UFA-Revue 12/2010

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FERKELPRODUKTION NUTZTIERE

Aktualitäten aus dem Schweinemarkt DIE SCHWEINEPREISE liegen dieses Jahr sehr tief. Neben dem bekannten Schweinezyklus gehören der Zuchtfortschritt, neue Ferkelimpfungen, die kürzere Säugezeit sowie höhere Schlachtgewichte zu den Ursachen.

Hans Peter Wolf

Das Angebot an Schlachtschweinen steigt im laufenden Jahr um geschätzte 5 bis 6 %. Dies hat zur Folge, dass im Herbst die Preise für Schlachtschweine auf ein historisches Tief von Fr. 3.30 pro Kilogramm Schlachtgewicht fielen. Dieser massive Zerfall belastet die Rentabilität der Schweinehalter schwer. Zeitverzögert konnten die Mäster den Druck auf die Züchter überwälzen und profitieren nun von tieferen Ferkelpreisen.

Die Preise für Mastjager und Mastschweine sind im Zeitablauf seit jeher erheblichen Schwankungen unterworfen. In noch stärkerem Ausmass betrifft dies den resultierenden Deckungsbeitrag für die einzelnen Akteure. Schon anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts wurde das Phänomen periodischer Schwankungen auf der Angebotsseite als Schweinezyklus beschrieben. Kurz zusammengefasst funktioniert der Zyklus folgendermassen: 1. Bei hohen Marktpreisen kommt es zu verstärkten Investitionen in die Schweinehaltung. Diese wirken sich wegen der langen Aufzuchtzeit (Besamung Muttersau bis Schlachtung) erst verzögert auf das Angebot aus. 2. Es folgt dann ein Überangebot an Schlachtschweinen mit einem entsprechenden Preiszerfall. 3. Infolgedessen wird die Produktion reduziert, was wiederum zeitverzögert zu höheren Schlachtschweine-Preisen führt.

Zeitverzögerungen Durch Zeitverzögerungen im Regelmechanismus zwischen Angebot, Nachfrage und Preis entsteht eine instabile Marktsituation, 66

die das Angebot schwanken lässt. Erst wenn sich die Schweinehalter an den zu erwartenden Preisen im Vermarktungszeitpunkt statt an den aktuellen Schweinepreisen zum Zeitpunkt der Investitionsentscheidung orientieren, kann der Zyklus gestoppt und der Marktpreis stabilisiert werden. Das Phänomen des Schweinezyklus ist nicht nur in der Schweinehaltung feststellbar, sondern tritt beispielsweise auch in einem grossen Ausmass bei der Computerchip-Produktion auf.

Mäster mit doppelter Unsicherheit Momentan liefert der Markt

(zirka 5.6 % der durchschnittlich geschlachteten Schweine) differieren. • Seit 1997 ist die durchschnittliche Produktionsmenge in der Schweiz um 150 000 Schlachtschweine angestiegen (Steigung der roten Linie). Diese Mehrmenge wurde nicht durch einen höheren Pro-Kopf-Konsum aufgefangen, sondern durch die angestiegene Bevölkerung in der Schweiz. • Nach einem Rekordjahr an Schweineschlachtungen verringert sich im darauffolgenden Jahr die produzierte Menge nur minimal, im untersuchten Zeitraum um unter 1%. Sollte nun das

keine positiven Resultate über die Rentabilität einer Investition in die Schweinehaltung. Schweinemäster sind sogar einer doppelten Unsicherheit unterworfen, da die Rentabilität ihrer Betriebe nicht nur vom Schlachtschweine-Preis, sondern auch von den Mastjager-Preisen abhängt. Momentan liegt die Hemmschwelle für Investitionen sehr hoch. Somit werden das Phänomen und die Auswirkungen des Schweinezyklus in der Schweiz auch künftig zu beobachten sein.

Schweinezyklus Schweiz Bei der Betrachtung der geschlachteten Tiere seit 1997 kann der Schweinezyklus für die Schweiz exemplarisch dargestellt werden. Aus der Grafik lassen sich drei Kernaussagen herauskristallisieren: • Mit einer konstanten Regelmässigkeit folgen auf Jahre mit hohen Schweineschlachtungen wieder Perioden mit geringeren Schlachtungen. Generell lässt sich feststellen, dass Maxima und Minima über die letzten 13 Jahre etwa um 150 000 Schlachtschweine 12 2010 · UFA-REVUE


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