A.L.P.E.S. - ASSOCIATION LYONNAISE DE PROMOTION ET D’ÉDUCATION SOCIALE BERUFSFÖRDERUNGSINSTITUT OBERÖSTERREICH C.D.I - CONSEIL DEVELOPPEMENT INNOVATION ZUKUNFTSBAU GMBH
BASICS – Gut zu wissen DER ANBIETER VON WEITERBILDUNG
INHALT BASISBILDUNG AM ARBEITSPLATZ DER BILDUNGSANBIETER UND SEINE MITARBEITER UND MITARBEITERINNEN
BASISBILDUNG AM ARBEITSPLATZ EINFÜHRUNG Basisbildungsangebote für gering qualifizierte Beschäftigte unterscheiden sich in Planung, Durchführung und Zielgruppe erheblich von allgemeinen Angeboten zur nachholenden Basisbildung. Letztere haben mitunter auch einen allgemeinen Bezug zur Arbeitswelt, richten sich aber vornehmlich an arbeitssuchende Personen, denen im Rahmen von geförderter Beschäftigung Basisbildungsangebote gemacht werden.
Arbeitsplatzbezogene Basisbildung für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Unternehmen orientiert sich hingegen an realen Aufgaben, welchen man in Arbeitssituationen begegnet, z.B. die Anwendung und Beachtung von Gesundheits- und Sicherheitshinweisen oder Bedienungsanleitungen, die Anfertigung von Arbeitsplänen und Übergabenotizen, die Erstellung und Verwendung von Tabellen und Diagrammen oder die Umsetzung von Arbeitsanweisungen und die Dokumentation von erledigten Aufgaben bzw. Aufträgen. Arbeitsplatzbezogene Basisbildung ist im Gegensatz zum Deutschunterricht nicht nur die Vermittlung von Leseverstehen und schriftlicher Ausdrucksfähigkeit, sie vermittelt alle Kompetenzen, die für die selbstständige Bewältigung einer Aufgabe oder Arbeitssituation benötigt werden.
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Lese-, Schreib-, Rechenkompetenzen sowie Kommunikationskompetenz (Zuhören und mündliche Ausdrucksfähigkeit) sind z.B. „gleichzeitig“ erforderlich, wenn Sie
dem Teamleiter zuhören, der über eine veränderte Reihenfolge in der Bearbeitung verschiedener Aufträge informiert,
eine Arbeitsplatzbeschreibung lesen, die auch Zahlen und Grafiken enthält,
mit einem Kollegen die Übergabe von Aufgaben besprechen und dabei gleichzeitig mündliche und schriftliche Informationen erhalten oder weitergeben,
unterschiedliche Mengen, Maße und Größen, Temperaturen und Materialeigenschaften beurteilen,
geeignete Messgeräte auswählen und ablesen und die Ergebnisse in schriftlicher (numerischer) Form festhalten.
Arbeitsplatzbezogene Basisbildung setzt voraus, eine Aufgabe oder Arbeitssituation bzw. einen Arbeitsplatz zunächst daraufhin zu „untersuchen“, welche einzelnen Kompetenzen (mündliche Kommunikation, Lesen und Textverstehen, Schreiben, Mathematik, Technologie und IKT) tatsächlich gefordert sind. Diese Kompetenzen werden auch getrennt dokumentiert und beschrieben, müssen aber in der Weiterbildung kombiniert vermittelt und geschult werden.
WAS BEDEUTET DIES NUN FÜR DIE ARBEIT DES WEITERBILDUNGANBIETERS? Wir gehen davon aus, dass viele Bildungsanbieter und deren Projektmanager/innen sowie Lehrpersonal sehr unterschiedliche - mitunter auch wenige - Erfahrungen haben, was die Zusammenarbeit mit Unternehmen betrifft. Und wir wissen, dass es nur vereinzelt Bildungsanbieter gibt, die sowohl über Expertise in der Basisbildung Erwachsener als auch in der Konzeption und Durchführung solcher Angebote in Unternehmen verfügen. Um arbeitsplatzorientierte Basiskompetenzen erfolgreich zu schulen, ist eine sehr spezifische Ausrichtung der Weiterbildungsangebote auf die Bedarfe des Betriebs und die Bedürfnisse der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen notwendig:
Lernziele und Lerninhalte müssen sich auf den Arbeitsalltag beziehen (Kontextualisierung) und
der Transfer des Gelernten zurück an den Arbeitsplatz muss sichergestellt werden (d. h. das Gelernte muss am Arbeitsplatz anwendbar sein).
Um betriebliche Bildungsmaßnahmen dieser Art anbieten und durchführen zu können, benötigen Bildungsanbieter Personal mit erweiterten Kompetenzen und neuen Qualifikationsprofilen.
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Denn als Bildungsanbieter sind Sie nun betrieblicher Dienstleister („Unternehmensberater“ für Basisbildung im Rahmen beruflicher Fortbildung) und benötigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit
entsprechender Beratungskompetenz,
Kenntnissen aus der beruflichen Bildung sowie
Branchenkenntnissen,
Kenntnissen aus PR- und Öffentlichkeitsarbeit (Akquisition, Pressearbeit und Werbung),
hohen fachlichen und methodischen Kompetenzen in der Erwachsenenbildung mit dem Schwerpunkt Basisbildung.
Eine Beratungsleistung muss während des gesamten Bildungsprojektes gewährleistet sein (sie ist genauso wichtig wie die eigentliche Bildungsleistung).
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DER BILDUNGSANBIETER UND SEINE MITARBEITER UND MITARBEITERINNEN Bewusst stellen wir im Folgenden Funktionen und nicht Stellenprofile vor, da es auf Größe und/oder Personalstruktur des Bildungsanbieters ankommt, ob eine Funktion immer klar einer Person zugewiesen werden kann oder ob mehrere (Teil-)Funktionen von nur einer Person übernommen werden.
Erfahrungsgemäß - und hier beziehen wir uns im Besonderen auch auf die Expertise des Schweizerischen Verbandes für Weiterbildung (SVEB) und seines Projektes GO (Förderung der Grundkompetenzen von Erwachsenen) - sind 4 Funktionen (davon 3 beim Bildungsanbieter) für die erfolgreiche Durchführung von Weiterbildungsangeboten mit Basisbildung in Unternehmen erforderlich: Der/die betriebliche Mentor/in Er/sie unterstützt seitens des Betriebes, öffnet Türen, fungiert als Multiplikator/in, Ansprechpartner/in und Unterstützer/in des Projektes. Der/die Projektmanager/in Er/sie ist Hauptansprechpartner/in des Betriebes, plant, koordiniert und steuert das Bildungsprojekt und ist für weitere Aktivitäten wie PR, Sensibilisierung und Information von gesellschaftlichen und betrieblichen Stakeholdern verantwortlich.
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Der/die Bedarfsermittler/in Er/sie analysiert den Arbeitsplatz, erstellt ein Tätigkeitsprofil, strukturiert die entsprechenden Basisbildungsinhalte. Des Weiteren bereitet er/sie die Interviews mit den Unternehmensverantwortlichen zur Bedarfserhebung vor sowie die mündlichen und schriftlichen „Assessments“ für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Der/die Trainer/in Er/sie ist in die Planung der Bildungsangebote involviert, führt sie durch und entwickelt geeignete Unterrichtsmaterialien mit Bezug zum Arbeitsplatz.
Im Unterschied zu den “traditionellen” Aufgaben und Rollen bei einem Anbieter der Erwachsenenbildung müssen alle am Bildungsprozess beteiligten Personen folgende Kompetenzen und Qualifikationen mitbringen:
Dienstleister eines Unternehmens für dessen Bedarf zu sein,
über Kenntnisse der beruflichen Fortbildung (branchenbezogen) sowie
Expertise in der Erwachsenenbildung mit dem Schwerpunkt Basisbildung verfügen,
Erfahrung in der Planung und Durchführung von Trainings mit dem Schwerpunkt Basisbildung (in den Kompetenzdimensionen Lesen und Schreiben, Mathematik, Medien und Kritisches Denken/Handlungskompetenz) haben.
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PROJEKTMANAGER/IN
FUNKTION UND AUFGABENBEREICHE
Von ihm/ihr erwartet ein Unternehmen, dass er/sie
die Sprache des Unternehmens spricht (je nach Branche unterschiedlich),
schnell die Bedarfe erfasst und versteht,
diese Bedarfe in der Sprache des Unternehmens zusammenfasst,
den Mehrwert bzw. die Opportunitätskosten der Weiterbildung für das Unternehmen aufzeigt,
aus den erhaltenen Informationen ein passendes Angebot konzipiert.
Der/die Projektmanager/in steuert von Beginn bis Abschluss die Bildungsmaßnahme im Unternehmen und leitet beim Bildungsanbieter das Team. Er/sie
klärt, welche Personen aus dem Unternehmen in welcher Funktion in die Bildungsmaßnahme involviert sind,
legt dar, inwieweit Zielgruppe, Umfang, Basiskompetenzbereich für die Bildungsmaßnahme feststehen bzw. genauer definiert werden müssen,
trifft verbindliche Abmachungen und dokumentiert Resultate,
klärt, welche Personen im Betrieb kontaktiert werden müssen,
klärt mit dem Unternehmen, wie ggf. das Bildungsangebot betriebsintern beworben wird,
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koordiniert die Bedarfsanalyse und die Durchführung des Bildungsangebotes,
stellt die regelmäßige Rückmeldung zu den Lernzielen an die Verantwortlichen des Unternehmens sicher und berichtet dem Unternehmen zu Abschluss der Fortbildung über die Resultate.
Im Rahmen seiner Tätigkeit übernimmt der/die Projektmanager/in auch die Konzeption und Durchführung von Veranstaltungen zur Sensibilisierung und Information oder die Beratung unterschiedlicher Stakeholder und Multiplikatoren (Vertreter/innen aus Politik, Verwaltung und Unternehmen - Management, Mitarbeitervertretung) und ist verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit und Veröffentlichungen in Print- und Onlinemedien.
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* Beispiele aus der Plakatkampagne 2013 der französischen Agence Nationale de Lutte Contre l'Illettrisme
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DER/DIE BEDARFSERMITTLER/IN FUNKTION UND AUFGABENBEREICHE
Von ihm/ihr wird erwartet, dass er/sie
über Kenntnisse der Branche und Berufsfelder verfügt,
mit Fachleuten des Unternehmens Tätigkeits- und Arbeitsplatzanalysen durchführt und
Basisbildungskompetenzen beschreiben kann, die für die Ausführung der beobachteten Tätigkeiten notwendig sind.
Der/die Bedarfsermittler/in erhebt in Kooperation mit dem Unternehmen den Basisbildungsbedarf am Arbeitsplatz und die Bildungsbedarfe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Er/sie
führt Arbeitsplatzbeobachtungen durch und dokumentiert die Ergebnisse,
definiert die zu den beobachteten Tätigkeiten gehörenden Basisbildungskompetenzen,
konzipiert und plant Interviews und schriftliche Tests mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Kompetenzfeststellung und Bedarfserhebung,
gleicht die Ergebnisse mit dem Bedarf des Unternehmens ab,
entwirft zusammen mit Projektmanagement und Trainer/in ein konkretes Bildungsangebot.
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DER/DIE TRAINER/IN
FUNKTION UND AUFGABENBEREICHE
An den/die Trainer/in sind umfangreiche Anforderungen gestellt, seitens seines Teams und seitens des Unternehmens sowie der Teilnehmer und Teilnehmerinnen an der Weiterbildung. Von ihm/ihr wird erwartet, dass er/sie
zeitlich örtlich flexibel ist (ungünstige Kurszeiten: morgens, abends, Kurse vor Ort im Unternehmen und am Arbeitsplatz),
über Expertise in der Erwachsenenbildung mit dem Schwerpunkt Basisbildung verfügt,
über Kenntnisse in den jeweiligen Berufsfeldern verfügt bzw. sich schnell Kenntnisse in den jeweiligen Berufsfeldern aneignen kann (Arbeitsorganisation, Fachwortschatz, Arbeitsabläufe …),
Fortbildungseinheiten mit der Vermittlung unterschiedlicher Kompetenzdimensionen in der Basisbildung (Lesen und Schreiben, Mathematik, Medien und Kritisches Denken/Handlungskompetenz) planen und durchführen kann,
in der Lage ist, erwachsenengerechte Unterrichtsmaterialien mit Bezug zum Arbeitsplatz zu entwerfen,
im Rahmen einer Lernbegleitung Lernfortschritte und Bedarfe dokumentiert und ggf. Teilnehmende individuell fördert.
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Der/die Trainer/in ist ebenfalls aktiv involviert in die
Definition der Lernziele,
Entwicklung eines methodisch-didaktischen Rahmens (mit striktem Bezug zu den Arbeitsplatzanforderungen),
Entwicklung von Tests, um Lernfortschritte zu dokumentieren und die Erreichung der Lernziele zu kontrollieren.
Der/die Trainer/in
plant und dokumentiert Lehr- und Lerneinheiten,
führt unter Beachtung geeigneter Lehr- und Lernstrategien Lerneinheiten durch,
entwickelt mit Teilnehmern und Teilnehmerinnen individuelle Lernstrategien,
überprüft den Lernfortschritt und achtet darauf, dass die individuell festgelegten Lernziele bezüglich der benötigten Basiskompetenzen für den Arbeitsplatz erreicht werden.
Und … … Trainer und Trainerinnen müssen geschult werden: zu Schulungskonzepten und -schwerpunkten siehe LITERACY@WORK – BASICS PROFESSIONALISIERUNG DES LEHRPERSONALS.
Download: www.literacyatwork.eu
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GESTALTUNG profund GmbH ABBILDUNGEN Seite 1
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Seite 3
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Beispiel aus der Plakatkampagne 2013 der französischen Agence Nationale de Lutte Contre l'Illettrisme
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Zukunftsbau GmbH
IMPRESSUM Zukunftsbau GmbH Charlottenburger Str. 33 A 13086 Berlin
www.literacyatwork.eu
Kontakt Dr. Klaus J. Bunke kjbunke@zukunftsbau.de
Projekt Partner A.L.P.E.S. - Association Lyonnaise de Promotion et d’Éducation Sociale, Frankreich BFI - Berufsförderungsinstitut Oberösterreich, Österreich C.D.I - Conseil Développement Innovation, Frankreich Zukunftsbau GmbH, Deutschland
Das Projekt Literacy@work wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.
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