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06.08.2003
13:36 Uhr
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Drogen und Sucht – eine Einführung
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Süchtig oder abhängig?
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1964 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO den Begriff «Sucht» (addiction) durch «Abhängigkeit» (dependence) ersetzt. Abhängigkeit kennzeichnet den psychischen und gegebenenfalls auch physischen Zustand, der sich aus der Wechselwirkung zwischen dem Individuum und der Droge (oder dem suchtartigen Verhalten) ergibt. Entsprechend unterscheidet man zwischen psychischer und physischer Abhängigkeit (siehe Seite 38). Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert die Abhängigkeit von einer Substanz anhand von sechs Merkmalen. Eine Abhängigkeit wird bei Vorliegen von wenigstens drei der sechs folgenden Kriterien diagnostiziert: innerer Zwang zum Konsum verminderte Kontrollfähigkeit (nicht mehr aufhören können) körperliche Entzugssymptome bei Beendigung oder Reduktion des Konsums Nachweis einer Toleranz (Erhöhung der Dosis, um die gleiche Wirkung zu erzielen) Vernachlässigung anderer Interessen, erhöhter Zeitaufwand für Beschaffung, Konsum oder Erholung vom Konsum fortgesetzter Substanzkonsum trotz Wissens um bereits vorliegende Gesundheitsschäden Sucht – was ist das? Im deutschen Sprachgebrauch findet der Begriff «Sucht» bis heute Verwendung. Abhängig ist man von vielem, Sucht beinhaltet immer ein destruktives Verhalten. Eine psychosoziale Definition von «Sucht» geht davon aus, dass es keinen Stoff braucht, um süchtig zu sein: Das süchtige Verhalten wird zwanghaft wiederholt und gewinnt für den Süchtigen immer mehr an Bedeutung. Das süchtige Verhalten führt zu einer zunehmenden Einengung der sozialen Bezüge und zum Verlust an Interessen. Bei ausbleibender Befriedigung treten psychische Entzugserscheinungen auf. Die süchtige Person versucht, ihr Verhalten zu rechtfertigen, auch wenn gesundheitliche Folgen zu befürchten sind.