UFA-Revue 12/2010

Page 67

FERKELPRODUKTION NUTZTIERE

Höhere Schlachtgewichte Neben den bereits geschilderten Gründen im Zusammenhang mit dem Schweinezyklus wurde der Produktionsanstieg in diesem Jahr durch weitere Faktoren begünstigt. Glücklicherweise war der Konsum von Schweinefleisch sehr hoch. Man kann sich gar nicht vorstellen, wohin sich die Produzentenpreise bewegt hätten, falls die Schweinefleisch-Nachfrage markant zurückgegangen wäre. Die provisorischen Zahlen der Proviande weisen im Vergleich zum Vorjahr ein leicht tieferes Schlachtgewicht aus. Es liegt dennoch wie erstmals 2009 über 87 kg. Im Jahr 1997 betrug das durchschnittliche Schlachtgewicht noch 83.5 kg (1990: 81.5 kg). Ein um 1 kg höheres Schlachtgewicht entspricht in et-

wa einer Mehrproduktion von über 30 000 Schlachtschweinen.

Am härtesten trifft es das erste Glied in der Kette, nämlich den Schweinezüchter. Im Gegensatz zum Mäster kann der Züchter seine Produktion nicht phasenweise aussetzen und den Kostendruck an die nächste vorgelagerte Stufe weitergeben – da es keine gibt. Einziger Helfer in der Not ist die Anpassung des Ferkelangebotes an die momentane Nachfrage. Zuchtfortschritt und kürzere Säugezeit Parallel zum Angebotsüberhang entwickelte sich auch die Mastjager-Produktion. Laut den Daten aus dem Schweineproduktions-Programmm UFA 2000, basierend auf 27 000 ausgewerteten Würfen, ist die Anzahl lebend geborener Ferkel in den letzten zwei Halbjahren kontinuierlich angestiegen. Aktuell werden im ersten Halbjahr 2010 10.39 abgesetzte Ferkel ausgewiesen. Dies ergibt eine Produktionssteigerung gegenüber dem ersten Halbjahr 2009 von nahezu 0.3 abgesetzten Ferkeln pro Wurf. Rechnet man dies auf den Schweizer Muttersauen-

Grafik: Entwicklung des Schlachtschweine-Marktes geschlachtete Schweine, in Mio.

Jahr 2010, wie prognostiziert, ein Jahr mit einem Rekordhoch an Schlachtungen sein, so ist für das Jahr 2011 maximal mit einer Minderproduktion von 1 % zu rechnen. Für 2012 kann davon ausgegangen werden, dass die geschlachteten Schweine weit stärker abnehmen und die Preise sich wieder auf ein erfreulicheres Niveau anheben werden.

2.9 % 2.8 2.7 2.6 2.5 2.4

1997

1999

2001

2003 2005 Jahre

2009

2011

Bestand um, so ergibt sich bei gleicher Sauenzahl ein Mehranfall von über 90 000 abgesetzten Ferkeln allein aus der Produktivitätssteigerung. Zudem geht der Trend in Richtung vier Wochen Säugezeit, was die Anzahl Wurfumtriebe je Sau und Jahr erhöht.

Impfungen Einen weiteren Schub bewirkten die Impfungen gegen Circoviren und Lawsonien. Gegen Ende des Jahres 2009 begannen die Züchter fast flächendeckend mit Impfungen der Saugferkel gegen Circoviren. Man geht davon aus, dass diese Massnahmen die Produktion um weitere 2 % erhöht haben. Die massive Zunahme der Schlachtschweine im Jahr 2010 kann demnach zu einem grossen Teil auf die Professionalisierung der Zuchtbetriebe zurückgeführt werden.

Fazit Zuchtfortschritt und besseres Management bei den Ferkelproduzenten werden die Anzahl verkaufte Mastjager pro Sau und Jahr in der Zukunft weiter in die Höhe treiben. Deshalb führt kein Weg an einer Reduktion des Schweizer Muttersauen-Bestandes vorbei. Eine lineare Reduktion aller Bestände ist sicher nicht die Lösung. Dadurch würde nur die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Mastjager-Produktion geschwächt. Auch in Zukunft werden die Schweineproduzenten in der Schweiz mit zyklischen Schwankungen leben. Auf Perioden mit hohen Preisen folgen solche mit tiefen Preisen. Im Gegensatz zur Bibel, wo nach sieben mageren Jahren wieder sieben fette Jahre folgen, verkürzt sich dieser Zyklus in der Schweinehaltung auf drei bis vier Jahre. 䡵 UFA-REVUE · 12 2010

2007

Ab 2012 werden die Schweine wieder bessere Erträge einbringen

Autor Hans Peter Wolf, Anicom AG, Mitglied der Geschäftsleitung, 9501 Wil. www.anicom.ch

INF BOX INFO

www.ufarevue.ch

12 · 10

67


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.