Rausch und Risiko von Dani Winter

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01.inhalt.drogen.-1ZEILE!!

06.08.2003

13:36 Uhr

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Überblick: Medikamente 127

Überblick: Medikamente And though she’s not really ill There’s a little yellow pill She goes running for the shelter of a mother’s little helper And it helps her on her way, gets her through her busy day Rolling Stones – «Mother’s Little Helpers»

Schon 1966 besangen die Rolling Stones in ihrem Song «Mother’s Little Helpers» die verbreitete Medikamentensucht. Das, obwohl die Mitglieder der Rockband selbst gern bewusstseinsverändernde Substanzen konsumierten. Aber während psychedelische Drogen im Swinging London als hip galten, haftete dem Konsum von Beruhigungsmitteln etwas Systemkonformes, Angepasstes, ja Unterdrücktes an. Nicht ganz zu Unrecht. Neben dem Alkohol sind psychoaktive Medikamente die meistverbreiteten Suchtmittel der westlichen Welt. Laut dem deutschen Jahrbuch Sucht 2001 besitzen etwa sechs bis acht Prozent aller häufig verschriebenen Medikamente ein Suchtpotenzial. Rund ein Drittel dieser Mittel verschreiben die Ärzte laut Schätzungen nicht aus medizinischen Gründen, sondern langfristig zur «Suchtunterhaltung» und Vermeidung von Entzugserscheinungen. Die Studie der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) über den «Gebrauch von Medikamenten mit Abhängigkeitspotenzial in der Schweiz» aus dem Jahr 1999 geht davon aus, dass in der Schweiz 60 000 Personen medikamentenabhängig sind. Weitere 100 000 weisen einen «auffälligen Gebrauch» auf. Unter Frauen ist die Medikamentenabhängigkeit fast doppelt so häufig wie unter Männern. Die Droge der Unauffälligen Im Gegensatz zu anderen Drogenabhängigen sind Medikamentenabhängige meist sozial unauffällig und können trotz ihrer Sucht normal funktionieren. Man spricht in diesem Fall von einer Niedrig- oder Normaldosisabhängigkeit. Sie brauchen die Pillen, wie die Stones schon 1966 sangen, um sich durch den Tag zu bringen.


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