Das Magazin des Vereins „Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.“
Miteinander ... Ausgabe 12 - Januar 2019
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ganze 11 Jahre
Wer sind wir? Wir sind ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Passau, der sich für Bildung und Soziales auf regionaler und europäischer Ebene engagiert. Durch unsere Aktivitäten und Projekte wollen wir dazu beitragen, Diskriminierungen und Ungleichheiten in Gesellschaft, Bildung und Arbeitswelt zu beseitigen. Darüber hinaus möchten wir das gegenseitige Verstehen und Lernen der Menschen in Europa fördern. Schwerpunkt der Aktivitäten liegt in Ostbayern.
Was tun wir? Zu folgenden Themenbereichen führen wir Projekte und Aktionen durch:
Ehrenamtliches Engagement
Wir lieben und leben freiwilliges Engagement. Deshalb unterhalten wir die Online-Plattform „Tatennetz“ zur Vermittlung von Ehrenämtern, bieten persönliche Ehrenamtsberatungen an und führen Schulungen und Messen durch.
Toleranz und Vielfalt
Unsere Vision ist eine bunte Gesellschaft voller Respekt und Toleranz vor dem Nächsten. Wir ermöglichen Menschen unterschiedlichster Herkunft, Alter und Geschlecht, sich gegenseitig kennenzulernen und so Vorurteile abzubauen.
Chancengleichheit
Eine gerechte Gesellschaft lebt davon, dass sie jedem Menschen die gleichen Chancen bietet, seine Vorstellungen vom Leben zu verwirklichen. Bestehenden Unterschieden zwischen den Geschlechtern in Gesellschaft und Arbeitswelt setzen wir unser Engagement entgegen.
Integration von Benachteiligten
Mit unseren Aktivitäten sorgen wir dafür, dass Menschen am Rande der Gesellschaft wie sozial benachteiligte Jugendliche, Ältere, MigrantInnen, Menschen mit Behinderungen, Langzeitarbeitslose und gering Qualifizierte in die Mitte der Gesellschaft gerückt werden.
Miteinander in Europa
Ein vereintes Europa braucht Menschen, die sich kennen und zusammenarbeiten. Wir fördern das Kennenlernen und Verstehen über Grenzen hinweg. Für ein besseres Miteinander in Europa.
Impressum Miteinander. Das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V. Ausgabe 12 - Januar 2018 Herausgeber: Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V. (GLL), Leopoldstr. 9, 94032 Passau Tel. +49 (0)851/2132740, Fax +49 (0)851/2132739, info@gemeinsam-in-europa.de, gemeinsam-in-europa.de Redaktion: Zoe-Charlotte Maletskas, Layout und Design: Zoe-Charlotte Maletskas V.i.S.d.P.: Perdita Wingerter, Geschäftsführerin GLL / Bilder: vereinseigenes Bildmaterial, pixabay.com „Miteinander“ erscheint in unregelmäßigen Abständen online unter www.issuu.com. Alle Rechte vorbehalten. Textund Bildkopien nur mit Genehmigung. Die Bildrechte liegen bei GLL, sofern nicht anders angegeben.
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Miteinander. Das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.
Editorial
Editorial Spanien wird FußballEuropameister, Barack Obama wird zum US-Präsidenten gewählt, Zyklon Nargis wütet als einer der folgenschwerste Wirbelsturm in der Geschichte. Das alles und viel mehr ist vor genau elf Jahren passiert. Ein Jahrzehnt und ein Jahr später blicken wir zurück und erinnern uns gerne an ein weiteres wichtiges Ereignis: Die Gründung des Vereins „Gemeinsam leben und lernen in Europa“. Anlässlich des elfjährigen Bestehens des gemeinnützigen Vereins, erscheint eine besondere Ausgabe der Mitgliedszeitschrift.
In den folgenden Seiten sind zu den unterschiedlichen Bereichen des Vereins elf Beiträge zusammengestellt. Projekte, die auf die Beine gestellt worden sind, Persönlichkeiten, die den Verein geprägt haben – nur um Euch einen kleinen Vorgeschmack zu geben. P.S.: Wieso das Jahr 2008 für mich besonders ist? Vor genau elf Jahren habe ich meine griechische Heimat verlassen und bin nach Deutschland gezogen. Zoe-Charlotte Maletskas•
Liebe Leser*innen,
Perdita Wingerter Gründerin & Geschäftsführerin
als ich letztes Jahr die Präsentation über die Aktivitäten unseres Vereins zur 10-Jahresfeier vorbereitete, war ich schier erschlagen von der Fülle an Projekten, Aktivitäten, Veranstaltungen und Aktionen, die wir in den letzten zehn Jahren auf den Weg gebracht hatten – sicher die Zuhörer*innen bei der Feier auch. Hunderte von Ehrenamtliche haben uns auf unserem Weg begleitet und uns nicht nur ihre Zeit, ihr Wissen, ihr Können, sondern auch viel Herzenswärme, Freude und Glück geschenkt. Dadurch konnten und können wir Tausende Menschen hier vor Ort, aber auch Menschen in ganz Europa darin bestärken und unterstützen, aktiv an der Gesellschaft teilzunehmen, sich für ein besseres Miteinander einzusetzen und mit- und voneinander zu lernen.
Zoe-Charlotte Maletskas Redaktion, Layout & Design
„Gemeinsam leben & lernen in Europa“ ist nicht nur einfach ein Name für unseren Verein, sondern auch unsere Vision, unser Programm. Aber wie unser Vereinsname sind unsere Ziele lang, komplex und nicht ganz so einfach. Das sollte uns dennoch nicht aufhalten oder zurückhalten, sondern motivieren und Auftrag sein. Die Welt ist komplex, die Menschen und ihre Probleme sind es auch. Daher braucht es komplexe Antworten und Lösungen. Aber das, was wir kommunizieren und praktisch tun, sollte einfach, für jeden verständlich, praktikabel und machbar sein. Und das dies geht zeigt unsere Arbeit der letzten elf Jahre. Und darum geht es: wir alle sollten uns FÜR ein besseres Miteinander engagieren, jeder kann dazu etwas Positives beitragen. Lassen Sie sich von uns inspirieren und motivieren! Perdita Wingerter •
Ausgabe 12 - Januar 2019
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Inhalt
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30. Januar 2008: Die Gründung des Vereins - Motivation und Erfüllung eines Traums
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ueberMorgen Mehr als nur ein Filmfestival
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Der Gemeinschaftsraum Ein Raum der Wünsche
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Zeit – das schönste Geschenk Sprachpaten für Kinder aus aller Welt
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Multikulti Kinder erleben Kulturen
Miteinander. Das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.
Luft für die Segel Internationaler Frauentreff
Selbst ist der Mann Jungen-Zukunftstag
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Rollentausch Ein Flüchtling in der Rolle des Mittlers
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Yes, we can! Lernen fürs Leben
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References for volunteers Ein EU-Leuchtturmprojekt
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Auszeichnungen
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Ausgabe 12 - Januar 2019 Ausgabe 9 - Juli 2014
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Ein kleiner Schritt fĂźr einen Menschen, ein groĂ&#x;er Schritt fĂźr den Verein.
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Miteinander. Das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.
30. Januar 2008 Motivation und Erfüllung eines Traums Die Korken knallen, Konfetti fliegt durch die Luft, das Feuerwerk geht los! Nicht ganz so, aber so ähnlich, feierten wir letztes Jahr das 10-jährige Bestehen unseres Vereins. Geschäftsführerin Perdita Wingerter und Vorsitzender Toni Fischer hatten zusammen mit sieben engagierten Menschen und dem Passauer Kino Medienwelt Vesper am 16.2.2008 den Verein gegründet.
Nicht wenigen sozialen Gruppen in der Gesellschaft wird die soziale und berufliche Integration erschwert. Darunter fallen folgende Minderheiten: sozial benachteiligte Jugendliche, Menschen des älteren Semesters, gering Qualifizierte, Migranten und Menschen mit Behinderungen. Was können wir alle gemeinsam tun für ein besseres Zusammenleben? Indem wir lebenslanges Lernen fördern, Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit leisten. Vor allem aber indem wir Begegnungen schaffen! Von und miteinander lernen. Mitmachen. Aktiv etwas für unsere Gesellschaft tun.•
Von links nach rechts: Franz Hauber, Ilse Bauernfeind, Charlotte Klaster, Julia Vesper, Tammy Hendrickxs, Perdita Wingerter, Angelika Bader, Irmi Sedlmayr, Ingrid Bauer, Toni Fischer.
Ganz unter dem Motto „gemeinsam mehr erreichen“ fügen sich die Ziele des Vereins zusammen. Aktivitäten und Projekte, die durch die Vereinsarbeit ins Leben gerufen werden, sollen dazu beitragen, die Diskriminierung und die Ungleichheit in der Gesellschaft, in der Bildung und in der Arbeitswelt zu beseitigen. Das Hauptziel ist dabei das Erreichen einer Chancengleichheit für alle. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im
gegenseitigen Verstehen und Lernen voneinander. Im Allgemeinen soll die Kooperation zwischen Menschen in Europa gefördert werden.
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ueberMorgen Mehr als nur ein Filmfestival In was für einer Gesellschaft wollen wir leben? Verschließen wir die Augen vor den ganzen Missständen in der Welt? Oder tun wir aktiv etwas Gutes für die Welt, für unser zu Hause? UeberMorgen ist ein bundesweites Filmfestival, das zwischen 2007 und 2008 durch ganz Deutschland getourt ist. Das Motto: Utopien, Träume, Weltentwürfe. Dabei ging es weit mehr als nur um das Zeigen von Filmen, die die Missstände in unserer Gesellschaft kritisieren. Es gab Workshops zu den Themen und es wurde viel diskutiert. Thematisiert wurden das Umweltbewusstsein, Schönheitsideale, Terror und Überwachungen, soziale Gleichheit, unser Planet Erde, geistige Behinderungen, Solidarität, Flucht, Grenzen, Religion und Freiheit. Dank der Förderung durch „Aktion Mensch“ gab es zu den Filmen Transkriptionsdateien, Audiokopfhörer für Blinde, Untertitel und eine Gebärdendolmetscherin. Wieso „ueberMorgen“ so wichtig für „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ ist? Dieses Filmfestival steht symbolisch für den gesamten Verein. Alles was damals thematisiert wurde, steht immer noch auf der Agenda. „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ hat seine Geburt diesem Festival zu verdanken. Um Teil dieser Veranstaltung werden zu können, musste eine gemeinnützige Organisation gegründet werden. Und so steht der Verein elf Jahre später immer noch da. „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ hat nicht nur bei diesem einen Filmfestival mitgemacht. 2009 ging das Ganze in die zweite Runde für den Verein unter dem Motto „ueberMacht“. 2011 folgte „ueberMUT“ und 2012 „ueberall dabei“.•
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Der Raum der Wünsche ist ein Raum in Hogwarts, der sich nur denen zeigt, die ihn gerade am dringendsten benötigen. Wie der Name schon verrät, nimmt der Raum immer die Gestalt an, die gewünscht wird. Im fünften Teil der Fantasyromane von J.K. Rowling „Harry Potter und der Orden des Phoenix“ braucht eine Gruppe von Zauberschülern einen geheimen Raum, um Zauberei üben zu können. Der Raum der Wünsche verwandelt sich also zu einem großen Raum mit hohen Decken, damit die Schüler genügend Platz zum Üben haben. Der Gemeinschaftsraum von „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ ist auch eine Art Raum der Wünsche, jedoch kein geheimer. Eigentlich schon seit der Anfangszeit des Vereins wird ein Gemeinschaftsraum gewünscht. Im Juni 2017 geht dieser Traum endlich in Erfüllung. Hier kommen Menschen zusammen für den Kulturabend, der monatlich stattfindet. Eine wunderbare Veranstaltung, die beweist wie einfach und unkompliziert sich Menschen aus aller Welt begegnen. Es wird gemeinsam gekocht, getanzt, gesungen und beim ein oder anderen Mal wird es auch etwas länger, weil es eben so schön ist. Andere Veranstaltungen, die im Gemeinschaftsraum stattfinden sind beispielsweise die Kreativwerkstatt, in der zusammen gebastelt wird und das Frauencafé zu dem es ebenfalls in der Ausgabe einen ausführlicheren Beitrag gibt. Bei „Erzähl mal!“ erzählen Menschen aus ihrem Leben und von ihren Erfahrungen. Monatlich finden ebenso Workshops zu vereinsrelevanten Themen statt. Wie wir sehen ähnelt der Gemeinschaftsraum von „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ dem Raum der Wünsche. Wenn es sonst noch unerfüllte Wünsche gibt und ein Raum defür benötigt wird, lässt sich das bestimmt einrichten.•
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Miteinander. Das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.
Der Gemeinschaftsraum Ein Raum der Wünsche
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Zeit – das schönste Geschenk
Zeit ist das Beste, was man jemanden schenken kann. Bei „Sprachpaten für Kinder aus aller Welt“ machen ausgebildete Sprachpaten Kindern, die wenig oder kaum Deutsch sprechen, das schönste Geschenk. Der Sprachpate und das Kind treffen sich in regelmäßigen Abständen und finden gemeinsam einen Weg, wie sie die Aufgabe des Erlernens der deutschen Sprache bewältigen.
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Der Sprachpate erfährt vor dem ersten Treffen mit dem Kind nur den Namen, das Herkunftsland, das Alter, die Schulklasse und die Schule. Der Name ist wichtig, damit man sich begrüßen kann. Das Herkunftsland ist wichtig, damit man sich vorher über die Kultur etwas schlau machen kann. Das Alter und die Schulklasse sind wichtig, um sich darauf einzustellen, welche Materialien benötigt werden. Und letzten Endes ist die Schule wichtig, damit der Sprachpate auch weiß, wo er das Kind treffen wird.
Miteinander. Das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.
Zahlen und Fakten: 46 Schulen 223 ausgebildete Sprachpaten 772 Kinder (innerhalb von elf Jahren)
© Uschi Friedenberger
Die erste Stunde entscheidet darüber, ob das „Match“ gut gelungen ist. Immerhin ist es das Wichtigste, dass sich sowohl die Kinder, als auch die Sprachpaten wohl fühlen. Es muss eben etwas funken. Das tut es allerdings immer. Wie die Treffen gestaltet werden, ist jedem selbst überlassen. Zum Auflockern klappt beispielsweise Malen oder Singen gut. In den Schulen steht auch immer eine Sprachpatenkiste bereit. Diese enthält Bildwörterbücher, Übungsblätter, Memorykarten, Bildkarten zu Themengebieten, Spachspiele usw. Die Sprachpatenkiste kann hergenommen werden oder eben nicht.
Das Projekt dient dazu, Kindern aus aller Welt auf eine kreative und liebevolle Art und Weise, Deutsch beizubringen. Der normale Schulunterricht kann und soll dadurch nicht ersetzt werden. Den Kindern wird nur zusätzlich ein Sprachpate zugewiesen, der manchmal auch als Vertrauensperson dienen kann.•
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Multikulti Wir leben in einer bunten Gesellschaft. Unsere technischen Geräte kommen aus China, der Kaffee, den wir trinken, kommt aus Brasilien, die Filme, die wir schauen werden in den USA produziert. Durch die Globalisierung profitiert jeder Einzelne in unserer Gesellschaft. Die Kinder von heute wachsen mit solch einer Selbstverständlichkeit damit auf. Aber wie sieht es in Mexiko aus? Was essen Kinder in Uganda zum Frühstück? Wie begrüßt man sich in Frankreich? Wie kommt man in Sibirien bei minus 20 Grad und meterhohen Schnee zur Schule? Welche Kinderspiele sind in Holland beliebt? Mit dem Projekt „Kinder erleben Kulturen“ sollen Kinder Kulturen aus aller Welt besser kennenlernen. Migranten und Flüchtlinge aus aller Welt geben Workshops für Kinder im Alter bis zu zehn Jahren. Diese sollen das Land und die Kultur mit allen Sinnen erleben.
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Angenommen es geht um das Land Syrien, dann wird den Kindern erstmal auf der Weltkarte gezeigt, wo denn Syrien überhaupt liegt. Es wird traditionell syrisch gekocht und zusammen gegessen. Die Kinder haben jederzeit die Möglichkeit Fragen zu stellen. Wenn Kinder schon im frühen Alter andere Kulturen kennenlernen, verstehen sie diese auch besser. Mögliche Ängste werden schon früh abgebaut. Die Seele eines Kinders ist so rein und ohne Vorurteile geprägt. Neues über die Welt zu erfahren ist unheimlich interessant. Vorurteile können gar nicht erst entstehen.•
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Luft für die Segel
Ich stehe auf dem Segelboot und warte auf den Wind. Der Wind steht aber still. Ohne die Energie des Winds komme ich aber nicht voran. Frauen, die ihr Land verlassen und nach Deutschland kommen haben es anfangs sehr schwer. Sie müssen die Sprache zuerst lernen. Sie verbringen viel Zeit zu Hause und knüpfen so keine Kontakte. Wie auch? Diese Frauen sind wie Segelboote. Manchmal muss man ihnen helfen, ihnen den ersten Stups geben, damit sie sich dann selbstständig auf dem Wasser bewegen.
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Der internationale Frauentreff wurde 2009 initiiert, um Frauen aus aller Welt zu helfen, sich schneller zu integrieren. Es finden regelmäßig Treffen statt. Die Frauen tauschen sich über ihre Kulturen aus, erzählen von ihrem Leben, von der Familie und lernen sich so besser kennen. Es geht allerdings auch darum die eigene Stadt besser kennenzulernen. Man geht zusammen in die Bücherei, in das Theater usw. Gemeinsam Reisen ist auch eine Möglichkeit, beispielsweise nach Rumänien. Der Sinn des Ganzes ist also Frauen mit ähnlichen Schicksalen zusammenzubringen, damit sie sich kennenlernen. Sie verstehen sich gegenseitig, weil sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Die Hauptsache ist und bleibt aber der Spaßfaktor.•
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Selbst ist der Mann Ein Job als Krankenpfleger oder Erzieher ist Frauensache. Falsch! Genau das will der Aktionstag für Jungs und die von „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ organisierte Haushaltsrallye zeigen. Jungs im Alter zwischen zwölf und fünfzehn Jahren befinden sich in der Phase der Identitätsfindung. Immens wichtig ist die klare Abgrenzung zum Mädchensein. Im Haushalt zu helfen – kochen, Wäsche waschen, Knöpfe annähen – ist klischeebedingt weiblich und zeichnet eine Frau aus. Früher war die Frau zu Hause und hat sich um den Haushalt und die Kinder gekümmert. Der Mann dagegen hat das Geld nach Hause gebracht. Die Zeiten haben sich allerdings geändert. Frauen wollen Karriere machen und sind nicht mehr dauerhaft zu Hause. Die logische Schlussfolgerung ist, dass der Mann auch bei den „weiblichen“ Aufgaben mithelfen muss. Was als „weibliche“ Aufgabe gilt gehört allerdings zum Überleben dazu. Wieso sollte ein Mann von einer Frau abhängig sein? Ein Mann kann doch genauso gut kochen, putzen und sich um sein Leben kümmern.
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Es geht nicht nur um das Erledigen von Haushaltsaufgaben. Es geht vielmehr um die Horizonterweiterung der Jungs, wenn es um die Berufswahl geht. Männer sind als Krankenpfleger unterrepräsentiert. Wieso das so schlimm ist? Man muss sich nur mal vorstellen wie demütigend es für einen Mann ist nur von jungen Frauen gepflegt zu werden. Männer sind ebenso in Kindergärten und Grundschulen unterrepräsentiert. Wieso das so schlimm ist? 1/3 der Kinder wachsen ohne Vater zu Hause auf. Die männliche Präsenz im Kindergarten bzw. in der Grundschule ist dafür umso wichtiger. Müssen wir wirklich immer erklären wieso Männer in der Pflege, Erziehung und Bildung wichtig sind? Eigentlich müsste dieses Thema selbsterklärend sein. Das ist es aber leider nicht. Wenn von Chancengleichheit gesprochen wird, dann redet man meistens von der fehlenden Präsenz von Frauen in Führungspositionen oder in der Politik. Wieso nicht mal von der anderen Seite ausgehen?•
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Rollentausch Ein Flüchtling in der Rolle des Mittlers
„Ich wollte den Menschen etwas zurückgeben.“ Ayaz (25) ist im Jahr 2015 in Passau angekommen. Er hatte eine lange Reise hinter sich. Knapp 2.500 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Syrien und Deutschland. Dazwischen liegen nicht nur diverse andere Länder, sondern auch ein Meer. Als Ayaz in Deutschland angekommen ist und der ganze Papierkram erledigt war, war er unheimlich dankbar, dass er hier bleiben durfte. Für diese Chance, die der deutsche Staat ihm gegeben hat, wollte er sich bedanken. Doch wie bedankt man sich für etwas so Ungreifbares? „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ war seine Chance den Menschen, seine Dankbarkeit offenzulegen. Er hat als erster Geflüchteter in der Geschäftsstelle in Passau gearbeitet und seinen Bundesfreiwilligendienst bei unserem Verein gemacht. Ayaz konnte anderen Flüchtlingen helfen in Deutschland Fuß zu fas-
sen. Er weiß selbst, wie wichtig eine helfende Hand ist. „Während meiner Zeit bei „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ habe ich mich selbst besser kennengelernt.“ Ayaz weiß jetzt über sich selbst, dass er beruflich auf jeden Fall eine aktivere Arbeit braucht und mit Menschen in Kontakt sein möchte. Acht Stunden in einem Büro vor dem Computer wären nichts für ihn. Etwas, was ihm keiner mehr wegnehmen kann sind die tollen Bekanntschaften, die er bei „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ gemacht hat. Und natürlich hat er durch seine Arbeit auch Deutsch gelernt. Sehr interresant ist Ayaz „Sechs-WinkelBlick“, den er beim Analysieren von Emotionen und Situationen hat. Welche diese sechs Perspektiven sind, bleibt leider ein Geheimnis. Wäre anders auch viel zu einfach.•
Schönster Moment:
Schlimmster Moment:
Ayaz empfindet jeden einzelnen Moment bei „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ als besonders. Jedes Mal, wenn ihm die Leute zugehört haben, hat er langsam an ihren Gesichtsausdrücken gesehen, dass sie Verständnis für seine Situation haben.
Beim Erzählen dieser Geschichte muss er lachen, denn im Nachhinein scheint es ein ganz lustiger und nicht schlimmer Moment für ihn zu sein. In gefühlt unendlich vielen Buchexemplaren war es seine Aufgabe das Wort Avocado durch das Wort Gurke zu ersetzen. Reinste Sisiphusarbeit, aber eine nette Geschichte, an die man sich gerne erinnert.
Das Handbuch „Rede mit mir“ beinhaltet Bildkarten als Begleitmaterial. Auf der Vorderseite ist beispielsweise eine Gurke abgebildet und auf der Rückseite müsste dann das Wort „Gurke“ stehen. Da hat sich leider das Wort „Avocado“ reingemogelt. Fehler sind menschlich, dafür musste allerdings Ayaz büßen, indem er in den 1.000 Exemplaren das Wort „Avocado“ durch das Wort „Gurke“ überklebte.
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Yes, we can! Wieso sollte ich mich ehrenamtlich engagieren? Was springt für mich raus? Was habe ich davon? Und wofür soll ich überhaupt freiwillig arbeiten? Menschen brauchen klare Antworten, um sich auf das Ehrenamt einzulassen. Sie müssen einen persönlichen Nutzen für sich finden. Sie müssen wissen, wofür sie sich motivieren. Alles andere bringt nur Frustration auf.
Lernen fürs Leben
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Ehrenamtliche Arbeit wird oft belächelt – zu Unrecht! Gemeinnützige Organisationen planen Veranstaltungen und stemmen große Projekte, die etwas bewirken in der Gesellschaft. Die Planung einer Veranstaltung ist nicht so leicht wie manche vielleicht denken. Tatsächlich kann man sich sogar zum Eventmanager ausbilden lassen. Denn um eine Veranstaltung realisieren zu können, müssen viele Punkte abgearbeitet werden. Zielsetzung, Zeitmanagement, Teamaufbau, Teamkontrolle, Finanzen, rechtliche Hürden etc. Alles Stichpunkte, die natürlich auch im Ehrenamt berücksichtigt werden müssen. Menschen, die eben keine Eventmanagementausbildung in ihrem Lebenslauf stehen haben, müssen trotzdem dafür geschult werden.
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Im Jahr 2010 entstand dafür bei „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ das Projekt „Mit Kompetenz ins Ehrenamt“. Die Aufgabe dieses Projekts bestand in der Schulung von Menschen im Alter von 60 Jahren aufwärts. Diese sollten dann idealerweise am Ende der Schulung andere ehrenamtliche Initiativen beraten können. Allerdings gab es einige Haken an der ganzen Sache. Zum einen die Beschränkung auf eine Altersklasse und zum anderen, dass alles viel zu theoretisch war. Menschen wollen etwas Praktisches machen. Aus dem Grund gab es einige Umstrukturierungen bezüglich der Schulungsinhalte. Unabdingbar ist trotz allem der theoretische Hintergrund. Wie findet sich ein Team zusammen? Wieviel Geld brauche ich? Was mache ich bei Konfliktsituationen? Ein Teil des Schulungskurses gestaltet sich immer durch die Umsetzung einer praktischen Aktivität. Daraus entstand in den vergangenen Jahren einiges vom Jahrmarkt des Ehrenamts, über die Hilfe im Tierheim, bis hin zum Kochen für Obdachlose. Das Projekt wurde im Jahr 2014 mit Hilfe von Erasmus+ zu einem EU-Projekt. Der Kern blieb
derselbe, jedoch wurden die Schulungen von den Partnern England, Tschechien und Rumänien bereichert. In den darauffolgenden zwei Jahren hat ProVol – kurz für Professional Volunteering – geholfen andere Helferkreise und Netzwerke der Helferkreise aufzubauen. Alle gibt es bis zum heutigen Tag noch. Das beweist einmal mehr wie nachhaltig Schulungen im Ehrenamt sind. Für „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ zählt ProVol zum nachhaltigsten Projekt im elfjährigen Bestehen. Und es geht noch weiter! Momentan das Konzept erweitert, indem das ning für Menschen mit intellektuellen einträchtigungen und Menschen, kaum Deutsch sprechen, entwickelt
wird TraiBedie wird.
Menschen finden klare Antworten bei „Gemeinsam leben und lernen in Europa“. Hier weißt du, wofür du dich engagierst und lernst fürs Leben! Eine Eventmanagementausbildung hast du dann zwar nicht in deinem Lebenslauf stehen, allerdings hast du die Erfahrung eines Eventmanagers.•
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References for VolunteersEin EU-Leuchtturmprojekt Ehrlichkeit ist in der deutschen Kultur immens wichtig. Wenn allerdings in einem Arbeitszeugnis betont wird, dass der Mitarbeiter ehrlich ist, dann sollten bei jedem Arbeitgeber rote Alarmglocken aufleuchten. In Deutschland hat sich eine „versteckte“ Sprache entwickelt, damit das Arbeitszeugnis zwar positiv erscheint, jedoch auch Negatives enthalten kann. Für andere europäische Länder ist das unverständlich. In Malta beispielsweise ist es etwas Gutes, wenn Ehrlichkeit in einem Arbeitszeugnis betont wird. Entscheide ich mich dafür nach Spanien zu ziehen und dort zu arbeiten, stellen sich für mich keine Hürden, da ich ein europäischer Bürger bin. Um dort leben zu können und meinen Lebensunterhalt zu finanzieren, muss ich mir einen Job suchen. Ich bewerbe mich also mit meinen Arbeitszeugnissen. Der spanische Arbeitgeber kennt eventuell nicht die „versteckte“ Sprache in den Arbeitszeugnissen. Oder in meinem guten Arbeitszeugnis steht etwas drin, was bei den spanischen Arbeitgebern für rote Alarmglocken sorgt. Andere Länder, andere Sitten gilt also auch für das Arbeitszeugnis. In dem hypothetischen Fall von oben könnte das also für Verwirrungen sorgen. Wieso also kein einheitliches Format entwickeln für ganz Europa?
Genau das hat „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ mit sieben weiteren gemeinnützigen Organisationen gemacht. Ehrenamtliche leisten professionelle Arbeit und diese sollte auch in einem Arbeitszeugnis stehen, denn das kann sie beruflich auch weiterbringen. Dieses europäische Projekt wurde als Leuchtturmprojekt von der Eu24
ropäischen Kommission ausgezeichnet, denn es bewirkt etwas. Als Ergebnis wurde ein Leitfaden entwickelt, wie Arbeitszeugnisse für das europäische Verständnis geschrieben werden sollten. Zugang dazu hat jeder Einzelne über folgenden Link: www.references-for-volunteers.eu.•
Miteinander. Das Magazin von Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V.
5.1.2019
References for volunteers
5.1.2019
References for volunteers
Rozi, Zupancic, Slovenia
This website has been produced with the financial support of the European Union within the lifelong learning programme
3. national practices As mentioned above, each country has its own practice of ‚how to write a recommendation letter‘. For the use in a national context it is important to consider these practices and include things particularly suitable to the “basic” template. To make it easier for organizations, there will be additional information and examples related to these special practices. Example for a German reference letter: Description of organization: ‚Gemeinsam leben & lernen in Europa‘ is a private, non-profit organization situated in Passau, Germany. We are specific on events and projects to target awareness – raising on our 5 main themes:
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Auszeichnungen Unsere Arbeit blieb nicht im Verborgenen. Für unsere Arbeit und Projekte wurden wir vielfach deutschland- und europaweit ausgezeichnet.
Ehrenamtspreis der CSU Passau-Stadt in der Kategorie Soziales
für „Kinder erleben Kulturen“
Frauenförderpreis für „Internationaler Frauentreff“
2008 2010 2012 2014 2009 2011 2013
für ehrenamtliches Engagement für die Europäische Idee Integrationspreis der Regierung von Niederbayern für „Internationaler Frauentreff“
für „Sprachpaten für Kinder aus aller Welt“
für „Kinder erleben Kulturen“ 26
für ehrenamtliches Engagement
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Citizens of Europe Award des Europäischen Parlaments für unser Engagement für Europa
Innovationspreis für „Tatennetz: Ehrenamt zieht sich durch die Stadt“
für Botschaften der Vielfalt Integrationspreis der Regierung von Niederbayern für Integrations- und Flüchtlingsarbeit
2016 2018
2015 2017 Stipendiat von „startsocial“ für „Ehrenamtliche Sprachpaten für Flüchtlinge“
für unser Engagement für Europa
für „FremdenFreundlichkeit“ für den Gemeinschaftsraum
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Mitmachen lohnt sich
Š by Gemeinsam leben und lernen in Europa e.V., MMXIV
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