Hessen-Biotech nEWS 1/2014

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Hessisches Ministerium f端r Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung www.hessen-biotech.de

Hessen-Biotech NEWS Fraunhofer-Projektgruppe f端r Translationale Medizin und Pharmakologie: Vom Uni-Labor in die Anwendung N-Zyme BioTec GmbH: Die Olive als molekulare Schatzkammer Science4Life Venture Cup 2014 Horizont 2020: Neues Rahmenprogramm f端r Forschung und Innovation der EU Bioelektrochemie: Bakterien unter Strom Industrielle Biotechnologie: Neue Wege durch Kooperationen

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Liebe Leserinnen und Leser, Internationalisierung und Kooperationen eröffnen Unternehmen Möglichkeiten, innovative Technologien und Produkte zu entwickeln, zu vermarkten und neue Märkte zu erschließen. In Hessen unterstützen wir insbesondere kleine und mittlere Unternehmen dabei, entsprechende Netzwerke aufzubauen und von den verschiedenen Angeboten zu profitieren. So bietet das PharmaForum innovativen Unternehmen und Wissenschaftlern eine Plattform, ihre Forschungsergebnisse und Technologien zu präsentieren und Kontakte zu den großen Pharmaunternehmen zu knüpfen. Auch Gemeinschaftsstände auf den Leitmessen der Branchen und Wirtschaftsdelegationsreisen können sich für Unternehmen als Sprungbrett in den internationalen Markt erweisen. So war zum Beispiel der von Hessen-Biotech organisierte hessische Firmengemeinschaftsstand auf der MEDICA, der weltweit größten Medizintechnikmesse, auch in diesem Jahr ein großer Erfolg für die ausstellenden Unternehmen und den Medizintechnikstandort Hessen.

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INHALT 2

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Forschungs- und Dialogplattform für die Pharma- und Gesundheitsbranche entsteht

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Antikörper gegen Hepatitis-B-Virus aus Algen

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Pharmastandort Deutschland im internationalen Wettbewerb

Science4Life Venture Cup 2014 geht in die finale Phase

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Lampen aus Kaffeesatz und Brillen aus Fischschuppen

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Hessens Wirtschaftsminister Florian Rentsch zu Gast bei der humatrix AG im BiotechnologiePark Pfungstadt

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MEDICA 2013

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PharmaForum 2013

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Hessen-Biotech, R-Biopharm und der Cluster Ci3 auf der PerMediCon 2014

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Wirtschaftsminister Florian Rentsch informiert sich auf Clusterkonferenz über Fortschritte in der Immuntherapieforschung

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Biotechnica 2013: Marktplatz „Personalisierte Medizintechnologien“

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Förderprogramm Horizont 2020

Neues von Ci3

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EEN Kooperationsangebote Internationale Geschäftspartnersuche

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Internationale Kooperationsdatenbank des Netzwerkes

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Aktuelle Profile aus der Kooperationsdatenbank

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BioFuture Bioelektrochemie: Bakterien unter Strom

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Nachrichten aus der Wirtschaft

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Nachrichten aus der Wissenschaft

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Broschürenbestellung/Faxformular

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Neues von CIB Frankfurt 8

Wissenschaft im Porträt Translationale Medizin: Vom Uni-Labor in die Anwendung

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Hessen-Mix

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Industrielle Biotechnologie: Neue Wege durch Kooperationen

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Florian Rentsch Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

GDCh-Wissenschaftsforum CHEMIE 2013 ein voller Erfolg

Bio Japan 2014 vom 15. bis 17. Oktober in Yokohama

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In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine interessante Lektüre der ersten Ausgabe der Hessen-Biotech NEWS 2014 und zahlreiche Anregungen für Ihre künftigen Entwicklungsprozesse.

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Hessen-Biotech Aktuell Neue Potenziale für die Nanotechnologie in der Medizin

Neben Veranstaltungen, Messen und Delegationsreisen unterstützen wir Unternehmen zudem beim Zugang zu europäischen Forschungs- und Förderprogrammen, etwa dem EU-Programm Horizont 2020 und durch die Kooperationsdatenbank des Enterprise Europe Network (EEN). Wir bieten Möglichkeiten zur Vernetzung mit passenden Forschungs-, Entwicklungs- und Vertriebspartnern.

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Wirtschaft im Porträt Die Olive als molekulare Schatzkammer

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Biotech im Alltag Mit Zucker gegen Gerüche

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Veranstaltungen / Termine / Impressum

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Hessen-Biotech Aktuell

Neue Potenziale für die Nanotechnologie in der Medizin Neue Veranstaltungsreihe gestartet

Die Kombination aus Nanotechnologie und Medizin schürt die berechtigte Hoffnung, dass sich bislang unheilbare Krankheiten zukünftig besser behandeln lassen. In einer neuen Veranstaltungsreihe der Aktionslinie Hessen-Nanotech, in Kooperation mit der Aktionslinie Hessen-Biotech, sollen Möglichkeiten in den Bereichen „Monitoring und Diagnostik“, „Therapie“ und „Regenerative Medizin“ aufgezeigt und diskutiert werden. „Mit der neuen Veranstaltungsreihe wollen wir die Brücke zwischen Wissenschaft und Industrie schlagen, um Forschungsergebnisse so schnell wie möglich in die Anwendung zu überführen“, betonte Dr. Rainer Waldschmidt, Geschäftsführer der Hessen Trade & Invest GmbH.

erst im Tumor abgeben. Die aap Biomaterials GmbH aus Dieburg will Implantate zur Frakturversorgung und andere Implantate mit Nanosilber ausrüsten, um lebensgefährliche Infektionen zu verhindern, wie Christoph Sattig, Director Research & Development bei aap Biomaterials, berichtete.

Die Auftaktveranstaltung fand am 4. Dezember im Industriepark Höchst in Frankfurt am Main statt und gab einen einführenden Überblick über die Potenziale der Nanotechnologie in der Medizin: Da gegen aggressive Gehirntumore Operationen, Strahlenoder Chemotherapien oft nicht helfen, entwickelt zum Beispiel Professor Dr. Jörg Kreuter von der Goethe-Universität Frankfurt Nanopartikel als Träger für Antikrebsmittel. Die winzigen Teilchen können die Blut-Hirn-Schranke passieren und sollen ihre Ladung

Die nächste Veranstaltung findet am 12. Februar 2014 in Marburg statt.

Dass die Akteure aus Wissenschaft und Industrie nicht nur die Chancen der Nanomedizin, sondern auch mögliche Risiken immer im Blick haben, wurde beim abschließenden Podiumsgespräch deutlich. Einig waren sich jedoch alle Beteiligten über die enormen Potenziale der Nanotechnologie und die Notwendigkeit einer gezielten Kommunikation.

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Ansprechpartnerin: Nicole Holderbaum Aktionslinie Hessen-Nanotech Hessen Trade & Invest GmbH Tel.: 0611 / 95017-8634 E-Mail: nicole.holderbaum@htai.de www.hessen-nanotech.de/nanomedizin

GDCh-Wissenschaftsforum CHEMIE 2013 ein voller Erfolg Rund 2.000 Wissenschaftler aus Hochschule und Industrie trafen sich vom 1. bis 4. September im Kongresszentrum darmstadtium zum GDCh-Wissenschaftsforum CHEMIE 2013. Die unter anderem von der Hessen Trade & Invest GmbH unterstützte Konferenz bot den Teilnehmern mit rund 300 Vorträgen und über 400 Posterbeiträgen zahlreiche Ansatzpunkte zum intensiven Austausch. Zudem präsentierten rund 25 Unternehmen der chemischen und pharmazeutischen Industrie ihre Produkte und Dienstleistungen. Abgerundet wurde das Programm durch eine Jobbörse, die sich vor allem an Chemikerinnen und Chemiker richtete, die kurz vor dem Abschluss ihres Studiums standen oder dieses kürzlich erfolgreich beendet hatten.

GDCh-Geschäftsführer Professor Dr. Wolfram Koch: „Die Vorträge zeigten es erneut: Es gibt kaum eine spannendere und nach Jahrhunderten noch so lebendige und immer aktueller werdende Wissenschaft wie die Chemie. Gibt es überhaupt eine Wissenschaft, die wichtiger wäre?“ Nach Frankfurt 2009 zeigte sich durch den großen Erfolg des Wissenschaftsforums CHEMIE 2013 in Darmstadt einmal mehr die Attraktivität Hessens als Veranstaltungsort. In zwei Jahren wird der Kongress in Sachsens Landeshauptstadt Dresden gastieren.

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Pharmastandort Deutschland im internationalen Wettbewerb 2. Jahrestagung „House of Pharma“ diskutierte die Herausforderungen des Gesundheitsmarktes

Die Pharmaindustrie ist einer der zentralen Wachstumsmärkte der Zukunft. Jährlich tätigen Unternehmen hohe Investitionen in die Forschung und Entwicklung neuer Arzneimittel. Trotz intensiver Forschungsleistungen und neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse stagnieren jedoch die Zulassungszahlen für neue Arzneimittel. Rund 350 hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden trafen sich zur 2. Jahrestagung „House of Pharma“, um die Gründe und Lösungsansätze zu diskutieren. In Impulsvorträgen und Podiumsdiskussionen wurden insbesondere fehlende Planbarkeit und das aktuelle System zur Nutzenbewertung als Hemmnisse bei Arzneimittelzulassungen angeführt. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier sprach das Grußwort zur 2. Jahrestagung House of Pharma (Foto: Convent Kongresse GmbH)

In kleineren Workshops informierten und diskutierten Unternehmen, Verbände und öffentliche Einrichtungen über spezielle Themen, etwa produktneutrale Ärztefortbildungen, Open-Innovation-Kon-

zepte, Personalisierte Medizin sowie den Kostendruck im Gesundheitssystem. Die Aktionslinie Hessen-Biotech des hessischen Wirtschaftsministeriums richtete einen Workshop zur Bedeutung der Diagnostik in der Gesundheitsvorsorge aus und war in der begleitenden Ausstellung präsent. Gemeinsam mit dem Enterprise Europe Network Hessen informierte sie über den Pharmastandort Hessen, die ansässigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen sowie über Fördermöglichkeiten und die Vermittlung von Kooperationspartnern. Auch wenn im Rahmen der Veranstaltung nicht alle Fragen geklärt wurden, so waren sich die Akteure doch einig, dass Lösungsansätze und Verbesserungen nur im gemeinsamen Austausch erarbeitet werden können. Die Initiative „House of Pharma“ bietet hierfür eine Plattform und verfolgt das Ziel, den Pharmastandort Rhein-Main nachhaltig zu stärken und die Wettbewerbsfähigkeit für die Zukunft zu sichern.

Lampen aus Kaffeesatz und Brillen aus Fischschuppen Abendveranstaltung der Reihe „Material formt Produkt“ zu biobasierten Materialien und Produktionsprozessen

Reißfeste Fasern auf Basis von Proteinen, bioinspirierte Klebstoffe mit selbstheilenden Eigenschaften und Holzersatzwerkstoffe auf Basis von Bagasse – dies sind einige Beispiele einer Entwicklung, die in den nächsten Jahren an Intensität gewinnen wird: die „Biologisierung der Industrie."

Therm® e. K., setzt auf die natürlichen Dämmeigenschaften und brandhemmenden Qualitäten des Fasermaterials von Neptunbällen, einer Seegraspflanze. Er sammelt sie an Mittelmeerstränden und setzt das Material erfolgreich als Stopfwolle, Schüttund Einblasdämmung ein.

Dr. Holger Zinke, BRAIN AG, erläuterte: „Wir sehen in der Verwendung von Naturstoffen, Proteinen und biologischen Katalysatoren die Zukunft einer neuen Bioökonomie.“ Am Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz erforscht das Team von Dr. Aránzazu del Campo die Entwicklung bioinspirierter Klebstoffe und deren möglichen Einsatz in Industrie und Medizin. Auch biologische Reststoffe eignen sich zur Herstellung innovativer Werkstoffe: Holger Held, Dekodur GmbH, erläuterte, wie aus Bagasse, einem Abfallprodukt bei der Zuckergewinnung, ein Plattenmaterial für Interiordesigner als Holzersatz entwickelt wurde. Professor Richard Meier, Neptu-

Neben Wissenschaftlern und Produzenten glauben auch Designer und Architekten an die steigende Bedeutung biobasierter Werkstoffe und Produkte, beispielsweise Lampen aus Kaffeesatz, Brillen aus Fischschuppen oder Solarzellen aus Traubensaft. Die Veranstaltung „Biobasierte Materialien und Produktionsprozesse“ aus der Reihe „Material formt Produkt“ der Aktionslinie Hessen-Nanotech, in Kooperation mit der Aktionslinie Hessen-Biotech, fand im Bauhaus Campus der BRAIN AG in Zwingenberg statt. www.hessen-nanotech.de/material-formt-produkt

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MEDICA 2013 Erfolgreicher Auftritt des hessischen Firmengemeinschaftsstandes

Vom 20. bis 23. November 2013 fand in Düsseldorf die MEDICA statt. Auf der weltweit größten und wichtigsten Medizintechnikmesse informierten sich 132.000 Besucher aus über 120 Ländern bei mehr als 4.600 Ausstellern aus 66 Nationen über die neuesten Entwicklungen und Innovationen rund um die Medizintechnik. Traditionsgemäß war das Land Hessen mit einem Firmengemeinschaftsstand auf der MEDICA vertreten. Innovative Unternehmen aus Hessen präsentierten dort ihre Technologien und Produkte dem internationalen Fachpublikum. Hessen-Biotech informierte, gemeinsam mit dem Standortmarketing der Hessen Trade & Invest GmbH, über Hessen als Standort für die Biotechnologie und Medizintechnik sowie über Ansiedlungs- und Kooperationsmöglichkeiten. Zum traditionellen Hessen Get-Together auf dem Gemeinschaftsstand trafen sich rund 80 Vertreter hessischer und amerikanischer Unternehmen zum

Aussteller auf dem hessischen Gemeinschaftsstand

Networking bei einem kleinen Snack und hessischem Wein.

n BAG Health Care GmbH n BioSciTec GmbH

n bioactiva diagnostica GmbH

Interesse am hessischen Gemeinschafts- n HUMAN stand und an den Strukturen der hessi- n PEAK-Service a part of QIAGEN GmbH schen Wirtschaftsförderung zeigte auch n Preventis GmbH ein Fernsehteam aus Südkorea, welches n RD-RatioDiagnostics GmbH einen Film mit dem Titel „Deutschland n Toss GmbH & Co. KG Verpackungsund die treibende Kraft: Mittelstand“ für systeme den staatlichen Fernsehsender KBS n Hessen-Biotech dreht. Das Team besuchte den hessischen Gemeinschaftsstand und sprach mit Dr. Detlef Terzenbach, Themenfeldleiter für den Bereich Bio, Nano/Material und Umwelt bei der Hessen Trade & Invest GmbH, über die Bedeutung von Landesständen auf internationalen Leitmessen. Für die Dreharbeiten besuchte das Fernsehteam auch den Firmensitz der Hessen Trade & Invest GmbH. Geschäftsführer Dr. Rainer Waldschmidt gab im Interview vor laufender Kamera ausführliche Informationen zum deutschen Mittelstand sowie zur Wirtschaftsförderung in Hessen.

PharmaForum 2013

Unter dem Leitthema „Die pharmazeutische Wertschöpfungskette im Wandel – Integrative Modelle von der Forschung bis zum Markt“ fand das 11. PharmaForum der Länder Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland, gemeinsam mit dem vfa – Die forschenden Pharmaunternehmen und dem Gesundheitspolitischen Arbeitskreis Mitte statt. Über 170 Teilnehmer aus den Bereichen Biotechnologie und Pharma informierten sich über Technologien, Dienstleistungen und Kooperationsmöglichkeiten. Innovative Unternehmen und akademische Arbeitsgruppen aus den beteiligten Bundesländern

stellten in Kurzpräsentationen ihre Technologien und Entwicklungen vor. Aus Hessen erläuterte Dr. Peter Winter, Geschäftsführer der GenXPro, sein Verfahren für moderne Hoch-DurchsatzGenom-Sequenzierung als Basis-Technologie für die Individualisierte Medizin der Zukunft, Dr. Matthias G. Wacker von der Goethe-Universität Frankfurt präsentierte Nanocarrier als innovative Arzneistoffträger und Frank Behnam, Aquanova AG, zeigte die Innovationskraft mizellarer Formulierungen für eine verbesserte Bioverfügbarkeit und einen effizienteren Einsatz aktiver Inhaltsstoffe im (Functional) Food Sektor auf. Neben den Referenten präsentierten sich knapp 30 Unternehmen in der begleitenden Ausstellung. Aus Hessen nutzten unter anderem die hipo – Hessische Intellectual Property Organisation, timm – Technologie und Innovation Medizinregion Mittelhessen und die humatrix AG die Netzwerkveranstaltung.

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Hessen-Biotech, R-Biopharm und der Cluster Ci3 auf der PerMediCon 2014 Internationale Kongressmesse zur personalisierten Medizin in Köln

Vom 20. bis 21. März 2014 findet die PerMediCon, die Personalized Medicine Convention, in Köln statt. Die PerMediCon bietet Besuchern und Ausstellern drei Begegnungsformate: Fachkongress, Ausstellung und Call for Projects. Die Messe verbindet Experten unterschiedlicher Disziplinen und Indikationsgebiete und ist eine Plattform, um voneinander zu lernen und sich zu vernetzen. Ziel ist, den Eingang der personalisierten Medizin in die Versorgungspraxis voranzutreiben.

Veranstaltungshinweis PerMediCon 2014 Datum: 20. – 21. März 2013 Ort: Congress-Centrum Ost, Kölnmesse, Köln www.permedicon.de

Unter dem Motto „Die Zukunft der Gesundheit gestalten“ stellt der Fachkongress 2014 neue Therapieformen sowie technologische Neuerungen vor, gewährt Einblicke in den aktuellen Stand der Forschung und bietet Raum für die Debatte über gesundheitspolitische Rahmenbedingungen. Die Fachausstellung zeigt Forschungsbeiträge und marktreife Produkte aus Pharmazie, Diagnostik, Bio-

technologie, Medizintechnik und IT. Am Call for Projects können sich innovative Projekte, die auf Produkte, Technologien und Dienstleistungen im Kontext der personalisierten Medizin abzielen, beteiligen. Hessen-Biotech, das Darmstädter Unternehmen R-Biopharm und Ci3, der Rhein-Main-Cluster für Individualisierte ImmunIntervention sind mit einem Stand an der Ausstellung beteiligt und präsentieren Hessen und die Rhein-Main-Region als starken Standort für die personalisierte Medizin. n

Ansprechpartnerin: Lena Haupt Aktionslinie Hessen-Biotech Hessen Trade & Invest GmbH Tel.: 0611 / 95017-8610 E-Mail: lena.haupt@htai.de

Bio Japan 2014 vom 15. bis 17. Oktober in Yokohama Beteiligungsmöglichkeiten auf dem hessischen Gemeinschaftsstand

Die Bio Japan ist eine der zentralen Messen der Life Science-Branche Japans, die von den wichtigsten Vertretern der japanischen Pharma- und Biotechnologieindustrie besucht wird. Mit über 500 nationalen und internationalen Ausstellern und durchschnittlich rund 14.000 Besuchern ist die BioJapan eine der wichtigsten Biotech-Veranstaltungen in Japan. Beteiligungsmöglichkeiten Hessische Unternehmen haben die Möglichkeit, sich auf einem hessischen Gemeinschaftsstand zu präsentieren. Aussteller auf dem hessischen Gemeinschaftsstand profitieren von > der kostenlosen Nutzung der „Hessen-Lounge“ (inkl. Internet, Dolmetscherleistungen etc.), > dem Länderbriefing zu wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen im Zielland,

> der Möglichkeit zur Vermittlung von B-2-B-Kontakten, > der Möglichkeit zur Teilnahme an Vorbereitungsveranstaltungen, > einem geförderten Beteiligungsbeitrag für ein fertiges, auf Sie zugeschnittenes Messestandpaket. n

Ansprechpartnerinnen: Julia Kromer Hessen Trade & Invest GmbH Tel.: 0611 / 95017-8954 E-Mail: julia.kromer@htai.de Mirjam Schwan IHK Offenbach am Main Tel.: 069/8207-251 E-Mail: schwan@offenbach.ihk.de www.ics-expo.jp/biojapan

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Neues von Ci3

Wirtschaftsminister Florian Rentsch informiert sich auf Clusterkonferenz über Fortschritte in der Immuntherapieforschung Statusberichte zu 28 Spitzenclusterprojekten Wirksame und nebenwirkungsarme Ansätze für die Immuntherapie bei schweren Erkrankungen zu entwickeln, ist das Ziel des Clusters für Individualisierte ImmunIntervention (Ci3). Auf seiner Jahreskonferenz im September 2013 im Schloss Biebrich zeigte das überwiegend im Rhein-Main-Gebiet angesiedelte Netzwerk, welches Innovationspotenzial in der Forschung, Entwicklung und Produktion neuartiger Diagnose- und Therapieverfahren steckt. Vertreter der derzeit 28 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projektverbünde gaben einen Einblick in ihre aktuellen Forschungsvorhaben und berichteten über Projektfortschritte. Alle Ci3 Spitzenclusterprojekte waren im Laufe des Jahres 2012 an den Start gegangen. Die mehr als 170 Konferenzteilnehmer aus akademischen Einrichtungen, kleinen und mittelständischen Biotechnologiefirmen, Pharmaunternehmen, Krankenversorgung und Politik wurden vom hessischen Wirtschaftsminister Florian Rentsch begrüßt. Er be-

tonte: „Cluster sind als Netzwerke von Unternehmen und Forschungseinrichtungen ein wichtiges Mittel zur Stärkung der Innovationskraft.“ Rentsch verwies darauf, dass dabei Hessen und Rheinland-Pfalz traditionell eng zusammenarbeiteten: „Davon profitieren beide Seiten.“ Er machte deutlich, dass die Pharmaindustrie ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Deutschland ist: „Die Pharmaindustrie trägt mit ihrer hohen Wertschöpfung ganz wesentlich zu unserem Wohlstand bei. Sie gibt vielen Tausend hochqualifizierten Beschäftigten Arbeit. Wir müssen dafür sorgen, dass das so bleibt.“ Dr. Özlem Türeci, erste Vorsitzende des Clusters, dankte Minister Rentsch und sagte: „Ci3 freut sich außerordentlich über die starke politische Unterstützung neuer Immuntherapien gegen schwerwiegende Erkrankungen wie Krebs, lebensbedrohliche Infektionen und Autoimmunerkrankungen. Unsere individualisierten Medikationen bieten völlig neue Therapieoptionen mit großem Potenzial für die Gesundheitswirtschaft in der Region und darüber hinaus.“

Wirtschaftsminister Florian Rentsch begrüßt die Teilnehmer der Clusterkonferenz (Foto: Ci3/A.Enderlein)

Biotechnica 2013: Marktplatz „Personalisierte Medizintechnologien“ Spitzencluster gestalten Forumsprogramm

Personalisierte Medizintechnologien waren ein Schwerpunktthema der BIOTECHNICA 2013, die im Oktober in Hannover stattfand. Für den eigens eingerichteten Marktplatz „Personalized Medicine Technologies“ hatte der Cluster für Individualisierte ImmunIntervention (Ci3) in Kooperation mit den anderen Life Science Spitzenclustern (BioRN, m4 und Medical Valley) sowie weiteren Verbänden aus dem Gesundheitsbereich (vfa, vfa bio, VDGH, Bio Deutschland, BPI und BioRegioN) ein spannendes Vortragsprogramm zusammengestellt. In der von Dr. Siegfried Bialojan, Ernst & Young GmbH, moderierten Eröffnungsveranstaltung gaben die Vertreter der Verbände und Spitzencluster eine Standortbestimmung der Personalisierten Medizin. Im weiteren Verlauf des Progamms rückten die angewandten Technologien in den Mittelpunkt: Companion Diagnostics, Cell-

based Assays, Next Generation Sequencing, Biomarker und Molecular Imaging. Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft stellten neueste Entwicklungen vor. Für Ci3 präsentierten Dr. Carsten Lindemann (EUFETS GmbH) zu „Cell-Based Assays for Biopharmaceutical Quality Control”, Dr. Cedrik Britten (TRON gGmbH) zu „Cellular Immune Assays to Guide the Clinical Development of Novel (Cancer-) Immunotherapies”, Dr. Valesca Boisquérin (TRON gGmbH) zu „NGS for Individualized Cancer Therapeutics” und Dr. Ralph M. Wirtz (Stratifyer Molecular Pathology GmbH) zu „Third Generation Gene Signatures: Genomewide Sequencing and Subtype Specific Biomarkers”. Im Verlauf der dreitätigen Vortragsreihe besuchten mehr als 450 interessierte Besucher die Veranstaltung.

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Kontakt: Ci3 Clusterbüro Tel.: 06131 / 62 305 81 E-Mail: mail@ci-3.de www.ci-3.de

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Neues von CIB Frankfurt

Industrielle Biotechnologie: Neue Wege durch Kooperationen Rückblick auf die 6. Partnering Konferenz in Frankfurt

Weniger Ernteausfälle, Textilien aus mikrobiellen Fasern und wundersame Kunststoffe: Auf der 6. Partnering Konferenz des Clusters Integrierte Bioindustrie (CIB) Frankfurt im Industriepark Höchst tauschten Wissenschaftler und Unternehmer der deutschen Biotechnologie-Branche Ideen aus und knüpften Kontakte.

kommt man zu solchen Produkten“, sagte er und wünschte sich, dass die Partnering-Konferenz „noch mehr solche Stories nach vorne bringt“. Ob Welternährung oder Ersatz von fossilen Rohstoffen: die Industrielle Biotechnologie arbeitet an Antworten auf drängende Zukunftsfragen. Professor Jürgen Hemberger von der Technischen Hochschule Mittelhessen in Gießen stellte in seinem Kurzvortrag ein mikrobielles Verfahren vor, das Ernteausfälle minimieren soll. Schimmelpilzgifte vernichten bis zu 30 Prozent von Getreide- und Maisernten. Die Forscher suchen daher nach Enzymen, die Schimmelpilzgifte abbauen. In Bodenbakterien haben sie bereits entsprechende Gene identifiziert. Jetzt wollen sie die Enzyme gewinnen und das Erntegut vor dem Mahlen damit behandeln. „Wir brauchen Partner, mit denen wir das Verfahren entwickeln können“, wandte sich Hemberger an die Zuhörer.

Neue Textilien: Nesselstoffe und mikrobielle Fasern

„Wir brauchen die Industrielle Biotechnologie heute mehr denn je. Sie bietet vielfältige Potenziale, um natürliche Ressourcen nachhaltig zu nutzen“, begrüßte Dr. Carsten Ott, Leiter der Abteilung Technologie & Zukunft bei der Hessen Trade & Invest GmbH, über 100 Teilnehmer zur 6. Partnering Konferenz. Der Cluster Integrierte Bioindustrie (CIB) Frankfurt hatte die seit 2008 durchgeführte und mittlerweile als Branchentreffpunkt etablierte Veranstaltung erstmals auf eine bundesweite Ebene gehoben. Neben Unternehmen und Wissenschaftlern aus ganz Deutschland beteiligten sich die Biotech-Cluster BIOPRO Baden-Württemberg, BioCatalysis2021 aus Hamburg und das Industrielle Biotechnologie Bayern Netzwerk (IBB Netzwerk). Dr. Ralf Kindervater, Geschäftsführer von BIOPRO Baden-Württemberg, präsentierte in seiner Begrüßung Erfolgsbeispiele der Industriellen Biotechnologie, darunter eine Motorabdeckung der neuen Mercedes-A-Klasse aus teil-biobasiertem Polyamid. „Wenn man vernetzt in Wertschöpfungsketten denkt,

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Auch Werner Moser von der schwäbischen Textilfabrik Mattes & Ammann sucht Partner mit ProzessKnow-how. Das Unternehmen, das unter anderem Velourstoffe für ICE-Sitze und textile Verschlüsse für Windeln produziert, will Baumwolle durch Fasern aus Brennnesseln ersetzen. „Die Produktion eines Baumwoll-T-Shirts verbraucht bis zu 20.000 Liter Wasser. Die Nessel ist sparsamer“, betonte Moser. Außerdem sei der Weltmarktpreis für Baumwolle in den vergangenen Jahren extrem gestiegen. Ende August hat das Unternehmen erstmals Brennnesseln geerntet, nächstes Jahr sollen in Ungarn fast 30 Hektar bepflanzt werden. „Wir sind eigentlich ein Maschenhersteller“, sagte Moser. Für die Fasergewinnung sucht das Unternehmen daher Partner. An außergewöhnlichen Stoffen arbeitet auch Julia Schnepf vom Hohenstein Institut für Textilinnovation im baden-württembergischen Bönnigheim. Ihre Vision ist eine „zukunftsfähige Faser, die unabhängig von Erdöl und auch unabhängig von Pflanzen produziert wird“. Schnepf und ihre Kollegen entwickeln Fasern aus bakteriellem Alginat sowie aus Chitosan, das sie mit einem Pilz gewinnen. Wann das erste


Alginat- oder Chitosan-Shirt auf den Markt kommt, vermochte Schnepf nicht zu sagen. Die Weiterentwicklung von der Faser zur fertigen Textilie hängt vor allem von zukünftigen Kooperationen ab. Neben diesen konkreten Produktideen präsentierten mehrere Referenten sogenannte Plattformtechnologien, die in vielen Bereichen einsetzbar sind. Dr. Lars Dähne von Surflay Nanotec aus Berlin etwa stellte die sogenannte Layer-by-Layer-Technik vor. Durch abwechselnde Abscheidung von positiv und negativ geladenen Polyionen auf einer Oberfläche erzeugt das Verfahren Schichten, in die Enzyme oder andere Substanzen eingebaut werden können. Enthalten die Lagen zum Beispiel spezielle Farbstoffe, zeigen sie pH-Werte an. Auch die Durchlässigkeit für ausgewählte Moleküle lässt sich einstellen. Die Technik eignet sich für die Herstellung von medizinischen Kapselhüllen ebenso wie für Filtermaterialien oder Membranen.

Erfolgsfaktoren: Kontakte und Kapital „Wir haben hier viele interessante Kontakte geknüpft“, freute sich Dr. Antje Mark von JeNaCell. Die Reise nach Frankfurt habe sich auf jeden Fall gelohnt. JeNaCell präsentierte seine Produkte – Vliese und Folien aus bakteriell produzierter Nanocellulose – sowohl im Kurzvortrag als auch am eigenen Stand im Ausstellungsbereich. Außerdem traf sich Antje Mark mit potenziellen Geschäftspartnern zum Speed-Dating. Wie Mark und viele andere Teilnehmer nutzte auch Arian Nek von Danico aus Kelkheim die Speed-Dating-Session, um Kontakte zu knüpfen oder zu vertiefen: „Die Zeit ist zwar kurz, aber so ist man gezwungen, Idee und Anliegen auf den Punkt zu bringen.“

Bäckerhefe im Fokus Dr. Klaus Pellengahr von Organobalance aus Berlin pries die Vorzüge der Bäckerhefe an. Sie sei salz- und säuretolerant, außerdem relativ anspruchslos. 600 Wildtypen von Saccharomyces cerevisiae finden sich in der Stammsammlung des Unternehmens. „Sie haben zwar alle denselben Vor- und Nachnamen, aber sehr unterschiedliche Eigenschaften“, unterstrich Pellengahr. Als prägnantes Beispiel für einen HefeProzess nannte er die Umsetzung von Zucker in Ambra. Ambra stammt ursprünglich aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen und wird in teuren Parfums verwendet. Die Biotechnologie punktet nicht nur bei der Produktion von ausgefallenen Geruchsstoffen, sondern auch in der Kunststoffherstellung, wie Dr. Andreas Buthe von c-LEcta aus Leipzig erläuterte: „Je komplexer die Polymere sind, umso schwieriger ist es, mit Standardverfahren zu arbeiten.“ Hier bieten sich Enzyme als Katalysatoren an. Aber nicht nur das: Der Einbau von Enzymen in Kunststoffe macht neue Produkte möglich, zum Beispiel Oberflächen, auf denen Fingerabdrücke mit der Zeit wie von alleine verschwinden.

Highlight der Veranstaltung: Das organisierte Partnering im 5-minütigen-SpeedFormat

Da Jungunternehmer neben einem tragfähigen Netzwerk vor allem Kapital brauchen, standen Wege der Finanzierung ebenfalls auf dem Programm der Partnering-Konferenz. Fördermittel für Projekte, an denen sich mindestens drei Kooperationspartner aus drei EU-Ländern beteiligen sollten, bietet Horizont 2020, das achte Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union. Es startet 2014, läuft bis 2020 und beinhaltet ein Budget von rund 70 Milliarden Euro. „Etwa eine Milliarde Euro stehen für Projekte aus der Biotechnologie bereit“, erklärte Nina Gibbert-Doll von der Europaberatung der Hessen Trade & Invest GmbH. Ein Fünftel des Gesamtbudgets solle in kleine und mittlere Unternehmen fließen. Biotech-Startups sind auch beim High-Tech Gründerfonds gut aufgehoben, wie Ron Winkler betonte: „Wir finanzieren Unternehmen aus der Industriellen Biotechnologie, weil wir an das Thema glauben.“ Uta Neubauer n

Nina Gibbert-Doll vom EEN Hessen stellte das neue Förderprogramm Horizont 2020 vor.

Ansprechpartnerin: Dolores Schmitt Hessen Trade & Invest GmbH Tel.: 0611/95017-8312 E-Mail: dolores.schmitt@htai.de

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Wissenschaft im Porträt

Translationale Medizin: Vom Uni-Labor in die Anwendung Die Fraunhofer-Projektgruppe für Translationale Medizin und Pharmakologie will den Graben zwischen medizinischer Grundlagenforschung und Anwendung schließen.

LOEWE – Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz – mit diesem Forschungsförderungsprogramm setzt das Land Hessen seit 2008 wissenschaftspolitische Impulse und stärkt die hessische Forschungslandschaft nachhaltig. Die Landesregierung unterstützt mit dem LOEWE-Programm hessische Hochschulen und Forschungseinrichtungen bei der weiteren Profilierung und bei der Umsetzung strategischer Ziele. LOEWE fördert herausragende wissenschaftliche Verbundvorhaben, insbesondere auch eine intensive Vernetzung von Wissenschaft, außeruniversitärer Forschung und Wirtschaft.

Haus 25 B, auch Forschungsturm genannt, am Eingang zum Gelände des Frankfurter Universitätsklinikums: Hier befinden sich die Labore der Fraunhofer-Projektgruppe für Translationale Medizin und Pharmakologie. (Foto: Uta Neubauer)

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Die Pharmabranche steht vor einem Problem: Trotz stetig steigender Forschungsausgaben sinkt ihre Innovationskraft. Im Jahr 2001 betrugen die globalen Ausgaben für pharmazeutische Forschung und Entwicklung 44 Milliarden US-Dollar, zehn Jahre später erreichten sie bereits 71 Milliarden US-Dollar und im Jahr 2015 werden es aller Voraussicht nach über 80 Milliarden US-Dollar sein, schätzt CMR International, eine auf die Pharmaindustrie spezialisierte Tochter von Thomson Reuters. Andere Quellen beziffern die jährlichen F&E-Budgets schon jetzt auf über 100 Milliarden US-Dollar. Trotzdem kommen immer weniger Präparate mit innovativen Wirkmechanismen auf den Markt. Die Entwicklung eines Medikamentes kostet mittlerweile über 1,3 Milliarden US-Dollar – und damit zehnmal mehr als vor drei Jahrzehnten. Diesen Trend wollen Wissenschaftler der GoetheUniversität Frankfurt durchbrechen. „Wir haben uns gefragt, was eine Universität mit ihren begrenzten finanziellen Möglichkeiten überhaupt in der translationalen Arzneimittelforschung erreichen kann“, erklärt Professor Gerd Geisslinger, Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie der Goethe-Universität. Ideen gebe es in den Uni-Laboren reichlich, betont er, doch es hapere an der Translation, also an der Übersetzung in die Anwendung. Daher haben sich Geisslinger und seine Kollegen vor fünf Jahren an die Fraunhofer-Gesellschaft gewandt, die erste Adresse in Europa für anwendungsorientierte Forschung. Dort weiß man, wie aus guten Ideen marktreife Produkte werden. Arzneimittelforschung war bei der Fraunhofer-Gesellschaft bislang unterrepräsentiert, doch die Konzepte der Frankfurter Wissenschaftler überzeugten. Die Gründung einer Fraunhofer-Projektgruppe für Translationale Medizin und Pharmakologie wurde beschlossen.

Irmgard Tegeder sowie Dr. Frank Behrens. Ihre Teams forschen auf dem Gelände des Frankfurter Universitätsklinikums, sind aber an das FraunhoferInstitut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie in Aachen angebunden. Die hessische LandesOffensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) fördert die Gruppe drei Jahre lang mit insgesamt knapp acht Millionen Euro. „Wir können uns in Hessen glücklich schätzen, dass wir das LOEWE-Programm haben. Die Gelder werden nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern kompetitiv verteilt und helfen wirklich, innovative Verbünde nach vorne zu bringen“, lobt Geisslinger. Zurzeit gehören der Fraunhofer-Projektgruppe etwa 25 Mitarbeiter an. Ihre Zahl dürfte bald deutlich steigen, denn die Frankfurter Arzneimittelforscher wollen die Gruppe zu einem LOEWE-Zentrum für anwendungsorientierte Arzneimittelforschung ausbauen, das schließlich in ein eigenständiges FraunhoferInstitut münden soll. Pläne für ein neues Gebäude auf dem Klinikumsgelände liegen bereits vor, der Bau soll im ersten Quartal 2017 beginnen. „Wir sind keine Ankündigungsrhetoriker“, unterstreicht Geisslinger das Vorhaben und verweist auf den früheren LOEWE-Schwerpunkt „Lipid Signaling“, der an der Goethe-Universität ebenfalls erfolgreich ausgebaut wurde und als Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft weiterläuft.

Neues Fraunhofer-Institut in Frankfurt geplant An der Fraunhofer-Projektgruppe, die im Januar 2012 ihre Arbeit aufnahm, beteiligen sich neben Geisslinger, der die Gruppe leitet, unter anderen auch die Frankfurter Professoren Harald Burkhardt, Jörn Lötsch, Josef Pfeilschifter, Dieter Steinhilber,

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Die Fraunhofer-Forscher Dr. Eduard Resch und Hiromi Shiratori an der Sterilbank: Zellkulturmodelle helfen, die Wirksamkeit von neuen Arzneistoffen abzuschätzen. (Foto: Uta Neubauer)


Scheitern möglichst früh erkennen Die universitäre Forschung müsse sich auf ihre Stärken konzentrieren, betont Geisslinger. In seinem Fachbereich zähle dazu vor allem „die Krankheitsexpertise“, die Nähe der Universitätsmediziner zum Patienten. Dementsprechend liegt ein Fokus der Fraunhofer-Gruppe auf der klinischen Forschung. Neun von zehn Wirkstoffkandidaten scheitern in der klinischen Prüfung, und zwar oft erst am Ende, wenn sie teuer an hunderten bis tausenden Patienten getestet werden. Getreu dem Motto „If you fail, fail early“ arbeiten Geisslinger und sein Team an klinischen Modellen, um ungeeignete Wirkstoffkandidaten früher auszusortieren, am besten noch vor oder zumindest am Anfang der klinischen Prüfung, wenn die Verträglichkeit an 20 bis 30 gesunden Personen untersucht wird. Ob eine neue Substanz die gewünschte Wirkung zeigt, lässt sich an diesen Probanden nicht beobachten – es sei denn, man simuliert bei ihnen Krankheitssymptome. Folgendes Beispiel zur Testung von Schmerzmitteln verdeutlicht die Idee: Wenn konzentriertes Kohlendioxid für einen kurzen Moment auf die Nasenschleimhaut eines Probanden geleitet wird, spürt dieser einen Schmerzreiz. In abgeschwächter Form kennt das jeder: Es fühlt sich an, als wenn man Sprudelwasser getrunken und durch die Nase aufgestoßen hätte. Dieser Schmerz kann objektiv über eine Messung der Hirnströme erfasst werden. Im Vergleich lässt sich dann die Wirkung einer schmerzstillenden Substanz messen. Solche humanen, klinisch-pharmakologischen Modelle sind eine von vielen Möglichkeiten, um die Wirksamkeit eines potenziellen Arzneistoffes möglichst früh abzuschätzen. Auch an Zellkultur- und Tiermodellen, an Genomanalysen und Biomarkern, die Krankheiten und Therapieverläufe genauer charakterisieren, sowie an verbesserten Wirkstoffanalysen arbeiten die Fraunhofer-Forscher. Darüber hinaus forschen sie an neuen Therapien. In einem Projekt zu Multipler Sklerose beispielsweise untersucht Geisslingers Team das Potenzial von Wirkstoffen, die bereits für andere Indikationen entwickelt wurden. Solche Doppel- oder Mehrfachnutzungen sparen ebenfalls Entwicklungskosten. „Wirksam, sicher, innovativ, aber auch bezahlbar sollen neue Medikamente sein“, sagt Geisslinger. Mit einem eigenständigen Fraunhofer-Institut könnten er und seine Kollegen dieser Forderung noch mehr Nachdruck verleihen. Uta Neubauer

Weitere Initiativen: House of Pharma und die Doktorandenschule TRIP In die Arzneientwicklung sollten nicht nur Pharmaunternehmen und akademische Forscher eingebunden werden, sondern auch Politiker, Krankenkassen und Patientenverbände, schlichtweg alle, die etwas mit dem Produkt Arzneimittel zu tun haben, meint Professor Gerd Geisslinger von der GoetheUniversität Frankfurt: „Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ Mit dem House of Pharma wurde in Frankfurt ein Verbund gegründet, der alle Partner entlang der Wertschöpfungskette von der Forschung über die Arzneiherstellung bis zur Anwendung am Patienten zusammenführt und zum offenen Austausch anregt. Im Mittelpunkt steht auch die Ausbildung von Nachwuchskräften, etwa die Frage, wie Industrieansprüche stärker in der Doktorandenausbildung berücksichtigt werden können. Das House of Pharma ist ein virtuelles Haus, könnte aber zu einem übergreifend agierenden Forschungszentrum der Goethe-Universität werden, vergleichbar dem Frankfurter „House of Finance“.

Probenbehälter eines Sequenziergeräts: Genomanalysen spielen in der klinischen Forschung eine immer wichtigere Rolle, um Krankheiten und Therapieverläufe zu charakterisieren. (Foto: Uta Neubauer)

Nachwuchs für die anwendungsorientierte Arzneimittelforschung bildet in Frankfurt unter anderem die von der Else KrönerFresenius-Stiftung finanzierte Graduiertenschule „Translational Research Innovation – Pharma“ (TRIP) aus. Sie ist an die GoetheUniversität angeschlossen und fokussiert sich auf die vier Indikationsgebiete Multiple Sklerose, Schmerz, Autoimmunerkrankungen und Diabetes mellitus. Jeweils vier bis acht Doktoranden aus der Medizin, Chemie, Pharmazie und verwandten Disziplinen forschen auf einem Gebiet und arbeiten interdisziplinär in einem Labor zusammen. TRIP bildet eine wichtige Schnittstelle zur Fraunhofer-Projektgruppe für Translationale Medizin und Pharmakologie.

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Wirtschaft im Porträt

Die Olive als molekulare Schatzkammer Die N-Zyme BioTec GmbH aus Darmstadt spezialisiert sich auf die antioxidativ wirkenden Inhaltsstoffe der Olive.

Dr. Stefan Marx, Geschäftsführer der Darmstädter N-Zyme BioTec GmbH. (Foto: Uta Neubauer)

Olivenöl liegt im Trend – wegen des Geschmacks, vor allem aber auch wegen seiner gesundheitsfördernden Wirkung. „Wir bezeichnen die Olive gerne als molekulare Schatzkammer“, sagt Dr. Stefan Marx, Geschäftsführer der Darmstädter N-Zyme BioTec GmbH, „ihre Inhaltsstoffe sind einzigartig.“ Vor allem die starken Antioxidantien, die sogenannten Polyphenole, die auf der Leitsubstanz Oleuropein basieren, sind in den vergangenen Jahren ins Interesse der Medizin und Ernährungswissenschaften gerückt: Die Substanzen fangen im Körper freie Radikale ab und schützen Zellen damit vor oxidativem Stress. Die Palette an Krankheiten, bei denen Wissenschaftler eine positive Wirkung der Olivenpolyphenole diskutieren, reicht von der Alzheimer-Demenz über Diabetes bis zu Herz- und Gefäßleiden. N-Zyme BioTec will diese Polyphenole aber nicht nur für gesundheitsfördernde, sondern auch für technische Anwendungen nutzbar machen. Man könnte sie zum Beispiel als natürliche Konservierungsmittel für Lebensmittel und Kosmetika einsetzen oder als natürliche Stabilisatoren. Bislang werden für diese Zwecke überwiegend chemisch-synthetische Antioxidantien verwendet.

Polyphenole aus Reststoffen Ausgehend von Oleuropein sind rund 20 strukturell verschiedene Derivate in der Literatur beschrieben. Als Reinsubstanz seien bislang aber nur wenige isoliert worden, erklärt Marx: „Und die meisten dieser Substanzen können nicht auf natürliche Art in reproduzierbarer Standardqualität und kosteneffizient hergestellt werden.“ Genau das haben sich die Darmstädter Biotechnologen jetzt als Ziel gesetzt: Über biotechnologische Prozesse wollen sie die Polyphenole gewinnen und gegebenenfalls noch modifizieren. Als kostengünstiges Ausgangsmaterial dienen ihnen Reststoffe wie Olivenlaub oder Pressrückstände aus der Ölproduktion, in denen die Polyphenole oder ihre Vorstufen enthalten sind. Über Fermentationen oder eine enzymatische Behandlung will sich N-Zyme BioTec diesen Pool erschließen. Für die Lederindustrie hat das Unternehmen bereits einen ökologisch verträglichen Gerbstoff auf Basis von Olivenblättern entwickelt, der die umwelt- und gesundheitsschädlichen Chrom-und Reaktiv-Gerbstoffe ersetzt. Olivenleder®, so der eingetragene Markenname, wird bereits für Sofas, Sessel und seit kurzem auch für die Ledersitze in den Elektrofahrzeugen i3 und i8 von BMW verwendet. Mit Leder wird sich N-Zyme BioTec fortan allerdings nicht mehr beschäftigen, da die patentierte Technologie kürzlich in das neu gegründete Reutlinger Unternehmen wet-green GmbH ausgelagert wurde. „Aber es gibt ja noch eine Vielzahl weiterer Bereiche, in denen ein Naturstoff aus der Olive eine synthetische Chemikalie ersetzen könnte“, unterstreicht Marx.

Forschung nah am Kunden

Chemische Struktur von Oleuropin, der Leitsubstanz, von der sich die anderen Antioxidantien der Olive ableiten. (Abbildung: N-Zyme)

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Marx zeigt auf die Stapel an Fachpublikationen in seinem Büro: „In den vergangenen Jahren hat die Zahl an wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu Olivenpolyphenolen deutlich zugenommen.“ Trotzdem hat N-Zyme BioTec noch viel Forschungsarbeit vor sich. Die Mechanismen der Polyphenolbildung sind bisher nur wenig verstanden. Nach dem Vorbild dieser natürlichen Umsetzungen im Pflanzengewebe wollen die Darmstädter Biotechnologen kontrollierte biotechnologische Prozesse entwickeln. Mittels


Neuer Fokus, neuer Standort

Ein Gespräch mit N-Zyme BioTec Geschäftsführer Dr. Stefan Marx über die Restrukturierung und den Umzug des Unternehmens.

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Herr Dr. Marx, warum haben Sie Ihre Technologie zur nachhaltigen Ledergerbung jetzt schon auf die wet-green GmbH übertragen? In die wet-green GmbH ist ein neuer Investor eingestiegen. Er war interessiert an einem klar umrissenen Gebiet zum Thema Leder, da war eine Abspaltung sinnvoll. N-Zyme BioTec unterstützt die wet-green GmbH aber weiterhin im Bereich Forschung und Entwicklung, in der Analytik, überhaupt in allen Fragen zu innovativen Konzepten, um Lederprodukte noch natürlicher und nachhaltiger zu gestalten.

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Die wet-green GmbH ist nicht N-Zyme BioTecs erste Abspaltung ... Genau, das ist jetzt schon die dritte, was für ein so kleines BiotechUnternehmen eher außergewöhnlich ist. 2007 wurden die Geschäftsfelder Diagnostik, Therapie und der Vertrieb aller Forschungsreagenzien auf die neu gegründete Zedira GmbH übertragen, 2011 haben wir die Lebensmittelbiotechnologie für Getränke in die Döhler-Gruppe überführt.

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Noch haben Sie kein neues Produkt auf dem Markt. Womit verdienen Sie jetzt Geld? Neben unserem zukünftigen Hauptgeschäftsfeld, der Gewinnung von wertvollen Produkten aus den Reststoffen der Olivenverarbeitung, haben wir einen Geschäftsbereich Service und Kooperation. Das schafft Umsätze und bringt uns über die Dienstleistungen auch mit neuen Kunden ins Gespräch. In diesem Bereich kooperieren wir zum Beispiel mit der Döhler-Gruppe. Die Zusammenarbeit betrifft eine Enzymproduktion sowie analytische Fragestellungen. Für ein strategisches Wachstum suchen wir aber auch Investoren. Erste Gespräche haben schon stattgefunden.

Olivenbäume werden mehrere Hundert Jahre alt. Wissenschaftler diskutieren bereits, ob die Antioxidantien der Olive auch gegen die Alzheimer-Demenz und andere altersbedingte Leiden beim Menschen helfen. (Foto: Karl-Hein Laube, pixelio)

innovativer Trenntechniken sollen neben natürlichen Extrakten auch angereicherte Fraktionen und verschiedene hochreine Substanzen gewonnen werden. In Kooperation mit Partnern schließt N-Zyme BioTec zukünftig Herstellungsverfahren mit rekombinanten Mikroorganismen nicht aus. „Im LebensmittelBereich werden wir darauf aus Akzeptanzgründen aber verzichten“, stellt Marx klar. In diesem Sektor werde man nur mit den in der Lebensmittelbranche akzeptierten Verfahren und Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien oder Hefen arbeiten. Die N-Zyme BioTec GmbH, die Ende 2012 nach der Restrukturierung der „alten“ N-Zyme BioTec neu gegründet wurde, ist stark wissenschaftlich ausgerichtet. Von den insgesamt 15 Mitarbeitern sind 14 in Forschung und Entwicklung tätig. Fokussiert auf die Produktentwicklung arbeiten sie mit akademischen Partnern, zum Beispiel mit den Hochschulen in Darmstadt, Gießen und Malmö, zusammen. Auch mit Unternehmen kooperiert N-Zyme BioTec. Dazu möchte sich Marx aus Geheimhaltungsgründen aber nicht näher äußern. Nur so viel: „Wir entwickeln sehr anwendungsnah, immer an den Bedürfnissen unserer Kunden.“ Man habe bereits einige weit entwickelte Produkte auf Basis der Olivenpolyphenole in der Pipeline, vorrangig für die Lebensmittelindustrie. Man darf also gespannt sein, wann das erste Produkt der neuen N-Zyme BioTec auf den Markt kommt.

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Mit der Döhler-Gruppe – einem führenden Hersteller von Zusätzen für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie – war N-Zyme BioTec seit der Gründung eng verknüpft, auch räumlich. Jetzt sind Sie aus dem Hause Döhler ausgezogen. Hat die Zusammenarbeit damit ein Ende? Nein, die Zusammenarbeit mit Döhler bleibt erhalten. Und wenn es darum geht, neue Produkte in den Getränkebereich zu überführen, ist Döhler selbstverständlich unser erster Ansprechpartner. Umgezogen sind wir aus zwei Gründen: Zum einen braucht Döhler den Platz für eigene Entwicklungsabteilungen, zum anderen muss auch N-Zyme BioTec weiter wachsen. Daher haben wir unsere Restrukturierung zum Anlass für die räumliche Verbesserung genommen. Wir bleiben in Darmstadt, gehen in die Haasstraße. Dort im Gewerbegebiet steht uns ausreichend Fläche für Labors und Büros zur Verfügung – eine wichtige Voraussetzung für unser angestrebtes Wachstum.

Uta Neubauer

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Hessen-Mix

Forschungs- und Dialogplattform für die Pharma- und Gesundheitsbranche entsteht Trägerverein des „House of Pharma“ hat sich konstituiert

Der Gründungsvorstand des House of Pharma & Healthcare e. V. bei der Unterzeichung der Satzung: (v. l. n. r.) Prof. Dr. Jochen Maaß (Geschäftsführer Forschung Sanofi Aventis Deutschland GmbH), Florian Rentsch (Hessischer Wirtschaftsminister), Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz (Vizepräsident der Goethe-Universität Frankfurt). (Foto: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung)

„Hessen ist ein starker Pharma-, Diagnostik- und Medizintechnikstandort, und wir wollen, dass das so bleibt. Deshalb hat die Landesregierung die Initiative stets unterstützt“, sagte Wirtschaftsminister Florian Rentsch, der dem Vereinsvorstand angehört. „Ich freue mich außerordentlich, dass der seit 2008 von der Goethe-Universität und der Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain verfolgte Gedanke jetzt Gestalt annimmt.“ Der Minister bezeichnete die Versorgung mit innovativen Arzneimitteln, Diagnostikverfahren und medizintechnischen Produkten angesichts der vielen noch unzureichend behandelbaren Krankheiten als ethische Verpflichtung. Zugleich sichere die Gesundheitsindustrie gerade in Hessen Wohlstand und Beschäftigung: „In Hessen, Deutschlands stärkstem Pharma- und drittgrößtem Medizintechnikstandort, wird auf höchstem Niveau geforscht, entwickelt und für die Welt produziert. Diese Stärke wollen wir für die Zukunft sichern. Das House of Pharma & Healthcare als Plattform des Austauschs von Wissenschaft, Wirtschaft, Gesundheitswesen und Politik hat dabei die Aufgabe, Antworten auf künftige Herausforderungen zu finden."

Rentsch betonte den nationalen und internationalen Anspruch des Projekts und wies darauf hin, dass dem Trägerverein auch Unternehmen und Institutionen angehören, die nicht aus Hessen kommen. Das House of Pharma & Healthcare strebe eine scharfe Profilierung an auf Spezialgebiete, in denen herausragende Exzellenz und beste Expertise geboten werden könnten. Es werde damit neben dem House of Finance, dem House of Logistics & Mobility (HOLM) und dem House of IT ein weiterer Bestandteil des erfolgreichen und deutschlandweit einmaligen hessischen „House-of“- Konzepts. An dem Projekt beteiligen sich neben Hochschulen aus Marburg, Gießen und Frankfurt Unternehmen aus den Branchen Pharma, Diagnostik und Medizintechnik. Nächster Schritt nach der Konstituierung des Vereins ist die Bildung eines Projektmanagements, das im Zusammenwirken mit den Unternehmen, der Wissenschaft und der Politik konkrete Aufgaben und Vorhaben entwickeln wird. Das hessische Wirtschaftsministerium ist bereit, die Kosten des Projektmanagements und damit die Startphase des House of Pharma & Healthcare aus Mitteln des europäischen Strukturfonds EFRE für zwei Jahre mit insgesamt 282.000 Euro fördern.

Antikörper gegen Hepatitis-B-Virus aus Algen iGem Team aus Marburg gewinnt Goldmedaille in Lyon

Einem Team aus Studierenden der Philipps-Universität Marburg und des LOEWE-Zentrums für Synthetische Mikrobiologie ist es gelungen, die AntikörperProduktion gegen das Hepatitis-B-Virus in einer Kieselalge weiterzuentwickeln. Mit seinem Projekt gewann das Team beim Vorentscheid des Wettbewerbs „International Genetically Engineered Machine Competition“ (iGEM) in Lyon die Goldmedaille. Gleichzeitig qualifizierten sich die Studierenden für das Finale in Boston, an dem sie erfolgreich teilnahmen. (Foto: Philips-Universität Marburg)

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200 Teams aus aller Welt hatten ihre Projekte eingereicht. Ziel des jährlich stattfindenden iGEM-Wett-

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bewerbs, der von der gleichnamigen Stiftung ausgerichtet wird, ist es, die Synthetische Biologie in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Das Team der Uni Marburg wurde finanziell unterstützt durch die Siemens AG sowie die Hessen Trade & Invest GmbH. „Unsere zentrale Aufgabe ist es, den Wirtschafts- und Technologiestandort Hessen national und international zu positionieren und zu stärken“, sagte Dr. Rainer Waldschmidt, Geschäftsführer der Hessen Trade & Invest GmbH. www.synmikro.com


Science4Life Venture Cup 2014 geht in die finale Phase Einsendung von Businessplänen noch bis zum 25. April 2014 möglich

Mit ihrem bundesweiten Businessplan-Wettbewerb unterstützt die Gründerinitiative Science4Life bereits seit 15 Jahren Gründungsinteressierte und junge Unternehmen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Der jährlich stattfindende Wettbewerb ist in drei Phasen gegliedert: Ideenphase, Konzeptphase und Businessplanphase. Die Teilnahme an den einzelnen Phasen kann unabhängig voneinander erfolgen. So können zum Beispiel Unternehmer, die schon über die Ideen- und Konzeptphase hinaus sind, direkt in die Businessplanphase einsteigen. Im Fokus der letzten Wettbewerbsphase steht der vollständige Businessplan. Neben der eigentlichen Geschäftsidee und einer überzeugenden Darstellung des Unternehmerteams stehen Aspekte der Vermarktung, der Realisierungsplan und die Finanzierung im Mittelpunkt. Die fünf besten Teams gewinnen die Teilnahme an einem mehrtägigen Gründerworkshop mit individuellem Coaching und

professionellem Präsentationstraining. Ziel ist, die Qualität der Geschäftsidee, die Qualifikation des Managements und die Chancen am Markt nachvollziehbar darzustellen und überzeugend zu präsentieren.

Gewinner der Ideenphase 2014 n Team Akesion, Schriesheim n DexLeChem GmbH, Berlin n Team Fraunhofer IPA,

Das Land Hessen und Sanofi sind Hauptsponsoren des Wettbewerbs, die Hessen Trade & Invest GmbH und Hessen-Biotech unterstützen den Wettbewerb als Goldförderer. www.science4life.de

Baden-Württemberg

Science4Life Venture Cup 2014 – Kommende Termine 17.01.2014 Einsendeschluss Konzeptphase 13.03.2014 Konzeptprämierung Science4Life Venture Cup 2014, Berlin 25.04.2014 Phase 3 – Einsendeschluss Businessplanphase 04.07.2014 Phase 3 – Gründerworkshop 07.07.2014 Abschlussprämierung Science4Life Venture Cup 2014, Frankfurt

Hessens Wirtschaftsminister Florian Rentsch zu Gast bei der humatrix AG im Biotechnologie-Park Pfungstadt Im Rahmen seiner Besuchsreihe von hochinnovativen hessischen Unternehmen besuchte Wirtschaftsminister Florian Rentsch die humatrix AG. Das Unternehmen widmet sich der Weiterentwicklung der pharmakogenetischen Diagnostik und individualisierten Arzneimitteltherapie und entwickelt und vertreibt DNA-Tests, die mehr Sicherheit zur richtigen Arzneimittelwahl bieten. „Unternehmen wie die humatrix AG sichern Hessens Position als größten Pharmastandort in Deutschland. Neben bekannten Großunternehmen sind es vor allem hochinnovative mittelständische Unternehmen, die die Qualität dieses Standortes ausmachen“, stellte Rentsch fest. Nach der Vorstellung des Unternehmens durch Gründerin und Vorstandsvorsitzende Dr. Anna C. Eichhorn, sprachen Rentsch, Professor Dr. Theodor Dingermann, der hessische Beauftragte für Life

Sciences und Biotechnologie, und Eichhorn über die Chancen und Möglichkeiten der modernen DNADiagnostik. „Pharmakogenetische Unterschiede führen dazu, dass Patienten medizinische Wirkstoffe unterschiedlich verstoffwechseln. Dadurch wirken einzelne Medikamente bei manchen Patienten sehr gut, wohingegen sie bei anderen Patienten wirkungslos bleiben oder belastende Nebenwirkungen verursachen können“, erläuterte Eichhorn. „Neue Diagnostikverfahren der pharmazeutischen Industrie werden zukünftig stark an Bedeutung gewinnen, denn sie ermöglichen es, den Patienten personalisierte Medizin und maßgeschneiderte Therapien anzubieten“, erklärte Dingermann. „Hierdurch kann sichergestellt werden, dass Patienten wirkungsvoller und schonender behandelt werden.“

Wirtschaftsminister Florian Rentsch zu Besuch bei der humatrix AG im neuen Biotechnologie-Park in Pfungstadt (Foto: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung)

https://wirtschaft.hessen.de www.humatrix.de

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Förderprogramm

Horizont 2020 Das neue Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der EU bietet viele attraktive Fördermöglichkeiten

Im Januar 2014 startet mit Horizont 2020 das neue Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union. Es löst das siebte Forschungsrahmenprogramm (7. FRP) der EU ab, das Ende 2013 auslief. Horizont 2020 wird viele attraktive Fördermöglichkeiten für Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen bieten. Es wird alle forschungs- und innovationsrelevanten Förderprogramme der Europäischen Kommission zusammenführen. Mit einer Laufzeit von 2014 bis 2020 und einem Budget von rund 70 Milliarden Euro wird Horizont 2020 voraussichtlich das weltweit größte Instrument zur Förderung von Forschung und Innovation sein. Die Grundpfeiler des neuen Programms bilden drei gesellschaftliche und politische Ziele: Mit Projekten in Horizont 2020 sollen zum Ersten Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen wie beispielsweise den demografischen Wandel gefunden werden. Zum Zweiten möchte die EU die führende Rolle der europäischen Industrie weiter ausbauen. Dazu wird sie bestimmte Schlüsseltechnologien wie die Biotechnologie in den Fokus rücken. Zum Dritten möchte die EU die Exzellenz der europäischen Wissenschaft als Basis für den langfristigen Wohlstand in Europa stärken. Neu ist, dass künftige Projekte vielfach die gesamte Wertschöpfungskette abbilden sollen, von der Grundlagenforschung über die Anwendung bis hin zur Markterschließung. Die EU möchte dabei insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in die Projekte einbeziehen.

Biotechnologie in Horizont 2020 Die Biotechnologie ist in Horizont 2020 im Bereich „Führende Rolle der Industrie“ angesiedelt. Für die Biotechnologie sind drei Schwerpunkte vorgesehen. Erstens soll die Spitzenforschung als künftiger Innovationsmotor unterstützt werden. Neue Werkzeuge sollen unter anderem durch Synthetische Biologie, Bioinformatik und Systembiologie entwickelt werden. Die Ergebnisse sollen in neuen Anwendungen, zum Beispiel für Arzneimittelverabreichung, Biosensoren und Biochips umgesetzt werden. Zweitens sollen neue und bessere biotechnologische Industrie-

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produkte und -prozesse gefördert werden. Der dritte Schwerpunkt liegt auf Plattformtechnologien wie Genomik, Metagenomik und Proteomik. Bioressourcen mit optimierten Eigenschaften sowie biotechnologische Gesundheitslösungen sollen hier entwickelt werden.

Gesundheit und demografischer Wandel Der demografische Wandel hat vielfältige Auswirkungen auf Medizin, Pflege und Gesundheitssysteme und stellt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar. Das Verständnis vom Altern hat sich gewandelt. Altern wird nicht mehr als Krankheit oder finales Stadium des Lebens verstanden. Aktives und gesundes Altern stellt vielmehr einen Prozess dar, in dem Prävention und Gesundheitsvorsorge in jeder Phase sinnvoll sind. Dementsprechend sieht der Vorschlag der Europäischen Kommission für Horizont 2020 vor, dass, anders als im 7. FRP, Fördermöglichkeiten in den Bereichen Prävention und Gesundheitsförderung gleiche Priorität haben wie in den Bereichen Krankheitsdiagnose und -behandlung.

Kostenlose Beratung Hessische Unternehmer und Wissenschaftler, die sich für Horizont 2020 interessieren, können sich beim Enterprise Europe Network (EEN) bei der Hessen Trade & Invest GmbH in Wiesbaden kostenlos beraten lassen. Die Mitarbeiter des EEN unterstützen die Antragsteller intensiv bei der Bewerbung. Sollten in einem Konsortium noch Partner fehlen, suchen die EEN-Experten in ihren europaweiten Datenbanken nach passenden Kandidaten. Das EEN ermutigt insbesondere KMU, sich um die Gelder aus Brüssel zu bewerben. n

Ansprechpartnerin: Nicole Jansen Hessen Trade & Invest GmbH Enterprise Europe Network Hessen Tel. 0611 / 95017-8692 E-Mail: nicole.jansen@htai.de www.een-hessen.de


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EEN Kooperationsangebote

Internationale Geschäftspartnersuche Das Enterprise Europe Network (EEN) Hessen der Hessen Trade & Invest GmbH unterstützt Unternehmen und Forschungseinrichtungen bei der Suche nach geeigneten Kooperationspartnern für die tech-

nologische, geschäftliche oder projektbezogene Zusammenarbeit und hilft tragfähige Kontakte im Ausland aufzubauen und von Innovationen aus Europa zu profitieren.

Internationale Kooperationsdatenbank des Netzwerkes In der internationalen Kooperationsdatenbank EEN veröffentlichen alle 600 Partnerorganisationen aus mehr als 40 Ländern Kooperationsangebote und

-gesuche. Unter www.een-hessen.de/direktrecherche können Sie nach Stichwörtern selbst recherchieren.

Aktuelle Profile aus der Kooperationsdatenbank Kooperationsgesuche

Kooperationsangebote

Looking for a pharmaceutical company to address the clinical development of chondral injury treatment with autologus chondrocytes

Broad-spectrum bactericidal murein-hydrolases (enzybiotics)

Ref: TRES20130801001 A Spanish biotechnological company focused on research and development of products for cell therapy has developed a chondrocyte cell culture for implants to treat cartilage lesions, and has proved to be the only efficient method to cure cartilage lesions. The company is looking for a pharmaceutical company for further development of the cultures on a technical level, through a technical cooperation agreement or joint venture. Development of molecular switches to turn on / off gene expression in vivo Ref: TRCH20130820001 A Swiss SME is interested to improve currently available inducible gene expression systems in order to enhance their applicability for the generation of animal models of human disease. The company seeks academic or SME partners experienced in technologies, such as random mutagenesis and the set-up of appropriate screening assays to detect molecular evolution of the repressor / inducer molecules involved, either in yeast and/or bacteria. Technical cooperation or joint venture agreement is sought.

Wenn auch Sie auf der Suche nach innovativen Lösungen, neuen Technologien oder Zulieferern sind oder Ihre Dienstleistungen oder Produkte erfolgreich im Ausland vermarkten wollen, haben Sie die Möglichkeit, selbst ein Kooperationsprofil zu veröffentlichen. Weitere Informationen sind beim EEN Hessen erhältlich.

Ref: TOES20130926002 Two Spanish public research organisations have developed a polypeptide that allows building new lytic enzymes with improved bactericidal action and broad spectrum of action. This helps to obtain new pharmaceutical compositions for treating infections caused by pneumococcus and other Gram-positive and Gramnegative bacteria. Enterprises are sought to use the technology under patent licence.

Technologies and expertise for evaluation of antioxidative and anti-radicals properties of products Ref: TOLV20130923001 A Lativian laboratory of biochemistry has elaborated technologies for studying of anti-oxidative properties of various substances. One of the most important elements for protection of human body from oxidative stress is using antioxidant-rich products. The producers can increase sales informing consumers about advantageous properties of their products, e.g. juices, wines, cosmetics. The laboratory offers knowhow in implementation of technologies for study of antioxidant properties of various products.

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Ansprechpartnerin: Tanja Göb-Zeizinger Hessen Trade & Invest GmbH / Enterprise Europe Network Hessen Tel.: 0611 / 95017-8958 E-Mail: tanja.goebzeizinger@htai.de www.een-hessen.de

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Bio Future

Bioelektrochemie: Bakterien unter Strom

Der Biotechnologe Dr. Dirk Holtmann (Foto) leitet das Projekt „Mikrobielle Elektrosynthesen“ gemeinsam mit dem Elektrochemiker Dr. Klaus-Michael Mangold (Foto: Uta Neubauer)

Wissenschaftler vom DECHEMA-Forschungsinstitut in Frankfurt wollen CO2 mit Strom und Mikroorganismen in Biokraftstoffe und Grundchemikalien verwandeln. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben mit 1,45 Millionen Euro. Ein Gespräch mit Projektleiter Dr. Dirk Holtmann über die Herausforderungen an der Schnittstelle zwischen Biotechnologie und Elektrochemie. Herr Dr. Holtmann, wie kommt man auf die Idee, Strom direkt auf Mikroorganismen zu übertragen? Wir arbeiten schon länger an der Kopplung von Elektrochemie und Biotechnologie im Bereich der Sensoren und Energiewandlung. Von der mikrobiellen Brennstoffzelle wissen wir, dass Mikroorganismen Elektronen aus ihrem Stoffwechsel auf eine Elektrode übertragen können. Das Prinzip ist seit über 100 Jahren bekannt. Da lag es nahe, den Prozess umzukehren. Das Schöne ist, dass wir hier am Institut in der engen Zusammenarbeit der Arbeitsgruppen Bioverfahrenstechnik und Elektrochemie eine ideale Ausgangsbasis haben.

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Können alle Mikroorganismen Strom verwerten? Nein, man kennt bisher nur wenige, die das können. Das sind keine Feld-Wald-und-Wiesen-Organismen, sondern hauptsächlich sehr spezialisierte Bakterien. Wie die Elektronenübertragung genau funktioniert, ob direkt oder über kleine Moleküle oder über fadenförmige Anhängsel, weiß man noch nicht. Auch wenn unsere Forschung eher anwendungsgetrieben ist, werden wir im Zuge des BMBF-Vorhabens sicher auch neue Erkenntnisse zum Elektronentransfer gewinnen können.

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Welche Umsetzung wollen Sie mit der Technik erreichen? Das große Ziel ist, CO2 mit CO2-fixierenden Mikroorganismen in Wertstoffe zu verwandeln. Die Energie bekommen die Organismen dann eben von der Elektrode. Mit dem Prozess wären wir auf einer ganz neuen Rohstoffbasis. Die berühmte Tank-oder-TellerDiskussion müssten wir dann gar nicht führen. Man könnte mit mikrobiellen Elektrosynthesen aber auch höhere Moleküle veredeln.

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Reaktor für mikrobielle Elektrosynthesen: Im Labormaßstab funktioniert die Technik schon. (Foto: Uta Neubauer)

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Während der Elektrosynthese bildet sich an ? der Elektrode ein Biofilm. Stört er den Prozess nicht? In diesem Fall dient die Elektrode als Aufwuchskörper. Auf ihrer porösen Oberfläche soll ein Biofilm wachsen. Aber den Biofilm zu handhaben, ist eine der Herausforderungen. Wie wächst er am schnellsten? Wie ist er am stabilsten? Sind dicke Filme besser als dünne? Wir werden sicher einige Zeit mit dem Verständnis der Biofilme verbringen, auch um herauszufinden, ob wir noch Stoffe dazugeben müssen, die den Elektronentransfer optimieren. Was ist die besondere Herausforderung in diesem Projekt? Es gibt eigentlich drei. Die erste ist das eben erwähnte Biofilm-Engineering, die zweite sind die Reaktorkonzepte. Wir brauchen spezielle Reaktoren, in etwa vergleichbar den durchströmten Reaktoren in der Abwasserreinigung, mit geeigneten Elektroden. Die dritte Herausforderung ist, die Mikroorganismen so zu trimmen, dass sie möglichst viel Produkt herstellen. Man könnte auch Elektronentransfersysteme im Sinne der synthetischen Biologie auf geeignete Produktionsorganismen übertragen.

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Das Projekt ist im März gestartet. Haben Sie schon eine Synthese durchgeführt? Ja, durchaus. Das funktioniert zwar sehr langsam, aber es funktioniert. Das haben auch schon Forscher vor uns gezeigt. CO2 und Strom ergeben ein Produkt – das ist nicht nur eine Vision, das ist schon publiziert. Jetzt arbeiten wir daran, die Technik nutzbar zu machen.

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? Woher soll der Strom kommen? Stromquellen betrachten wir in unserem Projekt vorerst nicht, aber am besten wäre natürlich regenerative Energie. Es wäre sogar möglich, den Strom aus mikrobiellen Brennstoffzellen zu gewinnen und dann an beiden Elektroden eine mikrobielle Reaktion zu haben. Wir gehen jedenfalls davon aus, dass Strom zukünftig eher verfügbar sein wird als Rohstoffe. Uta Neubauer


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Nachrichten aus der Wirtschaft Activaero und Chiesi schließen Forschungskooperation für neue Therapielösung im Bereich zystische Fibrose Gemünden/Wohra – Die Activaero GmbH gab den Abschluss einer Forschungskooperation mit der Chiesi Farmaceutici S.p.A. bekannt. Gemeinsam werden die Unternehmen das Potenzial einer neuartigen Wirkstoff-Technologie-Kombination unter Verwendung von Activaeros Inhalationstechnologie und einem von Chiesi ausgewählten pharmazeutischen Wirkstoff untersuchen. Ziel der Untersuchungen ist es, eine möglichst mobile und hochwirksame Therapie für die Behandlung der zystischen Fibrose zu entwickeln. „Wir sind optimistisch, dass dieses Programm eine deutlich verbesserte Behandlungsalternative für Patienten mit zystischer Fibrose, einer schwerwiegenden Lungenerkrankung mit hohem medizinischem Behandlungsbedarf, hervorbringen kann", kommentiert Dr. Gerhard Scheuch, Gründer und Geschäftsführer der Activaero GmbH. n

www.activaero.de

Merck Serono eröffnet neuen weltweiten Hauptsitz in Darmstadt

International Chemical Investors übernimmt Allessa Frankfurt – Die International Chemical Investors Gruppe (ICIG) hat alle Anteile an Allessa, einem Hersteller von Zwischenprodukten und Chemiespezialitäten mit Sitz in Frankfurt am Main und Produktionsstandorten in Fechenheim, Griesheim und Höchst, von der Cassella GmbH übernommen. Mit mehr als 890 Beschäftigten und einem Ausbildungszentrum mit über 70 eigenen Auszubildenden gehört die Allessa GmbH zu den größten Industrieunternehmen in Hessen. ICIG betreibt Anlagen in Griesheim und Höchst, die früher Teil des Hoechst Konzerns waren. „Es wächst nun zusammen, was zusammen gehört“, sagt Karl-Gerhard Seifert, Geschäftsführer der Cassella GmbH und Aufsichtsratsvorsitzender der Allessa GmbH. „Mit einem kombinierten Umsatz von mehr als 500 Millionen Euro gehört die WeylChem/Allessa Gruppe zukünftig zu den größten und leistungsfähigsten Anbietern von Feinchemikalien und Auftragssynthesen weltweit“, sagt ICIG Geschäftsführer Achim Riemann. n

www.allessa.com

BRAIN AG gewinnt European Biotechnica Award 2013

Darmstadt – Merck Serono, die biopharmazeutische Sparte von Merck, hat ihren neuen weltweiten Hauptsitz in Darmstadt eröffnet. Die umgestalteten Gebäude des „F-Square“ zeichnen sich durch ein offenes Bürokonzept aus, das Projektarbeit und eine bessere interne Abstimmung fördern soll. Von den insgesamt 1.700 Mitarbeitern der Pharmasparte in Darmstadt arbeiten rund 800 in den zwei Bürogebäuden südöstlich des Werkgeländes an der Frankfurter Straße.

Zwingenberg – Das Biotechnologie-Unternehmen BRAIN AG ist mit dem European Biotechnica Award 2013 ausgezeichnet worden. Der seit 2003 vergebene Preis ist einer der bedeutendsten für Biotechnologieunternehmen in Europa. Ausgeschrieben wurde er in diesem Jahr für europäische Unternehmen, die sich um die Integration der Biotechnologie in die Industrie verdient machen.

„Die Fertigstellung der neuen Merck-Serono-Zentrale spiegelt die Weiterentwicklung unseres Standorts wider“, sagte Kai Beckmann, als Mitglied der Merck-Geschäftsleitung sowohl für das Werk Darmstadt als auch für das Personalressort zuständig. Mit dem Umzug der Merck-Serono-Zentrale von Genf nach Darmstadt waren Mitte 2012 rund 50 Merck-Serono-Mitarbeiter nach Darmstadt gewechselt.

„Brain zeichnet sich durch langjährige, außerordentliche Leistungen bei der Biologisierung von Industrien und der Etablierung der Bioökonomie durch ein einzigartiges komplexes Netzwerk von industriellen Partnern entlang der Wertschöpfungskette aus“, sagt Dr. Karsten Henco, Vorsitzender der internationalen Jury. Seit 2010 entwickelt und vermarktet BRAIN auch eigene Produkte für den Endkunden.

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www.merck.de

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www.biotechnica.de www.brain-biotech.de

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Clariant eröffnet globales Forschungszentrum in Hessen

Activaero geht neue Forschungskooperation mit der Stanford-Universität ein

Frankfurt – Das im Industriepark Höchst angesiedelte Clariant Innovation Center (CIC), eine 100-Millionen-Euro-Investition, dient als globales Kompetenzzentrum für chemische Forschung und Prozesstechnologie. Als zentrale Drehscheibe wird es die Koordination des weltweiten F&E-Netzwerks von Clariant sicherstellen.

Gemünden/Wohra – Die Activaero GmbH gab den Abschluss einer Forschungskooperation mit der Stanford-Universität bekannt. Gemeinsam werden die Partner das Potenzial von Activaeros Inhalationsansatz im Vergleich zu einem Standardvernebler-System bei der Behandlung von Patienten mit zystischer Fibrose mit hypertoner Kochsalzlösung evaluieren.

„Innerhalb des CIC haben wir ein „Open Lab“ eingerichtet, um mit Kunden und anderen Entwicklungspartnern unter einem Dach an Innovationsprojekten zu arbeiten. Dies wird uns ermöglichen, Marktanforderungen schnell, flexibel und effizient in innovative Produktlösungen umzusetzen“, betont Martin Vollmer, Chief Technology Officer.

„Neben dem Fokus auf unseren internen Entwicklungsprogrammen hat Activaero seinen Inhalationsansatz auch immer gezielt für eine Verbesserung der Lebensqualität von Patienten mit zystischer Fibrose eingesetzt. Da es eine Vielzahl von therapeutischen Ansätzen gibt, die die Symptome und Folgen dieser Erkrankung adressieren, erforschen wir mit hochkarätigen akademischen Partnern, wie der Stanford-Universität, ein ganzes Portfolio von Lösungen“, sagt Gerhard Scheuch, Gründer und Geschäftsführer der Activaero GmbH

Angesiedelt am weltweit größten Produktionsstandort von Clariant profitiert das CIC von der ausgezeichneten Infrastruktur sowie den industriellen und akademischen Kontakten in der Rhein-Main-Region. Die neue Einrichtung umfasst eine Gesamtfläche von 36.000 Quadratmetern und bietet Raum für etwa 500 Mitarbeiter aus F&E, Verwaltung und weiteren Funktionsbereichen. n

www.clariant.com

Impfstoffe: Uni Marburg und Novartis setzen Kooperation fort Marburg und Basel – Die Zusammenarbeit zwischen der Universität Marburg und dem Impfstoffhersteller Novartis Vaccines wird für weitere fünf Jahre fortgesetzt. Jochen Reutter und Tibor Nemes, Geschäftsführer bei Novartis Vaccines and Diagnostics haben gemeinsam mit der Marburger Universitäts-Präsidentin Katharina Krause den Vertrag zur weiteren Kooperation unterzeichnet. Darin wird unter anderem die Nutzung des universitären Hochsicherheitslabors beziehungsweise des Novartis-Forschungsservice geregelt. „Wir haben einen einzigartigen Standortvorteil bei der Bekämpfung neuartiger Viren durch die Verbindung von universitärer Forschung mit unseren modernen Produktionsanlagen“, sagt Jochen Reutter, Novartis-Standortleiter in Marburg. Die Zusammenarbeit hat sich in der Vergangenheit bereits bewährt: 2009 brachte die Kooperation die weltweit erste Charge eines Impfstoffkonzentrats gegen die Schweinegrippe hervor. n n

www.novartis.com www.uni-marburg.de

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CytoTools AG erweitert Vorstand Darmstadt – Die CytoTools AG gibt die Erweiterung des Vorstandes auf drei Personen bekannt. Mit dem Mediziner Dr. Markus Weissbach konnte für das Schlüsselressort Zulassung und klinische Entwicklung ein sehr erfahrener Manager aus dem Bereich pharmazeutische Industrie/klinische Forschung gewonnen werden. Er wechselt aus dem Aufsichtsrat in den Vorstand der CytoTools AG. Damit unterstreicht die CytoTools AG die wichtige Zielsetzung, die begonnenen klinischen Entwicklungen erfolgreich und zeitnah abzuschließen. n

Dr. Holger Zinke, Vorstandsvorsitzender der BRAIN AG, wurde in das Bioeconomy Panel der Europäischen Union berufen. Die Aufgabe des Panels ist es, die Interaktion zwischen Politik, Wirtschaft und Organisationen auf dem Gebiet der Bioökonomie innerhalb Europas zu begleiten und voranzutreiben sowie die europäische Zusammenarbeit zu vertiefen. Zinke ist ebenfalls Mitglied des Bioökonomierats, der die Bundesregierung bei der Umsetzung der Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030 berät.

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Hessen-Biotech NEWS 1/2014

www.cytotools.de

Bioeconomy Panel der Europäischen Kommission komplett

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www.activaero.de

www.transkript.de www.brain-biotech.de


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Nachrichten aus der Wissenschaft

Knochenschwund aufhalten

Wirkstofftransport bei Hauterkrankungen

Frankfurt – Ein deutsch-österreichisches Forscherteam hat ein Enzym identifiziert, das zur Entstehung von Osteoporose beiträgt. Die Arbeit von Forschern um Privatdozentin Dr. Katrin Schröder, Institut für kardiovaskuläre Physiologie am Fachbereich Medizin der Goethe-Universität Frankfurt, belegt die Bedeutung des Wasserstoffperoxid-produzierenden Enzyms Nox4 in dem Prozess.

Gießen – Neue Wege zur Behandlung der Hauterkrankung aktinische Keratose erforscht die Arbeitsgruppe Biopharmazeutische Technologie der Technischen Hochschule Mittelhessen. Projektleiter ist Professor Frank Runkel. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit 432.000 Euro. Kooperationspartner sind die Philipps-Universität Marburg und ein mittelständisches biopharmazeutisches Unternehmen aus Hessen.

In einem therapeutischen Ansatz wurden Mäuse mit einer Osteoporose untersucht. Während der Osteoporose stieg die Expression von Nox4. Durch die Behandlung mit einem Nox4Hemmstoff konnte der Knochenverlust bei den Mäusen reduziert werden. Diese Ergebnisse deuten auf das Potenzial einer Nox4-Hemmung in der Osteoporosetherapie bei Menschen hin. Eine Substanz zur Nox4-Hemmung befindet sich bereits in einer klinischen Phase-II-Studie. n

Zentrale Aufgabe im aktuellen Forschungsprojekt ist es, Trägersysteme für den optimalen Transport des Moleküls an seinen Wirkort zu entwickeln. Hauptproblem ist dabei die Durchdringung der Hornzellschicht der Haut, die eine hocheffiziente Barriere bildet. Das Forschungsvorhaben hat eine Laufzeit von vier Jahren und wird im Rahmen des Programms „IngenieurNachwuchs“ gefördert n

www.thm.de

www.uni-frankfurt.de

Wie Prionen verklumpen Molekulare Spiegelbilder zugeordnet Bessere Medikamente werden möglich Darmstadt/Frankfurt – Moleküle können wie Handschuhe in einer linken oder rechten Form vorliegen. Bislang gelang die Bestimmung, ob es sich um die sogenannte rechtshändige oder linkshändige Version handelt, nur unter großen Schwierigkeiten. Eine direkte Bestimmung der Händigkeit war nur in festen, kristallinen Substanzen durch ein spezielles Verfahren möglich, bei dem die Kristallstruktur mithilfe von Röntgenstrahlen analysiert wird. „Wir haben deswegen eine Methode untersucht, bei der die Händigkeit in der Gasphase direkt bestimmt werden kann“, erläutert Professor Robert Berger vom Clemens-Schöpf Institut der TU Darmstadt. Als Testobjekt wird Bromchlorfluormethan verwendet, eine Kohlenstoffverbindung mit vier verschiedenen Bindungspartnern. Um die Händigkeit zu ermitteln, entfernen die Wissenschaftler mit einem intensiven Laserstrahl auf einen Schlag jeweils ein Elektron von allen Atomen.

Frankfurt – Biochemiker aus Frankfurt am Main haben erstmals das Verklumpen von Prionen-Proteinen auf atomarer Ebene beobachtet. Dr. Kai Schlepckow und Professor Harald Schwalbe von der Goethe-Universität konnten beobachten, wie sich einzelne Moleküle des Prion-Proteins zu Oligomeren zusammenlagern und dabei ihre dreidimensionale Struktur verändern. „Wir konnten quasi für jede einzelne Aminosäure nachverfolgen, zu welchem Zeitpunkt sie in den Aggregationsprozess eingreift“, berichtet Schwalbe. Dieser Prozess verlaufe komplexer, als bisher angenommen, so Schlepckow: „Wir waren fasziniert zu sehen, dass sich das Molekül während der Oligomerisierung nicht gleichförmig verhält. Vielmehr sind verschiedene Molekülbereiche in unterschiedliche Abschnitte dieses Prozesses involviert.“ Die Forscher hoffen, dass die Informationen helfen, neue Therapeutika zu entwickeln, die die Bildung infektiöser Partikel unterbinden. n

© biotechnologie.de/bk / www.biotechnologie.de

„Die Methode eröffnet neue Perspektiven für die Untersuchung und Analytik händiger Moleküle in der Physik, Chemie und Pharmazie“, prognostiziert Dr. Markus Schöffler vom Institut für Kernphysik der Goethe-Universität. n n

www.tu-darmstadt.de www.uni-frankfurt.de

Hessen-Biotech NEWS 1/2014

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Molekularer Dialog zwischen phytopathogenen Pilzen und Wirtspflanze

Wichtiger Verteidigungsmechanismus menschlicher Zellen gegen springende Gene aufgeklärt

Gießen – Phytopathogene Pilze können verheerende Krankheiten bei Nutzpflanzen verursachen. Ihre Taktik: Sie liefern kleine Proteine, sogenannte Effektoren, in die Wirtszellen, um die Pflanze zu manipulieren und die Krankheit zu etablieren. Die molekularen Vorgänge bei einer Infektion durch den Erreger des Flachs-Rostes hat Dr. Maryam Rafiqi vom Institut für Phytopathologie und Angewandte Zoologie der Justus-Liebig-Universität Gießen gemeinsam mit Kollegen aus Australien erforscht.

Langen – Forschern des Paul-Ehrlich-Instituts in Langen ist es gelungen, einen bisher unbekannten Mechanismus aufzuklären, den menschliche Zellen nutzen, um endogene Retrotransposons in Schach zu halten.

Den Wissenschaftlern gelang es, die Kristallstruktur des vom Flachs-Rost verursachenden Erreger sekretierten Effektorproteins AvrM zu analysieren. Diese Ergebnisse helfen zu verstehen, wie die Effektorproteine in die Wirtszellen gelangen und welcher molekulare Dialog sich anschließend zwischen Pilzen und Wirtspflanzen abspielt. n

www.uni-giessen.de

Mini-Moleküle helfen dem Hirn Marburg – Die Philipps-Universität Marburg beteiligt sich an einem neuen europäischen Forschungsverbund, der zu einer verbesserten Behandlung von Epilepsie führen soll. Die beteiligten Wissenschaftler möchten herausfinden, wie so genannte Micro-RNAs die Erkrankung und ihre Behandlung beeinflussen können. Hierfür unterstützt die Europäische Union das Vorhaben unter dem Titel „Micro-RNAs in der Pathogenese, Therapie und Vorbeugung der Epilepsie” (EpiMiRNA) in den nächsten fünf Jahren mit insgesamt 11,5 Millionen Euro. Der Marburger Neurologe Professor Felix Rosenow koordiniert die klinischen Studien im Rahmen des Konsortiums. In die Marburger Arbeitsgruppen fließen 2,9 Millionen Euro. Das Konsortium umfasst außerdem mehrere kleine und mittelständische Unternehmen, die sich mit Therapien auf der Basis von Micro-RNA beschäftigen. n

www.uni-marburg.de

Retrotransposons sorgen im günstigen Fall für genetische Veränderungen, die einen evolutionären Vorteil darstellen. Sie können jedoch auch genetische Erkrankungen verursachen oder an der Entstehung von Tumoren beteiligt sein. Menschliche Zellen geben sich nicht kampflos geschlagen, sondern blockieren über unterschiedliche intrazelluläre Verteidigungsmechanismen die Mobilisierung dieser endogenen transponierbaren Elemente. Forscher des Paul-Ehrlich-Instituts um Professor Gerald Schumann, Abteilung Medizinische Biotechnologie, haben in früheren Arbeiten gezeigt, dass die Wechselwirkung zwischen einer Ribonukleinsäure, APOBEC3C-Proteinen und dem LINE-1-kodierten Protein ORF1p zu einer räumlichen Blockade des Enzyms Reverse Transkriptase führt, das ebenfalls zur LINE-1-Proteinmaschinerie gehört. Dadurch kann dieses Enzym die genetische Information nicht mehr effizient ablesen. Diese Blockade verhindert sowohl das Kopieren als auch den Einbau der springenden Gene. n

www.pei.de

Strategische Partnerschaft zwischen Marburg und Hangzhou Marburg – Wissenschaftler aus den Bereichen Biologie, Chemie, Medizin, Pharmazie und Physik der Universität Marburg nahmen unter der Leitung von Vizepräsident Professor Ulrich Koert am ersten gemeinsamen wissenschaftlichen Symposium mit ihrer strategischen Partneruniversität, der Zhejiang Universität in Hangzhou, China, teil. Unter dem Titel „Frontiers in Life and Materials Sciences“ diskutierten die Teilnehmer über die Möglichkeiten gemeinsamer Forschung und stellten die Forschungsschwerpunkte ihrer Institute vor. Geplant sind unter anderem der Aufbau eines Netzwerks „Materials Science“, Forschungs- und Studienaufenthalte von Promovierenden und Famuli sowie die Förderung kurzzeitiger Gastdozenturen an den jeweiligen Partneruniversitäten. n

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Hessen-Biotech NEWS 1/2014

www.uni-marburg.de


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Biotech im Alltag

Biotechnologisch hergestellte Zuckerverbindungen können dazu eingesetzt werden, unangenehme Gerüche zu bekämpfen. Cyclodextrine sind Verbindungen, die zu den cyclischen Oligosacchariden gehören. Diese Zuckerverbindungen sind ringförmige Abbauprodukte, die biotechnologisch durch den enzymatischen Abbau von Stärke, etwa aus Mais oder Kartoffeln, hergestellt werden. Durch ihre hydrophobe Kavität im Innern und die polare Außenfläche besitzen Cyclodextrine die Fähigkeit, sogenannte Einschlussverbindungen mit apolaren organischen Verbindungen zu schließen. Insbesondere die Gewinnung von sortenreinen Cyclodextrinen ist für zahlreiche Industriezweige von großem Interesse, um verschiedene Hohlräume, je nach einzuschließender Substanz, auswählen zu können. So stecken zum Beispiel in Geruchstopper-Sprays wie Febreze Cyclodextrine, die in ihrem Innern unangenehme Gerüche aufnehmen und zugleich Träger von Duftstoffen sind. Auch gesundheitsfördernden Lebensmitteln können Cyclodextrine zugesetzt sein, um unerwünschte Geschmäcker oder Gerüche zu

vermeiden. Fischöl, das sich aufgrund des hohen Omega-3Fettsäuren-Gehaltes positiv auf die Zusammensetzung des Blutfettes auswirkt und vor Schlaganfällen, Herzinfarkten und Arterienverkalkung schützt, wird vielen gesundheitsfördernden Lebensmitteln beigesetzt. Damit diese Lebensmittel nicht nach Fisch riechen, schmecken oder ranzig werden, werden Cyclodextrine hinzugefügt, die die unangenehm riechenden oder schmeckenden Stoffe in sich aufnehmen und so neutralisieren. Dieses Prinzip, das Einschließen von Stoffen, wird auch bei Pappkartons angewandt, insbesondere wenn sie zum Verpacken von Lebensmitteln dienen. Da Kartonpappe in der Regel zumindest zu einem Anteil aus Recyclingmaterial besteht, beinhaltet sie oft stark riechende Stoffe aus Lösungs- oder Druckmittelrückständen. Durch die Zugabe von Cyclodextrinen zum Ummantelungsmaterial bleiben die Duftstoffe der Pappe in der Pappe und vermischen sich nicht mit dem Geruch der Lebensmittel.

Hessen-Biotech NEWS 1/2014

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Mit Zucker gegen Gerüche

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Veranstaltungen/Termine 23. Januar 2014

Frankfurt

HR-Konferenz der Life-Sciences-Industrie

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www.biodeutschland.org

12. Februar 2014

Marburg

Neue Potenziale für Nanotechnologie in der Medizin, Schwerpunkt Diagnostik und Monitoring

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www.hessen-nanotech.de/nanomedizin

10. – 12. März 2014

Turin

BIO-Europe Spring

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www.ebdgroup.com

20. – 21. März 2014

Köln

www.permedicon.de

1. – 4. April 2014

München

analytica

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Hannover

Industrial Green Tec

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www.hannovermesse.de

9. – 10. April 2014

Impressum

Redaktion Lena Haupt, Hessen Trade & Invest GmbH Gestaltung Piva & Piva, Studio für visuelles Design, Darmstadt

Hamburg

Deutsche Biotechnologietage 2014

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Hessen Trade & Invest GmbH Dr. Detlef Terzenbach (Projektleiter), Lena Haupt Konradinerallee 9 D-65189 Wiesbaden Tel.: 0611 / 95017-8610, Fax: 0611 / 95017-58610 E-Mail: lena.haupt@htai.de Internet: www.hessen-biotech.de www.htai.de

Herausgeber Aktionslinie Hessen-Biotech Hessen Trade & Invest GmbH Konradinerallee 9 D-65189 Wiesbaden

www.analytica.de

7. – 11. April 2014

Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Jens Krüger Kaiser-Friedrich-Ring 75 D-65185 Wiesbaden Tel.: 0611 / 815-2493, Fax: 0611 / 815-492493 E-Mail: jens.krueger@hmwvl.de Internet: www.wirtschaft.hessen.de Projektträger ist die

PerMediCon

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Die Aktionslinie Hessen-Biotech ist eine Maßnahme des

Fotos © Lunamarina | Deamstime.com (Titel) Druck Werbedruck GmbH Horst Schreckhase, Spangenberg

www.biotechnologietage.de

Erscheinungsweise 4-mal pro Jahr (kostenlos)

8. Mai 2014

Marburg

SynMikro Fachtagung

n

www.synmikro.com

14. Mai 2014

Newsletter-Abonnement www.hessen-biotech.de

Frankfurt

Zukunftskongress Leben 3.0

n

www.lebendreipunktnull.net

23. – 26. Juni 2014 BIO International Convention n

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http://convention.bio.org

Hessen-Biotech NEWS 1/2014

Auflage 3.300 Exemplare

San Diego

Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und die Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die in der Veröffentlichung geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Die Aktionslinie Hessen-Biotech wird kofinanziert aus Mitteln der Europäischen Union.


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