Hessen-Biotech NEWS 3/2013

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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung www.hessen-biotech.de

Hessen-Biotech NEWS Max-Planck-Institut für Herzund Lungenforschung in Bad Nauheim: Der körperlichen Selbstheilung auf der Spur Morphisto GmbH: Histologie für alle Rückblick: Investorenkonferenz des Clusters Integrierte Bioindustrie (CIB) Frankfurt BMBF startet Ideenwettbewerb „Neue Produkte für die Bioökonomie“ Biotech-Park Pfungstadt – ein neuer, attraktiver Standort für die Wachstumsbranche GenXPro: Maßgeschneiderte Sequenzierung

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Liebe Leserinnen und Leser, der Nutzen der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Politik zeigt sich eindrucksvoll im Rahmen zahlreicher Public Private Partnerships (PPP) in Hessen. So sind das Land und der Pharmakonzern Sanofi seit nunmehr 15 Jahren gemeinsam Förderer des Science4Life Venture Cups, mit dem wir jedes Jahr Ideenträger aus ganz Deutschland bei der Erstellung von Businessplänen und auf ihrem Weg zur Unternehmensgründung begleiten. Ein weiteres Projekt ist der Biotech-Park in Pfungstadt. Dieser wurde gemeinsam durch die Stadt und das dort ansässige Unternehmen R-Biopharm entwickelt und präsentiert sich als neuer und attraktiver Standort für die Branche. Wirtschaft und Politik haben das Potenzial der Biotechnologie erkannt und ziehen an einem Strang. Die Möglichkeiten und die wachsende Bedeutung biotechnologischer Ansätze für die Bioökonomie lassen viele Unternehmen mit Hochdruck an neuen Verfahren arbeiten. Aber auch Investoren, Großkonzerne und potenzielle Kooperationspartner müssen dafür sensibilisiert werden. Dieses Ziel wird mit un-

INHALT

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Florian Rentsch Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

Wirtschaft im Porträt

VDE MedTech

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Material formt Produkt II

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PharmaForum am 30. Oktober zu Gast in Mainz

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KIMES – Korea International Medical & Hospital Equipment Show

Idee zum Schutz der Leber gewinnt Science4Life Venture Cup

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Dr. Detlef Terzenbach ist neuer Leiter des Themenfelds Bio, Nano, Umwelt

Biotech-Park Pfungstadt – ein neuer, attraktiver Standort für die Wachstumsbranche 15

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Histologie für alle

LOEWE: 25 Millionen Euro Förderung für sechs neue Projekte

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Neues von Ci3

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Ci3 Schaufenster: Akademischer Nachwuchs zu Gast bei Merck

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CIMT Endeavour – Geschäftsmodelle im Expertenfokus

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Neues von timm

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Kooperationsangebote: Biowissenschaft

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Wissenschaft im Porträt Der körperlichen Selbstheilung auf der Spur

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Förderprogramm 17

BioFuture 18

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Nachrichten aus der Wirtschaft

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Nachrichten aus der Wissenschaft

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Broschürenbestellung/Faxformular

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Internationale Geschäftspartnersuche

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Maßgeschneiderte Sequenzierung

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EEN Kooperationsangebote

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Hessen-Mix

BMBF startet Ideenwettbewerb „Neue Produkte für die Bioökonomie"

Neues von CIB Frankfurt

Justus-Liebig-Universität Gießen entwickelt neue Wirkstoffe zum Kampf gegen Malaria

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Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre der dritten Ausgabe der Hessen-Biotech-NEWS 2013.

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Hessen-Biotech Aktuell

Investorenkonferenz des Clusters Integrierte Bioindustrie (CIB) Frankfurt

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terschiedlichen Ansätzen verfolgt – beispielsweise auf der Investorenkonferenz des Clusters Integrierte Biotechnologie – CIB Frankfurt, die Unternehmern, Wissenschaftlern und Investoren Gelegenheit bietet, Kontakte zu knüpfen und aktuelle Investitionsmöglichkeiten zu finden. Neue Ideen und Verfahren für die Bioökonomie sind zudem Thema eines laufenden Ideenwettbewerbs des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, mit dem auch ungewöhnliche Ansätze gefördert und somit erprobt werden können. Die vorliegende Ausgabe der HessenBiotech-NEWS berichtet darüber – und über vieles mehr.

Biotech im Alltag Mit Biotechnologie gegen Diabetes

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Veranstaltungen / Termine / Impressum

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Hessen-Biotech Aktuell

VDE MedTech Mobil einsetzbare Medizintechnik in der stationären und ambulanten Versorgung

Verbesserungen in Diagnostik und Therapie sind oft verbunden mit technologischen Fortschritten bei Medizinprodukten und medizinischen Dienstleistungen. In den vergangenen Jahren haben neue technische Möglichkeiten dazu geführt, dass Medizingeräte zunehmend ortsungebunden eingesetzt werden können - sowohl in der stationären als auch in der ambulanten Patientenversorgung. Damit ist nicht nur die Technik mobil geworden, sondern mit ihr auch der Patient.

keiten und Limitierungen mobil einsetzbarer Medizingeräte anhand einer Reihe klinischer und technischer Beispiele in der ambulanten, stationären und sektorenübergreifenden Versorgung. Die Aktionslinie Hessen-Biotech und die Hessen Trade & Invest GmbH unterstützen die Veranstaltung, die von Wirtschaftsminister Florian Rentsch eröffnet wird, im Rahmen einer Logopartnerschaft Veranstaltungshinweis

Doch mit der zunehmenden Mobilität von Medizingeräten stellen sich auch Fragen: Wie verändern sich erprobte Abläufe in der medizinischen Versorgung? Sind Geräte und Daten sicher? Und überwiegt der Nutzen mobil einsetzbarer Technik den Aufwand der Entwicklung und Implementierung?

Datum: 26. September 2013, 09:30 Uhr Ort: Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Haus 22, Hörsaal 1 Veranstalter: DGBMT im VDE e.V. n

Silvia Buhlmann Tel.: 069 / 6308-348

Hochkarätige Vertreter aus Klinik, Industrie und Forschung diskutieren während der VDE MedTech diese Fragen und geben einen Überblick über Möglich-

E-Mail: dgbmt@vde.com www.vde.com/medtech

Material formt Produkt II Biobasierte Materialien und Produktionsprozesse

Am 1. Oktober 2013 findet die vierte Abendveranstaltung der Reihe „Material formt Produkt II" der Aktionslinie Hessen-Nanotech, in Kooperation mit der Aktionslinie Hessen-Biotech, statt. Unter dem Titel „Biobasierte Materialien und Produktionsprozesse" werden die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten nachwachsender Rohstoffe aus der industriellen Biotechnologie präsentiert. Die Ressourcen verschwendende Industriekultur des 20. Jahrhunderts scheint mit Blick auf knapper werdende Rohstoffe überholt. Mit Nachdruck wird derzeit ein Paradigmenwechsel vorbereitet, der die Abkehr von fossilen Rohstoffquellen hin zu biobasierten Herstellungsmethoden nach sich ziehen wird. Reißfeste Fasern auf Basis von Proteinen, bioinspirierte Klebstoffe mit selbstheilenden Eigenschaften, Holzersatzwerkstoffe auf Basis von Bagasse sind einige Beispiele dafür. Die „Biologisierung der Industrie" erscheint als ein logischer Schritt in der Fortentwicklung unseres Wirtschaftssystems.

Deutlich wird dies vor allem bei Biokunststoffen, die in den nächsten Jahren in vielen Bereichen petrochemische Lösungen ersetzen werden. Erste Einsatzfelder im Verpackungsbereich sind etabliert; derzeit werden neue Anwendungsgebiete in der Automobilindustrie und der Architektur erschlossen. Designern und Architekten kommt bei der Entwicklung neuer Einsatzmöglichkeiten für biobasierte Materialien eine entscheidende Rolle zu. Veranstaltungshinweis Datum: 1. Oktober 2013 Ort: BRAIN AG, Zwingenberg Veranstalter: Aktionslinie Hessen-Nanotech n

Nicole Holderbaum Aktionslinie Hessen-Nanotech Hessen Trade & Invest GmbH Tel.: 0611 / 95017-8634 E-Mail: nicole.holderbaum@htai.de www.hessen-nanotech.de/material-formt-produkt Hessen-Biotech NEWS 3/2013

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PharmaForum am 30. Oktober zu Gast in Mainz Die pharmazeutische Wertschöpfungskette im Wandel - Integrative Modelle von der Forschung bis zum Markt

Besucher des PharmaForums im Austausch

Podiumsdiskussion mit Branchenvertretern

Das 11. PharmaForum der Länder Hessen, Rheinland-Pfalz und des Saarlandes sowie des vfa – Die forschenden Pharmaunternehmen und des Gesundheitspolitischen Arbeitskreises Mitte findet am 30. Oktober im ZDF-Konferenzzentrum in Mainz statt. Unter dem Leitthema „Die pharmazeutische Wertschöpfungskette im Wandel – Integrative Modelle von der Forschung bis zum Markt“ diskutieren Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik über aktuelle Entwicklungen und Trends der PharmaBranche. Das Impulsreferat hält Dr. Siegfried Bialojan, Leiter des Europäischen Life Science Centers von Ernst & Young. Im Rahmen eines Präsentationsforums stellen vfaMitglieder sowie Unternehmen und Wissenschaftler

aus den drei beteiligten Bundesländern ihre Kernkompetenzen, Kooperationsangebote und -nachfragen vor. Als KommuniVeranstaltungshinweis kationsplattform erleichDatum: 30. Oktober 2013 tert das PharmaForum die Ort: ZDF-Konferenzzentrum, Mainz Zusammenarbeit unterVeranstalter: Hessisches Ministerium schiedlicher Akteure der für Wirtschaft, Verkehr und LandesPharma-Branche. Es forentwicklung; Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und ciert zugleich aber auch Landesplanung Rheinland-Pfalz; den Austausch zwischen Staatskanzlei des Saarlandes; Wirtschaft, Wissenschaft vfa – Die forschenden Pharmaund politischen Akteuren. unternehmen, Gesundheits-

politischer Arbeitskreis Mitte

Anmeldung für Besucher oder Aussteller unter www.pharmaforum-sw.de.

KIMES – Korea International Medical & Hospital Equipment Show Hessischer Gemeinschaftsstand auf der Internationalen Ausstellung für Medizin, Kliniken und Krankenhäuser vom 13. bis 16. März 2014 in Seoul, Korea

Die KIMES findet jährlich in Seoul, Korea, statt. Im Jahr 2013 zählte die Messe mehr als 60.000 Besucher und 1.015 Aussteller. Schwerpunkt sind die Bereiche Medizintechnik, Gesundheit und Pharmazie. Hessische Unternehmen haben die Möglichkeit, sich auf dem hessischen Gemeinschaftsstand zu präsentieren.

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Ansprechpartner: Julia Kromer Hessen Trade & Invest GmbH Tel.: 0611 95017-8954 E-Mail: julia.kromer@htai.de Norbert Claus IHK Kassel-Marburg Tel.: 0561 7891-279 E-Mail: claus@kassel.ihk.de

Dr. Detlef Terzenbach ist neuer Leiter des Themenfelds Bio, Nano, Umwelt Zum 1. Juli hat Dr. Detlef Terzenbach seine Arbeit in der Abteilung Technologie & Zukunft der Hessen Trade & Invest GmbH aufgenommen. Er leitet neben der Aktionslinie Hessen-Biotech auch das gesamte Themenfeld Bio, Nano, Umwelt.

Dr. Detlef Terzenbach

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Terzenbach ist promovierter Mikrobiologe und hat eine Berufsausbildung zum Industriekaufmann absolviert. Nach ersten Erfahrungen in der Biotechnologie-Branche bei der Landesinitiative BioGenTec in Köln ist er seit 1998 für die hessische Wirtschaftsförderung tätig, wo er bereits in den Bereichen Technologie, Außenwirtschaft und Standortmarketing tätig war.


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Neues von Ci3

Ci3 Schaufenster: Akademischer Nachwuchs zu Gast bei Merck Neue Veranstaltungsreihe stößt auf großes Interesse

Über Tätigkeitsbereiche und Organisationsstrukturen bei Merck haben sich im Juni mehr als 80 Nachwuchswissenschaftler aus der Rhein-Main-Region informiert. Eingeladen zum Schaufenster „Berufsfelder in der pharmazeutischen Industrie“ hatte der Cluster für Individualisierte Immunintervention (Ci3) in Kooperation mit Merck. Die Veranstaltung bot einen spannenden Einblick in das Unternehmen sowie die adressierten Märkte und Forschungsfelder des Darmstädter Pharmakonzerns. Welche Tätigkeitsfelder gibt es für Lebenswissenschaftler in der pharmazeutischen Industrie? Wie sind die typischen Einstiegsmöglichkeiten? Welche wissenschaftlichen Qualifikationen sind Voraussetzung? Antworten darauf erhielten die Besucher von Dr. Christoph Hüls, Dr. Michael Wolf, Dr. Martin Falk und Dr. Alexandra

Miranville, bei Merck Serono für Biopartnering, Forschung, klinische Entwicklung und Business Development zuständig. In Kurzreferaten stellten sie jeweils anhand ihres individuellen wissenschaftlichen Werdegangs vor, wie der Einstieg in die Pharmaindustrie gelingen kann. Klar wurde dabei, dass es kein Patentrezept gibt, sondern letztlich individuelle Interessen, persönliches Engagement und manchmal auch ein bisschen Glück über die berufliche Laufbahn entscheiden. Nächstes Ci3 Schaufenster: „Translationale Onkologie – Innovative Konzepte auf dem Weg in die klinische Testung“, 13. November 2013, 17:30 -19:30 Uhr, TRON gGmbH, Mainz. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.ci-3.de

CIMT Endeavour – Geschäftsmodelle im Expertenfokus Workshop adressiert wichtige Aspekte der Finanzierung, Entwicklung und Bewertung onkologischer Gründungsinitiativen

Wo liegen die Herausforderungen für europäische Biotech Start-ups? Wie können neue Forschungsergebnisse in der Praxis wirtschaftlich verwertet werden? Was zeichnet erfolgreiche Deals aus? Wie können mehr Unternehmensgründungen erreicht werden? Zentrale Fragen wie diese standen im Mittelpunkt des ersten CIMT Endeavour Workshops in Mainz. Eingeladen hatte die Association for Cancer Immunotherapy (CIMT) in Kooperation mit dem Cluster für Individualisierte Immunintervention (Ci3). Für das Programm hatten die Veranstalter namhafte Vertreter aus den Bereichen Finanzen, Venture Capital, Entwicklung, Business Development und Corporate Development gewinnen können. Sie beleuchteten anhand der vorgestellten Geschäftsmodelle Kernaspekte, die über den Erfolg und Misserfolg einer Gründung entscheiden können. Neugründungen in der Biotechnologie sind komplex. Von der Idee bis hin zur Etablierung am Markt durchlaufen die Unternehmen verschiedene Phasen. Damit verbunden sind unterschiedliche Anforderungen an Manage-

ment und Finanzierung, denen in der Veranstaltung durch Präsentation eines frühen („Start-up“), eines fortgeschrittenen („Survive & Thrive“) und eines durch Verkauf abgeschlossenen („Succesful Deal“) Unternehmensstadiums Rechnung getragen wurde. Repräsentiert wurden diese durch Dr. Eugen Uhlmann (AdiuTide Pharmaceuticals GmbH, Frankfurt), Dr. Mira Peled-Kamar (Applied Immune Technologies Ltd., Haifa/Israel) und Heinz Schwer (Sloning Biotechnology GmbH, München). n

Kontakt / Ansprechpartner: Ci3 Clusterbüro Kupferbergterrasse 17-19 55116 Mainz Tel.: 06131 / 6230581 E-Mail: mail@ci3.de

(Foto: Ci3)

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Neues von CIB Frankfurt

Investorenkonferenz des Clusters Integrierte Bioindustrie (CIB) Frankfurt Industrielle Biotechnologie wird für Kapitalgeber immer interessanter

Mehr als 75 Teilnehmer aus Finanzwelt, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft waren der Einladung des Clusters Integrierte Bioindustrie (CIB) Frankfurt gefolgt, um das Potenzial und die Renditemöglichkeiten der industriellen Biotechnologie auszuloten.

Alexander Zschocke (links) erläuterte die Potenziale von Biokraftstoffen aus Sicht der Lufthansa. Führte durch die Veranstaltung: Christian Patermann, Bioökonomie-Experte und Direktor a. D. der Europäischen Kommission

„Hier am Finanzplatz Frankfurt gibt es Treibstoff für die Wirtschaft“, begrüßte Dr. Carsten Ott, Abteilungsleiter Technologie & Zukunft der Hessen Trade & Invest GmbH, die Teilnehmer der vierten CIB Invest Konferenz in der Industrie- und Handelskammer Frankfurt. Treibstoff in Form von Kapital braucht die Biotech-Branche dringend, „denn ohne Investment läuft nichts“, wie Moderator Dr. Christian Patermann, Bioökonomie-Experte und Direktor a. D. der Europäischen Kommission, betonte. Patermann forderte neue Wege der Kooperation zwischen den Akteuren entlang der Wertschöpfungskette. Damit bezog er sich ausdrücklich auch auf Finanzierungsformen, die der Komplexität der industriellen Biotechnologie gerecht werden und ihr langfristiges Potenzial berücksichtigen.

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Breite Rohstoffbasis Nicht nur Treibstoff in Form von Kapital, sondern auch Biodiesel und seine Verwandten standen im Mittelpunkt der diesjährigen CIB Invest. Mit dem Fokus auf Biokraftstoffe und Biochemikalien sensibilisierte die Konferenz die Finanzwelt für Themen, die in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert werden und auch deswegen noch zu wenig Interesse bei Kapitalgebern wecken. „Die industrielle Biotechnologie kann mehr, als in den Medien steht“, unterstrich Dr. Jens Schrader vom Dechema-Forschungsinstitut aus Frankfurt. Er und andere Referenten unterstrichen, dass sie nicht auf mit Nahrungsmitteln konkurrierende Rohstoffe setzen. Die Teller-versus-TankDebatte sei beendet, die Palette an Rohstoffen wachse. Jan Kannengießer von der Technischen Universität Darmstadt etwa erläuterte, wie sich Kraftstoff-Additive aus städtischen Bioabfällen gewinnen lassen. Dr. Martin Bellof von der Autodisplay Biotech GmbH aus Düsseldorf wiederum präsentierte ein kostengünstiges Verfahren zur Nutzung von Pflanzenresten: Um die darin enthaltene Zellulose zu verwerten, braucht man Enzyme, sogenannte Zellulasen. Deren Herstellung sei bisher aber teuer, betonte Bellof: „Das ist der Flaschenhals bei der Erzeugung von Biokraftstoffen der zweiten Generation.“ Autodisplay Biotech löst das Problem mit Bakterien, die Zellulasen auf ihrer Oberfläche tragen und im Prozess als ganze Zellen eingesetzt werden. Dadurch entfällt die teure Enzymisolierung, außerdem sind die an die Bakterien gebundenen Zellulasen leichter wiederverwendbar. Eine gute Idee, die Kapital für die zweite Finanzierungsrunde sucht. Auch Thomas Buhl vom französischen Unternehmen Global Bioenergies bot Kapitalgebern konkrete Investitionsmöglichkeiten an. Er konzentrierte sich auf die fermentative Gewinnung von leichten Olefinen (Kohlenwasserstoffe mit Doppelbindungen) als Ausgangssubstanz für Treib- und Kunststoffe sowie viele andere Chemieprodukte. Die Verbindungen sind gasförmig und lassen sich kostengünstig aus dem Bioreaktor isolieren. Den Kohlenwasserstoff Isobuten will Global Bioenergies schon 2017 industriell


Die Teilnehmer der CIB Invest Konferenz informierten sich über das Potenzial der industriellen Biotechnologie

produzieren. Das Bioverfahren für eine verwandte Substanz, den Kautschukrohstoff Butadien, entwickelt das Unternehmen mit Beteiligung des polnischen Chemiekonzerns Synthos, der sich damit Rechte auf Produkte aus biobasiertem Kautschuk sicherte. Für weitere Prozesse sucht Global Bioenergies noch Investoren. Bei der Standortsuche für Anlagen habe man auch Deutschland im Blick, sagte Buhl.

Großindustrie noch zu zögerlich Die Entwicklung von Treibstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen verfolgt auch die Deutsche Lufthansa AG mit großem Interesse. Das Unternehmen sieht sich aber eher als Abnehmer und weniger als Entwicklungspartner, wie im Vortrag von Dr. Alexander Zschocke deutlich wurde. Zschocke erzählte eine Geschichte von einem Zauberer, der aus Einhornkot unsichtbar machende Armreifen fertigt und dafür einen Kapitalgeber findet. Die Großproduktion scheitert jedoch, weil der Zauberer verschiedene Dinge falsch einschätzte. Die Moral von Zschockes Geschichte, die für eine lebhafte Diskussion sorgte: „Eine geniale Idee reicht nicht aus.“ Am liebsten wäre der Lufthansa das Angebot von bereits zertifizierten Biokerosinen, die internationale Standards erfüllen. Dr. Peter Ripplinger von der Stuttgarter Subitec GmbH bedauerte, dass das Zusammenspiel von Großkonzernen und kleineren Biotech-Unternehmen noch nicht richtig funktioniert – obwohl der Klimawandel eine schnelle Lösung erfordere. „Jeden Tag belasten 93 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid die Atmosphäre“, sagte Ripplinger. Subitec will Kohlenstoffdioxid aus industriellen Emissionen für die Algenzucht nutzen und setzt damit um, was Patermann zu Beginn betont hatte: „Wir dürfen den Klimakiller nicht als Killer sehen, sondern als Rohstoffbasis.“ Subitec hat einen Algen-Bioreaktor mit integrierten Photovoltaikmodulen entwickelt und mit Energieversorgern wie EnBW und Vattenfall bereits Pilotanlagen errichtet. Bei einem Anstieg des Ölpreises von aktuell 100 US-Dollar auf 140 US-Dollar pro Barrel wäre die Technik ab 2016 wettbewerbsfähig, sagte Ripplinger.

Kohlenstoffdioxid wollen auch Dechema-Wissenschaftler nutzen. Sie koppeln Elektrochemie und Biotechnologie, um Rauchgas in chemische Produkte und Energieträger umzuwandeln. Der Clou an dem von Jens Schrader vorgestellten Verfahren: Die Mikroorganismen wachsen auf einer Elektrode und nutzen die Elektronen für Synthesereaktionen. Die elektrische Energie soll regenerativ mit Windkraft oder Photovoltaik erzeugt werden. Noch steckt das Projekt in den Anfängen, eine spätere Ausgründung basierend auf dieser Idee kann sich Schrader aber durchaus vorstellen.

Langfristige Rendite „Es ist klug, in die industrielle Biotechnologie zu investieren, denn damit lässt sich langfristig Geld verdienen“, hatte Ott zur Begrüßung unterstrichen. „Lassen Sie sich nicht von der Komplexität des Themas abschrecken!“, wandte sich Moderator Patermann abschließend an die Vertreter aus der Finanzwelt. „Wenn Sie hier investieren, zeigen Sie auch Ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft.“ Dass biotechnisch hergestellte Energieträger und Chemikalien aus nachwachsenden Rohstoffen keine Traumtänzereien sind, belegte er mit mehreren Beispielen: Coca Cola will seine Getränke ab 2016 in Flaschen aus dem biobasierten Kunststoff Polyethylenfuran (PEF) füllen; Fischer stellt bereits Dübel her, die zu fast 60 Prozent aus einem aus Rizinusöl gewonnen Bio-Polyamid bestehen. Ein Päckchen Bio-Dübel für jeden Referenten verankerte das enorme Potenzial der industriellen Biotechnologie symbolisch auch in den Köpfen der Investoren. Uta Neubauer n

Kontakt / Ansprechpartnerin: Dolores Schmitt CIB Frankfurt Hessen Trade & Invest GmbH Tel.: 0611/95017 8312 E-Mail: dolores.schmitt@htai.de

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Neues von timm

Justus-Liebig-Universität Gießen entwickelt neue Wirkstoffe zum Kampf gegen Malaria Arbeitsgruppe um Professor Dr. Katja Becker mit vielversprechendem Ansatz zur Therapie der Tropenkrankheit

Prof. Katja Becker Professur für Biochemie und Molekularbiologie am Interdisziplinären Forschungszentrum der Justus-Liebig-Universität Gießen (Foto: JustusLiebig-Universität Gießen)

In den von Armut geprägten Regionen der Welt erkranken viele Menschen an übertragbaren Krankheiten. Infektionskrankheiten haben oft besonders schwerwiegende Folgen für die Menschen und stellen noch immer die häufigste Todesursache dar. Bekannteste Beispiele sind HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose. Derzeit sind rund drei Milliarden Menschen in 108 Ländern von Infektionen mit dem Malaria-Erreger Plasmodium falciparum bedroht. Es gibt etwa 240 Millionen Neuerkrankungen jährlich weltweit. Die relative Sterblichkeitsrate ist niedrig, in absoluten Zahlen sind es aber etwa eine Million Menschen, meist Kinder unter fünf Jahren, für die der Krankheitsverlauf tödlich endet. Geografisch lässt sich die Malaria vor allem in Afrika verorten, wo 90 Prozent der Erkrankten leben. Zur Malaria-Behandlung werden derzeit verschiedene natürliche und synthetische Stoffe eingesetzt. Zunehmend problematisch sind Resistenzen der Erreger, sodass Bedarf an neuen wirksamen Medikamenten besteht. Dr. Katja Becker, Professorin für Biochemie und Molekularbiologie am Interdisziplinären

Stress und antioxidativen Schutzmechanismen bei der Entstehung von Krankheiten. Der Fokus der Arbeit liegt derzeit auf dem Nachweis der Wirksamkeit neuer Verbindungen bei Infektionen, die von Parasiten der Gattung Plasmodium hervorgerufen werden. Die patentgeschützten Substanzen stellen gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Resistenzen der Infektionserreger gegen bestehende Medikamente eine hervorragende Alternative zu den bereits etablierten Medikamenten dar. Die Verbindungen leiten sich von Steroiden ab und eignen sich für die Entwicklung von „small molecule“-Inhibitoren, vor allem gegen parasitär verursachte Infektionserkrankungen. Sie repräsentieren neuartige Leitstrukturen zur Wirkungsoptimierung sowie zur Entwicklung einer Vielzahl weiterer potenziell wertvoller Wirkstoffe zur Produktion marktfähiger Medikamente. Darüber hinaus wirken sie synergistisch mit Artemisinin zusammen – ein sekundärer Pflanzenstoff, der weltweit zur Behandlung von Infektionen mit multiresistenten Stämmen von Plasmodium falciparum, dem Erreger der Malaria tropica, eingesetzt wird. „Wir sind überzeugt, dass unsere neuen Wirkstoffe maßgeblich zur Bekämpfung von Tropenkrankheiten beitragen können, und hoffen, dass wir Partner finden, die ihre Entwicklung bis zur Marktreife mit uns gemeinsam vorantreiben. Das Clustermanagement timm ist dabei eine wertvolle Unterstützung, das unser Projekt von Anfang an begleitet hat und die Kommunikation mit den Pharmaunternehmen erleichtert“, so Becker. n

Dreidimensionale Struktur eines wichtigen Zielmoleküls für die rationale Medikamentenentwicklung (Quelle: Nature Communications 2,/2011 Article number:383)

Forschungszentrum der Justus-Liebig-Universität Gießen, treibt die Entwicklung neuer Medikamente gegen Tumor- und Infektionserkrankungen, insbesondere Malaria, voran. Sie erforscht schwerpunktmäßig die grundlegende Rolle von oxidativem

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Kontakt / Ansprechpartner timm – Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen c/o TransMIT Gesellschaft für Technologietransfer mbH Kerkrader Str. 3 35394 Gießen Tel.: 0641/94364-0 E-Mail: info@timm-mittelhessen.de www.timm-mittelhessen.de


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Angebote des EEN

Internationale Geschäftspartnersuche

Organisierte Unternehmertreffen sind ein erfolgreiches Instrument zur Anbahnung von Kooperationen. Bei geplanten B2B-Gesprächen kommen Firmen-

vertreter miteinander in Kontakt, können potenziellen Partnern ihre Produkte, Dienstleistungen oder Technologien vorstellen und so die Grundlage für eine dauerhafte Geschäftsbeziehung schaffen. Das EEN Hessen organisiert im zweiten Halbjahr 2013 folgende Kooperationsbörsen für Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus der Biowissenschaft:

BioBusinessMatching 2013 auf der Biotechnica, Hannover, 8. bis 10. Oktober 2013 Das BioBusinessMatching ist eine wichtige Kooperationsbörse für die Biotechnologie, veranstaltet während der BIOTECHNICA, einem europäischen Branchentreff für Biotechnologie, Life Sciences und Labortechnik. Es ist einer der Marktplätze, um neue Technologien, Konzepte und Lösungen für die industrielle Biotechnologie kennenzulernen und Geschäftspartner oder Projektpartner für die Forschung & Entwicklung zu finden. Auf der BioBusiness-Kooperationsbörse treffen sich internationale Entscheidungsträger, Wissenschaftler und Entwickler aus der Biotechnologie-, Pharmazie- und der Life ScienceBranche zu vorab geplanten Einzelgesprächen. Anmeldung online unter www.biobusinessmatching.com

Healthcare Brokerage Event auf der MEDICA, Düsseldorf, 20. bis 22. November 2013 Die MEDICA ist die weltweit größte und bedeutendste Fachmesse im Bereich Medizin. Seit mehr als zehn Jahren bietet das Enterprise Europe Network auf der MEDICA eine Kooperationsbörse an. Aussteller und Messebesucher haben die Möglichkeit, Vertriebs- und Technologiepartnerschaften sowie Forschungskooperationen anzubahnen. Die Veranstaltung spricht sowohl Unternehmen als auch Universitäten und Forschungseinrichtungen an, die Partner für grenzüberschreitende Zusammenarbeit suchen und die Basis für neue Geschäftsbeziehungen legen wollen. Alle Bereiche der Medizintechnik werden abgedeckt. Anmeldung online bis zum 6. November 2013 unter www.b2match.eu/medica2013

Das Enterprise Europe Network (EEN) Hessen der Hessen Trade & Invest GmbH unterstützt hessische Unternehmen bei der Suche nach internationalen Geschäfts- oder Technologiepartnern.

Kooperationsangebote: Biowissenschaft Das EEN Hessen bietet gezielt Unterstützung bei der Vermarktung von Technologien und der Suche nach europäischen Partnern für gemeinsame VorSmart sensor for measuring exercise metrics including pedometer Ref: TRUK20130710001 A UK SME based in the NE of England is developing an online tool to encourage everyone to exercise more and reduce the occurrence of preventable illness due to inactivity. They are looking to source a smart sensor -a pedometer plus other functions, which would be carried or worn by the user at all times and would record activity for uploading to the computer software. The partner could already have such a sensor commercially available or be prepared to modify a similar device to fit this need.

Interessenten können in der Technologiedatenbank des EEN nach weiteren Profilen recherchieren: haben. Aktuell stehen 1.200 Kooperationsanfragen www.een-hessen.de/ aus der Biowissenschaft in der europaweiten Daten- direktrecherche bank des Netzwerkes, zum Beispiel:

Tumor Antigen Protein from polo-like Kinase 1 Ref: 13 KR 9A9E 3RQK A Korean University has developed a technology related in tumor antigen protein. The technology takes a reserve immunology approach to tumor treatments, suggesting the Polo-like kinase 1 (Plk1) protein as a tumor antigen. They are seeking partners who are interested in licensing agreement or technical co-operation for joint further development.

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Weitere Informationen zu den Profilen sind beim EEN Hessen erhältlich. n

Ansprechpartnerin: Tanja Göb-Zeizinger Hessen Trade & Invest GmbH / Enterprise Europe Network Hessen Tel.: 0611 95017-8958 E-Mail: tanja.goebzeizinger@htai.de www.een-hessen.de

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Wissenschaft im Porträt

Der körperlichen Selbstheilung auf der Spur Professor Dr. Thomas Braun und seine Mitarbeiter aus der Abteilung Entwicklung und Umbau des Herzens am Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim erforschen die Regeneration von geschädigtem Muskelgewebe

Die Regeneration von Herzgewebe untersuchen die Mitarbeiter von Thomas Braun mit verschiedenen Techniken, hier mit dem Laserscanning-Mikroskop (Foto: Jan Michael Hosan).

Verglichen mit der Maus eignet sich der Grünliche Wassermolch als Labortier eher schlecht. Schon seine Haltung und Zucht ist aufwändig: Statt eines Käfigs mit Streu braucht er ein Aquaterrarium mit Wasser und Land, statt Trockenfutter frisst er Larven und Würmer. Und während eine Maus nach drei Monaten Junge wirft, ist der Grünliche Wassermolch erst nach 1,5 Jahren geschlechtsreif. „Das verzögert die Forschung gewaltig“, sagt Thomas Braun, seit 2004 Direktor am Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim und Professor an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Außerdem sei der Molch „genetisch-molekular ins Hintertreffen geraten“. Sein Genom, das etwa zehnmal mehr DNA enthält als das des Menschen, ist noch nicht entschlüsselt. Techniken zur genetischen Manipulation sind weit weniger ausgereift als bei der Maus.

liegenden molekularen Prozesse erforscht sein Team hauptsächlich an Mäusen und Zellkulturen, aber eben auch am Molch. Die Palette der an der Muskelregeneration beteiligten Moleküle reicht von Rezeptoren und Botenstoffen bis zu Substanzen, die Gene an- oder ausschalten. „In den vergangenen Jahren haben sich neue Welten an regulativen Molekülen erschlossen“, erklärt Braun. Noch bis vor einigen Jahren habe man sich auf die etwa 23.000 Gene des Menschen und die daraus abgeleiteten Proteine konzentriert. Jetzt rückten kleine regulatorische RNAs immer stärker in den Fokus: „Diese nicht proteinkodierenden RNAs haben häufig nur geringe Effekte, die sich aber aufsummieren können“, erklärt Braun. Das mache es komplizierter, die jeweilige Wirkung einer bestimmten Verbindung zu entschlüsseln. Den Gegensatz dazu bilden „kritische Knoten“, Gruppen aus wenigen Genen, die zu massiven Defekten führen können. Mit einem solchen Knoten begann Braun vor fast 25 Jahren seine wissenschaftliche Karriere: Er hatte vier Gene identifiziert, die die Entwicklung von Skelettmuskeln steuern. Werden zwei ausgeschaltet, bleibt die Bildung aller Muskeln komplett aus.

Im Max-Planck-Institut in Bad Nauheim gedeihen hunderte Grünliche Wassermolche, obwohl ihre Zucht und Haltung als äußerst schwierig gilt. Ausgewachsen sind die Tiere bis zu zehn Zentimeter lang. (Foto: Jan Michael Hosan)

Überleben nach Herzinfarkt verbessern All diese Nachteile konnten Braun nicht davon abhalten, sich mit dem Wassermolch zu beschäftigen: „Seine Regenerationsfähigkeit ist faszinierend.“ Amputierte Gliedmaßen wachsen ihm – wie auch anderen schwanztragenden Amphibien – einfach nach. Ein geschädigtes Herz, zerstörte Augenlinsen und viele andere Körperteile reparieren sich ebenfalls von selbst. „Wie macht der Molch das?“, fragte sich Braun. „Das würde man schon gerne wissen.“

Molekulare Steuerung Braun hat Medizin und Philosophie studiert. Nach einer kurzen Tätigkeit in der Klinik spürte er, „dass sein Herz woanders schlägt": in der Forschung, nicht am Krankenbett. Wissenschaftlich interessiert ihn vor allem die Regulierung und Selbsterneuerung von Zellen der Skelett- und Herzmuskeln. Die zugrunde

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Beim Herzmuskel, dessen genetischer Bauplan mehrfach abgesichert ist, scheint der Schalter komplexer aufgebaut zu sein und aus einer Vielzahl regulatorischer Moleküle zu bestehen. Neben den Prozessen, die die Herzentwicklung kontrollieren, interessieren sich Braun und sein Team vor allem für die Regelkreise und Moleküle, die den Umbau und die Regeneration des Herzens nach einer Schädigung beeinflussen. Ein Beispiel dafür ist das Protein Oncostatin M, das die Differenzierung und das Wachstum von Zellen mitregelt. Oncostatin M wurde zuerst in Krebszellen entdeckt, kommt aber auch in geschädigtem Herzgewebe vor. Offensichtlich spult die Substanz das Entwicklungsprogramm von Zellen zurück. Herzzellen können dann wieder DNA synthetisieren und bei verminderter Blutzufuhr überleben. Im Versuch mit Mäusen stellte Brauns Team


Von der Grundlagenforschung in die Anwendung

Drei Fragen an Professor Dr. Thomas Braun vom Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim Die Magnetresonanztomografie wird am Max-Planck-Institut zur nicht invasiven Beobachtung von Herzschäden bei Mäusen und Molchen eingesetzt. Die Aufnahmen zeigen ein gesundes (links) und ein Infarkt-geschädigtes Mäuseherz (rechts). Durch die Schädigung der Herzmuskeln (dunkelgraues Band um die weiße Fläche) hat sich eine Herzkammer deutlich erweitert. (Abbildung: MPI)

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fest, dass injiziertes Oncostatin M die Überlebensrate nach einem Infarkt verbessert. Das ist durchaus ein Ansatz für eine neue Therapie.

Es gibt bei uns einige Projekte, die eine translationale, anwendungsbezogene Komponente haben. Ein Beispiel sind unsere Arbeiten zu Enzymen namens SIRT, von denen man sich neue Therapieansätze bei Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes erhofft. Zusammen mit dem Lead Discovery Center der Max-Planck-Gesellschaft in Dortmund suchen wir nach kleinen Molekülen, die diese Enzyme entweder aktivieren oder blocken. Auch das Projekt zu Oncostatin M wollen wir weiterentwickeln, um vielleicht ein neues Therapeutikum für Infarktpatienten zu finden.

Reparaturprogramm anschalten Vielleicht finden die Bad Nauheimer Forscher sogar den Schlüssel zu körpereigenen Reparaturprogrammen beim Menschen. Dass nicht nur schwanztragende Amphibien, sondern auch Säugetiere wie der Mensch eine grundsätzliche Fähigkeit zur Regeneration besitzen, zeigt sich etwa bei der Selbstheilung von Leberschäden. Mit zunehmendem Alter funktioniert die Reparatur aber immer schlechter. Das gilt auch für andere Tiere: Bei Mäusen wurde kurz nach der Geburt eine relativ gute Selbstheilung des Herzens beobachtet, die sich aber schnell verliert. Vermutlich werden die dafür notwendigen Gene stillgelegt. Lassen sie sich reaktivieren? Um diese Frage zu beantworten, müsssen sie zunächst identifiziert werden. Im Frühjahr haben Braun und seine Kollegen einen Katalog aller aktiven Gene des Grünlichen Wassermolchs veröffentlicht. Wegen des großen Genoms haben sie nicht die gesamte DNA, sondern die proteinkodierende Boten-RNA, kurze Abschriften der DNA, sequenziert. Rund 120.000 dieser aus den Geweben von gesunden Molchen und Larven sowie aus geschädigtem Gewebe stammenden Transskripte wurden mit massenspektrometrischen Proteinanalysen abgeglichen. Mehr als 800 Molch-spezifische Proteine haben die Forscher so identifiziert, darunter einige bisher unbekannte Proteinfamilien. Besonders interessant sind jene, die aus geschädigtem Gewebe stammen, das sich gerade regeneriert. Deren Funktion soll jetzt aufgeklärt werden. Ob die Reparaturgene des Molches auch im Menschen schlummern, gilt es ebenfalls zu untersuchen. Wenn es gelänge, sie zu reaktivieren, könnte die Vision der Selbstheilung des Herzens und anderer Organe eines Tages Realität werden.

Als Wissenschaftler am Max-Planck-Institut betreiben Sie Grundlagenforschung. Denken Sie trotzdem einen Schritt weiter in Richtung medizinische Anwendung?

Professor Dr. Thomas Braun (Foto: Jan Michael Hosan)

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Gibt es schon Kooperationen mit der Industrie? Ja, sowohl bei uns als auch bei Professor Offermanns, der hier die Pharmakologie leitet, und bei Professor Seeger, der sich vor allem der Behandlung von Lungenerkrankungen widmet. Die meisten Pharmaunternehmen haben die Grundlagenforschung über Jahrzehnte vernachlässigt, die Pipelines sind nicht gerade prall gefüllt. Das ist das Problem, wenn man nur auf die Produktoptimierung schaut.

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Gehen Sie mit Ihren Ideen auf Pharmaunternehmen zu? Das kostet viel Zeit. Mein Tag ist voll und das kann ich nicht zwischen Tür und Angel machen. Aber wenn wir etwas für sehr interessant halten, patentieren wir es durchaus. Die Max-PlanckInnovationen GmbH, eine Tochtergesellschaft der Max-Planck-Gesellschaft, knüpft dann Kontakte zu Pharmaunternehmen und bietet ihnen Lizenzen an.

Uta Neubauer

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Wirtschaft im Porträt

Histologie für alle Bunte Schnitte: Die Frankfurter Morphisto GmbH hat sich auf histologische und immunhistochemische Präparate spezialisiert

Dr. Michael Gudo, Geschäftsführer von Morphisto. (Foto: Uta Neubauer)

Pfefferkörner, Rattenlungen, Lindenäste, Biberzähne, Gorillazunge, Tumorgewebe: Die Frankfurter Morphisto GmbH fertigt von nahezu allen möglichen Objekten hauchdünne, meist eingefärbte Queroder Längsschnitte an. Sie gleichen Kunstwerken – mal mehr, mal weniger abstrakt und fast immer filigran strukturiert. „Wir schneiden und färben alles“, wirbt das Unternehmen. Manchmal müsse man aber auch sägen oder fräsen, ergänzt Gründer und Geschäftsführer Michael Gudo, je nach den Aufträgen der Kunden. Zu ihnen zählen Pharmaunternehmen und universitäre Arbeitsgruppen ebenso wie Privatleute, die schon mal um einen Schnitt ihres frisch herausoperierten Hüftgelenkknochens bitten oder um eine Erinnerung ans verstorbene Haustier. Die feinen wenige Zentimeter bis maximal etwa DIN A4 großen Schnitte sind das A und O der Histologie, der Lehre von Geweben. Im Zuge der rasanten Entwicklung von Molekularbiologie und Genetik geriet die Disziplin ins Hintertreffen. „An Universitäten bekommt man die Schnitt- und Färbetechniken gar nicht mehr vermittelt“, bedauert Gudo, profitiert aber auch davon: „Das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir haben diese Kompetenz gebündelt und gesichert.“

Stetes Wachstum Gudo hat Biologie und Geologie studiert und eine Arbeitsgruppe für Evolutionsbiologie am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt geleitet. Da eine Dauerstelle nicht in Sicht war und er spürte, dass sich mit den bunten Schnitten Geld verdienen lässt, wagte er 2005 zusammen mit drei Kollegen den Sprung in die Selbstständigkeit: „Aus dem Histologielabor im Senckenberg Forschungsinstitut haben wir ein Profit Center gemacht.“ Das Unternehmen, in

Eine Mitarbeiterin von Morphisto fertigt am Mikrotom Schnitte von einer Rattenlunge (braun in Paraffin) an. Die Schnitte schwimmen auf einem Wasserbad auf (Bild in der Mitte) und werden per Hand auf einen Objektträger aufgebracht. (Fotos: Uta Neubauer)

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dessen Namen die Anfangssilben von Morphologie und Histologie sowie eine Anspielung auf den Mephisto des Frankfurter Dichters Goethe stecken, ist die erste und bislang einzige Ausgründung aus der Senckenberg Gesellschaft. Vier Jahre nach der Gründung wurde das Unternehmen flügge und verließ die Räume des Forschungsinstituts, denn auf 60 Quadratmetern wurde es schlichtweg zu eng. Im Campus Oberhafen im Frankfurter Ostend stehen dem Unternehmen jetzt mehr als 1.000 Quadratmeter Labor- und Bürofläche plus Lagerräume im Keller zur Verfügung. Nicht nur an Fläche hat das Unternehmen zugelegt. Auch der Umsatz steigt. In den Jahren 2009 und 2010 hat er sich nahezu verdoppelt, 2012 betrug er 760.000 Euro. „Dieses Jahr wollen wir die Millionen-Marke knacken“, kündigt Gudo an. Der Mitarbeiterstamm, aktuell 18 Personen, wächst ebenfalls stetig, denn Histologie bedeutet viel Handarbeit.

900 Färbemittel im Angebot Mit speziellen Geräten, sogenannten Mikrotomen, wird das in Paraffin, Kunststoff oder einem anderen Medium eingebettete oder tiefgefrorene Objekt in nur wenige Mikrometer dünne Scheiben geschnitten. Diese zarten Schnitte werden per Hand und Pinzette vorsichtig auf einen Glasträger aufgebracht. Nach dem Ausschmelzen des Einbettmediums kommen die aufgezogenen Schnitte in Färbebäder, wo die unterschiedlichen Strukturen verschiedene Farbstoffe binden. Eine spezielle Technik ist die Immunhistochemie: Hier werden die Schnitte mit farb- oder fluoreszenz-markierten Antikörpern behandelt, die sich selektiv an Proteine oder andere Biomoleküle anlagern.


Schnitt durch einen Rattenschwanz unter dem Mikroskop: Haar (blaue Zellen) mit Mark (rot) umgeben von der Basalschicht (türkis) in der netzförmigen Schicht der Lederhaut (blau). (Aufnahme: Morphisto)

Die dünnen Schnitte auf dem Glasträger sind Landkarten des Gewebes, die genau zeigen, wo bestimmte Substanzen, kranke oder gesunde Zellen vorkommen. Pharmaforscher überlassen Morphisto teils ganze Laborratten oder vollständige Reihen an Versuchstieren zur histologischen Präparation. Hat ein Wirkstoffkandidat das Zielorgan des Versuchstiers erreicht? Wo im Körper ist er sonst noch zu finden? Solche Fragen lassen sich histologisch beantworten. Auf Wunsch übernimmt Morphisto auch die mikroskopische Auswertung und erstellt einen wissenschaftlichen Befund. Das Team von Morphisto kennt sich nicht nur mit Schneiden und Färben aus, sondern auch mit der Herstellung der dafür erforderlichen Spezialchemikalien. Produktion und Verkauf solcher Mittel bilden den zweiten Geschäftsbereich, der vom Umsatz her gleichbedeutend ist mit den histologischen Dienstleistungen. Zu den Abnehmern zählen vor allem Krankenhauslabore, denen die Herstellung und Bevorratung der Reagenzien zu aufwändig ist. Anfangs produzierte Morphisto nur die gängigen Färbe- und Fixiermittel; mittlerweile umfasst die Palette 900 Mischungen. „Und wöchentlich werden es mehr“, sagt Gudo. Färbung und Herstellung unter einem Dach sei praktisch: „Dadurch haben wir viel mehr Möglichkeiten, um die Reagenzien zu variieren und bestimmte Strukturen oder Gewebeeigenschaften besser sichtbar zu machen.“

Wissen weitergeben Das Know-how gibt Morphisto auch in Fortbildungskursen weiter. „In vielen Laboren und wissenschaftlichen Instituten stehen oft noch irgendwo Geräte für die Histologie. Bei uns lernen die Mitarbeiter, wie sie damit umgehen“, sagt Christine Gunia, bei Morphisto zuständig für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. In den Seminaren ermutige man die Teilnehmer, auch exotische Färbungen auszuprobieren und nicht nur die Handvoll Standardmittel, ergänzt Gudo: „So entdecken sie vielleicht noch andere Dinge im Gewebe und gehen Fragen neu an.“

Zum Schneiden und Färben, Produzieren und Fortbilden gesellt sich noch ein weiterer Geschäftsbereich: die Organisation wissenschaftlicher Events. Laut Gudo „eine Art Kür nebenbei“, die zwar keine große Rolle in der Geschäftstätigkeit spielt, aber die Öffentlichkeit und auch das eigene Team begeistert. „Das war ein tolles Projekt“, erinnert sich Christine Gunia zum Beispiel an die Ausstellung „Anatomie im Glas“ im Frankfurter Senckenberg Museum, die Morphisto 2011 konzipierte. Das Sprichwort vom Apfel, der nicht weit vom Stamm fällt, liegt nahe. Denn den Satzungszweck der Senckenberg Gesellschaft – Naturforschung betreiben und die Ergebnisse durch Veröffentlichung, Lehre sowie Ausstellungen der Allgemeinheit zugänglich machen – setzt auch Morphisto um.

Forschen im Verbund

In der medizinischen Forschung ist Morphisto aktuell in zwei große Verbundprojekte eingebunden. In einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertem Vorhaben arbeitet das Unternehmen zusammen mit dem Pharmakonzern Aeterna Zentaris und mehreren wissenschaftlichen Arbeitsgruppen an einer neuen zielgerichteten Krebstherapie. Der zelltoxische Wirkstoff Disorazol Z soll dafür mit einem Peptid kombiniert werden, das an bestimmte Tumor-Rezeptoren bindet und daher nur die Krebszellen angreift. Morphistos Part ist die Entwicklung eines immunhistochemischen Screening-Verfahrens, das die Rezeptoren im Tumorgewebe quantitativ nachweist. Das Screening soll der Auswahl jener Patienten dienen, bei denen eine Therapie mit Disorazol Z sinnvoll ist. Im EU-Projekt CarTarDis wiederum sollen Biomarker und neue Angriffspunkte für Medikamente bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen identifiziert werden. Einige Projektpartner gehen die Suche molekularbiologisch an, aber was sie in Zellkulturen oder bei Genanalysen finden, ist nicht unbedingt auf den Organismus, auf echtes Gewebe, übertragbar. „Wir sind die Kontrollinstanz, um eine Korrelation nachzuweisen“, betont Serife Arda, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Morphisto. Mit neuen immunhistochemischen Techniken will sie die Marker und Targets im Gewebe sichtbar machen. Uta Neubauer

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Idee zum Schutz der Leber gewinnt Science4Life Venture Cup Sieger des 15. deutschlandweiten Businessplan-Wettbewerbs in Frankfurt am Main ausgezeichnet | Gesundheitsthemen im Fokus der Gründer

nership vom Land Hessen und dem Gesundheitsunternehmen Sanofi getragen wird, zum 15. Mal Unternehmensgründer in den Bereichen Life Sciences und Chemie. Wie sehr sich das Angebot von Science4Life etabliert hat, zeigt die Rekordzahl von mehr als 360 Teilnehmern, die diesmal insgesamt 118 Geschäftsideen einreichten.

Viele innovative Ideen zum Thema Gesundheit

Festliche Preisverleihung in der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Frankfurt (Foto: Science4Life)

Unter den Top 10 – DiAcc aus dem hessischen Kelkheim (Foto: Science4Life) Die Gewinner des Science4Life Venture Cups 2013: 1. Preis, dotiert mit 25.000 Euro: MetaHeps® (München)

Neue Medikamente scheitern häufig, weil sie die Leber schädigen. Dieses Problem ist für jede dritte Marktrücknahme verantwortlich. Eine neue Technologie ermöglicht es nun, aus einer kleinen Blutprobe patienteneigene Zellen zu gewinnen, die eine Vorhersage über die gefürchtete Lebertoxizität erlauben. Ein Team von Forschern hat mit dieser Idee, der MetaHeps®-Technologie, den Businessplan-Wettbewerb Science4Life Venture Cup gewonnen. Die Schirmherren der Gründerinitiative Science4Life e. V., der Hessische Wirtschaftsminister Florian Rentsch und der Forschungschef von Sanofi Deutschland, Professor Dr. Jochen Maas, würdigten in der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Frankfurt die zehn besten Gründerteams für ihre herausragenden Geschäftsideen.

2. Preis, dotiert mit 10.000 Euro: ViraTherapeutics GmbH (Innsbruck) 3. Preis, dotiert mit 5.000 Euro: ImmunOligo GmbH (Bonn) 4. Preis, dotiert mit 3.000 Euro: ALVEOSTICS (Erlangen) 5. Preis, dotiert mit 3.000 Euro: Cellastix (Leipzig) Über jeweils 2.000 Euro Preisgeld freuen sich die Teams der Plätze 6 bis 10 (in alphabetischer Reihenfolge):

Cellastix (Leipzig) DiAcc (Kelkheim) Ionera Technologies (Freiburg) labfolder (Berlin) leaf republic (München) ParaCuris (Wuppertal)

Der erste Preis für MetaHeps® ist mit 25.000 Euro dotiert. „Unsere Technologie schützt Patienten vor medikamentenverursachten Leberschäden. Zudem ermöglicht sie die Wiederaufnahme von Medikamenten, die wegen Lebertoxizität zurückgerufen werden. Pharmafirmen erhalten hierdurch mehr Sicherheit für ihre Investitionen. Science4Life stellt eine Wertschöpfung für unsere weiteren Entwicklungsüberlegungen dar, was uns sehr begeistert“, sagte Dr. med. Andreas Benesic vom Gewinnerteam. In diesem Jahr unterstützte die Gründerinitiative Science4Life, die in Form einer Public-Private-Part-

www.science4life.de

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Wirtschaftsminister Rentsch zeigte sich hocherfreut über die vielen innovativen Ideen rund um das Thema Gesundheit und sprach sich für die Verbesserung der Rahmenbedingungen für medizinische Innovationen aus: „Es kommt jetzt darauf an, die Ideen in marktfähige Produkte umzusetzen. Mit Science4Life unterstützen wir die Gründer dabei, denn wir brauchen die Entwicklung neuer Medikamente, Diagnostikverfahren und medizintechnischer Produkte zum Wohle und Nutzen der Patienten. Und wir müssen diese dann den Patienten auch über die gesetzlichen Krankenkassen zugänglich machen“, lautete die Forderung des Wirtschaftsministers. „Ich trete deshalb nachdrücklich für die Verbesserung von Rahmenbedingungen ein, die medizinische Innovationen auch künftig ermöglichen. So muss die grundsätzlich richtige Nutzenbewertung künftig transparenter, einfacher und fairer werden. Innovative Arzneimittelentwicklungen müssen wieder bessere Marktzugangschancen zu angemessenen Preisen erhalten“, sagte der Minister. „Die Projekte der Finalteilnehmer unterstreichen, dass sich in den Lebenswissenschaften derzeit viel tut. Von den guten Ideen der Forscher profitieren letztlich alle: Patienten, Unternehmen und die deutsche Wirtschaft. Gemeinsam mit dem Land Hessen fördert Sanofi den Businessplan-Wettbewerb Science4Life Venture Cup, um kreativen Wissenschaftlern die Möglichkeiten und das Handwerkszeug zu geben, aus einer guten Idee ein funktionierendes Geschäftsmodell zu entwickeln“, erläutert Schirmherr und Geschäftsführer Forschung und Entwicklung beim Gesundheitskonzern Sanofi, Jochen Maas, die Ziele der Gründerinitiative. „Deshalb werden wir Science4Life zusammen weiterführen“, kündigte er an.


Biotech-Park Pfungstadt – ein neuer attraktiver Standort für die Wachstumsbranche Optimale Arbeitsbedingungen in modernen, funktionalen Büro- und Laborräumen

Am 18. Juni 2013 fand die Einweihung des BiotechParks Pfungstadt statt. Im Norden der hessischen Bergstraße präsentiert die Stadt Pfungstadt damit einen neuen Standort für Firmen der Biotechnologiebranche in Hessen. Als Mitgesellschafter des neuen Technologiezentrums verfolgt die Kommune konsequent ihr mittel- bis langfristiges Ziel, sich als attraktiver Standort einer florierenden Wachstumsbranche im Rhein-Main-Neckarraum zu positionieren. Träger des Biotech-Parks sind die Stadt sowie die benachbarte R-Biopharm AG.

Auf knapp 4.000 Quadratmetern genügt das zweistöckige Gebäude des neuen Biotech-Parks architektonisch wie funktional hohen Ansprüchen und geht mit der Einrichtung von Laboren und Büros auf die konkreten Anforderungen der BiotechnologieBranche ein. Ein flexibles Raumprogramm bietet Entwicklungsmöglichkeiten für wachstumsorientierte Unternehmen und Start-ups und schafft ideale Bedingungen für bis zu 100 Arbeitsplätze, um Zukunftstechnologien erfolgreich zu entwickeln.

Im Dreieck von Frankfurt, Mannheim und Heidelberg verfügt der Biotech-Park über eine ausgezeichnete Lage mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen im direkten Einzugsgebiet. Die Autobahnnähe und der nahe gelegene Frankfurter Flughafen bieten auch eine direkte Anbindung für international ausgerichtete Aktivitäten. Dr. Ralf Dreher, Vorstand der R-Biopharm AG und Geschäftsführer des Biotech-Parks, freut sich über die planmäßige Entwicklung in unmittelbarer Nachbarschaft seines Unternehmens: „Als wir vor mittlerweile knapp vier Jahren unseren Neubau in Pfungstadt bezogen haben, war die Entscheidung richtig, denn hier gibt es ausreichende Infrastruktur auch für weitere Technologie-Unternehmen, die in einem partnerschaftlich orientierten Netzwerk voneinander profitieren können.“ R-Biopharm, mit Hauptsitz in Pfungstadt und mehreren Tochterunternehmen, zählt mittlerweile zu den weltweit führenden Anbietern zuverlässiger Testsysteme für klinische Diagnostik sowie zur Lebensmittel- und Futtermittelanalytik.

Biotech-Park Pfungstadt, attraktiver Standort im Rhein-Main-Neckarraum (Foto: Reiner Merz)

Vier Unternehmen hatten schon zur Einweihung ihre alten Standorte aufgegeben und neue Räumlichkeiten im Biotech-Park bezogen: > humatrix AG, ein auf die Analyse der menschlichen DNA spezialisiertes BiotechnologieUnternehmen, > Evomed Diagnostics AG, innovative komplementärmedizinische Diagnostik, > Tavarlin AG, Tumordiagnostik, > R-Biopharm mit Forschung und Produktion der Chip-Technologie. Aktuell stehen noch ca. 300 Quadratmeter im 1. Obergeschoss sowie rund 240 Quadratmeter im 2. Obergeschoss an freier Mietfläche für Laborräume und Büros zur Verfügung. Die Kaltmiete beläuft sich auf 11,00 Euro pro Quadratmeter. Interessenten können direkt Kontakt per Telefon oder E-Mail aufnehmen: n

Biotech-Park Pfungstadt Verwaltungs-GmbH An der neuen Bergstr. 17 64319 Pfungstadt Tel.: 06151/8102-0 E-Mail: info@biotech-park-pfungstadt.de http://biotech-park-pfungstadt.de Reiner Merz

Moderne Laborräume und Büros im Biotech-Park Pfungstadt (Foto: Reiner Merz)

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LOEWE: 25 Millionen Euro Förderung für sechs neue Projekte Bekanntgabe der ausgewählten Projekte für den Zeitraum 2014 bis 2016 – Zwei erfolgreiche Projekte aus dem Bereich Biotechnologie

Wiesbaden – „Sechs neue LOEWE-Schwerpunkte werden in der sechsten Staffel des Forschungsförderungsprogramms LOEWE mit insgesamt rund 25 Millionen Euro gefördert. Diese Auswahlentscheidung ist im Sinn der Bestenauslese gefallen.“ Das gab Wissenschaftsstaatssekretär Ingmar Jung, Vorsitzender der LOEWE-Verwaltungskommission, nach der Sitzung des Gremiums gemeinsam mit dem Vorsitzenden des LOEWE-Programmbeirats, Professor Dr. Karl Max Einhäupl, bekannt. Insgesamt lagen den Gremien elf Vollanträge von hessischen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen vor, die im März dieses Jahres durch externe Gutachter jeweils an Ort und Stelle bewertet worden waren. Die ausgewählten Projekte werden von 2014 bis 2016 gefördert. Die LOEWE-Verwaltungskommission hat auf Basis der Förderempfehlungen des LOEWE-Programmbeirats insgesamt sechs LOEWE-Schwerpunkte (Förderlinie 2) zur Förderung ab Januar 2014 ausgewählt, darunter zwei Projekte aus dem Bereich Biotechnologie:

Ubiquitin-Netzwerke (Ub-Net): Von molekularen Mechanismen zu Erkrankungen Goethe-Universität Frankfurt am Main, Max-PlanckInstitut für Hirnforschung (Frankfurt am Main); Landesförderung 2014 bis 2016: rund 4,3 Millionen Euro In dem lebenswissenschaftlichen Projekt „UbiquitinNetzwerke“ soll das Netzwerk des Proteins Ubiquitin untersucht werden, das in seiner Komplexität bisher nur ansatzweise verstanden wird. Die Fehlregulation des Systems wird mit zahlreichen Erkrankungen in Zusammenhang gebracht: Fehlerhaftes Markieren von Zielproteinen kann beispielsweise zur Entstehung von Krebs beitragen. Ziel des zu etablierenden LOEWE-Schwerpunktes ist es deshalb, den Zusammenhang zwischen fehlerhaften Ubiquitinierungsprozessen und pathophysiologischen Veränderungen sowie daraus resultierenden Erkrankungen des Menschen zu untersuchen. Dadurch wird eine Brücke zwischen der Grundlagenforschung und der klinischen Anwendung geschlagen.

Innovative Synthesechemie für die selektive Modulation biologischer Prozesse Philipps-Universität Marburg, Justus-Liebig-Universität Gießen, Goethe-Universität Frankfurt am Main; Landesförderung 2014 bis 2016: rund 4,1 Millionen Euro Die chemische Synthese besitzt eine zentrale Bedeutung für die Lebenswissenschaften im Hinblick auf die Bereitstellung chemischer Methoden zur Untersuchung biologischer Prozesse und für die Herstellung von Arzneistoffen. Ein Schlüsselkriterium für die Qualität und den Nutzen von synthetischen chemischen Verbindungen in der biologischen Forschung und Wirkstoffentwicklung ist ihre Selektivität bezüglich einer ausgewählten biologischen Zielstruktur. Diese erwünschte Präzision ist aber aufgrund der enormen Komplexität von biologischen Systemen immer noch ein weitgehend ungelöstes Problem. Ziel des LOEWE-Schwerpunkts soll die Entwicklung und Anwendung neuartiger chemischer Strategien zur hochselektiven Modulierung von biologischen Prozessen sein. Es soll ein breites Repertoire von Verbindungsklassen und Methoden der organischen, anorganischen und nanobasierten Chemie zur Lösung des Selektivitätsproblems herangezogen werden. Die neuartigen chemischen Strukturen und Strategien sollen Grundlage für industrielle Innovationsprozesse, insbesondere in der Wirkstoffforschung in Hessen bilden.

LOEWE – Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz – mit diesem Forschungsförderungsprogramm setzt das Land Hessen seit 2008 wissenschaftspolitische Impulse und stärkt die hessische Forschungslandschaft nachhaltig. Die Landesregierung unterstützt mit dem LOEWE-Programm hessische Hochschulen und Forschungseinrichtungen bei der weiteren Profilierung und bei der Umsetzung strategischer Ziele. LOEWE fördert herausragende wissenschaftliche Verbundvorhaben, insbesondere auch eine intensive Vernetzung von Wissenschaft, außeruniversitärer Forschung und Wirtschaft. www.loewe.hessen.de

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Förderprogramm

BMBF startet Ideenwettbewerb „Neue Produkte für die Bioökonomie“ Die „Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“ verfolgt das Ziel, Deutschland zu einem führenden Forschungs- und Innovationsstandort der Bioökonomie zu entwickeln. Bioökonomie erfasst alle Bereiche, die biologische Ressourcen wie Pflanzen, Tiere oder Mikroorganismen produzieren, verarbeiten oder nutzen. Mit dem Ideenwettbewerb „Neue Produkte für die Bioökonomie“ soll eine unkomplizierte Fördermöglichkeit mit einer niedrigen Eintrittsschwelle für originelle und neuartige Ideen geschaffen werden. Gefördert werden die Ausarbeitung von neuen Produktideen für eine bio-basierte Wirtschaft sowie erste Machbarkeitsuntersuchungen zu deren technischer Umsetzbarkeit. Antragsberechtigt sind Universitäten, Fachhochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie Bundes- und Landeseinrichtungen mit Forschungsaufgaben. Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft sind antragsberechtigt, sofern sie die Definition der Europäischen Gemeinschaft für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) erfüllen.

Förderung in zwei Phasen: Sondierungsphase (Laufzeit 9 Monate): In der Sondierungsphase soll die Produktidee vertieft ausgearbeitet, ein Entwicklungsplan für ihre technische Umsetzung erstellt und geeignete Partner mit der erforderlichen wissenschaftlich-technischen Expertise gewonnen werden. Die Produktidee ist durch Analysen der Kundenbedürfnisse sowie der Markt- und Konkurrenzsituation zu präzisieren. Bei der Planung der technischen Umsetzung ist die Schutzrechtssituation zu analysieren und eventuell eine eigene Schutzrechtsstrategie zu entwickeln. Um den technischen Entwicklungsplan abzusichern, können erste Voruntersuchungen ausgeführt werden. Sofern der Antragsteller nicht selbst über Markterfahrungen verfügt, sollte ein geeigneter Wirtschaftsexperte eingebunden werden. Wissenschaftliche Einrichtungen können bis zu 50.000 Euro, Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft bis zu 25.000 Euro an Fördermitteln erhalten.

Machbarkeitsphase (Laufzeit 2 Jahre): In der Machbarkeitsphase sollen grundlegende Untersuchungen zur technischen Umsetzung der Produktidee durchgeführt werden. Es sollten sich diejenigen Partner beteiligen, die in der vorangegangenen Sondierungsphase als Träger der erforderlichen wissenschaftlich-technischen Expertise identifiziert wurden. Die Förderung wird daher im Regelfall als Verbundprojekt ausgestaltet. Einzelprojekte können bis zu 250.000 Euro Fördermittel, Verbundprojekte bis zu 250.000 Euro Fördermittel pro beteiligtem Partner erhalten.

Mehrstufiges Antrags- und Förderverfahren > Frist für die Vorlage von Ideenskizzen mit einem Umfang von maximal fünf Seiten ist spätestens 10. Dezember 2013. Auf der Grundlage der Bewertung werden die für eine Förderung der Sondierungsphase geeigneten Ideen ausgewählt. > Einsender von positiv bewerteten Ideenskizzen werden aufgefordert, einen förmlichen Förderantrag für die neunmonatige Sondierungsphase vorzulegen, über den nach abschließender Prüfung entschieden wird. > Etwa sechs Monate nach Beginn der Sondierungsphase werden die Projektleiter zu einem Statusgespräch eingeladen. Bei positivem Verlauf des Statusgesprächs kann ein Antrag für eine sich ggf. anschließende Machbarkeitsphase vorgelegt werden. Weitere Informationen, Richtlinien und Formulare unter www.bmbf.de und www.ptj.de n

Ansprechpartnerin: Dr. Ulrike Pogoda de la Vega Projektträger Jülich (PtJ) Geschäftsbereich BIO Forschungszentrum Jülich GmbH Tel.: 02461/61-1850 Fax: 02461/61-8666 E-Mail: u.pogoda.de.la.vega@fz-juelich.de

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Bio Future

Maßgeschneiderte Sequenzierung Die Frankfurter GenXPro GmbH sequenziert biologische Proben jeglicher Art. Das Unternehmen schneidet Technologien auf Kundenwünsche zu und beteiligt sich an wissenschaftlichen Projekten. Was GenXPro von anderen Sequenzierdienstleistern unterscheidet und was die Technik leistet, erläutert Mitgründer und Geschäftsführer Dr. Peter Winter. Dr. Peter Winter, Geschäftsführer von GenXPro. (Foto: Uta Neubauer)

Die Sequenziertechnik hat sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt ... Ja, die Kosten sind fast exponenziell gefallen. Die Qualität der Daten ist zwar im Vergleich zu älteren Sequenziertechniken etwas schlechter geworden, das wird aber aufgefangen durch den viel höheren Durchsatz. Früher wurde ein- oder zweimal sequenziert, heute eben hundert- bis tausendmal. Als wir auf die Hochdurchsatzsequenzierung, auf Next Generation Sequencing, umgestellt haben, haben wir parallel dazu TrueQuant entwickelt. Die Technologie rechnet Fehler, die anfangs bei der Polymerase Chain Reaction (PCR) passieren, bioinformatisch raus. Wir sind weltweit die einzigen Anbieter, die das machen.

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Sie sequenzieren Tiere, Pflanzen und Mi? kroorganismen ebenso wie medizinisch-diagnostische Proben. Gibt es Schwerpunkte? Die Diversität kommt durch die Kunden. Als Wissenschaftler finde ich es fantastisch, in so viele Bereiche hineinzuschauen. Aufgrund meines Werdegangs habe ich ein gut funktionierendes Netzwerk in der Pflanzenzucht und Pflanzenforschung. Das Problem ist, dass neue Sorten aufwändig in Feldversuchen getestet werden müssen, aber oft, etwa hinsichtlich der Trockentoleranz, kaum besser als bekannte Pflanzen sind. Deswegen versucht man jetzt eine wissensbasierte Züchtung, das sogenannte Smart Breeding. Dafür werden die Gene, die tat-

Aktivitätsprofile von 100 ausgewählten Genen in Bauchspeicheldrüsengewebe von gesunden Personen (blau), von Patienten mit chronischer Pankreatitis (rot), mit einem harmlosen Tumor (grün) und mit tödlichem Krebs (lila), erstellt mit der patentierten SuperSAGETechnik von GenXPro. (Abbildung: GenXPro)

sächlich zu einer Verbesserung beitragen, identifiziert. Ob sie in der Nachkommenschaft vorkommen, kann dann einfach getestet werden. Die Züchter sind begeistert von der Technologie. Haben Sie für Pflanzenforscher spezielle Techniken entwickelt? Pflanzenforschung hat den Vorteil, dass man Pflanzen kreuzen kann und dass sie viele Nachkommen haben. Für die Analyse dieser großen Nachkommenschaft haben wir neue Technologien entwickelt. Sie sind auch in der medizinischen Forschung bei Mäusen und anderen Modelltieren mit vielen Jungen hilfreich, um komplexe Zusammenhänge zu entschlüsseln.

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Womit beschäftigen Sie sich in der Medizin? Wir sind sehr aktiv in der Krebsforschung. Bei Krebs spielen epigenetische Faktoren eine Rolle, die Gene aktivieren oder blockieren, aber auch kleine RNAs. Wir versuchen, die Gesamtheit dieser Faktoren einzubeziehen. Ich koordiniere zum Beispiel ein Projekt mit dem Klinikum rechts der Isar der TU München, der Universität und Uniklinik Frankfurt und dem Frankfurter Unternehmen GFE-Blut zu Markern bei Bauchspeicheldrüsenkrebs. Bei einigen Patienten ist eine Operation sinnlos, andere müssen ganz schnell operiert werden. Diesen Hinweis sollen Biomarker im Blut geben. Ein ähnliches Projekt zu Therapieempfehlungen verfolgen wir bei Leukämie gemeinsam mit der Kinderkrebsklinik in Kiel. Mit der Uniklinik Bari in Italien erproben wir Medikamente gegen Leberkrebs. Auch an Markern für den Nachweis der Metastasierungsneigung bei Nierenkrebs arbeiten wir. Am Ende solcher Projekte möchte ich ein Ergebnis sehen, einen Test, der Ärzten und Patienten hilft. Diese Arbeiten basieren alle auf Next Generation Sequencing? Ja. Und auf einer immer besser werdenden Bioinformatik, die diese gigantischen Datenmengen verarbeitet. Wir betreiben ein Cluster von 164 parallel rechnenden Prozessoren mit einigen hundert Gigabyte RAM. Das wäre vor ein paar Jahren noch großen Forschungszentren vorbehalten und für uns unbezahlbar gewesen. Wir haben unsere Bioinformatik in den vergangenen Jahren sehr gestärkt, personell und apparativ. Heute kann man ein Menschengenom einfach durchsequenzieren, aber nur mit einer ausgefeilten Bioinformatik ergeben die Daten einen Sinn.

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Die Fragen stellte Uta Neubauer

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Nachrichten aus der Wirtschaft

Merck eröffnet Forschungs- und Entwicklungszentrum für die Formulierung von Medikamenten

B. Braun und Universität Kassel gehen strategische Partnerschaft ein

Darmstadt – Merck hat ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum für die Formulierung von Medikamenten in Betrieb genommen. In den Laboren entwickeln Chemiker und Pharmazeuten Hilfsstoffe, die als Bestandteile von Arzneimitteln die therapeutische Wirkung des Arzneistoffs sicherstellen. Mit der Investition in Höhe von 4,5 Millionen Euro stärkt Merck seinen Forschungsstandort in Darmstadt und fördert die Innovationskraft des Unternehmens.

Melsungen und Kassel – Die B. Braun Melsungen AG und die Universität Kassel sind eine strategische Partnerschaft eingegangen. Ziel ist es, gemeinsam angewandte Forschungsthemen und Handlungsfelder zu bearbeiten, um Kompetenzen aufzubauen, neue Forschungsthemen zu generieren, akademischen Nachwuchs zu qualifizieren und Innovationen zu fördern. Der Aufbau eines gemeinsamen Anwendungszentrums Kunststoffverarbeitung ist wesentlicher Baustein der Zusammenarbeit. Geplant sind Investitionen von bis zu 2,6 Millionen Euro bis 2015. „Kunststoff ist ein wichtiger Werkstoff für B. Braun. Als Hersteller von Medizinprodukten stellen wir einerseits hohe Anforderungen an die Qualität und die Eigenschaften von Kunststoffen, andererseits verfügen wir über große Erfahrung in der Verarbeitung“, so der Vorstandsvorsitzende von B. Braun, Professor Dr. Heinz-Walter Große. Das Anwendungszentrum soll die wissenschaftliche Forschung im Bereich der Kunststoffverarbeitung mit der angewandten Fertigung in der Medizintechnik verknüpfen. Hierzu zählen etwa das Upscaling von Laborversuchen und die Optimierung von Verarbeitungsverfahren.

Ein Forschungsschwerpunkt des neuen Labors ist die Verbesserung der Bioverfügbarkeit von Arzneistoffen. Darunter versteht man Ausmaß und Geschwindigkeit, mit der Arzneistoffe am Wirkort im Körper zur Verfügung stehen. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Hilfsstoffe, die zum Beispiel als Füllstoffe, Lösungsmittel, Zerfallsbeschleuniger, Verdickungs-, Binde- oder Umhüllungsmittel fungieren. n

www.merck.de

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www.bbraun.de www.uni-kassel.de

Wirtschaftsminister Florian Rentsch besucht AbbVie Deutschland in Wiesbaden Wiesbaden – „Die erforderlichen Regulierungen im Gesundheitswesen müssen mehr Rücksicht auf ihre Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit nehmen, damit die immensen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung refinanziert werden können“, sagte Wirtschaftsminister Florian Rentsch anlässlich seines Besuches beim BioPharma-Unternehmen AbbVie Deutschland in Wiesbaden.

humatrix geht exklusive Vertriebspartnerschaft mit STADA AG für DNA-Tests zur Therapiesicherheit ein

AbbVie ist auf die Erforschung und Entwicklung innovativer Arzneimittel für einige der schwersten Krankheiten der Welt spezialisiert. Der Minister bezeichnete die Versorgung der Menschen mit innovativen und wirksamen Medikamenten als ethische Verpflichtung. „Hessen ist ein traditioneller und moderner Pharmastandort. Hier wird auf höchstem Niveau geforscht, entwickelt und für die Welt produziert. Es ist deshalb richtig, sich aus der Stärke heraus auch für die Zukunft gut aufzustellen. Deshalb unterstütze ich Projekte wie die Initiative Gesundheitsindustrie Hessen oder die Realisierung eines House of Pharma für den intensiven Austausch von Wissenschaft, Wirtschaft, Akteuren des Gesundheitswesens und der Politik.“

Frankfurt – Die humatrix AG hat eine exklusive Vertriebsvereinbarung mit der STADA Arzneimittel AG geschlossen. STADA steigt damit in den Bereich der personalisierten Arzneimitteltherapie ein und erschließt sich ein neues Produktfeld. Unter dem Namen „STADA Diagnostik“ wird das Unternehmen eine Reihe von DNA-Tests der humatrix AG vertreiben. Mit diesen Tests soll den Patienten frühestmöglich eine optimale Arzneimitteltherapie zugänglich gemacht und mehr Therapiesicherheit hinsichtlich der richtigen Arzneimittelwahl für ihre Erkrankung (zum Beispiel Brustkrebs) geboten werden. Der Patient kann die Laborleistung direkt in der Apotheke kaufen. Damit machen das innovative Biotechnologieunternehmen aus Frankfurt und der international tätige Gesundheitskonzern aus Bad Vilbel einen DNA-Test erstmals für die breite Öffentlichkeit zugänglich.

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www.wirtschaft.hessen.de

www.humatrix.de

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Personal MedSystems schließt Serie A Finanzierung in Höhe von 2,5 Millionen Euro ab

Drei Millionen Euro für die Entwicklung von Impfschutz gegen Zeckenbisse

Frankfurt und Berlin – Die Personal MedSystems GmbH, die Produkte und Dienstleistungen für das mobile Gesundheitswesen entwickelt, erhält eine Wachstumsfinanzierung in Höhe von 2,5 Millionen Euro durch den französischen Investor Seventure Partners. Das Kapital wird das Unternehmen zur Weiterentwicklung und Markteinführung seiner Produkte verwenden.

Frankfurt – Mit 3 Millionen Euro fördert die EU ein Forschungsprojekt zur Entwicklung eines Impfschutzes gegen Zeckenbisse. Zecken übertragen die Erreger verschiedener schwerer Erkrankungen, gegen die es mehrheitlich keinen Impfstoff gibt. Daher ist es das Ziel eines Forschungskonsortiums um Joppe Hovius vom Akademisch-Medizinischen Zentrum (AMC) in Amsterdam, einen Impfstoff zu entwickeln, der gegen Zecken selbst statt gegen die einzelnen Krankheitserreger wirkt. „Auf diese Weise”, hofft Hovius, „könnte man mit einer einzigen Impfung die Bevölkerung gleichzeitig gegen eine ganze Reihe von Erregern schützen“. Das Niederländische Nationalinstitut für öffentliche Gesundheit und Umwelt koordiniert das Projekt „ANTIDotE – ANti-tick vaccines to prevent TIck-borne Diseases in Europe”, das am 1. Dezember 2013 startet und an dem zahlreiche Experten für durch Zecken übertragene Erkrankungen und Impfstoffforschung beteiligt sind. Die im Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie beheimatete GenXPro GmbH wird in dem hochkarätig besetzten Konsortium für die Identifikation von Zielgenen für die Impfstoffherstellung zuständig sein. „Unsere hochauflösenden Techniken zur Messung der Genaktivität passen hervorragend zum innovativen Ansatz des Projekts“, freut sich Peter Winter, der Geschäftsführer der GenXPro.

Myokardinfarkt-Patienten mit wiederkehrender Angina Pectoris oder Herzrhythmusstörungen stehen oft vor der Frage, ob ärztliche Hilfe notwendig ist: Bei Herzinfarkten ist schnelles Handeln gefordert, jedoch sind die Symptome oft diffus oder nicht vorhanden. In der Folge kontaktieren Patienten professionelle Hilfe meist zu spät. Die CardioSecur®Produkte stellen den ersten mobilen 12-Kanal Elektrokardiograf (EKG) für Smartphones und Tablets dar. Das High-Tech-EKG-Kabel ist direkt mit dem Endgerät verbunden, führt eine sofortige und personalisierte Auswertung aus und gibt dem Patienten eine Handlungsempfehlung gemäß geltender Leitlinien der kardiologischen Fachgesellschaften. n n

www.personalmedsystems.com www.high-tech-gruenderfonds.de

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FIZ und Algerien kooperieren für eine sichere Blutdiagnostik Frankfurt – Das FIZ Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie arbeitet mit algerischen Ministerien und dem Biotechnologie-Zentrum im algerischen Constantine zusammen, um vor Ort eine Blutdiagnostik-Plattform aufzubauen. Basis der Kooperation bildet eine Technologie, die das im FIZ ansässige Unternehmen GFE Blut mbH entwickelt hat. In Deutschland werden so bereits mehr als 50 Prozent aller Blutspenden geprüft. Die Kooperation umfasst drei Phasen: Schaffung einer Laborinfrastruktur auf internationalem Standard, Bereitstellen und Aufbau der Plattformtechnologie sowie Weiterentwicklung und Anpassung der Diagnostik-Plattform an algerische Anforderungen. Das FIZ initiiert mit seinem Projekt „Empowering Emerging Markets“ eine neue Form der Wirtschaftsförderung. Etablierte Technologien werden mit dem Projektpartner auf die lokalen Bedürfnisse angepasst und im Partnerland umgesetzt. n

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www.fiz-biotech.de

Hessen-Biotech NEWS 3/2013

www.genxpro.info Hinweis: Mehr zu GenXPro in der Rubrik BioFuture

Merck erhöht MS Ventures Fonds auf 100 Millionen Euro Darmstadt – Merck erhöht sein Engagement beim unternehmenseigenen strategischen Venture-Capital-Fonds MS Ventures auf 100 Millionen Euro. Seit seinen Anfängen 2009 hat sich MS Ventures für die Sparte Merck Serono zum Tor zu risikokapitalfinanzierten BiotechUnternehmen entwickelt, die Technologien und Produkte der nächsten Generation entwickeln. „Biotech-Unternehmen und ihre Risikokapitalgeber sind für unsere Branche eine entscheidende Quelle für Ideen und Innovationen“, sagte Stefan Oschmann, Mitglied der Geschäftsleitung von Merck und Leiter der Sparte Merck Serono. „Unser fortwährendes Engagement bei MS Ventures unterstreicht unsere Entschlossenheit, eng mit dem Innovations-Netzwerk aus Risikokapitalgebern, Unternehmern, Biotech-Unternehmen und Universitäten zusammenzuarbeiten und so die nächste Generation von Technologien und Arzneimitteln hervorzubringen, die die therapeutischen Erfolge bei unseren Patienten potenziell verbessern können.“


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Nachrichten aus der Wissenschaft

Immun-Eiweiß C4BP eignet sich möglicherweise als Wirkstofftransporter

Sonderforschungsbereiche (SFB) zu Fettstoffwechselstörungen und Gefäßerkrankungen

Darmstadt – Das Protein C4BP ähnelt in seiner räumlichen Gestalt mit acht Armen einer Spinne. Das fanden Forscher der TU Darmstadt und des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) heraus. Sieben der Arme sind als Alpha-Ketten identisch, der achte, eine Beta-Kette, unterscheidet sich von den übrigen. Der Spinnenkörper, der diese Seitenketten zusammenhält, wird Oligomerisierungsdomäne genannt. Die räumliche Struktur wollen die Forscher sich jetzt zunutze machen. Ihre Idee: Das Protein könnte als Grundgerüst für den Wirkstofftransport dienen. Der Forschungsstand ermöglicht die chemische Synthese des Moleküls. Beim Nachbau im Reagenzglas können die Forscher gezielt Veränderungen vornehmen. Die Oligomerisierungsdomäne kann als Grundgerüst für Wirkstoffmoleküle verwendet werden, zum Beispiel für Impfstoffe. Durch die siebenfache Bindung könnte die Dosis reduziert werden und das Immunsystem würde trotzdem stärker stimuliert.

Frankfurt – Lipide werden in jüngster Zeit vermehrt als Ausgangsprodukte für wichtige inter- und intrazelluläre Signalmoleküle entdeckt. Zahlreiche Befunde weisen darauf hin, dass bestimmte Störungen des Lipidstoffwechsels die Entstehung von Arteriosklerose, Diabetes, Krebs, Entzündungen, Schmerz und neurodegenerativer Prozesse beeinflussen. Ziel des SFBs „Krankheitsrelevante Signaltransduktion durch Fettsäurederivate und Sphingolipide“ an der Goethe-Universität Frankfurt ist es, durch Lipide vermittelte Signalnetzwerke auf molekularer Ebene zu verstehen und die Erkenntnisse für die Entwicklung innovativer Diagnostika und Therapeutika zu nutzen.

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www.tu-darmstadt.de

Vielseitigkeit verspricht Erfolg in der Tumortherapie Marburg – Mediziner um Professor Dr. Thorsten Stiewe und Dr. Oleg Timofeev haben herausgefunden, wie ein Protein wirkt, das normalerweise Krebs verhindert. Beim Versuch, krebsverursachende Genveränderungen zu erkennen, stießen die Forscher immer wieder auf das Gen p53. „Mehr als 50 Prozent aller Krebspatienten tragen Mutationen im Gen p53 oder in Genen, die p53 beeinflussen“, erläutert Stiewe. Anscheinend können Tumore nur entstehen, wenn p53 nicht ordnungsgemäß funktioniert. Das Molekül wirkt Krebserkrankungen auf mehreren Wegen entgegen, wie Stiewe darlegt: „Zum einen fördert p53 die zelleigene Reparatur der Erbsubstanz DNA, wodurch Schädigungen beseitigt werden.“ Zum anderen könne das Protein aber auch die Zellteilung stoppen, damit aufgetretene DNA-Schäden nicht an Tochterzellen weitergegeben werden. „Und falls das Erbgut extrem geschädigt ist, aktiviert p53 sogar ein zelleigenes Selbstmordprogramm, durch das eine bösartig entartete Zelle für immer aus dem Organismus verbannt wird.“ n

www.uni-marburg.de

Verlängert wurde zudem der SFB „Vascular Differentiation and Remodeling“. Die Kooperation der Goethe-Universität mit der Universität Heidelberg und dem Max-Planck-Institut für Herzund Lungenforschung in Bad Nauheim konzentriert sich auf die Blutgefäßforschung. Veränderungen der Blutgefäßwände sind Ursache für verbreitete Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck, Diabetes und Tumorerkrankungen. Im Mittelpunkt der Forschung steht das komplexe Zusammenspiel der Endothelzellen, die die Gefäßwände auskleiden, mit ihren Vorläuferzellen und den glatten Muskelzellen. n

www.uni-frankfurt.de

Chemisches Laboratorium Fresenius wird 12. Historische Stätte der Chemie Wiesbaden – Der Begründer der heutigen Hochschule Fresenius, Carl Remigius Fresenius, und sein chemisches Laboratorium wurden 165 Jahre nach dessen Gründung ausgezeichnet. Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) würdigt mit dem Programm „Historische Stätten der Chemie“ Leistungen in der Chemie von geschichtlicher Bedeutung. Zu Ehren der ältesten Bildungsinstitution im Bereich Chemie und des mit ihr verbundenen Laboratoriums wurde nach der Festveranstaltung im Großen Saal des Rathauses Wiesbaden am 18. Juli eine Gedenktafel am letzten noch bestehenden Gebäude des ursprünglichen Chemischen Laboratoriums Fresenius in der Kapellenstraße 11 enthüllt. n

www.hs-fresenius.de

Hessen-Biotech NEWS 3/2013

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Völlig neuartiger Therapie-Ansatz zur Behandlung der pulmonalen Hypertonie (PH)

Marburger Biochemiker leitet europäisches Forschungsnetzwerk

Gemünden/Wohra und Gießen – Die Activaero GmbH und die Justus-Liebig-Universität Gießen bauen mit einer neuen Kooperation ihre sehr erfolgreiche strategische Entwicklungszusammenarbeit auf dem Gebiet schwerer Lungenerkrankungen weiter aus. Die Partner verfolgen einen neuen Ansatz zur Behandlung der pulmonalen Hypertonie. Im Rahmen dieser Entwicklungskooperation wird der FAVORITE-Inhalations-Ansatz von Activaero in Kombination mit einem zurzeit noch nicht öffentlich bekannt gegebenen Wirkstoff zur Behandlung der PH eingesetzt werden. Ziel ist, mit einer effektiven Dosierung des inhalierten Wirkstoffs die betroffenen Lungenregionen präzise zu erreichen und gleichzeitig die Inhalationszeit für die Patienten so kurz wie möglich zu halten. Derzeit untersucht das Team an der Universität Gießen diesen Ansatz in Zellkultur- und Tiermodellen. Erste Ergebnisse der Untersuchungen werden im Laufe des Jahres erwartet.

Marburg – Ein europäisches Forschungsnetzwerk unter Vorsitz von Dr. Peter Kolb untersucht die Wirkung der pharmakologisch bedeutenden G-Protein-gekoppelten Rezeptoren (GPCR). Das Projekt GLISTEN („GPCR-Ligand Interactions, Structures, and Transmembrane Signalling: a European Research Network“) wird von der EU im Rahmen der Förderlinie COST finanziert. „GPCRs bilden eine der größten Proteinfamilien und haben Bedeutung für eine Vielzahl biologischer Prozesse“, so Kolb. Beispiele sind Entzündungen, Wachstum und Reifung von Zellen, Verarbeitung von Sinnesreizen sowie die Wirkung von Hormonen. Manche Viren, zum Beispiel der AIDS-Erreger HIV, nutzen GPCRs als Bindungsstellen, um in die Zelle zu gelangen.

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www.uni-gießen.de www.activaero.de

Wachstum von Blutgefäßen wird von G-Protein kontrolliert Bad Nauheim – Forscher des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim haben neue wichtige Bausteine des Mechanismus identifiziert, über den das Blutgefäßwachstum reguliert wird. Die Wissenschaftler hoffen, neue Ansatzpunkte zur Behandlung von Tumorerkrankungen entdeckt zu haben. Tumore stimulieren das Wachstum neuer Blutgefäße, um die eigene Nährstoffversorgung zu sichern. In Geweben mit aktivem Blutgefäßwachstum lassen sich hohe Konzentrationen von VEGF und VEGFR-2 nachweisen. Bereits vor rund 15 Jahren gab es Hinweise, dass dem Protein G13 eine Schlüsselposition bei der Regulation der Angiogenese zukommt. Die Forscher untersuchten neben der Angiogenese in Tumoren auch die Rolle von G13 beim physiologischen Gefäßwachstum. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Verlust von G13 in Endothelzellen zu einer effizienten Hemmung der Gefäßneubildung im Rahmen des Tumorwachstums führt", so Professor Dr. Nina Wettschureck. Die Bad Nauheimer Wissenschaftler wollen jetzt untersuchen, wie sich eine Endothelzell-spezifische Hemmung des G13-vermittelten Signalweges in Menschen bewerkstelligen lässt. n

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www.mpi-hlr.de

Hessen-Biotech NEWS 3/2013

GLISTEN organisiert den wissenschaftlichen Austausch, um die Aktivierung der Rezeptoren, ihre Bindung an Partnermoleküle und deren Wirkung im Detail aufzuklären. So hoffen die Forscher, Moleküle zu identifizieren, die als Leitstrukturen für die Wirkstoffentwicklung dienen können. n

www.uni-marburg.de

Antikörper bremst Hirntumor Frankfurt – Dr. Florian Andreas Geßler, Assistenzarzt in der Klinik für Neurochirurgie am Frankfurter Universitätsklinikum, hat im Rahmen seiner Doktorarbeit ein Protein mit dem Namen Tissue Factor (TF) gefunden, das mitverantwortlich für das Tumorwachstum ist. TF hat zusammen mit den Proteinen PAR-2 und beta-Arrestin 1 eine wesentliche Funktion in der Signalübermittlung von Hirntumorzellen. Dies führt zu Tumorwachstum, -zellbewegungen und -invasionen. Um diesem entgegenzuwirken, setzte Geßler einen Antikörper ein, der die Signalübermittlung von TF hemmt, gleichzeitig jedoch die wichtige Gerinnungsinitiierung von TF nicht beeinträchtigt. Die Unterdrückung der TF-Signale mit Hilfe eines Antikörpers stellt einen vielversprechenden Ansatz zur Therapie bösartiger Hirntumore dar. n

www.uni-frankfurt.de


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Biotech im Alltag

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Mit Biotechnologie gegen Diabetes Biotechnologische Anwendungen und Verfahren haben längst ihren Einzug in den Bereich der Gesundheitswirtschaft gefunden: Die rote Biotechnologie zielt auf medizinische Anwendungen ab und befasst sich mit der Entwicklung neuer diagnostischer und therapeutischer Verfahren. Auch die biotechnologische Herstellung von Medikamenten nimmt immer stärker zu: In speziellen Bioreaktoren produzieren Mikroorganismen vor allem eiweißbasierte Medikamente, zum Beispiel Hormone, Antikörper oder Insulin. Das Eiweiß Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse gebildet und hilft den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Bei vielen Diabetikern bildet der Körper kein eigenes Insulin mehr, daher sind sie dauerhaft auf die Injektion des Proteins angewiesen. Früher wurden Patienten mit Insulin aus der Bauchspeicheldrüse von Schwei-

nen behandelt, welches jedoch nicht vollkommen mit dem menschlichen übereinstimmt. Erst die Biotechnologie ermöglichte es, reines Insulin, welches mit dem menschlichen identisch ist, in ausreichender Menge herzustellen. Hierfür wird das Bakterium Escherichia coli genutzt. Da die genetische Ausstattung dieses Einzellers gut bekannt ist, lässt sich das Genom vergleichsweise einfach verändern. So ist es Forschern mittlerweile gelungen, das Bakterium so umzuprogrammieren, dass es menschliches Insulin zur Behandlung von Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 produziert. Auch Acarbose wird zur Behandlung von Diabetes mellitus eingesetzt. Gewonnen wird der Stoff aus Bakterien der Gattung Actinoplanes. Früher konnte der Naturstoff nur in sehr geringen Mengen von einem Bakterienstamm hergestellt werden. Heute wird die Substanz durch Fermentation gewonnen und steht ausreichend zur Verfügung. Acarbose hemmt die α-Glucosidase, wodurch der Anstieg des Insulinspiegels nach dem Essen vermindert wird. Es ist daher als Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 geeignet.

Hessen-Biotech NEWS 3/2013

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Veranstaltungen/Termine 26. September 2013

Frankfurt

VDE Medtech 2013

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www.vde.com/DGBMT

30. September - 2. Oktober 2013

Brüssel

European Forum for Industrial Biotechnology and the Biobased Economy 2013 (EFIB)

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www.efibforum.com

1. Oktober 2013

Zwingenberg

Material formt Produkt II

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www.hessen-nanotech.de/material-formt-produkt

8. – 10. Oktober 2013

Hannover

BIOTECHNICA

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www.biotechnica.de

10. Oktober 2013

Wiesbaden

Beratungstag Hessen ModellProjekte – Förderung angewandter F&E-Projekte

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www.innovationsförderung-hessen.de

17. – 18. Oktober 2013

Frankfurt

Bioökonomietage – Das Innovationsforum für Forschung und Praxis zur Stärkung einer bio-basierten Wirtschaft

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Frankfurt

30. Oktober 2013

Mainz

Redaktion Lena Haupt, Hessen Trade & Invest GmbH

Fotos © dra_schwartz | iStockphoto.com (Titel)

Wien

Erscheinungsweise 4-mal pro Jahr (kostenlos) Auflage 3.300 Exemplare

www.ebdgroup.com/bioeurope

20. – 23. November 2013

Düsseldorf

MEDICA www.medica.de

12. Dezember 2013

Wiesbaden

Beratungstag Hessen ModellProjekte – Förderung angewandter F&E-Projekte

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Herausgeber Aktionslinie Hessen-Biotech Hessen Trade & Invest GmbH Konradinerallee 9 D-65189 Wiesbaden

Druck Werbedruck GmbH Horst Schreckhase, Spangenberg

BIO Europe

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Impressum

www.pharmaforum-sw.de

4. – 6. November 2013

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Hessen Trade & Invest GmbH Dr. Detlef Terzenbach (Projektleiter), Lena Haupt Konradinerallee 9 D-65189 Wiesbaden Tel.: 0611 / 95017-8610, Fax: 0611 / 95017-58610 E-Mail: detlef.terzenbach@htai.de lena.haupt@htai.de Internet: www.hessen-biotech.de www.htai.de

www.cleanzone.messefrankfurt.com

PharmaForum

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Projektträger ist die

Gestaltung Piva & Piva, Studio für visuelles Design, Darmstadt

Cleanzone 2013

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Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Jens Krüger Kaiser-Friedrich-Ring 75 D-65185 Wiesbaden Tel.: 0611 / 815-2493, Fax: 0611 / 815-492493 E-Mail: jens.krueger@hmwvl.de Internet: www.wirtschaft.hessen.de

www.bio-oekonomie-tage.de

22. – 23. Oktober 2013 n

Die Aktionslinie Hessen-Biotech ist eine Maßnahme des

innovationsförderung-hessen.de

Hessen-Biotech NEWS 3/2013

Newsletter-Abonnement www.hessen-biotech.de Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und die Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die in der Veröffentlichung geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Die Aktionslinie Hessen-Biotech wird kofinanziert aus Mitteln der Europäischen Union.


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