärmt ist, den köstlichen Dampf genießen!

Arizer Solo


VOLLBLUT

Süßer blutroter Genuss weet Seeds deckt gerne das gesamte Potenzial der Cannabispflanze auf. Dabei ist auch die Schönheit sehr wichtig, denn man sagt, die Augen rauchen mit. Und wenn dem so ist, dann werden sie ebenso rot wie diese Genetik. Zu Beginn der Saison 2013 haben wir die Sorten Red Poison Auto (Sweet Seeds® SWS39 Sorte), Black Cream Auto (SWS37) und Dark Devil Auto (SWS38) vorgestellt. Die Züchter nahmen diese purpurroten Varianten so gut auf, dass wir uns 2014 entschlossen, die Familie zu vergrößern. Aus einer Kreuzung von Dark Devil Auto mit Black Cream Auto entstand Devil Cream Auto (SWS45) und aus Sweet Skunk Auto (SWS44) gekreuzt mit einer ausgewählten Genetik von Red Poison Auto entstand Bloody Skunk Auto (SWS44). Nach vier Jahren hatten die fünf purpurfarbenen Autoflowering-Sorten nicht nur die Augen, sondern auch den Gaumen erobert.

S

54

Nun können wir sagen, dass der Skunk-Abkömmling Red Poison Auto mit seinem süß-fruchtigen Harz das gefragteste Mitglied der Familie geworden ist. Er überzeugt mit seinen Buds, die eher an die Indicasorte Black Cream Auto erinnern, mit seinem triefenden Harz und dem erdigen Geschmack, den er von Cream Caramel (SWS04) geerbt hat. Dark Devil Auto ist ein hochwachsender Indica-Sativa-Hybrid mit einer süß-sauren, fruchtigen Geschmackswelt. Bloody Skunk Auto hat – wie der Name schon andeutet – ein wirklich tiefes Skunkaroma und ist ausgesprochen angenehm und süß. Bei seiner Struktur, die an den klassischen Skunk erinnert, treibt er gewaltige aromatische, harzbedeckte Blüten mit einem Bud im Zentrum. Dank der breit gefächerten Genetik von Devil Cream Auto zeigt er seine fantastische hybride Lebenskraft schon als Sprössling. Er hat ein angenehm süßlichzitroniges Aroma mit rauchigen Anklängen im Hintergrund. Die Pflanze wächst hoch, mit einem Stiel in der Mitte, starken Seitentrieben und großen Blättern um die Hauptblüte im Zentrum. (x)


VOLLBLUT

BESTE QUALITÄT BESTER SERVICE, BESTER PREIS Dieses Jahr feiern wir von Atami unseren 20. Geburtstag. Ein besonderer Anlass, den Atami nicht unbemerkt verstreichen lassen will. Die Zeit ist gekommen, um seine Flügel auszubreiten und noch höher zu fliegen. Das diesjährige Jubiläum bietet den Anlass für Atami, seine Substratbeutel neu zu gestalten. Atami hat jetzt seinen eigenen bunten Stil. Sie werden es lieben, beim Tragen des Substratbeutels gesehen zu werden! Die Erscheinung der Substratbeutel ist von derselben Qualität wie die Substrate selbst – hochwertig! Aufgrund des neuen Designs können Sie die Substrate jetzt noch besser erkennen. Zum Beispiel kommen die Substratbeutel jetzt in Vollfarbausführung anstatt in Grau mit einem Hauch von Farbe. Soweit möglich wird die Farbgebung des alten Designs der Substratbeutel auf das neue Design übertragen. Der Bi Grow Mix erscheint jetzt in hellgrünem Design, der Janeco-Light-Mix hat sich zu Hellblau gewandelt und der Kilomix sticht jetzt, im neuen Design, mit seinem leuchtenden Gelb ins Auge. Die Kokossubstratbeutel haben sich in ein schönes Pink gewandelt und die Hydro Rokz haben eine schöne dunkelblaue Farbe. Worm Manure bekommt nicht nur ein neues Design, sondern auch einen neuen Namen: Worm Delight! Das neue Design von Worm Delight ist durch seine leuchtend rote Farbpalette sehr gut wiederzuerkennen. Nicht zuletzt ist Tammy, das Maskottchen von Atami, auch in jedem Design dargestellt. Falls Sie mit Atami in Kontakt bleiben möchten, besuchen Sie die Website und den Social-Media-Channel von Atami! Webseite: www.atami.eu Facebook: www.facebook.com/AtamiEU/ Tel.: +31 73 522 32 56

55


CANNA+GLOBE

Reinigung des Erdbodens mit Hanf I Die Hanfpflanze ist vielseitig nutzbar. Bei der Herstellung von Papier und Gewebe, aber auch in der Treibstoffindustrie wird Industriehanf verwendet. Da Hanf zudem über eine reiche Palette an medizinischen Wirkungen verfügt, spricht man auch von therapeutischem Cannabis. Und hier ist ein weiterer Vorzug, den wir der Liste hinzufügen wollen: Hanf entfernt toxische Metalle und Verunreinigungen, die durch Strahlung verursacht wurden, aus dem Erdboden.

56

n den 1960er Jahren veränderte sich das Gesicht der kleinen italienischen Stadt Taranto: Früher war sie für die in Handarbeit hergestellten Terrakottaöfen bekannt, bis die im Privatbesitz befindlichen Manufakturen von der Stahlfabrik Ilva aufgekauft wurden. Diese wurde 1965 eröffnet und wuchs sehr schnell: Sie stellte ein Drittel des italienischen Stahls her. Heute befindet sich Italien unter den 15 größten Stahlproduzenten der Welt. Während Ilva die italienische Wirtschaft in Schwung brachte, erfuhren die BewohnerInnen der kleinen Stadt Taranto jedoch die Kehrseite der Medaille: Während der letz-

ten 50 Jahre hatte die Fabrik die Luft und den Boden mit Schwermetallen. In einem Umkreis von zwei Kilometern um die Fabrik konnte man wegen der Luftverschmutzung zeitweise kaum atmen. Die extremen Umweltschäden bewegten den ehemaligen Milcherzeuger Vincenzo Fornaro, etwas zu unternehmen. Dieser hatte schon früh die schädlichen Auswirkungen der Stahlindustrie zu spüren bekommen. Im Alter von 20 Jahren verlor er eine Niere. Seine Mutter starb an Krebsgeschwüren. Eine Studie belegt, dass 11.000 StadtbewohnerInnen zwischen 2005 und 2012 wegen schwerer toxischer


Vergiftungen starben. „Wir standen vor der Frage, ob wir weggehen oder bleiben sollten. Wir entschlossen uns zu bleiben und unsere Erde zu schützen!“

Hanf zur Reinigung der Umwelt Was einmal die Weide der Familie Fornaro war, ist nun eine Hanfwiese. Nur wenige Menschen wissen, dass die Hanfpflanze in der Lage ist, wirksam große Mengen von Schadstoffen aus dem Erdboden zu saugen. Schwermetalle werden in den Hanfwurzeln neutralisiert und so aus dem Erdboden entfernt. Ohne diese Maßnahme lösen sich die Schwermetalle nicht im Erdboden, sondern bleiben dort lange Zeit und verunreinigen die Nahrungs- und Wasserquellen. Fornaros Strategie der Rehabilitation ist nicht neu. Hanfpflanzen wurden schon in der Ukraine verwendet, um den Erdboden von der giftigen Strahlung nach der nuklearen Katastrophe von 1986 zu reinigen. Die Eigenschaft der Hanfpflanze, den Erdboden und die Umwelt von verschiedenen Verunreinigungen zu befreien, wird Phytosanierung genannt. Zudem wächst Hanf schnell und ist eine ausgezeichnete Wahl für Böden, die eine schnelle Rehabilitation benötigen. Die Wurzeln der Hanfpflanze reichen bis zu 2,5 Meter in die Tiefe. Es scheint, dass sie den Schwermetal-

len sehr gut widersteht und das Wachstum auch in stark verunreinigten Böden nicht nachlässt. Für die Stadt Taranto ist das eine sehr gute Nachricht.

In Taranto bauen jetzt 100 Landwirte Hanf an „Wir müssen der Umwelt zurückgeben, was wir ihr genommen haben, und den Kindern eine alternative Beschäftigungsmöglichkeit

bieten. Vorläufig wird alles nur für industrielle Zwecke genutzt, aber ich hoffe, in Zukunft auch für die Lebensmittelversorgung produzieren zu können. Sicher ist aber, dass wir die Firma Ilva mit Hanf umzingeln werden“, erklärte Fornaro. Nach einem Bericht, den Christina Sarich 2014 für die NGO Nation of Change anfertigte, werden bei der Phytosanierung häufig zwei Senfsorten eingesetzt. Cannabis gilt nun als weiterer Hoffnungsträger, da

57


CANNA+GLOBE es außerordentlich widerstandsfähig gegen Toxine ist und schnell wächst. Man erwägt seinen Einsatz in Fukushima. VertreterInnen einer Gruppe von PHYTOTECH und Ukraine’s Institute of Bast Crops führten bereits in den 1990er Jahren Experimente mit Industriehanf nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl durch, wo ein Großteil der Anbaufläche weiterhin nicht nutzbar ist. „Hanf hat sich als eine der besten Pflanzen für die Phytosanierung erwiesen“, sagt Slavik Dushenkov von PHYTOTECH. 2009 experimentierten auch weißrussische WissenschaftlerInnen mit Hanf auf verseuchten Flächen in der Nähe von Tschernobyl. Die Katastrophe hatte 1986 die Umwelt in einem Radius von drei Kilometern zerstört. Die weißrussischen WissenschaftlerInnen stellten während ihrer Arbeit fest, dass Industriehanf über eine zweite vorteilhafte Eigenschaft verfügt: Er kann außer zur Phytosanierung auch zur Herstellung von Biotreibstoff genutzt werden, nachdem er die Giftstoffe aus dem Erdboden entfernt hat. „Wie bei dem Unfall von Tschernobyl fanden die Wissenschaftler in Japan ebenfalls radioaktiven Niederschlag und giftige Metalle, inklusive Jod, Cäsium 137, Strontium 90 sowie konzentriertes Plutonium im Erdboden, in Tieren und Pflanzen; darüber hinaus auch in den Vereinigten Staa-

58

ten, entlang der Westküste von Kanada bis Mexiko“, schreibt Sarich in der Nation of Change. Die freie niederländische Journalistin Seshata, spezialisiert auf Nachrichten über Cannabis, stellt ebenfalls fest, dass zahlreiche Studien belegten, dass Hanf ausgesprochen wirkungsvoll Toxine wie Kadmium und Schwermetalle aufsaugt. Sie merkt an, dass der Krieg gegen die Drogen in den USA entsprechende Forschungen mit der Pflanze stark behindere: „Hanf wäre ein bewährtes und wichtiges Mittel im Kampf gegen die vom Menschen verursachten Schäden im Erdboden und dem Ökosystem. Der Ein-

satz von Hanf wäre potenziell vorteilhaft an mehreren Zehntausend Orten weltweit – man schätzt, dass in den USA 30.000 Orte eine Rehabilitation erfordern. Jedoch verhindern die gültigen gesetzlichen Restriktionen beim Hanfanbau jedes groß angelegte Projekt und die meisten verunreinigten Gebiete bleiben ohne Rehabilitation. Nicht zuletzt weil Finanzierung und Interesse vonseiten der amerikanischen Regierung fehlen.“

text: M. Szelestei


59


A’LA CANNA

Kurkuma – das heilige Pulver Ein Schnaps und ein Longdrink ch nehme nicht gern Medikamente und versuche mich, wenn nötig, mit zusätzlichen Vitaminen zu kurieren. Auf Pinterest habe ich zwei tolle Rezepte zur Stärkung der Immunkräfte gefunden und möchte sie euch vorstellen. Auf den Schnaps bin ich schon

I

vorher aufmerksam geworden, Selena Gomez trinkt angeblich jeden Morgen einen. Obwohl ich nach dem ersten Glas schon spürte, dass ich das unmöglich jeden Morgen trinken kann, habe ich mich nach dem dritten schon an den charakteristischen Geschmack

Kurkuma

60

von Ingwer und Kurkuma gewöhnt, außerdem tat der Schnaps meinen Halsschmerzen gut. Na dann mal los!

Warum konsumieren wir Ingwer und Kurkuma? Ingwer steigert den Appetit und fördert die Verdauung, außerdem lindert er Magenund Darmprobleme. Er erfrischt, verbessert den Blutkreislauf, senkt den Blutdruck und den Cholesterinspiegel des Blutes. Nach der klassischen chinesischen Medizin hat er eine wärmende Wirkung, ja, er facht auch das Feuer an. Daher wird er zur Steigerung der geschlechtlichen oder sexuellen Leistungsfähigkeit empfohlen. Durch die belebende Wirkung auf den Blutkreislauf bewirkt er ebenfalls eine Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit: AutofahrerInnen etwa und PrüfungskandidatInnen können auch diese Eigenschaft auf die Probe stellen. Seine Wirkung als Antioxidans stärkt das Immunsystem – er hilft bei Erkältungen und Erkrankungen der Atemwege, die Krankheitserreger zu bekämpfen, und ist ein Entzündungshemmer. Werdende Mütter, die morgens mit Übelkeit zu kämpfen haben,


Ingwer

können ihn gegen Übelkeit und Brechreiz verwenden, ebenso TumorpatientInnen, die unter den Nebenwirkungen der Chemotherapie leiden. Kurkuma, auch das Gewürz des Lebens genannt, ist eine Gewürzpflanze, die zur Familie des Ingwers gehört. Sie wächst in den Tropen und Subtropen, insbesondere in Indien, China und Indonesien. In der indischen Medizin ist er in erster Linie ein Mittel für die Verdauung und zur Blutreinigung. Man kann aber sagen, dass es sich um ein universelles Medikament handelt: gegeben bei Fie-

ber, Entzündungen, Muskelschmerzen und Leberkrankheiten, gegen das Völlegefühl nach fetten Gerichten, bei Sodbrennen, Blähungen, Darmkrämpfen und zur Entgiftung. Für die indische Ayurveda-Medizin ist es seit 6.000 Jahren kein Geheimnis, dass Kurkuma zahlreichen Krankheiten vorbeugt und sie heilt, was auch schriftlich überliefert ist. Kurkuma wirkt entzündungshemmend, weil es die Bildung der entzündungsauslösenden Leukotriene einschränkt. Außerdem hilft es bei Allergien, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und der Geschlechtsorgane, bei Rheuma und anderen Muskelerkrankungen. Es ist wirksam bei Fieber und Infektionskrankheiten, von Malaria über Geschlechtskrankheiten bis zum Magengeschwür. Und diese Aufzählung ist noch nicht vollständig. Nachgewiesen ist seine Wirkung auch bei Schuppenflechte, Verdauungsstö-

rungen und gestörter Gallenfunktion. Er hat harntreibende Wirkung, beeinflusst positiv die Nierenfunktionen, normalisiert den Blutfettwert, hält die Gefäße gesund und hat eine positive Wirkung bei Diabetes, da er auch den Zuckerspiegel senkt. Bei Atemschwierigkeiten inhaliert man gewöhnlich einen Kurkumaaufguss. In Honig oder Ghee (gereinigte Butter) im Verhältnis 1:14 bis zu sechsmal täglich konsumiert, lindert er Husten und löst den Schleim. Kurkuma schützt auch effektiv die Leber. Ein Esslöffel Kurkuma in 200 ml Naturjoghurt am Morgen auf nüchternen Magen konsumiert, heilt sogar Hepatitis. In Indien benutzen die Frauen Wasser mit Kurkuma zur Gesichtswäsche, weil es der Haut eine goldglänzende Farbe gibt. Weil Kurkuma über ausgezeichnete antiseptische Wirkungen verfügt, benutzt man

Ingwerpaste

61


A’LA CANNA fel in einen Mixer geben. Den Saft der ausgepressten Zitrone und das Kurkuma hinzugeben. Untermischen und in Schnapsgläser gießen. Reste halten sich in Fläschlein ein bis zwei Tage im Kühlschrank. Nach dem Schnaps nun ein feines Rezept für einen

Longdrink

diese Flüssigkeit auch äußerlich bei Stichen. Unter Zugabe von ein wenig Mehl bereitet man einen Brei und behandelt damit die betroffenen Hautpartien. Und nicht nur bei Bisswunden, sondern für alle Hautverletzungen, Brandwunden, Schnittwunden, Hautabschürfungen, blutigen Striemen und Bindehautentzündungen. In den genannten Fällen benutzt man es auch als Brei mit kalt gepressten Ölen. Ein ziemliches Universalmittel also. Nach der Vorstellung der Hauptdarsteller nun das Rezept für:

62

Kurkumaschnaps Es ist wirklich nicht kompliziert. Wahrscheinlich ist das Trinken eine größere Herausforderung als die Herstellung. Zutaten (für 4 Schnapsgläser): - 1 Apfel (ich nehme grüne) - 1 Stück Ingwer (zwei Finger breit) - Saft einer Zitrone - 1 Esslöffel Kurkuma (im Originalrezept steht frischer Kurkuma – wenn nicht erhältlich, einfach das Gewürz benutzen) Den Apfel waschen und vierteilen. Den Ingwer putzen und zusammen mit dem Ap-

Man braucht dazu nicht viele Zutaten und die Herstellung ist sehr einfach. Zutaten: - 1 Stück Ingwer (etwa zwei Finger breit, kann aber nach Geschmack mehr sein) - 2 Orangen - 2 Äpfel - 4 Karotten - 1 Zitrone - 1 Teelöffel Kurkuma Wir putzen den Ingwer und die Karotten, waschen sie und vierteilen den Apfel. Wir geben alles zusammen in einen Obstmixer. Wir pressen die zwei Orangen und die Zitrone aus und geben den Saft dazu. Dann würzen wir das Ganze mit Kurkuma. Gut mischen oder schütteln – und schon kann es getrunken werden. Zum Wohl!

text: H.S.V.






Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.