Letzebuerger Land 39 du 30.09.2022

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„Kohärenzprobleme“ Im Interview erklärt der LiserForscher Adrien Thomas, wieso die Gewerkschaften so zurückhaltend agieren, wenn es um Klima- und Umweltschutz geht

Mobilmachung ohne Korpsgeist Am 21. September verordnete das Putin- Regime eine Teil- Mobilmachung der Reservisten. Wie erlebt die russische Gemeinschaft in Luxemburg diese Entwicklung?

« Onse Wuelstand » L’Union des entreprises luxembourgeoises s’estime lésée par l’accord tripartite. Bien que l’État se soit engagé comme assureur en dernier ressort

Les riches dans tous leurs états La richesse médiane des Luxembourgeois a augmenté de moitié en dix ans. Une plongée dans le Global Wealth Report

Queen of Rock Jana Bahrich hat die lokale Indie-Szene mit Francis of Delirium aufgemischt. Porträt einer jungen Frau, die DIY zu ihrer Signatur gemacht hat

Photo : Sven Becker

Unabhängige Wochenzeitung für Politik, Wirtschaft und Kultur

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69. Jahrgang 30.09.2022 ­

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30.09.2022

Sven Becker

Am Mittwoch unterzeichneten Regierung und Sozialpartner das TripartiteAbkommen

Die OGBL-Führung nach dem Nationalvorstand am Dienstag

„In der Klimafrage haben die Gewerkschaften mit Kohärenzproblemen zu kämpfen“ Interview: Luc Laboulle

Im Gespräch mit dem Land erklärt der Liser-Forscher Adrien Thomas, wieso die Gewerkschaften so zurückhaltend agieren, wenn es um Klima- und Umweltschutz geht d’Land: Herr Thomas, ist den Gewerkschaften der Klimawandel egal?

Adrien Thomas: Wie viele andere Organisationen haben auch die Gewerkschaften ein Bewusstsein für die Wichtigkeit der Klimafrage entwickelt, doch sie haben Schwierigkeiten bei der praktischen Umsetzung. Insbesondere wenn Themen anstehen, die von ihnen als dringender empfunden werden, wie zum Beispiel die Kaufkraft, verliert der Klimawandel an Stellenwert. Grundsätzlich haben die Gewerkschaften sich aber klar positioniert: Sie haben die Proteste von Fridays for Future und Youth for Climate unterstützt und sich für strengere Maßnahmen im Bereich des Klimaschutzes ausgesprochen. Die internationale Gewerkschaftsbewegung setzt sich seit Jahren bei den UN-Klimakonferenzen für ehrgeizigere und verbindlichere Ziele ein. Trotzdem steckt sie in einem Dilemma, weil durch die Energietransition viele Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Die Dekarbonisierung betrifft vor allem die traditionellen Industriesektoren, in denen die Gewerkschaften noch sehr präsent sind. Der Klimawandel ist aber nicht ihre oberste Priorität, wie die Tripartite-Vereinbarung von vergangener Woche gezeigt hat. Auch die Einführung einer CO2Steuer vor zwei Jahren sahen sie sehr kritisch. In der Klimafrage haben die Gewerkschaften durchaus mit Kohärenzproblemen zu kämpfen. Auf der einen Seite befolgen sie nachhaltige Prinzipien, auf der anderen Seite stehen in der Industrie gute Arbeits-

plätze auf dem Spiel. Das alles in einem Kontext, in dem die Gewerkschaften Mitglieder verlieren und es immer schwieriger wird, attraktive Tarifverträge auszuhandeln und sich in neuen Sektoren zu etablieren. Im aktuellen Kontext von hoher Inflation kommt der Kaufkraft natürlich eine hohe Bedeutung zu. Unabhängig von der Gewerkschaftsbewegung liegt das ganze Drama der Klimapolitik ja darin, dass jedes Mal wenn man denkt, es könnte sich etwas ändern, eine andere Krise oder ein anderes Thema sich in den Vordergrund drängt und die Prioritäten wieder anders gesetzt werden.

Kaufkraft befeuert den Konsum und zu viel Konsum ist nicht nachhaltig und klimaschädlich, würden Umweltschützer/innen sagen, die Verzicht, Bescheidenheit und Genügsamkeit predigen. Ist das Engagement der Gewerkschaften für den Erhalt der Kaufkraft schädlich für Klima und Umwelt? Die Gewerkschaftsbewegung hat nach wie vor viele Mitglieder im Arbeiter- und niederen Angestelltenmilieu, während die Umweltbewegung historisch eher der Mittelschicht entsprungen ist und auch dort weiterhin rekrutiert. Wenn man über ein höheres Einkommen verfügt, ist es natürlich leichter, auf Dinge zu verzichten. Eine gewisse Tendenz zum Produktivismus ist der Gewerkschaftsbewegung aber inhärent: Du möchtest dein Stück vom Kuchen und wenn du ein größeres Stück willst, musst du dafür sorgen, dass der Kuchen größer wird. Ein größeres Stück eines gleichbleibenden Kuchens zu erstreiten, wird unter den gegebenen Machtverhältnissen

als unmöglich angesehen. Dann ist man schnell in der Wachstumsspirale. Andererseits wird die soziale Gerechtigkeit in der Umwelt- und Klimafrage immer wichtiger: Die Menschen sind bereit, sich in ihren Konsumgewohnheiten einzuschränken, solange sie den Eindruck haben, dass es eine kollektive Anstrengung ist. Ansonsten entstehen Diskussionen wie die um die Privatjets, die zurzeit in Frankreich geführt wird.

Verzicht und Genügsamkeit scheinen vor dem Hintergrund von Ukrainekrieg und Energiekrise nicht nur im Hinblick auf den Klimawandel angebracht. Wenn die Gasreserven für diesen Winter aufgebraucht sind, haben wir ein noch größeres Problem. Tatsächlich waren fossile Energien lange Zeit zu günstig und es besteht ein gesellschaftlicher Konsens, dass sie teuerer werden müssen. Der Preis kann ein Anreiz zum Umstieg auf Erneuerbare sein. Man muss aber zwischen „guten“ und „schlechten“ Preissteigerungen unterscheiden. Gut sind höhere Preise, wenn sie auf einer politischen Entscheidung beruhen und sie durch Steuererhöhungen zustande kommen, die rechtzeitig angekündigt werden, damit die Leute sich darauf einstellen können. Solche Preiserhöhungen können eine Lenkungswirkung entfalten und die Steuermehreinnahmen können umverteilt werden, beispielsweise um Haushalte mit niedrigeren Einkommen bei der energetischen Sanierung zu unterstützen. Die aktuellen Preissteigerungen sind aber problematisch, weil sie maßgeblich auf geopolitische Faktoren wie den Krieg in der Ukraine zurückzufüh-

den Gewerkschaften an Kompetenz in Klima- und Umweltfragen fehlt. Oder sie wollen sich wegen sinkender Mitgliedszahlen nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und sich stattdessen lieber auf ihre Kernthemen wie bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne konzentrieren. Mit dazu bei trägt sicherlich auch, dass Arbeitgeber den Klimawandel häufig als Wettbewerbsnachteil für ihren Standort oder ihr Unternehmen darstellen und mit Stellenabbau oder Lohnsenkungen drohen, falls sie strengere Auflagen erfüllen müssen. Das erhöht den Druck auf die Gewerkschaften, sich der Unternehmensposition unterzuordnen, insbesondere, wenn es innerhalb der Gewerkschaft keinen starken Willen gibt, sich zu Klimafragen zu positionieren und sich die nötigen Kompetenzen zuzulegen, um eigene Standpunkte zu entwickeln. Für gewöhnliche Personaldelegierte ist es nicht einfach, sich zu teilweise sehr komplizierten Themen wie beispielsweise dem europäischen Emissionshandel eine Meinung zu bilden.

Wie wäre das praktisch umsetzbar?

Selten gab es eine Tripartite-Vereinbarung, die auf so viel politische Zustimmung stieß. (...) Das ist umso bemerkenswerter, weil die Tripartite seit dem Scheitern von 2010 als Auslaufmodell galt ren sind und die Mehreinnahmen den Produzenten fossiler Energien zugute kommen.

Welche Mittel haben die Gewerkschaften denn, um eine aktivere Rolle bei der Energietransition einzunehmen? Anders als viele Umweltorganisationen kennen die Gewerkschaften die betriebsinternen Produktionsprozesse, weil ihre Mitglieder daran beteiligt sind. Allerdings spielen sie dieses Potenzial nicht wirklich aus. Vielleicht liegt das daran, dass sie die Tradition verloren haben, sich unabhängig vom Patronat zu industriepolitischen Themen zu positionieren. Vielleicht hat es aber auch damit zu tun, dass es in

In den Delegationen gibt es Gleichstellungsbeauftragte. Genauso gut könnte man sich einen Experten für Umwelt- und Klimafragen vorstellen, der sich um Themen wie sanfte Mobilität, Energiesparen oder Recycling kümmert. Auf diese Weise könnten die Gewerkschaften eine aktivere Rolle in den Produktionsprozessen einnehmen, die über allgemeine Deklarationen hinausgeht.

Vielleicht müssten Gewerkschaften und Umweltverbände dafür enger zusammenarbeiten. Jean-Claude Reding war Vorstandsmitglied im Mouvement écologique, bevor er 2004 OGBL-Präsident wurde. Damals fand eine Annäherung statt, die in den vergangenen Jahren auf der Ebene der Salariatskammer intensiviert wurde. Das aktuelle Tripartite-Abkommen hat der Mouvement écologique jedoch stark kritisiert. Ist dieser Schulterschluss nun in Gefahr? Das ist schwer zu sagen. Fakt ist aber, dass es selten eine Tripartite-Vereinbarung gab, die auf so viel politische Zustimmung stieß. Selbst die CSV als größte Oppositionspartei steht dahinter. Das ist umso bemerkenswerter, weil die Tripartite seit dem Scheitern von 2010 als Auslaufmodell galt. Neu ist, dass die Kritik vor allem von Organisationen wie dem Mouvement écologique oder der Caritas kommt.

Ist das Tripartite-Modell aus den 1970-er Jahren noch zeitgemäß oder müssten in Zeiten von Klimawandel und steigender Ungleichheit Umweltverbände und soziale Hilfsorganisationen mit am Tisch sitzen? Die Klimafrage hat offensichtlich bei der letzten Tripartite keine maßgebliche Rolle gespielt. Im Jahr


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schaften nicht mehr in der Lage, sich durchzusetzen. Diese Frage stellt sich derzeit, umso mehr weil viele Gewerkschaftsmitglieder Nicht-Luxemburger oder Grenzpendler sind und daher nicht wählen dürfen, was ihre Möglichkeiten zur politischen Einflussnahme weiter einschränkt.

Wie kommen die Gewerkschaften aus dieser Lage wieder heraus? Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder die Gewerkschaften ziehen sich in die Sektoren zurück, die gut syndikalisiert sind, wie den öffentlichen Dienst, die Industrie, Teile des Transportbereichs, sowie das Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen. Dann werden sie jedoch eher zu Lobbygruppen und können keinen Anspruch mehr auf eine umfassende Vertretung der Arbeitswelt erheben. Oder sie versuchen, sich inhaltlich zu revitalisieren und in neuen Sektoren Fuß zu fassen, in denen die Gewerkschaften bislang nur wenig präsent sind. Das aktuelle Modell einfach weiterzuführen, scheint mir angesichts sinkender Mitgliedszahlen und einer niedrigen Tarifbindung jedenfalls riskant.

Im Zusammenhang mit dem Klimawandel wird immer auch die Systemfrage gestellt. Tragen die Gewerkschaften mit ihrer Fixierung auf Kaufkraft und Konsum mit dazu bei, dass das kapitalistische System und die Ungleichheiten, die es produziert, weiter gestärkt und untermauert werden? Die Gewerkschaften haben immer schon sowohl direktere als auch weitreichendere Ziele verfolgt. Auch in Luxemburg gingen ihre Forderungen über die nach besseren Löhnen und Arbeitsbedingungen hinaus. Sie haben Stellung zur Wohnungsnot, zu Bildungsfragen, zur Gesundheitspolitik und zur Integration von Migranten bezogen. Gleichzeitig gibt es auch Spannungen. In manchen Perioden hatten sie eine engere Auffassung ihres politischen Mandats, in anderen verfolgten sie einen breiteren Ansatz. Offensichtlich sind sie in den vergangenen Jahren zurückhaltender geworden. Man konnte das beim Referendum von 2015 beobachten, als OGBL und LCGB sich sehr diskret zum Ausländerwahlrecht äußerten und keine Unterstützungskampagne für das Ja führten, obwohl die Mehrzahl ihrer Mitglieder Nicht-Luxemburger sind. Auch während der Coronakrise waren sie sehr vorsichtig, als über obligatorische Tests am Arbeitsplatz und die Impfpflicht diskutiert wurde. Der Eindruck drängte sich auf, diese Themen würden sie nicht direkt betreffen, obwohl es dabei ja vorrangig um Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz ging. In Klimafragen scheint das ähnlich zu sein.

Woran könnte das liegen? Möglicherweise hat diese Zurückhaltung mit der defensiven Haltung zu tun, in die sie gedrängt werden, wenn ihnen vorgeworfen wird, sie hätten immer weniger Mitglieder und seien nicht mehr repräsentativ. Der Rückzug auf ihr Core-Business Löhne und Arbeitsbedingungen könnte jedoch zur Folge haben, dass sie weniger attraktiv werden als Allianzpartner

Die Gewerkschaften hatten immer zwei Standbeine: ihre Mobilisierungsfähigkeit und ihre Verbindung zum Staat. Wenn die Mobilisierungsfähigkeit sinkt und dadurch die Abhängigkeit von der Politik zu groß wird, sind die Gewerkschaften nicht mehr in der Lage, sich durchzusetzen. Diese Frage stellt sich derzeit

für andere gesellschaftliche Akteure wie Umweltverbände und für jüngere Menschen, denen die Klimafrage ein zentrales Anliegen ist. Das Dilemma besteht darin, dass sie einerseits darauf achten müssen, nicht zu viele langjährige Mitglieder zu verlieren und sich andererseits öffnen müssen, um neue Mitglieder dazu zu gewinnen.

Die meisten Gewerkschaftsmitglieder haben einen mittleren Schulabschluss, Unqualifizierte und Hochqualifizierte sind weniger repräsentiert. Bei Angestellten mit Hochschulabschluss kann es daran liegen, dass sie entweder glauben alleine klarzukommen, oder die Gewerkschaften in ihrem Betrieb nicht vertreten sind. Allgemein gilt: Je älter und größer der Betrieb, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Gewerkschaften dort präsent sind. Das erklärt, weshalb sie in Europa vor allem

Die Gewerkschaften weisen gerne darauf hin, dass sie kein Servicebetrieb sind, sondern ihre Ausrichtung vom Engagement ihrer Mitglieder bestimmt wird. Auffällig ist, dass Aktivist/innen aus dem Bereich Klima- und Umweltschutz und auch aus anderen neuen sozialen Bewegungen sich selten gewerkschaftlich engagieren. Woran könnte das liegen? In den vergangenen 50 Jahren waren zwei soziale Bewegungen besonders erfolgreich: die Umweltbewegung und die Feministinnen. Beide haben den öffentlichen Diskurs und die gesellschaftliche Wahrnehmung nachhaltig verändert und schaffen es, sich ständig zu erneuern und auch junge Generationen anzusprechen und zu integrieren. Die klassische Arbeiterbewegung mit den Gewerkschaften und ihrem politischen Arm, den sozialdemokratischen und kommunistischen Parteien, hat im gleichen Zeitraum kontinuierlich an Einfluss und an Mitgliedern verloren. Sie waren kulturell nicht mehr in der Lage, eine Hegemonie auszuüben und die gesellschaftliche Debatte auf ihre Kernthemen zu fokussieren. Vielleicht lag das daran, dass vor allem in der Mittelschicht der Eindruck entstanden war, die Fragen von Arbeitsbedingungen und Löhnen seien endgültig geregelt. Andererseits sieht man in den USA, dass neue Gewerkschaften gegründet werden in Unternehmen wie Apple oder Amazon und im Start-up-Sektor, vor allem von Angehörigen der Generation, die nach der Finanzkrise von 2008 aufgewachsen ist, im Kontext von Black Lives Matter, MeToo und der Klimabewegung politisch sozialisiert wurde und oftmals Bernie Sanders unterstützt hat. Diese Generation scheint sich auch in sozialen Fragen wiederzufinden. Ähnliche Prozesse könnten auch in Europa zu einer Wiederbelebung der Gewerkschaften führen.

Die Gewerkschaften tun sich schwer mit der theoretischen Erneuerung und der Integration von neuen sozialen Bewegungen. Könnte das auch daran liegen, dass hierarchische Machtstrukturen und die starke Verbundenheit zu den traditionellen „Volksparteien“ eine Öffnung verhindern? Viele Gewerkschaften entsprechen in der Tat nicht unbedingt dem Idealtypus partizipativer Organisationen. In Luxemburg ist das meiner Meinung nach auf den Korporatismus zurückzuführen. Wenn die Gewerkschaftsführer mit der Regierung und den Arbeitgebern bei der Tripartite oder in anderen Gremien Vereinbarungen treffen, müssen sie dafür sorgen, dass ihre Organisation sie danach mitträgt, weil das korporatistische System sonst nicht mehr funktionieren würde. Diese Prozesse haben den luxemburgischen Syndikalismus stark mitgeprägt, die Gewerkschaften sind relativ hierarchische Organisationen, in denen die Präsidenten im alltäglichen Geschäft viel Gewicht haben. Insbesondere in den heutigen Zeiten, in denen die Gewerkschaften in der Defensive sind, wollen sie nicht leichtfertig ihre noch bestehende Einbindung in politische und soziale Entscheidungsprozesse aufs Spiel setzen.

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Dr. Adrien Thomas (44) hat an der Sciences Po Paris und an der Universität Paris I – Panthéon Sorbonne Politikwissenschaft studiert. Als Forscher am Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER) beschäftigt er sich mit dem Wandel der Arbeitswelt und der Interessenvertretung. Adrien Thomas hat kürzlich mehrere Forschungsbeiträge zur Rolle der Gewerkschaften in der europäischen und internationalen Klimadebatte veröffentlicht.

In einem weiteren Dilemma stecken die Gewerkschaften, wenn sie einerseits die nationalen Interessen ihrer Mitglieder verteidigen müssen und andererseits der globalen Ungerechtigkeit Rechnung tragen sollen, die durch den Klimawandel noch verstärkt wird. Die Gewerkschaftsbewegung ist ja auch und vor allem eine internationale. Der Begriff der Just Transition, der heute von Regierungen, Arbeitgeberverbänden und Umweltorganisationen auf der ganzen Welt gebraucht wird, wurde vom Internationalen Gewerkschaftsbund (ITUC) in den öffentlichen Diskurs eingeführt. Auf nationaler Ebene spielen dann aber häufig andere Überlegungen eine Rolle. Da Polen noch sehr abhängig von Kohle ist, unterstützen die Gewerkschaften dort den Kohleabbau. In den USA hat die Sorge um Kompetitivität die Gewerkschaften lange davon abgehalten, im Klimabereich aktiv zu werden. In Zukunft dürfte die Diskussion um Carbon Leakage sich noch weiter ausweiten: Wenn Europa striktere Auflagen beim Klimaschutz umsetzt, könnten Unternehmen Teile ihrer Produktion in Drittstaaten mit weniger strikten Vorschriften verlagern. Diese Diskussion fördert nationales Konkurrenzdenken, was es für die Gewerkschaftsbewegung nicht leichter macht.

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2022 ist das schon erstaunlich. Die verantwortlichen Akteure müssten ein Format finden, in dem das wichtigste Thema der kommenden Jahrzehnte bei den Verhandlungen präsenter ist und Fragen nach intergenerationeller und globaler Gerechtigkeit mit behandelt werden.

Sven Becker

Adrien Thomas

Menschen mit einem gewissen Bildungsniveau scheinen immer häufiger den Eindruck zu haben, dass sie ihre Arbeitsbedingungen selber verhandeln könnten und dafür keine Gewerkschaft brauchen.

in der Industrie und im öffentlichen Dienst noch Einfluss haben.

Anstatt nur am Indexmechanismus festzuhalten, müssten die Gewerkschaften in Zeiten von Energietransition und Digitalisierung nicht andere Aspekte wie Lebensqualität, Arbeitszeitreduzierung und Steuergerechtigkeit stärker in den Vordergrund rücken? Das Festhalten am Indexmechanismus ist einerseits darauf zurückzuführen, dass laut OECD in Luxemburg lediglich 57 Prozent der Beschäftigten einem Tarifvertrag unterliegen, also deutlich weniger als die 80 Prozent, die die EU-Mindestlohnrichtlinie als Richtwert empfiehlt. Andererseits hat Luxemburg keine Tradition konfliktueller Tarifvertragsverhandlungen. Hinzu kommt, dass die Gewerkschaften sich seit den 1930-er Jahren auf ihre guten Beziehungen zum Staat verlassen. Die Verbindungen zur Politik gleichen die Schwächen in der Mobilisierungsfähigkeit aus, zur Absicherung der Arbeitsbedingungen setzen die Gewerkschaften auf den Gesetzgeber. Hieraus erklärt sich auch die privilegierte Beziehung des OGBL zur LSAP und des LCGB zur CSV.

Ist dieses neokorporatistische Modell mit seinen unzähligen intransparenten Gremien, bei dem am Ende immer die Allgemeinheit zahlt, noch zeitgemäß? Oder wäre es besser, die Gewerkschaften könnten in bilateralen Kollektivvertragsverhandlungen Unternehmen und Branchenverbände davon überzeugen, ihnen mehr Sozialrechte und betriebliche Mitbestimmung zu gewähren? Das neokorporatistische Modell mag einerseits angestaubt wirken. Das Delegieren von Entscheidungen an die Exekutive und an Spitzenverbände, die sich auf Expertenmeinungen stützen, erscheint andererseits aber wieder ganz zeitgemäß als Konfliktvermeidungsstrategie. Die Gewerkschaften hatten allerdings immer zwei Standbeine: ihre Mobilisierungsfähigkeit und ihre Verbindung zum Staat. Wenn die Mobilisierungsfähigkeit sinkt und dadurch die Abhängigkeit von der Politik zu groß wird, sind die Gewerk-

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ÉDITO

Loft no uewen Pierre Sorlut

Les quotidiens titrent ce jeudi sur la signature officielle de l’accord tripartite qui a scellé, la veille dans les bureaux du Premier ministre, le versement de monnaie hélicoptère sur tous les ménages pour contrecarrer l’inflation et permettre à tous de brûler du gaz à prix d’or aux frais de la communauté. Peu de médias évoquent la première réunion, le même jour, du Haut comité à la transformation numérique. Le thème ne précipite pas les foules dans les kiosques et la taskforcisation du monde inquiète plus qu’elle ne fait rêver. Il n’empêche, Xavier Bettel, également ministre en charge de la Digitalisation, a présidé mercredi à Senningen la première réunion de cette instance composée de représentants des ministères, de la société civile, du patronat, ainsi que des experts pour débattre deux fois par an des manières par lesquelles le numérique peut servir l’économie, l’éducation, la santé ou les services publics en général. L’élu libéral avait tout juste bouclé son tour du monde en six jours (New York puis Tokyo), explosant du même coup le score de Phileas Fogg ainsi que son empreinte carbone. L’accord de coalition 2018-2023 prévoit d’ériger le Luxembourg en « pays modèle » de la digitalisation. La stratégie gouvernance électronique 2021-2025 dessine depuis 2020 le chemin par lequel les technologies numériques moderniseront l’État et le placeront davantage au services des citoyens. L’investissement produit ses effets, avec le Covid-19 en catalyseur. Selon le ministre délégué à la digitalisation, Marc Hansen, les transmissions électroniques entre l’État et ses administrés ont été multipliées par sept pendant la crise, les portant à 3,8 millions en 2021. Le gouvernement vante bien volontiers les « excellents résultats obtenus par le Luxembourg dans les benchmarks internationaux ». Xavier Bettel ne s’en est pas privé mercredi devant les émissaires de l’OCDE. Le ministère de la Digitalisation a mandaté l’organisation paraétatique qui a pour slogan « des politiques meilleures pour une vie meilleure » afin d’établir « une analyse externe et indépendante » de la situation actuelle de la gouvernance numérique. Que penser de ces rapports d’institutions commandés par ses membres ? L’ensemble, présenté mercredi, est globalement très positif. L’organisation basée à Paris relève l’existence d’infrastructures de réseaux de qualité ou encore des plateformes de services aux citoyens performantes. L’OCDE souligne cependant une marge de progression en matière d’exploitation des données dans l’élaboration des politiques publiques. Elle souligne notamment une inquiétude concernant le nombre et le niveau de compétence des personnes dans les ministères pour gérer et utiliser les données dont on a souvent dit qu’elles seraient le pétrole du XXIème siècle. Quelle ironie. Avec la tripartite énergie, en pleine transition énergétique et numérique, le gouvernement tenait l’occasion d’appliquer de la granularité dans l’allocation des deniers publics (et de détourner le recours aux énergies fossiles). Les partenaires sociaux et l’institution nationale de la statistique avaient été convoqués en prologue et en bilatéral pour mesurer les enjeux et différencier les besoins. On voulait se donner du temps. Mais, à la dernière minute, il a fallu se hâter. Le Premier ministre devait se rendre à l’Assemblée générale des Nations unies et aux funérailles de Shinzo Abe. Plus d’un milliard d’euros seront versés au gros jet sans une once d’équité sociale et environnementale (si l’on exclut les aidounettes à la transition énergétique). Et puisqu’il est question de bon sens, veillons aussi à ne pas verser dans l’excès numérique. Dans un arrêt rendu en mai dans un litige opposant la CSSF à un administrateur de fonds, la Cour administrative souligne la « tendance nette à la numérisation, à la distanciation personnelle entre l’administration et ses administrés, accentuée ces deux dernières années par la pandémie, à l’anonymisation tous azimuts et à la déshumanisation des rapports entre parties ». Se cachant derrière les règlements et engoncée dans son carcan tissé de formulaires informatiques, le régulateur ne voulait pas entendre les raisons (légitimes) pour lesquelles ledit administrateur de fonds ne pouvait soumettre les documents demandés en temps et en heure. Dans cet arrêt qui fera date, les magistrats perçoivent dans l’informatisation à tout crin des procédures une institutionnalisation des rapports de force et « une déshumanisation prononcée où le personnel de l’administration se retrouve de plus en plus à une distance accentuée par rapport aux administrés au service desquels il est pourtant appelé à déployer ses efforts. »

30.09.2022

MIGR ATION

Lieu de mémoire La victoire électorale de la « néofasciste » Giorgia Meloni a fait l’effet d’un tremblement de terre en Europe. Même si c’est une maigre consolation, les Italiens vivant au Luxembourg ont largement résisté aux sirènes de l’extrême droite. Sur les 9 000 votants (sur 25 700 électeurs), 34,6 pour cent ont coché la liste centre-gauche et 23 pour cent la liste d’extrême-droite. (Au Luxembourg, le score de Meloni, Salvini et Berlusconi est donc divisé par deux par rapport au résultat global.) Les libéraux de Renzi et l’extrême gauche obtiennent quinze et six pour cent au Luxembourg ; soit deux fois plus qu’en Italie. Au moment où la Botte vire à l’extrême-droite, difficile de ne pas y voir un signe de la déchéance de la gauche italienne : Le Circolo Eugenio Curiel (au 107 route d’Esch) va fermer ses portes à la fin novembre, mi-décembre. (La date exacte n’est pas encore fixée.) L’Asbl, qui gère le centre culturel et le restaurant, a fini par vendre son siège à un promoteur et devra vider les lieux d’ici le 31 décembre. La maisonnette (photo :sb) sera démolie et une nouvelle résidence de cinq étages construite à la place. Une fois le chantier terminé, le Circolo devrait retrouver quelque 300 mètres carrés au rez-dechaussée du nouveau building. Siège historique de la section luxembourgeoise du Partito comunista italiano (puis, au fil des scissions et des rebrandings, du PDS, du DS et enfin du PD), le Circolo avait été inauguré en mai 1983. Il est nommé d’après Eugenio Curiel, partisan communiste et dirigeant de L’Unità, assassiné par les fascistes en février 1945. Avec sa bibliothèque, ses salles de réunion et sa trattoria, le Circolo constitue un véritable lieu de mémoire des forces progressistes au Luxembourg, qui y ont célébré leurs victoires et lamenté leurs défaites. (Le réalisateur Donato Rotunno travaille à un projet pour documenter in extremis le lieu et ses habitués.) Les membres de l’Asbl se font vieux, la plupart sont septuagénaires. L’un d’eux, Umberto Picariello, s’affiche pourtant optimiste. Il espère que le nouveau bâtiment sera un « nouveau départ pour ceux qui viendront après, quelque chose de moderne, de léger ». bt

Aufklärung Die 2 000-Einwohner-Gemeinde Consdorf veranstaltete am Montagabend eine Informationsversammlung in Scheidgen, weil dort ein Hotel zu einer Flüchtlingsunterkunft umgewandelt werden sollte, wie das Wort am Mittwoch berichtete.

Rund 80 Bürger/innen waren zu der Veranstaltung gekommen. Der Wort-Journalist fand im Nachhinein jedoch heraus, dass diese Pläne inzwischen schon wieder vom Tisch seien. Damit wusste er offenbar mehr als das Office national de l᾽accueil, die Croix-Rouge und die Consdorfer Bürgermeisterin Edith Jeitz (DP), die die Bevölkerung mit der Infoversammlung lediglich „aufklären“ wollten. Aufklärung ist in der Gemeinde Consdorf auch vonnöten, denn laut Wort stießen die Pläne für ein Flüchtlingsheim dort auf breite Ablehnung: „Manche Anwesende bedauerten, dass das einzige Hotel der Gemeinde verschwinden soll, andere sorgten sich darum, dass das äußere Erscheinungsbild des adretten Hotels in den kommenden Jahren leiden könnte. Wieder andere wollten am liebsten gar keine Flüchtlinge in Consdorf haben – ein Standpunkt, den auch einige Gemeinderatsmitglieder vertraten“, heißt es in dem Artikel. Nicht zuletzt hätten sich auch einige Familien Sorgen um die Qualität des Schulunterrichts gemacht, „wenn Kinder aus Flüchtlingsfamilien in die Klassen integriert werden sollen“. ll

P E R S O N A L I E

Laurent Mosar,

Blog

CSV-Abgeordneter und Schöffe der Stadt Luxemburg, nutzte den Wahlsieg der faschistischen Fratelli d‘Italia, um auf Twitter Stimmung gegen die Grünen zu machen. „Im Gegensatz zu Deutschland spielen in Schweden und Italien Grüne keine Rolle. Die Menschen haben dort wohl die Grünen durchschaut“, schrieb er am Montag. Als ihm vorgeworfen wurde, er würde die Faschisten den Grünen vorziehen, ruderte er zurück und relativierte seine Aussage. Die CSV hat sich bislang nicht öffentlich zu Mosars Tweet geäußert. Erst vor zwei Wochen hatte der Käerjenger CSVGemeinderat Josy Hames in einem Kommentar auf Facebook die

Jugendorganisation der Grünen als „gring Terroristen“ und „Wouschtbéck“ bezeichnet, mit denen Europa und seine Kultur untergehe. Hames war daraufhin aus der CSV ausgeschlossen worden. Obwohl Mosars Tweet subtiler formuliert war, zielte er doch in die gleiche Richtung. Die CSV betreibt bereits seit Monaten politische Hetze gegen die „grüne Ideologie“ und ihre angebliche „Verbotspolitik“. Damit übernimmt sie einen Diskurs, der auch von rechtsextremen Parteien wie der AfD in Deutschland und der FPÖ in Österreich geführt wird. Um wieder an die Macht zu kommen, will die „neue“ Volkspartei sich wohl auch für Wähler/innen mit rechtsradikalen Weltanschauungen öffnen. ll

Jahr circa 1,3 Milliarden Tonnen Nahrungsmittel schon bei Ernte und Transport verloren gehen oder später weggeworfen werden. Davon könnten über zwei Milliarden Menschen ernährt werden, schätzen die Vereinigten Nationen. Spitzenreiter der Verschwendung sind wenig überraschend Nordamerika und Europa. Im Rahmen der „Antigaspi“Kampagne wurde in diesem Kontext vom luxemburgischen Agrarministerium erneut erörtert, wo Eier, Joghurt, Obst Gemüse oder Fisch am besten im Kühlschrank aufbewahrt werden, damit sie so lange wie möglich essbar bleiben. Doch es bieten sich auch andere, einfache Wege wie Fermentation und Einlegen an, um Essen länger haltbar zu machen. sp

E R N Ä H R U N G

S TA DT P L A N U N G

Raus aus der Tonne Am gestrigen Donnerstag fand zum dritten Mal der International Day of Awareness of Food Loss and Waste statt. Dass man so etwas braucht, untermauert eine kürzlich erschienene Umfrage von Ilres. Von den 1 022 Befragten werfen 91 Prozent mehr oder weniger regelmäßig Lebensmittel weg, von denen wiederum 69 Prozent mindestens einmal im Monat etwas verschwenden, vor allem Essenreste, Brot und Obst und Gemüse. Letzteres wird vermehrt in Haushalten von mehr als drei Personen weggeworfen. 75 Prozent geben an, die richtige Definition des Mindesthaltbarkeitsdatums nicht zu kennen, 84 Prozent glauben, dass man mit einer größeren Sensibilisierung der Bevölkerung eine Reduktion der Lebensmittelverschwendung bewirken könne. Die Zahlen sind eindrücklich: In einem Luxemburger Durchschnittshaushalt werden jährlich 1 000 Euro ausgegeben für Essen, das in der Tonne landet. Global ist es ähnlich. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN hat ermittelt, dass weltweit pro

Mood Angesichts der laut Statec weiter rapide steigenden Wohnungspreise scheint die Vorfreude auf das neue Stadtviertel auf der Industriebrache von ArcelorMittal zwischen Esch/Alzette und Schifflingen riesengroß zu sein, denn obwohl die Bauarbeiten erst in drei Jahren beginnen sollen, veranstaltet die privat-öffentliche Entwicklungsgesellschaft Agora schon am nächsten Samstag, 8. Oktober, den Metzeschmelz Official Opening Day (Mood). Alleinstehende sind dort offenbar nicht willkommen, denn in der offiziellen Mitteilung heißt es: „ab 11 Uhr wird das Gelände für Familien geöffnet sein“. Das „Bürgerevent“ ist Teil einer Kampagne, die Agora schon 2019 eingeleitet hat, um Vorwürfen aus

dem Weg zu gehen, man habe die Bevölkerung nicht an der Entwicklung beteiligt. Deshalb sind „sowohl Erwachsene als auch Kinder eingeladen, ihre Ideen und Wünsche“ einzubringen“. Ob ihre Ideen und Wünsche bei der Umsetzung dann auch berücksichtigt werden, wird sich zeigen. Das erst vor wenigen Monaten im Rahmen eines Wettbewerbs von Quartier Alzette in Metzeschmelz umgetaufte Viertel soll eine ökologische, kreislaufwirtschafliche und autoarme Modellstadt für bis zu 10 000 Einwohner/innen werden, historische Bauwerke sollen erhalten bleiben (Foto: Agora). Wie im Pacte Logement 2.0 vorgesehen, sollen 30 Prozent des Wohnraums subventioniertem Wohnen vorbehalten sein. Vieles davon war schon vor 20 Jahren bei der Erschließung von Belval geplant, wie der Historiker Denis Scuto am Donnerstag in einem Beitrag im Radio 100,7 darlegte. Umgesetzt wurde es jedoch nicht. ll


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Mobilmachung ohne Korpsgeist Stéphanie Majerus

Z UFALL SGE SPR ÄCH MIT DEM M ANN IN DER EISENB AHN

Kriegswirtschaft Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine liefern sich die Europäische Union und Russland einen Wirtschaftskrieg. Fahnenflucht käme Luxemburg teurer zu stehen als „Sanctiounen, déi och hire Präiss wäerten hunn“. So Premier Xavier Bettel am 24. Februar vor dem Parlament. Der Preis war der CSV nicht hoch genug. Sie forderte am 27. April in einer Motion „un embargo total et immédiat sur les importations russes [...] de gaz“.

Sven Becker

„Die luxemburgische Botschaft in Moskau spricht von einer Katastrophe, vieles bleibt unklar, wie wer überhaupt eingezogen wird und für wie lange. Die Botschafts-Mitarbeiter berichten von einer verängstigten Bevölkerung, die sich nicht mehr vor die Tür traue“, teilte Jean Asselborn am Montagmorgen während einer Pressekonferenz mit. Die Polizei patrouilliere durch die Moskauer U-Bahn, um Soldaten zu rekrutieren; sie gehe wenig selektiv vor, auch 60-Jährige würden zum Kampf aufgefordert. „Andere protestieren und lehnen sich gegen Wladimir Putin auf. Junge Russen versuchen zu flüchten: nach Südfinnland, nach Georgien, in die Mongolei oder in die Türkei“, führt der LSAP Außenminister aus. Ein Flugticket nach Istanbul koste derweil bis zu 18 000 Euro. Gesprächspartner aus der russischen Gemeinschaft Luxemburgs zu finden, die die Teil-Mobilmachung kommentieren wollen, war zunächst nicht einfach: Anfragen wurden abgelehnt, man sei emotional aufgerüttelt und wolle sich nicht äußern. Aussagen, bei denen skrupulös darauf geachtet wurde, sich nicht gegen den Krieg zu positionieren – der Kreml könnte ja mitlesen. Anders, Sergey Terentyev, Gründungsmitglied des Vereins RU-Help – Russians against the War, der derzeit jedes Wochenende Anti-Kriegs-Proteste organisiert. „Solange Putin an der Macht ist, werde ich nicht nach Russland zurückreisen und kann mich an Demonstrationen beteiligen“, so der diplomierte Manager, der seit 2006 in Luxemburg wohnt. Viele der in Luxemburg Lebenden mit russischem Migrationshintergrund seien allerdings seit der Mobilmachung bedrückt. Er erwähnt einen Freund, dessen Eltern in Moskau eine Einberufung für ihn entgegen nehmen mussten. Ein weiterer Freund aus Luxemburg sei nach Kasachstan unterwegs, um dort seinen zwanzigjährigen Sohn abzuholen. Der junge Russe habe vergangenes Wochenende die Grenze von Ostrussland aus zu Fuß erreicht. „Da wir Freunde und Familienmitglieder haben, die eingezogen wurden, betrifft die Mobilisierung uns alle“, sagt ein weiterer Gesprächspartner, der anonym bleiben möchte. Illa Ostretsov, ein ehemaliger Moskauer der seit sechs Jahren in Luxemburg lebt, meint seinerseits, Einwohner Luxemburgs mit russischem Pass seien sicher: „Wir vertrauen auf den hiesigen Staat und die europäischen Werte; wir haben unsere Aufenthaltsgenehmigung und es ist nicht möglich, dass der russische Staat uns von Europa aus einzieht.“ Illa Ostretsov ist über eine internationale Firma migriert, die Automatisierungsprozesse in der Industrie umsetzt. Seit Kriegsbeginn ist er bei RU-Help engagiert und zeigt sich etwas enttäuscht von Auslandsrussen, die nicht gegen die Moskauer Führungselite demonstrieren: „In Europa herrscht Meinungsfreiheit, man sollte von dieser Freiheit profitieren.“ Befürchten er und Sergey Terentyev nicht durch ihre Protestaktionen, Verwandte in Russland in Gefahr zu bringen? Beide meinen, man sollte nicht unterschätzen, wie dysfunktional der russische Staat sei.

Beziehungen mit Russland unterhalten, Kritik. Der nationalistisch und unternehmerisch ausgerichtete Premierminister Narendra Modi weiß, dass nach einer monetären Logik keine Sieger aus Kriegen hervorgehen und behauptete Mitte September: „Heute ist keine Ära des Kriegs“. Der LSAP-Außenminister erläuterte am Montag, er müsse zugeben, als er in New York während der UN-Vollversammlung von der Mobilmachung hörte, sei ihm noch gar nicht bewusst gewesen, welche Konsequenzen diese haben werde, – und ließ somit durchblicken, dass er Putins Entscheidung erst im Nachhinein als historischen Moment deutete. Die russischsprachigen Auswanderer bilden in Luxemburg eine heterogene Gruppe. Dreiviertel sind Frauen und mindestens die Hälfte der Frauen ist mit einem Nicht-Russen verheiratet. Zudem fanden über das 20. Jahrhundert verteilt unterschiedliche Migrationsbewegungen aus Russland nach Luxemburg statt und setzten bereits vor dem ersten Weltkrieg an; Russen kamen damals zunächst als politische Flüchtlinge, Handwerker, Kaufleute und Industriearbeiter aus den westlichen Teilen des Zarenreichs, das sich bis nach Warschau streckte. In Kriegszeiten wurden sie als sowjetische Kriegsgefangene sowie Zwangsarbeiter in Esch, Differdingen und Düdelingen gehalten, dabei waren ethnisch betrachtet die Hälfte von ihnen Ukrainer. Während der Zeit des Kalten Krieges kam die Emigration ins Großherzogtum fast zum Erliegen, erst 1991, also nach dem Zerfall der Sowjetunion, zogen vermehrt Einwanderer nach Luxemburg, die allerdings häufig von einer Rückkehr ausgingen. Zugleich schwoll die Gruppe der Arbeitsmigranten von internationalen Firmen und Kapitalbesitzern seitdem an, wie man in der Publikation 100 Jahre Russen in Luxemburg von Inna Ganschow nachlesen kann. Mit der Gründung der Universität in Esch-Belval studierten darüber hinaus vermehrt russische Personen in Luxemburg. Für den Zeitraum 2005-2018 spricht die Universität Luxemburg von 286 Studierenden und Doktoranden, die überwiegend in den MINTFächern eingeschrieben waren. Die meisten Migranten stammen aus dem westlichen Teil Russlands, wo ohnehin die meisten Russen leben. Laut Statec besitzen 2 000 Einwohner Luxemburgs einen russischen Pass. Aus Zahlen des Außenministeriums geht hervor, dass die Visa-Vergabe seit Kriegsbeginn deutlich zurückging; während von Februar bis August 2019 2235 Visa an russische Bürger ausgestellt wurden, waren es im gleichen Zeitraum dieses Jahr nur 686. Bisher überwiegte in Russland die passive Zustimmung zum Krieg, man zog sich ins Private zurück, machte Urlaub, ging zur Arbeit, traf sich mit Freunden. Die Teil-Mobilmachung rüttelt die Mehrheit jedoch aus ihrer apolitischen Haltung heraus. Illa

Ostretov erwähnt, viele seiner Bekannten aus Moskau überlegten sich, das Land zu verlassen. Wer tatsächlich für oder gegen die Invasion sei, bleibe schwer einzuschätzen, meint Inna Ganschow. „Kaum einer traut sich in Russland, öffentlich seine Meinung zum Krieg zu äußern.“ Aber auch in Luxemburg reagiert die russische Gemeinschaft verhalten. Die Forscherin vernimmt in Luxemburg jedoch kaum Unterstützung, viele seien kremlkritisch, die russische Propaganda perle größtenteils ab. Einige vor allem ältere und monolinguale-russischsprachige Personen wiederum würden die Kriegsnarrative aus Putins Kreisen gutheißen, teilten diese jedoch nicht publik, weil sie Ressentiments der hiesigen Bevölkerung befürchteten. „In dem Sinne sind Zahlen schwer zu erheben“, schlußfolgert Inna Ganschow. Wladimir Putin hat es, wie auch andere Autokraten, geschafft, das Bild Russlands mit seiner Person zu verschmelzen und das erschwere es, sich gegen ihn aufzulehnen: Denn wer Putin attackiere, der bäume sich gegen Russland auf. Das durchkreuze eine Haltung, die eine vehemente Regime-Kritik zulässt und gleichzeitig Kulturgüter Russlands und seine Einwohner verteidigt, so die Analyse von Ganschow. Ein anonymer Gesprächspartner bricht diese Analyse auf die Realität der Teil-Mobilmachung herunter: „Viele im Wehrdienstalter sind Patrioten und denken, dass sie einberufen wurden, um Russland vor dem ausländischen Feind zu schützen.“ Die Führungselite lese dies als Zustimmung in ihre Entscheidung. Dennoch würden viele Männer Putin nicht unbedingt unterstützen. Die allgegenwärtig abverlangte Pro-Putin-Haltung ermüdet aber scheinbar vor allem die gutgebildeten jüngere Bevölkerung; Sergey Terentyev erzählt in einwandfreiem Luxemburgisch, einige seiner Freunde hätten bereits im März Russland verlassen, „well se mam Putin-Regime net averstane sinn, an sech säit Joeren näischt zum Bessere verännert huet“. Aber nicht jeder, der das Land verlässt, ist „Militäroperation-Gegner“ – zumindest offiziell, wie ein weiterer Russe aus Luxemburg angibt zu beobachten. Zudem sind es Personen, die es sich leisten können, sich freizukaufen. „Die Gesellschaft ist auf unterschiedlichen Ebenen gespalten, um es vorsichtig auszudrücken“, führt er aus. Zu der sozialen Ungleichheit kommen interethnische Spannungen hinzu. Wie die BBCJournalistin Olga Ivshina dokumetierte, stammten die Soldaten bisher überwiegend aus von Moskau vernachlässigten Regionen wie Burjatien, wo wenige ethnische Russen leben. Vermutlich werden durch die Mobilmachung innerrussische West-Ost-Gräben an der Front verstärkt, die den Korpsgeist des russischen Militärs weiter herausfordern. Was die Aufnahme von Kriegsdienstverweigerern betrifft, befürchtet Jean Asselborn, dass die EU zu keiner gemeinsamen Stimme finden werde. Polen, Tschechien und die baltischen Länder wollen russische Fahnenflüchtige nicht aufnehmen; PutinGegner sollten Opposition in Russland leisten, – so ihre offizielle Begründung. Der Außenminister aber schließe sich der Haltung von Ratspräsident Charles Michel an, „et soll een d‘Dier net komplett zoumaachen, bei deenen déi uklappen, soll eng Prozedur agelaut ginn“. Man solle zudem bedenken, dass sie in Russland 15 Jahre Gefängns riskieren. Putin will seinerseits demnächst eine Rede halten, wie russische Exilmedien berichten. Ob vor Parlamentsabgeordneten oder im Fernsehen stehe noch aus sowie auch was er ankündigen wird: Die Grenzenschließung? Die Verhängung des innerstaatlichen Ausnahmezustands? Den Krieg gegen die Nato?

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Inflation löst Verteilungskämpfe aus. Ob die Unternehmer oder die Lohnabhängigen die Inflation bezahlen. Hierzulande haben die Verteilungskämpfe zwei Besonderheiten: Das Index-Gesetz zwingt die Unternehmen, die Kosten der Inflation zu tragen. Die Tripartite ritualisiert die Verteilungskämpfe zu Gipfeltreffen von Funktionären und Lobbyisten über das Index-Gesetz. Auswirkungen des Wirtschaftskriegs sind ein Energiepreisschock und Energiemangel. Energie ist ein Basisgut. Gas oder Strom zum Heizen und Kochen sind lebensnotwendig. Energie ist zur Herstellung und zum Transport von Brot und Stahl, zur Buchhaltung von Investitionsfonds nötig. Je teurer das Basisgut wird, umso mehr müssen die Betriebe zur Kostendeckung die Preise erhöhen. Zur Reproduktion der Arbeitskraft die Löhne erhöhen. Deshalb versprach die Regierung der Tripartite: Der Staat übernimmt die Rechnung. Der OGB-L hatte im März Index-Anpassungen zum Preis des sozialen Konsenses erklärt. Nun gab die Regierung nach. Sie lockte die enttäuschten Unternehmer mit diskreten Zusagen. Die Regierung kündigte eine Preisdeckelung bei Gas und Strom an. Die Preisdeckelung ist keine Preisdeckelung. Sie ist das Gegenteil. Der Staat legt die Preise nicht fest. Das 1944 gegründete Office des prix wurde 2004 abgeschafft. Der Staat bezahlt den Unterschied zwischen den steigenden Lieferantenpreisen und dem niedrigeren Kundenpreis. Er bezuschusst unbegrenzt Preiserhöhungen.

Das übergeordnete Ziel verträgt keine soziale Selektivität. Der Staat muss sich fähig zeigen, alle sozialen Klassen zu schützen

Das übergeordnete Ziel verträgt keine „soziale Selektivität“. Die herrschenden Klassen und der Staat müssen sich fähig zeigen, nicht nur die Arbeiter, sondern auch die Angestellten, Beamten und das ganze Kleinbürgertum zu schützen. Ihre „Kriegsmüdigkeit“ zu verhindern. Auch das Heizöl wird verbilligt. Niemand soll zu kurz kommen. Den CSV und ADR für den Wahlkampf mobilisieren könnten. Der Premier triumphierte am 20. September über Twitter, er habe „en Anti-Inflatiouns-Pak virgeluecht, deen et esou an där Form an Envergure nach ni zu Lëtzebuerg ginn ass“. Das Antiinflationspaket ist kein Antiinflationspaket. Es senkt nicht die tatsächlichen Preise. Es übernimmt einen Teil der Verbraucherkosten. Im IndexWarenkorb erscheinen Gas, Strom und Heizöl billiger als sie sind. Der Pferdefuß von Preissubventionen ist deren Beendigung. Vielleicht fallen die europäischen Gas- und Strompreise in einem Jahr präemptiv. Andernfalls entlädt sich am Ende der Bezuschussung der aufgeschobene Preisschock. In ärmeren Ländern werden die Preise von Benzin und Grundnahrungsmitteln bezuschusst. Zur Leistung des Schuldendienstes verlangt der Internationale Währungsfonds ein Ende der Subventionen. Dann führt die Preisexplosion zu Volksaufständen. Romain Hilgert

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Sven Becker

Jean Asselborn bewertet die Mobilmachung als mögliche Zäsur: Innenpolitisch könne Moskau den Krieg nicht mehr als „Operation“ darstellen, weil Männer drakonisch aufgefordert werden, an die Front zu ziehen. Der Mythos-Putin sei am bröckeln. Auch weil der außenpolitische Druck wachse; Serbien, langjähriger Verbündeter, erkennt mit Verweis auf das Völkerrecht, die Referendumsresultate in den Gebieten Luhansk und Donezk sowie den Regionen Cherson und Saporischschja nicht an. Ungeniert üben ebenfalls China und Indien, die enge geschäftliche

Am 21. September verordnete das PutinRegime eine TeilMobilmachung der Reservisten. Wie erlebt die russische Gemeinschaft in Luxemburg diese Entwicklung?

„Da wir Freunde und Familienmitglieder haben, die eingezogen wurden, betrifft die Mobilisierung uns alle“, sagt ein Gesprächspartner

Ein Wirtschaftskrieg führt zur Kriegswirtschaft. Symptome sind steigende Militärausgaben, Mangelwirtschaft, Inflation. Verteidigungsminister François Bausch kündigte am 24. Juni an, die Militärausgaben auf eine Milliarde Euro jährlich zu erhöhen. Creos und Sudenergie bereiten den Gasmangel mit einem „Plan de délestage“ vor. Am 15. September warnte das Statec vor der steigenden Inflation, einem „pic avec 8.7% au mois de janvier 2023“.

Die Preisstützen werden unauffällig durch Anleihen finanziert. Je nach Preisentwicklung machen die Zuschüsse zwei oder drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Das ist wenig für die Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Reproduktion. Die Staatsschuld bleibt rekordverdächtig niedrig.

Unterzeichnung des Tripartite-Abkommen


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Land

E U RO PA

30.09.2022

ITALIE

Un pays face à l’extrême droite Sara Montebrusco, Florence

Riccardo Fabi/AFP

Après la chute du gouvernement Draghi au mois de juillet et une campagne électorale insolite durant l’été, les élections anticipées de dimanche dernier se sont conclues par la victoire écrasante du parti populiste de droite Fratelli d’Italia de Giorgia Meloni. La nouvelle coalition de droite avec les partis Forza Italia de Silvio Berlusconi et La Lega de Matteo Salvini déstabilise l’Europe.

L’Italie a en effet relevé le taux le plus élevé de voix pour l’extrême droite en Europe depuis 1945

Fratelli d’Italia souvent qualifié de « postfasciste » à l’étranger a remporté le plus de suffrages avec 26 pour cent des votes et avec une nette avance sur le Partito Democratico, parti de centregauche d’Enrico Letta, qui a obtenu 19 pour cent des voix. En troisième position on retrouve le Movimento 5 Stelle (M5S), parti antisystème de Giuseppe Conte, ex-premier ministre, avec environ 15,4 pour cent. Même s’il a perdu plus de la moitié de ses électeurs depuis les dernières élections en 2018, M5S a su gagner plus de voix qu’initialement supposées, surtout si l’on considère que Conte et son parti ont été parmi les principaux déclencheurs de la chute du gouvernement italien au mois de juillet. La coalition de droite a récolté 44 pour cent des voix et obtient ainsi la majorité absolue des sièges parlementaires, c’est-à-dire à la chambre et au sénat. La coalition de gauche n’a par contre obtenu que 26 pour cent des voix, n’étant formée que du PD et de quelques petits partis, excluant d’autres partis centristes comme Azione-Italia Viva ayant obtenu presque huit pour cent des votes. On peut aussi se demander si une alliance entre le Centre-gauche et le M5S, en mettant de côté leurs différences, surtout liées à la chute du gouvernement, n’aurait pas empêché la prise de pouvoir de la droite. Le parti de Giorgia Meloni a réussi une impressionnante remontée en quintuplant son score depuis les dernières élections de 2018. Cette remontée a tout de même été en partie réalisée aux dépens de ses alliés de droite. Notamment du parti de Silvio Berlusconi, Forza Italia, qui n’a pu s’assurer que huit pour cent des voix et le parti de Matteo Salvini qui a obtenu 8,8 pour cent, un score plus bas que celui pronostiqué par les sondages durant la campagne électorale. Il s’agit tout de même d’un changement drastique qui montre une sorte de rébellion de la part de la population qui ne se sent plus justement représentée par les institutions. Il est également important de noter que, pour la même raison, le taux de participation aux élections de dimanche dernier était

Même si Giorgia Meloni assure aujourd’hui de son détachement face au fascisme, on peut voir un hasard troublant dans cette victoire, exactement cent ans après l’ascension au pouvoir de Mussolini, à l’automne 1922. Maintenant Giorgia Meloni essaye de rassurer les citoyens italiens et européens en affirmant que son probable mandat ne va pas radicalement changer les choses et ne met pas en danger la démocratie. Elle veut représenter tout le peuple italien. Mais bon nombre de ses idées et de ses propos ne vont pas dans ce sens. D’un autre côté, il est vrai que Giorgia Meloni a essayé de se distancer des éloges qu’elle avait adressées aux actions de Mussolini. Elle ne semble plus supporter la comparaison avec ce dernier. Elle se montre également moins eurosceptique qu’il y a quelques mois. Elle n’a cependant pas renié ses idées très conservatrices, inspirées en partie par le philosophe anglais Roger Scruton. Elle s’est souvent décrite comme étant avant tout une femme, une mère et une chrétienne. En effet l’un des points fondamentaux de sa politique réside dans les valeurs de la famille traditionnelle. Mettant ainsi à l’arrièreplan, entre autres, les droits des homosexuels.

Giorgia Meloni

extrêmement bas. Seuls 64 pour cent des 51 millions de personnes autorisées à voter en ont fait usage. Un bon tiers des Italiens ont donc préféré s’abstenir. Certains n’ont peut-être pas eu la possibilité de voter, considérant que le vote par correspondance n’est toujours pas autorisé en Italie et qu’il faut forcément voter dans sa commune de résidence. Beaucoup ont tout de même exprimé leur désaccord en refusant d’aller aux urnes. Cette perte de confiance dans les institutions est en partie due à la grande instabilité politique du pays. En l’espace de quatre ans, l’Italie a été gouvernée par trois pouvoirs exécutifs différents. Deux des derniers gouvernements depuis 2018 ont été dirigés par Giuseppe Conte du M5S. La chute du dernier de ces trois gouvernements, dirigé par Mario Draghi, a eu lieu au mois de juillet. Ce dernier avait été choisi par le président de la République, Sergio Mattarella, dans une tentative de redonner une stabilité au pays. Une des raisons pour laquelle l’ex-Premier ministre Giuseppe Conte et son M5S avaient voulu faire chuter le gouver-

nement était la remise en question du reddito di cittadinanza, un instrument social qui vient en aide aux plus pauvres, une sorte d’allocation de base. Conte et son parti n’acceptent pas l’abolition de cette aide financière qu’ils considèrent fondamentale et qui a été sévèrement attaquée par la coalition de droite durant la campagne électorale cette été. L’instabilité politique de l’Italie est due, entre autres, à la complexité du système politique. La loi dite « Rosatellum », une mise à jour de la précédente loi électorale de 2015, empêche qu’un seul parti puisse s’accaparer trop de pouvoir. Il s’agit d’un système qui combine un scrutin majoritaire et un scrutin proportionnel. Dans le passé, cette loi avait surtout été instaurée pour éviter de reproduire les désastres liés à l’accession au pouvoir de Benito Mussolini et du fascime. Il est donc légitime de se méfier de certains des projets de la gagnante, Giorgia Meloni, qui a non seulement souvent applaudi plusieurs aspects politiques de Mussolini mais souhaite également abolir cette loi, qu’elle a souvent dit abhorrer.

Avec la victoire de Giorgia Meloni, l’Italie devient l’un des pays les plus populistes d’Europe et un symbole d’inspiration, plutôt déconcertant, pour les autres partis de droite et d’extrême droite du vieux continent. Parmi eux l’on peut trouver Marine le Pen, présidente du parti français Rassemblement national, ainsi que le parti d’extrême droite espagnol Vox, qui félicitent la politicienne italienne. L’Italie a en effet relevé le taux le plus élevé de voix pour l’extrême droite en Europe depuis 1945. Et après la victoire il y a quelques semaines du parti conservateur en Suède, dit d’extrême droite, on peut se demander quelles en seront les répercussions pour l’avenir de l’Europe.

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MOLDAVIE

Le désir de l’Ouest DRÄ E UN R M I EE D ZE USE MUS CHE I T E G N R ÉES LEN ENO I S C FON HTE SEN QUA T N KUN DE ND S C ST HAU LA COL L E DEP RÉS LEC M OTS I ISTA T I O N NIST NCE ÈRE EIN NE

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Depuis la chute de l’ex-URSS en 1991 la Moldavie a peu à peu tourné le dos à Moscou et privilégié l’Ouest. « Nous avons choisi l’intégration dans l’Union européenne qui offrira aux Moldaves plus de prospérité et d’opportunités, a déclaré Maia Sandu, la présidente moldave, le 23 juin, grâce au feu vert donné par le Conseil européen. Nous avons devant nous un chemin compliqué à parcourir. Il faudra faire beaucoup d’efforts, mais nous sommes prêts à travailler pour assurer à nos citoyens un avenir meilleur. » La perspective de l’adhésion à l’UE rassure les Moldaves, mais les jeunes, à l’instar de Rodion Ceban, ont choisi d’aller plus vite.

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L’embouteillage des exportations à la frontière roumano-moldave est également aggravé du fait de l’incompatibilité des réseaux ferroviaires des deux pays, ce qui limite le transport par trains. La Russie a imposé aux anciennes républiques soviétiques un écartement des rails de 1,52 mètres alors que la norme européenne est de 1,435 mètres. Moscou avait prévu dès l’origine une norme différente afin d’empêcher le trafic ferroviaire vers les pays européens. Un calcul politique qui s’explique par le désir de l’ancienne URSS de s’isoler et d’avoir le contrôle des transports dans sa sphère d’influence.

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De l’autre côté de la frontière c’est Galati, port roumain situé à l’embouchure du delta du Danube. Puis il faut traverser la Roumanie d’est en ouest, passer la frontière roumano-hongroise pour pouvoir pénétrer dans l’espace Schengen, enfin traverser l’Autriche pour atteindre l’Allemagne. « Nos livraisons ont trop de retard, explique Ion Ionas, directeur de la société d’exportation Ionex-Trans de Costesti, village situé à une vingtaine de kilomètres au sud de Chisinau. Nous avons cinq jours pour transporter nos produits

Même son de cloche aux autres passages de la frontière roumano-moldave. Depuis le début de la guerre en Ukraine, le nombre des camions qui transportent des produits agricoles depuis la Moldavie jusqu’en Europe de l’Ouest via la Roumanie a augmenté de 73 pour cent selon le service moldave des douanes. Giurgiulesti est la douane la plus fréquentée avec une hausse de la circulation de camions de 395 pour cent par rapport à la même période l’année dernière.

DIX

Plus de quinze pour cent des 3,5 millions de Moldaves souhaitent émigrer en Europe

La guerre en Ukraine a accéléré cette vague migratoire. L’offensive menée par la Russie est aussi un problème pour les exportations moldaves. Avant les attaques de l’armée russe contre l’Ukraine, la Moldavie destinait une grande partie de ses exportations aux anciennes républiques soviétiques qui étaient ses partenaires à l’époque de l’URSS, mais la guerre a changé la donne. Les Moldaves se sont tournés vers l’Ouest et leurs exportations agricoles ont changé de destination. Mais passer à travers les rouages douaniers de la frontière roumano-moldave prend du temps. « Un escargot pourrait passer cette frontière plus vite que nous, se plaint Stefan Dulca au volant de son camion chargé de fruits et de légumes à destination de l’Allemagne. Ça n’avance pas et je crains pour mes produits. »

périssables en Allemagne, mais en ce moment il faut compter huit à neuf jours. C’est catastrophique. »

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Située entre l’Ukraine attaquée par l’armée russe, et la Roumanie, membre de l’OTAN et de l’UE, la Moldavie s’est vue attribuer le 23 juin le statut de pays candidat à l’UE par le Conseil européen. Sa future adhésion au bloc communautaire rassure ce pays menacé par les visées expansionnistes de la Fédération de Russie, mais l’attente sera longue. De plus en plus de Moldaves prennent la route vers l’Ouest

à la recherche d’une vie meilleure loin de la guerre qui secoue l’Ukraine voisine. Selon une étude rendue publique en août dernier par le Fonds des Nations Unies pour la population, plus de quinze pour cent des 3,5 millions de Moldaves souhaitent émigrer en Europe. « Les salaires de l’Ouest ne sont plus le principal point d’attraction pour les jeunes Moldaves, déclare Eduard Mihalas, auteur de cette étude. L’émigration est motivée par la qualité des services, le système de santé, les infrastructures et le système scolaire. Ce sont surtout les jeunes qui veulent partir. »

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Il lui aura fallu trois heures de route depuis Chisinau, la capitale de la République de Moldavie, jusqu’à Giurgiulesti, village situé à la frontière avec la Roumanie. Et cela fait plus de six heures que Rodion Ceban, 28 ans, attend de franchir cette frontière qui sépare l’Union européenne (UE) de l’ancien espace soviétique. Une file d’attente de quelques centaines de camions s’étend sur plusieurs kilomètres. Il lui faudra encore plusieurs heures avant d’atteindre la frontière. Direction Aubervilliers, banlieue située au nord de Paris où son frère a trouvé du travail. « Je suis certain qu’un jour mon pays intégrera l’Union européenne et que tout ira mieux, mais je n’ai pas de temps à perdre, dit-il. Il me reste encore 2 500 kilomètres à faire mais la distance ne me fait pas peur. C’est l’attente à la frontière qui me rend fou. Une fois de l’autre côté, c’est bon, je suis dans l’UE. »

7.1 0.

Mirel Bran, Bucarest


Risque de schisme chez Luxair L’accord tripartite obtenu lundi entre les syndicats, la direction de Luxair et le gouvernement offre un répit sur le front social. Par le truchement de l’OGBL et du LCGB, les salariés de la compagnie aérienne demandaient une revalorisation salariale pour les efforts qu’ils consentent depuis la reprise du trafic aérien tous azimuts dans un contexte de désorganisation post-covid. Les salaires avaient été gelés en pleine crise fin 2020 afin de donner un maximum de chances de survie à Luxair. La mesure sera levée en janvier prochain. La progression annuelle de deux pour cent sera rétablie (son coût s’élève autour de quatre millions d’euros). Le chômage partiel ne sera plus utilisé non plus en 2023 (le recours au conjoncturel est abandonné dès maintenant) si la situation sanitaire ne se dégrade pas d’ici là.

ambiance délétère qui se serait traduite par une vague de départs et un taux d’absentéisme en hausse. Son management (parfois micromanagement) sans filtre n’est pas du goût de tous… même si son volontarisme pour sortir Luxair de l’ornière est globalement reconnu.

par le conseil d’administration de Luxair jeudi dernier de l’ancien procureur d’État, Robert Biever, en tant que médiateur social est accueillie par tous avec bienveillance. L’ambition est de lister les doléances (dans un rapport) et d’explorer des pistes pour y satisfaire.

Lundi, devant la presse, au 22è étage du ministère du Développement durable, les syndicats (d’un côté de la pièce) et la direction de Luxair (de l’autre, avec les émissaires gouvernementaux) affichent leur cordialité. Tous répètent avoir mené « une discussion constructive ». La nomination

Luxair demeure dans une situation financière précaire avec un exercice tout juste rentable en 2022. « L’entreprise doit être modernisée », répète Gilles Feith à qui veut bien l’entendre. Et l’année 2023 promet de nouveaux défis. Nonobstant la multicrise (pandémie, guerre en Ukraine, inflation, récession), le ministre François Bausch (Déi Gréng) rappelle les engagements climatiques, l’impératif de renouvellement de la flotte, l’investissement nécessaire dans l’informatique ou encore les appels d’offres à venir pour la manutention.

Les syndicats avaient convoqué leurs troupes au Kirchberg avant la réunion pour mettre la pression sur la direction. 800 personnes ont défilé avec des pancartes parfois hostiles à Gilles Feith, arrivé à la tête de la compagnie aérienne en juin 2020, au coeur de la crise Covid-19. Le directeur général a régulièrement été accusé par voie de presse ces dernières semaines d’avoir trop exigé de ses collaborateurs, d’avoir donné naissance à une

Il ne s’agit de fait plus seulement de l’avenir de Luxair, mais de

celui de l’écosystème du Findel. Il donne notamment du fil à retordre à Tom Weisgerber (photos : Sven Becker), éminence grise du ministre à l’aéroport. Un article du Quotidien samedi dernier évoque une rumeur persistante : Luxair pourrait céder sa branche cargo pour se concentrer sur l’airline. L’hypothèse revient régulièrement dans les discussions depuis plusieurs années. Le handling rapporte autour de 110 millions d’euros par an (selon le poids de marchandises chargées et déchargées dans les avions) à Luxair, principalement en provenance de Cargolux, son meilleur client. Mais les coûts de personnel, entre 1 200 et 1 300 salariés sur les 2 700 du groupe, pèsent presque cent millions d’euros. Si l’activité est intense, alors la branche rapporte des euros bienvenus, mais avec une très faible marge. Si l’activité est basse, alors Luxair Cargo représente un risque pour la pérennité de la compagnie aérienne.

L’éventualité d’une scission prend du corps aujourd’hui. Le bail de Luxair sur le Cargo Centre arrive à échéance le 31 décembre et revient dans les mains de l’État, qui le remettra sur le marché s’il le décide. Le marché de la manutention à l’aéroport pourrait être remporté par des tiers tels Dnata, Swissport ou DB Shencker. La convention collective des services aéroportuaires prévoit un transfert des équipes en cas de changement d’exploitant. Luxair Cargo est donc exposé. Un transfert des troupes Luxair Cargo dans une société ad hoc constituerait une alternative. Le règlement européen relatif aux marchés publics autorise en outre à une compagnie aérienne de procéder au self handling. Il est donc loisible à Cargolux d’employer ses manutentionnaires et de proposer des services de handling à des tiers. L’éventualité conviendrait sans doute aux salariés de Luxair puisque la convention collective de la compagnie de fret nationale (à renégocier sous peu) prévoit un

intéressement de dix pour cent pour l’ensemble du personnel conventionné. Avec 1,2 milliard d’euros de bénéfices réalisés en 2021, le personnel de Cargolux a reçu 70 000 euros (bruts) de primes. De quoi faire saliver. Schisme ou statu quo ? Réponses à venir dans les prochaines semaines. pso

Impakt-Aktien Was hält die Bevölkerung Luxemburgs von der nachhaltigen Finanzwirtschaft? Diese Frage sollte das MeinungsforschungsUnternehmen Ilres klären. Eine Mehrheit der zwischen April und Mai 2022 Befragten ist der Ansicht, der Finanzsektor könne einen positiven Einfluss auf die Entwicklung erneuerbarer Energien, örtliche Gemeinschaften oder die Umwelt haben. 74 Prozent schrieben dem Sektor zudem eine zentrale Rolle beim Wandel hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu. Fast die Hälfte der 1 011 Befragten verwechselten jedoch „grüne

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Land 30.09.2022

W I R T S C H A F T

Du Pirsch au Meyer Luc Meyer succède cette semaine à Ernest Pirsch à la présidence de la Fédération des artisans (FDA). Ernest Pirsch avait annoncé son départ en juin pour des « raisons personnelles », moins d’un an après sa nomination. Le concessionnaire automobile, vice-président de la FDA et unique candidat, avait succédé à Michel Reckinger en juin 2021 quand ce dernier avait pris la tête de l’UEL (Union des entreprises luxembourgeoises), organisation suprême du patronat. Pris de court et en manque de candidats affichés, le bureau exécutif de la FDA avait établi une short list. Un binôme s’est détaché à l’issue d’entretiens avec tous les présidentiables. À l’amiable Luc Meyer a été désigné unique candidat. Le patron des boucheries-salaison Meyer a été élu cette semaine « avec un score stalinien », raconte Romain Schmit, l’indéboulonnable secrétaire général de l’organisation. Dans son discours d’intronisation, Luc Meyer cible d’emblée les élections de l’année prochaine, « wou mer eis als Secteur positionéiere an ganz séier mat der neier Regierung an Gespréich komme mussen fir déi do Problemer z’adresséieren » et invite les membres à faire venir chez eux les élus. « Les politiciens n’ont pas conscience de ce que les entreprises vivent actuellement », explique Luc Meyer, 44 ans, au Land. « J’ai l’intention de faire bouger les choses », dit-il, au-delà de ce mandat tronqué d’une année.

Finanzen“ mit „nachhaltigen Finanzen“. Letztere gehen allerdings über Umweltbelange hinaus und beinhalten auch soziale- und GovernanceKriterien. Doch immerhin eine Minderheit von 20 Prozent der Umfrage-Teilnehmer hat bereits in nachhaltige Finanzprodukte investiert. Viele der Befragten zögern allerdings, weil sie der Ansicht sind, Anlagen ohne soziale- und Umweltauflagen würden sich mehr rentieren. Die Anbieter ihrerseits versprechen, dass dem so nicht ist, auch weil die EU im Rahmen ihres Green Deals diesen Finanzbereich rechtlich fördere. Als vertrauenswürdige Informationsquelle gaben 61 Prozent in der Umfrage ihren Bankier an, weshalb die ABBL möglicherweise dessen Rolle im Bereich nachhaltige Finanzprodukte stärken will. Ferner soll künftig bei Informationsgesprächen weniger auf eine technische Sprache gesetzt und verstärkt das Potenzial der nachhaltigen Finanzen erläutert werden, wie es dem Wunsch von drei Viertel der Befragten zu entnehmen ist. Die Umfrage wurde auf Anfrage der ABBL-Stiftung, der FinanzÜberwachungskommission (CSSF) und der Luxembourg Sustainable Finance Initiative (LSFI) durchgeführt. Der Zusammenschluss stellte die Ergebnisse am 21. September vor. sm

La FDA, en réalité une confédération, rassemble une trentaine de fédérations de secteurs variés et représente quelque 8 000 entreprises employant 100 000 personnes. Malgré cette diversité, une image conservatrice, très masculine et vieille école, lui colle à la peau. Son ancien président apparaît par exemple dans un clip publicitaire de la BIL. Ernest Pirsch descend de son Land Rover Defender de deux tonnes (à vide) pour une interview réalisée en lisière de forêt dans la périphérie de Diekirch « où il adore s’évader en 4x4, à pied ou avec ses chiens ». Luc Meyer (qui dirige une boucherie, charcuterie, brasserie à Bascharage) s’agace quand il est interrogé sur l’image renvoyée. Romain Schmit, rompu aux relations publiques, explique que l’élargissement du bureau réalisé cette semaine répond entre autres à cette volonté de mieux représenter la diversité. Alexa Balmann, entrepreneuseesthéticienne a été nommée vice-présidente de la FDA. Les autres VP sont Roland Kuhn

(construction), Michel Reckinger (chauffagiste) et Tun di Bari (services). Romain Schmit rappelle en outre l’engagement de la FDA sur la digitalisation (la boucherie Meyer propose une visite virtuelle de son fumoir à jambons sur son site internet) et sur le climat : « Nous avons bâti un programme pour accompagner les transitions énergétiques des membres. Nous venons d’engager un collaborateur dédié à l’énergie et au climat. Et nous sommes un interlocuteur privilégié du ministre Claude Turmes » (Déi Gréng), poursuit le secrétaire général de la FDA. Il souligne enfin que 22 pour cent des entreprises de la confédération sont dirigées par des femmes. Pour ce qui est du rajeunissement, Romain Schmit invite les jeunes de bonne volonté à s’engager auprès de la FDA, « pour un renouveau nécessaire ». pso

Business class Dans un entretien accordé à Paperjam, le promoteur immobilier systémique Marc Giorgetti regrette la limitation

de la déduction fiscale dans l’investissement immobilier décidée en 2021. Il qualifie « d’erreur » cette mesure qui rendrait l’investissement plus difficile. « S’il y a moins d’attractivité, il y a moins d’investisseurs. S’il y a moins d’investisseurs, il y a moins de nouveaux logements. Donc ils deviennent plus rares et les prix augmentent encore. C’est incroyable, mais l’État ne semble pas avoir compris cela » Marc Giorgetti souhaiterait-il vivre dans un pays peuplé de locataires à la merci des promoteursconstructeurs ? « La promotion immobilière semble de plus en plus destinée aux investisseurs plutôt qu’aux primo-accédants,

au point que la demande ‘en général’ devient la demande de la part d’investisseurs », s’interroge Antoine Paccoud, coordinateur à l’Observatoire de l’habitat et contradicteur préféré de « Gio ». Sollicités par le Land, les « théoriciens de l’immobilier » que Marc Giorgetti fustige, relativisent. Il est vrai que moins d’investisseurs se présenteront si le marché de l’investissement locatif est moins attractif (c’est une lapalissade), admet Julien Licheron depuis l’Observatoire de l’habitat. « Mais cela dépend aussi des opportunités de report sur d’autres produits financiers », poursuit le chercheur du Liser. Or, l’investissement locatif reste attractif parce que considéré comme peu risqué. Les avantages fiscaux constituent eux un facteur de décision parmi d’autres. « Et le système fiscal reste très avantageux pour les investisseurs », juge Julien Licheron. L’intéressé souligne en outre que l’intérêt des investisseurs serait nul sans la demande de logement, à commencer par celle des

accédants à la propriété. « Il est sans doute vrai que les investisseurs, en réservant des logements très tôt dans la commercialisation d’un nouveau bâtiment, permettent de lancer la construction. Mais je doute que ces investisseurs-là disparaissent complètement du marché », estime Julien Licheron. On serait loin d’un changement de paradigme. La demande continue d’excéder l’offre (« Gio » réfute catégoriquement l’idée qu’il spécule en gardant des terrains au chaud). Marc Giorgetti regrette les prix élevés auxquels les promoteurs belges consentent acheter les terrains. « Pour pénétrer le marché, ces acteurs se battent pour trouver du foncier constructible et ils sont prêts à mettre le prix en conséquence, et n’ont aucune gêne à le revendre plus cher. Ce n’est pas notre philosophie », assène Marc Giorgetti. Mais quand la journaliste lui fait remarquer que lorsqu’il revend un projet après avoir gardé le terrain dix ou quinze (délai estimé par le promoteur pour le mener à bien),

« le tarif est tout de même celui de l’année en cours, pas celui dix ou quinze plus tôt ». « «Bien sûr, car nous sommes tout de même une entreprise commerciale. Mais nous avons une sensibilité à la qualité et un nom à défendre. » Il poursuit : «Nous sommes, malgré nous, entraînés dans ce mouvement de prix ascensionnels et que parfois, par la force des choses, nous subissons le jeu contre notre gré. » Un peu plus haut dans l’interview, celui qui est aussi président du groupement des entrepreneurs du bâtiment (Fedil) se console de pouvoir absorber l’augmentation des coûts des matériaux dans l’immobilier privé « où les « marges sont plus confortables ». L’État serait lui le « meilleur client » de Giorgetti. pso

Rectificatif : litige Lux / Becca Contrairement à ce qu’il était indiqué dans notre dernière édition, le contrat-cadre (signé le 18 novembre 2010) rassemblant les actifs d’Éric Lux et de Flavio Becca dans le fonds Olos ne prévoyait pas une allocation équitable des actifs à échéance. De plus, le rapport réalisé par Deloitte dans le cadre du litige Belu en Slovaquie n’était lui pas un rapport d’audit stricto sensu, mais une étude sur la situation financière de la société. pso

Ticker


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Land

W I R T S C H A F T

30.09.2022

Sven Becker

Au ministère d’État, avant la signature de l’accord tripartite, ce mercredi

« Onse Wuelstand » Bernard Thomas

L’Union des entreprises luxembourgeoises s’estime lésée par l’accord tripartite. Bien que l’État se soit engagé comme assureur en dernier ressort

La dramaturgie politico-médiatique de la Tripartite sied à Xavier Bettel (DP), qui a perfectionné le rôle de consolateur et de fédérateur durant la pandémie. Ce mercredi, le Premier ministre a joué sur tous les registres du pathos devant la Chambre : « Zesummen… ech insistéieren op den ‘zesummen’ ». Et de conclure par : « Ech trauen iech, an ech trauen de Lëtzebuerger dobaussen ! » Le deuxième épisode tripartite de 2022 fut également une aubaine pour le LSAP qui a pu rafistoler son mariage de raison avec l’OGBL. Quant à la présidente du « syndicat n°1 », elle peut prétendre que la mobilisation des derniers mois « a porté ses fruits », même si la manifestation pour l’index du 1er mai avait à peine rassemblé assez de monde pour ne pas être considérée comme un échec. « Ce n’est pas du bon style que de chercher à savoir par après qui a versé le plus d’eau dans son vin », disait Jean-Claude Juncker en 2013. Le huis-clos de la Tripartite, estimait l’ancien Premier ministre CSV, permettrait aux partenaires sociaux de sauver la face. Mardi dernier, au sortir des négociations nocturnes, les représentants patronaux affichaient des mines maussades ; ils ne cherchaient nullement à cacher qu’ils s’estimaient lésés par le deal. Paniqués par le worstcase scenario esquissé par le Statec, l’UEL avait dirigé ses tirs contre l’index, déployant une floppée de propositions sur comment réformer, manipuler ou plafonner le mécanisme honni. (Comme si la fin de l’index signifiait la fin des revendications salariales.) Étonnamment soudé sur la question, le gouvernement leur opposa une fin de non-recevoir. Ayant « sauvé » l’index, les syndicats pouvaient se reposer et suivre le match patronat-gouvernement qui ne les concernait plus qu’indirectement. La tripartite tourna à la bipartite. Même si elle avait été évoquée un moment en interne, l’option de ne pas signer fut rapidement écartée. Dans un communiqué de presse, l’UEL dit avoir marqué son accord par « solidarité ». Elle aurait voulu maintenir « la tradition luxem-

« Dans le cas où une troisième tranche indiciaire serait appliquée au cours de l’année 2023, le Gouvernement s’engage à compenser entièrement l’impact sur les salaires des entreprises. » Accord tripartite du 28 septembre

bourgeoise » du dialogue social et de la stabilité politique. Le patronat a surtout peur d’une mauvaise presse, tout en sachant qu’au cours des prochains mois, il aura encore besoin de la bienveillance gouvernementale. Sur tous les canaux médiatiques, les fédérations patronales ont distillé le même message ces deux dernières semaines : « prévisibilité ». Deux tranches indiciaires en 2023 ; au moins les entreprises sauront-elles à quoi s’en tenir. Mais les calculs du Statec ne rassurent personne. (« Je suis étonnée que le seul plafonnement des prix de l’énergie puisse permettre de freiner l’inflation d’une telle ampleur », admettait Nora Back ce lundi au Quotidien.) Le spectre d’une troisième tranche planait audessus du château de Senningen. Pour le patronat, c’était le point de rupture. Son accord de principe était lié à la promesse du gouvernement de sortir le chéquier si un tel scénario venait à se réaliser. Issue de tractations de dernière mi-

nute, la version finale de l’accord a été signée ce mercredi. Le gouvernement s’y engage à « compenser entièrement l’impact sur les salaires des entreprises » qu’occasionnerait une troisième tranche. Une nationalisation de l’index qui ne vaudra que pour 2023. Une tranche coûtant environ 800 millions sur douze mois, la ministre des Finances ne peut qu’espérer qu’elle tombe tard dans l’année. Politiquement par contre, le timing serait délicat, soit à la veille soit au lendemain des législatives. Pris dans la campagne électorale ou les négociations de coalition, les députés devraient voter d’urgence une loi, forcément perçue comme un « cadeau aux patrons ». Mais une majorité parlementaire semble assurée. Le député CSV Gilles Roth a fait ce mercredi un plaidoyer passionné pour les entreprises : « Oui, les patrons aussi font partie du modèle social ! ». Et de promettre que si des mesures additionnelles s’avéraient nécessaires, le CSV les soutiendrait. Le gouvernement ne doit donc pas trop craindre une mutinerie du « 31e homme de la majorité », Dan Kersch (LSAP). L’UEL fut créée pour assurer la cohésion idéologique du bloc patronal. À l’ancienne notabilité libérale et industrielle n’a pas succédé un managing partner de la place financière, mais Michel Reckinger, un patron de PME, qui affiche son admiration pour les « visionnaires », Pierre Werner et Jacques Santer. Les organisations patronales pêchent par provincialisme. Pour impressionner les ministres, l’UEL avait ainsi dû convier l’Association luxembourgeoise des fonds d’investissement à la réunion bipartite. Au lendemain de l’accord tripartite, le directeur de ce lobby (qui n’est pas membre de l’UEL) expliqua à Paperjam que les managers locaux se retrouveraient dans la position délicate de « remonter le message à leur maison mère ». Le président de l’ABBL (et CEO retraité de la Raiffeisen) passa par la même publication pour prêcher aux convertis ; il faudrait ménager la « vache à lait » (c’est-à-dire la

place financière), tout comme les investisseurs étrangers qui « subissent nos décisions luxembourgeoises ». Entre des commerçants protectionnistes, un artisanat organisé en cartels et une industrie libre-échangiste, les divergences patronales étaient profondes par le passé. Dans les années 2000, sous mot d’ordre de la compétitivité internationale, le discours s’est aligné sur celui de la Fedil, de l’ACA et de l’ABBL. Mais la semaine dernière à Senningen, la capacité de négociation de l’UEL n’était par moments plus assurée. La délégation se retira de longues heures pour se concerter avec ses différentes fédérations. À son retour, elle asséna une dernière salve de revendications qui allaient de l’absentéisme à l’imposition des entreprises, afin de faire monter le prix de sa signature. L’UEL enfourcha même son ancien cheval de bataille : les congés familiaux. Le gouvernement concéda quelques remboursements. Ce mercredi, Xavier Bettel a déclaré s’attaquer à la « racine du problème » et non pas aux « symptômes ». En fait, l’État ne fera que subsidier la différence entre le prix d’achat et le prix de vente du gaz. (Une décision « radicale » aurait été d’accélérer la transition énergétique, mais elle aurait dû être prise il y a neuf ans déjà.) Alors que les Verts ont passé une semaine à expliquer qu’un bouclier plus « raffiné » aurait buté sur des limites techniques et temporelles, le Premier a présenté la politique de l’arrosoir comme une décision délibérée, une stratégie macro-économique : « Mee ouni des flächendeckend Applikatioun vun de Mesurë wär den Impakt op d’Inflatioun net deen, deen ee gebraucht huet… Dee wier net grouss genuch gewiescht. » Dès le lendemain matin, le ministre de l’Énergie, Claude Turmes (Déi Gréng), adapta son discours sur RTL-Radio. La question de la sélectivité sociale ne se serait pas posée en termes de faisabilité, mais plutôt : « Cela va-t-il avoir suffisamment d’impact sur l’index ? » Il construit ainsi une dichotomie entre l’index et le climat.

Le Grand-Duché avait basé sa politique industrielle sur des prix de l’énergie bas. (Ce fut ainsi le principal argument de vente pour attirer Google à Bissen.) Cette stratégie court-termiste est aujourd’hui rattrapée par les réalités climatiques et géopolitiques. Les engagements gouvernementaux en faveur des entreprises « particulièrement touchées par la hausse des prix de l’énergie » restent quasiment toutes « sous réserve », une formule qu’on retrouve à trois reprises dans l’accord tripartite. La Commission européenne devra d’abord déterminer si de tels subsides directs n’enfreignent pas les règles d’aides d’État. Alors que la France, l’Allemagne ou l’Espagne mobilisent les producteurs d’énergie nationaux pour fournir leurs industries au rabais, les ministres luxembourgeois en sont réduits à plaider le « level playing field », le « principe de solidarité » et le respect du marché intérieur. Les négociations à Bruxelles opposent les petits États membres aux grands, ceux qui produisent de l’énergie à ceux qui n’en produisent pas. En tant que petit pays importateur, le Luxembourg se retrouve « tributaire de l’extérieur », a violemment rappelé Xavier Bettel aux députés. Après la fermeture des frontières durant les confinements, c’est une nouvelle illustration de la vulnérabilité luxembourgeoise. Ce sera au prochain gouvernement de trouver une stratégie de sortie pour 2024 qui évitera un choc inflationniste. L’accord évoque un « éventuel étalement de la fin des mesures (phasing out) », et prévoit une nouvelle Tripartite si la situation socio-économique venait à « empirer significativement ». Une hypothèse qui est plausible. De « clause de rendez-vous » en « clause de rendez-vous », la Tripartite risque de devenir un mode de gouvernement permanent. Cela soulèverait quelques questions d’ordre constitutionnel. Au printemps, les organisations patronales s’indignaient que la Chambre ait osé amender l’accord tripartite, y voyant un accaparement et un détournement. Mais pour qui le Parlement se prend-il ? Pour le législateur ?

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Land 30.09.2022

F I N A N Z E N

Les riches dans tous leurs états Georges Canto

La richesse médiane des Luxembourgeois a augmenté de moitié en dix ans. Quelles sont les spécificités locales par rapport à l’international ? Plongée dans le Global Wealth Report

Sa dernière édition, le 20 septembre, montre que si en 2021 l’accroissement de la richesse a profité en priorité aux détenteurs d’actifs supérieurs à un million de dollars, il a aussi concerné des segments beaucoup plus larges de la population. En 2021, la richesse mondiale a augmenté à un rythme soutenu pour atteindre le montant de 463 600 milliards de dollars à la fin de l’année, soit une hausse de 9,8 pour cent en un an. Abstraction faite des mouvements des taux de change, elle a crû de 12,7 pour cent, ce qui constitue un record. L’Amérique du Nord et la Chine ont été les plus grands contributeurs à la croissance de la richesse, respectivement pour un peu plus de la moitié et pour un quart. En revanche, l’Afrique, l’Europe, l’Inde et l’Amérique latine n’ont représenté ensemble qu’environ onze pour cent de l’augmentation mondiale. Selon le CSRI, l’explication de cette hausse généralisée tient surtout à l’évolution favorable du cours des actions et à l’environnement favorable créé par les mesures prises en 2020 par les banques centrales et les gouvernements. La distribution des patrimoines reste très inégalitaire dans la mesure où les détenteurs d’avoirs totaux supérieurs à un million de dollars, qui représentent 1,2 pour cent de la population mondiale adulte (soit tout de même 62,5 millions de personnes, en augmentation de 11,6 pour cent en un an) contrôlent 47,8 pour cent des avoirs, une proportion qui a gagné deux points en un an. Ce constat est partagé par toutes les études du même type. Mais il faut aussi noter que les tranches inférieures ont profité de l’accroissement général. C’est encore plus visible si on raisonne sur plusieurs années. Ainsi depuis 2018, la proportion de détenteurs de patrimoines compris entre 100 000 dollars et un million est passée de 8,7 pour cent à 11,8 pour cent, soit trois points de plus. Celle des personnes qui possèdent entre 10 000 et 100 000 dollars est quant à elle passée de 26,6 pour cent à 33,8 pour cent, soit sept points de plus. En contrepartie la proportion de « pauvres » a nettement diminué : même si plus de la moitié de la population (53,2 pour cent) ne détient en moyenne que moins de 10 000 dollars, leur part a chuté de 10,7 points en quatre ans (soit près de 400 millions de personnes en moins). L’étude du patrimoine des Européens réserve quelques surprises. À noter d’abord que la moyenne étant un indicateur peu pertinent quand on a affaire à une distribution pouvant comporter des valeurs extrêmes, on préfère utiliser la médiane. En mettant à part le cas du Luxembourg, le palmarès du patrimoine médian est largement dominé par la Belgique, avec environ 268 000 dollars. Le pays arrivant aussitôt après est le Danemark avec 171 200 dollars suivi de la Suisse qui, avec 168 000 dollars, se situe 100 000 dollars derrière la Belgique, alors que ce pays arrive largement en tête du classement fondé sur la moyenne. Autre surprise, le chiffre de l’Allemagne : seulement 60 600 dollars alors que, par exemple, la France affiche 139 200 dollars, soit 2,3 fois plus. Selon le CSRI, cet écart étonnant est lié au fait que la France est un pays plus égalitaire, où le pour cent le plus riche détient 22,3 pour cent du patrimoine total, contre 31,7

Signe extérieur de richesse à Luxembourg, novembre 2015

Patrick Galbats

On fait souvent le reproche aux nombreux rapports qui cherchent à mesurer le patrimoine mondial de ne s’intéresser qu’aux riches voire aux ultra-riches. C’est notamment le cas du plus connu d’entre eux, publié chaque année au mois de juin par Capgemini. Il porte sur les personnes détenant plus d’un million de dollars en actifs financiers. Ses chiffres réjouissent habituellement les professionnels de la gestion de patrimoine mais ils suscitent aussi parfois la controverse. En 2020 et à moindre titre en 2021, les ONG se sont indignées de l’augmentation du nombre de personnes fortunées et le montant de leurs avoirs, malgré la crise sanitaire et économique. Il existe en outre des publications dont le champ est plus large, comme celle du Boston Consulting Group (BCG), également parue en juin. Mais la plus intéressante reste sans conteste le Global Wealth Report dû à l’institut de recherche du Credit Suisse (CSRI), car, en dehors du fait qu’il étudie le patrimoine total de quelque 5,3 milliards d’habitants de la planète, ce rapport est le seul à être accompagné d’un copieux cahier statistique de 152 pages permettant des analyses fouillées.

tout qu’en Belgique (9,8 pour cent), la moyenne européenne étant de 12,5 pour cent. Seule la Suisse fait mieux (17,8 pour cent) en raison des prix de l’immobilier.

Au Luxembourg, 71 pour cent des adultes détiennent un patrimoine supérieur à 100 000 dollars. Un record dans le monde. Ils sont un sur six au-dessus du million

pour cent en Allemagne. Les Français sont aussi plus souvent propriétaires de leur logement (63,6 pour cent contre 50,5) et le prix moyen du m² est plus élevé dans leur pays. Comment se situe le Luxembourg dans ce contexte ? Sur un total de 171 pays ou territoires, le Grand-Duché occupe la deuxième place du palmarès fondé sur le patrimoine moyen, derrière la Suisse et se classe également deuxième en prenant en compte le patrimoine médian derrière la surprenante Islande. On observe des écarts considérables entre la richesse médiane des Luxembourgeois, qui a augmenté de plus de cinquante pour cent en dix ans, et celle des autres pays, surtout parmi les plus proches. Si la différence n’est que de 31 pour cent avec la Belgique, la médiane grandducale est 2,5 fois plus élevée que celle des Pays-Bas ou de la France et 5,8 fois supérieure à celle de l’Allemagne ! Par ailleurs la structure de la fortune luxembourgeoise présente des caractéristiques plutôt « atypiques ». Avec 35,7 pour cent du total, la part du patrimoine financier est plus faible que dans les autres pays d’Europe : elle atteint en effet quarante pour cent en France, 43,6 pour cent en Allemagne, 45,6 pour cent en Belgique et jusqu’à 56 pour cent en Suisse. Elle est aussi deux fois inférieure à celle observée aux États-Unis. Qui plus est, cette proportion a diminué de trois points en dix ans, alors qu’elle progressait de 4,3 points au niveau européen. Le poids relatif du patrimoine non-financier, composé pour l’essentiel d’actifs immobiliers achetés à crédit, explique aussi le niveau de l’endettement : avec 14,2 pour cent du patrimoine brut, un chiffre à peu près stable en dix ans, il est nettement plus élevé qu’en France et en Allemagne (11,7 pour cent dans les deux cas) et sur-

De façon générale il existe un lien entre la part des actifs financiers et les inégalités de répartition du patrimoine. Comme au Luxembourg ce sont les actifs non-financiers qui dominent, la distribution des patrimoines y est a priori plus « égalitaire ». Il y a deux manières de le confirmer, en utilisant les données du rapport CSRI. La première consiste à utiliser les coefficients de Gini. Plus la valeur se rapproche de 1 (ou cent pour cent) plus la répartition du patrimoine est marquée par l’inégalité. Au Luxembourg en 2021, le coefficient de Gini était de 66,3 pour cent, soit quinze points de mieux que la moyenne européenne (81,6 pour cent). Il était aussi bien meilleur que les coefficients français (70,2 pour cent), britannique (70,6), suisse (77,2) et allemand (78,8). Seules l’Islande et la Belgique font mieux et, hors d’Europe le Japon et l’Australie, tandis que les États-Unis affichent un taux record de 85 pour cent. L’autre manière consiste à faire le rapport entre le patrimoine moyen (brut ou net) et le patrimoine médian. Plus le chiffre est élevé, plus grande est l’inégalité. Dans trois pays européens le rapport est inférieur à deux : c’est le cas de l’Islande (1,22), de la Belgique (1,42) et du Luxembourg (1,88). La répartition des patrimoines y est donc beaucoup plus égalitaire qu’en France (2,31), en Suisse (4,14) et en Allemagne (4,26). Hors Europe, et en ne s’intéressant qu’aux pays développés, le record d’inégalité est détenu par les ÉtatsUnis (rapport de 6,21). Cela n’empêche pas le Luxembourg d’abriter la deuxième proportion mondiale de millionnaires, pratiquement à égalité avec la Suisse ! 16,2 pour cent des adultes, soit un sur six, détiennent en effet un patrimoine total supérieur à un million de dollars (16,4 pour cent en Suisse). Cela représente environ 82 000 personnes.

Ce pourcentage est très supérieur à celui que l’on peut rencontrer en Allemagne (3,9 pour cent seulement), au Royaume-Uni (5,4), en France (5,6) ou en Belgique (6,5). Contrairement à une idée reçue, aux États-Unis, pays qui compte le plus grand nombre de millionnaires, la proportion n’est que de 9,7 pour cent. La particularité du Luxembourg est que l’ensemble de la pyramide de distribution des patrimoines est décalée vers le haut pas rapport à ses « concurrents ». En effet, la proportion d’adultes possédant entre 100 000 dollars et un million est une des plus élevées du monde, avec un niveau de 54,8 pour cent, soit plus de la moitié de la population. A quasi-égalité avec Hong-Kong, le Grand-Duché n’est dépassé que par l’Australie (59,5 pour cent) et la Belgique (62,4 pour cent). La Suisse n’affiche que 39 pour cent des adultes dans ce segment de richesse. Au total si l’on ajoute le pourcentage d’adultes dans la tranche 100 000-1 million à celui des millionnaires, on parvient au Luxembourg au chiffre de 71 pour cent des adultes ayant un patrimoine supérieur à 100 000 dollars, record du monde ! Si l’Australie et la Belgique sont proches (respectivement 70,7 et 68,9 pour cent) le « gros du peloton » se situe entre 54 et 60 pour cent (France, Japon, Italie, Royaume-Uni, Suisse). Aux États-Unis (47,7 pour cent) et surtout en Allemagne (42,2 pour cent) les proportions sont beaucoup plus faibles. Après des années de croissance ininterrompue, des facteurs tels que la situation géopolitique, l’inflation, l’augmentation des taux d’intérêt et la baisse des prix des actifs pourraient dès 2022 infléchir l’évolution favorable observée dans le monde en 2021. Selon le CSRI, les hausses des taux d’intérêt depuis le début de l’année ont d’ores et déjà eu une incidence négative sur le prix des obligations et des actions, et sont également susceptibles d’entraver les investissements dans les actifs non financiers. À court terme au moins la croissance de la richesse des ménages s’en trouvera ralentie.

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Le Top 5 mondial de la richesse par adulte Selon le patrimoine net moyen

Selon le patrimoine médian

1. Suisse

696 604 dollars

1. Islande

375 735

2. Luxembourg

657 564

2. Luxembourg

350 271

3. Etats-Unis

579 052

3. Australie

273 903

4. Hong-Kong

552 930

4. Belgique

267 887

5. Australie

550 110

5. Nouvelle-Zélande

231.257


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Land

M E I N U N G

30.09.2022

« Ça va passer, non ? » Sébastian Thiltges

Face au changement climatique, la fin de l’optimisme en littérature jeunesse ? lecteur·rice·s à un futur tragique, tout en cherchant des ressorts d’espoir.

Réchauffement climatique, acidification des océans, sixième extinction de masse, exodes et conflits climatiques, points de bascule qui menacent de tomber un à un… António Guterres, secrétaire général des Nations unies, qualifie ainsi le dernier rapport du Giec d’« atlas de la souffrance humaine ». La jeunesse est surexposée à ces dangers, non seulement parce qu’elle représente la ou des génération(s) future(s), mais parce qu’enfants et adolescent·e·s sont d’ores et déjà particulièrement vulnérables face aux conséquences de ces bouleversements1. Mais la jeunesse n’est pas muette. L’éco-anxiété grandissante des jeunes générations face au futur menacé et menaçant (voire l’angoisse qu’éprouve un nombre grandissant de personnes à l’idée d’avoir des enfants) s’expriment à haute voix depuis l’émergence des mouvements jeunesse pour le climat et la biodiversité. Dans ce contexte, la littérature, quand elle aborde des questions environnementales à destination de la jeunesse, s’est jusque-là évertuée à demeurer optimiste et cela coûte que coûte, comme le suggère la quatrième de couverture du petit album Un confetti de paradis de Florence Langlois (Paris, Albin Michel, 2010) : « Et parce qu’il n’est pas question de démoraliser mais de responsabiliser, Florence Langlois envisage une possibilité de nature redevenue paradisiaque, après ‘longtemps, longtemps’ de soins et de câlins. » En littérature jeunesse, la situation environnementale et sociétale qui se profile rend de plus en plus difficile la négociation entre « le pessimisme culturel grandissant dû au réchauffement climatique global »2 et « le refus qu’un livre se termine mal »3. L’album Rouge cerise de François David et José Saraiva (Paris, Sarbacane, 2005) thématise l’urgence écologique – guerres et pollutions, disparition des arbres et des oiseaux, perte de la nature indispensable à la survie physique et affective –, au point que la peur s’y transforme en angoisse existentielle d’un monde qui se dérobe. La fin de l’album n’y remédie que difficilement voire pas du tout. L’enfant se contente d’espérer, exprimant le vœu désillusionné que les hommes cessent « leurs bêtises » : « Pourvu que jamais ne disparaissent les couchers de soleil rouge cerise. » Ne dénigrons néanmoins pas trop vite l’optimisme entêté de nombreux textes, car le refus de céder au pessimisme est une affaire profondément morale à cause, d’une part, de la situation communicationnelle propre à la littérature jeunesse : Quand un·e auteur·e adulte écrit pour les jeunes, il ou elle ne se sent généralement pas en posture de transmettre un message désespérant aux générations à venir. D’autre part, le discours écologiste est lui aussi conscient des effets pervers d’un catastrophisme résigné peu enclin à l’action ou au changement. Or, de nos jours, la peur n’est plus un outil littéraire et didactique suspect, utilisé par quelque éminence grise pour obliger les jeunes à adopter des comportements éco-vertueux, mais hante désormais toute une génération. La littérature jeunesse peut-elle risquer d’ériger peur et pessimisme en nouveaux tabous ou doit-elle les affronter et, si oui, sous quelles formes et à quels desseins ? La littérature pour adolescent·e·s a depuis longtemps intégré l’effondrement dans

Le premier est un album au titre faussement naïf, Demain, il fera beau, écrit et dessiné par Rosie Eve (Paris, Saltimbanque Éditions, 2018). Situé dans l’Arctique, il arbore, en fin d’ouvrage, une double page à visée didactique présentant cette région du globe ainsi que ses habitants humains et non-humains. L’album, décrit comme « une fable écologique pleine d’espoir » par l’éditeur, raconte les pérégrinations d’un ourson polaire, exilé de sa banquise et séparé de sa mère, qui va devoir affronter maints dangers et surtout « ne […] jamais cesser de croire en l’avenir… » Les œuvres qui traitent des animaux menacés mettent généralement en avant la responsabilité humaine, tant pour ce qui est de la disparition que de la préservation des espèces. Dans cet album, l’humain est totalement absent, et pour cause. Le soleil prend sa place dans toute son ambiguïté : source de bonheur mais aussi responsable de la fonte des glaces. Nous quittons rapidement l’Arctique pour découvrir le voyage de l’ourson sur fond graphique d’un environnement humain noyé par les flots. L’audace de l’album est donc qu’il oblige l’enfant à reconnaître que l’environnement détruit n’est pas que celui de l’animal, mais bel et bien le sien. Si le livre se termine sur une note moralisatrice quelque peu banale (« Oui, un ourson sage sait qu’il est de son devoir de protéger le monde dans lequel il est né »), il met surtout en avant les ressources individuelles qui permettent d’affronter les plus grands défis : attention, patience, courage, espoir, persévérance, confiance et adaptation.

L’ourson polaire, exilé de sa banquise et séparé de sa mère, ne doit « jamais cesser de croire en l’avenir »

les innombrables mondes dystopiques et postapocalyptiques qu’elle imagine, car il est compatible avec la psychologie et à la représentation culturelle de l’adolescence qui rompt avec l’enfance tout en faisant table rase des manières d’être et de vivre des adultes. La question se révèle cependant plus épineuse dans la littérature adressée à des enfants qui n’imaginent pas le monde sans eux et dont la relation avec la nature reste encore à construire. Voyons trois exemples littéraires qui n’hésitent pas à confronter leurs

Dino et la fin d’un monde (Paris, L’école des loisirs, 2021), sous-titré « Comédie dramatique apocalyptique en neuf scènes et quatre chansons », est une pièce de théâtre écrite par Éric Pessan et destinée, selon le site de l’éditeur, aux six à huit ans. Il s’agit d’un Don’t Look Up dinosaurien : Dino, un jeune diplodocus, s’alerte des étranges phénomènes qu’il observe dans le ciel et qui annoncent l’astéroïde destructeur. « Comme tous les dinosaures, [les diplodocus] n’ont qu’un petit cerveau et vivent par conséquent sans trop se poser de questions. » (p. 9) Le troupeau de Dino vaque donc à ses activités – « se bâfrer, se baigner, dormir et se grimper dessus pour faire des petits » (p. 20) – et trouve maints arguments pour ignorer les craintes du jeune rabat-joie. Or, pas d’échappatoire possible pour Dino et son amoureuse Dina qui demande : « Ça va passer, non ? On va s’en sortir ? » (p. 50) La menace qui fonce droit sur la Terre n’est pas un conflit duquel les personnages auront la chance de s’en tirer plus ou moins indemne. Comme tout le monde le sait, le monde des dinosaures est condamné à disparaître. Quelle fin donc imaginer pour ces protagonistes auxquels les lecteur·rice·s se sont identifié·e·s toute la pièce durant ? Sachant qu’il ne peut mentir sur la fin tragique, l’auteur semble botter poétiquement en touche. Une dernière chanson clôt la pièce par ces vers : « N’oublie pas que je t’aime / On va vivre dans un poème ». S’en suit une didascalie : « Durant les

derniers couplets la lumière a baissé progressivement jusqu’au noir total. On entend nager Dino et Dina. Puis le silence se fait. » (p. 55) Les mots suffisent-ils pour consoler ? La littérature en tout cas y croit dur comme fer. L’album On verra demain (Paris, L’école des loisirs, 2014) écrit par Michaël Escoffier et illustré par Kris di Giacomo pour les trois à six ans va plus loin. Le protagoniste Paco, un paresseux, procrastinateur dans l’âme, qui remet tout à demain, ne s’inquiète guère de déforestation causée par des castors avides de bois avant que ces derniers ne s’en prennent à son arbre. Soudainement concerné, Paco est obligé à réagir : « Sans son arbre, il mourrait, c’est sûr. Il lui faudrait dénicher chaque jour de quoi manger, trouver chaque soir un nouvel endroit pour s’abriter, autant de choses qu’il avait réussi à éviter au cours

de ces longues années. » Fort de la connaissance de son environnement, glanée au fil des innombrables heures oisives qui lui ont tout de même permis d’observer son écosystème, Paco se met à conter les histoires des nombreux habitants de l’arbre (grenouilles, oiseaux, insectes…), captivant ainsi les mini-bûcherons qui renoncent à l’abattage : « Nous sommes très curieux de t’entendre. Vas-y, raconte-nous leur histoire… » Et l’album se termine : « Paco ouvrit la bouche. Les castors étaient suspendus à ses lèvres. / Alors, il bâilla bruyamment. ‘Ça suffit pour aujourd’hui, lança-t-il. On verra demain.’ / Et dans un dernier effort, il retourna se coucher. » En remettant d’autres histoires à demain, Paco se mue en Shéhérazade pour garantir la survie de son arbre ainsi que la sienne. L’originalité de l’album réside ainsi dans le pied-de-nez spectaculaire qu’il fait aux discours écologistes urgentistes dans cet éloge de la procrastination attribuant la primauté aux récits plutôt qu’aux actes : Paco s’en sort sans changer ses habitudes et son « On verra demain » a le fin mot de l’histoire. Si d’aucuns fustigeraient ce message incohérent et le mauvais exemple que représente le paresseux, l’identification et la non-fin inattendue sont des vecteurs efficaces pour attirer l’attention des lecteur·rice·s et démontrer le pouvoir des histoires. Dans son bref essai Idées pour retarder la fin du monde, l’activiste indigène brésilien Ailton Krenak souligne en effet l’importance des récits alors qu’une partie de l’humanité prend conscience que ses besoins matérialistes vont demeurer inassouvis compte tenu des ressources planétaires limitées : « Il ne leur reste, comme moyen de nous faire abandonner nos propres rêves, qu’à prêcher la fin du monde. Ma provocation concernant des idées pour retarder la fin du monde concerne très exactement ceci : développons nos forces à pouvoir toujours raconter une histoire de plus, un autre récit. Si nous y parvenons, alors nous retarderons la fin du monde4. » L’idée n’est pas naïve. L’étude inter-

disciplinaire de l’effondrement, popularisée en France sous le terme « collapsologie »5, s’est notamment intéressée à la dimension narrative du collapse éco- et socio-systémique. Elle souligne particulièrement l’importance des récits alternatifs de cohabitation sociale et environnementale à l’encontre du scénario de la loi du plus fort, appliquée aux sociétés humaines, propagée par le capitalisme et prolongée par la fiction hollywoodienne au travers des innombrables fictions postapocalyptiques de guerre permanente entre tribus humaines6. La crise environnementale est aussi une crise de l’imagination, avait écrit Lawrence Buell7, pionnier de l’écocritique, l’étude des rapports entre littérature et écologie. Raconter l’interdépendance du vivant et de l’environnement pour inventer toujours une histoire de plus : l’exemple de Paco dans On verra demain est finalement à suivre…

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Sébastian Thiltges est post-doctorant à l’Université de Luxembourg

UNICEF, « The Climate Crisis Is a Child Rights Crisis : Introducing the Children’s Climate Risk Index », 2021, en ligne sur le site de l’UNICEF : https://data.unicef.org/ resources/childrens-climate-risk-index-report/. 1

Reinhard Henning, « ‘It Is Immoral to Be a Pessimist’. Climate Change Adaptation and Mitigation in Norwegian Literary Fiction », Tvergastein. Interdisciplinary Journal of the Environment, n° 3, p. 47. 2

Sophie Van der Linden, Tout sur la littérature jeunesse de la petite enfance aux jeunes adultes, Paris, Gallimard Jeunesse, 2021, p. 129. 3

Ailton Krenak, traduit pas Julien Pallotta, Idées pour retarder la fin du monde, Bellevaux, Éditions Dehors, p. 30. 4

5 Pablo Servigne et Raphaël Stephens, Comment tout peut s’effondrer. Petit manuel de collapsologie à l’usage des générations présentes, Paris, Seuil, 2015.

Voir Gautier Chapelle et Pablo Servigne, L’Entraide. L’autre loi de la jungle, Paris, Les Liens qui libèrent, 2017 et Gautier Chapelle, Pablo Servigne et Raphaël Stephens, Une autre fin du monde est possible. Vivre l’effondrement (et pas seulement y survivre), Paris, Seuil, 2018. 6

7 Lawrence Buell (1995), The Environmental Imagination. Thoreau, Nature Writing, and the Formation of American Culture, Cambridge et Londres, The Belknap Press of Harvard University Press, 1995, p. 2.


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Land 30.09.2022

M E I N U N G

Verbindung zur Heimat Nina Janz

Kriegsbriefe in der Forschung und die Nutzung von digitalen Werkzeugen Briefe und persönliche Dokumente von Individuen sind für das Studium persönlicher Geschichten und Kriegserlebnisse unerlässlich. Das Projekt „Warlux“ an der Universität Luxemburg hat sich zum Ziel gesetzt, die persönlichen Kriegserlebnisse von Männern und Frauen zu sammeln, die während des Zweiten Weltkriegs in Luxemburg von der NS-Besatzungsverwaltung zum Arbeits- und/oder Wehrdienst eingezogen wurden. Um die individuelle Perspektive und die persönlichen Auswirkungen des Krieges an der Front, in den Arbeitslagern und zu Hause darzustellen, haben wir im Jahr 2021 über 5 000 Briefe und etwa 20 Tagebücher von den betroffenen Familien über einen Spendenaufruf gesammelt. Die Briefe müssen alle geordnet, strukturiert und gelesen werden. Digitale Hilfsmittel wie Scanner und Texterkennung helfen den Historikern, die Briefe für die Analyse aufzubereiten. Die Einberufung junger Luxemburger ist zumeist in offiziellen Dokumenten festgehalten, angefangen bei den Einberufungslisten der regionalen Behörden und Akten der Wehrmacht. Doch die individuellen Geschichten bestehen nicht nur aus Listen und Wehrdienstausweisen. Was waren ihre individuellen Vorlieben, Eigenschaften, Beziehungen zu Freunden und Familie? Um diese Aspekte zu berücksichtigen, haben die Briefe und persönlichen Stimmen aus dieser Zeit einen einzigartigen Wert für die Geschichtswissenschaft. Während des Krieges wurden Familien und Freunde getrennt. Die Verbindung zur Heimat war nur über Briefe und Pakete möglich; ein Kommunikationsnetz der Verbreitung von Nachrichten und Grüßen und Lebenszeichen. Dennoch unterscheiden sich die Erlebnisse in einem entscheidenden Punkt voneinander. Während die Familien zu Hause an Nahrung, Logistik, Naziterror denken mussten und in den Überlebensmodus schalteten, litten die jungen Männer und Frauen im Ausland unter Heimweh und Angst und der Hoffnung auf das Kriegsende. Die Briefe stellen eine Brücke in die Heimat dar. Wenn die Briefe erhalten sind, können sie einen interessanten individuellen Einblick in die Dynamik des Lebens der betroffenen Menschen geben. Der Krieg war ein einschneidender Einschnitt in das Leben aller Menschen in Europa. Diese entscheidende Epoche veränderte das Leben eines ganzen Landes und raubte den betroffenen Menschen ihre Träume und ihr Leben. Die Briefe und andere Ego-Dokumente stellen einen Einschnitt in ihrem Leben dar, geschrieben aus fernen Orten, weit weg von zu Hause und den geliebten Menschen, verzweifelt, traurig und verängstigt. Briefe drücken die Eigendynamik des Erlebten, die Gefühle und Gedanken aus. Briefe geben nur einen kurzen Einblick in das Alltagsleben. Man muss auch beachten, dass der Inhalt und der Stil des Dokuments von seinem Empfänger abhängen. Eine Mutter erhält ein Lebenszeichen von ihrem Sohn (alles in Ordnung, ich habe genug zu essen und es geht mir gut), während Briefe an einen Freund vielleicht eine andere Geschichte über das Leben an der Front enthalten. Es sollte berücksichtigt werden, welche Informationen die Schreiber den anderen mitteilen wollten, was für sie wesentlich war und was der andere wissen muss.

Das C2DH analysiert dank digitaler Technik 5 000 Kriegsbriefe von Luxemburger Zwangsrekrutierten

zelheiten über Kämpfer oder Einheiten anzugeben, falls die Dokumente vom Feind abgefangen würden. Neben den offiziellen Armeevorschriften verschwiegen die Soldaten Tatsachen oder andere traumatische Ereignisse, entweder um die Angehörigen nicht zu beunruhigen oder weil sie nicht in der Lage waren, die Schrecken und den Tod auszudrücken, die sie im Kampf ertragen mussten. Die Briefe geben nur einen gefilterten und ausgewählten Eindruck der Kriegserlebnisse wieder, sind aber dennoch wertvoll für die Erforschung einzelner Geschichten. Die luxemburgischen Rekrutierten wurden während ihres Arbeits- und Armeedienstes von ihren Familien getrennt, sie wurden aus ihrem Freundeskreis und ihrem sozialen Umfeld herausgerissen. Briefe versprachen eine Möglichkeit der Kommunikation. Der Inhalt, wie die Menge, hing davon ab, wer schrieb, wo er oder sie stationiert war und an wen der Brief gerichtet war. Doch eines hatten alle Briefabsender gemeinsam: Auch an der Front in Russland oder Afrika bleiben die jungen Rekruten Söhne und Töchter, Brüder und Schwestern. Sie teilten ihre Ängste, ihre Hoffnungen auf ein baldiges Kriegsende oder schrieben einfach nur über die täglichen Ereignisse (Marschieren, Schlafen, Details über Lebensmittel) und Wünsche und Bedürfnisse nach warmer Kleidung, Lebensmitteln und Zigaretten. Die jungen Männer erzählten von Kontakten mit Einheimischen in Russland und in Polen, vom Kampf gegen den Widerstand (Partisanen), von der Sehnsucht nach Intimität mit Frauen oder Freundschaft, vom Aufschieben von

Hoffnungen und Wünschen und von Zukunftsplänen. Dennoch boten die Briefe die Möglichkeit, Gedanken und Erinnerungen an bessere Zeiten, Hoffnungen und Zukunftspläne auszutauschen und sich nach dem Stand der Dinge in der Hémecht zu erkundigen. Neben der Situation an der Front oder in ausländischen Arbeitsdienstlagern erlebten die Daheimgebliebenen auch schwierige und beängstigende Situationen, wie Einschüchterungen durch die nationalsozialistischen Besatzungsbehörden, Luftangriffe (ab 1944), Hunger und allgemein die Ungewissheit, wie es weitergehen wird.

erkennung eingesetzt: Transkribus (ReadCoop) ist eine Software, die handgeschriebenen Texte entziffert und Wörter mittels einer künstlichen Intelligenz erkennt. So können die Briefe nach bestimmten Stichworten, Namen und Orten durchsucht werden. Auf diese Weise können diese Massentexte besser verarbeitet und für die Analysen der Forscher aufbereitet werden. Trotz der Digitalisierung und der maschinenlesbaren Texte dürfen natürlich die einzelnen Personen und ihre individuellen Geschichten in den Briefen nicht vergessen werden – schließlich steht jeder Brief für eine individuelle Geschichte.

Alle 5 000 Briefe können nicht mit dem menschlichen Auge gelesen werden. Hinzu kommen teilweise schwierige Handschriften und ein schlechter Zustand durch Lagerung und Alter der Dokumente (verwischte Tinte, mechanische Beschädigungen wie eingerissene Ecken). Auch der Inhalt der Briefe ist nicht immer einfach zu entschlüsseln: Wer schreibt an wen? Worauf beziehen sich die Korrespondenten? Das Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History (C2DH) an der Universität Luxemburg setzt auf neue Methoden und Werkzeuge für die historischen Forschung. Technologische Hilfsmittel werden auch für die Briefe der luxemburgischen Rekruten verwendet.

Die digitale Technologie spielt in der Geschichtswissenschaft eine wichtige Rolle. Datenbanken, digitale Kataloge und auch Werkzeuge helfen Historikern heute, auf historisches Material zuzugreifen und es zu analysieren. Digitale Geisteswissenschaften oder digitale Geschichte ist auch der zentrale Schwerpunkt am C2DH in Esch/ Belval. Bei Transkribus handelt es sich um ein maschinelles Lernen um Zeichen zu erkennen. Mittels einer künstlichen Intelligenz lernt der Computer Zeichenkombinationen als bestimmte Wörter zu erkennen. Das System zerlegt handgeschriebene Buchstaben in eine Gruppierung von Punkten die durch ein Wörterbuchabgleich zu Buchstaben werden.

Alle im Rahmen der Briefsammlung gesammelten Briefe wurden auf dem Campus mit einem Hochleistungs-Scanner und einem papiersparenden Verfahren digitalisiert. In einem zweiten Schritt wurden die digitalen Kopien der Briefe gespeichert und indexiert. Um die Lesbarkeit zu gewährleisten und den Inhalt zu erfassen, setzt das Warlux-Team digitale Techniken wie die automatische Texterkennung ein. Für handschriftliche Dokumente wird die so genannte Handschriftenerkennung („Handwritten Text Recognition“, HTR) verwendet, während die automatische Texterkennung für gedruckte Texte (OCR, „Optical Character Recognition“) zum Standard geworden ist.

Die Maschine wurde durch zahlreiche Texte und Experimente darauf trainiert, einzelne Zeichen zu erkennen, die dann zu Wörtern geformt werden. Das Programm liest also nicht, sondern lernt, welche Form der Zeichen zu welchem Wort gehören. Die Modelle basieren auf Sprachen und Handschriften verschiedener Epochen. So gibt es Modelle für Handschriften für die französische Sprache, oder für lateinische Urkunden aus dem Mittelalter, wie die karolingische Minuskel.

Die Texterkennung stellt das Team vor einige Herausforderungen: Jede Handschrift ist einzigartig, Texteinschübe und verschiedene Sprachen erschweren das Lesen für das menschliche Auge, daher wird ein spezielles Programm für die Text-

Was das „Warlux“-Projekt betrifft, so wurden die meisten Briefe und Tagebücher in deutscher oder französischer Sprache verfasst (nach dem Krieg wurde das meiste in französischer Sprache geschrieben). Wir können das Modell für handgeschriebenes Deutsch im 20. Jahrhundert verwenden. Für luxemburgische Briefe funktioniert das deutsche Modell immer noch am besten (nach Testläufen mit dem französischen und niederländischen Modell). Allerdings müssen

hier weitere Korrekturen vorgenommen werden, da die bestehenden Textmodelle die luxemburgische Schriftsprache durch seine Akzente und Wortkombinationen nicht erkennen können. Ein luxemburgisches Modell in Transkribus gibt es noch nicht – wir hoffen, dass sich dies in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Computerlinguistik der Universität ändern wird. Neben den digitalen Transkriptionen benötigen wir mehr Informationen über den Autor oder Absender und den Empfänger, die Umstände ihrer Entstehung (Datum, Ort) und die Beziehung zwischen Absender und Empfänger; mit anderen Worten, wir benötigen genügend Metadaten um den Briefinhalt voll zu erfassen. Auf Grundlage der maschinenlesbaren Briefe können nun die Briefe mit den Metadaten (insbesondere Absender/Empfänger), die im Text erwähnten Personen, Orte und Einheiten des Arbeitsdienstes und des Militärs verschlagwortet und indexiert werden. Die automatische Texterkennung von handschriftlichen Dokumenten mit Transkribus ist noch kein hundertprozentig zuverlässiges Verfahren, sondern erfordert eine Überprüfung der Ergebnisse und Nacharbeit. Die Ergebnisse sind bei typografisch einheitlichen und sauberen Texten von höherer Qualität als bei gemischten Schriftarten und mehrsprachigen Textabschnitten. Dennoch erleichtert die HTR-Methode die Analyse von handschriftlichen Dokumenten wie den Kriegsbriefen der Luxemburgerinnen und Luxemburger. Während die Briefe für das menschliche Auge noch lesbar sind, trägt die Digitalisierung auch dazu bei, diese Briefe zu bewahren und sie für weitere Forscher und Generationen zugänglich zu machen. Auch die automatische Texterkennung hilft bei Tausenden von Buchstaben: Texte und Personen können effizienter und schneller für die gestellte Forschungsfrage gefunden werden. Sie kann also Forschern an Universitäten helfen, ist aber keine endgültige Lösung – um Korrekturen vorzunehmen und vor allem, um die luxemburgischen Textsegmente zu verstehen, braucht es immer noch ein menschliches Auge.

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Nina Janz ist Historikerin am C2DH

Die Kriegsbriefe wurden unter anormalen Bedingungen geschrieben. Manches blieb unausgesprochen, manche Absender integrierten leichtfertig den Schrecken des Kriegsalltags in ihre Briefe. Die Realität des Krieges spiegelt sich also nicht immer in solchen Dokumenten wider.

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Feldpostbriefe unterscheiden sich deutlich von „normalen“ Briefen in Friedenszeiten. Bei der Feldpost kann man von Beförderungszeiten zwischen 6 und 30 Tagen ausgehen, sofern der Versand nicht durch eine Postsperre oder Verlust verhindert wird. Die zeitliche Verzögerung hat den Effekt, dass insbesondere im Krieg mit seinen schnellen Veränderungen eine Nachricht veraltet sein kann, bevor sie den Empfänger erreicht. Dennoch war die Feldpost ein Kommunikationsmittel zur Festigung persönlicher Beziehungen und zum Austausch von Nachrichten, Emotionen und Erfahrungen. Diese Dokumente spielen eine entscheidende Rolle bei der Erforschung von Einzelpersonen und ihren persönlichen Geschichten; allerdings gibt es auch Grenzen bei der Analyse. Die Zensur verbot es den Soldaten, ihre Position preiszugeben oder Ein-

Feldpost aus der Zeit des Zweiten Krieges


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Land

M E I N U N G

30.09.2022

ZU GAST IM LAND

DIE KLEINE ZEITZEUGIN

Ist die Kaufkraft jetzt gerettet?

Du toxische Narzisstin!

Das vom Koordinationskomitee der Tripartite am 20. September angekündigte Maßnahmepaket ist unter Dach und Fach. Die „Sozialpartner“ einigten sich auf den integralen Erhalt des Indexmechanismus und die Eindämmung der Inflation durch die Deckelung der Preise für Gas und das Einfrieren der Strompreise, zu einem Zeitpunkt, da die im März erfolgte Indexmanipulation noch immer nachwirkt.

Ali Ruckert ist Präsident der KPL

Die im Juni 2022 ausgelöste Indextranche wird bekanntlich erst im April 2023 ausbezahlt. Das führt einerseits zu einem deutlichen Kaufkraftverlust, weil nur ein Teil der Lohnabhängigen und Rentner die aus dem Staatshaushalt finanzierten „Kompensationen“ in Form eines Steuerkredits bekommen, während andererseits die Verschiebung der Indextranche dem Kapital mehr als 700 Millionen Euro an Extra-Profiten beschert – eine massive Umverteilung von den Schaffenden und Rentnern hin zum Kapital. Die Preise für Energie und insbesondere für Erdöl und Erdgas schossen seither noch weiter in die Höhe, so dass für 2022 und 2023 mit mehr Indextranchen als zuvor prognostiziert gerechnet werden musste. Um dem und allen damit einhergehenden möglichen sozialen Verwerfungen zuvorzukommen, beschloss die Tripartite, eine Bremse für die Energiepreise einzulegen. Das geschah allerdings, ohne dass die wesentlichen Ursachen, die zu dieser Entwicklung führten, benannt wurden, so dass natürlich auch die Beseitigung dieser Ursachen kein Thema sein konnte. Wäre das hingegen der Fall gewesen, hätten die Regierung und die „Sozialpartner“ ein sofortiges Ende des Wirtschaftskriegs und

Michèle Thoma

der Sanktionen des Westens gegen Russland und die Inbetriebnahme der Erdgasleistung Nord Stream 2 fordern müssen. Denn neben der Spekulation, die zum Kapitalismus gehört wie Blitz und Donner zu einem Gewitter, ist die Sanktionspolitik gegen Russland der eigentliche Grund dafür, dass Energie zunächst knapp wurde und in der Folge die Preise so ziemlich in allen Bereichen des Lebens explodierten, mit den bekannten negativen Folgen für die Kaufkraft der Schaffenden. Weshalb es dringend erfordert ist, die Sanktionspolitik zu beenden. Das gesagt, begrüßen die Kommunisten ausdrücklich, dass dank der Gewerkschaften und nicht zuletzt der Hartnäckigkeit des OGBL, eine erneute Attacke auf die Löhne abgewehrt wurde und eine zusätzliche Indexmanipulation bis auf weiteres verhindert wurde. Hinzu kommen Maßnahmen im Energiebereich, die bewirken sollen, dass das Portemonnaie der Schaffenden und Rentner kurzfristig nicht zusätzlich belastet wird. Das alles ändert natürlich nichts daran, dass die Schaffenden und Rentner bisher für eine Krise bezahlen müssen, die sie nicht verschuldet haben, während das Kapital weiter ungeschoren durch die Krise kommt, und die Regierung von so wichtigen Maßnahmen zur Stärkung der Kaufkraft wie eine Anpassung der Steuertabellen an die Inflation, eine zusätzliche Entlastung der kleinen und mittleren Einkommensbezieher und eine strukturelle Erhöhung des Mindestlohns und der kleinen Renten noch immer nichts wissen will. Das Resultat der Tripartite-Verhandlungen wird möglicherweise zu einer etwas ruhigeren Phase im derzeitigen Sturm führen. Da gilt es Kräfte zu sammeln, um für die kommenden Auseinandersetzungen um den Index gewappnet zu sein. Die werden nicht ausbleiben, wenn weitere Sanktionen im Wirtschaftskrieg gegen Russland zu neuen Preisexplosionen und einer Verschärfung der Energie- und Wirtschaftskrise führen werden, und Kapital und Regierung zusätzliche Opfer von den Schaffenden fordern werden. Ali Ruckert

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D’GEDICHT VUN DER WOCH

Sind Sie auch von den Falschen umgeben? Die Sie andauernd davon abbringen, erfolgreich, positiv, ausstrahlend zu sein, wie Sie ja in Wirklichkeit sind? Nur kommen Sie nie dazu. Wegen der andern. Die Sie daran hindern. Ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Wirklich Sie selbst zu sein, sich zu entfalten. Wenn Sie dauerfertig sind und nicht wissen warum, sollten Sie, so lauten die Tipps der Expert*innen, mal darüber nachdenken, wer Zutritt zu Ihrer Aura hat. Gibt es zum Beispiel Menschen, bei denen Sie nach Treffen regelmäßig fix und fertig sind, ausgesaugt, ausgelaugt, also solche, die älter als drei sind? Das ist ein Alarmzeichen, da müssen Sie die Notbremse ziehen! Schützen Sie sich! Denn diese Menschen, so die neuesten Erkenntnisse, sind toxisch. Plötzlich huch! gibt es nicht nur giftige Pflanzen und Schlangen und Tigermücken, es gibt auch giftige Menschen. Noch schlimmer, Energieräuberinnen, Vampire. Und sie sind überall, das ist die schlechte Nachricht. Mitten unter uns. Perfekt getarnt. Als Freunde, Ehemenschen, Chefinnen, Mütter, als supernette Arbeitskollegen, Liebhaber, fürsorgliche Opas. Aber mittlerweile gibt es mehr und mehr Expert*innen zu dem Thema, immer mehr Ratgeber, anhand derer man klar die betreffende Problemgruppe identifiziert. Wie man sie erkennt. Zehn Merkmale toxischer Menschen. Sechs Signale Eures Körpers, wenn die Beziehung toxisch ist. Toxische Mütter. Auch Kinder können toxisch sein. Und Französischlehrer*innen. Die andern auch. Ganze Schulklassen. Die Netzkultur. Die Kultur überhaupt. Wie toxisch ist die Gegenwartskunst? fragt eine Tageszeitung. Zehn Anzeichen beim Dating. Blogger Andy erstellt ein Frühwarnsystem, das Alarm schlägt um unbedarfte Mannsbilder vor den Ränken venenöser Spinnerinnen zu bewahren. Schon sind wir beim Gaslighting, für die, die das toxische Thema vertiefen wollen. Es gibt brandneue Forschungsergebnisse. Wer die Toxischen sind, wie sie vorgehen, ihre Praxis, ihre Taktik. Wie sie sich verraten, anhand welcher Kriterien und Verhaltensweisen man ihnen auf die Spur kommt. Der Nähe-Terror oder die frostige Distanz, der Kontrollwahn oder die Gleichgültigkeit, die subtile Übergriffigkeit, kaum bemerkbar, deswegen ist es so schwer ihr drauf zu kommen. Es ist verwirrend, als Laie kennt man sich kaum aus, diese Giftigen agieren nämlich geschickt divers und ziehen alle Register und haben alle Programme drauf.

John William Waterhouse, Echo and Narcissus, 1903

die Profis, was wohl „Achtung- Lebensgefahr!“ Bedeutet, Gift kann bekanntlich tödlich sein. Und das Fiese ist, nicht nur die schlichte altmodische Aggression ist von Übel, auch die passive Aggression kann uns zusetzen und uns zersetzen. Gerade die.

Schützen Sie sich! Denn diese Menschen, so die neuesten Erkenntnisse, sind toxisch

Ein toxisch Männlicher in Ihrem Bett, oder, schlimmer, in Ihrem Herzen? Giftige Weiblichkeit versucht Ihre Sinne zu benebeln? Es gibt Anweisungen und Strategien, um sie unschädlich zu machen. Es gibt Erfahrungsberichte von Leidgeprüften, Selbsthilfegruppen und Anlaufstellen für Opfer und Geschädigte. Achten Sie auf die „Red Flags“! warnen

Mindestens genau so schlimm sind die Narzisst*innen, die sich ebenfalls neuerdings rasant zu vermehren scheinen, wir werden von ihnen regiert, geehelicht, sie schauen uns im Spiegel an. Selbstbezogene die besessen um ihren Egoplaneten kreisen. Alles dreht sich um sie, sie sich natürlich auch, sie kommen gar nicht mehr runter von sich. Auch die werden zunehmend überführt. Eine Bestsellerautorin hat in ihrem Block sogar schon die geheime Sprache der Narzisst*innen entlarvt. Als hätten wir nicht schon genug am Hals, Klima, Krieg, Katastrophen. Hat gerade Ihr Gegenüber Sie toxischer Narzisst genannt? Was jetzt? Lassen Sie sich nur nicht verunsichern, wie schade wäre es, wenn Sie sich von sich selber trennen würden! Wer könnte so sehr Sie selber sein wie Sie? Heulen Sie v.a. niemand an, weil Sie sich ernsthaft sorgen, ein Narzisst zu sein. Ein toxischer obendrein. Das könnte in den Augen mancher Lai*innen die Diagnose bestätigen. Lächeln Sie toxisch-positiv. Das liegt voll im Trend. Und das hält wirklich kein Mensch aus.

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C H R O N I Q U E S D E L’ U R G E N C E Sven Becker

Nationalisme à rebours Jean Lasar

De Kompromëss

Autant la présidente des Fratelli d’Italia est intarissable et tonitruante sur l’immigration, autant chercher à préciser son positionnement sur la crise climatique revient à partir à la pêche, dans le programme du mouvement, de phrases lisses qui n’engagent à rien. Ce n’est évidemment pas un hasard. Celle qui est appelée à diriger la troisième économie de l’UE se contente sur cette question d’une savante triangulation politique. L’Italie est frappée par les sécheresses au point que les rendements agricoles de la vallée du Pô,

Jacques Drescher De Patron klot: et feelt u Geld, Wann d’Indextranche alt nees erfält. E rifft nom Staat. Deen ass och do An iwwerhëlt de Risiko.

De Premier brieft. Vum Äis ass d’Kou, An d’Tripartite ass dofir frou. Eis Chamber streit. Den Timing stëmmt; De Steierzueler ass gefëmmt.

De Kersch, dee granzt, de Bausch, dee seet, Dass an der Kris net alles geet. E ruddert vill; dat ass säi Stil. Hien ass ewell e gréngt Fossil.

All gi se Gas. D’Gesetz ass prett. Kee Mënsch krut dat, wat hie gär hätt. Dach, just den décken Aktionär, Well Max ass Max, an Här ass Här.

Giorgia Meloni et la crise climatique

son grenier à blé, s’effondrent. Tout comme s’est effondré début juillet un sérac de la Marmolada, emblématique glacier des Dolomites, tuant sept personnes. La botte n’est pas plus exempte des impacts climatiques que les autres pays. Le déni pur et simple qui caractérisait traditionnellement les partis d’extrême-droite n’est dès lors plus tenable. Pour autant, on est à mille lieux d’un engagement sincère. Au nom de l’autosuffisance énergétique, chapitre qui précède dans son programme celui consacré à l’environnement, le parti de Giorgia Meloni prévoit explicitement un recours accru au gaz naturel d’origine italienne. Sauf que, fait valoir Stefano Cafiani, de l’organisation écologiste Legambiente, cité par Reporterre, « la mise en production mettrait des années et les réserves, estimées à 90 milliards de m³ dans les fonds marins, seraient consommées en seulement quinze mois ». Le programme prône aussi le recours au nucléaire « propre et sûr », alors que l’Italie a tourné le dos à cette énergie il y a trente ans. Au-delà des approximations démagogiques et des fausses solutions, c’est au cœur du programme que le bât blesse. La xénophobie et le racisme qui sous-tendent les discours anti-immigration sont irréconciliables avec la lutte pour

la préservation d’un climat viable. Les bouleversements climatiques jouent déjà un rôle significatif dans les mouvements migratoires et ce rôle est appelé à augmenter. Vouloir bloquer les ports italiens pour éviter la venue de réfugiés sans s’attaquer à ce qui les fait fuir de chez eux est incohérent – voire machiavélique si l’on admet qu’il s’agit en réalité de cyniquement ménager, grâce à un flux constant de réfugiés, son fonds de commerce politique. À vrai dire, le caractère global du réchauffement devrait sonner le glas de tout nationalisme. Les partis qui jouent cette carte ne peuvent, par définition, qu’être en porte-à-faux sur le climat. Le repli sur soi et la haine que fomentent les nationalistes favorisent conflits et inaction climatique : ils attisent les crises. Certes, l’Italie n’est pas seule à se perdre dans le mirage nationaliste. Du Brésil à l’Inde, de la Russie à la Chine, de nombreux pays, et pas des moindres, sont en proie à ces fantasmes chauvinistes, sans parler des États-Unis que des trumpistes impénitents entendent y faire replonger. Mais lorsque ce type de tromperie écocidaire prend pied en Europe occidentale, les perspectives de survie, déjà mises à mal, s’assombrissent singulièrement.

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A RT

CO N T E M P O R A I N

Grandeur et vulnérabilité Avec cette installation monumentale, on ne peut pas passer à côté de la nouvelle exposition du Casino Luxembourg (photo : Sven Becker). Les tableaux suspendus d’Adrien Vescovi envahissent la façade du centre d’art, côté rue Notre-Dame, à la manière d’un voile ou d’un linceul qui couvrirait un corps. L’artiste inaugure ce vendredi soir son exposition Jours de lenteur (jusqu’au 29 janvier) dont Stilbé Schroeder est la commissaire. Les matériaux « pauvres » qui compose cette œuvre correspondent bien à la volonté de l’artiste de décélérer et de réduire l’énergie nécessaire à ses créations. Dans son atelier marseillais, il travaille « à l’ancienne », avec des pigments naturels, des textiles récupérés, de la couture à la main pour concocter, à la manière d’un alchimiste, des « jus de paysage » à la douceur désaturée. Ses toiles sont généralement accrochées dans des espaces où elles agissent avec leur environnement. En pleine nature, où elles s’imprègnent des éléments et des intempéries, mais aussi à l’intérieur, où elle répondent à l’architecture des lieux. Si Adrien Vescovi travaille en grand, en très grand, c’est pour mieux faire

voir l’immensité de l’espace de la nature ou, au contraire, le manque de respiration qu’on lui donne. Le surdimensionné devient un fragment de l’intime, la grandeur n’excluant pas la vulnérabilité. Parallèlement, le Forum d’art contemporain inaugure l’exposition Sound Without Music (jusqu’au 27 novembre) centrée sur la performance et la place du son dans la création contemporaine. La commissaire Anastasia Chaguidouline s’interroge sur les relations entre son, art et musique, et sur la manière dont elles évoluent dans les pratiques artistiques récentes. Les lignes entre les différentes disciplines bougent de plus en plus et les catégories traditionnelles volent en éclats. Dans cette exposition, les partitions musicales sont vues comme des démarches conceptuelles, le paysage sonore se matérialise, le son fait partie intégrante des installations, les mots écrits prennent voix. Les œuvres présentées, mais aussi les concerts, performances, DJ-sets et projections proposent une réflexion sur la matérialité du son et les différentes manières dont le son peut être entendu ou écouté. fc

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M U S I Q UE

Océan saudade Les vagues musicales d’Atlântico se déverseront, pour la sixième édition, sur la Philharmonie. Le festival de musiques lusophones y largue ses amarres du 1er au 9 octobre. La langue musicale et l’océan de sons en partage, pour faire entendre l’indicible de la saudade, le spleen de l’âme portugaise. Dès l’ouverture, la marée haute de fado par « la voix d’or » du compositeur-interprète Antonio Zambujo et, trois jours plus tard, Tudo Recomeça avec la chanteuse de fado classique Aldina. Le saxophoniste portugais Rodrigo Amado voguera sur scène avec la légende du free jazz, le pianiste allemand Alexander von Schlippenbach, et donnera le coup d’envoi de la nouvelle série de concerts Jazz Currents. En puisant de l’autre côté de l’Atlantique, la violoncelliste et vocaliste brésilienne, Dom La Nena fera voyager ses auditeurs vers la planète nostalgie dans Tempo. Atlântico se poursuivra avec There’s no knowing de Joana Gama et Luís Fernandes, une vaste pièce musicale palpitante, à l’intensité latente, dans laquelle le duo poursuit ses explorations sonores mêlant piano et électronique. Un vent de fraîcheur soufflera sur cette édition du festival : pour la première fois une exposition interactive Instrumnts – Victor Gama se déploiera dans le temple musical. C’est une exploration d’instruments aux noms poétiques qui intègrent une symbolique dans leur design.

K U LT U R

Dans ce cadre, une série d’ateliers pour enfants et personnes à besoins spécifiques aura lieu pour leur faire découvrir un univers musical insolite. Cette année encore, la Philharmonie a poursuivi sa collaboration avec le Centre culturel portugais– Camoes qui présentera, en préouverture du festival, le pianiste Joao Paulo Esteves da Silva. Pour clôturer le festival, le chanteur guitariste cap-verdien Mario Lucio, accompagné de Lura et Nancy Vieira, rendra un hommage sensible au métissage qui a façonné la culture de son pays. Un festival océanique pour toucher au « bonheur hors du monde », si cher au chantre de la saudade Luis Camoes. ai

A RC H I T E C T U R E

fois rénové, l’hôtel va faire l’objet d’une profonde transformation. L’office de tourisme local a lancé un concours d’architecture et le bureau Valentiny hvp Architects a été désigné lauréat. Le projet est de créer un hôtel quatre étoiles, avec une offre gastronomique attrayante, y compris pour les personnes de passage qui n’y séjournent pas. Francois Valentiny a voulu une architecture « subordonnée à la montagne et à la nature, pour préserver la beauté du site ». C’est d’ailleurs ce que souligne le jury dans son argumentaire : « Le gagnant est celui qui parvient le mieux à combler le fossé entre les exigences d’un paysage exceptionnel, la protection de la nature, l’utilisation touristique intensive et l’innovation technique. » La durabilité et l’inscription dans le paysage (illustration : Valentiny hvp Architects), avec moins d’empreinte au sol et un respect de la biodiversité, ont été décisives dans le choix du bureau luxembourgeois. La date de début des travaux n’a pas encore été fixée. fc

Bicéphale

Au sommet Les Luxembourgeois connaissent bien la région autrichienne du Salzkammergut qu’ils aillent y skier ou suivre le festival de Salzbourg. Un hôtel est perché à 1 783 mètres d’altitude, en haut du Schafberg, avec une vue imprenable sur les monts et les lacs. Construit en 1882, plusieurs

Le Luxembourg Center for Architecture (Luca) a nommé Maribel Casas et Eline Bleser a sa tête, respectivement aux postes de directrice scientifique et directrice administrative. Les deux femmes se sont portées candidates ensemble, et connaissent bien le Luca. Maribel Casas (architecte et docteur en histoire de l’art) y a déjà travaillé comme commissaire (notamment pour l’exposition Eise Buedem) et responsable des

conférences, tandis que Eline Bleser (architecte) y était déjà en poste en charge des activités pédagogiques. Une direction bicéphale donc pour cette institution qui avait souffert du départ précipité et peu explicité de sa précédente directrice, Andrea Rumpf. Séverine Zimmer qui avait assuré l’intérim avec un programme provisoire n’a pas voulu poursuivre cette mission. Le duo aura à cœur de poursuivre la promotion de la qualité de l’environnement bâti à travers des conférences, des expositions, des débats et d’aller plus loin dans le domaine pédagogique ou dans les questions liées à l’urbanisme et la planification urbaine. fc

PA R U T I O N

Narration poétique En deux ans, Reza Kianpour aura publié une vingtaine de ses Cahiers d’images. Ces petites revues brochées sur un beau papier non-couché (qui absorbe plus l’encre pour un aspect plus doux) donnent la parole à des artistes, photographes, illustrateurs ou designers. Il n’y a pas de texte (outre les noms des artistes), pas de titres, pas d’explications : l’image, rien que l’image. Édités à cinquante exemplaires et vendus entre dix et douze euros, ces cahiers se situaient jusqu’ici entre le fanzine et le carnet. Le nouveau numéro qui vient de paraître change de format pour gagner plusieurs centimètres (il passe d’un 15/21 à un 21/26) et s’offre

une double édition, l’une noire avec une couverture dure (« j’avais envie d’un format qui résiste plus longtemps ») et une souple en blanc. Comme pour les numéros précédents, Reza Kianpour a lancé un appel à participation d’où il a récolté 160 soumissions. Il a retenu dix artistes photographes à qui il offre six pages à chacun, en noir et blanc cette fois. La sélection est effectuée à partir d’une quarantaines de photographies que le graphiste fait entrer en dialogue. Il soigne la mise en page pour alterner les formats, laisser du blanc ou pas, passer d’une pleine page à une image plus petite et former ainsi des ensembles cohérents. Les photos se répondent par associations thématiques ou formelles et créent ainsi une narration poétique. cahierdimages.com fc

DA N S E

Regards en mouvement Au-delà du simple fait de voir, il y a le regard profond, le regard observateur qui permet de saisir le monde, de lui imprimer un sens ou d’en dénoncer l’absence. Voilà le fil conducteur de la soirée du 3 du Trois à laquelle convie

le Trois-CL lundi prochain. À travers leurs travaux en cours d’élaboration, les chorégraphes invités interrogent la notion d’observation introspective ou collective, la perception qui vise la connaissance de soi et de l’autre et la compréhension de ce qui nous entoure. La soirée s’ouvre avec la chorégraphie En suivant le regard tactile d’Annick Pütz dans laquelle elle interroge notre capacité de toucher par le regard. Elle se sert d’une caméra Super 8 pour suivre des mouvements, du regard et du corps sur lequel il se pose. Elle transpose ces allers-retours entre l’observateur et l’observé en mouvements corporels, fidèle à sa démarche artistique qui relie l’art à la vie. Il est également question d’observations qui induisent le mouvement du corps dans la chorégraphie Tra d’Alexandre Caponigro. L’artiste, qui puise son inspiration dans la House new-yorkaise, explore la notion d’identité individuelle et collective. Il propose une introspection par le mouvement afin de révéler « un état brut et authentique de soi ». Saeed Hani complète le trio de lundi soir. Il partagera un aperçu de sa nouvelle création Inlet qui aura sa première le 13 octobre à la Messehalle Trier (photo : David Schmitz). Le chorégraphe pose son regard sur la présence des barrières dans nos existences : des murs en pierre, des fils de fer barbelé aussi bien que des murs dans la tête des gens. Des frontières, forteresses ou sanctuaires qui empêchent les envahisseurs d’entrer ou les habitants de sortir. Saeed Hani a grandi au Moyen-Orient, confronté non seulement à

des limites physiques, mais aussi morales et intellectuelles. Il pose la question : Pendant combien de temps encore le monde continuera-t-il à glorifier les murs et les frontières, alors qu’ils empêchent le progrès des hommes et les privent de leur droit le plus fondamental : le droit à une vie libre ? ai

Tablo


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MARDIS LITTÉRAIRES

Kuriositäten und Pannen Als ein Bibliotheksmitarbeiter den Promi-Gast aus der Literaturszene am Dienstag mit seiner Kamera festhalten wollte, klingelte dessen Telefon. Er nahm ab, bevor er den Raum verließ und ein „Alô“ schallte durch die Publikumsreihen. Damit war das Thema des Leseund Diskussionsabends mit Zeit-Kolumnist Harald Martenstein und Literaturkritiker Jérôme Jaminet gesetzt: Menschliche Kuriositäten und Pannen, das mehr und weniger charmante Scheitern zwischen Ideal und Realität, das Gutgemeinte, das sich in das Schlechtgemachte wandelt und umgekehrt.

Kévin Kroczek

Chaque projet un tant soit peu créatif labellisé Esch2022 est, pour l’auteur de ces lignes, une bouée à laquelle s’accrocher dans les torrents antagonistes qui jugent la Capitale européenne de la culture. Nightsongs en fait partie. Sous-titré « A journey through industrial soundscapes », Nightsongs est un projet au long cours, composé de trois volets : mixtape, performance musicale et installation sonore. Cette production, développée par Independent Littles Lies sur un concept de Samuel Reinard alias Ryvage, a pour ambition de célébrer la nuit et l’histoire sidérurgique de la région. En ce samedi 24 septembre, la grande salle de la Kulturfabrik accueille le second volet avec une série de concerts. L’espace, coupé en deux par un large rideau noir, est quasiment vide lorsque Pol Belardi fait son apparition pour lancer les hostilités sous de timides applaudissements. Il débute son seul en scène musical au piano en lançant des « I try » de circonstance. Jouant tour à tour du vibraphone et de la basse électrique, il concocte des mélodies et des rythmiques à l’aide d’un échantillonneur. Des filaments de lumières apparaissent de toutes parts. On entend des rires et des verres qui claquent derrière le rideau. Après une balade relativement candide où une poussée dans les aigus fait dérailler sa voix, le musicien s’empare de sa basse et en joue comme s’il s’agissait d’une guitare acoustique sur fond de bruits dissonants qui font penser aux grincements métalliques d’une vieille balançoire. La thématique des sons issus de l’industrie est bien respectée. Pol Belardi reprend à son compte le folklore des conteurs nord-américains pour une musique aux consonances blues, poussiéreuse et pleines de souvenirs. On peut émettre des réserves sur ses qualités lyriques mais on ne peut que reconnaitre, une fois encore, ses talents de multi-instrumentiste. La nuit répond ensuite à l’appel de la machine. Exit les chansons et les instruments traditionnels, et place aux tables de mixage. La transition se fait avec le producteur électronique français Toh Imago. Casquette vissée sur le crâne, l’artiste signé sur le label InFiné (qui compte notamment dans son écurie le virtuose Francesco Tristano) fait mouche. La salle se remplit peu à peu et se transforme en une piste de danse sous les approbations d’une bande de fêtards acquis à sa cause. Toh Imago fait s’entrechoquer les échos d’une voix synthétique féminine. On pense au dernier film d’Alex Garland Men dans lequel l’héroïne interprétée par Jessie Buckley teste l’écho d’un tunnel ferroviaire abandonné en y chantant une série de notes qui semblent se réverbérer à l’infini. La parenthèse quasi féérique est stoppée par l’apparition d’une silhouette inquié-

Ryvage, frénétique et habité

tante à l’autre bout du tunnel. Ici, c’est le patrimoine de la région qui joue le rôle d’élément perturbateur. « J’espère que vous serez content de ce que j’ai fait de votre magnifique patrimoine ». Toh Imago présente ainsi un titre original entièrement composé de sons enregistrés par Samuel Reinard dans les sites industriels de la région. On entend des impacts métalliques et des sirènes pour un titre ultra efficace dans la plus pure tradition de la musique industrielle, en phase avec l’événement. Les techniciens changent le setup pour le clou de la soirée, un show signé Ryvage, particulièrement attendu par ses supporters qui se pressent à l’avant de la fosse. Une structure faite de quatre rectangles (qui s’éclaireront au rythme de la musique) est positionnée à l’arrière de la scène. Sur la console de l’artiste un maneki-neko qui renvoie une ombre en mouvement aussi inquiétante qu’attendrissante sur le sol. Le spectacle démarre en trombe. Samuel Reinard

KK

Merkwürdig ist beispielsweise, wieviel Geduld und Geld Erwachsene in Kinder investieren. Martenstein las im Cercle-Cité-Auditorium vor: „Warum haben Leute Kinder? Ich kann es nicht begreifen. In den ersten Monaten schlafen die Kinder meistens, außer nachts. Im Wachzustand schreien sie und verrichten emsig ihre Notdurft. Dann kommt die Phase, in der sie Bücher aus den Regalen ziehen, Seiten aus den Büchern herausreißen und sich im Supermarkt schreiend auf den Boden werfen.“ Eine irgendwie besondere, vielleicht fatale, Liebe hält diese Beziehung am Laufen. Denn eine Partnerin, die beim Autofahren zwanzig Mal die gleiche CD hören will, „da würde man sagen, Schatzilein, tut mir leid, zwanzig Mal Julio Iglesias, das passt so nicht in meine Lebensplanung“.

Musique d’équinoxe

semble habité. Il ne tient pas en place et lève la tête vers le ciel, les yeux fermés. Il enchaîne ses meilleures compositions dont Tulipe, superbe titre frénétique dont l’intensité est encore rehaussée par les jeux de lumière. Lorsqu’il prend la parole en anglais, il explique que l’équinoxe a eu lieu la veille. La coqueluche de la scène électronique autochtone invite l’audience à « se perdre dans la nuit ». On pourra le suivre pour se perdre avec lui au long du parcours interactif en écoutant la mixtape composée de collages, de morceaux de musique, de textes et de paysages sonores.

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Du 14 octobre au 15 janvier, une installation sonore immersive, troisième volet du projet Nightsongs, est à retrouver au Bridderhaus d’Esch

Cité Bibliothèque

SERIE MADE IN LUXEMBOURG

Harald Martenstein

Jérôme Jaminet, in blauem Sakko und exzentrischorangener Brille, wollte sichergehen, dass alle Martensteins Humor verstehen und fragte anschließend: „Wie ist diese Kolumne zu verstehen? Kinder sind zwar anstrengend, aber so ganz ohne ist auch blöd?“ Es sei eine tolle Sache, das sei klar, erwidert der Neu-Kreuzberger. Aber man setzte sich unter Druck, wenn man alles immer toll finden müsse. „Ich muss es toll finden, dass ich die Windel wechseln muss“, parodierte er eine gesellschaftliche Erwartungshaltung. „Nein, das findet man nicht toll.“ Man solle da realistisch bleiben. Jaminet seinerseits bekommt jedes Jahr etwa 100 neue Kinder. Die gingen aber zum Glück auch wieder. „Also, man nennt es Klassenwechsel“, erläuterte er. Eigene Kinder habe er nicht, seine Frau auch nicht. Zwei Männer diskutierten am Dienstagabend vor gefülltem Saal also über Vaterschaft, – ob sich Martenstein wirklich „nach der Rückkehr des guten alten Pimmelpatriarchats“ sehnt, wie die woz schrieb, ist zu bezweifeln. Ab wann ist man denn eigentlich ein alter weißer Mann, fragte Jérôme Jaminet sein literarisches Vorbild, wie er seinen Gesprächspartner zu Beginn des Abends nannte. Er ist vergangenen Dienstag 43 geworden und vermutete, „so langsam bin ich fällig“. Im Alter werde man zwar zum Zipperlein-Experten, aber das mit dem Schreiben gehe nicht mehr so schnell wie früher, versuchte ihn Harald Martenstein auf das Älterwerden einzustimmen. „Ich hab bei einer Lokalzeitung in Wiesbaden angefangen. Um über die Runden zu kommen, musste man am Tag fünf bis sechs Artikel schreiben. Das kommt mir heute irre vor, dass ich das geschafft habe, in so einem Großraumbüro zu sitzen und fünf Artikel am Tag zu schreiben, ohne wahnsinnig zu werden.“

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Pablo Chimienti

La web-série grand-ducale W. est de retour en ligne pour une deuxième saison. Huit épisodes qui gardent les défauts de la première saison, tout en renonçant à un certain nombre de ses points d’intérêt Une web-série luxembourgeoise, en luxembourgeois, imaginée, réalisée, produite et jouée par des Luxembourgeois, jusqu’en janvier 2020, c’était du jamais vu ! Le pays avait déjà tâté de la sitcom (Weemseesdet, Comeback), de la série de fiction (Zëmmer ze verlounen), de la série dramatique (Bad Banks, Capitani), de la série documentaire (routwäissblo) et surtout de la série animée (Michel, Grenadine & Peppermint, Zoli & Pokey, Ernest et Célestine, Fox & Hare, Barababor…), mais pour de la web-série il a fallu attendre W. Dans cette série écrite, réalisée et produite par Frédéric Zeimet (scénariste de la série Comeback et du film Doudege Wenkel), le spectateur suit l’histoire de Charlotte « Charly » Bech, une jeune femme atteinte du syndrome d’Asperger. C’est le même trouble du spectre autistique que des personnages connus tels que Sheldon Cooper dans The Big Bang Theory, Shaun Murphy dans Good Doctor, Morgane Alvaro dans HPI ou encore Astrid Nieslen dans Astrid et Raphaëlle. Comme tous les autres personnages (de fiction) touchés par ce syndrome autistique, Charlotte a d’énormes capacités cognitives, mais également de grandes difficultés dans les interactions sociales. En plus, elle a perdu la mémoire.

Le personnage de Charlotte est interprété par Catherine Elsen Six Letters

Martenstein packte dann noch eine weitere Kolumne aus, in der er sich an Altersgebrechen abarbeitete und las: „Inzwischen habe ich gelernt, dass es auch sehr gut möglich ist, ohne Gehör an einer Gesprächsrunde teilzunehmen. Hauptsache, man macht einen zugewandten Eindruck. Hin und wieder nicke ich oder lächle wissend. Die Leute mögen das. Seit ich nichts mehr höre, gelte ich zum ersten Mal als ein Mensch, der gut zuhören kann.“ Graues Haar schüttelte sich vor Lachen, die überwiegend Ü-50 Köpfe fühlten sich gespiegelt. Stéphanie Majerus

W. face à la cybercriminalité

Dans la première saison, elle est découverte par la police, seule dans les bois, avec des vêtements tâchés de sang. Elle finira, en cinq épisodes de cinq à dix minutes, par aider les flics à résoudre un cas de kidnapping d’enfants. Moins d’une heure au total, c’est court. Difficile de vraiment développer la psychologie des différents personnages. De plus, c’est réalisé avec un budget rikiki, ce qui impose un nombre réduit de personnages, de décors, de jours de tournage… La série a donc plein de petites imperfections, mais quelque chose fait que l’ensemble se tient. Catherine Elsen assure dans le rôle principal et le travail sur l’image et le son en lien avec le ressenti intime de Charlotte est une réussite. Résultat, la web-série totalisera plus de 100 000 vues sur les différentes plateformes web (facebook, youtube, vimeo, instagram, videmic, flixxo) et obtiendra la reconnaissance du petit monde de la web-série avec des nominations internationales et des trophées prestigieux : Gold Award au DC Web Fest, meilleur scénario à dieSeriale et au TO Webfest, sans oublier un titre de vice-championne à la Web Series World Cup. De quoi donner envie à l’équipe de se remettre au travail et d’offrir une suite à la série. Ça tombe bien, la première saison se terminait sur un cliffhanger, avec Charlotte découvrant que son mari et son fils disparus ont besoin d’elle. Le spectateur voulait en savoir plus. Le voilà servi depuis le 15 septembre dernier. Un Kapitel II en huit épisodes que la production distille une nouvelle fois sur les plateformes web au rythme d’un ou deux épisodes par semaine, selon les besoins de l’intrigue et l’impatience de la communauté des spectateurs. Tom, le policier en charge de la première enquête, est mort, son subordonné et ami, Greg, va prendre du galon. De simple wingman offrant un ressort humoristique à la série, il va devenir un second personnage principal de la série aux côtés de Charlotte. Après les kidnappings d’enfants, le Luxembourg doit faire face à un vaste piratage informatique. De grandes sommes et de nombreuses données personnelles ont été volées et tous les systèmes informa-

tiques de l’état ont été bloqués. La petite équipe de policiers en charge de la cybercriminalité a besoin des compétences de Charlotte pour avancer sur l’enquête, d’autant plus que l’affaire semble avoir un lien avec la disparition de la famille Bech. Cette nouvelle enquête policière va permettre à Frédéric Zeimet de parler de sujets actuels : du Covid bien sûr et la manière dont il a chamboulé nos vies, mais aussi d’homosexualité, de sexisme, d’amour et d’amitié... De sujets évoqués, plus que traités, faute de temps, mais bien présents et bien évidemment pertinents. Reste que la manière de les amener est déroutante. L’épisode 2 de la nouvelle saison se résume en une consultation chez le psy de Greg, tandis que le tome 3 est entièrement axé sur une crise d’angoisse de Charlotte. Le réalisateur donne ainsi une plus grande profondeur aux personnages, il valorise le travail de ses acteurs, mais avec ça, l’enquête ne débute vraiment qu’à l’épisode 4. Un sacré risque scénaristique, pas certain qu’il se révèle payant. Au-delà de ça, dans le but de ne pas faire la même chose que dans la première saison, cette suite délaisse trop souvent l’aspect visuel et sonore qui participé grandement à la réussite de la première saison de la série. C’est bien dommage. D’autant plus qu’un budget une nouvelle fois serré n’a pas permis à l’équipe d’éviter un certain nombre d’imperfections. Le personnage de Charlotte aussi particulier que bien interprété, l’aspect « whodunit » de la série avec la tension qui monte au fur et à mesure– surtout à la fin de l’épisode 7 – et ce jeu de pistes composé des titres d’épisodes en une seule lettre qui forment un mot important pour le récit. À voir si ça suffira pour redonner envie à la communauté W. de suivre cette nouvelle saison avec la même assiduité que lors de la première saison.

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W. de Frédéric Zeimet avec Catherine Elsen, Frank Grotz, Frédérique Colling, Elena Spautz, Claude Faber, Konstantin Rommelfangen. Production : Six Letters


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Queen of Rock Sarah Pepin

Jana Bahrich hat die lokale Indie-Szene mit Francis of Delirium aufgemischt. Porträt einer jungen Frau, die DIY zu ihrer Signatur gemacht hat

Sven Becker

Zwei Minuten vor dem verabredeten Termin kommt Jana Bahrich um die Ecke, ganz in schwarz, ein weißer Kragen sticht aus ihrem Pullover raus. Die Sängerin von Francis of Delirium, eine Band, die seit knapp zwei Jahren als hippster Indie-Export des Großherzogtums gilt, ist nur kurz auf Durchreise. Vor zwei Tagen stand sie auf einer Bühne in Bremen, am nächsten Tag geht es mit den zwei Bandkollegen Jeff Hennico und Denis Schumacher weiter in den Botanique nach Brüssel. Dieses Unterwegssein, sie kennt es von klein auf. Vor 21 Jahren kam sie in Antwerpen zur Welt. Nach Stationen in der Schweiz, Belgien und Vancouver zog sie mit 13 Jahren nach Luxemburg, ein Ort, den sie nun als ihr Zuhause beschreibt. Neue Freunde finden zu müssen, vor allem als älteres Kind, war nicht immer einfach. Doch insgesamt habe sie das gut weggesteckt und sei ein anpassungsfähiger Mensch geworden: „Auf Tour gehen ist ein bisschen wie Ferienlager, man muss einfach miteinander zurechtkommen.“

worten habe“, doch gleichzeitig „hatte ich nie das Gefühl, dass mein Geschlecht mir Grenzen für meine Arbeit aufzeigt, einfach weil mittlerweile mehr junge Frauen auf der Bühne stehen.“ Ein Running Gag hat sich in der Band etabliert: „Of course you can carry that equipment, you’re a strong female vocalist“. „Your change never came from anger”, singt sie in Let it all Go. Im Equality Song geht es um Gleichberechtigung. Wie politisch ist sie wirklich? Sie zögert. „I guess everything is political. There is just so much crazy shit happening everywhere, it can feel overwhelming.” Beklagt die Generation, die die 24/7-Apokalypse in der Hosentasche trägt, die eine andere, langsamere Welt gar nicht mehr kennt und von Anfang an mit der Dauerbeschallung zurecht kommen muss. Sie habe generell eher „emotionale“ Reaktionen zu Politik und Weltgeschehen. Vier Jahre lang sei sie Vegetarierin gewesen, damit habe sie momentan aufgehört, weil man manchmal „das tun müsse, was einem guttut.“ Es sei ihr außerdem wichtig, dass Menschen sich auf ihren Konzerten wohlfühlen.

Ihr Aufstieg in der Luxemburger Indie-Szene zu Beginn der Pandemie war steil. Kurz nach ihrem International Baccalaureat gewann sie den Screaming Fields Songwettbewerb und brachte im darauffolgenden Jahr ihre erste EP All Change heraus. Zack, Francis of Delirium (FoD) wurde zum Household Name. Es folgten zwei weitere EPs, Wading und The Funhouse, Covid wurde von anderen Katastrophen abgelöst. Der Erfolg, den sie in den letzten beiden Jahren erfuhr, liegt an Jana Bahrichs starken, emotionalen Stimme, am Sound, der oldschool mit newschool vermengt und ins Ohr geht, aber auch an ihrer Live-Präsenz. Das Projekt hat sie gemeinsam mit dem 30 Jahre älteren Chris Hewett aufgezogen, der Vater von Schulfreunden. Ein intergenerationales Musikmachen, das zumindest zum Teil die Echos an die 90er Grungejahre (Pearl Jam, Hole et al) erklärt. Mittlerweile geht Hewett nicht mehr mit auf Tour, sondern agiert eher im Hintergrund als Koproduzent und eine Art Mentor: „Er passt auf, dass ich auf mich achte und Sport treibe.“ Er sage ihr auch immer, er würde sie so lange unterstützen, wie sie das möchte. Die Professionalisierung außerhalb der Landesgrenzen, die den meisten Luxemburger Acts Schwierigkeiten bereitet, ist FoD leichter gefallen. Nach zwei Jahren im Business hatte die Band im Frühjahr 40 Konzerttermine in den USA, unter anderem als Support für The Districts. Das liege an mehreren Faktoren, meint der Projektmanager Zachary Glavan von Kultur LX, die FoD mit Zuschüssen unterstützt hat. „Sowohl das Genre als auch das Timing haben in diesem Fall einfach gepasst.“. Das internationalere Netzwerk, aus dem Jana Bahrich kommt, hat ihr ermöglicht, über Freunde von Freunden in den Staaten Übernachtungsmöglichkeiten für das Trio zu finden. Ihr IB hat sie an der International School Luxembourg (ISL) abgelegt, wo die jährlichen Gymnasialschulkosten rund 20 000 Euro betragen. Dort belegte sie unter anderem den Leistungskurs Musik. Ihre ehemaligen Lehrer sind voller Lob für ihre Alumna: „She really hones her craft, it’s not a fluke that she’s successful. She broke out of her shell slowly. At first she wouldn’t sing, then in her last two years she became more comfortable with herself and did”, sagt Musiklehrer Demosthenes Dimitrakoulakos. Es sei hart, Musikerin zu sein, die Mehrheit der Jugendlichen würde aufgeben. Ein Vorteil sei Janas Eklektizismus. Viele ihrer aktuellen Fans wüssten etwa nicht, dass sie auch das Waldhorn beherrsche. Tatsächlich sind die klassischen Orchestral

Jana Bahrich aka Francis of Delirium

“There is just so much crazy shit happening everywhere, it can feel overwhelming” Jana Bahrich

Sessions fast das Schönste, was sie bisher gemacht hat. Dabei war ihre Liebe zur Musik nicht unbedingt vorprogrammiert. Ihr Vater spielt ein paar Akkorde auf der Gitarre, eine solche war auch immer im Haus, mehr aber auch nicht. Die Inspiration und Disziplin, die es braucht, um kreativ zu sein, von der gab es reichlich: Ihre Mutter, eine Kunstlehrerin, zeichnet ständig. Jana Bahrich wohnt noch bei ihren Eltern, wo die Merch-Kisten aus ihrem Zimmer hinaus in den Flur quellen. Sie erfährt viel Unterstützung von ihnen, was ihren Weg angeht. Ihr Vater, ebenfalls Lehrer, freut sich wahnsinnig, wenn ein Lied seiner Tochter im Schwimmbad des Geesseknäppchen im Radio läuft.

Auch wenn fortwährend ein Hauch von charmanter Schüchternheit in der Luft liegt, kommt man mit der Sängerin schnell ins Gespräch. Über die Bilder, die im Café Bloom an der Wand hängen, über die grüne Farbe vom Matcha-Tee, über dieses und jenes. Stört sie der Pressezirkus, der sich an das Musikmachen hängt? „Es wäre übertrieben zu sagen, dass ich es kaum erwarten konnte, herzukommen”, sagt sie und lächelt. Dass sie sich öfter wiederholen müsse, nerve schon mal. Denn die Fragen, die allen auf den Lippen brennen, junge Frau im sexistischen Musikbusiness, die stellen viele. „Mir fällt auf, dass Menschen meinen Bandmitgliedern Fragen stellen, auf die ich die Ant-

Und Screentime? „Youtube is the best social media“, meint sie, dort könne sie sich eine 40-minütige Doku über William de Kooning anschauen. Sie verbringt viel Zeit auf Wikipedia, um andere Kunst ausfindig zu machen, die sie inspiriert. Ihre Social-Media-Kanäle verwaltet sie alle selbst. „Es ist so ungesund und macht süchtig, aber es ist praktisch unmöglich, nicht darauf aktiv zu sein.“ Acts wie Charli XCX, die sie rauf und runter hört, haben sich nach „digitalen Burnouts“ von ihren Kanälen zurückgezogen. Also versucht sie die Netzwerke als weiteres Kuratierprojekt zu betrachten, wo sie die Stop-motion Videos und Zeichnungen, die sie für die Band macht, vorstellen kann. Francis of Delirium, das ist viel DIY. Authentisch soll es sein, ein überanstrengter Begriff, der auf Jana Bahrich jedoch gut passt. Sie strahlt eine Natürlichkeit aus, die auch als Gegenpol zu einer mitunter übersexualisierten Popgeneration gelesen werden kann. Die Oversized-Ästhetik von Billie Eilish (der New Yorker qualifizierte Letztere als Anti-Popstar) findet man in gedämpfter Form auch bei ihr vor. Weniger blaue Haare, extravagante Fingernägel und Make-up, klar, aber beide Frauen haben gemein, dass sie dem male gaze anders entgegentreten. Der männliche Blick hat eindeutig an Wichtigkeit eingebüßt, auch wenn sich an der Fixierung des globalen Publikums auf die Dresscodes und Körper von Sängerinnen kaum etwas verändert hat. Diese Ästhetik geht einher mit einer bezeichnenden Selbstironie: Auf dem Instagram von FoD sind zuhauf herangezoomte Fotos von ihr zu sehen, auf denen sie die Augen nur halb offen hat. In ihrem Song Karen eignet sie sich das Meme der nervigen weißen Frau an. Karen wird darin personifiziert als „innere Stimme des Selbstzweifels.“ Sich selbst nicht zu ernst nehmen, und doch komplett sein eigenes Ding machen, ist das die Geheimformel der Gen Z? Die Kompromisslosigkeit und Kreativität, die die Künstler/innen dieser Generation (in Luxemburg etwa auch C’est Karma) auszeichnet, fühlt sich erfrischend an. Als würde den durchaus präsenten Selbstzweifeln auf spielerische Weise Luft gemacht, als halte das sie im Zaum. Jana Bahrich bewundert Billie Eilishs Art, ihr ganzes Selbst in ihre Performance zu legen, ihre Seele zu offenbaren. Live aufzutreten genießt sie am Musikmachen am meisten. Nach der Tournee will sie sich zurückziehen um neue Songs zu schreiben, vielleicht in die USA: „I’m still trying to figure out what’s happening. But I’m going to commit to making music and see what happens.”

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THÉ ÂTRE

PORTRAIT

Cuisine et dépendance

De désordre et d’émotion

La famille ordinaire ne n’est pas tant que ça (mais qui peut prétendre à l’être ?). La veuve Isabella Testa (Nicole Dogué), vit modestement au septième étage sans ascenseur d’un immeuble. Son fils Miquélé (ou Michele selon l’orthographe italienne, mais le texte est écrit en français) vit avec elle. Il (Mathieu Moro ) est « différent », autrement dit, « pas normal » ou un peu simplet, disons, débile léger. Malgré les difficultés que cela représente, malgré le regard des autres, la mère voue un amour inconditionnel à ce fils handicapé, lui trouvant des excuses, lui passant ses caprices : « Miquélé n’a ni fièvre ni bronchite, il n’est pas malade ». Le duo mère-fils cohabite donc coûte que coûte même s’il inverse le sel et le sucre, même s’il répète tout ce qu’on dit et même s’il n’a pas compris que le père ne reviendrait jamais. Très vite au début de la pièce, la sœur cadette Sandra (Delphine Sabat), revenant après dix ans d’absence, annonce son mariage. La bonne nouvelle tourne au vinaigre car elle refuse d’y inviter ce frère qui lui fait honte. Le retour de la fille rouvre des plaies mal cicatrisées chez tous les protagonistes et réveille des secrets familiaux jusqu’ici mis sous le tapis. Avec l’aide d’un quatrième personnage, une éducatrice malicieuse et un peu délurée (Tiphanie Devezin), les événements s’enchaînent et soulèvent des questionnements autour de la normalité, de l’amour sacrificiel, de l’attachement, du rôle de la famille face aux aspirations personnelles, de la place de la différence dans la société. Ce sont des questions essentielles que chacun se posera à un moment où l’autre de sa vie. Cet universalisme accroche le spectateur sans discontinuer car l’auteur nous interroge sur notre capacité à accepter l’autre.

fluides, et grâce à elle, je me rends compte que la dramaturgie est indissociable de la question des corps ». Une dynamique de travail qui aura inspiré un nouveau solo : Porcelaine. Une pièce sur la figure de la poupée, la condition de la représentation du corps féminin, et donc intrinsèquement sur elle-même.

Une écriture simple où l’ironie pointe avec tendresse dans ces scènes de la vie ordinaire d’une famille napolitaine Brian Ca

C’est bien connu, la cuisine est la pièce centrale de la vie familiale. C’est là que se cristallisent les échanges, les confidences, les disputes. Où d’autre casser des assiettes ? Où d’autre pleurer en accusant les oignons ? Où d’autre convoquer avec tendresse les souvenirs que l’odeur du café réveille en nous ? C’est forcément dans cette pièce que se joue Ensemble, tragicomédie de Fabio Marra montée au Théâtre du Centaure dans une mise en scène de Marja-Leena Junker. L’oxymore tragi-comédie est sans doute la meilleure manière de qualifier cette pièce où l’on passe sans cesse d’un éclat de rire à une poussée de larmes d’émotion. L’auteur joue d’une écriture simple, efficace, sans effets de manches, sans esbroufe où l’ironie pointe avec tendresse dans ces scènes de la vie ordinaire d’une famille napolitaine.

Godefroy Gordet

Depuis son installation en 2011 dans l’entrepôt qu’était la Banannefabrik, le Trois-CL a fait émerger, germer et révéler de nombreux artistes de la scène chorégraphique luxembourgeoise et frontalière. L’une de ses pupilles, la danseuse et chorégraphe Sarah Baltzinger, y est logée depuis de nombreuses années, et a su exulter de la force d’attraction qu’offre ce Centre chorégraphique. En 2014, la jeune artiste est débusquée par Bernard Baumgarten, directeur de l’institution pour jouer dans sa création Rain. Après White Beast, dans le cadre du festival Constellations à Metz en 2016, elle intègre pleinement le paysage chorégraphique grand-ducal, notamment par l’importance de sa création Fury. Cette pièce franche fait résonner sa vision et lui permet de professionnaliser sa structure. En 2018, elle est sélectionnée pour participer au dispositif TalentLab et y fait naître le duo What Does Not Belong To Us. Aujourd’hui, directrice de sa compagnie, Sarah Baltzinger a su transcrire dans ses nombreux projets une émancipation personnelle et artistique vivace. Logiquement, tirant les fruits d’un travail acharné, la suite prend une tournure très sereine, la chorégraphe ayant réussi à s’installer durablement sur la scène de la danse contemporaine européenne.

Créée en 2015 en France, Ensemble a connu un succès retentissant à Avignon, puis à Paris. Traduite en neuf langues (dont le coréen !), la pièce est aussi adaptée au cinéma par le Tchèque David Laňka (Spolu sort cette semaine là-bas). Ce n’est pas la première fois que Fabio Marra s’attaque à des sujets graves. La maladie d’Alzheimer est au cœur de Rappelle-toi, la quête d’identité se joue avec Dans la chaussure d’un autre. Il les aborde toujours par l’angle de personnages bien trempés, qui disent haut leurs sentiments. Il les raconte avec une certaine tendresse qui n’empêche pas la verve. S’il écrit en français, celui qui est aussi comédien (il jouait le rôle de Miquélé à la création) n’oublie pas la truculence des comédies italiennes et sait, à la manière de Pirandello, que la gravité n’empêche pas de rire et vice versa. Le plaisir de la représentation de lundi était non seulement lié à la qualité de la pièce, mais à la joie de retrouver la salle du Théâtre du Centaure. Joie amplifiée par la mise en scène subtile de Marja-Leena Junker qui a su déceler le potentiel comique sans devoir l’appuyer par des ficelles. Elle permet aussi aux comédiens de laisser cours aux instants émouvants. Tous à leur place, justes et charmants, les quatre acteurs et actrices évoluent dans une scénographie aussi farfelue qu’efficace signée Anouk Schiltz. France Clarinval

Dans son travail, Sarah Baltzinger s’intéresse au vivant et à ce qui nous relie dans nos parcours émotionnels, « la sensibilité, l’émotion sont des choses inhérentes à chacun. Ce qui me plaît, c’est la question de l’étrangeté, ce qui nous isole, ce qui nous écartèle, ce qui nous met en désordre. Il y a quelque chose à cet endroit-là qui me touche particulièrement ». Des questionnements liés à ce qu’elle est, une personne qui s’est toujours sentie en dichotomie face au monde, « ce qu’on dit de moi, ou ce qu’on me renvoie, est toujours différent de la façon dont je me vois ». Ce « déplacement », comme le décrit l’artiste, créé un mouvement permanent entre l’intime et le social et l’amène à le décliner en scène, « ce mouvement permanent entre ce qu’on cache et ce qu’on montre est un peu la clé de voûte de mon travail ». La façon dont on s’approprie nos individualités, la façon dont on se ressent dans ce qu’on est, sont des notions vivaces chez Baltzinger, « mon geste artistique réside dans cette difficulté à s’organiser face au monde ».

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Ensemble de Fabio Marra est à voir au Théâtre du Centaure le 30 septembre ainsi que les 1er, 6, 7, 8, 9, 11, 12 et 13 octobre

Bohumil Kostorhyz

Une famille pas tout à fait ordinaire

Ainsi, depuis Fury, sa première création majeure, quelque chose s’est radicalisé, « j’ai touché à plein de choses et à chaque fois, j’ai réussi à extraire quelque chose qui me touche vraiment ». Petit à petit, elle façonne une identité qui s’affine de plus en plus, qui se précise autour de la distorsion du réel dans un monde qu’elle décrit comme « malade, dans lequel on doit s’organiser autour de règles très complexes et d’une violence inouïe sur la question de l’identité et du genre ». Alors, si Sarah Baltzinger parle d’elle dans ses pièces, de son vécu passablement chaotique, fait d’évènements bouleversants, elle met cette résonance mentale au service de questionnements plus larges. « J’ai grandi dans une urgence, et en même temps, dans un environnement très culturel, avec un père libraire de livres anciens, et une mère qui pratiquait le violon… Heureusement qu’il y a eu cette énorme densité artistique pour pallier mon désordre, ça m’a aussi poussé à monter ma

Sarah Baltzinger : un désordre poétique assumé

Sarah Baltzinger gère son désordre pour en faire des pièces très construites et de plus en plus ambitieuses

compagnie, à devenir créatrice, et à composer des mondes avec ce qui m’occupe et m’entoure ». Sarah Baltzinger gère donc son désordre pour en faire des pièces très construites, de plus en plus ambitieuses, à l’exemple de son duo What Does Not Belong To Us, en tournée depuis quatre ans sans prendre une ride. « C’est une forme courte qui ne se joue de rien, avec deux hommes au plateau, deux joggings et c’est réglé. Ça illustre assez bien ce geste radical dont je parlais ». Si elle « ne se joue de rien », cette pièce marque pourtant l’ancrage du compositeur Guillaume Jullien dans les créations de Baltzinger, « on est un peu devenus comme frère et sœur. On n’a plus besoin de se parler, même si on se force tous les deux à sortir de nos habitudes ». Une collaboration de longue date entre les deux artistes qui articule une symbiose entre musique, corps et scène, tout en renouvelant cette identité de projets en projets. « Ensemble, nous réalisons un vrai travail de dramaturgie musicale pour que tout s’imbrique. Ce qui nous intéresse de plus en plus c’est la musique du plateau, les sons des corps, des voix, de l’espace et du temps ». Si tout en scène est « outil » pour elle, il ne s’agit pas de réduire les corps, les personnages qui évoluent. Raison pour laquelle la chorégraphe s’est entourée d’Amandine Truffy, en tant que dramaturge, depuis le solo Don’t You See It Coming en 2020. « Ce spectacle a été une vraie traversée du désert, là où il y a eu beaucoup de fluidité quand j’ai créé le duo des garçons, ce solo a été très complexe… » Après une première version bariolée, Baltzinger réécrit son solo autour du corps distordu, disloqué, « dans ma vie j’ai vécu des drames fondateurs d’une identité, mais ce sont les douleurs insidieuses qui altèrent parfois ton identité. Ces petites morts offrent des ruptures et transforment ce qu’on peut être ». Aussi dans cette écriture dramaturgique assez complexe de son soi intérieur, la chorégraphe avait à cœur d’être accompagnée dans ses recherches, et Amandine Truffy s’est imposée en provoquant une vraie rencontre humaine et artistique. « Elle a été très intelligente, bienveillante. Mes recherches sont aujourd’hui beaucoup plus

Ce n’est pas un hasard si Truffy se retrouve sur les projets portés par Sarah Baltzinger, telle que sa nouvelle création Rouge est une couleur froide. Une pièce mettant en scène des individus face à l’échec, qui essayent continuellement mais n’arrivent pas et finissent par atterrir ailleurs. « Au début, nous sommes quatre danseurs sur scène, Brian Ca, Valentin Goniot, Loïc Faquet et moi, à l’échauffement. Et puis, on va petit à petit basculer dans quelque chose qui nous dépasse… » Rouge fait appel au témoignage personnel pour parler de désir, de maternité, d’identité, dans un vrai rapport avec le spectateur dans cette dualité entre caché et dévoilé. « Cette pièce est fondée sur une ambivalence constante, c’est d’ailleurs l’origine du titre…. Le rouge est la couleur la plus ambivalente de la gamme chromatique, c’est à la fois le sang et la guerre, mais aussi la passion et l’amour. » De tentatives en tentatives, la pièce s’est créée et devrait trouver scène d’ici la saison 2023/24. « Cette pièce m’occupe beaucoup. Elle a ouvert un monde autour de l’emploi de l’objet sur le plateau, pour créer d’autres corps, les cacher, les diminuer, les amplifier. » La vision de Baltzinger s’est étoffée au fil de ses expériences sur scène et hors scène. Elle prépare sa résidence chorégraphique de fin de création à la Chapelle Sainte-Marie à Annonay en France, où elle finalisera son immense projet titré Vénus Anatomique. « À la fin du 18e siècle, on utilisait ce qu’on appelait des Vénus Anatomiques, des modèles de femmes en céroplastique pour les méthodes de dissection. Des mannequins féminins portant des colliers de perles, maquillés, apprêtés, coiffés, alors que les mannequins homme étaient complètement standardisés. Nous souhaitons chorégraphier une étude de nos corps de femmes, de ses fonctions, du regard qui est posé dessus, de ses carcans et de ses mises en scène, face à un monde d’injonctions ». Et bien que cela fait une bonne cinquantaine d’années que ces thématiques sont abordées dans l’art, Baltzinger estime qu’il y a matière à remettre ces débats sur la table, aujourd’hui encore : « Cette pièce va se décliner en plusieurs approches, celle de l’intime, celle de la représentation du corps féminin, et enfin celle du corps féminin comme objet de commentaire ». Vénus Anatomique s’installe dans le prisme d’une pièce féministe sans forcément revendiquer ce positionnement, « le geste est forcément féministe, mais c’est une pièce qui parle du féminin et du rapport au féminin, pas de féminisme. Je suis assez exigeante là-dessus ». Avec verve, Sarah Baltzinger reste une artiste incisive, frontale et insoumise, s’attaquant aux enjeux politiques et de pouvoir dans notre société. « Je pense ces débats à mon niveau de femme, de personne et d’artiste, par rapport aussi aux femmes qui m’entourent, celles que j’aime et ça ouvre à des spectacles qui me touchent forcément personnellement. Dans Vénus Anatomique je parle du corps de la femme et de sa représentation. Dans Porcelaine j’aimerais aborder l’appropriation d’un corps qu’on sexualise, qu’on s’approprie par la violence… C’est une approche plus intime, plus personnelle ». Tout est lié dans son travail ; sa personne à ses œuvres, ses œuvres entres elles, les interprètes, les outils, et aussi et surtout, le monde. « Je livre un peu un témoignage autour d’ambivalences et de trajectoires tumultueuses, sinueuses et articulaires ». Des éléments qui façonnent nos identités et qui permettent d’ouvrir le débat et d’aller plus loin. « J’ai le désir de parler au-delà, de comprendre comment on se construit autour des injonctions et des blessures ». Cette incisive, Baltzinger se permet dorénavant de la porter grâce aux personnes qui l’accompagnent dans son travail, lui donnant la force de s’accepter et de l’ouvrir. « J’ai 32 ans, j’ai moins peur de ce que je suis, une personne de désordre et d’émotion. C’est quelque chose que je trouve très poétique et que j’ai envie d’assumer. Ce qui me touche particulièrement c’est l’humain, une matière fascinante pour permettre la création ».

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Quelques nouvelles du Far Est Loïc Millot

Entre un programme spécial autour de l’Ukraine, un focus sur les films tchèques, un concert de Goran Bregović et le film Luxembourg, Luxembourg en ouverture, le quinzième CinEast a de belles promesses à tenir

Le Pacte

D’autres films au sein de la compétition officielle se sont au contraire tenus à distance du tropisme du réalisme. C’est le cas notamment du singulier Other People (2021) d’Aleksandra Terpińska, qui multiplie les effets stylistiques tapageurs, quitte à se complaire dans le trash et le bullshit à tout prix. Dans l’univers gris de la Pologne d’aujourd’hui et d’une jeunesse en perdition incarnée par l’antihéros Kamil (Jacek Beler), visage buriné par les abus de toutes sortes, il n’y plus de place pour les sentiments. L’empathie est passée de mode. Tout est sujet à humiliation (obésité, homosexualité, petits boulots), tout est prétexte à l’autodestruction (cocaïne, alcool). La proximité de ce style avec l’univers du clip se mesure à ses répliques rappées, tant par le personnage principal que par un narrateur fantôme (Sebastian Fabijanski) commentant les faits de ce dernier. Difficile cependant d’aimer un film dont les personnages sont continuellement haineux ou cyniques, quand bien même la lutte des classes et des sexes qui s’y joue en constitue le prétexte de base –

R.M.N. de Cristian Mungiu est très attendu

CinEast, festival unique en son genre car entièrement dédié aux cinématographies des pays d’Europe centrale et orientale annonce sa quinzième édition avec un riche programme pour les amateurs de récits imagés et de convivialité toute balkanique. Au menu : une sélection de films ukrainiens, un focus sur l’étonnante production tchèque, des dégustations de mets délicieux et des concerts pleins de fougue comme celui de Goran Bregović prévu le 17 octobre à la Rockhal. Sans oublier les sept films en compétition officielle que devra visionner le jury international, présidé cette année par la réalisatrice macédonienne Teonora Strugar Mitevska. Passage en revue de quelques uns des films remarquables qui y seront dévoilés. Légitime favori de cette compétition officielle, le lauréat de la Palme d’or en 2007 pour 4 mois, 3 semaines, 2 jours revient avec un opus aussi dense que saisissant. Commençons par son titre énigmatique : R.M.N (2022). Soit les trois initiales d’un sigle résumant le programme politique de Cristian Mungiu, cinéaste roumain qui s’affirme ici en véritable radiologue de son pays. Rezonanta Magnetica Nucleara (RMN) est en effet l’équivalent de l’abréviation française IRM (Imagerie par Résonance Magnétique). Outre que l’invention du cinématographe est strictement contemporaine à celle des rayons X, le titre nous rappelle que la caméra a le pouvoir de rendre visible ce qui ne l’est pas à première vue, de faire entendre les sentiments qui affleurent sous les silences et les non-dits. De la Transylvanie, où se tient l’intrigue chorale de R.M.N., on connaît surtout le mythe de Frankenstein. Mais plutôt que la science-fiction, Mungiu est arc-bouté sur un cinéma de la réalité, ancré dans son époque et se confrontant à ses problématiques contemporaines les plus sombres – le populisme, la xénophobie, comme les effets dévastateurs de la mondialisation... Et si le cinéaste dresse au début quelques clichés en présentant à la veille de Noël de sublimes paysages enneigés, ce n’est que pour en révéler l’envers de ce lieu sauvage. Car derrière la beauté des forêts, les différentes cultures qui peuplent

Le film de Mungiu est un brûlot qui cristallise toutes les dérives à l’œuvre en Europe

entre Kamil le gigolo-toxico et Iwona (Sonia Bohosiewicz), femme esseulée qui s’ennuie ferme dans sa vaste demeure. Soit tout l’inverse de Moja Vesna, fable familiale délicate et un poil apprêtée de la réalisatrice Sarah Kern, où la naissance d’un enfant permet à une famille en décomposition de se reformer. Ou encore de 107 Mothers, film lisse et bien sage de Peter Kerekes qui nous introduit dans une prison pour femmes d’Odessa et questionne le devenir de leurs enfants livrés à eux-mêmes. Quant aux trois derniers films de cette compétition (How is Katia ?, de Christina Tynkevych ; Gentle de László Csuja & Anna Eszter Nemes ; Occupation de Michal Nohejl), au spectateur de les découvrir cette semaine en se rendant directement au festival.

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CinEast, Festival du Film d’Europe centrale et orientale, du 6 au 23 octobre. cineast.lu

cette région sylvestre (Hongrois, Roumains et Allemands notamment) peinent à cohabiter ensemble. Pour ne rien dire des Gitans, qui y ont à peine le droit de cité. Partagé entre sa passion pour Csilla (Judith State) et ses obligations familiales vis-à-vis d’Ana (Macrina Bârlădeanu), la mère de son fils, Matthias (Marin Grigore), le protagoniste errant et taiseux de R.M.N., est un spécimen brut du coin. Même si, en tant que Gitan susceptible d’être exposé à toutes sortes de discriminations, il est voué à demeurer un être solitaire. Ce qui en fait au fil des ans un animal bourru, proche en cela de l’animal emblématique de la région : l’ours, figure dont les habitants se masquent le visage à chaque nouvel an. Élevé à la dure, Matthias sait qu’il ne peut compter que sur luimême, et c’est ainsi qu’il espère élever son fils malgré l’avis contraire d’Ana, qui veille sur le gamin avec beaucoup de douceur. L’imagerie médicale dont s’inspire le titre tisse autour de Matthias une curieuse toile familiale. C’est tout d’abord suite à un IRM que Matthias découvre chez son père une grave lésion au cerveau, une image que celui-ci scrute obsessionnellement sur son smartphone du bout des doigts. La source du mal est profonde mais elle reste cachée, imperceptible à l’œil. N’en reste que les symptômes se manifestant à la surface. De génération en génération, la question du voir (et de son régime de créance) se pose à nouveaux frais : on ne sait par exemple ce que le fils de Matthias a vraiment aperçu dans la forêt et qui l’effraie tant : un homme dangereux ?, un cadavre ?. L’énigme est ouverte. Le jeu des apparences et de ce qui s’y dissimule s’étend à l’ensemble du film, depuis le silence équivoque de Matthias aux réelles motivations qui animent les revendications des paysans contre l’arrivée de deux employés sri-lankais au sein de l’usine à pain installée dans la région. Est-ce une haine de l’étranger, un énième repli identitaire en réaction à la perte de repères infligé par la mondialisation ? Est-ce plus largement une remise en cause des principes régissant l’ordre néolibéral ? Ou est-ce simplement un ras-le-bol populiste à l’égard des élites, un désir de revanche contre celles et ceux qui ne partagent pas le même (mauvais) sort qu’eux ? De pareils questions et doutes ont émergé en France au sujet du mouvement spontané des Gilets jaunes. Et c’est à ce niveau d’universalité que s’élève en fin de compte R.M.N., dès lors que celui-ci s’attaque au mode de production qui régit le monde et les trajectoires humaines. À l’instar de Bad Luck Banging or Loony Porn (2021) de Jadu Jude, une inquiétante séquence de parodie démocratique représente à la fois le point culminant et le point critique du film de Mungiu. On y reconnaît une tendance assez générale à vouloir s’exprimer sans en passer par les structures traditionnelles de la société. Avec, pour corollaire, des revendications qui peuvent à tout moment basculer dans la violence aveugle d’un lynchage raciste... Le film de Mungiu est un brûlot qui cristallise toutes les dérives à l’œuvre en Europe. À l’Est comme à l’Ouest.

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30.09.2022

BINGE WATCHING

Rangfolgen Marc Trappendreher

HBO

reitern, auf der Höhe ihrer Macht. Ein Erbfolgekrieg droht auszubrechen, als der König Viserys (Paddy Considine), vormals ohne männliche Nachkommen, seine Tochter, die Prinzessin Rhaenyra (Emma D‘Arcy), als Erbin des eisernen Throns bestimmt. Seine zweite Ehefrau und Freundin der Prinzessin, Alicent Hightower (Olivia Cooke) schenkt Viserys indes den gewünschten männlichen Nachfahren. Dann gibt es da noch den schurkischen Bruder des Königs, Damon Targaryen (Matt Smith), dessen Ehrgeiz und Machtgelüste eine Bedrohung für die Stabilität und den Wohlstand des Reiches darstellen. Mit House of the Dragon ist nun die Prequelserie zu Game of Thrones auf HBO und Sky gestartet

Es liegt womöglich am Wesen eines popkulturellen Phänomens, dass ein Teil seines Erfolgs unerklärlich bleiben muss. Als 2011 mit Game of Thrones eine über rund acht Jahre andauernde Fantasyserie auf HBO anlief, hätte niemand den globalen Zuspruch und den ikonografischen Wert, den sie bis heute genießt, vorhersagen können. Wie eine so komplexe Fantasiewelt mit derart vielen Charakteren und imaginären Orten bei einem so breiten Publikum, auch weit außerhalb der Zirkel eingefleischter Fans, auf Zuspruch stieß, ist vielleicht nicht abschließend

Administration communale de Heffingen

Avis de marché Procédure : ouverte Type de marché : Travaux

zu beantworten. Unschwer ließ sich aber absehen, dass aus dem Erfolg von Game of Thrones mit einer weiteren Serienreihe aus der berühmten Fantasywelt des Romanautors George R.R. Martin Kapital geschlagen werden sollte: Mit House of the Dragon ist nun die Prequelserie zu Game of Thrones auf HBO und Sky gestartet. Da wie hier steht das politische Ränkeschmieden auf dem Programm: Rund zweihundert Jahre vor den Ereignissen aus Game of Thrones, ist die Herrscherdynastie des Hauses Targaryen, den furchteinflößenden und erhabenen Drachen-

Ministère de la Mobilité et des Travaux publics Administration des Bâtiments publics

Avis de marché

Ouverture le 27.10.2022 à 10.00 heures

Procédure : européenne ouverte Type de marché : Services

Lieu d’ouverture : Administration Communale de Heffingen.

Modalités d’ouverture des offres : Date : 08.11.2022 Heure : 10.00 heures

Intitulé : Travaux d’entreprise générale.

Lieu : Les offres sont obligatoirement et exclusivement à remettre via le portail des marchés publics avant la date et l’heure fixées pour l’ouverture.

Description : – Transformation de la maison « Schuler » en logements abordables et épicerie. Conditions de participation : Conditions minima de participation à la soumission : Chiffre d’affaires annuel minium pour le dernier exercice légalement disponible: 10 000 000,00 euros. Modalités visite des lieux/réunion d’information : La visite des lieux est obligatoire et aura lieu au courant de la semaine du 10 au 14 octobre 2022 sur rendez-vous à prendre jusqu’au 7 octobre 2022 au plus tard Conditions d’obtention du dossier de soumission : Électronique Réception des offres : Électronique Date de publication de l’avis 2201812 sur www.marches-publics.lu : 23.09.2022

Section II : Objet du marché

Basierend auf der Buchreihe Fire and Blood von George R.R. Martin, lässt sich dessen Vorliebe für die sogenannten ‚grauen Charaktere‘ unschwer ablesen. Immer wieder hat der amerikanische Autor in Anlehnung an William Faulkner angegeben, das Einzige worauf sein Schreiben im Kern abzuzielen habe, sei „das menschliche Herz im Konflikt mit sich selbst.“ Alles in House of the Dragon ist diesem Anspruch verpflichtet. Da gibt es den König Viserys, von Paddy Considine meisterhaft verkörpert: Ernst, Trauer aber auch eine gewisse Größe kennzeichnen seine Haltung. Er kämpft an gegen ein Problem, das da so unumstößlich steht, wie die Gesetze, die seine Herrschaft garantieren. Es sind denn auch nicht so sehr die machthungrigen und intrigierenden Eiferer wie der Berater des Königs, Otto Hightower (Rhys Ifans), der sein Geschlecht eines Tages auf dem Thron sehen will, nicht einmal ist es

sont indiquées dans les documents de soumissions. Réception des offres : Les offres sont à remettre via le portail des marchés publics (www.pmp.lu). Date d’envoi de l’avis au Journal officiel de l’U.E. : 26.09.2022 La version intégrale de l’avis n° 2201978 peut être consultée sur www.marches-publics.lu

Ministère de la Mobilité et des Travaux publics Administration des Bâtiments publics

Intitulé attribué au marché : Mission de contrôle technique à exécuter dans l’intérêt de la construction du nouveau Lycée technique à Bonnevoie.

Avis de marché

Description succincte du marché : – Surface brute : 54 000m2 ; – Volume brut : 275 000m3 ; – 2 150 élèves. La durée des services est de 2 000 jours ouvrables, à débuter mi 2023.

Modalités d’ouverture des offres : Date : 09.11.2022 Heure : 10.00 heures

Section IV : Procédure Conditions d’obtention du cahier des charges : Les documents de soumission peuvent être retirés via le portail des marchés publics (www.pmp.lu). La remise électronique est obligatoire. Section VI : Renseignements complémentaires Autres informations : Conditions de participation : Toutes les conditions de participation

Procédure : européenne ouverte Type de marché : Travaux

Lieu : Les offres sont obligatoirement et exclusivement à remettre via le portail des marchés publics avant la date et l’heure fixées pour l’ouverture.

Gegen die Vorverurteilungen der Gesellschaft muss diese Rhaenyra ankämpfen, eine Heldin hin- und hergerissen zwischen inneren und äußeren Zwängen

– Coffrage voiles 1 000 m2 ; – Coffrage dalles 500 m2. La durée des travaux est de 300 jours ouvrables, à débuter mars 2023. Les travaux sont adjugés à prix unitaires. Section IV : Procédure Conditions d’obtention du cahier des charges : Les documents de soumission peuvent être retirés via le portail des marchés publics (www.pmp.lu). La remise électronique est obligatoire. Section VI : Renseignements complémentaires Autres informations : Conditions de participation : Toutes les conditions de participation sont indiquées dans les documents de soumissions. Réception des offres : Les offres sont à remettre via le portail des marchés publics (www.pmp.lu). Date d’envoi de l’avis au Journal officiel de l’U.E. : 26.09.2022 La version intégrale de l’avis n° 2201964 peut être consultée sur www.marches-publics.lu

Section II : Objet du marché Intitulé attribué au marché : Travaux de gros-œuvre et d’aménagements extérieurs dans l’intérêt du Centre d’accueil Burfelt - sites Neihaff et Burfelt. Description succincte du marché : – Terrassement 4 000 m3 ; – Soubassement 10 000 to ; – Bétons 900 m3 ;

Ministère de la Mobilité et des Travaux publics Administration des Bâtiments publics

der blutrünstige Damon Targaryen, den Matt Smith mit Gusto spielt. Nein, der eigentliche Störfaktor, ja das initiale Konfliktmoment der Handlung ist ein gänzlich unsichtbares: Es ist die den mittelalterlichen Herrschaftsstrukturen nachempfundene, patriarchale Weltordnung, die die Frau zu einem Wesen niedrigeren Ranges deklassiert. Gegen die Vorverurteilungen der Gesellschaft muss diese Rhaenyra ankämpfen, eine Heldin hin- und hergerissen zwischen inneren und äußeren Zwängen, zu der auch ein unklares Verhältnis zu ihrer Familie gehört. Auffallend ist auch, wie sehr die Serie sich von der übersexualisierten Darstellung der Drachenprinzessin als Objekt überwiegend männlicher Schaulust, die noch in Game of Thrones zu beobachten war, distanziert. Eher scheint House of the Dragon die Frauenfiguren zu einem Bild der würdevollen Ehrendamen hochzustilisieren und eine Darstellung der Frau als einen ebenso niederträchtigen Gegenpart des Mannes auszusparen. Dies verwundert insofern, als das hinterlistige Intrigieren und Lavieren ein entscheidender Impetus zur Selbstbestimmung und Einflussnahme in dieser Fantasywelt zu sein scheint. House of the Dragon zeugt von einem größeren Respekt der beiden Projektleiter Ryan J. Condal und Miguel Sapochnik vor der ersten Autorschaft, dem Schöpfer George R.R. Martin, als Game of Thrones – eine Serie, die gegen Ende ihrer Laufzeit das minderwertige Schreibtalent der Showrunner ausstellte, denen zufolge Lärm Logik jederzeit ersetzen konnte.

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Date : 10.11.2022 Heure : 10.00 heures

Les offres sont à remettre via le portail des marchés publics (www.pmp.lu).

Lieu : Les offres sont obligatoirement et exclusivement à remettre via le portail des marchés publics avant la date et l’heure fixées pour l’ouverture.

Date d’envoi de l’avis au Journal officiel de l’U.E. : 26.09.2022

Section II : Objet du marché Intitulé attribué au marché : Travaux de démolition à exécuter dans l’intérêt de la police et du bâtiment administratif à Wiltz - nouvelle construction.

Description succincte du marché : – Démolition des bâtisses existantes (ancien bâtiment de la Police + garages) sur la parcelle 6/5216. Font aussi partie de la présente mission, le débroussaillage de la parcelle concernée ainsi que la démolition des murs, des sentiers et des surfaces en asphalte et pavés sur la parcelle. La durée des travaux est de 20 jours ouvrables, à débuter début 2023. Les travaux sont adjugés à prix unitaires. Section IV : Procédure Conditions d’obtention du cahier des charges : Les documents de soumission peuvent être retirés via le portail des marchés publics (www.pmp.lu). La remise électronique est obligatoire. Section VI : Renseignements complémentaires

Procédure : européenne ouverte Type de marché : Travaux

Autres informations : Conditions de participation : Toutes les conditions de participation sont indiquées dans les documents de soumissions.

Modalités d’ouverture des offres :

Réception des offres :

Avis de marché

La version intégrale de l’avis n° 2201966 peut être consultée sur www.marches-publics.lu

Fondé en 1954 par Carlo Hemmer, édité par Leo Kinsch de 1958 à 1983. Hebdomadaire politique, économique et culturel indépendant paraissant le vendredi. Publié par les Éditions d’Letzeburger Land s.à r.l., R.C. B 19029,N° TVA LU 12 12 40 22. La reproduction des articles et illustrations est interdite sans l’accord écrit de l’éditeur. Gérant Stephan Kinsch (48 57 57-1; land@land.lu), Rédacteur en chef Peter Feist (48 57 57-24; pfeist@land.lu), Rédaction France Clarinval (48 57 57-26; fclarinval@land.lu), Luc Laboulle (48 57 57-28; llaboulle@land.lu), Stéphanie Majerus (48 57 57 35; smajerus@land.lu), Sarah Pepin (48 57 57 36; spepin@land.lu), Pierre Sorlut (48 57 57-20; psorlut@ land.lu), Bernard Thomas (48 57 57-30; bthomas@land.lu), Mise-en-page Pierre Greiveldinger (48 57 57-34; pgreiveldinger@land.lu), Photos Sven Becker (48 57 57-36; sbecker@land.lu), Administration et publicité Zoubida Belgacem (48 57 57-32; zbelgacem@ land.lu) Édition et rédaction 59, rue Glesener L-1631 Luxembourg Courrier Boîte postale 2083, L-1020 Luxembourg Téléphone 48 57 57-1 Fax 49 63 09 E-mail land@land.lu Internet www.land.lu Twitter @Letzland Facebook d’Lëtzebuerger Land Instagram letzebuerger_land Impression offset Mediahuis Luxembourg S.A. Prix par numéro 5,00 € Abonnement annuel 180,00 € Abonnement étudiant/e 95,00 € Comptes en banque CCPLLULL : IBAN LU59 1111 0000 5656 0000, www.land.lu BILLLULL : IBAN LU29 0027 1003 6990 0000, BGLLLULL : IBAN LU32 0030 0431 7039 0000, BCEELULL : IBAN LU30 0019 1000 2939 1000, CELLLULL : IBAN LU71 0141 7162 5000 0000, BLUXLULL : IBAN LU59 0080 0484 9600 1003


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Land 30.09.2022

K U LT U R

Sébastien Grébille

La Résurrection de Rattle José Voss

Le London Symphony Orchestra à l’assaut de l’Himalaya mahlérien La Philharmonie cultive, depuis ses origines, une belle complicité avec les meilleures phalanges de la planète. Le 20 septembre, c’était au tour du London Symphony Orchestra, conduit par le gentleman britannique Sir Simon Rattle, d’investir le grand auditorium, avec rien de moins que l’extraordinaire Symphonie n° 2 de Mahler. La rencontre entre un grand chef et un grand orchestre, qui peut se prévaloir d’une longue tradition, ne pouvait pas manquer de produire des étincelles. Et de fait, ces étincelles se transformèrent en un véritable brasier. Force est de constater que Rattle nous revient aujourd’hui avec une Résurrection inspirée, laquelle confirme la nouvelle dimension d’interprète mahlérien qui est devenue la sienne depuis qu’il a quitté son poste au Philharmonique de Berlin. Le temps et l’âge semblent avoir estompé ces angles tranchants, cette urgence fébrile qui estampillaient ses interprétations précédentes. Non qu’il se soit assagi ou ait affadi son propos. Sa lecture est toujours aussi empreinte d’un

La lecture de Rattle est toujours empreinte d’un sens tragique aigu, mais il est moins péremptoire, interrogeant plus qu’il n’assène

sens tragique aigu, mais il est moins péremptoire, interrogeant plus qu’il n’assène, affichant une inquiétude omniprésente, même dans les épisodes élégiaques, sans pour autant renoncer à jouer sur l’ampleur et le souffle épique d’un orchestre titanesque. À l’époque où Bruckner édifiait des cathédrales sonores à la gloire du Très-Haut, Mahler récapitule toute la musique austro-allemande dans un paquet ficelé non par un joli ruban, mais, comme disait Leonard Bernstein, « par un nœud affreux fait de ses nerfs et de ses tendons ». De ce nœud, l’hallucinante Symphonie n° 2 est l’illustration poignante. Géniale cacophonie, choc des contraires, résolutions des tensions dans une dialectique où le pathos copine avec le grotesque, le naïf avec le séraphique, le sublime avec le trivial, elle est comme le parangon de l’intelligence que le dernier des compositeurs romantiques avait de son art. La Résurrection ou le voyage au centre de Mahler. Dès la Marche funèbre initiale, dont la hauteur pathétique rappelle la fierté beethovénienne, la souveraine baguette du maestro révèle une puissance et une grandeur altières, dignes d’une tragédie classique. Oscillant constamment entre pudeur et fureur, dans cette partition toute de contrastes, il convie tantôt à un spectacle onirique, comme dans le souriant Ländler viennois qu’est l’Andante moderato, tantôt, comme dans l’Allegro maestoso, à un maelström, où il brandit une baguette fougueuse et orageuse.

Sir Simon Rattle, plein d’émotion et d’inspiration

Splendide orchestre, indeed ! Et splendide musicalité, grâce à laquelle la fresque de l’Armageddon devient une cérémonie grandiose, gage de renaissance à la vie ! Le souffle ardent d’un leader visionnaire, comme l’est un Rattle aussi exalté qu’exaltant, déferle à chaque instant sur cette exécution, et l’on ne s’étonne pas, dès lors, que le thaumaturge d’OutreManche en arrive… à réveiller les morts dans le chthonien Finale.

L’asphyxiante débauche d’énergie dans les crescendos et fortissimos apocalyptiques, le raffinement extrême de la mise en œuvre, le crédit accordé à la moindre nuance, la générosité du phrasé : bref, tout y est admirable, tout subjugue dans la conception « rattleénienne » de cette symphonie hors norme.

Enfin, côté vocal, on ne manque pas d’être impressionné à la fois par la qualité insigne du chœur du LSO, un chœur qui fait montre d’une exceptionnelle finesse sur l’entrée pianissimo « Ressusciter ! Oui, tu ressusciteras… », tout comme il fait preuve d’une résistance et d’une endurance sans faille dans la colossale péroraison finale, ainsi que par l’excellence des deux protagonistes féminines que sont la soprano Siobhan Stagg et la mezzo Dame Sarah Connolly.

Et que dire de l’Urlicht, sommet émotionnel de la symphonie, ultime aveu de la créature en forme de Lied nocturne, solennel mais simple ? Un chant on ne peut plus bouleversant, presque « trop beau pour être vrai », qui préfigure la théurgie ineffable du Jugement Dernier, avec l’ascension de l’âme vers le Ciel jusqu’à l’apothéose jubilatoire de l’inoubliable accord conclusif en ré (comme « Résurrection ») ?

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EN MARGE DU FESTIVAL D‘É TÉ

Salzbourg, côté arts plastiques Lucien Kayser

Longtemps cantonnée à la musique, la ville autrichienne avec ses musées, galeries, foires, ratisse large aujourd’hui sur l’autre terrain En haut du Mönchsberg, une partie (ancienne) en renvoie à un conte de fée, avec ses murs, ses créneaux, sa tour. À côté, on est plus dans l’architecture de musée, un bâtiment plus ou moins plat qui ne révèle pas son organisation en étages, mais l’art y est déjà pour l’œil qui regarde d’en bas, avec la façade due à Lawrence Weiner. Passons sur le plus beau panorama à partir de la terrasse. Le Museum der Moderne a été inauguré en 2004, on peut situer aux

années du passage d’un siècle à l’autre le changement profond dans la composante culturelle de la ville, les arts plastiques rivalisant enfin avec la musique bien établie par le festival. Rien n’en dit mieux la fulgurance que la galerie de Thaddeus Ropac, que de fois nous étions montés au premier étage, Kaigasse, le programme était déjà excellent, l’espace très réduit. Jusqu’au

déménagement, le second d’ailleurs, au Mirabellplatz, et cet élan allait très vite se sentir à l’étroit en Autriche, la galerie s’est établie à Paris, dans le Marais et à Pantin, a franchi la Manche pour Londres, les mers pour Séoul. Des adresses qui comptent sur le marché de l’art. Et au moment du festival, l’exposition à la villa Karst n’en a fait que confirmer l’excellence, avec Sean Scully et The Shadow of Figuration, puisque l’artiste refuse d’être qualifié trop sévèrement d’abstrait. En effet, on est devant ses peintures comme devant des murailles construites de blocs de peinture, de couleur, des fois la seule extension horizontale en fait des paysages, des étendues d’eau et de ciel. Cependant, ce dont il s’agit en premier, c’est les coups de pinceau ou de brosse, rien de plus vivant que ces surfaces qui vibrent, que ces grillages où elles sont loin d’être prises ou enfermées. Du classique moderne (ou inversement), au Mönchsberg également, avec les vidéos de Bill Viola, et les salles assez nombreuses, amples, permettent un bel étalage d’œuvres (jusqu’au 30 octobre prochain). Que l’artiste américain fasse s’agglutiner les protagonistes, en protection contre l’assaut des flots, ou traverser par exemple une forêt dans une sorte de procession, il est toujours de la célébration chez Bill Viola. Un air de solennité, cela sied, on le sait, à Tristan und Isolde, spectacle qu’il a assuré en automne 2018 à la Bastille avec Peter Sellars, et qui sera repris en janvier et février.

Fotohof

Autoportrait de Elfie Semotan (1978)

Je n’invite pas à un tour entier des musées, galeries et foires, le festival attire les professionnels et la clientèle. Un peu moins sans doute du côté du Künstlerhaus, siège du Kunstverein, plus porté par définition au contemporain. Cet été, et pour une semaine encore, au tour de la Française (il est vrai établie à New York) Camille Henrot, avec des peintures et des sculptures dans une belle installation intitulée Mother Tongue. Un art de hardiesse parfaitement maîtrisée, axé sur le sujet de la maternité même, et au-delà comme le veut le mot,

en français comme en anglais, élargi à la langue, après les premiers contacts corporels, au langage comme outil de communication. Dans un entretien, reproduit en allemand, l’artiste parle elle-même d’« Ambivalenz der Gefühle » que ses peintures appellent, « sowohl der Entfremdung als auch der Freiheit ». Leur qualité est justement dans pareille tension, dans une dialectique non résolue. Cet été eut son charme particulier pour l’amateur depuis longtemps de l’art autrichien, un relent, un soupçon de nostalgie. Wilhelm Scherübl d’abord, dans la cour intérieure de la Neue Residenz : il y avait mis naguère un champ de 365 tournesols, dans des pots, les laissant se développer entre mai et octobre 2014 ; aujourd’hui, le tournesol est toujours présent, plus parcimonieux, joint à Oikos, bâtiment allongé en bois, il est d’origine grecque, incluant les habitants, le dira-t-on quand même proche dans l’idéal du lumbung indonésien. La photographe Elfie Semotan ensuite, au Fotohof, avec All Personal, un choix très captivant puisée dans ses archives, avec les hommes qu’elle a connus dans sa vie de femme, comme les peintres Kocherscheidt et Kippenberger, avec son refuge à Jennersdorf, tout près de l’enceinte quasi sacrée de Walter Pichler. Die Damen, enfin, un groupe de quatre artistes féministes (l’une d’elles, à sa mort, remplacée par Lawrence Weiner). Ah, leurs activités dans les années 1980-90, on n’en a jamais retrouvé l’humour, l’ironie, on ne peut plus décapants, irrésistibles. Un souvenir remonte, ranimé à chaque séjour à Venise : ce fut en 1993, leur nom marqué à la craie sur la place Saint-Marc ; elles y mirent des graines pour oiseaux, que l’on vit bien sûr se précipiter dans un vol tumultueux. En même temps, elles en distribuèrent des sachets, avec d’un côté une tête de mort, de l’autre un pigeon symbole de paix – « eine Botschaft zwischen Gut und Böse ».

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Land 30.09.2022 ­

Tout est noir… sous l’océan Mylène Carrière

Depuis la sortie de la bande annonce, la toile s’est littéralement affolée. Si certains ont partagé les réactions émouvantes des petites filles afro-américaines face à une princesse arborant la même couleur de peau et la même coiffure qu’elles, leur donnant enfin la possibilité de s’identifier

à une princesse (l’obsolescence du modèle de la princesse en général est un autre débat), le déferlement de commentaires sur tous les réseaux sociaux possibles questionne et dénonce la décision de Disney d’avoir « trahi » l’œuvre originale en choisissant une sirène à la peau foncée, aux yeux marrons et arborant des tresses. Ce débat est absolument passionnant à observer et il apporte parfois de véritables réflexions sur des questions aussi pointilleuses que l’appropriation culturelle, la vérité historique, voire la définition du conte et de sa place dans la société, mais aussi la chute des mythes et des représentations. Après un tour non exhaustif des principaux arguments présentés sur la toile, ceux qui reviennent le plus souvent sont : le non-respect de l’œuvre originale, la réappropriation culturelle, le non-respect des personnes rousses comme minorité. La comparaison avec le très beau Kirikou est souvent évoquée, avec la grande interrogation : imaginez si Kirikou était blanc ? Alors disons que, pour ce qui est de Kirikou, le plus important c’est qu’il ne soit pas grand, sinon le récit ne fonctionnerait plus du tout. C’est fascinant de voir à quel point cette bande annonce a révélé une horde de spécialistes de l’œuvre d’Andersen et de la question de l’appropriation culturelle, le plus souvent outre-Atlantique. Remettons un peu les pendules à l’heure… Tout d’abord, la plupart des arguments se basent sur la première version de Disney, sortie en 1989 qui était, selon les studios, un film « inspiré » du

Les premières images d’Halle Bailey en Petite sirène

Disney

Depuis deux semaines, un féroce débat se tient sur toute la toile à travers le monde mais aussi au cœur des foyers et des discussions entre amis. Il n’y est question ni de guerre, ni de crise énergétique, ni de char à voile, ni de coupe du monde, ni de sobriété, mais de la sortie fracassante de la première bande annonce de la version live de La Petite Sirène de Disney, prévue sur les écrans au printemps 2023. Alors que l’annonce en avait été faite il y a bien longtemps, il semblerait que pour beaucoup la réalité soit bien plus difficile à accepter que le concept. Un peu comme l’idée de baisser le chauffage d’un degré, contre la dure réalité que nous allons tous mourir d’hypothermie. Revenons au véritable débat qui nous anime ici, et qui, malgré son aspect futile, est particulièrement fascinant : Ariel, la petite sirène est… noire ! Incarné par l’actrice et chanteuse Halle Bailey (et non l’oscarisée Halle Berry qui s’amuse beaucoup de la confusion paraît-il), le personnage est, comme celui du dessin animé de 1989, inspiré du conte éponyme écrit par Hans Christian Andersen en 1837. Cette version met en scène une Ariel noire, coiffée de ce qui semble être des dreadlocks roses (la bande annonce ne permet pas de l’assurer cependant).

conte d’Andersen et non « adapté ». L’apparence des personnages, la musique et même plusieurs aspects du récit sont nés dans les studios Disney et non dans l’esprit de l’auteur danois. Spoiler alert : Il n’est écrit nulle part que la petite sirène est rousse, ni même qu’elle s’appelle Ariel. Andersen a seulement indiqué qu’elle a une peau douce et les yeux d’un bleu aussi profond que l’océan et surtout qu’elle est unique parmi toutes les sirènes. En ce qui concerne la proximité avec le récit, Disney a déjà fait un bon lifting à la sauce happy end et mièvrerie. Dans le conte, le prince n’entend jamais la voix de la petite sirène, il ne se bat pas avec la sorcière des mers et la fin est bien plus tragique, ils ne vécurent ni heureux, ni longtemps, ni auront aucun enfant, sans parler de la douleur atroce qu’elle subit lorsque ses jambes poussent. Est-ce qu’il est nécessaire à ce niveau de continuer à discuter du respect de l’œuvre originale ?

Sur le volet de l’appropriation culturelle, on se demandera d’abord si les studios Disney ont respecté la culture et le patrimoine danois dans leur version originale. Ariel, Polochon, Sébastien, Éric ou Ursula ont-ils été nommés selon la culture et les usages danois ? Est-ce qu’il est juste que la chanson Sous l’océan emprunte le rythme et les airs de la musique des Caraïbes. Aux dernières nouvelles la statue de la Petite Sirène à Copenhague est… verte ! Le débat est sans fin concernant l’appropriation culturelle d’un conte mettant en scène des personnages mythologiques. Il est évident que certains personnages de contes sont bien ancrés dans une société, une culture, une période de l’histoire, mais il faut reconnaître que pour d’autres, c’est beaucoup moins le cas, surtout quand il s’agit de personnages issus de la mythologie. Est-ce que le récit et la morale d’Aladin seraient différents si le génie était vert ou

rose au lieu de bleu ? Les sirènes sont présentes dans de nombreuses mythologies et elles étaient plutôt dépeintes comme des personnages atroces, aux visages disgracieux, entraînant, grâce à leurs chants, les marins aux fonds des océans pour y mourir. Et si Andersen a pris cette représentation à contre pieds, c’est qu’il raconte aussi son histoire. Celle d’un être qui se sent illégitime, peutêtre pas très attirant, voulant à tout prix appartenir à un monde qui n’est pas le sien, en proie à un amour impossible avec un garçon, puis avec une fille pour finalement renoncer à toute sexualité. Arrêtons les discussions : Ariel n’est ni rousse, ni noire, elle est un homme blanc, voulant à tout prix appartenir à un autre monde, en lutte avec l’affirmation et l’acceptation de sa propre homosexualité ou bisexualité. Ariel est Hans Christian Andersen, et on attend avec impatience une version qui représente la vérité.

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Stil L’ É V É N E M E N T

Super Maart Ce week-end aux Rotondes on se mettra à chiner sans chigner. Après la première édition de 2021 à succès (photo : Gilles Kayser), le deuxième Super Maart revient dès samedi matin. Derrière « super », les Rotondes et le collectif eschois noc.turn entendent le meilleur du lifestyle urbain ; derrière « maart », la vente de créations

locales. Ce marché offre une atmosphère inédite et s’installe dans deux espaces. La Galerie réunit des entrepreneurs et des créateurs dans le design, la mode, les accessoires et l’alimentation, en provenance du Luxembourg et de la Grande-Région, choisis par les Rotondes. Parmi eux on trouvera Ancestral Cerâmica, Botanika, by Lynne Tyson, Domiis manufacture, Kremart Edition ou MissBak, entre autres. Dans l’espace Nobody’s Flea Market, le collectif artistique noc.turn donne de la visibilité à de jeunes créateurs peu connus. Pour mieux attirer le regard de visiteurs, l’événement s’inspire des marchés aux puces parisiens, remixés avec la culture club underground, dans un décor recherché. Ainsi, Urban Vintage History en collaboration avec Bunker présenteront un concept d’achat, de collection et de vente de vêtements vintage et

proposeront quelques pièces rares. Le dessinateur graphique et digital Pasko fera connaître aux flâneurs du marché les fruits de sa coopération avec le maroquinier Van Weis en plus de ses toiles. La dessinatrice Oriane B., qu’on a remarqué pour ses céramiques peintes, présentera des tables décorées par ses soins. Dans cette partie du marché également Chris L. et Blackout. Deux jours d’expérience shopping, pimentés des DJ sets, défilés et vidéo mapping, pour apprécier pleinement la créativité urbaine et locale. ai

L E

C L I N

Palast zusammenbauen – hierfür hat sich der Luxemburger JeanMarie Bellion einen Bauplan ausgedacht. Sein Modell hat er bei Lego-Ideas zur Abstimmung eingereicht. Über 400 Tage bleiben, um 10.000 Stimmen zu sammeln, damit sein Lego-Set umgesetzt wird. Als Vorlage für sein Modell verwendete Bellion Fotos von der Queen sowie dem Interieur ihres Palastes. Insgesamt 20 Stunden brauchte der Luxemburger, um der Königin ein Lego-Dasein einzuhauchen. „100 Prozent

akkurat“ sei sein Modell nicht, gesteht der Hobby-Bastler, denn in Wirklichkeit befand sich der Bürotisch der Monarchin nicht vor einem Kamin, erläutert er in einem RTL-Beitrag. Der Kamin aber soll eine Schloss-Umgebung vermitteln. Im Legoland kommt die Idee gut an, User hinterlassen Kommentare wie „a beautiful design and a nice tribute“ und „I love it“. Damit die Lego-Queen nicht alleine sein muss, wurden ihre beiden Hunde gleich mitdesignt. Das gefällt uns, wir haben das Projekt mit einer Stimme unterstützt. sm

L A

R E P R I S E

D’ Œ I L

Lego-Ideas Aus 455 Lego-Teilen die Queen an ihrem Schreibtisch im Buckingham

Tempo Lorsque Stéphanie Jauquet, mère des Cocottes, a cessé son activité au restaurant Tempo

au Kirchberg, c’était parce que la Philharmonie allait engager des travaux d’agrandissement du restaurant. Finalement, les transformations vont se faire attendre et sont remises à une date inconnue. En attendant, c’est celui qui assura déjà une partie du catering lors des soirées de concert à la Phil, en l’occurence Jan Schneidewind, qui reprend le flambeau au Tempo. Pour ce chef, c’est un retour sur le devant de la scène qui arrive au bon moment. Il avait repris le restaurant Kava à la gare de Bertrange juste avant le Covid et s’était retrouvé étouffé par des travaux routiers tout autour de son établissement. Nouveau départ donc pour celui qu’un mensuel désignait jadis comme « rockstar culinaire du Luxembourg ». Depuis son arrivée à la rue du curé dans les années 1990, il a certes mis de l’eau dans son vin en remplaçant

le culot gastronomique par la sagesse d’une cuisine régionale revisitée. Nous retrouvons ainsi au Tempo, sous sa signature, la finesse de sa bouchée à la reine (photo : GD), un dos de thon ou un autre poisson du jour aux saveurs de saison, ou encore un filet américain bien relevé. Il ne faudra plus attendre le Maertchen ou la Schueberfouer pour déguster un aiglefin frit, le « Kiermes-Menu » proposant aussi toute l’année la bouchée, l’américain ou le burger « Angus Beef - Luxy Style ». GD


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