Holzbulletin 148/2023

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Primeo Energie Kosmos, Münchenstein Haus des Holzes, Sursee Kultur- und Gewerbehaus ELYS, Basel

Unterhaltsgebäude Stadion Arbères, Meyrin Clusterwohnen Chauchy, Denens

Ressourcenschonend und kreislauffähig: Für das neue Unterhaltsgebäude des Stadions Arbères setzte die Stadt Meyrin als Bauherrin auf wiederverwendete und ökologische Materialien – Holz ist eines davon. Architektur: FAZ architectes, Genf. Foto: Paola Corsini für FAZ architectes, Genf

Holzbulletin 148/2023 Kreislaufwirtschaft

International Award for Wood Architecture

Der von der internationalen Fachpresse Holz vergebene Preis ist eine jährliche Auszeichnung, die herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Holzarchitektur würdigt. Damit soll die Entwicklung innovativer architektonischer Lösungen beim Bauen mit Holz gefördert werden. Gleichzeitig findet dabei ein Austausch zwischen den einzelnen Ländern statt, in denen der Holzbau eine immer wichtigere Rolle spielt. Die Fachzeitschriften Holzbulletin (Schweiz), Mikado (Deutschland), PUU (Finnland), Séquences Bois (Frankreich) und Trä! (Schweden) schlagen jeweils drei Projekte vor, die im Laufe des Jahres realisiert wurden. Eine Jury aus Vertreterinnen und Vertretern der Redaktionen kürt dann den Gewinner, der jeweils am internationalen ‹Forum Bois Construction› ausgezeichnet wird. Das Siegerprojekt 2023 stellen wir auf der Rückseite dieses Heftes vor.

1 Mit Bestehendem aufgestockt: Das Projekt K.118 ergänzt eine Lagerhalle in Winterthur. Es ist das bislang grösste Gebäude der Schweiz, das mehrheitlich aus wiederverwendeten Bauteilen besteht. Architektur Baubüro In Situ AG, Zürich Bauherrschaft Stiftung Abendrot Foto Martin Zeller

2 Wie kreislauffähig bauen? ‹Bauteile wiederverwenden – ein Kompendium zum zirkulären Bauen›. Herausgegeben von IKE Institut Konstruktives Entwerfen, ZHAW Departement Architektur, Eva Stricker, Guido Brandi, Andreas Sonderegger, Baubüro In Situ AG, Zirkular GmbH, Marc Angst, Barbara Buser, Michel Massmünster; 2021; gebunden, 344 Seiten, 401 farbige und 54 s/w-Abbildungen; ISBN 978-303860-259-0, erhältlich bei Park Books, CHF 65.–

3 Das Buch zum Projekt: Alles Wissenswerte zum Haus des Holzes in Sursee gibt es ab Dezember in Buchform. Herausgegeben von Pirmin Jung Immobilien AG; ISBN 978-3-033-09646-2; 296 Seiten

4 Hortus: Der Name des Bürogebäudes, das aktuell in Allschwil gebaut wird, steht für House of Research, Technology, Utopia and Sustainability. Im Fokus steht eine reduzierte Palette erneuerbarer Materialien und eine Bauweise, die auf Zirkularität ausgelegt ist. Architektur Herzog & de Meuron, Basel Bauherrschaft Senn, St. Gallen Visualisierung Herzog & de Meuron

5 Lignum-Neuerscheinung: Das Lignatec zum Thema Wiederverwertung von Bauholz für tragende Zwecke erscheint gleichzeitig mit dem Holzbulletin (Kreislaufwirtschaft). Es ist ab 6. Oktober bestellbar unter lignum.ch > Shop > Lignatec

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Kreislauffähig bauen mit Holz

Lag bis vor kurzem der Fokus beim nachhaltigen Bauen auf der Energieeffizienz der Gebäude, rückt vor dem Hintergrund der steigenden CO2-Emissionen die graue Energie bei der Erstellung von Bauten immer mehr ins Bewusstsein der Beteiligten. Und damit auch die Frage, welche Materialien eingesetzt werden und wie man mit den verfügbaren Ressourcen umgehen soll. Denn Bauen ist äusserst ressourcenintensiv und erfordert sehr viel Energie. Und auch am Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes steht die Bauwirtschaft in der Verantwortung: Der Anteil des Bauschutts am Abfall liegt in der Schweiz bei 84 Prozent, was 500 kg pro Sekunde entspricht. Eine erschreckend hohe Zahl. Es sind also Strategien gefragt, um dieses Volumen zu reduzieren. Ein möglicher Ansatz ist, weniger neu zu bauen und mehr umzunutzen und zu erweitern. Und wenn neu gebaut wird, bereits bestehende Bauteile wieder zuverwenden oder in einer Art und Weise zu planen und zu entwerfen, dass sich Gebäude an ihrem Lebensende so zurückbauen lassen, dass sich die Einzelteile ein weiteres Mal verbauen lassen.

‹Kreislaufwirtschaft› ist aktuell das Thema der Architektur- und Baubranche bei Tagungen, Podiumsdiskussionen und in Spezialausgaben von Fachzeitschriften – selbst wenn gegenwärtig nur ein kleiner Bruchteil der Gebäude kreislauffähig gebaut wird. Angesichts der Dringlichkeit des Themas ist zu hoffen, dass die Beschäftigung damit kein Hype ist, sondern zu neuen methodischen Ansätzen in der Planung und im Entwurf und zu neuen Prozessen und Abläufen in der Realisierung führt. Denn die Idee, bestehende Bauteile wiederzuverwenden, ist nicht neu: ‹In früheren Zeiten war es eine durchaus übliche Praxis, Baumaterialien von Ruinen und Abbruchhäusern für Neubauten als Spolien einzusetzen. Erst mit fortschreitender Technisierung, der leichteren Gewinnung von Rohstoffen und Herstellung

von (Verbund-)Materialien haben wir verlernt, mit Baustoffen sparsam und ökologisch umzugehen, indem wir sie mehrfach verwenden›, schreiben die Architekten der Rapp AG im Begleittext zum Projekt für Primeo Energie, das wir in dieser Ausgabe des Holzbulletins vorstellen.

Denn auch für den Holzbau stellt sich die Frage, wie das aufgrund seiner Eigenschaften bereits ressourcenschonende Material verbaut werden kann, so dass es sich von den folgenden Generationen wiederverwenden lässt. Oder worauf zu achten ist, wenn man bestehende Holzbauteile in Tragwerken neu einsetzen möchte. Diesem technischen Aspekt der Kreislaufwirtschaft im Holzbau widmet sich das neue Lignatec Nummer 36 ‹Wiederverwertung von Bauholz für tragende Zwecke› (mehr dazu siehe unten).

Eine Pionierin des kreislauffähigen Bauens ist die Architektin Barbara Buser mit ihrem Baubüro In Situ. Ein erstes von ihr zirkulär geplantes, ganz kleines Objekt findet sich auf der In-Situ-Homepage und ist bereits über 20 Jahre alt: ‹Gartenhaus im Schrebergarten Binningen, 1998› heisst es da und weiter: ‹Die wiederverwendeten Bauteile stammen alle aus der Bauteilbörse Basel.› Deren Gründung, ebenfalls in den 1990erJahren, geht auf eine Idee von ihr und Klara Kläusler zurück, zu einer Zeit, da nur ganz wenige von Kreislaufwirtschaft sprachen. Das ist 2023 nicht mehr so: Das Projekt K.118, die Aufstockung einer Lagerhalle in Winterthur, wurde von In Situ mit dem Ziel entwickelt, ausschliesslich bereits vorhandene Bauteile aus Rückbauten zu verwenden. Das Pionierprojekt wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Die im Verlag Park Books erschienene Publikation ‹Bauteile wiederverwenden› versammelt die Ergebnisse des im Rahmen einer interdisziplinären Forschungsprojekts ausgewerteten Baus. In diesem Holzbulletin stellen wir das Kulturund Gewerbehaus ELYS in Basel im Detail vor:

Für eine Aussenwand und die Wände des Innenhofs setzten die Architekturschaffenden von In Situ bei der Umnutzung eines Verteilzentrums auf die Wiederverwendung von Materialien aus der Umgebung und vom Bestand. Entstanden ist ein Formenspiel im Innenhof und eine vielschichtige, aber strukturierende Haut gegen aussen. Ein zweites Projekt von In Situ findet sich in der Übersicht mit weiteren Objekten zum Thema ‹Kreislaufwirtschaft›, die wir am Schluss dieses Hefts auf einer Doppelseite zusammengestellt haben. Die Bauten, die wir in dieser Ausgabe ausführlich vorstellen, gehen von verschiedenen zirkulären Ansätzen aus oder kombinieren sie: Das ‹Haus des Holzes› beispielsweise ist zwar ein Neubau. Er wurde aber so geplant, dass ihn spätere Generationen vergleichsweise einfach auseinanderbauen und die Bauteile neu nutzen können. Zusätzlich erfüllt das Projekt sehr hohe Anforderungen in Bezug auf das nachhaltige Bauen. Das Projekt ‹Hortus› von Herzog & de Meuron befindet sich aktuell noch im Bau, geht aber einen ähnlichen Weg. Ebenso das bald fertiggestellte Bürohaus ‹The Cradle› in Düsseldorf oder das Projekt ‹Werkstadthaus› in Ostermundigen, das noch ganz am Anfang des Planungsprozesses steht. Dass das Anliegen einer zirkulären Bauweise, wie sie beispielsweise von Architektinnen und Architekten mit der Initiative von Countdown 2030 gefordert wird, auch bei den grossen Playern der Bauwirtschaft angekommen ist, zeigt die Charta für kreislauforientiertes Bauen, die kürzlich von zwölf namhaften Partnerorganisationen erstunterzeichnet wurde. Holz ist dafür das Material der Stunde – kreislauffähig und ressourcenschonend.

Jutta Glanzmann

Technische Kommunikation Lignum

Kreislaufwirtschaft im Holzbau: Literaturhinweise

Rückbau und Wiederverwendung von Holzbauten

Daniel Müller, Dan Moser (Pirmin Jung Schweiz AG) für das Bundesamt für Umwelt (BAFU), 2022 circularWOOD. Paradigmenwechsel für eine Kreislaufwirtschaft im Holzbau

Sandra Schuster (Lehrstuhl für Architektur und Holzbau, Technische Universität München), Sonja Geier (Kompetenzzentrum Typologie & Planung in Architektur CCTP, Hochschule Luzern – Technik & Architektur), 2023

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Primeo Energie Kosmos, Münchenstein

Mit dem in Holzbau erstellten, kompakten Volumen ist ein Wissensvermittlungs-Center entstanden, das sowohl mit seinen Inhalten als auch mit dem in zirkulärer Bauweise erstellten Neubau das Bewusstsein für die Energiewende und die Klimaneutralität schärft. Der Bau verbindet Wiederverwendetes und Neues zu einem überzeugenden formalen Ausdruck.

Primeo Energie Kosmos ist ein Science- und Erlebniscenter für Bildung und Wissensvermittlung, wo interessierte Personen und insbesondere Schülerinnen und Schüler aller Altersklassen die Themen Klima und Energie interaktiv erleben können. Anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums der Genossenschaft Elektra Birseck Münchenstein (EBM) wurde das bereits bestehende Elektrizitätsmuseum saniert, mit einem Neubau ergänzt und als Komplex

Primeo Energie Kosmos im Oktober 2022 eröffnet. Sowohl im modernisierten Altbau als auch im Neubau ist erlebbar, was der Klimawandel bedeutet und wie sich die Energiewende schaffen lässt. Neben einer rund 45minütigen Erlebnisshow im ehemaligen Elektrizitätsmuseum gibt es im Neubau auf zwei Stockwerken ausgewählte Experimentierstationen rund um Phänomene zu Klima und Energie.

Davon ausgehend macht das neu erstellte Gebäude selbst den Klimaschutz sowie Fragen zu Energie und Nachhaltigkeit zum Thema: Mehr als zwei Drittel seiner Bauteile sind wiederverwendet, recycelt oder aus nachwachsenden Rohstoffen und stammen soweit möglich, aus der Region, um graue Energie zu vermeiden.

Dort, wo Re-Use aus statischen, juristischen oder wirtschaftlichen Gründen nicht möglich war, sollte das neue Material zumindest wiederverwertbar sein, damit es sich künftig in

den Kreislauf einbinden lässt – also hochwertig und von dauerhafter Qualität, sortenrein und unbehandelt. Das erklärte Ziel war ein rezykliertes Gebäude, das selbst wieder rezyklierbar sein wird.

Das dreigeschossige Volumen mit Terrasse und PV-Anlage auf dem Dach ist ein reiner HolzSkelettbau, der auf einer Betonplatte mit Frostschützen und Pfählen als Fundament steht.

Die Holzstruktur basiert auf einem quadratischen Grundriss von rund 15 x 15 m, der in vier Quadrate mit einer Spannweite von ca. 7,5 m unterteilt ist. Das Trägersystem der Decken wird von einem mittleren Pfeiler in Baubuche getragen. Die Aussenwände sind Teil der tragenden Struktur. Um Energie zu sparen, befindet sich die Erschliessung, wenn immer möglich, ausserhalb des Dämmperimeters. Durch die Laubengänge entstehen so klar definierte Nutzungsbereiche des kompakten Baukörpers, dessen geringe Energiebezugsfläche wiederum die Kosten reduziert. Das roh belassene und unverkleidete Massivholz der Konstruktion, das aus der Region stammt, ist im Innern sichtbar. Im zweigeschossigen Luftraum windet sich eine Spindeltreppe aus Stahl empor. Für den Treppenbelag wurde das Holz wiederverwendet, das von der eigenen provisorischen Bautreppe übrig war. Die Holzdielen in den Obergeschossen stammen zur Hälfte aus einem Bootshaus von 1911 in Kaiseraugst. Andere alte Bauteile im Innenausbau kommen aus der Bauteilbörse in Klybeck (Basel), darunter eine komplette Küche. Alle Nasszellen sind fast ausschliesslich mit ausrangierten Elementen wie Waschbecken, Trennwänden oder Armaturen eingerichtet, und die gefliesten Oberflächen stammen aus Restposten bzw. aus aussortierten Produktionen. Das gesamte Beleuchtungskonzept basiert auf Leuchten aus Abrissobjekten. Dafür

wurden die Leuchten teilweise repariert und mit modernen LED-Leuchtmitteln bestückt. Auch für die Fassadenverkleidung des Holzbaus konnte man auf Restmaterial einer anderen Baustelle, einer grossen Wohnsiedlung im Raum Luzern, zurückgreifen. Der günstige Verschnitt aus Kompaktlaminat bestand aus unterschiedlich kleinen Teilen, was einen Mehraufwand bei der Planung und Montage sowie ästhetische Kompromisse erforderte. Eine zentrale Rolle spielen die 60 Jahre alten Hochspannungs-Gittermasten, die man als Schrottmaterial dem Netzbetreiber Swissgrid abkaufen konnte. Anstatt eingeschmolzen zu werden, ummanteln sie jetzt die Laubengänge, die eine stählerne Gitterstruktur rund um den hölzernen Kubus bilden. Ursprünglich wollte man die gebrauchten Masten tragend einsetzen, doch die Baubestimmungen liessen dies nicht zu, weil die Laubengänge zugleich die Fluchtwege sind. So dienen die ehemaligen Strommasten jetzt als Rankgerüst für Kletterpflanzen, die künftig für Schatten und ein gutes Raumklima sorgen werden. Das Motiv der Masten taucht innen an der Brüstung zum zweigeschossigen Raum wieder auf.

Um die vielen unterschiedlichen Bauteile und Materialien zu koordinieren und bei Bedarf zu variieren, arbeiteten auch die Architekturbüros der Partner-Baustellen mit detailliert ausgearbeiteten digitalen Modellen, so dass die Mengen und Geometrien des Restmaterials – wie etwa der Fassadenplatten – frühzeitig planbar waren. Denn bei einer zirkulären Bauweise kehrt sich der Planungsprozess quasi um: Er muss sich an den vorhandenen Bauteilen orientieren und sich entsprechend anpassen. Dies erfordert von allen Akteuren Flexibilität, Kompromissfähigkeit und die Bereitschaft, Abläufe neu zu denken.

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Situation

Erdgeschoss

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

Dachgeschoss

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Ort Weidenstrasse 6, 4141 Münchenstein

Bauherrschaft EBM (Genossenschaft Elektra Birseck Münchenstein), Münchenstein

Architektur Rapp AG, Münchenstein

Landschaftsarchitektur Bryum GmbH, Basel

Generalplaner Rapp AG, Basel

Tragwerksplaner Rapp AG, Basel

Holzbauingenieur Rapp AG, Basel

Brandschutz- und Akustikplanung Rapp AG, Basel

HLKS-Planung/Bauphysik Waldhauser+Hermann AG, Münchenstein

Brandschutz und Akustik Rapp AG, Basel

Elektroplanung Pro Engineering AG, Basel

Sanitärplanung Anima Engineering AG, Basel

Holzbau und Schreinerarbeiten Stamm Bau AG, Arlesheim (Montagebau in Holz, Bodenbeläge aus Holz); Jäggi AG, Arlesheim (Innentüren aus Holz)

Baukosten keine Angaben

Grundstücksfläche nach SIA 416 1269 m2 (Teil des Primeo-Areals)

Gebäudegrundfläche nach SIA 416 241 m2 (Kerngebäude), 169 m2 (Laubengang inkl. Lift)

Geschossfläche nach SIA 416 1592 m2

Bauzeit August 2021 bis März 2022

Fotos Beat Ernst, Basel

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Aufbau Dach:

Keramikplatten auf Stelzen 40 mm

Luftraum

Dachhaut bituminös

Dämmung, Gefälle 1,5 %, mittlere Dämmungsdicke 176 mm

Dampfsperre

Dreischichtplatte 60 mm

Dämmung 100 mm

Balkenlage, Erscheinungsklasse I 480 mm

Aufbau Decke:

Holzboden 40 mm

Installationsrost 50 mm

Dreischichtplatte 60 mm

Balkenlage, Erscheinungsklasse I 480 mm

Aufbau Wand:

Fassadenplatte 6 mm

Zellkautschuk 2 mm

Unterkonstruktion 40 mm

Fassadenfolie

Steinwolle mit integrierter Latte 80 mm

Steinwolle 200 mm

Ständer, C24 100/200 mm

Furnierschichtholzplatte, luftdicht ausgeführt, mit Schraubpressverleimung

(sichtbar) 27 mm

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Detailschnitt Fassade

Haus des Holzes, Sursee

Kreislauffähig konzipiert und weitgehend digital geplant und realisiert, zeigt das ‹Haus des Holzes› das Potential von Holz für ein verantwortungsvolles und in die Zukunft gerichtetes Bauen. Die angenehmen Räume zum Arbeiten und Wohnen belegen dies eindrücklich. Der Rückbau und die Wiederverwendung der Bauteile wurden dabei bereits mitgedacht.

2016 entschied die Pirmin Jung Schweiz AG, den Firmensitz von Rain nach Sursee zu verlegen, um besser an den öffentlichen Verkehr angebunden zu sein und damit insbesondere den CO2-Abdruck des Pendelns zu reduzieren. Zugleich wollte man die Zusammenarbeit der drei Bereiche Tragwerkplanung Holz, Bauphysik und Brandschutzplanung optimieren. Ein Mitarbeiter vermittelte das Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft des Bahnhofs. Dazu kam ein Nachbargrundstück der Stadt Sursee, das sich im Baurecht bebauen liess. Die Entwicklung und Forschung im Hinblick auf kreislauffähiges und digitales Bauen mit Holz standen beim Projekt für das ‹Haus des Holzes› ebenso im Mittelpunkt wie das Ziel, angenehme Räume zum Arbeiten und Wohnen zu schaffen. Realisiert wurde ein Dienstleistungs- und Wohngebäude in Holzbauweise. Das Untergeschoss ist betoniert, alle übrigen Geschosse, das Treppenhaus und der Liftschacht wurden in kreislauffähiger Holzbauweise umgesetzt. Die Attikawohnung, eine 3½ -Zimmer- und eine 4½-Zimmer wohnung sowie das Yogastudio kaufte die ursprüngliche Eigentümerschaft des Grundstücks wieder zurück.

Architekt Marc Syfrig begleitete das Projekt in entwerferischer Hinsicht. Entstanden ist eine Holzarchitektur, die sich auf ihr städtisches Umfeld bezieht. Gleichzeitig erinnert das in der Mitte abgestufte Volumen mit seinem formalen Ausdruck an einen Brettstapel. Lamellen, die auch über die Öffnungen der Fenster laufen, dienen dem Sonnenschutz. Ein Vordach schützt die Fassade vor Regen und Feuchtigkeit. Die Farbigkeit der Holzfassade bezieht sich auf die Tradition farbiger und verzierter Holzhäuser im städtischen Kontext. Die Farbe des Hauses entspricht der Farbe des feuchten Aushubes, wie er im Februar 2021 zum Vorschein kam. Die horizontalen Riegel sind in Berliner Blau gehalten. Hier steht das Blau für den Aufbruch in neue Dimensionen mit dem Bauen mit Holz. Die Gestaltung der Umgebung soll mit Trockenpflanzen und Totholz eine möglichst hohe Biodiversität im städtischen Umfeld möglich machen.

Das Holzbausystem ist so konzipiert, dass es von einer späteren Generation einfach demontiert werden kann und sich die einzelnen Bauteile und Materialien wiederverwenden lassen. Dabei wurde ein klarer Fokus auf wieder lösbare Verbindungen gelegt. So wurde mehrheitlich geschraubt statt geklammert und auf Verklebungen wenn möglich verzichtet. Da man möglichst viel Holz einsetzen wollte und das Tragwerk sichtbar bleiben sollte, wählte man eine Rippendecke. Eine Balkendecke bietet architektonisch eine Struktur. Die Holzbauten leben von der linearen Tragstruktur, Balken und Unterzügen auf Stützen. Die Decke mit Rippen aus Brettschichtholz besteht im Bürobereich aus Esche (sichtbar) und Fichte montiert. Seitliche Nuten in den Trägern erlauben das Anbringen einer Zwischenlage als

Schiebeboden mit Kalksplittauflage und eine abgehängte Akustikverkleidung in Tanne. Auf der Decke wurden eine Schüttung, ein Buchenholzestrich und ein Riemenparkett aus Esche montiert. Die Wände sind eine Rahmen-/ Skelettbaukonstruktion, die beidseitig mit Gipsfaserplatten beplankt und mit Mineralfaser gedämmt wurde. Gegen aussen ist sie mit einer belüfteten Holzfassade verkleidet, die Innenverkleidung besteht aus Tanne. In den aussteifenden Aussenwänden wurde zusätzlich eine Brettsperrholz-Platte zur Abtragung der Horizontallasten montiert. Die Verbindungen unter den Platten sind über leistungsfähige X-Fix Verbinder ausgeführt, damit sich diese Wand- und Deckenelemente zu einem späteren Zeitpunkt relativ einfach demontieren und einem anderen Zweck zuführen lassen. Die vertikalen Stösse auf den Deckenebenen wurden mit wiederlösbaren Verzahnungen ausgeführt, die ineinandergreifen. Die Trennwände zum Treppenhaus sind zweischalig konstruiert: treppenseitig mit einer mit Gipsfaserplatte gekapselten Brettsperrholz-Platte, raumseitig mit einer mit Gipsfaser beplankten und mit Mineralfaser gedämmten Rahmenbauwand. Die Beplankungen wurden mehrheitlich geschraubt statt geklammert, um auch hier eine einfache Trennbarkeit zu ermöglichen. Das Primärtragwerk besteht aus Stützen und Unterzügen in Stabesche mit Verbindungen in GSA-Technologie. Den Innenausbau prägt das roh belassene Holz, die weissen Büromöbel setzen dazu einen Kontrapunkt.

Die Planung und Ausführung erfolgten konsequent digital ohne Papierpläne oder E-Mails. Alle Entscheidungen und Planunterlagen mussten allen jederzeit zugänglich und nachvollziehbar sein. Das Energiekonzept wurde so ausgelegt, dass sich das Gebäude mit einer möglichst kleinen Zufuhr von externer Energie betreiben lässt. Was den CO2-Fussabdruck betrifft, hätte ein vergleichbares, in Massivbauweise erstelltes Haus einen solchen von rund 3190 Tonnen, mit der realisierten Bauweise liessen sich 1000 Tonnen einsparen. Zusätzlich sind in den über 1600 m3 verbautem Holz rund 1600 Tonnen CO2 langfristig gespeichert. Das Haus wird nach SNBS Platin zertifiziert. Dabei werden 45 Indikatoren mit 135 Messgrössen bewertet – wobei 95 % der möglichen Punktzahl erreicht werden müssen.

Situation

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Erdgeschoss

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1. Obergeschoss 2. Obergeschoss 3. Obergeschoss Querschnitt
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Aufbau Dach Büro:

Begrünung extensiv 100 mm

Drainage 20 mm

Abdichtung

Dämmung PIR Alu 120 m

NIP-Netz

Dämmung EPS-Gefällsplatten 20–300 mm

Bauzeitabdichtung

Dreischichtplatte Fichte 70 mm

Rippen Fichte 360 mm,

unterste vier Lamellen in Esche

Dämmung

Schiebeboden Fichte 30 mm

Rostelement mit Akustikdämmung 40 mm

Akustikvlies

Profilleisten Tanne 15 mm

Aufbau Decke Büro:

Riemenparkett Esche 22 mm

Unterlagsboden Buche Lignotherm 45 mm

Holzfaserdämmung 22 mm

NIP-Netz Trittschalldämmung 20 mm

Holzfaserplatte mittelhart 8 mm

Kalksplittschüttung, nicht gebunden 83 mm

Dreischichtplatte Fichte 70 mm

Rippen Fichte 360 mm,

unterste vier Lamellen in Esche

Kalksplittschüttung, nicht gebunden 90 mm

Schiebeboden Fichte 30 mm

Rostelement mit Akustikdämmung 40 mm

Akustikvlies

Profilleisten Tanne 15 mm

Aufbau Wand Standard:

Profilleisten 227 mm und 147 mm

Stülpschalung N+K Fichte 26 mm

Lattung 40 mm

Windpapier

Gipsfaserplatte 15 mm

Querrost 60 mm/Dämmung Mineralfaser RF1

Ständer 240 mm/Dämmung Mineralfaser RF1

Luftdichtigkeitsschicht sd = 5 m

Gipsfaserplatte 18 mm

Täfer N+K Tanne 15 mm

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Detailschnitt Fassade

Ort Centralstrasse 34, 6072 Sursee

Bauherrschaft Pirmin Jung Immobilien AG, Sursee

Architektur Marc Syfrig Architekten ETH SIA BSA, Luzern

Landschaftsarchitektur Land Schafft GmbH, Sursee

Gesamtprojektleitung/Baumanagement Jung Meyerhans AG, Luzern

Holzbauingenieur Pirmin Jung Schweiz AG, Sursee

Bauphysik/Akustik/Nachhaltigkeit Pirmin Jung Schweiz AG, Sursee

Brandschutz Pirmin Jung Schweiz AG, Sursee

Zirkuläres Bauen Pirmin Jung Schweiz AG, Sursee

BIM-Manager/-Koordinator Pirmin Jung Schweiz AG, Sursee

Holzbau und Holzverkleidungen innen/aussen ARGE bestehend aus Haupt AG, Ruswil; Hecht Holzbau AG, Sursee; Tschopp Holzbau AG, Hochdorf

Schreinerarbeiten Kaufmann Schreinerei AG, Altishofen (allgemeine Arbeiten, Küchen, Innenausbau); Bösch-Team AG, Adligenswil (Bodenbelag); 4B AG, Hochdorf (Fenster); Frank Türen AG, Buochs (Innentüren); Vogel Design AG, Ruswil (Küchen, Innenausbau); Trinatura AG, Buttisholz (Tische in Massivholz); Treppenbau.ch AG, Ganterswil (Wendeltreppe mit Empfangstheke)

Verbaute Holzmenge 1670 m3 (über 90 % Schweizer Holz)

Baukosten BKP 2* CHF 22,7 Mio.

Baukosten BKP 1–9* CHF 26 Mio.

Grundstücksfläche nach SIA 416 1748 m2

Gebäudegrundfläche nach SIA 416 688 m2

Geschossfläche nach SIA 416 4757 m2

Gebäudevolumen nach SIA 416 16 773 m3

Bauzeit Februar 2021 bis Oktober 2022

Fotos Marcoleu GmbH, Rothenburg; Copyright Pirmin Jung Schweiz AG, Sursee

* Es handelt sich um ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt für digitales, kreislauffähiges und nachhaltiges Bauen. Viele Lösungen wurden von Grund auf neu erarbeitet. Die Büroräumlichkeiten sind fertig ausgebaut.

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3784 Situation

Kultur- und Gewerbehaus ELYS, Basel

Für eine Aussenwand und die Wände des Innenhofs setzten die Architekturschaffenden bei der Umnutzung eines Verteilzentrums auf die Wiederverwendung von Materialien aus der Umgebung und vom Bestand: 1500 m2 Trapezblech, 200 Lagerfenster, 150 m3 Holz, 150 m3 Dämmung fanden eine neue Verwendung. Entstanden ist ein Formenspiel im Innenhof und eine vielschichtige, aber strukturierende Haut gegen aussen.

Das ehemalige Coop-Verteilzentrum liegt auf dem Basler Lysbüchel-Areal nahe der Grenze zu Frankreich. Immobilien Basel-Stadt wollte es im Rahmen der Gesamtentwicklung Volta Nord in ein Kultur- und Gewerbehaus transformieren. Dabei sollte das Gebäude, das in den 1970erJahren an ältere Lagergebäude angebaut worden war, weitgehend erhalten bleiben, um Abfall und CO2 zu vermeiden und Ressourcen zu schonen. Denn aufgrund ihrer Flexibilität liess sich in die bestehende Stützenstruktur nahezu jede Nutzung integrieren. Diese standen zum Zeitpunkt der Planung noch nicht endgültig fest und sollen sich über die Zeit auch entwickeln können. Eine erste und auch langfristig geplante Nutzung war die Doppelsporthalle der benachbarten Schule, weiter bekannt waren die Boulderhalle im ersten Obergeschoss und das Parking im Untergeschoss.

Neben baulichen Massnahmen wie der Dachbegrünung, einer Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach und der Sanierung der Gebäudehülle mussten eine Aussenwand – als Gegenüber der benachbarten Schule – und die Wände im Innenhof neu erstellt werden. Insgesamt waren dies rund 1000 m2 Fassadenfläche, die man vorrangig aus wiederverwendetem Baumaterial erstellen wollte. Dafür setzte man rückgebautes Holz ein, das in der Regel ‹thermisch verwertet›, sprich verbrannt wird. Für die Fassade des Gebäudes sammelte man Pfetten, Sparren und Leimbinder von Rückbauten in der Umgebung, dann wurden sie in einer Sägerei zu Lamellen aufgesägt, woraus man dann verwindungssteife Leimbinder herstellte,

die den technischen Anforderungen an den Fassadenbau in Holzelementbauweise genügen.

Die Holzrahmenbauelemente füllte man mit Steinwolldämmresten. Diese sammelte man in Form von Abschnitten neuwertiger Dämmplatten oder sauberem, schadstofffreiem Material von anderen Baustellen und baute sie in die Holzelemente ein. Solche Dämmreste werden sonst bei den Baustoffhändlern in Recyclingsäcken gesammelt, zum Hersteller transportiert, dort mit hohem Energieaufwand eingeschmolzen und wieder zu neuem Dämmmaterial verarbeitet. Um diesen hohen Energieaufwand für Transport und Wiedereinschmelzen einzusparen, baute man die Dämmreste direkt wieder ein. Verbleibende Hohlräume wurden mit Steinwollgranulat aufgefüllt, um einen bauphysikalisch einwandfreien Aufbau der Wandelemente zu gewährleisten.

Die Fassade in Holzelementbauweise konzipierten die Architekturschaffenden so, dass sie Fenster in unterschiedlichen Grössen aufnehmen kann. Dies mit dem Ziel, neuwertige Fenster aus Restposten zu erwerben. Im Umkreis von rund 100 km vom Projektstandort fragte man Fensterproduzenten an. So konnten 200 neuwertige Fenster gesammelt werden, die aufgrund von Überproduktion oder Fehlbestellungen bei den Firmen lagerten. Die 200 in Farbe, Form und Material unterschiedlichen Fenster lassen ein lebhaftes Fassadenbild entstehen.

Die vertikale Gliederung der neuen Ostfassade erfolgte in Anlehnung an die bestehenden Fassaden des Gebäudes. Die grünen Trapezbleche der bisherigen Dachaufbauten wurden demontiert und an der neuen Ostfassade wieder angebracht. Dadurch liess sich rundum eine einheitliche Fassadengestaltung erreichen. Für die neu erstellten Dachaufbauten kam demontiertes Trapezblech des benachbarten, ehemaligen Weinlagers von Coop zum Einsatz. Insgesamt wurden für die Aussenhülle des Gebäudes 2000 m2 Trapezblech direkt vom Areal wieder eingesetzt.

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Ort Elsässerstrasse 215, 4056 Basel

Bauherrschaft Immobilien Basel Stadt

Architektur Baubüro In Situ AG, Basel (Hülle), S+B Baumanagement, Pratteln (innen)

Gesamtleitung Baubüro In Situ AG, Basel (Hülle), S+B Baumanagement, Pratteln (innen)

Bauingenieur Jauslin Stebler AG, Basel

Elektroplanung HGK Engineering AG, Pratteln

HLKS-Planung RMB Engineering, Basel

Enerigenachweis/Bauphysik Gartenmann Engineering, Basel

Brandschutzplanung Peter Deubelbeiss AG, Diegten

Signaletik Lengsfeld, Designkonzepte, Basel

Holzbau Husner AG Holzbau, Frick (Fassadenbau)

Baukosten keine Angaben

Grundstücksfläche nach SIA 416 34 314 m2

Geschossfläche nach SIA 416 32 400 m2

Gebäudevolumen nach SIA 416 146 047 m3

Bauzeit Oktober 2018 bis Dezember 2020

Fotos Martin Zeller, Basel

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Erdgeschoss

Detailschnitt Fassade Süd

1. Obergeschoss

Aufbau Wand:

Bereich Wandverputz (Fenster)

Gipsplatte 15 mm

Dampfbremse

Holzständer/Dämmung 300 mm

Weichfaserplatte 60 mm

Putzsystem 10 mm

Bereich Trapezblech

Gipsplatte 15 mm

Dampfbremse

Holzständer/Dämmung 300 mm

Weichfaserplatte 60 mm

Holzrost vertikal 100 mm

Holzrost horizontal 40 mm

Trapezblech 45 mm

Recycling-Bauteile:

Holzständer 30 %

Dämmung Steinwolle 100 %

Fenster 100 %

Trapezbleche 100 %

Detailschnitt Innenhoffassade

1. Obergeschoss

Aufbau Wand:

Bereich Wandverputz (Fenster)

Gipsplatte 15 mm

Dampfbremse

Holzständer/Dämmung 300 mm

Weichfaserplatte 60 mm

Putzsystem 10 mm

Recycling-Bauteile:

Holzständer 30 %

Dämmung Steinwolle 100 %

Fenster 100 %

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Schnitt 1. Obergeschoss

Unterhaltsgebäude Stadion Arbères, Meyrin

Das neue Unterhaltsgebäude im Stadion des Arbères zeigt, wie man kreislauffähig bauen kann. Um den Anforderungen der Stadt Meyrin gerecht zu werden, beruht der Bau, bei dem viel Holz verwendet wurde, auf Konstruktionslösungen, die in Bezug auf nachhaltige Ressourcen beispielhaft sind und Energieverbrauch und Emissionen reduzieren.

Das Betriebsgebäude im Stadion des Arbères dient der Instandhaltung der angrenzenden Fussballfelder. Es liegt am Rande des Ökoquartiers Les Vergers in Meyrin, an der Grenze zur Landwirtschaftszone. Sein Platzbedarf ist gering, denn es befindet sich zwischen zwei Sportfeldern auf einer schmalen Parzelle, die die Tribüne des gleichnamigen Stadions verlängert. Die Stadt Meyrin als Bauherrin wollte von Anfang an einen ressourcenschonenden Weg einschlagen und dabei auf nachhaltige, wiederverwertete Materialien natürlichen Ursprungs setzen.

Die Architekten waren voll und ganz in diesen ökologischen Bauprozess eingebunden, der auch die lokale Kreislaufwirtschaft und das Know-how der Handwerker aufwertet. Geplant waren Werkstätten und eine Garage im Erdgeschoss sowie Umkleideräume und ein Speiseraum im Obergeschoss. Der dahinterstehende Gedanke ist ersichtlich, wenn man die verwendeten Materialien und ihre Konstruktionslogik betrachtet. Das Projekt setzt auf Massivholz, das nur minimal bearbeitet

wurde. Im Erdgeschoss bestehen die Umfassungswände aus einem System nebeneinander liegender Bretter aus Schweizer Fichte, die mit Buchenholzzapfen ohne Leim oder Nägel miteinander verdübelt sind. Die Böden bestehen aus Trägern und Balken, die traditionell mit Zapfen und Zapfenlöchern in Schwalbenschwanzform zusammengefügt wurden. Ein Verfahren, das digitale Bearbeitungsmethoden heute sehr erleichtern. Im Obergeschoss, dem einzigen beheizten Bereich, sind die Tragkonstruktionen mit Holzwolle gedämmt, die Aussenfassade hingegen ist mit Kork verkleidet. Die Böden und das Dach wurden mit Sägemehl gedämmt, das zwischen die Balken geblasen wurde und ein Abfallprodukt der Zimmerei ist. Die Innenwände bestehen aus Lehmziegeln, die dem Gebäude eine höhere Wärmeträgheit verleihen und die Luftfeuchtigkeit regulieren. Die sorgfältig gestalteten Innenräume kontrastieren auf diese Weise mit der unverputzten Aussenfassade des Volumens, dessen Dach eine leichte Pultform hat. Es erfolgte kein Aushub. Für die Bodenplatte und den Innenhof konnten damit wiederverwertete Betonplatten mit einer Dicke von 18 bis 25 cm und verschiedenen Formaten genutzt werden, die von mehreren Genfer Abbruchbaustellen stammen. Sie wurden zwischen den Feldern der Holzträger verlegt und mit unterschiedlichen Fugenbreiten eingelassen. Auch beim Innenausbau wurden zahlreiche Gegenstände wiederverwendet: Stühle,

Tische, Spülen, Waschbecken, Wasserhähne – bis hin zum Lift im Arbeitshof. Ein besonderer Akzent wurde auf den Innenausbau gelegt: Das Know-how der Handwerker sorgte dafür, die einfachen, meist roh belassenen Materialien ins rechte Licht zu rücken. Die Abfallentsorgung neu überdenken, um einen geringen ökologischen Fussabdruck zu gewährleisten: eine Herausforderung unserer Zeit. Das Gleiche gilt für die Verwendung von Materialien aus der Region mit einer beispielhaften CO2-Bilanz. Die Modularität des Tragwerks, das auf einfachen, reversibel zusammengesetzten Komponenten beruht, bietet zudem die Chance, auch künftig eine Wiederverwendung der Baumaterialien in Betracht zu ziehen, ohne dass besondere Massnahmen erforderlich wären. Der Einsatz wiederverwerteter Betonmodule in Bereichen, die keinen starken mechanischen Belastungen ausgesetzt sind, trägt ebenfalls erheblich zur Reduzierung von Treibhausgasen bei. Die Verarbeitung wiederverwendeter Elemente erfordert jedoch schnelles Handeln, um das Material, das auf den oft just-in-time betriebenen Abbruchbaustellen gesammelt wird, nutzen zu können. Ein kleines Projekt, gewiss. Aber es weist den Weg zu einer ressourcenschonenden Bauweise, bei der sowohl Holz als auch energieintensive Materialien, die hier ein zweites Leben finden, optimal genutzt werden können.

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Situation
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3791 20 m Längsschnitt Querschnitt
Erdgeschoss 1. Obergeschoss

Aufbau Dach:

Unterkonstruktion Solarmodul 140 mm

Abdichtung bituminös

Dachlatten 27 mm

Konterlattung 60 mm

Holzfaserplatte 80 mm

Dachlatten 27 mm

Sparren/Holzfasern eingeblasen 180 mm

Dampfbremse

Holzverkleidung 21 mm

Aufbau Decke:

Bodenbelag Linoleum

Anhydritestrich 70 mm

Mineralwolle 20 mm

Holzlattung 27 mm

Holzbalken/

Holzfasern eingeblasen 200 mm

Dampfbremse

Holzverkleidung 21 mm

Aufbau Wand 1. Obergeschoss:

Korkplatte 40 mm

Unterkonstruktion 38 mm

Wasserabweisende Schicht

Holzfaserplatte 140 mm

Holzfaserplatte 120 mm

Dampfbremse

Unterkonstruktion 34 mm

Holzverkleidung, weiss lasiert 21 mm

Aufbau Wand Erdgeschoss:

Bretter vertikal, gedübelt, Fichte massiv 140 mm

Holzfaserplatte 140 mm

Dampfsperre

Unterkonstruktion 34 mm

Holzverkleidung, weiss lasiert 21 mm

3792 Detailschnitt Fassade

Ort Avenue Louis Rendu 11, 1217 Meyrin

Bauherrschaft Gemeinde Meyrin

Architektur FAZ architectes, Genf

Bau- und Holzingenieur Ingeni SA, Lausanne

Bauphysik Perenzia Ingénieurs Sàrl, Lausanne

Brandschutz Dinges Consulting, Thônex

Ingenieur HLK Conti & Associés Ingénieurs SA, Versoix

Elektroingenieur Savoy Engineering SA, Carouge

Holzbau Atelier Casaï, Petit-Lancy

Materialien 87 m3 (CH): Fichte massiv (Konstruktion, Decken, Böden, Schreinerarbeiten, Möbel), Buchenbretter mit Dübeln verbunden (Wände), Sägemehl (Abfall aus Holzverarbeitung)

Baukosten BKP 1–9 CHF 1,853 Mio. inkl. MWST

Baukosten BKP 2 CHF 1,742 Mio. inkl. MWST

Baukosten BKP 214 CHF 541 442.– inkl. MWST

Kubikmeterpreis BKP 2 nach SIA 416 CHF 1465.– inkl. MWST

Grundstücksfläche nach SIA 416 59 092 m2

Gebäudegrundfläche nach SIA 416 323 m2

Geschossfläche nach SIA 416 243 m2

Gebäudevolumen nach SIA 416 1579 m3

Bauzeit Mai 2021 bis September 2022

Fotos Paola Corsini im Auftrag von FAZ architectes

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Clusterwohnen Chauchy, Denens

Im Herzen der Region La Côte trotzt das Dorf Denens dem wachsenden Urbanisierungsdruck und bewahrt seine Agrar- und Weinbaubetriebe. Die Umwandlung einer Scheune steht für einen innovativen Ansatz des Wohnens – mit Gemeinschaftsflächen und einem Fokus auf Kreislaufwirtschaft.

Mitten in Denens wurde eine alte Scheune seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt. Das Dorf zählt zu jenen Orten, die bis jetzt landwirtschaftlich geprägt waren und nun immer näher an die Metropolregion Genf–Lausanne rücken: Bauernhöfe werden in Mehrfamilienhäuser umgewandelt, wobei gelegentlich der typische Charakter dieser Bauten verloren geht. In dieser Gemeinde, die noch einen Teil ihrer traditionellen Struktur bewahrt hat, ging es darum,

das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert so umzugestalten, dass sein Geist erhalten bleibt. Gleichzeitig jedoch galt es Wohnungen zu schaffen, die an den Wandel der Gesellschaft angepasst sind: ein Schritt in Richtung nachhaltige Entwicklung und Kreislaufwirtschaft. Seit der Annahme des neuen Raumplanungsgesetzes (RPG) müssen die Gemeinden ihre Entwicklungsmodelle überdenken. Lange galt die traditionelle Familie – zwei Elternteile, zwei Kinder – als Norm beim Wohnungsbau. Heute jedoch entspricht dieses Modell nur noch einem Drittel der Nachfrage. Daher setzten die Architekten auf eine Clusterlösung, die soziale Mischung und generationenübergreifendes Zusammenleben fördert. Tatsächlich gilt es, die gesellschaftliche Entwicklung zu berücksichtigen – neben dem klassischen

Haushaltsgefüge auch Singles, getrennt lebende Personen, Alleinerziehende, Patchworkfamilien oder Paare.

Die angebotenen Wohnungen sind zwar klein. Bedeutend bei diesem Projekt aber sind die grossen Gemeinschaftsräume, in denen die Bewohnenden direkt miteinander in Beziehung treten. Eine derartige Konfiguration bei diesem Preisniveau wäre in einer Privatwohnung undenkbar. Sie hat den Vorteil, dass sie Orte des Austauschs und der gemeinsamen Nutzung bietet, wo gekocht, miteinander geplaudert und kreativ gearbeitet werden kann. Gleichzeitig bleiben die Privatsphäre und die Autonomie jedes Einzelnen gewahrt. Dazu verfügt jede private Einheit mit 1½‒3 Zimmern und einer Grösse von 25 bis 50 m2 über ein eigenes Bad und eine kleine Küche. Der

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Mittelbereich, in dem früher das Heu abgeladen wurde, blieb erhalten und ist heute ein Gemeinschaftsraum von 124 m2, der sich über vier Etagen erstreckt. Er ergänzt die relativ kleine Fläche der Einzelwohnungen. Im Erdgeschoss befinden sich daneben ein Waschraum und ein Mehrzweckraum mit Zugang zum Garten, im ersten Stock eine grosse Küche, die auch einen Essbereich umfasst. Im zweiten Stock wurde ein Zimmer mit Ausblick und Kamin zum Wohnzimmer; ein 14 m2 grosser Raum unter dem Dach dient als Arbeitsplatz oder Gästezimmer. Der sich nach Süden erstreckende Garten wird ebenfalls gemeinsam genutzt. Neben der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sieht das Projekt auch eine gemeinsame Mobilitätslösung vor, denn es wurden nur zwei Parkplätze für das gesamte Haus geplant.

Beim Bau achtete man darauf, die Auswirkungen des Gebäudes auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten und die graue Energie, die mit der Gewinnung und Herstellung der Materialien verbunden ist, zu begrenzen. So behielt man die Original-Tragstruktur des Dachs ab dem Erdgeschoss bei, so dass die ursprüngliche Form des Dachstuhls noch erkennbar ist. In den Geschossen wurde für die Massivholzböden Holz aus einem Mietshaus in Genf wiederverwendet. Die Sanitäranlagen und Küchen hingegen stammen aus einer Wiederverwendung ex-situ. Die erneut genutzten Elemente wurden über verschiedene Vereine gesammelt, die im Bereich der Wieder verwendung tätig sind. Bei den neuen Materialien setzte man vor allem auf lokale, biobasierte Lösungen. Die luftgetrockneten

Lehmziegel, mit denen die Trennwände im Erdgeschoss gefüllt sind, wurden im Rahmen einer partizipativen Baustelle mit dem eigenen Aushub der Baustelle hergestellt. Die Steine der Bruchsteinmauern, die für die neuen Fensteröffnungen freigelegt worden waren, fanden einen neuen Platz in den Gabionen der Gartenmauern.

Dieses behutsam umgesetzte Projekt trägt zum Erhalt des kulturellen Erbes bei. Mit seinen sozialen und ökologischen Aspekten sowie den Elementen der Kreislaufwirtschaft folgt es dem Ansatz einer nachhaltigen Entwicklung. Damit eröffnet es eine Perspektive für eine neue Art des Wohnens. Ein kohärenter Ansatz, für den das Projekt mit dem Preis ‹Sprungbett – Impulse im Wohnungsbau› ausgezeichnet wurde.

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Situation mit Erdgeschoss
3796 10 m
1. Obergeschoss 2. Obergeschoss 3. Obergeschoss Schnitt

Ort Rue de Chauchy 5, 1135 Denens

Bauherrschaft Claire de Buren et Geneviève de Buren Architektur und Bauleitung Arbeitsgemeinschaft

Charles Capré und Arthur de Buren mit Tribu Architecture, Laurent Guidetti, Lausanne, und Quartal, Stéphane Michlig, Vevey (Beratung Bauleitung)

Landschaftsarchitektur Taïga créations, Lavigny Bau- und Holzbauingenieur Normal Office Sàrl, Freiburg

Ingenieur Klima Lüftung Normal Office Sàrl, Freiburg

Holzbau GV Charpentier Sàrl, Forel/Lavaux

Materialien Holz für die Konstruktion (Wände, Decken, Dach) 58,3 m3 und 797,5 m2; Kantholz (Westschweiz)

Baukosten BKP 1–9 CHF 2,835 Mio. inkl. MWST

Baukosten BKP 2 CHF 1,987 Mio. inkl. MWST (ohne Honorar)

Baukosten BKP 214 CHF 376 000.– inkl. MWST

Kubikmeterpreis BKP 2 nach SIA 416 CHF 1044.– inkl. MWST

Grundstücksfläche nach SIA 416 1126 m2

Geschossfläche nach SIA 416 582 m2

Nutzfläche nach SIA 416 399 m2

Gebäudevolumen nach SIA 416 1903 m3

Bauzeit Oktober 2021 bis Juni 2023

Fotos Nora Rupp, Lausanne (innen), Charles Capré, Lausanne (aussen)

Aufbau Dach:

Flache Dachziegel

Lattung 27 mm

Konterlattung 60 mm

Unterdach Holzfaser 60 mm

Dachsparren bestehend/

Dämmung Zellulosefaser 260 mm

Dampfbremse

Lattung 50 mm

Gipsfaserplatten 20 mm

Verputz, gestrichen

Aufbau Decke:

Parkett 10 mm

Anhydritestrich, geschliffen 60 mm

Mineralwolle 20 mm

Latten 60 x 60 mm/Sand

Geotextil

Balken 140 mm

Lattung 27 mm

Gipsfaserplatte 12,5 mm

Verputz, gestrichen

Aufbau Innenwand, Obergeschoss:

Verputz, gestrichen

Gipsfaserplatte 12,5 mm

OSB-Platte 12 mm

Doppelte Holzkonstruktion 100 x 80 mm

und 60 x 40 mm/

Dämmung Zellulosefaser 160 mm

Gipskartonplatte 75 mm

Verputz, gestrichen

Detailschnitt

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Weitere Projekte im Überblick

DomaHabitare:

Gemeinschaftlicher Selbstbau

Bauaufgabe Genossenschaft mit 10 Wohnungen

Ort Sainte-Croix (VD)

Jahr 2018

Bauherrschaft Genossenschaft

DomaHabitare, Sainte-Croix

Architektur Christian Jelk, Atelier 404, Sainte-Croix

Holzbau JPF-Ducret SA, Bulle

Foto Corinne Cuendet

Das Gebäude mit partizipativer Verwaltung stellt die ökologische und soziale Kreislaufwirtschaft in den Fokus. Für die verwendeten Materialien analysierte man den Lebenszyklus von der Planung bis zum Rückbau. Das Gebäude zeichnet sich durch einen sehr niedrigen Energieverbrauch aus.

Das Kreis-Haus: Forschung im Praxistest

Bauaufgabe Wohneinheit mit sanitären Anlagen und angebautem Wintergarten zu Forschungs- und Anschauungszwecken

Ort 8714 Feldbach

Jahr 2021

Bauherrschaft ZHAW und Synergy

Village

Architektur Devi Bühler (ZHAW/ Synergy Village) und Jörg Watter (Oikos & Partner GmbH)

Holzbau Nägeli AG und Zisag Holzbau GmbH

Foto Christoph Kaminski

Wie sieht eine Kreislaufwirtschaft im Alltag aus und wie fühlt sie sich an? Das Kreis-Haus macht die Kreislaufwirtschaft im Bau- und Wohnbereich erlebbar und zeigt ganz konkret, wie es funktionieren kann.

Halle Montbovon:

Industrieller Zeuge

Bauaufgabe Rekonstruierte

Eisenbahnhalle

Ort Montbovon

Jahr 2020

Bauherrschaft Freiburgische Verkehrsbetriebe (TPF)

Architektur RBCH architectes, Bulle

Holzbau Lanthmann Constructions

Bois Sàrl, La Tour-de-Trême

Foto Lionel Henriod

Ein Zugdepot des ehemaligen Bahnhofs von Chatel-Saint-Denis (FR) von 1903, das abgebrochen werden sollte, wurde zurückgebaut und die Tragkonstruktion, die im kantonalen Register der Kulturgüter eingetragen war, im Bahnhof von Montbovon wieder aufgebaut.

‹Urban Mining› als Leitmotiv für den Bau

Bauaufgabe 8 Wohnungen über Werkstattbetrieb

Ort Efringerstrasse 107, Basel

Jahr 2022

Bauherrschaft Sonja und Felix Jäggi

Architektur Lukas Raeber Architektur

Holzbau Stamm Holzbau

Foto Rasmus Norlander

Über der Werkstatt einer Spenglerei stapeln sich vier neue Wohngeschosse. Der vorfabrizierte Holzelementbau liegt auf dem bestehenden Sockelgeschoss auf. Der Bau folgt der Idee von ‹Urban Mining›: Die zur Herstellung benötigten Ressourcen sind wenn möglich wiederverwendbar, wiederverwertbar oder kompostierbar.

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Halle Corbat: Zurück zu den Wurzeln

Bauaufgabe Wiederverwendung der Bögen der alten Eishalle in Porrentruy

Ort Sägewerk der Corbat-Gruppe,

Vendlincourt

Jahr 2020

Bauherrschaft Groupe Corbat

Glovelier SA, Batipro SA

Foto Groupe Corbat

Die grossen Holzbögen der alten Eishalle von Porrentruy mit einer Spannweite von 24 Metern haben ein neues Leben gefunden, indem sie an den Ort ihrer Entstehung in Vendlincourt zurückgekehrt sind. Das Sägewerk Corbat, das seine Halle durch einen Brand verloren hatte, setzte die Elemente beim Wiederaufbau der Halle ein.

Altes, Neues und Wiederverwendetes im Dialog

Bauaufgabe Gesamtsanierung

2. Etappe Gebäude A

Ort SBB Werkstatt Areal, Zürich Altstetten

Jahr 2022

Bauherrschaft SBB Immobilien AG

Architektur Baubüro In Situ AG

Holzbau Nussbaumer Holzbau AG

Foto Martin Zeller

Das westliche Drittel des denkmalgeschützten Gebäudes auf dem SBBWerkstätten-Areal wurde im Rahmen der 2. Bauetappe in Gewerberäume umgenutzt. Nebst der energetischen Sanierung und der Ertüchtigung der bestehenden Balkendecke wurden neue Fensteröffnungen und ein neues Zwischengeschoss erstellt.

Pavillon Geisendorf: Mit Lehm aus dem eigenen Boden gebaut

Bauaufgabe Schulmensa und Räume

für ausserschulische Betreuung

Ort 16 bis, Rue Lamartine, Genf

Jahr 2019

Bauherrschaft Stadt Genf

Architektur David Reffo Architecte

Sàrl, Genf

Holzbau Ratio Bois Sàrl

Foto Olivier Chamard

Der Pavillon ergänzt die Primarschule Geisendorf mit einer Mensa und den Räumen für die ausserschulische Betreuung. Die tragenden Innenwände bestehen aus Lehmblöcken, die vor Ort gewonnen und gepresst wurden. Eine Holz-Beton-Verbunddecke, eine Dachkonstruktion aus Fichtenholz und die tragende Fassade aus Lärchenholz ergänzen die Konstruktion.

Wohnen und Arbeiten an der Bahnstrasse in Bern

Bauaufgabe Wohnen und Arbeiten

an zentraler Lage

Ort 3008 Bern

Jahr 2018

Bauherrschaft Tatraum AG

für Kultur, Raum und Produktion

Architektur Holzhausen Zweifel

Architekten, Zürich und Bern

Holzbau Parquet + Holzbau AG, Bern

Foto Marco Frauchiger

Räume zum Wohnen und Arbeiten zu günstigen Konditionen für verschiedene kreative und kulturelle Tätigkeiten: Um dies zu realisieren, wurde möglichst viel der vorhandenen Bausubstanz erhalten, und die Materialien blieben roh und unbehandelt.

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International Award for Wood Architecture 2023 Kindertagesstätte Martta Wendelin in Tuusula

1 Weite überdachte Bereiche bilden den Hintergrund für die Spielaktivitäten im Hof. Die mit einer getönten Lasur behandelte Fassade ist mit vertikalen, unterschiedlich breiten Lärchenholzplatten verkleidet.

2 Die Innenräume bilden Cluster von Mehrzweckräumen, die für kleine Kindergruppen gedacht sind. Zwischen diesen beiden Bereichen liegt das Zentrum des

Gebäudes, das offen gestaltet ist und eine Vielzahl von Räumen bietet, darunter einen Saal, der auch abends genutzt wird. Die Architekten legten besonderen Wert auf Flexibilität und die Möglichkeit, Räume miteinander zu verbinden: In die tragenden CLT-Trennwände können auch nachträglich noch 3 m breite Durchgänge geschnitten werden, ohne dass eine separate statische Verstärkung erforderlich ist.

AFKS (Arkkitehdit Frondelius+Keppo+Salmenperä Oy) wurde vor rund 30 Jahren gegründet und beschäftigt etwa 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Büro ist auf Kindergärten und Schulen spezialisiert. Das Kita-Projekt in Tuusula zeigt Möglichkeiten der Verwendung von Brettsperrholz (CLT) auf, die in den letzten Jahren spezifisch in Finnland entwickelt wurden, etwa die Verwendung von CLT-Paneelen für Stützen oder CLT-Wände mit mehreren Metern breiten Öffnungen. So wird BrettsperrholzArchitektur zu einem echten Hingucker. Das gefiel der Jury: ‹Diese leichte, unstrukturierte Architektur ist vor allem spektakulär durch das, was sie zu vermeiden weiss, und erlaubt den ausgiebigen Einsatz von Holz im Innenausbau, ohne das Auge zu strapazieren.› Das etwas langgestreckte Gebäude der Kindertagesstätte Martta Wendelin ist am nördlichen Ende des Grundstücks nach Süden ausgerichtet und schirmt den Innenhof vor dem Lärm der nahen Schnellstrasse ab, die umgekehrt eine gute Verkehrsanbindung ermöglicht. Die Aussenanlagen sind architektonisch mit bewusst breiten Strichen gezeichnet.

Lignum Holzwirtschaft Schweiz

Economie suisse du bois

Economia svizzera del legno

Mühlebachstrasse 8

CH-8008 Zürich Tel. 044 267 47 77 info@lignum.ch www.lignum.ch

Holzbulletin, September 2023

Herausgeber

Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich

Die Herausgabe des Lignum-Holzbulletins wird vom Bundesamt für Umwelt im Rahmen des Aktionsplans Holz unterstützt.

Redaktion

Jutta Glanzmann, Lignum, sowie Ariane Joyet, Lignum-Cedotec

Gestaltung

BN Graphics, Zürich

Druck

Kalt Medien AG, Zug

Administration, Abonnemente, Versand Lignum, Zürich

ISSN 1420-0260

Das Holzbulletin erscheint viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Jahresabonnement CHF 48.–Einzelexemplar CHF 20.–Sammelordner (10 Ausgaben) CHF 140.–Sammelordner leer CHF 10.–Preisänderungen vorbehalten.

Lignum-Mitglieder erhalten das Holzbulletin und die technischen Informationen der Lignum, Lignatec, gratis. Die Rechte der Veröffentlichung für die einzelnen Bauten bleiben bei den jeweiligen Architekten. Alle Angaben stammen von den Bauplanern.

Lignum-Hotline: 044 267 47 83 Benutzen Sie unsere Fachberatung am Telefon von 8–12 Uhr, die täglich von Montag bis Donnerstag gratis zur Verfügung steht.

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