2Februar 2010

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Nr. 2 Februar 2010 18. Jg.

Verlagsbeilage für junge Leser

Wir tanzen den C-Walk Hip-Hopper in Nordhorn

Inter view:

Abenteuer:

Fr eizeit:

Tocotronic – die beste Band Deutschlands? Seite 7

Tagebuch aus der segelnden Schule Seiten 8 & 9

Lesetipps für gemütliche Abende ohne Fernseher Seite 11


SZENE 02 – ANZEIGE –

Neue Frisurentrends – Frühjahr 2010

Was für ein Leben: Hängematte, Baden in der Karibik, romantische Sonnenuntergänge über Inseln, und dann die Segel setzen und aufbrechen zu neuen Abenteuern. Verena Zwafink aus Nordhorn führt zurzeit genau dieses Leben. Sie unterrichtet als junge Lehrerin auf einem Segelschiff, ist sechs Monate lang auf dem Atlantik unterwegs. Für SZENE schreibt sie regelmäßig Tagebuch. Im vergangenen Monat kamen ihr Bericht und ihre Fotos nicht rechtzeitig in Nordhorn an, offenbar streikte bei der Übertragung der E-Mails ein Satellit. Deshalb findet ihr nun auf den Seiten 8 & 9 einen längeren Bericht über zwei Monate – bei dessen Lektüre man einfach neidisch werden muss.

aus Hamburg auch anstellen – sie werden dafür als „beste Band Deutschlands“ gefeiert. Am 23. März gibt der Vierer ein Konzert in Münster. SZENE sprach vorab mit der Band. Das Interview findet ihr auf Seite 7. „Junge Dichter“: So heißt eine Rubrik in SZENE, um die es in den vergangenen Monaten etwas ruhig geworden war. Jetzt lebt sie auf Seite 14 mit der tollen Kurzgeschichte einer jungen Schüttorferin wieder auf. Schreibt ihr auch? Dann schickt uns eure Gedichte und Geschichten. Wir veröffentlichen gerne die besten Einsendungen junger Grafschafter.

Wer lieber liest als schreibt, der findet auf Seite 11 mehrere Buchtipps von SZENE-Autoren. Schließlich kann ein Lesesessel fast Neidisch mag mancher so gemütlich sein wie eine Grafschafter Musiker auch Hängematte... auf die Band Tocotronic Steffen Burkert sein. Was immer die Jungs

Verlagsbeilage der Grafschafter Nachrichten, Coesfelder Hof 2, 48527 Nordhorn. Redaktion: Steffen Burkert Mitarbeiter: Sonia Koetsier, Michael Kohsiek, Sascha Vennemann, Albrecht Dennemann, Christin Vogel, Philipp Aubreville, Dennis Steffan, Christina Koormann, Almut Hülsmeyer, Thomas Harsman, Sascha Otto, Alexander van Stein, Fridtjof Meyer-Glauner. Titelfoto: Stephan Konjer Grafschafter Nachrichten, Redaktion SZENE, Anschrift: Coesfelder Hof 2, 48527 Nordhorn. Telefon: (05921) 707-329 E-Mail: szene@gn-online.de Redaktionsschluss: 10. Februar 2010

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Disko aus der Teitmaschine Konzert mit Supershirt im Schüttorfer Komplex Am 20. Februar veranstaltet „Zikadumda“, die Konzertinitiative des Jugendzentrums Komplex in Schüttorf, ein Konzert mit Supershirt und Kommando Zurueck. Einlass ist ab 20 Uhr. Tim Brenner und Faxe System sind Supershirt. Auf ihrer 8000Mark-Tour teilen die beiden Nordlichter mit ihrem Publikum ein ganz besonderes Geschenk: Teitness. Denn dank der Teitmaschine sind sie erst das, was sie sind – zwei teite Knaben. Der eine mit nix außer seiner Stimme, und der andere mit Laptop und Keyboard. Doch was jetzt? Ganz klar: Die zwei machen Musik und geben ordentlich Gas. Als Supershirt retten sie Menschen mit Dance. „Sobald Supershirt die Bühne betreten, geht es los: Laserstrahlen blitzen kreuz und quer; Neonknicklichter fliegen durch die Luft; Pipelines versorgen das Publikum mit Schnaps und dazu gibt es einen Power Rangers Helm, eine Tanzmatte mit witzigen Soundeffekten und Mega-

Supershirt phone“, versprechen die Veranstalter. Zwischen all dem Spielkram geben Supershirt dann richtig Gas: springen, tanzen, singen und schreien. Sequenzer, Rechner und Keyboards anschmeißen, aufdrehen und los geht die Disco. Noch etwas Gesang und Rap obendrauf und schon hat man den typischen

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FOTO: PRIVAT

Supershirt-Sound. Die beiden Rostocker zaubern ihren Hörern schnell ein Lächeln ins Gesicht. Die Songs sind teit, fett und hochgradig ansprechend. Doch Supershirt machen nicht nur Party – ihre Texte offenbaren zuweilen ernst zunehmende Kritik: „Kauf weniger ein, dann brauchst Du weniger Geld“. – ANZEIGE –

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03 SZENE

Titelthema Von Almut Hülsmeyer

F

ünf Jungs in Turnschuhen, TShirts und weiten Hosen stehen vor einer Spiegelwand. Es ist Mittwochabend, 19 Uhr. Der Raum in der Nordhorner Tenne ist schwach beleuchtet. Die ersten Takte des Stücks „Fresh“ von Nu World Hustle ertönen, eine Mischung aus HipHop und Techno. Die Jungs fangen an zu tanzen. Es ist eine schnelle, komplizierte Abfolge von Schritten und Bewegungen, die volle Konzentration verlangt. Dann stoppt die Musik. Tanzlehrer Sergej Niderkvel, selbst gerade einmal 16 Jahre alt, erklärt seinen Schülern noch einmal langsam die einzelnen Tanzschritte. Die Jungs müssen die Bewegungen allein wiederholen. „Nimm die Schulter nach hinten und guck nach links“, weist er einen Schüler an. Das Lied „Fresh“ beginnt von vorn. An diesem Abend wird es noch viele Male laufen. Tanzlehrer Sergej macht schließlich eine Pause und lässt seine Schüler allein weiterüben. Seit er sieben Jahre alt ist, gehört Tanzen zu seinem Leben. Alles begann mit dem Lied „Pray“ von DJ Bobo. „Ich habe es im Fernsehen gesehen. Dann habe ich die Choreografie auf Videokassette aufgenommen und nachgetanzt. Schließlich habe ich sie meiner Mutter vorgeführt“, erzählt Sergej. Die Mutter ist zunächst völlig verblüfft über das Talent ihres Sohns, der innerhalb kürzester Zeit eine komplette Choreografie auswendig gelernt hat. Sie reagiert sofort und meldet ihn in der Tanzschule an. Zunächst tanzt Sergej in einer Jungengruppe. Als sich die Gruppe auflöst, hört er mit dem Tanzen auf und beginnt mit Karate. Doch das Tanzen fehlt ihm. „Meine Füße wollten mehr als der Rest meines Körpers“, meint der 16-Jährige. Als er in der zehnten Klasse ist, spricht ihn plötzlich ein Mitschüler an, ob er den C-Walk kenne. Sergej erfährt, dass dies ein Tanzstil ist, der aus den USA kommt. C-Walk steht für Crip- oder Clown-Walk. Der stammt aus dem Gangleben in Los Angeles. Verschiedene Gangs benutzten ihn als Ritual-Tanz, durch den sie miteinander kommunizierten. „Immer mehr Leute begannen diesen Tanzstil nachzuahmen“,

Ganz Nordhorn soll tanzen Hip-Hop und C-Walk: 16-Jähriger trainiert Jugendliche

Im Gleichschritt: Sergej Niderkvel (rechts) trainiert seine Hip-Hop-Gruppe in der „Tenne“ des Nordhorner Jugendzentrums. FOTOS: KONJER erklärt Sergej. Auch er fängt an, den C-Walk zu lernen und übt ihn allein vor seinem Wandschrank mit Spiegel. Als er seine ersten Videos aufnimmt und ins Internet stellt, bekommt er schnell begeisterte Rückmeldungen von mehreren Nutzern. „Sie fanden, dass es echt gut aussieht, wie ich tanze, und haben gefragt, ob ich nicht Hip-Hop machen will“, erzählt Sergej lächelnd. Zusammen mit einem Freund, den er über das Internet kennen lernt, gründet er

eine Gruppe, um den C-Walk zu tanzen. Für die Proben benutzen sie die Räume des Jugendzentrums in Nordhorn. Sergej und seine Freunde nennen sich J-1-P (Just-One-Problem). „Wir konnten einfach keinen Namen für unsere Gruppe finden. Das war unser einziges Problem“, sagt Sergej und erklärt so den ungewöhnlichen Namen. Die Gruppe wird durch ihre Auftritte in der „Scheune“ des Jugendzentrums schnell bekannt. Immer mehr Jugendliche wollen mitmachen.

Doch die Gruppe löst sich schließlich auf, weil sich nicht mehr alle Mitglieder verstehen. Schließlich kommt Sergej die Idee, eine Tanzschule zu gründen. „Ich wollte Nordhorn zum Tanzen bewegen. Ich weiß, dass es hier noch viele Talente zu entdecken gibt“, sagt er voll Begeisterung. In der Tenne trainiert er nicht nur seine vier Jungs, sondern auch eine Mädchengruppe. Der Anfang als Tanztrainer war nicht einfach. Die Jungs wollten sich zunächst kaum bewegen. „Viele, die hier hinkommen, sagen zunächst: Es ist mir peinlich, vor anderen zu tanzen“, meint Sergej. Auch das Gefühl für den Rhythmus müssen einige erst lernen. „Wir hatten mal einen, der Schach gespielt hat und überhaupt kein Taktgefühl hatte. Nach einigen Wochen hat er dann ein Gefühl für den Rhythmus bekommen“, berichtet er. Seiner Meinung nach kann jeder das Hip-Hop-Tanzen lernen. Seinen Schülern macht das Training großen Spaß. „Ich find’ es cool. Es ist echt geil“, meint der 13-jährige Stefan, als er nach einer Stunde Üben eine Pause macht und sich in einen Sessel fallen lässt. In Sergejs Gruppe hat er zum ersten Mal Hip-Hop und C-Walk ausprobiert. Seitdem hat ihn der Ehrgeiz gepackt, richtig gut zu tanzen. Regelmäßig übt

er zu Hause „Ich suche Musik im Internet und übe die Choreo. Wenn ich das nächste Mal hierhin komme, habe ich sie drauf“, sagt er selbstbewusst. Das Üben zu Hause ist aber auch Pflicht. Sergej gibt seinen vier Jungs regelmäßig Hausaufgaben, denn er hat noch einiges mit seiner Gruppe vor. Im März wollen sie an einem Contest in Emden teilnehmen. „Unter die Top-Fünf sollten wir kommen“, sagt Sergej und fügt hinzu: „Dann gebe ich einen aus. Ich will die Leute schließlich auch mit etwas anspornen.“ Die Tanzschule im Jugendzentrum will er weiter ausbauen. In Zukunft soll es vier verschiedene Gruppen auf unterschiedlichem Niveau geben. Bis zu 40 Leute könnten an den Kursen teilnehmen. „Dann müssten wir aber in die Scheune umziehen, weil hier nicht genug Platz ist“, überlegt Sergej. Mittlerweile ist es 20.30 Uhr geworden. Sergej zieht seine Handschuhe und seine Wollmütze wieder an und tanzt zusammen mit seiner Gruppe ein weiteres Mal die Choreografie durch. Die Jungs haben an diesem Abend fleißig geübt. Die Schrittfolge klappt schon ganz gut. Trotzdem wird bis 22 Uhr weitergeprobt. Schließlich soll der Auftritt beim Contest ein Erfolg für die Nordhorner Gruppe werden.


SZENE 04 Index

Musik Schule mal ganz anders: Schüttorfer Hauptschüler mit dem Hip-Hopper „Spax“ (Zweiter von links). FOTO: DENNEMANN

(Tender)

DJ Mike Ke$ha Tik Tok (Original)

David Guetta Sexy Bitch Lady Gaga Bad Romance (Radio Edit)

Darious & Finley Rock to the Beat feat. Nico (Club Mix)

Pitbull Hotel Room Service Black Eyed Peas Meet me halfway (Album Version)

(TSB Dance Remix)

David Guetta Memories feat. Kid Cudi

Timbaland Morning after dark

Sex und „Spax“ im Unterricht Projektwoche mit Hip-Hopper: Am wichtigsten ist das Selbstbewusstsein

feat. SoShy & Nelly Furtado

Von Albrecht Dennemann

Auro Dione I will love you Monday (365)

Projekt-Wochen bieten den Schülern, aber auch den Lehrern die Gelegenheit, sich mit Themen zu beschäftigen, die im Unterricht zu kurz kommen oder erst gar nicht vorgesehen sind. Zwei Beispiele, die so nie den Einzug in die Lehrpläne erhalten werden, wurden im vergangenen Jahr an der Realschule und an der Hauptschule in Schüttorf angeboten. „Lebensplanung – Sexualität – Fruchtbarkeit“ war Thema an der Realschule, und ein Projekt mit dem gebürtigen Bad Bentheimer Hip-Hopper „Spax“ alias Rafael Szulc fand an der Hauptschule statt. Das Realschulthema klingt zunächst etwas sperrig, obwohl es all das beinhaltet, was euch in den kommenden Jahren neben Ausbildung und Beruf am meisten beschäftigen könnte: Liebe, Beziehung und Sex. Sexualkunde hat zwar seinen Platz in den Lehrplänen, geht aber selten über die „technisch-biologischen“ Fakten hinaus und meist wird dazu verschmitzt hinter vor gehaltenen Händen gegrinst und getuschelt. Damit die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen sich nicht über diese Themen mit ihren normalen Lehrerinnen und Lehrern unterhalten müssen, hatte die Schule außerschulische Partner gewonnen. Es waren Referenten oder besser Gesprächspartner von Pro Familia, von der Schwangerenkonfliktberatungsstelle, vom Diakonischen Werk, von der Aids-Hilfe und von der Beratungsstelle „Hobbit“ für dieses Projekt gewonnen worden. Damit die Gespräche unverkrampft geführt werden konnten, wurden die Klassen in reine Mädchen- und reine Jungengruppen eingeteilt.

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DJ Rico (Russo) Russo Stab Diz

Activator vs. Ricky Raw Street Spirit/Gods Grace Kamui Gaga Culture Marco V Fantastic Damage Seb Fontaine & Jay P Milky Bars (Remix)

Stanley Ross Megaphone Ercossa & Twistigen The Solstice (Tech Mix)

Kay D Smith HoiPolloi (Mark Sherry Mix)

Alex Kidd Kiddstock (Asys Remix)

Bryan Kearney The other Half (Tr3shold Remix)

Thematisch sollte es nicht nur um die Wissensvermittlung der biologischen Vorgänge und der Verhütung gehen, sondern auch um Beziehungen zwischen Menschen. Emotionale Erwartungen an Partnerschaft, Liebe und Freundschaft. Also das ganze Paket. Die Auseinandersetzung mit diesem Themenkomplex sollte die Schülerinnen und Schüler zu – ANZEIGE –

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Georgies · Stadtring · NOH einem verantwortlichen, gesundheitsgerechten Umgang mit Partnerschaft und Sexualität zu befähigen. Soweit die Theorie, denn es galt für die Referenten auch viele Fragen zu beantworten, die so zu Hause und im Unterricht nie gestellt werden würden. Offen wurde in den Gruppen über erste Erfahrungen gesprochen, die auch gemischt ausgefallen waren. G-Punkt? Was ist das und wo liegt er? Zyklus der Frau und Verhütung wurden ebenso wenig ausgeklammert wie Aids. Wann, wie und wobei man sich infizieren kann – Aufklärung tat Not, denn viele Geschichten geisterten herum, die nicht stimmten. Die meisten Teilnehmer hatten von den Eltern keine Aufklärung erhalten und hatten sich im Freundeskreis informiert – offenbar ist Sex immer noch kein Thema für die heimischen Wände. Dafür in der Projektwoche: Verschiedene Sexualpraktiken wurden besprochen, aber auch der verantwortungsvolle Umgang miteinander. Für viele Jungen war klar, dass Familie erst jenseits der 30 eine Rolle

spielen würde, da sie sich erst einmal um Ausbildung und Beruf kümmern wollen. Fast alle Teilnehmer bewerteten die Projekt-Woche positiv, da viele ihrer Fragen beantwortet wurden und sie nun einen besseren Überblick haben, was da alles auf sie zu kommen kann, obwohl Dr. Sommer nicht dabei war. Oder gerade deswegen? Ganz anders war das Projekt der Hauptschule mit dem HipHopper „Spax“. Der Titel allerdings ähnlich hölzern: „Völkerverständigung – Jugendliche hier und überall“. Der Inhalt war es dann ganz und gar nicht. „Spax“ alias Rafael Szulc ist in Bad Bentheim aufgewachsen, wohnt und arbeitet inzwischen als freier Musiker und Schauspieler in Hannover. Der Rapper entsprach aber ganz und gar nicht den Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler: „Der ist lustig, nett und hat sogar lange Haare – es macht einfach Spaß, mit ihm zu arbeiten.“ „Spax“ sieht sein Schaffen auch eher nüchtern: „Rap ist für mich ein Ausdrucksmittel und nicht ein Mittel, um sich zu bereichern. Und mein Leben hat nun gar nichts zu tun mit den Klischees aus dem Fernsehen.“ Gemeinsam arbeitete Szulc mit den Teilnehmern die Geschichte des Rap auf und sie schrieben

Texte, um sie dann mit einem mobilen Studio zu vertonen. Doch das war längst nicht alles, denn jeder Rapper hat auch eine „Message“ im Gepäck: „Hauptschüler sind nicht minderbemittelt oder behindert, sondern ihre Stärken werden einfach nicht gesehen“, machte er Mut. Aus seiner eigenen Schulzeit leitete er auch die Kritik am Schulsystem ab: „Keiner konnte mir erklären, warum und wofür ich was zu lernen habe, und niemand wollte mir zuhören und auf meine Fragen antworten.“ Neben der Arbeit an den Texten und dem Rap-Gesang war es ihm aber ebenso wichtig, das Selbstbewusstsein der Teilnehmer aufzubauen. „Es ist euer Wille, euer Kopf, der darüber entscheidet, ob ihr Opfer der Verhältnisse sein wollt oder nicht!“ Der Wille hat ihn inzwischen auch auf die Theaterbühne gebracht. Am Schauspielhaus Hannover spielte er den „Otto“ in Wedekinds „Frühlingserwachen“ und andere Formate wie Moderationen bei „Rock am Ring“ belegen seine stetige Suche nach Neuem. Neben der Musik und den Texten haben die Hauptschüler der Entlassklassen also noch etwas viel wichtigeres aus dem Projekt mitgenommen: Jede Menge Selbstbewusstsein. – ANZEIGE –

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Musik

Generationswechsel im Komplex Schüttorf Rocks erlebte abwechslungsreiches Programm und jüngeren Sound Von Albrecht Dennemann Seit den Anfängen dieses inzwischen legendären weihnachtlichen Konzert-Events sind nun schon einige Jahre ins Land gegangen. Zu Beginn der 1990er Jahre gründete sich im Schüttorfer „Komplex“ die Konzert-Initiative „Zikadumda“ – ein SpaßKunstwort ohne weitere Bedeutung. Spaß und vor allem der Spaß an der Musik standen im Vordergrund, und die damals 15bis 20-Jährigen wollten Konzerte sehen mit den Bands, die sie begeisterten – vornehmlich Punk. Einige 13-Bands-Konzerte erlebte das Komplex, bis 1993 das erste „Schüttorf Rocks“ zwischen Weihnachten und Silvester über die Bühne ging. Seitdem hat es sich immer wieder gewandelt. Bands kamen und gingen und auch die Stile und die Geschmäcker haben sich gewandelt. Einzig die Band „Herald couldn’t swim“ bewies über die Jahre Beständigkeit und spielte immer mal wieder. Auch bei der 16. Auflage 2009 standen sie im Lineup, mussten dann aber doch absagen. Die Gitarrenlastigkeit ist eine weitere Konstante, nur vereinzelt tauchten elektronische Experimentalkünstler oder Hip-Hopper auf. In den letzten Jahren waren etwas mehr Metal-Klänge zu hören, aber in diesem Jahr war auch das schon wieder vorbei. Natürlich gab es sie, aber das Programm war stärker durchmischt und die Bandbreite größer denn je. Waren in den letzten Jahren auch immer viele Ältere – also Leute jenseits von 30 oder 40 – anzutreffen, so hatten sie sich diesmal doch wohl aufs Altenteil zurückgezogen und das jüngere Publikum bestimmte das Geschehen. Das Wegbleiben der Älteren machte sich auch in den Besucherzahlen bemerkbar. In 2008 wurde mit rund 800 Besuchern

Von Michael Kohsiek Und wieder mal überwiegt der Doom – und zwar zweimal aus Großbritannien und zweimal absolut großartig. Ich weiß wirklich nicht, woher diese Masse an sensationellen Veröffentlichungen in den letzten zwölf Monaten herrührt. Die Melodieführungen auf „Under A Torn Sky“ von Unsilence erinnern auf jeden Fall nicht selten an den zweiten Geniestreich der Landsmänner von Warning („Watching From A Distance“), ohne natürlich ganz dessen Brillanz zu erreichen. Tracks wie das todtraurige „The Burning Midnight“ sind ohne Zweifel das Richtige für die kalten, ungemütlichen Tage. The River haben mit Vicky Walters eine fantastische Sängerin in ih-

das bisher beste Ergebnis erzielt und 2009 waren es dann rund 100 weniger – was aber niemanden weiter störte. Alle Bands treten ohne Gage auf und der Eintritt und der Getränkeumsatz kommen dem „Komplex“ zugute – also ein Benefiz-Konzert für das Jugendzentrum und die Bands haben Gelegenheit, einmal vor größerem Publikum aufzutreten und zu zeigen, was sie in ihren Proberäumen so gemacht haben. Für manchen der Besucher stand wohl auch nicht allein die Musik auf der obersten Stufe, sondern das Treffen mit Freundinnen und Freunden, die inzwischen für das Studium, die Ausbildung oder den Job weg gezogen sind. Der erste Abend war der sicherlich Abwechslungsreichste, sowohl stilistisch als auch quali-

tativ. Von Metal über Rockabilly und Rock-Sounds bot dieser erste Teil der Werkschau eine große Bandbreite. Schon wegen der Andersartigkeit stachen zwei Bands heraus. Zum einen die „Spams“ um den Schüttorfer Peter Hach, und zum anderen die Obergrafschafter „Deformed Head“. Die „Spams“ hatten aber einen schweren Stand mit ihrem Rockabilly-Sound und „Deformed Head“ gaben einen visuell unscheinbaren Auftritt. Rockabilly schien nicht die Sache des Publikums zu sein, obschon die Qualität des musikalischen Könnens überzeugen konnte. „Deformed Head“ präsentierten sich mit eigenwilligen, aber durchkomponierten Rock-Sounds hinter einer Nebelwand und kaum vorhandener Beleuchtung. Die Nebelmenge war vielleicht zufällig, aber der Grundgedanke da-

hinter nicht: Die Musik sollte im Vordergrund stehen und nicht die Show. Interessant war dann noch der Auftritt von „Memories of Fake“, die auch in den letzten Jahren immer mal wieder beim „SR“ auf der Bühne standen. Bereichert durch eine Geige, verliehen sie ihrem Sound einen besonderen Charakter, der sich durchaus geschmeidig in die Gehörgänge schlich. Der zweite Abend war nicht mehr so gut besucht und auch die Unterschiedlichkeit der Bands war eingeschränkter, aber deshalb nicht schlechter. „AMP11“ und „Manko Nova“ hatten ihre Sänger ausgetauscht und sich keineswegs damit verschlechtert. „AMP11“ um den „Zikadumda“Mitbegründer Olaf Beitzel kamen auch damit allerdings nicht der Dynamik der jüngeren Bands näher – ordentlich, aber steigerungsfähig. „Manko Nova“ „erbte“ den Sänger von „Olisbos“, die sich im letzten Jahr aufgelöst hatten. Durch diesen Wechsel am Gesang wurde die Show wesentlich knackiger und die Musiker konnten sich stärker auf ihre Instrumente konzentrieren, was dem Gesamtergebnis keinen Schaden zufügte. Im Vergleich zum Projekt „Deformed Head“ präsentierten die Musiker von „Roly Poly“ das exakte Gegenteil: Musik stand im Hintergrund und die Show war alles – mit Confetti, Wassereis, Kaffee und Kuchen wurden die Zuschauer beglückt. Der Kern von „Roly Poly“ und „Deformed Head“ sind zwar identisch, doch größer könnte der Unterschied kaum sein. Das Schüttorf Rocks ist es und wird es auch bleiben: das IndoorMusik-Event des Jahres in der Obergrafschaft, schon allein wegen der Beständigkeit des Wandels! Man darf auf die 17. Auflage gespannt sein.

ren Reihen, die auf „In Situ“ zeigt, dass dieser Stil auch mit einer Frontfrau mehr als gut funktioniert. Auch hier überwiegen die Melancholie-getränkten Melodien und die tonnenschweren Riffs. Zwar braucht das Songmaterial von The River mehr Zeit als das der zuvor erwähnten Landsmänner, aber wenn es zündet, dann richtig. Funeral Circle stammen aus Kanada, spielen aber ebenfalls Sabbath-in-den-70ern-lastigen Metal. Einflüsse der Stilvertreter St. Vitus und Candlemass sind ebenfalls nicht von der Hand zu weisen und Tracks wie „Sinister Sacrilege“ (gleichzeitig Titeltrack der EP) oder „Legion Invictus“ atmen gar dezentes NWoBHM-Flair. Sehr empfehlenswert – wie auch die neue VÖ der verrückten Briten

von The Lamp Of Thoth. Die EP „Sing As You Slay“ ist wie schon das großartige Vorgängeralbum eine Sammlung an originellen Hymnen, die keineswegs perfekt produziert klingen, sondern, und das ist selten heutzutage, nach Proberaum, Schweiß und echter Bandarbeit tönen. „Ancient Fire“ oder „Thomas The Rhymer“ muss man mal gehört haben. Charred Walls Of The Damned ist zugegebenermaßen ein dämlicher Bandname, der nach Teenie-Metalcore klingt. Zum Glück hat die Mucke damit nichts zu tun, denn es gibt astreinen Power Metal (mit Betonung auf „Power“ und auf „Metal“) auf die Ohren und mit Tim Owens hat man einen Weltklassesänger im Lineup, der schon Judas Priest

zu einer Frischzellenkur verholfen hat. Das selbstbetitelte Debüt ist auf jeden Fall eine von vorne bis hinten tolle Metalscheibe, die einige richtige Hits enthält („Ghost Town“, „Blood On Woods“). Vor etlichen Jahren gab es mal einen Stilbezeichnung namens „Melodic Speed Metal“. Seit Jahren erscheinen leider kaum noch interessante neue Bands mehr, die sich dem oldBlind Guardian-Sound verschreiben – bis jetzt. Orden Ogans zweites Album „Easton Hope“ ist wirklich meisterlich geworden. Fürstliche Melodien, fette Chöre, gediegener Bombast – und das beste: (fast) kitschfrei arrangiert und mit Gitarren, die wie Gitarren (und nicht nach Computer) klingen. Diese deutsche Combo sollte

Nur die Musik zählt: „Deformed Head“ im Nebel. FOTO: DENNEMANN

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Arcona Comes All the Clocks slow down Von Sascha Otto Arcona Comes aus Bielefeld hießen früher End of the Line, und irgendwie ging es bei ihnen nie richtig voran. Mit dem Namenswechsel ging auch eine Änderung in der Musik einher. Man verkrampfte sich plötzlich nicht mehr zu sehr darauf, Erfolg haben zu wollen, und landete bei poppigen, hochmelodiösen Songs mit leichten Emo-Einschlag. Und siehe da: Mit einer wirklich starken Platte im Rücken ergatterten sie sich einen Platz im Vorprogramm von Silbermond und stehen plötzlich so gut da wie nie zuvor. „All the Clocks slow down“: Mit diesem Album hat wohl niemand gerechnet. Vom ersten bis zum letzten Song toll durchdachter Rock mit Melodien, die sich hören lassen können. Gleich zwei Gesangsstimmen pushen sich in immer neue Höhen und irgendwie schaffen sie es, ihren zuckersüßen Pop nicht zu klebrig werden zu lassen. Grund dafür ist ihr musikalischer Background, der in härteren musikalischen Gefilden liegt. Das bekommt man vor allem live zu spüren, wenn den Herren Sängern dann doch ein Schrei entfährt und sich die Gitarristen ihre Instrumente regelrecht um die Ohren hauen. Natürlich ist nicht alles Gold was hier glänzt, aber sie halten die Balance aus griffen Melodien, schönen Balladen und dann doch harten Rockmomenten. Und das geht über die Dauer eines ganzen Albums gut. Ob sie es wollen oder nicht: Sie klingen oft wie Bands des Schlages Saosin oder Funeral for a Friend. Mit ihrem Supportgig für Silbermond fanden sie schließlich endgültig in die Erfolgsspur und landeten sogar für einige ruhmreiche Minuten im Fernsehen und durften ausplaudern, wie Herren und Damen von Silbermond backstage so drauf sind. Ob das der Weg ist, denn Arcona Comes einschlagen wollen, ist fraglich. Dass „All the Clocks slow down“ das Zeug dazu hat, sie endlich über die Grenzen NordrheinWestfalens bekannt zu machen, ist aber bereits ausgemacht Sache.

Thoughts paint the Sky Hier spielt die Musik Thoughts paint the Sky. Das klingt schon nach Freiheit, Kreativität und künstlerischer Ambition. Im Prinzip „nur“ eine Hardcore/Screamo-Band, wären da nicht die akustischen Gitarren und der besondere Einfallsreichtum der Band, die viel Wert auf die Details legt. Ihr neues Werk „Hier spielt die Musik“ unterstreicht das. Fünf Jahre hat die Band nun auf dem Buckel und kann ganze neun Veröffentlichungen vorweisen. Ein aufregender Schaffenswahn. Schön ist das, wenn man eine Band für mehr als nur ihre Musik liebt. Bei Thoughts paint the Sky kann das besonders leicht fallen, denn einige Dinge haben sich im Schaffen der Band aus Essen stark manifestiert. Das Sinnen nach einer hohen ästhetischen Komponente bei ihren Artworks, die sehr direkten deutschen Texte und die ständigen Besetzungswechsel im Lineup. Diese kommen offenbar einer immer neuen Frischzellenkur gleich, denn wo man denken müsste, dass gerade in diesem Genre alles gesagt ist, gelingen Thoughts paint the Sky auf konstant hohen Niveau immer wieder überaus ansprechende Platten. Die vorliegende lebt von ihrem knackigen EP-Format von nur fünf Tracks. Die drei Songs „Haarspalterei 2.0“, „Pustekuchen“ und „Kleiner Drei“ stehen noch sehr stark in der Tradition der Vorgängeralben „schlicht & ergreifend“ sowie „Komödie & Tragödie“ und sind hektisch treibende Songs mit wüstem Geschrei, knappem Luftholen und überstürzten Phrasen, die am Ende alle einen Sinn ergeben. Somit wäre die A-Seite des Ganzen abgedeckt. Die A-Seite? Ja ganz recht, denn angelegt ist dieses kleine Album vor allem im Vinyl-Format. Im Hause Thoughts paint the Sky bleibt man sich also in Sachen innovativen Veröffentlichungen treu. Und sie machen sich etwas rar, denn die roten und schwarzen Vinyl-Schönheiten sind auf je 150 Stück je Farbe limitiert. Ein herrliches Sammlerstück. Die Argumente für „Hier spielt die Musik“ hält schließ-

lich die B-Seite bereit. Beide Songs stechen ganz deutlich aus dem Schaffen der Essener Band heraus. „Bis zum Gehtnicht-mehr“ ist der Versuch, einmal alles Geschrei außen vor zu lassen. Klarer, deutlicher Gesang bestimmt den Song. Nichts anderes. Und somit wird klar: Es geht hier um den Text. Um das Streben nach Glück. Um Schweiß und Mühe. Um das Erreichen von Zielen. Und den Rückschlag. Das Aufstehen. Den Neubeginn. Das immer weitermachen: Thoughts paint the Sky. Sie tragen es, wie gesagt, im Namen: Das immer in neuer Gestalt auferstehen. Und so folgt mit dem zweiten Song der B-Seite eines der besten Lieder, die Mastermind Daniel, einzige Konstante im Bandgefüge seit jeher, und seine Recken je geschrieben haben. Der Song wälzt sich in Atmosphäre, Breaks und Verspieltheit. Diese Band lebt! Zu viel Lärm um nichts und wieder nichts? Nein. Hier spielt die Musik. (SO)

Biffy Clyro Only Revolutions Biffy Clyro machen seit Beginn ihrer Karriere einfach alles richtig. Den Freifahrtschein für unbekümmertes Experimentieren und Stil-Hopping jedweder Art in der Manteltasche, stiegen die drei Schotten vor bald zehn Jahren in den Zug Richtung Mainstream-Akt. Und diese Rolle wissen die drei Musiker so eigenwillig, wie aber auch zufrieden stellend auszufüllen. Markant-schrulligpoppig-alternativ-ausuferndepisch- verkopft und charmant. „Puzzle“ war für die Band ein Meilenstein, denn ihnen gelang, wovon so viele träumten. Ein Album schreiben, das absolut nachvollziehbar dem bisherigem Schaffen entspringt, die ureigene Herangehensweise nicht verleugnet und doch diesen einen Schritt nach vorne macht. Den Schritt zum Pop-Bombast, mit dem man die Massen ködert. „Folding Stars“ war so ein Song, der selbst eingefleischte Fans der Foo Fighters überzeugen durfte. Hier regieren Bauchgefühl und Unbekümmertheit, selbst dann, wenn sie an anderer Stelle einen Song völlig zerhacken und verbauen und am Ende den großen Orchester-

Moment auffahren, den man so wenig erwartet, dass es einen schier aus den Schuhen haut. Das sind Biffy Clyro 2010: ein Sänger namens Simon Neil, der schon immer einen Weg wusste, um eine ohrwurmträchtige Melodie im noch so vertracktesten Song zu platzieren, und seine Rhythmus-Gruppe, die JohnstonZwillinge James und Ben, die es live mit jeder anderen beliebigen Band aufnehmen können, stellt man die Frage nach Intensität und Lautstärke. Und ja, Biffy Clyro wissen auch immer noch zu überraschen. Nimmt man die ausgekoppelte Single „The Captain“, in der Simon Neil als Seeräuber-Verschnitt durch das Video huscht, wahlweise ausgepeitscht wird oder in einem Stahlkäfig schmort, und das mal eben so gar nichts mit großem Rockzirkus zu tun hat, sondern vielmehr mit der Erfüllung eines Kindertraums. Sie tun einfach, wonach ihnen ist, und gewinnen dadurch den einen entscheidenden Vorteil: Sie könnten zunächst einmal mit allem um die Ecke kommen, man würde es auf Herz und Nieren prüfen und dann womöglich immer wieder aufs Neue feststellen, dass sie aus allem Gold machen. Zudem ist trotz etwas Kitsch, Pathos und dem breiten Orchesteraufgebot die Basis der Songs hörbar immer nur das Zusammenspiel der drei Musiker. Die Orchestereinsätze auf „Only Revolutions“ verleihen den Songs nur hier und da die Note des Stadion-Bombast, was sie glaubwürdig bleiben lässt. Die Songs funktionieren in ihren Grundgerüsten auch immer ohne diese Effekthascherei. Beste Beispiel hierfür sind „The Golden Rule“ und „Bubbles“. Ersteres ein musikalischer Husarenritt mit MuseVerneigung. Letzteres verbreitet mit seiner zuckersüßen Poppigkeit absolute Suchtgefahr. Und so bleibt die Frage, wie man „Only Revolutions“ einzuordnen hat. Es ist in jedem Falle eines der besten, weil verspieltesten und facettenreichsten Alternative-Alben des vergangenen Jahres. Für Biffy Clyro selbst ist es die logische Weiterentwicklung des ebenfalls schon massentauglichen „Puzzle“. Dass „Only Revolutions“ bei genauer Betrachtung nur in der ersten Hälfte der Spielzeit punkten kann und dann etwas verflacht, ist ein kleiner Wermutstropfen. Ein weiterer sind die leisen Unkenrufe der Fans der ersten Stunde, die den vertrackteren und weniger glatten Biffy Clyro hinterhertrauern. Doch wenn man ehrlich ist, ist da noch genug schräges Außenseitertum auf „Only Revolution“ vorhanden, zumal schon auf der nächsten Scheibe wieder alles anders sein kann. (SO)


07 SZENE

Interview Mit „Schall und Wahn“ vollenden Tocotronic nach „Pure Vernunft darf niemals siegen“ und „Kapitulation“ ihre Berlin-Trilogie. Archaische Gitarren-Riffs brechen mit Urgewalt aus den Lautsprechern, akustische Erholungspausen gibt es in Form von fließenden Streicherarrangements. Die Songs selbst erzählen von Liebe und Verbrechen, Schmerz und Erlösung. Olaf Neumann sprach in Hamburg mit Sänger und Gitarrist Dirk von Lowtzow und Bassist Jan Müller darüber, was es bedeutet, als Deutschlands beste Band zu gelten. Am 23. März geben Tocotronic ein Konzert im „Skaters Palace“ in Münster. Szene: Das neue Album heißt „Schall und Wahn“. Braucht die Kunst den Wahnsinn? Dirk von Lowtzow: Na ja, er schadet ihr zumindest nicht. Das Bild des wahnsinnigen Künstlers ist natürlich ganz kitschig. Insofern sind wir uns der Gefahr eines solchen Titels auch bewusst. Ich persönlich finde aber schon, dass man beim Schreiben und Musikmachen in einen Zustand gelangen sollte, bei dem man sich selbst überrascht oder erschreckt. Das kommt bei Rockmusik ohnehin nicht so oft vor, weil das Handwerkliche und das Format naturgemäß stark im Vordergrund stehen. Deswegen kann eine Prise Delirium oder Wahn ganz gut tun. Szene: Versetzt einen das Musikmachen in andere Zustände? Müller: Das, was beim Jazz über die Improvisation funktioniert, funktioniert bei der Rockmusik wahrscheinlich auf anderen Ebenen. Die elektrische Verstärkung sorgt dafür, dass man wirklich in einem Wall of Sound musiziert. Das kann einen schon in epiphaniehafte Zustände versetzen, in die man lesend nicht gelangen würde. Szene: „Schall und Wahn“ ist das letzte Album Ihrer Berlin-Trilogie. Was zeichnet sie aus? Von Lowtzow: Alle drei Platten wurden mit derselben Art und Auffassung aufgenommen und beziehen sich aufeinander. Team und Studio sind immer identisch. Es gibt jedoch eine Steigerung, was den Klang bzw. den Stellenwert des Raumes angeht. Man darf aber nicht verhehlen, dass das Ganze auch ein kleiner Witz ist. Wir mögen Dogmen und Zählweisen. Natürlich weiß man nie, ob aus der Trilogie am Schluss noch eine Quadrologie wird. Szene: Ihr Produzent Moses Schneider experimentiert gern mit den Möglichkeiten eines erweiterten Raumklangs. Wie muss man sich das vorstellen?

Eine Prise Delirium Tocotronic gelten als „beste Band Deutschlands“ Von Lowtzow: Als wir 2005 bei „Pure Vernunft darf niemals siegen“ erstmals mit Moses arbeiteten, wurde der Raumklang einfach komplett eliminiert. Das Resultat klang so trocken wie ein live eingespieltes Techno-Album. Bei „Kapitulation“ wurden dann die Räume weiter geöffnet und jetzt sind sie eben ganz offen. Szene: Viele deutsche Bands fühlen sich geadelt, wenn Sie in LA mit einem bekannten amerikanischen Produzenten arbeiten dürfen. Käme so etwas auch für Tocotronic infrage? Von Lowtzow: Wir sind im deutschsprachigen Raum unterwegs. Da lernt man nicht so wahnsinnig viele Produzenten aus Los Angeles kennen. Bei uns ist nicht der prominente Name, sondern die Person selbst ganz wichtig. Ganz gleich, ob Mann, Frau, Deutscher oder Amerikaner – der Produzent muss sich in unser Gefüge integrieren lassen. Als Band haben wir schon selber ganz klare Vorstellungen, wie wir klingen wollen. Uns geht es nicht darum, auf dicke Hose zu machen und eine Platte so fett wie möglich klingen zu lassen. Es gibt etwas, das weit darüber hinausgeht; nämlich eine konzeptuelle Auffassung vom Aufnehmen an sich.

Szene: Geht es Ihnen manchmal auf die Nerven, immer als Popdiskurs wahrgenommen zu werden? Sie machen schließlich Musik. Von Lowtzow: Es ist vielleicht unser Glück, dass wir es schaffen, die Leute zu berühren. Natürlich haben wir einen intellektuellen Anspruch, aber es wäre schlimm, wenn unsere Musik nur auf dieser Ebene ankäme. Schließlich machen wir Rock und keine Zwölftonmusik. Wir sind selbst oft überrascht, wie unfassbar

Szene: Legen Sie Wert darauf, trotz Top-10-Platzierungen in den Charts, immer noch als Avantgarde-Band wahrgenommen zu werden? Müller: Bei uns gab es von Anfang an einen avantgardistischen Touch. Aber der intellektuelle Anspruch kann manchmal hinderlich sein. In unserer Musik sind auch viele Witze. Die können von dem ganzen Anspruch weggedrückt werden.

Tocotronic

Foto: Sabine Reitmeier

geil Rockmusik immer noch klingen kann. Szene: Ihnen eilt der Ruf voraus, Deutschlands beste Band zu sein. Sehen Sie darin eine Verpflichtung? Von Lowtzow: Natürlich schmeichelt einem das, aber ehrlich gesagt bin ich eher skeptisch gegenüber dieser Art von Zuschreibung. Eigentlich ist es eine Unsitte, wenn permanent nach Superlativen gesucht wird. Das schafft eine ungute Konkurrenz, auch sich selber gegenüber. Szene: Ein Song heißt „Eure Liebe tötet mich“. Fühlen Sie sich von einem Übermaß an Kritikerlob zuweilen erdrückt und eingeengt? Von Lowtzow: Nein, nein. Die Idee war, ein Lied zu schreiben, das von der Liebe handelt, aber eine andere Konzeption benutzt als der traditionelle Lovesong. Mit „Eure Liebe tötet mich“ wollten wir analog zu „Mein Ruin“ vom letzten Album unser künstlerisches Staatsbegräbnis inszenieren. Es ist das Bild einer sterbenden Diva. Szene: Rechnen Sie

damit, eines Tages auf die Abschussliste der Kritiker zu kommen? Von Lowtzow: Es gibt zwar dieses überschwängliche Lob, aber manchmal habe ich das Gefühl, wir werden jetzt schon übertrieben penibel seziert. Es gab eigentlich zu jeder Platte auch Leute, die sich zur Gegenstimme bemüßigt fühlten. Aber man darf das nicht so wichtig nehmen. Szene: Die Band existiert seit über 15 Jahren. Haben Sie von Anfang an auf eine Karriere hingearbeitet? Müller: Natürlich gibt es jemanden, der sagt, die Platte muss Top Ten gehen. Das bedeutet heutzutage auch nicht mehr viel. Aber der rein wirtschaftliche Gedanke steht bei uns nicht im Vordergrund. Wir waren nie so erfolgreich, dass uns Druck gemacht wurde. Vielleicht ist es Teil unseres Erfolges, dass wir in diesem schnelllebigen Geschäft der Popmusik immer machen konnten, was wir wollten. Nichtsdestotrotz gibt es einen immanenten Druck: nämlich, dass es nie zur Routine wird und einen auch nicht auffrisst. Von Lowtzow: Ich will unseren Erfolg nicht relativieren, aber in Deutschland gibt es Künstler, die um ein Vielfaches erfolgreicher sind. Von dem positiven Medienecho darf man nicht auf Verkaufszahlen rückschließen. Grundsätzlich wird der Erfolg von Musikern ein bisschen überbewertet. Entweder denken die Leute, man würde wahnsinnig viel Geld verdienen, oder man wird gefragt, ob man überhaupt davon leben könne. Szene: Stücke wie „Bitte oszillieren Sie“ oder „Ein leiser Hauch von Terror“ klingen für Vertreter großer Plattenfirmen doch eher abschreckend – oder genießen Sie dort Narrenfreiheit? Von Lowtzow: In den Untiefen dieses riesigen Konzerns namens Universal hat man eine größer Freiheit als wenn man sein eigener Geschäftsführer wäre. Da müsste man bereits im Schreibprozess darüber nachdenken, ob sich die Lieder auch verkaufen, während bei Universal dafür andere zuständig sind. Szene: Welche Rolle spielen Alkohol und Drogen beim Kreativprozess? Von Lowtzow: Der Alkohol kann durchaus ein Schmiermittel sein. Aber die Proben zum Album waren eigentlich eine nüchterne Angelegenheit. Ich arbeite sehr gern früh morgens. Direkt nach dem Aufstehen habe ich oft noch Gedanken im Kopf. Das ist ein Zwischenzustand zwischen Wachsein und Schlaf. Szene: Sie singen zwar Deutsch, aber jegliche Deutschtümelei ist Ihnen zuwider. Wie kommt’s? Von Lowtzow: Weil wir immer den Eindruck hatten, Musik ist etwas Internationales. Sobald etwas nationalisiert wird, wird es uns zuwider.


ENE SZENE 08 08

Schule Schule

AufAuf zu zu neuen neuen Abenteuern Abenteuern

ena Zwafink Verena Zwafink aus Nordaus Nordn hathorn nachhat dem nach Abitur dem Abitur mnasiallehramt Gymnasiallehramt stustut. Zurzeit diert.unterrichtet Zurzeit unterrichtet SchuleSchule auf dem aufSegelschiff: dem Segelschiff: Das Tagebuch Das Tagebuch der Nordhornerin der Nordhornerin Verena Verena ZwafinkZwafink 26-Jährige die 26-Jährige auf einem auf einem elschiff, Segelschiff, das sechsdas Mosechs MoZu den täglichen Aufgaben Aufgaben Zu den täglichen gehören das –Reinschiff – gehören zudem daszudem Reinschiff e langnate auf lang dem auf Atlandem Atlandes Schiffes das Putzendas desPutzen Schiffes und das und das unterwegs tik unterwegs ist. ist. Wache In Drei-StundenWache gehen. In gehen. Drei-Stunden-

Schichten segelt Schichten segelt jeweils einejeweils Wa- eine Wan kräftiger Einwarmer kräftiger Wind warmer zer- Wind zerche das Schiff. Dann che das Schiff. Dann müssen wirmüssen wir t meine zaust Haare. meine DieHaare. Luft istDie Luft ist dasdem Bootgroßen mit dem großen hölzerdas Boot mit hölzerg undsalzig feucht. undHier, feucht. vomHier, vom nen Steuerrad auf Kurs halten, nen Steuerrad auf Kurs halten, hsten Mast höchsten des Segelschiffs, Mast des Segelschiffs, denStandort aktuelleninStandort den aktuellen Seekar- in SeekarMeter über 30 Meter dem über Wasser, dem entWasser, entten eintragen, Wetter dokuten eintragen, das Wetterdas dokut man deckt – neben man dem – neben geschäfdem geschäfnach anderen mentierenmentieren und nachund anderen n Treiben tigen derTreiben winzig der erscheiwinzig erscheiSchiffen und Hindernissen AusSchiffen und Hindernissen Ausden Personen nenden Personen unter mir unter – mir – schau halten. Dabeihier arbeiten hier schau halten. Dabei arbeiten dherumrundherum nur tiefblaues nur tiefblaues WasWasalle gemeinsam. die alle gemeinsam. Besonders Besonders die Seit über ser. drei Seit Wochen über dreihabe Wochen habe Segelmanöver, das Segel setzen, Segelmanöver, das Segel setzen, nichts ich anderes nichtsgesehen anderes als gesehen als in die richtige Positibergen undbergen in die und richtige PositiAtlantik. den Mal Atlantik. aufgewühlt Mal aufgewühlt on können bringen,nur können on bringen, durch-nur durchden Winden von den mit Winden spritzender mit spritzender geführtwenn werden, geführt werden, jederwenn sei- jeder seiht undGischt hohenund Wellen, hohenmal Wellen, mal eigene Rolle gut ne eigene ne Rolle gut erfüllt underfüllt und afend, schlafend, schwarzblau, schwarzblau, schein- scheinmit denzuanderen zugleichzeitiggleichzeitig mit den anderen dickflüssig bar dickflüssig wie Öl. Meine wie BeiÖl. Meine Beisammen arbeitet. sammen arbeitet. baumeln ne neben baumeln dem neben Segel, dem Segel, * * rend sich während die Sonne sich die langsam Sonne langsam Langsam wird es dunkel und Langsam wird es dunkel und den Horizont auf densenkt Horizont und senkt eine und eine ich muss mich festhalam Mast festhalich muss mich am Mast ernde glitzernde silberne Spur silberne auf dem Spur auf dem denn schwingt das Schiff inschwingt in ten, denn ten, das Schiff ser hinterlässt. Wasser hinterlässt. Um die Segel Um die Segel Thor Heyerdahl vor Palm vor Palm Die Thor Heyerdahl unregelmäßigen stark unregelmäßigen AbständenAbständen stark en zwei kreisen Tölpel. zweiDas Tölpel. erste DasDie erste Island DasCays). ist IslandCays). (Tobago Das ist hinHeute und her. war ein typihin und her. war Heute ein typihen, dass Zeichen, es nicht dass mehr es nicht weit mehr weit (Tobago der Ich Arbeitsplatz von Verena der Arbeitsplatz von Verena scherwenig Tag mit scher Tag mit Zeit,wenig um inZeit, um in bis wirist, aufbis Land wir stoßen. auf Land Ichstoßen. Zwafink. Zwafink.FOTOS: ZWAFINK FOTOS: ZWAFINK Ruhe Tagebuch zu schreiben Ruhe Tagebuch zu schreiben n es kaum kannerwarten, es kaum erwarten, wieder wieder in der Sonne und zu liegen und oder in deroder Sonne zu liegen n Boden festen unter Boden den Füßen unter den zu Füßen zu BuchAber zu lesen. Aber für diese ein Buch zueinlesen. für diese en. spüren. ist das meiste geschafft, Etappe ist Etappe das meiste geschafft, * * die Klausuren sind geschrieben, die Klausuren sind geschrieben, ach dem Nach Auslaufen dem aus Auslaufen Tene- aus Tenedie erste Unterrichtsphase ist vodie erste Unterrichtsphase ist vovor drei riffa Wochen vor drei sind Wochen wir aufsind wir auf rüber und auch die Atlantiktaufe, rüber und auch die Atlantiktaufe, e der Höhe Kapverdischen der Kapverdischen Inseln Inseln der die Schüler von Neptun, bei der diebei Schüler von Neptun, h Westen nachgesegelt, Westen um gesegelt, uns um uns Gott desempfanMeeres, empfandem Gott dem des Meeres, den Nord-Ost-Passaten mit den Nord-Ost-Passaten über über gen, mit Dreck „gesäubert“ und gen, mit Dreck „gesäubert“ und Atlantik deninAtlantik die Neue in die WeltNeue Welt einen Fischnamen auf einen auf Fischnamen getauft getauft en zu lassen. treibenDie zu lassen. ersten Tage Die ersten Tage werden, alle überstanden. werden, haben alle haben überstanden. See habe auf ich See meist habe liegend ich meist liegend Nun sich verbreitet sich die Vorfreude Nun verbreitet die Vorfreude racht,verbracht, seekrank, seekrank, mit Kopf- mit Kopfauf die Schüler verauf die Karibik. DieKaribik. SchülerDie vermerzenschmerzen und „freiwilligem und „freiwilligem FiFibringen mehr Zeit im selbst gebringen mehr Zeit im selbst gefüttern“. sche Erst füttern“. als dasErst Meer als das Meer bauten Pool Vordeck, auf dem Vordeck, bauten Pool auf dem ger wurde ruhiger undwurde ich mich und ein ich mich ein viel und angeln vielangeln und wollen sichwollen mehr sich mehr ig an die wenig Schiffsbewegungen an die Schiffsbewegungen bewegen, als es auf bewegen, als es auf diesem be-diesem beöhnt hatte, gewöhnt konnte hatte, ichkonnte am ich am Raumist.möglich ist. schränktenschränkten Raum möglich glichenalltäglichen Bordbetrieb Bordbetrieb von Un- von Un* * cht, Backschaft, terricht, Backschaft, Reinschiff Reinschiff Ich lasseBlick meinen Ich lasse meinen nochBlick noch Wache, und teilnehmen. Wache, teilnehmen. einmaldenüberHorizont den Horizont einmal über einen Unterricht Meinen Unterricht halte ich halte ich und beschließe, nach schweifen schweifen und beschließe, nach t draußen meistandraußen Deck unter an Deck ei- unter eiunten zu Für heute gebe unten zu steigen. Fürsteigen. heute gebe Sonnensegel, nem Sonnensegel, während uns während uns es auf, Land Ausschau ich es auf,ich nach Landnach Ausschau größere jedeWelle größere mit Welle Getösemit Getöse halten,wirobwohl zu halten, zu obwohl schon wir so schon so Wasserdas umWasser die Füße um spritzt. die Füße spritzt. nah sind. Dochfüllt plötzlich nah sind. Doch plötzlich sich füllt sich m regelmäßigen Beim regelmäßigen BackschaftsBackschaftsdasmit Vordeck mitdieLeuten, die ihdas Vordeck Leuten, ihst sorge dienst ich sorge mit drei ichSchümit drei Schüren Blick vornAlsrichten. Als ren Blick nach vorn nach richten. von morgens lern vonhalb morgens siebenhalb bis sieben bis letzte ich geradeich diegerade letzte die Stufe der Stufe der nds umabends acht dafür, um acht dassdafür, ei- dass eiWanden herunterklettere, höre Wanden herunterklettere, höre Tag lang nen 50 Taghungrige lang 50 Mähungrige Mäich in es:Sicht!“ „Land Am in Sicht!“ ich es: „Land Hori- Am Horigefülltgen werden. gefülltDabei werden. bereiDabei bereizontsich erhebt ein kleiner erhebt ein sich kleiner legt, fällt legt, alles auf fällt den allesBoden, auf denzum Boden, Geschoss, zum Geschoss, jeder Topf jeder mussTopf muss blaue Flecke, blaueSchürfFlecke,und Schürfoft zont und oft der Seegang tet derinSeegang der Kombüse in der Kombüse Schatten. Schatten. Insel. Eine Insel. auf der Herdplatte festgebunden festgebunden was sich nicht was fest nicht verstaut festist. verstaut Jede auf ist. der JedeHerdplatte Brandwunden, Brandwunden, aber auchaber viel auch viel Eine Erschwernisse. viele Erschwernisse. Wenn sichWenn Gespräche mit werden. Backschaftsdienst be- Spaß bezerspringt, Tasse zerspringt, jedes Messer jedeswerden. Messer Backschaftsdienst und Spaß nette und nette Gespräche mit ich morgen Schiff in das den Schiff Wellen in den abwechWellen Tasse abwechWenn ichfrüh morgen Wenn schlaf-früh schlafdenneue Jugendlichen. deutet deshalb: deutet deshalb: immer neue immer d nachselnd Back-nach und Steuerbord Back- und Steuerbord wird mit den wird Schiffsbewegungen mit den Schiffsbewegungen trunken meiner kleinen Koje trunken aus meineraus kleinen Koje den Jugendlichen. Sonnenuntergang Sonnenuntergang auf einer auf einer kleinen Inselkleinen bei St.Insel Vincent bei St. andVincent and the Grenadines. the Grenadines.

Schnorcheln, Beachvolleyball und Sonnenbaden auf derInsel“ „gefegten Insel“ (Panama). Schnorcheln, Beachvolleyball und Sonnenbaden auf der „gefegten (Panama).


09 SZENE

Schule Anglerglück auf dem Schulschiff.

an Deck steige, werde ich einen weißen Karibikstrand mit Palmen sehen. Ich kann es kaum erwarten. * Eine Hängematte zwischen tropischen Bäumen, türkises Meer, weißer Sandstrand. Jugendliche spielen auf einer Wiese zwischen Kokospalmen Volleyball, aus dem Wasser ragen bunte Schnorchel, die sich hin- und herbewegen, ab- und wieder auftauchen. Es ist heiß und die meisten suchen Abkühlung im Meer oder den Schatten der Palmen. Von meinem Platz kann ich das Treiben auf der kleinen runden Insel beobachten und in der Sonne dösen. * Vor drei Wochen haben wir die letzten Meter unserer Atlantiküberquerung mit eigener Kraft überwunden. Gemeinsam sind wir vom Boot ins karibische Wasser gesprungen und nach Palm Island, einer Insel auf den Tobago Cays, geschwommen, um wieder Land zu betreten. Dort begann mit dem ersten Schritt auf dem Korallenstrand eine neue Etappe unserer Reise: die Rifferien in der Karibik. Sonnen, Baden, Schnorcheln am Riff, Landaufenthalte auf Grenada, einigen kleinen Inseln der Kleinen Antillen und dem San Blas Archipel in Panama. * Der Ruf eines Schülers im Wasser reißt mich aus meinen Gedanken. Er hat eine Schildkröte entdeckt. Wie ein Fischschwarm bewegen sich alle Schnorchel plötzlich in dieselbe Richtung, der Schildkröte folgend. Ich lasse mich aus der Hängematte gleiten, nehme Schwimmbrille und Flossen und tauche ins angenehm kühle Wasser. Keinen Meter vom Strand entfernt beginnt das Riff. Im Licht der Mittagssonne sehe ich Korallen und Algen, die sich in der Strömung wie in Zeitlupe bewe-

gen, hin und her pendeln. Bunte Fische verstecken sich zwischen riesigen Korallen, die bizarre Formen und Muster bilden. Ein SeeErstes Bad in der Karibik, die Schüler schwimmen die letzten Meter der Atlantiküberquerung bis zur Insel.

stern vergräbt sich im Sand. Ich lasse mich mit der Strömung treiben und entdecke immer wieder neue, seltsam aussehende Mee-

resbewohner: Kofferfische, Seenadeln, Felsenschönheiten und einen Rochen. Aus einer dunklen Höhle ragen die Scherern eines

Hummers. Eine kleine Schildkröte kreuzt meinen Weg und zieht mit zwei Beinschlägen davon. Sie steigt auf, um Luft zu holen. Ich versuche ihr zu folgen, aber mit leichten schnellen Bewegungen verschwindet sie aus meinem Blickfeld ins Trübe. * Zurück in meiner Hängematte frage ich mich, wie viele neue Dinge ich in den kommenden Tagen mit den anderen noch sehen und erleben werde. In Grenada haben wir neben karibischer Gelassenheit und fremdartigen Gewürzen bunte Häuser und die Vielfalt tropischer Pflanzen kennen gelernt und bewundert. Als hellhäutige Europäer haben wir uns manchmal fremd in dieser Welt gefühlt, aber meist willkommen. Jetzt liegen wir am Sandstrand einer einsamen, unbewohnten Insel, staunen über die Lebewesen am Riff und genießen die Sonne. Bald werden wir zu den Kuna Yala Indianern auf den San Blas Inseln aufbrechen, die dort noch in einer relativ ursprünglichen Weise leben. Es gibt so viele neue Eindrücke, so viele Erlebnisse und die Seiten der Tagebücher füllen sich. Entgegen der karibischen Langsamkeit zieht alles sehr schnell an uns vorbei und ich versuche, so viel ich kann festzuhalten. Manchmal wäre es schön, länger an einem Ort verweilen zu können, um sich dem Rhythmus hier anzupassen, Sitten und Lebensweisen und die Tier- und Pflanzenwelt besser kennen zu lernen. Aber kaum habe ich mich von der Sonne wieder ein bisschen trocknen lassen, kommt das Beiboot, um uns zum Segelschiff zurück zu bringen, das einen Kilometer entfernt ankert. Dort werden dann die Segel gesetzt und der Schiffsbetrieb wieder aufgenommen. Dann geht es unermüdlich weiter nach Westen, auf zu neuen Abenteuern.


SZENE 10

Cartoon


11 SZENE

Freizeit David Safier:

Mieses Karma Von Christin Vogel

Stephen King:

Die Arena Von Michael Kohsiek Das beschauliche Chester’s Mill im Bundesstaat Maine ist eine ganz normale, amerikanische Kleinstadt mit ganz normalen, allerdings nicht unbedingt typisch amerikanischen Problemen. Zumindest ist bis zu dem Tag alles normal, als sich sämtliche Einwohner unter einer gigantischen Käseglocke wiederfinden. Wer jetzt (je nach Bildungsinteresse) an Haushofers „Die Wand“ oder den „Simpsons“-Film denkt, liegt gar nicht mal so falsch, obwohl Stephen King – neben John Irving wohl der derzeit größte amerikanische Erzähler – beide Werke nicht kennt und das erste Textfragment zu „Under The Dome“ (so der wieder mal passendere Originaltitel) bereits 1976 schrieb. Nachdem der erste Schock über die so plötzlich hereinbrechende, zu allen Seiten unüberwindbare Schranke vergangen ist (und die ersten Opfer zu beklagen sind), zeigen viele Einwohner ihr wahres Gesicht: Es wird geplündert und gemordet und eine immer brutaler agierende Polizei, angeführt vom skrupellosen und intelligenten Gebrauchtwagenhändler und Stadtverordneten Jim Rennie, wird mit jungen, „eifrigen Burschen“ aufgestockt, die ihrer neuen Aufgabe mehr als begeistert nachgehen. Aber zum Glück gibt es den Helden, der alles dafür tun wird, Chester’s Mill zu befreien… Das Setting ist also „typisch King“, die Charakterzeichnung zwar deutlich „gut“ oder „böse“, aber wie immer anschaulich und tief greifend beschrieben. Und so entstand abermals ein großer (und sehr dicker), etwas an die Brillanz von „The Stand“ erinnernder Roman. Monster, die sich unter Betten verstecken und dort Angst und Schrecken verbreiten, gibt es nicht. Das Monster ist in „Die Arena“ der Mensch selber und viele Leser werden sich mit Sicherheit fragen, wie man sich selber in solch einer Ausnahmesituation verhalten würde.

Was tun, wenn man stirbt und als Ameise wieder aufwacht? Sich seinem Schicksal fügen? Verrückt werden? Nein! Gutes Karma sammeln, heißt die Antwort von Bestsellerautor David Safier. In seinem ersten Roman „Mieses Karma“ lässt er eine fiktive Fernsehmoderatorin wahrlich durch die Hölle gehen. Kim Lange ist eine echte Karrierefrau, die am Geburtstag ihrer kleinen Tochter nichts Besseres zu tun hat, als zu arbeiten. Ihr größter Wunsch wird erfüllt: Sie bekommt den Deutschen Fernsehpreis verliehen. Doch genau deshalb hält ihr letzter Tag als Kim Lange in Menschenform eine ganze Menge Probleme für sie bereit. Nicht nur, dass sie sich schon morgens mit ihrem Mann streitet und ihre Tochter an ihrem Geburtstag enttäuscht, nein, es kommt noch besser. Sie bekommt im Hotel das falsche Kleid, das natürlich auch noch viel zu eng sitzt und dann auch prompt während der Verleihung in aller Öffentlichkeit an einer besonders uncharmanten Stelle reißt. Hin ist der schönste Tag ihres Lebens. Oder doch nicht? Denn kurz darauf klopft ihr sehr attraktiver Kollege an das Hotelzimmer und ein weiterer Traum erfüllt sich für Kim: Er tröstet sie mit einer Affäre. Nach dem Stelldichein hat diese jedoch so große Schuldgefühle, dass sie erstmal frische Luft braucht. Daraufhin folgt dann auch schon die Krönung eines miserablen Tages. Auf dem Dach wird sie von einer vom Himmel fallenden Klobrille erschlagen. Doch was passiert mit Menschen, die ein Leben lang an kein bestimmtes Leben nach dem Tod glauben? Buddha kümmert sich um sie und zwar mit dem Mittel der Wiedergeburt. Ihr vorher gesammeltes schlechtes Karma wird Kim nun auch noch zum Verhängnis, denn sie wird als Ameise im Ameisenhaufen in ihrem eige-

nen Garten wiedergeboren. Von da an nimmt ein komplizierter Weg seinen Lauf. Zusammen mit Casanova, der ebenfalls als Ameise wiedergeboren wurde, findet sie heraus, dass der einzige Weg, wieder eine andere Gestalt zu bekommen, das Erlangen von gutem Karma ist. Doch das ist gar nicht so einfach. Zusätzlich drängt die Zeit, denn Kim läuft Gefahr, ihre Familie an ihre ehemals beste Freundin zu verlieren. Wird sie es schaffen, rechtzeitig ihre Menschengestalt zurück zu erlangen? Safier erzählt mit viel Witz, intelligentem Charme und Gefühl aus der Perspektive seiner Heldin eine Geschichte, in der es um Liebe, Freundschaft und das wirklich Wichtige im Leben und nach dem Tod geht. Jede Seite seines Romans wird dadurch zu einem spannenden Erlebnis, mit dem er gleichzeitig eine wichtige Botschaft vermittelt: Liebe ist wichtiger als Erfolg!

Hermann Bräuer:

Haarweg zur Hölle Von Sascha Vennemann Mitte der 1980er Jahre hat auch in der bayrischen Landeshauptstadt München der Glamrock der 1970er seine Spuren hinterlassen. Gepaart mit dem Hardrock von „Kiss“ und „AC/DC“, und dem aufsteigenden Stern von (Heavy)-MetalBands wie „Guns’n Roses“ und „Iron Maiden“ bildet sich eine seltsame Melange heraus, die sich „Hair-Metal“ nennt. Harte Jungs in Lederklamotten mit ultra-gepflegten Haarmatten headbangen sich auf die weltweiten und lokalen Bühnen. Der Ich-Erzähler lässt uns seinen musikalischen Werdegang von Anfang an miterleben. Von den ersten Kontakten mit Rockmusik, vom klassischen Einstieg über „Kiss“, beeindruckt von geschminkten Superhelden-Comic-Fratzen. Und dann: die erste Gitarre. Eher konservative Eltern wollen das ihrer Meinung nach geschmacksverirrte Kind mit Sport zurück auf den Pfad

der Tugend zwängen – erfolglos. Die erste E-Gitarre muss her, und sobald man auch nur ansatzweise die Töne finden kann, schließt man sich mit gleichgesinnten Instrumenten-Legasthenikern zusammen, um dem Musikgenre, das man für das einzig Wahre hält, eine weitere Facette aufzudrücken. Alsbald hat man in der Schule einen Proberaum organisiert, einen mehr oder minder kreativen Namen gefunden („Llord Nakcor“ – Rock and Roll rückwärts!) und muss sich um die ersten eigenen Stücke, Texte und Auftritte kümmern. Nach verschicktem Demo kommt Album, nach Album kommt Tour. Und dann? Ruhm, Ehre, Drogen? Ja, in Maßen. Und zwar genau bis dann, wenn der Trend, dem man entspricht sich selbst totgelaufen hat. Autor Hermann Bräuer, der auch als Gag- und DrehbuchAutor für u.a. die Comedians Christian Tramitz und Paul Panzer arbeitet, hat mit „Haarweg zur Hölle“ seinen ersten Roman verfasst. Sein zum Teil rasend komisches Porträt einer MetalBand von der Geburt bis zum Tode hat im Grunde alles, was man über den Lebenszyklus solcher Töne fabrizierenden Gebilde wissen muss. Beinahe macht es den Eindruck, der Autor habe seine Kapitel anhand einer Liste abgearbeitet und alle Stationen, die für eine Band wichtig sind, mit in seinen Roman eingebaut. Und dieser Werdegang dürfte beinahe universelle Gültigkeit besitzen, alle Rockbands ab den späten 1960ern bis heute mit eingeschlossen. Für Musiker hat der Roman wahrscheinlich noch eine andere Dimension, nämlich die, selbst gewonnene Erfahrungen humoristisch gefiltert noch einmal serviert zu bekommen. Hier ist auch die Selbsterkenntnis und die eigene Erinnerung Teil des Spaßes beim Lesen. Großer Rock-Spaß mit bayrischem Einschlag!

Henning Mankell:

Der Chronist der Winde Von Christina Thomas Eine magische Aura umweht den afrikanischen Straßenjungen Nelio: Noch nie hat jemand gewagt, ihn zu verprügeln. Vielleicht, weil aus dem Zehnjährigen, dem sich die irdischen Abgründe viel zu früh erschlossen haben, eine greise Weisheit spricht. Jetzt aber liegt Nelio mit schweren Schusswunden auf dem Dach eines ärmlichen Theaters. Dort erzählt er – zwischen kräftezehrenden Fieberschüben – dem Bäckerjungen José Antonio Maria Vaz sein Leben. Das beginnt mit der Erinnerung an die Banditen, die sein Dorf niederbrannten, seine

Schwester töteten und vor denen er geflüchtet ist, als sie ihn zwingen wollten, einen Verwandten zu erschießen. Und es endet bei den Straßenkindern in der Stadt, denen Nelio zu einem an Fairness und Reife geradezu übermenschlichen Anführer wurde: Gestohlen jedenfalls wird nicht unter seinem Regime; bestenfalls – in der Villa eines verreisten Entwicklungshelfers – der Kühlschrank leer gegessen. In diesem Roman zeigt Henning Mankell, wie hart das Leben der Straßenkinder in Afrika ist und wie faszinierend die Geschichte eines Kindes sein kann, das sich gegen sein Schicksal wehrt und versucht, das Beste aus dem Leben als Straßenjunge zu machen. Dabei werden die vielen unterschiedlichen Facetten dieses Lebens aufgezeigt: Jeden Tag muss das Essen in Müllkübeln gesucht werden, Geld durch Betteln oder Autowaschen verdient werden und in der Nacht muss ein Platz zum Schlafen gesucht werden. Diese Geschichte ist so fesselnd erzählt, dass man sich gut in Nelio und sein Leben auf der Straße einfühlen kann. Sie hat mir außerordentlich gut gefallen, weil sich mir dadurch ganz neue Welten und Perspektiven aufgetan haben. Es war mal etwas anderes, nicht immer nur Thriller und Romane aus dem „Alltäglichen“ zu lesen, sondern auch einmal eine Geschichte zu hören, die etwas völlig Neues bietet, auch wenn sie einem bewusst macht, wie ungerecht und hart die Welt sein kann. Es wird deutlich, wie wenig man als Einzelner an dem „gesamten“ Elend in der Welt ändern kann. Doch trotz alledem ist es irgendwie auch eine schöne Geschichte. Auf dem Buchrücken steht, dass man nach dem Lesen Afrika anders sehen würde. Ich sehe Afrika nicht anders. Ich sehe Afrika durch dieses Buch überhaupt zum ersten Mal. In diesem bemerkenswerten Bucht steckt für mich aber noch sehr viel mehr: Mut, Hoffnung, Freude, Trauer und Freiheit. Nelio erzählt seine Geschichte und weiß, dass er sterben wird. Doch ich erfuhr nicht nur Nelios Geschichte, sondern lernte auch Menschen kennen, die so skurril schienen, dass ich sie gerne persönlich getroffen hätte.


SZENE 12

Konzerte

Nordhorner Noise Night im JZ

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Sing me a Song

Am 13. Februar veranstaltet „Zikadumda“, die Konzertinitiative des Jugendzentrums Komplex in Schüttorf, ein Konzert mit der Singer/Songwriter-Band North and About. Einlass wird ab 20 Uhr gewährt.

North and About vereinen auf charmante Art und Weise die Einfachheit und Klanggewalt moderner Singer/Songwriter der kalifornischen Provinz. Irgendwo zwischen Whiskybar und Lagerfeuer erklingen die Akkorde akustischer Gitarren und eine ReibeisenStimme bricht Risse ins Gemüt. Zusammen haben die drei Musiker bereits an die 1000

Juneau geben Abschiedskonzert Dioramic im Jugendhaus Bad Bentheim Alternation geht ins sechste Jahr, und es rockt weiter im Unabhängigen Jugendhaus Bad Bentheim. Am 5. Februar kommen drei Bands der etwas härteren Gangart auf die Bühne. Das Konzert beginnt um 20 Uhr, der Eintritt kostet drei Euro. Headliner des Abends sind Dioramic, die schon beim letzten Stonerock-Festival ordentlich abgeräumt haben. New Prog? Alternative? Post Hardcore? Metal? Genau darum geht es bei Dioramic nicht. Das junge Trio interessiert sich scheinbar kaum für eine Teilnahme am Genre-Roulette. Und tatsächlich muss jeder, der die „bunte Kugel Dioramic“ bei diesem Spiel ins Rollen bringt, damit rechnen, zu verlieren. Diese Band passt einfach nicht recht in die vorgefertigten Sparten, Dioramic gestalten ihre Songs nicht „wie man sie halt gestaltet“. Es geht ihnen vielmehr darum, Musik zu machen, die interessant ist und zu überraschen weiß. Dioramic präsentieren im UJH ihr Debütalbum „Technicolor“. Supported werden sie dabei von Juneau aus Bad Bentheim und Appreciate Ground aus Cochem. Letztere werden den Abend eröffnen. Die vier Jungs sind seit 2005 zusammen. Die Band bedient sich stilistisch aus Genres wie Metalcore, Death Metal, Alternative Metal und Groove Metal, wobei hier allerdings die rockigen Metalcore- und die de-

zent gehaltenen Groove-MetalEinflüsse klar im Vordergrund stehen. Die Art des Songwritings und das Konglomerat an verschiedenen musikalischen Einflüssen macht Appreciate Ground zu einer recht ungewöhnlichen Metalband. Zu Juneau muss in Bentheim nicht mehr viel gesagt werden. Sie haben bereits dreimal im Jugendhaus oder auf dem Stonerock-Festival gespielt. Musikalisch bewegen sich die vier Jungs, die seit 2006 zusammen spielen, im Bereich Postpunk/Hardcore. Diesmal spielen sie als direkte Vorband von Dioramic ihr letztes Konzert und werden sich dann von der Bühne verabschieden. Juneau wollen danach nur noch ausstehende Veröffentlichungen, ein neues Album sowie andere kleinere begonnene Projekte mit der Band zu Ende bringen, realisieren und veröffentlichen. Die Auflösung der Band erfolgt nicht aufgrund von Streitigkeiten innerhalb der Band oder weil man keine Ideen mehr hat, sondern aus rein praktischen Überlegungen. Studienplätze quer durch die gesamte Republik und bis in die Schweiz machen Bandproben nahezu unmöglich. Schmunzelnd könnte man sagen, dass sich Juneau ähnlich wie all ihre Vorbilder (Refused, At the Drive-In, Aereogramme) nun auflösen. Vorher aber soll es noch ein tolles Abschiedskonzert geben.

Konzerte in den verschiedensten Bands gespielt. Vom Wohnzimmer, über Kellerclub und Jugendzentrum bis hin zur großen Festivalbühne war alles dabei. Nun gehen sie zurück zur Essenz und dies tun sie mit einer Hingabe, die so gut wie jedes Ohr findet. Von der Singalong Anthem bis zur Ballade ist alles dabei.

Metal Militia FOTO: PRIVAT

Metallica-Cover live im Jugendtreff Konzert am 26. Februar in Neuenhaus Für alle Metallica- und Metalfans dürfte sich ein Besuch im Jugendtreff Neuenhaus am 26. Februar lohnen. „Metal Militia“ ist der passende Name der Band aus der Grafschaft und dem Emsland, die in überzeugender Manier die bekannten Songs der zahlreichen Metallica-Alben covern wird. Zwar ist das Metallica-Projekt noch recht neu. Die Musiker, die sich hier zusammen gefunden haben, stehen aber allesamt seit

langen Jahren in diversen Bands auf der Bühne und garantieren für handwerkliche Qualität. Als zweite Band werden am 26. Februar Childhood’s End aus Bad Bentheim auftreten. Nach einem überzeugenden Auftritt beim Open-Air „Rock im Park“ im vergangenen Sommer werden sie jetzt die Gelegenheit zu einem längeren Set haben und den Metalabend perfekt abrunden. Einlass zum Konzert im Jugendtreff ist ab 20 Uhr. – ANZEIGE –

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Am 6. Februar wird es laut im Jugendzentrum an der Denekamperstraße. Gleich drei MetalBands wollen dem Namen des Events, „Nordhorner Noise Night“, alle Ehre machen. Unter dem Motto „Hardcore und Spaß dabei“ treten „Black Jack & Hookers“ aus Osnabrück an. Was als Projekt von sieben Freunden begann, ist heute dort eine der etablierten HardcoreKapellen. „Melodic Folk Death Metal“ schimpft sich die Musikrichtung, der „Enfeeble“ aus Lingen nachgeht. „Difused“ aus Neuenkirchen komplettieren das Lineup des Abends. Metal-Fans werden in jedem Fall auf ihre Kosten kommen. Einlass ist ab 20 Uhr. Der Eintritt ins Jugendzentrum kostet an der Abendkasse 4 Euro.

North and About

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13 SZENE

Spiele & Filme

Spielgenuss im Robot-Chaos

Ten Years After Von Sascha Vennemann

Spieletipp für den PC: Machinarium Von Sascha Vennemann Es ist eine Welt der Roboter, der dampfenden Maschinen und auch des langsamen Verfalls. Mittendrin: eine seltsame Stadt. Mechanische Vögel schweben herum, die Ebene, die vor uns liegt, sieht aus wie ein Schrottplatz. Einen Klick später sieht man einen Frachter aus der Stadt herausfliegen und über dem undurchdringlichen Chaos an Eisen und Schrott ein paar Teile abwerfen. Eines dieser Teile lebt jedoch – und so beginnt das Abenteuer. In bester Adventure-Manier steuert man den kleinen Roboter Josef durch diese skurrile Welt. Ohne überhaupt zu wissen, was die Aufgabe sein wird, die ihn erwartet, macht er sich auf den Weg zurück in die Roboterstadt. Dabei muss er viele Rätsel lösen, Gegenstände kombinieren, Schalter- und Verschieberätsel machen, Labyrinthe durchqueren, bestimmte Aufträge erfüllen – und manchmal auch ganz ungewöhnliche Wege gehen. Zum Beispiel durch Lüftungen und Abwässerkanäle. Dabei erleben wir in eingeblendeten Denkblasen (im gesamten Spiel wird nicht gesprochen!), was sich in der Vergangenheit zugetragen hat. Da ist eine fiese Dreierbande von mechanischen Bösewichtern, die plant, den Wohnturm des alten und weisen Bürgermeister-Robots in

Public Enemies Von Fridtjof Meyer-Glauner Rosige Zeiten sehen anders aus: In den 1930er in den USA herrschen Wirtschaftskrise und die große Depression, große Teile der Bevölkerung sind arbeitslos, arm und verbittert. Das ist zugleich auch die Gangsterära, die Zeit, in der Bankräuber zu Helden und Stilikonen werden und der Bankräuber schlechthin ist John Dillinger (Jonny Depp). Charismatisch, charmant und zielstrebig wird er zum modernen Robin Hood, weil er nur die Banken ausraubt und nicht die anwesenden Kunden. „Ich mag schnelle Autos, Whiskey, Baseball und dich“, sagt er über sich zu seiner Herzensdame Billie Frechette (stark: Marion Cotillard) und erobert damit auch ihr Herz im Sturm. Doch dann ruft J. Edgar Hoover, der Gründer des FBI, den Krieg gegen das Verbrechen aus und setzt Melvin Purvis (Christian Bale) auf Dillinger und seine Bande an. Ein blutige und gnadenlose Hetzjagd nimmt ihren Anfang.

die Luft zu sprengen! Und auch schon vorher hatten die anderen Roboter unter den drei mechanischen Rowdys zu leiden, die einem jeden Spaß verderben. Außerdem halten sie Josefs Freundin gefangen, die zu andauernder Küchen- und Putzarbeit verdammt ist. Klar, dass Josef versuchen muss, sie und die gesamte ihm bekannte Welt zu retten! „Machinarium“ ist ein beeindruckendes Spiel. Und das liegt nicht nur an der rührenden Geschichte, dem hervorragenden Sound- und Grafikdesign und der niedlichen Hauptfigur. Das Spiel, das selbst auf älteren Rechnern beinahe ohne spielerische Verluste läuft, besinnt sich auf die ursprüngliche Seele grafischer Point-and-Click-Adventures. Das Inventar des Roboters ist stets übersichtlich, die Grafik ist in ihrem postapokalyptisch-comicartigem Stil und seinen liebevoll gestalteten Details eine Ausnahmeerscheinung. Die Hintergründe des Games sind dabei handgezeichnet, viele kleine Spielereien wurden animiert, und die Steuerung ist sehr einfach. Die zahlreichen Spiel-Szenen sind kreativ gestaltet, ebenso wie die Rätsel, deren Schwierigkeitsgrad teils doch knackig ist. Allerdings haben die Spielemacher dafür eine Lösung eingebaut. Nach einem kleinen Minigame kann man sich eine ins Spiel integrierte Komplettlösung

ansehen, die – jeweils für den aktuellen Screen – angibt, wie man weiterkommt. Ein weiteres Detail, das zum Spielgenuss erheblich beiträgt, ist der fantastische Soundtrack. Wer die eher ruhigen Adventures „Edna bricht aus“ und „The Whispered World“ mochte, dem wird „Machinarium“ ganz bestimmt gefallen. Außerdem gibt es für die rund 30 Euro Kaufpreis viele Extras: Neben einer ExtraCD mit dem Soundtrack als Au-

dio-Version findet man auf der Spiele-CD die Vollversion des Adventure-Spieles „Samorost 2“. Außerdem liegt der Packung noch ein DIN-A3-Poster des „Machinarium“-Covers bei.

Insgesamt ist ziemlich beeindruckend, was Regisseur Michael Mann auf die Beine gestellt hat. Zwar verändert er einige der historischen Fakten, so überlebten die meisten Bandenmitglieder anders als im Film John Dillinger, inszeniert ansonsten aber mit sehr viel Liebe zum Detail die USA in den 30er-Jahren. Leider ist der Film insgesamt etwas lang geraten und weiß über einige Strecken nicht zu fesseln. Auch herrscht eine unangenehme Distanz zu den beiden Hauptfiguren. John Dillinger verschwindet hinter Jonny Depp völlig, die Romanze zwischen ihm und Billie Frechette lässt einen irgendwie kalt und Christian Bale als Mel-

vin Purvis bleibt ziemlich blass. Werden kurz und direkt John Dillingers Motivation und Grundsätze u.a. im eingangs erwähnten Zitat erläutert, bleibt völlig unklar, was Purvis antreibt und bewegt, aber irgendwie interessiert das auch überhaupt nicht. Magische Momente, wie man sie aus anderen Filmen Michael Manns kennt, etwa die Kaffeehausszene mit Robert de Niro und Al Pacino in „Heat“ oder die entwaffnenden Dialoge zwischen Tom Cruise und Jamie Foxx in „Collateral“, vermisst man in „Public Enemies“ schmerzlich. Man fühlt sich eher an das kühle Miami Vice erinnert, in dem Style und Professionalität alles

und Substanz und Emotion austauschbar waren. Die Geister scheiden sich außerdem an der verwendeten digitalen Filmtechnik, denn man kann durchaus argumentieren, dass die viel zu scharfen, sterilen Bilder bei der Erschaffung der 1930er Lebenswelt eher abträglich waren. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei „Public Enemies“ um einen hervorragenden ActionFilm, der für hartgesottene Actionfans mit Grips und Style genau das Richtige ist. Vom Kauf der Single-Disc-DVD ist aufgrund der popeligen Extras entschieden abzuraten, man sollte schon in die Special-Edition investieren, denn die bietet einige interessante Dokumentationen. Oder aber man schafft sich gleich die Blue-RayDisc an. Die bietet nämlich ohnehin dieselben Extras wie die Special-Edition und sogar mehr und hat natürlich auch in Sachen Bild und Ton die Nase vorn. Und: Die BR-Disc kommt, kein Scheiß, mit Wendecover daher. Man muss sich eben auch an den simplen Dingen des Lebens freuen.

Systemvoraussetzungen: • Windows XP/Vista bzw. MacOS 10.4 (Tiger) oder besser • 1,6 GHz Prozessor mit 1GByte RAM • 400 MB Festplattenspeicher • 1024 x 768 Bildschirmauflösung (1280 x 800 empfohlen) • Maus, CD-ROM-Laufwerk, Soundkarte

Silvester 1999: Weltuntergangsstimmung! Der Millennium-Bug hält die Menschheit in Atem. Was wird wohl geschehen, wenn die Zivilisation (wohlgemerkt: die westliche, andere sehen das ganz anders!) meint, in ein neues Jahrtausend zu wechseln? Man vermutete den Super-GAU. Sämtliche Computer würden abstürzen und das gesamte digitale Wissen der Menschheit ginge verloren. Keine Raubkopien mehr aus dem Netz! Überhaupt: keine Elektronik, denn in jedem verbauten Teil steckt der böse Microchip, der sich bei einer „00“ als Jahresangabe gleich selbst im Klo runterspült. Und was geschah? Sekt und Böller und ein, zwei defekte Toaster – das war alles. Silvester 2009: Ein Jahrzehnt des neuen Jahrtausend ist vorbei. Es brachte uns flotteres Internet, schnellere Prozessoren sowie Unmengen an virtuellem und Harddisk-Speicherplatz auf immer kleineren Medien. Der USB-Stick wird zum wichtigsten Accessoire am Schlüsselbund des Schülers und Studenten. Referate werden mit Powerpoint präsentiert, Partner und Freunde bei StudiVZ, Facebook und Twitter gefunden. Keiner hat mehr Angst davor, dass irgendwas beim Jahreswechsel schief gehen könnte. Und was passiert prompt? Kaum steht man am Neujahrmorgen schwankend in der Tankstelle, um sich mit Energydrink und Hering in Tomate über den gröbsten Kater hinweg zu schnabulieren, da blinkt es frenetisch im EC-Karten-Lesegerät. Mit einem Piepen skandiert die bargeldlose Dose, man habe gar kein Giro-Konto oder zumindest einen gravierenden Fehler bei der Bedienung gemacht. Was erst einmal keiner ahnt: Irgend eine schlaue Banktype hat bei der Programmierung nicht weiter als bis zum nächsten Schokoriegel gedacht, sodass die Karte schlicht mit dem Wechsel des Zehnerschritts in der Jahresangabe nicht zurechtkommt. Wenn dieses erste „neue“ Jahrzehnt uns eins gelehrt hat, dann, dass menschliches Versagen immer noch beruhigender ist als allwissende Computer. Denn es ist mir wirklich lieber, wenn China auf Google Bilder zensiert, wenn Zehntausende twittern, dass sie sich gerade mal Kaffee machen, und wenn schlecht mit Photoshop zusammengezimmerte Nacktbilder von Angela Merkel im Netz kursieren, als wenn irgendein Depp eine Künstliche Intelligenz programmiert und dabei einen Fehler macht. Wer weiß, auf was für Ideen die kommen würde – beim nächsten Jahreswechsel.


SZENE 14

Junge Dichter

Frei wie ein Vogel Eine Kurzgeschichte über Zukunftsängste

FOTO: DPA

Von Christin Vogel

E

va? Kommst du endlich?“, fragte Ben freundlich. „Klar, sorry“, erwiderte diese, als sie sich aus ihren Gedanken losgerissen hatte, und sie fing an zu strahlen, als sie die Hand ihres Begleiters nahm. Er sah in seinem Anzug sehr elegant aus und sie war erleichtert, dass sie selbst in ihrem weinroten Kleid auch nicht unbedingt an eine Tankstelle gepasst hätte. „Wir geben ein verdammt gutes Paar ab, weißt du das eigentlich“, platzte der junge Mann heraus, als sie zusammen vor der Glastür zur Turnhalle angekommen waren und kurz ihr eigenes Spiegelbild betrachten konnten. „Da seid ihr ja endlich! Wir dachten schon du kneifst, Eva!“ Die Tür war von innen aufgegangen und ihre beste Freundin Jenny stand mit ihrem festen Freund Tim vor ihr und wirkte sehr aufgeregt. Auch die beiden wirkten ungewohnt erwachsen und elegant. „Also ich war ja der Meinung, dass du sie endlich zum Durchbrennen überredet hast, Ben“, rief Tim mit seinem trockenen Humor aus. Zusammen betraten sie die Turnhalle, die festlich geschmückt war. Im Hintergrund lief ruhige Musik. Eine Frauenstimme sang zu langsamer Klaviermusik und die Lampen waren mit Tüchern bedeckt, sodass das Licht eine gemütliche Atmosphäre bot. Es war wunderschön und plötzlich war es für Eva unvorstellbar, dass sie vor ein paar Stunden noch daran gezweifelt hatte, ob sie wirklich dort sein wollte. Ohne Ben wäre das wahrscheinlich noch immer so, oder es wäre noch etwas wesentlich schlimmeres passiert. Sie drückte leicht seine Hand und ihre Gedanken wanderten zurück

zu den etwas unangenehmeren zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Einfach, frei von Erwartungen anStunden dieses Tages. derer und unkompliziert ist sein a stand sie nun. Sie sollte Leben, dachte sie. Sie wollte sich glücklich sein, das wusste zu ihm gesellen, mit ihm tauschen sie. Sie sollte sich befreit und dieselbe Freiheit wie er geniefühlen, das wusste sie. Sie sollte ßen können. Sie schloss die Augen voll Zuversicht in die Zukunft bli- und hob die Arme an, gleich den cken, auch das wusste sie. Doch Flügeln des Vogels. Sie wollte die nach all dem war ihr überhaupt Beklemmung loswerden und die nicht zumute. In ein paar Stun- Angst vor der Zukunft. den würde ihr Abschlussball Ja, sie hatte nun ihren Abstattfinden. In der Turnhalle des schluss, doch was nun? Sie war Gymnasiums mit all ihren Schul- immer diejenige gewesen, die freunden. Sie hatte sogar einen gewusst hatte, was sie mit ihrem humorvollen Begleiter, der schon als Person selbst eine Garantie dafür bot, dass der Abend ein ErJunge Dichter aus folg und mit Garantie nicht langder Grafschaft weilig werden würde. veröffentlichen Trotzdem stand sie nun auf in dieser Rubrik dem flachen Dach ihres Wohnihre ersten Gedichte blocks. Das Wetter war trüb. und Kurzgeschichten. Nicht regnerisch, dennoch winWenn du auch dig und bewölkt. Als würde es schreibst, dann ihr Inneres widerspiegeln. Bestes Abitur des Jahrgangs, gute schick’ uns deine Chancen auf ein Stipendium für Werke. Wir drucken das Studium an einer guten Unisie – auf Wunsch versität, und vor allem war sie auch anonym. die Erste in der Familie, die es geschafft hatte, mit einem fast Die Adresse: schon brillanten Durchschnitt szene@gn-online.de einen Abschluss an einer weiterführenden Schule zu erlangen. Sie sollte also wirklich das glück- Leben anfangen wollte. Abitur, lichste Mädchen in ihrer kleinen Studium, ein guter Job. Sie hatte Heimatstadt sein. Ja, sie sollte. nie ein Problem in der Zukunft Das erwarteten ihre stolzen El- gesehen, hatte nie gedacht, dass tern, ihre Familie, ihre Lehrer es ihr etwas ausmachen würde, und auch ihre Freunde. Sogar die geregelte Umgebung der sie selbst erwartete es von sich. Schule und die dort so vertraut Sie ging langsam näher an den gewordenen Gesichter zu verlasRand des Daches. Spürte den sen und Neues kennen zu lernen. Wind, der ihr wie tausend kleine Man hatte sie sogar gebeten, eiNadeln das Gesicht bearbeitete ne kurze Rede auf dem Ball zu und die Haare zerzauste. Ihr Blick halten, da sie oft den Mitschüwanderte hinauf zu den Wolken lern gut zugeredet hatte. Sie war und sie verlor sich für einen Mo- immer eine geborene Führungsment in ihren verschiedenen person gewesen. Doch nun überkam sie diese Grautönen. Ein einzelner schwarzer Vogel flog darunter her und klammernde Angst, der Druck im

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Hals. Sie wusste nicht einmal, was sie sagen sollte. Die letzten Jahre hatte sie die Schule als mühselig empfunden und hatte es nicht erwarten können, in die „richtige Welt“ einzutreten. Sie hatte ja auch immer ihre Ziele gehabt, die sie erreichen wollte. Aber was früher noch so glorreich und viel versprechend geklungen hatte, verunsicherte sie nun. Sie öffnete die Augen wieder und schloss sie gleich darauf erneut, um die plötzlich kommenden Tränen zurückhalten zu können. Was war nur los mit ihr? „Angst! Angst! Angst!“ war alles, an was sie denken konnte. Sie wollte das alles nicht. Wollte heraus aus dem Druck der Erwartung, wollte nicht zu diesem Ball, wo alle Ängste und Erwartungen versammelt sein würden. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie zutiefst verunsichert, fühlte sich unvorbereitet und hatte das Gefühl, mit niemandem darüber reden zu können. Alle erwarteten mehr von ihr. Mehr Disziplin! Mehr Ehrgeiz! Mehr Erfolg! Ohne es zu merken, waren ihre Schritte so weit an den Rand des Daches gelangt, dass ihre Fußspitzen bereits über der Tiefe schwebten. Der Wind war stark. Die verrückte Idee, sich einfach vom Wind tragen zu lassen, frei zu sein wie ein Vogel, wuchs in ihr. Ihr Blick wanderte nach unter. Fünf Stockwerke in der Tiefe sah sie den Parkplatz. Doch er wirkte unendlich weit weg. Wie konnte es ihr wehtun? Der Sprung in den Wind wäre so erleichternd. Sie wäre losgelöst von allem. Frei. Wieder schloss sie die Augen. Eine erneute Windböe und sie verlor fast das Gleichgewicht. Warum eigentlich auch nicht? Doch plötzlich fühlte sie, wie sie ein paar starke Arme von hin-

ten packten, sie zurückzogen und sie fest an einen warmen Körper drückten. Sie wurde herumgerissen und geschüttelt. „Was soll denn das?“, schrie Ben sie an. „Hast du vollkommen den Verstand verloren? Stehst du unter Drogen?“ Irritiert schaute sie in seine klaren blauen Augen, als würde sie grade aus einer tiefen Trance erwachen. „Was machst du denn hier?“, war das Erste, was sie herausbrachte. Fragend schaute sie ihn an und sein Blick wurde weicher. „Ich bin hier, um meiner Begleitung beizustehen und ihr das zu geben, was sie auch mir gab: Hoffnung“, flüsterte er ihr zu. „Komm mit, wir trinken bei mir einen Kakao und du erzählst mir mehr von deinen Fantasien, mit den Vögeln zu fliegen. Vielleicht sind sie ja genauso gut wie meine von vor zwei Wochen.“

E

va? Kommst du jetzt endlich?“, riss Jenny sie aus ihren Gedanken. „Was ist denn heute los mit dir? Du musst jetzt nach oben und deine Rede halten, Süße!“ Selbstsicher stand Eva von ihrem Stuhl auf, lächelte ihrer Freundin noch einmal dankbar zu und machte sich auf den Weg zum Podium. Sie stieg die Treppen hinauf und war bereit, ein paar Worte über die Zukunft zu sagen. Zuversichtliche, glückliche Worte.

Christin Vogel, 18 Jahre alt, kommt aus Schüttorf. Sie besucht das Burg Gymnasium (Stufe 12). Diese (zweite) Kurzgeschichte entstand, als sie abends nach dem Hochschulinformationstag in Osnabrück in ihrem Zimmer saß und zuvor am Tag mit einer Freundin ein Gespräch darüber geführt hatte, wie schnell die Zeit vergeht und was sie wohl bald tun werden....


15 SZENE

Termine

Dioramic

5.2., Bad Bentheim

Disko: Hardstyle Motherf#ckers, Uelsen, Zak, 22 Uhr Disko: Hauptsache Index, Schüttorf , Index, 22 Uhr Disko: Back to the 2000, Nordhorn , Abacco, 22 Uhr

So., 7. 2.

Disko: Kinderkarneval, Nordhorn, Abacco, 15 Uhr

Do., 11.2.

Musical: Jacko, A Tribute to Michae l Jackson, Lingen, Emslandhallen, 20 Uhr

Fr., 12. 2.

Disko: 7 Sünden, Uelsen, Zak, 22 Uhr Disko: Sponsored Night – Winter Edition, Schüttorf, Index, 22 Uhr

Sa., 13. 2.

Fr., 5. 2.

Konzert: Dioramic, Juneau, Appreciate Ground, Bad Bentheim, Jugendhaus, 20 Uhr Konzert: Mikroboy, Rampue, Ira Atari, Lingen, Alter Schlachthof, 20 Uhr Disko: Die total abgefahrene 1Euro-Party, Uelsen, Zak, 22 Uhr Disko: Party Olympiade, Schüttorf, Index, 22 Uhr Disko: Herrenkarneval, Nordhorn, Abacco, 19 Uhr

Sa., 6. 2.

Filmnacht: Grafschafter Kurzfilmnacht, Bad Bentheim, Forum BurgGymnasium, 19.30 Uhr Konzert: Metal Night mit Black Jack & Hookers, Enfeeble, Difused, Nordhorn, Jugendzentrum, 20 Uhr

Disko: Hardstyle Motherf#ckers, Uelsen, Zak, 22 Uhr Disko: Mega Night mit Bingo Players, Gregor Salto, DJ Kitty Kat, Josh & Wes z und mehr, Schüttorf, Index, 22 Uhr Disko: Crazy in Love, Nordhorn, Abacco, 22 Uhr

Fr., 19. 2.

Disko: Nimm 2, Uelsen, Zak, 22 Uhr Disko: Discotheque & Special Event, Schüttorf, Index, 22 Uhr

Sa., 20. 2.

Konzert: Dúné + Support, Lingen, Alter Schlachthof, 20 Uhr Disko: We love the 90’s, Uelsen, Zak, 22 Uhr Disko: Hauptsache Index, Schüttorf , Index, 22 Uhr Disko: Stammgast Party, Nordhorn , Abacco, 22 Uhr

Wi rt z

27.2., Nordhorn

Do., 25. 2.

Comedy: Dieter Nuhr, Lingen, Emslandhallen, 20 Uhr

Fr., 26. 2.

Lesung: Max Goldt (Bild), Lingen, Centralkino, 20 Uhr Konzert: Metal Militia, Childhood’s End, Neuenhaus, Jugendtreff, 20 Uhr Disko: Crazy Night – Winteredition, Uelsen, Zak, 22 Uhr Disko: Discotheque & Special Event, Schüttorf, Index, 22 Uhr

Sa., 27. 2.

Dúné 20.2., Lingen

Konzert: Wirtz, Nordhorn, Jugendzentrum, 20 Uhr Disko: Enzym Invasion, Uelsen, Zak, 22 Uhr Disko: Hauptsache Index, Schüttorf, Index, 22 Uhr Disko: Slam!FM on tour, Nordhorn, Abacco, 22 Uhr

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schlusspreis in Höhe von 25,95 Euro erstattet. Entscheidet er sich nicht für eine weitere Nutzung, so kann er in jedem Fall den Internet SurfStick behalten. Immer und überall mit dem eigenen Laptop online sein? Mit Highspeed im Internet surfen, ohne auf DSL-Verfügbarkeit angewiesen zu sein? Mit dem Datentarif Internet-Flat Try&Buy von mobilcom-debitel können Kunden jetzt einen ganzen Monat lang die mobile Datennutzung ausgiebig testen. „Der Datentarif InternetFlat Try&Buy lädt mit echter Datenflatrate einen Monat lang zum Ausprobieren ein. Einfach den Tarif buchen, Sim-Karte in den mobilcom-debitel Surf-Stick stecken, an den PC anschließen und nach Herzenslust lossurfen“, sagt Shopleiter Peter Schellhase. Innerhalb von 30 Tagen kann sich jeder Kunde entscheiden, ob er den Tarif weiter nutzen will. Dabei

kann er – nach Kündigung – zum Beispiel auch noch einmal in ein anderes Netz wechseln. Das ist besonders dann von Vorteil, wenn sich herausstellt, dass die Netzabdeckung an den bevorzugten Einsatzorten nicht den gewünschten Erwartungen entspricht. Der Datentarif steht in den Netzen von TMobile, Vodafone und o2 zur Verfügung. Entschließt sich der Nutzer, den Tarif weiter zu nutzen, so werden ihm die Anschlusskosten in Höhe von 25,95 Euro sowie die Nutzungskosten für den ersten Monat gutgeschrieben. Der Vertrag läuft ab dann noch für weitere 23 Monate. Der Datentarif Internet-Flat Try&Buy von mobilcom-debitel ist ideal für alle, die das mobile Internet auf ihrem Laptop einmal aus-

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