Tausch 20/2016

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www.mgh-bochum.de

Nr. 20 / Juni 2016

Tausch.

Zeitung des Mehrgenerationenhauses - IFAK Stadtteilzentrum Dahlhausen

Deutschkurs im MGH: Asylberechtigte erzählen

Editorial 10 Jahre Mehrgenerationenhaus! Ein Grund zu feiern

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Familienbildung In Kooperation mit dem Seniorenbüro: Netzwerk Demenz

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MehrGenerationenHaus

Julia Riediger und Cordelia von Klot-Heydenfeldt erzählen uns von ihren Erfahrungen als Deutschlehrerinnen in einem Sprachkurs für Menschen mit Fluchterfahrung. Sehr offen und ehrlich berichten sie uns, wie die Menschen sich fühlen, was sie bewegt, begeistert und was ihnen nicht gefällt: Julia Riediger: „Dieser Kurs ist vor allem geprägt durch den absoluten Neuanfang aller Teilnehmer in einem neuen Land mit einer sehr fremden Sprache. Alle hoffen auf einen neuen Start, alle wissen, dass sie dafür möglichst schnell Deutsch lernen müssen. Obwohl ich die Teilnehmer in unserem Austausch natürlich etwas kennengelernt haben, habe ich in Vorbereitung auf

diesen Artikel die Teilnehmer gezielt nach ihren Eindrücken von Deutschland gefragt. Neben dem Ringen um Neuorientierung konnte ich doch einige gemeinsame Punkte ausmachen: Die Menschen genießen die gute Infrastruktur Bochums mit vielen Menschen und Läden aller Art und vor allem auch der aufblühenden Natur. Alles blüht nun auf und die zahlreichen Grünflächen und schönen Parks der Stadt werden gern genutzt (diese Freude und Überraschung über das „Grüne Ruhrgebiet“ teilen die Geflüchteten ja mit vielen Deutschen, die zu Besuch ins Ruhrgebiet kommen). Viele sind fasziniert vom hohen technischen Niveau um uns herum, besonders die jun-

Foto: HE

gen Männer freuen sich über die schönen Autos und Motorräder, die sie hier sehen, auch der (zumeist) reibungslos verlaufende Personennahverkehr macht dem einen oder anderen Freude. Immer wiederkehrendes Thema ist das Warten. Es bestimmt das ganze Leben – Warten auf die Möglichkeit den Asylantrag zu stellen, warten auf Antworten vom Sozialamt, warten auf eine eigene Wohnung oder auch nur Warten auf eine Idee, was die nächsten Monate vielleicht bringen mögen. Manche haben Freunde gefunden, andere fühlen sich sehr einsam und haben Heimweh: Freunde, Familie und Beruf sind... ...weiter auf Seite 2

gefördert durch die

Interreligiöse Begegnung - Christen und Musli-

me im Dialog Seite 7

FirleFanz Kunstgruppe ganz aktiv: Vernissage Anna Vrieling und Kids

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ÜbernTellerRand Frühe Prävention: Projekte gegen Radikalisierung Seite 11


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Kontrovers

LIEBE LESERINNEN UND LESER, es ist an der Zeit, dass wir uns mal zurücklehnen und zurückschauen in die Vergangenheit. Lassen sie uns auf eine Zeitreise gehen. Im Oktober 2006 startete das Aktionsprogramm der Mehrgenerationenhäuser, von der Konzeption bis zum heutigen Entwicklungsstand der Mehrgenerationenhäuser haben alle Engagierten und Beschäftigten in den Häusern, sowie das Referat Mehrgenerationenhäuser, Sorgende Gemeinschaften des BMFSFJ und die begleitenden Agenturen (wissenschaftliche Begleitung, finanzielle Förderung, Öffentlichkeitsarbeit und Serviceagentur) der MGH‘s eine bemerkenswerte Geschichte erarbeitet und geschrieben. 2008 wurde das Mehrgenerationenhaus in Dahlhausen als Leuchtturmhaus zum Thema Migration ausgezeichnet. Durch zahlreiche Projekte und Angebote in der Vergangenheit bis heute haben wir sehr viele Menschen im Stadtteil und der Umgebung

erreicht und haben gemeinsam Tolles vollbracht. Die Migrationssozialarbeit und auch die generationsübergreifende Arbeit sind unserer Stärken. Aktuelle Themen bewegen mich und mein Team, für Anregungen sind wir immer zu haben. Nun dauert es nicht mehr lange, am 30. September feiern wir zehnjähriges Jubiläum. Ich bin stolz, ein Teil dieser Geschichte zu sein und möchte mich in dieser Ausgabe ganz herzlich bei allen bedanken, die uns unterstützen. Ich möchte „DANKE“ sagen an Freunde und Förderer, an die ehrenamtlichen Helfer, Kooperationspartner, Netzwerkpartner und Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die uns jahrelang begleiten und mit uns arbeiten, es ist unmöglich, alle mit Namen hier zu erwähnen. Ayşe Ertürk

Deutschkurs im MGH (Teil II)

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unerreichbar und werden es für lange Zeit bleiben. Alle Teilnehmer sind zum Glück freundlichen Menschen in Deutschland begegnet, erleben hilfsbereite Nachbarn, doch auch die Auseinandersetzung mit Ablehnung und Vorurteilen gehört zum Alltag. Auf die Hilfsbereitschaft der Umwelt sind diese Menschen jedoch angewiesen: Hier vor Ort sind keinerlei Netzwerke vorhanden, niemand, den man in den kleinen Notlagen des alltäglichen Lebens unkompliziert um Rat oder Hilfe bitten kann, niemand, der einem irgendetwas vermitteln, leihen oder empfehlen kann. Verwandte sind, wenn überhaupt, bundesweit versprengt und oft in einer ähnlichen Situation. Deutsche als Freunde und Bekannte kennenzulernen scheint oft unmöglich. Die Teilnehmer beobachten sehr genau Unterschiede der alltäglichen Kultur: Etwa, wie sich Deutsche untereinander begrüßen, wann man welche Speisen und Getränke zu sich nimmt, etc. Döner und türkische wie italienische Pizza erfreuen sich großer Beliebtheit, viele andere Speisen sind zunächst ungewohnt. Nicht zu unterschätzen sind die schwierigen Bedingungen, unter denen die Teilnehmer hier

lernen: Manche leben bereits seit Monaten in Turnhallen ohne Privatsphäre und erholsamen Schlaf, andere haben zwar zum Glück bereits Wohnungen, die Wohngemeinschaften sind aber z.T. groß und die Ausstattung tatsächlich minimalst. Amtstermine und andere bü-

hilfsbereite Umgangston der Teilnehmer miteinander, die geteilten Teepausen und Martinas Einführungen in die deutsche Alltagskultur sind Teil einer großartigen Lernatmosphäre. Es fand sich mit dem Mehrgenerationenhaus ein perfekter Platz für konzentrierte Arbeit.

Unterricht im Mehrgenerationenhaus

rokratische Angelegenheiten sind andauernd zu erledigen – und das in dieser komplexen neuen Sprache! Ich freue mich überschwänglich, dass die Teilnehmer doch immer wieder den Weg in den Kurs finden; zum Teil nehmen sie für unsere gemeinsamen drei Zeitstunden täglich die Fahrt von Langendreer in Kauf. Und so bietet unser Kurs nicht nur einen ersten Einstieg in die schwere deutsche Sprache, sondern versucht etwas Struktur und Orientierung in diese neue Welt zu bringen. Der freundliche und

Foto: BW

Und wenn der Kurs Mitte Mai nach knapp einem halben Jahr zu Ende geht, haben tatsächlich alle voneinander gelernt und miteinander gelacht. Danke!“ Cordelia von Klot-Heydenfeldt erzählt uns: „Seit dem 1. Dezember un-

terrichte ich, gemeinsam mit Julia Riediger, Deutsch für Asylbewerber/innen im MGHDahlhausen. Die IFAK e.V. ist Träger dieses Einstiegskurses, unterrichtet wird Montag bis Donnerstag Vormittag. Von Beruf bin ich Malerin und Illustratorin. Ich habe viel Erfahrung in der Erwachsenenbildung, aber auch mit dem Erlernen einer neuen Sprache als Erwachsener in einem neuen Land, denn ich lebe seit sechs Jahren in Schweden. Ich weiß, dass der Einstieg in eine andere Kultur nicht ohne die Sprache gelingt. Die Verknüpfung von Bild und Sprache hat mich von Berufswegen schon immer fasziniert, und nun zeichne ich soviel wie nie, um den Menschen, mit denen ich keine gemeinsame Sprache habe, den Einstieg in meine Muttersprache zu ermöglichen. Mehl, zum Beispiel, ließ sich wie auf dem beigefügten Foto erklären. Was die Teilnehmer betrifft, so kann ich nur sagen, ...

Foto: Cordelia v. K.-H.


StadtTeil ... dass sie sich, gemessen an ihren Lebensumständen, die allergrößte Mühe geben, um die neue Sprache zu meistern. Dazu sind sie ausnahmslos freundlich, höflich und hilfs-

bereit - auch untereinander, ungeachtet unterschiedlicher Herkunftsländer. Als größte Schwierigkeit, im Hinblick auf das Lernen, beschreiben sie oft den unablässig hohen Lärmpe-

gel, der Tag und Nacht in den großen, akustisch nicht isolierten Hallen herrscht. Die meisten sind eigentlich permanent übernächtigt. Trotz alledem ist der sprachli-

3 che Fortschritt bei allen spürbar, und Julia und ich freuen uns darüber, inzwischen mit unseren Teilnehmern auch durchaus schon plaudern und scherzen zu können.“

V I VAWE S T - S i ed l u n g s fe st

Im Quartier Dr.C.Otto -Straße fand zum Jahresende eine gemeinsame Vorweihnachtsfeier mit dem Mehrgenerationenhaus IFAK e.V. und VIVAWEST Wohnen statt, um ein gutes nachbarschaftliches Zusammenleben der Mieterinnen und Mieter zu stärken. Bei heißen Getränken, Gebäck, Kerzenschein und Musik konnten sich die Nachbarn besser kennen-

lernen und austauschen. An einer Feuerstelle freuten sich die Kinder, dort ihr Stockbrot backen zu können. Ayse Ertürk vom Mehrgenerationenhaus: „In einer zuvor stattgefundeen Gemeinschaftsaktion haben wir das Gebäck zubereitet und Kerzenhalter gebastelt“. Die ausgelassene, frohe Stimmung wurde durch Sonnenschein, bei frühlingshaften Temperaturen, noch gesteigert.

Frauentreff „Von Frau zu Frau“

Am 13.11.2015 startete der Frauentreff „Von Frau zu Frau“ im Mehrgenerationenhaus Dahlhausen. Der Frauentreff findet monatlich statt und es treffen sich jüngere Frauen, um gemeinsam einen Abend zu verbringen. Die Frauenabende finden immer an einem Freitag statt. Bei den Treffen haben Frauen die Möglichkeit, sich zu unterhalten und über aktuelle Problemlagen zu sprechen oder auch Informationen auszutauschen. Der Abend dient auch dazu, zusammenzukommen und gemeinsam Zeit zu verbringen und sich zu amüseren. Da der Alltag manchmal äußert stressig sein kann und jeder dankbar für eine Auszeit ist,

kam die Idee, die Frauen aus dem Stadtteil zusammenzubringen um gemeinsam ihren Stress abzubauen und zu entspannen, wie beispielsweise bei einem Karaokeabend. Organisiert wird die Gruppe von Ayse Er-

türk. Bei Interesse oder Rückfragen können sich junge Frauen gerne im MGH melden und ihre Handy- oder Festnetznummer hinterlassen. Die Termine werden dann bekannt gegeben. Ein generationenübergreifender

Text und Foto: GEH

Frauenabend vereinte Frauen jeden Alters im Mehrgenerationenhaus. Diese Veranstaltung fand am 20.05.2016 um 18:00 Uhr statt. Begleitet wurde die Veranstaltung von DJ Deryan. Ein tolles Buffet kam zusammen, denn alle Frauen brachten Spezialitäten aus ihrer Kultur mit und bereicherten so den Abend. Sie können auch unsere facebook Seite besuchen. Dort finden sie uns unter: „Mehrgenerationenhaus Stadtteilzentrum Dahlhausen“. Aktuelle Termine und Veranstaltungen werden dort bekannt gegeben. AE Kontakt: Ayse Ertürk Tel.: 0234-9422336

DJ Delyan

Veranstaltungstermine im Mehrgenerationenhaus Nähcafé: montags von 12:00 - 14:00 Uhr im Mehrgenerationenhaus, alle Generationen willkommen, für Anfänger u. Fortgeschrittene, Ayse Ertürk Interkultureller Frauentreff 55+: Gute Gespräche, Kontakte, Aktivitäten u. Kultur am 1. u. 3. Mittwoch im Monat, 19:00 - 21:00 Uhr, Barbara Weighardt Tel.: 0234- 324 980 90

Diabetes Selbsthilfegruppe Frau“: 30.09. und 14.10.2016 türkischsprachiger Frauen: um 18:00 Uhr, Ayse Ertürk 1. Mittwoch im Monat, 15:00 - Tel.: 0234-94 22 336 17:00 Uhr, Hafize Ekici Viertelfinale Public Viewing Interkulturelles und in- im Containertreff für Jugendlitergeneratives offenes Ge- che ab 14 Jahren, Am Ruhrort sprächscafé: jeden 2. Mitt- 2, 44879 Bochum Dahlhausen woch im Monat, 15:00 - 17:00 Uhr, Hafize Ekici, Tel.: 0234- Ferienpassaktion: 11.07. – 324 980 90 22.07.2016, teilnehmen können Kinder ab 6 - 13 Jahren, Frauentreff „Von Frau zu 1. Woche Ausflüge und in der

2. Woche Projektwoche. Abschlussveranstaltung: Freitag, 22.07.2016. Mittwoch, 28. September 2016, 15 Uhr, Interreligiöse Dialog über muslimische Werte und Traditionen beim Heiraten Nächster Kulturabend in Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Bochum: 07.10.2016 ab 18:00 Uhr


StadtTeil

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Warum ausgerechnet „Religionswissenschaft“? „Zu glauben ist schwer, nichts zu glauben ist unmöglich“ (Victor Hugo) Ich bin Elena Maria Catania, 30 Jahre alt, und studiere seit dem Sommersemester 2008 die Fächer „Religionswissenschaft“, mit dem Schwerpunkt Islam, indische und von Indien ausgehende Religionen, und „Philosophie“an der Ruhr-Universität Bochum. Ich habe mich schon seit meiner Kindheit für die Vielfalt der Religionen interessiert und bin nach wie vor fasziniert von den unterschiedlichen Ausdrucksformen und Ritualen der Religionen. Aber warum studiere ich ausgerechnet Religionswissenschaft? Die Religionswissenschaft ist eine Geisteswissenschaft oder auch Kulturwissenschaft, die Religion empirisch, historisch und systematisch erforscht. Dabei befasst sie sich mit allen konkreten Religionen, religiösen Gemeinschaften sowie religiösen Weltanschauungen und Ideologien der Vergangenheit und Gegenwart. Es werden Glaubensinhalte untersucht und die Praxis der Gläubigen. So darf ich mich mit Fragen beschäftigen wie: Welche Rolle Gerüche, Klänge und Handlungen bei einer Zeremonie spielen, wie sich neue religiöse Bewegungen finanzieren, war-

um plötzlich so viele Menschen Yoga machen und meditieren, und wie sich religiöse Gemeinschaften organisieren, wenn sie sich aufgrund von Migration außerhalb ihrer gewohnten Umgebung befinden. Ich selbst wurde religiös sehr liberal erzogen und durfte die Freiheit genießen, das zu glauben, was mich überzeugt und wohin mein Herz mich führt. Im Ruhrgebiet aufgewachsen, hatte ich schon seit meiner Kindergarten- und Schulzeit Kontakt mit Menschen aus unterschiedlichsten Kulturkreisen mit unterschiedlichen religiösen Glaubensvorstellungen und Riten. Gerade diese Vielfalt von Lebens- und Glaubenskonzepten hat mich dazu bewogen, Religionswissenschaft zu studieren. Der Glaube (sei er einer konfessionellen Religion zugehörig oder eher spirituell) funktioniert als Sinnstiftung. Ich selbst begreife die Religionswissenschaft als Chance verstehen zu können, an was der Mensch glaubt, was ihn im Inneren zusammenhält und wie er sich zwischen dem Leben und dem Jenseits verortet. Jeder religiösen oder spirituell ausgerichteten Zeremonie wohnt meiner Meinung nach ein Zauber inne. „Gebete ändern die

Internationale Küche: Crè p e s Zutaten: 6 Eier 600g Mehl 600ml Milch 150ml Mineralwasser 1,5 Pck. Vanillezucker 1,5 Prisen Salz Äpfel, Erdbeeren Zubereitung: Äpfel schneiden und beiseite legen, Alle weiteren Zutaten in eine Schüssel geben und gut verrühren. Anschließend die Apfelscheiben hinzufügen. Öl in der Pfanne erhitzen und den fertigen Teig in Portionen in die Pfanne geben und von beiden Seiten ausbraten. Mit Puderzucker bestäuben und mit Erdbeeren servieren. Guten Appetit! Bon Appétit! Afiyet olsun!

Welt nicht. Aber Gebete ändern die Menschen. Und die Menschen verändern die Welt.“ (Albert Schweizer) Warum ich bei der IFAK e.V. ein Praktikum machen wollte? Und womit ich mich während dieser Zeit beschäftigt habe? Ich würde nach meinem Studium gerne im sozialen Bereich arbeiten und habe mich deswegen um einen Praktikumsplatz bei der Integrationsagentur der IFAK e.V. beworben. Die Integrationsagentur der IFAK e.V. beschäftigt sich u.a. mit religiösen Themen in Form von interreligiösen Dialogen, Gesprächs-

Foto: BW

kreisen und Veranstaltungen. Während des Praktikums durfte ich eine Fortbildung zur Radikalisierungsprävention und unterschiedliche interreligiöse und interkulturelle Veranstaltungen mit organisieren (wie z.B. das internationale Frauenfest im Q1). So konnte ich mich vor allem mit der gelebten Religion der Menschen in Bochum beschäftigen, was einen schönen Kontrast zum, sonst rein wissenschaftlichen, Studium bildet. Es hat mir viel Freude bereitet. Elena Catania


FamilienBildung

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„Der Besuch der alten Dame“ Der Freundeskreis des Schauspielhauses unterstützt seit zwei Jahren ein soziales, Generationen übergreifendes Projekt der Ruhr Universität Bochum, das sich „Kevin und Lieselotte“ nennt. Studenten hatten in einem für sie wichtigen Unikurs nämlich festgestellt, dass sich der Austausch zwischen Jung und Alt verbessern ließe. Die Idee „Student/ Studentin trifft Senior/ Seniorin“ sollte diesen Mangel beheben. Bei einer gemeinsam besuchten Aufführung eines Theaterstücks im Schauspielhaus würde sich doch bestimmt Gesprächsstoff für beide ergeben und das aufeinander Zugehen erleichtern. Vermittelt durch das Seniorenbüro Südwest und die AWO hatten daher kürzlich mehrere Seniorinnen, auch aus dem

zum Nachdenken an und begeisterte sowohl die junge wie die ältere Generation. Schade, dass es bei dieser Aufführung keine Pause gab, in der Jung und Alt dann sicher noch intensiver ins Gespräch gekommen wären. Insgesamt ein wirklich spannender gemeinsamer Theaterabend, der von allen Beteiligten gerne noch einmal erlebt werden würde. „Gebt mir bloß Bescheid, wenn es wieder so ein Angebot gibt“, meinte später am Abend beim Heimweg eine Seniorin, „ich möchte unbedingt bei so einem gemeinsamen Theaterbesuch noch einmal mit dabei sein!“. Foto: BW Wir wollen hoffen, dass dieser allen die Eintrittskarten und keit mit der u.a. aus Tatort- Fil- Wunsch demnächst wieder in wünschte uns einen interessan- men bekannten Schauspielerin Erfüllung gehen kann. BW ten Abend. Drei nette Studen- Mechthild Großmann regte alle Mehrgenerationenhaus, die schöne Gelegenheit, die Aufführung „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt zu besuchen. Herr Salmen vom Freundeskreis stiftete uns

tinnen begleiteten uns, sorgten für die Garderobe und setzten sich zwecks Gesprächsmöglichkeit zwischen uns. Die packende Geschichte um die menschliche Korrumpierbar-

Netzwerk „Demenz“ im Bezirk Bochum-Südwest Die Zunahme dementieller Veränderungen bei Menschen vor allem höheren Alters ist uns allen mehr als bekannt. Über die Medien wie Zeitungen und Fernsehen werden wir beinahe täglich über das informiert, was viele Leute leichtfertig und pauschal mit der Bemerkung „Das ist wohl ein Alzheimer“ abtun. Doch der Abbau bestimmter geistiger und auch körperlicher Fähigkeiten beruht auf unterschiedlichsten, vornehmlich neurologischen, Vorgängen und hat sowohl für die Betroffenen als auch die Angehörigen weitreichende, oft fatale Folgen für ihren Lebensalltag. Bekannte Persönlichkeiten wie der ehemalige amerikanische Präseident Ronald Reagan oder Ex-Schalke-Manager Rudi Assauer geraten kurzfristig wegen ihrer Erkrankung ins Licht der Öffentlichkeit und werden deswegen meist sehr bemitleidet. Die Erkrankten, die uns in unserem Umfeld, auch im Bekannten – oder Freundeskreis begegnen, lassen uns dagegen

ganz anders über Ausfälle oder Einschränkungen infolge einer dementiellen Erkrankung nachdenken. So war es nicht verwunderlich, dass sich auch in unserer Nähe zahlreiche professionell tätige, aber auch ehrenamtlich engagierte Menschen seit 2014 zu einer Lobbyarbeit für Menschen mit Demenz und deren Angehörige zusammen gefunden haben. Seither gibt es diesen Zusammenschluß verschiedenster Dienste und Institutionen im Raum Dahlhausen, Linden und Weitmar, der über kompetente Ansprechpartner verfügt. Zum „Demenz Netzwerk Südwest“ gehören neben Krankenhäusern und Pflegediensten u.a. die Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V., die DRK Alzheimerhilfe sowie zahlreiche Anbieter für unterschiedlichste Bereiche. Während im Frühjahr 2015 in Linden eine Veranstaltung unter dem Motto: „Demenz unter dem Schirm“ regenbedingt schwach besucht war, konnte die vom 04.04. bis 08.04.2016

gemeinsam organisierte „Themenwoche Demenz 2016“ als erfolgreiche Kampagne bewertet werden. Medizinische Vorträge, Informationen zu Pflege und Therapie, Angebote zur Betreuung und Aktivierung bis hin zu einer Filmvorstellung u.a.m. füllten eine ganze aktive Woche aus. Das Bochumer Mehrgenerationenhaus war mit einem zweisprachigen Info-Frühstück (deutsch / türkisch) vertreten sowie einem Schnupperangebot „Rehasport bei Demenz“ einer fachkundigen Physiotherapeutin. Letzteres wird regelmässig mittwochs von 11.15 – 12.00 Uhr für Betroffene mit einem parallel laufenden Gesprächskreis für Angehörige im Stadtteilzentrum der IFAK e.V., Am Ruhrort 14, in Dahlhausen angeboten. Außerdem findet seit einiger Zeit ein Demenz-Café „Plauderstündchen“ im Seniorenbüro Südwest auf der Hattinger Straße 787 jeden Donnerstag von 14.30 – 17.30 Uhr gegen Voranmeldung statt.

Darüber hinaus gibt es einen äußerst informativen Flyer mit umfangreichen Informationsund Adressnennungen, der bei allen genannten Stellen kostenlos ausgegeben wird. BW


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FreiZeit

Buchempfehlungen Dörte Hansen „Altes Land“ Wer ein interessantes Buch sucht – egal, ob zum Verschenken oder erst Recht zum selber lesen – der sollte einmal den Roman von Dörte Hansen „Altes Land“ (Knaus-Verlag, ISBN 978-3-8135-0647-1 19,99 €) zur Hand nehmen. Hier wird auf nur 287 Seiten gut lesbar sehr viel geboten: Flüchtlingserfahrungen bzw. die Probleme der sogenannten „Vertriebenen“, die am Ende des 2. Weltkrieges in die spätere BRD flüchteten, eine brisante Familiensaga über drei Generationen hinweg von 1945 bis 2010, die lebensnahe Beschreibung von der Arbeit moderner Obstbauern im Alten Land in Norddeutschland im Vergleich zum Leben gutsitu-

Giulia Enders „Darm mit Charme“ Wenn Sie ein lustiges und dabei sehr lehrreiches und nützliches Buch lesen wollen, wählen Sie das Taschenbuch „Darm mit Charme“ von Giulia Enders. Die Verfasserin ist eine junge Ärztin, die sich ausführlich

ierter Großstädter in Hamburg und auch noch profunde Einblicke in die Gedankengänge und die Psyche vieler Protagonisten – vom Kindergartenkind bis hin zum Greis. Dörte Hansen hängt diese vielschichtigen Ansätze auf am Leben der Obstbauernfamilie Eckhoff, die seit Generationen riesige Kirsch- und Apfelplantagen bewirtschaftet, welche um ihren bodenständigen Hof herum angesiedelt sind. Der alten Bäuerin Ida wird im Frühjahr 1944 eine ausgehungerte Flüchtlingsfrau mit einem Kleinkind zugeteilt. Hildegard von Kamcke musste sich mit Vera im vereisten Winter 44/45 von ihrem Gut im heutigen Polen (Pommern) nach Westdeutschland durchschlagen und wird als Habenichts und „Polackin“ beschimpft.

Sie heiratet den einzigen Sohn der Bäuerin, Karl, der 1947 – psychisch und physisch schwer geschädigt, arbeitsunfähig und von Albträumen geplagt – aus der Gefangenschaft wieder nach Hause findet. Obwohl er die kleine Vera adoptiert, verlässt Hildegard ihn und das Mädchen für eine „bessere Partie“, zieht nach Hamburg und bekommt noch ein Kind. Die eher seltenen Familienbande zwischen der „einfachen Landbevölkerung“ im Alten Land und den Bessergestellten in der Großstadt bekommen im neuen Jahrtausend einen neuen Anstoß: Zu Vera (die als Adoptivtochter das Bauernhaus und den alten Klaus übernehmen musste) flüchtet ihre Nichte Anna. Die lässt eine gescheiterte Beziehung hinter sich und

bringt ihren kleinen Sohn Leon mit. Mehr sei nicht verraten! Zwei Themen durchziehen das Buch und machen es wirklich lesenswert: die unterschiedlichen Reaktionen, wenn Menschen vor extremen Belastungen stehen und die Frage: Wie gehen Menschen, die Haus und Heimat haben, damit um, dass plötzlich Flüchtlinge, Vertriebene und Angeknackste vor ihrer Tür stehen und Hilfe benötigen. Unter diesem Gesichtspunkt ist das Buch hochaktuell! Ich habe „Altes Land“ im September 2015 gelesen und war nicht erstaunt, dass Dörte Hansen kürzlich den „Usedomer Literaturpreis 2016“ bekommen hat. Das hat sie verdient!

mit unserem Verdauungsorgan beschäftigt hat. Davon erzählt sie so locker, aber gleichzeitig so deutlich und unverkrampft, dass wir nur staunen und immer wieder lachen können. Sie schreibt über den Aufbau und die Funktion des Darms genau so kenntnisreich wie über Allergien und Unverträglichkei-

ten, über das Nervensystem des Darms und wie er unser Gehirn beeinflusst genau so fröhlich und vor allem so verständlich wie über unser Immunsystem. Unser Darm ist ein erstaunlich interessantes Organ, und davon erzählt Giulia Enders mit so viel Wissen, dass Sie immer wieder mit Neugierde und Spaß

nach diesem Buch greifen werden. Das kann ich Ihnen versprechen.

nerationenhauses ganz anders: nämlich als eine aufgeschlossene, interessierte Gruppe von Frauen, die „ihre Frau im Leben steht“, einige der Jüngeren sind noch ganz berufstätig, dazu voll interessiert am gesellschaftlichen Leben, auf vielfältige Art und Weise engagiert oder sportlich oder kulturell aktiv. Und selbstbewusst, aber auch kritisch im Umgang mit aktuellen politischen Themen, diskussionsfreudig und nachdenklich zugleich. Nicht wirklich mit dem öffent-

lichen „Medienbild“ vergleichbar, aber aktiv und fit, gesundheitsbewusst und frisch. Und das, obwohl manche der Frauen den 70. Geburtstag schon vor längerem gefeiert haben!

Gisela Hübbers

Giulia Enders: Darm mit Charme. Alles über ein unterschätztes Organ Ullstein Verlag . Euro 16,99

Doris Mohr

Fr a u e n ü b e r 5 0 Frauen über 50 Jahre – heute sind sie doch wirklich ganz anders, als noch vor 50 oder gar 100 Jahren. Oder?? Aber wie sind sie? Das Bild in den Medien beschreibt diese Frauen als „attraktiv, jung geblieben, aktiv, berufstätig, engagiert, sportlich, mobil…“ und mit vielen anderen Attributen aus dem modernen Zeitgeist. Nun ja, wenn wir Fotos von unseren Müttern oder Großmüttern anschauen, als sie so um die 50 Jahre alt waren, da sehen diese Frauen schon um einiges

anders aus, als die heutigen. Meist mit grauen oder schwarzen langen Kleidern, strengen Frisuren und häufig auch strengerem Blick, manchmal verhärmt, abgearbeitet, müde, erschöpft. Oder im Sonntagsstaat mit Ehemann, Kindern und Enkeln zum Familienfoto fein herausgeputzt, doch auch irgendwie ein wenig „unlebendig“. DAS lässt sich ja von der heutigen Generation 50 + bestimmt nicht mehr sagen. Da erlebe ich die Frauen im Interkulturellen Frauentreff 55 + des Mehrge-

Der Interkulturelle Frauentreff 55 + findet immer am 1.und 3. Mittwoch im Monat von 19.00 – 21.00 Uhr statt. Treffpunkt auf tel. Anfrage unter: 324 980 90 o. 94 22 336. Kontakt: Barbara Weighardt BW


MehrGenerationenHaus

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Jahresabschlussfeier mit Spielen im MGH Bei der Jahresabschlussfeier im Mehrgenerationenhaus der IFAK e.V. konnten sich die Gäste aus unterschiedlichen Kulturen und Ländern im letzten Jahr in gemütlicher Atmosphäre an gemeinsamen Spielen erfreuen. Jung und Alt, vorwiegend Mütter mit ihren Kindern, hatten besonderen Spaß an ihnen unbekannten Spielen, wie z.B.: „Hand up“, „Halli Galli“ oder „Colorama“.

Selbstgebackene Plätzchen, Kaffee, Tee und alkoholfreier Kinderpunsch sowie bei den Kindern die beliebten Schokoladen-Nikoläuse wurden reichlich gerne angenommen. Die Freude an den Spielen war so groß, dass die vorgesehene Zeit weit überschritten wurde. Text und Foto: GEH

Veranstaltungsreihe Interreligiöser Dialog Im Rahmen des Interreligiösen Dialogs wurde im Mehrgenerationenhaus Anfang Februar das Thema „Fasten“ von Hafize Ekici und Barbara Weighardt von der IFAK e.V. und Frau Waldner, Gemeindereferentin im Bistums Essen, ausführlich dargestellt. Fasten, Verzicht auf bestimmte Lebensgewohnheiten, ist in allen Religionen vertreten. So bei evangelischen und katholischen Christen, bei Juden, Moslems (Ramadan) oder im Hinduismus. Die unterschiedlichen Vorschriften, Essenskulturen, auch die jeweilige Symbolik wurden miteinander verglichen. Im Dialog tauschten sich die Gäste, mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit, eifrig miteinander aus. Außerdem wurde auch über die moderne Form des Heilfastens sowie über die vor 30 Jahren entstandene ökume- nische Aktion zur Fastenzeit „7 Wochen anders leben“, intensiv diskutiert. Trotz der in Kürze anstehender Fastenzeit wurden Knabbereien, Kuchen, Tee und Kaffee von den Gästen doch noch gern genommen. Mitte Mai gab es dann i.R. des Interreligiösen Dialogs einen weiteren spannenden Austausch. Diesmal zum Thema: „Wir heiraten“ über die christliche Trauung: mit deren Vorbereitung, Zeremonien, Ritualen und den Symbolen der Verbundenheit (Ringe). Die Unterschiede innerhalb des Chris-

tentums erklärten eindrucksvoll Pfarrer Andreas Menzel, Evangelische Kirche Dahlhausen und Weitmar, Maria Waldner, Katholische Kirche St. Engelbert, und das Team der IFAK e.V. Am Mittwoch, 28. September 2016, 15 Uhr, wird der Interreligiöse Dialog über muslimische Werte und Traditionen beim Heiraten fortgesetzt. Text und Fotos GEH


8 Firlefanz DJ Dahlhausen: Osterferienprogramm 2016 und Vernissage von Anna Vrieling und Kids Im Osterprogramm des Kinderund Jugendfreizeithauses in Dahlhausen hatten die Kinder auch in diesem Jahr sehr viel Spaß und konnten sich mit ihrer Kreativität und ihrer Vielfalt einbringen. In der ersten Woche hatten die Kinder die Möglichkeit, im Offenen Treff an einer Sportolympiade teilzunehmen. Diese wurde geplant und umgesetzt von Oktay Kobal, unserem Jahrespraktikanten. Im Laufe der Woche mussten die Besucher einige Aktivitäten wie Eierlauf, Seilspringen und Stelzenlauf ausüben, um Punkte zu erzielen. Am letzten Tag der ersten Woche bekamen die Kinder Verstärkung von den Kids aus dem Kinder- und Teenietreff Hustadt. Sie halfen eifrig mit bei der Schatzsuche und auch bei der Eiersuche. Gemeinsam wurde die gefundene Schatztruhe geöffnet und der Inhalt fair aufgeteilt. Zum Ende des Tages gab es dann eine spannende Preisverleigung. Die Sieger der Projektwoche wurden bekanntgegeben und erhielten ihre Urkunden und Preise. In der zweiten Woche der Osterferien fand ein Kunstpojekt mit der Künstlerin Anna Vrieling, aus dem Stadtteil Dahlhausen, statt. Die Kinder hatten

die Möglichkeit, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Durch die vorgegebene Technik und die Materialien gab Anna Vrieling den Kinder eine Richtung, wie die Kunstwerke entstehen sollten. Das Endprodukt wurde von den Kindern selbst gestaltet und welche Kunstwerke dabei entstanden, war alleine der Kreativität der Kinder geschuldet.

Vernissage von Anna Vrieling und Kids

Die Kunstwerke wurde in einer Vernissage am 03.06.2016 im Mehrgenerationenhaus in Dahlhausen ausgestellt. Mit einem Sektempfang wurden die Besucher der Kunstausstellung begrüßt. Nach ein paar Begrüßungsworten von Ayse Ertürk, Leiterin des MGH, stellte Anna Vrieling sich mit einem Poetry Slam den Besuchern vor und erzählte dann über die Zeit in den Osterferien, in der die Bilder und Kunstwerke gemeinsam mit den Kindern entstanden. Viele Besucher, u.a. auch die Eltern der beteiligten Kinder, erfreuten sich mit anderen Besuchern an der Ausstellung und an den Kunstwerken. Für die Kinder des Kinder- und Jugendfreizeithauses war es eine schöne Erfahrung und ein schö-

Preisverleihung nach der Sportolympiade

nes Gefühl, ihre Kunstwerke mit den Werken einer Künstlerin, wie Anna Vrieling, auszustellen. Alle Werke wurden so gewürdigt und wertgeschätzt. An diesem Abend gab es Live musik von P. Hightower, der ein Set mitgebracht hatte, sodass die Besucher in einen Ausschnitt aus seinem nächsten Album reinhören konnten.

Die Ausstellung kann von montags bis freitags in der Zeit von: 09:00 - 13:00 Uhr und 15:00- 18:00 Uhr im Mehrgenerationenhaus Stadtteilzentrum Dahlhausen besichtigt werden. Die Ausstellung geht bis 08.07.2016. Text: AE

Anna Vrieling Mein Name ist Anna Vrieling, ich bin 28 Jahre alt und in Bochum geboren. Ich bin in Dahlhausen aufgewachsen. Zwei Jahre habe ich an einer privaten Kunstakademie studiert. Die IFAK e.V. besuche ich seit meinem 13. Lebensjahr. Man kennt sich dort und ich fühle mich immer willkommen. Ich gestalte und betreue das Kreativprogramm, immer montags und freitags von 15:0017:00Uhr. Mala, meine Tochter ist immer dabei. Wir basteln, malen und kreieren die unter-

schiedlichsten Dinge. Oft sind sie auch auf eine bestimmte Jahreszeit oder einen bestimmten Feiertag bezogen, wie z.B.: Weihnachten. Meistens mache ich eine Vorlage, an der sich die Kinder orientieren können, versuche aber immer genügend Spielraum für Kreativität und Fantasie zu lassen, damit die Kinder auch ihre eigenen Ideen einbringen. Die Arbeit mit den Kindern macht uns großen Spaß. Anna Vrieling

Foto: Anna Vrieling


LifeStyle

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Neue Mitarbeiterin im Kinder- und Jugendfreizeithaus Dahlhausen Merima Horozovic, Jahrgang 1970, ausgebildet in Schauspiel, Regie und Theaterpädagogik, ist freischaffende Theatermacherin und Theater-Sozialarbeiterin. Als letztere arbeitet sie für soziale Einrichtungen an der Schnittstelle zwischen Bildung, Theaterarbeit und Sozialem im Auftrag kommunaler Träger. Die Filmdokumentation „Spätvorstellung - Ein Altenheim erobert die Bühne“, das ihre Theater-Sozialarbeit im St. Marienstift Bochum begleitet, hat 2015 den Bürgermedienpreis der Landesanstalt Medien

NRW verliehen bekommen. Darüber hinaus ist sie als Kulturprojektmanagerin tätig und war im Kulturhauptstadtjahr RUHR 2010 für die Umsetzung des Projekts „Kein Wasser runter schütten“ des Regisseurs Rolf Dennemann verantwortlich. Seit 2015 arbeitet sie als pädagogische Fachkraft im Kinder- und Jugendbereich der IFAK e.V. und ist seit Januar 2016 in dieser Funktion im Kinder- und Jugendfreizeithaus Dahlhausen tätig. Sie verantwortet die Mädchenarbeit im Haus und betreut derzeit ein

wöchentliches Angebot für die Mädchen. Dieses richtet sich grundsätzlich an alle Mädchen und junge Frauen im Einzugsbereichs Dahlhausen und orientiert sich an ihren Wünschen und Bedürfnissen. Jeden Donnerstag zwischen 16:00 - 20:00 Uhr ist Girlsday im Container des Kinder- und Jugendfreizeithauses. Hier wird gechillt, getanzt, gekocht, gestylt und das alles ohne Jungs. Ausflüge und themenorientierte Projekte gehören ebenfalls zum Programm. Text und Foto: MH

Oktay Kobal, Jahrespraktikant, 18 Jahre Ich besuche das Alice-Salomon-Berufskolleg in dem Bereich „Sport und Gesundheit“. Dort mache ich zu Zeit meinen Hauptschulabschluss nach Klasse 10. Seit dem 19.08.2015 mache ich ein Jahrespraktikum im Kinder- und Jugendfreizeithaus Dahlhausen der IFAK e.V., was ich am 29.06.2016 beende. Während dieses Praktikums führe ich immer mittwochs ein Sportangebot für die Kinder durch. Im offenen Treff habe ich viele Kinder und Ju-

gendliche kennengelernt, die ich beim Sport in der IFAK e.V. begleite. Es macht mir sehr viel Spaß, besonders das Herbstferienprogramm und das Osterprogramm war sehr schön, weil ich die Aktivitäten und Spiele organisiert und durchgeführt habe, dazu zählten z.b.den Wochenplan zu erstellen für verschiedene tolle Spiele beim Sport in der Turnhalle und draußen auf dem Fußballplatz, aber auch „Olympische Spiele“ und Turniere. Zu meinen Aufgaben ge-

hörte auch, darauf zu achten, dass Hygiene-Vorschriften und Bestimmungen in der Einrichtung eingehalten wurden. Z.B. habe ich darauf geachtet, dass die Kinder ihre Hände vor dem Essen wuschen. Im August beginne ich die Ausbildung zum Sozialassistenten in Hattingen am Berufskolleg , diese Ausbildung wird 2 Jahre dauern. Ich möchte später gerne mit Menschen arbeiten. Text und Foto: Oktay Kobal

Ruhr International begeistert Trotz feucht - kaltem Wetter zu Pfingsten erlebten 17.000 Menschen zwei Tage lang ein vielfältiges, internationales Musik- und Kulturfestival der Spitzenklasse. Neben hochkarätigen Bands, wie Pat Thomas und La Sra Tomasa, wurde auf insgesamt vier Bühnen ein abwechslungsreiches Kulturprogramm mit Diskussion, Theater, Film und Projektpräsentationen geboten. Diese hatten, wie sollte es auch anders sein, überwiegend den Themenschwerpunkt Flucht und Vertreibung. Neben dem sehr abwechslungsreichen Kulturprogramm, welches auch von zahlreichen lokalen Künstlern mit gestaltet wurde, bot der Platz rund um die Jahrhunderthalle vielen

Migrantenselbstorganisationen und Vereinen die Gelegenheit, ihre Arbeit zu präsentieren und miteinander ins Gespräch zu kommen. Kulinarische Düfte aus aller Welt sorgten für den nötigen Appetit, der zu stillen nötig war, wollte man sich für eine lange Nacht mit der Funk-

haus Europa Party mit Chico Correa wappnen. Das abwechslungsreiche, gut besuchte Kinderprogramm für große und kleine Kids wurde wieder einmal von der IFAK e.V. angeboten. Ruhr International wurde als Nachfolgefestival für das Kult

event „Kemnade International“ ins Leben gerufen, da dieses aufgrund verschärfter Sicherheitsmaßnahmen nach der furchtbaren Loveparade - Katastrophe von Duisburg nicht mehr auf der alten Burg Kemnade stattfinden durfte. Der Standort Jahrhunderthalle bietet zwar nicht mehr das romantische Ambiente, hat aber durchaus große Vorteile für die Besucher. So ist das Festival mit dem ÖPNV bestens zu erreichen und für alle Besucher kostenlos. Parkplatzprobleme gibt es keine. Unter den Besuchern fanden sich viele Geflüchtete, die auch mit eigenen Projekten vertreten waren. Text und Foto: Friederike Müller


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Freundschaft „Keine Strasse ist lang mit einem Freund an deiner Seite“ – heißt es in Asien. Freundschaften – so bunt, so vielfältig, so schillernd sind sie wie das Leben. Mal bereichernd, mal enttäuschend, mal kurz, mal ein Leben lang, eine „ganze Ewigkeit“ andauernd. Doch was bedeutet Freundschaft für uns, was kann sie ausmachen? Und wo finden wir sie, die „echten“ Freunde? Jetzt im Frühjahr inspiriert mich ein Gedicht von Eduard Mörike, das wohl alle kennen: „Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte …“ selbst zu reimen: „Freundschaft ist ein feines Band - verbindet Menschen so in Stadt und Land…“ denn Freundschaften können über alle Grenzen hinweg gehen: über innere Einstellungen und Haltungen, Ansichten oder politische Anschauungen, über Geschlecht, Alter, beruflichen Status, Kultur, Religion oder Ethnie, eben über alle, auch Landes - Grenzen hinweg. Freundschaft ist sozusagen ein

Brückenbauer, der vieles, was uns zu schaffen macht oder beruflich oder privat belastet, überwinden hilft. Woran erkennt man(n) / Frau einen Freund, eine Freundin? Was begründet Freundschaft und zeichnet sie aus? Freundschaft beinhaltet immer Zuneigung, Wertschätzung, den/ die andere so zu nehmen „wie er, wie sie ist“, gemeinsame Erfahrungen, Erlebnisse, dazu Offenheit und Vertrauen, auch Sichverlassen-können auf den anderen. Dauerhaft und miteinander das eigene sowie das Leben der Freundin begleiten, schöne Ereignisse, aber auch Krisen miteinander erleben, durchstehen. Gerade darin bewährt sich ja eine tiefe Freundschaft: selbst in schwierigen, schwersten Zeiten zueinander stehen, mit dem anderen Freud` und Leid teilen, Mut machen, mit Verständnis und Unterstützung beistehen. So heißt ein altes Sprichwort nicht ganz falsch: „Freunde in der Not, geh`n 1000 auf ein Lot!“ Das bedeutet, dass sich nicht unbedingt

alle Freunde in einer Notlage bewähren, sondern man sich vielleicht nur auf einige sehr wenige, „echte“ Freunde und ihren Beistand verlassen kann. Und wie und wo kann Freundschaft entstehen? Von frühester Zeit an: im Sandkasten schon oder in der KiTa, aber auch Schule, Ausbildung oder Studium, der Beruf sind ein gutes Umfeld, um Freunde zu finden. Mir gefallen aber auch die eher ungewöhnlichen Orte und Begegnungen, wo sich aus einem zufälligen Kontakt auf einmal, plötzlich „mehr“ entwickelt: in der Straßenbahn oder an der Kasse beim Einkauf ins Gespräch kommen, in der Reha im Speisesaal am selben Tisch sitzen, beim Warten vor dem Film ein erster kleiner Austausch. Der fröhlich oder nachdenklich machend sein kann, der mich interessiert oder berührt, mich anregt und offen macht, „mehr“ von meinem Gegenüber zu erfahren. Eigentlich ist es dann auch ein leichter Schritt, wenn es auf Gegenseitigkeit beruht, zu

sagen: wollen wir uns nicht mal bei einer Tasse Kaffee - oder einem Glas Bier - treffen? Und schon ist der erste Schritt getan. Denn danach kann es weiter gehen, wenn beide es mögen, sich verabreden, etwas gemeinsam unternehmen, Erlebnisse miteinander teilen, sich mit-teilen. Denn das ist es doch, was beide Freunde/ Freundinnen miteinander verbindet. Das Miteinander kann schließlich auch eine ganz schön lange Zeit begründen, 30, 40 Jahre, eben eine lebenslange Freundschaft. Auf die man auch im Alter gerne zurück greift, sich an alte Zeiten erinnert und dann noch Neues gemeinsam erlebt. Haben SIE eine gute Freundin, einen guten Freund? Wie schön für Sie! Erhalten Sie sich dies, pflegen Sie Ihre Freundschaft. Ein spontaner Anruf, ein Brief zum Geburtstag genügt schon manches Mal, um in Verbindung zu bleiben. Nichts desto trotz, es gilt auch ebenso „Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft!“ BW

Frühe Prävention gegen religiöse Radikalisierung Man nennt sie Generation Pop Dschihad oder Neo Salafisten und tatsächlich lässt sich nicht verleugnen, dass Radikalisierung als Jugendphänomen zu betrachten ist. Ganz im Stil einer Jugendkultur gibt es neben Hasspredigern mit jugendlichem Charisma auch die entsprechenden Markenartikel und Rapsongs. Über soziale Netzwerke, auf der Strasse und den Schulhöfen werden gezielt Jugendliche angeworben. Und sie stoßen auf zahlreiche jugendliche Interessenten, versprechen sie doch Gleichgesinnte, Wertschätzung, eine bessere Religion und Gesellschaftsform, einfache Antworten auf komplexe Fragen. Unzureichende Aufklärung zum Thema sorgt für Unsicherheit vieler Akteu-

re und befeuert unbeabsichtigt Rassismus und Fremdheit gegenüber Muslimen. Der Zulauf zum gewaltbereiten Salafismus ist jedoch ein gesamtgesellschaftliches Problem, die betroffenen Jugendlichen sind hier in Deutschland geboren und aufgewachsen und sind vor ihrer Radikalisierung in Deutschland zur Schule gegangen. Hier setzt die IFAK e.V. gleich mit zwei Projekten an: Die Beratungsstelle „Wegweiser“ ist ein Präventionsprojekt mit dem Ziel, schon den Einstieg von jungen, potenziell gefährdeten Menschen in den gewaltbereiten Salafismus zu verhindern. „Wegweiser“ wird über das Ministerium für Inneres und Kommunales finanziert. Hierzu nutzen wir ausschließ-

lich die Methoden der Jugendhilfe. Vorraussetzungen dazu sind Freiwilligkeit, Vertrauen und Transparenz. Zunächst ist es wichtig, die Gründe für die Radikalisierung der Jugendlichen, aber auch deren Ressourcen aufzuspüren, um dann im nächsten Schritt gemeinsam Alternativen zum gewaltbereiten Salafismus zu entwickeln. Um die meist vielschichtigen Probleme der Jugendlichen erfolgreich zu lösen, nutzen wir schnelle Wege zu verschiedensten Hilfsangeboten und

Fachberatungsstellen, konkret z.B. Schulen, die eine weitere Beschulung garantieren oder dem Jobcenter, welches die Vermittlung in Ausbildungsmaßnahmen übernimmt. Aber auch z.B. Ärzte, Therapeuten, Vereine, Jugendfreizeithäuser, Moscheegemeinden sind wichtige Netzwerkpartner. Zudem informieren und begleiten wir betroffene Lehrer, Eltern und Akteure der Jugendhilfe und helfen dabei, Hinweise für eine Radikalisierung

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Fortsetzung: Frühe Prävention gegen religiöse Radikalisierung

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bei jungen Menschen richtig einzuschätzen. Hierzu wurde ein stetig wachsendes Hilfenetz aufgebaut. Und so kommen die gefährdeten Jugendlichen zu uns: Über eine Hotline (u.links) nehmen „Erstmelder“, in der Regel Lehrer, Eltern u.a. Kontakt zur Beratungsstelle auf. Nach einem Aufklärungsgespräch sondieren unsere Mitarbeiter, ob es sich tatsächlich um einen Fall der Radikalisierung handelt, Wenn dem so ist, kommt es zu einem ersten gemeinsamen Gespräch mit dem Melder, dem Jugendlichen und den „Wegweisern“. Dieses Gespräch bestimmt darüber, ob der Jugendliche sich für eine Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle entscheidet. In 90 Prozent können sie zur Mitarbeit aktiviert werden. Erst dann beginnt die verbindliche Fallarbeit, in der die jungen Menschen begleitet und beraten werden, solange es erforderlich ist.

#Selam Das Projekt “# selam - Gemeinsam stark im Pott“, bildet Multiplikatoren zu Coaches und Jugendliche zu Jugendexperten im Bereich der Radikalisierungsprävention aus. Es wird als Projekt über das Bundesprogramm des Familienministeriums „Demokratie Leben“ gefördert.

Besuch der Coaches in der Moschee

Konzentrierte Gruppenarbeit

Der Bedarf an Information, Aufklärung und Handlungskompetenz zum Thema religiöse Radikalisierung wächst ständig. So haben wir unter Einbeziehung von Netzwerkpartnern einen Zertifikatskurs für 20 Coaches mit allen relevanten Themenfeldern der religiösen Radikalisierung entwickelt. Die Coaches werden dann jeweils 10 Jugendliche

aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen im Schneeballsystem weiterschulen, um sie als Multiplikatoren in ihrem Umfeld - wie z.B. in der Schule, im Jugendfreizeithaus, Verein, (Moschee-)Gemeinde - gezielt als Akteure für mehr Demokratie und Beteiligung zu gewinnen. Nach ihren persönlichen Möglichkeiten werden Jugendliche zu

Fotos: Piotr Suder

Multiplikatoren gegen Ausgrenzung und religiös begründete Radikalisierung in ihrem Umfeld geschult. Sie werden dadurch gefährdeten Jugendlichen Wege der Unterstützung, Möglichkeiten des religiösen Austausches und attraktive Freizeitgestaltung in ihrem Wirkungskreis aufzeigen können. Friederike Müller


Gemischtes

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Bilderrätsel

Impressum

Sprachgebrauch

Rätsel von Gert Hille: Wo findet sich dieser Weg?

In der deutschen Sprache fehlen flüssige Bezeichnungen, die sowohl weiblichen als auch männlichen Akteuren gleichermaßen gerecht werden. Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit haben wir uns dem gängigen Sprachgebrauch angepasst und weitgehend die männliche Form der Personenbezeichnung verwendet, damit sind aber immer beide Geschlechter gemeint.

Lösung: Sprünge auf der Promenade Dahlhausen am Bahnhof

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Biete:

Das MGH sucht ein Ledersofa für den Kinder- und Jugendbereich. Tel.: 0234 / 9422336 von 09.00 - 13.00 Uhr

2 Schränke: ein Kieferholzschrank und ein Weichholzschrank mit Spiegel. Preis: VB. Tel.: 0234 / 45 24 450

Spenden Schulmaterialien gesucht. Spenden können abgegeben werden im Mehrgenerationenhaus von 09.00 - 13.00 Uhr oder 15:00 - 20:00 Aktenregale / abschließbare Uhr (Seiteneingang) Schränke gesucht. Tel.: 0234 / 9422336 Tel.: 0234 / 9422336 von 09.00 - 13.00 Uhr Für das Nähcafé im MGH suchen wir engagierte EhrenSuche Autokindersitz und amtliche Unterstützer, mit und ohne Näherfahrung. Reisekinderbett für ein Tel.: 0234-9422336 Kleinkind (2 Jahre) günstig zu kaufen. Tel: 45 24 450 Kontakt: Ayse Ertürk

Tausch. ist die interkulturelle und generationsübergreifende Zeitung des Mehrgenerationenhauses Bochum – Stadtteilzentrum Dahlhausen / IFAK e.V. Herausgeber: Stadtteilzentrum Dahlhausen / IFAK e.V. Anschrift: Tausch. Am Ruhrort 14 44879 Bochum Tel.: 02 34/9 42 23 36 E-Mail: stadtteilzentrum@ ifak-bochum.de Redaktion: Ayse Ertürk (AE; V.i.S.d.P.) Elena Catania, Cihan Argac, Ahmet Aygün (AA), Gert Hille (GEH), Gisela Hübbers, Merima Horozovic, Cordelia von Klot-Heydenfeldt, Oktay Kobal, Doris Mohr, Friederike Müller, Julia Riediger, Anna Vrieling, Barbara Weighardt (BW) Layout: Ayse Ertürk Fotos: AA, AE, HE, Gert Hille (GEH), MH, Privat, Piotr Suder, Tausch, BW Druck: Alternativdruck Essen Auflage: 3.000 Exemplare

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