Hessen-Biotech NEWS 01/2012 - Biotechnologietage S

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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung www.hessen-biotech.de

Hessen-Biotech NEWS TA G B IO T E C H N O L O G IE

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AB Enzymes: Enzyme zum Anfassen Hessen – führende Region in der Biotech-Produktion Aktuelle Förderprogramme im Überblick Rhein-Main Immuntherapie Cluster CI3 siegt im Bundeswettbewerb

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Liebe Leserinnen und Leser, zu Beginn dieses Jahres kann ich Ihnen von gleich zwei herausragenden Ereignissen aus der hessischen Biotechnologie berichten: Der Rhein-Main Cluster Individualisierte ImmunIntervention CI3 ist einer der fünf Gewinner des Spitzencluster-Wettbewerbs des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Damit bekommt die bereits heute so erfolgreiche Pharma-Region RheinMain einen weiteren Schub in der Weiterentwicklung der Personalisierten Medizin. Darüber hinaus ermöglichen wir mit CI3 eine nachhaltige Wertschöpfung in der Region sowie die Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze.

Ganz besonders freue ich mich auch, dass wir in diesem Jahr Gastgeber der Deutschen Biotechnologietage sind. Das unterstreicht die Stärke unseres Biotechnologie-Standortes und bestätigt uns darin, diese Branche auch in Zukunft in Hessen tatkräftig zu unterstützen. Sehr gerne möchte ich Sie zu den Biotechnologietagen vom 9. bis zum 10. Mai 2012 in Frankfurt am Main einladen, um sich bei diesem nationalen Branchentreff über aktuelle Themen und künftige Herausforderungen auf diesem wichtigen Gebiet zu informieren.

Dieter Posch Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

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Biotechnologietage 2012 in Hessen

INHALT

Zu Gast in Frankfurt am Main

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Rote Biotechnologie – Hightech im Dienste des Patienten

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Bioökonomie – innovative Impulse in traditionellen Branchen

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Infrastruktur – perfekter Raum für Innovationen

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Der frühe Vogel fängt den Wurm

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Dinner unter Dinos

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Programmübersicht

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Gesundheitsforschung

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Bioökonomie

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Im Interview 14

Science4Life 15

Minister im Gespräch Optimale Rahmenbedingungen für Forscher und Unternehmer

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Hessen-Biotech aktuell 17

Rückblick Hessen-Biotech Lounge Bioökonomie 17 7

Wirtschaft im Porträt 8

Branchenporträt Biotech made in Hessen

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Industriepark Höchst: Über zwei Millionen Liter Fermenterkapazität

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Impfstoffe aus Marburg

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Biotech beim Edelmetallkonzern

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Selbstbräuner und mehr aus dem Bioreaktor

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Syntheseautomat statt Fermenter

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Gründerförderung

Rückblick InnovationsForum Hessen-Biotech

Enzyme zum Anfassen

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KMU-Förderung

Science4Life – eine Erfolgsgeschichte

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Immuntherapie-Cluster Rhein-Main siegt im Bundeswettbewerb

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Spitzencluster Individualisierte ImmunIntervention CI3

Förderinitiativen

„Wir übersetzen Ideen in Moleküle“

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Biotechnologietage im Gespräch „Mit den Biotechnologietagen 2012 bringen wir die verschiedenen Branchen zusammen“

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Rückblick Medica 2011

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Rückblick Pharma Forum 2011

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Perspektiven für Zell- und Gentherapeutika

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Leben 3.0 – Treffpunkt Zukunft

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Vermischtes aus Hessen

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Broschürenbestellung/Faxformular

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Biotech>inside Wo ist Biotechnologie drin?

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Veranstaltungen / Termine / Impressum

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Biotechnologietage 2012 in Hessen

Zu Gast in Frankfurt am Main Deutsche Biotechnologietage 2012

Die Deutschen Biotechnologietage haben sich in den letzten zwei Jahren zur bedeutenden Branchenveranstaltung entwickelt. Der erfolgreiche Neustart 2010 in Berlin und die Fortsetzung 2011 in München haben gezeigt: Die Mischung und die Programmzusammenstellung kommen bei der Branche sehr gut an. In diesem Jahr finden die Deutschen Biotechnologietage in Frankfurt am Main statt. Vom 9. bis zum 10. Mai 2012 trifft sich die Branche im Holiday Inn Frankfurt City-South, um sich über die aktuellen Trends auszutauschen. Der Arbeitskreis der deutschen BioRegionen in der BIO Deutschland e. V. hat sich entschlossen, ab 2010 die Deutschen Biotechnologietage als jährliches zweitägiges Forum auszurichten. Ziel ist es, dem Dialog innerhalb der deutschsprachigen Biotechnologie-Branche neue Dynamik zu verleihen und einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch zwischen Entscheidungsträgern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zu ermöglichen. Die Veranstaltung knüpft damit unter neuer Regie und mit aktualisiertem Format ganz bewusst an das Konzept der BMBF-Biotechnologietage (Bundesministerium für Bildung und Forschung) an, die mit großem Erfolg seit 1999 an wechselnden Standorten durchgeführt wurden, sich als Branchenforum bewährt haben und zuletzt 2008 innerhalb der Biotechnica stattfanden.

Im Rahmen der Deutschen Biotechnologietage in Frankfurt werden wichtige Branchentrends vorgestellt und anschließend in drei verschiedenen parallelen Symposien diskutiert, strukturelle Besonderheiten der deutschen Biotechnologie analysiert sowie Anregungen und Argumente zur Stärkung des Biotechnologie-Standorts Deutschland formuliert. Die begleitende Ausstellung mit mehr als 30 Ausstellern, die sich über den kompletten Tagungsbereich erstreckt, rundet die Veranstaltung ab. Die Deutschen Biotechnologietage 2012 in Frankfurt am Main werden von der Aktionslinie Hessen-Biotech gemeinsam mit der BIO Deutschland organisiert. Zum großen Auftakt am 9. Mai vermittelt Theo Dingermann, Professor für Pharmazie der Goethe-Universität Frankfurt und hessischer Biotechnologiebeauftragter, spannende Einblicke in die akademische Forschung und die Bedeutung der Personalisierten Medizin in Zukunft. Die unternehmerische Vielfalt in der Biotechnologie und die individuellen Besonderheiten und Belange verdeutlichen Dr. Sylvia Wojczewski, Geschäftsführerin der neu gegründeten AdiuTide Pharmaceuticals GmbH, und ein Vertreter des globalen Pharmakonzerns Sanofi. Die Verleihung des „Innovationspreis der BioRegionen“ bildet den feierlichen Abschluss des ersten Plenums. Die drei parallel stattfindenden Symposien haben in diesem Jahr die übergeordneten Themen Rote Biotechnologie, Bioökonomie und Infrastruktur.

Die Deutschen Biotechnologietage finden am 9. und 10. Mai 2012 im Holiday Inn Frankfurt City South statt. Neben abwechslungsreichen Symposien rundet die Begleitausstellung die Tagung ab.

Rote Biotechnologie – Hightech im Dienste des Patienten Die Personalisierte Medizin ist ein Megatrend in der Gesundheitsforschung. Nischenprodukte werden zum neuen Geschäftskonzept. Das Symposium „Personalisierte Medizin und Diagnostik“ zeigt, welche Wirkstoffe sich in der Entwicklungspipeline befinden, welche Herausforderungen auf dem Weg vom Labor in die klinische Praxis zu meistern sind und welche neuen Rollen auf Innovatoren, Ärzte, Krankenkassen, Apotheker und Patienten zukommen. Ein weiteres Symposium beschäftigt sich mit biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln. 2010 befanden sich bereits 512 sogenannte Biopharmazeu-

tika in der klinischen Entwicklung. Die Tendenz ist steigend. Doch welchen Herausforderungen müssen sich Unternehmen im Produktionsprozess stellen und wie wettbewerbsfähig ist die deutsche Pharmaproduktion im internationalen Vergleich? Antworten auf diese Fragen bietet das Symposium „Facetten der Fermentation für die Pharmaproduktion“. Das abschließende Symposium zum Thema Rote Biotechnologie bietet die Möglichkeit, über Regeln und Visionen für die Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen zu diskutieren.

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Bioökonomie – innovative Impulse in traditionellen Branchen Ein weiterer thematischer Schwerpunkt ist die Bioökonomie. Praxisnah wird hier über die nachhaltige Nutzung biologischer Ressourcen diskutiert, strategische Allianzen in der Bioindustrie exemplarisch vorgestellt und Fördermöglichkeiten erläutert. Das Symposium „Biologisierung bewährter Branchen“ zeigt die vielfältige Palette biotechnischer Anwendungen, die bereits jetzt oder auch in naher Zu-

kunft Einfluss auf Produkte und Entwicklungen verschiedener Branchen, wie der Informatik, der Medizintechnik, der Sensorik, der Lebensmittelindustrie oder auf den Bereich neuer Materialien, haben werden. Kooperationsmodelle zwischen den unterschiedlichen Branchen werden anhand von bereits auf dem Markt befindlichen Produkten oder laufenden Entwicklungsprojekten erläutert.

Infrastruktur – perfekter Raum für Innovationen Der dritte thematische Schwerpunkt befasst sich mit der Frage, welche Infrastruktur und welche Rahmenbedingungen und Maßnahmen die Biotechnologiebranche benötigt, um sich zu entwickeln. Deutschland kann als traditioneller Chemie- und Pharmastandort auf eine in vielen Jahren gewachsene Infrastruktur zurückgreifen. Große Industrieparks und moderne Technologiezentren sind genauso wichtig wie der Zugriff auf qualifiziertes Personal. Doch reicht das alleine aus, um ein attraktiver Biotechnologie-Standort zu sein? Wie wichtig sind Kooperationen, um Innovationen in der Biotechnologie hervorzubringen? Mit Hilfe von Best Practice Beispielen

wird deutlich, wie Innovation durch Kooperation zustande kommen und sich dadurch wirtschaftlicher Erfolg entwickeln kann. Unterstützung bieten dabei auch Förderprogramme und Wettbewerbe. Ein Überblick über aktuelle Programme und erste Erfahrungsberichte werden in einem eigenen Symposium vorgestellt und diskutiert. Abschließend darf der Blick auf neue Biotech-StartUps nicht fehlen. Die wichtigsten Gründer- und Businessplanwettbewerbe der Life Sciences stellen sich vor und erfolgreiche Gründer präsentieren ihre Unternehmensgeschichte.

Der frühe Vogel fängt den Wurm Frühaufstehen lohnt sich. In diesem Jahr werden auf den Biotechnologietagen in Frankfurt zum ersten Mal sogenannte Early Bird Sessions angeboten. Am 10. Mai 2012 ab 8 Uhr haben alle Frühaufsteher die Möglichkeit, sich in kleinen Runden über Themen

wie Nachwuchs und Bildung, Internationalisierungsstrategien, Technologie- und Gründerzentren und über Finanzierungsmöglichkeiten und -modelle in den Life Sciences auszutauschen.

Dinner unter Dinos Ein Highlight der Biotechnologietage 2012 in Frankfurt am Main ist sicherlich der große Netzwerkabend am 9. Mai im Senckenbergmuseum. Gemeinsam mit Science4Life, der Gründerinitiative für Life Sciences und Chemie laden die Veranstalter zum Dinner unter

Dinos ein. Die außergewöhnliche Atmosphäre in Deutschlands größter Dinosaurier-Ausstellung macht den Netzwerkabend zu einem unvergesslichen Erlebnis und bietet den perfekten Rahmen, um sich auszutauschen und wichtige Kontakte zu knüpfen.

Weitere Informationen zu den Deutschen Biotechnologietagen 2012 in Frankfurt, das komplette Programm, Informationen zur Anreise und Übernachtungsmöglichkeiten sowie die Online-Anmeldung finden Sie im Internet unter www.biotechnologietage-2012.de.

Dinner unter Dinos: Der Netzwerkabend findet unter Deutschlands größter Dinosaurier-Ausstellung statt.

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Dr. Thomas Niemann Aktionslinie Hessen-Biotech HA Hessen Agentur GmbH Tel.: 0611 / 774-8646 E-Mail: thomas.niemann@hessen-agentur.de

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Mi

9.5.2012

PROGRAMM

Vormittags 10:00 bis 12:15

Eröffnung und Verleihung des Innovationspreises Zu den herausragenden Erfolgen der deutschen Biotechnologie zählt die Entstehung zahlreicher mittelständischer Unternehmen, die sich in einer Vielzahl von Branchen als Motor für Innovationen erwiesen haben. Damit leisten sie einen erheblichen Beitrag zur Herausbildung einer Wissens- und Biotechnologie getriebenen Ökonomie. Ein Beispiel für diesen Prozess ist die Herausbildung der personalisierten Medizin, die völlig neue Behandlungskonzepte ermöglicht. Auch für die Pharma-Industrie sind innovative Biotech-KMUs heute unverzichtbar, um ihre Pipeline zu füllen. Mit der Verleihung des Innovationspreises der BioRegionen werden auch in diesem Jahr wieder Unternehmen ausgezeichnet, die sich in herausragender Weise um den Wissensund Technologietransfer zwischen Forschung und Wirtschaft verdient gemacht haben. Mittagspause

Nachmittags

Raum für Innovationen

Individualisierte Medizin und Diagnostik

Bioökonomie

Wie attraktiv ist der Biotechnologiestandort Deutschland?

Neue Rollen für Innovatoren, Ärzte und Kostenträger

Strategische Allianzen in der Bioökonomie

Biotechnologie in der Produktion

Innovationen junger Unternehmen

Weiße Biotechnologie

Facetten der Fermentation für die Pharmaproduktion

Regierungsprogramme für Forschung und Anwendung in der Biotechnologie

Erfolgsbilanz der BioIndustrie Anwendungen und Rohstoffe aus der Weißen Biotechnologie

13:45 bis 15:15

Pause

16:15 bis 18:15

Abends

Dinner unter Dinos im Senckenbergmuseum

19:30

Do

10.5.2012

Vormittags 7:45 bis 8:45

Frühaufsteherrunde A

Frühaufsteherrunde B

Frühaufsteherrunde C

Frühaufsteherrunde D

Nachwuchs, Ausbildung und Personal

Internationalisierung

Finanzierung

Gründerzentren

Wie gewinnt man Spitzenkräfte und wie formt man sie zu A-Teams?

Welche Perspektiven bieten Auslandsmärkte?

Wie sicher ist die Finanzierung der Biotechnologiebranche?

Fachkräfte- und Gründermangel in den Technologiezentren

Biopharmazeutika

Kooperationen

Pflanzenbiotechnologie und Bioökonomie

Daten, Fakten, Trends

Was macht Kooperationen zum neuen Erfolgsrezept für Pharma F&E?

Wurzeln der Wertschöpfung

Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen

Gründungsimpulse durch Wettbewerbe und Starthilfen

Bioökonomie

Was kostet die Medizin von morgen? Sind Innovationen noch bezahlbar?

Was macht ein Biotech-Startup erfolgreich?

Stand der Biologisierung bewährter Branchen

9:00 bis 10:30

Pause

11:00 bis 12:45

Mittagspause

Nachmittags 13:45 bis 16:30

Abschlussplenum Was leisten Biotech-KMU für die Gesellschaft? Von der Biotechnologie profitiert die Gesellschaft heute schon beträchtlich: Neben den Medikamentenentwicklern, die in den vergangenen Jahren bereits mehrere Therapeutika zur Marktzulassung gebracht haben, gibt es bereits eine beachtliche Reihe innovativer biotechnologischer Produkte und Dienstleistungen auf dem Markt. Hierbei handelt es sich beispielsweise um Diagnostika für Krebs, Lebensmittelunverträglichkeiten, Pankreatitis oder auch Vogelgrippe; um Substanzen, die in der Kosmetik und Körperpflege sowie im Haushalt, aber auch in der Chemie-Industrie eingesetzt werden, oder um vielfältige Service-Angebote, unter anderem auf den Gebieten der Sequenzierung, der Biobanken oder der Herstellung von Ersatzgeweben in der regenerativen Medizin.

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Biotechnologietage im Gespräch

„Mit den Biotechnologietagen 2012 bringen wir die verschiedenen Branchen zusammen“ Zum ersten Mal finden die Biotechnologietage in Frankfurt am Main statt. Der Branchenverband BIO Deutschland und der Arbeitskreis der Bioregionen richten dieses nationale Branchentreffen seit 2010 als eigenständige Konferenz mit dem jeweiligen regionalen Partner aus – in Frankfurt mit der Aktionslinie Hessen-Biotech. Wir sprachen mit Dr. Viola Bronsema, Geschäftsführerin der BIO Deutschland, und Dr. Thomas Niemann, Leiter von Hessen-Biotech, über die Biotechnologietage 2012.

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Dr. Viola Bronsema, Geschäftsführerin der BIO Deutschland e. V.

Bronsema: Mit den Biotechnologietagen haben wir eine Plattform für den wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Austausch auf allen Ebenen geschaffen. Auf diese Weise möchten wir dazu beitragen, dass sich die Biotechnologie-Branche weiter vernetzt und ihre Stellung als wichtiger wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Standortfaktor in Deutschland ausbaut. Darüber hinaus möchten wir mit den Biotechnologietagen auch die Politik und die (Fach-)Öffentlichkeit auf die Stärken der Branche aufmerksam machen, um innovationsfreundlichere Rahmenbedingungen und mehr Transparenz bei politischen Entscheidungen, die die Branche betreffen, zu erlangen.

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Dr. Thomas Niemann, Leiter der Aktionslinie Hessen-Biotech

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Welches Ziel verfolgen Sie mit der Ausrichtung der Biotechnologietage?

Warum sind die Biotechnologietage – insbesondere im Hinblick auf den Austragungsort Frankfurt – Ihrer Ansicht nach so wichtig?

Niemann: Zunächst freue ich mich, dass nach dem Veranstaltungsauftakt 2010 in Berlin und der erfolgreichen Fortsetzung 2011 in München die Biotechnologietage 2012 erstmals in Frankfurt am Main stattfinden. Frankfurt ist der ideale Ort für dieses nationale Branchentreffen, denn die Biotechnologie ist längst untrennbar mit der in Hessen traditionell starken Pharma- und Chemieindustrie verbunden. Als technologieorientierter Standort in zentraler Lage in Deutschland und Europa, mit hervorragender Infrastruktur und internationalem Flair, ist Hessen mit dem Rhein-Main-Gebiet ein bedeutender Biotechnologie-Standort und damit auch für die Ausrichtung der Biotechnologietage perfekt geeignet. Hessen-Biotech NEWS 1/2012

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Welche thematischen Schwerpunkte haben die Biotechnologietage in diesem Jahr?

Bronsema: Die Inhalte decken 2012 das vielfältige Spektrum der Biotechnologie-Branche ab. Die Symposien, unter anderem zu den Themen strategische Allianzen und Infrastruktur, Personalisierte Medizin, Biopharmazeutika, Pflanzenbiotechnologie und Bioökonomie, werden dieses Jahr – ein Novum – mit Frühauftsteherrunden (sogenannte „Early Bird Sessions“) zu den Themen Internationalisierung, Finanzierung, Personal und Gründerzentren ergänzt. Niemann: Selbstverständlich werden wir in Frankfurt auch das Thema Bioproduktion näher beleuchten. Als ein führender europäischer Produktionsstandort der Biotechnologie haben wir auch zu diesem Thema ein spannendes Programm erarbeitet. Wie sehen die Zellfabriken der Zukunft aus? Werden wir generell eine Verschiebung von der chemischen zur biologischen Produktion erleben?

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Meinen Sie die Biotechnologie der Zukunft hat viele Anwender?

Niemann: Ja, genau. Ob Gesundheit, Kosmetik, Ernährung oder Energie – die Biotechnologie ist bereits in zahlreichen Branchen angekommen. Mit den Biotechnologietagen 2012 wollen wir diese verschiedenen Branchen zusammenbringen. Wir wollen ihnen die Potenziale innovativer biotechnologischer Verfahren näherbringen. Vom Enzymdesign über die Stammzellforschung bis hin zur synthetischen Biologie. Eines ist sicher: Viele Branchen können von den Innovationen der Biotechnologie profitieren. Bronsema: Auf dem Weg dahin werden insbesondere die kleinen und mittleren Unternehmen als Innovationstreiber und Mittler zwischen akademischer Spitzenforschung und Großindustrie eine maßgebliche Rolle spielen und damit weiterhin den Wirtschafts- und Innovationsstandort Deutschland stärken.

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Spitzencluster Individualisierte ImmunIntervention CI3

Immuntherapie-Cluster Rhein-Main siegt im Bundeswettbewerb Rhein-Main-Gebiet soll führende Region in der Personalisierten Medizin werden

Zum Jahresauftakt ist die Entscheidung gefallen: Die unabhängige Jury in der 3. Runde des „Spitzencluster-Wettbewerbs“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hat aus dem Kreis der elf Finalisten die endgültigen Gewinner dieser Wettbewerbsrunde ausgewählt. Einer der fünf Gewinner ist der Rhein-Main Cluster für Individualisierte ImmunIntervention (CI3). Mit dieser Fördermaßnahme zur Entwicklung individualisierter immuntherapeutischer und diagnostischer Produkte erhält der Rhein-Main Biotech Cluster CI3 einen gewaltigen Schub. „Das Rhein-Main-Gebiet ist auf dem besten Weg, zu einer führenden Region der Personalisierten Medizin zu werden“, kommentierte der Hessische Wirtschaftsstaatssekretär Steffen Saebisch den Sieg des Rhein-Main Clusters für Individualisierte ImmunIntervention (CI3) im Spitzenclusterwettbewerb des BMBF. Der Gewinn ist mit BMBF-Fördergeldern in Höhe von maximal 40 Millionen Euro verbunden. Der Antrag umfasst 78 Einzelprojekte – zu denen sich meist mehrere Partner zusammenfinden - mit einem Gesamtvolumen von etwa 130 Millionen Euro.

Foto: Merck KGaA

„Die Vision von CI3 ist es, die bereits heute sehr erfolgreiche Pharmaregion Rhein-Main im Bereich der individualisierten Immunintervention an die internationale Spitze zu führen“, sagte der Staatssekretär. „Wir sehen im CI3-Cluster einen Garant für nachhaltige Wertschöpfung in der Region und für die Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze.“

Der von Hessen und Rheinland-Pfalz unterstützte CI3-Cluster besteht aus mehr als 120 Partnern. Er arbeitet an innovativen, an den Patienten angepassten Medikamenten für Tumorleiden, Autoimmunerkrankungen und Infektionen. „Diese maßgeschneiderten Therapien bieten die Chance für eine zielgenauere und schonendere Medizin“, sagte Dr. med. Özlem Türeci, Vorsitzende von CI3. „Wir freuen uns sehr über den Erfolg des CI3-Clusters, den wir von Anfang an intensiv unterstützt haben, unter anderem auch bei der Präsentation in den USA“, sagte Saebisch und kündigte an, den Aufbau und die weitere Entwicklung des Clusters weiter zu fördern. „In solchen Netzwerken von Firmen und Forschungseinrichtungen entstehen neue Produkte und Verfahren. Solche Innovationen sind die Voraussetzung für Erfolg im Wettbewerb. Deshalb sind Cluster ein wichtiger Ansatzpunkt unserer Wirtschaftspolitik.“

Staatssekretär Steffen Saebisch (links) Ende Juni 2011 auf der weltgrößten Biotechnologiemesse BIO in Washington im Gespräch mit CI3-Geschäftsführer Rainer Wessel (rechts).

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Gewinner der 3. Runde des Spitzencluster-Wettbewerbs mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Thomas Rachel und dem Juryvorsitzenden Prof. Dr. Dr. Andreas Barner.

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Wirtschaft im Porträt

Enzyme zum Anfassen Bioethanol der nächsten Generation: Professor Karl-Heinz Maurer baut das Portfolio von AB Enzymes aus Darmstadt aus.

Kunstwerk der Natur: eine Protease in Bronze gegossen. (Foto: Karl-Heinz Maurer)

Auf den ersten Blick sieht die faustgroße Bronzeskulptur aus wie ein abstraktes Kunstwerk. „Man muss sie von hier betrachten“, erklärt Professor Karl-Heinz Maurer, Leiter des Business Development beim Enzymhersteller AB Enzymes in Darmstadt. Er dreht das Gebilde und zeigt auf eine Vertiefung: „Das ist das katalytische Zentrum“. Und jetzt ahnt zumindest der chemisch vorgebildete Betrachter, dass er ein Molekülmodell vor sich hat. Die Skulptur auf Maurers Schreibtisch stellt ein Waschmittelenzym dar, eine Protease, am Computer berechnet, von einem 3D-Drucker in Silikon geformt und von einer Gießerei in Bronze gegossen. Das ist Biotechnologie zum Anfassen. Maurer hat Biochemie studiert und die Entwicklung der modernen Industriellen Biotechnologie in Deutschland von Beginn an mitgestaltet. Als er sich 1975 an der Universität Tübingen einschrieb, ließen sich die Möglichkeiten der Molekularbiologie erst erahnen. Die ersten Restriktionsenzyme – gemeinhin als Genscheren bezeichnet, weil sie DNA gezielt in Fragmente zerschneiden – kamen gerade zum Einsatz. Maurer spürte, dass sich hier ein Feld auftat, das weitgehend unbestellt war und „viel mit uns zu tun hat, mit Gesundheit, Ernährung, Energie und vielen Dingen des täglichen Lebens“.

Gebacken mit Enzymen von AB Enzymes. (Foto: ABF)

Ein Vierteljahrhundert in der Biotech-Forschung Ob zum Jeansbleichen oder Brotbräunen: Enzyme faszinieren Maurer vor allem wegen ihrer praktischen Anwendung. Deswegen schlug er trotz Doktorarbeit und Forschungsaufenthalt in den USA keine Hochschullaufbahn ein. Er habe zwar „ausgeprägten Spaß“ an der Lehre, sagt Maurer, der als Honorarprofessor an der Universität Greifswald Vorlesungen zur Industriellen Biotechnologie hält, für einen klassischen Professor sei er aber wohl „zu sehr Pragmatiker“. Im Jahr 1986 startete der Biochemiker seine Industriekarriere bei Henkel, dem Hersteller von Marken-

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produkten wie Persil, Weißer Riese, Pril und Pattex. Ein Vierteljahrhundert war er in Düsseldorf tätig, zuletzt als Leiter der biotechnologischen Forschung im Unternehmensbereich Wasch- und Reinigungsmittel. Doch als sich abzeichnete, dass der Konzern die eigene Produktion von Enzymen einstellen wird, sah Maurer für sich keine Perspektive mehr bei Henkel. Den Geschäftsführer von AB Enzymes, Adriaan Moelker, kennt er seit über 15 Jahren. Die Gespräche seien „sehr einfach und sehr schnell“ verlaufen. Seit Januar 2011 entwickelt Maurer neue Geschäftsfelder für das Unternehmen aus Darmstadt.

On-site-Produktion von Bioethanol In seiner jetzigen Position wird Maurer für AB Enzymes unter anderem den Markt für Bioethanol der zweiten Generation erschließen. Während die Herstellung der bereits verfügbaren Biokraftstoffe mit der Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln konkurriert, soll Biosprit der zweiten Generation aus zellulosehaltiger Biomasse wie Stroh oder Holz fermentiert werden. Noch gibt es dafür weltweit keine großtechnischen Anlagen. Die benötigten Enzyme stünden aber schon zur Verfügung, betont Maurer. Sie lassen sich beispielsweise mit dem Pilz Trichoderma reesei gewinnen, dessen besondere Fähigkeiten seit dem Zweiten Weltkrieg bekannt sind, als er Baumwollzelte von US-Soldaten zerfraß. Mit speziellen Enzymen zerlegt der Pilz Zellulose in Glucose. Für die Treibstoffproduktion sollen diese Enzyme lignocellulosereiche pflanzliche Rohstoffe in einfache Zucker umwandeln. Hefen vergären diese Zucker dann auf dem üblichen Weg zu Bioethanol. Zusammen mit Industriepartnern entwickelt AB Enzymes ein Konzept für die On-site-Erzeugung der Enzyme für die Treibstoffe der Zukunft. On-site bedeutet, dass die Enzymproduktion in derselben Fabrik stattfindet wie die anschließende Fermentation zu Ethanol – und zwar dort, wo Pflanzenreste in großen Mengen anfallen. Maurer rechnet damit, dass die ersten derartigen Anlagen in ein bis zwei Jahren in Betrieb gehen, vermutlich zunächst in den USA mit Maisstroh oder Holz als Rohstoffe und in Südamerika mit Bagasse, dem faserigen Pressrückstand der Zuckerrohrextraktion.

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Auch AB Enzymes’ Geschäft mit Waschmittelenzymen will Maurer, Spezialist auf diesem Gebiet, ausbauen. Seine Darmstädter Kollegen forschen an Enzymen, die etwa Gras- oder Blutflecken noch besser und bei tieferen Temperaturen entfernen. Außerdem wollen sie die Haltbarkeit der Enzyme erhöhen. „Auf Vorrat gekaufte Waschmittel sollen keine Reinigungskraft einbüßen, wenn sie ein halbes Jahr im Keller stehen“, erklärt Maurer. „Wir werden Enzyme auf den Markt bringen, die so noch kein anderer hat.“ Und das eine oder andere davon wird der Biochemiker vielleicht wieder in Bronze gießen lassen.

Ein Waschmittelenzym (rot) entfernt Schmutz (gelb) von einer Faser. (Bild: Henkel)

Dr. Uta Neubauer

Zum Unternehmen: AB Enzymes Die AB Enzymes GmbH aus Darmstadt hat ihre Wurzeln im 1907 gegründeten Unternehmen Röhm & Haas. Der Apotheker und Chemiker Otto Röhm hatte schon vor über 100 Jahren tierische Enzyme für die Lederherstellung genutzt und 1914 das erste enzymatische Waschmittel zum Patent angemeldet. Der britische Konzern Associated British Foods (ABF) hat die aus Röhm & Haas hervorgegangene Röhm Enzyme GmbH im Jahr 1999 übernommen und 2001 in AB Enzymes umbenannt.

die Herstellung von Fruchtsäften, Weinen und Backwaren im Vordergrund.

Die Produktpalette von AB Enzymes umfasst Enzyme für Lebensmittel und Tierfutter sowie technische Enzyme für die Papier-, Zellstoff- und Textilindustrie. In der Tierernährung liegt der Schwerpunkt auf Phytasen und Xylanasen als Futterzusatz, um die Phosphataufnahme zu verbessern. Bei den Lebensmitteln stehen Enzyme für

Das Unternehmen, das weltweit zu den mittelgroßen Enzymherstellern zählt, produziert Enzyme in Finnland über ein Joint Venture mit dem finnischen Unternehmen Altia (früher Alko). AB Enzymes veröffentlicht keine Umsatzzahlen, gibt aber an, dass zwölf Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung fließen.

Am Hauptsitz in Darmstadt, wo mehr als 90 Mitarbeiter beschäftigt sind, entwickelt das Unternehmen Enzyme bis in den kleinen Pilotmaßstab. Neben den Forschungs- und Entwicklungslabors gibt es eine Backstube, in der Bäckermeister Backenzyme testen. Die dort gebackenen Brote und Brötchen spendet AB Enzymes der Hilfsorganisation Darmstädter Tafel.

AB Enzymes GmbH Feldbergstr. 78 64293 Darmstadt Tel.: 06151 / 3680-100 E-Mail: info@ abenzymes.com

Zur Person: Karl-Heinz Maurer Karl-Heinz Maurer hat in Tübingen Biochemie studiert und hat dort auch promoviert. Während seiner Doktorarbeit und eines anschließenden Forschungsaufenthaltes in den USA hat er sich mit Antibiotika beschäftigt. Von 1986 bis Ende 2010 war der gebürtige Oberschwabe in der biotechnologischen Forschung bei Henkel in Düsseldorf tätig, zuletzt als Corporate Director Biotechnology. Seit Januar 2011 leitet er den Bereich Business Development bei AB Enzymes in Darmstadt.

Für seine Forschungsleistung in der Industriellen Biotechnologie erhielt Maurer, der an 150 Patenten beteiligt ist, im Jahr 2010 den international renommierten BioCat Award. Seit 2009 ist er Honorarprofessor an der Universität Greifswald. Außerdem treibt er die Entwicklung der Industriellen Biotechnologie als Vorstandsvorsitzender des Industrieverbundes Weiße Biotechnologie (IWbio) und als Vorstand des Verbandes der Europäischen Enzymhersteller (Amfep) an.

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Ausgezeichnete Forschung: Karl-Heinz Maurer erhielt den BioCat Award.

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Branchenporträt

Biotech made in Hessen Von Antibiotika bis Selbstbräunungsmittel: Hessen ist führender Standort der deutschen Biotech-Produktion Wie wettbewerbsfähig ist die deutsche Fermentationsindustrie im internationalen Vergleich? Dieser Frage ist die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe im vergangenen Jahr mit einer Studie

nachgegangen. Deutschland schnitt generell gut ab und bietet der Branche günstige Rahmenbedingungen, lautet das Ergebnis. Ein Blick nach Hessen unterstreicht diese Aussage.

Industriepark Höchst: Über zwei Millionen Liter Fermenterkapazität

Insulinproduktion bei SanofiAventis (Foto: Denis Félix/ Interlink Images)

Luftaufnahme des Industrieparks Höchst von West nach Ost (Foto: 2009 Infraserv GmbH & Co. Höchst KG)

Deutschlandweit herausragender Standort der produzierenden Biotech-Branche ist der Industriepark Höchst in Frankfurt. Wo früher der einst weltweit umsatzstärkste Chemie- und Pharmakonzern Hoechst seinen Sitz hatte, betreibt Sandoz heute Deutschlands größte Fermentationsanlage mit einem Gesamtvolumen von über zwei Millionen Liter. Sandoz ist das Generikaunternehmen von Novartis, dessen Tochter BC Biochemie vor vierzehn Jahren Anlagen von Hoechst übernommen und für umgerechnet etwa 50 Millionen Euro erweitert hat. Fermentativ produziert Sandoz in Höchst die Antibiotika Cephalosporin und Pleuromutilin sowie Substanzen im Auftrag von Unternehmen der Weißen Biotechnologie, darunter mehr und mehr auch Proteine, beispielsweise Prozess-Enzyme. „Die Anlagen sind flexibel und eignen sich für Bakterien ebenso wie für Hefen und Pilze“, erklärte Burghard König, der den Technologietransfer von Sandoz Industrial Products in Frankfurt leitet. Als Auftragsfertiger bietet Sandoz den gesamten Bioprozess einschließlich der Aufreinigung der Produkte an.

Auch die von Sanofi-Aventis im Industriepark Höchst betriebene Insulin-Produktion hat ihre Wurzeln im Weltunternehmen Hoechst, das 1923 die erste Lizenz zur Herstellung von Insulin in Deutschland erhielt. Das Pharmageschäft der ehemaligen Hoechst AG gehört heute zum französischen Konzern Sanofi, für den der Standort Frankfurt eine herausragende Bedeutung besitzt. Sanofi betreibt im Industriepark Höchst nicht nur die weltweit größte Produktionsanlage für Insuline, sondern hat hier auch in ein Biozentrum investiert, in dem Wissenschaftler Bioproduktionsprozesse entwickeln. Im vergangenen Jahr eröffnete das Unternehmen in Höchst zudem eine neue Zellkulturanlage zur Herstellung von monoklonalen Antikörpern für präklinische und klinische Prüfungen. Von diesen hoch spezialisierten Eiweißmolekülen, die etwa 25mal größer sind als ein Insulinmolekül, testet der Konzern bereits 15 in der klinischen Phase. Die Antikörper-Produktion erfolgt mit tierischen Zellkulturen, Insulin hingegen gewinnt Sanofi mit Coli-Bakterien.

Impfstoffe aus Marburg 100 Kilometer nördlich von Frankfurt hat die biotechnologische Produktion ebenfalls eine lange Tradition. In Marbach, heute Stadtteil von Marburg, gründete Medizin-Nobelpreisträger Emil von Behring im Jahr 1904 die Behringwerke, die Diphterieund Tetanus-Seren herstellten. Mittlerweile produziert hier Novartis Vaccines eine breite Palette an Impfstoffen. Erst kürzlich hat das Unternehmen 170 Millionen Euro in neue Anlagen zur Herstellung von Impfstoffen gegen Tollwut und die von Zecken übertragene Hirnhautentzündung sowie in ein neues Gebäude für die Qualitätskontrolle investiert. In Marburg befindet sich außerdem eine deutschlandweit einzigartige Anlage für die Produktion von

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Transport von Hühnereiern für die Impfstoff-Produktion in einer Novartis Vaccines Produktionsanlage (Foto: Novartis Vaccines).

Grippeimpfstoffen: Sie vermehrt Influenzaviren in Zellkulturen statt in Hühnereiern und hat sich schon während der sogenannten Schweinegrippe bewährt, denn mit Zellkulturen ist ein hoher Impfstoffbedarf schneller zu decken als mit Hühnereiern.

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Biotech beim Edelmetallkonzern Während die Bioproduktion in Marburg und Frankfurt eine lange Geschichte hat, betrat der Edelmetallkonzern Heraeus aus Hanau ihm unbekanntes Terrain, als man dort im Jahr 2004 mit dem Aufbau von Bioreaktoren begann. Platinverbindungen für die Krebstherapie stellt das Unternehmen schon seit 1982 kommerziell her. Mitte der 1990er-Jahre erweiterte Heraeus sein Portfolio um organische, edelmetallfreie Chemotherapeutika. Dann lag der Einstieg in die Biotechnik nahe, denn viele innovative Wirkstoffe lassen sich mit klassischer Chemie nicht herstellen. „Bioverfahren waren für uns komplett neue Prozesse, mit denen wir uns noch gar nicht auskannten“, erinnert sich Dr. Friedrich Wissmann, der bei Heraeus die Geschäftseinheit Pharma leitet. Trotzdem habe man sich bewusst entschlossen, die

zukunftsträchtigen Bioverfahren vor Ort aufzubauen, statt die Fermentation externen Partnern zu überlassen. Die Entscheidung hat sich gelohnt. Seit zwei Jahren produziert Heraeus das Antitumormittel Epirubicin mit gentechnisch veränderten Streptomyceten-Bakterien. Mit der Zulassung eines zweiten Streptomyceten-Produkts, Idarubicin, rechnet das Unternehmen noch dieses Jahr. Außerdem fermentiert Heraeus Pharmawirkstoffe im Auftrag von Unternehmen aus den USA und Europa, darunter ein Antitumorprotein. „Wir gehen jetzt den Schritt von niedermolekularen Verbindungen zu Proteinen und dann weiter zu Antikörpern und Antikörper-Konjugaten“, beschreibt Wissmann Heraeus’ Zukunftspläne in Sachen Biotech.

Selbstbräuner und mehr aus dem Bioreaktor Laut einer Standortstudie von Hessen-Biotech aus dem Jahr 2009 befindet sich etwa ein Drittel des bundesweit verfügbaren Fermentervolumens für die medizinische Biotechnologie in Hessen. Aber nicht nur Medikamente, sondern auch viele andere Biotech-Produkte haben hier ihren Ursprung. AB Enzymes etwa entwickelt Enzyme für die Textil- und Papierindustrie, für Backwaren, Futtermittel und viele andere Anwendungen in Darmstadt, produziert allerdings in Finnland (siehe Beitrag auf den Seiten 8 und 9). Das Chemie- und Pharmaunternehmen Merck wiederum fermentiert in Darmstadt den Selbstbräuner Dihydroxyaceton für Kosmetika und das Enzym Proteinase K. Und 20 Autominuten von Darmstadt entfernt, im südhessischen Zwingenberg,

wagt BRAIN, ein Unternehmen der Weißen Biotechnologie, den Sprung von der Forschung in die Produktion. Seit 2010 betreibt BRAIN ein Technikum mit Fermentern von zehn bis 2000 Litern Nutzvolumen. Gemeinsam mit Industriepartnern entwickelt das Unternehmen hier Bioprozesse und optimiert Produktionsorganismen. „Wir wollen dieses Kooperationsgeschäft fortführen und ausbauen“, unterstreicht Dr. Martin Langer, bei BRAIN fürs Corporate Development zuständig. Man arbeite aber auch an der Vermarktung eigener Produkte, um schneller zu wachsen als bisher.

Wachstum mit eigener Produktion: 3000-LiterFermenter bei BRAIN in Zwingenberg. (Foto: BRAIN)

Syntheseautomat statt Fermenter Zum Schluss noch eine hessische Erfolgsgeschichte der anderen Art: Sie könnte den Titel „Biotech-Produktion ohne Fermenter“ tragen, geschrieben wird sie von BioSpring aus Frankfurt-Fechenheim. Das Unternehmen produziert kurze Nukleinsäureketten, DNA- und RNA-Oligonukleotide, chemisch mit einem Syntheseautomaten in Mengen bis zu mehreren Kilogramm. „Für viele Unternehmen lohnt sich eine eigene Oligonukleotid-Herstellung nicht“, erklärt BioSpring-Gründerin und Geschäftsführerin Dr. Sylvia Wojczewski. Die Investitionen in die Produktionsstruktur samt Analytik seien hoch und die Herstellung von großen Mengen an Oligonukleotiden in hoher Reinheit bedürfe jahrelanger Erfahrung. Außerdem ist BioSpring Spezialist für ausgefallene

Sequenzen, die beispielsweise modifizierte Zuckerreste oder Farbstoffmarkierungen tragen. Da das Unternehmen als einziges in Europa die GMP-Zertifizierung für die Herstellung von therapeutischen Oligonukleotiden besitzt, zählen zum weltweiten Kundenstamm der „Oligo Company“ neben Forschungseinrichtungen und kleineren Unternehmen auch Top-Ten-Pharmakonzerne. Sie alle setzen auf Biotech made in Hessen.

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Dr. Uta Neubauer Oligonukleotide für höchste Ansprüche: Im Reinraum bei BioSpring aus Frankfurt. (Foto: BioSpring)

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Förderinitiativen

Innovation und gesellschaftliche Verantwortung zusammenführen Aktuelle Förderprogramme Mit Hilfe verschiedener Förderprogramme möchten die Europäische Union, der Bund und das Land Hessen Innovationen in den Lebenswissenschaften vorantreiben. Nachstehend ist ein Auszug aktueller Förderprogramme abgebildet:

KMU-FÖRDERUNG Hessen ModellProjekte Im Rahmen der hessischen Fördermaßnahmen (MPP- Modell- und Pilotprojekte sowie LOEWE – Landesoffensive zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz – Förderlinie 3) werden Projektausgaben von innovativen Forschungs- und Entwicklungsprojekten, die in Kooperation mehrerer Partner bearbeitet werden, anteilig gefördert. Gefördert werden: > Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) aus Hessen, die mit weiteren Unternehmen und / oder Hochschulen und Forschungseinrichtungen kooperieren > Forschungs- und Entwicklungsprojekte hessischer Fachhochschulen, sofern sie mit mindestens einem hessischen KMU gemeinschaftlich zusammenarbeiten Termine: laufende Antragstellung möglich Weitere Informationen: www.innovationsfoerderung-hessen.de © Franz Pfluegl / Fotolia.com

Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) ZIM ist ein technologie- und branchenoffenes Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie für die marktorientierte Technologieförderung der mittelständischen Wirtschaft in Deutschland. Es ermöglicht KMU und mit diesen kooperierenden Forschungseinrichtungen eine Teilfinanzierung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Gefördert werden: > einzelbetriebliche F&E-Projekte zur Entwicklung innovativer Produkte, Verfahren oder technischer Dienstleistungen > Kooperationsprojekte zwischen KMU und von KMU mit Forschungseinrichtungen > externe Management-und Organisationsleistungen für die Entwicklung marktorientierter Netzwerke innovativer KMU Termine: laufende Antragstellung bis 31.12.2013 Weitere Informationen: www.zim-bmwi.de

Forschung für KMU Das EU-Förderprogramm „Forschung für KMU“ unterstützt technologische Innovationen internationaler Gruppen von KMU (mindestens drei Unternehmen mit maximal 250 Mitarbeitern aus drei verschiedenen Ländern) ohne Einschränkungen auf bestimmte Themen. Gefördert werden: > Forschungsauftrag von KMU an F&E-Organisationen; jedes KMU-relevante Technologiethema ist zulässig > Mindestens drei KMU aus mindestens drei Ländern, voneinander unabhängig und mindestens zwei Forschungsorganisationen, unabhängig von den KMU. Typisch sind fünf bis zehn Projektteilnehmer Termine: laufende Antragstellung möglich Weitere Informationen: www.nks-kmu.de

GRÜNDERFÖRDERUNG High-Tech Gründerfonds Der High-Tech Gründerfonds investiert Risikokapital (Beteiligungskapital in Höhe von bis zu 500.000 Euro in einer ersten Finanzierungsrunde) in junge Technologieunternehmen und sorgt für die notwendige Betreuung und Unterstützung des Managements der jungen Start-Ups. Finanzierungsvoraussetzungen sind viel versprechende Forschungsergebnisse, eine innovative technologische Basis sowie eine chancenreiche Marktsituation. Gefördert werden: > Junge, innovative Technologieunternehmen aller Branchen, deren Kern ein F&E-Vorhaben ist, bei denen die Aufnahme der operativen Geschäftstätigkeit nicht länger als ein Jahr zurückliegt, die weniger als 50 Mitarbeiter beschäftigen und deren Jahresumsatz oder Jahresbilanzsumme höchstens zehn Millionen Euro beträgt.

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Termine: laufende Antragstellung möglich Weitere Informationen: www.high-tech-gruenderfonds.de

EXIST Das Förderprogramm soll das Gründungsklima und die Verbreitung von Unternehmergeist an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland verbessern und die Anzahl technologieorientierter und wissensbasierter Unternehmensgründungen fördern. Gefördert werden: > EXIST-Gründungskultur unterstützt Hochschulen, eine ganzheitliche hochschulweite Strategie zu Gründungskultur und Unternehmergeist zu formulieren und umzusetzen > EXIST-Gründerstipendium unterstützt die Vorbereitung innovativer technologieorientierter und wissensbasierter Gründungsvorhaben von Studierenden und Absolventen sowie Wissenschaftlern > EXIST-Forschungstransfer fördert Entwicklungsarbeiten zum Nachweis der technischen Machbarkeit forschungsbasierter Gründungsideen und Vorbereitungen für den Unternehmensstart Termine: laufende Antragstellung möglich Weitere Informationen: www.exist.de

GESUNDHEITSFORSCHUNG KMU-innovativ: Gesundheitsforschung/Medizintechnik Das Förderprogramm unterstützt risikoreiche Vorhaben der industriellen Forschung und experimentellen Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen im Bereich der Medizintechnik. Gefördert werden: > KMU sowie im Rahmen von Verbundprojekten auch Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die nicht die KMU-Kriterien erfüllen Termine: jeweils der 15. April und 15. Oktober Weitere Informationen: www.kmu-innovativ.de

Nationales Netzwerk Computational Neuroscience – Bernstein Preis Das Förderprogramm unterstützt Forschungsprojekte auf dem Gebiet der Computational Neuroscience, die von jungen, promovierten Nachwuchswissenschaftlern konzipiert und von ihnen an einer deutschen Forschungseinrichtung durchgeführt werden. Gefördert werden: > Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen mit Sitz in Deutschland Termin: 02. Mai 2012 Weitere Informationen: www.gesundheitsforschung-bmbf.de

BIOÖKONOMIE Basistechnologien für eine nächste Generation biotechnologischer Verfahren Das Förderprogramm unterstützt grundlagenorientierte Forschungs- und Entwicklungsvorhaben an Basistechnologien für biotechnologische Verfahren. Gefördert werden: > Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie Bundes- und Landeseinrichtungen mit Forschungsaufgaben > insbesondere Forschungsansätze mit explorativem Charakter Termin: 31. Dezember 2013 Weitere Informationen: www.bmbf.de

Bioökonomierat

Innovationsinitiative Industrielle Biotechnologie Das Förderprogramm unterstützt F&E-Vorhaben aus dem Bereich der Industriellen Biotechnologie. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Förderung innovativer Allianzen. Gefördert werden: > industriegeführte Verbundvorhaben, die innovative Prozesse oder Produkte für industrielle Anwendungen unter Einsatz biotechnologischer Verfahren entwickeln > grundsätzlich steht die Förderung allen Industriezweigen offen Termin: 1. Juni 2015 Weitere Informationen: www.ptj.de/biooekonomie Bioraffineriemodell (Foto: Fraunhofer UMSICHT)

KMU-innovativ: Biotechnologie – BioChance Das Förderprogramm unterstützt risikoreiche und anwendungsnahe industrielle Forschungs- und vorwettbewerbliche Entwicklungsvorhaben von KMU aus dem Bereich der modernen Biotechnologie. Priorität erhalten F&E-Vorhaben, die in eine wachstumsorientierte Unternehmensstrategie eingebettet sind. Gefördert werden: > KMU der gewerblichen Wirtschaft sowie im Rahmen von Projekten der Verbundforschung auch Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die nicht die KMU-Kriterien erfüllen Termine: jeweils zum 15. April und 15. Oktober Weitere Informationen: www.kmu-innovativ-de

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Im Interview

„Wir übersetzen Ideen in Moleküle“ Das Pharmaunternehmen Sanofi knüpft Netzwerke mit Biotech-Unternehmen und Forschungsinstituten. Frankfurt ist der größte Standort von Sanofi in Deutschland. Im Industriepark Höchst betreibt der Pharmakonzern unter anderem die weltweit größte Produktionsstätte für Insuline, außerdem Forschungs- und Entwicklungslabore. Im Gespräch erläutert Professor Dr. Jochen Maas, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung der SanofiAventis Deutschland GmbH, warum er bei der Suche nach neuen Wirkstoffen auf Kooperationen mit Biotech-Unternehmen und Hochschulen setzt. In Frankfurt-Höchst soll eins von weltweit vier Sanofi-Forschungszentren entstehen. ? Warum hat sich die Konzernleitung für den Standort Frankfurt entschieden? Zum einen sind wir hier in Frankfurt sehr produktiv. Wir haben im vergangenen Jahr eine Substanz zur Zulassung eingereicht, dieses Jahr werden es zwei sein. Zum anderen ist die deutsche Forschungslandschaft interessant für einen Global Player. Es gibt in Deutschland sehr, sehr gute Non-Profit-Organisationen wie die Max-Planck- und die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, außerdem hervorragende Universitäten und kleine produktive Biotech-Unternehmen. Das ist nicht zu vernachlässigen. Woran liegt es, dass kleine Biotech-Unter? nehmen oft innovativer sind als große Pharmakonzerne? Kleine Unternehmen fokussieren sich auf ein sehr enges Portfolio, manchmal nur auf ein Produkt. Dieses eine Projekt aber ist für sie überlebensnotwendig. Deswegen ist der Enthusiasmus dafür deutlich höher als bei großen Konzernen, die breitere Portfolios besitzen, um Fehlschläge besser wegzustecken.

mie, die Laborkapazität. Diese Lücke schließt sich, wenn wir die Idee aufgreifen. Unser Part ist vor allem, die Eigenschaften der Moleküle zu optimieren, etwa ihre Bioverfügbarkeit oder die Halbwertszeit. Arbeiten Sie auch mit Hochschulen zusammen? Ja, die Zusammenarbeit mit Hochschulen läuft im Prinzip ähnlich. Doch während Hochschulen stärker an der Forschung und weniger an der Produktentwicklung interessiert sind, wollen Biotech-Unternehmen am Ende eine Substanz auf den Markt bringen. Die dafür erforderlichen klinischen Studien mit Hunderten, manchmal Tausenden von Patienten kosten leicht dreistellige Millionenbeträge. Das kann im Normalfall nur „Big Pharma“ stemmen, kleine Unternehmen sind in ihren Möglichkeiten da sehr begrenzt, Universitäten erst recht.

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Wie stellen Sie sich eine gute Zusammenarbeit mit externen Partnern vor? Kooperation bedeutet für mich, dass wir gemeinsame Projektteams bilden, dass wir uns gemeinsame Ziele setzen und die Projekte wirklich gemeinsam vorantreiben. Wir haben auch die Möglichkeit, in unseren Labors für eine gewisse Zeit externe Wissenschaftler zu beschäftigen. Professoren von Hochschulen haben bei uns schon Sabbaticals gemacht, oder jemand von unseren Mitarbeitern geht für eine gewisse Zeit in ein akademisches Forschungsinstitut. Die althergebrachte Form der Zusammenarbeit, bei der man ausmacht, wer welches Datenpaket bearbeitet, und dann nach einem halben Jahr die Erkenntnisse austauscht, ist sicherlich nicht die Art Kooperation, die ich mir vorstelle. Ich möchte wirklich, dass sich beide Seiten mit den Projekten identifizieren.

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Wie sorgen Sie dafür, dass diese Hingabe in ? Kooperationen mit Partnern wie Ihnen erhalten bleibt? Indem wir eine Win-win-Situation schaffen. BiotechUnternehmen sind oft limitiert in bestimmten Schritten entlang der Wertschöpfungskette. Sie haben extrem gute Ideen, sie finden neue Targets, aber bei der Übersetzung der Idee in ein Molekül sind ihnen die Hände gebunden. Um Substanzen zu synthetisieren und zu modifizieren, fehlt ihnen meist die Che-

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Das Interview führte Dr. Uta Neubauer


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Science4Life

Science4Life – eine Erfolgsgeschichte Im Rahmen des Businessplan-Wettbewerbs Science4Life haben in insgesamt 13 Wettbewerbsrunden über 3.300 Teilnehmer 1.041 Geschäftsideen, darunter 617 detailliert ausgearbeitete Businesspläne erarbeitet und auf den Prüfstand gestellt. Dabei wurden über 2.800 Arbeitsplätze in über 450 neu gegründeten Unternehmen geschaffen. Dazu gehören beispielsweise bio.logis aus Frankfurt am Main, die mit ihrem PGS „personal genomic services“ als weltweit erstes Unternehmen Ärzten und Patienten Informationen zu individuellen Gen-Analysen als Grundlage für medizinisch-therapeutische Entscheidungen über ein Internetportal zur Verfügung stellen; oder auch sterna biologicals aus Marburg, die sogenannte DNAzyme für die ursächliche Behandlung von chronisch entzündlichen Erkrankungen entwickelt. Die Erfolgsgeschichte von Science4Life begann 1998. Das Land Hessen und der Pharmakonzern Sanofi, damals Höchst AG, riefen gemeinsam eine Gründerinitiative ins Leben, um die Voraussetzungen für Unternehmensgründungen in den Bereichen Life Sciences und Chemie in Hessen zu fördern. Die Kernaktivität der Initiative war und ist der bundesweit ausgerichtete Businessplanwettbewerb, der Science4Life Venture Cup. Dieser soll Gründer aus den Wachstumsbranchen unterstützen, ihre Geschäftspläne auszuarbeiten und ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Als der hessische Staatsminister Dieter Posch gefragt wurde, ob er Science4Life aus heutiger Sicht nochmals initiieren würde, gab er folgende Antwort: „Ein Public-Private-Partnership-Projekt, das über mittlerweile 13 Jahre beständig erfolgreich ist, spricht für sich. Wenn es Science4Life nicht gäbe, müssten wir diese Gründerinitiative ganz schnell auflegen.“ Auch Dr. Alfons Enhsen, administrativer Leiter Forschung und Entwicklung von Sanofi, zieht ein sehr positives Resümee: „Science4Life hat uns in Hessen einen verlässlichen Partner und dazu ein umfassendes Netzwerk mit allen Facetten der Gründerszene gebracht. Beides sucht seinesgleichen!“ Im Rahmen der Wettbewerbsstruktur werden die Gründer systematisch an einen professionell ausgearbeiteten Businessplan herangeführt. Die Gewinner erhalten zusätzlich Preisgelder von insgesamt 76.000 Euro. Das wettbewerbsbegleitende Angebot ist ebenfalls ein Erfolgsfaktor. Dieses wird immer wieder an die aktuellen Anforderungen für Existenzgründer angepasst.

Ein besonderer Profit für Teilnehmer ist das stetig wachsende Expertennetzwerk. Martin Mücke vom Team med4life, dessen Businessplan in der 13. Runde ausgezeichnet wurde, bringt es auf den Punkt: „Wir freuen uns sehr über den Gewinn und das Preisgeld. Letztendlich ist aber gerade der Kontakt ins Netzwerk von Science4Life wie auch das komprimierte Wissen, das wir durch das Coaching im Workshop erhalten haben, der eigentliche Hauptpreis.“ Im Netzwerk sind über 180 Experten aus 120 Unternehmen und Institutionen ehrenamtlich tätig und stehen den Gründern als Referenten, Coaches und Gutachter zur Seite. Über das Jahr hinweg bietet die Initiative diverse Möglichkeiten, um den direkten Kontakt zum Netzwerk zu finden, wie beispielsweise beim Networking-Dinner, das in diesem Jahr am 9. Mai 2012 im Senckenberg-Museum in Frankfurt am Main im Rahmen der Deutschen Biotechnologietage stattfindet. Das langjährige Engagement der Hauptsponsoren und Netzwerkpartner, das vielfältige Angebot, die individuelle Beratung, Professionalität sowie das besondere Gemeinschaftsgefühl – all das macht eine Teilnahme bei Science4Life unbezahlbar. Weitere Informationen finden Sie unter www.science4life.de.

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Die Gewinner des Science4Life Venture Cups 2011bei der feierlichen Preisverleihung mit Steffen Saebisch, Staatssekretär im Hessischen Wirtschaftsministerium, und Professor Dr. Jochen Maas, Leiter Forschung und Entwicklung der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH.

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Im Gespräch

Optimale Rahmenbedingungen für Forscher und Unternehmer Hessen gehört zu den wirtschaftsstärksten Bundesländern Deutschlands und ist eine der dynamischsten Wirtschaftsregionen in ganz Europa. Um diese Position weiter auszubauen, setzt Hessen auf die Förderung innovativer Technologien. Wir sprachen mit dem hessischen Wirtschaftsminister Dieter Posch über die Bedeutung der Biotechnologie für den Standort Hessen.

Staatsminister Dieter Posch

Herr Staatsminister Posch – was macht den Standort Hessen für die Biotechnologiebranche so attraktiv? Hessen bietet exzellente Forschungseinrichtungen, engagiert sich erheblich für den Nachwuchs und fördert innovative Technologien. Dies hat dazu beigetragen, dass Hessen einer der führenden Biotechnologiestandorte in Europa geworden ist. Darüber hinaus ist die chemisch-pharmazeutische Industrie in Hessen traditionell stark. Sie ist nach der Elektroindustrie zweitgrößter Arbeitgeber unter den hessischen Industriebranchen. Mittlerweile erzielt sie mit pharmazeutischen Erzeugnissen die Hälfte ihres Umsatzes.

? Wie fördern Sie diese positive Entwicklung? Zur Weiterentwicklung des Biotechnologiestandortes Hessen stärken wir die Technologie-Infrastruktur und die Vernetzung der Branche. Außerdem unterstützen wir auch mit gezielten Finanzierungshilfen. Wir fördern beispielsweise Forschungs- und Entwicklungsprojekte kleiner und mittlerer Unternehmen mit Zuschüssen, um innovative Ideen schneller in marktfähige Produkte umzusetzen. Mit der Aktionslinie Hessen-Biotech haben wir eine zentrale Informations-, Kommunikations- und Kooperationsplattform etabliert, die der Branche als Ansprechpartner Hessen-Biotech NEWS 1/2012

Und dieser Einsatz zahlt sich aus. Die hessische Biotech-Branche wächst stetig. Wie sehen Sie die Bedeutung der Branche in Zukunft? Die Biotechnologie spielt in Chemie und Pharma eine immer größere wirtschaftliche Rolle. Schon heute sind in Hessen 225 Biotechnologie-Unternehmen tätig. Insgesamt 19.500 Beschäftigte zählt die Branche. Die Biotechnologie ist auf Wachstumskurs und wird in hohem Maße zu Innovationen in der pharmazeutischen und chemischen Industrie, im Agrarbereich und auch in der Medizintechnik beitragen. Sie hat auch großes Potenzial für die Nutzung nachwachsender Rohstoffe und erneuerbarer Energien.

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Was macht den Biotechnologiestandort Hessen Ihrer Meinung nach einzigartig im nationalen Wettbewerb? Hessen ist der Standort der produzierenden Biotechnologie, hier konzentriert sich ein Drittel der deutschen Produktionskapazitäten. Schon dadurch unterscheiden wir uns von anderen Ländern. Darüber hinaus ist in Hessen die gesamte Wertschöpfungskette der Branche – von Forschung und Entwicklung über Produktion, Dienstleistung und Vertrieb – vertreten. Diese Vielfalt zeigt sich auch in der Struktur der hessischen Biotechnologieunternehmen. Hessen zeichnet sich sowohl durch eine Vielzahl von forschungsaktiven Kleinbetrieben als auch durch zahlreiche große forschende und produzierende Unternehmen aus. Dieses einzigartige Profil ist die Grundlage für eine enge Vernetzung der Firmen untereinander, aber auch mit renommierten Hochschulen und Forschungsinstituten in ihrer Umgebung.

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zur Verfügung steht. Unternehmensgründungen in den Life Sciences fördern wir unter anderem als Public-Private Partnership gemeinsam mit Sanofi in der Gründerinitiative Science4Life.

Worin sehen Sie zukünftig Ihre Aufgabe, wenn es um die Weiterentwicklung des Biotechnologiestandortes Hessen geht? Wir möchten Forschern und Unternehmern in Hessen die optimalen Rahmenbedingungen bieten, damit sie aus ihren Ideen marktfähige Innovationen entwickeln können. Denn sie sind es, die für die Vielfalt und Innovationskraft des Biotechnologiestandorts Hessen stehen und ihn mit Leben füllen.

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Hessen-Biotech aktuell

Rückblick InnovationsForum Hessen-Biotech Personalisierte Medizin auf dem Weg in die klinische Praxis Die Personalisierte Medizin erweist sich bei Fragen zur innovativen Behandlung von Patienten immer wieder als Schlüsselthema. Das InnovationsForum Hessen-Biotech im Dezember 2011 machte deutlich: Der Weg der Personalisierten Medizin in die klinische Praxis ist in einigen Bereichen nicht mehr weit. Gastgeber waren neben Hessen-Biotech der Cluster für Individualisierte ImmunIntervention (CI3) e.V. und die Initiative gesundheitswirtschaft rhein-main e.V. Sie begrüßten Wissenschaftler, Ärzte und Vertreter der Gesundheitswirtschaft im Kommunikationszentrum des Krankenhauses Nordwest in Frankfurt am Main. „Die Anwendung der Personalisierten Medizin ist medizinisch und pharmazeutisch unausweichlich“, erklärte der hessische Biotechnologiebeauftragte Professor Theodor Dingermann zum Auftakt. „Die Personalisierte Medizin bietet große Vorteile für die Patienten, die dadurch wirksamer und schonender behandelt werden können.“ Vertreter von Hochschulen und Firmen betonten, dass die Personalisierte Medizin nicht nur eine technologische Innovation, sondern einen Paradigmenwechsel in der Medizin darstelle: weg von der Behandlung von Krank-

heiten hin zur Behandlung des Patienten. Dies sei darin begründet, dass nun die persönliche genetische Ausstattung des Patienten in den Mittelpunkt gestellt werden könne. Dr. Thomas Niemann, Projektleiter von Hessen-Biotech, wies auf die hervorragenden Voraussetzungen Hessens für diesen innovativen Ansatz hin: „Mit unseren exzellenten Universitäten und Forschungseinrichtungen, F&E-starken KMUs und global agierenden Pharma-Unternehmen sind wir in Hessen optimal aufgestellt, um in dieser Disziplin ganz vorne mitzuspielen.“ Einige Herausforderungen müssen noch bewältigt werden, darunter wirtschaftliche und regulatorische Aufgaben der pharmazeutischen Industrie und ein gestärktes Bewusstsein bei Arzt und Patient für die Vorteile einer zielgerichtet einsetzbaren Personalisierten Medizin. Die Weichen dafür sind gestellt. ■

Dr. Thomas Niemann Hessen-Biotech Tel.: 0611 / 774-8646 E-Mail: thomas.niemann@hessen-agentur.de

Eine kleine Begleitausstellung rundete das InnovationsForum Personalisierte Medizin ab.

In der Podiumsrunde diskutierten die Referenten über die Personalisierte Medizin als Herausforderung für die Gesundheitswirtschaft (v. l. n. r: Prof. Dr. Theodor Dingermann, hessischer Biotechnologiebeauftragte, Prof. Dr. Simone Fulda, Institut für Experimentelle Tumorforschung in der Pädiatrie der Goethe-Universität Frankfurt und Dr. Rainer Wessel, Cluster Individualisierte ImmunIntervention CI3).

Rückblick Hessen-Biotech Lounge Bioökonomie Bioökonomie – die Biologisierung der Industrie

In inspirierender Atmosphäre an außergewöhnlichen Orten über die Zukunft der Branche diskutieren und sie selber mitgestalten, das ist die Idee der HessenBiotech Lounge. Nach dem erfolgreichen Veranstaltungsauftakt im Frühjahr vergangenen Jahres fand im Herbst im Frankfurter Kommunikationsmuseum die zweite Hessen-Biotech Lounge statt. Gastredner Dr. Holger Zinke, Gründer und Vorstand der BRAIN AG, referierte in seinem Vortrag „Bioökonomie – die Biologisierung der Industrie“ über das Potenzial und die Herausforderungen der industriellen Nutzung der Biotechnologie.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich: In Zeiten von Klimawandel, Verknappung fossiler Rohstoffe und einer steigenden Weltbevölkerung muss die Industrie umdenken, hin zu einer Ressourcen schonenden und wirtschaftlichen Produktion. Zwar setzen bereits viele Unternehmen biotechnologische Lösungen in der Produktion ein, entwickelt werden diese aber meist im Ausland. Um den globalen Anschluss als Wirtschaftsstandort nicht zu verlieren, muss laut Zinke mehr Kapital in die Branchen fließen, um Fortschritte schneller aus dem Labor auf den Markt zu bringen.

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Rückblick Medica 2011 Hessen präsentiert sich als internationales Zentrum der Medizintechnik

Hessen-Biotech war auch in 2011 wieder mit einem Gemeinschaftsstand (Halle 3, Stand 3G74) auf der Medica in Düsseldorf vertreten. Auf über 160 Quadratmetern präsentierten hessische Unternehmen und Einrichtungen der Medizintechnik ihre innovativen Produkte und Dienstleistungen. Dabei zeigte Hessen eine besondere Themen-Vielfalt, die von Brustimplantaten bis hin zu Diagnostikprodukten reichte. Neben den Präsentationsflächen der Mitaussteller gab es am Hessischen Gemeinschaftsstand auch eine große Gemeinschaftslounge, die optimale Rahmenbedingungen für Gespräche mit den ausstellenden Unternehmen bot. Ein besonderes Highlight war der internationale Hessen-Empfang am Gemeinschaftsstand. Unternehmen aus Nordamerika, die sich für den Standort Hessen oder eine Kooperation mit hessischen Unternehmen interessieren, konnten sich direkt vor Ort mit Vertretern hessischer Unternehmen austauschen und Kontakte knüpfen. Großer Andrang und zufriedene Aussteller am Hessischen Gemeinschaftsstand auf der Medica 2011 in Düsseldorf.

„Als einer der führenden Standorte für die Medizintechnologie präsentieren wir uns als Land Hessen

sehr bewusst auf einer internationalen Veranstaltung, um die Stärke unserer Region in diesem Bereich zu zeigen,“ erklärte Dr. Thomas Niemann, Projektleiter der Aktionslinie Hessen-Biotech, „und der Erfolg spricht für sich: Auch auf der Medica 2012 wird Hessen wieder mit einem großen Gemeinschaftsstand vertreten sein.“ Mit fast 4.600 Ausstellern gehört die Medica zu den weltweit größten Medizinmessen. Im letzten Jahr informierten sich hier mehr als 134.000 Fachbesucher aus über 100 Nationen über Innovationen und Weiterentwicklungen aus allen Bereichen der medizinischen Versorgung. Einen umfassenden Überblick über hessische Medizintechnik-Unternehmen bieten die Kompetenzatlanten Hessen-Biotech und Hessen-Medtech, die unter www.hessen-biotech.de zur Verfügung stehen. ■

HA Hessen Agentur GmbH Aktionslinie Hessen-Biotech Tel.: 0611 / 774-8646 E-Mail: thomas.niemann@hessen-agentur.de

Rückblick Pharma Forum 2011 Welche Medizin wollen wir uns künftig leisten? In der von Dr. Holger Bengs (ganz links) moderierten Podiumsrunde diskutierten Peter Hauptmann, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft des Saarlandes, Jutta Römpke-Bruckhaus von der Geschäftsstelle des Gemeinsamen Bundesausschusses, Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des vfa und Dr. Bernhard Kirschbaum von Merck Serono über die zukünftige Rolle des Pharmastandorts Deutschland und die Finanzierbarkeit der Gesundheitsversorgung.

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Zum bereits 9. Pharma Forum trafen sich im Herbst vergangenen Jahres Wissenschaftler und Unternehmer in Sankt Ingbert, um über die Zukunft der Arzneimittelentwicklung zu diskutieren. In insgesamt 15 Kurzvorträgen präsentierten sich Forschungseinrichtungen, junge Unternehmen sowie etablierte Pharmakonzerne, stießen dabei Kooperationen an und knüpften wichtige Kontakte. Eine begleitende Fachausstellung rundete das Pharma Forum ab. Wie wichtig der intensive Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft für die zukünftige Entwicklung von Arzneimitteln ist, verdeutlichten sowohl Dr. Bernhard Kirschbaum, verantwortlich für die weltweite Forschung und Entwicklung bei Merck Serono,

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und Professor Jochen Maas, Geschäftsführer „Forschung und Entwicklung“ der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, in ihren Vorträgen. Kirschbaum betonte auch, dass sich die Marktrisiken der Pharmaunternehmen durch die gestiegenen Kosten bis zur Zulassung neuer Medikamente und Wirkstoffe stark erhöht haben. Andererseits ist damit auch der Druck auf die Finanzierbarkeit der Gesundheitsversorgung angestiegen. Vor diesem Hintergrund wurde in einer Podiumsrunde die zukünftige Rolle des Pharmastandortes Deutschland diskutiert. Neben Bernhard Kirschbaum nahmen auch Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des vfa, Jutta Römpke-Bruckhaus von der Geschäftsstelle des Gemeinsamen Bundesausschusses sowie der Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft des Saarlandes, Peter Hauptmann, teil. Weitere Informationen zur Veranstaltung und zu den Referenten finden Sie im Internet unter www.pharma forum-sw.de. Das nächste Pharma Forum findet am 07. November 2012 im Rhein-Main-Gebiet statt.

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Perspektiven für Zell- und Gentherapeutika Vom 15. – 17. März 2012 findet auf dem Campus Westend der Goethe-Universität in Frankfurt die internationale Tagung „Perspectives in Cell- and Gene-Based Medicines“ statt. Gen- und Zelltherapeutika haben mittlerweile Einzug in die klinische Behandlung von Patienten erhalten. Besonders bei einzelnen monogenetischen Erkrankungen, konnten vielversprechende Fortschritte erzielt werden. Vektor-, Gentransfer- sowie Genreparaturmethoden für gezielte Anwendungen wurden entwickelt und haben das Instrumentarium der Gentherapie wesentlich erweitert. Auch das Einbringen eines gesunden Gens in Stammzellen von Patienten mit angeborenen Immundefekten zeigte bereits erste therapeutische Erfolge. Auch wenn sich die Anwendungsgebiete über sämtliche Fachrichtungen der Medizin ziehen, gibt es in der Gen- und Zelltherapie viele gemeinsame Herausforderungen. Elementar ist die Erforschung möglicher Sicherheitsrisiken sowie die regelrechte Herstellung, Gewinnung oder Prozessierung von Genvektoren oder therapeutischen Zellen.

Nur durch die intensive Zusammenarbeit von akademischen Forschern, biotechnologischen Unternehmen und regulatorischen Behörden sind diese anfänglichen Hürden zu überbrücken. Die Veranstaltung mit begleitender Ausstellung bietet optimale Möglichkeiten, direkt mit den Wissenschaftlern in den Dialog zu treten. Die Veranstaltung wird organisiert von der Deutschen Gesellschaft für Gentherapie, dem LOEWEZentrum für Zell- und Gentherapie (GCT) in Frankfurt, der Stiftung Hämotherapie-Forschung und dem Klinikum der Goethe-Universität. Hessen-Biotech unterstützt die Tagung. Weitere Informationen finden Sie unter www.cgm-frankfurt2012.de. ■

Das Zentrum für Zell- und Gentherapie (CGT) wird durch die hessische Landesinitiative LOEWE mit insgesamt rund 16 Millionen Euro unterstützt. Weitere Informationen unter www.loewe.hessen.de

Dr. Jörg Schüttrumpf DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg – Hessen E-Mail: j.schuettrumpf@blutspende.de.

Leben 3.0 – Treffpunkt Zukunft Am 14. März 2012 findet im Frankfurter CocoonClub der Kongress Leben 3.0 – Treffpunkt Zukunft statt.

Leben 3.0 – Treffpunkt Zukunft, eine in jeder Hinsicht zukunftsorientierte Veranstaltung. Bereits der Frankfurter CocoonClub verspricht allein durch seine futuristische Architektur eine besondere Atmosphäre. Was beim Raum beginnt, setzt sich in innovativen Formaten und Inhalten von „Leben 3.0“ fort. Zu Beginn präsentiert Trendforscher Sven Gabor Jánszky, wie unser Leben in Zukunft aussehen wird. Der Veranstaltungsschwerpunkt liegt auf den „Lebens welten“, die in unserem Alltag eine zentrale Rolle spielen: > Gesundheit & Ernährung > Arbeit und Bildung > Mobilität, Stadt & Raum > Wohnen & Freizeit Dass innovative, technologische Lösungen ein fester Bestandteil dieser Lebenswelten sind, verdeutlichen uns unter anderem Experten wie Professor Thomas Heimer von der Hochschule RheinMain, Professor

Hannes Utikal von der Provadis Hochschule oder Klaus Burmeister von Z_Punkt The Foresight Company. Nicht unbeachtet bleiben die großen Herausforderungen im Klimaschutz und in der Energieversorgung, die Globalisierung und demografische Entwicklung mit sich bringen und die ohne Innovationen und weitere interdisziplinäre Vernetzung nicht zu lösen sein werden. So wird uns beispielsweise Louis Palmer berichten, wie er mit seinem Solartaxi klimaneutral die Welt umrundete. „Leben 3.0“ bringt die Zukunft einer technologieorientierten Gesellschaft auf den Punkt – mit Impulsen namhafter Zukunftsexperten, erkenntnisreichen Workshops und kontroversen Diskussionsrunden. Weitere Informationen stehen unter www.lebendreipunktnull.net zur Verfügung.

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Vermischtes aus Hessen

Widerstandsfähiger Raps mit hohem Ertrag Gießen – Wissenschaftler der Universität Gießen (JLU) um Privatdozent Dr. Rod Snowdon vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung I sind an zwei Forschungskonsortien beteiligt, mit dem Ziel, die Widerstandskraft und den Ertrag von Raps zu verbessern. Die Projekte werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit über fünf Millionen Euro gefördert, weitere Mittel stammen von Unternehmen. An die JLU fließen für beide Projekte zusammen rund 700.000 Euro vom BMBF. Das Projekt „CONVIGOUR“ wird durch das europäisch-kanadische Forschungsprogramm „Knowledge-based Bioeconomy“ für drei Jahre gefördert. Die Forscher werden neue Hochdurchsatztechnologien zur chemischen und visuellen Analytik sowie zur Genomanalyse für eine detaillierte Untersuchung der Triebkraft in genetisch unterschiedlichen Rapssorten einsetzen. Das Projekt „Pre-Breed Yield“ vereint sieben wissenschaftliche Institutionen mit sieben deutschen Rapszuchtunternehmen. Ziel ist die Erstellung und detaillierte Charakterisierung von neuen Rapspopulationen. Diese sollen als Grundlage für neue Züchtungen mit erhöhtem ErRapsfelder bei Rauischholzhausen im Ebsdorfergrund/ Mittelhessen trag auch bei Trockenstress oder re(Quelle: Rod Snowdon) duzierter Düngung dienen. ■

www.uni-gießen.de

Wissenschaftlerin für Arbeit an nachwachsenden Bypassgefäßen ausgezeichnet Bad Nauheim – Dr. Kerstin Troidl vom Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung hat für ihre Forschung über das Wachstum natürlicher Bypassgefäße den mit 5.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) erhalten. Ein Herzinfarkt und die so genannte Schaufensterkrankheit, bei der Patienten wegen Schmerzen in den Beinen immer wieder stehen bleiben, haben ähnliche Ursachen: Durchblutungsstörungen, ausgelöst durch Verengungen in den Arterien. Oft ist dann eine Bypassoperati- Dr. Kerstin Troidl (Quelle: MPI) on das Mittel der Wahl. Dabei kann der Körper selbst Umgehungskreisläufe wachsen lassen. Wie er das macht, warum das Wachstum oft nur unzureichend ist und wie man das Wachstum natürlicher Bypassgefäße verbessern kann, erforscht Troidl. Der Gefäßforscherin ist nun im ersten Schritt gelungen, das Gewebe dieser wachsenden Gefäße zu isolieren und anschließend auf molekularer Ebene zu analysieren. Für das Forschungsprojekt kooperiert sie mit der Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie des Klinikums der Universität Frankfurt. Zudem wurde sie von der Klinik mit einem Habilitationsstipendium ausgestattet. ■

Nachwuchsforscher erhält Starting Grant der EU Frankfurt am Main – Dr. Christian Behrends vom Institut für Biochemie II der Goethe-Universität erhält vom European Research Council (ERC) einen „Starting Independent Researcher Grant“. Mit dem Programm werden europaweit kreative Wissenschaftler und zukunftsweisende Projekte gefördert. Mit den bewilligten Mitteln in HöDr. Christian he von 1,6 Millionen Euro will Behrends weitere MitarBehrends beiter einstellen und ein in Frankfurt bisher noch nicht vorhandenes, hochspezialisiertes Screening System anschaffen. Behrends‘ Forschungsgebiet ist die Autophagie. Das ist ein Mechanismus, mit dem Zellen nicht mehr benötigte Proteine, beschädigte Zellorganellen oder eingedrungene Bakterien abbauen. Manchen Bakterien gelingt es, diesem Abwehrmechanismus zu entgehen. Um das zu verstehen, möchte Behrends die Wechselwirkung zwischen Körperzellen und Pathogenen genauer untersuchen. Dazu kombiniert er biochemische, zellund infektionsbiologische Ansätze mit Methoden der Proteomic und hochauflösenden bildgebenden Verfahren. Das High Content Screening System wird dabei eine wertvolle Hilfe sein.

Gießener Mediziner suchen nach Impfstoff gegen MRSA Gießen – Der Fachbereich Medizin der Universität Gießen widmet sich in einem Forschungsprojekt der Bekämpfung des Krankenhaus-Keims MRSA. Die Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie hat mit dem Department of Orthopaedic Surgery, Rochester, New York, USA, die Ausschreibung für das „Clinical Priority Programm: Bone Infection“ der renommierten wissenschaftlichen Gesellschaft AO Trauma (Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen) gewonnen, das mit Forschungsgeldern in Höhe von drei Millionen Schweizer Franken verbunden ist. Antragsteller sind Professor Volker Alt und Klinikdirektor Professor Reinhard Schnettler. Ziel ist die Entwicklung und Erprobung eines Impfstoffes gegen den „Hospitalkeim“ MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) zur Verbesserung der Prävention und Therapie bei Knocheninfektionen mit diesem Bakterium. Des Weiteren soll durch weltweite Datensammlung von Patienten mit Knocheninfektionen ein „Infektionsregister“ entstehen. ■

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Neu entdeckte Mikroorganismen verwerten CO2 besonders gut

Kasseler Biologe neuer Präsident der Gesellschaft für Genetik (GfG)

Zwingenberg – In der Kooperation von RWE Power und BRAIN konnte zwei Jahre nach Projektstart ein vielversprechendes Zwischenergebnis erreicht werden. Spezialisierte und hierfür eigens entwickelte Mikroorganismen können CO2-haltige Rauchgase aus Braunkohlenkraftwerken direkt als Futter verwerten und selbst bei einer Temperatur von 60 Grad Celsius wachsen. Ziel des Projektvorhabens ist es, CO2 aus Kraftwerksabgasen mithilfe von Mikroorganismen in Biomasse oder direkt zu Wertstoffen umzuwandeln. Die Mitarbeiter der BRAIN haben im Rahmen des Projektes mehr als 3.000 Mikroorganismen überprüft. 1.000 erfüllten das Anforderungsprofil. 29 Kandidaten, die besonders gute Wachstumseigenschaften aufzeigten, haben die Forscher ausgewählt. Davon waren zehn Mikroorganismen bisher noch nicht bekannt beziehungsweise noch nicht beschrieben. Das hat die genetische Charakterisierung der Mikroorganismen ergeben. Das Konsortium ist von den ersten Resultaten aus dem Projekt so überzeugt, dass das Programm weiter ausgebaut werden soll. Ziel ist es, einen nachhaltigen Beitrag zur CO2-Nutzung in einem industriell skalierbaren System zu liefern.

Kassel – Professor Wolfgang Nellen ist neuer Präsident der Gesellschaft für Genetik (GfG). Zu Vizepräsidenten der GfG wurden Professor Manfred Schartl (Uni Würzburg) und Professor Frank Kempken (Uni Kiel) gewählt. Die AmtsProf. Dr. zeit des neuen Vorstands beträgt zwei Jahre. Wolfgang Nellen Die Genetik ist eine Schlüsselwissenschaft der modernen Biologie und in jeder Teildisziplin absolut erforderlich. Aber auch im Alltag und in der Politik spielt die Genetik eine wesentliche Rolle, sei es bei der kontroversen Diskussion um die grüne Gentechnik, bei der Gendiagnostik oder bei der systematischen Aufnahme von Biodiversität. Zu den großen Herausforderungen von Biologie und Genetik gleichermaßen zählt Nellen die Aufgabe, Wissenschaft verständlich zu machen und in der Öffentlichkeit den wissensbasierten Dialog zu fördern. Gleichzeitig sieht er eine Gefährdung der Forschung durch Bürokratisierung und teilweise unverständliche Reglementierung. So wird die GfG in Zukunft gemeinsam mit anderen Fachgesellschaften und dem Dachverband der Biowissenschaften für eine transparente Wissenschaft und für die Sicherung des Forschungsstandorts Deutschland arbeiten. Der 62-Jährige leitet seit 1995 das Fachgebiet Genetik an der Uni Kassel. Seit November 2011 führt er auch den Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO).

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Medizinische Instrumente ressourcenschonend und günstig sterilisieren Gießen – An einer umweltschonenden und kostengünstigen Sterilisierung von medizinischen Instrumenten forscht das Team um Professor Hans-Martin Seipp von der Technischen Hochschule Mittelhessen gemeinsam mit Partnern aus der Industrie. Bei dem Vorhaben geht es um die Optimierung des Energieund Wassereinsatzes bei der Dampfsterilisation. Bislang werden die medizinischen Geräte zunächst mit chemischen Lösungen gereinigt, bei 95 Grad desinfiziert und mit Heißluft getrocknet. Anschließend werden sie in Dampf-Großsterilisatoren zur Abtötung von Keimen bei 134 Grad sterilisiert, heruntergekühlt und im Vakuum getrocknet. Für den AufbereitungsproUm die ressourcenschonende Sterilisation medizinischer Instrumente geht es im Forschungsprojekt von zess sind große Mengen an Prof. Hans-Martin Seipp, Pascal Simon, Tobias Ott, Energie und Wasser nötig. Can Baysay, Cihad Yüsün und Horst Bartz (von links). Energierückgewinnung und die Weiterverwendung des genutzten Wassers sind bisher nicht üblich. Daher soll ein Verbundsystem realisiert werden, das die Wärmeenergie und das benötigte Wasser mehrfach nutzt. Geprüft werden soll auch, ob im Reinigungsprozess nicht weiter verwertbare Ressourcen in andere energietechnische Systeme eingespeist werden können. Für Krankenhäuser bedeutet das neue System eine erhebliche Kostenersparnis. ■

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Bio.logis schließt Serie-B-Finanzierungsrunde über 4,3 Millionen Euro ab Frankfurt am Main – Die auf genetische Analysen und Informationsdienstleistungen spezialisierte bio.logis GmbH gab im Dezember 2011 den Abschluss einer Kapitalisierungsrunde der Serie B von 4,3 Millionen Euro bekannt. Das Konsortium besteht aus der VRP Venture Capital Rheinland Pfalz GmbH & Co. KG II als Lead Investor, der durch die EVP Capital Management AG (Frankfurt) betreut wird. Weitere Investoren sind die KfW (Bonn), Catagonia Capital (Berlin) sowie private Investoren. Bio.logis ist weltweit die erste ärztlich-diagnostische Institution, die mit „personal genomics services“ (PGS) persönliche genetische Informationen für Kunden und deren Ärzte medizinisch nutzbar macht. PGS beinhaltet Informationen, die zum Beispiel zur Verbesserung von Medikamententherapien, Vorsorge bei Kinderwunsch und Prävention verwendet werden können. Ergebnisse der Genanalysen, Handlungsoptionen und Befunde werden den Nutzern über ein IT Portal zugänglich gemacht. Im Zuge der Kapitalisierungsrunde und bundesweiten Expansion wird bio.logis eine Zweigstelle in Mainz errichten. ■

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Sicherer Zugang zum Herzen

Marburger Biochemiker gehört zu den „Top-Talenten“ der Wissenschaft

Marburg – Eine Erfindergruppe unter Marburger Leitung hat ein europäisches Patent für ein neuartiges Verfahren erhalten, das eine zuverlässige Fixierung und Manipulation von Geweben ermöglicht. Der so genannte „AttachLifter“ des Teams um Professor Dr. Heinz Rupp und Professor Dr. Bernhard Maisch von der Philipps-Universität kann prinzipiell für jedes ansaugbare Gewebe eingesetzt werden.Der operative Einsatz von Vorrichtungen zur Fixierung und therapeutischen Behandlung insbesondere von Geweben, die empfindliche Organe umgeben, ist mit außerordentlich hohen medizintechnischen Anforderungen verbunden. Vor allem im Rahmen eines minimal-invasiven Eingriffes am Herzen, der keine unmittelbare Sichtkontrolle erlaubt, muss eine verlässliche Anheftung und Fixierung von Gewebe unbedingt gewährleistet sein. So kann etwa eine versehentliche Verletzung des Herzmuskels binnen weniger Minuten zum Tod führen. Der Einsatzbereich des „AttachLifter“ ist beträchtlich. Als wichtiges Anwendungsfeld sehen die Wissenschaftler derzeit die Behandlung einer lebensbedrohlichen akuten Perikardtamponade, die nur mit dem AttachLifter am Krankenbett ohne die sonst erforderliche Röntgenkontrolle risikolos durchgeführt werden kann. Ziel ist es, den AttachLifter als Notfallinstrument in entsprechende Kliniken als Einmalgerät einzuführen. ■

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BRAIN und Autodisplay Biotech kooperieren Zwingenberg – Die BRAIN AG und die Autodisplay Biotech GmbH geben eine Zusammenarbeit im Bereich der Entwicklung von innovativen zellulären Screening Systemen bekannt. Ziel der strategischen Kooperation ist es dabei, die Vorzüge der Exposition von kosmetisch relevanten, humanen Zielmolekülen an der Oberfläche von im Screening einzusetzenden Zellen für die Suche nach neuen Kosmetik-Wirkstoffen zu nutzen. Mit Autodisplay Biotech kooperiert BRAIN mit einem Technologieführer auf dem Gebiet der bakteriellen Oberflächenexpression, welcher die bei BRAIN vorgehaltenen Screening-Systeme optimal ergänzt und so die Technologieplattform strategisch ausweitet. Für BRAIN ist die künftige Zusammenarbeit ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Unternehmensstrategie, das Kooperationsgeschäft mit Technologieunternehmen innerhalb der Forschung und Entwicklung von neuartigen Kosmetik-Wirkstoffen zu intensivieren. Für Autodisplay Biotech beinhaltet die Kooperation mit BRAIN eine konsequente Weiterentwicklung ihrer Technologie. Der Einsatz der Oberflächenexpression und ihre direkte Anwendung bietet in dem Projekt eine maßgeschneiderte Lösung für die Identifizierung bioaktiver Substanzen. ■

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Marburg – Der Marburger Biochemiker Professor Gerhard Schratt zählt zu den 40 wissenschaftlichen Top-Talenten unter 40 Jahren, die das Wirtschaftsmagazin „Capital“ alljährlich ermittelt. Die Zeitschrift hat in ihrer DezemberAusgabe zum fünften Mal seit 2007 jeweils 40 Prof. Dr. Gerhard Schratt Top-Talente aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft sowie Staat und Gesellschaft unter 40 Jahren vorgestellt. Schratt ist Leiter des Instituts für Physiologische Chemie der Philipps-Universität. Seine wissenschaftliche Arbeit gilt der Fähigkeit neuronaler Netzwerke, sich ständig auf neue Erfahrungen und eine veränderte Umwelt einzustellen – eine Hirnleistung, die bei psychiatrischen Störungen wie zum Beispiel Autismus und Schizophrenie gestört sein kann. Der Biochemiker geht davon aus, dass eine kürzlich entdeckte Klasse von Molekülen hierfür von Belang ist, die als mikroRNAs bezeichnet werden. In Nervenzellen verhindern bestimmte mikroRNAs, dass es zu unkontrolliertem Wachstum von Synapsen kommt. Schratt möchte diesen Zusammenhang mit einer Vielzahl neuartiger Forschungsansätze aufklären, unter anderem mit bildgebenden Verfahren sowie mit genetischen Experimenten an Modellorganismen. Erst Anfang dieses Jahres erhielt Schratts Arbeit zu den molekularen Grundlagen neuronaler Schaltkreise höchste Anerkennung durch einen der begehrten „Starting Grants“ des Europäischen Forschungsrates, durch den die Forschung des Biochemikers mit 1,45 Millionen Euro unterstützt wird. ■

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Zedira lizensiert Wirkstoff zur Behandlung der Zöliakie in Europa an Dr. Falk Pharma Darmstadt – Die Zedira GmbH hat die Rechte in Europa an dem Wirkstoffkandidaten ZED-101 zur Behandlung der Zöliakie exklusiv an die Dr. Falk Pharma GmbH vergeben. Im Rahmen der Vereinbarung übernimmt die Dr. Falk Pharma GmbH die weitere Entwicklung und klinische Prüfung des Wirkstoffs und den späteren Vertrieb des Medikamentes. Die Zöliakie ist die häufigste chronische Entzündung des Dünndarms. Hervorgerufen wird die Autoimmunerkrankung durch Gluten (Klebereiweiß) bei rund einem Prozent der westlichen Bevölkerung. Das Darmstädter Unternehmen Zedira ist Spezialist für solche Erkrankungen, die mit Transglutaminasen in Zusammenhang stehen. Zedira produziert und vermarktet Spezialreagenzien für Forschung und Entwicklung sowie Diagnostika. Auf Basis selektiver Blocker von Transglutaminasen fokussiert sich das Unternehmen auf die frühen Phasen der Wirkstoffentwicklung. ■

www.zedira.com

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Biotech>inside

Wo ist Biotechnologie drin? Bundesweite Informationsinitiative Biotech>inside Der Nutzen heutiger Enzymanwendungen ist in der Öffentlichkeit bisher wenig bekannt. Dass Waschmittel schon bei niedrigen Temperaturen wirksam sind, dass Brötchen aus gekühlten Teiglingen jederzeit frisch und knusprig gebacken werden können und vieles mehr, verdanken wir diesen hochaktiven Eiweißkörpern. Doch wie funktionieren diese Helfer der Natur? Und wo sind sie überall einsetzbar? Welches Potenzial bieten sie uns in Zukunft?

durch die Forschungslabore des weltweit größten Enzymproduzenten informierten sich Studenten sowie Vertreter aus Politik und Medien über die Nutzung bewährter und neuer Enzyme für die Lebensmittel-, Kosmetik-, Waschmittel- und Textilindustrie. Biotech>inside hat einen sehr guten Einblick in die ökonomischen und ökologischen Potenziale der Biotechnologie ermöglicht und damit einen großen Beitrag zur Akzeptanz der industriellen Nutzung biologischer Wirkstoffe geleistet.

Unter dem Motto Biotech>inside fanden Ende letzten Jahres deutschlandweit verschiedene Aktionen zum Thema Biotechnologie statt. Ins Leben gerufen wurde die Informationsinitiative vom Arbeitskreis der deutschen Bioregionen. Ziel von Biotech>inside ist es, Vertretern aus Medien und Politik einen lebendigen Eindruck zu vermitteln, was Biotechnologie alles ist und kann. Eines der Highlights von Biotech>inside war der Infotag bei der AB Enzymes GmbH in Darmstadt. Während einer Führung

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Zu Besuch bei AB Enzymes in Darmstadt.

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Veranstaltungen/Termine 14. März 2012

Frankfurt am Main

Leben 3.0 – Treffpunkt Zukunft ■ www.lebendreipunktnull.net 15. – 17. März 2012

Frankfurt am Main

Perspectives in Cell- and Gene-Based Medicines ■ www.cgm-frankfurt2012.de 16. – 19. April 2012

Shenzhen, China

Die Aktionslinie Hessen-Biotech ist eine Maßnahme des

Hessischer Gemeinschaftsstand auf der China Medical Equipment Fair (CMEF)

Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Jens Krüger Kaiser-Friedrich-Ring 75 D-65189 Wiesbaden Telefon: 0611/815-2493, Fax: 0611/815-492493 E-Mail: jens.krueger@hmwvl.hessen.de Internet: www.wirtschaft.hessen.de

■ www.hessen-agentur.de 19. April 2012

Wiesbaden

Beratungstag „Hessen ModellProjekte – Förderung angewandter F&E-Projekte“

Projektträger ist die

■ www.innovationsfoerderung-hessen.de 23. April 2012

HA Hessen Agentur GmbH Dr. Thomas Niemann (Projektleiter), Miriam Schroer Abraham-Lincoln-Straße 38–42 D-65189 Wiesbaden Tel.: 0611/774-8610, Fax: -8620 E-Mail: thomas.niemann@hessen-agentur.de miriam.schroer@hessen-agentur.de Internet: www.hessen-biotech.de www.hessen-agentur.de

Frankfurt am Main

Workshop der Frankfurt Bio Tech Alliance: Pharmastandort Deutschland – quo vadis? ■ www.biotech-alliance.de 9. – 10. Mai 2012

Frankfurt am Main

Impressum

Deutsche Biotechnologietage

Herausgeber Aktionslinie Hessen-Biotech HA Hessen Agentur GmbH Abraham-Lincoln-Str. 38–42 D-65189 Wiesbaden

■ www.biotechnologietage-2012.de 31. Mai 2012

Marburg

SYNMIKRO – Antibiotika in Forschung und Entwicklung

Redaktion Miriam Schroer, HA Hessen Agentur GmbH

■ www.cib-frankfurt.de 18. – 22. Juni 2012

Gestaltung Piva & Piva, Studio für visuelles Design, Darmstadt

Frankfurt am Main

ACHEMA ACHEMA-Partnering - Zugang zu vergünstigten Konditionen

Druck Werbedruck GmbH Horst Schreckhase, Spangenberg

■ www.een-hessen.de/achema2012 ■ www.achema.de

Erscheinungsweise 4-mal pro Jahr (kostenlos)

21. August 2012

Frankfurt am Main

Founding Angels Gründer-Workshop ■ www.cib-frankfurt.de 20. September 2012

Frankfurt am Main

CIB Partnering Konferenz ■ www.cib-frankfurt.de 7. November 2012

Rhein-Main-Gebiet

Pharma Forum

Auflage 3.300 Exemplare Newsletter-Abonnement www.hessen-biotech.de Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und die Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die in der Veröffentlichung geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen.

Die Aktionslinie Hessen-Biotech wird kofinanziert aus Mitteln der Europäischen Union.

■ www.pharmaforum-sw.de

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