INDIEKINO BERLIN Magazin #15, Mai 2015

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B-MOVIE: LUST & SOUND IN WEST-BERLIN Enthusiastisches Szeneportrait D EIN JUNGE NAMENS TITLI New Bollywood D MEIN HERZ TANZT Bittere Utopie D DIE MAISINSEL Mythos vor Flusslandschaft D DAS ­ZIMMERMÄDCHEN LYNN ­Meine wunderbare Obsession D EDEN Älter werden in Popkulturen D APPROPRIATE B ­ EHAVIOUR, EINFACH UNGEZOGEN ­Verstrahlt in Brooklyn D THE FORECASTER Prognose: Wirtschaftskollaps 2015 D MELODYS BABY Mein Kind dein Kind D ZWEITE CHANCE Moralischer Melo-Thriller D VON CALIGARI ZU HITLER Eine Liebeserklärung D AN DEN UFERN DER HEILIGEN FLÜSSE Unter Pilgern D WELCOME TO KARASTAN Beschwerlichkeiten eines Autorenfilmers

MAGAZIN DER UNABHÄNGIGEN BERLINER LICHTSPIELHÄUSER

D 15 D MAI 2015

indiekinoBERL

EIN JUNGE NAMENS TITLI. START AM 28.5.2015


Aleksei Guskov Yuri kolokolnikov lucie Heinze

mÄdchen im eis Пингвин нашего времени Ab 21. mAi im kino

ein Film von steFAn kroHmer / mAedcHenimeis


DIE INDIEKINOS D ACUD KINO D B-WARE!LADENKINO D BALI KINO D BUNDES­PLATZ KINO D EISZEIT KINO D EVA-LICHTSPIELE D FILMKUNST66 D FILMRAUSCHPALAST D FSK-KINO AM ORANIENPLATZ D HACKESCHE HÖFE KINO D IL KINO D SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN D TILSITER ­LICHTSPIELE D UNION FILMTHEATER D XENON KINO D ZUKUNFT D FLK FRIEDRICHSHAGEN D FLK HASENHEIDE D FLK INSEL D FLK POMPEJI D FLK „UMSONST & DRAUSSEN“ IM FILMRAUSCHPALAST

EDITORIAL Die Berliner Kinoszene plant kurzfristig. Meist steht erst zwei Wochen vorher – wenn Tip und Zitty die Daten brauchen – fest, wann genau ein Film in welchem Saal läuft. Manchmal ändert sich auch das noch auf den letzten Drücker, wenn etwa ein Film plötzlich sehr gut läuft, wie zuletzt COBAIN: MONTAGE OF HECK und dann in letzter Minute ins Programm genommen oder in den großen Saal verschoben wird. Deshalb stellen wir die Informationen zu Spielzeiten, Fassungen und Last-Minute-Specials immer topaktuell auf www.indiekino.de zur Verfügung und veröffentlichen im Magazin lediglich, ab wann der Film in welchen Kinos gezeigt werden wird. Manchmal steht sogar der Starttermin noch nicht ganz genau fest, dann heißt es bei uns etwas vage „ab Juni“ oder „ab ca.“ Das liegt oft daran, dass die Einzelhäuser abwarten müssen, bis die große Konkurrenz

die Filme „frei gibt“. Erst spielen die Großen, bis sie keine Lust mehr haben, dann kommen die Indies zum Zug. Wer mehr Umsatz verspricht, bekommt zuerst die Filme, die mehr Umsatz versprechen. Was für die Kinos ein Ärgernis ist, hat für die Cineasten und Cineastinnen der Stadt den Vorteil, dass viele Filme auch noch Wochen nach Start in dem einen oder anderen Kino zu finden sind. So kann man im Mai in Berlin, anders als zum Beispiel in Hamburg, noch den neuen Andreas Dresen ALS WIR TRÄUMTEN sehen, den Golden-Globe-Gewinner LEVIATHAN, den Auslands-Oscar-Gewinner IDA, die letzte fluffige französische Komödie VERSTEHEN SIE DIE BÉLIERS? oder Rosa von Praunheims filmischsten Film seit Jahren, HÄRTE. Und im Sputnik Kino läuft immer noch, seit mittlerweile 29 (!) Monaten, SEARCHING FOR SUGAR MAN. Überhaupt sind ja die Highlights der Filmgeschichte nicht immer auch die aktuellen Filmstarts, wovon die Dokumentarfilme FASSBINDER und VON CALIGARI ZU HITLER über das Filmschaffen der Weimarer Republik, die im Mai starten, eindrucksvoll Zeugnis ablegen. Viel Spaß beim Lesen und viel Spaß im Kino, Eure/Ihre INDIEKINO BERLIN Redaktion

NEU IM KINO

04 MAGAZIN 08 DIESES GEFÜHL VON DER ENERGISCHEN MAUERVERBRENNUNG: INTERVIEW MIT MARK REEDER 12 NEW BOLLYWOOD: EIN JUNGE NAMENS TITLI 14 BITTERE UTOPIE: MEIN HERZ TANZT 22 INDIEKINOS: ZUKUNFT 32 KINDERFILME

30 23 33 32 11 17 18 19 23 22 33 29 20 31

An den Ufern der heiligen Flüsse Appropriate Behaviour, einfach ungezogen Die Augen des Engels Der Babadook B-Movie: Lust & Sound of West-Berlin Dora … oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern Eden Fassbinder The Forecaster The Forest is Like the Mountains Die Gärtnerin von Versailles Das Gelände German Angst Hedi Schneider steckt fest

34 KINOHIGHLIGHTS 40 KINOADRESSEN, IMPRESSUM ABONNEMENT

30 WEITER IM KINO

42 NACHBILD

Das ewige Leben Neuland

30 12 17 20 16 14 21 36 22 27 19 33 27 32 16 18 28

High Performance Ein Junge namens Titli La Buena Vida – Das gute Leben Mädchen im Eis Die Maisinsel Mein Herz tanzt Melodys Baby Die neue Wildnis Papusza – Die Poetin der Roma She’s Lost Control Une jeunesse allemande – Eine deutsche Jugend The Voices Von Caligari zu Hitler Welcome to Karastan Die Widerständigen „also machen wir das weiter …“ Das Zimmermädchen Lynn Zweite Chance

A Girl Walks Home Alone at Night

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INDIEMAGAZIN

Unser Lieblingsnorweger: Kitchen Stories

FILMPROGRAMM ZUM NORWEGISCHEN NATIONALFEIERTAG Am 17. Mai ist norwegischer Nationalfeiertag. Gefeiert wird die Verabschiedung der norwegischen Verfassung, der damals fortschrittlichsten in Europa, im Jahr 1814. Laut Wikipedia wird der Tag mit Bürgerumzügen und Musikkapellen gefeiert, an die Kinder werden Eiskrem und Würstchen verteilt. Das Il Kino begeht den Nationalfeiertag mit einem norwegischen Filmprogramm. Details standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest. www.ilkino.de

FILM FRAKTUS MIT FRICKEL-­ PARTY Unter dem Motto „Snares zulassen – dem Noise Respekt zollen!“ lädt der Hi Hat Fanclub alle interessierten Liebhaber und Liebhaberinnen der analogen Klangerzeugung und solche, die es noch werden wollen, am 23.5. um 20 Uhr in den Filmrauschpalast Moabit ein. Zunächst läuft das Mockumentary FRAKTUS um die fiktive Technoband gleichen Namens, dann folgt ab 22 Uhr ein „Abend voller improvisierter Frickelei und ausgelassener Feierei, bei dem vielleicht auch die ein oder andere spontane Kollaboration entsteht“. Drumherum gibt es Musik aus den Vinylschätzen von ADO, Paavo, Nils Nesselheim und Schlemihl.

WESTERN GLOBAL Das Westerngenre boomt. So kamen bei uns allein 2014 mit THE SALVATION, DAS FINSTERE TAL, MY SWEET PEPPERLAND und THE HOMESMAN ein dänischer, ein österreichischer ein kurdischer und ein feministischer Spätwestern ins Kino. Der Bertz + Fischer Verlag bringt nun ein neues Filmbuch zum Thema heraus. In „Geschichte – Mythos – Identität. Zur globalen Zirkulation des Western-Genres“ beschäftigt sich Thomas Klein mit der Popularität des Genres gerade auch im außeramerikanischen Ausland. Er untersucht zentrale Motive wie den Outlaw und die Landschaft und Standardsituationen wie den Shootout oder die Saloonszene und analysiert, wie diese in nationale Diskurse eingebunden werden. Für Genrefans haben wir zwei Exemplare des Buches da. Bei Interesse schreibt uns einfach eine Mail an info@indiekino.de, Stichwort: Western. Einsendeschluss: 15. Mai. Wir verlosen die Bücher dann unter allen Einsendungen.

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Ab 7. Mai im Kino

Ein Film von Joanna Kos-Krauze und Krzysztof Krauze

www.kairosfilm.de

www.kairosfilm.de

Ein filM von

WÖLFE IN BERLIN

In Berlin-Neukölln entsteht ein neues Kino. Das Wolf Kino an der Weserstraße Ecke Wildenbruchstraße ist derzeit noch ein liebevoll improvisiertes Provisorium mit Beamer, Bierkistensitzen und grob zusammen gezimmertem Barbereich, bietet aber bereits erste Veranstaltungen an: Filmvorführungen, Filmgespräche und Workshops. Perspektivisch soll das Kino zu einem kleinen Zwei-Saal-Komplex mit großer Bar und Platz für Workshops, Ausstellungen und alles Mögliche ausgebaut werden. Soeben hat Gründerin Verena Stackelberg eine ambitionierte Crowdfunding-Kampagne für das Projekt erfolgreich gestemmt. 700 „Wolfgänger“ kamen zusammen und haben für das Kino gespendet. Nun kann gebaut werden. wolfberlin.org

MATTHEW noAH MyAnnA ricHArd

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Ab 21. MAi iM Kino!

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sich 1976 und hatte mit ihren „melodiebetonten Alltagstexten“ schon bald Erfolg. 1979 wagten die Amateure den Umstieg auf eine Profikarriere und machten sich mit Songs wie „Fenster zu“, „Mc Donald“, „Kleine Freundin aus Schönefeld“ und „Als ich fortging“ einen Namen. 1991 trennte sich die Band. 2007 feierte sie ihr Comeback. Das Union Filmtheater zeigt am 10.5. um 17 und um 20 Uhr die Dokumentation KARUSSELL – VIER TAGE AUF HIDDENSEE, die Inselkino-Betreiber Jörg Mehrwald mit Unterstützung der Inselbewohner gedreht und Band Gründer Rüdiger Raschke produziert hat. Die Besucher werden von der Band persönlich musikalisch begrüßt.

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KARUSSELL – VIER TAGE AUF HIDDENSEE Die Leipziger Rockband Karussell gründete


INDIEMAGAZIN

Bonne nuit papa

NIRGENDLAND Der Dokumentarfilm AB NACH DRAUSSEN! Es geht wieder los: bereits Ende April öffnet mit dem Pompeji im Kino Zukunft am Ostkreuz das erste OpenAir-Kino seine Türen für Sommerfrischler. Zur Eröffnung am 30.4. gibt es wie immer zum Film auch eine Party. Die anderen Open-Airs ziehen im Laufe des Mai nach. Das Freiluftkino Insel im Cassiopeia startet am 14.5. um 21.30 Uhr mit COBAIN: MONTAGE OF HECK in die Saison und hat einige Neuheiten zu bieten: einen überdachten Bereich, eine niegelnagelneue Tonanlage zur 4 K Projektion und einen neuen Gastronom, das „Burgeramt“. Ebenfalls am 14.5. aber bereits um 21 Uhr eröffnet das Freilichtkino Friedrichshagen. Hier läuft am Freitag die Komödie STARBUCK und am Sonntag ist Familientag: ab 19 Uhr gibt es Hörspiel und Bühnenprogramm und um 20 Uhr dann HÄNDE WEG VON MISSISSIPPI von Detlef Buck. Das Filmrausch Open-Air „Umsonst & Draußen“ startet am Freitag den 29.5., dem „Tag des Nachbarn“ mit BONNE NUIT PAPA und legt am Samstag mit B-MOVIE: LUST & SOUND IN WEST-BERLIN und begleitender After-Film-Party im Slaughterhouse nach. Das Freiluftkino Hasenheide beginnt den Sommer unter der Woche, am Mittwoch, den 27.5. um 21.20 Uhr. Wie immer werden hier regelmäßig die Lieblingsfilme der Zitty-Redaktion präsentiert. Das aktuelle Freiluftkinoprogramm der Indies gibt es ab Saisonstart unter: www.indiekino.de/openair

NIRGENDLAND (Deutschland 2014, 72 min, OmeU) von Helen Simon behandelt klarsichtig und mutig einen erschütternden Fall familiären Missbrauchs, der sich über drei Generationen erstreckt. In intensiven Gesprächen erzählt Tina Reuter, die Protagonistin des Films und das älteste Opfer, wie sie das Geschehen wie viele Betroffene zunächst verdrängte und lange, zu lange, untätig blieb. Erst als nach der Tochter auch noch die Enkelin bedroht ist, beginnen Mutter und Tochter sich zu wehren. Doch die Justiz lässt sie im Stich. Die Regisseurin Helen Simon und Tina Reuter werden am 3.5. um 15.30 Uhr im filmkunst66 und am 4.5. um 19 Uhr im Sputnik Kino nach der Vorführung des Films zu einem Gespräch zu Gast sein.

Tina Reuter, Helen Simon

MY NAME IS – GERMAN GRAFFITI Einst als Vandalismus von verwahrlosten Teenagern verteufelt ist Graffiti oder “Streetart“ inzwischen hoffähig geworden. Streetart-Künstler zeigen ihre Werke in Galerien und veröffentlichen Bildbände, die Szene ist vielfältig geworden. In seinem Film HELLO MY NAME IS – GERMAN GRAFFITI (Deutschland 2015) stellt Regisseur Stefan Pohl in 15 kurzen Portraits die wichtigsten Künstler und Aspekte der deutschen Graffiti-Szene vor, von Größen wie Loomit, Case, Moses & Taps und den Jukebox Cowboys über die illegalen Train-Graffitis von OTIS oder Germanys Topsprayer bis hin zu den übergroßen Hochhaus-Gemälden von Hendrik Ecb Beikirch. Am 19.6. stellt Pohl seinen Film persönlich beim Open-Air-Screening im Freiluftkino Insel vor. Außerdem ist der Film am 14. und 15.5. im Sputnik Kino am Südstern zu besichtigen. D6

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KRISE

S TA AT E N M A C H E N MILLIARDENSCHULDEN, W E R Z A H LT D A F Ü R ?

E R W E I S S , WA S PA S S I E R T !

SCHULD EN EURO GREX I T

GEHEIMER CODE

WIR ALLE!

STAAT SSCHULD EN O HN E RÜCKZAHLUN G

GESCHENKT WURDE UNS NICHTS Am 7.5. um 18.30 Uhr zeigt das Sputnik Kino ein-

STEHEN WIR VOR DEM NÄCHSTEN CRASH?

M A RT IN A RM S T RON G IS T

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2 0 0 0 / 2 0 07 / 2 0 0 9 / 2 0 1 5 ?

Zum letzten Termin konnte die senegalesische Schriftstellerin Ken Bugul wegen Krankheit nicht kommen. Zum nächsten Screening des Films am 6.5. um 20 Uhr im Hackesche Höfe Kino wird sie nun zu Gast sein: In ihrer Dokumentation KEN BUGUL – NIEMAND WILL SIE (Frankreich/ Schweiz 2014, 62 min, OmU) porträtiert Silvia Voser das bewegte Leben der Mariètou Mbaye Biléoma alias „Ken Bugul“ (die Unerwünschte), einer der wichtigsten westafrikanischen Schriftstellerinnen der letzten Jahrzehnte. 1947 in der Kolonie Senegal geboren, geht sie als erstes Mädchen ihrer Familie zur Schule, dann nach Europa zur Universität. Dort entdeckt sie neue Freiheitsideen, die moderne Kunst, Drogen, Alkohol, erlebt Einsamkeit und Verachtung und lernt Prostitution kennen. 30-jährig kehrt sie als zerstörte Frau in den Senegal zurück. Von Familie und Gesellschaft als Verrückte zurückgewiesen, fängt sie an, ihren ersten Roman „Die Nacht des Baobab“ zu schreiben …

SCHNEEBALLSYSTEM

KEN BUGUL – KEINER WILL SIE

D E R D O K U -T H R I L L E R VO N MARCUS VETTER

FOREC REC AS A S TER W W W. F O R E C A S T E R - F I L M . D E

A B 7. M A I I M K I N O

Der inspirierende Kampf für ein Leben ohne Kohle.

malig den Dokumentarfilm GESCHENKT WURDE UNS NICHTS (Italien 2015, R: Eric Esser, OmU) über die Partisanin Annita Malavasi. Malavasi war 22 Jahre alt, als deutsche Truppen 1943 das bis dato verbündete Italien besetzten. Als Partisanin „Laila“ überbrachte sie Informationen, transportierte Waffen und nahm selbst an Gefechten teil. Über ein Jahr kämpfte sie in den Bergen des Apennins gegen die deutschen Besatzer, gleichzeitig musste sie sich gegenüber den Männern in den Bergdörfern behaupten. Gegen Kriegsende gehörte Laila zu den wenigen weiblichen Kommandierenden im italienischen Widerstand. Der Film erzählt die Geschichte einer lebenslangen Emanzipation, die für Laila und andere Frauen mit dem Befreiungskampf gegen den Faschismus begann. Regisseur Eric Esser wird zur Vorführung anwesend sein.

La BuenaVida DAS GUTE LEBEN

#DasGuteLeben

www.dasguteleben-film.de

Ab 14. Mai 2015 im Kino


INDIEFEATURE

DIESES GEFÜHL VON DER ENERGISCHEN MAUERVERBRENNUNG Im Gespräch mit Mark Reeder

Ich treffe Mark Reeder, Protagonist der Doku B-MOVIE: LUST & SOUND IN WEST-BERLIN, im Café M in der Schöneberger Goltzstraße, einer der wenigen überlebenden Szenezentralen der achtziger Jahre. Was ein ordentliches Interview werden sollte, gerät schnell zu einer stundenlangen Plauderei, in der es später noch um Techno und Gothic, Shopping-Tipps für gute Lederschuhe, die Haltbarkeit von Springerstiefeln, Videoclubs in Moabit und das blöde Herumstehen in ebensolchen, Hausverbote in der Pinguin Bar und um ähnlichen Unfug ging. Hier der Anfang, als wir noch mehr oder weniger über den Film redeten.

Mark Reeder: Ein bisschen hat sich das hier schon geändert. Tom Dorow: Kinderbilder gab es damals nicht an den Wänden. Naja, die Leute sind halt älter geworden. Das Wandbild da gab es auch nicht. Du bist 1979 nach Berlin gekommen? 1978. Im Film haben wir 79 daraus gemacht, weil wir dann genau 10 Jahre bis 89 hatten. Wobei man ohnehin zehn Jahre in 90 Minuten schlecht erzählen kann. Das geht eigentlich gar nicht. Aber wir haben versucht, das aus den Bildern, die wir hatten, so zu komponieren, dass es irgendwie funktioniert. Wie habt ihr die Bilder eigentlich gefunden? Viele Leute, die damals gefilmt haben, kannte ich schon. Dann haben wir rumgefragt. Jörg, Heiko, Klaus und ich. Dann haben Leute über tausend Ecken gehört, dass wir das machen und kamen mit ihren Bildern an. Christoph Dreher hat ganz viele Sachen gehabt … und wir haben das dann zusammengeschustert. Eigentlich hat der Film über 70 Regisseure. Ich habe damals für ITV eine Fernsehsendung über Berlin – West und Ost – gemacht. Das war das erste Mal, dass Die Ärzte im Fernsehen aufgetreten sind. Diese Sachen habe ich Jörg Hoppe gezeigt, als wir gerade an einem Remix-Album arbeiteten, und der meinte: Wow, Was ist das denn?

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Daraus entstand die Idee, die Geschichte von Westberlin in den Achtzigern über meine persönliche Geschichte zu erzählen, also aus der Perspektive von jemandem, der kein Deutscher ist, aber Teil der Szene war. Waren die Szenen, in denen du selbst auftrittst, Teil dieser ITV-Sendung? Ich habe für mehrere TV-Sender Sachen gemacht. Die kamen alle nach Berlin und ich war einer der wenigen Engländer in der Stadt und erst recht in dieser Szene. Das war für die total interessant. Du warst aber auch in sehr verschiedenen Szenen unterwegs. Du warst in der Hausbesetzerszene … Hausbesetzer war ich eigentlich nicht absichtlich. Ich war einer, aber eher zufällig.

Die Hausbesetzer-Szene und die Musik- und Club-, Avantgarde- und WaveSzene hatten doch eigentlich nicht viel miteinander zu tun. Wenig, die Hausbesetzer waren in erster Linie politisch engagiert. Aber zum Beispiel machten die Neubauten auch hausbesetzerfreundliche Musik. Oder MDK, auf jeden Fall. Mekanïk Destrüktïw Komandöh Und Ideal waren natürlich auch mit in der Hausbesetzerszene involviert. Aber in den Bars waren die Leute natürlich nicht, außer vielleicht in der „Ruine“ hier … … ja, am Winterfeldplatz … Manchmal hat man auch woanders jemanden gesehen, aber die meisten hatten kein Geld. Die waren eigentlich mehr mit sich in ihrer Szene beschäftigt, und damit, die Häuser und Kieze zu erhalten. Dafür können wir uns bei Ihnen bedanken, dass sie das gemacht haben, sonst wäre Berlin eine schrecklich aussehende Stadt. Absolut. Das ist das Verdienst der Besetzerszene. Deshalb wollten wir dem im Film auch etwas huldigen. Sonst gerät das in Vergessenheit. Das ist wie mit den Trümmerfrauen, ohne die hätten wir auch keine Stadt, und die sind auch in Vergessenheit geraten. Ich

meine, direkt hier an der Ecke waren Straßenschlachten. Ich habe hier in der Winterfeldstraße 24 gewohnt. Das war ein wunderbares Haus mit Sechs-Zimmer-Wohnungen und Marmorbädern und einer herrlichen Aussicht, das abgerissen werden sollte. Ich konnte das gar nicht glauben, so ein schönes Haus mit Stuck an der Decke. Und nebenan war so ein neuer Klotz schon im Bau. Die wollten das abreißen und so ein hässliches Ding dahin stellen!? Ein paar Stockwerke unter mir wohnten diese Studenten, mit denen ich nach Berlin getrampt war, und die hatten gesagt, ich könne bleiben, bis wir alle rausmüssen. Dann wurden wir tatsächlich rausgeschmissen, und ein paar Tage später wurde das Haus richtig besetzt. Die Besetzer verbarrikadierten das Haus und warfen Steine und Wasserbomben auf die Polizei , und ich saß in meiner neuen Wohnung und sah das in der Zeitung und dachte: Wahnsinn, das ist meine alte Wohnung. Das war schon sehr aufregend, und ich wollte, dass wir das unbedingt in dem Film erzählen.

Hinter den besetzten Häusern in Charlottenburg, in denen ich damals gewohnt habe, gab es auch einen Punkschuppen, ich weiß aber nicht mehr wie der hieß. Da haben so Bands wie die Grundwasserabsenkung gespielt und dann waren am Wochenende 300 Leute in diesem winzigen Drecksschuppen auf dem vierten Hinterhof. Geil. Vor allem hatte man ja auch das Gefühl, dass man was macht gegen die Situation, gegen dieses politische Arrangement. In England waren die Leute sehr apathisch. Da gab es die Einstellung: Man kann sowieso nichts machen, warum soll man überhaupt was machen. Die Punkrock-Geschichte hat die Leute von dieser Apathie befreit und einen Ausweg aus diesem Horror und dieser Misere aufgezeigt. Punkrock hat den Zeitgeist der Leute angesprochen. Viele wollten Punkrock machen, weil sie dachten, ich kann schnell Geld verdienen und schnell abhauen. Aber darum ging es in Berlin überhaupt nicht. Die Leute waren alle schon geflüchtet. Und dieser kommerzielle Erfolgsdruck war eigentlich auch nicht da. Es gab schon Leute, die mehr amerikanisch angelehnt waren, Spliff oder Nina Hagen. Wobei die ja auch eher aus der alten Rockszene stammten. Die hatten auch diese alte Rockermentalität. Das waren auch etwas wohlhabendere Leute, die wohnten nicht in Abrisshäusern mit Matratzen auf dem Boden. Es war mehr das Establishment von Berlin. Ich fand das irrsinnig langweilig und nichtssagend. Dieses punkrockig Angehauchte war ein Abklatsch vom Image und nicht von der Musik. Was mich wirklich MAI 2015 D

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angesprochen hat war diese avantgardistische Kunstmusik, die keine Rock’n’Roll-Regeln befolgte. Das war für mich total erfrischend und aufregend. Im Film erzählst du, wie sehr es dich beeindruckt hat, dass die Zerstörung durch den Krieg in Berlin noch zu sehen war. War das denn in Manchester so anders? Es gab da ja auch Bombenangriffe. Manchester war auch zerstört, aber nicht so sehr. In der Nostizstraße, wo ich gewohnt habe, waren um die Fenster herum überall Einschusslöcher und die Türen waren von Flammenwerfern verbrannt. Das sah Jahrzehnte nach dem Krieg immer noch so aus. Und dann spürt man wirklich, dass hier in dieser Stadt wirklich in jeder Wohnung der Krieg war. Das hatte man in Manchester nicht. Man hat ein paar Bomben auf den Kopf gekriegt, aber hier hat man gesehen, dass in meiner Wohnung wahr-

scheinlich jemand umgekommen ist. Da saß jemand im Fenster und hat rausgeschossen. Und dann haben die den wiederum gekillt. Für uns, die aus Westdeutschland damals nach Berlin gezogen sind, aber auch für viele Touristen vor dem Mauerfall war das auch eine Art Kick, dass diese Horrorstories hier noch spürbar waren. Ja klar. Bevor ich nach Berlin gekommen war, bin ich durch Deutschland gereist, nach Hamburg, Köln, München und Düsseldorf. In Düsseldorf war alles so neu, Chrom, alles glänzte, alles war so Fifties-modern. Das hatte auch seinen Charme, aber als ich nach Berlin kam, war es ganz anders. Ich hatte erwartet, dass Berlin genauso aussieht wie Düsseldorf. Oder dass da Ruinen wären, so wie in Kriegsfilmen. Aber dann kam ich nach Berlin, von dieser tristen Transitstrecke, und man sieht da am Horizont so eine glühende Masse. Dann kommt man in Berlin an, Dreilinden und dann natürlich Ku’damm, und du denkst: He? Das ist ja alles total neu und total schön und total bunt, überhaupt nicht, wie ich mir das vorgestellt habe. Und dann fährt man weiter, über den Nollendorfplatz, und dann wird das alles immer schlechter. Und irgendwann habe ich dann gedacht: Ah, okay, das ist alles genauso, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich fühlte mich sofort zuhause.

Geschichte gesessen. Man musste alle Tracks auseinanderschneiden, wie bei einem Puzzle, und dann bestimmte Frequenzen verarbeiten und wieder zusammenfügen. Es klingt jetzt genauso wie damals. Ich wollte, dass es eins zu eins authentisch klingt. Auf den Joy Division Track bin ich sehr stolz. Die Flexi-Disc von „Koma-Kino“? Ja, genau. Es war schwer das Ding so sauber und klar zu kriegen, dass es frisch klingt – eigentlich war das ja nur ein Demo und nicht als Platte vorgesehen. Aber jetzt klingt es richtig gut und hat richtig Power. Wir haben aber auch selbst Tracks aufgenommen, da wo wir Lücken hatten, oder wo wir die Rechte nicht bekommen haben. Bei der Szene mit dem Mauergeburtstag haben wir zum Beispiel einen Track aufgenommen, der jetzt „Mauerstadt“ heißt, so im Eighties-Sound, und der dieses Gefühl von der energischen Mauerverbrennung abbildet.

Das war diese Kunstaktion von der Tödlichen Doris? Von den Notorischen Reflexen. Großartig. Knut Hoffmeister kenne ich schon ewig und der hatte immer eine Kamera in der Hand. Entweder Film oder Foto. Ich wusste, dass er ganz viele Sachen hatte. Der hat einen ganzen Koffer voller Zeug, das noch nie jemand gesehen hat. Ganz, ganz schöne Sachen. Der hat auch den Dschungel gefilmt und alles. Es ist toll, die alten Locations zu sehen, auch das Sputnik-Kino Wedding. Die Horrornächte mit Buttgereit und die Splatterfilmreihe waren immer knüppelvoll. Da ist das wahrscheinlich auch aufgenommen worden, oder? Genau, das ist bei NEKROMANTIK. Aus dem Film haben wir auch Teile genommen. Klar, mein filmischer Werdegang geht mit seinem parallel, weil ich in ein paar von seinen Filmen mitgespielt habe. Er findet es aber auch gut, dass wir die Szene benutzen, ein bisschen Recycling. Ein paar Szenen sind auch aus dem Film SO WAR DAS SO36. Manfred Jelinski hat unheimlich viele Filme gemacht. Der hat fast jedes Konzert im SO36 aufgenommen und hat einen massiven Fundus an Filmen. Wir hatten nicht einmal die Zeit, das alles anzugucken. Es gibt tolle Szenen, in denen die Leute Bierdosen werfen. Heutzutage ist das gar nicht vorstellbar.

Mal zurück zum Film. Der Soundtrack ist großartig. Wird der auch als Album herauskommen?

Die Bierdosenschlachten waren früher sehr beliebt.

Ich hoffe schon. Ich habe alle Tracks restauriert, auch so, dass man die in 5.1. anhören kann. Das war sehr schwierig, ich habe drei Jahre an der

Es war sogar so eine Art Bestätigung, wenn du von einer getroffen wurdest. (lacht) Heutzutage bekommst du die Dinger nicht mal zu kaufen.

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Dein Film ist einer der wenigen, der die Atmosphäre der Achtziger so wiedergibt, wie ich sie auch empfunden habe. Meistens wird das ja eher lächerlich gemacht, aber bei B-MOVIE war ich total begeistert, auch darüber, wie schön die Leute waren.

Deutschland 2015 D 92 min D R: Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck, Heiko Lange D B: Klaus Maeck D K: Till Vielrose D M: Mark Reeder, Michael Adam D V: Interzone Pictures

Für mich persönlich ist eine der schönsten Szenen die, in der Malaria „Kaltes, klares Wasser“ spielen. Eigentlich ist das ein Stummfilm gewesen, von einem Livekonzert von Malaria, das wir organisiert hatten. Der Film war jahrelang verschollen. Jemand aus Belgien hat ihn uns gegeben, weil er ihn damals auf eine Videokassette überspielt bekommen hat. Ich finde, zusammen mit der Musik ist das ein Gänsehaut erregender Moment. Die Mädels sehen super aus, das Bildmaterial ist total frisch und kein Mensch hat das schon gesehen. Malaria waren übrigens die Inspiration für Robert Palmers Videos. Er hat sie gesehen und gedacht: Wow, das will ich auch. Wir wollten eben auch keinen Talking Heads-Film machen, wo man einen

B-MOVIE: LUST & SOUND IN WEST-BERLIN Enthusiastisches Szeneportrait

Ausschnitt sieht und dann sitzt jemand vor einer schwarzen Wand und erzählt, wie toll alles war. So genau kann ich mich auch gar nicht erinnern. Nur über die Bilder kommt die Erinnerung zustande. Im Film sprechen die Leute aus der Zeit in ihrer Zeit für sich, das finde ich ganz erfrischend. Wir wollten versuchen die Atmosphäre gerade Ende der Siebziger bis etwa 1985 zu zeigen, als die Stadt unheimlich aufregend war. Danach fing Berlin an, sich ein bisschen zu normalisieren, jedenfalls musikalisch. Die Politszene wurde immer mehr in die militante Ecke gedrängt und auch dieses experimentelle Punkrock-Ding war weg. Die Leute wollten professioneller werden. In England war es genau dasselbe. 1976/77 war Punk aufregend und dann begann er sich zu normalisieren und wurde „Neue Welle“, das waren dann Bands wie Police. Das war dann nicht mehr so geil. ABC, New Romantics … Unser Arsch ist natürlich durch Techno gerettet worden, also durch den Mauerfall. Dadurch, dass die Stadt plötzlich einen neuen Input hatte. Aber das wäre ein zweiter Film, das wollten wir in diesem auch nur anreissen, aber nicht zeigen. Es haben aber auch nicht sehr viele den Übergang in diese neue Szene geschafft. Einige schon, Dimitri, Gudrun. Aber viele aus unserer Generation fanden da keinen Zugang, nicht zu dem Kick einer aufgehenden 909 HiHat, nicht zu den neuen Drogen, den Clubs, der Gemeinsamkeit. Und es war auch sehr stark ein Ostberliner Ding. Ohne Ostberlin hätte Techno gar nicht Fuß gefasst. D Das Gespräch führte Tom Dorow

B-MOVIE ist eine atemberaubende Collage und eine Liebeserklärung an die West-Berliner Szene in den frühen achtziger Jahren. Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck und Heiko Lange haben gemeinsam mit Mark Reeder das Filmmaterial gesammelt, kompiliert und hinreißend geschnitten. Die Bilder, die sie gefunden haben, zeigen das erste Mal den Zeitgeist der Jahre, als Punk, Hausbesetzer und Avantgarde-Sound die Berliner Szene bestimmten. Mark Reeder, der aus Manchester stammt und 1978 als Vertreter des Joy Division-Labels Factory nach Berlin kam, führt durch den Film und erzählt seine Geschichte der achtziger Jahre. Reeder wird Manager und Mixer von Malaria, und er lernt jeden und jede in der Szene kennen. Reeders Enthusiasmus für die anarchische Aufbruchsstimmung ist ansteckend, im Film wie im richtigen Leben. Er überredet Nick Cave nach Berlin zu ziehen und lässt ihn eine Zeitlang bei sich wohnen. Er organisiert Konzerte mit den Toten Hosen und dem Wahren Heino in Ost-Berlin und schmuggelt Tapes von West nach Ost, um die Ost-Punkszene auf dem Laufenden zu halten. Nach der Wende gründet er das Techno-Label MFS, auf dem die ersten Platten von Westbam und Paul van Dyck erscheinen. Techno sieht Reeder als Fortsetzung von Punk mit anderen Mitteln. B-MOVIE ist ein Spektakel, kein nostalgisch-ironischer Rückblick, wie man das aus Popdokus sonst kennt. Der Film ist ein ansteckender Aufruf, einfach sein Ding zu machen. „Just do it“, sagt Reeder, mag heute Turnschuhwerbung sein, aber man muss mal wieder zeigen, wo das herkommt. Das haben die von uns gestohlen. Wer die Achtziger miterlebt hat, wird sich freuen, Clubs wiederzusehen, die schon lange verschwunden sind, wie den Dschungel, das Café Mitropa, das sich später in Café M umbenennen musste und das Risiko. Für jüngere Leute ist der Film der authentischste mögliche Eindruck einer extrem aufregenden Zeit. D Tom Dorow

Start am 21.05.2015 ¢ b-ware!ladenkino ab Juni ¢ Filmrauschpalast ¢ Freilichtkino „Umsonst & Draußen“ am 29.5. ¢ Sputnik Kino ab 28.5.

TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE

A fast paced montage of TV-features, videos and Super-8-films, B-MOVIE tells the story of one of the most exciting periods of the West-Berlin music scene, from the perspective of Mark Reeder, an Englishman from Manchester, who moved to Berlin in 1978.

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INDIEFEATURE

EIN JUNGE NAMENS TITLI New Bollywood

„Mann, das ist ein Traum! Den gibt’s hier nicht umsonst.“ Die Worte von Titlis Kumpel Pintu sind schnell gesagt, hallen aber umso länger nach, besonders wenn klar geworden ist, was sie für die titelgebende Hauptfigur wirklich bedeuten. Sie bedeuten eben viel mehr als die 300.000 Rupien, die Titli (Shashank Arora) irgendwie auftreiben muss, um in das Geschäft mit dem sechsstöckigen Parkhaus einzusteigen, das da als hässlich-schiefer Betonklotz in der Landschaft herumsteht und das für Titli so viel mehr symbolisiert als die Hoffnung auf ein aussichtsreiches Geschäft, mehr als die materielle Unabhängigkeit von seiner Familie, mehr als der aussichtsreiche Start eines jungen Menschen in die Selbstständigkeit. Für ihn ist das Parkhaus die einzige Chance aus seinem alten Leben zu entkommen, das er vollkommen nachvollziehbar als „Hölle“ bezeichnet. Der Junge namens Titli lebt mit seinen beiden älteren Brüdern Vikram (Ranvir Shorey), Baawla (Amit Sial) sowie ihrem Vater (Lalit Behl) in einer winzigen Behausung in Dehli. Den Lebensunterhalt verdient sich die Familie mit Autodiebstählen, bei denen sie rücksichtslos und brutal vorgehen. Unter den Augen des schweigenden alten Familienoberhaupts tyrannisiert der cholerische Vikram zudem unablässig seine Umgebung, was Titli stumm leidend erträgt, obwohl er hier kaum mehr als das Leben eines Sklaven führt. Dass ihm seine früh verstorbene Mutter einen Namen gegeben hat, der übersetzt „Schmetterling“ bedeutet, wirkt in diesem Kontext wie der blanke Hohn. Denn Ausbruchsversuche des jungen D 12

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Mannes laufen ins Leere, enden ins Sackgassen, sind stets mit neuen gewalttätigen Ausbrüchen und Rückschlägen verbunden. Doch der introvertierte Titli besitzt einen schier unbändigen Willen, scheint sich tatsächlich derart in seinem Kokon eingesponnen zu haben, dass er jeder noch so großen Demütigung standhalten kann. Und er ist bereit, jeden Preis für seine Freiheit zu zahlen. Als ihn seine Brüder mit Neelu (Shivani Raghuvanshi) verheiraten, um ihn noch fester an die Familie zu binden, scheint sich Titli seinem Schicksal endgültig fügen zu müssen. Doch die junge Frau stellt sich bald als Leidensgenossin Titlis heraus, die selbstbewusst von einem Leben mit ihrem Liebhaber Prince (Prashant Singh) träumt, der ihr versprochen hat sich für sie von seiner Frau scheiden zu lassen. Auch sie will raus aus ihrem jetzigen Leben. Die Schicksalsgemeinschaft der beiden wird zum Zweckbündnis. Mit einem gemeinsamen Plan wollen sie endlich die gesellschaftlich-vorgezeichnete Hölle hinter sich lassen und einen Weg aus dem systematischen Teufelskreis finden. Kanu Behls Debütfilm EIN JUNGE NAMENS TITLI erinnert in seiner Unmittelbarkeit und Wucht an das New-Hollywood-Kino der späten sechziger und siebziger Jahre. Er erzählt von einer klaustrophobischen Umgebung, einem patriarchalischen System aus Gewalt und Ausweglosigkeit, und wirkt mit seinem düsteren Pessimismus wie eine verächtliche Antwort


Originaltitel: Titli D Indien 2014 D 124 min D R: Kanu Behl D B: Sharat Katariya, Kanu Behl D K: Siddharth Diwan D S: Namrata Rao D M: Karan Gour D D: Ranvir Shorey, Shashank Arora, Lalilt Behl, Shivani Raghuvanshi, Amit Sial D V: Rapid Eye Movies

auf die eskapistisch-bunte Märchenwelt des weltweit dominierenden Bollywood-Kinos. Dabei spiegelt er im Mikrokosmos von Titlis Welt die indische Gesellschaft, aus der wir seit einigen Jahren immer wieder neue Schreckensnachrichten von barbarischen Verbrechen und Brutalität hören, müssen und zeigt nachvollziehbar auf, wie wenig es in diesem korrupt-repressivem System braucht, das Sadismus und Mitleidlosigkeit nicht nur duldet sondern fördert, um das unter der Oberfläche brodelnde Aggressionspotential immer wieder aufs Neue zu aktiveren und jeglichen Fortschrittsglauben zunichte zu machen. Besonders durch die starke Charakterisierung seiner Figuren, die Behl mit wenigen, oftmals beiläufigen Gesten und Dialogen erreicht, wird dieses nachdrückliche Filmdebüt zu einem filmisch-narrativen Gegengewicht, das dem Kino aus Indien einen bemerkenswerten und überfälligen sozialen und ästhetischen Aspekt abringt. D Jens Mayer

Start am 28.5.2015 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Filmrauschpalast

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Kanu Behl’s first feature TITLI evokes the immediacy and power of the New Hollywood cinema of the sixties and seventies. He tells the story of a young man and a young woman who are desperate to leave the vicious circle of poverty and violence. At any price.


INDIEFEATURE

Manchmal zeigen sich Probleme mit der Vermarktung von Filmen auch daran, wie mit ihren Titeln umgegangen wird. Der israelische Regisseur Eran Riklis (DIE SYRISCHE BRAUT, LEMON TREE) hat sich mit seinen Filmen schon öfter zwischen die Stühle gesetzt, aber selten so radikal wie in MEIN HERZ TANZT. Der Film, nach einem autobiographischen Roman des arabisch-israelischen Autors und Kolumnisten der israelischen Tageszeitung Haaretz, Sayed Kashua, hatte im Lauf der Zeit offenbar die internationalen Titel MY SON, THE SECOND SON, DANCING ARABS und DANCING ARABS: A BORROWED IDENTITY. Riklis Film hat alle Ingredienzien einer romantischen Multikulti- und Klassenunterschiedskomödie, die der deutsche Titel MEIN HERZ TANZT erwarten lässt. Aber ein tanzendes Herz ist womöglich nicht nur erregt, sondern kann kurz vor dem Infarkt stehen. Riklis‘ Film sieht auf den ersten Blick aus wie ein freundlicher Film, der davon erzählt wie persönliche Beziehungen politische Gräben zwischen Arabern und Juden in Israel überwinden – eine Geschichte, die auch in Deutschland gern gehört wird. Aber MEIN HERZ TANZT ist viel provozierender, als der alte Traum davon, dass der Glaube an ein bisschen Frieden und Freundlichkeit den Konflikt zwischen Juden und Arabern in Israel/ Palästina lösen könnte. MEIN HERZ TANZT ist die Geschichte des jungen Arabers Eyad, der, in einer Phase relativer Entspannung zwischen Palästinensern und Israelis, als einziger Nicht-Jude an einem renommierten jüdischen Internat in Jerusalem aufgenommen wird. Eyads arabisch-israelische Familie wird zunächst als sympathische Loser dargestellt, ähnlich den Sayeds in EAST IS EAST. Es gibt eine Liebesgeschichte zwischen Eyad und einer jungen jüdischen Israelin aus reichem, konservativem Haus, die zunächst an zahllose romantische interkulturelle Komödien von ROMEO UND JULIA über GREEN CARD bis HEUTE BIN ICH SAMBA erinnert. Es gibt eine Freundschaft zwischen Eyad und einem jungen jüdischen Behinderten, die zunächst aussieht wie die Blaupause von ZIEMLICH BESTE FREUNDE. Nur ist hier alles viel bitterer und Eran Riklis lässt die beliebten und erfolgreichen Genrekonventionen der Reihe nach zerplatzen. Der Vater des arabischen Studenten Eyad war Guerilla der PLO, deshalb bekommt er in Israel keinen ordentlichen Job mehr und muss als Erntehelfer arbeiten. Die Liebe zwischen Eyad und der Jüdin Naomi ist nicht nur geprägt von permanenten Erfahrungen des Alltagsrassismus in Israel, sondern auch selbst vom israelisch-palästinensischen Konflikt und den damit einhergehenden Klassenunterschieden infiziert, was sich spätestens zeigt, als Naomi eine Karriere bei einer Eliteeinheit der Armee anstrebt. Die Freundschaft zwischen Eyad und dem an multipler Sklerose erkrankten Punk Jonathan ist ausnahmsweise plausibel. Statt dass wie in ZIEMLICH BESTE FREUNDE das Bürgertum von der Vitalität des Proletariats neue Lebensfreude erkauft, profitiert hier von Anfang an auch Eyad von Jonathans Coolness, seiner Popkenntnis, und seiner lässigen Schlagfertigkeit, während Jonathan von der Bewunderung, die Eyad ihm entgegenbringt, geschmeichelt ist.

Start am 21.5.2015 ¢ b-ware!ladenkino ab Juni ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ filmkunst66 DF ¢ Hackesche Höfe Kino OMU am12.5. Preview in Anwesenheit von Regisseur Eran Riklis

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An adaptation of Arabic-Israeli journalist Sayed Kashua’s semi-autobiographical novel, DANCING ARABS (MEIN HERZ TANZT) tells of the young Arab Eyad, who is admitted to a Jewish elite school in Jerusalem and falls in love with a Jewish girl from a conservative background.

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In MEIN HERZ TANZT gibt es rührende, menschliche Momente, aber Riklis und Kashua scheinen nicht mehr daran zu glauben, dass Großzügigkeit und menschliche Begegnungen den Konflikt entschärfen, geschweige denn beenden können. In einem Restaurant besteht die ganze Belegschaft in der Küche aus Arabern, die bei der Einstellung allesamt behauptet haben, Juden zu sein. Nur wenn der Chef hereinschaut, wird schnell Hebräisch geredet. Eyad verhält sich lange extrem zurückhaltend, aber in einer Literaturstunde platzt aus ihm die Wut über die klischeehafte Darstellung der Araber in der jüdisch-israelischen Literatur heraus: als schmutzig, gewalttätig, sexuell aggressiv, abstoßend werden Araber dort

Originaltitel: Dancing Arabs D Deutschland/Frankreich/Israel 2014 D 104 min D R: Eran Riklis D B: Sayed Kashua D K: Michael Wiesweg D S: Richard Marizy D M: Jonathan Riklis D D: Ali Suliman, Yael Abecassis, Tawfeek Barhom, Marlene Bajali, Laëtitia Eïdo D V: NFP marketing & distribution


INDIEFEATURE

MEIN HERZ TANZT

Bittere Utopie sitzen zu tief, hier geht es nicht um „Vorurteile“, hier geht es darum, dass der Ausschluss der Araber aus der israelischen Gesellschaft zur Voraussetzung des jüdisch-israelischen Selbstverständnisses wird. Um den Film zu einem bitteren Happy End zu führen muss dann auch erst ein Jude sterben, damit ein Araber eine Chance in der jüdischen Gesellschaft bekommt – indem er Jude wird.

immer wieder gezeigt, und der Rassismus wird nicht einmal thematisiert, weil die klischeehafte Darstellung darauf zielt, die Menschlichkeit der Araber aus dem Bewusstsein zu streichen. Die Grundlagen des Konflikts

Der Autor Sayed Kashua ist im Juli 2014 aus Israel in die USA emigriert, noch vor dem Angriff auf Gaza, aber zu einem Zeitpunkt, als israelische Studenten in der West Bank und arabische Jugendliche in Jerusalem gekidnapped und ermordet wurden. In der Haaretz und im Guardian erklärte er seine Entscheidung. „Ich fing an zu schreiben, weil ich glaubte, ich müsste nur die andere Seite beschreiben, die Geschichten erzählen, die ich von meiner Großmutter gehört hatte. (…) Ich wollte den Israelis eine Geschichte erzählen, die palästinensische Geschichte. Ganz sicher würden sie verstehen, wenn sie es läsen, alles was ich tun musste war zu schreiben, und die Besatzung würde enden. (…) Dank meiner Geschichten würden wir eines Tages gleichberechtigte Bürger werden, fast wie Israelis. Nach 25 Jahren des Schreibens auf Hebräisch hat sich nichts geändert.“ Kashua schreibt, Leser hätten gedroht, ihm die Beine zu brechen oder seine Kinder zu entführen. Kashuas Hoffnung, dass Israelis die Nakba, die Vertreibung und Besetzung anerkennen sollten, und dass die Palästinenser zur Vergebung bereit wären und man gemeinsam an den Aufbau eines Ortes gehen könnte, an dem es sich zu leben lohnt, hat sich nicht erfüllt. Er unterrichtet heute an der University of Chicago. MEIN HERZ TANZT hat die komischen und bewegenden Momente einer viel zu realen Farce, vor allem aber erzählt der Film von den tiefliegenden Gründen der furchtbaren Tragödie, die der israelisch-palästinensische Konflikt für alle Beteiligten ist. D Tom Dorow

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INDIEKRITIKEN Deutschland 2015 D 87 min D R: Katrin Seybold, Ula Stöckl D B: Katrin Seybold, Ula Stöckl D K: Sorin Dragoi, Gerardo Milsztein, Alfred Tichawsky D S: Frank Müller D V: Basis-Film-Verleih

DIE WIDERSTÄNDIGEN „ALSO MACHEN WIR DAS WEITER …”

Originaltitel: Simindis kundzuli D Georgien 2014 D 100 min D R: George Ovashvili D B: George Ovashvili, Mugzar Shataidze, Roelof Jan Minneboo D K: Elemér Ragályi D S: Sun-min Kim D M: Iosif Bardanashvili D D: Ilyas Salman, Tamer Levent, Mariam Buturishvili D V: Neue Visionen Filmverleih

DIE MAISINSEL Mythos vor Flusslandschaft

Widerstand war möglich

„Die Filme, die ich mache, müssen gemacht werden, denn wenn die Menschen tot sind, sind sie tot, dann haben wir nur noch die Gestapo-Protokolle, die Protokolle der Täter, das geht doch nicht“ – das Zitat von Filmemacherin Katrin Seybold, das ihren letzten Film einleitet, steht auch programmatisch für DIE WIDERSTÄNDIGEN, die sie in dem 1999 gestarteten Projekt vorstellt. Nach dem Tod der Regisseurin, die sich zeitlebens mit dem Thema Nationalsozialismus und Widerstand auseinandergesetzt hat, war es ihre Freundin und Kollegin Ula Stöckl, die das umfangreiche Portrait fertiggestellt hat, das den Widerstand der Weißen Rose über die Namen Scholl und Probst hinaus dokumentiert. Flugblattaktionen, Gestapo-Verhöre, Volksgerichtshof – Seybold und Stöckl arbeiten vor allem die Fortsetzung der Widerstandsarbeit der Studenten nach der Gefangennahme der Geschwister Scholl auf. Über zehn Jahre lang hatte Seybold an dem Film gearbeitet, dessen Herzstück zahlreiche ausführliche Gespräche mit den Protagonisten sind, deren Namen in der Öffentlichkeit kaum geläufig sind. Die nüchtern-reduzierte filmische Ästhetik stützt sich auf wenige Originaldokumente und Fotos, hauptsächlich aber auf die Erinnerungen der Zeitzeugen selbst, die den Geist der Geschwister Scholl wie selbstverständlich weitergetragen haben, scheinbar ohne sich von der systematischen Einschüchterung des Terror-Regimes beeindrucken zu lassen. Einerseits werden die Akteure und ihre Zivilcourage auf diese Weise endlich in dem ihnen gebührenden Licht gewürdigt, anderseits entzieht der Film dem Widerstand im NS-Regime auch seinen heldenhaften Mythos. DIE WIDERSTÄNDIGEN macht deutlich, dass ganz normale Menschen in der Lage gewesen sind, sich zu widersetzen. Genau deswegen bleiben sie der Stachel im Fleisch der Millionen von Mitläufern.

Im Schatten des Ukraine-Konflikts ist Russland auch in diverse andere regionale Streitfälle verstrickt, die sich auf dem Gebiet ehemaliger Sowjetrepubliken abspielen. Im westlichen Georgien etwa hat sich vor Jahren die Region Abchasien mit russischer Unterstützung unabhängig erklärt, was zu kurzen, blutigen Scharmützeln und einer bis heute ungeklärten Lage führte. Dieser Konflikt ist Hintergrund für George Ovashvilis allegorischen Film DIE MAISINSEL, der von natürlichen Inseln erzählt, die jedes Frühjahr im Grenzfluss Enguri entstehen. Aus Gesteinsbrocken und Erde, die aus dem Kaukasus ins Schwarze Meer geschwemmt werden, bilden sich Inseln, die nur wenige Monate existieren, bevor sie von der Strömung zerstört werden. Ovashili überhöht dieses Naturereignis, von dem nicht klar ist, ob es fiktiv oder real ist, durch seine karge Inszenierung zu mythischen Dimensionen: Ein alter Mann beginnt zu Beginn des Films eine dieser winzigen Inseln zu besiedeln, baut eine Hütte, pflanzt dann Mais an, unterstützt von einem jungen Mädchen, das möglicherweise seine Enkelin ist. Gesprochen wird so gut wie gar nicht, auch nicht mit den Soldaten beider Seiten, die immer wieder an den jeweiligen Ufern auftauchen oder auf Booten vorbeifahren. Ohnehin passiert recht wenig in den 100 Minuten dieses Films und doch wird von den großen Fragen erzählt: Dem Kreislauf des Lebens, dem Entstehen und Vergehen, dem Kampf gegen die Umwelt, dem mühsamen Abringen von fruchtbarem Land. All das schildert Ovashvili auf bisweilen enigmatische, aber faszinierende Weise, nicht zuletzt dank einer brillanten Kamera. Am Ende spielt die georgische Gegenwart kaum noch eine Rolle, überzeugt DIE MAISINSEL weniger als politischer Film, denn als allegorische Beschreibung der menschlichen Existenz. D Michael Meyns

D Jens Mayer

Start am 7.5.2015 ¢ b-ware!ladenkino, am 20.5. Filmgespräch mit Ula Stöckl und Filmvorführung NEUN LEBEN HAT DIE KATZE ¢ fsk-Kino am Oranienplatz, 7.5. Filmgespräch ¢ Sputnik Kino, am 19.5. um 19.30 Uhr Filmgespräch mit Ula Stöckl

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The joint work of Katrin Seybold and Ula Stöckl depicts the little known members of the White Rose, who, after the arrest of the Scholl siblings, bravely continued their resistance activities.

Start am 28.5.2015 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz ¢ Hackesche Höfe Kino OMU , am 27.5. um 20 Uhr Premiere in Anwesenheit des Regisseurs George Ovashvili und der Produzenten OMU

Every springs natural islands that only last a few months appear in the Engui, the river that separates Abchasia from Georgia. In this allegorical film an older man and a younger woman settle on one of the islands and start to plant corn there, despite all obstacles.

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Deutschland/Schweiz 2014 D 90 min D R: Stina Werenfels D B: Boris Treyer, Stina Werenfels D K: Lukas Strebel D S: Jann Anderegg D M: Peter Scherer D D: Urs Jucker, Lars Eidinger, Jenny Schily, Victoria Schulz D V: Alamode Filmverleih

DORA … ODER DIE SEXUELLEN NEUROSEN UNSERER ELTERN Abnabelung mit Paukenschlag

Ein Kind wird erwachsen. Dieser Vorgang fällt den Beteiligten meistens nicht ganz leicht. Im Fall von Dora sind die Hürden noch etwas höher gesteckt, denn sie ist geistig behindert. Zwar wird sie mit ihrem 18. Geburtstag mündig wie andere Bürger auch, aber sie kann oft die Konsequenzen ihres Handelns nicht abschätzen. Zudem lebt sie sehr behütet in ihrem liebevollen Elternhaus und kann es sich leisten, kindlich aufzutreten. Zur Volljährigkeit bekommt Dora ein rotes Kleid geschenkt, das sie schon mal optisch in die neue Lebensphase als erwachsene Frau rückt. Außerdem beschließt ihre Mutter, die diversen Beruhigungspillen abzusetzen, mit denen Doras Temperament bisher gezügelt wurde. Sah man die Welt eben noch verschwommen durch die pharmagetrübten Augen des Mädchens, so wohnen wir nun einem Dornröschenerwachen bei, das es in sich hat. Zielstrebig stürzt sich Dora in ein sexuelles Abenteuer, das heftige Verwerfungen in der Eltern-Kind-Beziehung nach sich zieht. Das, was sich abspielt, ist nicht einfach der geistigen Behinderung der Hauptfigur zuzuschreiben. Was Dora geschieht, erleben jährlich Tausende Teenager, ohne dass sich die Gesellschaft berufen fühlt, einzuschreiten. Doras Besonderssein wirkt jedoch wie ein Vergrößerungsglas für die Ambivalenzen von Elternschaft. Nicht nur Doras Eltern, auch mitfühlende Zuschauer stehen manchmal kurz vorm Herzkasper angesichts der drohenden Eskalationen. Zur Beruhigung: Regisseurin Stina Werenfels bringt zwar moralische Grenzbereiche mitten in der Schmerzzone zur Sprache, aber weidet das mögliche Schicksal der Protagonistin nicht bis ins Unerträgliche aus. Vielmehr wird klug und sensibel verhandelt, was unter Selbstbestimmung fällt und wo Missbrauch anfängt, wann Verantwortung wahrgenommen werden muss und wann es Zeit ist, loszulassen. Autonomie heißt auch: ein Recht auf Fehler. D Anna Stemmler

Start am 21.5.2015 ¢ b-ware!ladenkino ab Juni ¢ Bundesplatz Kino ¢ Hackesche Höfe Kino

18-year-old Dora is mentally challenged. When the young woman begins a sexual adventure, this leads to a dramatic divide between Dora and her parents. DORA treats the issue in a sensitive and smart way .

„Brillant inszeniert & klug erzählt!“ THE GUARDIAN

EIN FILM VON

MIA HANSEN-LØVE

EDEN LOST I N M U S I C „Ein mitreißender und elektrisierender Musikfilm!“ LES INROCKS

AB 30. APRIL IM KINO WWW.EDEN-FILM.DE

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INDIEKRITIKEN Deutschland 2014 D 90 min D R: Ingo Haeb D B: Ingo Haeb D K: Sophie Maintigneux D S: Nicole Kortlüke D D: Lena Lauzemis, Christine Schorn, Vicky Krieps, Steffen Münster, Christian Aumer D V: Movienet Film

DAS ZIMMERMÄDCHEN LYNN My beautiful obsession

Lynn (Vicky Krieps) ist ein bisschen verdruckst und schüchtern. Sie trägt praktische Hosen und Blusen, steckt die graubraunen Haare mit Spangen zurück und lässt die Schultern hängen. Ihr Gegenüber sieht sie selten an. Aber zugleich ist da eine leise, verrückte Entschlossenheit. Eines Tages steht Lynn bei ihren Ex-Chef, einem Hotelmanager, vor der Tür. Als er öffnet, tritt sie wortlos ein und nimmt – ebenso wortlos – eine offenbar zuvor bestehende sexuelle Beziehung wieder auf. Sie erhält ihren alten Job als Zimmermädchen zurück. Lynn putzt nämlich gern. Wenn sie allein im Zimmer ist, zieht sie die Wäsche der Gäste an. Als ein Gast früher zurückkommt, und sie sich unter dem Bett verstecken muss, entdeckt sie, dass sie auch diese Erfahrung kickt. Immer öfter verbringt sie nun die Nacht unter den Betten der Gäste. Als sie dort eines Tages Zeugin einer sadomasochistischen Szene wird, eröffnet sich ihr eine neue Fantasie, die sie ebenso beharrlich verfolgt. Es wird wenig gesprochen in ZIMMERMÄDCHEN LYNN. Die kargen und sehr sachlichen Dialoge zwischen Lynn und ihrem Chef, Lynn und ihrer Mutter, Lynn und ihrem Therapeuten, sind nachträglich eingesprochen und wirken fast wie Off-Kommentare. Kommst du mich mal wieder besuchen? fragt die Mutter. Es ist sehr weit, sagt Lynn. Hauptsächlich erzählt LYNN über die Bilder und über die Lücken zwischen den Bildern. Wie Lynn zieht der Film seinen Kick aus einer genießerisch balancierten Kombination von Nähe und Geheimnis. Unter dem Bett, in ihren Pyjamas, ist Lynn den Hotelgästen sehr nah, doch was sich genau auf dem Bett abspielt, entzieht sich ihren Blicken. In seiner Adaption des Romans DAS ZIMMERMÄDCHEN von Markus Orth zeigt Ingo Haeb die Obsessionen seiner Hauptdarstellerin – was sich aber warum genau in dieser jungen Frau abspielt, die sich Stück für Stück mit sehr eigenwilligen Mitteln aus der Isolation heraus tastet, entschlüsselt der Film nicht. D Hendrike Bake

Start am 28.5.2015 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz, am 29.5. Filmgespräch mit Regisseur Ingo Haeb ¢ Hackesche Höfe Kino

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The chambermaid Lynn really likes to clean. To experience intimacy, she sometimes lies under the bed of guests. In his adaptation of the novel THE CHAMBERMAID director Ingo Haeb follows the path the main character takes with utmost respect.

Frankreich 2014 D 131 min D R: Mia Hansen-Løve D B: Sven Hansen-Løve D K: Denis Lenoir D S: Marion Monnier D M: Daft Punk, Joe Smooth, Frankie Knuckles, Terry Hunter u.v.m. D D: Brady Corbet, Pauline Etienne, Felix De Givry D V: Alamode Filmverleih

EDEN

Älter werden in Popkulturen

EDEN erzählt von einer Seitenlinie der französischen House-Szene in den neunziger Jahren, die für die Entwicklung heutiger Megahits wie Daft Punks „Get Lucky“ oder Pharrell Williams „Happy“ wichtig war. Sven Løve, der Bruder der Regisseurin Mia Hansen-Løve, war House-DJ und einer der Autoren des Pariser House-Fanzines „Eden“, einem schmalen A6-Heft, das in nur sieben Nummern den Aufstieg des „French Touch“ im House begleitete. Sven, der im Film Paul heißt, legte Garage auf, die Vokalversion von House. Im Mittelpunkt des Films steht sein Duo Cheers, um das außerdem der Journalist Arnaud und der Comiczeichner Cyrill kreisen. EDEN folgt dem Aufstieg der DJs, von den ersten Raves in einem alten Fort, über verschiedene Pariser Clubs, bis hin zu großen sonnigen Garage-Raves in New York. Bald schleichen sich aber auch düstere Töne in die Partywelt. Der Zeichner Cyrill nimmt sich das Leben, Paul entwickelt eine massive Kokain-Abhängigkeit, die Dauerfeier wird zur Belastung für ernstere Beziehungen, und irgendwann ist auch Garage nicht mehr angesagt. EDEN ist ein Film, der ein wenig zu persönlich geraten ist und etwas zu genau an den tatsächlichen Ereignissen klebt und dadurch etwas an Drive verliert. Doch Pauls Geschichte ist typisch für Biographien in alternden Jugendkulturen und die Verzweiflung, die einsetzt, wenn der Differenzgewinn ausbleibt, auf dem die subkulturelle Individuation basiert. „Muss es denn immer Garage sein? Vielleicht baut ihr mal Electro ein, das läuft im Soundso ziemlich gut.“ schlägt ein Veranstalter vor. Paul und sein Kumpel sehen sich an, als hätte ihnen des Teufels Großmutter an die Schulter gefasst. Garage ist ihre Seele. Andere mögen das lächerlich finden, für sie ist es Identität. EDEN erzählt sehr genau von der Vertreibung aus dem Paradies gesicherter Identität in Popkulturen. D Tom Dorow

Start am 30.4.2015 + ab 7.5. ¢ b-ware!ladenkino ¢ Hackesche Höfe Kino OMU DF

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Based on true events, EDEN tells the story of the 1990s French house scene. The film follows the fortunes of DJ Sven Løve, Paul in the film, from his first raves in an old fortress to the clubs of Paris to the garage raves in New York.

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INDIEKRITIKEN Deutschland 2015 D 95 min D R: Annekatrin Hendel D B: Annekatrin Hendel D K: Martin Farkas D D: Mit:Hanna Schygulla, Irm Hermann, Harry Baer, Hark Bohm, Volker Schlöndorff, Margit Carstensen, Juliane Lorenz, Thomas Schühly D V: Real Fiction Filmverleih

FASSBINDER

Originaltitel: Une jeunesse allemande D Deutschland/Frankreich/Schweiz 2015 D 93 min D R: Jean-Gabriel Périot D B: Jean-Gabriel Périot D S: Jean-Gabriel Périot D M: Alan Mumenthaler D V: W-Film

UNE JEUNESSE ALLEMANDE – EINE DEUTSCHE JUGEND

Gruppe als Bezugspunkt

Rote Armee Fraktion revisited Als Rainer Werner Fassbinder am 10. Juni 1982 wahrscheinlich an den Folgen von Überarbeitung und eines Drogencocktails starb, kam damit nicht nur eines der aufregendsten filmischen Oeuvres der alten Bundesrepublik zum Erliegen. Auch die goldene Ära des BRD-Autorenkinos hatte ihren Schlusspunkt erreicht: Von diesem Schlag – und einer empfindlichen Neustrukturierung der Filmförderung – sollte sich das BRD-Kino lange nicht erholen. Fraglich, ob es das überhaupt je getan hat. Typisch für Fassbinders Arbeitsweise war die Gruppe – sowohl als kreativer Bezugspunkt, als auch im Sinn eines permanenten, direkten sozialen Umfelds. Die daraus resultierenden ständigen Auseinandersetzungen und Konfrontationen bildeten, neben einem kritischen Blick auf die Befindlichkeiten der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft, einen zentralen Fundus, aus denen Fassbinders immer auch zwischenmenschliche Beziehungen sezierende Filme schöpften. In ihrer Hommage FASSBINDER fokussiert Annekatrin Hendel nun genau auf diesen Aspekt, wenn sie die Weg- und zeitweise auch Lebens- und Bettgefährten des einstigen Bürgerschrecks im Spiegel seiner Filme ausführlich zu Wort kommen lässt: Kenntlich wird dabei nicht nur, wie es Fassbinder verstand, seine unbestrittenen Fähigkeiten als Manipulator für seine Arbeit nutzbar zu machen, sondern auch, was für ein Vakuum der Regisseur hinterließ. Manche von Hendels ästhetischen Entscheidungen bleiben dabei zunächst unklar. Ist etwa die brachiale Musik von Rammstein wirklich der geeignete Soundtrack für die wuchtigen Szenencollagen aus Fassbinders ja eher spröden und unterkühlten Filmen? Das reichhaltig versammelte Archivmaterial, vieles davon unveröffentlicht, und die zahlreichen Anekdoten der alten Fassbinder-Truppe lassen von solchen Fragen allerdings rasch absehen. D Thomas Groh

Start am 30.4.2015 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bundesplatz Kino ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Sputnik Kino ¢ Xenon Kino

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Annekatrin Hendel’s Homage FASSBINDER focusses on the collective in which the director lived and worked. Extensive archive footage shows not only Fassbinder’s manipulative skills, but also the immense vacuum the director left behind.

UNE JEUNESSE ALLEMANDE ist eher eine Collage als ein gewöhnlicher Dokumentarfilm, mehr ein offenes Videoexperiment als eine in sich geschlossene Geschichtsstunde. Seinem Thema – der zunehmenden Radikalisierung der 68er-Bewegung, die schließlich in der Gründung der RAF kulminierte – nähert sich der Franzose Jean-Gabriel Périot durch das kompakte Arrangieren einer Unmenge an Archivmaterial. Der bislang im Kurzfilmbereich aktive Filmemacher montiert Zeitdokumente wie Fernsehmitschnitte, Nachrichtensendungen, politische Reden oder Fotografien unkommentiert hintereinander. Manchmal, etwa bei stummen 8mm-Aufnahmen oder Zeitungsartikeln, steht das Bild für sich alleine, an anderer Stelle bleibt die Leinwand schwarz und pointierte Tonaufnahmen übernehmen das Ruder. Nach einem kurzen Prolog zum Dritten Reich setzt die eigentliche Erzählung etwa 1965 an und erstreckt sich über das folgende Jahrzehnt. Périot folgt keiner stringenten Dramaturgie, sondern mäandert zwischen verschiedenen Aspekten und lässt konträre Ansichten aufeinander prallen, ohne der Historie seine eigene Haltung aufzudrängen. Ein wiederkehrendes Thema ist neben dem Werdegang von Ulrike Meinhof das filmische Schaffen der 68er-Generation, die die Filmkamera als Waffe aufs Publikum richtete. Zeugnis davon geben Ausschnitte aus Meinhofs Fernsehfilm BAMBULE über den Aufstand in einem Berliner Erziehungsheim, Einblicke in BRANDSTIFTER von Klaus Lemke und das Gemeinschaftsprojekt DEUTSCHLAND IM HERBST. So zeichnet UNE JEUNESSE ALLEMANDE, der im Panorama der diesjährigen Berlinale zu sehen war, ein vielgestaltiges Sittenbild der aufgepeitschten Stimmung in der hochgradig politisierten Bundesrepublik um 1968, das durchaus Parallelen zur Gegenwart aufweist. D Christian Horn

Start am 21.5.2015 ¢ filmkunst66 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Bundesplatz Kino DF + OMU DF

In his documentary assemblage French filmmaker Jean-Gabriel Périot explores the events and movements leading up to the founding of the Rote Armee Faction in the 70s.

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INDIEKRITIKEN Deutschland/Schweiz/Niederlande/Kolumbien 2014 D R: Jens Schanze D B: Jens Schanze D K: Börres Weiffenbach D S: Bernd Euscher D M: Rainer Bartesch, Victor Moser D V: Camino Filmverleih

LA BUENA VIDA – DAS GUTE LEBEN

Deutschland 2015 D 90 min D R: Andreas Marschall, Michal Kosakowski, Jörg Buttgereit D B: Andreas Marschall, Anna Bonasso, Jörg Buttgereit, Goran Mimica D K: Sven Jakob D S: Andreas Marschall, Michal Kosakowski D M: Lukas Lücke D D: Milton Welsh, Annika Strauss, David Masterson, Matthan Harris D V: Drop-Out Cinema

GERMAN ANGST Horroranthologie

Anti-Industrialisierungs-Doku

El Cerrejón im Norden Kolumbiens ist die größte Steinkohlemine in Lateinamerika. Von hier aus werden täglich 100.000 Tonnen Kohle abgebaut und zur Verschiffung nach Europa verladen. Der fortschreitende Raubbau bedroht die umliegende Natur und insbesondere das Volk der Wayúu. Der Dokumentarfilm LA BUENA VIDA zeigt die Umsiedlung der indigenen Gemeinde von Tamaquito vor dem Hintergrund des globalen Strebens nach Wachstum und Fortschritt. Von Anfang an ist klar, wer hier David und wer Goliath ist. Die Weite und Idylle des unangetasteten Dschungels werden konterkariert mit den gigantischen Kohlefeldern und ihrer riesigen Abbaumaschinerie. Dabei kommt LA BUENA VIDA ohne anklagenden Off-Kommentar aus. Die sich nähernde Bedrohung wird indirekt spürbar. Eine Radiosendung meldet Anschläge der FARC auf einen Kohletransporter; ein Bewohner findet beim Fischen ein Stück Kohle – die Mine ist nur noch vier Kilometer vom Dorf entfernt. Bevor die Großindustrie anrückte, fand das Dorfleben im Einklang mit der Natur statt, die Lebensumstände waren einfach. Nach der Umsiedlung erwartet die Wayúu ein Ziegelhaus mit Gasherd, fließend Wasser und Fernseher. Für die Indigenen ist der neue Lebensraum mit seinen trockenen Äckern jedoch mehr Fluch als Segen. Ein gutes Leben kann eben nicht für jeden an den Maßstäben der westlichen Welt gemessen werden. Begriffe wie „Glück“ und „Wohlstand“, die der Film als Zwischenüberschriften einblendet, werden zur Interpretationssache. Die Globalisierungskritik von LA BUENA VIDA ist nicht neu. Doch Regisseur Jens Schanze macht die Ungerechtigkeit greifbar, indem er ihr anhand der Umsiedelung von Tamaquito ein Gesicht gibt. Beispielhaft legt die Dokumentation Zeugnis ab von der Zerstörung indigenen Lebensraums und der Allmacht der Konzerne. D Nina Linkel

Start am 14.5.2015 ¢ Acud Kino ¢ Eva Lichtspiele OMU , am 16.5. um 17.30 Uhr in Anwesenheit von Regisseur Jens Schanze ¢ filmkunst66 OMU OMU

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El Cerrejón in northern Columbia is the largest pit coalmine in Latin America. The overexploitation threatens the surrounding nature and particularly the indigenous peoples, the Wayúu. LA BUENA VIDA documents the struggle of the local community in Tamaquito against the upcoming resettlement.

Kaum ein Film wurde in der deutschen Horrorfilmgemeinde so sehnsüchtig erwartet wie der Episodenfilm GERMAN ANGST. Die Regisseure Jörg Buttgereit, Andreas Marschall und Michal Kosakowski haben sich zusammengetan, mit einem furiosen Teaser eine Crowdfunding-Kampagne losgetreten, und die Horrorgemeinde stand ihnen sofort zur Seite. GERMAN ANGST ist ein Anthologiefilm mit zwei kürzeren Segmenten von Buttgereit und Kosakowski und einem längeren von Marschall. Buttgereits FINAL GIRL beginnt mit Großaufnahmen von Zehen, Haut, Haaren, Tierpelz – viszerale Körperbilder, die daran erinnern, dass Körperoberflächen gefährliche Zonen sind, deren Abbildung nur aus der Distanz vertraut erscheint. Über das Radio sickert ein wenig unheimliche Nachrichtenrealität aus dem realen Berlin-Horror in den Film. Während das Mädchen aus dem Off von ihrem dreibeinigen Meerschweinchen Mucki erzählt, passieren schlimme Dinge. Die Splatterszenen wirken zwar wenig inspiriert, aber Buttgereit gelingt es, eine erdrückende Atmosphäre zu schaffen. Wer will, kann FINAL GIRL auch als Kommentar zur Debatte um Exploitation und Empowerment in Rape-and-Revenge-Filmen sehen. Michal Kosakowskis MAKE A WISH ist die Geschichte eines Täter/Opfer-Rollentauschs, die konzeptuell interessanter ist, als sie im Film wirkt. Die Nazi-Gang, die hier ein taubstummes Paar überfällt, ist so glaubwürdig wie Punker-Rollen am Stadttheater. Andreas Marschall ist der stilsicherste der Regisseure. Sein Segment ALRAUNE könnte man sich gut auch als Abendfüller mit großem Budget vorstellen. Ein Neo-Giallo um Sex, Sucht und Gewalt, ähnlich elegant inszeniert wie Cattet und Forzanis AMER und THE STRANGE COLOUR OF YOUR BODY’S TEARS, aber mit einer klassischeren Storyline, die übrigens nichts mit den zahlreichen Verfilmungen des Romans ALRAUNE von Hanns Heinz Ewers zu tun hat. D Tom Dorow

Start am 7.5.2015 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Filmrauschpalast

Horror anthology by Germany’s leading genre filmmakers. Jörg Buttgereit’s FINAL GIRL tells the story of a girl’s revenge, in Michal Kosakowski’s MAKE A WISH the victim and the perpetrator swap roles and Andreas Marschall’s ALRAUNE is an erotic drug fantasy.

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INDIEKRITIKEN

MELODYS BABY Mein Kind, dein Kind

In der ersten Einstellung von MELODYS BABY, die auch das Schlussbild des Films sein könnte, liegt Melody (Lucie Debay) nur mit Unterwäsche bekleidet in Embryonalhaltung auf einer weinroten Couch. Die Mittzwanzigerin lebt, wie wenig später herauskommt, von der Hand in den Mund. Mehr als ihren Reiserucksack mit ein paar Ersparnissen, Schminksachen und ihrer Friseur-Ausrüstung trägt sie nicht bei sich. Tagsüber verteilt Melody Werbeflyer in Briefkästen und klingelt in Wohnungen, um ihre Hausbesuche als Friseurin feilzubieten, nachts entert sie mit ihrem Schlafsack Treppenhäuser und übernachtet im Hausflur, eine Dusche nimmt sie im Hallenbad. Doch Melody ist keineswegs resigniert, sondern verfolgt ihren Traum von einem eigenen Friseursalon mit großer Beharrlichkeit. Ein bisschen Geld hat sie schon beisammen, das Kapital für einen eigenen S alon ist aber noch in weiter Ferne. Nachdem sie schon an den Verkauf einer Niere gedacht hat, legt Melody bei einem Internetportal für Leihmütter ein Profil an. Hier kommt die gut betuchte englische Geschäftsfrau Emily (Rachael Blake) ins Spiel, die Melody für ein Honorar von 50.000 Euro als Leihmutter engagiert. Nach der Einpflanzung der befruchteten Eizelle steht Melody plötzlich mit ihrem Rucksack vor Emilys Haustür und zieht kurzerhand bei ihrer Auftraggeberin ein. Bald entwickelt die junge Frau mütterliche Gefühle für das ungeborene Leben in ihr

Start am 14.5.2015 + ¢ b-ware!ladenkino ab Ende Mai DF ¢ Eva Lichtspiele + OMU ¢ filmkunst66 DF ¢ Hackesche Höfe Kino OMU DF

OMU

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Melody, a Belgian hairdresser, needs money to open a salon. Emily, an English manager, longs for a baby. Melody agrees to become a surrogate mother for Emily. The deal draws them closer together than either one had expected.

Originaltitel: Melody D Frankreich 2014 D 90 min D R: Bernard Bellefroid D B: Bernard Bellefroid, Carine Zimmerlin D K: David Williamson D S: Sean-Luc Simon D M: Frédéric Vercheval D D: Rachael Blake, Catherine Salée, Lucie Debay, Don Gallagher, Laure Roldan, Clive Hayward D V: MFA+ FilmDistribution

und gerät ins Grübeln – der Beginn einer komplizierten Freundschaft, bei der Abstoßung und Anziehung nahe beieinander liegen. In Deutschland ist das Austragen einer fremden Eizelle gesetzlich verboten. In Belgien, dem Heimatland des Regisseurs Bernard Bellefroid, ist die Leihmutterschaft hingegen legal und allenfalls aus ethischen oder religiösen Überzeugungen heraus umstritten. Trotz dieser politisch, religiös und ethisch aufgeladenen Thematik ist MELODYS BABY aber keineswegs ein spröder Thesenfilm, der eine gesellschaftliche Debatte verfilmt oder eine eindeutige politische Position bezieht. MELODYS BABY erzählt eine sehr persönliche Story erfreulich wertfrei und durchaus nicht so tranduselig wie der Trailer. Auch die Klischee-Fettnäpfchen, die bei der Geschichte hinter jeder Wendung lauern, erweisen sich für Bellefroid nicht als Stolperfallen. Vielmehr legt der Regisseur das Hauptaugenmerk seines zweiten Kinofilms auf die beiden Protagonistinnen, deren Beziehung eine dritte, noch ungeborene Person beeinflusst. Melody und Emily umkreisen einander, manchmal wie Tigerinnen, die ihre „Beute“ schützen wollen, dann wieder wie gute Freundinnen oder ein Mutter-Tochter-Gespann. Der Kern des intensiven Zwei-Personen-Dramas ist somit nicht unbedingt die Leihmutterschaft selbst, sondern die fragile Freundschaft zwischen den beiden zielstrebigen Frauen, die eine völlig unterschiedliche, aber vergleichbar belastende (Familien-)Geschichte mit sich herum tragen: Melody kam anonym zur Welt und vermisst ihre Mutter, Emily kann seit einer Krebserkrankung keine Kinder bekommen. Die Australiern Rachael Blake (SLEEPING BEAUTY) und die in Belgien als Theaterschauspielerin bekannte Lucie Debay (BEVOR DER WINTER KOMMT) stemmen dieses Zwei-Personen-Stück mit ihrer durchweg hohen Leinwandpräsenz. Weil Bernard Bellefroid seinen Hauptdarstellerinnen und insbesondere der einprägsamen Lucie Debay mit einer dokumentarisch wirkenden Kamera und der dezenten Inszenierung viel Raum zur Entfaltung bereitet, überträgt sich die emotionale Anspannung zwischen den Figuren ohne Umschweife ins Publikum. D Christian Horn MAI 2015 D

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INDIEKRITIKEN Originaltitel: Papusza D Polen 2013 D 131 min D R: Krzysztof Krauze, Joanna Kos-Krauze D B: Krzysztof Krauze, Joanna Kos-Krauze D K: Krzysztof Ptak D S: Krzysztof Szpetmanski D M: Jan Kanty Pawluskiewicz D D: Artur Steranko, Antoni Pawlicki, Jowita Miondlikowska, Joanna Niemirska, Andrzej Walden, Zbigniew Walerys D V: Kairos Filmverleih

PAPUSZA – DIE POETIN DER ROMA

Deutschland 2015 D 90 min D R: Stefan Krohmer D B: Daniel Nocke D K: Benedict Neuenfels D D: Aleksei Guskov, Lucie Heinze, Yuri Kolokolnikov, Anton Pampushnyy, Ievgen Bal D V: X-Verleih

MÄDCHEN IM EIS Katz und Maus am Rande der Welt

Epische Sehnsucht

PAPUSZA ist ein großer, epischer Historienfilm über das Leben der Roma-Dichterin Bronisława Wajs, genannt Papusza („Puppe“), und die Folgen, die die Ansiedelungspolitik der polnischen Regierung für die Roma, für Papusza und ihre Familie hatten. PAPUSZA erzählt eine tragische Geschichte von Unrecht und Elend, aber immer wieder zeigt das Regiepaar Joanna Kos-Krauze und Krzysztof Krauze auch Bilder, in denen die Sehnsucht in Papuszas Liedern beschworen wird. Da sind die Trecks der Roma durch Wälder und Felder in panoramahaften, sorgfältig komponierten Schwarzweiß-Bildern, der Himmel in dramatischen Kontrasten, unterlegt mit Roma-Musik zu den Texten Papuszas. Am Lagerfeuer donnert der Klang einer mächtigen Zigeunerkapelle mit mehreren Harfen, die Frauen tanzen. Es sind Erinnerungsbilder, wie in Papuszas Lied vom „Wasser, das wandert“: „Längst entschwunden sind die Zeiten der Zigeuner, die gewandert. Ich aber seh’ sie, hurtig wie Wasser, stark und durchscheinend.“ Bronisława Wajs wird 1910 geboren und lernt mit 12 Jahren von einer jüdischen Buchhändlerin im Austausch gegen ein gestohlenes Huhn lesen. Als junges Mädchen wird sie mit dem viel älteren Harfenspieler Dionysi Wajs verheiratet. Während des zweiten Weltkriegs versteckt sich ihre Sippe in den Wäldern, wobei auch die schweren Harfen ins Versteck geschafft werden. Nach dem Krieg kommt der Literat Jerzy Fikowski auf der Flucht vor stalinistischer Verfolgung bei der Roma-Sippe unter. Zwischen Fikowski und Papusza entwickelt sich eine Freundschaft. Er bittet sie, ihre Texte aufzuschreiben und sorgt für die Veröffentlichung. Als Fikowski rehabilitiert und zum Berater der Regierung für Zigeunerfragen berufen wird, unterstützt er die Ansiedelungspolitik, die von der Regierung auch mit Zwang durchgesetzt wird. Papusza gilt als Verräterin ihres Volkes … D Tom Dorow

Start am 7.5.2015 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz

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D MAI 2015

OMU

In epic scale PAPUSZA tells the story of the Polish Roma in the 20th century and of the Roma poet Bronislawa Wajs, called Papusza (doll).

Alles fängt denkbar harmlos an: Die 20-jährige Winja macht sich von Frankfurt aus auf den Weg in ein abgelegenes Wintersporthotel am russischen Polarkreis, um in den Eisweiten ihre große Liebe Andrei wiederzufinden. Zeitgleich mit ihr reisen auch der kauzige Tierpfleger Yegor und der Videokünstler Artur mit 100 Pinguinen dorthin, um einen apokalyptischen Kurzfilm für den russischen Oligarchen Wsewolod Starych zu drehen, der ebenfalls schon im Auto gen Polarkreis sitzt. Und natürlich ist auch Winjas Objekt der Begierde bereits unweit des Hotels gestrandet, allerdings, und das hatte die junge Deutsche nicht auf dem Schirm, mit Frau und Kind im Schlepptau. Stefan Krohmer (SIE HABEN KNUT) hat mit MÄDCHEN IM EIS einen verrückten Film gedreht, der sich unter dem Vorwand einer Liebesgeschichte und mit einem schrägen Figurenkabinett am Rande auch noch auf schwarzhumorige Weise in eine Umweltdebatte wirft. Denn Starychs Kurzfilm soll eine Replik auf seine bei einem Aktivisteneinsatz für den Schutz von Pinguinen verstorbene Tochter werden. Im Hotel treffen die Figuren im Verlauf des Films alle aufeinander und aus dem anfänglichen Roadmovie wird ein unterhaltsames Kammerspiel, in dem jeder mit jedem Katz und Maus spielt. Wer hier wem überlegen ist, wird zunehmend undurchsichtig. So scheint der verweichlichte Familienvater Andrei anfangs gänzlich im Dunkeln zu tappen, erweist sich dann aber doch als mit allen Wassern gewaschen. Mit diesen kleinen, mitunter überraschenden Plotwendungen hält Krohmer den Zuschauer auf Trapp. Dazwischen flicht er gekonnt Animationssequenzen aus dem Film im Film ein, die zwar immer wieder die eigentliche Handlung unterbrechen, aber den abgründigen Humor von MÄDCHEN IM EIS und die amüsante Doppelmoral seiner Figuren weiter verdichten. MÄDCHEN IM EIS ist ein bissiger Thriller im Anorak eines romantischen Roadmovies. D Eileen Reukauf

Start am 21.5.2015 ¢ b-ware!ladenkino ab Juni ¢ Hackesche Höfe Kino

20-year-old Winja travels to a remote winter sports hotel at the Russian polar circle to find her lost love, Andrei. Other guests of the hotel are the Russian Oligarch Wsewolod Starych and the video artist Artur who is accompanied by the 100 penguins starring in his next film …

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INDIEKRITIKEN Großbritannien 2014 D 90 min D R: Desiree Akhavan D B: Desiree Akhavan D K: Chris Teague D S: Sara Shaw D M: Josephine Wiggs D D: Robyn Rikoon, Halley Feiffer, Scott Adsit, Aimee Mullins, Desiree Akhavan, Rebecca Henderson, Anh Duong, Hooman Majd, Arian Moayed, Christopher James Baker, Gracie Beardsley D V: Pro-Fun Media

APPROPRIATE BEHAVIOUR, EINFACH UNGEZOGEN

USA 2014 D 100 min D R: Marcus Vetter, Karin Steinberger D B: Marcus Vetter, Karin Steinberger D K: Georg Zengerling D S: Marcus Vetter D M: Sven Kaiser D V: farbfilm Verleih

THE FORECASTER Prognose: Wirtschaftskollaps 2015

Bisexuell und verstrahlt in Brooklyn

„Appropriate behaviour“ bzw. „angemessenes Benehmen“, ist Shirin ziemlich fremd. Die New Yorkerin mit iranischen Wurzeln ist schlagfertig und gleichzeitig völlig verstrahlt, eine gefährliche Kombination, die durch die Trennung von ihrer Freundin Maxine noch verstärkt wird. „Wir waren ein It-Pärchen“, erklärt sie ihrer besten Freundin „wenn wir getanzt haben, haben alle einen Kreis um uns gebildet und uns zugesehen“. Die Freundin guckt skeptisch, während sie mit dem Kellner flirtet und einen Eistee bestellt. Shirin bestellt „die Umsonst-Bonbons von der Theke und ein Glas Leitungswasser.“ Vor ihrem Film-Debüt hat die Regisseurin, Autorin und Hauptdarstellerin Desiree Akhavan die preisgekrönte Web-Comedy-Serie THE SLOPE gedreht, in der sich das lesbische Horror-Hipster-Pärchen Ingrid und Desiree biestige Dialoge liefert. Auch APPROPRIATE BEHAVIOUR lebt von Wortwitz und One-Linern und hat eine ziemlich episodische Struktur: Tief im Trennungsblues stolpert Shirin durch die Baustellen ihres Lebens, als da wären: die Familie, die von ihrer Bisexualität nichts wissen soll, Begegnungen mit der Ex und Flashbacks in glücklichere Zeiten, eine lose Folge sexuell abwechslungsreicher und emotional ambivalenter Dates, und so eine Art Job, die darin besteht, eine Gruppe hyperaktiver Fünfjähriger zu Filmemachern auszubilden. Das alles ist nicht nur ziemlich lustig sondern auch von einer großen emotionalen Aufrichtigkeit und stellenweise sehr berührend. In den USA und England wird Akhavan bereits als das nächste Comedy-Talent gefeiert und mit Lena Dunham und Woody Allen verglichen. Mich hat APPROPRIATE BEHAVIOUR auch an die Cartoons „Dykes to Watch Out For“ von Allison Bechdel erinnert. Eines Tages, da ist die Beziehung schon ziemlich am Ende, faucht Maxine: „You are ruining my birthday!“, Shirin gibt zurück: „You are ruining my twenties.“ D Toni Ohms

Start am 14.5.2015 ¢ Sputnik Kino ¢ Xenon Kino OMU

OMU

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After the recent break-up with her girlfriend bi-sexual Shirin is drifting through her Brooklyn life making things worse by antagonizing her family, her ex, several new dates and taking a job she isn’t the least bit qualified for.

In der Schule kannte man es ganz harmlos als Kettenbrief, in der Wirtschaftskriminalität ist es als Ponzi Scheme bekannt: Jene betrügerische Anlagemethode, die nur so lange funktioniert, wie neue Anleger Geld investieren. Doch dieses unendliche Wachstum ist zwangsläufig unmöglich und so brechen Ponzi-Systeme früher oder später zusammen. Laut dem Wirtschafts-Analytiker Martin Armstrong kann man die gesamte Weltwirtschaft als gigantischen Ponzi Scheme betrachten, denn die Basis der globalen Märkte sind Schulden. Länder, Wirtschaftssysteme machen Schulden, mit denen sie ihre Wirtschaft ankurbeln und nehmen neue Schulden auf, um alte zu begleichen. Das geht so lange gut, wie es neues Geld gibt … aber dann? Was möglicherweise passieren wird, wenn dieses System zusammenbricht ist eine hoch spannende Frage, die jedoch nur ein Aspekt von THE FORECASTER ist, einem Film von Marcus Vetter und Karin Steinberger, der sich als Dokumentarfilm ausgibt, jedoch in erster Linie eine Polemik ist. Das mag an der enormen Komplexität des Themas liegen, das Wirtschaftstheorien, Marktmanipulationen und Verschwörungstheorien umfasst und selbst für qualifizierte Laien kaum zu erfassen ist, erst recht nicht in gerade mal 92 Minuten. Warum Armstrong etwa jahrelang im Gefängnis saß, wird nicht wirklich deutlich, was nicht zuletzt daran liegt, dass Vetter und Steinberg ausschließlich Armstrong und seine Freunde und Geschäftspartner zu Wort kommen lassen. Eine kritische Perspektive fehlt völlig, was zum einen an der Weigerung von Richtern und Staatsanwälten gelegen hat, am Film mitzuwirken, aber vor allem am Unwillen der Autoren, das Selbstverständnis ihres Helden zu hinterfragen. Der ist fraglos eine faszinierende Gestalt, der erstaunliche Fähigkeiten zur Vorhersage von Marktbewegungen bewiesen hat. Ein etwas kritischerer Blick hätte dem Film jedoch gut getan. D Michael Meyns

Start am 7.5.2015 + ¢ b-ware!ladenkino ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Sputnik Kino DF + OMU DF

OMU

A documentary about the mysterious American economic analyst Martin Armstrong and his astonishingly accurate prognoses on the economic development of various countries.

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INDIEKINOS

ZUKUNFT



INDIEKINOS INDIEPREMIEREN

ZUKUNFT

… mit einem Hauch Vergangenheit Das Haus Zukunft befindet sich „nur sechs Steinwürfe“ vom Ostkreuz entfernt auf der Südseite der Bahngleise in einem kleinen innerstädtischen Gewerbegebiet. Damit ist es eigentlich fantastisch zentral gelegen, trotzdem gibt einem das Kino das Gefühl, gerade einen Ausflug zu machen, ins Umland, in relaxtere Berlin-Zeiten, in die 90er Jahre, als Berlin noch voller Brachen und Unsinn war. Jedenfalls ist man dort raus aus dem Gewusel. Im Zukunft war ehemals das Filmlager des DEFA Filmverleihs Progress untergebracht, später residierte dort der Techno-Club Ministerium für Entspannung (MFE), der 2009 in einem Großfeuer abbrannte. Im Jahr 2011 pachtete das Tilsiter Kollektiv das Gelände und legte dort die „ZUKUNFT am Ostkreuz“ an, einen multifunktionalen Veranstaltungsort mit fröhlichem Spielwiesen-Charakter. Seither wird permanent gewerkelt. Hier ist Platz für die verschiedensten Spleens und hier werden sie auch umgesetzt.

Die Zukunft ist langsam gewachsen und lange nicht fertig. Die ersten Veranstaltungen fanden im Freiluftkino Pompeji statt, einem der mit rund 100 Sitzplätzen kleinsten und romantischsten Freilichtkinos der Stadt, das seinen Namen den Rußgeschwärzten Mauerresten des alten Filmlagers verdankt, und tatsächlich ein mediterranes Flair verbreitet. Immer mal wieder finden hier auch Konzerte statt. Von 2011 bis 2013 kamen dann nach und nach hinzu: das Kino Zukunft mit zwei kleinen Sälen, der Ausstellungsraum Bildersaal, der Kellerclub Tiefgrund, das Theater Zukunft, das unter dem Motto „kein Geld und keine toten Autoren“ arbeitet, die kleine Open-Air-Bühne Waldgarten hinterm Haus, der Biergarten vor D 26

D MAI 2015

dem Haus und die Kino Bar, die an verschiedenen Wochentagen Jazzbar, Folkbar oder einfach nur Bar ist. Im Jahr 2014 wurde das Angebot noch um die hauseigene Mikrobrauerei erweitert, die die Friedrichshainer KinoTroika (Zukunft, Tilsiter Lichtspiele, FLK Pompeji) mit ungefilterten, naturtrüben Bieren beliefert. Zu den Standards gehören, je nach Gemütslage, die „Goldene Zukunft“ und das süffige Dunkelbier „Dunkle Zukunft“. Zum Kino Zukunft gelangt man über die Kinobar, deren Theke auch als Ticket-Counter fungiert. Die zwei Säle des Zukunft heißen skurrilerweise Saal 3 und Saal 4, haben 45 und 25 Plätze und bieten statt eines Vorhangs eine schöne Vorhang-Projektion auf der Leinwand. Wenn der Vorhang aufgeht, wird ein Programm aus Independent Kino, Arthouse-Nachspiel, Politischem Kino und jungem deutschen Kino gezeigt. Im April waren beispielsweise neben den Spielfilmen MOMMY, DER KLEINE TOD und DAS MÄDCHEN HIRUT die Dokumentationen DIE REISE ZUM SICHERSTEN ORT DER WELT, PEPE MUJICA – DER PRÄSIDENT, WER RETTET WEN? und Christian Froschs experimenteller Blick auf die 60er Jahre VON JETZT AN KEIN ZURÜCK zu sehen. Das Zukunft hat gerne Gäste zu Besuch und mag Kurzfilmprogramme. An hohen Feiertagen werden die Eigenproduktionen des Kollektivs gezeigt, der Mockumentary DIE WAHRHEIT ÜBER DIE STASI, das Sequel DIE WAHRHEIT ÜBER VAN GOGH und LETHE 2014. So auch in dieser Walpurgisnacht, am 30. April, an dem das Pompeji als erstes Berliner Open-Air-Kino eröffnet – eine prima Gelegenheit, das Gesamtkunstwerk Zukunft zu entdecken. Alternativ kann man auch sehr gut an einem beliebigen Abend auf ein entspanntes Bier vorbeischauen. D Text: Hendrike Bake , Bilder : Marei Wenzel ACUD KINO Laskerstr. 5, 10245 Berlin Telefon: 0176/578 610 79 www.tilsiter-lichtspiele.de S-Bahnhof Ostkreuz


INDIEKRITIKEN USA 2014 D 90 min D R: Anja Marquardt D B: Anja Marquardt D K: Zack Galler D S: Nick Carew, Anja Marquardt D M: Simon Taufique D D: Laila Robins, Brooke Bloom, Marc Menchaca, Dennis Boutsikaris, Tobias Segal D V: Arsenal Institut

SHE’S LOST CONTROL Ständige Unschärfe

Als Surrogatpartnerschaft bezeichnet man im Deutschen das was im Englischen treffender „sex surrogate“ heißt – eine Form von Sexarbeit zwischen physischer und emotionaler Therapie oder Assistenz, bei der Patienten Intimität und körperliche Nähe praktisch (neu) lernen sollen. In Anja Marquardts Debütfilm lernen wir Ronah kennen, die als sex surrogate erst mit Worten und später mit Berührungen Männer therapieren soll, und dafür ihren Körper zur Verfügung stellt. Ronah ist Single und merkwürdig losgelöst von der Welt. Ihre wenigen Sozialkontakte scheinen flüchtig, und es schleicht sich das Gefühl ein, dass ihre Arbeit als Ersatzpartnerin immer mehr zu einem sozialen Platzhalter ihrer eigenen Existenz wird. Das New York, in dem Ronah lebt, wird in verwaschenen Farben und ständiger Unschärfe präsentiert – kein Ort der Verheißungen, sondern einer des zunehmenden Kontrollverlusts. Manhattan als unwirtlicher, unheimlicher Schauplatz ist hier der Spiegel einer frei arbeitenden Frau, bei der die Grenzen zwischen Selbstständigkeit und Einsamkeit immer mehr zu verwischen scheinen. Als die Beziehung zu einem Patienten vom Beruflichen ins Private fließt kommen die Parameter von Ronahs Leben endgültig ins Wanken. Der durch Kickstarter mit einem Mikrobudget realisierte Film, der seine Premiere im Forum der Berlinale feierte, kann sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen. Durch die präzise Kameraarbeit von Zachary Galler, die auf Effekthascherei verzichtet und mitunter dokumentarisch anmutet, baut sich langsam eine Stimmung der Bedrohung auf, die sich in den starken Gesichtern der beiden Hauptfiguren spiegelt: Brooke Bloom und Marc Menchaca legen ihre komplizierten Figuren differenziert und mit einer angemessenen Zurückhaltung an, und von Anja Marquardt möchte man nach diesem fulminanten Debüt noch viel mehr sehen. D Toby Ashraf

Start am 14.5.2015 ¢ b-ware!ladenkino ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU

OMU

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Ronah works as a sex surrogate. As her own fleeting relationships provide no stability, her demanding work begins to slowly take over her life. When she falls in love with a patient, her hold on reality starts to slip away.

Deutschland 2014 D 119 min D R: Rüdiger Suchsland D B: Rüdiger Suchsland D K: Harald Schmuck, Frank Reimann D M: Michael Hartmann, Henrik Albrecht D V: Real Fiction/W-Werner

VON CALIGARI ZU HITLER Eine Liebeserklärung

In seinem Dokumentarfilm über das Filmschaffen der Weimarer Republik montiert der Filmkritiker Rüdiger Suchsland eine beeindruckende Fülle von Material zu einem schillernden Panorama der Epoche. Der Film war gerade erst erfunden, da entfaltete er sich ausgerechnet im krisengeschüttelten Nachkriegsdeutschland und seiner noch jungen, umkämpften Demokratie zu voller Blüte. Die Filmemacher probierten sich aus, erfanden die Genres, revolutionierten die Kamera, begriffen Film als Kunst und als Spektakel. Vom Action Thriller zum Neorealismus ­­– hier war alles bereits da. Mit unzähligen Filmbeispielen beschwört Suchsland den filmischen Reichtum der Zeit, nennt natürlich die großen Namen wie Murnau, Lang, Ruttmann, Wilder, aber lenkt den Blick auch auf weniger bekannte, absolut entdeckenswerte Filmemacher, auf Werner Hochbaum etwa und seine traumhaft fotografierten sozialistischen Hamburger Arbeiterdramen, auf Robert Reinert, der in NERVEN die fiebrige Unrast der Zeit einfing, oder Marie Harder, eine der vergessenen Frauen der Filmgeschichte. In den so unterschiedlichen Bildern und Geschichten sucht Suchsland auch nach den Spuren der Epoche in der sie gedreht wurden, nach den Nachbildern des ersten Weltkriegs, nach der Aufbruchsstimmung der „goldenen“ Zwanziger, nach den Vorahnungen der Diktatur. Er findet sie in den verzerrten Fratzen des DOKTOR CALIGARI, in den hoffnungsvoll nüchternen Stadtgeschichten von MENSCHEN AM SONNTAG und im Netz des Verbrechens, das in M – EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER über einer ganzen Stadt liegt. VON CALIGARI BIS HITLER ist Hommage, Liebeserklärung, Beschwörung und Totenklage. Immer wieder spricht Suchsland im poetisch-klugen Off-Kommentar die Namen der Pioniere aus, als könnte er sie zurück rufen. Er kann es nicht. Wenn im Abspann die Genannten noch einmal auftauchen, mit dem Vermerk „emigriert 1933, 1936, 1939 …“ wird einmal mehr klar: 1933 hat Deutschland sich selbst vernichtet. D Hendrike Bake

Start am 28.5.2015 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bundesplatz Kino ¢ Sputnik Kino

In his documentary feature film critic Rüdiger Suchsland assembles a wealth of material to an homage to the greatest period of filmmaking Germany has ever witnessed.

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INDIEKRITIKEN

ZWEITE CHANCE Moralischer Melo-Thriller

Weil sie so toll gespielt und so nuanciert inszeniert sind, sehen Susanne Biers Filme aus, wie „slices of life“, so als seien ihre Geschichten mitten aus dem Leben gegriffen. Tatsächlich sind sie aber ebenso kluge wie provokante Versuchsanordnungen. Bier nimmt ein dramatisches lebensveränderndes Ereignis, wirft es wie einen fetten Stein in den ruhigen Tümpel bürgerlicher Verhältnisse und glücklicher Beziehungen – und filmt dann die Wellen. In Biers Filmen müssen alle Beteiligten und meist auch die Zuschauer ihre Prinzipien, Moralvorstellungen und Gefühle neu sortieren, bevor wieder ein prekärer Frieden einkehrt. Das war schon in OPEN HEARTS (2002) der Fall, als ein schwerer Unfall zwei Paare mit Fragen nach Liebe, Loyalität und Schuld konfrontierte, in BROTHERS – ZWISCHEN BRÜDERN (2004), einer Geschichte um einen traumatisierten Afghanistan-Rückkehrer, und zuletzt im Oscar-Gewinner IN EINER BESSEREN WELT (2011), der Väter und Söhne in Konfliktsituation brachte, die eigentlich nur mit Gewalt zu lösen schienen. Geht ein gewaltfreies Leben in einer gewalttätigen Welt? fragte der Film und gab keine eindeutige Antwort. In Biers neuem Film ZWEITE CHANCE, den sie zusammen mit dem vermutlich meistbeschäftigten dänischen Drehbuchautor und langjährigen Kollegen, Thomas Anders Jensen (ADAMS ÄPFEL, THE SALVATION) geschrieben hat, ist es auf den ersten Blick wieder die Außenwelt, die in die private Idylle einbricht und die Protagonisten mit Fragen konfrontiert, von denen man hofft, dass man sie sich nie stellen muss. Im Zentrum stehen Andreas und Simon, Polizisten, Kollegen und allerbeste Freunde seit ewigen Zeiten, die gerade dabei sind auseinander zu driften. Während Simon versucht, seine kurz zurückliegende Scheidung mit Alkohol und Exzessen zu verdrängen, ist Andreas in einer Kleinfamilienglücksblase abgetaucht. Haus am Meer, neugeborener Sohn, hübsche Vorzeigepartnerin, Anna. Bei Susanne Bier ist es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis dieses Glück ins Wanken gerät. Eines Tages werden Andreas und Simon wegen Ruhestörung gerufen. Sie treffen auf ein notorisches Junkiepärchen, Janne und Tristan, und finden in einer Ecke der Wohnung ein verwahrlostes Baby. Natürlich schalten sie die Sozialhilfe ein, aber da keine D 28

D MAI 2015

Originaltitel: En chance til D Dänemark 2013 D 104 min D R: Susanne Bier D B: Anders Thomas Jensen D K: Michael Snyman D S: Pernille Bech Christensen D M: Johan Söderqvist D D: Bodil Jørgensen, Maria Bonnevie, Ulrich Thomsen, Nikolaj Coster-Waldau, Thomas Bo Larsen, Nikolaj Lie Kaas, May Andersen D V: Prokino Filmverleih

Zeichen für Kindesmisshandlung vorliegen und das Kind nicht unterernährt ist, unternimmt die nichts. Für Simon ist der Fall traurige Routine, aber Andreas, der immer auch an seinen eigenen Sohn denken muss, lässt das Erlebte keine Ruhe. Als ein unvorhergesehenes Ereignis ihn aus der Bahn wirft, beschließt er, selbst einzugreifen. Es ist der Beginn einer ausgefuchsten emotionalen Achterbahn, in der es aberwitzige Schicksalsschläge und überraschende Wendungen hagelt. Genaueres zu erzählen würde den Spaß an diesem düsteren Thriller-Melo bedeutend schmälern. Vielleicht nur so viel: Die Leben von Janne & Tristan und Andreas & Anna, die so weit voneinander entfernt schienen, verknüpfen sich auf fatale Weise. Andreas wird immer verschlossener und aggressiver. Seine Frau droht, an einem unausgesprochenen Geheimnis zu zerbrechen. Eine Ermittlung wird eingeleitet und Simon und Andreas finden sich auf einmal auf entgegengesetzten Seiten wieder … Bier schöpft alle Mittel des Polizeithrillers und des Melodramas aus, um größtmögliche Spannung und maximale Emotionen heraus zu kitzeln. Ständig müssen Vorurteile überdacht und Loyalitäten neu gewichtet werden. Dabei ist alles wieder so lebensnah gespielt und so nuanciert inszeniert, dass man der hanebüchenen Story und den durchgeschüttelten Protagonisten in allen ihren Windungen und in alle emotionalen Abgründe hinein folgt. Man könnte diese seltsame Verbindung aus Post-Dogma-Naturalismus und Exploitation-Plot manipulativ nennen, oder intensiv, verfehlt oder auch großes böses Kino. Auf jeden Fall bewegt sich Susanne Bier in eine immer radikalere Richtung. Ich bin gespannt, wie das weiter geht. D Hendrike Bake

Start am 14.5.2015 ¢ b-ware!ladenkino ab 28.5. ¢ Bundesplatz Kino DF + OMU ¢ Eva Lichtspiele DF + OMU ab 28.5. ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Union Filmtheater ab 28.5.

Andreas and Simon – police officers, and best friends for years – take a disturbance of the peace call. In the apartment of a well-known junkie couple they find a neglected baby. For Simon the case is a sad part of the job’s routine, but Andreas can't let go of the experience.

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VICTORIA SCHULZ JENNY SCHILY LARS EIDINGER Originaltitel: Padurea e ca muntele, vezi? D Deutschland/Rumänien 2014 D 110 min D R: Christiane Schmidt, Didier Guillain D K: Christiane Schmidt D S: Lena Hatebur D V: Arsenal Institut

THE FOREST IS LIKE THE MOUNTAINS Jahreszeiten in einem Roma-Dorf

Einmal, mitten im Film, da hatte man sich schon daran gewöhnt, dass die Kamera einfach mitten im Alltag dabei ist ohne weiteres Aufsehen zu erregen, fragt ein Junge: Was filmt die Frau? Ein anderer antwortet: Die Welt! Tatsächlich erscheint das kleine rumänische Roma-Dorf, das unweit der Kreisstadt Sfantu Gheorghe in Zentral-Rumänien malerisch zwischen Wald und Hügeln liegt, wie ein eigenes Universum. In bitterer Armut leben die Menschen hier in mittelalterlich anmutenden Zuständen. Auf den unbefestigten Wegen fahren Pferdekarren, das Holz zum Heizen und Kochen muss mühsam Tag für Tag im Wald gesammelt werden. Ebenso gibt der Wald den Menschen Beeren, Salat und Pilze, die den Speiseplan erweitern oder im Laden gegen etwas Geld getauscht werden können. Früher haben sich die Dorfbewohner mit manueller Arbeit durchschlagen können, als Mäher, mit Feldarbeit oder in den Fabriken, aber manuelle Arbeit ist kaum noch gefragt. Geblieben ist allein die Kartoffelernte einmal im Jahr, zu der das ganze Dorf ausrückt. Viele sehnen sich nach Ceauşescu zurück. Christiane Schmidt und Didier Guillain haben über ein Jahr lang als Freunde und empathische Beobachter das Dorfleben geteilt und gefilmt. Dabei sind berückend schöne Kinobilder entstanden. Immer wieder sieht man den Weg, der sich aus dem Wald ins Dorf schlängelt: in der Morgensonne, im Abendlicht, im Nebel, im Wechsel der Jahreszeiten. Im Frühsommer sind die Wiesen nahezu unirdisch grün. Im Sommer stauen die Kinder den Fluss mit Sandsäcken zum Schwimmbecken. Kinder, die in ihrer Freizeit Holz sammeln wie die Großen; die nicht zur Kita gehen, weil das Geld kostet, und auf die keine Zukunft wartet. The FOREST IS LIKE THE MOUNTAINS wertet und kommentiert nicht, sondern lädt zum Zusehen und Zuhören ein. D Toni Ohms

Start am 7.5.2015 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz

OMU

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For over a year Christiane Schmidt and Didier Guillain shared and filmed life at a Roma village in central Rumania. They portray the hardships of daily village life with images of great beauty and subtlety.

„Mit Eindringlichkeit, Wucht und Zartgefühl.“

AB 21. MAI IM KINO!

– DER SPIEGEL


INDIEKRITIKEN Originaltitel: Unter Pilgern D Frankreich/Indien 2013 D 115 min D R: Pan Nalin D B: Pan Nalin D K: Anuj Dhawan, Swapnil Sonawane D S: Julie Delord, Shreyas Baltangdy D M: Cyril Morin D D: Kishan Tiwari, Hatha Yogi Baba, Baby Bajrangi, Vivekanand Brahmachari, Bhole Baba D V: NFP marketing & distribution

AN DEN UFERN DER HEILIGEN FLÜSSE

Österreich 2013 D 94 min D R: Johanna Moder D B: Johanna Moder D K: Robert Oberrainer D S: Karin Hammer D D: Manuel Rubey, Marcel Mohab, Katharina Pizzera D V: W-film Verleih

HIGH PERFORMANCE Manager, Hipster und Hippies in Wien

Unter Pilgern

Wenn die Regenzeit zu Ende ist, und der Pegel des Ganges sinkt, findet für 55 Tage die Kumbh Mela statt, das rituelle Bad am Zusammenfluss der Flüsse Ganges und Yamuna mit dem unsichtbaren, mythologischen Fluss Saraswati. 80-100 Millionen Menschen pilgern zur Kumbh Mela. Regisseur Pal Nalin (SAMSARA) portraitiert in AN DEN UFERN DER HEILIGEN FLÜSSE Menschen, die zur Kumbh Mela gekommen sind und lässt sie ihre Geschichten erzählen. Da ist Hath Yogi Baba, ein Asket, der sein Leben eigentlich dem perfekten Yoga gewidmet hat, aber vor zwei Jahren ein ausgesetztes Baby gefunden hat, das er nun großzieht. Da ist Kishan Tiwari, ein Straßenjunge, der sich während der Kumbh Mela so durchschlägt, mal in einer Imbissbude schläft, mal bei den nackten Gurus der Naga Baba Sekte. Inderpal Singh ist ein Polizist, der dabei hilft, Leute wiederzufinden, die sich bei der Kumbh Mela verloren haben, was in der riesigen Menschenmenge häufig passiert. Die Sadhu Samnyasins Umeshanand Ji und Vikekanand Ji halten die Welt für korrupt und verdorben und haben ihr entsagt. Pal Nalins Filmemachen steht in der Tradition des „Parallel Cinema“, der realistischen Richtung des indischen Kinos, die parallel zu den großen Bollywood-Produktionen entstand. Nalin ist ein versierter Regisseur, und sein Dokumentarfilm ist spektakulär fotografiert. Er arbeitet oft mit Detaileinstellungen: die Hände der Betenden, der Tand am Straßenrand, die aus Zeitungspapier gefalteten Blumenschiffchen, die auf dem Ganges ausgesetzt werden. Aber auch Fahrten durch die Menge sind oft mit geringer Tiefenschärfe gefilmt, so dass Details hervorgehoben werden und zugleich ein Gefühl der Desorientierung und ständiger Bewegung entsteht. Nalins Kamera taucht in die Menge ein und vermittelt einen sehr sinnlichen Eindruck von diesem riesigen religiösen Ereignis. D Hannes Stein

Start am 30.4.2015 ¢ filmkunst66

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OMU

D MAI 2015

Filmmaker Pal Nalin dives into the Kumbh Mela with his camera, the ritual bathing ceremony that takes place at the fork of the rivers Ganges, Yamuna and the mythical invisible Saraswati. He portrays pilgrims, wallahs, yogis, sadhus and street urchins.

Zwei Brüder, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten. Rudi (Manuel Ruby): überzeugter Anzugträger, erfolgreicher Manager im Familienimperium und Besitzer einer Villa im Wiener Umland. Daniel (Marcel Mohab): Schauspieler und das männliche Pendant der erfolglosen Tänzerin aus FRANCES HA, der agil mit seinem Rennrad durch die Straßen Wiens kurvt. Ein gewisses Maß an Selbstverliebtheit lässt die gemeinsamen Gene jedoch zum Vorschein kommen. Intrigen, asiatische Investoren und nackte Schauspieler, die auf nassen Folien über den Boden des brut (die Wiener Sophiensaele) gleiten, dürfen hier nicht fehlen. Der Konflikt entbrennt (natürlich) aufgrund einer Frau. Die jedoch am Ende, im Gegensatz zu den Jungs, die Hosen anbehält. Regisseurin Johanna Moder spielt in ihrem Debut geschickt mit den Klischees. Die bewusste Überzeichnung und das Aufeinandertreffen der beiden Lebensentwürfe ist es, was HIGH PERFORMANCE durchweg amüsant macht. Ein besonderes „Schmankerl“ ist zudem die Besetzung des legendären Helmut Berger in der Rolle des Vaters. In der Kaiserstadt ist der Clash aus Tradition und Moderne besonders spürbar. Da sind die Alteingesessenen, die – ausgestattet mit ordentlich Vitamin B – Geschäfte bei ausgiebigen Champagner-Empfängen in den Edellokalen des schicken 1. Wiener-Bezirks besiegeln. Und andererseits ist da die Jugendkultur aus Hippies und Hipstern, die die Hinterhöfe mit Musik aus ihrem Drum Circle bespielen oder in zusammengeschusterten Bars im angesagten Designer-Bezirk Margareten abhängen und ihre (brotlosen) Karrieren in der Off-Theaterszene planen. Dazwischen weht ein Hauch Berlin in Form des zaghaften Andeutens einer Tech-Start-Ups-Szene. Wer wissen will, wie OH BOY auf wienerisch aussieht, sollte sich Johanna Moders HIGH PERFORMANCE jedenfalls nicht entgehen lassen! D Nina Linkel

Start am 7.5.2015 ¢ filmkunst66

A clash of cultures in Vienna. Two brothers who couldn’t be more different. Rudi: a convinced wearer of suits and owner of a villa outside of Vienna. Daniel: an actor in Vienna’s off-theatre scene. Both, of course, are in love with the same woman.

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INDIEKRITIKEN

HEDI SCHNEIDER STECKT FEST

Deutschland/Norwegen 2015 D 90 min D R: Sonja Heiss D B: Sonja Heiss D K: Nikolai von Graevenitz D S: Andreas Wodraschke D M: Lambert D D: Laura Tonke, Hans Löw, Leander Nitsche D V: Pandora Filmverleih

Eine Angststörung und die Suche nach dem Glück

Hedi Schneider kleidet sich etwas zu bunt; sie redet etwas zu viel; sie murmelt beim Tippen im Büro vor sich hin. Hedi Schneider ist fröhlich, auf eine etwas überdrehte Weise, aber nicht unsympathisch – wer sich an Sally Hawkins in Mike Leighs HAPPY-GO-LUCKY erinnert (und wer, der diesen Film gesehen hat, täte das nicht), der kennt diesen Typ Mensch. Hedi ist witzig, sie spielt mit ihrem Sohn Steinzeitmenschen, als gäb’s nichts anderes auf der Welt. Mit ihrem Mann pflegt sie liebevoll-ironischen Umgang, mit kleinen Witzchen, die auf Innigkeit beruhen. Als sie einmal im Aufzug stecken bleibt, verwickelt sie den Servicetechniker in der Notrufzentrale in ein Gespräch über dessen Familie und bestellt noch Burger und Pommes. Hedi Schneider ist fröhlich – an der Oberfläche. Bis sie erfährt, dass ihr Büronachbar am Vortag eine Stunde lang auf dem Fenstersims gestanden hat, dann aber doch nicht gesprungen ist. Zuhause ist erstmal alles normal: Mit dem Sohn spielt sie Ärztin; mit dem Mann treibt sie Doktorspiele, diagnostiziert mit der Zunge in seinem Mund die Krankheit, um ihm dann untenrum das Gift auszusaugen – und verfällt dann in eine nicht zu lösende Starre. Kein Schlaganfall, sondern eine Panikattacke heftigster Art, völlig unerwartet. Und Hedi rutscht nicht, nein: sie fällt tief in die Depression. Sonja Heiss schafft mit HEDI SCHNEIDER STECKT FEST ein kleines Wunder: Eine Komödie über die chronische Krankheit einer heftigen Angststörung. Sie erzählt dabei durchaus aus eigener Erfahrung – aber doch anders als nach eigenem Erleben. Erstens wäre ihr – wie sie selbst meint – ein autobiographischer Film zu nah gegangen und deshalb misslungen; zweitens ist die Verkörperung durch Laura Tonke deshalb so famos, weil die

Start am 7.5.2015 ¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ab 28.5. ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Sputnik Kino ab 3.6.

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Hedi Schneider dresses a bit too brash; she talks a bit too much; she talks to herself while typing at work. Hedi Schneider is happy – until she starts to suffer from panic attacks and falls into a depression.

Schauspielerin ihren ganz eigenen Zugang findet. Und drittens inszeniert Heiss ihren Film nicht einfach nur als Krankheitsdiagnose, sondern als symptomatisches Beispiel für die unerfüllte, vielleicht unerfüllbare Suche nach dem Glück. Ein Thema, das schon ihr erster Spielfilm HOTEL VERY WELCOME von 2007 ansprach, eine Komödie über Backpacker und Aussteiger, die suchen, was es vielleicht nicht gibt. Auch in HEDI SCHNEIDER STECKT FEST lockt die Ferne: Hedi selbst arbeitet in der Verwaltung eines Reiseveranstalters; ihr Mann Uli will zusammen mit seiner Familie nach Afrika gehen, für ein NGO-Projekt. Wenn gar nichts mehr vorwärts und rückwärts geht, bieten immerhin die exotischen Tiere im Zoo Trost. HEDI SCHNEIDER STECKT FEST ist psychologisch präzise, inszenatorisch witzig und vor allem ehrlich. Die Kranke wird nicht als bemitleidenswertes Opfer gezeigt: Hedi entwickelt durchaus egozentrische Züge, wenn sie in Selbstmitleid badet, wenn sie alle Ratschläge beiseite lässt und en masse Medikamente schluckt, wenn sie ihr Leid in den Mittelpunkt ihres Lebens stellt – was einerseits verständlich ist, da es ihr wirklich, wirklich schlecht geht und andererseits auch sehr belastend für Ehemann Uli, der nun in den Pflegemodus wechseln muss, wie auch für Sohn Finn, der seine liebende Mama vermisst. Beobachtet wird diese Situation von außen, mit einer begleitenden, aber nicht sentimental einfühlenden Kamera. Getragen wird der Film von Laura Tonke als Hedi und Hans Löw als Uli. Tonke balanciert auf einem schmalen Grat, muss ihre Krankheit glaubhaft vermitteln und zugleich das Exaltierte, das in ihrer Figur angelegt ist, in subtilen Nuancen mit einbringen. Sie changiert gekonnt zwischen Hilfebedürftigkeit, Ironie und Streitlust. Löw ist der reagierende Partner, der sich in seiner Figurenentwicklung immer wieder an Ehefrau Hedi reiben muss, der immer wieder seinen Standpunkt neu justieren und doch stets menschlich bleiben muss. Und irgendwo zwischen dem Tablettenrausch der Glücks-Antidepressiva, dem nächsten Streit, der in der Küche vom Zaun gebrochen wird, den kleinen Hochs und großen Tiefs der Seelenkrankheit, irgendwo in dieser auseinanderdriftenden Familie, die sich verzweifelt nach Gemeinschaft und Glück sehnt: Irgendwo darin liegt, vielleicht, ein Neuanfang. D Harald Mühlbeyer MAI 2015 D

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INDIEKRITIKEN Originaltitel: Lost in Karastan D Großbritannien/Georgien/Frankreich 2014 D 99 min D R: Ben Hopkins D B: Ben Hopkins, Pawel Pawlikowski D M: Andreas Lucas D D: Matthew MacFadyen, Noah Taylor, Myanna Buring D V: Piffl Medien

WELCOME TO KARASTAN Beschwerlichkeiten eines Autorenfilmers

Filme übers Filmemachen sind bei Regisseuren beliebt, und auch Filmkritiker mögen in der Regel den Blick hinter die Kulissen einer Filmproduktion. Das Publikum ist oft weniger begeistert über die selbstreflexive Nabelschau, in der das Wohl und Wehe der kreativen Produktion oft etwas weinerlich abgehandelt wird. Was in der Natur der Sache liegt, denn zwangsläufig geht es nicht um die Sonnenseiten des Filmemachens, sondern um die langwierigen, oft zum Scheitern verurteilten Versuche, ein neues Projekt auf die Beine zu stellen. Davon kann der britische Regisseur Ben Hopkins ein Lied singen, der mit seinen ersten beiden Filmen SIMON MAGUS und DIE NEUN LEBEN DES TOMAS KATZ große Erfolge feierte, über Festivals tingelte, danach aber in ein kreatives Loch fiel. So ähnlich ergeht es auch der Hauptfigur von WELCOME TO KARASTAN, dem gefeierten Autorenfilmer Emil Forester (Matthew MacFadyen). Der wird auf ein Festival in die fiktive Kaukasus-Republik Karastan eingeladen und erlebt dort allerlei Merkwürdigkeiten: Folklore-Kapellen, verfallenen sozialistischen Charme, vor allem aber einen filmbegeisterten Diktator, der Forester ein Angebot macht, das dieser nicht ablehnen kann: Die Verfilmung des karastanischen Nationalepos, ein Großfilm mit Pferden und Säbeln, mit dem Forester jedoch zwischen die Fronten zwischen Diktatur und Unabhängigkeitskämpfern gerät. Was ihm dabei widerfährt lässt hoffen, dass Hopkins und sein Co-Drehbuchautor, der polnische Regisseur Pawel Pawlikowski (MY SUMER OF LOVE, IDA) nicht alles erlebt haben, was in WELCOME TO KARASTAN geschildert wird. Gerade die politischen Verwicklungen in der zweiten Hälfte sind dabei etwas grobschlächtig erzählt, doch in seinen satirischen Momenten, wenn er Freud und Leid des Autorenfilmers schildert, ist Hopkins pointiert und überzeugend und knüpft endlich wieder an seine frühen Erfolge an. D Michael Meyns

Start am 21.5.2015 ¢ b-ware!ladenkino ab Juni ¢ Hackesche Höfe Kino

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D MAI 2015

The celebrated author and filmmaker Emil Forester is invited to a festival in a fictitious Caucasus republic and meets a film enthusiast dictator, who makes Forester an offer he can’t refuse: The film adaptation of Karastanian national myth.

Originaltitel: The Babadook D Australien 2013 D 95 min D R: Jennifer Kent D B: Jennifer Kent D K: Radoslaw Ladczuk D S: Simon Njoo D M: Jed Kurzel D D: Essie Davis, Daniel Henshall, Noah Wiseman, Hayley McElhinney, Barbara West D V: Capelight Pictures

DER BABADOOK … you’ll see him if you look

Samuel ist 7 Jahre alt und sieht aus wie ein goldlockiger Engel. Samuel baut am liebsten Waffen und ausgeklügelte Fallen. Die Waffen und Fallen sind dazu da, um den Babadook abzuwehren, denn, wie es in dem Aufklapp-Bilderbuch heißt, von dem Samuels Mutter Amelia nicht weiß, wie es in den Besitz des Jungen gekommen ist: „You can’t get rid of the Babadook“. Den Babadook wird man nicht mehr los, wenn man ihn einmal wahrgenommen hat. Er ist ein seltsames, grob gezeichnetes, schwarzes Wesen mit einem Zylinderhut und langen Fingern, erinnert ein bisschen an DAS CABINET DES DOKTOR CALIGARI und ein bisschen an Freddy Krüger, und ist unheimlicher als so manches CGI-Monster. Zunächst hält Amelia ihn nur für ein Fantasiegespinst ihres Sohnes, aber dann beginnt auch sie, eigenartige Geräusche zu hören und beunruhigende Veränderungen wahrzunehmen. Es poltert ohne Grund. Türen öffnen sich nicht mehr. Glasscherben liegen herum. Amelia wirft das verstörende Buch in den Müll und am nächsten Tag ist es prompt wieder da – mit neuen, grausamen Episoden. DER BABADOOK der australischen Regisseurin Jennifer Kent ist ein feiner und ausgesprochen gruseliger psychologischer Horrorfilm, in dem das Unbehagen auf allen Ebenen lauert. Geht die Bedrohung, die die alleinerziehende Mutter und ihr Sohn immer stärker spüren, wirklich von einer Bilderbuchfigur aus? Lauert die Gefahr im unschuldig aussehenden Samuel, der in der Schule andere Kinder bedroht und über Babadook-Abwehrplänen brütet? Oder ist es vielmehr die Mutter, die erst so souverän erschien, in der das Monster einer psychischen Krankheit zum Leben erwacht? In DER BABADOOK ist die Grenze zwischen Alptraum, Trauma und Wirklichkeit gefährlich durchlässig. Es ist nicht der erste Film, der von einem Trauma mit den Mitteln des Horrorfilms erzählt, aber ganz sicher einer der besten. D Hendrike Bake

Start am 7.5.2015 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Filmrauschpalast

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The little son of a single mother finds a book about a monster that comes knocking and that will not disappear. He is getting scared of the monster at all times. The mother tries to fight his fears, but more and more she too feels an evil presence all around them.

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INDIEKRITIKEN

DAS GELÄNDE

DIE AUGEN DES ENGELS

Von 1986 bis 2013 ist Martin Gressmann immer wieder auf jenem Gelände gewesen, das einst die Zentrale der Gestapo und der Reichsführung SS beherbergte, dann jahrelang an der Sektorengrenze brach lag, sich nach der Wende mitten im Regierungsviertel wiederfand und schließlich mit dem Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ eine neue Verwendung bekam. 27 Jahre lang hat Gressmann die Veränderungen des Ortes, Nebensächlichkeiten und Begegnungen mit der 35mm-Kamera festgehalten. Eine Breitbild-Langzeitbeobachtung.

Angelehnt an den realen Mordprozess gegen Amanda Knox, die in Verona wegen Mordes an ihrer Mitbewohnerin Meredith Kercher angeklagt war – und im März dieses Jahres in letzter Instanz freigesprochen wurde, reist in Michael Winterbottoms DIE AUGEN EINES ENGELS ein Filmemacher (Daniel Brühl) nach Verona, um einen Film über den Fall zu drehen. Er verachtet die Sensationspresse, beginnt aber bald zu verstehen, dass sein eigenes Vorhaben auch nicht besser ist, säuft und hat leidenschaftslose Affären. Metafilm über Sinnkrisen und Medienkritik .

Start am 21.5.2015

Deutschland 2013 D 93 min D R: Martin Gressmann

¢ fsk-Kino am Oranienplatz

Start am 21.5.2015 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bundesplatz Kino

DF DF

+ +

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ab Juni

OMU

Originaltitel: The Face of an Angel D Italien/Spanien/Großbritannien 2014 D 100 min D R: Michael Winterbottom D D: Daniel Brühl, Kate Beckinsale, Kara Delevingne, Alistair Petrie, Rosie Fellner

THE VOICES

DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES

THE VOICES von Marjane Satrapi (PERSEPOLIS) sieht aus wie der Realfilm zu einer Comicvorlage: Jerry Hickfang (Ryan Reynolds) arbeitet in der Versandabteilung einer Sanitärfirma, ist verliebt in die gutaussehende aber uninteressierte Fiona aus der Buchhaltung (Gemma Arterton) und hat kürzlich beschlossen, seine Medikamente nicht mehr zu nehmen. Vielleicht liegt es daran, dass das Date mit Fiona so derart aus dem Ruder läuft und dass sein Hund Bosco und seine Katze Mr. Whiskers anfangen, ihm Ratschläge zu geben.

In diesem hochkarätig besetzten und opulent ausgestatteten Historienfilm spielt Kate Winslet die Witwe Sabine De Barra, die überraschend vom Sonnenkönig Ludwig XIV. (Alan Rickman) an den Hof von Versailles gerufen wird. Sie soll als Assistentin von André le Notre (Matthias Schoenaerts) die prächtigen Barockgärten anlegen, für die Versailles immer noch berühmt ist. Mit ihrer ruppigen Art und ihrer unhöfischen Ehrlichkeit macht sich Winslet nicht nur Freunde, aber sie gewinnt das Herz von le Notre – der allerdings verheiratet ist.

Start am 30.4.2015 ¢ b-ware!ladenkino DF + OMU ¢ Filmrauschpalast OMU ab 14.5. ¢ Sputnik Kino DF + OMU ab 21.5.

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Deutschland/USA 2014 D 107 min D R: Marjane Satrapi D D: Jacki Weaver, Ryan Reynolds, Gemma Arterton, Anna Kendrick, Ella Smith

Start am 30.4.2015 ¢ Eva Lichtspiele DF ab 21.5. ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Union Filmtheater DF ab 28.5.

Originaltitel: A Little Chaos D Großbritannien 2014 D 116 min D R: Alan Rickman D D: Stanley Tucci, Kate Winslet, Matthias Schoenaerts, Alan Rickman, Helen McCrory, Jennifer Ehle, Steven Waddington, Danny Webb, Pauline Moran

MAI 2015 D

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WEITERINDIEKINO

NEULAND

DAS EWIGE LEBEN

Zwei Jahre lang können junge Flüchtlinge zwischen 16 und 20 Jahren in der Schweiz eine Integrationsschule besuchen. Dort lernen sie Deutsch und wie man ein Bewerbungsgespräch führt, finden Freunde und erhalten Hilfe. Am Ende dieser Zeit haben sie, wenn sie Glück haben, eine Aufenthaltsgenehmigung und einen Ausbildungsplatz. Anna Thommen hat in Basel eine solche Integrationsklasse und ihren Lehrer, Herrn Zingg, zwei Jahre lang begleitet. Herausgekommen ist ein sensibler Film über den Alltag von Zuwanderern und das Porträt eines Ausnahmelehrers.

Das bewährte Team von KOMM, SÜßER TOD, SILENTIUM und KNOCHENMANN hat wieder zugeschlagen. Der Brenner, noch ein Stück näher am Abgrund als sonst schon, zieht notgedrungen – weil ohne festen Wohnsitz – zurück nach Puntigam, Graz, ins Haus seiner Kindheit, an den Ort seiner Polizeiausbildung. Prompt löst er einen wahren Erdrutsch an Vergangenheitsbewältigung aus, und zwar einen blutigen. Wer jeweils geschossen hat, ist dem Zuschauer im Gegensatz zu den Betroffenen durchgehend klar. Was fehlt, sind die Motive der Verbrechen …

¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ Eva Lichtspiele ¢ fsk-Kino am Oranienplatz

Schweiz 2013 D 92 min D R: Anna Thommen D D: Ehsanullah Habibi, Nazlije Aliji, Christian Zingg, Hamidullah Hashimi, Andreas Schultheiss

¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bundesplatz Kino ¢ Filmrauschpalast ¢ Sputnik Kino DF + ¢ Union Filmtheater

Österreich 2015 D 121 min D R: Wolfgang Murnberger D D: Roland Düringer, Josef Hader, Nora von Waldstätten, Christopher Schärf, Tobias Moretti OMU

10 MILLIARDEN – WIE WERDEN WIR ALLE SATT?

¢ b-ware!ladenkino, Eva Lichtspiele, Hackesche Höfe Kino, Sputnik Kino, Union Filmtheater

20.000 DAYS ON EARTH ¢ Il Kino

A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT In den Straßen von Sherhabad „Bad City“ ist das GIRL unterwegs, eine namenlose Vampirin, die ihren Tschador offen über ihrem Seemanns-TShirt trägt wie einen Hipster-Superhelden-Umhang. A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT ist ein Film, der ganz von seiner Atmosphäre getragen wird: dem harten Schwarzweiß des Tages, das sich nachts in weichere Abstufungen der Dunkelheit auffächert und dem Soundtrack von iranischen Gitarrenpopbands zu denen das GIRL allein in ihrem Zimmer tanzt.

¢ b-ware!ladenkino DF + OMU ¢ filmkunst66 DF ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Sputnik Kino DF + OMU

D 34

D MAI 2015

USA 2014 D 107 min D R: Ana Lily Amirpour D D: Mozhan Marnò, Sheila Vand, Arash Marandi, Dominic Rains, Marshall Manesh, Milad Eghbali

3 HERZEN

¢ b-ware!ladenkino, Bali Kino, Union Filmtheater

AFRIKA – DAS MAGISCHE KÖNIGREICH ¢ Union Filmtheater

ALS WIR TRÄUMTEN ¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino

BELLUSCONE – WARUM DIE ITALIENER BERLUSCONI LIEBEN ¢ Il Kino

BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL 2 ¢ b-ware!ladenkino, Bali Kino, Sputnik Kino, Union Filmtheater

BIG EYES

¢ b-ware!ladenkino, Hackesche Höfe Kino, Sputnik Kino

A BLAST – AUSBRUCH

¢ b-ware!ladenkino, fsk-Kino am Oranienplatz, Hackesche Höfe Kino

CHAPPIE ¢ Filmrauschpalast

COBAIN: MONTAGE OF HECK

¢ b-ware!ladenkino, Hackesche Höfe Kino

COME BACK, ­AFRICA ¢ Bali Kino

DESSAU DANCERS ¢ evtl. Sputnik Kino

DOMINO EFFEKT ¢ Hackesche Höfe Kino


ELSER – ER HÄTTE DIE WELT VERÄNDERT

¢ b-ware!ladenkino, Eva Lichtspiele, Union Filmtheater

MÜLHEIM TEXAS. HELGE SCHNEIDER HIER UND DORT

¢ b-ware!ladenkino, fsk-Kino am Oranienplatz, Hackesche Höfe Kino

EVERY THING WILL BE FINE

N – DER WAHN DER VERNUNFT

DAS EWIGE LEBEN

NATIONAL GALLERY

¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater

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FINDING VIVIAN MAIER ¢ Il Kino

A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT

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GRIGRIS GLÜCK

¢ fsk-Kino am Oranienplatz, Hackesche Höfe Kino, Il Kino

HÄRTE

¢ b-ware!ladenkino, Hackesche Höfe Kino

HUICHOLES: THE LAST PEYOTE GUARDIANS ¢ filmkunst66

IDA

¢ Il Kino

IN MEINEM KOPF EIN UNIVERSUM

¢ b-ware!ladenkino, Bundesplatz Kino, Hackesche Höfe Kino, Union Filmtheater

JUDGMENT – GRENZE DER HOFFNUNG ¢ Hackesche Höfe Kino

DER KLEINE TOD ¢ Bundesplatz Kino

LEVIATHAN

¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Union Filmtheater

MISSVERSTANDEN – INCOMPRESA ¢ Il Kino

A MOST VIOLENT YEAR

¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Sputnik Kino

Best Artistic Contribution Montreal World Film Festival 2014

FIPRESCI Prize International Film Critics Jury Montreal World Film Festival 2014

Förderpreis Neues Deutsches Kino Schauspiel Vicky Krieps Filmfest München 2014

¢ Bali Kino

¢ Acud Kino

EINE NEUE FREUNDIN

¢ Acud Kino, Bali Kino, Hackesche Höfe Kino

NEULAND

Das Zimmermädchen Lynn

¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Eva Lichtspiele, fsk-Kino am Oranienplatz

NUR EINE STUNDE RUHE! ¢ Union Filmtheater

SEARCHING FOR SUGARMAN ¢ Sputnik Kino

STILL ALICE – MEIN LEBEN OHNE GESTERN

¢ b-ware!ladenkino, Bali Kino, Hackesche Höfe Kino

STRICHE ZIEHEN

¢ b-ware!ladenkino, Bundesplatz Kino, Matinee am 17.5. und 31.5. um 11 Uhr

DER TEST ¢ Il Kino

TRISTIA – EINE SCHWARZMEER-ODYSSEE ¢ Bali Kino

VERSTEHEN SIE DIE BÉLIERS? ¢ Bali Kino

THE VOICES ¢ Sputnik Kino

WER RETTET WEN? ¢ Bali Kino

WHITE SHADOW

¢ Il Kino, am 9.5. in Anwesenheit des Regisseurs Noaz Deshe

ZU ENDE IST ALLES ERST AM SCHLUSS ¢ Bali Kino

ZWEI LEBEN ¢ Il Kino

Kinostart 28.5.


INDIEKINDER Originaltitel: De Nieuwe Wildernis D Niederlande 2013 D 97 min D R: Mark Verkerk, Ruben Smit D B: Ruben Smit D K: Ruben Smit D S: Niels Roza D M: Bob Zimmerman D V: Busch Media Group

KINDERFILME A–Z ASTERIX IM LAND DER GÖTTER

Frankreich 2013 D R: Alexandre Astier, Louis Clichy D 86 min, FSK: oA

Vorlage zum neuen Asterix-Trickfilm war der Comic „Die Trabantenstadt“. Um endlich das unbeugsame gallische Dorf zu erobern, baut Cäsar eine Siedlung für reiche Römer um das Dorf herum …

KÄPT’N SÄBELZAHN UND DER SCHATZ VON LAMA RAMA

Norwegen 2014 D R: John Andreas Andersen, Lisa Marie Gamlem D 97 min, FSK: oA

Realfilm-Piraten-Abenteuer: Käpt’n Säbelzahn, der Waisenjunge Pinky und das Mädchen

¢ filmkunst66 ¢ Union Filmtheater

DIE NEUE WILDNIS – GROSSE NATUR IN EINEM KLEINEN LAND Naturdrama vor der Haustür

Die titelgebende neue Wildnis verorten die Naturfilmer Ruben Smit und Mark Verkerk nicht an exotischen Kulissen wie der Savanne oder dem Polarmeer, sondern in den Niederlanden und somit quasi direkt vor unserer Haustür. Naturgemäß rücken also ganz „profane“ mitteleuropäische Tierarten wie Biber, Füchse oder Gänse ins Blickfeld der niederländischen Naturdoku. Die im Verlauf der Jahreszeiten beobachteten Tiere findet „DIE NEUE WILDNIS im Naturschutzgebiet Oostvaardersplassen nahe Amsterdam, das sich als weite Grasebene mit Meerzugang auf einer Fläche von rund 5600 Hektar erstreckt. Ursprünglich für die Ansiedlung der Öl- und Schwerindustrie gedacht, misslang die geplante Trockenlegung des feuchten Polders, der seit über vier Jahrzehnten dem Lauf der Natur überlassen ist. Heute verfügt das Naturentwicklungsgebiet über ein eigenes Ökosystem, in dem sich neben Seeadlern, Eisvögeln und Rothirschen vor allem die wilden Konikpferde als Highlight entpuppen. Immer wieder beleuchtet die Doku das Sozialverhalten der größten freilebenden Herde Europas in majestätischen Bildern. Handwerklich ist der niederländische Publikumshit (deutscher Sprecher: Hannes Jaenicke) überhaupt sehr kompetent umgesetzt. Die im Naturfilm obligatorischen Superzeitlupen und -raffer und die Genretypische Orchestermusik arten nie in Effekthascherei aus, sondern überzeugen als punktuell eingesetzte Stilmittel mit Informationsgehalt. Bemerkenswert ist auch, dass die Doku selbst unschöne, aber eben authentische Bilder von Maden oder Schmeißfliegen in Kackhaufen zeigt. Zudem begeht der Heimatnaturfilm nicht den Fauxpas, die Tiere zu vermenschlichen, sondern beackert klassische Naturfilmthemen wie Nahrungssuche, Hackordnung und Fortpflanzung. D Christian Horn

Start am 9.4.2015 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Sputnik Kino ¢ Union Filmtheater

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In this nature documentary the stars are beaver, fox, sea eagle, red deer and a herd of wild Konik horses. They live in the Oostvaardersplassen nature reserve, not far from Amsterdam.

BAYMAX: RIESIGES ROBOWABOHU USA 2014 D R: Don Hall, Chris Williams D 102 min, FSK: 6

Als ein mysteriöser Mann droht, seine Heimatstadt zu zerstören, setzt Hiro mit Hilfe des aufblasbaren Roboters Baymax alles daran, die Katastrophe zu verhindern. Animation. ¢ b-ware!ladenkino (3D)

CINDERELLA (2015)

USA 2015 D R: Kenneth Branagh D 105 min, FSK: oA

Raven machen sich auf nach Lama Rama, um den Schatz von König Rufus zu heben. ¢ b-ware!ladenkino

KINDERFILM DES MONATS: PLANET DEUTSCHLAND – 300 MILLIONEN JAHRE

Deutschland 2014 D R: Stefan Schneider D 93 min, FSK: oA, empfohlen ab 8,

Vom Karbon bis zur Jetztzeit, von den Alpengipfeln bis zur Nordsee schildert die Dokumentation die geologische Entwicklung des Fleckchens Erde, auf dem heute Deutschland ist.

Neue Disney-Realverfilmung des Märchenklassikers. ¢ Cinderella

HOME – EIN SMEKTAKULÄRER TRIP USA 2015 D R: Tim Johnson D 94 min, FSK: oA

Als Catain Smek und die Boovs auf ihrer Reise durch das Weltall endlich einen netten Planeten gefunden haben, beschließen sie da zu bleiben und die dortige Bevölkerung umzusiedeln. Der Planet heißt: Erde. Animation. ¢ b-ware!ladenkino (3D)

¢ Bali Kino ¢ Bundesplatz Kino ¢ Eva Lichtspiele ¢ Sputnik Kino ¢ Union Filmtheater ¢ Xenon Kino Alle Termine unter www.kinderkinobuero.de Vorbestellungen unter 030/235 562 51

LOLA AUF DER ERBSE

Deutschland 2014 D R: Thomas Heinemann D 120 min, FSK: oA, empfohlen ab 9

Die 10-jährige Lola lebt mit ihrer Mutter auf dem Hausboot „Erbse“. Eines Tages lernt sie Rebin kennen. Der türkische Junge lebt illegal in Deutschland und fürchtet die Entdeckung seiner Familie durch die Behörden. ¢ Bali Kino


INDIEKINDER

MICHEL IN DER SUPPENSCHÜSSEL

Schweden 1971 D R: Olle Hellbom D 92 min, FSK: 6, empfohlen ab 6

Der kleine Michel aus Lönneberga denkt sich immer fabelhafte Sachen aus, zum Beispiel das mit der Suppenschüssel. Leider gibt es dabei fast immer ein Malheur. Die Original-Verfilmung des Astrid Lindgren-Klassikers. ¢ Bali Kino

OSTWIND 2 – RÜCKKEHR NACH KALTENBACH

Deutschland 2015 D R: Katja von Garnier D FSK: oA

Sommerferien, das heisst für Mika vor allem: Zeit für ihren geliebten schwarzen Hengst Ostwind. Doch dann erfährt sie, dass

Skipper, Kowalski, Rico und Private wartet ihre bislang schwierigste Mission: Sie sollen den größenwahnsinnigen Superschurken Dr. Octavius Brine stoppen, der die Welt zerstören will. ¢ b-ware!ladenkino (3D)

PIPPI IN TAKATUKA-LAND

Schweden 1970 D R: Olle Hellbom D 88 min, FSK: 6, empfohlen ab 6

Pippi findet einen Flaschenpost ihres Vaters und macht sich mit Tom und Annika auf die abenteuerliche Reise ins Taka-Tuka-Land, um Kapitän Langstrumpf zu befreien.

RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN Deutschland 2014 D R: Neele Leana Vollmar D 96 min, FSK: oA, empfohlen ab 8

Der, wie er sich selbst nennt, tiefbegabte Rico trifft auf den hochbegabten Oskar. Gemeinsam jagen sie quer durch Berlin den berüchtigten Entführer Mister 2000. ¢ Acud Kino

SHAUN DAS SCHAF: DER FILM GB/F 2014 D R: Mark Burton, Richard Starzack D 85 min, FSK: oA

Shaun, das Schaf, die Schafherde und Hund Bitzer fahren in die

¢ Bali Kino

PIPPI LANGSTRUMPF (1968)

KINDERKINO IM INDIEKINO

ACUD KINO TÄGLICH B-WARE! LADENKINO TÄGLICH BALI KINO DO, FR, SA, SO BUNDESPLATZ KINO DO, FR, SA, SO EVA-LICHTSPIELE DO, FR, SA, SO FILMKUNST66 DO, FR, SA, SO SPUTNIK KINO DO, FR, SA, SO TILSITER LICHTSPIELE DO, FR, SA, SO UNION FILMTHEATER DO, FR, SA, SO XENON KINO wechselnde Termine Eine aktuelle­ Programmübersicht über alle KinderfilmTermine finden Sie auf www.indiekino.de

Schweden 1968 D R: Olle Hellblom D 82 min, FSK: 6, empfohlen ab 6

Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminza Efraimstochter Langstrumpf zieht mit ihrem Äffchen und ihrem Pferd in die Villa Kunterbunt ein und wirbelt das kleine Städchen durcheinander. Oma Kaltenbachs Hof vor dem Bankrott steht und beschließt, ein Turnier zu gewinnen. ¢ Bali Kino ¢ Eva Lichtspiele

PADDINGTON

Kanada/Frankreich/Großbritannien 2014 D R: Paul King D 95 min, FSK: oA, empfohlen ab 7

Als der kleine Bär Paddington nach London kommt, hat er nichts weiter dabei als seinen Schlapphut, einen Koffer voller Marmelade und das Schildchen auf dem steht: Bitte kümmern Sie sich um diesen Bären, dankeschön. ¢ b-ware!ladenkino

DIE PINGUINE AUS MADAGASCAR

USA 2014 D R: Eric Darnell, Simon J. Smith D 93 min, FSK: oA

Auf die vier Agenten-Pinguine

¢ Bundesplatz Kino

QUATSCH UND DIE NASENBÄRENBANDE Deutschland 2014 D R: Veit Helmer D 82 min, empfohlen ab 6

Bollersdorf ist so durchschnittlich, dass dort für Konsumentenforschung neue Produkte getestet werden. Doch eine Gruppe von

Kindern und Senioren setzt sich zu Wehr. Psychedelischer Spielfilm von Veit Helmer. ¢ b-ware!ladenkino

Die Altersempfehlungen orientieren sich in der Regel an den Vorschlägen der Bundeszentrale für politische Bildung/Vision Kino.

Großstadt, um den Bauern zu retten. Knetfilm. ¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bali Kino ¢ filmkunst66

SPATZENKINO: MICHEL UND IDA AUS LÖNNEBERGA

Schweden 2013 D R: Per Åhlin, Alicja Jaworski Björk, Lasse Persson D 45 min, empfohlen ab 4

Diesmal zeigt das Spatzenkino mehrere Episoden aus der Zeichentrick-Verfilmung des Astrid Lindgren-Klasssikers um Michel und seine kleine Schwester Ida, die auf dem Hof in Lönneberga jede Menge Unfug machen. ¢ Bali Kino ¢ Eva Lichtspiele, ¢ Xenon Kino alle Termine unter www-spatzenkino.de, Vorbestellungen unter 030/449 47 50

SPONGEBOB SCHWAMMKOPF (2015)

Der Pirat Burger Beard möchte mit seinen Burgern die Welt erobern. Dazu fehlt ihm nur noch das Rezept von Mr. Krabs legendärem Krabbenburger … Animation. ¢ filmkunst66 (2D)

WINNETOUS SOHN Deutschland 2015 D R: André Erkau D 91 min, FSK: oA

Der zehnjährige Max war schon immer ein großer Indianer.

Dann hat er die Chance, bei den Karl-May-Festspielen vorzusprechen … ¢ Bali Kino ¢ Sputnik Kino

USA 2014 D R: Paul Tibbett, Mike Mitchell D 93 min, FSK: oA

MAI 2015 D

37 D


Die Filmreihe NORDLICHTER präsentiert aktuelle Produktionen des neuen skandinavischen Kinos, die in der Tradition des nordeuropäischen Kinos auf eigenwillige Charaktere und lakonisch-schwarzen Humor setzen. Doch es ist immer auch mehr als das, auch mehr als die wunderschönen Landschaftsaufnahmen oder die leichtfüßig-spielerische Erzählweise. Die Qualität der Regisseure zeigt sich ausnahmslos darin, dass sie gesellschaftliche und sozialpolitische Themen ernst nehmen, sie aber nicht als Lehrstücke umsetzen sondern als lebendige und persönliche Geschichten. Søren Balles rau-herzliches Sozialdrama DER MONDFISCH/KLUMPFISKEN (Dänemark) erzählt von Kess, einem Fischer alten Schlages, der vor D 38

D MAI 2015

der Küste Nordjütlands um seine Existenz kämpfen muss. Nur widerwillig nimmt er die Meeresbiologin Gerd mit an Bord, um den dafür angebotenen Bonus zu kassieren, damit er im harten Verdrängungskampf der Fischer sein Boot nicht verliert. In FINNISCHES BLUT, SCHWEDISCHES HERZ/FINSK BLOD, SVENSKT HJÄRTA (Finnland), einem dokumentarisch-musikalischen Roadmovie über die finnische Minorität in Schweden begibt sich Gitarrist Kai Latvelehto mit seinem Vater auf die Spurensuche nach seinen Wurzeln als „Schwedenfinne“. Die persönliche Identitätssuche beleuchtet ein selten thematisiertes Kapitel der skandinavischen Geschichte und arrangiert „Immigranten-Schlager“ ihrer Zeit neu, die vom Schicksal und den Nöten der Auswanderer erzählen. Hafsteinn


INDIEKINOHIGHLIGHTS

Paris des Nordens Finnisches Blut, schwedisches Herz Der Mondfisch Wir sind die besten Ich bin dein

FSK-KINO AM ORANIENPLATZ NORDLICHTER 2015 – NEUES SKANDINAVISCHES KINO Gunnar Sigurdsson (EITHER WAY) erzählt in PARIS DES NORDENS/ PARIS NORDURSINS (Island) vom introvertierten Lehrer Hugi, der in ein kleines Kaff im Westen Islands geflüchtet ist, um dort sein verkorkstes Leben in den Griff bekommen – bis sein Vater zu einem Überraschungsbesuch vorbeikommt. Der Lebemann bringt mit seiner Liebe zum Dosenbier nicht nur Hugis kleine Anonyme Alkoholikergruppe durcheinander sondern auch sein Liebesleben. Ähnliche, aber doch wiederum völlig andere Probleme hat die junge Schauspielerin und Mutter Mina in Olso. Im norwegischen Oscar-Beitrag ICH BIN DEIN/JEG ER DIN sucht die Tochter pakistanischer Einwanderer zwischen wechselnden Männerbekanntschaften und den Ansprüchen ihrer Familie nach einem eigenen

und selbstbestimmten Weg. Mit WIR SIND DIE BESTEN/VI ÄR BÄST (SCHWEDEN) hat Lukas Moodyson (FUCKING ÅMÅL) den Comic seiner Frau über eine „Mädels-Punkband“ Anfang der Achtziger in Stockholm adaptiert. In diesem charmant-anarchistischen und herzlich-politischen Highlight rebellieren die Teenager Bobo, Klara und Hedvig respektlos und kreativ gegen Vereinnahmung durch die Erwachsenenwelt. Alle Filme werden im Original mit Untertiteln gezeigt. D Jens Mayer nordlichter-film.de  30.4. – 6.5.

MAI 2015 D

39 D


Am Ende ein Fest

INDIEKINOHIGHLIGHTS

FSK-KINO AM ORANIENPLATZ FILMKUNST 66 CITY KINO WEDDING IL KINO 21. JÜDISCHES FILMFESTIVAL BERLIN Das Jüdische Filmfest ist seit langem eine Institution in Berlin. In diesem Jahr sind die Screenings quer über die Stadt verteilt. Mit dem fsk-Kino, dem filmkunst66, dem City Kino Wedding und dem Il Kino in Neukölln sind auch vier Indiekinos dabei. Die Festivalleiterin Nicola Galliner hat ganz offensichtlich ein besonderes Herz für die Neugründungen in der Berliner Kinoszene und freut sich auf das Il Kino und das City Kino Wedding: „Das sind Pioniere der Berliner Filmkultur“, sagte sie beim Pressetermin, „Das müssen und wollen wir natürlich unterstützen“. Programmschwerpunkt sind in diesem Jahr die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel vor 50 Jahren, das Kriegsende vor 70 Jahren, „Jews and Food“. Die Filmauswahl ist dabei gelegentlich durchaus eklektisch. Zum Kriegsende zeigt das JFFB zum Beispiel den bizarren, nur eine halbe Stunde dauernden Film MRS. MEITLEMEIR (Großbritannien 2002), in dem Udo Kier einen abgewrackten Hitler spielt, der sich als jüdische Frau verkleidet in London versteckt und Bettelbriefe an Bormann in Argentinien schreibt. Ein sehr seltsamer Rachespaß. Um amerikanisch-jüdisches Streetfood der allerklassischsten Art geht es dagegen in FAMOUS NATHAN (USA 2014). Gedreht vom Enkel des Hot Dog-Königs von Coney Island erzählt der Film die Geschichte von Nathan Handwerker, einem US-Einwanderer der ersten Generation, von seiner

Familie und seinem Unternehmen, das über Jahrzehnte gewaltige Mengen Hot Dogs in Höchstgeschwindigkeit verkaufte. FAMOUS NATHAN wäre nostalgisch, wenn Nathan und seine Crew nicht so harte Knochen mit einer noch härteren Arbeitsethik gewesen wären. Bei 60.000 Hot Dogs am Tag bleibt keine Zeit für Sentimentalitäten. Emotionaler geht es im israelischen Film AM ENDE EIN FEST (THE FAREWELL PARTY/MITA TOVA, Israel 2014) zu, einer Tragikomödie um Sterbehilfe. Eine Gruppe Senioren entwickelt aus Freundschaft einen Apparat, mit dem sich einer ihrer Freunde selbst töten kann, gerät aber dann immer mehr in Gewissenskonflikte. Zum ersten Mal zeigt das JFFB auch eine Fernsehserie. THE HONOURABLE WOMAN (Großbritannien 2014) ist eine hochgelobte BBC-Produktion mit Maggie Gyllenhaal in der Hauptrolle als Nessa, Tochter eines ermordeten Waffenhändlers, der der zionistischen Bewegung nahestand. Gerade ins britische Oberhaus berufen, sieht Nessa sich als Philanthropin und arbeitet an der Versöhnung zwischen Palästinensern und Israelis im Westjordanland. Das Attentat auf einen palästinensischen Geschäftspartner und eine Entführung wecken das Interesse des britischen Geheimdienstes MI6. Ein Spionagethriller, der in acht Folgen eine abgeschlossene Geschichte erzählt und mit HOMELAND verglichen wurde. Es wird ein spannendes 21. Jüdisches Filmfestival Berlin. www.jffb.de  10.5 – 20.5.

BUNDESPLATZ KINO PSYCHE & FILM: FITZCARRALDO In Kooperation mit der C.G. Jung-Gesellschaft präsentiert das Bundesplatz Kino einmal im Monat einen Film, der als Anregung für das anschließende psychoanalytische Filmgespräch dient. Der Mai-Film, FITZCARRALDO (Deutschland 1982, R: Werner Herzog) bietet sicher reichlich Anknüpfungspunkte: Klaus Kinski spielt einen exzentrischen Opernliebhaber, der mitten im peruanischen Dschungel ein Opernhaus errichten möchte. Den Weg zu seinem Traum sollen ihm eine Kautschukplantage und ein alter Flussdampfer ebnen. Als der Flussweg versperrt ist, beschließt Fitzcarraldo/Kinski, den Dampfer über einen Berg bis zur nächsten Flussbiegung zu ziehen. Ein megalomanisches und verfluchtes Unterfangen. www.bundesplatz-kino.de  26.5. um 20.30 Uhr D 40

D MAI 2015


The Ridge

BALI KINO WER RETTET WEN? MIT ANSCHLIESSEN­DER DISKUSSION Den ganzen Mai über zeigt das Bali Kino jeden Donnerstag um 18 Uhr die Dokumentation WER RETTER WEN? – und lädt anschließend zum Gespräch mit wechselnden Experten und Gästen ein.

INDIEKINOHIGHLIGHTS

ACUD KINO FREILUFTKINO INSEL IM CASSIOPEIA SHORTS ATTACK: BIKE SHORTS Die Kurzfilmereihe SHORTS ATTACKS kommt diesmal auf zwei Rädern. Musikalisch, dynamisch, ländlich und urban: 14 Fahrradfilme stecken ein weites Abenteuerfeld ab, sie machen Lust auf Sommer. Die Tour führt von England und Irland über Estland nach Schweden und Finnland, rüber in die Schweiz, runter nach Italien, und dann ab nach Indien und in die USA. Die meisten Filme waren beim VELOBerlin Film Award nominiert. www.shortsattack.com  Acud Kino: am 6.5. um 21 Uhr  Freiluftkino Insel im Cassiopeia: am 22.5. um 21.30 Uhr

ACUD KINO KINO UNION FILM & FOOD & LOS VEGANEROS Der Film von Leslie Franke und Herdolor Lorenz wirft einen Blick auf die Verlierer und auf die Nutznießer der Finanzkrise. Länder wie Irland, Spanien und Griechenland wurden mit milliardenschweren Rettungsfonds vermeintlich gerettet, doch dieser Schuldenlast fällt ausnahmslos das Bildungs-, Sozial- und Gesundheitswesen zum Opfer. Die Betroffenen müssen ohnmächtig miterleben, wie sie der von der Troika geforderten Privatisierung würdelos ausgeliefert sind. Den Banken dagegen geht es bestens. WER RETTET WEN? erzählt, wie die Verursacher der Krise zu ihren Gewinnern werden, während die Steuerzahler entmündigt und soziale Rechte in Europa nach und nach beschnitten werden. www.balikino-berlin.de

Das Acud Kino und das Kino Union zeigen im Mai die Umweltaktivistenkomödie LOS VEGANEROS. Alma ist 94 Jahre alt und passionierte Umweltaktivistin. Durch Annoncen in der Lokalpresse versucht sie Kontakt zu Gleichgesinnten aufzunehmen. So lernt sie auch die 28-jährige Kindergärtnerin Vicky kennen. Vicky lebt vegan. Überzeugt von ihrem Tatendrang stellt Alma ihr ein paar Freunde vor, die sich regelmässig im Restaurant LOS VEGANEROS treffen, um Aktionen zu planen. Als Vicky schon nach kurzer Zeit vorschlägt, den örtlichen Schweinemäster Heinz Granitzka für eine Nacht zu entführen, um so auf die Missstände in seinem Betrieb aufmerksam zu machen, trifft die Gruppe eine Entscheidung mit fatalen Folgen. Im Acud Kino läuft LOS VEGANEROS im Rahmen der Filmreihe Food & Film, in der im Mai auch 10 MILLIARDEN – WIE WERDEN WIR ALLE SATT?, Valenthin Thurns Plädoyer für nachhaltige Lebensmittelproduktion, zu sehen sein wird.  LOS VEGANEROS: Kino Union: am 11.5. um 20.30 Uhr und am 13.5. um 18.00 Uhr, Acud Kino: am 7.5. um 19 Uhr  10 MILLIARDEN – WIE WERDEN WIR ALLE SATT?: Acud Kino: am 7.5. um 18 Uhr

 jeden Donnerstag um 18 Uhr

MAI 2015 D

41 D


Frequencies

INDIEKINOHIGHLIGHTS

BUNDESPLATZ-KINO FILM MATINEE: HOMMAGE AN GÜNTHER GRASS

FILMRAUSCHPALAST FANTASTIC WORLDS Der Filmrauschpalast setzt in Kooperation mit dem Berliner Kinomuseum seine „Fantastic Worlds“ Filmreihe fort, die einen Schwerpunkt auf Science Fiction und Außerirdische legt aber auch eine Bibelverfilmung großzügig zu den fantastischen Welten rechnet. Im Mai werden noch einmal MARS ATTACKS, BLADE RUNNER, ALIEN – DIRECTOR’S CUT, DIE ZEHN GEBOTE von Cecil B. DeMille, THE STRANGE COLOUR OF YOUR BODY’S TEARS und BATMAN RETURNS zu sehen sein. Neu hinzugekommen sind LOGAN’S RUN (USA 1976, DF), Michael Andersons dystopische Zukunftsvision einer Welt, in der alle Entscheidungen von Computern getroffen werden und die menschlichen Bewohner im Alter von 30 Jahren „vaporisiert“ werden, und FREQUENCIES (GB 2013, R: Darren Paul Fisher, OmU) in dessen Welt die gesellschaftliche Stellung und der Wert eines Menschen von seinen angeborenen persönlichen Frequenzen determiniert ist. Alle Filme werden in klassischen 35mm auf der gewölbten Panorama-Leinwand gezeigt. www.filmrausch.de

Das Bundesplatz Kino zeigt in diesem Monat drei Filme, die an den Literaturpreisträger Günther Grass erinnern. Hansjürgen Pohlands Film KATZ UND MAUS von 1966/67 ist die früheste Grass-Verfilmung. Das (reichlich konservative) Lexikon des internationalen Films schrieb seinerzeit, der Film sei eine „Kabarettistisch zugespitzte Satire, die zwar weniger vielschichtig ist als die literarische Vorlage, dafür aber umso aggressiver in dem Versuch, alte und neue Varianten des deutschen Militarismus als Zwangsneurose zu entlarven.“ Auch die Verfilmung von Grass‘ Nachwenderoman UNKENRUFE (Roman 1992, Film 2005) durch den polnischen Regisseur Robert Gliński mochte das Lexikon nicht (was meist ein gutes Zeichen ist): „Ein stilistisch uneinheitlicher, in den satirischen Passagen derber und unsensibler Film voller Plattitüden.“ In Polen wurde der Film über die Geschäftemacherei in der Gedenkkultur dagegen in vier Kategorien für den polnischen Filmpreis nominiert. Im Dokumentarfilm DER UNBEQUEME – DER DICHTER GÜNTER GRASS (2006) schließlich begleiten die Filmemacher Günther Grass über zwei Jahre im Alltag und während der Entstehung seines autobiographischen Buches „Beim Häuten der Zwiebel“. www.bundesplatz-kino.de  KATZ UND MAUS: 10.5. um 11 Uhr & 25.5. um 11 Uhr  DER UNBEQUEME: 14.5 um 11 Uhr  UNKENRUFE: 14.5. um 15.30 Uhr Unkenrufe

 immer Freitag + Samstag um Mitternacht und Samstag + Sonntag um 15.30 Uhr

SPUTNIK KINO COFFI CINEMA: SE CHIUDO GLI OCCHI NON SONO PIÙ QUI Das Festival-Warm-up geht weiter. Als nächstes „Pre-Event“-Screening zeigt das Coffi Festival in Anwesenheit von Regisseur Vittorio Moroni SE CHIUDO GLI OCCHI NON SONO PIÙ QUI (Italien 2013, 100 min, OmeU). Moroni erzählt eine zarte Coming-of-Age Geschichte aus den Vororten. Kiko ist 16 Jahre alt und liebt die Astronomie. Sein restliches Leben ist komplizierter: seine philippinische Mutter Marilou hat einen neuen Freund, Ennio, der auf dem Bau Einwanderer ausbeutet, und Kikos Versetzung ist gefährdet. Zum Glück gibt es Ettore, einen freundlichen Lehrer, der Kiko seine Hilfe anbietet. Im Juni wird als letzter Film der Warm-ups LA LEGGENDA DI KASPAR HAUSER (2012) von Davide Manuli gezeigt und vom 9.–12. Juli findet dann das eigentliche „Coffi Italian Film & Art Festival“ statt. www.coffi-festival.de  10.5. um 20 Uhr

D 42

D MAI 2015


Involuntary

HACKESCHE HÖFE KINO CHINA KAN(N) KINO: SO YOUNG

HACKESCHE HÖFE KINO RUBEN ÖSTLUND WOCHENEND-­ RETROSPEKTIVE

Einmal im Monat zeigt die chinesische Initiative “China kan(n) Kino” eine aktuelle chinesische Produktion im Hackesche Höfe Kino. Das erfolgreiche Debut der Regisseurin Zhao Wei, SO YOUNG (China 2013, 132 min, OmeU), das im Mai gezeigt wird, zeichnet das Porträt einer Generation. Eine Gruppe von Collegestudentinnen und –studenten versucht Ende der 1990er Jahre ihre widersprüchlichen Träume von Karriere und Freiheit, Auslandsaufenthalten und Liebe zu verwirklichen. www.hoefekino.de  29.5. um 19 Uhr

Bislang waren nur zwei Filme des schwedischen Autorenfilmers Ruben Östlund überhaupt in Deutschland zu sehen: PLAY – NUR EIN SPIEL? (2011), ein kluges Spiel mit rassistischen Klischees, erzählt von einer Gang afrikanischer Kids, die weiße Mittelschichtskinder bestiehlt. Besser bekannt ist vermutlich der im vergangenen Jahr gestartete HÖHERE GEWALT/FORCE MAJEURE (2014), der genüsslich und etwas gemein eine Mittelschichtsfamilie vor der prächtigen Kulisse eines Ski-Ressorts auseinandernimmt. Die Berlin Film Society hat nun eine kleine Retrospektive aus vier Filmen zusammengestellt, die auch als Double Features geguckt werden können. In der Pause gibt es Drinks für Double-Feature-Ticket-Besitzer. Alle Filme werden im schwedischen Original mit englischen Untertiteln gezeigt. www.berlinfilmsociety.com

EVA-LICHTSPIELE DER ALTE DEUTSCHE FILM

 8.5.: 19 Uhr THE GUITAR MONGOLOID (2004), 21.30 Uhr INVOLUNTARY (2008)  9.5.: 19 Uhr PLAY – NUR EIN SPIEL? (2011), 21.30 Uhr FORCE MAJEURE (2014)

Immer mittwochs um 15.45 zeigen die Eva-Lichtspiele historische deutsche Filme aus den 1920er – 1940er Jahren. Die Reihe wird von Martin Erlenmeier kuratiert, der auch zu jedem Film eine Einführung hält. www.eva-lichtspiele.de

FRISCHER WIND AUS KANADA

1935, R: Heinz Kentner, Erich Holder, D: Max Gülstorff, Dorit Kreysler, Paul Hörbiger, Harald Paulsen, Oskar Sima, Jakob Tiedtke, Leopoldine Konstantin

NOSFERATU

1921, R: Friedrich Wilhelm Murnau, D: Max Schreck, Alexander Granach, Greta Schroeder

Der Prototyp aller Vampir-Filme. Nach Motiven des Schauerromans DRACULA von Bram Stoker. Unheimlich starke Atmosphäre und beeindruckende Außenaufnahmen der alten Hansestädte Lübeck und Wismar. Restaurierte Fassung von 2012 mit der Originalmusik von Hans Erdmann durch Berndt Heller.  6.5.

Temporeiche, witzige Komödie um einen leichtsinnigen Mode­ saloninhaber. Die UFA-Verfilmung eines erfolgreichen Bühnenstücks verspricht allein durch ihre Besetzung großes Vergnügen.  13.5.

FRAU LEHMANNS TÖCHTER

1932, R: Carl Heinz Wolff, D: Hansi Niese, Carla Carlsen, Hertha Thiele

Eine Portiersfrau ist um das Glück ihrer drei Töchter besorgt. Selten gespielter Terra-Film mit viel Musik von Franz Doelle. Mit dabei: die junge Hertha Thiele (MÄDCHEN IN UNIFORM) in ihrem dritten Film.  27.5.

Der Film für den Termin am 20.5. stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

EIN

TITLI JUNGE NAMENS

EIN FILM VON KANU BEHL

AB 28. MAI IM KINO

W W W. E I N J U N G E N A M E N S T I T L I - F I L M . D E


INDIESERVICE

REINICKENDORF

PANKOW

LICHTENBERG  8    E

SPANDAU

MITTE CHARLOTTENBURG-  7  WILMERSDORF  6

MARZAHNHELLERSDO

13

10

FRIEDRICHSHAINKREUZBERG  2    9   5

15   4

1

12    B

C    16    11    D

TEMPELHOFSCHÖNEBERG

STEGLITZZEHLENDORF

TREPTOWKÖPENICK

NEUKÖLLN

3

DIE INDIEKINOS ACUD KINO MITTE 1

EISZEIT KINO KREUZBERG 5

Veteranenstr. 21, 10119 Berlin Telefon: 030/44 35 94 98, Mail: kino@acud.de, www.acudkino.de U8, M1 Rosen­ thaler Platz, M8/12 Brunnenstr./ Invalidenstr., S1/2 Nordbahnhof

Zeughofstr. 20, 10997 Berlin Telefon: 030/611 60 16, Mail: info@eiszeit-kino.de, www.eiszeit-kino.de U1, M29, N1 Görlitzer Bahnhof

B-WARE! LADENKINO FRIEDRICHSHAIN 2 Gaertnerstr. 19, 10245 Berlin Telefon: 030/63 41 31 15 ladenkino.de S+U-Bahnhof Frankfurter Allee, Bus 240 Boxhagener Platz, Tram 13 Wühlischstraße

BALI KINO ZEHLENDORF  3

EVA-LICHTSPIELE BERLIN WILMERSDORF 6 Blissestr. 18, 10713 Berlin Telefon: 030/92 25 53 05, Mail: info@eva-lichtspiele.de, www. eva-lichtspiele.de U7, Bus 101/104/249 Blissestr.

FILMKUNST66 CHARLOTTENBURG

7

Teltower Damm 33, 14169 Berlin Telefon: 030/811 46 78, www.balikino-berlin.de S-Bahnhof Zehlendorf

Bleibtreustr. 12, 10623 Berlin Telefon: 030/882 17 53, Mail: mail@filmkunst66.de, www.filmkunst66.de S-Bahnhof Savignyplatz

BUNDESPLATZ-KINO WILMERSDORF 4

FILMRAUSCH­PALAST MOABIT 8

Bundesplatz 14, 10715 Berlin Telefon: 030/85 40 60 85, Mail: kino@bundesplatz-kino.de, www.bundesplatz-kino.de U9, S 41/42/46, Bus 248/N9 U+S-Bahnhof Bundesplatz

Lehrter Str. 35, 10557 Berlin Telefon: 030/394 43 44, Mail: info@filmrausch.de, www.filmrausch.de Hauptbahnhof + 10 min Fußweg, Bus 123 Kruppstr., Bus M27 Quitzowstr.

D 44

D MAI 2014

FSK-KINO AM ­ORANIENPLATZ KREUZBERG 9

TILSITER ­LICHTSPIELE FRIEDRICHSHAIN

Segitzdamm 2, 10969 Berlin Telefon: 030/614 24 64, Mail: post@fsk-kino.de, www.fsk-kino.de U8, Bus M29/140/N8 Moritzplatz, U1 Kottbusser Tor

Richard-Sorge-Str. 25a, 10249 Berlin Telefon: 030/426 81 29, Mail: programm@tilsiter-lichtspiele.de, www.tilsiter-lichtspiele.de U5 Frankfurter Tor, Weberwiese, M10 Bersarinplatz, Straßmannstraße

HACKESCHE HÖFE KINO MITTE 10

UNION FILMTHEATER FRIEDRICHSHAGEN

Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin Telefon: 030/283 46 03, Mail: info@hoefekino.de, www.hoefekino.de S-Bahnhof Hackescher Markt, U8 Weinmeisterstraße

IL KINO NEUKÖLLN

13

Bölschestr. 69, 12587 Berlin 14 Telefon: 030/6501 3141,­ www.kino-union.de S-Bahnhof Berlin-Friedrichshagen

11

Nansenstr. 22, 12047 Berlin Telefon: 030/81 89 88 99, Mail: contact@ilkino.de www.ilkino.de U8 Schönleinstraße, U7/8 Hermannplatz

SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN KREUZBERG 12 Hasenheide 54, 10967 Berlin Telefon: 030/694 11 47, Mail: post@sputnik-kino.com, www.sputnik-kino.de U7 Südstern, U7/8 Hermannplatz

XENON KINO SCHÖNEBERG

15

Kolonnenstr. 5, 10827 Berlin Telefon: 030/78 00 15 30, Mail: service@xenon-kino.de, www.xenon-kino.de S-Bahnhof Julius-Leber-Brücke

ZUKUNFT ­FRIEDRICHSHAIN

16

Laskerstr. 5, 10245 Berlin Telefon: 0176/578 610 79, Mail: programm@zukunft-ostkreuz.de, kino-zukunft.de S-Bahnhof Ostkreuz


INDIESERVICE

INDIEKINO OPEN-AIR

Revaler Straße 99, 10245 Berlin Telefon: 030/351 224 49, www.freiluftkino-insel.de, S/U-Bahnhof Warschauer Straße

IMPRESSUM Herausgeber: INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) Nalepastr. 18–50, 12459 Berlin Telefon: 030 – 209 897 24, info@indiekino.de, www.indiekino.de

D

MAGAZIN einmal im Monat nach Hause.

Laskerstr. 5, 10245 Berlin Telefon: 030/426 81 29, freiluftkino-pompeji.de S-Bahnhof Ostkreuz

INDIEKINO BERLIN

Im Volkspark Hasenheide, 12049 Berlin Telefon: 030/283 46 03, www.freiluftkino-hasenheide.de U7+U8 Hermannplatz, U8 Boddinstraße

wir Ihnen das

FREILUFTKINO ­POMPEJI FRIEDRICHSHAIN

ABONNEMENT

FREILUFTKINO ­HASENHEIDE KREUZBERG  B

Lehrter Str. 35, 10557 Berlin Telefon: 030/394 43 44, Mail: info@filmrausch.de, www.filmrauschpalast.de Hauptbahnhof + 10 min Fußweg, Bus 123 Kruppstraße, Bus M27 Quitzowstraße

INDIEKINO BERLIN UG

14    A

WINDLICHT IM FILMRAUSCH­ PALAST: „UMSONST & DRAUSSEN“ MOABIT  E

Geschäftsführung: Hendrike Bake Redaktion: Hendrike Bake, Thomas Dorow redaktion@indiekino.de Filmtexte: Toby Ashraf, Hendrike Bake, Tom Dorow, Thomas Groh, Christian Horn, Nina Linkel, Carla MacDougall, Jens Mayer, Michael Meyns, Harald Mühlbeyer, Toni Ohms, Eileen Reukauf, Hannes Stein, Anna Stemmler

12459 Berlin

Hinter dem Kurpark 13,  A  12587 Berlin Telefon: 030/65 01 31 41, www.freiluftkino-friedrichshagen.de S-Bahnhof Berlin-Friedrichshagen

Auf Wunsch liefern

ORF

FREILUFTKINO ­INSEL ZU GAST IM ­CASSIOPEIA FRIEDRICHSHAIN  C

Nalepastr. 18–50

FREILUFTKINO FRIEDRICHSHAGEN FRIEDRICHSHAGEN

Texte Kinohighlights: INDIEKINO BERLIN und Kinos

Gefördert durch das

medienboard Berlin-Brandenburg GmbH

Datum, Unterschrift

Bildnachweis: Filmbilder: Filmverleiher/Filmfestivals Kinobilder Zukunft: INDIEKINO BERLIN, Marei Wenzel Western Global (Seite 4): Bertz + Fischer Verlag Fraktus mit Frickelparty (Seite 4): Hi Hat Fanclub Wölfe in Berlin (Seite 5): Wolf Kino Fassbinder (Seite 19): Rainer Werner Fassbinder Foundation

Email-Adresse (optional)

Abonnement: Auf Wunsch liefern wir Ihnen das INDIEKINO BERLIN Magazin gerne zu einem Unkostenbeitrag nach Hause. Eine Bestellung ist mit der Abopostkarte oder unter abo@indiekino.de möglich.

PLZ, Ort

Das INDIEKINO BERLIN Magazin erscheint monatlich in einer Auflage von 15.000 Stück. Das Magazin ist kostenfrei. Verteilung in den Berliner Kinos ACUD Kino, Bali Kino, Bundesplatz Kino, Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, filmkunst66, Filmrauschpalast Moabit, fsk-Kino am ­Oranienplatz, Hackesche Höfe Kino, IL Kino, Sputnik Kino am Südstern, Tilsiter Lichtspiele, Union Filmtheater, Xenon Kino, Zukunft sowie an weiteren 300 Verteilstellen.

Straße, Hausnummer

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Grafik: Michael Zettler, Nora Wiesner (Zett Media)


INDIENACHBILD

NACHBILD

Eden

Auf den ersten Blick könnte das hier eine Szene aus einem der letzten Berliner Sommer sein. Gut, das Roboterkostüm ist ein bisschen old-school, die Frisuren sind ein wenig brav und umgedrehte Baseballcaps sind verschwunden. Was nie verschwinden wird, ist die Stimmung im Blick des Mädchens im blauen T-Shirt, die halb genervt, halb gelangweilt den Robotertyp ansieht: Allein auf Parties herumzustehen, nichts zu trinken zu haben, herumzumuffeln und festzustellen, dass es Zeit für eine Veränderung ist.

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D MAI 2015


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2 FRAUEN · 1 KIND · 1 ENTSCHEIDUNG

RACHAEL BLAKE

LUCIE DEBAY

AB 9. APRIL IM KINO! EIN FILM VON BERNARD BELLEFROID „EIN STARK GESPIELTES ZWEI PERSONEN-STÜCK.” VARIETY

AB 14. MAI IM KINO


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