Rausch und Risiko von Dani Winter

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01.inhalt.drogen.-1ZEILE!!

06.08.2003

13:36 Uhr

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Angehörige – Wege aus der Hilflosigkeit 181

lisierte man die Strukturen. «Die Bereitschaft der Leute, sich in einer Selbsthilfegruppe zu engagieren, schwindet. Das ist schade, denn der Austausch in der Gruppe kann einem in mancherlei Hinsicht mehr geben als ein Beratungsgespräch», sagt Kauer. Der VEV DAJ-Geschäftsleiter führt den Trend auf die gestiegene Konsumhaltung der Leute und die allgemeine Entsolidarisierung in der Gesellschaft zurück. Aber auch die Veränderungen in der Drogenszene spielen eine Rolle: «Die Not, die früher herrschte, bewirkte auch einen gewissen Zusammenhalt. Heute scheint die Solidarität nicht mehr so nötig zu sein.» Durch die Entspannung in der Drogenszene hat sich auch die Wahrnehmung der Angehörigenproblematik in der Öffentlichkeit verändert. Zu glauben, dass sich die Lage für die Angehörigen ebenso entspannt habe wie für die Abhängigen, ist allerdings ein Trugschluss. Die zwischenmenschlichen Konflikte, die die Drogenabhängigkeit eines Familienmitglieds mit sich bringt, sind die gleichen geblieben. Angehörige von Drogenabhängigen müssen sich in rechtlichen Fragen auskennen, um im Kontakt mit Behörden und Versicherungen ihre Interessen wahrnehmen zu können. Ein Schwerpunkt der Beratungstätigkeit der Eltern- und Angehörigenvereinigungen liegt im Vermitteln von Knowhow im Umgang mit Versicherungen, Behörden und Gläubigern.

Drogenpolitisches Engagement Als Dachverband vertritt der VEV DAJ die regionalen Angehörigenvereinigungen in politischen Belangen, äussert sich zu Vernehmlassungen und engagiert sich in Abstimmungskämpfen. So engagierte man sich gegen die Initiative «Jugend ohne Drogen», gehörte zu den Erstunterzeichnern der DroLeg-Initiative und setzte sich für die kontrollierte Heroinabgabe ein. Auch in der Vernehmlassung zur Revision des Betäubungsmittelgesetzes setzte sich der VEV DAJ für eine Legalisierung aller Drogen, insbesondere von Cannabis, ein. Heute sieht man, wie die Diskussion um die Cannabis-Freigabe die Kriminalisierung der Drogenabhängigen immer weiter in den Hintergrund drängt. «Das ist fatal», erklärt VEV DAJ-Geschäftsleiter Jürg Kauer. «Wenn wir an den wirklichen Problemen etwas ändern wollen, gibt es nur eines: Der Konsum aller Drogen muss straffrei werden.»


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