Rausch und Risiko von Dani Winter

Page 47

01.inhalt.drogen.-1ZEILE!!

06.08.2003

13:36 Uhr

Seite 47

Rund um den Rausch

47

hinter der internationalen Ächtung von Cannabis, sondern Länder wie Ägypten, die Türkei und Südafrika. Verboten wurden im Lauf der Jahrhunderte nicht nur stark wirkende Drogen wie Opium und Kokain. Auch Kaffeetrinker und Tabakraucher sahen sich einst scharfer Verfolgung ausgesetzt. Im 16. Jahrhundert wurden in Konstantinopel Kaffeehäuser niedergebrannt und Kaffeetrinker umgebracht. Das Kaffeeverbot in Konstantinopel konnte sich ebenso wenig halten wie das Alkoholverbot in den USA. In Ägypten ist der Hanfkonsum trotz Verbot bis heute verbreitet geblieben.

Der Schutz des Individuums Viele aufgeklärte Zeitgenossen finden, dass dem Individuum alles erlaubt sein sollte, was andere nicht schädigt oder gefährdet. Wenn es um Drogen geht, ist diese Haltung aber höchst umstritten. Drogenverbote rechtfertigen sich denn auch mit der Absicht, das Individuum und die Gesellschaft vor den Auswirkungen des Drogenmissbrauchs zu schützen. Es lässt sich nicht bestreiten, dass dieser Schutz zumindest teilweise funktioniert. Diejenigen, die Drogen nehmen wollen, nehmen sie aber in aller Regel doch. Die abschreckende Wirkung der Repression, darin sind sich die meisten Fachleute einig, hält kaum jemanden davon ab, Drogen zu konsumieren. Und jene, die darauf verzichten, werden andere Gründe haben als die Gesetzestreue allein. Rauschkunde an der Schule? Prohibition kann vielleicht die Verfügbarkeit von Drogen eindämmen. Doch zuweilen verursacht sie mehr Schaden, als sie vermeiden hilft. Roger Liggenstorfer, Präsident der Party- und Präventionsorganisation Eve & Rave (Schweiz): «Es gibt so etwas wie ein Urbedürfnis, sich zu berauschen. Durch Verbote lassen sich die Leute nicht mehr davon abhalten. Nur wer das erkannt hat, kann offene, sachliche und glaubwürdige Prävention leisten.» Gerade in einer Zeit, in der altbekannte und neu entwickelte Drogen immer verfügbarer werden, wäre es besonders wichtig, einen vernünftigen Umgang mit berauschenden Substanzen zu erlernen. Dem Drogengebrauch freundlich gesinnte Experten fordern denn auch plakativ die Einführung von Rauschkunde an den Schulen.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.