FUNDSCENE OKT. 2014

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FUNDSCENE Crowdfunding - Crowdinvesting - Crowdlending - Venture Capital - Startup - Green Invest

Magazin f端r innovative Finanzstrategien

Dr. Gebert

CrowdDialog M端nchen

Thomas Godoj

Durch Crowdfunding zum neuen Album

Thomas Andersen

Crowdfinanzingexperte

Jan Henric B端ttner

Weissenhaus ein St端ck vom Paradies

Der Crowdinvestor Was beeinflusst die Entscheidung am Crowdinvesting teilzunehmen?


ECOtanka Generalvertretung Deutschland H.P. Marketing GmbH ( 0211- 43 83 17 90

www.ecotanka.eu

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Herzlich Wilkommen

Ulrich Träm Leitender Redakteur

Liebe Leserinnen und Leser,

Crowdfunding Crowdinvesting Crowdlending Venture Capital Startup Green Invest Cover Foto: © FotolEdhar - Fotolia.com

Auf www.fundscene.com berichten wir tagesaktuell ständig am Puls der Zeit. Gerade in unserer hektischen Welt werden aktuelle Berichte mit Bezug zum Tagesgeschehen und in den Sozialen Medien diskutierte Themen immer gerne gelesen, was unsere Zugriffszahlen belegen.

Die Finanzkrise in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts hat gezeigt, dass die eine oder andere Finanzstrategie am Ziel vorbei geschossen ist. Das Ergebnis waren eine angeschlagene Wirtschaft, angeschlagene Banken, vor der Insolvenz stehende Staaten und bis heute restriktive Kreditvergaberichtlinien. In dieser Situation und dem Trend des Schwarms folgend erlebt Crowdfunding einen selbst von Experten nicht erwarteten Boom. Neue Ideen sind der Renner. Neue Ideen, aus denen nicht selten kreative Startups resultieren, mit Geschäftsideen, die Erfolg versprechen, manchmal ganz neue Wege gehen und sehr häufig neue Medien wie Apps, Social Networks nutzen und meist Dienstleistungen bieten, die der Qualität der Lebensart auf die Sprünge

EDITORIAL helfen. Dass solche Start-ups auch neue Wege der Finanzierung suchen, ist nur folgerichtig. Wo sich Banken oft zieren, suchen die Unternehmer ihre Finanziers in der Masse. Crowdfunding, das ebenfalls auf das Internet zurückgreift, liegt im Trend und der Schwarm sieht die Möglichkeiten der Neuunternehmer und beurteilt die Erfolgschancen meist sehr treffsicher. Wen wundert es, dass die eine oder andere Bank dieses Finanzierungsmodell wahrgenommen hat und ebenfalls anbietet. Der Weg zum privaten Investor für die gute Idee treibt manchmal seltsame und doch kreative und innovative Stilblüten. Eine dieser kreativen Lösungen mit großem Publikumswert ist die Show „Die Höhle der Löwen“, in der Jungunternehmer „alten Hasen“ ihre Geschäftsidee vorstellen und auf eine Beteiligung der „Löwen“ spekulieren. FUNDSCENE beschäftigt sich mit solch innovativen Finanzstrategien. Wo liegen die Stärken, wo die Schwächen, wo die Risiken, für welchen Investor ist es interessant, für welchen Unternehmer, wo geht der Trend hin. Welche Chancen ergeben sich. Welche neuen Ideen haben das Potenzial, sich einen Platz im Markt zu erobern. Wo kann mein Geld sinnvoll und produktiv arbeiten. Wen kann es fördern. Wo kann mein Geld sich vermehren. FUNDSCENE sucht die Fragen der Zeit und versucht Antworten zu finden. Bleiben Sie am Ball!

Ulrich Träm

FOLLOW US ON SOCIAL MEDIA NETWORKS: Im digitalen Zeitalter der Sozialen Netzwerke, Big Data und Clouds folgt FUNDSCENE den modernen Wegen der Kommunikation und bietet aktuelle und kreative Channels auf Facebook, Twitter und Google+. Aktuelle, interessante, manchmal brisante und manchmal profane Informationen gelangen über diese Medien auf schnellstem Wege zu Ihnen als Leser.

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Inhalt

FUNDSCENE Ausgabe 0

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Jahrgang 1

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Oktober - November 2014

STANDART Editorial

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Impressum

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Inhalt

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Vorschau

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Goblin 2 Crowdfunding Finanzierung auf Startnetxt

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Kastner & Callwey Crowdfunding für die Energiewende

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Abo

INHALT Fundsters bringt Startup Unternehmen und Investoren zusammen

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Zencap Inovative Mittelstandsfinanzierung

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Mit Crowdfunding zur MUTEC

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Jan Henric Büttner Weissenhaus dein Stück vom Paradies

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myCleaner Sauber und bequem

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EnerKite Flugwindkraftanalagen

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Business Angles Ein Engel für dein Geschäft

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Hafervoll mit der Crowd zum Müsli

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Dr. Gebert Initiator des CrowdDialog München

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Smartview 360

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Crowdfunding Die Masse macht`S

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Powerfrucht im Saftregal

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Bob Barrel Crowdfunding Kampagne auf Startnext

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Thomas Andersen Gründungsmitglied des German Crowdfunding Network

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6 Coverstory Der Crowdinvestor

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Thomas Godoj

Durch Crowdfunding zum neuen Album FUNDSCENE

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COVERSTORY

Der Crowdinvestor

Was beeinflusst die Entscheidung am Crowdinvesting teilzunehmen?

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Text: Tim Ebert und Simone Schöndorfer

as Phänomen Crowdinvesting, wie „equity crowdfunding“ speziell für Start-ups in Europa gerne bezeichnet wird, ist nach wie vor eine junge, vielseitige und fragmentierte Entwicklung. Dabei bezeichnet es Eigenkapitalbasierte oder Eigenkapitalähnliche Investitionen vieler, die über eine Online-Plattform gebündelt jungen Unternehmen im Gegenzug für Gewinnbeteiligungen

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zur Verfügung gestellt werden. Die Crowdinvesting Branche wächst in den letzten Jahren insbesondere in Nordamerika und Westeuropa rasant. Sie zeigt alle Charakteristika einer Branche im Aufbruch inklusive einer ordentlichen Portion Euphorie. Neben den Potentiale für die Versorgung mit Wagniskapital für junge Unternehmen, die Förderung von Innovationen und die Schaffung von Arbeitsplätzen werden mittlerweile auch die Risiken vor allem vor dem


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Die Crowdinvesting Branche wächst in den letzten Jahren insbesondere in Nordamerika und Westeuropa rasant.

Im Vergleich zu den Start-ups scheinen die Motive der Investoren an Crowdinvesting teilzunehmen, komplexer und vielfältiger zu sein. Basierend auf der aktuellen Literatur sowie durch Expertengespräche wurde schnell klar, dass wir uns im Rahmen unserer Masterarbeit an der Copenhagen Business School (Dänemark) genauer mit den Entscheidungsfaktoren der Investoren im Crowdinvesting auseinanderzusetzen wollen. Von einem detaillierteren Verständnis der Gründe, was Investoren bewegt und welche Investoren-Typen mit welcher Erfahrung dahinter stecken, können nicht nur die Plattformen selbst profitieren, sondern auch der Gesetzgeber, der an neuen

Standards des Investorenschutzes arbeitet. Unsere Literaturrecherchen sowie Experteninterviews mit Plattformbetreibern, Investoren und Wissenschaftlern aus dem deutschsprachigen Raum bestätigten uns, dass die Seite der Geldgeber weitestgehend unverstanden ist. Um hier mehr Licht ins Dunkel zu bringen, haben wir ein konzeptionelles Modell entwickelt, was wir inspiriert aus den Finanzwissenschaften an die Besonderheiten des Crowdinvesting angepasst haben. Welche der als relevant identifizierten Faktoren tatsächlich einen signifikanten Einfluss auf die Entscheidung haben, sich für oder gegen Crowdinvesting im Allgemeinen zu entscheiden, untersuchten wir anhand der Antworten von über 130 Crowd- und Privatinvestoren. FUNDSCENE

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Fotos: © FotolEdhar - Fotolia.com

Hintergrund eines angemessenen Investorenschutzes verstärkt diskutiert.


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Zusammenfassung des Modells sowie der Ergebnisse der Regressions-Analyse (binär, logistisch) ist in der folgenden Abbildung enthalten.

Der aktuelle Crowdinvestor Während unserer Arbeit wurde uns deutlich, dass eine der größten Herausforderungen für Plattformbetreiber neben bestimmten Regulierungsthemen die Erschließung weiterer Kundensegmente darstellt. Zurzeit fühlen sich insbesondere Investoren vom Crowdinvesting angezogen, die sich durch einen hohen Grad an Neugierde und Affinität für innovative Technologien und Investments auszeichnen. Diese so genannten Early Adopters sind wichtig, um die Entwicklung von Innovationen in frühen Phasen voranzutreiben. Allerdings ist der Kreis an Privatinvestoren, auf die diese Beschreibung zutrifft, sehr begrenzt, sodass die Frage laut wird, wie weitere Kreise eingebunden werden können. Man mag es vielleicht durch den starken Aufwärtstrend der letzten Jahre und die jüngsten Erfolgsmeldungen von millionenschweren Rekordfinanzierungen nicht glauben, aber die Demographie der Crowdinvestoren spricht eine eindeutige Sprache. Die meisten Crowdinvestoren in unserer Stichprobe sind

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männlich (88%), zwischen 26 und 45 Jahren alt (70%) und arbeiten im Finanzsektor (22%), in technologischen Bereichen (18%) oder in Beratungen (14%). Soweit wir es in Erfahrung bringen konnten, deckt sich diese Zusammensetzung mit den Erfahrungen der Branche und zeigt zugleich, dass noch viel Spielraum besteht weitere Kunden als Investoren zu gewinnen. Um dieser Frage weiter auf den Grund zu gehen, haben wir nicht nur bestehende Crowdinvestoren in die Analyse eingeschlossen, sondern ebenfalls Privatinvestoren, die noch nicht am Crowdinvesting teilgenommen haben.

Was beeinflusst Investoren am Crowdinvesting teilzunehmen? Risiko- und Renditeüberlegungen Die klassische Finanztheorie geht davon aus, dass das Risiko und die erwartete Rendite eines beliebigen Investments die primären Beweggründe sind, sich für oder

gegen ein Investment zu entscheiden. Interessanterweise entsprechend der klassischen Finanzwissenschaften sind Risikound Renditeüberlegungen die wichtigsten Stellschrauben bei der Entscheidung, ein Investment zu tätigen. Und wie der Name Crowdinvesting in Abgrenzung zum Crowdfunding bereits andeutet, handelt es sich um Investitionsentscheidungen. Interessanterweise scheinen das Risiko und die erwartete Rendite laut unseren Untersuchungen nicht die entscheidende Rolle zu spielen, die wir erwartet haben. Diese Faktoren mögen sicherlich die Entscheidung beeinflussen, allerdings scheinen sie weder für die befragten Crowdinvestoren noch für die Privatinvestoren ausschlaggebend zu sein, sich für oder gegen Crowdinvesting zu entscheiden. An dieser Stelle konnten wir lediglich feststellen, dass Crowdinvestoren weniger davor zurückscheuen Risiken bei Investitionen einzugehen. Was sich allerdings bei den Risiko- und Renditeüberlegungen als signifikant herausstellte, ist die Frage, ob Investoren Crowdinvesting als Instrument zur Diversifizierung ihres Portfolios wahrnehmen oder nicht. Nehmen es Investoren als ernste Anlageklasse wahr, mit dem sie ihre bestehenden Anlagen ergänzen können, nehmen sie auch eher am Crowdinvesting teil. Wenn es den Plattformen gelingt Möglichkeiten zu schaffen, diesem Bedürfnis zu begegnen, ließen sich vielleicht weitere Kunden als Investoren gewinnen. Als Vorbild dafür könnten einfache und automatisierte Ansätze zur Portfolio-Bildung dienen, wie sie im Crowdlending, d.h. dem Verleih von Privatkrediten über Online-Plattformen, bereits eingesetzt werden. Soziale Relevanz Ein weiteres interessantes Ergebnis unserer Untersuchung ist, dass insbesondere der sozialen Relevanz von Crowdinvesting hohe Bedeutung zukommt. Das heißt, Investoren entscheiden sich eher für die Teilnahme am Crowdinvesting, wenn sie es als sozial relevant im Sinne einer Förderung von Unternehmertum, Innovation und Gesellschaft wahrnehmen. Das scheint ein interessanter Hinweis für Plattformbetreiber zu sein, die darauf achten sollten, diesen Aspekt herauszustellen.


Fotos: Š Sergey Nivens - Fotolia.com

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Was sich allerdings bei den Risiko- und RenditeĂźberlegungen als signifikant herausstellte, ist die Frage, ob Investoren Crowdinvesting als Instrument zur Diversifizierung ihres Portfolios wahrnehmen oder nicht. FUNDSCENE

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Innovative Anlageklassen Weniger überraschend ist der Zusammenhang, dass Investoren, die sich als Early Adopters wahrnehmen, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Crowdinvestoren werden. Der höhere Vertrauensvorschuss gegenüber Neuartigem erklärt auch, warum es Crowdinvestoren leichter fällt, in die Online-Plattformen und deren Sicherheit und Prozesse zu vertrauen. Das unter den Privatinvestoren weiter verbreitete Misstrauen gegenüber Online-Plattformen scheint ein Treiber zu sein, sich gegen Crowdinvesting zu entscheiden. Dies weist darauf hin, dass es sich für Plattformbetreiber lohnt, in vertrauensbildende Maßnahmen zu investieren und gegebenenfalls Kooperationen mit etablierten Anbietern für Online-Investments einzugehen, denen Privatinvestoren bereits vertrauen. Persönlicher Nutzen Neben dem finanziellen Nutzen haben wir ebenfalls Aspekte persönlichen Nutzens untersucht. Zum Beispiel fanden wir Hinweise in der Literatur, dass

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Crowdinvestoren, insbesondere in ihrer Rolle als Early Adopter, ihre Erfahrungen gerne mit ihrem Umfeld teilen und die Teilnahme am Crowdinvesting als Instrument nutzen, sich selbst darzustellen. Auch wenn dies sicher einen Einfluss auf die Entscheidung ausübt, konnten wir dieses Motiv nicht bestätigen. Eine Besonderheit des Crowdinvesting sind die ausprägten Interaktionsmöglichkeiten mit den Gründerteams und anderen Investoren. Andere Untersuchungen zu Crowdfunding und Interviews mit Crowdinvestoren bestätigten, dass diese Möglichkeit des Austausches und des Networking ein Motiv darstellt. Daher finden wir es überraschend, dass unsere Ergebnisse diesem Aspekt gänzlich widersprechen. Crowdinvestoren bewerten diesen Punkt zwar stärker als Privatinvestoren, dennoch scheint er einen negativen Einfluss auszuüben, sich für Crowdinvesting zu entscheiden. Man müsste hier weitere Untersuchungen anstellen. Vermutlich ist es damit


zu erklären, dass viele Investoren ohnehin schon wenig Zeit haben, sich über die Investmententscheidung hinaus einzubringen. Empfehlungen von Freunden, Familie und Experten Empfehlungen von Menschen, denen wir vertrauen, spielen in unserem täglichen Leben eine große Rolle für alle möglichen Entscheidungen. Sowohl Crowd- als auch Privatinvestoren stimmen im Allgemeinen der Aussage zu, dass Empfehlungen von Freunden, Familienmitgliedern und Experten wichtig sind, sich für oder gegen ein Investment zu entscheiden. Überraschenderweise scheint dieser Zusammenhang in unserer Untersuchung nicht signifikant zu sein. Dies heißt nicht, dass Empfehlungen für die allgemeine Entscheidungsfindung nicht wichtig sind, sondern nur, dass diese für beide Investorentypen in unserer Untersuchung keinen Unterschied machen.

Neutrale Informationsquellen Neben Empfehlungen beeinflusst die positive, beziehungsweise negative Berichterstattung der Medien das Für und Wider bei der Entscheidung, eine Investition zu tätigen. Wir haben uns dabei auf den Einfluss der allgemeinen Presse sowie der spezialisierten Finanzpresse fokussiert. Die Gruppe der Privatinvestoren scheinen sich vor der Entscheidung eher in der Finanzpresse zu informieren als bisherige Crowdinvestoren, wobei die allgemeine Presse für beide keine entscheidende Rolle zu spielen scheint. Zu unserer Überraschung übt der Faktor Neutrale Informationsquellen im Allgemeinen einen negativen Einfluss auf die Entscheidung aus, am Crowdinvesting teilzunehmen. Das mag daran liegen, dass zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin wenig über Crowdinvesting publiziert wird oder aber auch daran, dass andere Medien eine wichtigere Rolle spielen. Dies müsste weiter unter-

Fotos: © Rawpixel - Fotolia.com

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sucht werden. Es zeigt sich ein interessantes Bild vom Crowdinvestor, das sich nach wie vor unscharf darstellt. Um mehr Tiefenschärfe und ein besseres Verständnis der Motivationsstrukturen und der verschiedenen Typen von Crowdinvestoren zu gewinnen, sind in jedem Fall weitere Forschungsanstrengungen vonnöten. Es wird für die Wissenschaft zunehmend leichter, robuste Daten zu dem noch jungen Phänomen zu erheben, je reifer dieses wird. Zum jetzigen Zeitpunkt gestaltet sich die Datenerhebung aufgrund der jungen Geschichte und begrenzter Erfahrungswerte noch als schwierig. Und hier liegt auch eine der aufregendsten Herausforderungen der Branche. Es wird noch viel ausprobiert, und wenn man sich die verschiedenen Plattformbetreiber und deren Modelle anschaut, ist Crowdinvesting

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auch nicht gleich Crowdinvesting. Bei der Auswahl der Unternehmen, der Bewertung der Unternehmenswerte, den Investitionsprozessen und Beteiligungsinstrumenten gibt es sehr unterschiedliche Ansätze. Hier wird sich zeigen, was angenommen wird und was nicht. Wenn sich in den kommenden Jahren erste Erfolge und Insolvenzen der jungen Unternehmen verbuchen lassen, lässt sich das Risiko und Potenzial von Crowdinvesting wesentlich genauer beurteilen. Momentan gibt es noch viele Fragezeichen, die zu einem großen Teil rechtlicher Natur sind. Es hat sich in der Vergangenheit als schwierig herausgestellt, angemessene juristische Beteiligungsinstrumente zu finden, die den Ausgleich der Interessen von Start-Ups und Investoren zufriedenstellend regeln. In Deutschland hat man seit einigen Jahren begonnen mit der stillen Beteiligung, Partiarisches Nachrangdarlehen oder Genussrechten Erfah-

rungen zu sammeln, die allerdings einige Fragen zum Investorenschutz offen lassen. Schließlich unterliegt dieser Bereich des Kapitalmarktes keiner aufsichtsrechtlichen Überwachung. Zudem hat der Gesetzgeber nach den schlechten Erfahrungen der Vergangenheit, wie zum Beispiel im Fall Prokon, angekündigt, den grauen Kapitalmarkt neu zu regulieren. Was das für die deutsche Crowdinvesting Branche bedeutet, bleibt abzuwarten. Die Branche stellt sich darauf ein, erarbeitet Vorschläge und reguliert sich proaktiv selbst, zum Beispiel im German Crowdfunding Network. Und vielleicht ist diese Unsicherheit auch der primäre Grund, warum sich bisher eher die Early Adopter von dieser neuen Anlageklasse angesprochen fühlen und konservativere Privatinvestoren erst einmal abwarten wollen, wie sich die Branche entwickelt.


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Um mehr Tiefenschärfe und ein besseres Verständnis der Motivationsstrukturen und der verschiedenen Typen von Crowdinvestoren zu gewinnen, sind in jedem Fall weiter Forschungsanstrengungen vonnöten. Über die Arbeit und die Autoren

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Diese Ergebnisse entstanden im Rahmen einer Masterarbeit an der Copenhagen Business School (Dänemark). Bei der Erstellung der Arbeit haben uns viele Menschen geholfen, unter anderem Wissenschaftler, Plattformbetreiber und Crowdinvestoren. Wir möchten unsere tiefe Dankbarkeit für die Unterstützung aussprechen und entschuldigen uns, dass wir sie in diesem Artikel nicht namentlich nennen können.

Tim Ebert (26) hat sein Bachelorstudium in Wirtschaftswissenschaften an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen absolviert. Aktuell beendet er sein Masterstudium an der Copenhagen Business School im Bereich Strategie und Organisation mit dem Nebenfach in Psychologie und Neurowissenschaften. Kontakt: tieb12ab@student.cbs.dk.

Simone Schöndorfer (25) studierte ihren Bachelor in International Management an der ESB Business School (Reutlingen University) und der ICADE (Universidad Pontificia Comil-las) in Madrid. Sie beendet aktuell ihr Masterstudium an der Copenhagen Business School mit der Vertiefungsrichtung Finanz- und Rechnungswesen sowie den CEMS Master in International Management. Kontakt: sisc12ac@student.cbs.dk

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COMPANY SPOTLIGHT

Fundsters bringt Start Up Unternehmen und Investoren zusammen

Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen mitbringen und wie ist das Prozedere um eine Kampagne auf FUNDSTERS zu starten? Wir von FUNDSTERS haben natürlich eine Idealvorstellung, was ein Unternehmen mitbringen sollte. Dazu gehören ein innovatives Produkt oder eine Dienstleistung, die es in dieser Form noch nicht auf dem Markt gibt und wo ein hoher Bedarf besteht. Ebenso ist uns die Fokussierung auf den Endkundenbereich, sowie ein komplementäres Gründerteam und ein nachhaltiges Geschäftsmodell mit Wachstumspotenzial wichtig. Zu den bestmöglichen Voraussetzungen gehören außerdem die ersten Umsätze, die das Unternehmen bereits erzielt hat und ein Kapitalbedarf zwischen 25.000€ und 250.000€. All das gehört zu unserer Idealvorstellung und der ganze Prozess des Crowdinvesting wird vereinfacht, wenn die Investoren sehen, dass das Unternehmen schon etwas vorweisen kann, ist jedoch nicht zwingend notwendig. Anders sieht es da jedoch beim nächsten Punkt aus: Das Unternehmen, was seine Kampagne auf FUNDSTERS starten will, muss unbedingt eine im Handelsregister eingetragene Rechtsform sein. Ohne dies kommt keine Zusammenarbeit zustande. Das Prozedere, um eine Kampagne auf FUNDSTERS zu starten, läuft wie folgt ab: Das Startup sendet uns seinen PitchDeck oder Businessplan inklusive Zahlenplanung zu. Wir gehen diese Unterlagen dann durch und geben dem Unternehmen innerhalb von 14 Tagen ein Feedback, ob es für uns in Frage kommt oder nicht. Wenn uns das Konzept überzeugt hat, laden wir die Gründer zu einer persönlichen Präsentation ihres Geschäftsmodells ein und bei diesem Termin werden dann auch noch alle Details zum Beteiligungsmodell, Verträgen und Abläufen geklärt. Entscheiden sich beide für eine Zusammenarbeit, so wird von dem Startup eine Kampagne erstellt, welche auf unserer Plattform dann online geht. Dazu gehören beispielsweise ein Pitchvideo und auch regelmäßige Updates für die Investoren. Wir von FUNDSTERS stehen dem

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COMPANY SPOTLIGHT

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COMPANY SPOTLIGHT Startup während der Kampagne jederzeit als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung und unterstützen das Unternehmen. Vor dem Start wird diese bei unseren Investoren vorangekündigt, beispielsweise in unseren regelmäßigen Newslettern oder auf unseren Social Media-Kanälen, so dass potenzielle Investoren bereits vor Start informiert sind und die Kampagne beispielsweise bei Freunden oder Geschäftspartnern kommunizieren – so entsteht virales Marketing. Der letzte Schritt ist dann selbstverständlich der Start der Kampagne auf der FUNDSTERS-Plattform.

Ein Investor sollte sich immer darüber bewusst sein, dass Crowdinvesting keine gesicherte Geldanlage ist.

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Nach welchem Verfahren wählen Sie diese Unternehmen aus? Das beurteilen wir auf individueller Basis. Unsere Hauptfaktoren sind beispielsweise: Welches Problem wird mit dieser Idee gelöst, ist ein Markt vorhanden und hat diese Idee Wachstumspotenzial? Auch das Gründerteam, welches hinter einem Startup steht, ist uns besonders wichtig, schließlich sind sie es, die das Unternehmen tragen und nach vorne bringen. Wir müssen also nicht nur vom fachlichen, sondern auch vom menschlichen her davon überzeugt sein, dass das Team es schafft, seine Idee umzusetzen und am Markt zu etablieren. Nach Möglichkeit sollte auch das Proof of Concept bereits erbracht sein, so dass Umsätze generiert und Kundenwachstum verzeichnet werden kann. Dann ist uns natürlich wichtig, ob es Alleinstellungsmerkmale gibt, die diese Idee von allen anderen unterscheiden und auf einen möglichen Erfolg schließen lassen. Auch werden die Finanzdaten wie GuV und der Liquiditätsplan intensiv durch unseren Analysten geprüft. Wir müssen davon überzeugt sein, dass mit dieser Idee Geld verdient werden kann und möchten auch wissen, wie das geschehen soll und was für Umsätze und Wertsteigerungen zu erwarten sind. Insgesamt müssen wir also hinter dem gesamten Konzept des Geschäftsmodells stehen. Wenn uns das begeistert, stehen die Chancen auf eine Kampagne bei FUNDSTERS sehr gut. Worauf sollte ein Investor achten, bevor er in ein Unternehmen über Ihr Portal investiert? Ein Investor sollte sich immer darüber bewusst sein, dass Crowdinvesting keine gesicherte Geldanlage ist. Es besteht immer das Risiko des Scheiterns und damit des Totalverlust des investierten Eigenkapitals. Ein Investor sollte sich das Unternehmen, in das er investieren will, vorher also genau angucken und beispielsweise Fragen klären wie: Gibt es bereits zahlende Kunden, kann das geplante Wachstum auf dem Markt realisiert werden, ist er dafür groß genug, welche Wettbewerber gibt es und was unterscheidet dieses Unternehmen von seinen Wettbewerbern? Welche Renditeerwartungen habe ich als Investor? Außerdem sollte immer nur mit der Summe investiert werden, die zu verlieren verschmerzbar wäre. Crowdinvesting dient nicht der Altersvorsorge und es gibt keine Garantie für den Erfolg und sollte auf keinen Fall über Kredite finanziert werden. Darauf weisen wir von FUNDSTERS auch ausdrücklich hin. Als Hilfestellung finden


COMPANY SPOTLIGHT potenzielle Investoren einen ausführlichen Risikohinweis auf unserer Website und zusätzlich auch noch einmal im Beteiligungsprospekt, wo alle Punkte, die Investoren beachten sollten, zusammengefasst aufgelistet sind. Wie lange läuft eine Crowdfunding Kampagne in der Regel? Eine Kampagne läuft in der Regel 30 Tage mit der Option auf Verlängerung bis hin zu 60 Tagen, je nachdem, wie schnell die Funding-Schwelle erreicht wird. In den letzten Monaten drängen immer mehr Crowdfunding Plattformen auf den Markt. Wie kann ich die für mich richtige Plattform finden? Um sich für die richtige Plattform zu entschieden, sollte man darauf achten, wie eine Investition abläuft: Transparenz ist hier das Wichtigste, um wirklich alle Schritte nachvollziehen zu können. Gute Plattformen für Crowdfunding oder Crowdinvesting legen ihre Vorgehensweise offen, das heißt, man kann sich auf der Website, durch Beteiligungsprospekte o.ä. genügend Informationen einholen. Unerlässlich ist der Risikohinweis, der auf der Plattform zu finden sein muss. Auch sollte immer ein persönlicher Ansprechpartner da sein, den man bei Fragen oder Anregungen kontaktieren kann. Ebenso sind die Angebote an attraktiven Kampagnen ein wichtiger Punkt und dass man über sie genügend Informationen erhält. Wer als Crowdfunding-Plattform sein Konzept verschleiert oder bei den Kampagnen die Investoren im Unklaren lässt, was genau mit ihrem Geld geschehen soll, wird sich höchstwahrscheinlich nicht lange am Markt halten und wäre somit keine gute Wahl. Als Startup muss ich das für mich richtige Beteiligungsmodell auswählen. Man sollte sich die folgenden Fragen stellen: Was bekomme ich? Worauf muss ich achten, welche Pflichten habe ich gegenüber den Investoren und der Crowdinvesting-Plattform? Was bin ich bereit, meinen Investoren zu geben? Unser Prospekt bietet da zusätzliche Sicherheit in punkto Risikoaufklärung und Regulierungskonformität. Crowdinvesting ist eine immer beliebter werdende Form der Finanzierung von z.

Fotos: Fundsters

B. Startups mit breit gestreutem Risikokapital aus dem“Schwarm“ über Crowdfundingportale wie das Ihre. Wie bewerten Sie diesen Trend? Wo sehen Sie Risiken und wo Vorteile? Wie Sie schon sagen, Crowdinvesting ist ein Trend und wir müssen sehen, wohin dieser sich entwickelt. Dieses Investitionsmodell gibt es erst seit ein paar Jahren in dieser Form in Deutschland und es entstehen immer wieder tolle Erfolgsgeschichten. Ein aktuelles Beispiel von FUNDSTERS ist „Kerbholz“, deren Kampagne innerhalb von nur vier Tagen das Maximum von 100.000€ erreicht hat. Millionenkonzerne wie Facebook oder Google fingen einmal als Startup an. Aber auch vielen anderen kleinen Unternehmen konnte durch Crowdfunding oder Crowdinvesting der Start und die Etablierung am Markt ermöglicht werden. Viele Investoren bauen außerdem eine persönliche Beziehung zu „ihrem“ Startup auf, freuen sich über regelmäßige Updates und fiebern während der Laufzeit der Kampagne regelrecht mit. Dabei ist der Marketingeffekt für das Startup natürlich nicht, außer zu Acht zu lassen, denn wie vorhin schon kurz gesagt, die Investoren reden über die Kampagne, erzählen beispielsweise der Familie und Freunden davon und weiten so automatisch das Netzwerk an potenziellen Kunden für das Startup aus. Neben der emotionalen Basis sind die Investoren auch an allen Gewinnen und Wertsteigerungen des Unternehmens beteiligt, was natürlich bedeutet, dass im

Erfolgsfall überdurchschnittliche Renditen erwirtschaftet werden. Im Gegenzug heißt das aber auch, dass im Falle des Scheiterns eines Unternehmens die Investoren ihr gesetztes Eigenkapital verlieren. Und man muss sich immer darüber im Klaren sein, dass es nicht alle Startups schaffen, sich dauerhaft am Markt zu etablieren und Erfolgsgeschichte zu schreiben. Wir bei FUNDSTERS haben diesen Fall zwar noch nicht erlebt, alle über uns finanzierten Startups halten sich bis jetzt, aber uns ist auch bewusst, dass dies kein Dauerzustand sein wird und irgendwann auch mal ein Scheitern dazugehört. Das ist das Risiko, mit dem man beim Crowdinvesting leben muss. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Crowdfundings in den nächsten Jahren? Crowdfunding wird in den nächsten Jahren an Bedeutung als alternative Finanzierungsform zunehmen, wie stark, das wird sich zeigen. In Zuge dessen wird sich der Markt in punkto Anlegerschutz noch weiter regulieren, so dass auch Kleinanleger gesetzlich stärker geschützt werden. Außerdem wird es aufgrund der Vielzahl an Plattformen eine Konsolidierung des Marktes geben. Momentan ist Crowdfunding und Crowdinvesting ein starker Trend in Deutschland und Europa und es gibt unzählige Plattformen, von denen sich aber nur einige wenige halten, dann aber den Markt des Crowdfunding bzw. Crowdinvesting dominieren werden. FUNDSCENE

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Innovative Mittelstandsfinanzierung Zencap – einfach, sicher und flexibel Die Plattform Zencap ist im März gestartet, wieviel erfolgreiche Finanzierungsrunden sind schon gelaufen? Seit dem Start von Zencap am 31. März 2014 sind bereits 18 Projekte erfolgreich abgeschlossen worden. Zur Zeit sind 11 Projekte offen, die Anzahl der neuen Projekte auf Zencap wechselt aber täglich. Unser letztes 100.000 € Projekt, die Finanzierung des internationalen Vertriebs des Films NOWITZKI. DER LETZTE WURF. wurde Ende Juli in nur 24 Stunden erfolgreich finanziert. Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen mitbringen und wie ist das Prozedere um eine Kampagne auf Zencap zu starten? Um bei Zencap einen Kredit beantragen zu können, sind ein Eintrag im Handelsregister sowie ein durchschnittlicher Umsatz von 100.000 Euro in den letzten beiden Geschäftsjahren Voraussetzungen. Außerdem muss das Unternehmen seit mindestens 2 Jahren bestehen. Das Prozedere um einen Kredit bei Zencap.de anzufragen ist unkompliziert und sieht folgendermaßen aus: Das Unternehmen meldet sich auf der Crowdlending-Plattform Zencap an, um sich für einen Kredit zu bewerben und reicht die nötigen Dokumente ein. Die Kreditwürdigkeit des Unternehmens wird von Spezialisten in Zusammenarbeit mit renommierten Auskunfteien be-

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wertet. Ist die Prüfung erfolgreich, wird dem Unternehmen ein unverbindliches Kreditangebot unterbreitet. Sobald der Kreditbewerber das Angebot annimmt, erscheint sein Projekt auf der Website. Registrierte Anleger können das Kreditprojekteinsehen und finanzieren. Nachdem das Projekt zu 100% finanziert wurde, wird dem Unternehmen die Summe ausgezahlt. Die Provision von 1% bis 4,5% wird nach erfolgreicher Abwicklung des Kreditgeschäftes, also nachdem das Unternehmen das benötigte Kapital erhalten hat, fällig. Ab welchem Betrag kann man investieren? Anleger können schon ab 100 € investieren. Die Unternehmenskredite liegen zwischen 10.000 € und 150.000 €. Der Anleger profitiert von einer attraktiven Rendite zwischen 2,99% - 14,64% Zinsen pro Jahr, je nach seiner persönlichen Risikobereitschaft. Wie sieht ein durchschnittlicher Investor auf Zencap aus? Die meisten Investoren bei Zencap sind zwischen 30 und 42 Jahre alt. Investoren bei Zencap investieren durchschnittlich um die 590 € in verschiedene Projekte. Meistens wird dabei die Portfolio-Strategie angewendet: Ein Crowdinvestor streut sein Risiko und investiert sein Geld durchschnittlich in 4.74

verschiedene Kreditprojekte. Die meisten Investoren bei Zencap kommen aus Berlin, darauf folgt München. Investoren aus Österreich sind ebenfalls auf Zencap vertreten. Was unterscheidet Zencap von anderen Crowdfunding Plattformen? Das Ziel von Zencap ist es, die Kreditvergabe für kleine und mittlere Unternehmen sowie die Anlagemöglichkeiten für Investoren effizienter, kundenfreundlicher und transparenter zu gestalten. Angesichts niedrigster Zinsen werden Crowdlending-Angebote immer interessanter. Bei Zencap erhalten Mittelständler einen verbesserten und flexibleren Zugang zu Kapital, Investoren dagegen erschließt sich eine neue Anlageklasse. Neben der reinen Zusammenführung mit Investoren bietet Zencap Kreditnehmern außerdem weitere Unterstützung an: So werden Projekte individuell durch einen Kundenberater betreut und Fragen werden mit persönlichen Ansprechpartnern geklärt. Zudem werden PR-Maßnahmen ergriffen, um Projekte und Unternehmen in den Medien zu platzieren. Im Unterschied zu anderen Plattformen bietet Zencap keine Privatkredite an, noch werden Startups finanziert. Crowdinvesting ist eine immer beliebter werdende Form der


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Finanzierung von z. B. Startups mit breit gestreutem Risikokapital aus dem „Schwarm“ über Crowdfundingportale wie das Ihre. Wie bewerten Sie diesen Trend? Wo sehen Sie Risiken und wo Vorteile? Obwohl das Finanzieren von Kreditprojekten über die Crowd in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt, birgt es dennoch ein riesiges Potenzial. Da auf die individuellen Bedürfnisse der Kreditnehmer eingegangen wird, sind die Prozesse schlanker, unbürokratischer und effizienter. Da die P2B-Plattformen im Gegensatz zu Banken ihre Kredite nicht mit mehr Eigenkapital absichern müssen, stehen sie in Krisenzeiten nicht unter Druck. Deswegen werden Kreditvergaben nicht teuerer, und die Plattformen sind flexibler. Außerdem betrachten

die verschiedenen Anleger die jeweiligen Projekte aus verschiedenen Positionen und Blickwinkeln und haben ihre eigene Stellung zu den Projekten und Firmen. Dies erleichtert ebenfalls die Kreditvergabe, da diese nicht nur von einem alleinigen Entscheider abhängt und deswegen objektiver ist. Ein gutes Beispiel ist die positive Resonanz auf das Kreditprojekt zur Finanzierung des internationalen Vertriebs des neuen Dirk Nowitzki Kinofilms. DER PERFEKTE WURF, welche in nur 24 Stunden abgeschlossen wurde, zeigt, dass das Konzept des Crowdlending für viele Sparer bereits eine gute Alternative zu traditionellen Anlagemodellen darstellt.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Crowdfundings in den nächsten Jahren? Das Modell des Crowdlending und Crowdfundings hat in Europa noch eine große Entwicklung vor sich. In den USA hat sich dieses Finanzierungsmodell schon bewährt und zeigt ein stabiles Wachstum. In Deutschland sind wir noch nicht an diesem Punkt angekommen, aber der Trend zeigt in dieselbe Richtung. Das Potenzial von Crowdfunding und Crowdlending Plattformen ist noch lange nicht ausgeschöpft. Kleine und mittlere Unternehmen werden sich auch in Zukunft immer mehr in die Richtung dieser alternativen Finanzierungsmodelle orientieren und die Möglichkeiten der Crowdfinanzierung entdecken. Diese werden sich in Zukunft als solide Alternative zu Banken etablieren. FUNDSCENE

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INTERVIEW

Mit Crowdfunding zur MUTEC 2014 Warum habt Ihr Euch entschlossen die Teilnahme auf der MUTEC 2014 über Crowdfunding zu finanzieren? Wir von der HTW vernetzen uns auf der MUTEC mit dem Berufsfeld und machen uns in der Branche bekannter. Jedes Mal bekommen wir sehr positive Resonanz. Für uns Studenten ist das die beste Gelegenheit uns und unsere Projekte bei potenziellen späteren Arbeitgebern vorzustellen. Wie sich in den letzten Jahren zeigte, war die Messe der Ort, an dem mitunter bereits Studenten-Jobs generiert wurden. Unsere Professoren und wir haben dort ebenfalls die Möglichkeit, Ideen für Lehraufträge und Projekte zu sammeln, die für uns nützlich sein könnten.

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Nachdem wir uns von dem Schock erholt hatten, dass für uns die Messe aus Geldnot ausfallen sollte, haben wir Studenten uns dazu entschlossen, für uns und unsere Hochschule um die Chance zu kämpfen, uns auf der MUTEC präsentieren zu können.

Nachdem wir uns von dem Schock erholt hatten, dass für uns die Messe aus Geldnot ausfallen sollte, haben wir Studenten uns dazu entschlossen, für uns und unsere Hochschule um die Chance zu kämpfen, uns auf der MUTEC präsentieren zu können. Wir haben ein Crowdfunding-Projekt gestartet, von dem wir uns erhoffen, dass es die benötigten Mittel für unsere Teilnahme als Aussteller an der MUTEC einbringt. Warum habt Ihr Euch für die Crowdfunding Plattform Crowdfans entschieden? Im Rahmen unseres Studiums beschäftigen wir uns auch mit den Instrumenten der Kulturfinanzierung. Innerhalb eines derartigen Seminares stellte uns Frau Zimzinski,


INTERVIEW

die Inhaberin der Plattform Crowdfans, das Crowdfunding als eine Option der Mittelakquise vor. Ihr Vortrag hat sich zumindest bei mir tief eingebrannt. Zu diesem Zeitpunkt konnte jedoch noch keiner von uns ahnen, dass wir so bald ein eigenes Crowdfundingprojekt starten würden. Als wir nach dem Ausfall der Mittel für die Teilnahme als Aussteller eine Alternative suchten, wandte ich mich mit unserem Anliegen an Frau Zimzinski. Nach einem ausführlichen Telefonat erklärte sie sich bereit uns in unserem Vorhaben beratend zu unterstützen, egal für welche Plattform wir uns entscheiden. Für die Plattform Crowdfans sprach jedoch nicht nur die kompetente und unkomplizierte Hilfestellung, denn diese wurde uns ja unabhängig zugesichert, sondern vor allem die Möglichkeit ein flexibles Projekt starten zu können. In einem solchen Fall bekommen wir am Ende der Laufzeit des Crowdfundings die Summe, mit der uns unsere Fans unterstützt haben, ausgezahlt. Ob die angestrebte Erfolgssumme erreicht oder sogar übertroffen wurde ist dabei erst einmal ohne Bedeutung. Da wir aufgrund des enormen Zeitdrucks keinen Vorlauf mit einer Fanphase einplanen konnten, gilt es nun in der Finanzierungsphase alle Kräfte zu mobilisieren, denn zur Sicherung der Teilnahme an der MUTEC sind wir darauf angewiesen möglichst dicht an die Gesamtsumme zu gelangen. Wie wurdet Ihr von Crowdfans bei der Vorbereitung zur Crowdfunding Kampagne unterstützt? In der Zeit vor und nach dem Start unserer Crowdfunding Kampagne habe ich mich intensiv mit Frau Zimzinski von den Crowdfans beraten. Oftmals fehlte mir als Neuling im Crowdfunding einfach eine Bestätigung auf dem richtigen Weg zu sein, ein kurzer Austausch zu Ideen und weiteren Schritten. Als Feel Good Managerin, wie sie sich selbst bezeichnet, hat Frau Zimzinski eine tolle

Arbeit geleistet. Nach unseren Telefonaten waren meine Zweifel meist verflogen und meine Zuversicht hatte wieder die Oberhand gewonnen. Ich persönlich finde, dass wir mit unserem Auftritt durchaus zufrieden sein können, auch wenn uns bewusst ist, dass gerade von technischer Seite – vor allem im Bereich der Tonqualität- noch Platz nach oben wäre.

Zunächst haben wir uns im Vorfeld der Kampagne bei den leitenden Professoren des Studiengangs erst einmal rückversichert, dass sie unserer Aktion mittragen und uns dabei unterstützen. Wie habt Ihr Euch auf die Crowdfunding Kampagne vorbereitet? Zunächst haben wir uns im Vorfeld der Kampagne bei den leitenden Professoren des Studiengangs erst einmal rückversichert, dass sie unsere Aktion mittragen und uns dabei unterstützen. Nachdem das geklärt war, stand die Entwicklung einer Idee im Vordergrund, wie man die schnöde Tatsache, dass wir Geld benötigen, auf lustige und ansprechende Weise an unsere potenziellen Unterstützer verkaufen kann. Und natürlich musste geklärt werden, welche Kommilitoninnen und Kommilitonen eine Gegenleistung für die Unterstützung unserer Kampagne einlösen können und wollen. Denn alleine können wir drei Studentinnen uns um die Planung des Messeauftritts der Hochschule und der parallel dazu stattfindenden Finanzierung nicht kümmern.

Weil es im Interesse aller sein sollte, Studenten die Möglichkeit zu geben wichtige Kontakte zu knüpfen, damit sie nach dem Studium ohne Leerlauf in das Berufsleben starten können. Gerade in unserem Bereich, in dem Stellen rar sind, sind die Kontakte, die wir auf einer solchen Fachmesse wie der MUTEC knüpfen können, Gold wert. Dass in Zeiten knapper Kassen unsere Hochschule, deren voranginge Aufgabe nach der Vermittlung von Inhalten auch die Förderung der Studenten sein sollte, das in diesem Jahr nicht leisten kann, ist für uns Studenten sehr bedauerlich. Doch wo die finanziellen Mittel fehlen, machen es persönlicher Einsatz unserer Kommilitonen, Professoren, Dozenten und Mitarbeiter der HTW wieder wett. Wir ziehen alle zusammen an einem Strang! Und so viel Solidarität sollte Unterstützer finden. Betreibt Ihr spezielle Marketingkampagnen, um die Menschen auf Euer Crowdfunding aufmerksam zu machen? Wir sind in der heutigen Zeit natürlich alle gut vernetzt und arbeiten in erster Linie mit den sozialen Netzwerken. In vier Wochen nicht nur eine Crowdfunding Kampagne zu planen und zu starten, sondern auch noch eine Marketingkampagne zu entwickeln, ist dabei eher ein frommer Wunsch als ein realistisches Ziel. Bei unserer Finanzlage käme für uns zudem lediglich eine Guerillamarketingkampagne in Betracht. Bei einem langfristig geplanten Crowdfunding Projekt wäre eine darauf abgestimmte Marketingkampagne jedoch empfehlenswert. Aber auch hier zeigt sich wieder der Vorteil, bei Crowdfans die Kampagne zu machen, denn auch hier stellte uns Frau Zimzinski ihr Netzwerk zur Verfügung und half uns mit PR Kontakten und Bloggern, die auch das Thema MUTEC haben. Was passiert, wenn Ihr das Geld nicht zusammen bekommt? Wie bereits erwähnt, haben wir auf der Plattform Crowdfans ein flexibles Projekt gestartet. Was dort innerhalb der Laufzeit eingeht, kommt uns auf jeden Fall für unser Projekt zugute. Allzu viel darf uns am Ende jedoch nicht fehlen, sonst müssen wir nach dem Selbstversuch Crowdfunding auch noch das Krisenmanagement erlernen.

Warum sollte man Euch unterstützen? FUNDSCENE

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INTERVIEW

Sauber und bequem Autoreinigung mit Vor-Ort-Dienstleistung Wie kam es zu der Idee mit myCleaner?

Für uns war ebenfalls der PR Effekt und die Reichweite durch die Kampagne ganz wichtig.

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Slawa Kister: Als angestellter Unternehmensberater war ich viel mit dem Firmenwagen unterwegs und hatte kaum Zeit sich um die Sauberkeit meines Autos zu kümmern, obwohl ich vor allem lange Strecken viel lieber im sauberen Auto verbringe. Am Wochenende hatte ich es bevorzugt meine Freizeit mit der Frau und Tochter zu verbringen, als das Auto zu reinigen. In 2006 habe ich auf einem Projekt in Belgien zum ersten Mal die Autoreinigung mit Hol- und Bring-Service ausprobiert. In Deutschland habe ich solchen Service vorher noch nicht gekannt. Ein lokaler Einzelunternehmer hatte die Autoreinigung für im Industriegebiet ansässige Unternehmen angeboten. Ich fand es super bequem mein Auto während meiner Arbeitszeit reinigen zu lassen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis war akzeptabel und die meine Firma hat die Kosten für die Reinigung des Firmenwagens übernommen. Vor allem empfand ich die Innenreinigung als sehr bequem. Während man an der Waschanlage noch relativ unkompliziert die Außenwäsche bekommt, bleibt einem die Innenraumreinigung als zeitraubende Pflichtaufgabe überlassen. So dachte ich mir damals, dass dieser Service wesentlich besser organisiert und unter

einer starken Marke als mobiler Vor-Ort-Dienstleistung flächendeckend angeboten werden sollte. Wie habt Ihr Euch als Gründerteam von myCleaner gefunden? Slawa Kister: Bis 2010 war die Idee ein Hirngespinst. Vor allem hatte ich mich ab 2007 als Unternehmensberater selbstständig gemacht und hatte keine Zeit für andere Sachen. Auf langen Strecken zu meinen Kunden habe ich immer wieder über die Mitfahrzentrale die Mitfahrgelegenheit angeboten. Es war sehr praktisch und interessant neue Menschen kennen zu lernen und sich während der Fahrt zu unterhalten. So ist Abdula Hamed einige Male auf dem Weg nach Köln bei mir mitgefahren. Ich war damals als Berater bei BwFuhrparkServices tätig und Abdula absolvierte sein Master in Biomedical Engineering. Bei der Autofahrt haben wir uns über unterschiedliche Dinge unterhalten und kamen auf das Thema Selbstständigkeit. Damals war Abdula wie ich selbst einst der Meinung, dass für die erfolgreiche Selbstständigkeit eine geniale Geschäftsidee her muss. Bis dahin habe ich mich schon eines besseren belehren lassen und erklärte Abdula, dass es genügend Geschäftsideen um uns herum gibt und es eher an der Ausdauer, diese zum Erfolg zu bringen, liegt. Als Beispiel nannte ich die Geschäftsidee der Autoreinigung als Vor-Ort-Service, die ich neben einigen weiteren Ideen schon seit einigen Jahren hatte, und mir diese Idee an sich bisher gar nichts bringt. Im weiteren Gespräch kamen wir zum Entschluss es zusammen anzugehen. Abdula brachte als Student etwas Zeit und Initiative mit, um mit dem Business Plan zu starten, während ich mit meiner Erfahrung als Unternehmensberater für Finanzen und Controlling zur Verfügung stellte. Als wir mit Abdula ein gutes Stück voran kamen, war es an der Zeit für unsere Idee einen Namen, ein Logo und eine Webpräsenz zu kreieren. Meine Frau Natalia war bereits seit einigen Jahren als erfolgreiche Grafik-Designerin


INTERVIEW tätig und hat sich an die Arbeit gemacht. Wenige Wochen später kam Mohamed, Bruder von Abdula, der ebenfalls in der Zeit sein Studium zum Wirtschaftsinformatiker absolvierte, hinzu und hat uns bei unterschiedlichsten Aufgaben unterstützt. Nach einigen Monaten war die Zeit reif mit der Entwicklung eines eigenen System, für die automatisierte Disposition unserer Cleaner, zu beginnen. Unser langjähriger Freund, Dmitry Klimensky, hatte zu dem Zeitpunkt für ein Unternehmen ein online-basiertes System fertig gestellt, das als Basis für unser heutiges System diente. Es war klar, dass Dmitry mit ins Boot muss. So war das Gründerteam komplett. Warum habt Ihr Euch für die Finanzierung über ein Crowdinvesting entschieden? Slawa Kister: Crowdinvesting bietet sehr viele Vorteile. Gegenüber üblichen Finanzierungsrunden mit VCs und Privatinvestoren kann je nach Startup die Zeitspanne zwischen Aufnahme der Vorbereitungen der Kampagne und erster Auszahlung deutlich kürzer sein. Für die Vorbereitung und Due Diligence seitens Seedmatch bis zum Start des Fundings hatten wir ca. 8 Wochen benötigt. Die erste Auszahlung erfolgte ca. 4 Wochen danach. Für ein Startup ist die Schnelligkeit ganz wichtig, da es keine Zeit gibt so etwas langfristig zu planen und vorzubereiten. Vor allem entfallen die zeitraubenden Verhandlungsrunden vor und während der Vertragsgestaltung, die man in der Regel mit institutionellen Investoren führt. Für uns war ebenfalls der PR Effekt und die Reichweite durch die Kampagne ganz wichtig. So wurden durch die Crowdinvesting-Kampagne viele weitere Privatinvestoren und VCs auf uns aufmerksam, die wir anderenfalls selbst mühsam kontaktieren müssten. Neben dem Kapital gewinnt man aus der Crowd gleichzeitig neue Kunden. Die Investoren geben wichtige Tipps und Empfehlungen. Wird es eine zweite Finanzierungsrunde über Crowdinvesting geben? Slawa Kister : Wir haben unsere erste Runde vor wenigen Tagen abgeschlossen. Noch haben wir uns keine Gedanken gemacht über weitere Finanzierungsrunde. Eine weitere Runde über Crowdinvesting schließen wir auf jeden Fall nicht aus. Würdet Ihr wieder über Crowdinvesting finanzieren? Slawa Kister: Auf jeden Fall. Hoffentlich macht die

Regierung mit neuen Gesetzesentwürfen diese für Startups durchaus wichtige Finanzierungsmöglichkeit nicht unattraktiv.

Bild Oben: v.l.n.r. Mohamed Hamed, Slawa und Natalia Kister, Abdula Hamed

Was unterscheidet myCleaner von anderen Car Care Unternehmen? Slawa Kister: In erster Linie ist es der Vor-Ort-Service. Damit gewinnt der Kunde vor allem Freizeit, weil die Fahrt zur Waschanlage oder der eigene Aufwand für die Autoreinigung entfällt. Die Innenraumreinigung als Vor-Ort-Service ist bei unseren Kunden besonders beliebt. Während man die Außenreinigung an der Waschanlage noch relativ einfach bekommt, bleibt die Innenraumreinigung den Autobesitzern als lästige und zeitraubende Pflichtaufgabe überlassen. Einen großen Vorteil für die Umwelt bietet unsere Außenreinigung ohne immensen Wassereinsatz. Dank unserer Reinigungsmittel können wir die Autos an jedem Ort mit maximal 250 ml umweltfreundlichen Wachsemulsion reinigen. Dabei wird das Auto in einem Arbeitsgang gereinigt, von Hand aufpoliert und bekommt ein Versiegelungseffekt. Dafür wurden wir dieses Jahr für die GreenTech Awards 2014 in der Kategorie Wasser und Abwasser nominiert und waren unter den Top 3. Auf unserer selbst entwickelten Online-Buchungsplattform hat der Kunde die Möglichkeit den Service zum Wunschtermin am gewünschten Ort zu buchen. Jeder unserer Cleaner hat im Backend einen Kalender mit seiner Verfügbarkeit und seinen Terminen. Der Prozess von der Buchung bis zur FUNDSCENE

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INTERVIEW Vertriebsaktivitäten erfolgreich gestartet hatten. Allerdings haben wir schnell gemerkt, dass wir mit unserem noch kleinen Gründerteam nicht in der Lage sind unser Konzept und die Online-Buchungsplattform zu internationalisieren. So haben wir alle internationale Aktivitäten gestoppt, um uns auf den riesigen Markt in Deutschland zu konzentrieren. Auf jeden Fall planen wir international zu skalieren. Das Geschäftsmodell, unser Konzept, die Plattform und die Reinigungsmittel kommen international sehr gut an. Das merken wir an vielen Anfragen aus dem Ausland myCleaner im eigenen Land aufzubauen. Euer Produkt funktioniert ohne Wasser gibt es bei starker Verschmutzung nicht Probleme mit Kratzern im Lack?

Wer sein Auto bequem vor der Haustür selbst reinigen will, kann unsere umweltfreundliche Reinigungsmittel in unserem Online-Shop erwerben.

Zahlung ist mit unserem Online-System vollkommen automatisiert. Die mittlerweile sehr mächtige Online-Buchungsplattform wollen wir demnächst flexibler gestalten und als „Software as a Service“ für andere Dienstleister mit mobilen und stationären Dienstleistungen bereitstellen. Dadurch können wir zukünftig unser System weiterentwickeln und damit gleichzeitig Geld verdienen. Wer sein Auto bequem vor der Haustür selbst reinigen will, kann unsere umweltfreundliche Reinigungsmittel in unserem Online-Shop erwerben. Neben den Privatkunden zählen namhafte Autovermietungen zu unseren Kunden. Der Produktvertrieb entwickelt sich zu einer sehr stabilen und interessanten Einnahmequelle. myCleaner ist somit Dienstleister, Online-Buchungsplattform als auch Hersteller umweltfreundlicher Reinigungsmittel in einem. In welchen Städten und Regionen ist der Service von myCleaner derzeit verfügbar? Slawa Kister: Heute sind wir in 11 Städten (Hannover, Kassel, Marburg, Gießen, Frankfurt a.M., Ludwigshafen, Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe, Stuttgart und München) und mit anliegenden Einzugsgebieten in über 90 Städten mobil verfügbar. Habt Ihr schon in Planung mit myCleaner den Schritt ins internationale Geschäft zu gehen? Slawa Kister: Im Sommer 2012 hatten wir bereits ein Pilotprojekt in Moskau innerhalb 3 Wochen auf die Beine gestellt. Der Vor-Ort-Service kam dort sehr gut an. Ebenfalls hatten wir Partner in Athen und in Wien, die den Markt analysiert hatten und erste

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Slawa Kister: Diese Frage bekommen wir immer wieder gestellt. Würde es durch unsere Reinigungsmethode zu Schäden und Kratzern am Lack kommen, würden wir den Service niemals anbieten. Das haben wir natürlich selbst lang genug getestet, bevor wir richtig los gelegt haben. In den mittlerweile über 2 Jahren hat es noch keinen einzigen Fall von Kratzern an Kundenautos gegeben, die durch unsere Reinigung zustande kamen. Im Gegenteil ist unsere Art die Autos zu reinigen deutlich schonender als jede herkömmliche Autowäsche. Selbst der unter den Waschanlage schonendsten, der Textilwaschanlage, sind wir weit überlegen. Man muss einfach bedenken, dass vor Ihrem Auto die Textillamellen der Waschanlage hunderte von Autos mit unterschiedlichsten Verschmutzungen gewaschen haben. Diese Textillamellen werden vor Ihrem Auto aber nicht gereinigt. So schmieren diese schwere und bereits verschmutzte Teile den Schmutz Ihres Wagens ohne jeglicher Kontrolle und Gefühl auf dem Lack und verursachen ganz feine Mikrokratzer. Dagegen helfen auch keine Unmengen an Wasser und chemischer Schaum. Wir arbeiten immer mit neuen frischen Tüchern, die sofort ausgetauscht werden, wenn diese schmutzig sind. Wie unsere Reinigungsmethode im Detail funktioniert und warum es dadurch keine Kratzer am Lack gibt, kann man auf unserer Webseite unter www. mycleaner.com/p/technologie nachlesen. Ihr habt in den letzten Monaten einige namhafte Großkunden für myCleaner gewinnen können wie wichtig ist dies für ein Startup Unternehmen? Slawa Kister: Am Anfang ist es für jeden Startup schwer erste Kunden zu finden. Noch schwieriger ist es mit den Firmenkunden. Diese sind sehr skeptisch und prüfen alles bis ins letzte Detail,


INTERVIEW weil die Umstellung der Autoreinigung auf einen Dienstleister mit einer neuer Vorgehensweise für ein Unternehmen eine Prozessänderung mit sich bringt. Wir bieten den Unternehmen sehr viele Vorteile und haben sowohl unsere Prozesse als auch die Online-Buchungsplattform auf die Bedürfnisse großer und kleiner Unternehmen ausgelegt, um den Umstieg auf myCleaner ohne großen Aufwand zu gewährleisten. Auf jeden Fall haben wir gemerkt, dass je mehr bekannte Unternehmen wir zu unserem Kundenstamm zählten, um so einfacher war es neue große und kleine Firmen als neue Kunden zu gewinnen. Die meisten Startup Unternehmen gehen nach Berlin Ihr seit in Stuttgart zuhause warum? Ist Stuttgart besser als Berlin? Slawa Kister: Klar ist Berlin die Stadt der Startups in Deutschland. In unserem Fall war es so, dass alle Gründer in Stuttgarter Umgebung ansässig waren. Mit Porsche und Daimler ist Stuttgart die Autostadt schlecht hin. Wie sparsam die Schwaben sind ist wohl bekannt. So dachten wir, dass wenn wir es im Schwabenländle schaffen unsere Dienstleistung erfolgreich zu verkaufen, dann sollte es in Berlin, Hamburg oder München gar kein Problem sein. Der Test war erfolgreich. Berlin ist aber auch deshalb eine Startup Stadt, weil sich dort viele Investoren konzentrieren und viele Startups in den ersten Jahren viel Kapital benötigen, um überhaupt los zu legen. Wir haben so gut wie vom ersten Tag an Geld verdient und mit kleinem Gründungskaptial und Umsätzen unsere erste Schritte selbst finanziert. Wenn ich ein Startup Unternehmen gründe was sollte ich mitbringen? Slawa Kister: Auf jeden Fall gute Nerven, Durchhaltevermögen und Willensstärke. Es gibt kaum ein wirklich erfolgreiches Startup und Unternehmen, das in den ersten Jahren keine schwierigen Phasen zu überstehen hatte und um sein Überleben kämpfte. Viele mussten sogar erst scheitern, um im neuen Anlauf erfolgreich zu werden. Das gehört dazu. Vor allem muss die Geschäftsidee dich selbst begeistern, dann kommt alles andere wie Disziplin und Motivation von alleine. Ganz wichtig ist es die Vision stets vor Augen zu haben, immer positiv zu denken und sowohl die langfristigen als auch kurzfristigen Ziele möglichst genau und detailliert vor Augen zu haben. Nur dann hat man das notwendige Glück

Auf jeden Fall haben wir gemerkt, dass je mehr bekannte Unternehmen wir zu unserem Kundenstamm zählten, um so einfacher war es neue große und kleine Firmen als neue Kunden zu gewinnen.

und plötzlich kommen die richtigen Menschen auf einen von alleine zu. Habt Ihr ein paar Tipps für Gründer? Slawa Kister: Hört den Skeptikern und Experten aufmerksam zu, zieht aber niemals irgendwelche voreiligen Rückschlüsse. Versucht und testet alles selbst! Jeder Experte ist nur so gut, wie er es sein kann. Unter unseren Freunden und bekannten hatten wir viele davon, die es für niemals möglich gehalten haben mit der Autoreinigung so weit zu kommen, wie wir es heute sind. Wir sind ganz große Freunde von Lean Startup. Man sollte mit seiner Geschäftsidee in der Lage sein, mit minimalem Aufwand erstes Geld zu verdienen und sein Produkt oder Dienstleistung verkaufen können. Wichtig ist es ein komplementäres Gründerteam zu haben, um die meisten Aufgaben selbst erledigen zu können. Wir haben bisher so gut wie alles mit eigenen Kräften und Fähigkeiten auf die Beine gestellt. Selbst die Autoreinigung haben wir als Akademiker monatelang beim unterschiedlichsten Wetter selbst durchgeführt, um jeden Handgriff und jedes Problem genau zu kennen. FUNDSCENE

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INSIDE REPORT

Business Angels Crowdfunding ist seit einiger Zeit in aller Munde. Dass Start-ups diese Möglichkeit der Finanzierung für sich nutzen, zeigen diverse Success Stories von Plattformen wie Fundsters, Innovestment, Seedmatch oder Companisto. Besonders scheinen diese Erfolgsgeschichten aber auch für die Medien interessant zu sein, die sie immer wieder gern aufgreifen und somit den Diskurs in Gang halten. Aber auch die Forschung und selbst die Politik, die für die Entdeckung der Bedeutung von Business Angels nahezu zwei Jahrzehnte gebraucht hat, haben den Begriff rasch für sich entdeckt. Er steht schon im Koalitionsvertrag und die Europäische Kommission hat eine Umfrage durchgeführt, u.a. wegen der Frage, ob Crowdfunding einen eigenen Rechtsrahmen braucht oder nicht. Kurzum, Crowdfunding ist nicht mehr weg zu denken. Wobei wir in Deutschland begonnen haben, einen Unterschied zu machen zwischen Crowdfunding und Crowdinvesting. Nur letzteres bezieht sich auf die Start-up Finanzierung durch Eigenkapital oder Eigenkapital ähnliche Instrumente. Beim Crowdfunding erhält der Finanzier hingegen keine Beteiligung, sondern nur gewisse Incentives als Gegenleistung, z.B. bei einem Kulturprojekt vergünstigten oder freien Eintritt. Will man Crowdfunding also zu Start-ups und Business Angels in Beziehung setzen, ist es ratsam von Crowdinvesting zu sprechen, um somit eine deutliche Abgrenzung zur Schwarmfinanzierung anderer Art zu schaffen. Die ersten Reaktionen aus der Business An-

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gels Szene auf das Aufkommen von Crowdinvesting waren - aus damals nachvollziehbaren Gründen – verhalten bis negativ. So schließt Thomas Henrich einen Beitrag zum Crowdinvesting mit dem sarkastischen Satz: „Crowdinvesting sollte man daher in erster Linie als Spende betrachten, aber leider ohne Spendenquittung.“ (Günther/ Kirchhof, Hrsg., Leitfaden für Business Angels, S. 148, 150, München, 2012). Mittlerweile ist aber auch in der Business Angels Szene – wenn kein Umdenken – so zumindest eine Relativierung der ursprünglichen Einstellung zur Finanzierung durch die Crowd zu vernehmen. Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. (BAND) hat in seinem Online-Magazin BANDquartal 1/2014 bereits den Versuch unternommen, ein Stimmungsbild des Ecosystems zu zeichnen. Dort kommen neben kritischen Stimmen auch solche von Gründern zu Wort, die mit Crowdinvesting gute Erfahrungen gemacht haben. Es ist allerdings davon auszugehen, dass es sich hierbei nur um einen kleinen Teil der Start-ups handelt, die in 2013 auf der Suche nach einer Finanzierung waren. So wurden in Deutschland laut dem Crowdinvesting-Monitor von fuer-gruender.de 2013 gerade einmal 15 Millionen EUR per Crowdinvesting bewegt. Zum Vergleich lesen sich die Zahlen zu Business Angels und Venture Capital Gesellschaften deutlich anders: Laut einer aktuellen Studie des ZEW in Mannheim wurden in den Jahren 2009 bis 2012 durchschnittlich 650,5 Millionen EUR von Business Angels in Startups investiert. Im selben Zeitraum kamen VC’s auf durchschnittlich 590,3 Millionen EUR pro Jahr. Hier klaffen (Medien)Wahr-

Foto: © Elnur - Fotolia.com

Ein Engel für Dein Geschäft

nehmung und Realität von Crowdinvesting offenbar deutlich auseinander. Nicht zu verleugnen ist allerdings der Umstand, dass Crowdinvesting einem rasanten Wachstum unterliegt. Der grundsätzliche Unterschied zwischen einer Finanzierung durch die Crowd und dem Engagement eines Business Angels liegt sicherlich zum einem im engeren persönlichen Austausch zwischen Start-up und Investor, der bei einer Crowdfinanzierung kaum im selben Maße möglich ist. Schließlich ist die Grundidee hinter dem Business Angels Gedanken jene der zwei Flügel: Angel Investoren helfen jungen Unternehmen mit Kapital und Know-how. Auf der einen Seite versprechen sie sich dadurch nach möglichst erfolgreichem Exit einen hohen Return on Investment. Dafür gehen sie aber in der Frühphasenfinanzierung ein hohes Risiko ein, dass ihre Beteiligung abgeschrieben werden muss. Aber: Business Angels sind sich dieses grundsätzlichen Risikos


INSIDE REPORT von Fall zu Fall verschieden. Mag der eine nicht interessiert oder vom Hype eher abgeschreckt sein, findet die andere eventuelle Kooperationsmöglichkeiten vor. Denkbar ist ja, dass sich ein Business Angel selbst am Crowdinvesting beteiligt oder in ein Startup investiert, das bereits eine erfolgreiche Finanzierungsrunde durch die Crowd durchlaufen hat. Sind die meisten Business Angels am Markt ohnehin gut vernetzt, finden andere die Möglichkeiten der weiteren Vernetzung durch die Crowd spannend. Ein in einem Business Angels Netzwerk agierender, gut vernetzter Business Angel allerdings wird Crowdinvesting kaum zum Networking oder zur Generierung seines sogenannten Dealflow nötig haben.

durchaus bewusst; ob ein solches Bewusstsein auch bei jedem Investor der Crowd so vorhanden ist, dürfte fraglich sein. Auch aus diesem Grund hat das Maßnahmenpaket zum Anlegerschutz, das Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Bundesjustizminister Heiko Maas Ende Mai präsentiert haben, zu der Frage geführt, inwieweit ein verbesserter Anlegerschutz sich negativ

auf Crowdfunding für Start-ups auswirken könnte. Zwar wird im Maßnahmenpaket das Crowdfunding explizit angesprochen und eine gesonderte Lösung in Aussicht gestellt, es bleibt aber noch abzuwarten, wie dies letztlich Anwendung findet. Wie nun grundsätzlich das Verhältnis zwischen Business Angels und Crowdinvesting aussieht, ist schwierig zu beantworten und

Profil Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. (BAND) engagiert sich für den Aufbau der Business Angels Kultur in Deutschland, organisiert den Erfahrungsaustausch und fördert Kooperationen. BAND ist Sprecher der Business Angels Netzwerke gegenüber Politik und Öffentlichkeit und vertritt im Interesse junger innovativer Unternehmen die Belange der Business Angels. BAND wurde im Jahr 1998 als eingetragener Verein gegründet. Seit 2001 ist BAND anerkannter Dachverband der deutschen Business Angels und ihrer Netzwerke.

Leitbild BAND steht für das Leitbild des “zweiflügligen” Business Angels, der sich sowohl mit Kapital als auch mit Know-how an jungen, innovativen Start-ups beteiligt. Business Angels stehen häufig am Anfang der Finanzierungskette, dort, wo der Engpass am größten ist. Darüber hinaus spielen Business Angels zunehmend auch in Folgefinanzierungsrunden eine nicht unbedeutende Rolle. Aus diesen Gründen sind sie von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung . Business Angel Ecosystem Im Business Angel Ecosystem findet ein ständiger Veränderungsprozess statt. BAND greift diesen Wandel (Super Angels, Crowdinvesting, Accelators, Incubators, Family Offices) auf und bietet neuen Finanzierungsformen genauso wie den klassischen Venture Capital Fonds dort Partnerschaft an, wo gemeinsame Interessen

Für die Zukunft bleibt abzuwarten, wie sich das Thema des Crowdinvesting vor allem im Hinblick auf das angesprochene Maßnahmenpaket zum Anlegerschutz weiter in Deutschland entwickelt. Grundsätzlich ist es begrüßenswert, wenn in der wichtigen Phase der Frühphasenfinanzierung Startups geholfen wird, ihren Weg zu machen. Business Angels leisten diesen wichtigen Beitrag zur Zukunft der Volkswirtschaft in Deutschland seit mehr als zwei Jahrzehnten. Wenn sich mit dem Crowdinvesting eine weitere nachhaltige Form der Seedfinanzierung in Deutschland entwickeln würde, die möglicherweise der Business Angel Finanzierung vorgelagert ist, so wäre dies für den Gründerstandort Deutschland sowie das Start-up Ecosystem wichtig. Dann sind auch weitere Kombinationen zwischen Business Angels und Crowdfinanzierung denkbar, die es in Ansätzen schon gibt.

liegen oder es um die Belange der zu finanzierenden Start-ups geht. Website Die Website www.business-angels.de ist der zentrale Zugang zu den Aktivitäten im deutschen Business Angels Markt und enthält alle wichtigen Informationen einschließlich eines Archivs. Links führen zu allen Business Angels Netzwerken, die den Markt gemeinsam mit BAND gestalten und zu den Mitgliedern und Sponsoren von BAND. Hervorzuheben sind das Verzeichnis der förderfähigen Unternehmen für“INVEST – Zuschuss für Wagniskapital“ sowie das Beratungstool durch BANDexperten. Schirmherr Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

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INTERVIEW

Im Gespr채ch mit Dr. Gebert Initiator des CrowdDialog`s und Gr체ndungsmitglied des German Crowdfunding Network 28

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INTERVIEW Herr Dr. Gebert, Sie beschäftigen sich in den vergangenen Jahren verstärkt mit Crowdfunding. Was macht Crowdfunding für Sie so interessant? Die Finanzierung von Projekten und Ideen durch den Schwarm hat nach einer ersten Analyse vor allem soziale Aspekte. Plötzlich können sich Personen ohne den Einsatz von klassischen Intermediären wie Banken an Themen finanziell beteiligen, die oft durch das übliche Raster finanzierungswürdiger Ideen fallen. Spannend ist vor allem dabei die Erosion geospezifischer Motivations- und Erfolgsfaktoren. Unabhängig von Ländergrenzen wird die Crowd zu einem mächtigen Geldgeber, die zeitlich unabhängig über ihre mobilen Endgeräte jederzeit Projekte und Ideen unterstützen können. Gerade von der jungen Generation als digital natives wird diese neue Form der finanziellen Anlage und Beteiligung als natürliche und wichtige Ergänzung zu klassischen Assetklassen gesehen. Crowdsourcing und speziell Crowdfunding haben in sich den angelsächsischen Wirtschaftsräumen bereits etabliert. Wie sehen Sie die Chancen bei uns. Crowdfunding verzeichnet zweistellige Zuwachsraten. Sehen Sie diesen Trend anhaltend oder erwarten Sie eher eine Beruhigung? CrowdSourcing und Funding wirken disruptiv auf bestehendes Denken und Handeln. Disruption bedeutend immer auch Chancen und nach leider oft sehr deutschem gedanklichem Verständnis meist viele Risiken. Somit ist der Erfolg von beiden Themen eng verbunden mit der Bereitschaft Veränderung anzunehmen und zu managen. Im unternehmerischem Kontext wird in diesem Zusammenhang oft von „Change Management“ gesprochen. Zusätzlich wirken Begrenzungen durch übereifrige Regulatorien im Finanz- und Arbeitsumfeld meist kontraproduktiv und ersticken innovative Elemente im Keim. Die Länder der EU haben durch CrowdSourcing und CrowdFunding eine hervorragende Chance sich gegenüber den USA und Asien als innovative Alternative und Partner zu positionieren. Ein gutes Beispiel im globalen Kontext ist Israel, die es in kurzer Zeit geschafft haben ein ideal regulatorisches Umfeld für Crowdbasierte Themen zu schaffen. Die CrowdFunding Plattform

Ourcrowd hat in diesem Zusammenhang vor kurzen den ersten IPO eines durch den Schwarm finanzierten an der NADAQ als Exit realisiert. Die EU, respektive das Europäische Parlament beschäftigt sich nun ebenfalls mit Crowdfunding. Es wurde eine Expertengruppe, das „European Crowdfunding Stakeholders Forum“ (ECSF), eingerichtet, der auch Sie angehören. Welche Bedeutung hat diese Initiative für Crowdfunding? Die EU Initiative hat in erster Linie die Aufgabe einer koordinierten Kommunikation auf gleichen Wissenstand. Es gilt 28 Länder mit unterschiedlichen Interessen und deren Vertretern zu nivellieren, ohne dabei Entscheidungen in gesichtslose Kompromisse zu lenken. Somit ist es eher ein gemeinsamer „code of conduct“ und nicht der Ruf nach Regulierung, der die Diskussion auf EU Ebene treiben sollte. Die Bedeutung und Strahlkraft für CrowdFunding durch Schaffung der Stakeholder Gruppe auf EU Ebene ist mit Blick auf globale Entwicklungen nicht zu unterschätzen. Sie waren maßgeblich an der Gründung des German Crowdfunding Network, einer Arbeitsgruppe des Deutschen Crowdsourcing Verbands, beteiligt. Was versprechen Sie sich von diesem Netzwerk? Aktuell ist die deutsche CrowdFunding Szene durch eine Vielzahl Entrepreneur – getriebenen Protagonisten geprägt. Vertikale und Horizontale Lösungsansätze vermischen sich und die oft kompetitive und heterogene Darstellung nach außen macht es für „Outsider“ sehr schwierig sich ein Bild vom Status Quo zu machen. Der GCN will als „eine Stimme“ der Branche die Interessen bündeln und gegenüber Institutionen und politischen Ansprechpartnern zur Professionalisierung beitragen. Die Vorteile des Crowdfundings liegen auf der Hand. Würden Sie uns die Vorteile der Finanzierung aus der Masse für alle Seiten aufzeigen? Die Vorteile sind meist abhängig vom zu finanzierenden Projekt und sehr persönlichen Interessen. Die Motivation zum Investment ist meist sozial und emotional geprägt. Zudem muss man zwischen

Reward, Donation und Equity basiertem CrowdFunding unterscheiden, wobei jede Einzelform individuelle Vor- und Nachteile birgt. Grundsätzlich hat CrowdFunding folgende Meta-Vorteile: Unabhängigkeit von klassischen Intermediären, der Schwarm als Botschafter und „preSumer“ der Idee und es Projekts, Prüfung der Machbarkeit und Plausibilität eines Projekt oder Idee als Nebeneffekt der schwarmbasierten Finanzierung. Wo liegen aus Ihrer Sicht die Risiken? Welche Gefahren birgt dieser neue Trend? Aktuell sind die Risiken meist im Umfeld von reward basierten Finanzierungsmodellen zu finden. Dabei reicht die Spannweite von einem Totalverlust der Einlage oder des Darlehens, bis hin zu einer Minderoder Nicht-Erfüllung der versprochenen Leistung oder Produkts. Im Vergleich zu bestehenden und vergleichbaren Geldanlagen wie z.B Venture oder Angel Investments sind die bestehenden Risiken allerdings überschaubar. Die eigentliche Gefahr liegt eher darin dem crowdbasierten Modell durch Überregulierung ein zu enges Korsett anzulegen. Crowd Sourcing / und Funding geht laut Definition von einer heterogenen Gruppe an Personen aus, die zeitlich und räumlich ungebunden gemeinsam an einem gemeinsamen Ziel arbeiten. Die Regulierung im Übermaß von zum Beispiel Zeit, Raum oder Volumen würden die Möglichkeiten die CrowdFunding und Sourcing bieten entscheidend begrenzen. Welche Bedeutung kann CrowdFunding für die Innovationskraft gewinnen? CrowdFunding ist per Definition Treiber für Innovation. Durch die Finanzierung wird aus Ideen oder Innovation machbare Wirklichkeit. Insofern kann ein maßvoll reguliertes CrowdFunding Vehikel ein wichtiger Treiber für Innovation sein. Wie stehen Mittelständler und Manager der Industrie zu Crowdsourcing und Crowdfunding? Sind sie eher offen oder müssen Sie Überzeugungsarbeit leisten? Bei beiden Themen stehen wir in Deutschland extrem am Anfang. Bestehende Verbände sind traditionell geprägt und der klassische Mittelstand sieht am Standort Deutschland aktuell nur in spezifischen FUNDSCENE

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INTERVIEW

„Durch die Finanzierung wird aus Ideen oder Innovation machbare Wirklichkeit.“ Branchen Handlungsbedarf. Allerdings befinden wir uns im globalen Wettbewerb,bei Finanzierung und bei der Suche nach Talenten. Das Verständnis von Arbeit ändert sich stark und deutsche Arbeitnehmer haben durch den Einsatz bestehender Instrumente keinen mittel- und langfristigen Lösungsansatz. Insofern ist es Aufgabe des GCN und der Branchenexperten aufzuklären und den Einsatz von Schwarm basierten Massnahmen aufzuzeigen. Wie kann ein Unternehmer mit bestehendem, eingeführten Unternehmen von dem neuen Trend profitieren? Erfolg ist in diesem Verständnis meist mit dem Grad der Innovation im internationalen Wettbewerb zu sehen. Deutsche Unternehmen sind besonders stark export orientiert und Innovation ist ein Treiber für Umsatz und Profit. Der Schwarm als Taktgeber oder Kurator für Innovation ist ein oft unterschätze, aber wichtige Resource. Die Energiewende ist in der Politik ganz oben auf der Agenda, oder sollte es zumindest sein. Wie sehen Sie die Zukunft des Crowdfundings bei „Grünen Investitionen“? Grüne Investments und CrowdFunding passen schon deshalb sehr gut zusammen, da die Motivation zur Investition hoch emotional ist. Trotz dieser guten Voraussetzungen müssen die „grünen“ Geschäftsmodelle natürlich auch gängiger betriebswirtschaftlichen Grundlagen genügen. Econeers und Bettervest sind gute Beispiel für erfolgreiche Plattformen die grüne Investments exklusiv im Portfolio haben. Können Sie sich eine Finanzierung aus der Masse für öffentliche Projekte, wie Straßenbau, Sportanlagen etc. vorstellen? Im CrowdFunding sind für den Erfolg zwei Dinge neben dem Streben nach Renditeoptimierung von wesentlicher Bedeutung. Die emotionale Auseinandersetzung des Investors mit der Investment-Opportunität und

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dem Team. Beide Faktoren können durch Projekte mit lokalem Bezug noch verstärkt werden. Darum eignet sich die Finanzierung durch den Schwarm ganz besonders gut für öffentliche und regionale Projekte. Die Schwierigkeit für den Projektinhaber besteht in solchen Fällen in der Regel dann darin der Öffentlichkeit darzulegen, warum die jeweiligen Projekte nicht auch aus öffentlichen und somit Steuermitteln bestritten werden können. Ideal wäre ein Matching aus privaten , schwarmfinanziertem Kapital und deinem Anteil an öffentlichen Geldern.

Prototypen bis zum auslieferbaren Produkt kann lang und steinig sein und die Geduld der Crowd hat ihre Grenzen. 2.) Die Welt ist nicht genug - Du träumst vom weltweiten Crowdfunding-Erfolg? Super! Aber bedenke: Jedes Land, in das du dein Produkt auslieferst, hat eigene Regeln und Vorschriften für den Im- und Export von Gütern. Informiere dich darum früh über die geltenden Bestimmungen für dein Zielland. Informationen zum Außenhandel bieten zum Beispiel die Industrie- und Handelskammern in deiner Region.

Sie organisieren den CrowdDialog 2014 in München. Worum geht es, was wird geboten? Der Crowd Dialog hat den Anspruch Experten und Interessenten der drei Säulen Praxis, Politik und Wissenschaft für die Innovationthemen CrowdSourcing, CrowdFunding und CrowdInnovation zu vernetzen. Im Mittelpunkt steht der Wissenstransfer und praxisrelevante Diskurs, um für den Mittelstand und den professionellen Anwender die Themen praktisch und informativ zu analysieren und aufzubereiten. Der Crowd Dialog ist konzipiert für jeden zukunftsorientierten Entscheider im Unternehmen, ob CIO, CEO, Inhaber, Personalentwickler oder CFO. Der Crowd Dialog bietet einen wissenschaftlich fundierten und umfassenden State-of-the-Art Einblick zum Phänomen schwarmbasierter Innovationsprozesse, Finanzierungsszenarien und Arbeitsmodelle um potenzielle neue Geschäftsfelder und Trends rechtzeitig erkennen und bewerten zu können.

3.) Money, money, money - Ein Crowdfunding-Erfolg ist gut, aber die Crowd kann nur ein Baustein in der Finanzierungsstrategie deines Startups sein. Zusätzliches Geld über Venture Capital-Geber, Businessangels oder andere Förderer ist ein Muss. Suche parallel nach Möglichkeiten zur Anschlussfinanzierung, nutze Gründerwettbewerbe und Networking-Events!

Worauf sollte ein Gründer achten, wenn er sich für eine Finanzierung durch den Schwarm entscheidet? Hier meine 6 To-Do’s vor dem Crowdfunding-Start als Gründer Tipps: 1.) Keine halben Sachen - Eine Crowdfunding-Kampagne steht nie am Anfang, sondern ist immer ein Sprungbrett zur nächsten Stufe. Bevor du also deine Crowdfunding-Kampagne startest, solltest du die Produktentwicklung bereits hinter dir haben. Der nächste Schritte wäre die Produktion. Der Weg vom funktionierenden

4.) Signed, sealed, delivered - Stelle schon vor dem Crowdfunding den Kontakt mit Lieferanten her, die du für die Herstellung deines Produktes brauchst und plane deine Lieferketten. Nur so kannst du halbwegs abschätzen, wie hoch du dein Crowdfunding-Limit setzen musst, um am Ende des Tages nicht drauf zu zahlen. 5.) Nobody’s perfect - Ein marktreifes Produkt zu entwickeln kostet Zeit, Geld und Nerven. Seiner Backern das perfekte Produkt liefern zu wollen, ist ein hehres Ziel. Wer aber jeden Wunsch erfüllen will, läuft Gefahr sich zu verzetteln und am Ende gar nicht liefern zu können (z.B. weil das Geld ausgeht). Darum sich am Anfang besser auf das Wesentliche konzentrieren und sein Produkt auf den Markt bringen, bevor die Konkurrenz es tut. 6.) Das gute Recht - Gerade was die rechtliche Seite angeht, gibt es für Gründer viele Stolperfallen. Um solche Probleme zu vermeiden, ist es ratsam, von Anfang an einen Rechtsanwalt in die Planung der Crowdfunding-Kampagne zu involvieren. Ein Steuerberater hilft dir, den Überblick zu bewahren.



INSIDE REPORT

Crowdfunding Die Masse macht`s

Die Natur macht es vor! Schwärme, etwa die von Ameisen, können komplexe Aufgaben lösen z.B. den Weg zur Nahrungsquelle finden. Aufgaben, bei denen das einzelne Individuum hoffnungslos überfordert wäre. Erst durch die organisierte Kraft des Schwarms schaffen die Tiere Unvorstellbares. Die in die Gemeinschaft eingebrachten speziellen Fähigkeiten des Individuums sorgen für das beste Ergebnis. Konkret senden Ameisenvölker Kundschafter aus, die individuelle Duftspuren legen. Die Arbeiterinnen folgen nun ganz einfach der Duftspur des Kundschafters, der den heimischen Bau zuerst erreicht. Die Masse macht‘s, je mehr Kundschafter, je mehr Wege, je größer die Chance auf den kürzesten Weg.

Fische nutzen ebenfalls die Macht der Gemeinschaft und flüchten in die Sicherheit des Schwarms. Fischschwärme ändern bei Angriffen kollektiv die Richtung, ohne Zusammenstöße, gleichzeitig und bei hoher Geschwindigkeit. Das Individuum folgt der Masse und die Masse den Individuen. Forscher haben festgestellt, dass etwa 5 % des Schwarms den Schwarm lenken und ihm eine neue Richtung geben können. Die kann natürlich zu fatalen Irrtümern führen, wenn ein Zwanzigstel der Masse gleichzeitig dumm genug ist, folgt dieser Minderheit die Masse eventuell ins Verderben wie die Lemminge. Die Masse macht‘s, je mehr Fische, desto größer die Chance davon zu kommen.

Ob menschliche Schwärme ähnlich dumm oder eher klug reagieren, ist nicht erforscht und belegt. Fakt ist, dass der Mensch sich an seinem Mitmenschen orientiert. Fährt der Vordermann im Straßenverkehr zu schnell, neigt man ebenfalls zu schnellerer Fahrt, mein Hintermann ebenso und auch der neben mir. Die Masse macht‘s. Fährt der Vordermann jedoch viel zu schnell, setzt schon wieder der Verstand ein und der Gruppenzwang ist außer Kraft. Was hat dies alles mit Crowdfunding zu tun? Crowdfunding ist eine alternative Art der Finanzierung, die auf eben diese Schwarmintelligenz setzt. Die Masse soll feststellen, ob ein Startup oder ein Projekt

In den USA ist Crowdfunding schon länger ein beliebtes Instrument der Finanzierung. Crowdfunding ist bei uns noch recht neu. 32

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INSIDE REPORT

Foto: © Rawpixel - Fotolia.com

Crowdfunding ist eine alternative Art der Finanzierung, die auf eben diese Schwarmintelligenz setzt. Die Masse soll feststellen, ob ein Startup oder ein Projekt erfolgversprechend ist. erfolgversprechend ist. Ob die Masse dies kann, weiß man nicht. Doch weiß man ebenfalls nicht, ob die „Fachleute“ bei Banken als übliche Finanzierungsquelle dies können. Wem soll man da eher vertrauen? Die Bankenkrise hat uns die Risiken gezeigt. Zuverlässig ist anders, und sicher ist nun mal gar nichts. Denken jedoch viele Menschen, dass ein Startup einer innovativen Idee zum Erfolg verhelfen kann, ist die Chance, dass dem so ist relativ hoch und das Risiko gering. Die Masse macht‘s. Während bei klassischer Finanzierung das Risiko auf einem oder sehr wenigen Schultern ruht, wird bei Finanzierung über den Schwarm das Risiko geteilt. Der Einzelne geht zwar ein Risiko ein, aber nicht so hoch, und viele Schultern stemmen die Finanzierung mit geringer eigener Belastung und hoher Gesamtfinanzierung. Die Masse macht‘s. Für den Investor lohnt ebenfalls ein Streuen

seien es einzelne Projekte im Crowdfundes Risikos. Investiere ich in viele erfolgding wie der Lounge einer neuen Software versprechende Startups, ist die Chance auf oder eines neuen Produkts. Auch karitative Gewinne größer, als wenn ich volles Risiko oder kulturelle Projekte können gefördert gehe und mein Geld in ein Unternehmen werden. Oder seien es stecke. Die Masse Ein Blick auf die Internetauftritte der komplette Startups, macht‘s. In den USA Crowdfunding-Portale lohnt sich und die über Crowdinvesist Crowdfunding man bekommt einen Eindruck, wie ting ihre Geldgeber schon länger ein es die Masse macht. und Investoren für beliebtes Instrument ihre meist innovatider Finanzierung. ven und zukunftsweisenden Unternehmen, Crowdfunding ist bei uns noch recht neu. teils auch im Ökosektor (Green Invest), Im Jahr 2010 haben die ersten Crowdfunsuchen. ding-Portale ihre Arbeit aufgenommen Geldgeber finden auf den nun doch schon und erste Projekte finanziert. Während in recht zahlreichen Crowdfunding-Portalen den USA rechtliche Grundlagen existieren, die Projekte, von denen sie der Meinung gibt es in Deutschland keine spezifischen sind, dass sich die Investition lohnen Vorschriften wie etwa das Aktiengesetz könnte. Der zu investierende Betrag ist nur für die Finanzierung durch Aktien. Ob das ein Bruchteil der Summe, die das gesamte „Bürgerliche Gesetzbuch“ ausreichend VorProjekt finanziert. Ein Blick auf die Interneschrift bietet, um Verträge zwischen Finantauftritte der Crowdfunding-Portale lohnt ziers und Projekt rechtssicher zu gestalten, sich und man bekommt einen Eindruck, sollen Juristen ausdiskutieren. Fakt ist, dass der Trend zu Finanzierung durch die Masse, wie es die Masse macht. FUNDSCENE

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INTERVIEW

Bob Barrel Crowdfunding Kampagne auf Startnext Ihr seid in der Sendung „Die Höhle der Löwen“ gewesen. Wie habt Ihr Euch auf die Löwen vorbereitet? Die Dreharbeiten für „Die Höhle der Löwen“ waren ziemlich heftig. Wir kannten das Sendeformat aus Kanada bereits und wussten, dass ein Auftritt in der Höhle der Löwen auch ordentlich in die Hose gehen kann. Also haben wir als allererstes versucht das Risiko abzuschätzen. Wir sind dann gemeinsam zu dem Endschluss gekommen, dass wir das Wagnis eingehen sollten. Zusammen haben wir dann versucht alles genau vorzubereiten. Die gesamte Bar und die Banner mussten wir bauen und erstellen. Die Fahrt zu dem Drehort wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Unser Auto war bis unters Dach voll beladen! Es war kaum noch genügend Platz für uns drei Insassen. 16 Kästen Bob Barrel, der Bartisch, die Banner und die Cocktailutensilien waren eindeutig zuviel. Auf der Fahrt nach Köln, wo die Dreharbeiten stattfanden, haben wir unsere Texte durchgesprochen und uns auf mögliche Fragen vorbereitet. Seit Ihr mit dem Ergebnis aus der Show zufrieden? Viele konnten es nicht verstehen, wieso wir nicht mit aller Kraft versucht haben ein Investment zu bekommen. Im Nachhinein müssen wir aber feststellen, dass die Sendung für uns nicht besser hätte ablaufen können. Da alle Löwen Interesse hatten und wir selber letztendlich einem „Deal“ im Wege standen, haben ganz viele hilfsbereite Menschen nach der Sendung mit uns Kon-

len Zeitungen haben über uns und unsere Crowdfunding Aktion berichtet. Warum habt Ihr Euch jetzt für eine Crowdfunding Finanzierung entschieden? Schon vor der Sendung hatten wir uns dazu entschlossen, eine Crowdfunding Aktion zu starten. Wir benötigen noch immer Kapital für die nächste Charge. Durch Startnext haben nun all diejenigen, die uns dabei unterstützen wollen die Möglichkeit dies zu tun. Wir sind allen extrem dankbar und hoffen danach so schnell wie möglich auch verstärkt außerhalb Dresdens Bob Barrel verkaufen zu können. Die Aktion läuft momentan noch bis zum 1. 11. 2014. www. startnext.de/bob-barrel takt aufgenommen. Unsere Handys haben nach der Sendung zwei Tage lang durchgeklingelt! Wir kämpfen noch immer mit der Flut von Anfragen und sind ALLEN die an Bob Barrel Interesse haben extrem dankbar. Momentan versuchen wir die Anfragen zu sortieren und natürlich zu antworten. Wir entschuldigen uns bei denjenigen, die noch keine Rückmeldung erhalten haben. Wie ist das Feedback der Kunden seither? Unter den vielen Anfragen waren auch viele Barbetreiber und Ladenbesitzer. Wir versuchen nun unsere Abfüllung und die Logistik so zu gestalten, dass wir all diese Läden mit Bob Barrel versorgen können. Ist das mediale Interesse seit „Die Höhle der Löwen“ gestiegen? Die Medien haben nach der Sendung großes Interesse gezeigt. Viele unserer regiona-

Nach welchen Kriterien habt Ihr die Plattform ausgewählt? Wir haben uns für Startnext entschieden, da die Gründer der Seite, wie wir, aus Dresden kommen und die Seite die größte Crowdfunding Plattform Deutschlands ist. Was werdet Ihr genau nach erfolgreicher Finanzierung umsetzen? Wenn die Aktion erfolgreich endet, werden wir eine größere Charge Bob Barrel abfüllen. Dann werden wir so schnell wie möglich unseren Vertrieb ausweiten und versuchen so viele Städte wie möglich mit Bob Barrel zu beliefern. Wir haben auch schon viele Anfragen von hilfsbereiten Menschen erhalten, die uns bei dem Vertrieb in ihren Städten unterstützen werden. Wir freuen uns natürlich auf weitere Vertriebspartner.

Wir kannten das Sendeformat aus Kanada bereits und wussten, dass ein Auftritt in der Höhle der Löwen auch ordentlich in die Hose gehen kann. 34

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INTERVIEW

GOBLIN 2 Finanzierung durch Crowdfunding auf Startnext Wie ist die Idee zum Film Goblin2 entstanden? Dass wir einen Film drehen werden, war klar. Dass wir in Baden-Baden drehen werden war nicht unbedingt klar. Denn interessanterweise haben wir uns mit unserer Heimat nicht in dem Maße beschäftigt, als wir dort noch gewohnt haben. Erst mit der Distanz zum Schwarzwald konnten wir einen differenzierteren Blick auf die Schönheit und die traditionellen Sagen, Mythen und Geschichten der Region werfen. In und um Baden-Baden steckt, landschaftlich und geschichtlich, sehr viel Potential, das ausgesprochen guten Input für kreative Gedankenspiele liefert. Die Sage um den Ritter Burkart Keller, mit seinen fantastischen Elementen, war letztlich eine große Inspirationsquelle zu einem Film, der erzählt werden muss. Um was geht es in dem Film Goblin 2? 700 Jahre dazu verbannt, eine Steinstatue zu sein, erwacht ein bösartiger Troll im Jahr 2015 in Baden-Baden zu neuem Leben und gibt sich als fürsorgliche Mutter aus. Doch schnell wittern Freunde und Nachbarn den Wolf im Schafspelz. Sie müssen verhindern, dass der Troll sein Endziel erreicht: Die Befreiung aller Trolle aus einem Paralleluniversum. Nach welchen Kriterien haben Sie die Schauspieler für den Film ausgesucht? „GOBLIN 2“ soll mit Schauspielern gedreht werden, die ihren Beruf aus Passion ausüben. Eva Habermann, Katy Karrenbauer, Jiri Labus, Ralf Bauer, Billie Zöckler, Desiree Nick aber auch Helmut Krauss oder Santiago Ziesmer verkörpern eben jene Gattung des kultigen Charakterdarstellers, die Goblin 2 zu einem einzigartigen Film machen werden. Denn sie sind, genau wie wir, begeistert von der Vorstellung einen Film unabhängig von Marktforschungen und Korrekturschleifen der „Majors“ zu kreieren. Warum haben Sie sich für die Finanzie-

rung über Crowdfunding entschieden? Crowdfunding bietet viele Vorteile. Ein für uns sehr wichtiger ist, dass wir bereits während die Kampagne läuft, mit unserer Zielgruppe ins Gespräch kommen und dadurch wertvolles Feedback erhalten. Ein weiterer Grund für die Finanzierung via Crowdfunding ist, dass durch die komplikationslose „Aufstockung“ des Budgets gleichzeitig unser potentielles Publikum, die Crowd, auf Goblin 2 aufmerksam wird und sich daran aktiv oder passiv beteiligen kann. Was war der ausschlaggebende Grund, warum Sie sich für Startnext als Plattform entschieden haben? Über Startnext wurden schon einige tolle Projekte finanziert. Dass Filme wie „Stromberg – der Film“, „Sein oder nicht’n Gaage” oder “Am Borsigplatz geboren - Franz Jacobi und die Wiege des BVB” über diese Plattform realisiert werden konnten, hat unsere Aufmerksamkeit naturgemäß auf Startnext gelenkt. Wie wurden Sie von Startnext auf die Crowdfunding Kampagne unterstützt? Das Startnext – Team hat einen kostenpflichtigen Beratungstermin im Repertoire,

der spannende Informationen und Tipps zur Gestaltung von Fundingziel, Deadline, Pitch-Video, Dankeschöns, Grafiken und Texten enthält. Außerdem gibt’s allgemeine Informationen zur Funktionsweise von Crowdfunding und Erfolgsfaktoren und eine zweistündige Individuelle Beratung zum eigenen Projekt. Warum sollten man in den Film Goblin 2 investieren? „GOBLIN 2“ bietet die Chance, sich an einem internationalen Filmprojekt mit bekannten Darstellern und sagenhafter Story zu beteiligen und dadurch zu einem Teil deutscher Filmgeschichte zu werden. Nur bei „GOBLIN 2“ hat JEDER die Möglichkeit, Einblicke am Film-Set zu gewinnen, durch aktive Mitwirkung ein Gesicht des Projektes zu sein oder als Werbepartner sich oder sein Unternehmen deutschlandweit und international zu präsentieren. Wann wird der voraussichtliche Drehbeginn von Goblin 2 sein? Und wann erscheint der Film? Voraussichtlicher Drehbeginn ist Mai 2015. Frühjahr 2016 soll er veröffentlicht werden.

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INTERVIEW

Kastner & Callwey

Crowdfunding für die Energiewende Kastner & Callwey mit bettervest und Crowdfunding neue Wege gehn

Können Sie uns und unseren Lesern die Firma Kastner & Callwey kurz vorstellen? Kastner & Callwey Medien – kurz KCM – ist eine renommierte Druckerei in Forstinning, bei München. Unsere Kernkompetenz liegt in der Herstellung von hochqualitativen Broschüren, Katalogen, Geschäftsberichten u.dgl.. – klebegebunden oder rückstichgeheftet. Als Referenz nennen wir stellvertretend Kunden aus der Automobilindustrie, für die wir teils die Verkaufsliteratur ( für den weltweiten Markt) fertigen. Wann und vom wem wurde die Firma Kastner und Callwey gegründet? Die Gründung geht auf das Jahr 1884 zurück. Der Westfale Georg Dietrich Wilhelm Callwey hat in München eine Verlagsbuchhandlung gegründet, die kurze Zeit später um eine Druckerei erweitert wurde. Rund 125 Jahre später, im Jahr 2008, wurde Kastner & Callwey Medien von Bernhard Schretzmaier und Thomas Heininger gegründet und es kam zu einem Neustart der Druckerei. 2013 ist Stefan Vogt als dritter Gesellschafter in das Unternehmen mit eingestiegen. Warum haben Sie sich jetzt für die Crowdfunding Finanzierung entschieden? Wir hatten einen Energieberater engagiert, mit dem wir Energieeffizienzmaßnahmen evaluiert und letztlich auch ein Maßnahmenpaket (Photovoltaik, LED, Pumpen) erarbeitet haben. Da die Maßnahmen unsere Unternehmensinfrastruktur (Gebäude, Licht, Energie …) und nicht eine „normale“ Maschineninvestition betreffen ( für die wir im Regelfall unsere Kreditlinien bei der Hausbank oder auch Leasingfinanzierung nutzen), kam bei der Frage nach alternativen Finanzierungsformen Crowdfunding zur Diskussion. Wo sehen Sie die Vor und Nachteile von Crowdfunding? Durch die flankierenden Aktivitäten im

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Rahmen eines Crowdfundings ergeben sich deutlich mehr positive Effekte (u. a. KnowHow-Transfer, PR), als bei einer konventionellen Finanzierung. Dass das gesammelte Geld bilanziell letztlich wie Eigenkapital gewertet wird und dass es (noch) keine Prospektpflicht gibt, sind vorteilhafte Randerscheinungen, die Crowdfunding – auf den ersten Blick – als komplikationslose, unaufwendige Finanzierung erscheinen lassen. Aber definitiv ist Crowdfunding mit erheblich mehr Aufwand verbunden, als eine konventionelle Finanzierungsform, wie z. B. Bankdarlehen oder Leasing. Das Projekt muss attraktiv sein, es muss substanziell und transparent konzipiert werden, es muss breitflächig beworben werden (Stichwort Social Media), und man muss sich auf ein umfangreiches Monitoring einlassen. Die Crowdfunding-Plattformen durchleuchten das Unternehmen und das Projekt sehr genau, bevor es überhaupt zu einem Funding kommt. In Folge hat man auch auf gezielte Fragen der Investoren einzugehen. Und letztlich weckt ein Projekt unserer Größenordnung auch großes mediales Interesse, das es auch zu bedienen gilt. Warum haben Sie sich für bettervest entschieden? Unser Energieberater hatte bereits Kontakte zu Crowdfunding-Plattformen – so auch zu bettervest. Schnell hat sich herauskristallisiert, dass unser Investitionsvorhaben in Sachen Energieeffizienz perfekt in das Programm von bettervest passt, da bettervest sich exakt diesem Themenbereich verschrieben hat und somit auch die entsprechende Fachkompetenz vermittelt konnte. Welche Vorbereitungen haben Sie vor dem Start der Crowdfunding Kampagne getroffen? Bernhard Schretzmaier/ Kastner & Callwey Medien: Das Energieeffizienzmaßnahmenpaket wurde in enger Zusammenarbeit

mit dem Energieberater und mit intensiver Unterstützung durch die Nachhaltigkeitsexperten von bettervest erarbeitet. Ebenso wurden die Anbieter (Photovoltaik, LED, Heizung) und deren Spezialisten vollinhaltlich in die Projektierung einbezogen. Im Anschluss wurden unabhängige Gutachten eingeholt. Ein Gutachten bestätigt den ermittelten Eigenverbrauchsfaktor von 95%, ein anderes die Qualität der Photovoltaikanlage (der Module, Wechselrichter usw.) sowie den Standort und die Gebäudeeignung. Für die LED-Beleuchtung wurden eine separate Wirtschaftlichkeitsanalyse und eigens eine umfangreiche Lichtplanung erstellt. Summa summarum haben wir nichts dem Zufall überlassen und uns gewissenhaft vorbereitet, um so letztlich auch auf die prüfenden Fragen der Investoren kompetente Ant-


INTERVIEW

worten geben zu können. Wie hat Sie bettervest bei den Vorbereitungen zur Kampagne unterstützt? bettervest hat uns in sein Netzwerk aufgenommen. Es wurden neue Kontakte vermittelt – so z. B. zu LUMINDO (dem LED-Anbieter). bettervest ist auch technisch sehr in die Tiefe gegangen und hat uns auf Schritt und Tritt begleitet und unterstützend beraten. Nicht zuletzt hat bettervest auch die PR-Kampagne (Social Media …) lanciert und die Crowdfunding-Plattform LeihDeinerUmweltGeld als Kooperationspartner mit ins Boot geholt. Warum sollten Investoren investieren? Welche Vorteile erhalten die Investoren? Das Außergewöhnliche und Reizvolle an

unserem Projekt ist, dass es sich nicht um irgendeine Maschineninvestition oder gar „flüchtige Hightech-Spielerei“ handelt, sondern um ein nachweislich „nachhaltiges“ Energieeffizienzprojekt, das zudem die Besonderheit hat, dass KCM einerseits erheblich Energie einspart (siehe LED-Beleuchtung und Heizungspumpen) und anderseits der mit der Photovoltaikanlage erzeugte Strom von KCM nicht etwa verkauft (ins Netz eingespeist), sondern zu 95% im Eigenbedarf genutzt wird. Damit kann den Investoren glaubhaft belegt werden, dass sich diese Investitionen innerhalb der Finanzierungslaufzeit (also innerhalb 7 Jahren) zwangsläufig amortisieren. Ein weiterer Anreiz ist natürlich das von uns gebotene, deutlich über Sparzins liegende Zinsniveau. Es ist also die Kombination

„Nachhaltigkeit“ und „Rendite“, die zum Investieren motivieren soll. Was wird nach erfolgreicher Finanzierung umgesetzt? Teile der Photovoltaikanlage konnten bereits vor Abschluss der Finanzierung und vor der jüngsten Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) erfolgreich in Betrieb genommen werden – mit Eigenkapital zwischenfinanziert. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Fundings wird das komplette Betriebsgebäude (Produktionshallen, Büros, etc.) von hocheffizienten LED-Lampen beleuchtet werden, wodurch wir weitere 110.000 kWh Strom pro Jahr einsparen werden. Zusätzliche sind flankierende Effizienzmaßnahmen im Bereich der Heizungspumpen vorgesehen. FUNDSCENE

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INTERVIEW

Jan Henric Büttner über Chancen des Crowdfundings in Deutschland Jan Henric Büttner ist mit der Finanzierung über Crowdfunding des Luxusresorts Weissenhaus in Deutschland einen neuen Weg gegangen. Als erfahrener Investor gibt er jetzt jedem die Chance über Companisto an seinem Projekt teilzuhaben und zu partizipieren. 38

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INTERVIEW

Herr Büttner, warum haben Sie sich für die Finanzierung des Luxusresorts „Weissenhaus“ für Crowdfunding entschieden und warum für Companisto ? Ich bin in den Neunzigern in die USA gezogen um dort mehrere Venture Capital Fonds aufzubauen und habe dort in den letzten Jahren schon mehrere größere Crowdfunding oder Crowdinvesting Themen mitverfolgt. Ähnlich wie damals in Deutschland das Thema Venture Capital noch am Anfang stand, ist es heute vielleicht analog das Crowdfunding, welches kurz vor dem Sprung in den Mainstream steht. Solche Veränderungen in tradierten Systemen

haben mich persönlich schon immer gereizt und damit dachten wir uns: lass uns sowas neues einfach mal ausprobieren, damit bekommen wir vielleicht anstatt anonymen Geldgebern, die nicht zu uns passen, motivierte Privatpersonen, die unsere Philosophie teilen und schaffen zugleich vielleicht ein Leuchtturmprojekt um Crowdfunding in Deutschland ein bisschen auf das nächste Level zu heben. Die Wahl von Companisto erfolgte dabei zum einen wegen der guten Erfahrung von mir aus anderen Projekten - ich bin zum Beispiel bei Bitebox persönlich als Business Angel investiert - weiterhin mussten wir

für das erste Immobilien-Crowdfunding in Europe doch einiges neu gestalten, z.B. Verträge die ja im Gegensatz zu Startup-Investments hier vielmehr auf eine Verzinsung, als einen schnellen Exit ausgelegt sind und die Companisto Gründer, beides Volljuristen, waren hier eine große Hilfe. Companisten also Investoren erhalten eine Festverzinsung. Warum werden sie zusätzlich an der Wertsteigerung beteiligt und warum werden Bonuszinsen gezahlt und trägt sich dies? Selbst wenn eine Immobilie natürlich eine andere „Asset-Klasse“ ist als ein Early-StaFUNDSCENE

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Fotos: Weisenhaus Jan Henric Buttner

INTERVIEW

Crowdfundings / Crowdinvestings? Darüber könnten wir sicherlich einen ganzen Tag sprechen. Vielleicht in der Quintessenz: Crowdfunding erlaubt es Investoren und Gründern direkt miteinander zu interagieren, mit minimalem Overhead oder Zwischenebenen, also anders als bei klassischen Fonds-Lösungen. Wir haben glaube ich bis heute knapp 200 Fragen von potentiellen Companisten direkt beantwortet und machen jetzt auch ein interaktives Live-Interview im Internet.

ge Startup-Investment ist es doch immer noch ein unternehmerisches Investments. Dazu gehört für mich untrennbar auch die Denke, dass im Erfolgsfall mehr rauskommt für alle. Ein Bonuszins ist damit für mich eher selbstverständlich, konkret haben wir hier ja zwei Bonuszinsen, einen der sich am kurzfristigen Erfolg, also dem jährlichen Umsatz und der Auslastung richtet, einen zweiten eher mittelfristigen der sich auf die Wertsteigerung des ganzen Areals in fünf Jahren bezieht. Da diese beiden Bonuszinsen erfolgsabhängig sind, tragen sie sich auch, sie fallen ja eben nur im Erfolgsfall an, dann ist ja auch Geld in der Kasse zum Verteilen da. Herr Büttner, wo sehen Sie als erfahrener Investor die Vor- und Nachteile des

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Dieser direkte Zugriff erfordert einen mündigen Investor, spart aber auch einiges an Geld welches sonst für die Zwischenschichten draufgeht. Das Internet ist ja perfekt in solchen „Cut the Middleman“ Themen, denken Sie an den Direktvertrieb von Gütern übers Web ohne Groß- und Einzelhandel. Zugleich muss sich Crowdfunding aber auch noch professionalisieren, wird sicherlich auch noch die ein oder andere regulatorische Hürde in den Weg gelegt bekommen und muss vor allem aus der Wahrnehmung heraus, dass nur kleine, sonst nicht zu finanzierende Projekte ihren Weg auf die Plattformen finden. Ich denke da gibt es einige gute Cases in letzter Zeit und hoffentlich können wir mit Weissenhaus da auch etwas beitragen und Nachahmer auf den Plan rufen. Das wäre toll für das ganze Ökosystem, da gerade in Deutschland immer noch viel zu wenig Kapital für Gründer und neue Ideen ausgegeben wird und

stattdessen große wie kleine Vermögen bei praktisch Null-Zinsen auf dem Sparbuch vergammeln. Da sind uns die USA aber zum Beispiel auch Frankreich voraus. Sie investieren in den USA in Start-up Unternehmen. Was ist der wesentliche Unterschied zwischen Venture Capital und Crowdfunding/Crowdinvesting? Wir Investieren mit unseren Fonds praktisch weltweit, nicht nur in den USA, haben eigene Teams z.B. in Brasilien, Russland, China, Hamburg, Berlin und San Francisco. Privat bin ich als Business Angel primär in Deutschland und USA unterwegs. Wie schon erläutert, sehe ich den Unterschied in der direkten Interaktion zwischen Investor und Gründer, die viel Input bringen kann, aber natürlich auch erfordert, dass der Gründer nicht vor lauter Stimmen wirr im Kopf wird und die Übersicht, also seinen eigenen Kurs verliert. Beide Finanzierungsformen haben sowohl heute als auch morgen ihre Daseinsberechtigung und können sich perfekt ergänzen. Was unterscheidet die Start-up-Szene in den USA von der in Europa/Deutschland? Da muss ich leider sagen: doch noch vieles! Die USA, gerade das Valley haben sowohl 20-30 Jahre Vorsprung, als auch kulturell wirklich deutlich bessere Bedingungen. Risiken einzugehen, also die „just do it“ Mentalität und auch eine Niederlage schnell und ohne Brandmarkung durch die


INTERVIEW Gesellschaft zu verarbeiten um zur nächsten Herausforderung zu eilen, ist vielleicht nicht wirklich Europäisch, vor allem wohl nicht Deutsch. Auch in der Methodik, Qualität und dem Biss der Gründer tendiere ich doch immer noch zum Valley. Was nicht bedeutet, dass es nicht auch hier gute Entwicklungen gibt, Berlin ist z.B. in den letzten Jahren sehr international geworden, was die Gründerteams angeht, das ist auf jeden Fall die richtige Richtung.

hier könnte man viel mehr Kapital für jeden Anleger gewinnbringend, aber auch für die Gesellschaft sinnvoll in die Assetklasse Startup lenken und somit auch dem Standort etwas gutes tun. Die German Startup Group, in der ich Aktionär und Aufsichtsrat bin, hat beispielsweise genau diese Mission. Die Bewertungen in Europa sind auch günstiger als in den USA, man kann hier also durchaus gute Deals als Investor machen, da geht noch einiges.

Wonach wählen Sie die Start-up-Unternehmen aus, in die Sie investieren? Was sind die drei Auswahlkriterien für einen VC? 1. Team, 2. Team, 3. Team. Spass beiseite, ganz so singulär ist das nicht, aber das Team, der Trackrecord der Gründer, der schon zitierte „Biss“, also der Wille ein Thema unbedingt zum Erfolg zu bringen ist

Viele Start-up Unternehmen, die in Europa/Deutschland gegründet wurden, gerade im IT-Bereich, wandern ins Silicon Valley ab. Wie beurteilen Sie dies? Stimmt in Europa die Infrastruktur noch nicht? Das kann man nicht pauschalieren, die USA sind einfach sowohl ein riesiger Absatzmarkt, vor allem aber für IT-Startups DER Exit-Markt, größere IT-Firmen werden also praktisch fast immer an die großen Category-Leader wie EBay, Apple, Google und Co verkauft und die sind trotz internationaler Präsenz doch alle US-Unternehmen, in einem späteren Stadium kann eine US-Präsenz also für IT-Firmen eine durchaus gute Idee sein auch wenn sie operativ heute eine Webfirma, eine App etc. praktisch weltweit aus einer Garage an einem beliebigen Punkt des Planeten entwickeln und betreiben können.

Vergleicht man die Menge an Risikokapital für Startups mit dem BIP pro Kopf, liegt Deutschland ungefähr bei einem Achtel der USA. wohl am Ende tatsächlich das wichtigste. Weiterhin muss ein Venture-Investment schon rein rechnerisch eine gewisse Rendite bringen können, wenn der Markt also zu klein ist um eine Wertsteigerung von Faktor 10 oder mehr abzubilden, dürfen Sie als Fondsmanager in der Frühphase gar nicht investieren. Die besten Deals kommen eigentlich immer über das Netzwerk, von Investoren oder Serien-Gründern mit denen man schon zusammengearbeitet hat. Die ganze Branche ist da sehr kollaborativ. Wird die Start-up-Szene in Europa/ Deutschland aus Ihrer Sicht noch eher stiefmütterlich behandelt? Vergleicht man die Menge an Risikokapital für Startup mit dem BIP pro Kopf, liegt Deutschland ungefähr bei einem Achtel der USA. Israel ist nochmal doppelt so hoch wie die USA. Also ja, gerade der deutschsprachige Raum ist ja alles andere als arm,

Was kann die Politik in Europa tun, um die Chancen für Gründer zu verbessern? Ich halte persönlich nicht zu viel von der Einmischung der Politik in die Wirtschaft, selbst wenn es gut gemeint ist. Wir haben hier doch auch absolut gute politische Rahmenbedingungen. Nicht mal die Unternehmenssteuern tun irgendwem weh und für internationale Programmierer bekommen sie in Berlin zehnmal einfacher ein Visum als in San Francisco, wo aus der Not heraus schon darüber nachgedacht wird, schwimmende Städte in internationalen Gewässern vor der Küste zu bauen. Viel wichtiger finde ich einen gesellschaftlichen Wandel „pro-Unternehmertum“, wir hatten ja schon zu den Unterschieden in der US-Kultur gesprochen, dabei ist simplifiziert gesagt - jeder US-Haushalt in der Höhe verschuldet, in der ein Deutscher Haushalt Mittel auf dem Sparbuch und

Girokonto hat. Die Voraussetzungen wären hier also ziemlich gut. Vielleicht braucht es hier vielmehr eine Form von Aufklärung, breitem Marketing und PR und ein paar weiterer Success-Stories anstatt irgendwelchen neuen Gesetzen. Lassen Sie mal - hypothetische Beispiele - Soundcloud für ein paar Milliarden an Google und Zalando an die Börse gehen, sowas hat voraussichtlich durchaus Strahlkraft und wird wieder eine neue Generation von schlauen Leuten in die Selbstständigkeit führen. FUNDSCENE

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INTERVIEW

EnerKíte – Flugwindkraftanlagen Im Interview mit Alexander Bormann Geschäftsführer EnerKite

Wie ist die Idee zu Enerkite entstanden? Energie hat mich schon als Kind fasziniert. Damals wünschte ich, Kernenergie könnte die Sorgen der Menschheit ein für allemal lösen. Mein Mentor und Doktorvater an der TU Berlin ist bereits in den 1980ern von der Kernenergie zu Windkraftanlagen konvertiert. Mich störte als junger Ingenieur, dass das, was gut für Mensch und Umwelt sein soll, doch relativ teuer und ressourcenfressend ist, subventioniert werden muss und nicht besonders schön aussieht. Auf der Suche nach der wohl günstigsten Art Strom zu produzieren kam sehr schnell die Idee, in große Höhen vorzudringen. Zuerst verfolgte ich Konzepte mit Luftschifftechnik, die sich jedoch als kostspielig, wartungsintensiv und schwer beherrschbar herausstellten. Als einer der ersten Kiter mit seinem Board über eine alte Landebahn in der Lausitz segelte, war die Idee geboren. Die Kräfte, die er mit einem kleinen Segel vom Himmel holte, waren nicht nur stark, sondern einfach zum Boden zu holen. Ich recherchierte kurz und stieß dabei auf ein Patent aus

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Anders als bei klassischen Windenergieanlagen wird der Strom am Boden erzeugt. den 1980er Jahren. Die Idee war also nicht ganz neu. Auf einer A4-Seite konnte ich die Möglichkeiten rechnerisch überschlagen und kam zu dem Schluss, dass allein die Kitefläche einer Seite Papier ausreichte, um den Strombedarf eines Menschen zu decken. Bei einem der erfahrensten Kite-Konstrukteure, Christian Gebhardt, stieß ich auf Skepsis. Er konnte sich das Ganze kaum vorstellen. Wie soll das mit der Steuerung funktionieren? Hier setzte dann unser erstes Projekt an. Ein führendes Industrieunternehmen erklärte sich bereit, die Entwicklung des ersten autonomen Drachensystems für Werbezwecke zu sponsern. Nach dem diese

Hürde mit einem Expertenteam – den späteren Gründern der EnerKíte – 2008 im Ansatz gemeistert war, ging es um die Frage der technischen Umsetzung für die Stromerzeugung. Hunderte von Ideen und Möglichkeiten wurden hinsichtlich der Praktikabilität und minimaler Stromgenstehungskosten geprüft und abgewogen. So entstand schließlich das heutige Konzept, welches nun technologisch gereift und erprobt ist und die wohl günstigste Art der Stromerzeugung darstellt. Können Sie uns kurz erklären, wie Enerkite genau funktioniert? EnerKites arbeiten in zwei Phasen. In der Arbeitsphase fliegt der Flügel bei maximaler Seilkraft quer zum Wind. Das Seil wird herausgelassen und treibt eine Generatorwinde an. Der Strom geht zum Verbraucher und ein Teil in die Pufferbatterie. In der Rückhohlphase gleitet der Flügel schnellstmöglich zum Ausgangspunkt zurück. Die Verbraucher werden aus der Batterie gespeist. Anders als bei klassischen Win-


INTERVIEW denergieanlagen wird der Strom am Boden erzeugt. Der gesamte Prozess ist rechnergesteuert und läuft vollautomatisch ab. Dabei werden neben den Flugparametern auch die Umweltbedingungen und die Bedarfsparameter der Verbraucher und Speicher berücksichtigt. Wo liegen die Vorteile gegenüber den bisherigen Windkraftanlagen? Die Stromgenstehungskosten von Windrädern an Land lassen sich noch um etwa 10% senken. Wo jedoch 95 % Material eingespart und fast die doppelte Zeit gearbeitet wird, da wird die Stromgewinnung halb so teuer wie heute, ist weniger von den lokalen Ressourcen abhängig und amortisiert sich auch in der Hälfte der Zeit. Bei EnerKíte Anlagen beginnt der Umweltschutz in Form von Ressourceneffizienz bereits bei der Materialbeschaffung, Herstellung und dem Transport. Im Betrieb rücken die Anlagen weniger ins Blickfeld der Betrachter. Luftfahrzeugen können die Anlagen künftig ausweichen. Vögel, die Ihre Nahrung in Form von Insekten über den warmen Gondeln von Windrädern finden, werden nicht so stark angezogen. Die geringere Fluggeschwindigkeit im Vergleich zu den Blattspitzen von Windrädern vermindert die Schallentwicklung. Die Flügel werfen Ihre Schatten nur dorthin, wo die Steuerung es zulässt. Und bei Gewitter, Flaute oder fehlendem Bedarf wird gelandet und fast komplett abgeschaltet. Damit ist die Sicht wieder auf die schöne Landschaft. Die Anlagen sind leicht zu transportieren. Das macht eine temporäre Nutzung möglich – z.B. in Krisenregionen oder nach Naturkatastrophen. Flexibel und einfach kann ein EnerKite-Windpark errichtet werden und sich an ändernde Bedarfe anpassen. In meiner Vorstellung sollte das Errichten von Enerkites so einfach sein wie ein Dieselaggregat zu betreiben. Für den Rückbau gilt das Gleich. In schwer zugänglichen Bergregionen, auf kleineren Inseln und selbst bei heutigen Autobahnen und Ortsdurchfahrten stößt die Logistik an Grenzen. So kosten Turm und Fundament

von herkömmlichen Windkraftanlagen heute schon ein Drittel der Anlagenkosten. Die Planungskosten und Planungszeiten sind extrem lang. Manche Orte sind erst gar nicht erschließbar. Die Wartung verschlingt heute einen Großteil der Betriebskosten von Windrädern. 90% der Zeit sind Monteure damit beschäftigt, Mensch und Material auf schwindelerregende Höhen zu hieven. EnerKites werden am Boden gewartet oder im Werk überholt. Das enorme Einsparpotential in diesem Bereich können wir heute noch gar nicht richtig beziffern. Schließlich sind Projekte mit EnerKítes weniger riskant. Die Windprognosen in großer Höhe sind nicht so stark von der Bebauung und Bewuchs abhängig, die Finanzierung eines beweglichen Wirtschaftsgutes für die Banken attraktiver. Für Eigenverbraucher und Genossenschaften wird die dezentrale Windstromerzeugung nun auch in kleineren Projekten hoch wirtschaftlich. So konkurriert unsere Technologie anfangs weniger mit großen Windrädern, sondern EnerKíte EK200 Anlagen werden konkurrenzfähig zu Photovoltaik und Diesel in fast allen Teilen der Welt. Wie viel Energie erzeugt eine Enerkíte Flugwindkraftanlage? Eines sei vorangestellt: Erst durch die neue Flügeltechnik werden unsere Anlagen überhaupt effizient und wirtschaftlich. Messungen und Rechnungen decken sich und unsere Erwartungen wurden mit den jüngsten Ergebnissen aus dem Windkanal sogar übertroffen. Die heutige Anlage EK30 zeigt also das Potential auf, welches mit den Produkten EK200 und der EK1M schrittweise erschlossen wird. Die jährlich erzeugte Strommenge der EK200 mit 100 kW Nennleistung beträgt bis zu 600 Megawattstunden, das entspricht dem Äquivalent von 200.000 Liter Diesel oder dem Strombedarf von 200 Haushalten. Für die Mobilität von morgen ermöglichen EK200 die tägliche Betankung von 100 Elektroautos mit einer Reichweite von 100 Kilometern. Auch größere landwirtschaftliche Betriebe kön-

nen Ihren Bedarf nahezu vollständig aus EnerKíte Strom decken. Neben der Menge ist vor allem die Gleichmäßigkeit der Stromerzeugung mit 50 - 70% Auslastung einzigartig. Zum Vergleich: Photovoltaik-Anlagen haben 10%, Windräder 25 – 35%. Durch hohe Auslastung amortisiert sich die Technologie – sowie alle daran angebundenen Technologien wie z.B. Speicher ebenso in halbierter Zeit. Wir erreichen so reduzierte Systemkosten. Mit der Skalierung die EK1M wird der Energieertrag pro Anlage etwa verfünffacht. In Windparks lassen sich mit hoch skalierten Anlagen Leistungsdichten von 20 MW/km2 erreichen. Auch bei Einzelanlagen wird mit 3.5 ct/kWh der Strom dann günstiger sein als Strom aus Kohle 4 ct/kWh, Wasserkraft 5 ct/kWh und heutigen Windrädern (6-7 ct/ kWh). Warum haben Sie sich für eine Crowdinvesting-Finanzierung entschieden? Für Banken ist unser Vorhaben noch nicht etabliert genug. Ein potentieller Kunde von EnerKíte hat den Demonstrator in Betrieb gesehen und war hellauf begeistert. Mit einem Nachrangdarlehen über 50.000 EUR hat er EnerKíte sofort unterstützt. Bei optimalem Verlauf bekommt er 2019 für diesen Einsatz eine fertig installierte Anlage. Die Idee fürs Crowdinvesting war so praktisch geboren. Uns ist natürlich klar, dass wir immer auch potente Geldgeber und Partner in Betracht ziehen müssen. Ich komme gerade von einem Investorengespräch mit ausländischen Geldgebern. Oft sind Mehrheitsbeteiligungen oder die Verlagerung ins Ausland gewünscht. Diese Bedingungen und Abhängigkeiten sind für unsere Entwicklung nicht optimal. So wollen wir heute die Bereitschaft deutscher Anleger prüfen, Hightech Made in Germany auch in Deutschland zum Erfolg zu bringen. Die Darlehensfinanzierung ist dafür geeignet, da unser Geschäftsmodell nicht nur hohe Umsätze, sondern auch gute Rendite erwarten lässt. So können wir Investoren im Falle des Erfolgs auch auszahlen. Steuergelder und Förderprogramme sind heute nicht

Flexibel und einfach kann ein EnerKite-Windpark errichtet werden und sich an ändernde Bedarfe anpassen. FUNDSCENE

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INTERVIEW

ausreichend, um so komplexe Systeme als Start-Up neu zu entwickeln. Große Summen fließen eher in teure Offshore-Projekte oder den Netzausbau. Insofern ist EnerKíte ein brisantes Thema. Wir hoffen also auch, dass die Kampagne das Bewusstsein zu nachhaltiger Stromversorgung steigert und Menschen zum eigenverantwortlichen und wirtschaftlichen Denken und Handeln bewegt. Wenn nur jeder zehnte Bürger uns mit 1 EUR unterstützt, ist ausreichend Kapital vorhanden, um ein neues Kapitel der Stromerzeugung aufzuschlagen. Für die Crowdinvesting- Kampagne haben Sie sich für die Crowdinvesting Plattform Fundernation entschieden. Warum haben Sie sich für FunderNation entschieden? FunderNation und EnerKíte verbindet, dass wir vor allem technische Innovationen wagen. So ist unser Produkt ausschließlich für B2B bzw. nicht für den Consumerbereich und die Technologie ist nur dem Anschein nach einfach. Uns war wichtig, dass unser Angebot von erfahrenen Profis evaluiert und promotet wird. Die Möglichkeit, unser Vorhaben den Investoren und Interessenten schon während der Sorgfaltsprüfung (Due Diligence) zu offenbaren, fanden wir logisch. Bei einer neuen und nicht bekann-

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ten Plattform ist der Aktivierungsaufwand allerdings sehr hoch. Wir leisten auch hier gemeinsam Pionierarbeit. Ich bin sicher, die folgenden Kampagnen werden voll von den Vorteilen profitieren. Wie wurden Sie von FunderNation bei der Vorbereitung der Crowdinvesting-Kampagne unterstützt? Der Kontakt mit Fundernation war stets von Teamgeist und dem gemeinsamen Anliegen geprägt, allen Beteiligten ein gutes Angebot zu schaffen. Fundernation hat mit Ihren Fragen und der Businessplan-Struktur einen guten Rahmen vorgegeben. In den Verträgen konnten wir für die Anleger und für das Unternehmen wichtige Punkte einbringen und durchsetzen. Dass hier noch Kinderkrankheiten auftreten und der ganze Prozess schleppender erfolgt als gedacht, haben wir in unserer Planung zum Teil berücksichtigt. Inzwischen ist die Betaphase nahezu abgeschlossen und das Angebot schon sehr rund und schlüssig. Das Investieren funktioniert. Warum sollte man in Enerkite investieren? Das Potential der EnerKíte Technologie ist riesig, unsere künftigen Produkte sind

weltweit wirtschaftlich. Nun gilt es bei der Umsetzung der Produkte und der Markteinführung erfolgreich zu sein und dieses Potential in der Praxis unter Beweis zu stellen. Dieser Schritt ist mit Risiken verbunden und wird mit einer stattlichen Wertsteigerung des Investments belohnt. Wir rechnen mit einem Multiplen von 2,4 – 10. Unsere Investoren hatten bis heute nicht nur die Wertsteigerung im Blick, sondern sind begeistert dabei zu sein und unterstützen uns wo sie können. EnerKíte ist eine erfrischende Alternative zu heutigen Energieformen. Keine teuren Offshore-Projekte, kein Netzausbau, weniger Spargel in der Landschaft. Klimaschutz geht alle an. Warum sollte man damit nicht auch Geld verdienen? Ein Mensch kann sich vorstellen, dass ein Beitrag von 100 Euro im Jahr 2020 zu einer Auszahlung von 1000 Euro führen kann. Was eher noch vermittelbar ist, das dies ein Signal und Beitrag zur Unterstützung von Technologien ist, die Strompreise in diesem Land langfristig wieder halbieren oder noch weiter senken helfen. Allein das wird sich schnell auszahlen. Wenn Sie 625 Euro investieren, erwerben Sie einen Anteil von 0,01% des Unternehmens. Die daraus resultierende Entwick-


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„Der Kontakt mit Fundernation war stets von Teamgeist und dem gemeinsamen Anliegen geprägt, allen Beteiligten ein gutes Angebot zu schaffen.“ lung führt dazu, dass Anlagen produziert werden können, die entsprechend diesem Anteil so viel CO2 einsparen wie auf 1000 Flügen von Berlin nach Paris und zurück ausgestoßen werden. Wollte man das heute beim Flugscheinkauf kompensieren, so müsste man dafür 15.000 Euro bezahlen. Investoren die heute 1% Gewinnanteil des Unternehmens mit einem Investment von 62500 Euro erwerben, können wie oben beschrieben von dem Ertrag künftig eine eigene Anlage realisieren.

stellt. EnerKite wird entscheiden, ein Konzern bzw. Teil eines solchen zu werden oder das Geschäftsmodell in kleineren Einheiten weltweit in Lizenz zu produzieren. Die Welt der Energieerzeugung ist im Umbruch und in fünf Jahren können wir zeigen, dass wie die überzeugenden Lösungen haben und

diese durchsetzen. Der innovative Geist unseres Gründerteams wird auch dann weiter leben. Ideen für weitere Produkte und innovative Dienstleistungen rund um die EnerKíte Technologie gibt es schon heute.

Was wird nach erfolgreicher Finanzierung umgesetzt? In vier Jahren hat EnerKíte etwas mehr als eine halbe Million Euro Eigenkapital gebraucht und so den skalierten Prototypen EK30 gebaut und getestet. Dazu wird nun das Start- und Landesystem exemplarisch umgesetzt. In Europa wollen wir das erste Team sein, welches das überzeugend zeigt. Die skalierte Entwicklung auf Basis der EK30 gibt uns die Möglichkeit nun in kürzester Zeit und mit möglichst wenig Mitteln so viele Fehler wie möglich zu machen, daraus zu lernen und ein reifes Produkt entstehen zu lassen. Wir werden also bis Ende 2016 die EK200 entwickeln, testen und zur Marktreife bringen. Die Kunden warten bereits darauf und Fördermittel und neue Investoren können helfen, diesen Prozess zu beschleunigen und verbessern. EnerKíte wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? Unser erster Planungshorizont reicht bis 2020. Darüber hinaus gibt es Vorstellungen für die nächsten 20 Jahre. Ich will und werde eine Welt mit 100% Erneuerbaren mitgestalten und erleben. In fünf Jahren zahlen wir die heutigen Investoren aus. EnerKíte produziert und vermarktet 2019 mit 200 Mitarbeitern 200 EK200 Anlagen in Serie. Idealerweise ist dann auch die skalierte Version EK1M für die industrielle Stromerzeugung aus eigener Kraft entwickelt und auf dem Markt. Dann werden die Weichen für Wachstum und Effizienzsteigerungen geFUNDSCENE

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INTERVIEW

Weil wir neben dem ehrlichen Feedback der Community auch eine erste Startfinanzierung benötigt haben.

Hafervoll mit der Crowd zum Müsli für die Hosentasche

Robert Kronekker Geschäftsführer erzählt uns im Interview, warum Sie die Finanzierung über die Crowd gewählt haben! 46

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INTERVIEW

Warum habt Ihr eine Finanzierung über Crowdfunding gewählt? Weil wir neben dem ehrlichen Feedback der Community auch eine erste Startfinanzierung benötigt haben. Von den 10.000€ haben wir die erste große Produktion finanziert. Wann habt Ihr das erste mal von Crowdfunding gehört? Der Begriff war uns schon vorher geläufig, allerdings haben wir uns erst 2013 intensiv mit den einzelnen Plattformen beschäftigt! Worauf sollte man achten, damit man sein Projekt erfolgreich über Crowdfunding finanzieren kann? 1.) Die richtige Crowdfunding-Plattform 2.) Ein klar definiertes Ziel 3.) Ein ausgearbeiteter Marketingplan Hattet Ihr bei der Gestaltung des Crowdfunding Hilfe? Wir haben die Kampagne zunächst in kompletter Eigenregie gelaunt, uns allerdings ab der Hälfte der Kampagne einige Tips von Crowdfunding-Experten wie z.B. Dennis Schekel (Startplatz Köln) geholt. Wurdet Ihr durch die Crowdfunding Plattform unterstützt? Aber sicher! Wir hatten sehr viel Support für unsere Kampagne. Durch zahlreiche Gespräche und persönliche Besuche haben wir auch

die Mitarbeiter begeistern können und engen Draht bei Gesprächen. Warum habt Ihr Euch bei Eurem Crowdfunding für Startnext entschieden? Startnext ist zudem Zeitpunkt rasant gewachsen und wir haben zuvor zahlreiche Projekt verfolgt. Auch wenn Startnext nicht unbedingt durch viele Food-Projekte ausgezeichnet war, haben wir die hohe Aktivierung der Community geschätzt. Der Großteil unserer Stammkunden ist uns nach wie vor aus den Startnext-Zeiten treu geblieben, yippee! Würdet Ihr noch einmal eine Finanzierung per Crowdfunding machen? Kurz gesagt: JA Habt Ihr oder würdet Ihr selbst in ein Projekt per Crowdfunding oder Crowdinvesting investieren? Ja, natürlich unterstützen wir auch andere Kampagnen oder auch Produkte. Wenn wir etwas gut finden und unbedingt zur Marktreife beitragen möchten, dann schließen wir auch ein Invest nicht aus! Ist Crowdfunding/Crowdinvesting eine echte Alternative, um ein Startup Unternehmen zu finanzieren? Das hängt ganz von dem jeweiligen Geschäftsmodell ab. Grundsätzlich ist Crowdfunding/Crowdinvesting eine gute Chance Kapital einzusammeln! FUNDSCENE

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INTERVIEW

Vom iPad auf die Stange

Das Orderboock für den Fashion Großhandel Smartview 360 hat eine moderne, visuell-basierte Vertriebslösung und Technologie auf iPad-Basis entwickelt, die mit unserem innovativen Verfahren erstmalig 3D-Produktdarstellungen zulassen. Warum die Finanzierung über Crowdinvesting? Wir finden die Option Crowdfunding sehr attraktiv. Zum einen stehen wir lieber auf vielen kleinen Stützen als auf 1-2, wo wenn eine mal wackelt oder wegbricht das ganze Unternehmen gefährdet ist.

Warum habt Ihr keine klassische Bankenfinanzierung gemacht? Für Gründer stellt dies in den seltensten Fällen eine Option dar. Die Kriterien die hier erfüllt werden müssen, sind in der Gründungsphase von den wenigsten darstellbar. Habt Ihr damit gerechnet, dass Ihr die Fundingschwelle schon nach 24 Stunden erreicht? Nein, das haben wir nicht. Besonders da wir wissen, dass unser Produkt A) kein Produkt ist, wo der Endkunde/Investor einen direkten Bezug/nutzen zu hat und B) als b2b Produkt nicht in 2 Sätzen erklärbar ist. Wie habt Ihr euch auf das Crowdinvesting vorbereitet? Wir haben unsere Investmentstory und den Businessplan geschrieben, final den Film gedreht – um auf einem gut verständlichen Weg der Crowd Problem, Lösung und den Bedarf aufzuzeigen. Alle 3 Elemente sind sehr wichtig und benötigen höchste Sorgfalt, dafür haben

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INTERVIEW

Wir haben unsere Investmentstory und den Businessplan geschrieben, final den Film gedreht – um auf einem gut verständlichen Weg der Crowd Problem, Lösung und den Bedarf aufzuzeigen. wir uns die Zeit genommen. Was hättet Ihr gemacht wenn der Schwarm euer Konzept nicht akzeptiert hätte habt Ihr einen Plan B gehabt?

Als Unternehmer sollte man immer einen Plan B haben, auch wenn wir voller Hoffnung waren, dass die Crowd unser Vorhaben als gut und sinnvoll erachtet und Lust hat es zu unterstützen. Unser Unter-

nehmen steht auf 3 kapitalen Säulen, eine ist das Crowdfunding, dann haben wir noch eine Beteiligungsgesellschaft die sich mit einer stillen Beteiligung bei uns beteiligt und ein privates Investment. Warum habt Ihr euch für SEEDMATCH als Plattform entschieden und welche Unterstützung habt Ihr von SEEDMATCH für die Vorbereitung des Crowdinvesting`s bekommen?

Für den Ausbau der Entwicklung und dem Vertrieb. Wo steht das Unternehmen eurer Meinung nach in 5 Jahren? Wir wollen Marktführer für visuelle und intuitive Produkt Präsentation und Verkaufslösungen sein, national wie international.

Seedmatch war für uns sofort der perfekte Match. Das Team ist hoch professionell und super hilfsbereit. Wir haben dort präsentiert und überzeugt, darüber sind wir froh und stolz zugleich! Für was wird das Geld nach erfolgreichem Funding verwendet?

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NEWS

Powerfrucht im Saftregal

BESTER Paradiesapfelsaft startet Crowdfunding Paradiesapfel ist der altdeutsche Name für den Granatapfel – eine wirklich paradiesische Frucht. Hochwertigen Granatapfelsaft und einzigartige Granatapfelmischsäfte bringt unser neues Crowdfunding-Projekt BESTER Paradiesapfelsaft nun in den deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Dabei überzeugt es mit ausgewählten Früchten, schonender Verarbeitung, einzigartigen Sorten und köstlichem Geschmack. Die BESTER Paradiesapfelsaft GmbH hat es sich zum Ziel gesetzt, hochwertigen Granatapfelsaft in den deutschen Lebensmitteleinzelhandel zu bringen, den Point of Sale, den die Mehrzahl der Verbraucher regelmäßig nutzt.

gefiltert und enthält daher einen Großteil der natürlichen Inhaltsstoffe und der darin in besonders hoher Konzentration enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe und Antioxidantien, wie Polyphenole und Flavonoide.

In vielen Ländern erfreut sich Granatapfelsaft einer enormen Beliebtheit. Der deutsche Verbraucher beginnt gerade erst, Granatäpfel und Granatapfelsaft als wohlschmeckendes und gesundes Lebensmittel zu entdecken. Granatapfelprodukte sind der aktuelle Trend in der Kosmetikindustrie, wie die Verwendung von Granatapfelzusätzen in Cremes, Lotionen und Duschgels zeigt.

Der Saft ist in einer sehr attraktiven 250 ml Glasflasche erhältlich. Diese garantiert, dass keine Weichmacher oder sonstige gesundheitsgefährdende Stoffe in den Saft gelangen. Die Flaschengröße wird gerade als „to go“-Produkt sehr geschätzt. Somit erhält der Verbraucher ein sehr gesundes und köstliches Produkt in der optimalen täglichen Menge.

Die BESTER Paradiesapfelsaft GmbH bringt einen köstlichen, leicht herb und frisch schmeckenden Granatapfelsaft zu einem überaus günstigen Preis auf den Markt. Darüber hinaus werden vier einzigartige Mischsaftsorten angeboten, die sich durch einen hohen Granatapfelanteil von mindestens 80%, sowie hochwertige zugesetzte Früchte, wie Heidelbeere, Himbeere oder Brombeere auszeichnen. BESTER Paradiesapfelsaft wird ausschließlich in hundertprozentiger Direktsaftqualität angeboten. Granatapfelsaft schmeckt nicht nur köstlich, sondern ist auch überaus gesund.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen: Der Granatapfel ist eine der gesündesten Früchte überhaupt. Der Granatapfel hat durch seine herausragend hohe antioxidative Wirkung einen besonderen, stärkenden Einfluss auf unser Immunsystem. Die Wirkung der Frucht ist nicht auf einen Inhaltsstoff zurückzuführen. Vielmehr liegt das Geheimnis in dem besonderen Zusammenspiel der zahlreichen Inhaltsstoffe in ihrer natürlichen Form. BESTER Paradiesapfelsaft ist nur leicht

Galeria Kaufhof ist von BESTER Paradiesapfelsaft überzeugt und nimmt die Säfte in Kürze in ihr Sortiment auf. Auch weitere Partner im Lebensmitteleinzelhandel, wie Tengelmann, famila oder Combi führen das Produkt schon in ausgewählten Märkten. An einer flächendeckenden Listung arbeitet das Unternehmen mit Hochdruck, damit interessierte und gesundheitsbewusste Verbraucher, sowie Liebhaber außergewöhnlicher Fruchtsäfte überall in den Genuss dieses köstliche Saftes kommen können.

BESTER Paradiesapfelsaft mit Himbeeren in der 250ml-Flasche

Der deutsche Verbraucher beginnt gerade erst, Granatäpfel und Granatapfelsaft als wohlschmeckendes und gesundes Lebensmittel zu entdecken.

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NEWS

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INTERVIEW

Im Gespräch mit Thomas Andersen Gründungsmitglied des German Crowdfunding Network Vorgehensweise einer sich doch sonst so wirtschaftsnah gebenden Regierung. Beim Crowdfunding muss wegen der geringen, auf viele Projekte aufteilbaren Investitionssummen niemand vor sich selbst geschützt werden, sind doch die meisten Zuwendungen unter 250 EUR und damit im Bereich „emotionales Engagement“ seitens des Geldgebers abzubuchen. Ist aus Ihrer Sicht Crowdfunding ein ideales Finanzierungsmodell auch für Mittelstand und Industrie und warum?

Seit wann beschäftigen Sie sich mit den Themen Crowdfunding und Crowdinvesting? Ich moderiere seit vielen Jahren die Xing-Crowdsourcing-Gruppe. Dort kam schon sehr früh die Diskussion auf, ob man neben Wissen und künstlerischen Fertigkeiten nicht auch Finanzen crowdsourcen kann. Kickstarter & Co. gaben die internetbasierte Antwort. Ich persönlich beschäftige mich seit 2 Jahren intensiver mit diesem Thema.

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Wie bewerten Sie den Vorstoß der Regierung, das Crowdinvesting über das Kleinanlegerschutzgesetz zu regulieren? Dazu hat das German Crowdfunding Network, dessen Gründungsmitglied ich bin, ausführlich Stellung bezogen. Daher nur so viel: das noch zarte Pflänzchen der alternativen Finanzierung aus bisher nie angesprochenen Zielgruppen durch Überregulierung jetzt schon wieder zuzupflastern, wäre die denkbar falscheste

In der Tat ist das Crowdfinancinginstrumentarium auch bestens geeignet, die Idee der Firmenanleihen oder Wandelanleihen für begrenzte Insiderzielgruppen zu ganz neuen Investorenzielgruppen zu führen. Warum sollte sich ein solides Tiefbauunternehmen nicht mal seinen neuen Bagger von der Crowd finanzieren lassen und als Reward der Crowd z.B. einen Open Day mit kostenlosem Baggerfahren anbieten? Stellen Sie uns doch Ihr neues Projekt CROWDMATE vor? Crowdmate.de ist eine Plattform zur Vermittlung von Crowdfinancingexperten. Die Idee entstand, weil viele Startups und Projektstarter zwar von Crowdfunding gehört

haben, aber nicht so richtig wissen, wie sie das eigentlich mit Aussicht auf Erfolg anstellen sollen. Andersen Marketing als Plattformbetreiber erhebt nur von den Experten eine Gebühr, die diese ihr so lange zahlen, wie sie auf der Plattform präsent sind. Die Projektstarter zahlen nichts an die Plattform, erhalten aber auf Wunsch eine Expertenempfehlung. Darüber hinaus werden Workshops zu Crowdfinancing organisiert und beworben. Worauf sollte ich als Investor achten, wenn ich in ein Crowdfunding-, Crowdinvestingoder Crowdlending-Projekt investieren will? Wie oben bereits erwähnt, handelt es sich zumindest bei den ersten beiden in der Regel um ein fast rein emotionales Investment (weshalb das Pitch-Video auch so wichtig ist!), so dass mich die Idee und das Team überzeugen müssen. Wenn dann noch alle Rahmendaten stimmen (klare Alleinstellung, wachsender oder großer Markt, viel Branchenund Execution-Know-how im Managementteam, realistische Umsatzprognosen, liquiditätssichernde Margen), steht einem Invest eigentlich nichts mehr im Wege. Wobei man sicher bei 2000 EUR genauer hinsieht als bei 5 EUR.


INTERVIEW

Wie wird sich das Crowdfunding/Crowdinvesting in Deutschland weiter entwickeln? Wird es sich weiter etablieren oder eine Randerscheinung bleiben? Die sehr erfreulichen Beispiele für die Ausweitung auf den Immobiliensektor (das Ostsee-Ressort Weissenhaus auf companisto brachte 3,4 Mio. € und das Hamburger Middendorf-Haus auf Bergfürst startet ab Oktober) und die stetig größer werdenden Fundingsummen lassen ahnen, dass bei guter Argumentation in überzeugenden Kampagnen noch viel mehr folgen wird und auch hier das Vorbild der USA (Kickstarter generierte 1 Mrd. $ in 5 Jahren, Deutschland in 4 Jahren erst 28 Mio. € in Crowdinvesting und 12 Mio. € in Crowdfunding) bei uns manifestiert. Auch die IHKs interessieren sich immer mehr für das Thema Crowdfunding. So gibt es jetzt die Weiterbildung zum Crowdfunding Manager IHK. Für wen ist dies interessant und was erwartet mich, wenn ich diese Ausbildung machen möchte? Dies ist neben den rein am Thema Interessierten, die gern mehr zu diesem Mode-

Crowdmate.de ist eine Plattform zur Vermittlung von Crowdfinancingexperten. Die Idee entstand, weil viele Startups und Projektstarter zwar von Crowdfunding gehört haben, aber nicht so richtig wissen, wie sie das eigentlich mit Aussicht auf Erfolg anstellen sollen. begriff von CF-Experten erfahren wollen, auch für Führungskräfte des Mittelstands interessant, die sich grundsätzlich für alternative Finanzierungsquellen interessieren. Im Kurs werden sehr praxisnah in Teams echte Crowdfundingkampagnen unter Moderation von Experten entwickelt und abschließend der Fachjury präsentiert. Sie sind Gründungsmitglied des German Crowdfunding Networks, dem deutschsprachigen Branchenverband der Crowd-

funding-Szene. Welche Aufgaben und welche Ziele verfolgt der Verband? Der Verband möchte Anlaufstelle und Kompetenzzentrum für alle Fragen rund ums Crowdfunding - ich benutze lieber, wie Sie sicher schon bemerkt haben, den umfassenderen Begriff Crowdfinancing, aber der ist noch nicht etabliert – sein und in stetem Dialog mit Investoren, Projektstartern, Plattformen, Verbänden, Wirtschaft und Politik die urdemokratische Idee des Schwarmfinanzierens in der ökologisch sinnvollen und gesellschaftlich wünschenswerten Share-Economy vorantreiben. Warum ist Berlin die Gründer-Metropole Deutschlands? Weil hier ein enormes State-of-the-ArtWissen (Hochschulen, Forschungsstätten, deren Spin-Offs) und zahllose multikulturelle, gut ausgebildete Digital-Native-Arbeitskräfte in der kulturell spannendsten Stadt Deutschlands mit (noch) bezahlbarem Wohnraum und einer einmaligen öffentlichen Verkehrsinfrastruktur auf ein Füllhorn von kreativen Businessideen in einem stetig wachsenden Startup-Ecosystem treffen. FUNDSCENE

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Thomas Godoj

Durch Crowdfunding zum neuen Album Fotos: David Kuschkewitz - D.A.V.Entertainment

Thomas, Dein neues Album ist am Start. Wie ist es geworden? Bist Du mit Eurer Arbeit zufrieden? Ich bin mit unserer Arbeit sehr zufrieden, denn ich konnte bei diesem Album das umsetzen, was ich mir vorgenommen hatte. Die Leute, die uns live kennen, wissen, dass wir da druckvoller und rockiger klingen, als auf meinen bisherigen Alben und nun ist es gelungen, diesen Sound auch auf das neue Album zu bringen. Die Zusammenarbeit mit meinem neuen Produzenten Hannes Kelch war da sehr fruchtbar und ich finde, es ist sehr rund geworden. Jetzt freuen wir uns darauf, das Ding live zu präsentieren. Die Premiere hatten wir bereits auf der Releaseparty, die wir im Rahmen des Crowdfunding auf einem Schiff auf dem Rhein veranstaltet haben. Dort haben wir das komplette Album live gespielt und die Songs sind sehr gut angekommen.

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Du hast dieses Album über Crowdfunding finanziert. Aus welchem Grund hast Du dieses Finanzierungsmodell gewählt? Ich hatte keinen Bock mehr auf Plattenfirmen. Im Ernst, ich wollte unabhängig werden und mein eigenes Ding machen und ich wusste zumindest, dass meine Fans sich das auch von mir oder für mich wünschen. Das Prinzip des Crowdfunding funktioniert ja so, dass die Unterstützer sagen, wir glauben an dieses Projekt und sind bereit, z. B. vorab das Album zu bestellen oder es sogar mit einem größeren Betrag zu unterstützen. Wie groß die Bereitschaft dann sein würde, das Ganze zu unterstützen, konnte ich natürlich vorher nicht ahnen, aber es hat sich ausgezahlt, diesen Weg zu gehen. Abgesehen von der künstlerischen Freiheit habe ich für dieses Album jetzt ein größeres Budget zur Verfügung, als ich für alle vorherigen Alben hatte.


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„Das hat mich total überrascht, denn damit war wirklich nicht zu rechnen.“ Wie unabhängig ist die Produktion des Albums. Wie frei warst, und bist Du in Deinen Entscheidungen? Die Produktion war völlig unabhängig und frei. Ich habe damit bereits angefangen, als das Crowdfunding noch lief, ohne zu wissen, ob dieses erfolgreich sein würde. Es gab niemanden, der mir in die Produktion reingequatscht hat und ich konnte mir die Leute aussuchen, mit denen ich an diesem Album zusammenarbeiten wollte. Ich bringe das Album auf meinem eigenen Label Tomzilla Musik raus, das ich gerade gegründet habe und kann so alle Entscheidungen selbst treffen. Für den Vertrieb habe ich mir natürlich Partner gesucht. Das Ergebnis des Crowdfundings hat die Erwartungen und damit die Finanzierungssumme bei Weitem übertroffen. Hat Dich dies überrascht? Das hat mich total überrascht, denn damit war wirklich nicht zu rechnen. Ich hatte auf der Tour vorher viel Aufklärungsarbeit betrieben, wir haben Flyer verteilt, aber am Ende weißt du nicht, wie weit die Bereitschaft der Leute dann wirklich geht. Als ich den Startknopf gedrückt habe, war ich sehr aufgeregt und dann war die Finanzierungssumme plötzlich innerhalb von vier Stunden erreicht. Es war unfassbar. Darauf musste ich erst mal einen Schnaps trinken. Am Ende hatten wir die Summe verdreifacht und damit den europäischen

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Crowdfunding-Rekord im Bereich Musik gebrochen. 14 Deiner “Sponsoren” haben als Dankeschön ein Wohnzimmerkonzert gewonnen. Wie unterscheidet sich für Dich ein solches Konzert in kleinem Rahmen von dem Gig in ausverkauften Hallen? 13 der 14 Konzerte haben wir schon gespielt, mal zu zweit mit meinem Gitarristen Sebastian, mal zu dritt mit Sebastian und meinem Schlagzeuger Torsten und einmal auch mit der gesamten Band. Diese 13 Konzerte waren jeweils immer anders und auch immer ganz speziell. In einem wirklichen Wohnzimmer haben wir gar nicht so oft gespielt, da waren echt verrückte Orte dabei: ein Schiff auf der Mosel, eine Reederei im Duisburger Hafen oder ein echter Proberaum in München. Hauptunterschied zu einem Konzert z.B. der Tour ist natürlich, dass da viel weniger Leute vor einem stehen, bzw. oft auch sitzen. Das war für uns auch etwas Besonderes, da kriegt man die Reaktion der Zuhörer noch direkter mit. Noch ein Unterschied war, dass wir an jedem Tag immer super bewirtet wurden, da kann sich so manches Catering ein Beispiel dran nehmen. Meine Unterstützer haben die Wohnzimmergigs übrigens nicht gewonnen sondern konnten sich entsprechend der Höhe der Unterstützung, die sie leisten wollten, ein Dankeschön aussuchen. Deine neue Tour beginnt Ende November. Kannst Du das eine oder andere Geheimnis verrraten? Was können wir erwarten? Geheimnisse gibt es da eigentlich nicht wirklich, denn es dürfte mittlerweile bekannt sein, dass es ordentlich rocken wird! An der Setliste für die 18 Konzerte wird noch gearbeitet, da wird es für die Konzertbesucher bestimmt ein paar Überraschungen geben. Die Auswahl fällt uns zunehmend schwerer, denn bei fünf Alben müssten wir jeden Abend 4 Stunden spielen, um es allen Leuten recht zu machen. Die Tour startet übrigens am 26.11. in Ahaus und ab dann sind wir ein paar Wochen unterwegs, endlich auch mal wieder in Wien, da waren wir schon eine ganze Weile nicht mehr. Zur Tradition ist mittlerweile das Konzert bei mir zuhause in Recklinghausen geworden, da spielen wir am 5.12. An dem Abend werde ich im Schottenrock

auftreten, denn es gilt die Wette mit meinen Fans einzulösen, ob wir das Crowdfunding zusammen rocken oder nicht…wie man sieht, die Fans haben gewonnen und jetzt kriegen sie mich im Rock! Das letzte Konzert der Tour findet dann am 20.12. in Kaiserslautern statt. Du engagierst Dich für die Kindernothilfe. Erzähle und bitte etwas über dieses Engagement? Ich unterstütze die Arbeit der Kindernothilfe, weil Kinder schnelle, unbürokratische und verantwortungsvolle Hilfe brauchen. Immer und überall auf der Welt. Deshalb haben wir z.B. nach dem schweren Erdbeben auf Haiti ein großes Benefizkonzert hier im Recklinghäuser Ruhrfestspielhaus organisiert und zwar extrem kurzfristig. Alle Beteiligten haben da super kooperiert und so sind fast 60,000€ für die gute Sache zusammen gekommen. Letztes Jahr habe ich mit meiner Band 2013 bei einer großen Gala zugunsten der Kindernothilfe in Münster gespielt. Ich engagiere mich aber auch gerne für andere karitative Zwecke, so werde ich am 23. Oktober im Kölner Hard Rock Cafe ein Benefizkonzert im Rahmen des „Pink October“ spielen, um auf den Kampf gegen Brustkrebs aufmerksam zu machen. Was hast Du für die nächsten Jahre künstlerisch und privat in Planung? 2015 wird mindestens genauso spannend wie 2014, das steht fest. Wir arbeiten schon länger am heiß ersehnten Akustik-Album – „heiß ersehnt“ sowohl von mir selber, als auch von den Leuten, die Spaß an meiner Musik haben. Durch den wahnsinnigen Erfolg des Crowdfundings war mir diese Produktion jetzt noch zusätzlich möglich und das Album wird voraussichtlich Anfang des Jahres erscheinen. Mit den Songs im Gepäck werden wir im wahrscheinlich schon im Frühjahr 2015 auf Tour gehen. Generell gilt auch für 2015, dass wir soviel spielen wollen, wie es nur geht. KONZERTE KONZERTE KONZERTE! Und privat? …man merkt an seinen Kindern, wie die Zeit verfliegt: mein Sohn Louis ist schon 4 Jahre alt, meine kleine Tochter Lynn ist sogar schon 5 und kommt im nächsten Jahr in die Schule. Somit beginnt für sie und auch uns ein ganz neuer, aufregender Lebensabschnitt.


SPOTLIGHT

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VORSCHAU

Impressum Herausgeber: Markus Elsässer Chefredakteur: Ulrich Träm (V.I.S.D.P.) Stelvertretener Chefredakteur: Sabine Elsässer

CrowdDialog München 2014 CrowdSourcing - CrowdInnovation und CrowdFunding

Redaktion: Pamina Fabienne Elsässer Geschäftsführer: Sabine Elsässer Verlag: Elsäßer UG (haftungsbeschränkt) Waldblickstr. 40 - DE-75245 Neulingen

Daniel Horak CEO von CONDA

Foto: Anja Grundböck - PHOTOGRAPHY

Viele Lanzen für das Wissen - Finanzierung für wissenschaftliche Projekte aus der Crowd

Foto: © Denis Aglichev - Fotolia.com

Registergericht: Amtsgericht Mannheim Registernummer: HRB 706231 Ust-Ident-Nummer:DE264671277 Tel.: +49 (0)72374868197 E-Mail: pr@fundscene.com Anzeigenvermarktung: Edeltraut Richter +49 (0) 8968071298 edeltraud.richter@ads4economy.de Abo-Service Bestellungen oder Änderungen senden Sie bitte an: FUNDSCENE Abo Betreuung Waldblickstr.40 75245 Göbrichen Tel.: +49 (0)72374868197 Preis Jahresabo Print 6 Ausgaben innerhalb Deutschland 36€ inkl. Lieferung. Jahresabo inkl. Internationalem Versand 54€ Web: www.fundscene.com E-Mail: media@fundscenecom

Die Inhalte des FUNDSCENE sind urheberrechtlich geschützt, alle Rechte liegen beim Verlag Elsäßer UG (haftungsbeschränkt) Vervielfältigung oder Nachdruck bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Verlages.

Anzeigen- und Redaktionsschluss ist der 28. November 2014

fairplaid.org Sportförderung aus der Crowd

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Die nächste FUNDSCENE MAGAZIN erscheint am 18. Dezember 2014


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