bauen – renovieren

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“Die Raume müssen

HARMONISCH wirken.” TEXT Sarah Sidler BILD zVg

Ines Wäspi richtet Hotels ein und machte so ihr Hobby zum Beruf. Ines Wäspis Unternehmen feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Alles begann damit, dass die Mutter von vier Kindern ihr Haus selbst zeichnete und einrichtete. Ihren ersten Auftrag bekam sie von der Firma Agensa Familia und konnte so ihr Hobby zum Beruf machen. Als Erstes richtete die heute 45-Jährige das Apparthotel in Kloten ein. Dann gestaltete die Zürcherin die Hotels Loren in Uster sowie Löwen, Papparazzi, Gertrud und Chreis 4 in Zürich. Zu Letzterem gehören vier Dépendances in Zürich-West. Ihr letztes Werk ist das Vier-Sterne-BusinessHotel Swiss Star in Wetzikon. Neben den 110 Zimmern, dem Restaurant und Fitnessraum und der Lounge hat sie auch die Raucherbar eingerichtet und gestaltet. Bevor die Innendekorateurin ein Jahr vor Eröffnung des Hotels in Wetzikon mit ihrer Arbeit begann, hatte sie wie immer mit ihrem Auftraggeber das Konzept besprochen. Materialien, Farben und Muster sowie die Oberfläche der Objekte wurden verglichen und ausgewählt. Inspiration für ihre Arbeit holt sich die Inneneinrichterin auf Messen und in anderen Hotels: «Die Häuser der Kempinski-Gruppe gefallen mir wahnsinnig gut.» Doch am meisten bringen ihr die nächtlichen Stunden, wenn alles ruhig ist: «Ich stelle mir im Dämmerschlaf die Räume vor und wie ich sie einrichten könnte. Dann schlafe ich darüber und schreibe das Konzept.» «Elefant» sollte das Hotel Swiss Star ursprünglich heissen, und so begann Ines Wäspi ihre Arbeit wie immer mit der Suche nach den Stoffen. Dunkelblaue mit Gold durchzogene Vorhänge sollten es sein, solche, die zum grauen Sichtbeton und dem Namen Elefant passen. Um adäquate Kissen zu finden, suchte sie an der Frankfurter Textilmesse danach. Es sei kein einfaches Unterfangen, zum jeweiligen Konzept passende Stoffe aufzutreiben,

die bezahlbar und trotzdem schwer entflammbar sind. Eine Vorschrift der Feuerpolizei, die auch in Hotelzimmern bis ins kleinste Detail eingehalten werden muss. «Eine kleine Einschränkung verglichen mit früher», sagt die energiegeladene Frau, und ihre blauen Augen funkeln. Zu Beginn ihrer Arbeit musste sie teilweise mit Möbeln und Stoffen aus den herkömmlichen Möbelhäusern arbeiten. Oft konnte sie nicht die gewünschten Möbel oder Stoffe kaufen, da diese zu teuer waren. «Ich habe mir in der Zwischenzeit ein Netzwerk aufgebaut, das seit vier Jahren bis in die Türkei reicht. So komme ich günstiger an die gewünschten Stühle, Überzüge und weitere Materialien.» Dank ihres Vermittlers in Ankara kommt sie direkt an Produzenten, die auch für grosse Einrichtungshäuser arbeiten, und bezahlt entsprechend weniger. Ines Wäspis Vater, ein ehemaliger Hochbauzeichner und begnadeter Hobbyhandwerker, zeichnet die Möbel, die seine Tochter in der Türkei anfertigen lässt. «Das so gesparte Geld investiere ich in teurere Materialien wie Leder statt Kunstleder oder lasse Stühle individuell beziehen», sagt sie. Vor jedem Grossauftrag testet die Familie alle Möbel, Kissen, Fernseher und Matratzen. Der Einkauf im Ausland habe sich aus finanziellen und gestalterischen Aspekten immer mehr aufgedrängt. Denn die Zürcherin wollte sich ihre Kreativität nicht durch Landesgrenzen einschränken lassen: «Rabatte wurden mir in der Schweiz für eine Bestellmenge von 100 Betten selten gewährt und Anfragen nach Spezialanfertigungen wurden meist abgewimmelt. Die meisten hiesigen Produzenten zeigen wenig Interesse, auf Extrawünsche einzugehen.» Doch mit denjenigen Schweizer Firmen, die ihr seit Jahren zur Seite stehen, arbeitet sie gerne zusammen. So ergebe sich ein guter Mix.

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